Skip to main content

Full text of "Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  lechnical  restrictions  on  automated  querying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  fivm  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogXt  "watermark"  you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  and  hclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  rcach  ncw  audicnccs.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http: //books.  google  .com/l 


Google 


IJber  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Realen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfugbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 
Das  Buch  hat  das  Uiheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nu  tzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  Partnerschaft  lieber  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.     Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.     Nie htsdesto trotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  veihindem.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 
Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  Tür  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  fürdieseZwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google-MarkenelementenDas  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  für  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppcn  zu  erreichen. 
Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter|http:  //books  .  google  .coiril  durchsuchen. 


rRO^tRlr     Ot 


mmn 


ßkim. 


Ig»? 


/ 


BERICHTE 


MITTEILUNGEN 


ALTERTUMS-VEREINES 


ZU  WIEN. 


»4ND  XXXVIIi, 


WIEN.  MDCCCCIII. 


\F.R1.A0    1;NÜ    EIGENTUM    DES  ALTERTtIMS-VERElNES   ZU    WIEN. 
IN  KOMMI$.SION  BEI  OEBOLD  k  COMP. 


rRortiRir   o# 


mmn 


^•— *»#i 


AKT  ES    s  c  I  e  N  riA  V  rltT^i 


^tmmmm^ 


BERICHTE 


MITTEILUNGEN 


ALTERTUMS-VEREINES 


ZU  WIEN. 


liA!\D  JlXXVIII, 


WIEN.  MDUCCCm. 

VERLAÜ    lINll    KlGt^TlIM    DES  AL.TERTUMS-VEREINES    ZU    WIKN. 
IX   KOMMISSIÜN  BHI  QEBULß  A  OtlHP. 


BERICHTE 


MITTEILUNGEN 


ALTERTUMS-VEREINES 


ZU  WIEN. 


BAKD  JKXXVIll. 


WIEN.  MDCCCCIJI. 

VERLAG    UnU   EIGENTUM    DES  ALTERTUMS -VEREINES    7.V    WIKN, 
IN  KÜHUIltölUN  uei  OEROLD  *  COM?- 


^^ 


BERICHTE  DES  VEREINES 


a 


y 


III 


UJ 


73 
3171 


PROTOKOLL 

der 

am   30.  Jänner  1903   im   Parterresaale  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften 

um  7  Uhr  abends  abgehaltenen 

Generalversammlung  des  Altertums -Vereines  zu  Wien 

unter  dem  Vorsitze  des 

Präsidenten  Herrn  k.  und  k.  Hofrätes  Dr.  Friedrich  Kenner 

und  in  Anwesenheit  von  22  Vereinsmitgliedem. 


achdem  eine  statutengemäß  beschlußfähige  Anzahl  von  Vereinsmitgliedem  versammelt  war, 
eröffnet  der  Vorsitzende  die  Versammlung  mit  einer  kurzen  Begrüßung  und  ersucht  Herrn 
Landesarchivar  Dr.  Anton  Mayer,  das  Amt  des  Protokollführers  und  die  Herren  Alois 
Low  und  k.  k.  Archivdirektor  Dr.  Starz er  jenes  der  Verifikatoren  des  Protokolls  zu  übernehmen. 

Sodann  schreitet  der  Vorsitzende  zur  Erledigung  der  Tagesordnung  und  macht  den  Vorschlag, 
zuerst  die  Wahlen  vorzunehmen.  Über  sein  Ersuchen  besorgen  die  Herren  k.  und  k.  Hauptmann 
Eberle  und  Baumeister  Adolf  Hofbauer  das  Skrutinium. 

Nachdem  die  Stimmzettel  abgegeben  waren,  trägt  der  Kassaverwalter  Herr  Dr.  Ostermeyer 
den  Rechnungsabschluß  für  das  Jahr  1902  und  das  Präliminare  pro  1903  vor.  (Beilage  II.)  Im 
Anschlüsse  daran  verliest  der  Geschäftsleiter  Herr  J.  Wünsch,  in  Abwesenheit  des  Kassaverwalters 
der  Fonde  für  das  Geschichts-  und  Quellenwerk,  Herrn  Regierungsrates  Louis  List,  den  Bericht 
über  die  Gebarung  mit  diesen  Fonden  im  Jahre  1902.  (Beilage  III.) 

Namens  der  Kassarevisoren  berichtet  hierauf  Herr  kaiserl.  Rat  C.  A.  Artaria  über  das 
Resultat  der  vorgenommenen  Prüfungen  der  beiden  soeben  vorgetragenen  Rechnungsausweise  und 
der  dazu  gehörigen  Belege;  er  bringt  auch  die  hierüber  verfaßten  Protokolle  zur  Verlesung  (Bei- 
lage IV  und  V)  und  beantragt,  beiden  Kassaverwaltem  das  Absolutorium  zu  erteilen.  Über  Antrag 
des  Vorsitzenden  wird  dieses  mit  dem  Ausdrucke  des  Dankes  erteilt. 

Der  Vorsitzende  dankt  auch  in  verbindlichen  Worten  den  Herren  Kassarevisoren  für  ihre 
freundliche  Mühewaltung  und  schlägt  deren  Wiederwahl  vor,  die  einstimmig  sich  vollzieht. 

Nunmehr  verliest  der  Geschäftsleiter,  Herr  J.  Wünsch,  den  Jahresbericht  über  das  Vereins- 
jahr 1902  (Beilage  I),  der  an  mehreren  Stellen,  besonders  bei  der  Erwähnung  der  Ordnung  der 
Vereinsbibliothek  und  des  Klichebestandes,  beifällig  zur  Kenntnis  genommen  wird. 

Nach  Mitteilung  des  Jahresberichtes,  der  von  der  Versammlung  genehmigend  zur  Kenntnis 
genommen  wird,  bringt  der  Vorsitzende  das  Ergebnis  der  Ausschußwahlen  vor. 


a* 


IV 

Entsprechend   dem  Vorschlage  des   Ausschusses  erscheinen  wiedergewählt,   und   zwar  mit 
Stimmeneinhelligkeiti  die  Herren: 

Dr.  Franz  Ostermeyer,  Hof-  und  Gerichtsadvokat, 
Josef  Schönbrunn  er,  erzherzogl.  Galerie -Direktor, 

A.  V.  Fe  Igel,    k.   und  k.   Sektionsrat  und  Vize- Direktor  des   k.  und  k.  Haus-,    Hof-  und 
Staatsarchives, 

Josef  Wünsch,  Brauereiteilnehmer. 

Diese  Herren  gehören  daher  auf  weitere  vier  Jahre  dem  Ausschusse  an. 
Damit  war  die  Tagesordnung  erschöpft,  und  da  Anträge  an  die  Versammlung  nicht  vorlagen, 
auch  nicht  in  der  Versammlung  selbst  gestellt  wurden,  schloß  der  Vorsitzende  dieselbe  um  774  Uhr. 

Wien,  am  3.  Februar  1903. 

Vorsitzender: 

Friedrich  Kenner. 


Verifikatoren: 

Alois  Low.         Albert  Starzer. 


Anton  Mayer, 

als   Protokollführer. 


Beilage  I. 

BericU  1er  Gesckäfbleltiiiiji  ier  lie  TereMatidM  im  Jalire  1902. 

Geehrte  Versammlung! 

Gemäß  den  Statuten  des  Vereines  und  entsprechend  einer  langjährigen  Gepflogenheit  wird 
auch  in  diesem  Jahre  wieder  der  Geschäftsleitung  die  Ehre  zu  teil,  namens  des  Ausschusses  den 
Bericht  über  die  Tätigkeit  des  Altertums-Vereins  im  Jahre  1902  zu  erstatten.  Besondere  Ereignisse  hat 
dieses  Jahr  für  den  Verein  nicht  mit  sich  gebracht.  Um  so  eifriger  konnte  sich  der  Ausschuß  den 
inneren  Angelegenheiten  widmen,  nämlich  der  Organisation  der  administrativen  Verwaltung,  der 
weiteren  Festigung  und  Regelung  der  Finanzgebarung,  der  Fortführung  der  Vereins-Publikationen  und 
schließlich  der  Vorbereitungen  für  das  im  Jahre  1903  stattfindende  Jubiläum.  Dies  waren  im  Wesent- 
lichen die  Richtungen,  nach  denen  sich  die  Tätigkeit  des  Ausschusses  entfaltete. 

Zu  den  geschäftlichen  Mitteilungen  über  das  abgelaufene  Vereinsjahr  übergehend,  ist  zunächst 
betreffs  des  Mitgliederstandes  zu  berichten,  daß  der  Verein  im  Jahre  1902  ein  Ehrenmitglied,  ein 
korrespondierendes  Mitglied  und  273  wirkliche  Mitglieder  zählte.  Leider  haben  wir  auch  heuer  wieder 
mehrere  Todesfälle  aus  den  Reihen  unserer  Mitglieder  zu  betrauern.  Es  sind  dies  die  Herren:  Josef 
Löwy,  k.  und  k.  Hof-Photograph,  Sigmund  S a  1 1 e r,  Realitätenbesitzer,  Adolf  Friedrich,  Apotheker, 
Heinrich  Grünbeck,  Abt  des  ehrw.  Zisterzienserstiftes  Heiligenkreuz-Neukloster,  und  Ubald  Kost  er- 
sitz, Propst  des  ehrw.  Chorherrenstiftes  Klosterneuburg,  deren  Andenken  zu  Ehren  wir  die  Herren 
ersuchen,  sich  von  den  Sitzen  zu  erheben.  Durch  den  Austritt  verloren  wir  acht  Mitglieder,  wogegen 
wir  den  Beitritt  von  zehn  neuen  Mitgliedern  und  die  Anmeldung  von  vier  Mitgliedern  für  das  Jahr  1W3 
zu  verzeichnen  haben. 

Es  wurden  im  Jahre  1902  sechs  Vollversammlungen  abgehalten,  u.  zw.  am  30.  Jänner  die 
Generalversammlung,  ferner  die  Monatsversammlungen  am  21.  Februar,  21.  März,  18.  April,  21.  November 
und  19.  Dezember.  Die  bei  diesen  Versammlungen  gehaltenen  zum  Teil  mit  Ausstellungen  verbundenen 
Vorträge  waren  folgende : 

Den  31.  Jänner  Herr  Direktor  Josef  Schönbrunner  über  die  Entstehung  und  Entwicklung 
des  Werkes  „Handzeichnungen  alter  Meister  aus  der  Albertina  etc.  ...**,  den  21.  Februar  Herr 
Dr.  Anton  Mayer:  Die  Schulen  der  Stadt  Wien  im  Mittelalter  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Bürgerschule  von  St.  Stephan,  den  21.  März  Herr  Dr.  Josef  Neuwirth:  Aus  der  Baugeschichte 
von  St.  Stephan  im  15.  Jahrhundert,  den  18.  April  Herr  J.  Kramny:  Kunstgeschichtliche  Reise- 
notizen mit  besonderer  Rücksicht  auf  den  Bezirk  Mistelbach,  den  21.  November  Herr  Regierungsrat 
Dr.  Matthäus  Much:  Über  die  Urgeschichte  von  Niederösterreich  und  den  21.  Dezember  Herr 
Dr.  Albert  Starzer:  Die  blauen  Ritter  auf  Sebenstein.  Eine  kulturgeschichtliche  Studie  aus  Wiens 
vormärzlicher  Zeit. 

Der  Ausschuß  hielt  unter  dem  Vorsitze  des  in  der  Generalversammlung  am  31.  Jänner  zum 
Präsidenten  erwählten  Herrn  Hofrates  Dr.  Friedrich  Kenner  zwölf  Sitzungen  ab.  Nächst  der  Eriedigung 
der  laufenden  Geschäfte  wurde  der  weiteren  finanziellen  Konsolidierung  des  Vereines,  insbesondere 
auch  durch  Aufstellung  eines  Jahres -Präliminares  die  nötige  Sorgfalt  zugewendet. 

Die  Regelung  der  administrativen  Verwaltung  wurde  durch  die  am  24.  April  vorgenommene 
Wahl  der  Vereinsfunktionäre  durchgeführt,  bei  welcher  Herr  Regierungsrat  Dr.  Matthäus  Much  zum 
Vizepräsidenten,  Josef  Wünsch   zum   Geschäftsleiter,   Herr  Dr,  Anton   Mayer  als  Redakteur  der 


VI 

Berichte  und  Mitteilungen  und  Herr  Dr.  Ostermayer  zum  Kassaverwalter  gewählt  wurden.  Herr 
Regierungsrat  Louis  List  besorgt  nach  wie  vor  die  Verwaltung  der  Fonde  des  Geschichts-  und 
Quellenwerkes.  Die  Förderung  wissenschaftlicher  Bestrebungen  betätigte  der  Verein  auch  in  diesem 
Jahre  wieder  durch  die  teils  unentgeltliche,  teils  durch  Preisnachlässe  erleichterte  Überlassung  seiner 
Publikationen  an  das  Historische  Seminar  III.  Abteilung  an  der  Universität  in  Graz,  an  das  Kirchen- 
meisteramt  von  St.  Stephan,  an  den  historischen  Verein  für  Ober -Pfalz  in  Regensburg  und  an  das 
Istituto  Austriaco  di  studii  storici  in  Rom.  In  den  Kreis  der  Vereine  und  Institute,  mit  denen  wir  in 
Schriftenaustausch  stehen,  sind  im  verflossenen  Jahre  über  deren  Ansuchen  einbezogen  wurden: 
Der  Finnländische  Altertums-Verein  zu  Helsingör,  die  Smithsonian  Institution  in  Washington,  die  Kur- 
ländische Gesellschaft  für  Altertum  in  Mifau  und  der  Klub  der  Münz-  und  Medaillenfreunde  in  Wien, 
so  daß  deren  Zahl  bereits  68  beträgt.  Das  stete  Anwachsen  des  Tauschverkehres  darf  wohl  als  ein 
recht  erfreulicher  Beweis  für  die  Wertschätzung  angesehen  werden,  deren  sich  unsere  Publikationen 
in  der  wissenschaftlichen  Welt  erfreuen. 

Auch  das  Illustrationsmaterial  des  Vereins  wurde  wieder  für  einschlägige  Publikationen  mehrfach 
in  Anspruch  genommen  und  dessen  Benützung  unter  den  üblichen  Kautelen  zur  Verfügung  gestellt. 

Das  Germanische  Museum  in  Nürnberg,  der  Verein  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen 
in  Prag  und  der  Verein  für  Thüringische  Geschichte  und  Altertumskunde  in  Jena  wurden  aus  Anlaß 
der  im  Jahre  1902  stattgefundenen  Jubiläen  dieser  Vereine  beglückwünscht. 

An  Subventionen  bezog  der  Verein  wieder  wie  alljährlich  von  Sr.  k.  und  k.  Apost.  Majestät 
420  K  und  vom  hohen  k.  k.  Ministerium  für  Kultus  und  Unterricht  400  K,  wofür  hiemit  der  ehr- 
furchtsvollste Dank  zum  Ausdrucke  gebracht  wird.  Die  Subvention  des  löbl.  Gemeinderates  für  das 
Quellenwerk  wurde  in  der  Höhe  von  10.000  K  für  das  Jahr  1902  vom  verehrten  Stadtrate  bereits 
bewilligt  und  darf  die  Hoffnung  ausgesprochen  werden,  daß  auch  der  löbl.  Gemeinderat  diese  Be- 
willigung genehmigen  werde.  Da  bereits  an  die  Bewilligung  der  Subvention  für  das  Jahr  1901  die 
Bedingung  geknüpft  worden  war,  daß  ein  Freiexemplar  des  Geschichtswerkes  an  die  Bibliothek  der 
Stadt  Wien  übergeben  werde,  so  beschloß  der  Ausschuß  diese  Überreichung  an  den  Herrn  Bürger- 
meister persönlich  durch  eine  Deputation  zu  vollziehen.  Dieselbe  fand  durch  den  Herrn  Präsidenten 
Hofrat  Dr.  Kenner  und  Reg.-Rat  List  am  23.  Juni  1902  statt. 

Der  36.  und  37.  Band  der  „Berichte  und  Mitteilungen",  als  Doppelband  für  die  Jahre 
1901  und  1902  eingerichtet,  ist  im  Mai  des  abgelaufenen  Jahres,  wie  versprochen  worden  war,  er- 
schienen. Er  enthält  die  bereits  im  vorjährigen  Jahresberichte  angegebenen  Aufsätze  und  Mitteilungen, 
wie  auch  den  von  Dr.  Anton  Mayer  verfaßten  Nekrolog  für  den  verstorbenen  Geschäftsleiter  Hofrat 
Dr.  Kari  Lind. 

Der  diesjährige  Band  der  „Berichte  und  Mitteilungen",  dessen  wir  schon  jetzt  im  voraus,  da 
er  den  Mitgliedern  als  ein  Jubiläumsband  überreicht  werden  soll,  einigermaßen  gedenken  wollen, 
wird,  nebst  der  ausführiichen  Darstellung  des  Veriaufes  des  im  März  1903  zu  begehenden  50jährigen 
Jubiläums  und  dem  bei  der  Festversammlung  gehaltenen  Vortrage  des  Herrn  Professors  Dr.  Josef 
/Neuwirth  die  ebenfalls  schon  erwähnte  Geschichte  des.  n.-ö.  Landhauses,  verfaßt  vom  n.-ö.  Landes- 
Archivar  Dr.  Anton  Mayer,  enthalten.  Diese  Arbeit  steht  mit  Recht  in  einem  gewissen  Zusammen- 
hange mit  der  Geschichte  des  Vereines,  denn  dieser  hat  seine  konstituierende  Versammlung  und  auch 
die  Vorträge  in  der  ersten  Zeit  seines  Bestehens  sowohl  im  großen  Saale  als  auch  im  Prälatensaale  des 
n.-ö.  Landhauses  abgehalten.  Der  Verein  dürfte  daher  kaum  eine  passendere  Gabe  bestimmt  haben 
und  eine  dankbarere  Aufgabe  erfüllen,  als  wenn  er  gerade  im  Jubiläumsjahre  die  Geschichte  jenes 
Hauses  den  Mitgliedern  und  der  Öffentlichkeit  übergibt,  in  dem  sozusagen  die  Wurzeln  seiner  Gründung 
liegen,  in  welchem  die  Männer  sich  zeitweilig  versammelt  hatten,  die  mit  Begeisterung  für  Österreichs 


VII 

Kunst  und  Altertum  und  deren  Geschichte  unseren  Verein  gründeten  und  erstarken  halfen.  Dieser 
Arbeit  wird  eine  ziemliche  Anzahl  von  Illustrationen,  von  denen  die  Originale  in  den  Sammlungen 
der  n.-ö.  Landesbibliothek  sich  befinden,  beigegeben  sein.  Der  n.-ö.  LAndesausschuß  hat  über 
Bitte  des  Vereins-Ausschusses  nicht  nur  die  Benützung  dieser  Originale  gestattet,  sondern  auch  einen 
Betrag  von  800  Kronen  als  Kostenbeitrag  zur  Reproduzierung  derselben  bei  dem  hohen  Landtage 
befürwortet,  welcher  diesen  Betrag  für  den  gedachten  Zweck  bereits  genehmigt  hat.  Herr  Dr.  Anton 
Mayer,  welcher  nicht  nur  die  Redaktion  des  in  Rede  stehenden  Bandes  der  „Berichte  und  Mit- 
teilungen" übernommen,  sondern  auch  seine  Abhandlung  dem  Vereine  gegen  Verzicht  auf  das 
Autorenhonorar  überlassen  hat,  sind  wir  zu  besonderem  Danke  verpflichtet,  welchen  ich  hiemit 
im  Namen  des  Ausschusses  ausspreche.  Von  der  Geschichte  des  n.-ö.  Landhauses  werden  auch 
25  numerierte  Prachtexemplare  auf  holländischem  Papier  zum  Preise  von  30  Kronen  ausgegeben, 
wovon  bereits  17  subskribiert  sind. 

Das  Monatsblatt  erschien  programmgemäß  in  zwölf  Nummern.  Mit  dem  Jahrgange  1902, 
dem  19.  der  Reihenfolge,  ist  der  VI.  Band  desselben,  die  Jahre  1900  bis  1902  umfassend,  abgeschlossen. 
Die  Redaktion  übernahm  über  Ersuchen  des  Ausschusses,  nachdem  anfangs  Jänner  der  bisherige 
Redakteur  Herr  Kustos  Dr.  KamtUo  List  sich  durch  Überbürdung  mit  Arbeiten  veranlaßt  gesehen 
hatte,  diese  Stelle  zurückzulegen,  Herr  Archiv  -  Direktor  der  k.  k.  Statthalterei  Dr.  Albert  Starzer, 
wofür  demselben  hiemit  namens  des  Ausschusses  der  wärmste  Dank  ausgesprochen  wird. 

Die  Nachrichten  über  das  Vereinsleben  wurden  im  Monatsblatte  insofern  erweitert,  als  über 
Beschluß  des  Ausschusses  im  vorigen  Jahre  auch  regelmäßig  Auszüge  über  die  Sitzungen  des  Aus- 
schusses erschienen. 

Von  der  Geschichte  der  Stadt  Wien  war  es  unmöglich,  den  zweiten  Teil  des  II.  Bandes 
auszugeben,  denn  ein  Mitarbeiter  war  teils  durch  berufliche  Arbeiten,  teils  wegen  seiner  geschwächten 
Gesundheit  nicht  in  der  Lage,  den  unmittelbar  an  Herrn  Dr.  Anton  Mayers  Geschichte  der  Schulen 
anschließenden  Abschnitt  über  die  Wiener  Universität  fertigzustellen.  Um  diese  unliebsame  Verzögerung 
wettzumachen,  ist  jedoch  Vorsorge  getrofTen,  daß  der  dritte  Band  mögUchst  bald  nach  dem  Schlüsse 
des  zweiten  Bandes  erscheine.  Über  den  Fortgang  der  Arbeiten  für  die  ,,Quellen  zurGeschichte 
der  Stadt  Wien*"  ist  folgendes  zu  bemerken:  Für  den  fünften  Band  der  ersten  Abteilung  wurden 
zwar  die  Vorarbeiten  begonnen,  doch  haben  dieselben  durch  die  Übersiedelung  des  k.  und  k.  Haus-, 
Hof-  und  Staatsarchives  eine  wesentliche  Störung  erfahren.  Der  Beginn  der  Drucklegung  wird  daher 
noch  für  eine  geraume  Zeit  hinausgeschoben  werden  müssen,  zumal  auch  zunächst  die  für  die 
weiteren  Bände  der  Geschichte  der  Stadt  Wien  so  überaus  notwendigen  Quellen  der  zweiten  und 
dritten  Abteilung  in  einem  dritten  Bande  der  ersteren  und  in  einem  zweiten  Bande  der  letzteren  ohne 
Hindernis  und  baldigst  hinausgegeben  werden  sollen.  Von  dem  dritten  Band  der  zweiten  Abteilung 
sind  bereits  46  Bogen  reingedruckt.  Der  Oberarchivar  der  Stadt  Wien,  Herr  Dr.  Karl  Uhlirz,  stellt 
einen  raschen  Fortschritt  und  Abschluß  dieses  Bandes  in  erfreuliche  Aussicht.  Der  zweite  Band  der 
dritten  Abteilung,  die  Fortsetzung  der  Grundbücher  umfassend,  befindet  sich  im  Drucke  und  dürfte  im 
Laufe  des  Jahres  1903  in  seinem  textlichen  Teile  zum  Abschluß  gelangen. 

Die  bereits  im  Jahre  1901  begonnene  Ordnung  und  neue  Aufstellung  der  Bibliothek  durch  die 
Herren  Dr.  Fr.  Ostermeyer  und  Dr.  Alb.  Starzer,  ist  nun  vollendet  und  fühlt  sich  der  Ausschuß 
verpflichtet,  denselben  für  die  Mühe  und  Sorgfalt,  welche  sie  hierauf  verwendet  haben,  den  wärmsten 
Dank  auszusprechen. 

Zugleich  mit  dieser  Arbeit  unterzog  sich  aber  Herr  Dr.  Ostermeyer  der  Mühe,  den  bereits 
zu  bedeutendem  Umfange  angewachsenen  Bestand  an  Holzstöcken  zu  inventarisieren  und 
diesen,  sowie  auch  die  Bibliothek  zu  katalogisieren,  so  daß  nunmehr  die  von  ihm  angelegten,   sorg- 


VIII 

fältig  bearbeiteten  Zettel  -  Kataloge,  u.  zw.  1.  über  die  Bibliothek  (1028  St  umfassend),  2.  über  die 
vorhandenen  Holzstöcke  (1646  St.)  und  3.  über  sämtliche  in  den  bisher  erschienenen  Bänden  der 
„Berichte  und  Mitteilungen",  sowie  des  Monatsblattes  enthaltenen  Illustrationen  vorliegen.  Außerdem 
verfaßte  Herr  Dr.  Ostermeyer  auch  noch  ein  alphabetisches  Verzeichnis  der  Autoren  sämtlicher 
Aufsätze  der  bisher  erschienenen  Bände  der  „Berichte  und  Mitteilungen",  sowie  ein  gleiches  Ver- 
zeichnis über  die  Aufsätze  des  Monatsblattes.  Ersteres  erschien  dem  Ausschusse  als  ein  so  wertvoller 
Nachschlagebehelf,  daß  derselbe  beschloß,  dasselbe  in  Druck  zu  legen  und  dem  im  Jahre  1903  aus- 
zugebenden Jubiläumsbande  beizuschließen. 

Fanden  wir  schon  im  vorigen  Jahre  bei  der  Generalversammlung  Veranlassung,  die  Verdienste 
unseres  Kassaverwalters  Herrn  Dr.  Ostermeyer  und  die  finanzielle  Verwaltung  dankend  anzu- 
erkennen, so  fühlen  wir  uns  heuer  neuerdings  verpflichtet,  die  emsige  Tätigkeit,  die  er  bei  der  Bewäl- 
tigung der  geschilderten  administrativen  Arbeiten  entfaltete,  rühmend  hervorzuheben.  Und  ich  bin 
der  Zustimmung  der  geehrten  Generalversammlung  gewiß,  wenn  ich  Herrn  Dr.  Ostermeyer  an  dieser 
Stelle  im  Auftrage  des  Präsidiums  und  namens  des  Ausschusses  den  Dank  des  Vereines  ausspreche. 

Da  die  gründende  Versammlung  des  Altertumsvereines  am  23.  März  1853  stattfand,  so  beschloß 
der  Ausschuß,  das  im  Jahre  1903  ablaufende  fünfzigste  Jahr  seines  Bestehens  in  feierlichen  Weise 
zu  begehen.  Der  Feier  selbst  wird  an  zwei  aufeinanderfolgenden  Tagen  stattfinden.  Am  Sonntag  den 
22.  März  1903  wird  um  11  Uhr  vormittags  eine  Festversammlung  abgehalten  werden,  zu  welcher 
Se.  k.  und  k.  Hoheit  der  Erzherzog -Protektor,  die  Spitzen  der  Behörden,  die  wissenschaftlichen 
Institute  und  historischen  Vereine  Wiens,  sowie  die  mit  dem  Altertums-Verein  in  Verbindung  stehenden 
Vereine  und  Institute  und  die  Vereinsmitgheder  eingeladen  werden.  Das  Programm  dieser  Fest- 
versammlung wurde  bereits  im  Monatsblatte  pro  Dezember  veröffentlicht.  Am  23.  März  1903  findet 
sodann  um  7  Uhr  abends  ein  Festessen  statt.  Die  vorläufigen  Einladungen  sind  bereits  in  diesem 
Monate  ausgesandt  worden.  Spezielle  Einladungen,  mit  der  Mitteilung  der  näheren  Daten,  werden, 
anfangs  März  veranlaßt  werden.  Der  Ausschuß  beschloß  auch  die  Herausgabe  einer  Festschrift 
deren  Redaktion  Herr  Landesarchivar  Dr.  Anton  Mayer  übernommen  hat. 

Gleichwie  anläßlich  des  25jährigen  Jubiläums  des  Vereines  wird  Dank  der  Intervention 
einiger  Freunde  des  Altertums-Vereines  auch  im  Jahre  1903  die  Erinnerung  an  das  50(jährige  Jubiläum 
durch  die  Ausgabe  einer  Medaille,  deren  Ausführung  der  Meisterhand  unseres  Mitgliedes,  des 
Kammermedailleurs  Herrn  A.  Schar  ff  anvertraut  wurde,  festgehalten  werden. 

Zu  den  Personalien  desVorstandes  übergehend,  haben  wir  zunächst  das  erfreuliche 
Ereignis  zu  berichten,  daß  unser  verehrter  Herr  Präsident  in  Würdigung  seiner  hervorragenden 
wissenschaftlichen  Leistungen  vom  löblichen  Gemeinderate  der  Stadt  Wien  mit  der  großen  doppelten 
Salvatormedaille  ausgezeichnet  wurde. 

Unseren  Statuten  gemäß  haben  heuer  nach  Vollendung  der  vierjährigen  Funktionsdauer  aus 
dem  Ausschusse  vier  Mitglieder  auszutreten,  u.  zw.  der  im  Jahre  1898  gewählte  Herr  Dr.  Franz 
Ostermeyer  und  die  im  Jahre  1899  gewählten  Herren  Josef  S  c  h  ö  n  b  ru  n  ner,  Anton  Viktor 
F  e  1  g  e  1  und  Josef  Wünsch. 

In  den  provisor.  Musealausschuß  zur  Errichtung  eines  n.-ö.  Landes-Museums,  dessen  Gründung 
neuerdings  angeregt  und  vorbereitet  werden  soll  und  die  vom  Ausschusse  auch  freudigst  begrüßt 
wurde,  hat  derselbe  Herrn  k.  und  k.  Sektionsrat  Anton  Viktor  Fei  gel  als  Vertreter  entsendet. 

Hiemit  zum  Schlüsse  des  Jahresberichtes  gelangt,  erübrigt  mir  nur  noch  namens  des  Aus- 
schusses allen  jenen  Herren,  welche  durch  Vorträge,  Ausstellungen,  Widmungen  und  in  sonstiger 
Weise  ihr  Interesse  an  der  Förderung  des  Vereines  betätigt  haben,  den  wärmsten  Dank  aus- 
zusprechen. 


IX 


Beilage  II. 

* 

Kassabericht  pro  1902. 


A. 


Ausweis   über   die   Empfänge   und   Ausgaben 


des 


Altertums  -  Vereines  zu  Wien  im  Jahre  1902. 


Empfänge. 

AUergnädigstes  Geschenk  Sr.  k.  und  k.  Apost.  Majestät  .   .   .   • K 

Subvention  des  hohen  k.  k.  Ministeriums  für  Kultus  und  Unterricht 

Mitgliederbeiträge 

»  pro  1903 , 

Subvention  des  hohen  Landtages  für  Illustrationen  zur  Geschichte  des  Landhauses     •   . 

Pränumeration  hiezu .   4 

Für  verkaufte  Publikationen ,   .   . 

Interkalarzinsen 

Rückersatz  an  Gebührenäquivalent 

Diverse 

Kassarest  pro  1901 


4         • 


420-— 

400-— 

3.366-71 

671  — 

800-— 

30  — 

564-12 

28-51 

9-90 

12-— 

3-15 


Summe  .    .  K    6.305-39 


Ausgaben. 

Geschäftsauslagen K 

Entlohnung  des  Vereiusdieners 

Gebührenäquivalent 

Druckauslagen  für  die  Berichte  und  Mitteilungen  Band  XXXVI/XXXVII  ä  Conto-Zahlung 

Druckauslagen  für  das  Monatsblatt    .   .   .  > « 

Diverse  Geschäftsdrucksorten 

An  Autorenhonorar 

An  Auslagen  für  Illustrationen  an  J.  Löwy 

An  Buchbinder 

Auslagen  für  den  Vortragssaai  und  das  Bibliothekslokale 

An  den  Reservefond  abgeführt 

Übertrag  pro  1903  Festschriftfond 

Übertrag  an  bereits  1902  gezahlten  Mitgliederbeiträgen  pro  1903 

An  Diverse 

Kassarest  pro  1992 

Summe  .   . 


338-53 
520- - 

14-73 

2.857-50 

347-— 

62-05 
250-— 
131-— 

39-20 
166-— 

66-— 
830-— 
671-- 

12-— 

—-38 


K    6.305-39 


X 

Die  Kosten  des  Doppelbandes  pro  1901—1902  Band  XXXVI  und  XXXVII  beliefen  sich  auf: 

Druckkosten K  4.280-70 

Kosten  für  Illustrationen »  640-04 

Autorenhonorar »  250* — 

Buchbinder ,    .   >  10880 

Summe  .    .  K  5.279-54 

Hierauf  wurden  aus  den  laufenden  Einnahmen  der  Jahre  1901  und  1902  bezahlt      ...»  4.507'54 

es  bleibt  sohin  ein  Fehlbetrag  von  .    .  K  772* — 
dessen  Bedeckung  dem  künftigen  Jahre  vorbehalten  bleiben  muß. 

Wien,  am  15.  Jänner  1903. 

Dr.  Frans  Ostermeyeri 

dz.  Kassaverwalter. 

Jos.  Kalons.  C.  Ang.  Artaria.  Alois  L6w.  Jos.  Wfinseh. 


B. 

Vermögen  des  ReserTefondes. 

Barschaft  per K        136-80 

Hievon  fruktifiziert  ein  Teilbeitrag  von K      12276 

in  der  Postsparkassa. 

Der  Restbetrag  per »        14'04 

in  der  Wechselstube  der  Unionbank. 

Summe      .  K      13680 
Wien,  am  15.  Jänner  1903. 

Dr.  Frans  Ostermeyer, 

dz.  Kassaverwalter. 


Die  einzelnen  Kassaposten  mit  den  Belegen  sowie  mit  dem  Reservefond  -  Konto  verglichen 
und  alle  untereinander  in  vollständiger  Übereinstimmung,  desgleichen  den  Saldo-Übertrag  per  K  — '38 
und  den  Obertrag  des  Reservefondes  per  K  136'80  richtig  vorgefunden. 


Jos.  Kalons. 


C.  Ang.  Artaria. 


Alois  Low. 


Jos.  Wfinseh^ 

Geschäftsleiter. 


XI 


Beilage  III. 

Finanzieller  Stand 

des 

Wiener  Geschichtswerkes  und  der  Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt  Wien. 


An  Subvenlionen  wurden  gezeichnet  . 


Stand  am  31.  Dezember  1902. 
K  105.020  — 


Hierauf  wurden  bar  eingezahlt 

Dazu  von  der  Kommune  Wien  für  das  Quellenwerk 

An  Konto -Korrent- Zinsen  von  der  Creditanstalt      K     1.552*46 

ab  Spesen  .     »  24-04 

An  Effektenzinsen 

Für  verloste  fl.  1.000- —  ung.  Bodenkredit -Pfandbriefe 

Für  verkaufte  fl.  15.000- —  österr.  Juli -Rente 

Erlös  für  das  Quellenwerk: 


K    96.820-— 
»     70.000-— 


» 
» 
» 
» 


1.528-42 
16.818  — 

2.000-— 
30.519-32 


I.  Abteilung  1.  Band K 


I. 

I. 

I. 

II. 

II. 

III. 


2. 
3. 
4. 
1. 
2, 
1. 


1.256-- 
1.164-— 
1.1 16-— 
1.024-— 
3.220  — 
3.198-40 
1.319-20 


Erlös  für  die  durch  die  Verlagsfirma  Holzhausen  im  Buchhandel  abgesetzten  Exem- 
plare des  Geschichtswerites      

Desgleichen  für  verkaufte  Separat  -  Abdrücke 


.     12.297-60 

»      4.284-50 
177-60 


K  234.445-44 


Ausgaben. 

Für  verkaufte  Effekten K  61.471-04 

»    das  Quellenwerk » 

»    die  Geschichte  Wiens » 

»    Debet- Zinsen  an  die  Creditanstalt  .  '.  " » 


77.649-04 

92.889-07 

1 .655-70 


K  233.664-85 


Saldo   .  K 


780-59 


Vorausbezahlte  Honorare 

Für  Spesen  und  Porti  an  die  Redaktion 
Baar-Saldo 


K     2.400-— 
20  — 


ab  Debet -Saldo  der  Creditanstalt 


wie  oben 


» 

126.69 

K 

» 

2.546-59 
1.766-— 

K 

780-59 

Effekten  -  Besitz : 

fl.  15.000-—  4Vo  Ungar.  Boden -Credit -Instit- Pfandbriefe  mit  Coupon  per  1.  April  1903  im  Depot  bei 

der  Credit -Anstalt. 

Wien,  am '31.  Dezember  1902. 


C.  Angnst  Artaria. 


AI.  L5w. 


Liat. 


Kalons. 


XII 


Beilage  IV. 

PROTOKOLL. 

Die  Gefertigten  haben  heute  die  Kassa- Gebahrung  des  Altertums-Vereines  für  das  Jahr  1902 
durch  Einsichtnahme  der  Bücher  und  Vergleich  mit  den  Belegen  geprüft  und  vollkommen  in 
Ordnung  befunden. 

Der  buchmäßig  mit  31.  Dezember  1902  ausgewiesene  Kassa- Saldo  von  K  — '38,  ebenso  wie 
der  ausgewiesene  Reservefond  von  K  1 36*80  wurde  richtig  vorgefunden. 

Wien,  den  15.  Jänner  1903. 

Alois  Low.  Kalons.  C.  Ang.  Artarla* 


Beilage  V. 

PROTOKOLL. 

Die  heute  durch  die  Gefertigten  vorgenommene  Prüfung  der  Kassa -Gebahrung  des  Fondes 
des  Geschichts-  und  Quellenwerkes  ergab  die  volle  Übereinstimmung  der  Belege  mit 
den  ausgewiesenen  Posten  und  dieser  mit  dem  Jahresabschlüsse.  Der  rechnungsmäßig  mit  31.  De- 
zember 1902  ausgewiesene  Aktiv -Saldo  von  K  780*59  wurde  richtig  befunden,  ebenso  der  bei  der 
k.  k.  priv.  Creditanstalt  erliegende  Betrag  von  Nominale  fünfzehntausend  Gulden  {K  30.000* — ) 
4Vo  Ungar.  Bodencredit  -  Pfandbriefe  mit  Coupons  vom  1.  April  1903  laut  Depot -Ausweis  vom 
31.  Dezember  1902  in  Ordnung  befunden. 

Wien,  den  15.  Jänner  1903. 

Alois  Low.  Kalons.  C.  Angnst  Artaria. 


XIII 


VERZEICHNIS 

DER 

MITGLIEDER  DES  ALTERTUMS -VEREINES  ZU  WIEN. 

(STAND  AM  1.  JÄNNER  1903.) 


Altergnädigste  Subvention  von  Sr.  k.  u.  k.  apostolischen  Majestät  Franz  Josef  I. 

Kaiser  von  Österreich. 


Protektor: 

Se.  k.  u.  k.  Hoheit  der  durchlauchtigste  Herr  Erzherzog  Ferdinand  Karl. 

» 

Ehrenmitglied : 

Se.  Exzellenz  Dr.  Jos.  Alex.  Freiherr  von  Helfert,    Präsident  der  k.   k.  Zentral  -  Kommission   für 
Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst-  und  historischen  Denkmale  in  Wien  etc. 

Wirkliche  Mitglieder: 


Andorfer  K.,  Fabriksbesitzer  (1888).  Wien,  Vn.  Siebenstern- 
gasse  44. 

Artaria  Karl  August,  Kunsthändler  (1880).  Wien.  I.  Kohl- 
markt 9. 

Aner  Josef,  k.  u.  k.  Hofrat  i.  R.  (1884).  Wien,  XIIL  Cumber- 
landstraße  18. 

AvailBO  Dominik,  k.  k.  Professor  und  Architekt  (1873).  Wien, 
VII.  Neubaugasse  9. 

Bachofen  y.  Echt  Adolf,  Pabriksbesitzer  (1880).  Wien- 
Nußdorf. 

Baden,  Museum  der  Stadt  (1898). 

Bartsch  Franz.  k.  k.  Hofrat  i.  R.  (1888).  Wien,  III.  Salm- 
gasse 14. 

Bartsch  Heinrich,  Dr.,  k.  k.  Hofrat  beim  obersten  Gerichts- 
und Kassationshofe  (1888).  Wien,  VII.  Mariahilferstr.  26. 

Bauer  Jakob,  Dechant  und  Pfarrer  in  Brück  a.  L.  (1895.) 

Bauer  Max,  Dr.,  k.  k.  Ministerial  -  Konzipist  (1901).  Wien, 
vn.  Mariahilferstraße  120. 

Beckh-Widmannstetter  Leopold  v.,  k.  u.  k.  Hauptmann, 
Wien  (1879,  korresp.  Mitglied  seit  1892). 

Benndorf  Otto,  k.  k.  Hofrat,  Direktor  des  k.  k.  Österr. 
Archäol(!gischen  Instituts  (1879).  Wien,  IX.  Pelikan- 
gasse 18. 

Beroldingen  Franz,  Graf  v.,  k.  u.  k.  Kämmerer  (1854).  Wien, 
III.  Ungargasse  11. 

Bibliothek  Sr.  k.  u.  k.  Hoheit  des  durchlauchtigsten  Herrn 
Erzherzogs  Friedrich  in  Wien. 

Bibliothek  des  k.  u.  k.  Ministeriums  dea  Äußern  (1891). 

Bibliothek,  königliche,  in  Berlin. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  St.  Florian. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Geras. 

Bibliothek  der  königl.  Universität  in  Göttingen. 


Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Göttweig. 

Bibliothek  und  Archiv  der  Stadt  Korneuburg  (1888). 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Kremsmünster. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Lambach. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Lilienfeld. 

Bibliothek,  königliche,  zu  München. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Reichersberg  am  Inn. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Reun,  Steiermark. 

Bibliothek  und  Archiv  der  Stadt  Retz. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  zu  Schlierbach. 

Bibliothek  des  k.  u.  k.  Familien  -  Fideikommiß  -  Fonds. 

Bibliothek   der  kunsthistorischen   Sammlungen    des    Aller- 
höchsten Kaiserhauses  in  Wien. 

Bibliothek,  die  niederösterr.  Landes-,  in  Wien  (1857). 

Bibliothek  der  SUdt  Wien. 

Bibliothek  der  k.  k.  techn.  Hochschule  in  Wien  (1884). 

Bibliothek  des  k.  k.  Erzherzog  Rainer-Gymnasiums  in  Wien. 

Bibliothek  des  k.  u.  k.  Kriegsarchives  in  Wien. 

Bibliothek  des  k.  u.  k.  techn.-administr.  Militär-Comites. 

Bibliothek  des   militär- wissenschaftlichen   Klubs   in  Wien. 
Wien,  1,  Strauchgasse  1. 

Bibliothek  und  Archiv  der  Stadt  Wiener-Neustadt. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Neukloster  in  Wiener-Neustadt. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Wilhering. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Zwettl. 

Blenk    Josef,    k.    k.    Postoffizial    (1902).   Wien,    I.   Färber- 
gasse 6. 

Bock  Johann,  Bildhauer.  Wien,  IX.  Bründlbadgasse  7. 

Bodenstein  Cyriak,  Dr.,  Professor  für  Kunstgeschichte  an  der 
k.  k.  techn.  Hochschule  (1878).  Wien,  IV.  .Mleegasse  36. 

Boßhart  van  der  Merghel  Johann,  Lehrer.  Wien,  V.  Hart- 
manngasse 3. 

c 


XIV 


Brener  Rudolf»  Architekt  und  Stadtbaumeister.  Wien,  VIII. 

Piaristengasse  32. 
Broaiff   Ernest,  Baumeister  und  Ziegelwerksbesitzer.  Ober- 

Hollabrunn. 
Bflltemayer  Heinrich,  Kupferstecher  (1866).  Wien,  ü.  Obere 

Augartenstrafie  50. 
Ghotek  Karl,  Graf  (1874).  Grofl- Priesen. 
Cobnrff  und  Gotha  (Se.  Hoheit),  Prinz  Philipp  von,  Herzog 

zu  Sachsen,  Wien,  I.  Seilerstätte  3. 
CoUeginni  (das  hochw.)   der  Barnabiten  bei  St.  Michael  in 

Wien  (1882).  Wien,  L  Habsburgergasse  12. 
DacUer  Anton,  Ingenieur  (1901).  Wien,  XIIL  Ameisgasse  15, 
Delrö  Ambros,  Abt  des  hochw.  Benediktiner-Stiftes  Altenburg. 
Deininffer   Julius,    k.   k.   Baurat,   Professor  und  Architekt 

(1885).  Wien,  IV.  Margaretenstrafie  4. 
Dernjac  Josef,  Dr.  phil.,  k.  k.  Regierungsrat,  Skriptor  an  der 

Bibliothek  der  kais.  Akademie  der  bildenden  Künste,Wien. 
Dillinffer  Andreas,  Redakteur  (1879).  Wien,  I.  Opemring  23. 
Dörnliöifer  Friedrich,  Dr.,  Amanuensis  an   der  k.  k.  Hof- 

bibliothek  (1895). 
Dreher    Anton,    Herrenhausmitglied,    Realitätenbesitzer    zu 

Schwechat  (1854). 
Drexler  Karl,    Dr.,   Lateran.  Ehrenabt,  inful.  Prälat,  apost 

Tit.-Protonotar,  Tit-Hofkaplan,  Konservator,    Professor. 

Klostemeuburg  (1887). 
Dnngel  Adalbert,   Abt  des  hochw.  Benediktiner-Stiftes  Gött- 

wcig,  Konservator,  Göttweig. 
Eberle  Ludwig,   k.  u.  k.  Hauptmann  im  k.  u.   k.  Kriegs. 

archiv  (1898).  Wien,  L  Seitzergasse  4. 
Eckl  Georg,  Offizial  im  k.  k.  Depositenamte  zu  Wien  (1896). 
Effffer  Heinrich,  Antiquitäten-Händler.  Wien,  IX.   Günther- 
gasse 3. 
Eialer  Richard,  Dr.,  k.  k.  Gerichtsadjunkt  IX.  Bleichergasse  7. 
Endl    Friedrich,    Archivar    des    hochw.    Benediktinerstiftes 

Altenburg,  Konservator  (1890). 
Faber   Moriz,    Oberkurator    der    Ersten    österr.   Sparkasse. 

Wien,  IV.  Schwindgasse  5. 
Felgel  Anton  Viktor,  k.  u.  k.  Sektionsrat  und  Vize-Direktor 

des  k.  u.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchivs.  Wien,  XVIII. 

Martinstraße  52. 
Fellner    Michael,    k.   k.    Ober- Baurat    und    Vorstand    des 

niederösterr.     Hochbau  -  Departements     (1865).     Wien, 

I.  Herrengasse  11. 
Fiffdor  Albert,  Dr.,  Privat  (1872).  Wien,  l  Löwelstraße  8. 
Föding^r  Edm.,  Kaufmann  in  Gmunden  (1884). 
Frimmel  Theodor,  Edl.  v.,  Dr.,  Kunstschriftsteller  (1887). 

Wien,  IV.  Paniglgasse  1. 
Friflchanf  Eugen,  Dr.,  Notariatssubstitut  in  Eggenburg  (1892). 
Fuchs,  Dr.,  Adalbert,  O.  S.  B.,  emer.  Professor  der  Theologie 

(1896).  Brunnkirchen  in  N-Ö. 
Ftthring^   Rudolf,    k.    u.   k.   Expeditor  und   Registrator   im 

allerh.  Oberst-Stallmeisteram te  (1891).  Wien,  VI.  Amerling- 

straße  3. 
Oallicaek   J.,  Beamter  der  k.   k.   priv.   allg.  Verkehrsbank 

(1901).  Wien,  XIX.  Iglaseegasse  17. 
aatterer  Ferdinand,  k.  k.  Baurat  (1890).  Wien,  XIV.  Winkel- 
mannstraße 16. 


Oerisch  Ed..  Maler,  kais.  Rat,  Kustos  an  der  kais.  Akademie 
der  bildenden  Künste  (1892). 

Gerold  k  Comp.,  Buchhandlung  (1876).  Wien. 

Oillar  Valerian,  k.  u.  k.  Hof>Kunstschlosser,  Wien,  V.  Sieben- 
brunnengasse 9. 

OlOBSy  Kari,  Dr.,  k.  k.  Regierungsrat,  Direktor  der  Bibliothek 
und  des  bist.  Museums  der  Stadt  Wien  (1892). 

OeldBChmidt  Friedrich,  Kaufmann  (1881).  Wien,  1.  Heinrichs- 
gasse 2. 

Oriesser  Franz,  Pfarrer  zu  St.  Leonhard  am  Horner  Wald 
(1893). 

Grosser  Leopold,  Ritter  von,  k.  k.  Hofrat  (1879).  Wien, 
I.  Schell inggasse  6. 

Oschwandtner  Johann,  Baumeister.  Wien,  XVII.  Haupt- 
straße 39. 

Ctotettner  Leopold,  Pfarrer  zu  Groß  -  Siegharts  (1894). 

Haan  Karl,  Freiherr  v.,  k.  u.  k.  Rittmeister,  Gutsbesitzer  in 
Werasöd  (N.-Ö,).  Wien,  IIL  Marokkanergasse  23. 

Haas  Kari,  k.  k.  Hof- Gold-,  Silber-  und  Bronzewaren- 
Fabrikant,  Galvanoplastiker  (1888).  Wien,  VL  Gumpen- 
dorferstraße  95. 

Haas  Wilhelm,  Dr.,  k.  k.  Regierungsrat,  Vorstand  der  Uni- 
versitäts-BibUothek  in  Graz  (1894). 

Harrach  Johann  Franz,  Graf  v.,  Erlaucht,  Exzellenz.  Wien, 
I.  Freiung  3. 

Hanser  Eduard,  k.  u.  k.  Hof-Steinmetzmeister  (1889).  Wien, 
IX.  Spitalgasse  19. 

Hermann  Ferdinand,  Pfarrer  (1901).  Modling. 

Hermann  Julius,  Architekt  (1886),  Dombaumeister,  k.  k.  Bau- 
rat, Mitglied  und  Konservator  der  k.  k.  Zentral  -  Kom- 
mission für  Kunst-  und  historische  Denkmale.  Wien, 
L  Stephansplatz,  Bauhütte. 

Henmanowsky  Friedrich,  Ritt.  v.  Wien,  IV.  Schwindgasse  3. 

Heß -Diller  Friedrich,  Freiherr,  k.  k.  Legations  -  Sekretär, 
(1890).  Baden,  Trostgasse  17. 

Heymann  August,  Dr.  Wien,  I.  Seilerstätte  11. 

Hirschler  Rudolf,  ^Kunsthändler.  Wien,  I.  Wipplingerstraße  5. 

HlaYka  Josef,  Architekt,  k.  k.  Ober -Baurat,  Präsident  der 
k.  böhmischen  Franz  Josef  -  Akademie.  Prag,  Wasser- 
gasse  II,  15. 

Höfken  Rudolf,  Ritter  v.  Hattingsheim,  k.  k.  Regierungsrat 
(1891).  Wien,  IV.  Hauptstraße  29. 

Höniffl  Dominik,  Abt  des  hochw.  Benediktiner-Stiftes  Seiten- 
stetten. 

Hofbaner  Adolf,  Stadtbaumeister.  Wien,  I.  Lichtenfelsgasse  5. 

Hollitaer  Karl  (1890).  Wien,  I.  Franzensring  22. 

Holahansen  Adolf,  k.  u.  k.  Hof-  und  Universitäts-Buchdrucker 
(1896).  Wien,  VII.  Kandlgasse  19-21. 

Horrak  Emil,  Dr.,  k.  k.  Statthaltereikonzipist.  Wien,  IV. 
Apfelgasse  2. 

Hoyos-Sprinsenstein  Ernst,  Graf,  Exzellenz.  Hörn. 

Hye  Franz,  Dr.,  k.  k.  Hofrat  im  k.  k.  Ministerium  für  Kultus 
und  Unterricht  (1895). 

Institut  für  österr.  Geschichtsforschung  an  der  Wiener 
Universität.  Wien,  I.  Franzensring. 

Jordan  Richard,  k.  k.  Baurat,  Architekt  und  Stadtbaumeister, 
Konservator  (1873).   Wien,  IX.  Waisenhausgasse  3. 


XV 


Kaiser  Eduard,  k.  k.  Ober- Baurat,  Baumeister  (1866).  Wien, 

I.  Franzensring  22. 
KalouB  Josef,  Kaufmann  und  Realitätenbesitzer  (1883).  Wien, 

V.  Kettenbrückengasse  19. 
Kanita  F.,  Ethnograph  (1858).  Wien,  I.  Eschenbachgasse  9. 
£arl  Alexander,  Abt  des  hochw.  Benediktinerstiftes  Melk. 
Kattna  Wilhelm,   Fabrikant.  Wien,  III.  Obere  Bahngasse  4. 
Kautacli  Marianne,  geb.  v.  Braunendal  (1886).  Steyr. 
Keer  Louise.  London. 
Kenner  Friedrich,  Dr.,  k.  u.  k.  Hofrat  i.  R.,   Mitglied  und 

Konservator  der  k.  k.  Zentral -Kommission  für  Kunst- 

und  historische  Denkmale.  Wien,  IIL  Traungasse  1. 
Kersclibanmer  Anton,  Dr.,  inful.  Propst,  Ehrendomherr,  Erz- 

dechant  und  Stadtpfarrer  in  Krems. 
Kirscli  August  (1887).  Wien,  VU.  Kaiserstraße  10. 
Koch  Karl,  Liquidator  (1893).  Wien,  IV.  Mostgasse  12. 
Kometer   Hans,  Freiherr   v.    Trübain,    Gutsbesitzer  (1896). 

Wien,  in.  Salesianergasse  2. 
Koppalik  Josef,   Landschaftsmaler  und   Realschul-Professor 

(1898).  Wien,  Ober-Döbling. 
KopfiTa  Agidius,  Chorherr,  Professor  der  Theologie   und 

Bibliothekar  in  Klosterneuburg. 
Komheial  Franz,  päpstl.  Prälat  und  Domherr  bei  St.  Stephan 

in  Wien  (1892). 
Kott  Josef,  k.  u.  k.  Hof-Maler,  Vcrgolder  (1893),  Wien,  IV. 

SchÖnburgstrafle  4. 
Krahl  Ernst,  k.  u.  k.  Hof- Wappenmaler  (1894).  Wien,   III. 

Heu  markt  9. 
Kralik  Richard,  Ritter  v.,  Dr.  (1895).  Wien,  XDC.  Parkgasse  20. 
Kramny   Josef  Franz,  BürgerschuUehrer   (1897).  Wien,  IV. 

Seisgasse  7. 
Kreß  Thomas,  Ober-Kontrolor  der  Kaiser  Ferdinands -Nord- 
bahn (1899).  XIX.  Döbling,  Hauptstraße  58. 
Kabasta  Konstantin,  Buchhändler.  Wien,  I.  Sonnenfelsgasse  15. 
Knberth  Robert,  k.  u.  k.  Oberstleutnant  i.  R.  (1897).  Wien, 

VIII.  Fuhrmannsgasse  4. 
Knifner  Ludwig,  Zuckerfabrikant  und  Brauhausbesitzer.  Wien, 

I.  Walliischgasse  4. 
Knifner  Moriz,  Edler  v.,  Brauereibesitzer.  Wien,  XVI.  Ottak- 

ringerstraße  118. 
Knlftier  Wilhelm,  Brauereibesitzer,  XIX.  Billrothstraße  33. 
Knpka  Franz,  Architekt  (1889).  Wien,  III.  Strohgasse  43. 
Lackner  Helene,  Private  (1901).  V.  Matzlcinsdorferstraße  3. 
Lamberg  Josef,  Graf,  auf  Schloß  Trautenfeis  (1890). 
Lampel  Josef,  Dr.,  Archivar  im  k.  u.  k.  Haus-,  Hof-  und 

Staatsarchive  zu  Wien  (1897). 
Lanckoronflld  Karl,  Graf  v.,  Exzellenz.   Wien,  III.  Jacquin- 

gasse  18. 
Lans  Jörg,  Dr.  (1898).  Rodaun  bei  Wien. 
Lasaer  Oskar,  Freiherr  v.,  k.  k.  Statthaltereirat  (1880).  Baden. 
Latour  Vinzenz,  Graf  Baillet  de,  k.  k.  Minister  a.  D.,  Exzellenz 

(1886).  Wien,  L  Bellariastraße  4. 
Leeder  Karl,  Dr.  (1856).  Wien,  IX.  Währingerstraße  14. 
Lichtmann^Joh.  Jak.,  Beamter  des  Hauses  Rothschild  (1893). 

Wien,  I.  Renngasse. 
Liechtenstein  Johannes  II.,  Fürst  von  und  zu,  Herzog  zu 

Troppau  und  Jägerndorf,  Durchlaucht. 


Lind  Anton,  k.  k.  Rechnungs- Revident  im  Ministerium  des 

Innern  (1892).  Wien,  IV.  Belvederegasse  8. 
Lind  Stephan,  Dr.  jur.,  k.  k.  Gerichts- Adjunkt  (1893).  Wien. 
Liaaek  Heinrich,  k.  u.  k.  Burghauptmann,  Architekt  (1887). 

Wien,  I.  Burg. 
List  Louis,   k.  k.  Regierungsrat,  Kassen  -  Direktor  der  k.  k. 

priv.  Credit  -  Anstolt  in  Wien  i.  R.  (1888).  Mödling. 
Liat  Kamillo,  Dr.  phil.,  k.  u.  k.  Kustos  am  kunsthistorischen 

Museum  des  Allerhöchsten  Kaiserhauses  (1890).  Mödling. 
Low  Alois,  technischer  Leiter  der  Glasmalerei  K.  Geyling's 

Erben  (1890).  Wien,  VL  Windmühlgasse  22. 
Löwy  Julius,  Redakteur    (1888).  [Wien,  IX.  Redaktion    des 

»Extrablatt€. 

Löwy  Josef,  k.  u.  K.  Hof-Photograph  (1899).  Wien. 

Lnnta  Viktor,  Professor  an  der  kais.  Akademie  der  bildenden 
Künste  in  Wien  (1892).  Wien,  Vni.  Piaristengasse  32. 

Lnscliin  t.  Ebeng^renth  Arnold,  Dr.,  k.  k.  o.  ö.  Universitäts-« 
Professor,  Mitglied  und  Konservator  der  k.  k.  Zentral- 
Kommission  für  Kunst-  und  historische  Denkmale,  Graz. 

Hädclien-Penaionat.  Der  Lehrkörper  des  k.  k.  Zivil-Mädchpn- 
Pensionates  in  Wien. 

Haly  Eduard,  Magistratsrat  i.  P.  Wien,  XV.  Staglgasse  5. 

Mantnani  Josef,  Dr.,  Beamter  der  k.  k.  Hofbibliothek  (1896). 

Harachall  Gottfried,  Dr.,  Weihbischof  von  Wien  etc.  etc. 
(1881). 

Hantliner  Bitter  t.  Harkhof^  Georg  Heinrich,  Brauerei- 
besitzer. Wien,  L  Reichsratsstraße  25. 

Hanthner  Bitter  t.  Harkhof,  Viktor,  k.  k.  Kommerzialrat. 
Wien,  III.  Ungargasse  41. 

Hanthner  t.  Hanthatein  Wilhelm,  Ritter,  Dr.  (1857).  Wien, 
1.  Wallfischgasse  1. 

Mayer  Anton,  Dr.,  niederösterr.  Landes-Archivar  und  Biblio- 
thekar, k.  k.  Konservator  (1869).  Wien,  I.  Habsburger- 
gasse 14. 

Mayer  Ton  Boaenan  David  Sylvester,  Schriftsteller,  Lehrer 
und  Lokalhistoriker.  Atzgersdorf,  Bahnstraße  2. 

Mayreder  Kari,  k.  k.  a.  ö.  Professor  (1885).  Wien,  IV.  Plößl- 
gasse  4. 

Meder  Dr.  Josef,  Kustos  der  erzherzoglichen  Sammlung 
Albertina  (1902). 

Medinger  Johann,  Brauereibesitzer,  IX.  Türkenstraße  5. 

Meichl  Georg,  Brauereibesitzer,  IIL  Richardgasse  13. 

Melicher  Theophil,  Historienmaler  (1896).  Wien,  XVIII. 
Haizingergasse  18. 

Menda  Johann,  Domherr  bei  St.  Stephan  und  inful.  Propst- 
pfarrer an  der  Votivkirche  in  Wien  (1894). 

Modem  Heinrich,  Dr.,  Hof-  und  Gerichts  -  Advokat  (1890). 
Wien,  I.  Tuchlauben  11. 

Moraak  Alois,  Buch-  und  Kunstdruckerei  -  Besitzer.  Wien, 
VU.  Kaiserstrafle  14. 

Moflcon  Alfred,  Freiherr  v.,  k.  u.  k.  Kämmerer  (1891).  Schloß 
Pechatz,  Steiermark. 

Mncli  M.,  Dr.,  k.  k.  Regierungsrat,  Mitglied  und  Konservator 
der  k.  k.  Zentral  •  Kommission  für  Kunst-  und  historische 
Denkmale  (1877).  Wien,  XIII.  Penzingerstraße  84. 

Mttller  Richard,  Dr.,  Erzh.  Friedr.  Bibliotheks-Kustos  (1897). 
Wien,  III.  Untere  Viaduktgasse  3. 


XVI 


IStLgl" Alfred,  Dr.,  Hof-  und  Gerichts-Advokat  (1882).  Wien, 
I.  Domgasse  6. 

Heumaiin  Gustav,  Ritter  v.,  fürstl.  Liechtenstein'scher 
Architekt  (1888).  Wien,  VIII.  Piaristengasse  13. 

Henmanii  Wilhelm,  Dr.,  k.  k.  o.  ö.  Universitäts- Professor, 
Kapitular  des  Stiftes  Heiligenkreuz,  Mitglied  der  k.  k. 
Zentral  -  Kommission  für  Kunst-  und  historische  Denk- 
male (1877).  Wien,  IX.  Garnisonsgasse  18. 

Henmayer  Josef,  Dr.,  Hof-  und  Gerichts  -  Advokat,  zweiter 
Vize-Burgermeister  der  Stadt  Wien  (1897),  I.  Kleeblatt- 
gasse 13. 

Hennkirclieii,  Die  Bezirkslehrer-Bibliothek  zu  (1894). 

Henwirtli  Dr.  Josef,  o.  ö.  Professor  der  Kunstgeschichte  an 

der  k.  k.  technischen  Hochschule  in  Wien,  Mitglied  des 

Kunstrates,   der  k.  k.   Zentral  -  Kommission  für  Kunst- 

und  historische  Denkmale  (1902).  Wien,  IV.  Favoriten- 

h        Straße  60. 

Hewald  Julius,  Dr.,  Ritter  v.  (1900).  Wien,  IX.  Beethoven- 
gasse 6. 

Hopcsa  Franz,  Freiherr,  Exzellenz.  Wien,  I.  Burg. 

d'Orsay  Betti,  Gräfin.  Wien,  VIII.  Piaristengasse  60. 

Ofltermeyer  Franz,  Dr.,  Hof-  und  Gerichts -Advokat  (1877). 
Wien,  I.  Bräunerstraße  Ha. 

Pachinger  A.  M.,  Archäologe,  Linz. 

Pauker  Wolfgang,  Dr.,  Chorherr  des  Stiftes  Klosterneuburg, 
Professor  (1892),  in  Klosterneuburg. 

Pendl  Em.,  Bildhauer  (1885).  Wien,  II.  Wehligasse  226. 

Peitl  Bernhard,  Propst  des  hochw.  Stiftes  Klosterneuburg. 

Pettenegg  Ed.  Gaston,  Graf  v.,  Dr.,  Deutsch  -  Ordens  -  Grofi- 
Kapitular,  k.  u.  k.  Kämmerer,  Exzellenz.  Wien,  XIII. 
Lainzerstraße  9. 

Pischoff  Rudolf,  Ritter  v.,  Eisenbahnbeamter,  Wien,  IV. 
Margaretenstrafie  2. 

Pflsterer  -  Anhof  Friederike  v.,  geb.  Baronin  v.  Mayrau  zu 
Auhof  (1894).  Post  Perg,  O.-Ö.  Wien,  I.  Operngasse  6. 

Pöck  Gregor,  Dr.,  Abt  des  Zisterzienserstiftes  Heiligen  kreuz. 

Pöltl  Maximilian,  Pfarrer  in  Alland  (1891). 

PopOTsky  Boleslav  v.,  in  Krakau. 

ProkeschA.,  k.  k.  Baurat  (1875).  Wien,  XIX.  Billrothgasse  58. 

Baspi  Felix,  k.  k.  Hofrat  i.  R.  Wien,  IX.  Müllergasse  5. 

Bedl  Ludwig,  Freiherr  v.,  Gutsbesitzer.  Kirchstetten. 

Reich  Josef,  akademischer  Maler  (1900).  Wien,  XV.  Löhr- 
gasse  22. 

Biedling  Franz  S.,  Dechant  und  Pfarrer  zu  Prinzendorf  a.  d.  Z. 
(1895). 

Bigler  Franz,  Edl.  v.,  Dr.  (1874).  Wien,  XIX.  CoUoredogasse  5. 

Bitschel  Eduard,  akademischer  Maler  und  k.  u.  k.  Restau- 
rator, Wien,  IV.  Heugasse  54. 

Bockefort  Emil  v.,  k.  und  k.  Oberleutnant  (1885).  Wien, 
VI.  Magdalenenstraße  28. 

Rost  Leopold,  Abt  des  hochw.  Benediktiner-Stiftes  Schotten 
(1901). 

Roth  Franz,  k.  k.  Baurat,  Architekt  und  Baumeister  (1890). 
Wien,  III.  Strohgasse  9. 

Rothsckild  Albert,  Freiherr  v.  Wien,  IV.  Heugasse  26. 

Rotksckild  Nathaniel,  Freiherr  v.  (1875).  Wien,  IV.  There- 
sianumgasse  17. 


Schackingr^r  Norbert,  Abt  des  Prämonstratenser- Stiftes 
Schlag!  (1885). 

Sckarff  Anton,  k.  u.  k.  Kammer  -  Medailleur  (1882).  Wien, 
Vin.  Auerspergstraße  13. 

Sckiffer  August,  k.  k.  Regierungsrat,  k.  u.  k.  Direktor  der 
Gemäldesammlung  des  Allerhöchsten  Kaiserhauses,  Mit- 
glied der  k.  k.  Zentral  -  Kommission  ftlr  Kunst-  und 
historische  Denkmale  (1885). 

Sckaller  Franz,  Prokurist  der  k.  k.  Kredit  -  Anstalt  (1893). 
Wien. 

Sckaimiaiin  Franz,  Edler  von,  k.  k.  Rittmeister  der  n.  a.  Land- 
wehr in  Komeuburg  (1888). 

Sckeffler  Kari,  k.  k.  Hofrat  i  R.  (1878).  Wien,  Vlfl.  Lange- 
gasse 37. 

Sckmalzkofer,  Josef,  Stadtbaumeister  (1882).  Wien,  IX. 
Waisenhausgasse  16. 

Sckmarda  Hans,  Privatier,  Wien,  I.  Heinrichshof  1. 

Sckmidel  Edmund,  k.  k.  Landesgerichtsrat  i.  P.  Steyr. 

Sckmidl  Kari,  Privat  (1899).  Wien,  IV.  Hauptstraße  47. 

Sckmolk  Frigdian,  Landmarschall  von  Niederösterreich,  Propst 
des  hochw.  Chorherren-Stiftes  zu  Herzogenburg  (1890). 

Scknabl  Kari,  Dr.,  inful.  Propstpfarrer  in  Wiener -Neustadt 
(1890). 

Sckoeller  Philipp,  Ritter  v.,  Mitglied  des  Herrenhauses  (1875). 
Wien,  L  Wildpretmarkt  10. 

Sckön  Johann  Georg,  Ritter  v.,  Hofrat,  Professor  an  der 
technischen  Hochschule  (1893).  Wien,  XVm.  Cottage- 
gasse  20. 

Sckfinbickler  Karl,  Stadtbaumeister.  Wien,  V.  Wienstraße  77. 

Sckönbmnner  Josef,  erzh.  Gallerie  -  Direktor  (1860).  Wien, 
L  Hofgartenstraße  3. 

Sckfintkaler  Franz,  k.  u.  k.  Hof-Bildhauer  (1854).  Guten- 
stein N.-ö. 

Sckolx  Franz,  Dr.,  Verwalter  des  Wiener  Versorgungshauses 
Liesing  (190n. 

Schranf  Karl,  Dr.,  k.  u.  k.  Sektionsrat  im  Haus-,  Hof-  und 
Staatsarchiv,  Universitäts  -  Archivar,  päpstl.  Hausprälat 
(1898). 

Sckwarsenberg,  Ihre  Durchlaucht,  Therese,  Prinzessin  von 
(1888). 

Sckweigl  Eugen,  Architekt,  k.  k.  Baurat  (1870).  Wien, 
VII.  Mariahilferstraße  22. 

Sckwerdtner  Johann,  kais.  Rat,  Graveur  und  Medailleur. 
Wien,  VI.  Mariahilferstraße  47. 

Sobald  Ivo,  Pfarrer  in  Leopoldau  (1887). 

Bell  Arthur,  Kassier  der  k.  k.  priv.  Kredit  -  Anstalt  (1892). 
Wien,  III.  Ungargasse  5. 

Senfelder  Leopold,  Med.-Dr.  (1899).  Wien,  L  Seilergasse  15. 

Sitte  Alfred,  k.  k.  Postbeamter  (1894).  Wien,  IX.  Harmonie- 
gasse 3. 

Sitte  Camillo,  k.  k.  Regierungsrat  und  Staatsgewerbesehul- 
Direktor  (1887).  Wien,  L  Schellinggasse  13. 

Sonunereggrer  Karl,  k.  u.  k.  Hauptmann  im  k.  u.  k.  Kriegs- 
Archiv  (1902).  Wien.  VII.  Breitegasse  7. 

Spatk  Karl,  Kooperator  an  der  Pfarrkirche  in  Liechtental 
(IX.  Bezirk)  in  Wien  (1894). 

StaatsarcklT,  k.  u.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 


XVII 


Starser  Albert,  Dr.,  Direktor  des  k.  k.  Archivs  für  Nieder- 
österreich, Konservator  (1894).  Wien,  I.  Herrengasse  11. 

Staub  Franz,  Adjunkt  im  Archive  des  k.  k.  Ministeriums 
für  Kultus  und  Unterricht  in  Wien,  Konservator  (1896). 

Steinling  Josef,  Historienmaler  (1899).  Wien,  XV.  Maria  vom 
Siege  6. 

Stern  Friedrich,  Redakteur  (1893).  Wien,  I.  Roten  türm  straße, 
Steyrerhof. 

Sters  Adolf,  k.  k.  Fachschul-Direktor  i.  R.  und  Konservator. 
Znaim. 

Stieb6ck  Leopold,  Material  -  Verwalter  der  Union-Bank. 
Wien,  I.  Renngasse  1. 

Sturm  Josef,  k.  k.  Schloß  Verwalter,  Wien,  XIII.  Penzinger- 
Straße  66. 

Sttfi  Norbert,  Kämmerer  des  Stiftes  Klosterneuburg  (1892). 

Swoboda  Heinrich,  Dr.,  k.  u.  k.  Titular-Hofkaplan  und  k.  k. 
o.  ö.  Professor  an  der  Wiener  Universität  (1890).  Wien, 
XV.  Mariahilf-GGrtel  5. 

Thill  Franz,  k.  u.  k.  Hof  -  Lieferant  (1862).  Wien,  VIL  Drei- 
laufergasse 15. 

Thomaa  Eduard,   Dr.,  niederösterr.  Landesrat  (1894).  Wien. 

Tobner  Paul, P.,Subprior  und  Stiftskämmerer(1901).LilienfeId. 

Trann  -  Abensperg  Hugo,  Graf  v.,  k.  u.  k.  Oberstkämmerer, 
Exzellenz.  Wien,  I.  Wallfischgasse  13. 

Twerdy  Dr.  Konrad,  Advokaturs  -  Konzipient  (1901).  Wien, 
L  Kohlmarkt  11. 

üblirB  Karl,  Dr.,  k.  k.  o.  ö.  Universitäts-Professor  (1894).  Graz. 

UniTeraitätabibliothek,  k.  k.,  Czernowitz. 

UrbantBCliitsch  Ed.,  Dr.,  k.  k.  Sektionsrat  im  k.  k.  Handels- 
ministerium. Wien,  IV.  Fleisch  m  an ngasse  1. 

Vancsa  Dr.  Max,  Kustos  des  n.-ö.  Landes  -  Archives  (1901). 
Wien,  IV./2  Johann  Straußgasse  24. 

Veltzö  Alois,  k.  u.  k.  Hauptmann  in  der  Reserve  des  1.  Regi- 
ments der  Tiroler  Kaiserjäger  (1898).  Wien,  IIL  Rennweg  33. 

Vog^lmayer  Ed.  Jos.,  Beamter  der  Ersten  Wiener  Sparkasse 
(1900).  Wien,  L  Wollzeile  3. 

Wicbtler  Ludwig,  k.  k.  Baurat,  Architekt,  Mitglied  und 
Konservator  der  k.  k.  Zentral  -Kommission  für  Kunst- 
und  historische  Denkmale.  Wien,  IV.  Theresianumgasse31. 


Walcber  Ritter  t.  Molthein  Leopold,  k.  u.  k.  Hof-  und 
Ministerialrat  und  General  -Konsul  i.  R.  (1893).  Wien, 
L  Herrengasse  4. 

Walcher  Ritter  t.  Molthein  Kari  Alfred,  k.  u.  k.  Artillerie- 
Oberlieutenant  Wien,  L  Franziskanerplatz  1. 

Waldbeim'a  Rudolf  v.,  Buchdruckerei  (1893).  Wien,  VII. 
Seidengasse  9. 

Wallis  Josef.  Graf  v.  (1887).  Niederieiß. 

Waschmaiin  Karl,  Graveur  und  Ziseleur  (1893).  Wien,  VIT. 
Kandigasse  32. 

Waaserbnrger  Paul,  von,  k.  k.  Baurat  und  Hof- Baumeister 
(1854).  Wien,  IV.  Schwindgasse  8. 

Weber  Sebastian,  k.  k.  Fachlehrer  (1892).  Steyr. 

Weisbappel  Marie.  Wien,  II.  Praterstraße  25. 

WeiB  Theodor,  Registrator  im  k.  u.  k.  Kriegsministerium 
(1890).  Wien,  VII.  Burggasse  67. 

Weittenliiller  Moriz  Maria,  v.,  Hofrat,  Hoch*  und  Deutsch- 
meisterscher Ordenskanzler  (1888).  Wien,  XIX.  Hardt- 
gasse  11. 

Wenninger  Vinzenz,  Pfarrer  in  Schottwien  (1890). 

Widter  C.,  Bildhauer  (1887).  Wien,  II.  Nordbahnstraße  52—54. 

Widter  Friedrich,  Maler,  k.  k.  Realschul  -  Professor  (1887). 
Wien,  in.  Hauptstraße  19. 

Wiedl  Heinrich,  k.  k.  Regieningsrat,  Sekretär  in  der  Militär- 
kanzlei Sr.  Majestät  (1877).  Wien,  l  Schottengas-se  3. 

Wilczek  Johann,  Graf,  k.  u.  k.  Kämmerer,  Exzellenz.  Wien, 
I.  Herrengasse  5. 

Winter  Gustav,  Dr.,  k.  u.  k.  Hofrat  und  Direktor  des  k.  u.  k. 
Haus-,  Hof-  und  Staatsarchivcs  (1884).  Wien,  IV. 
Hechtengasse  15. 

WittmanB  Hugo,  Schriftsteller  (1874).  Wien,  VL  Magdalenen- 
straße  10  a. 

Wttnsch  J.,  Fabriksbesitzer  (1887).  Wien,  XVHL  Anton 
Frankgasse  16. 

Zacherl  Hans,  Kaufmann  (1900).  Wien,  I.  Bauernmarkt. 

Zeidler  Jakob,  Professor.  Wien,  VIL  Neubaugasse  43. 

Zimmermaiin  Heinrich,  Dr.,  Kustos  und  Bibliothekar  im 
k.  und  k.  kunsthistorischen  Hofmuseum  (1896).  Wien. 


XVIII 


Im  Schriften  -  Tansoliverkehr  stehende  Vereine: 


a)  Inland: 

Agram:  Verein  für  südslavische  Geschichte. 

Bregens:  Museal- Verein. 

Brftnii:  Historische  Sektion  der  mähr.-schles.  Gesellschaft. 

CBemowitB:  Landesmuseum  für  die  Bukowina. 

C^raz:  Historischer  Verein  für  Steiermark. 

Hermaiuistadt :  Verein  für  siebenbürgische  Landeskunde. 

Innsbruck:  Museum  Ferdinandeum. 

Klagenfturt:  Historischer  Verein  für  Kärnten. 

Laibacli:  Museal-Verein  für  Krain. 

Linz:  Museum  Francisco-Carolinum. 

Prag:  Archäologische  Sektion  des  böhmischen  Museums. 

—  Verein  der  Deutschen  in  Böhmen. 
Beichenberg :  Gewerbemuseum. 
Salzburg:  Gesellschaft  für  Landeskunde. 

—  Museum  Carolinum  Augusteum. 

Wien:  K.  k.  Zentral-Kommission  für  Kunst-  und  historische 
Denkmale. 

—  Archäologisch-epigraphisches  Seminar. 

—  Dom  bau- Verein. 

—  K.  k.  heraldische  Geseilschaft  »Adler«. 

—  Verein  für  Landeskunde  von  Niederösterreich. 

—  Numismatische  Gesellschaft. 
Wiener-Henstadt :  Verein  für  Erhaltung  der  Denkmale. 

h)  Ausland: 

Anabacb:  Historischer  Verein. 
Angsbnrg:  Historischer  Verein. 
Basel:  Historisch-antiquarische  Gesellschaft. 
Berlin:  Gesamtvcrcin  der  deutschen  Geschichts-  und  Alter- 
tums-Vereine. 
Bern:  Geschichtsforschende  Gesellschaft. 
Bonn:  Verein  von  Altertums-Freunden. 
Brandenburg:  Historischer  Verein  zu. 
Breslau:  Verein  für  Geschichte  Schlesiens. 
Budapest:  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften. 
Darmstadt:  Gesellschaft  für  Geschichte. 


Dillingen:  Der  historische  Verein  zu. 

Erfurt:  Gcschichts -Verein. 

Frankfürt:  Verein  für  Geschichte. 

Freiburg:  Gesellschaft  der  Geschichtsfreunde. 

ließen:  Der  Geschichts -Verein  für  Ober-Hessen. 

O^örlits:  Gesellschaft  für  Wissenschaft. 

C^otlia:  Verein  für  goth.  Altertumskunde. 

Halle  a.  d.  SaUe :  Thüring.-sächs.  Geschichts-  und  Altertums- 
Verein. 

Heidelberg :  Universitäts-Bibliotkek. 

Jena:  Der  thüringische  Geschichts -Verein. 

Kassel:  Verein  für  hessische  Geschichte  (großherzogliche 
Hofbibliothek). 

Kiel:  Gesellschaft  für  Schleswig-Holstein-Lauenburg. 

Landsbut:  Historischer  Verein. 

Kains:  Historischer  Verein. 

Hflncben:  Altertums- Verein. 

—  Historischer  Verein  von  Oberbayern. 
Httmberg :  Germanisches  Museum. 

BaTensburg  (Württemberg) :  Diözesan-Archiv  von  Schwaben. 

Begensbnrg:  Historischer  Verein. 

Riga:  Livländische  GesellschafL 

Speyer:  Historischer  Verein. 

St.  Chdlen:  Historischer  Verein. 

Stockholm :  K.  Akademie  der  Wissenschaften,  der  Geschichte 

und  Altertumskunde    (k.  vitterhets,    historie   och    anti- 

quitets  akademien). 

—  Das  nordische  Museum. 

Strasburg :  Historisch-literarischer  Zweigverein  des  Vogesen- 

Klubs  (Universitäts-Landesbibliothek)  zu. 
Stuttgart:  Altertums- Verein  (königl.  Bibliothek). 

—  Verein  für  dekorative  Kunst  und  Kunstgewerbe  in. 
Ulm:  Verein  für  Kunst  und  Altertum. 
Wiesbaden:  Historischer  Verein. 

Worms:  Altertums-Verein. 
Wttrsburg:  Historischer  Verein. 
Zttrich:  Antiquarische  Gesellschaft. 


XIX 


ÜBERSICHTLICHE  ZUSAMMENSTELLUNG 

DER 

MITGLIEDER  DES  AUSSCHUSSES  SEIT  DEM  BESTANDE  DES  VEREINES. 

Stand  am  1.  Jänner  1903. 


Uie  mit  *  Bezeichneten  fungierten  aach  Im  provisoriceben  Anstschnase. 


Ameth  Josef,  erwählt  1853  *  f. 

Altana  August,  erwählt  1S65  bis  1886  f. 

AjBChbacli  Josef  Ritter  v.,  erwählt  1854  bis  1876  f. 

Bergmann  Hermann,  erwählt  1859  bis  1861  f. 

Bennann  Josef,  erwählt  1854  *  bis  1856  f. 

Birk  Dr.   Ernst  Ritter  v.,  erwählt  1854  bis  1858,  1862  bis 

1886  t. 
Boeheün  Wendelin,  erwählt  1886  bis  1898  f. 
Camesina  Albert  Ritter  v.,  erwählt  1854  bis  1876  f. 
Chmel  Josef,  erwählt  1854  *  f. 
Conrad  y.  Sybesfeld  Siegmund  Freiherr,  erwählt  1874  bis 

1894  t- 
CrenneTiUe-Folliot  Franz  Graf,  erwählt  1868  bis  1875  t- 
Drexler  Karl,  erwählt  1897  und  noch  in  Funktion. 
Eberle  Ludwig,  erwählt  1902. 
Eitelberger  Rudolf  v.,  erwählt  1854  bis  1856  f- 
Esaenwein  August,  erwählt  1858  bis  1862  f. 
Feil  Josef,  erwählt  1854  bis  1862  f. 
Feigel  A.  V.,  erwählt  1891  und  noch  in  Funktion. 
Hasenaner  Karl  Freiherr  v.,  erwählt  1865  bis  1869  f. 
Haaser  Alois,  erwählt  1887  bis  1896  f. 
Belfert  Dr.  Jos.  Alex.  Freiherr  v.,  erwählt  1858  bis  1868. 
Hermann  Julius,  erwählt  1897  und  noch  in  Funktion. 
Hg  Dr.  Albert,  erwählt  1887  bis  1896  f. 
Jäger  Dr.  Albert,  erwählt  1864  bis  1865  f. 
Jordan  Richard,  erwählt  1888  und  noch  in  Funktion. 
Kabdebo  Heinrich,  erwählt  1876  bis  1877  f. 
Kangan  Dr.  Theodor,  erwählt  1854  *  bis  1859  f. 
Kenner  Dr.  Friedrich,  erwählt  1876  und  noch  in  Funktion. 
Klemme  Josef,  erwählt  1888  bis  1891  f- 
Koch  Franz,  erwählt  1867  bis  1883  f. 
Knpelwieeer  Leopold,  erwählt  1854  bis  1859  f. 
Leemann  Karl,  erwählt  1861  bis  1864  f. 
Lewinsky  Karl  Edler  v.,  erwählt  1854  *  bis  1859  f. 
Liechtenstein  Johann  Fürst,  erwählt  1853  f. 
Lind  Dr.  Karl,  erwählt  1857  bis  1862,  von  1863  bis  1901  f. 
List  Louis,  erwählt  1892  und  noch  in  Funktion. 
Mayer  Dr.  Anton,  erwählt  1892  und  noch  in  Funktion. 
Mach  Dr.  M.,  erwählt  1893  und  noch  in  Funktion. 
Meiller  Dr.  Andreaä;  erwählt  1865  bis  1868  f. 
HaTa  Dr.  Alexander,  erwählt  1862  bis  1864. 
Henmann    Dr.    Wilhelm,    erwählt    1889    und    noch    in 

Fu  nkti  o  n. 


Heawirth  Dr.  Josef,  erwählt  1902. 

Hewald  Johann,  erwählt  1878  bis  1885  f. 

Odonell  Heinrich  Graf,  erwählt  1853  *  f. 

Ostermeyer    Dr.    Franz,    erwählt    1894    und    noch    in 

Funktion. 
Passy  Johann  Nepomuk,  erwählt  1857  bis  1867  f. 
Pichler  Dr.  Franz,  erwählt  1869  bis  1887  f. 
Bansonnet  Karl  Freiherr  v.,  erwählt  1854  bis  1880  f. 
Bosner  Karl,  erwählt  1888  bis  1895. 
Haben  Christian,  erwählt  1855  bis  1860  f. 
Sacken  Dr.  Eduard  Freiherr  v.,  erwählt  1865  bis  1882  f. 
Salm  Robert  Altgraf,  erwählt  1853  *  f. 
Sara  Karl  v.,  erwählt  1859  bis  1865  f. 
Schäifer  August,  erwählt  1889  und  noch  in  Funktion. 
Schebeck  Franz,  erwählt  1854  bis  1860  f. 
Schellein  Karl,  erwählt  1881  bis  1888  f. 
Schmidel  Edm.,  erwählt  1888  bis  1892. 
Schmidt  Friedrich  Freiherr  v.,  erwählt  1862  bis  1865  f- 
Schönbranner  Josef,  erwählt  1887  und  noch  in  Funktion. 
Schwerdtner  Johann,  erwählt  1888  bis  1892  f. 
Segenschmid  Franz,  erwählt  1874  bis  1889  f. 
Than  Franz  Graf,  erwählt  1853  *  f. 
Traon  Otto  Graf  v.  Abensperg,  erwählt  1895  bis  1898  f. 
WeiB  Karl,  erwählt  1858  bis  1864  f. 

Wickenbnrg  M.  Konstantin  Graf,  erwählt  1868  bis  1874  f. 
Widter  Anton,  erwählt  1860  bis  1887  f. 
Wilcsek  Hans  Exzellenz  Graf,  erwählt  1883  bis  1891. 
Wolfart  Karl  v.,  erwählt  1854  *  bis  1857  t. 
Wunsch  Josef,  erwählt  1899  und  noch  in  Funktion. 

Präsidenten. 

Kangan  Dr.  Theodor  v.,  von  1854  bis  1858. 
Belfert  Dr.  Josef  Freiherr  v.,  von  1858  bis  1868. 
Wickenbnrg  M.  Konstantin  Graf  v.,  von  1868  bis  1874. 
Conrad  t.  Eybesfeld  Freiherr,  von  1874  bis  1894. 
Traun  Otto  Graf  v.  Abensperg,  von  1895  bis  1898. 
Kenner  Dr.  Friedrich,  von  1902. 

Präsidenten  -  Stellvertreter. 

Feil  Josef,  von  1854  bis  1862. 
Bansonnet  Karl  Freiherr  v.,  von  1862  bis  1880. 
Birk  Dr.  Ernst  Ritter  v.,  von  1880  bis  1886. 
Kenner  Dr.  Friedrich,  von  1887  bis  1902. 


XX 


Geschäftsleiter, 

Wolüut  Karl  Edler  v.,  von  1854  bis  1857. 
Lind  Dr.  Karl,  von  1857  bis  1862. 
HaTa  Dr.  Alexander,  von  1862  bis  1863. 
Lind  Dr.  Karl,  von  1863  bis  1901. 
Wünsch  Josef,  von  1902—. 

Vereins  -  Kassaverwalter. 

Camesina  Albert  v.,  1854. 
Bemann  Josef,  von  1855  bis  1856. 
Passy  Johann,  von  1856  bis  1867. 
Koch  Franz,  von  1867  bis  1888. 
Schönbmnner  Josef,  von  1888  bis  1896. 
Oatermeyer  Dr.  Franz,  von  1897—. 

Redakteure  des  Monatsblattes. 

Hewald  Johann,  von  1884  bis  1886. 
Boeheim  Wendelin,  von  1887  bis  1892. 
Henmann  Wilhelm,  1893. 


Hg  Dr.  Albert,  von  1894  bis  1896. 
List  Dr.  Camino,  von  1896  bis  1901. 
Starser  Dr.  Albert,  von  1902—. 

Redakteur  der  Geschichte  der  Stadt  Wien. 

Zimmermann  Dr.  Heinrich,  von  1694  bis  1900. 
Starser  Dr.  Albert  von  1901—. 

Verwalter  des  Fonds  für  die  Herausgabe  der 
Geschichte  der  Stadt  Wien. 

List  Louis,  von  1892~. 

Gewesene  Ehrenmitglieder. 

Seine  k.  u.  k.  Hoheit  der  durchlauchtigste  Herr  Erzherzog 

Karl  Lndwig  f. 
Seine    Durchlaucht   Fürst    und    Altgraf    Hage    sn    Salm- 

ReiiTerscheidt  f. 
Seine  Exzellenz  Graf  Frans  FöUiot  de  Crenneville  f. 
August  Artaria,  kais.  Rat,  Kunsthändler  f. 
Lind  Dr.  Karl,  k.  k.  Hofrat  f. 


Fersonalstaiid  des  Vereins -Anssohusses  am  L  Jänner  1903: 

Präsident : 

Kenner  Friedrich,  Dr.,  k.  u.  k.  Hofrat  i.  P.,  wirkl.  Mitglied  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften,  Mitglied  und  Konservator 
der  k.  k.  Zentral -Kommission  für  Kunst-  und  historische  Denkmale  etc.  etc. 

Präsident  -  Stellvertreter : 

Mach  Matthias,  Dr.,   k.  k.  Regierungsrat,  Mitglied  und  Konservator  der  k.  k.  Zentral  -  Kommission  für  Kunst-  und  historische 
Denkmaie  etc.  (gewählt  1902). 

Ausschuö : 

Drexler  Karl,  Lateran.  Ehrenabt,  inf.  Prälat,  Apost.  Tit.>Protonot,  Professor  im  Chorherrenstifte  Klosterneuburg,  Konservator 

(gewählt  1902). 
Ebeile  Ludwig,  k.  u.  k.  Hauptmann  im  k.  u.  k.  Kriegsarchiv  (gewählt  mit  dreijähriger  Funktionsdauer  1902). 
Felgel  Anton  Viktor,  k.  u.  k.  Sektionsrat,  Vize  -  Direktor  des  k.  u.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchives  (wiedergewählt  1899). 
Hermann  Julius,   Architekt,    k.  k.  Baurat  und  Dombaumeister  bei   St  Stephan,   Mitglied  und  Konservator  der  k.  k.  Zentral- 

Kommission  für  Kunst-  und  historische  Denkmale  (gewählt  1902). 
Jordan  Richard,  Architekt,  Baumeister,  k.  k.  Baurat  und  Konservator  (wiedergewählt  1901). 

List  Louis,  k.  k.  Regierungsrat,  Verwalter  des  Fonds  für  die  Herausgabe  der  Geschichte  Wiens  (wiedergewählt  1901). 
Mayer  Anton,  Dr.,  niederösterreichischer  Landesarchivar  und  Bibliothekar,  Konservator  (wiedergewählt  1901). 
Mnch  Matth.,  Dr.,  k.  k.  Regierungsrat,  wie  oben  (wiedergewählt  1902). 
Henmann  Wilhelm,  Dr.,  k.  k.  o.  ö.  Universitäts- Professor,  Mitglied  der  k.  k.  Zentral -Kommission  für  Kunst-  und  historiache 

Denkmale  (wiedergewählt  1902). 
Henwirth  Josef,  Dr.,  Professor  der  Kunstgeschichte  an  der  k.  k.  Technischen  Hochschule  in  Wien,  Mitglied  des  Kunstrates  und 

der  k.  k.  Zentral  -  Kommission  für  Kunst-  und  historische  Denkmale  (gewählt  mit  dreijähriger  Funktionsdauer  1902). 
Ostermeyer  Franz,  Dr.,  Hof-  und  Gerichtsadvokat,  Kassaverwalter  (wiedergewählt  1903). 
ScllÜFer  August,  k.  k.  Regierungsrat  und  k.  u.  k.  Direktor  der  Geroäldegallerie,   Mitglied  der  k.  k.  Zentral -Kommission  für 

Kunst-  und  historische  Denkmale  (wiedergewählt  1902). 
Schönbmnner  Josef,  erzherzoglicher  Galleriedirektor  (wiedergewählt  1903). 
Wttnscli  Josef,  Fabriksbesitzer  (gewählt  1903). 


Die  Gedenkfeier 


des 


fünfzigjährigen  Bestehens 


(1853  bis  1903) 


des 


Altertums -Vereines  zu  Wien 


am 


22.  und  23.  März  1903. 


I. 


Die  Festversammlung. 


^m  Sonntag  den  22.  März  um  11  Uhr  vormittags  fand  im  großen  Sitzungs- 
saale des  nied.-österr.  Landhauses  in  Gegenwart  vieler  Ehrengäste,  Vertreter 
auswärtiger  und  inländischer  Akademien,  Museen,  Geschichts-  und  Alter- 
tums -Vereine  sowie  zahlreicher  Vereinsmitglieder  die  feierliche  Festversammlung 
statt,  welche  der  Altertums -Verein  aus  Anlaß  seiner  vor  fünfzig  Jahren  erfolgten  Grün- 
dung unter  dem  Vorsitze  seines  Präsidenten,  des  Herrn  k.  u.  k.  Hofrates  Dr.  Friedrich 
Kenner,  hielt. 

Der  nied.  -  österr,  Landesausschuß  hatte  dem  Vereine  zu  diesem  schönen 
Feste  den  durch  Beduzzi's  Fresken  berühmten  Landtagssaal  überlassen,  weil  hier  am 
23.  März  1853  in  einer  Versammlung  von  Historikern,  Kunstgelehrten  und  Kunst- 
freunden, an  deren  Spitze  der  regierende  Fürst  Alois  von  und  zu  Liechtenstein 
stand,  auch  die  Gründung  des  Altertums  -Vereines  zu  Wien  beschlossen  worden  war. 
Es  konnte  daher  kaum  ein  für  den  Verein  erinnerungsreicherer  Saal  zur  Feier  seines 
Jubiläums  gewählt  sein. 

Lange  vor  der  anberaumten  Stunde  hatte  sich  daselbst  der  gesamte  Ausschuß 
mit  dem  Präsidenten  an  der  Spitze  zum  Empfange  der  Ehrengäste  und  Vertreter  der 
Gesellschaften  und  Vereine  versammelt.  Es  waren  erschienen :  Se.  Exzellenz  der 
k.  und  k,  Oberstkämmerer  Hugo  Graf  Traun  mit  Hofrat  Freiherm  von  Weck- 
becker, Se.  Exzellenz  der  Statthalter  von  Niederösterreich  Erich  Graf  Kielmansegg, 
Se.  Exzellenz  der  Oberlandesgerichts -Präsident  Alois  Freiherr  Kaliina  von  Urba- 
now,  Ihre  bischöfl.  Gnaden  Weihbischof  Dr.  Godfried  Marschall  und  Feldbischof 
Dr.  Koloman  Bei  opototzki,  Abt  Alexander  Karl  von  Melk,  Abt  Justin  Panschab 
von  Lilienfeld,  Propst  Bernhard  Peitl  von  Klosterneuburg,  der  n.-ö.  Landesausschuß 
Dr.  Robert  Patt ai  in  Vertretung  des  Landmarschalls  und  Landesausschusses,  Stadtrat 
Dr.  Robert  Deutsch  mann  in  Vertretung  des  ersten  Vize-Bürgermeisters  Strobach, 
der  Präsident  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  Prof.  Ed.  Sueß  in  deren 
Vertretung;  k.  k.  Akademieprofessor  Luntz  und  Baurat  Rosner  als  Vertreter  Sr.  Exz. 


-i<    4    >•► 


des  Freiherrn  von  H  eifert,  Präsidenten  der  k.  k.  Zentral  -  Kommission  für  Kunst-  und 
historische  Denkmale;  k.  u.  k.  Generalmajor  Emil  Woinovich,  Direktor  des  k.  u.  k. 
Kriegsarchives ;  k.  u.  k.  Hofrat  Dr.  Gustav  Winter,  Direktor  des  k.  u.  k.  Haus-,  Hof- 
und  Staatsarchives ;  Se.  Exzellenz  Anton  Freiherr  von  Ludwigstor  ff  und  k.  k. 
Hofrat  und  Universitätsprofessor  Dr.  Bor  mann  als  Vertreter  des  Vereines  Camuntum; 
k.  k.  Hofrat  und  Universitätsprofessor  Dr.  Benndorf  in  Vertretung  des  k.  k.  Archäo- 
logischen Instituts;  Monsign.  Prälat  Dr.  Theodor  Ortvey  und  Professor  Dr.  Eduard 
Wertheime r,  Vertreter  der  Ungarischen  Akademie  der  Wissenschaft;  Professor 
Montelius  in  Vertretung  der  königl.  Akademie  der  schönen  Wissenschaften,  der 
Geschichte  und  Altertumskunde  in  Stockholm;  Dr.  F.  B irkner,  Vertreter  der  anthro- 
pologisch-prähistorischen Gesellschaft  in  München;  der  Archäologe  A.  M.  Pachinger 
in  Linz,  Vertreter  des  Altertums  -  Vereines  und  der  Numismatischen  Gesellschaft  in 
München;  Dr.  Gustav  Laube  in  Vertretung  des  Vereines  für  Kunst  und  Altertum  in 
Ulm  und  Oberschwaben;  Buchhändler  Stern  in  Vertretung  des  Altertums  -  Vereines 
der  Stadt  Worms;  Verwaltungsratsmitglied  und  Vertreter  des  Museums  Francisco- 
Carolinum  in  Linz  Andreas  M  a  r  k  1 ;  Dr.  Eusebius  Mandyczewsky,  Archivar 
der  Gesellschaft  der  Musikfreunde  in  Wien  als  Vertreter  des  Bukowinaer  Landes- 
museums ;  Med.  -  Dr.  Josef  Hinterstoißer,  k.  k.  Regierungsrat  und  Landes- 
gerichtsarzt in  Wien,  Vertreter  der  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde ;  Professor 
Dr.  Horcicka,  Vertreter  des  Vereines  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen; 
k.  u.  k.  Kämmerer  und  Honfkonzipist  Alfred  Anthony  Ritter  von  Siegenfeld, 
Vertreter  des  historischen  Vereines  für  Steiermark ;  Universitätsprofessor  Dr.  Friedrich 
Berwerth,  Vertreter  des  Vereines  für  Siebenbürgische  Landeskunde;  Engelbert 
Keßler  in  Vertretung  des  Museums  -  Vereines  für  Vorarlberg  in  Bregenz;  die  Ver- 
treter des  Vereines  für  Landeskunde  von  Niederösterreich :  Dr.  Alfred  Nagl,  Vize- 
Präsident,  Universitätsprofessor  Dr.  Oswald  Redlich  und  k.  u.  k.  Staatsarchivar 
Dr.  Josef  Lampel;  Hofrat  Dr.  Karl  Brunner  von  Wattenwyl  und  k.  k.  Uni- 
versitätsprofessor Dr.  A.W.  Neumann  als  Vertreter  des  Wissenschaftlichen  Klub; 
k.  k.  Hofrat  Dr.  J.  M.  Eder,  Vorstand  der  Photographischen  Gesellschaft  in  deren 
Vertretung;  k.  k.  Baurat  Koch  als  Protektor  des  Österreichischen  Ingenieur-  und 
Architekten  -  Vereines ;  k.  u.  k.  Oberstleutnant  Otto  Voetter  als  Vertreter  der  Numis- 
matischen Gesellschaft  in  Wien;  der  Präsident  des  Dombau -Vereines  Dr.  Lederer; 
als  Vertreter  der  k.  k.  heraldischen  Gesellschaft  „Adler"  die  Vorstandsmitglieder: 
Dr.  Johann  B.  Witting  und  Alois  Urschitz  von  Usszich;  als  Vertreter  des  Klubs 
der  Münz-  und  Medaillenfreunde  dessen  Präsident  k.  k.  Regierungsrat  H  ö  f  k  e  n  Ritter 
von  Hattingsheim  mit  dem  Vorstandsmitgliede  kais.  Rat  Adam. 

Ganz  besonders  wurde  der  Altertums -Verein  durch  folgendes  Telegramm, 
das  von  Seiner  Kaiserl.  und  Königl.  Hoheit  Erzherzog  Ferdinand,  dem  Protektor 
des  Vereines,  am  25.  März  an  den  Präsidenten  gesendet  wurde,  ausgezeichnet: 


M     6     A 


Bedaure,    durch   meine   Abwesenheit   von  Wien   verhindert  gewesen   zu 

sein,   an  der  schönen  Jubelfeier  des  Altertums -Vereines  teilzunehmen«    Nehmen 

Sie  meine  besten  Beglückwünschungen  entgegen  und  ersuche  ich,  dieselben  dem 

Vereine  mitzuteilen. 

Erzherzog  Ferdinand. 

Mit  den  herzlichsten  Glückwünschen  hatten  ihr  Nichterscheinen,  das  teils 
durch  Abwesenheit  von  Wien,  teils  durch  Dienstesrücksichten  verursacht  war,  schriftlich 
entschuldigt:  Se.  Exzellenz  der  Unterrichtsminister  Dr.  Wilhelm  Ritter  von  Hartel, 
der  Landmarschall  von  Niederösterreich  Propst  Frigdian  Schmolk,  der  Vize  -  Bürger- 
meister der  Stadt  Wien  Strobach,  die  Abte  vonGöttweig,  Seitenstetten  und 
Zwettl,  die  inful.  Pröpste  Dr.  Anton  Kerschbaumer  in  Krems  und  Dr.  Karl 
Schnabl  in  Wiener -Neustadt. 

Der  Verlauf  dieser  erhebenden  und  den  Altertums-Verein  so  überaus  ehrenden 
Festversammlung  könnte  wohl  nicht  wahrheitsgetreuer  geschildert  werden,  als  wenn 
hier  das  stenographische  Protokoll  derselben  wortgetreu  zum  Abdruck  gebracht  wird. 


Stenographisches  Protokoll. 

Vorsitzender:  Hochansehnliche  Versammlung! 

Indem  ich  die  Sitzung  eröffne,  erfüllt  es  mich  mit  großer  Freude, 
eine  so  illustre  Gesellschaft  begrüßen  zu  können.  Es  gereicht  uns 
auch  zur  besonderen  Freude,  das  heutige  Fest  in  jenem  Saale  begehen 
zu  können,  in  welchem  vor  fünfzig  Jahren  die  konstituierende  Ver- 
sammlung des  Altertums-Vereines  stattgefunden  hat. 

Wir  verdanken  dies  dem  gütigen  Entgegenkommen  seitens 
des  Herrn  Landmarschalls  und  hochwürdigen  Herrn  Pröpsten  von 
Herzogenburg,  Frigdian  Schmolk,  sowie  des  hohen  Landesaus- 
schusses von  Niederösterreich. 

Ich  erlaube  mir  zunächst  eine  Skizze  über  die  Geschichte  des 
Vereines  vorzutragen.  ^ 

„Die  Erinnerungen,  die  wir  heute  festlich  begehen,  führen  uns  nahe  heran  an 
den  Wellenschlag  jener  Umwälzung,  welche  um  die  Mitte  des  XIX.  Jahrhunderts  in 
Österreich  wie  in  andern  Ländern  das  gesamte  öffentliche  Leben  ergriffen  hat.  Sie 
brachte  von  neuem  und  nachdrücklich  das  Unzulängliche  der  bisherigen  Zustände 
auch  auf  dem  Gebiete  der  Denkmalkunde  und  Denkmalpflege  zum  Bewußtsein. 

Schon  lange  hatten  die  Eingeweihten  der  gebildeten  Kreise,  voran  Forscher, 
Liebhaber  und   Sammler  von  Altertümern,  mit  Unmut  die  grellen  Gegensätze  wahr- 


4<      6      >f 


genommen,  die  sie  umgaben.  Auf  der  einen  Seite  der  Reichtum  der  Monarchie  an 
Kunstschöpfungen  vergangener  Zeiten,  an  Objekten  ersten  Ranges,  an  Wahrzeichen 
bedeutsamer  historischer  Erinnerungen,  auf  der  anderen  Seite  der  Kaltsinn  gegen 
.sie  in  den  weiteren  Schichten  der  Bevölkerung,  die  Gleichgiltigkeit  gegen  ihre  Ver- 
wahrlosung und  gegen  die  Verschleppungen  in  die  Fremde,  auf  der  einen  Seite  die 
geistige  Macht  des  Stiles,  der  Harmonie  von  Zweck,  Form  und  Ornament  in  den 
Hervorbringungen  älterer  Zeit,  vom  Dome  bis  herab  zum  gewöhnlichen  Hausrat,  auf 
der  anderen  Seite  der  Verfall  des  damaligen  Kunsthandwerkes,  das  ältere  Vorbilder 
mißachtete,  weil  es  sie  nicht  verstand  —  auf  der  einen  Seite  die  seit  Generationen 
bestehenden,  der  Erhaltung  der  Altertümer  und  der  Pflege  geschichtlicher  Erinnerungen 
gewidmeten  Vereine  in  fast  allen  Ländern  der  Monarchie,  auf  der  anderen  Seite  das 
Fehlen  einer  solchen  Institution  in  Niederösterreich  und  vor  allem  im  Mittelpunkte,  in  Wien. 

Dies  waren  die  lebhaft  empfundenen  Mängel,  ihre  Beseitigung  der  Zielpunkt, 
'  nach  welchem  jetzt,  in  der  Zeit  freierer  Bewegung,  die  ersten  Begründer  unseres  Ver- 
eines: Leopold  Ernst,  Gustav  Hei  der,  Eduard  Melly,  Adolf  Schmi  dl  »und  Ferdi- 
nand von  Wol fahrt  strebten.  Sie  unternahmen  es  Ende  1851,  für  die  Gründung 
eines  Altertums-Vereines  in  Wien  Stimmung  zu  machen.  Dies  geschah  mit  so 
großem  Erfolge,  daß  schon  bald  darauf  die  Gründung  beschlossen  und  der  Entwurf 
der  Statuten,  den  Theodor  von  Karajan,  Karl  Freiherr  von  Ransonnet  und  Adolf 
Schmidl  verfaßten,  durchberaten  werden  konnte.  Als  Mittel,  die  gedachten  Vereins- 
zwecke  zu  erreichen,  wurden  Abendversammlungen  mit  Vorträgen  und  Ausstellungen, 
ferner  Publikationen  und  nach  Maß  der  verfügbaren  Geldmittel  auch  praktische  Vor- 
kehrungen zur  Erhaltung  von  Denkmälern  vorgesehen.  Die  Beschränkung  auf  Wien 
und  Niederösterreich  ist  statutarisch  nicht  ausgesprochen,  wurde  aber  vorläufig  als 
eine  dringende  Aufgabe  zunächst  ins  Auge  gefaßt.  Das  Schwergewicht  der  Verwaltung 
ist  schon  damals  und  noch  heute  in  den  Ausschuß  gelegt,  der  anfänglich  aus  zwölf, 
seit  1887  aus  fünfzehn  Mitgliedern  besteht. 

Nach  der  Allerhöchsten  Genehmigung  der  Statuten  vom  3.  Februar  1853  fand 
am  23.  März  desselben  Jahres,  also  vor  fünfzig  Jahren,  die  erste  konstituierende 
Generalversammlung  im  großen  Saale  des  niederösterreichischen  Landhauses  statt. 

Als  etwas  neues,  die  gebildeten  Stände  anziehendes  fand  der  junge  Verein 
lebhaften  Beifall  und  Zuspruch  in  den  Kreisen  des  Klerus,  des  Adels,  der  hohen 
Beamtenwelt  und  der  Vertreter  der  Wissenschaft,  machte  aber  anfänglich,  wie  es  in 
der  Natur  der  Sache  liegt,  manche  Schwankungen  durch.  Eine  finanzielle  Bedrängnis 
im  Jahre  1856  wurde  bald  behoben;  ernster  war  ein  im  Jahre  1863  aufgetauchter 
Zwiespalt  der  Ansichten  über  die  Publikationen,  welche  eine  Minorität  aufzugeben 
riet,  während  die  Majorität  sie  beibehalten  wissen  wollte.  Die  Erstere  ließ  zwar  ihren 
Antrag  fallen,  es  blieb  aber  eine  Verstimmung  zurück,  welche  durch  einige  Jahre 
sogar  die  Existenz  des  Vereines  bedrohte. 


■♦:    7.    )¥• 


Nachhaltiger  wirkten  äußere  Verhältnisse  auf  die  definitive  Organisation  des 
Vereines  ein,  Verhältnisse,  von  denen  man  befürchten  mußte,  daß  sie  ihn  unmöglich 
machen  werden,  während  sie,  wie  sich  in  der  Folge  zeigte,  gerade  umgekehrt  zu 
seiner  Konsolidierung  beigetragen  haben. 

Eben  weil  er  der  erste  historische  Verein  in  Wien  war,  umfaßte  sein  ursprüng- 
liches Programm  alle  Zweige  der  Altertumskunde,  soweit  sie  zunächst  für  Wien  und 
Niederösterreich  in  Betracht  kamen,  nur  mit  der  einen  Beschränkung,  daß  nach  dem 
Zuge  jener  Zeit,  die  noch  unter  dem  Einflüsse  der  Nachwirkungen  der  Romantik 
stand,   das  Mittelalter  im  Verhältnis  zu  anderen  Epochen  breiter  als  diese  hervortrat. 

Nun  ist  es  ein  charakteristisches  Merkmal  der  zweiten  Hälfte  des  XIX.  Jahr- 
hunderts, daß  es  zwar  die  auf  einzelnen  Gebieten  tätigen  Kräfte  vereinigte,  diese 
Gebiete  aber  stets  mehr  teilte,  spezialisierte.  Dadurch  wurden  Neugründungen  von 
staatlichen  Instituten  und  privaten  Vereinen  hervorgerufen,  die  für  unseren  Verein  eine 
schärfere  Begrenzung  des  Arbeitsfeldes  zur  Folge  hatten. 

Die  älteste  dieser  Gründungen  ist  die  von  Seiner  Majestät  schon  Ende  1850 
prinzipiell  genehmigte  Errichtung  der  k.  k.  Zentral-Kommission  für  Erfor- 
schung und  Erhaltung  der  Baudenkmale,  welche  aber  erst  einige  Jahre 
später  ihre  Tätigkeit  eröffnete  und  nach  dem  neuen  Statut  vom  Jahre  1874  auf  die 
Kunst-  und  historischen  Denkmäler  im  allgemeinen  ausdehnte.  Mit  dem  wärmsten, 
wiederholt  öffentlich  ausgesprochenen  Danke  heben  wir  hervor,  daß  sie  die  korrelaten 
Bestrebungen  des  Altertums  -  Vereines  stets  nach  Kräften  gefördert  hat.  Ein  Punkt 
unseres  Programmes,  die  praktischen  Maßnahmen  zur  Erhaltung  von  Denkmälern, 
ging  nun  im  weitesten  Umfange  auf  sie  über,  so  daß  unser  Verein  nur  in  eirtzelnen 
Fällen  einzugreifen  in  die  Lage  kam. 

Im  Jahre  1868  widmete  er  einen  Beitrag  zur  Sicherung  des  sog.  Heiden- 
tores  in  Petronell,  um  diesen  einzigen  noch  vorhandenen  Hochbau  aus  römischer 
Zeit  in  den  österreichischen  Ländern  diesseits  der  Alpen  vor  dem  nahe  bevorstehenden 
Einstürze  zu  bewahren;  es  ist  bekannt,  daß  das  um  Carnuntum  sehr  verdiente 
Vereinsmitglied  Anton  Widter  den  Rest  der  Kosten  auf  sich  nahm.  Ein  anderer 
Beitrag  wurde  1872  zur  Buntverglasung  des  großen  Seitenfensters  der  St.  Othmar- 
kirche  in  Mödling  gespendet,  wofür  man  ein  dem  Vereinssiegel  entsprechendes 
Wappen  in  der  Verglasung  anbrachte.  Dagegen  hatte  der  in  demselben  Jahre  gemachte 
Versuch,  das  Denkmal  des  FM.  Gideon  La.udon  im  Parke  von  Hadersdorf  vor 
dem  Verfalle  zu  retten,  keinen  Erfolg.  —  Aus  Anlaß  der  Feier  seines  fünfundzwanzig- 
jährigen Bestehens  ließ  der  Verein  mit  Zustimmung  des  altgräflich  Salm  -  Reifferscheid'- 
schen  Hauses  den  mit  Reliefs  gezierten  Sarkophag  des  Verteidigers  der  Stadt  Wien 
im  Jahre  1529,  Niklas  von  Salm,  der  ursprünglich  in  St.  Dorothea  in  Wien  auf- 
gestellt und  nach  Aufhebung  des  Klosters  nach  Schloß  Raitz  in  Mähren  gebracht 
worden  war,  nach  Wien  zurückführen,  wo  er  in  der  Votivkirche  einen  würdigen  Platz 


4<     8     A 


fand.  Die  feierliche  Übergabe  an  das  Baukomitee  dieser  Kirche  fand  am  18.  April  1879 
statt.  Da  die  Steinmetzarbeiten  von  der  Firma  Wasserburger  kostenfrei  besorgt  wurden, 
beliefen  sich  die  Auslagen  des  Vereines  nur  auf  873  Gulden,  welche  zum  größten  Teile 
aus  dem  Erlös  einer  von  dem  Mitgliede  Johann  N  e  w  a  1  d  verfaßten  Broschüre  über 
das  Denkmal  beglichen  wurden.  Weiterhin  ließ  der  Verein  im  Jahre  1881  den  Grab- 
stein des  Dichters  Konrad  C  e  1 1  e  s  bei  St.  Stephan  wieder  in  Stand  setzen,  verwendete 
sich  im  Jahre  1887  in  einer  Denkschrift  für  die  Wiederherstellung  der  abgetragenen 
Türme  der  Liebfrauenkirche  in  Wi  e  n  e  r- N  eus  tad  t  in  ihrer  alten  Form 
und  regte  im  Jahre  1900  über  Antrag  seines  Mitgliedes  Dr.  Leopold  Senfelder 
die  Wiederherstellung  der  Gräber  des  Herzogs  Heinrich  Jasomirgott  von 
Babenberg  und  des  Verteidigers  von  Wien  in  der  zweiten  Türkenbelagerung,  Grafen 
Ernst  Rüdiger  vonStarhemberg,  in  den  Grüften  der  Kirche  zu  Unserer  Lieben 
Frau  bei  den  Schotten  an.  Vertreter  des  Vereines  konnten  als  geladene  Gäste  schon 
am  4.  Juni  des  nächsten  Jahres,  an  welchem  vor  200  Jahren  Graf  Starhemberg 
gestorben  war,  an  einer  imposanten  kirchlichen  Feier  und  an  der  ihr  folgenden  Ein- 
segnung der  wiederhergestellten  Grabstätten  teilnehmen. 

Auch  in  einem  anderen  Punkte  mußte  der  Verein  seine  Tätigkeit  einschränken, 
bezüglich  der  Ausstellungen.  Seine  erste  größere  Unternehmung  war  die  im 
Jahre  1860  veranstaltete  Ausstellung  von  500  auserlesenen  Objekten  der  Kunst  und 
des  Kunsthandwerkes  des  Mittelalters  und  der  Frührenaissance,  die  zu  diesem  Zwecke 
aus  Kirchen,  Abteien,  aus  Palästen  des  hohen  Adels  und  aus  Privatsammlungen  in 
Österreich  entliehen  waren. 

*  Angeregt  wurde  die  Ausstellung  von  den  Mitgliedern  Rudolf  von  Eitelberge r, 
Gustav  Hei  der  und  August  Essenwein,  glänzend  durchgeführt  von  einem  Komitee, 
welchem  Ernst  Birk,  Albert  Camesina,  Heinrich  Ferst el,  Karl  Lind,  Frh.  von 
Sacken  und  Karl  Weiß,  der  den  Katalog  verfaßte,  angehörten,  finanziell  garantiert 
von  Anselm  Fhm.  von  Rothschild  und  festgehalten  in  150  großen  vorzüglichen 
Photographien  von  den  Mitgliedern  Lehmann  und  Widter.  Die  Eintrittsgelder  und 
der  Absatz  des  Kataloges  deckten  die  Ausgaben.  Der  Erfolg  war  ein  durchschlagender. 
Die  Ausstellung  bleibt  vorzüglich  darum  denkwürdig,  weil  sie  als  die  erste  Anregung 
und  als  die  ausschlaggebende  Probeleistung  für  die  Durchführbarkeit  des  Planes 
betrachtet  werden  darf,  durch  ähnliche  fortdauernde  aber  wechselnde  Ausstellungen 
alter  Vorbilder  aus  Privatbesitz  auf  die  Hebung  der  heimischen  Kunstindustrie  Einfluß 
zu  nehmen.  Die  Eindrücke,  welche  v.  Eitelberger  aus  der  Durchführung  dieser 
Ausstellung  gewann,  wurden  im  folgenden  Jahre  bei  einem  Besuche  der  Londoner 
Weltausstellung  verstärkt  und  bewogen  ihn,  das  Thema  seiner  lehrreichen  Vorträge  im 
Altertums-Vereine  zu  ändern.  Hatten  diese  früher  die  große  Kunst,  namentlich  die 
Malerei,  zum  Gegenstande,  so  besprach  er  nun,  im  Jahre  1862,  in  einem  neuen 
Zyklus  von  Vorträgen  die  Kunst  und  das  Kunsthandwerk  in  England,   die  Wechsel- 


4<     9      >^- 


beziehung  beider  und  die  Notwendigkeit,  das  heimische  Kunsthandwerk  durch  an- 
dauernde Vorführung  von  Musterarbeiten  zu  einem  neuen  Aufschwung  zu  führen. 

Schon  im  Jahre  1863  wurde  die  Begründung  des  k.  k.  österreichischen 
Museums  für  Kunst  und  Industrie  zur  Tat.  Die  Ausstellungen  gingen  nun, 
bereichert  um  Vorbilder  aller  Stilarten,  im  Jahre  1864  in  das  Ballhaus,  im  Jahre  1871 
in  das  neue  Gebäude  am  Stubenring  über,  um  fortan  eine  immer  erfolgreichere 
Wirkung  auszuüben. 

Der  Altertums  -  Verein  hat  seiner  ersten  Ausstellung  noch  eine  zweite  im 
Jahre  1862  folgen  lassen,  welche  Photographien  •und  Pläne  umfaßte.  Nach  der  Begrün- 
dung des  Museums  aber  gab  er,  wie  es  selbstverständlich  ist,  größere  Unternehmungen 
dieser  Art  auf  und  beschränkte  sich  auf  kleinere  Ausstellungen,  die  mit  dem  Thema 
der  jeweiligen  Vorträge  zusammenhingen,  wie  sie  schon  in  den  ersten  Jahren  seines 
Bestehens  veranstaltet  worden  waren. 

Neben  diesen  beiden  großen  staatlichen  Instituten  entstanden  in  rascher  Folge 
mehrere  private  Vereine  und  Gesellschaften,  so  1864  der  Verein  für  Landeskunde 
von  Niederösterreich  mit  einem  vorwiegend  historischen,  kulturgeschichtlichen, 
sprachlichen  und  statistischen  Forschungsgebiete,  1869  die  numismatische,  1870 
die  anthropologische  und  die  k.  k.  heraldische  Gesellschaft  „Adler",  um 
nicht  von  jenen  Vereinigungen  zu  sprechen,  welche  in  den  Seminaren  und  Instituten 
der  Universität  eine  streng  wissenschaftliche  Pflege  der  Fachdisziplinen  entwickelten. 

Gegenüber  den  genannten  Vereinen  und  Gesellschaften  beobachtete  unser 
Verein  eine  durch  mannigfache  persönliche  Berührung  unterstützte  kollegiale  Haltung. 
Sie  kam  zum  Ausdrucke  anfanglich  in  gemeinsamen  Huldigungsadressen  der  histori- 
schen Vereine  von  Wien  aus  Anlaß  der  Feier  der  silbernen  Hochzeit  des  a.  h.  Kaiser- 
paares im  Jahre  1879  und  der  Vermählung  des  durchlauchtigsten  Kronprinzenpaares 
im  Jahre  1881,  später  in  gemeinsamen  Publikationen,  in  den  Festschriften  zur 
Habsburgfeier  des  Jahres  1882  und  zum  Regierungsjubiläum  Sr.  Majestät  im  Jahre  1898, 
in  gewissem  Sinne  endlich  auch  durch  Mitarbeit  von  Mitgliedern  der  anderen  histori- 
schen Vereine  an  unserer  großen  Geschichte  von  Wien.  Die  Erfahrung  hat  eben 
gezeigt,  daß  das  Gebiet  der  Forschung  zu  groß  und  weit  ist,  um  die  Bewegung 
mehrerer  Vereine  nebeneinander  zu  hemmen,  vorausgesetzt,  daß  jede  absichtliche  Kon- 
kurrenz ausgeschlossen  bleibt. 

Die  Rückwirkung  aller  dieser  Neugründungen  zeigt  sich  äußerlich  in  der 
Zahl  der  Mitglieder  unseres  Vereines,  die  im  Jahre  1860,  also  vor  ihrem  Entstehen, 
den  höchsten  Stand  von  460  erreichte  und  in  den  nächstfolgenden  Jahren  mit  kaum 
merklicher  Abnahme  behauptete.  Nach  dem  Entstehen  der  neuen  Gründungen  und, 
als  im  Laufe  der  Zeit  die  Mitglieder,  welche  den  alten  Block  gebildet  hatten.  Eines 
nach  dem  andern,  aus  dem  Leben  schieden,  wurde  die  Ergänzung  stets  schwieriger 
und  sank  die  Zahl  allmählich  auf  320  und  300. 


4<      10     >•• 


Dagegen  nach  Innen  d.  h.  mit  Rücksicht  auf  die  Tätigkeit  des  Vereines  war 
der  Einfluß  der  Neugründungen  von  wohl  tätigen  Folgen  begleitet.  Sie  brachten  ihm 
eine  Fülle  stets  neuer  Anregungen  und  führten  zu  einer  Beschränkung  des  ursprüng- 
lichen Programmes,  das  entsprechend  dem  Bedürfnisse  jener  Zeit  und  wohl  auch  der 
Begeisterung  der  Begründer  zu  weit  ausgedehnt  war. 

Nun  aber  gewahren  wir  eine  immer  deutlicher  hervortretende  tatsächliche 
Lokalisierung  unseres  Vereines  auf  Wien  und  Niederösterreich  und  eine  veränderte 
Tendenz  der  Publikationen,  die  man  vielleicht  als  supplementäre  bezeichnen 
kann,  indem  sie  sich  die  Würdigung  und  Abbildung  noch  unbekannter  in  andern 
Vereinsorganen  nicht  behandelter  Denkmäler  aller  Art,  zum  Teile  ihre  übersichtliche 
Zusammenstellung  zur  Aufgabe  machten. 

Vorzüglich  gilt  dies  von  dem  eigentlichen  Vereinsorgane,  den  „Berichten 
und  Mitteilungen",  seit  1 856  achtunddreißig  Quartbände  mit  über  vierhundert 
größeren  und  kleineren  Abhandlungen  und  vorzüglichen  Illustrationen,  herausgegeben 
unter  Redaktion  von  Josef  Feil,  dann  viele  Jahre  hindurch  von  Karl  Lind,  derzeit 
von  Anton  Mayer.  Ein  Verzeichnis  der  Beiträge,  verfaßt  von  Dr.  Franz  Oster- 
meyer  und  geordnet  nach  den  Namen  der  Autoren,  wird  der  Festschrift  zum  heutigen 
Tage  im  38.  Bande  der  „Berichte  und  Mitteilungen"  beigegeben  werden.  Diese  Beiträge 
behandeln  die  römische  Vorzeit,  hauptsächlich  aber  die  folgenden  Kulturepochen  und 
zwar  jetzt  in  einer  zeitlichen  Ausdehnung  bis  in  das  XIX.  Jahrhundert  herein  und 
enthalten  für  Wien  und  die  Städte  Baden,  Ebenfurt,  Eggenburg,  Ips,  Klosterneuburg, 
Mödling,  Wiener -Neustadt,  Zwettl,  sowie  für  viele  kleinere  Orte  eine  Fülle  von 
Studien  über  Kirchen,  Abteien,  Burgen  und  Paläste,  über  Skulpturen  und  über  Werke 
der  kirchlichen  und  profanen  Kleinkunst,  zumal  aus  dem  Gebiete  der  Taphographie 
und  Sphragistik;  nebenher  gehen  Sammlungen  von  Inschriften  aus  den  Vierteln  ober 
dem  Wiener  Wald,  ober  und  unter  dem  Manhartsberg  und  einzelner  Klöster.  Später- 
hin tritt  dazu  die  Erschließung  archivalischer  Quellen,  ein  Urbar  des  XIV.  Jahr- 
hunderts, Inventare  des  Kunstbesitzes  großer  Stifte  und  des  Adels,  Forschungen  zur 
Künstlergeschichte  und  zur  Topographie,  wie  Häuserverzeichnisse  und  Pläne  von 
Wien  aus  dem  XV.  bis  XVII.  Jahrhunderte,  historische  und  kulturgeschichtliche 
Abhandlungen  über  die  erste  und  zweite  Türkenbelagerung,  über  die  Wiener  Stadt- 
guardia  u.  m.  a. 

Auch  das  seit  1884  bestehende  Monatsblatt,  redigiert  von  Johann  Newald, 
Wendelin  B  ö  h  e  i  m,  Albert  1 1  g,  Wilhelm  N  e  u  m  a  n  n,  Camillo  List  und  Albert 
Starzer,  enthält  neben  Protokollen,  Nekrologen  und  kleineren  Notizen  über  hundert 
größere  Artikel,  '.welche  Denkmäler  der  verschiedensten  Art,  antiquarische  und  litera- 
rische Funde,  Restaurierungen  u.  dgl.  zum  Gegenstande  haben. 

Der  Verein  legte  diese  und  einige  selbständige  Publikationen  zweimal  bei 
öffentlichen  Ausstellungen  aus;  im  Jahre  1873,  bei  der  Weltausstellung  in  Wien,  wurde 


M     11      )¥ 


ihm  die  Verdienstmedaille,   im  Jahre  1893  bei   der  internationalen   graphischen 
Ausstellung  das  Ehrendiplom  zuerkannt. 

In  gleicher  Weise  ausgedehnt  und  mannigfaltig  waren  die  Vorträge  in  den 
Vereinsversammlungen,  bisher  der  Zahl  nach  an  300,  sowie  die  im  Jahre  1869  ein- 
geführten Exkursionen  nach  den  durch  Altertümer  und  Kunstwerke  hervorragenden 
Landstädten  und  Orten  von  Niederösterreich  und  die  lehrreichen  Besuche  in  Wien  und 
Umgebung,  die  sich  stets  eines  lebhaften  Zuspruches  erfreuten ;  ihre  Zahl  beläuft  sich 
nahezu  auf  hundert. 

Die  selbständigen  Publikationen  betrafen  in  den  ersten  Jahren  lediglich 
die  im  Vereine  gehaltenen  Vorträge,  die  als  einzelne  Broschüren  erschienen  sind. 
•Späterhin  wurde  eine  Durchforschung  von  Niederösterreich  zur  Begrün- 
dung einer  „archäologischen  Landesstatistik",  wie  man  es  damals  nannte,  geplant  und 
der  Landesausschuß  um  eine  Subvention  von  je  800  Gulden  für  die  Jahre  1863  und  1864 
gebeten.  Da  dieser  Schritt  keinen  Erfolg  hatte,  übernahm  es  Freiherr  von  S  a  c  k  e  n  ein 
beschreibendes  Verzeichnis  auszuarbeiten,  das  der  Verein  in  den  Jahren  1863  und  1877, 
im  letzteren  Jahre  mit  einer  Subvention  der  k.  k.  Statthalterei  in  Niederösterreich,  unter 
dem  Titel:  „Archäologischer  Wegweiser  durch  Niederösterreich"  in 
den  Buchhandel  brachte.  In  Folge  des  Todes  des  Verfassers  blieb  das  Werk  auf  die 
beiden  diesseitigen  Landesviertel  beschränkt;  es  wurde  im  Jahre  1886  von  Matthäus 
Much  durch  einen  Nachtrag  über  die  prähistorischen  Denkmäler,  die  inzwischen 
bekannt  geworden  waren,  ergänzt. 

Von  dieser  Zeit  an  beschränkten  sich  die  selbständigen  Publikationen  des 
Vereines  auf  Wien  selbst.  Man  ging  zunächst  daran,  neues  Materiale  für  topo- 
graphische Studien  herbeizuschaffen,  in  welcher  Richtung  sich  Albert  Came- 
sina  von  S.  Vittore  große  Verdienste  erworben  hat.  Eine  beträchtliche  Vorarbeit 
war  vom  Vereine  schon  1858  herausgegeben  worden,  der  Grundplan  der  Inneren  Stadt 
von  Wolmuet  aus  dem  Jahre  1547  in  neun  Folioblättern  in  Farbendruck.  Es  folgte 
Schmidt's  Plan  der  Befestigung  von  Wien  im  Jahre  1683  in  vier  Folioblättern,  dann 
Guidemunds  Ansicht  von  Wien  in  Vogelperspektive  während  der  ersten  Türken- 
belagerung 1529,  in  zwei  Folioblättern,  endlich  der  Steinhauser*sche  Plan  der 
Inneren  Stadt  vom  Jahre  1710  in  neun  Folioblättem  in  Lichtdruck.  Diese  Publikationen 
bilden  in  Verbindung  mit  anderen  alten  Stadtplänen,  die  im  Vereinsorgane  selbst 
herausgegeben  wurden,  ein  reiches  Hilfsmittel  der  topographischen  Forschung. 

Mit  dem  Fortschritte  der  Bautätigkeit  in  Wien  verschwanden  viele  alte  Häuser, 
an  die  sich  historische  und  lokale  Erinnerungen  knüpften.  Das  „Illustrierte  Extrablatt" 
pflegte  gewandt  nach  der  Natur  gezeichnete  Ansichten  solcher  zum  Abbruch  bestimmter 
Bauten  zu  bringen,  treffliche  Zeichnungen,  welche  aber  nach  dem  gewöhnlichen  Schick- 
sale der  Tagesblätter  nur  ein  kurzes  Dasein  genossen  und  rasch  aus  dem  Gesichts- 
kreis und  der  Erinnerung  der  Leser  verschwanden.  Albert  Ilg  stellte  daher  im  Jahre  1887 


■¥.      12      >| 


den  Antrag  an  den  Ausschuß,  diese  Ansichten  mit  Einwilligung  der  Redaktion  zu 
sammeln  und,  mit  Erläuterungen  versehen,  in  sorgfaltiger  Ausstattung  zu  dem  mög- 
lichst niedrigen  Preise,  welcher  die  Verbreitung  im  Volke  selbst  befordern  *  sollte, 
neu  herauszugeben.  So  entstand  ein  Album  unter  dem  Titel:  „Alt- Wien  in  Bild 
und  Wort",  das  in  Lieferungen  erschien  und  eigentümlichei-weise  in  Deutschland, 
namentlich  in  Berlin,  vollen  Anklang  fand,  während  der  Absatz  in  Wien  ein  so 
geringer  war,  daß  das  Unternehmen  mit  der  zehnten  Lieferung  und  der  hundertsten 
Tafel  aufgegeben  werden  mußte. 

Einen  neuen  Aufschwung  nahm  die  Baulust  in  Wien,  als  die  Einbeziehung 
der  Vororte  in  das  Gebiet  der  Stadt,  die  Erstreckung  der  steuerfreien  Zeit  für  Neu- 
bauten von  zehn  auf  achtzehn  Jahre,  ein  neuer  Regulierungsplan  für  die  Verkehrswege, 
die  teilweise  Umlegung  des  Wienflusses  und  seine  Einwölbung,  die  Errichtung  der 
Stadtbahn,  die  Auflassung  von  Kasernen  beschlossen  wurden.  Damit  stand  eine  weit 
tiefer  greifende  Umgestaltung  der  Stadt  in  Aussicht,  als  jene  war,  die  der  ersten  Stadt- 
erweiterung vom  Jahre  1858  gefolgt  ist. 

Der  Altertums  -  Verein  empfand  lebhaft  die  Notwendigkeit,  die  dahinschwin- 
denden  Erinnerungen  der  alten  Kaiserstadt,  die  ja  seit  bald  40  Jahren  das  vornehmste 
Objekt  seiner  Tätigkeit  war,  festzuhalten.  Die  Art,  wie  dies  geschehen  sollte,  ergab 
sich  von  selbst,  sobald  in  Erwägung  gezogen  wurde,  daß  das  topographische  Bild 
einer  Stadt  immer  ein  Spiegelbild  der  jeweilig  herrschenden  kulturellen  Zustände  ist, 
wie  sie  sich  unter  dem  Einflüsse  historischer  Ereignisse  herausbilden ;  die  Entwicklung 
des  kirchlichen  Lebens,  der  Rechtsverhältnisse  der  Kommune,  das  Niveau  geistiger 
und  materieller  Bestrebungen,  das  gesellschaftliche  und  das  Volksleben  sind. von  aus- 
schlaggebender Bedeutung  auch  für  die  räumliche  Ausbildung  einer  Stadt.  Dies  gilt 
nicht  bloß  von  einer  einzelnen  Epoche  für  sich,  sondern  auch  von  allen  älteren; 
sowie  das  heutige,  in  rascherer  Umgestaltung  begiiffene  Wien  doch  immer  Wien 
bleibt,  so  ist  auch  das  alte  und  ältere  Wien  immer  Wien  gewesen.  Dieser  innere, 
durch  alle  Zeiten  durchgehende  Zusammenhang  bringt  es  mit  sich,  daß  man  das  neue 
Wien  nicht  versteht,  wenn  man  das  ältere  nicht  kennen  gelernt  hat. 

Für  die  Art,  die  Erinnerungen  festzuhalten,  schien  daher  am  besten  geeignet 
eine  Geschichte  von  Wien,  die  sich  weiter  und  tiefer  in  alle  die  vorangeführten 
Bereiche  versenkt,  als  es  bisher  von  Seite  einzelner  Autoren  geschehen  konnte. 

Und  noch  Eines!  Die  Neugestaltung  der  Stadt  vollzog  sich  unter  der  glor- 
reichen Regierung  Sr.  Majestät,  sie  ist  ein  Werk  des  Kaisers  Franz  Josef  L  Das 
fünfzigjährige  Jubiläum  der  Regierung  Sr.  Majestät  stand  in  Aussicht.  Was  lag  dem 
Altertums  -  Vereine  näher,  als  die  neue  Geschichte  Wiens  seinem  allergnädigsten 
Förderer  und  Gönner  als  eine  Jubiläumsgabe  zu  Füßen  zu  legen,  die  nach  Inhalt 
und  äußerer  Ausstattung  dem  Sinne  der  Huldigung  und  dem  Gegenstande,  den  sie 
betrifft,  in  würdiger  Weise  entsprach. 


«<     13    A 


Am  10.  Jänner  1892  brachte  Albert  Ilg  Im  Namen  von  fünfzig  der  angesehensten 
Mitglieder  einen  darauf  zielenden  Antrag  ein,  der  in  der  Generalversammlung  des- 
selben Jahres  die  prinzipielle  Genehmigung  von  Seite  des  Vereines  selbst  fand  und 
zwar  auf  Grundlage  eines  Programmes,  das  der  Ausschuß  für  den  Inhalt  des  Werkes, 
seine  Gliederung  und  die  Beschaffung  der  Geldmittel  durch  Zeichnung  von  Beiträgen 
entworfen  hatte. 

Der  erfreuliche  Fortschritt  dieser  Zeichnungen,  von  welchem  wir  die  groß- 
mütige Spende  Sr.  Majestät  im  Betrage  von  5000  fl.  her\'orheben,  gab  Zeugnis  von 
der  Teilnahme,  welche  dem  Unternehmen  entgegengebracht  wurde,  und  veranlaßte  im 
Jahre  1894  den  Ausschuß,  das  sogenannte  große,  zumeist  aus  Subventionären  gebildete 
Komitee  zur  Feststellung  des  Termines  für  den  Beginn  der  Publikation  einzuberufen ; 
es  sollte  die  Entscheidung  zwischen  den  im  Ausschuß  hervorgetretenen  Ansichten 
treffen.  Die  eine  Ansicht  empfahl,  an  die  Publikation  erst  dann  zu  gehen,  wenn  zwei 
Drittel  der  vorveranschlagten  Summe  von  120.000  fl.,  also  80.000  fl.,  gezeichnet  wären, 
während  die  andere  Ansicht,  um  die  Sache  nicht  allzulange  hinauszuschieben,  vor- 
schlug, mit  der  Durchführung  zu  beginnen,  sobald  die  Subventionen  <iie  Höhe  von 
30.000  fl.  erreicht  haben  werden.  Das  große  Komitee  entschied  sich  nahezu  «instimmig 
für  letzteren  Termin,  der  dann  auch  von  der  Generalversammlung  des  Jahres  1894 
festgestellt  wurde. 

Im  Sinne  dieses  Beschlusses  konnte  im  folgenden  Jahre  1895  mit  der  Durch- 
führung des  Werkes  begonnen  und  der  I.  Band  am  10.  Jänner  1898  Sr.  Majestät  von 
dem  Präsidenten  weiland  S.  E.  Grafen  Otto  von  Abensperg  und  Traun  überreicht 
werden.  Die  erste  Hälfte  des  11.  Bandes  wurde  im  Jahre  1901  ausgegeben,  die  zweite 
Hälfte  wird  in  nächster  Zeit  folgen  und  befindet  sich  ein  beträchtlicher  Teil  des 
III.  Bandes  unter  der  Presse.  Die  Redaktion  des  I.  Bandes  und  der  ersten  Hälfte  des 
II.  Bandes  besorgte  Heinrich  Zimmermann;  nach  seinem  aus  Rücksicht  auf  seine 
Gesundheit  erfolgten  Rücktritte  im  Jahre  1901  übernahm  Albert  Starzer  diese  mühe- 
volle Funktion. 

Das  Werk  besteht  aus  Monographien  über  einzelne  Kulturgebiete,  die  von 
Fachgelehrten  geschrieben  und  nach  der  zeitlichen  Abgrenzung  der  Perioden,  die  sie 
behandeln,  zu  einzelnen  Bänden  vereinigt  werden.  Sie  sind  mit  durchaus  neuen  Illu- 
strationen und  eingehenden  Indices  versehen  uhd  vorzüglich  ausgestattet  In  allen 
diesen  Punkten  ist  dem  Programme  gemäß  vorgegangen  worden,  nur  in  zwei  Rich- 
tungen stellten  sich  schon  bei  Durchführung  des  ersten  Bandes  nicht  vorauszusehende 
Überraschungen  ein,  bezüglich  des  Umfanges  und  der  Termine  für  das  Einlangen  der 
Manuskripte.  Die  Voranschläge  für  die  Bogenzahl  der  einzelnen  Monographien  wurden 
häufig  um  das  doppelte  überschritten.  Die  Redaktionen  selbst  sahen  sich  veranlaßt, 
auf  die  Billigung  der  Überschreitungen  einzuraten,  um  den  wissenschaftlichen  Wert 
der  Arbeiten  nicht  zu  beeinträchtigen.    Es  zeigte  sich  eben,   daß   dasjenige,   was  bei 


M     14     >| 


dieser  ersten  vielseitigen  Durcharbeitung  des  Materiales  geleistet  werden  konnte,  die 
größten  Erwartungen  übertraf.  In  der  Tat  hat  sich  die  Fachliteratur  des  Auslandes 
zunächst  gerade  dieser  umfangreichen  Monographien,  wie  jener  über  die  Rechtsver- 
hältnisse, die  Münz-  und  Verkehrsgeschichte,  die  Geschichte  der  Literatur  und  jene 
des  Handwerkes  bemächtigt  und  in  einer  Weise  beurteilt  und  als  mustergiltig  bezeichnet, 
die  den  Autoren,  aber  auch  dem  Vereine  als  Herausgeber  zur  größten  Ehre  gereicht. 
Über  andere  Beiträge,  in  welchen  das  den  auswärtigen  Fachkreisen  weniger  geläufige 
lokale  Moment  breiter  und  bedeutsamer  hervortritt,  stehen  fachliche  Kritiken  noch 
aus.  Wir  wünschen  sie  sehnlich  herbei,  damit  das  großangelegte  Werk  nach  allen 
Richtungen  hin  zur  verdienten  Geltung  komme. 

Aus  dem  Tiefgange  und  dem  Umfange  der  einzelnen  Monographien  erklärt 
sich  auch  der  scheinbar  langsame  Fortschritt  des  Werkes.  Studien  solcher  Art  bedürfen 
eingehender  Vorarbeiten  auch  von  Seite  des  bewährtesten  Fachmannes,  um  ein  seit 
nahezu  dreißig*  Jahren  zugewachsenes,  überaus  zersplittertes  Materiale  zu  sammeln 
und.  zu  prüfen;  unsere  Mitarbeiter  sind  ja  überdies  alle  mit  Berufspflichten  reichlich 
gesegnet.  So  kam  es,  daß  in  manchen  Fällen  die  Redaktionen  drei,  ja  vier  Jahre  warten 
mußten,  bis  die  Manuskripte  eingingen. 

Dieser  Umstand  vermochte  den  Ausschuß,  in  zwei  Punkten  von  dem  ursprüng- 
lichen Programme  abzugehen,  indem  er  sich  gezwungen  sah,  den  zweiten  Band  in 
zwei  Abteilungen  auszugeben  und  Sonderabdrücke,  die  bisher  nur  den  Autoren 
zugestanden  waren,  in  beschränkter  Zahl  auch  in  den  Buchhandel  zu  bringen. 

Es  hängt  damit  endlich  auch  zusammen,  daß  die  schon  ursprünglich  beab- 
sichtigte Volksausgabe  des  Werkes  noch  nicht  in  Angriff  genommen  werden  konnte. 
Das  Hauptwerk  muß  notwendig  einen  beträchtlichen  Vorsprung  gewonnen  haben,  bevor 
die  populäre  Ausgabe  ins  Werk  gesetzt  werden  kann,  um  die  kurzen  Termine  der 
Lieferungen  der  letzteren  einhalten  zu  können,  ohne  das  Hauptwerk  zu  überholen. 

Eine  andere  große  Aufgabe  trat  im  Jahre  1893  an  den  Verein  heran,  infolge 
der  Stellung,  welche  der  geehrte  Gemeinderat  der  Stadt  Wien  zu  dem  Geschichtswerke 
einnahm.  In  munifizenter  Weise  widmete  er,  zunächst  auf  drei  Jahre,  einen  Betrag 
von  5000  fl.  jährlich,  der  ^auch  in  den  folgenden  Jahren  geleistet  wurde,  mit  der 
Bestimmung,  daß  dieser  Beitrag  nicht  für  das  Geschichtswerk,  sondern  für  die 
Herausgabe  urkundlichen  QMellenmateriales,  weiterhin  für  eine  Biblio- 
graphie von  Wien  und  für  Monographien  einzelner  Kulturgebiete  verwendet  werde. 
Der  Ausschuß  konnte  nun  einerseits  die  vom  Vereine  selbst  beschlossene  Herausgabe 
der  Geschichte,  für  die  sich  auch  die .  öffentiiche  Meinung  ausgesprochen  hatte  und 
für  die  damals  schon  nahe  20.000  fl.  ..gezeichnet  waren,  nicht  fallen  lassen,  anderer- 
seits die  Wichtigkeit  des  Quellenwerkes  nicht  verkennen.  Er  nahm  daher  dankbar  die 
Widmung  des  Gemeinderates  an  und  bestellte  ein  eigenes  Komitee  für  die  Durch- 
führung, welches  schon  Ende  des  Jahres  1893  in  Tätigkeit  trat.    Es  wurde  die  Aus- 


15    >»— 


gäbe  in  drei  Serien  beschlossen,  von  welchen  die  erste  (verschiedene  Archive)  und 
die  dritte  (Grundbücher)  von  Anton  Mayer,  die  zweite  (Archiv  der  Stadt  Wien)  von 
Karl  Uhlirz  redigiert  werden.  Von  dem  Werke  sind  bisher  acht  Groß  -  Quartbände 
ausgegeben,  der  neunte  ist  im  Drucke  nahezu  vollendet. 

In  die  Mühen  und  Sorgen,  welche  im  abgelaufenen  Jahrzehnt  die  Bewältigung 
der  beiden  letztgenannten  größeren  Aufgaben  neben  den  fortlaufenden  Angelegen- 
heiten begleiteten,  fallt  ein  Lichtstrahl,  dessen  wir  mit  inniger  Freude  und  Dankbarkeit 
gedenken.  Se.  k.  und  k.  Hoheit  der  durchlauchtigste  Herr  Erzherzog 
Ferdinand  Karl  geruhte  im  Jahre  1899  das  Protektorat  über  den  Altertums- Verein 
zu  übernehmen,  eine  Auszeichnung,  welche  für  uns  einen  neuen  Antrieb  bildet,  die 
geräuschlose,  wissenschaftliche  mit  patriotischen  Tendenzen  verbindende  Tätigkeit  mit 
vermehrtem  Eifer  fortzusetzen. 

Mit  diesem  verheißungsvollen  Lichtblicke  möge  die  Skizze  der  Vereins- 
geschichte schließen. 

Wir  haben  von  unseren  aus  dem  Leben  geschiedenen  Vorgängern  zwei  bedeut- 
same Güter  übernommen :  die  Eintracht  der  Gesinnung  und  treues  Festhalten  an  den 
Zielen  des  Vereines.  Wir  werden  diese  Erbschaft  bewahren  und  glauben  dadurch  am 
besten  das  Andenken  an  jene  wackeren  ausgezeichneten  Männer  zu  ehren,  durch 
deren  selbstloses  Zusammenwirken  der  Verein  begründet,  befestigt  und  fortgeführt 
wurde.  Insbesondere  gedenken  wir  mit  Wehmut  unseres  treuesten  Mitgliedes  Karl 
Lind,  der  dem  Vereine  seit  seiner  Gründung  angehörte  und  durch  fünfundvierzig  Jahre 
sein  Geschäftsleiter  war.  Leider  blieb  es  ihm  versagt,  den  heutigen  Ehrentag  zu  erleben. 

Wenn  der  Verein  im  Laufe  der  fünfzig  Jahre,  auf  die  er  heute  zurückblickt, 
vielleicht  manches  Ersprießliche  gewirkt  hat,  so  müssen  wir  frei  und  offen  bekennen, 
daß  dies  ohne  jene  materiellen  Unterstützungen,  die  er  gefunden,  nicht  möglich 
gewesen  wäre. 

Mit  dem  tiefsten  ehrerbietigsten  Danke  erinnern  wir  an  die  jährlichen  Sub- 
ventionen, welche  unser  allergnädigster  Herr,  Se.  k.  und  k.  Apostolische 
Majestät,  dem  Vereine  seit  dem  Jahre  1856  zu  erteilen  geruhen,  an  die  jährlichen 
Subventionen  des  hohen  k.  k.  Ministeriums  für  Kultus  und  Unterricht, 
sowie  an  die  ansehnlichen  Beiträge  zur  Herausgabe  der  Geschichte  von  Wien,  welche 
Se.  Majestät  der  Kaiser  und  mehrere  hohe  Stellen:  das  Ministerium  für 
Kultus  und  Unterricht,  das  Ministerium  des  Innern  für  den  Stadt- 
erweiterungsfond, die  k.  k.  Statthalterei  in  Niederösterreich,  der 
h.  niederösterreichische  Landtag  über  Antrag  des  Landes-Aus- 
schusses  und  die  Erste  österreichische  Sparkassa  gewidmet  haben, 
endlich  an  die  nun  schon  siebzig  Tausend  Kronen  betragende  Summe,  welche  der 
löbliche  ;Gemeinderat  für  das  Quellenwerk  votiert  hat.  Nicht  minder 
dankbar  rühmen  wir  die  Gastfreundschaft   der  hohen   kaiserlichen   Akademie 


♦:     16    )¥-' 


der  Wissenschaften,  die  seit  einer  langen  Reihe  von  Jahren  in  ihrem  Palaste  dem 
Vereine  eine  Heimstätte  gewährt  und  einen  Saal  für  seine  Versammlungen  einräumt. 
Allen  Gönnern  und  Förderern,  allen  unseren  Mitarbeitern  und  allen  Freunden 
des  Vereines  sei  heute  der  aus  vollem  Herzen  kommende  wärmste  Dank  aus- 
gesprochen ! 

(Beifall.) 

Ich  erlaube  mir,  ein  Schreiben  vorzulesen,  welches  Se.  Ex- 
zellenz der  Herr  Minister  für  Kultus  und  Unterricht,  der  leider  ver- 
hindert ist,  bei  der  heutigen  Versammlung  anwesend  zu  sein,  an  den 
Verein  gerichtet  hat.  Dasselbe  lautet  (liest): 

Wien,  am  20.  März  1903. 
Euer  Hochwohlgeboren! 

Fünfzig  Jahre  sind  es  her,  seit  eine  Reihe  von  Männern,  getragen  von  der 
Liebe  zu  ihrer  schönen,  an  geschichtlichen  Erinnerungen  so  reichen  Vaterstadt  Wien 
sich  Äusamrnenfanden  und  den  Wiener  Altertums  -  Verein  ins  Leben  riefen. 

Getreu  dem  damals  aufgestellten  Programme,  hat  der  Verein  durch  die  vielen 
Jahre  seines  Bestandes  sich  mit  liebevoller  Hingebung  der  Pflege  der  topographischen, 
geschichtlichen  und  kunstgeschichtlichen  Entwicklung  der  Haupt-  und  Residenzstadt 
Wien  gewidmet  und  durch  die  Herausgabe  sowohl  seiner  periodischen  „Berichte  und 
Mitteilungen^,  als  auch  durch  das  groß  angelegte  Werk  der  „Regesten  zur  Geschichte 
der  Stadt  Wien"  und  der  „Geschichte  der  Stadt  Wien"  selbst  sich  ein  überaus 
wertvolles,  bleibendes  Denkmal  gesetzt. 

■  Welche  Bedeutung  gerade  diese  Publikationen  für  die  Wissenschaft  im  all- 
gemeinen und  insbesondere  für  die  Heimatskunde  erlangt  haben,  bezeugt  wohl  auch 
der  Umstand,  daß  die  Unterrichtsverwaltung  seit  Jahren  die  Bestrebungen  des  Wiener 
Altertums-Vereines  mit  regem  Interesse  verfolgt  und  die  Vereinstätigkeit  auch  finanziell 
zu  unterstützen  sich  jederzeit  bereit  fand. 

Indem  ich  sohin  dem  Vereine  aus  Anlaß  seines  fünfzigjährigen  Bestandes 
niamens  der  Untefrichtsverwaltung  begrüße,  kann  ich  hiebei  dem  lebhaften  Wunsche 
Ausdruck  geben,  daß  der  Verein  auch  noch  in  den  folgenden  Jähren  mit  gleicher 
Begeisterung,  festhaltend  an  seiner  sich  selbst  gestellt6n  schönen  Aufgabe,  zur  eigenen 
Ehre  und  zur  Zierde  semer  Vaterstadt  blühen  und  gedeihen  möge. 

Indem  ich  schließlich  noch  beifüge,  daß  ich  leider  verhindert  bin,  der  freund- 
lichen jEinladung  zu  der  am  22.  d.  M.  stattfindenden  Festversammlung  des  Vereines 
Folge  zu  leisten,  versichere  ich  Euer  Hochwohlgeboren  meiner  vorzüglichen  Hoch- 
achtung, mit  der  ich  zeichne  Euer  Hochwohlgeboren  ergebenster 

Hartel  m./p. 
(Lebhafter  Beifall.) 


A(      17      >f- 


Der  Herr  Landmarschall  von  Niederösterreich,   hochvv.  Propst 

des    Chorherrenstiftes    Herzogenburg,    hat    folgendes   Schreiben    an 

mich  gerichtet  (liest): 

Wien,  am  18.  März  1903. 

Euer  H  ochwohlgeboren! 

Hiemit  beehre  ich  mich,  meinen  ergebensten  Dank  für  die  freundliche  Ein- 
ladung zur  Festversammlung  anläßlich  der  Feier  des  Gedenktages  des  fünfzigjährigen 
Bestehens  des  Altertums -Vereines  in  Wien  auszusprechen.  Leider  bin  ich  an  diesem 
Tage  verhindert,  der  Einladung  persönlich  Folge  zu  leisten. 

Nehmen    Euer    Hochwohlgeboren   die  Versicherung   entgegen,    daß    ich    den 

Bestrebungen  des  Vereines  meine  vollsten  Sympathien  entgegenbringe. 

Mit  vorzüglicher  Hochachtung 

S  c  h  m  o  1  k. 
(Beifall.) 

Ferner  hat  der  Herr  Vize-Bürgermeister  der  Stadt  Wien, 
Strobach,  an  den  Verein  folgendes  Schreiben  gerichtet  (liest): 

Die  hervorragenden  Leistungen  und  die  zielbewußten  Bestrebungen  des  Alter- 
tums -Vereines  auf  dem  Gebiete  der  Erforschung  unserer  Stadt  findet  in  allen  Kreisen 
warme  Anerkennung  und  Wertschätzung. 

Die  Vertretung  der  k.  k.  Reichshaupt-  und  Residenzstadt  Wien  erfüllt  daher 
freudigen  Herzens  die  angenehme  Pflicht,  den  geehrten  Wiener  Altertums -Verein  zu 
seinem  fünfzigjährigen  Bestände  auf  das  herzlichste  zu  begrüßen  und  den  Wunsch 
auszusprechen,  es  möge  die  von  so  herrlichen  Erfolgen  begleitete  Tätigkeit  auch  in 
der  Folge  bewahrt  bleiben. 

Indem  ich  dem  geehrten  Altertums-Vereine  für  die  Übersendung  der  Ein- 
ladung zu  der  am  22.  d.  M.  stattfindenden  Festfeier  bestens  danke,  muß  ich  mein 
Bedauern  Ausdruck  verleihen,  das  es  mir  leider  nicht  möglich  ist,  der  freundlichen 
Einladung  zu  entsprechen ;  ich  habe  jedoch  den  Gemeinderat  und  Stadtrat  Dr.  Robert 
Deutschmann  mit  meiner  Vertretung  bei   der  Festversammlung  betraut. 

Hochachtungsvoll 
J.   Strobach   m.  p., 

(Lebhafter  Beifall.)  Vize-Bürgermeister. 

Zum  Worte  hat  sich  gemeldet  namens  des  n.-ö.  Landesaus- 
schusses der  Herr  Reichsratsabgeordnete  und  n.-ö.  Landesausschuß 
Dr.  Robert  Pattai.    Darf  ich  bitten,  das  Wort  zu  ergreifen? 

Herr  Dr.  Robert  Pattai:  Hochansehnliche  Versammlung! 

Ich  darf  mich  für  ermächtigt  halten,  im  Namen  des  Herrn  Landmarsch'alls 
diese  Versammlung  hier  in   den  Räumen   des  Landhauses   zu  begrüßen.    Der  Herr 


18     A- 


Vorredner  und  Präsident  des  Vereines  hat  die  Geschichte  des  Vereines  mit  dem  Hin- 
weis begonnen,  daß  heute  die  Feier  des  fünfzigjährigen  Bestehens  in  demselben  Saale 
abgehalten  wird,  in  welchem  vor  der  gedachten  Zeit  die  Gründung  des  Vereines 
stattgefunden  hat.  Ich  darf  dies  nicht  bloß  als  ein  äußerliches,  zufälliges  Moment 
bezeichnen,  sondern  als  ein  stimmungsvolles  Zeichen. 

Es  ist  ein  stimmungsvolles  Zeichen,  daß  dieser  Saal,  der  so  viel  von  der 
Geschichte  des  Stammlandes  Niederösterreich  gesehen  hat,  auch  Zeuge  war  des  Ent- 
stehens des  Vereines,  der  das  Studium  der  Geschichte  und  der  Altertümer  unseres 
Landes  und  des  Reiches  zum  Gegenstande  hat,  und  daß  heute  wieder  der  Verein  in 
diesen  Räumen  zur  Feier  seiner  langen  und  ehrenvollen  Periode  der  Wirksamkeit 
versammelt  ist. 

Meine  Herren!  Einer  unserer  Dichterfürsten  hat  in  einer  Anwandlung  von 
Mißlaune  einmal  gesungen: 

yAchl  Amerika,  du  hast  es  besser 

Als  der  Kontinent,  der  alte, 

Du  hast  keine  verfallenen  Schlösser 

Und  keine  Basalte; 

Dich  stört  nicht  in  lebendiger  Zeit 

Unnütz  Erinnern  an  die  Vergangenheit". 

Ich  sage:  „In  seiner  Mißlaune",  und  offenbar  war  es  nur  Mißlaune,  weil  ja 
gerade  bei  diesem  Dichterfürsten  die  Quelle  der  Begeisterung  für  seine  Taten  und 
seine  größten  Werke  das  Studium  des  Altertumes,  dieser  von  ihm  mit  Vorliebe 
behandelten  Periode  der  Vorzeit,  gewesen  ist. 

Die  Geschichte,  die  so  innig  mit  der  Altertumsforschung  zusammenhängt, 
bleibt  im  gewissen  Sinne  eine  Königin  der  Wissenschaften  des  Menschengeschlechtes. 
Sie  hat  eine  zweifache  enorme  Bedeutung:  Sie  ist  die  Lehrerin,  welche  uns  vor 
Augen  führt,  welche  Wege  das  Menschengeschlecht  bis  jetzt  gewandelt  ist,  und  daraus 
die  Schlußfolgerung  ziehen  lehrt,  was  zu  geschehen  hat,  um  einer  gedeihlichen  Zukunft 
entgegenzugehen. 

Der  sehr  geehrte  Herr  Vorredner  hat  in  seinem  gehaltvollen  Vortrage  gesagt, 
man  kann  eine  Stadt  nicht  verstehen,  ohne  daß  man  ihren  Werdeprozeß  kennt  und 
das  topographische  Bild  einer  Stadt  ist  das  Bild  des  Geistes  ihrer  Bevölkerung.  Und 
so  wie  mit  den  Städten,  so  geht  es  mit  den  Völkern  überhaupt.  Man  kann  nicht 
wissen,  was  geschehen  soll  und  nicht  ahnen,  was  geschehen  wird,  wenn  man  nicht 
beurteilt  und  genau  erforscht,  was  gesehehen  ist. 

Aber  noch  eine  zweite,  idealere  Bedeutung  hat  das  Studium  der  Geschichte, 
denn  indem  wir  uns  zurückversenken  in  längst  vergangene  Zeiten  und  die  Denkmäler 
aus*  jener  alten  Zeit  aufdecken,  schützen  und  erhalten,  kommt  es,  als  ob  diese  Denk- 
mäler einen  Mahnruf  auf  uns  aussprechen  würden,   als  ob   sie  sagen  würden :    „Wir 


¥     19    ¥- 


sind  Zeugen  einer  glorreichen  Vergangenheit  und  wir  erwarten  auch  von  den  lebenden 
und  künftigen  Geschlechtern,  daß  sie  würdige  Nachfolger  dieser  Vergangenheit  werden". 
Saxa  ioquuntur. 

Der  Satz  nimmt  hier  einen  aktuellen  Sinn  an.  Die  Denkmale  sprechen  zu  uns, 
und  so  meine  Herren,  ist  es  kein  unnützes  Erinnern,  das  die  Vergangenheit  in  uns 
wachruft,  sondern  im  Gegenteile,  es  ist  ein  Leitstern,  wie  eine  kampfreiche  Gegenwart 
in  eine  ehrenvolle  Zukunft  hinübergeleitet  werden  soll.  Nicht  zertrümmerte  Basalte 
sind  es,  die  wir  aufdecken,  nein,  es  sind  Fundamente  aus  Granit  für  den  Bestand 
der  Ordnung,  die  im  vaterländischen  Sinne  liegen,  der  wie  alle  nationale  Begeisterung 
durch  das  historische  Studium  und  durch  den  Rückblick  auf  die  Vergangenheit  gepflegt 
wird  und  die  Grundfeste  der  Kraft  im  Kampfe  der  Gegenwart  bietet. 

Wenn  ich  zu  den  einleitenden  Worten  zurückkehre,  so  liegt  in  unserer  An- 
wesenheit in  diesem  Saale,  wo  seinerzeit  die  Gründung  stattfand,  nicht  bloß  ein  äußer- 
liches Moment,  nein,  es  liegt  hierin  eine  Mahnung  an  uns  alle,  fortzufahren  in  den 
herrlichen  Bestrebungen  auf  dem  Gebiete  der  Wissenschaft,  und  auf  der  anderen  Seite 
aber  auch  eine  Mahnung  für  diejenigen,  welche  hier  in  diesem  Saale  praktische  Politik 
betreiben  und  die  Geschicke  des  Volkes  leiten,  sich  würdig  zu  zeigen  jenen  Vor- 
bildern gegenüber,  die  hier  auf  sie  herunterblicken. 

Der  Verein  selbst  mit  den  fünfzig  Jahren  seines  Bestehens  hat  jetzt  schon  ein 
kleines  Stück  neuerer  Geschichte  zu  verzeichnen,  das  er  miterlebt  hat  und  mit  dem 
er  durch  seine  Forschungen  auch  in  rühmenswerter  Weise  selbst  verbunden  ist. 

Der  Verein  hat  fünfzig  Jahre  Geschichte  hinter  sich,  aber  fünfzig  Jahre  sind 
noch  wenig  in  der  Geschichte  der  Menschheit.  Was  der  Verein  erreicht  hat,  ist  für  ihn 
doch  immer  nur  ein  Jünglingsalter,  ein  Alter  voll  Kraft  und  Aussicht  auf  die  Zukunft. 
So  wie  wir  in  der  Liebe  zur  Vergangenheit  einen  Born  sehen,  dessen  ideale  Spenden 
den  Kontinent  trotz  seines  Alters  rühmend  vor  neuen  Bildungen  auszeichnen  und 
ihn  stets  mit  neuer  Kraft  verjüngen,  so  soll  der  Verein  heute  noch,  mit  Jünglingskraft 
ausgerüstet,  in  seiner  Tätigkeit  fortfahren  und  nie  ermüden.  Ich  erlaube  mir,  in  diesem 
Sinne  den  Verein  zu  begrüßen  und  ihm  ein  herzliches  floreat  et  crescat  zuzurufen. 
(Lebhafter  Beifall.) 

Yorsltaender :  Von  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissen- 
schaften hat  sich  ihr  Präsident,  Herr  Professor  Sueß,  zum 
Worte  gemeldet.  Ich  bitte  ihn,  das  Wort  nehmen  zu  wollen. 

Herr  Prof.  Dr.  Eduard  Sueß:  „Ich  habe  die  Ehre,  namens  der  kaiserlichen 
Akademie  der  Wissenschaften  diesen  schönen  Verein  an  seinem  heutigen  Festtage 
auf  das  herzlichste  zu  begrüßen  und  zu  beglückwünschen. 

Der  Rechenschaftsbericht,  welcher  von  meinem  wahrhaft  hochgeschätzten 
Freunde  und  Kollegen,   dem   Herrn  Vorsitzenden,   vorgetragen  wurde,   zeigt  deutlich, 


3* 


M     20     A 


bis  zu  welchem  Grade  es  diesem  Vereine  gelungen  ist,  die  Fäden  zu  finden  und 
immer  neu  zu  spinnen,  welche  von  den  historischen  Denkmälern  unserer  Stadt  und 
unseres  Landes  hinüberführen  einerseits  zur  strengen  Wissenschaft,  anderseits  zum 
regen  Schaffen.  Er  hat  gesagt,  daß  Einigkeit  und  Beharrlichkeit  es  gewesen  seien, 
welche  dem  Vereine  so  schöne  Erfolge  gebracht  haben.  Mögen  auch  künftighin  solche 
dem  Vereine  beschieden  sein,  dessen  Männer  sich  freiwillig  vereint  und  uns  gelehrt 
haben,  nicht  nur  in  den  Archiven,  in  den  Kunstmuseen,  in  Denkmälern  und  Wahr- 
zeichen unserer  Stadt,  nicht  nur  in  dem  Basalte  und  Granite,  sondern  selbst  im  Schutte 
der  Straßen  Spuren  großer  Ereignisse  zu  finden,  welcher  über  unser  teueres  Vaterland 
und  über  unsere  Stadt  hingegangen  sind,  über  unsere  Stadt,  der  Stätte  Marc  Aureis, 
der  Babenberger  und  der  Habsburger! 

Jeder  Freund  Österreichs  und  jeder  Freund  unseres  lieben  Wien  muß  dafür 
herzlich  dankbar  sein.  Daß  nun  diesem  Vereine  immer  weitere  Anerkennung  und 
immer  weitere  Teilnahme  zugewendet  werden,  muß  jedermann  innigst  wünschen,  der 
aufrichtig  teilnimmt  an  unserem  geistigen  Leben.  Diesen  Wunsch  habe  ich  auch  hier 
im  Namen  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  auszusprechen  gehabt." 
(Lebhafter  Beifall.) 

Yorsitzender :  Ich  bitte  den  Herrn  Stadtrat  Dr.  Deutschmann  im 
Namen  der  Stadt  Wien  das  Wort  zu  ergreifen. 

Herr  Dr.  Deutsehmann :  Hochansehnliche  Versammlung! 

Es  ist  mir  die  ehrenvolle  Aufgabe  zuteil  geworden,  in  Verhinderung  des  HeiTn 
Bürgermeisters  der  k.  k.  Reichshaupt-  und  Residenzstadt  Wien  den  jubilierenden  Verein 
auf  das  herzlichste  und  aufrichtigste  zu  beglückwünschen,  was  ich  hiemit  im  Namen 
der  Stadt  Wien  tue.  Die  Leistungen  des  Vereines  sind,  wie  aus  dem  Berichte  zu 
entnehmen  ist,  so  großartige  und  ich  möchte  sagen  so  weltgekannte,  daß  ich  mich 
darüber  nicht  weiter  auszulassen  brauche.  Ich  glaube  nur  sagen  zu  müssen,  daß  die 
Stadt  Wien  diesem  Verein  stets  die  wärmsten  Sympathien  entgegengebracht  und  die 
Bestrebungen  desselben  nach  Möglichkeit  gefördert  hat.  Ich  kann  auch  im  Namen 
des  Herrn  Bürgermeisters  die  Versicherung  abgeben,  daß  hierin  eine  Änderung  nicht 
eintreten  wird  und  daß  die  Stadt  Wien  stolz  darauf  ist,  einen  so  ausgezeichneten 
Verein  in  ihren  Mauern  zu  beherbergen.  Die  Stadt  Wien  wird  auch  weiterhin  bei- 
tragen, die  Bestrebungen  des  Vereines  zu  unterstützen  und  ich  schließe  mit  dem  alten 
Spruche:  „Der  Verein  möge  auch  künftighin  blühen,  gedeihen  und  kräftig  wirken". 
(Lebhafter  Beifall.) 

Yorsit^Eender :  Ich  bitte  den  geehrten  Herrn  Baurat  Rosner,  im 
Namen  der  k.  k.  Zentral-Kommission  für  Kunst-  und  historische 
Denkmale    das  Wort  ergreifen  zu  wollen. 


V    21    >» 


Banrat  Karl  Bosner:  Hochgeehrte  Generalversammlung! 

Seine  Exzellenz  Freiherr  von  H eifert  bedauert  auf  das  Lebhafteste,  durch 
eine  Berufung  verhindert  zu  sein,  der  heutigen  Feier  anzuwohnen.  Es  tut  ihm  dies 
umsomehr  leid,  als  er  ja  dem  Wiener  Altertums  -  Verein  seit  dessen  Gründung  als  Mit- 
glied angehört.  Wer  noch  —  außer  ihm  —  kann  dies  heute  sagen?  Seine  Exzellenz, 
als  Präsident  der  k.  k.  Zentral  -  Kommission  für  Kunst-  und  historische  Denkmale,  hat 
nun  Professor  Luntz  und  mich  beauftragt,  an  seinei-statt  dem  geschätzten  Vereine  die 
aufrichtigsten  Glückwünsche  der  k.  k.  Zentral-Kommission  darzubringen,  Glückwünsche 
zu  den  schönen  und  reichen  Leistungen  des  Vereines  in  der  Vergangenheit  und 
Glückwünsche  für  die  Zukunft,  für  ein  stetes  frisches  Blühen  und  Gedeihen  des 
Vereines,  für  ein  immerdar  herzliches  Zusammenwirken  seiner  Mitglieder.  Diese  Glück- 
wünsche sind  umso  aufrichtiger  gemeint,  als  ja  seit  so  vielen  Dözennien  Zentral- 
Kommission  und  Altertums -Verein  stets  in  vollster,  nie  getrübter  Harmonie  ihren 
verwandten  Zielen  zustrebten. 

Und  so  wolle  es  auch  in  alle  Zukunft  bleiben. 

Mit  vereinten  Kräften  und  herzlicher  Sympathie  mögen  Wiener  Altertums- 
Verein  und  Zentral-Kommission  auch  fernerhin  im  Interesse  ihrer  homogenen,  edlen 
Mission  und  des  geliebten  Vaterlandes  tätig  sein.  (Beifall.) 

Yorsitzender :  In  Vertretung  der  ungarischen  Akademie  der 
Wissenschaften  in  Budapest  hat  sich  Monsign.  Professor  Dr.  Ortvay 
zum  Worte  gemeldet.  Ich  bitte,  dasselbe  ergreifen  zu  wollen. 

Honsign.  Prälat  Dr.  Theodor  Ortvay:  „Hochgeehrter  Herr  Hofrat, 
Präses!  Hochgeehrte  Festversammlung! 

Indem  ich  und  mein  Kollege,  Professor  Wertheim  er,  in  Vertretung  der 
Ungarischen  Akademie  der  Wissenschaften  hier  erscheinen,  erlaube  ich  mir  hoch- 
erfreut dem  jubilierenden  Altertums -Vereine  die  freundlichsten  Grüße  und  wohl- 
wollendsten Wünsche  der  uns  entsendenden  Akademie  darzubringen.  Der  Wiener 
Altertums-Verein  blickt  nicht  allein  auf  eine  halbhundertjährige  Vergangenheit,  sondern 
auch  auf  eine  halbhundertjährige  treue  Pflichterfüllung  und  ersprießliche  wissen- 
schaftliche Tätigkeit  zurück.  Mit  regem  Sinne  und  geschultem  Verständnisse  air  das 
sammelnd,  was  uns  die  in  der  Kultur  stetig  vorwärts  schreitenden  Vorfahren  gleichsam 
als  Vermächtnis  ihres  häuslichen,  geistigen  und  künstlerischen  Lebens  und  Schaffens 
hinterließen,  erfüllt  der  hochverehrte  Verein  in  eminenter  Weise  eine  anerkennenswerte 
Aufgabe  und  ist  vollends  dazu  berechtigt,  die  Unterstützung  aller  gebildeten  Ein- 
heimischen und  die  vollste  Anerkennung  aller  Auswärtigen  zu  beanspruchen.  So 
manche  Anregungen  gingen  aus  diesem  Verein  auch  auf  weitere  Kreise  über  und 
durch  Sorgfalt  und  Liebe  wurde  so  manche  Reliquie  vergangener  Zeiten  und  Kultur- 
bestrebungen  vom  Untergange  gerettet,   zugleich   aber  auch  der  Impuls  gegeben,   in 


M    22 


weiteren  Schichten  der  Bevölkerung  den  Sinn  und  das  Verständnis  für  altertümliche 
Schätze  zu  wecken.  Möge  es  daher  dem  unter  hoher  Protektion  und  fürsorglicher, 
vortrefflicher  Leitung  stehenden,  unermüdlich  tätigen  Verein  von  der  Vorsehung  ver- 
gönnt sein,  noch  viele  Dezennien  hindurch  die  bildende  Arbeit  in  dieser  herrlichen 
Kaiser$tadt  ungestört  fortsetzen  zu  können  und  so  air  das,  was  zur  Belehrung, 
Bildung  und  Gesittung  gegenwärtiger  und  zukünftiger  Geschlechter  zweckdienlich  ist, 
auch  fürderhin  zu  sammeln,  zu  fördern  und  zu  erhalten.  Aus  vollem,  aufrichtigen 
Herzen  rufe  ich  dem  jubilierenden  Altertums -Vereine  im  Namen  der  Ungarischen 
Akademie  der  Wissenschaften  ein  drüben  in  Ungarn  allerorts  kräftig  wiederhallendes 
dreifaches  Hoch  und  Eljen  zu!  (Lebhafter  Beifall.) 

Yonäitseiider :  Ich  bitte  Herrn  Professor  Montelius  aus  Stock- 
holm, das  Wort  zu  ergreifen.  (Lebhafter  Beifall.) 

Professor  Montelius:  Hochansehnliche  Versammlung! 

Im  Namen  der  kgl.  Akademie  der  schönen  Wissenschaften,  Geschichte  und 
Altertumskunde  in  Stockholm  habe  ich  die  große  Ehre,  dem  Altertums -Verein  die 
besten  Glückwünsche  zu  sagen. 

Der  Verkehr  zwischen  den  österreichischen  und  den  skandinavischen  Ländern 
reicht  in  eine  sehr  alte  Epoche  zurück. 

Wenn  heute  gesagt  wurde,  daß  50  Jähre  eine  sehr  kurze  Zeit  im  Leben  der 
Menschheit  sind,  so  ist  dies  richtig;  jener  Verkehr  stammt  aber  aus  einer  Zeit  vor 
mehr  als  4000  Jahren.  Schon  in  der  Kupferzeit  —  welche  Herr  Dr.  Much  in  so 
glänzender  Weise  behandelt  hat  —  existiert  der  Verkehr  und  wurde  derselbe  in  der 
Bronzezeit  wie  in  den  folgenden  Jahrhunderten  fortgesetzt.  Daher  studieren  wir  in 
Stockholm  alle  österreichischen  Arbeiten  mit  großen).  Eifer  und  können  Sie  die  Ver- 
sicherung entgegennehmen,  daß  die  Namen  der  österreichischen  Altertumsforscher 
bei  uns.  gut  bekannt  sind,  Namen  wie;  Freiherr  von  Sacken,  Hochstetter, 
Kenner,  Much,  Heger,  Szombathy,  Hoernes  und  viele  andere  sind  bei  uns 
ebensogut  bekannt,  wie  hier. 

Der  Verkehr,  von  dem  ich  jetzt  gesprochen,  .habe,  war  freilich  mehr  ein  in- 
direkter, im  ers;ten  Jahrtausend  nach  Christus  aber  können  wir  eine  Verbindung 
wahrnehmen,  die  eine;  mehr  direkte  war.  Damals  wohnten  in  den  gegenwärtigen 
österreichischen  Ländern  gothische  und  andere  germanische  Völker  und  ist  es  selbst- 
verständlich, daß  diese  Völker  in  direkter  Verbindung  mit  den  Stammverwandten  im 
Noi;den  standen. 

Davon  sprechen  die  damaligen  Schriftsteller  und  in  einer  Sprache,  die  nicht 
mißverstandeii  werden  kann,  auch  die  zahlreichen  Funde,  die  man  im  Norden  und  in 
den  Zwischenlanden!  geweckt  hat.  Im  Mittelalter  existierte  auch  diese  Verbindung, 
wenn,  schon  in   anderer   Weise.   Damals   kamen   schwedische   Studenten   nach   öster- 


4<      23      >¥ 


reichischen  Hochschulen,  um  zu  lernen.  In  letzter  Zeit  sind  wir  nach  Wien  und  in 
andere  österreichische  Städte  gekommen,  um  die  großen  Sammlungen  von  Altertümern 
kennen  zu  lernen,  die  man  hier  ausgegraben  hat. 

Ich  kann  Sie  versichern,  daß  die  nordischen  Forscher  alles  Mögliche  tun 
werden,  um  die  Geschichte  des  Verkehrs  zwischen  ihren  Ländern  und  den  unsrigen 
näher  aufzuklären,  und  ich  bin  auch  überzeugt,  daß  die  österreichischen  Forscher 
ihrerseits  alles  tun  werden,  um  diesen  wichtigen  Abschnitt  der  alten*  europäischen 
Kulturgeschichte  zu  bearbeiten.  ; 

Ich  schließe  mit  der  Hoffnung,  daß  dieser  Verein,  der  jetzt  fünfzig  Jahre  so 
schön  gewirkt  hat,  auch  in  den  nächsten  hundert  und  mehr  Jahren  seine  so  erfolg- 
reichen Arbeiten  fortsetzen  möge.  (Lebhafter  Beifall.) 

Yorsitzender :  Ich  bitte  Herrn  Dr.  Birkner,  im  Namen  des  histori- 
schen Vereines  und  der  anthropologischen  Gesellschaft  in  München 
das  Wort  zu  ergreifen.  (Beifall.) 

Dr.  Ferd.  Birkner:  Wenn  wir  mit  einem  Wiener  zusammenkommen,  freuen 
wir  uns  immer,  mit  ihm  zu  verkehren. 

Diese  Freude  ist  aber  um  so  größer,  wenn  ein  gemeinsames  Band  der  Ideale 
uns  umschlingt  und  ein  solches  gemeinsames  Band  umfaßt  auch  den  Wiener  Altertums- 
Verein  und  den  historischen  Verein  von  München  und  die  anthropologische  Gesell- 
Schaft,  die  sich  mit  der  Geschichte  des  Menschen  im  Weiteren  befaßt." 

Es  ist  deshalb  Ihre  Einladuhg  in  München  auf  einen  fruchtbaren  Boden 
gefallen  und  diese  beiden  Vereine,  der  historische  Verein  von  Oberbayerri  und  die 
anthropologische  Gesellschaft  in  München,  haben  mich* beauftragt,  Äier«'att  dieser 
Stelle  ihre  Glückwünsche  zum  Ausdruck  zu  bringen,  :..!>/ 

Ich  darf  noch  weiter  ausgfeifen  auf  das  ganze  deutsche  Vaterland  und  von 
der  deutschen  anthropologischen  Gesellschaft,  von  der  die  Münchener  anthro- 
pologischen Gesellschaft  angegliedert  ist,  Ihnen  die  besten. und  herzlichsten  Glüok-^ 
wünsche  überbringen.  Möge  es  Ihrem  Vereine  gegönnt  sein,  noch  viele  Jahre  in 
gleicher  Segens*  und  erfolgreicher  Weisen  weiter  zu  arbeiten.  (BeifäU.) 

Yorsitzender:  Weiters  bitte  ich  den  Herrn  Archäologen  Pachinger, 
Vertreter  des  Altertums  -  Vereines  in  München  und  der  numis- 
matischen Gesellschaft  in  München,  das  Wort  zu  ergreifen.  (Beifall.) 

A.  M.  Pachinger:  HochgeeKr.tCjr  Herr  Präsident. und  bochanse.hn-T 
liehe  Versammlung!  .         . 

Der  unter  dem  Protektorate  Sr.  kgl.  Hoheit  des  Prinzen  Luitpöld  des 
Königreiches  Bayern  Verweser  stehende  Münchener  Altertums- Verein  sendet  an  dein 
Wiener  Altertums  -  Verein  zum  fünfzigjährigen  Jubiläum  folgenden  Festgruß: 


«; 


24 


Von  dem  Strand  der  Isar  hin  zum  lieben  Wien, 
Wo  für's  gute  Alte  edle  Herzen  glüh'n 
Kommt  ein  Gruß,  ein  treuer,  zu  dem  schönen  Fest, 
Das  ein  gut  Geschicke  heut  Euch  feiern  läßt. 

Fünfzig  Jahre  sind  es,  daß  ihr  Schätze  hebt, 
Schätze  deutscher  Vorzeit,  reich  an  Fülle  gebt; 
Euer  Müh'n  und  Schaffen  bracht'  das  Erz  zu  Tag, 
Das  dem  Sonnenblicke  lang  verborgen  lag. 

Manches  Kleinod  hobt  Ihr  blinkend  aus  dem  Schutt, 
Wo  noch  viel  des  Wissens  in  der  Tiefe  ruht. 
Laßt  das  Schürfen  nicht,  grabet  ruhig  fort. 
Nach  der  Väter  Weisheit,  dem  Nibelungen  Hort! 

Glück  und  Heil  und  Segen,  Euch,  Ihr  wackere  Schar! 
Euer  Bund,  er  blühe,  wachse  immerdar! 
Ehr'  und  Ruhm  der  Heimat  bringe,  was  Ihr  schafft, 
Leben  soll  der  Alten  Weisheit,  Kunst  und  Kraft! 

Heigenmoser  m.  p., 

1.  Vorstand. 

Yorsltzender :  Ich  bitte  Herrn  Professor  Dr.  Berwerth,  den  Ver- 
treter des  Vereines  für  Siebenbürgische  Landeskunde  in  Hermann- 
stadt, das  Wort  zu  ergreifen.  (Beifall.) 

Prof,  Dr.  Friedrieh  Berwerth:  Hochgeehrter  Herr  Präsident!  Vom 
Vereine  für  Siebenbürgische  Landeskunde  in  Hermannstadt  habe  ich  den  Auftrag,  die 
herzlichsten  Glückwünsche  zur  Jubelfeier  des  Altertums  -  Vereines  zu  überbringen. 
Obwohl  unser  Verein  und  der  Wiener  Altertums -Verein  verschiedene  Zwecke  haben, 
so  sind  sie  in  ihren  Bestrebungen  doch  näher  verwandt,  indem  sich  beide  die 
Forschung  und  Erhaltung  der  Güter  der  Väter  zur  Aufgabe  gemacht  haben.  Wie 
hier  auf  diesem  Boden,  so  gibt  es  auch  auf  dem  viel  umstrittenen  Sachsenboden 
viele  Denkmäler  der  Baukunst  und  insbesonders  sind  viel  berühmte  Bilder,  Kirchen 
und  Kastelle  vor  dem  Verfalle  zu  bewahren.  Es  sind  oft  Zeichen  einer  kriegerischen 
Vorzeit,  die  auf  die  Ruhmestaten  der  sächsischen  Nation  hinweisen.  So  manches  ist 
in;  dieser  Hinsicht  bei  uns  schon  geschehen,  um  Türme,  Bauten  der  Väter  und  der- 
gleichen vor  dem  gänzlichen  Untergang  zu  bewahren,  und  ist  gewiß  ein  guter  Teil 
der  Forschungen  auf  die  Anregungen  zurückzuführen,  die  von  der  alten  Kaiser- 
Metropole  wiederholt  ausgegangen  sind.  Mögen  die  freundlichen  Beziehungen,  welche 
zwischen  beiden  Vereinen  fünfzig  Jahre  bestanden  haben,  auch  weiter  hier  fortdauern 
und  mögen  zu  den  bisherigen  Erfolgen  noch  viele  neue  hinzukommen.  (Beifall.) 


■M     25     A 


Yorsltzender :  Ich  bitte  Herrn  Engelbert  Keßler,  im  Namen  des 
Museums-Vereines  für  Vorarlberg  in  Bregenz  das  Wort  zu  ergreifen. 
(Beifall.) 

Engelbert  fieSler:  Hochansehnliche  Versammlung!  Es  ist  mir,  als 
gebürtigem  Vorarlberger,  dem  Nestor  der  in  Wien  lebenden  Landsleute,  die  ehrenvolle 
Aufgabe  zu  Teil  geworden,  den  Vorarlberger  Museums-Verein  in  Bregenz  als 
Delegierter  bei  dem  Jubelfeste  des  fünfzigjährigen  Bestandes  des  WienerAltertums- 
Vereines  zu  vertreten  und  seine  Begrüßung  und  Glückwünsche  an  dieser  Stelle 
darzubringen.  (Beifall.)  Diese  Begrüßung  kommt  von  dem  äußersten  Punkte  im  Westen, 
d.  i.  von  dem  österreichischen  Rheinlande  —  Vorarlberg.  (Beifall.)* 

Vorarlberg  ist,  wie  seine  umgebenden  Gebiete,  ein  eminent  historisch 
fruchtbarer  Boden  und  diesem  Umstände  verdankt  ja  auch  der  Vorarlberger 
Museums-Verein  sein  Entstehen  und  seine  Wirksamkeit.  Derselbe  birgt  auch 
Schätze,  die  einer  Maulwurfsarbeit  durch  Ausgrabungen  aus  der  Römerzeit  entsprungen 
sind.  Bregenz  selbst  zählt  bekanntlich  zu  den  ältesten  Städten  Deutschlands  und 
Deutschösterreichs,  und  so  kommt  es,  daß  die  Bestrebungen  des  Vorarlberger 
Museums-Vereines  durchaus  innig  verwandt  sind  mit  jenen  des  Wiener  Alter- 
tums-Vereines,  wodurch  meine  Mission  der  Beglückwünschung  und  Anteilnahme 
motiviert  sein  soll!  (Lebhafter  Beifall.) 

Yorsltzender :  Ich  bitte  den  Vizepräsidenten  des  Vereines  für 
Landeskunde  von  Niederöstereich,  Herrn  Dr.  Nagl,  das  Wort  zu  er- 
greifen. 

Dr.  Nagl:  Hochansehnliche  Versammlung!  Hochgeehrter  Herr 
Präsident  und  verehrte  Mitglieder  des  Altertums-Vereines  in  Wien! 

Der  Verein,  von  welchem  ich  Ihnen  Grüße  zu  überbringen  habe,  ist  wohl 
derjenige,  den  Sie  als  Ihren  besten  Freund  und  nächsten  Verwandten  betrachten  können. 

Der  Verein  für  Landeskunde  von  Niederösterreich  teilt  sich  ja  die  hochwichtige 
und  hochedle  Aufgabe  der  Erforschung  der  Geschichte  des  Landes  und  Volkes  mit 
Ihnen,  und  wenn  die  Lösung  dieser  Aufgabe  sich  bisher  in  engster  Freundschaft,  im 
innigsten  Verkehr  vollzogen  hat,  so  gereicht  dies  gewiß  den  dabei  beteiligten  Personen 
zur  außerordentlichen  Ehre. 

Der  Verein  für  Landeskunde  von  Niederösterreich  hat  daher  beschlossen, 
dieses  schöne  Fest  Ihres  fünfzigjährigen  Bestandes  nicht  vorübergehen  zu  lassen, 
ohne  Sie  mittelst  einer  eigenen  Adresse  besonders  zu  begrüßen. 

Die  Wichtigkeit  der  beiderseitigen  Aufgaben  wurde  heute  schon  so  vielfach 
hervorgehoben,  daß  ich  mich  von  weiteren  Auseinandersetzungen  wohl  entheben  kann. 

Ich  möchte  den  Herrn  Präsidenten  bitten,  mir  zu  gestatten,  die  Adresse  des 
Vereines  für  Landeskunde  von  Niederösterreich,  mit  deren  Überbringung  der  Ausschuß 


«    26    >f 


mich  und  die  hier  anwesenden  Herren:  Staatsarchivar  Dr.  J.  Lampel  und  Univer- 
sitätsprofessor Dr.  O.  Redlich  betraut  hat,  auch  zur  Verlesung  bringen  zu  dürfen. 
Dieselbe  lautet  (liest): 

An   den   geehrten   Altertums-Verein   in   Wien. 

Ein  halbes  Säkulum,  reich  an  Erfolgen  und  Ehren,  ist  verflossen,  seit  der 
Altertums-Verein  zu  Wien  seine  wissenschaftliche  Tätigkeit  begonnen  hat.  In  selbst- 
loser Befriedigung  darf  er  am  heutigen  Tage,  seinem  goldenen  Ehrentage,  auf  sie 
zurückblicken  und  hinweisen  auf  den  fruchtbringenden,  wertvollen  Schatz  archäo- 
logischer und  geschichtlicher  Forschungen,  namentlich  für  die  Stadt  Wien,  der  in 
seinen  Veröffentlichungen  niedergelegt  ist  und  durch  den  er  allein  berufen  wai-,  sein 
größtes  Werk:  „Die  Geschichte  der  Stadt  Wien"  zu  beginnen. 

Der  Verein  für  Landeskunde  von  Niederösterreich  entbietet  daher  in  auf- 
richtiger, inniger  P'reude  dem  Altertums  -Vereine  zu  Wien  bei  seiner  erhebenden  Feier 
des  50jährigen  Bestehens  die  besten  Glückwünsche. 

Möge  auch  ferner  der  Altertums-Verein  gleich  anregend  erfolgreich  zur  Ehre 
der  Wissenschaft,  zur  Ehre  der  Stadt  Wien,  deren  Geschichte  er  in  großen  Zügen 
begonnen,  wirken  und  gedeihen. 

Vivat,  floreat,  crescat. 

Wien,  am  22.  März  1903. 

Graf  Hoyos-Sprinzenstein,  Dr.  Alfred  Nagl, 

Präsident  Vizepräsident. 

Dr.  Anton  Mayer, 

Sekretär. 

(Der  Redner  üben-eicht  dem  Präsidenten  die  Adresse.  —  Lebhafter  Beifall.) 

Vorsitzender:  Ich  bitte  den  Herrn  Hofrat  Dr.  Karl  Brunner  von 
Wattenwyl,  im  Namen  des  wissenschaftlichen  Klubs  das  Wort  zu 
ergreifen. 

Hofrat  Dr.  Karl  Bmnner  Yon  Wattenwyl:  Im  Namen  des  wissenschaftlichen 
Klubs  bringe  ich  dem  Altertums-Vereine  unsere  ergebensten  und  aufrichtigsten  Wünsche 
zum  ferneren  Gedeihen  dar.  (Beifall.) 

Vorsitzender:  Ich  bitte  den  Herrn  Baurat  Koch,  für  den  Ingenieur- 
und  Architekten-Verein  das  Wort  nehmen  zu  wollen. 

Baarat  Koch:  Hochansehnliche  Versammlung! 

Ich  erlaube  mir  im  Namen  des  Ingenieur-  und  Architekten  -Vereines  die  aller- 
besten Glückwünsche  dem  schönen  Gemeinwesen  darzubringen.  Unser  Verein  und 
der  Wiener  Altertums-Verein  haben  in  ihrem  Streben  und  Zielen  so  viel  gemeinsam 
und  sind  in  so  viel  Dingen   aneinander  gebunden,   daß  es  selbstverständlich  ist,  daß 


M     27     >i 


wir  die  besten  Wünsche  hegen.  Ich  habe  Ihnen  auch  noch  den  besten  Dank  darzu- 
bringen für  die  vielen  äußerst  wertvollen  Anregungen,  welche  wir  von  Ihnen  seit 
jeher  empfangen  haben  und  durch  welche  wir  Architekten  in  unseren  Bestrebungen 
gefördert  worden. 

Nochmals  die  besten  Wünsche  zum  weiteren  Gedeihen.  (Beifall.) 

Vorsitzender:  Zum  Worte  hat  sich  Herr  Bachofen  von  Echt  ge- 
meldet, ich  erteile  ihm  dasselbe. 

B.  Adolf  Bachofen  von  Eeht:  Daß  der  Altertums  -  Verein  sich  infolge  seiner 
außerordentlichen  Tätigkeit  einen  großen  Kreis  von  Freunden  geschaffen  hat,  ist 
selbstverständlich.  Diese  seine  Freunde  glaubten,  das  Andenken  an  diesen  heutigen 
Festtag  durch  ein  dauerndes  Erinnerungszeichen  für  die  Zukunft  feststellen  zu  sollen 
und  haben  von  unserem  Meister  Anton  Schar  ff  eine  diesbezügliche  Medaille 
prägen  lassen. 

Ich  erlaube  mir,  an  den  hochverehrten  Herrn  Präsidenten  die  Bitte  zu  richten, 
diese  Medaille  als  ein  kleines  Zeichen  der  großen  Verehrung  von  Seite  der  Freunde 
des  Vereines  übernehmen  zu  wollen. 

(Redner  überreicht  an  den  Präsidenten  eine  Medaille.  —  Lebhaft  sich  er- 
neuernder Beifall.) 

Vorsitzender:  Ich  erlaube  mir  den  besten  Dank  auszusprechen 
für  dieses  Zeichen  der  Erinnerung,  welches  dem  Vereine  gewidmet  wurde. 

Da  nicht  alle  Herren  Delegierten  das  Wort  zu  ergreifen 
wünschen,  so  erachte  ich  es  für  unsere  Pflicht,  in  dieser  Versamm- 
lung noch  die  Liste  der  übrigen  Institute  und  Vereine  zur  Kenntnis 
zu  bringen,  welche  den  Altertums-Verein  außer  den  schon  erwähnten 
durch  Entsendung  von  Vertretern  am  heutigen  Tage  ausgezeichnet 
haben.  Es  sind  dies  nachfolgende  Herren  (liest): 

Buchhändler  Stern  aus  Worms,  Vertreter  des  Altertums-Vereines  der  Stadt 
Worms,  Dr.  Gustav  Laube,  Vertreter  des  Vereines  für  Kunst  und  Altertum  in  Ulm 
und  Oberschwaben,  Dr.  Eusebius  Mandyczewski,  Archivar  der  Gesellschaft  der 
Musikfreunde  in  Wien,  Vertreter  des  Bukowiner  Landesmuseums  in  Czernowitz,  Alfred 
Ritter  Anthony  von  Siegen  fei  d  für  den  historischen  Verein  für  Steiermark,  Ver- 
waltungsrat-Mitglied Andreas  Mar  kl  für  das  Francisco  -  Carolinum  in  Linz,  Med.-Dr. 
Josef  Hinterstoißer,  k.  k.  Regierungsrat  und  Landesgerichtsrat,  für  die  Gesellschaft 
der  Salzburger  Landeskunde,  Professor  Horcicka,  Vertreter  des  Vereines  der  Geschichte 
der  Deutschen  in  Böhmen,  k.  k.  Hofrat  Dr.  Otto  Benndorffür  das  k.  k.  Archäologische 
Institut  in  Wien,  Se.  Exzellenz  Anton  Freiherr  von  Ludwigstorf  und  üniversitäts- 
professor  Hofrat  Dr.  Bormann  für  den  Verein  Carnuntum,  Leisching,  Vizedirektor 
des  k.  k.  österr.  Museums  für  Kunst  und  Industrie  als  dessen  Vertreter,  k.  und  k.  Oberst- 


4* 


M    28    >> 


lieutenant  Otto  Vötter,  Vertreter  der  Numismatischen  Gesellschaft,  Dr.  Johann  B. 
Wittin g  und  Alois  Ritter  Urschitz  von  Usszich,  Vertreter  der  k.  k.  Heraldischen 
Gesellschaft  „Adler",  der  Präsident  des  Dombau -Vereines  Dr.  Lederer  für  diesen, 
k.  k.  Hofrat  Jos.  Eder,  Vorstand  der  Photographischen  Gesellschaft  für  dieselbe. 

Ich  erlaube  mir  nun  allen  hochverehrten  Herren,  welche  im 
Namen  der  verschiedenen  Institute  die  Güte  hatten,  den  Altertums- 
Verein  persönlich  zu  beglückwünschen,  unseren  wärmsten  und  verbind- 
lichsten Dank  auszusprechen.  Ich  füge  die  Bitte  daran,  daß  Sie  uns 
auch  in  Zukunft  Ihre  freundschaftliche  Gesinnung  bewahren,  undSie 
können  überzeugt  sein,  daß  der  Altertums-Verein  zu  Wien  stets 
lebhaften  Anteil  an  den  reichen  Erfolgen  Ihres  Wirkens  nimmt  und 
Ihren  Instituten  ein  wahres  und  fortdauerndes  Blühen  und  Gedeihen 
aus  ganzer  Seele  wünscht. 

Yorsltzender :  Ich  erteile  dem  Herrn  Geschäftsleiter  J.  Wünsch 
das  Wort. 

Josef  Wunsch :  Es  ist  auch  noch  eine  Reihe  von  Zuschriften  und  Telegrammen 
an  den  Altertums  -  Verein  gelangt,  in  welchen  derselbe  zum  Teil  mit  schmeichelhafter 
Anerkennung  seines  Wirkens  zur  heutigen  Feier  für  die  Gegenwart  und  Zukunft 
beglückwünscht  wird. 

Mit  Rücksicht  auf  die  große  Anzahl  derselben  müssen  wir  uns  jedoch  unter 
Verzichtleistung  auf  die  Bekanntgabe  des  vollen  Inhaltes,  dessen  Veröffentlichung  wir 
uns  für  die  Festschrift  vorbehalten,  darauf  beschränken,  die  Namen  aller  jener  Institute, 
Vereine  und  Personen  mitzuteilen,  welche  in  dieser  Weise  des  Altertums-Vereines 
gedachten.  Es  sind  dies  folgende  (hest  nur  die  Namen  dieser  Vereine  und  Gesellschaften). 

Die  Zuschriften  selbst  aber  lauten: 

1.  Kais,  und  Kön.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv. 

Im  Namen  des  k.  u,  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchivs  habe  ich  die  Ehre 
und  die  Freude,  den  Wiener  Altertums  -Verein  zu  seinem  Festtage  zu  begrüßen.  Fast 
so  alt  wie  der  Verein  ist  die  Verbindung,  die  das  Archiv  mit  ihm  als  sein  Mitglied 
unterhält.  Dies  allein  wäre  freilich  nur  ein  äußeres  Band.  Aber  die  Gemeinsamkeit 
so  mancher  Interessen  und  so  vieler  Aufgaben,  die  mannigfaltigen  und  stets  will- 
kommenen Anlässe  zu  gegenseitiger  Anregung  und  Förderung  haben  nähere  Be- 
rührungen und  innere  Beziehungen  geschaffen,  deren  Pflege  für  das  Archiv  eine 
sorgsam  beachtete  Pflicht  gewesen  ist  und  bleiben  soll. 

So  darf  sich  dieses  Institut  in  die  Reihe  derer  stellen,  die  heute  kommen,  um 
der  Gesellschaft  der  Wiener  Altertumsfreunde  ein  herzliches  Wort  zu  sagen.  Es  gilt 
den  vergangenen  fünfzig  Jahren,  indem  es  warme  Dankbarkeit  und  Anerkennung  aus- 
zudrücken sucht  für  das,  was  von  dem  Verein  in  dieser  Zeit  geleistet  worden  ist.  Es 


—V    29    >f 


gilt  aller  Zukunft,  indem  es  den  Wunsch  darbringt,  daß  dem  Vereine  Kraft  und  Lust 
der  Arbeit,  Glück  und  Freude  des  Erfolges  treu  bleiben  mögen,  zu  seiner  eigenen 
Ehre,   zur  Ehre  unserer  Stadt  und  unseres  Kronlandes,  zur  Ehre  unseres  Österreich! 

Wien,  den  22.  März  1903. 

Dr.  Gustav  Winter  m.  p., 

Direktor  des  k.  u.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchivs. 

3.  K.  K.  österr.  Archäologisches  Institut.  Wien. 

Die  seltene  Feier,  die  dem  Altertums -Vereine  zu  begehen  vergönnt  ist,  be- 
gleitet auch  das  österreichische  archäologische  Institut  mit  lebhaftem  Anteile.  Während 
seines  halbhundertjährigen  Bestandes  hat  der  Verein  sich  in  ausdauernder  Pflege  der 
vaterländischen  Denkmäler  der  Vorzeit  ein  heimatliches  Verdienst  erworben,  das  auch 
dem  staatlich  organisierten  Forschungstriebe  in  allseits  gewürdigter  Weise  zugute  kam. 
Daß  seinem  Wirken  auch  fernerhin  ein  gleicher,  ja  ein  wachsender  Erfolg  beschieden 
sein  möge,  erlauben  wir  uns  als  wärmst  empfundenen  Glückwunsch  zur  Jubelfeier 
auszusprechen. 

Wien,  am  16.  März  1903. 

Die  Direktion  des  k.  k.  österr.  archäologischen  Institutes: 

Otto  Benndorf  m.  p.  R.  v.  Schneider  m.  p. 

3.  Wissenschaftlicher  Klub  in  Wien. 

Hochgeehrter  Altertums- Verein! 

Der  Wissenschaftliche  Klub  in  Wien  begrüßt  in  freundlichster  Weise  den 
Wiener  Altertums-Verein  am  heutigen  Jubeltage.  Fünfzig  Jahre  unermüdeter  Arbeit 
sind  verflossen,  seit  in  Tagen  tiefer  Depression  sich  eine  überraschend  große  Zahl 
edler  Geister  zusammengefunden,  die  das  wissenschaftliche  und  künstlerische  Erbe  der 
Vorzeit  nicht  nur  bewahren,  sondern  auch  vermehren  wollten  durch  eigene  Forschung 
und  Arbeit.  Wenn  wir  die  beiden  Arneth,  Chmel,  Eitelberger,  Heider,  Architekt 
Ernst,  die  Maler  Kupelwieser  und  Rüben  aus  der  Zahl  der  Mitbegründer 
herausheben,  so  haben  wir  schon  dadurch  ein  bedeutungsvolles  Programm  angedeutet, 
das  seit  fünfzig  Jahren  durch  gediegene  Schriften,  anregende  Vorträge,  belehrende 
Ausstellungen,  Exkursionen  und  ähnliche  Unternehmungen  ausgeführt  wurde.  Hierin 
verehrt  der  Wissenschaftliche  Klub  den  älteren,  bewährten  Genossen.  Insbesondere 
beglückwünscht  er  den  Wiener  Altertums  -Verein  zu  dem  neuesten  großartigen  Werke, 
das  er  ins  Leben  gerufen  hat,  „Geschichte  der  Stadt  Wien."  Es  ist  ein 
Monumentalwerk,  das  unsere  Vaterstadt  und  den  Verein  in  hohem  Grade  ehrt.  In 
den  bis  jetzt  erschienenen  Bänden  liegen  die  Resultate  jahrelanger  SpezialStudien  in 
mustergiltiger  Darstellung  vor;  in  den  bisher  erschienenen  acht  Bänden  „Quellen 
zur  Geschichte   der  Stadt  Wien"   ist  eine  solche  Menge  von  Materiale  auf- 


K    30    >» 


gesammelt,   daß   die  Mit-   und  Nachwelt  lange   daraus  schöpfen  kann,   ohne  daß   es 
versiegt,  und  noch  ist  diese  Vorarbeit  nicht  vollendet. 

Der  Wissenschaftliche  Klub  beglückwünscht  besonders  heute  den  Wiener 
Altertums -Verein  zu  dem  hohen  Mute  und  der  geistigen  Kraft,  die  in  den  Unter- 
nehmungen desselben  sich  kundgeben  und  wünscht  ihm  ferneres  frohes  Gedeihen  ad 
multos  annos! 

Wien,  den  22.  März  1903. 

Dr.  Karl  von  Stremayr  m.  p., 

Präsident. 

Brunner  von  Wattenwyl  m.  p.,  Felix  Karrer  m.  p., 

Vize-Präsident.  General-Sekretär. 

4.  Abt  und  Konvent  des  Benediktinerstiftes  Göttweig  beglückwünschen  den 
Altertums-Verein  zu  Wien  anläßlich  seines  Jubiläums.  Möge  derselbe  noch  lange 
blühen  und  wirken  im  Interesse  der  heimatlichen  Geschichts-  und  Altertumsforschung. 

Wien,  am  19.  März  1903. 

Abt  Dungel  m.  p. 

6.  Zisterzienserstift  Zwettl. 

Ich  bitte  meine  und  meines  Hauses  aufrichtige  Glückwünsche  zu  dem  schönen 
Feste  des  bestverdienten  und  hochangesehenen  Vereines  entgegennehmen  zu  wollen. 

Zwettl,  den  22.  März  1903. 

Stephan  Rößler  m.  p., 

Abt. 

6.  Germanisches  Nationalmuseum  in  Nürnberg. 

Mit  lebhaftester  Freude  hat  uns  die  gütige  Einladung  zur  Festversammlung 
aus  Anlaß  des  fünfzigjährigen  Bestehens  Ihres  Vereines  erfüllt. 

Wir  erblicken  darin  einen  erneuten  freundlichen  Beweis  bester  Gesinnung, 
welche  Ihr  kaum  jüngerer  Verein  dem  Germanischen  Nationalmuseum  in  den  fünfzig 
Jahren  allzeit  bewiesen. 

Leider  ist  es  uns  nicht  vergönnt,  an  Ihrer  denkwürdigen  Feier  persönlich 
teilzunehmen.  Die  Tatsache  aber  der  stets  so  freundschaftlichen  Beziehungen  zwischen 
Ihrem  Vereine  und  unserem  Museum  bekräftigt  wohl  genug  unsere  Versicherung  der 
freudigsten  Anteilnahme  an  Ihrem  Fest. 

Wir  wünschen  unserem  treuen  Freunde  und  Altersgenossen  für  alle  Zeit 
das  gleiche  gesunde  Wachsen,  das  gleiche  fruchtreiche  Wirken  wie  in  den  ersten 
fünfzig  Jahren.  t 

War  es  Ihrem  Vereine  vergönnt,  die  glänzenden  Hoffnungen  und  Wünsche, 
die  seine  Gründung  hervorriefen,   zu   erfüllen  —  so   möge  die  stark  vermehrte  Zahl 


¥     31     A 


guter  Wünsche,   die  in  diesen  Tagen  Ihnen  entgegengebracht  werden,  Ihr  erweitertes 
Wirken  verheißungsvoll  begleiten! 

In  dieser  Gesinnung  begrüßen  wir  Sie 

Nürnberg,  den  20.  März  1903.  hochachtungsvollst: 

Das  Direktorium  des  Germanischen  National -Museums: 

Bezold  m.  p., 

1.  Direktor. 

7.  Königl.  Sächsischer  Altertums  -  Verein  in  Dresden. 

Dem  geehrten  Altertums  -  Verein  spricht  der  ergebenst  unterzeichnete  Vorstand 
zu  seinem  fünfzigjährigen  Jubiläum  die  freundlichsten  Glückwünsche  aus  und  dankt 
für  die  ihm  übersandte  Einladung  zur  Festversammlung,  der  nachzkommen  er  leider 
behindert  ist. 

Dresden,  den  18.  März  1 903.  Der  Vorstand : 

von  Raab  m.  p. 

8.  Oberhessischer  Geschichtsverein  in  Gießen. 

Gießen,  den  2.  Februar  1903. 
Sehr  geehrte   Herren! 

Zu  unserem  lebhaften  Bedauern  sind  wir  außer  Stande,  zu  Ihrem  schönen  Feste 
einen  Vertreter  zu  entsenden.  Seien  Sie  aber  dessen  gewiß,  daß  wir  im  Geiste  lebhaf- 
testen Anteil  nehmen  an  dem  F'este,  an  dem  Sie  auf  eine  50jährige  höchst  erfolgreiche 
Wirksamkeit  zurückblicken  dürfen  und  empfangen  Sie  unsere  wärmsten  Glückwünsche. 

Mit  vorzüglicher  Hochachtung  der  Vorsitzende 

Geh.  Hofrat  Dr.  Behaghl  m.  p. 

9.  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde  in  Erfurt. 

Erfurt,  den  21.  März  1903. 
Zur  Feier  Ihres  50jährigen  Stiftungsfestes  wünscht  Ihnen   der  unterzeichnete 
Vorstand  herzliches  femergs  Wachsen,  Blühen  und  Gedeihen  bis  in  die  fernste  Zukunft. 
Mit  hochachtungsvollem  Gruß 

Der  Vorstand: 

J.  A.  Dr.  Loth  m.  p., 

Sanitätsrat. 

10.  Der  Ausschuß  des  Historischen  Vereins  für  Schwaben  und  Neuburg. 

Augsburg,  den  2.  Februar  1903. 
In  Beantwortung  Ihrer  sehr  geehrten  Zuschrift  vom  17.  v.  M.  bitten  wir,   zu 
der  Feier  des  50jährigen  Bestehens  Ihres  Vereins   unsere  herzlichsten  Glückwünsche 
entgegennehmen  zu  wollen. 

Für  den  Ausschuß: 

Otto   Roger  m.  p., 

I.  Vorstand. 


M    32    >» 


11.  Historischer  Verein  für  Mittelfranken. 

Ansbach,  den  19.  März  1903. 

Die  Anwälte  des  Historischen  Vereins  für  Mittelfranken  danken  verbindlichst 
für  die  ehrende  Einladung  zur  Teilnahme  an  der  Feier  des  50jährigen  Jubiläums 
des  Altertums  -Vereines  Wien.  Wir  senden  hiezu  unsere  aufrichtigsten  Glückwünsche, 

Hochachtungsvollst  ergebenst 

Für  den  Ausschuß: 

Dr.  Julius  Meyer  m.  p., 

k.  Landgerichts  -  Direktor. 

12.  Der  Ausschuß  des  Historischen  Vereines  von  Unterfranken  und  AschaflFenburg. 

Würzburg,  den  13.  März  1903. 
Der  sehr  verehrliche  Altertums-Verein  in  Wien  hatte  die  Liebenswürdigkeit, 
unseren  historischen  Verein  zu  seinem  demnächst  stattfindenden  50jährigen  Stiftungs- 
feste einzuladen.  Indem  wir  für  diese  Aufmerksamseit  unseren  wärmsten  Dank  aus- 
sprechen, bedauern  wir,  nicht  in  der  Lage  zu  sein,  irgendwie  persönlich  uns  an  dieser 
Feier  zu  beteiligen.  Deswegen  erlauben  wir  uns  auf  diesem  Wege  die  herzlichsten 
Glückwünsche  unseres  Vereines  darzubringen,  verbunden  mit  dem  angelegentlichen 
Wunsche,  es  möchte  Ihrem  durch  seine  schönen  Publikationen  so  hochverdienten 
Vereine  auch  fernerhin  ein  recht  glückliches,  erfolgreiches  Wirken  beschieden  sein, 
nicht  minder  aber  auch,  daß  die  zwischen  unseren  Vereinen  seit  langen  Jahren 
bestehenden  Beziehungen  unverändert  bis  in  ferne  Zukunft  sich  forterhalten  möchten. 

In  größter  Hochschätzung 

Prof.  Dr.  Henner  m.  p., 

d.  z.  Vorstand. 

13.  Historischer  Verein  von  und  für  Niederbayern. 

Landshut,  den  1.  Februar  1903. 
Der  unterzeichnete  Vereinsvorstand  erwidert  dem  sehr  verehrten  Ausschuß 
des  Altertums-Vereins  zu  Wien  auf  die  geschätzte  Zuschri(|t  vom  17./19.  v.  M.,  die 
festliche  Feier  seines  50jährigen  Bestehens  betreffend,  daß  er  dem  seit  Jahren  durch 
Schriftentausch  verbundenen  Vereine  die  wärmsten  Glückwünsche  zu  seinem 
Jubiläum  sende. 

Der  I.  Vereinsvorstand: 

Freiherr  von  Andrian  m.  p., 

k.  Regierungs*  Präsident 

14.  Würtembergischer  Geschichts-  und  Altertums-Verein  in  Stuttgart. 

Stuttgart,  den  6.  Februar  1903. 
In  seiner  Ausschußsitzung  vom  28.  Jänner  1903  hat  der  Verein  beschlossen, 
dem   Altertums  -  Vereine    in   Wien  seine    herzlichsten   Glückwünsche  zur   Feier    des 
50jährigen  Bestehens  auszusprechen,  für  die  seitherigen  wertvollen  Leistungen  beson- 


¥     33     A 


ders  innigen  Dank  zu  sagen  und  ferneres  gedeihliches  Arbeiten  zu  wünschen.  Indem 

ich    noch    aufrichtigen   Dank    sage,    für    das   freundliche   Einladungsschreiben    vom 

17.  Jänner  1903,    gebe    ich    mir   die   Ehre,   den   obigen  Beschluß  zur  Kenntnis  eines 

löblichen   Vereines   zu    bringen   und   zeichne  mit  dem   Ausdrucke   des  Dankes  und 

wahrer  Hochachtung  als 

Ihr  ergebenster 

Dr.  A.  V.  Pfister  m.  p., 

Generalmajor  z.  D.,  Vorsitzender. 

16.  Württembergischer  Kunstgewerbeverein. 

Stuttgart,  den  13.  März  1903. 
Im  Namen  des  Württembergischen  Kunstgewerbevereines,  mit  dem  der  Verein 
für  dekorative  Kunst  und  Kunstgewerbe  sich   verschmolzen    hat,    beehre    ich   mich, 
Ihnen  für  die  zu  Ihrem  Jubiläumsfeste  Einladung  ergebenst  zu   danken.  Wollen  Sie 
die  herzlichsten  Glückwünsche  des  Vereines  entgegennehmen. 

In  ausgezeichneter  Hochachtung 

Dr.  von  Job  st  m.  p. 

16.  Historisch  -  literarischer  Zweigverein  des  Vogesen  -  Klubs. 

Straßburg,  dßn  11.  März  1903. 
Der  historisch  -  literarische  Zweigverein  des  Vogesen  -  Klubs  in  Straßburg  dankt 
verbindlichst  für  die  freundliche  Einladung   zur  Feier  des  50jährigen  Bestehens  und 
sendet,  da  er  selbst  an  dem  Feste  nicht  teilnehmen  kann,  seine  herzlichsten  Wünsche 
für  die  fernere  Wirksamkeit  des  hochgeschätzten  Altertums  -  Vereines. 

Für  den  Vorstand: 

Prof.   Dr.   Martin  m.  p. 

17.  Gesellschaft  für  Geschichtskunde  zu  Freiburg  i.  B. 

Die  Gesellschaft  für  Geschichtskunde  zu  Freiburg  i.  B.  hat  die  freundliche 
Einladung  zu  der  am  22.  d.  M.  stattfindenden  Fest- Versammlung  zu  erhalten  die  Ehre 
gehabt  und  unterläßt  nicht,  dem  die  gleichen  Ziele  verfolgenden  Altertums  -  Vereine 
die  aufrichtigsten  Glückwünsche  zur  Feier  des  Gedenktages  seines  50jährigen  Bestehens 
darzubringen.  Leider  ist.  es  dem  hiesigen  Vereine  versagt,  sich  durch  Absendung  eines 
oder  mehrerer  Mitglieder  bei  der  Festversammlung  vertreten  zu  lassen,  und  bedauert 
dies  vor  allen  anderen  hiesigen  Mitgliedern  der  Unterzeichnete,  welcher  ja  selbst  die 
Ehre  hatte,  während  seines  Aufenthaltes  in  Wien  mehrere  Jahre  Mitglied  des  dortigen 
Altertums  -  Vereines  zu  sein. 

Freiburg  i.  B.,  den  16.  März  1903. 

In  Vertretung  des  I.  Vorsitzenden: 

Camillo  Freiherr  von  Althaus  m.  p., 

k.  und  k.  Oberstlieutenant  a.  D., 
ehemaliger  Konservator  des  Heeresmuseums  in  Wien. 


K    34    )¥ 


18.  Die  allgemeine  geschichtsforschende  Gesellschaft  der  Schweiz  und  die 
Züricher  antiquarische  Gesellschaft. 

Zürich,  den  15.  März  1903. 

Hochgeschätzter  Herr  Präsident! 

In  meiner  doppelten  Eigenschaft  als  Präsident  beider  Gesellschaften  empfing 
ich  Ihre  sehr  ehrenden  Einladungen  zu  Ihrem  in  acht  Tagen  stattfindenden  schönen 
Feste.  Empfangen  Sie,  sehr  geehrter  Herr  Präsident,  unseren  verbindlichsten  Dank 
und  wärmsten  Glückwunsch  zu  Ihrer  Feier. 

Indem  ich  Sie  höflichst  ersuche,  die  Glückwünsche  unserer  Gesellschaften 
Ihrem  hochverehrten  Vereine  mitzuteilen,  zeichne  ich  in  vorzüglicher  Hochachtung 
und  Ergebenheit 

Dr.   J.  Meyer  von  Knonau  m.  p., 

Professor  und  Vereinsprasident. 

19.  Jena,  21.  3.  1903. 
Beste  Wünsche  vom  Thüringischen  Geschichtsverein.  (Telegramm.) 

20.  Darmstadt,  22.  3.  1903. 
Herzliche  Glückwünsche  sendet  der  historische  Verein  für  Hessen.  (Telegramm.) 

21.  Charlottenburg,  22.  3.  1903. 
Dem  Altertums -Verein  zu  Wien   sendet  herzliche  Gratulation  zum  heutigen 

Jubelfeste  und  wünscht  ferneres  Blühen  und  Gedeihen  der  Gesamtverein  der  deutschen 
Geschichts-  und  Altertums -Vereine,  Der  Vorsitzende  Dr.  Baill'eu,  geheimer  Archivrat. 
(Telegramm.) 

22.  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde. 

Durch  die  Erforschung  und  Erhaltung  der  alten  Kultur-  und  Kunstdenkmäler 
des  Heimatlandes  hat  der  verehrliche  Altertums  -  Verein  im  Wettkampfe  mit  ähnlichen 
Zwecken  huldigenden  in-  und  ausländischen  Vereinigungen  sich  eifrigst  bemüht, 
unsere  Kenntnisse  der  Heimatsgeschichte  zu  vermehren  und  das  Verständnis  für  die 
Schöpfungen  früherer  Kulturperioden  zu  wecken,  deren  uns  erhaltene  Reste  die 
sichersten  und  glaubwürdigsten  Überlieferungen  aus  der  Vergangenheit  sind  und  daher 
unsere  achtungsvolle  Würdigung  in  vollem  Maße  verdienen. 

Unter  der  Leitung  und  Mitwirkung  um  die  Geschichtsforschung  hochverdienter 
Fachmänner  hat  der  verehrliche  Altertums  -  Verein  sich  mit  seinen  Leistungen  auf  dem 
vorgesteckten  Gebiete  allseitige  Anerkennung  erworben.  Es  muß  ihm  daher  zur 
angenehmen  Genugtuung  gereichen,  am  Abschlüsse  einer  halbhundertjährigen  Arbeits- 
periode auf  seine  Wirksamkeit  zurückblicken  und  sich  der  erfreulichen  Erfolge  seiner 
Bemühungen  rühmen  zu  können. 


■M    35    >► 


Die  gleiche  Ziele  verfolgende  Gesellschaft  für  Landeskunde  in  Salzburg  begrüßt 
ebenso  freudig  diesen  bedeutungsvollen  Anlaß,  um  auch  ihrerseits  den  verehrlichen 
Altertums -Verein  zu  seiner  Jubelfeier  aufs  herzlichste  zu  beglückwünschen. 

Möge  derselbe  wie  bisher  auch  in  alle  Zukunft  blühen  und  gedeihen! 

Salzburg,  den  19.  März  1903. 

Für  den  Ausschuß  der  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde: 

Der  Obmann:  Der  Schriftführer: 

E.  F  u  g  g  e  r  m.  p.  C  h  r.  G  r  e  i  n  z  m.  p. 

23.  Museum  Carolinum  Augusteum  in  Salzburg. 

Für  die  freundliche  Einladung  des  hochgeehrten  Ausschusses  zur  Jubiläums- 
Festversammlung  des  Altertums  -  Vereines  zu  Wien  erlaubt  sich  der  Verwaltungsrat 
des  städtischen  Museums  in  Salzburg  den  verbindlichsten  Dank  ergebenst  darzubringen. 

Wenn  auch  unser  bescheidenes  Institut,  welchem  für  Salzburg  dieselbe  Aufgabe 
zufallt,  die  sich  der  illustre  Altertums  -  Verein  für  die  Reichsmetropole  und  ihre  Provinz 
gestellt  hat,  eine  persönliche  Vertretung  bei  der  bedeutungsvollen  Feier  nicht  zu 
erreichen  vermochte,  so  nimmt  es  doch  nicht  minder  herzlichen  Anteil  an  dem  Ehren- 
tage, an  welchem  die  an  Arbeit  und  Erfolg  so  reiche  Geschichte  des  Vereines,  seine 
dankbaren  Bestrebungen,  seine  bedeutungsvollen  Forschungen  und  die  stolze  Reihe 
der  hervorragenden  Publikationen  eines  halben  Jahrhunderts  vor  einer  glänzenden 
Versammlung  ihre  Auferstehung  feiern  werden. 

Der  unterzeichnete  Verwaltungsrat  erlaubt  sich,  den  hochgeschätzten  Verein 
anläßlich  seines  Festtages  auf  das  Wärmste  zu  beglückwünschen.  Möge  der  Alter- 
tums-Verein  wachsen  und  blühen  in  Zukunft  wie  in  seinen  ersten  zehn  Lustren  und 
möge  seine  Förderung  Ehrensache  aller  berufenen  Kreise  sein  und  bleiben. 

Salzburg,  den  18.  März  1903. 
Für  den  Verwaltungsrat  des  städtischen  Museums  Carolino  -  Augusteum  in  Salzburg: 

Der  Leiter  des  Museums:  Der  Vorsitzende: 

E.  Fugger  m.  p.  Jesche  m.  p. 

24.  Verein  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen. 

Prag,  den  20.  März  1903. 
Zur  Feier,  welche  der  geehrte  Verein  am  22.  d.  M.  begeht,  sendet  der  Verein 
für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen  seine  aufrichtigsten  und  wärmsten  Glück- 
wünsche. Möge  es  dem  geehrten  Vereine  beschieden  sein,  noch  ungezählte  Jahre 
seinen  erhabenen  Zwecken  widmen  zu  können,  und  möge  es  ihm  nie  an  tatkräftigen 
und  verdienstvollen  Führern  und  Förderern  fehlen. 

Im  Streben  und  Wirken  vereint  unseren  treudeutschen  Gruß  und  Handschlag ! 
Für  den  Ausschuß  des  Vereines  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen: 

Der  Obmann:  Der  Geschäftsleiter: 

Hofrat  Dr.  Jos.  Schindler  m.  p.  Staub  m.  p. 


5* 


-K    36    >► 


25.  Die  archäologische  Sektion  des  böhmischen  Museums. 

Prag,  den  20.  März  1903. 
Euer  Hochwohlgeboren! 

Geehrtester  Herr  Präsident! 

Zu   meinem  größten  Bedauern  bin  ich  Unwohlseinshalber  außer  Stande,   an 

Ihrer  Festversammlung  weder  persönlich  noch   in   meiner  Eigenschaft  als  Präsident 

der  archäologischen  Sektion  des  böhmischen  Museums,  so  gerne  ich  dies  in  beiden 

Eigenschaften  gewollt  hätte,  Anteil  nehmen  zu  können. 

Im  Geiste  bei  Ihnen  weilend,  nehme  ich  den  innigsten  Anteil  an  Ihrem  Erfolge 

und  wünsche  Ihnen  allen  Segen  und  das  glücklichste  Gedeihen  für  die  Zukunft. 

Mit  der  vollkommensten  Hochachtung  Euer  Hochwohlgeboren 

ganz  ergebenster 

Josef  Hlavka  m.  p. 

26.  Die  Direktion  des  Geschichtsvereines  für  Kämthen  in  Klagenfurt. 
Anläßlich   der  50  jährigen  Jubelfeier  des  Altertums -Vereines   beehrt  sich   die 

Direktion  des  Geschichtsvereines  für  Kämthen,  dessen  Bestrebungen  um  die  Erforschung 
der  Altertümer  des  Kärnthnerlandes  stets  der  lebhaften  Anteilnahme  und  Förderung 
von  Seite  des  Altertums -Vereines  begegneten,  hiefür  der  wärmsten  Dankesfreude 
Ausdruck  zu  geben.  Zugleich  erlaubt  sich  die  gefertigte  Vereinsleitung  mit  dem  Danke 
für  die  freundliche  Einladung  zur  Teilnahme  an  dem  Jubelfeste  auch  die  herzlichsten 
und  aufrichtigsten  Wünsche  für  das  fernere  Gedeihen  des  Altertums  -  Vereines  darzu- 
bringen mit  einem  kräftigen  „Vivat,  floreat,  crescat!" 
Klagenfurt,  den  20.  März  1903. 

Der  Sekretär:  Der  Direktor: 

K.  Dürnwirth  m.  p.  Regierungsrat  Dr.  Haan  m.  p. 

27.  Der  Museal -Verein  für  Krain. 

Leib  ach,  am  17.  März  1903. 

Der  Museal  -  Verein  für  Krain  beehrt  sich  zur  Feier  Ihres  50  jährigen  Bestandes 

die  wärmsten  Glückwünsche  auszusprechen. 

Für  die  Vereinsleitung: 
Fr.  Leuec  m.  p.,  Prof.  Dr.  O.  v.  Gratzy  m.  p. 

Obmann. 

28.  Der  Museal -Verein  Laureacum  für  Enns  und  Umgebung. 

Zu  dem  Feste  des  50jährigen  Bestandes,  welches  der  geehrte  Altertums- 
Verein  feiert,  erlaubt  sich  der  Museal  -  Verein  Laureacum  die  wärmsten  und  besten 
Glückwünsche  darzubringen. 

Enns,  den  20.  März  1903. 

Streberger  m.  p.,  Steigel  m.  p., 

Vorstandstellvertreter.  Schriftführer. 


ü    37    >f 


29.  Verein  zur  Erhaltung  der  Kunstdenkmäler  in  Wiener -Neustadt. 

Der  gefertigte  Ausschuß  des  Vereines  zur  Erhaltung  der  Kunstdenkmäler  in 
Wiener -Neustadt  beglückwünscht  hiemit  den  hochverehrlichen  Bruderverein  zu  dem 
Ablaufe  des  zehnten  Lustrums  seines  Bestandes,  zu  der  Fülle  gedeihlicher  Arbeit  und 
zu  der  Reihe  schöner  Erfolge  aufs  herzlichste  und  nimmt  an  der  frohen  Zuversicht 
teil,  daß  dem  hochverehrlichen  Altertums  -  Vereine  zu  Wien  in  dem  beginnenden 
neuen  Halbjahrhundert  eine  für  Kunst  und  Wissenschaft  ebenso  segensreiche  Tätigkeit 
beschieden  sei. 

Wiener-Neustadt,  am  21.  März  1903. 

J.  Kamman  m.  p.  Dr.  Josef  Mayer  m.  p.. 

30.  Nordböhmisches  Gewerbemuseum. 

Reichenberg,  den  20.  März  1903. 
Das  Kuratorium   des   nordböhmischen  Gewerbemuseums   beehrt  sich,   Ihrem 
geehrten  Vereine  zur  Feier  des  Gedenktages  Ihres  50jährigen  Bestehens  die  wärmsten 
Glückwünsche  zu  übermitteln  und  zeichnet  mit  vorzüglichster  Hochachtung 

Der  Kustos:  Pazaur  m.  p.  Der  Präsident:  Bilech  m.  p. 

31.  Der  Klub  der  Münz-  und  Medaillenfreunde  in  Wien. 

Wien,  den  18.  März  1903. 

Mit  den  Gefühlen  freudiger  Anteilnahme  erlaubt  sich  der  Klub  der  Münz- 
und  Medaillenfreunde  in  Wien  seine  herzlichsten  Glückwünsche  zu  Ihrem  50jährigen 
Jubiläum  zu  übermitteln. 

Doch  nicht  nur  der  Freude,  auch  unserem  Danke  sei  Ausdruck  gegeben 
dafür,  daß  der  verehrliche  Altertums  -  Verein  stets  in  hervorragender  Weise  und  rast- 
loser Arbeit  mitwirkte,  Sinn  und  Verständnis  für  Geschichte  und  Altertümer  unseres 
Vaterlandes  in  weiteren  Schichten  der  Bevölkerung  zu  wecken,  zu  pflegen,  Österreichs 
altehrwürdige  Kunstschätze  znm  Gemeingut  Aller  zu  machen  und  zu  erhalten. 

So  erblicken  wir  in  dem  Altertums  -  Vereine  jene  Muttergesellschaft,  welche 
den  Boden  ebnete  für  die  weitere  Entwicklung  allmählich  aufkeimender  historischer 
SpezialVereine,  deren  Werdegang  befruchtend,  belebend. 

Auf  diese  Weise  empfinden  auch  wir  einen  innern  Zusammenhang  mit  dem 

« 

Altertums -Vereine,  empfinden  auch  wir  sein  stolzes  Fest  mit  jener  Innigkeit,   welche 
den  dankschuldigen  Jünger  für  den  allverehrten  Meister  erfüllt. 

Möge  der  Altertums  -  Verein  unentwegt  weiterschreiten  auf  hehrer  Bahn,  möge 
er  weiterhin  verfolgen  den  unerschöpflichen  Quell  der  Wissenschaft,  möge  er  blühen 
und  gedeihen  bis  in  die  fernsten  Zeiten  als  Hort  der  Geschichte  und  Kunst,  als 
unseres  Vaterlaijdes  Zier! 

Der  Präsident: 

k.  k.  Regierungsrat  Ritter  von  Höfken  m.  p. 


-M    38 


32.  Innsbruck,  22.  März  1903. 

Das  Tirolische  Landesmuseum  Ferdinandeum  sendet  zur  heutigen  Gedenk- 
feier des  hochverdienten  Wiener  Altertums- Vereines  die  herzlichsten  Glückwünsche. 
Wieser.  (Telegramm.) 

38.  Brunn,  den  22.  März  1903. 

Der  deutsche  Verein  für  Geschichte  Mährens  und  Schlesiens  sendet  zur  Feier 
des  50jährigen  Bestandes  und  ruhmvollen  Wirkens  seine  innigsten  Glückwünsche. 
(Telegramm.) 

34.  Glückwunschschreiben  und  Telegramme  langten  auch  von  folgenden 
Vereinsmitgliedern  ein:  P.  Friedrich  Endl,  Archivar  im  Benediktinerstifte  Altenburg, 
k.  k.  Konservator;  Dr.  A.  Luschin  von  Ebengreuth,  Universitätsprofessor  in 
Graz;  Franz  Riedling,  Dechant  und  Pfarrer  in  Prinzendorf;  Eduard  Schmidel, 
k.  k.  Landesgerichsrat  i.  P.,  k.  k.  Konservator;  Adolf  Sterz,  k.  k.  Fachschuldirektor  i.  R., 
k.  k. 'Konservator;  Franz  Thill,  k.  und  k.  Kammer-  und  Hoflieferant. 


Vorsitzender:  Ich  bitte  nun  Herrn  Professor  Dr.  Neuwirth,  zu  dem 
angekündigten  Festvortrage:  „Die  Stellung  Wiens  in  der  bau- 
geschichtlichen Entwicklung  Mitteleuropas"  das  Wort  ergreifen  zu 
wollen.  (Lebhafter  Beifall.) 

Prof.  Dr.  Jos.  Neuwii-th:  Hochansehnliche  Versammlung!  Am 
25.  April  1459  ging  es  in  der  Dombauhütte  zu  Regensburg  hoch  her.  Sechs  Kannen 
welschen  Weines  verzeichnet  die  Dombaurechnung  für  die  Bewirtung  der  fremden 
Meister,  die  sich  in  Regensburg  zusammengefunden  hatten,  um  Satzungen  für  die 
Hüttenorganisation  des  Deutschen  Reiches  zu  beraten  und  festzustellen.  Nächst  Jost 
Dotzinger,  dem  Werkmeister  der  Münsterbauhütte  zu  Straßburg,  der  nach  Art.  48 
der  neuen  Hüttenordnung  des  Steinwerks  oberster  Richter  sein  sollte,  erscheinen 
Meister  Lorenz  S  p  e  n  i  n  g  der  Bauhütte  von  St.  Stephan  in  Wien  und  Dombaumeister 
K  o  n  r  a  d  von  Köln  als  die  ohne  redliche  Ursache  unabsetzbai'en  Hauptleute  der 
neuen  Organisation  ;  ja,  dem  Meister  S  p  e  n  i  n  g  wurde  wie  dem  Straßburger  Münster- 
baumeister ausdrücklich  zuerkannt,  auch  zu  Wien  in  dem  Lande  oberster  Richter  sein 
zu  dürfen,  dem  das  Gebiet  von  Lambach  und  Steyr  bis  nach  Ungarn  und  die  Donau 
abwärts  als  eines  der  vier  Haupthüttengebiete  des  Deutschen  Reiches  unterstehen 
sollte.  Diese  Abgrenzung  hielt  auch  Art.  40  der  Hüttenorganisation  von  1563  fest,  ein 
Beweis  dafür,  daß  die  Bauhütte  von  St.  Stephan  in  Wien  sich  in  der  ihr  zuerkannten 
bevorzugten  Stellung  erfolgreich  zu  behaupten  verstand.  In  der  wiederholten  Kodi- 
fizierung derselben  fanden  zweifellos  ganz  bestimmte  Tatsachen  weithin  anerkannter 
baukünstlerischer  Leistungsfähigkeit  zunftorganisatorischen  Ausdruck,  der  es  als  lohnend 


■M    39    >f — 


und  lockend  erscheinen  lassen  kann,  näher  ins  Auge  zu  fassen,  aus  welchen  Verhält- 
nissen sich  eine  solche  Ausnahmsstellung  der  Wiener  Hütte  entwickeln'  konnte,  und 
wie  Wien  in  die  baugeschichtliche  Entwicklung  Mitteleuropas  sich  überhaupt  eingliedert. 
Die  Bauschöpfungen  Wiens  während  des  frühen  und  hohen  Mittelalters 
standen  unter  dem  maßgebenden  Einflüsse  der  Kirche.  Die  Abhängigkeit  der  kirch- 
lichen Verhältnisse  von  Passau  mußte  frühe  eine  heute  nicht  mehr  in  allen  Einzelheiten 
genau  feststellbare  Rückwirkung  auf  die  künstlerische  Tätigkeit  ausüben ;  man  ist  wohl 
kaum  dabei  geblieben,  die  Wechselbeziehungen  zu  Passau,  dessen  Bischof  Altmann 
das  Stift  Göttweig  gründete,  nur  darauf  zu  beschränken,  die  spätere  Hauptkirche  der 
Stadt  Wien  dem  Titelheiligen  des  Passauer  Domes  zu  weihen.  Bayerische  Bischöfe 
und  Klöster,  reich  mit  Schenkungen  bedacht,  griflFen  nachdrücklichst  in  die  Kultur- 
entwicklung des  Donautales  ein ;  Tegernsee  und  Niederaltaich  nahmen  sich  derselben 
eifrig  an.  An  das  erstgenannte  Kloster,  das  in  der  Geschichte  der  Glasmalerei  frühe  eine 
führende  Stellung  einnahm,  wandte  sich  schon  1170  Propst  Heinrich  von  St.  Polten 
mit  der  Bitte  um  die  Überlassung  eines  jungen  Mönches  für  die  Vollendung  der 
Gemälde  seiner  Kirche.  Diese  Tatsache  gibt  einen  Fingerzeig  für  die  Bestimmung  der 
Richtung,  aus  welcher  Niederösterreich  damals  seinen  Künstlerbedarf  deckte.  Die  aus 
Regensburg  berufenen  Schottenmönche,  welche  neben  ihrem  Kloster  frühe  eine  Schule 
und  Pilgerherberge  errichteten  und  Niederlassungen  von  Handwerkern  förderten, 
brachten  auf  dem  Wiener  Boden  beim  Baue  und  bei  der  Ausschmückung  ihres  Klosters 
zweifellos  manchen  Zug  der  Kunstübung  ihres  Mutterhauses  zur  Geltung.  Sie  beeinflußte 
bald  die  Anlage-  und  Dekorationseigentürhlichkeiten  der  in  jüngster  Zeit  geistreich  in 
den  Vordergrund  gerückten  Gruppe  der  sogenannten  Schottenportale,  deren  Formen- 
sprache noch  an  dem  vielgenannten  Riesentore  von  St.  Stephan  herrlich  zum  Worte 
kam.  Ja,  in  der  Nennung  des  Meisters  Dietrich  Landtner  aus  Bayern,  den  die  aller- 
dings sehr  unzuverlässigen  Tafeln  der  Steinmetze  in  Wien  als  Bauleiter  der  Augustiner- 
kirche anführen,  lebt  noch  das  Bewußtsein  des  Zusammenhanges  fort,  in  welchem  die 
Bautätigkeit  des  mittelalterlichen  Wien  zunächst  mit  dem  deutscheil  Westen,  mit 
Bayern  stand.  Derselbe  wird  wohl  am  offensichtlichsten  bei  näherer  Vergleichung  des 
1275  begonnenen  Regensburger  Domchors  mit  der  Chorpartie  des  Wiener  Stephans- 
domes,  deren  Anordnungseinzelheiten  sich  in  mannigfacher  Übereinstimmung  der 
Polygonsbildung,  der  Strebenstellung  und  der  Art  des  Anschlusses  der  Seitenchöre' 
an  den  Mittelraum  berühren.  Hier  scheint  mehr  als  bloßer  Zufall  mitzuspielen,  ja 
direkt  eine  Herübemahme  eines  in  Süddeutschland  überhaupt  beliebten  Kirchengrund- 
risses stattgefunden  zu  haben  und  Wien  von  dem  mit  ihm  in  so  manch  anderen  Be- 
ziehungen stehenden  Regensburg  beeinflußt  worden  zu  sein,  das  einmal  am  Riesen- 
tore, das  anderemal  beim  Chorbaue  von  St.  Stephan  eine  gewisse  Vorbildlichkeit  be-' 
hauptete.  Ein  neuer  Beweis,  daß  die  Zuführung  der  Kunstanschauungen  sich  gern  an 
die  großen  Verkehrsstraßen  zu  Wasser  und  zu  Lande  hielt. 


«    40    >►- 


Die  Bautätigkeit  jener  Jahrhunderte  leistete  in  der  räumlich  durchaus  nicht  beson- 
ders ausgedehnten,  von  Gräben,  Mauern,  Toren  und  Türmen  umschlossenen  Stadt,  deren 
beschränkte  Verbaufläche  namentlich  der  Entwicklung  des  Profanbaues  enge  Grenzen 
zog,  das  künstlerisch  Hervorragendste  im  Dienste  der  Kirche.  Selbst  die  alte  Herzogsburg, 
in  deren  Schweizerhof  mit  der  Burgkapelle  noch  Reste  des  mittelalterlichen  Baues  sich 
erhielten,  betonte  mit  den  mächtigen  Ecktürmen  vor  allem  das  Wehrhafte.  Die  Anlage 
der  Kirchen  St.  Ruprecht,  St.  Peter,  St.  Stephan,  St.  Michael,  unserer  lieben  Frau  am 
Gestade,  die  Klöster  der  schottischen  Benediktiner,  der  Frauen  bei  der  Himmelpforte 
und  St.  Jakob,  der  Minoriten  nächst  der  Burg  und  der  Dominikaner  an  der  Stadt- 
mauer beim  Stubentore  beschäftigten  schon  von .  der  romanischen  Zeit  herauf  unzählige, 
in  der  Kunstübung  sich  vervollkommnende  Hände  und  reihten  ein  kirchliches  Bau- 
programm an  das  andere.  Nur  an  der  Michaelskirche  und  an  der  Fassade  des  Stephans- 
domes erhielten  sich  kunsthistorisch  wertvolle  Reste  jener  ersten  mittelalterlichen  Bau- 
epoche, in  deren  Bahnen  sich  auch  das  Schaffen  der  zweiten  hauptsächlich  weiter 
bewegte.  Die  Gothik  fand  an  Um-  und  Erweiterungsbauten  bereits  bestehender  Kirchen 
und  Klöster,  insbesondere  aber  bei  einer  Anzahl  von  Neubauten  wie  der  Stephans-, 
Maria  Stiegen-,  Minoriten-  und  Augustiner-,  Johanniter-  und  Deutschordenskirche,  eine 
Fülle  abwechslungsreicher  Aufgaben.  Die  teilweise  in  großen  Verhältnissen  sich  be- 
wegende Bauführung  zog  gar  bald  eine  stattliche  Zahl  fremder  Arbeiter  an,  mit  denen 
auch  neue  Anschauungen  auf  dem  Wiener  Boden  festen  Fuß  zu  fassen  begannen. 

Die  Bauhütte  von  St.  Stephan,  welche  1623  als  fünfthalbhundertjährige,  von 
der  Majestät  Barbarossa  „privilegierte"  bezeichnet  wurde,  steht  seit  der  1359  erfolgten 
Grundsteinlegung  zum  Langhause  unter  Rudolf  IV.,  der  mit  der  Errichtung  der  Wiener 
Universität  und  mit  dem  Baue  der  Stephanskirche  Unternehmungen  Karls  IV.  nach- 
eiferte, an  erster  Stelle.  Der  Verzicht  auf  ein  stark  betontes  Querhaus  entsprach  süd- 
deutschem Brauche;  an  Stelle  seiner  Ausladungen  über  die  Langhausflucht  wurden 
zwei  mächtige  Türme  angeordnet.  Ihre  seitliche  Anordnung  mag  durch  das  Bei- 
behalten der  älteren  Kirchenfassade  mit  veranlaßt  worden  sein,  läßt  sich  aber  durch 
Beziehungen  auf  ein  nicht  ferne  liegendes,  nur  wenig  älteres  Vorbild  leicht  erklären, 
das  eine  Anzahl  der  in  Wien  arbeitenden  Künstler  aus  eigener  Anschauung  sehr  gut 
kannte.  Es  ist  dies  der  1344  begonnene  Veitsdom  in  Prag,  bei  welchem  der  nach- 
weisbar der  Kathedrale  von  Narbonne  nacheifernde  Meister  Matthias  von  Ar  ras  zu- 
nächst wohl  eine  französischer  Anordnungsgepflogenheit  folgende  Fassadenturmsteilung 
geplant  haben  mochte,  indes  sein  großer  Nachfolger,  der  deutsche  Meister  Peter  Parier 
aus  Schwäbisch-Gmünd,  von  der  Heiligen  -  Kreuzkirche  dieser  Stadt,  welche 
sein  gleichnamiger  Vater  1351  begonnen  hatte,  die  seitliche  Turmstellung  herübernahm. 
Denn  bei  dem  Prager  Dome  entsprach  dem  heute  noch  bestehenden  Südturme  neben 
dem  Querhause  bis  zum  Brande  von  1541  ein  nur  zur  Hälfte  ausgeführter  Nordturm, 
der  infolge  der  Brandschäden  abgetragen  werden  mußte.  Diese  Anordnung  wurde  das 


■M      41      )¥ 


Vorbild  für  den  Wiener  Stephansdom.  Sein  großartiger,  zu  einem  Wahrzeichen  der 
Stadt  gewordener  Südturm,  an  dem  von  1404  bis  1433  so  emsig  gebaut  wurde,  ent- 
stand hauptsächlich  unter  einer  böhmischen  Meistern  zufallenden  Bauführung.  In  ihr 
folgten  Meister  Wenzla,  vielleicht  identisch  mit  dem  1392  aus  Prag  entschwindenden 
gleichnamigen  Sohne  Peter  Pari  ers,  welcher  der  Kunst  des  Vaters  und  Großvaters  sich 
zugewandt  hatte,  Peter  und  Hans  von  Prachatitz  aufeinander.  Ein  Steinmetz- 
meister Peter  von  Prachatitz  erscheint  noch  1415  in  Beziehungen  zu  Nachkommen 
des  großen  Prager  Dombaumeisters,  in  dessen  vom  Geiste  deutscher  Gothik  durch- 
drungenen Schule  die  aus  Prachatitz  stammenden  Meister  ihre  maßgebende  Aus- 
bildung empfangen  haben  mochten.  In  der  Prager  Bauhütte  fand  damals  ein  reger 
Zuzug  von  Steinmetzen  aus  allen  Ländern  deutscher  Zunge  statt.  1372  und  1375  sind 
von  dem  Dombaurechnungsführer  ausdrücklich  Wiener  Arbeitskräfte  verzeichnet.  Aber 
in  weit  größerem  Umfange  erfolgte  ein  Zuzug  von  Steinmetzen,  die  längere  Zeit  in 
der  Prager  Dombauhütte  gearbeitet  hatten,  nach  Wien.  In  der  durch  die  Munifizenz 
des  Wiener  Stadtrates  ermöglichten  Herausgabe  der  hochinteressanten  Kirchenmeister- 
rechnungen  von  St.  Stephan  hat  Prof.  Dr.  Uhlirz  mit  großer  Sorgfalt  zusammen- 
gestellt, daß  in  diese  Gruppe  außer  den  beiden  Prachatitzer  Meistern  auch  die  beiden 
Jeny  von  Pechaim  und  Prag,  Hans  Pehem  und  die  Warnhofer  gehören  und 
wohl  auch  Mert  Egrer  oder  Stephan  Krumauer  aus  Böhmen  zugewandert  sein 
mochten.  Diese  künstlerischen  Wechselbeziehungen  zwischen  der  Wiener  Bauhütte 
und  Böhmen  können  umsoweniger  überraschen,  als  z.  B.  schon  Wenzel  II.  den 
kunstfertigen  Helmschied  Heinrich  von  Wien  nach  Prag  zog,  1371  die  Prager 
Kannelgießer  ausdrücklich  den  Brauch  von  Nürnberg  und  Wien  ihren  in  deutscher 
Sprache  aufgezeichneten  Satzungen  zugrunde  legten,  1345  der  Goldschmied  Otto  von 
Wien,  1418  die  Zinngießer  Heinri  ch  und  Jakob  von  Wien  das  Bürgerrecht  der  Prager 
Altstadt  erwarben.  Erwägt  man,  daß  die  Gemälde  auf  der  Rückseite  des  Verduner 
Altares  in  Klosterneuburg  einen  böhmischen  Einschlag  zeigen  und  die  Bilderhand- 
schriften der  österreichischen  Herrscher  des  14.  Jahrhunderts  eine  Annäherung  an 
die  böhmische  Buchmalerei  erkennen  lassen,  so  kann  es  nicht  befremden,  daß  der 
Turmbau  von  St.  Stephan  in  Wien  an  jene  Bauschule  anknüpfte,  die  im  benachbarten 
Böhmen  gerade  während  der  Luxemburger  Zeit  so  hervorragendes  leistete  und  zu 
hohem  Ansehen  emporstieg.  Die  unter  böhmischem  Einflüsse  sich  weiter  entwickeln- 
den Anschauungen  der  Wiener  Hütte  wurden  zunächst  für  die  rege  Bautätigkeit 
Niederösterreichs  maßgebend.  Sie  griffen  bald  auch  auf  Oberösterreich  und  Salzburg 
hinüber,  da  der  Grundriß  der  Pfarrkirche  zu  Steyr  auffallend  mit  dem  Chore  von 
St.  Stephan  übereinstimmt,  und  der  schon  genannte  Stephan  Krumauer  den  Bau 
der  1439  begonnenen  Stephanskirche  zu  Braunau  am  Inn  leitete  und  1459  als  Meister 
des  Salzburger  Domstiftes  sich  an  den  Regensburger  Verhandlungen  beteiligte.  In 
Wien  selbst  trat  gleichzeitig  neben  den  mannigfachen  kirchlichen  Schöpfungen  die  Profan- 


6 


¥    42 


kunst  während  des  15.  Jahrhundertes  immer  mehr  in  den  Vordergrund,  so  daß  Albrecht 
von  Bonstetten  1491  versichern  konnte,  daß  es  keine  schöneren  Bürgerhäuser, 
hoch  und  stark  gebaut,  innen  und  außen  bemalt,  mit  Glasfenstem  in  den  mit  präch- 
tigem Hausrat  gefüllten  weiten  Sälen  irgendwo  noch  gäbe  und  man  in  eines  Fürsten 
Haus  zu  treten  vermeine,  wenn  man  in  ein  Wiener  Bürgerhaus  käme.  Reiche  Adels- 
geschlechter und  Klöster  legten  immer  mehr  Wert  darauf,  in  Wien  selbst  stattliche 
Höfe  zu  besitzen ;  die  ausgedehnte  Anlage  tiefer  Weinkeller  unterhalb  der  frühe  durch 
Steinpflaster  ausgezeichneten  Stadt  führte  zu  dem  Sprichworte,  Wien  sei  nicht  minder 
auf  als  unter  der  Erde  erbaut.  So  rückte  während  der  Zeit  der  Spätgothik  neben  den 
zahlreichen  Kirchen-  und  Klosterbauten  Wiens  auch  die  künstlerische  Befriedigung 
des  Laienbedürfnisses  immer  mehr  in  den  Mittelpunkt  eines  abwechslungsreichen  Bau- 
schaffens.  War  die  Wirkung  des  Hallenbaues  von  St.  Stephan  auf  Aeneas  Sylvius 
so  groß  gewesen,  daß  er  seinen  Dom  in  Pienza  gleichfalls  als  Hallenkirche  errichten 
ließ,  so  darf  es  nicht  Wunder  nehmen,  daß  angesichts  der  Gesamtheit  hervorragender 
Bauschöpfungen  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhundertes  der  Regensburger  Hüttentag 
von  1459  die  Hütte  von  St.  Stephan  in  Wien  als  eine  der  Haupthütten  des  deutschen 
Reiches  bestimmte.  Sie  erwies  sich,  wie  aus  der  Bestätigung  von  1563  hervorgeht, 
ihrer  Aufgabe  vollkommen  gewachsen.  In  heute  österreichischem  Gebiete  vollzog  sich 
binnen  wenigen  Jahrzehnten  die  Errichtung  mehrerer  auf  Grund  der  Regensburger 
Satzungen  organisierter  Unterhütten,  so  schon  1460  jene  der  Tiroler  mit  dem  Vor- 
orte Hall,  1480  jene  von  Admont,  1497  die  von  Passau  beeinflußte,  zu  Krummau  in 
Südböhmen  und  fast  gleichzeitig  die  1628  erneuerte  Hüttenstiftung  zu  Klagenfurt.  Das 
Wappen  der  Wiener  Hütte,  der  rechtwinklig  abgebogene  Arm  mit  dem  Hammer, 
welcher  als  Herzstück  des  Wiener  Siegels  noch  1651  erscheint,  ging  auch  in  das  der 
Unterhütten  über;  1480  begegnet  es  im  Admonter  Hüttenbuche,  1513  auf  dem  Grab- 
steine des  Meisters  Wolfgang  Tenk  in  Steyr  neben  des  Künstlers  Wappen  mit  dem 
Steinmetzzeichen.  Mit  dem  deutschen  Westen  blieb  man  in  ununterbrochener  künst- 
lerischer Fühlung,  wofür  wenige  Beispiele  genügen.  Den  Entwurf  zum  Taufsteine  von 
St.  Stephan  bezog  man  1476  aus  Nürnberg,  die  Arbeit  selbst  vollendete  1481  Meister 
Ulrich  Auer  in  Salzburg.  Von  Straßburg  kam  Meister  Niklas  Lerch,  der  Schöpfer 
der  Grabdenkmale  Friedrichs  III.  und  seiner  Gemahlin  Eleonore.  In  der  Kirchen- 
meisterrechnung  von  1476  werden  die  Herkunftsangaben  der  Steinmetze  aus  Braunau, 
Brück,  Engelhartszell,  Ennsdorf,  Feldkirch,  Lavanttal,  Leoben,  Mistelbach,  Passau, 
Salzburg,  Steyr,  Ulm,  Vogtland  Fingerzeige  für  die  Abgrenzung  des  weiten  Zuzugs- 
gebietes der  Wiener  Bauhütte,  zu  welcher  schon  frühe  die  Hütten  zu  Steyr,  Freistadt 
und  Grießkirchen  gehörten  und  1623  noch  Efferding  einverleibt  wurde.  Mit  Mähren  und 
speziell  Brunn  hatte  Wien  durch  Meister  Pilgram  Fühlung;  über  Wien  gingen  Michael 
St  an  gel  aus  Regensburg  und  Hans  Eibenstock  aus  Salzburg  nach  Olmütz.  In  der 
ihm  zunächst  gelegenen   Wiener  Bauhütte  empfing  zweifellos  seine  erste  Ausbildung 


4<    43    )k 


Benedikt  Rieth  aus  Piesting,  der  berühmte  Baumeister  Wladislaws  IL,  welcher 
den  böhmischen  Vorschuß  künstlerischer  Anregungen  mit  niederösterreichischen  Zinsen 
reichlichst  zurückzuerstatten  bemüht  war,  am  Hofe  der  sächsischen  Kurfürsten  in 
hohen  Ehren  stand  und  durch  seinen  Schüler  Wendel  Roßkopf  auch  Einfluß  auf 
die  Bauführung  der  Lausitz  gewann.  Die  Tatsache,  daß  sein  Parlier  Hanusch  1516 
für  den  Bau  der  großartigen  Kuttenberger  Barbarakirche  in  Wien  neue  Gesellen  auf- 
nahm, deren  deutsche  Namen  von  1517  an  in  den  Kuttenberger  Baurechnungen  nach- 
weisbar sind,  läßt  feststellen,  daß  der  bereits  zu  hohem  Ansehen  emporgestiegene 
Meister  Benedikt  Rieth  auch  in  späteren  Jahren  die  Beziehungen  zur  Wiener  Hütte 
aufrecht  erhielt,  welche  als  Stätte  für  Anwerbung  künstlerisch  geschulter  Kräfte  immer 
noch  einen  weitreichenden  Ruf  behauptete.  Von  auffälligem  Interesse  bleibt  es,  daß 
die  Grundrißanordnung  der  1485  vollendeten  Chorpartie  des  Domes  zu  Agram  in  der 
Polygonwahl,  Schlußbildung,  Strebeneinstellung  und  im  Anschlüsse  der  Seitenchöre 
sich  dem  Wiener  Stephansdome  nähert.  Erwägt  man,  daß  auch  zwischen  dem  Agramer 
Portale  und  dem  Riesentore  einige  Wechselbeziehungen  bestehen,  so  geht  man  viel- 
leicht nicht  zu  weit  mit  der  Annahme,  daß  der  Einfluß  der  nach  Ungarn  und  donau- 
abwärts  reichenden  Wiener  Hütte  durch  längere  Zeit  selbst  in  Kroatien  die  hervor- 
ragendsten Kunstschöpfungen  bestimmte. 

Mit  den  Wiederbestätigungen  der  Regensburger  Hüttenordnung  durch  die 
späteren  Kaiser  in  den  Jahren  1498,  1563,  1570,  1578,  1613  und  1621  blieb  die  bevor- 
zugte Stellung  der  Wiener  Hütte  bis  ins  17.  Jahrhundert  gesichert.  Noch  am  3.  Juni 
1623  sprachen  die  Steinmetzen  und  Maurer  der  Haupthütte  in  der  Stadt  Wien  aus- 
drücklich von  den  „zwayen  Haubthitten  Straßburg  und  Wienn",  ganz  im  Sinne  des 
Art.  48  von  1459.  Die  im  Laufe  des  17.  Jahrhundertes  immer  mehr  in  Formalismus 
dahinsiechende  deutsche  Hüttenorganisation  erhielt  ihren  Todesstoß  mit  der  Besitz- 
nahme Straßburgs  durch  L  u  d  w  i  g  XI V.  Schon  1707  wurde  die  Verbindung  mit  Straß- 
burg in  Steinmetzrechtssachen  durch  Reichstagsbeschluß  verboten.  Zwanzig  Jahre  später 
erfolgte  eine  Verschärfung  des  Verbotes,  da  Straßburg  seine  bevorrechtete  Stellung  immer 
noch  behaupten  wollte. 

Diese  Wandlung  ging  auch  an  der  Haupthütte  von  Wien  nicht  ohne  Rück- 
wirkung vorüber.  Während  sie  im  Rahmen  der  deutschen  Hüttenorganisation  noch 
an*  der  Spätgothik  festhielt,  begannen  beim  Portal  der  Salvatorkapelle,  beim  Baue 
der  Stallburg  oder  beim  Portal  zum  Schweizerhof  die  Formen  einer  neuen  Kunst 
einzudringen,  die  schon  1559  sich,  wie  das  Haus  des  Bürgermeisters  Thau  in  der 
Bäckerstraße  zeigt,  das  Anrecht  auf  Verwendung  bei  Profanbauten  gesichert  hatten. 
Abgeklärte  Renaissancewerke  von  der  feinen  Schönheit  der  Krakauer  Jagellonen- 
kapelle  oder  des  Prager  Belvederes  besitzt  Wien  nicht,  wo  erst  in  der  zweiten  Hälfte 
des  17.  Jahrhundertes  die  zweite  große  Epoche  baugeschichtlicher  Entwicklung  ein- 
zusetzen beginnt. 


6* 


■M    44    >•• — 


Seit  dem  Ende  des  30jährigen  Krieges  war  das  Hauptgewicht  der  politischen 
Stellung  des  Kaisers  aus  dem  Reiche  mehr  in  die  Gebiete  seiner  Hausmacht  gerückt, 
in  welchen  während  der  sogenannten  Gegenreformation  ein  reges  Kunstleben  sich  zu 
entfalten  begann.  Ein  neuer  Adel  und  neue  Orden,  sich  vielfach  aus  Italienern  und 
Spaniern  rekrutierend,  gelangten  zu  ausgedehntem  Besitz,  großem  Reichtum  und  Ein- 
fluß. Aber  erst  mit  der  Entsetzung  Wiens  im  Jahre  1683  kam  in  die  von  der  Kaiser- 
stadt ausgehende  Baubewegung  ein  großer  Zug,  dessen  lebendigen  überaus  viel  Ab- 
wechslung bietenden  Fluß,  Kirche,  Hof  und  Adel  fast  in  gleicher  Weise  forderten. 

Der  österreichische  Barockstil  setzte  seit  Ferdinand  IL  bei  den  schlichten 
Bauten  der  Kapuziner  und  Karmeliter  mit  einer  der  äußeren  Erscheinung  dieser  Mönche 
entsprechenden  Einfachheit  ein,  wie  sie  z.  B.  in  der  Karmeliterkirche  der  Leopoldstadt 
zutage  trat.  Die  Grundrißlösung  und  der  Aufbau  der  Kirchen  streben  einer  groß- 
räumigen, gewölbten  Anlage  zu,  die  von  Kapellenreihen  begleitet  war  und  ganz  in 
italienischem  Geschmacke  dekoriert  wurde.  Wie  mit  diesem  Typus  sich  der  Charakter 
einer  siegesfreudigen  Monumentalität  vereinigen  läßt,  zeigt  besonders  die  1628  von  Fer- 
dinand IL  gestiftete  Universitäts-  und  Jesuitenkirche;  ihr  Dekorationsmeister  Andrea 
del  P  o  z  z  o  hat  hier  die  Kühlheit  der  Ferdinandeischen  Kirchenbaukunst  geistvoll  zu 
überwinden  verstanden  und  in  der  von  ihm  geschaffenen  Scheinarchitektur  auch  seine 
hohe  baukünstlerische  Begabung  zur  Geltung  gebracht.  Der  Einfluß  des  Jesuitenordens 
sicherte  diesen  Anlageformen  rasche  Verbreitung,  die  von  der  Stellungnahme  der  Wiener 
Bauhütte  zu  Fragen  des  Kirchenbaues  ganz  unabhängig  blieb.  Ohne  Berücksichtigung 
dieses  Vorortes  vollzog  sich  auch  am  Beginn  des  18.  Jahrhundertes  der  Umschwung 
zu  dem  Kuppelbaue,  der  in  Wien  mit  der  Peters-,  Karls-  und  Salesianerkirche  be- 
stimmenden Einfluß  auf  die  architektonische  Physiognomie  der  Stadt  gewann  und 
über  ihr  Weichbild  hinaus  vorbildlich  wurde,  ob  nun  ein  Bau  auf  salzburgischem  oder 
nordböhmischem  Boden  in  Frage  kam.  Der  von  Wien  ausgehenden  Baubewegung 
konnten  und  wollten  die  reichen  österreichischen  Stifte  sich  nicht  entziehen.  Nicht 
nur  im  nahen  Klostemeuburg,  sondern  auch  in  Melk  und  Herzogenburg,  wo  der  nicht 
minder  in  St.  Florian  beschäftigte  Prandaur  als  einen  hervorragenden,  heute  noch 
zu  wenig  gewürdigten  Baukünstler  großen  Stils  sich  bewährte,  entstanden  ausgedehnte, 
stattliche  Anlagen.  Göttweig  sicherte  sich  für  seinen  wohl  weit  über  das  tatsächliche 
Bedürfnis  hinausgehenden  Neubau  den  Rat  des  genialen  Lukas  von  Hildebrand.  Die 
opulenten  prächtigen  Treppenhäuser,  die  in  Farbenpracht  und  Marmorglanz  erstrahlenden 
Prunksäle,  vornehm  ausgestattete  Gasträume,  hochgewölbte  Bibliotheken  mit  reicher 
Deckenmalerei  boten  die  mannigfachste  Gelegenheit  zu  seiner  Gliederung  der  Massen 
und  besonders  zu  reizvoller  Ausschmückung  des  Innern.  Die  stimmungsvollen  Gänge 
und  lauschigen  Plätzchen  beengter  romanischer  und  gothischer  Klosterbauten  wichen 
schloßähnlichen,  mitunter  turmbewehrten  Gebäudekomplexen,  in  deren  lichtdurchflutete 
Hallen  bald  auch  Kälte  und  Nüchternheit  ihren  Einzug  hielten.  Es  war  gewiß  eine  zweite 


-K    45    >»■ 


großzügige  Epoche  österreichischer  Klosterbaukunst,  im  Vergleiche  zur  mittelalterlichen 
über  dem  Streben  nach  Großartigkeit  und  prunkliebender  Schaustellung  nicht  selten  die 
feine  Empfindung  preisgebend  und  selbst  in  inhaltslose  Formenachbetung  verfallend. 
Auf  diese,  in  mannigfacher  Weise  von  Wien  aus  beeinflußten  Bauunterneh- 
mungen der  Klöster  wirkten  ungemein  aneifemd  die  großen  Bauschöpfungen  des 
kaiserlichen  Hofes,  welche  zugleich  für  Kunstförderer  aus  den  Kreisen  des  Adels  vor- 
bildlich wurden.  Den  zwischen  1665  und  1668  von  Ottavio  Burnacini  erbauten 
Leopoldinischen  Flügel  der  Wiener  Burg,  der  von  trockener  Kahlheit  nicht  frei. ist, 
überboten  die  von  Johann  Bernhard  Fischer  von  Er  lach  ausgeführten  Teile  der 
Hofburg  mit  großgedachter  F'assadenentwicklung  von  schönen  Verhältnissen.  Seine  Ger 
staltungskraft  entfaltete  sich  auf  einem  ganz  anderen  Gebiete  glänzend  in  dem  aller- 
dings unausgeführt  gebliebenen  ersten  Entwürfe  zum  Schlosse  Schönbrunn.  Mit  dem 
Palais  Schwarzenberg  bürgerte  er  den  Typus  des  italienischen  Barockkasinos  auf  dem 
Wiener  Boden  ein  und  schuf  im  Stadtpalais  des  Prinzen  Eugen  eine  Stiegenanlage 
von  ganz  ungewöhnlich  malerischer  Wirkung.  Die  Tätigkeit  dieses  1705  zum  Ober- 
inspektor aller  kaiserlichen  Gebäude  ernannten  Architekten,  dessen  künstlerisch  großes 
Empfinden  in  der  Fassade  der  Karlskirche  einen  gewissen  Hang  zum  Archäologentum 
hervorkehrte,  griff  schon  frühe  auf  die  benachbarten  Länder  über,  ob  es  sich  nun  um 
die  Vollendung  der  Bauten  in  Mariazeil  oder  das  prächtige  Althann'sche  Schloß  Frein 
in  Mähren  handelte.  Hochgeschätzt  war  er  in  Salzburg,  dessen  Erzbischof  Johann 
Ernst  Graf  Thun -Hohe nstein,  ein  Liebhaber  kuppelgeschmückter  Zentralbauten, 
ihn  mit  Kirchenbau-  und  Lustschloßaufträgen  bedachte.  In  Böhmens  denkmalreicher 
Hauptstadt  schuf  er  in  dem  Palais  Glam-Gallas  ein  vornehmes  Werk,  für  das  Grab- 
mal des  Grafen  Mitrowitz  in  der  Jakobskirche  einen  durch  Verwertung  des  Pyramiden- 
motives  interessanten  Entwurf;  für  die  Haindorfer  Kirche,  eine  Stiftung  der  Grafen 
Clam-Gallas,  lieferte  Fischer  von  Er  lach  die  Pläne.  Der  Künstler,  welcher  Lehr- 
meister Josefs'  I.  in  der  Mathematik,  Befestigungskunst  und  Architektur  gewesen  war, 
strebte  gegen  das  Ende  seines  Lebens  bereits  nach  einer  gewissen  Verschmelzung  des 
italienischen  Geistes  und  französischen  Geschmackes;  letzterer  drängte  sich  jedoch 
angesichts  der  Abneigung  Karls  VI.  gegen  die  sonst  alle  übrigen  Höfe  beherrschenden 
französischen  Formen  nicht  zu  stark  vor,  während  er  bereits  bei  dem  in  Beruf  und 
Amtsstellung  dem  Vater  folgenden  jüngeren  Fischer  von  Er  lach  viel  entschiedener 
durchschlug.  Es  nimmt  uns  nicht  Wunder,  daß  der  Künstler,  welcher  den  großen 
Architekten  des  16.  Jahrhundertes  und  besonders  klassisch-römischen  Vorbildern  nachr 
strebte  und  in  der  Karlskirchenfassade  für  die  tempelartige  Säulenhalle  mit  dem  Trajans- 
säulenmotive  eine  aus  künstlerischen  und  archäologischen  Ideen  herauswachsende, 
architektonisch  wie  malerisch  reizvolle  Verbindung  zu  schaffen  wußte,  auch  der  ge- 
schichtlichen Entwicklung  seiner  Kunst  mit  lebendigstem  Interesse  gegenüberstand. 
Als  großer  Sohn  einer  künstlerisch  überaus    bewegten  Zeit  fühlte  er  sich  zur  Heraus- 


M    46    >* 


gäbe  seines  monumentalen  Kupfervverkes  der  „historischen  Architektur"  gedrängt,  das 
den  Vergleich  der  hervorragendsten  Bauschöpfungen  aller  Zeiten,  Länder  und  Völker 
nach  wissenschaftlichen  Gesichtspunkten  vermitteln  sollte  und  selbst  an  der  damals 
so  verpönten  Gothik  nicht  achtlos  vorüberging.  So  gewann  Wien  mit  Johann  Bern- 
hard Fischer  von  Erlach,  der  durch  Originalität  der  Konzeptionen  überrascht, 
ernst,  erhaben  und  pathetisch  einhergeht,  mehr  italienisch-klassisch  bleibt  und  als  der 
Führer  einer  neuen  Architekturbewegung  in  Österreich  bezeichnet  werden  darf, 
neuerlich  großen  Einfluß  auf  die  Bautätigkeit  der  Nachbarländer. 

Im  Zeitalter  Fischers  von  Erlach  ging  die  Architekturgeschichte  Wiens  zur 
Architektengeschichte  über.  Interessiert  unter  mittelalterlichen  Werken  mehr  die  be- 
stimmte Gruppe  mit  Wechselbeziehungen  der  Einzelschöpfungen,  ohne  daß  die  viel- 
fach erfolglose  oder  wenig  Erfolg  versprechende  Eruierung  des  Meisters  als  gleich- 
berechtigte Hauptfrage  danebensteht,  so  gilt  jetzt  das  Werk  insbesondere  als  Einzel- 
ofTenbarung  der  Leistungsfähigkeit  eines  Künstlers,  dessen  Persönlichkeit  im  Brennpunkte 
eines  bestimmten  Tätigkeitskreises  steht,  nach  fremden  Einflüssen  und  nach  Selbständig- 
keitsregungen bewertet  zu  werden  verlangt.  Neben  Fischer  von  Er  lach  und  seinem 
Sohne  erfreute  sich  in  Wien  besonderer  Schätzung  der  ersterem  mindesten  kongeniale 
Lukas  von  Hildebrand,  der  Schöpfer  des  reizenden  Belvederes  und  des  Palais 
K  i  n  s  k  y.  Seine  Heranziehung  zum  GÖttweiger  Stiftsbaue,  zum  Umbaue  des  Klosters 
Brück  bei  Znaim  und  zur  Errichtung  des  Mirabellschlosses  in  Salzburg  sind  hervor- 
ragende Zeugnisse  seiner  weit  über  Wien  hinausgreifenden  Tätigkeit.  Er  steht  mit 
seiner  Grazie,  Leichtigkeit  und  liebenswürdig  fröhlicher  Anmut  den  Franzosen  näher 
als  Fischer  von  E  r  1  a  c  h  und  gewinnt  mit  diesen  bestechenden  Eigenschaften 
viel  Einfluß  auf  die  Profanarchitektur  selbst  des  Bürgerhauses. 

Fischer  von  E  r  1  a  c  h  und  Lukas  von  Hildebrand  behaupteten  sich 
in  angesehenster  Stellung  vor  Domenico  Martinello,  dem  Erbauer  der  Lichten- 
s  t  e  i  n'schen  Paläste  in  Wien  und  Urheber  der  Pläne  für  Kirche  und  Prälatur  des 
Klosters  Hradisch  bei  Olmütz,  sowie  dem  auch  für  den  Klostemeuburger  Prachtbau 
herangezogenen  Donato  A 1 1  i  o,  dem  Meister  des  malerischen  Kuppelbaues  der 
Salesianerinnenkirche.  Beide  gehören  zu  der  überaus  zahlreichen  Gruppe  italienischer 
Künstler,  welche  seit  Beginn  der  Renaissancebewegung  nach  dem  Norden  zogen  und 
besonders  im  17.  Jahrhundert  die  österreichischen  Länder  überfluteten.  Dieser  persön- 
liche Zuzug  und  die  davon  ausgehende  Unterweisung  deutscher  Kräfte  in  italienischen 
Kunstformen  hat  nächst  den  Studien  österreichischer  Meister  in  Italien  die  Verschmelzung 
verschiedener  italienischer  Strömungen  auf  dem  Wiener  Boden  wesentlich  gefördert, 
während  die  französische  Formenwelt  mehr  durch  Architekturbücher  als  durch 
Architektenreisen  nach  Österreich  vermittelt  wurde.  Unter  den  besonders  von  Como 
und  Lugano  zuströmenden  Italienern  ragt  die  mitgliederreiche  Familie  C  a  r  1  o  n  e 
hervor,  welche  die  bereits  charakterisierte  einfachere  Form  des  Kirchen-  und  Klosterbaues 


«<    47     >^ 


im  17.  Jahrhunderte  bevorzugte,  aber  das  Innere  oft  reich  mit  Stucco  dekorierte.  Wie  sie 
sich  mit  der  Modernisierung  gothischer  Bauten  abfand,  zeigte  sie  seit  1662  bei  der 
Karmeliterkirche  am  Hof,  wo  sie  mit  der  von  Palastbaumotiven  durchsetzten  Giebel- 
konstruktion und  der  monumentalen  Terrasse  ein  neues  Schaustück  schuf.  Die  römische 
Fassadenbehandlung  brachten  die  Carlone,  denen  auch  die  Errichtung  einiger  Stadttore 
Wiens  übertragen  wurde,  bei  der  umgebauten  Dominikanerkirche  trefflich  zur  Geltung; 
in  den  österreichischen  Klöstern  wie  Garsten,  Kremsmünster,  Lambach  u.  a.,  fanden  sie 
durch  Jahrzehnte  lohnende  und  zahlreiche  Aufträge.  Einer  besonderen  Bevorzugung 
beim  Kaiserhofe  erfreuten  sich  die  Italiener  als  Dekorationsarchitekten  für  die  oft  mit 
glänzendem  Prunksinne  in  Szene  gesetzten  Theateraufführungen  und  besondere  Auf- 
züge. In  hoher  Gunst  Leopolds  I.  stand  der  in  dieser  Hinsicht  eminent  begabte 
Burnacini.  Von  den  Mitgliedern  der  Familie  Galli-Bibiena,  die  als  Architekten 
stark  das  Malerische  betonten,  hat  sich  Ferdinando  durch  die  prachtvolle  Insze- 
nierung der  1723  in  Prag  aufgeführten  Krönungsoper  in  Aufsehen  erregender  Weise 
hervorgetan.  Die  Konkurrenz  der  fremden  Künstler  wurde  von  den  einheimischen  gewiß 
schwer  empfunden.  Das  erklärt  vollauf  den  Jubel,  als  1690  Fischer  von  Erlach  beim 
Einzüge  des  Kronprinzen  Josef  mit  seinem  Triumphbogen  den  Francesco  B  i  b  i  e  n  a 
aus  dem  Felde  schlug,  was  als  Sieg  deutscher  Kunst  über  die  Fremdländerei  verherrlicht 
wurde.  Fischers  späterer  Sieg  über  das  Modell  Ferdinando  Bibienas  für  den  Bau  der 
Karlskirche  bezeichnete  wohl  den  Augenblick,  in  welchem  die  einheimische,  allerdings 
so  stark  von  Italien  beeinflußte  Richtung  sich  den  Fremden  gegenüber  als  ebenbürtig 
fühlen  mochte.  Wie  weit  die  von  Wien  ausgehende  italienische  Einflußnahme  reichte, 
beweist  am  offensichtlichsten  die  von  1699  bis  1729  errichtete  Dominikanerkirche  in  der 
deutschböhmischen  Stadt  Gabel ;  sie  erinnert  in  ihrer  Erscheinung  stark  an  die  von  1 1  g 
als  Bibiena- Schöpfung  erklärte  Wiener  Peterskirche,  mit  deren  Innern  auch  die  Schloß- 
kirche zu  Jarmeritz  in  Mähren  manche  Verwandtschaft  aufweist.  Merkwürdig  bleibt  es, 
daß  in  dem  nur  wenige  Stunden  von  Gabel  entfernten  Haindorf  auch  die  Nordgrenze 
der  Fischer  von  Erl ach 'sehen  Einflußsphäre  hinläuft,  die  also  mit  der  von  Wien 
ausgehenden  italienischen  Richtung  sich  zum  großen  Teil  deckt.  In  Italien  und  Wien 
empfing  seine  Ausbildung  Michael  Brunner,  welcher  in  die  1722  errichtete  Kirche  der 
Baura  bei  Lambach  dieselben  symbolischen  Dreibeziehungen  hineinheimste,  wie  sie 
Georg  Dintzenhofer  in  dem  Kappel  bei  dem  bayrischen  Zisterzienserkloster  Wald- 
sassen 1655  ähnlich  geboten  hatte.  Gegen  die  beiden  führenden  Richtungen  Wiens 
vermochten  vorübergehende  Beziehungen  des  großen  Würzburger  Architekten  Balthasar 
Neu  mann,  eines  Egerer  Stadtkindes,  keine  nachhaltige  Rückwirkung  zurückzulassen. 
Wohl  aber  arbeiteten  sich  Meister  niederösterreichischer  Städte,  wie  Prandaur  und 
Mungenast  in  St.  Polten,  langsam  zu  Ansehen  und  großen  Aufträgen  empor. 

Auch  die  Hütte  von  St.  Stephan  büßte  unter  den  geänderten  Verhältnissen  der 
ganzen  Wiener  Kunstentwicklung  viel  von  ihrer  bevorzugten  Stellung  ein.  Schon  1623 


48    >i 


suchte  man  sich  die  italienische  Konkurrenz  vom  Leibe  zu  halten,  indem  man  fest- 
setzte, keinem  Welschen  die  Freiheiten  und  Zunftartikel  vorzuzeigen  und  zu  vertrauen. 
1646  kam  es  nach  dem  Privileg  Ferdinands  III.  zu  einer  Beilegung  der  durch  etliche 
Jahre  her  geführten  Uneinigkeiten  der  gesamten  deutschen  und  welschen  Steinmetzen 
und  Maurer,  die  auch  im  Privileg  Leopolds  I.  von  1662  noch  äußerlich  geeint  er- 
scheinen.  Erst  1687  wurde  gegen  gewisse  Übergriffe  der  meist  aus  Italienern  sich  rekru- 
tierenden Stukkateure  eingeschritten.  Der  Vergleich  der  Zusammensetzung  der  Mitglieder 
der  Hütte  des  15.  und  des  17.  Jahrhundertes  ergibt  den  wichtigen  Unterschied,  daß 
sie  nicht  mehr  bloß  die  Steinmetzen,  sondern  auch  die  Maurer  als  eintrittsberechtigt 
anerkannte  und  mit  der  Aufnahme  letzterer  dem  Breitmachen  des  Handwerksmäßigen 
Eingang  verschaffte.  Schon  um  die  Mitte  des  17.  Jahrhundertes  war  das  Geltungsgebiet 
der  Wiener  Haupthütte  nach  den  Privilegien  von  1646  und  1662  hauptsächlich  auf  Nieder- 
und  Oberösterreich  eingeengt.  Die  spätere  Loslösung  des  deutschen  Hüttenverbandes  von 
dem  Vororte  Straßburg  kam  der  Hebung  ihres  Ansehens  nicht  im  mindesten  zustatten, 
weil  die  Organisation  sich  überlebt  hatte  und  den  Zeitbedürfnissen  nicht  mehr  entsprach. 
Im  Zeitalter  Maria  Theresias,  das  eine  größere  Annäherung  an  Frankreich 
in  politischen  Dingen  brachte,  stieg  zwar  auch  der  direkte  französische  Einfluß  auf 
das  Wiener  Künstleben,  ohne  jedoch  die  Hervorbringung  so  mannigfacher  und  groß- 
artiger Architekturschöpfungen  zu .  erzielen,  wie  sie  das  Zuströmen  italienischer  An- 
regungen in  überreicher  Gestaltungskraft  begünstigt  hatte.  Obzwar  das  Roccoco  bei 
dem  von  Pacassi  vollendeten  Baue  von  Schönbrunn  seine  ganze  Pracht  und  Zier- 
lichkeit der  Innenausstattung  glänzend  entfaltete,  Jadots  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Fassade,  Säulenparterrehalle  und  Saal  nicht  geistlos  konzipiert  ist  und 
Ferdinand  Hohenberg  von  Hetzendorf  in  der  graziösen  Gloriettanlage  zu  Schön- 
brunn seine  in  Paris  genossene  Ausbildung  und  in  der  malerischen  römischen  Ruine 
des  Schönbrunner  Parkes  bereits  ein  Abschwenken  zur  Romantik  bekundete,  gingen 
künstlerische  Leistungsfähigkeit  und  die  Zahl  der  neuen  großen  Aufträge  erheblich 
zurück.  Der  bei  Hohenbergs  Palais  Fries  auf  dem  Josefsplatze  sich  regende  Klassi- 
zismus fand  in  Peter  von  Nobile,  dem  in  Vitruv,  Vignola  und  Palladio  aufgehenden 
Erbauer  des  Burgtores  und  des  Theseustempels,  den  entschiedensten  Vertreter.  Aber 
in  der  etwas  öden  Nachahmung  klassischer  Formen  regte  sich  kaum  mehr  künst- 
lerisches Empfinden  als  in  der  jeder  gesunden  Lebensregung  entbehrenden  Bureau- 
architektur des  allgewaltigen  Baurates  Sprenger.  Seit  ungefähr  1850  vollzieht  ^ch 
der  Bruch  mit  dem  durch  ihn  vertretenen  System  und  setzt  die  dritte  große  Epoche 
der  architekturgeschichUichen  Entwicklung  Wiens  ein,  die  man  heute  noch  kaum  als 
abgeschlossen  betrachten  darf  Auch  sie  hat  mit  einer  beträchtlichen  Anzahl  stattlicher 
Monumentalbauten,  in  denen  hochbegabte  Meister  die  Kunstformen  der  Vergangenheit 
vom  griechischen  Altertume  bis  zu  den  Glanztagen  österreichischer  Barockkunst  neu 
zu  Worte  kommen  ließen,  charakteristische  Züge  in  der  architektonischen  Physiognomie 


«    49    >» 


der  Kaiserstadt  hinterlassen ;  ihre  kritische  Würdigung  wird  einer  unbefangenen  Zukunft 
vielleicht  besser  gelingen  als  uns  ganz  unabsichtlich  einer  gewissen  Parteinahme  zu- 
neigenden Zeitgenossen.  Sicher  steht  aber  heute  schon  die  Tatsache  fest,  daß  die  dritte 
Entwicklungsphase  sich  den  beiden  andern  würdig  anreiht  und  wie  jene  im  14.  oder 
15.  Jahrhunderte  oder  im  Zeitalter  Leopolds  I.,  Josefs  I.  und  Karls  VI.  die  Aufmerk- 
samkeit Europas  wieder  auf  die  baukünstlerische  Leistungsfähigkeit  Wiens  gelenkt  hat, 

Die  einzelnen  Epochen  der  baugeschichtlichen  Entwicklung  Wiens  zeigen 
mehrere  charakteristische  Verschiedenheiten.  Der  vom  Westen  kommende  Einfluß 
erreicht  mit  der  von  Frankreich  über  Deutschland  herandrängenden  Welle  der  Gothik 
hier  einen  solchen  Höhepunkt,  daß  Wien  in  der  ganzen  Baubewegung  des  späten 
Mittelalters  sich  die  Anerkennung  einer  sonst  nur  wenigen  Bauhütten  eingeräumten 
Bevorzugung  künstlerischer  Geltung  zu  sichern  wußte.  Mehr  als  in  dieser  ersten, 
auf  kirchlichem  Gebiete  Hervorragendes  hinterlassenden  Epoche  haben  Kirche, 
Hof,  Adel  und  Bürgertum  sich  während  der  zweiten,  in  welcher  italienische  An- 
schauungen in  großen  Bauschöpfungen  monumental  verkörpert  wurden,  indeß  die  Be- 
ziehungen zum  Westen  sich  lockerten  und  erst  im  18.  Jahrhunderte  solche  zu  Frank- 
reich etwas  mehr  hervortraten,  in  zielbewußter  Förderung  der  Wiener  Architektur  ver- 
einigt ;  in  ihr  lassen  bereits  führende  Persönlichkeiten  sich  als  ganz  bestimmt  charak- 
terisierbare Architektenindividualitäten  schärfer  denn  ehedem  fassen  und  erfassen.  Die 
dritte  fand  ihre  Stärke  im  geistreichen  Schöpfen  aus  dem  Borne  der  Vergangenheit, 
deren  Formenschatz  eine  Anzahl  der  bedeutendsten  Architekten  des  19.  Jahrhunderts 
Gegenwartsbedürfnissen  anzupassen  versuchte.  Die  erste  Epoche  ist  wahrhaft  pro- 
duktiv, die  dritte  mehr  als  die  zweite  rezeptivproduktiv  oder  reproduzierend  zu  nennen. 

Im  Stadtbilde  Wiens  haben  Mittelalter  und  Neuzeit  sich  in  der  Sprache  der 
Steine  großartig  verewigt.  Wie  der  steinerne  Schwurfinger  des  Stephansdomes  immerdar 
von  der  Glanzzeit  der  Wiener  Bauhütte  im  Mittelalter  hochragend  zeugen  soll,  so 
erscheinen  auch  die  einer  nicht  minder  schöpferischen  Epoche  entstammenden  Kirchen- 
und .  Palastbauten  der  Barocke  wie  die  Ringstraßenbauten  des  19.  Jahrhunderts  gleich- 
wertige Glieder  einer  mehr  als  siebenhundert  Jahre  umfassenden  Entwicklungsreihe. 
Was  einst  das  Auge  der  Vorfahren  erfreute  und  entzückte,  muß  ein  Schatz  für  Gegen- 
wart und  Zukunft  bleiben.  Sein  Verzeichnis  füllt  mit  goldenen  Lettern  manch  Ehren- 
blatt der  Geschichte  Wiens,  für  deren  allseitiges  Verständnis  die  weitesten  Bevölkerungs- 
schichten zu  gewinnen  die  stolze  Sonderaufgabe  unseres  Vereines  bleiben  soll.  (Lang- 
anhaltender Beifall  und  Händeklatschen.  Der  Redner  wird  beglückwünscht.) 

Präsident:  Ich  erlaube  mir  die  heutige  Festversammlung  zu 
schließen  und  danke  denHerren  nochmals  für  die  Auszeichnung,  die 
Sie  durch  Ihre  Gegenwart  dem  Altertums- Verein  erwiesen  haben. 
(Schluß  der  Versammlung  Vi2  Uhr.) 


4<    50    » 


IL 

Das  Festmahl. 

Am  Montag  den  23.  März  fand  um  7  Uhr  abends  im  Hotel  Meißl&Schadn 
auf  dem  Neuen  Markte  ein  Festmahl  statt,  an  welchem  sich  folgende  Vertreter  aus- 
wärtiger und  inländischer  Gesellschaften  und  Mitglieder  des  Altertums-Vereines 
beteiligten : 

C.  A.  Artaria,  kais.  Rat  und  Kunsthändler;  Dr.  F.  B irkner,  Assistent  der 
anthropologisch -prähistorischen  Sammlung  der  Stadt  München;  Rudolf  Breuer, 
Architekt  und  Baumeister;  Dr.  Robert  Deutschmann,  Hof-  und  Gerichtsadvokat, 
Gemeinde-  und  Stadtrat  der  Stadt  Wien;  Ludwig  Eberle,  k.  und  k.  Hauptmann; 
A.  V.  Feigel,  k.  und  k.  Sektionsrat  und  Vize-Direktor  des  k.  und  k.  Haus-,  Hof- 
und  Staatsarchives ;  R.  Gillar;  Karl  Freiherr  von  Haan,  k.  und  k.  Rittmeister  i.  R., 
Gutsbesitzer;  Ludwig  Hermann,  k.  k.  Baurat,  Architekt  und  Dombaumeister; 
Adolf  Hofbauer,  Architekt  und  Baumeister;  Adalbert  Horcicka,  k.  k.  Professor 
und  Vertreter  des  Vereines  der  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen;  Richard  Jordan, 
k.  k.  Baurat,  Architekt  und  Baumeister;  Dr.  Friedrich  Kenner,  k.  und  k.  Hofrat; 
Engelbert  Keßler,  Vertreter  des  Vorarlberger  Museums  -Vereines  in  Bregenz ;  Dr.  August 
Kirsch;  Dr.  Josef  Lampel,  k.  und  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchivar;  Louis  List, 
k.  k.  Regierungsrat;  Alois  Low,  technischer  Leiter  der  Glasmalerei  R.  Geylings  Erben; 
Viktor  Luntz,  k.  k.  Professor  an  der  Akademie  der  bildenden  Künste,  Baurat  und 
Architekt;  Dr.  Anton  Mayer,  n.-ö.  Landesarchivar;  Professor  Fr.  Monte lius,  Ver- 
treter der  Akademie  in  Stockholm;  Dr.  M.  Much,  k.  k.  Regierungsrat;  Dr.  Alfred 
Nag],  Hof-  und  Gerichtsadvokat,  Vize  -  Präsident  des  Vereines  für  Landeskunde  von 
Niederösterreich;  Dr.  Josef  Neumayer,  zweiter  Vize  -  Bürgermeister  der  Stadt  Wien; 
Dr.  Josef  Neuwirth,  Professor  für  Kunstgeschichte  an  der  k.  k.  Technischen  Hoch- 
schule; Monsign.  Dr.  Theodor  Ortvay,  päpstl.  Hausprälat,  Professor  und  Mitglied  der 
Ungarischen  Akademie  der  Wissenschaften  in  Budapest;  Dr.  Franz  Ostermeyer, 
Hof-  und  Gerichtsadvokat;  J.  M.  Pachinger,  Archäolog,  Vertreter  des  historischen 
Vereins  von  und  für  Oberbayern  und  der  numismatischen  Gesellschaft  in  München; 
August  Schaffet,  k.  k.^ Regierungsrat,  Direktor  der  Gemäldegallerie  des  A.  h.  Kaiser- 


M     51     A 


hauses ;  Josef  Schönbrunne r,  Direktor  der  Erzherzogl.  Friedrich'schen  Sammlung 
„Albertina";  Johann  Schwerdtner,  kais.  Rat,  Graveur;  Dr.  Albert  Starzer, 
Direktor  des  k.  k.  Archives  für  Niederösterreich ;  Karl  Stern,  Vertreter  des  Altertums- 
Vereines  in  Worms ;  Dr.  Karl  U  h  1  i  r  z,  k.  k.  o.  ö.  Universitätsprofessor ;  Alois  V  e  1 1  z  e, 
k.  und  k.  Hauptmann;  Moriz  Edler  von  Weitenhiller,  Hofrat  und  Kanzler  beim 
Deutschen  Ritterorden;  Dr.  Eduard  Wertheim  er,  Professor  an  der  königl.  Ungarischen 
Rechtsakademie  in  Preßburg,  Mitglied  der  Ungarischen  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Budapest;  Dr.  Johann  B.  Witting,  Hof-  und  Gerichtsadvokat,  Ausschußmitglied 
und  Vertreter  der  k.  k.  Heraldischen  Gesellschaft  „Adler";  Josef  W ü n  s c h,  Geschäfts- 
leiter des  Altertums-Vereines;  Jakob  Zeidler,  k.  k.  Gymnasialprofessor. 

Diese  ansehnliche,  gesellige  Zusammenkunft,  um  die  Gedenkfeier  des  50  jährigen 
Bestehens  des  Altertums-Vereines  ebenso  würdig  zu  beschließen,  als  sie  begonnen, 
nahm  einen  überaus  schönen  und  gemütlichen  Verlauf,  der  sich  am  besten  in  den 
schwungvollen  und  gehaltreichen  Tischreden  widerspiegelt,  die  dabei  gehalten  wurden. 

Nach  dem  dritten  Gange  erhob  sich  der  Vorsitzende  Hofrat  Dr.  Kenner,  um 
Se.  Majestät  dem  Kaiser  die  dankerfüllte  Huldigung  zu  weihen.  Er  sprach: 

Sehr  verehrte  Herren! 

Auf  der  Medaille,  welche  verehrte  Freunde  unserem  Verein  zum  heutigen 
Festtage  gewidmet  haben,  erscheint  eine  Allegorie  auf  den  Verein.  Es  ist  auf  der 
einen  Seite  eine  Mädchengestalt  dargestellt,  welche  versinnbildlichen  soll,  daß  die 
Wissenschaft  immer  jung  ist  und  es  ist  damit  zu  verbinden,  daß  auch  der  Altertums- 
Verein  immer  jung  und  blühend  bleibe.  Diese  allegorische  Gestalt  unterbricht  das 
Studium  einer  Urkunde,  um  den  Vorhang  vom  Fenster  ihrer  stillen,  einsamen  Kammer 
zurückzuziehen,  wie  ja  die  Forschung  stets  darnach  strebt,  den  Schleier  der  Ver- 
gangenheit  zu  lüften.  Sie  sieht  vor  sich  das  alte  Wien,  den  Kahlenberg,  die  Stephans- 
kirche und  die  kaiserliche  Hofburg  in  ihrer  alten  Bauform.  Es  soll  damit  nicht  bloß 
angedeutet  sein,  daß  der  Verein  einmal  eine  große  Abhandlung  über  die  kaiserliche 
Hofburg  herausgegeben  hat,  sondern  ich  möchte  damit  einen  anderen  allgemeinen 
Sinn  verbinden. 

Meine  Herren!  Nicht  bloß  der  Kahlenberg  und  nicht  bloß  die  Stephanskirche 
sind  Wahrzeichen  bedeutender  historischer  Erinnerungen,  Wahrzeichen,  an  denen  wir 
alle  mit  Liebe  und  Ehrfurcht  hängen,  auch  die  kaiserliche  Hofburg  ist  ein  solches. 
Ich  glaube,  es  wird  selten  ein  Wiener,  oder  Angehöriger  der  Monarchie,  aus  welchem 
Teile  derselben  er  hieherkommen  mag,  oder  selbst  ein  Fremder,  die  kaiserliche 
Burg  betreten,  ohne  des  erhabenen  Herrn  zu  gedenken,  der  sie  bewohnt,  ohne  sich 
Seiner  schweren  Sorgen,  Seiner  nimmermüden  Arbeit  für  das  Wohl  Seiner  Reiche 
zu  erinnern.  Von  dem  reichen  Umfange  Seines  Arbeitsgebietes  will  ich  heute  nur 
einen  Punkt   hervorheben,  der  auch   uns  betrifft.    Se.   Majestät  hat  einmal   zu   einer 


7* 


¥     52     >¥- 


Deputation,  die  ein  Anliegen  Seiner  Gnade  empfahl,  die  Worte  gesprochen:  „Ich 
nütze  gern!"  Diese  Worte  —  der  schlichte  Ausdruck  großherziger  Gesinnung  — 
haben  sich  tausend-  und  tausendfach  bewährt.  In  allen  Teilen  des  Reiches,  in  allen 
Berufsklassen,  in  allen  Schichten  der  Bevölkerung  sind  sie  zur  Wahrheit  geworden. 
Es  gibt  ja  kaum  eine  gemeinnützige  Unternehmung,  kaum  einen  Verein,  mag  er 
wissenschaftliche  oder  humanitäre  oder  utilitäre  Ziele  verfolgen,  der  nicht  den  Namen 
Sr.  Majestät  an  der  Spitze  seiner  Wohltäter  und  Gönner  aufiführt,  und  einer  der  ältesten 
dieser  Vereine  ist  der  unsere.  Seit  nahezu  fünfzig  Jahren  erfahren  wir  Jahr  für  Jahr  Erweise 
der  huldvollsten  Fürsorge,  die  für  uns  eine  Quelle  der  Ermutigung  und  einer  immer 
tiefer  gefühlten  Dankbarkeit  sind.  Darum  wendet  sich  unser  aller  Herz  und  Sinn  vor- 
züglich an  dem  heutigen,  erinnerungsreichen  Tage  unserem  erhabenen  Gönner  zu, 
und  ich  bin  überzeugt,  meine  Herren,  daß  Sie  freudigen  und  dankerfüllten  Herzens 
in  den  Ruf  einstimmen :  „Gott  erhalte,  Gott  beschütze  und  segne  unsem  Kaiser, 
Se.  Majestät.  Unser  all  ergnädigster  Herr  und  Kaiser  Franz  Josef  I.  lebe  hoch, 
hoch,  hoch!"  (Die  Versammlung  brachte  ein  dreimaliges,  begeistertes  Hoch  aus.) 

Nunmehr  erhob  sich  der  Vizepräsident  des  Vereines,  Regierungsrat  Dr.  Mneh^ 
zu  folgendem  Trinkspruche: 

Mein  sehr  geehrter  Herr  Vorredner  hat  an  die  junge  Gestalt  auf  der  Erinnerungs- 
medaille den  Wunsch  geknüpft,  daß  unser  Verein  auch  in  Zukunft  gedeihen  möge. 
Ich  glaube,  daß  wir  berechtigt  sind,  mehr  als  einen  Wunsch  auszusprechen,  daß  wir 
eine  gewisse  Zuversicht  auf  das  Gedeihen  des  Vereines  hegen  dürfen. 

Ich  möchte  Sie  daran  erinnern,  daß  eine  der  größten  Gnaden,  die  wir  Sr.  Majestät 
verdanken,  die  Erlaubnis  ist,  daß  einer  der  durchlauchtigen  Prinzen  des  Erzhauses, 
ein  NelTe  Sr.  Majestät,  das  Protektorat  über  den  Verein  übernehme.  Se.  k.  und  k.  Hoheit 
hat  wiederholt  seine  warme  Teilnahme  für  die  wissenschaftliche  Forschung  zum  Aus- 
druck gebracht  und  hat  insbesondere  in  huldvollen  Worten  das  Wirken  unseres 
Vereines  anerkannt.  Diesem  stehen  ja  weiterhin  noch  schwierige  Aufgaben  bevor, 
aber  auf  Grund  dieser  Zuversicht  und  unter  dem  Schutze  Sr.  kais.  Hoheit .  glaube 
ich,  daß  wir  mit  einiger  Sicherheit  darauf  rechnen  können,  die  uns  selbstgestellte 
Aufgabe  zu  lösen.  In  dieser  Zuversicht  bitte  ich  Sie,  Ihr  Glas  zu  erheben  mit  dem 
Rufe:  „Se.  k.  und  k.  Hoheit  unser  durchlauchtester  Erzherzog-Protektor  lebe 
hoch,  hoch,  hoch!"  (Die  Versammlung  brachte  ebenfalls  ein  dreimaliges,  begeistertes 
Hoch  aus.) 

Als  Vertreter  der  Stadt  Wien  sprach  hierauf  Vizebürgermeister  Dr.  Nenmayer : 

Meine  sehr  verehrten  Herren! 

Eine  der  schönsten  Aufgaben  ist  mir  heute  zuteil  geworden,  indem  es  mir 
vergönnt  ist,  in  diesem  Kreise  von  angesehenen  Männern  der  Wissenschaft  namens 
der  Stadt  Wien  einige  Worte  zu  sprechen.  Unter  den  verschiedenen  Wissenschaften, 


4<    53    >»■ 


welche  an  unseren  Lehranstalten  gelehrt  werden,  ist  die  Wissenschaft  der  Geschichte, 
der  Geschichte  der  Menschheit,  eine  solche,  welche  man  nahezu  die  populärste  nennen 
kann.  Sie  ist  eine  Wissenschaft,  welche  eigentlich  schon  aus  dem  Volke  kommt  und 
im  Volke  ihren  Segen  hat.  Ich  glaube,  gerade  in  Wien,  wie  auf  österreichischem 
Boden  überhaupt,  kann  man  das  am  meisten  schauen.  Es  wird  kaum  ein  Land, 
kaum  eine  Stadt  geben,  welche  so  viele  und  so  weit  zurückgreifende  geschichtliche 
Erinnerungen,  so  viele  Denkmäler  der  Geschichte,  so  viele  Denkmäler  der  mit  der 
Geschichte  verbundenen  Kunst  hat,  wie  Wien  und  wie  unser  Land  Niederösterreich. 
Ich  will  damit  nur  sagen,  daß  unser  Volk  schon  seit  jeher  dazu  geboren  und  erzogeri 
war,  für  geschichtliche  Forschung  ein  ganz  besonderes  Interesse  zu  haben,  urid  das 
hat  es  auch  immer  bewahrt.  Auf  dem  Wiener  Boden  sind  daher  auch  die  schönsten* 
Vereinigungen  entstanden,  welche  die  Kultivierung  der  Geschichte,  ich  möchte  beinahe 
sagen  der  populären  Geschichte  zum  Gegenstande  haben.  Zu  diesen  Vereinen  gehört 
in  erster  Linie  derjenige,  welcher  heute  seinen  fünfzigjährigen  Bestand  feiert  und  mit 
Recht  «uf  glänzende  Resultate  der  geschichtlichen  Forschung  zurücksehen  kann,  wie 
selten  ein  wissenschaftlicher  Verein.  Der  Altertums  -  Verein  ist  ja  mit  dem  Wiener 
Boden  so  enge  verbu'nden  und  die  Männer,  welche  sich  hier  zur  Forschung  vereinigt 
haben,  sind  zum  großen  Teil  Wiener.  Man  kann  sagen,  daß  diöser  Verein  elfte  Stätte 
wissenschaftlicher  Forschung  war  zum  Ruhme  und  zur  Verherrlichung  unserem  schönen 
Gesamtvaterlandes,  zur  Verherrlichung  unseres  engeren  Vaterlandes  und  unserer  Vater- 
stadt Wien.  (Rufe :  Gewiß  ?)  Und  so  geschieht  es  nur  au^  Dankbarkeit,  wenn  icfh 
heute  die  Gelegenheit  benütze,  um  im  Namen  der  gesamten  Bevölkerung  von  W^en, 
dem  hochverehrten  Vereine  und  allen  Männern,  welche  sich  um  unsere  Vaterstadt 
verdient  gemacht  haben,  zu  diesem  glorreich  vollbrachten  fünfzigsten  Jahre  vorti 
ganzen  Herzen  die  innigste  Gratulation  dai'bringe.  Ich  bitte  Sic,  meine  Hen-en,  mit 
mir  einzustimmen  in  den  Wunsch:  „Der  Altertums -Verein  zu  Wien  er  lebe,  ei* 
wachse,  blühe  und  gedeihe  ad  multos  annos,  ad  plurimos  annos.  Er  lebe'  hoch  mit 
den  Männern,  die  an  seiner  Spitze  stehen,  dreimal  hoch."  (Die  Versammlung  bringt 
ein  dreifaches  Hoch  aus.) 

Nach  einer  kurzen  Pause  nahm  Prof.  Dr.  Ed.  Wertibeimer  als  Vertreter  der 
Ungarischen  Akademie  der  Wissenschaften  das  Wort  upd  widmete  in  ihrem  Namen 
dem  Altertums- Vereine  folgenden  .Trinkspruch:     .  >'■'.■■•. 


Hochgeehrte  Herren! 

Eigentlich  hat  schon  gestern  mein  Kollege  Mohsigh.  Professor  Dr.  Ortvay 
am.  grünen  Tische  der  schönen  Mission  entsprochen,  mit  der  uns  die  ungarische 
Akademie  der.  Wissenschaften  betraut  hat^  Ihnen  zu  Ihrem  Jubelfeste  die  herzlichsten 
Glückwünsche  zu  überbringen.  Gestatten  Sie  mir,  daß  ich  heute  am:  weißen  Tische: 
noch  einiges  zu  diesen  Glückwünschen  hinzufüge.  Ich  glaube,  es  nicht  nötig  zu  haben, 


4<    54    )¥ 


noch  besonders  hervorzuheben  und  zu  betonen,  daß  die  ungarische  Akademie  der 
Wissenschaften  durch  Delegierung  zweier  Mitglieder  auf  das  lebhafteste  und  beredteste 
bewiesen  hat,  mit  welcher  Sympathie,  mit  welcher  warmen  Teilnahme  sie  Ihr  Wirken 
und  Ihre  Bestrebungen  verfolgt  und  begrüßt.  (Lebhafter  Beifall.)  Und  wie  sollte  gerade 
die  Nation,  die  ihren  schönsten  Schatz,  ihren  größten  Stolz  in  ihrer  tausendjährigen  Ver- 
gangenheit sieht  und  die  mit  der  Fackel  der  Forschung  bemüht  ist,  die  Vergangenheit 
hell  zu  beleuchten,  wie  sollte,  sage  ich,  die  ungarische  Akademie  als  Brennpunkt 
wissenschaftlichen  Lebens  dieser  Nation,  wie  sollte  dieses  Institut  nicht  mit  größter 
Liebe  und  Sympathie  die  Wirksamkeit  eines  Vereines  begrüßen,  dessen  Lebenselement, 
dessen  eigentliches  Prinzip  die  Forschung  und  Erhaltung  der  Vergangenheit  ist? 
(Lebhafter  Beifall.) 

Die  wissenschaftlichen  Zwecke,  wie  verschieden  auch  die  Ziele  sein  mögen, 
ebnen  den  Weg  zur  Verständigung  (Beifall),  und  das  ist  der  Ruhm  der  Wissenschaft, 
daß  sie  selbst  in  der  Zeit  der  größten  politischen  Streitigkeiten  das  Wunderwerk 
gegenseitiger  Schätzung  und  Annäherung  bewirkt.  Meine  Herren!  Das  Reich  der 
Wissenschaft  umfaßt  alle  Geister  und  da  gibt  es  keine  Zollschranken,  mögen  sie  auch 
noch  so  hoch  aufgerichtet  sein,  die  eine  Absperrung  der  Gedanken  erzwingen  oder 
den  friedlichen  Austausch  der  Ideen  verhindern  könnten. 

Ich  glaube,  von  diesem  Impuls  erfüllt,  hatte  der  Altertums  -  Verein  zu  Wien 
die  Liebenswürdigkeit,  die  ungarische  Akademie  der  Wissenschaften  zu  seinem  schönen 
Feste  einzuladen,  und  ich  glaube,  daß  der  Altertums  -  Verein  auf  diese  Weise  offen 
bekunden  wollte,  daß  der  wissenschaftliche  Verkehr  zwischen  jenseits  und  diesseits 
der  Leitha  stets  ein  wirksamer  und  ununterbrochener  sein  möge.  (Rufe:  Gewiß.) 
Meine  Herren!  Sie  können  versichert  sein  und  Sie  dürfen  es  auch  in  diesem  Sinne 
auffassen,  daß  diese  Einladung  ein  verständnisvolles  Echo  bei  uns  gefunden  hat.  Die 
Akademie  hat  dies  durch  die  Delegierung  zweier  Mitglieder  bewiesen,  und  ich  habe  in 
ihrem  Namen  heute  deren  Gefühl  zu  verdolmetschen,  indem  ich  dem  Wiener  Altertums- 
Verein  ein  weiteres  glorreiches  Wirken  in  der  zweiten  Hälfte  des  Jahrhunderts  wünsche, 
worauf  ich  mein  Glas  erhebe  und  nicht  nur  ein  dreifaches  Hoch,  sondern  auch  in 
meiner  Sprache  ein  dreifaches  Eljen  ausbringe.  (Andauernder  Beifall.) 

Den  freundlichen  und  ermutigenden  Worten  des  Herrn  Vizebürgermeisters  der 
Stadt  Wien,  Dr.  Neumayer,  entgegnete  nun  im  Namen  des  Altertums  -  Vereines 
Dr.  Nagl^  wie  folgt: 

Hochverehrte  Tischgenossen! 

Es  würde  gewiß  eine  der  schönsten  Pflichten  verabsäumen  heißen,  wenn  sich 
nicht  einer  aus  unserem  Kreise  erheben  würde,  um  ein  Loblied  auf  die  Stadt  Wien 
zu  singen.  Man  würde  wenig  Wert  darauf  legen,  wenn  ich  mich  im  eigenen  Namen 
erheben  würde,    es  ist  mir  aber  von  Seite  des  Vereines  der  Auftrag  zugekommen. 


— «<    55 


diese  Aufgabe  zu  übernehmen  und  der  Stadt  Wien  für  alles,  was  sie  für  den  Verein 
getan  hat,  nochmals  den  innigsten  Dank  auszusprechen.  (Lebhafter  Beifall.) 

In  der  Tat  kann  ich  Ihnen  da  unvorbereitet  nicht  mit  schönen  Worten  aufwarten, 
desto  mehr  glaube  ich  aber,  daß  ich  hier  mein  Herz  eröffnen  darf,  um  alle  Gefühle  auszu- 
sprechen, die  jeden  Wiener  beseelen,  wenn  er  überhaupt  auf  seine  Vaterstadt  zu  sprechen 
kommt,  insbesonders  aber  in  dem  Augenblick,  wo  mir  die  Ehre  zuteil  geworden  ist, 
im  Namen  des  Altertums  -  Vereines  auf  die  Stadt  einen  Trinkspruch  auszubringen. 

In  der  Tat  sind  die  Berührungspunkte,  welche  den  Altertums  -  Verein  mit  seiner 
Heimatsstadt  auf  das  innigste  verbinden,  nicht  bloß  wissenschaftlicher  Art.  Wenn  wir 
deren  Straßen  durchwandern  und  ihre  Monumente  ansehen,  so  bemerken  wir  überall 
eine  überwältigende  Schönheit  und  gerade  diese  in  ihrer  äußeren  Erscheinung  ist 
es  ja,  welche  die  Monumente  dieses  historischen  Punktes  noch  weiter  interessant 
macht.  In  dieser  Beziehung  verbildlicht  auch  keine  andere  Stadt  der  Welt  die  Kultur- 
bestrebungen so  sehr  als  unsere  geliebte  Vaterstadt.  Wo  immer  wir  die  Entwicklung 
der  Stadt  und  der  Bevölkerung  ins  Auge  fassen,  sehen  wir  den  heiteren  Lebenssinn,  der 
zwar  nicht  durch  Pomp,  sondern  durch  stille  Freude  und  feine  Formen  des  Lebens  sich 
auszeichnet.  Ich  erinnere  mich  mit  Vergnügen,  wie  einer  meiner  Lehrer,  nämlich  der 
hochverehrte  Herr  Hofrat  Eitelberge r,  diesen  Punkt  in  wirklich  schönen  Worten 
berührt  hat.  Er  sagte  wiederholt,  wenn  ein  Fremder  die  Stadt  Wien  betritt,  so  wird 
er  nicht  durch  große  äußere  Erscheinungen  überwältigt,  desto  mehr  aber  fühlt  er  sich 
einfach  angeregt  und  schließlich  enthusiasmiert  von  dem  feinen,  schönen,  inneren  LeberK, 
welches  die  Stadt  Wien  auszeichnet.  Von  diesem  Standpunkte  aus  ist  es  natürlich,  daß 
dieselbe  den  Bestrebungen  des  Altertums  -  Vereines  sich  mit  besonderer  Sympathie 
zugewendet  hat.  Diese  ist  aber  nicht  allein  äußerlich  zum  Ausdruck  gekommen, 
sondern  hat  sich  auch  bekanntermaßen  in  materieller  Weise  und  dazu  in  wirklich 
glänzendem  Maße  bewährt.  Ich  möchte  noch  einmal  daran  erinnern  —  was  der  hoch- 
verehrte Herr  Präsident  schon  in  der  gestrigen  Festrede  hervorgehoben  hat  —  in 
welch  munifizierter  Weise  die  Stadt  Wien  nicht  nur  von  jeher  unsere  Bestrebungen 
unterstützt  hat,  sondern  auch  gelegentlich  der  Herausgabe  der  „Geschichte  der  Stadt 
Wien  und  ihrer  Quellen"  die  Hand  in  weitgehendster  Weise  aufgemacht  hat,  wofür  wir 
nochmals  danken  müssen,  um  auch  —  wenn  ich  diesen  Punkt  jetzt  berühren  darf  — 
für  die  fernere  Zukunft  Unterstützung  erwarten  zu  können.  (Heiterkeit.)  Es  ist  gewiß 
ein  glücklicher  Umstand,  daß  einer  meiner  liebsten  Freunde  und  Kollegen,  der  Herr 
Vizebürgermeister  der  Stadt  Wien,  heute  anwesend  ist,  um  diese  Worte  mit  anzuhören, 
und  ich  darf  im  Namen  des  Vereines  gewiß  die  Hoffnung  aussprechen,  daß  er  im 
Amte  in  dieser  Beziehung  der  Dolmetsch  unserer  Gefühle  sein  wird.  Ich  bitte  Sie, 
auf  unseren  lieben  alten  hochverehrten  Freund  ein  Hoch  auszubringen,  indem  Sie 
Ihr  Glas  erheben  und  in  den  Ruf  einstimmen  „die  Stadt  Wien  lebe  hoch."  (Die 
Versammlung  bringt  ein  dreimaliges  Hoch  dar.) 


56    » 


Da  der  Altertums-Verein  bei  seinem  Jubelfeste  in  so  auszeichnender  Weise 
durch  fremde  Vertreter  begrüßt  und  geehrt  wurde,  war  es  ja  nur  ganz  selbstverständ- 
lich, daß  von  Seite  des  Vereinsausschusses  dieser  Vertreter  auch  beim  Festmahle  in 
gleich  ehrender  Weise  gedacht  wurde.  In  diesem  Sinne  erhob  Prof.  Dr.  Neawirth  sein 
Glas  und  widmete  ihnen  folgenden  begeisternden  Trinkspruch: 

Hochgeehrte  Herren! 

Die  auszeichnende  Entsendung  der  Vertreter  bewährter  Korporationen  und 
zahlreicher  Vereine  des  Auslandes,  wie  des  Inlandes,  welche  der  festlichen  Begehung  des 
Jubiläums  des  Wiener  Altertums-Vereines  eine  ganz  besondere  Weihe  verliehen  hat, 
verpflichtet  uns  auch  in  dieser  Festesstunde,  diese  Vertreter  herzlichst  zu  bitten,  den 
Ausdruck  unseres  innigsten  Dankes  für  die  auszeichnende  Anerkennung,  die  sie 
unseren  Bestrebungen  zollen  und  die  in  ihrer  Vertretung  gelegen  ist,  freundlichst  ent- 
gegennehmen zu  wollen.  (Beifall.) 

Gerade  dieses  persönliche  Erscheinen,  die  Ansprachen  und  die  herzlichen 
Glückwünsche  haben  außerordentlich  viel  zur  Erhöhung  des  Glanzes  unserer  Feier 
beigetragen  (Beifall),  in  der  Art  und  Weise,  daß  jeden  von  uns  die  Erinnerung  daran 
erheben  und  für  das  ganze  Leben  begleiten  wird  (Beifall).  Abgesehen  von  der  augen- 
blickli6hen  Bedeutung  liegt  für  uns  ja  in  den  Bleibenden  der  eigentliche  Wert,  aus 
Ihrem  Erscheinen  und  Ihren  Sympathiekundgebungen  das  erhebende  Bewußtsein  der 
uns  stolz  machenden  Anerkennung  für  die  fachmännische  Bewertung  der  Bestrebungen 
des  Wiener  Altertums  -Vereines  zu  gewinnen,  das  Bewußtsein,  daß  die  redliche  Arbeit 
desselben  überall  dort,  wo  wahrer  Sinn  für  wissenschaftliches  Bestreben,  für  eine 
unparteiische  und  unbefangene  Aufhellung  der  Geschichte,  für  eine  Belebung  des 
vaterländischen  Sinnes  im  Rahmen  der  Geschichtsforschung  noch  platzgreift,  im 
vollen  Umfang  anerkannt,  gewürdigt  und  auch  von  allen  als  geistiges  Kapital  betrachtet 
wird, :  welches  wir  unter  Mithilfe  der  besten  Arbeiter  anderer  Nationen  und  Länder 
auch  weiter  ausnützen  wollen.  (Lebhafter  Beifall.)  Sich  aber  mit  den  Edelsten  und 
Besten  der  Menschheit  eins  zu  wissen,  in  der  Förderung  des  Wahren,  Edlen,  Großen 
und  Schönen  den  Werdegang  der  Kultur  aufzuhellen,  die  einzelnen  Spielarten  derselben 
auf  Grund  besonderer  Spezialgebiete  zu  zergliedern  und  auseinanderzuhalten,  die  Ein- 
reihung der  einzelnen  Völker  und  Stämme  nach  dem  kulturfördemden  Anteil  zugleich 
mit  Sicherheit  herzustellen,  das  ist  und  bleibt  die  edelste  und  schönste  Aufgabe  des 
menschlichen  Strebens. 

Meine  Herren !  Ob  Sie  nun  von  der  anderen  Reichshälfte  oder  vom  deutschen 
Reiche  gekommen  sind,  ich  glaube  wir  sollen  und  müssen  uns  allezeit  eins  fühlen 
und  diese  Gemeinsamkeit  redlicher  Arbeitsgrundsätze  wird  uns  vereint  auch  gewiß 
allezeit  schöne  und  erhebende  Erfolge  sichern.  Von  diesem  Standpunkte  aus  begrüßen 
wir  Sie  heute  mit  der  ganzen,  warmen  Herzensinnigkeit,  welche  in  diesem  schönen 
Bande  seit  den  sagenumrauschten  Tagen   eines  Rüdiger  von   Pöchlam,    des   lieder- 


«    ß7    >> 


gefeierten  Heros  der  österreichischen  Gastlichkeit,  geradezu  traditionell  geworden  ist. 
Lassen  Sie  mich  hoffen,  daß  die  wenigen  Stunden,  die  wir  in  Ihrer  Gesellschaft  zu 
verleben  die  Ehre  hatten,  zugleich  auch  die  Gelegenheit  geben  für  das  Anknüpfen 
warmer,  persönlicher  Beziehungen,  aber  auch  für  das  Anspinnen  weiteren  gesell- 
schaftlichen Verkehres  zwischen  uns  und  Ihren  Korporationen,  und  wenn  Sie  Ihren 
Arbeits-  und  Vereinsgenossen  von  den  Festtagen  in  der  schönen  Kaiserstadt  an  der 
blauen  Donau  berichten,  dann  übermitteln  Sie  in  unserem  Namen  mit  dem  Ausdrucke 
des  innigsten  Dankes  für  Ihre  auszeichnende  Teilnahme  an  ,  unseren  Bestrebungen 
zugleich  die  Versicherung,  daß  eben  diese  Teilnahme  uns  doppelt  verpflichtet  nicht 
bei  dem  Erreichten  zu  halten  und  stille  zu  stehen,  sondern  von  dem  Erreichten  aus 
weiter  zu  gehen  und  rührig  weiter  zu  schaffen,  um  Ihres  Beifalles  und  Ihrer  Teilnahme 
auch  in  aller  Zukunft  sicher  zu  bleiben.  An  der  Schwelle  des  zweiten  halben  Jahr- 
hunderts unseres  Bestandes  werfen  wir  in  Ihrer  Gegenwart  stolz  das  Panier  der  alten 
Arbeitsgrundsätze  auf,  um  mit  der  gleichen  Arbeitsfrische,  mit  der  gleichen  Arbeitsliebe, 
mit  der  gleichen  Arbeitstreue  und  mit  der  gleichen  Arbeitswjahrhaftigkeit  stets  auch 
Ihrer  Anerkennung  wert  zu  bleiben,  die  uns  heute  b^lückt  und  erhebt.  (Lebhafter 
Beifall.)  Mögen  Sie  die  Unternehmungen  des  Altertums -Vereines  und  seine  Arbeiten 
noch  manches  Jahrzehnt  treulich  begleiten,  auf  daß  gleich  uns,  in  ähnlich  erhebenden 
Stunden  ähnlicher  Festlichkeiten,  immer  die  Mitglieder  des  Wiener  Altertums-Vereines 
sich  finden  mögen  in  dem  dankerfüUten  Ruf:  „Die  Vertreter,  welche  unser  Fest  ver- 
schönert und  verherrlicht  haben,  sie  leben  hoch!  (Die  Versammlung  bricht  in  ein 
dreifach  begeistertes  Hoch  aus.) 

Prof.  Hontelius  aus  Stockholm  ergriff  zunächst  das  Wort  und  lud  in  humor- 
voller Weise  den  Altertums  -  Verein  zu  einem  Besuche  in  Stockholm  ein.   Er  sprach: 

Meine  sehr  geehrten  Herren! 

Die  anderen  Herren  von  auswärts  haben  mich,  nachdem  ich  die  weiteste  Reise 
gemacht  habe,  ersucht,  auf  die  an  uns  gerichtet-en  so  sdiönen  Worte  geziemend  zu 
antworten.  Als  ich  das  Vergnügen  hatte,  die  Reise  von"  Stockholm  nach  Wien  zu 
machen,  habe  ich  so  manches  Merkwürdige  erfahren.  Zuerst  ist  mir  aufgefallen,  daß 
der.  Weg  Von  Stockholm  nach  Wien  viel  kürzer  ist,  als  von  Wien  nach  Stockholm, 
obwohl  die  Entfernung  hin  und  zurück  doch,  dieselbe  ist.  (Heiterkeit.)  Ich  habe  noch 
eine  andere  Erfahrung  gemacht.  Wenn  man  heutzutage  im  Eisenbahnwagen  fahrt 
und  nicht  so  glücklich  ist,  ein  Schlafkoupee  zu  haben,  und  dabei  über  eine  gewisse 
persönliche  Länge  verfügt,  so  ist  man  oft  gezwungen,  selbst  einen  „liegenden 
Hocker"  zu  machen.  Wir  in  Schweden  sagen,  wenn  zufälligerweise  jemand  zu  viel 
getrunken  hat:  -^  es  kommt  dies  selten  vor  (Heiterkeit)  —  „ein  Kupferschmied 
ist  in  seinem  Kopfe  tätig".  Daraus  kann  man  ein  merkwürdiges  Resultat  sehen. 
In  der  Steinzeit  gab  es  keine  Gefahr  zu  trinken,  denn   damals  gab   es  noch  keine 


8 


M    58    )¥■ 


Kupferschmiede,  aber  mein  sehr  verehrter  Nachbar,  Herr  Dr.  Much,  ist  dafür  ver- 
antwortlich, daß  es  heutzutage  so  gefahrlich  ist,  zu  trinken,  denn  er  ist  nicht  nur  der 
Entdecker  der  Kupferzeit,  sondern  auch  der  Erfinder  der  Kupferschmiede.  (Heiterkeit.) 
Sie  sehen,  daß  man  in  dieser  Weise  wirklich  die  Wissenschaft  sehr  ernst  in  meinem 
Lande  studiert  und  sehen  auch,  daß  man  wichtige  Resultate  durch  diese  ernste  Arbeit 
erringen  kann,  aber  es  ist  noch  viel  wichtiger,  im  Kreise  der  gelehrten  Freunde  die 
alten  Fragen  zu  behandeln,  die  ich  in  den  Sammlungen  des  hiesigen  Museums  und 
in  jener  des  Herrn  Dr.  Much  zu  erkennen  Gelegenheit  gehabt  habe.  Ich  bin  für  das 
Gesehene  außerordentlich  dankbar,  es  reut  mich  nicht,  daß  ich  diese  Reise  gemacht 
habe  und  ich  hoffe,  daß  Sie  auch  unsere  Funde  einmal  besichtigen  werden.  Wir 
haben  in  Schweden  auch  Eisenbahnwagen,  wo  man  es  wirklich  sich  recht  bequem 
machen  kann.  Einer  unserer  höheren  Eisenbahnbeamten,  der  etwas  größere  Körper- 
länge als  ich  hatte,  hat  extra  dazu  gedient,  um  die  Länge  der  Eisenbahnwaggons 
zu  bestimmen.  Er  hat  alle  Waggons  probiert  und  die  er  akzeptiert  hat,  kann  ruhig 
die  ganze  Menschheit  akzeptieren.  ^ 

Indem  ich  für  die  schönen  Worte  meinen  besten  Dank  sage,  heiße  ich  Sie 
willkommen  in  Stockholm.  Es  wird  uns  ein  Vergnügen  sein,  Ihnen  die  Sammlungen, 
die  wir  haben,  zu  zeigen,  und  Sie  werden  daraus  erkennen  und  studieren  können, 
welche  Verbindungen  zwischen  den  österreichischen  und  skandinavischen  Ländern  in 
früheren  Zeiten  bestanden.  Also  willkommen  im  Stockholmer  Museum!  (Lebhafter  Beifall.) 

Diesen  Worten  des  Herrn  Professors  M  o  n  t  e  1  i  u  s  fügte  Msgr.  Prof.  Dr.  Ortray 
eine  kleine  Korrektur  an.  „Kein  Buch,  sagte  er,  ist  so  schön  geschrieben,  daß  nicht 
einige  Errata  darin  wären,  und  keine  Rede  so  schön  gesprochen,  daß  man  daran 
nicht  etwas  bemängeln  könnte.  Ich  glaube,  auch  die  schöne  und  enthusiastisch  auf- 
genommene Rede  meines  hochgeehrten  Vorsprechers,  des  Herrn  Prof.  Montelius 
kann  eine  kleine  Korrektur  über  sich  ergehen  lassen.  Der  hochgeehrte  Professor  meint 
in  launiger  Weise,  daß  man  von  Stockholm  nach  Wien  schneller  kommt,  als  von 
Wien  nach  Stockholm,  \yeil  man  von  oben  rascher  nach  unten  kommt,  als  von  unten 
nach  oben.  Sie  werden  gütigst  erlauben,  daß  ich  das  rasche  Vorwärtskommen  in 
der  Richtung  nach  Wien  der  großen  Anziehungskraft  dieser  herrlichen  Kaiserstadt 
zuschreibe,  denn  es  gibt  wenige  Städte  auf  dem  Kontinente,  welche  den  Fremden,  komme 
er  aus  welch'  immer  einer  Richtung,  mehr  fesseln  könnten,  als  Wien.  Darum  fallt 
auch  das  Scheiden  von  dieser  Stadt  so  schwer  und  darum  mag  es  schon  richtig  sein, 
daß  der  Weg,  welcher  von  Wien  nach  dem  Norden  führt,  ein  längerer  zu  sein  scheint, 
als  der,  welcher  von  Norden  nach  Wien  führt.  Doch  seien  wir  dabei  nicht  ungerecht 
und  gestehen  ein,  daß  man  auch  von  Wien  nach  Stockholm  recht  rasch  kommt. 
Stockholm  und  überhaupt  der  Norden  besitzt,  zumal  für  uns  Archäologen,  auch  eine 
mächtige  Anziehungskraft.    Die  herrlichen  Museen  in  Kopenhagen,  Stockholm,   Chri- 


59    )k- 


stiania.  Bergen,  Upsala,  Lund  sie  alle  mit  ihren  überaus  reichen,  prähistorischen 
Funden  machen  dem  Archäologen  den  Weg  dorthin  zu  einem  kurzen.  Wir  können 
es  in  ehrlicher  Weise  nicht  in  Abrede  stellen,  daß  in  der  prähistorischen  Wissen- 
schaft, namentlich  in  jener  der  Stein-  und  Bronzezeit  nordische  Gelehrten  unsere  Lehrer 
wahren.  Die  Namen  eines  Nilsso n,  Thomsen,  Hildebrand  und  insbesondere 
der  erlauchte  Name  eines  Montelius  zwingen  uns  zum  Dank  und  zur  Anerkennung. 
Daher  erlaube  ich  mir,  mein  Glas  auf  das  fernere  glückliche  Gedeihen  nordischer 
Wissenschaft  und  nordischer  Gelehrten,  und  speziell  auch  auf  das  Wohl  des  unter  uns 
weilenden  Herrn  Prof.  Oskar  Montelius  zu  erheben.  „Hoch!  und  noch  zweimal 
hoch!"  (Allgemeiner  Beifall.) 

Regierungsrat  Dr.  Much  sah  sich  ebenfalls  veranlaßt,  auf  die  Rede  des  Herrn 
Professors  Montelius  in  folgenden  Worten  zu  entgegnen : 

Meine  hochverehrten  Festgenossenl 

Gestatten  Sie,  daß  ich  vom  Standpunkt  des  Prähistorikers  die  eben  gesprochenen 
Worte  des  Herrn  Prälaten  etwas  näher  ausführe. 

Mein  Nachbar,  unser  verehrter  Gast  aus  Schweden,  Herr  Professor  Montelius, 
hat  gestern  bemerkt,  es  bestehe  schon  seit  4000  Jahren  ein  Band  zwischen  Schweden 
und  unserem  Heimatlande.  Dem  ist  auch  wirklich  so.  Wenn  vielleicht  auch  noch 
bestritten  werden  kann,  daß  Skandinavien  die  Heimat  aller  Indogermanen  ist,  so  glaube 
ich,  wird  es  niemanden  mehr  geben,  der  nicht  Skandinavien  als  Heimat  aller  Germanen 
anerkennt  (Beifall)  und  insofeme  sehen  auch  wir  unsere  Heimat,  unsere  Urheimat  in 
Skandinavien  und  insofeme  müssen  wir  auch  erkennen,  daß  wir  als  Angehörige  der- 
selben Mutter  Germania  Brüder  sind.  (Lebhafter  Beifall.)  Herr  Professor  Montelius 
ist  jedoch  sofort  auf  die  Neuzeit  übersprungen  und  hat  bemerkt,  daß  wir  bescheidene 
Prähistoriker  in  Wien  in  seiner  Heimat,  in  Stockholm,  sehr  gut  bekannt  sind.  Ich 
danke  ihm  bestens  für  diese  anerkennenden  und  auszeichnenden  Worte,  aber  ich  muß 
das  in  weitaus  erhöhtem  Maße  von  den  Prähistorikem  im  Norden  sagen.  Es  ist  ganz 
eigentümlich,  daß  nicht  nur  die  Heimat  unseres  Stammes,  sondern  auch  die  Heimat 
der  Urgeschichte  des  Menschen,  also  auch  der  Forschung  nach  der  Urheimat  unseres 
Stammes  in  Skandinavien  liegt.  Die  Forscher  in  Skandinavien  sind  hierin  unsere  Lehr- 
meister, die  ersten  Prähistoriker  gewesen,  sie  setzen  das  Werk  mit  einem  ausgezeich- 
neten Erfolge  fort  und  einen  der  vorzüglichsten  und  vornehmsten  Repräsentanten 
dieser  Forschung  habe  ich  die  Ehre,  an  meiner  Seite  zu  sehen.  (Lebhafter  Beifall  und 
Händeklatschen.)  Ich  erinnere  Sie  weiter  an  den  Schweden  Nilsson,  der  schon  vor 
Dezennien  die  Steinzeit  in  so  klarer  Weise  uns  beschrieben  hat,  ich  erinnere  Sie  an 
den  Dänen  Tomson,  der  es  zuerst  ausgesprochen  hat,  daß  die  Menschheit  sich 
anfanglich  mit  Werkzeugen  aus  Stein  und  Knochen  behelfen  mußte  und  daß  dann 
eine  Zeit  gekommen  ist,  in  welcher  die  Menschen  hier  in  Europa  und  wahrscheinlich 


8 


■4(   66   )$■ 


in  der  ganzen  übrigen  Welt  zur  Entdeckung  und  zum  Gebrauche  der  Bronze  vor- 
geschritten sind,  und  daß  auf  diese  Zeit  die  Periode  folgte,  in  welcher  sie  auch  das 
Eisen  kennen  gelernt  haben.  An  dieser  Dreiteilung  messen  wir  nun  die  kultur- 
geschichtliche Entwicklung  der  Menschheit  überhaupt  während  der  Jahrtausende,  die 
der  geschichtlichen  Ära  vorangegangen  sind. 

Ich  will  nicht  weiter  gehen,  sondern  nur  kurz  noch  einige  andere  hochver- 
diente Namen  nennen,  wie:  Hildebrand,' Worsaae,  Steenstrup,  Vinge,  Zink, 
Vedel,  Engelhardt,  Sophus,  Müller  u.  s.  w.,  welche  alle  in  gleicher  Weise 
zum  Weiteraufbau  der  Urgeschichte  Europas  und  der  Urgeschichte  der  Menschheit 
überhaupt  beigetragen  haben.  Meine  Herren!  Es  ist  nicht  allein  das  Studium  der 
reichen  Schätze  menschlicher  Artefakte,  die  eine  ferne  Vergangenheit  uns  zurück- 
gelassen hat,  sondern  es  ist  auch  das  Studium  des  Menschen  selbst,  seiner  äußeren 
Erscheinung,  die  Anthropologie  in  engerem  Sinne,  welches  ihren  Ursprung  in  Skan- 
dinavien hat.  Der  Schwede  Retzius  war  es,  der  uns  zuerst  die  Beschaffenheit  und 
Form  des  menschlichen  Schädels  zu  erkennen  gelehrt  hat  und  sein  Sohn  hat  diese 
Untersuchungen  jüngst  durch  ein  ausgezeichnetes  und  epochemachendes  Werk  in 
bewundernswerter  Weise  weitergeführt. 

Meine  Herren !  Es  ist  mir  ein  Herzensbedürfnis,  Sie  aufzufordern,  auf  das  Wohl 
unseres  verehrten  Gastes  zu  trinken,  der  hier  als  Repräsentant  der  hochangesehenen 
und  erfolgreichen  nordischen  Forschung  in  unserer  Mitte  weilt.  (Hoch!  Hoch!  Hoch!) 

Als  fremder  Vertreter  sprach  auch  noch  Dr.  Ferd.  Birkner  aus  München 
folgendes: 

Hochgeehrte  Herren! 

Als  wir  Heim  Pi'of.  M  o  n  t  e  1  i  u  s  baten,  er  möchte  für  uns  das  Wort  ergrrifen, 
wollten  wir  nur  zum  Ausdruck  bringen,  daß  er  für  uns  im  gemeinsamen  Namen  spredie. 

Herr  Prof.  M  o  n  t  e  1  i  u  s  hat  dies  aber  nicht  getan,  sondern  er  hat  immer  nur 
voll  Schweden  gesprochen.  Obwohl  ich  nun  eigentlich  kein  besonderer  Tischredner 
bin,  sehe  ich  mich  doch  gezwungen,  das  nachzuholen  und  noch  im  Namen  der 
übrigen  Herren  zu  sprechen.  (Beifall.)  Ich  habe  schön  gestern  erwähnt,  daß  wir 
Bayern  sehr  gerne  nach  Österreich  gehen  und  sehr  gerne  mit  Wienern  verkehren  und 
ich  möchte  besonders  darauf  hinweisen,  daß  eigentlich  die  Österreicher  und  die  Bayern 
eins  sind.  So  viel  ich,  ich  bin  ja  Nichthistoriker,  sondern  nur  Prähistoriker,  weiß,  sind 
zwar  die  Herren  nicht  einig,  ob  wir  wirklich  gemeinsamen  Stammes  sind.  Ob  wir 
von  den  Bajuvaren,  Markomannen,  Quaden  u.  s.  w.  abstammen,  darüber  will  ich 
nicht  streiten,  sondern  ich  möchte  nur  zum  Ausdruck  bringen,  daß  wir  einfadi  alle 
Deutsche  sind  und  daß  germanisches  Blut  in  unsern  Adern  rollt. 

Außer  Bayern  und  Schweden  ist  zwar  kein  spezieller  Vertreter  anwesend,  ich 
möchte  aber  doch  im  Namen  aller  germanischen  Abkömmlinge  den  Herren  vom  Alter- 


^    61: 


tums -Verein  die  besten  Glückwünsche  sagen  und  meinen  gestrigen  Wunsch  wieder- 
holen, daß  es  dem  Verein  gegönnt  sein  möge,  noch  lange  so  erfolg-  und  segensreich 
weiter  zu  arbeiten,  wie  er  bis  jetzt  gearbeitet  hat  und  noch  den  Wunsch  daran 
knüpfen,  daß  wir  germanischen  Völker  in  der  wissenschaftlichen  Arbeit  alle  zusammen- 
halten, um  zu  den  Zielen  der  Wahrheit  zu  gelangen,  und  auf  dieses  hin  bitte  ich,  mit 
mir  anzustoßen.  (Lebhafter  Beifall.) 

Es  war  selbstverständlich  ein  Akt  der  Pietät  und  Dankbarkeit,  daß  bei  dem 
Festmahle  auch  jenes  Mannes  rühmend  gedacht  wurde,  der  gegenwärtig  an  der 
Spitze  des  Vereines  steht,  bereits  vierzig  Jahre  dem  Vereine  angehört  und  seine 
hervorragenden  und  grundlegenden  Arbeiten  über  das  römische  Wien  und  Nieder- 
österreich gerade  in  den  Publikationen  des  Altertums  -  Vereines  niedergelegt  hat. 
Dieser  Aufgabe  unterzog  sich  im  Namen  des  Ausschusses  Herr  Sektionsrat  Feigel 
in  folgender  Rede : 

Hochgeehrte  Versammlung! 

Es  scheint  fast  anmaßend,  wenn  ich  nach  allen  den  inhaltreichen  und  form- 
gewandten Reden  mir  das  Wort  erbeten  habe.  Mich  veranlaßt  aber  dazu  das  Gefühl, 
daß  es  ebenso  eine  Ehrenpflicht  zu  erfüllen,  als  ein  Herzensbedürfnis  des  gesamten 
Ausschusses  und  aller  Mitglieder  des  Altertums-Vereines  zu  befriedigen  gilt 

Es  wurde  heute  zu  Anfang,  wie  dies  bei  uns  Österreichern  gute,  alte  Sitte  ist. 
Seiner  kaiseriichen  und  königlichen  Apostolischen  Majestät  untertänigst  huldigend^  dann 
Seiner  kais.  und  kön.  Hoheit,  unseres  durchlauchtigsten  Herrn  Erzherzog -Protektors, 
ehrfurchtsvollst  gedacht.  Es  wurden  endlich  alle  Gäste  mit  gebührendem  Danke  begrüßt, 
die  von  nah  und  ferne  hergekommen  sind,  um  unser  Fest  zu  verherrlichen.  Das  alles 
schlägt  in  das  Departement  der  auswärtigen  Angelegenheiten,  es  betrifft  die  Beziehungen 
des  Vereines  nach  außen,  zu  seinen  Gönnern  und  Freunden.  Allein,  wenn  bei  einem 
Familienfeste  die  Familienmitglieder  und  die  intimen  Freunde  des  Hauses  vers^unmelt 
sind,  so  darf  auch  von  den  inneren  Angelegenheiten,  von  den  Familienverhältnissen, 
von  dem  pater  familias  gesprochen  werden ;  heute,  da  wir  ein  so  schönes  Familien-" 
fest  feiern  und  mit  berechtigtem  Stolz  auf  die  Verdiensie  der  Männer,  welche  an  der 
Spitze  des  Vereines  im  Laufe  der  fünfzig  Jahre  seines  Bestehens  gewirkt  haben,  hin- 
weisen können,  geziemt  es  sich  auch,  unseres  gegenwärtigen  pater  familias,  unseres 
hochverehrten  Präsidenten,  zu  gedenken.  Meine  Herren!  Als  wir  nach  dem  Tode  des 
früheren  Präsidenten  unseres  Vereines,  Seiner  Exzellenz  des  Grafen  Abensperg 
und  Traun,  verwaist  waren,  da  konnte  es  uns  Mitgliedern  des  Ausschusses  gar  nicht 
zweifelhaft  sein,  wen  wir  uns  zum  Besten  des  Vereines  als  Nachfolger  im  Präsidium 
wünschen  könnten,  und  als  im  vorigen  Jahre  in  der  Generalversammlung  von  Seite 
des  Ausschusses  der  Vorschlag  gemacht  wurde,   unseren  damaligen  Vizepräsidenten, 


K    62    >» 


der  ja  schon  als  solcher  seit  Jahren  den  größten  Teil  der  Präsidiallasten  getragen 
hatte,  zum  Präsidenten  zu  wählen,  da  zeigte  der  allgemeine  Beifall  der  Versammlung, 
wie  sehr  wir  alle  den  Herrn  Hofrat  Kenner  zu  achten  und  zu  schätzen  wissen.  Es 
ist  von  großer  Wichtigkeit  für  einen  Verein,  wer  an  dessen  Spitze  steht.  Den  Herrn 
Hofrat  Dr.  Kenner,  dem  wahren  Kenner  des  römischen  Wien,  der  so  hohe  Ver- 
dienste um  die  wissenschaftliche  Erforschung  der  Geschichte  unserer  Vaterstadt  sich 
erworben  hat,  einen  Mann,  der  einen  so  hohen  Rang  unter  den  Gelehrten  einnimmt, 
sich  eines  so  großen  Ansehens  in  der  wissenschaftlichen  Welt  erfreut,  als  Präsidenten 
an  der  Spitze  unseres  Vereines  zu  haben,  betrachten  wir  als  eine  Ehre  für  den  Verein 
und  als  eine  sichere  Gewähr  für  die  gedeihliche  Weiterentwicklung  des  Altertums- 
Vereins  zu  Wien.  Gar  vieles  möchte  ich  gerne  von  unserem  Präsidenten  sagen  und 
preisen,  aber  ich  bescheide  mich;  ich  kenne  ja  den  Herrn  Hofrat  Kenner  und  weiß, 
wie  sehr  er  allen  Ovationen  und  Huldigungen  mit  einer  förmlichen  Scheu  ausweicht, 
aber  heute  darf  er  sich  dem  nicht  ganz  entziehen.  Heute  muß  er  es  über  sich  ergehen 
lassen,  daß  wir  Mitglieder  des  Ausschusses  —  die  wir  unter  seiner  unmittelbaren 
Führung  und  Leitung  im  Vereine  arbeitend  Gelegenheit  haben,  voll  würdigen  und 
schätzen  zu  können,  welche  Kraft  er  für  den  Verein  bedeutet  —  ihm  den  herzlichsten 
Dank  sagen  für  die  Hingebung,  mit  welcher  er  sich  dem  Vereine  gewidmet  und  sein 
reiches  Wissen  in  den  Dienst  des  Vereines  stellt.  An  diesen  sind  ja  in  den  letzten 
Jahren  neue  und  große  Aufgaben  herangetreten,  welche  den  Rahmen  seines  bisherigen 
Wirkungskreises  weit  überschritten.  Es  seien  hier  nur  genannt  die  Herausgabe  des 
Prachtwerkes  „Geschichte  der  Stadt  Wien",  von  welcher  bisher  zwei  Bände  vorliegen 
und  der  „Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt  Wien",  von  welcher  bisher  acht  Bände 
erschienen  sind.  Wie  fast  jedes  junge  Unternehmen,  so  hatten  auch  dieses  manche 
Kinderkrankheiten  zu  überwinden.  Es  fehlte  nicht  an  Angriffen  mannigfacher  Art, 
welche  das  gedeihliche  Fortschreiten  desselben  zu  hemmen  drohten.  Es  wird  immer 
unvergessen  in  unserer  Erinnerung  haften,  die  maßvolle  Besonnenheit,  die  mannhafte 
Tatkraft,  durch  die  unser  verehrter  Präsident. in  manchen  Kämpfen,  die  wir  zu  bestehen 
hatten,  sich  als  ein  weiser  Führer  bewährt  hat.  Heute  muß  es,  wie  schon  gesagt 
worden   ist,    unser  hochverehrter  Herr  Präsident  über  sich,  ergehen   lassen,  daß  wir 

ihm  aus  vollem  Herzen  für  alles  danken,  was  er  bisher  für  den  Verein  getan  hat 

* 

Ich  weiß  wohl,  daß  er  den  Dank  mit  jener  würdevollen  Bescheidenheit  abweist,  wie. 
sie  nur  vollwertigen,  geistig  hochstehenden  Persönlichkeiten  eigen  ist;  er  möge  es 
aber  heute  ganz  besonders  hören,  wie  sehr  wir  uns  freuen  und  wie  stolz  wir  daratif 
sind,  unter  seiner  Führung  weiterhin  für  die  idealen,  schönen  Ziele,  welche  unser 
Verein  verfolgt,  zuzustreben.  Ich  bitte  Sie,  meine  Herren,  die  Gläser  zu  erheben  und 
anklingen  zu  lassen  mit  dem  Ruf:  „Der  verehrte  Präsident  des  Altertums -Vereines  in 
Wien,  Herr  Hofrat  Dr.  Kenner,  lebe  hoch!  hoch!  hoch!"  (Die  Versammlung  bringt 
ein  dreimaliges  begeistertes  Hoch  aus.) 


«<    63    >> 


^m^ 


Hofrat  Dr.  Kenner  dankte  dem  Vorredner  in  herzlichen  Worten. 

Ich  erlaube  mir,  sagte  er,  meinen  tiefgefühlten  Dank  für  die  wohlwollende 
freundschaftliche  Gesinnung  und  für  die  schonungsvolle  Beurteilung  meiner  Leistungen 
auszudrücken.  Der  hochgeehrte  Herr  Vorredner  muß  sich  aber,  so  schön  er  gesprochen 
hat,  von  mir  eine  Ergänzung  gefallen  lassen,  denn  er  hat  einen  Punkt  übersehen,  auf 
den  ich  großes  Gewicht  lege.  Er  hat  nicht  gesagt,  daß  es  leicht  ist,  Präsident  zu  sein, 
wenn  man  von  so  ausgezeichneten  Kräften  unterstützt,  gleichsam  gehoben  und  getragen 
wird,  von  Männern,  welche  nicht  darauf  sehen,  ob  und  wie  viel  zu  arbeiten  ist,  ob 
und  welche  Anerkennung  sie  dafür  erreichen,  sondern  die  unbekümmert  darum  nur 
das  große  Ganze  im  Auge  behalten,  von  Männern,  welche  reich  an  fachlichem  Wissen 
und  reich  an  Erfahrungen  unentwegt  die  hohen  idealen  Ziele  verfolgen. 

Meine  Herren!  Sie  können  es  nicht  alle  wissen,  wie  viel  Arbeit,  wie  viel 
Mühe  es  die  Herren  des  Ausschusses  gekostet  hat,  um  den  Verein  namentlich  in  den 
letzten  Jähren  durch  die  Klippen  mancher  ernsten  Krisis  glücklich  hindurchzuführen. 
Ich  aber  weiß  es,  ich  bin  Zeuge  der  Eintracht,  der  Hingebung  und  Tatkraft,  mit  der 
gearbeitet  worden  ist.  An  mir  ist  es,  im  Namen  des  Vereines  den  hochgeehrten  Mit- 
gliedern des  Ausschusses  für  all  das,  was  sie  für  den  Verein  getan  und  geleistet  haben, 
innigst  zu  danken.  Ich  habe  die  Zuversicht,  daß,  solange  die  Verwaltung  unseres  Ver- 
eines in  den  Händen  des  dermaligen  Ausschusses  ruht,  der  Verein  auch  blühen  und 
gedeihen  wird.  Ich  erlaube  mir  daher  ein  Hoch  auf  die  geehrten  Herren  Mitglieder 
des  Ausschusses  auszubringen.  (Die  Versammlung  bringt  ein  dreimaliges  Hoch  aus.) 

Der  Vertreter  der  Stadt  Wien,  Vizebürgermeister  Dr.  Neumayer^  hat  es  mit 
Recht  nicht  unterlassen,  noch  auf  ein  Moment  der  wissenschaftlichen  Tätigkeit  des 
Hofrates  Dr.  Kenner  im  Interesse  der  Stadt  Wien  hinzuweisen,  die  von  besonderer 
Bedeutung  für  das  historische  Museum  derselben  werden  wird.  Er  sagte  dies- 
bezüglich: 

Der  hochgeehrte  Hefr  Vorredner,  Herr  Sektionsrat  F  e  1  g  e  l,  hat  uns  allen  vom 
Herzen  kommende  Worte  auf  Her^n  Hofrat  Dr.  Kenner  gesprochen,  dabei  aber  eine 
Lücke  gelassen,  die  ich  nicht  ohne 'weiters  hingehen  lassen  darf.  Gerade  ich  als 
Vertreter  der  Stadt  Wien,  als  welcher  ich  hier  zu  erscheinen  die  Ehre  habe,  muß 
heute  hervorheben,  daß  der  Herr  Hofrat  eine  Anregung  gegeben  hat,  welche  nicht  nur 
von  seinem  Standpunkt  aus  nicht  genug  bedankt  werden  kann,  sondern  welche  gerade 
für  unsere  Vaterstadt  von  ganz  außerordentlichem  Wert  und  von  großer  und  wissen- 
schaftlicher Bedeutung  für  die  Zukunft  ist.  Es  ist  in  früheren  Jahren  bei  Gelegenheit 
von  Umbauten,  Demolierungen  oder  sonstigen  baulichen  Veränderungen  manchmal  in 
wahrhaft  vandalischer  Weise  vorgegangen  worden,  wodurch  es  gekommen  ist,  daß 
Denkmale  von  historischer  Bedeutung,  Denkmale  alter  Kunst,  ja,  ich  möchte  sagen, 
auch  prähistorische   Denkmale  für  immerwährende  Zeiten  verschwunden  sind.    Herr 


«    64    )f 


Hofrat  Kenner  hat  nun  einige  Männer  gefunden  und  an  sich  zu  ziehen  gewußt, 
welche  nach  seiner  Anregung  die  Aufgabe  übernommen  haben,  bei  allen  Gelegen- 
heiten baulicher  Veränderungen  solche  Denkmale  alter  Kunst  vor  Zerstörung  zu 
retten  und  so  sehen  Sie,  meine  Herren,  heute  ein  Museum  —  das  „Museum  Vindo- 
bonense",  erstehen,  das  zwar  erst  im  Werden  ist;  ich  hoffe  aber,  daß  dieses  Museum 
eine  ergiebige  Quelle  für  die  geschichtliche  und  insbesonders  für  Altertumsforschung 
unseres  engeren  Vaterlandes  Niederösterreichs  und  für  unsere  ehrwürdige  Vaterstadt 
Wien  werden  wird,  und  deswegen  drängt  es  mich  gerade  am  heutigen  Tage,  namens 
der  Stadt  Wien  auch  in  dieser  Beziehung  dem  hochverehrte«  Herrn  Hofrat  als  Prä- 
sidenten des  Altertums -Vereines  zu  Wien  den  aufrichtigsten  Dank  der  Gemeinde 
Wien  zu  sagen.  (Lebhafter  Beifall.) 

Noch  sprachen  Herr  Dr.  Witting  im  Namen  der  k.  k.  Heraldischen  Gesell- 
schaft „Adler"  und  Herr  Engelbert  Keßler  als  Vertreter  des  Vorarlberger  Museums- 
Vereines  in  Bregenz.  Der  Trinkspruch  des  Ersteren  lautete: 

Hochansehnliche  Versammlung! 

Ich  bin  von  Seite  der  k.  k.  Heraldischen  Gesellschaft  „Adler"  in  Wien  mit 
dem  Auftrage  beehrt  worden,  dieselbe  bei  Ihrer  Festversammlung  zu  vertreten.  Da  ich 
gestern  nicht  mehr  zum  Worte  kam,  so  ergreife  ich  heute  die  Gelegenheit,  um  die 
herzlichsten  und  aufrichtigsten  Glückwünsche  der  k.  k«  Heraldischen  Gesellschaft 
„Adler"  dem  Altertums  -Verein  zu  Wien  anläßlich  seines  50jährigen  Jubiläums  aus- 
zusprechen. Der  hochverehrte  Herr  Präsident  Ihres  Vereines,  Herr  Hofrat  Dr.  Kenner, 
hat  in  seiner  gestern  gehaltenen  Festrede  bereits  darauf  hingewiesen,  daß  der  Altertums- 
Verein  die  älteste  Vereinigung  der  Historiker  Wiens  ist  und  daß  an  die  Begründung 
desselben  sich  im  Laufe  der  Sechziger  und  Siebziger  Jahre  das  Entstehen  einiger 
anderer  historischem  Vereine  in  Wien  angeschlossen  hat.  Zu  diesen,  wenn  ich  so  sagen 
darf,  jüngeren  Geschwistern  des  Altertums-Vereins  gehört  auch  die  k.  k.  Heraldische 
Gesellschaft  „Adler",  Dieselbe  erblickt  in  dem  Altertums -Vereine  zu  Wien  ein  muster- 
giltiges  Vorbild  und  war  immer  bestrebt,  in  ihrer  Tätigkeit  und  in  ihren  Leistungen 
diesem  Vorbilde  nachzufolgen.  Der  hochgeehrte  Herr  Präsident  hat  gestern  auch  hervor* 
gehoben,  daß  die  historischen  Vereine  Wiens  Gelegenheit  genommen  habön,  sich  bei 
wiederholten  Anlässen  mit  dem  Altertums -Vereine  in  gemeinsamer  Aktion  zu  ver- 
binden; es  war  dies  unter  Anderem  insbesonders  auch  bei  Herausgabe  der  Fest- 
schrift anläßlich  des  50jährigen  Regierungsjubiläums  Seiner  Majestät  des. Kaisers  der 
Fall.  Auf  dieses  fernere  gedeihliche  Zusammenwirken  aller  historischen  Vereine  Wiens 
und  darauf,  daß  die  k.  k.  Heraldische  Gesellschaft  „Adler"  mit  dem  Altertums-Vereine 
zu  Wien  auch  für  die  Zukunft  in  freundschaftlicher  Verbindung  bleibe,  erlaube  ich 
mir  das  Glas  zu  erheben  und  die  Herren  einzuladen,  ein  dreimaliges  Hoch  aus- 
zubringen. (Die  Versammlung  bringt  ein  dreimaliges  Hoch  aus.) 


i 


M    65    >» 


Aus  der  längeren  Rede  des  Herrn*  Engelbert  KeBler  heben  wir  nur 
folgendes  hervor: 

„Der  Verein,  der  mich  in  Ihre  Mitte  als  Delegierter  entsendet  hat",  sagte 
Redner,  „erkennt  voll  und  ganz  die  Bedeutung  der  Bestrebungen  des  Wiener  Altertums- 
Vereines  an,  eines  Vereines  an  jener  Stätte,  wo  die  reichsten  historischen  Schätze  auf- 
gestapelt sind.  Es  bedarf  darum  eines  langen  Lebens,  um  dieselben  einzuordnen  und 
zu  beschreiben.  Ich  hatte  schon  gestern  Gelegenheit,  bei  der  Begi*üßung  darauf  hin- 
zuweisen, welch  reiches  Geschichtsfeld  auch  Vorarlberg  bietet,  wie  selbst  der  Boden- 
see seine  Geschichte  hat  und  dies  in  dem  Material  bezeugt  ist,  das  er  durch  die 
Ausgrabungen  von  Pfahlbauten  liefert. 

Der  Geschichtssinn  des  Volkes  in  Vorarlberg  ist  ein  lebhafter,  wie  es  die 
einschlägige  Literatur  bezeugt.  Die  Familien  des  Bauernstandes,  die,  wie  Sepp 
von  den  Isaranwohnern  sagt,  einen  aristokratischen  Zug  haben,  bergen  selbst  ihre 
historischen  Schätze,  daher  es  kommen  mag,  daß  es  oft  schwierig  ist,  für  das  Landes- 
museum solche  Schätze  zu  erwerben." 

Nachdem  der  Redner  in  weiterer  Darlegung  der  Abstammung  und  Verwandt- 

« 

Schaft  der  Vorarlberger  und  Walliser,  sowie  deren  historischen  Schätze  im  Bregenzer 
Museum  darauf  hingewiesen  hatte,  wie  auch  der  Altertums  -  Verein  den  Zweck  ver- 
folge, ebenfalls  alte  Denkwürdigkeiten  der  Stadt  und  des  Landes  festzuhalten,  schloß 
er:  „Der  Beruf,  dem  Sie  dienen,  drückt  Ihnen  auch  den  Stempel  auf:  Das  ruhige 
Leben  und  Zurückleben!  So  macht  die  Geschichte  die  Jungen  alt  und  die  Alten 
wieder  jung.  Gestatten  Sie,  meine  verehrten  Herren,  daß  ich  das  Glas,  gefüllt  mit  dem 
köstlichsten  Naß,  erhebe  und  Sie  hiemit  einlade,  mit  mir  zu  trinken  auf  das  Wohl  der 
wieder  jung  gewordenen  Alten!"  (Beifall.) 

Zum  Schlüsse  ergriff  der  Hofrat  Dr.  Kenner  nochmals  das  Wort  und  sagte: 

Ich  bitte,  erschrecken  Sie  nicht.  Ein  alter  römischer  Dichter  gebraucht  die 
Worte:  „Factum  abiit,  monumentamanent".  —  Die  Tatsache  geht  vorüber,  ihre  Denk- 
mäler bleiben.  Wir  haben  heute  und  gestern  ein  Fest  gefeiert,  von  dem  ich  vielleicht 
glaube  sagen  zu  dürfen:  „Es  freut  uns".  Dieses  Fest  geht  vorüber,  die  50  Jahre  sind 
vorübergegangen,  es  werden  noch  mehr  Jahre  vorübergehen  und  hoffentlich  wird  der 
Verein  auch  dann  noch  bestehen;  auch  wir  werden  dahingehen,  aber  ein  Denkmal 
unseres  Festes  bleibt  zurück.  Sehr  verehrte  Freunde  unseres  Vereines  haben  eine 
Medaille  prägen  lassen,  eine  Medaille,  welche,  wie  ich  glaube,  wenigstens  in  Museen 
und  Sammlungen  als  eine  kleine  Quelle  zur  Geschichte  unseres  Vereines  dienen  wird. 
Ich  möchte  Ihnen,  sehr  verehrte  Freunde  des  Vereines,  vom  Herzen  danken  für 
den  Gedanken,  den  Sie  gehabt  und  für  das  Geschick,  mit  dem  Sie  denselben  aus- 
geführt haben. 


e 


4<    66    >f- 


An  der  Spitze  dieser  Freunde  steht,  wie  wir  alle  gestern  gehört  haben,  Herr 
Bachofen  von  Echt.  Ich  fordere  die  anwesenden  Herren  auf,  mit  mir  auf  das 
Wohl  dieser  Freunde  des  Vereines  und  namentlich  des  Herrn  Bachofen  von  Echt 
ein  Hoch  auszubringen.  (Hoch!  Hoch!  Hoch!) 

Noch^  lange  dauerte  es,  bis  die  Tafelrunde  aufgehoben  ward,  das  Jubelfest  des 
Altertums -Vereines  seinen  Abschluß  gefunden  hatte.  Jeder,  der  an  beiden  Tagen  daran 
teilgenommen,  kann  mit  Recht  sagen,  es  war  ein  schönes,  würdiges  und  an  Erinnerungen 
reiches  Fest.  Vivat  sequens! 


«    67 


m. 
Die  Jubiläums-Medailte. 

Freunde  des  Altertums-Vereines  hatten  demselben  zu  seiner  fünfzigjährigen 
Gedenkfeier  eine  Medaille  gewidmet  Dieselbe  zeigt  auf  der  Vorderseite  eine  Allegorie 
auf  den  Altertums-Verein,  nämlich  eine  Mädchengestalt,  linksgewendet,  den  Kopf  mit 
Immergrün  bekränzt,  in  mittelalterlicher  Gewandung.  Sie  sitzt  an  einem  Pulte,  über 
welches  eine  aufgerollte  Urkunde  gebreitet  ist  und  aufweiche  sie  die  Linke  legt,  während 
sie  mit  der  Rechten  den  Vorhang  von  dem  Fenster  zurückzieht,  wie  um  den  Schleier 
der  Vergangenheit  zu  lüften.  Sie  sieht  vor  sich  das  alte  Wien,  angedeutet  durch  den 
Kahlenberg  (rechts),  St.  Stephan  (in  der  Mitte),  die  kaiserliche  Hofburg  in  der  älteren 
Bauform  (links)  und  einen  Teil  der  alten  Basteien  (vorne).  Neben  dem  Pulte  links 
liegen  Bücher  (Veröffentlichungen  des  Vereines),  dahinter  an  der  Wand  hängt  ein 
Flügelaltärchen,  unter  diesem  stehen  eine  Pax,  der  Thassilo  -  Kelch  und  ein  Ciborium 
(Hinweis  auf  die  Ausstellung  des  Jahres  1860).  An  der  Wand  rechts  sind  türkische 
Trophäen  befestigt,  darunter  steht  der  Sarkophag  des  Verteidigers  der  Stadt  im  Jahre  1529, 
Niklas  von  Salm  (Anspielung  auf  die  Belagerung  Wiens  durch  die  Türken  und 
die  Aufstellung  dieses  Sarkophages  in  der  Votivkirche  auf  Veranlassung  des  Alter- 
tums -  Vereines).  Unten  links  liest  man  den  Namen  des  Schöpfers  der  Medaille: 
A.  SCHARF  F.  Auf  der  Rückseite  ist  folgende  Inschrift  zu  lesen: 

ZUR  ERINNERUNG 
•  AN  DIE 

VOR  FVENFZIG  JAHREN 
ERFOLGTE  GRVENDUNG 

DES 
ALTERTUMS  -  VEREINES 

ZU  WIEN 

VON  SEINEN  FREUNDEN 

GEWIDMET 


23.        MiERZ 


1903 


9 


Darunter  Weinlaub  mit  Traube,  rechts  und  links  Zweige  von  Immergrün. 

Größe:  50  mm  Durchmesser.  Die  Medaille  wurde  in  Silber  und  Bronze  aus- 
geführt. (Siehe  Figur.) 


K    6Ö    >f 


Autorenregister 


Über  sämtliche  in  den 


Bänden  1— XXXVll  der  Berichte  und  Mitteilungen 


enthaltene  Aufsätze. 


71     »— 


■ 

Name  des  Autors 

Inhalt  der  Abhandlung 

Band 

Jahr 

Seite 

Amon  G.  A.  Ritter  von 

Trauerfeier  der  Residenzstadt  Wien  nach 

Treuenfest 

dem  Ableben  Kaiser  Josef  II.  ...    , 

23 

1886 

67 

Anhang  

24 

1887 

215 

Archäologische  Rund- 

I. Die  Kirche  Maria  am  Gestade  zu  Wier 

t       10 

1869 

248 

schau  in  N.-ö. 

II.  Die  Kirche  zu  Sievering 

,       10 

1869 

273 

•  n 

III.  Die  Dreikönigskapelle  zu  TuUn  .    ,   . 

.       10 

1869 

276 

n 

IV.  Die  Piaristenkirche  zu  Krems  .   .   . 

10 

1869 

282 

n 

V.  Die  Spitalskapelle  zu  Krems    .    .   .   , 

.       10 

1869 

292 

•    n 

VI.  Die  Grabkapelle  zu  Pulkau     .   .   .   , 

10 

1869 

295 

n 

VII.  Die  Grabkapelle  zu  Zellemdorf .    .   , 

.       10 

1869 

297 

n 

VIII.  Die  Stadt  Hainburg 

12 

1872 

3 

n 

IX.  Der  Rundbau  zu  Petronell  .   .   .   .   , 

12 

1872 

143 

n 

X.  Die  Kirche  zu  Wildungsmauer    ;    .   , 

12 

1872 

145 

» 

XI.  Brunn  am  Gebirge , 

.       12 

1872 

147 

n 

XII.  Die  Ruine  Starhemberg  ... 

12 

1872 

147 

n 

n 

XIII.  Neunkirchen 

12 
12 

1872 
1872 

157 
162 

XIV.  St.  Peter  bei  Neunkirchen     .   .   .   , 

n 

XV.  Die  SchloßkapeUe  zu  Pottendorf  .   . 

12 

1872 

164 

XVI.  Kranichberg 

12 

1872 

167 

n 

Aschbach  Josef 

Über   das  römische  Heerwesen   in  Pan- 

• 

^  ^^  V      ^^ 

•    ^^  • 

nonien  im  ersten  christl.  Jahrhunderl 

t       10 

1869 

200 

n 

Beiträge   zur   Geschichte   der   römischer 
Legio  X  gemina  mit  besonderer  Rück- 

sicht auf  ihr  Standlager  zu  Vindobone 

i        5 

1861 

244 

Aufdeckung  der  Fresken  im  Oratorium 

des  Schlosses  Ottenstein  bei  Zvvettl    , 

22 

1883 

209 

Aufsätze.  Index  zu  den  ersten  24  Bänder 

i       24 

1887 

XXI 

Aus  dem  Laurenzergebäude  in  Wien  .   , 

33 

1898 

83 

Aus  der  Umgebung  von  Tümitz  .   .    .   , 

,       34 

1899 

102 

Aus  Hom  und  Zwettl 

,       34 
34 
33 

1899 
1899 
1898 

106 
108 
135 

Aus  Säußenstein 

Aus  Hausleithen   . 

Avanzo  Dom. 

Zwettl    und    seine   Restaurierungsbestre- 

bungen   

22 

1883 

29 

Bader  F.  W. 

Der  Holzschnitt  in  seiner  ursprünglicher 

% 

und  heutigen  Erscheinung 

25 

1889 

27 

72    )^ 


Name  des  Autors 

1 

Inhalt    der  Abhandlung 

Band 

Jahr 

Seite 

Beckh  -  Widmanstetter 

Die  Porträts  in  Kupferstichen  der  steirischen 

Leopold  von 

Herrn  und  Grafen  von  Stubenberg    . 

22 

1883 

74 

Berger  Adolf 

Aus  der  Barockzeit.    Der  Nachlaß   einer 

i> 

fürstlichen  Dame 

22 

1883 

99 

Das   fürstl.    Schwarzenberg*sche   Garten- 

palais am  Rennwege  in  Wien.  Denk- 

• 

würdigkeiten  1697—1735 

23 

1886 

147 

1» 

Das  Grab  des  Grafen  Adolf  zu  Schwarzen- 

berg  in  der  Augustinerkirche  zu  Wien 

7 

1864 

171 

n 

Die  Schwarzenberggruft  bei  den  Augu- 

» 

stinern  in  Wien 

23 

1886 

54 

Studien   zu    den   Beziehungen   des  Erz- 

herzogs Leopold  Wilhelm  von  Öster- 

reich  zu   dem  Grafen   Johann  Adolf 

zu  Schwarzenberg 

21 

1882 

52 

Bergmann  Josef 

Die  fünf  gelehrten  Primssier 

5 

1861 

179 

n 

Erzherzog  Maximilian  L   und  Maria  von 

• 

Burgund  und  die  ältesten  Porträte  in 

der  k.  k.  Ambrasersammlung  .... 
Bericht  der  Geschäftsleitung  über  die  Ex- 
kursionen  der  Vereinsmitglieder  nach 
Klostemeuburg,  Eggenburg  und  Neu- 

1 

1856 

65 

berg  

11 

1870 

XV 

Bericht  der  Geschäftsleitung  über  die  im 

J.  1871  vom  Vereine  unternommenen 

• 

Exkursionen 

12 

1872 

XVII 

Bielsky  Wilhelm 

Tirnstein    im   V.-O.-M.-B.    Ruinen    der 
Nonnenklosterkirche  und  Grabstein  Ste- 

phans von  Haslach,  Stifters  der  Canonie 

3 

1859 

163 

Birk  Ernst 

Bildnisse  österr.  Herzoge  des  XIV.  Jahrh. 

und  ihrer  Gemahlinnen 

1 

1856 

95 

n 

Materialien    zur   Topographie    der   Stadt 

Wien  in  den  Jahren  1563—1587     .    . 

10 

1860 

81 

Blaas  C.  M. 

Der  Pracegerhansl  der  Stadt  Drosendorf 

20 

1881 

94 

n 

Die   Biene   in    der   deutschen  Volkssitte 

und  Meinung 

24 

1887 

79 

¥    73    >f 


Name  des  Autors 


Blaas  C.  M. 


Böheim  Wendelin 


n 


n 


T» 


Inhalt    der  Abhandlung 


Böheim  Wendelin  und 

Jordan  Richard 

Camesina  Albert 


Band 


Jahr 


Seite 


Die  Regenbogenschüsselchen     ..... 

Eisenarbeiten  aus  dem  XVI.  und  XVII.  Jahr- 
hundert in  N.-ö 

Fliegender  Sommer 

An  unsere  Leser.  Namen  der  Mitarbeiter 
am  2.  Bande   , .  • 

Baumeister  und  Steinmetzen  in  Wr.-Neu- 
stadt  im  XV.  Jahrh.  und  ihre  Werke. 

Candidus  Pontz  von  Engelshofen     .   .   . 

Der  Corvinusbecher  in  Wr.-Neustadt  .   . 

Die  Gottesleichnamskapelle  in  der  Burg 
zu  Wr.-Neustadt 

Die  Kriegsausrüstung  in  den  Städten  und 
festen  Plätzen  in  N.-ö.  und  im  west- 
lichen Ungarn   unter  Kaiser   Max  I. 

Die  Stadt  Ebenfurt,  ihre  militärische  Be- 
deutung im  X.  Jahrhundert  und  ihre 
spätere   fortiiikatorische    Entwicklung 

Die  WafTensammlung  im  Chorherrenstift 
Klostemeuburg 

Ein  archäologischer  Ausflug  in  N.-ö.  vor 
50  Jahren     

Goldschmiede  in  Wr.-Neustadt  im  XV.  Jhrh. 

Josef  Edler  von  Scheiger 

Maler  und  Werke  der  Malerkunst  in 
Wr.-Neustadt  im  XV.  Jahrhundert     . 

Notizen,  gesammelt  auf  einem  Ausfluge 
in  Niederösterreich 

Scheuchenstein     

Alte  Abbildungen  der  Wiener  Bürgerwehr 

Beschreibung  des  feierlichen  Einzuges  des 
Königs  Matthias  in  die  Stadt  Wien  im 
Jahre  1608   .  .    . 

Das  Grabmal  desselben 

Das  Passionsspiel  bei  St.  Stephan  in  Wien 


21 

21 

22 

Mon.- 

Bl. 

29 
27 
28 

9 


28 


31 

22 

24 
32 
24 

25 

23 

28 
12 


90 
21 
10 


1882 

1882 
1883 

1889 

1893 
1891 
1892 

1866 


1892 


1895 

1883 

1887 
1896 
1887 

1889 

1886 

1892 
1872 


1866 
1882 
1869 


149 

113 
71 

12 

164 

145 

78 

110 


15 


117 

192 

146 

87 

162 

75 
137 

49 
179 


123 
XV 
327 


10 


74    A- 


Name  des  Autors 


Camesina  Albert 


n 


n 


n 


Camesina  Albert  und 
Heider  Gustav 


Chalaupka  Ignaz 


Dechant  Norbert 

Denhard  Karl 
Denhart  J. 


Inhalt  der  Abhandlung 


Band 


Die  alte  Peterskirche  zu  Wien 

Die  ehemalige  Judenstadt  in  Wien.  Eine 
topographische  Studie  über    das  alte 

Wien • 

Die  Maria  Magdalenenkapelle  am  Stephans- 
Freithof  zu  Wien  und  dessen  Um- 
gebung  

Fliegende  Blätter  über  das  türkische  Heer 
vor  Wien  im  Jahre  1529 

Nachtrag  zu  den  urkundlichen  Beiträgen 
über  die  alte  Peterskirche  in  Wien    . 

Ober  die  älteste  Ansicht  Wiens  vom 
Jahre  1483 

Über  Lautensacks  Ansicht  Wiens  vom 
Jahre  1558  mit  dem  vom  Wolfgang  Laz 
hiezu  gelieferten  Texte  und  Beiträgen 
zur  Lebensgeschichte  des  Letztem  .   . 

Wiens  Bedrängnis  im  Jahre  1683     .   .   . 

Zwei  Urbare  des  Stiftes  Schotten  aus  den 
Jahren  1376  und  1390  

Der  Altaraufsatz  im  regul.  Chorherrenstifte 
zu  Klostemeuburg.  Ein  Emailwerk  des 
XII.  Jahrhundert.  Angefertigt  von  Niko- 
laus aus  Verdun 

Die  alte  Burg  Kirchberg  am  Walde  V.-O.- 
M.-B.  und  ihre  früheren  Besitzer.  Mis- 
zellen.  C 

Inschriften  auf  Denkmälern  aus  dem  Viertel 
ob  dem  Mannhartsberge 

Grabschiften  in  der  Stadtpfarr-  und  Stifts- 
kirche zu  U.  L.  F.  bei  den  Schotten. 

Das  Herzogsbad  zu  Baden  nächst  Wien 

Miszellen.  Die  Wiener  Schlosser-  und 
Büchsenmacher-Ordnung  vom  30.  Juli 
1451.  Beitrag  zur  Geschichte  der  Ent- 
wicklung des  Kunsthandwerkes  .   .   . 


12 


15 


11 


15 


12 


1 
8 

13 


17 
3 


Jahr 


Seite 


1872 


1875 


1870 


1875 


1872 


1856 


1856 
1865 


1860 


1859 

1856 

1877 
1859 


1856 


1 


173 


214 


107 


190 


237 


7 
1 


1873     177 


126 

298 

1 
60 


90 


♦:    75    )¥ 


Name  des  Autors 


Inhalt  der  Abhandlung 


Band 


Jahr 


I 


Dollmeyer  Dr.  Herm. 


Drexler  Karl 


Einsle  Anton 


Eitelberger  Rud.  v. 


Endl  Friedrich 


Essenwein  A. 


Fahrngruber  Johann 
Feil  Josef 


n 


Seite 


Die  Baudenkmale  der  Habsburger 

in  Niederösterreich 21       1882    XIX 

Paul  Troger's  Fresken  zu  Altenburg  in 

Niederösterreich 26       1890 

Grabsteine   aus   der  St.    Dorotheerkirche 

in  Wien 33       1893         1 

Ein  archäologischer  Ausflug 23       1886       17 

Ein  Rundgang  durch   das   alte  Wien  zur 

Zeit  des  Steinhausen'schen  Stadtplanes       25       1889      32 

Die  graphischen  Künste  alter  und  neuer 

Zeit 27       1891       80 

Miszellen.  E.  Salzburg.  Die  Restauration 
des  südlichen  Portales  der  Franziskaner- 
kirche in  S 1       1856    307 

Miszellen.  F.  Über  den  Bau  der  Giebel  am 

St.  Stephansdome 1       1856    308 

Über    einige    alte   ital.  Gemälde   in    der 

k.  k.  Akademie  der  bildenden  Künste         1       1856     121 

Die  Pest  in  den  Jahren  1679—1680  in  der 
Horner  Gegend  und  die  damals  ent- 
standenen Denkmäler  der  Pest    ...       35       1890     112 

Einiges  über  die  Kirche  zu  Dreieichen   .        27       1891       26 

Geschichtliches  und  Spragistisches   über 
,   die  Pfarre  Neukirchen  und  über  St.  Bern- 
hard bei  Hom 27       1891     153 

Kurze  Übersicht  über  die  Baugeschichte 

des  Benediktinerstiftes  Altenburg    .   .       26       1890     173 

Die  Kapelle  des  heil.  Johannes  des  Täufers 
genannt  Capeila  speciosa  zu  Kloster- 
neuburg             5       1861        3 

Unsere  heimischen  Glasgemälde    ....       32       1896      20 

Andeutungen  über  Sebenstein  im  Jahre  1855         1       1856     183 

Beiträge  zur  älteren  Geschichte  der  Kunst- 

und  Gewerbetätigkeit  in  Wien    ...         3       1859    204 

Die  Fürstinnen-Gräber  bei  den  Minoriten 

in  Wien 26       1890      48 

1 


10 


M    76    )♦ 


Inhalt  der  Abhandlung 


Band   Jahr  1  Seite 


Feil  Josef 


n 


Femkom  Karl  Maria 

Fr.  G. 
Frimmel  Dr.  Theod.  v. 


T» 


Egenburg  V.-O.-M.-B 

Franz  X.  Embel  (vaterländ.   Biographien) 

Franz  Tschischka,  Nekrolog 

Friedrich  Otto  Edler  von  Leber  (vater- 
ländische Biographien) 

Miszellen:  A.  Inschriften  auf  Denkmälern 
im  V,-U.-W.-W.  mit  einer  genealog. 
Übersicht  des  Geschlechtes  derThonradI 

Miszellen:  B.  Inschriften  auf  Denkmälern 
im  Viertel  unter  dem  Manhartsberg  • 

Über  Burgen  und  Schlösser  im  Lande 
unter  der  Enns   .   .   •    • 

Über  das  Leben  und  Wirken  des  Geo- 
graphen Georg  Matthäus  Vischer    .   . 

Die  heifie  Höhle  bei  Stüchsenstein  V.-U.- 
W.-W.  Sagen  und  Legenden  .... 

Berthold  von  Treun,  eine  Studie  .... 

Beethovens  Wohnungen  in  Wien     .   .    . 

Ergänzungen  zum  Radierwerk  Jakob  Gauer- 
manns 

Mitteilungen  über  die  Gemäldesammlungen 
von  Alt -Wien 

dto.      dto.  

III.  dto.  dto.  Gallerie  Festetics 

IV.  dto.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der 
gräfl.  Schönbom*schen  Galerie    .    .   . 

V.  dto.  Zur  Geschichte  der  ältesten  Jäger'- 
schen  Galerie 

VI.  dto.  Die  Galerie  des  Fürsten  Wenzel 
Anton  Kaunitz 

VII.  dto.  Zur  Geschichte  der  Jäger'schen 
Galerie 

VIII.  dto.  Die  Gallerie  des  Fürsten  Wenzel 
Anton  Kaunitz 

Zur  Dotierung  der  Kapelle  bei  der  Peters- 
kirche unweit  Dunkelslein 


2 
1 
1 

1 


1 


1 


3 
30 
29 

25 

26 
26 
27 

28 

30 

31 

31 

32 

24 


1857 
1856 
1856 

1856 


1856 
1856 
1866 

1857 

1859 
1894 
1893 

1889 

1890 
1890 
1891 

1892 

1894 

1895 

1^5 

1896 

1887 


87 
257 
311 

268  ' 


282 


293 


24 


97 

137 

62 

11 

31 

83 

1 

116 
21 
31 

101 

1 

72 


■i<    77    )f 


Name  des  Autors 

Inhalt  der  Abhandlung 

Band 

Jahr 

Seite 

Fronner  Dr.  Karl 

Die  Ruine  Kreuzenstein  nächst  Korneu- 

burg V.-U.-W.-W 

10 

1869 

68 

n 

Mittelalterliche  Sakramentshäuschen.  Licht- 

und  sog.  Martersäulen 

11 

1870 

295 

n 

Funde  in  und  bei  Gemeinlebam  .    ,    .    .   ; 

34 

1899 

104 

Fronner  Dr.  Karl  und 

Eine    Ansicht   der   Stadt  Wien  aus    der 

Kabdebo  H. 

Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts    .... 

13 

1873 

174 

Furtmoser  Ludwig 

Miszellen:  D«  Inschriften  auf  Denksäulen 
aus  dem  Hausruckkreis  in  Österreich 

ob  der  Enns    .    , 

1 

1856 

306 

Gradt  Johann 

Archäologische  Reiseaufnahmen  aus  dem 

Viertel  unter,  dem  Wiener- Wald     .    . 

15 

1875 

117 

n 

Archäologische  Reiseaufnahmen  von  der 

Westgrenze  Niederösterreich    .... 

14 

1874 

41 

n 

Wiener -Neustadt  im  Mittelalter     .... 
Hamilton  Joh.  Georg  v.  und  sein  Wirken 

14 

1874 

1 

. 

im  fürstl.  Schwarzenberg'schen  Hause 

24 

1887 

205 

Hartman  -  Franzens- 

Das   Wiener    Bürgertum   und    sein   Ge- 

huld Dr.  Ernst  Edler 

n 

schlechterbuch 

21 

1882 

73 

# 

Paul  Wiedemann.    Ein    Wiener    Bürger- 

meister 1570—1650 

17 

1877 

267 

n 

Die  Siegel  des  Wiener  Stadtrates     *   .   . 

15 

1875 

152 

n 

^Quellen  zur  Geschichte  des  Hauses  Collalto 

13 

1873 

61 

Haupt  Josef 

Die  Sage  vom  Venusberg  und  dem  Tann- 

Hauser Alois 

häuser  

10 
27 

1869 
1891 

315 

48 

Das  Votivkreuz  im  Augarten  in  Wien    . 

n 

Die  Dreifaltigkeitssäule  auf  dem  Graben 

n 

in  Wien 

21 
24 

1882 
1887 

82 
43 

Die  Gruft  zu  St.  Anna  in  Wien   .... 

n 

Die  Restaurierung  der  Peterskirche  in  Wien 

26 

1890 

16 

n 

Zur  Baugeschichte  der  Schottenkirche  in 

Heider  und  Camesina 

1 

Wien 

30 

4 

1894 
1860 

11 
1 

Verduner  Altar 

Helfert  Alex.  Freih.  v. 

Kaspar  Zdenko,  Graf  von  Capliers  .    .    . 

21 

1882 

118 

Heyret  M. 

Das  Kloster  zum  heiligen  Geist  vor  der 

Stadt  Yps     .,•....-..,. 

22 

1883 

39 

-♦;    78    >f 


Name  des  Autors 


Inhalt  der  Abhandlung 


Band 


Jahr 


Seite 


Heyret  M. 


Horawitz  Dr.  Adalbert 


Hütter  Emil 


n 


Ilg  Albert  Dr. 


n 


n 


rt 


n 


n 


n 


n 


n 


n 


n 


35- 

25 

160 
1 


Zur  Geschichte  des  Erlaklosters  in  Nieder- 
österreich        20       1881     103 

Die  Klosterneuburger  Bruderschaften.  Ein 
Beitrag  zur  Sittengeschichte  Öster- 
reichs             9       1866 

Johannes  Tichtel.   Ein  Wiener  Arzt  des 

15.  Jahrhundert .        10       1869 

Ansichten  aus  Niederösterreich  in  Brauns 

Städtebuch  1572—1617 15       1875 

Die  große  Glocke  bei  St.  Stephan    ...        13       1873 

Vom  ehrsamen  Handwerk  der  Lederer. 
Eine  kulturhistorische  Studie  mit  be- 
sonderer Beziehung  auf  Wien     ...        19       1880      32 

Antonio  Beduzzi 30       1894      67 

Beiträge  zur  Abhandlung  Rößlers,  die  Stifts- 
kirche zu  Zwettl 25       1889     122 

Carpofero  Tencala 24       1887       11 

Das  Wienerische  Architektenbuch  Johann 

Indaus  von  1686 24       1887 

Der    Konkordiatempel    im    Laxenburger 

Parke 31       1895        1 

Der  Maler  und  Architekt  P.  Andrea  dal 

Pozzo 23       1886    221 

Der  Wiener  Architekt  Anton  Ospel     .   .       24      1887      97 

Der  Wiener    Architekt    Franz   Sebastian 

Rosenstingl 23       1886     69 

Die  Aliio 23       1886     115 

Die  alte  Kirche  in  Mayerling 26       1890     169 

Die  Bildhauer  Moll 25       1889     129 

Die  Pfarrkirche  in  Laxenburg 23       1886         1 

Die   Sakristeibrunnen    im    Stephansdome 

in  Wien 23       1886      63 

Ein  Brief  von  Georg  Raphael  Donner     .       26       1890      25 

Franz  von  Rottiers 23       1886      97 

Gumpoldskirche,    Portalinschrift    in    dem 

Gasthause  May  reders 23       1886      91 


V      7Ö      >¥ 


Name  des  Autors 


Ilg  Albert  Dr. 


n 


n 


n 
n 


n 


n 


Ilg  Albert  Dr.  u.  List  C. 
Jordan  Richard 


Jordan  und  Böheim 
Kabdebo  Heinrich 


Inhalt  der  Abhandlung 


Band 


Jahr 


Seite 


Kunstgeschichtliches   von    der  Karthause 

Mauerbach 31       1895     125 

Kunsthistorische  Bemerkungen  und  Bei- 
träge, gesammelt  in  Wien  und  auf 
Wanderungen  in  Niederösterreich  .    .        13       1873       15 

Nachlese  zu  den  kunsthistorischen  Be- 
merkungen           14       1874      78 

Nachtrag    zu    „Über   die   Pfarrkirche    zu 

Laxenburg« 23       1886     130 

Pfafifstätten,  Tribuswinkel  und  Traiskirchen       29       1 893     1 30 

Schloß  Ebergassing 30       1894     101 

Schloß  Friedau  bei  St.  Polten 27       1891       63 

Über  eine  italienische  Büste  des  Quattro- 
cento             12       1872     171 

Urkundliches   von   Meistern    der   Textil- 

gewerbe  in  Österreich 24       1887     144 

Urkundliches  zur  Kunstgeschichte  des 
Stiftes  Klostemeuburg  unter  Propst 
Andreas  MosmüUer  1616— 1629  ..    .        26       1890     104 

Waidhofen  a.  d.  Ybbs  in  archäologischer 

Beziehung 15       1875     141 

WuUersdorf 29       1893      78 

Zu  der  Vogelperspektive  von  Schloßhof         28       1892     112 

Zur  Geschichte  der  Augustinerkirche  auf 

der  Landstraße  in  Wien 26       1890      59 

Zur  Geschichte  der  Pfarrkirche  in  Kalten- 

leutgeben 24      1887      88 

Aus  Baden  und  Umgebung 28       1892     103 

Die    Abtragung    der    beiden   Türme    der 

Frauenkirche  zu  Wiener-Neustadt  .    .        24       1887     153 

Zum  Wiederaufbau    der   Türme    an   der 

Frauenkirche  zu  Wiener-Neustadt  .   .        27       1891       73 

Scheuchenstein 28       1892      49 

Der  Anteil  der  Nürnberger  Briefmaler  Melde- 
mann und  Guldenmundt  an  der  Literatur 

« 

der  ersten  Wiener  Türkenbelagerung  .        15       1875      97 


•M    80    >•► 


Name  des  Autors 


Kabdebo  Heinrich 


I  Kabdebo  und  Fronner 

Karajan  Dr.  Theodor 

Georg  V. 

Kamer  Lambert  P. 

Keiblinger  J.  F. 


Kenner  Dr.  Friedrich 


n 


n 


79 


» 


n 


Kerschbaumer  Dr. 
Anton 

n 

Kießling  F.  X. 


Inhalt  der  Abhandlung 

Daniel  Suttingers  literarische  und  artisti- 
sche Tätigkeit 

Weiteres  zur  Literatur  der  ersten  Wiener 
Türkenbelagerung 

Eine  Ansicht  der  Stadt  Wien  aus  der 
Mitte  des  XVL  Jahrhunderts    .   .    •   . 

Die  alte  Kaiserburg  zu  Wien  vor  dem 
Jahre  MD 

Über  die  Erdställe  in  Niederösterreich     . 

Beiträge  zur  Geschichte  von  Schwallen- 
bach   i   .    .    . 

Die  Burg  Aggstein  in  Österreich  im  Kreise 
ober  dem  Wiener  Wald 

Das  Heidentor  bei  Petronell 

Der  römische  Grabstein  von  der  Zweier- 
wiese bei  Fischau  ......... 

Die  Skulpturen  in  der  Einfahrt  der  neuen 
Hofburgfassade 

Favianis.  Eine  Darstellung  des  Streites  um 
diesen  Ort  und  seine  Lage 

Noricum  und  Pannonia.  Eine  Untersuchung 
über  die  Entwicklung,  Bedeutung  und 
das  System  der  römischen  Vertheidi- 
gungsanstalten  in  den  mittleren  Donau- 
ländem 

Vindobona.  Eine  archäologische  Unter- 
suchung über  den  Zustand  Wiens 
während  der  Herrschaft  der  Römer    . 

Zur  Topographie  der  Römerorte  in  Nieder- 
österreich     .....' 

Das  kaiserliche  Frauenstift  und  die  Habs- 
burgergruft zu  Tulln  ........ 

Die  Grabstätten  der  Habsburger   .... 

Alte  Denksäulen,  Steinkreuze  und  Marterln 
aus  Drosendorf  und  Umgebung  ,   .   . 

Kleine  Mitteilungen 


Band 


Jahr 


Seite 


16 

15 

13 

6 
24 

10 

7 
10 

21 

30 

19 


11 


9 

I-    17 

13 
17 

33 
21 


1876 

1875 

1873 

1863 
1887 

1869 

1864 
1869 

1882 

1894 

1880 


1870 


1866 

1877 

1873 
1877 

1898 
1882 


197 

174 

1 
105 

206 

1 
185 

1 

1 

49 


153 

277 

131 
231 

116 
152 


*;    81     ^ 


Name  des  Autors 


Kluge  Benedikt 


Koch  Julius  und  Klein 
Johann 

Kostersitz  Ubald   und 
Krieger  Koloman 
Kryspin  Karl  G. 

Lampel  Dr.  Josef 

n 

Langer  Karl 

Leber  Friedrich   Otto 
Edler  von 


Lechner  Josef 


» 


n 


Lichtenberger  Johann 


Lind  Dr.  Kari 


n 


Inhalt   der  Abhandlung 

Kleine  Mitteilungen  und  Notizen  .... 

Gedenkbuch  des  Stiftes  Neukloster  vom 
Jahre  1467  mit  Einschiebseln  vom 
Jahre  1511  und  1547 

Stimmen  der  Vorzeit  aus  der  Abteikirche 
zur  heiligsten  Dreifaltigkeit  zu  Wiener- 
Neustadt   

Die  kirchlichen  Baudenkmale  des  Mittel- 
alters im  Markte  Mödling     «    .    .    .    . 

Aus  Klostemeuburg 

Neuhaus  im  Wiener  Walde  und  die  Wol- 
zogen    .    .   * 

Cimelien  eines  Wiener  Nonnenklosters    . 

Das  Lokal  der  Leithaschlacht  (1246)   .    . 

Die  Skelette  der  herzoglichen  Stifter- 
familie zu  Neuberg 

Archäologische  Beschreibung  einiger  Ritter- 
burgen und  Schloßruinen  im  Kreise 
U.-W.-W 

Sagen  und  Legenden.  IIL  Der  heilige 
Brunnen  in  Gmunden 

IV.  Die  Götzen  am  niedem  Sonnenstein 
und  Scharteneck  nächst  Traunkirchen 
am  Traunsee    •    .   .   . 

V.  Die  Zauberin  am  Stein  nächst  Traun- 
kirchen am  Traunsee 

Beiträge  zur  Beschreibung  und  Geschichte 
der  Pfarrkirche  und  Pfarre  Weiten  .    . 

Grabmäler.  II.  Zu  Maria  Laach  am  Jauer- 
ling  V.-O.-M.-B 

Altere  Grabmale  in  Niederösterreich     .    . 

Archäologische  Notizen  aus  Niederöster- 
reich       

dto 


Band 


23 


22 


19 

10 
23 


30 
26 
34 

12 


1 

3 
31 

14 
15 


1886 


1883 


1880 

1869 
1886 


1894 
1890 
1899 

1872 


251 


56 


165 
77 


78 

145 

1 

123 


1856 

40  u. 

134 

1859 

101 

1859 

102 

1859 

105 

1856 

303 

1859 

111 

1895 

148 

1874 

89 

1875 

50 

11 


i<    82    A 


Name  des  Autors 


Lind  Dr.  Karl 


n 


n 


n 


» 


Inhalt  der  Abhandlung 


Band 


Jahr 


3B 


Seite 


Aus  dem  Kreise  ober  dem  Manhartsberge        10      1869      23 

Aus  Ebenfurt 19       1880      29 

Aus  Weitra    .    • 33       1898      41 

Beiträge  zur  Kunde  der  altem  Gemeinde- 
siegel und  Wappen  in  Niederösterreich 
mit  einem  Anhange  über  Siegel  kirch- 
licher und  weltlicher  Korporationen    .        15      1875 

Fortsetzung  II 17       1877      63 

Beiträge  zur  Kunde  mittelalterlicher  Grab- 
denkmale in  Niederösterreich  •    .    .    .        17       1877     259 

dto .       .    .       20       1881         1 

dto 21       1882        5 

Beitrag  zur  Topographie  des  Josefsplatzes 

in  Wien 30       1894     130 

Beschreibung  der  Denkmale  des  Herrn 
und  Grafen  von  Schaumberg  in   der 

Stiftskirche  zu  Wilhering 10       1869       17 

Das  Ende   der  St.  Pankraüuskapelle  zu 

Sieding ....       34       1899      97 

Der  alte  Wiener  Landhausbrunnen  ...  26  1890  71 
Der  Altertums- Verein  zu  Wien,  historische 

Skizze 12       1872    VIII 

Der    Amalienhof   der  Wiener    Burg    im 

Jahre  1652 14       1870    323 

Die  alte  Schottenkirche  zu  Wien  ....        17       1877     219 
Die  alten  Stadttore  zu  Wiener-Neustadt ,       22       1883     168 
Die  Kapelle  zu  Viehofen  im  V.-O.-W.-W.         3       1859     190 
Die  Dominikanerkirche  zu  Retz    ....        19       1880     105 
Die   Grabdenkmale  während   des  Mittel- 
alters.    Eine    Studie    mit    besonderer 
Rücksicht   auf  die   im  Erzherzogtum 
unter    der   Enns   befindlichen    mittel- 
alterlichen Grabdenkmale 11       1870     163 

Die  Grabmale  der  Rottale  in  Feistritz  .  .  23  1886  236 
Die  Losensteiner  Kapelle  in  Garsten  .  .  17  1877  325 
dto 23       1886        6 


i<    83    >>— 


Name  des  Autors 


Inhalt  der  Abhandlung 

Die  Ruinen  des  St.  Petersklosters  in 
Wiener-Neustadt 

Die  St.  Georgskirche  in  der  ehemaligen 
Burg  zu  Wiener-Neustadt 

Die  St.  Salvator-Kapelle  im  Rathause  zu 
Wien 

Die  St.  Michaels-Kirche  zu  Wien     .    .    . 

Dr.  Sigismund  Freiherr  von  Konrad-Eybes- 
feld.  Nekrolog 

Eh  und  Jetzt 

Ein  mittelalterliches  Gräberverzeichnis  des 
Wiener  Minoritenklosters 

Ein  mittelalterliches  Rauchgefaß  im  Stifte 
Seitenstetten 

Ein  Votivbild  der  Familie  Pottendorf  in 
Ebenfurt 

Erinnerung  an  die  kulturhistorische  Aus- 
stellung in  Steyr 

Erinnerung  an  die  Wiener  Dominikanerbastei 

Erinnerung  eines  alten  Wieners  an  Wiener 
Stadtbilder  aus  der  Zeit  der  ersten 
Dreißiger -Jahre  und  der  kurz  darauf- 
folgenden Jahre  ...    -  

Eine  Vereinsexkursion  (nach  der  Wachau) 

Fortsetzung  der  Beiträge  zur  Kunde  älterer 
Gemeindesiegel  und  Wappen  in  Nieder- 
österreich   

Gebhard  Gartenschmieds  Werk  über  die 
in  den  Kirchen  Wiens  anno  1811  be- 
findlichen Grabdenkmale 

Glasgemälde  mit  dem  Bildnisse  Herzogs 
Rudolf  IV 

Gothische  Monstranzen  in  Niederösterreich 

Grabdenkmäler  in  Niederösterreich.  I.  Im 
Kreise  unter  dem  Wiener  Wald  •    •    . 

dto.  ober  dem  Wiener  Wald 


Band 


Jahr 


Seite 


Lind  Dr.  Karl 


» 


n 


n 


n 


n 


n 


9 

2 
3 

33 
33 

12 
10 
20 

23 
31 


35 
29 


22 


22 

22 
9 

3 
2 


1857 

1866 

1857 
1859 

1898 
1898 

1872 

1866 

1881 

1886 
1895 


1900 
1893 


1883 


228 


189 
1 

160 
75 

52 

199 

97 

121 
110 


105 
114 


54 


1883 

88 

1883 

36 

1866 

138 

1859 

308 

1857 

234 

11 


-K    84    >i 


Name  des  Autors 


Inhalt  der   Abhandlung 


Band 


Jahr 


Seite 


Lind  Dr.  Karl 


n 


n 


n 


n 


n 


79 


Grabmäler.   I.  Im  Kreuzgange  der  Kirche 

zu  St.  Polten 3       1859     108 

Inventar  der  St.  Michaels-Kirche  in  Wien 

aus  dem  Jahre  1626 22       1883     182 

Kaiser  Karls  V.  Heerschau  über  die  Reichs- 
truppen auf  dem  Marchfelde  bei  Wien 
im  Jahre  1532 10       1869      38 

Kirchliche  Baudenkmale  in  Pulkau  ...        17       1877     270 

Kurze  Erläuterung  des  Wiener  Planes  von 

Daniel  Suttinger  aus  dem  Jahre  1684        16       1876        9 

Martersäulen 28       1892      94 

Messingene  Sarginschrift-Platten  in  Würnitz       30       1 894     1 42 

Mittelalterliche  Grabdenkmale  in.  Nieder- 
österreich          13       1873     195 

Mittelalterliche  Grabdenkmale  in  Heiligen- 
kreuz            24       1887     168 

Nachträge   zu    den  Grabschriften   in   der 

Schottenabtei  in  Wien 17       1877      59 

Plan  der  Stadt  Wien  aus  der  ersten  Hälfte 

des  15.  Jahrhunderts 10       1869     223 

Protocollum   über  die  Stiftungen  bei  den 

Minoriten  in  Wien  1727 22       1883 

Studie  über  die  kirchlichen  Baudenkmale 
romanischen  und  gothischen  Stiles  in 
Niederösterreich 24       1887      21 

Über  alte  Grabdenkmaie 28       1892     130 

Über  die  drei  mittelalterlichen  Kirchen  der 
Minoriten,  Augustiner  und  Karmeliter 
in  der  Stadt  Wien 5       1861     129 

Über  die  Wiener  Bürgerfamilie  Breiten- 
felder vom  13.  bis  15.  Jahrhundert  .    .        10       1869    323 

Über  einige  ältere  Kirchen  in  N.-ö.     .    .       27       1891       33 

dto.  II 27       1891       50 

dto.  III 27       1891     175 

Übersicht  der  noch  in  Kirchen  N.-Ö.  er- 
haltenen Glasmalereien 27       1891     109 


¥     85     M* 


Name  des  Autors 


Und  Br.  Karl 


n 


n 


List  und  Lind 
List  Dr.  Camillo 

Low  Alois 


n 


n 


Luschin  -  Ebengreuth 
Arnold 

Maurer  Josef 


n 


Inhalt  der  Abhandlung 


Band 


» 


Beiträge  zur  Geschichte  der  St.  Stephans- 
kirche in  Wien  I 

dto.  (urkundliche) 

IL  Verzeichnis  des  Heiltums  und  der 
Kleinodien 

III.  Heiltumsverzeichniß  aus  dem  Jahre  1540 

Vom  Starhemberg'schen  Hause  auf  dem 
Minoritenplatze  in  Wien 

Zur  Baugeschichte  der  Minoritenkirche  in 
Wien 

Aus  Baden  und  Umgebung 

Zur  Geschichte  der  Wiener  Goldschmiede- 
zunft  

Alte  Glasmalereien  in  Niederösterreich 

Die  alten  Glasgemälde  bei  Maria  am  Ge- 
stade in  Wien 

Die  alten  Giasgemätde  in  der  Pfarrkirche 
zu  Heiligenblut  (N.-ö.) 

Ein  altes  Glasgemälde  im  Stift  Ardagger 

Studien  über  ein  Kapitel  der  Monumental- 
glasmalerei  

Kriegsordnung  des  Markgrafen  Albrecht 
Archilles  von  Brandenburg  für  Wiener- 
Neustadt  2./1L  1455  . 

Die  Ersetzung  d.  italienischen  Mönche  durch 
Deutsche  im  Wiener  MinoritenWöster  . 

Die  Grabinschriften  in  der  Pfarrkirche  zu 
Asparn  a.'d.  Zaya   • 

Die  Hoyos'sche  oder  St.  Ludwigskapelle 
bei  den  Minoriten  in  Wien 

Ein  bischöfliches  Leichenbegängnis  vor 
200  Jahren 

Eine  Stiftung  mit  origineller  Gabenver- 
teilung aus  dem  Jahre  1368    .... 

Einrichtung  derWohngemächer  des  Prinzen 
Eugen  von  Savoyen  in  Schloßhof .   . 


23 
23 

23 
23 

31 

9 
28 

33 
31 

34 

33 
35 

27 


15 


25 


24 


25 


26 


24 


26 


Jahr 


Seite 


1886 
1886 

1886 
1886 

1895 

1866 
1892  1 

1898 
1895 

1899 

1898 
1890 

1891 


1875 


1889 


1887 


1889 


1890 


1887 


1890 


61 
85 

85 
93 

29 

93 
103 

147 
9 

109 

44 
119 

99 


23 


144 


66 


99 


93 


163 


M    86    >♦ 


Name  des  Autors 


Inhalt  der  Abhandlung 


Band 

Jahr 

Seite 

27 

1891 

43 

29 

■ 

1893 

58 

26 

1890 

41 

22 

1883 

211 

36-37 

1902 

285 

29 

1893 

1 

24 

1887 

137 

21 

1882 

28 

33 

1898 

79 

35 

1900 

49 

34 

1899 

54 

3 

1859 

118 

19 

1880 

113 

23 

1886 

43 

20 

1881 

138 

18 

1879 

125 

20 

1881 

21 

Maurer  Josef 


Mayer  Dr.  Anton 


n 


Mayer  Dr.  Josef 


Meindl  Konrad 

Melicher  Theophil 

Minkus  Dr.  Fritz 

Moses  Heinrich 


Motloch  F.  X. 


Much  Dr.  M. 


Neumann  Dr.  W.  A. 


Newald  Johann 


Mortilogium  fratrum  minorum.  Fortsetzung 
Band  26,  Seite  230 

Über  nachweisbare  und  sagenhafte  Bau- 
werke aus  Unterwaltersdorfs  u.  Schra- 
nawands  Vorzeit 

Zwei  Wohltäterinnen  der  Minoriten     .    . 

Das  Denis-Denkmal  an  der  neuen  Kirche 
in  Hütteldorf .... 

Dr.  Karl  Lind,  geb.  28./5.  1831,  gest. 
30./8.  1901.  Ein  Nachruf 

Das  Stift  zur  heil.  Dreifaltigkeit  (Neu- 
kloster) in  Wiener-Neustadt  und  seine 
Kunstbestrebungen  von  1663—1775  . 

Die  Belagerung  von  Wr.-Neustadt  1529 

Die  Grabmonumente  des  Chorherrenstiftes 
Reichersberg  am  Inn 

Die  Kirche  zu  Hausleithen 

Pestkreuzinschriften 

Zur  Baugeschichte  des  aufgehobenen 
Klosters  der  Augustinerinnen  und  der 
Klosterpfarrkirche  St.  Jakob  in  Kirch- 
berg am  Wechsel  N.-ö 

Die  Marksäule  vor  dem  Burgtor  in  Wien 
und  die  Neudegger  Lehen 

Niederösterreich  in  der  Urgeschichte   .    . 

Nachträge  zum  archäologischen  Wegweiser 
durch  das  Viertel  ober  dem  Wiener- 
Wald         

Die  Jerusalemfahrten  der  älteren  habs- 
burgischen  Fürsten     . 

Handwerk  und  Kunst  im   Stift  Heiligen- 
kreuz vom  XVII.   bis   zur   Mitte   des 
XVIII.  Jahrhunderts 

Beitrag  zur  Geschichte  des  österreichischen 
Münzwesens  im  ersten  Viertel  des 
XVIII.  Jahrhunderts 


4<    87     ^ 


Name  des  Autors 


Inhalt  der  Abhandlung 


Band 


Jahr 


Seite 


Newald  Johann 


n 


Notizen 


n 
n 


n 


n 


Die  Herren  und  Freiherren  von  Liebenberg  22  1883  83 

Dr.  Eduard  Freiherr  von  Sacken.  Nekrolog  22  1883  XV 

Medaille  auf  Niklas.  Herrn  von  Firmian  .  23  1886  50 

Niklas  Graf  zu  Salm .18  1879  1 

Nachträge  zur  Biographie 22  1883  127 

I.  Die  Pfarrkirche  zu  Lichtenwörth  ...  25  1889  103 

IL  Marchegg 25  1889  105 

III.  Wenzendorf 25  1889  106 

IV.  Grafensulz 25  1889  107 

V.  Über  die  in  Baumgarten  gefundenen 

alten  Krüge 25  1889  109 

VI.  Oberhollabrunn •    .    .    .  25  1889  110 

VIL  Lichtenwörth 25  1889  112 

VIII.  Sonnburg 25  1889  114 

IX.  Der  Grabstein  des  Hans  v.  Neidech  .  25  1889  154 

X.  St.  Bernhard  bei  Hörn  .......  25  1889  156 

XL  Kunstsammlung  im  Stifte  Klosterneu- 
burg    25  1889  157 

XII.  Martersäule  bei  Ernstbrunn    ....  25  1889  161 

I.  Wappenreliefs  zu  Aspam  an  der  Zaya  26  1890  74 
IL   Restaurierung  schadhafter  Stellen  an 

der  Deckenbemalung   der   Kirche  am 

Sonntagsberg 26  1890  137 

III.  Auersperg'sches  Grabmal  in  Purgstall  26  1890  138 

IV.  Ruine  Streitwiesen 26  1890  140 

V.  Aus  Stift  Zwettl 26  1890  141 

VI.  Kirchenrestaurierungen  in  Wien     .    .  26  1890  142 

VII.  Prangersäulen 26  1890  156 

VIII.  Befestigungsreste  in  niederösterreichi- 
schen Städten 26  1890  157 

IX.  Ansicht    des   Stiftes    Klosterneuburg 

im  XVIL  Jahrhundert    .       .....  26  1890  161 

X.  Christophskulptur  in  Krems  ....  26  1890  162 
XL   Grabsteine   der  Familie    Streun    von 

Schwarzenau  in  Groß-Haselbach     .    .  26  1890  ^01 

XII.  Die  Spitalkapelle  zu  Perchtoldsdorf  .  26  1890  203 


M    88    >t- 


Name  des  Autors 

Inhalt  der  Abhandlung 

Band 

Jahr 

Seite 

Notizen 

XIIL   Mittelalterliches  Grabmal   in  Groß- 

» 

^                ^  f 

.Aggsbach     ........<.... 

26 

1890 

205 

n 

XIV.  Mehrere  Säulen  und  zwei  Gedenk- 

1 

steine  aus  Hörn  und  Umgebung  (Endl) 

26 

1890 

206 

II 

XV.  Grabmal  in  Jedenspeigen  ..... 

26 

1890 

207 

II 

XVL  Grabmale  und  Grabinschriften  in  der 

Dominikanerkirche  zu  Wien     .... 

26 

1890 

209 

II 

XVII.  Zur  Geschichte  des  Schl03ses  Brei- 

. 

tenfurt  (Ilg)  .    ,    ,    .    , 

26 

1890 

212 

n 

• 

XVIIL    Inschriften    in    dem    ehemaligen 

>>     : 

Augustinerkloster  jetzt  Pfarrkirche  zu 

V 

Mariabrunn  .,.,... 

26 

189Q 

218 

^*           ^^    ^^'^F^B     ^V  ^^^^r^^^    ^B        ^0^.  ^K  ^B  ^    ^B                    ^y                           ^1                          ^p                            ■                          S                          ^V                           ^1                           ^                           ^^                           ■                            ^p                           ^K 

XIX.  Eine  Freske  Trogers  an  der  Außen- 

■ 

seite  der  Kirchenapsis  in  Strogen  .    . 

26 

1890 

218 

II 

XX.  Grabstein  in  TuUn 

26 

1890 

219 

» 

XXI.  Die  Pfarrkirche '  zu  Schottwien     .   . 

26 

1890 

220 

n 

XXIL  Die  Pfarrkirche  zu  Litschau    .   .    . 

26 

1890 

221 

n 

XXIII.  Die  Pfarrkirche  zu  Kölb     .... 

26 

1890 

222 

n 

XXIV.  Ein  gothischer  Grabstein  in  Strogen 

. 

^Dollmavr)    .    .    .    «    .   .....   •    .    . 

26 

i890 

223 

n 

1    ^L^  ^^M  A  A  41  A  M^  TM                                   ^               *               w        *       M              V'W              W                ^              V               •               9 

XXV.   Grabstein  im   Stiftskreuzgange  zu 

MV  V^ 

Klosterneuburg    .   .    ,    .   .  • 

26 

1890 

225 

n 

XXVI.  Grabmale  in  der  Kirche  2U  Scheibbs 

0 

1 

0.-W.-W.     ..    .    .    ....♦*    .  '.    .    . 

26 

1890 

225 

1 

■     •  » 

XXVII.  Dietmans  bei  Weitra  ..  ...   .    . 

26 

1890 

226 

» 

XXVIIL  Schottwiener  Rechtshandschrift  des 

• 

16.  Jahrhunderts  ..»»*«.... 

26 

1890 

227 

XXIX.   Die  Kirche  zu   St,  Wolfgang   bei 

Wdtra  (Pfaffenschlag)    .   .    .   i   .    .    . 

26 

1890 

229 

» 

XXX.  Mortilpgium  der  Wiener  Minoriten 

26 

1890 

230 

» 

XXXL  Aus  dem  Widter'schen  Lapidarium 

r       •                                                            , 

in  Wien    i    ...........    . 

26 

1890 

232 

I.    Mortilogium     der    Wiener    Minoriten 

(Schluß)    , •    .... 

27 

1891 

43 

II.  Die  steinerne  gothische  Kanzel  in  der 

• 

Stephanskirche  in  Hom  (Endl)'   .    .    . 

27 

1891 

72 

-K     89     A 


Name  des  Autors 


Notizen 


n 


n 


n 


n 


Inhalt  der  Abhandlung 


Band 


Jahr 


III.  Zwei  alte  Glocken 27       1891 

IV.  In  der  Kapelle  zu  Schildberg  (O.- 
W.-W.) 27       1891 

V.  Das  Fünfkreuz  bei  Fürth 27       1891 

VI.  Der  Grabstein  des  Bürgermeisters 
Johann  Steger  in  der  St.  Stephanskirche 
in  Wien 27       1891 

VII.  Grabstein  in  Ebreichsdorf  ....       27       1891 

VIII.  Verzeichnis  der  wichtigsten  mittel- 
alterlichen Grabdenkmale,  in  Kirchen 
und  Klöstern  N.-ö.   noch  uns  erhalten       27       1891 

I.  Das  ehemalige  Hainburgertor  zu  Brück 

an  der  Leitha 28       1892 

II.  Die  Kirche  zu  Gebhardts 28       1892 

III.  Die  Pfarrkirche  zu  Klein-Pöchlam  .    ,       28       1892 
VI.   (sie)   richtig  IV.    Ein    Stukkoplafond 

aus  dem  Jahre  1727  in  Neunkirchen 

bei  Wr.-Neustadt 28      1892 

I.  Kirche  in  Schönbach 29      1893 

II.  Zur  Geschichte  der  Minoriten  in  Wien       29       1893 

III.  Notizen  über  alte  Glocken,  welche  in 
der  Glockengiesserei  von  F.  Hilzer 
in  Wr.-Neustadt  1892—1893  zum  Um- 
guß  gelangten  (Staub) 29      1893 

IV.  Puchberg  am  Schneeberg 29      1893 

V.  Das  Haus  Nr.  19  in  der  Rotenturm- 
straße 29      1893 

VI.  Die  Kirche  in  Seifrieds 29       1893 

VII.  Der  Minoritenplatz  in  Wien  ....       29      1893 

VIII.  Atlas  mittelalterlicher  Grabdenkmale       29      1893 

IX.  Verzeichnis  der  wichtigsten  mittel- 
alterlichen Grabdenkmale,  in  Kirchen 
und  Klöstern  N.-ö.  uns  noch  erhalten       29       1893 

X.  Das  schwarze  Kreuz  bei  Klostemeuburg       29      1893 

I.  Fischamend.  Brückenturm 30      1894 

II.  Denksäule  in  Mödling 30      1894 


Seite 


98 

98 
108 


130 
186 


187 

90 

92 

114 


145 
83 
85 


86 
89 

91 

92 

93 

102 


106 
113 
143 
144 


12 


-♦:    9Ö    )¥ 


Name  des  Autors 


Notizen 


n 


n 


n 


n 


n 


n 


n 


n 


n 


Paucker  Dr.  Wolfg. 


Perger  A.  R.  v. 


n 


Inhalt  der  Abhandlung 


Band 


Jahr 


Seite 


III.  Grabmale  in  der  Pfarrkirche  zu  Spitz  30  1894 

IV.  Die  Kirche  zu  Röhrenbach 30  1894 

I.  Unter  Aspang  Kamer 32  1896 

IL— VI.  Diverse  Siegel 32  1896 

VII.  Glocke  zu  Wr.-Neustadt 32  1896 

VIII.  St.   Ulrich    im   Gebiete   des    freien 
Turmhofes  Linsberg 32  1896 

IX.  Alois  Fischer.  Von   der  alten  Maria- 
säule am  Hof 32  1896 

X.  G.     Storbhammer.     Wappenfund    zu 
Floridsdorf 32  1896 

I.  Grabkreuz  auf  dem  alten  Friedhofe  in 

Mariabrunn  bei  Wien 33  1898 

IL  Gebetsäule  St.  Georgen  bei  Emmers- 

dorf 33  1898 

III.  Alter  Markstein   in   der  Leopoldstadt  33  1898 

IV.  Grabmal   der  Katharina  Lackhner  in 
Baden    .    .   .    .  • 33  1898 

V.  Wappenfund  in  Floridsdorf 33  1898 

VL  Von  der  Frauenkirche  in  Wr.-Neustadt  33  1898 

I.  Wegsäule  bei  Nappersdorf 34  1899 

IL  Ein  altes  Holzrelief  in  der  sog.  Feld- 
kapelle   zwischen    Klein  -Weikersdorf 

und  Mailberg 34  1899 

III.  Ein  sog.  Pestkreuz 34  1899 

I.  Über  Nieder-Ranna 35  1900 

IL  Über  den  alten  Friedhof  in  Wels    .   .  35  1900 

III.  Anton  Petermandl.  Nekrolog  •    .    .    .  35  1900 

Pappenheim's  Schwert.  Einst  zu  Gmunden  3  1859 
Der  marianische  Bilder-Ziklus  des  Stiftes 

Klosterneuburg 35  1900 

Aufzeichnungen  über  die  Stadt  Hainburg  12  1872 

Baubeschreibung  der  Veste  Aggstein  .  .  7  1864 
Die  ehemalige  Schmiede-   oder  Wieland- 

säulen 10  1869 

Nekrolog.  Josef  Feil 6  1863 


144 
145 
119 
120-1 
123 

123 

123 

124 

46 

47 
82 

84 
186 
187 

26 


73 
86 
117 
118 
129 
202 

1 

115 

91 

309 
XXIV 


4<     91      A 


Name  des  Autors 


Perger  A.  R.  v. 


Petschnig  Hans 
PfeiflFer  Hermann 


Pichler  Dr.  F.  S. 

Ransonnet -Villez 
Karl  Freiherr 

Reitböck  Dr.  J. 


Renk  Karl 


Riewel  Hermann  R.  v. 


Ritzinger  Gustav 
Rößler  Stephan 


Rollett  Dr.  Herm 


Inhalt  der  Abhandlung 


Band 


Ruine  Kammerstein  und  Schloß  Perchtolds- 
dorf 

Studien  über  die  mittelalterliche  Hirschjagd 

Studien  zur  Geschichte  der  k.  k.  Gemälde- 
gallerie  im  Belvedere  zu  Wien    .   .    . 

Über  den  Alraun 

Über  die  Legende  von  den  drei  Toten 
und  den  drei  Lebendigen 

„Und"  Vortrag 

Zu  Weihnachten 

Die  zweischiffige  Kirche  in  Payerbach    . 

Anschaffung  von  kirchlichen  Objekten  der 
Kleinkunst  im  Stifte  St.  Dorothea  vom 
Jahre  1592—1620 

Eiserne  Votivgaben 

Nekrolog • 

Über  die  nordischen  Museen  in  Stockholm, 
Christiania  und  Kopenhagen    .... 

Das  Altarbild  in  der  hl.  Nadelburg.  Als 
ein  Gedenkblatt  für  die  Kaiserin  Maria 
Theresia  und  ihre  Zeit 

Grabmäler  III.  In  und  außer  der  Kirche 
zu  Raabs  (O.-M.-B.) 

Restaurierungen  in  der  Pfarrkirche  zu 
Waidhofen  a./d.  Yps 

Die  Pfarrkirche  zu  Markt  Haag  in  N.-ö. 

Die  Restaurationen  im  Stifte  Zwettl  .    .    . 

Die  Stadtpfarrkirche  zu  Steyr  in  Ober- 
österreich   

Die  Burg  Ottenstein  im  Kamptal  .... 

Die  innere  Einrichtung  der  Zwettler  Stifts- 
kirche im  16.  und  17.  Jahrhundert     . 

Die  Stiftskirche  und  der  Kirchturm  in  Zwettl. 
Ein  Beitrag  zur  Baugeschichte  des 
Stiftes 

Kunstnotizen  aus  Baden  bei  Wien  .   .    . 


27 


22 
23 
23 

9 
25 

28 


25 
22 


Jahr 


Seite 


2 

1857 

165 

12 

1872 

27 

7 

1864 

101 

5 

1861 

259 

15 

1875 

133 

11 

1870 

214 

14 

1874 

105 

10 

1869 

35 

31 

1895 

51 

12 

1872 

44 

25 

1889 

71 

10 

1869 

299 

1891 

1859 

1883 
1886 


1866 


1889 
1883 


21 

115 

50 
56 


1886    243 


97 


1889     125 


1892 


115 
178 


12 


^    92    >f 


Name  des  Autors 


Romer  Dr.  Florian 


Rosner  Karl 


Sacken  Ed.  Freih.  v. 


n 


Sava  Karl  v. 


Inhalt  der  Abhandlung 


Band 


Jahr 


Seite 


Zur  Geschichte  der   Karthause   zu  Ags- 

bach 10       1869    307 

Das  Schmidt'sche  Denkmal  in  der  Prome- 
nadeallee der  Stadt  Krems 23       1886     128 

Archäologischer   Wegweiser    durch    das 

Viertel  ober  den  Wiener  Wald  in  N.-Ö.        17       1877      75 

dto.  Unter  dem  Wiener  Wald 9       1866      49 

Die  Baudenkmale  der  Stadt  Egenburg     .        11       1870     149 

Die  Kirche  zu  Murstetten  (O.-W.-W.) 
und  die  Grabdenkmale  der  Familie 
Althann  daselbst 21       1882     137 

Die  Tafelgemälde  auf  der  Rückseite  des 
Emailaltares  im  Stifte  Klostemeu- 
burg 10       1869      53 

Ein  Altar  im  Style  der  Frührenaissance  in 

der  Kirche  Maria  Stiegen  in  Wien     .       21       1882     108 

Erläuterungen  zur  Karte  der  mittelalter- 
lichen Denkmale  im  Kreise  Unter  dem 
Wiener  Wald 9       1866      51 

Gitter  in  Schloßhof 20       1881     149 

Josef  Ritter  von  Aschbach.  Nekrolog  •    .       21       1882    XVII 

Kunstdenkmale  des  Mittelalters  im  Kreise 
ober  dem  Mannhartsberge  des  Erz- 
herzogstums  Niederösterreich  ....         5       1861       71 

Schloßhof 19       1880     131 

Über  einige  wenig  bekannte  Kunstdenk- 
male des  späten  Mittelalters  und  der 
Frührenaissance  in  Niederösterreich   .       20       1881     117 

Die  Siegel  der  Landes-Erbämter  des  Erz- 
herzogtums Österreich  unter  der  Enns 
im  Mittelalter 5       1861       47 

Die  Siegel  der  österr.  Fürstinnen  im  Mittel- 
alter            2       1857     101 

Die  Siegel   der   Wiener    Universität   und 

ihrer  Fakultäten  vom  Jahre    1365  bis 

zum  Ausgange  des  16.  Jahrhunderts  .         3       1859     141 


4<-    93     )¥ 


• 

g 

Name  des  Autors 

Inhalt  der  Abhandlung 

Band 

Jahr 

Seite 

/ 

< 
Schalk  Karl 

Die  Mödlinger  Häuser,  die  in  das  Grund- 

33 

1898 

53 

buch  der  Wiener  Augustiner  gehörten 

* 

33 

1898 

96 

und  deren  Eigentümer  in  den  Jahren 

34 

1899 

27 

1428—1483  mit  Nachträgen  bis    1493 

36-7 

1902 

275 

Scheiger  Josef 

Drei    Persönlichkeiten    des    Sebensteiner 

Ritterbundes  auf  blauer  Erde      .    .    . 

1 

1856 

228 

n 

Franz  Freiherr  von  Chanowsky.  Züge  zu 

einem  Lebensbilde 

3 

1859 

136 

n 

Von  dem  Einflüsse  der  Pflanzen  auf  die 

Zerstörung  der  Ruinen 

2 

1857 

1 

Schellein  Karl 

Nekrolog 

25 

1889 

69 

Schönbrunner  Josef 

Altlengbach.     Ein     Beitrag     zur    Topo- 

• 

• 

graphie  der  Orte  im  Wiener  Walde 

30 

1894 

17 

n 
n 

Die  Albertiner • 

24 
23 

1887 
1886 

190 
199 

Die  verschiedenen  Malarten 

Schoiber  Gottlieb 

St.  Gotthard  im  Texingtale 

17 

1877 

319 

Scholz  Dr.  Franz 

Die  Karthause  Mauerbach.  Historische  und 
kunstgeschichtliche  Mitteilungen  über 

diese  Stiftung  Friedrichs  des  Schönen  . 

35 

1900 

76 

Segenschmid  Franz  X. 

Nekrolog 

25 

1889 

72 

Sembera  Alois  A. 

Der  Kirchenkongreß  auf  dem  Schatzberge 

in  Niederösterreich  im  Jahre  1221  .    . 

13 

1873 

10 

Senfelder  Dr.  Leop. 

Der    kaiserliche    Gottesacker    vor    dem 

Sitte  Alfred 

Schottentore • 

36-37 

1902 

217 

Die  Grabdenkmale  in   der  Schloßkapelle 

n 

zu  Pottendorf  .   .   .   .    • 

33 
34 

1898 
1899 

33 

87 

Die  Schatzkammer  Nadasdys 

n 
n 

dto 

35 

1900 

66 

Inventar  der  Kapelle  des  Gottesackers  vor 

dem  Schottentor  (Monte  Serrato)    .    . 

33 

1898 

137 

Sitte  Camino 

Auszug  aus  dem  Vortrage  über  die  Bau- 
geschichte und  Restauration  der  gothi- 
schen   St.  Wolgangkirche    bei    Kirch- 

berg am  Wechsel 

23 

1886 

248 

Staub  Franz 

Die    Restaurierung    der   Liebfrauenkirche 

zu  Wiener-Neustadt 

34 

1899 

75 

4<    94    A 


Name  des  Autors 


Inhalt   der  Abhandlung 


Band   Jahr 


Seite 


Staub  Franz 


n 


n 


Stülz  Dr.  Jodocus 


Thausing  Moriz 
Trost  Alois 


Uhlirz  Dr.  Karl 


n 


n 


Vancsa  Dr.  Max 


Veltze  Alois 


VVeigelsperger  Franz 


Ein  Schatzinventar  des  Wiener  Schotten- 
stiftes     

Ein  Schatzinventar  d.  Stiftes  Klostemeuburg 

Notizen  zur  Baugeschichte  der  Liebfrauen- 
kirche in  Wiener-Neustadt 

dto.II 

dto.  in 

Die  Herren  und  Grafen  von  Schaumberg 
und  ihre  Gräber  in  der  Stiftskirche  zu 
Wilhering 

Teufel  von  Krottendorf,  Freiherr  zu 
Guntersdorf,  Eckartsau  etc 

Die  Celtes  -  Ciste  der  Wiener  Universität . 

Beiträge  zur  Geschichte  der  Bilder  Josef 
Danhausers 

Franz  Schuberts  Bildnisse 

I.  Der  Wiener  Bürger  Wehr  und  Waffen 
(1426—1648) 

dto.  II 

dto.  III    ...... 

dto.  IV 

dto.  V 

Urbar  der  Herrschaft  Johannstein  bei 
Mödling  vom  Jahre  1627      

Über  die  Restaurierung  der  Pfarrkirche  zu 
Jedenspeigen 

Unsere  Mitarbeiter 

Baureparaturen  der  Burg  Laa  im  16.  Jahr- 
hundert und  ihre  Kosten 

Die  Wiener  Stadtguardia  1531—1741  .   . 

Vereinsexkursionen  seit  1869  bis  1887    . 

Vier  ältere  Grabdenkmale  in  der  St.  Ste- 
phanskirche zu  Wien 

Vorträge  seit  Beginn  bis  1886 

Beitrag  zur  Geschichte  der  Pfarre  Groß- 
pöchlam  (V.-O.-M.-B.) 


33 
35 

26 
27 
30 


10 

23 

17 

33 
33 

27 
28 
29 
30 
31 

35 

24 
30 

34 

36-37 

24 

24 
24 


1898 
1900 

1890 
1891 
1894 


1869 

1886 
1877 

1898 
1898 

1891 
1892 
1893 
1894 
1895 

1900 

1887 
1894 

1899 
1902 
1887 

1887 
1887 

1859 


163 
33 

129 

157 
27 


1 

131 
249 

48 
85 

131 
27 
35 

106 
59 

53 

18 
XXVI 

57 
3 

xxvn 

75 

xxvm 

195 


i<    95    A 


Name  des  Autors 


Inhalt  der  Abhandlung 


Band 


Jahr 

Seite 

1859 

199 

1899 

71 

1899 

69 

1887 

123 

1894 

146 

1886 

104 

1866 

87 

1869 

45 

1887 

215 

1887 

209 

1857 

242 

1875 

47 

1873 

69 

1874 

29 

1877 

248 

1896 

53 

1893 

136 

1898 

113 

1890 

75 

1859 

100 

Weishäupl  Georg 


Wellisch  Sigmund 


Widter  Anton 


n 


Wiedemann  Dr.  Th. 


n 
n 


Wussin  Joh. 
Zelenka  Julius 


Nachricht  über  Münzenfunde  im  Haus- 
rucker  Kreise 

Augustin  Hirschvogel  als  Erfinder    .    .    . 

Die  Maßstäbe  beim  Riesentor  der  St.  Ste- 
phanskirche   

Die  Denkmale  der  weißen  Frau  und  ihrer 
Sippschaft 

Die  Neudegger  von  Ranna 

Die  Teufel  zu  Winzendorf 

Ein  Harnisch  Ferdinand  II.  im  k.  k.  Arsenale 
zu  Wien 

Ein  Tumierhamisch  Maximilian  I.  im 
WaflFenmuseum  des  k.  k.  Arsenales 
zu  Wien 

Nachtrag  zum  Artikel  über  die  weiße  Frau 

Nekrolog 

Über  den  Zustand  der  alten  Grabdenkmale 
in  Österreich 

Eine  Geißlerfahrt  in  Wien 

Geschichte  der  Karthause  Mauerbach  .   . 

Nachträge  zur  Geschichte  der  Karthause 
Mauerbach 

Zur  Geschichte  der  Geißler  in  Österreich 

« 

Zur   Geschichte    des   Frauenklosters    St. 

Jakob  in  Wien 

Wien,  was  bedeutet  der  Name   und  wie 

entstand  er 

Wiener  -  Neustadt,    wegen   Restaurierung 

der  Frauenkirche  in 

Alte  Wiener  Drucke 

Sagen  u.  Legenden.  II.  Die  alte  Wundertür  in 

der  Kirche  zu  Hoheneich  (V.-O.-M.-B.) 


3 
34 

34 

24 
30 
23 

9 


10 
24 
24 

2 
15 
13 

14 

17 

32 

29 

33 
26 


s^-*-^. 
'^t" 


Dnek  von  Bndolf  Btinowiky  *  SUine  In  Wlan,  IT.  Mnrfaratanrtnfi«  19- 


i 


BERICHTE 


MITTEILUNGEN 


ALTERTUMS -VEREINES 


ZU  WIEN. 


BAND  XXXVIII. 


¥' 


WIEN.  MDCCCCIV. 

VERLAG    UND    EIGENTUM    DES   ALTERTUMS  -  VEREINES   ZU   WIEN. 
IN  KOMMISSION  BEI  OEROLD  Ä  COMP. 


maVEBSlTYOF    igyjp«  LIBBftW 


BERICHTE 


UND 


MITTEILUNGEN 


DES 


ALTERTUMS-VEREINES 


ZU  WIEN. 


BAIVD  IIXVUI. 


'/ :-r  'f,  ^^  ••^- ^■■^'"■^ 


WIEN.  MDCCCCIV. 

VERLAG   UND   EIGENTUM   DES   ALTERTUMS -VEREINES   ZU   WIEN. 

m  KOMMISSION  B£;i  aSfiOU)  &  COMP. 


v<y  -'-J] 


MITTEILUNGEN  DES  VEREINES. 


DB 


XXI 


PROTOKOLL 

der 

am   29.  Jänner  1904  im   Parterresaale  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften 

um  7  Uhr  abends  abgehaltenen 

Generalversammlung  des  Altertums -Vereines  zu  Wien 

unter  dem  Vorsitze  des 

Präsidenten  Herrn  k.  und  k.  Hofrates  Dr.  Friedrich  Kenner 

und  in  Anwesenheit  von  22  Vereinsmitgliedem. 


achdem  eine  gemäß  der  Vorschrift  der  Statuten  beschlußfähige  Anzahl  von  Vereins- 
mitgliedern versammelt  war,  eröffnet  der  Vereinspräsident  Hofrat  Dr.  Kenner  die  Ver- 
sammlung und  begrüßt  dieselbe  aufs  freundlichste.  Hierauf  ersucht  er  Herrn  Landesarchivar 
Dr.  Anton  Mayer  das  Amt  des  Protokollführers  und  die  Herren  Alois  Low  und  k.  k.  Archivdirektor 
Dr.  Albert  Starzer  jenes  der  Verifikatoren  zu  übernehmen. 

Sodann  beginnt  die  Erledigung  der  Tagesordnung  damit,  daß  Hofrat  Dr.  Kenner,  nachdem 
diesmal  keine  Ausschußwahlen  vorzunehmen,  also  auch  keine  Skrutatoren  zu  benennen  waren,  den 
Geschäftsleiter  Josef  Wünsch  ersucht,  den  Jahresbericht  über  das  Vereinsjahr  1903  vorzutragen. 

Dieser  Bericht  wird  an  mehreren  Stellen  mit  Beifall  und  zuletzt  über  Befragen  des  Vor- 
sitzenden, ob  Jemand  zu  demselben  eine  Bemerkung  machen  oder  einen  Antrag  stellen  wolle,  ein- 
stimmig als  angenommen  erklärt.  (Beilage  I.) 

Beim  zweiten  Punkt  der  Tagesordnung  verliest  der  Kassaverwalter  Dr.  Franz  Ostermeyer 
den  Rechnungsabschluß  für  das  Vereinsjahr  1903  und  das  Präliminare  für  1904,  die  beide  einstimmig 
zur  Kenntnis  genommen  werden.  (Beilage  II.) 

In  Abwesenheit  des  Kassaverwalters  des  Geschichtsfondes,  Regierungsrat  Louis  List,  bringt 
der  Geschäftsleiter  des  Vereines,  J.  Wünsch,  den  Stand  dieses  Fondes  für  die  „Quellen  zur 
Geschichte  der  Stadt"  und  für  die  „Geschichte  der  Stadt  Wien«  selbst  zur  Verlesung.  (Beilage  III.) 
Beide  Gebarungsberichte  werden  genehmigend  zur  Kenntnis  genommen. 

Im  Namen  der  Kassarevisoren  berichtet  hierauf  Herr  kaiserl.  Rat  C.  August  Artaria  über  das 
Resultat  der  vorgenommenen  Prüfungen  der  von  den  Kassaverwaltern  vorgelegten  und  in  der  Ver- 
sammlung zur  Verlesung  gebrachten   Rechnungsausweise   samt   Belegen.   Kaiserlicher  Rat  Artaria 


XXII 

verliest  auch  die  hierüber  verfaßten  Protokolle  (Beilage  II  und  III)  und,  beantragt,  beiden  Kassa- 
verwaltem  das  Absolutorium  zu  erteilen.  Über  Antrag  des  Vorsitzenden  wird  dieses  mit  dem  Aus- 
drucke des  Dankes  erteilt. 

Der  Vorsitzende  dankt  auch  auf  das  verbindlichste  den  Kassarevisoren  und  empfiehlt  die- 
selben zur  Wiederwahl,  die  mit  Akklamation  ausgesprochen  wird. 

Damit  war  die  Tagesordnung  erschöpft  und  da  kein  Antrag  an  die  Versammlung  vorlag, 
wurde  dieselbe  vom  Vorsitzenden  als  geschlossen  erklärt. 

Nach  der  Generalversammlung  erfolgte  noch  der  Vortrag  des  Herrn  Alois  Low  über  den 
Bezirk  Mariahilf. 


Wien,  am  31.  Jänner  1904. 


Vorsitzender 

Kenner. 


V  erifikatoren: 


AI.  Low.  Dr.  Starzer. 


Anton  Mayer, 

Protokollführer. 


XXIII 


Beilage  I. 


Bericilt  1er  GeseMMeitmui  Um  lie  TereinstatiiM  im  JaluD  1903. 


Hochgeehrte  Versammlung! 

Das  Jahr  1903  bildet  einen  wichtigen  Abschnitt  in  der  Entwicklung  unseres  Vereinslebens. 
Am  22.  März  vollendete  der  Altertums-Verein  das  fünfzigste  Jahr  seines  Bestehens.  In  feierlicher 
Weise  wurde  dieser  Gedenktag  durch  die  Festversammlurig  im  Landtags -Sitzungssaale  des  Nieder- 
österreichischen Landhauses  am  22.  März  und  das  am  darauf  folgenden  Tage  stattgefundene  Fest- 
bankett begangen. 

Da  der  Bericht  über  den  glänzenden  Verlauf  dieser  Feste,  die  dem  Altertums-Vereine  zahl- 
reiche Beweise  der  schmeichelhaftesten  Anerkennung  seines  Wirkens  sowohl  seitens  des  hoben 
Protektors  und  der  hohen  Behörden,  als  auch  der  in-  und  ausländischen  Institute  und  Vereine  entgegen- 
brachten, den  geehrten  Mitgliedern  bereits  in  ausführlicher  Weise  in  der  I.  Abteilung  des  38.  Bandes 
der  Berichte  und  Mitteilungen  erstattet  worden  ist,  so  dürfen  wir  uns  darauf  beschränken,  zunächst 
unsern  Dank  im  Namen  des  Vereines  denjenigen  zum  Ausdruck  zu  bringen,  die  sich  um  unsere 
Jubelfeier  verdient  gemacht  haben.  In  erster  Reihe  ist  dies  Herr  Professor  Dr.  Josef  Neuwirth,  der 
durch  seinen  ausgezeichneten  Festvortrag:  „Die  Stellung  Wiens  in  der  baugeschichtlichen  Entwicklung 
Mitteleuropas"  unserer  Jubelfeier  jene  Weihe  wissenschaftlichen  Ernstes  verliehen  hat,  welcher  unserem 
Vereine  seit  jeher  bei  seinen  Bestrebungen  zur  Richtschnur  gedient  hat. 

In  einer  umfassenden  Darstellung  hat  unser  verehrte  Herr  Präsident  in  seiner  Festrede 
die  Geschichte  unseres  Vereines  entrollt.  Dieselbe  wurde  den  Festteilnehmern  im  Separatabdruck  als 
Erinnerungszeichen  überreicht.  Ich  bin  der  Zustimmung  der  geehrten  Generalversammlung  gewiß, 
wenn  ich  unserem  Herrn  Präsidenten  im  Namen  des  Vereines  den  wärmsten  Dank  zum  Aus- 
druck bringe. 

Ferner  sei  unser  Dank  jenen  Freunden  des  Altertums-Vereines  ausgesprochen,  welche  mit 
der  Widmung  der  schönen  Erinnerungsmedaille  ein  bleibendes  Denkmal  für  denselben  schufen.  Endlich 
fühlen  wir  uns  verpflichtet,  auch  denjenigen,  welche  durch  HerbeischaflFung  der  materiellen  Mittel  es 
ermöglichten,  unser  Fest  in  so  würdiger  Weise  auszugestalten,  den  Dank  des  Vereines  hier  darzubringen. 
Es  sind  dies  jene  Gönner,  welche  durch  Aufbringung  eines  Garantiefondes  die  finanzielle  Grundlage 
für  die  Kosten  der  Veranstaltungen  boten,  nicht  minder  aber  die  Donnerstags-Gesellschaft, 
aus  deren  Mitteln  der  nicht  unerhebliche  Rest  der  Auslagen  gedeckt  wurde,  so  daß  wir  in  keiner 
Weise  genötigt  waren,  die  Vereinskasse  in  Anspruch  zu  nehmen. 

Zu  den  geschäftlichen  Mitteilungen  übergehend,  berichte  ich  zunächst  über  den  Stand  der 
Mitglieder. 

Am  Schlüsse  des  Jahres  zählte  der  Verein  1  Ehrenmitglied  und  269  wirkliche  Mitglieder.  Die 
Bewegung  im  Laufe  des  Jahres  ergab  einen  Verlust  von  2  Mitgliedern  durch  Austritt  und  9  durch 


XXIV 

Todesfall,  während  13  Mitglieder  in  den  Verein  aufgenommen  wurden.  Durch  ihr  Ableben  wurden 
•uns  folgende  Mitglieder  entrissen.  Die  Herren: 

Leop.  von  Beckh  -Wid mannst ett er,  k.  und  k.  Hauptmann,  korrespondierendes  Mitglied 
des  Vereines, 

Ambros  Delre,  Abt  des  hochwürdigen  Benediktinerstiftes  Altenburg, 

Exzellenz  Ernst  Reichsgraf  Hoyos-Sprinzenstein, 

Dr.  Stephan  Lind,  k.  k.  Gerichtsadjunkt, 

Viktor  Luntz,  Professor  an  der  k.  k.  Akademie  der  bildenden  Künste, 

Ant.  Schar  ff,  k.  und  k.  Kammermedailleur, 

Kamillo  Sitte,  k.  k.  Regierungsrat  und  Staatsgewerbeschuldirektor, 

Franz  Thill,  k.  und  k.  Hoflieferant,  und 

Paul  von  Wasserburger,  k.  k.  Baurat  und  Hofbaumeister. 

Um  das  Andenken  an  diese  Dahingeschiedenen  zu  ehren,  ersuche  ich  die  geehrte  Ver- 
sammlung sich  von  den  Sitzen  zu  erheben. 

Außer  der  bereits  angeführten  Festversammlung  wurden  im  Jahre  1903  sechs  Vollversamm- 
lungen einberufen,  bei  welchen  meist  mit  Ausstellungen  verbundene  Vorträge  gehalten  wurden, 
und  zwar: 

am  30.  Jänner  die  Generalversammlung,  deren  Protokoll  sich  bereits  in  Ihren  Händen  befindet, 
dann  sprachen  am  20.  Februar  der  Referent  über  „Alt-Währing**,  am  17.  April  Herr  Professor 
Dr.  W.  A.  Neumann  „Über  Schottentorportale  in  Österreich  -  Ungarn  ** ;  es  folgten  noch  Vorträge 
von  den  Herren :  am  23.  Oktober  Dr.  E.  Groag  „Bilder  aus  dem  römischen  Wien",  am  20.  November 
Dr.  Josef  Lampel  „Die  Minoritenkirche  und  das  Wohnhaus  der  Margareta  Maultasch"  und  am 
18.  Dezember  Dr.  Heinrich  Modern  „Eine  Weihnachtsgabe  der  römischen  Päpste". 

In  den  im  Laufe  des  Jahres  unter  dem  Vorsitze  des  Präsidenten  stattgefundenen  zwölf 
Ausschußsitzungen  wurden  die  Vorberatungen  zur  Jubiläumsfeier  fortgesetzt  und  zum  Abschlüsse 
gebracht,  ^owie  die  laufenden  Geschäfte  des  Vereines  erledigt.  Die  Leitung  der  Bibliotheksagenden 
übernahmen  nun  definitiv  die  Herren  Dr.  Ostermeyer  und  Dr.  Alb.  Starzer. 

Mehrfachen  Anfragen  und  Ansuchen  um  leihweise  Überlassung  von  Klischees  wurde  auch 
in  diesem  Jahre  unter  der  Bedingung  der  Quellenangabe  entsprochen. 

Die  Liste  der  Vereine,  mit  denen  wir  im  Schriftenaustausche  stehen,  hat  sich  neuerdings 
erweitert,  indem  wir  mit  dem  Württembergischen  Kunstgewerbeverein  in  Stuttgart  und  mit  dem 
Wissenschaftlichen  Klub  in  Wien  in  dieser  Richtung  in  Verbindung  getreten  sind. 

Um  die  Beziehungen,  welche  der  Verein  mit  den  historischen  Vereinen  des  Auslandes  pflegt, 
noch  weiter  zu  befestigen,  sind  wir  dem  Gesamtvereine  der  deutschen  Geschichtsvereine  in  Berlin 
als  Mitglied  beigetreten. 

Die  bisherigen  Subventionen  von  Sr.  k.  und  k.  Apost.  Majestät  im  Betrage  von  420  Kronen 
und  vom  hohen  k.  k.  Ministerium  für  Kultus  und  Unterricht  von  400  Kronen  wurden  uns  auch  im 
Jahre  1903  wieder  bewilligt,  wofür  hiemit  der  ehrfurchtsvollste  Dank  ausgesprochen  wird.  Desgleichen 
bewilligte  auch  der  löbliche  Gemeinderat  der  Reichshaupt-  und  Residenzstadt  Wien  in  seiner  Sitzung 
vom  '16.  Dezember  vorigen  Jahres  wieder  eine  Subvention  von  10.000  Kronen  für  das  Quellenwerk. 

Von  den  Berichten  und  Mitteilungen  wurde  die  L  Abteilung  des  38.  Bandes,  enthaltend  den 
Bericht  über  die  Jubiläumsfeier  und  das  von  Dr.  Franz  Ostermeyer  verfaßte  Autoren-Register  über 
den  1. — XXXVll.  Band  der  Berichte  und  Mitteilungen  nebst  den  Vereinsnachrichten  für  die  Mitglieder 
als  Vereinsgabe  herausgegeben.  Die  ersteren  beiden  Publikationen  wurden  im  Separatabdruck  als 
Festschrift  aufgelegt  und  an  die  Gönner  des  Vereines  verteilt.   Die  bereits  im  vorjährigen  Geschäfts- 


XXV. 

berichte  angekündigte  Geschichte  des  niederösterreichischen  Landhauses  von  Dr.  Ant.  Mayer  wird 
als  II.  Abteilung  des  38.  Bandes  im  April  dieses  Jahres  erscheinen. 

Das  Monatsblatt,  redigiert  von  Dr.  Albert  Starzer,  vollendete  mit  den  im  Jahre  1903 
erschienenen  12  Nummern  den  20.  Jahrgang  und  wurde  mit  demselben  der  VII.  Band  der  Reihe 
eröffnet. 

Von  der  „Geschichte  dör  Stadt  Wien"  kann  leider  der  zweite  Teil  des  IL  Bandes  nicht  vor- 
gelegt werden,  da  Sektionsrat  S  c  h  r  a  u  f,  welcher  die  Bearbeitung  des  Abschnittes  über  die  Universität 
übernommen  hatte,  kurz  bevor  er  das  Manuskript  endgiltig  redigiert  hatte,  schwer  erkrankte.  Trotzdem 
sein  Zustand  noch  immer  kein  befriedigender  ist,  hat  er  doch  das  Manuskript  so  weit  fertig  gestellt, 
daß  an  den  Druck  geschritten  werden  konnte,  so  daß  der  Band  im  Laufe  des  ersten  Halbjahres  1904 
erscheinen  dürfte. 

Im  vorigen  Jahresberichte  wurde  darauf  hingewiesen,  daß  die  Fortsetzung  der  1.  Abteilung 
der  „Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt  Wien",  und  zwar  des  V.  Bandes,  wohl  in  Angriff  genommen 
wurde,  daß  sie  aber  durch  die  Übersiedlung  des  k.  und  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchives  in  die 
neuen  Räume  eine  wesentliche  Störung  wird  erfahren  müssen.  Mit  voller  Genugtuung  können  wir 
nun  darauf  verweisen,  daß  diese  seit  einiger  Zeit  schon  behqben  ist,  und  daß  Herr  Sektionsrat  Ant. 
Vikt.  Feigel,  zweiter  Vizedirektor  jenes  Archives,  der  dieser  Abteilung  schon  im  3.  und  4.  Bande 
seine  Kraft  und  Zeit  gewidmet  hat,  nunmehr  emsig  fortarbeitet,  um  die  unfreiwillige  Unterbrechung 
einigermaßen  einzubringen.  In  den  5.  Band  werden  auch  die  Regesten  aus  jenen  Urkunden  des 
Stiftes  Geras,  welche  sich  auf  das  Nonnenkloster  die  „Himmelpforte"  beziehen  —  bekanntlich  war 
der  Abt  des  Prämonstratenserstiftes  Geras  der  „geistliche  Vater"  der  Prämonstratenser  -  Nonnen  im 
Himmelpfortkloster  —  aufgenommen  werden.  Zur  Bearbeitung  dieser  Regesten  hat  sich  der  bekannte 
Prämonstratenser-Chorherr  von  Geras  und  derzeit  Pfarrer  in  Pemegg,  Alphons  ^  ä  k,  mit  großer  Zuvor- 
kommenheit bereit  erklärt. 

Von  der  IL  Abteilung,  welche  die  Regesten  und  Urkunden  des  Wiener  Stadtarchivs  enthält 
und  vom  Oberarchivar  der  Stadt  Wien,  nunmehrigen  Universitätsprofessor  in  Graz  bearbeitet  und 
auch  redigiert  wurde,  ist  der  3.  Band  erschienen  und  reicht  bis  zum  Jahre  1482.  Er  enthält  gleich 
den  beiden  vorausgehenden  Bänden  ein  überaus  reiches  Quellenmaterial  für  die  Geschichte  der  Stadt 
Wien  und  gibt  ein  neuerliches  Zeugnis  von  der  Wichtigkeit  und  Bedeutung  des  Wiener  Stadtarchives 
mit  seinem  zahlreichen  Urkundenbestande  für  die  vom  Vereine  in  Angriff  genommene  und  im 
Erscheinen  begriffene  große  „Geschichte  der  Stadt  Wien".  Es  ist  daher  eine  für  den  Verein  sehr 
naheliegende  Frage,  wie  diese  Abteilung  mit  Einwilligung  des  Herrn  Bürgermeisters  und  des  Stadt- 
rates fortzusetzen  sei,  damit  sie  nicht  ein  Torso  bleibe  und  welche  Kraft  für  dieselbe  zu  gewinnen 
wäre.  Die  letzte  unter  dem  Vorsitze  des  Vereinspräsidenten  stattgehabte  Sitzung  des  Regesten- 
komitees hat  denn  auch  bereits  diese  Frage  ins  Auge  gefaßt  und  wird  sich  das  Komitee  demnächst 
mit  ihr  auch  eingehender  befassen.  Bei  der  III.  Abteilung  ist  die  Drucklegung  des  umfangreichen 
Manuskriptes  für  den  2.  Band  nur  um  Weniges  weiter  gediehen,  da  der  Bearbeiter  de.sselben,  Franz 
Staub,  Konzipist  im  Archive  des  k.  k.  Ministeriums  für  Kultus  und  Unterricht,  in  seiner  schwierigen 
Arbeit  durch  Krankheit  und  dienstliche  Obliegenheiten  derart  gehindert  wurde,  daß  es  nicht  gelang, 
seiner  übernommenen  Verpflichtung  in  der  Weise  zu  genügen,  als  der  Verein  und  er  selbst  es  auch 
wünschten.  Es  ist  aber  zu  hoffen,  daß  es  durch  entsprechencte  Maßnahmen  Herrn  Staub  ermöglicht 
werden  wird,  sich  nunmehr  rascher  und  intensiver  dieser  nicht  minder  wichtigen  Abteilung  des 
Regestenwerkes  widmen  zu  können,  als  es  bisher  der  Fall  war. 

Der  bisherige  Redakteur  der  I.  und  III.  Abteilung,  der  n.-ö.  Landesarchivar  Herr  Dr.  Anton 
Mayer,   dem  vom  Anfange   an   unter  den   schwierigsten  Verhältnissen  die  Redigierung  eben  dieser 


XXVI 

Abteilungen  des  Regestenwerkes  otsne  sein  Zutun  übertragen  worden  war,  und  der  sich  ihr  seither 
in  selbstloser  Weise  unterzogen  hat,  ist  zur  Schonung  seiner  Gesundheit  zu  unserem  großen  Bedauern 
zurückgetreten.  Obgleich  der  Vereinsausschuß  Herrn  Dr.  Anton  Mayer  den  Dank  bereits  schriftlich 
ausgesprochen  hat,  fühlen  wir  uns  doch  verpflichtet,  demselben  an  dieser  Stelle  nochmals  für  die  hohen 
Verdienste,  die  er  sich  um  den  Verein  durch  die  langjährige  umsichtige  und  sorgfältige  Leitung  der 
der  Redaktion  I.  und  III.  Abteilung  des  Regestenwerkes  unter  Verzichtleistung  auf  jede  Entschädigung 
für  seine  Mühewaltung  erworben  hat,  den  Dank  des  Altertums -Vereines  zum  Ausdruck  zii  bringen. 

An  seiner  Stelle  wurde  der  k.  k.  n.-ö.  Archivdirektor  Dr.  Albert  Starzer  vom  Ausschusse 
zum  Redakteur  des  Regestenwerkes  ernannt.  Zugleich  wurde  das  Regestenkomitee  durch  Kooptation 
der  Herren  Dr.  Josef  Lampel,  k.  und  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchivar,  und  Dr.  Albert  Starzer 
verstärkt. 

Die  Wahlen  in  den  Ausschuß  entfallen  in  diesem  Jahre,  da  die  Funktionsdauer  sämtlicher 
Herren  Ausschußmitglieder  sich  noch  über  das  laufende  Jahr  hinaus  erstreckt. 

Indem  ich  hiemit  den  Jahresbericht  schließe,  spreche,  ich  noch  im  Namen  des  Ausschusses 
allen  denjenigen,  welche  den  Altertums- Verein  durch  Vorträge,  Ausstellungen,  Widmungen  und  in 
sonstiger  Weise  gefördert  haben,  den  wärmsten  Dank  aus  und  bitte  die  geehrte  Generalversammlung, 
den  Bericht  genehmigend  zur  Kenntnis  zu  nehmen. 

Josef  Wünsch, 

Geschäftsleiter. 


XXVII 


Beilage  II. 

Kassabericht  pro  1903. 

A. 

Ausweis    über   die    Empfänge    und    Ausgaben 

•  des 

Altertums  -  Vereines  zu  Wien  im  Jahre  1903. 


Empfänge. 

AUergnädigstes  Geschenk  Sr.  k.  und  k.  Apost.  Majestät      K      420* — 


Subvention  des  hohen  k.  k.  Ministeriums  für  Kultus  und  Unterricht 

Mitgliederbeiträge 

Für  verkaufte  Publikationen 

Interkalarzinsen 

Zuweisung  aus  dem  Medailienfond 

Spende  eines  Ungenannten 

Festschriftfond  samt  Interkalarien 

Kassarest  pro  1902 


400-— 

3.484-66 

457-34 

45-96 
108-21 

90-— 
853-25 

—-38 


Summe  ,    .  K  5.859-80 

Ausgaben. 

Geschäftsauslagen .   .   .  K  189-81 

Entlohnung  des  Vereinsdieners »  270- — 

Druckauslagen  für  die  Berichte  und  Mitteilungen  (Rest  der  Rechnung  für  Band  XXXVI, 

XXXVII  und  Kosten  für  Band  XXXVIII,  I.  Abteilung >  1.965  — 

Druckauslagen  für  das  Monatsblatt    .    .    .   .   t >  381-50 

Diverse  Geschäftsdrucksorten »  26*50 

An  Auslagen  für  Illustrationsmateriale  für  Band  XXXVIII,  2.  Abteilung »  963-38 

An  den  Buchbinder »  16- — 

Auslagen  für  Miete  des  Vortragssaales  und  des  Bibliothekslokales »  285- — 

An  den  Reservefond  abgegeben »  72-— 

Übertrag  für  1904  an  den  Festschriftfond  Band  XXX VIII,  2.  Abteilung »  1690-— 

Kassarest  pro  1903 >  —-61 

Summe  .    .  K  5.859-80 

Wien,  am  21.  Jänner  1904. 

Dr.  Franz  Ostermeyer^ 

dz.  Kassaverwalter. 

Alois  Low.  C.  August  Artaria.  Josef  Wfinsch. 


XXVIII 


B. 


Vermögen  des  Resenrefondes. 


Der  Betrag  von 

größtenteils  fruktifiziert  in  der  k.  k.  Postsparkassa. 


K       208-80 


Wien,  am  21.  Jänner  1904. 


Dr.  Frans  Ostermeyer, 

dz.  Kassavenimlter. 


Alois  Löw^ 

Revisor. 


C.  August  Artaria^ 

Revisor. 


PROTOKOLL. 

Die  Gefertigten  haben  heute  die  Kassa -Gebahrung  des  Altertums-Vereines  für  das  Jahr  1903 
*  durch  Einsichtnahme  der  Bücher  und  Vergleich  mit  den  Belegen  geprüft  und  vollkommen  in 
Ordnung  befunden. 

Der  buchmäßig  mit  31.  Dezember  1903  ausgewiesene  Kassa-Saldo  von  K  — '61,  ebenso  wie 
der  ausgewiesene  Reservefond  von  K  208'80  wurde  richtig  vorgefunden. 

Wien,  am  21.  Jänner  1904. 


Alois  L5w. 


C.  August  Artaria. 


XXIX 


Beilage  III. 

Finanzieller  Stand 

des 

Wiener  Geschichtswerkes  und  der  Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt  Wien. 


An  Subventionen  wurden  gezeichnet 


Stand  am  31.  Dezember  1903. 
K  106.120  — 


Hierauf  wurden  bar  eingezahlt 

Dazu  von  der  Kommune  Wien  für  das  Quellenwerk 
An  Konto -Korrenl- Zinsen  von  der  Creditanstalt  .    . 


K    98.240-— 
»     80.000-— 


ab  Spesen       » 


K     1.663-43 
28-01 


An  EfTektenzinsen 

Für  verloste  fl.  1.000- —  ung.  Bodenkredit -Pfandbriefe 
Für  verkaufte  fl.  15.000- —  österr.  Juli -Rente  .  .  .  . 
Erlös  für  das  Quellenwerk: 

L  Abteilung  1.  Band 


» 
» 

» 


1.634-52 
18.018  — 

2.000-— 
30.51982 


I. 

2.     . 

I. 

3.     » 

I. 

4.      . 

IL 

1.      » 

II. 

2.     > 

II. 

3.     . 

[II. 

1.     . 

K  1.268  — 
1.224  — 
1.128-— 
1.084  — 
3.263-20 
3.284-80 
638-40 
1.348  — 


13.238-40 


Erlös  für  die  durch  die  Verlagsfirma  Holzhausen  im  Buchhandel  ab- 
gesetzten Exemplare  des  Geschichtswerkes 

Erlös  durch  Holzhausen  für  verkaufte  Separata 


K     4.918-74 
873-90 


5.792-64 


K  249.442-88 


Ausgaben. 

Für  verkaufte  Effekten K  61.471-04 

»    die  Geschichte  Wiens »  99.144-03 

»    das  Quellenwerk 83.650-19 

»    Debetzinsen  an  die  Creditanstalt »  1.67080 


K  245.936-06 


Saldo  .  K      3-506-82 


Vorausbezahlte  Honorare 

Verlag  der  Redaktion  für  Porto  und  Spesen  . 

Guthaben  bei  der  Creditanstalt 

Bar-Saldo 


K 

» 
» 


2.800  — 

20-— 

425  — 

261-82 


wie  oben  .    K     3.506*82 


XXX  . 


Elf  ekten  -  Besitz : 


fl.  15.000' —  4%  Ungar.  Boden- Credit -Instit.- Pfandbriefe  mit  Coupon  per  I.April  1904  im  Depot  bei 

der  Creditanstalt. 


Wien,  am  31.  Dezember  1903. 


Jos.  Wflnsch^ 

Geschäfltsleiter. 


Richtig   befunden. 

C.  August  Artarin^  .  Alois  L6w^ 

Revisor.  Revisor. 


«        •• 


•         ■ 


«         • 


•  m 


PROTOKOLL. 

Durch  die"  Gefertigten  wurde  heute  die  Prüfung  der  Kassa -Gebahrung  des  Fondes  des 
GesChichts-  und  Quellenwerkes  vorgenommen  und  vollkommen  in  Ordnung  befunden. 

Der  rechnungsmäßig  mit  31.  Dezember  1903  ausgewiesene  Aktiv-Saldo  von  ÜT  261*82  wurde 
richtig  vorgefunden.  Das  bei  der  k.  k.  priv.  österr.  Creditanstalt  erliegende  Depot  von  Nominale 
fünfzehntausend  Gulden  (K  30.000* — )  in  4%  ungar.  Bodencredit  -  Pfandbriefen  mit  Coupons  vom 
1.  April  1904  ist  durch  den  Depot- Ausweis  der  k.  k.  priv.  österr.  Creditanstalt  bestätigt 

% 

*  ■       *  •  •       ■ 

Wien,  am  21.  Jänner  190*4. 


Alois.  L5w. 


C.  Angnst  Artaria. 


■      • 


^  i 


Das 


niederösterreichische  Landhaus 

in  Wien 


1513-1848. 


Von 


Dr.  Anton  Mayer, 

niederösterreichischer  Landes archivar. 


XXXTDI.  Bm«. 


VORWORT. 


^ines  der  geschichtlich  denkwürdigsten  Bauwerke  profaner  Kunst  in  Wien  war  seit  dem 
XVI.  Jahrhundert  mit  Ausnahme  der  noch  älteren  und  ehrwürdigeren  Kaiserburg  das  Haus 
der  niederösterreichischen  Stande  (Ständehaus,  Landhaus)  in  der  Herrengasse. 

Viele,  ja  man  kann  sagen  fast  die  Meisten,  die  heute  an  dem  neuen  Landhaus  vorübergehen, 
kennen  nicht  seine  Geschichte,  wissen  gewiß  auch  nicht,  daß  noch  Hauptmauern  und  Säle  des  alten 
Landhauses  erhalten  sind,  weil  nämlich  die  Stände  aus  Pietät  für  diese  geschichtlich  wie  künstlerisch 
bedeutsamen  Räume  deren  Erhaltung  gegen  den  Willen  der  Regierung  durchsetzten  und  sie  in  den 
Plan  des  neuen  Landhauses  mit  einbeziehen  ließen.  Noch  sind  diese  Säle  bis  zur  Stunde  vorhanden 
und  es  wird  hoffentlich  auch  in  der  Zukunft  ihre  ursprüngliche  Bestimmung,  wie  sie  ja  für  den 
ganzen  Plan  des  neuen  Landhauses  maßgebend  war,  gewahrt  bleiben. 

Wichtige  Ereignisse  in  der  Landesgeschichte  spielten  sich  hier  ab;  hier  wurden  wichtige 
politische  und  Lebensfragen  für  die  Stände  und  das  Volk  beraten  und  beschlossen,  hier  fanden 
oft  glänzende  Feste  statt,  denen  wiederholt  auch  der  kaiserliche  Hof  beiwohnte,  hierher  reichen  die 
Wurzeln  gar  vieler  Wandlungen  in  der  geistigen  wie  materiellen  Kultur  Niederösterreichs  in  den 
letzten  zwei  Jahrhunderten.  Die  Geschichte  des  alten  und  des  neuen  Landhauses  ist  aber  zugleich 
ein  interessantes  Stück  Kulturgeschichte  der  Stadt  Wien  selbst.  Zwar  besitzen  wir  schon  eine 
„Geschichte  des  alten  niederösterreichischen  Landhauses"  bis  zu  seinem  Umbau  im  Jahre  1837;  ihr 
Verfasser,  Dr.  Leopold  Kitzinger,^)  nennt  sie  aber  selbst  nur  einen  „Versuch".    Sie  erschien  im 


')  Nach  den  ständischen  JuramentenbQchern  gehörte  Fitzinger  einer  niederösterreichisch  -  ständischen  Beamten- 
familie an.  Sein  Grofivater  legte  am  26.  April  1758  als  Ratstürhüter,  am  14.  September  1762  als  n.-ö.  städtischer  Bauschreiber 
(Gebäudeinspektor)  den  Eid  ab  und  starb  am  11.  Februar  1799.  Sein  Sohn  Ignaz  folgte  am  12.  März  d.  J.  dem  Vater  als 
Bauschreiber.  Derselbe  hatte  zwei  Söhne,  Franz  (geb.  1800),  der  1817  in  ständischen  Dienst  trat,  1832  ständischer  Agent 
und  1835  Vorstand  des  Expedits  war,  und  Leopold  Josef  (geb..  am  13.  April  1802).  Franz  war,  gleich  Johann  N.  Vogl  und 
Ignaz  Franz  Gaste  111,  die  beide  ebenfalls  ständische  Beamte  waren,  ein  Jünger  Apollos  und  zählte  unter  den  österreichischen 
Dichtem,  welche  die  Töne  Seidls  und  Vogls  anschlugen,  zu  den  begabtesten.  Leopold  Josef  hingegen  wurde  ein  aus- 
gezeichneter Naturhistoriker,  dessen  Beruf  sich  schon  früh  in  ihm  regte.  Er  besuchte  das  Schottengymnasium  seit  1810,  wurde 
1816  Lehrling  in  der  Hofapotheke,  praktizierte  1817  bis  1821  im  kaiserlichen  Hof- Mineralienkabinette,  während  welcher  Zeit 
er  die  Humanitätsstudien  nachholte  und  mit  rastlosem  Fleiße  Physik,  Chemie  und  Medizin  studierte.  Da  für  sein  weiteres 
Fortkommen  kaum  eine  rechte  Aussicht  war,  trat  er  1821  als  unentgeltlicher  Akzessist  in  den  ständischen  Dienst  und  wurde  1830 
Registrant.  Auch  in  dieser  Stellung  benützte  er  jede  freie  Zeit  zur  weiteren  Ausbildung,  wobei  der  damalige  Landmarschall 
Graf  Dietrichstein  sein  Gönner  war.  1844  erfüllte  sich  endlich  sein  Lieblingswunsch,  indem  er  Kustosadjunkt  im  Hof- 
Mineralienkabinett  wurde.  Als  solcher  ging  er  1870  in  Pension;  ein  Jahr  zuvor  hatte  er  die  Geschichte  des  n.-ö.  Landhauses 
nach  seinem  Manuskripte  im  Landesarchive  der  Öffentlichkeit  übergeben.  Fitzinger  war  Doktor  der  Philosophie,  Medizin  und 
Chirurgie  und  seit  29.  Juni  1848  wirkliches  ||Iitglied  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften.  Er  starb  am  29.  Jänner  1885. 
(Wurzbach,  österr.  Biograph.  Lexikon  IV,  258 f.  —  Nekrolog  nach  einer  autobiographischen  Skizze  im  Almanach  der 
kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  1885,  S.  182—190.  In  dem  daselbst  beigegebenen  Verzeichnisse  seiner  Schriften  ist 
der  oberwähnte  ^Versuch"  nicht  aufgezählt. 

1* 


4  Das  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien  von  Dr.  Anton  Mayer. 

Jahre  1869,  und  zwar  im  XLI.  Bande  des  von  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  heraus- 
gegebenen Archives  für  Kunde  österreichischer  Geschichtsquellen,  ist  aber  nichts  anderes,  als  der 
wörtliche  Abdruck  einer  schon  früher  verfaßten  gedrängten  Darstellung  der  Entstehung  des  Land- 
hauses, seiner  Baugeschichte  und  der  wichtigeren  Ereignisse,  die  sich  in  demselben  vollzogen  haben. 
Kitzinger  hatte  nämlich  diese  Darstellung  noch  als  ständischer  Registrant  verfaßt  und  den  Ständen 
aus  Anlaß  der  Vollendung  des  Neubaues  überreicht.  *)  Dieses  Manuskript  befindet  sich  derzeit  in  der 
Manuskriptenabteilung  des  n.  -  ö.  Landesarchives. 

In  dem  vom  15.  August  1838  datierten  Vorworte  sind  die  wenigen  gedruckten  und  die 
archivalischen  Quellen  verzeichnet,  welche  Kitzinger  seiner  Arbeit  zugrunde  gelegt  hatte.  Er  selbst  hatte 
bereits  1824  in  Hormayrs  Archiv  einen  kleinen  Aufsatz  unter  dem  Titel  „Zur  Geschichte  des  n.-ö. 
Landhauses"  erscheinen  lassen,  für  welchen  er  seiner  eigenen  Aussage  nach  größtenteils  Bergen- 
stamtn's  Notizen  verwendet  hatte.  Was  das  afchivalische  Material  in  seinem  „Versuche"  anbelangt, 
war  er  jedoch  über  die  Verwertung  der  kurzen^  im  Codex  Provincialis  des  n.-ö.  Landesarchives 
enthaltenen  Regesten  eigentlich  wenig  hinausgekommen.  Nähere  Nachforschungen  in  den  Akten  des 
n.-ö.  Landesarchives  haben  nun  ergeben,  daß  es  gewiß  wünschenswert  wäre,  eine  ausführliche, 
quellenmäßige  Geschichte  des  n.-ö.  alten  Landhauses  mit  Inbegriff  der  interessanten  Baugeschichte 
des  neuen  Landhauses  zu  veröffentlichen. 

Das  Resultat  dieser  Nachforschungen  liegt  in  der  folgenden  Arbeit  vor.  Dabei  hat  es  sich 
aber  wiederholt  gezeigt,  daß  zur  Erklärung  und  Veranschaulichung  des  Textes  eine  Illustrierung  ttiit 
Grundrissen,  Durchschnitten,  Abbildungen  einzelner  Teile  des  alten  Landhauses  und  mehrerer  Objekte 
in  demselben  unbedingt  notwendig  sei,  welches  einschlägige  Material  zum  großen  Teile  in  Originalen 
in  der  topographischen  Sammlung  der  n.-ö.  Landesbibliothek  schon  reichlich  vorhanden  ist;  teilweise 
wurde  es  noch  durch  vorzügliche  Neuaufnahmen  des  Herrn  k.  k.  Baurates  Richard  Jordan  und 
seines  Sohnes  Othmar  in  überaus  verdienstvoller  Weise  bereichert. 

Über  eine  diesbezügliche  Bitte  des  Ausschusses  des  Altertums -Vereines,  welche  derselbe 
beim  hohen  Landtage  einbrachte,  hat  der  n.-ö.  Landesausschuß  nicht  nur  die  Reproduzierung  jener 
Bilder  gestattet,  sondern  auch  dafür  die  Bewilligung  eines  Betrages  von  800  Kronen  beim  Landtage 
veranlaßt,  für  welche  hochsinnige  Körderung  sowohl  der  Ausschuß  des  Altertums -Vereines,  als  auch 
der  Verfasser  den  wärmsten  Dank  hier  zum  Ausdruck  bringen. 


^)  Fitzinger  erhielt  am  13.  Februar  1839  Von  den  Ständen  für  sein  Manuskript  ein  Belobüngsdekret,  doch  wurde 
vom  Landmarschall  und  dem  Verordneten -Kollegium  der  Wunsch  ausgesprochen,  einige  mifideutungsfähige  Stellen  wegzu- 
lassen. Nachdem  dies  geschehen  war,  legte  Fitzinger  sein  Manuskript  nochmals  vor,  über  welches  im  Verordneten  -  Kollegium 
Propst  Jakob  (Ruttenstock)  von  Klosterneuburg  das  Referat  hatte.  Derselbe  beantragte  bei  den  Standen  den  Ankauf  des 
Manuskriptes  für  das  ständische  Archiv  um  200  Gulden,  die  auch  bewilligt  wurden  (6.  September  1839).  Die  Drucklegung  sollte 
aber  erst  nach  gänzlich  vollendetem  Bau  oder  kurz  vor  dessen  Vollendung  behufs  Verteilung  an  die  Ständcmitglieder  geschehen^ 
Woran  die  Drucklegung  damals  scheiterte  —  ob  an  dem  Kostenpunkte  --  ist  nicht  bekannt.  (Niederösterreichische  Landes- 
archiv Fase.  19,  Z.  219/29,  1615/156,  1901/88.) 


I. 


Das  alte  Landhaus. 


(1513-1837.) 


Vorgeschichte. 


rJis  in  das  zweite  Jahrzehnt  des  XVI.  Jahrhunderts  besaßen  die  n.-ö.  Stände  für  ihre  Ver- 
sammlungen (Landtage)  kein  eigenes  Haus.  Es  gab  früher  sozusagen  nur  „wandernde  Landtage"  in 
verschiedenen  Orten  Niederösterreichs,  *)  unter  welchen  Wien  zwar  am  meisten  genannt  wird.  Für  einen 
festen  Landtags-  oder  Verwaltungssitz  fehlten  eben  noch  alle  Voraussetzungen.  Aber  auch  zu  der 
Zeit,  wenn  die  Stände  in  Wien  tagten,  hatten  sie  zu  diesem  Zwecke  kein  bestimmtes  Haus,  sondern 
sie  versammelten  sich  bald  da,  bald  dort,  am  häufigsten  im  Hause  des  jeweiligen  Landmarschalls,  ^ 
bei  größerer  Zahl  der  Abgeordneten  auch  im  Dompropsthofe,')  in  den  Refektorien  der  Klöster,*)  in 
aufgeregten  Zeiten  fanden  sich  Fraktionen  der  Stände  sogar  in  Kirchen  ein.  *) 

Es  führte  daher  manches  Haus  in  Wien,  sei  es  nur  traditionell,  sei  es  urkundlich  erwiesen, 
die  Bezeichnung  Landhaus,  die  im  XVL  Jahrhundert  und  auch  später  noch  vorkam.  Ein  solches  Haus, 
das  nur  traditionell  mit  der  Abhaltung  von  Landtagen  in  seinen  Räumen  in  Verbindung  gebracht 
wurde,  war  z.  B.  das  sogenannte  Praghaus  auf  dem  Kienmarkt,  das  aber,  weil  es  ein  landesfürstliches 
Haus  war  —  Laz  nennt  es  ausdrücklich  ein  Jagdhaus*)  —  wohl  kaum  zu  ständischen  Versamm- 
lungen benützt  worden  sein  dürfte. ') 


1)  In  Eggenburg  (1411),  Gellersdorf  (am  2.  Februar  1460),  in  Guntersdorf  (am  5.  März  1460),  in  Hadersdorf  (16.  Sep- 
tember und  13.  Dezember  1463,  1464),  in  Klostemeuburg  (1252,  1276,  1408,  1447),  in  Komeuburg  (1447,  1451,  September 
1453,  1464,  1467),  in  Krems  (1442,  1446,  1448,  1449,  1453,  1493,  15Ö7),  Mautem  (1252),  Melk  (1461),  St  Polten  (1441),  Juni 
1462,  1463),  Stetteldorf  (Mai  1462),  Stockerau  ^Dezember  1459),  Tuln  (1252,  Juli  1462,  September  1463,  1465),  Trübensee  (am 
29.  November  1250),  WuUersdorf  (März  1460),  Zistersdorf  (am  4.  Dezember  1461). 

*>  Z.  B.  wurde  der  Landtag  am  4.  Mai  1458  im  Hause  des  Landmarschalls  Hanns  von  Ebersdorf  gehalten. 
(Ennenkels  Manuskript  im  n.-ö.  Landesarchiv  II,  22.)  Die  Ebersdorfer  besaßen  zwei  Häuser  am  Herzogenhof  (heute  Bogner- 
gasse). ^  Dasselbe  gilt  auch  vom  Hause  des  Landmarschalls  Christoph  von  Liechtenstein,  dem  späteren  Marolteiningerhof 
oder  Dr.  Enzianers  Haus,  das  später  allgemein  als  das  «alte  Lannthaus*  bezeichnet  wurde. 

*)  Den  Landtag,  welchen  Erzherzog  Alb  recht  VI.,  K.  Friedrich  IIL  und  ihr  Vetter  Sigmund  von  Tirol,  jeder 
für  sich  wegen  Teilung  der  Erbschaft  far  den  29.  Juni  1458  ausgeschrieben  hatten,  wurde  im  Dompropsthofe  gehalten. 
(Fontes  VU,  152.) 

^)  Bei  den  Dominikanern,  Augustinern,  Minoriten,  bisweilen  auch  in  deren  Kapitelsälen. 

*)  Das  gilt  namentlich  vom  Landtage  am  25.  Juli  1462,  für  welchen  eine  Vorbesprechung  in  der  Kirche  der 
Augustiner  gehalten  wurde,  wobei  Ruprecht  von  Ebersdorf  eine  Rede  hielt 

')  Lazius,  Vienna  Austriae  (Basel  1546)  lib.  I,  p.  120  «Pragensis  domus  quondam  venatoria*. 

*)  Hormayr  in  seiner  Geschichte  Wiens  III,  2,  1.  Heft,  S.  89  «das  Praghaus  auf  dem  Kienmarkt  hinter  der  Ruprechts- 
kirche, einst  Kaiser  Wenzels  Gefängnis  und  das  Absteigequartier  vieler  fremder  Fürsten  und  vieler  Fürsten  von  Österreich 
—  seit  langer  Zeit  Salzamt  —  kann  als  landesfürstliches  Haus  nur  sehr  uneigentlich  und  zufällig  den  Namen  des  Landhauses 
geführt  haben*. 


8  Das  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

Dem  entgegen  führte  Dr.  Enzianers  Haus  *)  auf  dem  Graben,  an  der  Ecke  der  Bräunerstraße, 
mit  Recht  die  Bezeichnung  „das  alt  lannthaus",  die  Kitzinger  in  seinem  „Versuche"  aber  auf  ein 
anderes  Enzianer'sches  Haus,  nämlich  auf  jenes  in  der  Johannesgasse,  überträgt,  wahrscheinlich  auf 
Grund  einer  Bergenstamm*schen  Notiz.*)  Über  jenes  Haus  gibt  nun  ein  an  die  n.-ö.  Stände  ge- 
richtetes Schreiben  des  Schottenabtes  Michael  (1521 — 1528),')  der  selbst  Verordneter  des  Prälaten- 
standes war,  eine  nähere  und  sichere  Auskunft.  Darin  nennt  der  Abt  dieses  Haus  ausdrücklich  „das 
alte  lannthawß  am  Graben  hie  zu  Wienn  gelegen".*) 

Ernstlich  beschäftigten  sich  die  niederösterreichischen  Stände  mit  der  Frage  nach  einem 
eigenen  Hause,  für  ihre  Zusammenkünfte  erst  zu  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts,  nachdem  die 
Stände  von  Steiermark  seit  1494  und  auch  die  von  Kärnten  und  Krain  bereits  ein  solches  besaßen. 
Gleich  wie  bei  diesen  besonders  „die  Vßrvv4ltung5refornien  K.  Maximilians  I.  das  Bedürfnis  eines 
ständigen  Versammlungsortes  fühlbar  machten",  *)  wurden  auch  die  niederösterreichischen  Stände  aus 
demselben  Grunde  zu  jener  Frage  gedrängt. 

In  der  Instruktion  ddto.  Wien  am  14.  Mai  1509,  welche  nun  diese  ihren  Deputierten  an  den 
KÄisep,  nämlich  dem  Hanns  H^U6#r  von  Karlstein*)  und  Wolf  (?)  von  Trwn')  gaben,  heißt  es 
ausdrüi^kiißh,  sie  fußphtsn  sich  Auch  erkundigen,  ob  die  zw^i  Häußer,  jenes  des  Gr^f^n  Michael  von 


1)  Nach  den  Gewerbüchern  der  Stadt  Wien  werden  folgende  Besitzer  dieses  Hauses  genannt:  1444  das  ^von  Petta 
Haus" ;  Agnes,  Leutoids  von  Stubenberg  Hausfrau  *  und  ihre  Schwester,  die  Gräfin  von  Schaumberg,  erben  dasselbe  ¥on  ihrem 
Va^  Friedrich  von  Pettav,  USS  Christoph  von  Liechtenstein,  Landmarschall  in  ö^terreieh  —  vährend  dessen  Muf^chiUUnites 
iq^g  manct^er  (^andtag  hier  /^l^g^halten  worden  sein.  1498  Ulrich  Topl,  Rom.  Kais.  Mt,  Kamiperschreiber.  1^34  die  L^ndstände 
von  Österreich  ( ? ).  1538  Doktor  der  Medizin  Johann  Enzianer.  Nach  Enzianer  kommt  ^  &ls  das  Haus  des  Wolf  Sinnich  und 
nach  diesem  als  das  Haus  des  Johann  Gabriel  Freiherm  von  Selb  vor.  Es  war  im  Hofraum  besonders  zierlich  gebaut,  hatte 
rundbogige  Arkaden  und  eine  überaus  schöne  Schneckenstiege,  so  dafl  es  unter  jenen  alten  Häusern  der  innerm  Stadt,  die 
bis  iß  die  neuere  Zeit  st^fo^^  büel^en,  als  e||ie§  der  schönsten  gelten  l^onnte.  (Berichte  uod  MitteilMligffn  de^  Alt^ftlim^-Vereines 
7U  Wi»n  VIII,  p.  CXIX,  ti6J2;  }(.,  S.  101.)  sr  Dr.  Johant)  gnzifkner  war  ein  sehr  reicher  und  angesehener  Mann ;  ^ein  Schwieger- 
sohn war  der  berühmte  Professor  der  Medizin  an  der  Wiener  Universität  Dr.  Matthäus  Comax  (Schraijf  Festgabe  für  die 
Teilnehmer  an  der  66.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  in  Wien  [1804]  S.  63) 

*J  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  6.  —  Der  ehemalige  Marolteiningerhof  in  der  Johannesgasse  wird  in  der  ersten  Taxierung 
der  österreichischen  Frei-  oder  Herrenhäuser  im  Kämtnerviertel  vom  5.  Mai  1543  als  da«  „alta  Landhaus"  und  Eigei|tum 
des  Dr.  Georg  Enzianer  bezeichnet.  Im  Vergleich  der  oberen  Stände  mit  der  Stadt  Wien  vom  12.  Jänner  1552,  ebenfalls  wegen 
der  Frei-  pder  Herrenhäuser  abgeschlossen,  erscheint  dieses  Haus  als  des  jungen  (Christoph?)  Enzianers  Haus.  Im  «Verzeichnis 
aller  Häuser  der  Innerp  Stadt  Wien  und  ihrer  Besitzer  in  den  Jahren  1563  —  1587"  (Protokoll  der  k.  k.  Quartiermeister,  das 
E.  Birk  in  den  ßerichten  und  Mitteilungen  des  Altertums -Vereines  zu  Wien,  X,  S.  79—164  veröfifentlicht  hat),  wird  es  als 
ein  dem  Christoph  ßpzi^ner  gehöriges  Haus  genannt. 

*)  E.  Hauswirth  Abriß  einer  Geschichte  der  ßefiediktinerabtei  ^u  den  Schotten  in  Wien,  S.  53— 5J$. 

*)  Üßß  erwi(hi|te  Schreil^en  de^  4)3tes  Mich^i^l  war  e|n  Bittschreiben  um  ein^^n  ,,Sehßri|ibrief,  da  d&f»  Haus  von  Topl 
»Mfl^^ipe  ^mn|9  Q§\ä$ß*  ^n  Pr.  gnziapi^  ver)(auf]^  und  di^^i^r  pber  des  Ambro«  Wisent  Ansuchen  im  3chottengrundbuche  «an 
ni|t«  vn4  Qwar*  g^phrifbea  wordep  w^r.  Ulrich  Topl  hßtiß  einen  Sohn  hinteriasßeni  der  damals  noch  am  Lehen  war;  f^er 
weder  von  diesem  noch  von  Chri/$top))  M^nffiuingar,  f>Qch  yofi  den  ßtänden  war  eine  Anzeigi?,  Auisendung  oder  piji  Obergabsbrief 
vofgebr/t/^ht  oder  erlogt  WQrdßn.-  Um  ^un  von  diesem  Tppl|  Mamminger  oder  von  andern  künftighin  nicht  einen  Anspruch 
Od^r  Nachteil  erwarten  ^u  müaien,  wie  ßf  es  Wißßnt  ,Uwtter*  angezeigt,  bat  der  Abt  um  eine  Ausfertigung  eines  genügenden 
«Schermbriefes^,  wie  es  ^die  nottdurfft  erfordert.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.) 

»)  Wastler-v.  Zahn,  Da^  Landhaus  in  Graz  (Wien  1800)  S.  4ft. 

*)  Hanns  H  a  u  s  e  r  von  Karlstein  war  der  Sohn  des  Jobst  H  a  u  s  e  r,  des  Rates  und  tüchtigen  Feldobristen 
K.  Friedrich  IIL,  und  der  Afra  Hörleinspergerin.  (W i  fl g r i  1 1,  Schauplatz  des  landsäfligen  n.-ö.  Adels.  IV.,  S.  221.) 

*)  Im  Originalakt  der  Instruktion  heißt  es  zwar  „Wolfgangen  Trawn',  doch  findet  sich  um  diese  Zeit  kein  Wolfgang 
Traun  vor.  Ein  Traun  mit  diesem  Taufnamen  (Wolfgang  II.)  kommt  zuerst  1430  vor  (Bucelini,  Germania-Topo-Chrono- 
Stemmatographica,  pars  II;  und  ist  um  1482  gestorben.  Es  liegt  also  ein  Schreibfehler  vor  und  soll  entweder  Michael  heißen, 
der  Wolfgangs  Sohn  war,  oder  richtiger  Sigmund  IL,  von  dem  Bucelini  selbst  sagt:  „claruit  1509  und  1517". 


von  Dr.  Anton  Mayer. 


9 


Maidburg ^)  und  das  des  Jörg  von  Pottendorf,*)  dem  Kaiser  gehören  („kayserl.  M.  zustenn")  oder 
nicht  und  dann  demselben  berichten,  daß  die  Landschaft  in  Österreich  noch  immer  nicht  wie  die  in 
Steyr,  Kärnthen  und  Krain  mit  einem  „Lanndtmarschallhaws  versehen  sei",  und  ihn  bitten,  eines  dieser 
Häuser,  nämlich  das  des  Pottendorf,  den  Ständen  zu  geben,  und  zwar  um  darin  Landtage  zu  halten, 
„oder  zu  andern  notdurfflen"  halber.  Würden  aber  diese  Häuser  erblich  schon  vergeben  sein,  so 
sollten  sie  —  Deputierte  —  mit  dem  Besitzer  „vmb  ain  zimlich  gelt  hanndeln  mit  Kays.  M.  hilfif".  ^  Da 
keines  von  diesen  beiden  Häusern  im  Sinne  der  Stände  verfügbar  war,  oder,  weil  die  in  Aussicht 
genommenen  Unterhandlungen  vielleicht  auch  zu  keinem  Ziele  führten,  kauften  die  Stände  unter  dem 
Landmarschall  Wilhelm  Herrn  von  Puchheim  am  Montag  nach  St.  Georgi  (25.  April)  1513  von  den 
Brüdern  Wolfgang,  Lienhart  und  Erasmus  von  Liechtenstein  zu  Nikolsburg  ein  Haus  in  der  Herm- 
gasse (Hochstraße)  und  den  dazu  gehörigen,  anstoßenden  Garten  mit  allen  Rechten  und  Freiheiten. 
(Beilage  Nr.  L)*) 


Fig.  1,  Das  LandhAus  auf  WoUmatlLS  Plan  (1647). 


^)  Graf  Michael  von  Maidburg-Hardegg,  Landmarschall,  hatte  kurz  vor  seinem  Tode  (gest.  am  24.  März  1483)  alle 
seine  Besitzungen,  darunter  auch  sein  Haus  in  der  Spiegelgasse,  das  dem  Chorherrenstifte  St  Dorothe  gegenüber  lag,  am 
22.  Dezember  1481  an  den  Kaiser  abgetreten,  der  es  aber  schon  im  nächsten  Jahre  an  die  Grafen  von  Gösing  und  St  Georgen 
verpfändete.  Kurze  Zeit  nach  diesen  besafi  es  auch  Dr.  Johann  Fuchsmagen,  der  es  noch  1493  inne  hatte,  seit  welchem 
Jahre  es  in  den  Besitz  der  Reichs-  und  Panierherren  Sigmund  und  Heinrich  von  Prüschenk,  spätere  Grafen  von  Hardegg 
kam.  (Berichte  und  Mitteilungen  des  Altertums- Vereines  zu  Wien  VIII  p.  CXVI  und  CXVl.  ^  Blätter  des  Vereines  für  Landes- 
kunde von  Niederösterreich  XIII  (1877)  S.  418.) 

")  Als  Besitzer  des  Pottendorfer  Hauses  auf  dem  Graben  werden  grundbücherlich  genannt :  1438  Albrecht  von  Potten- 
dorf,  der  es  von  König  Albert  11.  (V.)  ,geschäft  halber'  erhalten  hatte.  Noch  im  selben  Jahre  folgte  im  Besitze  die  Wittwe 
Konrads  von  Pottendorf,  Johanna  von  Streitholen,  die  es  aber  schon  im  nächsten  Jahre  an  die  Brüder  Ulrich  und  Hanns  von 
Starhemberg  verkaufte.  1494  erscheint  Balthasar  von  Starhemberg,  Domherr  in  Passau,  allein  im  Besitze,  von  welchem  es  an 
Richard  von  Scherffenberg  kam.  (Berichte  und  Mitteilungen  des  Altertums  -Vereines  zu  Wien  VIII.  p.  CXIX.) 

*)  Landtagshandlung  von  1509.  (N.-ö.  Landesarchiv,  Landtagshandlungen,  Carton  1.  1506—1519.) 

*)  Das  Original  der  Verkaufsurkunde  (Perg.  ohne  Siegel)  befindet  sich  im  n.-ö.  Landesarchive,  Kasten  A. 
Carton  2.  Nr.  16. 

xzxvill.  Buid.  .     2 


10  I^as  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

Wenn  wir  auch  von  diesem  Hause  der  Liechtensteine  weder  eine  Abbildung,  noch  einen 
Grundriß  besitzen,  so  können  wir  uns  doch  aus  den  Grundbüchern  des  Magistrates,  der  Schotten 
und  der  Minoriten,  sowie  nach  Wolmuths  Plan  der  Stadt  Wien  aus  dem  Jahre  1547,  in  welchem 
„der  Landschafft  Haus"  genau  |und  deutlich  eingetragen  ist  (Fig.  1),  eine  Vorstellung  von  seiner 
Umgebung,  (Beilage  Nr.  II  nebst  Planskizze)  annähernd  auch  von  seiner  Gestalt  machen. 

„Der  Landschafft  Haws",  das  damals  nur  einen  Stock  hoch  war,  bestand  nämlich  nach 
Wolmuths  Plan  aus  drei  Trakten,  einem  längeren,  der  sich  (links)  von  der  Herrengasse  bis  an  den 
Minoritenplatz  erstreckte  und  durch  ein  schmales  Gäßchen  (Zwinger)  vom  Hause  der  Herren  von 
Rogendorf*)  getrennt  war,*)  einem  anschließenden  Quertrakte  längs  des  Minoritenplatzes  und  einem 
an  diesen  wieder  anstoßenden  Längstrakte  (rechts)  in  der  Richtung  gegen  die  Herrengasse  zu,  doch 
etwa  nur  halb  so  lang  als  der  linksseitige  Trakt.  Auf  dieser  Seite  grenzten  Haus  und  Garten  der 
Stände  an  den  Garten  und  das  Haus  der  Herren  von  Fünfldrchen,  die  von  1495 — 1604  hier  seßhaft  waren. 

Diese  Gestalt  des  Landhauses  dürfte  so  ziemlich  auch  die  des  Liechtensteinischen  Hauses 
gewesen  sein,  was  besonders  vom  linken  und  vom  Quertrakte  gilt,  denn  ob  zu  der  Zeit,  als  die 
Stände  das  Haus  kauften,  auch  schon  der  rechte  Trakt  gebaut  war,  ist  fraglich.  Im  Vordergrunde, 
knapp  an  der  Herrengasse  und  getrennt  von  den  andern  Trakten  stand,  wie  auch  Wolmuths  Plan 
deutlich  zeigt,  noch  ein  kleines  einstöckiges  Haus,  wahrscheinlich  der  sogenannte  „alte  Trakt",  wie 
er  nach  den  vorgenommenen  Adaptierungen  im  andern  großen  Hause  auf  den  ^Spanzetteln"  (Bau- 
kontrakten) mitunter  genannt  wird. 


')  Nach  den  Herren  von  Rogendorf  besaßen  dieses  Haus  die  Herren  von  Trauttmansdorf  und  nach  diesen  erhielt 
es  die  Bestimmung,  als  ^niederländisch-italienische  Cantzley*,  hierauf  als  .Polizei-Hofstelle*  zu  dienen.  Der  an  Stelle  dieses  alten 
Hauses  aufgeführte  Neubau  wurde  der  Sitz  der  n.-ö.  Regierung,  heute  k.  k.  n.-ö.  Statthalterei. 

*)  Die  heutige  Regierungsgasse. 


-••- 


von  Dr.  Anton  Mayer.  \l 


Baugeschichte 

(1516-1600.) 


rJald  nachdem  die  Stände  das  Liechtensteinische  Haus  gekauft  hatten,  begannen  sie  es  der 
neuen  Bestimmung  entsprechend  innen  und  außen  umzugestalten.  Diese  Adaptierungen  wurden 
durch  eine  Reihe  von  Jahren,  aber  immer  in  Intervallen,  fortgesetzt,  bis  in  den  Sechziger  Jahren  des 
XVI.  Jahrhunderts  die  großen  Veränderungen  mit  dem  Aufbau  eines  zweiten  Stockwerkes,  und  die 
herrliche  Ausstattung  der  verschiedenen  Stuben  (Säle)  und  des  großen  Saales  begannen. 

Die  erste  Epoche  der  Adaptierungen  war  etwa  mit  dem  Jahre  1518  abgeschlossen,  indem  da 
zum  ersten  Male  eines  Archivs  Erwähnung  geschieht  und  es  den  Ständen  anheimgestellt  wurde,  ihre 
Privilegien  und  Schriften  in  einem  eigenen  Gewölbe  (Zimmer)  unterzubringen.  *)  Auf  einen  Teil  dessen, 
was  in  der  Zeit  von  1513 — 1518  an  größerer  Veränderung  im  Innern  des  linksseitigen  Traktes  und 
im  Quertrakte  —  denn  sicher  kommen  nur  diese  dabei  in  Betracht  —  ausgeführt  wurde,  bezieht  sich 
wahrscheinlich  der  im  n.-ö.  Landesarchive  noch  vorhandene  undatierte  „Spanzettel*  (Beilage  Nr.  III),  *) 
welchen  die  Verordneten  unter  dem  Landmarschall  Kaspar  von  Wolkersdorf  mit  dem  Maurermeister 
Hanns  Traubinger  abgeschlossen  hatten.  Aus  demselben  geht  zunächst  hervor,  daß  die  Verordneten  nach 
damals  üblichem  Brauche,  ^)  dem  Vorsicht  und  Klugheit  gewiß  nicht  abzusprechen  ist,  der  aber  doch 
mit  manchen  Unannehmlichkeiten  für  sie  verbunden  war,  alle  zum  Bau  erforderlichen  Materialien  und 
Werkstücke,  gewöhnliche  Steine  aus  dem  „Katerholz -Steinbruche",*)  bessere  und  schönere  Steine 
aus  dem  Burgschleunitzer  Bruche  (Burgschleinzerstain)  *)  zuführen  ließen,  ja  selbst  Nägel  und  Holz 
zur  Gartenumzäunung  kauften.  Traubinger  hatte  nur  die  Maurer-  und  Steinmetzarbeiten  zu  besorgen, 
die  sich  aber  nicht  auf  einen  Neubau,  sondern,  wie  der  „Spanzettel**  besagt,  nur  auf  Adaptierungen, 
im  allgemeinen  auf  Errichtung  von  Pfeilern  und  darüber  gespannten  Kreuzgewölben,  auf  Aufführung 
von  Scheidemauern  und  Ausbrechen  von  Fenstern  und  Türen  nebst  allen  dazu  gehörigen  Verputz- 
und  Verschönerungsarbeiten,   endlich  auf  das  Legen  der  Estriche*)  in   den  neuhergestellten  Räumen 


')  Dr.  Ant.  Mayer,  Das  Archiv  und  die  Registratur  der  n.-ö.  Stande  1513 — 1848  im  Jahrbuche  für  Landeskunde, 
I.  Jahrg.  (1902). 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.-  3. 

*)  J.  Was  11  er,  Das  Landhaus  in  Graz  (Wien  1890)  S.  58,  Note  16. 

*)  Aus  dem  „Katerholz*  und  der  „Katerholzmühle*,  ein  alter  Besitz  des  Stiftes  Klostemeuburg,  entwickelte  sich  nach 
dem  Obergang  in  kaiserlichen  Besitz,  das  kaiserl.  Lustschlofi  Schönbninn.  Der  „Katerholz- Steinbruch'  lag  mehr  gegen  Hietzing 
zu  und  hieß  deshalb  auch  der  Hietzinger- Steinbruch.  Hier  wurden  Füll-  ynd  Grundsteine,  lange  und  breite  Quadern  auch  für 
den  Bau  bei  St  Stephan  gebrochen.  (Quirin  Leitner,  Das  kaiserl.  Lustschloß  Schönbrunn.  —  Dr.  Karl  Uhlirz,  Die  Rechnungen 
des  Kirchenmeisteramtes  von  St.  Stephan  S.  401,  468.) 

»)  Das  ist  Zogelsdorferstein  (V.  O.  M.  B.). 

*)  Estrich  ist  der  mit  gebranntem  Ziegelbeschlag  hergestellte  Fußboden.  Ein  solcher  Boden  bestand  aus  Gips,  mit 
Sand,  Ziegelmehl  und  kleinen  Ziegelstücken,  welche  Bestandteile  alle  zu  einer  Art  Brei  vermischt  und  dann  geschlagen 
wurden.  (Piper,  Burgenkunde,  S.  462,  Note.)  Ein  solcher  Fußboden  wurde  dann  mit  Teppichen  belegt. 


12 


Das  niedcrösteiTeichischc  Landhau 


n  Wien 


bezogen.  Bei  der  unteren  Stiege  im  Hof  hatte  Traubinger  dann  die  äußere  Steintür  auszuwechseln  und 
eine  neue  von  den  obgenannten  Steinen  einzusetzen,  ebenso  für  die  innere  Tür  ein  „soll  stueckh" 
(Stufen)  auszuhauen  und  einzusetzen.  Die  im  letzten  Punkte  des  „Spanzettels"  aufgeführten  »peck- 
stall",')  welche  Traubinger  ebenfalls  herbeizuschaffen  hatte,  gehörten  wahrscheinhch  für  die  neue 
Umzäunung  des  Gartens,  der  noch  über  einen  Teil  des  Hofes  und  längs  des  Fünfkirchner  Gartens 
sich  hinzog. 


% 

^H^^^^^HU^AV^^H^h^HHM^^^^^^^^^^^^^^^^^H 

l^g 

1 

^^.•.^; .-.'  V, 

y^^l^l^^l 

Fig.  2.   Die  Alte  DnrcUUirt. 


Wenngleich  gewisse  Hauptmauern  wegen  der  Erhaltung  von  historisch  oder  künsüerisch 
interessanten  Sälen  und  Zimmern  aus  dem  alten  Bau  im  neugebauten  Landhause  stehen  blieben 
(siehe  die  Grundrisse  auf  Tafel  2,  3  und  4,  wo  die  alten  Mauern  in  schwarzer  Farbe  gezeichnet  sind), 
so  ist  es  immer  noch  sehr  schwierig,  die  damalige  Lage  der  im  Traubingers  „Spanzettel"  aufgezählten 


')  Das  sind  Pfahle,  an  welchen  Zaune,  Gelinder  und  Planken  beTesligl  werden.    Die  Zimmerleute   nennen   sie  heute 


von  Dr.  Anton  Mayer.  13 

Räume,  nämlich  der  Herren  Verordneten  Stube,  Herrenstube,  Saal,  Landschaftskanzlei,  ganz  genau  zu 
bestimmen,  da  sie  sich  mit  den  später  gleichbenannten  nicht  ganz  decken  und  die  örtlichen  Angaben 
und  Maße  in  den  „Spanzetteln"  meistens  unklar  und  karg  sind.  *)  Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  daß 
von  jenen  zwei  Räumen,  die  in  Absatz  1  und  2  des  Traubinger*schen  Spanzettels  also  beschrieben 
werden :  „Erstlichen  soll  er  in  den  Stall  (d.  h.  wohl  des  früheren  Liechtensteinischen  Hauses)  acht 
Pfeiler  mit  Werkstücken  versetzen,  auf  diese  Pfeiler  ein  Grat-  oder  Kreuzgewölb  durchaus  aufFühren 
und  unten  eine  Scheidemauer  aufführen,  die  durchaus  in  das  obere  Zimmer  geht",  der  untere  Raum, 
das  mit  Pfeilern  versehene  gotische  Zimmer  war,  in  welches  zur  Zeit  der  Reformation,  um  das 
Jahr  1560,  die  Protestanten  ihre  Betstube  verlegt  hatten. 

So  viel  darf  man  als  sicher  annehmen,  daß  Traubingers  Arbeiten,  wie  erwähnt,  nur  Adap- 
tierungen betrafen  und  daß  die  für  die  Zwecke  der  Stände  hergerichteten  Räume  im  linken  Trakte 
lagen,  wo  heute  noch  die  einstige  Verordneten -Ratstube  (heute  Bibliothekssaal)  das  gotische  Zimmer 
und  die  Prälatenstube  erhalten  sind.  Der  große  Saal  befand  sich  aber  schon  damals  im  Quertrakte 
des  Liechtenstein'schen  Hauses,  worauf  die  Jahreszahl  1516  hinzuweisen  schien,  welche  vor  dem 
Abbruche  des  alten  Landhauses  an  der  Hauptfront  gegen  den  Minoritenplatz  hinaus  noch  neben 
einem  Fenster  desselben  zu  lesen  war.*)  Wann  nun  die  im  selben  Trakte  unter  dem  Saale  befind- 
liche, ursprünglich  c.  6  Klafter  tiefe  und  bis  zum  Gewölbescheitel  3  Klafter  hohe  alte  Durchfahrtshalle, 
ein  verhältnismäßig  niederer  Raum  mit  einem  darüber  gespannten,  halbrunden  Netzgewölbe  (Fig.  2), 
das  mit  dem  schönen  Wladislawsaale  in  Prag  (1493)  viele  Ähnlichkeit  zeigt  und  daher  fast  in  die 
gleiche  Entstehungszeit  mit  diesem  gehört,')  dann  der  nebenan  geschaffene  Raum,  dessen  Bestim- 
mung man  nicht  sicher  klar  legen  kann  (kleine  Durchgang?),*)  mit  dem  nicht  minder  architektonisch 
schönen,  aber  kleineren  Gewölbe  (Fig.  3),  endlich  das  sogenannte  gotische  Zimmer  (Fig.  4)  das  im 
ersten  Stocke  des  linken  Traktes  als  eine  Art  Vorhalle  zwischen  der  einstigen  Bürgerstube  und  dem 
Prälatensaale  liegt,  gebaut  worden'  waren,  ob  noch  zur  Zeit  der  Liechtensteine  oder  von  den  Ständen 
zur  Zeit  dieser  ersten  Adaptierungen,  das  läßt  sich  schwer  bestimmen,  da  die  Belege  hiefür  fehlen. 
Jedenfalls  aber  gehören  sie  ihrer  Konstruktion  nach  dem  Ausgange  des  XV.,  oder  spätestens  den 
ersten  zwei  Jahrzehnten  des  XVI.  Jahrhunderts,  also  dem  Übergänge  von  der  Gotik  in  die  Renais- 
sance an. 

Nachdem  so  das  Liechtenstein'sche  Haus  für  die  Bedürfnisse  der  Stände  adaptiert  und  ein- 
gerichtet war,  hat  es  wohl  seiner  inneren  und  äußeren  Ausstattung  nach  zu  den  schönsten  und 
wegen  seiner  hohen  Bestimmung  auch  zu  den  hervorragendsten  Gebäuden  Wiens  gehört  und  Cuspinian 
im  Jahre  1528  zu  dem  bezeichnenden  Ausspruche  bewogen,  „daß  es  bei  weitem  die  anderen  Häuser 
der  Stadt  übertreffe,   gleich  nach  der  Burg  käme  und  ein  königliches  Haus  genannt  zu  werden  ver- 


^)  Leider  hatte  man  es  vor  dem  Beginn  des  Neubaues  versäumt,  ja  sorglos  nicht  beachtet,  Aufnahmen  von  den 
alten  bemerkenswerten  Räumen  im  Parterre  und  ersten  Stock  zu  machen;  Kitzinger  wäre  es  noch  ein  Leichtes  gewesen,  an 
der  Hand  von  Akten  die  alte  Baugeschichte,  verbunden  mit  Illustrierung  der  Innenräume  in  ihrer  Entwicklung,  klarer  dar- 
zulegen, als  dies  heute  möglich  ist. 

■)  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  8. 

")  W.  Lübke  Geschichte  der  deutschen  Renaissance,  S.  625.  Die  Rippen,  die  in  Form  einer  Kreisfigur  eine  reiche 
Verschlingung  bilden,  vereinigen  sich  auf  jeder  Seite  auf  je  drei  der  dreiseitig  vorstehenden  Wandpfeiler,  von  denen  das 
Paar  gegen  die  Minoritenseite  hinaus  bei  der  Umwandlung  dieses  Raumes  zur  Kapelle  vermauert  werden  mußten.  „Die  durch 
diese  Rippenvereinigung  beiderseits  oildenden,  je  zweispitzbogig  abgeschlossenen  Wandfelder  werden  durch  je  zwei  in  •/,  Höhe 
der  Wand  angebrachte  halbrunde,  aus  Wülsten  und  Kehlstäben  gebildete  Bögen,  die  an  ihrer  Vereinigungsstelle  in  Mitte  der 
Wand  auf  einer  Konsole  aufstehen,  belebt."  (Mitteilungen  der  k.  k.  Zentral-Kommission  der  Kunst-  und  historischen  Denkmale 
N.  F.  n,  p.  LH  f.) 

*)  Ist  gegenwärtig  der  Heizraum  für  die  Zentralheizung. 


Das  nicderösterreichische  Landhaus  in  Wien 


diene."')  Interessant  ist,  daß  Cuspinian  auch  auf  die  vier  in  erstaunlicher  Art  getrennten  Gemächer 
für  die  vier  Stände  hinweist 


')  (Est  autem  hacc  domus  tam  egregie,  tamquc 
possit  princeps  aliquis  inhahitare,  tarnen  hacc  omnes  a 
burgum:  tanta  arte  est  polila.  —  Necdum  est  ei  exlrema  mi 
(Austrin  Joannis  Cuspiniajii.  Francofurti   1601   Toi.  p.  64.) 


fig.  3.  (Der  kleine  Dnrchguigf) 

magnilice 


licet  sint  pleraeque  domus  Vicnnae,  quibus 
Junge  Euperal,  ut  jure  possil  regia  dici,  utpote  secunda  post 
additn,  ob  bellicos  regis  tumultus:  adeo  insignis  exslat  domus. 


von  Dt,  Antan  Mayer.  15 

Aus  dem  Vertrage  („geding"),  welchen  die  Verordneten  durch  den  Schottenabt  Konrad*)  mit 
Meister  Sigmund  Hueber  am  8.  März  1533  abgeschlossen  hatten  (Beilage  Nr.  IV),  ■)  geht  hervor, 
daß  wegen  mancher  Gebrechen  im   sogenannten    „alten  Stock",  der  bisher  von  den  Adaptierungen 


Ftg.  4.   Du  gotische  Zimmer. 


>)  Ob«r  die  Tätigkeit  dieses  Abtes  (1528-1541)  als  Stände mitgli cd.  Verordneter  und  Raittierr  (1531)  s 
nor  Geschichte  der  Benediktinerabiei  zu  den  Schotten  in  Wien.  S.  57. 
*)  N.-«.  Landeiarchiv  A.  2.  16.  und  B.  8.  3.    8.  März  1633. 


16  Das  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

verschont  geblieben  war,  nun  Änderungen  vorgenommen  werden  sollten.  Dieser  alte  Stock  war 
jenes  alleinstehende,  stockhohe  Gebäude  an  die  Herrengasse  heraus,  welches  auf  Wolmuths  Plan  (1547) 
auch  ersichtlich  ist  (Fig.  1),  gegen  die  Hofseite  zu  mit  einer  Sonnenuhr  versehen  war*)  und  mit  den 
beiden  anderen  Seiten  an  den  ständischen  Garten  stieß.  In  diesem  Gebäude  wurden  jetzt,  um  dem  vor- 
handenen Raummangel  abzuhelfen,  „zu  ainer  Stuben  und  khamer  auf  die  gassen  werts"  zwei  Scheide- 
mauern aufgeführt  „vnd  von  derselben  Stuben  daneben  durch  die  Mauer  eine  Thür  in  den  Garten 
hinaus"  ausgebrochen  u.  dgl.  m.  Ebenso  wurde  damals  die  „Steinhütte"  im  Garten  (Grotte?)  in  eine 
Stube,  die  für  den  Diener  des  Landmarschalls  und  der  Stände  bestimmt  war,  umgestaltet. 

Wahrscheinlich  mit  Rücksicht  auf  den  Bau  eines  rechten  Flügels  des  Landhauses  versicherten 
sich  die  Stände  durch  Kauf  des  dazu  unbedingt  notwendigen,  weil  anstoßenden  Gartengrundes  der 
Herren  von  Fünfkirchen,  mit  welchen  der  noch  vorhandene  Servitutsrevers  vom  14.  Mai  1539, 
ausgestellt  von  Hans  von  Fünfkirchen  zu  Steinabrunn  und  auf  Falkenstein,  zugleich  Besitzer  jenes 
Hauses,  das  später  in  „das  kleine  Landhaus"  einbezogen  war,  im  Zusammenhange  steht.  Kraft  dieses 
Reverses  trat  Fünfkirchen  für  sich  und  ^eine  Erben  gegen  eine  von  den  Ständen  erhaltene  Summe 
von  dreihundert  Gulden  jenes  Stück  Grundes,  welches  sie  von  seinem  Gartengrund  nächst  der 
Minoritenfreithof  „mauerdick"  zu  ihrem  Gemäuer  gezogen,  an  sie  gänzlich  ab  und  gestattete,  daß  sie 
in  dieser  Mauer  Licht  und  Fenster  nach  Belieben  haben  mögen,  wobei  er  und  seine  Erben  sie  gegen 
jedermann  schützen  und  schirmen  sollen  und  wollen.^  (Beilage  Nr.  V.)  Die  Stände  wären  wegen  der 
Scheidemauer  zwischen  dem  Hause  des  Fünfkirchen  und  dem  nunmehr  ihnen  gehörigen  Garten  sowie 
wegen  der  Lichtfenster  in  jenem  Hanse  gegenüber  der  projektierten  Verbaaung  dieses  Gartens  zu  einem 
rechten  Flügel  des  Landhauses  vielleicht  in  einen  Konflikt  gekommen,  gegen  den  sie  sich  für  jetzt 
und  gegen  jeden  künftigen  zu  schützen  suchten.  Wie  notwendig  der  Revers  war,  zeigte  sich  in  der 
Folgezeit.  Zwei  Versuche,  gegen  ihn  zu  handeln,  mußten  nach  Einsprache  der  Verordneten  aufgehoben 
werden. ')  Wann  der  rechte  Flügel  gebaut  wurde,  ist  aktenmäßig  nicht  zu  erweisen,  er  muß  aber  1547 
gebaut  gewesen  sein,  da  er  auf  Wohlmuths  Plan  erscheint. 

Länger  noch  als  ein  Jahrzehnt  dauerte  es  aber,  bis  die  Frage  des  vollständigen  Ausbaues  des 
Landhauses  durch  die  Aufführung  eines  zweiten  Stockes  näher  in  den  Zenith  einer  definitiven  Lösung 
gelangte.  Am  20.  April  1551  beschlossen  die  Stände  unter  dem  Landmarschall  Christoph  Freiherrn  von 
Eytzing,  im  Quertrakt  den  großen  Saal  mit  einem  Gewölbe  zu  versehen.  *)  Bald  jedoch  erlischt  wieder 
der  Strahl  von  Licht  in  der  Geschichte  des  Landhauses,  bis  von  1562  an  ein  größerer  Bau  im  vordem 
neuen  Stock  vom  Gitterbrunnen  an  gegen  die  Herrengasse  zu  durch  mindestens  zwei  Jahre  geführt, 


*)  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  21. 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  A.  5.  7.  B.  8.  4.    14.  Mai  1530.  —  (Codex  Provincialis  p.  986.) 

')  Schon  der  Sohn  des  Hans  Fünfkircher,  Hans  Bernhard,  strebte  im  Jahre  1600  eine  Erweiterung  seiner  Behausung 
an,  womit  die  gegenüber  befindliche  Ritterstube  nicht  allein  im  Licht  verdunkelt,  sondern  ihr  auch  der  Prospekt  und  die 
gute  Luft  genommen  worden  wären.  Merkwürdigerweise  hat  gerade  hundert  Jahre  nach  Ausstellung  oberwähnten  Original- 
Reverses  —  1639  —  auch  Frau  Maria  von  Breuner,  eine  geborene  Trauttmansdorf,  wahrscheinlich  in  Unkenntnis  jenes 
Reverses  ein  ziemlich  einfaches  Gebäude  neben  dem  Landhause  gegen  das  Einnehmeramt  zu,  und  zwar  geplant,  gegen  das  die 
Verordneten  aber  ziemlich  scharf  remonstrierten.  ,Wann  aber^  —  sagten  sie  —  „Frau  Preinerin  selbst  vernünflUg  £u  erachten,  dafi 
in  Einem  jeden  Zimmer  oder  Wohnung  fümemblich  daß  Liecht  Erfordert  wirdt,  gestalten  sich  dann  Rechtwegen,  wie  auch 
der  dato  noch  befindenten  großen  Fenster  halber,  noch  vor  hundert  Jahren  die  damalligen  Verordneten  von  weylandt  Herrn 
Hansen  Fünffkircher,  Inhalt  seines  damals  von  sich  gegebenen  reuers  davon  hiebey  ein  Abschrifft,  mit  darschießung  drcy 
hundert  gülden  Paaren  gelts  Verglichen,  vnd  gleichsamb  durchkhauff  an  sich  gebracht,  vnd  derselbige  biß  dato  in  ruehigcr 
goßeß  gewest."  Die  Verordneten  ersuchten  daher  die  FräU  „Preinerin''  schon  des  Reverses  und  guter  Nachbarschaft  wegen  die 
schädliche  Baufuhrung  „vnbeschwert**  einzustellen,  was  sie  auch  wirklich  tat  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  1639.) 

*•)  N.-ö.  Landesarchiv  A.  2.  1.  20.  April  1551.  Es  ist  dies  der  heutige  Sitzungssaal  des  Landtages. 


von  Dr.  AdIod  Mayer.  17 

dann  aber  wieder  auf  einige  Jahre  unterbrochen  wurde. ')  Man  begann  nämhch  damals,  unter  dem 
Landmarschall  Joachim  Freiherm  von  Schönkirchen,  den  Unken  Flügel  bis  zum  Minoritenfreithof  mit 
einem  zweiten  Stockwerk  auszubauen.  Am  16.  August  1562  trafen  die  Verordneten  mit  dem  Besitzer 
des  Nachbarhauses  Hans  Wilhelm  Freiherm  zu  Rogendorf  und  Mollenburg,  „obrister  Erblandhofmaister, 
Rom.  Khay.  Mt,  Beisitzer  deß  Lanndts  Rechtens  in  Österreich  under  der  Ennß",  den  Vergleich,  daß 
der  Bogen,  welcher  von  seinem  Hause  gegen  das  Landhaus  zu  über  das  Gäflchen  (Zwinger)  gespannt 
war  und  zwei  Zimmer  enthielt,  gegen  eine  Entschädigung  von  400  Gulden  abgebrochen  werde,  welchen 
Betrag  der  von  den  Verordneten  bestellte  Einnehmer  Hans  Moser  gegen  Quittung  an  Freiherm  von 
Rogendorf  auszubezahlen  hatte.»)  Im  Nachhange  zu  diesem  Vergleiche  schlössen  die  Verordneten,  Abt 
Michael  von  Melk,  Rüdiger  Herr  von  Starhemberg  zu  SchÖnbüchel  und  Herr  Christof  Teufl  zu 
Khrottendorf  am  6.  April  1564  mit  Hans  Wilhelm  Freiherrn  zu  Rogendorf  und  Herrn  Geoi^  Ehrnreich 
Freiherrn  zu  Rogendorf  und  Pöggstall,  auch  .ErblandthofTmeister  in  Österreich",  einen  anderen  Ver- 
gleich (Betlage  Nr.  VI)  dahin,  daß  Rogendorf  wieder  ein  Gewölbe  herüber,  aber  an  einer  andern 
Stelle,  als  das  frühere  sich  befand,  an  das  Landhaus,  die  Stände  aber  ein  eben  solches  von  ihrem 
Landhause  im  vordem  neuen  Stock  und  „mittem"  Zimmer  aus  an  Rogendorfs  Haus  bauen  dürfen,  *) 
was  wohl  erst  später  (nach  1568)  zur  Ausführung  gelangte. 

Der  letzte,  nun  vollständig  zu  Ende  geführte  Ausbau  des  Landhauses,  der  in  einer  Reihe  von 
Restaurierungen  in  den  Stuben  und  im  Saale  wie  auch  in  der  Fortsetzung  des  zweiten  Stockwerkes 
bestand,  begann  im  Jahre  156S  und  dauerte  bis  1586.  Zunächst  wurde  nach  einem  von  den 
Ständen  gebilligten  Plane  der  linke  Flügel  vom  Gitterbrunnen  bis  an  den  Minoritenplatz  zu  Ende 
geführt,*)  sodann  gegenüberliegend  der  rechte  Flügel  gegen  die  Herrengasse  herab  ausgebaut  und 
ebenso  der  beide  Flügel  verbindender  Quertrakt  längs  des  Minoritenplatzes  fertiggestellt.  Im  linken 
Flügel  lagen  die  neue,  erweiterte  Verordnetenratsstube,  die  Bürgerstube  und  die  Prälatenstube  nebst 
zwei  diese  Säle  verbindenden  Vorhallen  im  gotischen  Stile.  Der  Quertrakt  war  für  den  großen  Saal, 
der  rechte  Flügel  für  die  Herren-  und  Richterstube  mit  ihren  Verbindungsräumen  bestimmt.  Mit  dem 
Plane  und  der  architektonischen  Ausführung  dieses  ganzen  Baues  wurde  der  Bau-  und  Werkmeister 
von  St.  Stephan  Hans  Saphoy*)  betraut,  jener  Meister,  der  dadurch  bekannt  ist,  daß  er  1579  den 

>]  Ober  das  erste  Baujahr  (1.  Jänner  bis  31.  DeHmber  15621  liegt  ein  .Rutbrief*  der  Verordnelen:  Wilhelm  von 
Hofkirchen,  Freiherr  von  „Kollmüts*,  und  Pitgrim  von  Sinzendorf,  Herrn  von  Fridau,  ddto.  S.  April  1563  fQr  Ulrich  Paumann, 
(fOrbiettar*  bei  den  Landrechlen  über  die  durch  ihn  über  Befehl  der  Verordneten  geschehene  ,erbauung*  im  Landhause  und 
hierauf  ausgelegte  Unkosten  per  345  Gulden.  (N.-A.  Landesarchiv  B.  8.  3.  S.  April  1563.) 

■)  H.-ö.  Landesarchiv  6.  8.  3.  16.  August  1562. 

*)  N.-A.  Undesarchiv  B.  8.  3.  6.  Apnl  1564. 

*)  Man  hatte  auch  beschlossen,  .den  alten  Stock  vom  Brunnen  an  bis  zu  dem  neu  erbauten  Stock  gegen  die  Herren- 
gasse  heraus  vom  Grunde  aus  unter  das  Dach  dem  anderen  Gebäude  gleichmäfiig  lu  erbauen*,  d.  i.  um  dann  das  ganze 
Landhaus  in  der  gleichen  Höhe  von  zwei  Stockwerken  zu  haben.  Am  16.  März  1598  wurde  der  Zimmermeister  Georg  Rein 
zum  Aufsetzen  des  Dachstuhles  für  jenen  Teil  bestellt  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.   16.  März  1568.) 

*}  Nach  einem  Konzepte  der  Instruktion  für  den  Baumeister  von  SL  Stephan  schwur  Hans  Sapboy 
atn  2.  Juni  1556  vor  dem  Bürgermeister  und  Rate  der  Stadt  den  Eid  als  Baumeister  von  St.  Stephan  und 
folgte  von  diesem  Tage  an  dem  Leonhard  Eikl.  Saphoy  war  ein  wohlhabender  Mann,  besaS  ein  Haus  (.z 
goldenen  Esel*)   in  der  WipplingerstraÜe  und  eines  .auff  s.  StefTansfreithof,  und  zwar  dort,  wo  jetzt  das 
Churhaus   sich   befindet,   das  jedoch  1566   in   den   Besitz   der  Stadt  überging  und  seither  ,gemainer  statt- 
paumeister  ambtshaws  bei  s.  Steffan*  hjefi.  Für  seine  Mühe  bei  der  Zubereitung  auf  dem  Turme  anläßlich 
des  Einzuges  Kaiser  Ferdinand  1.  nach  seiner  Wahl  zum  römischen  Kaiser  (14.  April  1558)   hatte   er   a 
des  Bürgermeisters  Befehl  sechs  Taler,  ebenso  eine  .ergezlichkeit*  fiir  seine  gehabte  Mühe  auf  dem  Stephan 
türme  zur  Einbegleitung  Kaiser  Maximilian  II.  erhalten.    Saphoys  Steinmetzzeichen,   wie   es   auf  den  alten 
Steinmetztafeln  der  Wiener  Bauhütte,   die  bei   der   Genossenschaft   der  Baumeister  aufbewahrt  werden,   ..^l 
Fig.  5  abgebildet.  (Berichte  und  Mitteilungen  des  Allertums-Vereines  zu  Wien,  X,  5    113.  —  Monatsblatt 
des  Altertums -Vereines  zu  Wien,   IV   [1894],    S.    102.    -    Jahrbuch  der  Kunstsammlungen  des  A.  h.  Kaiserhauses  XVIII, 
p.  LXVI  15567  Fol.  41,  Nr.  15754,  15821  Fol.  159.) 

XZXTia  Bud.  9 


:rme ister  Georg  Rein 


18  I)&s  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

zweiten  Turm   von  St.  Stephan  mit  einem  kleinen   Absätze  abschloß   und   mit  einem  Kupferdache 
versah.^)   Die  Aufsicht  über  den  Bau  führte,  wie  früher,  Ulrich  Paumann. *) 

y  Gleichwie  beim  Bau  von  1516  und  1562  befaßten  sich  die  Verordneten  nach  damaliger 
Gewohnheit  wieder  selbst  mit  der  Bestellung  der  Ziegeln  und  Steine,  des  Holzes,  Eisens  und  sonstigen 
Materials,  ja  auch  der  Fuhrwerke  und  Taglöhner  und  schloßen  mit  den  einzelnen  Lieferanten  die 
Kontrakte.  Der  Baumeister  hatte  nur  die  Maurer  und  Steinmetze  beizustellen,  ihnen  die  Löhne  zu 
bezahlen  und  wurde  nach  Ausmaß  des  aufgeführten  Mauerwerkes  durch  Teilzahlungen  eines  ver- 
einbarten Gesamtbetrages  honoriert.*)  Aus  den  Akten,  so  weit  sie  noch  erhalten  sind,  sehen  wir 
bereits,  wie  umfassend  die  Vorbereitungen  für  den  Bau  gewesen  sein  mußten  und  wie  weit  oft  das 
Baumaterial  herbeizuschaffen  war. 

Um  die  nötige  Zahl  Ziegel  ohne  Störung  des  Baues  stets  zur  Hand  zu  haben,  hatten  die 
Verordneten  an  Thoman  Eyseler,  „Rom.  Kays.  Mt.  Superintendanten  des  Kayserl.  Stattgepeys  Wienn**, 
der  jederzeit  sich  freundlich  erboten  hatte,  „zu  dem  vorhabenden  gepey  im  Lanndthauß"  alle  Gut- 
willigkeit und  Hilfleistungen  zu  zeigen,  am  8.  März  1568  ein  Schreiben  gerichtet,  in  welchem  sie  ihn 
verständigten,  daß  sie  zwei  leerer  Ziegelöfen  zum  Brennen  der  Ziegeln  bedürften ;  er  möchte  sie  ihnen 
zur  Verfügung  stellen  und  ihnen  dies  dann  mitteilen,  damit  das  dazu  nötige  Holz  zugeführt  werde.*) 

Ebenso  wie  die  Verordneten  die  Beistellung  des  Holzes  zum  Ziegelbrennen  auf  eigene  Rechnung 
besorgten,  wendeten  sie  sich  am  5.  Oktober  1568  auch  an  Herrn  Hans  Freiherm  von  Weißpriach,  um 
das  nötige  Holz  aus  seinen  Wäldern  für  den  Hofkalkbrenner  Georg  Aichinger  zum  Kalkbrennen  zu 
bekommen.  *)  Wahrscheinlich  wurde  von  jenem  Herrschaftsbesitzer  auch  das  Eichenholz  für  die  Türen 
und  das  Bau-  und  Gerüstholz  bezogen  und  nur  ausnahmsweise,  als  es  noch  nicht  angekommen  war, 
hatten  die  Verordneten  am  15.  Mai  1568  an  die  Kammerräte  der  n.-ö.  Lande  geschrieben,  es  möchten 
ihnen  diesfalls,  damit  der  Weiterbau  nicht  gestört  werde,  von  Ihrer  Majestät  vorhandenem  Bauholz  zehn 
Stämme  zur  „runder  Pölczung"  geliehen  werden,  die  sofort,  wenn  das  bestellte  Holz  angekommen 
sei,  mit  Dank  würden  zurückerstattet  werden.*)  Das  Steinmaterial  für  die  Stiegen  wurde  aus  dem 
Leithagebirge,  und  zwar  von  dem  Bestandinhaber  der  Herrschaft  Wolkersdorf,  Ludwig  Hütterl,  bezogen, 
bei  dessen  Verwaltung  die  Verordneten  auch  die  Zufuhr  der  Steine  am  10.  März  1569  bestellt  hatten. ') 
Wegen  des  Eisens  akkordierten  dieselben  am  16.  Juli  1569  mit  den  Wiener  Eisenhändlem,  die  zwanzig 
Zentner  Hütten -Eisen  liefern  sollten.®) 


*)  Franz  Ziska.  Die  Metropolitankirche  zu  St.  Stephan  in  Wien,  1823,  S.  8  -  Franz  Tschischka.  Der 
St.  Stephansdom  in  Wien  und  seine  alten  Kunstdenkmale  Wien  1832,  S.  5. 

')  Ulrich  Paumann,  der  Landrechten  Fürbitter  und  Potenmeister,  ,als  dem  solch  Gebäude  verrichten  zu  lassen  und 
auszuholen  vertraut  und  befohlen  ist'.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.) 

*)  Wastler,  Das  Landhaus  in  Graz,  S.  56,  Nr.  10. 

^)  N.  -  ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  5.  März  1568.  —  Bei  dem  Ziegelbrennen  war  bald  eine  Unregelmäßigkeit  vorgekommen, 
weshalb  die  Verordneten  unterm  11.  Oktober  1568  an  Eyseler  eine  Beschwerde  richteten.  Der  Ziegelschreiber  N.  Jobst  hatte 
nämlich  von  der  Landschaft  bezahlten  »Flachwerk*  ohne  Erlaubnis  und  in  ganz  unbefugter  Weise  5000  Ziegeln  ins  .Hubhaus* 
wegfahren  lassen.  Eyseler  wolle  dies  dem  Jobst  ernstlich  verweisen,  „dafi  er  sich  künftig  der  Eigenwilligkeiten  enthalte*,  und 
anordne,  daß  diese  5000  Ziegel  möglichst  bald  nachgeliefert  werden.  Dagegen  hatten  die  Verordneten  im  folgenden  Jahre  dem 
Abte  Urban  von  Melk  für  seinen  Bau  im  Melkerhof  3000  Ziegeln  ausfolgen  lassen,  die  sie  am  24.  September  1569,  weil  sie  daselbst 
noch  unverbaut  bei  einander  lagen,  zurückverl&ngten,  da  bei  ihnen  jetzt  ein  Abgang  erscheine  und  sie  derselben  dringend  bedüri'en, 
damit  die  Maurer  nicht  feiern.  Der  Abt  möge  daher  seinen  Hofmeister  beauftragen,  daß  er  jene  3000  Ziegel  zurückerstatte; 
„können  wir  Euch  hinfür  der  sonst  wiederum  dienstlich  Willen  erzeigen'',  stünden  wir  gerne  zur  Verfügung.  (N.-ö.  Landes- 
archiv B.  8.  3.  24.  September  1569.) 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  5.  Oktober  1568. 

«)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  15.  Mai  1568. 

V)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  10.  März  1569. 

^)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  Extraktenverzcichnis. 


von  Dr.  Anton  Mayer.  \Q 

Weit  schwieriger  gestaltete  sich  aber  der  Bezug  des  Zier-  oder  feineren  Holzes  zur  Ausschmückung 
jener  Innenräume,  die  den  Ständen  zu  ihren  Versammlungen  dienen  sollten,  also  des  Verordneten- 
Ratszimmers,  des  großen  Sitzungssaales  und  der  Stuben  der  Prälaten,  Herren  und  Ritter.  Für  die  Plafonds 
in  denselben  bedurfte  man  ganz  besonders  eines  wurmfreien,  trockenen  Holzes.  Der  Hoftischler 
Georg  Haas,*)  „der  in  Verrichtung  einer  Ersamen  LanndtschafTt  Landhaus  hier  in  Wienn  in  ansehnlicher 
Arbeit  stand",*)  hatte  dazu  meistens  Holz  von  Eichen-  und  Ahornbäumen  in  Aussicht  genommen  und 
bereits  auch  94  schöne  Stämme  dieser  Holzgattungen  in  den  Wäldern  der  Karthäuser  in  Gaming  aus- 
suchen lassen  und  für  das  Fällen  20  Gulden  rhein.  dargeliehen.  Der  Prior  von  Gaming,  Crispinus,  „ver- 
bot jedoch  die  Wegbringung  solchen  Holzes  mit  allem  Ernst  und  ließ  auch  das  weitere  Fällen  ein- 
stellen". Da  er  doch  Mitglied  des  Prälatenstandes  war,  dürfte  der  Grund  seiner  Weigerung  ein  triftiger 
gewesen  und  vielleicht  nicht  mit  Unrecht  darin  zu  suchen  sein,  daß  die  Mehrzahl  der  Stände,  daher 
auch  des  VerordnetenkoUegiums,  in  dessen  Hände  ja  die  eigentliche  Bauleitung  lag,  Protestanten 
waren.  Die  Verordneten  sahen  sich  sohin  veranlaßt,  ihm  am  7.  August  1571  zu  schreiben  und  hiemit 
freundlich  und  „pitlich"  zu  erinnern,  daß  er  einer  ehrsamen  Landschaft  zu  „sonderem  Gefallen"  gegen 
das  übliche  Standgeld  und  die  Waldgerechtigkeit  doch  jene  94  Stämme  unaufgehalten  passieren  lasse.  ^) 
Über  den  etwaigen  Erfolg  dieses  Schreibens  ist  nichts  bekannt. 

Der  Marmor  zur  inneren  und  äußeren  Verkleidung  der  Türen  und  Fenster  und  anderen  Ver- 
zierung wurde  aus  den  Marmorbrüchen  des  Hans  Friedrich  Hofmann  Freiherrn  zu  Strechau  *)  geliefert. 
Die  Verordneten  hatten  demselben  am  14.  April  1569  geschrieben,  daß  sie  ihren  Baumeister  Hans 
Saphoy  „mit  Befehl  abgefertigt"  hätten,  den  Marmor  in  seinem  herrschaftlichen  Gebiete  zu  besichtigen 
und  mit  seinem  Vorwissen  und  seiner  Bewilligung  dann  brechen  zu  lassen;  er  möge  Saphoy 
alle  Förderungen  angedeihen  lassen.  Am  selben  Tage  schrieben  sie  auch  dem  Abte  Lorenz  von 
Admont  über  des  Saphoy  Reise  zu  dem  Freiherm  von  Strechau  und  baten  ihn,  „er  wolle  bei  seinen 
Untertanen  viel  darüber  sein  und  verschaffen,  daß  sie  die  Fuhren  nach  Wien  übernehmen  und  sich 
gegen  baare  Bezahlung  gutwillig  gefallen  lassen".  Letzteres  scheint  aus  was  immer  für  einem  Grunde 
nicht  eingetreten  zu  sein,  *)  denn  als  die  Verordneten  Hans  Saphoy  ein  zweites  Mal  zu  Freiherrn  von 
Strechau  schickten,    um   die   gebrochenen  Steine   herauszubringen,    schrieben   sie   gleichzeitig  unterm 


*)  Der  Hoftischler  Georg  Haas,  von  welchem  der  kunstvolle  Plafond  im  einstigen  Verordnetenratszimmer  (heute 
Bibliothekssaal)  allein  noch  erhalten  ist,  hatte  in  den  kaiserlichen  Schlössern  und  mehreren  Burgen  des  hohen  Adels 
25  solcher  Plafonds  gemacht.  Sie  sind  in  einem  eigenen  Werke  durch  den  Stich  reproduziert  und  von  Haas  selbst  heraus- 
gegeben worden.  Den  Druck  veranstaltete  der  Wiener  Buchdrucker  Stephan  Kreuzer,  welches  Werk  heule  höchst  selten  ist; 
es  ist  nur  ein  Exemplar,  und  zwar  das  auf  der  Wiener  Hofbibliothek  bekannt.  In  diesem  Werke  befindet  sich  auch  das  Porträt 
des  Meisters  Georg  Haas.  (Taf.  8.)  (Dr.  Anton  Mayer,  Wiens  Buchdruckergeschichte  1482-1882.  I,  S.  117.) 

*)  Um  die  Tischlerarbeiten  beim  Neubau  des  Landhauses  hatte  sich  auch  der  Bürger  und  Tischler  Hans  Herr 
beworben,  da  er  schon  in  die  zwölf  Jahre  mit  seinen  Arbeiten  nseines  Hoffens  treulich  und  fleißig  gedient  hätte**.  Da  er  schon 
längere  Zeit  von  dem  Neubaue  wisse,  habe  er  sich  mit  allerlei  trockenem  (, dürrem*)  Holze  versehen,  das  „zu  guten  statten" 
gereichen  würde.  Die  Verordneten  fertigten  ihn  aber  kurz  dahin  ab:  ,Was  die  weitere  Tischlei-arbeit  im  Landhause  anbelange, 
so  hätten  sie  bereits  mit  einem  anderen  Meister  —  eben  Georg  Haas  —  abgeschlossen.  Was  aber  seine  Nachforderung  betreffe, 
so  wolle  er  sich  sicher  neu  verrechnen  und  über  die  getane  Arbeit  in  14  Tagen  Rechnung  legen.  .(N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.) 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  7.  August  1571. 

*)  Burg  und  Herrschaft  Strechau  bei  Rottenmann  in  Steiermark  gehörte  seit  1.  Dezember  1528  bis  1629  der  Familie 
Hofmann,  die  erst  seit  1538  als  freiherrlich  erscheint.  Der  Steinbruch  befand  sich  dort,  wo  der  Weg  vom  Strechhof  zu  der  auf 
hoher  Bergesspitze  zwischen  dem  Palten-  und  Ennstale  gelegenen,  mächtigen  und  stolzen  Veste  Strechau  führt.  (Vgl.  J.  Wich n er. 
Zwei  Burgen  und  drei  Edelsitze  in  der  oberen  Steiermark  L  Strechau  in  den  Mitteilungen  des  historischen  Vereines  in  Steier- 
mark 1895  [42.  Heft],  S.  158  ff.) 

•)  Der  Grund  für  die  Weigerung  des  Abtes  dürfte  allem  Anscheine  nach  ebenfalls  darin  zu  suchen  sein,  daß  die 
weltlichen  Glieder  des  n.-ö.  VerordnetenkoUegiums  Protestanten  waren  und  auch  Friedrich  Freiherr  von  Hofmann  zu  den 
eifrigsten  Protestanten  in  Steiermark  zählte. 

3* 


20  I^as  niederösteireichische  Landhaus  in  Wien 

17.  Juli  1569  demselben,  „er  wolle  bei  seinen  Untertanen  und  auch  sonst  darob  sein  und  verschaffen, 
daß  sie  gegen  Barbezahlung  die  Steine  herausbringen".^) 

Die  Verordneten  hatten  aber  nicht  allein  die  Sorge,  das  Baumaterial  und  alles,  was  sonst 
noch  für  den  Bau  erforderlich  war,  bis  ins  Detail  herbeizuschaffen,  sondern  überdies  auch  jene,  daß  die 
Meister,  denen  Arbeiten  übertragen  waren,  diese  auch  zur  rechten  Zeit  lieferten.  Es  fehlte  daher  nicht 
an  wiederholten  Mahnungen  der  Säumigen.  Ein  typisches  Beispiel  der  letzteren  war  wohl  der  immer 
lässige  Steinmetz  Lorenzo  Cariolo,  dem  die  Herstellung  der  Stiegenstufen  ins  Vorhaus  und  des  Brunnen- 
)cranzes  oblag.  Am  10.  März  1568  mahnten  ihn  die  Verordneten,  mit  dieser  Arbeit  baldigst  fertig  zu 
werden.  Gerade  ein  Jahr  darnach  —  am  10.  März  1569  —  mußten  sie  ein  neuerliches  Mahn-  und 
Warnungsschreiben  an  ihn  richten,  seine  Arbeiten  dermaßen  zu  beschleunigen,  daß  sie  ehestens  nach 
Wien  befördert  werden  könnten,  widrigenfalls  er  eingesperrt  („Einziehung  seiner  Person**)  würde.*) 

Anfangs  Mai  1569  war  Saphoy  mit  ^em  Bau  nun  so  weit  vorgeschritten,  daß  er  an  die 
Verordneten  die  Anfrage  richten  konnte  (11.  Mai),  wie  sie  es  denn  mit  den  eichenen  Türen  und  deren 
Verkleidung  mit  Marmor  sowohl  unten  beim  Eingang  zur  Stiege,  die  in  das  Vorhaus  im  ersten  Stock 
führte,  als  auch  in  diesem  selbst  halten  wollten,  ob  nämlich  die  Verkleidung  oder  nur  die  „Khalonen" 
(Säulen)  von  Marmor  gemacht  würden ;  desgleichen  möchten  sie  ihm  bekannt  geben,  ob  jetzt  oder  später 
etliche  Bilder  oder  Statuen  aus  weißem  Marmor  dazu  angefertigt  würden,  auch  möchten  sie  ihm  die 
Wappen,  so  im  Gewölbe  des  Vorhauses  anzubringen  wären  (nämlich  die  der  damaligen  Verordneten), 
zustellen  lassen,  „damit  er  alles  rechtzeitig  in  Ordnung  und  ins  Werk  bringen  könne**. 

Die  Bauarbeiten  scheinen  aber  nicht  immer  den  gewünschten  Fortgang  genommen  zu  haben, 
wie  nämlich  aus  einem  Schreiben  der  Verordneten  vom  1.  Februar  1570  an  den  Baumeister  Hans 
Saphoy  hervorgeht.  Nachdem  sie  die  Arbeiten  an  der  „Neuen  Cantzley**  (der  Trakt  von  der  Verord- 
netenratsstube  [inclus.]  bis  zum  Minoritenplatz  hinaus)  besichtigt  hatten,  „hätten  sie  in  Vollendung 
diß  schwebenden  Gepeis  als  insonderlich  aufmachung  der  Historien  so  manches  hinlässig  befunden, 
namentlich  daß  der  Tischler  in  seinen  Arbeiten,  die  er  längst  hätte  fertigen  sollen,  nicht  fortfahren 
könne**.  Sie  wendeten  sich  deshalb  an  Meister  Saphoy  mit  dem  Begehren,  „alles  noch  fürderlich 
fertigen  und  hierin  an  Vleiß  nichts  erwinden  zu  lassen**.'*) 

Gegen  Ende  des  Jahres  1572  war  der  Bau  des  linken  Flügels  bis  über  das  Vorhaus  oder  die 
Vorhalle  (heute  das  sogenannte  gotische  Zimmer)  zwischen  der  Bürger-  und  Prälatenstube  hinaus 
samt  der  inneren  Einrichtung  fertig  geworden.  Die  schöne  Tür  in  der  Bibliothek  (ehemals  der  Ver- 
ordneten Ratsstube)  trägt  noch  an  der  Innenseite  die  Jahreszahl  1572  und  an  der  Tür  der  Bürgerstube 
gegen  das  Vorhaus  zu  war  noch  im  Jahre  1837  die  Jahreszahl  1571  zu  lesen.*) 

Am  28.  November '1572  bat  Hans  Saphoy  die  Verordneten  um  die  Ausbezahlung  des  Betrages 
von  Einhundert  Gulden  für  seine  bisherigen  Auslagen,  über  die  er  schon  am  3.  Mai  Rechnung  gelegt 
hatte,  und  wies  dabei  auf  die  fertig  gestellten  Arbeiten  an  der  „Marmelsteinernen  Türen  samt  den  Historien 
und  Bildwerk**,  an  der  Stiege  und  den  beiden  Gewölben  samt  ihren  Wappen  und  Zier  hin.  Damit  ist  der 
Zeitpunkt  des  Ausbaues  des  linken  Flügels  bis  zum  Prälatensaal,  vielleicht  schon  eines  Teiles  des- 
selben, sicher  erwiesen. 

Vor  der  Beschreibung  dieser  Räume  und  ihrer  Ausschmückung,  die  an  einer  andern  Stelle  zu 
behandeln  ist,  möge  an  der  Hand  der  noch  vorhandenen  Rechnungen  ein  Bild  der  Kosten  gegeben  werden. 

»)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  17.  Juli  1569. 

*)  Nicht  uninteressant  ist,  dafi  dieses  Schreiben  mit  der  Drohung  des  Einspcrrens  folgendermaßen  ganz  freundlich 
beginnt :  „Unsern  Gruß  zuvor !  Lieber  Meister*  und  ebenso  endet :  „Des  Wier  Euch  also  zu  trewer  Warnung  erindem 
wollen.  Daneben  er  allen  Göttlichen  gnaden  beuolhent  sei."    (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  10.  März  1568  und  10.  März  1569.) 

»)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  1.  Februar  1570. 
•     *)  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  17. 


von  Dr.  Anton  Mayer.  21 

Am  16.  September  1573  forderten  die  Verordneten  Hans  Saphoy,  der  Rom.  Khay.  Majestät 
Baumeister,  auf,  über  seine  Arbeiten  „Partikular -Raittung"  zu  legen,  die  ihm  nach  vorhergehender 
Schätzung  und  Überprüfung  des  Steinwerks  und  sonstiger  Werke  ausbezahlt  werden  sollte.  Im 
Zusammenhang  mit  dieser  Aufforderung  schrieben  die  Verordneten  am  17.  November  1573  an  Thoman 
Siebenbürger,  Rom.  Khays.  Majestät  Rat  und  Superintendenten  der  „Gebey"  in  Wien,  *)  daß  es  nötig 
wäre,  etliche  im  Landhause  verrichtete  Arbeiten  von  gehauenen  Steinen  zu  besichtigen  und  „betheweni" 
zu  lassen.  Dazu  wollten  sie  gerne  verständige  Meister  des  Steinmetzenhandwerks  gebrauchen,  wes- 
halb sie  an  Siebenbürger  das  Ansinnen  stellen,  er  möge  Meister  Bartolomeo  Getano  und  Baptista 
Gallo,  beide  der  Rom.  Kays.  Mayt.  Steinmetzen,  anweisen,  daß  sie  neben  anderen  die  Besichtigung 
und  „Bethewerung"  besagter  Arbeit  im  Landhause  „gutwillig  vnd  treulich  verrichten" ;  die  gebühr- 
liche Belohnung  werde  schon  folgen.  *)  Noch  am  selben  Tage  ersuchten  die  Stände  diese  Steinmetz- 
meister selbst,  die  Besichtigung  und  Prüfung  der  Steinmetzerbeiten  vorzunehmen.'*) 

Nach  elf  Tagen  war  die  Schätzung  von  Saphoys  Arbeiten  durch  die  erwähnten  Schätzmeister, 
denen  noch  Matthias  Mummacher,  Rom.  Kays.  Mt.  Bildhauer,  Pietro  Ferrabosco,  Rom.  Kays.  Mt  Bau- 
meister, Kaspar  und  Lienhart  Woller,  Bürger  und  Bildhauer  zu  Wien,  beigezogen  worden  waren, 
vollendet.  Das  Protokoll  derselben  ist  unterm  28.  November  1573  gefertigt:  der  Schluß  lautet:  „Treu- 
lich taxiert  vnd  geschätzt,  darumben  solches  vnnser  jeder  selbst  machen  khunde.  Summa  aller  hiefür 
geschätzter  arbait  thuet  873  fl.  3  ß  28  *".  Jeder  bekräftigte  diese  Aussage  mit  Handschrift  und  Siegel.*) 
(Beilage  Nr.  VII.)  Es  ist  nun  fast  unglaublich,  wie  tief  die  Genannten  Saphoy'  Ansätze,  die  auf  2655  fl. 
—  ß  20  *  lauteten,  heruntergesetzt  hatten ;  war  es  mehr  aus  Neid  über  Saphoy's  gelungene  Arbeiten 
oder  aus  allzu  großem  Entgegenkommen  gegenüber  den  Ständen  geschehen,  kurz  die  Differenz  betrug 
mehr  als  1781  fl.  Die  Stände  aber  passierten  in  besserer  Erkenntnis  einen  Betrag  von  1773  fl.  7  ß 
und  10  *,  so  daß  Saphoy  eigentlich  nur  bei  882  fl.  abgezogen  wurden.  Das  waren  dann  die  Kosten 
für  die  drei, herrlichen  Marmorportale,  nämlich  jenes  im  Hof  und  die  beiden  andern  in  der  Vorhalle 
im  ersten  Stock,  bei  den  Eingängen  zur  Verordnetenratsstube  und  zur  Bürgerstube. 

Die  undatierten,  aber  wahrscheinlich  gleichfalls  in  das  Jahr  1573  gehörigen  Überschläge  des 
bürgerlichen  Hof-  und  Steinmetzen  Balthasar  Puechhauser  über  die  gewöhnlichen  Stein-  und  Maurer- 
arbeiten sowie  die  Arbeiten  des  Zimmermanns  veranschaulichen  klar  die  ganze  Anlage  des  nun  zwei 
Stock  hohen  linken  Flügels,  von  den  tiefen  Kellern  angefangen  bis  zum  Dachstuhl,  samt  den  Kosten- 
beträgen. (Beilage  Nr.  VIII.)  Zu  bedauern  ist  dabei  nur,  daß  wir  nirgends  ersehen,  ob  diese  Ober- 
schläge von  den  Ständen  in  dieser  Form  auch  angenommen  wurden  oder  in  welcher  Herabminderung 
sie  zur  Auszahlung  gelangten. 

Hier  ist  noch  ein  Irrtum  zu  berichtigen,  in  welchen  Wißgrill,  *)  Fitzinger  ®)  und  andere  verfallen 
sind  —  selbst  die  Ritterstandsmatrikel  I.  Fol.  22  enthält  ihn  —  und  der  darin  besteht,  es  hätten  die 
Stände  ein  Haus,  und  zwar  das  Auer'sche  Haus  auf  dem  Minoritenfreithofe  am  31.  Jänner  1573  zum 
Zweck  der  Erweiterung  des  Landhauses  angekauft.  Der  Wortlaut  der  über  diesen  Verkauf  ausgestellten 
Urkunde  der  Brüder  Job  und  Philipp  Auer  zu  Herrenkirchen  (Beilage  Nr.  IX),  die  das  Haus  als  „auf 
den  mindern  brueder  Freithof  zwischen  Herrn  Reicharten  Strein  Herrn  zu  Schwartzenau  vnd  Hannsen 
Moser  zu   PeczlesdorflF"    gelegen   bezeichnet,   widerspricht   schon   an  und  für  sich  diesem   irrtümlich 


')  Thomas  Siebenbürger  war  der  älteste  Sohn  des  am  11.  August  1521  zu  Wiener  Neustadt  hingerichteten  Dr.  Martin 
Siebenbürger.  (Bd.  III  der  vom  Altertums- Vereine  zu  Wien  herausgegebenen  „Geschichte  der  Stadt  Wien"  S.  590,  S.  A.  S.  92.) 
*)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.   15.  November  1572. 
•;  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  15.  November  1572. 
*)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  5.  28.  November  1573. 
•)  Artikel  „Auer«  in  Bd.  I.  S.  218. 
«)  A.  a.  O.  S.  22  f. 


22  Das  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

aufgestellten  Zwecke,  da  das  Auer'sche  Haus,  wie  Wolmuets  Plan  zeigt  (Fig.  1),  in  der  Schenkenstraße, 
also  entfernt  vom  Landhause  und  getrennt  durch  das  Fünfkirchen'sche  und  Loch*sche  Haus  lag^) 
und  daher  schon  aus  räumlichen  Gründen  nicht  einbezogen  werden  konnte.  Weitere  Nachforschungen 
in  den  Akten  des  niederösterreichischen  Landesarchives  haben  überdies  den  Zweck  des  Ankaufes 
des  Auer'schen  Hauses  durch  die  Stände  auch  klargelegt.  Die  obgenannten  Brüder  Auer  haben 
nämlich  Schulden  wegen  ihr  Haus  verkaufen  müssen  und  die  Stände  kauften  es  in  der  Eigenschaft 
als  Gläubiger,  um  vielleicht  auf  diesem  Wege  sich  einigermaßen  zu  sichern.  *)  Jedenfalls  hat  aber 
der  von  Einigen  behauptete  Ankauf  des  Auer'schen  Hauses  durch  die  Stände  mit  dem  Bau  des 
Landhauses  oder  der  Erweiterung  des  Landhausgartens  nichts  zu  tun. 

Mit  dem  Jahre  1573  war  die  bauliche  Ausgestaltung  des  linken  Flügels  samt  der  inneren  Ein- 
richtung vollendet.  Aus  Puechhausers  Überschlägen  lernen  wir  die  Anlage  der  Keller,  der  Stiegen,  der 
Stockwerke  und  Gelasse  kennen,  aus  Saphoys  Rechnung  die  Ausstattung  mit  Portalen,  Stiegen  und 
Geländern,  Figuren  u.  dgl.  m.  in  jenen  Räumen  kennen,  die  heute  noch  unsere  volle  Bewunderung  erregen. 

In  den  nächsten  Jahren  konzentrierten  sich  die  sämtlichen  Arbeiten  auf  die  Umgestaltung 
und  innere  Einrichtung  des  Quertraktes  mit  dem  großen  Saal  gegen  den  Minoritenfreithof  hinaus, 
sowie  auf  den  Ausbau  des  rechten,  aber  nur  halben  Flügels,  der  an  das  Haus  und  den  Garten  der 
Herren  von  Fünfkirchen  grenzte.  Freilich  sind  nur  wenige  Akten  mehr  vorhanden,  die  davon  Zeugnis 
geben.  Am  26.  Juni  1574  richten  u.  a.  die  Verordneten  ein  Schreiben  an  Hans  von  Thaw,  Bürgermeister 
der  Stadt  Wien,  des  Inhalts,  daß  er  12.000  Ziegel  aus  den  Ziegelöfen  der  Stadt  liefern  lasse,  ^)  und  am 
3.  August  1576  forderten  dieselben  Se.  Majestät  Rat  und  Ehrenherold  Hans  Francolin,^)  der  bei  dem 
hintern  Tor  vor  dem  Landhause  etliches  Zimmerholz  liegen  hatte,  auf,  selbes  „alsbald  vnd  ohne  Ver- 
zögern" hin  wegzuführen  und  auf  einen  gelegeneren  Ort  zu  bringen,  da  sie  selbst  mit  einem  Gebäu 
im  Werke  seien  und  den  Platz  brauchen.  *)  Deuten  diese  beiden  Zuschriften  auf  die  ununterbrochene 
Bauführung  hin,  so  gewähren  andere  wieder  einen  Einblick  in  die  Einrichtung  der  Räume,  namentlich 
des  großen  Saales,  für  welchen  der  Hoftischler  Meister  Georg  Haas,  derselbe  Meister,  der  den  kunstvollen 
Plafond  im  Verordnetenratsaale  verfertigt  hatte,  einen  ähnlichen  Plafond  („Empore**)  herzustellen  hatte. 
Am  25.  Oktober  1576  mahnen  ihn  die  Verordneten  energisch,  seine  Arbeiten  für  die  Schule,  es  ist 
damit  die  protestantische  Landschaftsschule  auf  dem  Minoritenplatze  gemeint,  und  den  großen  Saal  zu 
beschleunigen  und  fertig  zu  machen.  •)  Bereits  im  folgenden  Jahre  (1577)  mußte  dieser  Quertrakt  nahezu 
unter  Dach  gewesen  sein,  da  einerseits  der  Oberaufseher  des  Baues,  Hans  Rinstinger,  den  Verordneten 
anzeigt,  daß  er  auf  ihren  Befehl  hin  zum  Bau  des  Turmes  einen  ziemlichen  Vorrat  von  Bauzeug  zusammen- 


*;  Gerweck  Auer  zu  Herrenkirchen,  der  Vater  der  obgenannten  Verkäufer,  hatte  im  Jahre  1544  in  der  Schenken- 
straße zu  Wien  zwei  freie  nebeneinanderliegende  Adelshäuser  von  Nikolaus  und  Hans  Jurischitz  zu  Güns  um  900  Gulden 
gekauft  (N.-ö.  Landesarchiv,  Urkunden  des  k.  k.  Landesgerichtes  in  Wien,  Fase.  11.  B.  Nr.  181). 

•)  Schon  1563  hatte  Gerweckh  Auer  an  Hans  Herrn  von  Weißpriach  einen  Schuldbrief  über  empfangene  3150  Gulden 
aussteilen  (N.-ö.  Landesarchiv  ß.  Nr.  321)  und  Adolf  Auer  im  folgenden  Jahre  (1564)  verschiedene  Güter,  Herrlichkeiten, 
Gerechtigkeiten  und  Freiheiten  im  Windischen  an  Kaspar  Erbeck  verkaufen  müssen  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  Nr.  330).  Überdies 
beweisen  die  Exekutionsakten  im  n -ö.  Landesarchive  1576 — 1595,  welche  die  Zapfcnmaßschulden  der  Auer  von  Herrenkirchen 
an  die  Stände  betreffen,  die  Verschuldung  derselben.  Mit  Job.  Philipp  und  Lconhard  starb  die  Familie  der  Auer  von  Herren- 
kirchen in  Niederösterreich  aus.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  F.  I.  Nr.  2.) 

-)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  26.  Juni  1574. 

*)  Ober  Hans  von  Francolin,  den  Verfasser  des  bekannten  Wiener  Turnierbuches  (Dr.  A.  Mayer,  Geschichte  der 
Wiener  Buchdruckerkunst  I,  88  f.),  Besitzer  des  öden  Grundes  vor  dem  Widmertor,  auf  welchem  einst  das  Kloster  St.  Theobald 
gestanden,  und  Francolin  mehrere  Windmühlen  gebaut  hatte,  (daher  , Windmühlengrund",  ,auf  der  Windmühlen")  siehe 
Berichte  und  Mitteilungen  des  Altertums-Vereines  zu  Wien  X  234,  Note  8. 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  3.  August  1576. 

•)  Die  Verordneten  hatten  nämlich  bemerkt,  daß  er  in  den  Zimmern  des  Landhauses  durch  seine  Gesellen  auch 
andere  Arbeiten  verrichten  ließ,  als  die  ständischen.  ^N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  25.  Oktober  1576.) 


von  Dr.  Anton  Mayer.  23 

gebracht  und  gekauft  habe,  und  die  Frage  an  sie  richtet,  ob  er  nun  diesen  Turm  zu  bauen  anfangen, 
solle,  oder  ob  dies  erst  später  („verrer")  ins  Werk  gesetzt  werde,  ^)  andererseits  die  Abschätzung  von 
Georg  Haas  Arbeiten  ebenfalls  schon  beendet  war,*)  indem  dieser  am  29.  März  1578  seine  Rechnung 
(„Partikular")')  per  nachträgliche  121  Gulden  über  die  Arbeiten  im  Landhause  und  in  der  Landschafts- 
schule (für  den  Prädikanten  Meister  Opitius)  gelegt  hatte.')  Am  1.  September  1578  hatte  über  Auf- 
forderung der  Verordneten  auch  Hans  Saphoy  seine  Schlußrechnung  als  Architekt  und  Leiter  des  Baues 
über  das  von  ihm  „verrichtete  Gebeu  im  Landhause"  übergeben.  Seine  Kosten  betrugen  5553  Gulden 
1  Schilling,  2  Pfennige,  auf  welche  er  schon  früher  postenweise  5441  Gulden  erhalten  hatte,*)  so  daß 
ihm  noch  ein  restlicher  Betrag  von  112  Gulden  1  Schilling,  2  Pfennige  hinauszubezahlen  war.  Für  Mühe 
und  Arbeit  hatten  die  Verordneten  ihm  überdies  eine  „Verehrung"  von  300  Talern  bewilligt.*) 

Man  kann  daher  annehmen,  daß  1578  der  Quertrakt  mit  dem  großen  Saal  bis  auf  den  Uhr- 
turm in  Bau  und  Einrichtung  fertig  gewesen  und  auch  der  halbe  rechte  Flügel  um  1586  vollendet 
dastand.  Unter  dem  Landmarschall  Sigmund  Freiherm  von  Lamberg,  im  Jahre  1593,  hatten  die  Stände 
dann  noch  einen  Neubau  in  Form  eines  Quertraktes  und  in  einem  vom  Landhause  ganz  abweichenden 
Stile  vom  Ende  des  halben  rechten  Flügels  an  bis  zum  Pollheim'schen  (später  Kinsky'schen)  Hause, 
teils  im  ständischen  Garten  (zuletzt  vergitterten  Hof)  teils  auf  dem  1539  von  den  Herren  von  Fünf- 
kirchen erkauften  Gartengrunde  zu  bauen  begonnen.  (Fig.  6  und  7.)  Da  bei  diesem  Bau  Mauerbänke 
auf  die  Fünfkirchner'sche  Gartenmauer  gelegt  wurden,  entstanden  daraus  Streitigkeiten,  die  von  den 
Ständen  durch  einen  eigenen  Revers  vom  27.  Oktober  1595  für  alle  Zukunft  behoben  wurden.  •) 


^)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  1577.  Wann  der  Turm  auf  dem  Quertrakte  gegen  den  Minoritenplatz  eigentlich 
erbaut  wurde,  lafit  sich  nicht  bestimmen.  Wir  wissen  nur,  dafi  am  12.  Juni  1598  Erzherzog  Matthias  den  Landmarschall  Sigmund 
von  Lamberg  schrieb,  er  möge  doch  befehlen,  daß  die  Uhr  im  Turme  des  Landhauses  mit  mehr  Fleifi  gerichtet,  die  Tag-  und 
Nachtstunden  und  die  Zeiten  genau  i,observiert*  würden,  wie  solches  allen  Kirchen,  wo  Uhren  seien,  verordnet  und  befohlen 
wurde,  nämlich  ihre  Uhren  nach  der  Hauptkirche  St.  Stephan  zu  richten,  da  die  Uhren  oft  zu  halben  oder  auch  ganzen 
Stunden  von  einander  abweichen.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  12.  Juni  1598.)  Merkwürdigerweise  scheinen  weder  das  Schreiben 
des  Erzherzogs  noch  der  Befehl  des  Landmarschalls  irgend  einen  Erfolg  gehabt  zu  haben,  denn  am  16.  Mai  1600  richtet  die 
Regierung  an  die  Verordneten  den  ernstlichen  Befehl,  er,  der  Landmarschall,  möge  doch  darauf  sehen  und  eine  gewisse  Ver- 
ordnung erlassen,  damit  dem  früheren  und  dem  jetzigen  Befehle  gemäfi  die  Uhr  fernerhin  mit  besonderem  Fleiße  gerichtet 
werde.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  16.  Mai  1600.) 

*)  Ähnlich  wie  bei  Saphoy  hatten  die  Schatzmeister  auch  bei  Haas  die  Ansätze  um  270  Gulden  heruntergedrückt. 
Es  falle  ihm  dies  schwer,  klagt  Haas  in  seiner  Eingabe;  dennoch  habe  er  sich  bedacht,  dies  alles  zu  gedulden  und  es  ver- 
bleiben zu  lassen,  wie  es  geschätzt  ist.  Nur  was  die  viele  Arbeit  „bei  der  Parkirche  im  Saal''  betreffe,  da  gehe  die  Schätzung 
ihm  viel  zu  nahe,  wenn  es  dabei  bleiben  sollte,  wie  denn  die  Schatzmeister  selbst  ihm  nachträglich  gesagt  hätten,  ^daß  sie 
sich  wohl  etwas  überdacht  haben*.  Es  stehe  ihm  aber  bevor,  eine  „Oberschau*  zu  begehren,  da  er  zweifelsohne  wisse,  daß 
die  Verordneten  seinen  Schaden  gewifi  nicht  wollen,  vielmehr  ihn  und  seine  Kinder  beim  Brot  zu  erhalten  in  Gnaden  geneigt 
seien.  Er  bat  daher  um  nochmalige  Schätzung  und  ordentliche  „Oberschau*.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  s.  d.  1577.) 

*)  „Da  ihn  seine  Gesellen  täglich  um  Bezahlung  ihres  Verdienens  angingen,  bat  er  um  baldige  Bewilligung  der 
Bezahlung.  Dann  dankt  Haas  für  die  bewilligte  Oberschätzung  der  „Parkirche*  und  schlug  für  dieselbe  als  Schätzmeister  vor : 
den  ältesten  Stadtmeister  und  Bürger  in  Wien  Meister  Laux  Köppl;  aus  dem  Mittel  der  Zephrneister  Meister  Bartholomäus  Schwab, 
Tischler  und  Bürger  in  Wien ;  der  Rom.  Kays.  May.  Hoftischler  Anthony  Weiß  und  Meister  Benedikt  Winkhowitz,  Tischler  und 
Bürger  in  Klostemeuburg.  Die  Rechnung  belief  sich  auf  266  fl.  3  ß  2  d  für  die  Schule,  auf  welche  er  schon  50  Pfunde 
erhalten  hatte.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  29.  März  1578.) 

^)  In  den  Jahren  1568—1575.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  1.  September  1578.) 

*)  N.-Ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  Extraktenverzeichnis.  —  Am  26.  November  1578  wendete  sich  der  Bildhauer  Paul  Werner, 
Bürger  in  Wien,  der  für  den  nun  verstorbenen  Saphoy  Bilder  und  Kunstwerke  eigenhändig  ins  Landhaus  gearbeitet  hatte, 
für  seine  Mühe  und  Fleiß  von  Saphoy  aber  nichts  bekommen  konnte,  wiederholt  an  die  Stände,  sie  möchten  seiner  eingedenk 
sein.  Am  8.  Jänner  1579  wurde  Werner  von  den  Ständen  mit  der  Motivierung  abgewiesen,  sie  hätten  sich  bereits  mit  Saphoy 
verrechnet  und  verglichen.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  26.  November  1578.) 

^  1592,  November  27,  schreiben  die  Verordneten  dem  Thoman  Siebenbürger,  Rom.  Kays.  Maj.  Rat  und  Bau -Super- 
intendenten zu  Wien  um  20  Wägen  Kalk  in  das  Landhaus  „Gebäu".  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  27.  November  1592.  — 
Kitzinger  a.  a.  O.  S.  27.; 


24  ^A5  niederösteireichische  Landhaus  in  Wien 


Veränderungen  und  Reparaturen.  Zubauten 

(1600—1837.) 


^^ie  oben  (S.  16)  ei  wähnt  wurde,  lag  rechts  vom  Landhause  gegen  die  Herrengasse  zu, 
getrennt  aber  doch  zu  ihm  gehörig,  ein  stockhohes  Gebäude,  das  als  «der  'alte  Stock"  (altes 
Liechtensteinisches  Haus)  bezeichnet  und  zu  Wohnungen  wie  auch  Kanzleien  verwendet  wurde.  Vom 
20.  Juni  1616  ist  noch  eine  Amtsrelation  der  Deputierten -Ausschüsse  an  das  VerordnetenkoUegium 
vorhanden,*)  aus  der  ersichtlich  ist,  daß  man  sich  mit  dem  Gedanken  trug,  dieses  Gebäude  abzu- 
brechen und  einen  Neubau,  wahrscheinlich  den  Ausbau  des  rechten  Flügels,  auszuführen,  da  man 
noch  Wohnungen  für  zwei  Verordnete  und  einen  Sekretär,  sowie  Lokalitäten  für  das  Zapfenmaßamt 
nebst  Stallungen  und  Requisitenkammern  brauchte.  Der  Kosten  wegen  unterblieb  aber  dieser  Plan*) 
und  erst  1674,  am  13.  September,  beschlossen  die  Stände,  ebenfalls  aus  Bedarf  neuer  Wohnungen 
und  Kanzleien  dazu  veranlaßt,  den  alten  Stock  umzubauen.  Es  entstand  jenes  Gebäude,  welches  in 
einem  vom  Landhause  ganz  abweichenden  Stile  mit  Fa9adenaufsätzen  vom  und  rückwärts  aufgeführt 
war  •"*)  und  zwischen  der  Tormauer  und  einem  nach  der  Straßenseite  durch  em  Gitter  abgeschlossenen 
Hofe  lag,  wie  der  Huber'sche  Perspektivplan  von  Wien  aus  den  Jahren  1769 — 1777  zeigt  (Fig.  6),*) 
nur  daß  hier  dieser  Hof  noch  als  ein  kleiner  Vorgarten  erscheint. 

Ende  Januar  1621  war  aus  unbekannter  Ursache  ein  großer  Brand  im  Landhause  ausgebrochen, 
der  aber  durch  die  rasche  und  energische  Hilfe  von  allen  Seiten,  von  Freiwilligen  und  dem  städtischen 
Unterkammeramte,  bald  gelöscht  wurde,  ohne  empfindlichen  Schaden  im  Innern  angerichtet  zu  haben. 
Ein  Student,  der  sich  dabei  sehr  wohl  hatte  gebrauchen  lassen,  erhielt  daher  von  den  Verordneten  am 
8.  Februar  eine  „Verehrung"  von  15  Gulden  und  dem  städtischen  Unterkämmerer  Melchior  Prigl 
wurde  ein  silbernes  Trinkgeschirr  im  Werte  von  80  Gulden  überreicht*)  Der  dienstliche  Amtsbericht 
des  Verordneten  -  Stellvertreters  Johann  Baptist  Weber  von  und  zu  Bisamberg  über  die  Verhandlungen 
mit  den  Zimmerleuten,  Maurern  und  dem  Ziegeidecker  gibt  uns  ein  annäherndes  Bild  von  dem  Umfange 


0  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3  20.  Juni  1616. 

*)  Die  Deputierten -Ausschüsse  ersuchten  die  Verordneten,  durch  ein  paar  Sachverständige  ein  Gutachten  und  einen 
Plan  hierüber  ausfertigen  zu  lassen.  Schon  am  28.  Juni  schrieben  die  Verordneten,  dafi  sie  es  nicht  unterlassen  hätten,  sich 
diesbezüglich  mit  bauverständigen  Werkleuten  an  Ort  und  Stelle  „notturffligkhlich*  zu  unterreden.  Um  der  kurzen  Zeit  willen 
seien  sie  mit  dem  Plane  noch  nicht  fertig,  auf  weiteres  Befragen  aber  hätten  die  Sachverständigen  erklärt,  das  Abbrechen  und 
die  Vollendung  des  vorgeschlagenen  Gebäudes  würden,  alles  in  allem,  auf  beiläufig  20.000  Gulden  kommen:  Diese  Summe 
scheint  den  Ständen  zu  hoch  gewesen  zu  sein,  wenngleich  die  Verordneten  den  Ausschüssen  zu  bedenken  gaben,  ob  nicht 
neben  der  Ersparung  des  Zinses  für  die  zwei  Verordneten wohnungen  (jährlich  800  Gulden)  noch  auch  die  Zier  des  Landschafts- 
hauses in  Consideration  und  Obacht  zu  nehmen  wäre.  (N.-o.  Landesarchiv  B.  8.  3.  28.  Juni  1616.) 

»)  Codex  Prov.  p.  766.  —  Kitzinger  a.  a.  O,  S.  31. 

*)  Scenographie  oder  Geometrische  Perspectivabbildung  der  k.  k.  Haupt-  und  Residenzstadt  Wien,  auf  Befehl  der 
Kaiserin  Maria  Theresia  von  Josef  Daniel  Huber  1769  bis  1777  verfertigt. 

>)  Archiv  des  Stiftes  Schotten  (Berthold  Sen^Bchmitt'sches  Manuskript). 


)  Dr.  Anton  Mayer. 


25 


ui>d  der  Intensität  des  Brandes. ')  Dieser  erstreckte  sich  auf  den  Dachstuhl,  zu  dessen  Eindeckung 
mehr  als  140.000  Ziegeln  notwendig  waren;  ihren  Bedarf  wollten  die  Stände  zum  mindesten  aus  den 
Ziegelwerken  der  Stadt  Krems  decken,  was  jedoch  nicht  zu  stände  kam.*)  Die  Gesamtkosten  wurden 
auf  beiläufig  10.500  Gulden  veranschlagt. 


*}  Weber  sagt  in  seinem  Knmmissionsberichle,  er  habe  die  Zimmerleute  vorgefordert,  aber  keiner  würde  schleuniger  und 
auch  am  .beständigslcn"  den  Dachstuhl  hcrslellcn  als  Meister  Bcrthold  Zelle,  mit  welchem  er  auch  schon  dahin  abgeschlnsscn 
habe,  datt  denelbe  auf  seine  Küsten  das  .Gepäu"  herrichte,  wie  es  zuvor  gewesen,  Holz,  Eisen,  Nägel,  Schlieüen  etc.  dazugebe 


Fig.  6.   Du  LuidbAna  anf  J.  D.  Haban  Flu. 

und,  bis  alles  fertig  sei,  allenthalben  mit  Laden  zudecke.  Für  Muhe  und  Arbeit  bekomme  Meister  Zelle  3800  Culdcn.  Und  obwohl 
er  stark  auf  einen  Leikauf  gedrungen,  erhält  er  diesen  erst  nach  Vollendung  seiner  Arbeit.  Da  nun  die  Verordneten  zufrieden 
sind,  möge  ein  Seliretär  mit  Berthold  Zelle  den  .Spanzeltel*  anfertigen.  —  Mit  den  Maurern  kannte  Preih.  v.  Weber  noch  nicht 
abschließen,  da  das  Gutachten  der  Zimmerleute  dahin  ging,  daß  es  notwendig  wäre,  beide  ,Thurn*  oberhalb  der  Stiege  etwas  höher 
aufzuführen,  auch  die  Böden  auQerhalb  der  Säle  mit  Ziegelsteinen  zu  pHastcrn,  wie  es  auf  den  untern  Ditchern  schon  geschehen 
sei,  damit  künftig,  , wann  wieder  dergleichen  Unheil  (das  aber  Gott  gnädig  vertiüten  wolle)  sich  zutrüge,  solches  viel  eher  und 
leichter  errettet  werden  mOchte,  wie  es  auch  jetzt  bei  beiden  ,Gipsmäuem*  verblieben  und  der  Augenschein  mit  sich  bringt  Mit 
dem  Ziegeidecker  Steininger  halle  Weber,  obwohl  er  der  billigste  (1307  Gulden]  sei,  gleichfalls  nicht  abgeschlossen;  bezüglich 
dessen  stellte  er  die  weiteren  Verfügungen  dem  Verordnetenkoliegium  anheim.    (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  6.  März  1621.1 

•)  Vom  23.  April   1631  liegt   ein   Bericht  des   Bauschreibers   Hans  Dollicher  über  seine  Verhandlungen  vor,   nämlich 
mit  dem  Maurermeister  Gallus  Prandslalter  und  dem  Ziegeidecker  Simon  Mayer,  Am  27.  April  lieDen  sich  die  Kremser  entschul- 
digen, die  Ziegel  nicht  hergeben  zu  können,  da  sie  selbst  ihre  Kirchen  eindecken  müQlen.  (Archiv  des  Stiftes  Schotten.) 
XXXTIIl.  Bud.  * 


26  I^&s  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

Im  Quertrakte,  über  dem  großen  Saale,  befand  sich  ein  Turm  mit  einer  Uhr,  der,  wie  es 
scheint,  schon  bei  dem  Brande  ziemlichen  Schaden  gelitten  hat,  denn  am  16.  Dezember  1634  richteten 
die  Verordneten  an  den  Bauschreiber  Hans  DoUicher  ein  Schreiben,  in  welchem  sie  ihm  neben  anderen 
Baubesserungen,  darunter  auch  eine  der  bekannten  Rauchfange,  befahlen,  den  baufälligen  Turm  abtragen 
zu  lassen,  wozu  sie  als  Kosten  die  von  der  Propstei  Zwettl  verfallene  Währung  von  500  Gulden 
bestimmten.  Die  Lösung  der  Turmfrage  zog  sich  aber  durch  einige  Zeit  hin.  Im  folgenden  Jahre 
fand  inzwischen  durch  den  Zimmermeister  Wenzel  Schmidt  eine  kleine  Ausbesserung  statt,  die  aber 
nicht  lange  dauerte.^)  1644  wurde  den  Ständen  eine  Relation  ihres  verstärkten  Ausschusses  mit  dem 
Antrage  vorgelegt,  den  Turm  ganz  abzutragen  und  einen  neuen,  überdies  auch  stärkeren  Turm  von  Stein 
und  Mauerwerk  über  dem  vorderen  Tore  aufzubauen,  falls  der  Kassastand  es  zuließe ;  dies  hätte 
jedoch  die  Aufführung  eines  eigenen  Traktes  in  der  Herrengasse  bedingt  und  vielleicht  über  9000  Gulden 
gekostet.  *)  Eine  Entscheidung  hierüber  liegt  nicht  vor.  Erst  sechs  Jahre  später  beschlossen  die  Stände, 
durch  ihren  Ausschuß  einen  Bericht  von  den  Verordneten  abzuverlangen  (7.  April  1750),  der  sich  auf 
die  Relation  von  1644  zu  beziehen  habe,  um  genau  zu  erfahren,  welche  Spesen  und  Unkosten  von- 
nöten  wären  und  „ob  nicht  so  viel  von  denen  zu  Erbau-  und  Reparierung  der  Herren-  und  Ritter- 
stube angeschafften  Mitteln"  übrig  geblieben  wäre,  damit  gedachter  Turm  nach  dem  Projekte  von  1644 
könnte  gebaut  werden. 

Der  Bericht  der  Verordneten  an  den  Ausschuß  erfolgte  am  21.  April  1650  auf  Grund  der 
Vorlage  des  Bauschreibers  Johann  Burger  und  betraf  zunächst  die  Untersuchung  des  alten  Turmes^) 
und  die  Vorlage  von  drei  Modellen  (Plänen)  für  einen  neuen  Turm,  „dessen  Unkosten  mit  2602  Gulden 
ausgeworfen  wurden**.  Die  Kosten  für  die  Herren-  und  Ritterstube  hatten  aber  laut  der  Rechnungen 
bisher  schon  5671  Gulden  betragen,  so  daß  wenig  Aussicht  vorhanden  war,  oberwähntes  Projekt  aus- 
zuführen. Aus  einem  Berichte  der  Verordneten  vom  3.  August  1651  an  die  noch  im  Landtag  ver- 
sammelten Stände  geht  nun  hervor,  daß  diese  beschlossen  hatten,  den  alten  Turm  abzutragen  und  die 
Uhr  einstweilen  anderswo  im  Landhause  anzubringen,  was  auch  geschah.  Da  dieselbe  aber  so  unbequem 
angebracht  war,  daß  man  sie  weder  sehen  noch  recht  hören  konnte,  machten  die  Verordneten  den 
Vorschlag,  „besagtes  Uhrwerk"  an  dem  Turme  der  Minoritenkirche,  „aber  nur  gegen  genuegsamben 
Revers  der  künfftigen  Restitution"  anzubringen.*)  Am  17.  August  1651  erinnerten  die  Verordneten, 
daß  sie  nach  dem  Beschlüsse  der  Stände  dem  Bauschreiber  schon  den  Auftrag  gegeben  hätten,  wegen 
Erhöhung  des  Turmes  und  „Transferierung"  der  Uhr  auf  besagten  Turm  mit  einem  verständigen  Bau- 


^1  Es  mu6  damals  eben  bei  kleinen  Baubesserungen  sein  Bewenden  gehabt  haben,  denn  am  14.  März  1635  bat 
Dollicher,  die  Verordneten  möchten  ihm,  da  ihm  befohlen  worden  war,  mit  dem  Bau,  d.  i.  Ausbesserungen  des  Uhrturmes 
fortzufahren,  einen  Geldvorlag  verschaffen;  es  wurden  ihm  auch  150  Gulden  angewiesen,  damit  er  das  ^bedürfftige"  Bau- 
holz zuführe.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  14.  März  1635.)  Die  Ausfertigung  des  Spanzettels  zwischen  dem  Zimmermeister 
Schmidt  und  den  Verordneten  fand  am  16.  März  1635  statt,  wornach  er  sich  selbst  um  das  dazu  gehörige  Material  (ausgenommen 
jenes  des  Ziegeldeckers  und  des  Spenglers,  für  welches  die  Verordneten  die  Kosten  selbst  tragen)  bewerben,  das  Holz  selbst 
fuhren  lassen  und  den  Turm  ganz  fertig  machen  müsse.  Kür  Mühe  und  Arbeit,  sowie  für  ^spezifiziert  dürftiges  Holz"  und 
dergleichen,   das  er  braucht,  wurden  ihm  270  Gulden  zugesagt.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  16.  März  1635.) 

*)  Das  ständische  Gutachten  lautet:  «Vmbwillen  das  Lanndt  durch  das  laidige  Chriegsweesen  von  allen  mitlen  khomben, 
also  daß  ihme  solche  große  Spesen  der  Zeit  zu  bestreiten  nicht  ermöglicht,  als  wollen  die  Löbl.  Ausschuß  der  mainung  sein, 
es  solte  gedachter  thurn  abgetragen,  vnd  die  uhr  inmittelst,  bis  die  LÖbl.  Stendt  zu  bcßern  Crefften  khomben,  in  ein  anders 
bequemlichers  orth  gesetzt  werden."  (Archiv  des  Stiftes  Schotten.) 

*)  Burger  hatte  dazu  „gemeiner  Landschaft  Maurer-  und  Zimmermeister*  beigezogen,  die  befunden  und  ausgesagt 
hatten,  daß  der  Turm,  wenn  er  auf  beiden  Seiten  gestützt  und  mit  mehr  Eisenklammern  verschlagen  würde,  noch  ein  oder 
zwei  Jahre  stehen  könnte;  doch  sei  es  immer  noch  möglich,  daß  daraus  dem  Lande  ein  großer  Schaden  entstehe.  (N.-ö.  Landes- 
archiv B.  8.  3.  21.  und  26.  April  1650.) 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  3.  August  1651. 


von  Dr.  Anton  Mayer.  27 

meister  sich  ins  Einvernehmen  zu  setzen.*)  Nach  einer  im  Archive  des  Stiftes  Schotten  vorhandenen 
Notiz  hatten  die  Stände  noch  1651  beschlossen,  den  schon  so  lange  beabsichtigten  Bau  eines  neuen 
Turmes,  aber  an  der  alten  Stelle  im  Quertrakte,  bis  auf  den  nächsten  Frühling  zu  verschieben.*) 
Wann  derselbe  hier  nun  wirklich  gebaut  wurde,  ist  unbekannt.  Auf  späteren  Abbildungen  erscheint 
er  auch  samt  der  Uhr  ober  dem  großen  Saale  im  Quertrakte.  •)  Bei  dieser  Turmbaufrage  ist  wohl 
aktenmäßig  erwiesen,  wie  schwerfallig  damals  selbst  dringende  Angelegenheiten  behandelt  wurden 
und  wie  lange  die  Entscheidungen  über  sie  sich  hinzogen. 

Daß  ein  Gebäude  wie  das  Landhaus,  das  neben  den  großen  und  schönen  Sälen  für  die  stän- 
dischen Versammlungen  doch  auch  die  für  den  Landesdienst  erforderlichen  Kanzleien  (Buchhalterei,  Ein- 
nehmeramt, Einreichungsprotokoll  und  Expedit,  Archive,  Registratur  und  landmarschallisches  Gericht), 
dann  mehrere  Naturalwohnungen  und  Räume  für  noch  andere  Bestimmungen  enthalten  und  dabei 
zweckmäßig  eingerichtet  sein  sollte,  wiederholten  Veränderungen  und  Adaptierungen  mit  ihren  unver- 
meidlichen Renovierijngen  unterworfen  war,  ist  selbstvei*ständlich.  Da  gab  es  im  Landhause  zunächst 
auch  eine  Kapelle,  die  anfangs  zu  ebener  Erde  sich  befand,  später  aber  in  einen  Schwibbogen,  der 
vom  Prälatensaal  zur  niederländischen  Kanzlei  hinüber  erbaut  war,  verlegt  wurde.  Als  K.  Ferdinand  IlL 
am  3.  Dezember  1637  den  zwei  oberen  politischen  Ständen  das  Kriminalprivilegium*)  d.  i.  eine  eigene 
Gerichtsbarkeit  erneuert  hatte,  war  ein  „Herrenstandsarrest"  (das  sogenannte  grüne  Stube  1) 
notwendig,  welchen  der  Landmarschall  Hans  Franz  Trautson  Graf  von  Falkenstein  in  seiner  Eigen- 
schaft als  Vorsitzender  des  Landmarschall'schen  Gerichts  aus  einem  Teile  der  Wohnung  des  Bau- 
schreibers (später  Hausinspektor)  herrichten  ließ  und  der  später  in  das  Erdgeschoß  links  neben  dem 
Schwibbogen  verlegt  wurde,  wo  er  bis  zum  Neubau  des  Landhauses  (1837)  verblieb.  Ober  dem 
Gewölb  des  großen  Saales  war  auch  eine  Rüstkammer  eingerichtet,  die  mit  Flinten,  Pulverbüchsen, 
Kürassen,  Helmen,  Monturen  ganz  angefüllt  war  und  in  jene  Zeit  zurückreichte,  als  die  Stände 
eigene  Regimenter  für  die  ungarischen  Grenzfestungen  aufgestellt  und  erhalten  hatten.*)  Schon  am 
25.  Februar  1534  hatten  die  Verordneten  verlangt,  daß  für  Absteigquartiere  und  Hochzeiten 
der  Landherren  im  Landhause  gesorgt  und  dazu  ein  tauglicher  Wirt  bestellt  werde. •)  Was  jene 
anbelangt,  scheinen  sie  tiicht  lange  bestanden  zu  haben,  Schupfen  und  Stallungen  hingegen  für  die 
Wägen  und  Pferde  des  Landmarschalls  gab  es  im  kleinen  Landhause  bis  ins  XIX.  Jahrhundert,  Hoch- 
zeiten wurden  aber  noch  bis  in  die  zweite  Hälfte  des  XVII.  Jahrhunderts  abgehalten,  ohne  daß  dabei 
eines  Wirtes  ausdrücklich  Erwähnung   geschieht.    Dagegen  gab  es  seit  altersher  beim  Torwärter  des 


»)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  17.  August  1651. 

*)  Notizen  über  das  n.-ö.  Landhaus  im  Archive  des  Stiftes  Schotten. 

')  Am  11.  Februar  1719  erhielt  Johann  Schmid,  Kays.  Hof-  und  bürgert.  Groß  -  Uhrmacher,  über  sein  schriftliches 
Ansuchen  die  „Rieht-  und  Zurichtung  der  Landhaus -Uhr  gegen  die  gewöhnliche,  jährliche  Bestallung;  nur  soll  er  sich's 
angelegen  sein  lassen,  sie  »mit  mehrerer  Punctualität,  als  es  bisher  geschehene,  angelegen  sein  lassen*.  (N.-ö.  Landesarchiv 
B.  8.  3.)  Am  17.  Mai  1732  schlössen  die  Verordneten  mit  dem  bürgerlichen  Grofi  -  Uhrmacher  Franz  Karl  Eisenmann  einen 
Vertrag  zur  Herstellung  einer  Uhr,  welche  Stunden  und  Viertelstunden  schlagen  sollte  und  deren  Zifferblätter,  nämlich  das 
gegen  den  Minoritenhof,  wie  auch  jenes  gegen  den  Hof  des  Landhauses  zu,  mit  beiden  Landeswappen  geziert  waren.  Eisen- 
mann erhielt  dafür  320  Gulden.  —  Am  8.  Mai  1770  bestellten  die  Verordneten  gemäß  einem  Beschlüsse  der  Stände  beim  Uhr- 
macher Josef  Bauer  in  Melk  eine  neue  Uhr,  die  am  9.  Oktobci  desselben  Jahres  eingesetzt  wurde  und  auf  beiden  Zifferblättern 
die  Jahreszahl  der  Renovation  (1770)   enthielt.  (N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  369,  448.  Fitzinger  a.  a.  O.  S,  57.) 

^)  Das  in  roten  Samt  gebundene  und  mit  wohlerhaltenem  großen  kaiserlichen  Siegel  versehene  Original  von  1637 
wird  im  n.-ö.  Landesarchive  aufbewahrt.  (Gart.  A.  14  Nr.  1.)  Dieses  Privilegium  erschien  gedruckt  zu  Wienn  bey  Einer  Löb- 
lichen N.-ö.  Landtschafft  Buchdruckerei  Johann  Jakob  Kümer  Anno  1655.''  Kl.  Fol.  84  SS.  mit  Index. 

*)  Wahrscheinlich  im  Jahre  1748  wurde  diese  Rüstkammer  aufgehoben,  da  die  Stände  mit  dem  Landtagspostulat 
vom  14  Juni  1748  auch  von  der  Leistung  der  Monturlieferungen  in  natura  enthoben  worden  waren.  (N.-Ö.  Landesarchiv  Cod. 
provinc.  contin.  p.  715— 718.  > 

•)  Fitzingtr  a.  a.  O.  S.  9. 

4* 


28  I^As  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

Landhauses  eine  eigene  Bierschenke,  und  zwar  auf  Grund  eines  alten  Privilegiums,  das  sich 
namentlich  in  den  Assentierungstagen  als  sehr  zweckmäßig  erwiesen  hatte.  Im  April  des  Jahres  1744 
erging  aber  auf  A.  h.  Befehl  vom  Landmarschairschen  Gericht  an  die  Verordneten  die  Mahnung, 
daß  sie  diese  Bierschenke,  wahrscheinlich  auch  vorgefallener  Exzesse  wegen,  beseitigen  möchten, 
wogegen  die  Stände  am  18.  Juni  d.  J.  bei  Hof  bittlich  einschritten,  es  möge  ihnen  jenes  alte  Pri- 
vilegium doch  belassen  werden.  Sie  wurden  aber  am  27.  Juli  d.  J.  mit  dem  Bemerken  abgewiesen, 
daß,  nachdem  aller  Ausschank  von  Wein  und  Bier  außer  den  berechtigten  bürgert.  Wein-  und  Bier- 
häusern ohne  Ausnahme  abzustellen,  sogar  die  Bierschenke  in  der  Hofburg  aufgehoben  sei,  auch  die 
im  Landhause  geschlossen  werden  müsse,  was  am  31.  Juli  geschah.^) 

Eine  Reihe  von  Beschlüssen  der  Stände  liegt  vor,  die  sich  auf  die  Naturalwohnungen 
im  Landhause  beziehen  und  durch  den  Beschluß  vom  31.  Mai  1566,  daß  nur  die  Verordneten,  die 
Sekretäre  der  Einnehmer  und  die  Beamten  (Offiziere)  im  Landhause  wohnen  dürfen,   eingeleitet  sind. 

Der  zunehmende  Bedarf  an  Dienst-  und  Wohnräumen  machte  von  Zeit  zu  Zeit  Verschiebungen 
derselben  nötig.  Um  die  immer  dringlicheren  Raumfragen  besser  und  entschieden  lösen  zu  können, 
beschlossen  die  Stände  am  11.  Juni  1712,*)  den  rechten  Flügel  des  Landhauses,  in  welchem  die 
Herren-  und  Ritterstube  sich  befanden,  bis  zur  Herrengasse  auszubauen,  wobei  der  1674  umgebaute  alte 
Liechtensteinische  Trakt, ')  in  welchem  die  Wohnung  des  Syndikus  sich  befand,  hätte  beseitigt  werden 
müssen.  Dadurch  wäre  auch  der  Hof  des  Landhauses  regelmäßiger  geworden  und  die  beiden  Tore,  das 
in  der  Herrengasse  und  jenes  auf  dem  Minoriteriplatze,  wären  in  eine  gerade  Linie  zu  liegen  gekommen. 
Aus  welchem  Grunde  dieser  Bauplan  nicht  genehmigt  wurde,  ist  nirgends  angegeben,  doch  spricht 
sehr  dafür,  daß  ihn  ein  anderes  Projekt,  das  dann  tatsächlich  auch  zur  Ausführung  gelangte,  in  den 
Hintergrund  drängte.  Die  Stände  kauften  nämlich  unter  dem  Landmarschall  Alois  Grafen  von  Harrach 
laut  Kaufbrief  vom  16.  Oktober  1715*)  das  ehemals  Fünfkirchen'sche,  nun  gräflich  Trautmannsdorf - 
sehe  Haus  auf  dem  Minoritenplatze,  das  an  den  rechten  Flügel  des  Landhauses  stieß  und  auf  der 
andern  Seite  vom  Ingerl'schen  (später  Holzer'schen)  Haus,  „zum  schwarzen  Tor"  genannt,  und  rück- 
wärts vom  PoUheim'schen  (später  Kinsky'sche)  Haus  in  der  Herrengasse  begränzt  war.  Maximilian 
Sigmund  Graf  von  Trautmannsdorf  hatte  am  28.  September  1714  die  kaiseriiche  Bewilligung  zum 
Verkauf  dieses  zum  Trautmannsdorfschen  Fideikommisses  gehörigen  Hauses  an  die  Stände  um 
40.000  Gulden  erhalten. 

Seit  dem  Ankauf  dieses  Hauses  hieß  das  alte  Landhaus  das  „große  Landhaus",  das  neu 
angekaufte  Gebäude  aber  das  „kleine  Landhaus".  (Siehe  den  Huber'schen  Plan  Fig.  6.) 

Nur  ein  sehr  geringer  Bruchteil  von  den  Beschlüssen,  welche  die  Verordneten  seit  1600  in 
Sachen  der  Adaptierungen  und  Reparaturen  im  Landhause  gefaßt  hatten,  ist  uns  akten-  oder  protokoll- 
mäßig noch  erhalten.  Aber  selbst  sie  allein  hier  vollzählig  anzuführen,  wäre  wegen  ihrer  oft  geringen 
Bedeutung  überflüssig.  Nur  auf  einige,  und  zwar  charakteristische  Einzelnheiten  sei  hingewiesen.  So  gab 
es  z.  B.  für  alle  Arbeiten  im  Landhause  eigene  „Landschaftsprofessionisten,   die  gegen  eine  jährliche 


')  N.-ö.  Landesarchiv  A.  2.  17.  18.  Juni  und  27.  Juli  1744.  Cod.  provinc.  contin.  p.  179.  Interessant  ist,  daß  im 
Landhause  auch  eine  Eisgrube  angelegt  war,  die  wahrscheinlich  mit  den  im  Landhause  abgehaltenen  Festlichkeiten  und  mit 
der  Bierschenke  in  Zusammenhang  zu  bringen  ist.  Sie  wurde  immer  auf  Kosten  der  Stände  gefüllt  und  daraus  das  Eis  für 
dieselben  unentgeltlich  verabreicht  (ein  derartiger  StandebeschluO  liegt  z.  B  aus  dem  Jahre  1708  vor.  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  34.) 
Infolge  eines  am  2.  Mai  1743  an  die  Stände  erstatteten  Gutachtens  beschlossen  dieselben,  die  Eisgrube  auf  ihre  Kosten  nicht 
mehr  zu  füllen.  (N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  1496,  1504,  1510.  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  48.) 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  pag.  2339. 

*)  Siehe  oben  S.  16. 

^)  Das  Original  dieses  Kaufbriefes  liegt  im  n.-ö.  Landesarchive  Kasten  A.  Karton   15.  Nr.  11« 


von  Dr.  Anton  Mayer.  29 

Bestallung"  oder  „gegen  akkordierte  Preiszettel"  aufgenommen  wurden  und  darnach  arbeiteten.  ^)  Um 
diese  Aufnahme  mußten  die  „Supplikanten"  bei  den  Verordneten  „anlangen",  d.  h.  bittlich  einschreiten, 
und  ihre  „Anbringen"  (Bittschriften)  wurden  dem  Bauschreiber  zur  Begutachtung  übergeben,  über 
dessen  Berichterstattung  dann  der  Tauglichste  unter  ihnen  aufgencÄnmen  wurde. 

Die  Beleuchtung  der  Straßen  und  Plätze  in  den  Städten  war  bekanntlich  in  früheren  Zeiten 
eine  recht  spärliche,  wie  es  auch  die  wenigen  Notizen  über  die  Beleuchtung  der  Gassenfront, 
des  Hofes  und  der  Gänge  des  Landhauses,  die  wir  hier  noch  anfügen  wollen,  beweisen.  „Da  vor 
einigen  Jahren  hero",  heißt  es  in  einer  solchen  Notiz,  „in  verschiedenen  Häusern,  wie  im  Löbl.  Kriegs- 
Commissariat  -  Ambt  auch  anderer  orthen  vil  und  große  Diebstall  verübet  worden,  vil  Liederliche  Leuth 
unter  diesem  und  jenem  Prätext  sich  einschleichen,  sich  da  und  dort  verstecken  und  für  einen  zu 
vollführenden  Dieb^tall  ausspionieren,  wie  es  ja  schon  beim  Ober-Einnemeramt  geschehen  ist", 
beschlossen  die  Stände  am  6.  November  1733  zur  Vermeidung  von  Diebstählen  und  Einbmchen  zwei 
bis  drei  (!)  Laternen  im  Landhause  anzubringen.*)  —  Im  Jahre  1799  wurden  zur  Beleuchtung  des 
großen  und  kleinen  Landhauses,  teils  an  der  Außenseite,  teils  in  den  Hofräumen,  sowie  auf  den 
Gängen  und  Treppen  schon  22  Laternen  verwendet.  ^) 

Die  letzte  allgemeine  Renovation  des  großen  und  kleinen  Landhauses  wurde  im  Jahre  1814 
vorgenommen,  bei  welcher  an  Stelle  der  auf  den  Landhaustoren  seit  1790  unrichtig  angebrachten 
fünf  Lerchen  auf  dem  Rudolfinischen  Wappen  nun  die  fünf  goldenen  Adler  gemalt  wurden.*) 


^)  Am  l\,  Juli  1730  erhielt  der  bgl.  Glasermeister  Adam  Miller  nach  dem  Tode  des  Sebastian  Jaux  die  ständischen 
Glaserarbeiten.  Am  16.  Jänner  1731  wurde  nach  dem  Tode  des  Christian  öttl  Franz  Anton  Pilgram  gegen  eine  jährliche  Be- 
stallung von  20  Gulden  als  Landschafts -Maurermeister  aufgenommen.  Am  26.  November  1733  kam  Johann  Köfel,  bgl. 
Schlossermeister,  an  Stelle  des  verstorbenen  Christian  Jakob  Scheibl.  Am  4.  Februar  1734  erhielt  Josef  Hauser,  bgl. 
Tischlermeister,  die  ständischen  Arbeiten  mit  dem  Bedeuten,  daß,  im  Fall  seine  Arbeiten  nicht  gut  und  gerecht  verfertigt  oder 
zu  hohen  Preisen  gehalten  wären,  die  Verordneten  einen  anderen  Tischler  aufnehmen  würden.  Am  13.  Juni  1735  wird  Johann 
Heylinger  als  Landschafts -Uhrmacher  erwähnt  und  am  13.  April  1739  wird  Johann  Fellauer  zur  Aufziehung  der  eng- 
lischen Uhr  in  der  Verordnetenratsstube  gegen  eine  jährliche  Bestallung  von  15  Gulden  aufgenommen.  Am  5.  Mai  1738  wird 
Max  Zellner  als  Landschafts-Büchsenmacher  erwähnt  (N.-ö.  Landesarchiv  A.  3.  37.  und  Cod.  provinc.  p.  401).  Die  einzelnen 

Landschaflsbuchdrucker  s.  bei  Dr.  Ant.  Mayer  Wiens  Buchdruckergeschichte  I.  und  II.  Band. 
*)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  6.  November  1733.  -  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  46. 
•;  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin   p.  102.  —  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  63. 
*)  Fitzinger  a.  a.  O.  SS.  60  und  67. 


30  I^as  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 


Die  äußere  Gestalt. 


Das  alte  Landhaus  hatte  zwei  Fronten,  die  eine  in  der  Hen'engasse,  die  andere  auf  dem 
Minoritenplatze.  Während  jene  ziemlich  unansehnlich  war,  indem  zwei  Gebäude  nur  durch  eine  ein- 
fache Mauer  mit  einander  verbunden  waren,  in  welcher  ein  Einfahrtstor  und  eine  schmale  Tür  für 
Fußgänger  angebracht  waren,  enthielt  diese  eine  architektonisch  schöne  Durchfahrtshalle.  ^)  Auf  dieser 
Seite  fanden  daher  bei  festlichen  Gelegenheiten  die  Auffahrten  der  Mitglieder  des  Kaiserhauses,  des 
hohen  Adels,  der  Prälaten,  Herren  und  Ritter  statt.  Gegen  den  Minoritenplatz  zu,  im  Quertrakt,  lag 
im  ersten  Stock  der  große  Saal,  im  linken  Trakte  befanden  sich  im  ersten  Stocke  die  Verordneten- 
ratsstube,  die  beiden  interessanten  Vorräume  (Vorhallen)  und  die  ebenfalls  künstlerisch  ausgestattete 
Prälatenstube,  im  rechten  Trakte  des  Hauses  die  Herren-  und  Ritterstube,  während  Kanzleien  und 
Wohnungen  im  ersten  und  zweiten  Stocke  gegen  die  Herrengasse  zu  untergebracht  waren.  In  dieser 
Gasse,  an  der  Wand  neben  der  kleinen  Tür  für  die  Fußgeher,  waren  in  späterer  Zeit  auch  die  amt- 
lichen Kundmachungen  der  Stände  (Patente,  Ausschreibungen  u.  dgl.)  angebracht.  Tor  und  Tür  waren 
für  den  alltäglichen  Verkehr  des  Publikums  tagsüber  geöffnet. 

Wie  schon  das  alte  Landhaus  auf  der  Perspektivabbildung  der  Stadt  Wien  von  Daniel  Huber ^ 
zeigt  (Fig.  6),  und  auch  die  beiden  Ansichten  von  diesem  Hause,  jene  vom  Minoritenplatze  aus 
(Taf.  14)  und  jene  in  der  Herrengasse  (Taf.  13),  die  kurz  vor  der  Demolierung  angefertigt  worden  waren, 
(1835),  deutlich  veranschaulichen,  bestand  dasselbe  eigentlich  aus  einer  Gruppe  von  mehreren  Häusern, 
die  verschiedenen  Bauzeiten  angehörten  und  daher  in  einer  ziemlich  unorganischen  Verbindung  mit- 
einander standen.  Das  zwei  Stock  hohe  Hauptgebäude  oder  das  „große  Landhaus"  zeigt  schon  in 
den  Grundrissen  (Taf.  1 — 4)^  zwei  Längstrakte  vom  Minoritenplatz  gegen  die  Herrengasse  zu,  die 
dort  ein  Quertrakt  miteinander  verband,  hier  eine  Mauer  abschloß,  wodurch  ein  großer  Hof  umfangen 
ward.  Da  der  rechte  Längentrakt  nur  halb  so  weit  reichte,  als  der  linke,  daher  unausgebaut  schien, 
wurde  hier  später  (1674)  an  Stelle  des  alten  einen  Stock  hohen  Liechtensteinischen  Häuschens  mit 
der  Sonnenuhr  an  der  Hofseite,-*)  ein  in  den  Hof  bedeutend  vorspringender,  ebenfalUs  einen  Stock 
hohen  Bau  aufgeführt,  der  von  den  andern  Baulichkeiten  durch  seine  Einfachheit  sich  abhob.  Hieran 
schlössen   sich   dann   nach  rechts  noch  ein  offener  mit  einem  Gitter  abgeschlossener  Platz  und  ein 


*)  Berichte  und  Mitteilungen  des  Altertums- Vereines  zu  Wien  XXVI  (1890),  S.  91  ff. 

•)  Szenographisch  oder  Perspect.  Abbildung  der  Kaysl.  Königl.  Haupt-  und  Residenz  Stadt  Wien  in.  Österreich  auf 
A.  h.  Befehl  aufgenommen  und  gezeichnet  vom  Jahr  1769  May  Monats  bis  letzten  Oktober  1774  von  Josef  Daniel  von  Huber 
Obrist  Wachtmeister  des  großen  General- Feldquartiermeister- Staabs. 

')  Auf  den  Tafeln  2,  3  und  4  bezeichnen  die  schwarzen  Stellen  die  beim  Neubaue  beibehaltenen  Teile  des  alten 
Landhauses. 

^)  In  dem  Buche:  „AuOführliche  vnd  Warhafftige  beschreibung  Wie  es  mit  denen  Kriminal -Processen,  Und  darauff 
erfolgten  Executionen  Wider  die  drey  Gräften  Frantzen  Nadasdi,  Peter  von  Zrin  vnd  Frantz  Christophen  Frangepan,  eigentlich 
hergangen*'  (Wien  1671)  findet  sich  auf  Tafel  1  der  Hof  des  alten  Landhauses  mit  der  Sonnenuhr  an  der  Hofseite  des  alten 
Liechtenstein'schcn  Hauses.  Dieses  Bild  ist  von  Cornelius  Mcysscns  gestochen. 


von  Dr.  Anton  Mayer.  31 

rückwärts  gelegener  Trakt  aus  dem  Jahre  1593.  (Fig.  7.)  Auf  dem  Minoritenplatze  aber  stieß  an  das 
große  Landhaus  das  sogenannte  kleine  Landhaus,  bestehend  aus  einem  ebenererdigen  und  einem 
einstöckigen  Gebäude  (Auf  Hubers  Plan  das  Haus  Nr.  29.),  das  noch  besprochen  werden  wird. 

Das  alte  Landhaus  hatte,  wie  eben  erwähnt  wurde,  zwei 'fore.  Das  eine  große  Tor  mit  einem 
Rundbogen,  befand  sich  in  der  Herrengasse.  Auf  seinen  mächtigen,  rotgefarbten  Torflügeln  war  das 
n.-ö.  Landeswappen  —  die  fünf  goldenen  Adler  im  blauen  Felde  —  mit  dem  Erzherzogshute  darüb.er 
gemalt.  Gegenüber  diesem  Tore  lag   die  oberwähnte,  architektonisch  schöne  Einfabrtshalle,  die  auf 


Fig.  7.   Trftkt  Ml  dem  J^hre  1698. 

den   Minoritenplatz   hinausführte   (Fig.  2)   und   deren  Tor   hier   mit   dem    doppelköpflgen   kaiserlichen 
Adler  geziert  war. 

Sowohl  über  dem  Tore  in  der  Herrengasse  als  über  jenem  auf  dem  Minoritenplatze  war  wie 
bei  der  kaiserlichen  Burg  und  an  den  Stadttoren  das  sogenannte  „Freizeichen"  oder  „Burgfriedens- 
zeichen"  angebracht,  d.  i.  eine  Steintafel  mit  der  Inschrift  der  kaiseriichen  Freiheit')  und  darüber  eine 


<)  Die  Inschrift  Isutel .  Der  Rom.  Kay.  Maylt.  vnsers  Allergnädigsten  LandsfQrsten  Ernstliche  Manung  vnd  Befelcb 
ist,  daQ  sich  Niemand  Wer  der  auch  sein  mag,  unterstehe,  in  oder  Vor  diesem  bcfreyten  LandhauQ  die  Wöhr  zu  blösfien  oder 
Balgen  vnd  lueschlagen,  noch  zu  rumorn,  Welche  aber  freuenllich  darwider  handien,  daß  dieselben  Verbrechen  an  Leib  und 
Leben  nach  vngnaden  gestrafft  werden  sollen.  Actum  Im  1751  Jahr".  (N.-ö.  Landesarchiv :  A.  3.  27.  und  A,  7.  10.  —  Cod. 
provinc.  p.  97S.  Codex  Austriacus  \,  p.  731.  Fitiinger  a.  a.  0.  S.  14.  Mitteilungen  der  k.  k.  Zentral'KommissJon  fQr  Kunst 
und  historische  Denkmale  N.  F.  II,  p.  LI.  Bericht«;  und  Mitteilungen  des  Altertums -Vereines  zu  Wien.  XVI.  S.  2%  f.)  Gegenwärtig 
befinden  sich  beide  Tafeln  rechts  und  linits  vom  Eingange  zur  Hauptstiege  hinter  dem  Brunnen. 


32 


Das  niGderüsterrcichische  Landhaus  ii 


Hand  mit  dem  gezückten  Schwerte  (Fig.  8).  Kaiser  Maximilian  II.  hatte  den  n.-ö.  Ständen  am  4.  Juli  1568 
in  der  Erledigung  ihrer  ,Beschwär  Artichel" ')  „mit  genadenn"  die  Bewilligung  zum  Gebrauche  dieses 
Zeichens  erteilt.  Über  weiteres  Begehren  der  Stände  gab  ihnen  Kaiser  Maximilian  II.  zu  Prag  am 
20.  Februar  1571  hierüber  noch  eine  eigene  Urkunde  {Beil^e  X),  des  Inhalts,  da6  jeder  Ruhestörer 
(Friedbrücher,  Rumorer)  vom  Landmarschall  „stracks"  in  Verhalt  {„fängliche  Verwahrung")  genommen 
und  dem  Hof-Profoßen  oder  in  dessen  Abwesenheit  dem  Regierungs - ProfoÜen  zur  weiteren  Haft 
und  Bestrafung  übei^eben  werden  durfte. 

Der  Hof  des  Landhauses  (Fig.  9)  •)  bot  zwar  kein  architektonisch  hervorragendes,  doch 
immerhin  ein  interessantes  Bild;  auch  das  Gebäude  selbst  war  weder  in  seinen  beiden  Fronten  nach 
außen  noch  im  Innern  in  solcher  Beziehung  besonders  merk- 
würdig. Nur  der  Aufgang  zur  Ratsstube  der  Verordneten,  bei- 
läufig in  der  Mitte  des  linken  Traktes,  war  mit  einem  zier- 
lichen, von  einem  geschwungenen  Kupferdache  überdeckten 
Portal  in  Marmor  ausgestattet.  Knapp  vor  diesem  Portale 
stand  ein  Brunnen  mit  einem  zierlichen  schmiedeeisernen 
Gitter.  In  den  beiden  Ecken  rückwärts  im  Hofe,  wo  turm- 
ähnliche Ausbauten  (Vorsprünge)  sich  erhoben,  führten  Frei- 
treppen in  das  erste  Stockwerk  des  Quertraktes,  und  zwar 
zunächst  nur  in  Vorhallen,  von  denen  aus  man  in  den  großen 
Saal  gelangte.  Diese  Vorsprünge  waren  mit  einem  Kupferdache 
überdeckt,  das  auf  Bögen  ruhte,  deren  Öffnungen  gegen  die 
Hofseite  zu  verglast  waren.  Das  hohe  Ziegeldach  des  Quertraktes 
zierte  in  der  Mitte  der  schon  mehrmals  erwähnte  Turm  und 
an  den  Ecken  des  Giebels  glänzten  zwei  metallene  Kugelspitzen, 
die  noch  am  Ende  des  XVII.  Jahrhunderts  mit  Fähnchen  ver- 
sehen waren,  wie  auch  eine  ähnliche  Kugelspitze  an  der  Ecke 
des  linken  Flügels  gegen  die  Herrengasse  zu  auf  dem  Firste 
des  Daches  angebracht  war.  Bemerkenswert  waren  an  der 
Außenseite  des  Landhauses  noch  zwei  aus  Zieg,eln  künstlich 
verfertigte  Rauchfange,  die  auf  dem  rechten,  ünausgebauten 
Trakte  angebracht  waren  und  deren  Errichtung  ebenfalls  in 
das  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  fällt.  Der  größere  befand  sich 
am  Saume  des  Daches,  gerade  über  einer  Vorhalle  zwischen 
der  Herren-  und  Ritterstube;  er  stellte  eine  von  Karyatiden  getragene  Fratze  mit  blockender  Zunge 
vor,  an  der  linken  Seite  der  Brust  war  der  österreichische  Bindenschild  mit  dem  Erzherzogshute  zu 
sehen.  (Fig.  10.)  Der  andere  erhob  sich  gerade  über  dem  Ende  des  Traktes,  also  gegen  die  Herren- 
gasse zu,  und  zwar  am  obersten  Giebel  des  Daches,  und  hatte  die  Form  eines  eckigen  Bechers  (Kelches?), 
aus  dessen  oberstem  Rande  an  den  Ecken  vier  Drachenköpfe  hervorragten.  (Fig.   II.) 

Der  Brunnen  an  der  linken  Gebäudefront  im  Hofe,  um  auf  ihn  zurückzukommen,  war  sicher 
eine  alte  Anlage;  er  stand  schon  im  Liechtenstein 'sehen  Hause  an  derselben  Stelle  und  der  Brunnen- 


ti-t- 


i-ig.  S 


Fralaeichen. 


1)  N,-ö.  Landesarchiv  Codex  Nr.  20,  Gravamen-Buch,  p.  405  und  «Z.  -  Codes  Prt  vi n Cialis  p.  977,  —  Fitzinger 
a.  a.  0.  S.  13. 

■)  Di«  hier  beigegebene  Abbildung  ist  eine  Reproduktion  nach  der  in  den  Sammlungen  der  n.-ö.  Landesbibliolhek 
befindlichen  höchst  gelungenen  und  mit  gruQem  Fleifie  hergestellten  Originalzeichnung  G.  C.  Wilder  aus  dem  Jahre  1836, 
(Anzeige  hierüber  in  Hormayis  Archiv,  Jahrg.   1820,  S.  525f.) 


von  Dr.  Anton  M*yet.  33 

Schacht  soll  der  Tradition  gemäß  sogar  von  den  Minoriten,  als  das  Ganze  ringsum  ihr  Besitz  war, 
gegraben  worden  sein.  Die  Stände  ließen  jetzt,  wie  wir  gehört  haben,  ein  neues  Steinbecken  meißeln 
und  darüber  ein  kunstvolles  schmiedeisernes  Gitter  verfertigen,  auf  dessen  zierlichem  Geflechte  die 
Jahreszahl  1570  als  Entstehungszeit  hinweist.  Dieses  Gitter  stellt  eine  reichgegliederte  vierseitige  Laube 
vor,  deren  vierte  Seite,  bei  welcher  man  zu  einer  Pumpe  (früher  Aufzugrad)  gelangte,  offen  ist.  Die 
vierseitige  Überdachung   ist   oben  kuppeiförmig  geschlossen  und  aus  ihrer  Mitte  erhebt  sich  eine  mit 


Fig.  9.  Der  Hof  des  tXXaa  Luidhanses. 

Knorren  und  eisernen  Blumen  verzierte  Stange,  die  ein  größeres  Fähnchen  mit  dem  gemalten  Binde- 
schilde, darüber  eine  Art  Blume  aus  feinen  Eisenstäben  und  ganz  oben  als  Abschluß  den  Doppeladler 
aus  Eisenblech,  trägt.  (Fig.  12  und  Tafel  V.)') 


')  Da  man  für  diesen  kunstvollen  Brunnen  im  neuen  Landhause  vermeintlich  keinen  Platz  hatte,  wurde  er  nicht  mehr 
aurgcsleltt.  Im  Verzeichnis  jener  Gegenstände,  welche  ihrer  Unbrauchbarkeit  wegen  zur  gelegentlichen  VeräuQcrung  bestimmt 
wurden,  befand  sich  unter  Nr.  1  das  kunstvoll  gearbeitete  Brunnengilter  mit  allen  seinen  Bestandteilen  auf  dem  Vorboden.  Es 
war  zirka  S  Zentner  schwer  und  wurde  um  SO  Gulden  verkauß.  (Fase.  19,  Nr.  9387/833.)  Der  Käufer  war  Meister  Amerling, 
der  es  mit  seiner  Sammlung  vereinigte.  Von  diesem  erstand  es  dann  Graf  August  Breunner,  der  es  auf  sein  SchloS  Grafenegg 
brachte,  wo  es  sich  heute  noch  beßndet.  Es  ist  wirklich  traurig,  daO  es  weder  im  Landhause,  noch  auch  in  Wien  seines 
Bleibens  haben  konnte.  tBerichte  und  Mittcil.  des  Altertums- Vereins  in  Wien  XXIV  (1887]  p,  319  und  XXVI  S.  71-83.) 

XXSVIII.  Band.  5 


34 


Das  nicderü!'tcrrci  Chi  sehe  Landhaus  ii 


Wien 


Weiter  aufwärts  vom  Brunnen,  nur  durch  eine  Tür  und  eine  Steinbank  getrennt,  stand  das 
herrliche  Renaissanceportal,  dessen  Ausführung  in  Marmor  durch  den  Meister  Saphoy  schon  oben 
(S.  20  und  21)  behandelt  wurde.  ^)  Wie  das  Bild  zeigt  (Fig.  13  und  14),  ruht  auf  Säulen  ein  einfacher 
Architrav  mit  der  in  römischen  Ziffern  ausgedrückten  Jahreszahl  MDLXXI;  über  demselben  erhebt 
sich  dann  ein  Fries,  der  beiderseits  von  Figuren  mit  Füllhörnern  flankiert  ist  und  in  der  Mitte  ein 
Reliefljild  in  Farben  und  Gold  enthält,  auf  welchem  einander  entgegenreitende  Ritter  in  friedlicher 
Absicht  sich  die  Hände  reichen.    Beide  haben  das  Haupt  mit  dem  Markgrafenhute  bedeckt,  der  eine 


Fig.  10.   BancUkng. 


Fig.  11.   Banchlkiiff. 


trägt  Über  dem  Rücken  den  österreichischen  Bindeschild,  der  andere  den  Schild  mit  dem  Rudolphi- 
nischen  Wappen,  die  fünf  goldenen  Adler  im  blauen  Felde  {das  n, -ö.  Landeswappen). 

Über  die  Bedeutung  dieses  Reliefs  sind  schon  verschiedene  Meinungen  ausgesprochen  worden. 
Einige  wollten  darin  ein  Turnier  erblicken,  anderen  galt  es  als  eine  bildliche  Darstellung  der  Ver- 
söhnung zweier  Brüder  oder  Herzoge,  die  einander  feindlich  gewesen.  Mehr,  vielleicht  sogar  alle 
Wahrscheinlichkeit  hat  aber  die  Ansicht  für  sich,  daß  damit  offenbar  ein  Denkmal  der  von  K.  Max  II. 
den  Ständen  eingeräumten  freien  Religionsübung,  insbesonders  der  Vereinigung  der  katholischen  und 
evangelischen   Stände,    die  sich  bisher  feindselig  und  schroff  gegenüberstanden,    und    der  dadurch 


')  Nach  dem  Abbruche  des  alten  Landhauses  stand  dieses  Port«]  lange  Zeit  an  der  Wand  in  der  neuen  LftndhauS' 
kapeile.  (Berichte  und  Mitteilungen  des  Altertunis-Vereines  zu  Wien,  XXVI,  71  FT.),  bis  es  bei  den  AdapÜerungen  unter  dem 
LandesausschusGe  Konstantin  Grafen  Gattenburg   versetzt  wurde  und   gegenwärtig   den   Eintritt   zur   Hauptstiege,   die  lu  den 

Landtagsälen  führt,  zicrL 


1  Dr.  Anton  Mayer 


35 


bewirkten  Herstellung  des  inneren  Friedens  gemeint  sei.  Die  katholischen  Stände  sind  dann  durch 
den  alten  österreichischen  Bindeschild,  die  protestantischen  durch  den  von  H.Rudolf IV.  eingeführten 
Wappenschild  dargestellt. ')  Mit  diesem  Wappen  zwischen  grünen  Lorbeerzweigen  und  dem  Erzherzogs- 
hute darüber  war  auch  die  eisenbeschlagene  Tür  bemalt. 

Portal  und  Tür  wiesen  den  Weg  zu  einem  Vorhaus,  an  dessen  Ende  eine  freitragende,  auf 
Bögen  ruhende  Treppe  von  27  Stufen  begann.  Zwei  quadratfbrmige  Absätze  („zween  gefierte  platz") 
trennten  dieselbe  in  drei  Teile  zu  je  neun  Stufen.  Die  Bogenschä^e  trugen  korinthische  Kapitale,  das 


Fig.  12.  Der  LudlianibrniineD. 

steinerne  Stiegengeländer,  wie  auch  die  Balustrade  oben  im  Vorhaus  bei  der  Bürgerstube  waren  mit 
ungleichen  „khriegeln  oder  staffeln"  durchbrochen.  In  den  Wandnischen  standen  zur  „Zier"  und  als 
Sinnbilder  drei  kleine,  steinerne  Figuren,  welche  das  Vertrauen,  die  Sorgfalt  und  die  Macht  darstellten. 
(Beilege  Nr.  VII.)  Die  Stiege  machte  daher  in  solcher  Ausstattung  sicher  einen  schönen  Eindruck.  Oben 


•)  Die  kaiserlichen  Resolutionen  ddto.  Prag  13.  Mai  1570  und  14.  Jänner  1571  sind  im  Original  im  n.-ö.  Landesarchive 
nicht  mehr  vorhanden.  (Dr.  AnL  Mayer  dos  Archiv  und  die  Registratur  der  n.-ö.  Stande  von  1518  bis  1848,  S.  16.  Ober 
das  Denkmal  der  zwei  Ritter  im  n.-ö.  Lnndhause  selbst  vgl.  Hormayr  Archiv  1823  und  J.  V.  Czcrmak  in  der  Wiener 
Zeitung  1837  Nr,  86  u.  87.1 


Dos  niederösterreiehische  Landhaus  in  Wien 


auf  der  Stiege  angelangt  befand  sich  der  Eintretende  in  einer  Vorhalle  („Vorhaus')  mit  einem  gotischen 
Gewölbe,   in  welcher   rechts  eine   mit  einem  Marmorportal   verzierte  Tur   in   die   Ratsstube   der  Ver- 


Fig.  13.   Du  PorUl  in  Hofe  (mit  offener  Tür). 


ordneten,  links  eine  ebensolche,  aber  mit  einem  minder  reich  ausgestatteten  Marmorportal  umrahmte 
Tür  in  die  Bürgerstube  führte. 


Die  inneren  /Räume. 


Die  Torhalle  mit  den  beiden  Portalen. 

Die  erwähnte  Vorhalle  ist  woh!  einer  der  geschichtlich  merkwürdigsten  Räume  im  alten 
Landhause.  Gegenwärtig  ist  sie  als  Manuskriptenzimmer  eingerichtet,  zeigt  aber  genau  noch  dieselbe 
Ausstattung,  in  welcher  sie  1571  ausgeführt  worden  war. 


Fig.  14.   Du  Fortil  in  Hofe  (mit  geschlos 


r  Tür). 


Die  gewölbte  Decke  (Tafel  X)  ist  im  gotischen  Stil  gehalten  und  ihre  Felder  sind  noch  mit 
der  ursprünglichen  Malerei  bedeckt,  die  im  Jahre  1846  vom  akademischen  Maler  Friedrich  Schilcher 
restauriert*)  und  1888  vom  Maler  Karl  Lubenow  nur  vom  Staube  gereinigt  wurde.  Neben  hübschen 


t)  Maler  Schilcher  erhielt  dafür  290  Gulden  (n.-ö.  Landesarchiv  Pasc.   19,  '/..  3566). 


Das  niederöslerreichische  Landhaus  in  Wien 


Fig.  15.   Hiimlicli«  XosBolenkOpfe. 


Fig.  16.  Kiuillclifl  EonwlmUph. 


in  II 


Arabesken  enthält  sie  aber  auch 
derbe  Anspielungen  der  Prote- 
stanten, die  damals  an  Zahl  die 
stärkeren  waren  und  daher  in 
ihrer  Machtstellung  aggressiv 
vorgingen,  gegen  die  Katho- 
liken, deren  Symbole  hinwieder 
für  die  Protestanten  durchaus 
nichts  Verletzendes  zeigen.  „So 
ist  die  eine  Hälfte  dieses  Ge- 
wölbes", sagt  Fitzinger, ')  „ge- 
gen die  Ratsstube  zu  mit  Sinn- 
bildern versehen,  welche  auf  die 
Blüte  des  Landes  unter  der  ka- 
tholischen Regierung  zu  deuten 
scheinen,  als  einem  Christus- 
kinde, Weinlauben,  Blumen- 
früchten  u.  s.  w.,  während  die 
andere  Hälfte,  gegen  die  Bürger- 
stube zu,  allerlei  Sinnbilder  ent- 
hält, welche  auf  den  vermeint- 
lichen Verfall  desLichtes  und  der 
Sitten  unter  den  Kathotischen 
bezugnehmen,  als  Schweins- 
köpfe mit  Rosenkränzen  über 
dem  Rüssel,  welche  gegen  ein 
umstrahltes,  zwei  Laternen  in 
den  Händen  haltendes  Kind 
gerichtet  sind,  Cypressen  mit 
Menschenköpfen  auf  den  Wip- 
feln ,  einen  entfalteten  Pfau 
u.  s,  w."  Es  spiegelt  sich  also 
darin  so  recht  der  Religionshafl 
und  die  politische  Abneigung 
der  Protestanten  gegen  die  Ka- 
tholiken aus.  In  der  Mitte  der 
Decke  ist  gleichsam  als  Schluß- 
stein der  große,  in  Stein  ge- 
meißelte und  kolorierte  k^ser- 
hche  Adler  eingefügt,  oberhalb 
von  ihm  wurde  der  Österreichi- 
sche Bindeschüd  und  unterhalb 
das  niederösterreichische  Lan- 


Fig.  17.  WelbUcb«  EonioIeiikOpfb. 


von  Dr.  Antun  Mayer.  39 

deswappen,  die  fünf  goldenen  Adler  im  blauen  Felde,  angebracht.  In  den  vier  Feldern  der  Decke 
befinden  sich  die  in  Stein  gemeißelten  und  ebenfalls  kolorierten  Wappen  der  damaligen  Verordneten 
aus  dem  Herren-  und  Ritterstande^  u.  zw.  gegen  die  Hofseite  zu,  die  Wappen  von  Rüdiger  (II.)  von 
Starhemberg  und  von  Veit  Albrecht  von  Puchheim,  gegen  die  Fensterseite  zu  jene  von  Leopold  Grabner 
von  der  Rosenburg  und  des  Wolf  Christoph  von  Enzersdorf.  An  den  beiden  Seitenvvänden,  u.  zw. 
gegen  die  Hofseite  zu,  sind  die  Wappen  der  zwei  Verordneten  aus  dem  Prälatenstande,  des  Abtes 
Urban  (I.)  von  Melk  und  des  Abtes  Johann  (IX.)  von  den  Schotten  in  Wien  zu  sehen.  Sechs  zierliche 
Konsolenköpfe,  vier  männliche  (Figuren  15  und  16)  und  zwei  weibliche  (Figur  17)  schließen  die  Rippen 
der  Bögen  ab.  Das  Säulenportal,  das  den  Eingang  in  der  „Herren  Verordneten  Ratsstube"  bildete,  ist 
im  Stile  der  Renaissance  aus  Salzburger  Marmor  ausgeführt.  (Tafel  XI.)  Zwischen  den  Säulen  mit 
korinthischen  Kapitalen  stehen  zwei  aus  feinem  Sandstein  gearbeitete  weibliche  Figuren,  die  eine 
rechts  stellt  den  Wohlstand  (Überfluß)  vor,  in  dem  sie  in  der  Linken  ein  Fruchthorn  hält,  mit 
der  Rechten  aus  einem  Kruge  in  eine  Schale  gießt,  die  ein  herbeieilender  Knabe  emporhält;  die 
andere,  links,  ist  die  Sorge,  die  ein  Kind  auf  dem  Arme  trägt,  während  zwei  sich  an  sie  schmiegen. 
Über  dem  Portale  befindet  sich  rechts  das  ungarische,  links  das  böhmische  Wappen,  beide  von  Löwen 
gehalten.  Im  Frontispiz  ist  ein  Hautrelief  angebracht,  das  die  Austria  darstellt;  unten  liegen  der 
Danubius  und  eine  die  Fackel  senkende  Frauengestalt.  Im  Hintergrunde  der  Austria  ist  die  Stadt 
Wien  mit  dem  Stephansturme  und  noch  andern  Kirchentürmen  zu  sehen.  Eine  Marmortafel  unter  dem 
Frontispiz,  also  im  Architrav,  trägt  folgende  Inschrift  in  Goldbuchstaben: 

Austria  Caesaribus  foelix  et  patria  Regum 
Archiducumque  domus  regno  populisque  beata, 
Dives  opum,  quas  terra  parit,  largitur  opimis 
Et  Cererem  in  campis  et  Bachi  in  collibus  uuas, 
Unde  et  vicinis  populis  alimenta  ministrat. 

Diesem  Portal  gegenüber  steht  ein  ähnliches,  jedoch  weit  einfacher  ausgeführtes  Portal  aus 
Salzburger  Marmor,  dessen  Tür  seit  dem  Neubau  des  Landhauses  aber  zugemauert  ist.  Dieselbe 
führte  einst  in  die  1571  errichtete  Bürgerstube,  welche  dem  Neubau  zum  Opfer  fiel,  da  an  ihrer 
Stelle  ein  Stiegenhaus  in  die  oberen  Stockwerke  geführt  wurde.  Oberhalb  der  beiden  einfachen 
Säulen  sind  in  eine  Marmortafel  folgende  Verse  mit  Goldbuchstaben  eingemeißelt: 

Gens  vetus  Austria  dum  nee  dura  nee  aspera  cultu, 
Gens,  cui  tam  virtus  cordi  quam  vivida  hello 
Dextra,  gerit  clypeo  haec  armorum  insignia;  gratam 
Tu  Deus  et  priscam  gentem  cum  Caesare  serva 
Augusto,  et  regni  et  gentis  decora  alta  tuere. 

Im  Frontispiz  halten  zwei  weibliche  Genien  mit  Füllhörnern  einen  von  einem  goldenen 
Lorbeerkranze  umflochtenen  runden  Wappenschild,  der  in  vier  Plätze  oder  Quartiere  geteilt,  im  ersten 
und  vierten  Platze  das  niederösterreichische  Landeswappen,  im  zweiten  und  dritten  Platze  den  Öster- 
reichischen Bindeschild  zeigt. 

Die  Yerordnetenratsstnbe. 

Die  einstige  Ratsstube,  in  welcher  das  VerordnetenkoUegium,  d.  h.  je  zwei  Mitglieder  aus 
dem  Prälaten-,  Herren-  und  Ritterstande  seine  Sitzungen  und  Beratungen  hielt,  stammt  aus  dem 
Jahre  1572  und  hat  schon  seit  mehr  als  fünfzig  Jahren  die  Bestimmung,  als  Bibliothekssaal  zu  dienen. 
Berühmt  ist  sie  durch   den   herriichen  Holzplafond   und   das   reichgeschmückte  Holzportal   nebst  der 


40  Dbs  niederösterreictiische  Landhaus  in  Wien 

kunstreichen,  auf  beiden  Seiten  zu  Öffnenden  und  ebenso  schließbaren  Tür,  was  alles  ein  Werk 
des  kunstfertigen  bürgerlichen  und  Hipftischlers  Georg  Haas  ist. ')  Der  Plafond,  welcher  aus  ver- 
schiedenen Holzgattungen  kunstvoll  zusammengesetzt  ist,  zeigt  in  seinen  Details  einen  Formenreichtum, 
der  unser  volles  Staunen  erregt.  Leider  kommt  der  ursprüngliche  Reiz  der  Färbung,  der  ursprünglich 
in  den  verschiedenartigen  Hölzern  lag,  nicht  mehr  zur  Geltung,  da  bei  der  Restaurierung  im  Jahre  1847 
der  Plafond  wie  auch  das  Holzportal  mit  Firniß  überzogen  wurden  und  nunmehr  über  das  Ganze  an 
hellen  Sommertagen  ein  gleichmäßiger,  unnatürlicher  Schein  gebreitet  ist. 

In  der  Mitte  des  Plafonds  prangt  in  Gold  und  Farben  der  kaiserliche  Adler,  welcher  auf  der 
Brust  das  mittlere  Reichswappen,  umhangen  vom  goldenen  Vließ-Orden,  trägt.  (Tafel  VI.)  In  den  oberen 
Feldern  des  Getäfels  sind  die  beiden  österreichischen  Wappen,  der  Bindeschild  und  das  nieder- 
Österreichische  Landeswappen,  in  den  unteren  das  ungarische  und  böhmische  Wappen  (Tafel  VII) 
angebracht,  alle  in  Gold  und  Farben  geschmückt.  *)  Ein  ganz  besonderes  Prachtstück  der  Kunst- 
tischlerei in  deutscher  Renaissance  ist  aber  die  Tür  und  deren  seitliche  Umrahmung  samt  der  Täfelung, 
die  darüber  als  Abschlußportal  angebracht  ist.  (Tafel  VIII.)  Auch  dieses  ist  reich  vergoldet  und 
aus  Ahorn-,  Eichen-,  Palisander-,  Nuß-  und  Ebenholz  zusammengesetzt;  Türverkleidung  samt  Sockel, 
Säulen  und  Kapitalen  sind  aus  Eichenholz,  die  Karyatiden  aus  Lindenholz,  welche  leider  mit  weißer 
Ölfarbe  stark  überzogen  wurden,  was  auch  mit  den  übrigen  figuraten  Zutaten  geschah.  Die  Bekleidungs- 
stücke, Draperien,  Kapitale  und  Gesimsleisten  sind  vergoldet.  Die  Tür  ist 
if '  derart  konstruiert,  daß  sie  als  selbständig  beweglicher  Flügel  nach  jeder  Seite 

)r^-  aufgemacht  und  wieder  geschlossen  werden  kann;  sie  hat  daher  zwei  Schlösser 

.''';  I    und  kann  mittelst  je  zwei  oben  und  unten  angebrachter  Schienen,  je  nach- 

fe^-  dem  das  eine  oder  andere  Schloß  auf-  oder  zugesperrt  wird,  auf  die  eine 

^£^-  '     oder  andere  Seite  geöffnet  oder  geschlossen    werden.    Die  Karyatiden,    auf 

Rb^  •    jeder  Seile  je  zwei  fast  nackte  Figuren,  eine   weibliche  und  eine  männliche, 

iJKy  tragen    Gesimse,    dazwischen    sind    im    vertieften    medaillenformtgen    Hinter- 

■='  gründe  kleine  Brustbilder,    Um  die  Schlösser  liegen  flache  Schloßbleche  mit 

^'•g-  '*■  eingravierten  Doppeladlern,   die  Schnallen  haben   die  Form  eines  liegenden  S 

mit  Laubwerk.  (Fig.  18.)  Im  Abschluß  überhalb  der  Tür  ist  der  kaiserliche  Doppeladler,  umgeben 
von  der  Kette  des  goldenen  Vließes.  Das  ganze  Schnitzwerk,  das  in  entsprechenden  Farben  gemalt 
und  vergoldet  ist,  ruht  auf  einem  aus  abgeästeten  Stäben  gefertigten  Andreaskreuz. ') 


t)  Das  beigegebene  Porträt  ist  von  Nikolaus  Andrea,  Maler  und  Kupferstecher  aus  Flensburg,  gestochen,  wie  das 
Monogramm  beweist,  und  nicht  von  Melchior  Loring  von  Flensburg.  (Nagler  Monogr.  IV,  Nr.  2313  und  Bartsch  peinlre 
grav.  IX,  pag,  512.1  Beigegeben  ist  es  dem  von  Georg  Haas  im  Jahie  1583  veröffentlichten  und  bei  Stephan  Creutzer  in 
Wien  gedruckten  Kupferstichwerke :  , Künstlicher  vnd  Zierlicher  Ncwer,  vor  nie  gesehener  fünffiig  Perspectifischer  stock  oder 
Boden,  aus  rechtem  Grund  vnd  ftrth  des  Cirkels,  WinckelmaQ  vnnd  Richtscheit,  mit  rechter  Schattierung  tag  vnd  nachts, 
allen  Malern,  Tischlern  vnd  denen,  so  sich  des  Bawens  gebrauchen  sehr  nützlich  vnd  dienstlich  .  .  ."  Dieses  für  die  Kunst- 
tischlerei hochinteressante  Werk  ist  bis  jetzt  nur  auf  der  k.  k,  Hofbibliothek  in  Wien  zu  finden.  Tafel  31  enthält  den 
Entwurf  des  Plafonds  des  Verordnetenratszimmers  mit  der  Unterschrift;  ,Zv  Wienn  im  Lanndthaus  bin  ich  Gemacht  vnd 
lob  den  Meister,  der  mich  hat  erdacht'.  (Mayer,  Wiens  Buchdruckcrgeschichte  I,  117.) 

*)  Fitzingcr  a.  a.  O.  S.  19  sagt  noch,  daC  ,am  Rande  der  Decke  ringsum  die  gleichfalls  aus  Hole  geschnitzten 
und  bemalten  Wappen  (zehn  an  der  Zahl)  der  übrigen  Erblander  angebracht  seien,  und  zwar:  Ober&sterreich,  Kroatien,  Mähren, 
Bosnien  und  Rama,  Ober-  und  Niederschlesien,  Kärnten,  Burgund,  Steiermark,  Krain  und  Görz."  Diese  Wappenschilde  ver- 
blieben hier  bis  zum  Jahre  IS57.  Am  1 1.  Mai  d.  J.  ■Ivlllc  der  Registratursdirektor  Franz  Fächer  den  Antrag,  sie  zu 
restaurieren.  Das  VerordnetenkoUcgium  fand  aber,  daC  es  nicht  an  der  Zeit  sei,  sie  zu  restaurieren,  wohl  aber  sie  herab- 
zunehmen und  ihnen  einen  sicheren  Platz  zu  bestimmen.  Wohin  sie  gekommen,  wcili  heute  Niemand  zu  sagen,  (N,-ö.  Landes- 
archiv Fase.  19,  2,  949.) 

*)  Mitteilungen  der  k.  k.  Zuntralkommissiun  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Baudenkmale,  N.  F.  V.  (1879) 
p.  CLXIX.  —  Mitteilungen  des  k.  k,  österreichischen  Museums  für  Kunst  und  Industrie  VL  Bd.,  S.  69. 


von  Dr.  Anton  Mayer.  41 

Daß.  die  Wände  eines  derartig  herrlichen  Raumes  ebenso  entsprechend  mußten  dekoriert 
gewesen  sein,  steht  außer  Frage.  Welcher  Art  aber  der  Schmuck  von  1572  bis  zum  Jahre  1711 
gewesen,  wissen  wir  nicht,  wahrscheinlich  bestand  er  ebenfalls  schon  in  Tapeten.  Im  Jahre  1711,  am 
20.  April,  schloßen  nun  die  Verordneten  mit  der  Witwe  Susanna  Vorgund(in)  einen  Vertrag  „wegen 
Verschaffung  recht  gewürckhter  Niederländerischer  Spallier,  bestehend  in  Siben  Blat  oder  stuckh, 
jedes  4Vs  Ellen  hoch,  vnd  in  der  weite,  als  der  Herren  Verordneten  Rathstuben,  so  ohngefehr  nach 
allhiesiger  maß  einer  Ellen  hoch  vnd  breit  104  Ellen  ausmachen  werden  .  .  .  jedoch  so,  daß  statt  des 
Blumen  -  Crantz  *)  eine  goldfarbene  einer  Bilderramb  gleiche  einfassung  seye".  Die  Restaurierung  der 
Verordnetenratsstube  hing  wohl  mit  jener  des  großen  Saales  zusammen.  Diese  Tapeten  mit  lebens- 
großen Figuren  verblieben  hier  bis  zum  Jahre  1846;*)  es  waren  ihrer  jetzt  aber  nur  sechs  Stück. 

Im  Jahre  1717  bestellten  die  Verordneten  einen  schönen  großen  Ofen  in  ihre  Ratsstube  ^  und 
1739,  am  13.  April,  bestimmten  sie  den  Uhrmacher  Johann  Vellauer,  daß  er  gegen  eine  jährliche 
Bestallung  von  15  Gulden  die  von  John  Buhrman  in  London  angekaufte  Stockuhr  aufziehe.*)  Vom 
Jahre  1745  bis  1791  hing  in  der  Verordnetenratsstube  auch  ein  Bildnis  der  Kaiserin  Maria  Theresia,  ein 
vortrefflich  gemaltes  Kniestück,  *)  an  dessen  Stelle  im  letztgenannten  Jahre  ein  Bild  K.  Leopold  II.  kam, 
ebenfalls  ein  Kniestück. 

Die  Bfirgentnbe. 

Zwischen  der  Vorhalle  zur  Verordnetenratsstube  und  jener  zur  Prälatenstube  lag  die  Bürger- 
stube. In  dieser  versammelten  sich  die  Abgeordneten  des  vierten  Standes,  die  Bürgermeister  oder  in 
deren  Stellvertretung  die  Stadtrichter  und  Stadtkämmerer  der  18  sogenannten  „mitleidenden**  Städte®) 
und  Märkte  ^)  mit  dem  Bürgermeister  von  Wien  als  Präses  dieses  Standes  und  empfingen  hier  durch 
die  Abgesandten  der  oberen  Stände  die  Postulate.  Auch  diese  Stube  hatte  einen  von  Georg  Haas 
verfertigten  Holzplafond  und  zwei  Türen,  von  denen  die  eine,  nämlich  die  gegen  die  ersterwähnte 
Vorhalle  heraus,  die  Jahreszahl  1571  und  einen  kaiserlichen  Adler  trug;  beide  waren  auch  mit  Holz- 
schnitzereien geziert.  Schon  im  XVIII.  Jahrhundert  war  die  Bürgerstube  als  EinreichungsprotokoU 
benützt  worden,  bei  dem  Neubau  fiel  sie  jedoch  zum  Opfer,  das  Marmorportal  in  der  Vorhalle  allein 
blieb  stehen  und  gibt  von  dieser  Stube  noch  Zeugnis.  An  ihrer  Stelle  führt  nun,  wie  gesagt,  ein 
Stiegenhaus  in  die  oberen  Stockwerke. 

Das  gotisclie  Zimmer. 

Zwischen  der  einstigen  Bürgerstube  und  der  Prälatenstube  liegt  noch  das  sogenannte  „gothische 
Zimmer**,  das  früher  auch  eine  Vorhalle  war.  Die  Rippen-  und  Gewölbekonstruktion  aus  Sandstein 
(S.  15,  Fig.    4),  die  heute  noch  ganz  gut  erhalten  ist  —  nur  einige  verletzte   Stellen   sind   mit  Gips 


*)  Susanna  Vorgund(in)  soll  diese  „Spallier*,  heißt  es  im  Vertrage,  mit  Ende  des  Jahres  1711  „auf  all  ihr  eigene  Spesen 
und  Vncosten  hieher  in  das  Landhaufi  liefern'  und  erhält  hiefür  1750  Gulden,  und  zwar  bei  Unterfertigung  des  Kontrakts 
800  Gulden,  den  Rest  bei  der  Ablieferung.  Es  waren  zwei  Kontrakte  ausgefertigt  worden;  der  eine  von  den  Verordneten,  der 
andere  von  der  Vorgund  mit  ihrem  „Caventen  Ignatio  Gariboldi'.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  20.  April  1711.) 

*}  In  der  Ratssitzung  am  24.  August  1846  wurde  die  ständische  Gebäudeinspektion  über  ihren  Bericht  ermächtigt, 
diese  sechs  Stück  alten  Tapeten  um  den  vom  Grafen  von  Keglevlch  angebotenen  Preis  von  150  Gulden  zu  verkaufen. 
(N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19,  Z.  9088  u.   12165.) 

*)  Diesen  Ofen  lieferte  nach  Muster  der  bürgerliche  Hafnermeister  Paul  Geidter  gegen  eine  Summe  von  150  Gulden. 
(N.-o.  Landesarchiv  B.  8.  3.  1717,  13.  Mai.) 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  p.  401,  —  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  47. 

*)  Dieses  Bild  wurde  später  in  das  EinreichungsprotokoU  übertragen.  (Kitzinger  a.  a.  O.  S.  49  und  61.) 

*)  Komeuburg,  Hainburg,  Krems,  Stein,  Brück  an  der  Leitha,  Tulln,  Baden,  Klosterneuburg,  Zwettl,  Laa,  Retz,  Waid- 
hofen,  Eggenburg,  Ips. 

^  Medling,  Petersdort,  Gumpoldskirchen,  Langenlois. 
XXXYin.  Bm4.  q 


42  I^^  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

ausgebessert  —  verdient  deshalb  noch  eine  besondere  Bemerkung,  weil  sie  derart  konstruiert  ist,  daß 
sie  die  leiseste  Stimme,  ja  sogar  ganze  Sätze  sehr  vernehmbar  von  einer  Ecke  zur  anderen  leitet. 
Die  Architektur  gehört,  wie  bereits  erwähnt  wurde,  noch  einer  früheren  Epoche  als  1571  an.  Lange 
vor  dem  Neubau  des  Landhauses  galt  dieser  Raum  als  Aufenthaltsort  für  die  Amtsdiener. 

Die  Frälatenstnbe. 

Den  Zusammenkünften  des  Prälatenstandes*)  unter  dem  Vorsitze  seines  Präses,  des  Prälaten 
von  Melk,  diente  diese  darnach  benannte  Stube  oder  Saal.  Sie  hatte  gleich  den  andern  Stuben  einen 
Holzplafond,  ^  dessen  Herstellung  wahrscheinlich  in  die  Jahre  1573  und  1574,  also  noch  in  die  Zeit 
des  Hoftischlers  G.  Haas  fällt,  vielleicht  auch  ihm  zugeschrieben  werden  darf.  Die  Wände  bedeckten 
anfangs  kirschrote  Damasttapeten.  Im  Jahre  1725  kam  an  Stelle  dieses  Holzplafonds  ein  reicher  Stukko- 
plafond  mit  schönen  Basreliefs,  welche  die  drei  göttlichen  Tugenden  vorstellten.  Die  hohen  Doppeltüren 
aus  hartem  Nußbaumholz,  mit  Olivenholz  eingelegt,  wurden  reich  mit  Gold  verziert  und  die  schon 
schadhaften  Damasttapeten  durch  Papiertapeten  ersetzt.')  Nach  etwas  mehr  als  hundert  Jahren  (1829) 
fand  wieder  eine  Veränderung  in  dieser  Einrichtung  statt.  Der  kunstvolle  Stukkoplafond  mußte 
bedeutender  Schadhaftigkeit  wegen  herabgenommen  werden,  die  Decke  wurde  aber  jetzt  nur  ganz 
einfach  hergestellt,  die  Papiertapeten  wurden  ebenfalls  herabgenommen  und  die  Wände  prunklos 
bemalt.*)  Es  dauerte  gar  nicht  lange,  brachte  der  Neubau  des  Landhauses  wieder  eine  schönere 
und  auch  stilgerechte  Ausgestaltung  der  inneren  Einrichtung  des  Prälatensaales. 

Die  Herrenstnbe. 

Von  der  Prälatenstube  gelangt  man  zunächst  in  den  großen  Saal  oder  Sitzungssaal  der  Stände, 
welcher,  wie  früher  bemerkt  wurde,  den  ersten  und  zweiten  Stock  des  Landhauses  gegen  den  Minoriten- 
platz  zu  einnimmt.  Diesem  Eingang  gerade  entgegengesetzt  führt  eine  Tür  in  die  Herrenstube,  die  zunächst 
besprochen  werden  soll.  Hier  versammelten  sich  die  Mitglieder  des  Herrenstandes  und  hielten  unter 
dem  Vorsitze  ihres  Präses,  des  Landmarschalls,  ihre  Sitzungen.  Auch  die  Herrenstube  war  mit  einem 
Holzplafond  („Holzdecke  aus  Tafelwerk  oder  Täfer**)  geziert.  Am  5.  Dezember  1685  beschlossen  die 
Stände,  für  die  Herrenstube  an  Stelle  der  alten  Tapeten  von  den  Pupillen  des  Grafen  Abensberg -Traun 
sieben  Stück  echt  Niederländische  Tapeten  (Stickerei)  um  den  Betrag  von  1500  Gulden  anzukaufen.  *) 
Nachdem  die  Umgestaltung  des  großen  Saales  beendet  war,  befaßte  man  sich  allmählich  mit  dem 
Gedanken,  auch  die  anderen  Stuben  oder  Säle  zu  restaurieren.  In  der  Ständeversammlung  am  25.  Sep- 
tember 1723  wurde  der  Beschluß  gefaßt,  den  alten  Holzplafond  aus  der  Herrenstube  gleichfalls  zu 
entfernen  und  an  dessen  Stelle  durch  den  Landschafts  -  Stukkatorer  Thomas  Abdankh  einen  Stukko- 


')  Zum  Prälatenstand  gehörten  15  Äbte,  7  Pröpste,  3  Prioren  und  (26)  der  Dompropst  von  Wien  als  Dechant  von 
Kürnberg  an.  Die  Äbte  waren  die  der  Benediktinerklöster  (1)  Melk,  (9)  Schotten  in  Wien,  (3)  Göttweig,  (11)  Seitenstetten 
und  (10)  Altenburg,  (15)  Mariazeil,  der  Zisterzienserklöster  (4)  Heiligenkreuz,  (7)  Zwettl,  (8)  Lilienfeld,  (17)  Neukloster  in 
Wiener -Neustadt  und  (14)  Säusenstein  sowie  des  Prämonstratenserstiftes  (18)  Geras,  (19)  Pernegg.  Die  Pröpste  waren  die  der 
Chorherrenstifte  von  (2)  Klostemeuburg,  (12)  St.  Dorothe  in  Wien,  (5)  St.  Polten,  (6)  Herzogenburg,  (13)  St.  Andrä  an  der 
Traisen,  (16)  Tiemstein,  (23)  Ardagger  und  (25)  Eisgarn,  (24)  Propstei  Zwettl.  Die  Prioren,  später  auch  Prälaten  genannt, 
waren  die  Vorstände  der  Karthäuserklöster  (21)  Mauerbach,  (20)  Gaming  und  (22)  Aggsbach.  Der  Präses  und  Primas  des 
Prälatenstandes  war  der  Abt  von  Melk.   Die  eingeklammerten  Ziffern  bedeuten  die  alte  Rangordnung. 

")  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  369. 

")  Der  Beschluß  der  Stände  ist  vom  15.  April,  das  Dekret  an  den  Bauschreiber  Andreas  Widmann  ist  vom  15.  Mai, 
die  Kontrakte  mit  den  Handwerksleuten,  und  zwar  mit  Stukkaturmeister  Thomas  Abdankh  und  dem  Tischlermeister  Johann 
Michael  Zwennhof  wurden  am  26.  Juni  abgeschlossen.  (N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  369.  —  A.  a.  O.  B.  8.3.  — 
Fitzinger  a.  a.  O.  S.  42.) 

*)  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  69. 

')  N.-ö.  Landesarchiv  A.  2.  12,  5.  Dezember  1685. 


von  Dr.  Anton  Mayer.  43 

plafond  herstellen  zu  lassen,  dessen  überaus  zierliche  Basreliefs  später  immer  ein  Gegenstand  der 
Bewunderung  waren.  Nach  dem  Geschmacke  jener  Zeit  wurden  auch  die  neuen,  aus  besonderem 
Holze  verfertigten  Türen  reich  mit  Gold  verziert  und  wurde  die  andere  Einrichtung  dem  entsprechend 
angefertigt.*)  Zu  erwähnen  wäre,  daß  sich  seit  dem  Jahre  1812  bis  zum  Bau  des  neuen  Landhauses  in 
der  Herrenstube  ein  vom  Herrenstandsverordneten  Franz  Freiherrn  von  Prandau  gespendete^  Bild, 
darstellend  den  feierlichen  Einzug  Kaisers  Franz  II.  am  16.  Jänner  1806  in  seine  Residenz,  befand;  das- 
selbe war  vordem  im  EinreichungsprotokoU  (früher  Bürgerstube)  gehangen.*)  Im  Jahre  1814  ließen  die 
Stände  durch  den  Maler  Zeller  für  die  Herrenstube  das  lebensgroße  Bild  Kaiser  Franz  I.  von  Österreich 
malen,  das  aber  schon  nach  zwei  Jahren  in  die  Ritterstube  übertragen  wurde,  ^)  aus  welcher  das  Porträt 
Kaiser  Karls  VI.  in  die  Herrenstube  kam;  1819  gelangte  ersteres  wieder  in  die  Ritterstube  zurück. 

Im  Jahre  1816  kauften  die  Stände  eine  von  dem  berühmten  Bildhauer  Pompejo  Marchese,*) 
Professor  an  der  k.  k.  Akademie  der  bildenden  Künste  (Brera)  in  Mailand,  aus  Carara  -  Marmor 
angefertigte  Kolossalbüste  Kaiser  Franz  I.,  welche  in  einer  mit  künstlichem  Marmor  verkleideten  Nische 
auf  einem  Postamente  aus  Granit  in  der  Herrenstube  aufgestellt  wurde  und  folgende  vom  ständischen 
Verordneten  Max  Grafen  von  Cavriani  verfaßte  Inschrift  enthält:  *) 

Franz  I.,  Kaiser  von  Österreich! 
Ruhe  gabst  Du,  Friede  und  Einigkeit 
Allen  Völkern,  Deinem  Staate. 
Nieder -Österreichs  treue  Stände 
Zollen  Dir  dafür  im  Bilde 
Ihre  ewige  Dankbarkeit. 

MDCCCXVI. 
Als  Herr  Josef  Graf  von  Dietrichstein  Landmarschall  gewesen. 

Die  Bitterstnbe. 

Durch  zwei  Zwischenräume  (Vorzimmer)  von  der  Herrenstube  getrennt  und  ihr  gegenüber  lag 
die  Ritterstube.  Für  diese,  die  anfangs  ebenfalls  ein  Tafelwerk  oder  Holzplafond  schmückte,  hatten  die 
Stände  um  den  Betrag  von  Tausend  Gulden  neun  Stück  gestickte  niederländische  Tapeten  gekauft,  welche 
Figuren  in  Lebensgröße  zeigten.®)  Zur  selben  Zeit  nämlich,  1725,  als  die  Prälatenstube  einer  Restaurierung 
unterzogen   wurde,   geschah  gleiches  mit   der  Ritterstube.    Auch   sie   erhielt  durch  den  Landschafts- 


*)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  —  Cod.  provinc.  contin.  p.  367  f.  —  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  41  f.  Auch  in  der  über 
der  Herrenstube  befindlichen  Herrenstandswohnung  wurden  Restaurierungen  vorgenommen  und  am  27.  September  1723 
erging  an  den  Bauschreiber  Ignaz  Andreas  Widmann  der  Auftrag,  in  der  Verordnet enkanzlei  ebenfalls  nicht  allein  einen 
neuen  „Stuccador  machen",  sondern  auch  die  dermaligen  Verordnetenwappen  nebst  drei  großen  besonderen  Wappen  malen 
zu  lassen.  Auch  soll  ein  neuer  Fußboden  gelegt  und  ein  neuer  Ofen  gesetzt  werden,  nicht  minder  Tisch,  Kästen,  Stühle, 
Vorhänge,  und  was  sonst  nötig,  beigeschafft  werden.  (N.-ö.  Landesarchiv,  Cod.  provinc.  contin.  p.  367.) 

")  Fitzinger  a.  a.  0.  S.  65. 

*)  Dieses  Bild  erhielt  im  Jahre  1819  das  Wiener  Großhandlungs- Gremium. 

*)  Marchese  war  am  7.  August  1789  zu  Sattrio  in  der  Provinz  Como  geboren  und  bildete  sich  unter  Canova  nach 
der  Antike,  die  er  aber  später  doch  nicht  zu  durchgeistigen  verstand ;  man  betrachte  nur  die  beiden  Denkmäler  Kaiser  Franz  l. 
in  Wien  und  Graz.  Seine  SchafTenstätigkeit  war  eine  ungemein  rührige.  Er  starb  am  7.  Februar  1852.  (Vgl.  die  ausführliche 
Biographie  mit  Angabe  seiner  Werke  in  Wurzbachs  Österr.  Biogr.  Lexikon  XVI,  417—421.  Wiener  Zeitung  1858,  Nr.  45. 
Austria  XX  [1859],  S.  116.) 

*)  Diese  Inschrift  war  ursprünglich  mit  metallenen  Buchstaben  auf  einer  weißen  Marmorplatte  an  der  Vorderseite  des 
Granitblockes  angebracht.  Heute  ist  sie  auf  einer  schwarzen  Marmortafel  in  Goldbuchstaben  auf  vertieftem  Grunde  zu  lesen.  — 
Gegenwärtig  befindet  sich  diese  Büste  samt  dem  Granitsockel  im  n.-ö.  Landesarchive. 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  C.  IX.  Nr.  2  (1680-1700).  —  Cod.  provinc.  p.  1605.  -  Fitzinger  a.  a.  O.  33. 

6* 


44 


Das  niederösterreichtsche  Landhaus  ii 


3tukkatorer  Thomas  Abdankh  einen  Stukkoplafond,  dann  drei  groQe.  Doppeltüren  in  der  Höhe  und 
Breite,  wie  jene  in  der  Standestuben,  und  zwar  von  hartem  Nußbaumholz,  mit  Olivenholz  eingelegt, 
und  eben  solcher  Verkleidung. ')  Damals  dürfte  auch  das  Bildnis  Kaiser  Karls  VI.,  ein  sehr  schönes 
Bild  in  Lebensgröße,  für  die  Rittersube  gemalt,*)  und  eine  mit  Zinn  und  Holz  eingelegte  große  Stockuhr 
von  Daniel  Quare  aus  London  angeschafll  worden  sein.  *)  Nach  der  Krönung  Josefs  II.  zum  römischen 


Fig.  19.   Der  JDstiBthron  im  Ritteraule. 

König,  1764,  ließen  die  Stände  die  Bildnisse  der  Kaiserin  Maria  Theresia  und  Josefs,  letzteren  im 
Kostüm  eines  römischen  Königs,  für  die  Ritterstube  malen.  Es  waren  dies  zwei  ausgezeichnet  schöne 
Kunstwerke,  welche  in  den  dreißiger  Jahren  in  die  Prälatenstube  und  während  des  Baues  des  neuen 
Landhauses  in  das  Arbeitszimmer  der  Verordneten  (später  Registratur)  übertragen  wurden.  *) 

>}  H.-6.  Landes&rchiv  B.  8.  3. 

*)  Eine  Zeit  lang  befand  sieh  dieses  Bild  aucli  in  der  Hcrrenslube. 

»)  Filzinger  a.  a.  0.  S.  43. 

•)  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  56. 


von  Dr.  Anton  Mayer.  45 

« 

In  der  Ritterstube  -war  etwa  seit  1637  der  sogenannte  Justizthron,  ein  mit  Gold  reich  ver- 
zierter Thronhimmel  (Fig.  19)  und  ein  dazu  gehöriger  Sessel  aufgestellt,  von  welchem  herab  der  Land- 
marschall oder  Landuntermarschall  die  Urteile  (Sentenzen)  des  Landmarschairschen  Gerichtes  verkündete. 
Hier  wurde  dem  Verschwörer  Franz  Grafen  Nadasdy  als  Besitzer  des  Schlosses  und  Gutes  Potten- 
dorf, weil  daselbst  auch  ergriffen,  im  Jahre  1671  durch  den  Landmarschall  Ferdinand  Max  Grafen  von 
Sprinzenstein  das  Urteil  seines  Adelsverlustes  verkündet.*)  In  der  Ritterstube,  unter  diesem  Thronhimmel, 
empfing  Kaiser  Leopold  I.  im  Februar  1689  auch  den  türkischen  Gesandten  in  feierlicher  Audienz; 
Landmarschall  war  damals  Max  Graf  von  MoUarth.  ^)  Dieser  Justizthron  befand  sich  noch  beim  Beginn 
des  Neubaues  des  Landhauses  in  der  Ritterstube,  wurde  aber  damals  abgeschlagen  und  auf  den 
Dachboden  geworfen,  wo  er  im  Jahre  1890  bei  der  Räumung  desselben,  in  Stücke  zerbrochen,  gefunden 
wurde.  Über  Veranlassung  des  damaligen  Hausreferenten  im  n. -ö.  Landesausschusse,  Konstantin 
Grafen  Gatterburg,  wurde  er  durch  den  Bildhauer  O.  Anderle  glücklich  restauriert  und  wieder  auf- 
gestellt und  ist  seither  eine  Zierde  des  Rittersaales. 

Der  große  Saal  (Sitzungssaal). 

Nachdem  der  Hoftischler  Georg  Haas  die  kunstreichen  Plafonds  in  den  Sälen  (Stuben)  des 
linken  Traktes  vollendet  hatte,  wurde  ihm,  vielleicht  im  Jahre  1572,  der  Auftrag  zur  Herstellung  eines 
großen,  eben  solchen  Holzplafonds  (in  den  Akten  „Empore**  oder  „Parkirche"  genannt)  im  großen 
Saale,  der  durch  die  Erhöhung  des  Landhauses  um  ein  zweites  Stockwerk  nunmehr  ebenfalls  erhöht 
wurde  und  in  den  zweiten  Stock  hineinragte,  erteilt.  Haas*  Arbeiten  in  der  Landschaftsschule  (auf 
dem  Minoritenplatze)  und  noch  andere  wichtige  Aufträge  waren  jedoch  Ursache,  daß  die  Arbeiten  im 
großen  Saale  nur  langsam  von  statten  gingen,  so  daß  die  Stände  Haas  am  25.  Oktober  1571  dringlich 
aufforderten,  sich  nicht  mit  fremden  Arbeiten  allzusehr  zu  überladen  und  die  Aufträge  der  Stände 
schleunigst  auszuführen.  Gegen  Ende  des  Jahres  1577  war  nun  die  „Parkirche"  im  Saal  fertig,  wie 
aus  der  Beschwerde  des  Georg  Haas  vom  19.  Dezember  hervorgeht,  in  der  er  sich  über  den  Abzug  der 
Schätzleute  im  Betrage  von  270  Gulden  beschwerte.  Am  29.  März  1578  bedankte  sich  Haas  bei  den 
Ständen,  daß  ihm  eine  nochmalige  Schätzung  seiner  Arbeiten  bewilligt  wurde  und  er  nun  von  ihnen 
sicher  ganz  befriedigt  würde. ')  Über  die  weitere  Ausschmückung  dieses  Saales  versagt  jedoch  das 
Aktenmaterial  zur  Geschichte  des  Landhauses  nahezu  gänzlich. 

Nach  einem  Zeitraum  von  135  Jahren  wurden  der  Haas'sche  Holzplafond  und  die  jedenfalls 
zu  ihm  stimmende  Wandbekleidung  aus  dem  Saale  entfernt  und  nach  etwas  mehr  als  einem  Dezennium 
vollzog  sich,  wie  schon  erwähnt  wurde,  gleiches  auch  in  den  Stuben  (Sälen)  der  Prälaten,  Herren 
und  Ritter.  Nur  der  besonders  reiche  und  schöne  Holzplafond  der  Verordnetenratsstube  entging  diesem 
Schicksale  und  hat  sich  durch  alle  Wandlungen  von  Kunstanschauungen  bis  in  die  Gegenwart  herein 
unversehrt  zu  erhalten  vermocht. 

Der  Grund  zu  jener  Umgestaltung  lag  einzig  und  allein  in  einer  neuen  Kunstrichtung,  im 
veränderten  Geiste  und  Geschmacke  der  Zeit,  nämlich  in  der  Barocke,  die  mit  dem  Beginne  des 
XVIII.  Jahrhunderts   alle  höheren  Kreise   zu  beherrschen  anfing.    Mit  dem  Fortschreiten   dieses  Stils 


')  Fitzinger  a   a.  O.  S.  31. 

«)  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  33.  Ein  Gesandter  des  Padischah  (Sultan)  wurde  nie  in  der  Hofburg  empfangen;  das 
war  gegen  das  Hofzeremoniel.  Das  Hofdekret  an  die  Verordneten,  daß  sie  zu  den  Konferenzen,  welche  Ihre  Majestät  mit  dem 
türkischen  Abgesandten  im  Landhause  halten  werden,  war  vom  29.  Jänner  1689.  Unterm  4.  Februar  wurde  der  Herren-  und 
Rittersaal  dazu  angewiesen.  (N.-ö.  Landesarchiv  A.  9.  12.  und  A.  9.  30.  29.  Jänner  und  4.  Februar  1689.) 

»)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  zu  den  Jahren  1576,  1577  und  1578. 


46  ^^  niederösterreich'sche  Landhaus  in  Wien 

trat,  wie  ein  hervorragender  Kunsthistoriker  auf  diesem  Gebiete  sagt,  *)  die  Verwendung  und  Behandlung 
des  Holzes  im  Naturtone  immer  mehr  in  den  Hintergrund,  namentlich  dort,  wo  dieses  Material  bisher 
architektonisch  verwertet  ward,  wie  z.  B.  bei  der  Ausstattung  von  Interieurs.  Waren  für  die  deutsche 
Renaissance  des  XVI.  und  XVII.  Jahrhunderts  das  Täfelwerk  der  Wände  und  der  Holzplafond  etwas 
Wesentliches,  so  trat  nun  in  der  neuen  Kunstrichtung  das  Stukko  mit  seiner  Plastik,  anfanglich  in 
reinem  Weiß  (Kalkton),  dann  mit  Gold  und  Malereien  verziert,  an  dessen  Stelle.  So  mancher  schöne 
Holzplafond  in  älteren  Gebäuden  mußte  der  neuen  Stilrichtung  weichen,  wurde  schonungslos  entfernt 
und  in  den  neuerbauten  prunkvollen  Palästen  des  hohen  Adels,  so  z.  B.  in  denen  der  Trautson,  Liechten- 
stein, Harrach,  Lamberg  u.  s.  w.  fanden  so  kunstvolle  Arbeiten  der  Tischlerei  keinen  Eingang  mehr. 
Herrliche  Stukkoplafonds,  in  Felder  geteilt  und  mit  perspektivisch  meisterhaft  ausgeführten  Reliefs 
geziert,  dazu  die  Wände  in  farbigen  Marmor  gekleidet,  kamen  jetzt  an  ihren  Platz,  sie  bildeten  von 
jetzt  an  den  sicher  auch  herrlichen  Schmuck  der  großen  Säle.  Kirchliche  und  Profanbauten  entstanden 
voll  Pracht  und  Herrlichkeit  im  Stile  der  Barocke,  und  Baumeister,  Bildhauer  und  Maler,  die  solche 
schufen  und  schmückten,  waren  meistens  Söhne  Italiens  oder  im  Geiste  der  italienischen  Barocke 
herangebildete  Deutsche. 

Das  war  die  Zeit,  in  der  auch  der  große  Saal  des  Landhauses  statt  des  früheren  Schmuckes 
einen  neuen,  vom  früheren  ganz  wesentlich  verschiedenen  erhielt.^ 

Im  Jahre  1710  faßten  die  Stände  den  wichtigen  Beschluß  zu  dieser  Umgestaltung.  Die  Männer, 
die  damals  an  der  Spitze  der  ständischen  Verwaltung  standen  und  in  jenem  neuen  Geiste  jedenfalls  die 
Anregung  dazu  gaben,  waren  der  Landmarschall  Otto  Ehrenreich  Graf  Traun,  •)  die  Verordneten  des 
Prälatenstandes:  Abt  Karl  (Fetzer)  von  den  Schotten  in  Wien  und  Abt  Berthold  (von  Dietmayr)  von 
Melk,  die  des  Herrenstandes  Ferdinand  Raymund  von  Neudegg  und  Johann  B.  Graf  von  Pergen,  sowie 
die  des  Ritterstandes  Adam  Franz  von  Werner  und  Albrecht  Ignaz  von  Häzenberg.  Diese  waren  bekannt 
als  Förderer  von  Kunst  und  Wissenschaft  ihrer  Zeit.  Was  der  Landmarschall  Graf  Traun  allein  für 
das  ständische  Archiv  getan  hat,  ist  an  einem  anderen  Orte  des  Näheren  dargestellt  worden.*)  Unter 
Schottenabt  Karl  (1705—1750)  entstanden  viele  Kirchenbauten  auf  den  Stiftspfarren  •)  und  Abt  Berthold 
zu  Melk  (1700 — 1739)*)  war  der  Bauherr  des  großartigen,  neuen  Stiftes  und  der  herrlichen  Stiftskirche, 
die  beide  Prandauers  Ruf  als  gewaltigen  Baumeister  heute  noch  verkünden. 

Nach  dem  an  die  Stände  erstatteten  Vorschlage  des  Verordnetenkollegiums  erhielt  der  große 
Saal  keinen  Stukkoplafond,  sondern  wurde  durch  ein  symbolisches  Freskogemälde  vom  Architekten 
und  Maler  Antonio  Nicola  Beduzzi  geziert, ')   für   welches   der   venezianische   Conte   und  kaiserliche 


*)  Ilg,  Kunstgeschichtliche  Charakterbilder  aus  Österreich -Ungarn.  Wien  1893.  S.  268  f. 

•)  Codex  provinc.  p.  1014,  1609.  —  Hormayrs  Archiv  1824.  —  Kaltenbäcks  Zeitschrift  1837,  Nr.  55.  —  Kitzinger 
a.  a.  O.  S.  34-39. 

*)  Otto  Ehrenreich  Graf  Traun  gehörte  der  Meissauer  Linie  dieses  Geschlechtes  an  und  war  der  Sohn  des  Ehren- 
reich Grafen  Traun  und  der  Regine  Christine,  geb.  von  Sinzendorf.  Geboren  am  13.  März  1644,  war  er  schon  mit  35  Jahren 
Verordneter  des  Herrenstandes,  1683  Vorsitzender  jenes  ständischen  Ausschusses  zu  Krems,  der  zur  Zeit  der  Belagerung  Wiens 
durch  die  Türken  1683  die  Angelegenheiten  des  Landes  leitete.  Am  15.  Juni  1690  wurde  Graf  Traun  als  Landmarschati  installiert, 
1699  verlieh  ihm  König  Karl  IL  von  Spanien  das  goldene  Vliefi  und  Kaiser  Leopold  L,  der  ihn  auch  zum  Geheimrat  ernannt 
hatte,  das  Erb -Panier-  und  Fähnrichamt  in  Österreich.  Traun  starb  am  8.  September  1715.  (Cod.  Provinc.  II,  1032.  —  Wurz- 
bach, Österr.  Biograph.  Lexikon  47.  Bd.  S.  23.  —  Blätter  des  Vereines  für  Landeskunde  von  Niederösterreich  1883.  S.  270  ff.) 

*)  Dr.  Ant.  Mayer,  Das  Archiv  und  die  Registratur  der  niederösterreichischen  Stände  von  1518  bis  1848  im  Jahr- 
buche des  Vereines  für  Landeskunde  von  Niederösterreich  1902  (I)  S. 

")  Hauswirth,  Abriß  einer  Geschichte  des  Benediktinerstiftes  U.  L.  Fr.  zu  den  Schotten  in  Wien,  S.  122—137. 

•)  Keiblinger,  Geschichte  des  Benediktinerstiftes  Melk  I,  940—975. 

"O  Dr.  A.  llg,  Antonio  Beduzzi  in:  Berichte  und  Mitteilungen  des  Altertums -Vereines  in  Wien  XXX,  S.  67-77.  — 
Ilg,  Fischer  von  Erhich  I.  S.  206,  402  n.  153  und  500. 


(1  Dr,  Anton  Mayer. 


47 


Historiograph  Giovanni  Comazzi ')  den  Plan  entwarf,  der  in  schwulstiger,  lateinlschec  Sprache  abgefaßt 
war  und  in  dem  im  niederösterreichischen  Landesarchive  befindlichen  Codex  provincialis,  pars  III, 
Lit.  N — S.  p.  1609 — 1614  eingetragen  erscheint. 

Antonio  Maria  Nicoiao  Beduzzi  (Petuzzi)  soll  nach  der  einen  Version  aus  Cremona,  nach 
einer  andern  und  auch  wahrscheinlicheren  aus  Bologna  stammen  und  daselbst  1675  oder  1676  geboren 
sein.*)  Nach  Ilgs  Vermutung  ist  er  aus  der  Schule  der  Galli - Bibiena  hervorgegangen,  die  ebenfalls 
Bolognesen  waren,  doch  werden  auch  die  Bolognesen  Giovanni  Giuseppe  del  Sole  und  Antonio 
Gampi  als  seine  Lehrer  genannt.  Seit  1.  Jänner  1708  ist  er  Luigi  Bornacinis  Nachfolger  als  Theater- 
ingenieur am  kaiserlichen  Hofe  in  Wien  angestellt.  Interessant  ist,  daß  er  nach  Keiblingers  Angabe*) 
das  Gewölbe  der  neuen  oder  Sommersakristei  in  Melk  nach  seinem  eigenen  Entwürfe  gemalt  habe, 
wodurch  ohne  Zweifel  der  künftige  Abt  Berthold  von  Dietmayr  schon  auf  den  jungen'Künstler  auf- 
merksam geworden  war.  Einer  der  schönsten  und  geistvollsten  Entwürfe  Beduzzis  ist  wohl  das  Titel- 
blatt zu  „Herrgotts  Genealogia  diplomatica  Augustae 
Gentis  Habsburgicae"  1737,  das  nach  seinem  Tode 
erschienen  ist,  denn  er  starb  1735  in  Wien.  Beduzzi 
war,  wie  Ilg  mit  Recht  betont,  nicht  der  Geringste 
in  der  großen  Zahl  gewandter  Künstler  jenes  frucht- 
baren und  glänzenden  Zeitalters. 

Darum  ist  besonderes  Gewicht  darauf  ge- 
legt, daß  schon  der  erste  Eintritt  dem  Besucher  des 
Saales  ein  Bild  der  Größe  und  Macht  Österreichs 
vor  Augen  führe.*)  Im  hohen  und  weiten  Räume 
der  Wölbung  ist  die  Vorsehung  in  Gestalt  einer 
in  den  Wolken  thronenden  Königin  mit  Krone  und 


Fig.  20.   Contfl  fliomini  COBUd. 


1)  Zu  den  Italienern,  die  Kaiser  Leopolds  Gunst  ge- 
nossen, gehörte  auch  Conte  Giovanni  Comazsi  (d.  i.  die  richtige 
Schreibung,  nicht  Cgmozco),  Wahrscheinlich  1054  zu  Mailand 
geboren,  halte  er,  wie  aus  der  Vorrede  seines  td85  gcdruclilcn 
und  der  Kaiserin  Eleonora  gewidmeten  ersten  Werkes  ,1^ 
monle  del  Savio  poUtica  e  religione  etc."  hervorgehl,  schon  mit 
31  Jahren  den  Titel  kaiserl.  Hofhistoriograph  erhalten.  Außerdem 
schrieb   er:    ,lstoria   di    Lcopoidu  1  Imperadore  1SS7  bis  1670' 

Viennae  an.  1686  et  1688,  2  tom.  in  12*  und  wieder  1089  und  1697  in  8°,  die  eigentlich  nur  ein  Auszug  aus  Galeazzo  Guardo 
Priorato's  ,Istoria  di  Leopolde  Cesare  —  1670  ist.  Eine  deutsche  Ausgabe  unter  dem  Titel:  Immergrünender  Kaiserl.  Lorber-Crantz 
oder  Heldenlhaten  Kaysers  Leopöld's  des  Großen,  3  Bände  in  8',  erschien  zu  Augsburg  1090.  —  Istoria  della  coronatione  del 
Rc  d'Ungheria  Gioseppe  Archiduca  d'.^uslria  in  Posonia  1087.  Viennae  1688  und  16t>7.  8".  -~  Morale  dei  principi  conservata 
nell  Istoria  di  tutti  gli  Imperadori  (auch  deutsch  zu  Ulm  1720).  Commazzi  starb  am  28.  März  I7II.  Vier  Jahre  nach  seinem 
Tode  erschien  durch  seinen  Bruder  Francesco  Comazzi's  letztes  Werk :  Thesaurus  expositus  sive  doctrina  abscondita  in  Cornelii 
Taciti  Annalibus  (Viennae  1715),  das  dem  Hofkammerprasidenten  Ludwig  Grafen  SinzendorT  gewidmet  ist.  —  Mit  Bezug  auf 
eine  in  der  k.  u.  k.  Münz-  und  Medaillen  Sammlung  des  A.  h.  Kaiserhauses  befindliche  schöne  Bronzemedaille  auf  Comazzo, 
die  sein  sehr  gelungenes  Porträt  zeigt  (s.  oben  Fig.  20)  sagt  Ilg  a.  a.  O.  S.  76:  .dieses  zeigt  so  recht  dos  Bild  einer  inter- 
essanten Persönlichkeit  von  echtem  Barocktypus  mit  der  charakteristischen  Allongeperücke  der  Zeit:  Freundlich,  gefällig, 
geistvoll,  ein  Kavaliersportrat  im  Typus  des  Jahrhunderts''. 

■)  Jul.  Meyer,  KünsUerlcxikon  III,  277. 

■)  J.  Keiblinger,  Geschichte  des  Stiftes  Melk  I,  947,  n.  3. 

*)  .Damit  das  Gemüt',  sagt  Comazzi  weiter,  „im  Wege  der  Sinne  zur  Achtung  eines  Volkes  erhoben  werde,  welches 
vor  anderen  in  Europa  und  Asien  durch  Ansehen  und  Macht  blühenden  Völkern  schon  lange  hervorragt,  denn  mehr  Land 
besitzen  die  öaterreichischen  Könige  im  westlichen  Amerika,  als  das  römische  Reich  in  der  übrigen  Weit  einstens  erlangte. 
Daher  es  ohne  Österreich iscl^e  Schatze  und  Kräfte  dahin  gekommen  wäre,  dafl  die  höchste  Majestät  der  Kaiser  schon  längst 
aus  ihrer  Höhe  herabgestürzt  läge."  (Fitzinger  a.  a.  0.  S.  36.) 


48  ^^  niedcrösterrcichische  Landhaus  in  Wien 

Szepter  dargestellt.*)  Zu  ihren  Füßen  kniet  die  huldigende  Austria  im  Markgrafenmantel  und  empfangt 
den  Markgrafenhut,  den  ein  geflügelter  Genius  nach  der  Sitte  der  Zeit  auf  einem  seidenen  Kissen  dar- 
reicht, während  ein  anderer  Genius  den  Schild  mit  dem  österreichischen  Landeswappen  trägt  und  zwei 
Genien  in  der  Luft  schweben,  von  denen  einer  den  österreichischen  Bindeschild  hält,  der  andere  die 
Reichsfahne  mit  dem  großen  kaiserlichen  Adler  schwingt.  In  den  zwei  kleineren  seitlichen  Räumen  des 
Gewölbes  wurden  die  Ehre  (Honos)  und  die  Fama  in  Posaunen  blasend  abgesondert  gemalt;  auf 
dem  Posaunentuche  der  Ehre  ist  nacii  Aeneas  L.  1  zu  lesen :  „Imperium  sine  fine  dedi*  („das  Reich 
habe  ich  gegeben  ohne  Ende"),  und  auf  dem  Posaunentuche  der  Fama,  steht  ebenfalls  nach  Aeneas, 
geschrieben:  „nee  metas  rerum  nee  tempora  pono**,  („ich  setze  keine  Grenzen  den  Dingen  noch  der 
Zeit**).  An  den  Ecken  des  Gewölbes  sind  die  Allegorien  der  vier  Weltteile  angebracht,  welche  mit 
Fingern  auf  Landkarten  darauf  zeigen,  was  alles  von  Österreich  in  Wirklichkeit  besessen  wird.  Und 
weil  Österreich,  sagt  Comazzi  in  seinem  Programme,  in  Asien  kein  Reich  besitzt,  zeigt  Asien  auf 
das  gestürzte  Kreuz  und  erfleht  sich,  in  Ketten  gefesselt,  von  Österreichs  Macht  die  Freiheit,  damit 
nicht  Syrien,  welches  das  Vaterland  Gottes,  des  Menschen  und  unserer  rechtgläubigen  Religion  ist, 
in  der  Sklaverei  der  Barbaren  verbleibe".  Die  übrigen  Räume  des  ganzen  Gewölbes  sind  dann  mit 
fliegenden  Genien  ausgefüllt,  welche  die  österreichischen  Fürsteninsignien  halten.  An  den  acht  Pfeilem, 
welche  das  Gewölbe  am  Rande  stützen,  sind  die  Hauptflüsse  der  österreichisch  -  spanischen  Lande, 
resp.  die  Flußgötter  derselben  angebracht:  Der  Silberfluß  in  österreichisch  -  Indien,  der  Tajo,  die 
Donau,  der  Rhein,  der  Po,  die  Elbe,  die  Save  und  der  Sebethos  bei  Neapel,^  alle  mit  Sinnsprüchen. 
Welch'  ein  großer  österreichischer  Gedanke  spricht  aus  diesem  Programme!  Mögen  auch  in  den 
lateinischen  Ausführungen  und  Beweisen  zu  den  einzelnen  Punkten  desselben  noch  so  viel  Schwulst 
und  Übertreibungen  enthalten  sein,  die  Personifikationen  und  Anspielungen  sind  von  mächtiger 
Wirkung.  „Die  großen  Siege  Eugens  im  Süden,  Westen,  Norden  und  Osten  sind  ohne  Zweifel  das 
starke  Rückgrat,  welches  dieser  stolzen  Gesinnung  Festigkeit  verleiht  Der  Verfasser  eines  solchen 
künstlerischen  Programmes  hätte  gewiß  nicht  so  sprechen  und  derartiges  niemals  dem  Maler  für 
die  Herstellung  eines  öffentlichen  Kunstwerkes  soufflieren  können,  wenn  er  nicht  vollkommen  sicher 
gewesen  wäre,  daß  er  damit  ganz  im  Sinne  seiner  Zeitgenossen  gesprochen  haben  würde.** ')  Die 
Farbenpracht  dieses  Bildes,  der  große  Gedanke,  der  ihm  zu  Grunde  liegt,  und  die  übrige  harmonische 
Ausschmückung  des  Saales  wirken  geradezu  betäubend  auf  den  Beschauer.  Was  dem  Grafen  Comazzi 
für  seinen  Programmentwurf  verehrt  wurde,  wissen  wir  nicht,  aber  Beduzzi  erhielt  nach  dem  Kon- 
trakte vom  9.  Oktober  1710  für  die  künstlerische  Durchführung  so  hohen  Gedankenfluges  die 
Summe  von  7400  Gulden.*)  Die  weitere  Ausschmückung  der  Wände,  und  zwar  durch  Verkleidung 
mit  künstlichem  Marmor,  geschah  durch  den  nachmals  berühmten  Marmorierer  und  Stukkatorer 
Balthasar  Haggenmüller,*)  welcher  für  seine  Arbeit  laut  Kontrakt  vom  28.  Mäi'Z  1110  Gulden 
bekam.    Für  die  Dekorationsplastik   auf  und  zwischen   den  Pfeilem  wurden  dem  Bildhauer  Markus 


^)  Auf  der  Krone  ihres  Hauptes  sollen  an  Stelle  der  Edelsteine  sieben  Augen  erglänzen,  denn  nach  dem  Propheten 
Zacharias  Kap.  4  sind  diese  sieben  Augen  die  Augen  des  Herrn,  welche  die  Erde  durchlaufen.  Auch  das  Szepter  trägt  auf  der 
spitze  ein  Auge,  das  nach  dem  Gesichte  des  Propheten  Jeremias  (Kap.  1),  die  wachsame  Vorsehung  darstellt 

')  Auch  Fiume  della  Maddalena  geheißen,  ein  Flüßchen  am  Fuße  des  Vesuvs. 

*)  11g  im  XXX.  Bande  der  Berichte  und  Mitteilungen  des  Altertums-Vereines  zu  Wien,  S.  74. 

*)  Cod.  provinc.  p.  1614.  —  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  34. 

^  Nicht  Hegen-  oder  Heggenmüller.  Es  waren  drei  Brüder  Haggenmüller:  Johann,  Balthasar  und  David.  Johann 
besorgte  17  U  den  Kamin  aus  künstlich  weißem  Marmor  im  Kaiserzimmer  des  Stiftes  St.  Florian,  Johann  und  Balthasar 
arbeiteten  1725  in  der  großen  Gallerie  im  Palais  Schwarzenberg  auf  dem  Rennweg,  Balthasar  erscheint  1724  als  der  Meister 
der  Marmorierung  an  der  Hauptstiege  im  Schlosse  Mirabell  in  Salzburg  und  1728  der  Marmorierung  an  den  Hauptaltären 
in  Klostemeuburg  und  in  der  Pfarrkirche  in  Krems.  (Ilg,  Fischer  von  Eriach  I,  319,  326,  402  (n.  153),  431,  454.) 


von  Dr.  Anton  Mayer.  49 

Brodi*)  100  Gulden    und   für   die  Vergoldung  der  Steinkapitäle,   der  vier  Eckstücke,   der  Köpfe  und 

des  Laubwerkes  auf  den  Gesimsen  dem  kaiserlichen  Maler  und  Vergolder  Peter  Andreas  Koch  ^)  laut 
Kontrakt  vom  18.  September  312  Gulden  bezahlt.'*) 


Verwendung  der  Säle  zu  Festlichkeiten. 

Die  eben  besprochenen  Stuben  oder  Säle  des  Landhauses  hatten  in  erster  Linie  den  städtischen 
Versammlungen  zu  dienen.  Im  großen  Saale  fanden  die  Sitzungen  der  Stände  auf  den  Landtagen  statt, 
in  den  Nebenräumen  die  Standesberatungen,  und  zwar  hielt  jeder  Stand  in  den  ihm  gehörigen  und 
nach  ihm  benannten  Saale  seine  Sitzungen.  Wenn  nun  derartige  Versammlungen  nicht  abgehalten 
wurden  oder  dieselben  unterbrochen  waren,  wurden  die  Säle  sowohl  von  Seite  des  kaiserlichen  Hofes 
als  auch  von  den  durch  Rang  und  Alter  hervorragenden  ständischen  Familien  zu  verschiedenen 
festlichen  Anlässen  benützt.  Es  fanden  dann  daselbst  Bewirtungen,  Hochzeiten,  Komödien  oder  Fest- 
lichkeiten zur  Verherrlichung  wichtiger  politischer  Ereignisse,  Musikaufiführungen  u.  dgl.  statt.*) 

Die  erste  bekannte  Nachricht  über  eine  Festlichkeit  im  Landhause  reicht  in  das  Jahr  1563 
zurück,  wo  am  3.  Jänner  Barbara  Breuner,  Tochter  der  Elisabeth  Breuner  (geb.  von  Windischgräz) 
und  des  Philipp  Breuner,  Freiherrn  zu  Stübing,  Fladnitz  und  Rabenstein,  Geheimrat  und  Hofkammer- 
präsident, mit  Christoph  Jörger  zu  Tollet  und  Kreusbach,  Kais.  Mt.  Rat,  Sohn  des  Abraham  Jörger, 
Hochzeit  hielt.  *)  Überhaupt  fanden  ziemlich  viele  Hochzeitsfeierlichkeiten  in  den  Landhaussälen  statt, 
von  denen  wir  folgende  verzeichnen  können: 
1568,   Balthasar   Christoph   von   Thonrädl,   des  Erzherzogs   Karls   Rat  und  Silberkämmerer,   mit  Afra 

von  Teufl;  •) 
1573,  25.  Jänner,  Johann  Freiherr  von  Haim  zu  Reichenstein  auf  St.  Margarethen  an  der  Wien  und 
Nikolsdorf,  Regent  der  n.-ö.  Lande,  mit  Margarete  Herrin  von  Schönkirchen  und  Tochter  des 
Johann  Freiherrn  von  Schönkirchen,  Geheimrat  und  Statthalter  in  Niederösterreich,  und  der 
Ludovica  von  Schönkirchen,  geb.  von  Zelking,  Witwe  des  Niclas  Jurischitz  Freiherrn  zu  Güns ; ') 
1582,  11.  Februar,  Georg  Wilhelm  Jörger  zu  Tollet  mit  Katharina  Herrin  von  Zelking,  Karl  Ludwigs 

Freiherrn  von  Zelking  und  der  Ursula  Freiin  von  Prag  Tochter,  in  dritter  Ehe ;  ^ 
1562,  23.  October,  Achaz  Freiherr  von  Landau  zum  Haus  und  zu  Rapottenstein  mit  Klara  von  Rogen- 
dorf,  des  Johann  Wilhelm   Freiherrn   von   Rogendorf  und  Mollenburg  auf  Sitzendorf  und   der 
Margarete  Freiin  von  Herberstein  Tochter,  in  zweiter  Ehe ;  •) 


')  Brodi  war  unter  Kaiser  Josef  I.  bei  Hof  beschäftigt  und  seit  20.  August  1710  auch  bei  der  Kaiserin  -  Witwe  Amalia. 
Mit  18.  Jänner  1717  kommt  er  als  Hofbildhauer  vor. 

■)  Koch  war  auch  im  Rathause  in  der  Wipplingerstraße  beschäftigt.  (Mitteilungen  der  k.  k.  Zentral -Kommission  1876 
p.  XLVIII.) 

■)  Cod.provinc.  p.  1614.  -  Kaltenbäcks  Zeitschrift  1837  Nr.  55.  —  Monatsblatt  des  Altertums -Vereines  zu  Wien  1894,  S.  115. 

*)  Der  große  Saal  im  ständischen  Landhause  zu  Wien  und  einige  Festlichkeiten,  welche  in  demselben  veranstaltet 
wurden  in:  Kaltenbäcks  Österreichische  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Staatskunde,  1837  Nr.  55  und  56. 

*)  Vermöge  A.  h.  Befehl  vom  6.  Dezember  1562  überreichte  der  n.-ö.  Landmarschall  Joachim  von  Schönkirchen  als 
kaiserlicher  Abgesandter  dem  Brautpaare  ein  silber- vergoldetes  Trinkgeschirr  im  Werte  von  100  Gulden  im  Namen  Ihrer 
Majestät  und  eine  goldene  Kette  von  Seite  des  Erzherzogs  Karl.  (W  iß  grill,  Der  nied.-österr.  landsäßige  Adel  I,  381.) 

•j  Am  23.  Jänner  schrieben  die  Verordneten  dem  Georg  von  Teufl  und  versprachen  ihm,  zur  Vermählung  seiner  Tochter 
Afra  den  Landlagssaal  zu  überlassen  und  selbst  bei  der  Hochzeit  zu  erscheinen.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  IV  21,  23.  Jänner  1568.) 

»)  Wißgrill  a.  a.  O.  IV,  73. 

•)  Wißgrill  a.  a.  O.  IV,  504. 

»)  Wißgrill  a.  a.  O.  V,  425. 
XXXVIII.  Band.  7 


50  I^AS  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

1592,  10.  Mai,  Andreas  Freiherr  von  Hornberg  mit  der  Schwester  seiner  Schwägerin,  Marie  von  ödt, 

Tochter  des  Sigmund  von  Ödt;/) 
1594,  9.  Juni,   Sebastian   Grabner  zu  Rosenburg   mit  Margarete,   Tochter  des  Karl  Ludwig  Freiherrn 

von  Zelking  (gest.  1580)  und  dessen  Gemahlin  Ursula  von  Prag  (gest.  1592);^ 

1597,  29.  Juni,  Georg  Achaz  Enenkl,  Freiherr  zu  Albrechtsberg  und  Hoheneck,  mit  Anna  Freiin  von 
Althann,  Tochter  Christophs  Freiherm  von  Althann  zu  Goldburg  und  Murstetten,  k.  k.  Hof- 
kammer-Präsidenten, und  der  Elise  geb.  Freiin  von  Teufl;^ 

1598,  2.  August,  Gotthard  Herr  von  Starhemberg  auf  EflFerding  und  Schaumberg  mit  Benigna,  Tochter 
des  Franz  von  Persing;*) 

1599,  8.  Juli,  Gundaker  Freiherr  von  Polheim  mit  Barbara  von  Pranky;*) 

1602,  23.  Juli,  Johann  Hermann  Freiherr  von  Rogendorf  und  Mollenburg  auf  Sitzendorf  und  Mitter- 
grabern  mit  Katharina,  des  Lucius  Freiherm  von  Landau,  Tochter;^ 

1605,  20.  Februar,  Laslo  von  Prag  Freiherr  von  Windhaag  ersuchte  um  den  Landhaussaal  zur  Abhaltung 
seiner  Hochzeit  mit  Johanna  Viktoria,  Tochter  des  Ulrich  von  Strenberg  zu  Neuwaldegg,  Rom. 
Kays.  Majt.  und  des  Erzherzogs  Mathias  Rat. '')  (Wurde  bewilligt.) 

1614,  14.  Juli,  Johann  Bernhard  Freiherr  von  Hofkirchen  mit  Elisabeth  Herrin  von  Würben,  Tochter 
des  Binko  von  Würben  und  Freudenthal,  Geheimrath  und  Landespräsident  in  Mähren;^ 

1618,  24.  October,  Der  Hofmarschall  von  Losenstein  ersuchte  um  die  Überlassung  des  Saales  zum  Tanz 
bei  der  Hochzeit  seines  Sohnes  Georg  Dietmar,  mit  dem  ausdrücklichen  Bemerken,  die  Aus- 
speisung finde  in  seiner  Behausung  statt ;  •) 

1623,  27.  November,  Hans  Ludwig  Reichsgraf  von  Kuefstein,  Freiherr  zu  Greillenstein  und  Spitz,  Erb- 
silberkämmerer in  Österreich  ob  und  unter  der  Enns,  Landeshauptmann  in  Oberösterreich, 
mit  Susanna  Eleonora  Herrin  von  Stubenberg,  Tochter  des  Hartmann  von  Stubenberg  und  der 
Dorothea  von  Thanhausen,  in  zweiter  Ehe;^^  • 

1627,  24.  Jänner,  Ferdinand  Sigmund  von  Senflenau  und  Drosendorf,  später  (seit  1638)  Graf  von 
Kurz,  mit  Martha  Elisabeth  Freiin  von  Muschinger,  des  Vinzenz  von  Muschinger,  kaiserlicher 
Hof- Vizekanzlers,  und  der  Margarete  Kemptnerin  Tochter  ;^^) 

1627.  24.  Oktober,  Eva  Regina  Breuner  nach  päpstlicher  Dispens  und  kaiserlichem  Konsens  mit  ihrem 
Vetter  Johann  Philipp  Freiherrn  von  Breuner,  kaiserl.  Kämmerer  und  Oberst  über  ein  Regiment.  ^^ 

Bei   derartigen   oder  anderen  Festlichkeiten,   womit  meistens  auch  Gastereien  im  Landhause 
verbunden  waren   —   mitunter  blieb   es  aber  nur  beim  Tanze  —  wurde  im  Hofe  eine  eigene  Küche 


^)  Erasmus  Herr  von  Welz  war  bei  dieser  Hochzeit  Abgeordneter  Sr.  Majestät  mit  einem  großen  silbernen  Trink- 
geschirr im  Werte  von  80  Gulden  als  Hochzeitsgeschenk.  (W  iß  grill  a.  a.  O.  IV,  441.) 

')  Hoheneck  J.  G.  A.,  Die  Stände  des  Erzherzogtumes  Österreich  ob  der  Enns,  III,  873. 

»)  Wißgrill  a.  a.  O.  II,  414. 

*)  Wiener  Jahrbücher  der  Literatur,  123.  Band,  Anzeigeblatt  S.  23. 

^)  Zeitschrift  der  herald. -genealog.  Gesellschaft  ^Adler**  II,  84. 

•)  Wißgrill  a.  a.  O.  V,  422. 

')  N.-ö.  Landesarchiv  B.  4.  21,  20.  Februar  1607. 

*)  Kaiserlicher  Abgesandter  war  bei  dieser  Hochzeit  Wilhelm  Freiherr  von  Rogendorf;  er  überbrachte  das  kaiserliche 
Hochzeitsgeschenk,  einen  silbernen  vergoldeten  Becher.  Im  Jahre  1620  wurde  Hofkirchen  in  die  Acht  erklärt,  flüchtete  und  trat 
hierauf  in  die  Dienste  des  Herzogs  von  Liegnitz.  ( W  i  ß  g  r  i  1 1  a.  a.  O.  IV,  360.) 

»)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  4.  21,  24.  Oktober  1618. 

'®)  Bei  der  Tafel  überreichte  Georg  der  Jüngere  von  Losenstein  als  kaiserlicher  Abgesandter  das  Hochzeitsgeschenk 
des  Kaisers.  (Wißgrill  a.  a.  O.  V,  314.) 

")  Wißgrill  a.  a.  O.  V,  346. 

«)  Wißgrill  a.  a.  O.  I,  391. 


von  Dr.  Anton  Mayer.  51 

aufgeschlagen.')  Daß  bei  solchen  Gelegenheiten  die  Feuersgefahr  eine  nicht  unerhebliche  gewesen, 
zumal  außer  den  Festgästen  doch  auch  viel  Dienstpersonal  anwesend  war,  steht  außer  Frage.  Ein 
Glück  war  es  daher  zu  nennen,  daß  nur  eine  einzige  große  Feuersbrunst  im  Landhause,  nämlich 
die  von  1621,  ausgebrochen  war. 

Die  erste  Kunde,  daß  von  Seite  des  Hofes  die  Säle  des  Landhauses  zu  Festlichkeiten  aus- 
ersehen wurden,  ist  aus  dem  Jahre  1565.  Am  18.  Oktober  d.  J.  erging  ein  kaiserliches  (Max  11.) 
Dekret  an  die  Stände,  mit  dem  Begehren,  „daß  sie  Ihrer  Majestät  „zu  unterthenniger  Eren  vnnd  gefalln, 
das  Landthaus  zu  bewierttung  und  tractierung  des  Prinzen  von  Florenz  Hofgesindt  vnnd  dienne, 
Inmassen  zuuor  mit  dem  Herzogen  von  Ferrar  auch  beschehen,  gehorsamblich  vergönnen  vnnd 
gebrauchen  lassen  wollen.  Das  werden  Ir  Kays.  Mt.  wiederumb  gegen  Inen  inn  gnaden  erkhennen".*) 

Zur  Feier  des  am  8.  November  1620  von  den  Kaiserlichen  erfochtenen  Sieges  über  den  Winter- 
könig Friedrich  von  der  Pfalz  in  der  Schlacht  am  Weißen  Berge  bei  Prag  veranstalteten  die  Stände 
unter  dem  Landmarschall  Seifried  Christoph  Freiherrn  von  Breunner  in  ihrem  großen  Saale  ein  Fest, 
zu  welchem  über  Einladung  der  Stände  auch  Kaiser  Ferdinand  II.  mit  Gefolge  erschienen  war.  ^) 

Unter  dem  Landmarschall  Balthasar  Freiherr  von  Hoyos  sprach  der  Hof  gegenüber  den  Ständen 
mit  Dekret  am  2.  Februar  1631  den  Wunsch  aus,  diesen  Saal  zur  Abhaltung  einer  Komödie  auf  kurze 
Zeit  zu  benützen,  welche  gelegentlich  der  Vermählung  König  Ferdinands  (III.)  mit  Maria,  Infantin 
von  Spanien,  am  20.  Februar  gegeben  wurde,  und  fügte  zugleich  das  Ersuchen  bei,  den  Saal  zu 
jenem  Zwecke  zu  räumen  und  auch  einen  Gang  durchbrechen  zu  lassen,  in  welchem  der  Hof  von 
der  Burg  aus  dahin  gelangen  könnte.*) 

Derartige  glänzende  Hoffestlichkeiten  fanden  noch  mehrere  im  Landhause  statt.  Im  Jahre  1710, 
bald  nach  der  Restaurierung  des  großen  Saales,  wurde  in  Anwesenheit  Kaiser  Josefs  I.,  der  Kaiserin 
und  der  Erzherzoginnen  eine  große  Festlichkeit  veranstaltet,*)  eine  gleiche  am  14.  Oktober  1760  zur 
Feier  der  am  6.  Oktober  erfolgten  Ankunft  und  stattgehabten  Vermählung  der  Infantin  Maria  Isabella 
von  Bourbon  mit  dem  Erzherzog  Josef;*)  am  24.  Juni  1769  gaben  der  französische  und  der  spanische 
Botschafter  zur  Feier  der  am  27.  Juni  durch  Prokuration  zu  Wien  vollzogenen  Vermählung  der  Erz- 
herzogin Marie  Amalie  mit  dem  spanischen  Infanten  Ferdinand  I.  ein  Fest.  ^ 

Wiederholt  baten  auch  Adelige  und  Vertreter  fremder  Mächte  um  die  Überlassung  des  großen 
Saales  zu  Unterhaltungen.  Solche  Gesuche  lagen  z.  B.  unterm  19.  Juni  1688  vom  Fürsten  Paul 
Esterhazy®)  und  am  15.  Juli  d.  J.  vom  englischen  Gesandten  Grafen  von  Caalinford  vor.") 


1)  Am  23.  November  1635  tragen  die  Verordneten  dem  Bauschretber  Johann  Deurlein  (nach  Beschluß  vom  16.  November) 
auf,  dafür  zu  sorgen,  daß  künftig  bei  Hochzeiten  vor  allen  anderen  die  ständischen  Trompeter  zu  berücksichtigen  seien,  dann 
die  Hausleute,  die  ohnedies  auch  beim  Aufschlagen  der  Küche  und  in  Feuersnöten  dem  Landhause  beizuspringen  nötig  sind, 
zuletzt  erst  die  besteilten  Handwerker.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3,  23.  November  1635.) 

*)  Niederösterr.  Landesarchiv  B.  8.  3,  18.  Oktober  1565. 

•)  Für  die  Tafel  hatte  der  Prior  von  Gaming,  der  ebenfalls  geladen  war,  auf  Ansuchen  der  Stände,  die  edelsten 
Fische  aus  dem  Lunzersee  beigestellt.  (N.-ö.  Landesarchiv,  Codex  provinc.  p.  1615.  Kaltenbäcks  Osten*.  Zeitschrift  1837, 
Nr.  55,  S.  220.  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  27.) 

«)  N.-ö.  Landesarchiv,  Codex  provinc.  p.  1014.  Kaltenbäcks  Österreich.  Zeitschrift  1837,  Nr.  55,  S.  220. 
Fitzinger  a.  a.  O.  S.  28. 

*)  Der  Kaiser  und  die  Erzherzoginnen  verweilten  anfangs  auf  einer  Tribüne.  Nachdem  der  Hof  sich  entfernt  hatte, 
soll  der  Kaiser  in  der  Maske  eines  Grenadiers  selbst  am  Tanze  Teil  genommen  haben.  (N.-ö.  Landesarchiv,  Codex  provinc. 
p.  1615.  Kaltenbäck  a.  a.  O.  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  SO.i 

•)  Kaltenbäck  a.  a.  O.  —  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  53—55. 

')  Geusau,  Geschichte  Wiens.  —  Fitzinger  a.  a,  O.  S.  56. 

■)  N.-ö.  Landesarchiv  A.  2.  15.  1688.  Juni  19. 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  A.  2.  15.  1688,  Juli  15. 

7* 


52  Das  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

Sehr  häufig  wurden  im  großen  Saal  wegen  seiner  guten  Akustik  auch  musikalische  und  dekla- 
matorische Akademien  und  Konzerte  nicht  nur  von  einheimischen  musikalischen  Berühmtheiten, 
sondern  auch  von  fremden  Künstlern  mit  Vorliebe  veranstaltet.*) 

Schon  1759  —  und  das  ist  die  erste  Erwähnung  von  Konzerten  —  sollen  in  der  Fastenzeit 
vierzehn  musikalische  Akademien  stattgefunden  haben,  bei  welchen  die  berühmtesten  Virtuosen  ihrer 
Zeit  mitwirkten  und  denen  selbst  der  Hof  und  der  höchste  Adel  beiwohnten.  *)  So  zu  sagen  als  eigent- 
licher Konzertsaal  fand  der  Landhaussaal  seine  Verwendung  erst  seit  dem  Jahre  1813,  als  unter  dem 
kunstsinnigen  Landmarschall  Josef  Karl  Grafen  von  Dietrichstein  die  Gesellschaft  adeliger  Frauen  *) 
zwei  musikalische  Produktionen  zu  wohltätigen  Zwecken  veranstaltet  hatte,  und  zwar  am  5.  Mai  ein 
Vokal-  und  Instrumentalkonzert  unter  der  Leitung  Simon  Sechters  und  im  Dezember  eine  Produktion 
der  Kunz'schen  Zöglinge  auf  zwanzig  Pianoforte.  *) 

Von  den  zahlreichen  Musikaufführungeh  in  den  folgenden  Jahren  können  wir  hier  selbst- 
verständlich nur  der  bedeutenderen  gedenken.  Vom  16.  April  1818  an  wurden  an  drei  Donnerstagen 
musikalische  „Mittagsunterhaltungen"  gegeben,  *)  an  denen  der  Violinspieler  Josef  Mayseder,  der  Pianist 
Ignaz  Moscheies  und  der  Guitarrespieler  Mauro  Giuliani  mitwirkten.  Am  28.  Juni  d.  J.  wurde  Händeis 
Oratorium  „Timotheus"  aufgeführt.  Im  Jahre  1819  begannen  die  von  Franz  X.  Gebauer,  Kapellmeister 
an  der  Hofpfarrkirche  bei  St.  Augustin,  gegründeten  „Concerts  spirituels",  in  welchen  nur  die  vor- 
züglicheren Werke  des  kirchlichen  und  Oratorienstils,  dann  auch  große  Symphonien  aufgeführt  und 
alle  Jahre  vom  Gründer  in  Verbindung  mit  Ferdinand  Piringer,  Registratursadjunkten,  und  Johann 
B.  Geißler,  Rechnungsoftizial,  Langoy,  Holz  und  Tietze  fortgesetzt  wurden;  seit  1825  waren  dieselben 
regelmäßig  in  die  Fastenzeit  verlegt  worden.  In  diese  strenge  Konzertgattung  gehörten  auch  die  Quartett- 
auflführungen, in  denen  Czerny,  Linke,  Schuppanzigh,  Holz,  Lutz  und  C.  M.  von  Bocklet  spielten  und 
unter  den  Zuhörern  nicht  selten  Franz  Schubert,  Weigl,  Eybler  u.  a.  musikalische  Berühmtheiten  sich 
befanden.  •)  In  das  Jahr  1819,  23.  März,  fällt  noch  ein  großes  Vokal-  und  Instrumentalkonzert  der  Gentile 
Borgondio,  am  25.  März  ein  Konzert  des  Tonkünstlers  auf  dem  Contrebaß,  Johann  Hindi,  und  am 
12.  April  eine  musikalische  Akademie  des  königl.  bayrischen  Kammervirtuosen  Pietro  Rovelli.  Am 
5.  März  1820  veranstaltete  Anton  Ziegler,  k.  k.  TaxamtsofiTizier  und  Unternehmer  eines  Privatmusik- 
vereines, ein  Gesellschaftskonzert  zu  Gunsten  der  Überschwemmten  ^)  und  am  19.  d.  M.  spielte  die  neun- 
jährige Leopoldine  Blahetka,  ^)  Schülerin  von  Czerny,  Moscheies,  Kalkbrenner  und  Sechter,  auf  dem 
Klavier;*)  am  24.  und  28.  April  und  am  4.  Mai  konzertierte  ^die  Sängerin  Katharina  Canzi,  am  14.  Mai 


^)  Vgl.  den  für  die  Musikgeschichte  Wiens  interessanten  Aufsatz:  Ein  Alt -Wiener  Konzertsaal  (Der  Sitzungssaal  des 
n.-ö.  Landhauses).  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Konzertwesens  in  Wien  des  Vormärz.  Von  Dr.  Max  Vancsa  im  Musikbuch 
aus  Österreich.  I    Jahrgang  (1904). 

■)  Kaltenbäcks  Zeitschrift  1837,  Nr.  55,  S.  220.  —  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  50. 

')  Zu  dieser  charitativen  Gesellschaft  gehörte  auch  Maria  Anna  Gräfin  von  Dietrichstein,  Tochter  des  Landmarschalls 
und  Regentin  des  Herzoglich  Savoy'schen  Damenstiftes. 

*)  Johann  Michael  Kunz  war  Kanzellist  bei  der  k.  k.  allgemeinen  Hofkammer  und  Unternehmer  der  von  einer 
n.-ö.  Regierung  genehmigten  öffentlichen  Lehranstalt  für  Pianospiel.  Eine  gleich  originelle  Produktion  dieser  Zöglinge  fand 
am  30.  Oktober  1814  statt   (N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19,  Nr.  942,  943  und  1215  aus  dem  Jahre  1813.) 

^)  Unter  diesem  Titel  konzertierte  auch  der  Kompositeur  Joachim  Hofmann  am  26.  März  und  am  3.  April  1820,  als 
er  seine  zwei  neuen  Symphonien  aufführte.  Hofmann  war  damals  dem  Landmarschall  durch  den  Hofrat  Schön,  geheimen 
Referendar  Sr.  kaiserl.  Hoheit  des  Hoch-  und  Deutschmeisters,  empfohlen  worden.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19,  Z.  178.) 

•)  Dr.  Gerhard  von  Breuning,  Aus  dem  Schwarzspanierhause.  Eine  Erinnerung  an  L.  v.  Beethoven.  (Wien  1874;  S,  75.  f. 

')  N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19,  Z.  191. 

')  Geboren  am  15.  November  1811  zu  Guntramsdorf  in  Niederösterreich,  gestorben  am  12.  Jänner  1887  zu  Boulognc. 

*)  Empfohlen  war  Blahetka  dem  Landmarschall  durch  den  k.  k.  Feldmarschalleutnant  Alois  Fürsten  von  Liechtenstein. 
(N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19.  7.  150). 


von  Dr.  Anton  Mayer.  53 

gab  der  großherzoglich  sächsische  Hofkapellmeister  Johann  N.  Hummel  ein  großes  Vokal-  und  Instru- 
mentalkonzert;  am  14.  und  21.  Dezember  d.  J.  sang  die  berühmte  Catalani  im  Landhaussaal. 

Besonders  reich  und  hervorragend  an  musikalischen  Aufführungen  war  das  Jahr  1822.  Am 
13.  und  27.  Jänner  und  am  12.  Februar  gab  der  Kapellmeister  Bernhard  Romberg  in  Verbindung  mit 
seinem  Sohn  Karl,  dem  Violoncellisten,  große  Vokal-  und  Instrumentalkonzerte;  am  24.  Februar  führte 
Franz  Gebauer  das  Oratorium:  „Das  Weltgericht"  in  drei  Abteilungen  von  Friedrich  Schneider,  herzogl. 
Anhalt- Dessau'schen  Kapellmeister,  auf;  am  18.  März  gab  Karl  Maria  von  Bocklet,  der  schon  in  den 
Zwanzigerjahren  hier  aufgetreten  war,  ein  Violin-  und  Pianokonzert;  am  22.  März  veranstaltete  Josef 
Böhm,  Mitglied  der  k.  k.  Hofkapelle  und  Professor  der  Violine,  ein  Vokal-  und  Instrumentalkonzert 
und  am  28.  März  Wilhelm  Fehler  eine  musikalisch -deklamatorische  Akademie;  eine  solche  gab  auch 
am  12.  Mai  Josef  Lobpreiß,  gewesener  Zögling  des  k.  k.  Blindeninstitutes.  Für  den  9.  April,  Oster- 
sonntag, hatte  Konradin  Kreutzer  ein  Kompositionskonzert  angesagt.  Besonders  interessant  war  aber 
der  15.  Mai,  da  an  diesem  Tage  Franz  Schuberts  „Geist  der  Liebe"  (Gedicht  von  Mathisson)  zum 
ersten  Male  in  Merks  Konzert  aufgeführt  wurde,  worin  Barth,  Tietze,  Johann  Nestroy  und  Wenzel 
Nejebse  die  einzelnen  Partien  sangen.  *)  In  dieses  Jahr  fallen  noch  die  großen  Konzerte  der  Virtuosen 
Louis  Drouet,  *)  erster  Flötenspieler  Sr.  Majestät  des  Königs  von  Frankreich  (am  3.  und  13.  Juni), 
Luigi  Legnani,  Professor  auf  der  Guitarre,  ^)  (am  3.  und  20.  Oktober,  24.  November),  Anton  und  Max 
Bohrer,*)  königl.  preußische  Kammervirtuosen  (13.  Oktober),  Franz  Schoberlechner,  *)  Kapellmeister 
am  Hofe  zu  Lucca  (10.  November).  Am  1.  Dezember  spielte  der  elfjährige  Knabe  Franz  Liszt  — 
nachmals  der  berühmte  Virtuos  und  Komponist  —  zum  erstenmale  in  Wien,  erregte  Bewunderung 
und  fand  großen  Beifall.®)  Am  3.  April  1823  benützte  der  k.  k.  Hofschauspieler  Anschütz')  den  Land- 
haussaal zu  einem  Deklamatorium  mit  Musik.  Im  April  1825  gab  hier  Ludwig  van  Beethoven  ^) 
ein  Konzert.  Im  November  d.  J.  führten  Joh.  B.  Geißler,  n.-ö.  ständischer  Buchhalter,  und  R.  O. 
und  Ferdinand  Piringer,  k.  k.  Hofkammer- Registratursadjunkt,  die  Generalprobe  der  Cherubinischen 
Messe  auf*)  und  ebenso  fand  hier  die  Generalprobe  zu  Cherubinis  Requiem  statt,  das  am  26.  April  1827 
in  der  Augustinerkirche  für  Beethoven  durch  die  Gesellschaft  der  Musikfreunde  aufgeführt  wurde. 

Seit  dem  Jahre  1831  aber,  als  die  Gesellschaft  der  Musikfreunde  den  Konzertsaal  unter  den 
Tuchlauben  durch  den  Architekten  Albin  Pichl  hatte  erbauen  lassen,  sank  auch  die  Bedeutung  und 
Beliebtheit  des  Landtagssaales  als  Konzertsaal. 

Aber  auch  zu  anderen  Unternehmungen,  als  zu  musikalischen  Aufführungen  war  derselbe 
öfter  in  Anspruch  genommen  worden.  Seit  19.  Februar  1799  überließen  ihn  die  Stände  z.  B.  der 
Finanzhofstelle  gegen  Vergütung  der  Kosten  regelmäßig  zu  Ziehungen  der  Banco  -  Lotterien.  ^^)  Im 
Juni  1815  wurde  die  öffentliche  Prüfung  der  Zöglinge  des  k.  k.  Blindeninstitutes  hier  abgehalten.**) 
Auch  so  manche  Episode  in  den  großen  politischen  Ereignissen  spielte  sich  daselbst  ab,  aber  nur 
wenige  von  ihnen  sind  verzeichnet  und  der  Nachwelt  überliefert  worden.    Am  13.  April  1797   hatten 


*)  Dr.  Kreißle  von  Hellborn,    Franz  Schubert.   (Wien   1865).    S.   210.   —   Katalog  der  Schubertausstellung   der 
k.  k.  Reichshaupt-  und  Residenzstadt  Wien  1897.  Nr.  105. 
»)  N.  ö.  Landesarchiv  Fase.  19,  Z.  273. 

•)  Empfohlen  von  Antonio  Salieri,  k.  k.  Hofkapellmeister.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fase.   19,  Z.  640.) 
*)  N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19,  Z.  543. 
*)  N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19,  Z.  495. 
')  Dr.  Max  Vancsa  a.  a.  O. 
')  N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19,  Z.  262. 
•)  N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19,  Z.  143. 
»)  N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19,  Z,  5843. 

*•)  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  97,  453,  1446.  —  Fitzinger  a.  a.  0.  S.  63. 
")  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  67. 


54  I^as  niederösteireichische  Landhaus  in  Wien 

die  Stände  im  Hinblick  auf  die  nahe  Gefahr  eines  feindlichen  Einfalles  des  französischen  Heeres  unter 
Napoleon  und  angeeifert  durch  das  am  6.  April  von  Franz  Grafen  von  Saurau  ins  Leben  gerufene 
allgemeine  Aufgebot,  eine  Proklamation  zur  Errichtung  eines  eigenen  ständischen  Freikorps  veröffent- 
licht, infolge  welcher  an  dem  folgenden  Tage  im  großen  Saale  des  Landhauses  die  Werbung  vor  einer 
zu  diesem  Zwecke  eingesetzten  Kommission  begann.  *)  Der  Friede  von  Campo  formio  hatte  aber  jene 
Befürchtung  beseitigt,  das  Freikorps  wurde  wieder  aufgelöst.  Am  18.  Mai  d.  J.  wurden  nun  die  Stände 
in  Kenntnis  gesetzt,  daß  der  Kaiser  den  Mitgliedern  dieses  Freikorps  gestattet  habe,  zur  Erinnerung 
an  jenes  Ereignis  eine  goldene  Schließe  mit  dem  Bande  und  der  Inschrift:  „Denkmal  der  Treue  der 
n.-ö.  Stände  gegen  Kaiser  und  Vaterland.  1797"  tragen  zu  dürfen.  Dieses  schöne  Zeichen  der  Erinnerung 
wurde  am  5.  September  1797,  gerade  am  Geburtstage  des  Erzherzogs  Karl,  mit  großer  Feierlichkeit 
in  Anwesenheit  der  jungen  Erzherzoge  Anton,  Johann,  Rainer  und  Rudolf,  sowie  des  Verordneten- 
kollegiums,  des  Adels,  der  Offiziere  und  einer  Menge  von  Zuschauem  um  9  Uhr  morgens  vom  Erz- 
herzöge  Anton  im  großen  Saale  des  Landhauses  bei  offenen  Türen  unter  Trompeten-  und  Paukenschall 
an  die  Mitglieder  des  ständischen  Freikorps  verteilt.  Zu  Beginn  dieser  Feierlichkeit  hatte  der  n.-ö. 
ständische  Kommissär,  der  Verordnete  Ferdinand  Freiherr  von  Sala,  eine  schwungvolle  Rede  gehalten, 
welche  im  Namen  des  Freikorps  von  Graf  Karl  von  Fuchs  ebenfalls  durch  eine  längere  Ansprache 
erwidert  wurde.  Zum  Schluß  wurde  eine  eigens  aus  diesem  Anlasse  verfaßte  Kantate  von  J.  Karl 
Unger,  in  Musik  gesetzt  von  Ignaz  Sauer,  abgesungen.*) 

Noch  einigemale  in  den  Kriegsjahren  1809  bis  1813  war  der  große  Saal  zu  patriotischen  Zwecken 
verwendet  worden.  Unter  dem  Landmarschall  Johann  Grafen  von  Trautmannsdorf  wurden  nach  Er- 
richtung der  österreichischen  Landwehr  5000  Überröcke,  Patrontaschen,  Gurten,  Riemen  und  Hutschilde 
an  die  Mannschaft  der  Wiener  Landwehr  verteilt  ^  und  während  der  feindlichen  Invasion  der  Franzosen 
1809  wurde  hier  sogar  ein  Mehl-  und  Kornmagazin  zur  Beteilung  der  Bewohner  Wiens  mit  diesen 
notwendigsten  Nahrungsmitteln  errichtet. 

Am  12.  Mai,  früh  morgens,  versammelte  sich  im  Herrenstandssaale  jene  ständische  und  städtische 
Deputation,  die  um  8  Uhr  früh  nach  dem  Schlosse  Schönbrunn  fuhr,  wo  Napoleon  sein  Hauptquartier 
aufgeschlagen  hatte,  um  demselben  in  feierlicher  Weise  die  Kapitulation  der  Stadt  zu  überreichen, 
worauf  am  19.  Mai  —  zwei  Tage  nach  der  Aufforderung  zur  Übergabe  der  Stadt  Wien  —  die  fran- 
zösische Armee  ihren  Einzug  in  dieselbe  hielt.*) 

Schließlich  erwähnen  wir  betreffs  der  Verwendung  der  Säle  noch,  daß  am  30.  Jänner  1808  die 
erste  Sitzung  der  k.  k.  Landwirtschaftsgesellschaft  unter  dem  Vorsitze  ihres  Protektors,  des  Erzherzogs 
Johann  B.,  hier  stattfand*)  und  daß,  seit  diese  Gesellschaft  wieder  neu  ins  Leben  getreten  war, 
alljährlich  die  Gesamtsitzungen  unter  dem  Vorsitze  des  Erzherzogs  Johann,  später  des  Kronprinzen 
Erzherzogs  Ferdinand  im  Herrenstandsaale  stattfanden,  in  welchem  auch  ihre  Mitglieder  zu  den 
gewöhnlichen  landwirtschaftlichen  Diskussionen  sich  immer  einfanden. 


»)  Wiener  Zeitung  vom  15.  April  1797  S.  1135. 

»)  Wiener  Zeitung  vom  9.  September  1797  S.  2665  ff.  —  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  62  f.  Am  4.  Februar  1799  beschloß 
das  VerordnetenkoUegium,  die  noch  vom  ständischen  Aufgebote  vorhandenen  346  Stück  Gewehre  in  das  k.  k.  Zeughaus  zu 
überführen  und  am  16.  November  1805  wurde  unter  dem  Landmarschall  Franz  Grafen  von  Saurau  für  das  ständische  Freikorps 
bestimmten  Fahnen  wegen  des  am  13.  d.  M.  erfolgten  Einmarsches  der  Franzosen  im  Hofe  des  Landhauses  verbrannt. 

•)  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  65. 

*)  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  65  f. 

^)  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  65.  —  Rede,  gehalten  bei  der  Eröffnung  der  ersten  allgemeinen  Versammlung  der  k.  k.  Land- 
wiitschaftsgesellschaft  zu  Wien  von  Dr.  Franz  Heindl,  Hof-  und  Gerichtsadvokaten,  Präses- Stellvertreter  der  Gesellschaft. 
Wien  1808. 


von  Dr.  Anton  Mayer.  55 

Nicht  unbeachtet  möge  noch  bleiben,  daß  im  September  des  Jahres  1814  eine  eigene  Hof- 
kommission im  Herrenstandssaale  die  Verteilung  der  Eintrittskarten  zu  den  während  des  Kongresses 
gegebenen •  großen  HofFesten  vornahm.*) 

Am  14.  Juni  1835,  früh  zwischen  7  und  8  Uhr,  versammelten  sich  die  Stände,  mit  dem  Land- 
marschall Peter  Grafen  von  Goeß  an  der  Spitze,  in  voller  Gala  im  großen  Saale,  um  von  da  in  die 
Burg  zur  Erbhuldigung  des  neuen  Landesfürsten,  Kaiser  Ferdinand  I.,  zu  ziehen. ;*)  es  war  die 
letzte  derartige  Versammlung  voll  Glanz  und  alter  ständischer  Pracht  und  Würde 
in  diesem  Saale,  denn  seither  fand  keine  Erbhuldigung  mehr  statt. 


-••- 


Die  Kapelle. 

vjrerade  zur  Zeit  der  umfassenden  Bauführungen  im  Landhause  war  die  konfessionelle  Frage 
unter  den  Ständen  eine  brennende.  Katholiken  und  Protestanten  standen  sich  im  Plenum,  wie  im  Ver- 
ordnetenkoUegium  und  im  verstärkten  Ausschusse  einander  schroff  gegenüber,  zumal  die  Protestanten 
die  Mehrzahl  bildeten.  Aus  diesem  Umstände  läßt  sich  mit  ziemlicher  Wahrscheinlichkeit  darauf  schließen, 
daß,  bevor  es  im  Landhause  eine  katholische  Kapelle  gab,  auf  Betreiben  der  Protestanten  gleich  eine 
protestantische  Betstube  zur  Abhaltung  protestantischen  Gottesdienstes  eingerichtet  worden  war,  und 
zwar  um  die  Zeit  der  Bauführung  von  1560.  Sie  befand  sich  im  Erdgeschoß  des  linken  Traktes,') 
anstoßend  an  die  protestantische  Buchdruckerei  und  den  Buchladen.  *)  Hier  wurden  an  Sonntagen  u.  a. 
von  den  flaccianischen  Prädikanten  Dr.  Josua  Opitz,  Johann  Tettelbach  und  Michael  Hugo  Predigten 
voll  heftiger  und  unwürdiger  Ausfalle  gegen  die  Katholiken,  die  katholische  Religion  und  die  katholische 
Kirche  gehalten.  *)  Mit  der  Ausweisung  dieser  Prädikanten  erfolgte  zugleich  aber  auch  auf  kaiserlichen 
Befehl  hin  im  August  1578  die  Schließung  dieser  protestantischen  Betstube.  Nach  der  Schlacht  am 
Weißen  Berge  bei  Prag,  am  8.  November  1621,  hatte  sich  in  den  Erblanden  die  politische  und  auch 
die  religiöse  Situation  gewaltig  geändert.  Das  Haus  Habsburg  und  mit  ihm  der  Katholizismus  waren 
damals  als  Sieger  über  den  Protestantismus  und  seinen  ständischen  Anhang  hervorgegangen.  Wenn 
nicht  schon  früher,  in  der  gegenreformatorischen  Strömung,  dann  aber  und  mit  noch  größerer  Wahr- 
scheinlichkeit nach  1621,  dürfte  diese  Stube  in  eine  katholische  Betstube  umgestaltet  worden  sein;  denn 
wie  anders  wären  die  auf  den  gotischen  Kapitalen  dieser  ehemaligen  lutherischen  Betstube  mit  Farbe 
übertünchten  und  zum  ^Beginn  des  Neubaues  des  Landhauses  noch  sichtbaren  Hautreliefs :  Madonna 
mit  dem  Kinde  an  der  Brust  (eine  sicher  nicht  protestantische  Darstellung),  St.  Johann  mit  dem  Kreuze 
und  mehrere  Engel,  also  das  sogenannte  Gemälde  „Die  heilige  Familie"  zu  erklären  sein? 

Wahrscheinlich  war  diese  Kapelle  ihrer  Ljage  nach  jene  mit  einem  gotischen  Kreuzgewölbe 
und  mit  Pfeilern  versehene  Vorhalle  (gleich  den  beiden  Vorhallen  im  ersten  Stocke),  welche  schon  in 


*)  Fitzinger  a.  a.  0.  S.  66. 

*)  J.  F.  C  a  s  t  e  1 1  i,  Ausführliche  Beschreibung  der  Erbhuldigung  Kaiser  Ferdinand  I ,  von  den  Ständen  des  Erzherzog- 
tums Niederösterreich  geleistet.  Wien  1837. 

*)  Später  war  hier  und  in  einem  anstoßenden  Zimmer  das  Raitkollegium,  nach  dessen  Aufhebung  die  alte  Registratur, 
zuletzt  das  Expedit  untergebracht.  In  den  Sechziger  und  Siebziger  Jahren  befand  sich  in  diesen  Räumen  der  Kreuzerverein, 
dann  die  Gewerbeschulkommission,  gegenwärtig  sind  hier  die  Hilfsämter,  speziell  ist  aber  das  Dienerzimmer  des  Expedits  der 
Raum  der  einstigen  lutherischen  Betstube. 

*)  Vgl.  hierüber  Dr.  Anton  Mayer,  Buchdruckergeschichte  Wiens  I. 

•)  Dr.  V.  Bibl,  Die  Einführung  der  katholischen  Gegenreformation  in  Niederösterreich  unter  Kaiser  Rudolf  III.  (1576 
bis  1580).  Innsbruck  1900,  SS.  16  f.,  35  u.  a. 


56 


Das  nicderösterreichjsche  Landhaus  in  Wien 


Traubingers  „Spanzettl"  erwähnt  wird.  Gegenwärtig  ist  noch  eine  Säule  mit  einem  Kapital  vorhanden 
(s.  Fig.  21),  das  eine  auffallende  Ähnlichkeit  mit  den  Konsolen  in  der  Vorhalle  zwischen  der  Verord- 
netenratsstube  und  der  einstigen  Büi^erstube  aufweist  (s.  oben  die  Fig.  15,  16  und  17),  Auch  der 
österreichische  Bindeschild  (das  Babenberger  Wappen),   aus  Holz  geschnitzt,   war  noch  am  Beginne 

des  Neubaues  des  Landhauses  zu  sehen  und  über 
der  lur  auf  einer  Holztafel  der  Spruch  zu  lesen; 
„Sit  pax  hoc  nostrum  subeunti  limen,  amico  disce- 
denti  Sit  decus  atque  salus'  (Dem  über  diese  Schwelle 
eintretenden ')  Freunde  sei  Friede,  dem  weggehenden 
Ehre  und  Wohlergehen".) 

Zum  erstenmale  beschäftigte  man  sich  mit  der 
Frage  des  Baues  einer  neuen  katholischen  Kapelle 
unter  dem  Landmarschall  Ernst  Grafen  zu  Abensberg 
und  Traun  am  20.  März  1659;  es  liegen  ein  Abriß 
und  Uberschlag  der  Kosten  vor,  welchen  die  Verord- 
neten hatten  verfassen  lassen.  Diese  Kapelle  sollte  in 
der  Pralatenstube  errichtet  werden  —  man  erfahrt  aber 
nicht  wie  das  hätte  geschehen  sollen.  *)  Klarer  lautet 
dagegen  der  Beschluß  der  Stände  vom  26.  April,  nach 
welchem  die  Kapelle  mit  einem  Kostenaufwande  von 
1952  Gulden,  am  linken  Flügel  des  Landhauses  gegen 
den  Minoritenplatz  zu,  als  Gewölbe  über  das 
GaÖchen  (Zwinger)  aufzuführen  sei,  so  daß  der  Bogen 
auf  dem  damals  fürstlich  Trautson"schen  Hause  (später 
Italienische  Kanzlei,  dann  Polizeihofsteile,  jetzt  Neubau 
der  Statthalterei)  ruhte.  *) 

Im  März  1661  wies  der  Prälatenstand  darauf  hin, 
daß  mit  Rücksicht  auf  diese  neue  Kapelle,  die  mit  der 
Pralatenstube  baulich  verbunden    sei,   die  alten  ver- 
moderten  und  verdorbenen  Tapeten  in   dieser  weg- 
genommen und  durch  neue  ersetzt  würden,  was  von 
den  Standen  am  19.  August  d.  Jr  auch  bewilligt  wurde.  *) 
Sieben  Jahre  vergingen  aber  noch,  bis  die  innere 
Einrichtung  der  Kapelle  in  Anregung  gebracht  wurde. 
^    1668  richtete  Christoph  Hans  Graf  und  Herr  von 
Althann  ein  Schreiben  an  die  Verordneten,   daß 
der  „vor  etlichen  Jahren   mit  merklichen  Kosten 

_     _. . neuerbauten  Kapelle  und  des  Altars  zum  nützlichen 

»)  Fitzinger  a.  a.  0.  S.  25, 

•)  Der  Kostenüberschlag  lautete  folge ndermaüen  ■  25.000  Mauer^  und  Gew&Ibzlegel  150  II.,  5  Klafter  Mauersteine  23  fl., 
20  Mut  Kalk  70  11-,  1)7  Truhen  Sand  64  n,  40  kr.,  und  150  11.  Lohn  =  457  Gulden  40  Kreuzer.  Die  Verordneten  erklärten  sich 
der  weiteren  Weisungen  der  Stande  gewärtig,  ob  sie  solches  „Gebew"  aufTuhren  sollen.  (N.-ö.  Landesarchiv  B  8. 3,  20.  März  1659.) 
•)  Vom  Herrenarreste  ;  dem  sogenannten  grünen  Stübel)  aus  wurde  über  dem  Eingange  in  die  Kapelle  ein  kleines 
Fensler  ausgebrochen  und  vergittert,  um  so  den  Gefangenen  Gelegenheit  zu  geben,  der  Messe  beiwohnen  zu  können.  (N.-ö. 
Landesarchiv  B.  0.  3.  Cod.  provinc.  p,  984.  —  Kallenbäck   1837  Nr.  55,  Fitzinger  a.  a    O.  S  30.) 

*)  Dieser  StündebeschluB  wurde   am   14.  Februar  1662   dem  Bauschreiber  zur  Ausführung   mitgeteilt.    (N.-ö.  Lande»- 


Fi^.  21.   SlDle  in  der  ilUa  KftpeUe. 


archiv  B.  8.  3,  14.  Februar  I 


12.) 


von  Dr.  Anton  Mayer.  57 

Trost  der  Arrestierten  durch  ein  heiliges  Meßopfer  sich  gerne  bedienen  und  Gottesdienst  halten 
lassen  wollte",  es  seien  aber  bisher  Paramente,  Meßkleid,  Kelch  u.  dgl.  gar  nicht  vorhanden  und 
es  sei  auch  nicht  recht  glaublich,  daß  die  Stände  das  Eine  ohne  das  Andere  gewollt  hätten,  die 
stete  Entlehnung  ihnen  doch  mehr  zum  Schimpfe  als  zur  Ehre  sein  werde".  Deshalb  habe  er 
geschrieben,  damit  sie  das  Nötige  „per  Decretum"  veranlassen  möchten.  Am  22.  August  1668  ver- 
anlaßten  die  Verordneten  auch  einen  Überschlag  von  Eintausend  Gulden*)  und  berichteten  am 
3.  Dezember  hierüber  an  die  Stände,  daß  diese  zu  dero  weiteren  beliebigen  Entschluß  ihnen  —  den 
Verordneten  —  anheimstellen  möchten,  „ob  sie  diese  Summa  Gelts  zu  vollführung  dieses  gottseligen 
Vorhabens  aus  dem  Einnemberamt"  bezahlen  lassen  wollten.  Die  Bewilligung  von  Seite  der  Ständ^ 
erfolgte  (unter  dem  Landmarschall  Ferdinand  Max  Grafen  von  Sprinzenstein)  am  17.  Dezember^  und 
nun  konnte  die  innere  Einrichtung  der  Kapelle  ausgeführt  werden.  Die  Mensa  war  aus  Marmor,  einst 
mit  Gold  verziert,  der  Fußboden  mit  Marmor  ausgetäfelt,  die  Wände  waren  mit  gelben  Damasttapeten 
behängen.'^)  Der  Maler  Johann  (Hans)  Spilnberg  (Spilnberger) *)  hatte  den  Auftrag  erhalten,  für  den 
Altar  ein  Bild  „Maria  Opferung  im  Tempel"  zu  malen,  das  als  ein  Kunstwerk  galt;"^)  für  die  Fasten- 
zeit malte  derselbe  Künstler  dann  noch  ein  einfaches  Bild:  „Christus  am  Kreuze**  mit  Maria  Mag- 
dalena zu  seinen  Füßen.  Ob  er  auch  die  vier  großen  und  schönen  Bilder  malte,  die  sich  hier  befanden 
und  später  dem  Schottenabte  Johann  XI.  (1669 — 1683)  und  Weihbischof  von  Wien  vom  Verordneten- 
kollegium  für  seine  Verdienste  als  Verordneter*)  zum  Geschenke  gemacht  wurden,  ist  nicht  gewiß. 
Christof  Hans  Graf  und  Herr  von  Althann  hatte  sie  für  die  Kapelle  um  360  Gulden  aus  denjenigen 
Geldern,  welche  den  Verordneten  zur  beliebigen  Disposition  (z.  B.  als  Almosen-  und  Hilfsgelder  u.  dgl.) 
„eingeräumt"  waren,  anfertigen  lassen. ')  Die  Anschaffung  der  Kirchenparamente  besorgte  über  Ersuchen 
der  Verordneten  Abt  Klemens  von  Heiligenkreuz,  der  damals  auch  Verordneter  des  Prälatenstandes 
war.  ^)  Über  dieselben  wurden  von  jetzt  an  genaue  Inventarien  geführt,  die  dem  Bauschreiber  zur 
sorgfaltigen  Überwachung  und  Verantwortung  immer  ausgefolgt  wurden.*) 


>)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3,  22.  August  1668.  —  Ständepfotokoll  I.  Fol.  140. 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  17.  Dezember  1568.  —  Cod.  provinc.  p.  984.  —  Fitzinger  a.  a.  O.  S  30  f. 

')  Im  Jahre  1819  wurden  jene  Damasttapeten,  sowie  auch  die  kirschroten  Tapeten  der  Prälatenstube,  da  sie  bereits 
schadhaft  geworden  waren,  heruntergenommen;  die  besser  erhaltenen  Stücke  der  letzteren  verwendete  man  zur  Ausspalierung 
der  Kapelle,  die  Prälatenstube  aber  wurde  mit  neuen  gelben  Papiertapeten  ausgestattet.  (Fitzinger  a.  a.  O.  B.  68.) 

*)  Hanns  Spilnberger  war  1628  za  Kaschau  in  Ungarn  geboren  und  hatte  wahrscheinlich  die  Ausbildung  in  Italien 
genossen.  Er  wurde  dann  Maler  des  Bischofs  von  Augsburg,  hielt  sich  hierauf  längere  Zeit  in  Wien  auf,  das  er  wegen  der 
Pest  im  Jahre  1679  verließ,  ihr  aber  doch  auf  der  Reise  erlag.  (Müller-Singer,  Allgemeines  Künstlerlexikon  IV,  319  f.)  — 
Fitzinger  verwechselt  diesen  Maler  mit  Johannes  Spilberg,  der  1619  in  Düsseldorf  geboren  und  am  10.  August  1690  daselbst 
gestorben  war. 

^)  Spilnberger  erhielt  für  dieses  Bild  400  Gulden.  Von  ihm  ist  auch  ein  Bild  in  der  Stephanskirclte,  Maria  Himmel- 
fahrt, bekannt. 

")  Hauswirt h.  Abriß  einer  Geschichte  des  Benediktinerstittes  zu  den  Schotten  in  Wien,  S.  108  f. 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3. 

")  Klemens  (Schäfer)  war  Abt  von  Heiligenkreuz  von  1658  bis  1693.  Er  war  am  27.  Februar  1629  zu  Wien  geboren 
und  am  31.  März  1693  gestorben.  (Xenien  III,  76,  —  Topographie  von  Niederösterreich,  herausgegeben  vom  Vereine  für 
Landeskunde  von  Niederösterreich  IV,  168  f.)  Die  Rechnung  für  die  Paramente,  von  ihm  unterfertigt,  lautet  auf  397  Gulden 
3  Kreuzer.  Es  wurden  angeschafft:  Fünf  Meßkleider  von  gutem  Damast  samt  Borten,  eben  so  viel  Kelchtücher;  ein  Kelch; 
zum  Antipendium  und  für  die  Polster  ein  roter  und  weißer  Damast  samt  guten  goldenen  Borten;  ein  neues  Meßbuch;  Spitzen 
und  Borten,  Leinwand;  ein  Portatile;  eine  gestickte  Tasche  für  das  Corpus  Christi;  rot  eingefaßte  Kanontafeln,  zwei  Opfer- 
kandeln  u.  dgl.;  auch  der  Macherlohn  war  daraus  bestritten.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.) 

")  Das  erste  vom  Landschaftssekretär  Leonhard  Laurin  angefertigte  Inventar  ist  vom  9.  Juli  1680;  derselbe  hatte  mit 
einem  Geistlichen  des  Minor itenklosters  die  Inventarisierung  vorgenommen.  Wie  das  Inventar  vom  9.  März  1682  besagt,  hatte 
der  Bauschreiber  Jakob  Weynacher  neu  gekauft:  Zwei  Altarleuchter  aus  Zinn,  versilbert,  ein  Kruzifix  gleicher  Art,  einen  zinnernen 
Weihbrunnkessel,  ein  paar  zinnerne  Opferkandel  statt  der  alten,  ein  neues  Devotionsglöckchen  und  zwei  Blumenstöcke  für  den 
Altar.  Von  besonderem  Interesse  ist  jenes  Inventar,  welches  der  Bauschreiber  Johann  Josef  Fitzinger  am  31.  August  und  1.  Sep- 
XXHVIIL  Band.  8 


58  ^^^  niederösterretchische  Landhaus  in  Wien 

Am  12.  Dezember  1702  richteten  die  Verordneten  an  den  Bischof  von  Wien  Anton  Grafen  von 
Harrach  das  Ansuchen,  er  möge  sie,  da  „seit  unerdänkhlichen  (!)  Jahren"  sowohl  an  Sonn-  und  Feier- 
tagen, als  auch  an  Wochentagen  eine  oder  mehrere  heilige  Messen  in  der  Landhauskapelle  gelesen 
werden,  sich  aber  eine  authentische  Erlaubnis  'dazu  trotz  allem  fleißigen  Nachsuchen  weder  in  der 
Registratur  noch  im  Archiv  vorfindet,  „bey  obiger  vhralter  hergebrachter  obseruanz  noch  ferer  zu 
handthaben  belassen".*)  Am  31.  Jänner  1703  erhielt  die  Landhauskapelle  vom  Bischof  die  Meßlizenz 
auf  alle  Tage,  mit  Ausnahme  der  hohen  Festtage,  aber  nur  für  die  Ständemitglieder,  die  Bediensteten 
und  die  im  Landhause  wohnenden  Personen,  damit  den  Rechten  der  Pfarre  kein  Eintrag  geschehe.*) 
Am  8.  Jänner  1726  erteilte  Papst  Benedikt  XIII.  auf  Ansuchen  der  Stände  ein  gleichlautendes  Breve 
(Beilage  Nr.  XI),  *)  nachdem  ein  Jahr  zuvor,  gleichzeitig  mit  der  Restaurierung  des  Prälatensaales,  die 
Kapelle  mit  einem  sehr  schönen  Stukkoplafond,  welcher  die  Himmelfahrt  des  Propheten  Elias  in  Bas- 
reliefs darstellte,  ausgestattet  worden  war.  *)  Auf  Grund  dieses  päpstlichen  Breves  schlössen  hierauf  die 
Stände  unter  dem  Landmarschall  Otto  Christoph  Graf  von  Volkra  mit  dem  Minoriten  -  Konvente  zum 
heiligen  Kreuz  einen  Vertrag,  nach  welchem  die  Priester  desselben  gegen  ein  Pauschale  von  200  Gulden 
sich  verpflichteten,  in  der  Landhauskapelle  täglich  um  11  Uhr*)  eine  Messe  mit  der  Intention  zur 
„Aufnahme  und  Erhaltung  des  geliebten  Vaterlandes",  an  den  ausgenommenen  Tagen  hingegen  jedes- 
mal in  der  Minoritenkirche  zu  lesen.  •) 

Im  Jahre  1759  war  die  Landhauskapelle  einer  neuerlichen  Reparatur  unterzogen  worden,  über 
deren  Umfang  wir  gar  nicht  näher  unterrichtet  sind;  sie  muß  aber  doch  eine  umfassende,  ja  eine 
Neuherstellung  gewesen  sein,  da  eine  Einweihung  der  Kapelle  statthatte,  die  auf  Ansuchen  des  Land- 
marschalls Johann  Wilhelm  Fürsten  von  Trautson  in  der  feierlichsten  Weise  am  25.  Juli,  am  Tage 
des  Apostels  Jakobus,  durch  den  Fürsterzbischof  von  Wien  Josef  Christoph  Grafen  von  Migazzi 
in  Gegenwart  des  kaiserlichen  Hofes  und  des  hohen  Adels  vor  sich  ging.  Von  Seite  des  Hofes 
waren   die  Kaiserin  Maria  Theresia  und  ihr  Gemahl  Kaiser  Franz  I.,   der  Erzherzog  Josef  und  die 


tember  1794  verfaßt  hatte.  Darin  ist  die  Kapelle  folgendermaßen  beschrieben:  Ein  ganz  vergoldeter,  vom  Bilhauer  zierlich 
gemachter  Altar  mit  marmot steinerner  Tumba,  wie  auch  dergleichen  Pflaster  und  Staffel.  Das  Altarbild  stellt  Maria  Opferung 
dar.  Auf  dem  Altare  stehen  ein  elfenbeinernes  Kruzifix  auf  einem  schwarzgebeizten  Postament  und  die  drei  Kanontafeln  und 
sechs  vergoldete  Apostelleuchter.  An  der  Wand  befinden  sich  die  geschnitzte  Statue  des  heiligen  Johannes  von  Nepomuk  in 
einem  Kästchen  von  weichem  Holz  und  das  päpstliche  Mefibreve  in  einem  Rahmen.  Sechs  Betstühle  aus  eingelegtem  harten 
Holze,  die  Fußschemel  mit  gelbem  Tuch  überzogen,  sind  für  die  Ständemitglieder  bestimmt.  Die  Paramente  und  sonstigen 
Ornamente  übergehen  wir,  da  sie  die  früher  genannten  sind.  Zur  Reinigung  der  Kapellenwäsche»  Bestreitung  des  Opferweines 
und  Beistellung  eines  Ministranten  wurde  am  30.  Dezember  1790  ein  jährlicher  Betrag  von  30  Gulden  festgesetzt,  welcher  später 
auf  70  Gulden  erhöht  wurde.  Am  27.  Jänner  1791  wurden  zur  Beschaffung  von  Kirchenparamenten  120  Gulden  bewilligt. 
(N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  106  bis  463  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  61.)  Im  Jahre  1825  spendete  Komtesse  Josefa 
Veteran!  ein  von  ihr  genetztes  Altartuch,  1826  machte  die  Gemahlin  des  königl.  portugiesischen  Gesandten  und  bevoll- 
mächtigten Ministers  Freiherm  von  Villa  Secca  einen  von  ihrer  Hand  verfertigten  sehr  schönen  Fußteppich  der  Kapelle  zum 
Geschenke  und  1833  spendete  der  Abt  von  Melk  ein  weißgesticktes,  mit  goldenen  Lettern  eingefaßtes  Meßkleid.  (N.-ö.  Landes- 
archiv Fase.  19  Nr.  1901,  3515,  6538.) 

i)  N.-ö.  Landsarchiv  B.  8.  3.  12.  Dezember  1702. 

")  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  393,  984.  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  34,  43. 

*)  Dieses  Breve  wurde  am  12.  Jänner  1730  in  der  Kapelle  in  einem  goldenen  Rahmen  aufgehängt.  (N.-d.  Landes- 
archiv A.  47.) 

*)  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  43. 

*)  »An  den  Ratstagen  aber  zu  jener  Stunde,  wann  es  den  Verordneten  beliebt,  außer  den  Ratssessionen  aber  wie  an 
Sonn-  und  Feiertagen." 

*)  Für  letzteren  Fall  erhielten  die  Minoriten  zur  Beheizung  ihrer  Klostersakristei  jährlich  noch  28  Gulden.  Der  Original- 
vertrag, auf  welchem  die  Verordneten :  Gottfried  (Bessel),  Abt  zu  Göttweig,  Ferdinand,  Propst  zu  St.  Dorothe,  Franz  Graf  von 
Brandis,  Franz  Albrecht  von  Albrechtsburg  und  Feidinand  Mechtl  von  Engsperg  und  für  den  Konvent  Fr.  Blasius  Braun, 
Minoriten  -  Quardian,  Fr.  Symphoniscus  Schmid  und  Tobias  Eder  unterzeichnet  sind,  befindet  sich  im  n.-ö.  Landesarchive 
Kasten  A,  Karton  47,  Nr.  1.  (B.  8.  3.  Cod.  provinc.  cont.  394.  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  44.) 


von  Dr.  Anton  Mayer.  59 

• 

Erzherzoginnen  Maria  Anna  und  Maria  Christine  mit  der  Obersthofmeisterin  Maria  Anna,  verwitweten 
Gräfin  von  Vasquez,  erschienen.^)  Anwesend  waren  noch:  die. Obersthofmeisterin  der  Kaiserin  Josefa, 
die  verwitwete  Gräfin  von  Paar,  der  Obersthofmeister  des  Kaisers  Graf  Uhlefeld,  der  Landmarschall 
Johann  Wilhelm  Fürst  von  Trautson  und  die  Fürstin  Trautson,  der  Oberststallmeister  Heinrich  Fürst 
Auersperg  und  die  Fürstin  Auersperg,  der  Staats-  und  Konferenzminister,  zugleich  Präsident  des 
Reichshofrates  Graf  Ferdinand  Bonaventura  von  Harrach  samt  Gemahlin,  der  Oberstkämmerer  Johann 
Josef  Graf  KhevenhüUer  samt  Gemahlin,  der  Obersthofmeister  der  Erzherzogin  Maria  Anna,  Graf 
Kamillo  CoUoredo  und  Gemahlin,  die  Gemahlin  des  Feldmarschalls  Grafen  Daun,  die  Grafen  Adam 
Philipp  Losi  von  Lohnenthai,  Hof-  und  Kammer -Musikdirektor  und  General  -  Baudirektor,  Reischach 
und  Trautson.  Von  den  Ständen  beteiligten  sich  an  der  Feier  die  Abte  Odilo  von  Göttweig  und 
Dominik  von  Lilienfeld,  der  Propst  Ignaz  von  St.  Dorothe,  Graf  Ferdinand  von  Lamberg  und  Graf 
Wenzel  Breuner.  Nach  der  Einweihung  „sub  titulo  Beatissimae  Mariae  Virginis  oblatae"  wurden  zwei 
stille  Messen  von  den  Äbten  zu  Göttweig  und  Lilienfeld  gelesen.*) 

Nach  dem  Gottesdienste  besichtigte  der  Hof  die  sämtlichen  Ratszimmer,  die  Buchhaltung,  die 
Registratur,  das  Raitkollegium  und  die  Räume  der  Landtafel.  Die  Kaiserin  begab  sich  dann  in  die  zu 
ihrem  Empfange  prachtvoll  möblierte  Herrenstube,  während  der  Kaiser  aber  noch  das  Ober- Einnehmer- 
amt und  das  kleine  Landhaus  besichtigte.  Schließlich  beteiligte  sich  der  Hof  nebst  den  obgenannten 
Adeligen  und  Äbten  an  einer  Tafel  von  29  Gedecken  und  verweilte  bis  5  Uhr  abends  im  Landhause.  *) 

Am  21.  November  desselben  Jahres  hatte  der  Feldmarschall  Leopold  Graf  Daun  den  glänzenden 
Sieg  bei  Maxen  über  die  Preußen  erfochten.  14.000  Preußen  waren  in  die  Gefangenschaft  geraten 
und  120  Fahnen  der  preußischen  Armee  erbeutet  worden.  In  dankbarer  Erinnerung,  daß  der  21.  No- 
vember ein  der  heiligen  Maria,  nämlich  ihrer  Opferung  im  Tempel  gewidmeter  Tag  ist  und  die  Land- 
hauskapelle bekanntlich  auf  dieses  Patrozinium  geweiht  wurde,  widmete  die  Kaiserin  Maria  Theresia 
derselben  eine  jener  eroberten  Fahnen,  welche  noch  bis  zum  heutigen  Tage  hier  neben  dem  Altare 
aufgesteckt  ist.*) 

Infolge  einer  Bauänderung  durch  Aufsatz  eines  Stockwerkes  an  dem  ehemaligen  fürstlich 
Trautson*schen  Senioratshause,  und  zwar  an  jenem  Trakte,  welcher  für  die  italienische  Kanzlei 
bestimmt  war,  wurden  1767  auch  Dach  und  Kuppel  der  Landhauskapelle  erhöht.*) 


^)  Sehr  viel  Wahrscheinlichkeit  hat  die  Darstellung  für  sich,  daß  nur  Erzherzog  Josef  und  die  Erzherzogin  Marie 
Christine  mit  ihrer  Obersthofmeisterin  der  langen  Zeremonie  der  Einweihung  in  der  Prälatenstube  beiwohnten,  der  Kaiser  und 
die  Kaiserin  aber,  nebst  der  Erzherzogin  Maria  Anna  erst  nach  der  Einweihung  in  das  Landhaus  sich  begaben,  wo  sie  vom 
Landmarschall  und  dem  VerordnetenkoUegium  am  Fuße  der  großen  Stiege  unter  Trompeten-  und  Paukenschall  empfangen 
wurden,  worauf  sie  zwei  stillen  Messen  beiwohnten.  ^Kaltenbäcks  österr.  Zeitschrift,  1837,  Nr.  55.  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  51.) 

■)  Wiener  Diarium  vom  28.  Juli  1759  (Nr.  60). 

•)  Kaltenbäcks  Österr.  Zeitschrift  1837,  Nr.  55.  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  52. 

^)  Zum  Andenken  an  diese  Widmung  verfaßte  der  damalige  Landschaftssekretär  Franz  von  Scheyb  eine  Inschrift, 
welche  unter  Glas  und  Rahmen  neben  der  Fahne  aufgehangen  ist.  Sie  lautet:  M.  Theresia  Aug.  |  P.  F.  Bellipontens  (  a  Leop. 
Com.  a  Daun  |  Exerc.  Aust  Duce  Invicto  |  XIV  Millibus  Borussonim  |  in  Acie  Maxensi  |  ad  arma  deponenda  coactis  )  ex  CXX 
Trophaeis  Hoc  |  quodvides  |  Equitum  Hostilium  Insignc  |  Pacis  Praeludium  |  in  |  D.  F.  O.  M.  |  Honorem  |  Armorum  gloriam  | 
P.  P.  Pat.  Solatium  |  Majoremque  Felicitatis  Publicae  Spem  |  Hoc  in  templo  suspendi  jussit  |  ut  (  B.  M.  V.  Praesent  |  Amathema 
fiat  Marianum  |  Cujus  Die  festo  tam  felicfter  )  Pugnabatur.  |  IV.  Idus  Decembris  MDCCLIX.  (N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc. 
contin.  p.  537.  Pusch,  Repert.  manuscr.  —  Kaltenbäck,  österr.  Zeitschrift  1837,  Nr.  55.  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  53.) 

^)  Interessant  ist  die  noble  Form  der  Note,  welche  der  Hof-  und  Staatskanzler  Fürst  Wenzel  Kaunitz- Rittberg  an 
das  VerordnetenkoUegium  diesfalls  gerichtet  hatte.  Es  hatte  sich  eben  der  Umstand  ergeben,  daß  der  Dachstuhl  der  ständischen 
Kapelle  in  die  Mauer  des  Trautson'schen  Hauses  griff,  weshalb  man  sich  in  Freundschaft  zu  vergleichen  bestrebt  war.  ,.  Anstatt 
nach  der  Strenge  der  Rechte  untersuchen  zu  lassen,  wo  das  Eck,  worauf  der  Dachstuhl  ruht,  eigentlich  hingehöre,  hat  der 
Hof-  und  Staatskanzler  der  Anständigkeit  gemäß  erachtet,  auf  Mittel  zu  denken,  wie  bey  dem  von  Ihro  Majestät  resolvierten 
Bau  die  kaiserliche  Absicht  ausgeführt  werden  könne,  ohne  Jemand  den  geringsten  Nachteil  zuzufügen.  Infolge  dieser  Gesinnung 

8* 


50  ^^  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

Das  Hofdekret  Kaiser  Josefs  vom  17.  März  1782.  durch  welches  die  Schließung  der  vielen 
Kapellen  in  Wien  angeordnet  wurde,  blieb  nicht  ohne  Wirkung  auch  auf  die  Landhauskapelle.  Die 
Verordneten  beschlossen  nämlich,  daß  vom  Ostersonntag  1782  an  nicht  so  wie  früher  täglich,  sondern 
nur  auf  besonderes  Verlangen  der  Stände  Messe  gelesen  werde,  was  zwar  eine  direkte  Schließung 
der  Kapelle  nicht  war,  einer  solchen  aber  nahezu  gleichkam;  doch  wurde  bis  1784  immer  noch 
von  Zeit  zu  Zeit  eine  Messe  gelesen.  *)  Nach  Jahresfrist  geschah  aber  schon  eine  Änderung.  Die 
Verordneten  stellten  nämlich  am  14.  April  1783  beim  f. -e.  Konsistorium  das  Ersuchen,  ihnen  zu 
gestatten,  daß  in  der  Landhauskapelle  wieder  Messen  für  die  Ständemitglieder  und  deren  Dienerschaft, 
für  sämtliche  ständische  Beamte  und  die  im  Landhause  wohnenden  Personen  an  Sonn-  und  Feier- 
tagen gelesen  werden  dürfen.*) 

Bekanntlich  wurde  seit  dem  Regierungsantritte  Kaiser  Leopolds  II.  so  manche  Neuerung  seines 
Vorgängers  wieder  rückgängig  gemacht  oder  doch  eingeschränkt.  Über  Antrag  des  Landmarschallamts- 
Verwesers  Leopold  Grafen  von  Schallenberg  beschlossen  denn  auch  die  Stände  am  19.  November  1790, 
daß  in  der  Landhauskapelle  von  jetzt  an  wieder  täglich  Messe  gelesen  werde.  Da  aber  der  Minoriten- 
konvent  aus  der  inneren  Stadt  in  das  aufgelassene  Trinitarierkloster  in  der  Alserstraße  verlegt  und 
seit  1784  keine  Messe  mehr  von  Priestern  des  Konventes  in  der  Landhauskapelle  gelesen  worden 
war,  beschlossen  die  Stände,  den  unterm  1.  April  1729  mit  den  Minoriten  geschlossenen  und  bis  1784 
bestandenen,  von  da  an  aber  mit  den  Vorstehern  der  dermaligen  italienischen  Nationalkirche  (ehe- 
mals Minoritenkirche)  geschlossenen  Vertrag  weiterhin  nicht  mehr  zu  erneuern  und  das  zur  Lesung 
der  heiligen  Messe  in  der  Landhauskapelle  bestimmte  jährliche  Pauschale  von  200  Gulden  einem  in 
Niederösterreich  gebürtigen  Weltpriester  als  ein  Stipendium  zu  verleihen.  Am  2.  Dezember  1790 
wurde  demzufolge  Anton  Jurocich  zum  Benefiziaten  an  der  Landhauskapelle  ernannt,  ^)  der  auch  am 
1.  Jänner  1791  die  erste  Messe  daselbst  las.  Jurocich  bekleidete  dieses  Amt  bis  1798.  Ihm  folgte  seit 
dem  5.  Juni  dieses  Jahres  der  f.-e.  Konsistorialrat  Arnold  Gilbert,  welcher  am  22.  November  1807 
sein  öOjähriges  Priesterjubiläum  in  der  Landhauskapelle  feierte,  nachdem  die  Regierung  unterm 
14.  November  ihre  Zustimmung  erteilt  hatte.  Dem  Jubilanten  assistierten  die  beiden  Verordneten 
des  Prälatenstandes:  Abt  Ambros  von  Seitenstetten  und  Propst  Gaudenz  von  Klosterneuburg.  Eine 
vom  ständischen  Buchhalter  Maximilian  Ulrich  komponierte  Messe  und  ein  Te  Deum  vom  Kapell- 
meister Josef  Eybler  wurden  bei  geöffneten  Türen  im  großen  Saale  aufgeführt.*)  Gilbert  blieb  noch 
Benefiziat  bis  zu  seinem  Tode  im  Jahre  1814.  Nach  ihm  erhielt  über  Empfehlung  des  Landmarschalls 
Josef  Grafen  von  Dietrichstein  das  Benefizium  der  Weltpriester  Josef  Rasquin,  ehemaliger  Hof- 
prediger der  Erzherzogin  Maria  Christine  zu  Brüssel,   mit  Dekret  vom  13.  Oktober  1814.    Er  war  im 


erbietet  sich  das  niederländische  Departement  auf  seii.e  Kosten  und  ohne  das  Geringste  an  der  Kapelle  zu  ändern,  die  Mauern 
derselben  um  so  viel  als  das  Ebenmaß  mit  dem  aufzuführenden  Stockwerk  erfordern  wird,  und  zwar  dergestalt  zu  erhöhen, 
daß  die  Kuppel  wieder  wie  jetzo  über  das  diesseitige  Dach  ausreiche."  In  der  zustimmenden  Beantwortung  verlangte  das 
Verordnetenkollegium  die  erforderliche  Einwilligung  des  Kardinal-Fürsterzbischofes  Grafen  Megazzi.  (N.-ö.  Landesarchiv  B  8.  4. 
14.  und  25.  April  1767.  Fase.  19.  —  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  56.) 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  p,  373.  —  Kitzinger  a.  a.  0.  S.  57. 

■)  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  377.  —  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  58.  Im  Jahre  1782  scheint  sogar  in 
der  Wohnung  des  Landmarschalls  eine  kleine  Hauskapelle  mit  einem  Altar  aus  rotem  Marmor  und  einem  Altai  bilde  des  heiligen 
Johann  von  Nepomuk  eingerichtet  worden  zu  sein.  Auf  dem  Altare  befand  sich  eine  kleine  Statue  der  Maria  immaculate  concepta 
aus  Carara-Marmor  und  an  den  Seitenwänden  hingen  Heiligenbilder,  die  Paramente  waren  von  Seite  des  Herrenstandes  angeschafft. 
Diese  Kapelle  war  ausschließlich  für  den  Landmarschall  bestimmt,  wurde  aber  seit  1790  nicht  weiter  mehr  benutzt,  die 
Paramente  wurden  in  die  Landhauskapelle  übertragen,  die  Marienstatie  kam  1809  dahin,  der  Altar  selbst  wurde  aber  erst  1814 
abgetragen,  fN.-ö.  Landesarchiv  Kasc.  19,  Nr.  3515.  -  Kitzini^er  a.  a.  O.  S.  60  f.,  66  ff.) 

»)  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  106  f.,  462.  Kasc.  19  Nr.  1940,  2687.  -  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  60  f. 

*j  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  107.  K.  19  Nr.  4139.  —  Kitzinger  a.  a.  O.  S,  64, 


von  Dr.  Anton  Mayer.  61 

Besitze  des  Benefiziums  bis  1822.  Ihm  folgte  1822  bis  1850  Nikolaus  Rague,  Weltpiiester  aus  der 
Lemberger  Diözese,^)  dem  während  seiner  langen  Funktionsdauer  wiederholt  in  Krankheits-  oder 
andern  Verhinderungsfällen  durch  fremde  Priester  ausgeholfen  wurde,  so  z.  B.  1831  durch  einen 
Schottenpriester.*)  Rague  starb  am  5.  November  1852  im  Alter  von  85  Jahren,  nachdem  er  zwei 
Jahre  zuvor  auf  seine  Stelle  resigniert  hatte. 


Das  kleine  Landhaus. 

Während  das  Landhaus  in  der  Herrengasse  an  das  Pollheim'sche  später  Kinsky'sche  Haus 
grenzte,  stieß  es  auf  dem  Minoritenplatze  an  den  Besitz  der  Herren  von  Fünfkirchen,  ^  bestehend 
aus  einem  ebenerdigen  und  einem  stockhohen  Hause,  genannt  zum  „Nußbaum",  die  beide  bis  1592 
unter  Einer  Nummer  vereinigt  waren.  (Beilage  Nr.  II.)  Daneben  befand  sich  das  Haus  zum  „Schwarzen 
Tor".  Die  Herren  von  Fünfkirchen  hatten  ihr  Haus  an  die  Grafen  von  Trautmannsdorf  verkauft,  nach 
denen  es  nunmehr  auch  benannt  wurde,  die  es  aber  nicht  selbst  bewohnten,  sondern  immer  vermieteten. 

Bereits  im  Jahre  1689  bot  Georg  Sigmund  Graf  von  Trautmannsdorf  durch  seinen  Vetter,  respek- 
tive Eidam  Franz  Ehrenreich  Grafen  Trautmannsdorf  sein  Haus  den  Verordneten  *)  um  36.000  Gulden 
zum  Kauf  an.  Die  Verhandlungen  führten  zum  Abschluß  eines  Vertrages,  der  auf  30.000  Gulden  und 
Einhundert  Speziesdukaten  Leykauf  lauten  sollte.  Als  jedoch  des  Grafen  Sohn,  Max  Sigmund  Graf  von 
Trautmannsdorf,  davon  hörte,  erklärte  er  diesen  Verkauf  mit  dem  Bedeuten  für  ungiltig,  das  Haus  gehöre 
zum  fideikommissarischen  Besitz  der  Familie.  Damit  war  aber  das  Verkaufsprojekt  nicht  aus  der  Welt 
geschafft,  sondern  nur  aufgeschoben,  und  nach  langen  Verhandlungen  fand  es  seinen  wirklichen  Abschluß 
im  Jahre  1715.  Laut  Kaufkontrakt  vom  16.  Oktober  d.  J.  *;  veräußerte  Max  Sigmund  Graf  von  Traut- 
mannsdorf nach  erlangtem  landesherrlichen  und  Familien  -  Konsens  *J  das  Haus  um  40.000  Gulden  an 
die  n.-ö.  Stände.')  Seitdem  hieß  das  alte  Landhaus  auch  das  große  Landhaus  und  das  neu- 
erworbene Haus  auf  dem  Minoritenplatze  das  kleine  Landhaus. 

Der  neue  ständische  Besitz  war  im  Verhältnis  zur  Kaufsumme  nichts  weniger  denn  ein 
annehmbarer  zu  nennen.  Das  Trautmannsdorf  sehe  Haus  befand  sich  nämlich  nach  dem  Gutachten 
des    Bauschreibers  Johann   Franz   Wiedemann   (19.  November   1715)   in    einem    recht   verwahrlosten 


*)  Nikolaus  Rague  war  1767  zu  Brandau  in  der  Schweiz  geboren  und  seit  1791  Priester.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19, 
Z.  4685.) 

*)  Die  Kosten  wurden  aus  der  Hauskassa  des  Gebäudeinspektors  bestritten.  Das  Bcnefizium  oder,  wie  es  irrig  bezeichnet 
wurde,  Stiftung  war  nämlich  keine  solche,  sondern  beruhte  nur  auf  einer  Verfügung  und  die  Stände  berechneten  die  Kosten 
auch  für  den  Domestikalfond.  Bekanntlich  bestand  von  1729  bis  1784  ein  Vertrag  mit  den  Minoriten,  von  1784  bis  1790  wurden 
aber  von  diesen  keine  Messen  mehr  gelesen.  Von  1790  an  war  im  Einvernehmen  mit  der  Regierung  ein  Stipendium  von 
200  Gulden  errichtet,  das  vom  5.  Jänner  1809  an  wegen  der  Teuerung  auf  300  Gulden  erhöht  wurden  war.  (N.-ö.  Landes- 
archiv Fase.  19  Nr.  2687.) 

■)  Die  Vorgänger  der  Herren  von  Fünlkirchen  waren  die  Zelkinger.  1451  erscheinen  Erhart  und  Wilhelm,  die  Brüder 
von  Zelking,  an  das  Haus  geschrieben.  (Beilage  Nr.  II.) 

*)  Die  damaligen  Verordneten  waren:  Alexander,  Abt  des  Neuklosters  in  Wiener- Neustadt,  Greg<»r,  Abt  von  Melk 
Freiherr  von  Gilleis    Graf  von  Curland,  Johann  Ern.st  von  Hözenberg  und  Herr  von  Wellenstein. 

*»  N.-ö.  Landesarchiv:  Originalkaufvertrag  im  Kasten  A.  Kart.  V.  Nr.  11. 

•)  Der  Familienkonsens  ist  ddto.  Prag  23.  Juni  1714.  Unterschrieben  ist  derselbe  von  Theresia  Gräfin  Trautmannsdorf, 
geb.  Paar,  Witwe  und  Vormünderin  ihrer  Kinder  Leopold  Anton,  Franz  Wenzel,  .Adam  und  Josef  Grafen  von  Trautmannsdorl. 
^N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4,  23.  Juni  1714.)  Der  landesherrliche  Konsens  ist  vom  28.  September  1417. 

»)  N.-ö.  Landesarchiv  A.  5.  11.  16.  Oktober  1715.  -  Verordnetenprotokoll  vom  Jshre  1715  Fol.  176,  180.  Fitzinger 
a.  a.   O.  S.  40. 


ß2  ^^  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

Zustande,*)  dessen  Beseitigung  mit  nicht  geringen  Kosten  verbunden  war,  zu  denen  dann  noch  die 
Taxen  für  die  Ablösung  der  jährlichen  Dienste  und  der  grundherrlichen  Jurisdiktion  an  das  Schotten- 
kloster kamen.*)  Die  Stände  hatten  aber  das  Haus  sozusagen  kaufen  müssen,  da  sie  wohl  wußten, 
daß  es,  falls  der  Kauf  nicht  zustande  käme,  bei  einem  Neubau,  den  Graf  Georg  Sigmund  von  Traut- 
mannsdorf im  Jänner  1712  den  Verordneten  schon  in  Aussicht  stellte,  zu  einem  Konflikt  und  Rechts- 
streit kommen  würde,  da  durch  einen  solchen  dem  Ober -Einnehmeramte,  der  ständischen  Ratsstube 
und  auch  der  Herrenstandswohnung  Licht  und  Luft  fast  ganz  benommen  worden  wären.  ^  Um  alle 
„Präjudizien"  auf  gute  Art  von  sich  abzuwälzen  und  allen  sich  etwa  ergebenden  Differenzen  aus- 
zuweichen, hatten  die  Stände  den  Antrag  des  Grafen  Trautmannsdorf  angenommen  und  war  ihnen 
als  den  Meistbietenden  das  Haus  um  40.000  Gulden  auch  verblieben,  denn  es  hatte  überdies  „ob 
onus  fideicommissi"  auf  a.  h.  Befehl  verkauft  werden  müssen. 

Bei  Gelegenheit  der  Reparatur  des  kleinen  Landhauses  wurden  auch  die  vor  demselben  befind- 
lichen Gärtchen  —  sie  waren  nur  ISVj'  lang  und  7^/^*  breit  —  beseitigt,  und  zur  größeren  Zier  des 
Platzes  wurden  Steine  gesetzt,  die  durch  Ketten  miteinander  verbunden  waren.*) 


*)  Wiedemann  berichtete  an  die  Verordneten :  Die  Bestandinhaberin,  Frau  Dorothea  von  Dietrichstein,  habe  sich  bei 
ihm  beklagt,  daß  es  durch  das  Dach  regne.  Er  habe  nun  befunden,  daß  dasselbe  in  einem  sehr  elenden,  baufälligen  Zustande 
sei;  „alle  Mauerbänke,  Gesperre,  Latten,  Schindet  u.  s.  w.  seien  verfault  und  mi(  Spreitzen  dermassen  unterstützt,  dafi  die  zur 
Ausbesserung  bestimmten  Zimmerleute  nur  mit  Sorg  und  Furcht  arbeiten,  daß  sie  nicht  bei  Obersteigung^  dieser  ganz  «zer- 
moderten und  verwösenen  Sachen"   zu  Boden   fallen.    «Die  Zimmer  auf  die  Gassen   und  auch  die  übrigen  seien  mit  eisernen 

Schließen  aufgehängt  und  mit  Durchzügen,  damit  sie  nicht  zusammenfallen,  unterzogen Zerbrochene  Fenster  und  Öfen, 

seien  zu  ergänzen  .  .  .  .'  Dieses  Gutachten  Wiedcmanns  kam  an  den  großen  ständischen  Wirtschaftsausschuß  zur  Äußerung, 
inwieweit  die  Reparatur  zu  geschehen  habe.  Es  scheint  damals  nicht  viel  an  Reparatur  vorgenommen  worden  zu  sein.  Denn 
als  am  18.  März  1732,  „nachts  zwischen  11  und  12  Uhr,  ein  großes  Gewölbe  eingefalilen  war,  wodurch  mehrere  Personen 
gpschädigt  wurden,  lautet  der  Bericht  des  Bauschreibers  vom  20.  d.  M.  nicht  günstiger.  Die  Haupt-  und  Schüttmauem,  sagt 
er,  seien  besonders  gegen  die  Gasse  zu  schlecht,  hätten  sich  gesenkt  und  auf  die  Gewölbe  gesetzt,  wodurch  die  mittleren 
Gewölbe  zusammengedrückt  wurden,  deshalb  müßte  den  Hauptmauern  zugelegt  und  die  übrigen  mit  eisernen  Schließen 
zusammengezogen  werden.  Dachstuhl  und  Tippelbäume  seien  derart  zerfallen  und  eingegangen,  daß  eine  Ausbesserung  ganz 
umsonst  und  die  Kosten  vergebliche  wären.    Linker  Hand,  gegen  das  schwarze  Tor  zu,  seien  alle  Böden  vermodert,  verfault, 

mit  eisernen  Schließen  aufgehenkt Der  Dachstuhl  mit  einfachen  Schindeln  schlecht  eingedeckt,  so  daß  täglich  eine 

größere  Gefahr  zu  besorgen  und  bei  einem  Sturm  Alles  auseinanderweichen  kann  und  ein  Ziegeldach  —  da  kein  Haus  in 
der  Stadt  mehr  mit  Schindeln  eingedeckt  werden  darf  —  nicht  tragen  würde.^  Die  Stände  fanden  sich  nun  bestimmt,  eine 
Hauptreparatur  vornehmen  zu  lassen.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  19.  November  1715  und  24.  März  1732.  Ständeprotokoll 
vom  J.  1715  Fol.  210  und  1732  Fol.  232.  Cod.  provinc.  contin.  397.  —  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  45.) 

*)  Darüber  verhandelten  die  Verordneten  mit  dem  Abte  Karl,  der  seine  „kategorische  Resolution'  dahin  abgab,  daß, 
wenn  er  und  sein  Kloster  nicht  allein  vom  jährlichen  Grunddienst,  sondern  auch,  weil  dies  Haus  einer  Kommunität  verkauft  wurde, 
von  der  von  10  zu  10  Jahren  zu  letstei)den  Gewähr- Renovation,  „Schreib-  und  absonderlich  auch  vom  Ffundgeld  abweichen 
sollten",  könnte  er  nicht  weniger  als  1500  Gulden  und  besonders  das  von  den  Ständen  zu  bezahlende  Pfundgeld  per  6d6  Gulden 
40  Kreuzer  nehmen.  Anders  würde  auch  die  1.  f.  Regierung,  meinte  der  Abt,  dieser  Traktation  nicht  beistimmen.  Nach  längeren 
Verhandlungen  einigten  sich  beide  Teile  auf  eine  Pauschalsumme  von  2000  Gulden,  wogegen  der  Abt  sich  auch  erbot,  die 
Bewilligung  nicht  nur  vom  Prior  und  Konvent,  sondern  auch  die  Bestätigung  von  der  Regierung  zu  erwirken.  (N.-ö.  Landes- 
archiv B.  8.  4.  8.  Mai  1716.  —  VerordnetenprotokoU  v.  J.  1716.  Fol.  240.) 

*)  Graf  Trautmannsdorf  hatte  1699  in  seinem  Hause  neue  Fenster  gegen  die  Verordnetenratsstube  zu  ausbrechen 
lassen,  wogegen  die  Verordneten  Verwahrung  einlegten  und  ein  Augenschein  hierüber  vorgenommen  wurde.  Es  wurde  dabei 
erkannt,  daß  auf  Seite  des  Graf  Trautmannsdorfschen  Hauses  die  Ausbrechung  der  Fenster  nicht  befugt  sei  und  alles  im 
alten  Stand  verbleiben  müsse.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  21.  November  1699.)  Im  Jahre  1712  wünschte  dann  der  Graf  zu 
wissen,  ob  die  vom  Landhaus  in  seinen  Hof  gehenden  Fenster,  die  von  seinen  Voreltern  zweifelsohne  nur  geduldet  wurden, 
Jure  servitutis  aut  alio  titulo"  gemacht  worden  wären,  damit  er  dann  bei  einem  eventuellen  Neubau  in  keinen  Prozeß  oder  in 
Unkosten  verwickelt  würde.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  3.  Mai  1712.  —  VerordnetenprotokoU  1712  Fol.  292,  383.) 

^)  Schon  G.  S.  Graf  Trautmannsdorf  hatte  1689  darauf  hingewiesen,  daß  sein  Haus  ein  Freihaus  sei  und  die  zwei  vor 
seinem  Hause  befindlichen  Gärtchen  auf  seinem  Grunde  stehen,  er  bei  einem  künftigen  Neubau  des  Hauses  befugt  sei,  so  weit 
hinauszubauen.  Auch  Maximilian  Sigmund  Graf  von  Trautmannsdorf  gab  vor,  ein  solches  schriftliches  „Instrumentum"  auf  seinem 
Grunde  zu  haben,  er  ehestens  einschicken  werde.  Frau  Dorothea  von  Dietrichstein  hatte  ebenfalls  schon  öfters  vorgestellt,  wie  diese 
zwei  „Gärtel"  nur  zur  Unzierde  wären,  und  gebeten,  an  deren  Stelle  Steine  zu  setzen.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  10.  Juli  1717.) 


von  Dr.  Anton  Mayer.  63 

Die  Stände  benützten  das  kleine  Landhaus  anfangs  nicht  zu  Amtszwecken,  sondern  vermieteten 
es,  wie  es  ja  auch  unter  Trautmannsdorf  üblich  war,  als  ein  Privathaus.  Die  Mietparteien  waren: 
Erdmann  Christoph  Graf  von  Proskau,  von  Michaeli  1715  bis  Michaeli  1716.^)  —  Die  oberwähnte 
Frau  Dorothea  verwitwete  Gräfin  von  Dietrichstein,  geb.  Gräfin  von  Flasching,  von  Michaeli  1717 
bis  Michaeli  1719.^  —  Johann  Josef  Philipp  Graf  von  Harrach  zu  Rohrau,  Generalfeldzeugmeister 
und  Oberst  über  ein  Regiment  zu  Fuß,  \^on  Michaeli  1722  bis  1729.^.)  —  Ernst  Josef  Graf  Breunner, 
n. -ö.  Landesrechtsbeisitzer  und  erwählter  Oberkommissär  des  V.  O.  M.  B.,  1729  bis  1732.*)  —  Am 
5.  Mai  1782  schlössen  dann  die  Verordneten  einerseits  und  Josef  Ignaz  Graf  von  Paar,  Geheimrat,  Ritter 
des  goldenen  Vließes  und  Obersthofmeister  der  verwitweten  Kaiserin  Amalie,  in  deren  Namen  ander- 
seits einen  Mietkontrakt  für  die  Edelknaben  der  Kaiserin,  welcher  bis  1751  mehrmals  und  zwar 
immer  von  drei  zu  drei  Jahren  um  den  Zins  von  1700  Gulden  erneuert  wurde.*) 

Am  29.  Jänner  1751  wurde  den  Ständen  unter  dem  Landmarschall  Karl  Grafen  von  Königsegg 
vom  Hofkammerpräsidenten  Grafen  von  Dietrichstein  die  Miete  des  kleinen  Landhauses  als  Wohnung 
der  Edelknaben  der  Kaiserin,  weil  nicht  mehr  nötig,  gekündigt,  da  die  verwitwete  Kaiserin  Elisabeth 
Christine  gestorben  war.  •)  Nachdem  von  Georgi  1751  an  das  kleine  Landhaus  den  Ständen  einerseits 
zur  anderweitigen  Benützung  anheimfiel,  anderseits  ihnen  aber  durch  Hofdekret  vom  19.  Februar  d.  J. 
schon  bekanntgemacht  worden  war,  daß  in  Anbetracht  der  neuen  Landeseinrichtung  nur  jene  landschaft- 
lichen Häuser  steuerfrei  sein  sollten,  die  von  landschaftlichen  Beamten  bewohnt  werden, ')  mithin  zu 
befürchten  war,  daß  bei  weiterer  Vermietung  eine  Steuerbarkeit  für  die  Stadt  Wien  sich  ergeben  und 
dadurch  das  Haus  dieser  unterworfen  sein  würde,  „was  gegen  die  Ehre  der  Stände  wäre",  beschlossen 
diese  über  Antrag  der  Verordneten  vom  8.  Juli  d.  J.,  das  kleine  Landhaus  selbst  in  Anbetracht  des 
Entganges  der  Miete  nicht  mehr  in  Bestand  zu  geben,  sondern  es  je  einem  Verordneten  des  Prälaten- 
und  Ritterstandes®)  als  „ein  kompetentes  Quartier"  frei  zu  überlassen,  wie  ja  auch  der  Verordnete 
des  Herrenstandes  bereits  im  großen  Landhause  ein  solches  bewohnte.  ^ 

Mit  Ausnahme  einiger  Beschränkungen  besaßen  nun  die  Stände  dieses  Haus  bereits  durch 
dreizehn  Jahre  zu  ihrer  eigenen  Verfügung,  ^°)  als  am   27.  August  1764  an  das  Verordnetenkollegium 


1)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  VerordnetenprotokoU  1715  Fol.  180. 

*)  Laut  Kontrakt  hatte  die  Gräfin  Dietrichstein  die  Behausung  schon  am  27.  August  1716  um  1500  Gulden  gemietet. 
(N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  VerordnetenprotokoU  1716  Fol.  242.  Ebenda  1717  Fol.  47,  308. 

')  Hatte  die  Behausung  am  18.  April  1722  um  1600  Gulden  gemietet.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  Verordneten- 
protokoU 1722  Fol.  47;  sie  wurde  dem  Grafen  gekündigt  am  2.  Juni  1729.  Ebenda  B.  8.  4.  1729.  Fol.  266.  Cod.  provinc.  contin. 
p.  397.  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  44.) 

*)  Um  1600  Gulden.  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  VerordnetenprotokoU  1729  Fol.  272. 

')  Im  Kontrakte  des  Jahres  1741  wurde  bestimmt,  daß  statt  des  ständischen  ein  kaiserlicher  Torsteher  hier  zu 
wohnen  habe.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  VerordnetenprotokoU  1733  Fol.  165.  Cod.  provinc.  contin.  p.  398.  Fitzinger  a.  a.  O. 
S.  46.  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  1334;  Fitzinger  S.  47.) 

*J  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  870.   VerordnetenprotokoU  1751  Fol.  89.  Fitzinger  a.  a*  O.  S.  50. 

')  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  19.  Februar  1751. 

')  Was  den  Ritterstandsverordneten  anbelangt,  so  hatte  derselbe,  wie  aus  den  zwei  Dekreten  von  1643  und  1650 
hervorgeht,  ehedem  gleichfalls  eine  Wohnung  im  Landhause  inne  gehabt;  als  er  diese  verlor,  war  ihm  ,in  pleno  consensu, 
ut  verba  sonant",  versichert  worden,  daß,  wenn  bei  künftigem  guten  Kassastande  ein  Hauptgebäude  im  Landhause  aufgeführt 
werde,  auf  eine  gebührende  Wohnung  für  ihn  Rücksicht  genommen  werde. 

')  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  8.  Juli  1751.  —  Ständeprotokoll  1751  Fol.  127.  Cod.  provinc.  contin.  p.  ^1  und  1554. 
Fitzinger  a.  a.  O.  S.  50. 

1*^  Vom  1.  Jänner  1763  bis  Georgi  1764  waren  die  im  Erdgeschoße  des  kleinen  Landhauses  befindlichen  Gewölbe 
der  k.  k.  Tabakpachtkompagnie  unentgeltlich  zur  Benützung  überlassen  worden  und  von  da  an  war  infolge  eines  Dekretes 
der  k.  k.  obersten  Justizstelle  hier  die  Registratur  des  landmarschallischen  Gerichtes  untergebracht,  welcher  vordem  die  zwei 
feuchten  Gewölbe  teils  unter  dem  großen  Saale,  teils  unter  der  KapeUe  eingeräumt  waren.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  Cod. 
provinc.  contin.  p.  872,  1554.  Resolutionsbuch  1763  Fol.  282.  HofprotokoU  1763  Fol.  56.  —  Fitzinger  a.  a.  0.  S.  55.) 


ß4  ^^  nicdcröstcrreichiscbe  Landhaus  in  Wien 

ein  Hofdekret  gelangte,  in  welchem  darauf  verwiesen  wurde,  wie  notwendig  es  wäre,  daß  in  Anbetracht 
des  so  sehr  mit  Schulden  überbürdeten  ständischen  Kreditwesens  das  kleine  Landhaus  verkauft  und 
der  Kaufschilling  mit  zur  Tilgung  der  ständischen  Schuldenlast  verwendet  würde.  Die  Verordneten 
wendeten  sich  am  13.  September  d.  J.  an  die  Kaiserin  und  stellten  unter  ausführlicher  Darlegung 
der  Sachlage  die  untertänige  Bitte,  es  möchte  den  drei  oberen  Ständen  in  Würdigung  dessen,  daß 
sie  dem  landmarschallischen  Gerichte  für  die  Landtafel  und  Registratur  bereits  vier  Zimmer  auf  aller- 
höchsten Befehl  überlassen  hätten,  so  wie  auch  in  Anbetracht,  daß  der  Käufer  nicht  höher  bauen 
dürfe,  „der  Kaufschilling  daher  nur  ein  modicum  betrage",  dagegen  der  ständische  Kredit  einen  merk- 
lichen Schaden  erleiden  dürfte,  die  untertänige  Bitte:  „Die  Kaiserin  möge  in  Beherzigung,  daß  die 
Verordneten  ohnedies  in  ihrem  Gehalt  und  den  übrigen  Emolumenten  durch  die  letzten  Anordnungen 
beschränkt  wurden,  den  Ständen  das  kleine  Landhaus  zur  bisherigen  Verwendung  als  Wohnung  der 
Verordneten  des  Prälaten-  und  Ritterstandes  belassen."  Eine  kaiserliche  Resolution  vom  28.  Oktober 
d.  J.  gestattete  nun,  daß  das  kleine  Landhaus  nicht  verkauft,  sondern  den  drei  oberen  Ständen  für 
ihren  Gebrauch  noch  fernerhin  belassen '  werde,  daß  jedoch  jene  Teile,  welche  die  Stande  nicht 
unumgänglich  brauchen,  ehestens  und  aufs  beste  wieder  vermietet  werden;  von  dem  diesfalligen 
Zinsertrag  wäre  dann  die  betreffende  Steuer  abzuführen,  der  Überschuß  aber  für  den  Domestikalfond 
in  Verrechnung  zu  bringen.*)  Im  Jahre  1790  wurde  das  kleine  Landhaus  ausschließlich  zur  Wohnung 
für  die  Verordneten  des  Ritterstandes  bestimmt.*)  Unter  den  ständischen  Amtern,  die  am  meisten  in 
Anspruch  genommen  waren,  sich  aber  im  großen  Landhause  am  wenigsten  ihrem  Wirkungskreise 
gemäß  ausbreiten  konnten,  war  das  Einnehmeramt  mit  der  Liquidatur.  Als  nun  im  September  1790 
Amtslokalitäten  für  die  Erbsteuerhofkommission  im  Landhause  benötigt  wurden,  überdies  auch  sonstige 
Wohnungsveränderungen  daselbst  vorzunehmen  waren,  beschlossen  die  Stände  unter  dem  Vorsitze 
des  Landmarschalls  Karl  Grafen  von  Zinzendorf  und  Pottendorf  am  16.  Dezember  1800,  für  die  Liquidatur 
des  Einnehmeramtes,  welche  beide  Amter  örtlich  von  einander  getrennt  waren,  einen  eigenen,  jedoch 
nur  aus  einem  Erdgeschosse  bestehenden  Vordertrakt  im  kleinen  Landhause  gegen  den  Minoriten- 
platz  hinaus  zu  erbauen,  welcher  sich  an  den  rechten  Flügel  der  Hauptfront  des  alten  Landhauses 
anschließen  sollte,  wodurch  mit  dem  hier  befindlichen  Einnehmeramte  eine  Verbindung  hergestellt 
w^ar.  Am  19.  Februar  1801  wurde  dieser  Bau,  für  welchen  2700  Gulden  bewilligt  worden  waren,  in 
Angriff  genommen ; ')  auf  Taf.  XIV  ist  derselbe  auch  deutlich  zu  sehen. 

Eine  andere  lokale  Frage  von   besonderer  Bedeutung  trat  im  Jahre  1818  an  die  Stände  zur 
Entscheidung  heran.    Der  Landmarschall  Josef  Karl  Graf  von  Dietrichstein  machte   ihnen   in   seiner 


^)  Am  29.  Dezember  1764  wurde  das  VerordnetenkoUegium  durch  ein  Hofdekret  aufgefordert,  anzugeben,  was  Ferdinand 
von  Moser  für  seine  Wohnung  eigentlich  Zins  zahle,  und  am  2.  Februar  1765  wurde  dem  VerordnetenkoUegium  aufgetragen, 
vom  nächsten  Georgi  an  mit  demselben  wegen  der  bisher  unentgeltlich  innegehabten  Wohnung  einen  ordentlichen  Zins  zu 
bedingen.  Von  Georgi  1765  an  bis  zu  seinem  Tode  1779  zahlte  Ferdinand  von  Moser  500  Gulden.  Am  11.  Februar  1779  bat 
Eduard  Karl  von  Moser,  daß  der  verwitweten  Frau  Juliana  von  Moser  mit  Rücksicht  auf  die  Verdienste  ihres  Gemahls  die  bisher 
innegehabte  Wohnung  gegen  einen  jährlichen  Zins  von  600  Gulden  belassen  werde.  Am  5.  Februar  1780  kündigte  das  Verord- 
netenkoUegium, da  es  eine  andere  Disposition  zu  machen  sich  gezwungen  sah.  (N.-ö.  Landesarchiv  Hof-  oder  Resolutionsprotokoll 
1764  Fol.  21,  148,  194.  B.  8  4.)  —  Am  24.  April  mietete  die  k.  k.  Tranksteuerkommission  das  kleine  Landhaus  um  einen  jähr- 
lichen Zins  von  600  Gulden ;  genau  nach  zwei  Jahren  ging  die  Miete  zu  Ende,  da  diese  Kommission  bereits  am  7.  Juli  1783  auf- 
gehoben woiden  war.  'N.-ö.  Landesarcbiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  373,  387,  465  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  67,  59.)  Im  Jahre  1782 
wurde  auch  die  k.  k.  Polizeidirektion  in  das  kleine  Landhaus  verlegt;  zur  Herstellung  ihrer  Kanzlei  wurden  unterm  18.  Junid.  J. 
519  Gulden  angewiesen.  (Fitzinger  a,  a.  O.  S.  58.)  Der  LandmarschuU  hatte  eine  große  Wagenschupfen  und  eine  Stallung 
gegen  einen  halbjährigen  Zins  von  30  Gulden  in  Bestand,  und  der  Landmarschali  Fürst  Trautson  zahlte  für  zwei  kleine  Keller, 
die  vorher  der  Handelsmann  Augustin  Remele  gemietet  hatte,  einen  jährlichen  Zins  von  24  Gulden.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.4.) 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  cont  n.  p.  93.   —  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  60  f. 

»)  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  63  f. 


von  Dr.  Anton  Mayer.  65 

Eigenschaft  als  Gouverneur  der  im  Juni  1816  gegründeten  Österreichischen  Nationalbank  den  Vor- 
schlag, ihr  das  kleine  Landhaus  zu  verkaufen,  um  es  in  den  von  ihr  in  der  Nähe  des  Landhauses, 
und  zwar  an  Stelle  des  Auersperg'schen  Hauses  in  der  vordem  Schenkenstraße  beabsichtigten  Bau 
eines  vornehmen  Bankgebäudes  einzubeziehen.  Die  Stände  lehnten  schon  damals  diesen  Antrag  ab.  *) 

Bei  Abbruch  des  ^ Auersperg'schen  Hauses  zeigte  sich  aber  ein  für  das  kleine  Landhaus  sehr 
merkbarer  Nachteil,  der  darin  bestand,  daß  die  beide  Häuser  trennende  schlechte  Mauer  nicht  zum 
kleinen  Landhaus  gehörte  und  dieses  hier  eigentlich  ohne  Mauer  war.  *)  Da  eine  spätere  Kommission 
erwiesen  hatte,  ^  daß  jene  fragliche  Mauer  auch  nicht  zum  Auersperg'schen,  nun  Bankgebäude 
gehörte,  mußte  wohl  der  Weg  einer  Vereinbarung  getroffen  werden,  über  die  von  Seite  der  Stände 
im  Verordnetenkollegium*)  wie  im  verstärkten  Ausschusse*)  eingehend  beraten  wurde.  Bevor  aber 
diese  Vereinbarung  definitiv  abgeschlossen  war,  richtete  das  Direktorium  der  Bank  nochmals,  und 
zwar  am  20.  April. 1820,  eine  vom  Direktorstellvertreter  Heinrich  Ritter  von  GeymüUer  unterzeichnete 
Zuschrift  an  die  Stände  in  Betreff  eines  Verkaufes  des  kleinen  Landhauses.  „Die  österreichische 
Nationalbank  hat  sich",  heißt  in  derselben,  „beim  Abbrechen  des  rückwärtigen  Teiles  ihres  in  der 
Schenkenstraße  erkauften  Auersperg'schen  Hauses,  welches  an  das  kleine  Landhaus  anstößt,  von  dem 
äußerst  schadhaften  und  bestimmt  sehr  bald  einer  Reparatur  bedürftigen  Zustandes  desselben  überzeugt ; 
ja  es  befindet  sich  trotz  aller  Vorsicht  mit  angebrachten  Stützhölzem  und  ohne  Schuld  der  Bank  in  einer 
mißlichen,  ja  geradezu  gefahrlichen  Lage.  Die  Bank,  die  nur  ein  diesem  Institut  und  den  Bewohnern 
Wiens  zur  Ehre  gereichendes  Gebäude  aufführen  und  damit  die  Stadt  verschönern  will,  stellt  nochmals 
die  Anfrage,  ob  das  kleine  Landhaus  nicht  doch  verkäuflich  wäre.  Im  bejahenden  Falle  würden  sich 
Vorteile  für  die  Bank,  die  Stadt  und  die  Stände  ergeben.  Für  erstere,  da  sie  sich  bis  an  den  Minoriten- 
platz  ausdehnen,  daselbst  eine  Front  an  der  Rückseite  ihres  Gebäudes  und  dadurch  auch  eine  zweck- 
mäßige Durchfahrt  gewinnen  könnte;  die  Stadt  würde  dadurch  eine  sieben  Klafter  breite,  gerade  und 
schöne  Straße  von  der  Herrengasse  bis  an  den  Minoritenplatz  bekommen,  die  Stände  aber  würden  die 
Unkosten  einer  sehr  baldigen  Reparatur  ersparen  und  für  ihr  großes  Landhaus,  von  dem  aus  man 
nur  in  enge  Winkel  und  Höfe  sieht,  die.  Aussicht  in  eine  der  schönsten  Straßen  Wiens  gewinnen;  sie 
könnten  dann  das  unausgebaute  große  Landhaus  in  gleicher  Flucht  bis  in  die  Herrengasse  fortbauen 
und  ein  großes,  schönes  Viereck  herstellen,  ohne  die  Baukosten  aus  eigenen  Mitteln  herstellen  zu 
müssen,  denn  die  Bank  biete  70.000  Gulden  für  das  kleine  Landhaus."  •) 

Dieses  Schreiben  mit  dem  Angebot  der  Nationalbank  kam  in  der  Plenarsitzung  der  Stände  am 
25.  April  zur  Verhandlung.  „So  erwünscht  es  nun  wäre",  sagt  das  Protokoll  derselben,  „daß  mit  diesem 
Gelde  und  mit  Zuhilfenahme  einer  weiteren  Barschaft  der  Stände  das  ganze  Landhaus  durch  einen 
Zubau  vergrößert  würde,  da  der  Raum  für  die  Registratur  und  die  Buchhaltung  mangle,  das  Ein- 
nehmeramt schlecht  untergebracht  und  finster  sei,  ferner  ein  jeweiliger  Landmarschall  keine  Wohnung 
im  Landhause  habe,  was  doch  in  anderen  Ländern  der  Fall  wäre,  endlich  auch,  daß  die  Verordneten 


»)  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  68. 

*)  Des  Bauschreibers  Ignaz  Kitzinger  Bericht  über  den  in  Gegenwart  des  Heinrich  R.  von  Geymüller,  Steiner  und 
Puthon,  sowie  des  Unterkammeram tsbaumeisters  Koch  und  der  interessierten  Nachbarparteien  am  30.  Oktober  1819  vor- 
genommenen Augenschein.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19,  Z.  5545.) 

'}  Dieser  Kommission  wohnte  von  den  Ständen  auch  Josef  Freiherr  von  Mayenberg  bei.  (Präsidialerinnerung  hierüber 
vom  17.  Dezember  1819.  A.  a.  O.) 

*)  Sitzung  am  31.  Dezember  18 19,  in  welcher  der  Abt  Benno  zu  den  Schotten  referierte.  (A.  a.  O.) 

*)  Sitzung  am  28.  Jänner  1820,  in  welcher  Abt  Altmann  von  Göttweig  referierte.  Es  wurde  beschlossen,  „daß,  weil 
der  Landmarschall  Graf  Dietrichstein  zugleich  Bankgouverneur  ist,  Graf  Max  Cavriani  die  legale  Urkunde  mit  dem  Direktor- 
stellvertreter der  Bank,  Heinrich  R.  von  Geymüller,  ausfertige*.  (A.  a.  O.) 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19  Z.  371. 

XXXVIII.  Band.  9 


QQ  Das  niederösterreichiscbe  Landhaus  in  Wien 

keine  ordentlichen  Bureaus  hätten,  so  habe  doch  der  verstärkte  Ausschuß  am  22.  April  beschlossen, 
die  Ablehnung  des  Antrages  aus  verschiedenen  Gründen  zu  empfehlen."  Der  Antrag  der  Bank 
wurde  auch  mit  Ausnahme  dreier  Stimmen  abgelehnt.*) 

Am  28.  April  wurde  dann  der  Vergleich  betreffs  der  Scheidemauer  zwischen  dem  kleinen 
Landhause  und  dem  von  der  Bank  erkauften  Auersperg'schen  Hause  getroffen.^ 

Das  kleine  Landhaus  blieb  dann  noch  im  Besitze  der  Stände  bis  zum  Jahre  1842.  Schon  bei 
den  Vorverhandlungen  über  den  Neubau  des  Landhauses  (1827)  wurde  der  Verkauf  des  kleinen  Land- 
hauses in  Aussicht  genommen,  aber  erst  durch  das  Hofdekret  vom  3.  Juli  1841  wurde  die  Veräußerung 
desselben  definitiv  bewilligt,  ^  und  zwar  in  der  Eigenschaft  eines  Rustikalbesitzes  auf  dem  Wege 
der  Versteigerung  an  den  Meistbietenden  (19.  November  1841).*)  Bald  nachdem  diese  Frage  entschieden 
war,  wurde  in  dem  Hofdekrete  vom  19.  Jänner  1842  der  Wunsch  der  Regierung  ausgesprochen,  es 
möchte  das  kleine  Landhaus  für  die  öffentliche  Börse,  deren  zweckmäßige  Unterbringung  der  Finanz- 
verwaltung ganz  besonders  zur  Pflicht  gemacht  worden  war,  erworben  werden,  daher  der  Hofkammer- 
Präsident  an  die  Verordneten  das  Ansinnen  um  käufliche  Überlassung  des  kleinen  Landhauses  außer 
dem  Lizitationswege  richtete.  Nach  formellen  Anträgen  an  die  Hofkanzlei  und  deren  Beantragungen 
erstattete  das  Verordnetenkollegium  an  den  verstärkten  Ausschuß  das  Gutachten,  ob  es  zulässig  und 
rätlich  sei,  das  kleine  Landhaus  aus  freier  Hand  zu  verkaufen.  Auf  Grund  der  Äußerung  des  verstärkten 
Ausschusses  beschlossen  die  Stände  am  7.  März  1842,  von  dem  Gesichtspunkte  ausgehend,  daß  es 
ihnen  darum  zu  tun  sei,  einerseits  bei  dem  zu  bestimmenden  Verkaufspreise  die  Finanzverwaltung  nicht 
zu  überhalten,  anderseits  der  ständischen  Domestikalkasse  auch  nichts  zu  vergeben  und  deshalb  sich 
einer  Verantwortung  auszusetzen,  dem  Ärar  das  kleine  Landhaus  für  den  Bau  einer  öffentlichen  Börse 
um  die  runde  Summe  von  100.000  Gulden  außer  dem  Lizitationswege  zu  überlassen.*)  Mit  Hof- 
dekret vom  19.  Mai  d.  J.  wurde  dieser  Antrag  für  nicht  annehmbar  befunden  und  die  Versteigerung 
des  kleinen  Landhauses  genehmigt.  ®)  Am  2.  Dezember  1842  kaufte  Ludwig  Hubert  Graf  von  Harnon- 
court-Hatzfeld,  k.  k.  Kämmerer,  dasselbe  bei  der  Versteigerung  im  n.-ö.  ständischen  Ratssaale  um 
80.500  Gulden.  Nach  dem  Gutachten  des  Verordnetenkollegiums  vom  16.  Jänner  1843  und  dem  Kon- 
trakte mit  dem  Grafen  Harnoncourt  -  Hatzfeld  vom  1.  Februar  wurde  dieser  Kauf  von  den  Ständen  in 
ihrer  Versammlung  am  27.  April  und  21.  September  genehmigt.') 


*)  Den  Plan  hielten  für  nicht  verwerflich :  Die  Grafen  Frieß  und  Harrach.  Baron  Puthon  enthielt  sich  als  Bankdirektor 
der  Abstimmung.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19,  Z.  2005.) 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  Kasten  A,  Kart.  17,  Nr.  16. 

«)  N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19,  Nr.  1798,  4018,  3013. 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19,  Nr.  3278  und  5097. 

*)  Die  Stände  wollten  gar  600  Gulden  per  Quadratklafter  verlangen,  was  bei  192  Quadratklafter,  dem  Ausmaße  des 
kleinen  Landhau-^es,  1,145.200  Gulden  würde  betragen  haben.  (N.-ö.  Landesaichiv  Fase.  19,  Nr.  731,  1066,  2027,  4207. 
Ständeprotokoll  Nr.  128.) 

•;  N.-ö.  Landesarchiv  Fase.   19,  Nr.  2027,  4207.  Ständeprotokoll  Nr.  130. 

')  N-ö.  Landesarchiv,  Kasten  A,  Karton  18,  Nr.  8.  Fase.  19,  Nr.  5673. 


von  Dr.  Anton  Mayer.  67 


Kanzleien  und  Wohnungen. 


Uie  ständischen  Kanzleien  waren  alle  im  großen  Landhause  untergebracht ;  nur  die  Liquidatur 
des  Einnehmeramtes  erhielt,  wie  erwähnt,  im  Jahre  1800  ein  kleines  ebenerdiges  Gebäude  zwischen 
dem  großen  und  dem  kleinen  Landhause  und  in  demselben  einige  Zimmer  zu  ihrem  Amtsgebrauche. 
Die  erste  unter  den  Kanzleien  nach  Zeit  und  Rang  war  „die  alte  Landkanzlei",  auch  bloß  „Kanzlei" 
genannt.  Sie  faßte  im  engsten  Sinne  des  Wortes  die  Verordnetenkanzlei  und  die  Kanzlei  des  Syn- 
dikus oder  des  „Ersten  Verordneten  Ratssekretärs"  in  sich.  Nächst  dem  Syndikus  kam  der  Sekretär 
für  die  gemeinsamen  ständischen  Angelegenheiten,  der  Ständesekretär  mit  seiner  Kanzlei  und  an 
diese  reihten  sich  die  Kanzleien  der  drei  Sekretäre  für  den  Prälaten-,  Herren-  und  Ritterstand,  da 
jeder  dieser  drei  oberen  politischen  Stände  seinen  eigenen  Sekretär  hatte.  Nun  folgten  die  ver- 
schiedenen Amtszweige  mit  ihren  Kanzleien :  das  Raitamt  oder  die  Kanzlei  des  RaitkoUegiums,  die 
Buchhaltung,  zu  der  auch  das  Gültbuch  oder  der  ständische  Kataster  gehörte,  das  Einnehmeramt 
mit  der  Liquidatur,  die  eine  Zeit  lang  auch  mit  der  Buchhaltung  verbunden  war,  das  Einreichungs- 
protokoll,  das  Expedit  und  die  Registratur,  das  Archiv,  endlich  das  Landmarschairsche  Gericht  mit 
der  Landtafel.  Seit  langem  hatte  auch  das  k.  k.  n. -ö.  Landrecht  seinen  Sitz  im  Landhause,*)  vor- 
übergehend auch  das  Zapfenmaßamt.  Als  Kaiser  Josef  II.  im  Jahre  1782  das  ständische  Verordneten- 
kollegium  mit  der  n.-ö.  Landesregierung  unter  dem  Vorsitze  des  Landmarschalls  Anton  Grafen  von 
Pergen  zu  Einem  Amtskörper  vereinigte,  wurden  mehrere  Kanzleien  für  das  Personale  der  Regierung 
eingerichtet,*)  die  aber  wieder  geräumt  wurden,  als  am  8.  Mai  1790  Kaiser  Leopold  II.  den  Ständen 
die  alte  Verfassung  zurückgegeben  hatte.'*)  Dagegen  erhielt  die  am  20.  September  d.  J.  reaktivierte 
Erbsteuer- Hofkommission  unter  dem  Vorsitze  des  Landmarschalls  und  Beiziehung  der  Verordneten 
zeitweilig  eine  eigene  Amtslokalität  im  Landhause.*) 


*)  1781  hatte  Kaiser  Josef  resolviert,  dafi  bei  der  Regulierung  der  österreichischen  Justiz  die  n.-ö.  Hof-  und  Land- 
rechte im  Landhause  zu  verbleiben  haben.  Zu  ihrem  erweiterten  Wirkungskreise  bedurften  sie  aber  über  die  ihnen  derzeit 
eingeräumten  Ratszimmer,  wovon  der  „Oberste  Landrichter  Wenzel  Graf  von  Sinzendorf  den  Landmarschall  Anton  Grafen  von 
Pergen  in  Kenntnis  setzte.  Dieser  sehrieb  am  22.  Oktober  1781  dem  obersten  Landrichter,  daß  ihm  wohl  bekannt  sein  wird, 
wie  die  Stände  im  Landhause  für  sich  nicht  einmal  Platz  genug  hätten,  daher  nichts  anderes  übrig  bliebe, 
als  da8  ein  k.  k.  Landrecht  sich  inzwischen  des  Herrenstandssaales  insolange  bedienen  möge,  als  die  benötigten  zwei  oder 
drei  Zimmer  von  der  Wohnung  des  jeweiligen  Herrenstandsverordneten  —  dermalen  vom  Grafen  von  Montecuccoli  an  die 
verwitwete  Gräfin  von  Sinzendorf  vermietet  und  erst  für  Georgi  1783  frei  —  genommen  werden  kann.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3. 
22.  Oktober  1781.) 

*)  Zur  Abhaltung  der  Sitzungen  wurde  die  Ritterstube  bestimmt.  Am  4.  April  1784  trat  diese  Vereinigung  des 
Verordnetenkollegiume  mit  der  Regierung  in  Wirksamkeit.  (N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  1,  103  und  371. 
Fitzinger  a.  a.  O.  S.  57  ff.) 

•)  Das  Verordneten kollegium  war  in  seiner  alten  Form  wieder  hergestellt  worden.  Vom  14.  Juni  1790  ab  wurden 
die  von  der  Regierung  für  ihr  Personale  im  großen  und  kleinen  Landhause  geräumt,  das  nun  wieder  ausschließlich  den  Ständen 
zur  Verfügung  stand,  da  zur  selben  Zeit  auch  das  k.  k.  n.-ö.  Landrecht  in  ein  anderes  Gebäude  verlegt  wurde.  (N.-ö.  Landes- 
aichiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  16,20,  96,  452.  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  59.) 

*)  Die  Erbsteuer  wurde  wie  bei  ihrer  ursprünglichen  Einführung  1759  wieder  in  die  Verwaltung  einer  eigenen  Hof- 
kommission gegeben.  (N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  prov.  contin.  p.  177.  Fitzinger  a.  a.  0.  S.  60.) 

9* 


68  I^&s  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

Man  darf  aber  nicht  meinen,  daß  diese  Amter  räumlich  immer  gut  untergebracht  waren ;  viel- 
mehr erhoben  die  Vorstände  dieses  oder  jenes  Amtes,  wie  die  Akten  dartun,  von  Zeit  zu  Zeit 
Beschwerden  und  Vorstellungen  über  Raummangel  oder  sonstige  Übelstände.  Da  überdies  den  Ver- 
ordneten und  höheren  Beamten  durch  Ständeschlüsse  Naturalwohnungen  zukamen,  welche  auch  von 
der  Regierung  anerkannt  waren,  sah  man  sich  wiederholt  veranlaßt,  lokale  Verschiebungen  der  Kanzleien 
und  Wohnungen  im  großen  Landhause  vorzunehmen  oder  durch  Umbau  der  dazugehörigen  Neben- 
häuser für  solche  zu  sorgen  und  die  Übelstände  zu  beseitigen. 

Da  die  Akten  über  die  Wohnungen  im  Landhause  zum  Teil  fehlen,  nicht  selten  auch,  wenn 
sie  vorhanden  sind,  lückenhaft  oder  undeutlich  sich  erweisen,  ist  es  schwer,  sich  über  die  Wohnungs- 
verhältnisse ganz  genau  zu  orientieren.  Als  sicher  ist  im  allgemeinen  nur  anzunehmen,  daß  die  Ritter- 
standswohnung ursprünglich  im  linken  Trakte,  im  Quertrakte  selbstverständlich  aber  keine  Wohnung 
sich  befand,  dagegen  im  rechten  Trakte  und  in  den  mehr  erwähnten  Nebenhäusern  wieder  Natural- 
wohnungen gelegen  waren. 

Die  ersten,  die  als  wohnend  im  Landhause  angeführt  werden,  sind  ein  Wirt,  die  Diener  des 
Landmarschalls  und  andere  Diener  (z.  B.  Torwart,  Ofenheizer) ;  für  auswärtige  Landherren  und  deren 
Gefolge  waren  einige  Absteigequartiere  bereit.  Den  Schlüssel  zu  diesen  und  den  Versammlungsstuben, 
in  welchen  bekanntlich  auch  Hochzeiten  von  Ständemitgliedem  und  andere  Festlichkeiten  stattfinden 
konnten,  verwahrte  der  Landmarschall  und  niemand,  der  nicht  Ständemitglied  war,  durfte  nach  dem 
Beschlüsse  der  Stände  im  Landhause  aufgenommen  werden^)  oder  sich  daselbst  aufhalten.  In  den 
ersten  Jahrzehnten  wurde  strenge  darüber  gewacht  und  noch  unterm  17.  Dezember  1566  erfloß  aus 
Anlaß  einer  Beschwerde  beim  Kaiser,  daß  ausländische  Personen,  und  zwar  über  Verwendung  vom 
kaiserlichen  Hofe  aus,  in  das  Landhaus  eingeführt  wurden  und  daselbst  Quartiere  erhielten,  die  kaiser- 
liche Resolution,  daß  dieser  Vorgang,  der  sich  ohne  Wissen  und  Willen  des  Kaisers  ereignet  hätte, 
nicht  mehr  sich  erneuern  und  künftig  fremden  Personen  es  nicht  mehr  gestattet  sein  dürfe,  im  Land- 
hause oder  in  ständischen  Freihäusem  aufgenommen  zu  werden.  *) 

Die  erste  Nachricht  von  der  Naturalwohnung  eines  Beamten  im  Landhause  ist  aus  dem 
Jahre  1545,  in  welchem  die  Stände  unter  dem  Landmarschall  Christoph  Freiherm  von  Eytzing 
beschlossen,  ihrem  Sekretär  Leopold  Schweibemair  eine  Wohnung  im  Landhause  zu  geben,  und  zwar 
neben  der  Verordnetenratsstube,  ober  des  Ofenheizers  Zimmer,  also  im  linken  Trakte.  *)  Ein  schon 
weiter  ausgreifender  Ständebeschluß  unter  dem  Landmai'schall  Wilhelm  Freiherm  von  Rogendorf  ist 
vom  31.  Mai  1566,  nach  welchem  nur  die  Verordneten,  die  Sekretäre,  der  Einnehmer  und  „Offiziere** 
(Beamte)  der  Stände  im  Landhause  wohnen  durften,  fremden  Personen  aber  das  Wohnen  daselbst 
strengstens  untersagt  war.*)  Das  gleiche  ist  im  Ständebeschluß  vom  1.  März  1585*)  und  wiederholt  in 
den  Verordneteninstruktionen  aus  den  Jahren  1612  (§  26), «)  1624,  1626  (§  24),  1656  (§  24),^  u.  s.  w. 
ausgesprochen. 


*)  N.-ö.  Landesarchiv  A.  2.  1.  —  Cod.  provinc.  p.  3239.  —  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  9. 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc,  p.  653.  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  13. 

■)  N.-ö.  Landesarchiv  A.  2.  1.  16.  November  1545.  —  Cod.  provinc.  2330,  —  Kitzinger  a.  a.  S.  10. 

^j  N.-ö.  Landesarchiv  A.  2.  1.  Verordneteninstruktion.  Cod.  provinc.  p.  2331. 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  p.  2331.  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  26. 

•;  „Niemand  soll  die  Wohnung  haben,  als  gemainer  Lanndtschafft  Offiziere,  nahmlich  die  Herren  Verordneten, 
Secretärc,  samt  derselben  Kanzeleyen  und  ihrem  Thürhüter.  Demnach  sollen  die  Herren  Verordneten  hinfüro  Niemand  anderen 
mehr  im  gemelt  Landthaufi  nehmen  und  was  derzeit  für  Personen  außer  Vorwissen  und  Bewilligung  gemeiner  LandtschafFt  ihre 
Wohnungen  im  Landhause  haben  mögen  die  Herren  Verordneten  abschaffen.*  (N.-ö.  Landesarchiv  Kasc.  19  Nr.  5137  ex  1437.) 

*j  i,Sollte  es  wegen  deren  Wohnungen  .  .  .  sein  Verbleiben  haben;  da  aber  künftig  das  Landhaus  erbaut 
werden  sollte,  wird  derentwegen  ein  und  andere  Reflexion  gemacht  werden.*  (N.-ö.  Landesarchiv  Kasc.  19,  Nr.  5137.) 


von  Dr.  Anton  Mayer.  69 

Die  Verordneten  des  Prälatenstandes  wohnten  bis  ins  18.  Jahrhundert  nie  im  Landhause. 
Der  Schottenprälat,  der  Propst  von  St.  Dorothe  hatten  ja  ohnedies  ihre  Wohnung  in  den  dem  Landhause 
nahen  Stiften  und  die  Prälaten  und  Pröpste  der  übrigen  n.-ö.  Klöster  und- Stifte  besaßen  auch  in 
Wien  große  Höfe  mit  darin  befindlichen  Absteigequartieren.  Erst  am  8.  Juli  1751  wird  über  Beschluß 
der  Stände   auch   den  Verordneten  des  Prälatenstandes  ein  Naturalquartier   im  Landhause  bewilligt.*) 

Im  Jahre  1636  geschieht  zum  ersten  Male  der  Wohnung  eines  Herrenstandsverordneten 
Erwähnung  —  es  ist  die  Wohnung  des  Paul  Jakob  Herrn  von  Starhemberg.  Vom  31.  Mai  d.  J.  liegt 
ein  Kommissionsbericht  über  notwendige  Restaurierungen  derselben  an  Türen,  Fenstern,  Öfen  u.  s.  w. 
vor,  im  Betrage  von  460  Gulden,  welche  der  Obereinnehmer  über  Befehl  der  Verordneten  einstweilen 
gegen  die  Remuneration  (Besoldung?)  Starhembergs  erstrecken  soll. 2)  Sie  befand  sich,  wie  aus  einem 
Kommission'sberichte  des  Bauschreibers  Ignaz  Andreas  Widmann  vom  23.  April  1723  hervorgeht,  über 
der  Herrenstube  im  rechten  Trakte  des  Landhauses.^) 

Im  Jahre  1790  wurde  die  Naturalwohnung  des  Herrenstandsverordneten  in  die  bisherige 
Wohnung  des  Syndikus,  die  sich  in  dem  1674  neu  adaptierten,  separat  liegenden  Liechtensteinischen 
Stocke  befand,  verlegt,  welcher  von  der  Zeit  an  auch  das  „HeiTenstöckel"  hieß. 

Mit  der  Wohnung  des  Ritterstandsverordneten  stand  es  aber  nicht  so  einfach;  ihrer  wegen 
gab  es  so  manchen  Konflikt  auszufechten.  Im  selben  Jahre  1636,  in  welchem  wir  von  der  Herren- 
standswohnung Kenntnis  erhalten  haben,  wird  auch  die  Wohnung  des  Ritterstandsverordneten  zum 
ersten  Mal  erwähnt.  Es  müssen  eben  in  diesem  Jahre  unter  dem  Landmarschall  Sigmund  Adam 
Freiherrn  von  Traun  bedeutende  Reparaturen  und  Lokalveränderungen  im  Landhause  stattgefunden 
haben.  Bei  dieser  Gelegenheit  nun  wurden  in  der  neben  der  Verordnetenratsstube,  und  zwar  gegen 
die  Hen*engasse  zu  befindlichen  Wohnung  des  Ritterstandsverordneten  die  Registratur  und  die  Buch- 
haltung untergebracht.  Wie  lange  schon  demselben  diese  Wohnung  zugewiesen  war,  ist  nicht  bekannt. 
Trotz  des  am  12.  August  d.  J.  vom  Ritterstande  eingelegten  Protestes*)  erhielt  aber  der  Verordnete 
dieses  Standes  keine  Wohnung,  und  erst  nach  sieben  Jahren,  am  17.  Oktober  1643,  sicherten  die  Stände 
unter  dem  Landmarschall  Georg  Achaz  Grafen  und  Herrn  von  Losenstein  demselben  für  die  Zukunft 
eine  Wohnung  zu,  *)  die  er  aber  noch  lange  nicht  erhielt,  wie  daraus  hervorgeht,  daß  der  Ritterstand 
am  16.  Juni  1650  ersucht  wurde,  sich  zu  gedulden,  mit  der  schriftlichen  Versicherung,  die  am 
3.  September  mit  einem  Beschlüsse  erneuert  wurde,  sobald  die  nötigen  Mittel  vorhanden  wären,  das 
Landhaus  durch  einen  neuen  Bau  zu  erweitern,  damit  eine  passende  Wohnung  auch  für  den  Verord- 
neten dieses  Standes  gewonnen  würde ;  ®)  inzwischen  möge  demselben  ein  Zimmerzins  von  jährlich 
400  Gulden  aus  dem  Einnehmeramt  erfolgt  werden.  Dies  Interim  dauerte  so  lange,  bis  die  Stände  das 
TrauttmansdorflTsche  Haus  auf  dem  Minoritenplatze,  nachmals  „kleines  Landhaus",  im  Jahre  1715 
gekauft  hatten  und  daselbst  den  Verordneten  des  Ritterstandes  eine  Wohnung  einräumen   konnten.  '^) 

')  N.-ö.  Landesarchiv  ( Prälaten standsarphiv)  Fase.  Z.  Nr.  1  —  3. 

*)  Am  1.  September  d.  J.  wurde  diese  Herstellung  mit  400  Gulden  24  Kreuzern  bewilligt  und  Starhemberg  bekam 
dann  am  9.  d.  M.  von  seiner  Remuneration  noch  169  Gulden  20  Kreuzer  heraus.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  1.  und 
9.  September  1636.) 

')  Damals  wurde  die  Herrenstandswohnung  zugleich  mit  der  Herrenstube  „in  decorem  der  Stände"  restauriert  u.  zw. 
mit  einem  Kostenaufwande  von  724  Gulden  26  Kreuzern.  (N.-ö.  Lanüesarchiv  B.  8.  3.  1.  September  1724.  —  Cod.  provinc.  cart. 
p.  368.  -  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  42.) 

*)  N.-ö-  Landesarchiv  A.  2.  29.  Cod.  provinc.  p.  2334.  —  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  28. 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  A    2.  29.  Cod.  provinc.  p.  871.  —  Kitzinger  a.  a.  0.  S.  29, 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  A.  2.  29.  Cod.  provinc.  p.  2335.  —  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  29. 

^)  Wenngleich  in  dem  Hofkanzlei dekret  vom  7.  Mai  1764,  in  welchem  Maria  Theresia  die  neue  ständische  Ordnung 
bestätigte,  sowie  in  der  von  der  Ständeversammlung  am  16.  Mai  1764  beschlossenen  Verordneteninstruktion  weder  von  einer 
Naturalwohnung  der  Verordneten  noch  von  einem  Quartiergelde  derselben  Erwähnung  geschieht,  so  anerkennt  doch  das  über 


70  I^as  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

Am  17.  Oktober  1643  war  auch  dem  Syndikus  eine  Wohnung  im  Landhause  zugesichert  worden,  *) 
ebenso  am  9.  Juni  1674,  Bald  darauf,  am  13.  September  d.  J.,  beschlossen  die  Stände,  die  Wohnung 
für  den  Syndikus  in  den  fertig  gewordenen  Umbau  des  alten  Stockes  zu  verlegen.  Da  der  damalige 
Syndikus  Johann  Georg  Hartmann  auf  eine  Natural wohnung  Verzicht  leistete,  protestierte  der  Ritter- 
stand dagegen,*)  und  der  Verzicht  wurde  auch  nicht  angenommen. 

Der  Umbau  des  „alten  Stockes"  scheint  aber  nicht  mit  besonderer  Umsicht  und  Sorgfalt 
geschehen  zu  sein,  denn  am  18.  Februar  1712  berichtete  der  Bauschreiber  Ignaz  Andreas  Widmann  mit 
Zustimmung  der  Verordneten  über  den  schlechten  Zustand  und  die  üble  Lage  der  Syndikatswohnung, ') 
worauf  am  11.  Juni  die  Stände  den  schon  bekannten  Beschluß  faßten,  den  alten  Stock  mit  der 
Syndikuswohnung  niederzureißen,  damit  „das  bald  hinter  der  Ritterstube  abgesetzte  Gebäu"  gerade 
bis  in  die  Herrengasse  geführt,  das  Landhaus  in  bessere  Regularität  gebracht  und  die  beiden  Haupt- 
tore gerade  auf  einander  gerichtet  werden  könnten.  *)  Von  diesem  Plane  war  man  aber  infolge  des 
Ankaufes  des  Trauttmansdorff  sehen  Hauses  oder  des  „kleinen  Landhauses"  abgekommen.  Der  alte  Stock 
mit  der  Syndikuswohnung  war  in  dem  defekten  Zustande,  wie  er  geschildert  wurde,  erhalten  geblieben. 
Es  zeigt  dies  der  Bericht  des  Bauschreibers  Widmann  vom  29.  November  1720  und  die  Anfrage  der 
Verordneten  an  die  Stände  vom  9.  Dezember,  als  nämlich  kurz  vorher  ein  heftiger  und  außer- 
ordentlicher Sturmwind  an  dem  alten,  baufälligen  und  abgefaulten  Dachwerk  über  der  Wohnung 
des  Syndikus  großen  Schaden  angerichtet  hatte.  *)  Merkwürdigerweise  wollten  die  Stände  von  einer 
gründlichen  Reparatur  auch  jetzt  nichts  wissen  und  beschlossen  vielmehr,  dem  Syndikus  durch  Ankauf 
des  nachbarlichen  Hauses  des  Grafen  Kinsky,  das  aber  auch  einer  sehr  namhaften  Reparatur  bedürftig 
war,  eine  Wohnung  für  Georgi  zu  verschaffen.  Nach  dem  Gutachten  der  Verordneten  vom  6.  Februar 
1721  war  aber  der  Ankauf  dieses  Kinsky'schen  Hauses  nicht  zu  Stande  gekommen,  und  da  der 
Syndikus  seine  Wohnung  von  Georgi  ab  bereits  vermietet  hatte,  *)  blieb  wohl  nichts  anderes  übrig, 
als   auf  Grund   eines  Gutachtens  des  Bauschreibers  vom  11.  Februar')  am  15.  d.  M.  zu  beschließen, 


einen  speziellen  Fall  erlassene  Hofdekret  vom  30.  Juni  1767  die  Naturalwohnung.  In  dem  Hofkanzleidekret  vom  7.  Februar  1791, 
durch  welches  Kaiser  Leopold  II.  die  ständische  Verfassung  wieder  einführte,  werden  auch  den  Verordneten  für 
ihre  Bemühungen  und  Dienstleistungen  je  3000  Gulden,  dann  den  Verordneten  des  Herrenstandes 
die  Wohnung  im  Landhause  und  den  zwei  Verordneten  des  Ritterstandes  die  Wohnung  im  kleinen 
Landhause  dergestalt  zugesichert,  daß  den  Verordneten  jeden  Standes  dieser  Genuß  durch  drei  Jahre 
gebühren  soll.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19,  Nr.  5137  ex  1837.)  Ursprünglich  hatte  jeder  Verordnete  500  Gulden  und  schon 
am  29.  März  1571  wurde  diese  Besoldung  auf  800  Gulden  erhöht.  (A.  2.    29.  29.  März  1571.) 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  A.  2.  29.  Cod.  provinc.  p.  2334. 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  A.  2,  29.  —  SessionsprotokoU  VI  p.  101;  VII  p.  3.  —  Cod.  provinc.  p.  766.  —  Fitzinger 
a.  a.  O.  S.  31. 

*)  .Thüren  und  Schlösser  seien  uralt,  zerkloben  und  verdorben,  die  Thürstöcke  sind  ausgetretten,  die  Fufiböden 
zusammengeflickt,  ebenso  die  Fensterstöcke  und  das  Blei  in  den  Fenstertafeln,  besonders  in  den  Garten  hinaus  geschwunden.' 
(N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  18.  Februar  1712.) 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  11.  Juni  1712.  —  Ständeprotokoll  Nr.  9  (1706-1712)  Fol.  279. 

*)  Die  ständischen  Handwerksleute:  Mathias  Winkler,  Steinmetz,  Christian  Alexander  Ödl,  Maurer,  und  Johann 
Richard  Dietrich,  Zimmermeister,  hatten  die  Beschau  vorgenommen  und  die  Gefahr  bekräftigt,  doch  wollen  sie  sich  bemühen, 
bis  zum  künftigen  Frühjahr  den  Ruin  abzuwenden,  worüber  sie  die  Entschließung  der  Stände  abwarten.  (N.-ö.  Landesarchiv 
B.  8.  13.  29.  November  und  9.  Dezember  1720.) 

^  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  6.  Februar  1721.  Das  Vermieten  der  Naturalwohnungen  im  Landhause  kam  sowohl 
bei  den  Verordneten,  als  auch  bei  den  ständischen  Beamten  nicht  selten  vor.  Der  Syndikus  hatte  seine  Wohnung  bereits  an 
den  Hofkriegsrat  Fleischmann  vermietet. 

^)  Der  Bauschreiber  Ignaz  Andreas  Widmann  berichtet  u.  a.  über  den  Dachstuhl,  derselbe  sei  ungemein  hoch  und 
völlig  abgefault,  die  Seiten-  und  Hauptmauern  an  vielen  Stellen  zerdrückt  und  auseinander  geschoben  ...  es  müßte  daher 
das  Dach  abgetragen,  den  Haupt-  und  Seitenmauern  zugelegt  werden,  womit  die  Schwere  des  Daches  entfiele,  was  sich  um 
so  leichter  tun  lasse,  als  die  Gewölbe  und  die  unteren  Fundamente  auf  solche  Weise  mit  geringen  Kosten  —  nicht  viel  über 
4000  Gulden  —  in  einen  dauernden  und  guten  Zustand  versetzt  werden  könnten.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  11.  Februar  1721.) 


von  Dr.  Anton  Mayer.  71 

die  alte  Syndikatswohnung  sobald  als  möglich  „mit  den  erforderlichen  Bauleuten"  einer  gründlichen 
Reparatur,  die  bei  4000  Gulden  kosten  würde,  ^)  zu  unterziehen  und  in  brauchbaren  Stand  zu  versetzen, 
Im  Jahre  1749  mußte  neuerdings  eine  „Haupt-Reparatur"  in  den  Zimmern  des  Syndikus  vorgenommen 
werden,  da  sie  der  abgefaulten  und  schadhaften  „Tippelböden"  wegen  nicht  ohne  augenscheinliche 
Lebensgefahr  mehr  betreten  werden  konnten.*) 

Im  Jahre  1782  wurde  die  Wohnung  des  Syndikus  in  den  zweiten  Stock  des  rechten  Flügels 
des  großen  Landhauses  verlegt,  wo  sie  bis  zum  Neubau  desselben  verblieb.^) 

Ganz  entgegen  den  alten  Verordnungen,  daß  kein  Fremder  im  Landhause  wohnen  oder  daselbst 
sich  aufhalten  dürfe,  hatten  die  Protestanten,  welche  die  Majorität  unter  den  Ständen  bildeten,  doch  aus 
Eigennutz  zur  Deckung  des  eigenen  Bedarfes  an  Drucksorten,  nebenbei  aber  auch  zu  Zwecken  der 
Augsburg*schen  Konfession,  hier  eine  Buchdruckerei  unter  ihrem  Schutz  und  Hausrecht  eingerichtet 
und  in  der  Herrengasse  sogar  einen  Laden  für  einen  Buchhändler  (Elias  Freytag)  mit  protestantischen 
Schriften  aufgemacht.*)  Während  die  Buchdruckerei  bis  zum  Jahre  1618  bestand,  konnte  sich  der 
Buchhändler  nur  kurze  Zeit  behaupten,  da  er  über  energisches  Einschreiten  des  Bischofs  von  Wien 
auf  Befehl  des  Herzogs  Ernst  schon  am  22.  März  1581  abgeschafft  wurde.  *) 

Wahrscheinlich  war  der  Buchhändlerladen  schon  früher  gesperrt  worden,  da  die  Verordneten, 
die  ihn  nun  zur  Vermietung  an  Krämer  bestimmt  hatten,  am  21.  März  1581  dem  Krämer  Lorenz 
Arlett  über  seine  Bitte  und  auf  Empfehlung  seines  Herrn,  des  Grafen  von  Hardegg,  einen  Platz  im 
Landhause  zum  Vertriebe  seiner  Waaren,  doch  ohne  Wohnung  bewilligten,  weil  der  frühere  Krämer 
Jakob  Wisser  „nunmehr  von  hinnen  sich  begeben".  *)  Am  9.  August  1591  bat  Hans  Tatzer,  Bürger 
von  Schwaz,  der  mit  seiner  Frau  niederländische  Leinwand,  „Khrägen"  und  anderlei  Waren  verkaufte, 
um  einen  Platz  im  Landhause.  Nach  dem  Votum  der  Verordneten  sollte  er  früher  noch  darüber  mündlich 
vernommen  werden,  doch  ist  weiter  nicht  ersichtlich,  ob  er  ihn  auch  erhalten  hat. ')  Einige  Jahre 
darnach  hatten  schon  katholische  Krämer  den  Laden  besessen.  Am  1.  Juli  1595  bat  Magnus  Käßmayer 
aus  Augsburg,  der  schon  lange  Zeit  in  Wien  „mit  Gott  und  Ehren"  lebte  und  bisher  im  Kreuzgange 
bei  den  Minoriten  seine  „kram  fail  bot",  besseren  Nutzens  wegen  nur  um  die  Hälfte  des  Ladens  neben 
dem  Barthlme  Kastner,  der  ohnedies  desselben  nicht  ganz  bedurfte.  Die  Verordneten  willigten  gegen 
„Reichung  der  Gebühr"  ein,  wenn  anders  beide  sich  vertragen.  ®)  Am  selben  Tage  hatte  auch  Maria 
German(in),  Krämerin  im  Kreuzgang  bei  den  Minoriten  zum  heiligen  Kreuz,  „im  kaiserlichen  Spital 
genannt",  wo  sie  sieben  Jahre  lang  gewesen,  um  einen  Platz  im  Landhause  gebeten.  Da  die  Minoriten 
besonders  im  Kreuzgang  bauten,  konnten  sie  ihr  ferner  keinen  Platz  mehr  geben,  so  gerne  sie  es 
auch  getan  hätten.  Diese  Bittstellerin  wurde  abgewiesen  und  seit  der  Zeit  ist  von  fremden  Per- 
sonen, die  im  Landhause  sich  aufhalten  durften,  nicht  mehr  die  Rede.  ^) 


*)  N-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  15.  Februar  1721. 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  30.  Juli  1749.  -   Cod.  provinc.  contin.  p.  603.  —  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  50. 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  p.  93.  —  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  60. 

*)  Dr.  Anton  Mayer,  Wiens  Buchdruckergeschichte  von  1482  bis  1882,  I.  174  f. 

•)  Wiedemann,  Geschichte  der  Reformation  und  Gegenreformation. 

•)  Lorenz  Arlett  bor  ef  sich  ausdrücklich  auch  darauf,  daO  ei  Augsbu  rg'schen  Bekenntnisses  sei  und 
dabei  zeitlebens  verharren  wolle  und  auf  eine  Empfehlung  seines  andern  Herrn,  des  Christoph  von  Puchheim,  falls 
er  von  seinem  Schloß  käme.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  21.  März  1581.) 

»)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  9.  August  1591. 

•;  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  1.  Juli  1595. 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  1.  Juli  1595. 


72  I^AS  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 


Servituten,  Vergleiche  und  Reverse. 


Die  Bauanlage  der  Häuser  war  in  früheren  Jahrhunderten  eine  derartige,  daß  sie  vielfach 
Anlaß  zu  Rechtsstreitigkeiten  gab.  Verletzungen  von  Servitutsrechten,  Nichtbeachtung  von  Reversen 
und  Vergleiche  hierüber  spielten  dabei  eine  nicht  unwichtige  Rolle.  Abgesehen  nun  davon,  daß  es 
Eigentümer  an  einzelnen  Teilen  ein  und  desselben  Hauses  gab,  gerade  so,  wie  sich  auch  zwei  oder 
drei  Familien  gleichzeitig  als  Besitzer  ein  und  derselben  Burg  nannten,  tatsächlich  aber  doch  nur 
Besitzer  eines  Teiles  derselben  waren,  waren  die  Häuser  in  den  Städten  noch  derart  in  einander  gebaut, 
besser  gesagt  in  einander  geschachtelt,  daß  schon  eine  neue  Mauer,  das  Spannen  eines  Bogens  oder 
einer  Mauerbank  auf  das  gegenüberliegende  Haus,  das  Ausbrechen  von  Fenstern  und  Türen  die 
Anlage  von  Dachtraufen,  „heimlichen  Orten**  u.  dgl.  m.  die  Nachbarhäuser  oder  deren  Höfe  an  Licht 
und  Luft  oder  an  Wasser  beeinträchtigten  und  komplizierte  Servitutsrechte,  mehr  minder  klare  Rechts- 
instrumente in  Form  von  Urkunden  und  Verträgen  hervorriefen. 

Auch  die  n.-ö.  Stände  sahen  sich  wegen  des  Landhauses  mit  den  Besitzern  der  Nachbar- 
häuser, den  Herren  von  Rogendorf  (Trautson),  Fünfkirchen  (Trauttmansdorfif)  und  Polheim  (Kinsky) 
vor  so  manche  Rechtsfrage  gestellt,  waren  mancherlei  Verwicklungen  ausgesetzt,  die  dann  durch 
Rechtsinstrumente  ausgeglichen  werden  mußten. 

Den  ersten  Streit,  welchen  die  Stände  durch  einen  Revers  und  die  Zahlung  von  dreihundert 
Gulden  schlichteten,  ergab  sich,  als  sie  von  Hans  von  Fünfkirchen  ein  Stück  seines  Gartens  für  den 
Bau  am  rechten  Trakte  des  Landhauses  kauften,  wobei  es  sich  um  die  Scheidemauer  zwischen  beiden 
Objekten  handelte.  Mit  diesem  Nachbar  waren  die  Stände  überhaupt  noch  öfter  in  Verwicklungen 
geraten,  die  mitunter  in  ziemlich  schroffen  Formen  ausgetragen  wurden.  ^) 

Als  Hans  Fünfkirchen  von  Steinabrunn  im  vordem  Stock  seines  Hauses  gegen  die  Herren- 
gasse zu  Fenster  in  den  Landhausgarten  hinaus  ausbrechen  ließ,  fragten  die  Verordneten  am  5.  Juli 
1567  an,  sie  möchten  wissen,  mit  wessen  Bewilligung  und  mit  welchem  Rechte  er  das  tue.^  Dagegen 
kamen  sie  wieder  in  die  Lage,  am  27.  Juli  1569  ein  abermaliges  Ersuchschreiben  an  Fünfkirchen  um 
Bewilligung  und  „gutwilligen  Vergleich**  betreffs  einer  kleinen  baulichen  Anlage  an  der  Mauer  des 
hinteren  Stockes  des  Landhauses  in  den  Fünfkirchen'schen  Garten  hinab  zu  richten.  ^  Beide  Male 
kam  ein  befriedigender  Vergleich  zu  Stande.  Ernster  hingegen  wickelte  sich  der  Prozeß  in  jenen  Rechts- 
fragen ab,  welche  in  den  Neunziger  Jahren  zwischen  den  Ständen  und  Hans  Bernhard  von  Fünf- 
kirchen wegen  baulichen  Veränderungen  im  nachbarlichen  Besitze  entstanden  waren,  wie  er  bereits 
in  dem  am  13.  November  1593  an  die  Verordneten  gerichteten  „vnvermeidlichen  anbringen  und  bitten**, 
des  Hans  Bernhard  Fünfkirchen  eingeleitet  erscheint;  schon  damals  ist  eine  gewisse  Gereiztheit  zwischen 


*)  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc   p.  986.  —  Fitzinger  S.  9. 
»)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  5.  Juli  1567. 

•)  Es  handelte  sich  um  die  Aufführung  zweier  gemauerter  Röhren,  „so  man  zu  heimlichen  Sitzen  brauchen  könnte*. 
(N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  27.  Juli  1569.) 


von  Dr.  Anton  Mayer.  73 

den  Zeilen  zu  lesen.  ^)  Es  handelte  sich  um  den  Bau  jenes  kleinen  stockhohen  Quertraktes,  den  die 
Stände  vom  Ende  des  rechten  Flügels  des  Landhauses  zwischen  dem  ständischen  Garten  und  dem 
Hause  des  Fünfkirchen  bis  an  das  PoUheim'sche  (jetzt  Kinsky'sche)  Haus  1593  aufzuführen  begannen, 
wobei  an  zwei  Mauern  (an  die  Scheidemauer  und  eine  Hauptmauer)  des  Fünfkirchener  Hauses  angebaut 
wurde.*)  Hans  Bernhard  von  Fünfkirchen  erbat  sich  infolgedessen  mit  oberwähntem  Schreiben  von 
den  Ständen  einen  Revers,  daß  solches  Vorgehen,  falls  er  Ähnliches  mit  seinem  Hause  vorhaben 
wolle,  nicht  präjudiziere.  Da  die  Verordneten  nicht  antworteten,  auch  keinen  Revers  schickten,  richtete 
er  am  13.  Dezember  1594  ein  Schreiben  an  den  Landmarschall  *)  selbst,  mit  der  Verständigung, 
daß  er  für  den  Fall,  als  die  Verordneten  in  den  vorgeschlagenen  Vermittlungsweg  des  Reverses  ein- 
willigen, kein  weiteres  Bedenken  gegen  den  Bau  hegen  werde,  im  entgegengesetzten  Falle  würde 
er  ihnen  aber  durch  einen  „Gebotsbrief"  auferlegen  lassen,  das  Gebäude  alsbald  abzubrechen  und, 
„was  sie  an  seinen  Mauern  gebrochen"  hätten,  ausbessern  zu  lassen.  Nachdem  er  wiederholt  um  einen 
solchen  „Gebotsbrief"  angesucht  hatte,  kam  am  27.  Oktober  1595  zwischen  beiden  streitigen  Teilen 
ein  Vergleich  dahin  zu  stände,  daß  weder  dieser  Quertrakt  abgebrochen  werden  müsse,  noch  ihm 
und  seinen  Erben  „an  ihrer  Gerechtigkeit  Licht  und  Luft,  falls  sie  hier  an  ihrer  eigenen  Mauer  auf- 
bauen wollten,  ein  Hindernis  dadurch  erwachsen  sollte!"*) 

Schärfer  aber  gerieten  beide  Parteien  drei  Jahre  darnach  aneinander,  als  Hans  Bernhard  von 
Fünfkirchen  nun  auf  seinem  eigenen  Gartengrunde  einen  Erweiterungsbau  seines  Hauses,  und  zwar 
gegenüber  der  Ritterstube  aufzuführen  begann.  Die  Verordneten  erstatteten  sofort,  am  20.  August  1598, 
an  den  Landmarschall  Sigmund  Freiherm  von  Lamberg  die  „unvermeidliche  Anzeige  und  das  billige 
Begehren"  um  sofortige  Einstellung  des  begonnenen  Baues  und  verlangten  tagsdarauf  von  Fünf- 
kirchen, der  eben  von  Wien  abwesend  war  und  in  Böhmen  sich  aufhielt,  einen  Bericht.  *)  Statt  eines 
solchen  liegt  uns  ein  „gerichtliohs  anzeig  vnd  ganz  billichs  bitten"  desselben  gegen  die  Verordneten 
ddto.  28.  August  1598  vor,  in  welchem  er  sich  gegen  den  materiellen  Schaden,  der  ihm  durch  die 
tatsächlich  erfolgte  Einstellung  des  Baues  erwuchs,  verwahrt  und  zugleich  in  Aussicht  stellt,  daß  er  ihn 
gerichtlich  anmelden  werde ;  auch  im  übrigen  ist  diese  Klagschrift  energisch  verfaßt.  •)  Am  3.  September 
hatte  Fünfkirchen  doch  einen  Bericht  an  die  Verordneten  vorgelegt,  infolgedessen  der  Landmarschall  das 
Verbot  des  Weiterbauens  stillschweigend  aufhob,  wie  aus  einem  Schreiben  Fünf kirchens  an  den  Land- 
marschall ddto.  22.  September  d.  J.  hervorgeht,  in  welchem  er  sich  dafür  bedankt  und  letzteren  nur 
bat,  er  möge  durch  den  „fürbieter"  oder  seinen  Diener  einem  der  Meister  anzeigen  lassen,  „daß  die 
Arbeiter  ohne  Hinderung  wieder  in  der  Arbeit  fortfahren  dürfen" ;  wolle  der  Landmarschall  selbst  den 


^)  In  diesem  Gesuche  erwähnt  Fünfkirchen  auch,  dafi  vor  einiger  Zeit  mit  seinem  Wissen  ein  Backofen  an  das  Land- 
haus in  seinen  Garten  hinaus  gebaut  worden  sei  —  man  brauchte  selben  wahrscheinlich  für  die  verschiedenen  Feste  im  Land- 
hause —  und  die  Verordneten  damals  ausdrücklich  erklärten,  ,dafi  solches  in  keine  Gerechtigkeit  gezogen  werden  solle, 
sondern  dafi  auf  sein  Begehren  hin  der  Ofen  jederzeit  abgebrochen  werde**.  In  dorso  des  Gesuches  steht  nun:  ,Nota  Pachofen 
ist  wider  weggebrochen  worden".  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  13.  November  1593.) 

*)  Es  wurden  Träme  eingelassen,  Mauerbänke  darauf  gelegt  und  wegen  des  Daches  beide  Mauern  erhöht. 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  3.  Dezember  1504. 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  27.  Oktober  1595. 

■)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  20.  August  1598. 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  28.  August  1598.  Die  Verordneten,  heifit  es  darin  u.  a.,  schreiben  doch  selbst,  dafi  er 
in  seinem  Hause  baue  und  nicht  im  Landhause,  sein  Bau  verstoße  auch  nicht  wider  altes  Herkommen,  und  in  allen  Städten 
könne  jeder  hoch  und  nieder  bauen,  nach  Gelegenheit  seiner  Grundfeste  und  seines  Vermögens,  wie  er  will.  ^Also  will  ich 
nicht,  dafi  ihnen  —  den  Ständen  —  die  Luft  oder  der  Prospeket  an  die  Schottenuhr  gewehrt  werde,  weil  sie  defiwegen  keine 

Specialfreiheit  haben* ihm  und  seinem  Hause  sei  wohl  schon  ein  größerer  Prospekt  und  Luft  genommen  worden,  als 

ihnen  geschieht  Man  möge  bedenken:  , Gassenbreit  sei  inzwischen,  die  Rathsstube,  in  der  die  Landrechte  tagen,  reiche  gar  nicht 
an  seinen  Garten,  noch  an  sein  Haus,  der  Bau  werde  auch  auf  seinem  alten  Bau  aufgeführt,  ebenso  auf  alten  Grundfesten". 
ZZXTIII.  B«ad.  10 


74  ^SLS  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

Augenschein   vornehmen,   so   würde   er  finden,   daß   der  bisherige  Vorgang  eine  reine  Vexation   sei 
und  daß  „die  Landschaft  in  verflossener  Zeit  viel   näher  an  sein  Haus  gebaut  habe,   wie  denn  der 
Revers,    so   ohne  Zweifel  sein   Gewaltträger,    Amand  MüUauer,    bei   Händen    hat,    lauten    muß   und 
Ordnung  gibt".  *)  Die  nächste  Schrift,  die  in  dieser  für  beide  Teile  gewiß  schon  unleidlichen  Angelegenheit 
erhalten   ist,   ist  der  Gegenbericht  der  Verordneten  an  den  Landmarschall  vom  22.  Dezember  1598,*) 
in  welchem  sie  sich  dagegen  verwahren,    als   ob   der  Landmarschall  ihm   mit  dem  Bau  fortzufahren 
„tacite   habe  verwilligt  haben  können",   was   sie   doch  aus   dessen   Ratschlag  gar  nicht  herauslesen 
können.   Übrigens  hätte  man  die  Rückkunft  des  Fünfkirchen  aus  Böhmen  oder  seinen  Bericht  früher 
abwarten  sollen ;  sie  verfangen  daher  neuerdings  die  gerichtliche  Einstellung  des  Baues  und  Abschaffung 
der  Werkleute.    „Ist  doch  Erfahrung  und  Gebrauchs  wegen   keiner  befugt",   sagen   die  Verordneten, 
„ein  Gebäude  so  anzustellen,   daß  dadurch  seinem  Nachbar  oder  Anreiner  Licht,   Luft  und  Aussicht 
benommen  werde,   ja  daß   man   in   die   Fenster  der  Ritterstube   sehen   und,    was    daselbst  geredet, 
auch   vernehmen   könnte,   wo  doch  so  geheime  Sachen  traktiert,   konsultiert  werden  und  das  Land- 
recht seine   Sitzungen   hält".    Das   Votum    über   diesen   Bericht  lautete:    „Den   Herren   Verordneten 
zurück,  daß  in  dieser  Sache  eine  Kommissionshandlung  beider  Teile  zum  Besten  angeordnet  werde". 
Diese  hat  nun  entweder  nicht  stattgefunden,   oder  sie   hat,   als  sie   doch   stattgehabt,   kein  Resultat 
erzielt,    denn   am    15.  Juni,  1599  verlangten   die  Verordneten   vom   Landmarschall,    es  soll   nochmals 
an  das  Gericht   „ein   unvermeidliches,   dienstiiches  Ansinnen   gerichtet  werden,   den  Werkleuten  des 
Fünfkirchen  zu   befehlen,   den   unbefugten  Bau   bei   einem   „unablässig   starken  Pönfall   und  Strafe" 
einzustellen,^   wogegen   Fünfkirchen   gegen   die  Verordneten   neuerlich  eine  „vnvermeidtlich  gewalts 
clag  vnd  gehorsambs  pitten"   bei   Gericht  einbrachte,    „dieses   wolle    den   Herren   Verordneten   auf- 
erlegen, daß  sie  sich  mit  ihm'  solcher  zuegefügten  gewalt  sambt  expens,  chost,  zehrung  vnd  schaden 
im  gerichtsbrauchigem  termin  vergleichen".  Was  sonst  die  Fortsetzung  seines  Baues  betrefife,    „wolle 
er  sein  notturft  absonderlich  zu  handien  wissen".*)    Schon   kurze  Zeit   darnach,    am  6.  Jänner  1599, 
übergab   dann   Fünfkirchen   den  Verordneten   eine  Abschrift  jenes   Reverses,   mit  welchem   sich  die 
Stände  gelegentiich   des   Baues  ihres   Quertraktes  von    1593   ihm   und   seinen   Nachkommen   gegen- 
über verpflichtet  hatten,   selben  jederzeit,   sei   es   über   kurz   oder  lang,    auf  Begehren    abzubrechen, 
falls   die  Fünfkirchen   an   der  Stelle  selbst  bauen   wollten,    oder  wenn  jener  Trakt  ihnen  „hinderlich 
oder  zuwider"  wäre.  Da  er  nun  mit  seinem  eigenen  Bau  „im  Werk  sei  und  der  ständische  Quertrakt 
ihm  zu  einer  längeren  Duldung  nicht  Gelegenheit  gebe",   so  ersuchte  er  die  Verordneten,   denselben 
ohne  seinen  Schaden  baldigst  zu  entfernen.  *)   Darauf  scheint,   ohne  daß  weitere  Akten  hierüber  vor- 
liegen,  jetzt  doch   ein  Vergleich   angebahnt  worden   zu  sein,   denn  jener  Quertrakt  von  1593   blieb 
bekanntiich   stehen  und  wir  erfahren  auch  femer  nichts  mehr  von  Irrungen  zwischen  beiden  Teilen. 
Im  Jahre  1699  wurde  der  freie  Durchgang  durch  das  Gäßchen  (Zwinger)  zwischen  dem  Land- 
hause und  dem  fürstlich  Trautson*schen,   ehemals  Rogendorf  sehen   Hause,   durch  welches  auch  die 
Leichen  auf  den  Minoritenfreithof  getragen  wurden,  aufgehoben  und  dieser  beiderseits  abgeschlossen. 
Die   vordere,   engere    Hälfte   mit  dem   Eingange   von   der  Herrengasse   her  wurde  den  Ständen  zu- 


*)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  22.  September  1598. 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  22.  Dezember  1598.  Im  Eingange  zu  diesem  Berichte  sagen  die  Verordneten:  »Man 
hatte  sich  gar  nicht  versehen,  daß  er  wegen  gar  keiner  vorhandenen  Not  und  allein  um  seines  Privatnutzens  willen  sich  gegen 
eine  ganze  Landschaft,  der  er  doch  auch  als  Mitglied  angehört,  mit  dergleichen  unzuläßlichem  Bau  widerwärtig 
erzeigen  und  auch  seinem  unfügsamen  Vorhaben  also  verharren  sollte,  da  doch  seine  Eltern,  so  dies  Haus  besessen,  dergleichen 
„attents"  nicht  haben  vermerken  lassen,  sondern  die  Landschaft  in  diesem  und  im  andern  Falle  immer  respektiert  haben*. 

»)  N.-^.  Landesarchiv  B.  8.  4.  15.  Juni  1599. 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  20.  August  1599. 

»)   N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  6.  September  1599. 


von  Dr.  Anton  Mayer.  75 

gewiesen,  die  rückwärtige  breitere  Hälfte  kam  zu  dem  fürstlich  Trau tson 'sehen  Hause,  aus  welchem 
auch  der  Zugang  in  jene  führte.  Beide  Anteile  waren  durch  einen  Schupfen  getrennt,  welcher  den 
Ständen  gehörte.  *) 

Noch  sind  einige  Reverse  auch  bezüglich  des  Trautson*schen,  ehedem  Rogendorf  sehen  Hauses 
vorhanden.  So  ließ  z.B.  1731  Graf  Hamilton,  „Bestandnemer"  einer  Wohnung  im  ersten  Stock  dieses 
Hauses,  zu  seiner  größeren  Bequemlichkeit  alle  Fenster  gegen  das  Landhaus  zu  gänzlich  vermachen. 
Damit  dies  aber  dem  Eigentümer  zu  keinem  Präjudiz  gereiche  und  die  Fenster  jederzeit  wieder  eröffnet 
werden  können,  wurden  die  Verordneten  gebeten,  dies  zur  Kenntnis  zu  nehmen  und  im  Protokoll 
dessen  „ingedenckh"  sein  zu  lassen.  *)  Ähnliches  war  der  Fall  mit  Philipp  Grafen  von  Künigl,  der  1746 
das  Trautson'sche  Haus  bewohnte.  ^  Auf  Ansuchen  des  Landmarschalls  Johann  Wilhelm  Fürsten  von 
Trautson,  der  zugleich  Obersthofmeister  war  und  als  solcher  in  der  Hofburg  wohnen  mußte,  gestatteten 
die  Stände  1754,  daß  auf  ihre  Kosten  von  seinem  Hause  ein  gemauerter  Gang  in  das  Landhaus  her- 
gestellt werde,  damit  er  so  ohne  Umweg  durch  den  Zwinger  ins  Landhaus  kommen  könnte.  Würde 
er  aber  die  eine  oder  andere  Amtswürde  nicht  mehr  bekleiden,  sollte  dieser  Eingang  in  das  Land- 
haus wieder  vermauert  werden.*)  Im  Jahre  1765  wurden  zur  Sicherung  der  königlich  niederländisch- 
italienischen Hofkanzlei  im  Trautson'schen  Hause  wieder  mehrere  Bögen  in  die  Mauer  des  Landhauses 
gespannt,  wofür  der  Hof-  und  Staatskanzler  Fürst  Kaunitz -Rittberg  als  Präsident  dieser  Departements 
mit  Note  vom  5.  November  unter  Beischluß  des  „freundschaftlich  abverlangten  Reverses"  den  freund- 
schaftlichen Dank  ausspricht.  *) 

Am  7.  März  1761  wurde  auch  ein  Revers  zwischen  den  Verordneten  und  dem  Bevollmächtigten 
der  Graf  Leopold  Kinsky'schen  Vormundschaft,  Christoph  Grafen  von  Cavriani,  wegen  der  Fenster  zu 
ebener  Erde  gegen  den  Garten  des  Syndikus,  die  Josef  Graf  von  Czober,  Bestandinhaber  des  Kinsky'- 
schen  Freihauses,  vergrößern  lassen  wollte,  um  mehr  Licht  für  die  Gewölbe  zu  bekommen,  wogegen 
die  Verordneten  Einsprache  erhoben  hatten,  die  gräflich  Kinsky*sche  Vormundschaft  aber  befugt  zu 
sein  vermeinte.*)  Ein  ähnlicher  Revers  kam  auch  1797  zu  stände.'') 

Eine  große  Unannehmlichkeit  war  aber  den  Ständen  im  Jahre  1606  auf  dem  Minoritenplatz 
in  der  nächsten  Nähe  der  Prälatenstube  erwachsen,  und  zwar  ihr  gerade  gegenüber,  wo  zunächst 
des  Klosterfreithofes  und  dem  Tore  der  Kirche  später  das  Haus  (Wirtshaus)  zum  goldenen  Fasan  sich 
befand,  indem  ohne  ihr  Wissen  und  gegen  ihren  Willen  der  Hofschmied  Francesco  Benvenuti  auf 
dem  den  Minoriten  gehörigen  Grunde  eine  Schmiede  zu  errichten  unternahm.  Wollten  sie  dies  nicht 
zugeben,  drohte  ihnen  einerseits  ein  Konflikt  mit  der  Grundherrschaft,  den  Minoriten,  anderseits  mit 
dem  Obersthofmarschallamte,  welchem  Benvenuti  als  Hofschmied  unterstand.  Bürgermeister  und  Rat 
der  Stadt  Wien  hatten  zwar  schon  früher  an  den  Erzherzog  Matthias  eine  Beschwerde  gegen  die 
Niederlassung    Benvenutis,    der    ein    welscher    und   unbürgerlicher   Meister,    kein    Bürger    deutscher 


^)  Fitzinger  a.  a.  0.  S.  33. 

•)  N.-ö.    Landesarchiv    B.   8.  4.    11.  Juli  1731     und    12.  Jänner    1732.    -    Verordnetenprotokoll   1732  Fol.  3.   — 

Fitzinger  a.  a.  O.  S.  45. 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  603.  —  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  49. 

*)  Des  Fürsten  Revers  ist  vom  9.  Jänner  1754.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  9.  Jänner  1754.  Cod.  provinc.  contin. 
p.  604.  Verordnetenprotokoll  1754  Fol.  101.  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  50. 

•)  Ein  ähnlicher  Kontrakt  wurde  bekanntlich  schon  unterm  6.  April  1564  zwischen  den  Verordneten  und  Freiherm 
von  Rogendorf  wegen  der  vier  .Bögen  im  gemeinschaftlichen  Zwinger  geschlossen.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  5.  November  1765.) 

•)  Da  sich  aber  ergab,  daß  die  ausgebrochenen  Fenster  nebst  den  andern  ohnedies  im  vorigen  Stand  verblieben, 
hörte  der  Prozeß  von  selbst  auf  und  wurde  oberwähnter  Revers  ausgefertigt.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  4.  Cod.  provinc.  contin. 
p.  604.  —  Fitzinger  S.  55.) 

')  N.-ö.  Landesarchiv  A.  17,  11. 

10* 


76  ^^  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

Sitten,  „dabei  in  huffschmidt  handtwerchsgewohnheiten  vnererfahren  und  ihnen,  den  bürgerlichen  huf- 
schmiedenmaistern  vnd  knechten,  im  handwerch  nicht  gemäß  sei",  gerichtet,  infolge  welcher,  wie  nicht 
minder  auch  wegen  der  Relation  der  Regierungskommission  über  den  vorgenommenen  Augenschein 
Erzherzog  Matthias  die  Einstellung  des  Baues  befahl.  Benvenuti  war  aber  ein  zäher  Italiener,  der  in 
dieser  Niederlassungsaffaire  nicht  so  leicht  nachgab.  In  einer  am  21.  August  1606  an  die  Verordneten 
gerichteten  Eingabe,  die  diese,  weil  die  Stände  nicht  Grundherrschaft  waren,  jedoch  abgewiesen 
hatten,  berief  er  sich  darauf,  daß  ihm  auf  seine  Bitte  schon  am  16.  Juni  d.  J.  ein  Privilegium  zur 
Errichtung  einer  Schmiede  deshalb  erteilt  worden  sei,  weil  er  vorher  Hufschmied  in  den  Hofstallungen 
gewesen  und  nun  zum  Hofschmied  ernannt  worden  sei;  er  wolle  in  seiner  neuen  Behausung  nur 
Pferde  kurieren  und  Hufe  beschlagen.  Für  eine  am  5.  Februar  1607  in  der  Bürgerstube  stattgehabte 
Kommission  hatte  er  sogar  eine  Fürsprache  des  Herrn  von  Liechtenstein  bei  den  Verordneten  zu 
erreichen  gewußt.  Benvenuti  blieb  Sieger  und  baute  die  Schmiede  aus,  ja  behielt  sie  trotz  aller  Pro- 
teste. Am  15.  Juni  1613  wendeten  sich  die  bürgerlichen  Hufschmiede  an  die  Rom.  Kays.  Mt.  Räte  und 
Verordneten  und  baten  um  seine  Abschaffung  und  die  Abtragung  der  Schmiede,  da  er  auch  Arbeiten 
übernehme,  die  er  nicht  gelernt  habe.  Schon  etliche  hundert  Jahre,  sagten  sie,  bestünde  in  Wien 
der  Brauch,  daß  nur  zwölf  Hufschmiede  daselbst  sich  befinden  dürfen;  nun  habe  schon  seinerzeit 
(5,  Februar  1607)  im  Landhaus  eine  Kommission  getagt,  welcher  der  Schottenabt  Georg,  der  Herr 
von  Allentsteig,  Herr  von  Gatterburg,  der  Stadtschreiber  Dr.  Matthias  Kapeller,  Hans  Pauer  des  innem 
Raths  und  Veit  Rescher  angehörten  und  die  die  Abtragung  der  Schmiede  beschlossen  hätte,  wozu  es 
nur  aber  „wegen  der  Länder  Ungelegenheit  nicht  gekommen  sei".  Auch  diese  Eingabe  blieb  erfolglos. 

Am  1.  März  1621,  bald  nach  dem  Brande  im  Landhause,  beschwerten  sich  die  Verordneten 
im  Namen  der  Stände  beim  Guardian  der  Minoriten,  daß  Benvenuti  sogar  eine  Altanne  an  seinem 
Hause  angebracht  habe,  wodurch  er  der  Prälatenstube  zu  nahe  komme  und  alle  geheimen  Beratungen 
der  Prälaten  hören  könne,  auch  der  Stube  das  Licht  nehme.  Der  Guardian  möge  dies  abstellen.^) 
Und  nun  folgten  Klagen  auf  Klagen,  u.  a.  die  des  Bauschreibers  Hans  Dollicher  vom  22.  Juni  1629") 
und  vom  11.  Dezember  1629.') 

Da  man  aber  mit  allen  dem  zu  keinem  Ziele  gelangte,  auch  der  Landtag  von  1631  die  Ubel- 
stände  ganz  besonders  rügte,  beschlossen  die  Verordneten,  sich  mit  der  Grundherrschaft  d.  i.  mit 
den  Minoriten  selbst  in  Verhandlungen  einzulassen.  Am  18.  Oktober  1632  erhielt  der  Landschafts- 
sekretär und  Syndikus  Simon  Hoffherr  von  Hemstein,  Rom.  Kays.  Mt.  Rat,  die  Weisung,  sich  mit 
ihnen  zu  unterreden,  daß  die  Schmiede  demoliert  werde.  Die  gleiche  Weisung  gaben  die  Verordneten 
dem  Gundaker  Freiherrn  von  Polheim  und  dem  Sekretär  Georg  Haulhammer,  Rom.  Kays.  Mt.  Rat.  Aber 
auch  diese  Unterredungen  scheinen  vergeblich  gewesen  zu  sein,  da  die  Verordneten  sich  am  18.  De- 
zember 1636  an  den  Statthalter  Heinrich  Wilhelm  Herrn  von  Starhemberg,  der  zugleich  Hofmarschall 
war,  wendeten,  daß  die  Schmiede  endlich  demoliert  werde.  Die  Stände  wollten  nämlich  dann  einen 
Gang  zur  Kirche  machen  lassen,  „damit  das  eine  oder  andere  Ständemitglied  während  des  Landtages 
noch  vor  der  Berathung  die  Kirche  besuchen  könne". 

Damals  besaß  die  Schmiede  nicht  mehr  Benvenuti,  sondern  ein  gewisser  PucejL  Der  Guardian 
der  Minoriten  war  zwar  jetzt  bereit,  in  die  Demolierung  der  Schmiede  gegen  einen  jährlichen  Zins  von 
15  Gulden  einzuwilligen,  Puceji  hingegen  erklärte,    die  Schmiede  gehöre  nicht  ihm,   sondern  seinen 


1)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  11,  1.  März  1621  und  Archiv  des  Stiftes  Schotten. 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  11,  22.  Juni  1629.  Benvenuti  hatte  eine  Kohlenhütte  und  einen  Schlauch  in  die  vorüber- 
laufende Mörung  errichtet ;  wegen  des  Regen wassers  und  des  zugefuhrten  Mistes  werde  dem  Landhause  grofier  Schaden  zugefugt 
')  Wegen  Unreinlichkeit  an  der  Landhausmauer  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  11,  11.  Dezember  1629). 


L 


von  Dr.  Anton  Mayer.  77 

Stiefkindern  aus  früherer  Ehe.  Jahrelang  verharrten  er  und  die  Gerhaben  unter  verschiedenen  Formen 
der  Weigerung  mutwillig  und  strafmäßig,  ^)  bis  es  endlich  doch,  aber  erst  1659,  zur  gerichtlichen 
Exekution  kam,  bei  welcher  die  Schmiede  nicht  von  den  Ständen,  sondern  von  Peter  Remelin,  einem 
Kaufmann,  erstanden  wurde.  Dessen  Tochter  Magdalena,  verheiratete  Terz(in),  begann  mit  Zustimmung 
des  Minoriten-Guardians  Dominik  Hueber  (10.  Juli  1680)  und  gegen  Ausstellung  eines  Reverses  an  die 
Stande  (6.  September  1680,  abgeänderter  Revers  17.  März  1681)  die  einstige,  nun  baufällige  Schmiede 
abzutragen  und  an  deren  Stelle  ein  neues  Haus  zu  bauen,  ^  als  dessen  Besitzer  im  Grundbuche  1699 
Johann  Ehrenreich  Freiherrn  von  Oppel  auf  Groß -Stättendorf,  1701  Friedrich  von  Lamprecht  und 
1745  Ehrenreich  Reichel  von  Reicheisheim  als  Besitzer  erscheinen.  Am  24.  Dezember  1748  entschied 
die  Regierung  über  Ansuchen  der  Katharina  von  Reicheisheim  und  Einschreiten  der  Stände,  daß  von 
jetzt  an  die  Begräbnisse  der  im  nahen  kaiserlichen  Hofspitale  Verstorbenen  nicht  mehr  auf  dem  Hof- 
spitals -  Gottesacker  hinter  dem  Landhause  und  dem  Reicherschen  Hause  auf  dem  Minoritenplatze, 
sondern  auf  dem  Friedhofe  von  Monte -Serrato  (Schwarzspanier-  oder  Mariazeller- Friedhof)  vor  dem 
Schottentore  begraben  werden  sollen.^  1777  besaß  das  Haus  Franz  Bachmayer.*)  Von  1680  bis  in 
den  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  hieß  das  Haus  „zum  roten  Gattern",  von  da  an  bis  zu  seiner 
Demolierung  „zum  goldenen  Fasan". 


^)  Puceji  und  die  Gerhaben  erschienen  nie  bei  einer  Tagsatsung  (1637),  und  als  schon  die  Schätzung  stattgefunden 
hatte,  erklärten  diese  nochmals,  den  Dienst  von  15  Gulden  an  die  Minoriten  sei  man  nicht  schuldig,  das  Zinserträgnis  des 
Hauses  sei  200  Gulden,  daher  das  Haus  ohne  Nachteil  der  Pupillen  nicht  verkauft  werden  könne  (1638).  Nun  bestimmte  der 
Hofmarschall  andere  Gerhaben  (31.  Jänner  1639),  die  aber  auch  keinen  Bericht  vorlegten  und  erst  über  verschärfte  Verord- 
nung des  Hofmarschalls  (19.  März  1640)  einen  Bericht  dahin  erstatteten,  dafi  sie  die  Schätzung  ebenso  abweisen  und  entweder 
das  obige  jährliche  Zinserträgnis  oder  bare  5000  Gulden  verlangen.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  11.) 

*)  Das  neue  Haus  sollte  auch  zur  Erhaltung  besserer  Nachbarschaft  entfernter  vom  Landhause  stehen  und  gegen 
Feuersgefabr  sicher  gebaut  sein. 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  387.  —  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  49. 

^)  Derselbe  suchte  um  die  Bewilligung  an,  das  an  das  Landhaus  angrenzende  Erdgeschofi  entgegen  dem  Reverse 
erhöhen  zu  dürfen,  wurde  aber  am  7.  März  1777  abgewiesen.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  11.) 


78  ^^  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 


Beleuchtungen. 


Wie  bei  der  Schilderung  des  großen  Saales  darauf  hingewiesen  wurde,  welche  Festlich- 
keiten darin  stattgefunden  haben,  dürfte  es  am  Schlüsse  der  Geschichte  des  alten  Landhauses  in 
gleicher  Weise  passend  erscheinen,  in  Kürze  darzustellen,  wie  dasselbe,  gleich  anderen  Freihäusern 
und  öffentlichen  Gebäuden  der  Stadt,  bei  freudigen  Anlässen  am  Kaiserhofe  auch  von  außen  geschmückt 
und  abends  nach  allgemeiner  Sitte  festlich  beleuchtet  wurde. 

Ob  schon  im  XVII.  Jahrhundert  derartige  Beleuchtungen  des  Landhauses  veranstaltet  wurden, 
ist  nicht  sichergestellt,  wenigstens  haben  wir  darüber  keine  Belege.  Die  erste  nachweisbare  Beleuchtung 
fand  am  13.  April  1716  statt.  Zur  Feier  der  Geburt  des  Kronprinzen  Erzherzogs  Leopold  und  Prinzen 
von  Asturien  ließen  die  Stände  eine  Triumphpforte  („Lustgebäu")  vor  dem  Landhause  errichten, 
wobei  dieses  unter  dem  Schalle  von  Trompeten  und  Pauken  drei  Nächte  hindurch  mit  Fackeln 
beleuchtet  wurde.  ^)  Diese  Beleuchtung  scheint  aber  nicht  besonders  entsprechend  gewesen  und  für 
die  Stände  zum  Lob  ausgefallen  zu  sein,  wie  aus  einem  Schreiben  eines  gewissen  Nikolaus  Purz  an 
Franz  Ferdinand  Grafen  von  Sprinzenstein,  Präsidenten  der  oberösterreichischen  Stände,  hervorgeht.  *) 

Schon  im  Mai  des  nächsten  Jahres  kam  wieder  eine  Gelegenheit  für  die  Stände,  da§  Landhaus 
festlich  zu  dekorieren  und  zu  beleuchten.  In  Erwartung  der  Geburt  eines  Erzherzogs  ließen  sie  durch 
Giuseppe  Gallo  Bibiena  eine  Triumphpforte  vor  dem  Landhause  errichten,  deren  Kosten  sich  auf 
1200  Gulden  belaufen  haben  sollen.  Bekanntlich  kam  aber  am  13.  Mai  kein  Prinz  zur  Welt,  sondern 
eine  Erzherzogin,  die  nachmalige  Kaiserin  Maria  Theresia.  *) 


*)  N.-ö.  Landesarchiv,  Cod.  provinc.  p.  675.  —  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  46. 

*)  yDie  freudensbezeigung  alihier  (Wien)  wäre  vnbeschreiblich",  heißt  es  in  diesem  Schreiben,  ,vnd  haben  Ihr  Kays. 
Maj.  Selbsten  ein  gutes  gefallen  gezeigt,  da  selbe  all  incognitp  bey  der  nacht  herutnbgefahren  vnd  die  Beleuchtung  angesehen. 
Die  all  hiesigen  Herren  Stände  hingegen  haben  sich  mit  ihrer  Illumination  nicht  sonderlich  dislinguieret  vnd  wann  Ihr  May.  den 
Herrn  Landmarschalien  nicht  Selbsten  gefragt,  wie  sie  das  Landhaus  beleuchten  würden,  glaube  nicht,  daß  sie  Ein  Windlicht  aus- 
gesteckt hätten,  massen  ohnedem  den  Ersten  tag  vor  dem  Landhaus  nur  die  bloßen  Hölzer,  worauf  die  Architectur  hätte  komben 
sollen,  mit  etlichen  brennenden  Lichtern,  den  andern  tag  etwas  von  denen  gemahlten  tafeln,  den  dritten  tag  aber  ein  alt  messingener 
leuchter  an  einem  Brunnseil  hangend  neben  etwelchen  in  Eill  gemachten  Reimschriften  zu  sehen  war.  Man  hat  beobachtet,  daß 
nachdem  Ihro  May.  den  Grafen  von  Harrach  wegen  sothaner  Illumination  des  Landhauses  gefragt  und  dieser  geantwortet,  daß  die 
Stände  nur  Windüchter  ausstecken  wollten,  Ihro  Kays.  May.  darüber  erröthet  vnd  vnter  sich  gesehen  haben,  welches  bey 
Vnserm  Allergnädigsten  Herrn  gemeiniglich  für  ein  Zeichen  eines  Mißvergnügens  gehalten  wird,  doch  sagte  man,  daß  sie  von 
morgen  angefangen  noch  drei  tag  mit  der  Illumination  continuieren  wollten''.  (Original  im  gräflich  Sprinzenstein'schen  Familien- 
archive  auf  Schloß  Sprinzenstein  in  Oberösterreich.  Ich  verdanke  die  Mitteilung  dieses  auch  sonst  noch  interessanten  Schreibens 
dem  Herrn  Ernst  Grafen  von  Sprinzenstein,  k.  u.  k.  Oberst  a.  D.) 

')  Am  2.  Juni  1717  reversierte  Bibiena  hierüber.  Nach  der  Eroberung  Belgrads  durch  den  Prinzen  Eugen  hatte  K.  Karl  VI. 
den  Kapuzinern  auch  einen  kleinen  Platz  zum  Bau  eines  „Klösterle"  daselbst  angewiesen.  Sie  konnten  aber  aus  Mangel  an 
katholischen  Wohltätern  kaum  den  nötigen  Lebensunterhalt  sich  verschaffen,  noch  viel  weniger  Gaben  für  Kirche  und  Altar 
erhalten.  Sie  baten  daher  die  Stände  um  gnädige  Erfolglassung  des  oberwähnten  Ehrengerüstes,  um  es  bei  der  Ausschmückung 
ihrer  kleinen  Kirche  verwenden  zu  können.  Der  Bauschreiber  erhielt  nun  den  Auftrag,  dasselbe  gegen  Quittung  dem  Guardian 
der  Wiener  Kapuziner  zur  weiteren  Disposition  auszufolgen.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8.  3,  2.  Juni  1717  und  29.  November  1718.) 


von  Dr.  Anton  Mayer.  79 

Am  13.  März  1741  wurde  zur  Feier  der  Geburt  des  Erzherzogs  Josef,  nachmaligen  K.  Josef  IL, 
das  Landhaus  prachtvoll  beleuchtet.  Die  Triumphpforte  oder  das  Ehrengerüst  war  nach  den  Plänen 
des  Königlichen  Theatermeisters  Altomonte  hergestellt  und  zwei  Musikchöre  spielten  bis  in  die  Nacht 
hinein  und  verkündeten  unter  dem  Schalle  der  Trompeten  die  Festesfeier.  *)  Dieses  Ehrengerüst  fand 
am  23.  und  24.  April  d.  J.  eine  nochmalige  Verwendung  zur  Feier  des  glücklich  überstandenen  Wochen- 
bettes der  Kaiserin  Maria  Theresia.  *)  Eine  gleich  prunkvolle  Beleuchtung  veranstalteten  die  Stände  unter 
dem  Landmarschallamtsverwalter  Franz  Jakob  Grafen  von  Brandis  gelegentlich  der  am  1.  Februar  1745 
erfolgten  Geburt  des  Erzherzogs  Karl  (gest.  am  17.  Jänner  1761).  Das  Ehrengerüst  wurde  diesmal 
nach  der  Zeichnung  des  ersten  kaiserlichen  Theater -Architekten  Giuseppe  Gallo  Bibiena  gebaut.^ 

Noch  im  Jahre  1745,  am  23.  Oktober,  fand  eine  ebenso  prachtvolle  Beleuchtung  des  Land- 
hauses statt.  Tags  zuvor  war  der  am  4.  Oktober  zu  Frankfurt  zum  römischen  Kaiser  gekrönte  Groß- 
herzog von  Toskana  Franz  von  Lothringen  in  die  Hofburg  zurückgekehrt.  Die  Stände  hatten  unter 
dem  Landmarschall  Ferdinand  Grafen  Harrach  beschlossen,  zur  Feier  der  Rückkunft  wieder  nach 
Bibiena's  Plan  eine  mehr  als  13  Klafter  hohe  und  25  Klafter  lange  Triumphpforte  zu  errichten.*) 

Am  14.  Oktober  1789  wurde  das  Landhaus  aus  Anlaß  der  Eroberung  Belgrads  festlich  beleuchtet.  *) 
Am  20.  November  des  folgenden  Jahres  war  K.  Leopold  II.  von  der  am  9.  Oktober  zu  Frankfurt  am 
Main  vollzogenen  Kaiserkrönung  und  der  am  15.  November  zu  Preßburg  stattgehabten  Krönung  zum 
König  von  Ungarn  nach  Wien  zurückgekehrt.  Tags  darauf  fand  eine  ganz  einfache  Beleuchtung  des 
Landhauses  statt,  da  die  Stände  beschlossen  hatten,  diesmal  die  Kosten  einer  Triumphpforte,  wie 
sie  sonst  üblich  waren,  einem  wohltätigen  Zwecke  zuzuführen.  •)   Ebenso  einfach   gestaltete,  sich  die 


*)  N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provlnc.  contin.  p.  466.  —  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  47. 

')  Die  Kosten  der  Herstellung  des  Ehrengerüstes  betrugen  mit  Einschluß  der  Beleuchtungskosten  4160  Gulden.  (N.-O. 
Landesarcbiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  467 f.  —  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  47.) 

")  Dieses  bei  12  Klafter  hohe  und  bei  33  Klafter  breite  Ehrengerüst,  das  mit  über  7000  Lampen,  Licht- Vasen, 
großen  KristalUeuchtem  und  feinen  Wachskerzen  beleuchtet  wurde,  mu0  von  großer  Wirkung  gewesen  sein.  Die  Angabe  und 
Verfassung  der  Sinnbilder,  Statuen  und  Inschriften  war  von  dem  Weltpriester  und  gekrönten  Poeten  Hermann  Franz  Prankl. 
Die  Kosten  betrugen  4500  Gulden.  (N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  471.  —  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  48.)  —  In 
der  n.-ö.  Landesbibliothek  befindet  sich  die  gedruckte  Beschreibung  u.  d.  T. :  Ehren -Gebäude,  |  Welches  |  Die  Hoch- 
löbliche Nieder -österreichische  |  Herren  |  Land -Stände,  |  Wegen  |  Höchst- erfreulicher  Geburt  des  Durchlauchtigsten  |  Ertz- 
Herzogens  |  Caroli,  |  So  geschehen  den  1.  Februarii  1745  |  Bey  glücklicher  Hervorgehung  Ihrer  Königlichen  {  Majestät,  unserer 
Allergnädigsten  |  Landes -Fürstin  |  Mariae  Theresiae,  i  Den  14.  Martii  |  Zur  Bezeugung  unterthänigster  Devotion  vor  dem  Land- 
Hauß  I  in  der  Herren  -  Gassen  auf  das  prächtigste  auTgericht,  und  mit  ungemeinen  i  Glanz  illuminirter  vorgestellet  haben.  | 
Wienn,  gedruckt  bey  Maria  Eva  Schügin  Wittib,  N.  ö.  Landschafts -Buchdruckerin. 

Eine  Beschreibung  befindet  sich  auch  in  ^Wiennerische  Beleuchtungen  oder  Beschreibung  Aller  deren  Triumph-  und 
Ehren  -  Gerüsten  u.  s.  w.,  welche  bei  der  Geburt  des  zweiten  Erzherzogs  von  Österreich  Carols  am  Sonntag  Reminiscere 
nemblich  den  14.  März  1745  zu  bewundern  und  zu  sehen  gewesen*.  (Wien  in  der  Königl.  Hof  -  Buchdruckerey  im  neuen  Michaeler- 
haus  1745.  S.  38-41.) 

*)  In  der  n.-ö.  Landesbibliothek  befindet  sich  die  gedruckte  Beschreibung  u.  d.  T..  Triumph  -  Gerüst,  |  Welches 
Die  Hochlöbliche  Nieder- Osterreichische  |  Herren  |  Land -Stände  |  Wegen  erwünschter  und  erfreulichster  |  Kaysers-Wahl,  | 
Dem  Groß  mächtigist-  und  Unüberwindlichsten  |  Herren,  Herren  |  Francisco  |  Stephano,  |  Des  Teutschlands,  und  zu  Jeru- 
salem I  König  I  Herzogen  zu  Lothringen  und  Barr,  Groß  -  Herzogen  |  zu  Toscana,  etc.  etc.  |  Als  Höchst  derselbe  seinen 
prächtigsten  Einzug  in  die  Kayserlich-  |  und  Königliche  Residentz  -  Stadt  Wienn  den  26.  Oct.  1745  hielte.  |  Zur  Bezeugung  unter- 
thänigster Pflicht  und  Ergebenheit,  |  Vor  dem  Land-Hauß  in  der  Herren  -  Gassen  aufgericht,  und  mit  ungemeinen  |  Glanz 
illuminirter  vorstellen,  i  Wienn,  gedruckt  bey  Maria  Eva  Schilgin,  Wittib,  N.  Ö.  Landschafls- Buchdruckerin.  —  Die  mit  zahl- 
reichen Wachskerzen  und  mehr  als  5000  Lampen  beleuchtete  Triumphpforte  war  mit  Sinnsprüchen  und  Emblemen  geschmückt, 
die  ebenfalls  von  dem  Weltpriester  und  gekrönten  Poeten  Hermann  Franz  Prankl  entworfen  waren.  Die  Kosten  betrugen 
diesmal  5500  Gulden.  ^N.-ö.  Landesarchiv  Cod.  provinc.  contin.  p.  476.  —  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  48.) 

»)  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  59. 

•)  Über  Beschluß  der  Stände  erhielten  40  arme,  elternlose  Landmädchen  (je  10  auf  jedes  Viertel  oder  Kreis)  zur 
Ausstattung  je  200  Gulden.  (Fitzinger  a.   a.  O.  S.  61.) 


80  ^^  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien  von  Dr.  Anton  Mayer. 

Beleuchtung  am  19.  August  1792  wegen  der  zwei  Tage  zuvor  erfolgten  Rückkunft  K.  Franz  IL  von 
der  am  14.  Juli  vollzogenen  Kaiserkrönung  zu  Frankfurt  am  Main  und  der  Königskrönung  zu  Prag  am 
9.  August.*)  Am  20.  und  21.  April  1793  wurde  dem  Landhaus  zur  Feier  der  Geburt  des  Kronprinzen 
Ferdinand  (geb.  19.  April)  und  am  20.  Mai  d.  J.  zur  Feier  des  glücklich  überstandenen  Wochenbettes 
der  Kaiserin  beleuchtet.  *)  Glänzend  war  wieder  die  Beleuchtung  zur  Feier  der  am  selben  Tage, 
11.  März  1810,  durch  Prokuration  stattgefundenen  Vermählung  der  Erzherzogin  Maria  Louise  mit 
Napoleon  L^  Die  prunkvollste  Beleuchtung  des  Landhauses  dürfte  aber  wohl  jene  gewesen  sein, 
welche  die  Stände  zur  Feier  des  Einzuges  K.  Franz  L  von  Österreich  am  16.  Juni  1814  nach  glück- 
licher Rückkehr  aus  Frankreich  in  die  Burg  noch  am  selben  Abend  veranstalteten.  Das  über  28  Klafter 
lange  Ehrengerüste  stellte  ein  allegorisches  Gebäude  im  antiken  Stile  nach  dem  Plane  des  Architekten 
und  Direktors  der  Hofbauamtskanzlei  Ludwig  van  Remy  vor.*)  Die  Beleuchtung  unter  Trompeten- 
und  Paukenschall  war  wahrhaft  glänzend  zu  nennen.  *)  Die  Zeichnung  dieser  Prachtbeleuchtung  sowie 
Beschreibung,  beide  von   L.  van  Remy,  werden  heute  noch  sorgfaltig  aufbewahrt.^ 

Glänzende  Beleuchtungen  fanden  noch  unter  dem  Landmarschall  Peter  Grafen  von  Goeß  statt 
am  9.  April  1826  zur  Feier  der  Wiedergenesung  und  am  12.  Februar  1828  zur  Feier  des  60.  Geburts- 
tages des  Kaisers  Franz.  "^ 


0  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  61. 

»)  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  62. 

■)  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  66. 

^  Ludwig  van  Remy  war  auch  ständiger  Sekretär  und  seit  Ellmaurers  Tod  (1833)  Präsident-Stellvertreter,  dann 
Ehrenmitglied  der  kais.  Akademie  der  bildenden  Künste.  Von  ihm  war  auch  der  Plan  des  großen  Gewächshauses  im  k.  k. 
Hofgarten.  (Hormayr,  Archiv  1823,  Nr.  117.  —  Franz  Tschischka,  Kunst  und  Altertum  im  österr.  Kaiserstaat,  4,  391. 
—  C.  von  Lützo  w,  Geschichte  der  kais.  Akademie  der  bildenden  Künste.  Festschrift  zur  Eröffnung  des  neuen  Akademiegebäudes 
[1877]  S.  103,  106.) 

^  Die  Kosten  betrugen  auch  bei  36.000  Gulden.  Der  Architekt  Raphael  Riegl  erhielt  300  Gulden  Remuneration, 
Professor  Küninger  100  Gulden  für  die  Ausführung  der  Zeichnung. 

*)  Die  Zeichnung  befand  sich  über  Anordnung  der  Verordneten  vom  21.  April  1815  in  einem  Goldrahmen  im  stän- 
dischen Versammlungssaale  (Herrensaal)  und  blieb  hier  bis  zum  Neubau  des  Hauses.  Die  Beschreibung  aus  der  Feder  von 
Remy  vom  2.  Juni  1814  wird  im  Landesarchive  aufbewahrt. 

')  Für  letztere  Beleuchtung  war  eine  prachtvolle  Triumphpforte  nach  dem  Plane  des  Architekten  Komhäusel  errichtet 
worden.  (Fitzinger  a.  a.  O.  S.  68.) 


IL 


Das  neue  Landhaus. 


(1837-1848.) 


XXiyni.  Band. 


II 


Vorverhandlungen  der  Stände  mit  der  "Regrerung 

(Hofkanzlei  und  Hofbaurat). 
1887  bis  7.  Oktober  1887. 


JDie  Unzulänglichkeit  der  Amtsräume  und  Naturalwohnungen  im  alten  Landhause,  welche  bei 
der  Zunahme  der  Geschäfte  von  Tag  zu  Tag  fühlbarer  sich  erwies,  ebenso  aber  auch  die  fortschreitende 
Schadhaftigkeit  der  Nebenhäuser,  namentlich  ihrer  Dachungen,  die  zur  Hintanhaltung  noch  größerer 
Beschädigungen,  ja  selbst  allfalliger  Gefahr  sehr  kostspieliger  Reparaturen  dringend  bedurft  hätte,  ließen 
einen  völligen  Neubau  des  Landhauses  immer  begründeter  erscheinen.  Die  nächste  Veranlassung  zu 
einem  ernstlichen  Schritte  in  dieser  Richtung  war  die  Anzeige  des  Gebäudeinspektors  vom  18.  April  1827, 
daß  auf  dem  Herrenstöckel  ein  neuer  Dachstuhl  unbedingt  nötig  sei,  dessen  Kosten  jedoch  nach  dem 
Überschlage  als  ziemlich  hohe  sich  herausstellten.  Nach  einem  Referate  des  Josef  Freiherrn  von 
Knorr  im  Verordnetenkollegium  (4.  Oktober  1827)  und  einem  Beschlüsse  des  verstärkten  Ausschusses 
(8.  Oktober)  wurde  das  Projekt  vom  11.  Juni  1712  wieder  aufgegriffen,  aber  mit  dem  Zusätze,  durch 
einen  Quertrakt  beide  Flügel  in  der  Herrengasse  miteinander  zu  verbinden;  die  Baukosten  sollten  zum 
Teil  durch  den  Verkauf  des  ständischen  Stadels  in  der  Rossau  hereingebracht  werden.  Da  die  Stände 
diesen  Entwurf  doch  zu  unreif  fanden,  beschlossen  sie  am  17.  Oktober,  daß  unter  dem  Vorsitze  des 
Landmarschalls  ein  eigenes  Komitee,  das  aus  den  Ausschußräten:  Abt  Mari  an  zu  den  Schotten,  Joser 
Freiherm  von  Knorr  und  Freiherrn  von  Bartenstein,  aus  den  Verordneten:  Abt  Alois  von  Seiten- 
stetten,  Ferdinand  Graf  von  Colloredo-Mannsfeld  und  Josef  Freiherrn  von  Mayenberg 
bestehen  und  dem  der  Syndikus  Karl  Edler  von  Schreyber,  der  Landschaftssekretär  Franz  Nehammer 
(als  Aktuar)  und  der  Architekt  Josef  Korn h aus el  beigezogen  werden  sollten,  zur  Erhebung  der 
Lokalbedürfnisse  und  vorläufigen  Beratung  über  die  vorzunehmende  neue  Bauführung  eingesetzt 
werde.  Die  erste  Zusammenkunft  dieses  Komitees  unter  dem  Vorsitze  des  Landmarschalls  Peter  Grafen 
von  Goeß  fand  am  1.  Dezember  statt.  Laut  Protokoll  derselben*)  waren  es  neben  andern  bekannten 
Fragen  hauptsächlich  zwei,  die  von  einschneidender  Bedeutung  waren :  Soll  nämlich  der  Hauptteil  des 
Gebäudes,  welcher  die  Verhandlungssäle  der  Stände  und  ihrer  Kollegien,  an  welchen  so  viele  ehrwürdige 
Erinnerungen  aus  der  glorreichen  Regierung  der  allerdurchlauchtigsten  Vorfahren  Seiner  Majestät 
haften,  nicht  nur  dermalen  ganz  unverrückt  erhalten  bleiben,  sondern  auch  für  die  Zukunft  bewahrt 
werden,  oder  sollen  Plan  und  Kostenüberschlag  von  Kornhäusel  in  der  Art  gemacht  werden,  daß 
das  alte  Gebäude  ganz  und  gar  nicht  berücksichtigt  und  ein  völliger  Neubau  in  Aussicht  genommen 


*)  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  6151. 

11 


84  Das  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

werde.  Mit  der  Entscheidung  dieser  Hauptfragen  wurde  wieder  ein  engeres  Komitee,  bestehend  aus 
dem  Landmarschall,  Abt  Alois  von  Seitenstetten  und  Freiherm  von  Mayenberg  mit  Zuziehung 
des  Architekten  Kornhäusel  beauftragt.  Nachdem  auf  Grund  des  Beschlusses  vom  1.  Dezember  1827 
Abt  Mari  an  von  den  Schotten  das  Gutachten  des  Komitees  am  13.  April  1828  im  verstärkten 
Ausschusse  vorgetragen  hatte,  ^)  erachteten  es  die  Stände  (in  der  Versammlung  am  9.  Juni)  in  allen 
Beziehungen  für  entsprechender,  einen  Plan  für  den  völligen  Neubau  des  großen  Landhauses  zu  ent- 
werfen, in  der  Ausführung  desselben  aber  sukzessive  und  nur  nach  Maßgabe  der  Mittel  vorzugehen, 
die  Adaptierung  der  schon  bestehenden  Lokalitäten  aber  als  planmäßiges  Ganzes  der  Folgezeit  vor- 
zubehalten.^ Am  31.  September  legte  Kornhäusel  seinen  Plan  dem  Verordnetenkollegium  vor,  über 
welchen  die  Stände  (17.  Oktober)  nun  Folgendes  beschlossen:  Das  kleine  Landhaus  sei  zu  demo- 
lieren, zwischen  dem  Landhause  und  dem  Hause  des  Grafen  Christian  Kinsky  ^  sei  eine  neue  Gasse 
(die  heutige  Landhausgasse)  von  der  Herrengasse  auf  den  Minoritenplatz  zu  führen,  auf  das  ganze 
Gebäude  ein  dritter  Stock  zu  setzen  und  hinsichtlich  eines  zum  gräflich  Kinsky'schen  Hauses  gehörigen 
ebenerdigen  Stalltraktes,  welcher  aber  in  die  Area  des  Landhauses  vom  Rittersaale  bis  in  die  Herren- 
gasse eingriff,  mit  dem  Grafen  Kinsky  ein  Vergleich  zu  schließen.*) 

Am  2.  März  1831  beschlossen  die  Stände,  Komhäusels  Plan  über  den  Landhausbau  als  ein 
architektonisches  Ganze  dem  Kaiser  zur  A.  h.  Genehmigung  vorzulegen.  *) 

Der  zur  Begutachtung  darüber  aufgeforderte  Hofbaurat  beanständete  gleich  eine  Reihe  von 
Details,  verlangte  nähere  Äußerung  über  die  Notwendigkeit  eines  dritten  Stockes,  bestimmte  Vorschläge 
zur  Bedeckung  des  Baues,  beantragte  ferner  auch  die  Erweiterung  des  Gäßchens  zwischen  dem 
Landhause  und  der  Polizeihofstelle  mit  dem  Ausgleich  in  der  erwähnten  neu  zu  eröffnenden  Gasse 
und  überarbeitete  schließlich  Kornhäusels  Plan  sozusagen  zu  einem  fast  neuen  Plane,  welcher  mit 
Hofdekret  vom  18.  Juli  1832  den  Ständen  zugestellt  wurde.*)  Bei  dieser  Gelegenheit  war  von  der 
Hof  kanzlei  zum  ersten  Male  auch  die  Frage  angeregt  worden,  ob  nicht  das  kleine  Landhaus  zu  ver- 
kaufen wäre,  um  den  Erlös  in  die  Baukosten  einzubeziehen,  welcher  Vorschlag  aber,  wie  bekannt, 
erst  neun  Jahre  später  über  Einschreiten  der  Stände  die  A.  h.  Bewilligung  erhielt. 

Der  Landmarschall  erachtete  es  für  angemessen,  nach  vorläufiger  Vernehmung  Kornhäusels 
über  die  so  veränderten  Bauanträge  ein  eigenes  Komitee  einzusetzen.  Dieses  fand,  daß  u.  a.  die 
Erweiterung  des  Gäßchens  zwischen  dem  Landhause  und  der  Polizeihofstelle  weder  notwendig,  noch 
zulässig  sei,  weil  dann  beim  Umbau  des  alten  Landhauses  die  Hauptmauern  gänzlich  niederzureißen 
wären  und  auch  die  ständische  Kapelle,  die  in  das  Gäßchen  hinausgebaut  war,  ganz  verloren  gehen 
würde,  und  sprach  sich  einstimmig  für  Kornhäusels  Plan  aus,  da  kein  Grund  vorhanden  sei,  in  die 
so  einschneidenden  Änderungsanträge  des  Hofbauamtes  einzugehen. 


»)  N.-o.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  1899. 

»)  N.-ö.  Landesarchiv  Ständeprotokoll  Nr.  81,  9.  Juni  1828. 

')  Christian  Graf  Kinsky   war  General-Feldwachtmeister  und  Arlillerie-Brigadier,  Ritter  des  Maria  Theresien-Ordens. 

*)  Der  erwähnte  Bau  eines  Stalles  nahe  der  „Ritterstandsstube"  fällt  in  das  Jahr  1675.  Georg  Achaz  Dörhoffer, 
„Fürbiettcr  vnd  Pottenmeister  der  niederösterr.  Landrechte'',  übermittelte  damals  dem  Weichardt  Achilles  Herrn  von  PoUheim 
in  dessen  Abwesenheit  die  „Inhibitionsschrift"  gegen  die  Fortsetzung  des  Baues.  Am  15.  April  1681  erfolgten  Bericht  und 
Gutachten  an  die  Stände,  woraus  zu  ersehen  ist,  daß  der  Bau  trotzdem  fortgesetzt  worden  war.  (N.-ö.  Landesarchiv  B.  8, 
4.  15.  April  1681.  Ständeprotokoll  Nr.  4,  1681  bis  1686.)  Durch  Vermittlung  des  Freiherrn  von  Mayenberg  kam  nun  1831  ein 
Vergleich  mit  dem  Grafen  Kinsky  derart  zustande,  daß  dieser  den  fraglichen  Trakt  den  Ständen  überließ,  wogegen  auf  stän- 
dische Kosten  nach  Komhäusels  Plan  ein  neues  Stallgebäude  in  gleicher  Linie  mit  dem  Kinsky 'sehen  Hause  in  der  neu- 
eröffneten Gasse  hergestellt  wurde.  (Ebenda  Ständcprotokoll,  24.  März  1830,  Nr.  88.  Fasz.  19  Nr.  4739  ex  1828  und  Nr.  6804 
ex  1836.  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  70.) 

»)  N.  ö.  Landesarchiv  Fasz.  19  Nr.  2018.  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  71. 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.   19  Nr.  6804. 


von  Dr.  Anton  Mayer. 


85 


Da  auch  die  Dekorierung  der  Fassade  beanständet  worden  war,  arbeitete  Kornhäusel  für  die- 
selbe zwei  neue,  separat  eingereichte  Entwürfe  aus ;  namentlich  für  den  zuletzt  eingereichten  Entwurf 
interessierte  sich  das  Komitee. 

Die  Stände  waren  aber  anderer  Meinung.  Sie  fanden  keine  der  bisher  entworfenen  Fassaden 
dem  Zwecke  und  der  Würde  des  Gebäudes  in  jeder  Beziehung  entsprechend  und  beschlossen  daher 
in  der  Versammlung  am  17.  Oktober,  sich  durch  eine  öffentliche  Konkurrenz  von  mehreren  Kunst- 
verständigen neue  Pläne  für  Fassaden  vorlegen  zu  lassen  und  dieselben  nach  genauer  Prüfung  und 
Beurteilung  dem  Baukomitee  zu  einer  definitiven  Auswahl  vorzulegen.  Nach  einiger  Zeit,  am 
4.  November,  überreichte  der  erzherzogliche  Architekt  Ludwig  Pichl,  Mitglied  der  Akademie  zu  Rom, 
durch  den  ständischen  Ausschußrat  Franz  Grafen  von  Beroldingen  ein  ganz  neues  Bauprojekt,  ^)  nach 
welchem  der  Bau  nicht  nur  in  kürzerer  Zeit,  als  von  Kornhäusel  angenommen  wurde,  sondern  auch 
mit  bedeutender  Kostenersparung  und  Schonung  der  alten  ehrwürdigen  Räume,   die   in   den   Neubau 


Fig,  22.   Alter  nnd  nener  Ban  nach  Pichls  Skiase. 


miteinbezogen  werden  sollten  (s.  Fig.  22  und  die  Tafeln  II,  III  und  IV,   in  welchen  die  alten  stehen 
gebliebenen  Mauern  schwarz  eingetragen  sind),  herzustellen  wäre.  ^ 

Ungeachtet  die  Stände  den  nach  den  Andeutungen  des  Hofbaurates  vom  18.  Juli  1832  ver- 
besserten Plan  Komhäusels  mit  Ausschluß  der  Fassade  am  17.  Dezember  genehmigt  hatten,  hielt 
sich  das  Verordnetenkollegium  im  Einverständnisse  mit  dem  Baukomitee  doch  nicht  für  berechtigt, 
den  so  viele  Vorteile  bietenden  Antrag  Pichls  unberücksichtigt  zurückzuweisen.  Am  17.  November 
wurde  Pichl  daher  aufgefordert,  seine  Skizzen  umständlich  auszuarbeiten,  ^)  wozu  am  2.  Dezember 
eine  Beratung  des  Verordnetenkollegiums  mit  Pichl  wegen  der  Haupteinteilung  nach  den  Bedürf- 
nissen stattfand.  Bereits  am  25.  Februar  1833  konnte  Pichl  seine  ausgearbeiteten  Pläne  nebst  einer 
plastischen    Darstellung     des    projektierten    neuen    Gebäudes    und    einem    Kostenüberschlage    vor- 


»)  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  71. 

*)  Pichl  sagt  in  seiner  Eingabe :  „Der  große  Saal  soll  im  Geschmacke  seiner  Zeit,  zwar  mit  einigen  Änderungen,  als 
ein  ehrwürdiges,  imposantes  Denkmal  erhalten  bleiben,  wie  auch  das  darunter  befindliche,  seiner  Konstruktion  nach  merk- 
würdige gotische  Einfahrtstor,  welches  wegen  seiner  Konkavität  und  zugleich  konvexen  Gewölbefirsten  als  ein  wahres 
Meisterstück  anerkannt  zu  werden  verdient."  (N.-ö.  Landesarchiv,  Fasz.  19  Nr.  4734.) 

•)  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  71. 


86  I^AS  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

legen,*)  worauf  die  Stände  vorerst  den  technischen  Teil  der  Hofkanzlei  unterbreiteten  (3.  April), 
während  noch  weitere  Beratungen  über  die  Kostenbedeckung  stattfanden,  wobei  es  sich  herausstellte, 
daß  die  Kosten  des  Baues  auf  ca.  200.000  Gulden,  also  gegenüber  Komhäusel  um  100.000  Gulden 
billiger  kommen  würden.^  Die  Bauzeit  sollte  fünf  Jahre  dauern.  Am  22.  Mai  legten  die  Stände 
auch  diesen  Bedeckungsvorschlag  nach  Hof  vor.  *) 

Über  gemeinsames  Einraten  des  VerordnetenkoUegiums  und  des  verstärkten  Ausschusses 
beschlossen  die  Stände  nach  Antrag  des  Abtes  Alois  von  Altenburg  (17.  Oktober)  in  Hinsicht  der  Dring- 
lichkeit des  Landhausbaues  und  der  in  der  Zwischenzeit  gesteigerten  Baufälligkeit  des  abgesonderten 
„Herrenstöckels",  dessen  Reparaturen  nahezu  13.000  Gulden  gekostet  hätten,  den  Abbruch  desselben*) 
und  legten  diesen  Beschluß  nach  Hof  vor.  Mit  Hofkanzleidekiet  vom  12.  Mai  1834  erfolgte  die 
Genehmigung  und  noch  im  Juni  wurde  mit  der  Demolierung  begonnen.  Architekt  Pichl  nahm  damals 
auch  die  Anbohrung  einer  ständischen  Wasserleitung  für  einen  fortwährend  fließenden  Quell  —  vielleicht 
sogar  Springbrunnen  —  im  Landhause  in  Angriff.*) 

Nun  trat  bis  zur  definitiven  Entscheidung  eine  längere  Pause  ein,  die  durch  viele  Verhand- 
lungen ausgefüllt  war.  Das  Einschreiten  der  Stände  bei  Hof  (13.  November)  um  definitive  Bau- 
bewilligung rief  von  Seite  des  Hofbaurates  fortwährend  Einwendungen  auch  gegen  Pichls  Projekt 
hervor,  namentlich  in  jener  vom  23.  Februar  1836,  welche  gegen  die  Herstellung  eines  neuen  Land- 
hauses mit  drei  Stockwerken,  gegen  die  Naturalwohnungen  der  Verordneten,  gegen  die  Baukosten- 
bedeckung sowie  noch  andere  Beanständigungen  gerichtet  war,  welche  Einwendungen  von  den 
Ständen  immer  wieder  wohlerwogene  Gutachten  und  Gegenbemerkungen  erheischten,  so  daß  sie 
schließlich  die  Bemerkung  nicht  unterdrücken  konnten,  „es  sei  denn  doch  schon  schwer,  nach  dem, 
was  im  Laufe  bereits  vieljähriger  Verhandlungen  über  jeden  der  bemerkten  Punkte  gesagt  worden, 
noch  etwas  Näheres,  Klareres  und  Erschöpfenderes  zu  sagen".  Auf  weitere  Bemerkungen  des  Hof- 
baurates erwiderten  sie  einmal  fest  und  entschieden,  dieselben  seien  für  sie  nicht  obligatorisch,  sie 
brauchten  sich  auch  nicht  in  dem  ihnen  wie  jedem  andern  moralischen  Körper  zustehenden  Rechte 
beirren  zu  lassen,  nach  eigenem  Sinne,  nach  den  sich  ergebenden  Bedürfnissen  und  nach  vor- 
gelegten Plänen  und  Kostenüberschlägen,  wenn  nur  in  den  gehörigen  Schranken  der  Mäßigung 
zu  bauen.  ®) 

Um  aber  den  Wünschen  und  Andeutungen  des  Hofes  sich  doch  willfahrig  zu  erweisen,  über- 
reichten sie  auf  Grund  ihres  Beschlusses  vom  28.  April  1836  am  9.  Mai  ein  neues  —  bereits  das 
dritte  —  Projekt  des  Landhausbaues  mit  zwei  Stockwerken.^) 

Da  der  Hofbaurat  auch  gegen  dieses  Projekt  Einwendungen  erhob  ^  und  betonte,  ob  denn 
die  Stände  vielmehr   nicht  doch   dem   früheren   hofbaurätlichen  Entwürfe  mit  drei  Stockwerken  (ab- 


*)  Ursprünglich  war  diese  plastische  Darstellung  im  Rittersaale  und  bei  Beginn  des  Baues  im  Ratssaale  ausgestellt; 
gegenwärtig  befindet  sie  sich  auf  dem  Boden.  Infolge  des  Konkurrenzausschreibens  waren  17  Entwürfe  zur  Hauptfassade  für 
Kornhäusels  Plan  eingelangt,  überdies  war  ein  neuer  Plan  des  ganzen  Baues  mit  den  nötigen  Fassaden  vom  Architekten  Ortner, 
doch  ohne  Oberschläge  überreicht  worden.  (N.-ö.  Landesarchiv,  Fasz.  19  Nr.  548,  1367.) 

•)  Am  16.  April  1833  beschloß  das  VerordnetenkoUegium,  die  von  Komhäusel  mit  verkannter  Mäßigung  angesprochene 
Vergütung  der  Auslagen  bei  Verfertigung  der  Pläne  mit  600  Gulden  zu  entlohnen  und  ihm  außerdem  ein  Honorar  von 
100  Dukaten  in  Gold  zu  bewilligen.  (N.-ö.  Landesarchiv,  Fasz.  19  Nr.  1429.) 

»)  N.-ö.  Landesarchiv,  Fasz.  19  Nr.  1965. 

*)  N.-ö.  Landesarchiv,  Fasz.  19  Nr.  4298  und  Ständisches  Protokoll  Nr.  100. 

*)  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  71  f. 

•)  N.-ö.  Landesarchiv,  Fasz.  19  Z.  3325.  -  Ständeprotokoll  Nr.  105. 

')  N.-ö.  Landesarchiv,  Fasz.  19  Nr.  2562.  —  Ständeprotokoll  Nr.  110.  —  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  72. 

")  Namentlich  wegen  der  größeren  Kosten,  als  bei  einem  drei  Stock  hohen  Gebäude,  dann  wegen  der  palaisartigen, 
grandiosen  Verhältnisse  und  kostspieligen  Ornamente. 


von  Dr.  Anton  Mayer.  87 

geändertes  erstes  Projekt  Kornhäusels)*)  zustimmen  würden,  erklärte  selbst  ein  geistlicher  Würden- 
träger, eine  bei  den  Ständen  und  auch  sonst  hervon-agende  Persönlichkeit,  nämlich  Propst  Jakob 
(Ruttenstock)  von  Klosterneuburg,  in  der  Ständeversammlung  am  13.  September  1836:  „es  wolle  ihm 
bedünken,  ohne  auf  technische  Fragen  einzugehen,  daß  einige  der  Anstände  rein  nur  aus  sichtlichem 
Widerwillen  gegen  die  Bauangelegenheit  überhaupt  und  viel  zu  weit  hergeholt  werden,  andere  wieder 
mehr  spezios  als  reell,  andere  mehr  das  Resultat  divergierenden  Geschmackes  seien,  als  wirkliche 
Gebrechen.  Die  Stände  sollen  auf  die  Herstellung  des  Landhauses  mit  drei  Stockwerken  nicht  wieder 
gleichsam  per  modum  circuli  zurückkommen"  und  beantragte  eine  kommissionelle  Verhandlung  bei 
der  Hofkanzlei  mit  Zuziehung  der  ständischen  Deputierten,  der  Kunstbehörden  und  des  ständischen 
Architekten. 

Dieser  Antrag,  gestellt  in  der  Ständeversammlung  am  I.Oktober,  fand  die  allgemeine  Zustim- 
mung. Am  17.  Dezember  hielt  das  verstärkte  Ausschußkollegiuin  unter  dem  Vorsitze  des  Landmar- 
schalls Peter  Grafen  von  Goeß  eine  Sitzung  zur  Beratung  der  Instruktionen  für  die  Abgeordneten  bei 
jener  Verhandlung.  Von  den  Ausschußräten  waren  anwesend:  Abt  Ambros  von  Lilienfeld  (Referent), 
Franz  Graf  von  Beroldingen,  Graf  von  Seitern,  Graf  von  Fuchs,  Freiherr  von  Aichen,  Ritter  von  Aichen, 
Josef  Freiherr  von  Knorr  und  Ritter  von  Heintl,  von  den  Verordneten:  Propst  Jakob  von  Kloster- 
neuburg, Abt  Sigismund  von  den  Schotten,  Landgraf  Fürstenberg,  Ferdinand  Graf  von  Colloredo- 
Mannsfeld,  Josef  Freiherr  von  Mayenberg  und  Ritter  von  Mitis.  Angenommen  wurde  der  Antrag  des 
Freiherrn  von  Knorr:  Die  Stände  sollen  auf  dem  Pichler'schen  Plane  für  ein  Land- 
haus mit  drei  Stockwerken,  Natural  Wohnungen  der  Verordneten,  die  denselben 
schon  seit  1566  gebühren,  beharren.*)  Die  Stände,  die  bereits  unmutig  waren,  beschlossen  weiterhin, 
diese,  wie  sie  sagten,  auf  eine  unglaubliche  Art  verzögerte,  durch  eine  Reihe  von  Jahren  anhängige 
und  so  wichtige  Angelegenheit  auf  eine  ihren  Zwecken,  ihren  Absichten  und  auch  ihrer  Würde  ent- 
sprechende Art  endlich  zur  Ausführung  zu  bringen.  Der  Landmarschall  wurde  ersucht,  alle  weiteren 
schriftlichen  Verhandlungen,  die  ja  rieht  zum  Ziele  führen,  einzustellen  und  sich  mit  dem  obersten 
Kanzler  direkt  ins  Einvernehmen  zu  setzen,  damit  von  seiner  Seite  diese  höchst  dringende  Bau- 
angelegenheit auf  dem  kürzesten  Wege  einmal  zum  Abschlüsse  gelange,  und  zwar  durch  eine  kom- 
missioneile Beratung  bei  der  k.  k.  vereinigten  österreichischen  Hof kanzlei.  *) 

Dieselbe  fand  denn  auch  am  16.  Jänner  1837  um  10  Uhr  vormittags  im  Ratssaale  der  Hof- 
kanzlei unter  dem  Vorsitze  des  Kanzlers  Freiherrn  von  Pillersdorf  statt.  Von  der  Hofkanzlei 
waren  erschienen:  die  Hofräte  FreiheiT  von  D  roßdick,  Freiherr  von  Stuppan  (Referent)  und 
von  Nadherny,  vom  k.  k.  Hofbaurat  dessen  Direktor  Schemerl  R.  von  Leithenbach,  vom 
ständischen  Ausschußkollegium  der  Abt  Ambros  von  Lilienfeld,  Graf  Beroldingen  und  Freiherr  von 
Aichen,  Verordnetenkollegium  Ferdinand  Graf  von  Colloredo  -  Mannsfeld.  Aus  den  Verhandlungen 
sei  nur  hervorgehoben,  daß  der  Direktor  des  Hofbaurates  entschiedenst  gegen  die  Erhaltung  der 
alten  Hauptmauern  und  damit  der  historisch  sehr  würdigen  Räume  war,  die  ständischen  Abgeordneten 
hingegen  aufs  energischeste  deren  Erhaltung  erkämpften.*)  Die  Folge  dieser  Verhandlung  war,  daß 
schon  am  22.  Jänner  das  Projekt  des  Landhauses  mit  drei  Stockwerken  nach  Pichls  Plan  bewilligt 
wurde  und  dieser  nun  beauftragt  werden  konnte,  alle  noch  nötigen  Details  in  Massen  und  Kosten- 
überschlägen  auszuarbeiten.    Am  11.   Februar  wurde   über  sein   Ansuchen   wegen   Bestimmung   der 


1)  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19  Nr.  4941. 

«)  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19  Nr.  5317,  6804.  —  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  72. 

»)  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19  Nr.  5317.   -  Ständeprotokoll  Nr.  112. 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19  Nr.  576. 


38  ^^  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

Baulinie   der  Lokalaugenschein   unter  Intervention   der  Verordneten  Graf  Colloredo  -  Mannsfeld  und 
Ignaz  Ritter  von  Mitis  vorgenommen.*) 

Am  18.  Februar  überreichte  Pichl  die  Überschläge  auf  der  Basis  der  Preistarife  der  Zivil- 
baudirektion mit  einem  Kostenaufwande  von  312.115  Gulden,  u^elche  das  VerordnetenkoUegium  am 
22.  Februar  nach  Hof  vorlegte.  Mit  Dekret  vom  24.  Juli  erhielt  er  dann,  nachdem  in  der  Sitzung  am 
27.  April  das  VerordnetenkoUegium  mit  ihm  der  Vertrag  über  die  Ausführung  des  Baues  beschlossen 
hatte,  für  seine  bisherigen  Mühev^raltungen  und  zweimal  abgeänderten  detaillierten  Pläne  angemessenes, 
der  Würde  der  Stände  entsprechendes  Honorar  von  4000  Gulden.  2) 

Für  die  Leitung  des  Baues  in  ökonomischer  Hinsicht,  also  gewissermaßen  als  Baubevoll- 
mächtigter, wurde  von  den  Ständen  ein  Mitglied  aus  ihrer  Mitte  in  Vorschlag  gebracht  und  mit 
Ständebeschluß  vom  3.  Mai  Ferdinand  Ritter  von  Mitis  dazu  erwählt.  ^ 

Mit  Hofdekret  vom  5.  August  wurde  den  Ständen  nun  die  A.  h.  Entschließung  bekanntgegeben, 
daß  der  Bau  des  neuen  Landhauses  nach  den  von  ihnen  vorgelegten'Plänen  in 
Angriff  genommen  werden  könne.  Dabei  wurde  der  Kostenüberschlag  vom  Hofbaurat  auf 
die  erhöhte  Summe  von  315.122  Gulden  richtiggestellt.  Die  Stände  beschlossen  demgemäß,  den  Bau 
in  drei  Sektionen  unter  der  Leitung  des  Architekten  Pichl  durch  den  Baumeister  Leopold  Mayr  und 
unter  der  Oberaufsicht  ihres  kunstverständigen  Baubevollmächtigten  zu  führen. 

Um  die  günstige  Zeit  noch  voll  auszunützen  und  alles  zu  dem  eigentlichen  Bau  vorzu- 
arbeiten, beschlossen  die  Stände  am  14.  August,  die  Gebäudefragmente  durch  den  ständischen  Bau- 
meister Alois  Göll  demolieren  und  das  der  Fundamentierung  im  Wege  stehende  Baumaterial  auf  den 
Minoritenplatz  schaffen  zu  lassen.  Auch  wurde  die  Räumung  des  ganzen  gegen  die  Herrengasse  zu 
stehenden  Traktes  in  allen  Stockwerken  bis  einschließlich  der  ersten  Stiege  unverzüglich  angeordnet.*) 
Infolgedessen  wurden  die  Akten  der  ständischen  und  Erbsteuer -Registratur  in  dem  großen  Saale, 
in  welchem  sich  bereits  das  Buchhaltereiarchiv  befand,  die  Standesarchive  samt  dem  Hauptarchive 
aber  im  kleinen  Landhause  untergebracht;  den  Beamten  dieser  Ämter  aber  wurde  die  Prälatenstube, 
welche  seither  Arbeitszimmer  der  Verordneten  war,  zugewiesen.  Das  Steuerdepartement  der  ständischen 
Buchhaltung  war  anfangs  in  den  Rittersaal  und  später  in  die  Ritterstandswohnung,  das  Landes-  und 
Kreditsdepartement  der  Buchhaltung  in  die  ehemalige  Registratur  unterhalb  des  großen  Saales  im  Erd- 
geschosse zur  Linken  verlegt.  Die  bisherige  neue  Registratur  nächst  dem  Ratssaale  wurde  zum 
Arbeitszimmer  für  die  Verordneten  bestimmt  ^) 

Am  15.  September  wurde  den  Ständen  mit  Hofdekret  eröffnet,  daß  der  Kaiser  den  Bau 
nach  den  von  den  Ständen  zuletzt  vorgelegten  Plänen  genehmigt  habe  und 
auch   die  zur  Bauführung  beantragten   Geldmittel   bewilligt  habe.') 


1)  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19  Nr.  677. 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19  Nr.  2220. 

")  Ferdinand  Ritter  von  Mitis  war  1791  als  Sohn  des  Hofrates  Ferdinand  Georg  Ritter  von  Mitis  geboren,  war  mithin  ein 
Bruder  des  Technikers  Ignaz  Ritter  von  Mitis.  Ferdinand  war  zuerst  Militär  und  nahm  an  der  Schlacht  von  Aspern  teil,  in  der 
er  auch  verwundet  wurde.  Als  Oberleutnant  trat  er  aber  1813  in  den  Zivildienst  übur,  und  zwar  zuerst  beim  Hofbaurat,  später 
Wasserbauamt;  bei  der  n.-ö.  Baudeputation  war  er  dann  Ingenieur,  später  Rechnungsrat;  zuletzt  Hofrat  beim  Hofbaurat 
(Wurzbach,  allgem.  österr.  biograph.  Lexikon  XVIII,  S.  368.)  Im  Stän devorschlage  heißt  es:  „Mitis  besitze  nicht  nur  alle 
erforderlichen  technischen  Kenntnisse  im  vollsten  Maße  und  genieße  die  allgemeine  öffentliche  Achtung  im  hohen  Grade,  sondern 
über  seine  Rechtlichkeit,  seinen  persönlichen  und  moralischen  Wert  herrsche  immer  nur  eine  Stimme;  zudem  habe  v.  Mitis 
sich  dieser  Mühewaltung  aus  Achtung  für  die  Stände  und  zur  Beförderung  des  Besten  derselben  bereitwillig  dazu  erklärt" 
(N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19  Nr.  2220,  2430.) 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19  Nr.  3968. 

*)  Fitzinger  a.  a.  O.  S.  72  f. 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19  Nr.  5137.  -  Ständeprotokoll  Nr.  115. 


von  Dr.  Anton  Mayer.  89 

Der  Bau  begann  an*  18.  September  1837  mit  der  Erdaushebung.  Bei  derselben 
wurden  römische  Kupfer-  und  Silbermünzen,  eine  griechische  Kupfermünze,  einige  Münzen  des  Mittel- 
alters und  der  neueren  Zeit  gefunden.*) 

Die  Grundsteinlegung  fand  ohne  Gepränge  am  7.  Oktober  1837  um  1  Uhr  mittags  statt. 
Anwesend  dabei  waren :  Propst  Jakob  von  Klosterneuburg,  Josef  Freiherr  von  Mayenberg,  Ignaz  Ritter 
von  Mitis,  der  Syndikus  Franz  Nehammer,  die  drei  Sekretäre  Franz  Waßhuber,  Ignaz  Castelli  und 
Karl  Edler  von  Schreyber  und  die  Amtsvorsteher,  ^  Abwesend  hingegen  waren  der  Landmarschall, 
Abt  Sigismund  (Schultes)  von  den  Schotten,  Friedrich  Egon  Landgraf  zu  Fürstenberg.  Ferdinand 
Graf  von  Colloredo- Mannsfeld  legte  in  eine  Nische  neben  dem  Grundstein  die  in  einer  Glaskapsel 
befindliche  Urkunde  ^)  und  die  landläufigen  Münzsorten  vom  Dukaten  abwärts.  Der  Grundstein  liegt 
genau  an  der  Ecke  der  Herren-  und  Landhausgasse. 

Vom  Tage  der  Grundsteinlegung,  dem  wirklichen  Beginne  des  Baues,  ist  auch  das  Anstellungs- 
dekret Pichls  ausgefertigt.*) 


Von  der  Orandsteinlegimg^  bis  zur  YoUendang  der  ersten  Baasektion  (1889). 

Der  eigentliche  Bau  wurde  mit  dem  neuen  Trakte  in  der  Herrengasse  in  Angriff  genommen ; 
an  diesen  schloß  sich  jener  bis  zum  Rittersaale  an,   womit   die   erste  Bausektion  abgeschlossen  war. 

In  der  Verordneten  -  Ratssitzung  am  24.  Oktober  1837  brachte  Graf  Colloredo  dem  Architekten 
Pichl  mündlich  in  Erinnerung,  daß  er  alle  Anstände,  Vorfalle  und  Abweichungen  beim  Bau  durch 
den  ständischen  Baubevollmächtigten  Ritter  von  Mitis  an  das  Verordnetenkollegium  zu  leiten  habe 
und  die  genehmigten  Voranschläge  gar  nicht  oder  wenigstens  nicht  bedeutend  überschreiten  dürfe. 
Aber  schon  im  nächsten  Monate  begannen  die  ersten  Differenzen.  Über  mehrere  Anfragen  Pichls 
wegen  Herstellung  von  Einzelnheiten,  namentlich  bei  der  Fassade,  äußerte  sich  der  Baubevoll- 
mächtigte dahin,  daß  jener  eigentlich  ein  Prachtgebäude  herzustellen  gedenke,  welches  der  Bestimmung 
als  Dikasterialgebäude  und  den  vorhandenen  Bedeckungsmitteln  widerspreche.  Die  anzubringenden 
Verzierungen   seien   seiner  —  des  Baubevollmächtigten  —  Meinung  nach   in   edlen,  aber  schlichten 


*)  Die  römischen  Silbermünzen  stammten  von  den  Kaisern  Domitian,  Trajan,  Hadrian  und  seiner  Gemahlin  Sabina, 
Marc-Aurel  und  seiner  Gemahlin  Faustina  junior  und  seinem  Mitregenten  Lucius  Verus,  Septimius  Severus  und  seiner  Gemahlin 
Julia,  von  Soaemiar,  der  Mutter  des  Heliogabulus  u.  a.  her.  Die  griechische  Kupfermünze  war  von  Philippus.  Unter  den  mittel- 
alterlichen Münzen  war  eine  von  König  Johann  I.  bemerkenswert.  Unter  den  neueren  Silbermünzen  ragten  jene  des  Abtes 
Theodor  von  Beringshausen  von  Corvez  aus  dem  Jahre  1607,  Sigmund  III.  von  Polen  von  1622  und  des  Erzherzogs  Leopold, 
des  Stifters  der  jüngeren  Tiroler  Linie  von  1624  hervor.  Besonders  bemerkenswert  waren  aber  zwei  kupferne  n.-ö.  Rait- 
Pfennige  (der  Herren  Verordneten -Raitpfennige)  aus  den  Jahren  1557  und  1567.  (Kitzinger  a.  a.  O.  S.  75.)  In  der  vom 
Altertums -Vereine  zu  Wien  herausgegebenen  «Geschichte  der  Stadt  Wien",  L,  S.  112,  erwähnt  Friedrich  Kenner,  daß  beim 
l^eubau  des  Landhauses  eine  Bronzemünze  von  Amastris  in  Paphlagonien  ausgegraben  wurde,  welche  die  Stände  dem  kaiser- 
lichen Münz-  und  Antikenkabinette  zum  Geschenke  machten. 

*)  Buchhalter  Johann  G e i ß  1  e r,  Vizebuchhalter  Josef  Chalupsky,  Obereinnehmer  Michael  Wagner,  Kontrollor  Josef 
Frayberger,  Expeditsdirektor  Josef  Hannusch  und  der  Gebäudeinspektor  Emanuel  Edler  von  Fillenbaum.  (Fitzinger 
a.  a.  O.  S.  74.) 

*)  Die  Urkunde  zählt  kurz  die  von  den  Ständen  angekauften  und  verwendeten  Gründe  auf,  schildert  gedrängt  die 
Veranlassung  zum  Neubau  und  die  seit  1827  geführten  Verhandlungen  und  schließt  mit  den  Worten:  ,,Gott  erhalte  den  Kaiser, 
das  Vaterland,  die  Stände  und  dieses  Haus". 

^)  Darnach  erhielt  Pichl  für  seine  Person  ein  monatliches  Honorar  von  150  Gulden  und  für  den  Zeichner  eine 
monatliche  Bezahlung  von  60  Gulden.  Die  Vertragsurkunde  mit  Pichl  ist  vom  21.  November  1837  und  wurde  unterzeichnet 
vom  Abte  Sigismund,  Ferdinand  Grafen  Colloredo -Mannsfeld,  Friedrich  Landgrafen  zu  Fürstenberg,  Josef  Freiherr  von  Mayen- 
berg, Ignaz  Edler  von  Mitis  und  sämtlichen  Verordneten,  dann  von  Pichl  selbst,  erzherzoglichem  Hofarchitekten  und  Mitglied 
der  Akademie  in  Rom,  und  den  Zeugen  Franz  Nehammer  und  Franz  Waßhuber.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  10  Nr.  4062.) 
XXXVIII.  Band.  lg 


90  l^äs  nicdcröstcrrcichische  Landhaus  in  Wien 

F'ormen,  keineswegs  aber  luxurös  herzustellen.  Pichl  wurde  zwar  von  den  Ständen  in  diesem  Sinne 
angewiesen,  der  Baubevollmächtigte  jedoch  auch  erinnert,  daß  das  Landhaus  doch  nicht  als  ein 
gewöhnliches  Amtshaus  zu  betrachten  sei,  denn  das  Haus,  in  welchem  die  Herren  Stände  sich 
feierlich  versammeln  und  ihre  Repräsentanten  in  Ausübung  ständischer  Rechte  und  Pflichten  fungieren, 
sei  ebensowenig  ein  Amtsgebäude,  als  die  Stände  bloß  Verordnete  seien.  Es  könnte  daher  der 
Charakter  der  Solidität  der  einem  solchen  Gebäude  nicht  allein  zukömmliche  sein,  und  der  Schritt  vom 
Schmuck  zum  Luxuriösen  sei  noch  ein  weiterer,  als  der  vom  solid -einfachen  Stile  zum  „trivialen".*) 

Nachdem  die  Stände  am  28.  Februar  1838  mancheriei  dringende  Veränderungen  in  der  inneren 
Einrichtung  des  neuen  Landhauses  genehmigt  hatten,  2)  beschlossen  sie  weiterhin,  über  der  Attika, 
das  Rudolphinische  Wappen  mit  dem  österreichischen  Erzherzogshute,  das  von  der  Austria  gehalten 
wird,  und  an  dessen  Seiten  die  allegorische  Gestalt  des  Ister  (rechts)  und  einen  Genius  mit  Füllhorn 
(links)  anzubringen.  Mit  der  Ausführung  dieser  Gruppe  wurde  Direktor  der  Graveurschule  Josef  Klieber, 
der  berühmte  Bildhauer  und  akademische  Rat,  betraut.  ^ 

Noch  im  März  1838  arbeitete  Pichl  zwei  Entwürfe  für  die  Ausschmückung  des  Gewölbes  im 
Atrium  aus,*)  geriet  aber  seit  Juni  bei  den  Ausarbeitungen  der  Detailpläne  und  ihrer  Ausführung  in 
eine  immer  schiefere  und  unhaltbare  Stellung  gegenüber  dem  Baubevollmächtigten,  dem  Verordneten- 
koUegium  und  den  Ständen  selbst,  was  schließlich  zu  einer  katastrophalen  Auseinandersetzung  führen 
mußte.  Pichl  wurden  Bestellungen  ohne  Anfragen  beim  Baubevollmächtigten,  Differenzen  zwischen 
präliminierten  und  akkordierten  Preisen  bei  Materiallieferungen  und  Arbeitsleistungen  vorgeworfen, 
wozu  endlich  noch  kam,  daß  sich  infolge  des  ungemein  soliden  Baues,  der  wohl  in  vollem  Maße 
anerkannt  werden  mußte,  immer  mehr  kostspielige  Bedürfnisse  zeigten,  auf  die  anfangs  gar  nicht 
vorgedacht  war  und  deren  Kosten  sich  aber  fast  um  die  Hälfte  erhöhten.  Nachdem  Pichl  den  verlangten 
und  im  Einvernehmen  mit  dem  Baumeister  berechneten  dermaligen  Kostenüberschlag,  nach  welchem  der 
Bau  der  ersten  Sektion  auf  348.962,  jener  der  zweiten  Sektion  auf  269.901  Gulden  kommen  würde, 
überreicht  hatte,  kam  es  im  Verordnetenkollegium  (am  24.  und  25.  September),  dann  in  der  im  Prä- 
latensaale des  Schottenstiftes  abgehaltenen  Ständeversammlung  (1.  Oktober)  zu  einem  strengen  Ver- 
weise Pichls  wegen  seines  vertragswidrigen  Benehmens.  Wohl  brachte  in  derselben  Versammlung  der 
Referent  in  seinem  Vortrage  über  den  Fortschritt  des  Baues  auch  Manches  vor,  was  zur  Entschul- 
digung Pichls  dienen  konnte,  und  sprach  dabei  die  Hoffnung  aus,  daß  das  Gebäude  ungeachtet  der 
durch  den  strengen  Winter  von  1837  auf  1838  herbeigeführten  Verzögerung  in  der  Lieferung  der 
Steine  doch  noch  vor  Eintritt  des  bevorstehenden  Winters  unter  Dach  gebracht  werden  könne,  und 
machte   darauf  aufmerksam,   daß  die  gewählte  und  nachträglich  (am  16.  Jänner  1837)  von  der  Hof- 


*)  N. -ö.  Lendesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  5798. 

*)  Kitzinger  a.  a.  O.  S.  76. 

')  Fitzinger  a.  a.  O.  —  Klieber  erhielt  für  diese  Gruppe  6000  Gulden.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  884.) 

*)  Am  21.  März  1838  hatte  Pichl  auch  eine  Zeichnung  des  alten  Landhauses  dem  Verordnetenkollegium  vorgelegt,  die 
mit  Wohlgefallen  aufgenommen,  später  aber  von  diesem  doch  nicht  zum  Druck  empfohlen  wurde.  Als  der  eben  in  Wien 
anwesende  berühmte  Architekt  Alessandro  Sanguirico  aus  Mailand  dieses  Bild  sah,  schrieb  er  darunter:  ,11  sottoscritto  trova 
benissima  designata  la  piesente  veduta**.  Dieses  Blatt  unterbreitete  Pichl  dem  obersten  Kanzler  Anton  Grafen  Mitrowsky  mit  der 
Bitte,  es  ihm  widmen  zu  dürfen,  was  durch  die  eigenhändige  Abänderung  desselben  an  der  Widmungsschrift  auch  erfolgte. 
(Dieses  Exemplar  befindet  sich  gegenwärtig  in  der  Sammlung  der  n.-ö.  Landesbibliothek,  Karton:  Landhaus).  Der  inzwischen 
erfolgte  Tod  Mitrowskys  verhinderte  die  Ausführung  des  Druckes,  daher  Pichl  das  Bild  mit  der  Bitte  um  Anweisung  des 
Betrages  für  Zeichnung  und  Stein  dem  Verordnetenkollegium  nochmals  vorlegte,  das  aber  wieder  ablehnte.  (N.-ö.  Landes- 
archiv Fasz.  19,  Nr.  1839.)  Erst  nach  einem  neuerlichen  Ansuchen  Pichls  vom  30.  Juli  1848  wurde  auf  Grund  eines  juristisch 
interessanten  Referates  von  Dr.  Heintl  die  Ausbezahlung  in  der  Ratssitzung  am  3.  September  1849  bewilligt.  (N.-ö.  Landes- 
archiv Fasz.  19,  Nr.  9432.)  Nach  einem  in  der  Sammlung  Karajans  beflndlichen  Exemplar  dieses  Bildes  hat  Emil  Hütter  eine 
hübsche  Radierung  mit  etwas  veränderter  Staffage  angefertigt,  die  ebenfalls  in  der  n.-ö.  Landesbibliothek  sich  befindet 


von  Dr.  Anton  Mayer.  91 

kanzlei  *)  auch  genehmigte  großartige  und  geschmackvolle  Fassade,  die  unvorhergesehenen  Hindernisse 
bei  Herstellung  der  tieferen  Fundamente,  die  größere  Solidität,  die  Sicherung  der  Kassenräume  und  die 
fortwährende  Steigerung  der  Preise  der  Baumaterialien  —  bisher  allein  schon  um  65.333  Gulden  — 
ein  beträchtliches  Mehr  bei  den  vielen  Ausgaben  ergeben  mußten.*) 

Nach  dem  Stande  der  Bauführung  im  März  1839  konnte  die  Vollendung  der  ersten  Bau- 
Sektion  für  den  Sommer  nun  zuversichtlich  in  Aussicht  genommen  werden.  Ein  Hindernis  für  die 
Entfernung  der  Geräste  war  nur  der  projektierte  Aufsatz  auf  der  Attika,  dessen  Ablieferung  vor  Herbst 
nicht  zu  erwarten  war.  Um  dieser  bedeutenden  und  kostspieligen  Verzögerung,  wie  auch  der  daraus 
wieder  erwachsenden  Überschreitung  der  Baukosten  einigermaßen  zu  begegnen,  wurde  am  25.  März 
im  Verordnetenkollegium  beantragt,  die  Figuren  entweder  ganz  abzubestellen,  oder  sie  bei  der  Attika 
in  der  Front  gegen  den  Minoritenplatz  zu  zu  verwenden.  Wie  vorauszusehen  war,  stieß  aber  Beides 
auf  zu  große  Schwierigkeiten, ')  als  daß  man  von  denl  ursprünglichen  Plane  hätte  abweichen  können, 
und  so  wurde  nach  einer  Reihe  von  Verhandlungen  die  Aufstellung  der  Klieber'schen  Gruppe  für 
Ende  Oktober  bewilligt. 

Nach  einem  Gutachten  des  verstärkten  Ausschusses  hinsichtlich  der  Aufschrift  auf  der  Attika 
ging  der  Beschluß  der  Stände  am  18.  September  1839  dahin,*)  daß  dieselbe  lauten  solle: 

DIE    STAENDE    NIEDERÖSTERREICHS. 

MDCCCXXXVIIII. 

Diese  Inschrift*)  besagt  uns  somit  den  Abschluß  der  ersten  Bausektion,  die  Vollendung  der 
Hauptfront,  welche  dem  ganzen  Gebäude  den  Charakter  eines  Palastes  aufprägt,  aber  auch  die  Bedeutung 
der  Bauherren  in  der  politischen  und  in  der  Landesgeschichte  in  lapidarer  Kürze  ausdrückt. 

Da  während  des  Baues  der  ständische  Sitzungssaal  bekanntlich  in  eine  Registratur  umgestaltet 
war,  wurden  die  Ständeversammlungen  außer  dem  Landhause,  nämlich  im  Prälatensaale  des  Schotten- 
stiftes abgehalten.  Weil  dieser  aber  selbst  bei  einer  mäßigen  Zahl  von  Anwesenden  dazu  nicht  hin- 
reichte und  für  eine  gegenseitige  Verständlichkeit  ungeeignet  sich  zeigte,  wurde  Pichl  bereits  in  der 
Ratssitzung  am  4.  April  1839  aufgefordert,  unverzüglich  seine  Anträge  zur  Ausstattung  des  Saales  und 
Einrichtung  der  Bureaus  vorzulegen,  damit  die  nächste  Landtagssitzung,  die  im  September  abzuhalten 
war,  schon  wieder  im  Landhause  stattfinden  könne.  •) 

Zu  erwähnen  wäre  hier,  daß  bei  Abschluß  der  ersten  Bausektion  des  Landhauses  ein  junger 
Künstler  namens  Johann  Roth   sich  erbot,   auf  diesen   großartigen   Bau  eine  sinnreiche  Medaille  mit 

^)  Die  Hotkanzlei  überließ  die  Auswahl  der  Fassadenpiane  den  Ständen  mit  den  Worten:  „Die  Absicht  der  Hof- 
kanzlei sei  niemals  dahin  gegangen,  den  Ständen  irgendwie  die  Richtschnur  vorzuzeichnen,  sondern  sie  habe  die  hierü.ber 
vom  Hofbauamte  gemachte  Bemerkung  den  Ständen  lediglich  nur  zu  dem  Ende  mitgeteilt,  damit  hievon  allenfalls  von  ihnen 
der  geeignete  Gebrauch  gemacht  werden  könne  (Balkon  auf  Tragsteinen,  mit  acht  korinthischen  Säulen,  mächtige  steinerne 
Hauptgesimse,  hohe  Attika  u.  s.  w."  (N.-ö.  Landesararchiv  Fasz.  10,  Nr.  19.) 

')  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  10,  Nr.  19.  Ständeprotokoll  Nr.  118. 

*)  Klieber  würde  sich  wegen  einer  Abbestellung  in  seiner  Künstlerehre  persönlich  tief  verletzt  gefühlt  haben,  und 
nach  einer  Äußerung  des  Baubevollmächtigten  von  Mitis  selbst,  wäre  ein  Skandal  zu  besorgen  gewesen,  wie  auch  aus 
einem  mit  Klieber  aufgenommenen  Protokolle  zu  entnehmen  ist.  Zudem  war  die  Gruppe  doch  auch  kontraktmäßig  bestellt. 
(N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  10,  Nr.  2026.) 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  10,  Nr.  4384. 

")  Nach  einem  Schreiben  des  Verordnetenkollegiums  an  den  n.-ö.  Regierungsrat  und  Direktor  der  k.  k.  Porzellan- 
fabrik,  Andreas  Baumgartner,  vom  30.  September  1830  wurden  die  Lettern  nach  den  Angaben  des  Architekten  Pichl  daselbst 
modelliert,  angefertigt  und  vergoldet.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  10,  Nr.  4384.) 

•)  N  -ö.  Landesarchiv  Fasz.   19,  Nr.  1940. 

12* 


92  Das  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

Unterstützung  der  Stande   auszuführen   und  ihn   so   bei  der  Nachwelt  in  Erinnerung  zu  erhalten.  *) 
Das  Verordnetenkollegium  lehnte  jedoch  den  erbetenen  Auftrag  mündlich  ab.*) 


Der  Bau  der  zweiten  und  dritten  Sektion  1889—1848. 

Am  18.  September  1839  hatten  die  Stände  den  Bericht  des  Grafen  CoUoredo  über  die  Vollendung 
der  ersten  Bausektion  zur  Kenntnis  genommen  und  das  verstärkte  Ausschußkollegium  beauftragt, 
sogleich  die  Pläne  und  die  detaillierten  Kostenüberschläge  für  die  zweite  Sektion  unter  Zuziehung 
von  Sachverständigen  genau  zu  prüfen  und  darnach  die  erfolgreichen  Einleitungen  zu  treffen.^  Am 
17.  Februar  1840  überreichte  das  Verordnetenkollegium  die  Pläne,  die  Rechtfertigungsschrift  Pichls  und 
den  Nachweis  über  die  für  und  durch  den  Bau  erwachsenen  Kosten  und  Überschreitungen  nach  Hof. 

Bei  den  Beratungen  im  verstärkten  Ausschusse  am  30.  März  über  diese  den  Bau  der  zweiten 
Sektion  betreffenden  Pläne  und  Überschläge  hatten  sich  schließlich  drei  Anträge  ergeben:  1.  Soll  der 
ganze  Bau  einem  verläßlichen  Unternehmer  vertragsmäßig  gegen  einen  akkordierten  Preis  übertragen 
werden,  oder  sei  er  wie  bei  der  ersten  Sektion  in  eigener  Regie  zu  führen;  2.  soll  eine  Konkurrenz 
eröffnet  oder  der  Baumeister  Leopold  Mayr  gleich  damit  betraut  werden;  3.  ob  und  welcher 
Einfluß  ist  dann  noch  dem  Architekten  Pichl  zu  gewähren.  *)  Diese  drei  Anträge  bildeten  das  Substrat 
einer  langen  Beratung  in  der  Ausschußsitzung  vom  16.  April;  namentlich  war  es  Punkt  3,  über  die 
weitere  Stellung  Pichls,  die  lebhaft  kritisiert  wurde.  *)  Die  Begriffe  Künstler,  Architekt  und  Baumeister 
wurden  da  gegensätzlich  scharf  beleuchtet  und  schließlich  der  Beschluß  gefaßt,  der  Vollversammlung 
der  Stände  vorzuschlagen,  man  möge  von  einem  längeren  Einflüsse  Pichls  absehen  und  sich  seiner 
Mitwirkung  gegen   eine   Remuneration  von  1000  Dukaten  entledigen.®)    Nur  der  Landmarschall  Graf 


^)  Johann  Roth  war  als  Staatspensionär  für  die  Medailleurkunst  in  Rom  gewesen  und  erscheint  seit  1837  als  Medaillen- 
Graveursadjunkt  im  k.  k.  Hauptmünzamte  angestellt.  Er  hatte  auf  die  Krönung  Kaiser  Ferdinands  in  Mailand  eine  Medaille 
geprägt,  die  nach  Komposition  und  Ausführung  lohnendsten  Beifall  fand.  Als  später  wieder,  diesmal  aber  aus  dem  Schöße  des 
Verordnetenkollegiums  selbst,  ein  derartiger  Antrag  gestellt  wurde,  kam  er  wegen  der  politischen  Stürme  des  Jahres  1848  nicht 
mehr  zur  Ausführung.  In  der  Ratssitzung  am  6.  Juni  1845  hatte  nämlich  der  Ausschußrat  des  n.-ö.  Herrenstandes  Franz  Graf 
von  Beroldingen  am  Schlüsse  seines  Referates  über  die  Ausschmückung  der  Säle  folgenden  Antrag  gestellt  und  gesagt:  „Es 
unterliege  keinem  Zweifel,  daß  dieses  Gebäude  durch  Großartigkeit  und  architektonische  Pracht  alle  anderen  der  Stadt  Wien 
übertreffe,  er  erlaube  sich  daher  die  Frage,  ob  dieser  herrliche  Bau,  der  Jahrhunderten  trotzen  wird,  nicht  der  Ehre  würdig 
wäre,  daß  sich  die  Stände  Niederösterreichs  bewogen  finden  dürften,  zum  Andenken  an  die  Errichtung  eines  so  ausgezeichnete a 
Denkmales  eine  Medaille  prägen  zu  lassen,  deren  eine  Seite  das  Landhaus,  die  andere  aber  eine  entsprechende 
Inschrift  mit  dem  Namen  Sr.  Majestät  des  Kaisers  und  des  Landmarschalls  tragen  würde.*  Der  Beschluß  hierüber  lautete :  «Ist 
nach  gänzlich  vollendetem  Bau  nochmals  in  Beratung  zu  ziehen  und  dann  der  Schlußfassung  der  Stände  zu  unter- 
ziehen.' Dazu  kam  es  aber,  wie  gesagt,  nicht  mehr.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  5952.) 

•;  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  2702. 

»)  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  4383.  Ständeprotokoll  Nr.  121. 

*)  N.-ö.  Landesarchiv  Fase.  19,  Nr.  1347. 

")  Interessant  ist,  was  der  Bauverständige  und  ständische  Bau  bevollmächtigte,  zugleich  Hofbaurat,  also  der  Beamte 
R.  V.  Mitis,  über  Pichl  sagte:  , Pichl  hat  ohne  Zweifel*,  sagte  er,  «dem  ästhetischen  Teile  gemäß  entsprochen,  wie  es  auch 
die  öffentliche  Meinung  kundgibt,  ja  der  Umstand,  daß  durch  die  Beibehaltung  alter  Gebäudeteile  seine  Aufgabe  wesentlich 
erschwert  war,  verleiht  seinem  Werke  einen  noch  höheren  Wert.  Wer  aber  einem  ästhetischen  Architekten  eine  umfassende 
Kenntnis  im  konstruktiven  und  ökonomischen  Teile  zuschreibt,  verrechnet  sich;  da  ist  ein  solcher  auf  Kosten  des  Bauherrn 
von  den  Werkleuten  abhängig  und  unfähig,  sein  Werk  zu  leiten*.  Schon  in  einem  früheren  Berichte  —  29.  Mai  1839  — 
nennt  Mitis  P.  einen  , wenngleich  Geschmack  entwickelnden,  architektonischen  Projektanten,  der  aber  durchaus  weder  ein  bau- 
administrativer Geschäftsmann,  noch  selbst  so  weit  ein  Bauverständiger  ist,  daß  er  die  Art  der  praktischen  Ausführbarkeit  seiner 
Ideen  richtig  beurteilen  und  die  dazu  erforderlichen  Kosten  kalkulieren  könnte."  (N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,- Nr.  2531.) 

•)  Mit  Rücksicht  auf  einen  Generaluntemehmer,  heißt  es  in  jenem  Beschlüsse  noch,  ist  die  Einwirkung  eines  Archi- 
tekten auf  die  Bauführung  entbehrlich,  selbst  störend,  weil  dessen  höhere  Fähigkeiten  nicht  gestatten,  ihm  bei  einer  derlei 
Bauführung  eine  angemessene  Einwirkung  und  Stellung  zu  geben,  ohne  Ersterem  lä.stig  zu  sein.  Auch  die  Kosten  würden 
sich  unnötig  steigern.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19.  Nr.  Q07.) 


von  Dr.  Anton  Mayer.  93 

Goeß  nahm  sich  Pichls  warm  an ;  „es  würde  dies,  meinte  er,  Pichls  Ruf  gewiß  benachteiligen,  da 
es  sich  ja  doch  nur  um  die  weitere  Ausführung  eines  von  ihm  herrührenden  Projektes  handelt  und 
Billigkeit  und  Gerechtigkeit  dies  verlangen". 

Trotzdem  mehrere  Ausschußräte  gleich  dafür  waren,  den  Bau  der  zweiten  Sektion  dem  Bau- 
meister Leopold  Mayr,  der  sich  schon  beim  Bau  der  ersten  Sektion  „eines  einsichtsvollen,  ehren- 
werten, aufrichtigen  und  volles  Vertrauen  verdienenden  Benehmens  beflissen  hat",  zu  übertragen,  ging 
der  Beschluß  doch  dahin,  eine  Konkurrenz  unter  den  angegebenen  Bedingungen  auszuschreiben.  In  der 
Ständeversammlung  vom  28.  April  erklärte  man  sich  damit  einverstanden,  doch  mit  der  Abweichung, 
die  auch  vom  Landmarschall  vorgeschlagen  wurde,  daß  zur  vollen  Sicherheit  gegen  etwa  notwendige 
Änderungen  der  Pläne  und  Kostenüberschläge  die  vom  Architekten  Pichl  in  Übereinstimmung  mit 
der  ersten  Bausektion  neu  verfaßten  und  bereits  technisch  geprüften  Pläne  der  zweiten  Sektion  einer 
nochmaligen  sorgfältigen  Prüfung  unterzogen  werden". 

Diese  Überprüfung  fand  in  der  Sitzung  des  verstärkten  Ausschusses  am  18.  Mai  1840  statt,*) 
in  welcher  auch  beschlossen  wurde,  die  Konkurrenz,  wenn  schon  nicht  abzulehnen,  doch  ein- 
zuschränken, den  Bau  dem  Baumeister  Leopold  Mayr  zu  übertragen  und  den  Architekten  Pichl, 
sobald  er  die  noch  fehlenden  Umrisse  und  architektonischen  Entwürfe  würde  vollendet  haben,  mit 
einer  Remuneration  von  1000  Dukaten  zu  entlohnen.  Der  Bau  müsse  dann  innerhalb  zwei  Jahren 
vollständig  im  bewohnbaren  Zustande  fertig  sein. 

Das  Verordnetenkollegium  schloß  sich  diesem  Beschlüsse  am  1.  Juni  1840  an,  bald  darauf 
fand  eine  Protokollaufnahme  mit  Mayr  statt  und  am  17.  Juli  befand  sich  der  Hofbericht  der  Ver- 
ordneten zuhanden  der  vereinigten  Hofkanzlei.  ^ 

Wie  unfrei  die  Stände  in  ihrer  Geldgebarung  sich  bewegten,  wie  sie  darin  der  strengsten 
Kontrolle  von  Seite  der  Regierung  unterworfen  waren,  wie  sie  die  Durchführung  ihrer  Projekte  und 
Wünsche  nur  nach  langem  Schriftenwechsel  durchsetzten,  hat  schon  diese  gedrängte  Darstellung 
hinlänglich  bewiesen  und  das  Folgende  bekräftigt  dies  noch  mehr. 

Kaum  waren  nämlich  die  Einleitungen  zum  Beginn  der  zweiten  Bausektion  getroffen,  forderte 
die  Hofkanzlei  am  26,  August  noch  weitere  Aufklärungen  über  verschiedene  Abweichungen  bei  der 
ersten  Bausektion  und  machte  eine  Reihe  von  Bemängelungen,  worüber  das  Verordnetenkollegium  am 
18.  September  auch  die  entsprechenden  Aufklärungen  gab,  jedoch  mit  dem  speziellen  Hinweise,  daß 
eine  bestimmte  Schuld  nicht  nachweisbar  sei,  wohl  aber  zufällige  Umstände,  für  die  Niemand  verant- 
wortlich gemacht  werden  kann,  vorhanden  waren.  -Mit  Hofdekret  vom  2.  Jänner  1841  wurden  zwar  von 
der  Regierung  das  Absolutorium  erteilt,  aber  am  5.  Februar  gelangte  an  die  Stände  eine  neuerliche,  aber 
scharfe  Note  des  Obersten  Kanzlers  Grafen  Mitrowsky,  des  Inhalts,  daß  Se.  Majestät  in  Erledigung 
des  wegen  Vollendung  des  Landhausbaues  erstatteten  Vortrages  anzuordnen  befunden  haben,  daß 
die  bei  diesem  Bau  stattgehabten  Mißgriffe  und  Ordnungswidrigkeiten  durch  eine  1.  f.  Kommission  zu 
untersuchen  seien,  um  die  Schuldtragenden  auf  diesem  Wege  doch  zu  ermitteln  (!). 
Diese  Note  verursachte  selbstverständlich  in  beiden  Kollegien  —  bei  den  Verordneten  wie  bei  den 
Ausschußräten  —  eine  gewisse  Aufregung.  Graf  Colloredo  meinte,  die  Stände  brauchten  diese  Unter- 
suchung und  eine  Gegenvorstellung  gewiß  nicht  zu  scheuen.  Nach  einer  Konferenz  in  erwähnter 
Kommission  äußerte  sich  aber  der  ständische  Baubevollmächtigte  gegenüber  dem  Verordnetenkollegium 
in  ungemein  erregten  Worten  dahin,  daß  es  sich  hier  nicht  mehr  um  Zumutungen  verzeihlicher  Fehler, 


^)  Anwesend  waren :  Freiherr  von  Bartenstein,  die  Grafen  Seidern  und  Fuchs,  Freiherr  von  Aichcn,  Ritter  von  Aichen, 
Freiherr  von  Dobblhof,  Freiherr  von  Moser,  Propst  Jakob  von  K4osterneuburg,  Abt  Sigismund  von  den  Schotten,  Landgrat 
Furstcnbcrg,  Freiherr  von  Mayenberg,  Ignaz  Ritter  von  Mitis  und  der  ständische  Baubevollmächtigte  Ferdinand  R.  v.  Mitis. 

*)  N.-ü.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  2150. 


94  I^AS  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

sondern  um  eine  Bezweiflung  der  Ehre  handle.  Er  spreche  daher  offen  und  freimütig  und  bitte  das 
VerordnetenkoUegium,  ihm  die  verdiente  Gerechtigkeit  widerfahren  zu  lassen,  weil  es  höchst  betrübt 
wäre,  wenn  er  zum  Lohne  für  seine  Mühe  und  Bestrebungen  bei  Sr.  Majestät  in  einem  unverdienten 
Lichte  erscheinen  würde".*) 

Diese  leidige  Angelegenheit  fand  ihren  Abschluß  erst  mit  dem  Hofkanzleidekret  vom 
2L  Jänner  1842,  in  welchem  betreffs  des  Baues  der  ersten  Sektion  das  mit  wesentlichen  Gebrechen 
behaftete  Verfahren  gerügt,*)  zu  der  nachgewiesenen  Kostenüberschreitung  die  nachträgliche  „Pas- 
sierung" erteilt  und  die  Erfolglassung  der  dem  Architekten  Pichl  zugedachten  Remuneration,  insoferne 
selbe  kontraktmäßig  ist,  genehmigt  wurde.  ^ 

Schon  vorher,  3.  Juli  1841,  war  mit  Hofdekret  die  definitive  Bewilligung  zur  Fortsetzung  des 
Landhausbaues  erteilt  worden,*)  infolgedessen  dann  (am  20.  November)  mit  dem  Baumeister  Leopold 
Mayr  auf  Grund  seines  Offertes  über  den  Bau  der  zweiten  Sektion  ein  Vertrag  abgeschlossen  wurde. 
Dieser  Bau  umfaßte  den  rechten  Trakt  in  der  neuen  Gasse  vom  Rittersaale  an  bis  zum  Minoritenplatz 
und  die  Herstellung  der  Hauptfront  gegen  denselben.  *)  Er  schritt  ohne  Zwischenfalle  normalmäßig 
vorwärts.  Im  November  1842  war  das  gesamte  Mauerwerk  vollkommen  hergestellt  und  unter  Dach 
gebracht,  so  daß  im  Apttl  1843  nur  mehr  die  Vollendung  der  bereits  begonnenen  Marschalls- 
stiege, die  Schiefereindeckung,  der  Anwurf  des  Gebäudes  und  die  innere  Ausstattung  der  Räume 
erübrigten,  eine  Arbeit,  deren  Vollendung  noch  vor  der  kontraktmäßig  festgesetzten  Frist  beendet 
war  —  also  mit  Herbst  1843.  •)  Anfangs  Jänner  1844  fand  die  Kommission  zur  Eröffnung  der  neuen 
Gasse  Qetzt  Regierungsgasse)  zwischen  dem  Landhause  un^  dem  umzubauenden  Niederländergebäude 
(jetzt  Statthalterei)  statt.  "O  Einige  Monate  darnach  wurde  auch  die  Wasserleitung  für  den  neuen 
Brunnen  im  Landhause  (Fig.  23)  in  Angriff  genommen.  Die  Einzapfung  des  Röhrenstranges  geschah 
beim  Hausie  des  k.  k.  Oberstkämmerers  Grafen  Czernin  in  der  Wallnerstraße,  ^)  die  Zuleitung  des 
Wassers  aus  der  Hofwasserleitung  auf  Kosten  der  Stände.  *) 

Als  im  Juli  1845  die  vollständige  Beendigung  des  Landhauses  schon  in  naher  Aussicht  stand, 
beschloß  das  VerordnetenkoUegium  aus  eigenem  Antriebe  (am  21.  Juli),  dem  Baumeister  Leopold 
Mayr  das  wohlverdiente  Zeugnis  seiner  vollkommenen  Zufriedenheit  in  einem  eigenen  Dekrete  zu 
erteilen,   da  er   „bei   diesem  Bau  von  besonderer  Beschaffenheit  und  seltenen  Verhältnissen  Beweise 


1)  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.   19,  Nr.  661,  2032. 

*)  Die  ursprünglichen  Ausdrücke  im  Entwürfe  fand  selbst  der  Kanzler  Freiherr  von  Pillersdorf  —  wie  aus  dem 
Videat  hervorgeht  —  zu  hart  und  unverdient,  schon  mit  Rücksicht  auf  den  Umstand,  als  dem  ständischen  Körper  die  ersten 
Notabilitäten  angehören,  dann  auf  die  ausgezeichnete  Stellung,  welche  die  Stände  im  Staate  einnehmen,  und  schließlich  auf 
die  Schwierigkeiten,  die  in  ihrem  Organismus  liegen.  (Archiv  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern,  Z.  1375/151.) 

*)  In  der  Ständeversammlung  vom  7.  März  1842  wurde  dieses  Hofkanzleidekret  einfach  zur  Kenntnis  genommen. 
(N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  414.  —  Ständeprotokoll  Nr.  128.) 

^)  Die  a.  h.  Entschließung  war  vom  26.  Juni,  bekanntgegeben  wurde  dieselbe  in  der  Ständeversammlung  am 
16.  September.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  1798,  2150.  —  Ständeprotokoll  Nr.  127.) 

*)  Der  Vertrag  befindet  sich  im  n.-ö.  Landesarchiv  A.  18.  7.  Mayr  erbot  sich,  diesen  Bau  um  266.500  Gulden 
auszuführen;  der  von  der  Hofkanzlei  vorgeschriebene  Preis  betrug  267.171  Gulden.  Mitkonkurriert  hatte  der  Stadtbaumeister 
Adolf  Korompay  mit  einem  Offert  von  273.000  Gulden.  (Ebenda  Fasz.  19,  Nr.  4561,  4588,  4652.) 

•)  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  3004. 

')  Von  Seite  der  Stände  erschienen  dabei  Ferdinand  Graf  Colloredo  -  Mannsfeld  und  Josef  Freih.  von  Mayenberg. 
(N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  11482  ex  1843  und  139.) 

*)  Die  Einwilligung  des  Oberstkämmerers  ist  vom  18.  Mai  1844.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  4912.) 

*)  Die  Bewilligung  des  Obersthofmeisteramtes  für  unentgeltlichen  Bezug  des  Wasserbedarfes  ist  vom  13.  Juni  1844 
gegen  Ausstellung  eines  Reverses,  daß  die  Wasserbcteilung  zu  sperren  sei,  sobald  der  Hofbedarf  es  erfordere.  (N  -ö.  Landes- 
archiv Fasz.  19,  Nr.  5669.) 


1  Dr.  Antun  Mayer. 


95 


seiner  vorzüglichen  theoretischen  und  praktischen  Kenntnisse  an  den  Tag  gelegt  habe",')  Mit  Prä- 
sidiainote  vom  22.  November  zeigte  das  Verordnetenkollegium  dem  k.  k.  Obersten  Kanzler  Karl 
Grafen  von  Inzaghi  an,  daß  nunmehr  der  Landhausbau  in  allen  seinen  Teilen  bis  auf  Fassade  in  der 
RegierungsgassG,  die  aber  erst  im  Sommer  1848  gebaut  wurde,*)  vollendet  sei.')  Der  Übernahmsakt 
vom  Baumeister  an  die  Stände  wurde  erst  am  8.  Oktober  1846  durchgeführt.*) 

Das  neue  Landhaus  war  nun  doch,  wie  die  Stande  es  wollten,  ein  Prachtbau  im  wahren 
Sinne  geworden,  sowohl  nach  außen  als  auch  im  Innern,  nach  der  Vornehmheit  des  Stiles  wie-  nach 
der  Gediegenheit  der  Ausführung.    Schon  die  imponierende  Fassade  in   der  Herrengasse,   sagt  ein 


e  Bnunea  im  Hofe  des  LftsdliBuei. 


damaliger  Bericht,  fesselt  den   Blick   und  macht  dieses  Gebäude  zu  einem  der  hervorragendsten  in 
Wien.  (S.  Tafel  XVI.)    Der  große  über  dem  Haupttore  angebrachte  Balkon,   der  auf  mächtigen  mit 


')  U.  a.  wurde  Mayr  zum  besonderen  Verdienste  sein  von  mehreren  Bauversländigen  und  Architekten  geprüftes  Projekt 
angerechnet,  ,nach  welchem  in  den  zwei  Stockwerken  ober  den  (alten)  Versammlungssälen  eine  ganz  neue  Konstruktionsart 
ins  Leben  gerufen  ward ;  mittels!  dieser  sind  nämlich  die  Scheidemauem  nach  dem  Systeme  der  Kettenbrücken  in  geschmiedetem 
Eisen  aurgebangen,  dadurch  ward  aber  jede  Stütze  der  ausgedehnten  Saaldecken  entbehrlich  und  der  bisher  noch  nicht 
erreichte  Vorteil  gewährt,  große  freie  Räume  in  den  unteren  Stockwerken  zu  erlangen*.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  16,  Nr.  7181.) 

*)  Schon  1847  hatten  die  Stände  die  Herstellung  dieser  Fassade  nach  dem  vorgelegten  Plane  genehmigt,  aber  die 
Anlegung  der  mehreremale  abgeänderten  Baudevise  verzdgerte  sich  bis  184S.  Der  sich  darauf  besiehende  Antrag  des  Ver* 
ordnelenkoUegiums  vom  £7.  März  1S4&  konnte  den  Ständen  nicht  mehr  voi^elegt  werden,  da  ihre  Verfassung  laut  der  Rcichs- 
verfassung  vom  4.  März   1849  aufgehoben  worden  war.  (N.'ö.  Landesarchiv  Fasz.   19,  Nr.  3513.) 

*)  N.-Ö.  Undesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  11812,  12728.) 

')  N.-ö.  Undesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  10438. 


96  ^As  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

antiken  Ornamenten  gezierten  Tragsteinen  ruht,  die  acht  korinthischen  Säulen  mit  den  schönen 
Kapitalen,  gearbeitet  nach  den  besten  Vorbildern  (Säulen  am  Tempel  des  Jupiter  Stator)  und  das 
wuchtig  profilierte  Hauptgesimse  mit  einfachem  Architrav  und  breitem  Fries  über  diesen  Säulen 
beleben  die  Hauptfront  des  Gebäudes  in  wirkungsvoller  Art.  Den  obersten  Teil  desselben  krönt  eine 
Gallerie- Attika,  die  sich  über  den  mittleren  Säulen  in  eine  flache  Attika,  welche  die  Inschrift  trägt, 
ausbreitet.  Über  der  Mitte  dieser  Fläche  prangt  die  alles  überragende  Klieber'sche  Gruppe.  Auch  die 
mit  großen  Schwierigkeiten  verbundene  Herstellung  der  Fassade  auf  dem  Minoritenplatze  zeigt  groß- 
artige Formen,  edlen  Stil  im  Geiste  Palladio's.  Nicht  minder  zeigte  das  Landhaus,  als  es  vollendet  war, 
aristokratisches  Gepräge.  Schon  das  mit  Säulen  und  kannelierter  Decke  ausgestattete  Vestibül  muß 
den  Eintretenden  wirkungsvoll  stimmen.  Daran  schießt  sich  ein  großer  viereckiger  Hof,  an  dessen 
Rückseite  ein  halbrunder,  bis  in  den  ersten  Stock  reichender,  balkonartiger  Vorbau  angebracht  ist, 
vor  welchem  eine  Brunnengruppe, ')  den  Ister  darstellend,  aufgestellt  wurde  (s.  Fig.  23).  Unter  diesem 
Vorbau  geschieht  auch  die  Auffahrt  zur  Marschallstiege. 

Die  Gesamtkosten  des  neuen  Landhauses  betrugen  875.890  Gulden,*)  in  welchen  auch  die 
Rcstaurierungs-  und  Einrichtungskosten  des  großen  Saales  und  der  andern  Säle  im  Betrage  von 
28.618  Gulden  inbegriffen  sind.'*) 

Einen  ganz  hervorragenden  Anteil  an  der  exakten  und  soliden  Bauführung  hatte  unstreitig  der 
ständische  Baubevollmächtige,  Ferdinand  Ritter  von  Mitis.  Während  der  mehrjährigen  Zeit  des  Land- 
hausbaues hatte  er  alle  Arbeiten  mit  der  größten  Aufopferung  an  Zeit  und  Mühen  besorgt,  unaus- 
gesetzt alle  Leistungen  und  Auslagen  überwacht  und  war  auch  noch  in  der  letzten  Zeit  dem  Ver- 
ordnetenkollegium  bei  der  Fassade  des  Landhauses  gegen  das  Regierungsgebäude  zu  mit  seinem  Rate 
zur  Seite  gestanden.  In  Anbetracht  dieser  vielseitigen  Verdienste  war  es  daher  nur  recht  und  billig, 
daß  die  Verordneten  am  31.  Dezember  1847  beschlossen,  da  bei  einem  Ständemitgliede  an  eine 
Remuneration  nicht  zu  denken  war,  Ritter  von  Mitis  den  Dank  für  die  große  Mühewaltung  in  einer 
eigenen  Adresse  bei  den  Ständen  zu  beantragen.  Infolge  der  Märzereignisse  und  der  Auflösung  der 
ständischen  Verfassung  kam  dieselbe  aber  nicht  mehr  zustande.*) 


')  Den  Namen  des  Bildhauers  dieser  nichts  weniger  als  meisterhaften  Arbeit  zu  erfahren,  war  darum  nicht  möglich, 
weil  der  sich  darauf  beziehende  Akt  ebenfalls  unter  den  ausgeschiedenen  Akten  erscheint. 

*)  Nach  dem  Protokolle  über  die  Untersuchung  der  ersten  Sektion  am  10.  November  1841,  die  in  der  Hofkanzlei 
durch  den  Hofbaurat  geführt  wurde,  erforderte  der  ßuu  dieser  Sektion  einen  Kostenaufwand  von  421.681  Gulden,  während  nur 
315.122  Gulden  präliminiert  waren.  Die  Kosten  der  zweiten  Sektion  betrugen  289.003,  die  der  dritten  Section  136.588  Gulden. 

')  Die  Kosten  des  großen  Saales  machten  allein  21.177  Gulden  aus,  während  insgesamt  nur  22.000  Gulden  präliminiert 
waren.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.   19,  Nr.  6106.) 

^)  Dieses  Gutachten  der  Verordneten  war  auf  die  Tagesordnung  der  Ständeversammlung,  welche  am  22.  März  hätte 
stattfinden  sollen,  gesetzt  worden.  Da  diese  zufolge  Reichsverfassung  vom  4.  März  1849  nicht  mehr  einberufen  werden  konnte, 
mußte  diese  Angelegenheit  vorläufig  einer  künftigen  Entscheidung  vorbehalten  bleiben.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  13274.) 


von  Dr.  Anton  Mayer.  97 


Die  innenräume  und  die  Kapeile. 


lLs  ist  schon  mehrere  Male  darauf  hingewiesen  worden,  wie  die  Stände  von  Anfang  an 
bedacht  waren,  die  alten  geschichtlich  wie  künstlerisch  denkwürdigen  Räume  auch  im  neuen  Hause 
zu  erhalten  oder  in  dasselbe  mit  einzubeziehen.  Es  war  ihnen  daher  der  Plan  Pichls  weit  zusagender, 
ihren  Wünschen  entgegenkommender,  als  der  Demolierungsplan  Komhäusels.  Ebenso  wurde  in  den 
Bauvertrag  mit  dem  Baumeister  Leopold  Mayr,  dem  bekanntlich  von  der  zweiten  Bauperiode  an  der 
Bau  allein  anvertraut  war,  ein  eigener  Paragraph  wegen  Erhaltung  der  Fresken  im  großen  Saale, 
über  den  hier  zuerst  gehandelt  werden  soll,  eingefügt.^)  Um  den  damaligen  Zustand  dieser  Fresken 
genau  kennen  zu  lernen  und,  darauf  basierend,  bei  einer  etwa  teilweisen  oder  totalen,  d.  i.  eine 
Reparatur  gänzlich  ausschließenden  Beschädigung  infolge  unterlassener  Sorgfalt  die  Kosten  des 
Schadens  auf  Rechnung  des  Baumeisters  nach  Billigkeit  bemessen  zu  können,  beschlossen  die  Ver- 
ordneten (31.  Juli  1841)  an  Peter  Krafft,  Direktor  der  Gemäldegallerie,  eine  Zuschrift  um  seine  Mit- 
wirkung und  Besichtigung  zu  richten,^  welche  am  4.  August  stattfand  und  deren  Resultat  in  einem 
Protokolle  niedergelegt  wurde.  ^  Darnach  wurde  vor  allem  eine  Kopie  der  Saaldecke  durch  den 
Historienmaler  Franz  Weigl*)  angefertigt,  die  im  Oktober  vollendet  war.*)  Wegen  des  Baues  wurde 
dann  am  16.  November  der  Saal  ganz  geräumt.*)  Erst  nach  drei  Jahren,  als  der  Bau  des  Traktes  auf 
dem  Minoritenplatze  vollendet  war,  begann  die  innere  Ausschmückung  und  Einrichtung  des  Saales. '') 


1)  §  4  des  Bauvertrages  vom  6.  November  1841  sagt:  „Die  Erhaltung  des  grüßen  Saales  und  seiner  Malerei  in  dem 
dermaligen  Zustande  mufi  ein  Gegenstand  der  aufmerksamsten  Sorgfalt  seyn.  Es  wird  daher  bey  dem  Ab-  und  Erbrechen 
des  alten  Mauerwerks  und  des  Dachstuhles,  bey  der  Gerüstung  und  Pelzung,  bey  dem  Aun>au  der  neuen,  mit  dem  alten  Mauer» 
werk  zu  verbindenden  Mauern,  sowie  bey  allen,  was  immer  für  Namen  habenden  Herstellungen  und  Vorgängen  zu  vermeiden 
sein,  dafi  die  gewölbte  Saaldecke  mehr  Risse,  als  die  bereits  bestehenden  erhalte  und  die  Malerey  an  derselben  abgestofien, 
durch  Risse  oder  Nässe  verdorben  werde.  Der  Baumeister  wird  daher  auf  die  allfälligen,  in  Absicht  auf  Erzielung  solcher  Vor- 
sichten von  der  Bauaufsicht  gegebenen  Weisungen  genauestens  zu  achten  haben *  (N.-Ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  970.) 

•)  N.-Ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  3378. 

*)  In  dem  Protokolle  heißt  es:  Wesentliche  Beschädigungen  sind  wahrnehmbar  in  Sprüngen,  Verbleichung  der  Ver- 
goldung und  Farben,  stellenweise  auch  gänzliche  Vertilgung  der  Farben   durch  Salpeter,  Abblätterungen  und  Abstoßen 

Während  des  Baues  werden  möglichst  große  Erschütterungen,  ein  Abstoßen  bei  den  VerpÖlzungen  und  Eindringen  von  Nässe 
zu  vermeiden  sein.  Eine  neue  Wiederherstellung  des  Gemäldes  nach  gegenwärtiger  Komposition  käme  auf  4600  Gulden;  eine 
durch  angewendete  Vorsicht  leicht  vermeidbare  gänzliche  Zerstörung  wäre  mit  Pönfall  von  5000  Gulden  zu  ahnden.  (N.-ö.  Landes- 
arcbiv  Fasz.  19,  Nr.  3378.) 

^)  Franz  Weigl,  geboren  1610  zu  Wien,  malte  meistens  religiöse  Bilder,  entwarf  aber  als  überaus  geschickter  Zeichner 
auch  viele  Bilder,  die  dann  für  Taschenbücher  in  Stahl  und  Kupfer  gestochen  wurden,  so  zu  Balladen  und  Romanzen  für 
Seidls  Gedichte  u.  s.  w.  (Wurzbach,  Österr.  Biograph.  Lexikon,  53.  Bd.  S.  277  f.) 

*)  Weigl  erhielt  die  mit  dem  Galeriedirektor  KrafTt  vereinbarte  Summe  von  300  Gulden  und  lieferte  außer  der  Kopie 
eine  kurze  Beschreibung  der  Beschädigung.  (Fasz.  19,  Nr.  4230.) 

*)  N.-Ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  5155. 

')  Das  Gutachten  des  VerordnetenkoUegiums  und  Einraten  des  verstärkten  Ausschusses  sind  vom  13.  und  14.  Sep- 
tember 1846.  Für  die  Kosten  wurde  die  in  Anschlag  gebrachte  Summe  von  15.000  Gulden  in  den  Domestikalfond  eingestellt. 
(N.-Ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  9806.) 

XXXVIII.  Band.  13 


gg  Das  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

Da  die  Fresken  im  Laufe  der  vielen  Jahre  durch  mehrmalige  Ubermalung  gelitten  hatten, 
wurde  die  Ausbesserung  des  figuralen  Teiles  dem  bekannten  Historienmaler  Friedrich  Schilcher,  *) 
jene  des  dekorativen  dem  berühmten  Dekorationsmaler  de  Pian  jun.  übertragen.  Die  Stuckmarmor- 
arbeiten führte  Hieronymus  Moosbrugger  •)  aus.  Im  Jahre  1845  war  die  Ausschmückung,  1846  die 
Einrichtung  des  Saales  beendet.  ^) 

Wie  der  große  Saal  sein  Deckengemälde  behielt,  das  nur  durch  Künstlerhand  einer  Restau- 
rierung unterzogen  wurde,  so  behielten  selbstverständlich  auch  das  V'erordnetenratszimmer  (Bibliothek) 
mit  dem  herrlichen  Holzplafond  und  die  Vorhalle  (Manuskriptenzimmer)  mit  der  alten  Malerei  und 
den  Wappen  ihren  Jahrhunderte  alten  Schmuck  bei.  Über  Beschluß  der  Stande  (8.  Dezember  1845) 
wurde  unter  Mitwirkung  des  Abtes  Wilhelm  von  Melk  der  Haas'sche  Holzplafond  nebst  Portal  einer 
Restaurierung  unterzogen,  wobei  die  Vergolderarbeiten  dem  Vergolder  Bonaventura  Emier  übertragen 
worden  waren.*)  Leider  unterliefen  aber  bei  diesen  Arbeiten,  namentlich  an  der  Holzarchitektur, 
Fehler,  die  auf  die  damaligen  Kunst-  und  Restaurierungsanschauungen  zurückzuführen  sind.  Den  aus 
verschiedenen  Holzgättungen  verfertigten  Holzplafond  überzog  der  Tischler  derart  mit  Lack,  daß 
dadurch  der  Farbeneffekt  der  verschiedenen  Hölzer  beseitigt  wurde,  und  die  Karyatiden  des  Portales 
ließ  man  mit  weißer  Farbe  so  gründlich  anstreichen,  daß  sie  ohne  Verletzung  der  Figuren  heute 
nicht  mehr  entfernt  werden  kann.  Glücklicher  war  man  noch  bei  der  Restaurierung  des  Plafonds 
und  der  beiden  Marmorportale  in  der  Vorhalle.  *)  Die  alte  Malerei  in  den  Vierungen  des  gotischen 
Gewölbes  wurde  durch  den  bekannten  akademischen  Maler  Friedrich  Schilcher  in  ihrer  ursprüng- 
lichen Frische  glücklich  erneuert  und  die  Portale  waren  behufs  ihrer  Restaurierung  in  der  Person 
des  Bildhauers  Josef  Probst  einem  eben  nicht  minder  tüchtigen  Künstler  anvertraut.  •) 

Die  Restaurierungsarbeiten  in  diesen  Räumen  waren  wie  die  des  großen  Saales  im  Jahre  1846 
beendet. 

Konnte  man  sich  hier  mit  Restaurierungsarbeiten  begnügen  lassen,  so  verhielt  es  sich  aber  ganz 
anders  bei  den  Sälen  des  Prälaten-,  Herren-  und  Ritterstandes.  Da  war  es  nicht  mehr  der  Mühe  wert, 


^)  Friedrich  Schilcher  war  in  Wien  1811  geboren.  Zu  Beginn  der  Vierziger  Jahre  malte  er  im  Auftrage  des  Fürsten 
Liechtenstein  die  Fresken  im  Schlosse  zu  Eisgrub.  Fast  zur  selben  Zeit,  als  er  im  Landhause  beschäftigt  war,  erhielt  er  vom 
Abte  Wilhelm  (Eder)  in  Melk  den  Auftrag,  mehrere  Fresken  und  Ölbilder  daselbst  zu  restaurieren,  auch  neue  Bilder  zu  malen. 
Ebenso  ist  das  große  Deckengemälde  im  Speisesaale  des  gräfl.  Henkel  -  Donnersmark'schen  Palais  von  Schilcher,  sowie  die  sehr 
gelungene  Restaurierung  der  als  Meisterstück  bekannten  Hauptcourtine  im  alten  Burgtheater  von  ihm  war.  (W  u  r  z  b  a  c  h,  Österr. 
Biogr.  Lexikon  XXIX.,  S.  312  ff.)  Bei  seiner  Arbeit  am  Deckengemälde  des  großen  Saales  hatte  Schilcher  zuerst  eine  Probe  an 
dem  die  Save  darstellenden  Gruppenbilde  vorgenommen,  das  am  meisten  beschädigt  war.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  7732.) 

*)  Gemäß  StändebeschluO  vom  19.  September  1844.  Der  Kostenüberschlag  für  Moosbruggers  Arbeiten  lautete  auf 
5076  Gulden  36  Kreuzer.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  8078,  8642,  9806.) 

*)  Die  innere  Einrichtung  des  großen  Saales,  an  welcher  der  Bildhauer  Hofecker  für  die  omamentale,  der  Bildhauer 
Preleuthner  fQr  die  figurale  Schnitzerei  (40  Karyatiden),  der  Tapezierer  Karl  Herrmann,  der  Tischler  Johann  Müller  und  der 
Vergolder  Konrad  Bühlmayer  beschäftigt  waren,  kostete  7540  Guiden.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  7892  und  9437.) 

^)  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  12085  ex  1845  und  801  ex  1846. 

')  Mitis  dachte  anfänglich  daran,  diese  beiden  Marmorportale  in  den  Sitzungssaal  zu  versetzen,  kam  jedoch  von  dem 
Plane  ab,  weil  sie  nach  seiner  Meinung  keinen  künstlerischen  Wert  hätten  (!).  Das  Marmorportal  mit  den  zwei  Rittern  ließ  er  in 
der  Sakristei  neben  der  neuen  Kapelle  aufstellen.  Auch  über  dieses  äußerte  er  sich  in  gleicher  Weise.  ^Es  sei",  meinte  er,  «weit 
entfernt,  in  irgend  einer  Beziehung  ein  Kunstwerk  zu  sein  und  dessen  Stellung  im  Hofe  müßte  jeden  Kunstfreund  unangenehm 
berühren,  dessen  wirkliche  Versetzung  daselbst  könnte  höchstwahrscheinlich  zu  allerlei  satyrischen  Bemerkungen  Anlaß  geben, 
die,  da  das  Ganze  des  Landhauses  gegenwärtig  unstreitig  das  großartigste  Gebäude  der  Residenz  ist,  also  häufig  von  Fremden 
besehen  werden  wird,  dann  in  den  Journalen  des  Auslandes  besprochen  werden  dürfte."  (N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19, 
Nr.  7732.)  Diese  Äußerung  zeigt  so  recht  die  Anschauung  der  damaligen  bureaukratischen  Kreise.  Wie  stimmte  dies  aber  zu 
Mitis  anderen  Äußerungen  über  die  Erhaltung  der  alten  Säle,  über  ihre  Ausschmückung  mit  Gemälden,  deren  Stoff  der  oster- 
reichischen  Geschichte  entnommen  werden  sollte? 

^  Der  Maler  Schilcher  erhielt  290,  der  Bildhauer  Probst  204  Gulden.  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  3569,  10531. 


von  Dr.  Anton  Mayer.  90 

die  veralteten  Stukkodekorationen,  Tapeten  und  Malereien,  die  schon  sehr  gelitten  hatten,  zu  erhalten, 
sondern  jene  Säle  mußten  vollständig  neu  eingerichtet  werden.  Nach  dem  ursprünglichen  Plane  sollten 
sie  mit  Gemälden  geschmückt  werden.  Schon  am  10.  April  1845  hatte  der  Baubevollmächtigte  Ritter 
von  Mitis  ein  Gutachten  darüber  abgegeben  und  der  akademische  Maler  Karl  Taege,  Kammermaler  des 
Fürsten  Metternich,  war  zur  Ausführung  derselben  in  Aussicht  genommen  worden.  Die  Wände  hätten 
vorläufig  einfach  und  stoflfartig  bemalt  werden  sollen,  so  daß  es  den  Ständen  immer  frei  geblieben 
wäre,  sie  seinerzeit  mit  den  vorgeschlagenen  Bildern  aus  Österreichs  Geschichte  bemalen  zu  lassen. 
Die  Plafondbilder  sollten  aber  gleich  ausgeführt  und  ihr  Inhalt  der  Geschichte  Österreichs  aus  den  ruhm- 
reichen Kämpfen  mit  den  Türken  entnommen  werden:  „denn  die  Heldengeschichte  keines  Landes  und 
keiner  Zeit  könne  das  bieten,  was  Österreich  in  jenen  Kämpfen  zum  Frommen  der  Zivilisation  geleistet 
habe.  So  manche  Szenen  aus  beiden  Belagerungen  Wiens  und  anderer  niederösterreichischer  Orte  und 
Klöster  durch  die  Türken  könnten  wirkungsvoll  vor  den  Augen  des  Beschauers  dargestellt  werden, 
und  Helden  wie  Niklas  Salm,  Rüdiger  von  Starhemberg,  herzhafte  Männer  wie  Abt  Gregor  Müller 
von  Melk,  Bischof  Kollonitsch,  Abt  Matthäus  Kohlweiß  von  Lilienfeld,  Frater  Marcellinus  Ortner,  der 
tapfere  Verteidiger  von  Klostemeuburg,  u.  a.  m.  als  eine  verdiente  Anerkennung  ihrer  Taten  einen 
würdigen  Platz  finden  in  Medaillonporträts".*)  Dieser  wahrhaft  große  und  schöne  Plan  kam  aber 
nicht  zur  Durchführung.  Am  16.  Juli  1845  wurde  mit  Beschluß  der  Stände  die  Restaurierung,  Aus- 
stattung und  Einrichtung  aller  Säle  dem  Grafen  August  Breuner,  k.  k.  Hofrat,  und  dem  Ludwig 
Freiherrn  von  Pereira  übertragen,  deren  Äußerung  hierüber  vom  5.  März  1846  von  den  Ständen  mit 
Dank  entgegengenommen  wurde  (13.  April).  Mit  deren  Zustimmung  betraute  Graf  Breuner  den 
Architekten  Leopold  Ernst,  der  auch  des  Grafen  Schloß  Grafenegg  restaurierte,  mit  den  Vorschlägen 
und  Zeichnungen  für  eine  andere  Dekorierung  des  Prälaten-,  Herren-  und  Rittersaales,  sowie  mit  der 
Lieferung  der  Arbeiten  für  dieselben.  *) 

Alle  drei  Säle  erhielten  nach  diesem  neuen  Plane  Holzplafonds,  ihre  Wände  gepreßte  Leder- 
tapeten. Die  Plafonds  gleichwie  die  Holzverkleidungen  an  den  Wänden  wurden  aus  trockenem  Eichen- 
holze verfertigt  und  sind,  wenn  auch  keine  Kunstwerke,  doch  immerhin  eine  solide  und  gefallige  Meister- 
leistung des  Tischlermeisters  Johann  Renner.  Die  Plafonds  sind  durch  Querbalken  in  Felder  geteilt,  welche 
im  Prälaten-  und  Herrensaale  je  einen  österreichischen  Adler  mit  Krone  und  zwei  Wappen,  den  öster- 
reichischen Bindeschild  und  das  n.  -  ö.  Landeswappen,  ^  die  vom  Bildhauer  Josef  Probst  in  Lindenholz 
geschnitzt  sind,  tragen,  denen  im  Prälatensaale  außerdem  noch  die  Wappen  von  14  niederöster- 
reichischen Stiften  und  Propsteien,  vom  Maler  Taege  gemalt,  beigegeben  sind.*)  Die  ornamentalen 
und  figuralen  Holzschnitzereien  an  den  Wänden  und  Türen,  namentlich  im  Prälaten-  und  Herrensaale, 
wo  die  Plafondmalereien  Verbindungen  erfordern,  welche  den  Kontrast  zwischen  Plastik  und  Malerei 
weniger  autfallend  machen  und  eine  Vermehrung  von  Rosetten  und  andern  Verzierungen  bedingen, 
waren  ein  Werk   des  Bildhauers  Christian  Schneider.*)    Die  gepreßten   Ledertapeten   wurden   genau 


^)  Ober  die  diesbezüglichen  Vorschläge  und  Gutachten  vom  10.  April,  13.  Juni  und  14.  August  1845  (s.  n.-ö. 
Landesarchiv  Fasz.  10,  Nr.  3479,  3883,  5052  und  7086. 

*)  Architekt  Ernst  erhielt  für  Reiseauslagen  und  Bemühungen  1300  Gulden.  (N.-Ö.  Landsarchiv  Fasz.  19,  Nr.  11090 
ex  1817  und  Nr.  6826  ex  1843.) 

*)  Probst  erhielt  für  seine  Leistung  1000  Gulden  angewiesen  (n.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  3685),  der  Vergolder 
Bonaventura  Emier  342  Gulden  (ebenda  Fasz.  19,  Nr.  7556). 

^)  Vom  Eingange  links:  Geras,  Seitenstetten,  Schotten,  Herzogenburg,  Heiligenkreuz,  Klosterneuburg;  rechts: 
Neukloster,  Altenburg,  Lilienfeld,  Zwettl,  GÖttweig,  Melk.  Ober  der  Eingangstür:  Ei.sgam;  ober  dem  grofien  Fenster: 
Dompropstei  St.  Stephan  in  Wien. 

*)  Schneider  erhielt  am  13.  September  1847  für  seine  Arbeiten  den  Betrag  von  3345  Gulden  angewiesen.  (N.-ö. 
Landesarchtv  Fasz.  19,  Nr.  3616.) 

13* 


100 


Das  niederdsteiraichisah«  Landhaus  ii 


nach  der  von  Ernst  vorgelegten  Zeichnung  und  Farbe  aus  fehlerfreiem  und  gleichförmigem  Leder 
hergestellt.  Um  sich  solches  zu  verschaffen,  war  der  Tapezierer  Karl  Hermann  eigens  nach 
England  gereist.'} 

Eine  besondere  Erwähnung  verdient  hier  auch  der  alte  Ofen  im  Prälatensaale,  welchen  Grat 
Breuner  im  Jahre  1847  dem  Vernehmen  nach  aus  der  Gegend  von  Krems  nach  Wien  bringen  und 
im  Landhause  aufstellen  ließ.  Irrtümlicherweise  glaubte  man  noch  bis  in  die  jüngste  Zeit,  er  stamme 


Fig.  24.  Der  Ofen  im  PrSUtoMult. 


aus  dem  alten  Landhause  her.  *)  Nach  einer  in  den  Akten  der  Landesausschußregistratur  noch  erhaltenen 
Referentenerinnerung,   in  welcher  ein  Schreiben  an  den  Grafen  Breuner  beantragt  wird,  das  sich  auf 


')  Die  gleichen  Tapelen  sind  auch  im  groSen  Saale  d~s  Schlosses  Grafencgg;    sie   sind  eine   neue  und  i 
1  Östen'eich,  die  mil  bedeutendem  Zeitaufwande  verbunden  war. 

•)  Mitteilungen  der  k.  k.  Zcntralkommission  für  Kunst-  und  historische  Denkmale.  N.  F.  IX,  S,  IM  ff. 


n  Dr.  Anton  Mayer. 


101 


diesen  Ofen  bezieht  (30.  Dezember  1847,  Z.  13214),  geht  aber  nur  hervor,')  daQ  derselbe  von  einer 
gewissen  Juliana  Schmaderer  angekauft  wurde;  wer  und  wo  diese  gewesen,  konnte  trotz  allem 
Nachforschen  nicht  gefunden  werden.  Dieser  farbenreiche  Ofen  (siehe  Figur  24)  ist  aus  grünglasierten 
Kacheln,  im  reich  dekorierten  Mittelbau  aber  aus  solchen  mit  hellgelben  Hintergrund  zusammen- 
gesetzt und  wahrscheinlich  eine  Arbeit  des  XVII.  Jahrhunderts.    Der  reizende  Abschluß  mit  den  vier 


IlMIllllll 

lü 

nrngmunmg 

i 

1, 

m 

^ 

1 

iäsm 

■ 

Fig.  2S.  D«ek6  nnd  LlngeBdnrckacluiiU  dar  K&p«Ua. 


^  In  den  Ausweisen  der  ausgeschiedenen  Akten  Rndet  aich  leider  die  Zahl  13214,  so  daO  die  Details,  welche 
zweifelsohne  in  diesem  Akte  enthalten  waren,  (ür  uns  verloren  sind.  Bemerkenswert  ist,  daß  der  Begistratureditektor  Franz 
Pochner  in  einer  für  die  deutsche  Naturforscherversammlung  in  Wien,  1853,  im  Auftrage  der  KanzleidiiekUon  gemachten 
Zusammenstellung  der  interessanten  Gegenstände  und  einzelnen  Teile  des  n.-ö.  Landhauses  diesen  Ofen  gar  nicht  erwähnt. 
(N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  3088.) 


102 


Dos  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 


Ecktürmchen   und  dem  zu  oberst  angebrachten  Häuschen  mit  vier  Giebeln  und  Kugeln ')  ist  nicht 
mehr  ganz  vorhanden. 

Nach  dem  Plane  des  neuen  Hauses  stellte  es  sich  auch  als  eine  unabweisbare  Notwendigkeit 
heraus,  die  Kapelle  zu  verlegen,  da  der  Bogen  abgebrochen  werden  mußte,  in  welchem  sie  sich  bisher 
befand.  Architekt  Pich!  erachtete  mit  Recht  als  den  passendsten  Platz  für  die  neue  Kapelle  den  rück- 
wärtigen Durchgang  auf  den  Minoritenplatz  (S.  12,  Fig.  2),  der  durch  sein  schönes,  spätgotisches 
Gewölbe  (Fig.  25)  und  die  herrlichen  Pfeiler  und  Gurten  (Fig.  26)  doch  die  geeignetste  Decke  für 
eine  solche  Bestimmung  abgeben  konnte  und  nahm  es  mit  kleinen  Ver- 

J"        l||jl  änderungen,  die  sich  bei  der  Neuanlage  des  Hauses  durch  Anschüttung  des 

11  Ij  Bodens,  also  Verkürzung  der  früheren  Höhe,  und  Hinausrücken  der  neuen 

\JI Im.::^:::^^^^^^-    Mauer,  mithin  eine  Verlängerung  des  Raumes,  ergaben,  in  seinen  Plan  auf. 
— — ^3P.^^^^=^  In  der  Sitzung  der  Verordneten  am  4.  April  1842  wurde  auf  Grund 

r  dessen  beschlossen,  binnen  14  Tagen  die  bisherige  Kapelle  zu  räumen 
(18.  April)  und  sich  an  den  Fürsterzbischof  von  Wien  V.  E,  Milde  mit  der 
Anzeige  und  zugleich  mit  der  Bitte  zu  wenden,  daß  die  täglich  gelesene 
Mess€f-..in  einem  andern  Lokale  und  auf  einem  eigens  konsekrierten  Altare 
gelesen  werden  dürfe,  bis  die  neue  Kapelle  eingerichtet  und  geweiht  wäre. 
Dazu  wurde  das  Bureau  des  Landmarschalts  ausersehen,  das  von  jetzt  an 
zu  keinem  anderen  Zwecke  verwendet  werden  durfte.  •)  Ferner  wurde 
bestimmt,  daß  beim  Abbrechen  der  alten  Kapelle  ein  Verordneter  des 
Prälaten  Standes  anwesend  sei,  damit  er  die  aus  dem  Altare  herausgenom- 
menen Reliquien  einstwei'en  in  Verwahrung  bringe.  *)  Der  Erzbischof  gab 
dazu  seine  Einwilligung.  Nun  schritt  man  an  die  Adaptierung  oberwähnten 
Raumes  als  neue  Kapelle,  wobei  man  leider  im  Geiste  jener  Zeit  der 
schönen  Architektur  viel  zu  sehr  Gewalt  antat.  Der  Maler  Karl  Taege 
mußte  nämlich  nach  dem  Beschlüsse  der  Verordneten  (1,  Dezember  1845) 
den  Plafond  blau,  die  Wände  und  Rippen  mit  steingrauer  Farbe  bemalen.*) 
Auch  bei  der  Aufstellung  des  Altars  hatte  es  sich  gezeigt,  daß  einige  Ver- 
änderungen an  ihm  vorgenommen  werden  mußten,  da  er  in  der  alten 
Kapelle  an  den  Seiten  eingemauert  war  und  nun  frei  zu  stehen  kam.  *> 
Das  frühere  Altargemälde  Maria  Opferung  vom  Maler  Spilnbei^  wurde 
jedoch,  weil  zu  klein,  nicht  mehr  verwendet  und  in  der  Sakristei  auf- 
gehängt. Dagegen  beschlossen  die  Stände,  denselben  Gegenstand,  Maria 
Opferung,  auf  welchen  Titel  ja  auch  die  frühere  Kapelle  geweiht  war,  jetzt 
Glasmalerei,  die  gerade  im  Aufleben  begriffen  war,  ausfuhren  zu 
lassen,   und   zwar   in    der   Wiener   Glasmalereianstalt   von   Karl   Geyling,  •) 


Fig.  28.  Pfeiler  nnd  ftorten 
in  der  Ereile. 


>}  Mitteilungen  der  k.  k.  Zentralkommiscion  mr  Kunsl-  und  historische  Denkmate.  N.  F.  IX,  S.  146  fT. 

*)  N.-O.  Landesarchiv  Pasz.  19,  Z.   1271. 

■)  N.-6.  Landeaarchiv  Fasz.  19,  Nr.  13Sa 

•)  Vollendet  am  Z8.  Mitrs  1840.  N--ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr.  4049  und  12024. 

')  Freiherr  von  Mitis  hatte  hierüber  schon  am  29.  Dezember  1843  und  am  12.  Jänner  1844  berichtet  (N.-6.  Landes- 
archiv Pas2.   19,  Z.   11699.) 

•)  Karl  Geyling  war  am  23.  Februar  1814  im  väterlichen  Hause  bu  Wien  geboren.  Er  trat  in  die  Akademie  der 
bildenden  KQnste  ein,  in  der  er  sich  zum  Landschattamater  ausbildele.  Noch  in  jungen  Jahren  beschälttgte  er  sich  mit  technischen 
Versuchen  und  begann,  26  Jahre  alt,  als  Autodidakt  die  ersten  Versuche  der  Glasmalerei  im  Lustschlosse  zu  Laxenburg  (Land- 
schaften auf  Glas),  bald  darauf  in  Hattstadl  und  Ischl.  Nach  der  Verfertigung  des  Altarbildes  in  der  Landhauskapelle  mehrten 


von  Dr.  Anton  Mayer.  J03 

Der  Maler  Ludwig  Schnorr  von  Karolsfeld,  Kustos  an   der  k.  k.  Gemäldegalerie  im  Belvedere,   hatte 
dazu  einen  sehr  gelungenen  Entwurf')  komponiert.    Dieses  Altargemälde  zerfällt  in  drei  Teile,    das 


Fig  27.  Die  Eapell«. 

sich  die  Aullrige  in  großer  Zahl ;  sein  Name  wurde  auch  auOer  Österreich,  namentlich  in  Frankreich  (Glasfenster  in  der  Lothringcr- 
kirehe  zu  Nancy  nach  den  Entwürfen  von  Friedrich  Schmidt)  bekannt,  Geyling  starb  am  1.  Jänner  1880,  .als  seine  Anstalt 
lur  Glasmalerei  eines  weitverbreiteten  und  wohlverdienten  Rufes  sich  erfreute*.  (Wurzbach,  Öslerr.  biograph,  Lexikon  V,  166, 
—  Mitteilungen  des  k.  k.  österr,  Museums  für  Kunst  und  Industrie.  XV,  Nr.  173  5.  22fr.i  Ober  Geyllngs  Bild  in  der  Land- 
hauskapelle äußerten  sich  sowohl  Julius  Schnorr  von  Karolsfeld,  Professor  an  der  königl.  Akademie  in  München,  als  auch 
Max  Emanuel  Ainmiller,  Inspektor  der  Glasmalercianslalt  in  München,  sehr  gijnslig  und  erklarten  dasselbe  für  sehr  gelungen 
und  aller  Anerkennung  und  des  Beifalles  wtrt.  Geyling  war  schon  damals  der  Neubegründer  der  Glasmalerei  in  Österreich. 
Auch  Franz  G rar  Be roidingen  referierte  im  VerordneCenkoilegium  am  10,  Jänner  1847  im  gleichen  Sinne  mit  dem  SchluBsatie, 
daC  Geyling  den  Ausdruck  der  Zufriedenheit  verdiene.  (N.-fi.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Nr,  2669.) 

>)  Die  Kartons  sind  nicht  erhalten.  Schnorr  von  Karolsfeld  bekam  am  17.  August  1846  dafür  000  Gutden  als 
Gratifikation  und  zugleich  wurden  ihm  die  vollste  Zufriedenheit  und  der  Dank  der  Stände  ausgesprochen.  (N.-O.  Landesarehiv 
Fasz.  19,  Z.  9010.) 


104  ^^s  nicdcröstcrrcichischc  Landhaus  in  Wien  von  Dr.  Anton  Mayer. 

Mittelstück  stellt  Maria  Opferung  im  Tempel  dar,  die  beiden  Seitenflügel  enthalten  die  Bildnisse  des 
hl.  Severin,  des  Apostels  von  Norikum,  und  des  hl.  Johannes  von  Nepomuk^(Fig.  27).^) 

Nachdem  die  Kapelle  und  die  anstoßende  Sakristei  vollständig  eingerichtet  waren,  ^  stellte 
der  Landmarschall  Albert  Graf  Montecuccoli  an  den  Erzbischof  Milde  das  Ersuchen,  die  Kapelle  ein  - 
zuweihen.  Der  Erzbischof  beantwortete  dieses  Schreiben  am  23.  Jänner  1848  folgendermaßen:  „Ich 
habe  mit  dem  Herrn  Prälaten  von  Wiener-Neustadt  gesprochen  und  dieser  versicherte  mich,  daß  die 
in  der  Kapelle  noch  mangelnden  Gegenstände  bis  Mittwoch  vorhanden  sein  werden.  Ich  wäre  daher 
willens,  die  Einweihung  am  nächstfolgenden  Sonntag  den  30.  Jänner  um  9  Uhr  vormittags  vorzu- 
nehmen, wenn  Euer  Exzellenz  mit  der  Wahl  des  Tages  einverstanden  sind.  Ich  bitte  daher  mich  zu 
verständigen,  ob  kein  Hindernis  stattfindet  und  von  der  ausgezeichneten  Hochachtung  versichert 
zu  sein".') 

Da  ein  solches  nicht  obwaltete,  wurde  die  Einweihung,  nachdem  der  Propst  von  Kloster- 
neu^urg  durch  ein  besonderes  Umlaufschreiben,  die  weltlichen  Landesmitglieder  aber  durch  ein 
„Kumulativschreiben"  dazu  eingeladen  worden  waren,  am  bezeichneten  Tage  vollzogen.*) 

Mit  diesem  feierlichen  Akte  der  Kapellenweihe  schließt  auch  die  Geschichte  des  Landhauses. 
Nicht  ganz  anderthalb  Monate  waren  seitdem  verflossen,  als  die  am  13.  März  tagende  Ständeversamm- 
lung durch  die  stürmischen  Ereignisse  dieses  Tages  gestört  und  durch  die  weitere  Umgestaltung  des 
ganzen  politischen  Lebens  selbst  zur  letzten  in  der  Jahrhunderte  langen  Reihe  dieser  Versammlungen 
wurde.  Das  neue  Haus,  welches  die  Stände  nicht  ohne  Mühen  und  Opfer  erbaut  hatten,  hatten  sie 
schon  so  bald  verlassen  müssen,  um  nicht  mehr  wiederzukehren. 


1)  Wir  sind  in  der  Lage,  eine  Abbildung  der  Kapelle  mit  dem  Altar  nach  einem  Holzschnitte  von  Blasius  Höfel  zu 
bringen.  Dieser  bekannte  Chromoxylograph,  quieszierter  Professor  der  Wiener  Neustädter  Akademie  und  Kunstbuchdrucker,  hatte 
das  Mittelstück  noch  in  Geylings  Anstalt  gesehen  und  war  davon  derart  entzückt,  daß  er  beabsichtigte,  eine  würdige  Ver- 
vielfältigung durch  den  von  ihm  erfundenen  Farbendruck  der  Öffentlichkeit  zu  übet  geben.  Dies  wurde  ihm  nach  einem 
Referate  des  Melker  Prälaten  Wilhelm  Eder  im  Verordnetenkollegium  am  26.  August  1847  auch  bewilligt  (N.-  ö.  Landesarchiv 
Fasz.  19,  Z.  1824  und  8240.)  Der  Farbendruck  ist  aber  auffallenderweise  selbst  bei  den  bekanntesten  und  emsigsten  Sammlern 
HÖfel'scher  Farbendrucke  nicht  zu  finden.  J.  NMedl,  Blasius  HÖfel,  Biographische  Skizze  In  den  Mitteilungen  der  Salzburger 
Landeskunde  IV,  1864,  S.  289,  erwähnt  ihn  ebenfalls  nicht.  Wendelin  Böheim,  „Blasius  Höfel  (zum  50jährigen  Jubiläum  des 
Wiener  Holzschnittes)"  in  der  Österreichischen  Kunstchronik  I.  Jahi^gang  (1879),  beschreibt  ihn  nber  folgendermaßen:  .Es 
ist  der  bedeutendste  Farbendruck  Höfeis.  Das  Blatt  ist  in  24  Farben  gedruckt.  Die  Figuren  stehen  auf  Goldgrund.  Ein  blaß 
gehaltener  Rahmen  umgibt  die  Darstellung.  Das  Blatt  ist  heutzutage  schon  sehr  selten  geworden.  Alle  Farbenstöcke  sind  von 
Höfeis  Hand  geschnitten.  Die  Farben  sind  feurig,  wiewohl  scharf  aneinandergesetzt,  die  braunen  Schattenlinien  vielleicht  zu 
klar,  daß  das  Ganze  wirklich  ein  durchsichtiges  Glasgemälde  wiederzugeben  scheint*.  Böheim  irrt  darin,  daß  er  die 
Komposition  J.  von  Führich  zuschreibt 

*)  Ober  Auftrag  des  Prälaten  von  Melk  und  des  Grafen  Johann  Anton  von  Pergen  lieferte  der  Bronzefabrikant  Josef 
Fleisch  vier  Altarleuchter  (200  Gulden),  ein  IV2''  hohes  Altarkreuz  (130  fl.),  drei  Kanontafeln  (80  ([,)  und  eine  Altarlampe 
mit  9"  Durchmesser  (230  fl.).  Für  mehrere  in  der  Sakristei  gelieferte  Arbeiten  erhielt  der  Tischlermeister  Adalbert  Welser 
226  fl.  36  kr.  (N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Z.  8622  und  4769.) 

3)  N.-ö.  Landesarchiv  Fasz.  19,  Z.  1018. 

^)  Die  weltlichen  Ständemitglieder  waren  dabei  in  der  kleinen  ständischen  Uniform  erschienen. 


III. 


BEILAGEN 


XXXYIII.  Bftod. 


14 


I. 

Yerkaufsurkunde  des  Liechtensteinischen  Hauses. 

(1513.) 

Ich  Wolfganng  von  Liechtenstain  von  Nicolspurg  anstat  mein  selbst,  vnd  Herren  Lienharten 
meines  brudem  des  ich  mich  mechtig,  vnd  ich  Erasm  von  Liechtenstain  von  Nicolspurg  anstat  mein 
selbst  vnd  herren  Georigen  meines  brudem  des  ich  mich  vöUigklichen  angenomen  vnd  ich  Hartman 
von  Liechtenstain  von  Nicolspurg,  bekennen  für  vnns  vnd  all  vnser  erben  oflfenlich  mit  disem  brief 
gegenwurtigen  vnd  künffligen,  das  wir  recht  vnd  redlich  vnd  zu  der  zeit,  da  wir  das  on  mengelichs 
widersprechen  macht  fueg  vnd  recht  hetten,  ains  ewigen  stetten  vnwiderruflflichen  kawfs  zu  kawflfen 
geben  haben,  wissentlich  in  craffl  ditz  briefs  den  hochwirdigen  ersamen,  wolgeborn^n .  herren,  edln 
gestrenngen  vnd  vesten  etc.  den  dreyen  stennden  der  landschaffl  nemlich  preletten  herren  vnd  ritter- 
schafft des  fürstenthumbs  Osterreich  vnder  der  Enns  vnd  allen  im  nachkhomen  vnser  freyaigen  haws 
zu  Wienn  an  der  hochsfraß  bey  den  myndern  brüdern  zwischen  weilend  herren  Veitten  Fünffkircher 
haws  vnd  dem  gesslein  neben  der  von  Rogendorff  haws  gelegen  vmb  ain  summa  gelts  der  wir  gantz 
on  allen  schaden  aufgericht  vnd  bezallt  sein  vnd  haben  darawfl"  für  vnns  vnd  vnser  erben  das  berürt 
haws,  mit  aller  seiner  zugehömng,  wie  wir  vnd  vnser  vorfordern  das  bishei  frey  inngehabt,  gebraucht, 
genutzt  vnd  genossen  haben,  den  vorgemelten  dreyen  stennden  der  lanndschafft,  vnd  allen  irn  nach- 
komen  vber  vnd  eingeantwurt  aus  vnser  herlichait  beseß  nutz  vnd  gwer  in  ir  hennde  herlichait  beseß 
nutz  und  gwer  also  das  sy  nu  füran  das  berurt  haws  mit  seiner  zugehörung  als  recht  herren  vnd 
besitzer  innhaben,  nutzen  vnd  messen,  damit  handln  thun  vnd  lassen  suUen  vnd  mugen  nach  allem 
irm  willen  vnd  gefallen  als  mit  irm  frey  aigen  gut  on  vnser  vnserer  erben  vnd  menigelichs  von 
vnnsem  wegen  irrung  vnd  widersprechen.  Wir  verzeichen  was  auch  des  berürten  haws  vnd  aller 
seiner  zugehörung  in  ewig  verzieht.  Also  das  wir  vnser  erben  noch  nyemands  anderer  von  vnsern 
wegqn  zu  dem  vorberürten  haws  vnd  seiner  zugehömng  kainerlay  Zuspruch  noch  ansuchung  nymermer 
haben  noch  mugen  in  khain  weis.  Wir  vnd  vnser  erben  sein  auch  der  gemelten  dreyer  stennde  vnd 
ir  nachkomen  des  genannten  haws  vnd  seiner  zugehörung  recht  scherm  vnd  vertretter  für  all  ansprach 
mit  dem  rechten  als  sollichs  kawffis  frays  aigen  guts  vnd  des  fürstenthumbs  Osterreich  vnder  der 
Enns  recht  ist.  Gieng  in  aber  an  sollicher  gwerschafft  icht  ab  vnd  das  sy  der  icht  schaden  nemen, 
mit  recht,  wie  der  schad  genent  werden  möcht  khainen  ausgenomen  denselben  schaden  allen  sullen 
wir  in  getrewlich  widerkem  sy  mugen  auch  denselben  haben  vnd  bekomen  von  vns  vnsern  erben 
vnd  gut  ligenden  vnd  vamnden  wo  wir  das  haben  inn  oder  außer  lannds  nichts  ausgenomen  bis  sy 
sollicher  Schadens  gentzlich  benuegt  vnd  bezallt  sein  getrewlich  vnd  ungeuerlich;  Mit  vrkhund  ditz 
briefs  der  mit  vnser  obgenanten  Wolfganngen,  Erasm  vnd  Hartman  von  Liechtenstain  von  Niöols-* 
purg  aigen  anhangenden  innsigln  besigelt  ist,   vnd   zu   merer  sicherhait  vnd  gezewgknuß  der  Sachen 


108  ^<^  niederosterreichische  Landhaus  in  Wien 

haben  wir  mit  vleis  gebeten  die  wolgebomen  Herren  edln  vnd  gestrenngen  Herren  Georigen  von 
RogendorflF  vnd  Herren  Iheronimeen  druchsessen  ritter  das  sy  ire  innsigl  aucH  an  disen  briefif  geHanngen 
haben  in  vnd  im  erben  on  schaden,  darunder  wir  vnns  verbinden  für  vns  vnser  erben  vnd  nach- 
komen  bey  gutten  trewen  steet  zu  hallten  innhallt  ditz  brieflfs  der  geben  ist  an  montag  vor  sanndt  Jorigen 
tag  nach  christi  vnsers  lieben  Herren  geburde  tawsent  funflfhundert  vnd  in  den  dreyzehennden  Jahren. 

(Orig.  Perg.  5  Siegel,  zweites  und  drittes  verletzt,  die  andern  drei  fehlen.  N  -ö.  Landesarchiv,  Kasten  A,  Karton  2,  Nr.  18.) 


u. 

Auszüge  aus  den  Grundbüchern  der  Stadt  Wien  (M.  G.),  der  Schotten  (Seh.  G.)  und 

der  Minoriten  (Mi.  G.)  über  die  Umgebung  des  alten  Landhauses. 

Zusammengestellt  von  Albert  Ritter  von  Camesina.  ^) 

N%  29.  S.  G.  IL  222.  Caspar  v.  Rogendorf  7,  Haus  1479. 

N«.  30.  Von  Liechtenstein  1451—1460. 

m  31.  S.  G.  VII.  40.  b.  Hanns  Bernhart  Fünfkirchen  ao.  1604.2)  —  VII.  198.  Andre  Thonradl  Frei- 
herr auf  Thernberg  „halb  Haus  auf  der  Hochstraß  1614,  wurde  als  Rebellen  guet  um  10.000  fl." 
verkauft  an:  VIL  356.  Gundacker  zu  Polhaimb  1621.  Wurde  getheilt,  u.  zw.  nach  X.  267. 
erhielt  Dorothea  von  Polhaimb  1679  Vi  Haus,  Dieser  Theil  ist  laut  Veräußerungs-Contract 
vom  8.  May  1716  „mit  den  n.-ö.  Verordneten  zu  dem  Wiener  Landhaus  verwendet  und  ver- 
baut". VIII.  115.  Hans  Reichart  v.  Polhaimb  1627,  Vi  Haus.  X.  262.  Achilles  Polhaimb  1629. 
Wird  demnach  Freihaus. 

N®.  32.  M.  G,  D.  13.  b.  Anton  Greul  „zenagst  weilent  Hainrich  von  Zelking  haus".  Erkaufte  es  von  der 
Stadt  „vmb  140  AT  anno  1446.  —  D.  225.  —  Hanns  Per  anno  1454.  —  D.  532.  Symon  Perr 
anno  1472. 

N*!.  33.  M.  G.  D.  14.  b.  Anton  Greul,  1447.  —  D.  254.  Jörg  von  Kunach,  1451.  —  D.  225.  Hans 
Perr,  1454.  —  F.  251.  Wolfgang  Ober  1533.  —  F.  303.  Michael  Puchler,  1534.  Zwischen  Wolf- 
gang Madtseber  und  Valentin  Ruetenperger.  —  H.  141.  Katharina  Khathauser  1555.  Stefan 
Frank  1558.  —  H.  387.  Hanns  Arthöfer  1570.  —  J.  130.  Georg  Fuk,  1580.  —  L.  326.  Lorenz 
Beittler  1634.  —  N.  208.  Ludwig  Graf  von  Sinzendorf  1669. 

m  34.  M.  G.  D.  207.  Hainrich  Smauzz  1447.  —  D.  209.  Hans  Hasenwasser  1449.  —  D.  267.  Hans 
Hasenwasser,  Albrecht  von  Ror  und  Egkl  Futrer  1472.  -^  E.  124.  Mathe  Steinpeckh  1482. — - 
E.  247.  Leonhart  Reisner  1492.  Wurde  ermordet.  —  E.  724.  Georg  Tordinger  1516.  —  G.  1186. 
Valentin  Ruetenperger  1539  „genant  das  haws  da  die  funfT  Mord  geschehen"  (vgl.  oben  zum 
Jahre  1492).  —  G.  378.  Franz  Hayden  1550.  —  378.  b.  Hanns  Reckhendorfifer  1550. —  H.  395. 
Barbara  Rekendorfer  1571.  —  J.  210.  Georg  Wibmer  1587.  —  K,  222.  Reinhart  Harlinger  1615. 
—  M.  205.  Johann  Virich  1645.  —  M.  540.  Jakob  Häffer.  —  N.  30.  Ferdinand  Graf  von 
Harrach  1670.  Von  da  an  mit 

N*.  34  zusammen  unter  gleichen  Besitzern.  War  immer  Freihaus.  Außer  den  unten  aufgezählten 
können  noch  als  Besitzer  genannt  werden:  1485  Einer  von  Eyczing;  1516  Georg  von  Eyczing 
und  1612  ein  Freiherr  von  Herberstein. 


^)  Fitzinger  a.  a.  O.  S. 79ff.  Die  Buchstaben  M.  G.  bedeuten  Magistratisches  Grundbuch,  S.G.. Schotten- 
Grundbuch  und  Mi.  G.  Minoriten-Grundbuch. 

*)  Die  Herren  von  Fünfkirchen  besaßen  dieses  Haus  mit  dem  oben  anstofienden,  auf  dem  Minoritenplatze  gelegenen 
Hause  Nr.  36  als  ein  Haus  von  1495  bis  1604.  (Vgl.  Wohlmuths  Plan  Fig.  1.).  D.  V. 


1  Ur.  Anton  Mayer. 


109 


M.  G.  N.  607.  Philipp  Emanuel  Fürst  Longeual  1696.  ~  P.  119.  Hainrich  Hertzog  von 
Schlesien  zu  Munsterberg .  1 720.  —  W.  89.  Karl  Fürst  von  Auersperg  1794.  —  X.  226.  Wilhelm 
■Fürst  von  Auersperg  1803.  —  Z.  81.  Niclas  Fürst  Esterhazy  1809.  —  Z.  230.  Ferdinand 
Liebman  1811.  —  N".  I.  167.  Fürst  Moritz  von  Liechtenstein  1816.  Von  1820  an  mit  Nl  33 
und  32  zur  Nationalbank  umgebaut. 
N".  35'.  Mi.  G.  D.  50.  Leopold  Krugeldorfer  1545,  erkaufte  es  vom  Kloster  der  Minoriten.  —  D.  55, 
Christof  Kugler  1570.  —  D.  71. b.  Caspar  Muschart  1594.  —  D.82.b.  Christof  Muschart  1612. 
—  D.  84.  Wolff  Rosell  1612.  —  6.  Barbara  Helmben  1614.  —  9.  Wenceslaus  Dobrossowsky 
von  Dobrossawa  1622.  —  16.  Philipp  Ziprer  1652. 


Fig.  23.  Lage  and  Umg«biuig  des  alten  Ludhaiuei. 


N".  35.  Mi.  G.  D.  50.  Leopold  Krugeldorfer  erkaufte  es  vom  Kloster  der  Minoriten  1545.  —  D.  55. 
Christof  Freydenstainer,  R.  K.  M.  Sumelier  1579  (d.  i.  Sotnmelicr,  Kellermeister).  —  7.  Heinrich 
Kugler  1616.  —  10.  Zacharias  Rothmayer  1625.  —  13.  b.  Johann  Fassy  1642.  —  16.  Philipp 
Ziprer  1652.  —  17.  Zachariaß  Adam  Pauer  1658.  Von  nun  an  mit  35-  als  N".  35  im  selben 
Besitze  „zum  schwarzen  Thor.  Waren  früher  zwey  Heuser,  wurden  1660  zusammen  ver- 
baut". —  33.  Hieronymus  Bleibinhaus  1686.  —  ^.  Ferdinand  Bleibinhaus  1714.  —  60.  Johann 
Zugeri  1717.  —  66.  b.  Josef  Ferdinand  von  Holger  1765.  —  1672.  Josef  Ferdinand  v.  Holgerischa 
Erben  1790. 

N",  36.  S.  G.  J.  678.  b.  „Erhart  vnd  Wilhalm  geprueder  von  Zelking  ain  Haus  gelegen  auf  der  Hocb- 
strasz  zenagst  der  von  Liechtenstain  von  Nicolspurg  haus,  das  mit  gemecht  von  weilen  Steffan 
von  Czelking  an  sie  komen  ist"  1451.  —  J.  688.  b.  „Walther  Zebinger  von  Kranichperg"  145L 
—  J.  709.  „Niclas  Drugsecz  zu  Stetz"  1453,  —  J.  825.  „Kristof  von  Mörspergk"  1466  „zunagst 
der  von  Liechtenstein  von  Nicolspurg  und  Hanns  von  Pern  heuser  gelegen"  1460.  —  II,  346.  b. 
„Bartlme  von  Morsperg  1492  zunagst  der  von  Liechtenstein  und  weilend  Symon  Perm  heuser 
gelegen"  1492.  —  II.  375.  b,  „Ritter  Veit  Funfkirchen"  1495  —  V.  66.  „Ritter.  Hanns  Fünft"- 


110  Das  niederQsterreichische  Landhaus  in  Wien 

kircher  zu  Stainaprun  vnd  Valkenstein"  1565.  —  VI.  146.  „Hanns  Bemhart  Funfkircher"  1592. 
1604  wurde  das  Haus  getheilt.  —  VII.  40.  b.  „Elisabet  von  Althan,  halbes  Haus  neben  dem 
Landhaus  gegen  der  Minoritenkirchen  werts,  der  hinter  tail**  1604.  —  VIII.  307.  Isabella  Freyin 
Vnuerzagt  1636.  —  VIII.  390.  Maria  Breynerin  1639.  —  IX.  54.  Maximilian  Graf  von  Trauth- 
manstorf  1643. 
N*.  37.  Mi.  G.  D.  81.  „Franz  Benuento,  Hofschmidt,  erbaut  ein  Haus  auf  einem  lehren  platz,  1607. 
Erhielt  1610  zu  notdurft  seins  gewerbes  noch  einen  platz  vngefehr  sechs  Sehnte  lang,  alda 
vor  Zeiten  der  offne  durchgang  der  kirchen  gewesen,  Peter  Remelin  1665.  Magdalen  Terzin 
geb.  Remlin  1680.  Ehrenreich  Freyherr  von  Oppel  1697,  Fridrich  von  Lamprecht  1701. 
Ehrenreich  Reichel  von  Reichelsheimb",  1745. 


« 

Meister  Hannsen  Traubingers  „Spanndtzetl*", 

Zuuermerckhen  was  mayster  Traubinger  maurer  vnnd  stainmetz  in  dem  Landt- 

haus  für  arbait  verrichten  vnd  machen  soll. 

ErsÜichen  in  dem  stall  vnd  der  Herren  Verordneten  zymer  acht  pheiler  mit  werchstuckhen, 
so  die  Herren  Verordneten  darzue  chaufen  vnd  er  außhauen  vnd  versetzen  solle. 

Item  auf  dieselben  acht  pheiler  ain  creutz  oder  graet  gwelb  anderhalben  ziegl  dickh  durchaus 
gwelben  vnd  dasselbig  gwelb  mit  ainem  säubern  wuerf  außberaitten  vnd  verthinichen,  auch  den  poden 
vnden  im  gwelb  pflastern  mit  ziegin  vnd  das  gwelb  oben  mit  erden  beschütten. 

Item  in  gemelten  gwelb  zway  vennster  gegen  dem  garten  von  den  stainen  so  die  Herren 
Verordneten  aus  dem  Katterholz  stainpruch  khaufen  vnd  fueren  lassen  außhauen  vnnd  verseczen. 

Er  soll  auch  ain  schidmaur  in  gedachtem  gwelb  machen,  die  durchaus  in  das  ober  zymmer 
geet  und  soll  vnden  im  gwelb  ain  thur  von  gedachten  stainen  in  die  schidmaur  außhauen  und 
verseczen. 

Mer  soll  er  ain  thür  in  das  gwelb  vnd  die  cantzley  darin  die  schneckhen  geet  von  beruerten 
stainen  außhauen  vnd  verseczen. 

Item  vnd  der  stiegen  im  hof  soll  er  die  außer  stainethür  außwexeln  vnd  ain  neue  von  obge- 
melten  stainen  vnd  vnder  die  inner  thur  ain  soUstuckh  außhauen  vnd  einsetzen. 

Mer  soll  er  auch  in  die  schiedmaur  oben  in  der  Herren  Verordneten  zymmer  ain  thur  von 
schönen  Puerckhschleintzer  stainen  von  oben  im  stueckh  innen  und  aussen  mit  ainem  kreucz,  auß- 
gehaut  in  stain,  welchen  die  Herren  Verordneten  selb  bezalen  sollen,  einseczen. 

Item  er  soll  auch  das  puntwerch*)  vnd  den  allten  poden  auf  dem  stall  vnd  oben  über  der 
Herren  Verordneten  stuben  vnd  im  sali  selber  außräumen  vnd  abprechen  lassen. 

Er  soll  auch  die  ober  schidmaur  vnd  der  Herren  Verordneten  Stuben  sauber  außberaitten  und 

■ 

verthinichen. 

Er  soll  auch  in  der  Herren  Verordneten  stuben,  auch  im  sali  durchaus  im  gmeir  paiß  zum 
poden  vnd  pämblingen  prechen.  ■) 


')  Puntwerch  d.  i.  Bundwerk.  Der  Ausdruck  ^Dachband*,  „Dachbandl*  f&r  die  Verbindungspfosten  im  Dachgerüste 
lebt  noch  fort  .Bundwerk  ^  Bindegerüst  =  Gerüst*. 

*)  Im  yOmeir*  (Gemäuer)  soll  er  Raiß  prechen  ==  Im  Gemäuer  oben  »Lücken*  brechen,  zum .  Einlegen  der  Tram- 
bäume (Bäumlinge  ==  Pämblingen),  auf  denen  der  Boden  ruht.  (Nach  Dr.  H.  W.  Na  gl.) 


von  Dr.  Anton  Mayer.  Hl 

Vnd  auf  gemelten  poden  der  herrenstueben  vnd  im  sali  durch  vnd  durch  ainen  gueten 
estrich  machen^ 

Mer  auf  dem  gwelb  vnd  der  Herren  Verordneten  stuben  ain  säubern  vnd  gueten  geschlagen 
estrich  machen.  Mer  soll  ehr  auch  die  peckhstall  ^)  selber  machen.  Darzue  ime  die  Herren  Verordneten 
alles  holczwerch  vnd  negl  geben  sollen. 


Kontrakt  mit  dem  Steinmetzmeister  Sigmund  Huber  wegen  mehrerer  Baulichkeiten  im 

Landhause  (8.  März  1533). 

Vermergkt  das  geding  so  mit  maister  Sigmunden  Hueber  stainmeczen  zu  Wienn  aines 
gepewß  halben  im  ne\yen  lanndthawß  beschehen  wie  hernach  uolgt.  Erstlich  sol  gedachter  maister 
Sigmundt  im  alten  stogk  zu  ainer  Stuben  vnd  chamer  auf  die  gassen  werts  in  pundtwerch  zwo 
schiedmeyr  vnnder  den  obem  poden  ains  ziegldigk  aufmawen  innen  vnd  außen  verwerffen,  ver- 
dünichen  vnd  weissen  vnd  von  derselben  stuben  daneben  durch  die  mawr  in  garten  ain  thuer 
prechen  vnd  seczen,  darzue  vom  garten  auf  vom  grundt  zwen  pfeiler  auflfürn  vnd  darauf  ain  kuchl 
mit  zwayen  vennstern,  hert,  ainen  rauchfanngk  vnd  hinwider  aus  der  kuchl  durch  die  mauer  zu  der 
Stuben  ain  ofenvennater  yedes  an  die  stat  vnd  nach  notdurfflen  so  darzue  gehört  graben  prechen 
machen  vnd  volbringen.  Zum  anndem  im  hof  auf  der  stygen  daz  thurnlein  außen  und  innen  schifern, 
verwerffen  vndt  von  newen  auch  verdünichen,  derentgegen  für  alle  arbait  vnd  mue  sol  imo  siben 
vnd  zwanzig  pfundt  phening  geraicht  vnd  bezalt  werden.  Des  zu  vrkund  vnd  gedechtnus  sein  zwo 
gleichlautendt  zpanzedln  aufgericht  vnd  vnnder  des  Erwyrdigen  Herrn  Herrn  Chunraden  abbt  zum 
Schotten  zu  Wienn  vnd  bemelts  maister  Sigmunden  Betschaden  verferttigt  vnd  yedem  tail  aine  zu 
seinen  hannden  gestelt  worden.  Actum  den  achten  tag  Marcj  anno  im  drey  vnd  dreissigsten. 


T. 

Kaufbrief  der  n.-ö,  Stände  über  den  Gartengrund  von  Hans  von  Fünfkirchen 

(1539). 

Ich  Hanns  Funffkhircher  zu  Stainaprun  vnd  auf  Valkhennstain  bekhenn.  Nachdem  sich  aus 
beuelch  ainer  ersamen  gemainen  lanndtschaffl  ditz  Ertzhertzogthumbs  Osterreich  vnder,  der  Ennss 
derselben  Verordnet  vnd  einnemer  von  den  dreyen  stänndten  Prelaten  Herrn  vnd  Ritterschaft  von 
meiner  beswerde  vnd  anforderung  wegen,  nemlichen  des  grundts  vnd  gemeyers,  so  mir  zuegehorig 
gewest,  von  der  brüeder  Ordinis  Minorum  freithof  hinab  an  das  egkh  des  lanndhaus  solanng  mein 
garten  geraicht  biß  an  die  schiedmaur  so  zwischen  bemelter  ainer  ersahien  gemainen  lanndtschaft 
vnd  mein  beder  garten  steet  an  welcher  yetzermelten  lenng  vnd  mawr  ernennte  lanndtschaffl  sich 
zu   notdurflfl  ires  gepewß  bestimbts  lanndhaus  aines  orts  vngeuerlichen  so  dikh  als  die  hausmauer 


1)  «Peckstall*  (dial.  pag   —  stall  mhd.  boucstall  sind  Zaunpfosten.  Dieses  Wort  ist  noch  allgemein  üblich.  (Nach 
Dr.  H.  W.  Kagl.) 


]  ]  2  Das  nicdcrosterreichische  Landhaus  in  Wien 

des  lanndthaus  ist  vriderstanndten»  wie  sich  dann.solchs  in  der  bschaw  aigenntUch  . erfunden   hat 

Dartzue  auch  vmb  hoch  vber  gepew  auch  der  großen  liecht  vnd  vennster,  die  heraus  gegen  meiner 

behauisung  vnd  in  den  garten  geen  .  An  heut  dato  gar  vnd  genntzlichen   gegen   mir  vergleicht  vnnd 

mich  darumben    mit  ainer   suma   geltz    benanntlichen    drewhundert   gülden    Reinisch    zu  fünfTzehn 

patzen  gerait .  Daran  mich  mein  erben  vnd  nachkhumen  ganntz  wol  benuegt  und  hinfür  benuegen 

soll   zufriden-  gestellt  vnd   mir  enntricht   haben.   Also    das   nu   hinfüron    voran   getzaigte   irr  vnnd 

anforderung  hiemit  wissentlich  in  craflft  dises  briefs  ganntz  tod  vnd  ab  sein  .  Auch  alles  vorbestimbt 

gepew  sambt  den  Hechten   vnd  vennstem  hinfur  aufrecht   vnnd   kreflftig   beleiben   sollen  .  Dartzue 

solch   gemeyr  vnnd   gepew,    wie   es   angefangen,   gleicherweiß    forter  vnd  biß   an   bestimbte  mein 

schiedmaur   vnd    durchaus   gefuert   vnd   zu   enndt   volpracht  werden  mag    on   mein    meiner  erben 

vnnd  nachkhumen  irrung  vnd  widersprechen  .  Wellen  auch  derhalben  ain  gemaine  ersame  landtschafft 

der  dreyer   stänndt  gegen   menigelich  nach  ausweisung  ditz  Ertzhertzogthumbs  Osterreich  schaden 

punts  wie  der  am  höchsten  vnnd   pessten  beschützen  vnd  schermen  vnd  on  allen  nachtaill  vnnd 

schaden  halten  in   der  guetigkhait  oder  dem  rechten  auf  vnnsem  aigen   cossten  vertreten  als   offt 

solchs  not  beschiecht  treulichen  vngeuerlichen  .  Zu  vrkundt  vnnd  becreflftigung  diser  bekhanntnuss 

vnd   verschreibung    hab    ich    obgenannter   Hanns    Funflfkhircher    mein    angeporen    innsigel    hieran 

gehanngen   vnd    aigen    namen    vnd   hanndtschriffl  hierunder  gestellt  .  Vnd   vmb   gezeugknuss   vnnd 

merer  sicherhait  willen  mit   sonderm   vleis  erpeten   den    edlen  gestrenngen  ritter  herm  Ambrosien 

Wisennt   zu   Krannsegg,   Romischer  Kunigclicher   Maiestat  etc.  rate  vnd   lanndtundermarschalch   in 

Osterreich  vnder  der  Enns,  meinen  fruntlichen  lieben  vettern,   das  er  sein   innsigil  auch  neben   mir 

hierangehangen  hat .  Doch  ime  sein  erben  vnnd  innsigil  on  schaden  .  Darunter  ich  mich  für  all  mein 

erben  vnd  nachkhumen  verpindt  innhalt  des  briefs  war  vnd  stät  zu  halten  .  Der  geben  ist  zu  Wienn 

den  viertzehenden   tag  des  monats   May  nach  Cristi  gepurt  fünfiftzehen  hundert  vnd  im   neunvnd- 

dreissigisten  jar 

Hannß  Funffkircher  m./p. 

(Original.  Perg.  2  Siegel  sehr  verletzt.  N.  -  ö.  Landesarchiv  Kasten  A,  Cartgn  5,  Nr.  7.) 


VI. 

Kontract  zwischen  „gemainer  landschafft  landhaus  vnd  der  Herrn  von  Rogendorff 

anrainende  behausung". 

(1564.) 

Zwischen  den  Ehrwürdigen  Wolgebornen  Edlen  vnd  Gestrengen  Herm  Herrn  Michfteln  Abbt 
zu  Mölckh,  Herrn  Ruediger  Herm  von  Starhemberg  zu  Schönpüchel  vnnd  Herrn  Christoffen  Teuflfel 
zu  Khrottendorff,  der  dreyer  steende  von  Prelaten  Henfn  vnd  Ritterschafft  ainer  ersamben  lanndtschaffl 
des  Erczhertzogthumbs  Osterreich  vnder  der  Ennß  Verordneten,  an  ainen  vnnd  den  wolgebornen 
Herrn  Herrn  Hannß  Wilhalms  Freyherrn  zu  Rogendorff  vnd  Mollenburg  obristen  erblandhofmaister  Rom. 
Kays.  Mtt.  beisiczer  deß  lanndts  rechtens  daselbst  in  Österreich  vnder  der  Ennß  vnnd  Herm  Georg 
Emretch  Freiherrn  zu  Rogendorf  vnd  Pöckhstall  auch  erblandthoffmaister  in  Österreich  am  anndern 
thaill.  Ist  ain  abreit  abgehandelt  vnd  beschlossen  worden  wie  volgt.  Nemblichen  daß  die  Herrn  Ver- 
ordneten im  namen  gemainer  lanndtschaffl  aus  dem  lanndthaufl  im  forderen  newen  stockh  vnd  mit  den 
zimer  vber  daß  gäßi   gedacht  Herm  von  Rogendorff  behaußungmaur.   Entgegen  daß  f^ügh  dife  Herrn 


von  Dr.  Anton  Mayer. 


113 


von  RogendorfT  widerumb  von  ihrer  behaußung  vber  daß  gäßl  in  gemainer  Landtschafft  Landthauß 
maur  jederthaill  ain  gewelb  zu  machen  vnd  pauen  zu  lassen  fueg  vnd  macht  haben  sollen  vnd  mügen. 
Vnnd  um  soliches  solle  ain  thaill  dem  andern  was  zu  geben  nicht  schuldig  sein  alles  auß  sonder 
guetwilligkhait  vnd  khainer  gerechtigkhait.  Zu  vrkhundt  sein  diser  vergleichung  zwo  in  gleicher  lauth 
aufgericht  vnnd  mit  gedachter  Herrn  Verordneten  vnd  der  Herrn  von  Rogendorff  aigenen  handschrifflen 
vnd  angebomen  petschafften  verfertigt  vnd  jedem  aine  zuegestellt  worden.  Geben  zu  Wienn  den 
sechsten  tag  monats  Apriliis  nach  vnsers  lieben  Herrn  geburth  Im  fünfzehnhundert  vnd  vier  vnd 
sechzigisten  Jahr. 

(Abschrift  im  n. -ö.  Landesarchiv  B.  8.  3.  Angemerkt  ist  dabei,  dafl  am  14.  Dezember  1756  ein  Vidimus  ihro  furstl. 
gnaden  Fürsten  von  Trautson  als  Landmarschaln  durch  Herrn  Secret  v.  Woller  nebst  mehr  anderen  stucken  von  jüngeren  Jahren 
übergeben  worden.) 


vn. 


Saphoy's  Rechnung,  deren  Schätzung  und  Passierung. 


Arbeit 


Saphoy's     . 
Ansatz 


Schätzung 


Passierung 


„Erstlichen  die  vnter  thier  im  hoflf^zum  eingang  zu 
der  stiegen  so  man  zu  der  Herren  Verordneten 
ratstuben  gehet  sambt  aller  ierer  zier  vnd  zu- 
geherung  für  stain,  arbayt,  aufsetzen  vnd  an  die 
Stadt  zu  verfertigenn 

Item  mer  im  vntern  gewelb  im  aufgang  vier  steinen 
schäft  von  harten  stein  sauber  gemacht  vnd 
gekhelt,  für  einen  sambt  den  begen  darauf  die 
stiegen  ligt  fünfzehen  gülden  thut 

Item  mer  27  Stiegenstaffel  von  hartem  stain  von 
Leyterberg,  so  vm  vnd  vm  gebaut  vnd  inein- 
ander geschlossen  vnd  gespindt,  das  sie  sich 
selbest  ledig  tragen  missen  für  einen  sambt  der 
fuer  vnd  arbayt  zwantzig  Schilling  pfennig  .    .    . 

Item  ain  praiten  antritt,  auch  von  hörtenstainen 
vor  der  lanndtcanczley  thuer  im  hof,  vnd  ain 
märbelsteinen  staffl,  ainer  claflfter  lanng,  bei  dem 
fennster  gegen  dem  Herrn  Lanndtmarschalch 
vber.  Sambt  drey  staffeln  neben  der  burgerstuben 
fuer  £^in  iedes  stuckh  ainß  inns  annder  gerait 
ain  gülden  vier  Schilling 

XXXYin.  Band. 


180  f. 


60  f. 


107  f.  2  ß 


120  f. 


31  f. 


67  f.  4  ß 


45  f. 


48  f. 


54  f. 


15 


114 


Das  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 


Arbeit 


Saphoy's 
Ansatz 


Item  fuer  die  zween  gefiertenn  platz  auf  der  stiegen 
auch  von  hertem  stain  gemacht  vnd  ineinannder 
gespint  für  beide  platz  fünf  vnd  zwantzig  gülden 

Item  mer  oben  auf  dem  sali  bey  der  burgerstubenn, 
ain  gefierter  platz  mit  drey  staffelnn,  auch  in  ein- 
andergeschlossen  für  sie  baide  zwantzig  guldenn 

Item  oben  auf  der  stieg  vnter  dem  gewelb  ain  gelehn- 
stuckh  vom  gantzen  stein  mit  den  vngleichen 
khriegeln  oder  staffeln,  durchprochen  vnd  ge- 
macht darfür  sechs  guldenn 

Item  gegen  vber  in  der  mauer  aim  hanndthab  an- 
derthalb clafler  lanng 

Item  mer  in  der  herren  Verordeneten  ratstuben  ain 
ofenfueS  von  hertem  stain  vnd  sauberen  gesimbs- 
werg 

Item  mehr  prustgelenn  vnd  handthaben  mit  khriegeln 
oder  paluustria  oben  in  dem  fuerhaus  vnd  auf 
der  stiegen  durchaus,  erster e  hat  „zwo  claflfter 
vnnd  drey  ain  halben  schuch",  letztere  hat  »drey 
claflfler  vnnd  ein  schuech" 

Item  mer  ain  thier  von  herten  stein  im  fuerhaus  vor 
der  heimlikeit  mit  fries  vnd  vbergesims  darfür 
acht  gülden  vnd  ain  caminthierl  vor  dem  ofenloch 
auch  mit  fries  vnd  vbergesims  in  oftgemelten  fuer- 
haus darfür  sechs  guldenn,  thun  beide  posten 
vierzehen  guldenn 

Item  mer  ain  ofenloch  in  die  ratstubenn  per  sechs 
Schilling  pfennig  vnd  sechs  getwengt  zu  khack 
fennstem  auf  dem  tach  ains  per  3  ß  thut  alles 
drey  guldenn 

Item  mer  der  hangende  anfanng  in  dem  vntem  ge- 
welb, welcher  inwendig  mit  gebautem  stainwerg 
verfaßt  vnnd  gemacht  daran  auch  das  capitel 
hengt  auch  das  mendel  vnd  das  capitel,  darauf 
es  stet  für  solhes  alles  dreyssig  guldenri     .    .    . 

Item  ver  die  zway  Cherintische  capitel  auf  den  zwaen 
lengen  oder  hechen  schafften 

Mer  ain  capitel  im  eck,  darauf  die  stiegen  auch  ier 
aufliegen  hat 


25  f. 


20  f. 


6  f. 


2f.  2ß 


6  f. 


55  f. 


14  f. 


3  f. 


30  f. 


60  f. 


15  f. 


Schätzung 


Passierung 


24  f. 


30  f. 


4  f.  3  ß  6  * 


2  f.  —  10  * 


6  f. 


2f.  2ß 


5  f .  6  ß  -  ß 


6  f. 


35f.4ß-* 


45  f. 


lOf.Öß-* 


12  f. 


3  f. 


3  f. 


18  f. 


42  f. 


5  f. 


24  f. 


50  f. 


8  f. 


von  Dr.  Anton  Mayer. 


115 


Arbeit 


Saphoy's 
Ansatz 


Schätzung 


Passierung 


VbersQhlag  vnd  Anforderung  auf  die  zwo 
Märbelstainen  thuergericht  von  bildt- 
werg,    wapenn    sambt    anderer    zier   und 

zugeherung  etc. 

Erstlich  das  groß  stuckh  oder  history  auf  der  thier 
vor  der  Herren  Verordeneten  rhatstuben  ^Austria" 
genendt  sambt  seinen  eingefaß  vnd  zugehör  per 
zwey  hundert  gülden  Reinisch 

Item  fuer  die  zwen  leben  auf  dem  thiergericht  sambt 
ieren  wapen  als  Vngem  vnd  Böhem 

Item  vm  den  Sambson  vnnd  Hercules  auf  den  thuer- 
gerichten  so  baide  von  marbelstain  gemacht .    . 

Item  vm  den  Noe  vnd  Cain  zwischen  den  thragh- 
stainen  von  weißem  herten  stain  gemacht    .    . 

Item  mer  vmb  die  zwo  tugennt  zwischen  beiden 
Colonen  auch  von  weißem  stain 

Item  mer  für  gemeltes  thuergericht  außer  der  vor- 
benemten  stuck  von  bildtwerg,  so  alles  von  guten 
schönen  marbelstain  gemacht,  sambt  stain,  arbayt, 
balliren,  versetzen  vnd  gar  an  die  Stadt  verfertigt 


Vberschlag  auf  das  thiergericht  vor  der 
Burgerstuben,  wie  folgt: 

Erstlich  vm  die  zway  weybsbild  mit  dem  lorber- 
kränctz.  alt  vnnd  new  Osterreichische  wappen 
gemacht  vnnd  gepalliret 

Item  von  demselben  thuergericht  sambt  allen  vn- 
chosten,  alls  stain,-  arbait,  pallieren  vnd  öczen 
(aufsetzen?)  bis  gar  an  die  Stadt  zu  verfertigen 

Vberschlag  vnd  anf  o  r  d  e  rung  au  f  d  i  e 
Wappen  vnd  angesichter  in  dem  gewelb 
vor  der  Herren  Verordneten  Ratstuben. 

Erstlich  fuer  der  Kay:  Mt:  wappen  mit  des  Reichs- 
adlers in  mitte  des  gewelbs  vor  der  Herren  Ver- 
ordneten ratstuben 


200  f. 


30  f. 


60  f. 


30  f. 


40  f. 


600  f. 


150  f. 


500  f. 


50  f. 


70  f. 


20  f. 


24  f. 


8  f. 


18  f. 


Das  alles  ha- 
ben wirmii  . 
gemessen  noch 
geschätzt,  weil 
wir  nit  so  uill 

Proportion 

daran  erkhen- 

nen. 


50  f. 


215f.5ßl0* 


18  f. 


100  f. 


24  f. 


30  f. 


16  f. 


26  f. 


.  450  f. 


75  f. 


300  Taller 


25  f. 


15 


116 


Das  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 


Arbeit 


Saphoy's 
Anschlag 


Item  mer  fuer  die  zway  Wappen  als  alt  vnnd  new 
Österreich  mit  zwayen  greiffen  vnnd  zwayen 
leeben  gemacht,  die  schilt  mit  compartument 
vnnd  rollen  eingefaßt 

Item  mer  Herrn  Ruediger  Herrn  vpn  Starhemberg 
vnd  Herrn  Veitt  Albrechten  Herrn  von  Puech- 
haim  wappen 

4tem  Herrn  Leopolten  Grabners  von  Rosenberg 
vnd  ^Herm  Wolf  ChristoflFen  von  EnnczerstorflF 
wapen 

Item  der  Herrn  Prelaten  vonn  Mölckh  vnnd  Schotten 
Wappen 

Item  mer  fuer  die  vier  angesichter  in  den  eggen 
vnnder  den  anfangen  des  gewelbs  vnd  die  zway 
in  der  mitte 

Item  mer  die  sechs  capitell^  so  auf  die  sechs  an- 
gesichter in  den  eggen  vnnd  in  der  mitten,  ver- 
setzt      

Item  vor  der  ratstuben  sein  zway  hundert  vnnd  siben 
rott  vnnd  weiß  gannze  marblpflaster,  darunder 
neun  grosse,  so  Saphoy  darzue  geben  vnd  vier- 
unnddreissig  halb  pflaster,  thuen  sibenzetzen 
gannze,  sein  der  pflaster  vberall  zwayhundert 
viervndzwainzig.  So  hat  Saphoy  aus  dem  lanndt- 
haus  rot  vnnd  weiß  pflaster  emphanngen.  Ain 
hundert  zwaivnndzwainzig  die  er  abrichten  vnnd 
schleiffen  lassen  selbst  in  die  werckhstat  vnnd 
wider  herauf  füeren  lassen.  Item  mer  hat  er 
selbst  stain  vnnd  arbait  zu  gemeltem  pflaster 
geben  102  platten  rot  vnnd  weiß.  Für  solches 
alles  zusammen  gerait 

Item  mer  bey  dem  fenster  gegen  dem  Herrn  Lant- 
marschalch  vber  ain  merbelsteinen  Staffel  ein 
clafter  lang .^ 

Item  mer  fuer  die  lantcantzley  thuer  im  hoff  einen 
breiten  drit  von  herten  stein  gemacht 


80  f. 


30  f. 


20  f. 


40  f. 


34  f. 


54  f.  20  p 


1  f. 


2  f. 


Schätzung 


35  f. 


10  f. 


10  f. 


12  f. 


14  f. 


4  f.  4  ß  » 


26  f.  5  3 


1  f. 


2  f. 


Passierung 


50  f. 


20  f. 


16  f. 


20  f. 


20  f. 


30  f. 


1  f. 


2  f. 


von  Dr.  Anton  Mayer. 


117 


Arbeit 


Saphoy's 
Ansatz 


Schätzung 


Passierung 


Vermerckt  was  auf  das  Mauerwergk  vnd 
die   gewelber   prechen   räumen   vnd    ver- 
setzen gangen  ist. 

Item  die  zway  gewelber  in  offl  gemelten  fuerhauß 
wie  sy  vor  äugen  sein,  zugewelben,  auszu- 
beraitten,  die  alten  abzubrechen,  die  stiegen  zu 
uersetzen  vnnd  in  das  altgemeyer  einzuprechen. 
das  marmelstaine  pflaster  zu  legenn  sambt  noch 
zwayen  pflastern,  vnnden  im  einganng  vnnd  auf 
dem  obem  gewelb,  auf  dem  fuerhaus,  die  wappen 
vnnd  anders  in  das  gewelb.  vnnd  alte  maur  ein- 
zubrechen, vnd  zuuersetzen.  auch  die  schilt 
vnnd  stain  von  den  podnen.  In  den  hof  herab- 
zutragen, sambt  annderer  arbait  mer.  so  in  diesem 
gebey  verriebt  worden,  auch  alles  stainwerckh 
selbst  herzuefueren  lassen 


Summe  . 


200  f. 


2655  f. -ß  20» 


dergleichen 

Arbait 
khönnen  wir 

auch  nit 
schäzen   .    . 


873  f.  3  p  28» 


100  Taller 
(116f.40ß) 


1773f.7ßlO» 


Überschläge  der  Steinmetz-,  Maurer-  und  Zimmermannsarbeiten. 

Der  bürgerliche  und  Hof-Steinmetz  Balthasar  Puechhauser  hatte  folgenden  „Vberschlag 
über  die  Steinmetzen  Arbeit**  vorgelegt: 

„Erstlichen  waß  den  keller  grundt  betreffendt,  vndt  die  holb  vndt  gantzen  pfeiller  so  von 
quatterstuekhen  sollen  vndt  müßen  gemacht  werden,  seind  derselben  gantze  pfeiller  eilf,  vndt  der 
halben  23  vndt  cost  ein  gantzer  pfeiller  vier  schuech  in  die  vierung  vndt  fünf  schuech  in  die  hoch 
32  f.    Die   halben   aber  zu  gantzen  resoluiert.  thuen  eilf  vndt  ain  halben  jeder  auch  32  f.    Brechten 

die  pfeiller  zu  ainer  keller  tieflFen 720  f. 

Zum  andern  keller  auch  so  vil 720  f. 

Item  die  kellerstiegen  von  40  stafl,  jeder  12  Schilling  bringt -    .   •       60  f. 

Übertrag  .     1500  f. 


11g  Das  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 

Übertrag  .  1500  f. 
Item  so  der  schneckhen  solte  in  bedte  keller  tieiTen  gemacht  werden  vndt  dan  widterumb 

drei  mallen  in  die  hoch  ob  der  erdt,  wuerdten  der  staffl  100  sein.    Jedter  2  f.  darein 

6  thuem  vndt  4  fenster  khomen 240  f. 

Item  keller  thuer  vndt  fenster  aufeinander  20  f.  13  keller  fenster  jedes  2  f.  bringt  zusamen  .  46  f. 
Item  zu  beden  haubtstiegen  biß  vndter  das  tach  werden  bei  die  200  stafifl  khomen,  jeder 

derselben  2  f.  bringen 400  f. 

Item  vndtere  fenster  zu  ebener  erdt  25  jedes  4  f.  thuet 100  f. 

Item  15  staineme  thuem  aine  in  die  andtere  6  f.  bringen 90  f. 

Item  das  thor 200  f. 

Item  auf  der  gaßen  so  lang  der  stockh  ist  mueß  ain  gantz  stainer  fueß  von  quattcrstuckhn 

sein,  damit  der  tachtropf  die  mauer  nit  beschedige,  32  clofter,  jeder  12  f.  bringt    .   .    .  324  f. 

Item  zum  schneckhn  in  gartten  60  staffl  jeder  2  f.  bringt 120  f. 

fenster  vndt  thuem  darin 25  f. 

Item  den  ersten  wohnstockh  betreffendt  khomen   dem  abriß  nach  30  zimmcrfenster  iedes 

gemainer  arth  sambt  dem  frieß  vndt  übergesimsß  12  f.  bringen  die  fenster 360  f. 

Item  5  stainerne  thuem  zu  10  f.  thuen 50  f. 

Item  stain  zu  den  einhaiczen •  30  f. 

Item  der  ander  wohnstockh  trift  auch  so  uil  alß  der  erste  der  bringt  440  f.  id  est    ....  440  f. 

Item  der  dritte  wohnstockh 300  f. 

Item  so  mueß  das  obere  eckh  gegen  dem  thonrödttl  von  quattterstuckhen  sein  wie  das  andere 

eckh  ist  3  clafter  hohe  cost 150  f. 

Item  24  thue  von  fenster  iedes  cost  3  f.  bringt .  72  f. 

Item  die  zugthiere  vndt  tachfenster 100  f. 

Suma  .    .   .    4547  f. 

Vberschlag  der  maurer sarbei t  betreffendt. 

Erstlichen  hat  der  ganze  stockh  im  vmb  khrais  384  klaffier  vnd  wan  zwey  kheller  solten 
aufeinander  gemacht  werden  bringt  es  auß  dem  grundt  bis  zur  ember  erden  378  klafller 
dickhes  gevier,  da  eine  jede  klaflfter  khost  7  f.  bringt 2646  f. 

Item  11  von  quatterstückhen  stainene  pfailler  zway  mall  auf  einander  zu  uerseczen,  darzue 

den  grundt  herauß  zu  mauem  khosst  jeder  7  f.  bringt  zuesamben  , ;        77  f. 

Item  ermelter  kheller  aufeinander  zwaymall  zur  gewölben  vnd  werden  die  gewelber  in 
klaflfter  resoluiert  zue  ziegel  dickh  sambt  den  darin  starckhen  bogen  darauf  die  schiedt- 
maier  khomen,  bringen  die  2  kheller  gewelb  540  klaflfler  khosst  iede  khlaflfter  sambt 
der  zuegehörigen  zeuge  4  f.  Bringen  die  2  kheller  gewelb 2160  f. 

Item   bede   kheller   außzuegraben   die   bringen  cubicerde   khlaflfter   1080  von  ieder  klaffter 

aufzuschreiben  ohne  das  wäckhfieren  der  schütt  2  f.  bringet  in  allen 2160  f. 

Item  zu  denen  haimblichen  syczen  drey  gmeben  da  iede  auf  das  wasser  soll  graben  werden. 

Khosst  iede  mit  arbeit  vnd  zeuge  zu  machen  150  f.  thuet 450  f. 

Item   für  kheller  stiegen  vnd  schneckhen  so  in  kheller  gehet  zu   uersetzen  sambt  zeuge 

vnd  arbeit  ausser  der  gehautten  stain 250  f. 

Also  wem  die  2  Kheller  biß  zue  ember  erden  herauß  sambt  den  secretgmeben  stiegen  vnd 
schneckhen  mit  ihren  pau-khossten  ausser  des  steinmeczen  beysamben  vnd  bringet  in 

Summa  .   .   .    7743  f. 


von  Dr.  Anton  Mayer.  119 

Zum  andern  den  stockh  oder  das  erste  gaden  auf  den  kheller,  welches  auch  durch  vnd 
durch  gewölbt  wierdt,  darin  die  Stallungen  auf  stainene  pfailler  miessen  geweiht  werden 
vnd  bringt  das  gaden  von  3  khlaffter  holz  mit  dickhen  vnd*  dünnen  gemeyr  cubick- 
erde  khlaffter,  sambt  den  gewelbers  im  ersten  gaden,  inwendige  vnd  auß wendige  auß 
zu  beraihten  693  khlaflfter  vnd  khosst  jede  khlaffter  5  f.  bringt 3465  f. 

Item  anders  vnd  drittes  zallen  iedes  in  gleichem  cossten  3465  f.  zw  drey  mallen,  die 
summa  zusamben  geschlagen,  bringen  die  3  stockhwerch  auf  einander  biß  vnter  das 
tach  ausser  waß  noch  der  thuem  höcher  wierd 10395  f. 

Item  bede  haubt  stiegen  zuuerseczen  sambt  9  rauchfengen,  hertt  vnnd  offen  fies  auch  salua 

reuerender  die  sycz  zu  machen,  darauf  lauft  zeug  vnd  arbeit 1248  f. 

Item  das  thuerm- gemeyr  wird  noch  weit  30  schuech  das  ist  5  khlaffter  höcher  Alß  das 
stockhwerch  ist  geuierdt,  damit  man  dem  thuern  vnd  vhr  an  allen  orden  wohl  sehen 
khan  bringt  90  khlaffter  geuier  jede  khlaffter  sambt  zeuge  vnd  arbeit  bringt 475  f. 

Item  für  allerley  christholz  vnder  vnd  ob  der  erden  zu  brauchen  laden  vnd  negel  zum 
pöckstall  saill  vnd  schäffer  schaufTel  vnd  scheibtruhen  wierdt  sich  auch  der  kossten 
verlaufen  auf  die 900  f. 


Summa  summarum     24226  f. 


Des  zimermans  vberschlag  vber  das  gepeu   wegen  allerlay  holzwerd,  so  in  dem 
Lanndthauß  zu  dem   neuen   stockh  solle  verbraucht  werden   wie  volgt: 

Erstlichen  helt  derselbe  pau  von  dem  alten  stockh  an  biß  an  die  gassen  17  claffter 
vnd  annderthalben  schuech  von  dem  eckh  an  der  gassen  biß  zu  enndt  des 
Lanndthauß  helt  auch  17  claffter  vnd  drey  schuech,  dann  zu  diser  lenng  khombt 
noch  der  zwerchstockh  gegen  den  Herrn  Thanrädl  12  claffter,  zusamen  46  claffter 
47f  schuech  zu  solchem  gepey  bedarfT  man  zu  den  tüppel  pödten  sambt  dem 
thuern  vnd  tachwerch  1452  Schochadillen  paume,  deren  ein  ieder  im  wasser 
cosst  1  f.  15  xr 1815  f. 

Zu  disem  tach  bedarff  man  auch  9  V  latten,  iedes  pfundt  p.  6  f. 54  f. 

Item  zu  allen  pauten  bedarfT  man  6  flT'  panckhladen  Jedes  p.  36  f      216  f. 

Zum  rüssten  vnnd   beschollen   des  thurs  bedarff  man  auch  8  V  welher  reichladen 

iedes  p.  14  t 112  f. 

Item  zu  allerley  gerist  vnnd  polster  holcz  bedarff  man  10  dopelte  vnnd  30  einfache 

khörholz  oder  Fleß 92  f. 

Item  20000  khupffern  negl  vnnd  1000  zweyer  negl 38  f.  20  x. 

Für  die  fuer  dises  holzwerch  aus  dem  wasser  vnnd  an  sein  stell  zu  pringen  ....      115  f. 

Item  zimerman  für  sein  arbeit  biß  zu  völliger  tichtigkheit 1500  f. 

Suma  in  allem  bringl  zusamen  .    3922  f.  20  x. 


120  Das.niedcröstcrreichische  Landhaus  in  Wien 


IX. 

Verkaufsurkunde  des  Auerschen  Hauses. 

Wir  hernach  benannte  Job  vnnd  Philipp  die  Awer  gebrueder  zu  Herrenkirchen  bekhennen 
hiemit  für  vns  vnnsere  erben  sament  vnnd  sonderlich  mit  disem  offnen  brieff,  das  wir  wolbedachtlich 
auch  mit  zeitigem  wissen  vnnd  damallen  alß  wir  der  one  menigliche  irrung  wol  thuen  guten  fueg 
vnd  macht  gehabt,  ainen  stäten  ewigen  vnwiderrueflflichen  kaufs  hingeben  vnd  verkauflfl  haben  vnnser 
erbliche  behausung  inn  der  statt  Wienn  auff  der  inndern  brueder  freithof  zwischen  herm  Reicharten 
Streyn  herm  zu  Schwartzenau  vnd  Hertenstain,  Rom.  Khay.  Mt.  etc.  Raths  vnnd  Hofcammer  Presi- 
denten vnnd  Hannsen  Moser  zu  PeczleßdorfT. 

(Origin.  Perg.,  8  Siegel  im  Nied.-<^sterr.  Landesarchiv  Kart.  A.  7.  12.  Kollationierte  Abschrift  davon  Nr.  3781.) 


X. 

K.  Maximilian  II.  verleiht  den  n.-ö.  Ständen  das  Burgrechtsprivilegium  für  das  Landhaus. 

(1571.) 

Wir  Maximilian  yon  Gottes  genaden  Ervvellter  Römischer  Kaiser  zu  allen  Zeiten  merer  des 
Reichs,  zu  Germanien,  zu  Hunngem,  Behaim,  Dalmatien,  Croatien  vnnd  Sclauonien  etc.  Künig,  Ertz- 
hertzog  zu  Osterreich,  Hertzog  zu  Burgundt,  Steyr,  Kärndten,  Crain  vnnd  Wiertemberg  etc.  Graue  zu 
TyroU  etc.  .  .  .  Bekhennen  für  vnns,  vnnser  Erben  vnnd  Nachkhomen  oflFenndtlich  mit  disen  brieff 
alß  vnns  die  Stennde  ainer  Ersamen  Lanndtschaffl  vnnsers  Ertzhertzogthumbs  Österreich  vnnder  der 
Enns  gehorsamist  angebracht,  wie  sich  oflflmals  In  Irem  Lanndthause  zu  Wienn  etwo  in  werenden 
gemainen  Lanndt  oder  sonnsten  der  Stennde  zussamenkunnßlstagen,  dergleichen  vnnderhaltung  Irer 
mittlspersonen  hochzeiten,  von  außlenndtischen  vnbekhanndten  oder  sonnsten  muetwilligen  personen 
fridprüchige  rumor  vnnd  fechthänndl  zuetragen,  welcher  doch  pillich  zu  ainem  solchen  befreyten 
Lanndthaus  nit  gestattet  werden  solle.  Vnnd  derhalben  vnns  gehorsambs  vleiß  gepetten,  das  wir 
Inen  gnedigist  bewilligen  wollten  an  bemelltem  Lanndthauß  bey  beydön  einganng  oder  thören  zu 
menigclich  wamung  vnnd  abscheich,  damit  auch  solches  befreytes  Lanndthauß  in  disem,  wie  annderer 
falle  von  menigclich  zu  gezimenden  eeren  gehalten  werde,  ain  freyzaichen  oder  tafl  darinn  ain  hanndt 
mit  ainem  plossen  schwerdt  gemalet,  auch  oben  darauff  vnnser  Kaiserliche  freyhait  vnd  die  straff, 
deren  so  darüber  mit  thettlicher  hanndtanlegung  oder  emplössung  der  wehr  In  berürtem  Lanndthauß 
vnnd  desselben  einfassung  hanndlen  werden,  schrifütlich  vermeldt  sey.  In  massen  bey  vnnserer 
Kaiserlichen  Purckh  vnnder  den  stattthörn,  vnnd  anndern  befreyungen  auch  dergleichen  tafln  vnnd 
freyzaichen  sein,  auffmachen  zu  lassen,  deßgleichen  das  ain  Lanndschafüt  oder  Ire  beueichhaben  die 
freuevler,  so  an  warer  thatt  betreten  werden,  fennckhlich  einziehen  vnnd  alssdann  vnnserm  Hof,  oder 
abwesennd  vnnser  Niderosterreichischen  Regierung  profosen,  zur  gebüerenden  bestraifung  vberanndt- 
worten  mügen.  Das  demnach  wir  solch  Ir  der  Stennde  gehorsam  vnnd  zimblich  pitten,  auch  Ire 
ansehenliche  verdiennste  gnedigclich  angesehen  vnnd  darein  mit  gnaden  bewilligt  haben,  thuen  das 
auch  hiemit  wissentlich  vnnd  in  crafft  diß  brieffs,  vnnd  mainen  setzen  vnnd  wellen,  das  nun  fürbaßhin 
vnnd  in  Ewige  zeit  ermelter  ainer  Ersamen  Lanndtschaffl  Lanndthauß  zu  Wienn  die  abbestimbte 
freyhait  für  rumor  vnnd  thettliche  fridtsprüch  wie  andere  befreytte  hewser  haben,   vnnd  darauf  jetzo 


von  Dr.  Anton  Mayer.  121 

vnnd  khünffligclich  oberhalb  baider  einganng  oder  tör,  vnnd  bey  jedem  thor  jnnsonderhait  ain  frey- 
zeichen oder  tafl  versteendermassen  aufgemacht  auch  ob  solcher  freyhait  steufif  vnnd  vestigclich 
gehalten  vnnd  vnnsern  lanndt  stenden  oder  abwesendt  vnnserm  lanndt  ob  vnnd  vnnder  marschalch, 
oder  wemb  sy  solcher  beuelchen  werden,  zuegelassen  vnnd  erlaubt  sein  soll,  so  ofift  ainer  oder  mer 
dise  freyhait  im  lanndthauß  duich  fridtprüch  thettliche  hanndtanlegung,  zuckhen,  schlagen,  stechen 
oder  dergleichen  überfuer  denselben  thetter,  er  gehöre  zue  wemb  er  well,  vnuerschondt  vnnd  one 
ainichen  respect  an  warer  thatt  in  verheflftung  zunemmen,  Doch  alßbaldt  darnach  vnns  zuhandl 
vnnsers  Hof  oder  Niderösterreichischen  Regierung  profosen,  zur  weitteren  gebüerenden  bestraffung 
überantwurtten  zulassen.  Vnnd  gebietten  hieraufif  vnnserm  Statthalter  vnnd  Regierung  vnnserer  Nider- 
österreichischen lannde,  vestigclich  mit  disem  briefT  vnnd  wellen,  das  sy  ain  ersame  vnnsere  lanndt- 
schafft  bey  diser  vnnserer  gnedigisten  zuelassung  vnnd  bewilligung  hanndthaben  vnnd  so  ofift  inen 
jemandts  überandtwurt  wurde,  so  wider  dise  vnnser  freyhait  muetwillig  gehandlet,  gegen  denselben 
mit  ernstlicher  leibstraflf  alß  sich  in  dergleichen  fällen  gebürt  verfaren  vnnd  daran  niemandts 
verschonen.  Das  mainen  wir  ernstlich.  Mit  vrkhundt  diß  briefifs  besiglt  mit  vnnserm  anhangendem 
kaiserlichen  innsigl  vnnd  geben  auf  vnnserm  Königclichen  schloß  zu  Prag  den  zwainzigisten  tag  des 
monats  Februarij  nach  Christi  vnnsers  lieben  Herrn  vnnd  seligmachers  gepuerdt  fünfiF  zehenhundert 
vnnd  im  ain  vndt  sibenzigisten,  vnnserer  Reiche,  des  Römischen  im  neundten,  der  hungarischen  im 
achten,  vnd  des  Bahamischen  jm.  dreyundzwainzigisten  jaren. 

Maximilian  m./p. 

Ad  mandatum  sacrae  Caesareae  Majestatis  proprium 

P.  Vnu erzagt  m./p. 

(Original  mit  dem  kaiserlichen  Siegel  im  n.-ö.  Landesarchiv,  Kasten  A,  Karton  7,  Nr.  10.  —  Codex  Austriacus  I,  p.  731.) 


IX. 

Bulle  des  Papstes  Benedikt  XIII.  für  die  ständische  Kapelle  im  Landhause. 

(1726.) 

Ad  futuram  rei  memoriam.  Exponi  nobis  nuper  fecerunt  dilecti  filii  domini  domus  provin- 
cialis  Austriae  inferioris,  quod,  cum  aliquot  dictae  provinciae  a  corpore  principum,  ecclesiasticorum, 
comitum,  liberorum  baronum,  et  equitum  illustrium  deputati,  in  quodam  palatio  in  civitate  Viennensi 
sito,  quod  domus  provincialis  vocatur,  pro  tractandis  publicis  et  oeconomicis  negotiis  dictae  provinciae 
congregari  consueverint,  in  dicta  vero  domo  quaedam  capella  reperiatur,  in  qua  nonnuliis  abhinc  annis 
de  ordinarii  licentia  sacrosanctum  missae  sacrificium  celebratur,  ipsi  exponentes  pro  securitate  eorum 
conscientiae  missae  hujusmodi  celebrationem  continuare  posse  summopere  desiderant.  Nobis  propterea 
humiliter  supplicari  fecerunt,  ut  sibi  in  praemissis  opportune  providere,  et,  ut  infra,  indulgere  de 
benignitate  apostolica  dignaremus.  Nos  igitur  dictos  exponentes  specialibus  favoribus  et  gratiis  pro- 
sequi  volentes  et  a  quibusvis  excommunicationis,  suspensionis  et  interdicti  aliisque  ecciesiasticis 
sententiis,  censuris  et  poenis  a  jure  vel  ab  homine  quavis  occasione  vel  causa  latis,  si  quibus  quo- 
modolibet  innodati  existunt,  ad  effectum  praesentium  dumtaxat  consequendum  harum  serie  absolventes 
et  absolutos  fore  censentes,  hujusmodi  supplicationibus  inclinati,  eisdem  modernis  et  pro  tempore 
existentibus  dominis  ac  deputatis  ejusmodis  domus  provincialis  Austriae  inferioris,  ut  ipsi  in  privata 
domus,  in  qua  congregari  solent,  ut  profertur,  capella  ad  hoc    decenter  muro  extructa  et  ornata,  seu 

XXXV 111.  Band.  16 


122  ^^  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien  von  Dr.  Anton  Mayer. 

exstruenda  et  omanda,  ab  omnibus  domestricis  usibus  libera,  per  ordinarium  loci  prius  visitanda  et 
approbanda,  ac  de  ipsius  ordinarii  licentia  ejus  arbitrio  duratura,  unam  missam  pro  unoquoque  die 
per  quemcunque  sacerdotem  ab  eodem  ordinario  approbatum  saecularem,  seu  de  superiorum  suorum 
licentia  regulärem,  sine  tarnen  quorumcunque  jurium  parochialium  praejudicio,  ac  Paschatis,  Resur- 
rectionis,  Pentecostes  et  Nativitatis  domini  nostri  Jesu  Christi  aliisque  solennioribus  anni  festis 
diebus  exceptis,  in  sua  ac  eorum  ofTicialium  et  ministrorum  illisque  inservientium  dumtaxat  praesentia 
celebrari  facere  libere  et  licite  valeant,  authoritate  apostolica  tenore  praesentium  concedimus  et  indul- 
gemus,  non  obstantibus  constitutionibus  et  ordinationibus  apostolicis  caeterisque  contrariis  quibus- 
cunque.  Volumus  autem,  quod  alij  praeter  supradictos  ibidem  missae  hujusmodi  interessentes  ab 
obligatione  audiendi  missam  in  ecclesia  diebus  festis  de  praecepto  minime  liberi  censeantur.  Datuni 
Romae  apud  Sanctum  Petrum  sub  annulo  piscatoris  die  VIII.  Januarij  MDCCXXVI  pontificatus  nostri 
anno  2^°. 

J.  Card.  Oliverius. 


IV. 


REGISTEE, 


16* 


A. 

Abdankh,  Thomas,  42,  44. 

Abensberg  und  Traun,  Ernst  Graf  von, 

Landmarschall,  56. 
Absteigequartiere,  27. 
Aichen,  Franz  X.  Freiherr  von,  87,  93. 

Ritter  von,  93. 

Aichinger,  Georg,  18. 
Ainmillner,  Max  Emanuel,  103. 
Albrecht  IL,  Kaiser,  9. 

—  —  VI.,  Erzherzog,  7. 
Albrechtsburg,  Franz  Albrecht  von,  58. 
Alexander,  Abt  von  Neukloster,  61. 
Alois,  Abt  von  Altenburg,  86. 

—  —  Abt  von  Seitenstetten,  83,  84. 
Altomonte,  Martin,  79. 

Althann,  Anna  Freiin  von,  50. 

—  —  Christoph  Hans  Graf  von,  50, 56, 57. 
Altmann,  Abt  von  Göttweig,  65. 
Amalia,  Kaiserin,  49,  63. 

Ambn>8,  Abt  von  Lilienfeld,  87. 

—  —  Abt  von  Seitenstetten,  60. 
Amerling,  Friedrich,  33. 
Änderte,  O.,  45. 

Andrea,  Nikolaus,  40. 

Anschütz,  Heinrich,  53. 

Anton,  Erzherzog,  54. 

Archiv,  städtisches,  11. 

Arlett,  Lorenz,  71. 

Auer  zu  Herrenkirchen,  Adolf,  22. 

—  —   —   —  Gerwerk,  22. 
Job,  21. 

—  —  —  —  Leonhard,  22. 

Philipp,  21,  22. 

Auer'sches  Haus,  21,  22. 
Auersperg,  Heinrich  Fürst  von,  59. 
Auersperg'sches  Haus,  65,  66. 
Augustinerkirche,  7. 

B. 

Bachmeyer,  Franz,  77. 
Bartenstein,   Johann  Chr.   Freiherr  von, 
83,  93. 

Barth,  Thaddäus  J.  F.,  Sänger,  53. 
Bauer,  Josef,  27. 
Baukosten,  96. 


Baumgartner,  Andreas,  91. 
Beduzzi,  Antonio  Nicola,  46,  47. 
Beethoven,  Ludwig  van,  53. 
Benedikt  XIII.,  Papst,  58,  121. 
Benno,  Abt  zu  den  Schotten,  65. 
Benvenuti,  Francesco,  75. 
Bergenstamm,  Alois  von,  4,  8. 
Beroldingen,    Franz   Graf  von,    85,    87, 

92,  103. 
Berthold,  Abt  von  Melk,  46. 
Betstube,  katholische,  55. 

—  —  protestantische,  55. 
Bibiena,  Giuseppe  Gallo,  77,  79. 
Bibliothek,  s.  Verordnetenratsstube. 
Bierschenke,  28. 

Blahetka,  Leopoldine,  52. 
ßocklet,  Karl  Maria  von,  52,  53. 
Böhm,  Josef,  53. 
Börse,  öffentliche,  66. 
Bohrer,  Anton,  53. 

Max,  53. 

Borgondio,  Gentilc,  52. 
Bornacini,  Luigi,  47. 
Brandis,  Franz  Graf  von,  58. 

—  —  Franz  Jakob  Graf  von,  79. 
Braun,  Fr.  Blasius,  58. 
Breunner,  August  Graf,  33,  99,  100. 
Breuner,  Barbara  Gräfin,  49. 
Ernst  Josef  Graf,  63. 

—  T-  Eva  Regina  Gräfin,  50. 

—  —  Johann  Philipp  Freiherr,  50. 

—  —  Maria  Gräfin,  16. 
Philipp  Graf,  49. 

—  —  Seifried    Christoph    Freiherr   von, 
Landmarschall,  51. 

Wenzel  Graf,  59. 

Brodi,  Markus,  49. 

Brunnen,  der  alte,  17,  32,  86. 

—  —  der  neue,  94,  95. 
Buchdruckerei,  protestantische,  55,  71. 
Buchladen,  protestantischer,  55,  71. 
Bühlmayer,  Konrad,  98. 

Burger  Johann,  26. 
Burgfriedenszeichen,  s.  Freizeichen. 
Burgschleunitzer  Steinbruch,  11. 
Bürgerstube,  17,  20,  21,  35,  36,   39,  41. 
Burman,  John,  41. 


c. 

Cantzeley,  niederländisch-italienische,  10. 

»Cantzley,  neue",  20. 

Cariolo,  Lorenzo,  20. 

Canzi,  Katharina,  52. 

Castelli,  Ignaz  Franz,  3,  89. 

Catalani,  Angelica,  53. 

Cavriani,  Christoph  Graf  von,  75. 

Max  Graf  von,  43,  65. 

Chalupsky,  Josef,  89. 

Churhaus,  f.-e.,  17. 

CoUoredo,  Camillo  Graf  von,  59. 

CoUoredo- Mannsfeld,    Ferdinand    Graf 

von,  83,  87,  89,  92,  93,  94. 
Comazzi,  Francesco,  47. 

—  —  Giovanni,  Conte,  47. 
Cornax,  Dr.  Matthäus,  8. 
Coromandel,  130. 
Crispinus,  Prior  in  Gaming,  19. 
Czemin,  Johann  Rudolf  Graf  von,  94. 
Czerny,  Karl,  52. 

Czobcr,  Josef  Graf  von,  75. 

D. 

Dankadresse  an  R.  von  Mitis,  96. 
Daun,  Leopold  Graf,  59. 
Deckengemälde,  97,  98. 
Deurlein,  Johann,  51. 
Dietrich,  Johann  Richard,  70. 
Dietrichstein,  Dorothea  Gräfin  von,  62. 

—  ^  Josef  Karl   Graf  von,    Landmar- 
schall, 3,  43,  52,  60,  64,  65. 

—  —  Maria  Anna  Gräfin  von,  52. 
Dobblhof,  Freiherr  von,  93. 
Dollichcr.  Hans,  25,  26. 
Dominik,  Abt  von  Lilienfeld,  59. 
Dompropsthof,  7. 

Donau,  48. 
Doruthe,  St.,  9.  . 
Droßdick,  Freiherr  von,  87. 
Drouet,  Louis,  53. 

E. 

Ebersdorf,  Hans  von,  7. 

—  —  Ruprecht  von,  7. 
Fehler,  Wilhelm,  53. 


126 


Das  niederösterreichische  Landhaus  in  Wien 


Eder,  Tobias,  58. 
Eikl,  Leonhardy  17. 
Einnehmeramt,  64. 
Eisenmann,  Franz  Karl,  27. 
Eisgrube  im  Landhause,  28. 
Eleonora,  Kaiserin,  47. 
Elisabeth  Christine,  Kaiserin,  63. 
Emier,  Bonaventura,  08. 
Enenkl,  Georg  Achaz  von,  50. 
Enzersdorf,  Wolf  Christoph  von,  39. 
Enzianer,  Dr.  Johann,  7,  8. 
Erbeck,  Kaspar,  22. 
Ernst,  Erzherzog,  71. 
Ernst,  Leopold,  99,  100. 
Esterhazy,  Paul  Fürst  von,  51. 
Eugen,  Prinz,  48. 
Expedit,  55. 
Eybler,  Josef,  52,  60. 
Eyseler,  Thoman,  18. 
Eytzing,  Christoph  Freiherr  von,  Land- 
marschall, 16,  68. 

F. 

Fellauer,  Johann,  29. 
Ferdinand  L,  Kaiser,  17. 

—  —  IL,  Kaiser,  51. 

—  —  ni,  röm.  König,  51. 
HL,  Kaiser,  27. 

—  —  Erzherzog,  54. 

—  —  Kronprinz,  80. 

—  —  Propst  zu  St.  Dorothe,  58. 
Ferrabosco,  Pietro,  21. 
Festlichkeiten,  49. 

Fillenbaum,  Emanuel  Edler  von,  89. 
Fitzinger,  Franz,  3. 

—  —  Ignaz,  3,  65. 

—  —  Johann  Josef,  57. 

—  —  Dr.  Leopold,  3,  21. 

Fiume  della  Maddalena,  s.  Sebethos. 

Florian,  St.,  Stift,  48. 

Francolin,  Hans,  22. 

Franz  L,  röm.  deutscher  Kaiser,  58,  79. 

—  —  L.  Kaiser,  42. 

< ü.  (I.),  Kaiser,  80. 

Frayberger,  Josef,  89. 
Freizeichen,  31^ 
Frey  tag,  Elias,  71. 
Friedrich  III.,  Kaiser,  7. 
Fuchs,  Graf  von,  87,  93. 

—  —  Karl  Graf  von,  54. 
Fuchsmagen,  Dr.  Johann,  9. 
Fünfkirchen,  Hans  von,  16,  72. 

Hans  Bernhard  von,  16,  72,  73,  74. 

Fünfkirchen'sches  Haus,  10,  22,  23, 28, 73. 
Fürstenberg,   Friedrich   Egon,    Landgraf 
von,  87,  89,  93. 


G. 

Gallo,  Baptista,  21. 

Gampi,  Antonio,  47. 

Gariboldi,  Ignaz,  41. 

Gaudenz,  Propst  von  Klostemeuburg,  60. 

Gebauer,  Franz  X.,  52,  53. 

Geidter,  Paul,  41. 

Geifiler,  Johann,  52,  89. 

Gellersdorf,  7. 

Georg,  Abt  zu  den  Schotten,  76. 

German(in),  Maria,  71. 

Getano,  Bartolomeo,  21. 

Gewerbeschulkommission,  55. 

Geyling,  Kari,  102. 

Geymüller,  Heinrich  Ritter  von,  65. 

Gilbert,  Arnold,  60. 

Gitterbrunnen,  s.  Brunnen. 

Giuliani,  Mauro,  52. 

Goeß,   Peter   Graf  von,    Landmarschall, 

55,  80,  83,  87. 
Gotisches  Zimmer,  20,  41. 
Gottfried,  Abt  von  Göttweig,  58. 
Grabner,  Leopold  von,  39. 

—  —  Sebastian  von,  50. 
Grafenegg,  Schlofi,  33,  99,  100. 
Gregor,  Abt  von  Melk,  61. 

(Müller),  Abt,  99. 

Grundsteinlegung,  89. 
Guntersdorf,  7. 

H. 

Haas,  Georg,  19,  22,  23,  41,  42,  45. 
Häzenberg,  Albrecht  Ignaz  von,  46. 

Johann  Ernst  von,  61. 

Haggenmüller,  Balthasar,  47. 
David,  47. 

—  —  Johann,  47. 

Haim,  Johann  Freiherr  von,  49. 
Hannusch,  Josef,  89. 
Hardegg,  Graf  von,  9. 
Harnoncourt-Hatzfeld,  Hubert  Graf  von,  66. 
Harrach,  Alois  Graf,  Landmarschall,  28. 

Anton    Graf    von,    Bischof    von 

Wien,  58. 

—  —  Ferdinand  Bonaventura  Graf  von, 
59. 

—  —  Ferdinand    Graf   von,    Landmar- 
schall, 79. 

—  —  Johann«  Josef  Graf  von,  63. 
Hartmann,  Johann  Georg,  70. 
Haulhammer,  Georg,  76. 
Hauser,  Hans,  8. 

Jobst,  8. 

Heintl,  Dr.  Franz,  54,  87,  90. 
Herberstein,  Margarete  Freiin  von,  49. 
Hermann,  Kari,  98,  100. 
Herr,  Hans,  19. 


Herrenstandsarrest,  27,  56. 
Herrenstandswohnung,    s.    Natural- 

Wohnungen. 
«Herrenstöckel",  Das,  69,  86. 
Herrenstube,  13,  17,  19,  26,  42. 
Herzogenhof,  7. 
Heylinger,  Johann,  29. 
Hietxinger  Steinbruch,  11. 
Hindi,  Johann,  52. 
Hdfel,  Blasius,  104. 
Hörleinspergerin,  Afra,  8. 
Hofecker,  98. 

HofTher  von  Hemstein,  Simon,  76. 
Hofkirchen,    Johann    Bernhard   Freiherr 

von,  50. 

Wilhelm  von,  17. 

Hofmann,  Hans  Friedrich,  19. 

—  —  Joachim,  52. 
Hofspital,  77. 
Holger'sches  Haus,  28. 
Holz,  Karl,  52. 

Hormayr,  Josef  Freiherr  von,  4. 
Homberg,  Andreas  Freiherr  von,  50. 
Hoyos,    Balthasar   Freiherr  von,    Land- 
marschall, 51. 
Huber,  Josef  Daniel,  24,  30. 
Hubhaus,  das,  18. 
Hueber,  Dominik,  77. 

—  —  Sigmund,  15. 
Hütter,  Emil,  90. 
Hütteri,  Ludwig,  18. 
Hummel,  Johann,  53. 

I. 

Ignaz,  Probst  von  St  Dorothe,  59. 
Indien,  Vorder-,  130. 
Ingerl'sches  Haus,  28. 
Inzaghi,  Karl  Graf  von,  95. 

J. 

Jakob,  Propst  von  Klostemeuburg,  4,  87, 

89,  93. 
Jaux,  Sebastian,  29. 
Jobst,  Johann  N.,  18. 
Jörger  zu  Tollet,  Abraham,  49. 

—  —  Christoph,  49. 

Georg  Wilhelm.  49. 

Johann,  Erzherzog,  54. 

(IX.),  Abt  zu  den  Schotten,  39. 

(XL),  Abt  zu  den  Schotten,  57. 

Josef  L,  Kaiser,  49,  51. 

—  —  IL,  römischer  König,  44. 
IL,  Kaiser,  60,  67,  79. 

—  —  Erzherzog,  58. 
Jurischitz,  Niklas  Freiherr  von,  49. 
Jurocich,  Anton,  60. 
Justizthron,  der,  45. 


von  Dr.  Anton  Mayer. 


127 


K. 

KäOmayer,  Magnus,  71. 
Kalkbrenner,  Fr.  Wilhelm,  52. 
Kanzlei,  italienische,  56,  50. 

—  —  niederländische,  27, 
Kanzleien,  27,  67. 
Kapelle,  s.  Landhauskapelle. 
Kapeller,  Dr.  Matthias,  76. 
Karl  VI.,  Kaiser,  43,  78. 

—  —  Erzherzog,  49,  54. 

Abt  zu  den  Schotten,  46,  62. 

Kastner,  Bartholomäus,  71. 
y  Katerholz-Steinbruch  *,  11. 
Kaunitz-Rittberg.  Wenzel  Fürst  von,  59. 
Keglevich,  Graf  von,  41. 
Kemptner(in),  Margarete  von,  50. 
Khevenhüller,  Johann  Josef  Graf  von,  59. 
Kienmarkt,  7. 

Kinsky,  Christian  Graf,  84. 
Kinsky'sches  Haus,  23,  28,  70,  73. 
Klemens,  Abt  von  Heiligenkreuz,  57. 
Klieber,  Josef,  90,  96. 
Klostemeuburg,  Stift,  11. 
Knorr,  Josef  Freiherr  von,  83,  87. 
Koch,  Peter  Andreas,  49. 
Köfel,  Johann,  29. 

Königsegg,    Karl    Graf   von,    Landmar- 
schall, 63. 
Köppl,  Laurenz,  23. 
Kollonitsch,  Bischof,  99. 
Konrad,  Abt  zn  den  Schotten,  15. 
Konsolenköpfe,  39. 

Komhäusel,  Josef,  80,  83,  84,  86,  87,  97. 
Kram,  Peter,  97. 
Krems,  SUdt,  7,  25,  46. 

—  —  Pfarrkirche,  48. 
Kreutzer,  Konradin,  53. 
Kreuzer,  Stephan,  19. 
Kreuzetverein,  55. 
Kriminalprivilegium,  27. 

Kuefstein,  Hans  Ludwig  Graf  von,  50. 
Künigl,  Philipp  Graf,  74. 
Kämer,  Johann  Jakob,  27. 
Kunz,  Johann  Michael,  52. 
Kurz,  Graf  von,  s.  Senftenau,  Ferdinand 
Sigmund  von. 

L. 

Lamberg,  Ferdinand  Graf  von,  59. 

—  —  Sigmund  Freiherr  von,  Landmar- 
schall, 23,  73. 

Lamprecht,  Friedrich  von,  77. 
Landau,  Achaz  Freiherr  von,  49. 

—  —  Katharina  Freiin  von,  50. 

—  —   Lucius  Freiherr  von,  50. 
Landhaus,  Das  große,  28,  61. 


Landhaus,  Das  kleine,  27,  28,  61. 
Landhausgasse,  84. 
Landhauskapelle,  27,  34,  55,  102. 
Landhaus -Medaille,  91,  92. 
Landhauswirt,  27,  68. 
»Landschaflt  Havs",  10. 
Landschaflskanclei,  13. 
Landschaftsprofessionisten,  28. 
Landschaftsschule,    protestantische,    22, 

23,  45. 
„Lannthaus,  Das  alt*,  8. 
Langoy,  52. 
Laternen,  29. 
Laurin,  Leonhard,  57. 
Legnani,  Luigi,  53. 
Leopold  L,  Kaiser,  45,  46,  47. 
II.,  Kaiser,  41,  60,  67,  79. 

—  —  Erzherzog,  78. 
Liechtenstein,  Alois  Fürst  von,  52. 

—  ^  Christoph  von,  Landmarschall,  7, 8. 

—  —  Erasmus  von,  9. 

—  --  Lienhart  von,  9. 

—  —  Wolfgang  von,  9. 
Liechtenstein'sches  Haus,  9,   11,  13,  24. 
Linke,  Josef,  52. 

Liszt,  Franz,  53. 
Lobpreifi,  Josef,  53. 
Loch'sches  Haus,  22. 
Lorenz,  Abt  zu  Admont,  19. 
Losenstein,     Georg    Achaz    Graf    von, 
Landmarschall,  69. 

—  —  Georg  Dietmar  von,  50. 

—  —  Georg,  der  Jüngere,  von,  50. 
Losi    von    Lohnenthai,    Adam    Philipp 

Graf  von,  59. 
Lutz,  52. 

M. 

Madras,  130. 

Maidburg,  Michael  von,  8. 

Mamminger,  Christoph,  8. 

Manuskriptenzimmer,  s.  , Vorhaus*. 

Marchese,  Pompejo,  43. 

Maria,  Infantin  von  Spanien,  51. 

Amalia,  Erzherzogin,  51. 

—  —  Anna,  Erzherzogin,  59. 

—  —  Christine,  Erzherzogin,  59,  60. 
>-   —  Louise,  Erzherzogin,  80. 

Theresia,  Kaiserin,  41,  44,  58,  59, 

69,  78,  79. 
Marian,  Abt  zu  den  Schotten,  83,  84. 
Mariazel  1er -Friedhof,  77. 
Marolteiningerhof,  7,  8. 
Mirschallstiege,  96. 
Matthäus,  Abt  von  Lilienfeld,  99. 
Matthias,  Erzherzog,  23,  75,  76. 

—  —  röm.  König,  50. 


Mautem,  7. 
Maximilian  I.,  Kaiser,  8. 

n.,  Kaiser,  17,  32,  51,  121. 

Mayenberg,  Josef  Freiherr  von.  65,  83, 

84,  87,  89,  93,  94. 
Mayer,  Simon,  25. 

Mayr,  Leopold,  88,  92,  93,  94,  95,  97. 
Mayseder,  Josef,  52. 
Mechtl  von  Engsberg,  Ferdinand,  58. 
Melk,  StJft,  47. 

Stiftskirche,  46. 

Melkerhof  in  Wien,  18. 
Michael,  Abt  zu  den  Schotten,  8. 
Abt  von  Melk,  17. 

—  —  Hugo,  55. 

Migazzi,  Josef  Christoph  Graf  von,  Fürst- 
erzbischof von  Wien,  58. 

Milde,  Vinzenz  Eduard,  Fürstersbischof 
von  Wien,  102,  104. 

Miller,  Adam,  29. 

Minoritenfreithof,  17,  21,  22,  74,  75. 

Minoritenkirche,  26. 

Minoritenplatz,  10,  17,  20,  23,  45. 

Mirabell,  Schloß,  48. 

Mitis,  Ferdinand  Ritter  von,  93,  96,  98, 
99,  102. 

Ferdinand  Georg  Ritter  von,  88. 

Ignaz  Rilter  von,  87,  89,  93. 

.Mitleidende*  Städte  und  Märkte,  41. 

Mitrowsky,  Anton  Graf  von,  90,  93. 

MoUarth,  Max  Graf  von,  45. 

Montecuccoli,  Albert  Graf,  Landmarschall, 
104. 

Moosbrugger,  Hieronymus,  98. 

Moscheies,  Ignaz,  52. 

Moser,  Eduard  Karl  von,  64. 

»  —  Ferdinand  von,  64. 

—  —  Freiherr  von,  93. 
Hans,  17,  21. 

—  —  Juliana  von,  64. 
Müller,  Johann,  98. 
Münzenfund,  89. 
Mummacher,  Matthias,  21. 
Muschinger,  Martha  Elisabeth  von,  50. 
Vinzenz  von,  50. 

N. 

Nadasdy,  Franz  Graf  von,  45. 

Nadhemy,  von,  87. 

Napoleon,  Kaiser,  54,  80. 

Nationalbank,  Österreichische,  65. 

Naturalwohnungen,  27,  28,  63,  64,  68. 

Nehammer,  Franz,  83,  89. 

Nejebse,  Wenzel,  53. 

Nestroy,  Johann,  53. 

Neudegg,  Ferdinand  Raymund,  46. 


128 


Das  nicdcröstcrreichische  Landhaus  in  Wien 


o. 

Odilo,  Abt  von  Göttweig,  59. 
ödl,  Christian  Alexander,  70 
ödt,  Marie  von,  50. 

—  —  Sigmund  von,  50. 
Österreichisch -Indien,  48. 
Öttl,  Christian,  29. 

Ofen  im  Prälaten saal,  100. 

Opitz,  Dr.  Josua,  55. 

Oppel,  Johann  Ehrenreich  Freiherr  von, 

77. 
Ordnung,  stand ische,  69. 
Ortner,  Marcellinus,  Fr.,  99. 

P. 

Paar,  Josef  Ignaz  Graf  von,  63. 

—  —  Josef a  Gräfin  von,  59. 
Pauer,  Hans,  76. 
Paumann,  Ulrich,  17,  18. 
Pereira,  Ludwig  Freiherr  von,  99. 
Pergen,  Anton  Graf  von,  Landmarschall, 

67. 

—  —  Johann  B.  Graf  von,  46. 
Persing,  Benigna  von,  50. 
Franz  von,  50. 

„von  Petta-(Pettau)Haus*^  8.  • 

Pettau,  Friedrich  von,  8. 

Pian,  Johann  de,  jun.,  98. 

Pichl,  Ludwig,  85,  88,  89,  90,  9 U  93.  97. 

Pilgram,  Pranz  Anton,  29. 

Pillersdorf,  Freiherr  von    87.  94. 

Piringer,  Ferdinand,  52,  53. 

Po,  48. 

Polizeidirektion,  k.  k.,  64. 

Polizeihofstelle,  Gebäude  der,  56. 

Pollheim,  Gundaker  Freiherr  von,  50,  76. 

—  —  Weichart  Achilles  Herr  von,  84. 
PoUheim'sches  Haus,  23,  28. 
Portale,  34,  98. 

Pottendorf,  Albrecht  von,  9. 

—  —  Jörg  von,  9. 

—  —  Konrad  von,  9. 

Schloß,  45. 

Prälatenstube,  17,  19,  27.  42. 
Prälatensaal,  s.  Prälatenstubc. 
Prankl,  Hermann  Franz,  79. 
Prag,  Laslo  von,  50. 

—  —  Ursula  Freiin  von,  49,  50. 
Praghaus,  das,  7. 

Prandau,  Franz  Freiherr  von,  43. 
Prandaucr,  Johann,  46. 
Prandstätter.  Gallus,  25. 
Pranky,  Barbara  von,  50. 
Preleuthner.  Johann,  98.. 
Prigl,  Melchior,  24. 
Probst,  Josef,  98. 


Proskau,  Erdmann  Christoph  Graf  von,  63. 
Prüschenk,  Heinrich  von.  9. 
—  —  Sigmund  von,  9. 
Puchheim.  Christoph  von,  71. 

Veit  Albrecht,  39. 

.  _  Wilhelm,  Landmarschall,  9. 
Puechhauser,  Balthasar,  21,  22. 


Q 


Quare,  Daniel,  44. 


R. 


Rague,  Nikolaus,  61. 

Rainer,  Erzherzog,  54. 

Raitkollegium,  55. 

Rama,  40,  130. 

Rasquin,  Josef,  60. 

Rathaus,  49. 

Rauch  ränge,  32. 

Regierungsgasse,  10,  84 

Registratur,  55. 

Reichel  von  Reichclsheim,  Ehrenreich,  77. 

Rein,  Georg,  17. 

Remele,  Augustin,  64. 

Remlin,  Peter,  77. 

Remy,  Ludwig  van,  80. 

Renner,  Johann,  99. 

Rescher,  Veit,  76. 

Rhein,  48. 

Riegel,  Raphael,  80. 

Rinstinger,  Hans,  22. 

Ritterstandswohnung,   s.    Naturalwoh- 

nungen. 
Ritterstube,  17,  19,  26,  43. 
Rogendorf,     Georg    Ehrenreich    Freiherr 

zu,  17. 
Hans  Wilhelm   Freiherr  von,    17. 

—  —  Johann  Hermann  Freiherr  von,  50. 

—  —  Johann  Wilhelm  Freiherr  von,  49. 

—  —  Klara  von,  49. 

—  —  Wilhelm  Freiherr  von,   Landmar- 
schall, 50,  68. 

Rogendorfsches  Haus,  10,  74. 
Romberg,  Bernhard,  53. 

Karl,  53. 

Rüvelli,  Pietro,  52. 
Roth,  Johann,  91,  92. 
Rudolf,  Erzherzog,  54. 
Rüstjcammcr,  27. 
Ruprechtskirche,  7. 

s. 

Saal,  Der  große,  45.  * 

Sala,  Ferdinand  Freiherr  von,  54. 
Salieri,  Antonio,  53. 
Salm,  Niklas,  99. 


Salzamt,  7. 

Sanquirico.  Alessandro,  90. 

Saphoy,  Hans,  17,  19.  20,  21,  23. 

Sauer,  Ignaz,  54. 

Saurau,  Franz  Graf  von,  54. 

Save,  48. 

Schallenberg.  Leopold  Graf  von,  60. 

Scheibl,  Christian  Jakob,  29. 

Schemerl,  R.  von  Leithenbach,  87. 

Schenken strafie,  22. 

ScherfTcnberg,  Richard  von,  9. 

Scheyb,  Franz  von,  59. 

Schilcher,  Friedrich,  37,  98. 

Schmaderer,  Juliana,  101. 

Schmid,  Johann,  27. 

—  —  Fr.  Symphoniscus,  58. 
Schmidt,  Wenzel,  26. 
Schneider,  Christian,  99. 

—  —  Friedrich,  53. 

Schnorr  von  Karolsfeld,  Julius,  103. 

Ludwig,  103. 

Schoberlechner,  Franz,  53. 
Schönbninn,  11. 

Schönkirchen,    Joachim     Fieiherr    von, 
Landmarschall,  17,  49. 

—  —  Johann  Freiherr  von,  49. 

—  —  Margarete  von,  49. 
Schreyber,  Kari  Edler  von,  83.  89, 
Schubert,  Franz,  52,  53. 
Schuppanzigh,  Ignaz,  52. 
Schwab,  Bartholomäus,  23. 
Schwarzenberg,  Palais,  48. 
Schweiberaair,  Leopold,  68. 
Sebethos,  48. 

Sechter,  Simon,  52. 

Seidl,  Johann  Gabriel,  3. 

Selb,  Johann  Gabriel  Freiherr  von,  8. 

Seldem,  Graf  von,  87,  93. 

Senftenau,  Ferdinand  Sigmund,  50. 

Siebenbürger,  Dr.  Martin,  21. 

—  —  Thoman,  21,  23. 

Sigismund,    Abt    zu    den    Schotten,    87, 

89.  93 
Sigmund  von  Tirol,  7. 
Silbernufi,  48. 
Sinnich,  Wolf,  8. 
Sinzendorf,  Ludwig  Graf  von,  47. 

—  —  Pilgrim  von,  17. 
Sitzungssaal,  s.  Saal,  Der  große. 
Sole,  Giovanni  Giuseppe  del,  47. 
Spiegelgasse,  9. 

Spilnberg,  Johann,  57,  102. 
Spilnberger,  s.  Spilnberg. 
Sprinzenstcin,  Ferdinand  Max  Graf  von, 
Landmarschall,  45,  57. 

—  —  Franz  Ferdinand  Graf  von,  78. 
Starhemberg,  Balthasar  Herr  von,  9 


von  Dr.  Anton  Mayer. 


129 


Starhemberg,  Gotthard  Herr  von,  50. 

—  —  Hans  Herr  von,  9. 

Heinrich  Wilhelm  Herr  von,   76. 

—  —  Paul  Jakob  Herr  von,  69. 
Rüdiger  Herr  von,  17,  39,  99. 

—  —  Ulrich  Herr  von,  9. 
Statthalteret,  k.  k.,  10,  56. 
St  Stephan,  11,  18,  23. 
Stephansfreithof,  17. 
Stetteldorf,  7. 
Stiegenhaus,  35. 

Stock,  der  alte,  70. 

Stockerau,  7. 

Strechau,  19. 

Strechhof,  19. 

Strein,  Reichart  von,  21. 

Streithofen,  Johanna  von,  9. 

Strenberg,  Johanna  Viktoria  von,  50. 

—  —  Ulrich  von,  50. 
Stubenberg,  Agnes  von,  8. 

—  —  Hartmann  von,  50. 

—  —  Leutold  von,  8. 

-^  —  Susanna  Eleonora  Herrin  von,  50. 
Stübel,  das  grüne,  s.  Herrenstandsarrest. 
Stuppau,  Freiherr  von,  87. 
Syndikus,  67. 
Syndikuswohnung,  s.  Naturalwohnungen. 

T. 

Tabakpachtkompagnie,  k.  k.,  63. 
Taege,  Karl,  99,  102. 
Tajo,  48. 
Tatzer,  Hans,  71. 
Terz(in),  Magdalena,  77. 
Tettelbach,  Johann,  55. 
Teufl,  Afra  von,  49. 

—  —  Christof  von,  17. 

—  —  Elise  Freiin  von,  50. 

—  —  Georg  von,  49. 
Thanhausen,  Dorothea  von,  50. 
Thaw,  Hans  von,  22. 
Theobald,  St.,  22. 

Thonrädl,   Balthasar  Christoph  von,  49. 
Tietze,  Sänger,  52,  53. 
Topl,  Ulrich,  8. 

Tranksteuerkommission,  k.  k.,  64. 
Traubinger  Hans,  11,  12,  13,  56. 


Traun,  Ehrenreich  Graf,  46. 
Traun,  Michael  von,  8. 
Otto   Ehrenreich   Graf,   Landmar- 
schall, 46. 
Regina  Christine  Gräfin,  46. 

—  —  Sigmund  von,  8. 

Sigmund     Adam     Freiherr     von, 

Landmarschall,  69. 

Wolf  (?)  von,  8. 

Trautson,  Hans  Franz  Graf  von,  Land- 
marschall, 27. 

—  — •  Johann  Wilhelm  Fürst  von,  Land- 
marschall, 58,  69,  64,  75. 

Trautson'sches  Haus,  56,  59,  74,  75. 
Trauttmansdorff,    Georg    Sigmund   Graf 
von,  62. 

—  —  Johann  Graf  von,  54. 

~  —  Maximilian    Sigmund    Graf    von, 

28,  61,  62. 

Sigmund  Graf  von,  61. 

Theresia  Gräfin  von,  61. 

TrauttmansdorfiTsches  Haus,  10,   28,  61, 

69. 
Trinitarierkloster,  6a 

u. 

Uhlefeld,  Graf,  59. 

Unger,  Karl  J.,  54. 

Urban,  Abt  von  Melk,  18,  39. 

Uhrturm,  22,  26,  27. 

Ulrich,  Maximilian,  60. 

V. 

Vasquez,  Maria  Anna  Gräfin  von,  59. 

Vellauer,  Johann,  41. 

Verordneten -Ratsstube,  13,  17,  19,  20, 
21,  39  ff. 

Veterani,  Josefa  Gräfin  von,  58. 

Vogl,  Johann  N.,  3. 

Volkra,  Otto  Christoph  Graf  von,  Land- 
marschall, 58. 

Vorgund(in),  Susanna,  41. 

.Vorhaus«  (Vorhalle),  36,  37 1. 

w. 

Wagner,  Michael,  89. 
Wappen,  99. 


Wasserleitung,  94. 

Wafihuber,  Franz,  89. 

Weber,  Johann  B.  Freiherr  von,  24,  25. 

Weigl,  Franz,  97. 

—  —  Josef,  52. 
Weiß,  Anthony,  23. 

Weißpriach,  Hans  Freiherr  von,   18,  22. 

Welser,  Adalbert,  104. 

Welz,  Erasraus  Herr  von,  50. 

Wenzel,  Kaiser,  7. 

Werner,  Franz  Adam  von,  46. 

Paul,  23. 

Weynacher,  Jakob,  57. 
Wiedemann,  Johann  Franz,  61. 
Widmann,  Ignaz  Andreas,  42,  43,  69,  70. 
Widmertor,  22. 

Wilhelm,  Abt  von  Melk,  98,  104. 
Winkhowitz,  Benedikt,  23. 
Winkler,  Matthias,  70. 
Windmühlengrund,  22. 
Wipplingerstraße,  17. 
Wißgrill,  Franz  Karl,  21. 
Wladislawsaal  in  Prag,  13. 
Wohlmuth,  Bonifazius,  9,  16. 
Wolkersdorf,  Kaspar  von,  Landmarschall 

—  —  Herrschaft,  18. 
Woller,  Kaspar,  21. 

—  —  Lienhart,  21. 
Würben,  Binko  von,  50. 

—  —  Elisabeth  Herrin  von,  50. 


z. 


Zeichnung  des  alten  Landhauses,  00. 
Zelking,  Erhart  von,  61. 

—  —  Karl  Ludwig  Freiherr  von,  49,  50. 

—  —  Katharina  von,  49. 

Wilhelm  von,  61. 

Zelle,  Berthold,  25. 
Zeller,  Anton,  43. 
Zellner,  Max,  29. 
Ziegler,  Anton,  52. 
Zistersdorf,  7. 
Zogelsstorfer- Stein,  11. 
Zwennhof,  Johann  Michael,  42. 
Zwettl,  Propstei,  26. 


«^agx^^®^ 


XXXVIII.  Band. 


17 


130 


Das  niederöstcrreichischc  Landhaus  in  Wien 


Berichtigungen  und  iETachtrage. 


Seite 

17, 

Zeile  25 

von 

oben: 

Ritterstube 

statt  Richterstube. 

» 

27, 

10 

unten: 

Minoritenplats 

Minoritenhof. 

» 

28, 

21 

9 

Holgersches 

Holzer'sches. 

* 

53, 

20 

9 

Ludwig 

Albin. 

» 

59, 

2 

oben: 

Kaiserin, 

Kaiserin  Josefa, 

» 

60, 

12 

unten : 

Migazzi 

Megazzi. 

9 

61, 

7 

9 

Häzenberg 

Hözenberg. 

9 

71. 

15 

oben: 

Enherzog 

Herzog. 

Zu  Seite  40,  Zeile  7  von  unten:  Rama,  der  nördliche  Teil  der  Hercegovina,  das  der  ungarische  König  Koloman  seiner  Ober- 
hoheit unterworfen  zu  haben  scheint.  Noch  die  letzten  Arpaden  führten  in  ihrem  vollen  Titel 
u.  a.  auch  den:  Rex  ....  Rame  ...  (Hub er,  , Ludwig  I.  von  Ungarn  und  die  ungarischen 
Vasallenländer''  im  Archiv  für  österreichische  Geschichte  Band  66,  S.  1  f.)  Dieses  alte  Fürsten- 
tum Rama  bildete  später,  mit  Chelw  vereinigt,  die  Hercegovina.  (Krön es,  Handbuch  der 
Geschichte  Österreichs,  IIL  117.) 

Zu  Seite  48,  Zeile  18  von  oben:  Mit  , österreichisch  Indien*  ist  die  Niederlassung  der  von  K.  Karl  VL  am  22.  Dezember  1722 

privilegierten  Ostendischen  Compagnie  zum  Aufschwünge  des  Seehandels  der  österreichischen 
Niederlande  (Belgien)  an  der  Westküste  von  Vorder -Indien,  an  der  Küste  Coromandel,  fiinf 
Meilen  nördlich  von  Madras,  gemeint  (Arneth,  Prinz  Eugen,  III,  120,  133.) 


«Nsagx^i®^- 


von  Dr.  Anton  Mayer.  131 


INHALT. 


Vorwort 


Seite 

3—4 


I.  Das  alte  Landhans  (1618-1837) 5—80 

Vorgeschichte 7 — 10 

Baugeschichte  (1516—1600) 11—23 

Veränderungen  und  Reparaturen.  Zubauten.  (1600—1837) 24—29 

Die  äußere  Gestalt 30—36 

Die  inneren  Räume 37 — 61 

Die  Vorhalle  mit  den  beiden  Portalen 37  —  39 

Die  Verordnetenratsstube 39  —  41 

Die  Bürgerstube 41 

Das  gotische  Zimmer 41—42 

Die  Prälatenstube 42 

Die  Herrenstube 42  —  43 

Die  Ritterstubc 43  —  45 

Der  grofle  Saal  (Sitzungssaal) 45  —  49 

Verwendung  der  Säle  zu  Festlichkeiten 49  —  55 

Die  Kapelle 55-61 

Das  kleine  Landhaus 61—66 

Kanzleien  und  Wohnungen 67 — 71 

Servituten,  Vergleiche  und  Reverse 72 — 77 

Beleuchtungen 78—80 

U.  Das  neue  Landhaus  (1837-1848) 81-104 

Baugeschichte 83-104 

Vorverhandlungen  der  Stände  mit  der  Regierung  (Hoflcanzlei  und  Hofbaurat)  1827  -  7.  Oktober  1837  .   •  81-89 

Von  der  Grundsteinlegung  (7.  Oktober  1837)  bis  zur  Vollendung  der  ersten  Bausektion  (1839) 89  —  92 

Die  Baugeschichte  der  zweiten  und  dritten  Bausektion  (1839—1848)     .92  —  96 

Die  Innenräume  und  die  Kapelle 97-104 


105-122 
123-129 


ni.  Bellagen 

IV.  Register 

Berichtigungen  und  Nachträge 130 

Inhalt 131 

Illustrationen •  •  •   132-133 

17' 


132  ^A8  niederösterreichtsche  Landhaus  in  Wien 


ninstratioiLen. 

L  TextllluBtrationen. 

Sehe 

Figur  1.    Das  Landhaus  nach  Wohlmuths  Plan  (1547) 9 

„      2.    Die  alte  Durchfahrt  (Durchgang).   Nach  einer  Bleistiftzeichnung  von  A.  Stützinger 

in  der  n.-ö.  Landesbibliothek 12 

„      3.    Der  kleine  Durchgang  (?).  Nach  einer  Zeichnung  von  Othmar  Jordan^) 14 

„      4.    Das  gotische  Zimmer.  Nach  einer  Zeichnung  von  Othmar  Jordan 15 

„     5.   Saphoy's  Steinmetzzeichen.  Nach  einer  Zeichnung  des  k.  k.  Baurates  Richard  Jordan        17 

„      6.    Das  Landhaus  und  seine  Umgebung  aus  J.  D.  Hubers  Plan  der  Stadt  Wien 25 

„      7.    Trakt  aus  dem  Jahre  1593.    Nach   einer  Federzeichnung   von   Emil   Hütter  in   der 

n.-ö.  Landesbibliothek 31 

„      8.    Das  Freizeichen.  Nach  einem  Klischee  aus  der  Sammlung  des  Altertums -Vereines  zu 

Wien 32 

„      9.    Der  Hof  des  alten  Landhauses.  Nach  einer  Originalzeichnung  von  C.  Wilder  in  der 

n.  -  ö.  Landesbibliothek 33 

„    10    und  11.    Rauchfange.  Nach  Federzeichnungen  von  Othmar  Jordan 34 

„    12.    Der  alte  Brunnen.  Nach  einer  Federzeichnung  in  der  n.-ö.  Landesbibliothek 35 

„  13.  Das  Portal  im  Hofe  (mit  offener  Tür).  Nach  einem  Klichee  der  k.  k.  Zentral -Kom- 
mission für  Kunst-  und  historische  Denkmale 36 

„    14.    Das  Portal  im  Hofe  (mit  geschlossener  Tür).  Nach  einer  Tuschzeichnung  in  der  n.-ö. 

Landesbibliothek 37 

„    15,    16  und  17.  Männliche  und  weibliche  Konsolenköpfe.  Nach  einer  Zeichnung  von  Othmar 

Jordan 38 

„    18.    Das  Schloß  an  der  Tür  des  Portals  im  Verordnetenratszimmer.  Nach  einer  Zeichnung 

von  Othmar  Jordan 40 

„    19.    Der  Justizthron   im   Rittersaale.    Nach   einer  Photographie   von  Wlha  in   der   n.-ö. 

Landesbibliothek 44 

„    20.    Conte  Giovanni  Comazzi.  Nach  einem  Klischee  des  Altertums -Vereines  zu  Wien  .  .       47 

„    21.    Säule  in  der  alten  Kapelle.  Nach  einer  Zeichnung  von  Othmar  Jordan 56 

„    22.    Situationsplan  des  alten  und  neuen  Landhauses 85 

„    23.    Der  neue  Brunnen  im  Hofe  des  Landhauses.  Nach  einer  Photographie  von  J.  Wlha 

in  der  n.  -  ö.  Landesbibliothek 95 

„  24.  Der  Ofen  im  Prälatensaale.  Nach  einer  Photographie  von  W 1  h a  in  der  n.-ö.  Landes- 
bibliothek        100 

„    25.    Decke  und  Längsdurchschnitt  der  Kapelle.    Nach  einer  Zeichnung  des  k.  k.  Baurates 

Richard  Jordan 101 

„    26.    Pfeiler  und  Gurten  in  der  Kapelle.  Nach  einem  Klischee  der  k.  k.  Zentral -Kommission 

für  Kunst-  und  historische  Denkmale 102 

„    27.    Die  Kapelle 103 

„    28.   Lage  und  Umgebung  des  alten  Landhauses 109 

*)  Die  Originalzeichnungen  der  Herren  Richard  Jordan,   k.  k.  Baurat,  und  Othmar  Jordan  jun.  befinden  sich 
ebenfalls  in  der  n.-ö.  Landesbibliothek. 


-r 


von  Dr.  Anton  Mayer.  133 


n.   Tafeln. 

Tafel     I.    Grundrisse  des  alten  Landhauses  (Parterre,  erster  und  zweiter  Stock). 
„      II.    Grundriß  des  neuen  Landhauses  mit  dem  alten  Einbau  (schwarz).  Parterre. 

n       in.  n  n  n  r  n  n  n  n  n  ErSter    StOCk. 

«IV.  n  r         n  n  ^       n         n  n  n  Zweiter  Stock. 

„      V.     Der  alte  Brunnen.    Nach  einem  Klischee  in  der  k.  k.  Zentral  -  Kommission  für  Kunst-  und 

historische  Denkmale. 

„  VI  und  VII.  Decke  des  Verordnetenratssaales  (Bibliothekssaal).  Nach  photographischen  Auf- 
nahmen von  Wlha  in  der  n. -ö.  Landesbibliothek. 

„  VIII.     Das  Portal  und  die  Tür  im  Verordnetenratssaal.  Nach  einer  Zeichnung  von  Othmar  Jordan. 

„     IX.     Porträt  des  Georg  Haas.  Nach  einem  Stiche  in  der  n.-ö.  Landesbibliothek. 

„  X.  Die  Decke  der  Vorhalle  zwischen  dem  Verordnetenratssaal  und  der  Bürgerstube  (Manu- 
skriptenzimmer). Nach  einer  photographischen  Aufnahme  von  J.  Löwy  in  der  n.-ö. 
Landesbibliothek. 

„  XI.  Das  Portal  im  Manuskriptenzimmer  (Eingang  in  die  Bibliothek).  Nach  einer  Originalzeich- 
nung von  Othmar  Jordan. 

„  XII.  Das  Deckengemälde  im  großen  Sitzungssaale.  Nach  einem  Klischee  des  Altertums -Ver- 
eines zu  Wien. 

„  XIII.    Das  alte  Landhaus  (Herrengasse).    Nach  einem  Aquarell  von  Emil  Hütter  in   der  n.-ö. 

Landesbibliothek. 

„  XIV.    Das  alte  Landhaus  (Minoritenplatz).   Nach  einem  Aquarell  von  Emil  Hütter  in  der  n.-ö. 

Landesbibliothek. 

„  XV.  Der  große  Sitzungssaal.  Nach  einer  Photographie  von  J.  Wlha  in  der  n.-ö.  Landes- 
bibliothek. 

„  XVI.     Das  neue  Landhaus  in  der  Herrengasse.  Nach  einem  Holzschnitte  aus  dem  Jahre  1844  in 

der  n.-ö.  Landesbibliothek. 


Drnek  tob  Rndolf  Braesowsky  4  Mbne  In  Wien,  IV.  MarfMretenttnüe  19. 


TAFEL 


0 
P 


r, 


ü 


L 


1.1 4. 


i 

ji 


TAFEL  II. 


Ebener  $rde. 


M  i  n  o  r  i  l  c  n-^l  a   I 


cH'  f  rren'G/33se 


(■■'•  f   l'   f  f   f 


Grundriß  des  neuen  Landhauses  mit  dem  aiten  Einbau.  (Parterre). 


irrster  Stech. 


ort  i  n  o  r  i  t  e  n^  ^  l  a  t  z 


TAFEL  III. 


:3 


^ 
^ 


^ 


CO 

\ 


oJ^Ce  r  r  e  n  - 


a  s  s  e 


VA  f  \  \  I  I 


ic^. 


QrundriB  des  neuen  Landhauses  mit  denn  alten  Einbau.  (Erster  Stocic.) 


TAFEL  IV. 


weiter  Steck. 


csAi  ine  r  i   i  e  n  -  <^  l  a   t  z 


«0 

«0 


«0 
«0 


cTT 


e  r  r  e  n  - 


a  s  s  e 


fnfnf    ff     f    f    f 


f 


f 


:^ 


Grundriß  des  neuen  Landhauses  mit  dem  alten  Einbau.  (Zweiter  Stocl<.) 


TAFEL  V. 


Der  alte  Brunnen. 


TAFEL  VII. 


Decke  des  Verordnetenratesaales  (Bibliothekssaal). 


TAFEL  VIII. 


Das  Portal  im  Bibliothekssaal. 


TAFEL  IX. 


Portrfit  des  Georg  Haas. 


Decke  des  Manuskriptenzimmers. 


TAFEL   XI. 


Das  Portal  im  Manuskriptenzimmer. 


p 


TAFEL  XII. 


Deckengemälde  Im  großen  Sitzungssaal. 


TAFEL  XIII. 


TAFEL  XIV. 


TAFEL  XV. 


TAFEL  XVI. 


BERICHTE 


UND 


MITTEILUNGEN 


•  I 

I 


DES 


ALTERTUMS-VEREINES 


ZU  WIEN. 


'•v-^^»'*_*s     %.y     *\^    .^■^^■■^  .^N.— -*■ 


BAHO  XJKIll. 


I 


WJEN.  MDCCCCVL 

VERLAG   UND   EIGENTUM    DES  ALTERTUMS -VEREINES   ZU   WIEN. 

IN  KOMMISSION  BEI  GEROLD  &  COMP. 


• 


J 


BERICHTE 


UND 


MITTEILUNGEN 


DES 


ALTERTUMS-VEREINES 


ZU  WIEN. 


B41VD  llllA. 


WIEN.  MDCCCCVI. 

VERLAG   UND   EIGENTUM   DES  ALTERTUMS -VEREINES   ZU   WIEN. 

IN  KOMMISSION  BEI  GEBOLD  &  COMP. 


INHALT. 


I.  Berichte: 


Seite 


1.  Protokoll  der  Generalversammlung I 

2.  Bericht  der  Geschäftsleitung III 

3.  Kassabericht  pro  1904 VI 

4.  Finanzieller  Stand  des  Wiener  Geschichtswerkes  und  der  Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt  Wien  •  VII 

5.  Protokoll  über  die  Kassagebahrung  für  das  Jahr  1904 VIII 

6.  Protokoll  über  die  Kassagebahrung  des  Fond$  des  Geschichts-  und  des  Quellenwerkes VIII 

7.  Verzeichnis  der  Mitglieder  des  Altertums-Vereines IX 

8.  Verzeichnis  der  Vereine,  mit  denen  der  Altertums-Verein  im  Schriften -Tauschverkehre  steht  •   •   •  XIV 

9.  Übersichtliche  Zusammenstellung  der  Mitglieder  des  Ausschusses  seit  dem  Vereinsbestande    •   •  •  XV 
10.  Gegenwärtiger  Vereinsausschuß XVI 

IL  Mitteilungen: 

1.  Die  Dynasten  -  Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien.    Von 
Alexander  Hajdecki 1—83 

2.  Die  Salesianerkirche  in  Wien  ist  doch  ein  Werk  des  Fischer  von  Erlach.   Voftrag,  gehalten  im 
Wiener  Altertums-Vereine  am  27.  Oktober  1905.  Von  Alexander  Hajdecki 85—97 

3.  Über  Bet-  und  Denksäulen  in  Niederösterreich.    Von  Dr.  Max  Vancsa.    Vortrag,  gehalten  im 
Altertums-Vereine  zu  Wien  am  17.  März  1905 99—118 

4.  Personen-,  Orts-  und  Sachregister.  Von  Dr.  Viktor  Thiel 119—124 


I. 


BERICHTE 


PROTOKOLL 


der 


am  24.  Februar  1905  im   Parterresaale  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften 

um  7  Uhr  abends  abgehaltenen 

Generalversammlung  des  Altertums -Vereines  zu  Wien 

unter  dem  Vorsitze  des 

Vereinspräsidenten   des   Herrn   k.   und   k.    Hofrates   Dr.   Friedrich   Kenner 

und  in  Anwesenheit  von  25  Vereinsmitgiiedern. 


er  Vorsitzende,  Herr  Dr.  Friedrich  Kenner,  k.  und  k.  Hofrat,  eröffnet,  nachdem  die 
statutenmäßige  Anzahl  (es  waren  mehr  als  zwanzig)  von  Vereinsmitgliedern  nachgewiesen 
war,  die  Generalversammlung  mit  freundlichen  Begrüßungsworten  und  ersucht  zunächst 
den  n.-ö.  Landesarchivar  Dr.  Anton  Mayer  wieder  das  Amt  des  Protokollführers  und  die  Herren 
k.  und  k.  Hauptmann  Ludwig  Eberle  und  k.  k.  Archivdirektor  Dr.  Albert  Starzer  jenes  der  Veri- 
fikatoren  des  Protokolls  zu  übernehmen.  Zugleich  benennt  der  Vorsitzende  mit  gleich  freundlichem 
Ersuchen  die  Herren:  August  Artaria,  Valerian  Ciliar  und  Josef  Kalous  als  Kassarevisoren, 
sowie  Dr.  Richard  Eis  1er  und  Josef  Galliczek  als  deren  Ersatzmänner  für  das  Vereinsjahr  1905 
und  als  Skrutatoren  bei  der  heutigen  Ausschußwahl  die  Herren  Czech  von  Czechenherz,  Höß 
und  Langer.  Alle  Herren  nahmen  die  Wahl  an. 

Zu  dem  ersten  Punkt  der  Tagesordnung,  Erstattung  des  Jahresberichtes,  ergreift  über  Auf- 
forderung des  Vorsitzenden  der  Geschäftsleiter  des  Vereines,  Herr  Josef  Wünsch,  das  Wort  und 
verliest  den  in  Beilage  I  veröffentlichten  Bericht,  welcher  ein  getreues  Bild  von  der  wissenschaftlichen 
und  geschäftlichen  Tätigkeit  des  Altertums-Vereines  entwirft  und  am  Schlüsse  auch  den  Beifall  der 
Versammlung  findet.  Da  über  Anfrage  des  Vorsitzenden,  ob  man  zu  dem  eben  vernommenen  Berichte 
etwas  zu  erwidern  oder  zu  beantragen  hätte,  niemand  zum  Wort  sich  meldet,  wird  er  vom  Vor- 
sitzenden als  einstimmig  angenommen  erklärt. 

Übergehend  zu  dem  zweiten  Punkte  der  Tagesordnung  erstattet  der  Kassaverwalter  des 
Vereines,  Herr  Dr.  Franz  Ostermeyer,  den  Rechnungsabschluß  für  das  Vereinsjahr  1904  (Bei- 
lage II).  Dabei  wird  die  Mitteilung,  daß  laut  dem  Beschlüsse  des  Ausschusses  vom  9.  Februar  d.  J. 
1000  Kronen  dem  Reservefonde  zugeführt  werden,  von  der  Versammlung  beifallig  und  mit  Befriedigung 
entgegengenommen.    Der  Vorsitzende    richtet   auch    nach    der  Verlesung    dieses    Berichtes    an    die 


XXXa.  B»nd. 


>l 


II 

Anwesenden  die  Anfrage,  ob  jemand  hiezu  eine  Bemerkung  machen  oder  einen  Antrag  stellen  wolle. 
Da  dies  unterblieb,  erschien  der  Rechnungsabschluß  für  1904  gleichfalls  genehmigend  zur  Kenntnis 
genommen. 

In  Verhinderung  des  Herrn  Regierungsrates  Louis  List,  des  Kassaverwalters  der  Fonde  für 
die  Werke  „Geschichte  der  Stadt  Wien"  und  „Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt  Wien",  trägt  der 
Geschäftsleiter  des  Vereines,  J.  Wünsch,  deren  Rechnungsabschlüsse  für  das  Jahr  1904  vor  (Bei- 
lage III),  worauf  der  Vorsitzende  Herrn  A.  Artaria  bittet,  die  Berichte  der  Kassarevisoren  der 
Generalversammlung  zur  Kenntnis  zu  bringen.  Derselbe  verliest  die  in  Beilage  IV  abgedruckten 
Protokolle  über  die  Skontrierung  beider  Kassen  und  der  dazu  gehörigen  Rechnungsbelege  und  stellt 
den  Antrag,  beiden  Kassaverwaltern  das  Absolutorium  zu  erteilen,  was  von  der  Versammlung 
zustimmend  geschieht. 

Der  Vorsitzende  spricht  den  Kassarevisoren  in  herzlichen  Worten  den  Dank  aus. 

Zuletzt  wird  die  Wahl,  resp.  Wiederwahl  für  die  nach  Ablauf  der  statutenmäßigen  Funktions- 
dauer austretenden  Ausschußmitglieder  vorgenommen. 

Es  traten  die  Herren  k.  u.  k.  Hofrat  Dr.  Kenner,  Baurat  Richard  Jordan,  Regierungsrat  Louis 
List  und  Landesarchivar  Dr.  Mayer  aus.  An  Stelle  des  hochw.  Ehrenabtes  Dr.  Karl  Drexler, 
welcher  auf  sein  Mandat  verzichtet  hat,  empfahl  der  Ausschuß  Herrn  Alois  Low  zur  Neuwahl.  Es 
werden  25  Stimmzettel  abgegeben.  Die  genannten  fünf  Herren  erscheinen  mit  je  24  Stimmen  gewählt. 

Damit  war  die  Tagesordnung  erschöpft,  und  da  kein  Antrag  an  die  Generalversammlung 
vorlag,  schließt  der  Vorsitzende  diese  mit  Worten  des  Dankes. 

Hierauf  besprach  Herr  Baurat  Jordan  sein  Restaurierungsprojekt  für  die  Kirche  Alt-PöUa. 

Wien,  am  28.  Februar  1905. 


Vorsitzender: 


Dr.  Friedrich  Kenner. 


Verifikatoren: 


Ludwig  Eberle,  k.  und  k.  Hauptmann.  Dr.  Albert  Starzer. 


Protokollführer 


Dr.  Anton  Mayer. 


III 


Beilage  I. 


BericU  ler  MaMeitiDiii  uter  lie  TereiMätiiiM  im  Jalire  1904. 


Hochgeehrte  Versammlung! 

Gegenüber  der  Festesfreude,  welche  im  vorjährigen  Berichte  über  das  Jubeljahr  1903  nach- 
hallte, entrollt  der  heurige  Jahresbericht,  den  ich  namens  des  Ausschusses  über  die  Vereinstätigkeit 
im  Jahre  1904  zu  erstatten  die  Ehre  habe,  ein  Bild  stiller  Arbeit,  aber  auch  stetigen  Fortschreitens 
auf  der  bewährten  Bahn. 

Zunächst  darf  ich  wohl,  ohne  dem  Berichte  des  Herrn  Kassaverwalters  vorzugreifen,  die 
finanzielle  Regelung  und  Erstarkung  des  Vereines,  die  eine  Refundierung  von  1000  Kronen  in  den 
Reservefond  ermöglichte,  als  erfreuliche  Tatsache  konstatieren. 

Weniger  günstig  stellt  sich  dagegen  die  Bewegung  im  Stande  der  Mitglieder  des  Vereines, 
indem  wir  im  Jahre  1904  teils  durch  Ableben,  teils  durch  Austritt  16  Mitglieder  verloren,  während 
8  Mitglieder  in  den  Verein  aufgenommen  wurden.  Am  Schlüsse  des  Jahres  zählte  derselbe  1  Ehren- 
mitglied und  251  wirkliche  Mitglieder. 

Wir  haben  den  Verlust  folgender  Mitglieder,  welche  uns  durch  Ableben  entrissen  würden, 
zu  betrauern: 

F.  Kanitz,  Etnograph, 

Robert  Kuberth,  k.  u.  k.  Oberstleutnant  i.  R., 

Josef  Graf  Lamberg,  Gutsbesitzer, 

Eduard  Maly,  Magistratsrat  i.  P., 

Franz  Schönthaler,  k.  k.  Hof- Bildhauer, 

Dr.  Karl  Schrauf,  k.  u.  k.  Sektionsrat, 

Exzellenz  Graf  Hugo  Abensperg-Traun,  Oberstkämmerer  Sr.  k.  u.  k.  apost.  Majestät, 

Conr.  Widter,  Bildhauer,  und 

Georg  Heinrich  Mautner  Ritter  von  Markhof,  Brauereibesitzer. 

Zum  Zeichen  der  Trauer  um  die  Dahingeschiedenen  ersuche  ich  die  geehrte  Versammlung, 
sich  von  den  Sitzen  zu  erheben. 

Der  Verein  berief  im  Jahre  1904  sechs  Vollversammlungen  ein,  u.  zw. 

am  29.  Jänner  die  Generalversammlung,  deren  Protokoll  bereits  im  38.  Bande  der  .Berichte 
und  Mitteilungen"  veröffentlicht  wurde  und  nach  deren  Abhaltung  Herr  Alois  Low  „Geschichtliche 
Notizen  über  den  Bezirk  Mariahilf"  zum  Vortrage  brachte.  Ferner  fünf  Monatsversammlungen.  In  den- 
selben sprachen  am  19.  Februar  Herr  Haus-,  Hof-  und  Staats -Archivar  Dr.  J.  Lampel  „Zur 
Geschichte   der  landesherrlichen  Burg  auf  dem  Kahlenberge", 

am  18.  März  Herr  Dr.  Viktor  Thiel  über  den  „Burgfrieden  der  Stadt  Wien  im  Mittelalter**, 

a* 


IV 

am  22.  April  Herr  k.  und  k.  Baurat  Richard  Jordan  „über  die  Kirchen  in  Groß -Rußbach 
und  Fallbach  in  Niederösterreich, 

am  25.  November  Herr  k  und  k.  Hofrat  Dr.  Friedrich  Kenner  „über  die  neueren  römischen 
Funde  in  Wien**,  und 

am  16.  Dezember  Herr  Alois  Low  „über  die  Technik  der  Glasmalerei  einst  und  jetzt**. 

Der  Ausschuß  erledigte  in  neun  Sitzungen  unter  dem  Vorsitze  des  Präsidenten  die  laufenden 
Geschäfte  des  Vereines  über  jeweiligen  Vortrag  des  Kassenverwalters,  des  Geschäftsleiters  und  der 
Redakteure  der  Publikationen. 

Der  ansehnliche  Vorrat  von  Klischees  wurde  auch  im  verflossenen  Jahre  wieder  mehrfach  in 
Anspruch  genommen  und  wurde  den  Gesuchen  um  leihweise  Überlassung  derselben  unter  den 
üblichen  Kautelen  entsprochen. 

Von  Sr.  k.  u.  k.  Apost.  Majestät  bezog  der  Verein,  wie  alljährlich,  eine  Subvention  von 
420  Kronen  und  vom  hohen  k.  k.  Ministerium  für  Kultus  und  Unterricht  400  Kronen, 
wofür  hiemit  der  ehrfurchtsvollste  Dank  ausgesprochen  wird.  Auch  vom  löbl.  Gemeinderate  der 
k.  k.  Reichshaupt-  und  Residenzstadt  Wien  wurde  für  das  Quellenwerk  wieder  eine  Subvention  von 
10.000  Kronen  bewilligt  und  bringen  wir  hiemit  für  diese  Widmung  den  Dank  des  Vereines  zum 
Ausdruck. 

Von  den  Berichten  und  Mitteilungen  wurde  die  2.  Hälfte  des  38.  Bandes,  enthaltend  die 
Geschichte  des  n.-ö.  Landhauses  von  Dr.  Anton  Mayer  an  die  Mitglieder  verteilt.  Über  die  Bedeutung 
dieser  mit  Unterstützung  des  hohen  Landesausschusses  herausgegebenen  Arbeit  haben  wir  bereits  im 
Jahresberichte  der  Generalversammlung  vom  30.  Jänner  1903^)  berichtet  und  erübrigt  uns  heute  nur, 
dem  Verfasser  für  die  uneigennützige  Überlassung  dieser  dem  Vereine  zur  Ehre  gereichenden  Publi- 
kation sowie  dem  hohen  n.-ö.  Landesausschusse  für  die  gewährte  Subvention  von  800  Kronen  im 
Namen  des  Altertums-Vereines  an  dieser  Stelle  den  wärmsten  Dank  zum  Ausdruck  zu  bringen.  Der 
39.  Band  der  Berichte  und  Mitteilungen,  dessen  Redaktion  sich  wieder  in  der  bewährten  Hand 
Dr.  Mayers  befindet,  soll  in  zwei  Halbbänden  erscheinen,  deren  erster  den  Mitgliedern  als  Vereins- 
gabe für  das  Jahr  1905  hinausgegeben  werden  wird. 

Das  Monatsblatt,  redigiert  von  Dr.  Albert  Starzer,  vollendete  im  Jahre  1904  den  21.  Jahr- 
gang. Die  zur  Verfügung  stehenden  Mittel  erlaubten  einen  Teil  der  Nummern  in  doppeltem  Umfange 
auszugeben  und  durch  Aufnahme  von  Notizen  und  Nachrichten  aus  den  verschiedenen  Teilen  des 
Landes  seinen  Inhalt  abwechslungsreicher  zu  gestalten. 

Von  der  „Geschichte  der  Stadt  Wien"  wird  in  den  nächsten  Wochen  der  zweite  Teil  des 
IL  Bandes  vorgelegt  werden.  Die  schwere  Erkrankung  des  Verfassers  über  die  Universität  verzögerte 
den  Druck  bis  in  den  Herbst.  Da  der  Abschnitt  über  das  Sanitätswesen,  bearbeitet  von  Dr.  Leopold 
Senfe Id er,  bereits  geraume  Zeit  druckfertig  vorlag,  konnte  der  Text  dieses  Bandes  noch  1904 
abgeschlossen  werden.  Das  umfangreiche  Register  ist  im  Manuskript  vollendet  und  werden  die  ersten 
Bogen  desselben  bereits  reingedruckt.  Während  noch  am  zweiten  Teil  des  II.  Bandes  gearbeitet 
wurde,  ward  die  Drucklegung  des  III.  Bandes  begonnen  und  ist  so  weit  gediehen,  daß  gegen  Ende 
des  Jahres  1905  auch  dieser  Band  ausgegeben  werden  wird. 

Von  den  „Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt  Wien"  ist  der  5.  Band  der  I.  Abteilung  bis  zum 
Bogen  40  reingedruckt.  Es  steht  zu  erwarten,  daß  er  anfangs  1906  vorgelegt  werden  kann.  Hinsichtlich 
der  II.  Abteilung,  welche  die  Regesten  der  Urkunden  des  Wiener  Stadtarchives  enthält,  wird  alle 
Einleitung  getroffen,   daß   im  Laufe   dieses  Jahres   mit  den  Vorarbeiten  begonnen  wird.  Mittlerweile 


I)  Ber.  u.  Mitt.  Bd.  38  p.  VI. 


V 

wird  der  2.  Band  der  III.  Abteilung,  bearbeitet  von  Franz  Staub,  Konzipisten  im  Archive  des 
k.  k.  Ministeriums  für  Kultus  und  Unterricht,  gedruckt  werden.  Die  Grundbücher  der  Stadt  Wien, 
welche  in  dieser  Abteilung  veröffentlicht  werden  und  die  bisher  im  k.  k.  Grundbuchsamte  hinterlegt 
waren,  wurden  im  Jahre  1905  an  die  Stadt  Wien  abgegeben.  Dank  der  Einwilligung  des  Herrn 
Bürgermeisters  und  des  Stadtrates  wird  deren  Bearbeitung  auch  in  Zukunft  auf  keine  Hinder- 
nisse stoßen. 

Unsere  von  Dr.  Albert  Starzer  und  Dr.  Ostermeyer  verwaltete  Bibliothek  hat  im  Laufe 
des  Jahres  durch  den  Schriftenaustausch,  der  nunmehr  24  Vereine  im  Inlande  und  44  im  Auslande 
umfaßt,  wieder  eine  erhebliche  Vermehrung  erhalten. 

Der  Verein  fand  sich  auch  in  diesem  Jahre  veranlaßt,  zu  zahlreichen  Kundgebungen  gelegentlich 
stattgehabter  Jubiläen.  So  wurden  beglückwünscht: 

Die  archäologische  Sektion  des  Museums  des  Königreichs  Böhmen  zum  60jährigen  Jubiläum, 

Abt  Alexander  Karl  anläßlich  seines  80.  Geburtsfestes, 

der  Verein  für  Landeskunde  von  Niederösterreich  zur  Feier  des  40jährigen  Bestehens, 

das  k.  k.  Institut  für  österreichische  Geschichtsforschung  zur  Jubelfeier  des  50jährigen  Bestehens, 

Kais.  Rat  Joh.  Schwerdtner  und  Regierungsrat  Louis  List  anläßlich  ihres  70.  Geburtsfestes. 

Zur  Feier  des  60.  Geburtsfestes  des  Bürgermeisters  Dr.  Karl  Lueger  am  24.  Oktober  1904 
begab  sich  der  Präsident  in  Begleitung  des  Vizepräsidenten  und  des  Geschäftsleiters  zur  Festver- 
sammlung ins  Rathaus  und  überreichte  dem  Bürgermeister  die  von  Dr.  Anton  Mayer  verfaßte  Glück- 
wunschadresse. Dieselbe  war  auf  Pergament  in  Form  einer  alten  Urkunde  kalligraphiert  und  in  einer 
nach  Zeichnung  des  Herrn  Baurates  Richard  Jordan  verfertigten  vergoldeten  Metallkapsel  verwahrt.  — 
Die  Herstellungskosten  dieser  schönen  Widmung  bestritt  die  Donnerstagsgesellschaft,  welcher  wir 
hiemit  den  wärmsten  Dank  aussprechen. 

In  das  von  der  Leo -Gesellschaft  gebildete  Komitee  zur  Erforschung  der  Reste  der  alten 
Babenbergerburg  auf  dem  Leopoldsberge  wurde  seitens  des  Vereines  Herr  k.  und  k.  Sektionsrat 
Viktor  Feigel  entsendet. 

Den  Statuten  gemäß  haben  heuer  aus  dem  Ausschusse  infolge  Ablaufes  der  vierjährigen 
Funktionsdauer  die  Herren  Dr.  Friedrich  Kenner,  Richard  Jordan,  Louis  List  und  Dr.  Anton 
Mayer  auszutreten.  Da  ferner  Se.  Gnaden  der  Herr  Prälat  Prof.  Karl  Drexler  infolge  seiner  neuen 
Amtstätigkeit  als  Pfarrverweser  von  Leopoldau  zu  unserem  Bedauern  sein  Mandat  als  Ausschuß  nicht 
mehr  ausüben  zu  können  erklärt  hat,  so  ist  noch  eine  fünfte  Ausschußstelle,  und  zwar  mit  drei- 
jähriger Funktionsdauer  zu  besetzen,  und  erlaubte  sich  der  Ausschuß,  der  geehrten  Versammlung 
behufs  der  vorzunehmenden  Wahl  zugleich  mit  der  Tagesordnung  einen  unmaßgeblichen  Vorschlag 
zu  erstatten. 

Hiemit  zum  Schlüsse  gelangt,  fühle  ich  mich  verpflichtet,  im  Namen  des  Ausschusses  allen 
Jenen,  welche  durch  Vorträge,  Widmungen  und  Ausstellungen  zur  Förderung  der  Vereinsinteressen 
beigetragen  haben,  den  wärmsten  Dank  auszusprechen,  und  erlaube  ich  mir  noch  an  die  geehrte 
Generalversammlung  die  Bitte  zu  stellen,  dem  vorgetragenen  Jahresberichte  die  Genehmigung  zu  erteilen. 

Josef  Wünsch, 

Geschäftsleiter. 


VI 


Beilage  IL 

Kassabericht  pro  1904. 


A. 


Ausweis    über    die    Empfänge    und    Ausgaben 


des 


Altertums  -  Vereines  zu  Wien  im  Jahre  1904. 


EmpfSnge. 

Allergnädigstes  Geschenk  Sr.  k.  und  k.  Apost.  Majestät K  420*— 

Subvention  des  hohen  k.  k.  Ministeriums  für  Kultus  und  Unterricht »  400'— 

Mitgliederbeiträge .    .    .   »  3.390-18 

Festschriftfond »  1.690- 

Für  verkaufte  Publikationen ...»  144-18 

Subskriptionsbeträge  für  die  Luxusausgabe  der  Geschichte  des  Landhauses       »  450-— 

Interkalarzinsen .   »  24*22 

Kassarest  pro  1903 »  — *61 

Summe  .    .  K  6.51919 

Ausgaben. 

Geschäftsauslagen K  212-20 

Entlohnung  des  Vereiiisdieners »  250'— 

Druckauslagen  für  die  Berichte  und  Mitteilungen  für  Band  XXXVIII,  IL  Abteilung  ...»  1.899  — 

Druckauslagen  für  das  Monatsblatt »  455-53 

Diverse  Geschäftsdrucksorten »  49-— 

Für  Illustrationen »  1.O63-90 

Für  Buchbinderarbeit • »  59-— 

Für  die  Miete  des  Vortragssaales  und  des  Bibliothekslokales »  212-50 

An  den  Reservefond  von  neu  eingetretenen  Mitgliedern »  54-— 

An  den  Reservefond  als  Ersatz  für  frühere  Entnahmen »  1.000-— 

Kassarest  pro  1904 »  1 .264-06 

Summe  .    .  K  6.519-19 

Dr.  Frans  Ostermeyer, 

dz.  Kassaverwalter. 


Wien,  am  26.  Jänner  1905. 


C.  Angnst  Artaria. 


Jos.  Kalons, 


Alois  Low, 


Vermögen  des  Reserve fondes. 

Der  Betrag  von 

fruktifiziert  in  der  k.  k.  Postsparkassa. 


K    L262-80 


Wien,  am  26.  Jänner  1905. 


C.  Angust  Artaria. 


Jos.  Ealons. 


Dr.  Franz  Ostermeyer, 

dz.  Kassaverwalter. 

Alois  Low. 


VII 


Beilage  III. 

Finanzieller  Stand 

des 

Wiener  Geschichtswerkes  und  der  Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt  Wien. 


An  Subventionen  wurden  gezeichnet 


Stand  am  31.  Desember  190  i. 
K  106.720  — 


Hierauf  wurden  bar  eingezahlt 

Von  der  Kommune  Wien  für  das  Quellenwerk 

An  Konto -Korrent- Zinsen  von  der  Kreditanstalt      K     1.71775 

abzüglich  Spesen       »  33*o6 

An  Efifektenzinsen 

Für  verloste  fl.  1.000' —  ung.  Bodenkredit- Pfandbriefe 

Für  verkaufte  fl.  15.000-—  47,7^^  österr.  Rente 

Erlös  für  das  Quellenwerk: 


K    99.140-— 
»     90.000-— 


» 
» 


1.684-10 
19.218-— 

2.000-— 
30.519-32 


I.  Abteilung  1.  Band K 


I. 

►      .   2.     . 

I. 

3.     . 

I. 

4.      . 

II. 

1.     > 

II. 

2.     . 

IL 

3.     . 

III. 

1.     . 

1.268-- 
1.236-— 
1.152-— 
1.120-— 
3.328  — 
3.349-60 
3.246-— 
1.362-60 


»     16.062-— 


Erlös  für  durch  Hoizhausen  im  Buchhandel  verkaufte  Exemplare  des 

Geschichtswerkes K  4.918-74 

Desgleichen  für  verkaufte  Separata , »  873-90 

Ausgaben. 

Für  gekaufte  Effekten K  61.471-04 

»    die  Geschichte  Wiens »  108.941-96 

»    das  Quellenwerk »  89.092-19 

»    Debetzinsen  an  die  Kreditanstalt »  1.680*47 


>      5792-64 
K  264.416-15 


K  261.185-66 


Saldo  .  K      3-230-49 


Vorausbezahlte  Honorare K 

»      Rechnungen » 

Verlag  der  Redaktion  für  Porto » 

Bar-Saldo » 


2.200-— 

2.095-96 

20-— 

549-53 


Ab  Saldo  der  Kreditanstalt 


K     4.865.49 
»      1.635.— 


wie  oben  .    K     3.230-49 


Wien,  am  31.  Dezember  1904. 


Lonls  List^ 

dz.  Kassaverwalter. 

Revidiert   und    richtig   befunden. 
Wien,  am  26.  Januar  1905. 

Alois  Low.  C.  Angast  Artaria.  Jos.  Ealons. 


VIII 


Beilage  IV. 

PROTOKOLL. 

Die  Unterfertigten  haben  als  von  der  Generalversammlung  gewählte  Revisoren  die  Kassa- 
gebahrung  des  Altertums-Vereines  für  das  Jahr  1904  geprüft,  die  Einnahmen  und  Ausgaben  mit  den 
Belegen  verglichen  und  alles  vollkommen  stimmend  gefunden.  Auch  der  buchmäßig  ausgewiesene 
Übertrag  auf  neue  Rechnung  per  K  126406  wurde  in  voller  Ordnung  befunden. 

Endlich  wurde  der  ausgewiesene  Saldo  des  Reservefondes  mit  K  262*80,  sowie  die  Über- 
weisung vom  laufenden  Konto  1904  im  Betrage  von  K  1000.—,  welche  infolge  Ausschußbeschlusses 
vom  4.  Jänner  1905  vorgenommen  wurde,  richtig  befunden. 

Die  Unterfertigten  beantragen  daher,  dem  Ausschusse  für  die  Gebahrung  des  Jahres  1904 
das  Absolutorium  zu  erteilen. 


Wien,  am  26.  Jänner  1905. 


C.  Angnst  Artaria.  Jos.  Kalon«.  Alois  L5w. 


PEOTOKOLL. 

Durch  die  Gefertigten  wurde  heute  die  Prüfung  der  Kassagebahrung  des  Fondes  des 
Geschieht s-  und  Quellenwerkes  vorgenommen  und  vollkommen  in  Ordnung  befunden. 

Der  rechnungsmäßig  mit  31.  Dezember  1904  ausgewiesene  Aktiv-Saldo  von  K  549'53  wurde 
richtig  vorgefunden.  Das  bei  der  k.  k.  priv.  österr.  Kreditanstalt  erliegende  Depot  von  Nominale 
fünfzehntausend  Gulden  (K  30.000- — )  in  4%  ungar.  Bodenkredit  -  Pfandbriefen  mit  Coupons  vom 
1.  April  1905  ist  durch  den  Depot- Ausweis  der  k.  k.  priv.  österr.  Kreditanstalt  bestätigt. 

Wien,  am  26.  Jänner  1905. 

C.  Anglist  Artaria.  Jos.  Ealons.  Alois  L5w. 


IX 


VERZEICHNIS 

DER 

MITGLIEDER  DES  ALTERTUMS-VEREINES  ZU  WIEN 

(STAND  AM  1.  JÄNNER  1905.) 


Allergnädigste  Subvention  von  Sr.  k.  u.  k.  apostolischen  Majestät  Franz  Josef  I. 

Kaiser  von  Österreich. 


Protektor: 

Se.  k.  u.  k.  Hoheit  der  durchlauchtigste  Herr  Erzherzog  Ferdinand  Karl. 

Ehrenmitglied: 

Se.  Exzellenz  Dr.  Jos.  Alex.   Freiherr  von  Helfert,    Präsident  der  k.   k.  Zentral  -  Kommission   für 
Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst-  und  historischen  Denkmale  in  Wien  etc.  etc. 

Wirkliche  Mitglieder: 


Andorfer  K.,  Fabriksbesitzer  (1888).  Wien,  VIL  Siebenstern- 
gasse 44. 

Artam  Karl  August,  kais.  Rat,  Kunsthändler  (1880).  Wien, 
I.  Kohlmarkt  9. 

Aller  Josef,  k.  u.  k.  Hofrat  i.  R.  (1884).  Wien,  XIII.  Cumber- 
landstraße  18. 

ATanao  Dominik,  k.  k.  Professor  und  Architekt  (1873).  Wien, 
VII.  Neubaugasse  7. 

Bachofen  ▼.  Echt  Adolf,  Fabriksbesitzer  (1880).  Wien- 
Nußdorf. 

Baden,  Museum  der  SUdt  (1898). 

Bartsch  Franz,  k.  k.  Hofrat  i.  R.  (1888).  Wien,  ÜI.  Salm- 
gasse 14. 

Bartsch  Heinrich,  Dr.,  k.  k.  Hofrat  beim  obersten  Gerichts- 
und Kassationshofe  (1888).  Wien,  VII.  Mariahilferstr.  26. 

Bauer  Jakob,  Dechant  und  Pfarrer  in  Brück  a.  L.  (1895). 

Baaer  Max,  Dr.,  k.  k.  Ministerial  -  Konzipist  (1901).  Wien, 
VII.  Mariahilferstrafie  120. 

Benndorf  Otto,  k.  k.  Hofrat,  Direktor  des  k.  k.  Österr. 
Archäologischen  Instituts  (1879).  Wien,  IX.  Pelikan- 
gasse 18. 

Beroldingen  Franz,  Graf  v.,  k.  u.  k.  Kämmerer  (1854).  Wien, 
III.  Ungargasse  11. 

Bibliothek  Sr.  k.  u.  k.  Hoheit  des  durchlauchtigsten  Herrn 
Erzherzogs  Friedrich  in  Wien. 

Bibliothek  des  k.  u.  k.  Ministeriums  des  Äußern  (1891). 

Bibliothek,  königliche,  in  Berlin. 

Bibliothek  der  Stadt  Czernowitz. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  St.  Florian. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Geras. 

Bibliothek  der  königl.  Universität  in  Göttingen. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Göttweig. 

XXXIZ.  Bmi<1. 


Bibliothek  and  ArchiT  der  Stadt  Korneuburg  (1888). 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Kremsmünster. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Lambach. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Lilienfeld. 

Bibliothek,  königliche,  Hof-  und  Staats-,  zu  München. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Reichersberg  am  Inn. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Reun,  Steiermark. 

Bibliothek  and  ArchiT  der  Stadt  Retz. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  zu  Schlierbach. 

Bibliothek  des  k.  u.  k.  Familien -Fideikommiß -Fonds. 

Bibliothek   der  kunsthistorischen   Sammlungen    des    Aller- 
höchsten Kaiserhauses  in  Wien. 

Bibliothek,  die  niederösterr.  Landes-,  in  Wien  (1857). 

Bibliothek  der  SUdt  Wien. 

Bibliothek  der  k.  k.  techn.  Hochschule  in  Wien  (1884). 

Bibliothek  des  k.  k.  Erzherzog  Rainer-Gymnasiums  in  Wien. 

Bibliothek  des  k.  u.  k.  Kriegsarchives  in  Wien. 

Bibliothek  des  k.  u.  k.  techn. -administr.  Militär-Comites. 

Bibliothek  des  militär- wissenschaftlichen   und  Kasino -Ver- 
eins in  Wien.  Wien,  I.  Strauchgasse  4. 

Bibliothek  and  Archiv  der  SUdt  Wiener-Neustadt. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Neukloster  in  Wiener-Neustadt 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Wilhering. 

Bibliothek  des  hochw.  Stiftes  Zwettl. 

Blenk  Josef,  k.  k.  Postkon trollor  (1902).  Wien,   I.  Färbef- 
gasse  6. 

Bodenstein  Cyriak,  Dr.,  Professor  für  Kunstgeschichte  an  der 
k.  k.  techn.  Hochschule  (1878).  Wien,  IV.  Alleegasse  36. 

Bofihart  van  der  Merghel  Johann,  Lehrer.  Wien,  V.  Hart- 
manngasse 3. 

Brener  Rudolf,  k.  k.  Baurat,  Architekt  und  SUdtbaumeister. 
Wien,  VIII.  Piaristengasse  32. 

b 


X 


Coburg  nnd  Gotha  (Se.  Hoheit),  Prinz  Philipp  von,  Herzog 
zu  Sachsen,  Wien,  I.  Seilerstätte  3. 

ColleginnL  (das  hochw.)  der  Barnabiten  bei  St  Michael  in 
Wien  (1882).  Wien,  I.  Habsburgergasse  12. 

Csecli  Jaroslav  Ton  CseclieiÜLerB,  stud.  Phil.,  Kustos  am 
Museum  der  n.-ö.  Landesfreunde  in  Baden.  Wien,  XVIII. 
Rieglergasse  6. 

DacUer  Anton,  Ingenieur  (1001).  Wien,  XIII.  Ameisgasse  15. 

Deininger  Julius,  k.  k.  Baurat,  Professor  und  Architekt 
(1885).  Wien,  IV.  Margaretenstrafie  4. 

Dongac  Josef,  Dr.  phil.,  kais.  Rat,  Skriptor  an  der  Bibliothek 
der  k.  k.  Akademie  der  bildenden  Künste,  Wien. 

Düling^r  Andreas,  Redakteur  (1870).  Wien,  I.  Opernring  23. 

Dörnhöffer  Friedrich,  Dr.,  Assistent  an  der  k.  k.  Hofbibliothek 
(1895). 

Drehor  Anton,  Herrenhausmitglied,  Realitätenbesitzer  zu 
Schwechat  (1854). 

Drezler  Karl,  Dr.,  Lateran.  Ehrenabt,  inful.  Prälat,  apost. 
Tit-Protonotar,  Tit. -Hofkaplan,  Konservator,  Pfarrer. 
Leopoldau  (1887). 

Dongel  Adalbert,  Abt  des  hochw.  Benediktiner-Stiaes  Gött- 
weig,  Konservator,  Göttweig. 

Eberle  Ludwig,  k.  u.  k.  Hauptmann  im  k.  u.  k.  Kriegs- 
archiv (1898).  Wien,  I.  Seitzergasse  4. 

Eckl  Georg,  Ofüzial  im  k.  k.  Depositenamte  zu  Wien  (1896). 

Eggor  Heinrich,  Antiquitäten-Händler.  Wien,  IX.  Günther- 
gasse 3. 

Eider  Richard,  Dr.,  k.  k.  Gerichtsadjunkt.  IX.  Bleicher- 
gasse 7. 

Endl  Friedrich,  Kapitular  und  Bibliothekar  des  hochw.  Bene- 
diktiner-Stiftes Altenburg,  Konservator  (1890). 

Englmann  Wilhelm,  Dr.,  Kustos  an  der  Bibliothek  und  am 
historischen  Museum  der  Stadt  Wien.  XVUL  Haizinger- 
gasse  19. 

Faber  Moriz,  Oberkurator  der  Ersten  österr.  Sparkasse. 
Wien,  IV.  Schwindgasse  5. 

Feigel  Anton  Viktor,  k.  u.  k.  Sektionsrat  und  Vize-Direktor 
des  k.  und  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchivs.  Wien,  L 
Singerstrafie  52. 

Fellner  Michael,  k.  k.  Ober- Baurat  und  Vorstand  des 
niederösterr.  Hochbau  -  Departements  (1885).  Wien, 
I.  Herrengasse  11. 

Figdor  Albert,  Dr.,  Privat  (1872).  Wien,  L  Löwelstraße  8. 

Friedlich  Adolf,  Dr.,  Apotheker.  Wien,  XV.  Rosinagasse. 

Frimmel  Theodor,  Edl.  v.,  Dr,  Kunstschriftsteller  (1887). 
Wien,  IV.  Paniglgasse  1. 

Frisclianf  Eugen,  Dr.,  Notariatssubstitut  in  Eggenburg  (1892). 

FtUiring  Rudolf,  k.  u.  k.  Expeditor  und  Registrator  im 
allerh.  Oberst-Stallmeisteramte  (1891).  Wien,  VI.  Ameriing- 
straße  3. 

Galliczek  J.,  Beamter  der  k.  k.  priv.  allg.  Verkehrsbank 
(1901).  Wien,  XIX.  Iglaseegasse  17. 

Chatterer  Ferdinand,  k.  k.  Baurat  (1890).  Wien,  XIV.  Winkel- 
mannstraße 16. 

Gerisch  Ed.  Maler,  kais.  Rat,  Kustos  an  der  kais.  Akademie 
der  bildenden  Künste  (1892). 

Gerold  A  Comp.,  Buchhandlung  (1876).  Wien. 


Gillar  Valerian  sen,  k.  u.  k.  Hof- Kunstschlosser,  Wien,  V 

Siebenbrunnengasse  9. 
8I0887  Karl,  Dr.,  k.  k.  Regierungsrat,  Direktor  der  Bibliothek 

und  des  bist.  Museums  der  Stadt  Wien  (1892). 
Boldsdunidt   Friedrich,    Kaufmann    (1881).    Wien,   1.   Salz- 

gries  19. 
Grosser   Leopold,    Ritter   von,    k.  k.  Hofrat   (1879).    Wien, 

I.  Schellinggasse  6. 
Gschwandtner    Johann,    Baumeister.    Wien,   XVII.    Haupt- 
straße 39. 
Ckitettner  Leopold,  Pfarrer  zu  Groß  -  Siegharts  (1894). 
Haan  Karl,  Freiherr  v.,  k.  u.  k.  Rittmeister,  Gutsbesitzer  in 

Werasöd  (N.-Ö.).  Wien,  III.  Marokkanergasse  23. 
Haas  Wilhelm,  Dr.,   k.  k.  Regierungsrat,  Vorstand  der  Uni- 

versitäts- Bibliothek  in  Wien  (1894).  Wien,  L  Weihburg- 
gasse 20. 
Harrach  Johfinn  Franz,**  Graf  v.,  Erlaucht,  Exzellenz.  Wien, 

I.  Freiung  3. 
Hanser  Eduard,  k.  u.  k.  Hof-Steinmetzmeister  (1889).  Wien, 

IX.  SpiUlgasse  19. 
Hermann   Julius,   k.  k.  Baurat,    Architekt,   Dombaumeister, 

Mitglied  und  Konservator  der  k.  k.  Zentral  -  Kommission 

für  Kunst-  und  historische  Denkmale.  Wien,  I.  Stephans- 
platz, Bauhütte  (1886). 
Hefi-DiUer  Friedrich,   Freiherr,    k.    k.  Legations  -  Sekretär, 

(1890).  Baden,  Trostgasse  17. 
Heymann  August,  Dr.  Wien,  I.  Seilerstätte  11. 
Hirschler  Rudolf,  Kunsthändler.  Wien,  I.  Plankengasse  7. 
HlaTka  Josef,   Architekt,  k.  k.  Ober -Baurat,    Präsident  der 

k.  böhmischen    Franz   Josef- Akademie.    Prag,   Wasser- 
gasse II,  15. 
Höfken  Rudolf,   Ritter  v.  Hattingsheim,    k.  k.  Regierungsrat 

(1891).  Wien,  VI.  Windmühlgasse  24  a. 
Höni^l  Dominik,  Abt  des  hochw.  Benediktiner-Stiftes  Seiten- 

stetten. 
Höfi    Kari,    Bürgerrschullehrer.    Wien,    XVIII.    Theresien- 

gasse  7* 
Hofbaner    Adolf,    Stadtbaumeister.    Wien,     I.    Lichtenfels- 

gasse  5. 
Hollitser  Karl  (1890).  Wien,  L  Franzensring  22. 
Holzliansen  Adolf,  k.  u.  k.  Hof-  und  Universitäts-Buchdrucker 

(1896).  Wien,  VII.  Kandlgasse  19-21. 
Horrak    Emil,    Edler    von,    Dr.,    k.   k.  Ministerialkonzipist. 

Wien,  IV.  Apfelgasse  1. 
HoBfeid  Ferdinand,  Bürger  und  Fabriksleiter.  Klosterneuburg, 

Martinstraße  54  c. 
Hye  Franz,  Dr.,  k.  k.  Hofrat  im  k.  k.  Ministerium  für  Kultus 

und  Unterricht  (1895). 
Institut    für    österr.    Geschichtsforschung    an    der    Wiener 

Universität.  Wien,  I.  Franzensring. 
Jordan  Richard,  k.  k.  Baurat,  Architekt  und  Stadtbaumeister, 

Konservator  (1873).   Wien,  IX.  Waisenhausgasse  3. 
Kaiser  Eduard,  k.  k.  Ober- Baurat,  Baumeister  (1866).  Wien, 

I.  Franzensring  22. 
Kalons  Josef,  Kaufmann  und  Realitätenbesitzer  (1883).  Wien, 

V.  Kettenbrückengasse  19. 
Karl  Alexander,  Abt  des  hochw.  Benediktiner -Stiftes  Melk. 


XI 


Kattas  Wilhelm,   Fabrikant.   Wien,  III.  Obere  Bahngasse  4. 
KantBCh  Marianne,  geb.  v.  Braunendal  (1886).  Steyr. 
Keer  Louise.  London. 
Kenner  Friedrich,   Dr.,   tc.   u.  k.  Hofrat  i.  R.,   Mitglied  und 

Konservator  der  k.  k.  Zentral -Kommission   für  Kunst- 

und  historische  Denkmale.  Wien,  IIL  Hauptstraße  46. 
KerBChbaniiLer  Anton,  Dr.,  inful.  Propst,  Ehrendomherr,  Erz- 

dechant  und  Stadtpfarrer  in  Krems. 
Kirsch  August  (1887)    Wien,  VIL  Kaiserstrafie  10. 
Koch  Karl,  Liquidator  (1893).  Wien,  IV.  Mostgasse  12. 
Kometer   Hans,   Freiherr   v.    Trübain,    Gutsbesitzer  (1896). 

Wien,  in.  Salesianergasse  2. 
Koppalik  Josef,    Landschaftsmaler  und   Realschul-Professor 

(1898).  Wien,  Ober-Döbling. 
Komheisl  Franz,  päpstl.  Prälat  und  Domherr  bei  St.  Stephan 

in  Wien  (1892). 
Kott  Josef,  k.  u.  k.  Hof-Maler.  Vergolder  (1893),   Wien,  IV. 

Schönburgstraße  4. 
Krahl  Ernst,   k.  u.  k.  Hof- Wappenmaler  (1894).  Wien,   III. 

Heumarkt  9. 
KnOik  Richard,  Ritter  v.,  Dr.  (1895).  Wien,  XIX.  Parkgasse  20. 
Kramny  Josef  Franz,  Bürgerschullehrer  (1897).  Laibach. 
Knbasta  Konstantin,  Buchhändler.  Wien,  I.  Sonnen felsgasse  15. 
Kuiftier  Ludwig,  Zuckerfabrikant  und  Brauhausbesitzer.  Wien, 

L  Wallfischgasse  4. 
Knihier  Moriz,  Edler  v.,  Brauereibesitzer.  Wien,  XVI.  Ottak- 

ringerstraße  118. 
Kuiftier  Wilhelm,  Brauereibesilzer,  XIX.  Billrothstraße  33. 
Knpka  Franz,  Architekt  (1889).  Wien,  I.  Mölkerbastei  3. 
Lackner  Helene,  Private  (1901).  IV.  Schelleingassc  46. 
Lunpel  Josef,   Dr.,  Archivar  im   k.  u.  k.   Haus-,   Hof-  und 

Staatsarchive  zu  Wien  (1897). 
Lanckoronshi  Kari,  Graf  v.,  Exzellenz.   Wien,  III.  Jacquin- 

gasse  18. 
Lanier  Johann,  Registratursunterdirektor  im  k.  und  k.  Kriegs- 
archiv, Wien,  IV.  Belvederegasse  17. 
LasBOr  Oskar,    Freiherr  von,   k.   k.   Statthaltereirat   (1880). 

Baden. 
Latour  Vinzenz,  Graf  Baillet  de,  k.  k.  Minister  a.  D.,  Exzellenz 

(1886).  Wien,  VIL  Breitegasse  7. 
Leeder  Kari,  Dr.  (1856).  Wien,  IX.  Währingerstraße  14. 
Lichtmann  Joh.  Jak.,  Beamter  des  Hauses  Rothschild  (1893). 

Wien,  L  Renngasse. 
Liechtenstein  Johannes  II.,  Fürst  von  und  zu,  Herzog  zu 

Troppau  und  Jägerndorf,  Durchlaucht. 
Lind  Anton,  k.  k.  Rechnungs  -  Revident  im  Ministerium  des 

Innern  (1892).  Wien,  IIL  Strohgasse  19. 
Lissek  Heinrich,  k.  u.  k.  Burghauptmann,  Architekt  (1887). 
•       Wien,  I.  Burg. 
List  Louis,   k.  k.  Regierungsrat,  Kassen -Direktor  der  k.  k. 

priv.  Kredit-AnsUlt  in  Wien  i.  R.  (1888).  Mödling. 
LAw  Alois,  technischer  Leiter  der  Glasmalerei  K.  Geyling's 

Erben  (1890).  Wien,  VL  Windmühlgasse  22. 
LAwy  Julius,  Redakteur    (1888).   Wien,  IX.  Redaktion    des 

»Extrablatt«. 
Löwy  Josef,   k.  und   k.  Hof- Photograph   (1899).   Wien,  III. 

Parkgasse  15. 


Lnschin  t.  Ebengrenth  Arnold,  Dr.,  k.k.  o.  ö.  Universitäts- 
Professor,  Mitglied  und  Konservator  der  k.  k.  Zentral- 
Kommission  für  Kunst-  und  historische  Denkmale, 
Graz. 

Mftdchen-Pensionat.  Der  Lehrkörper  des  k.  k.  Zivil-Mädchen- 
Pensionates  in  Wien. 

Hantnani  Josef,  Dr.,  Beamter  der  k.  k.  Hofbibliothek  (1896). 

Marschall  Godfried,  Dr.,  Weihbischof  von  Wien  etc.  etc. 
(1881). 

Manrer  Franz,   Kurat  im   k.  k.  allg.   Krankenhause,   Wien. 

Hanthner  Ritter  t.  Xarkhof,  Viktor,  k.  k.  Kommerzialrat. 
Wien,  III.  Ungargasse  41. 

Manthner  Ritter  t.  ICanthstein  Wilhelm,  Dr.  (1857).  Wien, 
1.  Wallfischgasse  1. 

Mayer  Anton,  Dr.,  niederösterr.  Landes-Archivar  und  Biblio- 
thekar, Konservator  (1869).  Wien,  I.  Habsburgergasse  14. 

Mayer  Ton  Rosenan  David  Sylvester,  Schriftsteller,  Lehrer 
und  Lokalhistoriker.  Atzgersdorf,  Bahnstrafie  2. 

Mayreder  Kari,  k.  k.  a.  ö.  Professor  (1885).  Wien,  IV.  Plößl- 
gasse  4. 

Meder  Dr.  Josef,  Kustos  der  erzherzoglichen  Sammlung 
AlberUna  (1902). 

Meding^r  Johann,  Brauereibesitzer,  IX.  Turkenstraße  5. 

Meichl  Georg,  Brauereibesitzer,  IIL  Richardgasse  13. 

Melicher  Theophil,  Historienmaler  (1896).  Wien,  XVIII. 
Haizingergasse  18. 

Menda  Johann,  Domherr  bei  St.  Stephan  und  inful.  Propst- 
pfarrer an  der  Votivkirche  in  Wien  (1894). 

Modern  Heinrich,  Dr.,  Hof-  und  Gerichts -Advokat  (1890). 
Wien,  I.  Tuchlauben  11. 

Morsak  Alois,  Buch-  und  Kunstdruckerei  -  Besitzer.  Wien, 
VII.  Kaiserstraße  14. 

Moscon  Alfred,  Freiherr  v.,  k.  u.  k.  Kämmerer  (1891).  Schloß 
Pechatz,  Steiermark. 

Mach  Matthäus,  Dr.,  k.  k.  Regierungsrat,  Mitglied  und  Kon- 
ser\rator  der  k.  k.  Zentral -Kommission  für  Kunst-  und 
historische  Denkmale  (1877).  Wien,  XIII.  Penzinger- 
straße  84. 

MflUer  Richard,  Dr.,  Erzh.  Friedr.  Bibliotheks-Kustos  (1897). 
Wien,  III.  Untere  Viaduktgasse  3. 

Hagl  Alfred,  Dr.,  Hof-  und  Gerichts-Advokat  (1882).  Wien, 
L  Domgasse  6. 

Henmann  Gustav,  Ritter  v.,  fürstl.  Liechtenstein 'seh  er 
Architekt  (1888).  Wien,  I.  Rathausstraße  9. 

Nenmann  Wilhelm,  Dr.,  k.  k.  o.  ö.  Universitäts -Professor, 
Kapitular  des  Stiftes  Heiligenkreuz,  Mitglied  der  k.  k. 
Zentral  -  Kommission  für  Kunst-  und  historische  Denk- 
male (1877).  Wien,  IX.  Garnisonsgasse  18. 

Heumayer  Josef,  Dr.,  Hof-  und  Gerichts  -  Advokat,  zweiter 
Vize-Bürgermeister  der  Stadt  Wien  (1897),  I.  Kleeblatt- 
gasse 13. 

Hennkirchen,  Die  Bezirkslehrer-Bibliothek  zu  (1894). 

Nenwirth  Dr.  Josef,  o.  ö.  Professor  der  Kunstgeschichte  an 
der  k.  k.  technischen  Hochschule  in  Wien,  Mitglied  des 
Kunstrates,  der  k.  k.  Zentral  -  Kommission  für  Kunst- 
und  historische  Denkmale  (1902).  Wien,  IV.  Favoriten- 
straße 60. 

b^ 


XII 


Newald  Julius,  Hr.  Rjtter  v.  (1900).  Wien,  IX.  Beethoven- 
gasse  6. 

Nopcsa  Franz,  Freiherr,  Exzellenz.  Wien,  I.  Burg. 

d'Orsay  Betti,  Gräfin.  Wien,  VIII.  Piaristengasse  60. 

Ostermeyer  Franz.  Dr,  Hof-  und  Gerichts -Advokat  (1877). 
Wien,  I.  Bräunerstraße  IIa. 

Pachinger  A.  M.,  Archäologe,  Linz. 

Pauker  Wolfgang,  Dr.,  Chorherr  des  Stiftes  Klosterneuburg, 
Professor  (1892),  in  Klosterneuburg. 

Pondl  Em.,  Bildhauer  (1885).  Wien,  II.  Wehligasse  226. 

Poitl  Bernhard,  Propst  des  hochw.  Stiftes  Klosterneuburg. 

Picigas  Leopold,  Dr.,  Pfarrer  in  Ringelsdorf. 

Pils  Karl,  Prokurist  des  Wechselhauses  der  Anglo  -  österr. 
Bank.  Wien,  VII.  Kirchengasse  84. 

Pöck  Gregor,  Dr.,  Abt  des  Zisterzienser- Stiftes  Heiligen- 
kreuz. 

Pöm  Maximilian,  Pfarrer  in  Alland  (1891). 

PopOTsky  Boleslav  v.,  in  Krakau. 

Baspi  Felix,  k.  k.  Hofrat  i.  R.  Wien,  IX.  Müllergasse  5. 

Bedl  Ludwig,  Freiherr  v.,  Gutsbesitzer.  Kirchstetten. 

Riedling  Franz  S.,  Dechant  und  Pfarrer  zu  Prinzendorf  a.  d.  Z. 
(1895). 

Rigler  Franz,  Edl.  von,  Dr.  (1874).  Wien,  XIX.  Colloredo- 
gasse  5. 

BitBckel  Eduard,  akademischer  Maler  und  k.  u.  k.  Restau- 
rator, Wien,  IV.  Heugasse  54. 

Bechefort  Emil  v.,  k.  und  k.  Oberleutnant  (1885).  Wien, 
VI.  Magdalenenstrafie  28. 

SoBmanit  Theodor,  Edler  von,  Dr.,  Fabnksbesitzer.  Wien, 
I.  Börseplatz  3. 

Bost  Leopold,  Abt  des  hochw.  Benediktiner-Stiftes  Schotten 
in  Wien  (1901). 

Roth  Franz,  k.  k.  Baurat,  Architekt  und  Baumeister  (1890). 
Wien,  III.  Stroh  gasse  9. 

Bothsckild  Albert,  Freiherr  v.  Wien,  IV.  Heugasse  26. 

Bothsckild  Nathaniel,  Freiherr  v.  (1875).  Wien,  IV.  There- 
sianumgasse  17. 

Schaching^r  Norbert,  Abt  des  Prämonstratenser  -  Stiftes 
Schlägl  (1885). 

SclUlffer  August,  k.  k.  Regierungsrat,  k.  u.  k.  Direktor  der 
Gemäldesammlung  des  Allerhöchsten  Kaiserhauses,  Mit- 
glied der  k.  k.  Zentral  -  Kommission  für  Kunst-  und 
historische  Denkmale  (1885). 

Scheffler  Karl,  k.  k.  Hofrat  i  R.  (1878).  Wien.  VIÜ.  Lange- 
gasse 37. 

SckmalBliofer,  Josef,  Stadtbaumeister  (1882).  Wien,  IX. 
Waisenhausgasse  16. 

Sckmarda  Hans,  Privatier,  Wien,  I.  Heinrichshof  1. 

Schmidel  Edmund,  W.  k.  Landesgerichtsrat  i.  P.  Steyr. 

Schmidl  Kari,  Privat  (1899).  Wien,  IV.  Hauptstraße  35. 

Schmolk  Frigdian,  Landmarschall  von  Niederösterreich, 
Propst  des  hochw.  Chorherren-Stiftes  zu  Herzogenburg 
(1890). 

Sclmabl  Karl,  Dr.,  inful.  Propstpfarrer  in  Wiener -Neustadt 
(1890). 

Sckoeller  Philipp,  Ritter  v.,  Mitglied  des  Herrenhauses  (1875). 
Wien,  XVII.  Promenadegasse  43. 


Schön  Johann  Georg,  Ritter  v.,  Hofrat,  Professor  an  der 
technischen  Hochschule  (1893).  Wien,  XVm.  Cottage- 
gasse  20. 

Sckönbach  Karl,  Beamter  der  k.  k.  priv.  österr.  Kreditanstalt 
Wien,  XVIL  Neuwaldeggerstraße  14. 

Sckönbichler  Karl,  Stadtbaumeister.  Wien,  V.  Wien- 
straße 77. 

Sckönbrnnner  Josef,  Edler  von,  erzh.  Gallerie  -  Direktor 
(1860).  Wien,  L  Hofgartenstraße  3. 

Scbola  Franz,  Dr.,  Verwalter  des  Wiener  Versorgungshauses 
Liesing  (1901). 

Schwarsenberg,  Ihre  Durchlaucht,  Therese,  Prinzessin  von 
(1888). 

Schweigl  Eugen,  Architekt,  k.  k.  Baurat  (1870).  Wien, 
VII.  Mariahilferstraße  22. 

Scbwerdtner  Johann,  kais.  Rat,  Graveur  und  Medailleur. 
Wien,  VL  Mariahilferstraße  47. 

Seil  Arthur,  Kassier  der  k.  k.  priv.  Kredit  -  Anstalt  (1892). 
Wien,  III.  Ungargasse  5. 

Senfelder  Leopold,  Med. -Dr.,  prakt.  Arzt  (1899).  Wien,  I. 
Seilergasse  15. 

Sitte  Alfred,  k.  k.  Postbeamter  (1894).  Wien,  IX.  Harmonie- 
gasse 7. 

Späth  Karl,  Pfarrer  an  der  Pfarrkirche  Breitenfeld  in  Wien 
(1894).  VIII.  Florianigasse  74. 

StaatsarchiT,  k.  und  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in 
Wien. 

Staraer  Albert  Dr.,  Direktor  des  k.  k.  Archivs  für  Nieder- 
österreich, Konservator  (1894).  Wien,  L  Herrengasse  11. 

Staub  Franz,  Konzipist  im  Archive  des  k.  k.  Ministeriums 
für  Kultus  und  Unterricht  in  Wien,  Konservator 
(1896). 

Steinling  Josef,  Historienmaler  (1899).  Wien,  XV.  Maria  vom 
Siege  6. 

Stern  Friedrich,  Redakteur  (1893).  Wien,  L  Rotenturmstraße, 
Steyrerhof. 

Stera  Adolf,  k.  k.  Fachschul-Direktor  i.  R.  und  Konservator. 
Znaim. 

Stieböck  Leopold,  Material  -  Verwalter  der  Union-Bank. 
Wien,  L  Renngasse  1. 

Sturm  Josef,  k.  k.  Schloßverwalter,  Wien,  XIII.  Penzinger- 
straße  66. 

SAB  Norbert,  Kämmerer  des  Stiftes  Klostemeuburg  (1892). 

Swoboda  Heinrich,  Dr.,  k.  u.  k.  Tttular-Hofkaplan  und  k.  k. 
o.  ö.  Professor  an  der  Wiener  Universität  (1890).  Wien, 
XV.  Mariahilf-Gürtel  5. 

Thiel  Viktor,  Dr.,  k.  k.  Archivskonzipist  der  n.-ö.  Statt- 
halterei.  Wien,  I.  Herrengasse  11. 

Tbomas  Eduard,   Dr.,  niederösterr.  Landesrat  (1894).  Wien« 

Tobner  Paul,  P.,  Subprior  und  Stiftskämmerer  (1901).  Lilien- 
feld. 

Twerdy  Konrad,  Dr.,  Hof-  und  Gerichts -Advokat,  (1901). 
Wien,  L  Kohlmarkt  11. 

TTblira  Kari,  Dr.,  k.  k.  o.  5.  Universitäts- Professor  (1894). 
Graz. 

Urbantscliitsch  Ed.,  Dr.,  k.  k.  Hofrat  im  k.  k.  Handels- 
ministerium. Wien,  XVIIL  Alteggerstrafie  58. 


XIII 


Vancsa  Dr.  Max,  Kustos  des  n.-ö.  Landes  -  Archives  (1901). 

Wien,  IV./2  Johann  Straußgasse  24. 
Veltsö  Alois,  k.  u.  k.  Hauptmann  im  Kriegsarchive  (1898). 

Wien,  lU.  Rennweg  33. 
YoghuBjer  Ed.  Jos.,  Beamter  der  Ersten  österr.  Sparkasse 

(1900).  Wien,  I.  Wollzeile  3. 
Wächüer    Ludwig,    k.  k.  Baurat,   Architekt,   Mitglied  und 

Konservator  der  k.  k.  Zentral -Kommission  für  Kunst- 

und    historische    Denkmale.    Wien,    IV.    Theresianum- 

gasse  31. 
Walcher  Ritter  t.  Molthein  Leopold,  k.  u.  k.  Hof-  und 

Ministerialrat  und  General  -  Konsul  i.  R.   (1893).  Wien, 

L  Herrengasse  4. 
Walcher  Ritter  t.  Molthein  Kari  Alfred,  k.  u.  k.  Artillerie- 
Oberlieutenant.  Wien,  l.  Franziskanerpiatz  1. 
Waldheim'8    Rudolf  v.,   Buchdruckerei    (1893).  Wien,  VII. 

Seidengasse  9. 
WalliB  Josef,  Graf  v.  (1887).  Niederieiß. 
Waschmaim  Karl,  Graveur  und  Ziseleur  (1893).  Wien,  Vli. 

Mondscheingasse  2. 
Weber  Sebastian,  k.  k.  Fachlehrer  (1892).  Steyr. 
WeiBhappel  Marie.  Wien,  11.  Praterstrafie  25. 


Weittenhiller  Moriz,  Edler  von.  Hoch-  und  Deutsch- 
meisterischer Hofrat  und  Kanzler  des  deutschen  Ritter- 
ordens (1888).  Wien,  XIX.  Hardtgasse  U. 

Wenninfl^er  Vinzenz,  Pfarrer  in  Schottwien  (1890). 

Widter  Friedrich,  Maler,  k.  k.  ReaUchul  -  Professor  (1887). 
Wien,  III.  Hauptstraße  19. 

Wiedl  Heinrich,  k.  k.  Regierungsrat,  Sekretär  in  der  Militär- 
kanzlei Sr.  Majestät  (1877).  Wien,  L  Schottengasse  3. 

Wilcsek  Johann,  Graf,  k.  u.  k.  Kämmerer,  Exzellenz.  Wien, 
L  Herrengasse  5. 

Winter  Gustav,  Dr.,  k.  u.  k.  Hofrat  und  Direktor  des  k.  u.  k. 
Haus-,  Hof-  und  Staatsarchives  (1884).  Wien,  IV. 
Hechtengasse  15. 

Wittmann  Hugo,  Schriftsteller  (1874).  Wien,  VI.  Magdalenen- 
straße  10  a. 

Wfinsch  Josef,  Fabriksbesitzer  (1887).  Wien,  XVIII.  Anton 
Frankgasse  16. 

Zacherl  Hans,  Kaufmann  (1900).  Wien,  I.  Bauernmarkt. 

Zeidler  Jakob,  k.  k.  G^mnasialprofessor.  Wien,  VIL  Neubau- 
gasse 43. 

Zimmemuum  Heinrich,  Dr.,  Kustos  und  Bibliothekar  im 
k.  und  k.  kunsthistorischen  Hofmuseum  (1896).  Wien. 


XIV 


Im  Schriften  -  Tausch  verkehr  stehende  Vereine: 


aj  Iniand: 

Agrun:  Verein  tür  südslavische  Geschichte. 

Bregens:  Museal-Verein. 

Brflnn:  Historische  Sektion  der  mähr.-schles.  Gesellschaft. 

CseniOWitB:  Landesmuseum  für  die  Bukowina. 

Gras:  Historischer  Verein  für  Steiermark. 

Hermannetadt :  Verein  für  siebenbürgische  Landeskunde. 

Innabnick:  Museum  Ferdinandeum. 

Klagenftirt:  Historischer  Verein  für  Kärnten. 

Laibach:  Museal- Verein  für  Krain. 

Lins:  Museum  Francisco^Carolinum. 

Prag:  Archäologische  Sektion  des  bj^hmischen  Museums. 

—  Verein  der  Deutschen  in  Böhmen. 
Beichenberg :  Gewerbemuseum. 
Salabnrg:  Gesellschaft  für  Landeskunde. 

—  Museum  Carolinum  Augusteum. 

Wien:  K.  k.  Zentral-Kommission  für  Kunst-  und  historische 

Denkmale. 

—  Archäologisch-epigraphisches  Seminar. 

—  Dombau-Verein. 

—  K.  k.  heraldische  Gesellschaft  »Adler«. 

—  Verein  für  Landeskunde  von  Niederösterreich. 

—  Numismatische  Gesellschaft. 
Wiener-Neustadt:  Verein  für  Erhaltung  der  Denkmale. 

b)  Ausland: 

Ansbach:  Historischer  Verein. 
Angsbnrg:  Historischer  Verein. 
Basel:  Historisch-antiquarische  Gesellschaft. 
Berlin:  Gesamtverein  der  deutschen  Geschichts-  und  Alter- 
tums-Vereine. 
Bern:  Geschichtsforschende  Gesellschaft. 
Bonn:  Verein  von  Altertums-Freunden. 
Brandenburg:  Historischer  Verein  zu. 
Breslau:  Verein  für  Geschichte  Schlesiens. 
Budapest:  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften. 
Daroistadt:  Gesellschaft  für  Geschichte. 


Dillingen:  Der  historische  Verein  zu. 

Erftirt:  Gjs:hichts -Verein. 

Franhftirt:  Verein  für  Geschichte. 

Freiburg:  Gesellschaft  der  Geschichtsfreunde. 

Gießen:  Der  Geschichts -Verein  für  Ober-Hessen. 

Görlits:  Gesellschaft  für  Wissenschaft. 

Ckitha:  Verein  für  goth.  Altertumskunde. 

Halle  a.  d.  Salle :  Thüring.-sächs,  Geschichts-  und  Altertums- 
Verein, 

Heidelberg :  Universitäts-Bibliothek. 

Jena:  Der  thüringische  Geschichts -Verein. 

Kassel:  Verein  für  hessische  Geschichte  (groOherzogliche 
Hofbibliothek). 

Kiel:  Gesellschaft  für  Schleswig-Holstein-Lauenburg. 

Landshut:  Historischer  Verein. 

Kains:  Historischer  Verein. 

Mflnchon:  Altertums- Verein. 

—  Historischer  Verein  von  Oberbayern. 
Nttmberg :  Germanisches  Museum. 

BaTCnsburg  (Württemberg) :  Diözesan-Archiv  von  Schwaben. 

Begrensburg:  Historischer  Verein. 

Biga:  Livländische  Gesellschaft 

Speyer:  Historischer  Verein. 

St.  Chülen:  Historischer  Verein. 

Stockholm :  K.  Akademie  der  Wissenschaften,  der  Geschichte 

und  Altertumskunde    (k.  vitterhets,   historie    och  anti- 

quitets  akademien). 

—  Das  nordische  Museum. 

Strasburg :  Historisch-literarischer  Zweigver ein  des  Vogesen- 

Klubs  (Universitäts-Landesbibliothek)  zu. 
Stuttgart:  Altertums- Verein  (königl.  Bibliothek). 

—  Verein  für  dekorative  Kunst  und  Kunstgewerbe  in. 
Ulm:  Verein  für  Kunst  und  Altertum. 
Wiesbaden:  Historischer  Verein. 

Worms:  Altertums-Verein. 
Wflraburg:  Historischer  Verein. 
Zürich:  Antiquarische  Gesellschaft. 


XV 


ÜBERSICHTLICHE  ZUSAMMENSTELLUNG 

DER 

MITGLIEDER  DES  AUSSCHUSSES  SEIT  DEM  BESTANDE  DES  VEREINES. 

Stand  am  1.  Jfinner  1905. 

Die  mit  •  Bezeichneten  fungierten  auch  Im  provisorlscben  An*schiiMe. 


Ameth  Josef,  erwählt  1853  *  f- 

Artaria  August,  erwählt  1865  bis  1886  f- 

Aaclibacli  Josef  Ritter  v.,  erwählt  1854  bis  1876  f. 

Bergmann  Hermann,  erwählt  1859  bis  1861  f* 

Bermann  Josef,  erwählt  1854  *  bis  1856  f. 

Birk  Dr.   Ernst  Ritter  v.,  erwählt  1854  bis  1858.  1862  bis 

1886  t. 
Boeheim  Wendelin,  erwählt  1886  bis  1898  f. 
Cameaina  Albert  Ritter  v.,  erwählt  1854  bis  1876  f. 
Chmel  Josef,  erwählt  1854  *  f* 
Conrad  v*  Eybeafeld  Siegmund  Freiherr,  erwählt  1874  bis 

1894  t. 
CrenneTille -Folliot  Franz  Graf,  erwählt  1868  bis  1875  f- 
Drezler  Karl,  erwählt  1897  und  noch  in  Funktion. 
Eberle  Ludwig,  erwählt  1902  und  noch  in  Funktion. 
Eitelbergrer  Rudolf  v.,  erwählt  1854  bis  1856  f* 
Essenwein  August,  erwählt  1858  bis  1862  f. 
FeU  Josef,  erwählt  1854  bis  1862  f. 
Felgrel  A.  V.,  erwählt  1891  und  noch  in  Funktion. 
Hasenaner  Karl  Freiherr  v.,  erwählt  1865  bis  1869  f- 
Hanser  Alois,  erwählt  1887  bis  1896  f. 
Belfert  Dr.  Jos.  Alex.  Freiherr  v.,  erwählt  1858  bis  1868. 
Hermann  Julius,  erwählt  1897  und  noch  in  Funktion. 
Hg  Dr.  Albert,  erwählt  1887  bis  1896  f- 
Jäger  Dr.  Albert,  erwählt  1864  bis  1865  f. 
Jordan  Richard,  erwählt  1888  und  noch  in  Funktion. 
Kabdebo  Heinrich,  erwählt  1876  bis  1877  f. 
Karajan  Dr.  Theodor,  erwählt  1854  *  bis  1859  f* 
Kenner  Dr.  Friedrich,  erwählt  1876  und  noch  in  Funktion. 
Hemme  Josef,  erwählt  1888  bis  1891  t- 
Koch  Franz,  erwählt  1867  bis  1883  f- 
Hnpelwieser  Leopold,  erwählt  1854  bis  1859  f. 
Leemann  Karl,  erwählt  1861  bis  1864  f. 
Lewinsky  Karl  Edler  v.,  erwählt  1854  *  bis  1859  f. 
Liecbtensiein  Johann  Fürst,  erwählt  1853  f- 
Lind  Dr.  Karl,  erwählt  1857  bis  1862,  von  1863  bis  1901  f. 
List  Louis,  erwählt  1892  und  noch  in  Funktion. 
Mayer  Dr.  Anton,  erwählt  1892  und  noch  in  Funktion. 
Mncb  Dr.  M.,  erwählt  1893  und  noch  in  Funktion. 
Meiller  Dr.  Andreas,  erwählt  1865  bis  1868  f. 
HaTa  Dr.  Alexander,  erwählt  1862  bis  1864. 
Nenmann    Dr.    Wilhelm,    erwählt    1889    und    noch    in 

Funktion. 


NenwirthDr.  Josef,  erwählt  1902  und  noch  in  Funktion. 

Newald  Johann,  erwählt  1878  bis  1885  f- 

Odonell  Heinrich  Graf,  erwählt  1853  *  f- 

Ostermeyer    Dr.    Franz,    erwählt    1894    und    noch    in 

Funktion. 
Passy  Johann  Nepomuk,  erwählt  1857  bis  1867  f. 
Picbler  Dr.  Franz,  erwählt  1869  bis  1887  f. 
Bansonnet  Karl  Freiherr  v.,  erwählt  1854  bis  1880  f. 
Bosner  Karl,  erwählt  1888  bis  1895. 
Bnben  Christian,  erwählt  1855  bis  1860  f- 
Sacken  Dr.  Eduard  Freiherr  v.,  erwählt  1865  bis  1882  f- 
Salm  Robert  Altgraf,  erwählt  1853  *  f* 
Saya  Karl  v.,  erwählt  1859  bis  1865  f- 
Scliftirer  August,  erwählt  1889  und  noch  in  Funktion. 
Schebeck  Franz,  erwählt  1854  bis  1860  f- 
Scbellein  Karl,  erwählt  1881  bis  1888  f. 
Schmidel  Edm.,  erwählt  1888  bis  1892. 
Scbmidt  Friedrich  Freiherr  v.,  erwählt  1862  bis  1865  f- 
Scbönbmnner  Josef,  erwählt  1887  und  noch  in  Funktion. 
Schwerdtner  Johann,  erwählt  1888  bis  1892  f. 
Segenschmid  Franz,  erwählt  1874  bis  1889  f- 
Thnn  Franz  Graf,  erwählt  1853  *  f- 
Trann  Otto  Graf  v.  Abensperg,  erwählt  1895  bis  1898  f- 
WeiB  Kari,  erwählt  1858  bis  1864  f. 

Wickenbnrg  M.  Konstantin  Graf,  erwählt  1868  bis  1874  f. 
Widter  Anton,  erwählt  1860  bis  1887  f. 
Wilcaek  Hans  Exzellenz  Graf,  erwählt  1883  bis  1891. 
Wolfiurt  Kari  v.,  erwählt  1854  *  bis  1857  f. 
Wflnscb  Josef,  erwählt  1899  und  noch  in  Funktion. 

Präsidenten. 

Karigan  Dr.  Theodor  v.,  von  1854  bis  1858. 
Belfert  Dr.  Josef  Freiherr  v.,  von  1858  bis  1868. 
Wickenbnrg  M.  Konstantin  Graf  v.,  von  1868  bis  1874. 
Conrad  t.  Eybesfeld  Freiherr,  von  1874  bis  1894. 
Trann  Otto  Graf  v.  Abensperg,  von  1895  bis  1898. 
Kenner  Dr.  Friedrich  seit  1902. 

Präsidenten  -  Stellvertreter. 

Feil  Josef,  von  1854  bis  1862. 
Bansonnet  Karl  Freiherr  v.,  von  1862  bis  1880. 
Birk  Dr.  Ernst  Ritter  v.,  von  1880  bis  1886. 
Kenner  Dr.  Friedrich,  von  1887  bis  1902. 
Mach  Dr.  M.,  seit  1902. 


XVI 


Geschäftsleiter, 

Wolfart  Karl  Edler  v.,  von  1854  bis  1857. 
Lind  Dr.  Karl,  von  1857  bis  1862. 
Naya  Dr.  Alexander,  von  1862  bis  1863. 
Lind  Dr.  Karl,  von  1863  bis  1901. 
Wünsch  Josef  seit  1902. 

Vereins  -  Kassaverwalter. 

Camesina  Albert  v..  1854. 
Bermann  Josef,  von  1855  bis  1856. 
Passy  Johann,  von  1856  bis  1867. 
Koch  Franz,  von  1867  bis  1888. 
Schönbrnnner  Josef,  von  1888  bis  1896. 
Ostermeyor  Dr.  Franz  seit  1897. 

Redakteure  des  Monatsblattes. 

Newald  Johann,  von  1884  bis  1886. 
Boeheim  Wendelin,  von  1887  bis  1892. 
Noamann  Wilhelm,  1893. 


ng  Dr.  Albert,  von  1894  bis  1896. 
List  Dr.  Camino,  von  1896  bis  1901. 
Starsor  Dr.  Albert  seit  1902. 

Redakteur  der  Geschichte  der  Stadt  Wien. 

Zimmormann  Dr.  Heinrich,  von  1894  bis  1900. 
Starzer  Dr.  Albert  seit  1901. 

Verwalter  des  Fonds  für  die  Herausgabe  der 
Geschichte  der  Stadt  Wien. 

List  Louis  seit  1892. 

Gewesene  Ehrenmitglieder. 

Seine  k.  u.  k.  Hoheit  der  durchlauchtigste  Herr  Erzherzog 

Karl  Ludwig  t- 
Seine    Durchlaucht    Fürst    und    Altgraf    Hugo    an    Salm- 

Boüforschoidt  f* 
Seine  Exzellenz  Graf  Franz  FoUiot  do  CronnoTÜlo  f. 
Angnst  Artaria,  kais.  Rat,  Kunsthändler  f. 
Lind  Dr.  Karl,  k.  k.  Hofrat  f* 


Gegenwärtiger  Vereins -Aussohnfi. 


Präsident : 

Konnor  Friedrich,  Dr.,  k.  u.  k.  Hofrat  i.  P.,  wirkt.  Mitglied  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften,  Mitglied  und  Konservator 
der  k.  k.  Zentral -Kommission  für  Kunst-  und  historische  Denkmale  etc.^  etc.  (gewählt  1902). 

Präsident  -*  Stellvertreter : 

Mncli  Matthias,  Dr.,   k.  k.  Regierungsrat,  Mitglied  und  Konservator  der  k.  k.  Zentral -Kommission  für  Kunst-  und  historische 
Denkmale  etc.  (gewählt  1902). 

Ausschufi : 

Eberlo  Ludwig,  k.  u.  k.  Hauptmann  im  k.  u.  k.  Kriegsarchiv  (gewählt  mit  dreijähriger  Funktionsdauer  1902). 

Folgel  Anton  Viktor,  k.  u.  k.  Sektionsrat,  Vize -Direktor  des  k.  u.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchives  (wiedergewählt  1903). 

Hormann  Julius,   Architekt,    k.  k.  Baurat  und   Dombaumeister  bei   St.  Stephan,   Mitglied  und  Konservator  der  k.  k.  Zcntral- 

Kommission  für  Kunst-  und  historische  Denkmale  (wiedergewählt  1902). 
Jordan  Richard,  Architekt,  Baumeister,  k.  k.  Baurat  und  Konservator  (wiedergewählt  1905). 

List  Louis,  k.  k.  Regierungsrat,  Verwalter  des  Fonds  für  die  Herausgabe  der  Geschichte  Wiens  (wiedergewählt  1905). 
LOW  Alois,  technischer  Leiter  der  Glasmalereianstalt  K.  Geyling's  Erben  (gewählt  mit  dreijähriger  Funktionsdauer  1905). 
Mayer  Anton,  Dr.,  niederösterreichischer  Landesarchivar  und  Bibliothekar,  Konservator  (wiedergewählt  1905). 
Mnch  Matth.,  Dr.,  k.  k.  Regierungsrat,  wie  oben  (wiedergewählt  1902). 
Henmann  Wilhelm,  Dr.,  k.  k.  o.  ö.  Universitäts- Professor,  Mitglied  der  k.  k.  Zentral -Kommission  für  Kunst-  und  historische 

Denkmale  (wiedergewählt  1902). 
Nenwirth  Josef,  Dr.,  Professor  der  Kunstgeschichte  an  der  k.  k.  Technischen  Hochschule  in  Wien,  Mitglied  des  Kunstrates  und 

der  k.  k.  Zentral -Kommission  für  Kunst-  und  historische  Denkmale  (gewählt  mit  dreijähriger  Funktionsdaucr  1902). 
Ostermeyor  Franz,  Dr.,  Hof-  und  Gerichtsadvokat,  Kassaverwalter  (wiedergewählt  1903). 
Schftffor  August,   k.  k.  Regierungsrat  und  k.  u.  k.  Direktor  der   Gemäldegallerie,   Mitglied   der  k.  k.  Zentral -Kommission  für 

Kunst-  und  historische  Denkmale  (wiedergewählt  1902). 
Schönbninnor  Josef,  erzherzoglicher  Galleriedirektor  (wiedergewählt  1903). 
WAnoch  Josef,  Fabriksbesitzer  (gewählt  1903). 


n. 


MITTEILUNGEN. 


Die  Dynasten -Familien 


d€r 


italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 


von 


Alexander  Hajdecki. 


^XXIX.  Band. 


enn  wir  die  Erforschung  der  Baugeschichte  Wiens  insbesondere  für  das  XVI.  und 
XVII.  Jahrhundert  lediglich  auf  die  sogenannten  Meistertafeln  der  ehemaligen  Zunft  der 
Wiener  Maurer  und  Steinmetzen,  der  heutigen  „Genossenschaft  des  Wiener  Baugewerbes*", 
zu  stützen  angewiesen  wären,  würden  wir  mit  Staunen  registrieren  müssen,  daß  Wien  von  dem 
italienischen  Einflüsse  auf  seine  Baukunst  gänzlich  verschont  geblieben  wäre  und  bis  ins  zweite 
Viertel  des  XVII.  Jahrhunderts  hinein  keinen  italienischen  „Mastro  di  muro""  in  seinen  Mauern 
beherbergt  hätte;  denn  erst  1629  wird  dort  der  erste  italienische  „Maurermeister''  in  Wien  genannt. 
Unterdessen  ist  es  ein  kunstgeschichtliches  Faktum,  daß  Wien  seit  der  Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts 
direkt  unter  dem  ausschließlichen,  kontinuierlichen  und  präponderanten  Einflüsse  der  Italiener,  und 
zwar  auf  allen  Gebieten  von  Kunst,  Politik  und  Wissenschaft  gestanden  ist. 

Es  gehört  eben  zu  den  merkwürdigsten  Rätseln  der  Geschichte  —  oder  ist  es  bloß  eine 
Kaprize  der  Mutter  Natur  —  daß  ein  kleinwinziger  Fleck  Erde  des  norditalienischen  ßodens,  wie 
es  die  Lombardische  Poebene  ist,  zu  Zeiten  eine  solche  Hyperproduktion  an  Intelligenz  entwickelte, 
daß  derselbe  über  zwei  Jahrhunderte  lang  die  kulturellen  und  künstlerischen  Bedürfnisse  von  halb 
Europa  allein  zu  bestreiten  und  vollauf  zu  decken  vermochte,  wie  dies  mit  dem  ganzen  germanischen 
und  slavischen  Norden  Europas  der  Fall  war,  welcher  seinen  Bedarf  an  Lehrern,  Politikern,  Ärzten 
und  Künstlern  jeglicher  Art  fast  ausschließlich  von  dort  bezogen  hat!  Noch  merkwürdiger  ist  aber 
die  Tatsache,  daß  wieder  ein  kleinwinziger  Strich  von  jenem  kleinen  Fleck  Erde,  und  zwar  der  hart 
an  die  Alpen  stoßende  Diözesansprengel  von  Como^  dem  kleinen  Städtchen  an  der  Südspitze  des 
gleichnamigen  langgestreckten  Sees,  die  Mission  hatte  und  sie  auch  in  vollem  Maße  erfüllte,  den 
ganzen  Norden  Europas  speziell  mit  Maurer-  und  Bauwerkmeistern,  beziehungsweise  Architekten  zu 
versehen.  Wie  eine  Flut  ergoß  sich  dieses  „wanderlustige  Comaskenvolk*",  nach  und  nach  immer 
weitere  Kreise  ziehend,  zunächst  über  Steiermark  und  Tirol  (XVI.  Jahrhundert),  dann  über  die  beiden 
österreichischen  Provinzen  (XVII.  Jahrhundert),  einerseits  nach  Ungarn  herüber,  andererseits  nach 
Böhmen  und  weiter  hinaus  bis  nach  Polen  und  Lithauen,  als  die  Grenzmarken  der  europäischen 
Zivilisation,  um  sodann  wie  die  Ebbe  ebenso  allmählich  nach  und  nach  zurückzufluten,  in  Wien  noch 
eine  letzte  längere  Rast  zu  halten  (XVIII.  Jahrhundert)  und  hier  teils  zu  versanden,  teils  in  die  Ufer 
des  heimatlichen  Bodens  zurückzufallen. 

Warum  das  so  gekommen  ist  oder  kommen  mußte,  darüber  möge  die  Philosophie  der 
Geschichte  Auskunft  geben,  hier  sei  es  mir  nur  gestattet,  einem  Gedanken  Ausdruck  zu  geben, 
welchen  ich  nicht  von  der  Hand  weisen  kann,  nämlich  dem,  daß  es  mit  unserer  Erdoberfläche,  mit 
ihren  beiden  „Hemisphären'',  ihrer  mannigfachsten  plastischen  Gestaltung,  mit  ihren  Vertiefungen, 
Höhlungen  und  Windungen,  ihrer  festen  und  flüssigen  Masse  dasselbe  Bewandtnis  haben  könnte, 
wie  mit  unserem  ebenfalls  in  zwei  „Hemisphären"  geteilten  Gehirn,  dessen  Windungen  und  Höhlungen 
bekanntermaßen  den  Sitz  von  bestimmten  Funktionen  und  geistigen  Potenzen  bilden  und  bestimmte 
Verrichtungen  zu  erfüllen  berufen  sind. 


4  Die  Dynasten  -  Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Bei  dieser  Gelegenheit  sei  noch  auf  ein  merkwürdiges,  völkerpsychologisches  Problem  hin- 
gewiesen, welches  in  der  Tatsache  liegt,  daß,  während  sich  in  unserem  Falle  die  nordischen  Völker 
Europas  jene  italienische  Präponderanz,  ja  das  Joch  jener  italienischen  Kulturträger  ruhig  gefallen 
ließen,  mit  Freuden  begrüßten  und  zum  Teil  mit  offenen  Armen  empfingen,  sie  die  gleichen  zivili- 
satorischen Anwandlungen  der  französischen,  also  ihrer  Schwesternation  stets  von  Haus  aus  und 
mit  Entschiedenheit  und  Konsequenz  von  sich  fern  zu  halten  und  zurückzuweisen  bestrebt  waren.  ^) 

Nach  dieser  kurzen  Digression  auf  das  Gebiet  der  Geschichtsphilosophie  und  Völker- 
psychologie, wozu  jene  klassischen  Schulbeispiele  auf  dem  uns  beschäftigenden  Gebiete  der  Kunst- 
geschichte geradezu  herausforderten,  kehren  wir  zu  unserem  Spezialthema  zurück. 

Während  es  somit  auf  dem  Wiener  Boden  von  italienischen  Bauwerkleuten  wimmelte,  indem 
wir  bloß  für  die  letzten  zwanzig  Jahre  des  XVI.  Jahrhunderts  bald  ein  Dutzend  davon  aufzählen 
können,  und  die  hervorragendsten  Bauobjekte  der  späteren  Barocke  fast  ausschließlich  an  italienische 
Namen  geknüpft  sind,  so  daß  nur  noch  das  vornehmste  und  älteste  Kunstdenkmal  Wiens  und  sein 
Wahrzeichen  zugleich,  nämlich  der  St.  Stephansdom,  eine  rein  deutsche  Insel  bildete,  an  dessen 
Mauerwerk  noch  kein  Italiener  Hand  angelegt  hatte,  indem  er  ausschließlich  von  Meistern  „teutscher 
Nation''  betreut  wurde,  wie  kommt  es  dann,  daß  diese  Italiener  auf  der  offiziellen  Liste  des 
„ehrsamen**  Wiener  Handwerks  so  lange  fehlen  konnten? 

Das  ist  wieder  eine  Frage  und  ein  Problem,  deren  Beantwortung,  beziehungsweise  Lösung 
von  unserer  kunstgeschichtlichen  Forschung  bisher  noch  nicht  einmal  versucht  wurde.  Unsere  kunst- 
geschichtlichen Untersuchungen  und  Forschungen  bewegen  sich  nämlich  noch  immer  fast  aus- 
schließlich in  den  hohen  Regionen  der  „reinen  Kunst".  Niir  die  „Blüte"  wird  an  der  Blume  bewundert, 
gehegt  und  gepflegt,  als  ob  nicht  Stengel  und  Wurzel  die  Träger  dieser  Blüte  wären  und  nicht  mit- 
einander ein  untrennbares  organisches  Ganzes  bilden  würden.  Die  „Kunst"  ist  aber  nur  als  Blüte 
und  Krone  aufzufassen,  deren  Stengel  und  Wurzel  im  „Handwerk"  fußten.  Waren  ja  doch  beide 
durch  Jahrtausende  bis  in  die  letzte  Zeit  hinein  innig  miteinander  vermählt,  und  der  schlichte  Hand- 
werker rühmte  sich  ebenso  des  schönen  Titels  „der  kunstreiche"  wie  der  größte  Maler  oder  Bild- 
hauer. Erst  vor  nicht  viel  mehr  als  hundert  Jahren  (1783)  erfolgte  die  offizielle  Scheidung,  aber  ich 
möchte  fast  sagen  nur  vom  Tisch,  denn  gemeinschaftliche  Bettgeher  sind  sie  auch  weiter  geblieben, 
wie  der  für  das  neue  Verhältnis  neu  geschaffene  Ausdruck  „Kunsthandwerk"  dies  bezeugt  und 
beweist.  Kurz,  die  Blüte  riecht,  macht  Staat,  fällt  auf,  spricht  an,  täuscht  und  wußte  daher  auch 
„Geschichte"  und  „Wissenschaft"  in  ihre  Netze  zu  ziehen,. die  „Forschung"  in  ihrem  Bann  zu  halten 
und  an  sich  zu  ketten,  während  das  Handwerk  nicht  auf  seine  Rechnung  kam.  Die  Geschichte 
der  Kunst  wurde  solchermassen  vom  Dach,  von  der  Krone  zu  bauen  angefangen  und  es  ist  daher 
erklärlich,  daß  die  Fundamente  oft  versagen.  In  dem  uns  beschäftigenden  Falle  ist  es  die  „Bau- 
kunst",  welche  aller  Augen  auf  sich  zieht,  von  welcher  die  ganze  Welt  spricht,  aber  die  Geschichte 
des  „Bauwesens",  des  „Baugewerbes",  des  „Maurerhandwerks",  die  Geschichte  der  „Zunft  der 


*)  Ich  verweise  diesbezüglich  auf  die  zahlreichen  Dekrete  der  österreichischen  Regenten  „wegen  Abstellung 
der  Franzosen  und  der  französischen  Waren  schon  im  XVII.  Jahrhundert,  so  in  den  Jahren  1674,  1677,  1689  u.  s.  w. 
(Vergl.  Codicis  Austriaci  Pars  I,  Wien  1704.  Fol.  374  et  sq.)  und  führe  nur  noch  das  nachfolgende  charakteristische, 
aber  historische  und  bisher  noch  nicht  bekanntgewordene  Beispiel  dieser  Abneigung  gegen  die  französische  Kultur  und 
deren  Träger  an.  Als  General  Caraffa  aus  dem  Lager  vor  Bonn  im  Oktober  1689  dem  Hofkriegsrat  den  Vorschlag 
machte,  „daß  es  vorträglich  seie,  eine  Ingenieur-  und  Minir- Schul  aufzurichten",  und  zwei  Projekte,  ,»wie  solche 
in  usum  zu  bringen,  von  den  Ingen.  Champagner  und  Conte  Bersetti''  vorlegte,  wurde  die  Errichtung  dieser 
Schule  nach  dem  vorgelegten  Plane  beschlossen  und  ins  Werk  gesetzt,  zugleich  aber  in  puncto  des  aufzunehmenden 
Lehrkörpers  und  der  Frequentanten  ausdrücklich  die  Verwahrung  eingelegt:  »Die  Franzosen  aber  nit  anzu- 
nehmben".  (Protok.  Exh.  1689  f.  651  und  1690  Reg.  fol.  210  im  Archiv  des  k.  u.  k.  Reichs -Kriegs -Minist.) 


von  Alexander  Hajdecki.  5 

bürgerlichen  Maurer  und  Steinmetzen"  zu  ergründen  und  zu  schreiben,  hat  sich  noch  niemand  zu 
seiner  Lebensaufgabe  gestellt.  Alle  Fragen  der  Kunstgeschichte  hängen  aber  innig  mit  der  Hand- 
werksgeschichte zusammen.  So  auch  hier;  und  um  eine  Antwort  auf  die  oben  gestellte  Frage  nach 
dem  rätselhaften  und  verschwiegenen  Dasein  der  italienischen  Meister  auf  dem  Wiener  Boden  zu 
erhalten,  werden  wir  auf  die  Geschichte  der  Wiener  Handwerksordnuog  zurückgreifen  müssen  und 
eine  kunstgeschichtlich  interessante,  lehrreiche  und  wichtige  Episode  aus  dem  Zunftleben  des  ehr- 
samen  Wiener  Maurerhandwerks  kennen  zu  lernen  Gelegenheit  finden. 

So  lange  also  das  deutsche  Bürgertum  in  Macht  und  Ansehen,  in  seiner  Blüte  stand  — 
und  das  Handwerk  machte  den  Kern  des  Bürgertums  aus  —  gab  es  außerhalb  des  Zunftverbandes 
keine  freie  Handwerkspraxis,  „extra  collegiis  nullum  opificium".  Wer  nicht  zum  Zunftverbande 
gehörte,  durfte  kein  Handwerk  treiben,  ihm  wurde  einfach  das  „Handwerk  gelegt".  Als  später 
die  Kraft  und  Macht  des  Bürgertums  erlahmten,  dadurch  auch  seine  Bedeutung  in  Stadt  und  Staat 
abzunehmen  begann,  war  das  bürgerliche  Handwerk  nicht  mehr  im  Stande,  seine  Gerechtsame 
aufrecht  zu  erhalten  und  zu  verteidigen,  und  es  erwuchsen  ihm  lästige  Konkurrenten  in  den 
sogenannten  „Pfuschern",  „Stümplern"  oder  „Störern",  welche  zuerst  verstohlen  und  im  Verborgenen, 
nach  und  nach  aber  ungescheut  am  hellichten  Tage  ihr  „Handwerk"  trieben,  um  „dennen  ehrlichen 
Meistern  ihr  Brod  gleich  vor  dem  Maul  abzuschneiden".  Die  Obrigkeit  hatte  eben  kein  Interesse 
mehr  daran,  den  Bürger  vor  diesen  Vaganten,  die  gewöhnlich  aber  auch  was  Tüchtiges  zu  leisten  ver- 
standen, in  Schutz  zu  nehmen,  und  die  Zunft  besaß  keine  Kraft  dazu.  Mit  diesen  Störern  allein  hätten 
sich  übrigens  schließlich  die  „bürgerlichen"  noch  leidlich  Rat  zu  schaffen  gewußt,  als  aber  auch  die 
Landesfürsten  im  Bewußtsein  der  gebrochenen  Macht  des  Bürgertums  in  die  strenge  Zunftorganisation 
eine  Bresche  dadurch  schlugen,  daß  sie  einerseits  ihre  „Hofkünstler"  außerhalb  der  Zunft  suchten 
und  fanden,  andererseits  die  „Störer"  durch  Erteilung  von  sogenannten  „Hoffreiheiten"  gegen  die 
Angriffe  und  Anfechtungen  der  „Bürgerlichen"  immun  machten,  erlitt  die  Zunftorganisation  einen- 
herben  Schlag,  von  dem  sie  sich  nie  mehr  erholte,  denn,  nach  dem  Hof  kamen  die  Klöster,  später 
der  mächtige  Adel  mit  seinen  „Freihäusern",  endlich  speziell  in  Wien  auch  die  „Stadtguardi"  oder 
„schwarze  Picken",  welche  alle  das  Recht  für  sich  in  Anspruch  nahmen,  sich  ihre  eigenen  Künstler 
und  Handwerker  ungehindert  und  frei  halten  zu  dürfen,  sie  auf  ihrem  Grund  und  Boden,  in  ihren 
Häusern  und  Mauern  ihre  Kunst  „frei  und  ledig"  betreiben  zu  lassen.  So  kam  es,  daß  zu  Zeiten 
solche  unbürgerlichen  Professionisten  oder  „Störer"  die  „zünftigen"  und  „bürgerlichen"  in  der  Stadt 
selbst  an  Zahl  bald  erreichten,  ja  in  einzelnen  Handwerken  sogar  weit  übertrafen. 

Unsere  italienischen  Maurermeister  gehörten  eben  auch  zu  solchen  „Outsidern"  und 
„Störern",  welche  mit  Umgehung  der  Zunft  und  außerhalb  derselben  stehend  ihren  Weg  nach  Wien  und 
in  die  Provinz  fanden  und  durch  die  Gunst  des  Hofes  und  der  Verhältnisse  sich  hier  breit  machen 
durften,  ohne  von  der  Zunft  angefochten  werden  zu  können.  Freilich  waren  sie  teils  bei  Hof  wirklich 
angestellt,  teils  mit  „Freiheiten"  bedacht  und  begnadet.  So  gehörten  zu  den  ersteren  im  letzten  Viertel 
des  XVI.  Jahrhunderts,  um  nur  die  unbekannteren  Namen  anzuführen,  der  „kais.  Baumeister" 
Francesco  Benigni  (f  vor  1569),  Joh.  Jakob  Casparino  (f  vor  1598),  Oktavian  Boldigara 
(-j-  1588),  de  Muis  (um  1580),  zu  letzteren  noch  unter  Ferdinand!.  Franz  Pozzo,  Vivian  und 
viel  später  dann  die  Gebrüder  Anton  und  Jakob  Rava  (1622),  Hans  Gato  (1620),  Johann  Bapt. 
Carlon  (um  1630)  ü.  s.  w. 

Diese  Italiener,  denen  es  in  der  eigenen  Heimat  zu  eng  wurde,  nahmen  aber  mit  der  Zeit 
nicht  nur  in  der  Haupt-  und  Residenzstadt  Wien,  sondern  auch  auf  dem  flachen  Lande  an  Zahl  derart 
zu,  daß  sie  sich  einerseits  schon  gegenseitig  unangenehm  zu  werden  und  in  ihrem  Erwerbe  zu  stören 
anfingen,  andererseits  ihr  Verhältnis  zu  den  einheimischen  „Bürgerlichen",  doch  immerhin  durch  das 


g  Die  Dynasten  -  Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Zunftband  geeinigten  und  daher  stärkeren  Kollegen,  unleidlich  geworden  ist.  Es  galt  daher  eine 
Kampforganisation  zu  gründen  und  den  bürgerlichen  Meistern  „teutscher  Nation"  eben  solche 
„welscher  Nation"  entgegenzustellen. 

Die  Stimmung  in  den  leitenden  politischen  Kreisen  war  für  die  Italiener  günstig  und  sie 
beschlossen  daher,  und  zwar  vorerst  diejenigen  auf  dem  flachen  Lande,  das  ist  die  in  den  „vier 
Vierteln  des  Erzh.  Österreich  u./E.  ansäßigen  „gesambten  Meister  des  Maurer-  und  Steinmetzen- 
Handwerks  wälscher  Nation"  an  den  Kaiser  mit  einer  Eingabe  wegen  Errichtung  einer  eigenen 
Zunft-  oder  Handwerkerordnung  heranzutreten.  Dieses  Majestätsgesuch  mit  der  einfachen  Anredeformel 
„Kayser"  wurde  anfangs  Dezember  1624  eingereicht  und  schon  am  13.  d.  M.  ging  dasselbe  an  die 
n.-ö.  „Regierung  und  Camer  umb  Bericht  und  Gutachten"  ab.  Es  entspann  sich  nun  ein  drei  Jahre 
lang  andauernder  Kampf,  dessen  Akten  *)  uns  fast  vollzählig  noch  erhalten  geblieben  sind,  bisher 
aber  meines  Wissens  noch  nicht  verwertet  wurden,  weshalb  der  Verlauf  und  Ausgang  dieses  Pro- 
zesses in  seinen  wichtigsten  Punkten  hier  mitgeteilt  werden  muß. 

Nachdem  die  „welschen"  in  ihrer  Eingabe  unter  Berufung  auf  die  Autorität  des  Baldus  den 
Kaiser  „als  ein  Gott  auf  Erden"  angerühmt,  verwiesen  sie  auf  die  unter  ihnen  eingerissene  „Un- 
ordnung" sowie  auf  die  vom  Erzherzog  Ferdinand  im  Jahre  1605  für  die  gesamten  Maurermeister 
von  Graz  „weß  Nation  dann  dieselben  sein"  erteilte  Handwerksordnung  und  baten,  nach 
demselben  Muster  ihnen  eine  neue  Ordnung  geben  zu  wollen. 

Dagegen  remonstrierte  die  „Wiener  Haubthütten"  in  dem  von  ihr  abgeforderten  Gutachten 
wie  folgt: 

„Berichten  Euer  Gnaden  wir  in  Wahrheit  kürzlich  daß:  ob  zu  Grätz  und  in  Steyermark  Sy  ein  obständliche 
Handwerksordnung  aufgericht,  es  derselben  Orten  eine  andere  Beschaffenheit,  auch  wälsche  und  der  Sprach-Landt 
khundige  Leuth  sein,  und  hätten  sy  Maurer  und  Steinmetzen  ehender  ein  Ordnung  aufrichten,  und  nit  so  lang  in  der 
Störrerei  und  Unordnung  verbleiben  sollen  . . . 

Änderten,  daß  die  Teutschen  Steinmetzen  und  Maurer  die  ansehnliche  Gebäu  bei  Stätten,  Thumb  und  Chor- 
stüfften  erbauet,  und  erhöbt,  auch  ohne  der  Zuthuung  der  wälschen  noch  thun  mögen. 

Dritten  haben  Euer  Gnaden  selbst  gut  wissen,  daß  noch  vor  wenig  Jahren  die  Ausländer  besonders 
die  wälschen  und  dergleichen  Nationen  nicht  zu  Bürgern  eingelossen  und  aufgenommen  worden. 

Vierten.  Daß  die  Welschen  mehrmalen  sich  umb  ansehnliche  Gebeu  angenommen,  und  wenn  es  ihnen  miß- 
lungen, haimblich  aus  dem  Landt  gemacht  . . . 

Fünften.  Daß  die  Welschen  zusamben  halten,  alle  Arbeith  an  sich  ziehen  und  denen  Teutschen  das  liebe 
Brod  vor  dem  Maul  abschneiden  würden  und  dahero  die  Bürger  Teutscher  Maurer,  die  bürgerlichen  Gaben  und 
Anlagen  nit  mehr  raichen  khundten. 

Sechsten,  würden  in  kurzer  Zeit  die  Teutschen  sich  gar  aus  Teutschland  verlieren  und  anstatt  IreV,  lauter 
welsch  und  Ausländer  sich  befinden,  oder  ja  die  Teutschen  sich  nach  ihnen  reguliren  müssen  .... 

Zehenten  Allerhand  fastidia  und  Gerichtsbehelligung  bei  denen  Magistraten  und  Instanzen  entstehen,  dann 
sich  die  schwerlich  den  teutschen  moribus  confirmirn  und  den  Gerichtszwang  undergeben  würden 

Hieraus  nur  unzehlbare  absiditeten  ervolgen,  dato  enim  uno  absurdo  mille  sequuntur  et  abyssus  abyssum 
invocat"  . . . 

Wann  aber  an  guter  Polizei  und  Ordnung  viel  gelegen  Sy  selbst  bekhennen,  dann  von  Unnöthen  gewesen 
authoritate  Baldi  zu  gebrauchen  .  .  .  Non  sunt  multiplicanda  entia  sine  necessitate,  und  wenn  es  Inen  ernst  ist,  da 
die  welschen  gute  Polizei  so  vill  rüemben,  möchte  ein  Mittl  sein,  daß  sie  sich  unserer  Handwerksordnung 
in  allen  fähig  machen,  welches  auch  ihnen  darumb  rühmlich,  dann  hieraus  würde  kundbar,  daß  sie  von  ehrlichen 
Eltern  geboren,  erbar  redliche  Leuth  und  Püedersmänner  sein  . . .  Sy  khundten  auch  hierdurch  die  deutsche  Sprach 
ergreiffen  und  also  der  Bauherr  und  Sy  einander  nothdürftiglich  verstehen.  Langt  hierüber  unser  Bitten,  diese  neue 
supplicanten  von  Iren  unförmblichen  und  schedlichen  Begehren  genzlich  abzuweisen.** 


^)  Archiv  des  Minist,  des  Innern:  Sign.:  „Gewerbe".  —  Archiv  der  Genossenschaft  des  Baugewerbes.  Fasz. 
Nr.  2  und  3  ex  1626  u.  1628. 


Von  Alexander  Hajdecki.  7 

Der  Behörde  wollten  aber  obige  Argumente  nicht  recht  einleuchten.  Das  Begehren  der 
„Welschen**  schien  ihr  nicht  unbegründet  und  ungerechtfertigt  zu  sein  und  sie  bemühte  sich  daher 
jahrelang,  eine  Einigung  und  einen  Vergleich  anzubahnen,  was  ihr  auch  schließlich  gelang,  indem 
am  1.  Juni  1627  „auf  der  Haubthütten  zu  St.  Stephans  Thumbkirchen"  ein  Vergleichsinstrument  zu 
Stande  kam,  laut  welchem  unter  Aufrechthaltung  aller  alten  Freiheiten  der  teutschen  Meister  die 
„Welschen"  der  teutschen  Handwerksordnung  inkorporiert  wurden  und  ihr  beizutreten  sich  bereit 
erklärten,  falls  die  sieben  neuen  Vergleichspunkte  der  bisherigen  alten  Ordnung  „als  ein  Erläuterung 
und  Verbesserung  in  die  kaiseri.  Confirmation  als  ein  neues  Werkh  inserirt"  würden.  Unter  diesen 
Punkten  verdienen  zwei  hervorgehoben  zu  werden:  „daß  nemmlich  die  vier  Zech- Viertl  oder  Zünften 
auf  dem  Land**  als:  „Closterneuburg,  St.  Polten,  Krembs  und  Laa  oder  Mistelbach  verbleiben,  aber 
allen  schuldigen  Gehorsamb  und  jährlichen  Schilling  der  Haubhütten  Wien,  welche  für  das  Haupt 
erkennt  ist  und  sein  muß,  bei  Straff  raichen  sollen**.  Der  zweite  Punkt  besagt,  daß  „nachdem  in 
vergangenen  Zeiten  und  bis  anhero,  in  diesen  und  anderen  Landen,  auch  im  röm.  Reich 
zwischen  den  teutschen  und  welschen  Maurern  der  Tracht  halber,  ain  Unterschied  und  gleichsamb 
Unainigkeit  gewesen,  indeme  die  Teutschen  ein  Scherfell-  oder  Leder  vornher  an  der 
Gürtl,  die  Welsch  aber  ain  Schurz  von  Leinwath  getragen,  und  deßwegen  die  aine  Nation 
der  anderen  Gesellen  nicht  fürdern  dörffen  oder  wollen,  so  solle  nun  hinfüran  der  angedeuten 
Tracht  des  Fells  oder  Schurzes  halber,  ganz  keiner  Irrung,  Underschied  oder  Mißverstand  sein, 
sondern  jeden  Meister  und  Gesellen  Eines  oder  Anders  zu  tragen  frei  bevorstehen,  und  jede  Nation 
der  anderen  Gesellen  ohne  Weigerung  zu  fürdern  verbunden  sein  soll*. 

Diese  Punktationen  wurden  auf  deutscher  Seite  von  Simon  Humpkeller,  Baumeister,  und 
Hanns  Hammerschmidt,  Maurermeister,  dann  von  dem  Steinmetz  Thomas  Junghanns,  und  auf 
italienischer  Seite  von  Ciprianus  Biasino,  Maurer  von  Krems,   und  Simon  Retacco  unterfertigt. 

Darnach  erfolgte  die  Publizierung  des  Majestätsbriefs  mit  den  neu  inserierten  Punkten  als 
eine  neue  Handwerksordnung  für  „alle  redlichen  Meister  und  Gesellen  weß  Nation  es  wolh  am 
20.  September  1627  und  erst  von  dieser  Zeit  an  konnten  und  durften  auch  die  welschen  Meister 
als  „ehrliche  und  redliche**  Meister  dem  Zunftverbande  angehören.  So  erklärt  es  sich,  daß  in  der 
offiziellen  Liste  der  Wiener  Bau-  und  Maurermeister  der  erste  Italiener,  der  Baumeister  Andreas 
Allio,  erst  im  Jahre  1630  eingetragen  erscheint,  trotzdem  welsche  Maurer  nachweisbar  in  Wien 
schon  seit  dem  XVI.  Jahrhundert,  namentlich  bei  Hof  eine  Rolle  spielten,  und  auf  dem  flachen 
Lande  von  Niederösterreich  bis  1624  sich  so  stark  verbreitet  hatten,  daß  sie  an  einen  eigenen 
nationalen  Zunftverband  denken  konnten. 

Nun  waren  alle  diese  welschen  Meister,  so  weit  wir  von  ihnen  bisher  Kunde  haben, 
mögen  sie  nun  Orsi,  Lurago,  Piazzollo  oder  Ceresola,  Carlone,  Canevalle,  Retacco, 
AI  Hb  ran  di  oder  Allio  heißen,  aus  dem  Mailändischen  und  speziell  aus  der  Gegend  von  Como 
stammend,  weshalb  sie  kurz  als  „Comasken**  bezeichnet  werden.  Das  war  ein  eigentümliches  Volk. 
Wir  haben  schon  gehört,  daß  sie  „alle  zusammen  halten**.  Sie  hatten  denn  auch  hier  in  Wien  in 
dem  Profeßhaus  der  PP.  Jesuiten  am  Hof  ihre  eigene  „Congregatione  delli  artesani**.  Wie  aus  den 
obberührten  Verhandlungsakten  hervorgeht,  haben  sie  sich  darum  lange  gesträubt  und  geweigert,  in 
die  Wiener  Zunft  einzutreten,  um  nicht  eo  ipso  Wiener  Bürger  zu  werden ;  weil  „vil  von  ihnen  in  Italia 
und  unter  dem  König  in  Hispania  mit  bürgeriichen,  und  Eydes  Pflichten  verbunden**!  Sie  hatten 
also  nie  die  Absicht,  ihren  heimatlichen  Boden  als  ausgesprochene  Auswanderer  zu  veriassen,  haben 
sich  daher  dort  nie  ihres  italienischen  Anwesens  entäußert,  im  Gegenteil  dort  ihre  Stamm-  und 
Platzhalter  zurückgehalten,  so  daß  sie  sich  stets  den  freien  Rückzug  offen  hielten.  So  geschah  es 
denn  auch  nur  selten,  daß  ein  oder  der  andere  von  ihnen  hier  vom  Tode  überrascht  wurde,  in 


8  Die  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

welchem  Falle  seine  dort  zurückgelassenen  Kinder  das  Erbe  antraten  oder  die  hier  erzeugten  zu  den 
häuslichen  Penaten  zurückkehrten^  so  daß  also  immer  eine  und  dieselbe  Familie  auf  mehreren  Plätzen 
operierte  (Qomo,  Wien,  Prag  oder  Kaschau  etc.)  und  sich  stets  gegenseitig  frische  Kräfte  zuführte. 
Die  ers.ten  AI li'Q. kamen  z.  B.  schon  um  1620  nach  Wien,  aber  noch  hundert  Jahre  später  wurden 
frische  Sprößlinge  von  Como  hieher  gesendet,  obgleich  hier  der  Wiener  Zweig  blühte.  Dasselbe  war 
mit  d^n  Carlone,  Piazzoli  u.  a.  der  Fall. 

So  ist  es  nicht  zu  verwundern,  daß  dieses  „wanderlustige  Comaskenvolk*'  es  nicht  nur  ver- 
standen  hat,  seinerzeit  viel  von  sich  reden  zu  machen,  in  den  Vordergrund  der  Situation  zu  rücken 
und  die  namhaftesten  Arbeiten  an  sich  zu  ziehen,  sondern  daß  sich  auch  nachher  die  Aufmerksam- 
keit  der  kunstgeschichtlichen  Forschung  vor  allen  anderen  ihnen  zuwenden  mußte.  So  weit  mir 
bekannt  ist,  haben  sich  diese  „Comasken''  nicht  ebenso  auch  „im  Reich«*'  breitgemacht,  wie  speziell 
in  unseren  österreichischen  Provinzen,  und  nachdem  sie  auch  in  ihrer  Heimat  außer  Evidenz  gestellt 
sind,  so  fallen  sie  ausschließlich  der  österreichischen  Kunstgeschichte  zur  Last  oder  zum  Vorteil. 
Was  nun  bisher  noch  immer  für  „österreichische  Kunstgeschichte*'  gilt,  oder  auf  deren  Rechnung 
gebucht  wird,  das  steht  und  fällt  mit  der  Autorität  des  leider  viel  zu  früh , verstorbenen  Albert  Ilg. 
Auf  seinen  allerdings  breiten  Schultern  hatte  er  indeß  eine  so  immense  Last  geladen,  daß  es  bei 
dem  derzeitigen  Stande  der  Quellenliteratur  und  dem  Zeitmangel  zu  selbsteigenen  Quellenforschungen 
nicht  zu  verwundern  ist,  wenn  er  in  den  meisten  Fällen  übers  Ziel  schoß  und  z.  B.  aus  Vätern 
Söhne  machte,  aus  zwei  verschiedenen  Individuen  eine  Person  zusammenschweißte,  zünftige  Bau- 
und  Maurermeister  zu  Architekten  ersten  Ranges  avancieren  ließ,  ihnen  die  stolzesten  Bauten  zu- 
schrieb, oder  aber,  was  am  bedauerlichsten  ist,  sich  so  leicht  verleiten  ließ,  seine  ursprünglich 
gesunde  stilkritische  Ansicht  und  Meinung  auf  Grund  der  ersten  besten  Notiz  in  einem  obskuren  Libell 
zu  ändern  und  von  der  richtigen  Fährte  sich  so  leicht  abdrängen  zu  lassen,  wie  es  ihm  z.  B.  mit 
der  Salesianerkirche  passiert  ist.  Was  daher  die  Kunstgeschichte  bisher  über  unsere  Italiener  zu 
sagen  weiß,  verdankt  sie  nur  Ilg.  Er  hielt  aber  diese  norditalienische  Maurersippschaft  für  ein 
Künstlervolk  von  providentieller  Bedeutung  für  die  österreichische  Kunst,  indem  sie  „in  der  Ferdinan- 
deisqhen  Epoche  um  1530  das  Kunstidiom  der  jungen  Renaissance  zum  erstenmal  nach  Osterreich 
trug*',  so  die  „Pazzo,  Spazio,  Ferrabosco,  della  Stella  und  die  Allio*'  (welche  nach  ihm 
aus  dem  Venetianischen  heraufgekommen  sein  sollen),  dann  aber  „die  ersten  Importeure  des  Barock- 
stils" abgab, ^)  wie  die  Carlone-Caneval,  die  Lorago,  die  Orsi  etc.  An  anderer  Stelle*)  sagt 
er  von  ihnen  wieder:  „Die  Carlone  gehören  mit  den  Luragho  und  verwandten  Norditalienem 
zu  den  Bahnbrechern  des  Barockstils  für  Osterreich,  zu  denjenigen  Architekten,  welche  der  Herr- 
schaft der  sogenannten  deutschen  Renaissance  hierzulande  die  Endschaft  bereiteten  und  die  unver- 
fälschte südliche  Formensprache  in  der  Baukunst  —  an  die  Stelle  setzten*'.  In  seinem  Hauptwerke 
über  „Die  Fischer  von  Erlach** ')  schreibt  er  ihnen  sogar  die  stolzesten  Wiener  Bauwerke 
zu,  so  die  Salesianerkirche  dem  Donat  Allio,  die  Servitenkirche  in  der  Rossau  einem,  von  ihm 
zusammengeschmiedeten  „Carlone-Caneval",^)  und  behandelt  sie  als  „Architekten  ersten  Ranges, 
würdig  „neben  Fischer  von  Erlach  und  Hildebrand"  am  Kunsthimmel  zu  glänzen!  Den 
Carlonen  und  den  Allio  widmete  er  auch  spezielle  Abhandlungen,  auf  welche  wir  noch  zu 
sprechen    kommen   werden.    Wenn   wir  aber   nach    dem    Untergrund    dieser    seiner   Forschungs- 


*)  Vergl.  Ilg:  „Carpoforo  Teucala".  In:  Berichte  u.  Mitteil,  des  A!tert.-Ver.  Bd.  24  (1887).  S.  11. 
')  Ebenda  S.  6.  „Das  Wienerische  Architekturbuch  von  Indau". 
•)  Wien  1895.  S.  26,  350,  377,  617,  688  u.  s.  w. 

*)  Siehe  meine  Mitteilungen  darüber  im:  Jahrbuch  der  k.  k.  Zentralkommission  für  Kunst-  u.  historische 
Denkmale.  Bd.  II.  2.  1904.  S.  254. 


von  Alexander  Hajdecki.  9 

ergebnisse  und  Behauptungen  Umschau  halten,  finden  wir,  daß  das  primäre,  urkundliche  und  auf 
dem  Wiener  Boden  lagernde,  also  leicht  zu  beschaffende  Quellenmateriale  gar  nicht  zu  Rate  gezogen, 
sondern  eingestandenermaßen  bloß  eine  „fragmentarische,  unfertige  und  lediglich  aus  der 
Literatur  geschöpfte"  Arbeit  geliefert  wurde.*)  Wenn  auch  infolgedessen  viele  und  wesentliche 
Irrtümer  und  tatsächliche  Unrichtigkeiten  in  die  Kunstgeschichte  und  Literatur  Eingang  gefunden 
haben,  so  bleibt  1 1  g  trotzdem  das  unvergängliche  Verdienst  ungeschmälert  aufrechtstehen,  der  Pfad- 
finder und  Wegweiser  auf  den  verworrenen  und  bisher  in  vollkommenes  Dunkel  gehüllten  Pfaden 
der  Wiener  Barocke  gewesen  zu  sein,  ja  so  recht  erst  unsere  Aufmerksamkeit  auf  die  Größe  und 
Schönheit  derselben  gerichtet  und  unser  Interesse  für  dieselbe  in  hohem  Grade  geweckt  zu  haben. 

II g  hat  demnach  notwendigerweise  viele  kunstgeschichtliche  Luftschlösser  gebaut,  aber 
immerhin  von  so  deutlichen  Umrissen,  daß  es  nur  noch  auf  eine  solide  Legung  der  Fundamente  und 
die  dadurch  bedingte  Änderung  der  Konstruktion  ankommt,  um  dieselben  zu  festen  Burgen  der 
österreichischen  Kunstgeschichte  umzugestalten. 

Einen  bescheidenen  Baustein  zur  Aufführung  einer  solchen  Burg  herbeizuschaffen,  ist  der 
Zweck  der  nachfolgenden  Untersuchung. 

Freilich  verfalle  ich  dabei  vielleicht  in  das  zweite  Extrem  und  berücksichtige  ausschließlich 
bisher  unbekanntes  Urkundenmaterial ;  hier  ergibt  sich  aber  eine  Schwierigkeit  in  der  Behandlung 
des  Stoffes,  indem  notwendigerweise  im  Interesse  der  Wissenschaft  derselbe  womöglich  unverkürzt 
bekanntgemacht  werden  sollte,  während  andererseits  „ein  besonderes  Organ  für  die  Publikation 
solchen  „Regestenmateriales*'  bei  uns  nicht  existiert**,  oder  wenigstens  nicht  für  Jedermann  zu- 
gänglich ist.^ 

Diesen  Umständen  ist  es  eben  zuzuschreiben,  daß  die  österreichische  kunstgeschichtliche 
Forschung  so  sehr  rückständig  ist,  indem  jeder  Forscher  sich  sein  Material  selbst  zu  suchen  und 
zu  beschaffen  gezwungen  ist,  und  wenn  er  sich  dazu  entschloß  und  es  schließlich  fand,  dasselbe 
bloß  zu  einer  „Studie"  „verarbeiten"  darf.  Dadurch  geht  die  kaum  gefundene  Quelle  wieder  verioren 
und  für  andere  Zwecke  muß  sie  wieder  von  neuem  gesucht  werden. 

Ich  werde  daher  das  biographische  Quellenmateriale  in  einer  Zusammenstellung  von  genea- 
logischen Tafeln  verwerten,  jedoch  nicht  umhin  können,  das  sonstige  archivalische  Material  wenigstens 
in  seinen  wichtigsten  Abschnitten  im  Wortlaute  hier  mitzuteilen,  die  einzelnen  Meister  beziehungs- 
weise Dynasten -Familien  aber  in  der  alphabetischen  Reihenfolge  zu  besprechen. 

I.  Die  Allio. 

Ober  diese  Maurer -Dynasten -Familie,  welche  durch  volle  drei  Jahrhunderte  vom  Schauplatze 
ihrer  Betätigung  auf  dem  österreichischen  Boden  nicht  gewichen  ist,  auf  welchem  sie  an  drei  Punkten 
ihre  Etappenstationen,  beziehungsweise  feste  Operationsbasen  anlegte :  Graz,  Prag  und  Wien,  ist  bisher 
so  gut  wie  gar  nichts  Positives  bekannt  geworden.  Verhältnismäßig  am  besten  sind  wir  noch  über 
die  Grazer  Allio  des  XVI.  Jahrhunderts  unterrichtet,  über  welche  zuletzt  auch  in  den  Mitteilungen 
der  Zentralkommission,  Bd.  XIII  (1887),  p.  CCI  u.  ff.  einiges  Regestenmateriale  mitgeteilt  wurde. 

Was  dagegen  die  Wiener  und  Prager  Allio  betrifft,  sind  wir  bisher  lediglich  auf  eine  sehr 
dürftige  „Studie"  von  II g:  „Die  Allio" ^  angewiesen,  worin  jedoch  kein  einziger  Wiener  Vertreter 
dieses  Namens  für  das  XVH.  Jahrhundert  namhaft  gemacht  wird.  Auf  Prag  wird  bloß  hingedeutet. 


1)  Vgl.  Ilgs  Studie  über  die  Carlone  in:  Mitteilungen  der  Zentralkommission,  V.  Jahrg.  (1879). 
')  So  z.  B.  das  „Jahrbuch  der  Sammlungen  des  a.  h.  Kaiserhauses**. 
•)  Berichte  u.  Mitteil,  des  Altert.-Ver.  Bd.  XXIII.  1886.  S.  115. 

XXXIX.  Band.  2 


10  Die  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-   und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

und  was  II  g  „neues"  über  den  „bedeutendsten"  Wiener  „Architekten"  Donato  Feiice  AI  Mo  des 
XVIII.  Jahrhunderts  sagen  zu  können  meint,  ist  vollkommen  unrichtig  und  von  Personsverwechslungen 
strotzend.  So  wird  z.  B.  der  jüngste  Sohn  des  „Architekten"  zum  Vater  des  eigenen  Vaters  und 
des  „Architekten"  Enkel  zu  seinem  Sohne  gemacht.  Bei  dieser  Sachlage  ist  natürlicherweise  auch 
die  kunstkritische  Würdigung  der  angeblichen  Werke  seines  Helden  dringend  einer  Korrektur 
bedürftig. 

Im  XVII.  Jahrhundert  waren  fünf  Familienhäupter  namens  All  io  in  Wien  als  „artesani"  tätig, 
und  von  dem  sechsten  dieses  Namens,  einem  Maler,  ist  in  einem  Falle  der  Nachweis  seines  Hier- 
seins vorhanden. 

Zu  den  ältesten  Repräsentanten  dieser  Familie  auf  dem  Wiener  Boden  gehören  die  beiden 
Andrea  Allio,  der  ältere  und  der  jüngere,  von  welchen  bekannt  ist,  ^)  daß  sie  beim  U^jbau  der 
Schottenkirche  von  1643  an  durch  mehrere  Jahre  beschäftigt  waren.  Der  älteste  dokumentarische 
Nachweis  von  ihrem  Wiener  Aufenthalt  geht  auf  das  Jahr  1630  zurück,  in  welchem  der  Ältere  in  die 
Liste  der  zünftigen  Wiener  Maurermeister  eingetragen  wurde,  der  erste  Italiener,  welcher  das  Wiener 
Bürgerrecht  auf  Grund  der  neuen  obbesprochenen  Zunftordnung  vom  Jahre  1627  angenommen  hat 
und  als  solcher  in  den  Meistertafeln  verzeichnet  steht,  obgleich  in  dem  Ereignisprotokoll  I  im  Archive 
der  Genossenschaft  schon  unter  dem  Jahre  1629  von  dem  „Meister  Simon  Redägg"  die  Rede  ist, 
welcher  einen  „Jung  Mathias  Z  i  s  c  h  k  i  n  von  Bigri  aus  Mailand"  auf  gedingt  hat.  Redägg,  eigentlich 
Retacco,  welchen  wir  als  Unterzeichner  des  Vergleichs  schon  kennen  gelernt  haben,  hat  jedoch, 
wie  aus  einem  anderen  Vermerk  ersichtlich  wird,  eine  „Griginal-Freyheit"  vor  dem  „ehrbaren  Hand- 
werk" vom  Jahre  1628  produziert  und  für  deren  Bescheinigung  200  fl.  „in  die  Ladt  bezahlt".  Ebenso 
haben  in  demselben  Jahre  neun  andere  „welsche  Meister,  Wiener"  (sie)  jeder  „in  das  Handwerk  8  fl. 
erlegt".  Man  sieht  also,  daß  es  die  Italiener  vorerst  vorzogen,  sich  wegen  der  freien  Ausübung  ihres 
Gewerbes  in  die  Lade  bloß  einzukaufen,  statt  das  Bürgerrecht  durch  förmliche  Aufnahme  in  den 
Verband  des  „ehrsamen  Handwerks"  zu  erwerben  und  dadurch  bürgerliche  Pflichten  auf  sich  zu 
laden  und  ihre  Freizügigkeit  zu  beeinträchtigen.  Andreas  Allio,  der  ältere,  war  also  faktisch  der 
erste  italienische  „bürgerliche  Wiener  Maurermeister".  Er  muß  jedoch  schon  wohl  in  den  zwanziger 
Jahren  verheiratet  nach  Wien  gekommen  sein,  da  sein  Kopulationsakt  von  mir  nicht  gefunden 
wurde,  während  ihm  hier  ein  Sohn  Peter  geboren  wird,  welcher  bei  seinem  Vater  1643  in  die  Lehre 
trat.  Seine  Spur  läßt  sich  hier  noch  bis  zum  9.  November  1646  verfolgen,'^  worauf  er  samt  seinem 
Sohne  aus  meiner  Evidenz  verschwindet,  so  daß  er  möglicherweise  in  seine  Heimat  zurückgekehrt 
war.  Im  Jahre  1635  fungierte  er  als  Trauungszeuge  dem  Maurermeister  Joh.  Baptist  Rossi  und  1637 
dem  Joh.  Bapt.  Vagott,  einem  „Maurerpolier  aus  Mailand";'*)  in  den  Jahren  1641  und  1642  erscheint 
er  als  Taufpate  der  Kinder  seines  Namensvetters  Andreas  Allio,  „des  jüngeren"  (schon  damals  so 
genannt).  Er  muß  einen  ansehnlichen  Betrieb  geführt  haben,  denn  noch  im  Jahre  1644  arbeitete  er 
mit  22  Gesellen  (sein  Vetter  mit  21,  Retacco  mit  20),  wobei  jedoch  hervorgehoben  sei,  daß  der 
einheimische  und  „teutsche"  Hans  Strobl  doch  den  Rekord  mit  30  Gesellen  gegenüber  den 
Italienern  gewann. 

Über  den  Andreas  Allio  den  Jüngeren  wissen  wir  schon  mehr  zu  sagen,  denn  er  heiratet 
und  stirbt  hier  und  hinterläßt  auch  ein  Testament,  was  alles  uns  einen  genaueren  Einblick  in  die 
Familienverhältnisse  desselben  gestattet. 


*)  Dr.  Lind  in:  Berichte  u.  Mitteil,  des  Altert.-Ver.  Bd.  XVII.  p.  226. 

•)  Unter  diesem  Datum  ist  er  noch  im  Ereignisprotokoll  unter  den  31  Meistern  des  Handwerks  genannt 
Leider  tritt  jetzt  eine  Lücke  in  diesem  Protokoll  ein,  so  daß  es  erst  wieder  mit  1661  einsetzt. 

•)  Darunter  ist  gewöhnlich  in  den  Kirchenregistern  nicht  die  Stadt  selbst,  sondern  das  Mailänder  Gebiet  gemeint. 


von  Alexander  Hajdecki.  1  ] 

Zum  erstenmale  begegnen  wir  ihm  urkundlich  im  Kopulationsakt  bei  St.  Stephan,  laut 
welchem  am  20.  Jänner  1641  der  „ehrenvest  und  kunstreich  Andreas  Alio,  Maurermeister  in 
Wien'',  allenfalls  als  Wittiber,  da  seine  Herkunft  nicht  erwähnt  wird,  auch  eine  Witwe,  die  „ehren- 
tugendreiche  Frau  Lucia  Orsi,  weillandt  Joanni  Bapt.  Urtza  (verballhornte  Schreibweise  für  Orsi, 
Orso)  hinterlassene  Wittib,  geborene  Retacco",  zum  Traualtar  führte. 

In  demselben  Jahre,  am  16.  Juni,  heiratete  dortselbst  auch  ein  „Maurer  Pallir  von  Comersee" 
namens  Carolus  Qualio,  so  daß  man  bei  der  bekannten  damaligen  wunderlichen  Orthographie 
leicht  geneigt  sein  könnte,  ihn  ebenfalls  für  einen  Ailio  zu  halten.  Indessen  muß  diesbezüglich 
konstatiert  werden,  daß  diesmal  der  Name  Qualio  richtig  geschrieben  wurde  und  einem  schon  im 
Jahre  1643  zum  Maurermeister  beföi-derten  Pallir  eigen  war,  denn  in  der  Reihenfolge,  „wie  die  Meister 
beisammen  sitzen  sollen*'  und  im  Jahre  1645  festgesetzt  wurde,  kommt  unmittelbar  hinter  einem 
Allio  mit  dem  Meisterrang  von  1643  Carl  Qualio  vor.  In  den  Meistertafeln  finde  ich  zu  dem 
Jahre  1658  abermals  einen  Carl  Qualio  als  Maurerund  Steinmetzmeister  vor ;  es  kann  dies  jedoch 
eine  andere  Person  desselben  Namens  gewesen  sein.  Die  Familie  der  „Qualio''  war  übrigens  seit 
dem  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  in  Osterreich  ansässig,  denn  ich  fand  in  den  Kopulationsbüchern 
der  St.  Michael  -  Kirche  im  Jahre  1590  den  Trauungsakt  des  „Matthess  Qualius,  ein  Steinmetz 
zu  Mannersdorff  *)  und  von  Nicolesa  gebürtig",  welcher  eine  Deutsche,  die  Marie  Sagmiller,  eines 
Bürgers  und  Gastgebers  Tochter,  heiratete.  Der  obige  Karl  Qualio  heiratete  übrigens  auch  eine 
Deutsche,  die  Bittingerin,  eine  Wittib. 

Das  belehrendste  Dokument  bleibt  für  uns  aber  das  italienisch  verfaßte  Testament  des 
„Mastro  A n d r e a  Allio".  Es  ist,  weil  mündlich  abgegeben,  in  notarieller  Form  „tempore  Pontificis 
Sanctissimi  in  Christo  Patris  Innocentii  X.  et  imperante  invictissiny)  Ferdinando  III.  Rom.  Imp. 
semper  Augusto  etc.  die  vero  Martis  quarta  mensis  Octobris  1644"  durch  den  Notar  „Andreas 
Antoninus,  Italus,  public,  apostolica  et  Imper.  auctoritatibus Notarius  quondam  D.  Petri  Luganensis 
Viennae  exercens"  verfaßt.  Sonderbarerweise  werden  als  Testamentszeugen  des  im  Bett  krank  dar- 
niederliegenden Testators  zwei  auswärtige  und  wahrscheinlich  nicht  der  Profession  angehörige 
Individuen  genannt:   ein  Johann  Adam  de  Toma  von  Salzburg  und  Stephan  Targel  aus  Bayern. 

In  diesem  Testamente  nennt  sich  unser  Meister  „Mastro  Andrea  Allio  deto  del  Nicoiao 
figliuolo  del  S^  Santino  da  Scaria  Val  Intelni  Stato  di  Milano  et  diocesi  di  Como",  derzeit  Bürger 
und  Maurermeister  (cittadino  e  copomastro  de  Muratori)  in  Wien.  Für  sein  SeelenheU  läßt  er  in  fünf 
Wiener  Kirchen  heüige  Messen  lesen  und  aus  diesen  Bestimmungen  erfahren  wir,  daß  er  für  zwei 
derselben  baulich  tätig  war  und  noch  ausständige  Forderungen  dort  hatte.  Den  „PP.  Barnabiti  di 
San  Michele"  vermacht  er  als  ein  Legat  neun  Gulden  an  Interessen  von  dem  Kapital  per  300  fl., 
welches  er  bei  diesen  „Padri"  noch  ausständig  hat;  und  der  Kirche  „del  Schlotten"  50  fl.,  welche 
von  den  150  fl.  in  Abschlag  zu  bringen  sind,  die  ihm  jene  Padri  noch  schulden,  laut  Abrechnung 
mit  dem  „erst  unlängst  verstorbenen"  Herrn  Prälaten.  Auch  bedenkt  er  mit  einem  kleinen  Legat  von 
4  fl.  für  Wachs  „alla  sua  Congregatione  delli  Artesani  nella  casa  Professa  delli  PP.  Giesuiti". 
Sonderbarerweise  wird  seines  Namensvetters  Andreas  Allio,  des  älteren,  in  dem  Testamente  mit 
keinem  Worte  gedacht,  obgleich  dieser  ihn  überiebte  und  noch  in  Wien  sich  aufhielt.  Er  bedenkt  bloß 
noch  den  „Bruder  Mastro  Francesco  Allio  mit  einem  Legat  von  25  fl.  nebst  seinen  Kleidern  von 
Tuch"  und  wendet  sich  dann  seinem  Nachlaß  zu.  Wie  jeder  vorsichtige  Italiener  dieser  Sippschaft 
hatte  er  in  Italien  seine  unbeweglichen  Güter  nicht  aus  der  Hand  gegeben  und  auf  denselben  eine 
Tochter  Katharina  zurückgelassen,  wie  daraus  erhellt,  daß  er  seinen  Nachlaß  in  zwei  Gruppen  teilte 


*)  Also  ein  Provinzler,  vielleicht  in  Mannersdorf  an  der  March,  wenn  nicht  jenes  am  Leithagebirge  gemeint  ist. 

2' 


]2  l^ie  Dynasten  -  Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

und  in  zwei  Abschnitten  abgesondert  behandelte,  indem  er  anordnete :  „Zur  Erbin  meines  gesammten 
beweglichen  und  unbeweglichen  Gutes  und  Forderungen  aller  Art,  welche  ich  besitze  nelle  parti 
d'Italia,  ernenne  und  setze  ich  meine  eheleibliche  Tochter  Catharina  und  verschaffe  ihr  überdies 
noch  baar  160  flor.  und  damit  soll  sie  genug  haben''.  Zu  Erben  seines  gesammten  übrigen  Vermögens 
ernannte  er  seine  geliebteste  Eheconsortin  Madonna  Lucia  Allio  nataRetaca  und  seinen  vor  etwa 
zehn  Tagen  geborenen  Sohn  Johann  Baptist.  Wie  es  damals  üblich  war,  sorgte  er  in  dem  Testamente 
auch  für  die  sogenannte  Pupillarsubsitution  und  bestimmte,  daß  nach  dem  Tode  der  Katharina  im 
unmündigen  Alter  ihr  der  Bruder  in  die  Erbschaft  nachfolgen  solle,  im  Falle  Mutter  und  Bruder 
auch  sterben  würden,  dann  die  Hälfte  des  Nachlasses  auf  seinen  Bruder  Franz  oder  dessen  Erben, 
die  andere  auf  seine  Stiefkinder  (filiastri)  und  Kinder  des  Mastro  „Gio  Batta  Orso**  und  seiner 
derzeitigen  Gattin,  der  oberwähnten  Lucia,  heimfallen  sollte.  Dieses  Testament*)  wurde  von  der 
Witwe  am  13.  Jänner  1645  „vergriffen",  somit  muß  Allio  in  den  ersten  zehn  Tagen  dieses  Monats 
verstorben  sein.  Die  Witwe  heiratete  aber  schon  am  12.  November  1645  den  Silvester  Carlon, 
Maurermeister  zu  Klosterneuburg,  welchen  sie  auch  noch  1671  überlebte. 

In  dem  Testamente  des  uns  schon  bekannten  Meisters  Simon  Retacco,^)  welcher  sich 
dort  Bürger  und  kais.  Baumeister  nennt,  ist  uns  auch  der  Siegelabdruck  des  Andreas  Allio,  und 
zwar  des  älteren  erhalten  geblieben,  denn  das  Testament  ist  vom  1.  Mai  1645,  also  nach  des 
Jüngeren  Tode,  datiert,  dessen  Kenntnis  für  uns  mit  Rücksicht  auf  den  publizierten  Siegelabdruck 
eines  Grazer  Allio  des  XVI.  Jahrhunderts^  und  das  später  mitzuteilende  Adelsdiplom  der  Prager 
Allio  wichtig  ist.  Das  Sigill  des  Allio  besteht  in  einem  runden  Schild,  welcher  etwas  unter  der 
Mitte  durch  einen  Strich  halbiert  ist.  In  der  oberen  Hälfte  ist  ein  nach  links  gewendeter  einköpfiger 
Adler  mit  ausgebreiteten  Flügeln  schwebend  angebracht,  während  in  der  unteren  der  vom  Grazer 
Wappen  bekannte  Knoblauchstengel  sich  befindet;  nur  dürfte  es  in  unserem  Falle  sich  um  einen 
Knoblauchbündel  mit  einem  oben  nach  beiden  Seiten  herabhängenden  Blattbüschel  handeln.  Dieses 
Wappenbild  ist  daher  im  Vergleich  zu  jenem  des  Grazer  Allio  ein  vermehrtes  oder  verbessertes, 
weil  dort  der  Knoblauchknollen  allein  im  Schilde  vorkommt. 

Wir  wenden  uns  nun  dem  dritten  Vertreter  dieser  Familie  auf  dem  Wiener  Boden,  dem 
Maurermeister  Franz  Allio,  Bruder  des  Andreas  des  Jüngeren,  zu.  Er  wird  in  dem  Ereignis- 
protokolle unter  den  Wiener  Meistern  seit  1642  genannt  (obgleich  er  nicht  in  den  Meistertafeln 
vorkommt),  im  Jahre  1645  mit  bloß  zwei  Gesellen  ausgewiesen,  und  wir  wissen  nur  noch  von  seinem 
professionellen  Leben  zu  sagen,  daß  ihm  am  6.  November  1644  ein  Jung  namens  Andreas  Lessmayr, 
von  Leoben  gebürtig,  aufgedingt  wurde. 

Diesen  Franz  Allio  müssen  wir  zum  Unterschiede  von  mehreren  späteren  Familienmitgliedern 
und  ebenfalls  Maurermeistern  dieses  Namens  als  „Franz  Allio  I.**  bezeichnen,  aus  dessen  Kopu- 
lationsakt in  der  Schottenpfarre  vom  5.  Oktober  1642  wir  erfahren,  daß  er,  von  „Chomb  (Como)  aus 
Mayland**  gebürtig,  dazumal  noch  „Maurer  und  Pallir"  war,  ein  Sohn  weilland  Sant  und  Catharinae 
war  und  die  Jungfrau  Marianne  D  e  r  s  c  h  i  n  heiratete.  Als  Beistände  fungierten  sein  Bruder  Andreas 
und  ein  Simon  Schnitzer.  Auch  erfahren  wir  noch  aus  den  Totenprotokollen  der  St.  Ullrichspfarre, 
wo  Allio  zuletzt  wohnte,  daß  er  im  Jahre  1653  dortselbst  „am  Anger"* verstorben  ist. 

Die  genealogische  Tafel  dieser  drei  ersten  Wiener  Mastri  Muratori  namens  Allio  stelle  ich 
nachfolgend  zusammen  (s.  Tafel  I). 


>)  Im   Archive   des   Landesgerichtes   in    Wien    unter   tlen    zivilgerichtlichen    Testamenten   Nr.   4267    des 
XVn.  Jahrhunderts. 

•)  Ebenda  sub  Nr.  4305. 

»)  Mittellungen  der  Zentral  -  Komm.  XIII  (1887).  p.  CCVI. 


-22 

C 

u 

Ca 


> 

X 

VI 

T3 


< 

Q 


C>1 


"53 


N 


'S 


5  1 

-»-  o 

U  . 

c  a> 

O  CO 

•—  u 

—  CO 

<  CO 

—  C 

c 

CO 
CO 


o 

u 

to 

^IM 

U 

< 

a> 

OB 

Q 

9 

O 

CO 

OB 

•  «M 

i« 

e 

CO 

u 

bu 

CO 


B 


Ift 

o 

^ 

u 

^o 

u 

wm 

CO 

U 

■♦* 

a> 

a> 

c 

B 

0^ 

XO 

• 

i3 

9 

o 

bfl 

^-« 

1 

•v^ 

1 

CO 

w 

• 

o 

> 

CO 

N 

-H 

3 

• 

^ 

u 

s 

o 

ÜJ 

< 

OB 

?^ 

« 

V 

6 

u 

••■ 

'ö 

e 

< 

to 


o. 

^ 

CO 

^^ 

OQ 

• 

• 

c 

B 

a> 

i3 

CO 

CO 

•  «M 

o 

8 

^ 

b£ 

P^ 


£ 

CO 

CO 

CNl 

uz 

s 

U 

1-i 

CS 

• 

• 

u 

B 

CO 

• 

u 

U. 

M 

o 

> 


CO 


CO 

• 

33 

S 

1 

CO 

a> 

c 

£ 

^ 

M 

CO 

Q. 

S3 

o 
> 

+- 

CO 

6 

B 

a> 

CO 

S 

B 

-f-« 

ha 

^■^ 

CO 

• 

iS 

O 

CO 

/«•^ 

3 

• 

CO 

CO 

B 

• 

5 

O 

CO 

CO 
CO 

::S 

• 

(O 


CO 

ige 

^     "[l   ^ 


^    CO    --, 


O    CO 


CO   (5 
p4 


E  CO 

o   ^ 


i3 


CO 

'S 

i3 


B 
< 

E 

CO 


u 
CO 

to 

B 

B 


B 

CO 

4> 


O 
> 

B 


.o 

\ti 

a> 

Öfi 

■ 

B 

o 

•K 

•  wM 

E 
o 

CO 

B 

ha 

B 

O 

B 
< 

B 

B 

o 

u 

a> 

> 

> 

•a 

JZ 

o 

B 
3 

CJ 
(0 

u 

O 

i« 

a> 

U 

o 

3 

M 

i3 

CO 

a> 

o 

:?: 

u 

B 

CO 

o 

CO 

B 
B 

< 

CO 

< 

OB 
9 

a> 

•♦- 

•o 

E 

U 

B 

^ 

9 

X! 

ch 

s 

o 

O 
CO 

«-« 

Q 

> 

N 

• 

B 

^ 

^ 

D 

w 

O 

CO 

^ 

«M 

3 
CO 

^-« 

o. 

■ 

bfl 

o 


a 
o 


o 

CO 

o 

o 

CO 


B 
CO 

E 


w 

a> 

o 

i3 

• 

•^ 

b£ 

2 

E 

3 

-Sd 

x: 

B 

»< 

B 

Q> 

• 

o 

TS 

a 

T3 

3 

< 

B 

• 

i3 

CO 
(0 

CO 

ha 

a> 

«0 

a> 

CO 

CO 

« 

Öfi 

> 

2 

9 
< 

B 

1 

• 

E 

E 

'5 

■ 

o 

6 

x: 
o 

l  CO 

i3 

(0 

3  Ä     "T 

Ä  ÖC    3 

73  O    ö- 

.-  E    CO 

CO  ®  *r 

s  £ 


B 
< 


CO      Kß 

o 

CO 


M 


o 


•°  K 

CO  »Q 

«0  <o 
c4 

CO 

7o 

(O 

o  in 

0^  i» 


CO 

B 

B 

< 


M 


von  Alexander  Hajdecki.  ]3 

Als  der  nächste  in  der  Reihenfolge  ist  der  Simeon  Allio,  ein  Bildhauer  und  Stockadorer,  zu 
nennen.  Dieser  stammt  laut  dem  Kopuiationsakt  bei  St.  Ulrich  ebenfalls  von  Como  und  heiratete 
dort  am  24.  November  1654  (also  spätestens  1630  geb.)  die  Jungfrau  Maria  Elisabeth  Puchhoff- 
m a n n i n,  des  kaiserl.  Taxgegenhandlers  seel.  Daniel  Puchhoffmann  Tochter.  Als  Zeugen  standen 
ihm  bei:  Adam  Holzinger,  Richter  auf  der  Laimgruben,  und  Karl  Call,  Nachbar  (Nachbauer) 
auf  der  Windmühl,  also  keine  Kompatrioten  und  keine  Künstlerkollegen.  Hier  ist  zu  bemerken,  daß 
im  Jahre  1662  der  Maler  Michael  Ho II  (auch  Hell)  bei  St.  Ulrich  die  Schwester  der  Gattin 
unseres  Bildhauers,  Jungfer  Maria  Barbara  Puchhoffmannin,  heiratete,  wobei  Simeon  Ailio  mit 
Karl  Call  als  Trauzeuge  fungierte,  während  den  Kindern  dieses  Malerpaares  in  den  Jahren  1668, 
1670  und  1672  der  Maurermeister  Dominikus  Carlon  mit  seiner  Gattin  Maria  Magdalena  als  Tauf- 
paten beistanden. 

Die  Malerfamilie  Holl  scheint  in  mehreren  Personen  hier  gleichzeitig  vertreten  gewesen  zu 
sein  und  geblüht  zu  haben,  denn  um  1665  starb  ein  Maler  Hieronymus  Holl,  während  1663  ein 
Maler  Johann  Franz  Holl,  aus  Sursee  (?)  im  Bayerland  geboren,  heiratete,  ebenso  ein  Johann  im 
Jahre  1722.  Ich  hebe  diese  Umstände  hier  deshalb  hervor,  weil  vielleicht  auf  diese  Verschwägerung 
des  Bildhauers  Simeon  AI lio  mit  der  Malerfamilie  Holl  und  den  Carlonen  durch  den  genannten 
Dominikus  Carlon  das  Hinübergreifen  der  AI  lio  und  der  Carlo  ne  in  einzelnen  Repräsentanten 
auf  das  Gebiet  der  Malerkunst  zurückzuführen  wäre.  Ich  finde  nämlich  aber  nur  in  diesem  einzigen 
Falle  in  den  Wiener  Kirchenregistern  den  Namen  des  „Mahlers"  Anton  AI  lio  vor,  welcher  im 
Jahre  1681  bei  der  Trauung  des  Bologneser  „kunstreichen''  Kochs  Viani ni  als  Beistand 
genannt  wird. 

Unseren  Ehegatten  Simeon  Allio  und  Maria  Elisabeth  begegnen  wir  zum  letzten  Male  in 
unseren  Akten  im  Jahre  1673  als  Taufpaten  bei  der  Taufe  der  Tochter  Maria  des  Seidenstrumpfstrickers 
Vinzenz  Fischer.  Allio  wird  bei  dieser  Gelegenheit  schon  als  „Nachbaur  und  Stockathor  am 
Neubau''  bezeichnet,  hatte  somit  einen  Weingarten  oder  sonstigen  Grund  und  Boden  erworben. 
Seine  weiteren  Schicksale  sind  mir  nicht  bekannt,  außer  daß  ihm  in  Wien  drei  Kinder  geboren 
wurden,  zu  allerletzt  im  Jahre  1666  ein  Sohn  Karl  Andreas. 

Zur  Hälfte  ins  XVII.  Jahrhundert  gehört  noch  ein  fünfter  Stammhalter  der  Familie  Allio  in 
Wien;  er  ist  wieder  ein  Maurer  und  aus  Como  gebürtig,  nämlich  Dominikus  Allio.  Dieses 
Como  gleicht  einem  unerschöpflichen  Reservoir,  aus  welchem  von  Zeit  zu  Zeit  frische  Stämmlinge 
in  die  Fremde  entsendet  werden,  um  sie  dort  von  neuem  anzusetzen,  weil  ihre  Abiegaten  dort 
nicht  recht  gedeihen  können,  und  selten  sich  in  die  dritte  Generation  fortpflanzen.  Sie  brauchen 
vier  Menschenalter,  uqi  sich  hier  zu  akklimatisieren,  wie  wir  an  den  Allio  eben  ein  Beispiel  finden, 
welche  es  erst  im  XVIII.  Jahrhundert  zu  drei  Generationen  in  Wien  gebracht  hatten.  Und  noch  ein 
Umstand.  Während  sie  in  der  Heimat  an  ihrer  angestammten  Profession  festhalten  und  unaufhöriich 
Jahrhunderte  lang  immer  nur  ein  Maurervolk  bleiben,  degenerieren  sie  in  der  Fremde  leicht  und 
schnell,  wie  wir  ein  Beispiel  davon  wieder  an  den  Allio  im  XVIII.  Jahrhundert  finden  werden, 
welche  schon  in  der  zweiten  Generation  gern  Beamte  oder  Offiziere  werden,  gleich  den  P  i  a  z  z  o  1  i, 
Bussi  oder  Canevale. 

Unser  Dominikus  Allio,  „ein  Maurergesell  geb.  von  Mailand  zu  Camm  (Como)  des 
Francisci  A 1 1  i  o  und  Annae  dessen  Ehewürthin,  so  beide  noch  im  Leben  erzeugter  Sohn  Nimbt  zur 
Ehe  die  ehrentugendsame  Anna  Obergschwendtnerin  gewesten  Maurergesellen  seel.  hinter- 
lassene  Wittib".  Als  Beistände  fungierten  ein  Taglöhner,  und  öendorffer,  ein  Maurergesell.  Bei 
diesem  Dominikus  Allio  ist  der  merkwürdige  Umstand  auffallend,  daß  er  noch  im  Jahre  1714,  in 
welchem  sein  Name  zum  letzten  Male  hier  genannt  wird,  noch  immer  ein  „Maurergeselle"  geblieben  ist 


14  Die  Dynasten  -  Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

und  es  nicht  zum  „Meister"  gebracht  hat.  Eine  Vormerkung  in  dem  „Auf ding-  und  Ledigsprechung 
Buch"  vom  27.  Februar  1709  wird  uns  vielleicht  darüber  aufklären.  Dort  heißt  es:  „Dem  Donato 
AUio  aufgedingt  ein  Lehrjung  Joseph  All io".  Das  Allio  wurde  aber  durchstrichen  und  durch 
„Obergschwendtner"  ersetzt  mit  dem  Beifügen  „zu  St.  Ullrich  geboren.  Sein  Vater 
Domengo  Allio  ist  Hauptbürg".  Wir  wissen  schon,  daß  er  im  Jahre  1694  eben  die  Witwe 
Obergschwendtnerin  geheiratet  hatte  und  bei  diesem  Akte  nicht  von  seinen  Konnationalen 
oder,  wie  üblich,  von  ansehnlichen  Meistern  u.  dergl.  assistiert  wurde,  sondern  sich  mit  einem 
Taglöhner  begnügte.  Es  wird  nicht  gewagt  sein,  anzunehmen,  vielmehr  läßt  der  Wortlaut  der 
obigen  Eintragung  keinen  Zweifel  übrig,  daß  er  mit  seiner  späteren  Gattin  jenen  Joseph  außer 
der  Ehe  erzeugte  und  aus  diesem  Grunde  von  dem  „ehrbaren  Handwerk"  strafweise  nicht  zur 
Meisterschaft  zugelassen  worden  sein  mag. 

Mit  Dominikus  oder  Domengo  Allio  schließt  das  XVII.  Jahrhundert  ab  und  er  führt  uns 
auch  in  das  XVIII.  Jahrhundert  hinüber.  Während  jedoch  im  XVII.  fünf  verschiedene  Sprossen  dieser 
männergesegneten  Familie  neben-  und  nacheinander  hier  tätig  waren,  wird  das  ganze  achtzehnte 
Jahrhundert  von  einem  einzigen  Namen  beherrscht,  dem  Donato  Feiice  Allio,  dem  Urtypus 
eines  ehrgeizigen  Strebers,  dem  Glückspilz  zu  seinen  Lebzeiten,  und  erst  recht  noch  mehr  nach 
seinem  Tode,  indem  er  unverdientermaßen  in  den  Kunsthimmel  als  Stern  erster  Größe  emporgehoben 
und  solchermaßen  mit  der  Glorie  der  Unsterblichkeit  bedacht  wurde. 

Bevor  wir  jedoch  unseren  Faden  auf  dem  Wiener  Boden  wieder  aufnehmen,  wollen  wir 
noch  einen  kurzen  Besuch  den  Prager  Allio  abstatten,  von  denen  behauptet  wird,  daß  sie  auch 
(speziell  Martin  Allio)  „dem  Künstlerkreise  der  Lurago,  Orsi  Domenico  und  Carlone- 
Caneval"')  gehört  haben  sollen. 

Dieser  kurze  Abstecher  wird  nicht  nur  von  Interesse,  sondern  auch  für  die  richtige  Würdigung 
des  Wiener  Zweiges  von  Nutzen  sein,  weil  wir  einerseits  mit  dem  bisher  unbekannt  gebliebenen 
Faktum  und  mit  dem  Wortlaute  des  von  mir  aufgefundenen  Nobilitierungsdiploms  für  die  „Gevatter** 
Allio  von  Prag  bekannt,  andererseits  die  merkwürdige  Tatsache  konstatieren  werden,  daß  in  der 
Nobilitierungsurkunde  das  „ehrsame"  Maurerhandwerk,  welchem  einer  der  Nobilitierten  angehörte, 
sorgsam  verschwiegen  wird.  Noch  mehr,  auf  Grund  dieses  Dokumentes  werden  wir  Gelegenheit 
finden,  den  berüchtigten  Vertreter  der  Wiener  Allio,  den  Donato  Feiice,  sozusagen  in  flagranti  auf 
einer  wohlvorbereiteten  Adelsanmaßung  zu  ertappen,  die  ihm  auch  vollkommen  gelang  und  nicht 
nur  ihm  wohl  erst  gegen  sein  Lebensende,  aber  auch  und  hauptsächlich  seinen  Kindern  zugute  kam. 
Die  menschliche  Eitelkeit  und  die  Schliche,  um  sie  zu  befriedigen,  bleiben  sich  aber  immer  gleich, 
nur  war  es  in  jenen  noch  patriarchalischen  Zeiten  viel  leichter,  diese  Befriedigung,  sei  es  auf  geraden, 
sei  es  auf  verbotenen  Wegen  zu  eriangen,  als  dies  heute  in  unserer  hyperzivilisierten  und  hyper- 
raffinierten Zeit  der  Fall  ist. 

In  Prag  waren  also  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVII.  Jahrhunderts  zwei  Mitglieder  der  Allio- 
familie  ansässig,  von  denen  aber  nur  einer,  das  ist  Martin,  vom  „ehrsamen  Handwerk"  gewesen  ist. 

Der  Prager  M  a  r  t  i  n  A 1 1  i  o  war  ein  Bauunternehmer,  welcher  an  den  fortilikatorischen  Bauten 
des  Militärärars  arbeitete.  Auf  Grund  eines  hofkriegsrätlichen  Gutachtens  vom  Jänner  1680^)  „wegen 
der  Maurermeister  so  um  die  Fortifikationsarbeit  in  Prag  und  Eger  einkommen  sind",  erfolgte  nämlich 
folgende  „Kaiserliche  Resolution": 


*)  Ich  habe  schon  nachgewiesen,  daß  dieser  Doppelname  nie  existiert  hat  und  jeder  davon  je  einer  besonderen 
Familie  zukommt.  (Jahrbuch  der  Zentralkommission.  Bd.  II.  2.  1904.) 

')  Protokolle  vom  Jahre  1680  Reg.  Fol.  37  im  Archive  des  k.  u.  k.  Reichs -Kriegs -Ministeriums. 


von  Alexander  Hajdecki.  ]5 

„Habe  der  Johann  Rossi  die  Arbeit  auf  Wysegrad  und  der  Martin  Allio  in  der  Neustadt  allhie  (zu 
Prag)  zu  übernehmen  und  die  Cubtc  Klafter  per  8fl.  15 kr.  zu  verfertigen  sich  de  novo  erboten,  auch  zu  Eger  der 
Abraham  Leutner  auf  die  Cubik  Klafter  10  fl.  nehmen  werde,  deme  anstatt  des  Gaudentis  Casanova  der 
Balthasar  Schwarz bauer  solle  zugeaignet  werden.**  Und  acht  Jahre  später:  Resolution  an  Kayserstein 0  vom 
10.  Februar:  „Weillen  er  den  mit  dem  Baumeister  zu  Prag  Martin  Allio  wegen  der  Cubik  Klafter  per  12 fl.  48 kr. 
aufgerichten  Kontrakt  approbirter  zu  haben  verlangt,  solle  er  vorhin  gebräuchlicher  Maßen  zwei  Original  anhero 
schicken,  dagegen  die  Copia  zurückfolge.** 

Am  T.März  waren  die  Originale  der  mit  Martin  Aglio  (sie)  und  Schwartzbaur  auf- 
genommenen Kontrakte  schon  in  Wien  und  wurden  auch  ratifiziert. 

Nun  folge  aber  der  Wortlaut  des  Nobilitierungsdiploms  für  den  Johann  Bapt.  und  Martin 
Allio  Gevattere  mit  dem  praedicat  von  Löwental  de  dato  Wien  den  29.  Aprilis  anno  1694'^) 

Wir  Leopold  Bekhenen  öffentlich  mit  diesem  Brieff Wiewohlen  ....  So  ist  doch  Unser  Kaiserl-  und 

Königliches  Gemüth  begieriger .... 

Wan  wir  dan  gnädigst  wahrgenommen  und  betrachtet  wasmaßen  die  (Titl)  Johann  Baptista  und  Martin 
Allio  Gevattern,  nicht  allein  von  guten,  ehrlich  und  wohlverhaltenen  Eltern  entsprossen,  sondern  sich  auch  von 
Jugend  auf  aller  guten  Sitten,  Tugenden  und  ehrlichen  Wandels  befiißen,  also  daß  er  Johann  Bapt.  Allio  schon 
vor  26  Jahren ")  das  Bürgerrecht  in  unserer  königl.  Alten  Statt  Prag  erworben,  woselbsten  er  sich  zugleich  ansässig 
gemachet,  und  sowohl  in  der  Gemeinde-  als  auch  der  Statt  Militärischen  Diensten,  und  zwar  als  einen  Ambtmann 
des  Sechs  Herren  Ambts  zehen  Jahr,  unter  der  bürgerlichen  Compagnie  des  Heiligen  Leonardi  Viertels  aber  anfangs 
für  einen  Fendrich  dan  Leutenant  14.  Jahr  lang  sich  treu  und  embsig  gebrauchen  lassen;  nicht  minder  im  verwichenen 
1683.  Jahr  zur  Zeit,  als  Unsere  hiesige  kayserliche  Residenz  Stadt  Wien  von  dem  Erbfeinde  Christlichen  Nahmens  hart 
belagert  gewesen,  zu  Exercirung  der  alldortigen  Bürgerschafft  in  Ober-  und  Unter  Gewöhr,  und  folgends  dieses  Jahr 
hero  zur  Werbung  derer  Landrekruten,  in  so  viel  das  Contingent  obgedacht  Unserer  königl.  Alten  Stadt  Prag,  derer 
Kirchspiele,  Dorfschaften  und  des  gemainer  Stadt  zugehärigen  Guts  Lüben  anbetroffen,  die  incumbenz  ob  sich  gehabt, 
gestaldten  er  dan  solche  Recrouten  allemahl  geworben  und  vorgestellet,  nunmehro  aber  die  Stelle  eines  Durch- 
führungs-Commissarii  bey  immerzu  vorgefallenen  Durchmarchen  durch  Unsere  königl.  Prager  Städte,  wie  Unserer 
selbst  aigener,  also  auch  anderer  auxiliar  Kriegs  Völker  in  das  zwölfte  Jahr  vertrette  und  annoch  bei  obbesagtem 
Sechs  Herren  Ambt  erster  assessor,  und  unter  oben  auch  schon  ernandter  Compagnie  zu  dato  würklicher  Leutenant 
seye,  nebst  deme  daß  er  sich  nicht  minder  sonsten  allezeit,  wie  einem  ehrlichen  Bürger  gebühret,  lobwürdig  ver- 
halten; der  Martin  Allio  aber  im  1678ten  Jahr  gleichfalls  das  Bürgerrecht  in  Uns.  kön.  Alten  Stadt  Prag  erhalten, 
wobey  er  sich  eben  also  ieder  Zeit  ehrlich,  aufrichtig  und  dergestalt  verhalten,  daß  er  nicht  allein  das  assessorat  des 
kleineren  Raths  alldorten,  sondern  auch  unter  mehrbesagter  Compagnie  Sti  Leonardi  Viertels,  nachdeme  er  zuvor 
etliche  Jahre  nach  einander  ein  Führer  darunter  gewesen,  die  Fendrichs  Charge  überkommen,  welche  er  zu  dato 
würklich  exercieret.  Da  im  übrigen  sie  beede  Gevattere  Allio  uns  von  solcher  Capacität  zu  sein  gerühmet  worden, 
daß  Uns,  unserem  hochlöbl.  Erzhaus  und  zugleich  dem  gemainen  Wesen  sie  auch  künftighin,  ihrer  obliegenden 
Schuldigkeit,  und  selbst  aigenen  Unterthänigsten  Anerbieten  nach,  gute  und  ersprießliche  Dienste  wohl  werden 
leisten  können. 

Als  haben  Wir  in  gnädigster  Erkenntnuß  alles  dessen,  dan  in  Anmerkung,  daß  ihre  Voreltern  umb  ihrer  Ver- 
diensten willen  noch  im  1585ten  Jahr  von  Weyl.  Ferdinando  Erzh.  zu  Österr.  seeigst.  Ged.  als  damals  regierenden 
Landsfürsten  in  Tyrol  mit  einem  Wappenbrief  begnadet,  auch  dieser  nachgehends  von  weyl.  Kaysern 
Rudolpho  2do  und  zwar  mit  Verbesserung  des  Wappens  Anno  1608  confirmirt  worden,  sie  beede  Gevatter  Joh. 
Baptista m,  und  Martin  Allio  samt  allen  ihren  ehelichen  Deszendenten  Mann-  und  weiblichen  Geschlechts,  in 
den  Grad  des  Adels  erhebt,  und  der  Schaar-  Gesell-  und  Gemeinschaft  Unseres  Erbkönigreichs  Böheimb  und  dessen 
incorporierter  Länder  recht  nobilitirt,  und  wappenmäßiger  Adelspersohnen  zugefüget,  zugesellet  und  verglichen. 

Zu  mehrerer  Gezeugnuß  aber  dieser  Unserer  Gnade  und  Erhöbung  Ihrer  in  den  Grad  des  Adels,  haben  Wir 
ihnen  nicht  allein  das  praedicat  von  Löwenthal  verliehen,  sondern  auch  das  von  ihren  Vor-  und  Eltern  anererbte 
Wappen  bestätiget,  und  auch  hinfürters  zu  führen  erlaubet,  als  da  ist:  ein  ganz  schwarz-  oder  kohlfarber  abläng- 
licher Schild  in  dessen  Mitte  ein  gerad  aufrecht  gegen  der  rechten  stehender,  in  seinen  vor  sich  geworfenen  vordem 
rechten  Pranken  etliche  Knobloch  häupter  sambt  ihrem  grünen  Kraut  und  schlichten  pischelweis  zusammen  gebunden 
über  sich  haltender  gelb-  oder  goldfarber  grimmiger  Low,  mit  aufgerissenen  Rachen,  roth  ausgeschlagener  Zunge, 
und  über  den  Rücken  gewundenen  doppelten  Schweiff  sich  praesentirt.  Ob  den  Schild  stehet  ein  Stechhelmb  mit 


')  Ebenda  Prot.  1688.  Reg.  Fol.  55. 

-)  Im  Adelsarchive  des  Ministeriums  des  Innern.  Saalbuch  Bd.  101.  Fol.  77. 

')  somit  zumindest  seit  1665  in  Prag. 


]Q  Die  Dynasten  -  Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

seinem  anhangenden  güldenen  Kleinod  und  obhabender  königlichen  auch  güldenen  Krön  geziert,  beederseits  mit 
gelb-  oder  gold  und  schwarz  herabhangenden  Helmbdecken.  Aus  der  Cron  erscheinet  ein  mit  dennen  Sachsen  für- 
wärts  gewendeter,  und  in  der  Mitte  über  Zwerch  in  zwei  gleiche  Teile  dergestalt  abgeteilter  Adlersflügel,  daß  der 
untere  Teil  schwarz  —  der  ober  gelb  ist;  da  dann  in  ieden  Teil  abermahlen  etliche  Schlichten  Pischelweis  zusammen- 
gebundene und  denen  unten  im  Schild  allerdings  gleichende  Knobloch-Häupter  zu  sehen  seindt Nicht 

weniger  auch  sich  fürderhin  zu  allen  künftigen  Zeiten  neben  der  rothen  Wachs-Siglung  des  Praedicats 
von  Löwenthal  gebrauchen,  sich  als  solche  tituliren,  schreiben  und  nennen  können,  sollen  und  mögen. 

Aus  diesem  interessanten  Dokumente  lassen  sich  folgende  Schlußfolgerungen  ableiten.  Nach- 
dem wir  den  Martin  Allio  in  den  Jahren  1680  und  1688  als  Maurer-  bezw.  Baumeister  in  Prag 
kennen  gelernt  haben  und  derselbe  1678  das  „Bürgerrecht  in  Prag  erhalten*'  hat,  so  ist  darunter  bloß 
das  handwerkliche  Bürgertum  zu  verstehen,  das  ist  die  Aufnahme  in  den  Verband  der  „bürger- 
lichen" oder  zünftigen  Handwerker,  in  unserem  Falle  also  Maurermeister,  zu  verstehen.  Auffallen 
muß  daher  der  schon  hervorgehobene  Umstand,  daß  in  dieser  Urkunde  seiner  Hauptprofession, 
Kunst  oder  Beschäftigung  mit  keinem  Worte  gedacht  und  sie  lediglich  durch  die  Textierung 
„Bürgerrecht  erhalten**  leicht  angedeutet  wird.  Man  hat  also  schon  damals  die  „Kunst**  vom 
„Handwerch**  streng  unterschieden  und  die  „Bau-  und  Maurermeister**  nicht  für  Künstler  gehalten, 
wie  mir  denn  auch  kein  Fall  der  Nobilitierung  eines  Kunsthandwerkers  bekannt  ist,  während  z.  B. 
Maler,  Architekten  und  Bildhauer  offen  unter  der  Flagge  ihrer  Kunstübung  geadelt  wurden.  Ich  ver- 
weise bloß  auf  die  Nobilitierung  der  Kammermaler  Hanns  von  Aach  und  Josef  Hainz  (1605),  der 
Gebrüder  Suttermann  (1624),  der  Strudl  (1701  und  1707),  Michael  Rottmayr  (1704),  Hilde- 
brand (1720),  Johann  Kanischbauer  (1722)  u.  s.  w.  Dadurch  würde  die  Verschweigung  der 
„Profession**  des  Martin  zu  erklären  sein. 

Was  nun  den  Johann  Bapt.  Allio  anbelangt,  so  steht  mit  ihm  die  Sache  ganz  anders.  Wohl 
ist  auch  bei  ihm  die  Rede  vom  „Bürgerrecht**,  und  man  wäre  daher  leicht  geneigt,  auch  ihn  der 
traditionellen  Familienbeschäftigung  beizuzählen,  jedoch  macht  hier  das  Diplom  in  der  Textierung 
einen  wesentlichen  Unterschied.  Er  hat  nämlich  das  „Bürgerrecht**  „erworben**,  nicht  wie  der 
Erstere  „erhalten**,  und  es  wird  noch  beigefügt,  daß  er  sich  „ansäßig  gemacht**  habe.  Das  deutet 
darauf  hin,  daß  er  in  Prag  Grund  und  Boden,  also  ein  Haus  gekauft  und  auf  Grund  des  „Haus- 
besitzes** das  Bürgerrecht  „erworben**  hat.  Auch  wird  in  der  Urkunde  sein  ganzes  curriculum  vitae 
angegeben,  welches  keinen  Platz  für  die  Ausübung  einer  anderen  Nebenbeschäftigung  gestatten 
würde.  Johann  Bapt,  Allio  war  also  der  erste  „outsider**  seiner  Familie,  aber  nur  noch  schüchtern 
ein  Zwitterding  zwischen  „Bürger**  und  „Kriegsmann**  —  ein  bürgerlicher  Kriegsmann,  halb  Volontär 
und  halb  Offiziant.  Wir  erfahren  auch,  daß  er  1683  als  Exerziermeister  der  Bürgerschaft  die 
Belagerung  Wiens  mitgemacht  hat  und  dann  zu  seinen  häuslichen  Penaten  nach  Prag  zurückkehrte. 
Ich  vermute  in  ihm  auch  einen  gebürtigen  Wiener,  denn  den  Daten  der  Urkunde  nach  zu  schließen, 
muß  er  um  das  Jahr  1640  geboren  worden  sein  und  wir  finden  auch  (siehe  Genealog.  Tafel  I)» 
daß  im  Jahre  1644  dem  Simeon  Allio  ein  Sohn  Johann  Baptist  geboren  wurde,  von  dem  sich 
seither  in  Wien  keine  weitere  Spur  findet.  Insbesondere  auch  unter  den  Namen  der  Maurerjungen 
und  Gesellen  kommt  er  nicht  vor. 

Martin  Allio  muß  im  Jahre  1702  gestorben  gewesen  sein,  denn  im  August  dieses  Jahres 
gibt  der  Prager  Kommandant  General  Daun  nach  Wien  sein  „Gutachten**  dahin  ab,  daß  die  „Bau- 
meisterstelle bei  der  Fortifikation  daselbst  statt  des  Allio  dem  Veith  Kanka,  Bürger  zu  Prag, 
conferiert  werden  möge**.') 

Kehren  wir  jetzt  zu  unserer  Wiener  Gruppe  der  Allio  zurück,  wo  wir  auf  dem  ewigen 
„Gesellen**  Domengo  Allio  stehen  geblieben  sind  und  mit  ihm  das  XVII.  Jahrhundert  abgeschlossen 

>)  Protokolle  de  1702  Exh.  Fol.  535  im  Archive  des  k.  u.  k.  Reichs  -  Kriegs  -  Ministeriums. 


von  Alexander  Hajdecki.  ]7 

haben,  denn  dorthin  ist  inzwischen  ein  neuer  Setzling  aus  dem  gesegneten  Becken  von  Como  ein- 
getroffen, ein  Glückspilz,  welcher  vom  Schicksal  dazu  ausersehen  wurde,  den  Namen  der  Allio  in 
die  Kunstgeschichte  hineinzuchmuggeln,  es  ist 

Donato  Feiice  Allio, 

Zum  erstenmale  begegnen  wir  diesem  Namen  in  Wien  im  Jahre  1698,  in  welchem  er  als 
„Hauptbürg''  dem  aus  Scaria  gebürtigen  Lehrjungen  Johann  Bapt.  Carlon  bei  Franz  Martinelli  zur 
Seite  stand.  Zum  zweiten  Male  trat  er  als  Hauptbürg  seines  auch  aus  Scaria  gebürtigen  Familianten 
Diego  Francesco  Allio  beim  Meister  Andreas  Carove  im  Jahre  1700  auf.  In  diesen  beiden 
Fällen  wird  er  noch  „ein  Maurergesel  1"  genannt.  Im  Jahre  1702  starb  aber  hier  Sebastian 
Carlon,  ein  Ziegelofenbestandinhaber,  auch  ein  Scariote,  mit  Hinterlassung  eines  Testamentes,*) 
aus  dessen  Inhalt  wir  genauere  Nachrichten  über  unseren  Helden  erfahren  werden.  Sebastian  Carlon 
lebte  darnach  in  Wien  als  Strohwitwer,  denn  er  starb  „mit  Hinteriassung  in  Italien  seiner  Wittib 
Julia  und  zwei  Töchter  dann  auch  von  seiner  verheirath  gewesten  Tochter  Barbara  seel.  einer 
Enkhlin  Maria  Dominica  Allio",  welche  alle  er  zu  Universalerben  mit  Pupillarsubstitution  einsetzte 
und  der  Enkelin  „den  leiblichen  Vater  Donatum  Allio  angehenden  bürg.  Maurermeister  allhie'' 
zum  Gerhaben  (Vormund  und  Kurator)  verordnete. 

Demnach  war  Donat  Allio  nicht  nur  schon  als  Geselle  verheiratet  und  Schwager  des 
Sebastian  Carlon,  sondern  muß  auch  dem  obzitierten  Wortlaute  nach  schon  als  Witwer  hieher 
gekommen  sein  und  sein  Töchterlein  in  Italien  zurückgelassen  haben.  Bei  dem  Umstände,  als  weder 
sein  Verkünd-  noch  Trauungsschein  in  den  Wiener  Pfarrkirchen  vorfindbar  ist  und  auch  in  dem 
Gesellenbuch  weder  seine  Aufnahme  als  Lehrjung  noch  als  Geselle  verzeichnet  ist,  wird  obige 
Annahme  zur  Gewißheit.  Nachdem  Donat  Allio  laut  Ausweis  der  Totenprotokolle  der  Stadt  Wien 
hier  im  Jahre  1761  im  hohen  Alter  von  85  Jahren  gestorben  war,  so  wurde  er  im  Jahre  1676 
geboren,  trat  um  das  Jahr  1690  in  seiner  Heimat  in  die  Lehre,  wurde  um  1693  zum  Gesellen  ledig 
gesprochen  und  schon  als  solcher  muß  er  dann  um  das  Jahr  1698  nach  Wien  gekommen  sein,  von 
welcher  Zeit  an  er  diese  Stadt  bis  zu  seinem  Tode  nicht  mehr  verlassen  hat. 

Wenn  wir  die  stattliche  Reihe  der  italienischen  „ Lehrjungen '^  und  „ Gesellen **  betrachten, 
welche  jahraus  jahrein  von  dort  nach  Wien  zogen,  um  nur  zum  geringeren  Teile  nach  „Auslemung" 
des  Handwerks  hier,  und  auch  dann  meist  nur  temporär,  zurückzubleiben,  zum  größeren  Teüe  jedoch 
zurückzukehren,  so  muß  man  zur  Überzeugung  gelangen,  daß  diese  Fremden  hieher  vornehmlich 
zur  Ausbildung  in  ihrer  Kunst  zusammenströmten,  gleichsam  zur  Frequentierung  einer  anerkannten 
Hochschule  für  das  Bauwesen  und  nicht  eigentlich  und  ausschließlich  zur  Ausübung  der  Praxis  und 
des  Broderwerbs  halber. 

Daß  dem  so  war  und  die  „Wiener  Haupthütten''  für  das  anerkannte  Haupt  aller  „vier  Haupt- 
hütten des  ganzen  teutschen  Pottens"  galt  und  daher  naturgemäß  die  größte  Anziehungskraft  auf 
alle  „vom  Fach**  haben  mußte,  finde  ich  ausdrücklich  bestätigt  in  dem  Vergleichsprotokolle  vom 
1.  Juni  1627  zwischen  den  Meistern  deutscher  und  welscher  Nation,  wovon  eingangs  die  Rede  war, 
und  wo  es  heißt,  daß  „die  Wienerische  und  teutsche  Meister  mit  ihren  Ordnungen  und  Freiheiten 
versehen  sind,  welche  sich  auf  alle  vier  Haubthütten:  Kölln,  Straßburg  undZierich 
(sie)  extendirn  daher  Wien  für  das  Haubt  erkhennt  ist  und  sein  muß".  Wenn  es 
sich  nun  herausstellen  sollte,  daß  sich  der  Strom  unseres  Comasken  Maurervolkes  weder  nach  Zürich, 


>)  Das  Testament  selbst  ist  uns  nicht  erhalten  worden,  der  Inhalt  desselben  ist  jedoch  aus  dem  Abhand- 
lungsakt im  Archive  des  Landesgenchtes  zu  entnehmen. 

XXTilX.  Hand.  3 


18  I^ie  Dynasten -Familien  der  italienischen  Hau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

welches  sozusagen  vor  seiner  Türe  stand,  noch  nach  Straßburg  und  Köln,  sondern  weit  ostwärts 
nach  dem  entlegeneren  Wien  in  seiner  Hauptmasse  ergossen  hat,  so  läge  darin  der  direkte  Beweis, 
daß  Wien  nicht  nur  lange  Zeit  hindurch  das  Haupt  aller  vier  „Hütten'',  sondern  auch  die  Haupt- 
pflanzschule der  Baukunst  für  halb  Europa  gewesen  ist.  Es  wäre  von  Interesse  und  Nutzen,  der 
Sache  in  dieser  Richtung  nachzugehen. 

Um  nun  wieder  auf  unseren  Donat  Allio  zurückzukommen,  dürften  wir  sogar  Scaria  als 
seinen  Geburtsort  feststellen  können  oder  annehmen  müssen.  Sein  Schwiegervater  Sebastian  Carlon 
war  von  Scaria.  Donat  selbst  fungierte  hier  zweimal  als  Hauptbürge  von  Lehrjungen,  welche  aus 
Scaria  gebürtig  sind,  darunter  auch  einem  Diego  Francesco  A 1 1  i  o,  also  seinem  Namensvetter,  wahr- 
scheinlich aber  einem  näheren  Blutsverwandten,  wenn  nicht  sogar  Bruder.  Diesem  Diego  Francesco 
oder  auch  nur  Franz  genannten  Allio,  welchen  wir  daher  hier  als  Franz  Allio  IL  bezeichnen  wollen, 
begegnen  wir  auf  dem  Wiener  Boden  nur  noch  einmal  im  Jahre  1705,  in  welchem  er  als  zweiter 
Taufpate  neben  dem  Stokadorer  Johann  Final  bei  der  Taufe  eines  Sohnes  seines  Kollegen,  des 
Maurerpoliers  Johann  „Bizaler"  (Bitzally),  in  der  St  Ulrichspfarre  fungierte,  bei  welcher  Gelegenheit 
er  schon  auch  „Maurer  -  Pallir"  genannt  wird  und  sich  sonderbarerweise  durch  einen  Josef  Georg 
Eggenfels  „vertreten"  läßt.  Wenn  er  also  schon  nicht  von  Wien  abwesend  war,  so  muß  er  bald 
nach  „Auslemung''  in  seine  Heimat  zurückgekehrt  sein. 

Nachdem  wir  die  Frage  nach  dem  Geburtsort  des  Donat  Allio  nur  mutmaßlich  feststellen 
konnten,  ist  nur  noch  die  Frage  seiner  zweiten  Verehelichung  auch  nicht  dokumentarisch  nach- 
weisbar, sonst  aber  besitzen  wir  von  da  an  eine  fast  lückenlose  Reihe  von  Nachweisen  über  seine 
professionelle  und  dienstliche  Laufbahn  in  Wien,  wie  sich  ein  so  kompaktes  Materiale  nicht  leicht 
über  eine  andere  Persönlichkeit  von  größerer  Bedeutung  wird  finden  lassen. 

Im  obbesagten Testamente  hat  Seb.  Carlon  seinem  „Tochtermann  Donato  Allio,  angehenden 
bürg.  Maurermeister*',  alle  in  seinem  Haus*)  vorhandenen  Mobilien  und  100  fl.  „paar  Gelt  zum  Maister- 
werden,  nit  weniger  auch  auf  vier  Jahre  die  freie  Wohnung  in  dem  Haus  vorm  Burgthor  legiert". 
Zu  dieser  Zeit  war  aber  Allio  bereits  seit  1701  „Maurer-Pallir",  denn  wir  finden  ihn  als  solchen 
bei  dem  Bau  der  Piaristenkirche  in  der  Josefstadt  (Maria  Treu)  beschäftigt,  laut  dem  Liber  memora- 
bilium  dieser  Kirche  S.  201.  „Magister  murariorum  erat  D.  Andreas  Simon  Karafee  (sonst 
Carove  geschrieben),  Pallirius  ejus  Donatus  Allio."  Nachdem  Allio  seine  Gesellenjahre  beim 
Meister  Franz  Martinelli  vollendet  hatte,  trat  er  somit* sein  „Pallirjahr"  bei  Meister  Carove*) 
an.  Es  scheint  aber  dem  Allio  dieses  „Pallirjahr"  nicht  besonders  günstig  ablaufen  zu  wollen,  denn 
aus  einem  wurden  mehrere  Jahre,  was  in  den  Annalen  der  Wiener  Zunft  ein  seltener  Fall  ist. 

Allio  hat  nämlich  erst  am  8.  Mai  1704  sein  Meisterstück  aufgewiesen  und  da  auch  in  dem- 
selben „sehr  große  Fehler  befunden"  wurden,  so  ist  er  zwar  zum  Meister  ernannt,  ihm  aber 
„als  Straf  35  Thaler  zu  zahlen  auferiegt  worden",  welche  Strafe  er  aber  erst  im  Jahre  1708  entrichtete.') 
Mit  28  Jahren  hat  er  also  seine  Laufbahn  als  selbständiger  Maurermeister  im  Jahre  1704  in  Wien 
begonnen,  und  Lucas  Carlon,  zu  Scaria  geboren,  war  am  20.  Juni  desselben  Jahres  sein  erster 
Lehrjung  gewesen.  Allio  ging  nun  bis  zum  Jahre  1711  seinem  bürgerlichen  Berufe  als  Maurermeister 
in  Wien  nach  und  wir  wollen  nun  einen  Blick  in  sein  Familienleben  bis  zu  diesem  Zeitpunkte  werfen. 


0  Carlon  besaß  hier  zwei  Häuser.  Er  wohnte  in  jenem  „an  Anfang  der  Josefstadt  gelegenen  und  mit  1500  fl. 
taxirten**  und  das  zweite  stand  „vor  dem  Burgthor  bei  dem  Ziegelofen**.  Dieses  letztere  hat  Allio  erworben,  das 
erstere  hat  er  für  die  Massa  erst  im  Jahre  1718  um  3000  fl.  an  die  Witwe  nach  dem  Steinmetzmeister  Anton  Knox 
verkauft.  Er  hat  überhaupt  mit  Witwen  und  Waisen  viel  zu  tun  gehabt. 

^)  Carove  hat  sein  Pallirjahr  bei  Franz  Martinelli  am  12.  Jänner  1690  angetreten  und  ist  netto  ein  Jahr 
darauf  Meister  geworden.  (Aufdingbuch.) 

*)  Ereignisprotokoll  im  Archive  der  Genossenschaft. 


von  Alexander  Hajdecki.  19 

Noch  als  Geselle  oder  vielleicht  schon  „als  Pallir",  spätestens  aber  im  Februar  1701,  hat 
er  eine  adelige  Tochter  in  zweiter  Ehe  heimgeführt,  dessen  Familiennamen  „Anna  Maria  von  Bero l- 
d  in  gen";  anläßlich  ihres  am  19.  Juli  1744  im  65.  Lebensjahre  erfolgten  Todes  hat  es  der  Witwer 
nicht  unterlassen,  dies  dem  Totenbeschauer  in  die  Feder  zu  diktieren.  Der  Kopulationsakt  ist  in 
Wien  unauffindbar.  Am  18.  November  1701  wurde  ihm  nun  der  erste  Sohn  „Andreas  Franz  Sebast." 
geboren  und  bei  den  Schotten  getauft,  welchem  Akte  seine  beiden  Lehrmeister  Andr.  Simon 
Carove  mit  seiner  Gattin  Maria  Theresia  und  F.ranciscus  Martinelli  mit  seiner  Gattin  Anna 
Elisabeth  assistierten,  zu  denen  dann  als  drittes  Paar  sein  Schwiegervater  Sebastian  Carlon  mit 
der  Gattin  Maria  Juliana  sich  gesellten.^) 

Es  folgten  noch  vier  Söhne,  welche  uns  später  beschäftigen  werden :  Claudius  Santin,  Johann 
Baptist,  Anton  Damian  und  im  Jahre  1711  Anton  Franz. 

Sein  erster  Sohn  Andreas  Franz  Sebastian  wird  in  der  Folge  bloß  Franz  genannt  er  selbst 
bedient  sich  auch  nur  dieses  Namens  und  da  er  dem  Vater  in  der  Profession  folgte,  müssen  wir  ihn 
mit  Franz  Allio  IIL  bezeichnen. 

Das  Jahr  1711  bildet  in  der  Laufbahn  des  Donato  Allio  einen  wichtigen  und  entscheidenden 
Wendepunkt  —  er  bekommt  eine  Anstellung  bei  dem  Militärbauamt  als  „Fortifikations-Maurer 
Meister".  Aus  den  Protokollen  im  Archive  des  k.  u.  k.  Reichs  -  Kriegsministeriums  *)  erfahren  wir 
darüber  Folgendes:  „10.  Oktober  1711  wird  das  Gesuch  des  Donat  Allio,  bürgeri.  Maurermeister 
allhie,  ihme  die  durch  Absterben  des  Ulrich  Hueber  vacant  wordene  hiesige  Fortifikations-Maurer- 
meister -  Stelle  vor  anderen  zu  conferirn,  in  Ansehung  er  von  H.  (Titl)  Grafen  Wirich  von  Daun 
hiesigen  Stadt  Guardi  Obristen  '^)  die  Zusag  bis  auf  dieses  hochlöbligen  Mittels  (des  h.  Hof-Kriegs- 
Rathes)  Ratification  erhalten''  —  an  den  Feldzeugmeister  Karl  Ernst  von  Rappach,  Stadtkommandanten 
von  Wien,  „umb  Bericht  und  Gutachten"  geleitet.  Am  17.  Oktober  berichtete  Rappach,  daß  diese 
„Werkmeister  Stöll  dem  Allio  konferiert  werden  könnte",  und  am  selben  Tage  wird  Rappach 
verständigt,  „waßmaßen  dem  Donat  Allio  diese  Werkmeisterstell  verliehen  worden''. 

Dadurch  hat  aber  Allio  nicht  aufgehört,  auch  sein  bürgerliches  Gewerbe  fortzuführen,  denn 
er  nahm  in  dieser  Eigenschaft  weiter  Lehrjungen  auf  und  wurde  zuweilen  gezwungen,  seinen  zünft- 
lerischen  Obliegenheiten  nachzukommen  und  die  ihm  anvertrauten  Amter  auszuüben.  So  wurde  ihm 
am  25.  Februar  1714  sein  leiblicher  Sohn  Franz  Sebast.  Allio  als  Lehrjung  aufgedingt,  dessen  Haupt- 
bürge er  selbst  neben  Domenico  Allio,  dem  Maurergesell,  war.  In  demselben  Jahre  nahm  er  einen 
zweiten  Lehrling  Mathias  Dobler  aus  Salzburg  auf  und  im  Jahre  1720  trat  bei  ihm  Johannes  Bapt. 
Casimir  Carloni,  aus  Scaria  gebürtig,  in  die  Lehre  und  wurde  am  30.  Mai  1723  (zum  Gesellen) 
freigesprochen.  Daß  er  viel  Arbeit  hatte,  beweist  der  Umstand,  daß  er  im  Jahre  1718  von  der  Zeche 
aufgefordert  wurde,  zur  „Zöchgesellen-Wahl"  zehn  Gesellen  zu  stellen,  und  daß  dieses  Geschäft  ein- 
träglich war,  ersehen  wir  daraus,  daß  er  im  Jahre  1718  gelegentlich  der  endgiltigen  Abwicklung  der 
Verlassenschaftsmasse  nach  Sebastian  Carlon  im  Namen  und  für  sein  bedachtes  Kind  Dominica 
Barbara,  welchem  aus  dieser  Erbschaft  2475  fl.  zufielen,  „von  seinen  in  gem.  Stadt  Banco  Haupt  Cassa 
anliegent  habenden  4000  fl."  obige  Summe  versicherte.  Also  volle  sechzehn  Jahre  dauerte  diese  8000  fl. 


^)  Er  hat  daher,  wenn  die  Gattin  in  Person  anwesend  war,  dieselbe  mit  den  beiden  Töchtern  vor  seinem 
Tode  nach  Italien  zurückgeschickt. 

«)  Exh.  1711.  Fol.  814. 

*)  lig  ist  wieder  unrichtig  informiert,  wenn  er  den  Feldmarschall  Wierich  von  Daun  als  Stadtkommandanten 
von  Wien  fungieren  läßt.  Daun  war  nämlich  seit  dem  1.  März  1710  bloß  „Obrister  der  Stadtguardi",  einer  Art  städtischer 
Miliz,  während  Feldzeugmeister  und  seit  20.  Februar  1710  auch  Ober-Land-  und  Hauszeugmeister  Rappach  damals 
eben  Stadtkommandant  war.  (Das  Palais  Kinsky  v.  Dr.  A.  11g.  Wien  1894.  S.  8.)    ' 


20  I^i^  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

betragende  Erbschaftsteilung,  ein  seltener  Fall  in  der  damaligen  musterhaften  städtischen  Recht- 
sprechung —  Allio  war  aber  durch  diese  ganze  Zeit  der  „mandatar"  seiner  in  Italien  domizi- 
lierenden Nichten! 

In  diese  erste  Periode  seiner  dienstlichen  Tätigkeit  fällt  gleich  zu  Beginn  derselben  eine 
selbständige  bauliche  Betätigung  des  „kays.  Fortifications-Werk-  und  bürg.  Maurer -Meisters",  über 
welche  eine  authentische  und  offizielle  Kunde  auf  uns  gekommen  ist.  Im  Jänner  1715  wurde  nämlich 
seitens  der  Kriegsverwaltung  das  Zeugs  -  Zahlamt  angewiesen,  dem  „hiesigen  Fortifications  -  Maurer 
Donato  Allio  zu  Kontinuierung  des  Baues  im  Zeugs-Schlosserhof  von  dem  bekannten 
neuen  Fundo  wiederumb  2  Mille  auf  Verrechnung  abfolgen  lassen".  Der  „Zeugs- Schlosse rhof* 
war  ein  ärarisches  Gebäude  auf  der  Seilerstätte  (alte  Nr.  959)  gegenüber  dem  kaiserlichen  Zeughaus 
(^Feldzeugamt  oder  Gußhaus"),  alte  Nr.  958,  gelegen;  beide  Gebäude  standen  noch  bis  in  die 
fünfziger  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts  und  dürften  den  ältesten  Wienern  noch  in  Erinnerung 
geblieben  sein. 

Der  Bau  oder  bloß  Um-  oder  Zubau  wurde  von  Allio  im  Jahre  1714  begonnen,^)  aber 
erst  im  Jahre  1723  ist  in  den  Protokollen  wieder  die  Rede  davon,  und  zwar  in  einer  für  die 
damaligen  Zustände  äußerst  charakteristischen  Art  und  Weise.  Am  31.  Juli  1723  erinnerte  sich  nämlich 
der  Hofkriegsrat  an  diesen  Schlosserhofbau  und  ordnet  an,  „Allio  solle  die  zu  Erbauung  des  soge- 
nannten Schlosserhofes  zu  seinen  H  a  n  d  e  n  empfangenen  nambhafte  Geldposten  ordentlich 
berechnen  und  die  Verwendung  einraichen". 2)  Erst  im  Februar  1724  kam  Allio  diesem  Auftrage 
nach  und  legte  die  „Zeugs  -  Schlosserhofs  -  Rechnung"  aus  den  Jahren  1714  bis  1721  vor,  aus  welcher 
allerdings  für  ihn  noch  eine  Restforderung  von  1689  fl.  5OV4  l^r.  resultierte,  dessen  Bezahlung  „samt  dem 
Interesse"  er  forderte  und  auch  zur  Zahlung  angewiesen  bekam,  wenngleich  erst  im  August  1725, 
nachdem  inzwischen  noch  neue  „Auszügl  per  166 fl."  dazu  gekommen  waren.  Allio  bat  zugleich, 
es  möge  gelegentlich  der  Prüfung  seiner  „gelegten  Rechnung,  auch  die  bei  diesem  Gebäu  obgehabte 
direction  und  Rechnungsführung  in  Consideration  gezogen  werden".  Er  spielte  also  hier 
direkt  auf  eine  Remuneration  an,  wenn  daneben  nicht  auch  gesagt  werden  wollte,  daß  nicht  er  den 
Bau  „angeben",  das  ist  die  „Risse"  oder  Pläne  zu  demselben  geliefert  habe,  denn  nur  zu  bald  sollte 
es  sich  zeigen,  wie  sorgsam  der  Herr  „Unter-Ingenieur"  —  denn  dazu  ist  er  mittlerweile  ausnahmsweise 
avanciert  —  den  ihm  anvertrauten  Bau  geführt  hat.  Schon  im  Jänner  1727  hören  wir  nämlich,  daß  der 
Schlosserhof  äußerst  reparatursbedürftig  und  geradezu  baufällig  geworden  sei,  denn  der  Zeugs  -  Zahl- 
meister Leopold  Eder  erhielt  den  Auftrag,  „die  am  Schlosserhoff  allein  höchst  nothwendigen  Repara- 
tionen fürzunehmen,  dem  Unter  -  Ingenieur  Donato  Allio  aber  und  anderen  Handwerksleuthen  die 
schlechte  Erbauung  des  Schlosserhoff  zu  verstehen  zu  geben  und,  was  selbe  geantwortet, 
anzuzeigen,  und  letztens,  über  seine  (des  Eder)  in  ein  so  anderen  besagten  Schlosserhoffs  führende 
incumbenz  von  halb  zu  halb  Jahr  ausführiichen  Bericht  erstatten".*)  Also  der  „Zahlmeister"  wird 
jetzt  beordert,  den  Herrn  Unter  -  Ingenieur  zur  Rede  zu  stellen,  seine  Arbeit  zu  überprüfen,  die 
„Reparationen"  zu  überwachen  und  zu  leiten  und  über  den  Stand  des  Gebäudes  zweimal  im 
Jahre  zu  berichten!  Wahrlich,  wenn  uns  sonst  über  diesen  Allio  nichts  als  diese  Episode  allein 
aus  seiner  Baupraxis  bekannt  wäre,  könnte  auch  nur  einen  Moment  davon  die  Rede  sein  oder 
daran  geglaubt  werden,  daß  dieser  Mann  den  Prachtbau  der  Salesianerkirche  und  den  grandiosen 
Stiftspalast  in  Klosterneuburg  entworfen  und  ausgeführt  haben  sollte  ?  . . . 


>)  Vielleicht  wird  sich  darüber  genaueres  noch  in  den  Akten  selbst  finden  lassen,  auf  deren  Spur  ich 
gekommen  bin. 

•)  Archiv  des  k.  u.  k.  Reichs  -  Kriegs  -  Ministeriums  ProtokoHe  Reg.  1723.  fol.  360. 
•)  Protokolle  ex  1727  R.  f.  92. 


von  Alexander  Hajdecki.  21 

Nein,  wer  einen  gewöhnlichen  militärärarischen  Nutzbau  acht  Jahre  lang  so  führt,  daß  nach 
weiteren  sechs  Jahren  eine  Behebung  von  Baugebrechen  dringend  notwendig  ist  und  eine  ämtliche 
Rüge  sich  gefallen  lassen  muß,  der  muß  in  der  Tat  seine  Maurermeisterprüfung  kaum  zur  Not 
bestanden  haben,  von  einer  höheren  Ausbildung  im  Baufach  kann  bei  ihm  keine  Rede  sein. 

Nicht  viel  glücklicher  scheint  Allio  bei  Aufführung  „eines  Stöckhls**  auf  einem  ärarischen 
Quartier,  welches  zu  seiner  Naturalwohnung  dienen  sollte,  gewesen  zu  sein.  Der  in  diesem  „HäusP 
wohnhaft  gewesene  Oberingenieur  Ge rar di  beschwerte  sich  nämlich,  daß  ihm  Allio  durch  diesen 
Bau  seine  Wohnung  verfinstert  und  deterioriert  habe,  ersuchte  um  eine  Kommission  und  Augenschein. 
Allio  versündigte  sich  dabei  gegen  die  Subordination,  es  regnete  von  beiden  Seiten  Rekriminationen 
und  Beschwerden,  aus  welchem  Anlasse  auch  die  Gage  des  Allio  mit  Verbot  belegt  wurde  —  kurz 
sein  rüdes,  rücksichtsloses  Benehmen,  seine  an  Arroganz  grenzende  Selbstüberhebung,  genährt 
durch  eine  mächtige  Protektion  des  alten  Wie  rieh  Grafen  von  Daun,  welcher  noch  von  Mailand 
aus  (1730)  für  AUios  Beförderung  Intercessionen  einlegte,  sowie  seines  Sohnes,  des  Heinrich 
Josef  Grafen  von  Daun  als  Unterkommandanten  der  „Stadt  Guardi**  (1730)  und  Vertreters  des 
Kommandanten  Grafen  Starhemberg,  dann  eines  Dietrich  Grafen  von  Daun,  auch  Stadtguardi 
Obristen  (1735),  haben  dem  Hofkriegsrate  so  viel  Schreibereien  verursacht  und  so  viel  zu  tun  gegeben, 
daß  mit  bloßen  Aktenauszügen  hier  mehrere  Druckseiten  gefüllt  werden  könnten.  Wir  werden  noch 
hören,  daß  dieser  schlichte  Maurermeister,  welcher  sein  Examen  so  schlecht  bestanden  hat  und  die 
Erlangung  seiner  Meisterschaft  mit  einer  hohen  Strafe  erkaufen  mußte,  welcher  dann  die  so  unter- 
geordnete (Unteroffiziers-)  Stelle  eines  Fortifikations -Werkmeisters  erlangte  —  das  höchste  erreichbare 
Ziel  von  Leuten  seines  Zeichens  —  und  durch  die  beispiellose  Protektion  seines  Gönners  Grafen 
von  Daun  Unter -Ingenieur  wurde,  es  gewagt  hat,  um  den  Hauptmannsrang,  ja  die  Pro- 
fessur an  der  Ingenieurakademie  in  Wien  zu  kompetieren,  freilich  ohne  Erfolg. 

Kehren  wir  nun  zu  den  Anfängen  seiner  militärbautechnischen  Karriere  zurück,  um  zu 
konstatieren,  daß  er  dieselbe  hauptsächlich  als  einen  Schemel  zur  Befriedigung  seines  Ehrgeizes 
betrachtete  und  seinen  Spekulationssinn  und  Geschäftsgeist  gleichzeitig  an  anderen  Unternehmungen 
betätigte.  Nachdem  sein  Schwager  Carlon  gute  Geschäfte  mit  der  Ziegelbrennerei  gemacht  hatte, 
versuchte  es  Allio  ebenfalls  und  erlangte  im  Jänner  1719  die  Bewilligung,  zwischen  dem  Burg-  und 
dem  Schottentor  zu  „Fortifikationszwecken"  einen  neuen  Ziegelofen  erbauen  zu  dürfen,  von  welchem 
es  erst  1739  sich  herausstellte  (!),  daß  er  eigentlich  dort  „zum  Nachtheil  der  Fortifikation"  gereichte 
und  abgebrochen  werden  mußte.  ^) 

Ich  habe  das  Gefühl,  daß  schwere  Tausende  von  Ziegeln  aus  der  Fabrik  des  Werkmeisters 
Donat  Allio  im  Palais  des  Wierich  Grafen  von  Daun,  heute  Kinsky-Palais  auf  der  Freyung, 
stecken,  vielleicht  auch  seine  baumeisteriiche  Mithilfe,  und  daß  er  sich  damit  den  Weg  zum  „Unter- 
ingenieur^  zu  pflastern  verstand.  Nicht  genug  an  dem,  suchte  Allio,  wo  es  nur  ging,  für  sich 
einen  Nutzen  herauszuschlagen.  So  lesen  wir  in  dem  „k.  u.  k.  Staatskalender  auf  das  Jahr  1719'', 
laut  welchem  damals  „der  kais.  Oberarchitekt  und  Ingenieur  Joh.  Beruh.  Fischer  von  Erlach 
im  Schreyerischen  Haus  im  Schultergaßl"  (Sternhof)  wohnte,  und  das  „Kais.  Fortifikations  -  Bau- 
Zahlamt  auf  der  Freyung  im  Daunischen  Haus  untergebracht  war,  daß  „Donat  Allio  Werk- 
meister" unter  den  „Sperr -Einlaß -Einnehmern"  als  „Extra -Einnehmer"  fungierte  und  damals  in  der 
oberen  Bräunerstraße  wohnte.  Und  noch  im  Jahre  1738  bat  er,  „ihme  die  vacant  gewordene  Zahl- 
I^iquen  (per  monatlichen  15  fl.)  zukommen  zu  lassen".  2) 


1)  Protok.  Reg.  ex  1719  und  1739.  Exh.  Fol.  1542. 
»)  Protok.  Exhib.  ex  1738  fol.  819. 


22  f^>e  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Im  Jahre  1722  bat  er,  daß  „ihme  zu  etlicher  Oberhebung  sein  Sohn  Franz  Allio  (III.)  bei 
der  Fortific.  Bauwerkarbeit  adjungirt  werden  möchte''.  Daun  erstattete  hierüber  Bericht,  daß  ihm 
dies  „gar  wohl  zugestanden  werden  möchte**,  wenn  auch  bis  zur  „würckheit  ohne  Sold  oder  ver- 
langende Adjuta".  Jetzt  kommen  wir  auf  sein  Avancement  zu  sprechen. 

Als  1723  durch  den  Tod  des  bekannten  Ingenieurs  Arnold  Steinhauser,  eines  akademisch 
gebildeten  Technikers,  eine  Unteringenieurstelle  bei  dem  Fortifikationsbauamt  vakant  geworden 
war,  reichte  „Donato  Feiice  Allio  Werkmeister  allhier  umb  Conferirung"  dieser  Stelle  „mit  dem 
Ingenieur -Haubtmanns  Titul**  (!)  ein,*)  gleichzeitig  aber  bat  sein  Sohn  P  r  a  n  z,  Fortifikations  -  Werk- 
meistersadjunkt, —  eine  eigens  für  ihn  kreierte  Stelle  —  um  die  nach  seinem  Vater  frei  werden 
sollende  Werkmeisterstelle.  Beide,  Vater  und  Sohn,  werden  richtig  gleichzeitig  am  16.  bezw.  28.  April 
dieses  Jahres  zu  obigen  Stellen  promoviert,  nachdem  Daun  beide  Gesuche  befürwortet  hatte.  Es 
ist  jedoch  interessant  zu  wissen,  was  für  Kompetenten  um  diese  Stelle  mit  dem  Allio  konkurrierten. 
An  erster  Stelle  wurde  unter  den  „praetendenten**  genannt  D.  F.  Allio,  Werkmeister,  dann  folgen 
Oberingenieur -Hauptmann  zu  Raab  Perrette,*)  Ingenieur -Leutnant  Johann  Josef  Bern  dt,  Forti- 
fikationsbauschreiber  von  Ofen  Johann  Mathe  i,  welcher  später  als  Ingenieur  -  Hauptmann  einen 
Riß  für  die  kaiserliche  Burg  in  Ofen  verfertigte,^)  und  Peter  Anton  Filippini,  der  „substituirte 
Professor  an  der  kay.  Ingenieur  Academia**.  Also  solche  Konkurrenten  hat  der  einfache  Maurer- 
meister Allio  aus  dem  Feld  geschlagen.  Die  Sache  mußte  jedoch  einen  Sturm  der  Entrüstung 
hervorgerufen  haben  und  die  Frage  nach  dem  Befähigungsnachweis  des  neuen  Unteringenieurs 
mußte  eifrig  ventiliert,  diskutiert  und  untersucht  worden  sein,  denn  plötzlich  tauchte  im  Juli  des- 
selben Jahres  die  oben  besprochene  Affaire  des  „Schloßerhoffbaues**,  welche  ein  so  schiefes  Licht 
auf  den  „Architekten**  Allio  werfen  sollte,  auf. 

Dieser  überraschende  Erfolg  hat  den  Eigendünkel  des  Allio  nur  noch:  gesteigert,  so  daß 
er  sich  stark  genug  fühlte,  seinen  Terrorismus  auch  der  „Zunft**  oder  „Zöch**,  deren  Mitglied  und 
wiederholt  Funktionär  er  doch  war,  fühlen  zu  lassen.  Er  erwirkte  nämlich  einen  „Veriass**  vom  9.  Sep- 
tember 1723  an  die  Zunft,  „es  solle  des  H.  Donato  Allio  sein  Sohn  Franz  ex  adductis  meritisohne 
praestirung  der  Zöch-  und  Pallirjahr  zum  Meister  angenommen  werden,  jedoch  ohne  praejudiz".^)  Die 
Zeche  ließ  sich  jedoch  einen  solchen  Eingriff  in  ihre  Rechte  und  Gerechtsame  nicht  gefallen,  nahm 
den  Kampf  auf,  aus  welchem  sie  als  Siegerin  hervorging.  Franz  Allio  mußte  sich  dazu  bequemen, 
mit  „dem  ausgehenden  1724  Jahr**  schon  als  kais.  Fortifikations-Werkmeister  das  Zöchgesell-  und 
Pallirjahr  zu  vollstrecken,  um  praestatis  praestandis  erst  zum  Meisterstück  zugelassen  zu  werden. 
Eine  Remonstration  im  Mai  1724  nutzte  nichts  und  Allio  mußte,  trotz  des  sich  wieder  geltend 
machenden  starken  Einflusses  Dauns^)  sich  dazu  bequemen,  gemäß  der  „von  der  hiesigen  Mauer- 
zunft stellenden  praetention**  sein  Pallir|ahT  abzudienen,  und  erbat  sich  zu  diesem  Zwecke  eine 
Dispensation  vom  Dienste  gegen  „anofferirenden  substituto**.  Dieses  Pallirjahr  hat  er  wohl  bei  seinem 
Vater  absolviert,  kam  aber  dadurch  wieder. in  das  Geleise  des  ehrsamen  Handwerks,  welchem  sein 
Vater  sich  schon  entziehen  zu  müssen  glaubte.  Er  als  kaiserlicher  Unteringenieur  glaubte  jede 
Gemeinschaft  mit  der  „Zunft**  aufgeben  zu  müssen  und  lehnte  es  ab,  zu  den  Handwerkszusammen- 
künften  „in  persona**  zu  erscheinen,  ebenso  das  Amt  eines  „Unter-Zöchmeisters**,  zu  welchem  er,  der 


1)  ProtokoUe  Exh.  1723  fol.  216,  319,  338,  435  und  333. 

')  Franz  Perrette  aus  Bourgignon  (sie),  in  der  Stadt  Besan^on  geboren,  ist  im  Jahre  1709  »aus  Eyfer  zum 
glorr.  Haus  österr.  aus  franz.  Diensten  zum  Curfürsten  von  Hannover  herübergegangen*,  war  beim  Bau  der  Fesfung 
Bourgignon  beschäftigt  und  wurde  bei  uns  im  Jahre  1710  als  Ingenieur  „employrt''.  Ibid.  Prot.  E.  1710. 

•)  Ilg,  Fischer  von  Erlach  p.  705. 

*)  Archiv  der  Genossenschaft  des  Baugewerbes  fasc.  D.  Nr.  53. 

•)  Protokolle  1724.  Exh.  f.  579,  619. 


von  Alexander  Hajdecki.  23 

kaiseri.  Ingenieur,  nicht  ohne  malitiösen  Beigeschmack  gewählt  wurde,  anzunehmen.  Die  Appellation 
ging  an  die  Haupthütte,  welche  gegen  den  Donat  Allio,  „bürgerl.  Baumeister",  folgende 
Resolution  de  dato  24.  September  1738  faßte:  „daß  Allio  das  durch  Wahl  ihm  aufgetragene  Unter- 
Zöchmeister  -  Amt  annehmen  und  die  gewöhnliche  Zeit  zu  versehen  schuldig  sei".^) 

Inzwischen  langte  Donato  Allio  im  Februar  1725  wieder  um  den  Ingenieur  -  Hauptmanns- 
Titul  an  und  im  Jahre  1728  am  22.  Dezember  wurde  dem  Fortifikationswerkmeister  Franz  Allio 
bewilligt,  „den  Eid  als  bürgert.  Maurermeister  beim  allhiesigen  Stadt  -  Magistrat  abzulegen**. 

Donat  Allio  war  auch  ein  gefährlicher  Zänker  und  Stänker.  Wir  haben  schon  von  seiner 
Kollision  und  Insubordination  gegenüber  dem  Ingenieurhauptmann  Gerardi  gehört,  welche  zur 
Maßregelung  des  Allio  führte;  im  Jahre  1727  hatte  er  wieder  einen  Prozeß  mit  dem  Sattler  Waneck 
pto.  200  fl.  mit  Forderung  und  Gegenforderung.  Im  Jahre  1735  bat  der  Mailändische  Kaufmann  Aquilio 
Te%sario  den  Hofkriegsrat  um  „nachdrucksame  Auflag  an  den  kays.  Fortifications-Ingen.  Donatum 
Allio,  daß  er  ihme  ohne  verneren  Verzug  entweder  seine  Tochter  Mariam  Franciscam  zur  Ehe 
geben,  oder  aber  die  ihme  causirte  Ohnkösten  per  2300  fl.  hinwiederumben  bonificiren  solle**. 

Graf  Daun,  Stadtguardiobrist,  hatte  dieses  Gesuch  pro  administranda  justitia  am  8.  Juli 
zugestellt  bekommen  und  wir  erfahren  nicht  mehr,  wie  diese  „Justiz**  ausgefallen  sei,  die  Tochter  hat 
er  ihm  jedenfalls  nicht  gegeben,  sonst  hätte  sich  ihre  Verkündigung  hier  finden  müssen,  auch  das 
Geld  wird  er  ihm  schwerlich  zurückersetzt  haben.  Dieses  Beispiel  ist  aber  für  Allio  insofeme  charak- 
teristisch und  für  seine  materielle  Lage  bezeichnend,  als  die  Werbung  um  seine  Tochter  eine  so  hohe 
Summe  dem  Brautwerber  kosten  mußte,  um  ihre  und  des  Vaters  Gunst  zu  erwerben.  Im  Jahre  1739 
legte  er  Beschlag  auf  eine  den  Tornischen  Erben  gehörige  Banco  del  giro  Obligation  per  2428  fl. 

Im  Jahre  1750  wurde  er  von  der  Mae  st  razzi'schen  Wittib  im  Wege  der  Behörde  belangt, 
die  Verrechnung  über  das  unter  seiner  Verwaltung  gestandene  Haus  des  Maestrazzi  zu  pflegen, 
und  die  bishero  inkassierten  Zinsen  herauszugeben.  Erst  im  nächsten  Jahre  kam  er  dieser  Ver- 
pflichtung nach  und  behielt  von  den  eingenommenen  Hauszinsen  60  fl.  „für  seine  Bemühungen**  zurück. 

Im  Oktober  des  Jahres  1729  erstattete  Graf  Daun,  der  frühere  Stadtguardikommändant  und 
eifrige  Gönner  des  Allio,  „seinen  Bericht  wegen  Ersetzung  der  durch  Ableiben  des  Montani 
allhier  vacant  gewordenen  Land -Ober -Ingenieur  Stöll  und  des  bei  der  Ingenieur  Academie  eben- 
falls offen  stehenden  Directorii,  und  daß  der  Major  B?_"  Engelhard,  dann  der  Unter -Ingenieur 
Donat  Allio  darumben  anlangen  thuen**.  Ihm  wurde  zwar  geantwortet,  daß  „man  sehen  werde,  wie 
weit  auf  Allio  zu  reflectiren  sein  wird**.  Jahrelang  zog  sich  die  Entscheidung  über  diese  Besetzung 
hin,  wiederholte  Instanzen  werden  für  den  Allio  seitens  seines  Gönners  eingelegt,  aber  schließlich 
wurde  im  Mai  1733  vom  Grafen  Starhemberg  die  Oberingenieurstelle  dem  Hauptmann  Gerardi, 
dem  Gegner  des  Allio,  die  erste  Direktörstelle  in  der  Ingenieurakademie  aber  dem  Mathematiker 
Jakob  Marin oni,'0  die  zweite  dem  Filippini  verliehen  —  während  die  „memorialien**  der 
restlichen  Kompetenten  als:  de  Monti,  d'Oliva,  Perrette,  Allio  und  Mathaei  remittiert 
wurden.  Diesen  Mißerfolg  suchte  Allio  wenigstens  dadurch  wett  zu  machen,  daß  er  sich  gleich 
des  Quartierhäusels  des  verstorbenen  Oberstleutnantingenieur  Montani  bemächtigen  wollte,  um 
auf  demselben  wieder,  wie  früher  auf  dem  Quartier  des  Gerardi,  „ein  Stöckhl**  zu  seinem 
Gebrauch  aufzuführen.  Er  bekam  auch  sonderbarerweise  aus  der  Fortifikationskassa  zu  diesem 
Behufe  einen  Vorschuß  per  5279  fl.  —  und   bemühte  sich  eifrig  um   die  Versorgung  seiner  zwei 

*)  Genossenschaftsarchiv  Fase.  E.  121. 

»)  Joh.  Jacob  Edler  von  Marinoni,  kais.  Rat,  Hofmathematikus  und  erster  Direktor  der  k.  k.  Ingenieur- 
Akademie,  starb  den  11.  Jänner  1755,  79  Jahre  alt,  in  seiner  Behausung  auf  der  Mölker  Pastey  und  wurde  in  der 
„Krufften"  der  Schottenkirche  begraben. 


24  ^ic  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

anderen  Söhne  bei  der  Militärverwaltung,  nachdem  sein  ältester  Franz  als  Fortifikationsmaurer- 
meister  im  Jahre  1736  verstorben  war. 

Schon  1730  wurde  sein  jüngerer  Sohn  Joh.  Baptist  bei  der  Kriegskanzlei  mit  jährlich  200  fl. 
Gage  als  Akzessist  angestellt  und  im  Jahre  1738  erhielt  sein  jüngster  Sohn  Josef  Gabriel,  welchen 
II g  zum  Vater  seines  Vaters  gemacht  hatte,  denselben  Posten.  Dieser  wurde  dann  1755  Ingenieur- 
Corpo  -  Registrator  und  Oberleutnant,  1763  war  er  Auditor  des  Genie  -  Pro  -  Directorii  und  bat  um 
Obristleutnant  Gradation,  welche  ihm  aus  prinzipiellen  Gründen  verweigert  wurde,  „weil  derlei 
Militärcharakterisierung  jenen,  so  alleinig  von  der  Feder  seyend,  unanständige  Folgen 
wären".  1765  wurde  er  aber  doch  Obristwachtmeister,  lebte  noch  ins  XIX.  Jahrhundert  hinein, 
wurde  aber  schon  seit  1769  „von  Allio"  geschrieben. 

Dies  führt  uns  auf  die  Besprechung  der  Familienverhältnisse  und  der  Filiation  der  All io  des 
XVIII.  Jahrhunderts  zurück,  wie  sie  in  der  nebenstehenden  genealogischen  Tabelle  übersichffich 
zusammengestellt  ist  und  wozu  noch  folgendes  zu  bemerken  kommt. 

Franz  Allio  III.,  Sohn  des  Donat,  heiratete  am  19.  November  1724  Mariam  Franciscam 
Carovein,  die  Tochter  des  Andreas  Simon  Carove,  bei  welchem  Donat  Allio  Pallir  war.  Als 
sein  Beistand  fungierte  Albert  Camesina,  k.  Hofstokadorer.  Nach  seinem  1736  erfolgten  Tode 
heiratete  die  Witwe  den  „wohledlen  und  kunstreichen  H.  Andreas  Altomonte,  einen  in  Wien 
geborenen  Sohn  des  berühmten  Martin,  „kais.  Cammer-  und  Theatral  Zeichner",  und  wieder  fungierte 
Albert  Camesina  als  Trauungszeuge.  Sie  starb  1758,  ohne  eine  Nachkommenschaft  zurückgelassen 
zu  haben,  muß  aber  ein  kleines  Vermögen  hinterlassen  haben,  denn  sie  verschenkte  an  Legaten,  an 
Freunde  und  Bekannte  über  1000  fl.  und  setzte  ihren  „lieben  Eheherrn  Andream  de  Altomonte" 
zu  ihrem  Universalerben  ein.  (Siehe  Tafel  II.) 

Am  wenigsten  vermag  ich  über  den  Maler  Claudius  Allio  zu  sagen.  Daß  er  ein  Maler 
war,  erfahren  wir  bloß  aus  den  Taufbüchern  von  St.  Stephan,  wo  er  bei  der  Taufe  seines  Kindes 
Ignaz  Martin,  „ein  Mahl  er",  also  kein  „Bürgerlicher"  genannt  wird.  Ebenso  wird  er  in  den 
Justizprotokollen  des  Reichs-Kriegsministeriums  im  Jahre  1736  gelegentlich  seiner  Klage  gegen  den 
Fähnrich  Baron  Raminez  pto.  58  fl.  als  „Mahler"  bezeichnet.  Noch  im  Jahre  1738  starb  ihm  sein 
Sohn  in  seiner  Wohnung  auf  der  Karnerbastei  und  er  verschwand  hiemit  aus  der  Evidenz.  Er  muß 
wohl  ein  Schüler  des  Martin  Altomonte  gewesen  sein,  mit  welchem  die  Allio  gewiß  in  näherer 
Berührung  standen.^) 

Nach  dem  Tode  des  Franz  Allio  III.  bewarb  sich  um  seinen  Posten  bei  der  Fortifikation  sein 
„Vetter"  Mar  cell  US  Allio  aus  Scaria,  welcher  noch  Maurergesell  war,  wodurch  diese  Stelle  in  der 
Familie  der  Allio  sich  durch  das  ganze  Jahrhundert  vererbt  hätte,  da  Marceil  Allio  um  1770 
gestorben  ist,  aber  sie  wurde  einem  Deutschen,  dem  Joseph  Kraus,  verliehen. 

Bisher  haben  wir  schon  zwei  verschiedene  Siegelwappen  der  Allio  kennen  gelernt,  einen 
aus  dem  XVI.  und  einen  aus  dem  XVII.  Jahrhundert;  wir  kennen  auch  schon  das  adelige  Wappen 
der  Prager  Allio,  haben  aber  bisher  noch  nicht  gefunden,  daß  sich  irgend  ein  Mitglied  dieser 
Familie  zum  Adel  bekannt  hätte,  daß  er  sich  „von"  oder  „de"  geschrieben  hätte.  Dazu  wären  bloß 
die  uns  allerdings  vorläufig  unbekannten  Deszendenten  der  Prager  Allio  Johann  Bapt.  und  Martin 
berechtigt  gewesen;  bestimmt  wissen  wir  aber,  daß  kein  Mitglied  des  Wiener  Zweiges  dieser 
Familie,  zum  allerwenigsten  aber  Donato  Feiice  Allio  zu  dieser  Deszendenz  gehörte. 


^)  In  einem  „Index'  des  Reichs -Kriegs -Ministeriums  zu  den  Protokollen  vom  Jahre  1773  kommt  der  Name 
Allio  Claudius  und  „Alliosische  Kinder''  mit  dem  Hinweis  auf  die  Seitenzahlen  19  und  148  vor,  aber  in  den 
Protokollen  selbst  waren  die  betreffenden  Eintragungen  nicht  auffindbar.  In  den  „Nachrichten  von  Künstlern  und 
Kunstsachen,  Leipzig  1768''  finde  ich  im  II.  Teile  p.  43  ein  Bild  von  dem  „Maler  Allion"  zitiert. 


Tafel  n  zu  Seite  24. 


Die  Wiener  Aliij 

1.)  Donattts  Felix  AlUo,  g.  1676,  f  175:J 

verh.  in  l.cr  Ehe  mit  Barbara  Carlon, fvorl) 

in  2.«r  Ehe  mit  Maria  Anna  geb.  von  Bei 


1.)  Andr.  Franz  III. 

g.  1701  (Sc.)  t  1736. 

verh.  mit 

Maria  Franc.  Carove 

seit  1724, 

cop.  T  V.  mit  Andreas 

Altomonte  1738. 


2.)  Claudius  Santin 

geb.  1704,  Mabler, 
verh.  mit  Margareth 
seit  1733.  (?) 


3.)  Joh.  Baptist  Access. 

verh.  mit  Maria  Anna 

Plangingerin, 

cop.  1739. 


4.)  Anton 

Damian 

g.  1708, 

t  1709. 


5.)  Mari] 

Elisab. 

g.W 
1 1715, 


1731 

wird  geb. 

u.  t  ein 

Kind. 


1732  1735 

Franz  geb.  u.  f  ein 
Donat  Kind, 

t  1741. 


Ign.  Mari  Julius       Donat  Heinr.  Andreas 
g.  1734,  t  1735.  g.  1737,  f  1738. 


2.)  Diego  Francesco  AUio  ass 
tritt  1700  bei  Andrei 


a)  Franz  AlUo  IL,  ein  Macs* 


^ 


1.)  Maria  Anna 

2.)  Donatus 

3.)  Felix 

4.)  Maria  Franc. 

5.)  Pac: 

g.  1740. 

g.  1742, 
t  1748. 

g.  1745, 
t  1746. 

g.  u.  t  1750. 

g.  ö-  !  l'^ 

4.)  Marcellns  AUio»  b.  Maurermeister,  aus  Scaria  geb.,  tritt  1721  bei  Donat  All 
Maria  Christina  1763  tritt  bei  ihm  sein  Sohn  isi 


1.)  Jos.  Hieronymtts 

g.  1749, 
1763  Lehrjung,  wird  1778 
Meister  in  Wien,  reno- 
viert 1782  die  Meister- 
tafeln. 


2.)  Maria  Anna 
g.  1750. 


3.)  Catharina      4.)  Mar.  Reg. 
g.  1752.  g.  1757. 


5.)  JoLBaptD 

g.iri 


III.  Jahrhunderts. 


Kind  Maria  Dominica. 
65  J.  alt 


7.)  Francisca 

8.)  Carolina 

9.)  Maria 

10.)  Maria 

11.)  Carl  Ant. 

g.  1713. 

Rosa 

Elisab. 

Regina 

g.  1721  (St). 

? 

g.  1714, 

g.  1715, 

g.  1718, 

t  1762 

t  1715. 

t  1774, 
ledig. 

tl774, 
ledig. 

als  Hauptmann. 

12.)  Joseph      13.)  Anna  Maria 
Gabriel  g.  1728  (St) 


ig  ein. 


ils  Taufpathe  und  verschwindet  dann  aus  meiner  Evidenz. 


1.)  Franz  IV.  geb.  1749  in  Neapel, 

1763  in  die  Ingenieur -Akademie  in 

Wien    angenommen,     1770    Kadett, 

1800  Oberstlt- Ingenieur, 

t  1807  (?). 


1 1742  Meister. 


2.)  Elisabeth,  verehel.  an  Ingen.- 

Major  von  Lauer, 

t  177a 


von  Alexander  Hajdecki.  25 

In  unserem  archivaKschen  Quellenmaterial  finde  ich  eigentlich  zum  ersten  Male  die  nobilitierte 
Schreibweise  des  Namens  erst  nach  des  Donato  Tode  in  dem  Totenprotokolle  der  Stadt  Wien,  wo 
es  heißt:  „1761.  6. Mai.  v.  Allio  (Titl)  Herr  Donatus  Felix  Jubilirler  königlicher  Ingenieur  Hauptmann, 
ist  auf  der  neuen  Wieden  in  der  Mainzgasse  in  seinem  Haus  an  kalten  Brand  beschaut  worden, 
85  Jahre  alt,  f  Nachts  11  Uhr."  Dann  wird  sein  Sohn  Karl  in  den  ämtlichen  Protokollen  des  Hof- 
kriegsrates zu  allererst  im  Jahre  1762  schon  als  Hauptmann  eines  Dragonerregiments  von  Allio 
genannt;  desgleichen  im  Jahre  1763  dessen  Bruder  Joseph  Gabriel  von  Allio.  Dessen  Sohn  Franz  (IV.) 
wird  dagegen  bei  der  Übernahme  in  die  Militär  -  Ingenieurschule  im  Jahre  1763  nur  noch  Franz 
Allio  geschrieben,  aber  im  Jahre  1 770  hat  der  „  Herzog  Karlvon  Lothringen  begnehmigt,  daß  der 
Scholar  Franz  von  Allio  als  Cadet  beim  Genie-Corpo  eingebracht  werde**. ^)  Die  Folge  davon  war, 
daß  sowohl  die  Nachlaßabhandlung  nach  Donat  A 1 1  i  0  im  Jahre  1761,  als  auch  diejenige  nach  seinen 
zwei  im  Jahre  1774  verstorbenen  ledigen  Töchtern,  bei  dem  für  den  Adel  gerichtszuständigen  „Land- 
rechte*'  durchgeführt  wurde;  während  noch  um  die  gerichtliche  Kompetenz  als  Nachlaß-  und  Pupillar- 
instanz  nach  dem  Tode  des  Franz  Allio  III.  im  Jahre  1736  der  Wiener  Magistrat  mit  dem  Militär- 
gericht in  Streit  geriet,  welcher  erst  im  Jahre  1740  zugunsten  des  Magistrates  entschieden,^  somit 
die  bürgeriiche  Abkunft  des  Verstorbenen  gar  nicht  in  Frage  gestellt  wurde.  In  der  gedruckten 
Literatur  wurde  dem  bis  dahin  gut  bürgerlichen  Namen  des  Donat  Allio  zum  ersten  Male  das 
Adelsprädikat  vorgelegt  in  der  „Vita  e  Virtu  dell  Imperator:  Guglielma  Amalia  dal  P.  Ant.  Cito. 
Viena  1744,*"^)  wo  ihn  sein  Beichtvater  und  spiritualis  „Donato  di  Allio  architetto  ben  degno* 
nennt,  ein  Buch,  nach  welchem  II g  die  Entdeckung  machte,  daß  Allio  der  Architekt  der  1717 
begonnenen  Salesianerkirche  gewesen  sein  soll,  zu  welcher  Zeit,  wie  wir  es  schon  wissen,  Allio 
nur  noch  „bürgeriicher  Maurer"  und  „Fortifikations -Werkmeister"  war. 

Daß  aber  Donato  Allio  selbst  schon  damals,  zwischen  1730  und  1740,  sich  heimlich  zum 
Adel  bekannte,  ja  direkt  das  adelige  Wappen  (nur  das  Prädikat  nicht)  seiner  Prager  Namensvetter 
sich  unrechtmäßig  zueignete,  dafür  haben  wir  einen  direkten  Beweis  in  zwei  klassischen  Dokumenten, 
einem  heraldischen  und  einem  bildnerischen  aus  dem  Gebiete  der  Kunst. 

Ich  habe  glücklicherweise  ein  Testament  des  Wiener  Stuckatorers  Anton  Aliprandi  de 
dato  Wien  2.  April  1728  gefunden,  in  welchem  unsere  beiden  Allio,  Vater  und  Sohn,  als  Zeugen 
erscheinen  und  neben  ihre  eigenhändigen  Unterschriften  auch  ihre  Insiegel  beilegten.  Charakteristisch 
ist,  daß  namentlich  Franz  Allio  (III.),  ein  gebürtiger  Wiener,  welcher  nie  in  Italien  war,  dieses 
Testament  ebenso  wie  sein  Vater  Donat  italienisch  unterschreibt:  „Francesco  Allio  testimonio 
pregato",  beziehungsweise  „Donato  Feiice  Allio  come  testimonio".  Wichtiger  sind  indeß  für  uns 
die  Wappen.  Beide  sind  konform,  nur  ist  eines  mit  den  Initialen :  F.  A.  S.  A.  (Franz  Andreas  Sebastian), 
das  andere  D.  F.  A.  (Donato  Feiice)  versehen.  Diese  nun  zu  beschreibende  dritte  Abart  des  A 1 1  i  o'schen 
Wappens  ist  schon  ganz  in  den  Formen  eines  adeligen  Wappens  gehalten  und  besteht  aus  einem 
unten  abgerundeten  dreiteiligen  Schild.  In  der  oberen  geteilten  Hälfte  ist  ein  Adler  mit  ausgebreiteten 
Flügeln  in  naturalistischer  Auffassung  dargestellt.  Die  untere  Hälfte  ist  „gespalten"  und  zeigt  im 
rechten  Feld  einen  Büschel  Knoblauch,  im  linken  einen  aufrecht  schreitenden  doppelschwänzigen 
Löwen.  Ober  dem  von  einer  Krone  überragten  Stechhelm  ist  derselbe  Löwe  angebracht.  So  sah  das 
„bürgerliche"  Wappen  des  Donato  Allio  im  Jahre  1728  aus  —  denn  er  bediente  sich  nie  eines 


0  Protok.  de  1T70  Ruhr.  49.  Nr.  553.  (Arch.  d.  R.-Kr.-M.) 

•)  Stadt -Archiv  Fase.  91  ex  1740  alte  Reg.  und  Archiv  des  Reichs  -  Kriegs  -  Minist.  Protokoll  Exh.  1740  F.  22. 

*)  Dasselbe  italienisch  gedruckt  in  Venedig  1744  bei  G.  B.  Recurti  und  deutsch:  „Tugendleben  Wilhelminae 
Amaliae  . ..  übersetzt  durch  Franz  Jos.  Cristiani.  Wien  bei  Joh.  Peter  van  Ghelen  1744,  wo  es  aber  S.  62  bloß 
heißt:  .von  dem  berühmten  Baumeister  Donat  Allio",  also  ohne  .de*'. 

XXTIZ.  Bftad.  4 


26  ^i^  Dynasten  •  Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Adelsprädikates,  auch  nicht  des  einfachen  „d'",  wie  er  von  II g  geschrieben  wird,  und  dieses 
Wappens  bediente  er  sich  bei  offiziellen  Dokumenten  oder  feierlichen  Amtshandlungen. 

Während  des  Druckes  dieser  Abhandlung  fand  ich  noch  einen  früheren  Wappen  -  Original- 
abdruck des  Donat  Allio  aus  dem  Jahre  1708,  welcher  einen  interessanten  Beleg  zur  bürgerlichen 
Wappenkunde  im  allgemeinen  und  zur  Entwicklung  des  Allio'schen  Wappens  insbesondere  abgibt. 
Donat  Allio  wurde  vom  Maurermeister  Franz  Marti nelli  zum  Testamentszeugen  erbeten  und 
auch  neben  Santino  Bussi  zum  Vormund  seiner  unmündigen  Kinder  bestellt.  Allio  unterschrieb 
und  siegelte  dieses  Testament  am  22.  Oktober  1708  in  Wien  nachfolgend:  „Donato  Feiice 
Allio,  bürgerlicher  Maurer  Meister  als  Zeig**.  Das  danebengesetzte  Siegel  besteht  wieder  in  einem 
dreigeteilten  Schild  mit  dem  Adler  in  der  oberen  Hälfte,  dem  Knoblauch  in  der  rechten  (heraldisch) 
unteren,  und  dem  Löwen  in  dem  linken  Kompartimente.  Vor  dem  Löwenmaul  ist  eine  Konfiguration 
in  Form  eines  griechischen  Kreuzes  sichtbar.  Darüber  bloß  der  Stechhelm,  aber  ohne  den  aus 
demselben  wachsenden  Löwen. 

Im  XVI.  Jahrhundert  bestand  somit  das  Wappen  der  Allio  in  einem  Knoblauchknollen  allein, 
im  XVII.  wurde  der  Schild  geteilt:  oben  ein  Adler,  unten  blieb  der  Knoblauch.  —  Im  Jahre  1708 
wurde  der  Schild  unter  Donat  Allio  dreiteilig  und  kam  der  Löwe  samt  einem  Stechhelm  dazu; 
im  Jahre  1728  wurde  aber  dieser  Löwe  überdies  noch  dem  Stechhelm  aufgesetzt,  beziehungsweise 
dazugefügt,  bis  dem  ehrgeizigen  Streber  auch  dieses  nicht  mehr  genügte  und  er  direkt  nach  einem 
adeligen  Wappen  griff. 

Das  Stift  Klosterneuburg  besitzt  nämlich  in  seiner  Bildergallerie  zwei  Porträte  des  Allio  in  Ol. 
Das  kleinere  und  auch  künstlerisch  bescheidenere  0  trägt  auf  der  Rückseite  in  den  Schriftzügen  der 
zweiten  Hälfte  des  XVIIL  Jahrhunderts  folgende  Inschrift:  Donatus  Felix  von  Allio  Ihrer  zu 
Hungern  und  Beheimb  königl.  Mayestät  Ingenier,  und  Architekt  der  von  dem  uralt  und  berühmbten 
hochfürstlichen  Stifft  zu  Klosterneuburg  anno  1730  angefangenen  und  fortgesetzt  werdenden  neuen 
Gebeuen.  Aetatis  suae  66  Jahr  Anno  1744.''  Dadurch  ist  die  Identität  des  Dargestellten  außer  Zweifel 
sichergestellt.  Das  zweite  und  künstlerisch  wertvollere  Bild  trägt  keine  Legende  und  wurde  bisher 
nur  nach  der  Tradition  und  nach  der  Familienähnlichkeit  der  Gesichtszüge  des  Dargestellten  eben- 
falls für  denselben  Allio  gehalten.  In  majestätischer  Pose  blickt  er  den  Beschauer  an;  er  ist  mit 
einer  stattlichen  Allongeperücke,  in  Hofuniform,  also  rotem,  mit  breiter  Goldborte  beränderten  Frack, 
darüber  ein  weißer  Rock  (Brustkrause)  dargestellt.  Vor  ihm  auf  einem  Tischchen  liegen  Zirkel  und 
Maßstab,  während  er  einen  ausgebreiteten  Plan  des  Stiftsgebäudes  in  die  Hand  zu  nehmen  sich 
anschickt.  Die  Gesichtszüge  sind  hart  und  derb  und  die  stark  entwickelte  untere  Partie  des 
Gesichtes  verrät  wohl  Energie  und  Kraft,  aber  keinen  Adel  der  Gesinnung. 

Das  wichtigste  für  uns  ist  aber  an  diesen  Bildern,  daß  der  Porträtierte  nach  hochadeligem 
Muster  sein  Wappen  neben  sich  auf  die  Leinwand  malen  ließ.  Und  dieses  wäre  ?  —  keinesfalls  sein 
Wappen  von  1 708  oder  1 728  auf  dem  Testamente  desAlliprandi  —  wohl  aber  genau  das  adelige 
Wappenbild  der  Prager  Allio:  im  länglichen  Schild  der  grimmige  Löwe  mit  dem  Knoblauchbüschel! 
Wie,  wann  und  warum  diese  Wappenänderung  vor  sich  ging,  darüber  haben  wir  keine  direkte 
Nachricht;  das  ist  aber  allenfalls  unbestreitbar,  daß  es  nicht  rite  zuging,  denn  dem  Allio  selbst 
war  das  Bild  seines  neuen  Wappens  nicht  genau  und  in  authentischer  Weise  bekannt,  sobald  er 
dem  Maler  keine  richtige  Malvoriage  zu  geben  in  der  Lage  war,  indem  jener  statt  des  „goldenen* 
oder  „gelben"  Löwen  einen  weißen  hinpinselte,  ebenso  wie  auch  die  Krone  weiß  ist,  während 
die  Helmdecken  zu  fehlen  scheinen.  Nur  die  Adlersflügel  sind  richtig  wiedergegeben.  Nun,  nachdem 


1)  Reproduziert  in  „Karl  Drexler:  Das  Stift  Klosterneuburg",  1894.  S.  141. 


von  Alexander  Hajdecki.  27 

dasselbe  Wappen,  obgleich  mehr  im  Schatten  und  nur  angedeutet  auch  auf  dem  größeren  ^)  Bilde 
vorkommt,  so  ist  dadurch  auch  die  Personsidentität  der  beiden  Dargestellten  nunmehr  ganz  außer 
Frage  gestellt.  Wir  haben  also  den  DonatoAllio  sozusagen  in  flagranti  auf  einer  ausgesprochenen, 
mit  allen  Merkmalen  einer  mala  fides  ausgestatteten,  sträflichen  Adelsanmaßung  ertappt,  und  nach- 
dem das  erst  zwischen  1730  und  1740  geschehen  ist  und  bis  zu  seinem  Tode  das  Geheimnis  gewahrt, 
aber  seinem  intimeren  Kreise  doch  verraten  worden  sein  muß,  so  findet  sich  wahrscheinlich  eine 
Erklärung  darin,  daß  einesteils  das  Erlöschen  der  adelsberechtigten  Prager  Linie  abgewartet  wurde 
und  andererseits  Allio  sich  vielleicht  aus  geschäftlichen  Rücksichten  das  Air  eines  Demokraten 
geben  wollte,  dem  es  an  dem  Adelsprädikat  gar  nicht  gelegen  sei;  denn  bald  zwanzig  Jahre  lang 
sah  er  seine  eigenen  Bildnisse  mit  dem  Adelswappen  da  und  dort  hängen,  aber  nie  „prävalierte** 
er  sich  seines  Adels.  Mit  seinem  Tode  wurden  aber  plötzlich  alle  ihn  überlebenden  Kinder  mit 
einem  Male  adelig,  speziell  sah  ich  das  Insiegel  des  Obristwachtmeisters  Joseph  Gabriel  von 
Allio  auf  einer  Urkunde  des  Jahres  1774  mit  dem  Prager  Wappenbilde. *)  So  verstand  es  dieser 
unheimliche  Mensch  sogar  aus  seiner  eigenen  Untugend  für  sich  Kapital  zu  schlagen.  Im  Adels- 
archiv findet  sich  nicht  die  geringste  Spur  von  einer  Standeserhöhung,  Wappenänderung  oder 
Vermehrung  für  Donat  Feiice  oder  sonst  einen  anderen  Allio.  Allerdings,  es  ist  wahr,  auch  die 
im  obzitierten  Adelsdiplom  für  die  Prager  Allio  vom  Jahre  1694  bezogenen  Wappenbriefe  von 
1585  und  1608  sind  nicht  auffindbar,  und  zwar  der  Tirolische  von  Erzherzog  Ferdinand  absolut 
nicht,  während  der  zweite  von  Kaiser  Rudolf  II.  vielleicht  noch  in  Prag  auffindbar  sein  könnte, 
wahrscheinlicher  ist  jedoch,  daß  beide  überhaupt  nicht  existierten  und  bloß  eine  einfache  Behauptung 
der  Petenten  für  bare  Münze  angenommen  und  für  ein  historisches  Faktum  hingestellt  wurde.  Wer 
einigermaßen  in  die  Adelswerbungen,  Gesuche  und  Resolutionen  jener  Zeiten  Einsicht  zu  nehmen 
Gelegenheit  fand,  wird  dies  nicht  befremdend  und  auch  nicht  unglaublich  finden.  Hat  ja  doch  auch 
unser  Baron  Strudl  1707  seine  Ahnenprobe  bis  in  die  Zeit  der  Kreuzzüge  nachgewiesen,  konnte 
aber  wenigstens  eine  epische  Dichtung  für  seine  Behauptung  anführen. 

Mit  dieser  keineswegs  erbaulichen  Episode  im  bewegten  Leben  des  Allio  sind  wir  aber 
noch  lange  nicht  mit  ihm  selbst  fertig.  Er  hat  lange  gelebt  und  demnach  eine  lange  Geschichte 
hinter  sich. 

In  seiner  militärischen  Laufbahn  sind  wir  dabei  stehen  geblieben,  daß  er  sich  erkühnte,  im 
Jahre  1729,  zu  einer  Zeit  also,  wo  ihm  der  Verweis  wegen  des  so  lange,  so  teuer  und  so  schlecht 
geführten  Schlosserhoffbaues  noch  in  den  Ohren  geklungen  haben  mußte  und  das  Verbot  auf  seine 
Gage,  von  welchem  gleichzeitig  in  den  Akten  die  Rede  ist,  ^  wahrscheinlich  eine  Straffolge  dieses 
verunglückten  Baues,  noch  nicht  aufgehoben  war,  nicht  bloß  um  die  Landoberingenieurstelle,  sondern 
sogar  um  das  Direktoriat  bei  der  Ingenieurakademie  zu  kompetieren,  was  ihm  jedoch  nicht  gelang, 
und  daß  er  in  der  Folge  1730  wenigstens  um  den  „Ingenieur -Hauptmanns  Titul**  bittlich  wurde, 
aber  auch  wieder  ohne  Erfolg.  Allio  war  aber  geduldig  und  konnte  auch  warten.  Inzwischen  hatte 
er  wieder  kein  Glück  mit  seiner  „Stöckelaufführung  auf  den  Militär- Quartierhäusern''  des  Ingenieur- 
hauptmannes Gerardi  und  des  verstorbenen  Montani.  Er  wurde  beschuldigt,  „den  alten  Bau 
verfinstert  und  deteriorirf  zu  haben*)  und  konnte  seit  zehn  Jahren  zu  keinem  Naturalquartier 

')  Dieses  Bild  würde  eher  dem  Meytens  zuzuschreiben  sein  als  das  obgedachte  kleinere,  welches 
K.  Drexler  mit  dem  Namen  Meytens  in  Verbindung  setzt;  dieses  würde  ich  aber  eher  auf  Barth.  Altomonte 
zurückführen,  weil  es  mehr  zeichnerische  als  malerische  Qualitäten  besitzt. 

0  Archiv  des  Landesger.  Landrechtsabhandlungen  ex  1774:  27. 

•)  Protokoll  R.  1727,  f.  1084.  „Verbots  relaxation  in  causa  des  Donato  Allio*. 

*)  Protokoll  1736  R.  f.  1 152. 

4* 


28  ^^®  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

kommen,  weshalb  er  jetzt  um  einen  Betrag  von  4000  fl.  zur  Erbauung  eines  eigenen  „Unter-Ingen.- 
Quartiers  oder  um  Zahlung  der  jährlichen  Interessen  davon  per  200  fl.  als  ain  Quartiergeld''  ^) 
einkommt 

Zur  Abwechslung  wurde  Donat  Allio  auch  ein  Arbeiterlieferant  für  den  Festungsbau  in 
Belgrad,  entkleidete  sich  aber  zu  diesem  Zwecke  seiner  Charge  als  Unteringenieur  und  seines  Dienst- 
verhältnisses zum  Militärärar,  denn  im  Februar  1739  lesen  wir  im  Protokoll  Exh.  f.  665:  „Contrad 
so  von  Seiten  des  kay.  Hof -Kr.  Raths  mit  dem  allhiesigen  bürgerlichen  Maurermeister 
Donat  Allio  wegen  Aufbringung  und  Abschickung  nacher  Belgrad  zum  Fortifications  Bau  100  Maurer- 
gesellen gegen  inbemelte  conditiones  und  Verpflegung  geschloßen  worden**.  Allio  hatte  es  sich  also 
bequem  eingerichtet,  indem  er,  je  nachdem,  entweder  den  „bürgerl.  Maurermeister"  oder  den 
„kay.  Fortif.  Unter-Ingenieur"  hervorkehrte  und  diese  oder  jene  Funktion  ausübte;  denn  als 
jetzt,  im  Jahre  1740,  sein  Gegner  und  siegreicher  Mitbewerber,  Obristwachtmeister  und  Landober- 
ingenieur Gerardi,  wahrscheinlich  infolge  von  Intriguen  des  Allio  auf  seinen  Posten  resignierte, 
erscheint  wieder  Donatus  Felix  Allio  als  „kay.  Fortif.  Unter -Ingen."  mit  der  Bitte  um  Conferirung 
dieser  Stelle.  =^)  Aber  auch  diesmal  gelang  es  ihm  wieder  nicht,  er  wurde  einfach  übersehen  und  viel- 
leicht aus  Kränkung  darüber,  und  da  er  auch  die  „Zahl  piquen"  nicht  bekommen  hatte,  welche  dem 
Hauptmann  Welser  konferiert  wurde, ^)  unternahm  er  im  Jänner  1741  eine  Reise  nach  Schlesien 
und  bat,  seinem  Sohn,  dem  Akzessisten  Josef  Allio,  zu  bewilligen,  auf  zwei  Monate  mitreisen  zu 
dürfen.  Nur  noch  im  Jahre  1744  tauchte  sein  Name,  aber  immer  noch  als  „Unter -Ingenieur"  in  den 
Protokollen  auf,  bis  es  im  Jahre  1747  anläßlich  des  eingetretenen  allgemeinen  Friedens  zu  einer 
Reorganisation  und  Reduktion  des  Ingenieurkorps  kommen  sollte;  Allio  meldete  sich  wieder,  indem 
er  ad  captandam  benevolentiam  im  Dezember  1747  „seine  bei  der  allhiesigen  Fortifikation  geleistete 
Dienste  und  dem  Aerario  contribuirten  Nutzen  remonstriert".  Er  hatte  nämlich  schon  Wind  bekommen, 
daß  er  entlassen  wird,  da  ihm  im  Mai  des  Jahres  1747  befohlen  wurde,  sein  ärarisches  Dienst- 
quartier auf  Michaeli  für  das  Ingenieurdirektorium  zu  räumen. 

Seine  „Remonstration"  blieb  wieder  erfolglos,  er  wurde  nicht  mehr  angestellt  und  als  „Unter- 
Ingenieur"  im  Jahre  1747  pensioniert.  Der  Herzog  Karl  zu  Lothringen  zeigte  im  April  1748 
dem  Hofkriegsrat  an,  „aus  was  Ursachen  der  vorhin  allhier  atigestellt  geweste  Unter-Ingenieur  Felix 
Allio  zu  dem  neu  formirten  Ingen.  Corpo  nicht  khönne  angenommen  werden,  es  seye  aber  billig*', 
setzte  er  dazu,  „ihm  seine  Rückstände  erhalten  zu  machen,  und  auch  pro  futuro  die  Reductionsgage 
anzuweisen".*) 

Dieser  Bescheid  wurde  der  Hofkammer  zur  Flüssigmachung  der  ausständigen  Gebühr  („von 
über  80  Monat"),  anderweitigen  Forderung  und  „von  der  Zeit  der  Reduktion  die  Halbscheit  seiner 
ehemaligen  Gage"  kommuniziert.  Zufälligerweise  fand  ich  in  den  Protokollen  der  n.-ö.  Regierung  im 
Archive  des  Ministeriums  des  Innern  die  Anweisung  auf  die  ihm  verliehene  jährliche  Pension  von 
400  fl.  de  dato  20.  Oktober  1749,  aus  welcher  wir  somit  erfahren,  daß  ein  Unteringenieur  800  fl.  bezogen 
habe,  falls  ihm  nicht  aus  anderen  Rücksichten  die  Pension  höher  als  die  Hälfte  der  Gage  betrug, 
bemessen  wurde.  Das  scheint  auch  der  Fall  und  die  Unteringenieursgage  nicht  so  hoch  gewesen 
zu  sein,  nachdem  sein  Sohn  Josef  über  Antrag  desselben  Herzogs  zu  Lothringen  im  Jahre  1750 
den  „Character  eines  Ingen.  -  Oberleutnant  mit  den  anklebenden  600  f.  gage"  bekam. 


»)  Prot.  E.  Februar  f.  350. 
»)  Prot.  1740  E.  f.  1571. 
•)  Protokoll  Exh.  1738  F.  819. 
*)  Ebenda.  Reg.  1748  Fol.  480. 


von  Alexander  Hajdecki.  29 

Wir  haben  somit  an  Hand  der  offiziellen  Aktenstücke  die  ganze  militärische  Laufbahn  des 
Donat  Allio  von  1711  bis  1747,  also  die  36jährige  Dienstzeit  desselben,  Schritt  auf  Schritt  ver- 
folgen können  und  konstatiert,  daß  derselbe  wohl  ,,per  inconcessum""  von  dem  Unteroffiziersposten 
eines  Fortifikationswerkmeisters  zum  Offiziersrange  eines  ,,Unter-Ingenieurs"  emporkam,  über 
diese  Grenze  jedoch  trotz  zwanzigjähriger  Bemühungen  und  Bewerbungen  nicht  mehr  hinauskam. 
Von  einer  Verleihung  des  Hauptmannsranges  oder  -Titels  findet  sich  auch  in  den  Akten  keine 
Andeutung,  im  Gegenteile  sehen  wir,  daß  er  bis  zu  seiner  Pensionierung  „Unter -Ingenieur^  betitelt 
wurde.  Er  muß  sich  daher  auch  den  Hauptmannstitel  usurpiert  haben,  sobald  ihm  derselbe  in  den 
offiziellen  Totenprotokollen  der  Stadt  Wien  beigelegt  und  er  auch  in  den  Abhandlungsakten  nach 
seinen  zwei  1774  verstorbenen  Töchtern  als  „abgeleibter  k.  k.  Ingen.  Hauptmann"  bezeichnet  wurde. 

Es  ist  schade,  daß  uns  der  Akt  mit  der  Begründung  seiner  Pensionierung  durch  den  Herzog 
von  Lothringen  nicht  erhalten  geblieben  ist,  aber  aus  dem  Ton  und  Wortlaut  geht  hervor,  daß 
es  seine  mangelhafte  Qualifikation  war  —  ebenso  schade,  daß  auch  die  Verlassenschafts -Abhand- 
lungsakten nach  ihm,  welche  erst  im  Jahre  1849/50  skartiert  wurden,  verloren  gingen.  Nur  noch  die 
Notiz  ist  vorhanden,  daß  sein  Testament  den  25.  Mai  und  ein  (später  aufgefundenes)  Kodizill  am 
10.  November  1761  publiziert  und  beide  am  7.  Februar  1765  dem  Ingenieur-Prodirektorio  „extradirt" 
wurden.  Er  muß  jedoch  ein  namhafteres  Vermögen  zurückgelassen  haben,  da  jede  von  den  ihn  um 
13  Jahre  überlebenden  Töchter  noch  über  ein  Barkapital  von  zirka  4000  fl.  verfügte.  Joh.  Bapt. 
von  Allio  wurde  ihr  Universalerbe  und  eine  Nichte  der  Maria  Regina,  die  Tochter  des  Ingenieur- 
majors von  Lauer,  erhielt  ein  Legat  von  1000  fl. 

Ob  nun  auf  Grund  des  obigen  curriculum  vitae  unseres  Unteringenieurs  in  ihm  eine  „für  die 
Kunstgeschichte  höchst  bedeutende  Erscheinung'',  wofür  ihn  II g  hält,  erblickt  und  ihm  der  stolze 
Bau  von  Klosterneuburg  wirklich  zugeschrieben  werden  kann,  mag  hier  dahingestellt  sein;  ich  ver- 
weise bloß  darauf,  daß  der  von  Essen  wein ^)  mitgeteilte  „Plan  von  Klosterneuburg  vor  dem  Neu- 
bau des  Klosters  vom  Architekten  Allio''  kaum  mehr  als  für  eine  Situationsskizze  angesehen  werden 
kann,  behalte  mir  aber  vor,  den  von  II g  dem  Allio  zugedachten  Prachtbau  der  Salesianerkirche 
in  Wien  für  Fischer  von  Er  lach  gelegentlich  zu  revindizieren.  Auch  Klosterneuburg  wird  sich 
nach  einen  anderen  „Architekten"  umsehen  müssen.  Zwar  stellt  es  auch  Prälat  Dr.  K.  Drexler 
in  seinem  obzitierten  Buche*)  als  Tatsache  hin,  daß  der  „Mailänder  (?)  Felix  Donato  d'Allio, 
Oberstlieutenant  an  der  k.  Ingen.  Acad.",  „die  Pläne  entworfen"  habe,  folgt  darin  aber  nur 
dem  Albert  II g  und  macht  den  angeblichen  Architekten  obendrein  zu  einem  „Oberstleutnant^,  was  er 
nie  war,  denn  nur  sein  Sohn  Joh.  Bapt.  hat  diesen  Titel  als  Administrativbeamter  beim  „Ingenieur- 
Corpo"  spät  nach  des  Vaters  Tode  erhalten,  wie  wir  schon  wissen,  und  versucht  diese  Behauptung 
gar  nicht  des  näheren  zu'  begründen.  Freilich  wird  einige  Zeilen  später  der  Kontrakt  des  Stiftes  mit 
Felix  von  Allio,  „kais.  lügen.",  und  Franz  von  Allio,  Baumeister,  erwähnt,  welcher  noch  im  Original 
vorhanden  zu  sein  scheint;  aber  wozu  verpflichtet  sich  dort  der  Herr  Ingenieur?  Einfach  nur  dazu, 
„den  ganzen  Bau  zu  dirigiren  und  nach  vorhandenem  Riß  aufzuführen"  Da  ist  doch  klar 
seine  Berufstätigkeit  gekennzeichnet  und  die  Bauoberaufsicht,  welche  allein  ihm  kontraktlich  zukam, 
von  der  Tätigkeit  des  Architekten  als  des  projektierenden  und  entwerfenden  Künstlers  auseinander- 
gehalten, denn  er  hatte  den  Bau  „nach  vorhandenem  Riß"  zu  führen.  Also  der  Riß  war  schon 
vorhanden  und  von  jemand  anderem  entworfen,  sonst  hätte  es  sich  der  ehrgeizige  Mann  nicht  gefallen 
lassen,  diese  Textierung  zu  unterschreiben.  Für  mich  war  es  längst  auch  ohne  dieses  Dokument 


1)  In  Band  5  der  Berichte  (1861)  S.  61:  „Die  Johanneskapelle  in  Klosterneuburg''. 
»)  Ibid.  p.  141,  143. 


30  ^>c  Dynisten- Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

klar,  daß  Allio  mit  diesem  grandiosen  Bauprojekt  gar  nichts  als  Architekt  zu  tun  haben  konnte, 
der  Wortlaut  dieses  Kontraktes  stellt  aber  dieses  Faktum  außer  Zweifel  fest. 

Durch  die  liebenswürdige  Zuvorkommenheit  des  P.  T.  hochwürd.  Herrn  Stiftspropsten  Bern- 
hard Peitl  sind  wir  in  der  Lage,  auch  das  zweite  und  weit  interessantere  Bildnis  des  Donat 
Allio  nach  einer  photographischen  Aufnahme  unseren  Lesern  vorzuführen.  Es  soll  zugleich  ein 
beredtes  Zeugnis  dafür  ablegen,  daß  Allio  nicht  der  Urheber  des  stolzen  Prälatenbaues  gewesen 
sei.  Ich  kann  mir  lebhaft  vorstellen,  wie  er  den  vielbeschäftigten  Hof-  und  Aristokratenmaler  Meytens 
endlich  dazu  gebracht  hatte,  auch  sein  Bildnis  zu  malen  und  ihm  den  Aufriß  des  Stiftsgebäudes,  als 
ein  sichtbares  Zeichen  und  Dokument  für  die  geistige  Urheberschaft  desselben  in  die  Hand  zu  drücken. 
Meytens  kannte  aber  seine  Leute  und  obwohl  das  Schmeicheln  mit  der  Farbe  gewohnt  und  zu 
Gesichtsfälschungen  leicht  zu  haben,  hatte  er  doch  vor  einer  Geschichtsfälschung  Respekt. 
Er  gab  ihm  daher  wohl  eine  aristokratisch  feine,  rosige  Hand,  aber  in  die  zarten  Finger  drückte 
er  ihm  eine  Rolle,  an  deren  unterem  Rande  bloß  ein  Zipfel  des  großen  Baues  sichtbar  ist  und  zwar 
lediglich  die  fortifikatorischen  Zirkumvallationslinien  mit  ihrem  Zickzack -Winkelwerk, 
zum  Zeichen,  daß  Allio  an  dem  ganzen  Bau  nur  diesen,  seiner  Berufstätigkeit  nahe- 
liegenden Teil,  als  sein  Werk  in  Anspruch  zu  nehmen  berechtigt  wäre,  welcher  übrigens  auch 
nicht  zur  Ausführung  gelangte,  weü  er  schon  damals  längst  antiquiert  war. 

IL  Die  Aliprandi. 

Während  wir  soeben  sahen,  daß  der  Name  der  „Allio"  in  der  Kunstliteratur  weit  über  die 
Gebühr  oft  genannt  und  breitgetreten  wird,  müssen  wir  bei  seinem  Alphabetnachbar,  dem  Namen 
„Aliprandi**,  konstatieren,  daß  er  in  ganz  entgegengesetzter  Richtung  dort  beinahe  unbekannt 
geblieben  ist  und  mit  Stillschweigen  übergangen  wird,  obgleich  die  Aliprandi,  Alibrandi  oder 
AI  Hb  ran  di  mehr  ins  eigentliche  Künstlerfach  einschlagen,  nachdem  ihre  Hauptbeschäftigung 
und  Tätigkeit  in  Wien  eigentlich  im  „Stucco"  gelegen  war.  Wieder  ein  typisches  Beispiel  jener 
Comaskenart,  wie  ich  sie  oben  als  eine  charakteristische  Eigentümlichkeit  dieses  artistischen  Wander- 
volkes hervorgehoben  habe :  das  plötzliche  und  unaufhörliche  Auftauchen  auf  allen  Ecken  und  Enden 
von  Europa,  aber  in  stetem  Kontakt  mit  dem  Mutterlande.  Die  Aliprandi  nahmen  sogar  den  Anlauf, 
auch  im  Orient  festen  Fuß  zu  fassen,  indem  wir  später  einen  aus  Kairo  gebürtigen  Stockadorer 
dieses  Namens  in  Wien  tätig  finden  werden.  Dieses  wäre  der  erste  und  einzige  nachweisbare 
Versuch  dieser  Comasken,  ihre  Tätigkeit  auch  auf  den  fernen  Osten  auszudehnen. 

Diese  FamUie  stammt  also  ebenfalls  aus  dem  „stato  di  Müano,  vescovato  di  Como",  und 
erscheint  zum  ersten  Male  auf  dem  Wiener  Boden  zu  Ende  des  XVII.  Jahrhunderts,  und  zwar  mit 
einem  Debüt  im  Maurerfache,  weshalb  sie  auch  hier  besprochen  werden  muß. 

In  der  älteren  Literatur  nennt  bloß  D  labacz  ^)  einen  Vertreter  dieses  Namens,  den  „Johann 
Baptist  Alliprandi",  freilich  gleich  als  einen  „k.  k.  Architekten"  in  Prag  um  1708,  nach  dessen 
Zeichnung  er  auch  den  Stich  einer  Statue  in  Prag  anführt. 

Diesen  JohannBapt.  Aliprandi  habe  ich  nun  während  seiner  Lehrzeit  in  Wien  ausfindig 
gemacht,  er  ist  aber  nicht  der  erste  seines  Zeichens  auf  dem  Wiener  Boden.  Als  solcher  tritt  uns 
vielmehr  einChristophAliprandimit  seiner  Ehegattin  Anna  Maria  in  den  Geburtsprotokollen  der 
St.  Stephanspfarre  in  dem  vereinzelten  Falle  der  Taufe  eines  Kindes,  Johann  Baptist,  im  Jahre  1682 
entgegen.  Sonst  ist  er  nirgends  mehr  zu  finden,  also   ein   Zugvogel  entweder  aufs  flache  Land 


>)  Böhmisches  KünsUerlexikon. 


Donato  Fellce  Alllo. 


von  Alexander  Hajdecki.  31 

oder  auf  dem  Wege  von  oder  bereits  nach  seiner  Heimat  Daß  er  eher  noch  dem  Maurermeister- 
Handwerke  angehört  haben  dürfte,  dafür  spricht  der  Umstand,  daß  ihm  als  Taufpaten  der  bekannte 
Maurermeister  Karl  C  a  n  e  v  a  I  mit  seiner  Gattin  Maria  Magdalena  zur  Seite  stand.  Indeß  kann  dieser 
durch  Zufall  in  Wien  1682  geborene  Johann  Baptist  Aliprandi  nicht  mit  unserem  obigen  Prager 
„Architekten"  gleichen  Namens  identisch  sein,  denn  schon  im  Jahre  1685  begegnen  wir  hier  einem 
Lehrjung  Johann  Baptist  Aliprandi,  welchen  wir  daher  als  senior  bezeichnen  müssen  und  mit 
dem  Prager  Architekten  identifizieren  werden.  In  den  Aufdingprotokollen  der  bestandenen  Wiener 
Maurermeisterzunft  ist  nämlich  Folgendes  zu  lesen:  „Den  17.  Juni  4685.  Dem  Franz  Martinelli 
Maurer  ein  Lehrjung  Johann  Bapt.  Allibrandi  von  Mospa  (?)  in  Wälschland  gebürtig" 
(aufgedingt).  Seine  Nebenbürgen  waren  Karl  Carlon  und  Joh.  Bapt.  Luges"  (Lucchesi?).  Erst 
wieder  nach  elfjähriger  Lehr-  und  Gesellenzeit  ist  von  ihm  in  diesen  Protokollen  die  Rede,  wo  es 
heißt:  „Am  22.  Juni  1696  hat  Baptist  (Ali)  Brandi  sein  Pallirjahr  angefangen".  Seine  Meisterschaft 
hat  er  nicht  mehr  in  Wien  erlangt,  daher  ich  vermute,  daß  er  um  1697  als  Pallir  zum  Martin 
Allio  nach  Prag  ging  und  dort  seine  weitere  baumeisteriiche  Karriere  machte,  die  sich  in  dem 
Rahmen  derjenigen  seines  Prager  Meisters  oder  des  Wiener  Donatus  Allio,  der  Piazzoli  u.a. 
bewegte.  Er  wurde  nämlich,  wahrscheinlich  sogar  als  Nachfolger  des  Martin  Allio,  Fortifikations- 
Werkmeister,  sogar  „Oberbaumeister",  wie  dies  aus  den  nachfolgenden  dokumentarischen  Nach- 
weisen erhellt. 

Der  Prager  Stadtkommandant  Feldmarschall  Graf  Daun  erinnert  den  Hofkriegsrat  in  Wien 
im  Jänner  1706,^)  „daß  der  Baptist  Allibrandi  zu  der  Fortifications  Ober-Baumeister  Stöll  in 
Prag  nit  tauglich  sei,  schlagt  den  Dietzenhoffer  vor". 

In  einem  Auszuge  aus  dem  „Referat  Wegen  Ersetzung  der  Prager  Fortifications  Baumeister 
Stöll"  heißt  es  weiter  „wozu  der  Egerische  Baumeister  Bayr,  und  statt  dessen  (also  secundo  loco) 
der  Allibrandini  (sie)  vorgeschlagen  wird".  In  margine  sind  zu  diesem  Satze  als  Schlagworte 
für  den  Index  die  Namen :  „Mayr  Joh.  Georg"  ^  und  darunter  „Pay er  Paul  Ignati"  angemerkt. 
Daraus  könnte  gefolgert  werden,  daß  unter  Joh.  Georg  Mayr  der  bisherige  Prager  Fortifikations- 
Baumeister  gemeint  sei,  während  der  zweite  den  Egerischen  Baumeister  näher  bezeichnen  soll.-^) 

Aliprandi  muß  einen  Rückhalt  in  Wien  gehabt  haben,  denn  er  trug  den  Sieg  sowohl  über 
Dietzenhoffer  als  auch  über  Bayr  davon  und  wurde  anfangs  April  1706  zum  Fortifikations- 
Oberbaumeister  in  Prag  ernannt,  weil  er  schon  am  9.  jenes  Monats  um  seine  Vereidigung,  „Ablegung 
des  Juraments"  qua  talis  bittlich  wurde.  Erst  nach  zehn  Jahren  tauchte  sein  Name  in  diesen  Proto- 
kollen in  einer  Weise  wieder  auf,  die  auf  ernste  Konflikte  in  seiner  Stellung  schließen  läßt.  Im 
April  1717  wird  nämlich  der  „Prager  Fortifikations -Baumeister  Alibrandi  „beordert,  auf  seinen 
Posto  nach  Prag"  zurückzukehren.  Dagegen  reicht  Aliprandi  sofort  ein  förmliches  Urlaubsgesuch 
um  „lizenz  von  dasiger  (Prager)  Fortifikations  Arbeit  ausbleiben  zu  dörffen"  ein,  welches  an  General 
Sickingen  nach  Prag  zur  Begutachtung  geleitet  wurde. 

Im  März  1720  starb  aber  Alibrandi  und  wir  erfahren,  daß  seine  Witwe  Barbara  Caecilia 
geheißen  hat,  mit  sieben  Kindern  zurückgeblieben  ist  und  um  die  Auszahlung  des  „gewöhnlichen" 
Sterbequartals  bittlich  wurde.  Aus  dem  Wiener  Testamente  seines  Bruders  Anton  A 1  i  p  r  a  n  d  i,  eines 


»)  Archiv  des  k.  u.  k.  Reichs -Kriegs -Ministeriums.  Protok.  E.  1706.  Fol.  76  und  126. 

•)  Neben  dem  Mayr  ist  ein  f  notiert,  zum  Zeichen  daß  er  inzwischen  verstorben  war. 

'')  C.  Gurlitt.  Geschichte  des  Barockstiles  in  Deutschland  1889  nennt  S.  207  einen  „Prager«  Baumeister 
Bayer  als  den  Autor  der  Umbauten  der  böhmischen  Kirchen  „in  gotischen  Formen",  wie  er  auch  den  von  mir  im 
Artikel  „Allio"  als  Fortifikations -Baumeister  zu  Eger  genannten  Abraham  Leutner  auf  S.  200  als  einen  Prager 
Architekten  Abraham  Lentner  in  Evidenz  hält. 


32  ^ic  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Haushofmeisters,  vom  Jahre  1728  erfahren  wir  aber,  daß  sie  eine  geborene  „Bussi"  war.  Er 
ließ  nur  einen  Sohn  Joseph,  aber  sechs  Töchter  zurück.  Ob  nun  der  Titel  „k.  k.  Architekt*  auf 
Grund  dieser  Laufbahn  gerechtfertigt  erscheint,  bleibe  dahingestellt,  aber  der  Bericht  des  Grafen 
Daun  bietet  uns  einen  willkommenen  Anlaß  zur  Einschiebung  einer  kurzen  Betrachtung  über  die 
deutsche  Maurer -Dynasten -Familie  der  Dietzenhoffer,  auch  Dientzenhoffer  geschrieben,  welche 
durch  volle  zwei  Jahrhunderte  in  der  Geschichte  der  deutschen  Architektur  eine  hervorragende  Rolle 
spielte,  deren  Anfänge  jedoch,  wie  sich  zeigen  wird,  auf  Wien  zurückzuführen  sind,  woselbst  auch 
einige  Anhaltspunkte  zur  Feststellung  ihrer  künstlerischen  Qualitäten  zu  finden  sein  werden. 

Über  die  Diezenhoffer,  deren  (sieben)  Familienglieder  mit  Bezug  auf  ihre  baukünstlerische 
Tätigkeit  dort  auch  besprochen  werden,  ist  Näheres  bei  C.  Gurlitt*)  nachzulesen,  wo  namentlich 
zweien  davon,  dem  Christoph  (f  1722)  und  dessen  Sohn  Kilian  Ignatz  (f  1752)  eine  um- 
fassende Würdigung  ihrer  angeblichen  Werke  zuteil  wird. 

In  dem  ob  mitgeteilten  Berichte  des  Grafen  Daun  vom  Jahre  1706  in  Betreff  des  Aliprandi 
wird  nun  ein  „Diezenhoffer"  genannt,  welchen  dieser  Graf  als  Stadt-  und  Festungskommandant 
von  Prag  zum  „Oberbaumeister  der  städtischen  Fortifikation"  in  Vorschlag  bringt,  um  welche  Stelle 
auch  unser  Aliprandi  und  der  Egerische  Baumeister  Paul  Ignaz  Bayer  kompetierten.  Es  wird  also 
hier  der  „Dietzenhoffer**  bezüglich  seiner  künstlerischen  oder  handwerklichen  Befähigung  und 
Aspirationen  den  uns  schon  bekannten  „Werkmeistern"  in  Prag  und  Wien,  wie  die  Allio,  Rossi, 
Casanova,  Orsi  u.  s.  w.  unter  den  Italienern,  Abraham  Leutner,  Schwarzbauer,  Gruber 
und  Huber  oder  Veith  Kanka  unter  den  deutschen  und  tschechischen  Vertretern  dieses  Faches 
gleichgestellt  und  dadurch  schon  sein  künstlerisches  Signalement  gegeben. 

Es  entsteht  nun  die  Frage,  welcher  Diezenhoffer  hier  gemeint  sein  könne?  Und  da  es 
sich  um  die  Prager  Meister  von  1706  handelt,  so  können  bloß  zwei  in  Betracht  kommen,  der  Vater 
Christian  und  der  Sohn  Kilian.  Da  jedoch  im  Jahre  1706  Kilian  erst  16  Jahre  alt  war,  also  kaum 
über  die  Lehrlingsjahre  hinaus  sein  konnte,  so  wird  darunter  nur  Christoph  Diezenhoffer 
verstanden  sein,  welchem  als  sein  „großes  Hauptwerk*"  die  Jesuitenkirche  St.  Nikolai  in  Prag 
zugeschrieben  wird.  Er  gehörte  demnach  dem  Kreise  jener  „Architekten"  an,  welche  in  den  von  mir 
hier  zum  erstenmale  benutzten  Quellen  ausschließlich  „Bau-  oder  Maurermeister"  genannt  werden  und 
von  welchen  ausnahmsweise  nur  ein  einziger,  der  Donatus  Allio,  über  dieses  Niveau,  wenigstens  was 
den  Titel  anbelangt,  sich  zu  erheben  getrachtet  und  verstanden  hat.  Daß  Christoph  Diezenhoffer 
zu  diesem  Kreise  gehörte  und  in  demselben  sich  bewegte,  dafür  kann  ich  noch  folgenden  Umstand 
anführen.  Diezenhoffer  muß  um  1700  eine  zweite  Ehe  geschlossen  haben  und  dazu  suchte  er 
sich  die  Handwerkstochter  oder  Witwe  Aichbauerin  aus,  weil  sein  Stiefsohn  Johann  Georg 
Aichbauer  „ein  Maurermeister"  war,  als  solcher  im  Jahre  1716  mit  der  Kriegsverwaltung  einen 
Kontrakt  wegen  des  „Brünnerischen  Fortifikationsbaues  auf  fünf  Jahr"  geschlossen  hatte  und  zu  diesem 
Zwecke  von. seinem  „Stiefvater  Diezenhoffer"  eine  Kaution  „statt  seiner"  angelegt  worden  waren.*) 

Nach  Beendigung  des  Baues  und  dem  inzwischen  erfolgten  Tode  des  nun  „verstorbenen 
Stiefvaters  Diezenhoffer"  (f  1722)  verlangte  Aichbauer  im  August  1723  die  Herausgabe  dieser 
Kaution,  worüber  General  Zinzendorf  zu  berichten  hatte  und  berichtete,  daß  „der  vom  Aichel- 


1)  Geschichte  des  Barockstiles  in  Deutschland,  insbesondere  S.  203,  332  ff.  und  2G9  bis  279.  Ich  halte  die 
Schreibweise  „Diezenhoffer"  für  die  richtige,  weil  diese  nicht  nur  in  den  Wiener  Kirchenregistern  des  XVll.  Jahr- 
hunderts überwiegend  vorkommt,  sondern  auch  in  den  Protokollen  des  XVIII.  ausschließlich  gebraucht  wird.  Heller, 
der  Biograph  dieser  Familie  (Bericht  über  den  Kunstverein  zu  Bamberg  1843)  schreibt:  „Dienzenhofer",  dagegen 
Gurlitt  stets  „Dientzenhofer*. 

*)  Archiv  des  Reichs -Kriegs -Ministeriums  Protok.  R.  1723.  f.  336,  759  und  870. 


von  Alexander  Hajdecki.  33 

bauer  (sie)  zu  Brunn  wiewohlen  fruchtlos  geführte  Fortifikations  Bau  untadelhaft  seie,  mithin  die 
für  ihme  von  dem  Diezenhoffer  eingelegte  Caution  zurückgestellt  werden  könnte,  wenn  auch  ex 
parte  politica  nichts  dagegen  eingewendet  würde**.  In  diesem  Sinne  ging  auch  eine  Rekommandation 
der  Kriegsverwaltung  an  die  „böhmische  Cantzley"  am  19.  September  ab. 

Kilian  Ignatz  Diezenhoffer  entging  vielleicht  glücklicherweise  der  zunftmäßigen  Aus- 
bildung in  seinem  Fache,  sonst  wäre  er  gewiß  mit  der  Zeit  ein  ernster  Anwärter  auf  eine  Fortifikations- 
baumeisterstelle  gewesen,  namentlich  nach  dem  Ableben  des  Aliprandi  im  Jahre  1720,  wo  er  schon 
30  Jahre  alt  war.  Diese  Stelle  erhielt  aber  wieder  ein  Italiener  namens  Scott i,  welcher  erst  1737 
starb.  Noch  ein  Umstand  spricht  dafür,  daß  Kilian  eine  schulmäßige  Ausbildung  genossen  haben 
kann.  Ich  finde,  daß  im  Jahre  1763  ein  Generalauditor- Leutnant  Dinzenhofer  zu  Olmütz  angestellt 
war  und  in  einen  großen  Konflikt  mit  der  vorgesetzten  Behörde  geraten  ist.  Er  verließ  eigenmächtig 
seinen  Dienstposten  und  ging,  wie  es  seinerzeit  auch  unser  Aliprandi  tat,  nach  Wien.  Das 
Ministerium  erließ  jedoch  einen  harten  Befehl  an  den  General  Neipperg,  „daß  der  schon  einige 
Monate  alhier  (in  Wien)  befindliche  Gen.  Aud.  Leut.  Dinzenhofer  wann  er  bis  zum  26.  d.  M. 
(Jänner)  in  Wien  noch  anwesend  wäre,  beym  Kopf  genommen  (!)  und  die  Anzeige  davon 
gemacht  werde  solle**.*)  Er  wurde  nachher  auch  zu  einem  dreimonatlichen  Profoßenarrest  kon- 
demniert und  seine  Gattin,  eine  geborene  Mo  nn  er  in,  bittet  aus  diesem  Anlasse,  „sich  ihrer 
anzunehmen**. 

Ich  halte  diesen  Auditor  für  einen  jüngeren  Bruder  des  Kilian,  und  nachdem  dieser  die 
juridische  Laufbahn  gewählt  hatte,  ist  leicht  anzunehmen,  daß  der  Vater  den  älteren  Sohn  für  die 
höhere  technische  bestimmt  haben  kann. 

Viel  interessantere  Nachrichten  über  die  Diezenhoffer  des  XVIL  Jahrhunderts  haben  uns 
aber  die  Wiener  Archive  aufbewahrt,  bn  Ereignisprotokolle  B.  I.  des  Genossenschaftsarchivs  des 
Wiener  Baugewerbes  findet  sich  unter  dem  Datum  1640  folgende  Eintragung:  „Ist  der  Wolff 
Diezenhoffer  (sie)  sammt  seinen  Purgen  vom  Meister  Georg  Veuth  ledig  gezahlt  —  und 
Gebühr  erlegt**. 

Damit  im  Zusammenhange  steht  die  zweite  dokumentarische  Nachricht  vom  Jahre  1643, 2) 
laut  welcher  „am  10.  Mai  der  ehrsame  Wolf  Diezenhoffer  ein  Maurer,  aus  Bayern  in  Auer- 
pfarr  (?)  gebürtig,  die  ehrentugendsame  Mariam  Braun  in  des  Martin  Braun,  eines  gew.  Böcken 
zu  Arxersdorff  (?)  seel.  Tochter**  geheiratet  hat.  Als  Beistände  fungierten:  Paul  Hoff  er  und  Wolf 
Zehetner,  wahrscheinlich  auch  Maurermeister.  Ihm  wurde  hier  1644  ein  Kind  geboren.  Auf  Jahr- 
zehnte verschwindet  er  dann  aus  der  Evidenz,  bis  erst  wieder  im  Jahre  1667  der  Name  Wojf 
Diezenhoffer  auftaucht.  In  denselben  Protokollen  wird  nämlich  verzeichnet:  „den  24.  Sep- 
tember 1667  hat  Wolf  Diesenhoffer  Maurergesell  um  die  Meisterschaft  angehalten**.  Sollte 
es  derselbe  Wolf  gewesen  sein,  welcher  als  „ein  Maurer**  1643  hier  geheiratet  hat  und  dann  spurlos 
verschwunden  ist?  Er  müßte  dann  wenigstens  1620  geboren  worden  sein,  wäre  also  jetzt  mit 
47  Jahren  noch  immer  ein  Maurergeselle?  Ganz  ausgeschlossen  wäre  es  nicht,  denn  wir  haben 
schon  einen  Allio  als  ewigen  „Gesellen**  kennen  gelernt  und  viele  Sterbefälle  von  „Gesellen**  in 
höheren  Lebensjahren  habe  ich  schon  konstatieren  können,  es  ist  aber  auch  immerhin  möglich,  daß 
wir  es  hier  mit  einer  anderen  Person,  vielleicht  mit  dem  Sohne,  zu  tun  haben,  denn  in  den  Tauf- 
protokollen von  St.  Stephan  ist  im  Jahre  1668  der  Taufakt  des  Kindes  Wolf  gang  Augustin  ver- 
zeichnet, als  dessen  Eltern  Wolf  gang  Diesenhoffer  und  Margaretha  erscheinen. 


0  ibid.  Prot,  in  judicialibus  1763,  pro  Jänner  und  Juli. 
*)  Libri  copulat.  bei  St.  Stephan. 

XZXIX.  Band. 


34  ^ic  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau*  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Am  20.  Dezember  1660  hat  weiters  derselbe  „Wolf  Dlnsenhoffer,  Maurer",  laut  dem- 
selben Ereignisprotokolle  „sein  Meisterstück  vorgewiesen,  und  weillen  an  diesem  Mängel  erfunden, 
ist  ihm  auf  sein  Bitt  zur  Straff  12  Rthl.  nach  und  nach  zu  geben  auferlegt  worden,  worüber  er 
angelobt  und  für  einen  Meister  an-  und  aufgenommen  worden".  Fast  vier  Jahre  später,  den 
4.  Dezember  1673,  hat  er  „Wolff  Dienstenhoffer  (sie)  sein  Meister  Mahl  gegeben"  und  hiemiet 
verschwindet  er  aus  meiner  Evidenz. 

Erst  im  Jahre  1700  taucht  wieder  eine  Spur  der  Diezenhoffer  in  Wien  auf.  Am 
15.  August  d.  J.  heiratet  0  nämlich  „der  ehrbar  Johannes  Carolus  Jacobe  ein  Mahler  aus  dem  Reich 
von  Iser  gebürtig,  des  Johann  Christoph  Jacobe  seel.  Sohn,  die  Jungfrau  Constantiam  Dizen- 
hofferin  des  Johann  Joachim  Dizenhoffer  ehel.  Tochter".  Ihr  Vater  muß  noch  am  Leben  gewesen 
sein,  sonst  würde  er  ausdrücklich  als  „seelig"  bezeichnet  worden  sein.  Vielleicht  zu  derselben 
Familie  gehörig  ist  noch  ein  Wiener  Maurermeister  desselben,  nur  möglicherweise  nach  der  Art 
jener  Zeit  falsch  geschriebenen  Namens.  Am  14.  September  171 P)  heiratet  nämlich  „der  ehren- 
geachte  Herr  Mathias  Dizendorffer  ein  Maurermeister  und  Wittiber  bei  der  g.  Krone  in 
eigener  Behausung  bei  Mariahilf  eine  Wittib  Mariam  Caeciliam  0 1 1  i  n".  Hiemit  sind  die  Nachrichten 
über  die  Diezenhoffer  auf  dem  Wiener  Boden,  was  deren  Personalien  anbelangt,  noch  nicht 
erschöpft  und  auch  die  Familienidentität  des  Wiener  Zweiges  mit  den  gleichnamigen  fränkischen 
und  Prager  Baumeistern  nicht  näher  angedeutet. 

Bekanntlich  übergehen  in  vielen  Familien  gewisse  Vornamen  traditionell  von  Vater  auf  den 
Sohn,  so  daß,  wenn  auch  die  Kette  ein  oder  das  andere  Mal  durchbrochen  wird,  namentlich  infolge 
des  alten  Brauches,  den  Täuflingen  die  Vornamen  der  Taufpaten  zu  geben,  was  oft  nicht  zu  umgehen 
ist  —  doch  auch  in  späteren  Generationen  —  (Atavismus)  derselbe  Namen  konstant  wiederkehren 
wird,  gleichsam  als  ein  äußeres  Merkmal  und  Zeichen  der  Familienkontinuität. 

Nun  sehen  wir  unter  den  Wiener  Diezenhoffern  den  Vornamen  Wolff  oder  Wolf  gang 
mehrfach  vertreten,  in  keinem  einzigen  Falle  aber  auch  bei  den  fränkischen  oder  Prager  Vertretern 
dieses  Namens.  „Wolf"  ist  aber  in  Deutschland  ein  so  populärer  und  vulgärer  Name,  daß,  wenn 
er  auch  bei  dem  nordischen  Zweige  vorkommen  sollte,  dies  nicht  viel  zu  beweisen  hätte.  Dort 
treffen  wir  aber  auf  einen  exzeptionellen  und  in  Deutschland  gar  seltenen  Namen:  „Leonhard". 
Wenn  dieser  Name  bei  dem  Wiener  Zweige  konstatiert  würde,  wäre  dadurch  als  dem  Beweise 
der  Kontinuität  der  Familientradition  ein  näherer  Anhaltspunkt  zur  Erweisung  der  Familienidentität 
gegeben,  als  dies  bloß  durch  die  Namensgleichheit  der  Fall  ist.  In  der  Tat  finde  ich  noch  in  den 
Jahren  1605  und  1608  auf  dem  Wiener  Boden  die  Spur  eines  „Leonardus  Diesenhoffer", 
welcher  in  beiden  Jahren  je  eine  Tochter  in  der  Michaeler  Kirche  taufen  läßt.  Leider  enthalten  die 
Taufbücher  jener  Zeit  keine  weiteren  Angaben,  oft  sogar  den  Namen  der  Mutter  nicht.  Das  dürften 
die  ältesten  dokumentarischen  Nachweise  über  diese  Baumeisteriamüie  sein,  und  nachdem  sie  auf 
Wien  zurückführen,  so  scheint  die  österreichische  Abstammung  derselben  gesichert  zu  sein. 

Bevor  wir  jetzt  zu  den  Aliprandi  zurückkehren,  möchte  ich  mir  erlauben,  hier  noch  eine 
allgemeine  Betrachtung  einzuschalten. 

Wie  immer  die  offenbar  noch  offene  Frage  der  Stellung  der  „Bau -Werkmeister"  der  Barock- 
zeit auf  der  hierarchischen  Stufenleiter  der  Baukunst  entschiedet  werden  mag,  ein  historisches 
Faktum  möchte  ich  hier  festgestellt  haben. 

Während  des  ganzen  XVII.  und  XVIII.  Jahrhunderts  wird  in  den  Wiener  Quellen  der  Unter- 
schied zwischen  „Baumeister"  und  „Ingenieur"  streng  eingehalten  in  dem  Sinne,  daß  der  letztere 


<)  Libri  copulat.  bei  St.  Michael. 
•)  ibid. 


von  Alexander  Hajdecki.  35 

dem  ersteren  Übergeordnet  war  und  im  Rangsverhältnis  eines  Offiziers  zum  Unteroffizier  gestanden 
ist.  Ingenieur  (Insignierer,  Ingegnir)  war  der  synonime  Ausdruck  für  „Architekf"  und  weil  von 
italieniscliem  Klang,  daher  geschätzter  und  gebräuchlicher  als  der  lateinische,  also  ,, vulgäre": 
^»Architekt".  Noch  im  Jahre  1705  gelegentlich  der  zweiten  Verehelichung  des  berühmten  Fischer 
von  Erlach,  wird  er  im  Kopulationsakt  als  „Königlicher  Ingenieur  vulgo  Archltectus"* 
bezeichnet. 

In  einem  deutschen  Text  wurde  daher  anstandslos  und  ausnahmslos  „Insignir''  geschrieben, 
mußte  aber  der  Text  lateinisch  aufgesetzt  oder  wiedergegeben  werden,  dann  wurde  der  Ausdruck 
„Architectus"  gebraucht,  während  der  „Bau-*  oder  „Werkmeister"  magister  murariorum,  im 
besten  Falle  „aedilis"  hieß.') 

Das  ganze  Gebiet  der  Baukunst  stand  aber,  wenigstens  in  Wien,  im  ganzen  XVII.  und  noch 
weit  ins  XVIII.  Jahrhundert  hinein  unter  dem  Zeichen  und  ausschließlichen  Einfluß  der  „Militär- 
Baukunst",  so  daß  ein  nichtmilitärischer  „Ingenieur"  bis  etwa  zum  Jahre  1740  zu  den  größten 
Seltenheiten  gehörte.  Ich  habe  deren  außer  dem  Hofdienste  im  XVII.  Jahrhundert  keine  und  im 
allgemeinen  bis  etwa  1750  kaum  57o  gefunden.  Daher  wurden  sämtliche  öffentlichen  kommunalen  und 
sonst  wichtigeren  Bauten  durch  Militäringenieure  geführt  und  die  städtischen  Rechnungen  weisen 
zahlreiche  „Geschenke"  an  militärisch  graduierte  Ingenieure  in  species-  und  Kremnitzer  Duggaten 
(auch  über  100)  „für  gelaiste  Dienst"  oder  als  „Remuneration".  So  hat  auch,  um  gleich  ein  Beispiel  zu 
geben,  die  städtische  Mehlgrube  auf  dem  Neuen  Markt  ein  (Militär-)  Ingenieur-Hauptmann  Johann 
Jacob  Fischer  gebaut.  Es  hat  daher  IlgO»  d^^i  drei  Militäringenieure  namens  Fischer,  weiche 
mit  dem  Joh.  Bernhard  von  Er  lach  zumeist  gleichzeitig  lebten  und  wirkten,  gänzHch  unbekannt 
geblieben  sind,  Unrecht,  wenn  er  deshalb  dem  Schlager  einen  „Weichselzopf  von  Irrtümern"  vor- 
wirft, weU  dieser  eine  Rechnung  dieses  kaiserlichen  Ingenieurs  Joh.  Jacob  Fischer  zitiert,  welcher 
für  II g  durchaus  „nur  Johann  Bernhard"  gewesen  sein  kann,  „denn  es  gab  1698  keinen  anderen 
kais.  Ingen.  Fischer,  als  diesen"  (!).  Unterdessen  bleibt  1 1  g  diesbezüglich  im  Irrtum  und  S c h I a g e r 
muß  Recht  behalten,  denn  es  gab  wirklich  einen  kais.  Ingen.  Joh.  Jacob  Fischer.^ 

Nun  hatten  die  Militäringenieure  als  solche  einen  Offiziersrang  und  auch  die  Praktikanten, 
sobald  sie  „nach  absolvirten  Studien  der  Ingenieur- Kunst  in  Theorie"^)  zum  Ingenieurdienst  auf- 
genommen wurden,  erhielten  den  Offiziersrang  eines  Unteringenieurs,  dann  wurde  er  „Ingen.-Lieutenant, 
dann  Ingenieur -Hauptmann"  u.  s.  w. 

Die  Fortifikations-Bau-  oder  Werkmeister  dagegen  hatten  keinen  Offiziersrang,  rückten  über- 
haupt von  ihrer  Stellung  zu  Offizieren  nie  vor,  mit  der  einzigen  Ausnahme  bei  Donat  Allio,  der 
vom  Baumeister  Unteringenieur  wurde.  Es  kam  allerdings  vor,   daß  solche  „Maurer-  oder  Bau- 


*)  Der  Baumeister  Simon  Carove  wird  als  Bauführer  der  Josef  Städter  Kirche  Maria  Treu  im  über  memo- 
rabilium  dieser  Pfarre  „magister  murariorum'',  und  sein  Pollir  Donatus  Allio  „ejus  pallirius"  genannt.  Dagegen 
wurde  „im  Reich",  wenigstens  in  Sachsen,  im  XVII.  Jahrhundert  der  „Baumeiste r**  lateinisch  „Architectus* 
genannt  und  wurden  ihm  die  Verrichtungen  eines  schaffenden  Künstlers  zugedacht.  So  von  A.  Bei  er  in  seinem  1665 
in  Gotha  gedruckten  lateinischen  Werke:  „Der  Meister  bei  den  Handwerken**  p.  7,  und  tn  keinem  von  seinen  übrigen 
Schriften  ist  von  einem  „Maurermeister"  oder  „magister  murariorum"  die  Rede.  In  dieser  Richtung  müßten  eben 
noch  Studien  gemacht  werden. 

')  11g:  Die  Fischer  von  Erlach.  S.  361. 

*)  Ich  habe  über  alle  diese  Militäringenieure  Fischer  eigene  Regesten  gesammelt.  Joh.  Georg  Fischer  I. 
diente  von  1668—1691.  Joh.  Georg  Fischer  II.  starb  als  Ingenieur-Hauptmann  1718,  41  Jahre  alt,  nachdem  er  1705 
als  Unteringenieur  in  den  Dienst  getreten  ist.  Johann  Jacob  Fischer  dient  von  1687  als  Ingenieuradjunkt  und 
stirbt  im  Dezember  1706  in  Brunn  als  „Ingen.-Hauptmann  und  Land-Ingen,  in  Mähren".  Sein  Sohn  Joh.  Ignaz  wurde 
1705  als  Ingenieur  mit  monatlich  45  fl.  aufgenommen  und  „im  Reich"  angestellt,  verschwindet  dann  spurlos. 

')  Aus  dem  Anstellungsgesuche  des  Joh,  Ignaz  Fischer. 


36  ^i^  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Werkmeister''  eine  „OffiziersstöU''  ^)  innehatten,  aber  auch  dies  fand  ich  bloß  in  einem  einzigen  Falle 
bei  einem  altgedienten  Meister.^  Johann  de  Capauli  war  seit  etwa  1650  als  ein  Maurermeister 
beim  „königl.  Pragerschloß**  angestellt,  er  führte  nebstdem  kontraktlich  mehrere  ärarische  Bauten  (so 
das  Zeughaus  auf  dem  Visehrad)  aus  und  im  Jahre  1673  lesen  wir,  daß  „der  Capauli  genieße 
zwei  Dienste:  die  Ingenieur-  und  Maurermeister-Steil*',  wahrscheinlich  bei  dem  Egerischen  und 
Pragerischen  Fortifikationsbau.  Dies  geschah  jedoch  in  dem  Sinne,  wie  man  ehedem  auch  geistliche 
Pfründen  und  Würden  an  Weltliche  verteilte,  welche  dann  den  geistlichen  Titel  führten,  ohne  selbst 
diesem  Stande  anzugehören,  daß  also  vakante  Offiziersposten  oder  „Luckhentf  wegen  der  damit  ver- 
bundenen Bezüge  an  solche  Unteroffiziere  vergeben  wurden. 

Daß  dem  aber  so  war  und  solche  untergeordneten  Bauwerker,  wenn  ihnen  auch  größere 
Befugnisse  oder  ein  größerer  Wirkungskreis  eingeräumt  wurde,  stets  den  Ingenieuren,  also  Offizieren 
untergeordnet  und  unterstellt  waren,  dafür  steht  uns  ein  konkreter  Beweis  zur  Verfügung.  Der  „Bau- 
meister" Venereo  Ceresola  wurde  im  Jahre  1686  „für  einen  Maurermeister  nacher  Ofen** 
geschickt  und  ihm  zugleich  „die  Inspection  über  einig  andere  Gränitz  -  Posten"  anvertraut.  Gleich 
rührte  sich  der  dortige  Oberingenieur  de  la  Vigne  und  verlangte  darüber  eine  Aufklärung,  worauf 
der  Hofkriegsrat  die  Weisung  ergehen  ließ,  daß  diese  Anstellung  des  Ceresola  „zweifelsohne 
dahin  verstanden  seie,  daß  er  (Ceresola)  solche  Arbeith  nach  Angebung  der  Ingenieur 
und  Kommandanten  verrichten  solle". ") 

Wo  also  im  XVII.  und  XVIII.  Jahrhundert  wenigstens  für  den  Bereich  der  österreichischen 
Lande  lediglich  von  einem  „Baumeister",  „Bauwerk-  oder  Maurermeister"  die  Rede  ist,  dort  wird 
es  sich  gewiß  nur  um  einen  Professionisten  handeln,  welcher  allerdings  in  dem  rein  bautechntschen 
Fache  tüchtig  und  erfahren  sein  konnte,  welchem  aber  jede  bau  künstlerische  Tätigkeit  in  dem 
heutigen  Sinne  eines  Architekten  ferne  lag. 

Ich  fühlte  mich  gedrungen,  diese  Frage  in  ihren  Hauptumrissen  hier  schon  kursorisch  zur 
Sprache  zu  bringen,  um  für  die  richtige  Beurteilung  der  besprochenen  und  der  zu  besprechenden 
„mastri  muratori",  welche  vielfach  für  Architekten  in  unserem  heutigen  Sinne  gehalten  werden,  einen 
sicheren  Maßstab  zu  gewinnen. 

Wenn  wir  jetzt  wieder  uns  den  Aliprandi  zuwenden  sollen,  so  finden  wir  nunmehr  in 
Wien  lauter  Stukatorer  dieses  Namens  vor;  nachdem  aber  dieselben  mit  dem  Baugewerbe  innig 
verknüpft  .sind,  so  zwar,  daß  die  Zunft  der  Maurermeister  gegen  dieselben  wegen  der  Obergriffe 
auf  ihr  Handwerk  sogar  klagbar  aufgetreten  ist,  so  mögen  auch  diese  hier  ihren  Platz  finden. 

In  Wien  waren  vier  Aliprandi  im  Zeiträume  von  1670  bis  über  1750  hinaus,  als  Stukatorer 
tätig  aber  nach  Art  der  Comasken  ging  das  Geschäft  nicht  von  Vater  auf  den  Sohn  über,  sondern 
es  ergänzte  sich  stets  der  regelmäßige  Abgang  oder  Abzug  in  die  Heimat  durch  einen  frischen  Zuzug. 
Der  älteste  unter  ihnen,  Anton  Aliprandi,*)  muß  um  1685  verheiratet  nach  Wien  gekommen  sein 
und  starb  hier  nach  mehr  wie  30jähriger  Tätigkeit  am  26.  September  1718  im  Hause  zur  goldenen 
Rose  in  der  Johannesgasse.  Nur  eines  von  seinen  sieben  Kindern  verbleibt  in  Wien,  nicht  aber  als 
Erbe  der  väteriichen  Kunst,  sondern  als  ein  J.-U.  Dr.  und  Gerichtsadvokat.  Sein  gleichaltriger  Kollege 
und  Pate  seiner  zeitlich  verstorbenen  Zwillinge,  Hieronymus  Alfier,  überiebte  ihn  um  22  Jahre,  denn 
er  starb  86jährig  im  Jahre  1740,  wie  denn   überhaupt  hervorgehoben  zu  werden  verdient,  daß  die 


1)  Aber  nicht  den  Offiziers-Charakter. 

')  Protok.  Exh.  1656  und  1673  im  Archiv  des  Reichs  -  Kriegsministeriums. 
•)  Ibid.  —  Prot.  Reg.  1686.  Oktober  23. 

*)  Die  Schreibweise  Aliprandi  wähle  ich  deshalb,  weil  sie  durch  zwei  verschiedene  eigenhändige  Unter- 
schriften aus  den  Jahren  1718  und  1728  als  die  richtige  verbürgt  zu  sein  scheint. 


O 


CO 

'S 


CO 


73 

e 
o 

C 

c« 

m    ^ 

Vh 

s  > 

Alip 

n.),  Baui 
720.  (In 
Bussi 

V4 

a> 

^    OL     «« 

4> 

C    "^    — 

S  .s  - 

•v^N 

Ä*  4-   a> 

^ 

pt  A 

1670, 
a  Ca 

der 

nnes  Ba 

omo  um 
Barbar 

m  o 

^■■^ 

o  ^ 

.<ü 

"^  E 

^ 

>-N     CQ 

ctf 

'**^ 

a 

o 
a 

«0 

a 

o 

C4 

3 
N 

CA) 

• 

V^  ^ 

c« 

e 

CO 


c« 

e 

o 

tri 

0^ 


0) 


75 

c 


CO 

QQ 


i 


CO 

CO 

o 

c 

CO 


3 


N 

C 

u 

o 
o 


o 


0^ 


O 

•o 

(0 

o 

CO 


« 
« 


0) 

75 


o 
c 

3 
N 


0) 


Q. 
O 

CO       Ü 

ü     3 
.      (0 

B 
CO 


22  CO 

<  - 

.S  <* 

•♦■*  — • 

e  »- 

«>  CO 


i 


0^ 


c  e 

9  »- 

M  (U 

C  ^ 


o    »- 

O     CO 

AS 


Q. 
o 
u 


c^ 


9 


0) 
CO 

u 

i 


CO 


O 
CO 


Q. 

CO 

o 


CO 


o 

M 


a 

M 

B 
9i 


O 
B 


JB 
U 

s 

E 

B 

B 

'S 

B 


CO 

O 


CO 

O 


a 

CO 

O 


00 

c 
c 


i 


3 
(0 


o 

X 

3 

CO 


5-      (0 

a  5 

« 


CO 

CO 


c 

3 


CO 

GL. 

CO 

OQ 

CO 


00 


&£ 


bi)   3 

J-    (0 

c 

8 

a 


e 
o 

< 

CO 


g 


>^    Öfl  '- 

« s  = 

.—   <;  ^ 

=  «  4- 


3 


M 


CO 

CO 
CO 


CO 
CO 

CO 


U3 
CO 
(O 


N 

8 

tri 
O 

CO 

0) 

B 
CO 


0^ 

> 

3 

s 

B 
3 

3 
(O 

QQ 


o 
*5 

M 
O 
N 

41 

Q 


2 
C 

> 


«0 

s 
«> 

E 


^      8 


CO 


(0 

B 

B 

< 


o 


i 


M 


l 


B  JZ 

S  HZ 


^  =5 

Ü       I 

CO     ^^ 


ü 

(0 
(O 

o 
< 


B 
< 

N 

B 
CO 


bA 


B      "* 


d  'S 

C      B 


«     r  CO 

CO 

I.«  s 

<    00  t2_r 

iS     B  ^ 

'S  ^  S 

iC    o  a 

m/s    CO  a> 

*^  ü  -S 

.S  E 

.  CO 

•^  B 


CO 


CO 


•o 

s 

QQ 

E 
'S 

Wt 

CO 

00 

JSP 

0^ 


Oi  ^ 


bo 


a 

CO 

o 


E 

Hm 

o 

U 

0^ 

♦* 
CO 

E 

s 

CO 

£ 


B 
«I 

B 


41 

JB 
P 

.'  B 

M  4> 

J&  « 
«* 

B  B 

f8  o 

X  ^ 

■  6 

«  < 
4» 

^  & 

c  > 

o  x: 

^  u 

B  «« 

<  s 

«a  41 

s  ^ 

3  B 

^  a 
CQ 

OB  41 

g  « 

■s  > 
«I 

4>  A 

§  <: 

(V  B 

CA  C8 

^« 

6  § 


j  d  j  n  B  vv 


jsjopB^io^S 


8 

a 

< 

<r  4» 

Sl 

e 

« 

o 

•a 

•«•* 

B 

e 

a 

< 

O 

>-s 

« 

r^ 

^ 

von  Alexander  Hajdecki.  37 

Stuckadorer  im  Gegensatz  zu  den  Bildhauern  sich  eines  langen  Lebens  erfreuten.  So  starb  der  so 
oft  genannte  Santino  Bussi  TOjährig  im  Jahre  1736,  der  Francesco  Piazolli  sogar  86jährig  im 
Jahre  1745.  Ober  die  übrigen  drei  Fachgenossen  läßt  sich  nicht  viel  mehr  sagen,  als  in  der 
genealogischen  Tabelle  angeführt  ist  (siehe  Tafel  III). 

Charakteristisch  ist  nur  noch  wieder  eine  Wappenfrage.  Der  Gerichtsadvokat  Dr.  Jakob 
Anton  Aliprandi  fungiert  nämlich  im  Jahre  1718  als  Testamentszeuge  des  „kay.  Hof  -  Historien 
Mahlers "  Franz  Karl  Remp  und  siegelt  dort  mit  einem  einköpfigen  Adler  im  runden  Schild  und 
einem  halben  aufrechten  Pferd  über  dem  Stechhelm.  Genau  zehn  Jahre  später  finde  ich  seinen  Siegel- 
abdruck auf  dem  Testamente  seines  Kousins  des  Anton  Aliprandi  II.  Diesmal  sieht  aber  sein 
Wappen  schon  anders  aus,  es  ist  vermehrt  oder  verbessert.  Der  Schild  ist  schon  quadratisch  und 
der  Adler  ist  in  den  Herzschild  versetzt,  welcher  auf  Querbalken  zu  liegen  scheint.  In  den  dadurch 
gebildeten  vier  Segmenten  des  Hauptschildes  ist  in  den  unteren  eine  Monogrammverschlingung  aus 
zwei  V.  V.  in  den  anderen  dreien  je  ein  Krebs.  Ober  dem  Schild  bloß  ein  Maskaronkopf  in  einer 
barocken  Umrahmung. 

Schon  während  des  Druckes  fand  ich  noch  einige  Reste  von  Abhandlungsakten  nach  drei 
Mitgliedern  der  Aliprandifamilie,  aus  welchen  sich  ergibt,  daß  der  Prager  Baumeister  Johann  Baptist 
ein  Sohn  eines  ebenfalls  in  Wien  tätig  gewesenen  Stukatorers  Lorenz  Aliprandi  I.  war.  Dieser  ist 
in  Wien  um  1712  gestorben  und  hinterließ  außer  dem  obigen  noch  drei  Söhne  —  den  Anton  II.,  den 
in  Italien  zurückgebliebenen  Sebastian  und  vielleicht  auch  den  Cairoten  Michael,  weü  Anton  II. 
dessen  Sohn  Josef  seinen  „Consaguineo"*  nennt.  Sein  Vater  stammt  aus  Leino  oder  Laino,  wo  Anton 
geboren  wurde  und  er  auch  sein  Anwesen  zurückließ.  In  seinem  Nachlasse  fand  sich  doch  noch 
etwas  vor,  weü  Anton  noch  1727  in  seinem  und  im  Namen  des  in  Layno  wohnhaften  Bruders  Sebastian 
und  der  Kinder  nach  dem  verstorbenen  Johann  Baptist  aus  der  städtischen  Waisenkassa  den  Rest 
des  väterlichen  Erbes  per  250  fl.  behebt.  Dagegen  sterben  die  nachfolgenden  Stukatorer  Aliprandi  in 
Armut.  —  Anton  I.  wurde  schon  bei  seinen  Lebzeiten  von  seinen  zwei  Söhnen  samt  der  Mutter  aus 
ihren  „eigenen  Mitteln"  erhalten,  daher  „Armutshalber"  die  Nachlaß  -  Sperre  eröffnet  wurde  und  nach 
Michael  sind  bloß  vier  gipserne  Statuen  „im  betheuerten  Werth"  von  25  fl.  zurückgeblieben. 
Diese  Nachricht  ist  wichtig,  weil  wir  die  vielen  gipsernen  Altarfiguren  der  Wiener  Kirchen  möglicher- 
weise als  Werke  von  Stukatorern  und  nicht  Bildhauern  anzusehen  haben  werden.  Die  Verarmung 
dieser  Italiener  in  der  Zeit  um  1720  dürfte  dadurch  zu  erklären  sein,  daß  damals  das  deutsche  Element 
überhand  genommen  hat  und  die  Italiener  ganz  aus  dem  Felde  schlug.'  Unter  den  Dutzenden  von 
Wiener  Stukatorern  sind  um  diese  Zeit  nur  noch  mehr  zwei  oder  drei  italienische  zu  finden. 


III.  Die  Canavale* 

über  diese  Maurermeisterfamilie  habe  ich  das  wesentlichste  Regestenmaterial  bereits  in  dem 
Jahrbuch  der  k.  k.  Zentralkommission*)  veröffentlicht  und  den  Beweis  erbracht,  daß  es  eine  eigene 
Familie  für  sich  war  namens  Caneval  und  daß  dieser  Name,  nicht  wie  Ilg^)  es  haben  will,  bloß 
ein  Beiname  (cognomen)  der  Carl one  bildete,  daß  es  daher  keine  Persönlichkeit  des  Namens 
„Carlone-Caneval"  gegeben  hat.  Ich  muß  mich  daher,  um  Wiederholungen  zu  vermeiden,  auf 
das  dort  Mitgeteilte  berufen  und  werde  hier  bloß  das  mir  nachträglich  noch  bekannt  gewordene 
Materiale  kurz  besprechen. 


>)  Band  II,  2  (1904).  S.  254-275. 

>)  S.  Ilgs  Studie  über  die  Carlone  in  den  „Mitteilungen  der  Zentralkommission''  V  (1879). 


38  Di6  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Wir  haben  dort  folgende  Familienmitglieder  dieses  Namens  kennen  gelernt: 

1.  Den  Bildhauer  Johann  Dominic  Canavall,  welcher  in  Wien  1634  geheiratet  hat  und 
von  welchem  ich  damals  annahm,  daß  er  im  selben  Jahre  verstorben  wäre  (S.  257).  Dazu  wäre 
noch  folgendes  ergänzend  und  berichtigend  zu  sagen.  Schon  im  Jahre  1629  kommt  der  Name  eines 
Hans  Canival  in  dem  Ereignisprotokoll  der  gewesenen  Maurerzunft  vor,  allerdings  ist  er  gestrichen 
und  durch  „Baptist  Späz**,  einen  „Maurermeister  aus  Krembs",  ersetzt,  immerhin  aber  ein  Beweis, 
daß  ein  Meister  dieses  Namens  schon  damals  in  der  Provinz  (Krems  ?)  tätig  war.  Die  nachfolgende 
Notiz  in  dem  „Verzeichnuß  über  die  aufgenommenen  Lehrjungen''  besagt  nämlich  unter  dem  Datum 
des  17.  August  1636:  „Meister  Jacob  Pedrutz  (Petrucci)  Steinmetz  und  Unter  -  Zöchmeister  hat 
einen  Lehrjung  zum  Steinmetz  aufgedingt  Christophum  Khrieger  von  Klosterneuburg.  BQrgen 
seint  sein  Stiefvater  Hans  Gabel  Bürger-  und  Stadt-Mauermeister  zu  Klostemeuburg  und  Johann 
Dominico  Conobal,  Maister  gebürtig  in  dem  Mayländischen  Gebieth  zu  Lantzius.''  Daraus,  in 
Verbindung  mit  dem  Umstände,  daß  die  Spur  dieses  BHdhauers  mit  seinem  Trauungsakt  in  Wien 
verschwindet,  ist  zu  entnehmen,  fürs  erste,  daß  er  nicht  1635  mit  dem  Tode  abgegangen  ist  und 
daß  er  in  der  Provinz,  eventuell  auch  in  Klostemeuburg  sich  ständig  aufgehalten  haben  dürfte. 

Gelegentlich  der  Trauung  dieses  Bildhauers  oder  Steinmetzen  im  Jahre  1634  haben 
wir  ferners 

2.  den  Hofmaler  Johann  Baptist  Canavall  in  Wien  getroffen.  Nachher  habe  ich  einen 
selir  interessanten  Fund  im  Hofkammerarchiv  gemacht,  nämlich  neben  viel  anderem  die  detaillierte 
Rechnung  über  seine  und  seines  Kompagnons  für  den  Hof  von  1606  bis  1611  gelieferte  „Hoffarbeit 
und  Malleray",  nebst  seinem  eigenhändigen  äußerst  desperaten  untertänigen  Supplizieren  an  den 
Kaiser  aus  dem  Jahre  1615,  wegen  Auszahlung  dieses  Ausstands  per  zusammen  1485  fl.  59  kr.  Da 
mir  sonst  kein  Platz  zur  Veröffentlichung  dieses  interessanten  Dokumentes  zur  Verfügung  steht,  für 
welches  das  so  schwer  zugängliche  „Jahrbuch  der  kunsthistorischen  Sammlungen**  der  richtige 
Platz  wäre,  so  muß  ich  hier  den  Hauptinhalt  desselben  wenigstens  anzudeuten  trachten. 

Unser  Hofmaler  schreibt  sich  selbst  „Johann  BaptistaCanevall  und  sein  Compagnon 
hieß  Hieronymus  Marian**.  Neben  vielen  Vergoldungen  und  Ölfarbanstrichen  von  „Comißen" 
oder  Bilderrahmen,  „Wappen  auf  Plech  für  Truhen**,  Postamenten  „für  Ihrer  May.  gegoßene  Conterfett 
von  Glocken  Speis**  etc.,  welche  Gegenstände  an  die  Maler  Hansen  von  Ach,  Herrn  Daniel 
Freschels  und  den  Sigill-  und  Steinschneider  Octavio  Miseron  (eine  Nachzeichnung  des 
kaiserl.  Innstegels)  abgeliefert  wurden,  was  zusammen  in  sechs  Jahren  bloß  eine  Summe  von  150  fl. 
ergibt,  ist  dort  noch  von  einem  „Triumph**  die  Rede,  davon  allein  „uns  noch  ausständig  bleibt 
1177  fl.  58  kr.**! 

Was  ist  das  für  ein  „Triumph**?  Jedenfalls  ein  größeres  Werk  in  Miniaturmalerei  und  ein 
wertvolles  und  von  Kaiser  Mathias  besonders  geschätztes  Werk,  wenn  „dieses  Buech  mit  dem 
gemahlten  Triumph  in  Ihr  May.  Khunstkammer,  zu  welcher  Ihr  May.  die  Schlüssel 
selbst  verwahren,  sich  befindet,  und  kann  daher  die  anbefohlene  Besichtigung  und  Schätzung 
nit  geschehen.** 

Zweifelsohne  wird  dieser  „Triumph**  sich  in  den  Sammlungen  des  allerhöchsten  Kaiserhauses 
wieder  finden  oder  dessen  Schicksal  konstatieren  lassen,  dessen  Herstellungskosten,  Autoren  und 
Zahlungskalamttäten  uns  hiemit  bekannt  werden.  Die  ausständige  Rechnung  der  beiden  Maler  belief 
sich  nämlich  auf  1485  fl.  59  kr.  und  ging  zum  Teil  auf  das  Jahr  1606  zurück,  im  Jahre  1615  befahl 
nun  Kaiser  Mathias  auf  den  herzzerreißenden  Klageschrei  der  Künstler,  daß  sie  nicht  einmal  auf 
Barzahlung  dringen,  aber  wenigstens  „daß  E.  R.  M.  solche  Abraitung  ratificirn  und  unter- 
schreiben, daraus  unsere  Gläubiger  noch  ein  Trost  zu  schöpfen  und  zur  weitteren  Geduldt  neben 


von.  Alexander  Hajdecki.  39 

unseren  embsigen  Bitten  bewegt  wurden"  . .  —  eine  Kommission  (schon  damals  wurde  also  fleißig 
kommissioniert)  einzusetzen,  welche  „diese  Arbeit  zu  besichtigen  ....  und  zu  erheben  hätte,  was 
Ihre  kay.  M.  dafür  zu  bezahlen  schuldig  sein  mechten". 

Diese  Kommission  hat  nach  dreimonatlicher  Arbeit  sich'dahin  gutachtlich  am  S.November  1615 
geäußert,  daß  „das  negste  sein  wird,  daß  man  mit  diesen  Partheien  auf  ain  gewisses  accordim 
thäte".  Wiederum  ein  „placet"  des  Kaisers,  wieder  eine  Kommission,  und  diese  rühmt  sich  endlich 
in  einem  Berichte  vom  4.  Februar  1616:  ...„Haben  wir  mit  ihm  tractirt  und  denselben  so  weit 
behandelt  (!),  daß  er  485  fl.  nachzulassen  eingangen". 

Das  ist  der  Ursprung  und  die  Geschichte  jenes  Briefes  des  Kaisers  Mathias  vom  11.  Mai  1618, 
mitgeteilt  in  dem  „Jahrbuch  der  kunsthistorischen  Sammlungen**  ^)  wegen  Auszahlung  der  noch  aus- 
ständigen 1000  fl.  an  Joh.  Bapt.  Caneval  und  Compania.  Der  Kaiser  nennt  ihn  hier  „des  vorigen 
Kaisers  und  Bruders  Hofmahler**  hat  ihn  daher  in  dem  Dienst  nicht  bestätigt  und  nicht  beibehalten. 
Da  Caneval  noch  im  Jahre  1634  lebt,  so  mag  er  die  Bezahlung  dieses  restringierten  Ausstandes 
immerhin  noch  erlebt  haben. 

3.  Als  dritten  Repräsentanten  dieser  Familie  haben  wir  in  chronologischer  Reihenfolge  von 
einem  Dominikus  Caneval  gehört,  dessen  Witwe  einen  Stukatorer  im  Jahre  1635  geheiratet  hat,  und 
welchen  ich  für  den  Bildhauer  Johann  Dominik  C.  gehalten  habe.  Es  war  jedoch  ein  anderer, 
von  dessen  Beruf,  Herkunft,  Wohnort  gar  nichts  mehr  bekannt  ist  als  das  Faktum  seines  Todes 
von  1635.  Dafür  vermag  ich  von  einem  jüngeren  Dominikus  Caneval,  einem  Maurer- 
professionisten,  sicherere  Kunde  zu  geben.  In  dem  „ Lehrjungbuch **  lesen  wir: 

4.  „Den  16.  Marti  1642  dingt  Meister  Simon  Redagg  einen  Lehrjung  Dominicus 
C  an  oval  von  Lanzio  Val  de  Intelni  soto  dieziesi  di  Como  gebürtig.  Seine  Pürgen  sind:  Herr 
Peter  Spatz  und  Meister  Andre  Allio  beede  Paumeister  allhie  zu  Wien." 

Hier  lernen  wir  also  die  engste  Heimat  der  Canevale  kennen.  Nach  drei  Jahren,  also  in 
der  vorgeschriebenen  Lehrzeit,  wird  er  dann  am  12.  März  1645  bei  demselben  Meister  „freigesagt'', 
das  heißt  zum  „Gesellen"  freigesprochen.  Von  seinen  Bürgen  wird  Meister  Petter  Spatz  schon 
als  „seelig"  bezeichnet.  Ob  er  und  bei  wem  sein  Handwerk  in  Wien  ausgelernt  hat,  habe  ich  vor- 
läufig nicht  konstatieren  können,  jedenfalls  war  er  Trauungszeuge  des  Notars  Kari  Caneval  im 
Jahre  1647^  und  dies  wäre  auch  die  letzte  nachweisbare  Spur  seines  Aufenthaltes  in  Wien. 

5.  Was  die  Hauptperson  dieser  Familie  auf  dem  Wiener  Boden,  den  Baumeister  Karl 
Caneval  anbelangt,  wäre  nur  nachzutragen,  daß  bei  ihm  im  Jahre  1671  Bernhard  Ceresola  sein 
Pallirjahr  absolvirte,  im  Jahre  1676  der  nachherige  Meister  G  e  o  r  g  P  o  w  a  g  n  e  r  ^)  sein  Meisterstück 
verfertigte  und  1672  ein  Lehrjung  Peter  Mäyä  von  Mailand  aufgedingt  worden.  Von  da  ab  bis  zu 
seiner  Flucht  aus  Wien  im  Jahre  1683  hat  er  noch  fünf  Lehrjungen  gehabt,  und  zwar  lauter  Deutsche 
und  alle  aus  dem  Salzburgischen,  mit  Ausnahme  des  Kari  Huetter,  der  ein  Wiener  war. 

6.  Einen  neuen  Repräsentanten  dieser  Familie  finden  wir  in  Wien  erst  wieder  im  Jahre  1722, 
in  welchem  im  Juni  „der  wohlehrengeachte  Franz  Xaver  Canaval,  ein  Goldstücker,  zu  Linz 
gebürtig,  die  Rosa  Juliana  Kern  in"  bei  St.  Stephan  zum  Traualtar  führt. 

1)  Band  XV.  Reg.  Nr.  11800. 

^  S.  meinen  obzitierten  Aufsatz  p.  258. 

*)  Er  starb  in  Wien  1712,  73  Jahre  alt.   II g  nennt  ihn  Bowanga,  auch  Boranga. 


fK.r  .^"^^r  _/-x^»^^^    v_  vrxy". 


40  ^i^  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 


IV.  Die  Carlone. 

Wir  kommen  nun  zur  Besprechung  der  bei  weitem  typischesten,  zahlreichsten  und  kunst- 
geschichtlich interessantesten  Comaskenfamilie,  nämlich  der  der  Carlone,  auf  deren  Befreiung 
von  dem  siamesischen  Zwillingsbande  mit  den  Canevalle  ich  soeben  hinweisen  konnte.  Auch  die 
Carlone  dringen  etappenweise  vor.  Zunächst  okkupierte  diese  Familie  Steiermark  (ein  Peter  C.  ist 
Baumeister  in  Graz  1556,  ein  Caspar  in  Fürstenfeld  1571,  Sebastian  und  Stephan,  beide  Bildhauer, 
sind,  ersterer  1591  in  Seckau,  letzterer  1600  in  Judenburg  beschäftigt),  dann  brach  aber  gleich  ein 
ganzer  Schwärm  derselben  in  die  österreichischen  Lande  und  deren  Capitale  ein,  so  daß  deren  fünf 
zu  Ende  des  ersten  Viertels  des  XVII.  Jahrhunderts  in  Wien  gleichzeitig  auftreten.  Sie  sind  alle  aus 
einer  Ortschaft  —  Scaria  ist  ihr  Stammsitz  —  und  kamen  teils  ledig,  teils  schon  verheiratet  her, 
teils  waren  es  Geschwister,  Neffen,  Onkel  oder  sonst  noch  mit  einander  blutsverwandt.  Sie  akkli- 
matisieren sich  aber  schwer.  Sie  haben  wohl  volle  hundert  Jahre  (1620—1720)  Wien  besetzt  gehalten, 
und  schickten  während  dieser  Zeit  wohlgezählte  fünfzehn  Meister  ins  Treffen,  aber  nur  einer  von 
ihnen  war  auch  in  Wien  geboren  und  nur  einer  pflanzte  hier  sein  Geschlecht  über  das  dritte  Glied 
fort.  Das  traditionelle  väterliche  Handwerk  vermochte  er  aber  doch  nicht  auf  diese  Wiener  Linie 
der  Carlone  zu  vererben,  sie  wurden  —  Beamte.  Andererseits  wurden  von  jenen  fünfzehn  Meistern 
bloß  nur  sieben  in  Wien  vom  Tode  überrascht,  die  übrigen  konnten  noch  rechtzeitig  die  heimatlichen 
Gefilde  zurückfinden,  insoweit  sie  nicht  irgendwo  unterwegs  liegen  geblieben  sind  (so  z.  B.  ein  Karl 
Carlone  angeblich  in  Passau  1708). 

Im  Allgemeinen  zeichneten  sich  die  Carlone  unter  den  Comasken  dadurch  aus,  daß  in 
ihnen  das  künstlerische  Element  einen  viel  günstigeren  Nährboden  gefunden  hat  und  ihnen  daher 
ein  artistisches  Gepräge  anhaftete,  welches  ihre  Bezeichnung  als  „Künstlerfamilie"  rechtfertigen 
ließe,  insofern  als  unter  ihnen  nicht  bloß  sporadisch,  aber  traditionell  auch  Bildhauer,  Stuccadore 
und  insbesondere  auch  zwei  Maler  vertreten  sind.  Eine  spezifische  Eigentümlichkeit  der  Wiener 
Carlone  ist  es  aber,  daß,  wenn  sie  auch  hier  fast  ausschließlich  ihrem  angestammten  Baugewerbe 
nachgingen, •  sie  in  keinem  einzigen  Falle,  was  sonst  alle  anderen  Comasken  taten,  sich  um  den 
militärischen  Dienstposten  eines  Fortifikationswerkmeisters  beworben  hatten.  Sie  ambitionierten  eben 
eine  untergeordnete  militärtechnische  Karriere  nicht. 

Wenn  wir  uns  nun  in  der  Literatur  nach  dieser  interessanten  Familie  umsehen,  so  finden 
wir,  daß  sie  eigentlich  gar  keine  hinter  sich  hat,  denn  die  „Studie",  welche  Albert  II g  „über  die 
Künstlerfamilie  Carlone"^)  veröffentlichte,  ist  wohl  nicht  ernst  zu  nehmen,  wie  denn  auch  der 
Autor  selbst  sie  „in  Form  und  Inhalt  für  nur  fragmentarisch  und  unfertig"  erklärte. 

Das  Wenige,  was  sonst  noch  über  einige  Carlone  später  bekannt  geworden  ist,  verdanken 
wir  der  gelegentlichen  Archivforschung  von  Amateuren  in  einigen  Klosterarchiven  der  Provinz,  wie 
Gleineck,^)  Klosterneuburg»)  oder  Garsten,  St.  Florian*)  und  Heiligenkreuz.  Eine  systematische 
Durchforschung  des  korrespondierenden  Dokumentenmaterials  auf  dem  Wiener  Boden,  welcher 
als   Brennpunkt  für   die   gesamten    künstlerischen   Bestrebungen   des    Reiches    und    damals   noch 


*)  Mitteilungen  der  Zentral-Komm.  V.  Jahrg.  1879. 

^)  Aus  dem  Gleinecker  Archiv  von  Wussin  und  Ilg  in  den  Mitteilungen  der  Zentral-Komm.  Band  X. 
')  Urkundliches  zur  Kunstgeschichte  von  Klosterneuburg  in  den  Berichten  des  Altert.-Ver.  Band  XXVI. 
*)  A.  Czerny,  Kunst  und  Kunstgeschichte  in  St.  Florian.  Linz  1886  und  Mitteilungen  der  Zentral-Komm. 
N.  F.  XI. 


von  Alexander  Hajdecki.  41 

Rendezvousplatz  für  die  Ktinstlerschaft  der  ganzen  Welt,  denn  es  gab  kein  europäisches  Kulturvolk, 
welches  hier  nicht  stets  seine  Fachrepräsentanten  gehabt  hätte,  um  in  der  Kunst  Schule  zu  suchen 
oder  Schule  zu  machen  —  die  wertvollste  Ausbeute  liefern  und  geradezu  die  Basis  bilden  müßte, 
auf  welcher  eine  österreichische  Kunstgeschichte  erst  aufgebaut  werden  könnte  —  hat  noch  kein 
österreichischer  Fachgelehrte  versucht  oder  unternommen.^) 

Aus  einem  so  fragmentarischen  Materiale  ließ  sich  dann  freilich  nicht  viel  machen,  und  bei  der 
suggerierten  Prädisposition  für  diese  Comasken,  in  deren  jedem  gleich  ein  schaffender  Architekt 
erster  Größe  gewittert  wurde,  auch  von  Nutzen,  daß  sie  nicht  mehr  Raum 'in  der  Literatur  einnahmen. 

Bisher  hat  es  bloß  der  geistreiche  Breslauer  Professor  Cornelius  G  u  r  I  i  1 1  '^)  versucht,  unter 
diesen  Umständen  und  auf  Grund  dieses  mageren  Materiales  die  künstlerische  Tätigkeit  der  „italienisch- 
österreichischen Meister*"  Carlo ne,  einer  eingehenderen  künstlerischen  Würdigung  zu  unterziehen, 
und  wenn  er  auch  nicht  umhin  konnte,  die  Autorschaft  der  ihnen  zugeschriebenen  Prachtbauten 
außer  Frage  zu  stellen  und  ihre  stilistischen  Vorzüge  zu  rühmen,  so  stellte  er  doch  fest,  daß  sie 
„mehr  Dekorateure  als  Architekten  waren";  und  aus  der  Textierung  des  weiteren  Satzes : 
„wie  wenig  Carlone  mit  der  eigentlichen  Architektur  umzugehen  verstanden  . .  ."^  klingt 
deutlich  das  innere  Widerstreben  des  feinfühligen  Gelehrten  gegen  die  landläufigen  Taufen  dieser 
Bauwerke  auf  den  Namen  dieses  oder  jenes  Comasken  heraus.  Am  glänzendsten  bewährt  und 
dokumentiert  sich  aber  sein  kritischer  Scharfblick  und  die  intuitiv  richtige  Orientierung  in  Kunst- 
und  Stilfragen  dort,  wo  er,  unter  dem  Banne  der  Autorität  unseres  Albert  Ilg  stehend,  dessen 
frischeste  Umtaufe  der  Wiener  Salesianerkirche  auf  dem  Rennweg  auf  den  Namen  des  uns  schon 
gut  bekannten  Donato  Feiice  Allio  (nicht  d'AUio)  zwar  ohne  Widerspruch  gelten  läßt,  aber 
zum  Schluß  sich  die  harmlose  Bemerkung  nicht  versagen  kann:  „sollte  er  (Allio)  nicht  vielmehr  nur  der 
Bauführer  gewesen  sein?''^)  Damit  wird  er  auch  Recht  behalten.  Zur  Zurückweisung  der  plötzlich 
unvermittelt  und  ohne  zwingende  stilkritische  Berechtigung  von  Ilg  auf  den  Schild  emporgehobenen 
Autorschaft  eines  homo  novus  —  wie  es  Donat  Allio  bis  dahin  einer  war  —  war  aber  nicht 
einmal  ein  neues  Beweismaterial  notwendig;  denn  bloß  mit  den  schon  vorhandenen  Waffen  des 
kunstkritischen  Arsenals  wäre  es  ein  leichtes  gewesen,  den  großen  Fischer  vonErlach  in  seine 
Rechte  wieder  einzusetzen;  also  warum  jene  Zurückhaltung  und  nur  ein  leichter  Zweifel  von  Seite 
des  deutschen  Professors? 

Da  stoßen  wir  auf  den  Krebsschaden  und  Hemmschuh  einer  jeden  Wissenschaft:  die 
Autorität  und  den  Autoritätskultus.  Ich  habe  an  einem  anderen  Orte**^)  nachgewiesen,  daß  die 
Autorität  als  eine  Voraussetzung  und  Folge  des  unbedingten  Gehorsams,  den  Lebensnerv  einer 
jeden  militärischen  Organisation  bildet.  Auf  allen  anderen  Gebieten  ist  sie  von  Übel  und  am  aller- 
wenigsten darf  sie  in  der  Domäne  der  reinen  Geistestätigkeit  geduldet  werden,  denn  „Forschung"* 
und  „Autorität"  sind  zwei  heterogene  und  sich  ausschließende  Begriffe.  Leider  nistet  sie  sich  auch 
dort  ein,  zum  Glück  bloß  als  eine,  wenn  auch  gefährliche  Kinderkrankheit.  Die  österreichische  Kunst- 
geschichte steckt  aber  eben  noch  in  den  Kinderschuhen  und  muß  sie  durchmachen. 

Als  einer  der  ersten  und  gleich  der  hervorragendste  Vertreter  der  jungen  Wissenschaft  wuchs 
eben  Albertilg  mit  einem  Schlage  zu  einer  unnahbaren  Autorität,  gegen  deren  Machtspruch  es  keine 


*)  Wie  die  Dinge  auf  diesem  Gebiete  heute  bei  uns  stehen,  wird  auch  da  der  Privatfleiß  von  „Dilettanten'' 
aushelfen  müssen.  Es  steht  auch  zu  erwarten,  daß  in  kürzester  Zeit  der  Anfang  damit  gemacht  werden  wird. 
*)  Geschichte  des  Barockstils  in  Deutschland.  Stuttgart  1889.  S.  143  u.  ff. 
»)  ibid.  S.  146. 
*)  ibid.  S.  218,  219. 
»)  Vergl,  meine:  „Offiziers-Standes-Privilegien"  Wien  1897.  S.  15  ff.  über  Disziplin,  Gehorsam  und  Autorität. 

XZXIX.  Band.  6 


42  Die  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Apellation  gab.  Sogar  von  offizieller  Seite ^)  wurde  ihm  eine  „autorative  Bedeutung"  zuerkannt, 
gegen  dessen  Ausspruch  ,,nicht  das  Geringste"  einzuwenden  war. 

Nachdem  solchermaßen  sein  Wort  für  sacrosanct  und  jeder  schüchterne  Versuch,  ihm  mit 
der  kritischen  Sonde  näher  zu  treten,  für  ein  Sacrileg  galt,  wurde  sein  Tun  und  Schreiben  jeder 
wissenschaftlichen  Kontrolle  entrückt,  so  zwar,  daß  es  noch  heute,  bald  zehn  Jahre  nach  dessen 
Tode,  gewagt  erscheint  und  einen  zivilen  Mut  erfordert  „gegen  Ilg  aufzutreten",  als  ob  die  Aus- 
stellung und  Berichtigung  der  vielen  Irrtümer,  in  welchen  er  befangen  war,  im  Stande  wären,  seine 
wahre  Größe  und  Bedeutung  für  die  österreichische  Kunstgeschichte  zu  verdunkeln.  Aber  dieser 
Autoritätskultus  hat  ihren  Fortschritt  um  Jahrzehnte  hinausgeschoben  und  ihre  Rückständigkeit 
verschuldet. 

Wenn  wir  schon  bei  den  Kinderkrankheiten  der  österreichischen  Kunstgeschichtsforschung 
sind,  sei  noch  einer  symptomatischen  Erscheinungsform  gedacht,  welche  ebenfalls  auf  Ilg  zurück- 
führt und  der  durch  ihn  inaugurierten  Schule  anhaften  dürfte  —  das  ist  die  Autosuggestion. 
Davon  nur  eine  Illustrationsprobe,  welche  überdies  mit  unserem  Thema  über  die  Carlone  zusammen- 
hängt, an  dieser  Stelle  aber  erörtert  werden  soll,  weil  sie  nicht  unsere  Wiener  Carlone  betrifft. 

Die  in  Steiermark  und  Oberösterreich  ansässig  oder  nur  beschäftigt  gewesenen  zwei 
Carlone:  Johann  Baptist  und  Karl  Antonio  gelten  für  die  Architekten  der  Kirchen  und 
Klöster  von  Garsten,  Passau,  Kremsmünster  etc.,  und  zwar  auf  Grund  von  vorgefundenen  Original- 
rechnungen, Quittungen  und  Briefen  der  beteiligten  Professionisten. 

Nun  wird  im  Gleinker  Archiv  von  Wussin  ein  Brief  des  „Cari  Anthoni  Carlon  Maurer- 
maister"  de  datto  Scaria  24.  Jänner  1684  des  Inhalts  vorgefunden:^  „ler  brueder  Johannes  last 
sich  E.  Hochwürden  dienstgehorsambist  empfehlen  ....  Ueberschickt  hiemit  den  Grund- 
riß zu  der  Losensteiner  Capellen  sambt  einen  ueberschlag". 

Für  jeden  Unbefangenen  ist  der  Wortlaut  des  wenn  auch  von  einem  Italiener  geschriebenen 
deutschen  Briefes  klar  und  deutlich,  daß  hiev  nämlich  von  einem  Klosterbruder  Joannes  die 
Rede  ist,  welcher  mit  nach  Italien  gereist  ist  und  durch  den  Schreiber  die  obige  Post  ausrichten 
läßt.  Die  unbefangene,  grammatische  und  logische  Interpretation  läßt  unmöglich  eine  andere  Deutung 
zu.  Ir  Bruder  ist  nicht  mein  Bruder.  Mit  Rücksicht  auf  diesen  Inhalt  wohnt  diesem  Doku- 
mente eine  weittragende  Bedeutung  inne;  das  fühlte  nun  Ilg,  da  er  aber  von  einer  anderen  Idee 
voreingenommen  war  und  ihm  daher  diese  natürliche  Deutung  wider  den  Strich  ging,  interpretierte 
er  den  Brief  folgendermaßen:  „Jener  „Johannes"  ist  entweder  Giovanni  Battista  Carlone, 
der  Architekt  der  Garstner  Kirche,  oder  Giov.  Giac.  (Canevale)  —  welcher  1681  einen  Paß 
nach  Haus  erhielt.  Wir  werden  sehen,  daß  den  Bau  der  Kapelle  schon  im  nächsten  Jahre  Carlo 
Antonio  durchführte,  erfahren  aber  jetzt  schon,  daß  jener  Johannes  also  einen  Anteil  an  der 
Idee  hatte,  daß  der  Grundriß  von  ihm  herrührte!"  Um  also  nur  nicht  einem  anderen,  hier 
gar  einem  Ordensbruder  die  geistige  Urheberschaft  an  den  Plänen  zu  dieser  Kapelle  zugestehen 
zu  müssen,  wodurch  sein  ganzer,  bereits  im  vorhinein  zurechtgelegter  Beweisapparat  und  die  Genug- 
tuung, für  alle  jene  stolzen  Bauten  ebenso  große  Architekten  von  volltönenden  Namen  entdeckt 
und  gefunden  zu  haben,  in  Brüche  gehen  müßte,  wurden  die  Grundregeln  der  Interpretation  über- 
sehen und  im  Handumdrehen  dem  erstaunten  Leser  statt  der  erwarteten  näheren  Auskunft  über  den 
geistigen  Urheber  und  geistlichen  Stiftsbruder  Johannes  („ihr  brueder)  —  zwei  ganz  fremde  und 
willkürlich  herbeigezogene,  auf  ihre  Personsidentität  nicht  näher  geprüfte  Personen   als  die  mut- 


>)  Monatsbericht  des  Altert. -Ver.  zu  Wien.  III.  (1892  Nr.  3)  S.  166. 
«)  Mitt.  d.  Zentral  -  Komm.  X.  p.  VI.  (Wussin -Ilg.) 


von  Alexander  Hajdecki.  43 

maßlichen  Brüder  des  —  Briefschreibers  zur  beliebigen  Wahl  vorgeführt !  Nachdem  der  gute 
Glauben  des  Kunstkritikers  nicht  in  Zweifel  gezogen  werden  kann,  so  muß  nur  der  Fall  einer 
Autosuggestion  vorliegen  und  als  solcher  konstatiert  werden,  der  es  dem,  von  einer  vorausgefaßten 
Idee  durchdrungenen  und  getragenen  Autor  unmöglich  machte,  die  Dinge  um  ihn  herum  von  einem 
anderen  als  dem  einmal  eingenommenen  Gesichtspunkte  zu  betrachten  und  zu  erklären.  Dadurch 
geschah  es,  daß  die  kunstgeschichtliche  Forschung  um  die  Früchte  dieses  bedeutsamen,  wenn  auch 
so  schlichten  Dokumentes,  gekommen  ist,  welches  uns  den  Schlüssel  zur  Lösung  der  noch  immer 
so  dunklen  Frage  nach  den  Urhebern  der  größten  kirchlichen  Baudenkmäler  auch  noch  des  ganzen 
XVII.  Jahrhunderts  an  die  Hand  gibt  und  einen  Einblick  in  die  Baupraxis  jener  Zeiten  gestattet. 
Da  nun  eine  noch  längere  Abschweifung  auf  das  Gebiet  der  allgemeinen  Kunstgeschichte 
hier  wohl  unmöglich  ist,  muß  ich  mich  damit  begnügen,  bloß  konstatierend  anzudeuten,  daß  es 
eben  solche  „Brüder"  waren,  welche  die  Entwürfe,  Pläne  und  Kostenüberschläge  für  alle  kirch- 
lichen und  geistlichen  Bauten  entwarfen,  und  eigens  für  die  baulichen  Bedürfnisse  der  einzelnen 
Orden  und  Kongregationen  ausgebildet  und  verwendet  wurden.  Sie  hießen  als  solche  bloß  Pater 
oder  Frater  Petrus  und  Joannes  und  hatten  weder  ein  Interesse  daran  noch  die  Möglichkeit, 
ihren  Namen  irgendwie  mit  dem  Bau  zu  verknüpfen.  Dadurch  erklärt  sich  der  eigene  Baustil  der 
diversen  Orden  und  Stifte,  so  der  Jesuiten,  Zisterzienser,  Dominikaner,  Piaristen  u.  s.  w.  Der  Bau- 
stil wurde  nicht  von  außen  hineingetragen,  sondern  innerhalb  der  eigenen  Mauern  gehegt,  gepflegt 
und  entwickelt.  Anders  stand  es  mit  der  Ausführung  des  Baues.  Der  Bauherr  lieferte  den  Plan  und 
Grundriß,  konnte  aber  den  Bau  nicht  mit  den  eigenen  Arbeitskräften  ausführen,  0  oder  vielmehr  er 
durfte  es  nicht,  weil  die  Zunft  der  Maurer  oder  die  Haupthütte  es  nicht  zugelassen  hätte,  und  so 
mußte  ein  „Baumeister''  bestellt  werden,  unter  dessen  Namen  dann  der  Bau  vor  sich  ging.  Dieser 
Baumeister,  mag  er  nun  für  sich  auch  die  Fähigkeit  besessen  haben,  schöpferisch  zu  gestalten, 
wurde  aber  kontraktlich  verpflichtet,  nach  dem  ihm  vorgelegten  Plane  und  unter  Kontrolle  des 
Hausarchitekten  den  Bau  zur  Ausführung  zu  bringen.  Nur  die  größere  oder  geringere  Solidität  der 
technischen  Ausführung  ging  daher  auf  Rechnung  dieser  Baumeister  und  verschaffte  ihnen  einen 
größeren  oder  minderen  Ruf  —  geistige  Urheber  dieser  oft  großartigen,  und  den  Bedürfnissen  des 
Bauherrn  verständnisvoll  angepaßten  Bauanlagen  waren  sie  nie  und  nimmer,  mögen  sie  nunAllio, 
Carlone,  Canevalle,  Fischer  oder  Hillebrandt  heißen,  das  beweist  uns  der  in  dem 
Briefe  des  Baumeisters  Carlon  bezogene  „ler  brueder  Johannes"  mit  seinem  „Grundriß".  Ilg 
bemühte  sich  auch  nicht  nachzuweisen,  warum  unter  „Ir"  Bruder  sein  eigener  verstanden  werden 
müsse  und  daß  eventuell  dieser  mit  verreist  gewesen  wäre,  er  zog  auch  gar  nicht  in  Betracht, 
daß  der  Italiener  seinen  Bruder  oder  Conpatrioten  nie  lateinisch  „Joannes",  sondern  auf  italienisch : 
„Giovanni  =  Giambattista"  genannt  haben  würde,  wie  ihn  ja  auch  Ilg  nie  anders  nannte  —  alles 
dies  übersieht  der  Kritiker,  weil  er  im  vorhinein  von  der  Idee  durchdrungen  ist,  die  Carlone 
müßten  die  gesuchten  Architekten  sein ! 

Der  älteste  und  bedeutendste  Träger  des  Namens  Carlon  auf  dem  Wiener  Boden  war 
Johann  Baptist  Carlon,  welcher  zumindest  seit  1620  als  kays.  Hof  -  Baumeister  tätig,  am 
28.  Dezember  1645  hier  verstorben  ist.  Den  ältesten  dokumentarischen  Nachweis  seines  Wiener 
Aufenthalts  finden  wir  in  der  einer  Salva  guardia  des  Kaisers  Ferdinand  II.  ddo.  24.  Oktober  1631,^) 
laut  welcher  „in  gnädigster  Ansehung  seiner  Uns  und  Unserem  löblichen  Haus  vill  lange  Jahr 


*)  Was  auch  hie  und  da  vorkam  oder  versucht  wurde. 
>)  Saalbuch  Band  45,  fol.  202. 

6 


44  ^ic  Dynasten  -  Familien  der  italienischen  Hau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

gelaistete  Dienst,  sein  erkhaufftes  unter  dem  Maltheser  Orden  allhie  mit  dem  Grundt  gehöriges 
Haust  und  GartI  vor  dem  Karnerthor  in  der  Kottgassen  in  Unseren  Schutz  genommen  und  dahin 
befrait  haben  . . .  sein  Leblang  in  gemeltem  Haust  in  Krieg  und  Frieden  von  jeder  Einquartierung  und 
Losirung  genztich  befreyt  . .  ."  Unter  dem  von  Schlager  (Materialien)  zitierten  Hofbaumeister  Joh. 
Bapt.  Caloni,  welcher  1626  „den  Saat  in  der  alten  Hofburg  baut*,  ist  gewiß  unser  Carlon  gemeint. 
Nach  des  Kaisers  Tode  wird  er  dem  Hofstaate  der  verwittibten  Kaiserin  Eleonora  zugeteilt,  wie 
aus  der  grundbücherlichen  Eintragung  seines  zweiten  Hausbesitzes  hervorgeht,^)  wo  es  bezüglich 
eines  halben  Hauses  „am  Khienmarlct  gegen  dem  Präghaus  über  gelegen''  heißt:  „alsdann  habens 
höchstgedacht  verwittibte  Kaiserin  Eleonora  Deroselben  verordneten  Pawmeister  Herrn 
Joh.  Bapt.  Carlon  um  ein  bestimmtes  Geld  aufrecht  verkauft  und  völlig  cedirt**  .. .  Dieses  Haus 
ging  nach  seinem  Tode  mit  der  Witwe  in  den  Besitz  seines  Neffen  Karl  Martin  Carlon  über, 
und  nach  dessen  Tode  1665  an  die  Weinzierl.  Wenn  er  auch  seinerzeit  eine  hervorragendere 
Stellung  in  seinem  Fach  in  Wien  eingenommen  haben  muß,  sobald  er  sich  die  Gunst  des  Kaisers 
und  zwei  Hausbesitze  erworben  hat,  so  ist  von  seiner  Tätigkeit  mit  Ausnahme  des  oben  erwähnten 
Saalbaues  in  der  Hofburg  doch  nichts  mehr  bekannt,  und  ich  finde  in  der  Literatur  seinen  Namen 
eigentlich  nur  ein  einziges  Mal  in  Band  26  der  Berichte  des  Altertums-Vereines  genannt,  so  daß  er 
bisher  für  völlig  unbekannt  gelten  kann.  Carlon  muß  einen  bedeutenden  Anteil  an  dem  Umbau 
der  1626  durch  den  Kaiser  Ferdinand  IL  den  Barnabiten  übergebenen,  ins  XIIL  Jahrhundert 
reichenden  Michaeler  Kirche  gehabt  haben,  da  er  dort  auch  begraben  zu  werden  veriangte.  Nicht 
nur  weil  es  sich  um  den  Protoplasten  der  Wiener  Carlone  und  ihren  hervorragendsten  Vertreter 
handelte,  aber  wegen  der  lebendigen  Schilderung  der  Familien-  und  Vermögensverhältnisse  eines 
ansehnlichen  Wiener  Bürgers  und  Baumeisters  aus  der  ersten  Hälfte  des  XVIL  Jahrhunderts  sei 
hier  das  Testament  dieses  Carlone  mitgeteilt,  vorhin  aber  nur  bemerkt,  daß  derselbe  nach  dem 
am  24.  Jänner  1641  erfolgten  Tode  seiner  ersten  „Hausfrau"  Dominica  2)  schon  am  4.  September  1641 
bei  St.  Stephan  zur  zweiten  Ehe  mit  Frau  Maria  Pichlmayerin,  eines  kays.  Kammerdieners 
Witwe,  schritt.  Das  Kopulationsdokument  ist  dadurch  interessant,  daß  es  auf  seine  künstlerische 
Stellung  eine  Schlußfolgerung  zuläßt.  Er  wird  dort  nämlich  „Der  Edl  und  gestrenge  Herr"  tituliert, 
nachdem  der  gewöhnliche  Titel  der  zünftigen  Baumeister:  „der  kunstreiche"  gestrichen  und  auf 
„gestrenge"  geändert  wurde  —  er  bekam  also  den  Titel  der  hofangestellten  freien  Künstler  und 
wurde  überdies  ausdrücklich  „r.  k.  M.  Architectus"  genannt  Diese  Frau  muß  bald  gestorben  sein. 
Denn  schon  am  1.  August  1642  heiratete  neuerlich  bei  St  Michael  „Joannes  Baptista  Carloni 
caes.  Maj.  aedilis  et  cives  Viennensis  Elisabetham  Rodekhin  q.  Martini  et  Dominicae  filiam".  Er 
kommt  sonst  noch  in  den  Wiener  Kirchenmatriken  im  Jahre  1633  als  Trauungszeuge  des  Hofbild- 
hauers Hans  Leonhard  Worster  mit  Margarethe  Frechin,  Cammertischlers  Wittib,  im  Jahre  1635 
dem  Stukadorer  Petrus  Costel  mit  Dominica  Canevalin  Wittib  und  noch  einen  Monat  vor 
seinem  Tode  am  12.  November  1645  seinem  Landsmann  Silvester  Carlon  mit  der  Lucia  Allio 
Wittib  vor. 

Sein  Testament  hat  folgenden  Wortlaut: 

Im  Namen  Gottes Habe  Ich  Johan  Baptista  Carlon  Bürger  und  khay.  Paumaister  allhie  in  Wienn 

zum  Gemueth  und  Herzen   geführet Derowegen  Ich  zwar  schwaches  Leibs gegenwärtiges  Testam.  zu 

machen  . .  nachfolgends  Inhalts: 

Anfengiichen  Dieweillen  die  Seel  edler  dann  der  Leib,  so  befilche  ich  sie  in  die  grundlose  Barmherzigkeit 

Mein  todten  Leichnahmb  aber  in  St.  Michaelis  Pfarrkürchen  allhie  (ohne  sunders  gebrenng,  als  nemblichen  mit  denen 


*)  Gewährbuch  lit.  M.  fol.  276. 
')  Totenprotokoll  von  St.  Michael. 


von  Alexander  Hajdecki.  45 

Clericis  bei  obgedacht  Michaeliskarchen  und  denen  khay.  Hofspitälern).  —  Änderten  mein  zeitliche  Verlassenschaft 
betreff,  so  ich  durch  den  reichen  Segen  Gottes  erworben,  erobert,  ersparet,  verschaffe  Ich  davon  zu  Haill 
und  Trost  meiner  armen  Seel  in  die  4.  Armenhäuser  an  ieden  Orth  10  Guid.  reinisch. 

3o_  . . .  80  Seelenmessen:  in  St.  Stephan  25,  bei  St.  Hieronymo  25,  bei  den  PP.  Augustinis  bey  uns.  Lieben 
Fraven  Lauretha  in  der  Todten  Kapellen  25,  die  übrigen  5  bei  Michalern  .  .  hierzu  testire  40  Gulden. 

40^  Verschaffe  ich  in  Unser  lieben  Frauen  Kürchen  zu  Verna  im  Bisthumb  Co  mm  gelegen  in  das 
Dorf  wo  ich  gebürtig,  400  Guld.  Reinisch. 

5  legtre  und  verschaff  meiner  e.tisten  Tochter  Francisca  Rethackin  Wittib  außer  Ihrer  mutterl.  portion 
der  1250  Guld.  (so  sich  noch  bei  meiner  Verlassenschaft  zu  suechen)  so  wie  auch  außer  des  von  mir  albereith 
empfangenen  Heyrattsgueth  so  sich  über  die  700  Guldl  erstreckht,  noch  absonderlich  700  Guld.  Rein,  und  will  daß 
Sie  von  erstgemelt  sowohl  Vatter  als  muetterl.  Erbgueth  den  halben  Theil  auf  meinem  in  den  Statt  liegenden  Haus, 
den  grienen  wilden  Mann  genannt,')  und  den  anderen  halben  Thail  auf  meinen  Garten  in  der  Kottgassen  zu 
suechen  haben  soll.  —  Mehr  verschaffe  Ich  obgedachter  meiner  Tochter  Franciscae  aus  denen  Mobilien,  oder 
Vahrendthaab  Ain  Dutzend  Zinnschissein  von  den  größten  samt  meiner  großen  zunen  Khandel.  Item  meinen  großen 
Nußbäumen  Credenztisch  samt  der  Nußbäumen  Tafel  und  daraufliegenden  Debich  im  vnndern  Saal,  und  4  roth- 
lederne Sessln,  wie  sie  derzeit  in  meiner  undteren  Stuben  stehen.  Item  auch  ain  zuegerichtes  Peth  sammt  Pethstatt. 
meine  rothseidene  Deckhbeth,  jedoch  soll  mein  Weib  und  meine  jüngere  Tochter  Clara  den  Vorzug  und  die 
Wahl  haben. 

Mehr  verschaffe  Ich  ihr  auch  Sechs  bahr  Leibachen,  4  Tischtücher,  Zwey  Duzet  Tisch  Salvet  und  4  Handt- 
tücher,  so  daß  sie  einer  ieden  Gattung  die  Hellft  von  denen  besten  und  die  Helft  von  den  Mitteren  bekombe. 

Dan  so  verschaffe  Ich  zum  6ten  meinem  lieben  Ehew.  Elisabeth  Carlonin  geborener  Retackhin,  wegen 
ihrer  sonderbahren  Lieb  und  Treu  .  .  erzeigt,  zu  denenienigen  500  Guld.  welche  Ich  ihr  bei  angehender  Ehe  ver- 
heyrath,  noch  500  fl.  Rein,  samb  aller  anderen  Wahrenden  Haab  und  Mobilien  als  Hausrath,  Wein  in  Kheller,  Silber- 
geschmeid,  ...  nichts  ausgenohmen,  außer  was  Ich  hernach  meinem  lieben  Vettern  Carl  Carlon  specifice  auch 
vertestirn^werde,  und  will,  daß  meine  Hausfrau  ad  dies  vitae  Ihre  freye  Wohnung  in  meinem  Garten  und  Zimmer,  wo 
Ich  aniezo  wohne  haben,  und  bleiben  soll.  Und  davern  mergemelter  Garten  etwan  aus  Noth  verkhaufft  werden  müßte, 
soll  Ihr  die  Priorität  vor  allen  meinen  Khindern  zustehen  .... 

7|i  Legire  und  verschaff  meiner  jüngsten  Tochter  Clara  Prudentia  weillen  sie  noch  sehr  klein,  1500  G. 
Reinisch  samt  einer  verschlossenen  Chatul  welche  Ich  mit  meinen  Henden  verpetschirt  habe,  welches  legat  meine 
liebe  Hausfrau  bis  zu  deme  vogtbaren  Jahren  ohne  Interesse  zu  geniessen  haben  soll;  und  weillen  mehrgedacht 
mein  liebe  Hausfrau  auß  Blödigkeit  des  Geschlechts,  derselbigen  allein  nit  vorstehen  kann,  als  habe  Ich  zu  Gerhaben 
erbetten  den  Wolledlen  um  Gestrengen  H.  Valentin  Stampa  der  verwittibten  Rom.  Kay.  Eleonora  Seh aaz meiste r 
und  Herr  Dominicum  Longon  brgl.  Handelsmann  .  .  Wann  aber  mein  jüngere  Tochter  vor  ihren  vogtbaren 
Jahren  mitTodt  abgehen  sollte,  soll  ihr  legat  von  1500  fl.  in  drei  gleiche  Thail  gethaillt  werden  als:  die  ersten  500  fi. 
sollen  zurück  auf  mein  liebe  Hausfrau,  die  anderen  auf  obgedacht  meine  altist  Tochter  Francisca  Rethak  in  fünf 
eheleibl.  Kinder  fahlen.  Und  die  übrigen  500  Gulden  Will  Ich  daß  sie  in  die  Pfarrkirche  zu  Verna  allwo  meine  lieben 
Eltern  begraben  liegen,  und  ich  gebürtig  bin,  zu  Haill  und  Trost  mein  und  dero  armen  Seelen  sollen  verwendet  werden. 

Fürs  8^e.  Ob  Ich  zwar  meinen  Sohn  Martin  Carlon  nicht  nur  aus  einer,  sundern  aus  mehren  deren  in 
Rechten  vorgesehenen  Ursachen  (als  nembl.  wegen  Ungehorsamb,  Undankbarkeit  und  Uebel  verhalten  so  er  nit  nur 
an  ainem  Orth  oder  in  ainer  Statt,  sondern  in  Villen  Laendern  verybet  und  erpractictrt  indem  er  sein  Ehegebenes 
Weib  verlassen,  sein  mueterliches  Erbguett  schändlicher  verschwendet  und  dilapidirt,  mir  auch  nach  Leib  und  Leben 
zu  trachten,  sovoll  schrifft-  als  mündlich  betrohet  und  was  dergleichen  mehrers,  welche  Laster  Ich  mich  deß  Orts 
alle  zu  specificirn  schämbe)  genzlichen  enterben  khönnte,  So  verschaffe  Ich  doch  zu  Verhiettung  weiteres  Unglieckh 
oder  genzlichen  Verzweiflung  dessen,  Ihme  außer  deß  gegebenen  Heyratsguets  300  Guld.  Damit  solle  er  von  meiner 
völligen  Verlassenschaft  genzlichen  abgefertigt  werden,  und  zumfahl  er  nach  meinem  Todt  Inner  Jahresfrist  in  Persohn 
nit  anhero  khommen  möchte,  soll  sein  Weib  die  landsbreichige  Interesse  jehrlichen  darvon  zu  genießen  haben,  und 
wan  Er  in  diesen  seinen  Abwesen  umkhumbe  oder  stürbe,  so  Ihr  das  völlige  legat  anhaimbfallen.  Hingegen  soll  Sie 
auf  khünftige  Georgi  innstehenden  1646^^"  Jahres  sich  anderwerths  außer  meines  Gartens  umb  ein  Wohnung  bewerben 
und  den  Zimmerzins  ohne  meiner  Erben  Entgelt  oder  molestirung  entrichten.  Wan  aber  sie  vor  seiner  mit  Tod  abgehen 
und  Er  auch  wie  obgehört,  außer  Landts,  todts  verfahren  thätte,  soll  dessen  legat  der  300  fl.  nach  der  obbenannten 
Herr  Gerhaben  disposition  ad  pias  causas  verwendet  werden. 

9.  Verschaff  und  legire  Ich  meinem  lieben  Vettern  Carl  Martin  Carlon  Maurmeister  allhie  meinen  Reiß- 
tisch samt  der  Canzeley  all  meinen  Reißzeug,  Instrumenten,  Abrissen  und  Puechern.  Item  mein  Disch 


0  Darunter  ist  ganz  bestimmt  sein  Haus  auf  Khienmarkt  gemeint,  in  der  Gegend  des  Ruppreclitssteiges  und 
der  Seitenstettengasse  und  nicht  der  „wilde  Mann''  in  der  Kärntnerstraße.  Dieser  Hausschild  wird  in  diesem  Dokumente 
zum  ersten  Mal  bekannt. 


46  ^ic  Dynasten  -  Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  tn  Wien 

so  aniezo  in  meiner  Stuben  negst  neben  dem  Reißdisch  stehet  samt  zween  Lähnstuel,  sechs  Zinnern  Schüsseln,  von 
der  Mitteren,  6  Zinndeller,  6  Disch  Salvet,  2  Dischtücher,  indes  daß  Er  dieß  alles  annehmben  soll  wie  mein  Weib 
ihms  geben  wirdt  Mehr  verschaff  Ich  Ihme  auch  dasienige  Peth,  wo  er  derzeit  Ihmer  liegt  samt  der  Pethstatt,  2  pahr 
billachen  und  aine  lehre  Truhen  zu  seinen  Claidern.  In  simili  verschaff  Ich  Ihm  auch  alle  meine  Puexen  und  Pistollen 
samt  allen  meinen  Hemmetern  und  Leibskhleidern,  außer  deren  so  verpetschirt  sein  werden  und  meiner  jüngsten 
Tochter  der  Clarl  gehörig,  meiner  im  besten  darbey  zu  gedenkhen  welches  alles  Ihme,  zumfahl  Er  über  khurz  o. 
lang  nit  lenger  in  meinem  Garten  wohnen  o.  sich  andernorts  uneberrichten  (sie)  wollte,  unverweigerlich  erfolgt  werden 
soll.  Im  übrigen  erkieß  und  ordne  ich  ihme,  zu  einem  völligen  Director  der  ganzen  Wirtschaft  solang  mehrgedacht 
meine  Hausfrau  in  dem  Wittibstand  ist  und  verbleibt,  wie  nit  weniger  neben  denen  Herrn  Gerhaben  zu  einem  gevol- 
maechtigten  Superintendenten  und  Curatorn  meiner  m.  Tochter. 

10^1  Legire  ich  meinem  Ziehkhindt  Maria  Magdalena  wan  Sie  sich  wohl  verhalten  und  meinen  Weib  allen 
gebührenden  respekt  erzeugen  würdt  zu  Ihrer  Ausstattung  50  fl.  rein,  samt  einem  Erbarn  Khleid. 

II.  Habe  ich  meiner  Muemb  der  Franzisca  SolarinO  welche  lang  bei  mir  gedienet,  versprochen,  wan 
Sie  heyrathen  wirdt  ein  Claid  zu  geben,  anstatt  dessen  verschaff  Ich  Ihr  40  fl.  Im  Übrigen  wen  sich  über  khurz  oder 
lang  mehrer  aus  meinen  Blutsfreundten  und  verwandten  anmelden  und  darzu  legitimirn  würden,  sollen  sie  dem 
allgem.  N.-O.  Lanndtsbrauch  nach,  mit  5  fl.  60  Pf.  abgefertigt  werden.  —  Was  nun  schließlichen  über  ob  specificirte 
legate  übrig  sein  wird,  will  ich  das  vierte  Theil  auf  Seelenmessen,  den  Oberrest  legire  u.  verschaff  ich  meinen 
beeden  Töchtern  und  meiner  lieben  Hausfrau  auf  gleichen  Thaill,  welche  es  friedlich  ohne  gerichtl.  Inventur  thaillen 
sollen  wie  Ich  sie  dann  zu  meinen  Universal  Erben  und  meine  liebe  Hausfrau  aber  und  meinen  Vettern  Carl 

Carlon   zu  Executorn mit  aigenen   Handt  unterschrieben  u.   meine  gewöhnl.   Petschaft  begröfftigt. 

Wie  auch  den  Wolledlen  Gestrengen  und  hochgelehrten  Herrn  Albertum  Rossy  Comitem  Pelatinum  auch 
beeder  R.  D^n  Hof-  und  Ger.  Advocaten  allhie  obbenannten  Herrn  Valentin  Stampa  und  Dominicum  Longon 
wie  auch  den  Ehrenvesten  und  wohlgelehrten  Herrn  Andream  Antonini  Pap.  et  Caes.  Auth.  Not.  Pub.  Herr  Jacoben 
Past^)  kg.  Fortificalgebau  Werkhmeistern,  Herrn  Petrum  Maderno  Steinmetzmeister  und  Dominicum  Carlon 
Maurerballier  allhier  zu  mir  sonder  Fleiß  beruffen  .  .  . 

Den  27.  Novembris  1645  . . . 

Dieses  Testament  ist  auch  dadurch  interessant,  daß  es  uns  die  bürgerlichen  Wappen  der 
Carlone  aufbewahrt  hat.  Joh.  Bapt.  Carlon  siegelt  mit  einem  dreigeteilten  Wappenschild,  in 
dessen  oberer  Hälfte  ein  aufrecht  stehender  (wachsender)  Löwe  eine  Fackel  in  der  rechten  Pranke 
emporhält.  Die  untere  Schildhälfte  ist  gespalten  und  das  rechte  Feld  durch  ein  Monogramm  aus 
zwei  umgestürzten  ineinander  geschachteten  V  in  der  Form  AV  ausgefüllt,  das  linke  jedoch  unkenntlich. 
Der  barockumrahmte  Schild  ist  von  den  Initialen  I.  B.  C.  flankiert.  Das  Wappenschild  des  Dominik 
Carlon  ist  schlecht  erhalten,  immerhin  sieht  man  noch  in  dem  Schild  den  aufgerichteten  Löwen 
in  der  Pranke  etwas  halten.  Die  späteren  Carlone  haben  denselben  Löwen  im  Schild,  aber  er  hält 
eine  Rosenblume  in  den  Pranken.  (Vergl.  dazu  die  Stammbaumtafel  IV.) 

Gleichzeitig  mit  Joh.  Bapt.  Carlon,  welcher  außerhalb  des  Zunftverbandes  stand,  kommen 
in  Wien  zwei  zünftige  Maurerprofessionisten  dieses  Namens  vor.  Im  Jahre  1638  verzeichnet  das 
Lehrjungbuch  gleichzeitig  einen  Maurergesell  Peter  Carlon  von  Scaria  (Schayr)  geb.  als  Bürgen 
des  von  dem  Meister  Baptist  Orsi  aufgenommenen  Lehrjungs  Antoni  Ferada  vom  Cummersee 
zu  Casas  bürtig,  und  am  selben  Tage  des  30.  Mai  ist  vom  „Meister  Antoni  Carlon"  die  Rede, 
welcher  einen  Lehrjung  Peter  Holderiedt  aus  dem  Aalagay  von  Pezing  geboren,  aufdingt.  Zum 
letzten  Male  wird  Meister  Anthoni  Carlon  am  4.  März  1640  dortselbst  genannt  gelegentlich  der 
Aufdingung  des  Jungen  Hans  Flechl  aus  Neumarkt.  Unter  den  31  Meistern  des  Jahres  1645, 
welche  anläßlich  der  beschlossenen  Sitzordnung  namentlich  aufgezählt  werden,  kommt  er  aber  nicht 
mehr  vor,  folglich  muß  er  gestorben  sein,  wenn  er  nicht  in  die  Provinz  übersiedelte.  Ober  seine 
Familienverhältnisse  geben  auch  die  Kirchenmatriken  keine  nähere  Auskunft,  nur  in  der  St.  Stephans- 


*)  Der  in  Salzburg  geborene  Ingenieur  Thomas  Solari,  Sohn  des  Architekten  Santino,  war  also  ein 
Schwiegersohn  des  Carlon.  Thomas  heiratet  hier  übrigens  zum  zweitenmal  1647  bei  St.  Stephan. 

*)  Muß  „Spatz"  gelesen  werden,  welcher  im  Juli  desselben  Jahres  ebenfalls  als  Testamentszeuge  des  Simon 
Retacco  fungiert  und  zu  jener  Zeit  eben  Fortifikationswerkmcister  war. 


o 

u 

73 


C4 


C4 


C/) 


0) 


CO 

3 


in 

S 

• 

N 

Q 


*5 

B 

a 

CO 

OQ 


5*S 


o 

CO 

4-   a> 

c    o 

•-  tt: 

«      CO 
CO     ^ 

U       CA 


CO 


o 
Q 


c 

§ 

"O 

'^ 

3 

4- 

Im 

C3U 
cd 

S 

ii« 

CO 

dD 

u 

•?         Q- 


S"  i 

OQ    o 
^  -'S 


o 
> 


UJ 


CO 

—  £2 


2-  ^  ft 


0) 

> 


UJ 

u 

CO 

CO 

3 

< 


'4 

'S 

3 
N 


es 


CO 
CO 

N 

C 
CO 


c 
E  ? 


c 


CO 


CO 


I 


CO 


o 

u 
CO 


o 
u 

CO 

o 

CO 

OQ 


o 

CO 


CO 
CO 

C/5 


O  lö 

«  cn 

w  c 

£  CO 

ao  QQ 


O    .'S 

u    E 


CO 

-•    *-    ^ 


c 

2 

S 

O 

•  M 

w 

E 

CO 

3 

o 

s 

• 

5 

CO 

0) 

u 

M 

OQ 

i 


a 
o 


—    o 

«  .  ^- 

•^    —      «      CO 

<ü    £    ««  O 

<    -    "^    - 

j;  «  =  CO 

CO    •-    <     4, 
ü     O.  ^     > 

^    CQ    ^    CO 


'S    < 


CO 

O 


CO 
CO 

U 

•  • 

'S 

c 

o 
.s  r 

I    E 

>  .2 


C/5  ^ 

.  z 

g.  . 

S  S2 
o 

o  « 

> 


CO 

c 
c 

CO 


tß 


CO    C/) 

Ig 

o   '- 


> 

e      o       e 
—    C^    CO 


> 


3    tO 

a-    E 

CO 


CO  t« 

•c  ü 

CO  (Q 

C/5  ^    = 

=s         x:  «o   ^ 

*^    --r    *"  3     IT 

D.  ö      C  ^     «« 

CO    (g      r-  c    OQ 

CO    --      <J  « 

j=    öfi  .S  g    o 

£  !3     ^ 

CO  >^ 


CO 

E 


u 

CO 

c 


*S 


O) 


0) 
CO 


CO 


CO     ä£ 
CO 

c/) 


CO 

c       ** 

.-    OQ 


q; 


CO  O 

"O  CO 

c  x: 

^  CO 


0)  CO 

c  ^ 

o  x: 

.E  CO 

£2  CO 

CO  -O' 

CO  .g 

S  c 


ti 

CO 

O 


0) 


0) 


c 

3 


s 


N     ^ 

c    4- 


CO  .«2 

—  « 

3  E 

"O  3 

C  CO 

=»  s 

I  £? 

U  CS 


c 

CO 

■  ^14 

CO 

CO 

C/3 


o 

CO 
CO 

CO 

5    o 


to  X 


CO 


o 

e 

< 

c 
c 

CO 


o 


—  o 

Ja"  -8  S 

3  4«  ^ 

I  i;  e 

-  'S  < 

o  E  c 

m  CO  0^ 

CO  'S  ^ 

§  I  I 


U    o    u 


o 


U       G       B 

'S    e    c 
eu   <   < 


CO      ^      lO     CO 


von  Alexander  Hajdccki.  47 

pfarre  fand  ich  im  Jahre  1637  den  Taufakt  eines  Kindes  Barbara,  als  deren  Eltern  Anton  Carlo n 
und  Katharina  genannt  werden,  worunter  bestimmt  unser  Anton  gemeint  ist,  welcher  auch  beim 
Bau  der  Schotten kirche  im  Jahre  1638  beschäftigt  war.  Diesen  Meister  Anton  Carlon  müssen  wir 
zum  Unterschiede  von  einem  gleichnamigen  jüngeren  Meister  mit  I.  bezeichnen,  weil  „ein  Maurer- 
meister" Anton  Carlon  11.  am  14.  Februar  1664  im  42.  Lebensjahre  bei  der  „blauen  Ente"  auf  der 
Laimgrube  stirbt.  Er  war  kein  zünftiger  Meister  („ein"  Maurermeister)  und  im  Jahre  1653  wird  ihm 
und  seiner  Gattin  Maria  ein  Sohn  Michael  geboren.  Er  kann  ein  jüngerer  Bruder  des  Dominicus 
Carlon  gewesen  sein,  denn  diesem  gehörte  das  Haus  „zur  blauen  Ente"  seit  1655.  Der  Anton 
Carlon,  „des  Klosters  Garsten  derzeit  (1681)  bestellter  Baumeister"  0  wäre  somit  der  Dritte  dieses 
Namens.  Überhaupt  wird  das  Studium  der  Filiation  der  Carione  dadurch  erschwert,  daß  ihrer  stets 
mehrere  gleichzeitig  oder  nacheinander  denselben  Vornamen  führen,  so  sind  in  Wien  drei  Kari 
Carione,  mehrere  Joh.  Baptiste  und  zwei  Karl  Martine  vertreten.  Noch  finde  ich  im  Jahre  1630 
einen  Johann  Anton  Carlon,  Gattin  Julia,  welchem  bei  St.  Stephan  ein  Kind  Katharina  Christina 
getauft  wird.  Daß  er  ein  Maurermeister  war  oder  wenigstens  zu  dieser  Familie  gehörte,  ist  daraus 
zu  entnehmen,  daß  als  Taufpaten  drei  Meister  dieses  Zeichens  fungieren:  Joh.  Petruzzi,  Stein- 
metzmeister, ein  Franc.  Retacco  und  Dominicus  Carlon.  Im  Juli  1630  verzeichnet  aber  das 
Todtenprotokoll  von  St.  Stephan  das  Begräbnis:  „Des  Anton  Carion  Weib";  es  scheint,  daß  „Johann 
Anton"  mit  dem  obigen  „Anton",  welcher  auch  in  derselben  Pfarre  wohnt,  identisch  sein  dürfte  und 
daß  Julia  seine  erste,  Katharina  seine  zweite  Gattin  war. 

Nachweisbar  der  zeitlich  nächst  älteste  Carlon  in  Wien  wäre  der  zuletzt  genannte  Domi- 
nicus (1630),  aber  ich  wende  mich  seinem  Bruder  und  Neffen  des  Johann  Baptist,  dem 

Karl  Martin  Carlon 

zu,  weil  er  gleich  seinem  Onkel  und  vielleicht  an  dessen  Stelle  „kays.  Baumeister"  geworden  ist 
und  dem  Zunftverbande  nicht  angehörte.  Kari  Martin  und  die  noch  zu  besprechenden  Dominik  und 
Silvester  I.  waren  Geschwister  und  wahrscheinlich  auch  die  beiden  ersteren  gleich  dem  letzteren 
aus  Scaria  gebürtig;  sie  wirkten  hier  alle  drei  gleichzeitig,  bildeten  die  Kerntruppe  der  Wiener 
Carione  und  sind  ihre  Hauptrepräsentanten  und  Stammhalter  auf  dem  Wiener  Boden.  Der  letzte 
unter  ihnen  starb  hier  im  Jahre  1679,  also  lange  vor  der  durch  den  glücklichen  Ausgang  der 
Belagerung  von  1683  hervorgerufenen  Blütezeit  der  baulichen  Entwicklung  Wiens  und  trotzdem 
brachte  es  ein  jeder  von  ihnen  zu  einem  ansehnlichen  Vermögen,  ein  Zeichen,  daß  sie  tüchtig  im 
Fach  waren  und  viel  zu  tun  hatten.  Alle  waren  sie  große  Freunde  und  Verehrer  der  PP.  Barnabiten 
in  der  Michaeler  Kirche,  was  Silvester  sogar  in  seinem  Testamente  ausdrücklich  betonte  und  alle 
waren  daher  gewiß  ihre  Hausbaumeister.  Ihre  Epigonen  haben  es  in  Wien  nicht  mehr  zu  einer 
nennenswerten  Bedeutung  gebracht,  weder  in  sozialer  noch  künstlerischer  Richtung  und  ihre  Dynasten- 
reihe wird  hier  durch  einen  Johann  Baptist  im  Jahre  1720  geschlossen,  wie  sie  mit  einem  Johann 
Baptist  vor  hundert  Jahren  eröffnet  wurde. 

Karl  Martin  Carlon  muß  bei  seinem  Onkel  Joh.  Baptist  ausgelernt  und  zumindest  seit  1640 
in  Wien  sich  aufgehalten  haben,  wo  er  am  13.  April  1667,  51  Jahre  alt,  verstorben  ist.  Er  heiratete 
die  Witwe  nach  seinem  Onkel  am  23.  September  1647  und  wird  bei  dieser  Gelegenheit  schon 
„röm.  kay.  M.  Baumeister",  aber  doch  nur  der  „edle  und  kunstreiche",  nicht  aber  „gestrenge" 
tituliert.  Seine  Beistände  waren  die  uns  schon  aus  dem  Testamente  des  Joh.  Bapt.  bekannten 
Longo  n  und  der  Notar  A.  Anton  in  i.  Er  fungierte  seither  als  Taufpate  bei  der  Taufe  aller  Kinder 


0  Mitt.  d.  Zentral  -  Komm.  X.  p.  V. 


48  ^ic  Dynasten  -  Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

seines  Bruders  Dominic,  darunter  einmal  zusammen  mit  dem  Ingenieur  Joh.  Peter  Ten ca IIa,  ein 
Beweis,  daß  die  Carlo ne  sich  in  guter  Gesellschaft  bewegten.  Nach  dem  Tode  seiner  ersten  Gattin 
(gestorben  am  27.  September  1665,  43  Jahre  alt)  heiratet  er  am  18.  November  1666  wieder  bei 
St.  Stephan  als  „ein  b.  Baumeister''  die  Jungfrau  Therese  Riotti  weiland  des  Edlen  und  kunst- 
reichen Herrn  Caroli  Riotti,  Arithmetici  zu  Mailand,  und  Kamilla,  beider  selige  Tochter.  Diesmal 
ist  Carpophorus  Tencalla  mit  Alphonsus  Zenirus  Brautführer. 

Dieser  Carlon  ist  es,  welcher  nach  Schlager  im  Jahre  1665  wegen  „Verenderung  und 
Erbauung  der  Postamenten  bei  unserer  lieben  Frauen  Säulen  am  Hoff"  1000  fl.  ausbezahlt  erhielt. 
Nach  seinem  Tode  setzte  diese  Arbeit  Karl  Canevai  fort  und  des  Carlon  Erben  erhalten  noch 
einen  Nachtrag  von  600  fl.  ausbezahlt.  Nachlaßakte  nach  demselben  sind  nicht  vorhanden,  aus  dem 
Grundbuch  ist  jedoch  zu  ersehen,  daß  er  mit  seiner  Gattin,  nachdem  alle  ihre  Kinder  aus  erster 
Ehe  verstorben  waren,  die  beiden  Häuser  des  Joh.  Baptist  überkommen  hat.  Im  Jahre  1648  hat  ihn 
eben  seine  Gattin  aus  „conlicher  Lieb  und  Treu  zu  ihr  zugleich  an  Nutz  und  Gewöhr  schreiben 
lassen''.  Nach  ihrem  Tode  ist  ihr  Anteil  (also  die  Hälfte)  an  ihre  gemeinschaftlichen  drei  Kinder  „erblich 
gediehen".  Carlon  hat  jedoch  ihre  Anteile  angekauft  und  ist  alleiniger  Eigentümer  (des  Hauses  am 
Khienmarkt)  geblieben,  weshalb  wir  über  die  Schicksale  seiner  Kinder  nicht  unterrichtet  sind,  was 
sonst  aus  den  Grundbuchseintragungen  der  Fall  gewesen  wäre.  Das  Haus  war  aber  mit  3000  fl.  für 
den  langjährigen  Hausfreund  Valentin  Stampa  belastet  und  dadurch  gelang  es  nach  Carlons  Tode 
an  die  Stampa 'sehe  Tochter  Cäcilie,  verheiratete  Weinzierl  und  ihre  Kinder,  in  deren  Besitz 
es  bis  1700  verblieb.  Sonderbarerweise  tritt  Karl  Martin  im  Jahre  1656  als  „Gewöhrtrager  seiner 
Schwägerin  Lucia  Silvestri  Carlons  auch  bürg.  Maurermeisters  allhie  Hausfrauen"  beim  Ankauf 
eines  Hauses  „bei  denen  Herrn  Predigern"  (also  Dominikanerbastei -Platz  oder  Gasse)  „weillen  sie 
Selbsten  nit  gewöhrfähig".  Rätselhaft  isf  dabei,  warum  ihr  „bürgerlicher"  Gatte  nicht  für  sie  und  in 
ihrem  Namen  die  Gewähr  empfangen  hat,  sondern  ihr  Schwager.  Lucia  Carlon  in  verkaufte  dann 
dieses  Haus  „ihres  besseren  Nutzens  halber"  im  Jahre  1659. 

Karl  Martin  Carlon,  oder  wie  er  auch  sonst  in  den  Dokumenten  teils  bloß  Karl,  teils 
bloß  Martin  genannt  wird,  was  zu  Verwechslungen  mit  mehreren  anderen  desselben  Namens  Karl 
führt,  hat  aber  auch  ein  zweites  Haus  selbst  erworben  gehabt  und  zwar  das  Haus  auf  dem  „Treydt- 
markt",  zum  weißen  Engel  genannt,  und  zu  dessen  Befreiung  von  der  Einquartierung  auf  der 
„Minch  Pastey"  ein  Soldatenquartier.  Nachdem  das  Haus  zum  weißen  Engel  aber  „ietzo  abgebrochen" 
(wahrscheinlich  im  Jahre  1683),  ging  das  Soldatenhäusel  allein  nach  dem  Tode  Carlons  auf  seine 
Tochter  Katharina  Stampatin  über,  welche  es  1688  dem  H.  Antonio  von  Lumaga,  k.  Kammer- 
diener, per  70  fl.  käuflich  überlassen  zur  Befreiung  seines  Hauses  zum  großen  goldenen  Hirschen 
am  Fleischmarkt. 

Er  besaß  auch  einen  Grund  vor  dem  Burgtor,  welcher  wieder  der  Fortifikation  zum  Opfer 
fiel,  denn  im  Juli  1665  bat  „Martin  Carlon  Paumeister"  um  Erlaubnis,  daß  er  auf  sein  vor 
dem  Burgtor  von  seinem  weggebrochenen  Garten  noch  stehenden  Planken  „ein  schlechtes  Dächl 
machen  möchte".*) 

Dotninicus  Carlon. 

Bei  diesem  Namen  wäre  man  fast  versucht,  an  zwei  verschiedene  Individuen  desselben 
Namens  zu  denken,  denn  wir  finden  in  einem  Intervall  von  25  Jahren  je  einen  Dominik  Carlon 
bürgerlichen  Maurermeister  werden.  Dazu  kommt,  daß  unser  Dominik  in  den  Standesakten  gewöhnlich 


1)  Prot  Exh.  1665  im  Kriegsarchiv. 


von  Alexander  Hajdecki.  49 

„Bürger  und  Maurermeister",  nicht  aber  oder  nur  selten  „bürgerlicher",  dann  aber  „bürgerlicher 
und  Hoff -Maurermeister"  oder  „kaiserl.  Bau-  und  bürg.  Maurermeister"  genannt  wird.  Er  starb, 
vom  Schlag  gerührt,  am  26.  Jänner  1679  in  seinem  Hause  auf  der  Laimgrube  im  64.  Lebensjahre,  war 
daher  um  1615  geboreji  und  mindestens  schon  30  Jahre  alt,  als  er  im  Jahre  1645  als  Testaments- 
zeuge seines  Onkels  Johann  Bapt.  fungierte.  In  diesem  Alter  pflegte  man  sonst  längst  die  Handwerks- 
meisterschaft erworben  und  ausgeübt  gehabt  zu  haben.  Unterdessen  lesen  wir  in  den  Wiener  Zunft- 
büchern wie  folgt:  „1646  am  8.  Jänner  sind  dem  Domeni  (sie)  Carlo n  Maurer-Pallir  die  Maurer- 
meister Stückh  aufgeben  worden,  item  ist  ihm  weillen  er  das  Pallir-Jahr  nicht  völlig  erstreckht, 
auferlegt  worden,  daß  er  deßwegen  50  W  Wax  geben  soll  oder  dafür  10  fl."  —  Und  „am  8.  Februar  1646. 
Meister  (sie)  Domeni  Ca r Ion  sein  Maurermeister  Stück  aufgewiesen,  und  zu  einem  Meister 
erkhennt  worden,  solle  hiefür  dem  Handwerk  zu  Hilff  15  fl.  nach  und  nach  geben".  Die  etwas 
ungewöhnliche  Form  der  Stilisierung  und  des  Vorganges  bei  der  Zuerkennung  der  Meisterschaft 
ließe  voraussetzen,  daß  er  sein  Handwerk  bei  einem  „Hofbefreiten"  Meister  frei  erlernt  und  nur  pro 
forma,  um  die  bürgerliche  Praxis  ausüben  zu  können,  sich  der  Prüfung  unterzogen  habe  (einkaufte), 
ohne  in  den  Zunftverband  zu  treten.  Unterdessen  figurierte  er  im  November  1646  an  der  27.  Stelle 
unter  den  31  bürgerlichen  d.  i.  zünftigen  Meistern.  In  den  Meistertafeln  kommt  er  aber  nicht  gleich- 
zeitig vor.  Erst  im  Jahre  1671  kommt  ein  Dominicus  Carlon  auf  der  Meistertafel  vor!  Sollte  es  unser, 
jetzt  schon  56  Jahre  alte  Meister  sein?  Oder  ist  es  nicht  vielmehr  ein  viel  jüngerer  Namensvetter?  Fast 
sollte  man  es  glauben,  aber  ein  Umstand  hilft  uns  seine  Personsidentität  sicherzustellen.  Im  Jahre  1673 
werden  ihm  zwei  Lehrjungen  aufgedingt  und  darunter  ein  „Karl  Benedikt  Carlon  von  Wien 
gebürtig".  Zum  Glück  konstatieren  wir  aus  den  Kirchenmatriken,  daß  es  der  1660  geborene  eigene 
Sohn  unseres  Domenico  ist,  folglich  der  1671  in  die  Meistertafeln  eingetragene  Dominik,  derselbe, 
den  wir  schon  im  Jahre  1646  Meister  werden  sahen.  Die  Praxis  der  „Meistererkhennung",  der  Auf- 
nahme in  das  Handwerk  und  die  Eintragung  in  die  „Meistertafeln"  bedarf  noch  eines  gründlichen 
Studiums  und  ist  keineswegs  so  einfach,  weil  das  Handwerksrecht  zum  größten  Teil  und  in  seinen 
wichtigsten  Partien  ein  Gewohnheitsrecht  war  und  die  internen  Vorgänge  und  Praktiken  als  ein 
strenges  Geheimnis  gehütet  wurden,  wie  denn  sich  z.  B.  die  Steinmetze  die  Wahrung  „aller  ihrer 
Gehaimbnußen"  ausdrücklich  in  dem  Majestätsbrief  ddto.  Wien,  20.  September  1627,  Punkt  3, 
verbriefen  ließen  und  aufrecht  erhalten  wissen  wollten.  Insbesondere  über  die  Kunsthandwerke, 
also  über  Maler,  Bildhauer  und  Baumeister  sind  die  uns  überlieferten  Nachrichten  am  spärlichsten  und 
in  den  wenigen  gleichzeitigen  Fachschriften  werden  sie  kaum  nur  erwähnt.^)  Zur  Geschichte  der 
Organisation  des  Kunsthandwerks,  speziell  des  Wiener-,  bezw.  österreichischen,  müssen  eben  erst 
die  Bausteine  zusammengetragen  werden. 

Wir  haben  aber  doch  einen  Dominikus  Carlon  schon  im  Jahre  1630  als  Taufpathen 
auftreten  gesehen.  Dann  war  er,  wenn  es  der  unsrige  ist,  damals  erst  fünfzehn  Jahre  alt. -Ein 
tauglicher  Pathe  wäre  Ci  schon  gewesen,  aber  ob  es  usuell  war,  sich  solcher  jungen  Burschen  zu 
diesem  solennen  Akte  zu  bedienen,  namentlich  zugleich  mit  angesehenen  Meistern,  bleibt  immer 
fraglich  und  so  wäre  es  doch  möglich,  daß  wir  es  mit  zwei  verschiedenen  Individuen  Namens 
Dominikus  Carlon  zu  tun  haben. 


0  In  einem  seltenen  Druck:  „Der  vornehmsten  Künstler  und  Handwerker  Ceremonial-Politica  von  F.  Frisius, 
1705  wird  auf  940  Seiten  das  Handwerkszeremoniell  von  fünfzehn  Professionen  beschrieben,  also  der  Schuster,  Schneider, 
Beutler,  Schmiede  und  Töpfer,  Weißgerber  und  Böttger  u.  dgl.,  aber  vom  Kunsthandwerk  werden  nur  die  Drechsler 
und  Tischler  besprochen,  von  Malern,  Bildhauern,  Maurermeistern  kein  Wort,  als  ob  sie  nicht  zu  den  „vornehmsten" 
zählen  würden,  wenn  darunter  nicht  die  „vulgärsten*"  verstanden  werden  sollen. 

XZXIY.  Band.  7 


50  I^i^  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Über  unseren  Dominik  schweigen  auch  die  Kirchenregister;  er  war  zweimal  verheiratet, 
aber  nicht  in  Wien  getraut  oder  verkündet  worden,  ich  vermute  daher,  daß  er  gleich  dem  nach- 
folgenden Silvester  vom  flachen  Lande  nach  Wien  kam  und,  obwohl  schon  1645  oder  auch  1630 
hier  nachweisbar,  doch  erst  um  1650  geheiratet  hat.  Ihm  werden  in  Wien  zehn  Kinder  geboren,  aber 
nur  einer  von  seinen  drei  Söhnen  wird  auch  Maurermeister,  stirbt  aber  auch  in  jungen  Jahren.  Mit 
Joh.  Peter  Tencalla  war  die  Familie  befreundet,  denn  auch  ihm  hält  er  den  1660  geborenen  Sohn 
zur  Taufe  und  andererseits  fungieren  die  Eheleute  Dominik  und  Maria  Magdal.  Carlo n  als  Tauf- 
paten 1672  der  Malerfamilie  Hell,  bei  welcher  im  Jahre  1662  Simon  Allio  Beistandsdienste  leistete. 

Genauer  sind  wir  über  die  Vermögensverhältnisse  des  Dominik  aus  dem  Abhandlungsakt 
und  den  Grundbuchseintragungen  unterrichtet.  Dominik  „eroberte"  sich  sein  Vermögen  durch  eigene 
Arbeit.  Sein  erster  Hauserwerb  datiert  von  1655.  Es  ist  „ein  Haus  und  Grund,  zur  blauen  Andten 
genannt,  bei  gem.  Stadt  Wien  Ziglstadt  vor  dem  Widmer  Thor  auf  der  Laimgruben  gelegen,  so 
zuvor  dem  bürg.  Steinmetz  Peter  Maino  Materno  und  Victoria  seiner  Ehewürthin  gehörig 
gewesen";  nach  deren  „tödtlichem  Verscheiden  im  Testament  vom  10.  September  1654  an  ihre  vier 
Söhne  gediehen:  Andream  Pfarrer  zu  Moßbrunn,  Jacoben,  Nicolaum  und  Dominicum.  Die  Pupillen 
Reitkammer  hat  das  Haus  öffentlich  „ausgefaillt"  und  Carlon  hat  es  erstanden". 

Im  Jahre  1676  kaufte  Carlon  „bürg.  Pau-  und  Maurermeister"  den  an  seine  Behausung 
anstoßenden  Grund  mit  „ein  Häusl"  dazu  und  ließ  sein  „Eheweib"  Magdalena  „dazu  schreiben''. 
Er  war  auch  Besitzer  eines  „Ziglofens"  vor  dem  Burgtor,  wahrscheinlich  derselbe,  der  dann  in  das 
Eigentum  des  Donat  Allio  überging,  denn  im  Jahre  1669  finde  ich  in  den  Protokollen  des  Kriegs- 
archivs notiert:  „Dominicus  Carlon  Maurermeister  puncto  Befelch  an  Herrn  Stadt -Obristen  daß 
er  ihme  sein  Ziglofen  vor  dem  Burgthor  in  ruhigem  Posseß  solle  genießen  lassen":  Bei  seinem  ab 
intestato  erfolgten  Tode  (1679)  waren  neben  zwei  verheirateten  Töchtern  und  der  Witwe  noch  drei 
Söhne,  Michael,  Karl  Benedikt  und  Anton  Bernhard,  am  Leben.  Als  Vormund  („Gerhab")  wurde 
ihnen  der  bürgl.  Maurermeister  Joh.  Beruh.  Cirasolo  und  der  b.  Steinmetzmeister  David  Köll 
„verordnet".  Sein  Vermögen  bestand  in  a)  Bargeld  876  fl.,  b)  Silber  13  fl.  30  kr.,  c)  Aktivforderungen 
„Schulden  herein"  2392  fl.  30  kr.,  d)  Wein  und  Faß  551  fl.  48  kr.,  e)  Fahrnisse  220  fl.  52  kr., 
f)  Häuser  und  Grundstücke  5554  fl.  =  in  Summa  9608  fl.  40  kr.  Aus  diesem  Akte  entnimmt  man, 
daß  er  den  Sohn  Kari,  welcher  im  Jahre  1673  am  24.  Juni  bei  dem  Vater  als  Lehriing  eingetreten 
war,  aber  am  25.  Juli  1675  bis  zur  völligen  „Auslernung  seiner  Zeit"  dem  Meister  Karl  Gall 
„zugeschafft"  wurde,  nach  Italien  geschickt  hatte,  weil  die  Raithandler  „noch  eine  Post,  welche 
der  eine  Sohn  Kari  in  Italien  verzört  hat",  in  die  Massa  abführen  ließen.  Die  Witwe  brachte  in  die 
Ehe  1600  fl.  als  ihr  „Heurathlich-  und  paraphernal  -  Guett".  Statt  dessen  wurden  ihr  im  Vergleichs- 
wege 1200  fl.  zugesprochen  und  „weil  sie  mit  ihrem  Mann  über  zwanzig  Jahr  lang  „lobwürdig 
gehauset  anstatt  der  Wideriag  und  Morgengabe  ein  Kindsthaill  zugeeignet".  Die  Häuser  auf  der 
Laimgruben,  geschätzt  auf  5400  fl.,  kaufte  die  älteste  Tochter  Barbara,  verheiratet  an  den  hofb. 
Schneider  Sebast.  Robelt,  um  6500  fl.  .  .  „und  darauf  das  Bürgerrecht  anzunehmen  sich  erbotten 
mit  reservirung  seiner  aufs  Handwerk  habenden  Hoffreiheit",  „wie  dann",  besagt  der  Bericht  in 
parenthesi,  „dero  mehr  vorhanden  waren,  so  neben  ihrer  Hoffreiheit,  bürgerliche  Häuser 
possedirten".  Ein  wichtiger  Umstand,  weil  er  beweist,  daß  man  als  Hausbesitzer  ein  „Bürger", 
und  dabei  kein  „bürgerlicher  Handwerker"  sein  konnte,  daher  zwischen  „Bürger  und  Maler"  (Bild- 
hauer, Maler  etc.)  und  „bürgeriicher  Maler"  (b.  M.)  ein  wesentlicher  Unterschied  war.  Im  Jahre  1683 
war  auch  die  Witwe  verstorben,  wie  aus  einem  zweiten  Bericht  zu  ersehen  ist^)  und  die  Kinder 


0  Abhandl.  Dom.  Carlon  Abh.  Sign.  3/25  und  3/31. 


von  Alexander  Hajdecki.  51 

hatten  bezüglich  der  Erbschaft  zu  ein  Fünftel  einen  Vergleich  geschlossen.  Das  Wappen  des  Dominik, 
wie  wir  es  aus  dem  Testamente  des  nachfolgenden  Silvester  kennen,  besteht  in  einem  rundlichen 
Schild  mit  einem  wachsenden  zweischwänzigen  Löwen  mit  einer  Rose  (?)  in  den  vorderen  Pranken. 
Zwischen  den  hinteren  liegt  am  Boden  ein  offener  Zirkel  (Meßinstrument).  Der  barock  umrahmte 
Schild  endet  oben  in  ein  Kleeblatt  zwischen  D.  C. 

Silvester  Carlen. 

Dieser  ist  vielleicht  die  interessanteste  Persönlichkeit  unter  den  Carlo nen  und  hat  mit 
dem  Dominik  dasselbe  rätselhafte  Verhältnis  zur  Wiener  Zunft  gemein.  Er  war  bis  1645  bereits  als 
Maurermeister  in  Klosterneuburg  ansässig  und  noch  als  solcher  heiratete  er  von  dort  aus  in  Wien 
am  12.  November  1645  als  Witwer  „Frau  Luciam  Allio,  geb.  Redäkhin  (Retacco)  weil,  des 
ehrenvesten  und  fürnehmen  Meisters  Andreae  Allio,  gewest.  Bürgers  und  Maurermeisters  allhie 
eheliche  Wittib".  Er  selbst  wird  in  der  Urkunde  (St.  Stephan)  „der  ehrenvest  und  führnehmb"  — 
„ein  Maurermeister  zu  Klosterneuburg  von  Scaria  ohn  Comersee  gebürtig"  genannt.  Seine  Beistände 
waren  der  Notar  Andreas  Anton ini,  Johann  Bapt.  Carlon  und  Petrus  Maino  (sie).  Das  ist  der 
uns  schon  bekannte  Steinmetzmeister  Peter  Maino  Materno  (gestorben  1654). 

Er  übersiedelte  im  nächsten  Jahre  nach  Wien  (obgleich  ich  schon  im  Jahre  1635  einen 
Silvester  Carlon  als  Trauungszeugen  in  Wien  finde),  um  Wiener  Stadtbaumeister  zu  werden,  wie  wir 
es  aus  dem  „Ereignisprotokolle"  erfahren,  wo  es  heißt:  „1646  den  15.  Januar  war  das  Handwerk 
beisammen  gewest  und  sind  dem  Silvester  Carlon  gewesten  Maurermeister  zu  Klosterneuburg 
auf  sein  billiges  Begehren,  weillen  er  ein  Stadtbaumeister  zu  Wien  begehrt  zu  werden,  die  Maurer- 
meisterstück aufgeben  worden,  und  ihm  auferlegt  worden,  daß  er  bei  demjenigen  Meister  die 
Meisterstück  machen  soll,  zu  welchem  die  Ladt  hinfüro  komben  wird".  (?) 

An  einem  und  demselben  Tage  mit  Dominik,  dem  8.  Februar  1646,  lieferte  Silvester  sein 
Meisterstück,  wurde  „zu  einem  Meister  erkhennt,  und  soll  in  die  Ladt  18  Rth.  zahlen".  Am  9.  November 
desselben  Jahres  war  das  ganze  Handwerk  beisammen  „wegen  dessen  ein  jeder  Meister  Vi  Gulden  zu 
der  Pötten  (?)  geben  solle"  —  es  werden  daher  alle  31  Wiener  Maurermeister  aufgezählt  und  darunter 
finden  wir  schon  ihrer  Anciennetät  nach  drei  Carlo ne:  Karl  (26),  Domenicus  (27)  und  Silvester  (28) 
hintereinander  aufgezählt,  in  den  Meistertafeln  sind  sie  aber  nicht  verzeichnet.  Erst  im 
Jahre  1669  wurde  Silvester  Carlon  als  Maurer  und  Steinmetzmeister  in  die  Meistertafel  eingetragen 
und  hier  begegnen  wir  wieder  dem  rätselhaften  Umstand,  daß  jetzt  in  den  Meistertafeln  die  Rangs- 
ordnung eine  umgekehrte  ist.  1669  wird  Silvester,  1671  Dominik  und  gar  erst  1675  Karl  Carlon 
eingeschrieben.  Auch  hier  konnte  daher  bezüglich  der  Identität  ein  Zweifel  entstehen,  aber  er  hat  doch 
noch  zwei  Jahre  nachher  gelebt  und  auch  sonst  fand  ich  keine  Anhaltspunkte  zu  dieser  Annahme  vor. 

Silvester  Carlon  war  mehrfacher  Hausbesitzer.  Schon  vor  1650  erwarb  er  ein  Haus  im 
„Sauwinkel",  später  „Auwinkel"  genannt,  heute  in  der  Gegend  der  „Postgasse".  Dieses  Haus  wurde 
auch  als  „bürgerliches  Haus  liegent  am  Prediger-Platz  neben  der  neu  erpauten  St.  Barbara  Kapellen" 
im  Grundbuch  genannt.  Zur  Befreiung  desselben  von  der  militärischen  Einquartierung  erkaufte  er 
1653  als  „Bürger  und  Maurermeister"  „ein  halbes  Häusl  und  Soldatenquartier  für  einen  Soldaten, 
so  auf  der  Sailler  Stat  liegt".  Ein  zweites  Haus  besaß  er  beim  Stubentor  „nechst  des  blaben 
Pockhs"  in  der  Nähe  des  ersteren,  denn  der  „blaue  Bock"  war  in  der  heutigen  Postgasse  1 
gestanden  und  erkaufte  zu  dessen  Befreiung  ein  halbes  Soldatenquartier -Häusel  auf  der  Püber 
Pastei  im  September  1660.  Ein  drittes  Haus  kaufte  er  in  demselben  Jahre  in  der  „Wollzeil  nechst 
des  Tobias  Hallrigls  Haus"  und  hat  „aus  Cohnlicher  Lieb  und  Treu  sein  Hausfrau  Luciam  zu 
sich  an  gleiche  Nutz  zu  schreiben  begehrt". 


52  I^i^  Dynasten  -  Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Silvester  Carlon  war  aber  nach  Comaskenart  auch  in  Italien  begütert:  „Haus,  Hof  und 
Grundstück  zu  Scaria''  vermachte  er  den  Kindern  seines  verstorbenen  ältesten  Sohnes,  Josef.  Die 
nächst  älteste  Tochter,  Franziska,  beide  aus  erster  Ehe,  heiratete  den  Steinmetzmeister  Francesco 
della  Torre,  welcher  im  Jahre  1641  in  Wien  beim  Meister  Hieronymus  Pein  in  die  Lehre  trat, 
sich  aber  dann  als  Meister  in  Prag  niederließ.  Aus  zweiter  Ehe  überlebten  ihn  der  Sohn  Johann 
Franc,  welcher  keiner  Profession  nachging  und  bloß  als  „Bürger"  von  dem  Erträgnis  der  ererbten 
väterlichen  Häuser  lebte,  denn  die  Mutter  Lucia  starb  auch  1674,  und  er  zahlte  den  Anteil  seiner 
Schwester  Marianne,  verheiratete  Zwölfbottin,  bar  aus,  so  daß  er  als  alleiniger  Eigentümer  verblieb. 
Die  Carlone  hatten  kein  Glück  mit  ihren  Söhnen,  auch  dieser  scheint  ein  mißratener  Sohn  gewesen 
zu  sein,  denn  der  Vater  erteilte  ihm  in  seinem  Testament  vom  18.  Juli  1671  eine  ernste  väterliche 
Admonition:  „auch  solle  er  seiner  Mutter  allen  khindlichen  Respekt  und  Gehorsamb,  wie  an  ihme 
selbst  billich  und  die  göttliche  Gesetz  gebieten,  und  ich  ihn  hiezu  ernstlichen  will  ermahnet  haben 
in  aller  weeg  erweisen,  noch  sich  außer  mütterlichen  und  der  Freindtschaft  consens  und  Vorwissen 
nit  vereheligen,  und  sonsten  ihr  der  Mutter  keine  Widerrechtlichkeit  nit  verursachen  solle".  —  Als 
Testamentszeugen  fungierten  der  b.  Goldschmied  Hermann  Tubelius  (heiratete  in  Wien  1652)  und 
die  beiden  „bürgert.  Maurermeister"  Karl  Caneval  und  Dominicus  Carlon.  Der  Carlonische  Haus- 
besitz ging  erst  nach  1700  durch  seinen  Enkel  Joh.  Franz  Carlon  II.,  „Bürger  und  kais.  Trabant", 
in  fremde  Hände  über.  Die  Tochter  Maria  heiratete  1664  den  Bernhard  Zwölfbot t,  Hofmeister 
des  Stifts  Meurberg  (?),  und  war  Mutter  der  beiden  Maler:  Bernhard  Zwölfbot t,  bürgerlicher, 
und  Johann  Zwölfbot t,  „kays.  Comedi  Maler".  Vielleicht  ist  Johann  Gerhard  Zwölfbott,  auch 
ein  Maler,  (1704)  identisch  mit  dem  vorigen  Johann. 

Aus  dem  Testamente  des  Silvester  Carlon  geht  noch  hervor,  daß  er  für  die  PP.  Barnabiten 
tätig  war  und  noch  eine  kleine  Forderung  von  50  Gulden  an  dieselben  hatte,  denn  er  „verschafft" 
ihnen,  den  PP.  Barnabiten  zu  St.  Michael  „aus  guter  und  treuherziger  Affection,  und  meiner  Seele  in 
ihrem  Gebet  und  heil.  Meßopfer  meiner  bestens  zu  gedenken  jene  50  Gulden  die  sie  mir  vermög 
Scheindl  schuldig  sein,  so  ihnen  nach  meinem  Tod  ad  cassandum  zurückgegeben  werden  solle*'. 
Silvester  Carlon  war  auch  beim  Umbau  der  Kirche  „am  Hoff"  beschäftigt.  (Siehe  Tafel  V.) 

In  diese  Zeit  gehören  noch  zwei  Mitglieder  dieser  Familie,  ein  Jakob  Carlon,  von  dem 
mir  nichts  weiter  bekannt  ist,  als  daß  ihm  im  Jahre  1663  fast  in  einem  Monate  vier  Kinder  ver- 
storben sind  und  bei  St.  Michael  beerdigt  wurden.  Am  20.  März  starb  Jakob,  am  1 1 .  und  1 3.  April 
zwei  andere  nicht  beim  Namen  genannte  und  am  24.  April  Johann  Baptist. 

Ein  anderer  Carlon,  Petrus  Maria,  von  Mailand  gebürtig,  war  also  von  der  Familie,  aber 
nicht  vom  Fach,  denn  er  war  Schneider  und  heiratete  in  der  St.  Ulrichs-Pfarrkirche  auf  dem  Neubau  am 
26.  August  1668 Margaretham  Kaufferin,  eines  Schusters  Tochter.  Als  Beistände  beim  Trauungsakt 
erschienen  Isaak  Otto,  bürgl.  Lautenmacher,  Martin  Trapp,  Maurer,  und  der  uns  schon  bekannte 
Bernhard  Zwölfbott,  Hofmeister  im  Seizerhof.  Die  Carione  zogen  sich  also  von  diesem  Akte  zurück. 
Von  1670  bis  1675  sind  dem  Schneidermeister  drei  Töchter  geboren  worden,  vermutlich  wird  aber 
„der  ehrsame  Franz  Carlon,  ein  Glasergesell,  allhier  geboren**,  welcher  am  13.  September  1695  hier 
heiratete  und  dabei  von  einem  Kart  Carlon  assistiert  wurde,  auch  sein  Sohn  gewesen  sein. 

Vom  Ziegelofen  -  Bestandinhaber,  dem  am  11.  Mai  1702  beim  Rottenhof  Qosef Stadt)  im  Alter 
von  54  Jahren  verstorbenen  Schwiegervater  des  Donat  Allio,  Sebastian  Carl  an,  haben  wir  schon 
gelegentlich  gesprochen ;  nachdem  er  selbst  kein  Maurerprofessionist  war,  kann  nur  kurz  hinzugefügt 
werden,  daß  er  testamentarisch  seinen  beiden  minor.  Töchtern  in  Italien  den  hiesigen  Maurerm. 
Franz  Martinelli  und  den  b.  Stockadorer  Anton  Alibrand  i  als  Gerhaben  verordnete  und  ein 
Vermögen  von  8090  Gulden  zurückgelassen  hat,  dazu  in  Scaria  ein  Haus  mit  Garten.  Übrigens  hat 


<1> 

o 


u 
u 

!^ 

B 
55 


S3 


«3 

0) 

'S 

C/} 

s 

r4 


0» 


00 


«* 
iffi 

'5 

E 

3 
^      3 


S  » 

i 

Q  5 


(O 


S 

3 

o 
u 


"O 

OQ  S 

o 

o      » 

> 


lO 


CO    "O     ^ 

3      > 

I 

3 
e« 

.22 


PO 


0) 

u 

N 

3 


U 

u 

0) 

3 
< 


3 


Sl 


a  S  f2 

3  i  -H 


o 

Q 


M 


c  -5  ^ 

£  2  ^ 

<         o 


"^  cj  vi 

j3  :<  ^ 

««  2  .2 

BS  O 


.—    S    '^^    Ö 

u   £   'S   x: 
3      .    «    o 


£  S 

3    ^ 


1 
3 

• 

• 

w 

o 

«« 

«5 

o 

0. 

CO 

< 

s 

•% 

0) 

^i^ 

u 

s 

B 

5 

e 

• 

c 

1« 

•a 

• 

*5 

c« 

^■^ 

u 

3 

0) 

c 

o 

•■• 

•«■• 

o 

i 

3 

et 

3 

00 

• 

S 

"O 

"3 

3 

s 

CO 

:g 

^ 

2 

•«4 

•H 

s 

& 

S 

*«4 

^ 

1 

o 

0^ 

C 
O 

• 

0^ 

M 

rt 

c4 

x: 

CO 

CO 

O 

ü 

3 

s 

o 

o 

> 

0) 

• 

1 

■♦-« 

c 

i 

j; 

^*^ 

• 

3 

U 

9\ 

rr. 

C/3 

i 

S 

"^ 

CO 

do 

■** 

'S 

^ 

u 
c« 

• 

u 

'S 

c 

JZ 

0) 

O 

J^ 

^^ 

CO 

*^m 

; 

hM 

h- 

o 

cd 

@ 

X 

CO 

■ 

• 

J3 

A 

M 

u. 

a> 

0) 

> 

C/3 

c 

o 

ü 

C/5 

00 

(U 
a> 

N 

CO 

3 

< 


<  S  2 


o 


u 

CO 

c 


cq  ^  .  _ 

v:  ^  •» 

CQ  >w/  iQ 

QQ  £ 


0) 


-  O 

10 

GO     Q 


iS  CO 

J  Ä 

"O  ti 

o  o 


N  5 


73 


s 


CO 


c 
Cd 


M 


> 

0) 

o 

CQ 

e 

Cd 

•«« 

3 

w 

0) 

Cd 

N 

s 

3 
Cd 

u 

• 

H 

cd 

• 

Cd 
:^ 

Cd 


j;  *  » 


Cd        . 

S  ^ 

8  5- 


Ck- 

o    ^ 

CO      3 

0^    Cd 

'S 
N 


Cd 

> 


M 


&A 


CO 


Cd 

u    Cd    c 
c   Ä   — 

•*    2    S 


d 
o 
o 


Cd     öfi 

s 


O 

u 

^  2 

5 

Cd    "^ 


^    bb 


Cd    o 


;:::   o 


.2    E  "S    ^ 
E    ""    «  "^ 

cd      •     t- 


"3 

'S 

N 


C 

o 

> 

3 


O     M 


0) 


u. 

M 

i« 

Cd 

O 

w 

u 

Cd 

CO 

c 

C3U 

a> 

Cd 

Cd 

c 
•«4 

i 

c 

2 

«^K 

^^ 

^g^ 

i3 

^10 

N 

5 

Mi« 

C 

Cd 

• 

0) 

s 

'S 

o 

> 

u 

> 

c 
cd 

C/) 

• 

S 

CO 

O 


c 

o   :=: 
>    Cd 

3 
CV.    — 


c 

2 

V 

3 

Cd 

o 

c 

M 

o 

• 

a> 

CO 

Cd 

i3 

Im 

u 

0) 

Cd 

u. 

CJ 

O 

Cd 

f/) 

•a 

> 

c 

QQ 

c 

O 

v 

o 

c 

B 

V 

o 

C/} 

> 

0) 

CO 

O 

^N 

^» 

p 

N 

C 

Cd 

bJD 

u 

U. 

• 

c 

o 

ii« 

• 

v 

3 

> 

Fi 

^N 

Cd 

• 

c 

tu 

«  8 


C 
C 


N 

C 

Cd 


M 


3    S 

Cd    ^ 


M 


a 


Cd 

•■=i 

CO     ?*• 


b£ 


u 


Cd 

c 

<l 

Cd    ^ 

'w    ob 

Cd 

s 


Cd 

o 

c 
o 


UJ 


M 


von  Alexander  Hajdecki.  53 

Sebastian  als  Maurer  angefangen,  denn  im  Ereignisprotokoll  ist  zu  lesen:  „25.  Juli  1675  hat  Sebastian 
Carlon  um  die  Meisterschaft  angehalten,  so  ist  er  auf  die  Geduld  verwiesen  worden,  bis  die 
andern  so  vorhero  angehalten  haben,  die  Meisterstück  gemacht  haben''.  Später  ist  dort  von  ihm  keine 
Rede  mehr,  ihm  mag  daher  die  Geduld  ausgegangen  sein,  weshalb  er  sich  der  Ziegelbrennerei  widmete. 

Karl  Carion  I. 

« 

Ober  diesen  Maurermeister  vermag  ich  nur  das  anzugeben,  was  über  ihn  die  Zunftbücher  ent- 
halten, denn  sonst  fand  ich  keine  auf  ihn  bezüglichen  Dokumente  vor.  Zum  erstenmale  wh'd  er  in  dem 
Ereignisprotokolle  am  10.  Jänner  1645  genannt,  gelegentlich  der  Zahlung  des  Beitrages  „zur  Erhebung 
der  neuen  kaiserl.  Freiheit"  ä  45  kr.  vom  Meister  und  15  kr.  vom  Gesellen.  Karl  Carlon  erlegt 
nun  für  sich  und  seine  sechs  Gesellen  2  fl.  15  kr.  Im  Juni  desselben  Jahres  wird  er  mit  dem 
Meisterrang  von  1642,  „wie  die  Meister  sitzen  sollen"  placiert  und  ebenso  wird  er  1646  in  der 
Meisterversammlung  noch  genannt,  worauf  seine  Spur  aus  den  Akten  verschwindet.  Sollte  er  unter 
dem  1675  in  den  Meistertafeln  erscheinenden  Karl  Carlon  wieder  gemeint  sein?  Vielleicht  doch  nicht. 

Karl  Carion  II. 

Unter  diesem  Meister  ist  der  Sohn  des  Dominik,  Karl  Benedikt  Carlon,  zu  verstehen,  aber 
nachdem  dieser  sein  zweiter  Vorname  Benedikt  in  den  Dokumenten  außer  dem  Taufakt  nur  noch 
einmal  bei  seiner  Aufdingung  als  Lehrjung  vorkommt  und  er  von  da  an  ausschließlich  bloß  Karl 
Carlon  genannt  wird,  so  muß  ihm  als  dem  jüngeren  die  Unterscheidungsnummer  II  beigesetzt 
werden.  Er  hat  am  14.  April  1683,  also  gerade  nach  zehnjähriger  Lemzeit,  „um  die  Meisterstück 
angehalten"  und  wurden  ihm  solche  „nach  dem  Prunner  bewilligt";  sonderbarerweise  hat  er  aber 
erst  am  18.  Jänner  1687  „sein  Meisterstück  aufgewiesen",  in  welchem  aber  sehr  große  Fehler 
befunden  wurden,  weshalb  er  zu  29  Rth.  verurteilt  wurde,  die  er  erst  im  Jahre  1699  „völlig  erlegt" 
hatte.  Seine  fernere  Laufbahn  ist  nur  noch  dadurch  interessant,  daß  er  der  Lehrmeister  der  Ahnen 
des  Tiroler  Andreas  Hof  er  gewesen  ist. 

Seit  dem  Jahre  1687  nahm  er  Lehrjungen  auf,  und  zwar  lauter  Deutsche:  Michel  Keffer, 
Hans  Widerlach  ner  von  Salzburg,  auch  Hans  Khittl  und  ein  Führ  ich  von  dort,  dann  kommt 
am  24.  September  1690  Thomas  Hof  er  aus  Tirol,  in  der  Pfarr  Ähren,  Landgerichts  Tauffers 
gebürtig.  Sein  Bruder  Hans  Hofer  war  sein  Hauptbürg.  1693  ist  er  ledig  gesprochen  worden. 
Im  Jahre  1694,  den  6.  Juni,  wurde  ihm  wieder  ein  Lehrjung  von  einem  berühmt  gewordenen  Namen 
aufgedingt:  Adam  Lueger,  zu  Traunstein  in  Bayern  gebürtig  und  1697  freigesprochen.  Im  Jahre 
1696,  am  19.  August,  nahm  er  den  Peter  Hof  er  aus  Tirol,  Gerichtsbezirk  Tauffers  geboren,  zum 
Lehrjungen  auf,  wobei  wieder  dessen  Bruder  Hans  Hof  er  als  Hauptbürge  erschien.  Im  Jahre  1699 
hatte  er  seinen  letzten  Lehrjung,  Josef  Störr  aus  Deckendorf  in  Bayern,  aufgenommen,  starb  aber 
bekanntlich  schon  1701. 

Hier  sei  auch  des  Malers 

Karl  Carion  oder  Carioni 

gedacht,  wahrscheinlich  desselben,  von  welchem  es  heißt,  daß  ihn  der  Maler  Giulio  QuagUa  als 
seinen  Schüler  im  Alter  von  16  Jahren  (juvenis  promptus  et  sagax)  zur  Arbeit  in  der  Laibacher 
Kathedrale  dorthin  mitgenommen  hat.  ^)   Seine  Anwesenheit  in  Wien  ist  von  1716  bis  1722  nach- 


»)  Mitt.  der  Zentral-Komm.  X.  (1884)  p.  CXVll. 


54  Die  Dynasten  -  Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

weisbar.  Er  hieß  Karl  Innozenz  und  tritt  zum  erstenmale  in  unseren  Wiener jQuellen  bei  der 
Taufe  des  Kindes  Donat  Ant.  Innozenz  des  Stuckators  Santino  Bussi  am  18.  August  1716  in  Wien 
auf.  Im  Taufprotokolle  der  Schottenkirche  wird  er  mit  seiner  Gattin  angeführt:  „Dominus  Carolus 
Innocentius  Carlone  Mahler,  Maria  Anna  Alio  conjux  ejus".  Bei  dieser  Gelegenheit  erfahren  wir 
auch  den  Familiennamen  seiner  Gattin.  Sie  kann  spätestens  1698  geboren  worden  sein,  dürfte  also 
kaum  eine  Tochter  des  Donatus  Allio  gewesen  sein.  Nachdem  dieser  Maler  auch  von  keinem  der 
uns  vollzählig  bekannten  Carlone  abstammen  kann,  so  muß  er  in  dem  Stammsitz  der  Carlone 
geboren  sein,  und  damit  stimmt  die  Angabe  im  Künstlerlexikon  von  F.  Müller,  der  ihn  1686  zu 
Scaria  geboren  und  1776  in  Como  gestorben  sein  läßt.  Auch  seine  Gattin  kann  er  sich  von  dort 
geholt  haben.  Am  21.  Oktober  1722  starb  sein  Sohn  Josef  Anton,  neun  Wochen  alt,  in  seiner  Wohnung 
auf  dem  Graben,  wobei  er  „kays.  Hof  Mahler"  genannt  wird;  am  28.  November  desselben  Jahres 
starb  ihm  ebendort  sein  Kind  Johann,  ^/4  Jahre  alt,  und  wird  im  Totenprotokolle  der  Stadt  Wien 
jetzt  „Karl  Garlani  Kunstmaler"  genannt.  Hiemit  verschwindet  seine  Spur.  Er  war  aber  nicht  nur 
Maler,  sondern  auch  ein  Radierer,  denn  ich  habe  ein  sehr  artiges  von  ihm  gestochenes  Bildnis 
einer  Madül  Colbrand  gesehen,  welches  er  mit  dem  galanten  Distichon:  „D'Apollo  Figlia,  AVenere 
Somiglia"  versehen  und  signiert  hat:  „C.  Carloni  sei.  p.  et  inv.** 

Ober  den  Maler  Giovanni  Carlone,  von  welchem  eine  eigenhändige  Quittung  ddto.  1691, 
über  100  Gulden  lautend,  für  die  Bemalung  dreier  Säle  (stanze)  im  Klosterarchiv  von  Heiligenkreuz 
aufbewahrt  wird,  habe  ich  hier  keine  Spur  entdecken  können. 


Nachdem  die  Linie  der  Wiener  Carlone  mit  dem  Ausgang  des  XVII.  Jahrhunderts  hier 
teils  erlosch,  teils  degenerierte,  versuchte  es  das  Mutterland,  neue  Ablegate  hieher  zu  entsenden. 
So  wird  am  6.  Juni  1698  vom  Maurermeister  Franz  Martin  eil i  der  aus  Scaria  gebürtige  Lehrjung 
Johann  Bapt.  Carlon  (II.)  aufgenommen.  Seine  Nebenbürgen  waren  Donatus  Allio  und 
Blasius  Bock,  beide  Maurergesellen. 

Im  Jahre  1704  nahm  Donat  Allio  wieder  selbst  einen  Lehrjung,  Lucas  Carlon,  auch  von 
Scaria  gebürtig,  in  die  Lehre;  sein  Meister  war  zugleich  Hauptbürge  und  die  Nebenbürgen  waren  Diego 
Allio  und  Johann  Bizalli,  beide  Maurergesellen.   Lucas  wurde  am  31.  Juli  1707  freigesprochen. 

Der  letzte  unter  den  Wiener  Carlone n  ist  der  ebenfalls  aus  Scaria  gebürtige  J oh.  Bapt. 
Kasimir  Carlon,  welcher  am  2.  Juni  1720  von  Donat  Allio  in  die  Lehre  genommen  wurde.  Er 
hat  bei  ihm  am  30.  Mai  1723  auch  ausgelernt.  Diese  jungen  Leute  verschwinden  aber  von  Wien 
auf  Nimmerwiedersehen.  Die  Ära  der  Italiener  in  Wien  hat  sich  überlebt.  Keinem  von  den  Wiener 
Carlonen  ist  aber  die  Ehre  widerfahren,  von  der  Kunstgeschichte  wenigstens  in  die  Literatur 
eingeführt  zu  werden,  wie  es  so  vielen  Provinzmeistern  dieses  Stammes,  einem  Joh. 
Baptist  (III.),  Karl  Antonio,  sogar  einem  „Leobener  Maurer"  Pietro  um  1627  u.  m.  a.  gelang. 
Glück  muß  man  haben  .  .  . 

V.  Die  Ceresollo. 

Diese  sind  eine  bisher  bloß  in  einem  einzigen  Vertreter  —  dem  Marcello  Ceresola  vor 
1701  als  „Landschafts -Architect"  in  Krain*)  —  bekannte  Maurerfamilie.  Sie  spielt  auch  in  Wien 
keine  hervorragende  Rolle,  nichtsdestoweniger  hat  sie  eine  dynastische  Tradition  hinter  sich,  denn 
sie  ist  in  Wien  durch  das  ganze  XVII.  Jahrhundert  nachweisbar. 


«)  Mitt.  der  Zentral  -  Komm.  X.  p.  CX  VIII. 


von  Alexander  Hajdecki.  55 

Ihre  Schreibweise  wechselt  mannigfaltig,  bald  lautet  sie  Cirisollo,  bald  Cirisoll,  bald  Zirisoli, 
Ceresollo  dürfte  aber  die  richtigste  sein. 

Zu  allererst  begegnen  wir  diesem  Namen  im  Jahre  1601:  „Hieronymus  Zirisola,  von 
Verona  gebürtig,  heiratet  Dorotheam  Bianchi«.  (Michaeler.)  Erst  wieder  im  Jahre  1630  tauchen 
zwei  Maurermeister  dieses  Namens  in  Wien  auf.  Der  eine,  „Joannes  Zirisola",  heiratet  und 
wird  zum  Traualtar  von  „Bernhard  Zirisollo  geführt.  (St.  Stephan.) 

Vermutlich  ein  Sohn  dieses  Ehepaares,  Bernhard  Ceresola,  dessen  Taufakt  ich  jedoch 
nicht  auffinden  konnte,  taucht  erst  wieder  im  Jahre  1672  in  Wien  auf,  und  zwar  schon  als  „Pallir" 
bei  Maurermeister  Karl  C  a  n  e  v  a  1 1,  das  heißt,  er  bittet  das  Handwerk  am  22.  Februar,  als  solcher 
angenommen  zu  werden,  wird  aber  auf  später  vertröstet,  bis  die  „andern  accomodirt  sein".  Mittler- 
weile hatte  er  geheiratet,  und  zwar  suchte  er  sich  zur  Gattin  auch  eine  „Bernhardina"  aus  und  ließ 
am  6.  Februar  1672  einen  Sohn  auf  den  Namen  Karl  Klemens  taufen  (St.  Stephan)  und  am 
28.  Oktober  desselben  Jahres  hat  er  feierlichen  Abschied  von  seinem  Gesellentum  genommen,  das 
heißt,  er  „hat  sein  Mahlzeit  geben  und  gehet  de  dato  sein  Pallir  Jahr  bei  Meister  Hans  Reimer  an". 
Ein  Jahr  darauf,  den  24.  Oktober,  wurden  ihm  die  Meisterstück  aufgegeben,  welche  er  bei  dem 
„Unter -Zöch- Meister  Math.  Knotz,  Steinmetzen,  machen"  solle. 

Am  9.  Jänner  1674  produzierte  er  sein  Meisterstück;  es  haben  sich  aber  „unterschiedliche 
große  Mängel  befunden,  und  über  seine  große  Bitt,  zu  20  Rth.  zu  geben  verurtheilt  worden". 
Meister  wurde  er  aber  doch  und  schon  im  selben  Jahre  nahm  er  einen  deutschen  Lehrjungen, 
Staudinger  von  Heiligenkreuz,  auf  und  noch  einen  Salzburger,  Kapelhuber.  Im  Jahre  1678 
nahm  er  den  Italiener  Joh.  Bapt.  Luges,  von  Lugm  gebürtig,  auf,  starb  aber  inzwischen,  wahr- 
scheinlich 1679,  und  hat  dann  dieser  Jung  bei  Karl  Caneval  am  21.  September  1681  ausgelernt. 
Unter  den  Kompetenten  um  die  Prager  Fortifikations  -  Werkmeisterstelle  nach  dem  verstorbenen 
Orsi*)  ist  auch  ein  Joh.  Bernard  Ceresolo  noch  im  Juli  1679  zu  finden,  in  welchem  ich 
unseren  Wiener  Meister  vermute. 

Im  Militärdienst  finden  wir  fast  gleichzeitig  einen  Maurer-,  bezw.  Baumeister  Vene  reo 
Ceresola  tätig,  möglicherweise  einen  Bruder  des  Obigen,  welcher  1686  „für  einen  Maurermeister 
nacher  Ofen"  bestimmt  wird.  Er  hatte  dort  1688  mit  dem  Oberingenieur  de  la  Vigne  einen  Streit, 
bezw.  eine  Meinungsdifferenz,  indem  sie  „wegen  der  nothwendigen  Reparation  der  zwei  Rondellen  mit 
ihrem  sentiment  nit  übereinstimmen".  1689  wird  wegen  der  Reparierung  der  eingefallenen  Pastey 
zu  Ofen  mit  dem  Venereo  Ceresola  per  Rausch  gehandelt  und  im  Jahre  1692  Oktober  wird 
Ceresola  mit  einigen  Maurergesellen  und  etlich  1000  Wagen  Kalch  nach  Peterwardein  „abgelassen", 
womit  seine  Spur  aus  den  Akten  verschwindet. 


VI.  Die  Martinelli. 

Ober  keine  von  den  vielen  Comasken  -  Familien  ist  so  viel  Dichtung  mit  so  wenig  Wahrheit, 
und  noch  so  spät  dazu,  in  Umlauf  gekommen,  wie  über  die  Martinelli,  obgleich  sie  als  die 
allerjüngsten  von  der  ganzen  Sippe  beinahe  ausschließlich  dem  XVIIL  Jahrhundert  angehören  und 
noch  in  das  XIX.  hineinragen. 

Man  kennt  sie  sogar  nicht  unter  ihrer  eigentlichen  Marke,  das  ist  als  engere  Landsleute  der 
Allio,  Carlone  und  aller  übrigen  Anrainer  des  Comosees,  und  hat  ihre  Heimat  nach  —  Innsbruck 


0  Protok.  Exh.  1679  im  k.  u.  k.  Kriegsarchiv. 


56  I^ic  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

oder  Roveredo ^)  versetzt,  sie  also  zu  Tirolern  gestempelt!  Vielleicht  eben  nur  diesem  für  sie  fatalen 
Umstände  haben  sie  es  zu  verdanken,  daß  sie  von  der  Literatur  als  eine  quantitä  n^gligeable  behandelt 
wurden,  denn  sonst  stehen  sie  quoad  artem  et  personalia  keinem  ihrer  glücklicheren  Kollegen  nach, 
im  Gegenteile,  sie  haben  mehreres  vor  ihnen  voraus.  So  behaupten  sie  sich  durch  die  größere 
Hälfte  des  XVIII,  Jahrhunderts  auf  dem  Wiener  Platze  als  Hof  -  Baumeister,  bezw.  Architekten  und 
Ingenieure  in  mehreren  Familiengliedern  neben-  und  nacheinander;  auch  stehen  uns  über  ihre 
bauliche  Tätigkeit,  insbesondere  eines  unter  ihnen,  so  detaillierte  und  authentische  Nachweise  zur 
Verfügung,  wie  dies  sonst  bezüglich  keines  anderen  Kleinmeisters  der  Barocke  der  Fall  ist.  Und 
doch  fanden  sie  in  Albert  Ilg,  welcher  so  gerne  und  rasch  dabei  war,  in  jedem  italienischen 
mastro  di  muro  gleich  einen  Architekten  zu  begrüßen,  nicht  einen  ebenso  liebevollen  Fürsprecher; 
im  Gegenteile,  sie  wurden  von  ihm  von  vornherein  als  die  „kleinen  Martinelli"  in  den  Schatten 
gestellt,  für  „unbedeutend"  und  „bloße  Bauführer"  und  „derartige  ausführende  Meister"-) 
erklärt.  Nach  ihm  kamen  die  Meister  dieser  „stark  verbreiteten  Tiroler  Maurerfamilie  aus 
Innsbruck"  und  damit  war  über  sie  der  Stab  gebrochen.  Warum  und  aus  welchem  Grunde  jenes 
harte  oder  wenigstens  herbe  Urteil  über  die  Martinelli  gefällt  wurde,  mit  welchem  Ilg  übrigens 
der  Wahrheit  näher  kam  als  mit  der  Standeserhöhung  aller  übrigen  Comasken,  ist  unerfindlich, 
wenn  wir  darin  nicht  eine  suggestive  Eingebung  als  Folge  von  sym-  und  antipathischen  Gefühlen, 
wie  sich  solche  in  Verbindung  mit  gewissen  Namen  oder  Gegenden  öfters  einzustellen  pflegen, 
erblicken  sollen. 

Unterdessen  waren  unsere  Martinelli  nicht  Tiroler,  sondern  echte  und  rechte  Comasken, 
also  aus  demselben  Holz  geschnittene  mastri  muratori  wie  diejenigen,  die  wir  schon  kennen  gelernt 
haben  und  noch  kennen  lernen  werden  —  noch  keine  so  „kleinen  Leute".  Sie  unterschieden  sich 
im  Gegenteil  zu  ihrem  Vorteile  von  jenen  in  zwei  Richtungen,  und  das  bildet  die  charakteristische 
Eigentümlichkeit  dieser  Familie.  Erstens  kommt  in  ihr  deutlich  das  Streben  nach  höherer  fachlicher 
Ausbildung  und  das  Behaupten  der  einmal  errungenen  höheren  Position  zum  Ausdruck,  indem  sie 
als  bescheidene  Maurermeister  den  Schauplatz  ihrer  Tätigkeit  betreten,  aber  schon  in  der  zweiten 
Generation  sich  zu  Hofbaumeistern  und  Ingenieuren  emporschwingen  und  diese  Stellung  fortan  in  der 
dritten,  wahrscheinlich  auch  noch  in  der  vierten  Generation  behalten,  während  wir  bei  ihren 
Kompartisanen  wiederholt  konstatieren  mußten,  daß  sie  zwar  als  Hofarchitekten  oder  Baumeister 
begannen,  aber  in  der  Folge  in  die  Klasse  der  gewöhnlichen  Maurerhandwerker  zurückfielen  und 
schließlich  ganz  aus  der  Art  schlugen  und  Ziegelbrenner  oder  Nichtstuer  wurden. 

Zweitens  weichen  sie  von  der  bekannten  Comaskenart  darin  ab,  daß  bloß  ein  einziger  Sproße 
nach  Wien  am  Ausgang  des  XVII.  Jahrhunderts  entsandt  wurde,  welcher  die  Wiener  Linie  der  Mar- 
tinelli begründete  und  in  vier  Generationen  ohne  Nachschub  aus  dem  Mutterlande  fortpflanzte. 

Allerdings  traten  gleichzeitig  in  Wien  mehrere  gleichnamige  Personen  auf,  aber  es  waren 
entweder  bloß  zufällige  Namensvetter,  wie  z.  B.  ein  Franz  Martinelli,  welcher  mit  dem  ersten  Maurer- 
meister dieses  Namens  Franz  Martinelli  als  bürgerlicher  Handelsmann,  vielleicht  auch  als„Wexel- 
herr"  in  Wien  lebte,  aber  in  gar  keinem  verwandtschaftlichen  Verhältnisse  zu  letzterem  stand,  oder 
es  waren  Leute  von  nur  ähnlichem  Namensklang  „Martinoll"  oder  „Martinollo",  eine  auch 
viel  verzweigte  gleichzeitige  Rauchfangkehrerfamilie,  unter  welchen  wieder  ein  Franz  Martinollo 
vorkommt.  Diese  wurden  nun  öfters  in  der  bekannten  Wiener,  sagen  wir  „Gemütlichkeit"  von  ehedem 
in  puncto  der  Orthographie  und  Aussprache  von  Personennamen  rundweg  auch  Martinelli  genannt 


*)  Sogar:  Roveredo  und  Innsbruck.  S.  Mitth.  des  Altertums  -  Vereines  1904.  Nr.  7.  p.  124. 
■)  S.  dessen  „Fischer  von  Erlach«  p.  345.  346.  348. 


von  Alexander  Hajdecki.  57 

und  geschrieben,  oder  umgekehrt  aus  dem  Martinelli  Martinoli  gemacht.^)  Diese  Umstände  sind 
geeignet,  eine  Verwirrung  beim  Studium  der  ohnehin  nicht  leicht  festzustellenden  Filiation  unserer 
Martinelli  herbeizuführen,  weshalb  ich  in  der  Stammtafel  auch  diese  Namensvetter  kurz  berück- 
sichtigt habe.  Die  Konfusion  ist  eigentlich  schon  da,  indem  die  eine  Hälfte  der  hier  tätig  gewesenen 
Meister  unbekannt  geblieben  ist,  dafür  aber  Personen,  die  gar  nicht  hieher  gehören,  ihnen  beigezählt 
werden,  (so  durch  Ilg  ein  „Philipp",  welcher  Name  der  ganzen  Generation  der  Martinelli  fremd 
ist)  und  die  andere  Hälfte  (trotz  Wurzbach)  unrichtig  bloß  mit  Johann  und  Franz  benannt  werden 
will.  Es  heißt  daher  nur  eine  Klärung  herbeizuführen,  und  so  weit  es  die  äußerste  Grenze  der 
Barockzeit  (bis  1750)  und  zugleich  meine  Spezialforschung  betrifft,  ist  mir  eine  solche  auch  gelungen; 
nachdem  ich  hier  aber  keine  Spezial  -  Monographie  über  die  Martinelli  zu  geben  beabsichtigen 
kann,  so  habe  ich  mich  für  die  zweite  Hälfte  des  XVIII.  Jahrhundert  bloß  mit  dem  ad  hoc  in  aller 
Eile  gesammelten  Materiale  begnügt,  was  aber  immerhin  ausreichen  wird,  um  auch  über  die  jüngere 
Generation  der  Martinelli  ein  aus  sicheren  Quellen  geschöpftes  Licht  fallen  zu  lassen. 

m 

1.  Francesco  Martinelli  I. 

Der  Begründer  des  Wiener  Zweiges  ist  bisher  in  der  Literatur  so  gut  wie  ganz  übersehen 
worden  und  in  dieser  seiner  Eigenschaft  gänzlich  unbekannt  geblieben.  Zum  erstenmale  begegnen 
wir  ihm  in  Wien  am  23.  November  1681  gelegentlich  seiner  Trauung  In  der  St.  Stephanskirche  mit 
Elisabeth  Lentlin.  Er  wird  der  „ehrsame  Maurer -Pallir"  tituliert  und  bei  diesem  Akte  von  den 
Maurermeistern  Karl  Canevale  und  Lorenz  Locher  assistiert.  Er  war  mit  den  Familien  des 
Stukkatorers  Anton  Allip  ran di  und  des  Maurermeisters  Lorenz  Eggendorfer  innig  befreundet, 
weil  ihm  dieselben  bei  fast  allen  Kindstaufen  als  Pathen  zur  Seite  standen.  Am  wichtigsten  für  uns 
ist  aber  der  Vermerk  im  Trauungsprotokoll,  daß  dieser  „Maurer  -  Pallir  bei  dem  Comersee 
gebürtig"  ist,  denn  dadurch  ist  die  Herkunft  dieser  Familie  dokumentarisch  nachgewiesen  und  deren 
angebliche  Tiroler  Abstammung,  sei  es  von  Innsbruck  oder  Roveredo,  widerlegt.  Er  muß  seine 
Profession  auswärts,  vielleicht  im  Mutterlande,  ausgelernt  haben,  denn  hier  tritt  er  schon  als  „Pallir" 
auf  und  wird  in  den  Zunftbüchern  zum  erstenmale  am  21.  Jänner  1683,  also  im  Belagerungsjahre 
erwähnt,  wo  es  heißt,  daß  „Francesco  Martonelo  (sie)  Maurer  (sie)  sein  Meisterstück  auf- 
gewiesen hat".  Es  wurden  an  demselben  „vill  Fehler"  konstatiert  und  ihm  dafür  auch  30  fl.  Strafe 
auferlegt.  Im  selben  Jahre  figuriert  er  schon  auf  den  Meistertafeln  mit  der  Ordnungsnummer  644. 
Zwar  bekommt  er  schon  im  Juni  desselben  Jahres  einen  Lehrjung  namens  Georg  Hoffer,  von 
Salzburg  gebürtig,  und  noch  im  Jahre  1685  den  zweiten,  Joh.  Bapt.  Aliprandi,  aber  der  nächste 
wird  ihm  erst  wieder  im  Jahre  1694  aufgedingt  (Peter  Spatz  =  Spazzio),  und  nachdem  in  Wien 
nach  der  Taufe  des  ersten  Kindes  am  9.  Jänner  1683  durch  volle  zehn  Jahre  kein  weiterer  Taufakt 
auffindbar  ist,  während  welcher  Zeit  ihm  nachweisbar  zwei  Kinder  geboren  wurden,  so  muß 
gefolgert  werden,  daß  er  inzwischen  stabil  auswärts  beschäftigt  war.  In  diese  Zeit  fällt  auch  ein 
wichtiges  Dokument,  welches  unsere  früher  schon  aufgestellte  Behauptung  von  eigenen   Haus- 


')  Die  wunderlichsten  Verbailhornungen  nicht  nur  der  fremden,  sondern  auch  der  einfachsten  deutschen 
Personennainen,  wie  sie  in  der  Barockperiode  auf  der  Tagesordnung  stehen  (aus  Hamilton  wird  Haimldomb  oder 
Hameltun  und  Hamblthann,  aus  Fischer  Vischer,  aus  Müller  Miller  und  umgekehrt,  aus  Hack  =  Sackmiller  oder 
Miliner  etc.)  beweisen,  daß  sie  nach  ihrem  phonetischen  Klange  niedergeschrieben  wurden.  Heute  tun  wit  im  großen 
Ganzen  auch  dasselbe  und  doch  kommen  dabei  nur  in  seltenen  Fällen  kleine  Mißverständnisse,  aber  schon  gar  nie 
solche  Ungeheuerlichkeiten  heraus,  wie  es  vor  noch  nicht  ganz  200  Jahren  allgemein  Regel  war.  Sollte  daraus  nicht 
der  Schluß  gezogen  werden,  daß  unsere  Sinnesorgane,  in  diesem  Falle  das  Gehör,  in  einer  fortschreitenden  Ent- 
wickelung  begriffen  sind  und  daß  das  deutsche  Ohr  heute  richtiger  hört  wie  anno  dazumal? 

XXXIX.  Band.  8 


58  ^ic  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

architekten  der  größeren  geistlichen  Orden  und  Stifte  nur  noch  bekräftigen  wird. 
Im  Archive  des  Zisterzienserstiftes  zu  Heiligenkreuz  ist  noch  ein  Originalkontrakt  mit  unserem  „Maurer- 
meister Francesco  Martinelli*  vom  1.  März  1687  vorhanden/)  laut  welchem  sich  der  Meister 
verpflichtet,  dem  Stifte  über  jedesmalige  Aufforderung  einen  Pallir  und  fünf  Maurergesellen  beizustellen, 
welche  dort  unter  seinem  Namen  auf  jedesmalige  Anforderung  zu  arbeiten  hätten,  wofür  ihm 
eine  jährliches  Pauschale  von  50  fl.  zugesichert  wird.  Es  ist  zu  verwundern,  daß  bisher  die  Kon- 
sequenzen aus  diesem  klassischen  Dokumente,  dessen  Klarheit  keine  Mißdeutung  aufkommen  lassen 
kann,  noch  nicht  gezogen  wurden,  denn  in  demselben  ist  doch  ganz  deutlich  ausgesprochen  und 
zwischen  den  Zeilen  zu  lesen,  daß  das  Stift  seinen  eigenen  Baumeister  resp.  entwerfenden  Architekten 
oder  Baukünstler  hatte,  und  daher  eines  fremden  nicht  bedurfte,  daß  es  aber,  um  der  geltenden  Bau- 
praxis zu  entsprechen  und  nicht  in  einen  Konflikt  mit  der  Zunft  zu  geraten,  eines  Firmanten  bedurfte, 
unter  dessen  Namen  dann  was  immer  gebaut  werden  konnte.  M  a  r  t  i  n  e  1 1  i  war  daher  z.  B.  bloß 
formell  der  Stiftsbaumeister,  also  nur  ein  Figurant,  hinter  welchem  der  wahre,  aber  namenlose 
Meister  sich  verborgen  hielt.  Was  somit  für  Garsten  und  Heiligenkreuz  nachgewiesen  ist,  wird  auch 
bei  den  übrigen  Stiftshäusern  der  Fall  gewesen  sein.  Wie  die  Autosuggestion,  das  Befangensein  im 
Banne  einer  vorausgefaßten  Idee,  die  Voreingenommenheit  oder  der  Eigendünkel  das  sonst  klar  sehende 
Auge  blind  machen  können,  dafür  nur  noch  ein  klassisches  Beispiel.  Ein  solcher  geistlicher  Haus- 
architekt hat  sich  in  lapidarer  Inschrift  auf  einem  Pergamentdokumente  noch  vom  Jahre  1767  verewigt 
und  sich  ausdrücklich  als  den  Architekten  des  Objektes  bezeichnet.  Diese  Urkunde  wurde  auch 
publiziert^)  und  doch  wird  noch  ein  Architekt  für  dieses  Objekt  gesucht  und  auch  gefunden.  Es 
handelt  sich  um  den  Turm  der  Stiftskirche  in  Herzogenburg,  in  dessen  Turmspitze  „die  Fundations- 
urkunde"  folgenden  Inhalts  gefunden  wird:  A.  D.  1767.  turris  Ducumburgensis  felic.  consummata — 
Deo  auspice  —  Frigdiano  Praeposito  et  Abbate  Lateranensi  —  Insignl  Architecto  — 
Opus  perficiente  Mathia  Mungenast  —  etc.  Da  ist  ja  doch  der  Abt  Frigdian  „der  berühmte  Architekt* 
als  der  Erbauer  oder  geistige  Urheber  des  Turmes  ausdrücklich  genannt  und  ebenso  aus- 
drücklich gesagt,  daß  Mungenast  bloß  der  „ausführende  Baumeister''  (opus  perficiens)  gewesen 
sei,  und  trotzdem  schreibt  der  Autor  „dieses  prächtige  Bauwerk  dem  Mathias  Mungenast  zu 
„zweifelsohne  nach  Plänen  seines  genialen  Lehrers  Prandauer"!  Ein  Kommentar  dazu  ist  wohl 
überflüssig.  Was  für  Dokumente  sind  dann  aber  noch  erforderlich,  um  unsere  Kunstgeschichtsforscher 
sehend  zu  machen  oder  überzeugen  zu  können? 

Martinelli  war  also  faktisch  nicht  in  Heiligenkreuz  beschäftigt,  wo  sonst  er  aber  in  der 
Provinz  jahrelang  war,  ließe  sich  genau  durch  Auffindung  der  Geburtsmatriken  seiner  nachgefolgten 
(wenigstens)  zwei  Kinder,  Anton  Erhard  und  der  Maria  Anna,  nachweisen.  Seinen  Hausstand 
muß  er  deshalb  in  Wien  nicht  aufgelöst  haben,  denn  er  hat  wohl  spät,  aber  doch  am  27.  Jänner 
1689  sein  Meistermahl  hier  gegeben.  Wie  dem  auch  sei,  einträglich  müssen  diese  Jahre  für  ihn 
gewesen  sein,  sobald  er  noch  im  letzten  Jahrzehnt  des  alten  Jahrhunderts  ein  Haus  in  der  Josefstadt 
zu  erwerben  im  Stande  war.  Von  1693  an  ist  er  wieder  in  Wien  bis  zu  seinem  am  28.  Oktober  1708 
„im  deutschen  Hause"  in  der  Singerstraße  im  57.  Lebensjahre  erfolgten  Tode.*")  Im  Jahre  1699  trat 


>)  Berichte  des  Altertums- Vereines  B.  XVIII  (1879).  In:  „Handwerk  und  Kunst  im  Stifte  Heiligenkreuz  von 
Dr.  Wilhelm  Neumann. 

')  Im  Monatsblatt  des  Altertums  -  Vereines  1888,  Nr.  11,  p.  64  von  H.  von  Riewel. 

*)  In  dem  Totenprotokoll  der  Stadt  Wien  ist  das  Datum  des  31.  Oktober  angesetzt,  es  ist  aber  nicht  der 
Sterbetag  sondern  der  Totenbeschautag  darunter  gemeint,  der  Sterbetag  ist  aus  der  Grabschrift  in  der  Kirchengruft 
von  St  Peter  zu  entnehmen,  welche  von  Hauser  in  den  Berichten  des  Altertums  -  Vereines  1889,  p.  16  ff.  nach- 
zulesen ist. 


von  Alexander  Hajdecki.  5d 

bei  ihm  sein  Sohn  Anton  Erhard  am  14.  Juni  in  die  Lehre,  welcher  jedoch  am  22.  Mai  1701  dem 
Maurermeister  Christian  Alexander  Ottl  „zugeschafft  wurde".  Dieser  sein  Sohn  wurde  dabei  in 
dem  Akte  als  „zu  Wien  gebürtig''  bezeichnet,  obwohl  er  in  den  Kirchenregistern  unauffindbar  ist 
und  auch  Wurzbach  sein  Geburtsjahr  bloß  nach  der  Altersangabe  irgend  eines  Todesnachweises 
ermittelt  haben  kann.  Daß  Andreas  Carove  im  Jahre  1690  sein  Pallirjahr  bei  Franz  Martine  11  i 
absolviert  hat,  deswegen  muß  dieser  nicht  schon  im  selben  Jahre  in  Wien  gewesen  sein.  Bei  dieser 
Gelegenheit  sei  darauf  hingewiesen,  daß  Ilg  diesen  Meister  dem  Schlager  unrichtig  „Carone'' 
nachschreibt;  er  hieß  Andreas  Simon  Carove,  wurde  nach  Absolvierung  des  Pallirjahres  und 
nach  Anfertigung  des  „Meisterstückes",  welche  wie  immer  große  Fehler  aufwiesen  und  ihm  26  Rth. 
Strafe  eintrugen,  am  19.  Juni  1691  zum  Maurermeister  „erkhennt"  und  in  die  Meistertafeln  eingetragen 
(wenn  kein  Irrtum  meinerseits  vorliegt,  sonderbarerweise  schon  in  dem  Jahre  1690!),  war  von  1700 
an  Baumeister  der  Maria  Treu  -  Kirche  in  der  Josefstadt  und  starb  1717,  bald  60  Jahre  alt. 

Die  ursprüngliche  Schreibweise  dieses  Namens  scheint  doch  verballhornt  zu  sein,  aber 
schwer  wieder  richtig  zu  stellen  (wir  haben  ihn  schon  „Karafee"  geschrieben  gefunden),  denn  ich 
fand  im  Jahre  1591  unter  den  Kopulanten  bei  St.  Stephan  einen  Rhacia  Caroyowin,  einen 
„wälschen  Maurer  von  Vall  de  Sol"  gebürtig.  Es  wird  der  Urahne  unseres  Carove  gewesen,  gewiß 
aber  sein  Name  anders  geschrieben  worden  sein. 

Francesco  Martinelli  nahm  am  22.  Juli  1703  seinen  letzten  Lehrling,  den  Rochus 
A 1 1  i  0,  auf  und  wird  seither  nicht  mehr  in  den  Zunftprotokollen  genannt ;  es  sind  uns  jedoch  noch  sein 
Testament  (mündliches)  vom  22.  Oktober  1708  und  einige  Bruchstücke  aus  den  Veriassenschafts- 
Abhandlungsakten  erhalten  geblieben,  aus  welchen  wir  wertvolle  Daten  schöpfen  können.  Er  muß 
sich  für  wohlhabender  gehalten  haben,  als  er,  wie  es  sich  nachher  herausgestellt  hat,  faktisch  war, 
denn  er  setzte  seine  Ehegattin  zur  Universalerbin  ein,  ließ  sie  aber  seinen  fünf  am  Leben  gebliebenen 
und  nominell  angeführten  Kindern  jedem  als  eine  väterliche  Erbportion  2000  fl.  auszahlen,  das  heißt 
dem  Sohn  Anton  Erhard  über  die  schon  empfangenen  500  fl.  nur  noch  1500  fl.  und  auch  die 
älteste  Tochter  Justina,  verheiratet  an  Joh.  B.  Tragalanza  hofbefr.  Hutmacher,  hatte  schon  500  fl. 
als  Heiratsgut  und  500  fl.  Einrichtung  bekommen  und  ihr  Mann  eine  Darlehenssumme  von  1000  fl., 
womit  sie  also  abgefertigt  wäre,  aber  nichtsdestoweniger  hätte  die  Mutter  an  die  vier  Kinder  noch 
7500  fl.  abzuführen.  Nun  wurde  zwar  das  Haus  in  der  Josefstadt  freihändig  um  4500  fl.  verkauft, 
davon  wurden  aber  die  Passiva  per  zusammen  4092  fl.  beglichen  (darunter  figuriert  auch  Franz  Marti- 
noll b.  Rauchfangkehrer  mit  6  fl.),  so  daß  nur  ein  Barbetrag  von  408  fl.  zurückblieb.  Es  erübrigt  aber 
noch  seine  Forderungen  also  Aktivposten,  und  zwar:  an  den  „alten"  Fürsten  Esterhäzy  mit 
4100  fl.  und  an  den  Baufond  der  Kirche  von  St.  Peter,  deren  Baumeister  neben  Franz  Jan c kl  und 
Christian  Alexander  öttl  er  war,  von  2000  fl.  Trotzdem  die  von  ihm  für  seine  minderjährigen  drei 
Kinder  bestellten  Gerhaben,  SantinBussi,  b.  Stukkatorer,  und  Donato  Feiice  Allio,  b.  Maurer- 
meister, an  die  Schuldner  „Compaßschreiben"  gerichtet  hatten  und  nach  dem  inzwischen  erfolgten  Tode 
des  alten  Fürsten  neuerdings  der  „junge  Fürst"  urgiert  wurde,  „so  ist  doch  keinerseits  ein  Effekt 
der  Bezahlung  erfolgt",  und  die  Gerhaben  befürchteten,  daß,  „wenn  man  nit  gleich  und  mit  Ernst 
dazu  tun  werde,  der  jetzige  Fürst  Esterhäzy  wegen  etwa  zu  besorgen  habenden  Türkenkrieg  sich 
sodann  gar  zu  keiner  Bezahlung  bequemen  dürfte".  Ob  sie  zu  den  Geldern  gekommen  sind,  ist 
nicht  mehr  sicherzustellen,  um  welche  Arbeiten  beim  Fürsten  es  sich  hier  handeln  sollte,  ist  auch 
nicht  leicht  zu  sagen.  Ich  vermute,  daß  Martinelli  in  den  neunziger  Jahren  auf  den  ungarischen 
Besitzungen  des  Fürsten  jahrelang  beschäftigt  war,  denn  seine  Schuld  wird  als  auf  einer  „Original 
Obligation"  (nicht  „Scheindl"  oder  Rechnungsdokumente)  basierend  ausgewiesen. 

8* 


»     • 


^  bie  bynasten-i^amilien  der  itaiienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Aus  diesen  Dokumenten  lernen  wir  auch  die  Siegel  der  Martinelli  und  des  Santino 
Bussi  kennen. 

Francesco  Martinelli  unterschreibt  sich  italienisch  als  mastro  di  muro  und  siegelt  mit 
folgendem  Wappenbild :  Im  runden  Schild,  umrahmt  von  unten  gebundenen  zwei  Palmzweigen,  halten 
zwei  aufrechtstehende,  zu  einander  gekehrte  Greiffe  in  den  vorderen  Pranken  eine  griechische  Vase 
in  die  Höhe,  aus  welcher  ein  pyramidal  gestutzter  Baum  emporwächst.  Sein  Sohn  Anton  Erhard  siegelt 
aber  im  Jahre  1708  den  Kaufkontrakt  des  väterlichen  Hauses  mit  einem  etwas  geänderten  Wappen, 
statt  des  Baumes  halten  die  Greiffe  drei  Blumenstengel  (?)  empor  und  den  Heiratskontrakt  seines 
jüngeren  Bruders  Johann  Baptist  (I.)  vom  Jahre  1728  siegelte  er  gar  mit  einem  ganz  neuen 
Wappen.  Der  Schild  ist  vierteilig  und  hat  einen  Herzschild  mit  einer  Säule  (?);  im  Feld  1  und  4 
ist  ein  Winkelinstrument,  in  2  und  3  irgendwelche  gekreuzten  Maurerinstrumente  (?).  Die  Initialen 
A. E.  —  M.  beweisen,  daß  es  kein  Aushilfssiegelring  war,  sondern- sein  eigener.  Santino  Bussi, 
welcher  bei  einer  anderen  Gelegenheit  mit  einem  Monogramm  siegelte,  führt  diesmal  in  dem  durch 
einen  Balken  geteilten  Schilde,  in  dessen  oberer  Hälfte  ein  Herz  in  einer  .Strahlenkrone,  in  der 
unteren  Hälfte  ein  nach  rechts  gewendeter  Fisch  (?)  sich  befinden,  über  dem  Helm  wehen  zwei 
Straußfedern,  flankiert  von  den  Initialen  S.  —  B.  Die  Filiation  des  Franz  Martinelli  ist  aus  der 
nebenstehenden  Stammtafel  VI  ersichtlich.  Martinelli  starb  als  einfacher  bürgerlicher  Maurermeister. 

2.  Anton  Erhard  Martinelli. 

Der  älteste  Sohn  des  Vorigen,  dessen  Geburtsort  und  Datum  ich  nicht  sicherstellen  konnte. 
Wurzbach  läßt  ihn  1684  geboren  sein,  nachdem  er  jedoch  am  14.  Juni  1699  als  Lehrling  aufge- 
nommen worden  war  und  dies  gewöhnlich  mit  dem  vollendeten  13.  Lebensjahre  zu  geschehen  pflegte, 
so  wäre  eher  das  Jahr  1686  anzunehmen.  Wir  wissen,  daß  er  diese  Lehrzeit  beim  Maurermeister 
Chr.  AI.  Ottl  im  Jahre  1702  beendete.  Wo  er  seine  sechs  Gesellen-  und  das  Pallirjahr  zugebracht 
hat,  darüber  fehlen  Aufzeichnungen  in  den  Akten,  wahrscheinlich  ist,  daß  er  auf  Wanderschaft  gegangen 
ist,  denn  wir  haben  gesehen,  daß  ihm  der  Vater  noch  1708  als  schon  empfangenes  Geld  von  der 
Erbsportion  500  fl.  defalciert  hat;  wo  er  überall  gewesen  ist,  das  wissen  wir  auch  nicht,  aber 
er  trat  erst  wieder  als  bereits  ausgelernter  und  zum  Meisterwerden  reifer  Mann  im  Dezember  1709 
in  Wien  auf,  wie  wir  es  aus  dem  noch  vorhandenen  „Heirats -Contrakt*  erfahren.  Sonderbarer- 
weise nennt  er  sich  in  demselben  schon  „bürgerlicher  allhiesiger  Maurermeister",  obgleich  er  es 
erst  im  Jahre  1711  faktisch  geworden  ist.  Er  heiratete  die  Maria  Rosina  Josepha  Adamin,  des 
fürstlich  Schwarzenbergischen  Hausverwalters  Peter  Ernst  Adam  Tochter,  und  dadurch  trat  er 
in  ein  engeres  Dienstverhältnis  zum  „hochfürstlichen"  Hause.  Die  Trauung  erfolgte  am  28.  Jänner 
1710  in  der  St.  Stephanspfarre  und  der  Bräutigam  wurde  im  Trauungsakte  sonderbarerweise  wieder 
als  „angehender  bürgeriicher  Rauchfangkehrer*  bezeichnet.  Der  Stukkatorer  Anton  Aliprandi  und 
der  Spiegelmacher  Martin  Kirchlmayer  waren  seine  und  der  Fürst  Schwarzenbergische  Rat 
Ignaz  Barradi  mit  dem  Vater  die  Beistände  der  Braut. 

Offiziell  bewarb  sich  unser  Martinelli  erst  am  13.  Jänner  1711  um  die  Maurermeister- 
schaft, weil  er  an  diesem  Tage  um  die  „Aufgebung  der  Meisterstück*  bittlich  wurde,  welche 
ihm  auch   üblichermaßen   aufgegeben   wurden.*)   Am   13.  Juni   1711    vollendete   er   sein   Meister- 


^)  Die  Ereignisprotokolle  machen  uns  auch  hie  und  da  mit  den  Themen  solcher  Aufgaben  bekannt,  deren 
zwei  als  instruktive  Beispiele  für  den  Umfang  der  Anforderungen  an  einen  damaligen  bürgerlichen  Maurermeister 
hier  Aufnahme  finden  mögen.  Im  Jahre  1640  ist  dem  Wolf  Zehetmayr  „über  ordentlich  Pollirschaft  nachfolgendes 
Meisterstuckh  aufgeben  worden,  als:   Die  Brätte  dieses  Paw  ist  107  Schuh,  die  Langeseitten  149^  und  die  khurze 


•2  .2  ^  f  .a 


Ca 


cä 


C/3 


'53 

CO 


4> 

"♦^ 

> 

s 
s 

m 

'S  ^ 


s: 

cd 

0> 

43 

iM 

O. 

s 

V 

cd 

s 

C/3 

^ 

bc 

C/3 

vT 

>.-• 

••■4 

4-  OJ 


«0 

6 


CO 


t 

0) 


Cd  -^  C  « 

I     e  c  a>  ^ 

.     S.    C    _-  Cd  -O  H 

«   Cd  t::   c 


^  « 


cd 


o 

X 

s 


^     cö     fe     ÖO    > 


cd 

43 


,       cd^<'Ocü    ^    öflu. 

«3Sc5cd.2s^ut: 

<        w<       S  <  w  ^ 


o 

a 

u 


.2 


X 


3     ^ 


^  .E 


»d 


cd  . 

cd  S  c 

i*:  .  ^    o    Cd  -2  ^ 

«»  ^  'S    c    o.  ^  "2 

'i:  S  2  ^  *::  E  cd 


^ 

B 

s 

cd 

c 

o 

c 

0) 

< 

CO 

O 

S 
o 

i 

O 

^^ 

§  g 


■^JQ 


4> 

6 


s 

o 

u 


Q. 

O 

o 


c   IC    cd    s    tA 
Cd    '-    H    cd    ^ 


cd  .-s      , 

C    <*•  'b  ?3  wl 

c    e  "  <  «-  £ 

<  S  22  -  -g  5 

>  b«  ^  C     Cd 


73 

a 

3 


Ö 

> 

a 
S 

s 


e 


t     Cd 

e  .; 
6    c 

M      Cd 

■O    Um 

cd    (^ 

•*^    w 

•^.  .s 
n 

6 

u 

s 

N 

s 

u 

Um 


^  t: 


«#    »•     Cd 


cd 

g  w  8  S      ^ 


ä 

u 
U 


S    X) 


e 
< 

CNI 


cd 

0) 
CO 


a> 


ca  Cd** 

Ä    o  c  'S 

O.  ^»  Cd  32 

,«     ^     ^.  C/5     Cd  S.  Ä     cd 

£.       öß  ^  5  /;  "^ 


W*^    _,   cd 

Cd    4) 
C    XJ 


cd 

CO 

Im 


M 


cd 


cd 

cd    '^ 
cd 

s 


cd 

c 

cd 

*  i 

cd    1^ 


bO 

3 

N 

oo 

"♦^ 
C 
0) 

6 

cd 

"♦^ 

CO 
0) 


0> 
CO 


CO 


cd 

s 

o 

u 

CO 

u 

c 
cd 


cd 

m 

o. 

cd 
OQ 


Um  S 


cd 


.5  Cd 

tiO    cj 

otf  .5  c 
5q 


cd 

c 

»•mm 
im 

Cd 

•==  8 


c 
o 

c 

< 

c 
c 
cd 


Cd 

e 
c 


M 


C 


o 

c 

c 
'S 

^^ 

OQ 
'S 

0) 


c 
c 
xd 


X 


cd 

N 

bo 

CO 

9 
cd 


(O 


cd 

s 

o 

o 

CO 

u 

cd    »M 
u    o 

CO     bC 

iS    iD 

u     <" 
cd    C/3 


o 
CO 

B 

*5 

on 

PO 

1^ 

B 

Cd 

CO 

0) 


cd 

B 
S 


I 

6 

43 
U 


0> 


cd 

B 
B 

< 

cd 

cd 

s 

B 
CO 

s 

O 

B 
O 

CO 

'S 

B 


B 

O 

Xi 

0) 

bo 


*-     B    S 
c«     o     ö 

^     Cd    35 


cd     0» 


cd 


cd 

B 

B 

< 

O 

Sil  «« 

bfl        y 

**       E 


2  CQ       Cd 


B  Cd 

•O  cd 

CO  "^ 

3  B 

2  c8 

^  B 


u 

Ui 

Xd 

O 

O 

Q 

cd 

cd 

•  •M 

•  «M 

u 

u 

cd 

cd 

S 

s 

B 

j; 

3 

U 

O 

H 

c 

V 

o 

c   S   —   — 
o  R    •-    '■ 


S   £     ^ 


«    "    B  2 

43     2     5  Cd 

o   '"    S  c 

^^  ei  c/}  CS 


N 

6 

Cd 

%m 

iL, 


o 
cd 


bo 


SOS 

^    ■  s 

«CO 

P  '•^ 

«    o  2 

S  o 

*ü  .^  *- 

■«-•  cd 

cd    -^  r) 

CO       ««        .« 

^     c  to 

V-    — .  3 

V    <  C 

Ä  Cd 

cd    "^  ^ 

—     cd  .*- 

S  -«« 

•g  5  g 

3    N  ^ 

V.     0)  2 

«   -o  =* 

I  CO  .2 

«-    i:  «ö 

43      «  u 

ß    E  « 

cd     w  cd 

43     C  -C 

O     43  Q. 

3      o  ^ 

Ctf     ,X  ^ 

s?  ^  - 

O       ü  Cd 

•k      Cd  ^^ 

o    .Si  3 

S   2^  u 

Oi    B  ^ 

^     3  r« 

«   S  s 

CO  ^ 

«»  B      > 

B  ="      C 

O  h-     CO 

•2  '^  'So 

r'  »«     a> 

bfl  g    S 


e 


ig 


g 


B 


Von  Alexander  Hajdecki.  g| 

Stück')  bei  dem  Ober-Zöchmeister  Andreas  Carove  (das  heißt  unter  seiner  Aufsicht  —  einer  Art 
Klausur)  und  da  wieder  Fehler  daran  befunden  wurden,  mußte  er  30  Thaler  Strafe  erlegen. «) 
Er  wurde  im  selben  Jahre  zum  Meister  ernannt,  in  die  Meistertafeln  aufgenommen  und  schon  im 
Dezember  desselben  Jahres  wird  von  ihm  sein  erster  Lehrling  Peter  Thal  1er,  ein  Wiener  von 
Geburt,  aufgenommen.  Warum  Martinelli  in  den  Trauungsmatriken  für  einen  „b.  Rauchfangkehrer* 
ausgegeben  wird,  nachdem  er  in  einer  Privaturkunde  kurz  zuvor  sich  einen  „b.  Maurermeister"  nannte, 
was. beides  unrichtig  war,  läßt  sich  bloß  vermuten.  Das  Rauchfangkehrerge werbe  war  dazumal  durch- 
aus in  italienischen  Händen  und  mit  dem  Maurergewerbe  in  einem  Bezüge  nahe  verwandt;  es  mußten 
nämlich  dazumal  bei  einem  ausgebrochenen  Feuer  in  der  Stadt  alle  „bürgeriichen"  Maurermeister 
zur  Brandstätte  eilen  und  sich  an  dem  Rettungswerke  beteiligen,  was  heute  nur  noch  den  Rauch- 
fangkehrern  obliegt.  Die  Professionen  waren  also  verwandt,  und  nachdem  eine  von  ihnen  ganz 
italienisch  war,  so  konnten  die  Connationalen  auf  ihre  Rechnung  leichter  sündigen,  als  dies  in  der 
Zunft  der  Maurermeister  möglich  gewesen  wäre.  Martinelli  stand  knapp  vor  der  Heirat,  hatte 
aber  noch  keine  „Stellung*  —  er  war  noch  kein  „gemachter  Mensch".  Die  Erwerbung  der  Meister- 
schaft konnte  nicht  rasch  durchgeführt  werden,  obgleich  er  die  Vorbedingungen  dazu  bereits 
gehabt  und  auch  selbständig  als  Stückmeister  gearbeitet  haben  mag  (bei  dem  Ansuchen  um.  die 
„Meisterstück"  wird  er  nicht  „Geselle"  oder  „Pallir",  aber  knapp  „Maurer"  genannt),  und  so  durfte 
er  sich  in  einer  Privaturkunde  (Heiratskontrakt)  schon  einen  „Maurermeister"  nennen,  in  einem 
offiziellen  Dokumente  ging  das  aber  nicht  an,  ohne  einen  „Anstand"  seitens  der  Zunft  befürchten 
zu  müssen.  Die  Rauchfangkehrer  mögen  dagegen  froh  gewesen  sein,  einen  hervorragenden  Con- 
nationalen wenigstens  nominell  unter  ihre  Mitglieder  zu  zählen,  welcher  ohnehin  ihrem  Metier  nicht 
fremd  gegenüberstand,  und  so  konnte  er  in  dem  Kopulationsbuch  als  ein  bürgerlicher  Rauchfang- 
kehrermeister  auftreten. 

Danach  wäre  die  Stelle  bei  1 1  g  (angeblich  nach  denselben  Protokollen  der  Genossenschaft), 
wornach  „Anton  Martinelli  von  1682  bis  1726  das  fürstl.  Esterhazy'sche  Haus  auf  dem  Neubau 
baute,  richtig  zu  stellen,  da  Anton  (Erhard)  in  jenem  Anfangsjahre  noch  nicht  auf  der  Welt  war 
und  erst  mit  1711  selbständig  zu  arbeiten  begann.  Wir  haben  schon  gesehen,  daß  es  sein  Vater 
Franz  Martinelli  war,  welcher  von  Esterhazy  stark  beschäftigt  wurde.  Allerdings  war  es  sein 
Sohn  Anton  auch,  aber  erst  bei  dem  jungen  Nikolaus  Esterhazy  in  viel  späterer  Zeit.  —  Im 
Jahre  1715  nahm  er  am  23.  Juni  seinen  jüngsten  Bruder  Johann  Baptist  (mit  14  Jahren)  als  Lehr- 
jungen  auf  und  dieser  ist  auch  für  lange  Zeiten  sein  letzter,  denn  erst  im  Jahre  1741  finden  wir  wieder 
einen  Lehrjungen  bei  ihm  in  die  Lehre  treten.   Fast  sollte  man  glauben,  daß  er  sich  so  lange  Zeit 


Seiten  14C  und  schräjpg  auf  die  Brätten  das  Liecht  vornhero,  mit  doppelten  Keiler  sambt  der  Preß  und  drei  Gaaden 
ob  der  Erdt  rechtzu  accomodirn".  Im  Jahre  1670  erhielt  Franc  Pia  zoll  folgende  Aufgabe:  1^  solle  er  zwei  Keller  auf 
einander  machen  an  den  zwo  längeren  Seiten ;  item  solle  er  3  Gaaden  auf  einander  machen  sammt  den  Stiegen,  rei 
secret,  Prunen  (?)  nud  auf  den  langen  Seiten  ein  facata  und  an  den  Eggen  eine  viereggte  Ausladung ;  sodann  auch 
über  ermeltes  Gebeu  ordentlichen  Überschlag." 

^)  Nach  den  vom  Vorstand,  Herrn  Theodor  Hoppe,  aus  dem  Archive  der  Wiener  Baumeister -Genossen- 
schaft für  Albert  11g  gemachten  Exzerpten  (p.  405  des  Fischer  von  Erlach),  da  ich  diesen  Archivbestand  nur 
kursorisch  durchzusehen  und  Notizen  zu  machen  Gelegenheit  hatte.  Hier  drängt  sich  mir  aber  die  Frage  auf,  sollte 
Herr  Hoppe  unseren  Kunsthistoriker  nicht  auf  das  viel  wichtigere  und  umfassendere  Aktenmateriale  bezüglich  der 
Allio,  der  Carlone,  Canevale  und  anderer  mehr  aufmerksam  gemacht,  beziehungsweise  ihm  Auszüge  darüber 
mitgeteilt  oder  llg  selbst  sich  nicht  direkt  wegen  derselben  angefragt  haben?  Fast  sollte  man  daran  gar  nicht 
zweifeln;  warum  wurden  dann  aber  auch  diese  so  wichtigen  und  entscheidenden  Notizen  nicht  ebenso  bei  den 
Studien  über  diese  Meister  verwertet? 

')  in  diesen  ewig  sich  wiederholenden  (größeren  oder  kleineren)  Fehlern  oder  Mängeln  wird  man  nicht 
fehlgehen,  eine  gewohnheitsmäßige  Sportelrubrik  für  die  „Zöchlade"  erblicken  zu  müssen. 


52  ^*c  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-   und  Maurermeister  der  Barocke  in  WieA 

außerhalb  Wien  bei  den  vielen  Bauten  in  Böhmen,  Mähren,  Ungarn  und  Niederösterreich  ^)  aufgehalten 
hat  und  nur  mit  Gesellen  arbeitete,  aber  die  Kirchenmatriken  beweisen,  daß  er  wenigstens  bis  etwa 
1726  seinen  Haushalt  in  Wien  führte,  wo  ihm  während  dieser  Zeit  zehn  Kinder  geboren  wurden. 

Erst  um  das  Jahr  1730,  also  nachdem  er  durch  20  Jahre  Proben  seiner  Fachtüchtigkeit  als 
bürgerlicher  Maurermeister  abgelegt  hatte  und  1733  Ober-Zöchmeister  geworden  war,  wurde  ihm  die 
Ehre  zuteil,  zum  Hofmaurermeister  ernannt  zu  werden.  Genaue  Daten  über  seine  Hof anstellung 
fand  ich  nicht  vor,  aber  nach  Schlager  arbeitete  er  schon  1731  als  Hofmaurermeister  an  der 
Umgestaltung  der  kais.  „Schranne''  auf  dem  Hohen  Markte.  Er  starb  den  13.  (nicht  15.)  Sep- 
tember 1747  als  „kays.  Hof-  und  bürg.  Baumeister''  in  seinem  Hause  in  der  Alstergasse,  ohne 
seine  „Kunst"  auf  einen  seiner  Söhne  vererbt  zu  haben.  In  seinem  nicht  mehr  erhaltenen  Testamente 
gedenkt  er  bloß  zweier  ihn  überlebender  Kinder,  des  Sohnes  Franz  Xaver,  juris  practicus,  und  der 
„geistlichen**  Tochter  Maria  Anna  Theresia,  beide  schon  gevogt  (also  über  20  Jahre  alt),  welchen 
er  je  1000  fl.  auswirft,  und  die  Mutter  zur  Universalerbin  bestellt.  Sein  nachgelassenes  Vermögen 
bestand  in  6660  fl.,  und  zwar  in  Bargeld  666  fl.,  in  Obligationen  2000  fl.,  in  einer  „Forderung  bei 
Hof"  wegen  des  „kays.  Schrannen- Geben"  1000  fl.,  detto  bei  den  Grafen  DraskoviC  und  Niklas 
Esterhazy  800  fl.,  in  dem  am  Alsterbach  liegenden  Haus  2000  fl.  Nach  Abzug  einiger  Schuld- 
posten verblieb  ein  reines  Massavermögen  von  5280  fl.,  wovon  laut  der  Ehepakten  (Heiratskontrakt) 
die  Hälfte  dem  überiebenden  Teile  eigentümlich  verbleiben  sollte,  so  daß  bloß  2640  fl.  als  reines 
Nachlaßvermögen  verblieb,  aus  welchem  erst  die  Witwe  ihre  mit  600  fl.  versprochene  „Widerlag" 
und  die  „Morgengab"  „nach  Morgengabsrecht"  zu  befriedigen  und  die  Legata  auszuzahlen  hätte,  die 
Kinder  aber  noch  ihren  gesetzlichen  Pflichtteil  zu  suchen  hätten.  In  unserem  Falle  erklären  aber  beide 
Kinder  schriftlich,  am  1.  Mai  1748  „die  Ursulinerin"  durch  ihre  Oberin,  die  „praefecta"  und  drei 
Schwestern,  daß  sie  mit  jener  testamentarisch  „ausgeworfenen  legitima  per  1000  fl.  vollkommen  zu- 
frieden seien"  und  „dannenhero  mit  der  Universalerbin,  ihrer  vielgeehrtesten  Frau  Mutter  Maria  Rosina, 
in  alle  Weeg  verstanden  seien  und  sie  vollends  hiemit  frei,  quitt  und  ledig  zu  sprechen  feierlichst 
angeloben".  Nun  hat  aber  der  Vater  im  Testamente  erwähnt,  daß  ihre  geistliche  Tochter  „das  Geld 
(d.  i.  1000  fl.)  nebst  geistlicher  Ausstaffierung"  bereits  bekommen  hatte,  weshalb  die  legitima  von 
1000  fl.  „von  Ursuliner  Convent  abgezogen"  werden  solle. 

Daher  haben  sowohl  Wurzbach  als  auch  Ilg,  welcher  ihn  richtigstellen  zu  müssen  glaubte 
(1.  c.  p.  347),  mit  der  Behauptung  Unrecht,  der  Vater  hätte  statt  der  Aussteuer  seiner  Tochter  den 
Bau  —  oder  wie  Ilg  meint,  bloß  die  Ausbesserung  des  Klosters  (weil  es  ja  schon  seit  1675 
bestand!  Er  übersieht  aber,  daß  die  Tochter  schon  um  1740  den  Habit  anzog)  übernommen,  weil 
der  Vater  ausdrücklich  von  gegebenem  „Geld"  und  empfangener  „Ausstaffierung"  spricht.  Ebenso 
wird  auch  die  Behauptung  (nach  Berger),  Anton  Erhard  habe  1748  die  Wasserleitung  in  dem 
fürstl.  Schwarzenbergischen  Garten  renoviert,  zu  korrigieren  sein,  dagegen,  wenn  ein  Martin  eil  i 
an  dem  Bau  der  Kirche  in  Weikersdorf  1727  beschäftigt  war,  so  konnte  es  nur  unser  Anton 
Erhard,  gewöhnlich  aber  bloß  Anton  genannt,  gewesen  sein,  und  wenn  ein  Martinelli  auch 
an  dem  Baue  der  Karlskirche  beteiligt  war  (nach  dem  Liber  memorabilium  dieser  Pfarre),  so  ist 
es  ebenfalls  nur  unser  Anton  Erhard.  —  Seine  Gattin  starb  erst  im  Jänner  1778  in  demselben 
Ursulinerkloster  ohne  Testament,  und  ihr  Sohn  Franz  Anton  wurde  mittlerweile  schon  „Ober- 
einnehmer im  k.  k.  Kupferamt".  (Siehe  Tafel  VII.) 


1)  Die  detaillierten  Nachweise  seiner  Arbeiten  in  und  außerhalb  Wiens  möge  man  bei  Ilg  (1.  c.  p.  405)  nach 
den  Aufzeichnungen  des  Herrn  Theodor  Hoppe  nachlesen,  nur  wäre  vielleicht  bei  Traiskirchen  statt  des  Grafen 
Pescovitz  richtiger  Draskovitz  zu  lesen  und  Roffrano  statt  Safrano. 


Tafel  VII  zu  Seite  62. 


Zweite  Sta 


2.)  Anton  Erhard 
kais.  Hof-  und  bOrg.  Maurermeister,  cop.  28./1.  1710  MariiBPi 


Maria  Anna 

Maria  Anna 

Anna  Isabella 

Josef Ignaz 

Petrus  Donat 

Ironisa 

g.  15./9.  1711. 

Isabella 

g.  6./11.  1715. 

Dominik 

Hieronymus 

?a 

Taufpaten:  Maria 

g.  13./3.  1714. 

Taufpaten : 

g.  4./8.  1717. 

g.  23./9.  17ia 

g- 1-  ^ 

Anna  Frln.  von . 

Die  Alfieri. und 

Familien  AUio 

Taufpaten : 

Die  Allio  und 

Die  A  j 

Schwarzen- 

Donat  AUio 

und  Alfieri. 

Alfieri  und 

Alfieri. 

A'ij 

berg,Maria  Isa- 

mit Gattin 

Carolas  Carlonl, 

bella  Alfierin, 

Maria  Anna. 

Maler, 

Hieronymus 

Maria  Anna 

maritus. 

Allio. 

NB.  Alle  diese  Kinder,  bis  auf  die  letzten 

zwei,  sind  vor  dem  Jahre  \'U 

3.)  Johann  Baptist  Martinelli  I.»  f  als  kay.  Hof -Architekt  undbrt 
(Si  Stephan)  cop.  1».  den  1.  Februar  1728  Mariam  Josepham  Kätzlerin,  f  l^ 

2?,  den  17.  September  1752  als  kay.  Hofbaumeister  und  kön.  bocg 

Kinder    erster    Ehe: 


Josephtts  Franziskus  Hieron. 

g.  3./1.  1729. 

Taufpaten:  „Perillustris 

D.  Josephus  Emanuel  de 

Fischern" 

(nach  Wurzbach  f  1800? 

als  Kameral  -  Architekt  ?  I). 


Maria  Franziska 
g.  11. /6.  1731. 

Taufpaten:  Bruder 
Anton  mit  Frau  und 

Maria  Franziska 

Enlingerin,  Forti- 
fikations  -  Baumeisterin. 


Johann  Baptist  II.  ? 

1730? 


Maria  Josefa 
g.  16./3.  1733. 
Franc.  Allio  mit  Gattin  und 
sein  Bruder  Anton,  Hof -Bau- 
meister. 
t  6./6.  1738  beim  gold.  Hirsch 
auf  dem  alten  Fleischmarkt 
(Lumagohaus). 


5.)  Franz  Xa?er  AM 
Ferdinand 
g.  19. 4.  im 
Taufpaten:  Sein  Bm^ 
und  Ferd.  Meixae 
cop.  6.  Juli  ]76d 
Eleonoram  Dietr::; 
t  1783. 


Maria  Anna  Eleonora 

g.  20./2.  1767. 

Taufpatin : 

Maria  Modlhammerin, 

bürg.  Baumeistersfrau. 


Constantia  Eleos 

g.  a,6,  1772 
Const  Strohmayert 
bürg.  Silberarter- 


Ferdinand  Franz 
g.  2./7.  1769. 
Taufpate: 
Johann  Ferdinand  Modi- 
hammer, k.  k.  Artillerie -For- 
tifikations-  u.  bürg.  Baumeister, 
t  6./2.  1771. 

4.)  Johann  (Baptist)  Martinelli  n.  (Fil  Jo^ 
kopuliert  als  Schloß-  und  Bau -Inspektor  zu  Breitenfurth,  «gebore 


1)  Nachdem  .soluta",  also  ledig,  dann  ist  es  nicht  die  Stiefmutter,  aber  die  Tochter  des  Franc.  Martinelli  II. 


•  Martinelli. 

*r  dem  15.  September  1747, 

Ada  min  (St.  Stephan);  sie  starb  1778  im  Ursulinerinenkloster. 


Maria 

josef  Joachim 

Anna  Theresia 

josef  Donat 

Franz  Anton 

Anna  Maria 

}nia 

Joannes 

Monika 

Hieronymus 

geb.  wann? 

Theresia, 

i  1721. 

g.  28./12.  1723. 

g.  25./ 12.  1724. 

g.  25./4.  1726. 

juris  practicus, 

Ursulinerin, 

cus  AI- 

Hierom.  Alfieri, 

Dieselben  Tauf- 

Allio und 

1778. 

geb.? 

Maria 

Maurerm.  (sie), 

paten. 

Alfieri. 

Obereinnehmer 

t  1787. 

inica, 

Donat  Alio, 

• 

im  Kupferamt 

fieri. 

mit  Frauen. 

Vater  in  seinem  Testamente  nur  noch  bloß  von  diesen  zweien  spricht 


ni  1754  im  Löwenauischen  Hause  in  dem  Rottgäßl  am  inneren  Brand. 


Frau  Theresia  Hillerin  (Scott);  sie  heiratet  2®  voto  den  Baumeister  josef  Gerl  1759. 


aus  zweiter  Ehe: 


dinand 

Dominik  Anton 

Maria  Anna  Wal- 

Franz  Josef  Anton 

g.  15./5.  1739. 

purgis 

g.  4./8.  1743. 

7. 

Taufpaten  dieselben. 

g.  18./7.  1741. 

Taufpaten:  Anton  Ger- 

*lben. 

(St  Stephan). 

(Scott) 

hard,  Martinelli 

1  hier 

Taufpaten  dieselben. 

loco  ejus 

tnt) 

Franciscus  Anton 

meisten 

Martinelli,  Notar. 

Gabriele  Maria  An  na 
g.  14./9.  1755. 


Baptist  Xaver 
23.  1.  1772. 
Martinellin, 
chltektens  -  Frau 
lann  Baptist  IL). 


Anton  Xaver 

g.  22./2.  1775. 

Taufpatin : 

Theresia  Martinellin 

„soluta  Hausinhaberin'.  ^) 


Anna  Eleonora 
g.  5./7.  1776. 
Taufpatin: 
Maria  Anna  Modiham- 
mer in,  bürg.  Baumeisterin. 


./3.  1730  als  Jos.  Johann  Anton  (St  Stephan). 
1766,  Mariam  Annam  Kovaneckin,  geboren  aus  Langenlois. 


von  Alexander  Hajdecki.  63 


3.  Johann  Baptist  Martinelli  I. 

Dieser,  ein  Bruder  des  Vorigen  und  getauft  bei  St.  Stephan  am  8.  Februar  1701,  ist  die 
markanteste  Persönlichkeit  der  Familie.  Seine  Gevatter  waren  der  Stukkator  Anton  Aliprandi 
mit  seiner  Gattin  Anna  und  Lorenz  Eggendorfer  mit  seiner  Gattin  Eva  Theresia.  Am  23.  Juni  1715 
trat  er  in  die  Lehre  bei  seinem  Bruder  ein,  am  selben  Tage  1718  wurde  er  freigesprochen  und 
begann  seine  Gesellenzeit.  Wo  er  sie  zugebracht  hat,  ist  wieder  nicht  bekannt,  denn  gleich  seinem 
Bruder  erscheint  er  erst  wieder  nach  zehn  Jahren  auf  dem  Wiener  Horizont,  und  zwar  gelegentlich 
seiner  Heirat.  Er  heiratete  bei  St.  Stephan  am  1.  Februar  1728  als  „der  ehrengeachtete  Stück-  und 
angehender  Maurermeister"  die  Jungfrau  Maria  Josepha  Kätzlerin,  Tochter  des  bürg.  Vergolders 
Mathias  Joseph  Kätzler  (eine  verzweigte  Wiener  Malerfamilie).  Als  Beistand  fungierte  sein 
Bruder  „Anton  Martinelli  bürg.  Maurermeister  Frater  sponsi".  Auch  sein  Heiratskontrakt  findet 
sich  noch  in  den  Abhandlungsakten  nach  seiner  verstorbenen  ersten  Gattin  vor.  *)  Danach  hat  er 
eine  „bessere  Partie"  gemacht  wie  sein  Bruder,  denn  seine  Braut  erhielt  als  Heiratsgut  500  fl.  (sein 
Bruder  hatte  nur  300),  welche  er  doppelt  mit  1000  fl.  „widerlegt*.  Außerdem  versprach  ihm  der  Vater, 
noch  700  fl.  als  mütterliche  legitima  der  Tochter  zu  geben  und  zur  „subsistenze  jährlich  100  fl.  als 
Interesse  von  einem  Kapital  per  2000  fl.  zu  zahlen.  Albert  Games  in  a  hat  die  Urkunde  als  Zeuge 
der  Braut  und  sein  Bruder  „Antoni  Erhardo  Martinelli''  auf  seiner  Seite  unterschrieben.  Erst 
nachdem  er  geheiratet  hatte,  erlangte  er  die  Wiener  Maurermeisterschaft,  zu  welchem  Zwecke  er  schon 
am  13.  Jänner  1728  um  Aufgebung  des  „Meisterstücks''  bittlich  wurde.  Das  Ereignisprotokoll  dieser 
Zunft  hat  uns  eine  lebendige  und  instruktive  Schilderung  des  Vorganges  bei  der  Prüfung  der 
„Meisterstücke"  und  Meister -„Erkennung"  aufbewahrt  welche  daher  hier  wörtliche  Aufnahme  finden 
möge:  „Den  16.  September  1728.  Auf  beschehenes  geziemendes  Ansuchen  und  Bitten,  auch  Ver- 
willigung  der  ganzen  ehrsamen  Meisterschaft,  hat  der  Joh.  Bapt.  Martinelli  Maurer  Stückmeister, 
die  unterm  13.  Januar  diß  ihm  auferlegte  Meisterstück,  so  er  verfertigt  aufgewiesen,  welches  folgsam 
durch  alle  Stück  von  den  Herrn  Meistern  der  Ordnung  nach  examinirt  und  alles  Fleißes 
durchgegangen  worden,  und  obwohlen  sich  in  selben  verschiedene  Ausstellungen  und  Failler  darinn 
befunden,  bätte  selbiger  solche  zu  condonirn  und  will  sich  darumben  mit  dem  ehrsam  Handwerk 
abfinden.  Hierauf  ist  der  Überschlag  auch  abgelesen,  und  ist  ihm  zur  Gebühr  50  Thlr.  zu 
erlegen  aufgetragen.  Auf  sein  beschehenes  Bitten  ist  es  ihm  auf  40  Thlr.  gelassen  worden,  worauf 
er  auch  angelobt  und  ihm  der  Meisterstab  behändigt  worden." 

Die  Angelobung  und  die  Einhändigung  des  „Meisterstabes"  finde  ich  in  diesem  Falle  zum 
ersten  und  vielleicht  einzigen  Male  in  dem  obigen  Protokolle  erwähnt.  In  den  Wiener  Meister -Tafeln 
fand  er  aber  erst  1729  Aufnahme.  Obwohl  er  nun,  wie  es  die  Geburtsmatriken  der  St.  Stephans- 
pfarre dartun,  laut  welchen  ihm  hier  jedes  zweite  Jahr  ein  Kind  geboren  wurde,  sich  ununterbrochen 
in  Wien  aufhielt,  fällt  es  auf,  daß  er  bis  zum  Jahre  1741  keinen  einzigen  Lehrjungen  aufdingte,  und 
dann  erst  wieder  im  Jahre  1750,  diesmal  seinen  eigenen  Sohn  Franz  Xaver  Anton.  Gesellen 
hat  er  allenfalls  beschäftigt,  wenn  auch  nur  im  beschränkten  Umfange,  denn  während  sein  Bruder 
Anton  Erhard  im  Jahre  1733  etlich  20  Gesellen  aufnahm,  hat  Joh.  Bapt.  bloß  zwei  angemeldet.*) 


0  Abhandlungsakten  Signal:  391/1  Landesgerichtsarchiv.  Ebenso  bezüglich  des  Franz  Martinelli,  sein 
Testament  ebenda  Nr.  980/1708  und  Abhandlungsakt  Sign.:  241/37,  bezüglich  des  Anton  Erhard  Martinelli  Sign.: 
396/19  und  Reg.  Abh.  Nr.  85  ex  1778. 

*)  Aus  der  genauen  Durchforschung  der  besonderen  „Gesellen  -  Register"  und  übrigen  „Zunftbücher''  ließe 
sich  die  genaueste  Statistik  aller  Lehrlinge,  Gesellen  und  Meister  aufstellen,  welcher  Aufgabe  ich  mich  noch  nicht 
unterziehen  konnte,  wie  ich  überhaupt  diesen  Archivstand  bloß  kursorisch  durchzusehen  Gelegenheit  hatte. 


64  I^ic  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in 'Wien 

Vielleicht  daß  er  mit  seinem  Bruder  in  Kompagnie  arbeitete.  In  den  Kirchenprotokollen  wird  er  bis 
1735  bloß  »bürg.  Maurermeister  genannt,  in  diesem  Jahre  aber  schon  „bürg,  und  Hof  baumeister*, 
was  auch. sein  älterer  Bruder  Ant.  Erhard  bereits  war.  Im  Jahre  1735  wird  er  aber  dort  schon  »nobilis 
Dominus**  und  „Kay.  adjungirter  Baumeister**  gleich  seiner  Gattin  und  seinem.  Bruder  tituliert.  Auch 
im  Jahre  1737  ist  er  »Nobilis**,  aber  schon  »Kay.  Hofbaumeister** ;  im  Jahre  1739  entfiel  der 
»nobilis**,  ebenso  in  den  Jahren  1741,  1743  und  1752,  im  Gegenteile  wird  er  diesmal  bloß  der 
»ehrsame  Herr**  genannt,  sein  Titel  verdient  jedoch  beachtet  zu  werden:  »kay.  Hofbaumeister 
(das  war  er  schon  seit  1735)  und  königl.  hung.  Cameral-Ingenieur,  wohnhaft  in  der 
Casarm  vor  dem  Schottenthor**,  heißt  es  im  »Trauungsprotokoll  der  Schottenkirche**,  da  er  die  in 
»der  Burg**  wohnhafte  Witwe  nach  dem  Herrschaftsverwalter  Leopold  Hill  er  zum  Altar  führte. 
»Bernhard  Farcher  kay.  kön.  Casarm  Verwalter**  war  sein  Beistand.  Noch  deutlicher  spricht  sich 
darüber  der  Taufakt  seiner  jüngsten  Tochter  vom  Jahre  1755  aus,  wo  er  »kayserl.  Hof-Architekt  und 
Baumeister  in  der  Casarm  in  der  Alstergassen**  tituliert  wird.  Diese  beiden  Dokumente  sind  wichtig, 
weil  sie  wieder  einen  kunstgeschichtlichen  Irrtum  beseitigen.  Ober  den  Bau  der  »Alserkaserne**  war 
trotz  Hofbauers  Monographie  über  »die  Alservorstadt**  Weniges  bekannt.  Nun  tauchte  im  Jahre  1886 
ein  Dokument  auf,  ein  Absolutorium  für  die  Rechnungslegung  des  uns  schon  bekannten  Bernhard 
Farcher  (f  1754)  und  dessen  beide,  was  man  heute  sagen  würde,  Cassamitsperrer :  des  »Gegen- 
handlers**  Thoman  Kollmann  und  des  »Bauschreibers**  Adolf  Ditmar.  Dieses  Dokument  wurde  von 
W.  Boeheim  in  dem  Monatsblatt  des  Altertums  -  Vereines  vom  Jahre  1886  Nr.  6  publiziert  und 
aus  demselben  die  irrige  Ansicht  abgeleitet,  daß  jener  »Bauschreiber**  Ditmar  der  Baumeister  der 
Kaserne  selbst  gewesen  wäre,  »dessen  Namen  wir  heute  zum  ersten  Male  erfahren**,  setzt  der  Autor 
dazu.  Das  wohl,  aber  nur  darum,  weil  es  einen  Baumeister  F.  Ad.  Ditmar  nie  gegeben  hat.  Bau- 
schreiber waren  administrative  Kanzleigeschäftsführer  bei  größeren  öffentlichen  Bauten.  Der  wahre 
Baumeister,  beziehungsweise  auch  Architekt  der  Alserkaserne  war  eben  Johann  Bapt.  Martinellil., 
welcher  bei  Hofe  in  Ehren  gestanden  hat,  sobald  sein  jüngstes  Kind  von  der  Erzherzogin  Maria 
Anna  aus  der  heiligen  Taufe  gehoben  wurde,  und  zwar  durch  Ihre  Kammerjungfer  Maria  Theresia 
W i  s  s  e  ri  n.  Seinem  ältesten  Sohne  stand  Josef  Emanuel  Fischer  (der  jüngere)  zu  Gevatter.  Er  starb 
am  21.  Juni  1754  »als  k.  k.  Hof-Architekt  und  b.  Baumeister**  in  der  Stadt.  »56  Jahre  alt**,  heißt  es 
in  den  Totenprotokollen,  wir  wissen  aber  aus  seinem  Taufschein,  daß  er  erst  1701  geboren  wurde, 
somit  im  53.  Lebensjahre  starb.  Demnach  sind  die  Altersdaten  in  den  Totenprotokollen  meistens 
bloß  für  approximativ  zu  halten.  Ich  konnte  weder  auf  die  Spur  seines  Testamentes  noch  der 
gerichtlichen  Verlassenschaftabhandlung  kommen,  was  zu  bedauern  ist,  weil  dadurch  gewisse  Zweifel 
über  die  Person  des 

4.  Johann  Bapt.  MartinelH  IL 

leicht  zu  beheben  gewesen  wären.  Wurzbach  hat  nämlich  als  der  Erste  über  die  Wiener  Mar- 
tinelii  verläßliche  Auskunft  zu  geben  versucht  und  teilweise  insoferne  gegeben,  als  er  mutatis 
mutandis  doch  bestimmte  Namen  und  einige  wichtige  Daten  an  den  Tag  gefördert  hat.  Andererseits 
brachte  er  aber  doch  eine  Verwirrung  in  die  Sache  hinein,  indem  er  z.  B.  den  (angeblichen  Abbate) 
Dominik  Martinelli  zum  Vater  unserer  MartinelH  machte,  weil  ihm  der  wahre  Stammvater 
Francesco  gänzlich  unbekannt  geblieben  ist,  wenn  er  weiter  wohl  die  Existenz  von  zwei  Johann 
Bapt.  Martinelli  sicherstellt,  aber  ihr  Verhältnis  zu  einander  verwechselt  und  schließlich  eine 
dem  Namen  nach  richtige  Person  zu  einem  Architekten  macht,  der  er  nie  war,  dagegen  den  wahren 
Architekten  nicht  kennt.  Bedauerlicherweise  zitiert  er  bloß  die  gedruckte  Literatur,  nicht  aber  auch 
die  ihm  zur  Verfügung  gestandenen  primären  Quellen,  welche  voriäufig  unauffindbar  sind  und  sich 


von  Alexander  Hajdecki.  65 

mit  den  uns  zur  Verfügung  stehenden  nicht  decken.  So  z.  B.  Ist  ihm  das  genaue  Todesdatum  des 
Anton  Erhard  Marti  nelli  als  der  15.  September  1747  bekannt,  in  den  Totenprotokollen  der  Stadt 
Wien,  der  authentischen  Quelle  in  dieser  Beziehung,  kommt  aber  dieser  Todesfall  überhaupt  gar 
nicht  vor.  Allerdings  starb  Marti  nelli  im  September  d.  J.,  aber  nicht  am  15.,  denn  an  diesem 
Tage  ist  die  gerichtliche  Publizierung  des  Testamentes  erfolgt ;  er  muß  also  zumindest  drei  Tage 
zuvor  verstorben  sein,  denn  so  schnell  geht  die  Sache  doch  nicht  und  ist  auch  nicht  so  pressant 
für  die  trauernden  Hinterbliebenen,  daß  sie  noch  sozusagen  im  Angesichte  des  Toten  dessen  letzten 
Willen  zu  hören  wünschen  sollten.  Ebenso  gibt  er  das  Todesjahr  des  unrichtigen  Architekten  Josef 
Franz  Marti  nelli  mit  1800  an,  während  in  diesem  Jahre  in  Wien  bloß  ein  Rauchfangkehrer  Josef 
Martinoly,  31  Jahre  alt,  gestorben  ist,  aber  kein  Marti  nelli.  Er  bringt  auch  einige  genau  sein 
sollende  Geburtsdaten,  hat  sie  aber  nicht  aus  den  Matriken  selbst,  denn  denselben  Josef  Franz  läßt 
er  am  3.  Juni  geboren  sein,  während  er  es  am  3.  Jänner  1729  ist,  er  gibt  den  Geburtstag  des 
Johann  Baptist  an,  und  dieser  ist  in  den  Matriken  nicht  vorfindbar.  —  Wie  steht  es  also  mit 
Johann  Bapt.  Martinelli  IL? 

Wurzbach  ist  darüber  selbst  nicht  im  klaren,  denn  zuerst  sagt  er,  er  wäre  ein  Bruder 
des  Josef  Franz  und  Sohn  des  Johann  Baptist  I.,  sagt  aber  zum  Schluß  doch  wieder:  „Johann 
Baptist,  Sohn  des  Erhard,  geboren  14.  März  1730,  gestorben  3.  Februar  ISOg**. 

Nun  ein  Sohn  des  Erhard  kann  er  nicht  gewesen  sein,  weil  ihn  sonst  der  Vater  in  seinem 
Testamente  genannt  und  als  jüngstes  Kind  nicht  mit  Stillschweigen  übergangen  hätte.  Er  könnte 
daher  nur  ein  Sohn  des  Johann  Baptist  I.  sein,  aber  hier  gibt  der  Umstand  zu  denken,  daß 
wir  die  Taufakte  aller  neun  Kinder  desselben  gefunden  haben,  und  gerade  den  dieses  einzigen 
Johann  nicht,  und  dann,  daß  von  ihm  überhaupt  bis  zum  Jahre  1766  in  unseren  Quellen  und  auch 
in  den  Zunftakten  gar  nichts  zu  hören  ist.  Er  taucht  plötzlich  schon  als  fertiger  Mann  auf.  Nun, 
unmöglich  wäre  es  nicht,  daß  er  als  zweites  Kind,  zwischen  dem  Jänner  1729  und  Juni  1731,  etwa 
gerade  im  März  1730,  dem  Johann  Baptist  I.  geboren  wurde,  und  ich  neige  mich  auch  ganz  der 
Ansicht  hin,  daß  er  es  wirklich  ist  und  wir  es  daher  mit  dem  Sohne  des  Johann  Baptist  Mar- 
tinelli I.  zu  tun  haben.  Ich  vermute,  daß  er  die  akademische  Laufbahn  betreten  und  sich  zum 
Architekten  herangebildet  hat.  Befremdend  ist  aber,  daß  wir  außer  seinem  Heiratsdokument  absolut 
gar  keine  weitere  archivalische  Nachricht  über  ihn  überkommen  haben,  denn  sogar  sein  von  Wurz- 
bach angeführtes  Todesdatum  des  2.  Februar  1809  ist  nicht  einwandsfrei.  Sonderbarerweise  hat 
nämlich  der  Beamte  gerade  hier  den  Vornamen  des  Verstorbenen  anzuführen  unterlassen  und  es 
heißt  bloß  in  den  Totenprotokollen:  „2.  Februar  1809  Edler  von  Martinelli,  jubilirter  k.  k.  Hof- 
und  N:  ö:  Provintial  Bau  Directions  Architect,  verheurathet,  hier  gebürtig,  ist  in  s.  Haus  Nr. 913 
in  der  Wollzeil  an  Brand  der  Alten  beschaut  worden,  alt  79  J."  Das  Alter  würde  also  genau  auf 
unseren  Johann  Baptist  11.  passen,  es  könnte  aber  ebenso  leicht  der  1735  geborene  Franz  Xaver 
Anton,  auch  Sohn  des  Johann  Baptist  I.  und  auch  kay.  Architect  gewesen  sein,  derjenige  eben, 
welcher  bis  heute  vollkommen  unbekannt  geblieben  ist. 

Ober  diesen  Johann  Bapt.  Martinelli  IL  müssen  daher  noch  weitere  Forschungen  Klarheit 
bringen,  vorläufig  ist  das  einzig  Positive,  was  ich  von  ihm  zu  sagen  weiß,  daß  er  im  Jahre  1766 
in  der  Schottenpfarre  getraut  wurde,  worüber  folgende  Urkunde  dortselbst  vorhanden  ist: 

„1766  cop.  12.  Januar.  Der  Wohledle  Herr  Johann  Martinelli  k.  k.  Schloß-  und  Bau- 
Inspector  zu  Breitenfurth,  gebürtig  allhier,  wohnt  im  klein  Tarockischen  Haus,  nimmt  Mariam  Annam 
Kavaneckin  gebürtig  von  Langenlois. 

Testis:  Joh.  Martinelli  Cassir  im  Kupferamt." 

XXXIZ.  BMd.  9 


56  I^ic  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Unter  diesem  „Johann  Martinelli  Cassir"  kann  kein  Mitglied  der  Architektenfamilie 
verstanden  sein,  weil  uns  ja  alle  bekannt  sind;  es  ist  daher  nur  anzunehmen,  daß  er  ein  Mitglied 
der  in  der  Stammtafel  VI  angeftlhrten  anderen  Familien  gewesen  sei,  welche  wir  bisher  in  keinem 
einzigen  Falle  während  eines  ganzen  Jahrhunderts  in  einen  Kontakt  miteinander  kommen  sahen. 
Die  Architektenfamilie  hat  ausschließlich  in  ihrem  baumeisterlichen  und  Architektenkreise  gelebt 
und  verkehrt,  mit  ihrem  Namensvetter  kam  sie  nie  in  Berührung  und  es  wäre  daher  leicht 
möglich,  daß  auch  der  „Schloß-  und  Bau  -  Inspektor**,  welcher  dazu  auch  nur  bloß  „Johann**, 
nicht  auch  „Baptist**  genannt  wird,  nicht  von  unserer  Maurerfamilie  abstammt.  Andererseits  sahen 
wir  aber  seine  Gattin  Anna  (denn  nur  sie  kann  im  Jahre  1774  gemeint  sein)  als  Taufpathin  bei 
dem  Sprößling  der  Architektenfamilie  und  Sohn  eines  Architekten  Johann  Bapt.  Xaver  fungieren. 
Auffallend  ist  es  auch,  daß  von  einer  Nachkommenschaft  desselben  in  Wien  nichts  verlautet, 
vielleicht  daß  in  Breitenfurt  und  dessen  Pfarre  sich  einige  Spuren  noch  finden  lassen  werden. 
Vorläufig  muß  aber  bei  den  vielen  pro  und  contra  die  Frage  nach  der  Herkunft  und  Tätigkeit 
des  „Architekten  Johann  Baptist  Martinelli  II.**  noch  offen  gelassen  werden.  Für  diejenigen, 
welche  diese  Frage  näher  interessiert,  sind  Winke  genug  zur  Verfolgung  seiner  Spur  hiemit  an  die 
Hand  gegeben. 

5.  Franz  Xaver  Anton  Ferdinand  Martinelli. 

Der  jüngste  und  vielleicht  allerletzte  Sprosse  des  Wiener  Zweiges  der  Martinelli,  und 
zwar  einer,  der  im  vollen  Lichte  der  Öffentlichkeit  sein  Handwerk  erlernt  und  betrieben  hatte,  ist 
bisher  vollkommen  unbekannt  geblieben  und  mit  Stillschweigen  von  der  Literatur  übergangen 
worden,  allerdings  zum  größten  Teile  wegen  einer  fatalen  Personsverwechslung  von  Seite  des 
Wurzbach,  welcher  ihn  mit  seinem  älteren  Bruder  Josef  Franz  identifizierte,  der,  wie  gesagt, 
nicht  vom  Handwerk  war.  Auch  noch  ein  Umstand  mag  mit  dazu  verholfen  haben,  daß  der  „ehrsame 
Meister**  nicht  mehr  so  leicht  als  Architekt  von  sich  reden  lassen  konnte.  Franz  Xavers  Tätigkeit 
fällt  schon  in  die  Zeit  der  kais.  (Hof-)  Resolution  vom  20.  Oktober  1785,  laut  welcher  „die  bis- 
herigen Stadt-  und  Vorstadt  -  Maurermeister  noch  fortan  bestehen  sollen,  darunter  aber  jene  zu 
verstehen  seien,  welche  bloß  das  Maurerhandwerk  erlernt,  jene  aber,  welche  sich  in  Rissen 
und  Bauüberschlägen  prüfen  lassen,  in  der  Zeichnungsschuie  für  tauglich  erkannt  worden, 
seien  Baumeister  oder  Architekten  zu  nennen,  und  bei  diese  (sie)  soll  weder  Zunft  noch 
Laad  bestehen,  noch  ihre  Zahl  eingeschränkt  sein ;  diese  können  aber  zugleich  Maurermeister  sein**. 

Unser  Franz  Xaver  Martinelli,  1735  geboren,  wählte  die  Laufbahn  seiner  Väter;  er 
wurde  mit  vollendeten  15  Jahren  Lehrling  bei  seinem  Vater  (31.  Mai  1750)  und  am  23.  September  1753 
freigesprochen,  das  heißt,  ihm  wurde  der  Lehrbrief  vor  dem  versammelten  Handwerk  „aufgelegt**.  Er 
ist  nun  zum  Gesellen  vorgerückt,  als  welcher  er  bis  zur  Pallirschaft  volle  10  Jahre  verbracht  hat 
Während  seiner  Gesellenzeit  stoßen  wir  aber  in  den  Protokollen  der  Zunft  auf  eine  interessante,  mir 
aber  nicht  ganz  verständliche  Episode  aus  der  damaligen  Gesellenorganisation.  Es  wurde  nämlich 
am  21.  Dezember  1762  die  „Zöchgesellenwahl**  vorgenommen.  Dabei  wurde  „von  den  votierenden 
Gesellen**  Peter  Molner  „durch  40  Stimmen  zu  einem  Zöchgesellen  ernannt**;  Martinelli 
hatte  28  und  Linzbauer  14  Stimmen  bekommen.  Dagegen  erhob  nun  der  Baumeister  Josef  Gerl 
(Stiefvater  des  Martinelli)  Protest,  daß  die  Stimmen  erkauft  und  erzwungen  wurden  u.  dgl.  m. 
Man  solle  daher  die  Wahl  „gedulden**,  bis  wegen  des  Martinelli  „von  allerhöchsten  Orth  attestirt 
werde**.  Die  anwesenden  Meister  intervenierten  auch  in  diesem  Sinne  unter  Hervorhebung  des 
Umstandes,   daß  dem  „Meistersohn  doch  ein  Vorrecht  gebühre**  —  aber  es  nützte  nichts,  denn 


von  Alexander  Hajdecki.  67 

„die  Gesellen  wichen  nicht  ab  und  haben  den  Peter  Molner  mit  Gewalt  zum  Zöchgesellen 
gratuliert".  Das  nützte  aber  nichts,  denn  der  Magistrat,  an  welchen  sich  gewendet  wurde, 
annulierte  die  Wahl,  es  wurde  eine  neuerliche  am  24.  Dezember  abgehalten  und  „nachdem  der 
Befelch  des  Magistrats  hat  vollzogen  werden  müssen,  so  ist  der  Franz  Xaver  Martinelli  von 
den  anwesenden  Maurergesellen  durch  41  vota  unanimiter  zum  Zöchgesellen  erwählt  worden". 
Diese  interessante  Episode  aus  dem  Rechtsleben  der  Zunftorganisation  des  XVIII.  Jahrhunderts 
wird  aber  nur  dann  verständlich,  wenn  wir  unter  dem  „Zöchgesellen"  bloß  einen  Vorsteher  der 
Zöchgesellen  verstehen  würden.  Kurz,  Martinelli  wurde  per  vis  major  nur  auf  Interzession  des 
Baumeisters  G  e  r  P)  zu  einer  Gesellenwürde  erhoben. 

Am  5.  Juni  1763  bat  Xaver  Martinelli  um  „das  Pallirjahr",  aber  erst  als  wieder  ein 
Mächtiger,  der  Obervorsteher  der  Zeche,  der  „k.  k.  Hofbaumeister"  Paul  Ulrich  Trientl,  „in 
seinem  Namen"  am  21.  Mai  1765  um  die  Aufgebung  des  Pallirjahrs  ersuchte,  wurde  ihm  solches 
„beschloßen"  und  sollte  vom  6.  Mai  den  Anfang  nehmen.  Kein  Zweifel,  Martinelli  hat  beim  Trientl 
sein  Pallirjahr  absolviert  und  zwei  Jahre  darauf  wird  er  nach  Vorweisung  seines  Meisterstücks  zum 
Meister  „erkhennt".  Wir  lesen  darüber:  „Den  26.  Februar  1767,  demnach  von  der  gesamten  Meister- 
schaft dem  Stückmeister  Franz  Xaver  Martinelli  der  heutige  Tag  zur  Aufweisung  seines  Meister- 
stücks bestimmt  worden,  als  hat  selber  dieses  vollzogen  und  aufgewiesen.  Da  nun  sich  aber  einige 
kleine  Fehler  befunden,  so  hat  sich  derselbe  dem  Handwerk  übergeben,  ist  demnach  beschlossen 
worden,  daß  der  Stückmeister  in  die  Lat  40  Thlr.  zahlen  soll".  Das  tat  er  auch  in  Raten,  deren 
letzte  er  erst  am  22.  Dezember  1787  erlegt  hatte.  Er  wurde  in  die  Meistertafeln  im  Jahre  1767  ein- 
getragen und  hat  im  selben  Jahre  auch  schon  einen  Lehrling  aufgedingt.  Er  heiratete  gleich  seinen 
Vorfahrern  vor  Erlangung  der  Meisterschaft  am  6.  Juli  1766  in  der  Schottenkirche:  „Der  ehrsame 
Herr  Franz  Xaver  Martinelli,  ledig,  ein  angehender  Baumeister,  geboren  allhier,  wohnhaft  im 
tiefen  Graben  im  Vayrischen  Haus,  des  Joh.  B.  M.  eines  gewesten  Hof -Baumeisters  und  Josephae 
beede  seelige  Sohn  —  Eleonoram  Dietrich  in,  geb.  allh.  in  klein  Mariazellerhof,  des  H.  Daniel 
Christoph  Dietrich  gem.  Stadt  und  b.  Baumeisters  allie  und  Annae  Tochter." 

Testis:  Johann  Baptist  de  Martinelli  k.  Schloß -Inspektor."  Das  ist  somit  unser 
Joh.  B.  IL,  welchen  wir  doch  in  ein  intimeres  Verhältnis  zu  der  Baumeisterfamilie  treten  sehen. 

Franz  Xaver  wohnte  im  Jahre  1769  am  Hof  im  „blauen  Haus",  welches  im  Jahre  1774 
schon  die  (erste)  Hausnummer  312  bekam  und  im  Jahre  1776  beziehungsweise  1787  aus  meiner 
Evidenz  verschwindet.  Von  dem  „Cameral- Architekten"  des  Wurzbach  Josef  Franz  Martinelli 
ist  in  den  einschlägigen  Quellen  keine  Erwähnung  zu  finden,  offenbar  ist  darunter  unser  Franz 
Xaver  gemeint.  Er  kann  auch  das  XIX.  Jahrhundert  erlebt  haben,  nach  seinem  Todesjahre  habe 
ich  jedoch  keine  Nachforschungen  pflegen  können. 

Sein  Bruder 

6.  Dominik  Ferdinand  Anton 

widmete  sich  dem  Steinmetzerhandwerk  und  trat  am  23.  Juni  1754  in  die  Lehre  beim  Steinmetz- 
meister Wenzel  Schunko  ein.  Hier  dauerte  die  Lehrzeit  aber  fünf  Jahre  und  er  wurde  daher 
erst  1759  freigesprochen.  Seine  weiteren  Schicksale  kenne  ich  nicht,  aber  Ilg  fand  im  General  -  Hof- 

0  Es  waren  in  Wien  gleichzeitig  drei  Baumeister  Namens  Gerl  tätig:  Matthias  (1741),  Liborius  und 
Josef  (1770).  Der  letztere  ist  ein  Sohn  „des  Maurermeisters  zu  Klosterneuburg''  (Mathias?,  welcher  erst  1740  in 
Wien  heiratet,  daher  unmöglich  1710  an  dem  Bau  der  Elisabethinerkirche  beteiligt  gewesen  sein  kann).  Liborius  ist 
dem  11g  nur  als  Hausbesitzer  bekannt.  Siehe  dessen  Aufsatz:  „Die  Wiener  Baumeisterfamilie  Gerl''  im  Monatsblatt 
des  Altertums -Vereines  1885,  Nr.  8. 

9* 


68  ^i®  Dynasten -Familien  der  italienischen  Hau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

bau  -  Direktions  -  Protokoll  im  Staatsarchiv  ex  1774  den  Vermerk,  er  sei  als  Steinmetzgesell  vom 
Dache  gefallen  und  habe  deshalb  um  eine  Unterstützung  gebeten.  Er  war  also  bei  einem  Hofbau 
beschäftigt. 


Das  zweifelhafte  Familienverhältnis  und  eigentlich  sogar  die  fragliche  Existenz  von  zwei 
Architekten  des  Namens  Johann  Baptist  Martinelli  haben  mich  —  obwohl  dieses  Thema,  wie 
schon  erwähnt,  außerhalb  meines  speziellen  Forschungsgebietes  liegt  —  nicht  ruhen  lassen  und 
veranlaßt,  auf  einen  halben  Tag  nach  Wien  zu  fahren,  um  mir  dort  rasch  die  richtige  Auskunft  zu 
holen.  Ich  sage  ausdrücklich:  auf  einen  halben  Tag;  denn  zur  Lösung  von  lokalkunstgeschicht- 
lichen  Fragen  auf  dem  Wiener  Boden,  insbesondere  insoweit  sie  Personalien  betreffen,  ist  nicht 
immer  notwendig,  darüber  gleich  ein  halbes  Jahrhundert  verstreichen  zu  lassen.  Man  braucht  in  den 
meisten  Fällen  sozusagen  bloß  die  Hand  auszustrecken,  um  die  richtige  Information  zur  Stelle  zu 
haben.  Das  bezügliche  Urkundenmateriale,  so  weit  noch  überhaupt  vorfindbar,  liegt  eben  in 
geschlossenen  Blocks  schön  beisammen  und  offen  zu  Tage.  So  finde  ich  gewiß  die  Filiationsdaten 
in  den  Kirchenmatriken  der  ehemaligen  fünf  Pfarren  Wiens;  die  Sterbedaten  in  den  Toten- 
protokollen der  Stadt  Wien;  die  Vermögens-  und  sonstigen  Personalnachweise  in  den 
Testamenten,  beziehungsweise  Abhandlungsakten  und  nicht  zu  allerletzt  auch  in  den 
Grundbüchern  der  Stadt  Wien.  Das  sind  die  vier  elementaren  Fundgruben,  welche  uns  das 
unentbehrliche  Materiale  zu  einem  tragfähigen  Gerüste  und  zum  Aufbau  des  Knochengerippes  für  eine 
brauch-  und  haltbare  Kunstgeschichte  liefern.  Ohne  diesen  festen  und  unverrückbaren  Grund- 
stock muß  noch  jede  noch  so  gelehrte  „Kunstgeschichte**  in  sich  zusammenfallen. 

Sonderbarerweise  können  sich  aber  gerade  diese  unsere  fundamentalsten  Quellengebiete 
rühmen,  ihre  jungfräuliche  Intangibilität  jahrhundertelang  bis  auf  den  heutigen  Tag  bewahrt  zu  haben. 
Ich  habe  diese  verborgenen  Schätze  auf  eigene  Hand  zum  größten  Teüe  bereits  gehoben,  aber  ein 
Unstern  lastet  auf  ihnen,  denn,  wie  lange  ich  mich  auch  angestrengt  haben  mag,  das  Interesse  der 
obersten  staatlichen  Behörde  für  Kunst  und  Kunstgeschichtspflege  zu  Gunsten  der  Veröffentlichung 
derselben  wachzurufen  —  gelingen  wollte  es  mir  nicht.  Unterdessen  schleicht  sich  unsere  Kunst- 
forschung noch  immer  seit  Schlager  bis  in  den  heutigen  Tag  hinein  um  diese  goldenen  Fund- 
gruben nur  so  herum,  ohne  den  Weg  dahin  finden  zu  können,  und  begnügt  sich  damit,  von  einer 
Generation  auf  die  andere  die  ebenso  bequeme  als  nichtssagende  Verlegenheitsphrase ;  „man  sagt . . . 
er  soll  ...  es  heißt  . . ."  oder:  „Nach  Schimmer  . . .  besitzt  ein  Martinelli . . ."  fortzupflanzen. 

Das  ist  aber  gar  nicht  notwendig  und  verlorene  Zeit  und  Mühe.  In  Wien  kann  jede  Personal- 
frage von  kunsthistorischer  Bedeutung  im  positiven  oder  negativen  Sinne  im  Laufe  eines  Vormittags 
gelöst  werden,  wie  es  gleich  nachgewiesen  werden  soll. 

Es  sind  Zweifel  in  Bezug  auf  die  Personsidentität  der  beiden  Johann  Baptist  Martinelli 
aufgekommen.  Wurzbach  behauptet  bestimmt,  es  wären  zwei  Architekten  dieses  Namens  gewesen ; 
die  Existenz  des  älteren  haben  wir  schon  dokumentarisch  festgestellt,  bezüglich  des  zweiten  gibt 
aber  Wurzbach  das  genaue  Datum  seiner  Geburt  (14.  Mäz  1730)  sowie  sein  Todesjahr  an.  Es 
handelt  sich  daher  bloß  darum,  diese  Daten  nachzukontrolieren,  statt  sie  blind  nachzubeten.  Ich 
schlage  daher  das  Taufprotokoll  der  St.  Stephanspfarre  unter  diesem  Datum  nach  und  finde  dort  richtig 
folgendes:  „die  14.  Martii  1730.  Infans:  Josephus  Joannes  Antonius.  —  Pater:  D.Joannes 
Baptista  Martinelli  b.  Maurermeister  Josepha  uxor.  Patrini:  Anton  Erhardus  Martinelli  per 
filium  Fransciscum  Antonium.  Maria  Rosina  uxor  prioris."  —  Durch  dieses  Dokument  wird  also 
Wurzbach  dahin  richtiggestellt,  daß  dieser  angebliche  „Johann  Baptist''  vor  allem  kein  Sohn  des 


von  Alexander  Hajdecki  69 

Erhard  gewesen  ist,  was  uns  ohnehin  schon  zuvor  nicht  plausibel  vorkam,  und  dann,  daß  er 
eigentlich  nicht  Johann  Baptist  geheißen  hat,  sondern  drei  Namen  hatte,  sich  aber,  wie  wir 
schon  gesehen  haben  (Trauungsschein)  und  noch  sehen  werden,  nicht  nur  selbst  stets  bloß  „Johann^ 
nannte,  aber  auch  amtlich  bloß  diesen  Namen  führte.  Damit  wäre  also  die  strittige  Frage  seiner 
Personsidentität  gelöst,  immer  aber  noch  fraglich,  ob  er  es  wohl  war,  welcher  im  Jahre  1809  als 
verstorben  ausgewiesen  wird.  Nachdem  Schimmer  die  Martinelli  auch  als  Hausbesitzer  in 
Evidenz  führt,  so  muß  man  die  „Grundbücherlichen  Eintragungen"  zu  Rate  ziehen,  wo  gewiß  die 
richtigste  Auskunft  zu  Teil  wird.  Ich  gehe  also  vom  Pfarramt  zum  Grundbuchsamt,  schlage  die 
Indices  nach  und  finde  in  der  Tat  seit  1701  bis  1810  viele  Martinelli  als  Hausbesitzer  vor. 

Da  hat  vor  allem  der  uns  bekannte  „Gwürzhandelsmann''  Joh.  Franz  Martinelli  IL  ein 
Haus  am  „Lübeck  zwischen  dem  Köllnerhof  und  der  Apotheke  des  Joh.  Ant.  Säur"  im  Jahre  1701 
erworben,  ein  zweites  im  Jahre  1718  „beim  roth.  Thurm  gegenüber  dem  rothen  Kreuz".  Er  starb 
1736  und  es  erbten  sein  Sohn  Stephan  das  Erstere  und  zwei  überlebende  Töchter  das  Letztere. 
Nach  Stephans  Tode  1754  ging  es  an  seine  Tochter  Theresia  Josepha  über. 

Unser  Architekt  Johann  Martinelli  IL  kommt  auch  dort  vor,  und  zwar  erwarb  er  ein  Haus 
schon  im  Jahre  1767  laut  Gewährbuch  S.fol.470:  „Herr  Johann  von  Martinelli  k.  k.  Schloß- 
und  Bau  -  Inspector  zu  Breitenfurth  und  Maria  Anna  ...  ein  Haus  in  der  Schulerstraße  zuvor  den 
Kindern  der  Edlen  von  Wolfskron  gehörig"  Actum  29.  December  1767.  Tom.  T.  fol.  364  lesen  wir 
dagegen:  „H.  Johann  Martinelli  k.  k.  Hofunterarchitect  für  sich  selbst,  und  H.  Joh. 
Küstner  im  Namen  von  dessen  minderj.  Kindern:  Johann  Baptist,  Maria  Anna,  Joseph  und 
Antonia  als  deren  Curator  je  eine  Haushälfte  an  diesem  Hause,  nach  dem  Tode  der  Mutter" 
beziehungsweise  Gattin.  Aktum  1.  Februar  1779. 

Im  Jahre  1786  waren  nach  dem  Tode  des  Johann  Baptist  nur  die  letztgenannten  drei  Kinder 
an  der  Gewähr  nebst  dem  Vater  und  im  Jahre  1810  ging  dasselbe  Haus  nach  des  Vaters  Tode  (1809) 
nunmehr  „Wollzeile  Nr.  913"  in  den  vollen  Besitz  der  obigen  drei  Kinder.  Dadurch  sind  wir  nicht 
nur  mit  der  Filiation  unseres  Hofarchitekten  bekannt  geworden,  sondern  haben  auch  sein  Todesjahr 
sichergestellt  und  daher  die  aufgetauchten  Zweifel  endgiltig  binnen  wenigen  Stunden  gelöst.  Dieses 
Nachschlagen  der  Originalquellen  hat  noch  weitere  Früchte  gezeitigt  und  uns  mit  der  Filiation  einer 
ganzen  Baumeistersippschaft  der  Dietriche,  Modihammer  und  Gerl  näher  bekannt  gemacht, 
zu  welcher  auch  die  Martinelli  gehören.  Und  zwar  sind  laut  Grundbuch  lit.  S.  foL  607  die  Ehe- 
leute: der  bürgerliche,  zugleich  aber  auch  „zur  Stadt  Wien  Maurermeister"  Daniel  Dietrich  und 
Anna  Katharina  Eigentümer  eines  Hauses  auf  der  Schottenbastei  neben  dem  Graf  Salmour-Haus 
gelegen.  Nach  deren  bald  nach  einander  erfolgtem  Tode  1777  erbten  diese  Häuser  ihre  fünf  Kinder: 
Mathias  Dietrich,  auch  bürg.  Baumeister,  dann  Eleonora  verh.  Martinelli,  bürg.  Baumeisterin, 
die  Schwägerin  unseres  Johann  Bapt.  IL,  und  Maria  Anna  Hessin  (Stieftochter  des  Dietrich), 
verh.  Modihammer,  Gattin  des  Johann  Ferdinand  Modihammer,  bürg.  Bau-  und 
k.  k.  Artillerie  -  Fortifikationswerkmeisters,  jedes  zu  einem  Drittel.  Im  Jahre  1778  starb  aber  auch  der 
Baumeister  Mathias  Dietrich  und  es  gelangten  an  die  Gewähr  die  beiden  Frauen  Maria  Anna, 
inzwischen  auch  verwittibte  Modlhammerin  und  Eleonora  Martinellin,  „auch  bürg.  Bau- 
meisterin", am  9.  Dezember  1778.  Eleonora  Martinellin  starb  aber  im  Jahre  1783  und  überließ 
ihren  Hausanteil  ihrem  „Ehekonsorten  Franx  Xav.  Martinelli,  k.  k.  Kameralarchitekten  und 
bürg.  Baumeister",  welcher  ihn  jedoch  laut  Kontrakt  vom  26.  September  1784  der  Frau  Modl- 
hammerin überlassen  hat.  Im  Jahre  1793  ging  dieses  Haus  nach  dem  Tode  der  Frau  Modl- 
hammerin als  Legat  an  drei  minorene  Kinder  des  Franz  Xaver  Martinelli  zu  seinen  Händen 
über,  welcher  also  noch  in  diesem  Jahre  lebte,  und  wir  erfahren  außerdem,  daß  dieses  Haus  schon  im 


70  t^ie  Dynasten -Familien  der  italienischen  ßau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Jahre  1793  die  Hausnummer  1276  führte  (die  zweite  Numerierung  erfolgte  nach  Schlager  erst  1794; 
nach  der  ersten  vom  Jahre  1775  hatte  dieses  Haus  die  Nummer  1195).  Dem  Schlager  sind  die 
Martin  ein  als  Eigentümer  dieses  Hauses  gar  nicht  bekannt,  dagegen  verzeichnet  er  bei  Haus- 
nummer 1262  im  Jahre  1795  einen  Martinelli,  Architekt,  als  Hausbesitzer  auf  der  Laurenzerbastei. 
Somit  müssen  auch  die  Angaben  des  Schlager  in  den  Quellen  nachkontrolliert  werden. 

Bei  dieser  Gelegenheit  fand  ich  auch  über  die  Baumeisterfamilie  der  Gerl  nähere  Aus- 
künfte und  soll  daher  unsere  frühere  kurze  Notiz  dahin  ergänzt  werden,  daß  MathiasGerl  eben- 
falls ein  mehrfacher  Hausbesitzer,  beziehungsweise  Häuserspekulant '  war,  denn  laut  Grundbuch 
lit.  S.  p.  233  hat  „Mathias  Gerl,  k.  k.  Hof-  und  Directorial  -  Baumeister,  mit  Gattin  Anna  Katharina 
um  1.760  zwei  beneficaten  Häuser  in  der  hinteren  Schullerstraße  neben  dem  Trienterhof :  eines  „zum 
roten  Buch  oder  hoc  fac  et  vives  insgemein  der  kleine  Bischofhof **,  und  das  zweite,  „zur 
roten  Rose"  genannt,  so  er  laut  Riß  von  Grund  aus  in  ein  Haus  verbaut  hat,  erworben.  Des- 
gleichen daneben  ein  Haus,  zum  „roten  Kreuz  genannt'',  dann  noch  einen  Grund  auf  der  Land- 
straßen''. Seine  Gattin  starb  1762  und  es  ging  ihre  Haushälfte  auf  den  Gatten  über.  Nach  seinem 
im  Mai  1765  erfolgten  Tode  beerbten  ihn  seine  drei  Töchter  Julianna  Strauböckin,  Anna 
Bartschernerin  und  Barbara  Schererin.  Einen  Sohn  hat  er  also  nicht  zurückgelassen,  folglich 
dürften  die  ihn  überlebenden  zwei  Baumeister:  Josef  und  Liborius  Gerl,  doch  von  einer  anderen, 
der  Klosterneuburger  Linie,  abstammen.  (Der  Stammbaum  der  Gerl  ließe  sich  vielleicht  auf  den 
Bildhauer  Kaspar  Gerl  zurückführen,  welcher  1652  hier  heiratete  und  1680  starb,  aber  auch  Gerbl 
genannt  wird.  Auch  ein  Maler  Ferdinand  Gerl  heiratete  in  Wien  1730,  starb  aber  nach  vier  Jahren 
und  eine  Abhandlungsrelation  über  dessen  Nachlaß  ist  noch  vorhanden.)  Alle  diese  kunsthistorisch 
interessanten  Fakta  sind  also  binnen  wenigen  Stunden  aufgedeckt  worden  und  danach  ist  leicht  zu 
ersehen,  daß  es  nur  einiger  Jahre  bedürfte,  um  die  österreichische  Kunstgeschichte  auf  einer  sicheren 
und  festen  Grundlage  zu  fundieren. 

VII.  Die  PiazzolL 

Wieder  eine  recht  aparte  Comaskenspezies.  Als  ob  eine  Pandorabüchse  sich  aufgetan  und 
ihren  ganzen  Inhalt  über  Wien  ausgeschüttet,  in  ihrem  Innern  aber  eine  Legion  Piazzolis  beherbergt 
hätte  —  so  massenhaft  treten  sie  hier  auf,  durch  eine  so  verwirrende  Kopfzahl  muß  man  sich  hin- 
durcharbeiten, um  die  Wiener  Piazzoli  halbwegs  zu  übersehen  und  sie,  leidlich  gruppiert,  in 
Evidenz  nehmen  zu  können.  Denn  sie  sind  nebstdem  universelle  Tausendkünstler.  Wenn  man  will 
Architekten,  allenfalls  Baumeister,  aber  auch  Bildhauer  und  Beamte,  Handels-  oder  Kaufleute,  aber 
auch  Ingenieure;  selbstverständlich  Maurer,  aber  auch  Soldaten,  Steinmetze  und  Stukkatorer  und 
nicht  zu  allerietzt  gehen  aus  ihrer  Mitte  „hochweise"  Stadträte  oder  Ratsherren  kaleidoskopartig 
hervor.  Das  ist  aber  noch  nicht  alles,  was  sie  zu  einer  besonderen  Spezialität  unter  dem  Wiener 
Comaskenvolk  stempelt.  Wie  die  Schwämme  im  Walde  verstreut  und  vereinzelt  ihre  verschlafenen 
Köpfe  unter  dem  Laub  hervorlugen  lassen  und  nur  selten  eine  kleine  Familiengruppe  beisammen 
zu  finden  ist,  so  treten  in  Wien  nebeneinander  und  nacheinander  zehn,  zwölf,  ja  zwanzig  Piazzolis 
auf,  ohne  daß  man  sie  in  ein  näheres  Verhältniss  zu  einander  zu  bringen  im  stände  wäre ;  denn  nur 
ab  und  zu  läßt  sich  eine  kleine  Gruppe,  bestehend  aus  Vater  und  Sohn,  unterscheiden.  Und  dann  — 
marschieren  in  geschlossener  Phalanx  auf  einmal  8,  sage  acht  Francisci  Piazzoli  auf,  fünf 
Johann  Baptiste  und  zwei  Dominiks,  ohne  daß  man  über  viele  von  ihnen  ihren  Nahrungsstand 
ermitteln  könnte,  da  hat  man  also  seine  liebe  Not,  jedem  seinen  Platz  anzuweisen  und  sein  Unter- 
scheidungszeichen anzuhängen,  um  sie  nicht  in  einem  Topf  zusammenzubrauen. 


von  Alexander  Hajdecki.  71 

Dem  entsprechend  halten  sie  auch  nicht  so  fest  zu  einander  und  leisten  z.  B.  einander  nur 
höchst  selten  (nur  zwei  Fälle  sind  mir  bekannt)  Gevatterdienste,  im  Gegensatze  zu  den  Allio, 
Carlonen  und  Canevalle,  die  sich  gegenseitig  alle  Kinder  zur  Taufe  hielten.  Bei  dem  Allen  wagen 
sie  sich  nicht  über  das  Durchschnittsmittel  hervorzutun,  bleiben  in  den  bescheidenen  Grenzen  ihrer 
„Kunst  und  Hantierung"  und  hatten  bloß  in  einem  ihrer  letzten  Vertreter  die  Höhe  der  Ingenieur- 
kunst zu  erklimmen  versucht.  Daß  diese  so  zahlreiche  (ja  die  zahlreichste  unter  allen  Comasken), 
so  rührige,  vielseitig  sich  betätigende  und  ebenfalls  über  ein  Jahrhundert  lang  den  Wiener  Boden 
behauptende  Familie  bisher  so  ganz  und  gar  unbekannt  und  unbeachtet  bleiben  konnte,  ist  einerseits 
eben  auf  Rechnung  ihres  bescheidenen  Auftretens  zu  schreiben,  andererseits  dem  gänzlichen  Mangel 
einer  Handwerksgeschichte  und  den  Zufälligkeiten,  von  welchen  unsere  Kunstgeschichte  abhängig 
ist,  zu  verdanken. 

Der  obgeschilderten  Eigenart  dieser  Familie  entsprechend,  ist  dieselbe  auch  literarisch  schwer 
zu  fassen  und  zu  behandeln  und  dadurch  ist  die  eigenartige  Gruppierung  bedingt,  in  welcher  dieselbe 
hier  vorgeführt  werden  soll.  Es  mußte  nämlich  die  Gleichnamigkeit  der  verschiedenen  Individuen 
zur  Basis  ihrer  Gruppierung  angenommen  werden,  so  daß  sich  daraus  drei  Hauptgruppen  der  Francisci, 
der  Baptiste  und  der  Dominici  Piazzoli  ergeben,  woran  die  restlichen  verschiedennamigen  Indi- 
viduen dieser  Familie  angegliedert  werden.  In  die  nach  diesem  Prinzip  zusammengestellten  Stamm- 
tafeln werden  alle  auf  dem  Wiener  Boden  nachweisbaren  Piazzoli  Aufnahme  finden,  im  Texte 
dagegen  bloß  insoweit  besonders  berücksichtigt  und  besprochen,  als  sie  mit  der  Kunst-  oder 
Handwerksgeschichte  im  Zusammenhang  stehen.  Diese  ungewohnte  Gruppierung  wird  in  diesem  Falle 
umsoweniger  befremdend  oder  störend  empfunden  werden,  als  sie  sich  so  ziemlich  auch  mit  der 
historischen  Reihenfolge  der  Begenheiten  decken  wird.  Wir  beginnen  somit  mit  den 

Francisci  Piazzoli, 

als  den  nachweisbar  ältesten  Repräsentanten  dieses  Namens  auf  dem  Wiener  Platze.  Die  Stammtafel 
weist  acht  Individuen  dieses  Namens  nach  und  gleich  sechs  davon,  die  ersten  fünf  und  der  letzte, 
müssen  uns  näher  beschäftigen. 

Franciscus  Piazzoli  I.  kommt  im  Jahre  1629  „aus  Mailand*")  nach  Wien,  um  am  2.  Februar 
bei  seinem  Landsmann,  dem  Maurermeister  J a k o b  Späz  (Spazzio),  in  die  Lehre  zu  treten.  Simon 
Retacco  und  sein  Lehrer  stehen  für  ihn  gut,  das  ist,  sind  seine  „Hauptbürgen".  Seine  dreijährige 
Lehrzeit  mag  er  auch  bei  diesem  Meister  absolviert  haben,  über  seine  Gesellenzeit  schweigen  unsere 
Quellen;  vielleicht  daß  er  sie  außerhalb  Wiens  absolviert  und  seine  Meisterschaft  erworben  hat, 
denn  er  kommt  als  solcher  weder  in  den  „Meistertafeln"  vor,  noch  ist  im  „Ereignißprotokoll"  darüber 
etwas  zu  lesen.  Jedenfalls  hat  er  die  Lernzeit  und  das  Pallirjahr  in  der  üblichen  Zeit  von  acht  bis 
zehn  Jahren  absolviert,  denn  in  den  Zunftbüchern  wird  er  erst  wieder  am  6.  Juli  1642  genannt, 
diesmal  aber  schon  als  „Meister",  welchem  zwei  deutsche  Lehrjungen  aufgedingt  werden.  Er  hat 
auch  laut  der  Sitzordnung  vom  Jahre  1645  seinen  Meisterrang  vom  Jahre  1642  und  zahlt  in  dem- 
selben Jahre  einen  Beitrag  für  seine  13  Gesellen.  Im  Juni  desselben  Jahres  werden  ihm  die  obigen 
zwei  Jungen  „ledig  gezelt"  und  ein  neuer  Jung  namens  Franciscus  Piazzoli  IL  aufgedingt  und 
hiemit  sind  alle  Nachrichten  über  diesen  Meister  in  den  Zunftakten  erschöpft.  Nachdem  auch  sein 
Kopulationsdokument  über  seine  erste  Heirat  in  den  Wiener  Pfarrkirchen  nicht  vorfindbar  ist,  so 
dürfte  er  seine  erste  Frau  Johanna  geborene  Fareti  um  1640  auswärts  geheiratet  haben. 


*)  Darunter  ist  nicht  die  Stadt  selbst,  sondern  gewöhnlich  das  Mailändische  Gebiet  zu  verstehen. 


72  ^ic  Dynasten  -  Familien  der  italienischen  llau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Über  seine  Tätigkeit  und  weiteren  Schicksale  in  Wien  sollen  uns  aber  andere  Quellen  will- 
kommene Auskunft  geben,  und  zwar:  die  städtischen  Grundbücher  und  die  Protokolle  des  Kriegs- 
archivs. —  Wir  erfahren  aus  denselben,  daß  Franz  Piazzoli  I.  schon  seit  dem  Jahre  1642,  also  als 
ein  ganz  junger  Meister,  Häuser  zu  Spekulationszwecken  zu  bauen  angefangen  hat.  Er  hat  deren  im 
Laufe  der  Zeit  gegen  sieben,  zumeist  an  der  Peripherie  der  Stadt  erbaut  und  ist  um  1650  in  den 
Militärdienst  als  Fortifikations-Pallir  getreten,  avancierte  im  Jahre  1660  zum  Fortifikations- Werkmeister, 
als  welcher  er  im  Jahre  1668  verstarb.  Sein  erster  Bau  vom  Jahre  1642  war  ein  „Häusl  auf  der 
Pastey  beim  Neuen  Thor  der  Münnich  genannt**  mit  Konsens  des  damaligen  Stadtobristen  Exzellenz 
Graf  Philipp  von  Mannsfeld.  Dieses  verkaufte  er  im  Jahre  1651  an  den  Rittmeister  Fornarini. 
Gleich  kaufte  er  jedoch  in  der  Stadt  ein  fertiges  Haus  an,  und  zwar  „bei  dem  Rottenthurm  auf 
dem  Steig  negst  des  Steurerhof  gelegen",  in  welchem  seine  Gattin  Johanna  am  20.  Oktober  1655 
verstorben  ist,  bei  welcher  Gelegenheit  der  Schild  dieses  Hauses  im  Totenprotokoll  als  „zur 
goldenen  Sonne"  angegeben  wird.  Nach  ihrem  Tode  überging  ihre  Haushälfte  an  ihre  in  „Montroni 
im  Welschland"  lebenden  zwei  Brüder,  Karl  und  Georg  Fareti,  von  welchen  es  Piazzoli  1656 
im  Vergleichswege  eigentümlich  zurückerhielt  und  dann  das  ganze  Haus  im  Jahre  1667  an  die 
Eheleute  Karl  und  Magdalena  Caneval  verkaufte.  Inzwischen  baute  er  zu  Spekulationszwecken 
sogenannte  „Quartierhäuser",  welche  von  den  Wiener  Bürgern  zur  Befreiung  ihrer  Stadthäuser  von 
der  Einquartierung  gerne  auf  den  Fortifikationsgründen  gebaut  oder  erworben  wurden.  Diese  sollen 
hier  nur  kurz  berührt  werden.  Es  sind  dies  die  Quartierhäuser  auf  der  Mölkerbastei  im  Jahre  1660| 
zwei  auf  der  „Minnichpastey"  im  Jahre  1663  und  eins  auf  „dem  Eliendt"  genannt,  wieder  eins  im 
Jahre  1666  auf  der  Minichpastei  und  ein  anderes  im  Jahre  1667,  also  kurz  vor  seinem  Tode  erbaut 
Piazzoli  dürfte  daher  vielleicht  der  erste  Wiener  Bauspekulant  gewesen  sein. 

Ober  seine  Tätigkeit  als  Fortifikations -Werkmeister  (auch  „kay.  Werkbaumeister"  oder  „Schantz- 
meister"  wird  er  in  dieser  Eigenschaft  genannt)  fand  ich  in  den  Protokollen  nichts  weiter  vor,  als  daß 
diesen  Posten  nach  seinem  Tode  der  deutsche  Maurermeister  Jakob  Gruber  erhalten  hatte,  trotz- 
dem um  dieselbe  neben  seinem  Vetter  Franz  Piazzol  II.  auch  Karl  Caneval  neben  dem  Hans 
Reiner  kompetierten.  Nach  seinem  Tode  entspann  sich  zwischen  der  militärischen  und  der  städtischen 
Gerichtsbehörde  ein  Kompetenzstreit  wegen  der  Nachlaßverhandlung.  Die  zurückgebliebene  Witwe 
Maria  Magdalena  mit  drei  Kindern  wurde  nämlich  laut  Bericht  des  Regimentsschultheissen  von  Krum- 
bach  von  „dennen  von  Wien  trotz  der  pendenten  jurisdictionis  Ute,  umb  daß  sie  ihnen  nicht  parirn 
wollen  auf  der  Gassen  aufgehoben  und  in  Arrest  geführt".  Es  muß  ein  ziemliches  Vermögen  im 
Bargeld  zurückgeblieben  sein,  denn  die  Witwe  bittet  im  Jänner  1669,  daß  die  „unter  der  Spörr 
befindlichen  Gelder  auf  Interesse  angelegt",  und  ihr  der  „Besoldungs-Ausstand  ihres  seel.  Mannes 
per  200  fl.  ausbezahlt",  und  sie  mit  „einer  Gnadt"  abgefertigt  werde.  —  Aus  dem  Trauungsakte  mit 
seiner  zweiten  Gattin  sei  noch  hervorgehoben,  daß  er  dort  „der  Edl  und  kunstreiche  Herr,  Bürger 
und  kay.  Fortifikation  Unterwerkmeister"  genannt  wurde.  Seine  Gattin  war  die  Tochter  eines  Wiener 
Bürgers  und  Handelsmanns  und  als  Trauzeugen  fungierten  der  „Senator"  Oktavius  Lumago 
und  Jakob  Spatz,  Fortifikations  -  Zahlmeister. 

Franciscus  Piazzoli  IL 

Von  diesem  wissen  wir  schon,  daß  er  am  19.  Juni  1645  als  Lehrjung  bei  Piazzoli  L  ein- 
getreten ist  und  von  „Montroni"  gebürtig  war.  Demnach  muß  er  schon  um  das  Jahr  1660  das 
Meisterrecht  erworben  haben.  Im  „Ereignisprotokoll"  finden  wir  noch  diese  auf  ihn  bezughabende 
Notiz  vor:  „Am  21.  Dezember  1661.  Auf  Anhalten  Francisci  Piazzoli  wegen  Erteilung  der 
Meisterschaft  aufs  Land  zu  Ullrich  —  ist  ihm  gegen  20 fl.  bewilligt."  —  Er  ist  aber  auch 


von  Alexander  Hajdecki.  73 

vielleicht  gleichzeitig  ebenfalls  schon  bei  der  kays.  Fortifikation  als  Pollir  angestellt,  was  seine 
beiden  Kopulationsakte  beweisen.  Der  erstere  vom  Jahre  1664  besagt:  „Der  ehrenvest  und  fümehmb 
Franciscus  Piazoli  ein  Maurermeister  und  Ihro  k.  M.  Fortification  Bauwerk  Pallier  aus  Maylandt 
gebürtig''.  Seine  Gattin  war  Witwe  nach  einem  Korporalen  des  Gonzagischen  Regiments.  Nach  dem 
Tode  dieser  ersten  Gattin  heiratete  er  1668  die  Jungfrau  P et razzi,  Tochter  eines  Wiener  Handels- 
mannes, unter  Beistand  des  Karl  Caneval  und  Adam  Harensleben,  auch  Baumeister,  und 
bewarb  sich  um  die  Werkmeisterstelle  nach  seinem  verstorbenen  Vetter  und  Lehrmeister,  jedoch  ohne 
Erfolg.  Sein  Todesdatum  habe  ich  nicht  konstatieren  können,  es  ergibt  sich  jedoch  als  solches  spätestens 
das  Jahr  1682,  weil  am  23.  November  1683  seine  Witwe  den  Franz  Jänggl,  das  bekannteste  Mitglied 
der  Wiener  Maurermeisterfamilie  der  Jänggl,  deren  Namensfeststellung  dem  Ilg  so  viel  Schwierig- 
keiten bereitete,  heiratete.  Mir  sind  drei  Vertreter  dieses  Namens  in  Wien  bekannt:  Der  Stamm- 
vater Gregor  Jänggl,  Maurermeister,  heiratete  1656.  Franz  ist  sein  Sohn,  heiratete  als  Maurer  Pollir, 
und  Rupprechtjänggl,  Enkel,  wurde  hier  1735  getraut.  Piazzoli  besaß  laut  Angaben  der  Sterbe- 
protokolle ein  Haus  im  Sauwinkel,  dessen  grundbücherliche  Feststellung  mir  aber  nicht  gelungen  ist. 

Bezüglich  seines  Dienstverhältnisses  bei  der  Wiener  Fortifikation  sei  hervorgehoben,  daß 
der  Oberstingenieur  Tensini  sich  über  seine  Tauglichkeit  zum  Werkmeister  zu  äußern  hatte,  daß 
ihm  seine  Gage  als  Pallir  zeitweise  eingestellt  und  ein  „Wartgeld  per  wöchentlich  3fl.''  ausständig 
war,  welches  ihm  1669  wieder  zu  reichen  befohlen  wurde.  Es  handelte  sich  nämlich  um  die  Auf- 
lassung der  Pallirstelle,  „wie  nemblich  diese  und  anderer  Bau-Officier  Besoldungen  billig  zu  cassirn 
seien,  denn  der  Werkmeister  versehe  anitzo  die  Pallirstell''.  Der  Stadthauptmann  de  Souches 
berichtete  darüber  im  Mai  1669  und  fügte  bei,  „wie  Piazzoli  noch  von  fürstl.  Gnaden  Gonzaga 
aufgenommen  worden  und  was  für  Besoldungsresten  ihm  noch  zu  bezahlen".  Darauf  resolvierte  der 
Hofkriegsrat,  „was  gestalten  einmall  unbillich  ist,  denjenigen  so  einmall  aufgenommen  worden,  zu 
cassiren"  —  und  so  wurde  Piazzoli,  der  wohl  nicht  avancierte,  im  Dienste  aber  weiter  behalten.  Im 
Jahre  1671  bat  der  „Maurer  Palir  Francesco  Piazzoli,  daß  sein  Häusel  bei  St.  Lorenzo  an  Pastey 
ganz  baufällig  sei**,  es  möge  ihm  eine  Licenz  zum  Aufbauen  desselben  nebst  der  (Ein-)  Quartiers- 
befreiung erteilt  werden.  Der  Bescheid  lautete  zustimmend,  weil  er  „so  lang  gedient",  und  sein  Haus 
wurde  auf  20  Jahre  von  der  „Einquartierung  der  hiesigen  Stattguardi  Soldaten"  befreit.  Noch  im 
Jahre  1674  war  er  mit  dem  Bau  dieses  seines  Hauses  beschäftigt,  wurde  aber  von  einem  Hauptmann 
Schmidt  daran  behindert.  Er  beschwerte  sich  dawider  im  September,  worüber  ein  Gutachten  vom 
Werkmeister  Jakob  Gruber  abverlangt  wurde,  auf  Grund  dessen  dem  Piazzoli  die  BewUligung 
zur  „Erhebung"  der  baufälligen  Mauern  an  seinem  Hause  erteilt  wurde,  „keinesfalls  aber  anderen 
zum  Schaden  selbiges  eines  Fingers  groß  zu  erhöhern". 

Im  Jahre  1679  bewarb  sich  unser  Piazzoli  um  die  Fortifikations  -  Bau -Werkmeister  -  Stelle 
in  Prag  nach  dem  Tode  des  Dominik  Orsi  neben  Franz  Lurago,  Bernhard  Ceresolo,  Leon- 
hard  Moswiller,  Christoph  Lehner  und  Koloman  Ybell.  —  Auch  auf  der  Biber  Bastey 
hatte  Franz  Piazzoli  im  Jahre  1681  eine  „Hütte"  stehen  gehabt.  Jener  sogenannte  „Sauwinkel"  lag 
auf  der  Bastei  hinter  St.  Lorenz,  und  nachdem  die  Basteien  als  militärische  Objekte  eigene  grund- 
bücherliche Vormerkungen  hatten  (welche  auch  noch  erhalten  sind),  ist  dieser  Hausbesitz  deshalb 
nicht  in  den  städtischen  Grundbüchern  eingetragen. 

Hiemit  sind  unsere  Nachrichten  über  diesen  Piazzoli  erschöpft,  und  nun  kommt 

Francesco  Piazzoli  III. 

an  die  Reihe.  Auch  ein  Maurermeister,  aber  die  Feststellung  seiner  Persönlichkeit  als  eines  von 
Franz  Piazzol  II.  verschiedenen   Individuums   war  in  der  Hauptsache  bloß  durch  die  zufällige 

ZZXIX.  Band.  10 


74  Die  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Erhaltung  seines  Testamentes  und  des  darin  angeführten  Namens  seiner  Gattin  —  einer  Rosina  — 
möglich,  denn  auch  er  starb  noch  im  Februar  1683,  also  fast  gleichzeitig  mit  dem  zuvorstehenden. 

In  den  Zunftbüchern  finden  wir  weitere  Anhaltspunkte  zu  seiner  Identifizierung  als  Dritten 
dieses  Namens.  Am  22.  Oktober  1669  heißt  es  nämlich  dort:  „ist  Franzen  Piazzol  das 
Pallirjahr  aufgeben  worden".  Franz  IL  war  aber  schon  1661  Meister,  folglich  ist  hier  der  Dritte 
gemeint.  Dieser  hat  dann  auch  am  28.  Jänner  1671  „sein  Meisterstück  ausgewiesen  beim  Meister 
Hans  Strobl,  dieweilen  es  aber  ziemlich  schlecht  gewesen,  ist  ihme  zur  Straf  18  Rth."  zu 
zahlen  auferiegt  worden.  Diese  Strafe  hat  er  im  Jahre  1677  in  zwei  Raten  erlegt.  Die  Aufgabe, 
welche  ihm  als  Meisterstück  aufgegeben  wurde,  haben  wir  schon  auf  S.  61  kennen  gelernt.  Er 
ist  auch  der  einzige  Piazzoli,  welcher  in  den  Meistertafeln  im  Jahre  1671  (als  „Baumeister") 
figuriert.  Noch  wird  dort  sein  Name  in  den  Jahren  1672,  1674  und  1676  genannt,  in  welchen 
er  je  einen  deutschen  Lehrjung  aufgenommen  hat.  Aus  seinem  Testamente  0  de  dato  12  Januar, 
de  publicato  16.  März  1683  geht  hervor,  daß  er  eine  Gattin  Rosina,  aber  keine  Kinder  hinter- 
lassen hat. 

Er  war  auch  in  Italien  geboren,  wo  noch  Geschwister  von  ihm  lebten,  die  er  aber  bloß  nach 
Landsbrauch  mit  5  fl.  60  Pf.  abgefertigt  wissen  will,  „weillen  ich  von  meines  Vaters  seel.  Verlassen- 
schaft niemahlen  nichts  genossen,  und  meine  Portion  sie  zu  ihrem  Nutzen  angewendet  haben''. 
Darum  machte  er  seine  „liebe  Ehewürthin  Rosina**  zur  Universalerbin.  Als  Testamentszeugen 
fungierten  Karl  Caneval  und  Veith  Steinbeck,  b.  Steinmetz  (so  unterschreibt  er  sich  selbst). 


Franz  Piazzoli  IV. 

Ein  Stukkatorer.  Von  diesem  weiß  ich  nicht  viel  mehr  zu  sagen,  als  die  Stammtafel  enthält. 
Laut  dem  Kopulationsakt  von  St.  Ullrich  ist  er  in  Kaschau  als  Sohn  des  Konrad  Piazzoli,  eines 
Fähnrichs,  geboren.  Als  Beistände  fungieren :  Johann  Piazzoli,  bürgL  Stukkatorermeister,  und  der 
Apotheker  Karl  Khin. 

Franz  Piazzol  V. 

Der  älteste  Sohn  des  Vorigen,  auch  Stukkatorer,  heiratete  am  15.  Juli  1725  und  war  dazumal 
beim  grünen  Metzen  auf  dem  Neubau  wohnhaft.  Er  muß  nach  1730  zum  zweiten  Male  geheiratet 
haben,  denn  laut  dem  Totenprotokoll  starb  am  2.  November  1746  dem  Franz  Piazzoli,  ein 
Stukkatorer,  sein  Weib  Maria  Theresia,  38  Jahre  alt,  im  Hause  beim  goldenen  Adler  in  Mariahilf. 
Die  Gattin  seines  Vaters  kann  darunter  nicht  gemeint  sein,  denn  er  war  schon  1745  tot  und  diese 
wird  nicht  als  Witwe  bezeichnet. 

Gleichzeitig  lebte  in  Wien  ein  anderer  Stukkatorer  dieses  Namens 


Franz  Piazzoli  VI. 

Dieser  wohnte  aber  in  der  inneren  Stadt,  und  zwar  in  der  Michaeler  Pfarre.  Unterschieden 
wird  er  von  Piazzoli  V.  nur  durch  den  Umstand,  daß  seine  Gattin  Magdalena  geheißen  hat.  Sonst 
st  mir  von  ihm  bisher  nichts  mehr  bekannt  geworden.  (Siehe  Stammtafel  Nr.  VIII.) 


>)  Archiv  des  k.  k.  Landesgerichtes  Nr.  8568/17.  Jhdt. 


o 

Ca 

(U     'S 


u 

CS 

s 
a 

55 


o 

CS 


s 

c« 

f« 

X 

6 

e  0- 

""  Im 

g  "O 

—  C 

...  c« 

^  § 

E  c/) 

^^  c 

M  'S 

5  "o 

•-  bfi 

3  3 
N 

^  CA 

«  3 

••5  3= 

cd  c 

S  'S 

CO 

B  c 

o 


x: 

Um 

N 
CO 


c 

G 

xd 


SQ 


C 
cd 


CO 


c 

cd 

u 

5 


U 


^  Z    6. 

.22  ^    o 

IS  « 

«  .   — « 

g  ^ 

cd 

^  c 

S  ::: 

o  k. 

•  Um 

>» 

Cd  cd 

•«  c 

•o  c 

c  Cd 

v<  O 


'S 

N 


H 


S 

cd 

c 
a> 

Td 

•o 

M 

cd 

cd 
cd 

i    E  1 

3    o 

Cd    — 

QQ    ^ 

s3  x: 

r  > 


cd 
CQ 


2  ^ 

Im 

Cd 


CO 

u 

cd 

c 
c 

< 


CO 

Im 


S     Cd 


cd 


c 
o 

^      CO 

cd 

X 


CO  js 

-  Cd 

Cd  «O 

>  4. 


Cd 

c 

Cd 


o 


o 

N 

S 


OB 

a 
•S 

g 


x: 
U 

•m 

o 

■♦* 

CO 

Im 

Um 

c 


—   cd 

'^    Cd   <0 
>   4. 


Cd 
Cd 


SS 

.s 


N 


Qi 

s 

a> 

> 
o 

S  o 
55  < 


^    C/5 


a 
.  cd  _. 


9>  < 


«J  .s 

o   3 

^    Cd 


g 


CO      09 

^     3 

s    o 

I      G 

s  -5 

I        CO 

CO     3 

o  »: 

'S  H 

o   ^ 

ÜU     3 

o  "IS 

^1 

*««         Im 


CO 


0^ 

5 

> 
O 

• 

o 
u 


cd   E 

'J    Cd 

< 


N 
N 
Cd 

Um 
^* 

cd 

a. 
o 

CO 

cd 

c 

3 

<  « 

^  E  UJ 
■*  S^  ^  w 
o    q;         _ 


c 


0» 

•    bfi 
'^    Cd 


c 
*S 


u 


CO 

e 
3 

c 
Cd 

a 


CO 


Cd 

Im 

Cd 
.    ^ 

g   QQ 


cd 


3  ** 

ä  CQ 

s  - 

-  E 


5  'S 

flu  «CS 

OB  ^ 

S  > 


a> 

N 


CO 


©Co 


N    -«« 
^     C     N     N 

S   Cd  «ß*^  ^ 
•-    §  x:    Cd 

S  H  ::  > 

^  Cd    ti 


KL. 


Cd 

c 

"cd 

^  S 

Cd 


cd 


Cd 

2 

KL. 


9 
Im 

S 

Im 
0 


Cd  a> 

•C  JO 

cd  o 

iS  22 

E  .S 


a> 
Cd 

'^    CO 

s  = 

Z^    cd 

G  'Z 

o 
u 

> 


x:  cd 

o  .- 

^  .- 

S  ! 

^*«  »mm 

cd  »^ 


1^ 


c 

3 


n 


a> 


u 

q; 

0 

•a 

H 

.2 

*5 

4» 

ka 

C 

q; 

■  w 

i3 

a> 

:3 

c 
cd 

o 

> 


u 

CO 

0 

3 

CO 

cd 

CO 

a> 

>a^ 

V« 

1 

B 

< 

Q> 


«      ^ 


B 
3 


B 
3 


q; 


0 
CO 


.     B 

8  * 


cd 


0» 


0 


•O  CO 

73  «» 

a  c 

x:  4> 

cd  V« 


a> 


s 

cd 

§.  "ö  CO 
<\o 

6  4- 

Cd 

Im 

KL. 


3 

OD 

Z 

ig 

!?* 

cd 

tc 

g 

CO 

w 

4> 

ts 

■!• 

ka 

J3 

% 

•k 

q; 

1 

2 

CO 

0 

•0 

0 

'S 

x: 
H 
Cd 

cd 

s 

^ 
^ 

B 

0) 

2 

3 

CO 

K 

1 

CO 

0 

■k 

1 

•k 

OC 

• 

Cd 

>* 

"♦< 

■* 

B 

6 

•fl^ 

a^k 

•fl^ 

MM 

CO 

VM 

^^ 

0 

0 

0 

0 

3 

oe: 

'S 

s 

•J< 

*s 

flu 

s 

flu 

ka 

OB 

Cd 
0 

OB 

0^ 

> 

0 

u 

tk 

CO 


o 
u 

r«-    cd 

CO 

a> 


B 

o  « 

x:  j= 

(«  £, 

g  5 

>-  CO 

A  B 

6  B 

»  'S 

B  — 

<«M 

o  •§ 

««  B 

cd  2 

B 

15  3i 

bc  CO 

Cd  .« 

So; 

cd  c 

V-  «SS 

Cd  3 

Scd 


N 

B 

Cd 

1 

• 

Um 

1 

x: 
u 

0 

• 

H 

H 

0. 

•  «M 

cd 

B 

QQ 

X) 

N 

B 

a> 

B 

*co 

•0 

B 

u    «^ 
B      (o 


Im 

1 

cd 

s: 

B 

0 

^ 

«i# 

9J 

•0 

B 

< 

•mm       CO 


§        «« 


o-  c 


B 
3 

bfi 

B 
3 

bfi 

s 

xd 
u 

CO 

QQ 


o 

X 

3 

Cd 

B 

Cd 


B 

^  B 

B  e 

—  Cd 

öö  'S 

B  O 

*co  *"^ 

<«  -.; 

^  ?^ 


•^  CO 

^  3 

•g  « 

S  M 


E  ?  S 

cd  E 

S  '3  c 

^  ü  o 

>    >  ^  z: 


cd 

cd 
u 

i 


CO 

Cd 


Cd 

a> 
Cd 

o 

i 


?  s 

B    tf 

I-   « 

u 

tfi* 

3         Im 

O     o 

r»    ** 

^  JÄ 
cd    3 

5  <« 


SV 


O 
N 

s 


'S 

c 


CO 


flu  s: 


bfi  Q 
'S 


OB 

'S 

c 

g 

tk 


Q  5 

U  B 

-55  « 

X)  < 


bfi  q; 

cd  £ 

Scd 

B  3 

bo* 

«  § 

«^  MM 

.  B 

w«  wm 

V«  Cd 

o  .^ 

'S  ^ 

ji(  QQ 

3  cd 

CO  — 

^-/  « 

^  cd 

>  1 

a  .2 

S  CA 

mm  QJ 

flu  k. 

•  2 

m  ^^ 

'S  cd 

C  RS 

/-> 
QÖ 


I  i 


von  Alexander  Hajdecki.  75 


Die  J.  Baptiste  Piazzoli. 

Auch  die  Baptistengruppe  der  Piazzoli  ist  noch  fünf  Mann  stark  und  drei  davon  gehören 
in  den  Kreis  unserer  Untersuchung,  dabei  lauft  die  chronologische  Ordnung  parallel  derjenigen  der 
Francisci,  denn 

Baptist  Piazzoli  I. 

ein  Steinmetz,  eröffnet  die  Reihe  mit  dem  Jahre  1645.  In  diesem  Jahre  wird  er  nämlich  in  der 
Schottenkirche  am  21.  Oktober  getraut:  „Der  erbar  Junggesell  Baptista  Piezzol  (sie)  ein  Stein- 
metzgesell gebürtig  aus  Wälschland  von  Khomm  . .  mit  Frau  Anna  Maria  Rie serin  Wittib.  Testes : 
Mathias  Lech  n  er,  Wenzel  Wagner  Steinmetz  von  Ollmtitz".  Dieser  Akt  erhärtet  uns  den  komasken 
Ursprung  dieser  Familie.  Was  den  Meister  selbst  anbelangt,  fand  ich  sonst  nirgends  von  ihm  eine 
Erwähnung  in  den  Akten  und  es  wäre  nicht  unmöglich,  daß  er  in  Olmütz  beim  Meister  W.  W  a  g  n  e  r 
konditionierte,  bloß  zum  Zwecke  der  Kopulation  (welche  stets  am  Sitzorte  der  Braut  vorgenommen 
zu  werden  pflegte)  nach  Wien  kam  und  sich  dann  in  Olmütz  als  Meister  etablierte. 

Johann  Bapt.  Piazzoli  II. 

ist  wieder  ein  Stukkatorer  und  schon  ein  Niederösterreicher  von  Geburt,  denn  seine  Wiege  stand 
in  Mödling,  wo  sein  Vater  Mathias  das  ehrsame  Maurerhandwerk  seit  dem  ersten  Viertel  des 
XVII.  Jahrhunderts  betrieb  und  behauster  Bürger  war.  Ich  hatte  keine  Gelegenheit,  die  Mödlinger 
Pfarrmatriken  selbst  einzusehen,  aber  laut  freundlicher  Mitteilung  des  dortigen  Herrn  Pfarrers  haben 
seine  Nachforschungen  kein  Resultat  ergeben,  was  auch  begreiflich  ist,  da  die  Pfarrbücher  mit 
Rücksicht  auf  die  Türkennot  von  1683  schwerlich  über  diese  Zeit  zurück  reichen  dürften.  Ich  erfahre 
nur  aus  einer  Notiz  im  „Lehrjungenbuch''  des  Wiener  Genossenschaftsarchivs,  daß  schon  am 
6. Dezember  1636  „dem  Meister  Mathias  Piazzol  Hausgesessen  im  kay.  Markt  Mödling  seinem 
(sie) Lehrjung  Michael  Sonnegg  der  Lehrbrief  mitgeteilt  wurde  wegen  Auslernung  seines  Hand- 
werks". Warum  der  Mödlinger  Meister  über  Wien  seinen  Lehrjungen  aufnehmen  mußte  oder  auf- 
genommen hat,  ist  wieder  eine  Frage  der  internen  Organisation  der  „Haupthütten''  beziehungsweise 
ihres  Verhältnisses  zu  den  Landmeistern,  die  erst  eines  näheren  Studiums  bedarf.  MathiasPiazzol 
war  aber  schon  um  1670  verstorben,  nur  seine  Gattin  lebte  noch,  wie  es  der  nachfolgende  Kopu- 
lationsakt des  Sohnes  und  unseres  Stukkatorers  beweist,  welcher  bei  den  Schotten  (auch  in  der 
Stephanspfarre  wurde  er  verkündet  und  als  dem  Pfarrsprengel  der  Braut  am  1.  Oktober  getraut)  nach- 
folgends  lautet:  „Der  Edle  und  kunstreiche  Herr  Joannes  Piacoll  (sie)  Bürger  und  Stuckathor 
alhier  von  Mödling  in  N.-O.  geb.  weiland  des  ehrenvesten  Herrn  Mathiae  Piacolls  gewesten 
Bürgers  und  Maurermeisters  zu  Mödling  seel.  und  Mariae  seiner  hinterlassenen  Hausfrau  ehleiblicher 
Herr  Sohn,  nimbt  zu  der  Ehe  die  Edle  Ehr-  und  tugendreiche  Jungfrau  Elisabetham  Theres.  de 
Cler  weill.  des  Edlen  und  vesten  Herrn  Francisci  de  Cler  der  r.  k.  M.  gewest.  Roßbereiters  .  . 
Tochter.  Testes  sponsi:  Der  Herr  Johann  Peter  Tencalla  kay.  Ingenier.  —  Bernh.  Hinter- 
hoff er  Hoffmeister  des  Stifts  Schotten." 

Wann  der  Stukkator  gestorben  ist,  konnte  nicht  ermittelt  werden.  Gelegentlich  mehrerer 
Sterbefälle  seiner  Kinder,  wird  er  zuerst  im  Jahre  1688  „bürgerlicher  und  Hofstockadorer"  genannt, 
und  der  Todesfall  als  „in  seinem  Haus  am  Graben"  verzeichnet.  Er  lebte  jedenfalls  noch  im  Jahre  1699, 
denn  am  11.  Februar  d.  J.  starb  in  seinem  Hause  die  Margaretha  Piazzoli n  Wittib,  62  Jahre  alt, 
wahrscheinlich  seine  Mutter.  Im  Index  des  Grundbuches  fand  ich   seinen  Namen  nicht,   aber  in 

10* 


76  ^ic  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Schimmers  Häuserchronik  lese  ich,  daß  das  Haus  Nr.  620  auf  dem  Stock  im  Eisenplatz  im  Jahre  1683 
und  noch  1700  Herrn  „Joh.  Bapt.  Piazol,  Hoff-Stockator"  gehörte.  Durch  mühsame  Nachforschung 
in  den  „Urbarbüchern''  stellte  ich  fest,  daß  dieses  Haus  wohl  dem  J.  B.  Piazzol,  aber  einem  „des 
äußeren  Raths"  gehörte  und  bis  1812  im  Gewährbuch  der  „St.  Georgi  -  Kapellen"  evident  geführt 
wurde.  Eine  weitere  Zurückverfolgung  dieser  Spur  wäre  wohl  möglich,  aber  vielleicht  nicht  lohnend 
gewesen,  es  ist  aber  nicht  ausgeschlossen,  daß  es  doch  unser  Stukkatorer  war,  der  es  auch  zur 
Würde  „des  äußeren  Raths"  gebracht  hat,  weil  der  nachfolgende  J.  B.  Piazzoli  V.  (Stamm- 
tafel IX)  ein  solcher  „des  Inneren"  war,  also  eine  verschiedene  und  höhere  Würde  bekleidete. 
Sobald  er  es  also  zum  Hoftitel,  einem  Ehrenamt  und  zur  Erwerbung  eines  Hauses  auf  dem  Graben 
brachte,  muß  er  ein  viel  gesuchter,  beschäftigter  und  gut  gezahlter  Künstler  in  seinem  Fach  gewesen 
sein.  Näheres  darüber  vermag  ich  jedoch  nicht  anzugeben. 

Johann  Piazzoli  III. 

ist  wieder  zur  Abwechslung  ein  Maurergesell,  welcher  im  Jahre  1704  mit  Diego  Allio  als  Neben- 
bürge des  Lehrjungen  Lucas  Carlon  von  Scaria  fungiert  und  nicht  mehr  in  den  Akten  genannt 
wird.  Die  J.  B.  Piazzoli  IV.  und  V.  gehören  nicht  hieher,  aber  des  letzteren  Sohn 

Ferdinand  Horatius  Piazzoli 

muß  des  Zusammenhanges  wegen  gleich  hier  besprochen  werden.  Er  und 

Jakob  Benedikt  Piazzoli, 

sind  eben  diejenigen,  welche  der  Mühe  und  Arbeit  mehrerer  Generationen  ihrer  Familie  die  Krone 
aufsetzen  sollten  durch  Erlangung  des  Ranges  und  Grades  von  kay.  Ingenieuren.  In  den  Protokollen 
des  Kriegsarchivs  vom  Jahre  1727  Exp. -Fol.  345  lese  ich  folgendes:  4.  Februar.  „Piazol 
FerdinandHoratius  und  JacobBenedikt  langen  an,  umb  Bewilligung  die  Ingenieur  Academie 
frequentieren  zu  dörfen".  Und  daneben  die  Expedition:  „An  Grafen  Max  v.  Starhemberg  als 
dermaligen  Superintendenten  in  Freundschaft  zu  remittieren,  der  wolle  verordnen,  damit  die  Suppli- 
canten  jetzt  ermelte  Ingenieur  Academie  zu  frequentieren  admittiert  werden,  v.  Pozzo."  Wer  sind 
nun  diese  Piazzoli?  In  den  Wiener  Taufmatriken  sind  sie  unauffindkar,  auch  sonst  fand  ich  keine 
spätere  Spur  derselben  vor,  und  nur  bezüglich  des  ersteren  ist  es  mir  durch  Auffindung  eines 
Verlassenschaftsabhandlungsaktes  möglich  geworden,  seine  direkte  Abstammung  von  Joh.  B.  Piaz- 
zoli V.  sicherzustellen.  Rosina  Piazzoli,  geb.  P  a  r  a  t  i  n,  dessen  Gattin,  starb  nämlich  im 
Jahre  1717  mit  Hinterlassung  eines  Testamentes  und  „lauter  Schulden**,  so  daß  sich  das  Gericht 
nicht  beeilte,  die  Abhandlung  abzutun.  Sie  pendierte  volle  zwanzig  Jahre,  denn  erst  1738  erstatteten 
die  „Raithandler"  dem  Stadtrat  darüber  Bericht,  nachdem  inzwischen  auch  der  Vater  und  mehrere 
Kinder  verstorben  waren. 

Aus  diesem  Berichte 0  erfahren  wir  nun,  daß  die  verstorbene  Piaz zolin  zu  Universal- 
erben neben  ihrem  Gatten  J.  B.  Piazzoli  V.  ihre  drei  Kinder:  „Ferdinandum  Horatium, 
Mariam  Annam  und  Franciscum  Carolum**  eingesetzt  habe.  Sonderbarerweise  sind  es  nur 
solche,  welche  nicht  in  Wien  geboren  wurden,  während  die  übrigen  vier,  deren  Taufakte  hier  voll- 
zogen wurden,  in  den  Kinderjahren  verstorben  sind.  Nun  heißt  es  aber  weiter:  „Da  nun  die  zwei 
Söhne  Ferd.  Horaz  und  Franz  Carl  in  minorennitate  verstorben  sind,  hat  die  großjährige 
Tochter  Anno  1733  erklärt,  daß  sie  nichts  pretendire  . .  .•*  Demnach  starb  der  Ingenieur-Akademiker 


')  Fase.  270/2  der  ziviig.  Abh.  im  Archive  des  k.  k.  Landesgerichtes. 


0) 


0) 

jd 

09 


r 


o 


cu 

o 

N 

In 

es 

<1> 

73 

£ 

U 

^g^ 

^^ 

tis 

eä 

& 

« 

s 

n 

& 

• 

oS 

o 

^^ 

55 

a> 

*V"4 

a> 

Q 

•vN 

<i> 

^ 

S3 

CO 

N 


4> 


0) 


B 

cd 

Im 

Cd 

s 


«  c 

O  CS 

a  'S 

A  *^ 

i  -^ 

.5  o 

C/5  O 


i 


u  ^ 
Cd  — 
B    ü 

irT  "^ 

6    2 

M  x: 
.£  H 

so    i 
S     « 

C  »^ 
V    — 

o  W 

a>  B 
M  Cd 

-  'S 

0  35 
'S   ^ 

2  -g 

C/5    E 

1  3 

O  B 
ST  CO 


B 
O 

B 

^    g    ^ 

o 


Cd 


M 


1  =  1 

B    j. 
B 


B 

Cd 

ex 

C/3  B 

^  'S 

CO  to 

Sü 
09 

•^  B 

»-  ü 

cd  "O 

B  •-* 

B  -»^ 

2  ^ 

-  G 

B  » 

cd  QQ 

9*  i3 


«-  Cd 

Im  »—k 

i3  B 

.^  > 

2  B 

B  Si 


I 

B 

B 


a> 


T3 
B 
B 

B 
0) 


cd 

^^^ 

B 

B 

Cd 

•«4 

Im 

ex 

Cd 

V 

;B 

(d 

33 

♦* 

^^* 

Cd 

P 

ä 

UL 

Zi 

cd 

"*" 

2 

Im 

Cd 

P 

cd    1^ 


N 

B 

Cd 

Im 


o 

> 


o 


B 
B 


B 

Cd 

Cd 

•«« 

0> 

Q. 

V 

a> 

Im 

3) 

» 

x: 

s> 

H 

N^rr» 

Cd 

2   ^ 
2  S 


B 


& 


o 

9 


«9 

73 


CM 


Q. 
O 


B    0) 

«  o 


a 


er*  Cd  pj 

CO 


0> 


B 
cd 


B 

•4M 

Cd 

a> 

x: 

(O 

o. 

o 

4> 

* 

CO 

09 

^  ■ 

Cd 

CO 

•  •M 

I 


Cd 

6 


cx  B 

cd  V 

Z  ^ 

G  B 

•B  «« 

B  0, 

B  .Si 

N  B 

._r  Im 

'S  » 


Je  3 

o  42 

a>  03 

B  O 

B  ^ 


>  Cd 

■•M  p* 

d>  «^ 

,v*  O 

S  B 

^  Cd 

«»  B 

«.  x: 

>  CO 

M  B 

o  <3 

B 


B 

a> 

Im 

o 

M 

i2 
cd 

B 

Im 

B 

0) 


B 

Im 

B 
B 


5"  u 


OB 

O 


s 


8-  ^ 


■a  09 

B  4> 

B  T3 

G  'S 

G  G 

Cd  B 

<£  t«  G 

CL  »^  E 

3  t^  Cd 

S  ^  Q. 

^  B  cd 

CO  •-  5 

g  2| 

cd  cd  CO 

1^  cd  cd 

V  B 

2  S  o 

OQ  Q^  O 

I  « 

äs-" 

O  G  5^ 

•C  <  ^ 

^  ^  00 

G  B  ^ 

Cd  Cd  S 

3  CO  Q 

^  ^  Z 

S  Ä  • 

?a  ^ 

>  r  ^ 

o  o 

25  ^  CM 

N  ^ 

N  td 

•S  - 

S  5 

.  ^ 


o 


x: 
U 

09 

Im 

a> 

Im 


o> 


CM 


CO 


c  §8 

B  t^ 

<  I 

Cd  o 

cd  4- 


0) 

a> 

cd 

0) 

• 

0 

1^ 

u 

V"^ 

rra 

■■^ 

t^ 

S 

09 

ä 

Cd 

Im 

0 
> 

^^ 

T3 

-H 

^M 

B 

h; 

< 

§ 


4» 

s  * 

8  Ei 

a   5 
4»   a 


B 


§9 


s 


cd 

B 


Cd  ^ 

x:  x:  t« 

;s  Id  t 

O  O  4^ 


X    E  S 

T3    TS     '^ 


B 
O 

B 


9 


4) 


5| 

>^  e 

S3     U 


«3   a 
Ol   e 

6   «   ^ 

Ä  -  8 
*  4»  s? 

i!l 

41    ^    -O 

e  <«   S 

Ja  -   2 


4» 

41 


I  Is 

^  -«  t: 

Q    J3     4> 

4>     C    ^ 
O    ?     « 

41  B  e 
•o  3  < 

js  *  ja 

z  o  z 


o 

U 
73 


a 

s 

a 


2 


es 
CO 


'53 

C/D 

N 

X 


C3      Ctf 


"•      CO 

N    cd 

«  2 

I     ^ 

'S 

1 

o 
O 


CQ      .«  Q 

,-1   xi   H    CO 
o  Ä 

o 


1» 
CO 

so 


Ml« 

CO 

3 
CO 

c 

tf3 


CO 

t« 

CO 


3 

1^ 


c 

O 
Xi 


c> 


s  ^ 


U       CO 

"^^    CO 
&     CO 


CO    •••  • 

CO     O  C 

^    In    o  «« 

^  /5  •=  'S 

CO    ffl    tf3  -O 

CO  xi  • 

St.  J3 

> 


Q.    CO     C 
O 


c 

CO 

o 

CO 

>^ 

s 

e 

C/3 

•4M 

CO 

•WM 

Sm«' 

a> 

Oi 

CO 

VM 

'^ 

o 

1 
c 

CO 

i 

t. 

CO 

fe 

u. 

^ 

s 

CO 

(0 

*iM 

•«4 

•«4 

Im 

N 

CO 

s 

C 

1 
CO 

• 

o; 

■o 

ts 

bfi 

o 
o 

CO 

CO 

c 

C/} 

0) 

'o-*' 

CO 

c 
e 

'^ 

< 

/-N 

c 

c 

ii 

M 

CO 

•ö 

IS 

•«4 

•« 

»M 

o 

C 

•  «4 

CO 

g 

c 

C/} 

o 

^■'^ 

o 

K 

V 

i 

Q 

CO 

^ 

s 

1 

CO 

/«-S 

<^ 

X) 

CO 

CO 

e 

i^ 

Q 

CO 

Im 

M%i 

•«i« 

^O 

u 

CO 

/-s 

■ 

C 

CO 

CO 

V 

X! 

t« 

o. 

a 

a> 

K 

H 

K 

CO 

Im 

CO 

2 

s 

M 


&•  s 


CO 


;      w      w      ^    »  • 
C£    ^   ü   ^    -H 


t-    ü 

CO 


in 


CO 


c 

0) 

> 

J3 

o 

9 

o 

J 

C/} 

N 

5Ö 

C 

w 

(0 

^    o 


I 


CO 

3 


CO         .     ^  ^«  • 

TT    T3     -*-      G      O  a>  5 

^    c    «2   =    >  Xi  £• 

5  N  r  ^  H 

3 


^ 

h- 

•^ 

k. 

O 

> 

-H 

c 

a> 

S 

S 

• 

c 

O 

a> 

c 

'S 
CO 

O 

c 

<*M 

B 

3 
CO 

0) 

•o 

0) 

CO 

1 

• 

< 

0) 

c 

I 

T3 

•  «4 

■ 

t« 
3 

CO 

ha 

a> 

< 

c 

3* 

s 

1 

■«i^ 

CO 

CO 
CO 

C 

3 

•  WM 

o 

*^ 

c 

OC 

1 

o 

0) 

§ 

G 

s 

•o 

r^ 

1 

CO 

c 

• 

c 

s 

V 

C 
0) 

CO 

03 

^ 

•«4 

•  •M 

u 

a> 

w 

^ 

IS 

o 

»M 

A 

a> 

^ 

CO 

S 

c 

•«M 

0) 

e 

Im 

u 

•% 
^ 

•  WM 

^M 

Ic 

^ 

0) 

B 

CO 

i 

CO 

5 

55 

u 

^ 

•■■ 

^ 

bo 

>w' 

s 

3 

3 

In 

o 

N 

•  WM 

3 

s 

CO 

ff 

D 

3 

CO 

o 

CO 

2 

1^ 

1 

03 

a 
1 

Qu 

■k 

o 

3 
< 

a 

£ 

■ 

Q. 
O 

S 

e 

•     08 

e 

s 

e 

1 

O 

« 

Q. 
O 

o 

e 

e 

J3 

"C 

? 

O 

fl< 

;3 

s 

h 

ca 

ü 


22        2       S^ 


von  Alexander  Hajdecki.  77 

Ferdinand  H  o  r  a  z  vor  1733,  also  vielleicht  doch  schon  nach  absolvierten  Ingenieurstudien,  Erst  nach 
ihm  starb  auch  der  Vater,  „dessen  Abhandlung  besonders  gepflogen  wird**  (aber  nicht  mehr  vor- 
handen ist)  und  zu  allerletzt  auch  das  letzte  Familienmitglied,  die  Jungfrau  Maria  Anna,  nach  welcher 
„nichts  abzuhandeln'',  wodurch  eben  eine  weitere  Amtshandlung  bezüglich  aller  dieser  Todesfälle 
überflüssig  wurde,  was  eben  am  4.  Februar  1738  dem  Stadtrat  gemeldet  wird. 

Diesem  Berichte  liegt  auch  der  Original -Heiratskontrakt  des  Ratsherrn  Piazzoli  V.  bei, 
aus  welchem  uns  nur  sein  Wappen  interessieren  kann.  Dasselbe  führt  im  Schilde  ein  von  zwei 
bekrönten  Türmen  flankiertes  Stadttor;  auf  demselben  steht  eine  Mannesfigur  mit  je  zwei  PfeUen 
in  den  Händen.  Dieselbe  Figur  befindet  sich  auch  über  dem  Stechhelm. 

Hiemit  wären  wir  bezüglich  eines  Ingenieuraspiranten  im  klaren,  was  aber  den  Jakob 
Benedikt  anbelangt,  fehlt  jeder  Anhaltspunkt  zur  Feststellung  seiner  Personalien  und  weiteren 
Schicksale.  Möglich  wäre  es,  daß  er  ein  Sohn  des  Soldaten  Johann  Bapt.  Piazzoli  IV. 
gewesen  sei.  (Hiezu  siehe  VIII.  Stammtafel  der  Piazzoli.) 

Die  Dominicl  Piazzoli. 

Von  den  zweien  dieses  Namens  interessiert  uns  hier  bloß 

Dominik  Piazzoli  I. 

als  Stukkatorer.  Er  wohnte  und  starb  im  Mariazellerhof  in  der  Johannesgasse  vor  dem  31.  Ok- 
tober 1719,  in  „purer  Armuth^,  wie  sich  der  Stadtratsdiener  in  seiner  Relation  ausdrückt.  Der  Wittib 
Katharina  wurde  die  „wenige  zurückgebliebene  Habe''  wegen  des  schuldig  gewesenen  Zinses  „hinweg- 
genomben",  sie  selbst  aber  habe  armutshalber  um  Aufnahme  in  das  allgemeine  Bürgerspital  gebeten. 
Sonst  wären  noch  zwei  Kinder  zurückgeblieben:  Hans  Georg  zu  Steyer  in  Oberösterreich  und 
Barbara  Wißhofferin,  welche  den  Vater  hat  begraben  lassen.  „Folglich  Nichts  abhandlungs- 
würdiges vorhanden",  schließt  der  Berichterstatter.  Sein  Sohn  Johann  Georg  folgte  dem  Vater  in 
der  Profession,  übersiedelte  aber  nach  Steyr,  weil  die  goldenen  Zeiten  für  die  italienischen  Künstler 
in  Wien  um  1715  schon  längst  vorbei  waren  und  ganz  besonders  für  die  Stukkateure,  in  welchem 
Kunstzweige  die  Einheimischen  in  überraschend  kurzer  Zeit  vollständig  die  Oberhand  gewonnen 
hatten,  wenigstens  der  Zahl  nach,  denn  Santino  Bussi  und  die  beiden  Camesina  waren  noch 
immer  die  meist  genannten  Künstler  geblieben.  Aber  unter  den  zirka  50  mir  bekannten  Stukkateuren 
der  ersten  Hälfte  des  XVIII.  Jahrhunderts  waren  nur  noch  kaum  zehn  Italiener  in  Wien  vorhanden 
und  auch  schon  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVII.  Jahrhunderts,  in  welcher  Zeit  erst  das  Stukko  in 
Wien  durch  seine  italienischen  Vertreter  Eingang  gefunden  hat,  fanden  sich  neben  einem  Dutzend 
Italiener  schon  zehn  deutsche  Meister  vor.  Gleich  in  einem  Jahre  (1674)  traten  gleichzeitig  fünf 
deutsche  Stukkatore  in  Wien  auf:  Jakob  Grünschnecke  r,  Friedrich  Seh  nepf,  Wolf  Schön  au, 
Christof  Thaller  und  Michael  Angerer;  dann  folgten  Mathias  Au  er  (1678),  die  Johann  und 
Georg  Rueber,  Andreas  Marstaller  und  Paul  Stelzer  (1698). 

Hervorzuheben  wäre  hier  nur  noch,  daß  beim  vierten  Kinde  des  Dominik  I.  im  Jahre  1681 
der  vlämische,  in  Wien  als  Hofbefreiter  Maler  von  zirka  1670  bis  1686  tätige  Maler  Johannes 
Morö  (Moriau)  als  Taufpate  fungierte,  nach  welchem  das  Kind  den  ersten  Vornamen  erhielt. 

Um  auf  der  folgenden  dritten  Stammtafel  (Tafel  X)  die  noch  übrigen  kunstbeflissenen 
Piazzolis  zu  vereinigen,  setze  ich  weiter  noch  hieher  den 

m 

Martin  Piazzoly 

einen  Maurermeister,  aus  Mödling  gebürtig,  also  wahrscheinlich  auch  ein  Sohn  des  Mathias,  welcher 
am  15.  Juli  1685  bei  den  Schotten  als  Witwer,  wahrscheinlich  in  schon  hohem  Alter,  die  Ursula 


78  ^>6  Dynasten  -  Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

Pibergerin  heiratete,  und  als  in  der  Roßau  wohnhaft  angeführt  wird,  welche  Gemeinde  damals 
noch  zum  Schottensprengel  gehörte.  Sonst  weiß  ich  nichts  mehr  über  ihn  zu  sagen. 

Geschlossen  wird  die  Reihe  der  kunstübenden  Piazzoli  in  Wien  durch  einen  Bildhauer 
Benjamin  Bezoll  (sie),  wenn  meine  Vermutung  richtig  ist,  daß  darunter  ein  Piazollo  oder 
Piezollo  zu  verstehen  ist.  Es  könnte  aber  auch  ein  „Pezzolo"  sein,  deren  zwei  Namens  Josef 
ich  anfangs  für  Piazzoli  hielt,  mich  aber  hinterher  überzeugte,  daß  sie  einer  behausten  Wachs- 
kerzlerfamilie P  e  z  z  0 1  o  angehörten.  Auf  jeden  Fall  setze  ich  sein  Trauungsdokument  her,  welches 
bei  St.  Ulrich  am  10.  August  1754  folgends  lautet:* „Benjamin  Bezoll  ein  Bildhauergesell  wohnh. 
im  schwarzen  Adler  am  Obern  Neustift  gebürtig  allhier  Barbaram  Gstöttnerin,  Tochter  eines 
Musikanten".  Nicht  zu  übersehen  ist,  daß  auch  der  Stukkatorer  Franz  Piazzoli  IV.  im  Jahre  1703 
in  den  Registern  der  St.  Ulrichs  -  Pfarre  „Biezoll"  geschrieben  wird. 

Die  nun  folgenden  Piazzoli-Familien  sollen  der  Vollständigkeit  wegen  hier  nur  kurz 
angeführt  werden. 

In  der  Mitte  des  XVII.  Jahrhunderts  lebte  hier  auch  ein  reformierter  Fendrich  Stephan 
Piazzoli  mit  seiner  Gattin  Katharina;  bei  St.  Stephan  wird  in  den  Jahren  1653  und  1654  je  ein 
Sohn:  Johann  Baptist  und  Johann  Franz  getauft. 

Im  Jahre  1706  wird  dem  Kaufmann  Peter  Piazzol  auf  dem  Neubau  und  seiner  Gattin 
Apollonia  eine  Tochter  geboren.  Gleichzeitig  lebte  auch  ein  Anton  Piazoll  mit  Gattin  Salome. 
Endlich  heirateten  hier  in  den  Jahren  1723  und  1731  die  Söhne  des  Wimpassinger  „Dreissiger" 
Franz  Piazzoli  VII.,  und  zwar:  Maximilian  Kari  (sie),  ein  Bier-Gegenhändler,  und  der  jüngere 
Anton  Mathias,  Land-Aufschlags-Einnehmer. 

VIII.  Die  Spaz,  Spazzio,  Spezza,  Spatz  oder  Spätze. 

Es  ist  schon  an  sich  für  den  Stand  unserer  kunstgeschichtlichen  Forschung  bezeichnend, 
daß  ich  als  Überschrift  dieses  Kapitels  zur  Bezeichnung  eines  Meisters,  beziehungsweise  einer 
Familie  gleich  vier  Namensvarianten  hersetzen  mußte,  und  zwar  keineswegs  bloß  solche,  die  auf 
eine  ungeregelte  Rechtschreibung  zurückgeführt  werden  können,  sondern  welchen  geradezu  ver- 
schiedene Stammwurzeln  zu  Grunde  liegen :  Spazzio  —  Spezza!  Wer  wird  denn  auch  in  diesen 
zwei  grundverschiedenen  Personennamen  eine  und  dieselbe  Persönlichkeit  vermuten  können?  Und 
doch  ist  dem  so.  Spazzio  hier  —  Spezza  werden  dieselben  Meister  dort,  und  Spätze  oder 
S patze  auf  gut  deutsch  genannt.  Ich  muß  gleich  feststellen,  daß  unsere  lokalen  Wiener  Quellen  des 
XVII.  Jahrhunderts  sich  ausschließlich  der  Namensgebung:  Spatz,  Spatz  bedienen,  die  öster- 
reichische Kunstforschung  (I  Ig)  sie  „Spazio*  nennt  („Die  AI lio,  Pozzo,  Spazio  —  die  ersten 
Pioniere  der  österreichischen  Renaissance''.  Die  Fischer  v.  E.  p.  25),  während  sie  in  der 
„deutschen"  unter  dem  Namen  der  „Spezza"  segeln. i)  Welches  die  richtige  Schreibweise  dieser 
Muratori  gewesen  sein  mag,  ließe  sich  heute  nur  in  ihrem  Mutterlande,  in  den  Pfarrbüchem  von 
Cantio,  feststellen,  nachdem  die  deutsche  phonetische  Schreibweise:  Spaz,  Spatz  und  Späz,  Spatz 
auch  Spätzi  die  Wahl  zwischen  den  beiden  italienischen  Varianten  schwer  macht.  Fast  wäre  man 
geneigt,  die  Schreibweise  „Spezzi"  für  die  richtigere  anzunehmen,  nachdem  in  unseren  Wiener 
Quellen  dieser  Name  wiederholt  „Spätzi"  geschrieben  wird.  Ich  habe  jedoch  in  dem  Testamente 
des  „Bürgers  und  kay.  Baumeisters"  Simon  Retacco  vom  Jahre  1645  die  eigenhändige  italienische 


>)  C.  Gurlitt,  Geschichte  des  Barockstils  in  Deutschland.  Stuttgart  1889,  S.  11,  12,  wo  sie:  Andrea  Vater 
t  1628,  Antonio  und  Pietro  Söhne,  mit  den  Prager  Palastbauten  in  Verbindung  gebracht  werden. 


von  Alexander  Hajdecki.  79 

Unterschrift  eines  der  ältesten  Wiener  „Spätze"  nebst  seinem  Siegelabdruck  gefunden,  und  diese 
lautet:  „Jachom  Spaz**.  So  hat  der  zehn  Jahre  später  im  hohen  Alter  von  78  Jahren  verstorbene 
Wiener  Fortifikations-Baumeister  „Jakob  Spatz"  die  Urkunde  unterschrieben,  und  wenn  auch  der 
alte  Herr  schon  damals  eine  schwerfällige  Hand  in  dieser  Unterschrift  bekundet  und  das  „Jachom" 
keine  besondere  Meinung  von  seinen  orthographischen  Kenntnissen  aufkommen  läßt  und  der  letzte 
Buchstabe  „z"*  in  eine  geschweifte  Linie  ausläuft,  welche  eine  ausgelassene  Endsilbe  andeuten 
könnte,  weil  erst  an  dieselbe  der  übliche  Manupropriaschnörkel  anschließt,  so  ist  doch  so  viel  durch 
diese  Unterschrift  außer  Zweifel  sichergestellt,  daß  die  Stammwurzel  des  Namens  in  „a"  ausklingt 
und  nicht  in  „e*  —  also  „Spazzo,  Spazzio  oder  Spazza",  aber  nicht  Spezza.  Daß  übrigens 
die  von  Gur litt  in  seinem  Werke  genannten  drei  „Künstler  Spezza"  mit  unserer  Wiener  Familie 
der  „Spazzio"  identisch  sind,  beweisen  die  gleichen  Vornamen  des  Familienvaters  „Andrea"  und 
des  Sohnes  „Pietro",  welche  wir  hier  näher  kennen  lernen  werden.  Unter  einem  sei  hier  auch  die 
Wappenfrage  der  Spazzio  erledigt.  Wir  haben  schon  bei  den  Allio  und  auch  bei  anderen  Comasken 
gesehen,  daß  ihre  Wappen^keinesfalls  als  traditionelle  Familienabzeichen  von  Vater  auf  Sohn  vererbt, 
sondern  von  einzelnen  Familienmitgliedern  nach  Belieben  verändert,  beziehungsweise  „verbessert" 
wurden,  gewöhnlich  unter  Beibehaltung  der  ursprünglichen  Hausmarke.  Es  ist  daher  nicht  aus- 
geschlossen, daß  andere  örtlich  und  zeitlich  von  unseren  Wiener  Spazzio  getrennte,  obgleich 
blutsverwandte  Mitglieder  dieser  Familie,  sich  anderer  Wappenschilder  bedient  haben  werden,  ein 
Gemeinschaftliches  wird  aber  allen  wahrscheinlich  bleiben  und  das  ist  der  einköpfige  heraldische 
nach  rechts  gewendete  Adler. 

Das  Testament  des  Retacco^)  ist  in  dieser  Beziehung  ein  interessantes  und  wichtiges 
Dokument.  Nebst  dem  Testator  haben  es  noch  fünf  Italiener  unterfertigt  und  gesiegelt  und  alle 
sechs  Insiegel  weisen  als  Hauptbild  im  Schilde  diesen  einköpfigen  Adler  —  alle  Schilder  sind 
geteilt  und  haben  bloß  in  der  unteren  Schildhälfte  ihre  absonderlichen  Unterscheidungszeichen: 
Retacco,  ein  Nagetier  (Ratte?),  mit  einem  langen  gebogenen  Schweif;  Valentin  Stampa,  ein 
nicht  näher  definierbares,  hobelartiges  Werkzeug  (?),  aber  als  kaiseri.  Diener  -  Schatzmeister  stellt 
er  schon  den  Adler  als  Kleinod  über  dem  Visier;  Andreas  Antonini,  der  kaiseri.  und  päpstl. 
Notar,  lehnt  an  den  Teilstrich  des  Schildes  quer  durchs  Feld  eine  Leiter  von  rechts  nach  links  an ; 
Andreas  Allio  nimmt  seinen  Kloblauch  hinein  und  der  Steinmetz  Pietro  Maino  Maderno 
begnügt  sich  mit  einer  einfachen  Barriere.  Auch  unser  Jacopo  Spaz^ scheint  eine  solche  Barriere 
oder  liegende  Leiter  mit  vier  schrägen  Sprossen  zu  haben,  aber  auf  der  Demarkationslinie,  zugleich 
Stange  der  angeblichen  Leiter,  kriecht  ein  langgestrecktes,  geschwänztes  (?)  Reptil  (Basilisk?),  dessen 
Zeichnung  in  ihren  einzelnen  Linien  und  Zügen  wohl  deutlich  zu  entnehmen,  das  Ganze  aber  schwer 
zu  enträtseln  ist.  Am  ehesten  macht  es  noch  den  Eindruck  eines  großköpfigen,  gehörnten,  dünn- 
leibigen  und  langschwänzigen  Basilisken.  Wie  dem  auch  sei,  diese  Gemeinsamkeit  des  Hauptwappen- 
tieres aller  dieser  Italiener  deutet  darauf,  daß  sie  aus  einem  Bezirk  oder  Distrikt  stammen  und  daß 
daher  eventuell  solche  Wappenbilder  zur  näheren  Bestimmung  der  engeren  Heimat  auch  anderer 
Comasken  dienen  können.  In  der  Tat  wissen  wir  schon,  daß  Andreas  Allio  von  Scaria  „val  Intelni 
stato  di  Milano  Diocesi  di  Como"  stammt,  unser  Retacco  ist  aus  „Montrogni",  desselben  „val 
intelni"  etc.,  während  andere  aus  Laino,  auch  in  demselben  Talbecken,  herstammen. 

Während  wir  nun  einerseits,  wie  gezeigt,  nicht  einmal  im  Stande  sind,  den  richtigen  Familien- 
namen unserer  Spazzio  festzustellen,  noch  weniger  bisher  über  ihren  Lebenslauf  und  ihre  Qualitäten 


<)  Auch  Retacho,  Retackh,  Redägg  geschrieben.  Zivilgerichtliche  Test.  Nr.  4d05/XVU.  Jahrhundert  im  Archive 
des  k.  k.  Landesgerichtes. 


80  ^1®  Dynasten  -  Familien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  in  Wien 

unterrichtet  waren,  sehen  wir  andererseits,  daß  mit  ihnen  in  der  Kunstgeschichte  und  Literatur,  wie 
mit  bekannten  Größen  operiert  wird,  und  sie  zu  Trägern  und  Repräsentanten  bestimmter  Kunst- 
richtungen und  Stile  gestempelt  werden. 

Wir  kennen  sie  schon  neben  den  Allio  und  Pozzo  als  Importeure  der  italienischen 
Renaissance  in  die  österreichischen  Lande;  am  anderen  Orte  spricht  IlgO  von  einem  „Peter  Spatz" 
(Spazzio)  als  einem  „in  unserer  Kunstgeschichte  bekannten  wälschen  Maurermeister''  und  wieder 
wird  von  einer  eigenen  „Kunstweise"  der  „Spezza"  gesprochen.  Unterdessen  wüßte  ich  nicht,  daß, 
abgesehen  von  einigen  mageren  Spuren  dieser  kunsthistorischen  Nebelritter  in  den  österreichischen 
Landen  um  die  Mitte  des  XVI.  und  dann  erst  wieder  des  XVII.  ^  Jahrhunderts,  greifbarere  Nach- 
weise über  deren  Persönlichkeit  und  professionelle  Qualitäten  bekannt  geworden  wären.  Jetzt  schien 
es  mir  einen  Moment,  als  ob  ich  neben  der  Nebelgestalt  der  Spazzio  auch  der  Pozzo  des 
XVII.  Jahrhunderts  auf  dem  Wiener  Boden  leibhaftig  habhaft  geworden  wäre  und  den  Schleier  von 
ihrem  Antlitz  gelüftet  haben  könnte;  unterdessen  ist  es  mir  bloß  bezüglich  der  Spazzio  in  hin- 
reichendem Maße  gelungen  —  die  Pozzo  glitten  mir  zwischen  den  Fingern  durch,  das  heißt  insofeme, 
als  sie  im  XVII.  Jahrhundert  wenigstens  in  Wien  ihre  angestammte  Baumeisterprofession  bereits  auf- 
gegeben hatten  und  nur  noch  als  behauste  Bürger,  beziehungsweise  Beamte  bis  zu  Ende  des 
XVIH.  Jahrhunderts  fortleben. 

Was  vor  allem  die  Schreibweise  dieses  Familiennamens  anbelangt,  so  geben  uns  die  Quellen 
keine  Handhabe  zur  Richtigstellung  desselben.  Er  selbst  unterschreibt  sich  „Spaz"  und  vierzig 
Jahre  lang  nennen  ihn  die  Wiener  Quellen  nie  anders  als  Spaz  oder  Spatz  (1616—1654)  mit 
wenigen  Ausnahmen,  wo  er  Spatz i,  Spazy  geschrieben  wird.  Freilich  haben  wir  gleichzeitig  auch 
die  Schreibweise  „Poz  und  Botz,  für  „Pozzo",  aber  doch  auch  neben  „Pozo  und  Posso*  im 
Anfang  des  XVII.  und  durchgehends  „Poczo  oder  Pozzo**  im  XVL  Jahrhundert,  so  daß  die 
richtige  Schreibweise  dieses  Namens  von  selbst  gegeben  ist;  während  bei  den  Spaz  kein  ein- 
ziges Mal  die  Form  S  p  a  z  o  oder  S  p  a  z  z  o  vorkommt,  welche  man  sonst  nach  der  Analogie  der 
„Pozzo"  füglich  für  die  richtigste  zu  halten  berechtigt  wäre.  Es  liegt  daher  für  uns  weder  ein 
Anhaltspunkt  noch  die  Berechtigung  vor,  eine  fremdsprachige  Namenskorrektur  vorzunehmen  und 
uns  in  Hypothesen  zu  ergehen,  bevor  das  Mutterland  entschieden  haben  wird,  und  so  bleibt  für 
uns  vorläufig  der  Name  „Spaz"  zu  Recht  bestehen. 


Die  Spaz  also  scheinen  sich  im  XVI.  und  auch  am  Anfang  des  XVII.  Jahrhunderts  in  Nieder- 
österreich auf  dem  flachen  Lande,  beziehungsweise  in  den  Provinzstädten  in  mehreren  Exemplaren 
aufgehalten  zu  haben,  denn  noch  am  14.  Februar  1629  wurde  Johann  Bapt.  Spatz,  ein  Maurer 
in  Krems,  mit  Vollmachten  versehen  und  in  einer  Handwerksangelegenheit  nach  Wien  entsendet.  Laut 
Vormerk  in  dem  Protokolle  des  Gesellschaftsarchivs :  „Hat  Joh.  Baptist  Spatz  sein  vollmächtige 
Gewalt  von  der  Viertl-Lad  zu  Krembs  zum  Handwerk  erlegt".  Neben  dem  uns  schon  bekannten 
Kremser  Meister  Ciprian  Biasino  muß  also  der  Spazzio  eine  hervorragende  Rolle  dort  gespielt 
haben.  Es  hat  sich  in  diesem  Falle  um  die  Regelung  des  Verhältnisses  der  „Viertl-Lad"  zu  der 
Wiener  Haupt-„Lad",  respektive  Bauhütte  gehandelt,  welches  im  Vergleichswege  geregelt  wurde. 
So  z.  B.  sind  im  Jahre  1628  „auf  Citirn  die  Meister  von  Pettersdorff  bei  der  Ladt  erschienen,   und 


0  Monatsblatt  des  Altertums -Vereines  zu  Wien,  1896,  S.  24. 

*)  ,,Hans  de  Spazio,  Maurer  von  Preßburg  (1543),  dann  erst  Jakob  und  Antonio  (Steinmetzef?)  um  1630 
in  Wien  und  Wiener-Neustadt.  —  Ebenda.  1888.  S.  24.  —  Ebenso  Francesco  de  Pozzo  königl.  Baumeister,  dessen 
Hofbesoldung  von  jährlich  llOfl.  (I)  1546  und  1547  sichergestellt  wurde.  Ebenda  S.  60. 


von  Alexander  Hajdecki.  81 

haben  sich  erklärt  nit  zu  gehorsamben''.  Dagegen  sind  die  Meister  von  Krembs  und  St.  Polten 
im  November  1628  auf  der  Haupthütten  erschienen  und  sich  allda  verglichen  zu  16  fl.  jährlich^ 
nachdem  sie  zuvor  „Ir  unhöfliches  protestation  -  Schreiben  so  vom  8.  Februar  datiert,  fürgebracht". 
Es  scheint  also,  daß  auch  die  beiden  folgenden  Wiener  Meister  nach  Perfektionierung  des 
Vergleichs  zwischen  den  Wienern  und  den  wälschen  Landmeistern,  vom  Lande  her  das  Wiener  Bürger- 
recht er>yarben.  Das  hindert  nicht,  daß  sie  schon  Jahrzehnte  zuvor  in  Wien  arbeiteten  und  geduldet 
wurden,  offiziell  aber  sind  sie  die  ersten  italienischen  „bürgerlichen  Baumeister''  von  Wien,  und 
zwar  laut  Meistertafeln  in  folgender  Reihenfolge:  Jakob  Pätz  (sie),  Peter  Pätz  und  Simon 
Redeck  im  Jahre  1629,  dann  folgt  1630  Andreas  Allio,  dann  erst  wieder  1636  Johann  Gada. 
Daß  sie  schon  als  ausgelernte  Meister  und  von  auswärts  nach  Wien  kamen,  beweist  der  Umstand, 
daß  z.  B.  die  „Maurermeister  Peter  Spatz  und  Anton  Valnegro  ihren  „Geburtsbrief",  also 
die  zur  Aufnahme  in  die  Lehre  notwendigsten  Papiere  nicht  bei  der  Hand  hatten  und  wegen  Auf- 
nahme in  den  Meisterverband  sich  eine  Frist  zur  Vorlage  derselben  bis  Ostern  1629  erbaten.  Nur 

Johann  Jakob  Spaz 

hatte  seine  Dokumente  in  Ordnung  und  wurde  schon  im  Jänner  1629  „bürgerlicher  Meister^,  weil  er 
gegen  fünfzehn  Jahre  lang  in  Wien  gelebt  hatte,  zuerst  als  „Störer'',  seit  etwa  1620  aber  als  kay: 
Fortifikationswerkmeister. 

Johann  jakob  Spaz  wurde  1576  wahrscheinlich  auch  in  Canzo  und  als  Bruder  des  Peter 
Spaz  geboren,  war  also  schon  um  1600  Meister.  In  Wien  begegnen  wir  ihm  jedoch  zum  erstenmale 
im  Jahre  1616  in  den  Taufbüchern  der  St.  Stephanspfarre  bei  der  Taufe  seines  ersten  Sohnes 
Hieronymus.  Im  Jahre  1621,  1623  und  1632  ist  Anton  Pozzo  Taufpate  seiner  Kinder  und  anderer- 
seits hat  Pozzo  gemeinschaftliche  Gevatter  mit  den  Spaz  (Math.  Jerritz),  so  daß  der  Schluß  leicht 
gestattet  war,  anzunehmen,  daß  auch  noch  dieser  Anton  Pozzo  vom  Handwerk  gewesen  sei.  Mir  ist 
es  auch  gelungen,  den  Stammbaum  der  Pozzo  zusammenzustellen,  habe  aber  gefunden,  daß  unser 
Anton  Pozzo  ^)  keiner  Profession  nachging  und  bloß  als  behauster  Bürger  hier  lebte.  Die  Architekten- 
familie der  „de  Pozzo"  ist  darnach  eben  mit  Francesco  de  Pozzo,  dem  Schöpfer  der  Wiener 
Festungswerke  nach  der  ersten  Türkenbelagerung  —  im  Jahre  1557  —  wo  ich  ihn  zuletzt  in  den 
Protokollen  des  Kriegsarchivs  genannt  fand,  vom  Schauplatze  verschwunden.  Des  Francesco  letzte 
Dienstverrichtung  war  die  Visitierung  der  Gebäude  zu  Görz,  Triest  und  Gradiska,  worüber  er 
berichtete,  mit  der  Bitte  um  „Erlaubnus  anheimwärts''.  Wo  mag  dieses  sein  „Heim*"  gelegen  sein?.. 

Als  Fortifikationswerkmeister  wird  Jakob  Spaz  in  den  Protokollen  des  Kriegsarchivs 
zuerst  im  Jahre  1622  und  zum  letztenmale  im  Jahre  1643  erwähnt.  Zweimal  wurde  er  inzwischen 
„Joachim  und  Jocham  (sie)  Spaz^  geschrieben,  also  eine  Schreibweise,  deren  sich  Spaz  selbst  im 
besagten  Testamente  bediente.  Seine  Besoldung  betrug  zeitweise  30  fl.  monatlich  und  seine  Berufs- 
tätigkeit erstreckte  sich  hauptsächlich  auf  die  städtischen  Thore  und  Pasteyen,  welche  er  indes 
nicht  selbständig  betreute,  da  er  dem  „Ingeniero  Petro  Paulo"  unterstellt  war. 

Schon  im  Jahre  1630  konnte  er  ein  Haus  in  der  Wollzeile  „zunegst  der  Pattstuben"  erwerben 
und  seine  Hausfau  Simona  „dazu  schreiben".*-^  Im  Jahre  1640  kaufte  er  wieder  ein  Haussechstel, 
worüber  folgende  interessante  Urkunde  vorliegt:  „Jakob  Spatz  kay.  Baumeister  und  Bürger  zu  Wien, 
erhält  Nutz  und  Gewähr  eines  sechsthaill  Hausganzes  an  dem  alten  Kohlmarkt  und  Graben  am  Eck, 


*)  Er  war  Enkel  des  ob  seiner  Verdienste  im  Jahre  1556  (am  7.  November)  geadelten  „Paumeisters"  Fran- 
cesco, Vater  des  späteren  Hofkriegsrates  Hieronymus  von  Pozzo  (f  1Ö94)  und  Großvater  des  im  XVni.  Jahr- 
hundert (1728)  zum  Freiherrn  erhobenen  Franz  Raymund  von  Pozzo. 

2)  Grundbuch  lit.  L.  fol.  223.  Hans  Jakob  Spatz  und  Simona. 

XXXIX.  Band.  11 


32  Die  Dynasten -Familien  der  italienischen  Bau-  utid  Matirermeister  der  Barocke  m  Wien 

zwischen  H.  Ffidrich  Stollen  kay.  Hof-Cammer-Mahlern  und  H.  Georgen  Watzelten  des  Inneren 
Rathd  gelegen,  so  zuvor  dem  Jakob  Übelherr  kay.  Hof  Schneider  eigenthümlich  gewesen.  Von 
demselben  ist  dless  Haus  vermög  kayS.  May.  allergn. Resolution  de  data  8.  Junt  1632  an  H.  Thomas 
Mignoni  kais.  Rath  und  Protomedicus  Herrn  auf  Gaybing,  und  von  Ihme  Inhalt  dessen  Schuld- 
obligation de  dato  17.  Novb.  1632  an  H.  Anthoni  Pozzo  und  Medea  gebornen  Qiora  dessen 
Ehegattin  eigenthtimblich  khommen.  Die  haben  nun  solches  Haus  laut  Cession  und  Contract  vom 
17.  Juni  1638  einer  lobl.  Bruderschaft  Unseres  Herrn  . . .  Sohnes  Gottes  Jesu  Christi  allhie  cedirt, 
weilten  aber  die  Bruderschaft  Von  H.  Mingoni  in  der  Güte  nicht  bezahlt  werden  können,  sondern 
bei  lÖbl.  Hofmarschalu  Ambt  die  gerichtliche  Execution  wider  ihn  geführt  haben,  Ist  solches  Haus 
der  Bruderschaft  laut  Schätzzettl  ordentlich  eingeantwortet  und  endlichen  durch  dieselbe  kraft  Kauf- 
brief de  dato  24.  Juli  1640  Herrn  Jacoben  Spatzen  verkauft  worden.  Actum  13.  August  l64O.*0 

Die  erste  Gattin  des  Spaz,  Simona,  starb  im  Jahre  1640  oder  1641  und  er  cedierte  dieses 
Haussechstel  anstatt  der  mütterlichen  Erbportion  an  dem  anderen  Hause  in  der  Wollzeile  seiner 
Tochter  Anna  Maria  Furlanin,  Gattin  des  b.  Handelsmannes  Simon  Furlani,  welches  dann  1780 
an  die  Gatterburg  überging. 

Spatz  starb,  nachdem  er  um  1645  den  Dienst  bei  der  Fortifikation  quittiert  hatte,  als  Bürger 
und  einfacher  Maurermeister  am  14.  April  1654  in  seinem  obigen  Hause  in  der  Wollzeile,  welches 
nunmehr  an  seine  zwei  ihn  noch  allein  überlebenden  Töchter  erblich  „gediehen*  ist. 

Spat  SS  hatte  nämlich  nach  dem  Tode  seiner  ersten  Gattin  wieder  geheiratet,  und  zwar  am 
2.  März  1642  bei  St.  Stephan,  wo  es  in  den  Matriken  heißt:  „DerEdl  und  kunstreiche  Herr  Jacob 
Spätzi  (sie)  röm.  k.  M.  Fortifikations-Werkmeister  nimbt  die  Edl  ehrentugendreiche  Jungfrau  Eva, 
weill.  des  H.  Carspär  Georgen  und  EHsab.  von  Gülingen  seel.  Tochter.  Testes:  SimonRetak 
(sie)  —  Dominicus  Longon  Handelsmann.  Jacob  Förg  Fortific.  -  Zahlmeister  Kappeller 
Handelsmann."  —  Von  den  Kindern  dieser  Ehe  überlebte  ihn  nur  die  zweite  Tochter,  Anna  Maria. 
Das  Haus  war  aber  stark  verschuldet,  so  daß  es  von  der  Vormundschaft  „umb  Villen  Schulden 
willen  notwendig  faügeboten*  und  am  30.  April  1661  an  den  Sattler  Balthasar  Degen  verkauft 
wurde.  Männliche  Nachkommen  hat  er  keine  hinteriassen. 

Jakob  Spatz  war  im  Jahre  1645  zum  Oberzechmeister  erwählt  worden ;  er  hat  nur  wenige 
Lehrjungen  aufgenommen,  darunter  Im  Jahre  1629,  den  Franz  Piazzoli  I.  und  im  Jahre  1644  einen 
Jungen  namens  Valentin  Spatz.  Selbstverständlich  war  dieser  aus  Italien  hergezogen,  gleich  seinen 
drei  noch  zu  erwähnenden  Familianten,  um  der  Ehre  teilhaftig  zu  werden,  sich  einen  Zögling  der 
Wiener  Hochschule  für  Baukunst  nennen  zu  können  und  dadurch  einen  Empfehlungsbrief  für  sein 
ferneres  Fortkommen  zu  verschaffen,  denn  nach  dem  Auslernen  verschwindet  dieser  Valentin 
aus  Wien  spurioS. 

Peter  Späz  L 

Wahrscheinlich  ein  Bruder  des  vorigen,  Sohn  des  im  Jahre  1623  schon  todt  gewesenen 
Maurers  zu  Lanzio  (das  heutige  Canzo  auf  halbem  Wege  zwischen  Como  und  Leccö  gelegen).  Auch 
dieser  heiratete  hier,  aber  noch  im  Jahre  1623  am  29.  Jänner,  als  „der  ehrenvest  und  wohlgeacht 
Petrus  Spatz  weillandt  Andreae  Spatz  gewesten  Maurers  von  Lanzio  in  Mailand  Sohn,  ein 
Maurer  allhie,  nimbt  die  tugendsambe  Christinam  Koch,  eines  Bürgers  in  Bayeriand  Tochter*.  Er 
stirbt  schon  im  Jahre  1644,  ohne  es  zu  einer  markanteren  Stellung  gebracht  zu  haben.  Er  soll  auch 
ein  Haus  auf  der  Wiedener  Hauptstraße  besessen  haben,  ^)  worüber  mir  jedoch  Belege  fehlen. 

«)  Grundbuch  lit.  M.  fol.  93. 

')  Notiz  von  Ilg  im  Monatsblatt  des  Altertums ^ Vereins,  1896  p.  24.  -^  An  diesem  Hause  befand  sich  ein 
spätgotisches  Bildwerk,  derzeit  im  kunsthist.  Hofttiuseum. 


SS 

'S 

CO 

N 

'S 


N 

OS 

U 

o 


c^3 


a 


C/3 


O 
> 


d 


o 

N 

C 

Cd 
ü 

9 
N 

•••• 

a> 

S 

9 
c« 


CO 

CO 

8 


a 

a 

CO 


M 


1 

'^ 

• 

B 

s* 

1 

«3 

^ 

4- 

0 

• 

t9 

6 

JD 

G 

0 

» 

M 

0 

> 

«k 

B 

cd 

• 

> 

(^ 

U 

J3 

0 

rS 

M 

:a 

E 

s 

e 

^ 

^^ 

• 

J3 

d 

0 

0 

N 

0 

• 

0 

X 

*2 

cd 

CQ 

3 

!S 

cd 

c 

Cd 

00 

S 

0 

«^ 

c 

0) 

< 

:s 

• 

03 

N 

^ 

M 

0 

0 

0 

s 

^ 

cu 

z 

IM 

Cd 

c 
0 

• 

1^ 

• 

■ 

« 

JS 

♦* 

^ma 

1^ 

0 

c 

Cd 

< 

QQ 

^    o 

^    Cd 


& 


«  c  S  S  «»    . 

^  £  c  Cd  Cd  2  t: 

CN    *-  <    **  Ü  ^  •  O 

«   S  ^^  Ö  N   ^ 


c    c    _2    N     .    ca 

> 


CO 


9 


CO    •- 


ü 


Cd 


N 

Cd 


9 
i2 

C 

Cd 

Q. 

'S 

CO 


CO 

c 

5 


4> 

td 

> 

c 


Cd 

s 

Cd 

c 
e 

< 

9 
S 

HZ 


N 

09 

9 
cd 

•ö 
c 

9 


I 


u 

o 

cd 


5   "^     ^ 


CO 


A  s 


s 


SN  B 

^     O    <  O 

S  «  ^  c  t: 

i>    —    *^    'm    cd 
«     S     e    S    O 

9  ^<:«« 


.  o  cd 

.    Cd  N  -j^ 

§  .2  o  2  B 

55     ^  Q,  S    — 

00   x:  c  cd    o 


'^<< 


CO 

9 
< 


u 

CO 

9 

Cd 
a> 

B 


Cd 


CO 

..    9    cd 
«    E    c 


cd 

B 
B 

< 


09 
Cd 


Sei: 

Cd 

s 


N 


a>    CO 
oJ    ^    Cd 

CO    2    -c 


o 
> 

I 

s 

o 
> 

B 

a> 

03 


3" 

Ol  'S 

«    E 
dJ  2 


B 

cd  C  B 

g  cd  .M 

<u  E  c 

—  -I  Cd 

fft     *^  "Ö  B 

-     cd  CO  Cd 

»P  S  jc  - 


»o    Cd  .« 


CO 


S   •-   S 


S     «0  W 

•  WM  CO 

N  B  C 

C  B  ••* 

CO    Cd  c«  S 

^    V-  x:  5 

tt,  o  £ 

*^  cd 


Oi 


M 


Q. 

O 

o 


cd      J 

*^         CO 


s  s  «  Sr  "  cd 

£■  ?  ««  o 

9 

CS     B    _cd  j:  O 


ü«*       Cd 


O     B 


3      Z.      *^     ^ 

.^    -    «    S    o  •= 

•^      B    H    .^    CQ      S 


.  CO 

t^  Cd 

s  ^ 

5>,  B 


l 


tn 

9 

E 

CO 

>« 

^■^ 

B 

00 

0 

• 

fc« 

t? 

X 

CO 

Cd 

B 

0) 

O 
Cd 

B 


0) 

•o 

E 
cd 

B 
09 

9 
< 


0) 

x: 

6 

< 

QQ 
Z 


ii 

.    03 

^  o 

CS    Cd 


Cd    3  j- 

S    5     B  9 

^    O    •'^  cd 

d    ^    CO  *= 

Cd 


von  Alexander  Hajdecki.  83 

In  dem  Stammbaum  des  Pietro  Spaz  steht  eine  Lücke  von  neun  Jahren  in  den  Tauf- 
protokollen von  1625  bis  1634  offen.  Das  ist  gerade  der  Zeitraum,  in  welchen  der  Bau  des  Wald- 
steinpalastes in  Prag  fällt,  an  dessen  „großartiger*  Gartenanlage  nach  Gurlitt  „Pietro  Spezza 
beschäftigt*  gewesen  sein  soll.  Auch  dieser  Umstand  bekräftigt  die  Annahme,  daß  unter  dem  Prager 
Pietro  Spezza  unser  Wiener  Peter  Spaz  gemeint  ist,  daß  er  jedoch  an  diesem  Bau  bloß  als  ein- 
facher Werkmeister  beteiligt  gewesen  sein  kann. 

Das  sind  die  einzigen  zwei  Vertreter  dieser  Familie,  welche  sich  in  Wien  häuslich  nieder- 
gelassen und  einen  Familienherd  gegründet  hatten.  Einen  Anlaß  in  der  Kunstliteratur  irgendwie 
genannt  zu  werden,  boten  aber  fürwahr  die  jetzt  über  sie  bekannt  gewordenen  näheren  Daten 
nicht,  und  es  zeugt  bloß  von  der  trostlosen  Leere  und  Dürre  auf  dem  Gebiete  der  Baukunst  jener 
Zeiten  und  vom  gänzlichen  Mangel  an  Materiale,  daß  gleich  der  erste  beste  Namen  von  der 
Literatur  gierig  aufgegriffen  und  zum  eisernen  Bestände  der  Kunstwissenschaft  gemacht  wird. 

Der  Vollständigkeit  halber  sei  hier  noch  der  am  28.  Juni  1655  erfolgte  Tod  einer  Witwe 
Anna  Spätzin  im  55.  Lebensjahre  angemerkt.  Möglich,  daß  sie  die  Gattin  des  Johann  Bapt. 
gewesen  sei. 

Fast  nach  zwanzigjähriger  Pause  tritt  im  Jahre  1673  wieder  ein  Simon  Spatz  aus  Mailand 
von  Lantzendorff  (sie  —  natürlich  Canzo)  gebürtig,  als  ein  Maurergesell  in  Wien  auf  und  bittet 
um  die  Meisterschaft.  Er  bekommt  lange  keine  Erledigung  darüber,  denn  im  Jahre  1678  figuriert  er 
gelegentlich  der  Bürgschaft  für  den  Lehrjung  J  o  h.  B.  Luges,  immer  noch  als  „Maurergesell*,  um 
dann  zu  verschwinden. 

Das  sechste  hier  nachweisbare  Mitglied  dieser  Familie  ist  Peter  Spatz  IL,  welcher  am 
6.  Juni  1694  als  Lehrjung  bei  Franz  Martinelli  eintritt.  Er  ist  auch  zu  Lantio  (Canzo)  gebürtig, 
hatte  am  2.  Juni  1697  ausgelernt  und  wanderte  wahrscheinlich  in  die  Heimat  zurück,  sein  Glück  zu 
suchen  —  denn  hier  treffen  wir  ihn  nicht  mehr. 

Dasselbe  gilt  auch  vom  Paul  Spatz,  welcher  am  28.  Februar  1706  bei  Donat  Allio  in 
die  Lehre  trat,  „vom  Comersee*  gebürtig  war  und  am  24.  Februar  1709  ausgelernt,  hatte.  Sein  Neben- 
bürg war  ein  Domengo  Spatz,  Maurergesell,  der  achte  und  letzte  Sproß  dieses  Namens  auf 
dem  Wiener  Boden.  (Hiezu  Stammtafel  XI.) 


11 


Die  Salesianerkirche  in  Wien 


ist  doch  ein  Werl<  des  Fischer  von  Erlach 


Vortrag,  gehalten  im  Wiener  Altertums-Vereine  am  27.  Oktober  1905 


von 


Major-Auditor  Alexander  Hajdecki. 


ie  glänzendste  und  herrlichste,  ja  die  einzige  spezifisch  Osterreichische  Kunstepoche,  die 
Barocke,  hat  noch  nicht  ihren  Geschichtsschreiber  gefunden.  Sollten  wir  unseren  Kunst- 
gelehrten darob  gram  sein?  Ich  denke  nicht,  denn,  wie  sollten  wir  es  auch,  sobald  die 
wichtigsten  Quellengebiete  zu  dieser  Glanzzeit  unserer  Kunst  noch  immer  im  Dunkel  der  Archive 
verborgen  liegen ?  Kabdebo  hat  seinerzeit  den  alten  Wiener  Kunstgelehrten  den  Vorwurf  gemacht, 
daß  sie  M^ine  heilige  Scheu  vor  jeder  urkundlichen  Forschung"  gehabt  hätten.  Das  ist  wenigstens 
heutzutage  gar  nicht  mehr  der  Fall,  dagegen  ist  etwas  anderes  richtig,  ihnen  fehlen  die  Zeit  und 
Gelegenheit  dazu,  die  Durchforschung  ganzer  Komplexe  von  primärem  Urkundenmaterial  auf  dem 
Wiener  Boden  selbsteigen  vorzunehmen,  weil  sie  durch  ihre  Amtsobliegenheiten  daran  gehindert  sind. 
Daher  sind  alle  unsere,  nicht  von  Fachforschern  betreuten  Archivalien  bisher  vollkommen  unverwertet 
geblieben. 

So  habe  ich  es  mir  zur  Aufgabe  gemacht,  diesem  Obelstande  abzuhelfen  und  meine  ganze 
freie  Zeit  der  systematischen  Durchforschung  aller  von  Forscherhand  noch  unberührt  gebliebenen 
Quellengebiete  Wiens  —  deren  gibt  es  noch  viele  und  gerade  der  wichtigsten  welche  —  zu  widmen. 
Die  ersten  Früchte  meiner  Arbeit  von  nur  wenigen  Jahren  hoffe  ich  schon  in  nicht  zu  langer 
Zeit  der  Kunstwissenschaft  zur  Verfügung  stellen  zu  können;  heute  greife  ich  bloß  ein  Fruchtkorn 
aus  der  reichen  Ernte  heraus,  um  es  Ihnen,  wenn  auch  in  rauher  Schale,  als  meine  Erstlingsgabe 
zu  reichen. 

Wer  immer  von  der  Höhe  des  Belveders  oder  vom  „Aussichtsfenster"  des  Palais  Lanckoronski 
aus  Gelegenheit  hatte,  die  schlichte,  aber  in  majestätischer  Ruhe  vor  unserem  entzückten  Auge  sich 
von  dem  geschwätzigen  Häusermeer  abhebende  Silhouette  der  Salesianer  -  Kirchenkuppel  auf  sich 
einwirken  zu  lassen,  wenn  die  Abendsonne  ihre  Patinadecke  in  goldigen  Schimmer  getaucht  hat, 
dem  hat  sich  gewiß,  nachdem  er  eine  Weile  im  stummen  Genuß  stille  gestanden,  unwillküriich  zu 
allererst  die  Frage  auf  die  Lippen  gedrängt:  „Wer  hat  dich,  du  schönes  Werk,  hingezaubert  auf 
diesen  Platz?!  . .  .• 

Diese  im  Angesichte  eines  vollendeten  Kunstwerkes  sich  uns  impulsiv  aufdrängende  Frage 
nach  dem  Wer?  und  nicht  nach  dem  Was?  und  Wie?  hat  eine  symptomatische  Bedeutung  und 
spielt  eine  zu  wichtige  Rolle  in  der  Kunstwissenschaft  und  Geschichte,  als  daß  ich  es  mir  versagen 
sollte,  ihr  auch  hier  einige  Worte  zu  widmen. 

Es  gibt  nämlich  eine  kunsthistorische  Schule,  die  dem  Grundsatz  huldigt,  oder  Kunstgelehrte, 
die  da  sagen:  „Wir  brauchen  bloß  Kunstwerke  als  Objekte  unserer  Kunstforschungen  —  denn  Saxa 
loquuntur.  Uns  bleibt  es  sich  gleich,  ob  sie  vom  Peter  oder  Paul  herrühren;  wir  haben  es  mit 
ihren  Werken  genug  „und  machen  mit  diesen  allein  unsere  Kunstgeschichte  . . ." 

Gemach,  meine  Herren.  Nur  eine  bescheidene  Frage  mag  mir  gestattet  sein. 


88  ^i^  Salesianerkirche  in  Wien  ist  doch  ein  Werk  des  Fischer  von  Erlach 

Warum  haben  Sie  dann  z.  B.  gleich  unsere  so  herrliche  und  uns  so  nahestehende  Wiener 
Barocke  noch  nicht  kunstgeschichtlich  erfaßt,  behandelt  und  ins  Klare  gebracht,  so  lange  ihre  herr- 
lichsten Dokumente,  das  ist  ihre  Monumentalwerke,  noch  alle  vollzählig  und  in  ihrer  unverwelkten 
Pracht  dastanden?  Heute,  nach  bald  zweihundert  Jahren  verschwanden  viele  Objekte  fast  unter 
unseren  Augen  von  der  Bildfläche,  andere  zerbröckeln  unter  unserer  Hand  und  sie  haben  uns  noch 
immer  keine  Geschichte  der  Barocke  Wiens  geschenkt?  Die  Steine  allein  haben  noch  immer  nicht 
gesprochen  ?  . . . 

Und  dann,  wie  oft  und  an  wie  vielen  Meisterwerken  von  großem  „StiP  sind  Sie  schon 
achtlos  vorbeigegangen,  ohne  sie  ihrer  kritisch  -  stilistischen  Sonde  für  wert  gehalten  zu  haben,  bis 
nicht  hinterher  jemand  die  stupende  Entdeckung  machte,  daß  wir  es  mit  einem  Heros  der  Kunst  zu 
tun  haben?  . . .  Dann  erst  machten  auch  Sie  vor  dem  so  entdeckten  Werke  eine  tiefe  Verbeugung 
und  wandten  ihm  nun  ihr  volles,  kunstkritisches  Interesse  zu.  Gilt  also  jetzt  Ihre  Reverenz  und  Ihr 
gesteigertes  Interesse  dem  „Werke  an  sich",  dem  darin  offenbarten  Stil?!  ...  Gewiß  nicht. 

Da  zeigt  es  sich  nun  klar,  daß  Kunstdenkmäler  und  Werke  an  sich  oder  als  solche  noch 
keine  Kunstgeschichte  ausmachen,  vielmehr  bloß  lUustrationsöbjekte  derselben  abgeben,  daß  es  somit 
keine  „Kunst  an  sich*"  gibt,  und  die  unlängst  mit  so  viel  Lärm  auf  den  Schild  erhobene  Devise: 
„l'art  pour  Tart*  eine  hohle  Phrase  ist,  weil  die  Kunst  von  Menschen  und  für  Menschen 
geschaffen  wird.  Wer  sie  daher  in  ihrem  innersten  Wesen  kennen  lernen  und  ergründen  will,  muß 
vor  allem  den  Menschen  kennen  lernen,  der  sie  geschaffen  hat. 

So  bleibt  also  auch  in  der  Kunstgeschichte  „das  vornehmste  Studium  des  Menschen  — 
immer  noch  der  Mensch!" 

Ob  daher  unsere  Monumentalbauten  von  einem  Peter  oder  einem  Paul  aufgeführt  wurden, 
kann  uns  bloß  insoferne  gleichgiltig  sein,  als  für  uns  auch  diese  beiden  Namen  ein  leerer  Schall 
und  deren  Träger  unbekannte  Größen  sind,  denn  nicht  auf  den  leeren  Namen  allein  kommt  es  hier 
an,  sondern  auf  den  uns  wohl  vertrauten  Klang  desselben,  auf  den  in  ihm  verkörperten  inneren 
Gehalt  seines  Trägers.  Nomen  est  omen  .... 

Daher  erklärt  sich  das  sonderbare  Faktum,  daß  unser  Kunstgenuß  wesentlich  erhöht  wird 
im  Angesichte  von  Werken  gefeierter  Meister  und  von  „guter  Marke",  während  uns  andererseits 
ein  Gefühl  des  Unbehagens  und  des  Unbefriedigtseins  beschleicht,  wenn  wir  ein  herrliches  Kunst- 
werk an  einen  obskuren  Namen  gekettet  finden;  dadurch  erklärt  es  sich  auch,  daß  unsere,  ja  alle 
Kunstforscher  und  Gelehrten,  auch  die  oberwähnten  Stilisten  mitinbegriffen,  so  eifrig  bestrebt  sind 
und  keine  Mühe  und  Anstrengung  scheuen,  ja  in  erster  Linie  darauf  bedacht  sind,  ein  bestimmtes 
Werk  auch  einem  bestimmten  Meister  zuschreiben,  oder  auch  nur  —  andichten  zu  können! 

Indessen  ist  die  Frage  nach  dem  Autor  eines  Werkes  vergangener  Zeiten,  insbesondere 
auch  noch  unserer  Barockzeit,  fast  immer  leichter  gestellt  als  beantwortet,  so  daß  daher  diese 
Neugierde  in  Bezug  auf  unsere  Wiener  Barock -Baudenkmäler  nur  in  seltenen  Fällen  vollends  zu 
befriedigen  sein  wird. 

Wenn  wir  uns  dagegen  vergegenwärtigen,  daß  es  in  unserem  heutigen  Wien  keinen 
Monumental-  und  keinen  noch  so  bescheidenen  Nutzbau  gibt,  dessen  Architekt  und  Baumeister  für 
die  Nachwelt  uneruierbar  bleiben  könnten,  weil  für  die  Überlieferung  ihrer  Namen  durch  tausend 
Kanäle  vorgesorgt  ist;  oder  daß  sich  kein  einziges  öffentliches  Bildwerk  neueren  Datums  finden 
wird,  welches  nicht  die  volle  Signatur  des  Meisters  an  gut  sichtbarer  Stelle  tragen  würde,  wo  es 
doch  oft  für  den  Meister  vorteilhafter  wäre,  wenn  sein  Name  in  Verbindung  mit  einem  bestimmten 
Werke  nicht  auf  die  Nachwelt  überginge,  —  während  wir  an  dem  ungezählten  Statuenwalde  des 
barocken  Wiens,  wie  er  uns  teilweise  noch  in  einigen  Gartenanlagen,  an  Palastbekrönungen,  Kirchen 


von  Alexander  Hajdecki.  89 

und  auf  öffentlichen  Plätzen  erhalten  blieb,  kaum  ein  oder  das  andere  Mal  mit  schwerer  Not  und 
Mühe  in  einer  verborgenen  Gewandfalte  oder  sonstigen  versteckten  Ecke  auf  die  Signatur  des 
Meisters  stoßen  werden  —  so  müssen  wir  uns  erstaunt  fragen:  haben  hier  ein  boshafter  Zufall, 
menschliche  Rohheit  oder  Ignoranz  die  Hand  fm  Spiele  gehabt  und  die  signierten  Werke  vernichtet, 
oder  hat  sich  die  menschliche  Natur  so  gründlich  geändert? 

Nichts  von  alledem  —  das  eine  nicht,  weil  wir  es  mit  der  Regel  und  nicht  mit  der  Aus- 
nahme zu  tun  haben;  das  andere  nicht,  weü  die  Natur  des  Menschen,  seine  Leidenschaften  und 
Triebe  ewig  gleich  und  unwandelbar  sind.  Also  wie  ist  dieser  auffallende  Mangel  an  Publizitäts- 
drang bei  unseren  Altvorderen  zu  erklären?  Ich  stelle  mir  den  geschichtlichen  Werdeprozeß  dieses 
auffallenden  Faktums  so  vor. 

Die  organisierte  Handwerksarbeit,  wie  sie  in  der  Zunft  und  durch  die  Zunft  zu  ihrer 
höchsten  Blüte  gelangte  und  in  derselben  den  weit  sichtbaren  und  fühlbaren  Ausdruck  ihrer 
Macht  und  Bedeutung  fand,  mußte  naturgemäß  die  im  Stillen  und  Verborgenen,  in  der  Studier- 
stube oder  im  Atelier  schaffende  Geistesarbeit  ganz  in  den  Hintergrund  rücken  und  in  den 
Schatten  stellen. 

Ein  Umstand  spielt  dabei  noch  eine  wichtige  Rolle. 

Die  geistige  Arbeit  hatte  ursprünglich  ihren  ausschließlichen  Sitz  und  ihre  Vertreter  in 
den  Klöstern  und  im  Mönchstum.  Hinter  der  Klosterpforte  und  unter  der  Kutte  fristete  die  Kunst 
lange  ihr  stilles,  bescheidenes  und  verborgenes  Dasein.  Was  aber  der  Mönch  schuf  und  ersann,  was 
er  schrieb  und  zeichnete  oder  formte,  das  blieb  innerhalb  der  Klostermauern.  Seinen  Namen  konnte 
er  dem  Werke  seiner  Hand  nicht  geben,  schon  aus  dem  einfachen  Grunde,  weil  er  ja  selbst  — 
keinen  Namen  hatte  und  sein  angenommener  Klosterruf  nur  innerhalb  der  Klostermauern  eine 
Bedeutung  hatte. 

Aus  diesem  Grunde  war  die  geistige  Arbeit  in  der  mondainen  Gesellschaft  durch  eine  so 
lange  Zeit  ohne  Vertreter  geblieben,  daß  schließlich  in  der  Laienwelt  das  Verständnis  für  dieselbe 
abhanden  kam  und  das  umsomehr,  als  sich  die  organisierte  Handwerksarbeit  ihrer  Früchte  bemächtigte 
und  sie  unter  der  eigenen  Flagge  segeln  ließ.  Dies  ist  insbesondere  in  der  Baukunst  am  markan- 
testen nachweisbar. 

Wenn  auch  mit  der  Zeit  das  Laienelement*)  der  geistigen  Arbeit  sich  bemächtigte  und  mit 
dem  Verfall  des  Zunftwesens  die  „freie  Kunst"  und  „freie  Arbeit"  sich  zu  regen  begannen,  so 
dauerten  die  eingelebten  Verhältnisse  doch  noch  lange  und  bis  in  unsere  deutsche  Barockperiode 
hinein.  So  erklärt  es  sich,  warum  damals  der  Sinn  für  die  Bedeutung  der  geistigen  Urheberschaft 
eines  Bauwerkes  sich  noch  nicht  im  großen  Publikum  Bahn  gebrochen  hatte. 

Ein  klassisches  Beispiel  dafür  haben  wir  gleicji  an  der  Baugeschichte  unserer  großartigen 
Peterskirche.  Als  im  Jahre  1887  gelegentlich  ihrer  Renovierung  im  Kuppelknopfe  zwei  eherne 
Inschrifttafeln  entdeckt  wurden,  war  man  allgemein  darauf  gespannt,  dort  den  Namen  des  Architekten 
in  authentischer  Weise  genannt  zu  finden.  Wie  groß  war  aber  die  Überraschung  und  Enttäuschung 
zugleich,  als  es  sich  herausstellte,  daß  dort  der  geistige  Urheber  des  Baues  mit  Stillschweigen  über- 


*)  Der  letzte  Vertreter  des  geistlichen  Elements  in  der  Baukunst  ist  für  Österreich  der  im  Jahre  1687  im  Alter 
von  56  Jahren  verstorbene  „hochwürdige  und  wohledelgeborene  Herr  Johann  Franz  Griendl  von  Aach, 
kays.  Ingenieur  und  des  hochlöblichen  Ritterordens  des  heil.  Geistes  Ritter  und  Kreuzherr"*,  dessen  Name  wohl  hier 
zum  ersten  Male  genannt  wird;  und  der  allbekannte  1709  verstorbene  Jesuitenpater  Franz  Andreas  Pozzo 
während  der  letzte  geistliche  MalerkUnstler  in  der  Person  des  auch  im  Jahre  1687  in  Wien  verstorbenen  „hoch- 
würdigen geistlichen  wohledlen  und  gelehrten  Herrn  Johann  Anton  van  der  Baar,  kays.  Hof-Caplan  und  Gallerie- 
inspektor*",  welcher  71  Jahre  alt  geworden  ist,  zu  Grabe  getragen  wurde. 

XXXIX.  Bftnd.  ^2 


90  ^^^  Salesianerkircke  in  Wien  ist  doch  ein  Werk  des  Fischer  von  Erlach 

gangen,  dagegen  die  Namen  aller  an  diesem  Bau  beschäftigt  gewesenen  Handwerker  —  in  Erz 
verewigt  wurden.  Allen  voran  gingen  die  „magistri  Architecturae":  Martinelli,  Jänggl 
und  öttl,  von  welchen  wir  heute  darüber  unterrichtet  sind,  daß  es  zünftige,  also  „bürgerliche** 
Bau-,  beziehungsweise  Wiener  Maurermeister  waren,  von  welchen  noch  keiner  bis  dahin  einen 
Kuppel-  oder  Zentralbau  gesehen  haben  konnte.  Die  Peterskirche  war  aber  der  erste  Wiener  Bau 
dieser  Art. 

Daran  erkennen  wir  deutlich,  welche  dominierende  und  ausschlaggebende  Rolle  die  sinnlich 
wahrnehmbare  Handwerksarbeit  gegenüber  der  unfaßbaren  geistigen  dazumal  spielte  und 
begreifen,  daß  der  ausführende  Baumeister  stolz  seinen  Namen  mit  dem  steinernen  Werke  seiner 
Hand  für  ewige  Zeiten  verknüpfen  konnte,  während  derjenige  des  Architekten,  also  des  geistigen 
Urhebers,  mit  der  dünnen  Papierrolle,  welche  sein  Geisteskind  barg,  nur  zu  bald  in  Rauch  und 
Flammen  aufging.  Dazu  kommt  noch  die  Jahrhunderte  alte  Tradition,  wonach  ursprünglich  faktisch 
der  geistige  Schöpfer  eines  Werkes  auch  sein  eigener  Bauführer  (Struktor)  war.  So  geschah  es, 
daß  auch  die  große  Öffentlichkeit,  welche  hinter  die  Kulissen  der  Bauführung  keinen  Einblick  hatte, 
von  dem  Namen  des  Architekten  keine  Notiz  nahm  und  nur  denjenigen  des  Bauführers  im  Munde 
führte  und  auf  die  Nachwelt  übertrug. 

Welche  Macht  und  Bedeutung  die  „Zunft**  noch  im  Anfang  des  XVIII.  Jahrhunderts  in  Wien 
hatte  und  wie  wenig  der  Name  des  Architekten  noch  galt,  ist  aus  einer  Urkunde  zu  ersehen,  welche 
ich  deshalb  hier  mitzuteilen  mir  erlaube,  weil  sie  ein  anschauliches  Bild  der  Baupraxis  der  Barock- 
zeit liefert. 

Es  ist  dies  ein  Hofgesuch  des  Fürsten  Joh.  Adam  Andreas  von  Liechtenstein 
„puncto  Indulgirung  invermelten  Bau  durch  einen  wälschen  Maurermeister  vollführen  zu  dürfen**. 
Das  dem  städtischen  Archiv  entnommene  Dokument  lautet:  „...weichergestalten  ich  in  procinctu 
stehe,  meinem  in  der  Rossau  gelegenen  Garten  gegenüber,  ein  Pomeranzenhaus,  oder  Baum- 
einsatz aufführen  zu  lassen.  —  Demnach  aber  der  dießfällige  Riss  nicht  allein,  sondern  auch  die 
hierüber  mit  denen  gewöhnlichen  wälschen  terminis  verfasste  benöthigte  Information  von  einem 
wälschen  Architecten  projectirt  worden;  und  derenthalben  die  allhiesigen  Maurer- 
meister aus  Ermangelung  der  Wissenschaft  und  wälschen  Sprach,  bei  solchem  Bau 
Fähler  begehen,  mithin  mir  nur  Schaden  causiren  würden:  solchemnach  gelangt  an  E.  kays.  M. 
mein  allergeh.  Bitten,  anweillen  besagte  Maurerzunft  propria  authoritate  zu  Zeithen 
dergleichen  zu  erlauben  pflegen.  Dieselbe  geruheten  allergn.  nicht  allein  zu  indulgim  womit 
ich  obigen  Bau  einen,  dem  Werk  gewachsenen  Wälschen  anvertraue;  sondern  auch  die 
erforderlichen  Gesellen  wider  alle,  von  hiesiger  Maurerzunft  etwa  vornehmende  vexam  und 
Anstoß,  allergn.  verwahren  und  protegiren  •  zu  lassen.  Wie  dann  die  etwa  von  der  Maurerzunft 
vielleicht  einstreuende  Gegeneinwendungen  in  keine  Consideration  zu  ziehen,  als  bei,  wider 
gehorsambstes  Verhoffen,  nicht  erhaltener  allergn.  deferirung,  dieses  Gebäu  ohnedeme 
müsste  unter  Weegen  bleiben,  mithin  sie  Maurermeister  einigen  Nutzen  hieraus  nicht  würden 
zu  gewartten  haben.** 

Per  Imperatorem  wurde  dem  „fürstlichen  supplicanten**  am  21.  April  1700  der  Bescheid 
eröffnet,  daß  „Ihr  May.  in  diß  Gesuch  jedoch  ohne  Consequenz  und  den  Privilegien  der  hiesigen 
Maurermeister  unpraejudicirlich  gewilligt  haben**,  ihn  an  „Fortsetzung  seines  Pomeranzenhauses  nicht 
zu  hindern**. 

Ich  enthalte  mich  der  Kommentierung  dieses  interessanten  Dokumentes,  möchte  nur  noch 
aber  auf  die  damaligen  Zustände  in  Bezug  auf  das  geistige  Eigentums-  beziehungsweise  Urheber- 
recht hinweisen. 


von  Alexander  Hajdecki.  91 

Ich  weiß  nicht,  wie  heutzutage  die  Sachen  stehen.  Dazumal  hat  aber  der  Architekt  dem 
Bauherrn  die  bestellten  Pläne  geliefert  und  sich  mit  diesem  Momente  aller  Rechte  auf  sein  geistiges 
Eigentum  begeben.  Der  Bauherr  suchte  sich  seinen  Baumeister  und  mit  diesem  modelte  und  änderte 
er  an  dem  Plane,  wie  es  ihm  oder  auch  dem  ausführenden  Baumeister  beliebte,  ohne  daß  der 
Architekt  gegen  diese  Ummodelung  oder  Verstümmelung  seines  Projektes  einen  Einspruch  zu 
erheben  berechtigt  gewesen  wäre  oder  ein  Mittel  zur  Hand  gehabt  hätte,  diese  Ausführung  zu 
hintertreiben.  Kein  Wunder  daher,  daß  uns  in  den  seltensten  Fällen  sein  Name  bekannt  geworden  ist 
und  daß  oft  nicht  einmal  der  Stil  des  ausgeführten  Objektes  zur  Ausmittlung  des  wahren  Architekten 
eine  sichere  Gewähr  bietet.  Ein  klassisches  Beispiel  dafür  liefert  uns  das  Winterpalais  des  Prinzen 
Eugen  in  der  Johannesgasse.  Die  Gelehrten  sind  heute  noch  im  Zweifel,  ob  der  Bau  dem 
Fischer  oder  dem  Hillebrandt  zuzuschreiben  sei,  obwohl  ich  weiß,  daß  Dr.  Drnjac  sich  aus 
stilistischen  Gründen  für  Hillebrandt  endgiltig  erklärt  hat.  Die  Sache  ist  aber  einfach  die:  Den 
Plan  lieferte  dem  Prinzen  Joh.  Beruh.  Fischer  von  Erlach,  ausgeführt  wurde  aber  der  Bau 
unter  Mitwirkung  des  Hillebrandt  von  irgend  einem  Baumeister;  hiebei  mußte  sich  aber  der  im 
Grundriß  beibeh^ene  Plan  des  Fischer  viele  und  wesentliche  Änderungen  und  Weiterungen  der 
Innen-  und  Außenarchitektur  gefallen  lassen,  ohne  daß  es  diesem  möglich  gewesen  wäre,  dagegen 
sein  Veto  einzulegen. 

Wir  hätten  von  diesem  primären  Anteile  des  Fischer  des  älteren  an  dem  Baue  dieses 
Palastes  keinen  sicheren  Nachweis  gehabt,  wenn  nicht  der  Architekt  selbst  den  Aufriß  seines 
projektierten  Baues  im  Stiche  vervielfältigt  hätte.  Die  Geschichte  dieses  Stiches  hat  aber  für  uns 
eine  besondere  kunstgeschichtliche  Wichtigkeit. 

Das  Blatt  wurde  nach  dem  9.  April  1711  gestochen  und  1712  dem  Manuskriptexemplar  der 
Hofbibliothek  des  „Entwurfes  einer  historischen  Architektur"  von  Fischer  beigelegt,  wo  es  aber 
keinen  Text,  d.  i.  keine  Legende,  hat.  Auch  in  der  ersten  Ausgabe  des  Werkes  von  1721  ist  kein 
Text  dem  Blatte  beigegeben.  Erst  in  der  zweiten,  der  Leipziger  Ausgabe,  beziehungsweise  dem 
Nachdruck  von  1725,  welcher  jedoch  gewiß  vom  Autor  selbst  vorbereitet  und  redigiert  wurde,  weil 
dort  von  dem  inzwischen  1723  erfolgten  Ableben  des  Autors  keine  Notiz  genommen  wird,  enthält 
dieses  Blatt  eine  deutsche  und  eine  französische  Legende.  Die  deutsche  spricht  ausführlicher  vom 
„Pallaste",  während  die  kurze  französische  folgenden  Wortlaut  hat:  „Cette  maison  avec  le 
Grand  escalier  est  du  dessin  de  J.  B.  Fischer  d'E''.  Dieser  mit  einer  diplomatischen  Feinheit  und 
mit  der  Absicht  konzipierte  Text,  um  als  ein  geschichtliches  Dokument  zu  gelten,  ist  eines  eigenen 
Studiums  wert  und  daß  man  an  ihm  alle  Interpretationsmittel  erschöpfe.  Schon  die  grammatikalische 
muß  beim  Wort  „maison"  stehen  bleiben.  Warum  maison  —  und  nicht  Palais  oder  Hotel?!  wie 
gleich  im  nachstehenden  Blatte  das  Palais  Trautsohn  genannt  wird  ? !  Bekanntlich  wurde  inzwischen 
(1712  bis  1722)  das  Palais  ganz  umgestaltet,  um  fünf  Achsen  verlängert,  mit  einem  dritten  Tore  aus- 
gestattet und  in  der  Fassadenarchitektur  derart  geändert,  daß  von  dem  Fischerischen  Projekte  fast 
gar  nichts  mehr  übrig  blieb. 

Ich  kann  mir  daher  lebhaft  vorstellen,  wie  der  schon  todkranke  Meister,  dessen  Idee  er  als 
verunstaltet  empfinden  mußte,  seinem  Unmut  in  den  Worten  Ausdruck  gab :  „Das  ist  ja  ein  deko- 
rierter Nutzbau  (wir  möchten  heute  Zinskaserne  sagen),  was  aus  meinem  Palazzo  gemacht 
wurde,  an  welchem  nur  noch  das  Stiegenhaus  zurückblieb,  weil  man  doch  nichts  besseres  an 
dessen  Stelle  zu  setzen  wußte"  ....  und  wie  er  dann  unter  seinen  Plan  die  Worte  schrieb:  „Cette 
maison  . . . ." 

In  dieser  Stilisierung  erblicke  ich  die  einzige  Satisfaktion,  die  der  gekränkte  Künstler  für  die 
Mißhandlung  seines  Planes  genommen  hat  und  nehmen  konnte.  Daß  dieser  französische  Text  nur 

12" 


92  I^Jc  Salesianerkirche  in  Wien  ist  doch  ein  Werk  des  Fischer  von  Erlach 

in  diesem  Sinne  und  mit  Vorbedacht  gewählt  wurde,  dafür  glaube  ich  den  Beweis  in  dem  sonst 
ganz  unmotivierten  Einschub  des  „großen  Stiegenhauses''  erblicken  zu  müssen,  weil  ja  dasselbe  in 
dem  Bilde,  welchem  die  Legende  als  Erläuterung  dienen  soll,  gar  nicht  zu  sehen  ist!  Der  Autor 
wollte  daher  offenbar  noch  retten,  was  zu  retten  war  und  hat  wenigstens  das  Eigentumsrecht  an 
dem  Stiegenhause  ganz  für  sich  in  Anspruch  zu  nehmen,  die  Gelegenheit  wahrgenommen. 

Ich  habe  mich  etwas  länger  bei  diesen  Fragen,  welche  eigentlich  in  das  Gebiet  der  allge- 
gemeinen  Geschichte  der  Baukunst  gehören,  aufgehalten,  in  der  Voraussetzung,  daß  sie  in  der 
Literatur,  welche  ich  vorläufig  bei  meinen  Quellenstudien  unberücksichtigt  lasse,  nicht  schon  längst 
und  besser  beantwortet  wurden  und  wende  mich  nun  dem  konkreten  Falle  der  Salesianerkirche  zu. 

Der  Stand  dieser  Frage  in  ihrer  geschichtlichen  Entwickelung  ist  folgender. 

Die  Zeitgenossen  haben  uns  keine  direkte  und  authentische  Kunde  über  den  Architekten 
überliefert  und  auch  das  ganze  übrige  XVIII.  Jahrhundert  hat  kein  Interesse  an  der  Stellung  oder 
Beantwortung  dieser  Frage  gehabt;  die  Kirche  war  da  und  man  hatte  genug  daran.  Erst  um  die 
Wende  des  Jahrhunderts  fing  man  an,  in  Sachen  der  Herkunft  und  Geschichte  unserer  Kunstdenk- 
mäler neugieriger  zu  werden,  und  Nicolai*)  ist  der  erste  Schriftsteller,  welcher  in  seiner  „Reise 
durch  Deutschland*'  die  Frage  nach  dem  Schöpfer  dieser  Kirche  zur  Sprache  gebracht  und  als 
solchen  den  Fischer  von  Erlach  hier  „eingeschwärzt"  hat,  wie  sich  Albert  II g  ausdrückt,  indem 
er  bloß  auf  Grund  der  stilistischen  Merkmale  diesen  Kirchenbau  als  „vermuthlich"  von  Fischer 
von  Erlach  herrührend  bezeichnete.  Seither  hatte  unsere  „schauderhafte  Jammerliteratur",  wie  sie 
von  1 1  g  genannt  wird,  alle  drei  Kuppelkirchen  Wiens  dem  Fischer  zugeschrieben  und  sonderbar 
genug,  1 1  g  selbst  huldigte  bis  1886  dieser  Ansicht,  in  welchem  Jahre  er  zuerst  bezüglich  unserer 
Salesianer-,  später  auch  bezüglich  der  Peterskirche  einer  anderen  Meinung  geworden  ist.  Bis  1886, 
also  durch  bald  100  Jahre,  galt  somit  Fischervon  Erlach  unangefochten  für  den  Erbauer  der 
Salesianerkirche. 

Was  hat  sich  nun  im  Jahre  1886  ereignet,  daß  unser  bedeutendster  Stilkritiker  und  Kunst- 
historiker plötzlich  seine  Überzeugung  so  gründlich  ändern  konnte,  daß  er  nun  erklärte,  die  Salesianer- 
kirche habe  „nichts  mit  Fischer  gemein  und  müsse  aus  dem  Kataloge  seiner  Schöpfungen  für 
immer  ausgeschieden  werden"?  Nichts  weiter,  als  daß  ihm  ein  Buch  des  Jesuitenpater  A.  Cito 
vom  Jahre  1744  unter  dem  Titel  „Tugendleben  Wilhelminae  ..."  in  die  Hand  fiel,  in  dessen  italienischer 
Originalausgabe  es  auf  S.  54  bezüglich  des  Klosterbaues  heißt:  „. . .  la  fabrica  disegnata  da  Donato 
di  Allio  architetto  ben  degno",  in  der  gleichzeitigen  deutschen  Ausgabe  von  dem  Wiener 
Christi  an  i  dagegen  bloß:  „die  Grundfeste  des  Gebäudes  so  von  dem  berühmten  Baumeister 
Donat  Allio  angegeben  worden".  Darin  erblickte  II g  gleich  den  „unzweifelhaften"  Beweis,  daß 
dieser  bis  dahin  vollkommen  unbekannt  gewesene  „berühmte  Baumeister"  als  Architekt  der 
Salesianerkirche  zu  gelten  habe  und  dieser  Fund  erwärmte  den  Kunstkritiker  und  Ästhetiker  so  sehr 
für  den  neuen  Meister,  daß  er  ihm  nun  seine  ganze  Aufmerksamkeit  schenkte  und  eine  eigene, 
leider  lediglich  nur  auf  der  gedruckten  „Schundliteratur"  basierte  Studie  in  den  „Berichten  des  Alter- 
tums-Vereins  vom  Jahre  1886"  widmete,  als  deren  Resultat  hingestellt  wird,  daß  „Donat  Allio 
neben  Fischer,  Hillebrandt,  Bibienna  und  Pozzo,  zu  den  größten  Meistern  der  Baukunst 
seiner  Zeit"  gehörte,  welcher  nicht  bloß  die  Salesianerkirche,  sondern  auch  den  großartigen  Kloster- 
neuburger  Prälatenbau  geschaffen  habe. 

Dieses  Ergebnis  seiner  Forschung  wiederholte  1 1  g  in  seinem  zehn  Jahre  später  erschienenen 
Hauptwerk  über  „Fischer  von  Erlach"  unter  noch  überschwänglicheren  Lobeshymnen  auf  seinen 


»)  Der  Gegner  von  Kant  und  Fichte,  Schiller  und  Goethe,  gest.  1811. 


von  Alexander  Hajdecki.  93 

neuen  „Architekten  ersten  Ranges'^,  so  daß  die  neueste  Literatur,  gestützt  auf  die  Autorität  eines 
II g,  die  Salesianerkirche  dem  Fischer  von  Erlach  abzusprechen  und  dem  neu  entdeckten 
Architekten  Allio  zuschreiben  zu  mOssen  sich  veranlaßt  sah.  Der  einzige  Gurlitt  hat  sich  nur 
dazu  die  schüchterne  Bemerkung  zu  machen  getraut,  ob  dieser  Allio  vielleicht  doch  nicht  bloß  der 
„Bauführer*  gewesen,  „weil  sein  eigener  Bau  —  das  Stift  Klosterneuburg  —  entschieden  anderer 
Gestaltung  sei*'.  Es  kommt  also  zunächst  darauf  an,  festzustellen,  wer  dieser  so  plötzlich  auf- 
getauchte Allio  war. 

Dem  Grundsatze  treu,  daß  jeder  alte  Druck  so  lange  für  eitel  Lug  und  Trug  zu  halten  sei, 
bis  man  sich  ihn  im  Spiegel  geschriebener  Quellen  näher  besehen  haben  wird,  ging  ich  daran,  mir 
quellenmäßige  Nachweise  über  die  Generalien  des  Allio  zu  verschaffen.  Wie  der  Straf richter,  ehe 
er  den  Beschuldigten  über  das  angeschuldigte  Faktum  befragt,  vor  allem  bemüht  ist,  die  Generalien, 
also  das  curriculum  vitae  seines  Deliquenten,  seinen  Namen,  seine  Herkunft,  Bildungsgrad  und 
Beschäftigung,  nächste  Umgebung  etc.  festzustellen,  weil  er  dann  leichter  die  Tat  selbst  zu  erfassen 
und  zu  beurteilen  vermag,  so  sollte  es  auch  der  Kunsthistoriker,  welcher  ja  auch  ein  Richter  sui 
generis  ist,  halten,  und  nie  früher  ein  kunstgeschichtliches  Urteil  über  ein  Werk  fällen,  bevor  er 
sich  nicht  über  die  obberührten  Generalien  des  Urhebers  desselben  möglichst  genau  informiert  hat. 
Wir  kommen  also  auch  von  diesem  Gesichtspunkte  aus  wieder  auf  den  Wert  und  die  Bedeutung 
der  persönlichen  Note  in  der  Kunst  zurück,  worauf  ich  eingangs  kurz  hingedeutet  habe. 

Wer  war  also  dieser  Donat  Allio?  In  diesem  XXXIX.  Bande  der  Berichte  und  Mitteilungen 
des  Altertums  -  Vereines  hat  bereits  die  erste  Frucht  meiner  Wiener  Barockstudien:  „Die  Dynasten- 
famitien  der  italienischen  Bau-  und  Maurermeister  der  Barocke  Wiens**  Aufnahme  gefunden.  Dort  ist 
der  Familie  Allio  und  speziell  dem  Donat,  ihrem  namhaftesten  Vertreter,  eine  breite  und  den  Schatz 
der  Lokalquellen  erschöpfende  Behandlung  zuteil  geworden,  weshalb  ich  unter  Hinweis  darauf  mich 
hier  bloß  auf  die  Wiedergabe  der  markantesten  und  zum  richtigen  Verständnis  seiner  künstlerischen 
Individualität  notwendigsten  Daten  aus  seinem  langen  Leben  beschränken  kann. 

Als  etwa  20jähriger  Maurergeselle  erscheint  Donat  Felix  Allio  im  Jahre  1698  zum  ersten 
Male  auf  dem  Wiener  Platze,  beendet  1700  seine  sechsjährige  Gesellenzeit  wahrscheinlich  bei 
Marti  nein  und  tritt  als  Maurerpalier  beim  Baumeister  Simon  Carove  im  Jahre  1701  beim  Baue 
der  Piaristenkirche  auf.  Erst  im  Jahre  1704  meldet  er  sich  zur  Ablegung  der  Meisterprüfung,  das  ist 
Verfertigung  der  sogenannten  „Meisterstück".  Diese  geraten  ihm  aber  schlecht,  denn  die  Meister  haben 
darin  „sehr  große  Fehler*  befunden  und  ihn  dafür  zu  35  Taler  als  Strafe  in  die  Lad  zu  zahlen  ver- 
urteilt. Er  wird  aber  bürgl.  Maurermeister  und  wird  als  solcher  auch  im  Jahre  1704  in  die  Meistertafeln 
der  Wiener  Maurerzunft  eingetragen.  Bis  1711  geht  er  seinem  bürgerlichen  Maurermeisterberufe 
nach;  in  diesem  Jahre  wird  er  durch  Protektion  des  Grafen  Wirich  Daun  (Erbauer  des  heutigen 
Palais  Kinsky)  als  Fortifikations-Maurermeister  bei  der  Wiener  Fortifikation  angestellt, 
„continuirt"  als  solcher  von  1715—1720  den  Bau  des  sog.  Zeugs  -  Schlosserhof  es  auf  der  Seilerstätte 
mit  großen  Kosten,  aber  wenig  Erfolg,  denn  dieser  Bau  wird  kaum  zwei  Jahre  nach  seiner  Voll- 
endung baufällig,  so  daß  eine  gründliche  Reparierung  der  Schäden  1723  vorgenommen  werden  muß, 
weshalb  Allio  von  der  Militärverwaltung  zur  Verantwortung  gezogen  und  wahrscheinlich  auch 
gestraft  wurde.  Allio  war  aber  ein  Glückspilz,  denn  bevor  noch  diese  Baugebrechen  am  Schlosser- 
hoff zu  Tage  kamen,  gelang  es  ihm,  ganz  ohne  Präzedenzfall  von  seiner  Unteroffiziersstellung  als 
Werkmeister  in  den  Offiziersrang  eines  „Unter-Ingenieurs**  im  April  1723  vorzurücken,  nur  infolge  der 
kolossalen  Protektion  des  Grafen  Daun.  Im  Juni  dieses  Jahres  wurde  aber  erst  die  Kalamität  mit 
seinem  Schlosserhofe  bekannt!  Trotz  seiner  weiteren  noch  20jährigen  Tätigkeit  gelang  es  ihm  aber 
nicht  mehr,  es  von  dem  Unteringenieurrang  weiterzubringen.  Im  Jahre  1747  wurde  er  sogar  gegen 


94  Die  Salesianerkirche  in  Wien  ist  doch  ein  Werk  des  Fischer  von  Erlach 

seinen  Wunsch  und  Willen  pensioniert  und  starb  im  Jahre  1761,  85  Jahre  alt,  nachdem  er  schon 
im  Jahre  1741  „aitershalber"  auf  die  Ausübung  seines  bürgerlichen  Bau-  nnd  Maurermeisterhand- 
werks förmlich  und  schriftlich  verzichtet  hatte.  Diese  Daten  aus  der  künstlerischen  Laufbahn  des 
Donat  Allio  mögen  genügen. 

Dieses  sein  curriculum  vitae  und  der  erbrachte  Nachweis  der  von  ihm  innegehabten  dienst- 
lichen Stellung  sind  mehr  wie  ausreichend,  um  uns  darüber  klar  zu  werden,  daß  Allio  die  Salesianer- 
kirche, deren  Bau  1717  begonnen  hat  und  um  1723  schon  fertig  war,  nicht  gebaut  haben  kann. 
Der  von  1 1  g  mit  solchem  Elan  als  der  berühmteste  Architekt  seiner  Zeit  auf  den  Schild  empor- 
gehobene und  in  die  Kunstgeschichte  eingeschmuggelte  Donato  Feiice  Allio  muß  somit  aus  der 
Liste  der  Architekten  gestrichen  und  aus  der  Kunstliteratur  eliminiert  werden.  Was  ist  dann  aber 
von  dem  Berichte  des  Jesuiten  P.  A.  Cito  zu  halten,  welcher  ihn  als  „architetto  ben  degno"  der 
Salesianerkirche  uns  überliefert  hat?  Wer  ist  der  Pater  Cito? 

Der  Autor  des  Buches  „Tugendleben  WilhelminaeAmaliae'',  der  Stifterin  des  Salesianerklosters, 
wurde  1700  in  Neapel  geboren,  mit  15  Jahren  ins  Noviziat  aufgenommen,  später  (also  nach  Er- 
langung der  Weihen)  der  österreichischen  Provinz  abgetreten  (fut  ced6)  und  kam  um  1725  in  das 
Profeßhaus  zu  Wien.  Hier  wurde  er  Spiritualis  der  Wiener  Italienischen  Kolonie  und  Beichtvater  der 
Kaiserin  Am^lie  Augusta  und  starb  als  Exjesuit  im  Bamabitenkloster  (die  Michaeler)  in  Wien 
am  26.  Oktober  1777. 

Daraus  ist  nun  ersichtlich,  daß  Cito  nicht  Augenzeuge  des  Baues  der  Salesianerkirche 
gewesen  ist  und  seine  Behauptungen  nur  vom  Hörensagen  haben  konnte. 

Die  wälschen  Mitglieder  der  Wiener  bürgerlichen  Maurerzunft  hatten  aber  in  Wien  seit 
Beginn  des  XVIL  Jahrhunderts  eine  eigene  „Congregatione  delli  artesani"  im  Profeßhaus 
der  Jesuiten  am  Hof,  deren  Spiritualis  eben  unser  P.  Cito  war,  wo  daher  auch  unser  Allio,  ein 
eifriges  Mitglied  derselben,  natürlich  seinen  geistlichen  Vater  gekannt  haben  mußte  und  gewiß  dessen 
Gewährsmann  im  Punkte  des  Baues  der  Salesianerkirche  war.  Die  großen  Architekten  aus  der 
Bauzeit  der  Kirche,  die  beiden  Fischer  von  Erlach,  Vater  und  Sohn,  und  auch  Hillebrandt 
waren  schon  tot,  Anguisola,  sein  Vorgesetzter  beim  städtischen  Fortifikationsamt,  sogar  schon 
20  Jahre  tot,  es  waren  auch  keine  anderen  Zeitgenossen  und  Augenzeugen  des  Beginns  des  Kirchen- 
baues mehr  vorhanden,  von  welchen  Allio  eine  Demaskierung  zu  befürchten  gehabt  hätte,  er  selbst 
schon  60  Jahre  alt  zur  Zeit,  als  P.  Cito  sein  Buch  herausgab,  wie  sollte  dieser  ihm  nicht  glauben, 
wenn  er  sich  dem  viel  jüngeren  Pater  gegenüber  als  der  „berühmte  Architekt"  angegeben  hat? 
Daß  Allio  einer  solchen  Geschichtsfälschung  und  Selbstverherrlichung  fähig  war,  dafür  steht  uns 
ein  eklatanter  Beweis  zur  Verfügung.  Schon  als  guter  Siebziger  hat  er  sich  nämlich  das  Adels- 
wappen und  den  Adel  seiner  weitschichtigen  Verwandten  oder  Namensvetter,  der  noch  1694  in  Prag 
geadelten  „Gevatter"  Johann  Baptist  und  Martin  Allio  angemaßt,  wie  ich  es  in  meinem  zitierten 
Aufsatze  des  näheren  beweise.  Er  wartete  damit  bloß  so  lange  zu,  bis  seine  Prager  Familianten 
kinderlos  gestorben  sind. 

Nachdem  solcherweise  nachgewiesen  erscheint,  daß  auch  die  Behauptung  des  P.  Cito 
nicht  der  Kritik  Stand  hält  und  damit  Allio  als  Architekt  der  Salesianerkirche  ganz  aus  dem  Kalkül 
fällt,  so  ist  es  selbstverständlich,  daß  jetzt  nur  wieder  Johann  Bernhard  Fischer  von  Erlach 
als  der  wirkliche  Architekt  derselben  zu  seinem  Rechte  kommen  muß,  als  welcher  er  ja  bis  zu  jener 
Entdeckung  des  II g  allgemein  anerkannt  war. 

Ich  will  mir  indes  die  Sache  nicht  so  leicht  machen  und  möchte  die  Autorschaft  des 
Fischer  von  Erlach  an  der  Salesianerkirche  durch  einige  neue  Beweismomente  teils  allgemeinen, 
teils  stilistischen  Charakters  ein-  für  allemal  festgestellt  haben. 


von  Alexander  Hajdecki.  95 

Die  Salesianerstiftung  ist  ein  Werk  der  frommen  Kaiserin  -  Witwe  Amalia,  welche  nach  dem 
Tode  ihres  geliebten  Gatten,  des  Kaisers  Josef  I.,  sich  in  die  klösterliche  Einsamkeit  zurückzuziehen 
beschlossen  hat.  Sie  resolvierte,  ein  eigenes  Kloster  zu  errichten,  und  die  Fundamente  zu  demselben 
wurden  schon  am  13.  Mai  1717  gelegt.  Wer  war  dazumal  Donato  Allio?  Das  wissen  wir  schon: 
ein  bürgerlicher  Maurer-  und  Fortifikations-Werkmeister,  denn  als  solcher  hörte  er 
nicht  auf,  auch  bürgerlich  zu  sein.  Ist  es  wohl  nur  denkbar,  zu  glauben,  daß  eine  Kaiserin  zur 
Aufführung  eines  Monumentalbaues  sich  an  ein  untergeordnetes  Individuum  des  Handwerkerstandes 
wegen  Bestellung  der  Pläne  gewendet  haben  könnte?  Nein,  Donato  Allio  muß  als  Architekt  des 
Salesianerklosters  ausgeschlossen  bleiben.  An  wen  mußte  dann  die  Kaiserin  in  erster  Linie  selbst- 
verständlich denken,  wenn  nicht  an  den  Liebling  ihres  verewigten  Gemahls,  an  den  „Oberinspector 
über  alle  kays.  Lustgebäu",  zu  welchem  ihn  Joseph  gleich  nach  seinem  Regierungsantritte  erhoben 
und  für  ihn  eigens  diese  Stelle  kreiert  hatte,  den  Hofingenieur  Joh.  Bernardus  Fischelr?  Fischer 
war  seit  etwa  1697  Lehrer  des  jungen  Prinzen  in  der  Architektur,  seit  I.Jänner  1701  seinem  könig- 
lichen, beziehungsweise  kronprinzlichen  Hofstaate  als  Ingenieur  zugeteilt  und  seit  dem  Regierungs- 
antritte des  jungen  Monarchen  (1705)  bis  zu  seinem  Tode  (1711)  sein  treuer  Diener  und  Berater. 
Nach  dem  Tode  seines  Herrn  errichtete  ihm  Fischer  ein  castrum  doloris,  ein  sowohl  des  großen 
Todten  als  auch  des  Architekten  würdiges  Denkmal  und  auch  in  der  Kirchenbaukunst  hatte  er  in 
Wien  schon  Proben  seiner  herrlichen  Kunst  in  der  1702  begonnenen  Peterskirche  abgelegt.  Und 
die  Kaiserin  sollte  mit  Umgehung  dieses  hervorragenden  Künstlers,  treuen  Dieners  und  Lieblings 
ihres  Gatten,  welcher  ihn,  den  neugekrönten  römischen  König,  1690  mit  einem  Triumphbogen  begrüßt 
und  den  frühverstorbenen  römischen  Kaiser  mit  einem  Triumphkatafalk  verabschiedet  hatte,  wenn  er 
auch  nicht  der  geniale  Künstler  gewesen  wäre  der  er  war,  —  sich  nach  anderen  Leuten  umgesehen 
haben  können?  Nie  und  nimmer.  Und  daß  dem  so  ist,  davon  spricht  eine  beredte  Sprache  der 
Bau  selbst.  Ohne  auf  die  Details  der  Stileigentümlichkeiten  dieses  Baues  hier  eingehen  zu  können, 
welche  aus  II g  und  Gurlitt  genugsam  bekannt  sind  und  auch  in  Drnjac,  übrigens  keinem 
besonderen  Verehrer  des  Fischer,  nachgelesen  werden  sollen,  kann  ich  mich  hier  bloß  auf  nach- 
folgende Feststellungen  beschränken. 

Fischer  von  Erlach  ist  vor  Allem  unstreitig  der  erste  Architekt,  welcher  in  Wien  den 
Kuppelbau  mit  seiner  Peterskirche,  welche  ihm  freilich  1 1  g  hinterher  auch  streitig  gemacht  hat, 
inaugurierte,  und  der  erste,  welcher,  so  weit  sich  die  Sache  bis  jetzt  überblicken  läßt,  die  jonischen 
und  korinthischen  Kapitaler  an  der  Außenarchitektur  der  Fassaden  seiner  Pilaster-  und  Säulen- 
ordnungen zur  Anwendung  brachte.  Auch  ist  es  seine  spezifische  Eigentümlichkeit,  die  Pilaster  und 
Säulen  gewöhnlich  gekuppelt  auf  hohe  und  mächtige  Sockeln  zu  stellen.  Jedoch  die  auffallendste 
Eigentümlichkeit  der  Fischerischen  Bauweise,  welche  aber  bisher  unbeachtet  geblieben  ist,  liegt  in 
der  stets  sich  gleichbleibenden  Anzahl  der  Fensterachsen  seiner  eintorigen  Profanbauten.  Die 
Achsenzahl  als  charakteristisches  Merkmal  bestimmter  Baukünstler  hat  schon  als  ein  stilkritischer' 
Behelf  in  der  Literatur  Beachtung  gefunden  und  ist  auch  schon  registriert  worden.  So  die  Ftinfzehn- 
zahl  des  Lateran,  die  geheiligte  „Dreizehn**  der  Palazzi  Farn  es  e  und  Borghese  u.  s.  w. 
Als  die  goldene  Zahl  des  Fischer  von  Erlach  sen.  habe  ich  die  Eilfzahl  ermittelt. 

Das  Palais  Trautson  (ungar.  Garde),  Schönborn  (Renngasse),  Batthiany  -  Strattmann  (Bank- 
gasse) sind  elfachsig,  am  Hofstallgebäude  wiederholt  sich  diese  Achsenzahl  sogar  dreimal :  im  Zentral- 
bauglied und  in  den  korrespondierenden  Flügelkompartimenten,  ja  sogar  die  Hauptfront  der  Bibliothek 
ist  elfachsig.  Obgleich  Paläste  mit  zwei  Portalen,  übrigens  nur  selten  vorkommend,  eine  paarige 
Achsenzahl  voraussetzen,  so  hat  Fischer  von  Erlach  doch  auch  an  einem  solchen  zweitorigen 
Palaste,   und   zwar  an  dem  Palais  Clam-Gallas  in  Prag,    ebenfalls  elf  Achsen   derart   geschickt 


96  D^c  Salesianerkirche  in  Wien  ist  doch  ein  Werk  des  Fischer  von  Erlach 

anzubringen  verstanden,  daß  die  vollste  Harmonie  der  unpaarigen  Achsenzahl  mit  der  paarigen 
Portalzahl  hergestellt  wurde.  In  diese  immer  und  immer  bei  allen  seinen  Bauten  trotz  der  ver- 
schiedensten Frontlängen  wiederkehrende  Achsenzahl  hat  er  aber  dadurch  die  größte  Abwechslung 
zu  bringen  verstanden,  daß  er  seine  Fassaden  stets  risalitiert  und  die  verschiedensten  Kombinationen 
bei  der  Verteilung  der  Achsenzahl  zwischen  Risalit  und  Seitenflügel  spielen  läßt. 

Das  Achsenschema  der  Fischerischen  Palastbauten  ist  nämlich  folgendes:  Das  Mittelrisalit 

ist  immer  unpaarig,  hat  also  1,  3,  5,  7  oder  9  Achsen,  demnach  gestalten  sich  seine  Fassaden, 

wie  folgt: 

5:1  :5-  11, 

4:3:4=  11, 

3:5:3=11, 

2:7:2=11, 

1:9:1  =  11. 

FOr  alle  diese  Varianten  sind  in  Wien  konkrete  Beispiele  vorhanden. 

Dieses  letztere  Schema  brachte  Fischer  an  seinem  zweitorigen  Clam-Gallas-Palais  an,  wo 
er  die  beiden  Tore  unter  die  beiden  Flügelfenster  veriegte  und  die  Mittelachse  noch  durch  ein 
Zwischenrisalit  belebte,  so  daß  das  Achsenschema  sich  als  1:3:3:3:1  präsentiert.  Dieses  charak- 
teristische Merkmal  oder  diese  Eigentümlichkeit  der  Fischer 'sehen  eintorigen  Palastbauten,  sagen 
wir  diese  Marotte  ihres  Autors,  halte  ich  für  eine  so  untrügliche  und  sichere  Marke  oder  Signatur 
des  Meisters,  daß,  wo  immer  sie  an  einem  Bau  angetroffen  wird,  dessen  Entstehungszeit  und 
stilistischen  Merkmale  auf  Fischer  von  Erlach  hinweisen,  dessen  Autorschaft  als  erwiesen  an- 
genommen werden  kann.  So  ist  das  eilfachsige  Palais  Schönborn  in  der  Renngasse  ganz  bestimmt 
sein  Werk,  denn  das,  was  uns  an  demselben  heute  Fischerfremd  anmutet  und,  wie  1 1  g  richtig 
erkannt,  zum  Rokoko  hinneigt,  ist  auf  den  späteren  Hausarchitekten  der  Schönborne  (1760 — 1780), 
Canneval,  zurückzuführen,  welcher  auch  das  zweite  Vorstadtpalais  der  Schönborne  (Laudon- 
gasse 17)  eilf achsig  und  nach  dem  Achsenschema  3:5:3  —  auch  ganz  Fischer  —  ganz 
umfassoniert  hat. 

Das  Breunerische  Palais  in  der  Singerstraße,  ebenfalls  mit  dem  Achsenschema  3:5:3,  muß 
daher  umsomehr  in  den  Katalog  der  Fischerischen  Bauten  aufgenommen  werden,  als  die  von  Ilg 
lancierte  Annahme,  der  Eigentümer  und  Erbauer  dieses  prachtvollen  Palastes,  Stadthauptmann  Joh. 
Christian  N  e  u  p  a  u  e  r,  sei  auch  Architekt  desselben  gewesen,  in  das  Reich  der  Fabeln  gehört,  weil 
er  es  nie  im  Leben  war.  Nun  wird  es  nicht  bezweifelt  werden  können,  daß  Fischer  auch  die 
Pläne  zum  Umbau  des  alten  Rathauses  in  der  Wipplingerstraße  im  Jahre  1706  geliefert  hat  mit 
dem  eilfachsigen  Schema  von  4:3:4,  auf  dessen  Stil  Verwandtschaft  mit  Erlach  schon  Ilg  hin- 
gewiesen hat,  und  ich  wage  auch  noch  eine  Behauptung  aufzustellen,  daß  das  Palais  Harrach  auf 
der  Freiung  mit  dem  ursprünglichen  Achsenschema  2:7:2,  ebenso  wie  auch  das  ganz  denselben 
Charakter  tragende  Palais  Esterhazy  in  der  Wallnerstraße  mit  dem  Achsenschema  5:1:5  Fisc  herrsche 
Bauten  sind,  was  vielleicht  ein  anderesmal  näher  zu  begründen  sein  wird.  Jedenfalls  stammen  beide 
von  einem  und  demselben  Meister  her  und  das  Palais  Harrach  kann  im  Jahre  1689  unmöglich  ein 
Bau  des  Hildeprandt  gewesen  sein,  weil  dieser  erst  10  bis  15  Jahre  später  in  Wien  auftritt. 

Wenden  wir  uns  nun  wieder  der  Salesianerkirchenfassade  zu  (s.  Tafel  XII),  so  werden  wir 
die  merkwürdige  Entdeckung  machen,  daß  auch  sie  elfachsig  ist.  Diese  Kirchenfassade  trägt  nämlich 
noch  ein  anderes  Fischerisches  Merkmal  an  sich:  sie  ist  in  die  beiden  Klosterflügel  hineingebaut 
und  liegt  mit  denselben  in  einer  Ebene.  Dieses  Motiv  hat  Fischer  bekanntermaßen  bereits  in  zwei 


Tafel  XII  zu  Seite  96. 


von  Alexander  Hajdecki. 


97 


Fällen  zur  Anwendung  gebracht,  beidemale  in  Salzburg:  an  der  Dreifaltigkeits-  oder  Priesterhaus- 
kirche (1700),  welche  schon  Gurlitt  als  „der  Wiener  Salesianerkirche  nahestehend"  bezeichnete 
und  an  der  Johannes  -  Spitalskirche  (1705)  daselbst. 

Betrachten  wir  nun  jetzt  unsere  lange  kombinierte  Fassadenfront,  so  werden  wir  wieder  jene 
elf  Achsen  finden,  u.zw.  in  dem  Schema  5: 1 :5,  wobei  die  Kirchenfassade  selbst  als  einachsiges 
Mittelrisalit  zählt. 

Das  Festhalten  Fischers  an  seiner  „goldenen  Zahl''  ist  in  diesem  Falle  nur  um  so  merk- 
würdiger, als  die  beiden  Klosterhausflügel  ihm  bloß  Raum  zur  Anbringung  von  je  vier  Fenster- 
achsen boten  und  er  doch  nicht  davor  zurückschrak,  die  fünfte  Fensterachse  in  die  Kirchenfassade 
hinein  zu  bauen,  sogar  hinter  die  beiden,  die  Kirchenfassade  gegen  den  Profanbau  abschließenden 
Pilaster!  Er  tat  dies  aber  sehr  diskret  nur  im  ersten  Stockwerk,  während  dem  zweiten  Stock,  dessen 
Hauptgesims  mit  jenem  der  Kirchenfassade  in  eine  Linie  fällt,  seine  vier  Achsen  belassen  wurden. 
Daß  aber  der  Architekt  ganz  unnötiger-  und  unmotivierterweise  auch  hier  an  einem  Sakralbau 
seine  Sakralzahl  1 1  anzubringen  nicht  unterlassen  konnte,  beweist  nur  wieder,  daß  dieser  Architekt 
kein  anderer  als  unser  Johann  Bernhard  Fischer  von  Erlach  gewesen  sein  kann. 

Möge  daher  dieser  herrliche  Bau  diesem  herrlichen  Namen  nie  mehr  streitig  gemacht  werden ! 


XZXIX.  Bftod. 


13 


■     ■ 

Über  Bet-  und  Üenksäulen 


in  Niederösterreich. 


Von 


Dr.  Max  Vancsa 


(Vortrag,  gehalten  im  Altertums-Vereine  zu  Wien  am  17.  März  1905.) 


13* 


er  Altertums  -  Verein  hat  neben  der  Zentral  -  Kommission  zur  Erforschung  und  Erhaltung 
der  Kunst-  und  historischen  Denkmale  schon  seit  Beginn  seiner  Tätigkeit  den  Bet-  und 
Denksäulen  Niederösterreichs  seine  Aufmerksamkeit  zugewendet;  viele  dieser  Säulen 
wurden  in  den  „Berichten  und  Mitteilungen'',  sowie  im  Monatsblatt  beschrieben,  manche  bildlich 
vorgeführt  und  auch  an  zusammenfassenden  und  übersichtlichen  Vorträgen  und  Aufsätzen  hat  es 
im  Laufe  der  Jahre  in  diesem  Vereine  nicht  gefehlt.  Wenn  ich  daher  wieder  einmal  zu  diesem 
Gegenstände  das  Wort  ergreife,  so  bedarf  es  zunächst  ein  paar  Worte,  wenn  nicht  gerade  der 
Entschuldigung,  so  doch  der  Begründung. 

Es  geschieht  nicht  etwa  deshalb,  weil  ich  viel  verblüffend  Neues  mitteilen  kann,  auch  nicht 
weil  ich  zu  den  zahlreichen  sinnigen  Hypothesen  über  Wesen  und  Entstehung  dieser  Säulen  eine 
neue  ausgeheckt  habe,  sondern  weil  gerade  die  Wissenschaft  solche  Themen,  die  lediglich  auf  einer 
Summierung  und  Gruppierung  von  Einzelbeobachtungen  beruhen,  immer  wieder  nach  dem  Verlaufe 
einer  gewissen  Zeit,  in  der  diese  Einzelbeobachtungen  vermehrt  worden  sind,  aufs  Neue  zusammen- 
fassend behandeln  muß.  Ein  Erschöpfen,  ein  Abschließen  ist  allerdings  erst  möglich,  wenn  die 
Einzeluntersuchungen  lückenlos  und  vollständig  sind.  Diese  Vollständigkeit  ist  in  Bezug  auf  unser 
Thema  noch  lange  nicht  erreicht.^) 

Denn  wenn  man  die  Säulen  und  Kreuze  in  Niederösterreich,  wie  sie  sich  in  den  Städten, 
Märkten  und  Dörfern,  dann  an  den  Straßen  und  Wegen,  nicht  selten  versteckt  in  Feldern  und  Wein- 
bergen oder  auf  schwer  zugänglicher  Höhe  erheben,  von  der  Bevölkerung  auch  Martern,  Marter- 
säulen, Marterln  oder  Bildstöckeln  genannt,  nur  ganz  summarisch  und  annähernd  nach  den  Zeichen  der 
Spezialkarte  berechnet,  so  kommt  man  auf  die  schwindelnd  hohe  Ziffer  von  etwa  1500,  wobei  freilich 
manches  Belanglose  mit  eingerechnet  ist.  Von  dieser  Anzahl  ist  nur  ein  verschwindend  kleiner  Teil 
bekannt,  ein  noch  kleinerer  Teil  eingehend  untersucht  oder  abgebildet ;  und  selbst  wenn  wir  einmal 
diese  Reihe  lückenlos  der  wissenschaftlichen  Beobachtung  erschlossen  hätten,  würden  wir  doch  noch 
die  verwandten  Denkmäler  anderer  Gegenden,  2)   besonders  der  benachbarten  slavischen  Länder 


^)  Die  versfreute  Einzelliteratur  findet  sich  in  vorliegender  Arbeit  an  den  betreffenden  Stellen  angeführt. 
An  Zusammenfassungen  nenne  ich  Lind  in  den  Mitteilungen  der  Zentral  -  Kommission  XIV,  S.  XV  „Denkmäler"*, 
Froner  in  Berichte  und  Mitteilungen  des  Altertums -Vereines  zu  Wien  XI,  295  f.  „Ober  Sakramenthäuschen,  Licht-  und 
Martersäulen",  und  Lind  ebenda  XXVIII,  94  „Martersäuien'' ;  ferner  Kerschbaum er,  Wahrzeichen  Niederösterreichs 
(Wien  1899;  2.  Aufl.  1905)  S.  79  („Standsäulen"),  endlich  das  Feuilleton  „Marterln"  von  Bacciocco  in  der  „Wiener 
Zeitung*  vom  24.  April  1900;  an  älteren  Versuchen  die  kleine  Zusammenstellung  von  Bet-  und  Denkmälern  aus  der 
Umgebung  Wiens  bei  Realis,  Geschichte,  Sagen  und  Merkwürdigkeiten  aus  Wiens  Vorzeit  und  Gegenwart  (Wien 
1841)  S.  131  ff.  —  Auch  darauf  sei  hier  hingewiesen,  daß  die  „Topographie  von  Niederösterreich''  in  den  Artikeln  über 
die  einzelnen  Orte  ebenfalls  regelmäßig  die  Denksäulen  anführt. 

*)  In  Böhmen  und  Mähren  herrscht  die  Form  der  Steinkreuze  und  Kreuzsteine  vor,  die  bei  uns  eine  Seltenheit 
sind.  Vgl.  Urban,  Kreuzsteine  in  Westböhmen  in  der  Zeitschr.  f.  österr.  Volkskunde  I,  1895,  289;  John,  Kreuzsteine, 
Marterln  und  sogen.  Pestsäulen  im  Egerlande,  ebendas.  III,  1897,  79;  Wilhelm,  Alte  Steinkreuze  und  Kreuzsteine  im 
nordwestlichen  und  westlichen  Böhmen  ebendas.  V,  1899, 97,  wo  auch  weitere  Literatur;  Franz,  Alte  Steinkreuze  und 


102  Ober  Bet-  und  Denksäulen  in  Niederösterreich 

heranziehen  müssen,  um  zu  gesicherten  Ergebnissen  vorzudringen.  ^)  Oft  zerreißt  ja  eine  einzige  neu 
gefundene  Einzelheit  eine  ganze  Kette  von  Schlüssen. 

Wir  müssen  uns  begnügen,  etappenweise  vorzugehen,  die  Hauptzüge  sind  ja  gesichert;  aber 
vieles  ist  noch  unklar,  mancher  Irrtum  muß  entfernt  und  berichtigt  werden,  manche  neue  Beobachtung 
tritt  ergänzend  hinzu. 

Kari  Lind,  der  meines  Wissens  als  der  letzte  im  Jahre  1892  eine  Zusammenstellung  der 
Säulen  Niederösterreichs  versucht  hat,  ^)  und  zwar  hauptsächlicl\  an  der  Hand  des  Materials,  das 
bis  zu  diesem  Zeitpunkt  die  Publikationen  des  Altertums-Vereines  und  der  Zentral-Kommission  boten, 
zählt  deren  70  auf.  Ich  kann  meine  Ausführungen  nicht  nur  auf  dieses  und  das  durch  spätere  Ver- 
öffentlichungen ergänzte  Material  stützen,  sondern  insbesondere  auch  auf  die  Abbildungen  von  Denk- 
säulen, welche  die  Sammlungen  der  n.-ö.  Landesbibliothek  enthalten  und  welche  gewiß  auch  einen 
interessanten  Teil  des  zukünftigen  n.-ö.  Landesmuseums  bilden  werden.  Diese  Sammlung,  deren 
Anlage  ein  bleibendes  Verdienst  des  jetzigen  Landesarchivars  Dr.  Anton  Mayer  ist,  umfaßt  gegen- 
wärtig etwa  600  Abbildungen  von  etwa  400  Denk-  und  Betsäulen  Niederösterreichs. 

Den  Grundstock  haben  seinerzeit  die  fleißigen  Sammler  und  Zeichner  Eduard  Hütter  und 
Ignaz  Spott  1  geschaffen,  der  vom  Landesausschusse  aus  ihrem  Nachlasse  angekauft  wurde.  Seit- 
dem haben  dann,  abgesehen  von  vereinzelten  Erwerbungen,  die  Maler  Konrad  Grefe  und  Ludwig 
Hofbauer  systematische  Aufnahmen  für  diese  Spezialsammlung  gemacht.^ 

Ein  Fehler,  in  den  die  Spezialforscher  bei  diesem  und  überhaupt  auch  bei  ähnlichen  Themen 
meistens  verfallen,  ist  der,  daß  sie  mit  einer  vorgefaßten  oder  aus  wenigen  Beispielen  gewonnenen 
Meinung  an  das  Thema  herantreten.  Daher  kommt  es,  daß  in  Bezug  auf  unsere  Säulen  die  einen  nur 
den  religiösen  Standpunkt  gelten  lassen,  die  andern,  und  zwar  gerade  die  wissenschaftlich  Gebildeten 
alles  auf  rechtlichen  Ursprung  zurückführen  wollen.  Wir  wollen  daher  streng  wissenschaftlich 
induktiv  vorgehen.  Wir  wollen  uns  zuerst  fragen,  was  sind  das  für  Säulen,  deren  Entstehung  und 
Zweck  unanfechtbar  feststeht,  und  dann  werden  wir  uns  ja  ein  Urteil  bilden  können.  Welche  Quellen 
stehen  uns  nun  zur  Eruierung  von  Entstehung  und  Zweck  der  Säulen  zur  Verfügung?  Es  sind,  wie 
ja  bei  kunsthistorischen  Objekten  im  allgemeinen,  deren  drei:  1.  urkundliche  oder  schriftliche  Auf- 
zeichnungen, 2.  die  Merkmale  des  Objektes  selbst,  3.  die  mündliche  Oberiieferung. 

Die  erstgenannte  Gattung  der  Quellen  wäre  wohl  die  wertvollste  und  verläßlichste,  aber 
gerade  sie  läßt  uns  in  Bezug  auf  unsere  Objekte  fast  gänzlich  im  Stich.  Auf  diese  wenigen  Auf- 
zeichnungen will  ich  daher  erst  am  Schlüsse  meiner  Ausführungen  zurückkommen. 

Wenden  wir  uns  also  gleich  zur  zweiten  Gattung:  zu  den  Merkmalen  des  Objektes  selbst. 
In  dieser  Beziehung  können  wir  die  Säulen  in  zwei  Gruppen  scheiden,  die  ich  nach  einem  sehr 
glücklichen  Ausdruck  der  Heraldik  redende  und  stumme  nennen  möchte. 


Kreuzsteine  in  Mähren  in  Mitt.  der  Zentral-Kommission  NF.  XIX,  1893, 106  und  XXV,  1899, 1.  Einzelnes  verstreut  in  den 
beiden  Zeitschriften.  In  den  Alpenländern  dominieren  die  Holzmarterln,  deren  originelle  Inschriften  ja  schon  wiederholt 
besprochen  und  gesammelt  worden  sind.  Vgl.  außerdem  Sieger,  Marterln  und;. Grabkreuze  (Zeitschr.  f.  ösi  Volksk. 
1,  1895,  326,  II,  304). 

^)  Daß  man  auch  in  Deutschland  diesen  Denkmälern  von  wissenschaftlicher  Seite  wieder  Aufmerksamkeit 
zuzuwenden  beginnt,  zeigt  der  Antrag  Dr.  Wolframs  über  Aufnahmen  von  Wegkreuzen  bei  der  vorletzten  General- 
versammlung des  Gesamtvereines  des  deutschen  Altertum  -  Vereines  Danzig  (Korrespondenzbl.  LH!,  19U5,  158)  und 
sein  Vortrag  bei  der  diesjährigen  Versammlung  in  Bamberg  (25.-29.  September),  dessen  Inhalt  mir  allerdings  noch 
nicht  bekannt  ist. 

•)  Ber.  u.  Mitt.  des  Altertums -Vereines  XXVIII,  94. 

*)  Dieser  Sammlung  der  n.-ö.  Landesbibliothek  sind  auch  sämtliche  hier  beigegebene  Abbildungen  ent- 
nommen, wobei  ich  mit  einer  einzigen  Ausnahme  nur  solche  Säulen  ausgewählt  habe,  welche  in  den  bisherigen 
Publikationen  des  Altertums-Vereines  noch  nicht  abgebildet  worden  sind. 


von  Dr.  Max  Vancsa.  ]03 

Die  Sprache  der  redenden  Säulen  ist  eine  höchst  mannigfache:  von  der  umständlichen  und 
ausführlichen  Inschrift  bis  zum  bloßen  Monogramm  und  zur  bloßen  JahrzahL  Als  Obergang  können 
dann  jene  Säulen  gelten,  die  mit  einem  Wappen  oder  einem  Innungszeichen  (z.  B.  die  Backen-  oder 
Schmiedekreuze)  *)  oder  irgend  einer  bildlichen  Darstellung  versehen  sind,  aus  denen  man  auf 
Entstehung  oder  Zweck  schließen  kann. 

Freilich  vollkommen  verläßlich  sind  auch  die  Inschriften  nicht,  denn  man  muß  bei  diesen 
Säulen  sehr  häufig  mit  den  Umformungen  im  Laufe  der  Zeit  rechnen.  Ich  will  da  noch  gar  nicht 
von  den  unglückseligen  Restaurierungsversuchen  der  Gegenwart  reden;  sie  verschonen  bekanntlich 
kein  Objekt  von  unsern  herrlichen  Burgen  und  Kirchen  angefangen  bis  herab  zu  den  bescheidenen 
Säulen;  diese  fallen  vielfach  den  Landmaurern  zum  Opfer,  welche  die  alten  Steinsäulen  mit  ihren 
Inschriften  und  Wahrzeichen  übertünchen. 

Aber  es  ist  eine  Eigentümlichkeit,  daß  viele  der  Säulen  auch  schon  in  früheren  Jahrhunderten 
renoviert  worden  sind.^  Da  muß  man  noch  froh  sein,  wenn  dies  durch  einen  Zusatz  klar  aus- 
gedrückt ist;  manchmal  wurde  aber  auch  überhaupt  an  Stelle  der  alten  Inschrift  eine  neue  gesetzt 
und  damit  der  ursprüngliche  Zweck  ausgetilgt  und  mit  einem  neuen  vertauscht.  Vielfach  sind  die 
Säulen  erst  mehrere  Jahre  nach  den  Ereignissen,  die  sie  hervorgerufen  haben,  errichtet  worden.^ 

Die  stummen,  die  keinerlei  Inschriften  oder  Anhaltspunkte  bieten  (höchstens  daß  man  aus 
dem  Stil  ungefähr  die  Entstehungszeit  erraten  kann),  müssen  wir  wohl  oder  übel  von  unserer 
Betrachtung  ausschließen. 

Allerdings  tritt  da  bei  sehr  vielen  die  mündliche  Oberiieferung  als  dritte  Quelle  hinzu,  viel- 
fach als  Sage,  die  sich  an  die  Säule  heftet,  meist  wohl  nur  als  Name,  den  die  Säule  im  Volksmunde 
führt.  Aber  diese  Quelle  ist  eine  so  trübe,  daß  man  eigentlich  vor  ihr  geradezu  warnen  muß.  Es 
mag  vielen  vielleicht  blasphemisch  klingen,  aber  ich  bekenne  ganz  ruhig,  daß  ich  von  der  volks- 
tümlichen Oberlieferung  sehr  wenig  halte,  d.  h.  irgend  etwas  ist  ja  zumeist  daran,  dieses  etwas  ist 
aber  so  getrübt,  so  verworren,  daß  man  sich  wohl  davor  wird  hüten  müssen,  vollkommen  sichere 
Schlüsse  daraus  zu  ziehen.  Ich  bin  der  Ansicht,  daß  man  jetzt  im  Zeitalter  der  Volkskunde  diese 
Oberlieferungen  allzu  sehr  überschätzt.^)  Die  Sagen,  die  sich  an  die  Objekte  knüpfen,  sind  in  der 
Regel  ganz  und  gar  nichts  Primäres,  sondern  wir  haben  vielmehr  in  ihnen  meist  nur  späte,  naive 
Erklärungsversuche  für  seltsame  und  unerkläriiche  Objekte.  Daher  auch  das  rein  Schematische  so 
vieler  dieser  Sagen;  an  ähnliche  Objekte  heften  sich  dieselben  Sagen,  höchstens  mit  lokalen 
Varianten  oder  mißverständlichen  Verballhornungen. 

Ein  typisches  Beispiel  später  und  recht  unorigineller  Sagenbildung,  wie  sie  sich  speziell  an  eine 
Säule  anknüpfte,  haben  wir  ja  bei  der  „Spinnerin  am  Kreuz"*  vor  uns.  ^)  Bekanntlich  verband  sich  mit 


^)  Ober  die  Bäckerkreuze  siehe  weiter  unten.  —  Schmiedekreuz  bei  Aspang  Ber.  u.  Mitt.  XXIII  251  mit  Abb. 
Monatsbl.  1884.  —  Fleischhackerkreuz  bei  Drosendorf  Monatsblatt  1872, 193  und  Ber.  u.  Mitt.  XXXIII,  127  (Kießling).  — 
Sehr  häufig  finden  sich  zwei  gekreuzte  Sichel,  vereinzelt  andere  Geräthe,  wie  z.  B.  der  Bottich  auf  dem  Gerberkreuz 
in  Drosendorf  (Ber.  u.  Mitt.  XXXIII,  128)  oder  der  Kochlöffel  auf  der  Gedenksäule  für  einen  verstorbenen  Koch  in 
Guntersdorf  u.  a.  m. 

')  Nach  dem  zweiten  Türkeneinfalle  erließ  K.  Leopold  1.  am  8.  Mai  1688  ein  Patent,  wonach  alle  von  den 
Türken  zerstörten  Säulen  wieder  aufgerichtet  werden  sollten  (Sitte  im  Monatsblatt  VI,  2). 

*)  Ein  merkwürdiges  Beispiel  dafür  wäre,  wenn  das  im  Monatsblatt  des  Altertums  -Vereines  1887,  44  darüber 
Mitgeteilte  auf  Richtigkeit  beruht,  die  Dreifaltigkeitssäule  in  Gobelsburg,  welche  1689  bereits  votiert  worden,  aber 
erst  1822  zur  Aufstellung  gelangt  sein  soll. 

*)  Nachträglich  bemerkte  ich,  daß  auch  schon  Wilhelm  in  seinem  oben  zitierten  Auf satze  in  der  Zeitschrift 
f.  österr.  Volkskunde  V,  206  ähnliche  Bedenken  gegen  die  volkstümliche  Oberlieferung  geäußert  hat. 

^)  Tschischka,  Kunst  und  Altertum  im  österreichischen  Kaiserstaate  S.  77  mit  irrigen  Angaben;  Schlager, 
Wiener  Skizzen  I,  203  mit  den  urkundlichen  Belegen;  ferner  Ber.  u.  Mitt.  d.  Altertums- Vereines  XI,  1870,  315;  Mitt.  der 
Zentralkommission  XVI  (1871),  S.  LIII. 


104  Ober  Bet-  und  Denksäulen  in  Niederösterreich 

diesem  Denkmale  die  Sage  von  einer  Frau  (sei  es  Rittersfrau  oder  Bürgersfrau),  deren  Gatte  in 
den  Krieg  gezogen  war  und  die  tagaus,  tagein  an  jener  Stelle  der  Straße,  die  einen  weiten  Rund- 
blick bietet,  auf  des  Gatten  Rückkehr  harrend  (nach  einer  andern  Version,  um  für  die  Errichtung 
des  Kreuzes  Geld  zu  erbetteln),  gesessen  sei  und  dabei  gesponnen  habe.  ^)  Sofort  fällt  einem  bei 
dieser  Geschichte  die  weit  ältere  und  einfachere  Sage  von  der  „Wegwarte"  ein,  dennoch  würde 
man  vielleicht  geneigt  sein,  hinter  der  Geschichte  etwas  Wahres  zu  suchen,  wenn  nicht  diese 
Säule  gerade  zu  denen  gehören  würde,  über  die  wir  zufällig  urkundlich  ganz  ausgezeichnet  unter- 
richtet sind. 

Die  Wiener  Stadtrechnungen  weisen  nämlich  von  1451,  in  welchem  Jahre  die  Säule  an  Stelle 
eines  älteren  Kreuzes  wieder  aufgerichtet  wurde,  angefangen  bis  zum  Jahre  1854  ziffernmäßig  genau 
die  Auslagen  für  die  Ausbesserungen  dieser  Säule  aus  und  daraus  ersehen  wir,  daß  sie  in  der 
älteren  Zeit  überhaupt  nicht  den  Namen  „Spinnerin  am  Kreuz"  geführt  hat,*)  sondern  erst  im 
Jahre  1720  taucht  dieser  Name  zum  erstenmale  als  offizielle  Bezeichnung  auf!  Und  des  Weiteren 
ist  dieses  Objekt  auch  ein  Beispiel  für  die  Übertragung  von  Sagen,  denn  bekanntlich  besitzt  auch 
Wiener  Neustadt  seine  „Spinnerin  am  Kreuz".  ^)  Diese  Säule,  welche  gegenüber  der  Verfallsgotik 
der  Wiener  Säule  die  edle  Gotik  des  XIV.  Jahrhunderts  zeigt  und  tatsächlich  im  Auftrage  Wolfharts 
von  Schwarzensee  zwischen  1380  und  1392  von  Michael  Weinwurm  aufgerichtet  worden  sein 
dürfte,  ist  das  ältere  Denkmal  und  früher  als  die  Wiener  Säule  (zuerst  nachweislich  in  einem  Rats- 
protokoll des  Jahres  1671)  mit  dem  seltsamen  Namen  bezeichnet.  Es  erfolgte  also  —  vermutlich  in 
der  Zeit  des  Konkurrenzkampfes  der  beiden  Städte  —  die  Übertragung  des  Namens  und  der  damit 
verbundenen  Sage  von  Wiener  Neustadt  auf  die  Wiener  Säule.  Woher  der  Name  eigentlich  stammt, 
ist  unerkläriich,  *)  ebenso  steht  die  Bestimmung  der  Säulen  keineswegs  fest.  ^)  Die  Richtstätten,  mit 
denen   man  die   beiden  Säulen  in  Verbindung  zu  bringen  pflegt,  sind  sowohl  in  Wien  als  auch  in 


^)  Ober  diese  Sage,  sowie  einige  Erklärungsversuche  des  Namens:  Geusau,  Gesammelte  Meynungen  von 
der  Entstehung  des  Nahmens  und  dem  Alterthume  der  Säule  Spinnerin  am  Kreuz  auf  dem  Wienerberge  (Wien  1807); 
Realfs,  Geschichten,  Sagen  und  Merkwürdigkeiten  aus  Wiens  Vorzeit  und  Gegenwart  (Wien  1841)  S.  131; 
Schwele khardt,  Darstellung  des  Erzherzogtums  Österreich  u.  d.  Enns  VUWW.  VI,  130. 

*)  Zuerst  hieß  sie  das  „neue  stainain  Kreuz"  oder  das  „gross  Kreuz",  später  regelmäßig  die  „Marterseul". 

*)  Siehe  außer  der  oben  angeführten  Literatur  über  die  Wiener  Spinnerin  am  Kreuz,  wo  auch  zumeist  die 
Wiener  Neustädter  besprochen  ist,  besonders  Böheim  in  den  Beiträgen  zur  Landeskunde  I,  96  und  in  Chronik  von 
Wiener  Neustadt  2.  Aufl.  II,  215,  auf  den  alle  späteren  zurückgehen,  Scheiger  in  Hormayrs  Archiv  1823,  73  f. 
Vgl.  Staub  in  den  Mitteilungen  der  Zentralkommission  NF.  XX,  1894,  105.  Auch  diese  Säule  hieß  in  der  älteren 
Zeit  nur  das  „Kreuz"  o.  dgl.  So  auch  in  dem  Berichte  des  Aeneas  Sylvius  über  die  Auslieferung  des  Ladislaus 
Posthumus  an  den  Kaiser,  die  mit  ziemlicher  Sicherheit  an  diesem  Punkte  erfolgt  ist.  Für  liebenswürdige  Auskünfte 
über  die  Säule  bin  ich  Herrn  kais.  Rat  Staub  zu  Dank  verpflichtet. 

*)  Jedenfalls  ist  der  Name  nicht  aus  dem  sagenhaften  Ereignis  abzuleiten,  denn  die  Sage  ist  offenkundig 
erst  ein  Erklärungsversuch  des  Namens.  Ungeschickt  ist  auch  der  Versuch,  den  Namen  mit  dem  Namen  Krispin  in 
Verbindung  zu  bringen.  Obwohl  ich  den  vielen  Deutungen  nicht  gern  eine  neue  hinzufüge,  darf  ich  ja  doch  daran 
erinnern,  daß  das  Volk  sehr  häufig  die  Benennung  von  Objekten  nach  irgend  einem  ihm  auffallenden  Detail  wählt 
Auch  glaube  ich,  daß  das  Volk,  wenn  es  hätte  die  Bezeichnung  von  einer  bei  dem  Kreuze  Spinnenden  ableiten 
wollen,  eher  „Spinnerin  beim  Kreuz"  gesagt  hätte,  während  „Spinnerin  am  Kreuz"  eher  nach  dem  österreichischen 
Dialekt  die  Spinnerin  auf  dem  Kreuze  bezeichnet.  Vielleicht  hat  die  Figur  der  Katharina  mit  dem  Rade  auf  der  Wiener 

■ 

Neustädter  Säule  den  Anstoß  zur  Benennung  gegeben. 

')  Schlager  a.  a.  O.  spricht  anmerkungsweise  die  Vermutung  aus,  die  Wiener  Säule  stünde  an  Stelle  jenes 
Kreuzes,  bis  zu  welchem  nach  dem  Stadtrechte  von  1296  der  Wiener  Burgfriede  gereicht  habe.  Aber  erstens  steht  in 
dem  Stadtrechte  gar  nichts  von  einem  Kreuze,  sondern  nur  von  einem  „ziel"  und  zweitens  reichte  die  Burgfriedens- 
grenze von  1296  nicht  viel  über  den  heutigen  Bezirk  Innere  Stadt  hinaus!  Ja,  auch  später  ist  sie  niemals  bis  zum 
Wienerberg  gegangen I  Vgl.  Thiel,  Der  Burgfrieden  der  Stadt  Wien  im  Mittelalter  (Wiener  Zeihing  1904,  Nr.  106,  109). 

Leider  haben  spätere  Darstellungen  die  Bemerkung  Schlagers  aufgegriffen  und  seitdem  ist  immer  wieder 
zu  lesen,  daß  die  Spinnerin  am  Kreuz  die  Burgfriedensgrenze  von  Wien  bezeichnet  habel 


1  Dr.  Mus  Vancsa. 


105 


Wiener  Neustadt  erst  später  dahin  verlegt  worden.  So  haben  wir  es  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
auch  in  diesen  beiden  Fällen  mit  bloßen  Votivsäulen  zu  tun. 

Ebenso  irreführend  und  unstichhältig  wie  die  an  viele  Säulen  geknüpften  Sagen  sind  mehr- 
fach die  ihnen  vom  Volke  gegebenen  Namen.  Zwar  beziehen  sie  sich  in  der  Regel  auf  ihre  äußere 
Gestalt  (rotes,  blaues,  schwarzes;  dickes,  schOnes  Kreuz;  glänzende  Säule ;  Manderlmarter  u.  s.  w.), 
manchmal  auf  die  Namen  der  Errichter,  oft  aber  ist  der  Name  von  Zweck  und  Entstehung  abgeleitet. 
Im  Falle  der  Spinnerin  am  Kreuz  scheint,  wie  schon  gesagt,  eine  volkstümliche  Benennung  die  Sage 
veranlaßt  haben,  in  vielen  anderen  Fällen  die  unklaren  historischen  Vorstellungen  des  Volkes.  Bekannt 
ist  ja  der  Unfug,  den  unsere  Bauern  mit  der  Bezeichnung  „Schweden"  treiben.')  Die  Tumuli  der 
prähistorischen  oder  Quadenzeit  heißen  SchwedenhUgel,  Schwedenschanzen,  die  wahrscheinlich  auch 
in  prähistorische  oder  germanische  Zeit  zurückgehenden 
Erdställe  sollen  Zufluchtsstätten  zur  Schwedenzeit  sein; 
fragt  man  die  Bauern,  wer  diese  oder  jene  Burg  zerstört 
habe,  sagen  sie:  die  Schweden.  Darum  heißen  auch  viele 
Säulen  „Schwedensäulen  oder  Schwedenkreuze".  In  einigen 
Fällen  stimmt  die  Bezeichnung;  es  gibt,  wie  wir  noch  sehen 
werden,  tatsächlich  Säulen,  die  zur  Erinnerung  an  die 
Schweden  Invasion  des  Jahres  1645,  noch  mehr  an  den 
westphälischen  Frieden  errichtet  sind,  in  vielen  Fällen 
stimmt  die  Bezeichnung  jedoch  nicht.  Ein  besonders  ekkla- 
tantes  Beispiel  ist  das  sogen.  Schwedenkreuz  bei  Mistel- 
bach, welfhes  rein  gotische  Formen  hat,  folglich  vermut- 
lich aus  dem  XV.  Jahrhundert  stammen  dürfte  I  *)  Ahnlich 
verhält  es  sich  wohl  auch  mit  dem  Schwedenkreuz  bei 
Gars  (Fig.  I).  Auch  das  sogen.  Türkenkreuz  von  Mödling, 
das  leider  1875  demoliert  wurde,  war  eine  gotische 
Säule,  dürfte  also  kaum  in  der  Türkenzeit  entstanden  sein. ') 
Verdächtig  erscheinen  mir  auch  jene  Säulen,  die  mit  histori- 
schen Ereignissen  in  Verbindung  gebracht  werden,  welche 
hinter  das  XV.  oder  gar  XIV.  Jahrhundert  zurückreichen.  Das 
plumpe  Hussitenkreuz  bei  Zwettl,*)  das  freilich  keinerlei 
Inschrift  trägt,  mag  vielleicht  wirklich  aus  der  Hussitenzeit 
stammen,  zumal  es  den  in  Böhmen  und  Mähren  massen- 
haft vorkommenden  Steinkreuzen  ähnlich  sieht.  '•)  Aber  wie 
es  mit  der  Ursprünglichkeit  des  Namens  Ottokarkreuz  •) 
für  ein  kleines  Kreuz  bei  Dürnkrut  steht,  ist  mir  schon 
sehr  zweifelhaft.  Ebenso  verdächtig  ist  es  mir,  daß  eine  Säule  bei  Drosendorf  zur  Erinnerung  an 
den  Sieg  über  Ottokar  den  Namen  Siegmarter  führen  soll.    Bei  Drosendorf  gab  es  keine  Schlacht; 

')  Ganz  dieselbe  Beobachtung  macht  IDr  Böhmen  Wilhelm  a.  a.  O.  100. 

*)  Monatsblatt  des  Altertums -Vereines  1887, 19;  Czacha  in  der  .Topographie  von  Niederäste  rreich"  VI,  662, 
darnach  vielleicht  ein  Raaberkreuz. 

*)  Ber.  u.  Mitt.  d.  Altertums -Vereines  XXX,  144  m.  Abb.;  Giannoni,  Gesch.  der  Stadt  IMödling  S.  65. 

')  Abgebildet  bei  Kerschbaumer  a.  a.  O.  85,  auch  bei  Schrems  sollen  vier  ähnliche  Kreuze  stehen 
(Monatsblatt  IV,  36). 

*)  Vgl.  z.  B.  Figur  58  bei  Wilhelm  a.  a.  O. 

")  Kerschbaumer  a.  a.  O.  16  (Abbildung). 

ZXIU.  Bud.  M 


Dm  dicke  oder  Schwedenkrenz, 

östlich  von  Oars. 
(Aquarell  von  Ludwig  Hofbauer.) 


106 


Ober  Bet-  und  Oenksüulen  In  Niederösterrcich 


es  wurde  zwar  von  KOtiig  Ottokar  belagert,  aber  auch  eingenommen;  da  kann  man  also  doch  von 
keinem  Sieg  sprechen!  Bei  Neustadt  steht  eine  einfache  stumme  Säule,  in  deren  Blende  ein  schief- 
gestellter Schild  sich  befindet.  Ausleger  behaupten,  es  sei  das  umgestürzte  Babenbergerwappen,  die 
Säule  zur  Erinnerung  an  die  Leithaschlacht  und  den  Tod  des  letzten  Babenbergers  errichtet  und  so 
wird  die  Säule  das  Babenbergerkreuz  geheißen  (Taf.  IVa).  Ahnlich  war  es  mit  der  sogen.  Pestsäule 
auf  dem  Glacis  vor  dem  Burgtor;  sie  hieß  Pestsäule,  war  aber  ausdrücklich  durch  ihre  Inschrift  als 
hochfürstlich  Passauische  Marksäule  bezeichnet. 

Wir  sehen  aus  den  bisherigen  Erörterungen,  daß  wir  zur  Sichtung  und  Gruppierung  der  ver- 
schiedenen Arten  von  Säulen  nur  solche  heranziehen  können,  deren  Entstehung  und  Zweck  urkundlich 
oder  inschriftlich  feststehen. 


Fig.  2. 
DreiraltigkeltaBftule  bei  Pilleradorf. 

(Aquarell  von  Ludwig  Hofbauer.) 


Fig.  3. 

.Maria  Dreieichen'  In  Raffing  bef  Pnlkan. 

(Aquarell  von  Ludwig  Hofbauer.) 


Soviel  belehrt  uns  schon  ein  fluchtiger  Blick  auf  die  Säulen,  daß  irgend  ein  religiöser  Bezug 
bei  der  überwiegenden  Mehrzahl  von  ihnen  nicht  von  der  Hand  gewiesen  werden  kann.  Schon  das 
bekrönende  Kreuz,  sei  es  aus  dem  Stein  herausgearbeitet,  sei  es  aus  Metall  darauf  gesetzt,  wie  es  die 
meisten  dieser  Säulen  zeigen  —  natürlich  einschließlich  jener,  deren  oberer  Teil  jetzt  abgebrochen  ist  — 
weist  darauf  hin  oder  auch  die  Heiligenfiguren,  die  entweder  als  Bilder  in  die  Blenden  gestellt  oder 
gemalt,  oder  als  Reliefs  angebracht  sind  oder  als  plastische  Figuren  die  Säulen  zieren.  Wir  finden  da  außer 
dem  Kruzifix  (Taf.  I  b)  oder  einer  ganzen  Kreuzigungsgruppe  auch  Christus  als  „Ecce  homo"  (Taf. !  c), 
mit  der  Variante  des  von  der  Geißelung  ausruhenden  Christus  (Taf.  I  d),  der  wegen  seiner  zusammen- 
gesunkenen Haltung  in  der  Gegend  von  Wilfersdorf  auch  „der  knotzende  Herrgott'  genannt  wird. ') 

')  Monatsblatt  des  Allertums -Vereines  IV,  190. 


n  Dr.  Max  Vancsa. 


107 


Als  Relief  treten  am  Schafte  gewöhnlich  die  Marterwerkzeuge  auf  (Taf.  I  b,  c). 

Dann  die  heilige  Dreifaltigkeit  in  der  üblichen  Form  des  sitzenden  Gott  Vaters  mit  der  Tiara, 
der  das  Kreuz  mit  Christus  hält,  und  darüber  der  heilige  Geist  in  Gestalt  der  Taube  (Taf.  I  a).  Nur 
eine  einzige  Variante  habe  ich  gefunden,  die  originelle  Darstellung  der  Säule  von  Pillersdorf,  auf 
der  Gott  Vater  ohne  Bekrönung  den  Leichnam  Christi  nach  Art  der  Pietä  in  den  Armen  hält  (Fig.  2). 
Sehr  zahlreich  sind  ferner  die  Marienstatuen  oder  Säulen  mit  Marienbildern,  und  zwar  Maria  als  Mutter- 
gottes (Taf.  II  a),  als  Himmelskönigin  (Taf.  11  b),  als  Immaculata  auf  der  Weltkugel  die  Schlange  zer- 
tretend (Taf.  II  c)  und  als  Pietä  (Taf.  11  d  und  Fig.  3  Maria  Dreieichen).  Seltener  finden  sich  Heilige, 
doch  begegnen  außer  den  vielen  wertlosen  Johann  von  Nepomuk- Statuen  als  BrUckenpatrone  (eine 
importierte  Sitte!)  (Fig.  4),  der  heilige  Florian  als  Feuerpatron,   der  heilige  Donatus  als  Schutz- 


Fig.  4. 

NepomukBtatue  la  Treismeuer  bei  der  Tniisen- 

brDcke. 

(Aquarell  von  Ludwig  Hofbauer.) 


DreifKltlgkeituftule  Im  Wallfahrtsorte  Maria  Drei- 

eichen. 

(Aquarell  von  Ludwig  Hof  bau  er.) 


patron  gegen  Unwetter,  der  heilige  Vitus  als  Schutzpatron  der  Weingärten  (Taf.  Va),  die  Pestheiligen 
Sebastian  (Taf.  V  b),  Rochus  und  Kari  Borromäus,  der  heilige  Koloman  und  in  einem  Falle  auch 
St.  Georg  zu  Pferde. ') 

Nicht  selten  sehen  wir  besonders  bei  der  größeren  Säulen  neben  der  Dreifaltigkeit,  dem 
Eriöser  oder  Maria  ein  oder  mehrere  Heiligendarstellungen.  (Siehe  Taf.  IV  c  Pestsäule  in  Mistelbach 
und  Fig.  5  Dreifaltigkeitssäule  bei  Maria  Dreieichen.)  Wo  sich  Relief darsteüungen  finden,  begegnen 


')  In  Sl.  Georgen   bei  Emmersdorf  (Ber.  und  Mitt  des  Altertums-Vereines  XXXIII,  47,  Monatsblatt  des- 
selben V.  140),  doch  scheinet!  ähnliche  Darslellungeii  auf  Friedhöfen  häufiger  (z.  B.  in  Ainstetten,  Neustadtl). 


108  Ober  Bet-  und  Denksäulen  in  Niederösterreich 

uns  meist  szenische  Darstellungen  aus  der  Passion,  namentlich  die  Kreuzigung,  nicht  selten  auch  mit 
Zitaten  aus  der  heiligen  Schrift  als  Inschriften. 

Mit  den  eben  erwähnten  Heiligendarstellungen  werden  wir  schon  klar  und  deutlich  auf 
den  Zweck  dieser  Säulen,  die  den  oder  jenen  Heiligen  zeigen,  hingewiesen,  der  dann  in  sehr  vielen 
Fällen  durch  die  Inschriften  bestätigt  wird.  Fassen  wir  nun  die  erhaltenen  Inschriften  ins  Auge,  so 
können  wir  diese  aus  religiösen  Motiven  entstandene  Gruppe  der  Säulen  dem  Zwecke  nach  gleich 
wieder  in  zwei  Abteilungen  scheiden:  in  Erinnerungs-  und  in  Bittsäulen. 

Die  Erinnerungssäulen  sind  zur  Erinnerung  an  ein  Ereignis,  in  der  Regel  an  ein  unglückliches 
Ereignis,  aufgerichtet,  das  ein  oder  viele  Menschenleben  gekostet  hat,  die  dem  Gebete  des  Wanderers 
empfohlen  werden.  Doch  kann  auch  ein  glückliches  Ereignis,  insbesondere  die  Abwendung  einer 
Gefahr,  den  Anlaß  bieten,  wobei  dann  manchmal  durch  die  Aufstellung  der  Säule  ein  Verlöbnis  ein- 
gelöst worden  ist,  also  Votivsäulen. 

Wie  schon  angedeutet,  können  die  Ereignisse  allgemeiner  oder  spezieller  Natur  sein.  Die 
bedeutenden  allgemeinen  Ereignisse  sind  die  historischen  Ereignisse.  Wir  können  also  einen  Teil 
der  Erinnerungssäulen  als  historische  Säulen  bezeichnen. 

Dahaben  besonders  einige  Kriege,  die  unser  Land  heimgesucht  haben,  solche  Erinnerungs- 
säulen entstehen  lassen.  An  den  Franzosenkrieg  erinnert  eine  allerdings  stumme  Säule  bei  Aspem; 
die  Russen,  von  denen  im  Jahre  1805  zahlreiche  Soldaten  bei  den  Rückzugskämpfen  auf  dem  Boden 
unseres  Heimatlandes  gefallen  sind,  errichteten  an  mehreren  Orten  Metallkreuze.  ^)  Der  Türkeneinfall 
des  Jahres  1683  hinterließ  verhältnismäßig  wenig  Denkmale.  Das  kapellenartige  Moldaukreuz,  das 
1683  der  Fürst  der  Moldau  Cantacuzene  bei  Meldung  stiftete,^)  die  Säule  bei  Schwechat  an  der 
Stelle,  wo  Kaiser  Leopold  I.  und  König  Sobieski  zusammentrafen  und  eine  Denksäule  zwischen 
Mariabrunn  und  Hütteldorf,  welche  die  Kaiserin  im  Jahre  1685  errichten  ließ  (Taf.  III  d),  die  Drei- 
faltigkeitssäule bei  der  Radetzkybrücke  an  Stelle  der  von  den  Türken  zerstörten  Kirche  und  das 
Türkenkreuz  bei  Perchtoldsdorf  (Taf.  III  c)  sind  sichere  Beispiele  dafür.  Vielleicht  auch  noch  die 
vom  Sonntagsberg  bei  Blindenmarkt.  ^)  Auch  drei  Säulen  bei  Kritzendorf  sollen  Türkensäuien  genannt 
werden.*)  Die  andern  sogenannten  „Türkenkreuze"  gehen,  wie  ich  gleich  erwähnen  werde,  auf  eine 
frühere  Türkengefahr  zurück. 

Die  wirklichen  Schwedensäulen  wurden  zur  Erinnerung  an  den  endlich  erfolgten  Friedensschluß 
errichtet,  sie  tragen  meist  die  Zahl  1650;  manche  eine  noch  spätere,  z.  B.  die  in  Oberhollabrunn  1657 
(Taf.  III  b)  und  danken  in  der  Inschrift  Gott  für  die  Errettung  aus  Kriegesnot.  —  Eine  ganz  merk- 
würdige und  interessante  Spezialität  bilden  die  sogenannten  Raaberkreuze,  ^)  auch  im  allgemeinen 
Türkenkreuze  genannt.  Die  Festung  Raab  galt  im  16.  Jahrhundert  als  Hauptbollwerk  gegen  die 
Türken  und  als  Schlüsselpunkt  für  Osterreich.  Es  wurde  daher  als  ein  ungeheures  Unglück  angesehen, 
als  diese  Festung  im  Jahre  1594  in  die  Hände  der  Türken  fiel.  Umso  größer  war  der  allgemeine 
Jubel,  als  sie  im  März  des  Jahres  1598  durch  den  Freiherrn  Adolf  von  Schwarzenberg  wieder 
erobert  wurde.  Kaiser  Rudolf  IL  eriieß  am  25.  April  desselben  Jahres  eine  Verordnung,  daß  die 
„stainern  oder  andre  Kreuz  und  Marter-Säulen  an  allen  Strassen,  Pässen  und  Wegscheiden  inner 
2  Monat  neu  aufgerichtet  werden  sollen"  mit  einem  gemalten  Kruzifix  und  mit  der  Inschrift  entweder 


1)  Kerschbaumer  a.  a.  0.  85. 

■)  Monatsblatt  des  Altertums-Vereines  1890,  81.  —  Ein  gleiches  wurde  zu  Geyerau  bei  Laibach  aufgestellt. 

')  Aus  der  verworrenen  Mitteilung  im  Monatsblatt  1885,  47,  wonach  sie  die  Jahreszahl  1675  tragen,  aber  in 
der  Inschrift  für  die  Errettung  aus  der  Türkennot  und  für  den  Sieg  über  die  Rebellen  danken  soll,  konnte  ich  nicht 
klar  werden. 

*)  Monatsblatt  VH,  19.  —  Das  sog.  Türkenkreuz  bei  Frauenhofen  ist  eine  Pestsäule. 

»)  Monatsblatt  1885,  24,  37,  46  (Hütter). 


von  Dr.  Max  Vancsa.  IQQ 

auf  dem  Stein  oder  auf  einer  Blechtafel:  „Sag  Gott  dem  Herrn  Lob  und  Dank,  daß  Raab  ist  kommen 
in  der  Christen  Hand  den  29.  Martii  im  1598  Jar". 

Dem  Dekrefe  scheint  nicht  im  vollen  Umfang  nachgekommen  worden  zu  sein  oder  es  wurden 
tatsächlich  in  den  meisten  Fällen  nur  Blechtafeln  angebracht,  deren  Inschrift  bald  verwitterte  oder 
die  später  ganz  abfielen.  Wenigstens  sind  nicht  so  viele  Raabersäulen  erhalten,  als  man  nach  dem 
Mandate  voraussetzen  sollte. 

Dennoch  haben  wir  noch  einige  schöne  Beispiele  solcher  Raaberkreuze,  besonders  das  in 
Korneuburg ^)  (Taf.  Illa),  dann  das  Steinkreuz  bei  der  Schliefmühle  unterhalb  Kreuzenstein,*)  auf 
dem  die  Inschrift  noch  weit  reicher  ausgeführt  wurde  als  das  Mandat  verlangte,  dann  eines  bei 
Mödling  und  Maria-Enzersdorf,  eines  zwischen  Krems  und  Stein ;  eines  stand  früher  vor  dem  Ungartor 
in  Wiener -Neustadt;  auch  die  Säule  bei  Hainburg,  obwohl  mit  etwas  vereinfachter  Inschrift,^)  dürfte 
ein  Raaberkreuz  sein.  Auch  davon  haben  wir  Beispiele,  daß  die  Inschrift  auf  eine  ältere  Säule  neu 
hinzugefügt  wurde,  z.  B.  auf  der  Wiener  Spinnerin  am  Kreuz,  auf  der  Wiener  Bäckensäule,  die  schon 
aus  dem  Jahre  1506  stammt,  auf  der  ehemaligen  Kolomanssäule  vor  dem  Kärntnertore  u.  s.  w. 

Die  Reformation  und  Gegenreformation  hat  merkwürdigerweise,  so  weit  mir  bekannt,  nur 
ein  Erinnerungszeichen  bei  uns  aufzuweisen,  das  ist  das  Schwarze  Kreuz  bei  Klosterneuburg.  ^) 

Diese  Säule  mit  einer  der  ausführlichsten  Inschriften  wurde  von  Propst  Wolfgang  von  Kloster- 
neuburg aufgerichtet  zur  Erinnerung  daran,  daß  hier  ein  Ketzer  das  Heiligenbild  zertrümmert  „Solches 
ist  geschehen  um  das  1562  Jar  —  Als  die  lutherische  Ketzerey  gemein  war". 

Dagegen  haben  die  großen  Pestseuchen,  namentlich  die  des  ausgehenden  XVII.  und  beginnenden 
XVIII.  Jahrhunderts  eine  wahre  Unmasse  von  Denksäulen  ins  Leben  gerufen.  Wir  haben  und  hatten 
einige  weit  zurückreichende  Pestsäulen,  so  ist  das  Ewige  Licht  von  Klosterneuburg  aus  dem  Jahre 
1381  zum  Andenken  an  die  Pest  errichtet.  Auch  die  Pestsäule,  die  vor  dem  Kärntnertor  in  Wien 
stand,  war  eine  sehr  alte  gotische  Säule.  Später  gingen  namentlich  die  Städte  mit  dem  Beispiele 
voran,  welche  sehr  stattliche  figurenreiche  Monumente,  charakteristische  Kunstwerke  der  Barocke, 
auf  ihren  Hauptplätzen  aufstellen  ließen.  Den  Typus  schuf  Fischer  von  Eriach  mit  Umformung  eines 
Planes  des  italienischen  Künstlers  Burnacini  und  Benützung  älterer  Bauteile  von  Rauchmüller.  Es 
ist  die  Pestsäule  auf  dem  Graben  in  Wien,  zum  Andenken  an  die  Pest  des  Jahres  1679  im  Jahre 
1695  aufgestellt.  *)  Dieses  Muster  mehr  oder  weniger  frei  variierend,  erstanden  dann  nach  dem  Pest- 
jahre 1713  viele  solcher  Säulen  in  den  niederösterreichischen  Städten:  in  St.  Polten,  Krems,  Eggen- 
burg, Feldsberg,  Klosterneuburg,  •)  Mistelbach  (Taf.  IV  c),  ^  Stockerau,  Zwettl,  Drosendorf,  Langen- 
lois,  Baden,  Mödling,  ^)  Neunkirchen ;  auch  in  Perchtoldsdorf,  Guntramsdorf,  Göllersdorf,  Schottwien, 
Ebenfurt  u.  s.  w.  ^  Es  sind  meist  Wolkensäulen  mit  der  Dreifaltigkeit,  manchmal  vereinigt  mit  Maria 


*)  Starzer,  Gesch.  der  Stadt  Korneuburg  617. 

>)  Abbildung  in  Berichte  und  Mitteilungen  XXIII,  251. 

•)  Lob,  Preis  und  Danck  den  Fridensgot  der  vns  hat  gfirt  avs  der  Krigsnoth. 

*)  Ber.  u.  Mitt.  XXIX,  113  mit  Abb.;  Starzer,  Gesch.  der  Stadt  Klosterneuburg  422  mit  zwei  Abbildungen. 

*)  Ober  sie  und  den  Anteil  Fischers,  sowie  der  verschiedenen  Künstler  siehe  Hauser,  Die  Dreifaltigkeits- 
säule am  Graben  (Ber.  u.  Mitt.  des  Altertums-Vereins  XXI,  82)  und  die  wichtigen  Ergänzungen  bei  11g,  Die  Fischer 
von  Erlach  (Wien  1895)  I,  94  ff. 

')  Starzer,  Gesch.  der  Stadt  Klosterneuburg  S.  427.  Hier  auch  zwei  einfache  Säulen  zur  Erinnerung  an 
die  Pest  Dagegen  ist  die  Dreifaltigkeitssäule  in  Korneuburg  erst  1747  errichtet  worden  und  ist  keine  Pestsäule. 
(Starzer,  Gesch.  der  Stadt  Korneuburg  S.  410.) 

')  Vergl.  Czacha  in  der  „Topographie  von  Niederösterreich*  'VI,  662. 

■)  Giannoni,  Gesch.  der  Stadt  Mödling  S.  190. 

•)  Monatsblatt  des  Altertums -Vereines  1884,  12;  1886,  54;  1887,  7;  1888  43;  IV,  161;  1890,  7;  1892,  166; 
IV.  62,  203,  221,  196,  255;  Ber.  u.  Mitt.  XXXIII.  133. 


110 


Ober  Bet-  und  Denksäulen  in  NJederösl erreich 


Immaculata  (seltener  Säulen  mit  letzterer  allein),  und  unten  gruppieren  sich  die  Pestheiligen  Sebastian, 
Rochus,  Karl  Borromäus  und  noch  ein  vierter  (meist  Franz  von  Assisi). 

Die  Säulen  auf  dem  flachen  Lande  waren  natürlich  weit  einfacher  gehalten  (Taf.  IV  d);  sie 
gehen  auch  meist  auf  die  Initiative  einzelner  zurück,  während  sie  in  den  Städten  die  Stadtgemeinde 
setzen  ließ.  Ein  originelleres  Pestkreuz  ist  das  bei  Nußdorf  an  der  Traisen,  Kreuzigungsgruppe  und 
auf  dem  Kreuze  die  sogenannten  Zacharianischen  Buchstaben,  die  zur  Abwehr  der  Pest  dienen 
sollten.  Es  ist  also  eine  Übertragung  des  Typus  der  kleinen  Metallkreuze,  die  man  zur  Pestzeit 
als  Amulete  um  den  Hals  zu  tragen  pflegte.')  Die  Pestsäulen  wurden  in  so  massenhafter  Weise 
aufgestellt,  daß  sich  bereits  Fischer  von  Erlach  beklagte,  daß  diese  Säulen  „in  allen  Dörfern  und 
Märkten  gemein  seien".  Auch  Hungersnote  gaben  gelegentlich  den  Anstoß  zur  Errichtung  von  Denk- 
säulen. Ein  Beispiel  ist  die  Hungersäule,  die  bis  zum  Jahre  1809  vor  dem  Kämtnertor  in  Wien 
stand  und  1414  von  der  Bäckerzunft  errichtet  wurde  (Fig.  6).  Überhaupt  dürften  die  meisten  der 
sogen.  Bäckersäulen  (auch  Bretzensäulen  wegen  der  darauf  abgebildeten  Bretze)  aus  dem  Anlasse 
von  Hungersnöten  entstanden  sein.  ^ 

Außer  diesen  historischen  Denksäulen,  die  Ereig- 
nissen, welche  die  Allgemeinheit  betrafen,  ihre  Errichtung 
verdanken,  gibt  es  dann  die  noch  zahlreichere  Gattung  der 
Denksäulen  für  ein  den  Einzelnen  betreffendes  Ereignis. 
Die  Stelle,  wo  jemand  verunglückte  oder  wo  er  einer 
Gefahr  entrann,  wo  eine  Missetat  verübt  wurde,  wurde 
mit  einer  Denksäule  versehen.  Es  sind  die  Marterln  im 
engeren  Sinne  und  in  dem  Sinne,  wie  sie  in  den  Alpen- 
ländern üblich  sind,  nur  daß  hier  das  Holzmarteri  vor- 
herrscht, bei  uns  die  Steinsäule.  Diese  privaten  Erinnerungs- 
säulen sind  meist  ganz  einfach  gehalten,  mit  sehr  be- 
scheidenem oder  ohne  jeden  Schmuck,  meist  auch  ohne 
Inschrift;  höchstens  der  Name  oder  die  Initialen  und  die 
Jahrzahl  geben  einen  Anhaltspunkt.  Im  Volksmunde  werden 
sie  vielfach  nach  ihrem  Errichter  genannt,  so  die  Daringer- 
säule,  das  Galleinerkreuz  u.  s.  w. 

Von  den  Denksäulen  wenden  wir  uns  nun  zur 
zweiten  Gruppe:  zu  den  Bittsäulen.  Sie  wollen  Krank- 
heiten, Unwetter,  Mißwachs,  Feuer,  Geisterspuk  u.  dgl. 
abwenden.  Sehr  zahlreich  sind  sie  in  den  Weingegenden:  Vitus  im  Kessel  ist  der  Patron;  oft 
finden  sich  zierliche  Barocksäulen  mit  Weinlaub  umwunden  (siehe  z.  B.  Taf.  IE  c,  d).  Der  heilige 
Donatus  schützt  die  Saaten,  Florian  die  Häuser  und  Scheunen,  der  heilige  Nepomuk  die  Brücken, 
die  Wetterkreuze  gegen  Unwetter  (z.  B.  bei  Karnabrunn,  Taf.  V  c),  die  Kreuzwegsäulen  gegen  die 
bösen  Geister,  die  an  Kreuzwegen  ihr  Unwesen  treiben. 

Aufgerichtet  wurden  sie  zumeist  von  Einzelnen,  manchmal  aber  auch  von  mehreren,  von 
Eheleuten,  von  Familien,  von  Gemeinden,  von  Korporationen. 


Fig.  6. 

Hungersäute  In  Wien,  demoliert  1813. 

(Nach  einem  Kupferstiche  von  Heinrich  Rein- 

hold.) 


1)  Ber.  u.  Mitt.  des  Altertums- Vereines  XXXIV,  86.  (Vgl.  dazu  Minkus,  Pestinschriften  XXXIII,  49.) 

>)  Über  die  ßackensäule,  die  in  Wien  beim  Versorgungshause  stand,  siehe  Mitt.  der  Zentral -Kommission  XIV, 

S.  XVI  mit  Abbildung.    Ähnliche  Säulen  stehen  zu  Ober  -  Absdorf,  Groß -Stolzendorf,  Pulkau  (Fig.  7),  Brück  an  der 

Leitha,  Kloslerneuburg  u.  a.  m. 


1  Dr,  Mai  Vancsa. 


III 


Sehr  häufig  dienen  solche  Bittsäulen  mehreren  Zwecken  zu  gleicher  Zeit.  Ein  sehr  bekanntes 
Beispiel  ist  das  sogenannte  Käferkreuz  bei  Klosterneuburg.  *)  Eine  Mariensäule,  aufgerichtet  1675,  nach 
einer  argen  Käferplage  soll  es  laut  Inschrift  gegen  Käfer,  Schauer  und  Gfrier,  sowie  gegen  Pestilenz 
und  Feindesgefahr  schützen;  ebenso  das  „luckete  Kreuz"  bei  Wiener-Neustadt  aus  dem  Jahre  1635 
gegen  Krieg,  Pestilenz,  Teuerung  und  Feuersnot;  oder  eine  Säule  bei  Nußdorf,  errichtet  1558, 
renoviert  1817  und  1899  „zur  Ehre  des  Leidens  Jesu  Christi,  zum  Schutz  der  Kulturen,  um 
Abwendung  aller  Gefahren,  Schauer  und  Wassergüsse,  den  Segen  des  himmlischen  Vaters  über 
unser  Weingebirg  zu  erhalten'  (Taf.  V  d). 

Zu  den  Bittsäulen  gehören  auch  die  sogen.  Uriauberkreuze.  Bei  ihnen  nahmen  Prozessionen 
und  Wallfahrten  Abschied  vom  Heimatsdorf  und  beteten  für  eine  glückliche  Rückkehr.  Auf  oder  bei 

Friedhöfen  stehen  Säulen,  bei  denen  für  die  Seelen  der  Abgeschie-  ___^ 

denen  gebetet  werden  soll.  Ich  erinnere  an  die  beiden  hübschen 
Säulen  vor  dem  Zweifler  Friedhof  (Taf.  VI  b).  Zu  diesen  Friedhof- 
säulen gehört  aber  auch  die  älteste  Gattung  der  Betsäulen  überhaupt, 
nämlich  die  Ewigen  Lichtsäulen  oder  Totenleuchten,')  wie  sie  auf 
den  Friedhöfen  neben  den  Kirchen  schon  in  früher  Zeit  aufgestellt 
wurden.  Wir  besitzen  solche  Lichtsäulen  bereits  aus  dem  XIV.  und 
XV.  Jahrhundert,  von  denen  sich  einige  als  wahre  Kunstwerke  der 
Gotik  repräsentieren. 

Die  berühmteste  Ist  die  prachtvolle  Lichtsäule  in  Kloster- 
neuburg aus  dem  Jahre  1381,^  die,  wie  schon  erwähnt,  übrigens 
zugleich  das  älteste  Beispiel  einer  Pestsäule  ist,  dann  die  Licht- 
säulen von  Hainburg,  St.  Agyden  a.  St.  (Taf.  VI  a),  Hof  a.  d.  L.,  Mail- 
berg, Penzing*)  u.a.m.  Diese  gotischen  Lichtsäulen  haben  zuweilen 
eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  den  gotischen  Sakramenthäuschen  und 
es  sind  auch  Fälle  bekannt,  daß  Sakramenthäuschen  außerhalb  der 
Kirche  auf  den  Friedhof  aufgestellt  wurden  z.  B.  in  Hollenstein.  *) 

Damit  wären  wir  mit  dem  Oberblick  über  die  Gattungen 
von  Säulen  in  Niederösterreich,  die  unwiderieglich  einem  religiösen 
Beweggrund  entsprungen  sind,  zu  Ende,  nicht  aber  mit  den  Gat- 
tungen von  Steinsäulen  Überhaupt.  Es  finden  sich  tatsächlich  auch 
Säulen,  die  schon  das  Fehlen  jeder  religiösen  Beigabe  von  den 
bereits  besprochenen  Gattungen  scheidet.  Auch  ihr  Wesen  wollen 
wir  noch  feststellen.  Zunächst  hat  der  freiere  Geist  der  neuesten 
Zeit,  das  XIX.  Jahrhundert,  es  mit  sich  gebracht,  daß  Erinnerungs- 
stätten nicht  mehr  auch  zugleich  als  Andachtsstätten  gelten,  wie  es 


Fig.  7. 
BSckerkrenz  bei  Pnlkau  an  der 

Strafie  nach  Schrattenthal. 
(Aquarell  von  Ludwig  H O f  ba u e r.) 


<)  Ber.  u.  Mitt  1.  290,  Starzer,  Gesch.  der  I.  f.  Stadt  Klosterneubui^  S.  424  mit  Abb. 

*)  Siehe  auBerdem  S.  101  zitierten  Aufsatze  von  Proner  noch  Essenwein,  Über  einige  Totenleuchten  In 
Osterreich  (MItt.  d.  Zentralkommission  VII  317).  In  Frankreich  reichen  diese  Lichtsäulen  bis  ins  XII,  und  XIII.  Jahr- 
hundert zurück  (Viollet-Ie  Duc,  Dictionaire  de  rarchitedure  VI,  154).  Vielleicht  ist  also  diese  Gattung  mit  der 
Gotik  von  Frankreich  nach  Deutschland  und  Österreich  gekommen. 

■)  AuBer  bei  Essenwein  a.  a.  O.  Drexler,  Das  Stift  Klosterneuburg  S.  153;  Starzer,  Geschichte  der 
landesftlrBlIichen  Stadt  Klosterneuburg  S.  420.  Hier  und  wiederholt  abgebildet. 

•)  Monatsblatt  des  Altertums-Vereines  IV,  127;  V,  191. 

')  Au&er  Essenwein  und  Froner:  Mitt.  d.  Zentralkommission  XI,  S.  XCIII,  XV,  S.  XCl,  XVII,  S.  CVJII; 
Monatsblatt  VI,  95. 


]  ]  2  Ober  Bet-  und  Denksäulen  in  Niederösterreich 

früher  regelmäßig  der  Fall  war.  Das  XIX.  Jahrhundert  bescherte  uns  eine  immer  mehr  zunehmende 
Denkmalswut  und  die  einfachste  Art  des  Denkmales  ist  der  Denkstein,  die  Gedenktafel,  allen- 
falls die  Denksäule.  So  werden  wir  uns  nicht  wundern,  im  Lande  da  und  dort  solche  moderne 
Denksäulen  zu  finden.  Ich  erinnere  etwa  an  den  Schöffelobelisk  bei  Purkersdorf  zur  Erinnerung  an 
die  Errettung  des  Wienerwaldes  durch  Josef  Seh öf fei  oder  an  das  Denkmal,  das  im  Jahre  1876 
der  n.-ö.  LandesausschuB  bei  St.  Andrä-Wördern  zur  Erinnerung  an  den  Straßenbau  setzen  ließ,^) 
oder  an  den  Napoleonstein  in  der  Lobau  (Taf.  IV  b)  oder  an  die  Maria  Theresia  -  Pyramide,  welche 
im  Jahre  1868  bei  Theresienfeld  zur  Erinnerung  an  die  vor  100  Jahren  erfolgte  Gründung  des  Ortes 
durch  die  Kaiserin  Maria  Theresia.  Eine  der  frühesten  Denksäulen  ohne  besonderen  religiösen  Bezug 
ist  der  Obelisk  in  Mannersdorf  a.  L.,  der  an  eine  Weinlese  erinnert,  die  im  Jahre  1743  Kaiserin  Maria 
Theresia  und  ihr  Gemahl  hier  mitgemacht  haben.  ^  Auch  der  inr  Jahre  1894  durch  den  Blitz  zerstörte, 
aber  jetzt  wieder  hergestellte  Denkstein  zur  Erinnerung  an  die  zweimalige  Besteigung  des  Kaiser- 
steines auf  dem  Schneeberge  durch  Kaiser  Franz  I.  (1805  und  1807)^)  gehört  in  diese  Reihe. 

Vielleicht  eine  der  merkwürdigsten  Denksäulen  dieser  Art,  welche  sich  allerdings  nur  ganz 
kurze  Zeit  erhalten  hat,  war  das  sogenannte  Sozialistenkreuz  bei  Knocking  (Gemeinde  Erlauf),  weil 
es  ein  Beispiel  ist,  wie  auch  eine  moderne  Bewegung  sich,  wenngleich  vielleicht  mit  einer  Art 
satirischer  Nebenabsicht,  der  alten  Formen  bedienen  kann.  Es  wurde  im  Jahre  1895  von  dem  der 
sozialdemokratischen  Partei  angehörenden  Maurer  Potzmoder,  einem  höchst  überspannten  Menschen, 
errichtet.  In  dem  Sockel,  der  mit  Bildwerken,  welche  sich  gegen  die  katholische  Religion  richteten, 
geschmückt  war,  befand  sich  eine  Kiste  mit  sozialdemokratischen  Schriften  eingemauert.  Es  wurde 
auch  tatsächlich  der  Versuch  gemacht,  in  dem  Kreuz  ein  Wahrzeichen  für  die  sozialdemokratische 
Bewegung  zu  schaffen  und  es  fand  einmal  hier  eine  Versammlung  von  etwa  3— 400  Arbeitern  statt. 
Später  haben  jedoch  die  Bauern,  aufgereizt  durch  die  blasphemischen  Bilder,  das  Sozialistenkreuz 
zertrümmert  und  gegenwärtig  liegen  nur  noch  Überreste  auf  den  Feldern.*) 

Eine  Reihe  von  Obelisken  und  Pyramiden,  die  man  an  erhöhten  Punkten  wiederholt  im  Lande 
trifft,  z.  B.  auf  dem  Bisamberg,  in  Hadersfeld  u.  s.  w.,  stammen  aus  der  Franziszeischen  Zeit  und 
sind  nichts  anderes  als  Triangulierungszeichen  der  damals  vorgenommenen  Landvermessung.*) 

Weit  interessanter  und  älter  sind  eine  Reihe  von  Säulen,  die  einen  ausgesprochenen  recht- 
lichen Zweck  haben.  Da  sind  zunächst  die  Grenzsäulen.  (Siehe  z.  B.  Taf.  VII  c.)  In  der  Regel 
wurden  die  Grenzen  des  Besitzes  oder  der  Gerichtsbarkeit  nur  mit  einem  Stein  bezeichnet,  der 
entweder  gar  kein  Zeichen  trägt  oder  das  Wappen,  die  Initialen  des  Besitzernamens,  die  Jahreszahl 
der  Grenzberaitung  u.  s.  w.    Es   sind  die  Mark-,  Grenz-,   Burgfried-  oder  Landgerichtssteine.  •) 

1)  Dartiber  vergl.  Blätter  d.  Ver.  f.  Landesk.  X,  1876,  358.  . 

•)  Ebendaselbst  XXXIV,  1900.  57  mit  Abbildung. 

')  Kerschbaumer  a.  a.  O.  93  mit  Abb. 

*)  Nach  Mitteilungen   meines   Freundes   Herrn  Prof. 
Dr.  Hödl  und  seines  Vettern  Herrn  Josef  Hanna,  Oberlehrers 
in   Erlauf.  Auf  einem   der  Trümmer  befindet  sich  noch  eine    a  |^  j  ißjt^  K  t\t  i  L^l^l    1/    i-  7y  1  1  4^ 
Inschrift,  welche  hieher  gesetzt  werden  möge,  um  ein  Bild  von    /  A/ (  /    Pf  /  7  M/      //     yf<  t\l  kT 
der  wunderlichen  Phantastik  des  Errichters  zu  geben.  Die  Buch-        xt  i  \l  i   §  9  vi  %y    fvi    %     KU/ 
Stäben  zeigen  eine  Art  von  ihm  erfundene  Keilschrift.   Herrn    ^ijjKl^lX    O  t)X  ^i    i 
Oberlehrer  Hanna  ist  es  gelungen,  diese  rätselhafte  Inschrift  äx->»        ivr*i/ 

folgendermaßen  aufzulösen:  Dieses  Kreuz  trägt  die  Aufschrift    "j XXl    ^yCCCXC  V 
des  ewigen  Bundes  Anno  MDCCCXCV. 

*)  Vgl.  Urlin ger,  20.000  Höhenbestimmungen  der  bekannten  Berge  und  Orte  in  der  österreichisch- 
ungarischen  Monarchie  (Krems  1873). 

•)  Hasslinger  im  Monatsblatt  des  Ver.  f.  Landesk.  III,  1904,  1;  speziell  in  Margareten:  Maurer  im 
Monatsblatt  des  Altertums- Vereines  VII,  34;  in  Mödling:  Giannoni,  Gesch.  der  Stadt  Mödling  S.  126. 


Nhntmr 


n  Dr.  Mas  Vmcm. 


113 


Gelegentlich  aber  kommen  statt  der  kleinen  Steine  auch  große  SSulen  vor.  Ein  interessantes  Bei- 
spiel war  die  oben  schon  erwähnte  Schottensäule,  fäischiich  Pestsäule  genannt,  vor  dem  Burgtor 
auf  dem  Glacis,  die  die  Grenze  des  Passautschen  Lehensbesitzes  des  Stiftes  anzeigte. ')  Es  ist  nicht 
ausgeschlossen,  daß  wirklich  manche  der  stummen  Säulen  NiederOsterreichs  oder  solche,  die  nur 
mit  Wappen,  Initialen  oder  Jahreszahl  versehen  sind,  auch  wenn  sie  ein  Kreuz  bekrönt,  zu  dieser 
Gruppe  der  Mark-  oder  Grenzsäulen  gehören  (Fig.  8).  Freilich  begntigte  man  sich  auch  da  manchmal 
mit  bloßen  Holzsäulen. 

Eine  steinerne  Landgerichtsäule,  die  auch  urkundlich  bezeugt  ist,^  ist  der  Sattelstein  bei 
Solienau.  Eine  spezielle  Gattung  dieser  Landgerichtsteine,  die  Gerichtsteine  oder  Diebsteine,  sind 
jene,  bei  denen  die  Auslieferung  der  Verbrecher  an  das  zustandige  Landgericht  eriolgte.  Von  den 
nur  mehr  sehr  spärlich  vorhandenen  Exemplaren  seien  die  Säule 
bei  Neumarkt  an  der  Ips,^  jene  bei  Gars  und  die  Säule  bei  Prugg 
in  der  Nähe  von  DOllersheim  aus  dem  Jahre  1546  erwähnt;*) 
manchmal  schloß  ein  Falttor  bei  diesen  Steinen  die  Landgerichts- 
gemeinden ab. 

Eine  zweite,  glücklicherweise  noch  reichlicher  vertretene 
Gruppe  solcher  steinerner  Rechtsdenkmale  bilden  die  Pranger, 
welche  auf  den  Marktplätzen  der  Märkte  und  Städte  standen.*) 
Oft  sind  es  nur  ganz  einfache  Säulen,  deren  Zweck  durch  die  an 
ihnen  in  der  Mitte  befestigten  Ketten,  Halsring  und  Kugel  leicht 
kenntlich  sind.  Manche  Pranger  sind  aber  künstlerisch  durch- 
gebildet und  mit  einer  Ritterfigur  geschmückt.  So  treten  sie  in 
überraschende  Beziehungen  zu  den  Rolandsäulen  im  Gebiete  des 
sächsischen  Rechtes,  die  eine  gerade  jetzt  wieder  stark  im  An- 
wachsen begriffene  Literatur  und  Polemik  hervorgerufen  haben.*) 
Meines  Wissens  hat  aber' noch  keiner  der  Rechtsgelehrten  in 
Deutschland  dabei  unseren  österreichischen  Rolandsäulen  Auf- 
merksamkeit geschenkt.  Im  Volksmunde  heißen  diese  Pranger 
vielfach  auch  Prangerhansl  oder  Prangermandl,  in  Hollenburg 
„Manderi  ohne  Kopf ;  bekannt  sind  die  Rolandpranger  von  Eggen- 
burg, Drosendorf, ')  Laa,  *)  Thaja, ")  Weiten,  •")  zwei  in  der  Rosen- 
burg, Kaumberg  (Taf.  Vlla),  Hollenburg,  Persenbeug,  Rossatz,  Fig.  a 
Sierndorf,  früher  auch  Klosterneuburg  u.  s.  w.                                       Orenzsftule  der  Oemelnden  Alt- 

maniiBdort  und  Unter -Meldllng. 
(Aquarell  von  Ludwig  Hofbauer.) 

■)  Molloch  in  Ber.  u.  Mitt.  des  Altertums -Vereines  III,  118. 

*)  Nach  gütigen  Mitteilungen  des  Mitarbeiters  am  historischen  Atlas  der  Alpenlflnder,  Dozenten  Dr.  Qrund, 
gegenwartig  wohl  des  besten  Kenners  der  Landgerichtsverhaltnisse  Niederöslerreichs. 

>)  Genannt  das  „Urtelkreuz",  Monatsblatt  1892,  168. 

*)  Plesser,  im  Monatsblatt  des  Altertums-Vereines  V,  167. 

*)  Die  umfangreiche  Literatur  besprochen  von  Sello  in  Deutsche  Oeschichtsblätter  II,  1901,  1  ff. 

■)  Ber.  u.  Mitt.  des  Altertums -Vereines  XXVI  und  Kerschbaumer  a.  a.  O.  79.  156. 

*)  Ber.  u.  Mitt.  des  Altertums -Vereines  XX,  94.  XXXIII,  118  (Kießling). 

■)  Monatsblatt  des  Altertums-Vereines  IV,  13  (m.  Abb.). 

•)  Ebenda  V,  41. 

>*)  Abb.  bei  Kerschbaumer  a.  a.  O. 

XIXIX.  Band.  15 


114 


Ober  Bet-  und  Denkslulen  in  Niederösterreich 


Die  einfachen  Säulen  >)  heißen  auch  Schand-  oder  Richtsäulen. 

Die  Pranger  sind  das  Zeichen  der  Gerichtsbarkeit,  die  den  Städten  und  Märkten  übertragen 
war  oder  die  die  Grundherrschaft  in  einem  Orte  ausübte;  aber  auch  das  Zeichen  der  Marktfreiheit 
und  der  Marktgerichtsbarkeit,  darum  wurde  an  Markttagen  auch  noch  ein  Schwert  an  den  Prangern 
befestigt.  Eine  abweichend  originelle  Gestalt  hat  der  Pranger  in  Isper,  der  einen  sitzenden  LOwen 
mit  einer  Fahne  und  Löwenkopfe  an  den  obem  Ecken  trägt.*) 

Endlich  wären  von  den  Säulen,  die  mit  Recht  und  Gerichtsbarkeit  zusammenhängen,  noch 
die  Steingalgen  zu  erwähnen,  die  an  manchen  Orten  anstatt  der  bloßen  Holzgalgen  Üblich  waren 
und  von  denen  noch  einige  wenige  erhalten  sind.^  Sie  standen  in  der  Regel  auf  einem  Hfigel,  dem 
Galgenberg,  und  waren  sogenannte  dreibeinige  Galgen, 
drei  Säulen,  die  durch  Querbalken  verbunden  wurden. 

Alle  drei  Säulen  stehen  noch  zu  Nieder  -  Fladnitz 
und,  wenn  ich  recht  berichtet  bin,  zu  Arbesbach,  zwei 
Säulen  zu  Kirchberg  am  Walde,  eine  zu  Dollersheim 
(Taf.  VII  d  nach  dem  jetzigen  Zustand,  während  Fig.  9 
noch  alle  drei  Säulen  nach  einem  alten  Bilde  im  Zwettler 
Museum  zeigt). 

In  der  Regel  stand  dann  in  der  Nähe,  etwa  am  Fuße 
des  Galgenbergs,  eine  Betsäule,  an  der  der  Delinquent 
sein  letztes  Gebet  verrichtete  und  von  seinen  Verwandten 
und  Bekannten  Abschied  nahm.  Die  Betsäule  empfahl 
zugleich  auch  die  armen  Seelen  der  Verurteilten  dem 
Gebete  der  Vorübergehenden.  Es  sind  die  Armen  SQnder- 
oder  Urtelkreuze  oder  Gerichtsäulen. 

So  mündet  das  Öffentlich-rechtliche  Moment  doch 
wieder  in  das  religiöse. 

Die  Säulen,  deren  Zweck  mit  dem  Besitzrecht  oder 
der  Gerichtsbarkeit  zusammenhängt,  sind  übrigens  auch 
diejenigen,  über  die  wir  am  ehesten  urkundliche  Nach- 
richten besitzen;  die  Landgerichtsäulen  werden  in  den 
Landgerichtbeschreibungen  erwähnt;  die  Pranger  und 
Hochgerichte  in  den  Stadtrechnungen  und  Ratsprotokollen ; 
andere  Bitt-  und  Erinnerungssäulen,  besonders  die  Pest- 
säulen werden  außer  in  den  Stadtrechnungen  auch  in  den 
Pfarrgedenkbtlchem  verzeichnet.*) 


Fig.  9. 
Pranger  In  DOIIershelm  vor  der  Zerstörang 

der  zwei  SBnIen. 
(Photographische  Aufnahme  von  Karl  Lux  In 
ZwetU  nach  einer  Originalkohlenzeichnung  von 
Adolf  von  Raimondi  Im  Zwettler  Museum.) 


■)  Solche  finden  sich  zu  Schrattental,  Hadersdorf  am  Kamp,  Hirschbach  bei  Qmünd,  (MonatsblatI  VII,  19) 
Dürnkrut  (Monatsblatt  V,  65).  Gumpoldskirchen  (Kerschbaumer  a.  a.  O.  Abb.),  Slopfenreith,  Orth  (Monatsblatt  IV,  229), 
Oaming,  Oöllersdorf,  Heidenreichstein,  Markersdorf  (Taf.  VII  b,  auch  abgeb.  bei  Kerschbaumer  a.  a.  O.),  Messern, 
Nußdorf  bei  Wien,  Pyrha,  Weyerburg  (noch  in  meiner  Kinderzeit  gut  erhalten,  jetzt  zu  einer  geweiBIen  Säule  mit 
Kreuz  verunstaltet),  Arbesbach,  Emmersdorf,  Grafendorf,  Hainburg,  Oberwölbling,  Randegg,  Rehberg,  Staatz,  Walpers- 
dorf,  Wullersdorf,  Röschitz,  Rastenfeld  (Monatsblatt  IV,  215),  St.  Leonhard  a.  P.  u.  v.  a.  Auch  der  fast  kapellenartige 
Bau  auf  dem  Petersberge  bei  Steinakirchen  soll  nach  der  Behauptung  der  Umwohner  ein  Pranger  sein. 

')  Ber  u.  Mttt.  des  Altertums-Vereines  XXVI,  156  mit  Abbildung. 

■)  Monatsblatt  des  Altertums-Vereines  1884,  26,  44  und  V,  185  (Plesser). 

*)  Auf  die  Errichtung  einiger  dieser  Pestsäulen  wurden  sogar  Medaillen  geprSgt  und  eigene  Broschüren 
veröffentlicht,  z.  B.  auf  die  in  Baden  und  Möditng  (Monatsblatt  IV,  173,  und  Giannoni,  Gesch.  d.  St.  Mödling  S.  190). 


t  Dr.  Max  Vancs». 


115 


Fassen  wir  nun  nochmals  zusammen,  was  wir  aus  dem  Überblick  über  die  im  Lande  Nieder- 
österreich vorlcommenden  Arten  von  Steinsaulen  als  Ergebnisse  gewonnen  haben.  Einen  einheitlichen 
Entstehungsgrund  ftlr  alle  diese  Säulen  gibt  es  nicht  und  ist  es  ganz  unrichtig,  einen  solchen 
behaupten  oder  aufspüren  zu  wollen.  Nur  ein  kleiner  Teil  geht  aus  dem  Rechte  hervor,  sei  es  Besitz- 
recht oder  Gerichtsbarkeit.  Dagegen  entspringt  die  weitaus  überwiegende  Mehrzahl  dieser  Säulen 
dem  religiösen  Sinne  des  Volkes,  Insbesondere  des  katholischen  Volkes,  weshalb  solche  Säulen 
außer  bei  uns  auch  in  den  slavischen  Ländern  und  in  den  Rheingegenden  zu  finden  sind. 

Die  zwei  Hauptgattungen  der  religiösen  Motiven  entspringenden  Säulen  sind  die  Erinnerungs- 
und die  Bittsäulen.  Es  ist  sehr  leicht  möglich,  ja  höchst  wahrscheinlich,  daß  die  Sitte  auf  uralte  Tradition 
zurückgeht.  Man  weiß,  daß  auch  die  Römer,  die  ja  durch  fanf  Jahrhunderte  in  unserem  Lande 
gesessen  sind,  die  Sitte  des  Votives,  des  Votivsteines, 
der  Votivinschrift  pflegten  und  ebenso  bekannt,  daß 


Fig.  10. 
Rande  Betsftnle  bei  Burgschlelnltz. 

(Aquarell  von  Konrad  Grefe) 


Msrterl  auf  der  HOhe  zwischen  Zwettl  und  RadmannB. 

(Aquarell  von  Konrad  Grefe.) 


auch  die  heidnischen  Germanen  an  gewissen  geheiligten  Stätten  Steindenkmale  aufrichteten,   auch 
geradezu  Säulen,  z.  B.  die  Irminsäulen,  die  Wielandsäulen. ') 

Nun  ist  es  aber  auch  bekannt,  daß  die  einwandernden  Christen  vielfach  die  geweihten 
Stätten  der  heidnischen  Vorfahren  übernahmen.  Viele  unserer  Kirchen  stehen  auf  alten  heidnischen 
Opferstätten  —  ich  erinnere  nur  an  die  Kirchen  auf  den  alten  Tumull  —  ebenso  haben  bekanntlich 
die  christlichen  Missionäre  an  Stelle  der  alten  Donnereichen  u.  dgl.  das  Kreuz  aufgepflanzt.  Möglich 
also,  daß  in  so  manchem  Falle  die  heutigen  Steinsäulen,   die  zumeist  selbst  wieder  bereits  die 


t)  Perger,  Schmiede-  und  WielandsSulen.  (Ber.  u.  Mitt.  des  Altertums-Vereines  X,  309.) 


116 


Ober  Bei-  und  DenksÜulen  in  Nieder6slerreich 


Erneuerung  von  älteren  Steinsäulen  sind,  an  der  Stelle  eines  alten  Holzkreuzes  stehen,  das  auf 
heidnischer  Weihestätte  aufgepflanzt  war. 

Die  Steinsäulen,  die  wir  in  Niederösterreich  kennen  und  deren  Alter  wir  direkt  oder  indirekt 
bestimmen  können,  gehen  nur  in  ganz  vereinzelten  Fällen  in  die  zweite  Hälfte  des  XIV.,  in  der  Regel 
nicht  über  die  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts  zurück.  Sie  mehren  sich  in  erstaunlicher  Fülle  seit  der  Zeit 
der  Gegenreformation  bis  in  die  erste  Hälfte  des  XVIII.  Jahrhunderts,  also  eben  in  der  Zeit,  da  sich 
bei  uns  überhaupt  die  frommen  Stiftungen,  die  Gründung  von  Kirchen  und  Kapellen,  insbesondere 
aber  von  Wallfahrtsorten  mit  allen  ihren  Devotionalien  und  allen  ihren  Gelöbnissen  mehrten;  und 
sie  brechen  ziemlich  rasch  und  vollständig  ab  in  der  Zeit  der  Aufklärung,  insbesondere  mit  Kaiser 
Josef  II.  Kirchenreformen  und  Verboten  der  Wallfahrten  und  Prozessionen,  seinen  Kirchenauflassungen 


Fig.  12. 
Das  Zl^nnerkrenz  bei  Ountersdorf. 

(Aquarell  von  Ludwig  Hofbauer.) 


Fig.  13. 
Kapellenartiges  Marterl  bei  Vösendort. 

(Aquarell  von  Ludwig  Hofbauer.} 


und  seinen  Maßregeln  gegen  Stiftungen,  Wallfahrtsorte  u.  dgl.  m.  Wie  schon  erwähnt,  ist  ihre  Ver- 
teilung im  Lande  eine  ungleichmäüige ;  am  stärksten  im  Norden  der  Donau,  namentlich  im  Wald- 
viertel und  im  angrenzenden  Weinland,  nimmt  ihre  Zahl  gegen  die  Alpen  und  das  Hochgebirge 
auffallend  ab. 

Der  Art  der  Herstellung  nach  finden  wir  teils  Steinsäulen  aus  festem  Gestein  wie  z.  B. 
Granit  oder  zumeist  aus  weicherem  Material  wie  Sandstein  (Taf.  VIII  a),  teils  aus  Ziegel  aufgemauerte 
Säulen  (Taf.  Vlil  b)  mit,  seltener  ohne  Mörtelbewurf.  Von  der  Gestalt  sprachen  wir  schon  wieder- 
holt; wir  finden  auf  Sockel  stehende  einfache  meist  viereckige,  selten  mehreckige  oder  runde  Säulen 
(Fig,  10)  (in  der  Barockzeit  stilisierte,  gewundene  oder  Wolkensäulen)  mit  einem  kapellenartigen  Auf- 


n  Dr.  Max  Vancsa. 


117 


satz,  in  diesem  meist  eine  offene  oder  vergitterte  oder  verglaste  Blende,  sei  es  zur  Aufnahme  von 
Skulpturen  oder  von  Bildern  oder  ewigen  Lichtern,  darüber  eine  Bedachung  (Fig.  II);  am  Schafte 
ohne  oder  mit  Reliefdarstellungen  oder  Inschriften,  die  wir  bereits  eingehend  besprochen  haben, 
bekrönt  mit  einem  Kreuz  oder  den  verschiedenen  Heiligenstatuen.  Dann  aber  auch  reicher  gestaltete, 
künstlerisch  höchst  bedeutende  [)enkmale  aus  der  Zeit  der  Gotik  [Taf.  VIc;  Fig.  1201,  der 
Renaissance,  der  Barocke  (vgl.  die  barocken  Mariensäulen  auf  Taf.  II);  aus  der  Barockzeit  freilich 
auch  ausgiebige  Geschmacklosigkeiten  (Taf.  VI  d),  manche,  wie  die  städtischen  Pestsäulen,  in  kom- 
pliziertem architektonischen  Aufbau  mit  reichem  figuralen  Schmuck.  Manche  der  einfachen  Denk- 
säulen haben  auch  altarähnliche  Form  (Taf.  VIII  d)  oder  nähern  sich  der  Kapellenform,  natüriich 
ohne  Andachtsraum  (Taf.  VIUc  und  Fig.  13).  Oft  findet  sich  in  einer  Gegend  eine  Reihe  ganz 
gleicher  oder  doch  dem  gleichen  Typus  angehOriger  Säulen. 
Manchmal  begegnen  wir  auch  zusammengesetzte  Säulen,  bei 
denen  auf  einem  älteren  Schaft  ein  neuer  Aufsatz  aufgesetzt  ist, 
z.  B.  die  Fürstenberger  Marter  bei  Wiener  Neustadt  oder  das 
BtIdstOckel  im  Doblinger  Pfarrhof  (Fig.  14). 

Die  Meister  dieser  Säulen  kennt  man  leider  nahezu  nie- 
mals ;  nur  äußerst  vereinzelt  nennt  sich  der  Steinmetz  oder  setzt 
sein  Steinmetzzeichen  auf  die  Säule;  häufiger  überiiefern  den 
Namen  der  Künstler,  die  in  den  Städten  Säulen  geschaffen  haben, 
die  Stadtrechnungen  und  Ratsprotokolle.  Namentlich  von  den 
Pestsäulen  kennt  man  in  der  Regel  die  Künstler.*) 

Eines  wird,  hoffe  ich,  aus  meinen  Ausführungen  klar 
geworden  sein,  nämlich  daß  diese  Pest-  und  Denksäulen  sowohl 
historisch  als  wie  kulturhistorisch,  zum  Teil  sogar  kunsthistorisch 
von  großem  Interesse  und  Wert  sind  und  daß  es  wohl  sehr 
wünschenswert  wäre,  diese  Denkmale  noch  weiter  zu  erforschen 
und  vor  allem  sie  zu  erhalten. 

An  der  Erforschung  kann  sich  ja  auch  jeder  Laie  be- 
teiligen: wer  in  abgelegenen  Gegenden  auf  solche  Säulen  stößt, 
sollte  nicht  achtlos  daran  vorübergehen,  sondern  wenigstens  den 
Platz  —  diese  Plätze  liegen  oft  ganz  seitwärts  vom  Wege  — 
verzeichnen.  Wer  zeichnen,  insbesondere  aber  photographieren 
kann,  kann  eine  oder  mehrere  Aufnahmen  der  Objekte  machen; 
auch  soll  nicht  versäumt  werden,  bei  den  Umwohnern  nach 
dem  Namen  oder  den  daran  sich  knüpfenden  Erinnerungen 
zu  fragen. 

Schlimmer  steht  es  mit  der  Erhaltung  dieser  Denkmale.  Zwar  die  größeren  Säulen  in  den 
Städten  oder  in  der  Nähe  der  Städte  sind  nicht  gefährdet,  wenn  sie  auch  oft  durch  Anbringung 
von  Straßenlaternen,  Straßentafeln,  Wegmarkierungen  o.  dgU  verunstaltet  werden,  wohl  aber  die 


Fig.  14. 

Znsamniengesetzte  Säule  Im  Ptarr- 

hofe  zu  DOblIng. 

(Aquarell  von  Ludwig  Hofbauer-) 


1)  Von  dem  Zigeunerkreuz  bei  Ountersdorf,  das  bereits  Im  Monatsblati  VIII,  138  abgebildet  war,  bringe 
Ich  ausnahmsweise  abermals  eine  Abbildung,  weil  in  dem  Aquarell  Hofbauers  einige  charakteristische  Details 
deutlicher  hervorireten,  als  In  der  photographischen  Aufnahme  nach  der  Natur. 

»)  Aus  Nlederösterreich  Ist  mir  ein  einziger  Fall  bekannt,  daß  das  Bild  für  ein  einfaches  Marterl  von  einem 
berühmten  Maler  geschaffen  wurde.  Das  ist  das  Marierl  zwischen  Scheuchenstein  und  Mlesenbach,  welches  Friedrich 
Gauermann  Im  Jahre  1849  mit  einem  Cemaide  geschmückt  hat. 


118 


Ober  Bet-  ■ 


1  Niederösterreich  v 


vielen  über  das  flache  Land  zerstreuten;  hie  und  da  erbarmt  sich  ein  Privater  ihrer,  sonst  werden 
sie  ihrem  Verfall  überlassen;  der  moderne  Verkehr,  die  Straßenanlagen,  der  Bau  der  Lokalbahnen 
räumt  sie  unerbittlich  aus  dem  Wege.  Leider  stiftet  auch  oft  die  gute  Absicht  der  Erhaltung  erst 
recht  Böses.  Wir  haben  gesehen,  daß  frühere  Jahrhunderte  unbekümmert  um  den  ursprünglichen 
Zweck  diese  Säulen  erneuert  haben  und  ihnen  neue  Zwecke,  neue  Widmungen  gegeben  haben. 
Ebenso  barbarisch  verfahren  die  neuen  Restauratoren;  nicht  nur  Landmaurer,  sondern  auch  bessere 
Leute  verballhornen  die  Säulen  durch  Modernisierung,  falsche  Rekonstruktion,  Entfernung  wichtiger 
Anhaltspunkte  u.  s.  w.  oder  stellen  sie  an  anderer  Stätte  auf.  Meist  werden  sie  einfach  fibertOncht.  — 
Nun  vielleicht  bringt  auch  für  die  Bet-  und  Denksäulen  das  nunmehr,  wie  es  scheint,  der  Ver- 
wirklichung entgegengehende  Denkmalschutzgesetz  Heil  und  Schutz! 


Fig.  15. 
Marterlrnlne  bei  PStzles. 

(Aquarell  von  Konrad  Grefe.) 


TAFEL   I. 


i 

1 

PI 

k  ;- 

\ 

J 

} 

m 

)  DrelfaltlgkeltssSule  bei  Röschltz. 
(Aquarell  von  L.  Hofbauer.) 


< 

1 

i 

i 

b)  Marterl  mit  Stelnkruzlflx,   östlich  von  Manners- 

dorf  a.  L. 

(Aquarell  von  L.  Hof  bau  er.) 


c)  Ecce  hoRio,  südlich  von  Ober-L 
(Aquarell  von  L.  Hofbauer.) 


d)  DomgekrOnter  Heiland  bei  Leodagger. 

(Aquarell  von  L.  Hof  bauen) 


TAFEL  IL 


a)  Muttergottes  -  Säule  bei  Maria -Lanzendorf. 

(Aquarell  von  Konrad  Orefe.) 


b)  MariensSule  (HlmmelskSnigln)  bei  Mannersdorl 

a.  L. 

(Aquarell  von  L.  Hofbauer.) 


c)  Immaculata  bei  Leodagger. 

(Aquarell  von  L.  Horbauer.) 


d)  Plett  bei  Rohrendorf. 

(Aquarell  von  L.  Hofbauer.) 


TAFEL  III. 


a)  Rsaber-Kreuz  In  Kornenbnrg. 

(Aquarell  von  L.  Hofbauer.) 


b)  Schwedenkrenz  bei  Oberhollabrnnii. 

(Pederzeichnung  von  Ignaz  SpOtll.) 


j^fnH 


c)  Das  Tfirkenkrenz  in  Perchtoldsdorf. 
(Aquarell  von  L.  Hofbauer.}! 


d)  Historische  Denksäule  bei  Mariabrunn  1685. 

(Aquarell  von  L.  Hof  baue  r.) 


TAFEL   IV. 


a)  Das  Babenberger- Kreuz  an  der  StraBe  von 
Wiener -Neustadt  nach  Nendfirfl. 


(Aquarell  von  L 

.  Ho 

fbauer.) 

r 

1 

W^^ 

1 

M 

1 

1 

r^v    n:  f 

1 

i  i 

i 

1 

'"'ijii 

ri 

r«^ 

1 

1 

,L^..--^.i' 

& 

i  1 

. 

'^: 

■d|^^.   1 

b)  Der  Napoleon -Stein  ]n  der  Loban. 

(Aquarell  von  L.  Hofbauer.) 


c)  Die  Pestsäule  In  Mlstelbach. 
(Photographie.) 


d)  Einfache  Pestsäule  aus  dem  J.  1679  In  Kornenbui^. 
(Aquarell  von  L.  Hofbauer.) 


TAFEL  V. 


— «I- 


a)  Der  heillKe  Vltns  (St  Veit)  bei  Palkan. 
(Aquarell  von  L.  Hofbauer.) 


b)  SebastlanssSule  bei  Klostemeuburg  an  der  S 
nach  Klerling. 
(Aquarell  von  L.  Hofbauer.) 


c)  Das  Wetterkreuz  südlich  von  Karntbrann. 

(Aquarell  von  L.  Hofbauer.) 


d)  WeingartensSule  In  NnOdorf. 
(Aquarell  von  L.  Hofbauer.) 


TAFEL  VI. 


a)  Ewiges  Licht  bei  der  Kirche  von  St  Egyden  a.  St 
(Aquarell  von  Konrad  Grefe.) 


b)  PriedhofsEnlen  in  Zwettl. 
{Aquarell  von  Konrad  Grefe.) 


c)  Ootische  Sftule  bei  GroB-Reipersdorf. 
{Aquarell  von  L.  Hofbauer.) 


d)  Barocicsäale  nSrdlich  von  Kirchberg  am  Wagram. 
(Aquarell  von  L.  Hof  bau  er.) 


TAFEL  VH. 


a)  Rolands&ule  In  Kanmberg. 

(Aquarell  von  Edmund  Krenn.) 


b)  Pranger  In  Markcrsdorf. 

(Aquarell  von  Konrad  Grefe.) 


c)  Grenzstein  auf  dem  Semmerlng,  jetzt  verschwunden. 
(Nach  einem  kolorierten  Stich  von  ca.  1800.) 


d)  Steingalgen  In  Döllershelm. 

(Photographie  von  Dr.  Alfred  Grund.) 


c)  Kapellenarttges  Marterl  bei  Schlag,  Gemeinde  d)  Altarfthnllches  Marterl  bei  Rohr,  zwischen  Loob- 

ZSbern.  dorf  und  Slrnlng. 

(Aquarell  von  Weckbrodl.)  (Aquarell  von  Konrad  Grefe.) 


Personen-,  Orts-  und  Sachregister. 


A. 


Aach,  Hans  von,  Kammermaler,  16, 38. 
Abhandlungsakten  68. 
Absdorf,  Ober-,  110,  Anm.  2. 
Adam  Maria  Rosina  Josepha  60, 62, 66. 

—  Peter  Ernst  60. 

Agyden  am  Steinfelde,  St,  111. 
Ähren,  Pfarre,  Landgericht  Tauffers  53. 
Aichbauer,  Johann  Georg  32  f. 
Alfter  Hieronymus  36. 
Aliprandi  Aloisia  Catharina  7,  30  ff. 

—  Anna  63. 

—  Anton  1.,  Stukkatorer,  36,  52,  57, 
60,63. 

—  Anton  IL.  Hofmeister,  25,  31,  37  ff. 

—  Joannes  Bapt.  sen.  30  f,  57. 
Allio,  die  Prager,  14. 

—  Johann  Baptist  15  ff.,  16,  94. 

—  Martin  14  ff.,  31,  94. 

—  die  Wiener  des  XVIl.  Jahrhunderts, 
9  ff.,  12,  43,  61,  Anm.  1,  80. 

—  Andreas  der  Ältere  10  ff.,  12.  39. 

—  Andreas  der  Jüngere  10  ff.,  46,  51, 
79,  81. 

—  Anna  12,  13. 

—  Anna  Rosalia  12. 

—  Anton,  Maler,  13. 

—  Cari  Andre  13. 

—  Joseph  14. 

—  Lucia  11  L,  44,  46,  59. 
Aisergasse  in  Wien  62. 
Alserkaserne  in  Wien  64. 
Altmannsdorf  113. 
Altomonte,  Andreas  24. 

—  Bartholomäus  27,  Anm.  1. 

—  Maria  Francisca  24. 

—  Martin  24. 

Amalia  Augusta,  Kaiserin,  94  t 
Amstetten  107,  Anm.  1. 
Andrä-Wördern,  St,  112. 
Anger  am  (Wien)  12. 
Angerer  Michael,  Stukkatorer,  77. 
Anguisola  .94. 


Antonini  Andreas,  Notar,  11, 47, 51, 79. 

Arbesbach  114,  114  Anm.  1. 

Arxersdorf  33. 

Aspang,  Schmiedekreuz  bei,  103. 

Aspem  106. 

Auer  Mathias,  Stukkatorer,  77. 

B. 

Baar  Johann  Anton  v.  der,  89,  Anm.  1. 
Babenbergerkreuz  bei  Neustadt  106. 
Baden  109,  114,  Anm.  4. 
Bäckersäulen  103,  Anm.  1,  110. 
Bäckersäule,  Wiener  —  109. 
Barnabiten  44,  47,  52. 
Barocke,  Bau-  und  Maurermeister  der, 
in  Wien  1  ff. 

—  Wiener  88  ff. 
Barradi  Ignaz  60. 
Bartscherner  Anna  70. 
Batthiany-Strattmann-Palais  in  Wien, 

95. 

Bayern  s.  Targel. 

Bayr  Paul  Ignaz  31,  32.     * 

Benigni    Francesco,    kaiserl.    Bau- 
meister, 5. 

Berndt  Johann  Josef,  Ingenieur,  22. 

Beroldingen  Anna  Maria  von  19. 

Bersetti  Conte,  Ingen.,  4,  Anm.  1. 

Besan^on  22,  Anm.  2. 

Beutler  49,  Anm.  1. 

—  Barbara  78. 

Bezoll  Benjamin,  Bildhauer,  78  f. 
Bianchi  Dorothea  55. 
Biasino  Ciprian  7,  80. 
Biber  -  Bastei  73. 
Bibienna,  Baumeister,  92. 
Biezoll  Barbara  77. 

—  Benjamin,  Bildhauergesell,  77. 

—  s.  Piazolli. 

Bigri  aus  Mailand  10 
Bisamberg  112. 
Bittinyarin  11. 
Bittsäulen  110  ff. 


Bizaler   (Bitzally),   Johann,    Maurer- 
polier 18,  54. 
Blaues  Haus  in  Wien  67. 
Bock  Blasius,  Maurergesell,  54. 
Bölzlin  Elisabeth  74. 
Böttger  49,  Anm.  1. 
Boldigara  Oktavian,  kais.  Baumeister,  5. 
Bourgignon,  Festung  22,  Anm.  2. 
Braun  Martin  33. 

—  Maria  33. 
Breitenfurt  66. 
Bretzensäulen  110. 
Breuner'sches  Palais  in  Wien  96. 
Brück  an  der  Leitha  110,  Anm.  2. 
Brunn  32  L,  35,  Anm.  3. 

Brunn,  Maria-  108. 

Bürgerrecht  50. 

Burgschleinitz  115 

Burgtor,  Pestsäule  vor  dem  106. 

Burnacini,  italienischer  Künstler,  109. 

Bussi,  Familie  13. 

—  Barbara  Caecilia,  32,  73. 

—  Santino,   Stukkatorer,  26,   37,  54, 
59  f,  77, 

c. 

Camesina  Albert,  k.  Hofstokadorer,  24, 

63,  77. 
Canavale  (Caneval,  Canavall,Canival), 

Familie,  7  f.,  13,  37  ff.,  43, 62,  Anm.  1. 

—  Dominika  44. 

—  Dominik  39. 

—  Franz  Xaver  39. 

—  Hans  38. 

—  Johann  Baptist,  Hofmaler,  38. 

—  Johann  Dominik,  Bildhauer,  38. 

—  Kari,  Maurermeister,  31,  39,  48,52, 
55,  57,  72  f.,  74. 

—  Kari,  Notar,  30. 

—  Maria    Magdalena  31,  72  L 

—  Rosa  Juliana  39. 
Cantacuzene,  Fürst  der  Moldau,  106. 
Canzo  bei  Mailand,  77,  81,  82  t 


120 


Personen-,  Orts-  und  Sachregister. 


Capauli,  Johann  de,  36. 
Caraffa,  General,  4,  Anm.  1. 
Carlone,  Barbara  Dominica  17,  19. 

—  Caspar  40. 

—  Clara  Prudentia  45. 

—  Dominika  44. 

—  Dominik,  Maurermeisler,  13,  46  ff., 
48,  52. 

—  Elisabeth  45  f. 

—  Franz,  Glasergeseil,.  52. 

—  Giovanni,  Maler,  54. 

—  Jacob  52, 

—  Johann  Baptist  1.,  kais.  Baumeister, 
5,  47,  49,  51  54.. 

—  Johann  Baptist  11.,  17,  42  ff.,  54. 

—  Johann  Baptist  Casimir  19,  54. 

—  Karl  40,  51,  53. 

—  Karl  Antonio  42,  54. 

—  Karl  Benedikt  (Karl  II.)  31,  49,  50. 

—  Karl  Innocenz,  Maler,  53  f. 

—  Karl  Martin  44,  45  f. 

—  Lucas  18,  54,  76. 

—  Lucia  1 1  f.,  44,  48. 

—  Maria  Anna  54. 

—  Maria  Julianna  17. 

—  Maria  Magdalena  13,  50. 

—  Peter,  Baumeister,  40. 

—  Peter,  Maarergeseile,  46. 

—  Peter  Maria  52. 

—  Pietro,  Leobener  Maurer,  54. 

—  Sebastian,  Ziegelbrennereibesitzer, 

17  ff.,  52  f. 

—  Sebastian,  Bildhauer,  40. 

—  Silvester,  Maurermeister,  12,44,47  f., 
50  ff. 

—  Stephan,  Bildhauer,  40. 
Carlone  -  Caneval  14,  37. 

Carove  (auch  Karafer  geschrieben) 
Andreas    Simon,   Baumeister,    17, 

18  f.,  24,  35,  Anm.  1,  59,  61,  93. 

—  Maria  Theresia  19. 
Caroyowin  Rhacia,  Maurer,  59. 
Casanova,  die  Familie  32. 

—  Gaudenis  15. 

Casparino,  Joh.  Jakob,  kais.  Bau- 
meister, 5. 

Ceresollo  (Cirasolo,  Ceresola,  Zirisoli, 
Cirisüll,  Cirisollo)  7,  54  f. 

—  Bericharo,  Baumeister,  39,  55,  73. 

—  Johann  Bernhard,  bürgl.  Maurer- 
meister, 50,  55. 

—  Marcello,  Architekt  54. 

—  Venereo,  Baumeister,  36,  55. 
Champagner,  Ingen.,  4,  Anm.  1. 
Cito  A.,  Jesuit,  92,  94. 

Clam  -  Gallas  -  Palais  in  Prag  95  f. 
Cler  Elisabeth  Therese  de  75. 


Cler  Franz  de,  kaiserl.  Roßbereiter,  75. 
Como  bei  Mailand  3,  7,  54. 
Costel  Dominica  44. 

—  Peter,  Stukadorer,  44. 

D. 

Daringersäule  in  Sievering  110. 
Daun,   Graf,  General -Feldmarschall, 
16,  31  f. 

—  Dietrich,  Graf  v.  21. 

—  Heinrich  Josef,  Graf  v.,  21  ff. 

—  Wirich,  Graf  v.,  19,  21  f.,  M. 
Deckendorf  in  Bayern  53. 
Degen,  Balthasar,  Sattler,  82. 
Derschin  Marianne  12. 
Diesenhoffer,  s.  Diezenhoffer. 
Dietrich  Anna  Katharina  67. 

—  Daniel  Christoph,  Baumeister,  67, 69. 

—  Eleonora  67,  69. 

—  Mathias,  Baumeister,  69. 
Diezenhoffer   Christoph,   Baumeister, 

31,  32  ff. 

—  Constantia  34. 

—  Johann  Joachim  34. 

—  Kilian  Ignatz  32  f. 

—  Leonard  34. 

—  Margaretha  33. 

—  Maria  33. 

—  Maria  Cäcilia  34. 

—  Mathias  34. 

—  Wolfgang  33. 

—  Wolfgang  Augustin  33. 
Dinzenhofer,  s.  Diezenhoffer. 
Dinzenhofer,  Generalauditor,  33. 
Ditmar,  Adolf,  Bauschreiber,  64. 
Dizendorffer,  s.  Diezenhoffer. 
Dizenhoffer,  s.  Diezenhoffer. 
Dobler,  Mathias,  19. 

Döbling,  Pfarrhof  zu,  1 17. 

Döllersheim  113  f. 

Dominikaner  43. 

Draskovitz,  Graf,  62,  Anm.  1. 

Drechsler  49,  Anm,  1. 

Dreieichen,  Maria-,  Dreifaltigkeitssäule 

in,  107. 
Drosendorf  105,  109,  113. 
Drosendorf,    Fleischhackerkreuz   bei, 

103,  Anm.  1. 
Dürnkrut  114,  Anm.  1. 
Dtirnkrut,  Ottokarkreuz  bei,  105. 

E. 

Ebenfurt  109. 
Eder,  Leopold,  20. 
Eger  14  f.,  36. 
Eggenburg  109,  113. 


Eggendorier  Eva  Theresia  63. 

—  Lorenz,  Maurermeister,  57,  63. 
Eggenfels  Josef  Georg  18. 
Elisabethinerkirche  67,  Anm.  1. 
Ellendt,  Auf  dem,  72. 
Eleonora,  Kaiserin,  44. 
Emmersdort  114,  Anm.  1. 
Engelhard,  Baron,  Major,  23. 
Enzersdorf,  Maria-,  109. 
Essenwein  29. 

Esterhazy,  Nikolaus,  Fürst,  59,  61,  62. 
Esterhazy^Palais  96. 
Eugen,  Prinz,  91. 

F, 

Farcher  Leopold  64. 

—  Johanna  71  f. 

—  Kari  82. 
Feldsberg  109. 
Ferada,  Antoni,  46. 
Ferdinand  II.,  Erzherzog,  6,  27. 
Ferdinand  I.,  Kaiser,  5. 
Ferdinand  II.,  Kaiser,  43. 
Ferdinand  III.,  Kaiser,  11. 
Feretin  Johanna  74. 
Ferrabosco  Familie  7. 
Feuerwehr  61. 

Filippini  Peter  Anton  22  f. 
Final  Johann,  Stokadorer,  18. 
Fischer  von  Eriach,  Die  8, 29, 35, 41, 43. 

—  Johann  Georg  1.,  35,  Anm.  3. 

—  Johann  Georg  II.,  35,  35,  Anm.  3. 

—  Johann  Ignaz  35,  Anm.  3. 

—  Johann  Jacob  35,  Anm.  3. 

—  Fischer  Josef  Emanuel,  d.  J.,  64. 

—  Marie  13. 

—  Vinzenz  13. 

—  von  Erlach,  Johann  Bernhard  21, 
85  ff,,  91  ff.,  109. 

Fladnitz,  Nieder-  114. 

Flechl  Hans  46. 

Fleischmarkt  in  Wien  48. 

Florian,  St.,  Stift  40. 

Förg  Jacob,  Fortific.  -  Zahlmeister  82. 

Fornarini,  Rittmeister,  72. 

Franz  I.,  Kaiser  v.  Österreich,  112 

Frauenhofen  106,  Anm.  4. 

Frechin  Margarethe  44. 

Freschels  Daniel  38. 

Freihfluser  in  Wien  5. 

Freiung  in  Wien  96. 

Frigdian,  Abt  v.  Herzogenburg,  58. 

Führich  Josef,  Maler,  53. 

FUrstenfeid  40. 

Furlani  Anna  Maria  82. 

—  Simon,  Handelsmann,  82. 


Personen-,  Orts-  und  Sachregister. 


121 


O. 

Gabel  Hans  38. 

Gada  Johann  81. 

Galleinerkreuz  HO. 

Gall  Karl,  Baumeister,  13,  50. 

Gaming  114,  Anm.  1. 

Gars  113. 

Gars,  Schwedenkreuz  bei,  105. 

Garsten,  Stift,  40,  42,  47,  58. 

Gato,  Hans,  kais.  Baumeister,  5. 

Gauermann,  Friedrich,  117,  Anm.  2. 

Geblhack,  Maria  Barbara,  60. 

Georgen    bei  Eramersdorf.   St.,    107, 

Anm.  1. 
Gerichtssäulen  114. 
Gert,  Familie,  69,  70  und  Tafel  VII. 
Gesellenorganisation  66. 
Gesellenregister,  63,  Anm.  2. 
Getreidemarkt  Wien  48. 
Girardi  21,  23,  27  f. 
Gleinck,  Stift  40. 
Gobelsburg,  Dreifaltigkeitssäule  in,  103, 

Anm.  3. 
Göilersdorf  109,  114,  Anm.  1. 
Grafendorf  114,  Anm.  1. 
Graz  6,  40. 

Grefe  Konrad,  Maler,  102. 
Griendl  von  Aach,  Johann  Franz,  89, 

Anm.  1. 
Gruber  Jakob  32,  72,  73. 
Grünschnecker  Jakob,  Stukkatorer,  77. 
Gstöttner  Barbara  78. 
Gülinger  Caspar  Georg  von,  82. 

—  Elisabeth  82. 

—  Eva  82. 

Gumpoldskirchen  114,  Anm.  1. 
Guntersdorf  116,  117,  Anm.  1. 
Guntramsdorf  109. 

Gurlitt  Cornelius  41,  83,  93,  95. 

H. 

Hadersdorf  am  Kamp  114,  Anm.  1. 

Hadersfeld  112. 

Hainburg  109,  111,  114,  Anm.  1. 

Hainz  Josef,  Kammermaler,  16. 

Hallrigl  Tobias,  51. 

Hammerschmidt  Hanns  7. 

Handwerk  4  f. 

Handwerk,  Aufnahme  in  das,  49. 

Handwerksordnung,  Wiener,  5. 

Handwerksrecht  40. 

Harensleben  Adam,  Baumeister,  73. 

Harrach-Palais  96. 

Heidenreichstein  114,  Anm.  1. 

Heiligenkreuz,  Stift,  40,  54  f.,  58. 

Hell,  s.  Holl. 

Herzogenburg,  s.  Frigdian,  Abt  v. 

XXXI  \'.  Band. 


Herzogenburg,  Stiftskirche,  58. 
Heß  Maria  Anna  69. 
Huetter  Karl,  39. 

Hillebrandt,  Baumeister  und  Kammer- 
maler, 8,  16,  43,  91  f.,  94,  96. 
Hiller  Leopold  64. 
Hinterhoffer  Bernhard,  75. 
Hirschbach  114,  Anm.  1. 
Hof  a.  d.  Leitha  111. 
Hofkünstler  5. 
Hofbauer  Ludwig  102. 
Hofburg  in  Wien  44. 
Hof  er  Andreas,  Hans  Peter,Thomas,  53. 
Hoffer  Georg  57,  Paul  33. 
Hoffreiheiten  5,  50. 
Hofstallgebäude  in  Wien  95. 
Hoher  Markt  in  Wien  62. 
Holderiedt  Peter  46. 
Holl  (auch  Hell),  Malerfamilie,  13,  50. 

—  Hteronymus,  Maler,  13. 

—  Johann,  Johann  Franz,  Maria  Bar- 
bara, Michael,  Maler,  13. 

Hollabrunn,  Ober-,  108. 
Hollenburg  113. 
Holzinger  Adam  13. 
Hoppe  Theodor  61,  Anm.  1. 
Huber,  Baumeister,  32. 

—  Ulrich,  19. 

Hüter  Eduard,  Zeichner,  102. 
Hütteldorf  108. 

Humpkeller,  Simon,  Baumeister,  7. 
Hussitenkreuz  bei  Zwettl  105. 

I. 

Ilg  Albert,  8  ff.,  41  ff.,  56,  92  f.,  95. 
Innocenz  X.,  Papst   11. 
Innsbruck  55  ff. 
Irminsäulen  115. 
Iser  34. 
Isper  114. 

j. 

Jacobe  Constantia  Johann  Carl,  Johann 

Christoph  34. 
Jänggl  (Jänckl)  Franz,  Maurermeister, 

—  Gregor,  Maurermeister,  73. 

—  Ruprecht,  Maurermeister,  73. 
Jerritz  Mathias  81. 

Jesuiten  7. 

Johannes,  Klosterbruder  42  f. 
Johannesgasse,  Wien,  36,  77,  91. 
Josef  I.,  K.  95. 

—  II.,  K.  116. 

Josefstadt,  Wien  35,  Anm.  1,  52,  59. 

Judenburg  40. 

Junghanns  Thomas,  Steinmetz,  7. 


K. 

Käferkreuz,  Das  111. 

Kärntnerstraße,  Wien  45,  Anm.  1. 

Kärntnertor,  Wien  110. 

Kätzler  Maria  Josepha  63. 

—  Mathias  Josef  63. 

Kaiserstein  112. 

Kanischbauer  Johann  16. 

Kanka  Veith,  Baumeister,  16,  32. 

Kapelhuber  55. 

Kapeller,  Handelsmann,  82. 

Karafee  s.  Carove. 

Karl,  Herzog  von  Lothringen,  25,  28  f. 

Karnin  Rosa  Juliana  39. 

Kaschau  8,  74. 

Kaufferin  Margaretha  52. 

Kaumberg  113. 

Kavaneck  Maria  Anna,  62,  65. 

Keffer  Michael  53. 

Khienmarkt,  s.  Kienmarkt. 

Khin  Kari,  Apotheker,  74. 

Khittl  Hans  53. 

Khrieger  Christoph  38. 

Kienmarkt,  am,  Wien,  44,  45,  Anm.  1. 

Kinsky- Palais,  Wien,  21,  93. 

Kirchberg  a.  Walde  114. 

Kirchenmatriken,  Wiener,  68. 

Kirchlmayer  Martin,  60. 

Klosterneuburg  7, 12, 29, 51, 67,  Anm.  1, 
110,  Anm.  2,  113. 

Klostemeuburg,  Süft,  20,  26,  40,  93. 

Knocking  (Gemeinde  Eriauf),  Sozia- 
listenkreuz bei,  112. 

Knotz  Mathias,  Steinmetzmeister,  55. 

Knox  Anton,  Steinmetzmeister,  18, 
Anm.  1. 

Koch  Christina  82. 

Kohlmarkt,  Wien,  81. 

Köll  David,  Steinmetzmeister,  50. 

Köilnerhof,  Wien,  69. 

Kollmann  Thoman  64. 

Kolomanssäule  109. 

Korneuburg  109,  Anm.  6. 

Kottgasse,  Wien  44. 

Kraus  Joseph  24. 

Krems  7,  80,  81,  109. 

Kremsmünster,  Kloster,  42. 

Kritzendori  108. 

Krumbach,  Regimentsschultheiß,  72. 

Küstner  Johann  69. 

L. 

Laa  7,  113. 

Ladislaus  Posthumus  104,  Anm.  3. 
Laibach,  Kathedrale  in,  53. 
Laimgrube,  Wien,  47,  49,  50. 

16 


122 


Personen-,  Orts-  und  Sachregister. 


Langenlois  65,  109. 

Langon  Dominik,  Handelsmann,  82. 

Laudongasse,  Wien,  17,  96. 

Lauer  von,  Ingenieurmajor,  29. 

Laurenzerbastei,  Wien,  70. 

Layno  37. 

Lechner  Matthias  75. 

Lehner  Christoph,  Baumeister,  73. 

Lentlin  Elisabeth  57. 

Leonhard  a.  Forst,  St.,  114,  Anm.  1. 

Leopold  1.,  K.,  103,  Anm.  2,  108. 

Lessmayr  Andreas  12. 

Leutner  Abraham,  Fortifikations-Bau- 

meister,  15,  31,  Anm.  3,  32. 
Liechtenstein  Johann  Adam  Andreas, 

Fürst  V,.  90. 
Linzbauer,  Maurergeselle  66. 
Lobau,  Napoleonstein  in  der,  112. 
Locher  Lorenz  57. 
Löwental  von  15. 
Longon  Dominik,  45  f.,  47. 
Lorago  s.  Lurago  8. 
Losensteiner  Kapelle  42. 
Lucchesi,  s.  Luges. 
Lueger,  Adam,  53. 
Lugano  55. 
Lugeck,  Wien,  69. 
Luges,  Joh.  Bapt.,  31,  55,  83. 
Lumago,  Oktavius,  Senator,  72. 
Lumayer,  Antonio  v.,  48. 
Lurago,  Familie,  7  f.,  14. 

—  Franz,  Baumeister,  75. 

Mailand  39,  48,  52,  71,  83. 
Mailberg  111. 

Maino  -  Materno  Andreas,  Dominicus, 
Jacob,  Nicolaus  50. 

—  Peter,  btirgl.  Steinmetz,  46, 50  f.,  79. 

—  Victoria  50. 

Mannersdorf  a.  Leitha  11,  112. 
Mannsfeld,  Philipp,  Graf  v.,  72. 
Maria  Anna,  Erzherzogin,  64. 
Mariabrunn  108. 

Mariahilf,  Wien,  34,  74. 

Marian,  Hieronymus,  Hofmaler,  38. 

Maria  Theresia,  Kaiserin,  112. 

Mariazellerhof,  Wien,  67,  77. 

Marinoni,  Joh.  Jacob  Edler  v.,  Mathe- 
matiker, 23,  23,  Anm.  2. 

Markersdorf  114,  Anm.  1. 

Marstaller,  Andreas,  Stukkatorer,  77. 

Martinelli,  Die  Familie,  55  ff.  und 
Tafeln  VI  und  VII. 

—  Anton  Erhard,  kais.  Hof-  und  bürgl. 
Maurermeister  58  ff. 


Martinelli  Antonie  69.  i 

—  Eleonora  67. 

—  Francesco,  Maurermeister,  17  ff.,  26. 

—  Franz  11,  bürg.  Handelsmann,  56.  ' 

—  Franz  Anton,  Obereinnehmer,  62.  ' 

—  Franz  Josef  Anton  68. 

—  Franz  Karl,  fürstl.  Kanzelist,  S.  60. 

—  Franz  Xaver,  Jurist,  62. 

—  Franz  X.  Anton  Ferdinand,  62,  63,  ' 
65  ff.,  97  f. 

—  Gabriele  Maria  Anna  62.  ' 

—  Johann,  Kassier  im  Kupferamt,  65  f.  i 

—  Johann  Anton  60.  ' 

—  Joannes  Baptist  I.,  kaiseri.*  Hof- 
Architekt  und  bürgl.  Baumeister, 
60  f.,  63,  68  f. 

-—  Johann  Franz  11.  69. 

—  Joseph  69. 

—  Joseph  Franz  Hieronymus  62,  68.     ' 

—  Joseph  Johann  Anton  64  ff.,  68.        , 

—  Joseph  68.  I 

—  Justina  Elisabeth  59. 

— -  Maria  Anna  65.  i 

—  Maria  Rosina  Josefa  60,  62,  68. 

—  Theresia  Josefa  69.  j 
Martinol  Franz  56,  59. 

Martinollo,  Rauchfangkehrerfamilie  56. 
Martinoly  Josef,  Rauchfangkehrer  65. 
Mathei  Johann  22  f. 

—  Mathias  38  f. 

Maurer,  Zunftordnung  vom  Jahre  1627, 

7,  10,  17  f. 
Mäyä  Peter  K.  39. 
Mayr  Johann  Georg  31. 
Mehlgrube,  Die,«Wien  35. 
Meidling,  Unter-,  113. 
Meistererkennung,  49. 
Meisterstücke,  60  Anm.  61,  Anm.  2. 
Meistertafeln,  3,  49,  51,  71. 
Messern  114,  Anm.  1. 
Meytens,  Maler,  27,  Anm.  1,  30. 
Michael,  St.,  -Kirche,  Wien,  1 1 ,  34, 44, 47. 
Miesenbach  117,  Anm.  2. 
Mignoni,  kais.  Rath  u.  Protomedicus, 

82. 
Minnichpastey,  Wien  72. 
Miseron  Octavio  38. 
Mistelbach  7,  109. 
Modihammer,  Familie,  69. 
Mödling  75,  77,  109,  114,  Anm.  4. 
Mölkerbastei,  Wien,  72. 
Moldaukreuz  bei  Meidling  108. 
Molner  Peter,  Maurergeselle,  66  f. 
,  Monnenn,  Generalauditorleutnant,  33. 
Montani,  Land-Oberingenieur,  23,  27. 
Monti  de,  Baumeister,  23. 
Montroni  in  Oberitalien  72,  79. 


Moriau  s.  Morö. 

Morö  (Moriau)  Johannes,  Maler,  77. 
Moswiller  Leonhard,  Baumeister,  73. 
Muis  de,  kais.  Baumeister,  5. 
Mungenast  Mathias,  Baumeister,  58. 

N. 

Napoleonstein  in  der  Lobau  112. 

Neipperg,  General,  33. 

Neubau,  Wien,  61,  74,  78. 

Neumarkt  an  der  Ips,  46,  113. 

Neunkirchen  109. 

Neupauer  Johann  Christian  96. 

Neustadtl  107,  Anm.  1. 

Neustift,  Ober-,  78. 

Nicolai  92. 

Nicolesa  11. 

Nußdorf  an  der  Traisen  110. 

Nußdorf  bei  Wien  111,  114,  Anm.  K 

o. 

Oendorffer,  Maurergesell,  13. 

ötti  Christian  Alexander  39  f. 

Ofen  22,  55. 

Olova  d',  Baumeister,  23. 

Olmütz  33,  75. 

Orsi,  Familie,  7  f.,  32,  55. 

—  Domenico,  Baumeister,  14,  73. 

—  Johannes  Bapt.,  11,  46. 

—  Lucia  1 1  f. 

1  Orth  114,  Anm.  1. 

Ott  Maria  Caecilia  34. 

Otto  Isaak,  bürgl  Lautenmacher.  52. 

Ottokar,  König  von  Böhmen,  106. 
'  Ottokarkreuz  bei  Dürnkrut  105. 

P. 

Passau  40,  42. 

Past  Jacob  46. 

Pazzo,  Familie,  s.  Pozzo. 

Pedrutz  (Petrucci)  Jacob,  Steinmetz- 
meister, 38. 

Pein  Hieronymus  52. 

Peitl  Bernhard,  Stiftspropst,  30. 
,  Penzing  111. 

Perchtoldsdorf  80,  109. 

Perette  Franz,  22  f.,  22,  Anm.  2. 
.  Persenbeug  113. 

Peter,  St.,  Wien,  50,  89  f..  92.  95. 

Petersdorf,  s.  Perchtoldsdorf. 

Peterwardein  55. 

Petrazzi,  Handelsmann,  73. 

Petruzzi  Jnhann,  Steinmetzmeister,  47. 

Pezzolo,  Wachskerzlerfamlte,  78. 

Piaristen  43. 


Personen-,  Orts-  und  Sachregister. 


123 


Piazolli,  Familie,  7  f.,  13,  31,  70—78. 

Piberger  Ursula  78. 

Pichlmayer,  Maria  44. 

Pillersdorf,  Dreifaltigkeitssäule  bei,  106. 

Polten  St.  7,  81,  109. 

Pötzles  118. 

Potzmoder,  Maurer,  112. 

Powagner  Georg,  Meister,  39. 

Pozzo,  Familie,  8,  76,  80  f. 

—  Franz,  kais.  Baumeister,  5. 

-^  Franz  Andreas,  Jesuitenfrater,  89, 

Anm.  1,  92. 
Prag  8  ff.,   14  ff.,  31  f.,  36,  52,  73,  78, 

Anm.  1,  83,  94  f. 
Prandauer,  Baumeister,  58. 
Prangger  113  ff. 

Prugg  in  der  Nähe  von  Döllersheim,  1 13. 
Puchhoffmann  Daniel  13. 

—  Maria  Barbara  13. 

—  Maria  Elisabeth  13. 
Pul  kau  110,  Anm.  2. 
Pyrha  114,  Anm.  1. 

Q. 

Quaglia  Giulio,  Maler,  53. 
Qualio  Carl  11. 

—  Mathes  II. 

R. 

Raab,  Festung,  108. 
Raaberkreuze  108  f. 
Radetzkybrücke,  Wien,  108. 
Raminez,  Baron,  Fähnrich,  24. 
Raffing    bei    Pulkau,    „Maria    Drei- 
eichen" in,  106. 
Randegg  114,  Anm.  1. 
Rappach,  Kari  Ernst  von,  19. 
Rastenfeld  114,  Anm.  1. 
Rathaus,  Altes,  Wien  96. 
Rauchfangkehrer  61. 
Rauchmtiller,  Architekt,  109. 
Rava  Anton,  Baumeister,  5. 

—  Jakob,  kais.  Baumeister,  5. 
Redägg,  s.  Retacco. 
Reimer  Hans,  Meister,  55. 
Reiner  Hans  72. 

Remelin  Maria  Magdalena  74. 
Rempa  Franz  Karl,  37. 
Retacco  Anna  Katharina  46. 

—  Dominica  44. 

—  Elisabeth  44  f. 

—  Franz  47. 

—  Martin  44. 

—  Simon,  Baumeister,  7,  10,  12,  39, 
46,  Anm.  2,  71,  78  f.,  81  f. 

Richtsäulen  114. 


Riederin  Maria  Elisabeth  37. 
Rieserin  Anna  Maria  76. 
Riotti  Caroi  48. 

—  Kamilla  48. 

—  Theresia  48. 
Roheit  Barbara  50. 

—  Sebastian,  Hofschneider,  50. 
Rodock,  s.  Retacco. 
Röschitz  114,  Anm.  1. 
Rohberg  114,  Anm.  1. 
Rosenburg  113. 

Rossatz  113. 
Rossi,  Familie,  32. 

—  Johann  15. 

—  Joh.  Baptist,  Maurermeister,  10. 
Rossy  Albert  46. 

Rostau  78,  90. 

Rotes  Kreuz  beim  roten  Turm  69  f. 

Rottenhof  52. 

Rottmayr  Michael,  Kammermaler,  16. 

Roveredo  56  f. 

Rudmanns  115. 

Rudolf  II.,  K.,  27,  108. 

Rueber  Georg,  Stukkatorer,  77. 

-—  Johann,  Stukkatorer,  77. 

Rupprechtssteig,,Wien,  45,  Anm.  1. 

s. 

Sagmiller  Marie  11. 
Salesianerkirche   auf  dem  Rennweg, 

Wien,  8,  20,  25,  29,  41,  85  ff. 
Saimaer  Hans,  Graf,  69. 
Salzburg  19,  46,  53,  57,  97. 
Säur  Joh.  Anton,  Apotheker,  69. 
Scaria  17  ff.,  24,  40,  46,  47,  51  f.,  54, 

76,  79. 
Schandsäulen  114. 
Scherer  Barbara  70. 
Scheuchenstein  117,  Anm.  2. 
Schliefmühle   unterhalb  Kreuzenstein 

109. 
Schmidt,  Hauptmann,  73. 
Schnepf  Friedrich,  Stukkatorer,  77. 
Schnitzer  Simon  12. 
Schöffelobelisk  112. 
Schönau  Wolf,  Stukkatorer,  77. 
Schönborn-Palais,  Wien,  17,  95  f. 
Schottenbastei,  Wien,  69. 
Schottenkirche,  die,  in  Wien,  10,  11, 

23,  Anm.  2,  47,  54,  64,  67,  75. 
Schottenpfarre  12. 
Schottwien  109. 
Schrattental  114,  Anm.  1. 
Schulerstraße,  Wien,  69,  70. 
Schunko  Wenzel,  Steinmetzmeister,  67. 
Schwarzbauer  Balthasar,  Baumeister, 

15,  32. 


Schwarzenberg  Adolf,  Freiherr  v.  108. 
Schwarzensee  Wolfhart  von  104. 
Schwechat  108. 
Schwedenkreuz  bei  Gars  105. 

—  bei  Mistelbach  105. 
Scotti  33. 

Seilerstätte,  Wien,  20,  93. 
Seilenstettengasse,  Wien,  45,  Anm.  1. 
Seizerhof,  Wien,  52. 
Servitenkirche,  Wien,  8. 
Sickingen,  General,  31. 

Sierndorf  113. 

Sievering,  Daringersäule,  110. 

Singerstraße,  Wien,  96. 

—  Deutsches  Haus,  Wien,  58. 
Spinnerin  am  Kreuz,  Wiener,  103  f.,  109. 
Spöttl  Ignaz,  Maler,  102. 
Sobieski,  König  von  Polen,  108. 
Solar  Francisca  46. 

Solari  Santino,  Architekt,  46,  Anm.  1. 

—  Thomas,  Ingenieur,  46,  Anm.  1. 
Sollenau,  Sattelstein  bei,  113. 
Sonnegg  Michael  75. 
Sonntagsberg   bei  Blindenmarkt  108. 
Souches,  de,  Stadthauptmann,  73. 
Spaz  (Spazzio,  Spezza,  Spatz,  Spätze, 

Spazio,  Späz),  Familie,  8,  78  ff. 

—  Andreas,  Maurermeister,  83. 

—  Andreas  I.  79. 

—  Anna  Maria  82,  83. 

—  Christina  82. 

—  Dominik  Maurergesell,  83. 

—  Eva  82. 

—  Hieronymus  81. 

—  Johann  Jakob ,  Maurermeister, 
Wiener  Fortifikationsbaumeister, 
71  f.,  79,  81. 

—  Paul  83. 

—  Peter  I.  82  f. 

—  Peter  II.,  Maurermeister,  39,79ff.,  83. 

—  Simon,  Maurergesell,  83. 

—  Simona  81,  Anm.  2,  82. 
Spatz  Valentin  82. 

Späz  Joh.  Bapt.,  Maurermeister,  38,  80. 

—  Hans  de,  80,  Anm.  2. 
Spezza,  s.  Spaz. 
Staatz  114,  Anm.  1. 
Stadtguardia  5. 
Starhemberg,  Graf,  21,  23. 

—  Max,  Graf  v.,  76. 
Stampa  Katharina  48. 

—  Valentin  45  f.,  48,  79. 
Staudinger  55. 

Stephan  St.  4,  7,  11,  17,  24,  30,  33,  59, 

78,  81. 
Stein  a.  d.  Donau  109. 
Steinakirchen  114,  Anm.  1. 

16*