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BERICHTE
MITTEILUNGEN
ALTERTUMS-VEREINES
ZU WIEN.
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WIEN. MDCCCCIII.
\F.R1.A0 1;NÜ EIGENTUM DES ALTERTtIMS-VERElNES ZU WIEN.
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BERICHTE
MITTEILUNGEN
ALTERTUMS-VEREINES
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VERLAÜ lINll KlGt^TlIM DES AL.TERTUMS-VEREINES ZU WIKN.
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BERICHTE
MITTEILUNGEN
ALTERTUMS-VEREINES
ZU WIEN.
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WIEN. MDCCCCIJI.
VERLAG UnU EIGENTUM DES ALTERTUMS -VEREINES 7.V WIKN,
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BERICHTE DES VEREINES
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UJ
73
3171
PROTOKOLL
der
am 30. Jänner 1903 im Parterresaale der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
um 7 Uhr abends abgehaltenen
Generalversammlung des Altertums -Vereines zu Wien
unter dem Vorsitze des
Präsidenten Herrn k. und k. Hofrätes Dr. Friedrich Kenner
und in Anwesenheit von 22 Vereinsmitgliedem.
achdem eine statutengemäß beschlußfähige Anzahl von Vereinsmitgliedem versammelt war,
eröffnet der Vorsitzende die Versammlung mit einer kurzen Begrüßung und ersucht Herrn
Landesarchivar Dr. Anton Mayer, das Amt des Protokollführers und die Herren Alois
Low und k. k. Archivdirektor Dr. Starz er jenes der Verifikatoren des Protokolls zu übernehmen.
Sodann schreitet der Vorsitzende zur Erledigung der Tagesordnung und macht den Vorschlag,
zuerst die Wahlen vorzunehmen. Über sein Ersuchen besorgen die Herren k. und k. Hauptmann
Eberle und Baumeister Adolf Hofbauer das Skrutinium.
Nachdem die Stimmzettel abgegeben waren, trägt der Kassaverwalter Herr Dr. Ostermeyer
den Rechnungsabschluß für das Jahr 1902 und das Präliminare pro 1903 vor. (Beilage II.) Im
Anschlüsse daran verliest der Geschäftsleiter Herr J. Wünsch, in Abwesenheit des Kassaverwalters
der Fonde für das Geschichts- und Quellenwerk, Herrn Regierungsrates Louis List, den Bericht
über die Gebarung mit diesen Fonden im Jahre 1902. (Beilage III.)
Namens der Kassarevisoren berichtet hierauf Herr kaiserl. Rat C. A. Artaria über das
Resultat der vorgenommenen Prüfungen der beiden soeben vorgetragenen Rechnungsausweise und
der dazu gehörigen Belege; er bringt auch die hierüber verfaßten Protokolle zur Verlesung (Bei-
lage IV und V) und beantragt, beiden Kassaverwaltem das Absolutorium zu erteilen. Über Antrag
des Vorsitzenden wird dieses mit dem Ausdrucke des Dankes erteilt.
Der Vorsitzende dankt auch in verbindlichen Worten den Herren Kassarevisoren für ihre
freundliche Mühewaltung und schlägt deren Wiederwahl vor, die einstimmig sich vollzieht.
Nunmehr verliest der Geschäftsleiter, Herr J. Wünsch, den Jahresbericht über das Vereins-
jahr 1902 (Beilage I), der an mehreren Stellen, besonders bei der Erwähnung der Ordnung der
Vereinsbibliothek und des Klichebestandes, beifällig zur Kenntnis genommen wird.
Nach Mitteilung des Jahresberichtes, der von der Versammlung genehmigend zur Kenntnis
genommen wird, bringt der Vorsitzende das Ergebnis der Ausschußwahlen vor.
a*
IV
Entsprechend dem Vorschlage des Ausschusses erscheinen wiedergewählt, und zwar mit
Stimmeneinhelligkeiti die Herren:
Dr. Franz Ostermeyer, Hof- und Gerichtsadvokat,
Josef Schönbrunn er, erzherzogl. Galerie -Direktor,
A. V. Fe Igel, k. und k. Sektionsrat und Vize- Direktor des k. und k. Haus-, Hof- und
Staatsarchives,
Josef Wünsch, Brauereiteilnehmer.
Diese Herren gehören daher auf weitere vier Jahre dem Ausschusse an.
Damit war die Tagesordnung erschöpft, und da Anträge an die Versammlung nicht vorlagen,
auch nicht in der Versammlung selbst gestellt wurden, schloß der Vorsitzende dieselbe um 774 Uhr.
Wien, am 3. Februar 1903.
Vorsitzender:
Friedrich Kenner.
Verifikatoren:
Alois Low. Albert Starzer.
Anton Mayer,
als Protokollführer.
Beilage I.
BericU 1er Gesckäfbleltiiiiji ier lie TereMatidM im Jalire 1902.
Geehrte Versammlung!
Gemäß den Statuten des Vereines und entsprechend einer langjährigen Gepflogenheit wird
auch in diesem Jahre wieder der Geschäftsleitung die Ehre zu teil, namens des Ausschusses den
Bericht über die Tätigkeit des Altertums-Vereins im Jahre 1902 zu erstatten. Besondere Ereignisse hat
dieses Jahr für den Verein nicht mit sich gebracht. Um so eifriger konnte sich der Ausschuß den
inneren Angelegenheiten widmen, nämlich der Organisation der administrativen Verwaltung, der
weiteren Festigung und Regelung der Finanzgebarung, der Fortführung der Vereins-Publikationen und
schließlich der Vorbereitungen für das im Jahre 1903 stattfindende Jubiläum. Dies waren im Wesent-
lichen die Richtungen, nach denen sich die Tätigkeit des Ausschusses entfaltete.
Zu den geschäftlichen Mitteilungen über das abgelaufene Vereinsjahr übergehend, ist zunächst
betreffs des Mitgliederstandes zu berichten, daß der Verein im Jahre 1902 ein Ehrenmitglied, ein
korrespondierendes Mitglied und 273 wirkliche Mitglieder zählte. Leider haben wir auch heuer wieder
mehrere Todesfälle aus den Reihen unserer Mitglieder zu betrauern. Es sind dies die Herren: Josef
Löwy, k. und k. Hof-Photograph, Sigmund S a 1 1 e r, Realitätenbesitzer, Adolf Friedrich, Apotheker,
Heinrich Grünbeck, Abt des ehrw. Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz-Neukloster, und Ubald Kost er-
sitz, Propst des ehrw. Chorherrenstiftes Klosterneuburg, deren Andenken zu Ehren wir die Herren
ersuchen, sich von den Sitzen zu erheben. Durch den Austritt verloren wir acht Mitglieder, wogegen
wir den Beitritt von zehn neuen Mitgliedern und die Anmeldung von vier Mitgliedern für das Jahr 1W3
zu verzeichnen haben.
Es wurden im Jahre 1902 sechs Vollversammlungen abgehalten, u. zw. am 30. Jänner die
Generalversammlung, ferner die Monatsversammlungen am 21. Februar, 21. März, 18. April, 21. November
und 19. Dezember. Die bei diesen Versammlungen gehaltenen zum Teil mit Ausstellungen verbundenen
Vorträge waren folgende :
Den 31. Jänner Herr Direktor Josef Schönbrunner über die Entstehung und Entwicklung
des Werkes „Handzeichnungen alter Meister aus der Albertina etc. ...**, den 21. Februar Herr
Dr. Anton Mayer: Die Schulen der Stadt Wien im Mittelalter mit besonderer Berücksichtigung der
Bürgerschule von St. Stephan, den 21. März Herr Dr. Josef Neuwirth: Aus der Baugeschichte
von St. Stephan im 15. Jahrhundert, den 18. April Herr J. Kramny: Kunstgeschichtliche Reise-
notizen mit besonderer Rücksicht auf den Bezirk Mistelbach, den 21. November Herr Regierungsrat
Dr. Matthäus Much: Über die Urgeschichte von Niederösterreich und den 21. Dezember Herr
Dr. Albert Starzer: Die blauen Ritter auf Sebenstein. Eine kulturgeschichtliche Studie aus Wiens
vormärzlicher Zeit.
Der Ausschuß hielt unter dem Vorsitze des in der Generalversammlung am 31. Jänner zum
Präsidenten erwählten Herrn Hofrates Dr. Friedrich Kenner zwölf Sitzungen ab. Nächst der Eriedigung
der laufenden Geschäfte wurde der weiteren finanziellen Konsolidierung des Vereines, insbesondere
auch durch Aufstellung eines Jahres -Präliminares die nötige Sorgfalt zugewendet.
Die Regelung der administrativen Verwaltung wurde durch die am 24. April vorgenommene
Wahl der Vereinsfunktionäre durchgeführt, bei welcher Herr Regierungsrat Dr. Matthäus Much zum
Vizepräsidenten, Josef Wünsch zum Geschäftsleiter, Herr Dr, Anton Mayer als Redakteur der
VI
Berichte und Mitteilungen und Herr Dr. Ostermayer zum Kassaverwalter gewählt wurden. Herr
Regierungsrat Louis List besorgt nach wie vor die Verwaltung der Fonde des Geschichts- und
Quellenwerkes. Die Förderung wissenschaftlicher Bestrebungen betätigte der Verein auch in diesem
Jahre wieder durch die teils unentgeltliche, teils durch Preisnachlässe erleichterte Überlassung seiner
Publikationen an das Historische Seminar III. Abteilung an der Universität in Graz, an das Kirchen-
meisteramt von St. Stephan, an den historischen Verein für Ober -Pfalz in Regensburg und an das
Istituto Austriaco di studii storici in Rom. In den Kreis der Vereine und Institute, mit denen wir in
Schriftenaustausch stehen, sind im verflossenen Jahre über deren Ansuchen einbezogen wurden:
Der Finnländische Altertums-Verein zu Helsingör, die Smithsonian Institution in Washington, die Kur-
ländische Gesellschaft für Altertum in Mifau und der Klub der Münz- und Medaillenfreunde in Wien,
so daß deren Zahl bereits 68 beträgt. Das stete Anwachsen des Tauschverkehres darf wohl als ein
recht erfreulicher Beweis für die Wertschätzung angesehen werden, deren sich unsere Publikationen
in der wissenschaftlichen Welt erfreuen.
Auch das Illustrationsmaterial des Vereins wurde wieder für einschlägige Publikationen mehrfach
in Anspruch genommen und dessen Benützung unter den üblichen Kautelen zur Verfügung gestellt.
Das Germanische Museum in Nürnberg, der Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen
in Prag und der Verein für Thüringische Geschichte und Altertumskunde in Jena wurden aus Anlaß
der im Jahre 1902 stattgefundenen Jubiläen dieser Vereine beglückwünscht.
An Subventionen bezog der Verein wieder wie alljährlich von Sr. k. und k. Apost. Majestät
420 K und vom hohen k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht 400 K, wofür hiemit der ehr-
furchtsvollste Dank zum Ausdrucke gebracht wird. Die Subvention des löbl. Gemeinderates für das
Quellenwerk wurde in der Höhe von 10.000 K für das Jahr 1902 vom verehrten Stadtrate bereits
bewilligt und darf die Hoffnung ausgesprochen werden, daß auch der löbl. Gemeinderat diese Be-
willigung genehmigen werde. Da bereits an die Bewilligung der Subvention für das Jahr 1901 die
Bedingung geknüpft worden war, daß ein Freiexemplar des Geschichtswerkes an die Bibliothek der
Stadt Wien übergeben werde, so beschloß der Ausschuß diese Überreichung an den Herrn Bürger-
meister persönlich durch eine Deputation zu vollziehen. Dieselbe fand durch den Herrn Präsidenten
Hofrat Dr. Kenner und Reg.-Rat List am 23. Juni 1902 statt.
Der 36. und 37. Band der „Berichte und Mitteilungen", als Doppelband für die Jahre
1901 und 1902 eingerichtet, ist im Mai des abgelaufenen Jahres, wie versprochen worden war, er-
schienen. Er enthält die bereits im vorjährigen Jahresberichte angegebenen Aufsätze und Mitteilungen,
wie auch den von Dr. Anton Mayer verfaßten Nekrolog für den verstorbenen Geschäftsleiter Hofrat
Dr. Kari Lind.
Der diesjährige Band der „Berichte und Mitteilungen", dessen wir schon jetzt im voraus, da
er den Mitgliedern als ein Jubiläumsband überreicht werden soll, einigermaßen gedenken wollen,
wird, nebst der ausführiichen Darstellung des Veriaufes des im März 1903 zu begehenden 50jährigen
Jubiläums und dem bei der Festversammlung gehaltenen Vortrage des Herrn Professors Dr. Josef
/Neuwirth die ebenfalls schon erwähnte Geschichte des. n.-ö. Landhauses, verfaßt vom n.-ö. Landes-
Archivar Dr. Anton Mayer, enthalten. Diese Arbeit steht mit Recht in einem gewissen Zusammen-
hange mit der Geschichte des Vereines, denn dieser hat seine konstituierende Versammlung und auch
die Vorträge in der ersten Zeit seines Bestehens sowohl im großen Saale als auch im Prälatensaale des
n.-ö. Landhauses abgehalten. Der Verein dürfte daher kaum eine passendere Gabe bestimmt haben
und eine dankbarere Aufgabe erfüllen, als wenn er gerade im Jubiläumsjahre die Geschichte jenes
Hauses den Mitgliedern und der Öffentlichkeit übergibt, in dem sozusagen die Wurzeln seiner Gründung
liegen, in welchem die Männer sich zeitweilig versammelt hatten, die mit Begeisterung für Österreichs
VII
Kunst und Altertum und deren Geschichte unseren Verein gründeten und erstarken halfen. Dieser
Arbeit wird eine ziemliche Anzahl von Illustrationen, von denen die Originale in den Sammlungen
der n.-ö. Landesbibliothek sich befinden, beigegeben sein. Der n.-ö. LAndesausschuß hat über
Bitte des Vereins-Ausschusses nicht nur die Benützung dieser Originale gestattet, sondern auch einen
Betrag von 800 Kronen als Kostenbeitrag zur Reproduzierung derselben bei dem hohen Landtage
befürwortet, welcher diesen Betrag für den gedachten Zweck bereits genehmigt hat. Herr Dr. Anton
Mayer, welcher nicht nur die Redaktion des in Rede stehenden Bandes der „Berichte und Mit-
teilungen" übernommen, sondern auch seine Abhandlung dem Vereine gegen Verzicht auf das
Autorenhonorar überlassen hat, sind wir zu besonderem Danke verpflichtet, welchen ich hiemit
im Namen des Ausschusses ausspreche. Von der Geschichte des n.-ö. Landhauses werden auch
25 numerierte Prachtexemplare auf holländischem Papier zum Preise von 30 Kronen ausgegeben,
wovon bereits 17 subskribiert sind.
Das Monatsblatt erschien programmgemäß in zwölf Nummern. Mit dem Jahrgange 1902,
dem 19. der Reihenfolge, ist der VI. Band desselben, die Jahre 1900 bis 1902 umfassend, abgeschlossen.
Die Redaktion übernahm über Ersuchen des Ausschusses, nachdem anfangs Jänner der bisherige
Redakteur Herr Kustos Dr. KamtUo List sich durch Überbürdung mit Arbeiten veranlaßt gesehen
hatte, diese Stelle zurückzulegen, Herr Archiv - Direktor der k. k. Statthalterei Dr. Albert Starzer,
wofür demselben hiemit namens des Ausschusses der wärmste Dank ausgesprochen wird.
Die Nachrichten über das Vereinsleben wurden im Monatsblatte insofern erweitert, als über
Beschluß des Ausschusses im vorigen Jahre auch regelmäßig Auszüge über die Sitzungen des Aus-
schusses erschienen.
Von der Geschichte der Stadt Wien war es unmöglich, den zweiten Teil des II. Bandes
auszugeben, denn ein Mitarbeiter war teils durch berufliche Arbeiten, teils wegen seiner geschwächten
Gesundheit nicht in der Lage, den unmittelbar an Herrn Dr. Anton Mayers Geschichte der Schulen
anschließenden Abschnitt über die Wiener Universität fertigzustellen. Um diese unliebsame Verzögerung
wettzumachen, ist jedoch Vorsorge getrofTen, daß der dritte Band mögUchst bald nach dem Schlüsse
des zweiten Bandes erscheine. Über den Fortgang der Arbeiten für die ,,Quellen zurGeschichte
der Stadt Wien*" ist folgendes zu bemerken: Für den fünften Band der ersten Abteilung wurden
zwar die Vorarbeiten begonnen, doch haben dieselben durch die Übersiedelung des k. und k. Haus-,
Hof- und Staatsarchives eine wesentliche Störung erfahren. Der Beginn der Drucklegung wird daher
noch für eine geraume Zeit hinausgeschoben werden müssen, zumal auch zunächst die für die
weiteren Bände der Geschichte der Stadt Wien so überaus notwendigen Quellen der zweiten und
dritten Abteilung in einem dritten Bande der ersteren und in einem zweiten Bande der letzteren ohne
Hindernis und baldigst hinausgegeben werden sollen. Von dem dritten Band der zweiten Abteilung
sind bereits 46 Bogen reingedruckt. Der Oberarchivar der Stadt Wien, Herr Dr. Karl Uhlirz, stellt
einen raschen Fortschritt und Abschluß dieses Bandes in erfreuliche Aussicht. Der zweite Band der
dritten Abteilung, die Fortsetzung der Grundbücher umfassend, befindet sich im Drucke und dürfte im
Laufe des Jahres 1903 in seinem textlichen Teile zum Abschluß gelangen.
Die bereits im Jahre 1901 begonnene Ordnung und neue Aufstellung der Bibliothek durch die
Herren Dr. Fr. Ostermeyer und Dr. Alb. Starzer, ist nun vollendet und fühlt sich der Ausschuß
verpflichtet, denselben für die Mühe und Sorgfalt, welche sie hierauf verwendet haben, den wärmsten
Dank auszusprechen.
Zugleich mit dieser Arbeit unterzog sich aber Herr Dr. Ostermeyer der Mühe, den bereits
zu bedeutendem Umfange angewachsenen Bestand an Holzstöcken zu inventarisieren und
diesen, sowie auch die Bibliothek zu katalogisieren, so daß nunmehr die von ihm angelegten, sorg-
VIII
fältig bearbeiteten Zettel - Kataloge, u. zw. 1. über die Bibliothek (1028 St umfassend), 2. über die
vorhandenen Holzstöcke (1646 St.) und 3. über sämtliche in den bisher erschienenen Bänden der
„Berichte und Mitteilungen", sowie des Monatsblattes enthaltenen Illustrationen vorliegen. Außerdem
verfaßte Herr Dr. Ostermeyer auch noch ein alphabetisches Verzeichnis der Autoren sämtlicher
Aufsätze der bisher erschienenen Bände der „Berichte und Mitteilungen", sowie ein gleiches Ver-
zeichnis über die Aufsätze des Monatsblattes. Ersteres erschien dem Ausschusse als ein so wertvoller
Nachschlagebehelf, daß derselbe beschloß, dasselbe in Druck zu legen und dem im Jahre 1903 aus-
zugebenden Jubiläumsbande beizuschließen.
Fanden wir schon im vorigen Jahre bei der Generalversammlung Veranlassung, die Verdienste
unseres Kassaverwalters Herrn Dr. Ostermeyer und die finanzielle Verwaltung dankend anzu-
erkennen, so fühlen wir uns heuer neuerdings verpflichtet, die emsige Tätigkeit, die er bei der Bewäl-
tigung der geschilderten administrativen Arbeiten entfaltete, rühmend hervorzuheben. Und ich bin
der Zustimmung der geehrten Generalversammlung gewiß, wenn ich Herrn Dr. Ostermeyer an dieser
Stelle im Auftrage des Präsidiums und namens des Ausschusses den Dank des Vereines ausspreche.
Da die gründende Versammlung des Altertumsvereines am 23. März 1853 stattfand, so beschloß
der Ausschuß, das im Jahre 1903 ablaufende fünfzigste Jahr seines Bestehens in feierlichen Weise
zu begehen. Der Feier selbst wird an zwei aufeinanderfolgenden Tagen stattfinden. Am Sonntag den
22. März 1903 wird um 11 Uhr vormittags eine Festversammlung abgehalten werden, zu welcher
Se. k. und k. Hoheit der Erzherzog -Protektor, die Spitzen der Behörden, die wissenschaftlichen
Institute und historischen Vereine Wiens, sowie die mit dem Altertums-Verein in Verbindung stehenden
Vereine und Institute und die Vereinsmitgheder eingeladen werden. Das Programm dieser Fest-
versammlung wurde bereits im Monatsblatte pro Dezember veröffentlicht. Am 23. März 1903 findet
sodann um 7 Uhr abends ein Festessen statt. Die vorläufigen Einladungen sind bereits in diesem
Monate ausgesandt worden. Spezielle Einladungen, mit der Mitteilung der näheren Daten, werden,
anfangs März veranlaßt werden. Der Ausschuß beschloß auch die Herausgabe einer Festschrift
deren Redaktion Herr Landesarchivar Dr. Anton Mayer übernommen hat.
Gleichwie anläßlich des 25jährigen Jubiläums des Vereines wird Dank der Intervention
einiger Freunde des Altertums-Vereines auch im Jahre 1903 die Erinnerung an das 50(jährige Jubiläum
durch die Ausgabe einer Medaille, deren Ausführung der Meisterhand unseres Mitgliedes, des
Kammermedailleurs Herrn A. Schar ff anvertraut wurde, festgehalten werden.
Zu den Personalien desVorstandes übergehend, haben wir zunächst das erfreuliche
Ereignis zu berichten, daß unser verehrter Herr Präsident in Würdigung seiner hervorragenden
wissenschaftlichen Leistungen vom löblichen Gemeinderate der Stadt Wien mit der großen doppelten
Salvatormedaille ausgezeichnet wurde.
Unseren Statuten gemäß haben heuer nach Vollendung der vierjährigen Funktionsdauer aus
dem Ausschusse vier Mitglieder auszutreten, u. zw. der im Jahre 1898 gewählte Herr Dr. Franz
Ostermeyer und die im Jahre 1899 gewählten Herren Josef S c h ö n b ru n ner, Anton Viktor
F e 1 g e 1 und Josef Wünsch.
In den provisor. Musealausschuß zur Errichtung eines n.-ö. Landes-Museums, dessen Gründung
neuerdings angeregt und vorbereitet werden soll und die vom Ausschusse auch freudigst begrüßt
wurde, hat derselbe Herrn k. und k. Sektionsrat Anton Viktor Fei gel als Vertreter entsendet.
Hiemit zum Schlüsse des Jahresberichtes gelangt, erübrigt mir nur noch namens des Aus-
schusses allen jenen Herren, welche durch Vorträge, Ausstellungen, Widmungen und in sonstiger
Weise ihr Interesse an der Förderung des Vereines betätigt haben, den wärmsten Dank aus-
zusprechen.
IX
Beilage II.
*
Kassabericht pro 1902.
A.
Ausweis über die Empfänge und Ausgaben
des
Altertums - Vereines zu Wien im Jahre 1902.
Empfänge.
AUergnädigstes Geschenk Sr. k. und k. Apost. Majestät . . . • K
Subvention des hohen k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht
Mitgliederbeiträge
» pro 1903 ,
Subvention des hohen Landtages für Illustrationen zur Geschichte des Landhauses • .
Pränumeration hiezu . 4
Für verkaufte Publikationen , . .
Interkalarzinsen
Rückersatz an Gebührenäquivalent
Diverse
Kassarest pro 1901
4 •
420-—
400-—
3.366-71
671 —
800-—
30 —
564-12
28-51
9-90
12-—
3-15
Summe . . K 6.305-39
Ausgaben.
Geschäftsauslagen K
Entlohnung des Vereiusdieners
Gebührenäquivalent
Druckauslagen für die Berichte und Mitteilungen Band XXXVI/XXXVII ä Conto-Zahlung
Druckauslagen für das Monatsblatt . . . > «
Diverse Geschäftsdrucksorten
An Autorenhonorar
An Auslagen für Illustrationen an J. Löwy
An Buchbinder
Auslagen für den Vortragssaai und das Bibliothekslokale
An den Reservefond abgeführt
Übertrag pro 1903 Festschriftfond
Übertrag an bereits 1902 gezahlten Mitgliederbeiträgen pro 1903
An Diverse
Kassarest pro 1992
Summe . .
338-53
520- -
14-73
2.857-50
347-—
62-05
250-—
131-—
39-20
166-—
66-—
830-—
671--
12-—
—-38
K 6.305-39
X
Die Kosten des Doppelbandes pro 1901—1902 Band XXXVI und XXXVII beliefen sich auf:
Druckkosten K 4.280-70
Kosten für Illustrationen » 640-04
Autorenhonorar » 250* —
Buchbinder , . > 10880
Summe . . K 5.279-54
Hierauf wurden aus den laufenden Einnahmen der Jahre 1901 und 1902 bezahlt ...» 4.507'54
es bleibt sohin ein Fehlbetrag von . . K 772* —
dessen Bedeckung dem künftigen Jahre vorbehalten bleiben muß.
Wien, am 15. Jänner 1903.
Dr. Frans Ostermeyeri
dz. Kassaverwalter.
Jos. Kalons. C. Ang. Artaria. Alois L6w. Jos. Wfinseh.
B.
Vermögen des ReserTefondes.
Barschaft per K 136-80
Hievon fruktifiziert ein Teilbeitrag von K 12276
in der Postsparkassa.
Der Restbetrag per » 14'04
in der Wechselstube der Unionbank.
Summe . K 13680
Wien, am 15. Jänner 1903.
Dr. Frans Ostermeyer,
dz. Kassaverwalter.
Die einzelnen Kassaposten mit den Belegen sowie mit dem Reservefond - Konto verglichen
und alle untereinander in vollständiger Übereinstimmung, desgleichen den Saldo-Übertrag per K — '38
und den Obertrag des Reservefondes per K 136'80 richtig vorgefunden.
Jos. Kalons.
C. Ang. Artaria.
Alois Low.
Jos. Wfinseh^
Geschäftsleiter.
XI
Beilage III.
Finanzieller Stand
des
Wiener Geschichtswerkes und der Quellen zur Geschichte der Stadt Wien.
An Subvenlionen wurden gezeichnet .
Stand am 31. Dezember 1902.
K 105.020 —
Hierauf wurden bar eingezahlt
Dazu von der Kommune Wien für das Quellenwerk
An Konto -Korrent- Zinsen von der Creditanstalt K 1.552*46
ab Spesen . » 24-04
An Effektenzinsen
Für verloste fl. 1.000- — ung. Bodenkredit -Pfandbriefe
Für verkaufte fl. 15.000- — österr. Juli -Rente
Erlös für das Quellenwerk:
K 96.820-—
» 70.000-—
»
»
»
»
1.528-42
16.818 —
2.000-—
30.519-32
I. Abteilung 1. Band K
I.
I.
I.
II.
II.
III.
2.
3.
4.
1.
2,
1.
1.256--
1.164-—
1.1 16-—
1.024-—
3.220 —
3.198-40
1.319-20
Erlös für die durch die Verlagsfirma Holzhausen im Buchhandel abgesetzten Exem-
plare des Geschichtswerites
Desgleichen für verkaufte Separat - Abdrücke
. 12.297-60
» 4.284-50
177-60
K 234.445-44
Ausgaben.
Für verkaufte Effekten K 61.471-04
» das Quellenwerk »
» die Geschichte Wiens »
» Debet- Zinsen an die Creditanstalt . '. " »
77.649-04
92.889-07
1 .655-70
K 233.664-85
Saldo . K
780-59
Vorausbezahlte Honorare
Für Spesen und Porti an die Redaktion
Baar-Saldo
K 2.400-—
20 —
ab Debet -Saldo der Creditanstalt
wie oben
»
126.69
K
»
2.546-59
1.766-—
K
780-59
Effekten - Besitz :
fl. 15.000-— 4Vo Ungar. Boden -Credit -Instit- Pfandbriefe mit Coupon per 1. April 1903 im Depot bei
der Credit -Anstalt.
Wien, am '31. Dezember 1902.
C. Angnst Artaria.
AI. L5w.
Liat.
Kalons.
XII
Beilage IV.
PROTOKOLL.
Die Gefertigten haben heute die Kassa- Gebahrung des Altertums-Vereines für das Jahr 1902
durch Einsichtnahme der Bücher und Vergleich mit den Belegen geprüft und vollkommen in
Ordnung befunden.
Der buchmäßig mit 31. Dezember 1902 ausgewiesene Kassa- Saldo von K — '38, ebenso wie
der ausgewiesene Reservefond von K 1 36*80 wurde richtig vorgefunden.
Wien, den 15. Jänner 1903.
Alois Low. Kalons. C. Ang. Artarla*
Beilage V.
PROTOKOLL.
Die heute durch die Gefertigten vorgenommene Prüfung der Kassa -Gebahrung des Fondes
des Geschichts- und Quellenwerkes ergab die volle Übereinstimmung der Belege mit
den ausgewiesenen Posten und dieser mit dem Jahresabschlüsse. Der rechnungsmäßig mit 31. De-
zember 1902 ausgewiesene Aktiv -Saldo von K 780*59 wurde richtig befunden, ebenso der bei der
k. k. priv. Creditanstalt erliegende Betrag von Nominale fünfzehntausend Gulden {K 30.000* — )
4Vo Ungar. Bodencredit - Pfandbriefe mit Coupons vom 1. April 1903 laut Depot -Ausweis vom
31. Dezember 1902 in Ordnung befunden.
Wien, den 15. Jänner 1903.
Alois Low. Kalons. C. Angnst Artaria.
XIII
VERZEICHNIS
DER
MITGLIEDER DES ALTERTUMS -VEREINES ZU WIEN.
(STAND AM 1. JÄNNER 1903.)
Altergnädigste Subvention von Sr. k. u. k. apostolischen Majestät Franz Josef I.
Kaiser von Österreich.
Protektor:
Se. k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Ferdinand Karl.
»
Ehrenmitglied :
Se. Exzellenz Dr. Jos. Alex. Freiherr von Helfert, Präsident der k. k. Zentral - Kommission für
Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale in Wien etc.
Wirkliche Mitglieder:
Andorfer K., Fabriksbesitzer (1888). Wien, Vn. Siebenstern-
gasse 44.
Artaria Karl August, Kunsthändler (1880). Wien. I. Kohl-
markt 9.
Aner Josef, k. u. k. Hofrat i. R. (1884). Wien, XIIL Cumber-
landstraße 18.
AvailBO Dominik, k. k. Professor und Architekt (1873). Wien,
VII. Neubaugasse 9.
Bachofen y. Echt Adolf, Pabriksbesitzer (1880). Wien-
Nußdorf.
Baden, Museum der Stadt (1898).
Bartsch Franz. k. k. Hofrat i. R. (1888). Wien, III. Salm-
gasse 14.
Bartsch Heinrich, Dr., k. k. Hofrat beim obersten Gerichts-
und Kassationshofe (1888). Wien, VII. Mariahilferstr. 26.
Bauer Jakob, Dechant und Pfarrer in Brück a. L. (1895.)
Bauer Max, Dr., k. k. Ministerial - Konzipist (1901). Wien,
vn. Mariahilferstraße 120.
Beckh-Widmannstetter Leopold v., k. u. k. Hauptmann,
Wien (1879, korresp. Mitglied seit 1892).
Benndorf Otto, k. k. Hofrat, Direktor des k. k. Österr.
Archäol(!gischen Instituts (1879). Wien, IX. Pelikan-
gasse 18.
Beroldingen Franz, Graf v., k. u. k. Kämmerer (1854). Wien,
III. Ungargasse 11.
Bibliothek Sr. k. u. k. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn
Erzherzogs Friedrich in Wien.
Bibliothek des k. u. k. Ministeriums dea Äußern (1891).
Bibliothek, königliche, in Berlin.
Bibliothek des hochw. Stiftes St. Florian.
Bibliothek des hochw. Stiftes Geras.
Bibliothek der königl. Universität in Göttingen.
Bibliothek des hochw. Stiftes Göttweig.
Bibliothek und Archiv der Stadt Korneuburg (1888).
Bibliothek des hochw. Stiftes Kremsmünster.
Bibliothek des hochw. Stiftes Lambach.
Bibliothek des hochw. Stiftes Lilienfeld.
Bibliothek, königliche, zu München.
Bibliothek des hochw. Stiftes Reichersberg am Inn.
Bibliothek des hochw. Stiftes Reun, Steiermark.
Bibliothek und Archiv der Stadt Retz.
Bibliothek des hochw. Stiftes zu Schlierbach.
Bibliothek des k. u. k. Familien - Fideikommiß - Fonds.
Bibliothek der kunsthistorischen Sammlungen des Aller-
höchsten Kaiserhauses in Wien.
Bibliothek, die niederösterr. Landes-, in Wien (1857).
Bibliothek der SUdt Wien.
Bibliothek der k. k. techn. Hochschule in Wien (1884).
Bibliothek des k. k. Erzherzog Rainer-Gymnasiums in Wien.
Bibliothek des k. u. k. Kriegsarchives in Wien.
Bibliothek des k. u. k. techn.-administr. Militär-Comites.
Bibliothek des militär- wissenschaftlichen Klubs in Wien.
Wien, 1, Strauchgasse 1.
Bibliothek und Archiv der Stadt Wiener-Neustadt.
Bibliothek des hochw. Stiftes Neukloster in Wiener-Neustadt.
Bibliothek des hochw. Stiftes Wilhering.
Bibliothek des hochw. Stiftes Zwettl.
Blenk Josef, k. k. Postoffizial (1902). Wien, I. Färber-
gasse 6.
Bock Johann, Bildhauer. Wien, IX. Bründlbadgasse 7.
Bodenstein Cyriak, Dr., Professor für Kunstgeschichte an der
k. k. techn. Hochschule (1878). Wien, IV. .Mleegasse 36.
Boßhart van der Merghel Johann, Lehrer. Wien, V. Hart-
manngasse 3.
c
XIV
Brener Rudolf» Architekt und Stadtbaumeister. Wien, VIII.
Piaristengasse 32.
Broaiff Ernest, Baumeister und Ziegelwerksbesitzer. Ober-
Hollabrunn.
Bflltemayer Heinrich, Kupferstecher (1866). Wien, ü. Obere
Augartenstrafie 50.
Ghotek Karl, Graf (1874). Grofl- Priesen.
Cobnrff und Gotha (Se. Hoheit), Prinz Philipp von, Herzog
zu Sachsen, Wien, I. Seilerstätte 3.
CoUeginni (das hochw.) der Barnabiten bei St. Michael in
Wien (1882). Wien, L Habsburgergasse 12.
DacUer Anton, Ingenieur (1901). Wien, XIIL Ameisgasse 15,
Delrö Ambros, Abt des hochw. Benediktiner-Stiftes Altenburg.
Deininffer Julius, k. k. Baurat, Professor und Architekt
(1885). Wien, IV. Margaretenstrafie 4.
Dernjac Josef, Dr. phil., k. k. Regierungsrat, Skriptor an der
Bibliothek der kais. Akademie der bildenden Künste,Wien.
Dillinffer Andreas, Redakteur (1879). Wien, I. Opemring 23.
Dörnliöifer Friedrich, Dr., Amanuensis an der k. k. Hof-
bibliothek (1895).
Dreher Anton, Herrenhausmitglied, Realitätenbesitzer zu
Schwechat (1854).
Drexler Karl, Dr., Lateran. Ehrenabt, inful. Prälat, apost
Tit.-Protonotar, Tit-Hofkaplan, Konservator, Professor.
Klostemeuburg (1887).
Dnngel Adalbert, Abt des hochw. Benediktiner-Stiftes Gött-
wcig, Konservator, Göttweig.
Eberle Ludwig, k. u. k. Hauptmann im k. u. k. Kriegs.
archiv (1898). Wien, L Seitzergasse 4.
Eckl Georg, Offizial im k. k. Depositenamte zu Wien (1896).
Effffer Heinrich, Antiquitäten-Händler. Wien, IX. Günther-
gasse 3.
Eialer Richard, Dr., k. k. Gerichtsadjunkt IX. Bleichergasse 7.
Endl Friedrich, Archivar des hochw. Benediktinerstiftes
Altenburg, Konservator (1890).
Faber Moriz, Oberkurator der Ersten österr. Sparkasse.
Wien, IV. Schwindgasse 5.
Felgel Anton Viktor, k. u. k. Sektionsrat und Vize-Direktor
des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Wien, XVIII.
Martinstraße 52.
Fellner Michael, k. k. Ober- Baurat und Vorstand des
niederösterr. Hochbau - Departements (1865). Wien,
I. Herrengasse 11.
Fiffdor Albert, Dr., Privat (1872). Wien, l Löwelstraße 8.
Föding^r Edm., Kaufmann in Gmunden (1884).
Frimmel Theodor, Edl. v., Dr., Kunstschriftsteller (1887).
Wien, IV. Paniglgasse 1.
Friflchanf Eugen, Dr., Notariatssubstitut in Eggenburg (1892).
Fuchs, Dr., Adalbert, O. S. B., emer. Professor der Theologie
(1896). Brunnkirchen in N-Ö.
Ftthring^ Rudolf, k. u. k. Expeditor und Registrator im
allerh. Oberst-Stallmeisteram te (1891). Wien, VI. Amerling-
straße 3.
Oallicaek J., Beamter der k. k. priv. allg. Verkehrsbank
(1901). Wien, XIX. Iglaseegasse 17.
aatterer Ferdinand, k. k. Baurat (1890). Wien, XIV. Winkel-
mannstraße 16.
Oerisch Ed.. Maler, kais. Rat, Kustos an der kais. Akademie
der bildenden Künste (1892).
Gerold k Comp., Buchhandlung (1876). Wien.
Oillar Valerian, k. u. k. Hof>Kunstschlosser, Wien, V. Sieben-
brunnengasse 9.
OlOBSy Kari, Dr., k. k. Regierungsrat, Direktor der Bibliothek
und des bist. Museums der Stadt Wien (1892).
OeldBChmidt Friedrich, Kaufmann (1881). Wien, 1. Heinrichs-
gasse 2.
Oriesser Franz, Pfarrer zu St. Leonhard am Horner Wald
(1893).
Grosser Leopold, Ritter von, k. k. Hofrat (1879). Wien,
I. Schell inggasse 6.
Oschwandtner Johann, Baumeister. Wien, XVII. Haupt-
straße 39.
Ctotettner Leopold, Pfarrer zu Groß - Siegharts (1894).
Haan Karl, Freiherr v., k. u. k. Rittmeister, Gutsbesitzer in
Werasöd (N.-Ö,). Wien, IIL Marokkanergasse 23.
Haas Kari, k. k. Hof- Gold-, Silber- und Bronzewaren-
Fabrikant, Galvanoplastiker (1888). Wien, VL Gumpen-
dorferstraße 95.
Haas Wilhelm, Dr., k. k. Regierungsrat, Vorstand der Uni-
versitäts-BibUothek in Graz (1894).
Harrach Johann Franz, Graf v., Erlaucht, Exzellenz. Wien,
I. Freiung 3.
Hanser Eduard, k. u. k. Hof-Steinmetzmeister (1889). Wien,
IX. Spitalgasse 19.
Hermann Ferdinand, Pfarrer (1901). Modling.
Hermann Julius, Architekt (1886), Dombaumeister, k. k. Bau-
rat, Mitglied und Konservator der k. k. Zentral - Kom-
mission für Kunst- und historische Denkmale. Wien,
L Stephansplatz, Bauhütte.
Henmanowsky Friedrich, Ritt. v. Wien, IV. Schwindgasse 3.
Heß -Diller Friedrich, Freiherr, k. k. Legations - Sekretär,
(1890). Baden, Trostgasse 17.
Heymann August, Dr. Wien, I. Seilerstätte 11.
Hirschler Rudolf, ^Kunsthändler. Wien, I. Wipplingerstraße 5.
HlaYka Josef, Architekt, k. k. Ober -Baurat, Präsident der
k. böhmischen Franz Josef - Akademie. Prag, Wasser-
gasse II, 15.
Höfken Rudolf, Ritter v. Hattingsheim, k. k. Regierungsrat
(1891). Wien, IV. Hauptstraße 29.
Höniffl Dominik, Abt des hochw. Benediktiner-Stiftes Seiten-
stetten.
Hofbaner Adolf, Stadtbaumeister. Wien, I. Lichtenfelsgasse 5.
Hollitaer Karl (1890). Wien, I. Franzensring 22.
Holahansen Adolf, k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchdrucker
(1896). Wien, VII. Kandlgasse 19-21.
Horrak Emil, Dr., k. k. Statthaltereikonzipist. Wien, IV.
Apfelgasse 2.
Hoyos-Sprinsenstein Ernst, Graf, Exzellenz. Hörn.
Hye Franz, Dr., k. k. Hofrat im k. k. Ministerium für Kultus
und Unterricht (1895).
Institut für österr. Geschichtsforschung an der Wiener
Universität. Wien, I. Franzensring.
Jordan Richard, k. k. Baurat, Architekt und Stadtbaumeister,
Konservator (1873). Wien, IX. Waisenhausgasse 3.
XV
Kaiser Eduard, k. k. Ober- Baurat, Baumeister (1866). Wien,
I. Franzensring 22.
KalouB Josef, Kaufmann und Realitätenbesitzer (1883). Wien,
V. Kettenbrückengasse 19.
Kanita F., Ethnograph (1858). Wien, I. Eschenbachgasse 9.
£arl Alexander, Abt des hochw. Benediktinerstiftes Melk.
Kattna Wilhelm, Fabrikant. Wien, III. Obere Bahngasse 4.
Kautacli Marianne, geb. v. Braunendal (1886). Steyr.
Keer Louise. London.
Kenner Friedrich, Dr., k. u. k. Hofrat i. R., Mitglied und
Konservator der k. k. Zentral -Kommission für Kunst-
und historische Denkmale. Wien, IIL Traungasse 1.
Kersclibanmer Anton, Dr., inful. Propst, Ehrendomherr, Erz-
dechant und Stadtpfarrer in Krems.
Kirscli August (1887). Wien, VU. Kaiserstraße 10.
Koch Karl, Liquidator (1893). Wien, IV. Mostgasse 12.
Kometer Hans, Freiherr v. Trübain, Gutsbesitzer (1896).
Wien, in. Salesianergasse 2.
Koppalik Josef, Landschaftsmaler und Realschul-Professor
(1898). Wien, Ober-Döbling.
KopfiTa Agidius, Chorherr, Professor der Theologie und
Bibliothekar in Klosterneuburg.
Komheial Franz, päpstl. Prälat und Domherr bei St. Stephan
in Wien (1892).
Kott Josef, k. u. k. Hof-Maler, Vcrgolder (1893), Wien, IV.
SchÖnburgstrafle 4.
Krahl Ernst, k. u. k. Hof- Wappenmaler (1894). Wien, III.
Heu markt 9.
Kralik Richard, Ritter v., Dr. (1895). Wien, XDC. Parkgasse 20.
Kramny Josef Franz, BürgerschuUehrer (1897). Wien, IV.
Seisgasse 7.
Kreß Thomas, Ober-Kontrolor der Kaiser Ferdinands -Nord-
bahn (1899). XIX. Döbling, Hauptstraße 58.
Kabasta Konstantin, Buchhändler. Wien, I. Sonnenfelsgasse 15.
Knberth Robert, k. u. k. Oberstleutnant i. R. (1897). Wien,
VIII. Fuhrmannsgasse 4.
Knifner Ludwig, Zuckerfabrikant und Brauhausbesitzer. Wien,
I. Walliischgasse 4.
Knifner Moriz, Edler v., Brauereibesitzer. Wien, XVI. Ottak-
ringerstraße 118.
Knlftier Wilhelm, Brauereibesitzer, XIX. Billrothstraße 33.
Knpka Franz, Architekt (1889). Wien, III. Strohgasse 43.
Lackner Helene, Private (1901). V. Matzlcinsdorferstraße 3.
Lamberg Josef, Graf, auf Schloß Trautenfeis (1890).
Lampel Josef, Dr., Archivar im k. u. k. Haus-, Hof- und
Staatsarchive zu Wien (1897).
Lanckoronflld Karl, Graf v., Exzellenz. Wien, III. Jacquin-
gasse 18.
Lans Jörg, Dr. (1898). Rodaun bei Wien.
Lasaer Oskar, Freiherr v., k. k. Statthaltereirat (1880). Baden.
Latour Vinzenz, Graf Baillet de, k. k. Minister a. D., Exzellenz
(1886). Wien, L Bellariastraße 4.
Leeder Karl, Dr. (1856). Wien, IX. Währingerstraße 14.
Lichtmann^Joh. Jak., Beamter des Hauses Rothschild (1893).
Wien, I. Renngasse.
Liechtenstein Johannes II., Fürst von und zu, Herzog zu
Troppau und Jägerndorf, Durchlaucht.
Lind Anton, k. k. Rechnungs- Revident im Ministerium des
Innern (1892). Wien, IV. Belvederegasse 8.
Lind Stephan, Dr. jur., k. k. Gerichts- Adjunkt (1893). Wien.
Liaaek Heinrich, k. u. k. Burghauptmann, Architekt (1887).
Wien, I. Burg.
List Louis, k. k. Regierungsrat, Kassen - Direktor der k. k.
priv. Credit - Anstolt in Wien i. R. (1888). Mödling.
Liat Kamillo, Dr. phil., k. u. k. Kustos am kunsthistorischen
Museum des Allerhöchsten Kaiserhauses (1890). Mödling.
Low Alois, technischer Leiter der Glasmalerei K. Geyling's
Erben (1890). Wien, VL Windmühlgasse 22.
Löwy Julius, Redakteur (1888). [Wien, IX. Redaktion des
»Extrablatt€.
Löwy Josef, k. u. K. Hof-Photograph (1899). Wien.
Lnnta Viktor, Professor an der kais. Akademie der bildenden
Künste in Wien (1892). Wien, Vni. Piaristengasse 32.
Lnscliin t. Ebeng^renth Arnold, Dr., k. k. o. ö. Universitäts-«
Professor, Mitglied und Konservator der k. k. Zentral-
Kommission für Kunst- und historische Denkmale, Graz.
Hädclien-Penaionat. Der Lehrkörper des k. k. Zivil-Mädchpn-
Pensionates in Wien.
Haly Eduard, Magistratsrat i. P. Wien, XV. Staglgasse 5.
Mantnani Josef, Dr., Beamter der k. k. Hofbibliothek (1896).
Harachall Gottfried, Dr., Weihbischof von Wien etc. etc.
(1881).
Hantliner Bitter t. Harkhof^ Georg Heinrich, Brauerei-
besitzer. Wien, L Reichsratsstraße 25.
Hanthner Bitter t. Harkhof, Viktor, k. k. Kommerzialrat.
Wien, III. Ungargasse 41.
Hanthner t. Hanthatein Wilhelm, Ritter, Dr. (1857). Wien,
1. Wallfischgasse 1.
Mayer Anton, Dr., niederösterr. Landes-Archivar und Biblio-
thekar, k. k. Konservator (1869). Wien, I. Habsburger-
gasse 14.
Mayer Ton Boaenan David Sylvester, Schriftsteller, Lehrer
und Lokalhistoriker. Atzgersdorf, Bahnstraße 2.
Mayreder Kari, k. k. a. ö. Professor (1885). Wien, IV. Plößl-
gasse 4.
Meder Dr. Josef, Kustos der erzherzoglichen Sammlung
Albertina (1902).
Medinger Johann, Brauereibesitzer, IX. Türkenstraße 5.
Meichl Georg, Brauereibesitzer, IIL Richardgasse 13.
Melicher Theophil, Historienmaler (1896). Wien, XVIII.
Haizingergasse 18.
Menda Johann, Domherr bei St. Stephan und inful. Propst-
pfarrer an der Votivkirche in Wien (1894).
Modem Heinrich, Dr., Hof- und Gerichts - Advokat (1890).
Wien, I. Tuchlauben 11.
Moraak Alois, Buch- und Kunstdruckerei - Besitzer. Wien,
VU. Kaiserstrafle 14.
Moflcon Alfred, Freiherr v., k. u. k. Kämmerer (1891). Schloß
Pechatz, Steiermark.
Mncli M., Dr., k. k. Regierungsrat, Mitglied und Konservator
der k. k. Zentral • Kommission für Kunst- und historische
Denkmale (1877). Wien, XIII. Penzingerstraße 84.
Mttller Richard, Dr., Erzh. Friedr. Bibliotheks-Kustos (1897).
Wien, III. Untere Viaduktgasse 3.
XVI
IStLgl" Alfred, Dr., Hof- und Gerichts-Advokat (1882). Wien,
I. Domgasse 6.
Heumaiin Gustav, Ritter v., fürstl. Liechtenstein'scher
Architekt (1888). Wien, VIII. Piaristengasse 13.
Henmanii Wilhelm, Dr., k. k. o. ö. Universitäts- Professor,
Kapitular des Stiftes Heiligenkreuz, Mitglied der k. k.
Zentral - Kommission für Kunst- und historische Denk-
male (1877). Wien, IX. Garnisonsgasse 18.
Henmayer Josef, Dr., Hof- und Gerichts - Advokat, zweiter
Vize-Burgermeister der Stadt Wien (1897), I. Kleeblatt-
gasse 13.
Hennkirclieii, Die Bezirkslehrer-Bibliothek zu (1894).
Henwirtli Dr. Josef, o. ö. Professor der Kunstgeschichte an
der k. k. technischen Hochschule in Wien, Mitglied des
Kunstrates, der k. k. Zentral - Kommission für Kunst-
und historische Denkmale (1902). Wien, IV. Favoriten-
h Straße 60.
Hewald Julius, Dr., Ritter v. (1900). Wien, IX. Beethoven-
gasse 6.
Hopcsa Franz, Freiherr, Exzellenz. Wien, I. Burg.
d'Orsay Betti, Gräfin. Wien, VIII. Piaristengasse 60.
Ofltermeyer Franz, Dr., Hof- und Gerichts -Advokat (1877).
Wien, I. Bräunerstraße Ha.
Pachinger A. M., Archäologe, Linz.
Pauker Wolfgang, Dr., Chorherr des Stiftes Klosterneuburg,
Professor (1892), in Klosterneuburg.
Pendl Em., Bildhauer (1885). Wien, II. Wehligasse 226.
Peitl Bernhard, Propst des hochw. Stiftes Klosterneuburg.
Pettenegg Ed. Gaston, Graf v., Dr., Deutsch - Ordens - Grofi-
Kapitular, k. u. k. Kämmerer, Exzellenz. Wien, XIII.
Lainzerstraße 9.
Pischoff Rudolf, Ritter v., Eisenbahnbeamter, Wien, IV.
Margaretenstrafie 2.
Pflsterer - Anhof Friederike v., geb. Baronin v. Mayrau zu
Auhof (1894). Post Perg, O.-Ö. Wien, I. Operngasse 6.
Pöck Gregor, Dr., Abt des Zisterzienserstiftes Heiligen kreuz.
Pöltl Maximilian, Pfarrer in Alland (1891).
PopOTsky Boleslav v., in Krakau.
ProkeschA., k. k. Baurat (1875). Wien, XIX. Billrothgasse 58.
Baspi Felix, k. k. Hofrat i. R. Wien, IX. Müllergasse 5.
Bedl Ludwig, Freiherr v., Gutsbesitzer. Kirchstetten.
Reich Josef, akademischer Maler (1900). Wien, XV. Löhr-
gasse 22.
Biedling Franz S., Dechant und Pfarrer zu Prinzendorf a. d. Z.
(1895).
Bigler Franz, Edl. v., Dr. (1874). Wien, XIX. CoUoredogasse 5.
Bitschel Eduard, akademischer Maler und k. u. k. Restau-
rator, Wien, IV. Heugasse 54.
Bockefort Emil v., k. und k. Oberleutnant (1885). Wien,
VI. Magdalenenstraße 28.
Rost Leopold, Abt des hochw. Benediktiner-Stiftes Schotten
(1901).
Roth Franz, k. k. Baurat, Architekt und Baumeister (1890).
Wien, III. Strohgasse 9.
Rothsckild Albert, Freiherr v. Wien, IV. Heugasse 26.
Rotksckild Nathaniel, Freiherr v. (1875). Wien, IV. There-
sianumgasse 17.
Schackingr^r Norbert, Abt des Prämonstratenser- Stiftes
Schlag! (1885).
Sckarff Anton, k. u. k. Kammer - Medailleur (1882). Wien,
Vin. Auerspergstraße 13.
Sckiffer August, k. k. Regierungsrat, k. u. k. Direktor der
Gemäldesammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses, Mit-
glied der k. k. Zentral - Kommission ftlr Kunst- und
historische Denkmale (1885).
Sckaller Franz, Prokurist der k. k. Kredit - Anstalt (1893).
Wien.
Sckaimiaiin Franz, Edler von, k. k. Rittmeister der n. a. Land-
wehr in Komeuburg (1888).
Sckeffler Kari, k. k. Hofrat i R. (1878). Wien, Vlfl. Lange-
gasse 37.
Sckmalzkofer, Josef, Stadtbaumeister (1882). Wien, IX.
Waisenhausgasse 16.
Sckmarda Hans, Privatier, Wien, I. Heinrichshof 1.
Sckmidel Edmund, k. k. Landesgerichtsrat i. P. Steyr.
Sckmidl Kari, Privat (1899). Wien, IV. Hauptstraße 47.
Sckmolk Frigdian, Landmarschall von Niederösterreich, Propst
des hochw. Chorherren-Stiftes zu Herzogenburg (1890).
Scknabl Kari, Dr., inful. Propstpfarrer in Wiener -Neustadt
(1890).
Sckoeller Philipp, Ritter v., Mitglied des Herrenhauses (1875).
Wien, L Wildpretmarkt 10.
Sckön Johann Georg, Ritter v., Hofrat, Professor an der
technischen Hochschule (1893). Wien, XVm. Cottage-
gasse 20.
Sckfinbickler Karl, Stadtbaumeister. Wien, V. Wienstraße 77.
Sckönbmnner Josef, erzh. Gallerie - Direktor (1860). Wien,
L Hofgartenstraße 3.
Sckfintkaler Franz, k. u. k. Hof-Bildhauer (1854). Guten-
stein N.-ö.
Sckolx Franz, Dr., Verwalter des Wiener Versorgungshauses
Liesing (190n.
Schranf Karl, Dr., k. u. k. Sektionsrat im Haus-, Hof- und
Staatsarchiv, Universitäts - Archivar, päpstl. Hausprälat
(1898).
Sckwarsenberg, Ihre Durchlaucht, Therese, Prinzessin von
(1888).
Sckweigl Eugen, Architekt, k. k. Baurat (1870). Wien,
VII. Mariahilferstraße 22.
Sckwerdtner Johann, kais. Rat, Graveur und Medailleur.
Wien, VI. Mariahilferstraße 47.
Sobald Ivo, Pfarrer in Leopoldau (1887).
Bell Arthur, Kassier der k. k. priv. Kredit - Anstalt (1892).
Wien, III. Ungargasse 5.
Senfelder Leopold, Med.-Dr. (1899). Wien, L Seilergasse 15.
Sitte Alfred, k. k. Postbeamter (1894). Wien, IX. Harmonie-
gasse 3.
Sitte Camillo, k. k. Regierungsrat und Staatsgewerbesehul-
Direktor (1887). Wien, L Schellinggasse 13.
Sonunereggrer Karl, k. u. k. Hauptmann im k. u. k. Kriegs-
Archiv (1902). Wien. VII. Breitegasse 7.
Spatk Karl, Kooperator an der Pfarrkirche in Liechtental
(IX. Bezirk) in Wien (1894).
StaatsarcklT, k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
XVII
Starser Albert, Dr., Direktor des k. k. Archivs für Nieder-
österreich, Konservator (1894). Wien, I. Herrengasse 11.
Staub Franz, Adjunkt im Archive des k. k. Ministeriums
für Kultus und Unterricht in Wien, Konservator (1896).
Steinling Josef, Historienmaler (1899). Wien, XV. Maria vom
Siege 6.
Stern Friedrich, Redakteur (1893). Wien, I. Roten türm straße,
Steyrerhof.
Sters Adolf, k. k. Fachschul-Direktor i. R. und Konservator.
Znaim.
Stieb6ck Leopold, Material - Verwalter der Union-Bank.
Wien, I. Renngasse 1.
Sturm Josef, k. k. Schloß Verwalter, Wien, XIII. Penzinger-
Straße 66.
Sttfi Norbert, Kämmerer des Stiftes Klosterneuburg (1892).
Swoboda Heinrich, Dr., k. u. k. Titular-Hofkaplan und k. k.
o. ö. Professor an der Wiener Universität (1890). Wien,
XV. Mariahilf-GGrtel 5.
Thill Franz, k. u. k. Hof - Lieferant (1862). Wien, VIL Drei-
laufergasse 15.
Thomaa Eduard, Dr., niederösterr. Landesrat (1894). Wien.
Tobner Paul, P.,Subprior und Stiftskämmerer(1901).LilienfeId.
Trann - Abensperg Hugo, Graf v., k. u. k. Oberstkämmerer,
Exzellenz. Wien, I. Wallfischgasse 13.
Twerdy Dr. Konrad, Advokaturs - Konzipient (1901). Wien,
L Kohlmarkt 11.
üblirB Karl, Dr., k. k. o. ö. Universitäts-Professor (1894). Graz.
UniTeraitätabibliothek, k. k., Czernowitz.
UrbantBCliitsch Ed., Dr., k. k. Sektionsrat im k. k. Handels-
ministerium. Wien, IV. Fleisch m an ngasse 1.
Vancsa Dr. Max, Kustos des n.-ö. Landes - Archives (1901).
Wien, IV./2 Johann Straußgasse 24.
Veltzö Alois, k. u. k. Hauptmann in der Reserve des 1. Regi-
ments der Tiroler Kaiserjäger (1898). Wien, IIL Rennweg 33.
Vog^lmayer Ed. Jos., Beamter der Ersten Wiener Sparkasse
(1900). Wien, L Wollzeile 3.
Wicbtler Ludwig, k. k. Baurat, Architekt, Mitglied und
Konservator der k. k. Zentral -Kommission für Kunst-
und historische Denkmale. Wien, IV. Theresianumgasse31.
Walcber Ritter t. Molthein Leopold, k. u. k. Hof- und
Ministerialrat und General -Konsul i. R. (1893). Wien,
L Herrengasse 4.
Walcher Ritter t. Molthein Kari Alfred, k. u. k. Artillerie-
Oberlieutenant Wien, L Franziskanerplatz 1.
Waldbeim'a Rudolf v., Buchdruckerei (1893). Wien, VII.
Seidengasse 9.
Wallis Josef. Graf v. (1887). Niederieiß.
Waschmaiin Karl, Graveur und Ziseleur (1893). Wien, VIT.
Kandigasse 32.
Waaserbnrger Paul, von, k. k. Baurat und Hof- Baumeister
(1854). Wien, IV. Schwindgasse 8.
Weber Sebastian, k. k. Fachlehrer (1892). Steyr.
Weisbappel Marie. Wien, II. Praterstraße 25.
WeiB Theodor, Registrator im k. u. k. Kriegsministerium
(1890). Wien, VII. Burggasse 67.
Weittenliiller Moriz Maria, v., Hofrat, Hoch* und Deutsch-
meisterscher Ordenskanzler (1888). Wien, XIX. Hardt-
gasse 11.
Wenninger Vinzenz, Pfarrer in Schottwien (1890).
Widter C., Bildhauer (1887). Wien, II. Nordbahnstraße 52—54.
Widter Friedrich, Maler, k. k. Realschul - Professor (1887).
Wien, in. Hauptstraße 19.
Wiedl Heinrich, k. k. Regieningsrat, Sekretär in der Militär-
kanzlei Sr. Majestät (1877). Wien, l Schottengas-se 3.
Wilczek Johann, Graf, k. u. k. Kämmerer, Exzellenz. Wien,
I. Herrengasse 5.
Winter Gustav, Dr., k. u. k. Hofrat und Direktor des k. u. k.
Haus-, Hof- und Staatsarchivcs (1884). Wien, IV.
Hechtengasse 15.
WittmanB Hugo, Schriftsteller (1874). Wien, VL Magdalenen-
straße 10 a.
Wttnsch J., Fabriksbesitzer (1887). Wien, XVHL Anton
Frankgasse 16.
Zacherl Hans, Kaufmann (1900). Wien, I. Bauernmarkt.
Zeidler Jakob, Professor. Wien, VIL Neubaugasse 43.
Zimmermaiin Heinrich, Dr., Kustos und Bibliothekar im
k. und k. kunsthistorischen Hofmuseum (1896). Wien.
XVIII
Im Schriften - Tansoliverkehr stehende Vereine:
a) Inland:
Agram: Verein für südslavische Geschichte.
Bregens: Museal- Verein.
Brftnii: Historische Sektion der mähr.-schles. Gesellschaft.
CBemowitB: Landesmuseum für die Bukowina.
C^raz: Historischer Verein für Steiermark.
Hermaiuistadt : Verein für siebenbürgische Landeskunde.
Innsbruck: Museum Ferdinandeum.
Klagenfturt: Historischer Verein für Kärnten.
Laibacli: Museal-Verein für Krain.
Linz: Museum Francisco-Carolinum.
Prag: Archäologische Sektion des böhmischen Museums.
— Verein der Deutschen in Böhmen.
Beichenberg : Gewerbemuseum.
Salzburg: Gesellschaft für Landeskunde.
— Museum Carolinum Augusteum.
Wien: K. k. Zentral-Kommission für Kunst- und historische
Denkmale.
— Archäologisch-epigraphisches Seminar.
— Dom bau- Verein.
— K. k. heraldische Geseilschaft »Adler«.
— Verein für Landeskunde von Niederösterreich.
— Numismatische Gesellschaft.
Wiener-Henstadt : Verein für Erhaltung der Denkmale.
h) Ausland:
Anabacb: Historischer Verein.
Angsbnrg: Historischer Verein.
Basel: Historisch-antiquarische Gesellschaft.
Berlin: Gesamtvcrcin der deutschen Geschichts- und Alter-
tums-Vereine.
Bern: Geschichtsforschende Gesellschaft.
Bonn: Verein von Altertums-Freunden.
Brandenburg: Historischer Verein zu.
Breslau: Verein für Geschichte Schlesiens.
Budapest: Königl. Akademie der Wissenschaften.
Darmstadt: Gesellschaft für Geschichte.
Dillingen: Der historische Verein zu.
Erfurt: Gcschichts -Verein.
Frankfürt: Verein für Geschichte.
Freiburg: Gesellschaft der Geschichtsfreunde.
ließen: Der Geschichts -Verein für Ober-Hessen.
O^örlits: Gesellschaft für Wissenschaft.
C^otlia: Verein für goth. Altertumskunde.
Halle a. d. SaUe : Thüring.-sächs. Geschichts- und Altertums-
Verein.
Heidelberg : Universitäts-Bibliotkek.
Jena: Der thüringische Geschichts -Verein.
Kassel: Verein für hessische Geschichte (großherzogliche
Hofbibliothek).
Kiel: Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburg.
Landsbut: Historischer Verein.
Kains: Historischer Verein.
Hflncben: Altertums- Verein.
— Historischer Verein von Oberbayern.
Httmberg : Germanisches Museum.
BaTensburg (Württemberg) : Diözesan-Archiv von Schwaben.
Begensbnrg: Historischer Verein.
Riga: Livländische GesellschafL
Speyer: Historischer Verein.
St. Chdlen: Historischer Verein.
Stockholm : K. Akademie der Wissenschaften, der Geschichte
und Altertumskunde (k. vitterhets, historie och anti-
quitets akademien).
— Das nordische Museum.
Strasburg : Historisch-literarischer Zweigverein des Vogesen-
Klubs (Universitäts-Landesbibliothek) zu.
Stuttgart: Altertums- Verein (königl. Bibliothek).
— Verein für dekorative Kunst und Kunstgewerbe in.
Ulm: Verein für Kunst und Altertum.
Wiesbaden: Historischer Verein.
Worms: Altertums-Verein.
Wttrsburg: Historischer Verein.
Zttrich: Antiquarische Gesellschaft.
XIX
ÜBERSICHTLICHE ZUSAMMENSTELLUNG
DER
MITGLIEDER DES AUSSCHUSSES SEIT DEM BESTANDE DES VEREINES.
Stand am 1. Jänner 1903.
Uie mit * Bezeichneten fungierten aach Im provisoriceben Anstschnase.
Ameth Josef, erwählt 1853 * f.
Altana August, erwählt 1S65 bis 1886 f.
AjBChbacli Josef Ritter v., erwählt 1854 bis 1876 f.
Bergmann Hermann, erwählt 1859 bis 1861 f.
Bennann Josef, erwählt 1854 * bis 1856 f.
Birk Dr. Ernst Ritter v., erwählt 1854 bis 1858, 1862 bis
1886 t.
Boeheün Wendelin, erwählt 1886 bis 1898 f.
Camesina Albert Ritter v., erwählt 1854 bis 1876 f.
Chmel Josef, erwählt 1854 * f.
Conrad y. Sybesfeld Siegmund Freiherr, erwählt 1874 bis
1894 t-
CrenneTiUe-Folliot Franz Graf, erwählt 1868 bis 1875 t-
Drexler Karl, erwählt 1897 und noch in Funktion.
Eberle Ludwig, erwählt 1902.
Eitelberger Rudolf v., erwählt 1854 bis 1856 f-
Esaenwein August, erwählt 1858 bis 1862 f.
Feil Josef, erwählt 1854 bis 1862 f.
Feigel A. V., erwählt 1891 und noch in Funktion.
Hasenaner Karl Freiherr v., erwählt 1865 bis 1869 f.
Haaser Alois, erwählt 1887 bis 1896 f.
Belfert Dr. Jos. Alex. Freiherr v., erwählt 1858 bis 1868.
Hermann Julius, erwählt 1897 und noch in Funktion.
Hg Dr. Albert, erwählt 1887 bis 1896 f.
Jäger Dr. Albert, erwählt 1864 bis 1865 f.
Jordan Richard, erwählt 1888 und noch in Funktion.
Kabdebo Heinrich, erwählt 1876 bis 1877 f.
Kangan Dr. Theodor, erwählt 1854 * bis 1859 f.
Kenner Dr. Friedrich, erwählt 1876 und noch in Funktion.
Klemme Josef, erwählt 1888 bis 1891 f-
Koch Franz, erwählt 1867 bis 1883 f.
Knpelwieeer Leopold, erwählt 1854 bis 1859 f.
Leemann Karl, erwählt 1861 bis 1864 f.
Lewinsky Karl Edler v., erwählt 1854 * bis 1859 f.
Liechtenstein Johann Fürst, erwählt 1853 f.
Lind Dr. Karl, erwählt 1857 bis 1862, von 1863 bis 1901 f.
List Louis, erwählt 1892 und noch in Funktion.
Mayer Dr. Anton, erwählt 1892 und noch in Funktion.
Mach Dr. M., erwählt 1893 und noch in Funktion.
Meiller Dr. Andreaä; erwählt 1865 bis 1868 f.
HaTa Dr. Alexander, erwählt 1862 bis 1864.
Henmann Dr. Wilhelm, erwählt 1889 und noch in
Fu nkti o n.
Heawirth Dr. Josef, erwählt 1902.
Hewald Johann, erwählt 1878 bis 1885 f.
Odonell Heinrich Graf, erwählt 1853 * f.
Ostermeyer Dr. Franz, erwählt 1894 und noch in
Funktion.
Passy Johann Nepomuk, erwählt 1857 bis 1867 f.
Pichler Dr. Franz, erwählt 1869 bis 1887 f.
Bansonnet Karl Freiherr v., erwählt 1854 bis 1880 f.
Bosner Karl, erwählt 1888 bis 1895.
Haben Christian, erwählt 1855 bis 1860 f.
Sacken Dr. Eduard Freiherr v., erwählt 1865 bis 1882 f.
Salm Robert Altgraf, erwählt 1853 * f.
Sara Karl v., erwählt 1859 bis 1865 f.
Schäifer August, erwählt 1889 und noch in Funktion.
Schebeck Franz, erwählt 1854 bis 1860 f.
Schellein Karl, erwählt 1881 bis 1888 f.
Schmidel Edm., erwählt 1888 bis 1892.
Schmidt Friedrich Freiherr v., erwählt 1862 bis 1865 f-
Schönbranner Josef, erwählt 1887 und noch in Funktion.
Schwerdtner Johann, erwählt 1888 bis 1892 f.
Segenschmid Franz, erwählt 1874 bis 1889 f.
Than Franz Graf, erwählt 1853 * f.
Traon Otto Graf v. Abensperg, erwählt 1895 bis 1898 f.
WeiB Karl, erwählt 1858 bis 1864 f.
Wickenbnrg M. Konstantin Graf, erwählt 1868 bis 1874 f.
Widter Anton, erwählt 1860 bis 1887 f.
Wilcsek Hans Exzellenz Graf, erwählt 1883 bis 1891.
Wolfart Karl v., erwählt 1854 * bis 1857 t.
Wunsch Josef, erwählt 1899 und noch in Funktion.
Präsidenten.
Kangan Dr. Theodor v., von 1854 bis 1858.
Belfert Dr. Josef Freiherr v., von 1858 bis 1868.
Wickenbnrg M. Konstantin Graf v., von 1868 bis 1874.
Conrad t. Eybesfeld Freiherr, von 1874 bis 1894.
Traun Otto Graf v. Abensperg, von 1895 bis 1898.
Kenner Dr. Friedrich, von 1902.
Präsidenten - Stellvertreter.
Feil Josef, von 1854 bis 1862.
Bansonnet Karl Freiherr v., von 1862 bis 1880.
Birk Dr. Ernst Ritter v., von 1880 bis 1886.
Kenner Dr. Friedrich, von 1887 bis 1902.
XX
Geschäftsleiter,
Wolüut Karl Edler v., von 1854 bis 1857.
Lind Dr. Karl, von 1857 bis 1862.
HaTa Dr. Alexander, von 1862 bis 1863.
Lind Dr. Karl, von 1863 bis 1901.
Wünsch Josef, von 1902—.
Vereins - Kassaverwalter.
Camesina Albert v., 1854.
Bemann Josef, von 1855 bis 1856.
Passy Johann, von 1856 bis 1867.
Koch Franz, von 1867 bis 1888.
Schönbmnner Josef, von 1888 bis 1896.
Oatermeyer Dr. Franz, von 1897—.
Redakteure des Monatsblattes.
Hewald Johann, von 1884 bis 1886.
Boeheim Wendelin, von 1887 bis 1892.
Henmann Wilhelm, 1893.
Hg Dr. Albert, von 1894 bis 1896.
List Dr. Camino, von 1896 bis 1901.
Starser Dr. Albert, von 1902—.
Redakteur der Geschichte der Stadt Wien.
Zimmermann Dr. Heinrich, von 1694 bis 1900.
Starser Dr. Albert von 1901—.
Verwalter des Fonds für die Herausgabe der
Geschichte der Stadt Wien.
List Louis, von 1892~.
Gewesene Ehrenmitglieder.
Seine k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog
Karl Lndwig f.
Seine Durchlaucht Fürst und Altgraf Hage sn Salm-
ReiiTerscheidt f.
Seine Exzellenz Graf Frans FöUiot de Crenneville f.
August Artaria, kais. Rat, Kunsthändler f.
Lind Dr. Karl, k. k. Hofrat f.
Fersonalstaiid des Vereins -Anssohusses am L Jänner 1903:
Präsident :
Kenner Friedrich, Dr., k. u. k. Hofrat i. P., wirkl. Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Mitglied und Konservator
der k. k. Zentral -Kommission für Kunst- und historische Denkmale etc. etc.
Präsident - Stellvertreter :
Mach Matthias, Dr., k. k. Regierungsrat, Mitglied und Konservator der k. k. Zentral - Kommission für Kunst- und historische
Denkmaie etc. (gewählt 1902).
Ausschuö :
Drexler Karl, Lateran. Ehrenabt, inf. Prälat, Apost. Tit.>Protonot, Professor im Chorherrenstifte Klosterneuburg, Konservator
(gewählt 1902).
Ebeile Ludwig, k. u. k. Hauptmann im k. u. k. Kriegsarchiv (gewählt mit dreijähriger Funktionsdauer 1902).
Felgel Anton Viktor, k. u. k. Sektionsrat, Vize - Direktor des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchives (wiedergewählt 1899).
Hermann Julius, Architekt, k. k. Baurat und Dombaumeister bei St Stephan, Mitglied und Konservator der k. k. Zentral-
Kommission für Kunst- und historische Denkmale (gewählt 1902).
Jordan Richard, Architekt, Baumeister, k. k. Baurat und Konservator (wiedergewählt 1901).
List Louis, k. k. Regierungsrat, Verwalter des Fonds für die Herausgabe der Geschichte Wiens (wiedergewählt 1901).
Mayer Anton, Dr., niederösterreichischer Landesarchivar und Bibliothekar, Konservator (wiedergewählt 1901).
Mnch Matth., Dr., k. k. Regierungsrat, wie oben (wiedergewählt 1902).
Henmann Wilhelm, Dr., k. k. o. ö. Universitäts- Professor, Mitglied der k. k. Zentral -Kommission für Kunst- und historiache
Denkmale (wiedergewählt 1902).
Henwirth Josef, Dr., Professor der Kunstgeschichte an der k. k. Technischen Hochschule in Wien, Mitglied des Kunstrates und
der k. k. Zentral - Kommission für Kunst- und historische Denkmale (gewählt mit dreijähriger Funktionsdauer 1902).
Ostermeyer Franz, Dr., Hof- und Gerichtsadvokat, Kassaverwalter (wiedergewählt 1903).
ScllÜFer August, k. k. Regierungsrat und k. u. k. Direktor der Geroäldegallerie, Mitglied der k. k. Zentral -Kommission für
Kunst- und historische Denkmale (wiedergewählt 1902).
Schönbmnner Josef, erzherzoglicher Galleriedirektor (wiedergewählt 1903).
Wttnscli Josef, Fabriksbesitzer (gewählt 1903).
Die Gedenkfeier
des
fünfzigjährigen Bestehens
(1853 bis 1903)
des
Altertums -Vereines zu Wien
am
22. und 23. März 1903.
I.
Die Festversammlung.
^m Sonntag den 22. März um 11 Uhr vormittags fand im großen Sitzungs-
saale des nied.-österr. Landhauses in Gegenwart vieler Ehrengäste, Vertreter
auswärtiger und inländischer Akademien, Museen, Geschichts- und Alter-
tums -Vereine sowie zahlreicher Vereinsmitglieder die feierliche Festversammlung
statt, welche der Altertums -Verein aus Anlaß seiner vor fünfzig Jahren erfolgten Grün-
dung unter dem Vorsitze seines Präsidenten, des Herrn k. u. k. Hofrates Dr. Friedrich
Kenner, hielt.
Der nied. - österr, Landesausschuß hatte dem Vereine zu diesem schönen
Feste den durch Beduzzi's Fresken berühmten Landtagssaal überlassen, weil hier am
23. März 1853 in einer Versammlung von Historikern, Kunstgelehrten und Kunst-
freunden, an deren Spitze der regierende Fürst Alois von und zu Liechtenstein
stand, auch die Gründung des Altertums -Vereines zu Wien beschlossen worden war.
Es konnte daher kaum ein für den Verein erinnerungsreicherer Saal zur Feier seines
Jubiläums gewählt sein.
Lange vor der anberaumten Stunde hatte sich daselbst der gesamte Ausschuß
mit dem Präsidenten an der Spitze zum Empfange der Ehrengäste und Vertreter der
Gesellschaften und Vereine versammelt. Es waren erschienen : Se. Exzellenz der
k. und k, Oberstkämmerer Hugo Graf Traun mit Hofrat Freiherm von Weck-
becker, Se. Exzellenz der Statthalter von Niederösterreich Erich Graf Kielmansegg,
Se. Exzellenz der Oberlandesgerichts -Präsident Alois Freiherr Kaliina von Urba-
now, Ihre bischöfl. Gnaden Weihbischof Dr. Godfried Marschall und Feldbischof
Dr. Koloman Bei opototzki, Abt Alexander Karl von Melk, Abt Justin Panschab
von Lilienfeld, Propst Bernhard Peitl von Klosterneuburg, der n.-ö. Landesausschuß
Dr. Robert Patt ai in Vertretung des Landmarschalls und Landesausschusses, Stadtrat
Dr. Robert Deutsch mann in Vertretung des ersten Vize-Bürgermeisters Strobach,
der Präsident der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Prof. Ed. Sueß in deren
Vertretung; k. k. Akademieprofessor Luntz und Baurat Rosner als Vertreter Sr. Exz.
-i< 4 >•►
des Freiherrn von H eifert, Präsidenten der k. k. Zentral - Kommission für Kunst- und
historische Denkmale; k. u. k. Generalmajor Emil Woinovich, Direktor des k. u. k.
Kriegsarchives ; k. u. k. Hofrat Dr. Gustav Winter, Direktor des k. u. k. Haus-, Hof-
und Staatsarchives ; Se. Exzellenz Anton Freiherr von Ludwigstor ff und k. k.
Hofrat und Universitätsprofessor Dr. Bor mann als Vertreter des Vereines Camuntum;
k. k. Hofrat und Universitätsprofessor Dr. Benndorf in Vertretung des k. k. Archäo-
logischen Instituts; Monsign. Prälat Dr. Theodor Ortvey und Professor Dr. Eduard
Wertheime r, Vertreter der Ungarischen Akademie der Wissenschaft; Professor
Montelius in Vertretung der königl. Akademie der schönen Wissenschaften, der
Geschichte und Altertumskunde in Stockholm; Dr. F. B irkner, Vertreter der anthro-
pologisch-prähistorischen Gesellschaft in München; der Archäologe A. M. Pachinger
in Linz, Vertreter des Altertums - Vereines und der Numismatischen Gesellschaft in
München; Dr. Gustav Laube in Vertretung des Vereines für Kunst und Altertum in
Ulm und Oberschwaben; Buchhändler Stern in Vertretung des Altertums - Vereines
der Stadt Worms; Verwaltungsratsmitglied und Vertreter des Museums Francisco-
Carolinum in Linz Andreas M a r k 1 ; Dr. Eusebius Mandyczewsky, Archivar
der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien als Vertreter des Bukowinaer Landes-
museums ; Med. - Dr. Josef Hinterstoißer, k. k. Regierungsrat und Landes-
gerichtsarzt in Wien, Vertreter der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde ; Professor
Dr. Horcicka, Vertreter des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen;
k. u. k. Kämmerer und Honfkonzipist Alfred Anthony Ritter von Siegenfeld,
Vertreter des historischen Vereines für Steiermark ; Universitätsprofessor Dr. Friedrich
Berwerth, Vertreter des Vereines für Siebenbürgische Landeskunde; Engelbert
Keßler in Vertretung des Museums - Vereines für Vorarlberg in Bregenz; die Ver-
treter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich : Dr. Alfred Nagl, Vize-
Präsident, Universitätsprofessor Dr. Oswald Redlich und k. u. k. Staatsarchivar
Dr. Josef Lampel; Hofrat Dr. Karl Brunner von Wattenwyl und k. k. Uni-
versitätsprofessor Dr. A.W. Neumann als Vertreter des Wissenschaftlichen Klub;
k. k. Hofrat Dr. J. M. Eder, Vorstand der Photographischen Gesellschaft in deren
Vertretung; k. k. Baurat Koch als Protektor des Österreichischen Ingenieur- und
Architekten - Vereines ; k. u. k. Oberstleutnant Otto Voetter als Vertreter der Numis-
matischen Gesellschaft in Wien; der Präsident des Dombau -Vereines Dr. Lederer;
als Vertreter der k. k. heraldischen Gesellschaft „Adler" die Vorstandsmitglieder:
Dr. Johann B. Witting und Alois Urschitz von Usszich; als Vertreter des Klubs
der Münz- und Medaillenfreunde dessen Präsident k. k. Regierungsrat H ö f k e n Ritter
von Hattingsheim mit dem Vorstandsmitgliede kais. Rat Adam.
Ganz besonders wurde der Altertums -Verein durch folgendes Telegramm,
das von Seiner Kaiserl. und Königl. Hoheit Erzherzog Ferdinand, dem Protektor
des Vereines, am 25. März an den Präsidenten gesendet wurde, ausgezeichnet:
M 6 A
Bedaure, durch meine Abwesenheit von Wien verhindert gewesen zu
sein, an der schönen Jubelfeier des Altertums -Vereines teilzunehmen« Nehmen
Sie meine besten Beglückwünschungen entgegen und ersuche ich, dieselben dem
Vereine mitzuteilen.
Erzherzog Ferdinand.
Mit den herzlichsten Glückwünschen hatten ihr Nichterscheinen, das teils
durch Abwesenheit von Wien, teils durch Dienstesrücksichten verursacht war, schriftlich
entschuldigt: Se. Exzellenz der Unterrichtsminister Dr. Wilhelm Ritter von Hartel,
der Landmarschall von Niederösterreich Propst Frigdian Schmolk, der Vize - Bürger-
meister der Stadt Wien Strobach, die Abte vonGöttweig, Seitenstetten und
Zwettl, die inful. Pröpste Dr. Anton Kerschbaumer in Krems und Dr. Karl
Schnabl in Wiener -Neustadt.
Der Verlauf dieser erhebenden und den Altertums-Verein so überaus ehrenden
Festversammlung könnte wohl nicht wahrheitsgetreuer geschildert werden, als wenn
hier das stenographische Protokoll derselben wortgetreu zum Abdruck gebracht wird.
Stenographisches Protokoll.
Vorsitzender: Hochansehnliche Versammlung!
Indem ich die Sitzung eröffne, erfüllt es mich mit großer Freude,
eine so illustre Gesellschaft begrüßen zu können. Es gereicht uns
auch zur besonderen Freude, das heutige Fest in jenem Saale begehen
zu können, in welchem vor fünfzig Jahren die konstituierende Ver-
sammlung des Altertums-Vereines stattgefunden hat.
Wir verdanken dies dem gütigen Entgegenkommen seitens
des Herrn Landmarschalls und hochwürdigen Herrn Pröpsten von
Herzogenburg, Frigdian Schmolk, sowie des hohen Landesaus-
schusses von Niederösterreich.
Ich erlaube mir zunächst eine Skizze über die Geschichte des
Vereines vorzutragen. ^
„Die Erinnerungen, die wir heute festlich begehen, führen uns nahe heran an
den Wellenschlag jener Umwälzung, welche um die Mitte des XIX. Jahrhunderts in
Österreich wie in andern Ländern das gesamte öffentliche Leben ergriffen hat. Sie
brachte von neuem und nachdrücklich das Unzulängliche der bisherigen Zustände
auch auf dem Gebiete der Denkmalkunde und Denkmalpflege zum Bewußtsein.
Schon lange hatten die Eingeweihten der gebildeten Kreise, voran Forscher,
Liebhaber und Sammler von Altertümern, mit Unmut die grellen Gegensätze wahr-
4< 6 >f
genommen, die sie umgaben. Auf der einen Seite der Reichtum der Monarchie an
Kunstschöpfungen vergangener Zeiten, an Objekten ersten Ranges, an Wahrzeichen
bedeutsamer historischer Erinnerungen, auf der anderen Seite der Kaltsinn gegen
.sie in den weiteren Schichten der Bevölkerung, die Gleichgiltigkeit gegen ihre Ver-
wahrlosung und gegen die Verschleppungen in die Fremde, auf der einen Seite die
geistige Macht des Stiles, der Harmonie von Zweck, Form und Ornament in den
Hervorbringungen älterer Zeit, vom Dome bis herab zum gewöhnlichen Hausrat, auf
der anderen Seite der Verfall des damaligen Kunsthandwerkes, das ältere Vorbilder
mißachtete, weil es sie nicht verstand — auf der einen Seite die seit Generationen
bestehenden, der Erhaltung der Altertümer und der Pflege geschichtlicher Erinnerungen
gewidmeten Vereine in fast allen Ländern der Monarchie, auf der anderen Seite das
Fehlen einer solchen Institution in Niederösterreich und vor allem im Mittelpunkte, in Wien.
Dies waren die lebhaft empfundenen Mängel, ihre Beseitigung der Zielpunkt,
' nach welchem jetzt, in der Zeit freierer Bewegung, die ersten Begründer unseres Ver-
eines: Leopold Ernst, Gustav Hei der, Eduard Melly, Adolf Schmi dl »und Ferdi-
nand von Wol fahrt strebten. Sie unternahmen es Ende 1851, für die Gründung
eines Altertums-Vereines in Wien Stimmung zu machen. Dies geschah mit so
großem Erfolge, daß schon bald darauf die Gründung beschlossen und der Entwurf
der Statuten, den Theodor von Karajan, Karl Freiherr von Ransonnet und Adolf
Schmidl verfaßten, durchberaten werden konnte. Als Mittel, die gedachten Vereins-
zwecke zu erreichen, wurden Abendversammlungen mit Vorträgen und Ausstellungen,
ferner Publikationen und nach Maß der verfügbaren Geldmittel auch praktische Vor-
kehrungen zur Erhaltung von Denkmälern vorgesehen. Die Beschränkung auf Wien
und Niederösterreich ist statutarisch nicht ausgesprochen, wurde aber vorläufig als
eine dringende Aufgabe zunächst ins Auge gefaßt. Das Schwergewicht der Verwaltung
ist schon damals und noch heute in den Ausschuß gelegt, der anfänglich aus zwölf,
seit 1887 aus fünfzehn Mitgliedern besteht.
Nach der Allerhöchsten Genehmigung der Statuten vom 3. Februar 1853 fand
am 23. März desselben Jahres, also vor fünfzig Jahren, die erste konstituierende
Generalversammlung im großen Saale des niederösterreichischen Landhauses statt.
Als etwas neues, die gebildeten Stände anziehendes fand der junge Verein
lebhaften Beifall und Zuspruch in den Kreisen des Klerus, des Adels, der hohen
Beamtenwelt und der Vertreter der Wissenschaft, machte aber anfänglich, wie es in
der Natur der Sache liegt, manche Schwankungen durch. Eine finanzielle Bedrängnis
im Jahre 1856 wurde bald behoben; ernster war ein im Jahre 1863 aufgetauchter
Zwiespalt der Ansichten über die Publikationen, welche eine Minorität aufzugeben
riet, während die Majorität sie beibehalten wissen wollte. Die Erstere ließ zwar ihren
Antrag fallen, es blieb aber eine Verstimmung zurück, welche durch einige Jahre
sogar die Existenz des Vereines bedrohte.
■♦: 7. )¥•
Nachhaltiger wirkten äußere Verhältnisse auf die definitive Organisation des
Vereines ein, Verhältnisse, von denen man befürchten mußte, daß sie ihn unmöglich
machen werden, während sie, wie sich in der Folge zeigte, gerade umgekehrt zu
seiner Konsolidierung beigetragen haben.
Eben weil er der erste historische Verein in Wien war, umfaßte sein ursprüng-
liches Programm alle Zweige der Altertumskunde, soweit sie zunächst für Wien und
Niederösterreich in Betracht kamen, nur mit der einen Beschränkung, daß nach dem
Zuge jener Zeit, die noch unter dem Einflüsse der Nachwirkungen der Romantik
stand, das Mittelalter im Verhältnis zu anderen Epochen breiter als diese hervortrat.
Nun ist es ein charakteristisches Merkmal der zweiten Hälfte des XIX. Jahr-
hunderts, daß es zwar die auf einzelnen Gebieten tätigen Kräfte vereinigte, diese
Gebiete aber stets mehr teilte, spezialisierte. Dadurch wurden Neugründungen von
staatlichen Instituten und privaten Vereinen hervorgerufen, die für unseren Verein eine
schärfere Begrenzung des Arbeitsfeldes zur Folge hatten.
Die älteste dieser Gründungen ist die von Seiner Majestät schon Ende 1850
prinzipiell genehmigte Errichtung der k. k. Zentral-Kommission für Erfor-
schung und Erhaltung der Baudenkmale, welche aber erst einige Jahre
später ihre Tätigkeit eröffnete und nach dem neuen Statut vom Jahre 1874 auf die
Kunst- und historischen Denkmäler im allgemeinen ausdehnte. Mit dem wärmsten,
wiederholt öffentlich ausgesprochenen Danke heben wir hervor, daß sie die korrelaten
Bestrebungen des Altertums - Vereines stets nach Kräften gefördert hat. Ein Punkt
unseres Programmes, die praktischen Maßnahmen zur Erhaltung von Denkmälern,
ging nun im weitesten Umfange auf sie über, so daß unser Verein nur in eirtzelnen
Fällen einzugreifen in die Lage kam.
Im Jahre 1868 widmete er einen Beitrag zur Sicherung des sog. Heiden-
tores in Petronell, um diesen einzigen noch vorhandenen Hochbau aus römischer
Zeit in den österreichischen Ländern diesseits der Alpen vor dem nahe bevorstehenden
Einstürze zu bewahren; es ist bekannt, daß das um Carnuntum sehr verdiente
Vereinsmitglied Anton Widter den Rest der Kosten auf sich nahm. Ein anderer
Beitrag wurde 1872 zur Buntverglasung des großen Seitenfensters der St. Othmar-
kirche in Mödling gespendet, wofür man ein dem Vereinssiegel entsprechendes
Wappen in der Verglasung anbrachte. Dagegen hatte der in demselben Jahre gemachte
Versuch, das Denkmal des FM. Gideon La.udon im Parke von Hadersdorf vor
dem Verfalle zu retten, keinen Erfolg. — Aus Anlaß der Feier seines fünfundzwanzig-
jährigen Bestehens ließ der Verein mit Zustimmung des altgräflich Salm - Reifferscheid'-
schen Hauses den mit Reliefs gezierten Sarkophag des Verteidigers der Stadt Wien
im Jahre 1529, Niklas von Salm, der ursprünglich in St. Dorothea in Wien auf-
gestellt und nach Aufhebung des Klosters nach Schloß Raitz in Mähren gebracht
worden war, nach Wien zurückführen, wo er in der Votivkirche einen würdigen Platz
4< 8 A
fand. Die feierliche Übergabe an das Baukomitee dieser Kirche fand am 18. April 1879
statt. Da die Steinmetzarbeiten von der Firma Wasserburger kostenfrei besorgt wurden,
beliefen sich die Auslagen des Vereines nur auf 873 Gulden, welche zum größten Teile
aus dem Erlös einer von dem Mitgliede Johann N e w a 1 d verfaßten Broschüre über
das Denkmal beglichen wurden. Weiterhin ließ der Verein im Jahre 1881 den Grab-
stein des Dichters Konrad C e 1 1 e s bei St. Stephan wieder in Stand setzen, verwendete
sich im Jahre 1887 in einer Denkschrift für die Wiederherstellung der abgetragenen
Türme der Liebfrauenkirche in Wi e n e r- N eus tad t in ihrer alten Form
und regte im Jahre 1900 über Antrag seines Mitgliedes Dr. Leopold Senfelder
die Wiederherstellung der Gräber des Herzogs Heinrich Jasomirgott von
Babenberg und des Verteidigers von Wien in der zweiten Türkenbelagerung, Grafen
Ernst Rüdiger vonStarhemberg, in den Grüften der Kirche zu Unserer Lieben
Frau bei den Schotten an. Vertreter des Vereines konnten als geladene Gäste schon
am 4. Juni des nächsten Jahres, an welchem vor 200 Jahren Graf Starhemberg
gestorben war, an einer imposanten kirchlichen Feier und an der ihr folgenden Ein-
segnung der wiederhergestellten Grabstätten teilnehmen.
Auch in einem anderen Punkte mußte der Verein seine Tätigkeit einschränken,
bezüglich der Ausstellungen. Seine erste größere Unternehmung war die im
Jahre 1860 veranstaltete Ausstellung von 500 auserlesenen Objekten der Kunst und
des Kunsthandwerkes des Mittelalters und der Frührenaissance, die zu diesem Zwecke
aus Kirchen, Abteien, aus Palästen des hohen Adels und aus Privatsammlungen in
Österreich entliehen waren.
* Angeregt wurde die Ausstellung von den Mitgliedern Rudolf von Eitelberge r,
Gustav Hei der und August Essenwein, glänzend durchgeführt von einem Komitee,
welchem Ernst Birk, Albert Camesina, Heinrich Ferst el, Karl Lind, Frh. von
Sacken und Karl Weiß, der den Katalog verfaßte, angehörten, finanziell garantiert
von Anselm Fhm. von Rothschild und festgehalten in 150 großen vorzüglichen
Photographien von den Mitgliedern Lehmann und Widter. Die Eintrittsgelder und
der Absatz des Kataloges deckten die Ausgaben. Der Erfolg war ein durchschlagender.
Die Ausstellung bleibt vorzüglich darum denkwürdig, weil sie als die erste Anregung
und als die ausschlaggebende Probeleistung für die Durchführbarkeit des Planes
betrachtet werden darf, durch ähnliche fortdauernde aber wechselnde Ausstellungen
alter Vorbilder aus Privatbesitz auf die Hebung der heimischen Kunstindustrie Einfluß
zu nehmen. Die Eindrücke, welche v. Eitelberger aus der Durchführung dieser
Ausstellung gewann, wurden im folgenden Jahre bei einem Besuche der Londoner
Weltausstellung verstärkt und bewogen ihn, das Thema seiner lehrreichen Vorträge im
Altertums-Vereine zu ändern. Hatten diese früher die große Kunst, namentlich die
Malerei, zum Gegenstande, so besprach er nun, im Jahre 1862, in einem neuen
Zyklus von Vorträgen die Kunst und das Kunsthandwerk in England, die Wechsel-
4< 9 >^-
beziehung beider und die Notwendigkeit, das heimische Kunsthandwerk durch an-
dauernde Vorführung von Musterarbeiten zu einem neuen Aufschwung zu führen.
Schon im Jahre 1863 wurde die Begründung des k. k. österreichischen
Museums für Kunst und Industrie zur Tat. Die Ausstellungen gingen nun,
bereichert um Vorbilder aller Stilarten, im Jahre 1864 in das Ballhaus, im Jahre 1871
in das neue Gebäude am Stubenring über, um fortan eine immer erfolgreichere
Wirkung auszuüben.
Der Altertums - Verein hat seiner ersten Ausstellung noch eine zweite im
Jahre 1862 folgen lassen, welche Photographien •und Pläne umfaßte. Nach der Begrün-
dung des Museums aber gab er, wie es selbstverständlich ist, größere Unternehmungen
dieser Art auf und beschränkte sich auf kleinere Ausstellungen, die mit dem Thema
der jeweiligen Vorträge zusammenhingen, wie sie schon in den ersten Jahren seines
Bestehens veranstaltet worden waren.
Neben diesen beiden großen staatlichen Instituten entstanden in rascher Folge
mehrere private Vereine und Gesellschaften, so 1864 der Verein für Landeskunde
von Niederösterreich mit einem vorwiegend historischen, kulturgeschichtlichen,
sprachlichen und statistischen Forschungsgebiete, 1869 die numismatische, 1870
die anthropologische und die k. k. heraldische Gesellschaft „Adler", um
nicht von jenen Vereinigungen zu sprechen, welche in den Seminaren und Instituten
der Universität eine streng wissenschaftliche Pflege der Fachdisziplinen entwickelten.
Gegenüber den genannten Vereinen und Gesellschaften beobachtete unser
Verein eine durch mannigfache persönliche Berührung unterstützte kollegiale Haltung.
Sie kam zum Ausdrucke anfanglich in gemeinsamen Huldigungsadressen der histori-
schen Vereine von Wien aus Anlaß der Feier der silbernen Hochzeit des a. h. Kaiser-
paares im Jahre 1879 und der Vermählung des durchlauchtigsten Kronprinzenpaares
im Jahre 1881, später in gemeinsamen Publikationen, in den Festschriften zur
Habsburgfeier des Jahres 1882 und zum Regierungsjubiläum Sr. Majestät im Jahre 1898,
in gewissem Sinne endlich auch durch Mitarbeit von Mitgliedern der anderen histori-
schen Vereine an unserer großen Geschichte von Wien. Die Erfahrung hat eben
gezeigt, daß das Gebiet der Forschung zu groß und weit ist, um die Bewegung
mehrerer Vereine nebeneinander zu hemmen, vorausgesetzt, daß jede absichtliche Kon-
kurrenz ausgeschlossen bleibt.
Die Rückwirkung aller dieser Neugründungen zeigt sich äußerlich in der
Zahl der Mitglieder unseres Vereines, die im Jahre 1860, also vor ihrem Entstehen,
den höchsten Stand von 460 erreichte und in den nächstfolgenden Jahren mit kaum
merklicher Abnahme behauptete. Nach dem Entstehen der neuen Gründungen und,
als im Laufe der Zeit die Mitglieder, welche den alten Block gebildet hatten. Eines
nach dem andern, aus dem Leben schieden, wurde die Ergänzung stets schwieriger
und sank die Zahl allmählich auf 320 und 300.
4< 10 >••
Dagegen nach Innen d. h. mit Rücksicht auf die Tätigkeit des Vereines war
der Einfluß der Neugründungen von wohl tätigen Folgen begleitet. Sie brachten ihm
eine Fülle stets neuer Anregungen und führten zu einer Beschränkung des ursprüng-
lichen Programmes, das entsprechend dem Bedürfnisse jener Zeit und wohl auch der
Begeisterung der Begründer zu weit ausgedehnt war.
Nun aber gewahren wir eine immer deutlicher hervortretende tatsächliche
Lokalisierung unseres Vereines auf Wien und Niederösterreich und eine veränderte
Tendenz der Publikationen, die man vielleicht als supplementäre bezeichnen
kann, indem sie sich die Würdigung und Abbildung noch unbekannter in andern
Vereinsorganen nicht behandelter Denkmäler aller Art, zum Teile ihre übersichtliche
Zusammenstellung zur Aufgabe machten.
Vorzüglich gilt dies von dem eigentlichen Vereinsorgane, den „Berichten
und Mitteilungen", seit 1 856 achtunddreißig Quartbände mit über vierhundert
größeren und kleineren Abhandlungen und vorzüglichen Illustrationen, herausgegeben
unter Redaktion von Josef Feil, dann viele Jahre hindurch von Karl Lind, derzeit
von Anton Mayer. Ein Verzeichnis der Beiträge, verfaßt von Dr. Franz Oster-
meyer und geordnet nach den Namen der Autoren, wird der Festschrift zum heutigen
Tage im 38. Bande der „Berichte und Mitteilungen" beigegeben werden. Diese Beiträge
behandeln die römische Vorzeit, hauptsächlich aber die folgenden Kulturepochen und
zwar jetzt in einer zeitlichen Ausdehnung bis in das XIX. Jahrhundert herein und
enthalten für Wien und die Städte Baden, Ebenfurt, Eggenburg, Ips, Klosterneuburg,
Mödling, Wiener -Neustadt, Zwettl, sowie für viele kleinere Orte eine Fülle von
Studien über Kirchen, Abteien, Burgen und Paläste, über Skulpturen und über Werke
der kirchlichen und profanen Kleinkunst, zumal aus dem Gebiete der Taphographie
und Sphragistik; nebenher gehen Sammlungen von Inschriften aus den Vierteln ober
dem Wiener Wald, ober und unter dem Manhartsberg und einzelner Klöster. Später-
hin tritt dazu die Erschließung archivalischer Quellen, ein Urbar des XIV. Jahr-
hunderts, Inventare des Kunstbesitzes großer Stifte und des Adels, Forschungen zur
Künstlergeschichte und zur Topographie, wie Häuserverzeichnisse und Pläne von
Wien aus dem XV. bis XVII. Jahrhunderte, historische und kulturgeschichtliche
Abhandlungen über die erste und zweite Türkenbelagerung, über die Wiener Stadt-
guardia u. m. a.
Auch das seit 1884 bestehende Monatsblatt, redigiert von Johann Newald,
Wendelin B ö h e i m, Albert 1 1 g, Wilhelm N e u m a n n, Camillo List und Albert
Starzer, enthält neben Protokollen, Nekrologen und kleineren Notizen über hundert
größere Artikel, '.welche Denkmäler der verschiedensten Art, antiquarische und litera-
rische Funde, Restaurierungen u. dgl. zum Gegenstande haben.
Der Verein legte diese und einige selbständige Publikationen zweimal bei
öffentlichen Ausstellungen aus; im Jahre 1873, bei der Weltausstellung in Wien, wurde
M 11 )¥
ihm die Verdienstmedaille, im Jahre 1893 bei der internationalen graphischen
Ausstellung das Ehrendiplom zuerkannt.
In gleicher Weise ausgedehnt und mannigfaltig waren die Vorträge in den
Vereinsversammlungen, bisher der Zahl nach an 300, sowie die im Jahre 1869 ein-
geführten Exkursionen nach den durch Altertümer und Kunstwerke hervorragenden
Landstädten und Orten von Niederösterreich und die lehrreichen Besuche in Wien und
Umgebung, die sich stets eines lebhaften Zuspruches erfreuten ; ihre Zahl beläuft sich
nahezu auf hundert.
Die selbständigen Publikationen betrafen in den ersten Jahren lediglich
die im Vereine gehaltenen Vorträge, die als einzelne Broschüren erschienen sind.
•Späterhin wurde eine Durchforschung von Niederösterreich zur Begrün-
dung einer „archäologischen Landesstatistik", wie man es damals nannte, geplant und
der Landesausschuß um eine Subvention von je 800 Gulden für die Jahre 1863 und 1864
gebeten. Da dieser Schritt keinen Erfolg hatte, übernahm es Freiherr von S a c k e n ein
beschreibendes Verzeichnis auszuarbeiten, das der Verein in den Jahren 1863 und 1877,
im letzteren Jahre mit einer Subvention der k. k. Statthalterei in Niederösterreich, unter
dem Titel: „Archäologischer Wegweiser durch Niederösterreich" in
den Buchhandel brachte. In Folge des Todes des Verfassers blieb das Werk auf die
beiden diesseitigen Landesviertel beschränkt; es wurde im Jahre 1886 von Matthäus
Much durch einen Nachtrag über die prähistorischen Denkmäler, die inzwischen
bekannt geworden waren, ergänzt.
Von dieser Zeit an beschränkten sich die selbständigen Publikationen des
Vereines auf Wien selbst. Man ging zunächst daran, neues Materiale für topo-
graphische Studien herbeizuschaffen, in welcher Richtung sich Albert Came-
sina von S. Vittore große Verdienste erworben hat. Eine beträchtliche Vorarbeit
war vom Vereine schon 1858 herausgegeben worden, der Grundplan der Inneren Stadt
von Wolmuet aus dem Jahre 1547 in neun Folioblättern in Farbendruck. Es folgte
Schmidt's Plan der Befestigung von Wien im Jahre 1683 in vier Folioblättern, dann
Guidemunds Ansicht von Wien in Vogelperspektive während der ersten Türken-
belagerung 1529, in zwei Folioblättern, endlich der Steinhauser*sche Plan der
Inneren Stadt vom Jahre 1710 in neun Folioblättem in Lichtdruck. Diese Publikationen
bilden in Verbindung mit anderen alten Stadtplänen, die im Vereinsorgane selbst
herausgegeben wurden, ein reiches Hilfsmittel der topographischen Forschung.
Mit dem Fortschritte der Bautätigkeit in Wien verschwanden viele alte Häuser,
an die sich historische und lokale Erinnerungen knüpften. Das „Illustrierte Extrablatt"
pflegte gewandt nach der Natur gezeichnete Ansichten solcher zum Abbruch bestimmter
Bauten zu bringen, treffliche Zeichnungen, welche aber nach dem gewöhnlichen Schick-
sale der Tagesblätter nur ein kurzes Dasein genossen und rasch aus dem Gesichts-
kreis und der Erinnerung der Leser verschwanden. Albert Ilg stellte daher im Jahre 1887
■¥. 12 >|
den Antrag an den Ausschuß, diese Ansichten mit Einwilligung der Redaktion zu
sammeln und, mit Erläuterungen versehen, in sorgfaltiger Ausstattung zu dem mög-
lichst niedrigen Preise, welcher die Verbreitung im Volke selbst befordern * sollte,
neu herauszugeben. So entstand ein Album unter dem Titel: „Alt- Wien in Bild
und Wort", das in Lieferungen erschien und eigentümlichei-weise in Deutschland,
namentlich in Berlin, vollen Anklang fand, während der Absatz in Wien ein so
geringer war, daß das Unternehmen mit der zehnten Lieferung und der hundertsten
Tafel aufgegeben werden mußte.
Einen neuen Aufschwung nahm die Baulust in Wien, als die Einbeziehung
der Vororte in das Gebiet der Stadt, die Erstreckung der steuerfreien Zeit für Neu-
bauten von zehn auf achtzehn Jahre, ein neuer Regulierungsplan für die Verkehrswege,
die teilweise Umlegung des Wienflusses und seine Einwölbung, die Errichtung der
Stadtbahn, die Auflassung von Kasernen beschlossen wurden. Damit stand eine weit
tiefer greifende Umgestaltung der Stadt in Aussicht, als jene war, die der ersten Stadt-
erweiterung vom Jahre 1858 gefolgt ist.
Der Altertums - Verein empfand lebhaft die Notwendigkeit, die dahinschwin-
denden Erinnerungen der alten Kaiserstadt, die ja seit bald 40 Jahren das vornehmste
Objekt seiner Tätigkeit war, festzuhalten. Die Art, wie dies geschehen sollte, ergab
sich von selbst, sobald in Erwägung gezogen wurde, daß das topographische Bild
einer Stadt immer ein Spiegelbild der jeweilig herrschenden kulturellen Zustände ist,
wie sie sich unter dem Einflüsse historischer Ereignisse herausbilden ; die Entwicklung
des kirchlichen Lebens, der Rechtsverhältnisse der Kommune, das Niveau geistiger
und materieller Bestrebungen, das gesellschaftliche und das Volksleben sind. von aus-
schlaggebender Bedeutung auch für die räumliche Ausbildung einer Stadt. Dies gilt
nicht bloß von einer einzelnen Epoche für sich, sondern auch von allen älteren;
sowie das heutige, in rascherer Umgestaltung begiiffene Wien doch immer Wien
bleibt, so ist auch das alte und ältere Wien immer Wien gewesen. Dieser innere,
durch alle Zeiten durchgehende Zusammenhang bringt es mit sich, daß man das neue
Wien nicht versteht, wenn man das ältere nicht kennen gelernt hat.
Für die Art, die Erinnerungen festzuhalten, schien daher am besten geeignet
eine Geschichte von Wien, die sich weiter und tiefer in alle die vorangeführten
Bereiche versenkt, als es bisher von Seite einzelner Autoren geschehen konnte.
Und noch Eines! Die Neugestaltung der Stadt vollzog sich unter der glor-
reichen Regierung Sr. Majestät, sie ist ein Werk des Kaisers Franz Josef L Das
fünfzigjährige Jubiläum der Regierung Sr. Majestät stand in Aussicht. Was lag dem
Altertums - Vereine näher, als die neue Geschichte Wiens seinem allergnädigsten
Förderer und Gönner als eine Jubiläumsgabe zu Füßen zu legen, die nach Inhalt
und äußerer Ausstattung dem Sinne der Huldigung und dem Gegenstande, den sie
betrifft, in würdiger Weise entsprach.
«< 13 A
Am 10. Jänner 1892 brachte Albert Ilg Im Namen von fünfzig der angesehensten
Mitglieder einen darauf zielenden Antrag ein, der in der Generalversammlung des-
selben Jahres die prinzipielle Genehmigung von Seite des Vereines selbst fand und
zwar auf Grundlage eines Programmes, das der Ausschuß für den Inhalt des Werkes,
seine Gliederung und die Beschaffung der Geldmittel durch Zeichnung von Beiträgen
entworfen hatte.
Der erfreuliche Fortschritt dieser Zeichnungen, von welchem wir die groß-
mütige Spende Sr. Majestät im Betrage von 5000 fl. her\'orheben, gab Zeugnis von
der Teilnahme, welche dem Unternehmen entgegengebracht wurde, und veranlaßte im
Jahre 1894 den Ausschuß, das sogenannte große, zumeist aus Subventionären gebildete
Komitee zur Feststellung des Termines für den Beginn der Publikation einzuberufen ;
es sollte die Entscheidung zwischen den im Ausschuß hervorgetretenen Ansichten
treffen. Die eine Ansicht empfahl, an die Publikation erst dann zu gehen, wenn zwei
Drittel der vorveranschlagten Summe von 120.000 fl., also 80.000 fl., gezeichnet wären,
während die andere Ansicht, um die Sache nicht allzulange hinauszuschieben, vor-
schlug, mit der Durchführung zu beginnen, sobald die Subventionen <iie Höhe von
30.000 fl. erreicht haben werden. Das große Komitee entschied sich nahezu «instimmig
für letzteren Termin, der dann auch von der Generalversammlung des Jahres 1894
festgestellt wurde.
Im Sinne dieses Beschlusses konnte im folgenden Jahre 1895 mit der Durch-
führung des Werkes begonnen und der I. Band am 10. Jänner 1898 Sr. Majestät von
dem Präsidenten weiland S. E. Grafen Otto von Abensperg und Traun überreicht
werden. Die erste Hälfte des 11. Bandes wurde im Jahre 1901 ausgegeben, die zweite
Hälfte wird in nächster Zeit folgen und befindet sich ein beträchtlicher Teil des
III. Bandes unter der Presse. Die Redaktion des I. Bandes und der ersten Hälfte des
II. Bandes besorgte Heinrich Zimmermann; nach seinem aus Rücksicht auf seine
Gesundheit erfolgten Rücktritte im Jahre 1901 übernahm Albert Starzer diese mühe-
volle Funktion.
Das Werk besteht aus Monographien über einzelne Kulturgebiete, die von
Fachgelehrten geschrieben und nach der zeitlichen Abgrenzung der Perioden, die sie
behandeln, zu einzelnen Bänden vereinigt werden. Sie sind mit durchaus neuen Illu-
strationen und eingehenden Indices versehen uhd vorzüglich ausgestattet In allen
diesen Punkten ist dem Programme gemäß vorgegangen worden, nur in zwei Rich-
tungen stellten sich schon bei Durchführung des ersten Bandes nicht vorauszusehende
Überraschungen ein, bezüglich des Umfanges und der Termine für das Einlangen der
Manuskripte. Die Voranschläge für die Bogenzahl der einzelnen Monographien wurden
häufig um das doppelte überschritten. Die Redaktionen selbst sahen sich veranlaßt,
auf die Billigung der Überschreitungen einzuraten, um den wissenschaftlichen Wert
der Arbeiten nicht zu beeinträchtigen. Es zeigte sich eben, daß dasjenige, was bei
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dieser ersten vielseitigen Durcharbeitung des Materiales geleistet werden konnte, die
größten Erwartungen übertraf. In der Tat hat sich die Fachliteratur des Auslandes
zunächst gerade dieser umfangreichen Monographien, wie jener über die Rechtsver-
hältnisse, die Münz- und Verkehrsgeschichte, die Geschichte der Literatur und jene
des Handwerkes bemächtigt und in einer Weise beurteilt und als mustergiltig bezeichnet,
die den Autoren, aber auch dem Vereine als Herausgeber zur größten Ehre gereicht.
Über andere Beiträge, in welchen das den auswärtigen Fachkreisen weniger geläufige
lokale Moment breiter und bedeutsamer hervortritt, stehen fachliche Kritiken noch
aus. Wir wünschen sie sehnlich herbei, damit das großangelegte Werk nach allen
Richtungen hin zur verdienten Geltung komme.
Aus dem Tiefgange und dem Umfange der einzelnen Monographien erklärt
sich auch der scheinbar langsame Fortschritt des Werkes. Studien solcher Art bedürfen
eingehender Vorarbeiten auch von Seite des bewährtesten Fachmannes, um ein seit
nahezu dreißig* Jahren zugewachsenes, überaus zersplittertes Materiale zu sammeln
und. zu prüfen; unsere Mitarbeiter sind ja überdies alle mit Berufspflichten reichlich
gesegnet. So kam es, daß in manchen Fällen die Redaktionen drei, ja vier Jahre warten
mußten, bis die Manuskripte eingingen.
Dieser Umstand vermochte den Ausschuß, in zwei Punkten von dem ursprüng-
lichen Programme abzugehen, indem er sich gezwungen sah, den zweiten Band in
zwei Abteilungen auszugeben und Sonderabdrücke, die bisher nur den Autoren
zugestanden waren, in beschränkter Zahl auch in den Buchhandel zu bringen.
Es hängt damit endlich auch zusammen, daß die schon ursprünglich beab-
sichtigte Volksausgabe des Werkes noch nicht in Angriff genommen werden konnte.
Das Hauptwerk muß notwendig einen beträchtlichen Vorsprung gewonnen haben, bevor
die populäre Ausgabe ins Werk gesetzt werden kann, um die kurzen Termine der
Lieferungen der letzteren einhalten zu können, ohne das Hauptwerk zu überholen.
Eine andere große Aufgabe trat im Jahre 1893 an den Verein heran, infolge
der Stellung, welche der geehrte Gemeinderat der Stadt Wien zu dem Geschichtswerke
einnahm. In munifizenter Weise widmete er, zunächst auf drei Jahre, einen Betrag
von 5000 fl. jährlich, der ^auch in den folgenden Jahren geleistet wurde, mit der
Bestimmung, daß dieser Beitrag nicht für das Geschichtswerk, sondern für die
Herausgabe urkundlichen QMellenmateriales, weiterhin für eine Biblio-
graphie von Wien und für Monographien einzelner Kulturgebiete verwendet werde.
Der Ausschuß konnte nun einerseits die vom Vereine selbst beschlossene Herausgabe
der Geschichte, für die sich auch die . öffentiiche Meinung ausgesprochen hatte und
für die damals schon nahe 20.000 fl. ..gezeichnet waren, nicht fallen lassen, anderer-
seits die Wichtigkeit des Quellenwerkes nicht verkennen. Er nahm daher dankbar die
Widmung des Gemeinderates an und bestellte ein eigenes Komitee für die Durch-
führung, welches schon Ende des Jahres 1893 in Tätigkeit trat. Es wurde die Aus-
15 >»—
gäbe in drei Serien beschlossen, von welchen die erste (verschiedene Archive) und
die dritte (Grundbücher) von Anton Mayer, die zweite (Archiv der Stadt Wien) von
Karl Uhlirz redigiert werden. Von dem Werke sind bisher acht Groß - Quartbände
ausgegeben, der neunte ist im Drucke nahezu vollendet.
In die Mühen und Sorgen, welche im abgelaufenen Jahrzehnt die Bewältigung
der beiden letztgenannten größeren Aufgaben neben den fortlaufenden Angelegen-
heiten begleiteten, fallt ein Lichtstrahl, dessen wir mit inniger Freude und Dankbarkeit
gedenken. Se. k. und k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog
Ferdinand Karl geruhte im Jahre 1899 das Protektorat über den Altertums- Verein
zu übernehmen, eine Auszeichnung, welche für uns einen neuen Antrieb bildet, die
geräuschlose, wissenschaftliche mit patriotischen Tendenzen verbindende Tätigkeit mit
vermehrtem Eifer fortzusetzen.
Mit diesem verheißungsvollen Lichtblicke möge die Skizze der Vereins-
geschichte schließen.
Wir haben von unseren aus dem Leben geschiedenen Vorgängern zwei bedeut-
same Güter übernommen : die Eintracht der Gesinnung und treues Festhalten an den
Zielen des Vereines. Wir werden diese Erbschaft bewahren und glauben dadurch am
besten das Andenken an jene wackeren ausgezeichneten Männer zu ehren, durch
deren selbstloses Zusammenwirken der Verein begründet, befestigt und fortgeführt
wurde. Insbesondere gedenken wir mit Wehmut unseres treuesten Mitgliedes Karl
Lind, der dem Vereine seit seiner Gründung angehörte und durch fünfundvierzig Jahre
sein Geschäftsleiter war. Leider blieb es ihm versagt, den heutigen Ehrentag zu erleben.
Wenn der Verein im Laufe der fünfzig Jahre, auf die er heute zurückblickt,
vielleicht manches Ersprießliche gewirkt hat, so müssen wir frei und offen bekennen,
daß dies ohne jene materiellen Unterstützungen, die er gefunden, nicht möglich
gewesen wäre.
Mit dem tiefsten ehrerbietigsten Danke erinnern wir an die jährlichen Sub-
ventionen, welche unser allergnädigster Herr, Se. k. und k. Apostolische
Majestät, dem Vereine seit dem Jahre 1856 zu erteilen geruhen, an die jährlichen
Subventionen des hohen k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht,
sowie an die ansehnlichen Beiträge zur Herausgabe der Geschichte von Wien, welche
Se. Majestät der Kaiser und mehrere hohe Stellen: das Ministerium für
Kultus und Unterricht, das Ministerium des Innern für den Stadt-
erweiterungsfond, die k. k. Statthalterei in Niederösterreich, der
h. niederösterreichische Landtag über Antrag des Landes-Aus-
schusses und die Erste österreichische Sparkassa gewidmet haben,
endlich an die nun schon siebzig Tausend Kronen betragende Summe, welche der
löbliche ;Gemeinderat für das Quellenwerk votiert hat. Nicht minder
dankbar rühmen wir die Gastfreundschaft der hohen kaiserlichen Akademie
♦: 16 )¥-'
der Wissenschaften, die seit einer langen Reihe von Jahren in ihrem Palaste dem
Vereine eine Heimstätte gewährt und einen Saal für seine Versammlungen einräumt.
Allen Gönnern und Förderern, allen unseren Mitarbeitern und allen Freunden
des Vereines sei heute der aus vollem Herzen kommende wärmste Dank aus-
gesprochen !
(Beifall.)
Ich erlaube mir, ein Schreiben vorzulesen, welches Se. Ex-
zellenz der Herr Minister für Kultus und Unterricht, der leider ver-
hindert ist, bei der heutigen Versammlung anwesend zu sein, an den
Verein gerichtet hat. Dasselbe lautet (liest):
Wien, am 20. März 1903.
Euer Hochwohlgeboren!
Fünfzig Jahre sind es her, seit eine Reihe von Männern, getragen von der
Liebe zu ihrer schönen, an geschichtlichen Erinnerungen so reichen Vaterstadt Wien
sich Äusamrnenfanden und den Wiener Altertums - Verein ins Leben riefen.
Getreu dem damals aufgestellten Programme, hat der Verein durch die vielen
Jahre seines Bestandes sich mit liebevoller Hingebung der Pflege der topographischen,
geschichtlichen und kunstgeschichtlichen Entwicklung der Haupt- und Residenzstadt
Wien gewidmet und durch die Herausgabe sowohl seiner periodischen „Berichte und
Mitteilungen^, als auch durch das groß angelegte Werk der „Regesten zur Geschichte
der Stadt Wien" und der „Geschichte der Stadt Wien" selbst sich ein überaus
wertvolles, bleibendes Denkmal gesetzt.
■ Welche Bedeutung gerade diese Publikationen für die Wissenschaft im all-
gemeinen und insbesondere für die Heimatskunde erlangt haben, bezeugt wohl auch
der Umstand, daß die Unterrichtsverwaltung seit Jahren die Bestrebungen des Wiener
Altertums-Vereines mit regem Interesse verfolgt und die Vereinstätigkeit auch finanziell
zu unterstützen sich jederzeit bereit fand.
Indem ich sohin dem Vereine aus Anlaß seines fünfzigjährigen Bestandes
niamens der Untefrichtsverwaltung begrüße, kann ich hiebei dem lebhaften Wunsche
Ausdruck geben, daß der Verein auch noch in den folgenden Jähren mit gleicher
Begeisterung, festhaltend an seiner sich selbst gestellt6n schönen Aufgabe, zur eigenen
Ehre und zur Zierde semer Vaterstadt blühen und gedeihen möge.
Indem ich schließlich noch beifüge, daß ich leider verhindert bin, der freund-
lichen jEinladung zu der am 22. d. M. stattfindenden Festversammlung des Vereines
Folge zu leisten, versichere ich Euer Hochwohlgeboren meiner vorzüglichen Hoch-
achtung, mit der ich zeichne Euer Hochwohlgeboren ergebenster
Hartel m./p.
(Lebhafter Beifall.)
A( 17 >f-
Der Herr Landmarschall von Niederösterreich, hochvv. Propst
des Chorherrenstiftes Herzogenburg, hat folgendes Schreiben an
mich gerichtet (liest):
Wien, am 18. März 1903.
Euer H ochwohlgeboren!
Hiemit beehre ich mich, meinen ergebensten Dank für die freundliche Ein-
ladung zur Festversammlung anläßlich der Feier des Gedenktages des fünfzigjährigen
Bestehens des Altertums -Vereines in Wien auszusprechen. Leider bin ich an diesem
Tage verhindert, der Einladung persönlich Folge zu leisten.
Nehmen Euer Hochwohlgeboren die Versicherung entgegen, daß ich den
Bestrebungen des Vereines meine vollsten Sympathien entgegenbringe.
Mit vorzüglicher Hochachtung
S c h m o 1 k.
(Beifall.)
Ferner hat der Herr Vize-Bürgermeister der Stadt Wien,
Strobach, an den Verein folgendes Schreiben gerichtet (liest):
Die hervorragenden Leistungen und die zielbewußten Bestrebungen des Alter-
tums -Vereines auf dem Gebiete der Erforschung unserer Stadt findet in allen Kreisen
warme Anerkennung und Wertschätzung.
Die Vertretung der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien erfüllt daher
freudigen Herzens die angenehme Pflicht, den geehrten Wiener Altertums -Verein zu
seinem fünfzigjährigen Bestände auf das herzlichste zu begrüßen und den Wunsch
auszusprechen, es möge die von so herrlichen Erfolgen begleitete Tätigkeit auch in
der Folge bewahrt bleiben.
Indem ich dem geehrten Altertums-Vereine für die Übersendung der Ein-
ladung zu der am 22. d. M. stattfindenden Festfeier bestens danke, muß ich mein
Bedauern Ausdruck verleihen, das es mir leider nicht möglich ist, der freundlichen
Einladung zu entsprechen ; ich habe jedoch den Gemeinderat und Stadtrat Dr. Robert
Deutschmann mit meiner Vertretung bei der Festversammlung betraut.
Hochachtungsvoll
J. Strobach m. p.,
(Lebhafter Beifall.) Vize-Bürgermeister.
Zum Worte hat sich gemeldet namens des n.-ö. Landesaus-
schusses der Herr Reichsratsabgeordnete und n.-ö. Landesausschuß
Dr. Robert Pattai. Darf ich bitten, das Wort zu ergreifen?
Herr Dr. Robert Pattai: Hochansehnliche Versammlung!
Ich darf mich für ermächtigt halten, im Namen des Herrn Landmarsch'alls
diese Versammlung hier in den Räumen des Landhauses zu begrüßen. Der Herr
18 A-
Vorredner und Präsident des Vereines hat die Geschichte des Vereines mit dem Hin-
weis begonnen, daß heute die Feier des fünfzigjährigen Bestehens in demselben Saale
abgehalten wird, in welchem vor der gedachten Zeit die Gründung des Vereines
stattgefunden hat. Ich darf dies nicht bloß als ein äußerliches, zufälliges Moment
bezeichnen, sondern als ein stimmungsvolles Zeichen.
Es ist ein stimmungsvolles Zeichen, daß dieser Saal, der so viel von der
Geschichte des Stammlandes Niederösterreich gesehen hat, auch Zeuge war des Ent-
stehens des Vereines, der das Studium der Geschichte und der Altertümer unseres
Landes und des Reiches zum Gegenstande hat, und daß heute wieder der Verein in
diesen Räumen zur Feier seiner langen und ehrenvollen Periode der Wirksamkeit
versammelt ist.
Meine Herren! Einer unserer Dichterfürsten hat in einer Anwandlung von
Mißlaune einmal gesungen:
yAchl Amerika, du hast es besser
Als der Kontinent, der alte,
Du hast keine verfallenen Schlösser
Und keine Basalte;
Dich stört nicht in lebendiger Zeit
Unnütz Erinnern an die Vergangenheit".
Ich sage: „In seiner Mißlaune", und offenbar war es nur Mißlaune, weil ja
gerade bei diesem Dichterfürsten die Quelle der Begeisterung für seine Taten und
seine größten Werke das Studium des Altertumes, dieser von ihm mit Vorliebe
behandelten Periode der Vorzeit, gewesen ist.
Die Geschichte, die so innig mit der Altertumsforschung zusammenhängt,
bleibt im gewissen Sinne eine Königin der Wissenschaften des Menschengeschlechtes.
Sie hat eine zweifache enorme Bedeutung: Sie ist die Lehrerin, welche uns vor
Augen führt, welche Wege das Menschengeschlecht bis jetzt gewandelt ist, und daraus
die Schlußfolgerung ziehen lehrt, was zu geschehen hat, um einer gedeihlichen Zukunft
entgegenzugehen.
Der sehr geehrte Herr Vorredner hat in seinem gehaltvollen Vortrage gesagt,
man kann eine Stadt nicht verstehen, ohne daß man ihren Werdeprozeß kennt und
das topographische Bild einer Stadt ist das Bild des Geistes ihrer Bevölkerung. Und
so wie mit den Städten, so geht es mit den Völkern überhaupt. Man kann nicht
wissen, was geschehen soll und nicht ahnen, was geschehen wird, wenn man nicht
beurteilt und genau erforscht, was gesehehen ist.
Aber noch eine zweite, idealere Bedeutung hat das Studium der Geschichte,
denn indem wir uns zurückversenken in längst vergangene Zeiten und die Denkmäler
aus* jener alten Zeit aufdecken, schützen und erhalten, kommt es, als ob diese Denk-
mäler einen Mahnruf auf uns aussprechen würden, als ob sie sagen würden : „Wir
¥ 19 ¥-
sind Zeugen einer glorreichen Vergangenheit und wir erwarten auch von den lebenden
und künftigen Geschlechtern, daß sie würdige Nachfolger dieser Vergangenheit werden".
Saxa ioquuntur.
Der Satz nimmt hier einen aktuellen Sinn an. Die Denkmale sprechen zu uns,
und so meine Herren, ist es kein unnützes Erinnern, das die Vergangenheit in uns
wachruft, sondern im Gegenteile, es ist ein Leitstern, wie eine kampfreiche Gegenwart
in eine ehrenvolle Zukunft hinübergeleitet werden soll. Nicht zertrümmerte Basalte
sind es, die wir aufdecken, nein, es sind Fundamente aus Granit für den Bestand
der Ordnung, die im vaterländischen Sinne liegen, der wie alle nationale Begeisterung
durch das historische Studium und durch den Rückblick auf die Vergangenheit gepflegt
wird und die Grundfeste der Kraft im Kampfe der Gegenwart bietet.
Wenn ich zu den einleitenden Worten zurückkehre, so liegt in unserer An-
wesenheit in diesem Saale, wo seinerzeit die Gründung stattfand, nicht bloß ein äußer-
liches Moment, nein, es liegt hierin eine Mahnung an uns alle, fortzufahren in den
herrlichen Bestrebungen auf dem Gebiete der Wissenschaft, und auf der anderen Seite
aber auch eine Mahnung für diejenigen, welche hier in diesem Saale praktische Politik
betreiben und die Geschicke des Volkes leiten, sich würdig zu zeigen jenen Vor-
bildern gegenüber, die hier auf sie herunterblicken.
Der Verein selbst mit den fünfzig Jahren seines Bestehens hat jetzt schon ein
kleines Stück neuerer Geschichte zu verzeichnen, das er miterlebt hat und mit dem
er durch seine Forschungen auch in rühmenswerter Weise selbst verbunden ist.
Der Verein hat fünfzig Jahre Geschichte hinter sich, aber fünfzig Jahre sind
noch wenig in der Geschichte der Menschheit. Was der Verein erreicht hat, ist für ihn
doch immer nur ein Jünglingsalter, ein Alter voll Kraft und Aussicht auf die Zukunft.
So wie wir in der Liebe zur Vergangenheit einen Born sehen, dessen ideale Spenden
den Kontinent trotz seines Alters rühmend vor neuen Bildungen auszeichnen und
ihn stets mit neuer Kraft verjüngen, so soll der Verein heute noch, mit Jünglingskraft
ausgerüstet, in seiner Tätigkeit fortfahren und nie ermüden. Ich erlaube mir, in diesem
Sinne den Verein zu begrüßen und ihm ein herzliches floreat et crescat zuzurufen.
(Lebhafter Beifall.)
Yorsltaender : Von der kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften hat sich ihr Präsident, Herr Professor Sueß, zum
Worte gemeldet. Ich bitte ihn, das Wort nehmen zu wollen.
Herr Prof. Dr. Eduard Sueß: „Ich habe die Ehre, namens der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften diesen schönen Verein an seinem heutigen Festtage
auf das herzlichste zu begrüßen und zu beglückwünschen.
Der Rechenschaftsbericht, welcher von meinem wahrhaft hochgeschätzten
Freunde und Kollegen, dem Herrn Vorsitzenden, vorgetragen wurde, zeigt deutlich,
3*
M 20 A
bis zu welchem Grade es diesem Vereine gelungen ist, die Fäden zu finden und
immer neu zu spinnen, welche von den historischen Denkmälern unserer Stadt und
unseres Landes hinüberführen einerseits zur strengen Wissenschaft, anderseits zum
regen Schaffen. Er hat gesagt, daß Einigkeit und Beharrlichkeit es gewesen seien,
welche dem Vereine so schöne Erfolge gebracht haben. Mögen auch künftighin solche
dem Vereine beschieden sein, dessen Männer sich freiwillig vereint und uns gelehrt
haben, nicht nur in den Archiven, in den Kunstmuseen, in Denkmälern und Wahr-
zeichen unserer Stadt, nicht nur in dem Basalte und Granite, sondern selbst im Schutte
der Straßen Spuren großer Ereignisse zu finden, welcher über unser teueres Vaterland
und über unsere Stadt hingegangen sind, über unsere Stadt, der Stätte Marc Aureis,
der Babenberger und der Habsburger!
Jeder Freund Österreichs und jeder Freund unseres lieben Wien muß dafür
herzlich dankbar sein. Daß nun diesem Vereine immer weitere Anerkennung und
immer weitere Teilnahme zugewendet werden, muß jedermann innigst wünschen, der
aufrichtig teilnimmt an unserem geistigen Leben. Diesen Wunsch habe ich auch hier
im Namen der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften auszusprechen gehabt."
(Lebhafter Beifall.)
Yorsitzender : Ich bitte den Herrn Stadtrat Dr. Deutschmann im
Namen der Stadt Wien das Wort zu ergreifen.
Herr Dr. Deutsehmann : Hochansehnliche Versammlung!
Es ist mir die ehrenvolle Aufgabe zuteil geworden, in Verhinderung des HeiTn
Bürgermeisters der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien den jubilierenden Verein
auf das herzlichste und aufrichtigste zu beglückwünschen, was ich hiemit im Namen
der Stadt Wien tue. Die Leistungen des Vereines sind, wie aus dem Berichte zu
entnehmen ist, so großartige und ich möchte sagen so weltgekannte, daß ich mich
darüber nicht weiter auszulassen brauche. Ich glaube nur sagen zu müssen, daß die
Stadt Wien diesem Verein stets die wärmsten Sympathien entgegengebracht und die
Bestrebungen desselben nach Möglichkeit gefördert hat. Ich kann auch im Namen
des Herrn Bürgermeisters die Versicherung abgeben, daß hierin eine Änderung nicht
eintreten wird und daß die Stadt Wien stolz darauf ist, einen so ausgezeichneten
Verein in ihren Mauern zu beherbergen. Die Stadt Wien wird auch weiterhin bei-
tragen, die Bestrebungen des Vereines zu unterstützen und ich schließe mit dem alten
Spruche: „Der Verein möge auch künftighin blühen, gedeihen und kräftig wirken".
(Lebhafter Beifall.)
Yorsit^Eender : Ich bitte den geehrten Herrn Baurat Rosner, im
Namen der k. k. Zentral-Kommission für Kunst- und historische
Denkmale das Wort ergreifen zu wollen.
V 21 >»
Banrat Karl Bosner: Hochgeehrte Generalversammlung!
Seine Exzellenz Freiherr von H eifert bedauert auf das Lebhafteste, durch
eine Berufung verhindert zu sein, der heutigen Feier anzuwohnen. Es tut ihm dies
umsomehr leid, als er ja dem Wiener Altertums - Verein seit dessen Gründung als Mit-
glied angehört. Wer noch — außer ihm — kann dies heute sagen? Seine Exzellenz,
als Präsident der k. k. Zentral - Kommission für Kunst- und historische Denkmale, hat
nun Professor Luntz und mich beauftragt, an seinei-statt dem geschätzten Vereine die
aufrichtigsten Glückwünsche der k. k. Zentral-Kommission darzubringen, Glückwünsche
zu den schönen und reichen Leistungen des Vereines in der Vergangenheit und
Glückwünsche für die Zukunft, für ein stetes frisches Blühen und Gedeihen des
Vereines, für ein immerdar herzliches Zusammenwirken seiner Mitglieder. Diese Glück-
wünsche sind umso aufrichtiger gemeint, als ja seit so vielen Dözennien Zentral-
Kommission und Altertums -Verein stets in vollster, nie getrübter Harmonie ihren
verwandten Zielen zustrebten.
Und so wolle es auch in alle Zukunft bleiben.
Mit vereinten Kräften und herzlicher Sympathie mögen Wiener Altertums-
Verein und Zentral-Kommission auch fernerhin im Interesse ihrer homogenen, edlen
Mission und des geliebten Vaterlandes tätig sein. (Beifall.)
Yorsitzender : In Vertretung der ungarischen Akademie der
Wissenschaften in Budapest hat sich Monsign. Professor Dr. Ortvay
zum Worte gemeldet. Ich bitte, dasselbe ergreifen zu wollen.
Honsign. Prälat Dr. Theodor Ortvay: „Hochgeehrter Herr Hofrat,
Präses! Hochgeehrte Festversammlung!
Indem ich und mein Kollege, Professor Wertheim er, in Vertretung der
Ungarischen Akademie der Wissenschaften hier erscheinen, erlaube ich mir hoch-
erfreut dem jubilierenden Altertums -Vereine die freundlichsten Grüße und wohl-
wollendsten Wünsche der uns entsendenden Akademie darzubringen. Der Wiener
Altertums-Verein blickt nicht allein auf eine halbhundertjährige Vergangenheit, sondern
auch auf eine halbhundertjährige treue Pflichterfüllung und ersprießliche wissen-
schaftliche Tätigkeit zurück. Mit regem Sinne und geschultem Verständnisse air das
sammelnd, was uns die in der Kultur stetig vorwärts schreitenden Vorfahren gleichsam
als Vermächtnis ihres häuslichen, geistigen und künstlerischen Lebens und Schaffens
hinterließen, erfüllt der hochverehrte Verein in eminenter Weise eine anerkennenswerte
Aufgabe und ist vollends dazu berechtigt, die Unterstützung aller gebildeten Ein-
heimischen und die vollste Anerkennung aller Auswärtigen zu beanspruchen. So
manche Anregungen gingen aus diesem Verein auch auf weitere Kreise über und
durch Sorgfalt und Liebe wurde so manche Reliquie vergangener Zeiten und Kultur-
bestrebungen vom Untergange gerettet, zugleich aber auch der Impuls gegeben, in
M 22
weiteren Schichten der Bevölkerung den Sinn und das Verständnis für altertümliche
Schätze zu wecken. Möge es daher dem unter hoher Protektion und fürsorglicher,
vortrefflicher Leitung stehenden, unermüdlich tätigen Verein von der Vorsehung ver-
gönnt sein, noch viele Dezennien hindurch die bildende Arbeit in dieser herrlichen
Kaiser$tadt ungestört fortsetzen zu können und so air das, was zur Belehrung,
Bildung und Gesittung gegenwärtiger und zukünftiger Geschlechter zweckdienlich ist,
auch fürderhin zu sammeln, zu fördern und zu erhalten. Aus vollem, aufrichtigen
Herzen rufe ich dem jubilierenden Altertums -Vereine im Namen der Ungarischen
Akademie der Wissenschaften ein drüben in Ungarn allerorts kräftig wiederhallendes
dreifaches Hoch und Eljen zu! (Lebhafter Beifall.)
Yonäitseiider : Ich bitte Herrn Professor Montelius aus Stock-
holm, das Wort zu ergreifen. (Lebhafter Beifall.)
Professor Montelius: Hochansehnliche Versammlung!
Im Namen der kgl. Akademie der schönen Wissenschaften, Geschichte und
Altertumskunde in Stockholm habe ich die große Ehre, dem Altertums -Verein die
besten Glückwünsche zu sagen.
Der Verkehr zwischen den österreichischen und den skandinavischen Ländern
reicht in eine sehr alte Epoche zurück.
Wenn heute gesagt wurde, daß 50 Jähre eine sehr kurze Zeit im Leben der
Menschheit sind, so ist dies richtig; jener Verkehr stammt aber aus einer Zeit vor
mehr als 4000 Jahren. Schon in der Kupferzeit — welche Herr Dr. Much in so
glänzender Weise behandelt hat — existiert der Verkehr und wurde derselbe in der
Bronzezeit wie in den folgenden Jahrhunderten fortgesetzt. Daher studieren wir in
Stockholm alle österreichischen Arbeiten mit großen). Eifer und können Sie die Ver-
sicherung entgegennehmen, daß die Namen der österreichischen Altertumsforscher
bei uns. gut bekannt sind, Namen wie; Freiherr von Sacken, Hochstetter,
Kenner, Much, Heger, Szombathy, Hoernes und viele andere sind bei uns
ebensogut bekannt, wie hier.
Der Verkehr, von dem ich jetzt gesprochen, .habe, war freilich mehr ein in-
direkter, im ers;ten Jahrtausend nach Christus aber können wir eine Verbindung
wahrnehmen, die eine; mehr direkte war. Damals wohnten in den gegenwärtigen
österreichischen Ländern gothische und andere germanische Völker und ist es selbst-
verständlich, daß diese Völker in direkter Verbindung mit den Stammverwandten im
Noi;den standen.
Davon sprechen die damaligen Schriftsteller und in einer Sprache, die nicht
mißverstandeii werden kann, auch die zahlreichen Funde, die man im Norden und in
den Zwischenlanden! geweckt hat. Im Mittelalter existierte auch diese Verbindung,
wenn, schon in anderer Weise. Damals kamen schwedische Studenten nach öster-
4< 23 >¥
reichischen Hochschulen, um zu lernen. In letzter Zeit sind wir nach Wien und in
andere österreichische Städte gekommen, um die großen Sammlungen von Altertümern
kennen zu lernen, die man hier ausgegraben hat.
Ich kann Sie versichern, daß die nordischen Forscher alles Mögliche tun
werden, um die Geschichte des Verkehrs zwischen ihren Ländern und den unsrigen
näher aufzuklären, und ich bin auch überzeugt, daß die österreichischen Forscher
ihrerseits alles tun werden, um diesen wichtigen Abschnitt der alten* europäischen
Kulturgeschichte zu bearbeiten. ;
Ich schließe mit der Hoffnung, daß dieser Verein, der jetzt fünfzig Jahre so
schön gewirkt hat, auch in den nächsten hundert und mehr Jahren seine so erfolg-
reichen Arbeiten fortsetzen möge. (Lebhafter Beifall.)
Yorsitzender : Ich bitte Herrn Dr. Birkner, im Namen des histori-
schen Vereines und der anthropologischen Gesellschaft in München
das Wort zu ergreifen. (Beifall.)
Dr. Ferd. Birkner: Wenn wir mit einem Wiener zusammenkommen, freuen
wir uns immer, mit ihm zu verkehren.
Diese Freude ist aber um so größer, wenn ein gemeinsames Band der Ideale
uns umschlingt und ein solches gemeinsames Band umfaßt auch den Wiener Altertums-
Verein und den historischen Verein von München und die anthropologische Gesell-
Schaft, die sich mit der Geschichte des Menschen im Weiteren befaßt."
Es ist deshalb Ihre Einladuhg in München auf einen fruchtbaren Boden
gefallen und diese beiden Vereine, der historische Verein von Oberbayerri und die
anthropologische Gesellschaft in München, haben mich* beauftragt, Äier«'att dieser
Stelle ihre Glückwünsche zum Ausdruck zu bringen, :..!>/
Ich darf noch weiter ausgfeifen auf das ganze deutsche Vaterland und von
der deutschen anthropologischen Gesellschaft, von der die Münchener anthro-
pologischen Gesellschaft angegliedert ist, Ihnen die besten. und herzlichsten Glüok-^
wünsche überbringen. Möge es Ihrem Vereine gegönnt sein, noch viele Jahre in
gleicher Segens* und erfolgreicher Weisen weiter zu arbeiten. (BeifäU.)
Yorsitzender: Weiters bitte ich den Herrn Archäologen Pachinger,
Vertreter des Altertums - Vereines in München und der numis-
matischen Gesellschaft in München, das Wort zu ergreifen. (Beifall.)
A. M. Pachinger: HochgeeKr.tCjr Herr Präsident. und bochanse.hn-T
liehe Versammlung! . .
Der unter dem Protektorate Sr. kgl. Hoheit des Prinzen Luitpöld des
Königreiches Bayern Verweser stehende Münchener Altertums- Verein sendet an dein
Wiener Altertums - Verein zum fünfzigjährigen Jubiläum folgenden Festgruß:
«;
24
Von dem Strand der Isar hin zum lieben Wien,
Wo für's gute Alte edle Herzen glüh'n
Kommt ein Gruß, ein treuer, zu dem schönen Fest,
Das ein gut Geschicke heut Euch feiern läßt.
Fünfzig Jahre sind es, daß ihr Schätze hebt,
Schätze deutscher Vorzeit, reich an Fülle gebt;
Euer Müh'n und Schaffen bracht' das Erz zu Tag,
Das dem Sonnenblicke lang verborgen lag.
Manches Kleinod hobt Ihr blinkend aus dem Schutt,
Wo noch viel des Wissens in der Tiefe ruht.
Laßt das Schürfen nicht, grabet ruhig fort.
Nach der Väter Weisheit, dem Nibelungen Hort!
Glück und Heil und Segen, Euch, Ihr wackere Schar!
Euer Bund, er blühe, wachse immerdar!
Ehr' und Ruhm der Heimat bringe, was Ihr schafft,
Leben soll der Alten Weisheit, Kunst und Kraft!
Heigenmoser m. p.,
1. Vorstand.
Yorsltzender : Ich bitte Herrn Professor Dr. Berwerth, den Ver-
treter des Vereines für Siebenbürgische Landeskunde in Hermann-
stadt, das Wort zu ergreifen. (Beifall.)
Prof, Dr. Friedrieh Berwerth: Hochgeehrter Herr Präsident! Vom
Vereine für Siebenbürgische Landeskunde in Hermannstadt habe ich den Auftrag, die
herzlichsten Glückwünsche zur Jubelfeier des Altertums - Vereines zu überbringen.
Obwohl unser Verein und der Wiener Altertums -Verein verschiedene Zwecke haben,
so sind sie in ihren Bestrebungen doch näher verwandt, indem sich beide die
Forschung und Erhaltung der Güter der Väter zur Aufgabe gemacht haben. Wie
hier auf diesem Boden, so gibt es auch auf dem viel umstrittenen Sachsenboden
viele Denkmäler der Baukunst und insbesonders sind viel berühmte Bilder, Kirchen
und Kastelle vor dem Verfalle zu bewahren. Es sind oft Zeichen einer kriegerischen
Vorzeit, die auf die Ruhmestaten der sächsischen Nation hinweisen. So manches ist
in; dieser Hinsicht bei uns schon geschehen, um Türme, Bauten der Väter und der-
gleichen vor dem gänzlichen Untergang zu bewahren, und ist gewiß ein guter Teil
der Forschungen auf die Anregungen zurückzuführen, die von der alten Kaiser-
Metropole wiederholt ausgegangen sind. Mögen die freundlichen Beziehungen, welche
zwischen beiden Vereinen fünfzig Jahre bestanden haben, auch weiter hier fortdauern
und mögen zu den bisherigen Erfolgen noch viele neue hinzukommen. (Beifall.)
■M 25 A
Yorsltzender : Ich bitte Herrn Engelbert Keßler, im Namen des
Museums-Vereines für Vorarlberg in Bregenz das Wort zu ergreifen.
(Beifall.)
Engelbert fieSler: Hochansehnliche Versammlung! Es ist mir, als
gebürtigem Vorarlberger, dem Nestor der in Wien lebenden Landsleute, die ehrenvolle
Aufgabe zu Teil geworden, den Vorarlberger Museums-Verein in Bregenz als
Delegierter bei dem Jubelfeste des fünfzigjährigen Bestandes des WienerAltertums-
Vereines zu vertreten und seine Begrüßung und Glückwünsche an dieser Stelle
darzubringen. (Beifall.) Diese Begrüßung kommt von dem äußersten Punkte im Westen,
d. i. von dem österreichischen Rheinlande — Vorarlberg. (Beifall.)*
Vorarlberg ist, wie seine umgebenden Gebiete, ein eminent historisch
fruchtbarer Boden und diesem Umstände verdankt ja auch der Vorarlberger
Museums-Verein sein Entstehen und seine Wirksamkeit. Derselbe birgt auch
Schätze, die einer Maulwurfsarbeit durch Ausgrabungen aus der Römerzeit entsprungen
sind. Bregenz selbst zählt bekanntlich zu den ältesten Städten Deutschlands und
Deutschösterreichs, und so kommt es, daß die Bestrebungen des Vorarlberger
Museums-Vereines durchaus innig verwandt sind mit jenen des Wiener Alter-
tums-Vereines, wodurch meine Mission der Beglückwünschung und Anteilnahme
motiviert sein soll! (Lebhafter Beifall.)
Yorsltzender : Ich bitte den Vizepräsidenten des Vereines für
Landeskunde von Niederöstereich, Herrn Dr. Nagl, das Wort zu er-
greifen.
Dr. Nagl: Hochansehnliche Versammlung! Hochgeehrter Herr
Präsident und verehrte Mitglieder des Altertums-Vereines in Wien!
Der Verein, von welchem ich Ihnen Grüße zu überbringen habe, ist wohl
derjenige, den Sie als Ihren besten Freund und nächsten Verwandten betrachten können.
Der Verein für Landeskunde von Niederösterreich teilt sich ja die hochwichtige
und hochedle Aufgabe der Erforschung der Geschichte des Landes und Volkes mit
Ihnen, und wenn die Lösung dieser Aufgabe sich bisher in engster Freundschaft, im
innigsten Verkehr vollzogen hat, so gereicht dies gewiß den dabei beteiligten Personen
zur außerordentlichen Ehre.
Der Verein für Landeskunde von Niederösterreich hat daher beschlossen,
dieses schöne Fest Ihres fünfzigjährigen Bestandes nicht vorübergehen zu lassen,
ohne Sie mittelst einer eigenen Adresse besonders zu begrüßen.
Die Wichtigkeit der beiderseitigen Aufgaben wurde heute schon so vielfach
hervorgehoben, daß ich mich von weiteren Auseinandersetzungen wohl entheben kann.
Ich möchte den Herrn Präsidenten bitten, mir zu gestatten, die Adresse des
Vereines für Landeskunde von Niederösterreich, mit deren Überbringung der Ausschuß
« 26 >f
mich und die hier anwesenden Herren: Staatsarchivar Dr. J. Lampel und Univer-
sitätsprofessor Dr. O. Redlich betraut hat, auch zur Verlesung bringen zu dürfen.
Dieselbe lautet (liest):
An den geehrten Altertums-Verein in Wien.
Ein halbes Säkulum, reich an Erfolgen und Ehren, ist verflossen, seit der
Altertums-Verein zu Wien seine wissenschaftliche Tätigkeit begonnen hat. In selbst-
loser Befriedigung darf er am heutigen Tage, seinem goldenen Ehrentage, auf sie
zurückblicken und hinweisen auf den fruchtbringenden, wertvollen Schatz archäo-
logischer und geschichtlicher Forschungen, namentlich für die Stadt Wien, der in
seinen Veröffentlichungen niedergelegt ist und durch den er allein berufen wai-, sein
größtes Werk: „Die Geschichte der Stadt Wien" zu beginnen.
Der Verein für Landeskunde von Niederösterreich entbietet daher in auf-
richtiger, inniger P'reude dem Altertums -Vereine zu Wien bei seiner erhebenden Feier
des 50jährigen Bestehens die besten Glückwünsche.
Möge auch ferner der Altertums-Verein gleich anregend erfolgreich zur Ehre
der Wissenschaft, zur Ehre der Stadt Wien, deren Geschichte er in großen Zügen
begonnen, wirken und gedeihen.
Vivat, floreat, crescat.
Wien, am 22. März 1903.
Graf Hoyos-Sprinzenstein, Dr. Alfred Nagl,
Präsident Vizepräsident.
Dr. Anton Mayer,
Sekretär.
(Der Redner üben-eicht dem Präsidenten die Adresse. — Lebhafter Beifall.)
Vorsitzender: Ich bitte den Herrn Hofrat Dr. Karl Brunner von
Wattenwyl, im Namen des wissenschaftlichen Klubs das Wort zu
ergreifen.
Hofrat Dr. Karl Bmnner Yon Wattenwyl: Im Namen des wissenschaftlichen
Klubs bringe ich dem Altertums-Vereine unsere ergebensten und aufrichtigsten Wünsche
zum ferneren Gedeihen dar. (Beifall.)
Vorsitzender: Ich bitte den Herrn Baurat Koch, für den Ingenieur-
und Architekten-Verein das Wort nehmen zu wollen.
Baarat Koch: Hochansehnliche Versammlung!
Ich erlaube mir im Namen des Ingenieur- und Architekten -Vereines die aller-
besten Glückwünsche dem schönen Gemeinwesen darzubringen. Unser Verein und
der Wiener Altertums-Verein haben in ihrem Streben und Zielen so viel gemeinsam
und sind in so viel Dingen aneinander gebunden, daß es selbstverständlich ist, daß
M 27 >i
wir die besten Wünsche hegen. Ich habe Ihnen auch noch den besten Dank darzu-
bringen für die vielen äußerst wertvollen Anregungen, welche wir von Ihnen seit
jeher empfangen haben und durch welche wir Architekten in unseren Bestrebungen
gefördert worden.
Nochmals die besten Wünsche zum weiteren Gedeihen. (Beifall.)
Vorsitzender: Zum Worte hat sich Herr Bachofen von Echt ge-
meldet, ich erteile ihm dasselbe.
B. Adolf Bachofen von Eeht: Daß der Altertums - Verein sich infolge seiner
außerordentlichen Tätigkeit einen großen Kreis von Freunden geschaffen hat, ist
selbstverständlich. Diese seine Freunde glaubten, das Andenken an diesen heutigen
Festtag durch ein dauerndes Erinnerungszeichen für die Zukunft feststellen zu sollen
und haben von unserem Meister Anton Schar ff eine diesbezügliche Medaille
prägen lassen.
Ich erlaube mir, an den hochverehrten Herrn Präsidenten die Bitte zu richten,
diese Medaille als ein kleines Zeichen der großen Verehrung von Seite der Freunde
des Vereines übernehmen zu wollen.
(Redner überreicht an den Präsidenten eine Medaille. — Lebhaft sich er-
neuernder Beifall.)
Vorsitzender: Ich erlaube mir den besten Dank auszusprechen
für dieses Zeichen der Erinnerung, welches dem Vereine gewidmet wurde.
Da nicht alle Herren Delegierten das Wort zu ergreifen
wünschen, so erachte ich es für unsere Pflicht, in dieser Versamm-
lung noch die Liste der übrigen Institute und Vereine zur Kenntnis
zu bringen, welche den Altertums-Verein außer den schon erwähnten
durch Entsendung von Vertretern am heutigen Tage ausgezeichnet
haben. Es sind dies nachfolgende Herren (liest):
Buchhändler Stern aus Worms, Vertreter des Altertums-Vereines der Stadt
Worms, Dr. Gustav Laube, Vertreter des Vereines für Kunst und Altertum in Ulm
und Oberschwaben, Dr. Eusebius Mandyczewski, Archivar der Gesellschaft der
Musikfreunde in Wien, Vertreter des Bukowiner Landesmuseums in Czernowitz, Alfred
Ritter Anthony von Siegen fei d für den historischen Verein für Steiermark, Ver-
waltungsrat-Mitglied Andreas Mar kl für das Francisco - Carolinum in Linz, Med.-Dr.
Josef Hinterstoißer, k. k. Regierungsrat und Landesgerichtsrat, für die Gesellschaft
der Salzburger Landeskunde, Professor Horcicka, Vertreter des Vereines der Geschichte
der Deutschen in Böhmen, k. k. Hofrat Dr. Otto Benndorffür das k. k. Archäologische
Institut in Wien, Se. Exzellenz Anton Freiherr von Ludwigstorf und üniversitäts-
professor Hofrat Dr. Bormann für den Verein Carnuntum, Leisching, Vizedirektor
des k. k. österr. Museums für Kunst und Industrie als dessen Vertreter, k. und k. Oberst-
4*
M 28 >>
lieutenant Otto Vötter, Vertreter der Numismatischen Gesellschaft, Dr. Johann B.
Wittin g und Alois Ritter Urschitz von Usszich, Vertreter der k. k. Heraldischen
Gesellschaft „Adler", der Präsident des Dombau -Vereines Dr. Lederer für diesen,
k. k. Hofrat Jos. Eder, Vorstand der Photographischen Gesellschaft für dieselbe.
Ich erlaube mir nun allen hochverehrten Herren, welche im
Namen der verschiedenen Institute die Güte hatten, den Altertums-
Verein persönlich zu beglückwünschen, unseren wärmsten und verbind-
lichsten Dank auszusprechen. Ich füge die Bitte daran, daß Sie uns
auch in Zukunft Ihre freundschaftliche Gesinnung bewahren, undSie
können überzeugt sein, daß der Altertums-Verein zu Wien stets
lebhaften Anteil an den reichen Erfolgen Ihres Wirkens nimmt und
Ihren Instituten ein wahres und fortdauerndes Blühen und Gedeihen
aus ganzer Seele wünscht.
Yorsltzender : Ich erteile dem Herrn Geschäftsleiter J. Wünsch
das Wort.
Josef Wunsch : Es ist auch noch eine Reihe von Zuschriften und Telegrammen
an den Altertums - Verein gelangt, in welchen derselbe zum Teil mit schmeichelhafter
Anerkennung seines Wirkens zur heutigen Feier für die Gegenwart und Zukunft
beglückwünscht wird.
Mit Rücksicht auf die große Anzahl derselben müssen wir uns jedoch unter
Verzichtleistung auf die Bekanntgabe des vollen Inhaltes, dessen Veröffentlichung wir
uns für die Festschrift vorbehalten, darauf beschränken, die Namen aller jener Institute,
Vereine und Personen mitzuteilen, welche in dieser Weise des Altertums-Vereines
gedachten. Es sind dies folgende (hest nur die Namen dieser Vereine und Gesellschaften).
Die Zuschriften selbst aber lauten:
1. Kais, und Kön. Haus-, Hof- und Staatsarchiv.
Im Namen des k. u, k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs habe ich die Ehre
und die Freude, den Wiener Altertums -Verein zu seinem Festtage zu begrüßen. Fast
so alt wie der Verein ist die Verbindung, die das Archiv mit ihm als sein Mitglied
unterhält. Dies allein wäre freilich nur ein äußeres Band. Aber die Gemeinsamkeit
so mancher Interessen und so vieler Aufgaben, die mannigfaltigen und stets will-
kommenen Anlässe zu gegenseitiger Anregung und Förderung haben nähere Be-
rührungen und innere Beziehungen geschaffen, deren Pflege für das Archiv eine
sorgsam beachtete Pflicht gewesen ist und bleiben soll.
So darf sich dieses Institut in die Reihe derer stellen, die heute kommen, um
der Gesellschaft der Wiener Altertumsfreunde ein herzliches Wort zu sagen. Es gilt
den vergangenen fünfzig Jahren, indem es warme Dankbarkeit und Anerkennung aus-
zudrücken sucht für das, was von dem Verein in dieser Zeit geleistet worden ist. Es
—V 29 >f
gilt aller Zukunft, indem es den Wunsch darbringt, daß dem Vereine Kraft und Lust
der Arbeit, Glück und Freude des Erfolges treu bleiben mögen, zu seiner eigenen
Ehre, zur Ehre unserer Stadt und unseres Kronlandes, zur Ehre unseres Österreich!
Wien, den 22. März 1903.
Dr. Gustav Winter m. p.,
Direktor des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs.
3. K. K. österr. Archäologisches Institut. Wien.
Die seltene Feier, die dem Altertums -Vereine zu begehen vergönnt ist, be-
gleitet auch das österreichische archäologische Institut mit lebhaftem Anteile. Während
seines halbhundertjährigen Bestandes hat der Verein sich in ausdauernder Pflege der
vaterländischen Denkmäler der Vorzeit ein heimatliches Verdienst erworben, das auch
dem staatlich organisierten Forschungstriebe in allseits gewürdigter Weise zugute kam.
Daß seinem Wirken auch fernerhin ein gleicher, ja ein wachsender Erfolg beschieden
sein möge, erlauben wir uns als wärmst empfundenen Glückwunsch zur Jubelfeier
auszusprechen.
Wien, am 16. März 1903.
Die Direktion des k. k. österr. archäologischen Institutes:
Otto Benndorf m. p. R. v. Schneider m. p.
3. Wissenschaftlicher Klub in Wien.
Hochgeehrter Altertums- Verein!
Der Wissenschaftliche Klub in Wien begrüßt in freundlichster Weise den
Wiener Altertums-Verein am heutigen Jubeltage. Fünfzig Jahre unermüdeter Arbeit
sind verflossen, seit in Tagen tiefer Depression sich eine überraschend große Zahl
edler Geister zusammengefunden, die das wissenschaftliche und künstlerische Erbe der
Vorzeit nicht nur bewahren, sondern auch vermehren wollten durch eigene Forschung
und Arbeit. Wenn wir die beiden Arneth, Chmel, Eitelberger, Heider, Architekt
Ernst, die Maler Kupelwieser und Rüben aus der Zahl der Mitbegründer
herausheben, so haben wir schon dadurch ein bedeutungsvolles Programm angedeutet,
das seit fünfzig Jahren durch gediegene Schriften, anregende Vorträge, belehrende
Ausstellungen, Exkursionen und ähnliche Unternehmungen ausgeführt wurde. Hierin
verehrt der Wissenschaftliche Klub den älteren, bewährten Genossen. Insbesondere
beglückwünscht er den Wiener Altertums -Verein zu dem neuesten großartigen Werke,
das er ins Leben gerufen hat, „Geschichte der Stadt Wien." Es ist ein
Monumentalwerk, das unsere Vaterstadt und den Verein in hohem Grade ehrt. In
den bis jetzt erschienenen Bänden liegen die Resultate jahrelanger SpezialStudien in
mustergiltiger Darstellung vor; in den bisher erschienenen acht Bänden „Quellen
zur Geschichte der Stadt Wien" ist eine solche Menge von Materiale auf-
K 30 >»
gesammelt, daß die Mit- und Nachwelt lange daraus schöpfen kann, ohne daß es
versiegt, und noch ist diese Vorarbeit nicht vollendet.
Der Wissenschaftliche Klub beglückwünscht besonders heute den Wiener
Altertums -Verein zu dem hohen Mute und der geistigen Kraft, die in den Unter-
nehmungen desselben sich kundgeben und wünscht ihm ferneres frohes Gedeihen ad
multos annos!
Wien, den 22. März 1903.
Dr. Karl von Stremayr m. p.,
Präsident.
Brunner von Wattenwyl m. p., Felix Karrer m. p.,
Vize-Präsident. General-Sekretär.
4. Abt und Konvent des Benediktinerstiftes Göttweig beglückwünschen den
Altertums-Verein zu Wien anläßlich seines Jubiläums. Möge derselbe noch lange
blühen und wirken im Interesse der heimatlichen Geschichts- und Altertumsforschung.
Wien, am 19. März 1903.
Abt Dungel m. p.
6. Zisterzienserstift Zwettl.
Ich bitte meine und meines Hauses aufrichtige Glückwünsche zu dem schönen
Feste des bestverdienten und hochangesehenen Vereines entgegennehmen zu wollen.
Zwettl, den 22. März 1903.
Stephan Rößler m. p.,
Abt.
6. Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg.
Mit lebhaftester Freude hat uns die gütige Einladung zur Festversammlung
aus Anlaß des fünfzigjährigen Bestehens Ihres Vereines erfüllt.
Wir erblicken darin einen erneuten freundlichen Beweis bester Gesinnung,
welche Ihr kaum jüngerer Verein dem Germanischen Nationalmuseum in den fünfzig
Jahren allzeit bewiesen.
Leider ist es uns nicht vergönnt, an Ihrer denkwürdigen Feier persönlich
teilzunehmen. Die Tatsache aber der stets so freundschaftlichen Beziehungen zwischen
Ihrem Vereine und unserem Museum bekräftigt wohl genug unsere Versicherung der
freudigsten Anteilnahme an Ihrem Fest.
Wir wünschen unserem treuen Freunde und Altersgenossen für alle Zeit
das gleiche gesunde Wachsen, das gleiche fruchtreiche Wirken wie in den ersten
fünfzig Jahren. t
War es Ihrem Vereine vergönnt, die glänzenden Hoffnungen und Wünsche,
die seine Gründung hervorriefen, zu erfüllen — so möge die stark vermehrte Zahl
¥ 31 A
guter Wünsche, die in diesen Tagen Ihnen entgegengebracht werden, Ihr erweitertes
Wirken verheißungsvoll begleiten!
In dieser Gesinnung begrüßen wir Sie
Nürnberg, den 20. März 1903. hochachtungsvollst:
Das Direktorium des Germanischen National -Museums:
Bezold m. p.,
1. Direktor.
7. Königl. Sächsischer Altertums - Verein in Dresden.
Dem geehrten Altertums - Verein spricht der ergebenst unterzeichnete Vorstand
zu seinem fünfzigjährigen Jubiläum die freundlichsten Glückwünsche aus und dankt
für die ihm übersandte Einladung zur Festversammlung, der nachzkommen er leider
behindert ist.
Dresden, den 18. März 1 903. Der Vorstand :
von Raab m. p.
8. Oberhessischer Geschichtsverein in Gießen.
Gießen, den 2. Februar 1903.
Sehr geehrte Herren!
Zu unserem lebhaften Bedauern sind wir außer Stande, zu Ihrem schönen Feste
einen Vertreter zu entsenden. Seien Sie aber dessen gewiß, daß wir im Geiste lebhaf-
testen Anteil nehmen an dem F'este, an dem Sie auf eine 50jährige höchst erfolgreiche
Wirksamkeit zurückblicken dürfen und empfangen Sie unsere wärmsten Glückwünsche.
Mit vorzüglicher Hochachtung der Vorsitzende
Geh. Hofrat Dr. Behaghl m. p.
9. Verein für Geschichte und Altertumskunde in Erfurt.
Erfurt, den 21. März 1903.
Zur Feier Ihres 50jährigen Stiftungsfestes wünscht Ihnen der unterzeichnete
Vorstand herzliches femergs Wachsen, Blühen und Gedeihen bis in die fernste Zukunft.
Mit hochachtungsvollem Gruß
Der Vorstand:
J. A. Dr. Loth m. p.,
Sanitätsrat.
10. Der Ausschuß des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg.
Augsburg, den 2. Februar 1903.
In Beantwortung Ihrer sehr geehrten Zuschrift vom 17. v. M. bitten wir, zu
der Feier des 50jährigen Bestehens Ihres Vereins unsere herzlichsten Glückwünsche
entgegennehmen zu wollen.
Für den Ausschuß:
Otto Roger m. p.,
I. Vorstand.
M 32 >»
11. Historischer Verein für Mittelfranken.
Ansbach, den 19. März 1903.
Die Anwälte des Historischen Vereins für Mittelfranken danken verbindlichst
für die ehrende Einladung zur Teilnahme an der Feier des 50jährigen Jubiläums
des Altertums -Vereines Wien. Wir senden hiezu unsere aufrichtigsten Glückwünsche,
Hochachtungsvollst ergebenst
Für den Ausschuß:
Dr. Julius Meyer m. p.,
k. Landgerichts - Direktor.
12. Der Ausschuß des Historischen Vereines von Unterfranken und AschaflFenburg.
Würzburg, den 13. März 1903.
Der sehr verehrliche Altertums-Verein in Wien hatte die Liebenswürdigkeit,
unseren historischen Verein zu seinem demnächst stattfindenden 50jährigen Stiftungs-
feste einzuladen. Indem wir für diese Aufmerksamseit unseren wärmsten Dank aus-
sprechen, bedauern wir, nicht in der Lage zu sein, irgendwie persönlich uns an dieser
Feier zu beteiligen. Deswegen erlauben wir uns auf diesem Wege die herzlichsten
Glückwünsche unseres Vereines darzubringen, verbunden mit dem angelegentlichen
Wunsche, es möchte Ihrem durch seine schönen Publikationen so hochverdienten
Vereine auch fernerhin ein recht glückliches, erfolgreiches Wirken beschieden sein,
nicht minder aber auch, daß die zwischen unseren Vereinen seit langen Jahren
bestehenden Beziehungen unverändert bis in ferne Zukunft sich forterhalten möchten.
In größter Hochschätzung
Prof. Dr. Henner m. p.,
d. z. Vorstand.
13. Historischer Verein von und für Niederbayern.
Landshut, den 1. Februar 1903.
Der unterzeichnete Vereinsvorstand erwidert dem sehr verehrten Ausschuß
des Altertums-Vereins zu Wien auf die geschätzte Zuschri(|t vom 17./19. v. M., die
festliche Feier seines 50jährigen Bestehens betreffend, daß er dem seit Jahren durch
Schriftentausch verbundenen Vereine die wärmsten Glückwünsche zu seinem
Jubiläum sende.
Der I. Vereinsvorstand:
Freiherr von Andrian m. p.,
k. Regierungs* Präsident
14. Würtembergischer Geschichts- und Altertums-Verein in Stuttgart.
Stuttgart, den 6. Februar 1903.
In seiner Ausschußsitzung vom 28. Jänner 1903 hat der Verein beschlossen,
dem Altertums - Vereine in Wien seine herzlichsten Glückwünsche zur Feier des
50jährigen Bestehens auszusprechen, für die seitherigen wertvollen Leistungen beson-
¥ 33 A
ders innigen Dank zu sagen und ferneres gedeihliches Arbeiten zu wünschen. Indem
ich noch aufrichtigen Dank sage, für das freundliche Einladungsschreiben vom
17. Jänner 1903, gebe ich mir die Ehre, den obigen Beschluß zur Kenntnis eines
löblichen Vereines zu bringen und zeichne mit dem Ausdrucke des Dankes und
wahrer Hochachtung als
Ihr ergebenster
Dr. A. V. Pfister m. p.,
Generalmajor z. D., Vorsitzender.
16. Württembergischer Kunstgewerbeverein.
Stuttgart, den 13. März 1903.
Im Namen des Württembergischen Kunstgewerbevereines, mit dem der Verein
für dekorative Kunst und Kunstgewerbe sich verschmolzen hat, beehre ich mich,
Ihnen für die zu Ihrem Jubiläumsfeste Einladung ergebenst zu danken. Wollen Sie
die herzlichsten Glückwünsche des Vereines entgegennehmen.
In ausgezeichneter Hochachtung
Dr. von Job st m. p.
16. Historisch - literarischer Zweigverein des Vogesen - Klubs.
Straßburg, dßn 11. März 1903.
Der historisch - literarische Zweigverein des Vogesen - Klubs in Straßburg dankt
verbindlichst für die freundliche Einladung zur Feier des 50jährigen Bestehens und
sendet, da er selbst an dem Feste nicht teilnehmen kann, seine herzlichsten Wünsche
für die fernere Wirksamkeit des hochgeschätzten Altertums - Vereines.
Für den Vorstand:
Prof. Dr. Martin m. p.
17. Gesellschaft für Geschichtskunde zu Freiburg i. B.
Die Gesellschaft für Geschichtskunde zu Freiburg i. B. hat die freundliche
Einladung zu der am 22. d. M. stattfindenden Fest- Versammlung zu erhalten die Ehre
gehabt und unterläßt nicht, dem die gleichen Ziele verfolgenden Altertums - Vereine
die aufrichtigsten Glückwünsche zur Feier des Gedenktages seines 50jährigen Bestehens
darzubringen. Leider ist. es dem hiesigen Vereine versagt, sich durch Absendung eines
oder mehrerer Mitglieder bei der Festversammlung vertreten zu lassen, und bedauert
dies vor allen anderen hiesigen Mitgliedern der Unterzeichnete, welcher ja selbst die
Ehre hatte, während seines Aufenthaltes in Wien mehrere Jahre Mitglied des dortigen
Altertums - Vereines zu sein.
Freiburg i. B., den 16. März 1903.
In Vertretung des I. Vorsitzenden:
Camillo Freiherr von Althaus m. p.,
k. und k. Oberstlieutenant a. D.,
ehemaliger Konservator des Heeresmuseums in Wien.
K 34 )¥
18. Die allgemeine geschichtsforschende Gesellschaft der Schweiz und die
Züricher antiquarische Gesellschaft.
Zürich, den 15. März 1903.
Hochgeschätzter Herr Präsident!
In meiner doppelten Eigenschaft als Präsident beider Gesellschaften empfing
ich Ihre sehr ehrenden Einladungen zu Ihrem in acht Tagen stattfindenden schönen
Feste. Empfangen Sie, sehr geehrter Herr Präsident, unseren verbindlichsten Dank
und wärmsten Glückwunsch zu Ihrer Feier.
Indem ich Sie höflichst ersuche, die Glückwünsche unserer Gesellschaften
Ihrem hochverehrten Vereine mitzuteilen, zeichne ich in vorzüglicher Hochachtung
und Ergebenheit
Dr. J. Meyer von Knonau m. p.,
Professor und Vereinsprasident.
19. Jena, 21. 3. 1903.
Beste Wünsche vom Thüringischen Geschichtsverein. (Telegramm.)
20. Darmstadt, 22. 3. 1903.
Herzliche Glückwünsche sendet der historische Verein für Hessen. (Telegramm.)
21. Charlottenburg, 22. 3. 1903.
Dem Altertums -Verein zu Wien sendet herzliche Gratulation zum heutigen
Jubelfeste und wünscht ferneres Blühen und Gedeihen der Gesamtverein der deutschen
Geschichts- und Altertums -Vereine, Der Vorsitzende Dr. Baill'eu, geheimer Archivrat.
(Telegramm.)
22. Gesellschaft für Salzburger Landeskunde.
Durch die Erforschung und Erhaltung der alten Kultur- und Kunstdenkmäler
des Heimatlandes hat der verehrliche Altertums - Verein im Wettkampfe mit ähnlichen
Zwecken huldigenden in- und ausländischen Vereinigungen sich eifrigst bemüht,
unsere Kenntnisse der Heimatsgeschichte zu vermehren und das Verständnis für die
Schöpfungen früherer Kulturperioden zu wecken, deren uns erhaltene Reste die
sichersten und glaubwürdigsten Überlieferungen aus der Vergangenheit sind und daher
unsere achtungsvolle Würdigung in vollem Maße verdienen.
Unter der Leitung und Mitwirkung um die Geschichtsforschung hochverdienter
Fachmänner hat der verehrliche Altertums - Verein sich mit seinen Leistungen auf dem
vorgesteckten Gebiete allseitige Anerkennung erworben. Es muß ihm daher zur
angenehmen Genugtuung gereichen, am Abschlüsse einer halbhundertjährigen Arbeits-
periode auf seine Wirksamkeit zurückblicken und sich der erfreulichen Erfolge seiner
Bemühungen rühmen zu können.
■M 35 >►
Die gleiche Ziele verfolgende Gesellschaft für Landeskunde in Salzburg begrüßt
ebenso freudig diesen bedeutungsvollen Anlaß, um auch ihrerseits den verehrlichen
Altertums -Verein zu seiner Jubelfeier aufs herzlichste zu beglückwünschen.
Möge derselbe wie bisher auch in alle Zukunft blühen und gedeihen!
Salzburg, den 19. März 1903.
Für den Ausschuß der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde:
Der Obmann: Der Schriftführer:
E. F u g g e r m. p. C h r. G r e i n z m. p.
23. Museum Carolinum Augusteum in Salzburg.
Für die freundliche Einladung des hochgeehrten Ausschusses zur Jubiläums-
Festversammlung des Altertums - Vereines zu Wien erlaubt sich der Verwaltungsrat
des städtischen Museums in Salzburg den verbindlichsten Dank ergebenst darzubringen.
Wenn auch unser bescheidenes Institut, welchem für Salzburg dieselbe Aufgabe
zufallt, die sich der illustre Altertums - Verein für die Reichsmetropole und ihre Provinz
gestellt hat, eine persönliche Vertretung bei der bedeutungsvollen Feier nicht zu
erreichen vermochte, so nimmt es doch nicht minder herzlichen Anteil an dem Ehren-
tage, an welchem die an Arbeit und Erfolg so reiche Geschichte des Vereines, seine
dankbaren Bestrebungen, seine bedeutungsvollen Forschungen und die stolze Reihe
der hervorragenden Publikationen eines halben Jahrhunderts vor einer glänzenden
Versammlung ihre Auferstehung feiern werden.
Der unterzeichnete Verwaltungsrat erlaubt sich, den hochgeschätzten Verein
anläßlich seines Festtages auf das Wärmste zu beglückwünschen. Möge der Alter-
tums-Verein wachsen und blühen in Zukunft wie in seinen ersten zehn Lustren und
möge seine Förderung Ehrensache aller berufenen Kreise sein und bleiben.
Salzburg, den 18. März 1903.
Für den Verwaltungsrat des städtischen Museums Carolino - Augusteum in Salzburg:
Der Leiter des Museums: Der Vorsitzende:
E. Fugger m. p. Jesche m. p.
24. Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen.
Prag, den 20. März 1903.
Zur Feier, welche der geehrte Verein am 22. d. M. begeht, sendet der Verein
für Geschichte der Deutschen in Böhmen seine aufrichtigsten und wärmsten Glück-
wünsche. Möge es dem geehrten Vereine beschieden sein, noch ungezählte Jahre
seinen erhabenen Zwecken widmen zu können, und möge es ihm nie an tatkräftigen
und verdienstvollen Führern und Förderern fehlen.
Im Streben und Wirken vereint unseren treudeutschen Gruß und Handschlag !
Für den Ausschuß des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen:
Der Obmann: Der Geschäftsleiter:
Hofrat Dr. Jos. Schindler m. p. Staub m. p.
5*
-K 36 >►
25. Die archäologische Sektion des böhmischen Museums.
Prag, den 20. März 1903.
Euer Hochwohlgeboren!
Geehrtester Herr Präsident!
Zu meinem größten Bedauern bin ich Unwohlseinshalber außer Stande, an
Ihrer Festversammlung weder persönlich noch in meiner Eigenschaft als Präsident
der archäologischen Sektion des böhmischen Museums, so gerne ich dies in beiden
Eigenschaften gewollt hätte, Anteil nehmen zu können.
Im Geiste bei Ihnen weilend, nehme ich den innigsten Anteil an Ihrem Erfolge
und wünsche Ihnen allen Segen und das glücklichste Gedeihen für die Zukunft.
Mit der vollkommensten Hochachtung Euer Hochwohlgeboren
ganz ergebenster
Josef Hlavka m. p.
26. Die Direktion des Geschichtsvereines für Kämthen in Klagenfurt.
Anläßlich der 50 jährigen Jubelfeier des Altertums -Vereines beehrt sich die
Direktion des Geschichtsvereines für Kämthen, dessen Bestrebungen um die Erforschung
der Altertümer des Kärnthnerlandes stets der lebhaften Anteilnahme und Förderung
von Seite des Altertums -Vereines begegneten, hiefür der wärmsten Dankesfreude
Ausdruck zu geben. Zugleich erlaubt sich die gefertigte Vereinsleitung mit dem Danke
für die freundliche Einladung zur Teilnahme an dem Jubelfeste auch die herzlichsten
und aufrichtigsten Wünsche für das fernere Gedeihen des Altertums - Vereines darzu-
bringen mit einem kräftigen „Vivat, floreat, crescat!"
Klagenfurt, den 20. März 1903.
Der Sekretär: Der Direktor:
K. Dürnwirth m. p. Regierungsrat Dr. Haan m. p.
27. Der Museal -Verein für Krain.
Leib ach, am 17. März 1903.
Der Museal - Verein für Krain beehrt sich zur Feier Ihres 50 jährigen Bestandes
die wärmsten Glückwünsche auszusprechen.
Für die Vereinsleitung:
Fr. Leuec m. p., Prof. Dr. O. v. Gratzy m. p.
Obmann.
28. Der Museal -Verein Laureacum für Enns und Umgebung.
Zu dem Feste des 50jährigen Bestandes, welches der geehrte Altertums-
Verein feiert, erlaubt sich der Museal - Verein Laureacum die wärmsten und besten
Glückwünsche darzubringen.
Enns, den 20. März 1903.
Streberger m. p., Steigel m. p.,
Vorstandstellvertreter. Schriftführer.
ü 37 >f
29. Verein zur Erhaltung der Kunstdenkmäler in Wiener -Neustadt.
Der gefertigte Ausschuß des Vereines zur Erhaltung der Kunstdenkmäler in
Wiener -Neustadt beglückwünscht hiemit den hochverehrlichen Bruderverein zu dem
Ablaufe des zehnten Lustrums seines Bestandes, zu der Fülle gedeihlicher Arbeit und
zu der Reihe schöner Erfolge aufs herzlichste und nimmt an der frohen Zuversicht
teil, daß dem hochverehrlichen Altertums - Vereine zu Wien in dem beginnenden
neuen Halbjahrhundert eine für Kunst und Wissenschaft ebenso segensreiche Tätigkeit
beschieden sei.
Wiener-Neustadt, am 21. März 1903.
J. Kamman m. p. Dr. Josef Mayer m. p..
30. Nordböhmisches Gewerbemuseum.
Reichenberg, den 20. März 1903.
Das Kuratorium des nordböhmischen Gewerbemuseums beehrt sich, Ihrem
geehrten Vereine zur Feier des Gedenktages Ihres 50jährigen Bestehens die wärmsten
Glückwünsche zu übermitteln und zeichnet mit vorzüglichster Hochachtung
Der Kustos: Pazaur m. p. Der Präsident: Bilech m. p.
31. Der Klub der Münz- und Medaillenfreunde in Wien.
Wien, den 18. März 1903.
Mit den Gefühlen freudiger Anteilnahme erlaubt sich der Klub der Münz-
und Medaillenfreunde in Wien seine herzlichsten Glückwünsche zu Ihrem 50jährigen
Jubiläum zu übermitteln.
Doch nicht nur der Freude, auch unserem Danke sei Ausdruck gegeben
dafür, daß der verehrliche Altertums - Verein stets in hervorragender Weise und rast-
loser Arbeit mitwirkte, Sinn und Verständnis für Geschichte und Altertümer unseres
Vaterlandes in weiteren Schichten der Bevölkerung zu wecken, zu pflegen, Österreichs
altehrwürdige Kunstschätze znm Gemeingut Aller zu machen und zu erhalten.
So erblicken wir in dem Altertums - Vereine jene Muttergesellschaft, welche
den Boden ebnete für die weitere Entwicklung allmählich aufkeimender historischer
SpezialVereine, deren Werdegang befruchtend, belebend.
Auf diese Weise empfinden auch wir einen innern Zusammenhang mit dem
«
Altertums -Vereine, empfinden auch wir sein stolzes Fest mit jener Innigkeit, welche
den dankschuldigen Jünger für den allverehrten Meister erfüllt.
Möge der Altertums - Verein unentwegt weiterschreiten auf hehrer Bahn, möge
er weiterhin verfolgen den unerschöpflichen Quell der Wissenschaft, möge er blühen
und gedeihen bis in die fernsten Zeiten als Hort der Geschichte und Kunst, als
unseres Vaterlaijdes Zier!
Der Präsident:
k. k. Regierungsrat Ritter von Höfken m. p.
-M 38
32. Innsbruck, 22. März 1903.
Das Tirolische Landesmuseum Ferdinandeum sendet zur heutigen Gedenk-
feier des hochverdienten Wiener Altertums- Vereines die herzlichsten Glückwünsche.
Wieser. (Telegramm.)
38. Brunn, den 22. März 1903.
Der deutsche Verein für Geschichte Mährens und Schlesiens sendet zur Feier
des 50jährigen Bestandes und ruhmvollen Wirkens seine innigsten Glückwünsche.
(Telegramm.)
34. Glückwunschschreiben und Telegramme langten auch von folgenden
Vereinsmitgliedern ein: P. Friedrich Endl, Archivar im Benediktinerstifte Altenburg,
k. k. Konservator; Dr. A. Luschin von Ebengreuth, Universitätsprofessor in
Graz; Franz Riedling, Dechant und Pfarrer in Prinzendorf; Eduard Schmidel,
k. k. Landesgerichsrat i. P., k. k. Konservator; Adolf Sterz, k. k. Fachschuldirektor i. R.,
k. k. 'Konservator; Franz Thill, k. und k. Kammer- und Hoflieferant.
Vorsitzender: Ich bitte nun Herrn Professor Dr. Neuwirth, zu dem
angekündigten Festvortrage: „Die Stellung Wiens in der bau-
geschichtlichen Entwicklung Mitteleuropas" das Wort ergreifen zu
wollen. (Lebhafter Beifall.)
Prof. Dr. Jos. Neuwii-th: Hochansehnliche Versammlung! Am
25. April 1459 ging es in der Dombauhütte zu Regensburg hoch her. Sechs Kannen
welschen Weines verzeichnet die Dombaurechnung für die Bewirtung der fremden
Meister, die sich in Regensburg zusammengefunden hatten, um Satzungen für die
Hüttenorganisation des Deutschen Reiches zu beraten und festzustellen. Nächst Jost
Dotzinger, dem Werkmeister der Münsterbauhütte zu Straßburg, der nach Art. 48
der neuen Hüttenordnung des Steinwerks oberster Richter sein sollte, erscheinen
Meister Lorenz S p e n i n g der Bauhütte von St. Stephan in Wien und Dombaumeister
K o n r a d von Köln als die ohne redliche Ursache unabsetzbai'en Hauptleute der
neuen Organisation ; ja, dem Meister S p e n i n g wurde wie dem Straßburger Münster-
baumeister ausdrücklich zuerkannt, auch zu Wien in dem Lande oberster Richter sein
zu dürfen, dem das Gebiet von Lambach und Steyr bis nach Ungarn und die Donau
abwärts als eines der vier Haupthüttengebiete des Deutschen Reiches unterstehen
sollte. Diese Abgrenzung hielt auch Art. 40 der Hüttenorganisation von 1563 fest, ein
Beweis dafür, daß die Bauhütte von St. Stephan in Wien sich in der ihr zuerkannten
bevorzugten Stellung erfolgreich zu behaupten verstand. In der wiederholten Kodi-
fizierung derselben fanden zweifellos ganz bestimmte Tatsachen weithin anerkannter
baukünstlerischer Leistungsfähigkeit zunftorganisatorischen Ausdruck, der es als lohnend
■M 39 >f —
und lockend erscheinen lassen kann, näher ins Auge zu fassen, aus welchen Verhält-
nissen sich eine solche Ausnahmsstellung der Wiener Hütte entwickeln' konnte, und
wie Wien in die baugeschichtliche Entwicklung Mitteleuropas sich überhaupt eingliedert.
Die Bauschöpfungen Wiens während des frühen und hohen Mittelalters
standen unter dem maßgebenden Einflüsse der Kirche. Die Abhängigkeit der kirch-
lichen Verhältnisse von Passau mußte frühe eine heute nicht mehr in allen Einzelheiten
genau feststellbare Rückwirkung auf die künstlerische Tätigkeit ausüben ; man ist wohl
kaum dabei geblieben, die Wechselbeziehungen zu Passau, dessen Bischof Altmann
das Stift Göttweig gründete, nur darauf zu beschränken, die spätere Hauptkirche der
Stadt Wien dem Titelheiligen des Passauer Domes zu weihen. Bayerische Bischöfe
und Klöster, reich mit Schenkungen bedacht, griflFen nachdrücklichst in die Kultur-
entwicklung des Donautales ein ; Tegernsee und Niederaltaich nahmen sich derselben
eifrig an. An das erstgenannte Kloster, das in der Geschichte der Glasmalerei frühe eine
führende Stellung einnahm, wandte sich schon 1170 Propst Heinrich von St. Polten
mit der Bitte um die Überlassung eines jungen Mönches für die Vollendung der
Gemälde seiner Kirche. Diese Tatsache gibt einen Fingerzeig für die Bestimmung der
Richtung, aus welcher Niederösterreich damals seinen Künstlerbedarf deckte. Die aus
Regensburg berufenen Schottenmönche, welche neben ihrem Kloster frühe eine Schule
und Pilgerherberge errichteten und Niederlassungen von Handwerkern förderten,
brachten auf dem Wiener Boden beim Baue und bei der Ausschmückung ihres Klosters
zweifellos manchen Zug der Kunstübung ihres Mutterhauses zur Geltung. Sie beeinflußte
bald die Anlage- und Dekorationseigentürhlichkeiten der in jüngster Zeit geistreich in
den Vordergrund gerückten Gruppe der sogenannten Schottenportale, deren Formen-
sprache noch an dem vielgenannten Riesentore von St. Stephan herrlich zum Worte
kam. Ja, in der Nennung des Meisters Dietrich Landtner aus Bayern, den die aller-
dings sehr unzuverlässigen Tafeln der Steinmetze in Wien als Bauleiter der Augustiner-
kirche anführen, lebt noch das Bewußtsein des Zusammenhanges fort, in welchem die
Bautätigkeit des mittelalterlichen Wien zunächst mit dem deutscheil Westen, mit
Bayern stand. Derselbe wird wohl am offensichtlichsten bei näherer Vergleichung des
1275 begonnenen Regensburger Domchors mit der Chorpartie des Wiener Stephans-
domes, deren Anordnungseinzelheiten sich in mannigfacher Übereinstimmung der
Polygonsbildung, der Strebenstellung und der Art des Anschlusses der Seitenchöre'
an den Mittelraum berühren. Hier scheint mehr als bloßer Zufall mitzuspielen, ja
direkt eine Herübemahme eines in Süddeutschland überhaupt beliebten Kirchengrund-
risses stattgefunden zu haben und Wien von dem mit ihm in so manch anderen Be-
ziehungen stehenden Regensburg beeinflußt worden zu sein, das einmal am Riesen-
tore, das anderemal beim Chorbaue von St. Stephan eine gewisse Vorbildlichkeit be-'
hauptete. Ein neuer Beweis, daß die Zuführung der Kunstanschauungen sich gern an
die großen Verkehrsstraßen zu Wasser und zu Lande hielt.
« 40 >►-
Die Bautätigkeit jener Jahrhunderte leistete in der räumlich durchaus nicht beson-
ders ausgedehnten, von Gräben, Mauern, Toren und Türmen umschlossenen Stadt, deren
beschränkte Verbaufläche namentlich der Entwicklung des Profanbaues enge Grenzen
zog, das künstlerisch Hervorragendste im Dienste der Kirche. Selbst die alte Herzogsburg,
in deren Schweizerhof mit der Burgkapelle noch Reste des mittelalterlichen Baues sich
erhielten, betonte mit den mächtigen Ecktürmen vor allem das Wehrhafte. Die Anlage
der Kirchen St. Ruprecht, St. Peter, St. Stephan, St. Michael, unserer lieben Frau am
Gestade, die Klöster der schottischen Benediktiner, der Frauen bei der Himmelpforte
und St. Jakob, der Minoriten nächst der Burg und der Dominikaner an der Stadt-
mauer beim Stubentore beschäftigten schon von . der romanischen Zeit herauf unzählige,
in der Kunstübung sich vervollkommnende Hände und reihten ein kirchliches Bau-
programm an das andere. Nur an der Michaelskirche und an der Fassade des Stephans-
domes erhielten sich kunsthistorisch wertvolle Reste jener ersten mittelalterlichen Bau-
epoche, in deren Bahnen sich auch das Schaffen der zweiten hauptsächlich weiter
bewegte. Die Gothik fand an Um- und Erweiterungsbauten bereits bestehender Kirchen
und Klöster, insbesondere aber bei einer Anzahl von Neubauten wie der Stephans-,
Maria Stiegen-, Minoriten- und Augustiner-, Johanniter- und Deutschordenskirche, eine
Fülle abwechslungsreicher Aufgaben. Die teilweise in großen Verhältnissen sich be-
wegende Bauführung zog gar bald eine stattliche Zahl fremder Arbeiter an, mit denen
auch neue Anschauungen auf dem Wiener Boden festen Fuß zu fassen begannen.
Die Bauhütte von St. Stephan, welche 1623 als fünfthalbhundertjährige, von
der Majestät Barbarossa „privilegierte" bezeichnet wurde, steht seit der 1359 erfolgten
Grundsteinlegung zum Langhause unter Rudolf IV., der mit der Errichtung der Wiener
Universität und mit dem Baue der Stephanskirche Unternehmungen Karls IV. nach-
eiferte, an erster Stelle. Der Verzicht auf ein stark betontes Querhaus entsprach süd-
deutschem Brauche; an Stelle seiner Ausladungen über die Langhausflucht wurden
zwei mächtige Türme angeordnet. Ihre seitliche Anordnung mag durch das Bei-
behalten der älteren Kirchenfassade mit veranlaßt worden sein, läßt sich aber durch
Beziehungen auf ein nicht ferne liegendes, nur wenig älteres Vorbild leicht erklären,
das eine Anzahl der in Wien arbeitenden Künstler aus eigener Anschauung sehr gut
kannte. Es ist dies der 1344 begonnene Veitsdom in Prag, bei welchem der nach-
weisbar der Kathedrale von Narbonne nacheifernde Meister Matthias von Ar ras zu-
nächst wohl eine französischer Anordnungsgepflogenheit folgende Fassadenturmsteilung
geplant haben mochte, indes sein großer Nachfolger, der deutsche Meister Peter Parier
aus Schwäbisch-Gmünd, von der Heiligen - Kreuzkirche dieser Stadt, welche
sein gleichnamiger Vater 1351 begonnen hatte, die seitliche Turmstellung herübernahm.
Denn bei dem Prager Dome entsprach dem heute noch bestehenden Südturme neben
dem Querhause bis zum Brande von 1541 ein nur zur Hälfte ausgeführter Nordturm,
der infolge der Brandschäden abgetragen werden mußte. Diese Anordnung wurde das
■M 41 )¥
Vorbild für den Wiener Stephansdom. Sein großartiger, zu einem Wahrzeichen der
Stadt gewordener Südturm, an dem von 1404 bis 1433 so emsig gebaut wurde, ent-
stand hauptsächlich unter einer böhmischen Meistern zufallenden Bauführung. In ihr
folgten Meister Wenzla, vielleicht identisch mit dem 1392 aus Prag entschwindenden
gleichnamigen Sohne Peter Pari ers, welcher der Kunst des Vaters und Großvaters sich
zugewandt hatte, Peter und Hans von Prachatitz aufeinander. Ein Steinmetz-
meister Peter von Prachatitz erscheint noch 1415 in Beziehungen zu Nachkommen
des großen Prager Dombaumeisters, in dessen vom Geiste deutscher Gothik durch-
drungenen Schule die aus Prachatitz stammenden Meister ihre maßgebende Aus-
bildung empfangen haben mochten. In der Prager Bauhütte fand damals ein reger
Zuzug von Steinmetzen aus allen Ländern deutscher Zunge statt. 1372 und 1375 sind
von dem Dombaurechnungsführer ausdrücklich Wiener Arbeitskräfte verzeichnet. Aber
in weit größerem Umfange erfolgte ein Zuzug von Steinmetzen, die längere Zeit in
der Prager Dombauhütte gearbeitet hatten, nach Wien. In der durch die Munifizenz
des Wiener Stadtrates ermöglichten Herausgabe der hochinteressanten Kirchenmeister-
rechnungen von St. Stephan hat Prof. Dr. Uhlirz mit großer Sorgfalt zusammen-
gestellt, daß in diese Gruppe außer den beiden Prachatitzer Meistern auch die beiden
Jeny von Pechaim und Prag, Hans Pehem und die Warnhofer gehören und
wohl auch Mert Egrer oder Stephan Krumauer aus Böhmen zugewandert sein
mochten. Diese künstlerischen Wechselbeziehungen zwischen der Wiener Bauhütte
und Böhmen können umsoweniger überraschen, als z. B. schon Wenzel II. den
kunstfertigen Helmschied Heinrich von Wien nach Prag zog, 1371 die Prager
Kannelgießer ausdrücklich den Brauch von Nürnberg und Wien ihren in deutscher
Sprache aufgezeichneten Satzungen zugrunde legten, 1345 der Goldschmied Otto von
Wien, 1418 die Zinngießer Heinri ch und Jakob von Wien das Bürgerrecht der Prager
Altstadt erwarben. Erwägt man, daß die Gemälde auf der Rückseite des Verduner
Altares in Klosterneuburg einen böhmischen Einschlag zeigen und die Bilderhand-
schriften der österreichischen Herrscher des 14. Jahrhunderts eine Annäherung an
die böhmische Buchmalerei erkennen lassen, so kann es nicht befremden, daß der
Turmbau von St. Stephan in Wien an jene Bauschule anknüpfte, die im benachbarten
Böhmen gerade während der Luxemburger Zeit so hervorragendes leistete und zu
hohem Ansehen emporstieg. Die unter böhmischem Einflüsse sich weiter entwickeln-
den Anschauungen der Wiener Hütte wurden zunächst für die rege Bautätigkeit
Niederösterreichs maßgebend. Sie griffen bald auch auf Oberösterreich und Salzburg
hinüber, da der Grundriß der Pfarrkirche zu Steyr auffallend mit dem Chore von
St. Stephan übereinstimmt, und der schon genannte Stephan Krumauer den Bau
der 1439 begonnenen Stephanskirche zu Braunau am Inn leitete und 1459 als Meister
des Salzburger Domstiftes sich an den Regensburger Verhandlungen beteiligte. In
Wien selbst trat gleichzeitig neben den mannigfachen kirchlichen Schöpfungen die Profan-
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kunst während des 15. Jahrhundertes immer mehr in den Vordergrund, so daß Albrecht
von Bonstetten 1491 versichern konnte, daß es keine schöneren Bürgerhäuser,
hoch und stark gebaut, innen und außen bemalt, mit Glasfenstem in den mit präch-
tigem Hausrat gefüllten weiten Sälen irgendwo noch gäbe und man in eines Fürsten
Haus zu treten vermeine, wenn man in ein Wiener Bürgerhaus käme. Reiche Adels-
geschlechter und Klöster legten immer mehr Wert darauf, in Wien selbst stattliche
Höfe zu besitzen ; die ausgedehnte Anlage tiefer Weinkeller unterhalb der frühe durch
Steinpflaster ausgezeichneten Stadt führte zu dem Sprichworte, Wien sei nicht minder
auf als unter der Erde erbaut. So rückte während der Zeit der Spätgothik neben den
zahlreichen Kirchen- und Klosterbauten Wiens auch die künstlerische Befriedigung
des Laienbedürfnisses immer mehr in den Mittelpunkt eines abwechslungsreichen Bau-
schaffens. War die Wirkung des Hallenbaues von St. Stephan auf Aeneas Sylvius
so groß gewesen, daß er seinen Dom in Pienza gleichfalls als Hallenkirche errichten
ließ, so darf es nicht Wunder nehmen, daß angesichts der Gesamtheit hervorragender
Bauschöpfungen der ersten Hälfte des 15. Jahrhundertes der Regensburger Hüttentag
von 1459 die Hütte von St. Stephan in Wien als eine der Haupthütten des deutschen
Reiches bestimmte. Sie erwies sich, wie aus der Bestätigung von 1563 hervorgeht,
ihrer Aufgabe vollkommen gewachsen. In heute österreichischem Gebiete vollzog sich
binnen wenigen Jahrzehnten die Errichtung mehrerer auf Grund der Regensburger
Satzungen organisierter Unterhütten, so schon 1460 jene der Tiroler mit dem Vor-
orte Hall, 1480 jene von Admont, 1497 die von Passau beeinflußte, zu Krummau in
Südböhmen und fast gleichzeitig die 1628 erneuerte Hüttenstiftung zu Klagenfurt. Das
Wappen der Wiener Hütte, der rechtwinklig abgebogene Arm mit dem Hammer,
welcher als Herzstück des Wiener Siegels noch 1651 erscheint, ging auch in das der
Unterhütten über; 1480 begegnet es im Admonter Hüttenbuche, 1513 auf dem Grab-
steine des Meisters Wolfgang Tenk in Steyr neben des Künstlers Wappen mit dem
Steinmetzzeichen. Mit dem deutschen Westen blieb man in ununterbrochener künst-
lerischer Fühlung, wofür wenige Beispiele genügen. Den Entwurf zum Taufsteine von
St. Stephan bezog man 1476 aus Nürnberg, die Arbeit selbst vollendete 1481 Meister
Ulrich Auer in Salzburg. Von Straßburg kam Meister Niklas Lerch, der Schöpfer
der Grabdenkmale Friedrichs III. und seiner Gemahlin Eleonore. In der Kirchen-
meisterrechnung von 1476 werden die Herkunftsangaben der Steinmetze aus Braunau,
Brück, Engelhartszell, Ennsdorf, Feldkirch, Lavanttal, Leoben, Mistelbach, Passau,
Salzburg, Steyr, Ulm, Vogtland Fingerzeige für die Abgrenzung des weiten Zuzugs-
gebietes der Wiener Bauhütte, zu welcher schon frühe die Hütten zu Steyr, Freistadt
und Grießkirchen gehörten und 1623 noch Efferding einverleibt wurde. Mit Mähren und
speziell Brunn hatte Wien durch Meister Pilgram Fühlung; über Wien gingen Michael
St an gel aus Regensburg und Hans Eibenstock aus Salzburg nach Olmütz. In der
ihm zunächst gelegenen Wiener Bauhütte empfing zweifellos seine erste Ausbildung
4< 43 )k
Benedikt Rieth aus Piesting, der berühmte Baumeister Wladislaws IL, welcher
den böhmischen Vorschuß künstlerischer Anregungen mit niederösterreichischen Zinsen
reichlichst zurückzuerstatten bemüht war, am Hofe der sächsischen Kurfürsten in
hohen Ehren stand und durch seinen Schüler Wendel Roßkopf auch Einfluß auf
die Bauführung der Lausitz gewann. Die Tatsache, daß sein Parlier Hanusch 1516
für den Bau der großartigen Kuttenberger Barbarakirche in Wien neue Gesellen auf-
nahm, deren deutsche Namen von 1517 an in den Kuttenberger Baurechnungen nach-
weisbar sind, läßt feststellen, daß der bereits zu hohem Ansehen emporgestiegene
Meister Benedikt Rieth auch in späteren Jahren die Beziehungen zur Wiener Hütte
aufrecht erhielt, welche als Stätte für Anwerbung künstlerisch geschulter Kräfte immer
noch einen weitreichenden Ruf behauptete. Von auffälligem Interesse bleibt es, daß
die Grundrißanordnung der 1485 vollendeten Chorpartie des Domes zu Agram in der
Polygonwahl, Schlußbildung, Strebeneinstellung und im Anschlüsse der Seitenchöre
sich dem Wiener Stephansdome nähert. Erwägt man, daß auch zwischen dem Agramer
Portale und dem Riesentore einige Wechselbeziehungen bestehen, so geht man viel-
leicht nicht zu weit mit der Annahme, daß der Einfluß der nach Ungarn und donau-
abwärts reichenden Wiener Hütte durch längere Zeit selbst in Kroatien die hervor-
ragendsten Kunstschöpfungen bestimmte.
Mit den Wiederbestätigungen der Regensburger Hüttenordnung durch die
späteren Kaiser in den Jahren 1498, 1563, 1570, 1578, 1613 und 1621 blieb die bevor-
zugte Stellung der Wiener Hütte bis ins 17. Jahrhundert gesichert. Noch am 3. Juni
1623 sprachen die Steinmetzen und Maurer der Haupthütte in der Stadt Wien aus-
drücklich von den „zwayen Haubthitten Straßburg und Wienn", ganz im Sinne des
Art. 48 von 1459. Die im Laufe des 17. Jahrhundertes immer mehr in Formalismus
dahinsiechende deutsche Hüttenorganisation erhielt ihren Todesstoß mit der Besitz-
nahme Straßburgs durch L u d w i g XI V. Schon 1707 wurde die Verbindung mit Straß-
burg in Steinmetzrechtssachen durch Reichstagsbeschluß verboten. Zwanzig Jahre später
erfolgte eine Verschärfung des Verbotes, da Straßburg seine bevorrechtete Stellung immer
noch behaupten wollte.
Diese Wandlung ging auch an der Haupthütte von Wien nicht ohne Rück-
wirkung vorüber. Während sie im Rahmen der deutschen Hüttenorganisation noch
an* der Spätgothik festhielt, begannen beim Portal der Salvatorkapelle, beim Baue
der Stallburg oder beim Portal zum Schweizerhof die Formen einer neuen Kunst
einzudringen, die schon 1559 sich, wie das Haus des Bürgermeisters Thau in der
Bäckerstraße zeigt, das Anrecht auf Verwendung bei Profanbauten gesichert hatten.
Abgeklärte Renaissancewerke von der feinen Schönheit der Krakauer Jagellonen-
kapelle oder des Prager Belvederes besitzt Wien nicht, wo erst in der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhundertes die zweite große Epoche baugeschichtlicher Entwicklung ein-
zusetzen beginnt.
6*
■M 44 >•• —
Seit dem Ende des 30jährigen Krieges war das Hauptgewicht der politischen
Stellung des Kaisers aus dem Reiche mehr in die Gebiete seiner Hausmacht gerückt,
in welchen während der sogenannten Gegenreformation ein reges Kunstleben sich zu
entfalten begann. Ein neuer Adel und neue Orden, sich vielfach aus Italienern und
Spaniern rekrutierend, gelangten zu ausgedehntem Besitz, großem Reichtum und Ein-
fluß. Aber erst mit der Entsetzung Wiens im Jahre 1683 kam in die von der Kaiser-
stadt ausgehende Baubewegung ein großer Zug, dessen lebendigen überaus viel Ab-
wechslung bietenden Fluß, Kirche, Hof und Adel fast in gleicher Weise forderten.
Der österreichische Barockstil setzte seit Ferdinand IL bei den schlichten
Bauten der Kapuziner und Karmeliter mit einer der äußeren Erscheinung dieser Mönche
entsprechenden Einfachheit ein, wie sie z. B. in der Karmeliterkirche der Leopoldstadt
zutage trat. Die Grundrißlösung und der Aufbau der Kirchen streben einer groß-
räumigen, gewölbten Anlage zu, die von Kapellenreihen begleitet war und ganz in
italienischem Geschmacke dekoriert wurde. Wie mit diesem Typus sich der Charakter
einer siegesfreudigen Monumentalität vereinigen läßt, zeigt besonders die 1628 von Fer-
dinand IL gestiftete Universitäts- und Jesuitenkirche; ihr Dekorationsmeister Andrea
del P o z z o hat hier die Kühlheit der Ferdinandeischen Kirchenbaukunst geistvoll zu
überwinden verstanden und in der von ihm geschaffenen Scheinarchitektur auch seine
hohe baukünstlerische Begabung zur Geltung gebracht. Der Einfluß des Jesuitenordens
sicherte diesen Anlageformen rasche Verbreitung, die von der Stellungnahme der Wiener
Bauhütte zu Fragen des Kirchenbaues ganz unabhängig blieb. Ohne Berücksichtigung
dieses Vorortes vollzog sich auch am Beginn des 18. Jahrhundertes der Umschwung
zu dem Kuppelbaue, der in Wien mit der Peters-, Karls- und Salesianerkirche be-
stimmenden Einfluß auf die architektonische Physiognomie der Stadt gewann und
über ihr Weichbild hinaus vorbildlich wurde, ob nun ein Bau auf salzburgischem oder
nordböhmischem Boden in Frage kam. Der von Wien ausgehenden Baubewegung
konnten und wollten die reichen österreichischen Stifte sich nicht entziehen. Nicht
nur im nahen Klostemeuburg, sondern auch in Melk und Herzogenburg, wo der nicht
minder in St. Florian beschäftigte Prandaur als einen hervorragenden, heute noch
zu wenig gewürdigten Baukünstler großen Stils sich bewährte, entstanden ausgedehnte,
stattliche Anlagen. Göttweig sicherte sich für seinen wohl weit über das tatsächliche
Bedürfnis hinausgehenden Neubau den Rat des genialen Lukas von Hildebrand. Die
opulenten prächtigen Treppenhäuser, die in Farbenpracht und Marmorglanz erstrahlenden
Prunksäle, vornehm ausgestattete Gasträume, hochgewölbte Bibliotheken mit reicher
Deckenmalerei boten die mannigfachste Gelegenheit zu seiner Gliederung der Massen
und besonders zu reizvoller Ausschmückung des Innern. Die stimmungsvollen Gänge
und lauschigen Plätzchen beengter romanischer und gothischer Klosterbauten wichen
schloßähnlichen, mitunter turmbewehrten Gebäudekomplexen, in deren lichtdurchflutete
Hallen bald auch Kälte und Nüchternheit ihren Einzug hielten. Es war gewiß eine zweite
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großzügige Epoche österreichischer Klosterbaukunst, im Vergleiche zur mittelalterlichen
über dem Streben nach Großartigkeit und prunkliebender Schaustellung nicht selten die
feine Empfindung preisgebend und selbst in inhaltslose Formenachbetung verfallend.
Auf diese, in mannigfacher Weise von Wien aus beeinflußten Bauunterneh-
mungen der Klöster wirkten ungemein aneifemd die großen Bauschöpfungen des
kaiserlichen Hofes, welche zugleich für Kunstförderer aus den Kreisen des Adels vor-
bildlich wurden. Den zwischen 1665 und 1668 von Ottavio Burnacini erbauten
Leopoldinischen Flügel der Wiener Burg, der von trockener Kahlheit nicht frei. ist,
überboten die von Johann Bernhard Fischer von Er lach ausgeführten Teile der
Hofburg mit großgedachter F'assadenentwicklung von schönen Verhältnissen. Seine Ger
staltungskraft entfaltete sich auf einem ganz anderen Gebiete glänzend in dem aller-
dings unausgeführt gebliebenen ersten Entwürfe zum Schlosse Schönbrunn. Mit dem
Palais Schwarzenberg bürgerte er den Typus des italienischen Barockkasinos auf dem
Wiener Boden ein und schuf im Stadtpalais des Prinzen Eugen eine Stiegenanlage
von ganz ungewöhnlich malerischer Wirkung. Die Tätigkeit dieses 1705 zum Ober-
inspektor aller kaiserlichen Gebäude ernannten Architekten, dessen künstlerisch großes
Empfinden in der Fassade der Karlskirche einen gewissen Hang zum Archäologentum
hervorkehrte, griff schon frühe auf die benachbarten Länder über, ob es sich nun um
die Vollendung der Bauten in Mariazeil oder das prächtige Althann'sche Schloß Frein
in Mähren handelte. Hochgeschätzt war er in Salzburg, dessen Erzbischof Johann
Ernst Graf Thun -Hohe nstein, ein Liebhaber kuppelgeschmückter Zentralbauten,
ihn mit Kirchenbau- und Lustschloßaufträgen bedachte. In Böhmens denkmalreicher
Hauptstadt schuf er in dem Palais Glam-Gallas ein vornehmes Werk, für das Grab-
mal des Grafen Mitrowitz in der Jakobskirche einen durch Verwertung des Pyramiden-
motives interessanten Entwurf; für die Haindorfer Kirche, eine Stiftung der Grafen
Clam-Gallas, lieferte Fischer von Er lach die Pläne. Der Künstler, welcher Lehr-
meister Josefs' I. in der Mathematik, Befestigungskunst und Architektur gewesen war,
strebte gegen das Ende seines Lebens bereits nach einer gewissen Verschmelzung des
italienischen Geistes und französischen Geschmackes; letzterer drängte sich jedoch
angesichts der Abneigung Karls VI. gegen die sonst alle übrigen Höfe beherrschenden
französischen Formen nicht zu stark vor, während er bereits bei dem in Beruf und
Amtsstellung dem Vater folgenden jüngeren Fischer von Er lach viel entschiedener
durchschlug. Es nimmt uns nicht Wunder, daß der Künstler, welcher den großen
Architekten des 16. Jahrhundertes und besonders klassisch-römischen Vorbildern nachr
strebte und in der Karlskirchenfassade für die tempelartige Säulenhalle mit dem Trajans-
säulenmotive eine aus künstlerischen und archäologischen Ideen herauswachsende,
architektonisch wie malerisch reizvolle Verbindung zu schaffen wußte, auch der ge-
schichtlichen Entwicklung seiner Kunst mit lebendigstem Interesse gegenüberstand.
Als großer Sohn einer künstlerisch überaus bewegten Zeit fühlte er sich zur Heraus-
M 46 >*
gäbe seines monumentalen Kupfervverkes der „historischen Architektur" gedrängt, das
den Vergleich der hervorragendsten Bauschöpfungen aller Zeiten, Länder und Völker
nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten vermitteln sollte und selbst an der damals
so verpönten Gothik nicht achtlos vorüberging. So gewann Wien mit Johann Bern-
hard Fischer von Erlach, der durch Originalität der Konzeptionen überrascht,
ernst, erhaben und pathetisch einhergeht, mehr italienisch-klassisch bleibt und als der
Führer einer neuen Architekturbewegung in Österreich bezeichnet werden darf,
neuerlich großen Einfluß auf die Bautätigkeit der Nachbarländer.
Im Zeitalter Fischers von Erlach ging die Architekturgeschichte Wiens zur
Architektengeschichte über. Interessiert unter mittelalterlichen Werken mehr die be-
stimmte Gruppe mit Wechselbeziehungen der Einzelschöpfungen, ohne daß die viel-
fach erfolglose oder wenig Erfolg versprechende Eruierung des Meisters als gleich-
berechtigte Hauptfrage danebensteht, so gilt jetzt das Werk insbesondere als Einzel-
ofTenbarung der Leistungsfähigkeit eines Künstlers, dessen Persönlichkeit im Brennpunkte
eines bestimmten Tätigkeitskreises steht, nach fremden Einflüssen und nach Selbständig-
keitsregungen bewertet zu werden verlangt. Neben Fischer von Er lach und seinem
Sohne erfreute sich in Wien besonderer Schätzung der ersterem mindesten kongeniale
Lukas von Hildebrand, der Schöpfer des reizenden Belvederes und des Palais
K i n s k y. Seine Heranziehung zum GÖttweiger Stiftsbaue, zum Umbaue des Klosters
Brück bei Znaim und zur Errichtung des Mirabellschlosses in Salzburg sind hervor-
ragende Zeugnisse seiner weit über Wien hinausgreifenden Tätigkeit. Er steht mit
seiner Grazie, Leichtigkeit und liebenswürdig fröhlicher Anmut den Franzosen näher
als Fischer von E r 1 a c h und gewinnt mit diesen bestechenden Eigenschaften
viel Einfluß auf die Profanarchitektur selbst des Bürgerhauses.
Fischer von E r 1 a c h und Lukas von Hildebrand behaupteten sich
in angesehenster Stellung vor Domenico Martinello, dem Erbauer der Lichten-
s t e i n'schen Paläste in Wien und Urheber der Pläne für Kirche und Prälatur des
Klosters Hradisch bei Olmütz, sowie dem auch für den Klostemeuburger Prachtbau
herangezogenen Donato A 1 1 i o, dem Meister des malerischen Kuppelbaues der
Salesianerinnenkirche. Beide gehören zu der überaus zahlreichen Gruppe italienischer
Künstler, welche seit Beginn der Renaissancebewegung nach dem Norden zogen und
besonders im 17. Jahrhundert die österreichischen Länder überfluteten. Dieser persön-
liche Zuzug und die davon ausgehende Unterweisung deutscher Kräfte in italienischen
Kunstformen hat nächst den Studien österreichischer Meister in Italien die Verschmelzung
verschiedener italienischer Strömungen auf dem Wiener Boden wesentlich gefördert,
während die französische Formenwelt mehr durch Architekturbücher als durch
Architektenreisen nach Österreich vermittelt wurde. Unter den besonders von Como
und Lugano zuströmenden Italienern ragt die mitgliederreiche Familie C a r 1 o n e
hervor, welche die bereits charakterisierte einfachere Form des Kirchen- und Klosterbaues
«< 47 >^
im 17. Jahrhunderte bevorzugte, aber das Innere oft reich mit Stucco dekorierte. Wie sie
sich mit der Modernisierung gothischer Bauten abfand, zeigte sie seit 1662 bei der
Karmeliterkirche am Hof, wo sie mit der von Palastbaumotiven durchsetzten Giebel-
konstruktion und der monumentalen Terrasse ein neues Schaustück schuf. Die römische
Fassadenbehandlung brachten die Carlone, denen auch die Errichtung einiger Stadttore
Wiens übertragen wurde, bei der umgebauten Dominikanerkirche trefflich zur Geltung;
in den österreichischen Klöstern wie Garsten, Kremsmünster, Lambach u. a., fanden sie
durch Jahrzehnte lohnende und zahlreiche Aufträge. Einer besonderen Bevorzugung
beim Kaiserhofe erfreuten sich die Italiener als Dekorationsarchitekten für die oft mit
glänzendem Prunksinne in Szene gesetzten Theateraufführungen und besondere Auf-
züge. In hoher Gunst Leopolds I. stand der in dieser Hinsicht eminent begabte
Burnacini. Von den Mitgliedern der Familie Galli-Bibiena, die als Architekten
stark das Malerische betonten, hat sich Ferdinando durch die prachtvolle Insze-
nierung der 1723 in Prag aufgeführten Krönungsoper in Aufsehen erregender Weise
hervorgetan. Die Konkurrenz der fremden Künstler wurde von den einheimischen gewiß
schwer empfunden. Das erklärt vollauf den Jubel, als 1690 Fischer von Erlach beim
Einzüge des Kronprinzen Josef mit seinem Triumphbogen den Francesco B i b i e n a
aus dem Felde schlug, was als Sieg deutscher Kunst über die Fremdländerei verherrlicht
wurde. Fischers späterer Sieg über das Modell Ferdinando Bibienas für den Bau der
Karlskirche bezeichnete wohl den Augenblick, in welchem die einheimische, allerdings
so stark von Italien beeinflußte Richtung sich den Fremden gegenüber als ebenbürtig
fühlen mochte. Wie weit die von Wien ausgehende italienische Einflußnahme reichte,
beweist am offensichtlichsten die von 1699 bis 1729 errichtete Dominikanerkirche in der
deutschböhmischen Stadt Gabel ; sie erinnert in ihrer Erscheinung stark an die von 1 1 g
als Bibiena- Schöpfung erklärte Wiener Peterskirche, mit deren Innern auch die Schloß-
kirche zu Jarmeritz in Mähren manche Verwandtschaft aufweist. Merkwürdig bleibt es,
daß in dem nur wenige Stunden von Gabel entfernten Haindorf auch die Nordgrenze
der Fischer von Erl ach 'sehen Einflußsphäre hinläuft, die also mit der von Wien
ausgehenden italienischen Richtung sich zum großen Teil deckt. In Italien und Wien
empfing seine Ausbildung Michael Brunner, welcher in die 1722 errichtete Kirche der
Baura bei Lambach dieselben symbolischen Dreibeziehungen hineinheimste, wie sie
Georg Dintzenhofer in dem Kappel bei dem bayrischen Zisterzienserkloster Wald-
sassen 1655 ähnlich geboten hatte. Gegen die beiden führenden Richtungen Wiens
vermochten vorübergehende Beziehungen des großen Würzburger Architekten Balthasar
Neu mann, eines Egerer Stadtkindes, keine nachhaltige Rückwirkung zurückzulassen.
Wohl aber arbeiteten sich Meister niederösterreichischer Städte, wie Prandaur und
Mungenast in St. Polten, langsam zu Ansehen und großen Aufträgen empor.
Auch die Hütte von St. Stephan büßte unter den geänderten Verhältnissen der
ganzen Wiener Kunstentwicklung viel von ihrer bevorzugten Stellung ein. Schon 1623
48 >i
suchte man sich die italienische Konkurrenz vom Leibe zu halten, indem man fest-
setzte, keinem Welschen die Freiheiten und Zunftartikel vorzuzeigen und zu vertrauen.
1646 kam es nach dem Privileg Ferdinands III. zu einer Beilegung der durch etliche
Jahre her geführten Uneinigkeiten der gesamten deutschen und welschen Steinmetzen
und Maurer, die auch im Privileg Leopolds I. von 1662 noch äußerlich geeint er-
scheinen. Erst 1687 wurde gegen gewisse Übergriffe der meist aus Italienern sich rekru-
tierenden Stukkateure eingeschritten. Der Vergleich der Zusammensetzung der Mitglieder
der Hütte des 15. und des 17. Jahrhundertes ergibt den wichtigen Unterschied, daß
sie nicht mehr bloß die Steinmetzen, sondern auch die Maurer als eintrittsberechtigt
anerkannte und mit der Aufnahme letzterer dem Breitmachen des Handwerksmäßigen
Eingang verschaffte. Schon um die Mitte des 17. Jahrhundertes war das Geltungsgebiet
der Wiener Haupthütte nach den Privilegien von 1646 und 1662 hauptsächlich auf Nieder-
und Oberösterreich eingeengt. Die spätere Loslösung des deutschen Hüttenverbandes von
dem Vororte Straßburg kam der Hebung ihres Ansehens nicht im mindesten zustatten,
weil die Organisation sich überlebt hatte und den Zeitbedürfnissen nicht mehr entsprach.
Im Zeitalter Maria Theresias, das eine größere Annäherung an Frankreich
in politischen Dingen brachte, stieg zwar auch der direkte französische Einfluß auf
das Wiener Künstleben, ohne jedoch die Hervorbringung so mannigfacher und groß-
artiger Architekturschöpfungen zu . erzielen, wie sie das Zuströmen italienischer An-
regungen in überreicher Gestaltungskraft begünstigt hatte. Obzwar das Roccoco bei
dem von Pacassi vollendeten Baue von Schönbrunn seine ganze Pracht und Zier-
lichkeit der Innenausstattung glänzend entfaltete, Jadots Akademie der Wissen-
schaften in Fassade, Säulenparterrehalle und Saal nicht geistlos konzipiert ist und
Ferdinand Hohenberg von Hetzendorf in der graziösen Gloriettanlage zu Schön-
brunn seine in Paris genossene Ausbildung und in der malerischen römischen Ruine
des Schönbrunner Parkes bereits ein Abschwenken zur Romantik bekundete, gingen
künstlerische Leistungsfähigkeit und die Zahl der neuen großen Aufträge erheblich
zurück. Der bei Hohenbergs Palais Fries auf dem Josefsplatze sich regende Klassi-
zismus fand in Peter von Nobile, dem in Vitruv, Vignola und Palladio aufgehenden
Erbauer des Burgtores und des Theseustempels, den entschiedensten Vertreter. Aber
in der etwas öden Nachahmung klassischer Formen regte sich kaum mehr künst-
lerisches Empfinden als in der jeder gesunden Lebensregung entbehrenden Bureau-
architektur des allgewaltigen Baurates Sprenger. Seit ungefähr 1850 vollzieht ^ch
der Bruch mit dem durch ihn vertretenen System und setzt die dritte große Epoche
der architekturgeschichUichen Entwicklung Wiens ein, die man heute noch kaum als
abgeschlossen betrachten darf Auch sie hat mit einer beträchtlichen Anzahl stattlicher
Monumentalbauten, in denen hochbegabte Meister die Kunstformen der Vergangenheit
vom griechischen Altertume bis zu den Glanztagen österreichischer Barockkunst neu
zu Worte kommen ließen, charakteristische Züge in der architektonischen Physiognomie
« 49 >»
der Kaiserstadt hinterlassen ; ihre kritische Würdigung wird einer unbefangenen Zukunft
vielleicht besser gelingen als uns ganz unabsichtlich einer gewissen Parteinahme zu-
neigenden Zeitgenossen. Sicher steht aber heute schon die Tatsache fest, daß die dritte
Entwicklungsphase sich den beiden andern würdig anreiht und wie jene im 14. oder
15. Jahrhunderte oder im Zeitalter Leopolds I., Josefs I. und Karls VI. die Aufmerk-
samkeit Europas wieder auf die baukünstlerische Leistungsfähigkeit Wiens gelenkt hat,
Die einzelnen Epochen der baugeschichtlichen Entwicklung Wiens zeigen
mehrere charakteristische Verschiedenheiten. Der vom Westen kommende Einfluß
erreicht mit der von Frankreich über Deutschland herandrängenden Welle der Gothik
hier einen solchen Höhepunkt, daß Wien in der ganzen Baubewegung des späten
Mittelalters sich die Anerkennung einer sonst nur wenigen Bauhütten eingeräumten
Bevorzugung künstlerischer Geltung zu sichern wußte. Mehr als in dieser ersten,
auf kirchlichem Gebiete Hervorragendes hinterlassenden Epoche haben Kirche,
Hof, Adel und Bürgertum sich während der zweiten, in welcher italienische An-
schauungen in großen Bauschöpfungen monumental verkörpert wurden, indeß die Be-
ziehungen zum Westen sich lockerten und erst im 18. Jahrhunderte solche zu Frank-
reich etwas mehr hervortraten, in zielbewußter Förderung der Wiener Architektur ver-
einigt ; in ihr lassen bereits führende Persönlichkeiten sich als ganz bestimmt charak-
terisierbare Architektenindividualitäten schärfer denn ehedem fassen und erfassen. Die
dritte fand ihre Stärke im geistreichen Schöpfen aus dem Borne der Vergangenheit,
deren Formenschatz eine Anzahl der bedeutendsten Architekten des 19. Jahrhunderts
Gegenwartsbedürfnissen anzupassen versuchte. Die erste Epoche ist wahrhaft pro-
duktiv, die dritte mehr als die zweite rezeptivproduktiv oder reproduzierend zu nennen.
Im Stadtbilde Wiens haben Mittelalter und Neuzeit sich in der Sprache der
Steine großartig verewigt. Wie der steinerne Schwurfinger des Stephansdomes immerdar
von der Glanzzeit der Wiener Bauhütte im Mittelalter hochragend zeugen soll, so
erscheinen auch die einer nicht minder schöpferischen Epoche entstammenden Kirchen-
und . Palastbauten der Barocke wie die Ringstraßenbauten des 19. Jahrhunderts gleich-
wertige Glieder einer mehr als siebenhundert Jahre umfassenden Entwicklungsreihe.
Was einst das Auge der Vorfahren erfreute und entzückte, muß ein Schatz für Gegen-
wart und Zukunft bleiben. Sein Verzeichnis füllt mit goldenen Lettern manch Ehren-
blatt der Geschichte Wiens, für deren allseitiges Verständnis die weitesten Bevölkerungs-
schichten zu gewinnen die stolze Sonderaufgabe unseres Vereines bleiben soll. (Lang-
anhaltender Beifall und Händeklatschen. Der Redner wird beglückwünscht.)
Präsident: Ich erlaube mir die heutige Festversammlung zu
schließen und danke denHerren nochmals für die Auszeichnung, die
Sie durch Ihre Gegenwart dem Altertums- Verein erwiesen haben.
(Schluß der Versammlung Vi2 Uhr.)
4< 50 »
IL
Das Festmahl.
Am Montag den 23. März fand um 7 Uhr abends im Hotel Meißl&Schadn
auf dem Neuen Markte ein Festmahl statt, an welchem sich folgende Vertreter aus-
wärtiger und inländischer Gesellschaften und Mitglieder des Altertums-Vereines
beteiligten :
C. A. Artaria, kais. Rat und Kunsthändler; Dr. F. B irkner, Assistent der
anthropologisch -prähistorischen Sammlung der Stadt München; Rudolf Breuer,
Architekt und Baumeister; Dr. Robert Deutschmann, Hof- und Gerichtsadvokat,
Gemeinde- und Stadtrat der Stadt Wien; Ludwig Eberle, k. und k. Hauptmann;
A. V. Feigel, k. und k. Sektionsrat und Vize-Direktor des k. und k. Haus-, Hof-
und Staatsarchives ; R. Gillar; Karl Freiherr von Haan, k. und k. Rittmeister i. R.,
Gutsbesitzer; Ludwig Hermann, k. k. Baurat, Architekt und Dombaumeister;
Adolf Hofbauer, Architekt und Baumeister; Adalbert Horcicka, k. k. Professor
und Vertreter des Vereines der Geschichte der Deutschen in Böhmen; Richard Jordan,
k. k. Baurat, Architekt und Baumeister; Dr. Friedrich Kenner, k. und k. Hofrat;
Engelbert Keßler, Vertreter des Vorarlberger Museums -Vereines in Bregenz ; Dr. August
Kirsch; Dr. Josef Lampel, k. und k. Haus-, Hof- und Staatsarchivar; Louis List,
k. k. Regierungsrat; Alois Low, technischer Leiter der Glasmalerei R. Geylings Erben;
Viktor Luntz, k. k. Professor an der Akademie der bildenden Künste, Baurat und
Architekt; Dr. Anton Mayer, n.-ö. Landesarchivar; Professor Fr. Monte lius, Ver-
treter der Akademie in Stockholm; Dr. M. Much, k. k. Regierungsrat; Dr. Alfred
Nag], Hof- und Gerichtsadvokat, Vize - Präsident des Vereines für Landeskunde von
Niederösterreich; Dr. Josef Neumayer, zweiter Vize - Bürgermeister der Stadt Wien;
Dr. Josef Neuwirth, Professor für Kunstgeschichte an der k. k. Technischen Hoch-
schule; Monsign. Dr. Theodor Ortvay, päpstl. Hausprälat, Professor und Mitglied der
Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest; Dr. Franz Ostermeyer,
Hof- und Gerichtsadvokat; J. M. Pachinger, Archäolog, Vertreter des historischen
Vereins von und für Oberbayern und der numismatischen Gesellschaft in München;
August Schaffet, k. k.^ Regierungsrat, Direktor der Gemäldegallerie des A. h. Kaiser-
M 51 A
hauses ; Josef Schönbrunne r, Direktor der Erzherzogl. Friedrich'schen Sammlung
„Albertina"; Johann Schwerdtner, kais. Rat, Graveur; Dr. Albert Starzer,
Direktor des k. k. Archives für Niederösterreich ; Karl Stern, Vertreter des Altertums-
Vereines in Worms ; Dr. Karl U h 1 i r z, k. k. o. ö. Universitätsprofessor ; Alois V e 1 1 z e,
k. und k. Hauptmann; Moriz Edler von Weitenhiller, Hofrat und Kanzler beim
Deutschen Ritterorden; Dr. Eduard Wertheim er, Professor an der königl. Ungarischen
Rechtsakademie in Preßburg, Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften
in Budapest; Dr. Johann B. Witting, Hof- und Gerichtsadvokat, Ausschußmitglied
und Vertreter der k. k. Heraldischen Gesellschaft „Adler"; Josef W ü n s c h, Geschäfts-
leiter des Altertums-Vereines; Jakob Zeidler, k. k. Gymnasialprofessor.
Diese ansehnliche, gesellige Zusammenkunft, um die Gedenkfeier des 50 jährigen
Bestehens des Altertums-Vereines ebenso würdig zu beschließen, als sie begonnen,
nahm einen überaus schönen und gemütlichen Verlauf, der sich am besten in den
schwungvollen und gehaltreichen Tischreden widerspiegelt, die dabei gehalten wurden.
Nach dem dritten Gange erhob sich der Vorsitzende Hofrat Dr. Kenner, um
Se. Majestät dem Kaiser die dankerfüllte Huldigung zu weihen. Er sprach:
Sehr verehrte Herren!
Auf der Medaille, welche verehrte Freunde unserem Verein zum heutigen
Festtage gewidmet haben, erscheint eine Allegorie auf den Verein. Es ist auf der
einen Seite eine Mädchengestalt dargestellt, welche versinnbildlichen soll, daß die
Wissenschaft immer jung ist und es ist damit zu verbinden, daß auch der Altertums-
Verein immer jung und blühend bleibe. Diese allegorische Gestalt unterbricht das
Studium einer Urkunde, um den Vorhang vom Fenster ihrer stillen, einsamen Kammer
zurückzuziehen, wie ja die Forschung stets darnach strebt, den Schleier der Ver-
gangenheit zu lüften. Sie sieht vor sich das alte Wien, den Kahlenberg, die Stephans-
kirche und die kaiserliche Hofburg in ihrer alten Bauform. Es soll damit nicht bloß
angedeutet sein, daß der Verein einmal eine große Abhandlung über die kaiserliche
Hofburg herausgegeben hat, sondern ich möchte damit einen anderen allgemeinen
Sinn verbinden.
Meine Herren! Nicht bloß der Kahlenberg und nicht bloß die Stephanskirche
sind Wahrzeichen bedeutender historischer Erinnerungen, Wahrzeichen, an denen wir
alle mit Liebe und Ehrfurcht hängen, auch die kaiserliche Hofburg ist ein solches.
Ich glaube, es wird selten ein Wiener, oder Angehöriger der Monarchie, aus welchem
Teile derselben er hieherkommen mag, oder selbst ein Fremder, die kaiserliche
Burg betreten, ohne des erhabenen Herrn zu gedenken, der sie bewohnt, ohne sich
Seiner schweren Sorgen, Seiner nimmermüden Arbeit für das Wohl Seiner Reiche
zu erinnern. Von dem reichen Umfange Seines Arbeitsgebietes will ich heute nur
einen Punkt hervorheben, der auch uns betrifft. Se. Majestät hat einmal zu einer
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Deputation, die ein Anliegen Seiner Gnade empfahl, die Worte gesprochen: „Ich
nütze gern!" Diese Worte — der schlichte Ausdruck großherziger Gesinnung —
haben sich tausend- und tausendfach bewährt. In allen Teilen des Reiches, in allen
Berufsklassen, in allen Schichten der Bevölkerung sind sie zur Wahrheit geworden.
Es gibt ja kaum eine gemeinnützige Unternehmung, kaum einen Verein, mag er
wissenschaftliche oder humanitäre oder utilitäre Ziele verfolgen, der nicht den Namen
Sr. Majestät an der Spitze seiner Wohltäter und Gönner aufiführt, und einer der ältesten
dieser Vereine ist der unsere. Seit nahezu fünfzig Jahren erfahren wir Jahr für Jahr Erweise
der huldvollsten Fürsorge, die für uns eine Quelle der Ermutigung und einer immer
tiefer gefühlten Dankbarkeit sind. Darum wendet sich unser aller Herz und Sinn vor-
züglich an dem heutigen, erinnerungsreichen Tage unserem erhabenen Gönner zu,
und ich bin überzeugt, meine Herren, daß Sie freudigen und dankerfüllten Herzens
in den Ruf einstimmen : „Gott erhalte, Gott beschütze und segne unsem Kaiser,
Se. Majestät. Unser all ergnädigster Herr und Kaiser Franz Josef I. lebe hoch,
hoch, hoch!" (Die Versammlung brachte ein dreimaliges, begeistertes Hoch aus.)
Nunmehr erhob sich der Vizepräsident des Vereines, Regierungsrat Dr. Mneh^
zu folgendem Trinkspruche:
Mein sehr geehrter Herr Vorredner hat an die junge Gestalt auf der Erinnerungs-
medaille den Wunsch geknüpft, daß unser Verein auch in Zukunft gedeihen möge.
Ich glaube, daß wir berechtigt sind, mehr als einen Wunsch auszusprechen, daß wir
eine gewisse Zuversicht auf das Gedeihen des Vereines hegen dürfen.
Ich möchte Sie daran erinnern, daß eine der größten Gnaden, die wir Sr. Majestät
verdanken, die Erlaubnis ist, daß einer der durchlauchtigen Prinzen des Erzhauses,
ein NelTe Sr. Majestät, das Protektorat über den Verein übernehme. Se. k. und k. Hoheit
hat wiederholt seine warme Teilnahme für die wissenschaftliche Forschung zum Aus-
druck gebracht und hat insbesondere in huldvollen Worten das Wirken unseres
Vereines anerkannt. Diesem stehen ja weiterhin noch schwierige Aufgaben bevor,
aber auf Grund dieser Zuversicht und unter dem Schutze Sr. kais. Hoheit . glaube
ich, daß wir mit einiger Sicherheit darauf rechnen können, die uns selbstgestellte
Aufgabe zu lösen. In dieser Zuversicht bitte ich Sie, Ihr Glas zu erheben mit dem
Rufe: „Se. k. und k. Hoheit unser durchlauchtester Erzherzog-Protektor lebe
hoch, hoch, hoch!" (Die Versammlung brachte ebenfalls ein dreimaliges, begeistertes
Hoch aus.)
Als Vertreter der Stadt Wien sprach hierauf Vizebürgermeister Dr. Nenmayer :
Meine sehr verehrten Herren!
Eine der schönsten Aufgaben ist mir heute zuteil geworden, indem es mir
vergönnt ist, in diesem Kreise von angesehenen Männern der Wissenschaft namens
der Stadt Wien einige Worte zu sprechen. Unter den verschiedenen Wissenschaften,
4< 53 >»■
welche an unseren Lehranstalten gelehrt werden, ist die Wissenschaft der Geschichte,
der Geschichte der Menschheit, eine solche, welche man nahezu die populärste nennen
kann. Sie ist eine Wissenschaft, welche eigentlich schon aus dem Volke kommt und
im Volke ihren Segen hat. Ich glaube, gerade in Wien, wie auf österreichischem
Boden überhaupt, kann man das am meisten schauen. Es wird kaum ein Land,
kaum eine Stadt geben, welche so viele und so weit zurückgreifende geschichtliche
Erinnerungen, so viele Denkmäler der Geschichte, so viele Denkmäler der mit der
Geschichte verbundenen Kunst hat, wie Wien und wie unser Land Niederösterreich.
Ich will damit nur sagen, daß unser Volk schon seit jeher dazu geboren und erzogeri
war, für geschichtliche Forschung ein ganz besonderes Interesse zu haben, urid das
hat es auch immer bewahrt. Auf dem Wiener Boden sind daher auch die schönsten*
Vereinigungen entstanden, welche die Kultivierung der Geschichte, ich möchte beinahe
sagen der populären Geschichte zum Gegenstande haben. Zu diesen Vereinen gehört
in erster Linie derjenige, welcher heute seinen fünfzigjährigen Bestand feiert und mit
Recht «uf glänzende Resultate der geschichtlichen Forschung zurücksehen kann, wie
selten ein wissenschaftlicher Verein. Der Altertums - Verein ist ja mit dem Wiener
Boden so enge verbu'nden und die Männer, welche sich hier zur Forschung vereinigt
haben, sind zum großen Teil Wiener. Man kann sagen, daß diöser Verein elfte Stätte
wissenschaftlicher Forschung war zum Ruhme und zur Verherrlichung unserem schönen
Gesamtvaterlandes, zur Verherrlichung unseres engeren Vaterlandes und unserer Vater-
stadt Wien. (Rufe : Gewiß ?) Und so geschieht es nur au^ Dankbarkeit, wenn icfh
heute die Gelegenheit benütze, um im Namen der gesamten Bevölkerung von W^en,
dem hochverehrten Vereine und allen Männern, welche sich um unsere Vaterstadt
verdient gemacht haben, zu diesem glorreich vollbrachten fünfzigsten Jahre vorti
ganzen Herzen die innigste Gratulation dai'bringe. Ich bitte Sic, meine Hen-en, mit
mir einzustimmen in den Wunsch: „Der Altertums -Verein zu Wien er lebe, ei*
wachse, blühe und gedeihe ad multos annos, ad plurimos annos. Er lebe' hoch mit
den Männern, die an seiner Spitze stehen, dreimal hoch." (Die Versammlung bringt
ein dreifaches Hoch aus.)
Nach einer kurzen Pause nahm Prof. Dr. Ed. Wertibeimer als Vertreter der
Ungarischen Akademie der Wissenschaften das Wort upd widmete in ihrem Namen
dem Altertums- Vereine folgenden .Trinkspruch: . >'■'.■■•.
Hochgeehrte Herren!
Eigentlich hat schon gestern mein Kollege Mohsigh. Professor Dr. Ortvay
am. grünen Tische der schönen Mission entsprochen, mit der uns die ungarische
Akademie der. Wissenschaften betraut hat^ Ihnen zu Ihrem Jubelfeste die herzlichsten
Glückwünsche zu überbringen. Gestatten Sie mir, daß ich heute am: weißen Tische:
noch einiges zu diesen Glückwünschen hinzufüge. Ich glaube, es nicht nötig zu haben,
4< 54 )¥
noch besonders hervorzuheben und zu betonen, daß die ungarische Akademie der
Wissenschaften durch Delegierung zweier Mitglieder auf das lebhafteste und beredteste
bewiesen hat, mit welcher Sympathie, mit welcher warmen Teilnahme sie Ihr Wirken
und Ihre Bestrebungen verfolgt und begrüßt. (Lebhafter Beifall.) Und wie sollte gerade
die Nation, die ihren schönsten Schatz, ihren größten Stolz in ihrer tausendjährigen Ver-
gangenheit sieht und die mit der Fackel der Forschung bemüht ist, die Vergangenheit
hell zu beleuchten, wie sollte, sage ich, die ungarische Akademie als Brennpunkt
wissenschaftlichen Lebens dieser Nation, wie sollte dieses Institut nicht mit größter
Liebe und Sympathie die Wirksamkeit eines Vereines begrüßen, dessen Lebenselement,
dessen eigentliches Prinzip die Forschung und Erhaltung der Vergangenheit ist?
(Lebhafter Beifall.)
Die wissenschaftlichen Zwecke, wie verschieden auch die Ziele sein mögen,
ebnen den Weg zur Verständigung (Beifall), und das ist der Ruhm der Wissenschaft,
daß sie selbst in der Zeit der größten politischen Streitigkeiten das Wunderwerk
gegenseitiger Schätzung und Annäherung bewirkt. Meine Herren! Das Reich der
Wissenschaft umfaßt alle Geister und da gibt es keine Zollschranken, mögen sie auch
noch so hoch aufgerichtet sein, die eine Absperrung der Gedanken erzwingen oder
den friedlichen Austausch der Ideen verhindern könnten.
Ich glaube, von diesem Impuls erfüllt, hatte der Altertums - Verein zu Wien
die Liebenswürdigkeit, die ungarische Akademie der Wissenschaften zu seinem schönen
Feste einzuladen, und ich glaube, daß der Altertums - Verein auf diese Weise offen
bekunden wollte, daß der wissenschaftliche Verkehr zwischen jenseits und diesseits
der Leitha stets ein wirksamer und ununterbrochener sein möge. (Rufe: Gewiß.)
Meine Herren! Sie können versichert sein und Sie dürfen es auch in diesem Sinne
auffassen, daß diese Einladung ein verständnisvolles Echo bei uns gefunden hat. Die
Akademie hat dies durch die Delegierung zweier Mitglieder bewiesen, und ich habe in
ihrem Namen heute deren Gefühl zu verdolmetschen, indem ich dem Wiener Altertums-
Verein ein weiteres glorreiches Wirken in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wünsche,
worauf ich mein Glas erhebe und nicht nur ein dreifaches Hoch, sondern auch in
meiner Sprache ein dreifaches Eljen ausbringe. (Andauernder Beifall.)
Den freundlichen und ermutigenden Worten des Herrn Vizebürgermeisters der
Stadt Wien, Dr. Neumayer, entgegnete nun im Namen des Altertums - Vereines
Dr. Nagl^ wie folgt:
Hochverehrte Tischgenossen!
Es würde gewiß eine der schönsten Pflichten verabsäumen heißen, wenn sich
nicht einer aus unserem Kreise erheben würde, um ein Loblied auf die Stadt Wien
zu singen. Man würde wenig Wert darauf legen, wenn ich mich im eigenen Namen
erheben würde, es ist mir aber von Seite des Vereines der Auftrag zugekommen.
— «< 55
diese Aufgabe zu übernehmen und der Stadt Wien für alles, was sie für den Verein
getan hat, nochmals den innigsten Dank auszusprechen. (Lebhafter Beifall.)
In der Tat kann ich Ihnen da unvorbereitet nicht mit schönen Worten aufwarten,
desto mehr glaube ich aber, daß ich hier mein Herz eröffnen darf, um alle Gefühle auszu-
sprechen, die jeden Wiener beseelen, wenn er überhaupt auf seine Vaterstadt zu sprechen
kommt, insbesonders aber in dem Augenblick, wo mir die Ehre zuteil geworden ist,
im Namen des Altertums - Vereines auf die Stadt einen Trinkspruch auszubringen.
In der Tat sind die Berührungspunkte, welche den Altertums - Verein mit seiner
Heimatsstadt auf das innigste verbinden, nicht bloß wissenschaftlicher Art. Wenn wir
deren Straßen durchwandern und ihre Monumente ansehen, so bemerken wir überall
eine überwältigende Schönheit und gerade diese in ihrer äußeren Erscheinung ist
es ja, welche die Monumente dieses historischen Punktes noch weiter interessant
macht. In dieser Beziehung verbildlicht auch keine andere Stadt der Welt die Kultur-
bestrebungen so sehr als unsere geliebte Vaterstadt. Wo immer wir die Entwicklung
der Stadt und der Bevölkerung ins Auge fassen, sehen wir den heiteren Lebenssinn, der
zwar nicht durch Pomp, sondern durch stille Freude und feine Formen des Lebens sich
auszeichnet. Ich erinnere mich mit Vergnügen, wie einer meiner Lehrer, nämlich der
hochverehrte Herr Hofrat Eitelberge r, diesen Punkt in wirklich schönen Worten
berührt hat. Er sagte wiederholt, wenn ein Fremder die Stadt Wien betritt, so wird
er nicht durch große äußere Erscheinungen überwältigt, desto mehr aber fühlt er sich
einfach angeregt und schließlich enthusiasmiert von dem feinen, schönen, inneren LeberK,
welches die Stadt Wien auszeichnet. Von diesem Standpunkte aus ist es natürlich, daß
dieselbe den Bestrebungen des Altertums - Vereines sich mit besonderer Sympathie
zugewendet hat. Diese ist aber nicht allein äußerlich zum Ausdruck gekommen,
sondern hat sich auch bekanntermaßen in materieller Weise und dazu in wirklich
glänzendem Maße bewährt. Ich möchte noch einmal daran erinnern — was der hoch-
verehrte Herr Präsident schon in der gestrigen Festrede hervorgehoben hat — in
welch munifizierter Weise die Stadt Wien nicht nur von jeher unsere Bestrebungen
unterstützt hat, sondern auch gelegentlich der Herausgabe der „Geschichte der Stadt
Wien und ihrer Quellen" die Hand in weitgehendster Weise aufgemacht hat, wofür wir
nochmals danken müssen, um auch — wenn ich diesen Punkt jetzt berühren darf —
für die fernere Zukunft Unterstützung erwarten zu können. (Heiterkeit.) Es ist gewiß
ein glücklicher Umstand, daß einer meiner liebsten Freunde und Kollegen, der Herr
Vizebürgermeister der Stadt Wien, heute anwesend ist, um diese Worte mit anzuhören,
und ich darf im Namen des Vereines gewiß die Hoffnung aussprechen, daß er im
Amte in dieser Beziehung der Dolmetsch unserer Gefühle sein wird. Ich bitte Sie,
auf unseren lieben alten hochverehrten Freund ein Hoch auszubringen, indem Sie
Ihr Glas erheben und in den Ruf einstimmen „die Stadt Wien lebe hoch." (Die
Versammlung bringt ein dreimaliges Hoch dar.)
56 »
Da der Altertums-Verein bei seinem Jubelfeste in so auszeichnender Weise
durch fremde Vertreter begrüßt und geehrt wurde, war es ja nur ganz selbstverständ-
lich, daß von Seite des Vereinsausschusses dieser Vertreter auch beim Festmahle in
gleich ehrender Weise gedacht wurde. In diesem Sinne erhob Prof. Dr. Neawirth sein
Glas und widmete ihnen folgenden begeisternden Trinkspruch:
Hochgeehrte Herren!
Die auszeichnende Entsendung der Vertreter bewährter Korporationen und
zahlreicher Vereine des Auslandes, wie des Inlandes, welche der festlichen Begehung des
Jubiläums des Wiener Altertums-Vereines eine ganz besondere Weihe verliehen hat,
verpflichtet uns auch in dieser Festesstunde, diese Vertreter herzlichst zu bitten, den
Ausdruck unseres innigsten Dankes für die auszeichnende Anerkennung, die sie
unseren Bestrebungen zollen und die in ihrer Vertretung gelegen ist, freundlichst ent-
gegennehmen zu wollen. (Beifall.)
Gerade dieses persönliche Erscheinen, die Ansprachen und die herzlichen
Glückwünsche haben außerordentlich viel zur Erhöhung des Glanzes unserer Feier
beigetragen (Beifall), in der Art und Weise, daß jeden von uns die Erinnerung daran
erheben und für das ganze Leben begleiten wird (Beifall). Abgesehen von der augen-
blickli6hen Bedeutung liegt für uns ja in den Bleibenden der eigentliche Wert, aus
Ihrem Erscheinen und Ihren Sympathiekundgebungen das erhebende Bewußtsein der
uns stolz machenden Anerkennung für die fachmännische Bewertung der Bestrebungen
des Wiener Altertums -Vereines zu gewinnen, das Bewußtsein, daß die redliche Arbeit
desselben überall dort, wo wahrer Sinn für wissenschaftliches Bestreben, für eine
unparteiische und unbefangene Aufhellung der Geschichte, für eine Belebung des
vaterländischen Sinnes im Rahmen der Geschichtsforschung noch platzgreift, im
vollen Umfang anerkannt, gewürdigt und auch von allen als geistiges Kapital betrachtet
wird, : welches wir unter Mithilfe der besten Arbeiter anderer Nationen und Länder
auch weiter ausnützen wollen. (Lebhafter Beifall.) Sich aber mit den Edelsten und
Besten der Menschheit eins zu wissen, in der Förderung des Wahren, Edlen, Großen
und Schönen den Werdegang der Kultur aufzuhellen, die einzelnen Spielarten derselben
auf Grund besonderer Spezialgebiete zu zergliedern und auseinanderzuhalten, die Ein-
reihung der einzelnen Völker und Stämme nach dem kulturfördemden Anteil zugleich
mit Sicherheit herzustellen, das ist und bleibt die edelste und schönste Aufgabe des
menschlichen Strebens.
Meine Herren ! Ob Sie nun von der anderen Reichshälfte oder vom deutschen
Reiche gekommen sind, ich glaube wir sollen und müssen uns allezeit eins fühlen
und diese Gemeinsamkeit redlicher Arbeitsgrundsätze wird uns vereint auch gewiß
allezeit schöne und erhebende Erfolge sichern. Von diesem Standpunkte aus begrüßen
wir Sie heute mit der ganzen, warmen Herzensinnigkeit, welche in diesem schönen
Bande seit den sagenumrauschten Tagen eines Rüdiger von Pöchlam, des lieder-
« ß7 >>
gefeierten Heros der österreichischen Gastlichkeit, geradezu traditionell geworden ist.
Lassen Sie mich hoffen, daß die wenigen Stunden, die wir in Ihrer Gesellschaft zu
verleben die Ehre hatten, zugleich auch die Gelegenheit geben für das Anknüpfen
warmer, persönlicher Beziehungen, aber auch für das Anspinnen weiteren gesell-
schaftlichen Verkehres zwischen uns und Ihren Korporationen, und wenn Sie Ihren
Arbeits- und Vereinsgenossen von den Festtagen in der schönen Kaiserstadt an der
blauen Donau berichten, dann übermitteln Sie in unserem Namen mit dem Ausdrucke
des innigsten Dankes für Ihre auszeichnende Teilnahme an , unseren Bestrebungen
zugleich die Versicherung, daß eben diese Teilnahme uns doppelt verpflichtet nicht
bei dem Erreichten zu halten und stille zu stehen, sondern von dem Erreichten aus
weiter zu gehen und rührig weiter zu schaffen, um Ihres Beifalles und Ihrer Teilnahme
auch in aller Zukunft sicher zu bleiben. An der Schwelle des zweiten halben Jahr-
hunderts unseres Bestandes werfen wir in Ihrer Gegenwart stolz das Panier der alten
Arbeitsgrundsätze auf, um mit der gleichen Arbeitsfrische, mit der gleichen Arbeitsliebe,
mit der gleichen Arbeitstreue und mit der gleichen Arbeitswjahrhaftigkeit stets auch
Ihrer Anerkennung wert zu bleiben, die uns heute b^lückt und erhebt. (Lebhafter
Beifall.) Mögen Sie die Unternehmungen des Altertums -Vereines und seine Arbeiten
noch manches Jahrzehnt treulich begleiten, auf daß gleich uns, in ähnlich erhebenden
Stunden ähnlicher Festlichkeiten, immer die Mitglieder des Wiener Altertums-Vereines
sich finden mögen in dem dankerfüUten Ruf: „Die Vertreter, welche unser Fest ver-
schönert und verherrlicht haben, sie leben hoch! (Die Versammlung bricht in ein
dreifach begeistertes Hoch aus.)
Prof. Hontelius aus Stockholm ergriff zunächst das Wort und lud in humor-
voller Weise den Altertums - Verein zu einem Besuche in Stockholm ein. Er sprach:
Meine sehr geehrten Herren!
Die anderen Herren von auswärts haben mich, nachdem ich die weiteste Reise
gemacht habe, ersucht, auf die an uns gerichtet-en so sdiönen Worte geziemend zu
antworten. Als ich das Vergnügen hatte, die Reise von" Stockholm nach Wien zu
machen, habe ich so manches Merkwürdige erfahren. Zuerst ist mir aufgefallen, daß
der. Weg Von Stockholm nach Wien viel kürzer ist, als von Wien nach Stockholm,
obwohl die Entfernung hin und zurück doch, dieselbe ist. (Heiterkeit.) Ich habe noch
eine andere Erfahrung gemacht. Wenn man heutzutage im Eisenbahnwagen fahrt
und nicht so glücklich ist, ein Schlafkoupee zu haben, und dabei über eine gewisse
persönliche Länge verfügt, so ist man oft gezwungen, selbst einen „liegenden
Hocker" zu machen. Wir in Schweden sagen, wenn zufälligerweise jemand zu viel
getrunken hat: -^ es kommt dies selten vor (Heiterkeit) — „ein Kupferschmied
ist in seinem Kopfe tätig". Daraus kann man ein merkwürdiges Resultat sehen.
In der Steinzeit gab es keine Gefahr zu trinken, denn damals gab es noch keine
8
M 58 )¥■
Kupferschmiede, aber mein sehr verehrter Nachbar, Herr Dr. Much, ist dafür ver-
antwortlich, daß es heutzutage so gefahrlich ist, zu trinken, denn er ist nicht nur der
Entdecker der Kupferzeit, sondern auch der Erfinder der Kupferschmiede. (Heiterkeit.)
Sie sehen, daß man in dieser Weise wirklich die Wissenschaft sehr ernst in meinem
Lande studiert und sehen auch, daß man wichtige Resultate durch diese ernste Arbeit
erringen kann, aber es ist noch viel wichtiger, im Kreise der gelehrten Freunde die
alten Fragen zu behandeln, die ich in den Sammlungen des hiesigen Museums und
in jener des Herrn Dr. Much zu erkennen Gelegenheit gehabt habe. Ich bin für das
Gesehene außerordentlich dankbar, es reut mich nicht, daß ich diese Reise gemacht
habe und ich hoffe, daß Sie auch unsere Funde einmal besichtigen werden. Wir
haben in Schweden auch Eisenbahnwagen, wo man es wirklich sich recht bequem
machen kann. Einer unserer höheren Eisenbahnbeamten, der etwas größere Körper-
länge als ich hatte, hat extra dazu gedient, um die Länge der Eisenbahnwaggons
zu bestimmen. Er hat alle Waggons probiert und die er akzeptiert hat, kann ruhig
die ganze Menschheit akzeptieren. ^
Indem ich für die schönen Worte meinen besten Dank sage, heiße ich Sie
willkommen in Stockholm. Es wird uns ein Vergnügen sein, Ihnen die Sammlungen,
die wir haben, zu zeigen, und Sie werden daraus erkennen und studieren können,
welche Verbindungen zwischen den österreichischen und skandinavischen Ländern in
früheren Zeiten bestanden. Also willkommen im Stockholmer Museum! (Lebhafter Beifall.)
Diesen Worten des Herrn Professors M o n t e 1 i u s fügte Msgr. Prof. Dr. Ortray
eine kleine Korrektur an. „Kein Buch, sagte er, ist so schön geschrieben, daß nicht
einige Errata darin wären, und keine Rede so schön gesprochen, daß man daran
nicht etwas bemängeln könnte. Ich glaube, auch die schöne und enthusiastisch auf-
genommene Rede meines hochgeehrten Vorsprechers, des Herrn Prof. Montelius
kann eine kleine Korrektur über sich ergehen lassen. Der hochgeehrte Professor meint
in launiger Weise, daß man von Stockholm nach Wien schneller kommt, als von
Wien nach Stockholm, \yeil man von oben rascher nach unten kommt, als von unten
nach oben. Sie werden gütigst erlauben, daß ich das rasche Vorwärtskommen in
der Richtung nach Wien der großen Anziehungskraft dieser herrlichen Kaiserstadt
zuschreibe, denn es gibt wenige Städte auf dem Kontinente, welche den Fremden, komme
er aus welch' immer einer Richtung, mehr fesseln könnten, als Wien. Darum fallt
auch das Scheiden von dieser Stadt so schwer und darum mag es schon richtig sein,
daß der Weg, welcher von Wien nach dem Norden führt, ein längerer zu sein scheint,
als der, welcher von Norden nach Wien führt. Doch seien wir dabei nicht ungerecht
und gestehen ein, daß man auch von Wien nach Stockholm recht rasch kommt.
Stockholm und überhaupt der Norden besitzt, zumal für uns Archäologen, auch eine
mächtige Anziehungskraft. Die herrlichen Museen in Kopenhagen, Stockholm, Chri-
59 )k-
stiania. Bergen, Upsala, Lund sie alle mit ihren überaus reichen, prähistorischen
Funden machen dem Archäologen den Weg dorthin zu einem kurzen. Wir können
es in ehrlicher Weise nicht in Abrede stellen, daß in der prähistorischen Wissen-
schaft, namentlich in jener der Stein- und Bronzezeit nordische Gelehrten unsere Lehrer
wahren. Die Namen eines Nilsso n, Thomsen, Hildebrand und insbesondere
der erlauchte Name eines Montelius zwingen uns zum Dank und zur Anerkennung.
Daher erlaube ich mir, mein Glas auf das fernere glückliche Gedeihen nordischer
Wissenschaft und nordischer Gelehrten, und speziell auch auf das Wohl des unter uns
weilenden Herrn Prof. Oskar Montelius zu erheben. „Hoch! und noch zweimal
hoch!" (Allgemeiner Beifall.)
Regierungsrat Dr. Much sah sich ebenfalls veranlaßt, auf die Rede des Herrn
Professors Montelius in folgenden Worten zu entgegnen :
Meine hochverehrten Festgenossenl
Gestatten Sie, daß ich vom Standpunkt des Prähistorikers die eben gesprochenen
Worte des Herrn Prälaten etwas näher ausführe.
Mein Nachbar, unser verehrter Gast aus Schweden, Herr Professor Montelius,
hat gestern bemerkt, es bestehe schon seit 4000 Jahren ein Band zwischen Schweden
und unserem Heimatlande. Dem ist auch wirklich so. Wenn vielleicht auch noch
bestritten werden kann, daß Skandinavien die Heimat aller Indogermanen ist, so glaube
ich, wird es niemanden mehr geben, der nicht Skandinavien als Heimat aller Germanen
anerkennt (Beifall) und insofeme sehen auch wir unsere Heimat, unsere Urheimat in
Skandinavien und insofeme müssen wir auch erkennen, daß wir als Angehörige der-
selben Mutter Germania Brüder sind. (Lebhafter Beifall.) Herr Professor Montelius
ist jedoch sofort auf die Neuzeit übersprungen und hat bemerkt, daß wir bescheidene
Prähistoriker in Wien in seiner Heimat, in Stockholm, sehr gut bekannt sind. Ich
danke ihm bestens für diese anerkennenden und auszeichnenden Worte, aber ich muß
das in weitaus erhöhtem Maße von den Prähistorikem im Norden sagen. Es ist ganz
eigentümlich, daß nicht nur die Heimat unseres Stammes, sondern auch die Heimat
der Urgeschichte des Menschen, also auch der Forschung nach der Urheimat unseres
Stammes in Skandinavien liegt. Die Forscher in Skandinavien sind hierin unsere Lehr-
meister, die ersten Prähistoriker gewesen, sie setzen das Werk mit einem ausgezeich-
neten Erfolge fort und einen der vorzüglichsten und vornehmsten Repräsentanten
dieser Forschung habe ich die Ehre, an meiner Seite zu sehen. (Lebhafter Beifall und
Händeklatschen.) Ich erinnere Sie weiter an den Schweden Nilsson, der schon vor
Dezennien die Steinzeit in so klarer Weise uns beschrieben hat, ich erinnere Sie an
den Dänen Tomson, der es zuerst ausgesprochen hat, daß die Menschheit sich
anfanglich mit Werkzeugen aus Stein und Knochen behelfen mußte und daß dann
eine Zeit gekommen ist, in welcher die Menschen hier in Europa und wahrscheinlich
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in der ganzen übrigen Welt zur Entdeckung und zum Gebrauche der Bronze vor-
geschritten sind, und daß auf diese Zeit die Periode folgte, in welcher sie auch das
Eisen kennen gelernt haben. An dieser Dreiteilung messen wir nun die kultur-
geschichtliche Entwicklung der Menschheit überhaupt während der Jahrtausende, die
der geschichtlichen Ära vorangegangen sind.
Ich will nicht weiter gehen, sondern nur kurz noch einige andere hochver-
diente Namen nennen, wie: Hildebrand,' Worsaae, Steenstrup, Vinge, Zink,
Vedel, Engelhardt, Sophus, Müller u. s. w., welche alle in gleicher Weise
zum Weiteraufbau der Urgeschichte Europas und der Urgeschichte der Menschheit
überhaupt beigetragen haben. Meine Herren! Es ist nicht allein das Studium der
reichen Schätze menschlicher Artefakte, die eine ferne Vergangenheit uns zurück-
gelassen hat, sondern es ist auch das Studium des Menschen selbst, seiner äußeren
Erscheinung, die Anthropologie in engerem Sinne, welches ihren Ursprung in Skan-
dinavien hat. Der Schwede Retzius war es, der uns zuerst die Beschaffenheit und
Form des menschlichen Schädels zu erkennen gelehrt hat und sein Sohn hat diese
Untersuchungen jüngst durch ein ausgezeichnetes und epochemachendes Werk in
bewundernswerter Weise weitergeführt.
Meine Herren ! Es ist mir ein Herzensbedürfnis, Sie aufzufordern, auf das Wohl
unseres verehrten Gastes zu trinken, der hier als Repräsentant der hochangesehenen
und erfolgreichen nordischen Forschung in unserer Mitte weilt. (Hoch! Hoch! Hoch!)
Als fremder Vertreter sprach auch noch Dr. Ferd. Birkner aus München
folgendes:
Hochgeehrte Herren!
Als wir Heim Pi'of. M o n t e 1 i u s baten, er möchte für uns das Wort ergrrifen,
wollten wir nur zum Ausdruck bringen, daß er für uns im gemeinsamen Namen spredie.
Herr Prof. M o n t e 1 i u s hat dies aber nicht getan, sondern er hat immer nur
voll Schweden gesprochen. Obwohl ich nun eigentlich kein besonderer Tischredner
bin, sehe ich mich doch gezwungen, das nachzuholen und noch im Namen der
übrigen Herren zu sprechen. (Beifall.) Ich habe schön gestern erwähnt, daß wir
Bayern sehr gerne nach Österreich gehen und sehr gerne mit Wienern verkehren und
ich möchte besonders darauf hinweisen, daß eigentlich die Österreicher und die Bayern
eins sind. So viel ich, ich bin ja Nichthistoriker, sondern nur Prähistoriker, weiß, sind
zwar die Herren nicht einig, ob wir wirklich gemeinsamen Stammes sind. Ob wir
von den Bajuvaren, Markomannen, Quaden u. s. w. abstammen, darüber will ich
nicht streiten, sondern ich möchte nur zum Ausdruck bringen, daß wir einfadi alle
Deutsche sind und daß germanisches Blut in unsern Adern rollt.
Außer Bayern und Schweden ist zwar kein spezieller Vertreter anwesend, ich
möchte aber doch im Namen aller germanischen Abkömmlinge den Herren vom Alter-
^ 61:
tums -Verein die besten Glückwünsche sagen und meinen gestrigen Wunsch wieder-
holen, daß es dem Verein gegönnt sein möge, noch lange so erfolg- und segensreich
weiter zu arbeiten, wie er bis jetzt gearbeitet hat und noch den Wunsch daran
knüpfen, daß wir germanischen Völker in der wissenschaftlichen Arbeit alle zusammen-
halten, um zu den Zielen der Wahrheit zu gelangen, und auf dieses hin bitte ich, mit
mir anzustoßen. (Lebhafter Beifall.)
Es war selbstverständlich ein Akt der Pietät und Dankbarkeit, daß bei dem
Festmahle auch jenes Mannes rühmend gedacht wurde, der gegenwärtig an der
Spitze des Vereines steht, bereits vierzig Jahre dem Vereine angehört und seine
hervorragenden und grundlegenden Arbeiten über das römische Wien und Nieder-
österreich gerade in den Publikationen des Altertums - Vereines niedergelegt hat.
Dieser Aufgabe unterzog sich im Namen des Ausschusses Herr Sektionsrat Feigel
in folgender Rede :
Hochgeehrte Versammlung!
Es scheint fast anmaßend, wenn ich nach allen den inhaltreichen und form-
gewandten Reden mir das Wort erbeten habe. Mich veranlaßt aber dazu das Gefühl,
daß es ebenso eine Ehrenpflicht zu erfüllen, als ein Herzensbedürfnis des gesamten
Ausschusses und aller Mitglieder des Altertums-Vereines zu befriedigen gilt
Es wurde heute zu Anfang, wie dies bei uns Österreichern gute, alte Sitte ist.
Seiner kaiseriichen und königlichen Apostolischen Majestät untertänigst huldigend^ dann
Seiner kais. und kön. Hoheit, unseres durchlauchtigsten Herrn Erzherzog -Protektors,
ehrfurchtsvollst gedacht. Es wurden endlich alle Gäste mit gebührendem Danke begrüßt,
die von nah und ferne hergekommen sind, um unser Fest zu verherrlichen. Das alles
schlägt in das Departement der auswärtigen Angelegenheiten, es betrifft die Beziehungen
des Vereines nach außen, zu seinen Gönnern und Freunden. Allein, wenn bei einem
Familienfeste die Familienmitglieder und die intimen Freunde des Hauses vers^unmelt
sind, so darf auch von den inneren Angelegenheiten, von den Familienverhältnissen,
von dem pater familias gesprochen werden ; heute, da wir ein so schönes Familien-"
fest feiern und mit berechtigtem Stolz auf die Verdiensie der Männer, welche an der
Spitze des Vereines im Laufe der fünfzig Jahre seines Bestehens gewirkt haben, hin-
weisen können, geziemt es sich auch, unseres gegenwärtigen pater familias, unseres
hochverehrten Präsidenten, zu gedenken. Meine Herren! Als wir nach dem Tode des
früheren Präsidenten unseres Vereines, Seiner Exzellenz des Grafen Abensperg
und Traun, verwaist waren, da konnte es uns Mitgliedern des Ausschusses gar nicht
zweifelhaft sein, wen wir uns zum Besten des Vereines als Nachfolger im Präsidium
wünschen könnten, und als im vorigen Jahre in der Generalversammlung von Seite
des Ausschusses der Vorschlag gemacht wurde, unseren damaligen Vizepräsidenten,
K 62 >»
der ja schon als solcher seit Jahren den größten Teil der Präsidiallasten getragen
hatte, zum Präsidenten zu wählen, da zeigte der allgemeine Beifall der Versammlung,
wie sehr wir alle den Herrn Hofrat Kenner zu achten und zu schätzen wissen. Es
ist von großer Wichtigkeit für einen Verein, wer an dessen Spitze steht. Den Herrn
Hofrat Dr. Kenner, dem wahren Kenner des römischen Wien, der so hohe Ver-
dienste um die wissenschaftliche Erforschung der Geschichte unserer Vaterstadt sich
erworben hat, einen Mann, der einen so hohen Rang unter den Gelehrten einnimmt,
sich eines so großen Ansehens in der wissenschaftlichen Welt erfreut, als Präsidenten
an der Spitze unseres Vereines zu haben, betrachten wir als eine Ehre für den Verein
und als eine sichere Gewähr für die gedeihliche Weiterentwicklung des Altertums-
Vereins zu Wien. Gar vieles möchte ich gerne von unserem Präsidenten sagen und
preisen, aber ich bescheide mich; ich kenne ja den Herrn Hofrat Kenner und weiß,
wie sehr er allen Ovationen und Huldigungen mit einer förmlichen Scheu ausweicht,
aber heute darf er sich dem nicht ganz entziehen. Heute muß er es über sich ergehen
lassen, daß wir Mitglieder des Ausschusses — die wir unter seiner unmittelbaren
Führung und Leitung im Vereine arbeitend Gelegenheit haben, voll würdigen und
schätzen zu können, welche Kraft er für den Verein bedeutet — ihm den herzlichsten
Dank sagen für die Hingebung, mit welcher er sich dem Vereine gewidmet und sein
reiches Wissen in den Dienst des Vereines stellt. An diesen sind ja in den letzten
Jahren neue und große Aufgaben herangetreten, welche den Rahmen seines bisherigen
Wirkungskreises weit überschritten. Es seien hier nur genannt die Herausgabe des
Prachtwerkes „Geschichte der Stadt Wien", von welcher bisher zwei Bände vorliegen
und der „Quellen zur Geschichte der Stadt Wien", von welcher bisher acht Bände
erschienen sind. Wie fast jedes junge Unternehmen, so hatten auch dieses manche
Kinderkrankheiten zu überwinden. Es fehlte nicht an Angriffen mannigfacher Art,
welche das gedeihliche Fortschreiten desselben zu hemmen drohten. Es wird immer
unvergessen in unserer Erinnerung haften, die maßvolle Besonnenheit, die mannhafte
Tatkraft, durch die unser verehrter Präsident. in manchen Kämpfen, die wir zu bestehen
hatten, sich als ein weiser Führer bewährt hat. Heute muß es, wie schon gesagt
worden ist, unser hochverehrter Herr Präsident über sich, ergehen lassen, daß wir
ihm aus vollem Herzen für alles danken, was er bisher für den Verein getan hat
*
Ich weiß wohl, daß er den Dank mit jener würdevollen Bescheidenheit abweist, wie.
sie nur vollwertigen, geistig hochstehenden Persönlichkeiten eigen ist; er möge es
aber heute ganz besonders hören, wie sehr wir uns freuen und wie stolz wir daratif
sind, unter seiner Führung weiterhin für die idealen, schönen Ziele, welche unser
Verein verfolgt, zuzustreben. Ich bitte Sie, meine Herren, die Gläser zu erheben und
anklingen zu lassen mit dem Ruf: „Der verehrte Präsident des Altertums -Vereines in
Wien, Herr Hofrat Dr. Kenner, lebe hoch! hoch! hoch!" (Die Versammlung bringt
ein dreimaliges begeistertes Hoch aus.)
«< 63 >>
^m^
Hofrat Dr. Kenner dankte dem Vorredner in herzlichen Worten.
Ich erlaube mir, sagte er, meinen tiefgefühlten Dank für die wohlwollende
freundschaftliche Gesinnung und für die schonungsvolle Beurteilung meiner Leistungen
auszudrücken. Der hochgeehrte Herr Vorredner muß sich aber, so schön er gesprochen
hat, von mir eine Ergänzung gefallen lassen, denn er hat einen Punkt übersehen, auf
den ich großes Gewicht lege. Er hat nicht gesagt, daß es leicht ist, Präsident zu sein,
wenn man von so ausgezeichneten Kräften unterstützt, gleichsam gehoben und getragen
wird, von Männern, welche nicht darauf sehen, ob und wie viel zu arbeiten ist, ob
und welche Anerkennung sie dafür erreichen, sondern die unbekümmert darum nur
das große Ganze im Auge behalten, von Männern, welche reich an fachlichem Wissen
und reich an Erfahrungen unentwegt die hohen idealen Ziele verfolgen.
Meine Herren! Sie können es nicht alle wissen, wie viel Arbeit, wie viel
Mühe es die Herren des Ausschusses gekostet hat, um den Verein namentlich in den
letzten Jähren durch die Klippen mancher ernsten Krisis glücklich hindurchzuführen.
Ich aber weiß es, ich bin Zeuge der Eintracht, der Hingebung und Tatkraft, mit der
gearbeitet worden ist. An mir ist es, im Namen des Vereines den hochgeehrten Mit-
gliedern des Ausschusses für all das, was sie für den Verein getan und geleistet haben,
innigst zu danken. Ich habe die Zuversicht, daß, solange die Verwaltung unseres Ver-
eines in den Händen des dermaligen Ausschusses ruht, der Verein auch blühen und
gedeihen wird. Ich erlaube mir daher ein Hoch auf die geehrten Herren Mitglieder
des Ausschusses auszubringen. (Die Versammlung bringt ein dreimaliges Hoch aus.)
Der Vertreter der Stadt Wien, Vizebürgermeister Dr. Neumayer^ hat es mit
Recht nicht unterlassen, noch auf ein Moment der wissenschaftlichen Tätigkeit des
Hofrates Dr. Kenner im Interesse der Stadt Wien hinzuweisen, die von besonderer
Bedeutung für das historische Museum derselben werden wird. Er sagte dies-
bezüglich:
Der hochgeehrte Hefr Vorredner, Herr Sektionsrat F e 1 g e l, hat uns allen vom
Herzen kommende Worte auf Her^n Hofrat Dr. Kenner gesprochen, dabei aber eine
Lücke gelassen, die ich nicht ohne 'weiters hingehen lassen darf. Gerade ich als
Vertreter der Stadt Wien, als welcher ich hier zu erscheinen die Ehre habe, muß
heute hervorheben, daß der Herr Hofrat eine Anregung gegeben hat, welche nicht nur
von seinem Standpunkt aus nicht genug bedankt werden kann, sondern welche gerade
für unsere Vaterstadt von ganz außerordentlichem Wert und von großer und wissen-
schaftlicher Bedeutung für die Zukunft ist. Es ist in früheren Jahren bei Gelegenheit
von Umbauten, Demolierungen oder sonstigen baulichen Veränderungen manchmal in
wahrhaft vandalischer Weise vorgegangen worden, wodurch es gekommen ist, daß
Denkmale von historischer Bedeutung, Denkmale alter Kunst, ja, ich möchte sagen,
auch prähistorische Denkmale für immerwährende Zeiten verschwunden sind. Herr
« 64 )f
Hofrat Kenner hat nun einige Männer gefunden und an sich zu ziehen gewußt,
welche nach seiner Anregung die Aufgabe übernommen haben, bei allen Gelegen-
heiten baulicher Veränderungen solche Denkmale alter Kunst vor Zerstörung zu
retten und so sehen Sie, meine Herren, heute ein Museum — das „Museum Vindo-
bonense", erstehen, das zwar erst im Werden ist; ich hoffe aber, daß dieses Museum
eine ergiebige Quelle für die geschichtliche und insbesonders für Altertumsforschung
unseres engeren Vaterlandes Niederösterreichs und für unsere ehrwürdige Vaterstadt
Wien werden wird, und deswegen drängt es mich gerade am heutigen Tage, namens
der Stadt Wien auch in dieser Beziehung dem hochverehrte« Herrn Hofrat als Prä-
sidenten des Altertums -Vereines zu Wien den aufrichtigsten Dank der Gemeinde
Wien zu sagen. (Lebhafter Beifall.)
Noch sprachen Herr Dr. Witting im Namen der k. k. Heraldischen Gesell-
schaft „Adler" und Herr Engelbert Keßler als Vertreter des Vorarlberger Museums-
Vereines in Bregenz. Der Trinkspruch des Ersteren lautete:
Hochansehnliche Versammlung!
Ich bin von Seite der k. k. Heraldischen Gesellschaft „Adler" in Wien mit
dem Auftrage beehrt worden, dieselbe bei Ihrer Festversammlung zu vertreten. Da ich
gestern nicht mehr zum Worte kam, so ergreife ich heute die Gelegenheit, um die
herzlichsten und aufrichtigsten Glückwünsche der k. k« Heraldischen Gesellschaft
„Adler" dem Altertums -Verein zu Wien anläßlich seines 50jährigen Jubiläums aus-
zusprechen. Der hochverehrte Herr Präsident Ihres Vereines, Herr Hofrat Dr. Kenner,
hat in seiner gestern gehaltenen Festrede bereits darauf hingewiesen, daß der Altertums-
Verein die älteste Vereinigung der Historiker Wiens ist und daß an die Begründung
desselben sich im Laufe der Sechziger und Siebziger Jahre das Entstehen einiger
anderer historischem Vereine in Wien angeschlossen hat. Zu diesen, wenn ich so sagen
darf, jüngeren Geschwistern des Altertums-Vereins gehört auch die k. k. Heraldische
Gesellschaft „Adler", Dieselbe erblickt in dem Altertums -Vereine zu Wien ein muster-
giltiges Vorbild und war immer bestrebt, in ihrer Tätigkeit und in ihren Leistungen
diesem Vorbilde nachzufolgen. Der hochgeehrte Herr Präsident hat gestern auch hervor*
gehoben, daß die historischen Vereine Wiens Gelegenheit genommen habön, sich bei
wiederholten Anlässen mit dem Altertums -Vereine in gemeinsamer Aktion zu ver-
binden; es war dies unter Anderem insbesonders auch bei Herausgabe der Fest-
schrift anläßlich des 50jährigen Regierungsjubiläums Seiner Majestät des. Kaisers der
Fall. Auf dieses fernere gedeihliche Zusammenwirken aller historischen Vereine Wiens
und darauf, daß die k. k. Heraldische Gesellschaft „Adler" mit dem Altertums-Vereine
zu Wien auch für die Zukunft in freundschaftlicher Verbindung bleibe, erlaube ich
mir das Glas zu erheben und die Herren einzuladen, ein dreimaliges Hoch aus-
zubringen. (Die Versammlung bringt ein dreimaliges Hoch aus.)
i
M 65 >»
Aus der längeren Rede des Herrn* Engelbert KeBler heben wir nur
folgendes hervor:
„Der Verein, der mich in Ihre Mitte als Delegierter entsendet hat", sagte
Redner, „erkennt voll und ganz die Bedeutung der Bestrebungen des Wiener Altertums-
Vereines an, eines Vereines an jener Stätte, wo die reichsten historischen Schätze auf-
gestapelt sind. Es bedarf darum eines langen Lebens, um dieselben einzuordnen und
zu beschreiben. Ich hatte schon gestern Gelegenheit, bei der Begi*üßung darauf hin-
zuweisen, welch reiches Geschichtsfeld auch Vorarlberg bietet, wie selbst der Boden-
see seine Geschichte hat und dies in dem Material bezeugt ist, das er durch die
Ausgrabungen von Pfahlbauten liefert.
Der Geschichtssinn des Volkes in Vorarlberg ist ein lebhafter, wie es die
einschlägige Literatur bezeugt. Die Familien des Bauernstandes, die, wie Sepp
von den Isaranwohnern sagt, einen aristokratischen Zug haben, bergen selbst ihre
historischen Schätze, daher es kommen mag, daß es oft schwierig ist, für das Landes-
museum solche Schätze zu erwerben."
Nachdem der Redner in weiterer Darlegung der Abstammung und Verwandt-
«
Schaft der Vorarlberger und Walliser, sowie deren historischen Schätze im Bregenzer
Museum darauf hingewiesen hatte, wie auch der Altertums - Verein den Zweck ver-
folge, ebenfalls alte Denkwürdigkeiten der Stadt und des Landes festzuhalten, schloß
er: „Der Beruf, dem Sie dienen, drückt Ihnen auch den Stempel auf: Das ruhige
Leben und Zurückleben! So macht die Geschichte die Jungen alt und die Alten
wieder jung. Gestatten Sie, meine verehrten Herren, daß ich das Glas, gefüllt mit dem
köstlichsten Naß, erhebe und Sie hiemit einlade, mit mir zu trinken auf das Wohl der
wieder jung gewordenen Alten!" (Beifall.)
Zum Schlüsse ergriff der Hofrat Dr. Kenner nochmals das Wort und sagte:
Ich bitte, erschrecken Sie nicht. Ein alter römischer Dichter gebraucht die
Worte: „Factum abiit, monumentamanent". — Die Tatsache geht vorüber, ihre Denk-
mäler bleiben. Wir haben heute und gestern ein Fest gefeiert, von dem ich vielleicht
glaube sagen zu dürfen: „Es freut uns". Dieses Fest geht vorüber, die 50 Jahre sind
vorübergegangen, es werden noch mehr Jahre vorübergehen und hoffentlich wird der
Verein auch dann noch bestehen; auch wir werden dahingehen, aber ein Denkmal
unseres Festes bleibt zurück. Sehr verehrte Freunde unseres Vereines haben eine
Medaille prägen lassen, eine Medaille, welche, wie ich glaube, wenigstens in Museen
und Sammlungen als eine kleine Quelle zur Geschichte unseres Vereines dienen wird.
Ich möchte Ihnen, sehr verehrte Freunde des Vereines, vom Herzen danken für
den Gedanken, den Sie gehabt und für das Geschick, mit dem Sie denselben aus-
geführt haben.
e
4< 66 >f-
An der Spitze dieser Freunde steht, wie wir alle gestern gehört haben, Herr
Bachofen von Echt. Ich fordere die anwesenden Herren auf, mit mir auf das
Wohl dieser Freunde des Vereines und namentlich des Herrn Bachofen von Echt
ein Hoch auszubringen. (Hoch! Hoch! Hoch!)
Noch^ lange dauerte es, bis die Tafelrunde aufgehoben ward, das Jubelfest des
Altertums -Vereines seinen Abschluß gefunden hatte. Jeder, der an beiden Tagen daran
teilgenommen, kann mit Recht sagen, es war ein schönes, würdiges und an Erinnerungen
reiches Fest. Vivat sequens!
« 67
m.
Die Jubiläums-Medailte.
Freunde des Altertums-Vereines hatten demselben zu seiner fünfzigjährigen
Gedenkfeier eine Medaille gewidmet Dieselbe zeigt auf der Vorderseite eine Allegorie
auf den Altertums-Verein, nämlich eine Mädchengestalt, linksgewendet, den Kopf mit
Immergrün bekränzt, in mittelalterlicher Gewandung. Sie sitzt an einem Pulte, über
welches eine aufgerollte Urkunde gebreitet ist und aufweiche sie die Linke legt, während
sie mit der Rechten den Vorhang von dem Fenster zurückzieht, wie um den Schleier
der Vergangenheit zu lüften. Sie sieht vor sich das alte Wien, angedeutet durch den
Kahlenberg (rechts), St. Stephan (in der Mitte), die kaiserliche Hofburg in der älteren
Bauform (links) und einen Teil der alten Basteien (vorne). Neben dem Pulte links
liegen Bücher (Veröffentlichungen des Vereines), dahinter an der Wand hängt ein
Flügelaltärchen, unter diesem stehen eine Pax, der Thassilo - Kelch und ein Ciborium
(Hinweis auf die Ausstellung des Jahres 1860). An der Wand rechts sind türkische
Trophäen befestigt, darunter steht der Sarkophag des Verteidigers der Stadt im Jahre 1529,
Niklas von Salm (Anspielung auf die Belagerung Wiens durch die Türken und
die Aufstellung dieses Sarkophages in der Votivkirche auf Veranlassung des Alter-
tums - Vereines). Unten links liest man den Namen des Schöpfers der Medaille:
A. SCHARF F. Auf der Rückseite ist folgende Inschrift zu lesen:
ZUR ERINNERUNG
• AN DIE
VOR FVENFZIG JAHREN
ERFOLGTE GRVENDUNG
DES
ALTERTUMS - VEREINES
ZU WIEN
VON SEINEN FREUNDEN
GEWIDMET
23. MiERZ
1903
9
Darunter Weinlaub mit Traube, rechts und links Zweige von Immergrün.
Größe: 50 mm Durchmesser. Die Medaille wurde in Silber und Bronze aus-
geführt. (Siehe Figur.)
K 6Ö >f
Autorenregister
Über sämtliche in den
Bänden 1— XXXVll der Berichte und Mitteilungen
enthaltene Aufsätze.
71 »—
■
Name des Autors
Inhalt der Abhandlung
Band
Jahr
Seite
Amon G. A. Ritter von
Trauerfeier der Residenzstadt Wien nach
Treuenfest
dem Ableben Kaiser Josef II. ... ,
23
1886
67
Anhang
24
1887
215
Archäologische Rund-
I. Die Kirche Maria am Gestade zu Wier
t 10
1869
248
schau in N.-ö.
II. Die Kirche zu Sievering
, 10
1869
273
• n
III. Die Dreikönigskapelle zu TuUn . , .
. 10
1869
276
n
IV. Die Piaristenkirche zu Krems . . .
10
1869
282
n
V. Die Spitalskapelle zu Krems . . . ,
. 10
1869
292
• n
VI. Die Grabkapelle zu Pulkau . . . ,
10
1869
295
n
VII. Die Grabkapelle zu Zellemdorf . . ,
. 10
1869
297
n
VIII. Die Stadt Hainburg
12
1872
3
n
IX. Der Rundbau zu Petronell . . . . ,
12
1872
143
n
X. Die Kirche zu Wildungsmauer ; . ,
12
1872
145
»
XI. Brunn am Gebirge ,
. 12
1872
147
n
XII. Die Ruine Starhemberg ...
12
1872
147
n
n
XIII. Neunkirchen
12
12
1872
1872
157
162
XIV. St. Peter bei Neunkirchen . . . ,
n
XV. Die SchloßkapeUe zu Pottendorf . .
12
1872
164
XVI. Kranichberg
12
1872
167
n
Aschbach Josef
Über das römische Heerwesen in Pan-
•
^ ^^ V ^^
• ^^ •
nonien im ersten christl. Jahrhunderl
t 10
1869
200
n
Beiträge zur Geschichte der römischer
Legio X gemina mit besonderer Rück-
sicht auf ihr Standlager zu Vindobone
i 5
1861
244
Aufdeckung der Fresken im Oratorium
des Schlosses Ottenstein bei Zvvettl ,
22
1883
209
Aufsätze. Index zu den ersten 24 Bänder
i 24
1887
XXI
Aus dem Laurenzergebäude in Wien . ,
33
1898
83
Aus der Umgebung von Tümitz . . . ,
, 34
1899
102
Aus Hom und Zwettl
, 34
34
33
1899
1899
1898
106
108
135
Aus Säußenstein
Aus Hausleithen .
Avanzo Dom.
Zwettl und seine Restaurierungsbestre-
bungen
22
1883
29
Bader F. W.
Der Holzschnitt in seiner ursprünglicher
%
und heutigen Erscheinung
25
1889
27
72 )^
Name des Autors
1
Inhalt der Abhandlung
Band
Jahr
Seite
Beckh - Widmanstetter
Die Porträts in Kupferstichen der steirischen
Leopold von
Herrn und Grafen von Stubenberg .
22
1883
74
Berger Adolf
Aus der Barockzeit. Der Nachlaß einer
i>
fürstlichen Dame
22
1883
99
Das fürstl. Schwarzenberg*sche Garten-
palais am Rennwege in Wien. Denk-
•
würdigkeiten 1697—1735
23
1886
147
1»
Das Grab des Grafen Adolf zu Schwarzen-
berg in der Augustinerkirche zu Wien
7
1864
171
n
Die Schwarzenberggruft bei den Augu-
»
stinern in Wien
23
1886
54
Studien zu den Beziehungen des Erz-
herzogs Leopold Wilhelm von Öster-
reich zu dem Grafen Johann Adolf
zu Schwarzenberg
21
1882
52
Bergmann Josef
Die fünf gelehrten Primssier
5
1861
179
n
Erzherzog Maximilian L und Maria von
•
Burgund und die ältesten Porträte in
der k. k. Ambrasersammlung ....
Bericht der Geschäftsleitung über die Ex-
kursionen der Vereinsmitglieder nach
Klostemeuburg, Eggenburg und Neu-
1
1856
65
berg
11
1870
XV
Bericht der Geschäftsleitung über die im
J. 1871 vom Vereine unternommenen
•
Exkursionen
12
1872
XVII
Bielsky Wilhelm
Tirnstein im V.-O.-M.-B. Ruinen der
Nonnenklosterkirche und Grabstein Ste-
phans von Haslach, Stifters der Canonie
3
1859
163
Birk Ernst
Bildnisse österr. Herzoge des XIV. Jahrh.
und ihrer Gemahlinnen
1
1856
95
n
Materialien zur Topographie der Stadt
Wien in den Jahren 1563—1587 . .
10
1860
81
Blaas C. M.
Der Pracegerhansl der Stadt Drosendorf
20
1881
94
n
Die Biene in der deutschen Volkssitte
und Meinung
24
1887
79
¥ 73 >f
Name des Autors
Blaas C. M.
Böheim Wendelin
n
n
T»
Inhalt der Abhandlung
Böheim Wendelin und
Jordan Richard
Camesina Albert
Band
Jahr
Seite
Die Regenbogenschüsselchen .....
Eisenarbeiten aus dem XVI. und XVII. Jahr-
hundert in N.-ö
Fliegender Sommer
An unsere Leser. Namen der Mitarbeiter
am 2. Bande , . •
Baumeister und Steinmetzen in Wr.-Neu-
stadt im XV. Jahrh. und ihre Werke.
Candidus Pontz von Engelshofen . . .
Der Corvinusbecher in Wr.-Neustadt . .
Die Gottesleichnamskapelle in der Burg
zu Wr.-Neustadt
Die Kriegsausrüstung in den Städten und
festen Plätzen in N.-ö. und im west-
lichen Ungarn unter Kaiser Max I.
Die Stadt Ebenfurt, ihre militärische Be-
deutung im X. Jahrhundert und ihre
spätere fortiiikatorische Entwicklung
Die WafTensammlung im Chorherrenstift
Klostemeuburg
Ein archäologischer Ausflug in N.-ö. vor
50 Jahren
Goldschmiede in Wr.-Neustadt im XV. Jhrh.
Josef Edler von Scheiger
Maler und Werke der Malerkunst in
Wr.-Neustadt im XV. Jahrhundert .
Notizen, gesammelt auf einem Ausfluge
in Niederösterreich
Scheuchenstein
Alte Abbildungen der Wiener Bürgerwehr
Beschreibung des feierlichen Einzuges des
Königs Matthias in die Stadt Wien im
Jahre 1608 . . .
Das Grabmal desselben
Das Passionsspiel bei St. Stephan in Wien
21
21
22
Mon.-
Bl.
29
27
28
9
28
31
22
24
32
24
25
23
28
12
90
21
10
1882
1882
1883
1889
1893
1891
1892
1866
1892
1895
1883
1887
1896
1887
1889
1886
1892
1872
1866
1882
1869
149
113
71
12
164
145
78
110
15
117
192
146
87
162
75
137
49
179
123
XV
327
10
74 A-
Name des Autors
Camesina Albert
n
n
n
Camesina Albert und
Heider Gustav
Chalaupka Ignaz
Dechant Norbert
Denhard Karl
Denhart J.
Inhalt der Abhandlung
Band
Die alte Peterskirche zu Wien
Die ehemalige Judenstadt in Wien. Eine
topographische Studie über das alte
Wien •
Die Maria Magdalenenkapelle am Stephans-
Freithof zu Wien und dessen Um-
gebung
Fliegende Blätter über das türkische Heer
vor Wien im Jahre 1529
Nachtrag zu den urkundlichen Beiträgen
über die alte Peterskirche in Wien .
Ober die älteste Ansicht Wiens vom
Jahre 1483
Über Lautensacks Ansicht Wiens vom
Jahre 1558 mit dem vom Wolfgang Laz
hiezu gelieferten Texte und Beiträgen
zur Lebensgeschichte des Letztem . .
Wiens Bedrängnis im Jahre 1683 . . .
Zwei Urbare des Stiftes Schotten aus den
Jahren 1376 und 1390
Der Altaraufsatz im regul. Chorherrenstifte
zu Klostemeuburg. Ein Emailwerk des
XII. Jahrhundert. Angefertigt von Niko-
laus aus Verdun
Die alte Burg Kirchberg am Walde V.-O.-
M.-B. und ihre früheren Besitzer. Mis-
zellen. C
Inschriften auf Denkmälern aus dem Viertel
ob dem Mannhartsberge
Grabschiften in der Stadtpfarr- und Stifts-
kirche zu U. L. F. bei den Schotten.
Das Herzogsbad zu Baden nächst Wien
Miszellen. Die Wiener Schlosser- und
Büchsenmacher-Ordnung vom 30. Juli
1451. Beitrag zur Geschichte der Ent-
wicklung des Kunsthandwerkes . . .
12
15
11
15
12
1
8
13
17
3
Jahr
Seite
1872
1875
1870
1875
1872
1856
1856
1865
1860
1859
1856
1877
1859
1856
1
173
214
107
190
237
7
1
1873 177
126
298
1
60
90
♦: 75 )¥
Name des Autors
Inhalt der Abhandlung
Band
Jahr
I
Dollmeyer Dr. Herm.
Drexler Karl
Einsle Anton
Eitelberger Rud. v.
Endl Friedrich
Essenwein A.
Fahrngruber Johann
Feil Josef
n
Seite
Die Baudenkmale der Habsburger
in Niederösterreich 21 1882 XIX
Paul Troger's Fresken zu Altenburg in
Niederösterreich 26 1890
Grabsteine aus der St. Dorotheerkirche
in Wien 33 1893 1
Ein archäologischer Ausflug 23 1886 17
Ein Rundgang durch das alte Wien zur
Zeit des Steinhausen'schen Stadtplanes 25 1889 32
Die graphischen Künste alter und neuer
Zeit 27 1891 80
Miszellen. E. Salzburg. Die Restauration
des südlichen Portales der Franziskaner-
kirche in S 1 1856 307
Miszellen. F. Über den Bau der Giebel am
St. Stephansdome 1 1856 308
Über einige alte ital. Gemälde in der
k. k. Akademie der bildenden Künste 1 1856 121
Die Pest in den Jahren 1679—1680 in der
Horner Gegend und die damals ent-
standenen Denkmäler der Pest ... 35 1890 112
Einiges über die Kirche zu Dreieichen . 27 1891 26
Geschichtliches und Spragistisches über
, die Pfarre Neukirchen und über St. Bern-
hard bei Hom 27 1891 153
Kurze Übersicht über die Baugeschichte
des Benediktinerstiftes Altenburg . . 26 1890 173
Die Kapelle des heil. Johannes des Täufers
genannt Capeila speciosa zu Kloster-
neuburg 5 1861 3
Unsere heimischen Glasgemälde .... 32 1896 20
Andeutungen über Sebenstein im Jahre 1855 1 1856 183
Beiträge zur älteren Geschichte der Kunst-
und Gewerbetätigkeit in Wien ... 3 1859 204
Die Fürstinnen-Gräber bei den Minoriten
in Wien 26 1890 48
1
10
M 76 )♦
Inhalt der Abhandlung
Band Jahr 1 Seite
Feil Josef
n
Femkom Karl Maria
Fr. G.
Frimmel Dr. Theod. v.
T»
Egenburg V.-O.-M.-B
Franz X. Embel (vaterländ. Biographien)
Franz Tschischka, Nekrolog
Friedrich Otto Edler von Leber (vater-
ländische Biographien)
Miszellen: A. Inschriften auf Denkmälern
im V,-U.-W.-W. mit einer genealog.
Übersicht des Geschlechtes derThonradI
Miszellen: B. Inschriften auf Denkmälern
im Viertel unter dem Manhartsberg •
Über Burgen und Schlösser im Lande
unter der Enns . . • •
Über das Leben und Wirken des Geo-
graphen Georg Matthäus Vischer . .
Die heifie Höhle bei Stüchsenstein V.-U.-
W.-W. Sagen und Legenden ....
Berthold von Treun, eine Studie ....
Beethovens Wohnungen in Wien . . .
Ergänzungen zum Radierwerk Jakob Gauer-
manns
Mitteilungen über die Gemäldesammlungen
von Alt -Wien
dto. dto.
III. dto. dto. Gallerie Festetics
IV. dto. Ein Beitrag zur Geschichte der
gräfl. Schönbom*schen Galerie . . .
V. dto. Zur Geschichte der ältesten Jäger'-
schen Galerie
VI. dto. Die Galerie des Fürsten Wenzel
Anton Kaunitz
VII. dto. Zur Geschichte der Jäger'schen
Galerie
VIII. dto. Die Gallerie des Fürsten Wenzel
Anton Kaunitz
Zur Dotierung der Kapelle bei der Peters-
kirche unweit Dunkelslein
2
1
1
1
1
1
3
30
29
25
26
26
27
28
30
31
31
32
24
1857
1856
1856
1856
1856
1856
1866
1857
1859
1894
1893
1889
1890
1890
1891
1892
1894
1895
1^5
1896
1887
87
257
311
268 '
282
293
24
97
137
62
11
31
83
1
116
21
31
101
1
72
■i< 77 )f
Name des Autors
Inhalt der Abhandlung
Band
Jahr
Seite
Fronner Dr. Karl
Die Ruine Kreuzenstein nächst Korneu-
burg V.-U.-W.-W
10
1869
68
n
Mittelalterliche Sakramentshäuschen. Licht-
und sog. Martersäulen
11
1870
295
n
Funde in und bei Gemeinlebam . , . . ;
34
1899
104
Fronner Dr. Karl und
Eine Ansicht der Stadt Wien aus der
Kabdebo H.
Mitte des XVI. Jahrhunderts ....
13
1873
174
Furtmoser Ludwig
Miszellen: D« Inschriften auf Denksäulen
aus dem Hausruckkreis in Österreich
ob der Enns . ,
1
1856
306
Gradt Johann
Archäologische Reiseaufnahmen aus dem
Viertel unter, dem Wiener- Wald . .
15
1875
117
n
Archäologische Reiseaufnahmen von der
Westgrenze Niederösterreich ....
14
1874
41
n
Wiener -Neustadt im Mittelalter ....
Hamilton Joh. Georg v. und sein Wirken
14
1874
1
.
im fürstl. Schwarzenberg'schen Hause
24
1887
205
Hartman - Franzens-
Das Wiener Bürgertum und sein Ge-
huld Dr. Ernst Edler
n
schlechterbuch
21
1882
73
#
Paul Wiedemann. Ein Wiener Bürger-
meister 1570—1650
17
1877
267
n
Die Siegel des Wiener Stadtrates * . .
15
1875
152
n
^Quellen zur Geschichte des Hauses Collalto
13
1873
61
Haupt Josef
Die Sage vom Venusberg und dem Tann-
Hauser Alois
häuser
10
27
1869
1891
315
48
Das Votivkreuz im Augarten in Wien .
n
Die Dreifaltigkeitssäule auf dem Graben
n
in Wien
21
24
1882
1887
82
43
Die Gruft zu St. Anna in Wien ....
n
Die Restaurierung der Peterskirche in Wien
26
1890
16
n
Zur Baugeschichte der Schottenkirche in
Heider und Camesina
1
Wien
30
4
1894
1860
11
1
Verduner Altar
Helfert Alex. Freih. v.
Kaspar Zdenko, Graf von Capliers . . .
21
1882
118
Heyret M.
Das Kloster zum heiligen Geist vor der
Stadt Yps .,•....-..,.
22
1883
39
-♦; 78 >f
Name des Autors
Inhalt der Abhandlung
Band
Jahr
Seite
Heyret M.
Horawitz Dr. Adalbert
Hütter Emil
n
Ilg Albert Dr.
n
n
rt
n
n
n
n
n
n
n
35-
25
160
1
Zur Geschichte des Erlaklosters in Nieder-
österreich 20 1881 103
Die Klosterneuburger Bruderschaften. Ein
Beitrag zur Sittengeschichte Öster-
reichs 9 1866
Johannes Tichtel. Ein Wiener Arzt des
15. Jahrhundert . 10 1869
Ansichten aus Niederösterreich in Brauns
Städtebuch 1572—1617 15 1875
Die große Glocke bei St. Stephan ... 13 1873
Vom ehrsamen Handwerk der Lederer.
Eine kulturhistorische Studie mit be-
sonderer Beziehung auf Wien ... 19 1880 32
Antonio Beduzzi 30 1894 67
Beiträge zur Abhandlung Rößlers, die Stifts-
kirche zu Zwettl 25 1889 122
Carpofero Tencala 24 1887 11
Das Wienerische Architektenbuch Johann
Indaus von 1686 24 1887
Der Konkordiatempel im Laxenburger
Parke 31 1895 1
Der Maler und Architekt P. Andrea dal
Pozzo 23 1886 221
Der Wiener Architekt Anton Ospel . . 24 1887 97
Der Wiener Architekt Franz Sebastian
Rosenstingl 23 1886 69
Die Aliio 23 1886 115
Die alte Kirche in Mayerling 26 1890 169
Die Bildhauer Moll 25 1889 129
Die Pfarrkirche in Laxenburg 23 1886 1
Die Sakristeibrunnen im Stephansdome
in Wien 23 1886 63
Ein Brief von Georg Raphael Donner . 26 1890 25
Franz von Rottiers 23 1886 97
Gumpoldskirche, Portalinschrift in dem
Gasthause May reders 23 1886 91
V 7Ö >¥
Name des Autors
Ilg Albert Dr.
n
n
n
n
n
n
Ilg Albert Dr. u. List C.
Jordan Richard
Jordan und Böheim
Kabdebo Heinrich
Inhalt der Abhandlung
Band
Jahr
Seite
Kunstgeschichtliches von der Karthause
Mauerbach 31 1895 125
Kunsthistorische Bemerkungen und Bei-
träge, gesammelt in Wien und auf
Wanderungen in Niederösterreich . . 13 1873 15
Nachlese zu den kunsthistorischen Be-
merkungen 14 1874 78
Nachtrag zu „Über die Pfarrkirche zu
Laxenburg« 23 1886 130
Pfafifstätten, Tribuswinkel und Traiskirchen 29 1 893 1 30
Schloß Ebergassing 30 1894 101
Schloß Friedau bei St. Polten 27 1891 63
Über eine italienische Büste des Quattro-
cento 12 1872 171
Urkundliches von Meistern der Textil-
gewerbe in Österreich 24 1887 144
Urkundliches zur Kunstgeschichte des
Stiftes Klostemeuburg unter Propst
Andreas MosmüUer 1616— 1629 .. . 26 1890 104
Waidhofen a. d. Ybbs in archäologischer
Beziehung 15 1875 141
WuUersdorf 29 1893 78
Zu der Vogelperspektive von Schloßhof 28 1892 112
Zur Geschichte der Augustinerkirche auf
der Landstraße in Wien 26 1890 59
Zur Geschichte der Pfarrkirche in Kalten-
leutgeben 24 1887 88
Aus Baden und Umgebung 28 1892 103
Die Abtragung der beiden Türme der
Frauenkirche zu Wiener-Neustadt . . 24 1887 153
Zum Wiederaufbau der Türme an der
Frauenkirche zu Wiener-Neustadt . . 27 1891 73
Scheuchenstein 28 1892 49
Der Anteil der Nürnberger Briefmaler Melde-
mann und Guldenmundt an der Literatur
«
der ersten Wiener Türkenbelagerung . 15 1875 97
•M 80 >•►
Name des Autors
Kabdebo Heinrich
I Kabdebo und Fronner
Karajan Dr. Theodor
Georg V.
Kamer Lambert P.
Keiblinger J. F.
Kenner Dr. Friedrich
n
n
79
»
n
Kerschbaumer Dr.
Anton
n
Kießling F. X.
Inhalt der Abhandlung
Daniel Suttingers literarische und artisti-
sche Tätigkeit
Weiteres zur Literatur der ersten Wiener
Türkenbelagerung
Eine Ansicht der Stadt Wien aus der
Mitte des XVL Jahrhunderts . . • .
Die alte Kaiserburg zu Wien vor dem
Jahre MD
Über die Erdställe in Niederösterreich .
Beiträge zur Geschichte von Schwallen-
bach i . . .
Die Burg Aggstein in Österreich im Kreise
ober dem Wiener Wald
Das Heidentor bei Petronell
Der römische Grabstein von der Zweier-
wiese bei Fischau .........
Die Skulpturen in der Einfahrt der neuen
Hofburgfassade
Favianis. Eine Darstellung des Streites um
diesen Ort und seine Lage
Noricum und Pannonia. Eine Untersuchung
über die Entwicklung, Bedeutung und
das System der römischen Vertheidi-
gungsanstalten in den mittleren Donau-
ländem
Vindobona. Eine archäologische Unter-
suchung über den Zustand Wiens
während der Herrschaft der Römer .
Zur Topographie der Römerorte in Nieder-
österreich .....'
Das kaiserliche Frauenstift und die Habs-
burgergruft zu Tulln ........
Die Grabstätten der Habsburger ....
Alte Denksäulen, Steinkreuze und Marterln
aus Drosendorf und Umgebung , . .
Kleine Mitteilungen
Band
Jahr
Seite
16
15
13
6
24
10
7
10
21
30
19
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I- 17
13
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33
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1
1
49
153
277
131
231
116
152
*; 81 ^
Name des Autors
Kluge Benedikt
Koch Julius und Klein
Johann
Kostersitz Ubald und
Krieger Koloman
Kryspin Karl G.
Lampel Dr. Josef
n
Langer Karl
Leber Friedrich Otto
Edler von
Lechner Josef
»
n
Lichtenberger Johann
Lind Dr. Kari
n
Inhalt der Abhandlung
Kleine Mitteilungen und Notizen ....
Gedenkbuch des Stiftes Neukloster vom
Jahre 1467 mit Einschiebseln vom
Jahre 1511 und 1547
Stimmen der Vorzeit aus der Abteikirche
zur heiligsten Dreifaltigkeit zu Wiener-
Neustadt
Die kirchlichen Baudenkmale des Mittel-
alters im Markte Mödling « . . . .
Aus Klostemeuburg
Neuhaus im Wiener Walde und die Wol-
zogen . . *
Cimelien eines Wiener Nonnenklosters .
Das Lokal der Leithaschlacht (1246) . .
Die Skelette der herzoglichen Stifter-
familie zu Neuberg
Archäologische Beschreibung einiger Ritter-
burgen und Schloßruinen im Kreise
U.-W.-W
Sagen und Legenden. IIL Der heilige
Brunnen in Gmunden
IV. Die Götzen am niedem Sonnenstein
und Scharteneck nächst Traunkirchen
am Traunsee • . . .
V. Die Zauberin am Stein nächst Traun-
kirchen am Traunsee
Beiträge zur Beschreibung und Geschichte
der Pfarrkirche und Pfarre Weiten . .
Grabmäler. II. Zu Maria Laach am Jauer-
ling V.-O.-M.-B
Altere Grabmale in Niederösterreich . .
Archäologische Notizen aus Niederöster-
reich
dto
Band
23
22
19
10
23
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26
34
12
1
3
31
14
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1886
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251
56
165
77
78
145
1
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1856
40 u.
134
1859
101
1859
102
1859
105
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303
1859
111
1895
148
1874
89
1875
50
11
i< 82 A
Name des Autors
Lind Dr. Karl
n
n
n
»
Inhalt der Abhandlung
Band
Jahr
3B
Seite
Aus dem Kreise ober dem Manhartsberge 10 1869 23
Aus Ebenfurt 19 1880 29
Aus Weitra . • 33 1898 41
Beiträge zur Kunde der altem Gemeinde-
siegel und Wappen in Niederösterreich
mit einem Anhange über Siegel kirch-
licher und weltlicher Korporationen . 15 1875
Fortsetzung II 17 1877 63
Beiträge zur Kunde mittelalterlicher Grab-
denkmale in Niederösterreich • . . . 17 1877 259
dto . . . 20 1881 1
dto 21 1882 5
Beitrag zur Topographie des Josefsplatzes
in Wien 30 1894 130
Beschreibung der Denkmale des Herrn
und Grafen von Schaumberg in der
Stiftskirche zu Wilhering 10 1869 17
Das Ende der St. Pankraüuskapelle zu
Sieding .... 34 1899 97
Der alte Wiener Landhausbrunnen ... 26 1890 71
Der Altertums- Verein zu Wien, historische
Skizze 12 1872 VIII
Der Amalienhof der Wiener Burg im
Jahre 1652 14 1870 323
Die alte Schottenkirche zu Wien .... 17 1877 219
Die alten Stadttore zu Wiener-Neustadt , 22 1883 168
Die Kapelle zu Viehofen im V.-O.-W.-W. 3 1859 190
Die Dominikanerkirche zu Retz .... 19 1880 105
Die Grabdenkmale während des Mittel-
alters. Eine Studie mit besonderer
Rücksicht auf die im Erzherzogtum
unter der Enns befindlichen mittel-
alterlichen Grabdenkmale 11 1870 163
Die Grabmale der Rottale in Feistritz . . 23 1886 236
Die Losensteiner Kapelle in Garsten . . 17 1877 325
dto 23 1886 6
i< 83 >>—
Name des Autors
Inhalt der Abhandlung
Die Ruinen des St. Petersklosters in
Wiener-Neustadt
Die St. Georgskirche in der ehemaligen
Burg zu Wiener-Neustadt
Die St. Salvator-Kapelle im Rathause zu
Wien
Die St. Michaels-Kirche zu Wien . . .
Dr. Sigismund Freiherr von Konrad-Eybes-
feld. Nekrolog
Eh und Jetzt
Ein mittelalterliches Gräberverzeichnis des
Wiener Minoritenklosters
Ein mittelalterliches Rauchgefaß im Stifte
Seitenstetten
Ein Votivbild der Familie Pottendorf in
Ebenfurt
Erinnerung an die kulturhistorische Aus-
stellung in Steyr
Erinnerung an die Wiener Dominikanerbastei
Erinnerung eines alten Wieners an Wiener
Stadtbilder aus der Zeit der ersten
Dreißiger -Jahre und der kurz darauf-
folgenden Jahre ... -
Eine Vereinsexkursion (nach der Wachau)
Fortsetzung der Beiträge zur Kunde älterer
Gemeindesiegel und Wappen in Nieder-
österreich
Gebhard Gartenschmieds Werk über die
in den Kirchen Wiens anno 1811 be-
findlichen Grabdenkmale
Glasgemälde mit dem Bildnisse Herzogs
Rudolf IV
Gothische Monstranzen in Niederösterreich
Grabdenkmäler in Niederösterreich. I. Im
Kreise unter dem Wiener Wald • • .
dto. ober dem Wiener Wald
Band
Jahr
Seite
Lind Dr. Karl
»
n
n
n
n
n
9
2
3
33
33
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1866
1857
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1898
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114
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1883
88
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36
1866
138
1859
308
1857
234
11
-K 84 >i
Name des Autors
Inhalt der Abhandlung
Band
Jahr
Seite
Lind Dr. Karl
n
n
n
n
n
79
Grabmäler. I. Im Kreuzgange der Kirche
zu St. Polten 3 1859 108
Inventar der St. Michaels-Kirche in Wien
aus dem Jahre 1626 22 1883 182
Kaiser Karls V. Heerschau über die Reichs-
truppen auf dem Marchfelde bei Wien
im Jahre 1532 10 1869 38
Kirchliche Baudenkmale in Pulkau ... 17 1877 270
Kurze Erläuterung des Wiener Planes von
Daniel Suttinger aus dem Jahre 1684 16 1876 9
Martersäulen 28 1892 94
Messingene Sarginschrift-Platten in Würnitz 30 1 894 1 42
Mittelalterliche Grabdenkmale in. Nieder-
österreich 13 1873 195
Mittelalterliche Grabdenkmale in Heiligen-
kreuz 24 1887 168
Nachträge zu den Grabschriften in der
Schottenabtei in Wien 17 1877 59
Plan der Stadt Wien aus der ersten Hälfte
des 15. Jahrhunderts 10 1869 223
Protocollum über die Stiftungen bei den
Minoriten in Wien 1727 22 1883
Studie über die kirchlichen Baudenkmale
romanischen und gothischen Stiles in
Niederösterreich 24 1887 21
Über alte Grabdenkmaie 28 1892 130
Über die drei mittelalterlichen Kirchen der
Minoriten, Augustiner und Karmeliter
in der Stadt Wien 5 1861 129
Über die Wiener Bürgerfamilie Breiten-
felder vom 13. bis 15. Jahrhundert . . 10 1869 323
Über einige ältere Kirchen in N.-ö. . . 27 1891 33
dto. II 27 1891 50
dto. III 27 1891 175
Übersicht der noch in Kirchen N.-Ö. er-
haltenen Glasmalereien 27 1891 109
¥ 85 M*
Name des Autors
Und Br. Karl
n
n
List und Lind
List Dr. Camillo
Low Alois
n
n
Luschin - Ebengreuth
Arnold
Maurer Josef
n
Inhalt der Abhandlung
Band
»
Beiträge zur Geschichte der St. Stephans-
kirche in Wien I
dto. (urkundliche)
IL Verzeichnis des Heiltums und der
Kleinodien
III. Heiltumsverzeichniß aus dem Jahre 1540
Vom Starhemberg'schen Hause auf dem
Minoritenplatze in Wien
Zur Baugeschichte der Minoritenkirche in
Wien
Aus Baden und Umgebung
Zur Geschichte der Wiener Goldschmiede-
zunft
Alte Glasmalereien in Niederösterreich
Die alten Glasgemälde bei Maria am Ge-
stade in Wien
Die alten Giasgemätde in der Pfarrkirche
zu Heiligenblut (N.-ö.)
Ein altes Glasgemälde im Stift Ardagger
Studien über ein Kapitel der Monumental-
glasmalerei
Kriegsordnung des Markgrafen Albrecht
Archilles von Brandenburg für Wiener-
Neustadt 2./1L 1455 .
Die Ersetzung d. italienischen Mönche durch
Deutsche im Wiener MinoritenWöster .
Die Grabinschriften in der Pfarrkirche zu
Asparn a.'d. Zaya •
Die Hoyos'sche oder St. Ludwigskapelle
bei den Minoriten in Wien
Ein bischöfliches Leichenbegängnis vor
200 Jahren
Eine Stiftung mit origineller Gabenver-
teilung aus dem Jahre 1368 ....
Einrichtung derWohngemächer des Prinzen
Eugen von Savoyen in Schloßhof . .
23
23
23
23
31
9
28
33
31
34
33
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27
15
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24
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Jahr
Seite
1886
1886
1886
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1866
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163
M 86 >♦
Name des Autors
Inhalt der Abhandlung
Band
Jahr
Seite
27
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43
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■
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58
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1881
21
Maurer Josef
Mayer Dr. Anton
n
Mayer Dr. Josef
Meindl Konrad
Melicher Theophil
Minkus Dr. Fritz
Moses Heinrich
Motloch F. X.
Much Dr. M.
Neumann Dr. W. A.
Newald Johann
Mortilogium fratrum minorum. Fortsetzung
Band 26, Seite 230
Über nachweisbare und sagenhafte Bau-
werke aus Unterwaltersdorfs u. Schra-
nawands Vorzeit
Zwei Wohltäterinnen der Minoriten . .
Das Denis-Denkmal an der neuen Kirche
in Hütteldorf ....
Dr. Karl Lind, geb. 28./5. 1831, gest.
30./8. 1901. Ein Nachruf
Das Stift zur heil. Dreifaltigkeit (Neu-
kloster) in Wiener-Neustadt und seine
Kunstbestrebungen von 1663—1775 .
Die Belagerung von Wr.-Neustadt 1529
Die Grabmonumente des Chorherrenstiftes
Reichersberg am Inn
Die Kirche zu Hausleithen
Pestkreuzinschriften
Zur Baugeschichte des aufgehobenen
Klosters der Augustinerinnen und der
Klosterpfarrkirche St. Jakob in Kirch-
berg am Wechsel N.-ö
Die Marksäule vor dem Burgtor in Wien
und die Neudegger Lehen
Niederösterreich in der Urgeschichte . .
Nachträge zum archäologischen Wegweiser
durch das Viertel ober dem Wiener-
Wald
Die Jerusalemfahrten der älteren habs-
burgischen Fürsten .
Handwerk und Kunst im Stift Heiligen-
kreuz vom XVII. bis zur Mitte des
XVIII. Jahrhunderts
Beitrag zur Geschichte des österreichischen
Münzwesens im ersten Viertel des
XVIII. Jahrhunderts
4< 87 ^
Name des Autors
Inhalt der Abhandlung
Band
Jahr
Seite
Newald Johann
n
Notizen
n
n
n
n
Die Herren und Freiherren von Liebenberg 22 1883 83
Dr. Eduard Freiherr von Sacken. Nekrolog 22 1883 XV
Medaille auf Niklas. Herrn von Firmian . 23 1886 50
Niklas Graf zu Salm .18 1879 1
Nachträge zur Biographie 22 1883 127
I. Die Pfarrkirche zu Lichtenwörth ... 25 1889 103
IL Marchegg 25 1889 105
III. Wenzendorf 25 1889 106
IV. Grafensulz 25 1889 107
V. Über die in Baumgarten gefundenen
alten Krüge 25 1889 109
VI. Oberhollabrunn • . . . 25 1889 110
VIL Lichtenwörth 25 1889 112
VIII. Sonnburg 25 1889 114
IX. Der Grabstein des Hans v. Neidech . 25 1889 154
X. St. Bernhard bei Hörn ....... 25 1889 156
XL Kunstsammlung im Stifte Klosterneu-
burg 25 1889 157
XII. Martersäule bei Ernstbrunn .... 25 1889 161
I. Wappenreliefs zu Aspam an der Zaya 26 1890 74
IL Restaurierung schadhafter Stellen an
der Deckenbemalung der Kirche am
Sonntagsberg 26 1890 137
III. Auersperg'sches Grabmal in Purgstall 26 1890 138
IV. Ruine Streitwiesen 26 1890 140
V. Aus Stift Zwettl 26 1890 141
VI. Kirchenrestaurierungen in Wien . . 26 1890 142
VII. Prangersäulen 26 1890 156
VIII. Befestigungsreste in niederösterreichi-
schen Städten 26 1890 157
IX. Ansicht des Stiftes Klosterneuburg
im XVIL Jahrhundert . ..... 26 1890 161
X. Christophskulptur in Krems .... 26 1890 162
XL Grabsteine der Familie Streun von
Schwarzenau in Groß-Haselbach . . 26 1890 ^01
XII. Die Spitalkapelle zu Perchtoldsdorf . 26 1890 203
M 88 >t-
Name des Autors
Inhalt der Abhandlung
Band
Jahr
Seite
Notizen
XIIL Mittelalterliches Grabmal in Groß-
»
^ ^ f
.Aggsbach ........<....
26
1890
205
n
XIV. Mehrere Säulen und zwei Gedenk-
1
steine aus Hörn und Umgebung (Endl)
26
1890
206
II
XV. Grabmal in Jedenspeigen .....
26
1890
207
II
XVL Grabmale und Grabinschriften in der
Dominikanerkirche zu Wien ....
26
1890
209
II
XVII. Zur Geschichte des Schl03ses Brei-
.
tenfurt (Ilg) . , , . ,
26
1890
212
n
•
XVIIL Inschriften in dem ehemaligen
>> :
Augustinerkloster jetzt Pfarrkirche zu
V
Mariabrunn .,.,...
26
189Q
218
^* ^^ ^^'^F^B ^V ^^^^r^^^ ^B ^0^. ^K ^B ^ ^B ^y ^1 ^p ■ S ^V ^1 ^ ^^ ■ ^p ^K
XIX. Eine Freske Trogers an der Außen-
■
seite der Kirchenapsis in Strogen . .
26
1890
218
II
XX. Grabstein in TuUn
26
1890
219
»
XXI. Die Pfarrkirche ' zu Schottwien . .
26
1890
220
n
XXIL Die Pfarrkirche zu Litschau . . .
26
1890
221
n
XXIII. Die Pfarrkirche zu Kölb ....
26
1890
222
n
XXIV. Ein gothischer Grabstein in Strogen
.
^Dollmavr) . . . « . ..... • . .
26
i890
223
n
1 ^L^ ^^M A A 41 A M^ TM ^ * w * M V'W W ^ V • 9
XXV. Grabstein im Stiftskreuzgange zu
MV V^
Klosterneuburg . . , . . •
26
1890
225
n
XXVI. Grabmale in der Kirche 2U Scheibbs
0
1
0.-W.-W. .. . . ....♦* . '. . .
26
1890
225
1
■ • »
XXVII. Dietmans bei Weitra .. ... . .
26
1890
226
»
XXVIIL Schottwiener Rechtshandschrift des
•
16. Jahrhunderts ..»»*«....
26
1890
227
XXIX. Die Kirche zu St, Wolfgang bei
Wdtra (Pfaffenschlag) . . . i . . .
26
1890
229
»
XXX. Mortilpgium der Wiener Minoriten
26
1890
230
»
XXXL Aus dem Widter'schen Lapidarium
r • ,
in Wien i ........... .
26
1890
232
I. Mortilogium der Wiener Minoriten
(Schluß) , • ....
27
1891
43
II. Die steinerne gothische Kanzel in der
•
Stephanskirche in Hom (Endl)' . . .
27
1891
72
-K 89 A
Name des Autors
Notizen
n
n
n
n
Inhalt der Abhandlung
Band
Jahr
III. Zwei alte Glocken 27 1891
IV. In der Kapelle zu Schildberg (O.-
W.-W.) 27 1891
V. Das Fünfkreuz bei Fürth 27 1891
VI. Der Grabstein des Bürgermeisters
Johann Steger in der St. Stephanskirche
in Wien 27 1891
VII. Grabstein in Ebreichsdorf .... 27 1891
VIII. Verzeichnis der wichtigsten mittel-
alterlichen Grabdenkmale, in Kirchen
und Klöstern N.-ö. noch uns erhalten 27 1891
I. Das ehemalige Hainburgertor zu Brück
an der Leitha 28 1892
II. Die Kirche zu Gebhardts 28 1892
III. Die Pfarrkirche zu Klein-Pöchlam . , 28 1892
VI. (sie) richtig IV. Ein Stukkoplafond
aus dem Jahre 1727 in Neunkirchen
bei Wr.-Neustadt 28 1892
I. Kirche in Schönbach 29 1893
II. Zur Geschichte der Minoriten in Wien 29 1893
III. Notizen über alte Glocken, welche in
der Glockengiesserei von F. Hilzer
in Wr.-Neustadt 1892—1893 zum Um-
guß gelangten (Staub) 29 1893
IV. Puchberg am Schneeberg 29 1893
V. Das Haus Nr. 19 in der Rotenturm-
straße 29 1893
VI. Die Kirche in Seifrieds 29 1893
VII. Der Minoritenplatz in Wien .... 29 1893
VIII. Atlas mittelalterlicher Grabdenkmale 29 1893
IX. Verzeichnis der wichtigsten mittel-
alterlichen Grabdenkmale, in Kirchen
und Klöstern N.-ö. uns noch erhalten 29 1893
X. Das schwarze Kreuz bei Klostemeuburg 29 1893
I. Fischamend. Brückenturm 30 1894
II. Denksäule in Mödling 30 1894
Seite
98
98
108
130
186
187
90
92
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91
92
93
102
106
113
143
144
12
-♦: 9Ö )¥
Name des Autors
Notizen
n
n
n
n
n
n
n
n
n
Paucker Dr. Wolfg.
Perger A. R. v.
n
Inhalt der Abhandlung
Band
Jahr
Seite
III. Grabmale in der Pfarrkirche zu Spitz 30 1894
IV. Die Kirche zu Röhrenbach 30 1894
I. Unter Aspang Kamer 32 1896
IL— VI. Diverse Siegel 32 1896
VII. Glocke zu Wr.-Neustadt 32 1896
VIII. St. Ulrich im Gebiete des freien
Turmhofes Linsberg 32 1896
IX. Alois Fischer. Von der alten Maria-
säule am Hof 32 1896
X. G. Storbhammer. Wappenfund zu
Floridsdorf 32 1896
I. Grabkreuz auf dem alten Friedhofe in
Mariabrunn bei Wien 33 1898
IL Gebetsäule St. Georgen bei Emmers-
dorf 33 1898
III. Alter Markstein in der Leopoldstadt 33 1898
IV. Grabmal der Katharina Lackhner in
Baden . . . . • 33 1898
V. Wappenfund in Floridsdorf 33 1898
VL Von der Frauenkirche in Wr.-Neustadt 33 1898
I. Wegsäule bei Nappersdorf 34 1899
IL Ein altes Holzrelief in der sog. Feld-
kapelle zwischen Klein -Weikersdorf
und Mailberg 34 1899
III. Ein sog. Pestkreuz 34 1899
I. Über Nieder-Ranna 35 1900
IL Über den alten Friedhof in Wels . . 35 1900
III. Anton Petermandl. Nekrolog • . . . 35 1900
Pappenheim's Schwert. Einst zu Gmunden 3 1859
Der marianische Bilder-Ziklus des Stiftes
Klosterneuburg 35 1900
Aufzeichnungen über die Stadt Hainburg 12 1872
Baubeschreibung der Veste Aggstein . . 7 1864
Die ehemalige Schmiede- oder Wieland-
säulen 10 1869
Nekrolog. Josef Feil 6 1863
144
145
119
120-1
123
123
123
124
46
47
82
84
186
187
26
73
86
117
118
129
202
1
115
91
309
XXIV
4< 91 A
Name des Autors
Perger A. R. v.
Petschnig Hans
PfeiflFer Hermann
Pichler Dr. F. S.
Ransonnet -Villez
Karl Freiherr
Reitböck Dr. J.
Renk Karl
Riewel Hermann R. v.
Ritzinger Gustav
Rößler Stephan
Rollett Dr. Herm
Inhalt der Abhandlung
Band
Ruine Kammerstein und Schloß Perchtolds-
dorf
Studien über die mittelalterliche Hirschjagd
Studien zur Geschichte der k. k. Gemälde-
gallerie im Belvedere zu Wien . . .
Über den Alraun
Über die Legende von den drei Toten
und den drei Lebendigen
„Und" Vortrag
Zu Weihnachten
Die zweischiffige Kirche in Payerbach .
Anschaffung von kirchlichen Objekten der
Kleinkunst im Stifte St. Dorothea vom
Jahre 1592—1620
Eiserne Votivgaben
Nekrolog •
Über die nordischen Museen in Stockholm,
Christiania und Kopenhagen ....
Das Altarbild in der hl. Nadelburg. Als
ein Gedenkblatt für die Kaiserin Maria
Theresia und ihre Zeit
Grabmäler III. In und außer der Kirche
zu Raabs (O.-M.-B.)
Restaurierungen in der Pfarrkirche zu
Waidhofen a./d. Yps
Die Pfarrkirche zu Markt Haag in N.-ö.
Die Restaurationen im Stifte Zwettl . . .
Die Stadtpfarrkirche zu Steyr in Ober-
österreich
Die Burg Ottenstein im Kamptal ....
Die innere Einrichtung der Zwettler Stifts-
kirche im 16. und 17. Jahrhundert .
Die Stiftskirche und der Kirchturm in Zwettl.
Ein Beitrag zur Baugeschichte des
Stiftes
Kunstnotizen aus Baden bei Wien . . .
27
22
23
23
9
25
28
25
22
Jahr
Seite
2
1857
165
12
1872
27
7
1864
101
5
1861
259
15
1875
133
11
1870
214
14
1874
105
10
1869
35
31
1895
51
12
1872
44
25
1889
71
10
1869
299
1891
1859
1883
1886
1866
1889
1883
21
115
50
56
1886 243
97
1889 125
1892
115
178
12
^ 92 >f
Name des Autors
Romer Dr. Florian
Rosner Karl
Sacken Ed. Freih. v.
n
Sava Karl v.
Inhalt der Abhandlung
Band
Jahr
Seite
Zur Geschichte der Karthause zu Ags-
bach 10 1869 307
Das Schmidt'sche Denkmal in der Prome-
nadeallee der Stadt Krems 23 1886 128
Archäologischer Wegweiser durch das
Viertel ober den Wiener Wald in N.-Ö. 17 1877 75
dto. Unter dem Wiener Wald 9 1866 49
Die Baudenkmale der Stadt Egenburg . 11 1870 149
Die Kirche zu Murstetten (O.-W.-W.)
und die Grabdenkmale der Familie
Althann daselbst 21 1882 137
Die Tafelgemälde auf der Rückseite des
Emailaltares im Stifte Klostemeu-
burg 10 1869 53
Ein Altar im Style der Frührenaissance in
der Kirche Maria Stiegen in Wien . 21 1882 108
Erläuterungen zur Karte der mittelalter-
lichen Denkmale im Kreise Unter dem
Wiener Wald 9 1866 51
Gitter in Schloßhof 20 1881 149
Josef Ritter von Aschbach. Nekrolog • . 21 1882 XVII
Kunstdenkmale des Mittelalters im Kreise
ober dem Mannhartsberge des Erz-
herzogstums Niederösterreich .... 5 1861 71
Schloßhof 19 1880 131
Über einige wenig bekannte Kunstdenk-
male des späten Mittelalters und der
Frührenaissance in Niederösterreich . 20 1881 117
Die Siegel der Landes-Erbämter des Erz-
herzogtums Österreich unter der Enns
im Mittelalter 5 1861 47
Die Siegel der österr. Fürstinnen im Mittel-
alter 2 1857 101
Die Siegel der Wiener Universität und
ihrer Fakultäten vom Jahre 1365 bis
zum Ausgange des 16. Jahrhunderts . 3 1859 141
4<- 93 )¥
•
g
Name des Autors
Inhalt der Abhandlung
Band
Jahr
Seite
/
<
Schalk Karl
Die Mödlinger Häuser, die in das Grund-
33
1898
53
buch der Wiener Augustiner gehörten
*
33
1898
96
und deren Eigentümer in den Jahren
34
1899
27
1428—1483 mit Nachträgen bis 1493
36-7
1902
275
Scheiger Josef
Drei Persönlichkeiten des Sebensteiner
Ritterbundes auf blauer Erde . . .
1
1856
228
n
Franz Freiherr von Chanowsky. Züge zu
einem Lebensbilde
3
1859
136
n
Von dem Einflüsse der Pflanzen auf die
Zerstörung der Ruinen
2
1857
1
Schellein Karl
Nekrolog
25
1889
69
Schönbrunner Josef
Altlengbach. Ein Beitrag zur Topo-
•
•
graphie der Orte im Wiener Walde
30
1894
17
n
n
Die Albertiner •
24
23
1887
1886
190
199
Die verschiedenen Malarten
Schoiber Gottlieb
St. Gotthard im Texingtale
17
1877
319
Scholz Dr. Franz
Die Karthause Mauerbach. Historische und
kunstgeschichtliche Mitteilungen über
diese Stiftung Friedrichs des Schönen .
35
1900
76
Segenschmid Franz X.
Nekrolog
25
1889
72
Sembera Alois A.
Der Kirchenkongreß auf dem Schatzberge
in Niederösterreich im Jahre 1221 . .
13
1873
10
Senfelder Dr. Leop.
Der kaiserliche Gottesacker vor dem
Sitte Alfred
Schottentore •
36-37
1902
217
Die Grabdenkmale in der Schloßkapelle
n
zu Pottendorf . . . . •
33
34
1898
1899
33
87
Die Schatzkammer Nadasdys
n
n
dto
35
1900
66
Inventar der Kapelle des Gottesackers vor
dem Schottentor (Monte Serrato) . .
33
1898
137
Sitte Camino
Auszug aus dem Vortrage über die Bau-
geschichte und Restauration der gothi-
schen St. Wolgangkirche bei Kirch-
berg am Wechsel
23
1886
248
Staub Franz
Die Restaurierung der Liebfrauenkirche
zu Wiener-Neustadt
34
1899
75
4< 94 A
Name des Autors
Inhalt der Abhandlung
Band Jahr
Seite
Staub Franz
n
n
Stülz Dr. Jodocus
Thausing Moriz
Trost Alois
Uhlirz Dr. Karl
n
n
Vancsa Dr. Max
Veltze Alois
VVeigelsperger Franz
Ein Schatzinventar des Wiener Schotten-
stiftes
Ein Schatzinventar d. Stiftes Klostemeuburg
Notizen zur Baugeschichte der Liebfrauen-
kirche in Wiener-Neustadt
dto.II
dto. in
Die Herren und Grafen von Schaumberg
und ihre Gräber in der Stiftskirche zu
Wilhering
Teufel von Krottendorf, Freiherr zu
Guntersdorf, Eckartsau etc
Die Celtes - Ciste der Wiener Universität .
Beiträge zur Geschichte der Bilder Josef
Danhausers
Franz Schuberts Bildnisse
I. Der Wiener Bürger Wehr und Waffen
(1426—1648)
dto. II
dto. III ......
dto. IV
dto. V
Urbar der Herrschaft Johannstein bei
Mödling vom Jahre 1627
Über die Restaurierung der Pfarrkirche zu
Jedenspeigen
Unsere Mitarbeiter
Baureparaturen der Burg Laa im 16. Jahr-
hundert und ihre Kosten
Die Wiener Stadtguardia 1531—1741 . .
Vereinsexkursionen seit 1869 bis 1887 .
Vier ältere Grabdenkmale in der St. Ste-
phanskirche zu Wien
Vorträge seit Beginn bis 1886
Beitrag zur Geschichte der Pfarre Groß-
pöchlam (V.-O.-M.-B.)
33
35
26
27
30
10
23
17
33
33
27
28
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30
31
35
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34
36-37
24
24
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1898
1900
1890
1891
1894
1869
1886
1877
1898
1898
1891
1892
1893
1894
1895
1900
1887
1894
1899
1902
1887
1887
1887
1859
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33
129
157
27
1
131
249
48
85
131
27
35
106
59
53
18
XXVI
57
3
xxvn
75
xxvm
195
i< 95 A
Name des Autors
Inhalt der Abhandlung
Band
Jahr
Seite
1859
199
1899
71
1899
69
1887
123
1894
146
1886
104
1866
87
1869
45
1887
215
1887
209
1857
242
1875
47
1873
69
1874
29
1877
248
1896
53
1893
136
1898
113
1890
75
1859
100
Weishäupl Georg
Wellisch Sigmund
Widter Anton
n
Wiedemann Dr. Th.
n
n
Wussin Joh.
Zelenka Julius
Nachricht über Münzenfunde im Haus-
rucker Kreise
Augustin Hirschvogel als Erfinder . . .
Die Maßstäbe beim Riesentor der St. Ste-
phanskirche
Die Denkmale der weißen Frau und ihrer
Sippschaft
Die Neudegger von Ranna
Die Teufel zu Winzendorf
Ein Harnisch Ferdinand II. im k. k. Arsenale
zu Wien
Ein Tumierhamisch Maximilian I. im
WaflFenmuseum des k. k. Arsenales
zu Wien
Nachtrag zum Artikel über die weiße Frau
Nekrolog
Über den Zustand der alten Grabdenkmale
in Österreich
Eine Geißlerfahrt in Wien
Geschichte der Karthause Mauerbach . .
Nachträge zur Geschichte der Karthause
Mauerbach
Zur Geschichte der Geißler in Österreich
«
Zur Geschichte des Frauenklosters St.
Jakob in Wien
Wien, was bedeutet der Name und wie
entstand er
Wiener - Neustadt, wegen Restaurierung
der Frauenkirche in
Alte Wiener Drucke
Sagen u. Legenden. II. Die alte Wundertür in
der Kirche zu Hoheneich (V.-O.-M.-B.)
3
34
34
24
30
23
9
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24
24
2
15
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29
33
26
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Dnek von Bndolf Btinowiky * SUine In Wlan, IT. Mnrfaratanrtnfi« 19-
i
BERICHTE
MITTEILUNGEN
ALTERTUMS -VEREINES
ZU WIEN.
BAND XXXVIII.
¥'
WIEN. MDCCCCIV.
VERLAG UND EIGENTUM DES ALTERTUMS - VEREINES ZU WIEN.
IN KOMMISSION BEI OEROLD Ä COMP.
maVEBSlTYOF igyjp« LIBBftW
BERICHTE
UND
MITTEILUNGEN
DES
ALTERTUMS-VEREINES
ZU WIEN.
BAIVD IIXVUI.
'/ :-r 'f, ^^ ••^- ^■■^'"■^
WIEN. MDCCCCIV.
VERLAG UND EIGENTUM DES ALTERTUMS -VEREINES ZU WIEN.
m KOMMISSION B£;i aSfiOU) & COMP.
v<y -'-J]
MITTEILUNGEN DES VEREINES.
DB
XXI
PROTOKOLL
der
am 29. Jänner 1904 im Parterresaale der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
um 7 Uhr abends abgehaltenen
Generalversammlung des Altertums -Vereines zu Wien
unter dem Vorsitze des
Präsidenten Herrn k. und k. Hofrates Dr. Friedrich Kenner
und in Anwesenheit von 22 Vereinsmitgliedem.
achdem eine gemäß der Vorschrift der Statuten beschlußfähige Anzahl von Vereins-
mitgliedern versammelt war, eröffnet der Vereinspräsident Hofrat Dr. Kenner die Ver-
sammlung und begrüßt dieselbe aufs freundlichste. Hierauf ersucht er Herrn Landesarchivar
Dr. Anton Mayer das Amt des Protokollführers und die Herren Alois Low und k. k. Archivdirektor
Dr. Albert Starzer jenes der Verifikatoren zu übernehmen.
Sodann beginnt die Erledigung der Tagesordnung damit, daß Hofrat Dr. Kenner, nachdem
diesmal keine Ausschußwahlen vorzunehmen, also auch keine Skrutatoren zu benennen waren, den
Geschäftsleiter Josef Wünsch ersucht, den Jahresbericht über das Vereinsjahr 1903 vorzutragen.
Dieser Bericht wird an mehreren Stellen mit Beifall und zuletzt über Befragen des Vor-
sitzenden, ob Jemand zu demselben eine Bemerkung machen oder einen Antrag stellen wolle, ein-
stimmig als angenommen erklärt. (Beilage I.)
Beim zweiten Punkt der Tagesordnung verliest der Kassaverwalter Dr. Franz Ostermeyer
den Rechnungsabschluß für das Vereinsjahr 1903 und das Präliminare für 1904, die beide einstimmig
zur Kenntnis genommen werden. (Beilage II.)
In Abwesenheit des Kassaverwalters des Geschichtsfondes, Regierungsrat Louis List, bringt
der Geschäftsleiter des Vereines, J. Wünsch, den Stand dieses Fondes für die „Quellen zur
Geschichte der Stadt" und für die „Geschichte der Stadt Wien« selbst zur Verlesung. (Beilage III.)
Beide Gebarungsberichte werden genehmigend zur Kenntnis genommen.
Im Namen der Kassarevisoren berichtet hierauf Herr kaiserl. Rat C. August Artaria über das
Resultat der vorgenommenen Prüfungen der von den Kassaverwaltern vorgelegten und in der Ver-
sammlung zur Verlesung gebrachten Rechnungsausweise samt Belegen. Kaiserlicher Rat Artaria
XXII
verliest auch die hierüber verfaßten Protokolle (Beilage II und III) und, beantragt, beiden Kassa-
verwaltem das Absolutorium zu erteilen. Über Antrag des Vorsitzenden wird dieses mit dem Aus-
drucke des Dankes erteilt.
Der Vorsitzende dankt auch auf das verbindlichste den Kassarevisoren und empfiehlt die-
selben zur Wiederwahl, die mit Akklamation ausgesprochen wird.
Damit war die Tagesordnung erschöpft und da kein Antrag an die Versammlung vorlag,
wurde dieselbe vom Vorsitzenden als geschlossen erklärt.
Nach der Generalversammlung erfolgte noch der Vortrag des Herrn Alois Low über den
Bezirk Mariahilf.
Wien, am 31. Jänner 1904.
Vorsitzender
Kenner.
V erifikatoren:
AI. Low. Dr. Starzer.
Anton Mayer,
Protokollführer.
XXIII
Beilage I.
Bericilt 1er GeseMMeitmui Um lie TereinstatiiM im JaluD 1903.
Hochgeehrte Versammlung!
Das Jahr 1903 bildet einen wichtigen Abschnitt in der Entwicklung unseres Vereinslebens.
Am 22. März vollendete der Altertums-Verein das fünfzigste Jahr seines Bestehens. In feierlicher
Weise wurde dieser Gedenktag durch die Festversammlurig im Landtags -Sitzungssaale des Nieder-
österreichischen Landhauses am 22. März und das am darauf folgenden Tage stattgefundene Fest-
bankett begangen.
Da der Bericht über den glänzenden Verlauf dieser Feste, die dem Altertums-Vereine zahl-
reiche Beweise der schmeichelhaftesten Anerkennung seines Wirkens sowohl seitens des hoben
Protektors und der hohen Behörden, als auch der in- und ausländischen Institute und Vereine entgegen-
brachten, den geehrten Mitgliedern bereits in ausführlicher Weise in der I. Abteilung des 38. Bandes
der Berichte und Mitteilungen erstattet worden ist, so dürfen wir uns darauf beschränken, zunächst
unsern Dank im Namen des Vereines denjenigen zum Ausdruck zu bringen, die sich um unsere
Jubelfeier verdient gemacht haben. In erster Reihe ist dies Herr Professor Dr. Josef Neuwirth, der
durch seinen ausgezeichneten Festvortrag: „Die Stellung Wiens in der baugeschichtlichen Entwicklung
Mitteleuropas" unserer Jubelfeier jene Weihe wissenschaftlichen Ernstes verliehen hat, welcher unserem
Vereine seit jeher bei seinen Bestrebungen zur Richtschnur gedient hat.
In einer umfassenden Darstellung hat unser verehrte Herr Präsident in seiner Festrede
die Geschichte unseres Vereines entrollt. Dieselbe wurde den Festteilnehmern im Separatabdruck als
Erinnerungszeichen überreicht. Ich bin der Zustimmung der geehrten Generalversammlung gewiß,
wenn ich unserem Herrn Präsidenten im Namen des Vereines den wärmsten Dank zum Aus-
druck bringe.
Ferner sei unser Dank jenen Freunden des Altertums-Vereines ausgesprochen, welche mit
der Widmung der schönen Erinnerungsmedaille ein bleibendes Denkmal für denselben schufen. Endlich
fühlen wir uns verpflichtet, auch denjenigen, welche durch HerbeischaflFung der materiellen Mittel es
ermöglichten, unser Fest in so würdiger Weise auszugestalten, den Dank des Vereines hier darzubringen.
Es sind dies jene Gönner, welche durch Aufbringung eines Garantiefondes die finanzielle Grundlage
für die Kosten der Veranstaltungen boten, nicht minder aber die Donnerstags-Gesellschaft,
aus deren Mitteln der nicht unerhebliche Rest der Auslagen gedeckt wurde, so daß wir in keiner
Weise genötigt waren, die Vereinskasse in Anspruch zu nehmen.
Zu den geschäftlichen Mitteilungen übergehend, berichte ich zunächst über den Stand der
Mitglieder.
Am Schlüsse des Jahres zählte der Verein 1 Ehrenmitglied und 269 wirkliche Mitglieder. Die
Bewegung im Laufe des Jahres ergab einen Verlust von 2 Mitgliedern durch Austritt und 9 durch
XXIV
Todesfall, während 13 Mitglieder in den Verein aufgenommen wurden. Durch ihr Ableben wurden
•uns folgende Mitglieder entrissen. Die Herren:
Leop. von Beckh -Wid mannst ett er, k. und k. Hauptmann, korrespondierendes Mitglied
des Vereines,
Ambros Delre, Abt des hochwürdigen Benediktinerstiftes Altenburg,
Exzellenz Ernst Reichsgraf Hoyos-Sprinzenstein,
Dr. Stephan Lind, k. k. Gerichtsadjunkt,
Viktor Luntz, Professor an der k. k. Akademie der bildenden Künste,
Ant. Schar ff, k. und k. Kammermedailleur,
Kamillo Sitte, k. k. Regierungsrat und Staatsgewerbeschuldirektor,
Franz Thill, k. und k. Hoflieferant, und
Paul von Wasserburger, k. k. Baurat und Hofbaumeister.
Um das Andenken an diese Dahingeschiedenen zu ehren, ersuche ich die geehrte Ver-
sammlung sich von den Sitzen zu erheben.
Außer der bereits angeführten Festversammlung wurden im Jahre 1903 sechs Vollversamm-
lungen einberufen, bei welchen meist mit Ausstellungen verbundene Vorträge gehalten wurden,
und zwar:
am 30. Jänner die Generalversammlung, deren Protokoll sich bereits in Ihren Händen befindet,
dann sprachen am 20. Februar der Referent über „Alt-Währing**, am 17. April Herr Professor
Dr. W. A. Neumann „Über Schottentorportale in Österreich - Ungarn ** ; es folgten noch Vorträge
von den Herren : am 23. Oktober Dr. E. Groag „Bilder aus dem römischen Wien", am 20. November
Dr. Josef Lampel „Die Minoritenkirche und das Wohnhaus der Margareta Maultasch" und am
18. Dezember Dr. Heinrich Modern „Eine Weihnachtsgabe der römischen Päpste".
In den im Laufe des Jahres unter dem Vorsitze des Präsidenten stattgefundenen zwölf
Ausschußsitzungen wurden die Vorberatungen zur Jubiläumsfeier fortgesetzt und zum Abschlüsse
gebracht, ^owie die laufenden Geschäfte des Vereines erledigt. Die Leitung der Bibliotheksagenden
übernahmen nun definitiv die Herren Dr. Ostermeyer und Dr. Alb. Starzer.
Mehrfachen Anfragen und Ansuchen um leihweise Überlassung von Klischees wurde auch
in diesem Jahre unter der Bedingung der Quellenangabe entsprochen.
Die Liste der Vereine, mit denen wir im Schriftenaustausche stehen, hat sich neuerdings
erweitert, indem wir mit dem Württembergischen Kunstgewerbeverein in Stuttgart und mit dem
Wissenschaftlichen Klub in Wien in dieser Richtung in Verbindung getreten sind.
Um die Beziehungen, welche der Verein mit den historischen Vereinen des Auslandes pflegt,
noch weiter zu befestigen, sind wir dem Gesamtvereine der deutschen Geschichtsvereine in Berlin
als Mitglied beigetreten.
Die bisherigen Subventionen von Sr. k. und k. Apost. Majestät im Betrage von 420 Kronen
und vom hohen k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht von 400 Kronen wurden uns auch im
Jahre 1903 wieder bewilligt, wofür hiemit der ehrfurchtsvollste Dank ausgesprochen wird. Desgleichen
bewilligte auch der löbliche Gemeinderat der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien in seiner Sitzung
vom '16. Dezember vorigen Jahres wieder eine Subvention von 10.000 Kronen für das Quellenwerk.
Von den Berichten und Mitteilungen wurde die L Abteilung des 38. Bandes, enthaltend den
Bericht über die Jubiläumsfeier und das von Dr. Franz Ostermeyer verfaßte Autoren-Register über
den 1. — XXXVll. Band der Berichte und Mitteilungen nebst den Vereinsnachrichten für die Mitglieder
als Vereinsgabe herausgegeben. Die ersteren beiden Publikationen wurden im Separatabdruck als
Festschrift aufgelegt und an die Gönner des Vereines verteilt. Die bereits im vorjährigen Geschäfts-
XXV.
berichte angekündigte Geschichte des niederösterreichischen Landhauses von Dr. Ant. Mayer wird
als II. Abteilung des 38. Bandes im April dieses Jahres erscheinen.
Das Monatsblatt, redigiert von Dr. Albert Starzer, vollendete mit den im Jahre 1903
erschienenen 12 Nummern den 20. Jahrgang und wurde mit demselben der VII. Band der Reihe
eröffnet.
Von der „Geschichte dör Stadt Wien" kann leider der zweite Teil des IL Bandes nicht vor-
gelegt werden, da Sektionsrat S c h r a u f, welcher die Bearbeitung des Abschnittes über die Universität
übernommen hatte, kurz bevor er das Manuskript endgiltig redigiert hatte, schwer erkrankte. Trotzdem
sein Zustand noch immer kein befriedigender ist, hat er doch das Manuskript so weit fertig gestellt,
daß an den Druck geschritten werden konnte, so daß der Band im Laufe des ersten Halbjahres 1904
erscheinen dürfte.
Im vorigen Jahresberichte wurde darauf hingewiesen, daß die Fortsetzung der 1. Abteilung
der „Quellen zur Geschichte der Stadt Wien", und zwar des V. Bandes, wohl in Angriff genommen
wurde, daß sie aber durch die Übersiedlung des k. und k. Haus-, Hof- und Staatsarchives in die
neuen Räume eine wesentliche Störung wird erfahren müssen. Mit voller Genugtuung können wir
nun darauf verweisen, daß diese seit einiger Zeit schon behqben ist, und daß Herr Sektionsrat Ant.
Vikt. Feigel, zweiter Vizedirektor jenes Archives, der dieser Abteilung schon im 3. und 4. Bande
seine Kraft und Zeit gewidmet hat, nunmehr emsig fortarbeitet, um die unfreiwillige Unterbrechung
einigermaßen einzubringen. In den 5. Band werden auch die Regesten aus jenen Urkunden des
Stiftes Geras, welche sich auf das Nonnenkloster die „Himmelpforte" beziehen — bekanntlich war
der Abt des Prämonstratenserstiftes Geras der „geistliche Vater" der Prämonstratenser - Nonnen im
Himmelpfortkloster — aufgenommen werden. Zur Bearbeitung dieser Regesten hat sich der bekannte
Prämonstratenser-Chorherr von Geras und derzeit Pfarrer in Pemegg, Alphons ^ ä k, mit großer Zuvor-
kommenheit bereit erklärt.
Von der IL Abteilung, welche die Regesten und Urkunden des Wiener Stadtarchivs enthält
und vom Oberarchivar der Stadt Wien, nunmehrigen Universitätsprofessor in Graz bearbeitet und
auch redigiert wurde, ist der 3. Band erschienen und reicht bis zum Jahre 1482. Er enthält gleich
den beiden vorausgehenden Bänden ein überaus reiches Quellenmaterial für die Geschichte der Stadt
Wien und gibt ein neuerliches Zeugnis von der Wichtigkeit und Bedeutung des Wiener Stadtarchives
mit seinem zahlreichen Urkundenbestande für die vom Vereine in Angriff genommene und im
Erscheinen begriffene große „Geschichte der Stadt Wien". Es ist daher eine für den Verein sehr
naheliegende Frage, wie diese Abteilung mit Einwilligung des Herrn Bürgermeisters und des Stadt-
rates fortzusetzen sei, damit sie nicht ein Torso bleibe und welche Kraft für dieselbe zu gewinnen
wäre. Die letzte unter dem Vorsitze des Vereinspräsidenten stattgehabte Sitzung des Regesten-
komitees hat denn auch bereits diese Frage ins Auge gefaßt und wird sich das Komitee demnächst
mit ihr auch eingehender befassen. Bei der III. Abteilung ist die Drucklegung des umfangreichen
Manuskriptes für den 2. Band nur um Weniges weiter gediehen, da der Bearbeiter de.sselben, Franz
Staub, Konzipist im Archive des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht, in seiner schwierigen
Arbeit durch Krankheit und dienstliche Obliegenheiten derart gehindert wurde, daß es nicht gelang,
seiner übernommenen Verpflichtung in der Weise zu genügen, als der Verein und er selbst es auch
wünschten. Es ist aber zu hoffen, daß es durch entsprechencte Maßnahmen Herrn Staub ermöglicht
werden wird, sich nunmehr rascher und intensiver dieser nicht minder wichtigen Abteilung des
Regestenwerkes widmen zu können, als es bisher der Fall war.
Der bisherige Redakteur der I. und III. Abteilung, der n.-ö. Landesarchivar Herr Dr. Anton
Mayer, dem vom Anfange an unter den schwierigsten Verhältnissen die Redigierung eben dieser
XXVI
Abteilungen des Regestenwerkes otsne sein Zutun übertragen worden war, und der sich ihr seither
in selbstloser Weise unterzogen hat, ist zur Schonung seiner Gesundheit zu unserem großen Bedauern
zurückgetreten. Obgleich der Vereinsausschuß Herrn Dr. Anton Mayer den Dank bereits schriftlich
ausgesprochen hat, fühlen wir uns doch verpflichtet, demselben an dieser Stelle nochmals für die hohen
Verdienste, die er sich um den Verein durch die langjährige umsichtige und sorgfältige Leitung der
der Redaktion I. und III. Abteilung des Regestenwerkes unter Verzichtleistung auf jede Entschädigung
für seine Mühewaltung erworben hat, den Dank des Altertums -Vereines zum Ausdruck zii bringen.
An seiner Stelle wurde der k. k. n.-ö. Archivdirektor Dr. Albert Starzer vom Ausschusse
zum Redakteur des Regestenwerkes ernannt. Zugleich wurde das Regestenkomitee durch Kooptation
der Herren Dr. Josef Lampel, k. und k. Haus-, Hof- und Staatsarchivar, und Dr. Albert Starzer
verstärkt.
Die Wahlen in den Ausschuß entfallen in diesem Jahre, da die Funktionsdauer sämtlicher
Herren Ausschußmitglieder sich noch über das laufende Jahr hinaus erstreckt.
Indem ich hiemit den Jahresbericht schließe, spreche, ich noch im Namen des Ausschusses
allen denjenigen, welche den Altertums- Verein durch Vorträge, Ausstellungen, Widmungen und in
sonstiger Weise gefördert haben, den wärmsten Dank aus und bitte die geehrte Generalversammlung,
den Bericht genehmigend zur Kenntnis zu nehmen.
Josef Wünsch,
Geschäftsleiter.
XXVII
Beilage II.
Kassabericht pro 1903.
A.
Ausweis über die Empfänge und Ausgaben
• des
Altertums - Vereines zu Wien im Jahre 1903.
Empfänge.
AUergnädigstes Geschenk Sr. k. und k. Apost. Majestät K 420* —
Subvention des hohen k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht
Mitgliederbeiträge
Für verkaufte Publikationen
Interkalarzinsen
Zuweisung aus dem Medailienfond
Spende eines Ungenannten
Festschriftfond samt Interkalarien
Kassarest pro 1902
400-—
3.484-66
457-34
45-96
108-21
90-—
853-25
—-38
Summe , . K 5.859-80
Ausgaben.
Geschäftsauslagen . . . K 189-81
Entlohnung des Vereinsdieners » 270- —
Druckauslagen für die Berichte und Mitteilungen (Rest der Rechnung für Band XXXVI,
XXXVII und Kosten für Band XXXVIII, I. Abteilung > 1.965 —
Druckauslagen für das Monatsblatt . . . . t > 381-50
Diverse Geschäftsdrucksorten » 26*50
An Auslagen für Illustrationsmateriale für Band XXXVIII, 2. Abteilung » 963-38
An den Buchbinder » 16- —
Auslagen für Miete des Vortragssaales und des Bibliothekslokales » 285- —
An den Reservefond abgegeben » 72-—
Übertrag für 1904 an den Festschriftfond Band XXX VIII, 2. Abteilung » 1690-—
Kassarest pro 1903 > —-61
Summe . . K 5.859-80
Wien, am 21. Jänner 1904.
Dr. Franz Ostermeyer^
dz. Kassaverwalter.
Alois Low. C. August Artaria. Josef Wfinsch.
XXVIII
B.
Vermögen des Resenrefondes.
Der Betrag von
größtenteils fruktifiziert in der k. k. Postsparkassa.
K 208-80
Wien, am 21. Jänner 1904.
Dr. Frans Ostermeyer,
dz. Kassavenimlter.
Alois Löw^
Revisor.
C. August Artaria^
Revisor.
PROTOKOLL.
Die Gefertigten haben heute die Kassa -Gebahrung des Altertums-Vereines für das Jahr 1903
* durch Einsichtnahme der Bücher und Vergleich mit den Belegen geprüft und vollkommen in
Ordnung befunden.
Der buchmäßig mit 31. Dezember 1903 ausgewiesene Kassa-Saldo von K — '61, ebenso wie
der ausgewiesene Reservefond von K 208'80 wurde richtig vorgefunden.
Wien, am 21. Jänner 1904.
Alois L5w.
C. August Artaria.
XXIX
Beilage III.
Finanzieller Stand
des
Wiener Geschichtswerkes und der Quellen zur Geschichte der Stadt Wien.
An Subventionen wurden gezeichnet
Stand am 31. Dezember 1903.
K 106.120 —
Hierauf wurden bar eingezahlt
Dazu von der Kommune Wien für das Quellenwerk
An Konto -Korrenl- Zinsen von der Creditanstalt . .
K 98.240-—
» 80.000-—
ab Spesen »
K 1.663-43
28-01
An EfTektenzinsen
Für verloste fl. 1.000- — ung. Bodenkredit -Pfandbriefe
Für verkaufte fl. 15.000- — österr. Juli -Rente . . . .
Erlös für das Quellenwerk:
L Abteilung 1. Band
»
»
»
1.634-52
18.018 —
2.000-—
30.51982
I.
2. .
I.
3. »
I.
4. .
IL
1. »
II.
2. >
II.
3. .
[II.
1. .
K 1.268 —
1.224 —
1.128-—
1.084 —
3.263-20
3.284-80
638-40
1.348 —
13.238-40
Erlös für die durch die Verlagsfirma Holzhausen im Buchhandel ab-
gesetzten Exemplare des Geschichtswerkes
Erlös durch Holzhausen für verkaufte Separata
K 4.918-74
873-90
5.792-64
K 249.442-88
Ausgaben.
Für verkaufte Effekten K 61.471-04
» die Geschichte Wiens » 99.144-03
» das Quellenwerk 83.650-19
» Debetzinsen an die Creditanstalt » 1.67080
K 245.936-06
Saldo . K 3-506-82
Vorausbezahlte Honorare
Verlag der Redaktion für Porto und Spesen .
Guthaben bei der Creditanstalt
Bar-Saldo
K
»
»
2.800 —
20-—
425 —
261-82
wie oben . K 3.506*82
XXX .
Elf ekten - Besitz :
fl. 15.000' — 4% Ungar. Boden- Credit -Instit.- Pfandbriefe mit Coupon per I.April 1904 im Depot bei
der Creditanstalt.
Wien, am 31. Dezember 1903.
Jos. Wflnsch^
Geschäfltsleiter.
Richtig befunden.
C. August Artarin^ . Alois L6w^
Revisor. Revisor.
« ••
• ■
« •
• m
PROTOKOLL.
Durch die" Gefertigten wurde heute die Prüfung der Kassa -Gebahrung des Fondes des
GesChichts- und Quellenwerkes vorgenommen und vollkommen in Ordnung befunden.
Der rechnungsmäßig mit 31. Dezember 1903 ausgewiesene Aktiv-Saldo von ÜT 261*82 wurde
richtig vorgefunden. Das bei der k. k. priv. österr. Creditanstalt erliegende Depot von Nominale
fünfzehntausend Gulden (K 30.000* — ) in 4% ungar. Bodencredit - Pfandbriefen mit Coupons vom
1. April 1904 ist durch den Depot- Ausweis der k. k. priv. österr. Creditanstalt bestätigt
%
* ■ * • • ■
Wien, am 21. Jänner 190*4.
Alois. L5w.
C. Angnst Artaria.
■ •
^ i
Das
niederösterreichische Landhaus
in Wien
1513-1848.
Von
Dr. Anton Mayer,
niederösterreichischer Landes archivar.
XXXTDI. Bm«.
VORWORT.
^ines der geschichtlich denkwürdigsten Bauwerke profaner Kunst in Wien war seit dem
XVI. Jahrhundert mit Ausnahme der noch älteren und ehrwürdigeren Kaiserburg das Haus
der niederösterreichischen Stande (Ständehaus, Landhaus) in der Herrengasse.
Viele, ja man kann sagen fast die Meisten, die heute an dem neuen Landhaus vorübergehen,
kennen nicht seine Geschichte, wissen gewiß auch nicht, daß noch Hauptmauern und Säle des alten
Landhauses erhalten sind, weil nämlich die Stände aus Pietät für diese geschichtlich wie künstlerisch
bedeutsamen Räume deren Erhaltung gegen den Willen der Regierung durchsetzten und sie in den
Plan des neuen Landhauses mit einbeziehen ließen. Noch sind diese Säle bis zur Stunde vorhanden
und es wird hoffentlich auch in der Zukunft ihre ursprüngliche Bestimmung, wie sie ja für den
ganzen Plan des neuen Landhauses maßgebend war, gewahrt bleiben.
Wichtige Ereignisse in der Landesgeschichte spielten sich hier ab; hier wurden wichtige
politische und Lebensfragen für die Stände und das Volk beraten und beschlossen, hier fanden
oft glänzende Feste statt, denen wiederholt auch der kaiserliche Hof beiwohnte, hierher reichen die
Wurzeln gar vieler Wandlungen in der geistigen wie materiellen Kultur Niederösterreichs in den
letzten zwei Jahrhunderten. Die Geschichte des alten und des neuen Landhauses ist aber zugleich
ein interessantes Stück Kulturgeschichte der Stadt Wien selbst. Zwar besitzen wir schon eine
„Geschichte des alten niederösterreichischen Landhauses" bis zu seinem Umbau im Jahre 1837; ihr
Verfasser, Dr. Leopold Kitzinger,^) nennt sie aber selbst nur einen „Versuch". Sie erschien im
') Nach den ständischen JuramentenbQchern gehörte Fitzinger einer niederösterreichisch - ständischen Beamten-
familie an. Sein Grofivater legte am 26. April 1758 als Ratstürhüter, am 14. September 1762 als n.-ö. städtischer Bauschreiber
(Gebäudeinspektor) den Eid ab und starb am 11. Februar 1799. Sein Sohn Ignaz folgte am 12. März d. J. dem Vater als
Bauschreiber. Derselbe hatte zwei Söhne, Franz (geb. 1800), der 1817 in ständischen Dienst trat, 1832 ständischer Agent
und 1835 Vorstand des Expedits war, und Leopold Josef (geb.. am 13. April 1802). Franz war, gleich Johann N. Vogl und
Ignaz Franz Gaste 111, die beide ebenfalls ständische Beamte waren, ein Jünger Apollos und zählte unter den österreichischen
Dichtem, welche die Töne Seidls und Vogls anschlugen, zu den begabtesten. Leopold Josef hingegen wurde ein aus-
gezeichneter Naturhistoriker, dessen Beruf sich schon früh in ihm regte. Er besuchte das Schottengymnasium seit 1810, wurde
1816 Lehrling in der Hofapotheke, praktizierte 1817 bis 1821 im kaiserlichen Hof- Mineralienkabinette, während welcher Zeit
er die Humanitätsstudien nachholte und mit rastlosem Fleiße Physik, Chemie und Medizin studierte. Da für sein weiteres
Fortkommen kaum eine rechte Aussicht war, trat er 1821 als unentgeltlicher Akzessist in den ständischen Dienst und wurde 1830
Registrant. Auch in dieser Stellung benützte er jede freie Zeit zur weiteren Ausbildung, wobei der damalige Landmarschall
Graf Dietrichstein sein Gönner war. 1844 erfüllte sich endlich sein Lieblingswunsch, indem er Kustosadjunkt im Hof-
Mineralienkabinett wurde. Als solcher ging er 1870 in Pension; ein Jahr zuvor hatte er die Geschichte des n.-ö. Landhauses
nach seinem Manuskripte im Landesarchive der Öffentlichkeit übergeben. Fitzinger war Doktor der Philosophie, Medizin und
Chirurgie und seit 29. Juni 1848 wirkliches ||Iitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Er starb am 29. Jänner 1885.
(Wurzbach, österr. Biograph. Lexikon IV, 258 f. — Nekrolog nach einer autobiographischen Skizze im Almanach der
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 1885, S. 182—190. In dem daselbst beigegebenen Verzeichnisse seiner Schriften ist
der oberwähnte ^Versuch" nicht aufgezählt.
1*
4 Das niederösterreichische Landhaus in Wien von Dr. Anton Mayer.
Jahre 1869, und zwar im XLI. Bande des von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften heraus-
gegebenen Archives für Kunde österreichischer Geschichtsquellen, ist aber nichts anderes, als der
wörtliche Abdruck einer schon früher verfaßten gedrängten Darstellung der Entstehung des Land-
hauses, seiner Baugeschichte und der wichtigeren Ereignisse, die sich in demselben vollzogen haben.
Kitzinger hatte nämlich diese Darstellung noch als ständischer Registrant verfaßt und den Ständen
aus Anlaß der Vollendung des Neubaues überreicht. *) Dieses Manuskript befindet sich derzeit in der
Manuskriptenabteilung des n. - ö. Landesarchives.
In dem vom 15. August 1838 datierten Vorworte sind die wenigen gedruckten und die
archivalischen Quellen verzeichnet, welche Kitzinger seiner Arbeit zugrunde gelegt hatte. Er selbst hatte
bereits 1824 in Hormayrs Archiv einen kleinen Aufsatz unter dem Titel „Zur Geschichte des n.-ö.
Landhauses" erscheinen lassen, für welchen er seiner eigenen Aussage nach größtenteils Bergen-
stamtn's Notizen verwendet hatte. Was das afchivalische Material in seinem „Versuche" anbelangt,
war er jedoch über die Verwertung der kurzen^ im Codex Provincialis des n.-ö. Landesarchives
enthaltenen Regesten eigentlich wenig hinausgekommen. Nähere Nachforschungen in den Akten des
n.-ö. Landesarchives haben nun ergeben, daß es gewiß wünschenswert wäre, eine ausführliche,
quellenmäßige Geschichte des n.-ö. alten Landhauses mit Inbegriff der interessanten Baugeschichte
des neuen Landhauses zu veröffentlichen.
Das Resultat dieser Nachforschungen liegt in der folgenden Arbeit vor. Dabei hat es sich
aber wiederholt gezeigt, daß zur Erklärung und Veranschaulichung des Textes eine Illustrierung ttiit
Grundrissen, Durchschnitten, Abbildungen einzelner Teile des alten Landhauses und mehrerer Objekte
in demselben unbedingt notwendig sei, welches einschlägige Material zum großen Teile in Originalen
in der topographischen Sammlung der n.-ö. Landesbibliothek schon reichlich vorhanden ist; teilweise
wurde es noch durch vorzügliche Neuaufnahmen des Herrn k. k. Baurates Richard Jordan und
seines Sohnes Othmar in überaus verdienstvoller Weise bereichert.
Über eine diesbezügliche Bitte des Ausschusses des Altertums -Vereines, welche derselbe
beim hohen Landtage einbrachte, hat der n.-ö. Landesausschuß nicht nur die Reproduzierung jener
Bilder gestattet, sondern auch dafür die Bewilligung eines Betrages von 800 Kronen beim Landtage
veranlaßt, für welche hochsinnige Körderung sowohl der Ausschuß des Altertums -Vereines, als auch
der Verfasser den wärmsten Dank hier zum Ausdruck bringen.
^) Fitzinger erhielt am 13. Februar 1839 Von den Ständen für sein Manuskript ein Belobüngsdekret, doch wurde
vom Landmarschall und dem Verordneten -Kollegium der Wunsch ausgesprochen, einige mifideutungsfähige Stellen wegzu-
lassen. Nachdem dies geschehen war, legte Fitzinger sein Manuskript nochmals vor, über welches im Verordneten - Kollegium
Propst Jakob (Ruttenstock) von Klosterneuburg das Referat hatte. Derselbe beantragte bei den Standen den Ankauf des
Manuskriptes für das ständische Archiv um 200 Gulden, die auch bewilligt wurden (6. September 1839). Die Drucklegung sollte
aber erst nach gänzlich vollendetem Bau oder kurz vor dessen Vollendung behufs Verteilung an die Ständcmitglieder geschehen^
Woran die Drucklegung damals scheiterte — ob an dem Kostenpunkte -- ist nicht bekannt. (Niederösterreichische Landes-
archiv Fase. 19, Z. 219/29, 1615/156, 1901/88.)
I.
Das alte Landhaus.
(1513-1837.)
Vorgeschichte.
rJis in das zweite Jahrzehnt des XVI. Jahrhunderts besaßen die n.-ö. Stände für ihre Ver-
sammlungen (Landtage) kein eigenes Haus. Es gab früher sozusagen nur „wandernde Landtage" in
verschiedenen Orten Niederösterreichs, *) unter welchen Wien zwar am meisten genannt wird. Für einen
festen Landtags- oder Verwaltungssitz fehlten eben noch alle Voraussetzungen. Aber auch zu der
Zeit, wenn die Stände in Wien tagten, hatten sie zu diesem Zwecke kein bestimmtes Haus, sondern
sie versammelten sich bald da, bald dort, am häufigsten im Hause des jeweiligen Landmarschalls, ^
bei größerer Zahl der Abgeordneten auch im Dompropsthofe,') in den Refektorien der Klöster,*) in
aufgeregten Zeiten fanden sich Fraktionen der Stände sogar in Kirchen ein. *)
Es führte daher manches Haus in Wien, sei es nur traditionell, sei es urkundlich erwiesen,
die Bezeichnung Landhaus, die im XVL Jahrhundert und auch später noch vorkam. Ein solches Haus,
das nur traditionell mit der Abhaltung von Landtagen in seinen Räumen in Verbindung gebracht
wurde, war z. B. das sogenannte Praghaus auf dem Kienmarkt, das aber, weil es ein landesfürstliches
Haus war — Laz nennt es ausdrücklich ein Jagdhaus*) — wohl kaum zu ständischen Versamm-
lungen benützt worden sein dürfte. ')
1) In Eggenburg (1411), Gellersdorf (am 2. Februar 1460), in Guntersdorf (am 5. März 1460), in Hadersdorf (16. Sep-
tember und 13. Dezember 1463, 1464), in Klostemeuburg (1252, 1276, 1408, 1447), in Komeuburg (1447, 1451, September
1453, 1464, 1467), in Krems (1442, 1446, 1448, 1449, 1453, 1493, 15Ö7), Mautem (1252), Melk (1461), St Polten (1441), Juni
1462, 1463), Stetteldorf (Mai 1462), Stockerau ^Dezember 1459), Tuln (1252, Juli 1462, September 1463, 1465), Trübensee (am
29. November 1250), WuUersdorf (März 1460), Zistersdorf (am 4. Dezember 1461).
*> Z. B. wurde der Landtag am 4. Mai 1458 im Hause des Landmarschalls Hanns von Ebersdorf gehalten.
(Ennenkels Manuskript im n.-ö. Landesarchiv II, 22.) Die Ebersdorfer besaßen zwei Häuser am Herzogenhof (heute Bogner-
gasse). ^ Dasselbe gilt auch vom Hause des Landmarschalls Christoph von Liechtenstein, dem späteren Marolteiningerhof
oder Dr. Enzianers Haus, das später allgemein als das «alte Lannthaus* bezeichnet wurde.
*) Den Landtag, welchen Erzherzog Alb recht VI., K. Friedrich IIL und ihr Vetter Sigmund von Tirol, jeder
für sich wegen Teilung der Erbschaft far den 29. Juni 1458 ausgeschrieben hatten, wurde im Dompropsthofe gehalten.
(Fontes VU, 152.)
^) Bei den Dominikanern, Augustinern, Minoriten, bisweilen auch in deren Kapitelsälen.
*) Das gilt namentlich vom Landtage am 25. Juli 1462, für welchen eine Vorbesprechung in der Kirche der
Augustiner gehalten wurde, wobei Ruprecht von Ebersdorf eine Rede hielt
') Lazius, Vienna Austriae (Basel 1546) lib. I, p. 120 «Pragensis domus quondam venatoria*.
*) Hormayr in seiner Geschichte Wiens III, 2, 1. Heft, S. 89 «das Praghaus auf dem Kienmarkt hinter der Ruprechts-
kirche, einst Kaiser Wenzels Gefängnis und das Absteigequartier vieler fremder Fürsten und vieler Fürsten von Österreich
— seit langer Zeit Salzamt — kann als landesfürstliches Haus nur sehr uneigentlich und zufällig den Namen des Landhauses
geführt haben*.
8 Das niederösterreichische Landhaus in Wien
Dem entgegen führte Dr. Enzianers Haus *) auf dem Graben, an der Ecke der Bräunerstraße,
mit Recht die Bezeichnung „das alt lannthaus", die Kitzinger in seinem „Versuche" aber auf ein
anderes Enzianer'sches Haus, nämlich auf jenes in der Johannesgasse, überträgt, wahrscheinlich auf
Grund einer Bergenstamm*schen Notiz.*) Über jenes Haus gibt nun ein an die n.-ö. Stände ge-
richtetes Schreiben des Schottenabtes Michael (1521 — 1528),') der selbst Verordneter des Prälaten-
standes war, eine nähere und sichere Auskunft. Darin nennt der Abt dieses Haus ausdrücklich „das
alte lannthawß am Graben hie zu Wienn gelegen".*)
Ernstlich beschäftigten sich die niederösterreichischen Stände mit der Frage nach einem
eigenen Hause, für ihre Zusammenkünfte erst zu Anfang des XVI. Jahrhunderts, nachdem die
Stände von Steiermark seit 1494 und auch die von Kärnten und Krain bereits ein solches besaßen.
Gleich wie bei diesen besonders „die Vßrvv4ltung5refornien K. Maximilians I. das Bedürfnis eines
ständigen Versammlungsortes fühlbar machten", *) wurden auch die niederösterreichischen Stände aus
demselben Grunde zu jener Frage gedrängt.
In der Instruktion ddto. Wien am 14. Mai 1509, welche nun diese ihren Deputierten an den
KÄisep, nämlich dem Hanns H^U6#r von Karlstein*) und Wolf (?) von Trwn') gaben, heißt es
ausdrüi^kiißh, sie fußphtsn sich Auch erkundigen, ob die zw^i Häußer, jenes des Gr^f^n Michael von
1) Nach den Gewerbüchern der Stadt Wien werden folgende Besitzer dieses Hauses genannt: 1444 das ^von Petta
Haus" ; Agnes, Leutoids von Stubenberg Hausfrau * und ihre Schwester, die Gräfin von Schaumberg, erben dasselbe ¥on ihrem
Va^ Friedrich von Pettav, USS Christoph von Liechtenstein, Landmarschall in ö^terreieh — vährend dessen Muf^chiUUnites
iq^g manct^er (^andtag hier /^l^g^halten worden sein. 1498 Ulrich Topl, Rom. Kais. Mt, Kamiperschreiber. 1^34 die L^ndstände
von Österreich ( ? ). 1538 Doktor der Medizin Johann Enzianer. Nach Enzianer kommt ^ &ls das Haus des Wolf Sinnich und
nach diesem als das Haus des Johann Gabriel Freiherm von Selb vor. Es war im Hofraum besonders zierlich gebaut, hatte
rundbogige Arkaden und eine überaus schöne Schneckenstiege, so dafl es unter jenen alten Häusern der innerm Stadt, die
bis iß die neuere Zeit st^fo^^ büel^en, als e||ie§ der schönsten gelten l^onnte. (Berichte uod MitteilMligffn de^ Alt^ftlim^-Vereines
7U Wi»n VIII, p. CXIX, ti6J2; }(., S. 101.) sr Dr. Johant) gnzifkner war ein sehr reicher und angesehener Mann ; ^ein Schwieger-
sohn war der berühmte Professor der Medizin an der Wiener Universität Dr. Matthäus Comax (Schraijf Festgabe für die
Teilnehmer an der 66. Versammlung deutscher Naturforscher in Wien [1804] S. 63)
*J Fitzinger a. a. O. S. 6. — Der ehemalige Marolteiningerhof in der Johannesgasse wird in der ersten Taxierung
der österreichischen Frei- oder Herrenhäuser im Kämtnerviertel vom 5. Mai 1543 als da« „alta Landhaus" und Eigei|tum
des Dr. Georg Enzianer bezeichnet. Im Vergleich der oberen Stände mit der Stadt Wien vom 12. Jänner 1552, ebenfalls wegen
der Frei- pder Herrenhäuser abgeschlossen, erscheint dieses Haus als des jungen (Christoph?) Enzianers Haus. Im «Verzeichnis
aller Häuser der Innerp Stadt Wien und ihrer Besitzer in den Jahren 1563 — 1587" (Protokoll der k. k. Quartiermeister, das
E. Birk in den ßerichten und Mitteilungen des Altertums -Vereines zu Wien, X, S. 79—164 veröfifentlicht hat), wird es als
ein dem Christoph ßpzi^ner gehöriges Haus genannt.
*) E. Hauswirth Abriß einer Geschichte der ßefiediktinerabtei ^u den Schotten in Wien, S. 53— 5J$.
*) Üßß erwi(hi|te Schreil^en de^ 4)3tes Mich^i^l war e|n Bittschreiben um ein^^n ,,Sehßri|ibrief, da d&f» Haus von Topl
»Mfl^^ipe ^mn|9 Q§\ä$ß* ^n Pr. gnziapi^ ver)(auf]^ und di^^i^r pber des Ambro« Wisent Ansuchen im 3chottengrundbuche «an
ni|t« vn4 Qwar* g^phrifbea wordep w^r. Ulrich Topl hßtiß einen Sohn hinteriasßeni der damals noch am Lehen war; f^er
weder von diesem noch von Chri/$top)) M^nffiuingar, f>Qch yofi den ßtänden war eine Anzeigi?, Auisendung oder piji Obergabsbrief
vofgebr/t/^ht oder erlogt WQrdßn.- Um ^un von diesem Tppl| Mamminger oder von andern künftighin nicht einen Anspruch
Od^r Nachteil erwarten ^u müaien, wie ßf es Wißßnt ,Uwtter* angezeigt, bat der Abt um eine Ausfertigung eines genügenden
«Schermbriefes^, wie es ^die nottdurfft erfordert. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3.)
») Wastler-v. Zahn, Da^ Landhaus in Graz (Wien 1800) S. 4ft.
*) Hanns H a u s e r von Karlstein war der Sohn des Jobst H a u s e r, des Rates und tüchtigen Feldobristen
K. Friedrich IIL, und der Afra Hörleinspergerin. (W i fl g r i 1 1, Schauplatz des landsäfligen n.-ö. Adels. IV., S. 221.)
*) Im Originalakt der Instruktion heißt es zwar „Wolfgangen Trawn', doch findet sich um diese Zeit kein Wolfgang
Traun vor. Ein Traun mit diesem Taufnamen (Wolfgang II.) kommt zuerst 1430 vor (Bucelini, Germania-Topo-Chrono-
Stemmatographica, pars II; und ist um 1482 gestorben. Es liegt also ein Schreibfehler vor und soll entweder Michael heißen,
der Wolfgangs Sohn war, oder richtiger Sigmund IL, von dem Bucelini selbst sagt: „claruit 1509 und 1517".
von Dr. Anton Mayer.
9
Maidburg ^) und das des Jörg von Pottendorf,*) dem Kaiser gehören („kayserl. M. zustenn") oder
nicht und dann demselben berichten, daß die Landschaft in Österreich noch immer nicht wie die in
Steyr, Kärnthen und Krain mit einem „Lanndtmarschallhaws versehen sei", und ihn bitten, eines dieser
Häuser, nämlich das des Pottendorf, den Ständen zu geben, und zwar um darin Landtage zu halten,
„oder zu andern notdurfflen" halber. Würden aber diese Häuser erblich schon vergeben sein, so
sollten sie — Deputierte — mit dem Besitzer „vmb ain zimlich gelt hanndeln mit Kays. M. hilfif". ^ Da
keines von diesen beiden Häusern im Sinne der Stände verfügbar war, oder, weil die in Aussicht
genommenen Unterhandlungen vielleicht auch zu keinem Ziele führten, kauften die Stände unter dem
Landmarschall Wilhelm Herrn von Puchheim am Montag nach St. Georgi (25. April) 1513 von den
Brüdern Wolfgang, Lienhart und Erasmus von Liechtenstein zu Nikolsburg ein Haus in der Herm-
gasse (Hochstraße) und den dazu gehörigen, anstoßenden Garten mit allen Rechten und Freiheiten.
(Beilage Nr. L)*)
Fig. 1, Das LandhAus auf WoUmatlLS Plan (1647).
^) Graf Michael von Maidburg-Hardegg, Landmarschall, hatte kurz vor seinem Tode (gest. am 24. März 1483) alle
seine Besitzungen, darunter auch sein Haus in der Spiegelgasse, das dem Chorherrenstifte St Dorothe gegenüber lag, am
22. Dezember 1481 an den Kaiser abgetreten, der es aber schon im nächsten Jahre an die Grafen von Gösing und St Georgen
verpfändete. Kurze Zeit nach diesen besafi es auch Dr. Johann Fuchsmagen, der es noch 1493 inne hatte, seit welchem
Jahre es in den Besitz der Reichs- und Panierherren Sigmund und Heinrich von Prüschenk, spätere Grafen von Hardegg
kam. (Berichte und Mitteilungen des Altertums- Vereines zu Wien VIII p. CXVI und CXVl. ^ Blätter des Vereines für Landes-
kunde von Niederösterreich XIII (1877) S. 418.)
") Als Besitzer des Pottendorfer Hauses auf dem Graben werden grundbücherlich genannt : 1438 Albrecht von Potten-
dorf, der es von König Albert 11. (V.) ,geschäft halber' erhalten hatte. Noch im selben Jahre folgte im Besitze die Wittwe
Konrads von Pottendorf, Johanna von Streitholen, die es aber schon im nächsten Jahre an die Brüder Ulrich und Hanns von
Starhemberg verkaufte. 1494 erscheint Balthasar von Starhemberg, Domherr in Passau, allein im Besitze, von welchem es an
Richard von Scherffenberg kam. (Berichte und Mitteilungen des Altertums -Vereines zu Wien VIII. p. CXIX.)
*) Landtagshandlung von 1509. (N.-ö. Landesarchiv, Landtagshandlungen, Carton 1. 1506—1519.)
*) Das Original der Verkaufsurkunde (Perg. ohne Siegel) befindet sich im n.-ö. Landesarchive, Kasten A.
Carton 2. Nr. 16.
xzxvill. Buid. . 2
10 I^as niederösterreichische Landhaus in Wien
Wenn wir auch von diesem Hause der Liechtensteine weder eine Abbildung, noch einen
Grundriß besitzen, so können wir uns doch aus den Grundbüchern des Magistrates, der Schotten
und der Minoriten, sowie nach Wolmuths Plan der Stadt Wien aus dem Jahre 1547, in welchem
„der Landschafft Haus" genau |und deutlich eingetragen ist (Fig. 1), eine Vorstellung von seiner
Umgebung, (Beilage Nr. II nebst Planskizze) annähernd auch von seiner Gestalt machen.
„Der Landschafft Haws", das damals nur einen Stock hoch war, bestand nämlich nach
Wolmuths Plan aus drei Trakten, einem längeren, der sich (links) von der Herrengasse bis an den
Minoritenplatz erstreckte und durch ein schmales Gäßchen (Zwinger) vom Hause der Herren von
Rogendorf*) getrennt war,*) einem anschließenden Quertrakte längs des Minoritenplatzes und einem
an diesen wieder anstoßenden Längstrakte (rechts) in der Richtung gegen die Herrengasse zu, doch
etwa nur halb so lang als der linksseitige Trakt. Auf dieser Seite grenzten Haus und Garten der
Stände an den Garten und das Haus der Herren von Fünfldrchen, die von 1495 — 1604 hier seßhaft waren.
Diese Gestalt des Landhauses dürfte so ziemlich auch die des Liechtensteinischen Hauses
gewesen sein, was besonders vom linken und vom Quertrakte gilt, denn ob zu der Zeit, als die
Stände das Haus kauften, auch schon der rechte Trakt gebaut war, ist fraglich. Im Vordergrunde,
knapp an der Herrengasse und getrennt von den andern Trakten stand, wie auch Wolmuths Plan
deutlich zeigt, noch ein kleines einstöckiges Haus, wahrscheinlich der sogenannte „alte Trakt", wie
er nach den vorgenommenen Adaptierungen im andern großen Hause auf den ^Spanzetteln" (Bau-
kontrakten) mitunter genannt wird.
') Nach den Herren von Rogendorf besaßen dieses Haus die Herren von Trauttmansdorf und nach diesen erhielt
es die Bestimmung, als ^niederländisch-italienische Cantzley*, hierauf als .Polizei-Hofstelle* zu dienen. Der an Stelle dieses alten
Hauses aufgeführte Neubau wurde der Sitz der n.-ö. Regierung, heute k. k. n.-ö. Statthalterei.
*) Die heutige Regierungsgasse.
-••-
von Dr. Anton Mayer. \l
Baugeschichte
(1516-1600.)
rJald nachdem die Stände das Liechtensteinische Haus gekauft hatten, begannen sie es der
neuen Bestimmung entsprechend innen und außen umzugestalten. Diese Adaptierungen wurden
durch eine Reihe von Jahren, aber immer in Intervallen, fortgesetzt, bis in den Sechziger Jahren des
XVI. Jahrhunderts die großen Veränderungen mit dem Aufbau eines zweiten Stockwerkes, und die
herrliche Ausstattung der verschiedenen Stuben (Säle) und des großen Saales begannen.
Die erste Epoche der Adaptierungen war etwa mit dem Jahre 1518 abgeschlossen, indem da
zum ersten Male eines Archivs Erwähnung geschieht und es den Ständen anheimgestellt wurde, ihre
Privilegien und Schriften in einem eigenen Gewölbe (Zimmer) unterzubringen. *) Auf einen Teil dessen,
was in der Zeit von 1513 — 1518 an größerer Veränderung im Innern des linksseitigen Traktes und
im Quertrakte — denn sicher kommen nur diese dabei in Betracht — ausgeführt wurde, bezieht sich
wahrscheinlich der im n.-ö. Landesarchive noch vorhandene undatierte „Spanzettel* (Beilage Nr. III), *)
welchen die Verordneten unter dem Landmarschall Kaspar von Wolkersdorf mit dem Maurermeister
Hanns Traubinger abgeschlossen hatten. Aus demselben geht zunächst hervor, daß die Verordneten nach
damals üblichem Brauche, ^) dem Vorsicht und Klugheit gewiß nicht abzusprechen ist, der aber doch
mit manchen Unannehmlichkeiten für sie verbunden war, alle zum Bau erforderlichen Materialien und
Werkstücke, gewöhnliche Steine aus dem „Katerholz -Steinbruche",*) bessere und schönere Steine
aus dem Burgschleunitzer Bruche (Burgschleinzerstain) *) zuführen ließen, ja selbst Nägel und Holz
zur Gartenumzäunung kauften. Traubinger hatte nur die Maurer- und Steinmetzarbeiten zu besorgen,
die sich aber nicht auf einen Neubau, sondern, wie der „Spanzettel** besagt, nur auf Adaptierungen,
im allgemeinen auf Errichtung von Pfeilern und darüber gespannten Kreuzgewölben, auf Aufführung
von Scheidemauern und Ausbrechen von Fenstern und Türen nebst allen dazu gehörigen Verputz-
und Verschönerungsarbeiten, endlich auf das Legen der Estriche*) in den neuhergestellten Räumen
') Dr. Ant. Mayer, Das Archiv und die Registratur der n.-ö. Stande 1513 — 1848 im Jahrbuche für Landeskunde,
I. Jahrg. (1902).
•) N.-ö. Landesarchiv B. 8.- 3.
*) J. Was 11 er, Das Landhaus in Graz (Wien 1890) S. 58, Note 16.
*) Aus dem „Katerholz* und der „Katerholzmühle*, ein alter Besitz des Stiftes Klostemeuburg, entwickelte sich nach
dem Obergang in kaiserlichen Besitz, das kaiserl. Lustschlofi Schönbninn. Der „Katerholz- Steinbruch' lag mehr gegen Hietzing
zu und hieß deshalb auch der Hietzinger- Steinbruch. Hier wurden Füll- ynd Grundsteine, lange und breite Quadern auch für
den Bau bei St Stephan gebrochen. (Quirin Leitner, Das kaiserl. Lustschloß Schönbrunn. — Dr. Karl Uhlirz, Die Rechnungen
des Kirchenmeisteramtes von St. Stephan S. 401, 468.)
») Das ist Zogelsdorferstein (V. O. M. B.).
*) Estrich ist der mit gebranntem Ziegelbeschlag hergestellte Fußboden. Ein solcher Boden bestand aus Gips, mit
Sand, Ziegelmehl und kleinen Ziegelstücken, welche Bestandteile alle zu einer Art Brei vermischt und dann geschlagen
wurden. (Piper, Burgenkunde, S. 462, Note.) Ein solcher Fußboden wurde dann mit Teppichen belegt.
12
Das niedcrösteiTeichischc Landhau
n Wien
bezogen. Bei der unteren Stiege im Hof hatte Traubinger dann die äußere Steintür auszuwechseln und
eine neue von den obgenannten Steinen einzusetzen, ebenso für die innere Tür ein „soll stueckh"
(Stufen) auszuhauen und einzusetzen. Die im letzten Punkte des „Spanzettels" aufgeführten »peck-
stall",') welche Traubinger ebenfalls herbeizuschaffen hatte, gehörten wahrscheinhch für die neue
Umzäunung des Gartens, der noch über einen Teil des Hofes und längs des Fünfkirchner Gartens
sich hinzog.
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Fig. 2. Die Alte DnrcUUirt.
Wenngleich gewisse Hauptmauern wegen der Erhaltung von historisch oder künsüerisch
interessanten Sälen und Zimmern aus dem alten Bau im neugebauten Landhause stehen blieben
(siehe die Grundrisse auf Tafel 2, 3 und 4, wo die alten Mauern in schwarzer Farbe gezeichnet sind),
so ist es immer noch sehr schwierig, die damalige Lage der im Traubingers „Spanzettel" aufgezählten
') Das sind Pfahle, an welchen Zaune, Gelinder und Planken beTesligl werden. Die Zimmerleute nennen sie heute
von Dr. Anton Mayer. 13
Räume, nämlich der Herren Verordneten Stube, Herrenstube, Saal, Landschaftskanzlei, ganz genau zu
bestimmen, da sie sich mit den später gleichbenannten nicht ganz decken und die örtlichen Angaben
und Maße in den „Spanzetteln" meistens unklar und karg sind. *) Es ist nicht unwahrscheinlich, daß
von jenen zwei Räumen, die in Absatz 1 und 2 des Traubinger*schen Spanzettels also beschrieben
werden : „Erstlichen soll er in den Stall (d. h. wohl des früheren Liechtensteinischen Hauses) acht
Pfeiler mit Werkstücken versetzen, auf diese Pfeiler ein Grat- oder Kreuzgewölb durchaus aufFühren
und unten eine Scheidemauer aufführen, die durchaus in das obere Zimmer geht", der untere Raum,
das mit Pfeilern versehene gotische Zimmer war, in welches zur Zeit der Reformation, um das
Jahr 1560, die Protestanten ihre Betstube verlegt hatten.
So viel darf man als sicher annehmen, daß Traubingers Arbeiten, wie erwähnt, nur Adap-
tierungen betrafen und daß die für die Zwecke der Stände hergerichteten Räume im linken Trakte
lagen, wo heute noch die einstige Verordneten -Ratstube (heute Bibliothekssaal) das gotische Zimmer
und die Prälatenstube erhalten sind. Der große Saal befand sich aber schon damals im Quertrakte
des Liechtenstein'schen Hauses, worauf die Jahreszahl 1516 hinzuweisen schien, welche vor dem
Abbruche des alten Landhauses an der Hauptfront gegen den Minoritenplatz hinaus noch neben
einem Fenster desselben zu lesen war.*) Wann nun die im selben Trakte unter dem Saale befind-
liche, ursprünglich c. 6 Klafter tiefe und bis zum Gewölbescheitel 3 Klafter hohe alte Durchfahrtshalle,
ein verhältnismäßig niederer Raum mit einem darüber gespannten, halbrunden Netzgewölbe (Fig. 2),
das mit dem schönen Wladislawsaale in Prag (1493) viele Ähnlichkeit zeigt und daher fast in die
gleiche Entstehungszeit mit diesem gehört,') dann der nebenan geschaffene Raum, dessen Bestim-
mung man nicht sicher klar legen kann (kleine Durchgang?),*) mit dem nicht minder architektonisch
schönen, aber kleineren Gewölbe (Fig. 3), endlich das sogenannte gotische Zimmer (Fig. 4) das im
ersten Stocke des linken Traktes als eine Art Vorhalle zwischen der einstigen Bürgerstube und dem
Prälatensaale liegt, gebaut worden' waren, ob noch zur Zeit der Liechtensteine oder von den Ständen
zur Zeit dieser ersten Adaptierungen, das läßt sich schwer bestimmen, da die Belege hiefür fehlen.
Jedenfalls aber gehören sie ihrer Konstruktion nach dem Ausgange des XV., oder spätestens den
ersten zwei Jahrzehnten des XVI. Jahrhunderts, also dem Übergänge von der Gotik in die Renais-
sance an.
Nachdem so das Liechtenstein'sche Haus für die Bedürfnisse der Stände adaptiert und ein-
gerichtet war, hat es wohl seiner inneren und äußeren Ausstattung nach zu den schönsten und
wegen seiner hohen Bestimmung auch zu den hervorragendsten Gebäuden Wiens gehört und Cuspinian
im Jahre 1528 zu dem bezeichnenden Ausspruche bewogen, „daß es bei weitem die anderen Häuser
der Stadt übertreffe, gleich nach der Burg käme und ein königliches Haus genannt zu werden ver-
^) Leider hatte man es vor dem Beginn des Neubaues versäumt, ja sorglos nicht beachtet, Aufnahmen von den
alten bemerkenswerten Räumen im Parterre und ersten Stock zu machen; Kitzinger wäre es noch ein Leichtes gewesen, an
der Hand von Akten die alte Baugeschichte, verbunden mit Illustrierung der Innenräume in ihrer Entwicklung, klarer dar-
zulegen, als dies heute möglich ist.
■) Kitzinger a. a. O. S. 8.
") W. Lübke Geschichte der deutschen Renaissance, S. 625. Die Rippen, die in Form einer Kreisfigur eine reiche
Verschlingung bilden, vereinigen sich auf jeder Seite auf je drei der dreiseitig vorstehenden Wandpfeiler, von denen das
Paar gegen die Minoritenseite hinaus bei der Umwandlung dieses Raumes zur Kapelle vermauert werden mußten. „Die durch
diese Rippenvereinigung beiderseits oildenden, je zweispitzbogig abgeschlossenen Wandfelder werden durch je zwei in •/, Höhe
der Wand angebrachte halbrunde, aus Wülsten und Kehlstäben gebildete Bögen, die an ihrer Vereinigungsstelle in Mitte der
Wand auf einer Konsole aufstehen, belebt." (Mitteilungen der k. k. Zentral-Kommission der Kunst- und historischen Denkmale
N. F. n, p. LH f.)
*) Ist gegenwärtig der Heizraum für die Zentralheizung.
Das nicderösterreichische Landhaus in Wien
diene."') Interessant ist, daß Cuspinian auch auf die vier in erstaunlicher Art getrennten Gemächer
für die vier Stände hinweist
') (Est autem hacc domus tam egregie, tamquc
possit princeps aliquis inhahitare, tarnen hacc omnes a
burgum: tanta arte est polila. — Necdum est ei exlrema mi
(Austrin Joannis Cuspiniajii. Francofurti 1601 Toi. p. 64.)
fig. 3. (Der kleine Dnrchguigf)
magnilice
licet sint pleraeque domus Vicnnae, quibus
Junge Euperal, ut jure possil regia dici, utpote secunda post
additn, ob bellicos regis tumultus: adeo insignis exslat domus.
von Dt, Antan Mayer. 15
Aus dem Vertrage („geding"), welchen die Verordneten durch den Schottenabt Konrad*) mit
Meister Sigmund Hueber am 8. März 1533 abgeschlossen hatten (Beilage Nr. IV), ■) geht hervor,
daß wegen mancher Gebrechen im sogenannten „alten Stock", der bisher von den Adaptierungen
Ftg. 4. Du gotische Zimmer.
>) Ob«r die Tätigkeit dieses Abtes (1528-1541) als Stände mitgli cd. Verordneter und Raittierr (1531) s
nor Geschichte der Benediktinerabiei zu den Schotten in Wien. S. 57.
*) N.-«. Landeiarchiv A. 2. 16. und B. 8. 3. 8. März 1633.
16 Das niederösterreichische Landhaus in Wien
verschont geblieben war, nun Änderungen vorgenommen werden sollten. Dieser alte Stock war
jenes alleinstehende, stockhohe Gebäude an die Herrengasse heraus, welches auf Wolmuths Plan (1547)
auch ersichtlich ist (Fig. 1), gegen die Hofseite zu mit einer Sonnenuhr versehen war*) und mit den
beiden anderen Seiten an den ständischen Garten stieß. In diesem Gebäude wurden jetzt, um dem vor-
handenen Raummangel abzuhelfen, „zu ainer Stuben und khamer auf die gassen werts" zwei Scheide-
mauern aufgeführt „vnd von derselben Stuben daneben durch die Mauer eine Thür in den Garten
hinaus" ausgebrochen u. dgl. m. Ebenso wurde damals die „Steinhütte" im Garten (Grotte?) in eine
Stube, die für den Diener des Landmarschalls und der Stände bestimmt war, umgestaltet.
Wahrscheinlich mit Rücksicht auf den Bau eines rechten Flügels des Landhauses versicherten
sich die Stände durch Kauf des dazu unbedingt notwendigen, weil anstoßenden Gartengrundes der
Herren von Fünfkirchen, mit welchen der noch vorhandene Servitutsrevers vom 14. Mai 1539,
ausgestellt von Hans von Fünfkirchen zu Steinabrunn und auf Falkenstein, zugleich Besitzer jenes
Hauses, das später in „das kleine Landhaus" einbezogen war, im Zusammenhange steht. Kraft dieses
Reverses trat Fünfkirchen für sich und ^eine Erben gegen eine von den Ständen erhaltene Summe
von dreihundert Gulden jenes Stück Grundes, welches sie von seinem Gartengrund nächst der
Minoritenfreithof „mauerdick" zu ihrem Gemäuer gezogen, an sie gänzlich ab und gestattete, daß sie
in dieser Mauer Licht und Fenster nach Belieben haben mögen, wobei er und seine Erben sie gegen
jedermann schützen und schirmen sollen und wollen.^ (Beilage Nr. V.) Die Stände wären wegen der
Scheidemauer zwischen dem Hause des Fünfkirchen und dem nunmehr ihnen gehörigen Garten sowie
wegen der Lichtfenster in jenem Hanse gegenüber der projektierten Verbaaung dieses Gartens zu einem
rechten Flügel des Landhauses vielleicht in einen Konflikt gekommen, gegen den sie sich für jetzt
und gegen jeden künftigen zu schützen suchten. Wie notwendig der Revers war, zeigte sich in der
Folgezeit. Zwei Versuche, gegen ihn zu handeln, mußten nach Einsprache der Verordneten aufgehoben
werden. ') Wann der rechte Flügel gebaut wurde, ist aktenmäßig nicht zu erweisen, er muß aber 1547
gebaut gewesen sein, da er auf Wohlmuths Plan erscheint.
Länger noch als ein Jahrzehnt dauerte es aber, bis die Frage des vollständigen Ausbaues des
Landhauses durch die Aufführung eines zweiten Stockes näher in den Zenith einer definitiven Lösung
gelangte. Am 20. April 1551 beschlossen die Stände unter dem Landmarschall Christoph Freiherrn von
Eytzing, im Quertrakt den großen Saal mit einem Gewölbe zu versehen. *) Bald jedoch erlischt wieder
der Strahl von Licht in der Geschichte des Landhauses, bis von 1562 an ein größerer Bau im vordem
neuen Stock vom Gitterbrunnen an gegen die Herrengasse zu durch mindestens zwei Jahre geführt,
*) Kitzinger a. a. O. S. 21.
*) N.-ö. Landesarchiv A. 5. 7. B. 8. 4. 14. Mai 1530. — (Codex Provincialis p. 986.)
') Schon der Sohn des Hans Fünfkircher, Hans Bernhard, strebte im Jahre 1600 eine Erweiterung seiner Behausung
an, womit die gegenüber befindliche Ritterstube nicht allein im Licht verdunkelt, sondern ihr auch der Prospekt und die
gute Luft genommen worden wären. Merkwürdigerweise hat gerade hundert Jahre nach Ausstellung oberwähnten Original-
Reverses — 1639 — auch Frau Maria von Breuner, eine geborene Trauttmansdorf, wahrscheinlich in Unkenntnis jenes
Reverses ein ziemlich einfaches Gebäude neben dem Landhause gegen das Einnehmeramt zu, und zwar geplant, gegen das die
Verordneten aber ziemlich scharf remonstrierten. ,Wann aber^ — sagten sie — „Frau Preinerin selbst vernünflUg £u erachten, dafi
in Einem jeden Zimmer oder Wohnung fümemblich daß Liecht Erfordert wirdt, gestalten sich dann Rechtwegen, wie auch
der dato noch befindenten großen Fenster halber, noch vor hundert Jahren die damalligen Verordneten von weylandt Herrn
Hansen Fünffkircher, Inhalt seines damals von sich gegebenen reuers davon hiebey ein Abschrifft, mit darschießung drcy
hundert gülden Paaren gelts Verglichen, vnd gleichsamb durchkhauff an sich gebracht, vnd derselbige biß dato in ruehigcr
goßeß gewest." Die Verordneten ersuchten daher die FräU „Preinerin'' schon des Reverses und guter Nachbarschaft wegen die
schädliche Baufuhrung „vnbeschwert** einzustellen, was sie auch wirklich tat (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 1639.)
*•) N.-ö. Landesarchiv A. 2. 1. 20. April 1551. Es ist dies der heutige Sitzungssaal des Landtages.
von Dr. AdIod Mayer. 17
dann aber wieder auf einige Jahre unterbrochen wurde. ') Man begann nämhch damals, unter dem
Landmarschall Joachim Freiherm von Schönkirchen, den Unken Flügel bis zum Minoritenfreithof mit
einem zweiten Stockwerk auszubauen. Am 16. August 1562 trafen die Verordneten mit dem Besitzer
des Nachbarhauses Hans Wilhelm Freiherm zu Rogendorf und Mollenburg, „obrister Erblandhofmaister,
Rom. Khay. Mt, Beisitzer deß Lanndts Rechtens in Österreich under der Ennß", den Vergleich, daß
der Bogen, welcher von seinem Hause gegen das Landhaus zu über das Gäflchen (Zwinger) gespannt
war und zwei Zimmer enthielt, gegen eine Entschädigung von 400 Gulden abgebrochen werde, welchen
Betrag der von den Verordneten bestellte Einnehmer Hans Moser gegen Quittung an Freiherm von
Rogendorf auszubezahlen hatte.») Im Nachhange zu diesem Vergleiche schlössen die Verordneten, Abt
Michael von Melk, Rüdiger Herr von Starhemberg zu SchÖnbüchel und Herr Christof Teufl zu
Khrottendorf am 6. April 1564 mit Hans Wilhelm Freiherrn zu Rogendorf und Herrn Geoi^ Ehrnreich
Freiherrn zu Rogendorf und Pöggstall, auch .ErblandthofTmeister in Österreich", einen anderen Ver-
gleich (Betlage Nr. VI) dahin, daß Rogendorf wieder ein Gewölbe herüber, aber an einer andern
Stelle, als das frühere sich befand, an das Landhaus, die Stände aber ein eben solches von ihrem
Landhause im vordem neuen Stock und „mittem" Zimmer aus an Rogendorfs Haus bauen dürfen, *)
was wohl erst später (nach 1568) zur Ausführung gelangte.
Der letzte, nun vollständig zu Ende geführte Ausbau des Landhauses, der in einer Reihe von
Restaurierungen in den Stuben und im Saale wie auch in der Fortsetzung des zweiten Stockwerkes
bestand, begann im Jahre 156S und dauerte bis 1586. Zunächst wurde nach einem von den
Ständen gebilligten Plane der linke Flügel vom Gitterbrunnen bis an den Minoritenplatz zu Ende
geführt,*) sodann gegenüberliegend der rechte Flügel gegen die Herrengasse herab ausgebaut und
ebenso der beide Flügel verbindender Quertrakt längs des Minoritenplatzes fertiggestellt. Im linken
Flügel lagen die neue, erweiterte Verordnetenratsstube, die Bürgerstube und die Prälatenstube nebst
zwei diese Säle verbindenden Vorhallen im gotischen Stile. Der Quertrakt war für den großen Saal,
der rechte Flügel für die Herren- und Richterstube mit ihren Verbindungsräumen bestimmt. Mit dem
Plane und der architektonischen Ausführung dieses ganzen Baues wurde der Bau- und Werkmeister
von St. Stephan Hans Saphoy*) betraut, jener Meister, der dadurch bekannt ist, daß er 1579 den
>] Ober das erste Baujahr (1. Jänner bis 31. DeHmber 15621 liegt ein .Rutbrief* der Verordnelen: Wilhelm von
Hofkirchen, Freiherr von „Kollmüts*, und Pitgrim von Sinzendorf, Herrn von Fridau, ddto. S. April 1563 fQr Ulrich Paumann,
(fOrbiettar* bei den Landrechlen über die durch ihn über Befehl der Verordneten geschehene ,erbauung* im Landhause und
hierauf ausgelegte Unkosten per 345 Gulden. (N.-A. Landesarchiv B. 8. 3. S. April 1563.)
■) H.-ö. Landesarchiv 6. 8. 3. 16. August 1562.
*) N.-A. Undesarchiv B. 8. 3. 6. Apnl 1564.
*) Man hatte auch beschlossen, .den alten Stock vom Brunnen an bis zu dem neu erbauten Stock gegen die Herren-
gasse heraus vom Grunde aus unter das Dach dem anderen Gebäude gleichmäfiig lu erbauen*, d. i. um dann das ganze
Landhaus in der gleichen Höhe von zwei Stockwerken zu haben. Am 16. März 1598 wurde der Zimmermeister Georg Rein
zum Aufsetzen des Dachstuhles für jenen Teil bestellt (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 16. März 1568.)
*} Nach einem Konzepte der Instruktion für den Baumeister von SL Stephan schwur Hans Sapboy
atn 2. Juni 1556 vor dem Bürgermeister und Rate der Stadt den Eid als Baumeister von St. Stephan und
folgte von diesem Tage an dem Leonhard Eikl. Saphoy war ein wohlhabender Mann, besaS ein Haus (.z
goldenen Esel*) in der WipplingerstraÜe und eines .auff s. StefTansfreithof, und zwar dort, wo jetzt das
Churhaus sich befindet, das jedoch 1566 in den Besitz der Stadt überging und seither ,gemainer statt-
paumeister ambtshaws bei s. Steffan* hjefi. Für seine Mühe bei der Zubereitung auf dem Turme anläßlich
des Einzuges Kaiser Ferdinand 1. nach seiner Wahl zum römischen Kaiser (14. April 1558) hatte er a
des Bürgermeisters Befehl sechs Taler, ebenso eine .ergezlichkeit* fiir seine gehabte Mühe auf dem Stephan
türme zur Einbegleitung Kaiser Maximilian II. erhalten. Saphoys Steinmetzzeichen, wie es auf den alten
Steinmetztafeln der Wiener Bauhütte, die bei der Genossenschaft der Baumeister aufbewahrt werden, ..^l
Fig. 5 abgebildet. (Berichte und Mitteilungen des Allertums-Vereines zu Wien, X, 5 113. — Monatsblatt
des Altertums -Vereines zu Wien, IV [1894], S. 102. - Jahrbuch der Kunstsammlungen des A. h. Kaiserhauses XVIII,
p. LXVI 15567 Fol. 41, Nr. 15754, 15821 Fol. 159.)
XZXTia Bud. 9
:rme ister Georg Rein
18 I)&s niederösterreichische Landhaus in Wien
zweiten Turm von St. Stephan mit einem kleinen Absätze abschloß und mit einem Kupferdache
versah.^) Die Aufsicht über den Bau führte, wie früher, Ulrich Paumann. *)
y Gleichwie beim Bau von 1516 und 1562 befaßten sich die Verordneten nach damaliger
Gewohnheit wieder selbst mit der Bestellung der Ziegeln und Steine, des Holzes, Eisens und sonstigen
Materials, ja auch der Fuhrwerke und Taglöhner und schloßen mit den einzelnen Lieferanten die
Kontrakte. Der Baumeister hatte nur die Maurer und Steinmetze beizustellen, ihnen die Löhne zu
bezahlen und wurde nach Ausmaß des aufgeführten Mauerwerkes durch Teilzahlungen eines ver-
einbarten Gesamtbetrages honoriert.*) Aus den Akten, so weit sie noch erhalten sind, sehen wir
bereits, wie umfassend die Vorbereitungen für den Bau gewesen sein mußten und wie weit oft das
Baumaterial herbeizuschaffen war.
Um die nötige Zahl Ziegel ohne Störung des Baues stets zur Hand zu haben, hatten die
Verordneten an Thoman Eyseler, „Rom. Kays. Mt. Superintendanten des Kayserl. Stattgepeys Wienn**,
der jederzeit sich freundlich erboten hatte, „zu dem vorhabenden gepey im Lanndthauß" alle Gut-
willigkeit und Hilfleistungen zu zeigen, am 8. März 1568 ein Schreiben gerichtet, in welchem sie ihn
verständigten, daß sie zwei leerer Ziegelöfen zum Brennen der Ziegeln bedürften ; er möchte sie ihnen
zur Verfügung stellen und ihnen dies dann mitteilen, damit das dazu nötige Holz zugeführt werde.*)
Ebenso wie die Verordneten die Beistellung des Holzes zum Ziegelbrennen auf eigene Rechnung
besorgten, wendeten sie sich am 5. Oktober 1568 auch an Herrn Hans Freiherm von Weißpriach, um
das nötige Holz aus seinen Wäldern für den Hofkalkbrenner Georg Aichinger zum Kalkbrennen zu
bekommen. *) Wahrscheinlich wurde von jenem Herrschaftsbesitzer auch das Eichenholz für die Türen
und das Bau- und Gerüstholz bezogen und nur ausnahmsweise, als es noch nicht angekommen war,
hatten die Verordneten am 15. Mai 1568 an die Kammerräte der n.-ö. Lande geschrieben, es möchten
ihnen diesfalls, damit der Weiterbau nicht gestört werde, von Ihrer Majestät vorhandenem Bauholz zehn
Stämme zur „runder Pölczung" geliehen werden, die sofort, wenn das bestellte Holz angekommen
sei, mit Dank würden zurückerstattet werden.*) Das Steinmaterial für die Stiegen wurde aus dem
Leithagebirge, und zwar von dem Bestandinhaber der Herrschaft Wolkersdorf, Ludwig Hütterl, bezogen,
bei dessen Verwaltung die Verordneten auch die Zufuhr der Steine am 10. März 1569 bestellt hatten. ')
Wegen des Eisens akkordierten dieselben am 16. Juli 1569 mit den Wiener Eisenhändlem, die zwanzig
Zentner Hütten -Eisen liefern sollten.®)
*) Franz Ziska. Die Metropolitankirche zu St. Stephan in Wien, 1823, S. 8 - Franz Tschischka. Der
St. Stephansdom in Wien und seine alten Kunstdenkmale Wien 1832, S. 5.
') Ulrich Paumann, der Landrechten Fürbitter und Potenmeister, ,als dem solch Gebäude verrichten zu lassen und
auszuholen vertraut und befohlen ist'. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3.)
*) Wastler, Das Landhaus in Graz, S. 56, Nr. 10.
^) N. - ö. Landesarchiv B. 8. 3. 5. März 1568. — Bei dem Ziegelbrennen war bald eine Unregelmäßigkeit vorgekommen,
weshalb die Verordneten unterm 11. Oktober 1568 an Eyseler eine Beschwerde richteten. Der Ziegelschreiber N. Jobst hatte
nämlich von der Landschaft bezahlten »Flachwerk* ohne Erlaubnis und in ganz unbefugter Weise 5000 Ziegeln ins .Hubhaus*
wegfahren lassen. Eyseler wolle dies dem Jobst ernstlich verweisen, „dafi er sich künftig der Eigenwilligkeiten enthalte*, und
anordne, daß diese 5000 Ziegel möglichst bald nachgeliefert werden. Dagegen hatten die Verordneten im folgenden Jahre dem
Abte Urban von Melk für seinen Bau im Melkerhof 3000 Ziegeln ausfolgen lassen, die sie am 24. September 1569, weil sie daselbst
noch unverbaut bei einander lagen, zurückverl&ngten, da bei ihnen jetzt ein Abgang erscheine und sie derselben dringend bedüri'en,
damit die Maurer nicht feiern. Der Abt möge daher seinen Hofmeister beauftragen, daß er jene 3000 Ziegel zurückerstatte;
„können wir Euch hinfür der sonst wiederum dienstlich Willen erzeigen'', stünden wir gerne zur Verfügung. (N.-ö. Landes-
archiv B. 8. 3. 24. September 1569.)
*) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 5. Oktober 1568.
«) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 15. Mai 1568.
V) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 10. März 1569.
^) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. Extraktenverzcichnis.
von Dr. Anton Mayer. \Q
Weit schwieriger gestaltete sich aber der Bezug des Zier- oder feineren Holzes zur Ausschmückung
jener Innenräume, die den Ständen zu ihren Versammlungen dienen sollten, also des Verordneten-
Ratszimmers, des großen Sitzungssaales und der Stuben der Prälaten, Herren und Ritter. Für die Plafonds
in denselben bedurfte man ganz besonders eines wurmfreien, trockenen Holzes. Der Hoftischler
Georg Haas,*) „der in Verrichtung einer Ersamen LanndtschafTt Landhaus hier in Wienn in ansehnlicher
Arbeit stand",*) hatte dazu meistens Holz von Eichen- und Ahornbäumen in Aussicht genommen und
bereits auch 94 schöne Stämme dieser Holzgattungen in den Wäldern der Karthäuser in Gaming aus-
suchen lassen und für das Fällen 20 Gulden rhein. dargeliehen. Der Prior von Gaming, Crispinus, „ver-
bot jedoch die Wegbringung solchen Holzes mit allem Ernst und ließ auch das weitere Fällen ein-
stellen". Da er doch Mitglied des Prälatenstandes war, dürfte der Grund seiner Weigerung ein triftiger
gewesen und vielleicht nicht mit Unrecht darin zu suchen sein, daß die Mehrzahl der Stände, daher
auch des VerordnetenkoUegiums, in dessen Hände ja die eigentliche Bauleitung lag, Protestanten
waren. Die Verordneten sahen sich sohin veranlaßt, ihm am 7. August 1571 zu schreiben und hiemit
freundlich und „pitlich" zu erinnern, daß er einer ehrsamen Landschaft zu „sonderem Gefallen" gegen
das übliche Standgeld und die Waldgerechtigkeit doch jene 94 Stämme unaufgehalten passieren lasse. ^)
Über den etwaigen Erfolg dieses Schreibens ist nichts bekannt.
Der Marmor zur inneren und äußeren Verkleidung der Türen und Fenster und anderen Ver-
zierung wurde aus den Marmorbrüchen des Hans Friedrich Hofmann Freiherrn zu Strechau *) geliefert.
Die Verordneten hatten demselben am 14. April 1569 geschrieben, daß sie ihren Baumeister Hans
Saphoy „mit Befehl abgefertigt" hätten, den Marmor in seinem herrschaftlichen Gebiete zu besichtigen
und mit seinem Vorwissen und seiner Bewilligung dann brechen zu lassen; er möge Saphoy
alle Förderungen angedeihen lassen. Am selben Tage schrieben sie auch dem Abte Lorenz von
Admont über des Saphoy Reise zu dem Freiherm von Strechau und baten ihn, „er wolle bei seinen
Untertanen viel darüber sein und verschaffen, daß sie die Fuhren nach Wien übernehmen und sich
gegen baare Bezahlung gutwillig gefallen lassen". Letzteres scheint aus was immer für einem Grunde
nicht eingetreten zu sein, *) denn als die Verordneten Hans Saphoy ein zweites Mal zu Freiherrn von
Strechau schickten, um die gebrochenen Steine herauszubringen, schrieben sie gleichzeitig unterm
*) Der Hoftischler Georg Haas, von welchem der kunstvolle Plafond im einstigen Verordnetenratszimmer (heute
Bibliothekssaal) allein noch erhalten ist, hatte in den kaiserlichen Schlössern und mehreren Burgen des hohen Adels
25 solcher Plafonds gemacht. Sie sind in einem eigenen Werke durch den Stich reproduziert und von Haas selbst heraus-
gegeben worden. Den Druck veranstaltete der Wiener Buchdrucker Stephan Kreuzer, welches Werk heule höchst selten ist;
es ist nur ein Exemplar, und zwar das auf der Wiener Hofbibliothek bekannt. In diesem Werke befindet sich auch das Porträt
des Meisters Georg Haas. (Taf. 8.) (Dr. Anton Mayer, Wiens Buchdruckergeschichte 1482-1882. I, S. 117.)
*) Um die Tischlerarbeiten beim Neubau des Landhauses hatte sich auch der Bürger und Tischler Hans Herr
beworben, da er schon in die zwölf Jahre mit seinen Arbeiten nseines Hoffens treulich und fleißig gedient hätte**. Da er schon
längere Zeit von dem Neubaue wisse, habe er sich mit allerlei trockenem (, dürrem*) Holze versehen, das „zu guten statten"
gereichen würde. Die Verordneten fertigten ihn aber kurz dahin ab: ,Was die weitere Tischlei-arbeit im Landhause anbelange,
so hätten sie bereits mit einem anderen Meister — eben Georg Haas — abgeschlossen. Was aber seine Nachforderung betreffe,
so wolle er sich sicher neu verrechnen und über die getane Arbeit in 14 Tagen Rechnung legen. .(N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3.)
•) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 7. August 1571.
*) Burg und Herrschaft Strechau bei Rottenmann in Steiermark gehörte seit 1. Dezember 1528 bis 1629 der Familie
Hofmann, die erst seit 1538 als freiherrlich erscheint. Der Steinbruch befand sich dort, wo der Weg vom Strechhof zu der auf
hoher Bergesspitze zwischen dem Palten- und Ennstale gelegenen, mächtigen und stolzen Veste Strechau führt. (Vgl. J. Wich n er.
Zwei Burgen und drei Edelsitze in der oberen Steiermark L Strechau in den Mitteilungen des historischen Vereines in Steier-
mark 1895 [42. Heft], S. 158 ff.)
•) Der Grund für die Weigerung des Abtes dürfte allem Anscheine nach ebenfalls darin zu suchen sein, daß die
weltlichen Glieder des n.-ö. VerordnetenkoUegiums Protestanten waren und auch Friedrich Freiherr von Hofmann zu den
eifrigsten Protestanten in Steiermark zählte.
3*
20 I^as niederösteireichische Landhaus in Wien
17. Juli 1569 demselben, „er wolle bei seinen Untertanen und auch sonst darob sein und verschaffen,
daß sie gegen Barbezahlung die Steine herausbringen".^)
Die Verordneten hatten aber nicht allein die Sorge, das Baumaterial und alles, was sonst
noch für den Bau erforderlich war, bis ins Detail herbeizuschaffen, sondern überdies auch jene, daß die
Meister, denen Arbeiten übertragen waren, diese auch zur rechten Zeit lieferten. Es fehlte daher nicht
an wiederholten Mahnungen der Säumigen. Ein typisches Beispiel der letzteren war wohl der immer
lässige Steinmetz Lorenzo Cariolo, dem die Herstellung der Stiegenstufen ins Vorhaus und des Brunnen-
)cranzes oblag. Am 10. März 1568 mahnten ihn die Verordneten, mit dieser Arbeit baldigst fertig zu
werden. Gerade ein Jahr darnach — am 10. März 1569 — mußten sie ein neuerliches Mahn- und
Warnungsschreiben an ihn richten, seine Arbeiten dermaßen zu beschleunigen, daß sie ehestens nach
Wien befördert werden könnten, widrigenfalls er eingesperrt („Einziehung seiner Person**) würde.*)
Anfangs Mai 1569 war Saphoy mit ^em Bau nun so weit vorgeschritten, daß er an die
Verordneten die Anfrage richten konnte (11. Mai), wie sie es denn mit den eichenen Türen und deren
Verkleidung mit Marmor sowohl unten beim Eingang zur Stiege, die in das Vorhaus im ersten Stock
führte, als auch in diesem selbst halten wollten, ob nämlich die Verkleidung oder nur die „Khalonen"
(Säulen) von Marmor gemacht würden ; desgleichen möchten sie ihm bekannt geben, ob jetzt oder später
etliche Bilder oder Statuen aus weißem Marmor dazu angefertigt würden, auch möchten sie ihm die
Wappen, so im Gewölbe des Vorhauses anzubringen wären (nämlich die der damaligen Verordneten),
zustellen lassen, „damit er alles rechtzeitig in Ordnung und ins Werk bringen könne**.
Die Bauarbeiten scheinen aber nicht immer den gewünschten Fortgang genommen zu haben,
wie nämlich aus einem Schreiben der Verordneten vom 1. Februar 1570 an den Baumeister Hans
Saphoy hervorgeht. Nachdem sie die Arbeiten an der „Neuen Cantzley** (der Trakt von der Verord-
netenratsstube [inclus.] bis zum Minoritenplatz hinaus) besichtigt hatten, „hätten sie in Vollendung
diß schwebenden Gepeis als insonderlich aufmachung der Historien so manches hinlässig befunden,
namentlich daß der Tischler in seinen Arbeiten, die er längst hätte fertigen sollen, nicht fortfahren
könne**. Sie wendeten sich deshalb an Meister Saphoy mit dem Begehren, „alles noch fürderlich
fertigen und hierin an Vleiß nichts erwinden zu lassen**.'*)
Gegen Ende des Jahres 1572 war der Bau des linken Flügels bis über das Vorhaus oder die
Vorhalle (heute das sogenannte gotische Zimmer) zwischen der Bürger- und Prälatenstube hinaus
samt der inneren Einrichtung fertig geworden. Die schöne Tür in der Bibliothek (ehemals der Ver-
ordneten Ratsstube) trägt noch an der Innenseite die Jahreszahl 1572 und an der Tür der Bürgerstube
gegen das Vorhaus zu war noch im Jahre 1837 die Jahreszahl 1571 zu lesen.*)
Am 28. November '1572 bat Hans Saphoy die Verordneten um die Ausbezahlung des Betrages
von Einhundert Gulden für seine bisherigen Auslagen, über die er schon am 3. Mai Rechnung gelegt
hatte, und wies dabei auf die fertig gestellten Arbeiten an der „Marmelsteinernen Türen samt den Historien
und Bildwerk**, an der Stiege und den beiden Gewölben samt ihren Wappen und Zier hin. Damit ist der
Zeitpunkt des Ausbaues des linken Flügels bis zum Prälatensaal, vielleicht schon eines Teiles des-
selben, sicher erwiesen.
Vor der Beschreibung dieser Räume und ihrer Ausschmückung, die an einer andern Stelle zu
behandeln ist, möge an der Hand der noch vorhandenen Rechnungen ein Bild der Kosten gegeben werden.
») N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 17. Juli 1569.
*) Nicht uninteressant ist, dafi dieses Schreiben mit der Drohung des Einspcrrens folgendermaßen ganz freundlich
beginnt : „Unsern Gruß zuvor ! Lieber Meister* und ebenso endet : „Des Wier Euch also zu trewer Warnung erindem
wollen. Daneben er allen Göttlichen gnaden beuolhent sei." (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 10. März 1568 und 10. März 1569.)
») N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 1. Februar 1570.
• *) Fitzinger a. a. O. S. 17.
von Dr. Anton Mayer. 21
Am 16. September 1573 forderten die Verordneten Hans Saphoy, der Rom. Khay. Majestät
Baumeister, auf, über seine Arbeiten „Partikular -Raittung" zu legen, die ihm nach vorhergehender
Schätzung und Überprüfung des Steinwerks und sonstiger Werke ausbezahlt werden sollte. Im
Zusammenhang mit dieser Aufforderung schrieben die Verordneten am 17. November 1573 an Thoman
Siebenbürger, Rom. Khays. Majestät Rat und Superintendenten der „Gebey" in Wien, *) daß es nötig
wäre, etliche im Landhause verrichtete Arbeiten von gehauenen Steinen zu besichtigen und „betheweni"
zu lassen. Dazu wollten sie gerne verständige Meister des Steinmetzenhandwerks gebrauchen, wes-
halb sie an Siebenbürger das Ansinnen stellen, er möge Meister Bartolomeo Getano und Baptista
Gallo, beide der Rom. Kays. Mayt. Steinmetzen, anweisen, daß sie neben anderen die Besichtigung
und „Bethewerung" besagter Arbeit im Landhause „gutwillig vnd treulich verrichten" ; die gebühr-
liche Belohnung werde schon folgen. *) Noch am selben Tage ersuchten die Stände diese Steinmetz-
meister selbst, die Besichtigung und Prüfung der Steinmetzerbeiten vorzunehmen.'*)
Nach elf Tagen war die Schätzung von Saphoys Arbeiten durch die erwähnten Schätzmeister,
denen noch Matthias Mummacher, Rom. Kays. Mt. Bildhauer, Pietro Ferrabosco, Rom. Kays. Mt Bau-
meister, Kaspar und Lienhart Woller, Bürger und Bildhauer zu Wien, beigezogen worden waren,
vollendet. Das Protokoll derselben ist unterm 28. November 1573 gefertigt: der Schluß lautet: „Treu-
lich taxiert vnd geschätzt, darumben solches vnnser jeder selbst machen khunde. Summa aller hiefür
geschätzter arbait thuet 873 fl. 3 ß 28 *". Jeder bekräftigte diese Aussage mit Handschrift und Siegel.*)
(Beilage Nr. VII.) Es ist nun fast unglaublich, wie tief die Genannten Saphoy' Ansätze, die auf 2655 fl.
— ß 20 * lauteten, heruntergesetzt hatten ; war es mehr aus Neid über Saphoy's gelungene Arbeiten
oder aus allzu großem Entgegenkommen gegenüber den Ständen geschehen, kurz die Differenz betrug
mehr als 1781 fl. Die Stände aber passierten in besserer Erkenntnis einen Betrag von 1773 fl. 7 ß
und 10 *, so daß Saphoy eigentlich nur bei 882 fl. abgezogen wurden. Das waren dann die Kosten
für die drei, herrlichen Marmorportale, nämlich jenes im Hof und die beiden andern in der Vorhalle
im ersten Stock, bei den Eingängen zur Verordnetenratsstube und zur Bürgerstube.
Die undatierten, aber wahrscheinlich gleichfalls in das Jahr 1573 gehörigen Überschläge des
bürgerlichen Hof- und Steinmetzen Balthasar Puechhauser über die gewöhnlichen Stein- und Maurer-
arbeiten sowie die Arbeiten des Zimmermanns veranschaulichen klar die ganze Anlage des nun zwei
Stock hohen linken Flügels, von den tiefen Kellern angefangen bis zum Dachstuhl, samt den Kosten-
beträgen. (Beilage Nr. VIII.) Zu bedauern ist dabei nur, daß wir nirgends ersehen, ob diese Ober-
schläge von den Ständen in dieser Form auch angenommen wurden oder in welcher Herabminderung
sie zur Auszahlung gelangten.
Hier ist noch ein Irrtum zu berichtigen, in welchen Wißgrill, *) Fitzinger ®) und andere verfallen
sind — selbst die Ritterstandsmatrikel I. Fol. 22 enthält ihn — und der darin besteht, es hätten die
Stände ein Haus, und zwar das Auer'sche Haus auf dem Minoritenfreithofe am 31. Jänner 1573 zum
Zweck der Erweiterung des Landhauses angekauft. Der Wortlaut der über diesen Verkauf ausgestellten
Urkunde der Brüder Job und Philipp Auer zu Herrenkirchen (Beilage Nr. IX), die das Haus als „auf
den mindern brueder Freithof zwischen Herrn Reicharten Strein Herrn zu Schwartzenau vnd Hannsen
Moser zu PeczlesdorflF" gelegen bezeichnet, widerspricht schon an und für sich diesem irrtümlich
') Thomas Siebenbürger war der älteste Sohn des am 11. August 1521 zu Wiener Neustadt hingerichteten Dr. Martin
Siebenbürger. (Bd. III der vom Altertums- Vereine zu Wien herausgegebenen „Geschichte der Stadt Wien" S. 590, S. A. S. 92.)
*) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 15. November 1572.
•; N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 15. November 1572.
*) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 5. 28. November 1573.
•) Artikel „Auer« in Bd. I. S. 218.
«) A. a. O. S. 22 f.
22 Das niederösterreichische Landhaus in Wien
aufgestellten Zwecke, da das Auer'sche Haus, wie Wolmuets Plan zeigt (Fig. 1), in der Schenkenstraße,
also entfernt vom Landhause und getrennt durch das Fünfkirchen'sche und Loch*sche Haus lag^)
und daher schon aus räumlichen Gründen nicht einbezogen werden konnte. Weitere Nachforschungen
in den Akten des niederösterreichischen Landesarchives haben überdies den Zweck des Ankaufes
des Auer'schen Hauses durch die Stände auch klargelegt. Die obgenannten Brüder Auer haben
nämlich Schulden wegen ihr Haus verkaufen müssen und die Stände kauften es in der Eigenschaft
als Gläubiger, um vielleicht auf diesem Wege sich einigermaßen zu sichern. *) Jedenfalls hat aber
der von Einigen behauptete Ankauf des Auer'schen Hauses durch die Stände mit dem Bau des
Landhauses oder der Erweiterung des Landhausgartens nichts zu tun.
Mit dem Jahre 1573 war die bauliche Ausgestaltung des linken Flügels samt der inneren Ein-
richtung vollendet. Aus Puechhausers Überschlägen lernen wir die Anlage der Keller, der Stiegen, der
Stockwerke und Gelasse kennen, aus Saphoys Rechnung die Ausstattung mit Portalen, Stiegen und
Geländern, Figuren u. dgl. m. in jenen Räumen kennen, die heute noch unsere volle Bewunderung erregen.
In den nächsten Jahren konzentrierten sich die sämtlichen Arbeiten auf die Umgestaltung
und innere Einrichtung des Quertraktes mit dem großen Saal gegen den Minoritenfreithof hinaus,
sowie auf den Ausbau des rechten, aber nur halben Flügels, der an das Haus und den Garten der
Herren von Fünfkirchen grenzte. Freilich sind nur wenige Akten mehr vorhanden, die davon Zeugnis
geben. Am 26. Juni 1574 richten u. a. die Verordneten ein Schreiben an Hans von Thaw, Bürgermeister
der Stadt Wien, des Inhalts, daß er 12.000 Ziegel aus den Ziegelöfen der Stadt liefern lasse, ^) und am
3. August 1576 forderten dieselben Se. Majestät Rat und Ehrenherold Hans Francolin,^) der bei dem
hintern Tor vor dem Landhause etliches Zimmerholz liegen hatte, auf, selbes „alsbald vnd ohne Ver-
zögern" hin wegzuführen und auf einen gelegeneren Ort zu bringen, da sie selbst mit einem Gebäu
im Werke seien und den Platz brauchen. *) Deuten diese beiden Zuschriften auf die ununterbrochene
Bauführung hin, so gewähren andere wieder einen Einblick in die Einrichtung der Räume, namentlich
des großen Saales, für welchen der Hoftischler Meister Georg Haas, derselbe Meister, der den kunstvollen
Plafond im Verordnetenratsaale verfertigt hatte, einen ähnlichen Plafond („Empore**) herzustellen hatte.
Am 25. Oktober 1576 mahnen ihn die Verordneten energisch, seine Arbeiten für die Schule, es ist
damit die protestantische Landschaftsschule auf dem Minoritenplatze gemeint, und den großen Saal zu
beschleunigen und fertig zu machen. •) Bereits im folgenden Jahre (1577) mußte dieser Quertrakt nahezu
unter Dach gewesen sein, da einerseits der Oberaufseher des Baues, Hans Rinstinger, den Verordneten
anzeigt, daß er auf ihren Befehl hin zum Bau des Turmes einen ziemlichen Vorrat von Bauzeug zusammen-
*; Gerweck Auer zu Herrenkirchen, der Vater der obgenannten Verkäufer, hatte im Jahre 1544 in der Schenken-
straße zu Wien zwei freie nebeneinanderliegende Adelshäuser von Nikolaus und Hans Jurischitz zu Güns um 900 Gulden
gekauft (N.-ö. Landesarchiv, Urkunden des k. k. Landesgerichtes in Wien, Fase. 11. B. Nr. 181).
•) Schon 1563 hatte Gerweckh Auer an Hans Herrn von Weißpriach einen Schuldbrief über empfangene 3150 Gulden
aussteilen (N.-ö. Landesarchiv ß. Nr. 321) und Adolf Auer im folgenden Jahre (1564) verschiedene Güter, Herrlichkeiten,
Gerechtigkeiten und Freiheiten im Windischen an Kaspar Erbeck verkaufen müssen (N.-ö. Landesarchiv B. Nr. 330). Überdies
beweisen die Exekutionsakten im n -ö. Landesarchive 1576 — 1595, welche die Zapfcnmaßschulden der Auer von Herrenkirchen
an die Stände betreffen, die Verschuldung derselben. Mit Job. Philipp und Lconhard starb die Familie der Auer von Herren-
kirchen in Niederösterreich aus. (N.-ö. Landesarchiv Fase. F. I. Nr. 2.)
-) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 26. Juni 1574.
*) Ober Hans von Francolin, den Verfasser des bekannten Wiener Turnierbuches (Dr. A. Mayer, Geschichte der
Wiener Buchdruckerkunst I, 88 f.), Besitzer des öden Grundes vor dem Widmertor, auf welchem einst das Kloster St. Theobald
gestanden, und Francolin mehrere Windmühlen gebaut hatte, (daher , Windmühlengrund", ,auf der Windmühlen") siehe
Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien X 234, Note 8.
•) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 3. August 1576.
•) Die Verordneten hatten nämlich bemerkt, daß er in den Zimmern des Landhauses durch seine Gesellen auch
andere Arbeiten verrichten ließ, als die ständischen. ^N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 25. Oktober 1576.)
von Dr. Anton Mayer. 23
gebracht und gekauft habe, und die Frage an sie richtet, ob er nun diesen Turm zu bauen anfangen,
solle, oder ob dies erst später („verrer") ins Werk gesetzt werde, ^) andererseits die Abschätzung von
Georg Haas Arbeiten ebenfalls schon beendet war,*) indem dieser am 29. März 1578 seine Rechnung
(„Partikular")') per nachträgliche 121 Gulden über die Arbeiten im Landhause und in der Landschafts-
schule (für den Prädikanten Meister Opitius) gelegt hatte.') Am 1. September 1578 hatte über Auf-
forderung der Verordneten auch Hans Saphoy seine Schlußrechnung als Architekt und Leiter des Baues
über das von ihm „verrichtete Gebeu im Landhause" übergeben. Seine Kosten betrugen 5553 Gulden
1 Schilling, 2 Pfennige, auf welche er schon früher postenweise 5441 Gulden erhalten hatte,*) so daß
ihm noch ein restlicher Betrag von 112 Gulden 1 Schilling, 2 Pfennige hinauszubezahlen war. Für Mühe
und Arbeit hatten die Verordneten ihm überdies eine „Verehrung" von 300 Talern bewilligt.*)
Man kann daher annehmen, daß 1578 der Quertrakt mit dem großen Saal bis auf den Uhr-
turm in Bau und Einrichtung fertig gewesen und auch der halbe rechte Flügel um 1586 vollendet
dastand. Unter dem Landmarschall Sigmund Freiherm von Lamberg, im Jahre 1593, hatten die Stände
dann noch einen Neubau in Form eines Quertraktes und in einem vom Landhause ganz abweichenden
Stile vom Ende des halben rechten Flügels an bis zum Pollheim'schen (später Kinsky'schen) Hause,
teils im ständischen Garten (zuletzt vergitterten Hof) teils auf dem 1539 von den Herren von Fünf-
kirchen erkauften Gartengrunde zu bauen begonnen. (Fig. 6 und 7.) Da bei diesem Bau Mauerbänke
auf die Fünfkirchner'sche Gartenmauer gelegt wurden, entstanden daraus Streitigkeiten, die von den
Ständen durch einen eigenen Revers vom 27. Oktober 1595 für alle Zukunft behoben wurden. •)
^) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 1577. Wann der Turm auf dem Quertrakte gegen den Minoritenplatz eigentlich
erbaut wurde, lafit sich nicht bestimmen. Wir wissen nur, dafi am 12. Juni 1598 Erzherzog Matthias den Landmarschall Sigmund
von Lamberg schrieb, er möge doch befehlen, daß die Uhr im Turme des Landhauses mit mehr Fleifi gerichtet, die Tag- und
Nachtstunden und die Zeiten genau i,observiert* würden, wie solches allen Kirchen, wo Uhren seien, verordnet und befohlen
wurde, nämlich ihre Uhren nach der Hauptkirche St. Stephan zu richten, da die Uhren oft zu halben oder auch ganzen
Stunden von einander abweichen. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 12. Juni 1598.) Merkwürdigerweise scheinen weder das Schreiben
des Erzherzogs noch der Befehl des Landmarschalls irgend einen Erfolg gehabt zu haben, denn am 16. Mai 1600 richtet die
Regierung an die Verordneten den ernstlichen Befehl, er, der Landmarschall, möge doch darauf sehen und eine gewisse Ver-
ordnung erlassen, damit dem früheren und dem jetzigen Befehle gemäfi die Uhr fernerhin mit besonderem Fleiße gerichtet
werde. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 16. Mai 1600.)
*) Ähnlich wie bei Saphoy hatten die Schatzmeister auch bei Haas die Ansätze um 270 Gulden heruntergedrückt.
Es falle ihm dies schwer, klagt Haas in seiner Eingabe; dennoch habe er sich bedacht, dies alles zu gedulden und es ver-
bleiben zu lassen, wie es geschätzt ist. Nur was die viele Arbeit „bei der Parkirche im Saal'' betreffe, da gehe die Schätzung
ihm viel zu nahe, wenn es dabei bleiben sollte, wie denn die Schatzmeister selbst ihm nachträglich gesagt hätten, ^daß sie
sich wohl etwas überdacht haben*. Es stehe ihm aber bevor, eine „Oberschau* zu begehren, da er zweifelsohne wisse, daß
die Verordneten seinen Schaden gewifi nicht wollen, vielmehr ihn und seine Kinder beim Brot zu erhalten in Gnaden geneigt
seien. Er bat daher um nochmalige Schätzung und ordentliche „Oberschau*. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. s. d. 1577.)
*) „Da ihn seine Gesellen täglich um Bezahlung ihres Verdienens angingen, bat er um baldige Bewilligung der
Bezahlung. Dann dankt Haas für die bewilligte Oberschätzung der „Parkirche* und schlug für dieselbe als Schätzmeister vor :
den ältesten Stadtmeister und Bürger in Wien Meister Laux Köppl; aus dem Mittel der Zephrneister Meister Bartholomäus Schwab,
Tischler und Bürger in Wien ; der Rom. Kays. May. Hoftischler Anthony Weiß und Meister Benedikt Winkhowitz, Tischler und
Bürger in Klostemeuburg. Die Rechnung belief sich auf 266 fl. 3 ß 2 d für die Schule, auf welche er schon 50 Pfunde
erhalten hatte. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 29. März 1578.)
^) In den Jahren 1568—1575. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 1. September 1578.)
*) N.-Ö. Landesarchiv B. 8. 3. Extraktenverzeichnis. — Am 26. November 1578 wendete sich der Bildhauer Paul Werner,
Bürger in Wien, der für den nun verstorbenen Saphoy Bilder und Kunstwerke eigenhändig ins Landhaus gearbeitet hatte,
für seine Mühe und Fleiß von Saphoy aber nichts bekommen konnte, wiederholt an die Stände, sie möchten seiner eingedenk
sein. Am 8. Jänner 1579 wurde Werner von den Ständen mit der Motivierung abgewiesen, sie hätten sich bereits mit Saphoy
verrechnet und verglichen. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 26. November 1578.)
^ 1592, November 27, schreiben die Verordneten dem Thoman Siebenbürger, Rom. Kays. Maj. Rat und Bau -Super-
intendenten zu Wien um 20 Wägen Kalk in das Landhaus „Gebäu". (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 27. November 1592. —
Kitzinger a. a. O. S. 27.;
24 ^A5 niederösteireichische Landhaus in Wien
Veränderungen und Reparaturen. Zubauten
(1600—1837.)
^^ie oben (S. 16) ei wähnt wurde, lag rechts vom Landhause gegen die Herrengasse zu,
getrennt aber doch zu ihm gehörig, ein stockhohes Gebäude, das als «der 'alte Stock" (altes
Liechtensteinisches Haus) bezeichnet und zu Wohnungen wie auch Kanzleien verwendet wurde. Vom
20. Juni 1616 ist noch eine Amtsrelation der Deputierten -Ausschüsse an das VerordnetenkoUegium
vorhanden,*) aus der ersichtlich ist, daß man sich mit dem Gedanken trug, dieses Gebäude abzu-
brechen und einen Neubau, wahrscheinlich den Ausbau des rechten Flügels, auszuführen, da man
noch Wohnungen für zwei Verordnete und einen Sekretär, sowie Lokalitäten für das Zapfenmaßamt
nebst Stallungen und Requisitenkammern brauchte. Der Kosten wegen unterblieb aber dieser Plan*)
und erst 1674, am 13. September, beschlossen die Stände, ebenfalls aus Bedarf neuer Wohnungen
und Kanzleien dazu veranlaßt, den alten Stock umzubauen. Es entstand jenes Gebäude, welches in
einem vom Landhause ganz abweichenden Stile mit Fa9adenaufsätzen vom und rückwärts aufgeführt
war •"*) und zwischen der Tormauer und einem nach der Straßenseite durch em Gitter abgeschlossenen
Hofe lag, wie der Huber'sche Perspektivplan von Wien aus den Jahren 1769 — 1777 zeigt (Fig. 6),*)
nur daß hier dieser Hof noch als ein kleiner Vorgarten erscheint.
Ende Januar 1621 war aus unbekannter Ursache ein großer Brand im Landhause ausgebrochen,
der aber durch die rasche und energische Hilfe von allen Seiten, von Freiwilligen und dem städtischen
Unterkammeramte, bald gelöscht wurde, ohne empfindlichen Schaden im Innern angerichtet zu haben.
Ein Student, der sich dabei sehr wohl hatte gebrauchen lassen, erhielt daher von den Verordneten am
8. Februar eine „Verehrung" von 15 Gulden und dem städtischen Unterkämmerer Melchior Prigl
wurde ein silbernes Trinkgeschirr im Werte von 80 Gulden überreicht*) Der dienstliche Amtsbericht
des Verordneten - Stellvertreters Johann Baptist Weber von und zu Bisamberg über die Verhandlungen
mit den Zimmerleuten, Maurern und dem Ziegeidecker gibt uns ein annäherndes Bild von dem Umfange
0 N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3 20. Juni 1616.
*) Die Deputierten -Ausschüsse ersuchten die Verordneten, durch ein paar Sachverständige ein Gutachten und einen
Plan hierüber ausfertigen zu lassen. Schon am 28. Juni schrieben die Verordneten, dafi sie es nicht unterlassen hätten, sich
diesbezüglich mit bauverständigen Werkleuten an Ort und Stelle „notturffligkhlich* zu unterreden. Um der kurzen Zeit willen
seien sie mit dem Plane noch nicht fertig, auf weiteres Befragen aber hätten die Sachverständigen erklärt, das Abbrechen und
die Vollendung des vorgeschlagenen Gebäudes würden, alles in allem, auf beiläufig 20.000 Gulden kommen: Diese Summe
scheint den Ständen zu hoch gewesen zu sein, wenngleich die Verordneten den Ausschüssen zu bedenken gaben, ob nicht
neben der Ersparung des Zinses für die zwei Verordneten wohnungen (jährlich 800 Gulden) noch auch die Zier des Landschafts-
hauses in Consideration und Obacht zu nehmen wäre. (N.-o. Landesarchiv B. 8. 3. 28. Juni 1616.)
») Codex Prov. p. 766. — Kitzinger a. a. O, S. 31.
*) Scenographie oder Geometrische Perspectivabbildung der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien, auf Befehl der
Kaiserin Maria Theresia von Josef Daniel Huber 1769 bis 1777 verfertigt.
>) Archiv des Stiftes Schotten (Berthold Sen^Bchmitt'sches Manuskript).
) Dr. Anton Mayer.
25
ui>d der Intensität des Brandes. ') Dieser erstreckte sich auf den Dachstuhl, zu dessen Eindeckung
mehr als 140.000 Ziegeln notwendig waren; ihren Bedarf wollten die Stände zum mindesten aus den
Ziegelwerken der Stadt Krems decken, was jedoch nicht zu stände kam.*) Die Gesamtkosten wurden
auf beiläufig 10.500 Gulden veranschlagt.
*} Weber sagt in seinem Knmmissionsberichle, er habe die Zimmerleute vorgefordert, aber keiner würde schleuniger und
auch am .beständigslcn" den Dachstuhl hcrslellcn als Meister Bcrthold Zelle, mit welchem er auch schon dahin abgeschlnsscn
habe, datt denelbe auf seine Küsten das .Gepäu" herrichte, wie es zuvor gewesen, Holz, Eisen, Nägel, Schlieüen etc. dazugebe
Fig. 6. Du LuidbAna anf J. D. Haban Flu.
und, bis alles fertig sei, allenthalben mit Laden zudecke. Für Muhe und Arbeit bekomme Meister Zelle 3800 Culdcn. Und obwohl
er stark auf einen Leikauf gedrungen, erhält er diesen erst nach Vollendung seiner Arbeit. Da nun die Verordneten zufrieden
sind, möge ein Seliretär mit Berthold Zelle den .Spanzeltel* anfertigen. — Mit den Maurern kannte Preih. v. Weber noch nicht
abschließen, da das Gutachten der Zimmerleute dahin ging, daß es notwendig wäre, beide ,Thurn* oberhalb der Stiege etwas höher
aufzuführen, auch die Böden auQerhalb der Säle mit Ziegelsteinen zu pHastcrn, wie es auf den untern Ditchern schon geschehen
sei, damit künftig, , wann wieder dergleichen Unheil (das aber Gott gnädig vertiüten wolle) sich zutrüge, solches viel eher und
leichter errettet werden mOchte, wie es auch jetzt bei beiden ,Gipsmäuem* verblieben und der Augenschein mit sich bringt Mit
dem Ziegeidecker Steininger halle Weber, obwohl er der billigste (1307 Gulden] sei, gleichfalls nicht abgeschlossen; bezüglich
dessen stellte er die weiteren Verfügungen dem Verordnetenkoliegium anheim. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 6. März 1621.1
•) Vom 23. April 1631 liegt ein Bericht des Bauschreibers Hans Dollicher über seine Verhandlungen vor, nämlich
mit dem Maurermeister Gallus Prandslalter und dem Ziegeidecker Simon Mayer, Am 27. April lieDen sich die Kremser entschul-
digen, die Ziegel nicht hergeben zu können, da sie selbst ihre Kirchen eindecken müQlen. (Archiv des Stiftes Schotten.)
XXXTIIl. Bud. *
26 I^&s niederösterreichische Landhaus in Wien
Im Quertrakte, über dem großen Saale, befand sich ein Turm mit einer Uhr, der, wie es
scheint, schon bei dem Brande ziemlichen Schaden gelitten hat, denn am 16. Dezember 1634 richteten
die Verordneten an den Bauschreiber Hans DoUicher ein Schreiben, in welchem sie ihm neben anderen
Baubesserungen, darunter auch eine der bekannten Rauchfange, befahlen, den baufälligen Turm abtragen
zu lassen, wozu sie als Kosten die von der Propstei Zwettl verfallene Währung von 500 Gulden
bestimmten. Die Lösung der Turmfrage zog sich aber durch einige Zeit hin. Im folgenden Jahre
fand inzwischen durch den Zimmermeister Wenzel Schmidt eine kleine Ausbesserung statt, die aber
nicht lange dauerte.^) 1644 wurde den Ständen eine Relation ihres verstärkten Ausschusses mit dem
Antrage vorgelegt, den Turm ganz abzutragen und einen neuen, überdies auch stärkeren Turm von Stein
und Mauerwerk über dem vorderen Tore aufzubauen, falls der Kassastand es zuließe ; dies hätte
jedoch die Aufführung eines eigenen Traktes in der Herrengasse bedingt und vielleicht über 9000 Gulden
gekostet. *) Eine Entscheidung hierüber liegt nicht vor. Erst sechs Jahre später beschlossen die Stände,
durch ihren Ausschuß einen Bericht von den Verordneten abzuverlangen (7. April 1750), der sich auf
die Relation von 1644 zu beziehen habe, um genau zu erfahren, welche Spesen und Unkosten von-
nöten wären und „ob nicht so viel von denen zu Erbau- und Reparierung der Herren- und Ritter-
stube angeschafften Mitteln" übrig geblieben wäre, damit gedachter Turm nach dem Projekte von 1644
könnte gebaut werden.
Der Bericht der Verordneten an den Ausschuß erfolgte am 21. April 1650 auf Grund der
Vorlage des Bauschreibers Johann Burger und betraf zunächst die Untersuchung des alten Turmes^)
und die Vorlage von drei Modellen (Plänen) für einen neuen Turm, „dessen Unkosten mit 2602 Gulden
ausgeworfen wurden**. Die Kosten für die Herren- und Ritterstube hatten aber laut der Rechnungen
bisher schon 5671 Gulden betragen, so daß wenig Aussicht vorhanden war, oberwähntes Projekt aus-
zuführen. Aus einem Berichte der Verordneten vom 3. August 1651 an die noch im Landtag ver-
sammelten Stände geht nun hervor, daß diese beschlossen hatten, den alten Turm abzutragen und die
Uhr einstweilen anderswo im Landhause anzubringen, was auch geschah. Da dieselbe aber so unbequem
angebracht war, daß man sie weder sehen noch recht hören konnte, machten die Verordneten den
Vorschlag, „besagtes Uhrwerk" an dem Turme der Minoritenkirche, „aber nur gegen genuegsamben
Revers der künfftigen Restitution" anzubringen.*) Am 17. August 1651 erinnerten die Verordneten,
daß sie nach dem Beschlüsse der Stände dem Bauschreiber schon den Auftrag gegeben hätten, wegen
Erhöhung des Turmes und „Transferierung" der Uhr auf besagten Turm mit einem verständigen Bau-
^1 Es mu6 damals eben bei kleinen Baubesserungen sein Bewenden gehabt haben, denn am 14. März 1635 bat
Dollicher, die Verordneten möchten ihm, da ihm befohlen worden war, mit dem Bau, d. i. Ausbesserungen des Uhrturmes
fortzufahren, einen Geldvorlag verschaffen; es wurden ihm auch 150 Gulden angewiesen, damit er das ^bedürfftige" Bau-
holz zuführe. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 14. März 1635.) Die Ausfertigung des Spanzettels zwischen dem Zimmermeister
Schmidt und den Verordneten fand am 16. März 1635 statt, wornach er sich selbst um das dazu gehörige Material (ausgenommen
jenes des Ziegeldeckers und des Spenglers, für welches die Verordneten die Kosten selbst tragen) bewerben, das Holz selbst
fuhren lassen und den Turm ganz fertig machen müsse. Kür Mühe und Arbeit, sowie für ^spezifiziert dürftiges Holz" und
dergleichen, das er braucht, wurden ihm 270 Gulden zugesagt. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 16. März 1635.)
*) Das ständische Gutachten lautet: «Vmbwillen das Lanndt durch das laidige Chriegsweesen von allen mitlen khomben,
also daß ihme solche große Spesen der Zeit zu bestreiten nicht ermöglicht, als wollen die Löbl. Ausschuß der mainung sein,
es solte gedachter thurn abgetragen, vnd die uhr inmittelst, bis die LÖbl. Stendt zu bcßern Crefften khomben, in ein anders
bequemlichers orth gesetzt werden." (Archiv des Stiftes Schotten.)
*) Burger hatte dazu „gemeiner Landschaft Maurer- und Zimmermeister* beigezogen, die befunden und ausgesagt
hatten, daß der Turm, wenn er auf beiden Seiten gestützt und mit mehr Eisenklammern verschlagen würde, noch ein oder
zwei Jahre stehen könnte; doch sei es immer noch möglich, daß daraus dem Lande ein großer Schaden entstehe. (N.-ö. Landes-
archiv B. 8. 3. 21. und 26. April 1650.)
*) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 3. August 1651.
von Dr. Anton Mayer. 27
meister sich ins Einvernehmen zu setzen.*) Nach einer im Archive des Stiftes Schotten vorhandenen
Notiz hatten die Stände noch 1651 beschlossen, den schon so lange beabsichtigten Bau eines neuen
Turmes, aber an der alten Stelle im Quertrakte, bis auf den nächsten Frühling zu verschieben.*)
Wann derselbe hier nun wirklich gebaut wurde, ist unbekannt. Auf späteren Abbildungen erscheint
er auch samt der Uhr ober dem großen Saale im Quertrakte. •) Bei dieser Turmbaufrage ist wohl
aktenmäßig erwiesen, wie schwerfallig damals selbst dringende Angelegenheiten behandelt wurden
und wie lange die Entscheidungen über sie sich hinzogen.
Daß ein Gebäude wie das Landhaus, das neben den großen und schönen Sälen für die stän-
dischen Versammlungen doch auch die für den Landesdienst erforderlichen Kanzleien (Buchhalterei, Ein-
nehmeramt, Einreichungsprotokoll und Expedit, Archive, Registratur und landmarschallisches Gericht),
dann mehrere Naturalwohnungen und Räume für noch andere Bestimmungen enthalten und dabei
zweckmäßig eingerichtet sein sollte, wiederholten Veränderungen und Adaptierungen mit ihren unver-
meidlichen Renovierijngen unterworfen war, ist selbstvei*ständlich. Da gab es im Landhause zunächst
auch eine Kapelle, die anfangs zu ebener Erde sich befand, später aber in einen Schwibbogen, der
vom Prälatensaal zur niederländischen Kanzlei hinüber erbaut war, verlegt wurde. Als K. Ferdinand IlL
am 3. Dezember 1637 den zwei oberen politischen Ständen das Kriminalprivilegium*) d. i. eine eigene
Gerichtsbarkeit erneuert hatte, war ein „Herrenstandsarrest" (das sogenannte grüne Stube 1)
notwendig, welchen der Landmarschall Hans Franz Trautson Graf von Falkenstein in seiner Eigen-
schaft als Vorsitzender des Landmarschall'schen Gerichts aus einem Teile der Wohnung des Bau-
schreibers (später Hausinspektor) herrichten ließ und der später in das Erdgeschoß links neben dem
Schwibbogen verlegt wurde, wo er bis zum Neubau des Landhauses (1837) verblieb. Ober dem
Gewölb des großen Saales war auch eine Rüstkammer eingerichtet, die mit Flinten, Pulverbüchsen,
Kürassen, Helmen, Monturen ganz angefüllt war und in jene Zeit zurückreichte, als die Stände
eigene Regimenter für die ungarischen Grenzfestungen aufgestellt und erhalten hatten.*) Schon am
25. Februar 1534 hatten die Verordneten verlangt, daß für Absteigquartiere und Hochzeiten
der Landherren im Landhause gesorgt und dazu ein tauglicher Wirt bestellt werde. •) Was jene
anbelangt, scheinen sie tiicht lange bestanden zu haben, Schupfen und Stallungen hingegen für die
Wägen und Pferde des Landmarschalls gab es im kleinen Landhause bis ins XIX. Jahrhundert, Hoch-
zeiten wurden aber noch bis in die zweite Hälfte des XVII. Jahrhunderts abgehalten, ohne daß dabei
eines Wirtes ausdrücklich Erwähnung geschieht. Dagegen gab es seit altersher beim Torwärter des
») N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 17. August 1651.
*) Notizen über das n.-ö. Landhaus im Archive des Stiftes Schotten.
') Am 11. Februar 1719 erhielt Johann Schmid, Kays. Hof- und bürgert. Groß - Uhrmacher, über sein schriftliches
Ansuchen die „Rieht- und Zurichtung der Landhaus -Uhr gegen die gewöhnliche, jährliche Bestallung; nur soll er sich's
angelegen sein lassen, sie »mit mehrerer Punctualität, als es bisher geschehene, angelegen sein lassen*. (N.-ö. Landesarchiv
B. 8. 3.) Am 17. Mai 1732 schlössen die Verordneten mit dem bürgerlichen Grofi - Uhrmacher Franz Karl Eisenmann einen
Vertrag zur Herstellung einer Uhr, welche Stunden und Viertelstunden schlagen sollte und deren Zifferblätter, nämlich das
gegen den Minoritenhof, wie auch jenes gegen den Hof des Landhauses zu, mit beiden Landeswappen geziert waren. Eisen-
mann erhielt dafür 320 Gulden. — Am 8. Mai 1770 bestellten die Verordneten gemäß einem Beschlüsse der Stände beim Uhr-
macher Josef Bauer in Melk eine neue Uhr, die am 9. Oktobci desselben Jahres eingesetzt wurde und auf beiden Zifferblättern
die Jahreszahl der Renovation (1770) enthielt. (N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. p. 369, 448. Fitzinger a. a. O. S, 57.)
^) Das in roten Samt gebundene und mit wohlerhaltenem großen kaiserlichen Siegel versehene Original von 1637
wird im n.-ö. Landesarchive aufbewahrt. (Gart. A. 14 Nr. 1.) Dieses Privilegium erschien gedruckt zu Wienn bey Einer Löb-
lichen N.-ö. Landtschafft Buchdruckerei Johann Jakob Kümer Anno 1655.'' Kl. Fol. 84 SS. mit Index.
*) Wahrscheinlich im Jahre 1748 wurde diese Rüstkammer aufgehoben, da die Stände mit dem Landtagspostulat
vom 14 Juni 1748 auch von der Leistung der Monturlieferungen in natura enthoben worden waren. (N.-Ö. Landesarchiv Cod.
provinc. contin. p. 715— 718. >
•) Fitzingtr a. a. O. S. 9.
4*
28 I^As niederösterreichische Landhaus in Wien
Landhauses eine eigene Bierschenke, und zwar auf Grund eines alten Privilegiums, das sich
namentlich in den Assentierungstagen als sehr zweckmäßig erwiesen hatte. Im April des Jahres 1744
erging aber auf A. h. Befehl vom Landmarschairschen Gericht an die Verordneten die Mahnung,
daß sie diese Bierschenke, wahrscheinlich auch vorgefallener Exzesse wegen, beseitigen möchten,
wogegen die Stände am 18. Juni d. J. bei Hof bittlich einschritten, es möge ihnen jenes alte Pri-
vilegium doch belassen werden. Sie wurden aber am 27. Juli d. J. mit dem Bemerken abgewiesen,
daß, nachdem aller Ausschank von Wein und Bier außer den berechtigten bürgert. Wein- und Bier-
häusern ohne Ausnahme abzustellen, sogar die Bierschenke in der Hofburg aufgehoben sei, auch die
im Landhause geschlossen werden müsse, was am 31. Juli geschah.^)
Eine Reihe von Beschlüssen der Stände liegt vor, die sich auf die Naturalwohnungen
im Landhause beziehen und durch den Beschluß vom 31. Mai 1566, daß nur die Verordneten, die
Sekretäre der Einnehmer und die Beamten (Offiziere) im Landhause wohnen dürfen, eingeleitet sind.
Der zunehmende Bedarf an Dienst- und Wohnräumen machte von Zeit zu Zeit Verschiebungen
derselben nötig. Um die immer dringlicheren Raumfragen besser und entschieden lösen zu können,
beschlossen die Stände am 11. Juni 1712,*) den rechten Flügel des Landhauses, in welchem die
Herren- und Ritterstube sich befanden, bis zur Herrengasse auszubauen, wobei der 1674 umgebaute alte
Liechtensteinische Trakt, ') in welchem die Wohnung des Syndikus sich befand, hätte beseitigt werden
müssen. Dadurch wäre auch der Hof des Landhauses regelmäßiger geworden und die beiden Tore, das
in der Herrengasse und jenes auf dem Minoriteriplatze, wären in eine gerade Linie zu liegen gekommen.
Aus welchem Grunde dieser Bauplan nicht genehmigt wurde, ist nirgends angegeben, doch spricht
sehr dafür, daß ihn ein anderes Projekt, das dann tatsächlich auch zur Ausführung gelangte, in den
Hintergrund drängte. Die Stände kauften nämlich unter dem Landmarschall Alois Grafen von Harrach
laut Kaufbrief vom 16. Oktober 1715*) das ehemals Fünfkirchen'sche, nun gräflich Trautmannsdorf -
sehe Haus auf dem Minoritenplatze, das an den rechten Flügel des Landhauses stieß und auf der
andern Seite vom Ingerl'schen (später Holzer'schen) Haus, „zum schwarzen Tor" genannt, und rück-
wärts vom PoUheim'schen (später Kinsky'sche) Haus in der Herrengasse begränzt war. Maximilian
Sigmund Graf von Trautmannsdorf hatte am 28. September 1714 die kaiseriiche Bewilligung zum
Verkauf dieses zum Trautmannsdorfschen Fideikommisses gehörigen Hauses an die Stände um
40.000 Gulden erhalten.
Seit dem Ankauf dieses Hauses hieß das alte Landhaus das „große Landhaus", das neu
angekaufte Gebäude aber das „kleine Landhaus". (Siehe den Huber'schen Plan Fig. 6.)
Nur ein sehr geringer Bruchteil von den Beschlüssen, welche die Verordneten seit 1600 in
Sachen der Adaptierungen und Reparaturen im Landhause gefaßt hatten, ist uns akten- oder protokoll-
mäßig noch erhalten. Aber selbst sie allein hier vollzählig anzuführen, wäre wegen ihrer oft geringen
Bedeutung überflüssig. Nur auf einige, und zwar charakteristische Einzelnheiten sei hingewiesen. So gab
es z. B. für alle Arbeiten im Landhause eigene „Landschaftsprofessionisten, die gegen eine jährliche
') N.-ö. Landesarchiv A. 2. 17. 18. Juni und 27. Juli 1744. Cod. provinc. contin. p. 179. Interessant ist, daß im
Landhause auch eine Eisgrube angelegt war, die wahrscheinlich mit den im Landhause abgehaltenen Festlichkeiten und mit
der Bierschenke in Zusammenhang zu bringen ist. Sie wurde immer auf Kosten der Stände gefüllt und daraus das Eis für
dieselben unentgeltlich verabreicht (ein derartiger StandebeschluO liegt z. B aus dem Jahre 1708 vor. Kitzinger a. a. O. S. 34.)
Infolge eines am 2. Mai 1743 an die Stände erstatteten Gutachtens beschlossen dieselben, die Eisgrube auf ihre Kosten nicht
mehr zu füllen. (N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. p. 1496, 1504, 1510. Kitzinger a. a. O. S. 48.)
•) N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. pag. 2339.
*) Siehe oben S. 16.
^) Das Original dieses Kaufbriefes liegt im n.-ö. Landesarchive Kasten A. Karton 15. Nr. 11«
von Dr. Anton Mayer. 29
Bestallung" oder „gegen akkordierte Preiszettel" aufgenommen wurden und darnach arbeiteten. ^) Um
diese Aufnahme mußten die „Supplikanten" bei den Verordneten „anlangen", d. h. bittlich einschreiten,
und ihre „Anbringen" (Bittschriften) wurden dem Bauschreiber zur Begutachtung übergeben, über
dessen Berichterstattung dann der Tauglichste unter ihnen aufgencÄnmen wurde.
Die Beleuchtung der Straßen und Plätze in den Städten war bekanntlich in früheren Zeiten
eine recht spärliche, wie es auch die wenigen Notizen über die Beleuchtung der Gassenfront,
des Hofes und der Gänge des Landhauses, die wir hier noch anfügen wollen, beweisen. „Da vor
einigen Jahren hero", heißt es in einer solchen Notiz, „in verschiedenen Häusern, wie im Löbl. Kriegs-
Commissariat - Ambt auch anderer orthen vil und große Diebstall verübet worden, vil Liederliche Leuth
unter diesem und jenem Prätext sich einschleichen, sich da und dort verstecken und für einen zu
vollführenden Dieb^tall ausspionieren, wie es ja schon beim Ober-Einnemeramt geschehen ist",
beschlossen die Stände am 6. November 1733 zur Vermeidung von Diebstählen und Einbmchen zwei
bis drei (!) Laternen im Landhause anzubringen.*) — Im Jahre 1799 wurden zur Beleuchtung des
großen und kleinen Landhauses, teils an der Außenseite, teils in den Hofräumen, sowie auf den
Gängen und Treppen schon 22 Laternen verwendet. ^)
Die letzte allgemeine Renovation des großen und kleinen Landhauses wurde im Jahre 1814
vorgenommen, bei welcher an Stelle der auf den Landhaustoren seit 1790 unrichtig angebrachten
fünf Lerchen auf dem Rudolfinischen Wappen nun die fünf goldenen Adler gemalt wurden.*)
^) Am l\, Juli 1730 erhielt der bgl. Glasermeister Adam Miller nach dem Tode des Sebastian Jaux die ständischen
Glaserarbeiten. Am 16. Jänner 1731 wurde nach dem Tode des Christian öttl Franz Anton Pilgram gegen eine jährliche Be-
stallung von 20 Gulden als Landschafts -Maurermeister aufgenommen. Am 26. November 1733 kam Johann Köfel, bgl.
Schlossermeister, an Stelle des verstorbenen Christian Jakob Scheibl. Am 4. Februar 1734 erhielt Josef Hauser, bgl.
Tischlermeister, die ständischen Arbeiten mit dem Bedeuten, daß, im Fall seine Arbeiten nicht gut und gerecht verfertigt oder
zu hohen Preisen gehalten wären, die Verordneten einen anderen Tischler aufnehmen würden. Am 13. Juni 1735 wird Johann
Heylinger als Landschafts -Uhrmacher erwähnt und am 13. April 1739 wird Johann Fellauer zur Aufziehung der eng-
lischen Uhr in der Verordnetenratsstube gegen eine jährliche Bestallung von 15 Gulden aufgenommen. Am 5. Mai 1738 wird
Max Zellner als Landschafts-Büchsenmacher erwähnt (N.-ö. Landesarchiv A. 3. 37. und Cod. provinc. p. 401). Die einzelnen
Landschaflsbuchdrucker s. bei Dr. Ant. Mayer Wiens Buchdruckergeschichte I. und II. Band.
*) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 6. November 1733. - Fitzinger a. a. O. S. 46.
•; N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin p. 102. — Fitzinger a. a. O. S. 63.
*) Fitzinger a. a. O. SS. 60 und 67.
30 I^as niederösterreichische Landhaus in Wien
Die äußere Gestalt.
Das alte Landhaus hatte zwei Fronten, die eine in der Hen'engasse, die andere auf dem
Minoritenplatze. Während jene ziemlich unansehnlich war, indem zwei Gebäude nur durch eine ein-
fache Mauer mit einander verbunden waren, in welcher ein Einfahrtstor und eine schmale Tür für
Fußgänger angebracht waren, enthielt diese eine architektonisch schöne Durchfahrtshalle. ^) Auf dieser
Seite fanden daher bei festlichen Gelegenheiten die Auffahrten der Mitglieder des Kaiserhauses, des
hohen Adels, der Prälaten, Herren und Ritter statt. Gegen den Minoritenplatz zu, im Quertrakt, lag
im ersten Stock der große Saal, im linken Trakte befanden sich im ersten Stocke die Verordneten-
ratsstube, die beiden interessanten Vorräume (Vorhallen) und die ebenfalls künstlerisch ausgestattete
Prälatenstube, im rechten Trakte des Hauses die Herren- und Ritterstube, während Kanzleien und
Wohnungen im ersten und zweiten Stocke gegen die Herrengasse zu untergebracht waren. In dieser
Gasse, an der Wand neben der kleinen Tür für die Fußgeher, waren in späterer Zeit auch die amt-
lichen Kundmachungen der Stände (Patente, Ausschreibungen u. dgl.) angebracht. Tor und Tür waren
für den alltäglichen Verkehr des Publikums tagsüber geöffnet.
Wie schon das alte Landhaus auf der Perspektivabbildung der Stadt Wien von Daniel Huber ^
zeigt (Fig. 6), und auch die beiden Ansichten von diesem Hause, jene vom Minoritenplatze aus
(Taf. 14) und jene in der Herrengasse (Taf. 13), die kurz vor der Demolierung angefertigt worden waren,
(1835), deutlich veranschaulichen, bestand dasselbe eigentlich aus einer Gruppe von mehreren Häusern,
die verschiedenen Bauzeiten angehörten und daher in einer ziemlich unorganischen Verbindung mit-
einander standen. Das zwei Stock hohe Hauptgebäude oder das „große Landhaus" zeigt schon in
den Grundrissen (Taf. 1 — 4)^ zwei Längstrakte vom Minoritenplatz gegen die Herrengasse zu, die
dort ein Quertrakt miteinander verband, hier eine Mauer abschloß, wodurch ein großer Hof umfangen
ward. Da der rechte Längentrakt nur halb so weit reichte, als der linke, daher unausgebaut schien,
wurde hier später (1674) an Stelle des alten einen Stock hohen Liechtensteinischen Häuschens mit
der Sonnenuhr an der Hofseite,-*) ein in den Hof bedeutend vorspringender, ebenfalUs einen Stock
hohen Bau aufgeführt, der von den andern Baulichkeiten durch seine Einfachheit sich abhob. Hieran
schlössen sich dann nach rechts noch ein offener mit einem Gitter abgeschlossener Platz und ein
*) Berichte und Mitteilungen des Altertums- Vereines zu Wien XXVI (1890), S. 91 ff.
•) Szenographisch oder Perspect. Abbildung der Kaysl. Königl. Haupt- und Residenz Stadt Wien in. Österreich auf
A. h. Befehl aufgenommen und gezeichnet vom Jahr 1769 May Monats bis letzten Oktober 1774 von Josef Daniel von Huber
Obrist Wachtmeister des großen General- Feldquartiermeister- Staabs.
') Auf den Tafeln 2, 3 und 4 bezeichnen die schwarzen Stellen die beim Neubaue beibehaltenen Teile des alten
Landhauses.
^) In dem Buche: „AuOführliche vnd Warhafftige beschreibung Wie es mit denen Kriminal -Processen, Und darauff
erfolgten Executionen Wider die drey Gräften Frantzen Nadasdi, Peter von Zrin vnd Frantz Christophen Frangepan, eigentlich
hergangen*' (Wien 1671) findet sich auf Tafel 1 der Hof des alten Landhauses mit der Sonnenuhr an der Hofseite des alten
Liechtenstein'schcn Hauses. Dieses Bild ist von Cornelius Mcysscns gestochen.
von Dr. Anton Mayer. 31
rückwärts gelegener Trakt aus dem Jahre 1593. (Fig. 7.) Auf dem Minoritenplatze aber stieß an das
große Landhaus das sogenannte kleine Landhaus, bestehend aus einem ebenererdigen und einem
einstöckigen Gebäude (Auf Hubers Plan das Haus Nr. 29.), das noch besprochen werden wird.
Das alte Landhaus hatte, wie eben erwähnt wurde, zwei 'fore. Das eine große Tor mit einem
Rundbogen, befand sich in der Herrengasse. Auf seinen mächtigen, rotgefarbten Torflügeln war das
n.-ö. Landeswappen — die fünf goldenen Adler im blauen Felde — mit dem Erzherzogshute darüb.er
gemalt. Gegenüber diesem Tore lag die oberwähnte, architektonisch schöne Einfabrtshalle, die auf
Fig. 7. Trftkt Ml dem J^hre 1698.
den Minoritenplatz hinausführte (Fig. 2) und deren Tor hier mit dem doppelköpflgen kaiserlichen
Adler geziert war.
Sowohl über dem Tore in der Herrengasse als über jenem auf dem Minoritenplatze war wie
bei der kaiserlichen Burg und an den Stadttoren das sogenannte „Freizeichen" oder „Burgfriedens-
zeichen" angebracht, d. i. eine Steintafel mit der Inschrift der kaiseriichen Freiheit') und darüber eine
<) Die Inschrift Isutel . Der Rom. Kay. Maylt. vnsers Allergnädigsten LandsfQrsten Ernstliche Manung vnd Befelcb
ist, daQ sich Niemand Wer der auch sein mag, unterstehe, in oder Vor diesem bcfreyten LandhauQ die Wöhr zu blösfien oder
Balgen vnd lueschlagen, noch zu rumorn, Welche aber freuenllich darwider handien, daß dieselben Verbrechen an Leib und
Leben nach vngnaden gestrafft werden sollen. Actum Im 1751 Jahr". (N.-ö. Landesarchiv : A. 3. 27. und A, 7. 10. — Cod.
provinc. p. 97S. Codex Austriacus \, p. 731. Fitiinger a. a. 0. S. 14. Mitteilungen der k. k. Zentral'KommissJon fQr Kunst
und historische Denkmale N. F. II, p. LI. Bericht«; und Mitteilungen des Altertums -Vereines zu Wien. XVI. S. 2% f.) Gegenwärtig
befinden sich beide Tafeln rechts und linits vom Eingange zur Hauptstiege hinter dem Brunnen.
32
Das niGderüsterrcichische Landhaus ii
Hand mit dem gezückten Schwerte (Fig. 8). Kaiser Maximilian II. hatte den n.-ö. Ständen am 4. Juli 1568
in der Erledigung ihrer ,Beschwär Artichel" ') „mit genadenn" die Bewilligung zum Gebrauche dieses
Zeichens erteilt. Über weiteres Begehren der Stände gab ihnen Kaiser Maximilian II. zu Prag am
20. Februar 1571 hierüber noch eine eigene Urkunde {Beil^e X), des Inhalts, da6 jeder Ruhestörer
(Friedbrücher, Rumorer) vom Landmarschall „stracks" in Verhalt {„fängliche Verwahrung") genommen
und dem Hof-Profoßen oder in dessen Abwesenheit dem Regierungs - ProfoÜen zur weiteren Haft
und Bestrafung übei^eben werden durfte.
Der Hof des Landhauses (Fig. 9) •) bot zwar kein architektonisch hervorragendes, doch
immerhin ein interessantes Bild; auch das Gebäude selbst war weder in seinen beiden Fronten nach
außen noch im Innern in solcher Beziehung besonders merk-
würdig. Nur der Aufgang zur Ratsstube der Verordneten, bei-
läufig in der Mitte des linken Traktes, war mit einem zier-
lichen, von einem geschwungenen Kupferdache überdeckten
Portal in Marmor ausgestattet. Knapp vor diesem Portale
stand ein Brunnen mit einem zierlichen schmiedeeisernen
Gitter. In den beiden Ecken rückwärts im Hofe, wo turm-
ähnliche Ausbauten (Vorsprünge) sich erhoben, führten Frei-
treppen in das erste Stockwerk des Quertraktes, und zwar
zunächst nur in Vorhallen, von denen aus man in den großen
Saal gelangte. Diese Vorsprünge waren mit einem Kupferdache
überdeckt, das auf Bögen ruhte, deren Öffnungen gegen die
Hofseite zu verglast waren. Das hohe Ziegeldach des Quertraktes
zierte in der Mitte der schon mehrmals erwähnte Turm und
an den Ecken des Giebels glänzten zwei metallene Kugelspitzen,
die noch am Ende des XVII. Jahrhunderts mit Fähnchen ver-
sehen waren, wie auch eine ähnliche Kugelspitze an der Ecke
des linken Flügels gegen die Herrengasse zu auf dem Firste
des Daches angebracht war. Bemerkenswert waren an der
Außenseite des Landhauses noch zwei aus Zieg,eln künstlich
verfertigte Rauchfange, die auf dem rechten, ünausgebauten
Trakte angebracht waren und deren Errichtung ebenfalls in
das Ende des XVI. Jahrhunderts fällt. Der größere befand sich
am Saume des Daches, gerade über einer Vorhalle zwischen
der Herren- und Ritterstube; er stellte eine von Karyatiden getragene Fratze mit blockender Zunge
vor, an der linken Seite der Brust war der österreichische Bindenschild mit dem Erzherzogshute zu
sehen. (Fig. 10.) Der andere erhob sich gerade über dem Ende des Traktes, also gegen die Herren-
gasse zu, und zwar am obersten Giebel des Daches, und hatte die Form eines eckigen Bechers (Kelches?),
aus dessen oberstem Rande an den Ecken vier Drachenköpfe hervorragten. (Fig. II.)
Der Brunnen an der linken Gebäudefront im Hofe, um auf ihn zurückzukommen, war sicher
eine alte Anlage; er stand schon im Liechtenstein 'sehen Hause an derselben Stelle und der Brunnen-
ti-t-
i-ig. S
Fralaeichen.
1) N,-ö. Landesarchiv Codex Nr. 20, Gravamen-Buch, p. 405 und «Z. - Codes Prt vi n Cialis p. 977, — Fitzinger
a. a. 0. S. 13.
■) Di« hier beigegebene Abbildung ist eine Reproduktion nach der in den Sammlungen der n.-ö. Landesbibliolhek
befindlichen höchst gelungenen und mit gruQem Fleifie hergestellten Originalzeichnung G. C. Wilder aus dem Jahre 1836,
(Anzeige hierüber in Hormayis Archiv, Jahrg. 1820, S. 525f.)
von Dr. Anton M*yet. 33
Schacht soll der Tradition gemäß sogar von den Minoriten, als das Ganze ringsum ihr Besitz war,
gegraben worden sein. Die Stände ließen jetzt, wie wir gehört haben, ein neues Steinbecken meißeln
und darüber ein kunstvolles schmiedeisernes Gitter verfertigen, auf dessen zierlichem Geflechte die
Jahreszahl 1570 als Entstehungszeit hinweist. Dieses Gitter stellt eine reichgegliederte vierseitige Laube
vor, deren vierte Seite, bei welcher man zu einer Pumpe (früher Aufzugrad) gelangte, offen ist. Die
vierseitige Überdachung ist oben kuppeiförmig geschlossen und aus ihrer Mitte erhebt sich eine mit
Fig. 9. Der Hof des tXXaa Luidhanses.
Knorren und eisernen Blumen verzierte Stange, die ein größeres Fähnchen mit dem gemalten Binde-
schilde, darüber eine Art Blume aus feinen Eisenstäben und ganz oben als Abschluß den Doppeladler
aus Eisenblech, trägt. (Fig. 12 und Tafel V.)')
') Da man für diesen kunstvollen Brunnen im neuen Landhause vermeintlich keinen Platz hatte, wurde er nicht mehr
aurgcsleltt. Im Verzeichnis jener Gegenstände, welche ihrer Unbrauchbarkeit wegen zur gelegentlichen VeräuQcrung bestimmt
wurden, befand sich unter Nr. 1 das kunstvoll gearbeitete Brunnengilter mit allen seinen Bestandteilen auf dem Vorboden. Es
war zirka S Zentner schwer und wurde um SO Gulden verkauß. (Fase. 19, Nr. 9387/833.) Der Käufer war Meister Amerling,
der es mit seiner Sammlung vereinigte. Von diesem erstand es dann Graf August Breunner, der es auf sein SchloS Grafenegg
brachte, wo es sich heute noch beßndet. Es ist wirklich traurig, daO es weder im Landhause, noch auch in Wien seines
Bleibens haben konnte. tBerichte und Mittcil. des Altertums- Vereins in Wien XXIV (1887] p, 319 und XXVI S. 71-83.)
XXSVIII. Band. 5
34
Das nicderü!'tcrrci Chi sehe Landhaus ii
Wien
Weiter aufwärts vom Brunnen, nur durch eine Tür und eine Steinbank getrennt, stand das
herrliche Renaissanceportal, dessen Ausführung in Marmor durch den Meister Saphoy schon oben
(S. 20 und 21) behandelt wurde. ^) Wie das Bild zeigt (Fig. 13 und 14), ruht auf Säulen ein einfacher
Architrav mit der in römischen Ziffern ausgedrückten Jahreszahl MDLXXI; über demselben erhebt
sich dann ein Fries, der beiderseits von Figuren mit Füllhörnern flankiert ist und in der Mitte ein
Reliefljild in Farben und Gold enthält, auf welchem einander entgegenreitende Ritter in friedlicher
Absicht sich die Hände reichen. Beide haben das Haupt mit dem Markgrafenhute bedeckt, der eine
Fig. 10. BancUkng.
Fig. 11. Banchlkiiff.
trägt Über dem Rücken den österreichischen Bindeschild, der andere den Schild mit dem Rudolphi-
nischen Wappen, die fünf goldenen Adler im blauen Felde {das n, -ö. Landeswappen).
Über die Bedeutung dieses Reliefs sind schon verschiedene Meinungen ausgesprochen worden.
Einige wollten darin ein Turnier erblicken, anderen galt es als eine bildliche Darstellung der Ver-
söhnung zweier Brüder oder Herzoge, die einander feindlich gewesen. Mehr, vielleicht sogar alle
Wahrscheinlichkeit hat aber die Ansicht für sich, daß damit offenbar ein Denkmal der von K. Max II.
den Ständen eingeräumten freien Religionsübung, insbesonders der Vereinigung der katholischen und
evangelischen Stände, die sich bisher feindselig und schroff gegenüberstanden, und der dadurch
') Nach dem Abbruche des alten Landhauses stand dieses Port«] lange Zeit an der Wand in der neuen LftndhauS'
kapeile. (Berichte und Mitteilungen des Altertunis-Vereines zu Wien, XXVI, 71 FT.), bis es bei den AdapÜerungen unter dem
LandesausschusGe Konstantin Grafen Gattenburg versetzt wurde und gegenwärtig den Eintritt zur Hauptstiege, die lu den
Landtagsälen führt, zicrL
1 Dr. Anton Mayer
35
bewirkten Herstellung des inneren Friedens gemeint sei. Die katholischen Stände sind dann durch
den alten österreichischen Bindeschild, die protestantischen durch den von H.Rudolf IV. eingeführten
Wappenschild dargestellt. ') Mit diesem Wappen zwischen grünen Lorbeerzweigen und dem Erzherzogs-
hute darüber war auch die eisenbeschlagene Tür bemalt.
Portal und Tür wiesen den Weg zu einem Vorhaus, an dessen Ende eine freitragende, auf
Bögen ruhende Treppe von 27 Stufen begann. Zwei quadratfbrmige Absätze („zween gefierte platz")
trennten dieselbe in drei Teile zu je neun Stufen. Die Bogenschä^e trugen korinthische Kapitale, das
Fig. 12. Der LudlianibrniineD.
steinerne Stiegengeländer, wie auch die Balustrade oben im Vorhaus bei der Bürgerstube waren mit
ungleichen „khriegeln oder staffeln" durchbrochen. In den Wandnischen standen zur „Zier" und als
Sinnbilder drei kleine, steinerne Figuren, welche das Vertrauen, die Sorgfalt und die Macht darstellten.
(Beilege Nr. VII.) Die Stiege machte daher in solcher Ausstattung sicher einen schönen Eindruck. Oben
•) Die kaiserlichen Resolutionen ddto. Prag 13. Mai 1570 und 14. Jänner 1571 sind im Original im n.-ö. Landesarchive
nicht mehr vorhanden. (Dr. AnL Mayer dos Archiv und die Registratur der n.-ö. Stande von 1518 bis 1848, S. 16. Ober
das Denkmal der zwei Ritter im n.-ö. Lnndhause selbst vgl. Hormayr Archiv 1823 und J. V. Czcrmak in der Wiener
Zeitung 1837 Nr, 86 u. 87.1
Dos niederösterreiehische Landhaus in Wien
auf der Stiege angelangt befand sich der Eintretende in einer Vorhalle („Vorhaus') mit einem gotischen
Gewölbe, in welcher rechts eine mit einem Marmorportal verzierte Tur in die Ratsstube der Ver-
Fig. 13. Du PorUl in Hofe (mit offener Tür).
ordneten, links eine ebensolche, aber mit einem minder reich ausgestatteten Marmorportal umrahmte
Tür in die Bürgerstube führte.
Die inneren /Räume.
Die Torhalle mit den beiden Portalen.
Die erwähnte Vorhalle ist woh! einer der geschichtlich merkwürdigsten Räume im alten
Landhause. Gegenwärtig ist sie als Manuskriptenzimmer eingerichtet, zeigt aber genau noch dieselbe
Ausstattung, in welcher sie 1571 ausgeführt worden war.
Fig. 14. Du Fortil in Hofe (mit geschlos
r Tür).
Die gewölbte Decke (Tafel X) ist im gotischen Stil gehalten und ihre Felder sind noch mit
der ursprünglichen Malerei bedeckt, die im Jahre 1846 vom akademischen Maler Friedrich Schilcher
restauriert*) und 1888 vom Maler Karl Lubenow nur vom Staube gereinigt wurde. Neben hübschen
t) Maler Schilcher erhielt dafür 290 Gulden (n.-ö. Landesarchiv Pasc. 19, '/.. 3566).
Das niederöslerreichische Landhaus in Wien
Fig. 15. Hiimlicli« XosBolenkOpfe.
Fig. 16. Kiuillclifl EonwlmUph.
in II
Arabesken enthält sie aber auch
derbe Anspielungen der Prote-
stanten, die damals an Zahl die
stärkeren waren und daher in
ihrer Machtstellung aggressiv
vorgingen, gegen die Katho-
liken, deren Symbole hinwieder
für die Protestanten durchaus
nichts Verletzendes zeigen. „So
ist die eine Hälfte dieses Ge-
wölbes", sagt Fitzinger, ') „ge-
gen die Ratsstube zu mit Sinn-
bildern versehen, welche auf die
Blüte des Landes unter der ka-
tholischen Regierung zu deuten
scheinen, als einem Christus-
kinde, Weinlauben, Blumen-
früchten u. s. w., während die
andere Hälfte, gegen die Bürger-
stube zu, allerlei Sinnbilder ent-
hält, welche auf den vermeint-
lichen Verfall desLichtes und der
Sitten unter den Kathotischen
bezugnehmen, als Schweins-
köpfe mit Rosenkränzen über
dem Rüssel, welche gegen ein
umstrahltes, zwei Laternen in
den Händen haltendes Kind
gerichtet sind, Cypressen mit
Menschenköpfen auf den Wip-
feln , einen entfalteten Pfau
u. s, w." Es spiegelt sich also
darin so recht der Religionshafl
und die politische Abneigung
der Protestanten gegen die Ka-
tholiken aus. In der Mitte der
Decke ist gleichsam als Schluß-
stein der große, in Stein ge-
meißelte und kolorierte k^ser-
hche Adler eingefügt, oberhalb
von ihm wurde der Österreichi-
sche Bindeschüd und unterhalb
das niederösterreichische Lan-
Fig. 17. WelbUcb« EonioIeiikOpfb.
von Dr. Antun Mayer. 39
deswappen, die fünf goldenen Adler im blauen Felde, angebracht. In den vier Feldern der Decke
befinden sich die in Stein gemeißelten und ebenfalls kolorierten Wappen der damaligen Verordneten
aus dem Herren- und Ritterstande^ u. zw. gegen die Hofseite zu, die Wappen von Rüdiger (II.) von
Starhemberg und von Veit Albrecht von Puchheim, gegen die Fensterseite zu jene von Leopold Grabner
von der Rosenburg und des Wolf Christoph von Enzersdorf. An den beiden Seitenvvänden, u. zw.
gegen die Hofseite zu, sind die Wappen der zwei Verordneten aus dem Prälatenstande, des Abtes
Urban (I.) von Melk und des Abtes Johann (IX.) von den Schotten in Wien zu sehen. Sechs zierliche
Konsolenköpfe, vier männliche (Figuren 15 und 16) und zwei weibliche (Figur 17) schließen die Rippen
der Bögen ab. Das Säulenportal, das den Eingang in der „Herren Verordneten Ratsstube" bildete, ist
im Stile der Renaissance aus Salzburger Marmor ausgeführt. (Tafel XI.) Zwischen den Säulen mit
korinthischen Kapitalen stehen zwei aus feinem Sandstein gearbeitete weibliche Figuren, die eine
rechts stellt den Wohlstand (Überfluß) vor, in dem sie in der Linken ein Fruchthorn hält, mit
der Rechten aus einem Kruge in eine Schale gießt, die ein herbeieilender Knabe emporhält; die
andere, links, ist die Sorge, die ein Kind auf dem Arme trägt, während zwei sich an sie schmiegen.
Über dem Portale befindet sich rechts das ungarische, links das böhmische Wappen, beide von Löwen
gehalten. Im Frontispiz ist ein Hautrelief angebracht, das die Austria darstellt; unten liegen der
Danubius und eine die Fackel senkende Frauengestalt. Im Hintergrunde der Austria ist die Stadt
Wien mit dem Stephansturme und noch andern Kirchentürmen zu sehen. Eine Marmortafel unter dem
Frontispiz, also im Architrav, trägt folgende Inschrift in Goldbuchstaben:
Austria Caesaribus foelix et patria Regum
Archiducumque domus regno populisque beata,
Dives opum, quas terra parit, largitur opimis
Et Cererem in campis et Bachi in collibus uuas,
Unde et vicinis populis alimenta ministrat.
Diesem Portal gegenüber steht ein ähnliches, jedoch weit einfacher ausgeführtes Portal aus
Salzburger Marmor, dessen Tür seit dem Neubau des Landhauses aber zugemauert ist. Dieselbe
führte einst in die 1571 errichtete Bürgerstube, welche dem Neubau zum Opfer fiel, da an ihrer
Stelle ein Stiegenhaus in die oberen Stockwerke geführt wurde. Oberhalb der beiden einfachen
Säulen sind in eine Marmortafel folgende Verse mit Goldbuchstaben eingemeißelt:
Gens vetus Austria dum nee dura nee aspera cultu,
Gens, cui tam virtus cordi quam vivida hello
Dextra, gerit clypeo haec armorum insignia; gratam
Tu Deus et priscam gentem cum Caesare serva
Augusto, et regni et gentis decora alta tuere.
Im Frontispiz halten zwei weibliche Genien mit Füllhörnern einen von einem goldenen
Lorbeerkranze umflochtenen runden Wappenschild, der in vier Plätze oder Quartiere geteilt, im ersten
und vierten Platze das niederösterreichische Landeswappen, im zweiten und dritten Platze den Öster-
reichischen Bindeschild zeigt.
Die Yerordnetenratsstnbe.
Die einstige Ratsstube, in welcher das VerordnetenkoUegium, d. h. je zwei Mitglieder aus
dem Prälaten-, Herren- und Ritterstande seine Sitzungen und Beratungen hielt, stammt aus dem
Jahre 1572 und hat schon seit mehr als fünfzig Jahren die Bestimmung, als Bibliothekssaal zu dienen.
Berühmt ist sie durch den herriichen Holzplafond und das reichgeschmückte Holzportal nebst der
40 Dbs niederösterreictiische Landhaus in Wien
kunstreichen, auf beiden Seiten zu Öffnenden und ebenso schließbaren Tür, was alles ein Werk
des kunstfertigen bürgerlichen und Hipftischlers Georg Haas ist. ') Der Plafond, welcher aus ver-
schiedenen Holzgattungen kunstvoll zusammengesetzt ist, zeigt in seinen Details einen Formenreichtum,
der unser volles Staunen erregt. Leider kommt der ursprüngliche Reiz der Färbung, der ursprünglich
in den verschiedenartigen Hölzern lag, nicht mehr zur Geltung, da bei der Restaurierung im Jahre 1847
der Plafond wie auch das Holzportal mit Firniß überzogen wurden und nunmehr über das Ganze an
hellen Sommertagen ein gleichmäßiger, unnatürlicher Schein gebreitet ist.
In der Mitte des Plafonds prangt in Gold und Farben der kaiserliche Adler, welcher auf der
Brust das mittlere Reichswappen, umhangen vom goldenen Vließ-Orden, trägt. (Tafel VI.) In den oberen
Feldern des Getäfels sind die beiden österreichischen Wappen, der Bindeschild und das nieder-
Österreichische Landeswappen, in den unteren das ungarische und böhmische Wappen (Tafel VII)
angebracht, alle in Gold und Farben geschmückt. *) Ein ganz besonderes Prachtstück der Kunst-
tischlerei in deutscher Renaissance ist aber die Tür und deren seitliche Umrahmung samt der Täfelung,
die darüber als Abschlußportal angebracht ist. (Tafel VIII.) Auch dieses ist reich vergoldet und
aus Ahorn-, Eichen-, Palisander-, Nuß- und Ebenholz zusammengesetzt; Türverkleidung samt Sockel,
Säulen und Kapitalen sind aus Eichenholz, die Karyatiden aus Lindenholz, welche leider mit weißer
Ölfarbe stark überzogen wurden, was auch mit den übrigen figuraten Zutaten geschah. Die Bekleidungs-
stücke, Draperien, Kapitale und Gesimsleisten sind vergoldet. Die Tür ist
if ' derart konstruiert, daß sie als selbständig beweglicher Flügel nach jeder Seite
)r^- aufgemacht und wieder geschlossen werden kann; sie hat daher zwei Schlösser
.'''; I und kann mittelst je zwei oben und unten angebrachter Schienen, je nach-
fe^- dem das eine oder andere Schloß auf- oder zugesperrt wird, auf die eine
^£^- ' oder andere Seite geöffnet oder geschlossen werden. Die Karyatiden, auf
Rb^ • jeder Seile je zwei fast nackte Figuren, eine weibliche und eine männliche,
iJKy tragen Gesimse, dazwischen sind im vertieften medaillenformtgen Hinter-
■=' gründe kleine Brustbilder, Um die Schlösser liegen flache Schloßbleche mit
^'•g- '*■ eingravierten Doppeladlern, die Schnallen haben die Form eines liegenden S
mit Laubwerk. (Fig. 18.) Im Abschluß überhalb der Tür ist der kaiserliche Doppeladler, umgeben
von der Kette des goldenen Vließes. Das ganze Schnitzwerk, das in entsprechenden Farben gemalt
und vergoldet ist, ruht auf einem aus abgeästeten Stäben gefertigten Andreaskreuz. ')
t) Das beigegebene Porträt ist von Nikolaus Andrea, Maler und Kupferstecher aus Flensburg, gestochen, wie das
Monogramm beweist, und nicht von Melchior Loring von Flensburg. (Nagler Monogr. IV, Nr. 2313 und Bartsch peinlre
grav. IX, pag, 512.1 Beigegeben ist es dem von Georg Haas im Jahie 1583 veröffentlichten und bei Stephan Creutzer in
Wien gedruckten Kupferstichwerke : , Künstlicher vnd Zierlicher Ncwer, vor nie gesehener fünffiig Perspectifischer stock oder
Boden, aus rechtem Grund vnd ftrth des Cirkels, WinckelmaQ vnnd Richtscheit, mit rechter Schattierung tag vnd nachts,
allen Malern, Tischlern vnd denen, so sich des Bawens gebrauchen sehr nützlich vnd dienstlich . . ." Dieses für die Kunst-
tischlerei hochinteressante Werk ist bis jetzt nur auf der k. k, Hofbibliothek in Wien zu finden. Tafel 31 enthält den
Entwurf des Plafonds des Verordnetenratszimmers mit der Unterschrift; ,Zv Wienn im Lanndthaus bin ich Gemacht vnd
lob den Meister, der mich hat erdacht'. (Mayer, Wiens Buchdruckcrgeschichte I, 117.)
*) Fitzingcr a. a. O. S. 19 sagt noch, daC ,am Rande der Decke ringsum die gleichfalls aus Hole geschnitzten
und bemalten Wappen (zehn an der Zahl) der übrigen Erblander angebracht seien, und zwar: Ober&sterreich, Kroatien, Mähren,
Bosnien und Rama, Ober- und Niederschlesien, Kärnten, Burgund, Steiermark, Krain und Görz." Diese Wappenschilde ver-
blieben hier bis zum Jahre IS57. Am 1 1. Mai d. J. ■Ivlllc der Registratursdirektor Franz Fächer den Antrag, sie zu
restaurieren. Das VerordnetenkoUcgium fand aber, daC es nicht an der Zeit sei, sie zu restaurieren, wohl aber sie herab-
zunehmen und ihnen einen sicheren Platz zu bestimmen. Wohin sie gekommen, wcili heute Niemand zu sagen, (N,-ö. Landes-
archiv Fase. 19, 2, 949.)
*) Mitteilungen der k. k. Zuntralkommissiun zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, N. F. V. (1879)
p. CLXIX. — Mitteilungen des k. k, österreichischen Museums für Kunst und Industrie VL Bd., S. 69.
von Dr. Anton Mayer. 41
Daß. die Wände eines derartig herrlichen Raumes ebenso entsprechend mußten dekoriert
gewesen sein, steht außer Frage. Welcher Art aber der Schmuck von 1572 bis zum Jahre 1711
gewesen, wissen wir nicht, wahrscheinlich bestand er ebenfalls schon in Tapeten. Im Jahre 1711, am
20. April, schloßen nun die Verordneten mit der Witwe Susanna Vorgund(in) einen Vertrag „wegen
Verschaffung recht gewürckhter Niederländerischer Spallier, bestehend in Siben Blat oder stuckh,
jedes 4Vs Ellen hoch, vnd in der weite, als der Herren Verordneten Rathstuben, so ohngefehr nach
allhiesiger maß einer Ellen hoch vnd breit 104 Ellen ausmachen werden . . . jedoch so, daß statt des
Blumen - Crantz *) eine goldfarbene einer Bilderramb gleiche einfassung seye". Die Restaurierung der
Verordnetenratsstube hing wohl mit jener des großen Saales zusammen. Diese Tapeten mit lebens-
großen Figuren verblieben hier bis zum Jahre 1846;*) es waren ihrer jetzt aber nur sechs Stück.
Im Jahre 1717 bestellten die Verordneten einen schönen großen Ofen in ihre Ratsstube ^ und
1739, am 13. April, bestimmten sie den Uhrmacher Johann Vellauer, daß er gegen eine jährliche
Bestallung von 15 Gulden die von John Buhrman in London angekaufte Stockuhr aufziehe.*) Vom
Jahre 1745 bis 1791 hing in der Verordnetenratsstube auch ein Bildnis der Kaiserin Maria Theresia, ein
vortrefflich gemaltes Kniestück, *) an dessen Stelle im letztgenannten Jahre ein Bild K. Leopold II. kam,
ebenfalls ein Kniestück.
Die Bfirgentnbe.
Zwischen der Vorhalle zur Verordnetenratsstube und jener zur Prälatenstube lag die Bürger-
stube. In dieser versammelten sich die Abgeordneten des vierten Standes, die Bürgermeister oder in
deren Stellvertretung die Stadtrichter und Stadtkämmerer der 18 sogenannten „mitleidenden** Städte®)
und Märkte ^) mit dem Bürgermeister von Wien als Präses dieses Standes und empfingen hier durch
die Abgesandten der oberen Stände die Postulate. Auch diese Stube hatte einen von Georg Haas
verfertigten Holzplafond und zwei Türen, von denen die eine, nämlich die gegen die ersterwähnte
Vorhalle heraus, die Jahreszahl 1571 und einen kaiserlichen Adler trug; beide waren auch mit Holz-
schnitzereien geziert. Schon im XVIII. Jahrhundert war die Bürgerstube als EinreichungsprotokoU
benützt worden, bei dem Neubau fiel sie jedoch zum Opfer, das Marmorportal in der Vorhalle allein
blieb stehen und gibt von dieser Stube noch Zeugnis. An ihrer Stelle führt nun, wie gesagt, ein
Stiegenhaus in die oberen Stockwerke.
Das gotisclie Zimmer.
Zwischen der einstigen Bürgerstube und der Prälatenstube liegt noch das sogenannte „gothische
Zimmer**, das früher auch eine Vorhalle war. Die Rippen- und Gewölbekonstruktion aus Sandstein
(S. 15, Fig. 4), die heute noch ganz gut erhalten ist — nur einige verletzte Stellen sind mit Gips
*) Susanna Vorgund(in) soll diese „Spallier*, heißt es im Vertrage, mit Ende des Jahres 1711 „auf all ihr eigene Spesen
und Vncosten hieher in das Landhaufi liefern' und erhält hiefür 1750 Gulden, und zwar bei Unterfertigung des Kontrakts
800 Gulden, den Rest bei der Ablieferung. Es waren zwei Kontrakte ausgefertigt worden; der eine von den Verordneten, der
andere von der Vorgund mit ihrem „Caventen Ignatio Gariboldi'. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 20. April 1711.)
*} In der Ratssitzung am 24. August 1846 wurde die ständische Gebäudeinspektion über ihren Bericht ermächtigt,
diese sechs Stück alten Tapeten um den vom Grafen von Keglevlch angebotenen Preis von 150 Gulden zu verkaufen.
(N.-ö. Landesarchiv Fase. 19, Z. 9088 u. 12165.)
*) Diesen Ofen lieferte nach Muster der bürgerliche Hafnermeister Paul Geidter gegen eine Summe von 150 Gulden.
(N.-o. Landesarchiv B. 8. 3. 1717, 13. Mai.)
*) N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. p. 401, — Kitzinger a. a. O. S. 47.
*) Dieses Bild wurde später in das EinreichungsprotokoU übertragen. (Kitzinger a. a. O. S. 49 und 61.)
*) Komeuburg, Hainburg, Krems, Stein, Brück an der Leitha, Tulln, Baden, Klosterneuburg, Zwettl, Laa, Retz, Waid-
hofen, Eggenburg, Ips.
^ Medling, Petersdort, Gumpoldskirchen, Langenlois.
XXXYin. Bm4. q
42 I^^ niederösterreichische Landhaus in Wien
ausgebessert — verdient deshalb noch eine besondere Bemerkung, weil sie derart konstruiert ist, daß
sie die leiseste Stimme, ja sogar ganze Sätze sehr vernehmbar von einer Ecke zur anderen leitet.
Die Architektur gehört, wie bereits erwähnt wurde, noch einer früheren Epoche als 1571 an. Lange
vor dem Neubau des Landhauses galt dieser Raum als Aufenthaltsort für die Amtsdiener.
Die Frälatenstnbe.
Den Zusammenkünften des Prälatenstandes*) unter dem Vorsitze seines Präses, des Prälaten
von Melk, diente diese darnach benannte Stube oder Saal. Sie hatte gleich den andern Stuben einen
Holzplafond, ^ dessen Herstellung wahrscheinlich in die Jahre 1573 und 1574, also noch in die Zeit
des Hoftischlers G. Haas fällt, vielleicht auch ihm zugeschrieben werden darf. Die Wände bedeckten
anfangs kirschrote Damasttapeten. Im Jahre 1725 kam an Stelle dieses Holzplafonds ein reicher Stukko-
plafond mit schönen Basreliefs, welche die drei göttlichen Tugenden vorstellten. Die hohen Doppeltüren
aus hartem Nußbaumholz, mit Olivenholz eingelegt, wurden reich mit Gold verziert und die schon
schadhaften Damasttapeten durch Papiertapeten ersetzt.') Nach etwas mehr als hundert Jahren (1829)
fand wieder eine Veränderung in dieser Einrichtung statt. Der kunstvolle Stukkoplafond mußte
bedeutender Schadhaftigkeit wegen herabgenommen werden, die Decke wurde aber jetzt nur ganz
einfach hergestellt, die Papiertapeten wurden ebenfalls herabgenommen und die Wände prunklos
bemalt.*) Es dauerte gar nicht lange, brachte der Neubau des Landhauses wieder eine schönere
und auch stilgerechte Ausgestaltung der inneren Einrichtung des Prälatensaales.
Die Herrenstnbe.
Von der Prälatenstube gelangt man zunächst in den großen Saal oder Sitzungssaal der Stände,
welcher, wie früher bemerkt wurde, den ersten und zweiten Stock des Landhauses gegen den Minoriten-
platz zu einnimmt. Diesem Eingang gerade entgegengesetzt führt eine Tür in die Herrenstube, die zunächst
besprochen werden soll. Hier versammelten sich die Mitglieder des Herrenstandes und hielten unter
dem Vorsitze ihres Präses, des Landmarschalls, ihre Sitzungen. Auch die Herrenstube war mit einem
Holzplafond („Holzdecke aus Tafelwerk oder Täfer**) geziert. Am 5. Dezember 1685 beschlossen die
Stände, für die Herrenstube an Stelle der alten Tapeten von den Pupillen des Grafen Abensberg -Traun
sieben Stück echt Niederländische Tapeten (Stickerei) um den Betrag von 1500 Gulden anzukaufen. *)
Nachdem die Umgestaltung des großen Saales beendet war, befaßte man sich allmählich mit dem
Gedanken, auch die anderen Stuben oder Säle zu restaurieren. In der Ständeversammlung am 25. Sep-
tember 1723 wurde der Beschluß gefaßt, den alten Holzplafond aus der Herrenstube gleichfalls zu
entfernen und an dessen Stelle durch den Landschafts - Stukkatorer Thomas Abdankh einen Stukko-
') Zum Prälatenstand gehörten 15 Äbte, 7 Pröpste, 3 Prioren und (26) der Dompropst von Wien als Dechant von
Kürnberg an. Die Äbte waren die der Benediktinerklöster (1) Melk, (9) Schotten in Wien, (3) Göttweig, (11) Seitenstetten
und (10) Altenburg, (15) Mariazeil, der Zisterzienserklöster (4) Heiligenkreuz, (7) Zwettl, (8) Lilienfeld, (17) Neukloster in
Wiener -Neustadt und (14) Säusenstein sowie des Prämonstratenserstiftes (18) Geras, (19) Pernegg. Die Pröpste waren die der
Chorherrenstifte von (2) Klostemeuburg, (12) St. Dorothe in Wien, (5) St. Polten, (6) Herzogenburg, (13) St. Andrä an der
Traisen, (16) Tiemstein, (23) Ardagger und (25) Eisgarn, (24) Propstei Zwettl. Die Prioren, später auch Prälaten genannt,
waren die Vorstände der Karthäuserklöster (21) Mauerbach, (20) Gaming und (22) Aggsbach. Der Präses und Primas des
Prälatenstandes war der Abt von Melk. Die eingeklammerten Ziffern bedeuten die alte Rangordnung.
") N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. p. 369.
") Der Beschluß der Stände ist vom 15. April, das Dekret an den Bauschreiber Andreas Widmann ist vom 15. Mai,
die Kontrakte mit den Handwerksleuten, und zwar mit Stukkaturmeister Thomas Abdankh und dem Tischlermeister Johann
Michael Zwennhof wurden am 26. Juni abgeschlossen. (N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. p. 369. — A. a. O. B. 8.3. —
Fitzinger a. a. O. S. 42.)
*) Fitzinger a. a. O. S. 69.
') N.-ö. Landesarchiv A. 2. 12, 5. Dezember 1685.
von Dr. Anton Mayer. 43
plafond herstellen zu lassen, dessen überaus zierliche Basreliefs später immer ein Gegenstand der
Bewunderung waren. Nach dem Geschmacke jener Zeit wurden auch die neuen, aus besonderem
Holze verfertigten Türen reich mit Gold verziert und wurde die andere Einrichtung dem entsprechend
angefertigt.*) Zu erwähnen wäre, daß sich seit dem Jahre 1812 bis zum Bau des neuen Landhauses in
der Herrenstube ein vom Herrenstandsverordneten Franz Freiherrn von Prandau gespendete^ Bild,
darstellend den feierlichen Einzug Kaisers Franz II. am 16. Jänner 1806 in seine Residenz, befand; das-
selbe war vordem im EinreichungsprotokoU (früher Bürgerstube) gehangen.*) Im Jahre 1814 ließen die
Stände durch den Maler Zeller für die Herrenstube das lebensgroße Bild Kaiser Franz I. von Österreich
malen, das aber schon nach zwei Jahren in die Ritterstube übertragen wurde, ^) aus welcher das Porträt
Kaiser Karls VI. in die Herrenstube kam; 1819 gelangte ersteres wieder in die Ritterstube zurück.
Im Jahre 1816 kauften die Stände eine von dem berühmten Bildhauer Pompejo Marchese,*)
Professor an der k. k. Akademie der bildenden Künste (Brera) in Mailand, aus Carara - Marmor
angefertigte Kolossalbüste Kaiser Franz I., welche in einer mit künstlichem Marmor verkleideten Nische
auf einem Postamente aus Granit in der Herrenstube aufgestellt wurde und folgende vom ständischen
Verordneten Max Grafen von Cavriani verfaßte Inschrift enthält: *)
Franz I., Kaiser von Österreich!
Ruhe gabst Du, Friede und Einigkeit
Allen Völkern, Deinem Staate.
Nieder -Österreichs treue Stände
Zollen Dir dafür im Bilde
Ihre ewige Dankbarkeit.
MDCCCXVI.
Als Herr Josef Graf von Dietrichstein Landmarschall gewesen.
Die Bitterstnbe.
Durch zwei Zwischenräume (Vorzimmer) von der Herrenstube getrennt und ihr gegenüber lag
die Ritterstube. Für diese, die anfangs ebenfalls ein Tafelwerk oder Holzplafond schmückte, hatten die
Stände um den Betrag von Tausend Gulden neun Stück gestickte niederländische Tapeten gekauft, welche
Figuren in Lebensgröße zeigten.®) Zur selben Zeit nämlich, 1725, als die Prälatenstube einer Restaurierung
unterzogen wurde, geschah gleiches mit der Ritterstube. Auch sie erhielt durch den Landschafts-
*) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. — Cod. provinc. contin. p. 367 f. — Fitzinger a. a. O. S. 41 f. Auch in der über
der Herrenstube befindlichen Herrenstandswohnung wurden Restaurierungen vorgenommen und am 27. September 1723
erging an den Bauschreiber Ignaz Andreas Widmann der Auftrag, in der Verordnet enkanzlei ebenfalls nicht allein einen
neuen „Stuccador machen", sondern auch die dermaligen Verordnetenwappen nebst drei großen besonderen Wappen malen
zu lassen. Auch soll ein neuer Fußboden gelegt und ein neuer Ofen gesetzt werden, nicht minder Tisch, Kästen, Stühle,
Vorhänge, und was sonst nötig, beigeschafft werden. (N.-ö. Landesarchiv, Cod. provinc. contin. p. 367.)
") Fitzinger a. a. 0. S. 65.
*) Dieses Bild erhielt im Jahre 1819 das Wiener Großhandlungs- Gremium.
*) Marchese war am 7. August 1789 zu Sattrio in der Provinz Como geboren und bildete sich unter Canova nach
der Antike, die er aber später doch nicht zu durchgeistigen verstand ; man betrachte nur die beiden Denkmäler Kaiser Franz l.
in Wien und Graz. Seine SchafTenstätigkeit war eine ungemein rührige. Er starb am 7. Februar 1852. (Vgl. die ausführliche
Biographie mit Angabe seiner Werke in Wurzbachs Österr. Biogr. Lexikon XVI, 417—421. Wiener Zeitung 1858, Nr. 45.
Austria XX [1859], S. 116.)
*) Diese Inschrift war ursprünglich mit metallenen Buchstaben auf einer weißen Marmorplatte an der Vorderseite des
Granitblockes angebracht. Heute ist sie auf einer schwarzen Marmortafel in Goldbuchstaben auf vertieftem Grunde zu lesen. —
Gegenwärtig befindet sich diese Büste samt dem Granitsockel im n.-ö. Landesarchive.
•) N.-ö. Landesarchiv Fase. C. IX. Nr. 2 (1680-1700). — Cod. provinc. p. 1605. - Fitzinger a. a. O. 33.
6*
44
Das niederösterreichtsche Landhaus ii
3tukkatorer Thomas Abdankh einen Stukkoplafond, dann drei groQe. Doppeltüren in der Höhe und
Breite, wie jene in der Standestuben, und zwar von hartem Nußbaumholz, mit Olivenholz eingelegt,
und eben solcher Verkleidung. ') Damals dürfte auch das Bildnis Kaiser Karls VI., ein sehr schönes
Bild in Lebensgröße, für die Rittersube gemalt,*) und eine mit Zinn und Holz eingelegte große Stockuhr
von Daniel Quare aus London angeschafll worden sein. *) Nach der Krönung Josefs II. zum römischen
Fig. 19. Der JDstiBthron im Ritteraule.
König, 1764, ließen die Stände die Bildnisse der Kaiserin Maria Theresia und Josefs, letzteren im
Kostüm eines römischen Königs, für die Ritterstube malen. Es waren dies zwei ausgezeichnet schöne
Kunstwerke, welche in den dreißiger Jahren in die Prälatenstube und während des Baues des neuen
Landhauses in das Arbeitszimmer der Verordneten (später Registratur) übertragen wurden. *)
>} H.-6. Landes&rchiv B. 8. 3.
*) Eine Zeit lang befand sieh dieses Bild aucli in der Hcrrenslube.
») Filzinger a. a. 0. S. 43.
•) Fitzinger a. a. O. S. 56.
von Dr. Anton Mayer. 45
«
In der Ritterstube -war etwa seit 1637 der sogenannte Justizthron, ein mit Gold reich ver-
zierter Thronhimmel (Fig. 19) und ein dazu gehöriger Sessel aufgestellt, von welchem herab der Land-
marschall oder Landuntermarschall die Urteile (Sentenzen) des Landmarschairschen Gerichtes verkündete.
Hier wurde dem Verschwörer Franz Grafen Nadasdy als Besitzer des Schlosses und Gutes Potten-
dorf, weil daselbst auch ergriffen, im Jahre 1671 durch den Landmarschall Ferdinand Max Grafen von
Sprinzenstein das Urteil seines Adelsverlustes verkündet.*) In der Ritterstube, unter diesem Thronhimmel,
empfing Kaiser Leopold I. im Februar 1689 auch den türkischen Gesandten in feierlicher Audienz;
Landmarschall war damals Max Graf von MoUarth. ^) Dieser Justizthron befand sich noch beim Beginn
des Neubaues des Landhauses in der Ritterstube, wurde aber damals abgeschlagen und auf den
Dachboden geworfen, wo er im Jahre 1890 bei der Räumung desselben, in Stücke zerbrochen, gefunden
wurde. Über Veranlassung des damaligen Hausreferenten im n. -ö. Landesausschusse, Konstantin
Grafen Gatterburg, wurde er durch den Bildhauer O. Anderle glücklich restauriert und wieder auf-
gestellt und ist seither eine Zierde des Rittersaales.
Der große Saal (Sitzungssaal).
Nachdem der Hoftischler Georg Haas die kunstreichen Plafonds in den Sälen (Stuben) des
linken Traktes vollendet hatte, wurde ihm, vielleicht im Jahre 1572, der Auftrag zur Herstellung eines
großen, eben solchen Holzplafonds (in den Akten „Empore** oder „Parkirche" genannt) im großen
Saale, der durch die Erhöhung des Landhauses um ein zweites Stockwerk nunmehr ebenfalls erhöht
wurde und in den zweiten Stock hineinragte, erteilt. Haas* Arbeiten in der Landschaftsschule (auf
dem Minoritenplatze) und noch andere wichtige Aufträge waren jedoch Ursache, daß die Arbeiten im
großen Saale nur langsam von statten gingen, so daß die Stände Haas am 25. Oktober 1571 dringlich
aufforderten, sich nicht mit fremden Arbeiten allzusehr zu überladen und die Aufträge der Stände
schleunigst auszuführen. Gegen Ende des Jahres 1577 war nun die „Parkirche" im Saal fertig, wie
aus der Beschwerde des Georg Haas vom 19. Dezember hervorgeht, in der er sich über den Abzug der
Schätzleute im Betrage von 270 Gulden beschwerte. Am 29. März 1578 bedankte sich Haas bei den
Ständen, daß ihm eine nochmalige Schätzung seiner Arbeiten bewilligt wurde und er nun von ihnen
sicher ganz befriedigt würde. ') Über die weitere Ausschmückung dieses Saales versagt jedoch das
Aktenmaterial zur Geschichte des Landhauses nahezu gänzlich.
Nach einem Zeitraum von 135 Jahren wurden der Haas'sche Holzplafond und die jedenfalls
zu ihm stimmende Wandbekleidung aus dem Saale entfernt und nach etwas mehr als einem Dezennium
vollzog sich, wie schon erwähnt wurde, gleiches auch in den Stuben (Sälen) der Prälaten, Herren
und Ritter. Nur der besonders reiche und schöne Holzplafond der Verordnetenratsstube entging diesem
Schicksale und hat sich durch alle Wandlungen von Kunstanschauungen bis in die Gegenwart herein
unversehrt zu erhalten vermocht.
Der Grund zu jener Umgestaltung lag einzig und allein in einer neuen Kunstrichtung, im
veränderten Geiste und Geschmacke der Zeit, nämlich in der Barocke, die mit dem Beginne des
XVIII. Jahrhunderts alle höheren Kreise zu beherrschen anfing. Mit dem Fortschreiten dieses Stils
') Fitzinger a a. O. S. 31.
«) Fitzinger a. a. O. S. 33. Ein Gesandter des Padischah (Sultan) wurde nie in der Hofburg empfangen; das
war gegen das Hofzeremoniel. Das Hofdekret an die Verordneten, daß sie zu den Konferenzen, welche Ihre Majestät mit dem
türkischen Abgesandten im Landhause halten werden, war vom 29. Jänner 1689. Unterm 4. Februar wurde der Herren- und
Rittersaal dazu angewiesen. (N.-ö. Landesarchiv A. 9. 12. und A. 9. 30. 29. Jänner und 4. Februar 1689.)
») N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. zu den Jahren 1576, 1577 und 1578.
46 ^^ niederösterreich'sche Landhaus in Wien
trat, wie ein hervorragender Kunsthistoriker auf diesem Gebiete sagt, *) die Verwendung und Behandlung
des Holzes im Naturtone immer mehr in den Hintergrund, namentlich dort, wo dieses Material bisher
architektonisch verwertet ward, wie z. B. bei der Ausstattung von Interieurs. Waren für die deutsche
Renaissance des XVI. und XVII. Jahrhunderts das Täfelwerk der Wände und der Holzplafond etwas
Wesentliches, so trat nun in der neuen Kunstrichtung das Stukko mit seiner Plastik, anfanglich in
reinem Weiß (Kalkton), dann mit Gold und Malereien verziert, an dessen Stelle. So mancher schöne
Holzplafond in älteren Gebäuden mußte der neuen Stilrichtung weichen, wurde schonungslos entfernt
und in den neuerbauten prunkvollen Palästen des hohen Adels, so z. B. in denen der Trautson, Liechten-
stein, Harrach, Lamberg u. s. w. fanden so kunstvolle Arbeiten der Tischlerei keinen Eingang mehr.
Herrliche Stukkoplafonds, in Felder geteilt und mit perspektivisch meisterhaft ausgeführten Reliefs
geziert, dazu die Wände in farbigen Marmor gekleidet, kamen jetzt an ihren Platz, sie bildeten von
jetzt an den sicher auch herrlichen Schmuck der großen Säle. Kirchliche und Profanbauten entstanden
voll Pracht und Herrlichkeit im Stile der Barocke, und Baumeister, Bildhauer und Maler, die solche
schufen und schmückten, waren meistens Söhne Italiens oder im Geiste der italienischen Barocke
herangebildete Deutsche.
Das war die Zeit, in der auch der große Saal des Landhauses statt des früheren Schmuckes
einen neuen, vom früheren ganz wesentlich verschiedenen erhielt.^
Im Jahre 1710 faßten die Stände den wichtigen Beschluß zu dieser Umgestaltung. Die Männer,
die damals an der Spitze der ständischen Verwaltung standen und in jenem neuen Geiste jedenfalls die
Anregung dazu gaben, waren der Landmarschall Otto Ehrenreich Graf Traun, •) die Verordneten des
Prälatenstandes: Abt Karl (Fetzer) von den Schotten in Wien und Abt Berthold (von Dietmayr) von
Melk, die des Herrenstandes Ferdinand Raymund von Neudegg und Johann B. Graf von Pergen, sowie
die des Ritterstandes Adam Franz von Werner und Albrecht Ignaz von Häzenberg. Diese waren bekannt
als Förderer von Kunst und Wissenschaft ihrer Zeit. Was der Landmarschall Graf Traun allein für
das ständische Archiv getan hat, ist an einem anderen Orte des Näheren dargestellt worden.*) Unter
Schottenabt Karl (1705—1750) entstanden viele Kirchenbauten auf den Stiftspfarren •) und Abt Berthold
zu Melk (1700 — 1739)*) war der Bauherr des großartigen, neuen Stiftes und der herrlichen Stiftskirche,
die beide Prandauers Ruf als gewaltigen Baumeister heute noch verkünden.
Nach dem an die Stände erstatteten Vorschlage des Verordnetenkollegiums erhielt der große
Saal keinen Stukkoplafond, sondern wurde durch ein symbolisches Freskogemälde vom Architekten
und Maler Antonio Nicola Beduzzi geziert, ') für welches der venezianische Conte und kaiserliche
*) Ilg, Kunstgeschichtliche Charakterbilder aus Österreich -Ungarn. Wien 1893. S. 268 f.
•) Codex provinc. p. 1014, 1609. — Hormayrs Archiv 1824. — Kaltenbäcks Zeitschrift 1837, Nr. 55. — Kitzinger
a. a. O. S. 34-39.
*) Otto Ehrenreich Graf Traun gehörte der Meissauer Linie dieses Geschlechtes an und war der Sohn des Ehren-
reich Grafen Traun und der Regine Christine, geb. von Sinzendorf. Geboren am 13. März 1644, war er schon mit 35 Jahren
Verordneter des Herrenstandes, 1683 Vorsitzender jenes ständischen Ausschusses zu Krems, der zur Zeit der Belagerung Wiens
durch die Türken 1683 die Angelegenheiten des Landes leitete. Am 15. Juni 1690 wurde Graf Traun als Landmarschati installiert,
1699 verlieh ihm König Karl IL von Spanien das goldene Vliefi und Kaiser Leopold L, der ihn auch zum Geheimrat ernannt
hatte, das Erb -Panier- und Fähnrichamt in Österreich. Traun starb am 8. September 1715. (Cod. Provinc. II, 1032. — Wurz-
bach, Österr. Biograph. Lexikon 47. Bd. S. 23. — Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1883. S. 270 ff.)
*) Dr. Ant. Mayer, Das Archiv und die Registratur der niederösterreichischen Stände von 1518 bis 1848 im Jahr-
buche des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1902 (I) S.
") Hauswirth, Abriß einer Geschichte des Benediktinerstiftes U. L. Fr. zu den Schotten in Wien, S. 122—137.
•) Keiblinger, Geschichte des Benediktinerstiftes Melk I, 940—975.
"O Dr. A. llg, Antonio Beduzzi in: Berichte und Mitteilungen des Altertums -Vereines in Wien XXX, S. 67-77. —
Ilg, Fischer von Erhich I. S. 206, 402 n. 153 und 500.
(1 Dr, Anton Mayer.
47
Historiograph Giovanni Comazzi ') den Plan entwarf, der in schwulstiger, lateinlschec Sprache abgefaßt
war und in dem im niederösterreichischen Landesarchive befindlichen Codex provincialis, pars III,
Lit. N — S. p. 1609 — 1614 eingetragen erscheint.
Antonio Maria Nicoiao Beduzzi (Petuzzi) soll nach der einen Version aus Cremona, nach
einer andern und auch wahrscheinlicheren aus Bologna stammen und daselbst 1675 oder 1676 geboren
sein.*) Nach Ilgs Vermutung ist er aus der Schule der Galli - Bibiena hervorgegangen, die ebenfalls
Bolognesen waren, doch werden auch die Bolognesen Giovanni Giuseppe del Sole und Antonio
Gampi als seine Lehrer genannt. Seit 1. Jänner 1708 ist er Luigi Bornacinis Nachfolger als Theater-
ingenieur am kaiserlichen Hofe in Wien angestellt. Interessant ist, daß er nach Keiblingers Angabe*)
das Gewölbe der neuen oder Sommersakristei in Melk nach seinem eigenen Entwürfe gemalt habe,
wodurch ohne Zweifel der künftige Abt Berthold von Dietmayr schon auf den jungen'Künstler auf-
merksam geworden war. Einer der schönsten und geistvollsten Entwürfe Beduzzis ist wohl das Titel-
blatt zu „Herrgotts Genealogia diplomatica Augustae
Gentis Habsburgicae" 1737, das nach seinem Tode
erschienen ist, denn er starb 1735 in Wien. Beduzzi
war, wie Ilg mit Recht betont, nicht der Geringste
in der großen Zahl gewandter Künstler jenes frucht-
baren und glänzenden Zeitalters.
Darum ist besonderes Gewicht darauf ge-
legt, daß schon der erste Eintritt dem Besucher des
Saales ein Bild der Größe und Macht Österreichs
vor Augen führe.*) Im hohen und weiten Räume
der Wölbung ist die Vorsehung in Gestalt einer
in den Wolken thronenden Königin mit Krone und
Fig. 20. Contfl fliomini COBUd.
1) Zu den Italienern, die Kaiser Leopolds Gunst ge-
nossen, gehörte auch Conte Giovanni Comazsi (d. i. die richtige
Schreibung, nicht Cgmozco), Wahrscheinlich 1054 zu Mailand
geboren, halte er, wie aus der Vorrede seines td85 gcdruclilcn
und der Kaiserin Eleonora gewidmeten ersten Werkes ,1^
monle del Savio poUtica e religione etc." hervorgehl, schon mit
31 Jahren den Titel kaiserl. Hofhistoriograph erhalten. Außerdem
schrieb er: ,lstoria di Lcopoidu 1 Imperadore 1SS7 bis 1670'
Viennae an. 1686 et 1688, 2 tom. in 12* und wieder 1089 und 1697 in 8°, die eigentlich nur ein Auszug aus Galeazzo Guardo
Priorato's ,Istoria di Leopolde Cesare — 1670 ist. Eine deutsche Ausgabe unter dem Titel: Immergrünender Kaiserl. Lorber-Crantz
oder Heldenlhaten Kaysers Leopöld's des Großen, 3 Bände in 8', erschien zu Augsburg 1090. — Istoria della coronatione del
Rc d'Ungheria Gioseppe Archiduca d'.^uslria in Posonia 1087. Viennae 1688 und 16t>7. 8". -~ Morale dei principi conservata
nell Istoria di tutti gli Imperadori (auch deutsch zu Ulm 1720). Commazzi starb am 28. März I7II. Vier Jahre nach seinem
Tode erschien durch seinen Bruder Francesco Comazzi's letztes Werk : Thesaurus expositus sive doctrina abscondita in Cornelii
Taciti Annalibus (Viennae 1715), das dem Hofkammerprasidenten Ludwig Grafen SinzendorT gewidmet ist. — Mit Bezug auf
eine in der k. u. k. Münz- und Medaillen Sammlung des A. h. Kaiserhauses befindliche schöne Bronzemedaille auf Comazzo,
die sein sehr gelungenes Porträt zeigt (s. oben Fig. 20) sagt Ilg a. a. O. S. 76: .dieses zeigt so recht dos Bild einer inter-
essanten Persönlichkeit von echtem Barocktypus mit der charakteristischen Allongeperücke der Zeit: Freundlich, gefällig,
geistvoll, ein Kavaliersportrat im Typus des Jahrhunderts''.
■) Jul. Meyer, KünsUerlcxikon III, 277.
■) J. Keiblinger, Geschichte des Stiftes Melk I, 947, n. 3.
*) .Damit das Gemüt', sagt Comazzi weiter, „im Wege der Sinne zur Achtung eines Volkes erhoben werde, welches
vor anderen in Europa und Asien durch Ansehen und Macht blühenden Völkern schon lange hervorragt, denn mehr Land
besitzen die öaterreichischen Könige im westlichen Amerika, als das römische Reich in der übrigen Weit einstens erlangte.
Daher es ohne Österreich iscl^e Schatze und Kräfte dahin gekommen wäre, dafl die höchste Majestät der Kaiser schon längst
aus ihrer Höhe herabgestürzt läge." (Fitzinger a. a. 0. S. 36.)
48 ^^ niedcrösterrcichische Landhaus in Wien
Szepter dargestellt.*) Zu ihren Füßen kniet die huldigende Austria im Markgrafenmantel und empfangt
den Markgrafenhut, den ein geflügelter Genius nach der Sitte der Zeit auf einem seidenen Kissen dar-
reicht, während ein anderer Genius den Schild mit dem österreichischen Landeswappen trägt und zwei
Genien in der Luft schweben, von denen einer den österreichischen Bindeschild hält, der andere die
Reichsfahne mit dem großen kaiserlichen Adler schwingt. In den zwei kleineren seitlichen Räumen des
Gewölbes wurden die Ehre (Honos) und die Fama in Posaunen blasend abgesondert gemalt; auf
dem Posaunentuche der Ehre ist nacii Aeneas L. 1 zu lesen : „Imperium sine fine dedi* („das Reich
habe ich gegeben ohne Ende"), und auf dem Posaunentuche der Fama, steht ebenfalls nach Aeneas,
geschrieben: „nee metas rerum nee tempora pono**, („ich setze keine Grenzen den Dingen noch der
Zeit**). An den Ecken des Gewölbes sind die Allegorien der vier Weltteile angebracht, welche mit
Fingern auf Landkarten darauf zeigen, was alles von Österreich in Wirklichkeit besessen wird. Und
weil Österreich, sagt Comazzi in seinem Programme, in Asien kein Reich besitzt, zeigt Asien auf
das gestürzte Kreuz und erfleht sich, in Ketten gefesselt, von Österreichs Macht die Freiheit, damit
nicht Syrien, welches das Vaterland Gottes, des Menschen und unserer rechtgläubigen Religion ist,
in der Sklaverei der Barbaren verbleibe". Die übrigen Räume des ganzen Gewölbes sind dann mit
fliegenden Genien ausgefüllt, welche die österreichischen Fürsteninsignien halten. An den acht Pfeilem,
welche das Gewölbe am Rande stützen, sind die Hauptflüsse der österreichisch - spanischen Lande,
resp. die Flußgötter derselben angebracht: Der Silberfluß in österreichisch - Indien, der Tajo, die
Donau, der Rhein, der Po, die Elbe, die Save und der Sebethos bei Neapel,^ alle mit Sinnsprüchen.
Welch' ein großer österreichischer Gedanke spricht aus diesem Programme! Mögen auch in den
lateinischen Ausführungen und Beweisen zu den einzelnen Punkten desselben noch so viel Schwulst
und Übertreibungen enthalten sein, die Personifikationen und Anspielungen sind von mächtiger
Wirkung. „Die großen Siege Eugens im Süden, Westen, Norden und Osten sind ohne Zweifel das
starke Rückgrat, welches dieser stolzen Gesinnung Festigkeit verleiht Der Verfasser eines solchen
künstlerischen Programmes hätte gewiß nicht so sprechen und derartiges niemals dem Maler für
die Herstellung eines öffentlichen Kunstwerkes soufflieren können, wenn er nicht vollkommen sicher
gewesen wäre, daß er damit ganz im Sinne seiner Zeitgenossen gesprochen haben würde.** ') Die
Farbenpracht dieses Bildes, der große Gedanke, der ihm zu Grunde liegt, und die übrige harmonische
Ausschmückung des Saales wirken geradezu betäubend auf den Beschauer. Was dem Grafen Comazzi
für seinen Programmentwurf verehrt wurde, wissen wir nicht, aber Beduzzi erhielt nach dem Kon-
trakte vom 9. Oktober 1710 für die künstlerische Durchführung so hohen Gedankenfluges die
Summe von 7400 Gulden.*) Die weitere Ausschmückung der Wände, und zwar durch Verkleidung
mit künstlichem Marmor, geschah durch den nachmals berühmten Marmorierer und Stukkatorer
Balthasar Haggenmüller,*) welcher für seine Arbeit laut Kontrakt vom 28. Mäi'Z 1110 Gulden
bekam. Für die Dekorationsplastik auf und zwischen den Pfeilem wurden dem Bildhauer Markus
^) Auf der Krone ihres Hauptes sollen an Stelle der Edelsteine sieben Augen erglänzen, denn nach dem Propheten
Zacharias Kap. 4 sind diese sieben Augen die Augen des Herrn, welche die Erde durchlaufen. Auch das Szepter trägt auf der
spitze ein Auge, das nach dem Gesichte des Propheten Jeremias (Kap. 1), die wachsame Vorsehung darstellt
') Auch Fiume della Maddalena geheißen, ein Flüßchen am Fuße des Vesuvs.
*) 11g im XXX. Bande der Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien, S. 74.
*) Cod. provinc. p. 1614. — Fitzinger a. a. O. S. 34.
^ Nicht Hegen- oder Heggenmüller. Es waren drei Brüder Haggenmüller: Johann, Balthasar und David. Johann
besorgte 17 U den Kamin aus künstlich weißem Marmor im Kaiserzimmer des Stiftes St. Florian, Johann und Balthasar
arbeiteten 1725 in der großen Gallerie im Palais Schwarzenberg auf dem Rennweg, Balthasar erscheint 1724 als der Meister
der Marmorierung an der Hauptstiege im Schlosse Mirabell in Salzburg und 1728 der Marmorierung an den Hauptaltären
in Klostemeuburg und in der Pfarrkirche in Krems. (Ilg, Fischer von Eriach I, 319, 326, 402 (n. 153), 431, 454.)
von Dr. Anton Mayer. 49
Brodi*) 100 Gulden und für die Vergoldung der Steinkapitäle, der vier Eckstücke, der Köpfe und
des Laubwerkes auf den Gesimsen dem kaiserlichen Maler und Vergolder Peter Andreas Koch ^) laut
Kontrakt vom 18. September 312 Gulden bezahlt.'*)
Verwendung der Säle zu Festlichkeiten.
Die eben besprochenen Stuben oder Säle des Landhauses hatten in erster Linie den städtischen
Versammlungen zu dienen. Im großen Saale fanden die Sitzungen der Stände auf den Landtagen statt,
in den Nebenräumen die Standesberatungen, und zwar hielt jeder Stand in den ihm gehörigen und
nach ihm benannten Saale seine Sitzungen. Wenn nun derartige Versammlungen nicht abgehalten
wurden oder dieselben unterbrochen waren, wurden die Säle sowohl von Seite des kaiserlichen Hofes
als auch von den durch Rang und Alter hervorragenden ständischen Familien zu verschiedenen
festlichen Anlässen benützt. Es fanden dann daselbst Bewirtungen, Hochzeiten, Komödien oder Fest-
lichkeiten zur Verherrlichung wichtiger politischer Ereignisse, Musikaufiführungen u. dgl. statt.*)
Die erste bekannte Nachricht über eine Festlichkeit im Landhause reicht in das Jahr 1563
zurück, wo am 3. Jänner Barbara Breuner, Tochter der Elisabeth Breuner (geb. von Windischgräz)
und des Philipp Breuner, Freiherrn zu Stübing, Fladnitz und Rabenstein, Geheimrat und Hofkammer-
präsident, mit Christoph Jörger zu Tollet und Kreusbach, Kais. Mt. Rat, Sohn des Abraham Jörger,
Hochzeit hielt. *) Überhaupt fanden ziemlich viele Hochzeitsfeierlichkeiten in den Landhaussälen statt,
von denen wir folgende verzeichnen können:
1568, Balthasar Christoph von Thonrädl, des Erzherzogs Karls Rat und Silberkämmerer, mit Afra
von Teufl; •)
1573, 25. Jänner, Johann Freiherr von Haim zu Reichenstein auf St. Margarethen an der Wien und
Nikolsdorf, Regent der n.-ö. Lande, mit Margarete Herrin von Schönkirchen und Tochter des
Johann Freiherrn von Schönkirchen, Geheimrat und Statthalter in Niederösterreich, und der
Ludovica von Schönkirchen, geb. von Zelking, Witwe des Niclas Jurischitz Freiherrn zu Güns ; ')
1582, 11. Februar, Georg Wilhelm Jörger zu Tollet mit Katharina Herrin von Zelking, Karl Ludwigs
Freiherrn von Zelking und der Ursula Freiin von Prag Tochter, in dritter Ehe ; ^
1562, 23. October, Achaz Freiherr von Landau zum Haus und zu Rapottenstein mit Klara von Rogen-
dorf, des Johann Wilhelm Freiherrn von Rogendorf und Mollenburg auf Sitzendorf und der
Margarete Freiin von Herberstein Tochter, in zweiter Ehe ; •)
') Brodi war unter Kaiser Josef I. bei Hof beschäftigt und seit 20. August 1710 auch bei der Kaiserin - Witwe Amalia.
Mit 18. Jänner 1717 kommt er als Hofbildhauer vor.
■) Koch war auch im Rathause in der Wipplingerstraße beschäftigt. (Mitteilungen der k. k. Zentral -Kommission 1876
p. XLVIII.)
■) Cod.provinc. p. 1614. - Kaltenbäcks Zeitschrift 1837 Nr. 55. — Monatsblatt des Altertums -Vereines zu Wien 1894, S. 115.
*) Der große Saal im ständischen Landhause zu Wien und einige Festlichkeiten, welche in demselben veranstaltet
wurden in: Kaltenbäcks Österreichische Zeitschrift für Geschichte und Staatskunde, 1837 Nr. 55 und 56.
*) Vermöge A. h. Befehl vom 6. Dezember 1562 überreichte der n.-ö. Landmarschall Joachim von Schönkirchen als
kaiserlicher Abgesandter dem Brautpaare ein silber- vergoldetes Trinkgeschirr im Werte von 100 Gulden im Namen Ihrer
Majestät und eine goldene Kette von Seite des Erzherzogs Karl. (W iß grill, Der nied.-österr. landsäßige Adel I, 381.)
•j Am 23. Jänner schrieben die Verordneten dem Georg von Teufl und versprachen ihm, zur Vermählung seiner Tochter
Afra den Landlagssaal zu überlassen und selbst bei der Hochzeit zu erscheinen. (N.-ö. Landesarchiv B. IV 21, 23. Jänner 1568.)
») Wißgrill a. a. O. IV, 73.
•) Wißgrill a. a. O. IV, 504.
») Wißgrill a. a. O. V, 425.
XXXVIII. Band. 7
50 I^AS niederösterreichische Landhaus in Wien
1592, 10. Mai, Andreas Freiherr von Hornberg mit der Schwester seiner Schwägerin, Marie von ödt,
Tochter des Sigmund von Ödt;/)
1594, 9. Juni, Sebastian Grabner zu Rosenburg mit Margarete, Tochter des Karl Ludwig Freiherrn
von Zelking (gest. 1580) und dessen Gemahlin Ursula von Prag (gest. 1592);^
1597, 29. Juni, Georg Achaz Enenkl, Freiherr zu Albrechtsberg und Hoheneck, mit Anna Freiin von
Althann, Tochter Christophs Freiherm von Althann zu Goldburg und Murstetten, k. k. Hof-
kammer-Präsidenten, und der Elise geb. Freiin von Teufl;^
1598, 2. August, Gotthard Herr von Starhemberg auf EflFerding und Schaumberg mit Benigna, Tochter
des Franz von Persing;*)
1599, 8. Juli, Gundaker Freiherr von Polheim mit Barbara von Pranky;*)
1602, 23. Juli, Johann Hermann Freiherr von Rogendorf und Mollenburg auf Sitzendorf und Mitter-
grabern mit Katharina, des Lucius Freiherm von Landau, Tochter;^
1605, 20. Februar, Laslo von Prag Freiherr von Windhaag ersuchte um den Landhaussaal zur Abhaltung
seiner Hochzeit mit Johanna Viktoria, Tochter des Ulrich von Strenberg zu Neuwaldegg, Rom.
Kays. Majt. und des Erzherzogs Mathias Rat. '') (Wurde bewilligt.)
1614, 14. Juli, Johann Bernhard Freiherr von Hofkirchen mit Elisabeth Herrin von Würben, Tochter
des Binko von Würben und Freudenthal, Geheimrath und Landespräsident in Mähren;^
1618, 24. October, Der Hofmarschall von Losenstein ersuchte um die Überlassung des Saales zum Tanz
bei der Hochzeit seines Sohnes Georg Dietmar, mit dem ausdrücklichen Bemerken, die Aus-
speisung finde in seiner Behausung statt ; •)
1623, 27. November, Hans Ludwig Reichsgraf von Kuefstein, Freiherr zu Greillenstein und Spitz, Erb-
silberkämmerer in Österreich ob und unter der Enns, Landeshauptmann in Oberösterreich,
mit Susanna Eleonora Herrin von Stubenberg, Tochter des Hartmann von Stubenberg und der
Dorothea von Thanhausen, in zweiter Ehe;^^ •
1627, 24. Jänner, Ferdinand Sigmund von Senflenau und Drosendorf, später (seit 1638) Graf von
Kurz, mit Martha Elisabeth Freiin von Muschinger, des Vinzenz von Muschinger, kaiserlicher
Hof- Vizekanzlers, und der Margarete Kemptnerin Tochter ;^^)
1627. 24. Oktober, Eva Regina Breuner nach päpstlicher Dispens und kaiserlichem Konsens mit ihrem
Vetter Johann Philipp Freiherrn von Breuner, kaiserl. Kämmerer und Oberst über ein Regiment. ^^
Bei derartigen oder anderen Festlichkeiten, womit meistens auch Gastereien im Landhause
verbunden waren — mitunter blieb es aber nur beim Tanze — wurde im Hofe eine eigene Küche
^) Erasmus Herr von Welz war bei dieser Hochzeit Abgeordneter Sr. Majestät mit einem großen silbernen Trink-
geschirr im Werte von 80 Gulden als Hochzeitsgeschenk. (W iß grill a. a. O. IV, 441.)
') Hoheneck J. G. A., Die Stände des Erzherzogtumes Österreich ob der Enns, III, 873.
») Wißgrill a. a. O. II, 414.
*) Wiener Jahrbücher der Literatur, 123. Band, Anzeigeblatt S. 23.
^) Zeitschrift der herald. -genealog. Gesellschaft ^Adler** II, 84.
•) Wißgrill a. a. O. V, 422.
') N.-ö. Landesarchiv B. 4. 21, 20. Februar 1607.
*) Kaiserlicher Abgesandter war bei dieser Hochzeit Wilhelm Freiherr von Rogendorf; er überbrachte das kaiserliche
Hochzeitsgeschenk, einen silbernen vergoldeten Becher. Im Jahre 1620 wurde Hofkirchen in die Acht erklärt, flüchtete und trat
hierauf in die Dienste des Herzogs von Liegnitz. ( W i ß g r i 1 1 a. a. O. IV, 360.)
») N.-ö. Landesarchiv B. 4. 21, 24. Oktober 1618.
'®) Bei der Tafel überreichte Georg der Jüngere von Losenstein als kaiserlicher Abgesandter das Hochzeitsgeschenk
des Kaisers. (Wißgrill a. a. O. V, 314.)
") Wißgrill a. a. O. V, 346.
«) Wißgrill a. a. O. I, 391.
von Dr. Anton Mayer. 51
aufgeschlagen.') Daß bei solchen Gelegenheiten die Feuersgefahr eine nicht unerhebliche gewesen,
zumal außer den Festgästen doch auch viel Dienstpersonal anwesend war, steht außer Frage. Ein
Glück war es daher zu nennen, daß nur eine einzige große Feuersbrunst im Landhause, nämlich
die von 1621, ausgebrochen war.
Die erste Kunde, daß von Seite des Hofes die Säle des Landhauses zu Festlichkeiten aus-
ersehen wurden, ist aus dem Jahre 1565. Am 18. Oktober d. J. erging ein kaiserliches (Max 11.)
Dekret an die Stände, mit dem Begehren, „daß sie Ihrer Majestät „zu unterthenniger Eren vnnd gefalln,
das Landthaus zu bewierttung und tractierung des Prinzen von Florenz Hofgesindt vnnd dienne,
Inmassen zuuor mit dem Herzogen von Ferrar auch beschehen, gehorsamblich vergönnen vnnd
gebrauchen lassen wollen. Das werden Ir Kays. Mt. wiederumb gegen Inen inn gnaden erkhennen".*)
Zur Feier des am 8. November 1620 von den Kaiserlichen erfochtenen Sieges über den Winter-
könig Friedrich von der Pfalz in der Schlacht am Weißen Berge bei Prag veranstalteten die Stände
unter dem Landmarschall Seifried Christoph Freiherrn von Breunner in ihrem großen Saale ein Fest,
zu welchem über Einladung der Stände auch Kaiser Ferdinand II. mit Gefolge erschienen war. ^)
Unter dem Landmarschall Balthasar Freiherr von Hoyos sprach der Hof gegenüber den Ständen
mit Dekret am 2. Februar 1631 den Wunsch aus, diesen Saal zur Abhaltung einer Komödie auf kurze
Zeit zu benützen, welche gelegentlich der Vermählung König Ferdinands (III.) mit Maria, Infantin
von Spanien, am 20. Februar gegeben wurde, und fügte zugleich das Ersuchen bei, den Saal zu
jenem Zwecke zu räumen und auch einen Gang durchbrechen zu lassen, in welchem der Hof von
der Burg aus dahin gelangen könnte.*)
Derartige glänzende Hoffestlichkeiten fanden noch mehrere im Landhause statt. Im Jahre 1710,
bald nach der Restaurierung des großen Saales, wurde in Anwesenheit Kaiser Josefs I., der Kaiserin
und der Erzherzoginnen eine große Festlichkeit veranstaltet,*) eine gleiche am 14. Oktober 1760 zur
Feier der am 6. Oktober erfolgten Ankunft und stattgehabten Vermählung der Infantin Maria Isabella
von Bourbon mit dem Erzherzog Josef;*) am 24. Juni 1769 gaben der französische und der spanische
Botschafter zur Feier der am 27. Juni durch Prokuration zu Wien vollzogenen Vermählung der Erz-
herzogin Marie Amalie mit dem spanischen Infanten Ferdinand I. ein Fest. ^
Wiederholt baten auch Adelige und Vertreter fremder Mächte um die Überlassung des großen
Saales zu Unterhaltungen. Solche Gesuche lagen z. B. unterm 19. Juni 1688 vom Fürsten Paul
Esterhazy®) und am 15. Juli d. J. vom englischen Gesandten Grafen von Caalinford vor.")
1) Am 23. November 1635 tragen die Verordneten dem Bauschretber Johann Deurlein (nach Beschluß vom 16. November)
auf, dafür zu sorgen, daß künftig bei Hochzeiten vor allen anderen die ständischen Trompeter zu berücksichtigen seien, dann
die Hausleute, die ohnedies auch beim Aufschlagen der Küche und in Feuersnöten dem Landhause beizuspringen nötig sind,
zuletzt erst die besteilten Handwerker. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3, 23. November 1635.)
*) Niederösterr. Landesarchiv B. 8. 3, 18. Oktober 1565.
•) Für die Tafel hatte der Prior von Gaming, der ebenfalls geladen war, auf Ansuchen der Stände, die edelsten
Fische aus dem Lunzersee beigestellt. (N.-ö. Landesarchiv, Codex provinc. p. 1615. Kaltenbäcks Osten*. Zeitschrift 1837,
Nr. 55, S. 220. Fitzinger a. a. O. S. 27.)
«) N.-ö. Landesarchiv, Codex provinc. p. 1014. Kaltenbäcks Österreich. Zeitschrift 1837, Nr. 55, S. 220.
Fitzinger a. a. O. S. 28.
*) Der Kaiser und die Erzherzoginnen verweilten anfangs auf einer Tribüne. Nachdem der Hof sich entfernt hatte,
soll der Kaiser in der Maske eines Grenadiers selbst am Tanze Teil genommen haben. (N.-ö. Landesarchiv, Codex provinc.
p. 1615. Kaltenbäck a. a. O. Fitzinger a. a. O. S. SO.i
•) Kaltenbäck a. a. O. — Fitzinger a. a. O. S. 53—55.
') Geusau, Geschichte Wiens. — Fitzinger a. a, O. S. 56.
■) N.-ö. Landesarchiv A. 2. 15. 1688. Juni 19.
•) N.-ö. Landesarchiv A. 2. 15. 1688, Juli 15.
7*
52 Das niederösterreichische Landhaus in Wien
Sehr häufig wurden im großen Saal wegen seiner guten Akustik auch musikalische und dekla-
matorische Akademien und Konzerte nicht nur von einheimischen musikalischen Berühmtheiten,
sondern auch von fremden Künstlern mit Vorliebe veranstaltet.*)
Schon 1759 — und das ist die erste Erwähnung von Konzerten — sollen in der Fastenzeit
vierzehn musikalische Akademien stattgefunden haben, bei welchen die berühmtesten Virtuosen ihrer
Zeit mitwirkten und denen selbst der Hof und der höchste Adel beiwohnten. *) So zu sagen als eigent-
licher Konzertsaal fand der Landhaussaal seine Verwendung erst seit dem Jahre 1813, als unter dem
kunstsinnigen Landmarschall Josef Karl Grafen von Dietrichstein die Gesellschaft adeliger Frauen *)
zwei musikalische Produktionen zu wohltätigen Zwecken veranstaltet hatte, und zwar am 5. Mai ein
Vokal- und Instrumentalkonzert unter der Leitung Simon Sechters und im Dezember eine Produktion
der Kunz'schen Zöglinge auf zwanzig Pianoforte. *)
Von den zahlreichen Musikaufführungeh in den folgenden Jahren können wir hier selbst-
verständlich nur der bedeutenderen gedenken. Vom 16. April 1818 an wurden an drei Donnerstagen
musikalische „Mittagsunterhaltungen" gegeben, *) an denen der Violinspieler Josef Mayseder, der Pianist
Ignaz Moscheies und der Guitarrespieler Mauro Giuliani mitwirkten. Am 28. Juni d. J. wurde Händeis
Oratorium „Timotheus" aufgeführt. Im Jahre 1819 begannen die von Franz X. Gebauer, Kapellmeister
an der Hofpfarrkirche bei St. Augustin, gegründeten „Concerts spirituels", in welchen nur die vor-
züglicheren Werke des kirchlichen und Oratorienstils, dann auch große Symphonien aufgeführt und
alle Jahre vom Gründer in Verbindung mit Ferdinand Piringer, Registratursadjunkten, und Johann
B. Geißler, Rechnungsoftizial, Langoy, Holz und Tietze fortgesetzt wurden; seit 1825 waren dieselben
regelmäßig in die Fastenzeit verlegt worden. In diese strenge Konzertgattung gehörten auch die Quartett-
auflführungen, in denen Czerny, Linke, Schuppanzigh, Holz, Lutz und C. M. von Bocklet spielten und
unter den Zuhörern nicht selten Franz Schubert, Weigl, Eybler u. a. musikalische Berühmtheiten sich
befanden. •) In das Jahr 1819, 23. März, fällt noch ein großes Vokal- und Instrumentalkonzert der Gentile
Borgondio, am 25. März ein Konzert des Tonkünstlers auf dem Contrebaß, Johann Hindi, und am
12. April eine musikalische Akademie des königl. bayrischen Kammervirtuosen Pietro Rovelli. Am
5. März 1820 veranstaltete Anton Ziegler, k. k. TaxamtsofiTizier und Unternehmer eines Privatmusik-
vereines, ein Gesellschaftskonzert zu Gunsten der Überschwemmten ^) und am 19. d. M. spielte die neun-
jährige Leopoldine Blahetka, ^) Schülerin von Czerny, Moscheies, Kalkbrenner und Sechter, auf dem
Klavier;*) am 24. und 28. April und am 4. Mai konzertierte ^die Sängerin Katharina Canzi, am 14. Mai
^) Vgl. den für die Musikgeschichte Wiens interessanten Aufsatz: Ein Alt -Wiener Konzertsaal (Der Sitzungssaal des
n.-ö. Landhauses). Ein Beitrag zur Geschichte des Konzertwesens in Wien des Vormärz. Von Dr. Max Vancsa im Musikbuch
aus Österreich. I Jahrgang (1904).
■) Kaltenbäcks Zeitschrift 1837, Nr. 55, S. 220. — Kitzinger a. a. O. S. 50.
') Zu dieser charitativen Gesellschaft gehörte auch Maria Anna Gräfin von Dietrichstein, Tochter des Landmarschalls
und Regentin des Herzoglich Savoy'schen Damenstiftes.
*) Johann Michael Kunz war Kanzellist bei der k. k. allgemeinen Hofkammer und Unternehmer der von einer
n.-ö. Regierung genehmigten öffentlichen Lehranstalt für Pianospiel. Eine gleich originelle Produktion dieser Zöglinge fand
am 30. Oktober 1814 statt (N.-ö. Landesarchiv Fase. 19, Nr. 942, 943 und 1215 aus dem Jahre 1813.)
^) Unter diesem Titel konzertierte auch der Kompositeur Joachim Hofmann am 26. März und am 3. April 1820, als
er seine zwei neuen Symphonien aufführte. Hofmann war damals dem Landmarschall durch den Hofrat Schön, geheimen
Referendar Sr. kaiserl. Hoheit des Hoch- und Deutschmeisters, empfohlen worden. (N.-ö. Landesarchiv Fase. 19, Z. 178.)
•) Dr. Gerhard von Breuning, Aus dem Schwarzspanierhause. Eine Erinnerung an L. v. Beethoven. (Wien 1874; S, 75. f.
') N.-ö. Landesarchiv Fase. 19, Z. 191.
') Geboren am 15. November 1811 zu Guntramsdorf in Niederösterreich, gestorben am 12. Jänner 1887 zu Boulognc.
*) Empfohlen war Blahetka dem Landmarschall durch den k. k. Feldmarschalleutnant Alois Fürsten von Liechtenstein.
(N.-ö. Landesarchiv Fase. 19. 7. 150).
von Dr. Anton Mayer. 53
gab der großherzoglich sächsische Hofkapellmeister Johann N. Hummel ein großes Vokal- und Instru-
mentalkonzert; am 14. und 21. Dezember d. J. sang die berühmte Catalani im Landhaussaal.
Besonders reich und hervorragend an musikalischen Aufführungen war das Jahr 1822. Am
13. und 27. Jänner und am 12. Februar gab der Kapellmeister Bernhard Romberg in Verbindung mit
seinem Sohn Karl, dem Violoncellisten, große Vokal- und Instrumentalkonzerte; am 24. Februar führte
Franz Gebauer das Oratorium: „Das Weltgericht" in drei Abteilungen von Friedrich Schneider, herzogl.
Anhalt- Dessau'schen Kapellmeister, auf; am 18. März gab Karl Maria von Bocklet, der schon in den
Zwanzigerjahren hier aufgetreten war, ein Violin- und Pianokonzert; am 22. März veranstaltete Josef
Böhm, Mitglied der k. k. Hofkapelle und Professor der Violine, ein Vokal- und Instrumentalkonzert
und am 28. März Wilhelm Fehler eine musikalisch -deklamatorische Akademie; eine solche gab auch
am 12. Mai Josef Lobpreiß, gewesener Zögling des k. k. Blindeninstitutes. Für den 9. April, Oster-
sonntag, hatte Konradin Kreutzer ein Kompositionskonzert angesagt. Besonders interessant war aber
der 15. Mai, da an diesem Tage Franz Schuberts „Geist der Liebe" (Gedicht von Mathisson) zum
ersten Male in Merks Konzert aufgeführt wurde, worin Barth, Tietze, Johann Nestroy und Wenzel
Nejebse die einzelnen Partien sangen. *) In dieses Jahr fallen noch die großen Konzerte der Virtuosen
Louis Drouet, *) erster Flötenspieler Sr. Majestät des Königs von Frankreich (am 3. und 13. Juni),
Luigi Legnani, Professor auf der Guitarre, ^) (am 3. und 20. Oktober, 24. November), Anton und Max
Bohrer,*) königl. preußische Kammervirtuosen (13. Oktober), Franz Schoberlechner, *) Kapellmeister
am Hofe zu Lucca (10. November). Am 1. Dezember spielte der elfjährige Knabe Franz Liszt —
nachmals der berühmte Virtuos und Komponist — zum erstenmale in Wien, erregte Bewunderung
und fand großen Beifall.®) Am 3. April 1823 benützte der k. k. Hofschauspieler Anschütz') den Land-
haussaal zu einem Deklamatorium mit Musik. Im April 1825 gab hier Ludwig van Beethoven ^)
ein Konzert. Im November d. J. führten Joh. B. Geißler, n.-ö. ständischer Buchhalter, und R. O.
und Ferdinand Piringer, k. k. Hofkammer- Registratursadjunkt, die Generalprobe der Cherubinischen
Messe auf*) und ebenso fand hier die Generalprobe zu Cherubinis Requiem statt, das am 26. April 1827
in der Augustinerkirche für Beethoven durch die Gesellschaft der Musikfreunde aufgeführt wurde.
Seit dem Jahre 1831 aber, als die Gesellschaft der Musikfreunde den Konzertsaal unter den
Tuchlauben durch den Architekten Albin Pichl hatte erbauen lassen, sank auch die Bedeutung und
Beliebtheit des Landtagssaales als Konzertsaal.
Aber auch zu anderen Unternehmungen, als zu musikalischen Aufführungen war derselbe
öfter in Anspruch genommen worden. Seit 19. Februar 1799 überließen ihn die Stände z. B. der
Finanzhofstelle gegen Vergütung der Kosten regelmäßig zu Ziehungen der Banco - Lotterien. ^^) Im
Juni 1815 wurde die öffentliche Prüfung der Zöglinge des k. k. Blindeninstitutes hier abgehalten.**)
Auch so manche Episode in den großen politischen Ereignissen spielte sich daselbst ab, aber nur
wenige von ihnen sind verzeichnet und der Nachwelt überliefert worden. Am 13. April 1797 hatten
*) Dr. Kreißle von Hellborn, Franz Schubert. (Wien 1865). S. 210. — Katalog der Schubertausstellung der
k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien 1897. Nr. 105.
») N. ö. Landesarchiv Fase. 19, Z. 273.
•) Empfohlen von Antonio Salieri, k. k. Hofkapellmeister. (N.-ö. Landesarchiv Fase. 19, Z. 640.)
*) N.-ö. Landesarchiv Fase. 19, Z. 543.
*) N.-ö. Landesarchiv Fase. 19, Z. 495.
') Dr. Max Vancsa a. a. O.
') N.-ö. Landesarchiv Fase. 19, Z. 262.
•) N.-ö. Landesarchiv Fase. 19, Z. 143.
») N.-ö. Landesarchiv Fase. 19, Z, 5843.
*•) N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. p. 97, 453, 1446. — Fitzinger a. a. 0. S. 63.
") Fitzinger a. a. O. S. 67.
54 I^as niederösteireichische Landhaus in Wien
die Stände im Hinblick auf die nahe Gefahr eines feindlichen Einfalles des französischen Heeres unter
Napoleon und angeeifert durch das am 6. April von Franz Grafen von Saurau ins Leben gerufene
allgemeine Aufgebot, eine Proklamation zur Errichtung eines eigenen ständischen Freikorps veröffent-
licht, infolge welcher an dem folgenden Tage im großen Saale des Landhauses die Werbung vor einer
zu diesem Zwecke eingesetzten Kommission begann. *) Der Friede von Campo formio hatte aber jene
Befürchtung beseitigt, das Freikorps wurde wieder aufgelöst. Am 18. Mai d. J. wurden nun die Stände
in Kenntnis gesetzt, daß der Kaiser den Mitgliedern dieses Freikorps gestattet habe, zur Erinnerung
an jenes Ereignis eine goldene Schließe mit dem Bande und der Inschrift: „Denkmal der Treue der
n.-ö. Stände gegen Kaiser und Vaterland. 1797" tragen zu dürfen. Dieses schöne Zeichen der Erinnerung
wurde am 5. September 1797, gerade am Geburtstage des Erzherzogs Karl, mit großer Feierlichkeit
in Anwesenheit der jungen Erzherzoge Anton, Johann, Rainer und Rudolf, sowie des Verordneten-
kollegiums, des Adels, der Offiziere und einer Menge von Zuschauem um 9 Uhr morgens vom Erz-
herzöge Anton im großen Saale des Landhauses bei offenen Türen unter Trompeten- und Paukenschall
an die Mitglieder des ständischen Freikorps verteilt. Zu Beginn dieser Feierlichkeit hatte der n.-ö.
ständische Kommissär, der Verordnete Ferdinand Freiherr von Sala, eine schwungvolle Rede gehalten,
welche im Namen des Freikorps von Graf Karl von Fuchs ebenfalls durch eine längere Ansprache
erwidert wurde. Zum Schluß wurde eine eigens aus diesem Anlasse verfaßte Kantate von J. Karl
Unger, in Musik gesetzt von Ignaz Sauer, abgesungen.*)
Noch einigemale in den Kriegsjahren 1809 bis 1813 war der große Saal zu patriotischen Zwecken
verwendet worden. Unter dem Landmarschall Johann Grafen von Trautmannsdorf wurden nach Er-
richtung der österreichischen Landwehr 5000 Überröcke, Patrontaschen, Gurten, Riemen und Hutschilde
an die Mannschaft der Wiener Landwehr verteilt ^ und während der feindlichen Invasion der Franzosen
1809 wurde hier sogar ein Mehl- und Kornmagazin zur Beteilung der Bewohner Wiens mit diesen
notwendigsten Nahrungsmitteln errichtet.
Am 12. Mai, früh morgens, versammelte sich im Herrenstandssaale jene ständische und städtische
Deputation, die um 8 Uhr früh nach dem Schlosse Schönbrunn fuhr, wo Napoleon sein Hauptquartier
aufgeschlagen hatte, um demselben in feierlicher Weise die Kapitulation der Stadt zu überreichen,
worauf am 19. Mai — zwei Tage nach der Aufforderung zur Übergabe der Stadt Wien — die fran-
zösische Armee ihren Einzug in dieselbe hielt.*)
Schließlich erwähnen wir betreffs der Verwendung der Säle noch, daß am 30. Jänner 1808 die
erste Sitzung der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft unter dem Vorsitze ihres Protektors, des Erzherzogs
Johann B., hier stattfand*) und daß, seit diese Gesellschaft wieder neu ins Leben getreten war,
alljährlich die Gesamtsitzungen unter dem Vorsitze des Erzherzogs Johann, später des Kronprinzen
Erzherzogs Ferdinand im Herrenstandsaale stattfanden, in welchem auch ihre Mitglieder zu den
gewöhnlichen landwirtschaftlichen Diskussionen sich immer einfanden.
») Wiener Zeitung vom 15. April 1797 S. 1135.
») Wiener Zeitung vom 9. September 1797 S. 2665 ff. — Fitzinger a. a. O. S. 62 f. Am 4. Februar 1799 beschloß
das VerordnetenkoUegium, die noch vom ständischen Aufgebote vorhandenen 346 Stück Gewehre in das k. k. Zeughaus zu
überführen und am 16. November 1805 wurde unter dem Landmarschall Franz Grafen von Saurau für das ständische Freikorps
bestimmten Fahnen wegen des am 13. d. M. erfolgten Einmarsches der Franzosen im Hofe des Landhauses verbrannt.
•) Fitzinger a. a. O. S. 65.
*) Fitzinger a. a. O. S. 65 f.
^) Fitzinger a. a. O. S. 65. — Rede, gehalten bei der Eröffnung der ersten allgemeinen Versammlung der k. k. Land-
wiitschaftsgesellschaft zu Wien von Dr. Franz Heindl, Hof- und Gerichtsadvokaten, Präses- Stellvertreter der Gesellschaft.
Wien 1808.
von Dr. Anton Mayer. 55
Nicht unbeachtet möge noch bleiben, daß im September des Jahres 1814 eine eigene Hof-
kommission im Herrenstandssaale die Verteilung der Eintrittskarten zu den während des Kongresses
gegebenen • großen HofFesten vornahm.*)
Am 14. Juni 1835, früh zwischen 7 und 8 Uhr, versammelten sich die Stände, mit dem Land-
marschall Peter Grafen von Goeß an der Spitze, in voller Gala im großen Saale, um von da in die
Burg zur Erbhuldigung des neuen Landesfürsten, Kaiser Ferdinand I., zu ziehen. ;*) es war die
letzte derartige Versammlung voll Glanz und alter ständischer Pracht und Würde
in diesem Saale, denn seither fand keine Erbhuldigung mehr statt.
-••-
Die Kapelle.
vjrerade zur Zeit der umfassenden Bauführungen im Landhause war die konfessionelle Frage
unter den Ständen eine brennende. Katholiken und Protestanten standen sich im Plenum, wie im Ver-
ordnetenkoUegium und im verstärkten Ausschusse einander schroff gegenüber, zumal die Protestanten
die Mehrzahl bildeten. Aus diesem Umstände läßt sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit darauf schließen,
daß, bevor es im Landhause eine katholische Kapelle gab, auf Betreiben der Protestanten gleich eine
protestantische Betstube zur Abhaltung protestantischen Gottesdienstes eingerichtet worden war, und
zwar um die Zeit der Bauführung von 1560. Sie befand sich im Erdgeschoß des linken Traktes,')
anstoßend an die protestantische Buchdruckerei und den Buchladen. *) Hier wurden an Sonntagen u. a.
von den flaccianischen Prädikanten Dr. Josua Opitz, Johann Tettelbach und Michael Hugo Predigten
voll heftiger und unwürdiger Ausfalle gegen die Katholiken, die katholische Religion und die katholische
Kirche gehalten. *) Mit der Ausweisung dieser Prädikanten erfolgte zugleich aber auch auf kaiserlichen
Befehl hin im August 1578 die Schließung dieser protestantischen Betstube. Nach der Schlacht am
Weißen Berge bei Prag, am 8. November 1621, hatte sich in den Erblanden die politische und auch
die religiöse Situation gewaltig geändert. Das Haus Habsburg und mit ihm der Katholizismus waren
damals als Sieger über den Protestantismus und seinen ständischen Anhang hervorgegangen. Wenn
nicht schon früher, in der gegenreformatorischen Strömung, dann aber und mit noch größerer Wahr-
scheinlichkeit nach 1621, dürfte diese Stube in eine katholische Betstube umgestaltet worden sein; denn
wie anders wären die auf den gotischen Kapitalen dieser ehemaligen lutherischen Betstube mit Farbe
übertünchten und zum ^Beginn des Neubaues des Landhauses noch sichtbaren Hautreliefs : Madonna
mit dem Kinde an der Brust (eine sicher nicht protestantische Darstellung), St. Johann mit dem Kreuze
und mehrere Engel, also das sogenannte Gemälde „Die heilige Familie" zu erklären sein?
Wahrscheinlich war diese Kapelle ihrer Ljage nach jene mit einem gotischen Kreuzgewölbe
und mit Pfeilern versehene Vorhalle (gleich den beiden Vorhallen im ersten Stocke), welche schon in
*) Fitzinger a. a. 0. S. 66.
*) J. F. C a s t e 1 1 i, Ausführliche Beschreibung der Erbhuldigung Kaiser Ferdinand I , von den Ständen des Erzherzog-
tums Niederösterreich geleistet. Wien 1837.
*) Später war hier und in einem anstoßenden Zimmer das Raitkollegium, nach dessen Aufhebung die alte Registratur,
zuletzt das Expedit untergebracht. In den Sechziger und Siebziger Jahren befand sich in diesen Räumen der Kreuzerverein,
dann die Gewerbeschulkommission, gegenwärtig sind hier die Hilfsämter, speziell ist aber das Dienerzimmer des Expedits der
Raum der einstigen lutherischen Betstube.
*) Vgl. hierüber Dr. Anton Mayer, Buchdruckergeschichte Wiens I.
•) Dr. V. Bibl, Die Einführung der katholischen Gegenreformation in Niederösterreich unter Kaiser Rudolf III. (1576
bis 1580). Innsbruck 1900, SS. 16 f., 35 u. a.
56
Das nicderösterreichjsche Landhaus in Wien
Traubingers „Spanzettl" erwähnt wird. Gegenwärtig ist noch eine Säule mit einem Kapital vorhanden
(s. Fig. 21), das eine auffallende Ähnlichkeit mit den Konsolen in der Vorhalle zwischen der Verord-
netenratsstube und der einstigen Büi^erstube aufweist (s. oben die Fig. 15, 16 und 17), Auch der
österreichische Bindeschild (das Babenberger Wappen), aus Holz geschnitzt, war noch am Beginne
des Neubaues des Landhauses zu sehen und über
der lur auf einer Holztafel der Spruch zu lesen;
„Sit pax hoc nostrum subeunti limen, amico disce-
denti Sit decus atque salus' (Dem über diese Schwelle
eintretenden ') Freunde sei Friede, dem weggehenden
Ehre und Wohlergehen".)
Zum erstenmale beschäftigte man sich mit der
Frage des Baues einer neuen katholischen Kapelle
unter dem Landmarschall Ernst Grafen zu Abensberg
und Traun am 20. März 1659; es liegen ein Abriß
und Uberschlag der Kosten vor, welchen die Verord-
neten hatten verfassen lassen. Diese Kapelle sollte in
der Pralatenstube errichtet werden — man erfahrt aber
nicht wie das hätte geschehen sollen. *) Klarer lautet
dagegen der Beschluß der Stände vom 26. April, nach
welchem die Kapelle mit einem Kostenaufwande von
1952 Gulden, am linken Flügel des Landhauses gegen
den Minoritenplatz zu, als Gewölbe über das
GaÖchen (Zwinger) aufzuführen sei, so daß der Bogen
auf dem damals fürstlich Trautson"schen Hause (später
Italienische Kanzlei, dann Polizeihofsteile, jetzt Neubau
der Statthalterei) ruhte. *)
Im März 1661 wies der Prälatenstand darauf hin,
daß mit Rücksicht auf diese neue Kapelle, die mit der
Pralatenstube baulich verbunden sei, die alten ver-
moderten und verdorbenen Tapeten in dieser weg-
genommen und durch neue ersetzt würden, was von
den Standen am 19. August d. Jr auch bewilligt wurde. *)
Sieben Jahre vergingen aber noch, bis die innere
Einrichtung der Kapelle in Anregung gebracht wurde.
^ 1668 richtete Christoph Hans Graf und Herr von
Althann ein Schreiben an die Verordneten, daß
der „vor etlichen Jahren mit merklichen Kosten
_ _. . neuerbauten Kapelle und des Altars zum nützlichen
») Fitzinger a. a. 0. S. 25,
•) Der Kostenüberschlag lautete folge ndermaüen ■ 25.000 Mauer^ und Gew&Ibzlegel 150 II., 5 Klafter Mauersteine 23 fl.,
20 Mut Kalk 70 11-, 1)7 Truhen Sand 64 n, 40 kr., und 150 11. Lohn = 457 Gulden 40 Kreuzer. Die Verordneten erklärten sich
der weiteren Weisungen der Stande gewärtig, ob sie solches „Gebew" aufTuhren sollen. (N.-ö. Landesarchiv B 8. 3, 20. März 1659.)
•) Vom Herrenarreste ; dem sogenannten grünen Stübel) aus wurde über dem Eingange in die Kapelle ein kleines
Fensler ausgebrochen und vergittert, um so den Gefangenen Gelegenheit zu geben, der Messe beiwohnen zu können. (N.-ö.
Landesarchiv B. 0. 3. Cod. provinc. p, 984. — Kallenbäck 1837 Nr. 55, Fitzinger a. a O. S 30.)
*) Dieser StündebeschluB wurde am 14. Februar 1662 dem Bauschreiber zur Ausführung mitgeteilt. (N.-ö. Lande»-
Fi^. 21. SlDle in der ilUa KftpeUe.
archiv B. 8. 3, 14. Februar I
12.)
von Dr. Anton Mayer. 57
Trost der Arrestierten durch ein heiliges Meßopfer sich gerne bedienen und Gottesdienst halten
lassen wollte", es seien aber bisher Paramente, Meßkleid, Kelch u. dgl. gar nicht vorhanden und
es sei auch nicht recht glaublich, daß die Stände das Eine ohne das Andere gewollt hätten, die
stete Entlehnung ihnen doch mehr zum Schimpfe als zur Ehre sein werde". Deshalb habe er
geschrieben, damit sie das Nötige „per Decretum" veranlassen möchten. Am 22. August 1668 ver-
anlaßten die Verordneten auch einen Überschlag von Eintausend Gulden*) und berichteten am
3. Dezember hierüber an die Stände, daß diese zu dero weiteren beliebigen Entschluß ihnen — den
Verordneten — anheimstellen möchten, „ob sie diese Summa Gelts zu vollführung dieses gottseligen
Vorhabens aus dem Einnemberamt" bezahlen lassen wollten. Die Bewilligung von Seite der Ständ^
erfolgte (unter dem Landmarschall Ferdinand Max Grafen von Sprinzenstein) am 17. Dezember^ und
nun konnte die innere Einrichtung der Kapelle ausgeführt werden. Die Mensa war aus Marmor, einst
mit Gold verziert, der Fußboden mit Marmor ausgetäfelt, die Wände waren mit gelben Damasttapeten
behängen.'^) Der Maler Johann (Hans) Spilnberg (Spilnberger) *) hatte den Auftrag erhalten, für den
Altar ein Bild „Maria Opferung im Tempel" zu malen, das als ein Kunstwerk galt;"^) für die Fasten-
zeit malte derselbe Künstler dann noch ein einfaches Bild: „Christus am Kreuze** mit Maria Mag-
dalena zu seinen Füßen. Ob er auch die vier großen und schönen Bilder malte, die sich hier befanden
und später dem Schottenabte Johann XI. (1669 — 1683) und Weihbischof von Wien vom Verordneten-
kollegium für seine Verdienste als Verordneter*) zum Geschenke gemacht wurden, ist nicht gewiß.
Christof Hans Graf und Herr von Althann hatte sie für die Kapelle um 360 Gulden aus denjenigen
Geldern, welche den Verordneten zur beliebigen Disposition (z. B. als Almosen- und Hilfsgelder u. dgl.)
„eingeräumt" waren, anfertigen lassen. ') Die Anschaffung der Kirchenparamente besorgte über Ersuchen
der Verordneten Abt Klemens von Heiligenkreuz, der damals auch Verordneter des Prälatenstandes
war. ^) Über dieselben wurden von jetzt an genaue Inventarien geführt, die dem Bauschreiber zur
sorgfaltigen Überwachung und Verantwortung immer ausgefolgt wurden.*)
>) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3, 22. August 1668. — Ständepfotokoll I. Fol. 140.
•) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 17. Dezember 1568. — Cod. provinc. p. 984. — Fitzinger a. a. O. S 30 f.
') Im Jahre 1819 wurden jene Damasttapeten, sowie auch die kirschroten Tapeten der Prälatenstube, da sie bereits
schadhaft geworden waren, heruntergenommen; die besser erhaltenen Stücke der letzteren verwendete man zur Ausspalierung
der Kapelle, die Prälatenstube aber wurde mit neuen gelben Papiertapeten ausgestattet. (Fitzinger a. a. O. B. 68.)
*) Hanns Spilnberger war 1628 za Kaschau in Ungarn geboren und hatte wahrscheinlich die Ausbildung in Italien
genossen. Er wurde dann Maler des Bischofs von Augsburg, hielt sich hierauf längere Zeit in Wien auf, das er wegen der
Pest im Jahre 1679 verließ, ihr aber doch auf der Reise erlag. (Müller-Singer, Allgemeines Künstlerlexikon IV, 319 f.) —
Fitzinger verwechselt diesen Maler mit Johannes Spilberg, der 1619 in Düsseldorf geboren und am 10. August 1690 daselbst
gestorben war.
^) Spilnberger erhielt für dieses Bild 400 Gulden. Von ihm ist auch ein Bild in der Stephanskirclte, Maria Himmel-
fahrt, bekannt.
") Hauswirt h. Abriß einer Geschichte des Benediktinerstittes zu den Schotten in Wien, S. 108 f.
*) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3.
") Klemens (Schäfer) war Abt von Heiligenkreuz von 1658 bis 1693. Er war am 27. Februar 1629 zu Wien geboren
und am 31. März 1693 gestorben. (Xenien III, 76, — Topographie von Niederösterreich, herausgegeben vom Vereine für
Landeskunde von Niederösterreich IV, 168 f.) Die Rechnung für die Paramente, von ihm unterfertigt, lautet auf 397 Gulden
3 Kreuzer. Es wurden angeschafft: Fünf Meßkleider von gutem Damast samt Borten, eben so viel Kelchtücher; ein Kelch;
zum Antipendium und für die Polster ein roter und weißer Damast samt guten goldenen Borten; ein neues Meßbuch; Spitzen
und Borten, Leinwand; ein Portatile; eine gestickte Tasche für das Corpus Christi; rot eingefaßte Kanontafeln, zwei Opfer-
kandeln u. dgl.; auch der Macherlohn war daraus bestritten. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3.)
") Das erste vom Landschaftssekretär Leonhard Laurin angefertigte Inventar ist vom 9. Juli 1680; derselbe hatte mit
einem Geistlichen des Minor itenklosters die Inventarisierung vorgenommen. Wie das Inventar vom 9. März 1682 besagt, hatte
der Bauschreiber Jakob Weynacher neu gekauft: Zwei Altarleuchter aus Zinn, versilbert, ein Kruzifix gleicher Art, einen zinnernen
Weihbrunnkessel, ein paar zinnerne Opferkandel statt der alten, ein neues Devotionsglöckchen und zwei Blumenstöcke für den
Altar. Von besonderem Interesse ist jenes Inventar, welches der Bauschreiber Johann Josef Fitzinger am 31. August und 1. Sep-
XXHVIIL Band. 8
58 ^^^ niederösterretchische Landhaus in Wien
Am 12. Dezember 1702 richteten die Verordneten an den Bischof von Wien Anton Grafen von
Harrach das Ansuchen, er möge sie, da „seit unerdänkhlichen (!) Jahren" sowohl an Sonn- und Feier-
tagen, als auch an Wochentagen eine oder mehrere heilige Messen in der Landhauskapelle gelesen
werden, sich aber eine authentische Erlaubnis 'dazu trotz allem fleißigen Nachsuchen weder in der
Registratur noch im Archiv vorfindet, „bey obiger vhralter hergebrachter obseruanz noch ferer zu
handthaben belassen".*) Am 31. Jänner 1703 erhielt die Landhauskapelle vom Bischof die Meßlizenz
auf alle Tage, mit Ausnahme der hohen Festtage, aber nur für die Ständemitglieder, die Bediensteten
und die im Landhause wohnenden Personen, damit den Rechten der Pfarre kein Eintrag geschehe.*)
Am 8. Jänner 1726 erteilte Papst Benedikt XIII. auf Ansuchen der Stände ein gleichlautendes Breve
(Beilage Nr. XI), *) nachdem ein Jahr zuvor, gleichzeitig mit der Restaurierung des Prälatensaales, die
Kapelle mit einem sehr schönen Stukkoplafond, welcher die Himmelfahrt des Propheten Elias in Bas-
reliefs darstellte, ausgestattet worden war. *) Auf Grund dieses päpstlichen Breves schlössen hierauf die
Stände unter dem Landmarschall Otto Christoph Graf von Volkra mit dem Minoriten - Konvente zum
heiligen Kreuz einen Vertrag, nach welchem die Priester desselben gegen ein Pauschale von 200 Gulden
sich verpflichteten, in der Landhauskapelle täglich um 11 Uhr*) eine Messe mit der Intention zur
„Aufnahme und Erhaltung des geliebten Vaterlandes", an den ausgenommenen Tagen hingegen jedes-
mal in der Minoritenkirche zu lesen. •)
Im Jahre 1759 war die Landhauskapelle einer neuerlichen Reparatur unterzogen worden, über
deren Umfang wir gar nicht näher unterrichtet sind; sie muß aber doch eine umfassende, ja eine
Neuherstellung gewesen sein, da eine Einweihung der Kapelle statthatte, die auf Ansuchen des Land-
marschalls Johann Wilhelm Fürsten von Trautson in der feierlichsten Weise am 25. Juli, am Tage
des Apostels Jakobus, durch den Fürsterzbischof von Wien Josef Christoph Grafen von Migazzi
in Gegenwart des kaiserlichen Hofes und des hohen Adels vor sich ging. Von Seite des Hofes
waren die Kaiserin Maria Theresia und ihr Gemahl Kaiser Franz I., der Erzherzog Josef und die
tember 1794 verfaßt hatte. Darin ist die Kapelle folgendermaßen beschrieben: Ein ganz vergoldeter, vom Bilhauer zierlich
gemachter Altar mit marmot steinerner Tumba, wie auch dergleichen Pflaster und Staffel. Das Altarbild stellt Maria Opferung
dar. Auf dem Altare stehen ein elfenbeinernes Kruzifix auf einem schwarzgebeizten Postament und die drei Kanontafeln und
sechs vergoldete Apostelleuchter. An der Wand befinden sich die geschnitzte Statue des heiligen Johannes von Nepomuk in
einem Kästchen von weichem Holz und das päpstliche Mefibreve in einem Rahmen. Sechs Betstühle aus eingelegtem harten
Holze, die Fußschemel mit gelbem Tuch überzogen, sind für die Ständemitglieder bestimmt. Die Paramente und sonstigen
Ornamente übergehen wir, da sie die früher genannten sind. Zur Reinigung der Kapellenwäsche» Bestreitung des Opferweines
und Beistellung eines Ministranten wurde am 30. Dezember 1790 ein jährlicher Betrag von 30 Gulden festgesetzt, welcher später
auf 70 Gulden erhöht wurde. Am 27. Jänner 1791 wurden zur Beschaffung von Kirchenparamenten 120 Gulden bewilligt.
(N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. p. 106 bis 463 Fitzinger a. a. O. S. 61.) Im Jahre 1825 spendete Komtesse Josefa
Veteran! ein von ihr genetztes Altartuch, 1826 machte die Gemahlin des königl. portugiesischen Gesandten und bevoll-
mächtigten Ministers Freiherm von Villa Secca einen von ihrer Hand verfertigten sehr schönen Fußteppich der Kapelle zum
Geschenke und 1833 spendete der Abt von Melk ein weißgesticktes, mit goldenen Lettern eingefaßtes Meßkleid. (N.-ö. Landes-
archiv Fase. 19 Nr. 1901, 3515, 6538.)
i) N.-ö. Landsarchiv B. 8. 3. 12. Dezember 1702.
") N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. 393, 984. Fitzinger a. a. O. S. 34, 43.
*) Dieses Breve wurde am 12. Jänner 1730 in der Kapelle in einem goldenen Rahmen aufgehängt. (N.-d. Landes-
archiv A. 47.)
*) Fitzinger a. a. O. S. 43.
*) »An den Ratstagen aber zu jener Stunde, wann es den Verordneten beliebt, außer den Ratssessionen aber wie an
Sonn- und Feiertagen."
*) Für letzteren Fall erhielten die Minoriten zur Beheizung ihrer Klostersakristei jährlich noch 28 Gulden. Der Original-
vertrag, auf welchem die Verordneten : Gottfried (Bessel), Abt zu Göttweig, Ferdinand, Propst zu St. Dorothe, Franz Graf von
Brandis, Franz Albrecht von Albrechtsburg und Feidinand Mechtl von Engsperg und für den Konvent Fr. Blasius Braun,
Minoriten - Quardian, Fr. Symphoniscus Schmid und Tobias Eder unterzeichnet sind, befindet sich im n.-ö. Landesarchive
Kasten A, Karton 47, Nr. 1. (B. 8. 3. Cod. provinc. cont. 394. Fitzinger a. a. O. S. 44.)
von Dr. Anton Mayer. 59
•
Erzherzoginnen Maria Anna und Maria Christine mit der Obersthofmeisterin Maria Anna, verwitweten
Gräfin von Vasquez, erschienen.^) Anwesend waren noch: die. Obersthofmeisterin der Kaiserin Josefa,
die verwitwete Gräfin von Paar, der Obersthofmeister des Kaisers Graf Uhlefeld, der Landmarschall
Johann Wilhelm Fürst von Trautson und die Fürstin Trautson, der Oberststallmeister Heinrich Fürst
Auersperg und die Fürstin Auersperg, der Staats- und Konferenzminister, zugleich Präsident des
Reichshofrates Graf Ferdinand Bonaventura von Harrach samt Gemahlin, der Oberstkämmerer Johann
Josef Graf KhevenhüUer samt Gemahlin, der Obersthofmeister der Erzherzogin Maria Anna, Graf
Kamillo CoUoredo und Gemahlin, die Gemahlin des Feldmarschalls Grafen Daun, die Grafen Adam
Philipp Losi von Lohnenthai, Hof- und Kammer -Musikdirektor und General - Baudirektor, Reischach
und Trautson. Von den Ständen beteiligten sich an der Feier die Abte Odilo von Göttweig und
Dominik von Lilienfeld, der Propst Ignaz von St. Dorothe, Graf Ferdinand von Lamberg und Graf
Wenzel Breuner. Nach der Einweihung „sub titulo Beatissimae Mariae Virginis oblatae" wurden zwei
stille Messen von den Äbten zu Göttweig und Lilienfeld gelesen.*)
Nach dem Gottesdienste besichtigte der Hof die sämtlichen Ratszimmer, die Buchhaltung, die
Registratur, das Raitkollegium und die Räume der Landtafel. Die Kaiserin begab sich dann in die zu
ihrem Empfange prachtvoll möblierte Herrenstube, während der Kaiser aber noch das Ober- Einnehmer-
amt und das kleine Landhaus besichtigte. Schließlich beteiligte sich der Hof nebst den obgenannten
Adeligen und Äbten an einer Tafel von 29 Gedecken und verweilte bis 5 Uhr abends im Landhause. *)
Am 21. November desselben Jahres hatte der Feldmarschall Leopold Graf Daun den glänzenden
Sieg bei Maxen über die Preußen erfochten. 14.000 Preußen waren in die Gefangenschaft geraten
und 120 Fahnen der preußischen Armee erbeutet worden. In dankbarer Erinnerung, daß der 21. No-
vember ein der heiligen Maria, nämlich ihrer Opferung im Tempel gewidmeter Tag ist und die Land-
hauskapelle bekanntlich auf dieses Patrozinium geweiht wurde, widmete die Kaiserin Maria Theresia
derselben eine jener eroberten Fahnen, welche noch bis zum heutigen Tage hier neben dem Altare
aufgesteckt ist.*)
Infolge einer Bauänderung durch Aufsatz eines Stockwerkes an dem ehemaligen fürstlich
Trautson*schen Senioratshause, und zwar an jenem Trakte, welcher für die italienische Kanzlei
bestimmt war, wurden 1767 auch Dach und Kuppel der Landhauskapelle erhöht.*)
^) Sehr viel Wahrscheinlichkeit hat die Darstellung für sich, daß nur Erzherzog Josef und die Erzherzogin Marie
Christine mit ihrer Obersthofmeisterin der langen Zeremonie der Einweihung in der Prälatenstube beiwohnten, der Kaiser und
die Kaiserin aber, nebst der Erzherzogin Maria Anna erst nach der Einweihung in das Landhaus sich begaben, wo sie vom
Landmarschall und dem VerordnetenkoUegium am Fuße der großen Stiege unter Trompeten- und Paukenschall empfangen
wurden, worauf sie zwei stillen Messen beiwohnten. ^Kaltenbäcks österr. Zeitschrift, 1837, Nr. 55. Kitzinger a. a. O. S. 51.)
■) Wiener Diarium vom 28. Juli 1759 (Nr. 60).
•) Kaltenbäcks Österr. Zeitschrift 1837, Nr. 55. Kitzinger a. a. O. S. 52.
^) Zum Andenken an diese Widmung verfaßte der damalige Landschaftssekretär Franz von Scheyb eine Inschrift,
welche unter Glas und Rahmen neben der Fahne aufgehangen ist. Sie lautet: M. Theresia Aug. | P. F. Bellipontens ( a Leop.
Com. a Daun | Exerc. Aust Duce Invicto | XIV Millibus Borussonim | in Acie Maxensi | ad arma deponenda coactis ) ex CXX
Trophaeis Hoc | quodvides | Equitum Hostilium Insignc | Pacis Praeludium | in | D. F. O. M. | Honorem | Armorum gloriam |
P. P. Pat. Solatium | Majoremque Felicitatis Publicae Spem | Hoc in templo suspendi jussit | ut ( B. M. V. Praesent | Amathema
fiat Marianum | Cujus Die festo tam felicfter ) Pugnabatur. | IV. Idus Decembris MDCCLIX. (N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc.
contin. p. 537. Pusch, Repert. manuscr. — Kaltenbäck, österr. Zeitschrift 1837, Nr. 55. Fitzinger a. a. O. S. 53.)
^) Interessant ist die noble Form der Note, welche der Hof- und Staatskanzler Fürst Wenzel Kaunitz- Rittberg an
das VerordnetenkoUegium diesfalls gerichtet hatte. Es hatte sich eben der Umstand ergeben, daß der Dachstuhl der ständischen
Kapelle in die Mauer des Trautson'schen Hauses griff, weshalb man sich in Freundschaft zu vergleichen bestrebt war. ,. Anstatt
nach der Strenge der Rechte untersuchen zu lassen, wo das Eck, worauf der Dachstuhl ruht, eigentlich hingehöre, hat der
Hof- und Staatskanzler der Anständigkeit gemäß erachtet, auf Mittel zu denken, wie bey dem von Ihro Majestät resolvierten
Bau die kaiserliche Absicht ausgeführt werden könne, ohne Jemand den geringsten Nachteil zuzufügen. Infolge dieser Gesinnung
8*
50 ^^ niederösterreichische Landhaus in Wien
Das Hofdekret Kaiser Josefs vom 17. März 1782. durch welches die Schließung der vielen
Kapellen in Wien angeordnet wurde, blieb nicht ohne Wirkung auch auf die Landhauskapelle. Die
Verordneten beschlossen nämlich, daß vom Ostersonntag 1782 an nicht so wie früher täglich, sondern
nur auf besonderes Verlangen der Stände Messe gelesen werde, was zwar eine direkte Schließung
der Kapelle nicht war, einer solchen aber nahezu gleichkam; doch wurde bis 1784 immer noch
von Zeit zu Zeit eine Messe gelesen. *) Nach Jahresfrist geschah aber schon eine Änderung. Die
Verordneten stellten nämlich am 14. April 1783 beim f. -e. Konsistorium das Ersuchen, ihnen zu
gestatten, daß in der Landhauskapelle wieder Messen für die Ständemitglieder und deren Dienerschaft,
für sämtliche ständische Beamte und die im Landhause wohnenden Personen an Sonn- und Feier-
tagen gelesen werden dürfen.*)
Bekanntlich wurde seit dem Regierungsantritte Kaiser Leopolds II. so manche Neuerung seines
Vorgängers wieder rückgängig gemacht oder doch eingeschränkt. Über Antrag des Landmarschallamts-
Verwesers Leopold Grafen von Schallenberg beschlossen denn auch die Stände am 19. November 1790,
daß in der Landhauskapelle von jetzt an wieder täglich Messe gelesen werde. Da aber der Minoriten-
konvent aus der inneren Stadt in das aufgelassene Trinitarierkloster in der Alserstraße verlegt und
seit 1784 keine Messe mehr von Priestern des Konventes in der Landhauskapelle gelesen worden
war, beschlossen die Stände, den unterm 1. April 1729 mit den Minoriten geschlossenen und bis 1784
bestandenen, von da an aber mit den Vorstehern der dermaligen italienischen Nationalkirche (ehe-
mals Minoritenkirche) geschlossenen Vertrag weiterhin nicht mehr zu erneuern und das zur Lesung
der heiligen Messe in der Landhauskapelle bestimmte jährliche Pauschale von 200 Gulden einem in
Niederösterreich gebürtigen Weltpriester als ein Stipendium zu verleihen. Am 2. Dezember 1790
wurde demzufolge Anton Jurocich zum Benefiziaten an der Landhauskapelle ernannt, ^) der auch am
1. Jänner 1791 die erste Messe daselbst las. Jurocich bekleidete dieses Amt bis 1798. Ihm folgte seit
dem 5. Juni dieses Jahres der f.-e. Konsistorialrat Arnold Gilbert, welcher am 22. November 1807
sein öOjähriges Priesterjubiläum in der Landhauskapelle feierte, nachdem die Regierung unterm
14. November ihre Zustimmung erteilt hatte. Dem Jubilanten assistierten die beiden Verordneten
des Prälatenstandes: Abt Ambros von Seitenstetten und Propst Gaudenz von Klosterneuburg. Eine
vom ständischen Buchhalter Maximilian Ulrich komponierte Messe und ein Te Deum vom Kapell-
meister Josef Eybler wurden bei geöffneten Türen im großen Saale aufgeführt.*) Gilbert blieb noch
Benefiziat bis zu seinem Tode im Jahre 1814. Nach ihm erhielt über Empfehlung des Landmarschalls
Josef Grafen von Dietrichstein das Benefizium der Weltpriester Josef Rasquin, ehemaliger Hof-
prediger der Erzherzogin Maria Christine zu Brüssel, mit Dekret vom 13. Oktober 1814. Er war im
erbietet sich das niederländische Departement auf seii.e Kosten und ohne das Geringste an der Kapelle zu ändern, die Mauern
derselben um so viel als das Ebenmaß mit dem aufzuführenden Stockwerk erfordern wird, und zwar dergestalt zu erhöhen,
daß die Kuppel wieder wie jetzo über das diesseitige Dach ausreiche." In der zustimmenden Beantwortung verlangte das
Verordnetenkollegium die erforderliche Einwilligung des Kardinal-Fürsterzbischofes Grafen Megazzi. (N.-ö. Landesarchiv B 8. 4.
14. und 25. April 1767. Fase. 19. — Kitzinger a. a. O. S. 56.)
*) N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. p, 373. — Kitzinger a. a. 0. S. 57.
■) N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. p. 377. — Kitzinger a. a. O. S. 58. Im Jahre 1782 scheint sogar in
der Wohnung des Landmarschalls eine kleine Hauskapelle mit einem Altar aus rotem Marmor und einem Altai bilde des heiligen
Johann von Nepomuk eingerichtet worden zu sein. Auf dem Altare befand sich eine kleine Statue der Maria immaculate concepta
aus Carara-Marmor und an den Seitenwänden hingen Heiligenbilder, die Paramente waren von Seite des Herrenstandes angeschafft.
Diese Kapelle war ausschließlich für den Landmarschall bestimmt, wurde aber seit 1790 nicht weiter mehr benutzt, die
Paramente wurden in die Landhauskapelle übertragen, die Marienstatie kam 1809 dahin, der Altar selbst wurde aber erst 1814
abgetragen, fN.-ö. Landesarchiv Kasc. 19, Nr. 3515. - Kitzini^er a. a. O. S. 60 f., 66 ff.)
») N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. p. 106 f., 462. Kasc. 19 Nr. 1940, 2687. - Kitzinger a. a. O. S. 60 f.
*j N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. p. 107. K. 19 Nr. 4139. — Kitzinger a. a. O. S, 64,
von Dr. Anton Mayer. 61
Besitze des Benefiziums bis 1822. Ihm folgte 1822 bis 1850 Nikolaus Rague, Weltpiiester aus der
Lemberger Diözese,^) dem während seiner langen Funktionsdauer wiederholt in Krankheits- oder
andern Verhinderungsfällen durch fremde Priester ausgeholfen wurde, so z. B. 1831 durch einen
Schottenpriester.*) Rague starb am 5. November 1852 im Alter von 85 Jahren, nachdem er zwei
Jahre zuvor auf seine Stelle resigniert hatte.
Das kleine Landhaus.
Während das Landhaus in der Herrengasse an das Pollheim'sche später Kinsky'sche Haus
grenzte, stieß es auf dem Minoritenplatze an den Besitz der Herren von Fünfkirchen, ^ bestehend
aus einem ebenerdigen und einem stockhohen Hause, genannt zum „Nußbaum", die beide bis 1592
unter Einer Nummer vereinigt waren. (Beilage Nr. II.) Daneben befand sich das Haus zum „Schwarzen
Tor". Die Herren von Fünfkirchen hatten ihr Haus an die Grafen von Trautmannsdorf verkauft, nach
denen es nunmehr auch benannt wurde, die es aber nicht selbst bewohnten, sondern immer vermieteten.
Bereits im Jahre 1689 bot Georg Sigmund Graf von Trautmannsdorf durch seinen Vetter, respek-
tive Eidam Franz Ehrenreich Grafen Trautmannsdorf sein Haus den Verordneten *) um 36.000 Gulden
zum Kauf an. Die Verhandlungen führten zum Abschluß eines Vertrages, der auf 30.000 Gulden und
Einhundert Speziesdukaten Leykauf lauten sollte. Als jedoch des Grafen Sohn, Max Sigmund Graf von
Trautmannsdorf, davon hörte, erklärte er diesen Verkauf mit dem Bedeuten für ungiltig, das Haus gehöre
zum fideikommissarischen Besitz der Familie. Damit war aber das Verkaufsprojekt nicht aus der Welt
geschafft, sondern nur aufgeschoben, und nach langen Verhandlungen fand es seinen wirklichen Abschluß
im Jahre 1715. Laut Kaufkontrakt vom 16. Oktober d. J. *; veräußerte Max Sigmund Graf von Traut-
mannsdorf nach erlangtem landesherrlichen und Familien - Konsens *J das Haus um 40.000 Gulden an
die n.-ö. Stände.') Seitdem hieß das alte Landhaus auch das große Landhaus und das neu-
erworbene Haus auf dem Minoritenplatze das kleine Landhaus.
Der neue ständische Besitz war im Verhältnis zur Kaufsumme nichts weniger denn ein
annehmbarer zu nennen. Das Trautmannsdorf sehe Haus befand sich nämlich nach dem Gutachten
des Bauschreibers Johann Franz Wiedemann (19. November 1715) in einem recht verwahrlosten
*) Nikolaus Rague war 1767 zu Brandau in der Schweiz geboren und seit 1791 Priester. (N.-ö. Landesarchiv Fase. 19,
Z. 4685.)
*) Die Kosten wurden aus der Hauskassa des Gebäudeinspektors bestritten. Das Bcnefizium oder, wie es irrig bezeichnet
wurde, Stiftung war nämlich keine solche, sondern beruhte nur auf einer Verfügung und die Stände berechneten die Kosten
auch für den Domestikalfond. Bekanntlich bestand von 1729 bis 1784 ein Vertrag mit den Minoriten, von 1784 bis 1790 wurden
aber von diesen keine Messen mehr gelesen. Von 1790 an war im Einvernehmen mit der Regierung ein Stipendium von
200 Gulden errichtet, das vom 5. Jänner 1809 an wegen der Teuerung auf 300 Gulden erhöht wurden war. (N.-ö. Landes-
archiv Fase. 19 Nr. 2687.)
■) Die Vorgänger der Herren von Fünlkirchen waren die Zelkinger. 1451 erscheinen Erhart und Wilhelm, die Brüder
von Zelking, an das Haus geschrieben. (Beilage Nr. II.)
*) Die damaligen Verordneten waren: Alexander, Abt des Neuklosters in Wiener- Neustadt, Greg<»r, Abt von Melk
Freiherr von Gilleis Graf von Curland, Johann Ern.st von Hözenberg und Herr von Wellenstein.
*» N.-ö. Landesarchiv: Originalkaufvertrag im Kasten A. Kart. V. Nr. 11.
•) Der Familienkonsens ist ddto. Prag 23. Juni 1714. Unterschrieben ist derselbe von Theresia Gräfin Trautmannsdorf,
geb. Paar, Witwe und Vormünderin ihrer Kinder Leopold Anton, Franz Wenzel, .Adam und Josef Grafen von Trautmannsdorl.
^N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4, 23. Juni 1714.) Der landesherrliche Konsens ist vom 28. September 1417.
») N.-ö. Landesarchiv A. 5. 11. 16. Oktober 1715. - Verordnetenprotokoll vom Jshre 1715 Fol. 176, 180. Fitzinger
a. a. O. S. 40.
ß2 ^^ niederösterreichische Landhaus in Wien
Zustande,*) dessen Beseitigung mit nicht geringen Kosten verbunden war, zu denen dann noch die
Taxen für die Ablösung der jährlichen Dienste und der grundherrlichen Jurisdiktion an das Schotten-
kloster kamen.*) Die Stände hatten aber das Haus sozusagen kaufen müssen, da sie wohl wußten,
daß es, falls der Kauf nicht zustande käme, bei einem Neubau, den Graf Georg Sigmund von Traut-
mannsdorf im Jänner 1712 den Verordneten schon in Aussicht stellte, zu einem Konflikt und Rechts-
streit kommen würde, da durch einen solchen dem Ober -Einnehmeramte, der ständischen Ratsstube
und auch der Herrenstandswohnung Licht und Luft fast ganz benommen worden wären. ^ Um alle
„Präjudizien" auf gute Art von sich abzuwälzen und allen sich etwa ergebenden Differenzen aus-
zuweichen, hatten die Stände den Antrag des Grafen Trautmannsdorf angenommen und war ihnen
als den Meistbietenden das Haus um 40.000 Gulden auch verblieben, denn es hatte überdies „ob
onus fideicommissi" auf a. h. Befehl verkauft werden müssen.
Bei Gelegenheit der Reparatur des kleinen Landhauses wurden auch die vor demselben befind-
lichen Gärtchen — sie waren nur ISVj' lang und 7^/^* breit — beseitigt, und zur größeren Zier des
Platzes wurden Steine gesetzt, die durch Ketten miteinander verbunden waren.*)
*) Wiedemann berichtete an die Verordneten : Die Bestandinhaberin, Frau Dorothea von Dietrichstein, habe sich bei
ihm beklagt, daß es durch das Dach regne. Er habe nun befunden, daß dasselbe in einem sehr elenden, baufälligen Zustande
sei; „alle Mauerbänke, Gesperre, Latten, Schindet u. s. w. seien verfault und mi( Spreitzen dermassen unterstützt, dafi die zur
Ausbesserung bestimmten Zimmerleute nur mit Sorg und Furcht arbeiten, daß sie nicht bei Obersteigung^ dieser ganz «zer-
moderten und verwösenen Sachen" zu Boden fallen. «Die Zimmer auf die Gassen und auch die übrigen seien mit eisernen
Schließen aufgehängt und mit Durchzügen, damit sie nicht zusammenfallen, unterzogen Zerbrochene Fenster und Öfen,
seien zu ergänzen . . . .' Dieses Gutachten Wiedcmanns kam an den großen ständischen Wirtschaftsausschuß zur Äußerung,
inwieweit die Reparatur zu geschehen habe. Es scheint damals nicht viel an Reparatur vorgenommen worden zu sein. Denn
als am 18. März 1732, „nachts zwischen 11 und 12 Uhr, ein großes Gewölbe eingefalilen war, wodurch mehrere Personen
gpschädigt wurden, lautet der Bericht des Bauschreibers vom 20. d. M. nicht günstiger. Die Haupt- und Schüttmauem, sagt
er, seien besonders gegen die Gasse zu schlecht, hätten sich gesenkt und auf die Gewölbe gesetzt, wodurch die mittleren
Gewölbe zusammengedrückt wurden, deshalb müßte den Hauptmauern zugelegt und die übrigen mit eisernen Schließen
zusammengezogen werden. Dachstuhl und Tippelbäume seien derart zerfallen und eingegangen, daß eine Ausbesserung ganz
umsonst und die Kosten vergebliche wären. Linker Hand, gegen das schwarze Tor zu, seien alle Böden vermodert, verfault,
mit eisernen Schließen aufgehenkt Der Dachstuhl mit einfachen Schindeln schlecht eingedeckt, so daß täglich eine
größere Gefahr zu besorgen und bei einem Sturm Alles auseinanderweichen kann und ein Ziegeldach — da kein Haus in
der Stadt mehr mit Schindeln eingedeckt werden darf — nicht tragen würde.^ Die Stände fanden sich nun bestimmt, eine
Hauptreparatur vornehmen zu lassen. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 19. November 1715 und 24. März 1732. Ständeprotokoll
vom J. 1715 Fol. 210 und 1732 Fol. 232. Cod. provinc. contin. 397. — Fitzinger a. a. O. S. 45.)
*) Darüber verhandelten die Verordneten mit dem Abte Karl, der seine „kategorische Resolution' dahin abgab, daß,
wenn er und sein Kloster nicht allein vom jährlichen Grunddienst, sondern auch, weil dies Haus einer Kommunität verkauft wurde,
von der von 10 zu 10 Jahren zu letstei)den Gewähr- Renovation, „Schreib- und absonderlich auch vom Ffundgeld abweichen
sollten", könnte er nicht weniger als 1500 Gulden und besonders das von den Ständen zu bezahlende Pfundgeld per 6d6 Gulden
40 Kreuzer nehmen. Anders würde auch die 1. f. Regierung, meinte der Abt, dieser Traktation nicht beistimmen. Nach längeren
Verhandlungen einigten sich beide Teile auf eine Pauschalsumme von 2000 Gulden, wogegen der Abt sich auch erbot, die
Bewilligung nicht nur vom Prior und Konvent, sondern auch die Bestätigung von der Regierung zu erwirken. (N.-ö. Landes-
archiv B. 8. 4. 8. Mai 1716. — VerordnetenprotokoU v. J. 1716. Fol. 240.)
*) Graf Trautmannsdorf hatte 1699 in seinem Hause neue Fenster gegen die Verordnetenratsstube zu ausbrechen
lassen, wogegen die Verordneten Verwahrung einlegten und ein Augenschein hierüber vorgenommen wurde. Es wurde dabei
erkannt, daß auf Seite des Graf Trautmannsdorfschen Hauses die Ausbrechung der Fenster nicht befugt sei und alles im
alten Stand verbleiben müsse. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 21. November 1699.) Im Jahre 1712 wünschte dann der Graf zu
wissen, ob die vom Landhaus in seinen Hof gehenden Fenster, die von seinen Voreltern zweifelsohne nur geduldet wurden,
Jure servitutis aut alio titulo" gemacht worden wären, damit er dann bei einem eventuellen Neubau in keinen Prozeß oder in
Unkosten verwickelt würde. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 3. Mai 1712. — VerordnetenprotokoU 1712 Fol. 292, 383.)
^) Schon G. S. Graf Trautmannsdorf hatte 1689 darauf hingewiesen, daß sein Haus ein Freihaus sei und die zwei vor
seinem Hause befindlichen Gärtchen auf seinem Grunde stehen, er bei einem künftigen Neubau des Hauses befugt sei, so weit
hinauszubauen. Auch Maximilian Sigmund Graf von Trautmannsdorf gab vor, ein solches schriftliches „Instrumentum" auf seinem
Grunde zu haben, er ehestens einschicken werde. Frau Dorothea von Dietrichstein hatte ebenfalls schon öfters vorgestellt, wie diese
zwei „Gärtel" nur zur Unzierde wären, und gebeten, an deren Stelle Steine zu setzen. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 10. Juli 1717.)
von Dr. Anton Mayer. 63
Die Stände benützten das kleine Landhaus anfangs nicht zu Amtszwecken, sondern vermieteten
es, wie es ja auch unter Trautmannsdorf üblich war, als ein Privathaus. Die Mietparteien waren:
Erdmann Christoph Graf von Proskau, von Michaeli 1715 bis Michaeli 1716.^) — Die oberwähnte
Frau Dorothea verwitwete Gräfin von Dietrichstein, geb. Gräfin von Flasching, von Michaeli 1717
bis Michaeli 1719.^ — Johann Josef Philipp Graf von Harrach zu Rohrau, Generalfeldzeugmeister
und Oberst über ein Regiment zu Fuß, \^on Michaeli 1722 bis 1729.^.) — Ernst Josef Graf Breunner,
n. -ö. Landesrechtsbeisitzer und erwählter Oberkommissär des V. O. M. B., 1729 bis 1732.*) — Am
5. Mai 1782 schlössen dann die Verordneten einerseits und Josef Ignaz Graf von Paar, Geheimrat, Ritter
des goldenen Vließes und Obersthofmeister der verwitweten Kaiserin Amalie, in deren Namen ander-
seits einen Mietkontrakt für die Edelknaben der Kaiserin, welcher bis 1751 mehrmals und zwar
immer von drei zu drei Jahren um den Zins von 1700 Gulden erneuert wurde.*)
Am 29. Jänner 1751 wurde den Ständen unter dem Landmarschall Karl Grafen von Königsegg
vom Hofkammerpräsidenten Grafen von Dietrichstein die Miete des kleinen Landhauses als Wohnung
der Edelknaben der Kaiserin, weil nicht mehr nötig, gekündigt, da die verwitwete Kaiserin Elisabeth
Christine gestorben war. •) Nachdem von Georgi 1751 an das kleine Landhaus den Ständen einerseits
zur anderweitigen Benützung anheimfiel, anderseits ihnen aber durch Hofdekret vom 19. Februar d. J.
schon bekanntgemacht worden war, daß in Anbetracht der neuen Landeseinrichtung nur jene landschaft-
lichen Häuser steuerfrei sein sollten, die von landschaftlichen Beamten bewohnt werden, ') mithin zu
befürchten war, daß bei weiterer Vermietung eine Steuerbarkeit für die Stadt Wien sich ergeben und
dadurch das Haus dieser unterworfen sein würde, „was gegen die Ehre der Stände wäre", beschlossen
diese über Antrag der Verordneten vom 8. Juli d. J., das kleine Landhaus selbst in Anbetracht des
Entganges der Miete nicht mehr in Bestand zu geben, sondern es je einem Verordneten des Prälaten-
und Ritterstandes®) als „ein kompetentes Quartier" frei zu überlassen, wie ja auch der Verordnete
des Herrenstandes bereits im großen Landhause ein solches bewohnte. ^
Mit Ausnahme einiger Beschränkungen besaßen nun die Stände dieses Haus bereits durch
dreizehn Jahre zu ihrer eigenen Verfügung, ^°) als am 27. August 1764 an das Verordnetenkollegium
1) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. VerordnetenprotokoU 1715 Fol. 180.
*) Laut Kontrakt hatte die Gräfin Dietrichstein die Behausung schon am 27. August 1716 um 1500 Gulden gemietet.
(N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. VerordnetenprotokoU 1716 Fol. 242. Ebenda 1717 Fol. 47, 308.
') Hatte die Behausung am 18. April 1722 um 1600 Gulden gemietet. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. Verordneten-
protokoU 1722 Fol. 47; sie wurde dem Grafen gekündigt am 2. Juni 1729. Ebenda B. 8. 4. 1729. Fol. 266. Cod. provinc. contin.
p. 397. Fitzinger a. a. O. S. 44.)
*) Um 1600 Gulden. N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. VerordnetenprotokoU 1729 Fol. 272.
') Im Kontrakte des Jahres 1741 wurde bestimmt, daß statt des ständischen ein kaiserlicher Torsteher hier zu
wohnen habe. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. VerordnetenprotokoU 1733 Fol. 165. Cod. provinc. contin. p. 398. Fitzinger a. a. O.
S. 46. N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. p. 1334; Fitzinger S. 47.)
*J N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. p. 870. VerordnetenprotokoU 1751 Fol. 89. Fitzinger a. a* O. S. 50.
') N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 19. Februar 1751.
') Was den Ritterstandsverordneten anbelangt, so hatte derselbe, wie aus den zwei Dekreten von 1643 und 1650
hervorgeht, ehedem gleichfalls eine Wohnung im Landhause inne gehabt; als er diese verlor, war ihm ,in pleno consensu,
ut verba sonant", versichert worden, daß, wenn bei künftigem guten Kassastande ein Hauptgebäude im Landhause aufgeführt
werde, auf eine gebührende Wohnung für ihn Rücksicht genommen werde.
') N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 8. Juli 1751. — Ständeprotokoll 1751 Fol. 127. Cod. provinc. contin. p. ^1 und 1554.
Fitzinger a. a. O. S. 50.
1*^ Vom 1. Jänner 1763 bis Georgi 1764 waren die im Erdgeschoße des kleinen Landhauses befindlichen Gewölbe
der k. k. Tabakpachtkompagnie unentgeltlich zur Benützung überlassen worden und von da an war infolge eines Dekretes
der k. k. obersten Justizstelle hier die Registratur des landmarschallischen Gerichtes untergebracht, welcher vordem die zwei
feuchten Gewölbe teils unter dem großen Saale, teils unter der KapeUe eingeräumt waren. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. Cod.
provinc. contin. p. 872, 1554. Resolutionsbuch 1763 Fol. 282. HofprotokoU 1763 Fol. 56. — Fitzinger a. a. 0. S. 55.)
ß4 ^^ nicdcröstcrreichiscbe Landhaus in Wien
ein Hofdekret gelangte, in welchem darauf verwiesen wurde, wie notwendig es wäre, daß in Anbetracht
des so sehr mit Schulden überbürdeten ständischen Kreditwesens das kleine Landhaus verkauft und
der Kaufschilling mit zur Tilgung der ständischen Schuldenlast verwendet würde. Die Verordneten
wendeten sich am 13. September d. J. an die Kaiserin und stellten unter ausführlicher Darlegung
der Sachlage die untertänige Bitte, es möchte den drei oberen Ständen in Würdigung dessen, daß
sie dem landmarschallischen Gerichte für die Landtafel und Registratur bereits vier Zimmer auf aller-
höchsten Befehl überlassen hätten, so wie auch in Anbetracht, daß der Käufer nicht höher bauen
dürfe, „der Kaufschilling daher nur ein modicum betrage", dagegen der ständische Kredit einen merk-
lichen Schaden erleiden dürfte, die untertänige Bitte: „Die Kaiserin möge in Beherzigung, daß die
Verordneten ohnedies in ihrem Gehalt und den übrigen Emolumenten durch die letzten Anordnungen
beschränkt wurden, den Ständen das kleine Landhaus zur bisherigen Verwendung als Wohnung der
Verordneten des Prälaten- und Ritterstandes belassen." Eine kaiserliche Resolution vom 28. Oktober
d. J. gestattete nun, daß das kleine Landhaus nicht verkauft, sondern den drei oberen Ständen für
ihren Gebrauch noch fernerhin belassen ' werde, daß jedoch jene Teile, welche die Stande nicht
unumgänglich brauchen, ehestens und aufs beste wieder vermietet werden; von dem diesfalligen
Zinsertrag wäre dann die betreffende Steuer abzuführen, der Überschuß aber für den Domestikalfond
in Verrechnung zu bringen.*) Im Jahre 1790 wurde das kleine Landhaus ausschließlich zur Wohnung
für die Verordneten des Ritterstandes bestimmt.*) Unter den ständischen Amtern, die am meisten in
Anspruch genommen waren, sich aber im großen Landhause am wenigsten ihrem Wirkungskreise
gemäß ausbreiten konnten, war das Einnehmeramt mit der Liquidatur. Als nun im September 1790
Amtslokalitäten für die Erbsteuerhofkommission im Landhause benötigt wurden, überdies auch sonstige
Wohnungsveränderungen daselbst vorzunehmen waren, beschlossen die Stände unter dem Vorsitze
des Landmarschalls Karl Grafen von Zinzendorf und Pottendorf am 16. Dezember 1800, für die Liquidatur
des Einnehmeramtes, welche beide Amter örtlich von einander getrennt waren, einen eigenen, jedoch
nur aus einem Erdgeschosse bestehenden Vordertrakt im kleinen Landhause gegen den Minoriten-
platz hinaus zu erbauen, welcher sich an den rechten Flügel der Hauptfront des alten Landhauses
anschließen sollte, wodurch mit dem hier befindlichen Einnehmeramte eine Verbindung hergestellt
w^ar. Am 19. Februar 1801 wurde dieser Bau, für welchen 2700 Gulden bewilligt worden waren, in
Angriff genommen ; ') auf Taf. XIV ist derselbe auch deutlich zu sehen.
Eine andere lokale Frage von besonderer Bedeutung trat im Jahre 1818 an die Stände zur
Entscheidung heran. Der Landmarschall Josef Karl Graf von Dietrichstein machte ihnen in seiner
^) Am 29. Dezember 1764 wurde das VerordnetenkoUegium durch ein Hofdekret aufgefordert, anzugeben, was Ferdinand
von Moser für seine Wohnung eigentlich Zins zahle, und am 2. Februar 1765 wurde dem VerordnetenkoUegium aufgetragen,
vom nächsten Georgi an mit demselben wegen der bisher unentgeltlich innegehabten Wohnung einen ordentlichen Zins zu
bedingen. Von Georgi 1765 an bis zu seinem Tode 1779 zahlte Ferdinand von Moser 500 Gulden. Am 11. Februar 1779 bat
Eduard Karl von Moser, daß der verwitweten Frau Juliana von Moser mit Rücksicht auf die Verdienste ihres Gemahls die bisher
innegehabte Wohnung gegen einen jährlichen Zins von 600 Gulden belassen werde. Am 5. Februar 1780 kündigte das Verord-
netenkoUegium, da es eine andere Disposition zu machen sich gezwungen sah. (N.-ö. Landesarchiv Hof- oder Resolutionsprotokoll
1764 Fol. 21, 148, 194. B. 8 4.) — Am 24. April mietete die k. k. Tranksteuerkommission das kleine Landhaus um einen jähr-
lichen Zins von 600 Gulden ; genau nach zwei Jahren ging die Miete zu Ende, da diese Kommission bereits am 7. Juli 1783 auf-
gehoben woiden war. 'N.-ö. Landesarcbiv Cod. provinc. contin. p. 373, 387, 465 Fitzinger a. a. O. S. 67, 59.) Im Jahre 1782
wurde auch die k. k. Polizeidirektion in das kleine Landhaus verlegt; zur Herstellung ihrer Kanzlei wurden unterm 18. Junid. J.
519 Gulden angewiesen. (Fitzinger a, a. O. S. 58.) Der LandmarschuU hatte eine große Wagenschupfen und eine Stallung
gegen einen halbjährigen Zins von 30 Gulden in Bestand, und der Landmarschali Fürst Trautson zahlte für zwei kleine Keller,
die vorher der Handelsmann Augustin Remele gemietet hatte, einen jährlichen Zins von 24 Gulden. (N.-ö. Landesarchiv B. 8.4.)
•) N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. cont n. p. 93. — Fitzinger a. a. O. S. 60 f.
») Fitzinger a. a. O. S. 63 f.
von Dr. Anton Mayer. 65
Eigenschaft als Gouverneur der im Juni 1816 gegründeten Österreichischen Nationalbank den Vor-
schlag, ihr das kleine Landhaus zu verkaufen, um es in den von ihr in der Nähe des Landhauses,
und zwar an Stelle des Auersperg'schen Hauses in der vordem Schenkenstraße beabsichtigten Bau
eines vornehmen Bankgebäudes einzubeziehen. Die Stände lehnten schon damals diesen Antrag ab. *)
Bei Abbruch des ^ Auersperg'schen Hauses zeigte sich aber ein für das kleine Landhaus sehr
merkbarer Nachteil, der darin bestand, daß die beide Häuser trennende schlechte Mauer nicht zum
kleinen Landhaus gehörte und dieses hier eigentlich ohne Mauer war. *) Da eine spätere Kommission
erwiesen hatte, ^ daß jene fragliche Mauer auch nicht zum Auersperg'schen, nun Bankgebäude
gehörte, mußte wohl der Weg einer Vereinbarung getroffen werden, über die von Seite der Stände
im Verordnetenkollegium*) wie im verstärkten Ausschusse*) eingehend beraten wurde. Bevor aber
diese Vereinbarung definitiv abgeschlossen war, richtete das Direktorium der Bank nochmals, und
zwar am 20. April. 1820, eine vom Direktorstellvertreter Heinrich Ritter von GeymüUer unterzeichnete
Zuschrift an die Stände in Betreff eines Verkaufes des kleinen Landhauses. „Die österreichische
Nationalbank hat sich", heißt in derselben, „beim Abbrechen des rückwärtigen Teiles ihres in der
Schenkenstraße erkauften Auersperg'schen Hauses, welches an das kleine Landhaus anstößt, von dem
äußerst schadhaften und bestimmt sehr bald einer Reparatur bedürftigen Zustandes desselben überzeugt ;
ja es befindet sich trotz aller Vorsicht mit angebrachten Stützhölzem und ohne Schuld der Bank in einer
mißlichen, ja geradezu gefahrlichen Lage. Die Bank, die nur ein diesem Institut und den Bewohnern
Wiens zur Ehre gereichendes Gebäude aufführen und damit die Stadt verschönern will, stellt nochmals
die Anfrage, ob das kleine Landhaus nicht doch verkäuflich wäre. Im bejahenden Falle würden sich
Vorteile für die Bank, die Stadt und die Stände ergeben. Für erstere, da sie sich bis an den Minoriten-
platz ausdehnen, daselbst eine Front an der Rückseite ihres Gebäudes und dadurch auch eine zweck-
mäßige Durchfahrt gewinnen könnte; die Stadt würde dadurch eine sieben Klafter breite, gerade und
schöne Straße von der Herrengasse bis an den Minoritenplatz bekommen, die Stände aber würden die
Unkosten einer sehr baldigen Reparatur ersparen und für ihr großes Landhaus, von dem aus man
nur in enge Winkel und Höfe sieht, die. Aussicht in eine der schönsten Straßen Wiens gewinnen; sie
könnten dann das unausgebaute große Landhaus in gleicher Flucht bis in die Herrengasse fortbauen
und ein großes, schönes Viereck herstellen, ohne die Baukosten aus eigenen Mitteln herstellen zu
müssen, denn die Bank biete 70.000 Gulden für das kleine Landhaus." •)
Dieses Schreiben mit dem Angebot der Nationalbank kam in der Plenarsitzung der Stände am
25. April zur Verhandlung. „So erwünscht es nun wäre", sagt das Protokoll derselben, „daß mit diesem
Gelde und mit Zuhilfenahme einer weiteren Barschaft der Stände das ganze Landhaus durch einen
Zubau vergrößert würde, da der Raum für die Registratur und die Buchhaltung mangle, das Ein-
nehmeramt schlecht untergebracht und finster sei, ferner ein jeweiliger Landmarschall keine Wohnung
im Landhause habe, was doch in anderen Ländern der Fall wäre, endlich auch, daß die Verordneten
») Kitzinger a. a. O. S. 68.
*) Des Bauschreibers Ignaz Kitzinger Bericht über den in Gegenwart des Heinrich R. von Geymüller, Steiner und
Puthon, sowie des Unterkammeram tsbaumeisters Koch und der interessierten Nachbarparteien am 30. Oktober 1819 vor-
genommenen Augenschein. (N.-ö. Landesarchiv Fase. 19, Z. 5545.)
'} Dieser Kommission wohnte von den Ständen auch Josef Freiherr von Mayenberg bei. (Präsidialerinnerung hierüber
vom 17. Dezember 1819. A. a. O.)
*) Sitzung am 31. Dezember 18 19, in welcher der Abt Benno zu den Schotten referierte. (A. a. O.)
*) Sitzung am 28. Jänner 1820, in welcher Abt Altmann von Göttweig referierte. Es wurde beschlossen, „daß, weil
der Landmarschall Graf Dietrichstein zugleich Bankgouverneur ist, Graf Max Cavriani die legale Urkunde mit dem Direktor-
stellvertreter der Bank, Heinrich R. von Geymüller, ausfertige*. (A. a. O.)
•) N.-ö. Landesarchiv Fase. 19 Z. 371.
XXXVIII. Band. 9
QQ Das niederösterreichiscbe Landhaus in Wien
keine ordentlichen Bureaus hätten, so habe doch der verstärkte Ausschuß am 22. April beschlossen,
die Ablehnung des Antrages aus verschiedenen Gründen zu empfehlen." Der Antrag der Bank
wurde auch mit Ausnahme dreier Stimmen abgelehnt.*)
Am 28. April wurde dann der Vergleich betreffs der Scheidemauer zwischen dem kleinen
Landhause und dem von der Bank erkauften Auersperg'schen Hause getroffen.^
Das kleine Landhaus blieb dann noch im Besitze der Stände bis zum Jahre 1842. Schon bei
den Vorverhandlungen über den Neubau des Landhauses (1827) wurde der Verkauf des kleinen Land-
hauses in Aussicht genommen, aber erst durch das Hofdekret vom 3. Juli 1841 wurde die Veräußerung
desselben definitiv bewilligt, ^ und zwar in der Eigenschaft eines Rustikalbesitzes auf dem Wege
der Versteigerung an den Meistbietenden (19. November 1841).*) Bald nachdem diese Frage entschieden
war, wurde in dem Hofdekrete vom 19. Jänner 1842 der Wunsch der Regierung ausgesprochen, es
möchte das kleine Landhaus für die öffentliche Börse, deren zweckmäßige Unterbringung der Finanz-
verwaltung ganz besonders zur Pflicht gemacht worden war, erworben werden, daher der Hofkammer-
Präsident an die Verordneten das Ansinnen um käufliche Überlassung des kleinen Landhauses außer
dem Lizitationswege richtete. Nach formellen Anträgen an die Hofkanzlei und deren Beantragungen
erstattete das Verordnetenkollegium an den verstärkten Ausschuß das Gutachten, ob es zulässig und
rätlich sei, das kleine Landhaus aus freier Hand zu verkaufen. Auf Grund der Äußerung des verstärkten
Ausschusses beschlossen die Stände am 7. März 1842, von dem Gesichtspunkte ausgehend, daß es
ihnen darum zu tun sei, einerseits bei dem zu bestimmenden Verkaufspreise die Finanzverwaltung nicht
zu überhalten, anderseits der ständischen Domestikalkasse auch nichts zu vergeben und deshalb sich
einer Verantwortung auszusetzen, dem Ärar das kleine Landhaus für den Bau einer öffentlichen Börse
um die runde Summe von 100.000 Gulden außer dem Lizitationswege zu überlassen.*) Mit Hof-
dekret vom 19. Mai d. J. wurde dieser Antrag für nicht annehmbar befunden und die Versteigerung
des kleinen Landhauses genehmigt. ®) Am 2. Dezember 1842 kaufte Ludwig Hubert Graf von Harnon-
court-Hatzfeld, k. k. Kämmerer, dasselbe bei der Versteigerung im n.-ö. ständischen Ratssaale um
80.500 Gulden. Nach dem Gutachten des Verordnetenkollegiums vom 16. Jänner 1843 und dem Kon-
trakte mit dem Grafen Harnoncourt - Hatzfeld vom 1. Februar wurde dieser Kauf von den Ständen in
ihrer Versammlung am 27. April und 21. September genehmigt.')
*) Den Plan hielten für nicht verwerflich : Die Grafen Frieß und Harrach. Baron Puthon enthielt sich als Bankdirektor
der Abstimmung. (N.-ö. Landesarchiv Fase. 19, Z. 2005.)
•) N.-ö. Landesarchiv Kasten A, Kart. 17, Nr. 16.
«) N.-ö. Landesarchiv Fase. 19, Nr. 1798, 4018, 3013.
*) N.-ö. Landesarchiv Fase. 19, Nr. 3278 und 5097.
*) Die Stände wollten gar 600 Gulden per Quadratklafter verlangen, was bei 192 Quadratklafter, dem Ausmaße des
kleinen Landhau-^es, 1,145.200 Gulden würde betragen haben. (N.-ö. Landesaichiv Fase. 19, Nr. 731, 1066, 2027, 4207.
Ständeprotokoll Nr. 128.)
•; N.-ö. Landesarchiv Fase. 19, Nr. 2027, 4207. Ständeprotokoll Nr. 130.
') N-ö. Landesarchiv, Kasten A, Karton 18, Nr. 8. Fase. 19, Nr. 5673.
von Dr. Anton Mayer. 67
Kanzleien und Wohnungen.
Uie ständischen Kanzleien waren alle im großen Landhause untergebracht ; nur die Liquidatur
des Einnehmeramtes erhielt, wie erwähnt, im Jahre 1800 ein kleines ebenerdiges Gebäude zwischen
dem großen und dem kleinen Landhause und in demselben einige Zimmer zu ihrem Amtsgebrauche.
Die erste unter den Kanzleien nach Zeit und Rang war „die alte Landkanzlei", auch bloß „Kanzlei"
genannt. Sie faßte im engsten Sinne des Wortes die Verordnetenkanzlei und die Kanzlei des Syn-
dikus oder des „Ersten Verordneten Ratssekretärs" in sich. Nächst dem Syndikus kam der Sekretär
für die gemeinsamen ständischen Angelegenheiten, der Ständesekretär mit seiner Kanzlei und an
diese reihten sich die Kanzleien der drei Sekretäre für den Prälaten-, Herren- und Ritterstand, da
jeder dieser drei oberen politischen Stände seinen eigenen Sekretär hatte. Nun folgten die ver-
schiedenen Amtszweige mit ihren Kanzleien : das Raitamt oder die Kanzlei des RaitkoUegiums, die
Buchhaltung, zu der auch das Gültbuch oder der ständische Kataster gehörte, das Einnehmeramt
mit der Liquidatur, die eine Zeit lang auch mit der Buchhaltung verbunden war, das Einreichungs-
protokoll, das Expedit und die Registratur, das Archiv, endlich das Landmarschairsche Gericht mit
der Landtafel. Seit langem hatte auch das k. k. n. -ö. Landrecht seinen Sitz im Landhause,*) vor-
übergehend auch das Zapfenmaßamt. Als Kaiser Josef II. im Jahre 1782 das ständische Verordneten-
kollegium mit der n.-ö. Landesregierung unter dem Vorsitze des Landmarschalls Anton Grafen von
Pergen zu Einem Amtskörper vereinigte, wurden mehrere Kanzleien für das Personale der Regierung
eingerichtet,*) die aber wieder geräumt wurden, als am 8. Mai 1790 Kaiser Leopold II. den Ständen
die alte Verfassung zurückgegeben hatte.'*) Dagegen erhielt die am 20. September d. J. reaktivierte
Erbsteuer- Hofkommission unter dem Vorsitze des Landmarschalls und Beiziehung der Verordneten
zeitweilig eine eigene Amtslokalität im Landhause.*)
*) 1781 hatte Kaiser Josef resolviert, dafi bei der Regulierung der österreichischen Justiz die n.-ö. Hof- und Land-
rechte im Landhause zu verbleiben haben. Zu ihrem erweiterten Wirkungskreise bedurften sie aber über die ihnen derzeit
eingeräumten Ratszimmer, wovon der „Oberste Landrichter Wenzel Graf von Sinzendorf den Landmarschall Anton Grafen von
Pergen in Kenntnis setzte. Dieser sehrieb am 22. Oktober 1781 dem obersten Landrichter, daß ihm wohl bekannt sein wird,
wie die Stände im Landhause für sich nicht einmal Platz genug hätten, daher nichts anderes übrig bliebe,
als da8 ein k. k. Landrecht sich inzwischen des Herrenstandssaales insolange bedienen möge, als die benötigten zwei oder
drei Zimmer von der Wohnung des jeweiligen Herrenstandsverordneten — dermalen vom Grafen von Montecuccoli an die
verwitwete Gräfin von Sinzendorf vermietet und erst für Georgi 1783 frei — genommen werden kann. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3.
22. Oktober 1781.)
*) Zur Abhaltung der Sitzungen wurde die Ritterstube bestimmt. Am 4. April 1784 trat diese Vereinigung des
Verordnetenkollegiume mit der Regierung in Wirksamkeit. (N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. p. 1, 103 und 371.
Fitzinger a. a. O. S. 57 ff.)
•) Das Verordneten kollegium war in seiner alten Form wieder hergestellt worden. Vom 14. Juni 1790 ab wurden
die von der Regierung für ihr Personale im großen und kleinen Landhause geräumt, das nun wieder ausschließlich den Ständen
zur Verfügung stand, da zur selben Zeit auch das k. k. n.-ö. Landrecht in ein anderes Gebäude verlegt wurde. (N.-ö. Landes-
aichiv Cod. provinc. contin. p. 16,20, 96, 452. Fitzinger a. a. O. S. 59.)
*) Die Erbsteuer wurde wie bei ihrer ursprünglichen Einführung 1759 wieder in die Verwaltung einer eigenen Hof-
kommission gegeben. (N.-ö. Landesarchiv Cod. prov. contin. p. 177. Fitzinger a. a. 0. S. 60.)
9*
68 I^&s niederösterreichische Landhaus in Wien
Man darf aber nicht meinen, daß diese Amter räumlich immer gut untergebracht waren ; viel-
mehr erhoben die Vorstände dieses oder jenes Amtes, wie die Akten dartun, von Zeit zu Zeit
Beschwerden und Vorstellungen über Raummangel oder sonstige Übelstände. Da überdies den Ver-
ordneten und höheren Beamten durch Ständeschlüsse Naturalwohnungen zukamen, welche auch von
der Regierung anerkannt waren, sah man sich wiederholt veranlaßt, lokale Verschiebungen der Kanzleien
und Wohnungen im großen Landhause vorzunehmen oder durch Umbau der dazugehörigen Neben-
häuser für solche zu sorgen und die Übelstände zu beseitigen.
Da die Akten über die Wohnungen im Landhause zum Teil fehlen, nicht selten auch, wenn
sie vorhanden sind, lückenhaft oder undeutlich sich erweisen, ist es schwer, sich über die Wohnungs-
verhältnisse ganz genau zu orientieren. Als sicher ist im allgemeinen nur anzunehmen, daß die Ritter-
standswohnung ursprünglich im linken Trakte, im Quertrakte selbstverständlich aber keine Wohnung
sich befand, dagegen im rechten Trakte und in den mehr erwähnten Nebenhäusern wieder Natural-
wohnungen gelegen waren.
Die ersten, die als wohnend im Landhause angeführt werden, sind ein Wirt, die Diener des
Landmarschalls und andere Diener (z. B. Torwart, Ofenheizer) ; für auswärtige Landherren und deren
Gefolge waren einige Absteigequartiere bereit. Den Schlüssel zu diesen und den Versammlungsstuben,
in welchen bekanntlich auch Hochzeiten von Ständemitgliedem und andere Festlichkeiten stattfinden
konnten, verwahrte der Landmarschall und niemand, der nicht Ständemitglied war, durfte nach dem
Beschlüsse der Stände im Landhause aufgenommen werden^) oder sich daselbst aufhalten. In den
ersten Jahrzehnten wurde strenge darüber gewacht und noch unterm 17. Dezember 1566 erfloß aus
Anlaß einer Beschwerde beim Kaiser, daß ausländische Personen, und zwar über Verwendung vom
kaiserlichen Hofe aus, in das Landhaus eingeführt wurden und daselbst Quartiere erhielten, die kaiser-
liche Resolution, daß dieser Vorgang, der sich ohne Wissen und Willen des Kaisers ereignet hätte,
nicht mehr sich erneuern und künftig fremden Personen es nicht mehr gestattet sein dürfe, im Land-
hause oder in ständischen Freihäusem aufgenommen zu werden. *)
Die erste Nachricht von der Naturalwohnung eines Beamten im Landhause ist aus dem
Jahre 1545, in welchem die Stände unter dem Landmarschall Christoph Freiherm von Eytzing
beschlossen, ihrem Sekretär Leopold Schweibemair eine Wohnung im Landhause zu geben, und zwar
neben der Verordnetenratsstube, ober des Ofenheizers Zimmer, also im linken Trakte. *) Ein schon
weiter ausgreifender Ständebeschluß unter dem Landmai'schall Wilhelm Freiherm von Rogendorf ist
vom 31. Mai 1566, nach welchem nur die Verordneten, die Sekretäre, der Einnehmer und „Offiziere**
(Beamte) der Stände im Landhause wohnen durften, fremden Personen aber das Wohnen daselbst
strengstens untersagt war.*) Das gleiche ist im Ständebeschluß vom 1. März 1585*) und wiederholt in
den Verordneteninstruktionen aus den Jahren 1612 (§ 26), «) 1624, 1626 (§ 24), 1656 (§ 24),^ u. s. w.
ausgesprochen.
*) N.-ö. Landesarchiv A. 2. 1. — Cod. provinc. p. 3239. — Kitzinger a. a. O. S. 9.
*) N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc, p. 653. Kitzinger a. a. O. S. 13.
■) N.-ö. Landesarchiv A. 2. 1. 16. November 1545. — Cod. provinc. 2330, — Kitzinger a. a. S. 10.
^j N.-ö. Landesarchiv A. 2. 1. Verordneteninstruktion. Cod. provinc. p. 2331.
•) N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. p. 2331. Kitzinger a. a. O. S. 26.
•; „Niemand soll die Wohnung haben, als gemainer Lanndtschafft Offiziere, nahmlich die Herren Verordneten,
Secretärc, samt derselben Kanzeleyen und ihrem Thürhüter. Demnach sollen die Herren Verordneten hinfüro Niemand anderen
mehr im gemelt Landthaufi nehmen und was derzeit für Personen außer Vorwissen und Bewilligung gemeiner LandtschafFt ihre
Wohnungen im Landhause haben mögen die Herren Verordneten abschaffen.* (N.-ö. Landesarchiv Kasc. 19 Nr. 5137 ex 1437.)
*j i,Sollte es wegen deren Wohnungen . . . sein Verbleiben haben; da aber künftig das Landhaus erbaut
werden sollte, wird derentwegen ein und andere Reflexion gemacht werden.* (N.-ö. Landesarchiv Kasc. 19, Nr. 5137.)
von Dr. Anton Mayer. 69
Die Verordneten des Prälatenstandes wohnten bis ins 18. Jahrhundert nie im Landhause.
Der Schottenprälat, der Propst von St. Dorothe hatten ja ohnedies ihre Wohnung in den dem Landhause
nahen Stiften und die Prälaten und Pröpste der übrigen n.-ö. Klöster und- Stifte besaßen auch in
Wien große Höfe mit darin befindlichen Absteigequartieren. Erst am 8. Juli 1751 wird über Beschluß
der Stände auch den Verordneten des Prälatenstandes ein Naturalquartier im Landhause bewilligt.*)
Im Jahre 1636 geschieht zum ersten Male der Wohnung eines Herrenstandsverordneten
Erwähnung — es ist die Wohnung des Paul Jakob Herrn von Starhemberg. Vom 31. Mai d. J. liegt
ein Kommissionsbericht über notwendige Restaurierungen derselben an Türen, Fenstern, Öfen u. s. w.
vor, im Betrage von 460 Gulden, welche der Obereinnehmer über Befehl der Verordneten einstweilen
gegen die Remuneration (Besoldung?) Starhembergs erstrecken soll. 2) Sie befand sich, wie aus einem
Kommission'sberichte des Bauschreibers Ignaz Andreas Widmann vom 23. April 1723 hervorgeht, über
der Herrenstube im rechten Trakte des Landhauses.^)
Im Jahre 1790 wurde die Naturalwohnung des Herrenstandsverordneten in die bisherige
Wohnung des Syndikus, die sich in dem 1674 neu adaptierten, separat liegenden Liechtensteinischen
Stocke befand, verlegt, welcher von der Zeit an auch das „HeiTenstöckel" hieß.
Mit der Wohnung des Ritterstandsverordneten stand es aber nicht so einfach; ihrer wegen
gab es so manchen Konflikt auszufechten. Im selben Jahre 1636, in welchem wir von der Herren-
standswohnung Kenntnis erhalten haben, wird auch die Wohnung des Ritterstandsverordneten zum
ersten Mal erwähnt. Es müssen eben in diesem Jahre unter dem Landmarschall Sigmund Adam
Freiherrn von Traun bedeutende Reparaturen und Lokalveränderungen im Landhause stattgefunden
haben. Bei dieser Gelegenheit nun wurden in der neben der Verordnetenratsstube, und zwar gegen
die Hen*engasse zu befindlichen Wohnung des Ritterstandsverordneten die Registratur und die Buch-
haltung untergebracht. Wie lange schon demselben diese Wohnung zugewiesen war, ist nicht bekannt.
Trotz des am 12. August d. J. vom Ritterstande eingelegten Protestes*) erhielt aber der Verordnete
dieses Standes keine Wohnung, und erst nach sieben Jahren, am 17. Oktober 1643, sicherten die Stände
unter dem Landmarschall Georg Achaz Grafen und Herrn von Losenstein demselben für die Zukunft
eine Wohnung zu, *) die er aber noch lange nicht erhielt, wie daraus hervorgeht, daß der Ritterstand
am 16. Juni 1650 ersucht wurde, sich zu gedulden, mit der schriftlichen Versicherung, die am
3. September mit einem Beschlüsse erneuert wurde, sobald die nötigen Mittel vorhanden wären, das
Landhaus durch einen neuen Bau zu erweitern, damit eine passende Wohnung auch für den Verord-
neten dieses Standes gewonnen würde ; ®) inzwischen möge demselben ein Zimmerzins von jährlich
400 Gulden aus dem Einnehmeramt erfolgt werden. Dies Interim dauerte so lange, bis die Stände das
TrauttmansdorflTsche Haus auf dem Minoritenplatze, nachmals „kleines Landhaus", im Jahre 1715
gekauft hatten und daselbst den Verordneten des Ritterstandes eine Wohnung einräumen konnten. '^)
') N.-ö. Landesarchiv ( Prälaten standsarphiv) Fase. Z. Nr. 1 — 3.
*) Am 1. September d. J. wurde diese Herstellung mit 400 Gulden 24 Kreuzern bewilligt und Starhemberg bekam
dann am 9. d. M. von seiner Remuneration noch 169 Gulden 20 Kreuzer heraus. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 1. und
9. September 1636.)
') Damals wurde die Herrenstandswohnung zugleich mit der Herrenstube „in decorem der Stände" restauriert u. zw.
mit einem Kostenaufwande von 724 Gulden 26 Kreuzern. (N.-ö. Lanüesarchiv B. 8. 3. 1. September 1724. — Cod. provinc. cart.
p. 368. - Kitzinger a. a. O. S. 42.)
*) N.-ö- Landesarchiv A. 2. 29. Cod. provinc. p. 2334. — Kitzinger a. a. O. S. 28.
*) N.-ö. Landesarchiv A 2. 29. Cod. provinc. p. 871. — Kitzinger a. a. 0. S. 29,
•) N.-ö. Landesarchiv A. 2. 29. Cod. provinc. p. 2335. — Kitzinger a. a. O. S. 29.
^) Wenngleich in dem Hofkanzlei dekret vom 7. Mai 1764, in welchem Maria Theresia die neue ständische Ordnung
bestätigte, sowie in der von der Ständeversammlung am 16. Mai 1764 beschlossenen Verordneteninstruktion weder von einer
Naturalwohnung der Verordneten noch von einem Quartiergelde derselben Erwähnung geschieht, so anerkennt doch das über
70 I^as niederösterreichische Landhaus in Wien
Am 17. Oktober 1643 war auch dem Syndikus eine Wohnung im Landhause zugesichert worden, *)
ebenso am 9. Juni 1674, Bald darauf, am 13. September d. J., beschlossen die Stände, die Wohnung
für den Syndikus in den fertig gewordenen Umbau des alten Stockes zu verlegen. Da der damalige
Syndikus Johann Georg Hartmann auf eine Natural wohnung Verzicht leistete, protestierte der Ritter-
stand dagegen,*) und der Verzicht wurde auch nicht angenommen.
Der Umbau des „alten Stockes" scheint aber nicht mit besonderer Umsicht und Sorgfalt
geschehen zu sein, denn am 18. Februar 1712 berichtete der Bauschreiber Ignaz Andreas Widmann mit
Zustimmung der Verordneten über den schlechten Zustand und die üble Lage der Syndikatswohnung, ')
worauf am 11. Juni die Stände den schon bekannten Beschluß faßten, den alten Stock mit der
Syndikuswohnung niederzureißen, damit „das bald hinter der Ritterstube abgesetzte Gebäu" gerade
bis in die Herrengasse geführt, das Landhaus in bessere Regularität gebracht und die beiden Haupt-
tore gerade auf einander gerichtet werden könnten. *) Von diesem Plane war man aber infolge des
Ankaufes des Trauttmansdorff sehen Hauses oder des „kleinen Landhauses" abgekommen. Der alte Stock
mit der Syndikuswohnung war in dem defekten Zustande, wie er geschildert wurde, erhalten geblieben.
Es zeigt dies der Bericht des Bauschreibers Widmann vom 29. November 1720 und die Anfrage der
Verordneten an die Stände vom 9. Dezember, als nämlich kurz vorher ein heftiger und außer-
ordentlicher Sturmwind an dem alten, baufälligen und abgefaulten Dachwerk über der Wohnung
des Syndikus großen Schaden angerichtet hatte. *) Merkwürdigerweise wollten die Stände von einer
gründlichen Reparatur auch jetzt nichts wissen und beschlossen vielmehr, dem Syndikus durch Ankauf
des nachbarlichen Hauses des Grafen Kinsky, das aber auch einer sehr namhaften Reparatur bedürftig
war, eine Wohnung für Georgi zu verschaffen. Nach dem Gutachten der Verordneten vom 6. Februar
1721 war aber der Ankauf dieses Kinsky'schen Hauses nicht zu Stande gekommen, und da der
Syndikus seine Wohnung von Georgi ab bereits vermietet hatte, *) blieb wohl nichts anderes übrig,
als auf Grund eines Gutachtens des Bauschreibers vom 11. Februar') am 15. d. M. zu beschließen,
einen speziellen Fall erlassene Hofdekret vom 30. Juni 1767 die Naturalwohnung. In dem Hofkanzleidekret vom 7. Februar 1791,
durch welches Kaiser Leopold II. die ständische Verfassung wieder einführte, werden auch den Verordneten für
ihre Bemühungen und Dienstleistungen je 3000 Gulden, dann den Verordneten des Herrenstandes
die Wohnung im Landhause und den zwei Verordneten des Ritterstandes die Wohnung im kleinen
Landhause dergestalt zugesichert, daß den Verordneten jeden Standes dieser Genuß durch drei Jahre
gebühren soll. (N.-ö. Landesarchiv Fase. 19, Nr. 5137 ex 1837.) Ursprünglich hatte jeder Verordnete 500 Gulden und schon
am 29. März 1571 wurde diese Besoldung auf 800 Gulden erhöht. (A. 2. 29. 29. März 1571.)
*) N.-ö. Landesarchiv A. 2. 29. Cod. provinc. p. 2334.
•) N.-ö. Landesarchiv A. 2, 29. — SessionsprotokoU VI p. 101; VII p. 3. — Cod. provinc. p. 766. — Fitzinger
a. a. O. S. 31.
*) .Thüren und Schlösser seien uralt, zerkloben und verdorben, die Thürstöcke sind ausgetretten, die Fufiböden
zusammengeflickt, ebenso die Fensterstöcke und das Blei in den Fenstertafeln, besonders in den Garten hinaus geschwunden.'
(N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 18. Februar 1712.)
*) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 11. Juni 1712. — Ständeprotokoll Nr. 9 (1706-1712) Fol. 279.
*) Die ständischen Handwerksleute: Mathias Winkler, Steinmetz, Christian Alexander Ödl, Maurer, und Johann
Richard Dietrich, Zimmermeister, hatten die Beschau vorgenommen und die Gefahr bekräftigt, doch wollen sie sich bemühen,
bis zum künftigen Frühjahr den Ruin abzuwenden, worüber sie die Entschließung der Stände abwarten. (N.-ö. Landesarchiv
B. 8. 13. 29. November und 9. Dezember 1720.)
^ N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 6. Februar 1721. Das Vermieten der Naturalwohnungen im Landhause kam sowohl
bei den Verordneten, als auch bei den ständischen Beamten nicht selten vor. Der Syndikus hatte seine Wohnung bereits an
den Hofkriegsrat Fleischmann vermietet.
^) Der Bauschreiber Ignaz Andreas Widmann berichtet u. a. über den Dachstuhl, derselbe sei ungemein hoch und
völlig abgefault, die Seiten- und Hauptmauern an vielen Stellen zerdrückt und auseinander geschoben ... es müßte daher
das Dach abgetragen, den Haupt- und Seitenmauern zugelegt werden, womit die Schwere des Daches entfiele, was sich um
so leichter tun lasse, als die Gewölbe und die unteren Fundamente auf solche Weise mit geringen Kosten — nicht viel über
4000 Gulden — in einen dauernden und guten Zustand versetzt werden könnten. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 11. Februar 1721.)
von Dr. Anton Mayer. 71
die alte Syndikatswohnung sobald als möglich „mit den erforderlichen Bauleuten" einer gründlichen
Reparatur, die bei 4000 Gulden kosten würde, ^) zu unterziehen und in brauchbaren Stand zu versetzen,
Im Jahre 1749 mußte neuerdings eine „Haupt-Reparatur" in den Zimmern des Syndikus vorgenommen
werden, da sie der abgefaulten und schadhaften „Tippelböden" wegen nicht ohne augenscheinliche
Lebensgefahr mehr betreten werden konnten.*)
Im Jahre 1782 wurde die Wohnung des Syndikus in den zweiten Stock des rechten Flügels
des großen Landhauses verlegt, wo sie bis zum Neubau desselben verblieb.^)
Ganz entgegen den alten Verordnungen, daß kein Fremder im Landhause wohnen oder daselbst
sich aufhalten dürfe, hatten die Protestanten, welche die Majorität unter den Ständen bildeten, doch aus
Eigennutz zur Deckung des eigenen Bedarfes an Drucksorten, nebenbei aber auch zu Zwecken der
Augsburg*schen Konfession, hier eine Buchdruckerei unter ihrem Schutz und Hausrecht eingerichtet
und in der Herrengasse sogar einen Laden für einen Buchhändler (Elias Freytag) mit protestantischen
Schriften aufgemacht.*) Während die Buchdruckerei bis zum Jahre 1618 bestand, konnte sich der
Buchhändler nur kurze Zeit behaupten, da er über energisches Einschreiten des Bischofs von Wien
auf Befehl des Herzogs Ernst schon am 22. März 1581 abgeschafft wurde. *)
Wahrscheinlich war der Buchhändlerladen schon früher gesperrt worden, da die Verordneten,
die ihn nun zur Vermietung an Krämer bestimmt hatten, am 21. März 1581 dem Krämer Lorenz
Arlett über seine Bitte und auf Empfehlung seines Herrn, des Grafen von Hardegg, einen Platz im
Landhause zum Vertriebe seiner Waaren, doch ohne Wohnung bewilligten, weil der frühere Krämer
Jakob Wisser „nunmehr von hinnen sich begeben". *) Am 9. August 1591 bat Hans Tatzer, Bürger
von Schwaz, der mit seiner Frau niederländische Leinwand, „Khrägen" und anderlei Waren verkaufte,
um einen Platz im Landhause. Nach dem Votum der Verordneten sollte er früher noch darüber mündlich
vernommen werden, doch ist weiter nicht ersichtlich, ob er ihn auch erhalten hat. ') Einige Jahre
darnach hatten schon katholische Krämer den Laden besessen. Am 1. Juli 1595 bat Magnus Käßmayer
aus Augsburg, der schon lange Zeit in Wien „mit Gott und Ehren" lebte und bisher im Kreuzgange
bei den Minoriten seine „kram fail bot", besseren Nutzens wegen nur um die Hälfte des Ladens neben
dem Barthlme Kastner, der ohnedies desselben nicht ganz bedurfte. Die Verordneten willigten gegen
„Reichung der Gebühr" ein, wenn anders beide sich vertragen. ®) Am selben Tage hatte auch Maria
German(in), Krämerin im Kreuzgang bei den Minoriten zum heiligen Kreuz, „im kaiserlichen Spital
genannt", wo sie sieben Jahre lang gewesen, um einen Platz im Landhause gebeten. Da die Minoriten
besonders im Kreuzgang bauten, konnten sie ihr ferner keinen Platz mehr geben, so gerne sie es
auch getan hätten. Diese Bittstellerin wurde abgewiesen und seit der Zeit ist von fremden Per-
sonen, die im Landhause sich aufhalten durften, nicht mehr die Rede. ^)
*) N-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 15. Februar 1721.
•) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 30. Juli 1749. - Cod. provinc. contin. p. 603. — Fitzinger a. a. O. S. 50.
•) N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. p. 93. — Fitzinger a. a. O. S. 60.
*) Dr. Anton Mayer, Wiens Buchdruckergeschichte von 1482 bis 1882, I. 174 f.
•) Wiedemann, Geschichte der Reformation und Gegenreformation.
•) Lorenz Arlett bor ef sich ausdrücklich auch darauf, daO ei Augsbu rg'schen Bekenntnisses sei und
dabei zeitlebens verharren wolle und auf eine Empfehlung seines andern Herrn, des Christoph von Puchheim, falls
er von seinem Schloß käme. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 21. März 1581.)
») N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 9. August 1591.
•; N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 1. Juli 1595.
•) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 1. Juli 1595.
72 I^AS niederösterreichische Landhaus in Wien
Servituten, Vergleiche und Reverse.
Die Bauanlage der Häuser war in früheren Jahrhunderten eine derartige, daß sie vielfach
Anlaß zu Rechtsstreitigkeiten gab. Verletzungen von Servitutsrechten, Nichtbeachtung von Reversen
und Vergleiche hierüber spielten dabei eine nicht unwichtige Rolle. Abgesehen nun davon, daß es
Eigentümer an einzelnen Teilen ein und desselben Hauses gab, gerade so, wie sich auch zwei oder
drei Familien gleichzeitig als Besitzer ein und derselben Burg nannten, tatsächlich aber doch nur
Besitzer eines Teiles derselben waren, waren die Häuser in den Städten noch derart in einander gebaut,
besser gesagt in einander geschachtelt, daß schon eine neue Mauer, das Spannen eines Bogens oder
einer Mauerbank auf das gegenüberliegende Haus, das Ausbrechen von Fenstern und Türen die
Anlage von Dachtraufen, „heimlichen Orten** u. dgl. m. die Nachbarhäuser oder deren Höfe an Licht
und Luft oder an Wasser beeinträchtigten und komplizierte Servitutsrechte, mehr minder klare Rechts-
instrumente in Form von Urkunden und Verträgen hervorriefen.
Auch die n.-ö. Stände sahen sich wegen des Landhauses mit den Besitzern der Nachbar-
häuser, den Herren von Rogendorf (Trautson), Fünfkirchen (Trauttmansdorfif) und Polheim (Kinsky)
vor so manche Rechtsfrage gestellt, waren mancherlei Verwicklungen ausgesetzt, die dann durch
Rechtsinstrumente ausgeglichen werden mußten.
Den ersten Streit, welchen die Stände durch einen Revers und die Zahlung von dreihundert
Gulden schlichteten, ergab sich, als sie von Hans von Fünfkirchen ein Stück seines Gartens für den
Bau am rechten Trakte des Landhauses kauften, wobei es sich um die Scheidemauer zwischen beiden
Objekten handelte. Mit diesem Nachbar waren die Stände überhaupt noch öfter in Verwicklungen
geraten, die mitunter in ziemlich schroffen Formen ausgetragen wurden. ^)
Als Hans Fünfkirchen von Steinabrunn im vordem Stock seines Hauses gegen die Herren-
gasse zu Fenster in den Landhausgarten hinaus ausbrechen ließ, fragten die Verordneten am 5. Juli
1567 an, sie möchten wissen, mit wessen Bewilligung und mit welchem Rechte er das tue.^ Dagegen
kamen sie wieder in die Lage, am 27. Juli 1569 ein abermaliges Ersuchschreiben an Fünfkirchen um
Bewilligung und „gutwilligen Vergleich** betreffs einer kleinen baulichen Anlage an der Mauer des
hinteren Stockes des Landhauses in den Fünfkirchen'schen Garten hinab zu richten. ^ Beide Male
kam ein befriedigender Vergleich zu Stande. Ernster hingegen wickelte sich der Prozeß in jenen Rechts-
fragen ab, welche in den Neunziger Jahren zwischen den Ständen und Hans Bernhard von Fünf-
kirchen wegen baulichen Veränderungen im nachbarlichen Besitze entstanden waren, wie er bereits
in dem am 13. November 1593 an die Verordneten gerichteten „vnvermeidlichen anbringen und bitten**,
des Hans Bernhard Fünfkirchen eingeleitet erscheint; schon damals ist eine gewisse Gereiztheit zwischen
*) N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc p. 986. — Fitzinger S. 9.
») N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 5. Juli 1567.
•) Es handelte sich um die Aufführung zweier gemauerter Röhren, „so man zu heimlichen Sitzen brauchen könnte*.
(N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3. 27. Juli 1569.)
von Dr. Anton Mayer. 73
den Zeilen zu lesen. ^) Es handelte sich um den Bau jenes kleinen stockhohen Quertraktes, den die
Stände vom Ende des rechten Flügels des Landhauses zwischen dem ständischen Garten und dem
Hause des Fünfkirchen bis an das PoUheim'sche (jetzt Kinsky'sche) Haus 1593 aufzuführen begannen,
wobei an zwei Mauern (an die Scheidemauer und eine Hauptmauer) des Fünfkirchener Hauses angebaut
wurde.*) Hans Bernhard von Fünfkirchen erbat sich infolgedessen mit oberwähntem Schreiben von
den Ständen einen Revers, daß solches Vorgehen, falls er Ähnliches mit seinem Hause vorhaben
wolle, nicht präjudiziere. Da die Verordneten nicht antworteten, auch keinen Revers schickten, richtete
er am 13. Dezember 1594 ein Schreiben an den Landmarschall *) selbst, mit der Verständigung,
daß er für den Fall, als die Verordneten in den vorgeschlagenen Vermittlungsweg des Reverses ein-
willigen, kein weiteres Bedenken gegen den Bau hegen werde, im entgegengesetzten Falle würde
er ihnen aber durch einen „Gebotsbrief" auferlegen lassen, das Gebäude alsbald abzubrechen und,
„was sie an seinen Mauern gebrochen" hätten, ausbessern zu lassen. Nachdem er wiederholt um einen
solchen „Gebotsbrief" angesucht hatte, kam am 27. Oktober 1595 zwischen beiden streitigen Teilen
ein Vergleich dahin zu stände, daß weder dieser Quertrakt abgebrochen werden müsse, noch ihm
und seinen Erben „an ihrer Gerechtigkeit Licht und Luft, falls sie hier an ihrer eigenen Mauer auf-
bauen wollten, ein Hindernis dadurch erwachsen sollte!"*)
Schärfer aber gerieten beide Parteien drei Jahre darnach aneinander, als Hans Bernhard von
Fünfkirchen nun auf seinem eigenen Gartengrunde einen Erweiterungsbau seines Hauses, und zwar
gegenüber der Ritterstube aufzuführen begann. Die Verordneten erstatteten sofort, am 20. August 1598,
an den Landmarschall Sigmund Freiherm von Lamberg die „unvermeidliche Anzeige und das billige
Begehren" um sofortige Einstellung des begonnenen Baues und verlangten tagsdarauf von Fünf-
kirchen, der eben von Wien abwesend war und in Böhmen sich aufhielt, einen Bericht. *) Statt eines
solchen liegt uns ein „gerichtliohs anzeig vnd ganz billichs bitten" desselben gegen die Verordneten
ddto. 28. August 1598 vor, in welchem er sich gegen den materiellen Schaden, der ihm durch die
tatsächlich erfolgte Einstellung des Baues erwuchs, verwahrt und zugleich in Aussicht stellt, daß er ihn
gerichtlich anmelden werde ; auch im übrigen ist diese Klagschrift energisch verfaßt. •) Am 3. September
hatte Fünfkirchen doch einen Bericht an die Verordneten vorgelegt, infolgedessen der Landmarschall das
Verbot des Weiterbauens stillschweigend aufhob, wie aus einem Schreiben Fünf kirchens an den Land-
marschall ddto. 22. September d. J. hervorgeht, in welchem er sich dafür bedankt und letzteren nur
bat, er möge durch den „fürbieter" oder seinen Diener einem der Meister anzeigen lassen, „daß die
Arbeiter ohne Hinderung wieder in der Arbeit fortfahren dürfen" ; wolle der Landmarschall selbst den
^) In diesem Gesuche erwähnt Fünfkirchen auch, dafi vor einiger Zeit mit seinem Wissen ein Backofen an das Land-
haus in seinen Garten hinaus gebaut worden sei — man brauchte selben wahrscheinlich für die verschiedenen Feste im Land-
hause — und die Verordneten damals ausdrücklich erklärten, ,dafi solches in keine Gerechtigkeit gezogen werden solle,
sondern dafi auf sein Begehren hin der Ofen jederzeit abgebrochen werde**. In dorso des Gesuches steht nun: ,Nota Pachofen
ist wider weggebrochen worden". (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 13. November 1593.)
*) Es wurden Träme eingelassen, Mauerbänke darauf gelegt und wegen des Daches beide Mauern erhöht.
*) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 3. Dezember 1504.
*) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 27. Oktober 1595.
■) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 20. August 1598.
*) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 28. August 1598. Die Verordneten, heifit es darin u. a., schreiben doch selbst, dafi er
in seinem Hause baue und nicht im Landhause, sein Bau verstoße auch nicht wider altes Herkommen, und in allen Städten
könne jeder hoch und nieder bauen, nach Gelegenheit seiner Grundfeste und seines Vermögens, wie er will. ^Also will ich
nicht, dafi ihnen — den Ständen — die Luft oder der Prospeket an die Schottenuhr gewehrt werde, weil sie defiwegen keine
Specialfreiheit haben* ihm und seinem Hause sei wohl schon ein größerer Prospekt und Luft genommen worden, als
ihnen geschieht Man möge bedenken: , Gassenbreit sei inzwischen, die Rathsstube, in der die Landrechte tagen, reiche gar nicht
an seinen Garten, noch an sein Haus, der Bau werde auch auf seinem alten Bau aufgeführt, ebenso auf alten Grundfesten".
ZZXTIII. B«ad. 10
74 ^SLS niederösterreichische Landhaus in Wien
Augenschein vornehmen, so würde er finden, daß der bisherige Vorgang eine reine Vexation sei
und daß „die Landschaft in verflossener Zeit viel näher an sein Haus gebaut habe, wie denn der
Revers, so ohne Zweifel sein Gewaltträger, Amand MüUauer, bei Händen hat, lauten muß und
Ordnung gibt". *) Die nächste Schrift, die in dieser für beide Teile gewiß schon unleidlichen Angelegenheit
erhalten ist, ist der Gegenbericht der Verordneten an den Landmarschall vom 22. Dezember 1598,*)
in welchem sie sich dagegen verwahren, als ob der Landmarschall ihm mit dem Bau fortzufahren
„tacite habe verwilligt haben können", was sie doch aus dessen Ratschlag gar nicht herauslesen
können. Übrigens hätte man die Rückkunft des Fünfkirchen aus Böhmen oder seinen Bericht früher
abwarten sollen ; sie verfangen daher neuerdings die gerichtliche Einstellung des Baues und Abschaffung
der Werkleute. „Ist doch Erfahrung und Gebrauchs wegen keiner befugt", sagen die Verordneten,
„ein Gebäude so anzustellen, daß dadurch seinem Nachbar oder Anreiner Licht, Luft und Aussicht
benommen werde, ja daß man in die Fenster der Ritterstube sehen und, was daselbst geredet,
auch vernehmen könnte, wo doch so geheime Sachen traktiert, konsultiert werden und das Land-
recht seine Sitzungen hält". Das Votum über diesen Bericht lautete: „Den Herren Verordneten
zurück, daß in dieser Sache eine Kommissionshandlung beider Teile zum Besten angeordnet werde".
Diese hat nun entweder nicht stattgefunden, oder sie hat, als sie doch stattgehabt, kein Resultat
erzielt, denn am 15. Juni, 1599 verlangten die Verordneten vom Landmarschall, es soll nochmals
an das Gericht „ein unvermeidliches, dienstiiches Ansinnen gerichtet werden, den Werkleuten des
Fünfkirchen zu befehlen, den unbefugten Bau bei einem „unablässig starken Pönfall und Strafe"
einzustellen,^ wogegen Fünfkirchen gegen die Verordneten neuerlich eine „vnvermeidtlich gewalts
clag vnd gehorsambs pitten" bei Gericht einbrachte, „dieses wolle den Herren Verordneten auf-
erlegen, daß sie sich mit ihm' solcher zuegefügten gewalt sambt expens, chost, zehrung vnd schaden
im gerichtsbrauchigem termin vergleichen". Was sonst die Fortsetzung seines Baues betrefife, „wolle
er sein notturft absonderlich zu handien wissen".*) Schon kurze Zeit darnach, am 6. Jänner 1599,
übergab dann Fünfkirchen den Verordneten eine Abschrift jenes Reverses, mit welchem sich die
Stände gelegentiich des Baues ihres Quertraktes von 1593 ihm und seinen Nachkommen gegen-
über verpflichtet hatten, selben jederzeit, sei es über kurz oder lang, auf Begehren abzubrechen,
falls die Fünfkirchen an der Stelle selbst bauen wollten, oder wenn jener Trakt ihnen „hinderlich
oder zuwider" wäre. Da er nun mit seinem eigenen Bau „im Werk sei und der ständische Quertrakt
ihm zu einer längeren Duldung nicht Gelegenheit gebe", so ersuchte er die Verordneten, denselben
ohne seinen Schaden baldigst zu entfernen. *) Darauf scheint, ohne daß weitere Akten hierüber vor-
liegen, jetzt doch ein Vergleich angebahnt worden zu sein, denn jener Quertrakt von 1593 blieb
bekanntiich stehen und wir erfahren auch femer nichts mehr von Irrungen zwischen beiden Teilen.
Im Jahre 1699 wurde der freie Durchgang durch das Gäßchen (Zwinger) zwischen dem Land-
hause und dem fürstlich Trautson*schen, ehemals Rogendorf sehen Hause, durch welches auch die
Leichen auf den Minoritenfreithof getragen wurden, aufgehoben und dieser beiderseits abgeschlossen.
Die vordere, engere Hälfte mit dem Eingange von der Herrengasse her wurde den Ständen zu-
*) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 22. September 1598.
•) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 22. Dezember 1598. Im Eingange zu diesem Berichte sagen die Verordneten: »Man
hatte sich gar nicht versehen, daß er wegen gar keiner vorhandenen Not und allein um seines Privatnutzens willen sich gegen
eine ganze Landschaft, der er doch auch als Mitglied angehört, mit dergleichen unzuläßlichem Bau widerwärtig
erzeigen und auch seinem unfügsamen Vorhaben also verharren sollte, da doch seine Eltern, so dies Haus besessen, dergleichen
„attents" nicht haben vermerken lassen, sondern die Landschaft in diesem und im andern Falle immer respektiert haben*.
») N.-^. Landesarchiv B. 8. 4. 15. Juni 1599.
*) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 20. August 1599.
») N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 6. September 1599.
von Dr. Anton Mayer. 75
gewiesen, die rückwärtige breitere Hälfte kam zu dem fürstlich Trau tson 'sehen Hause, aus welchem
auch der Zugang in jene führte. Beide Anteile waren durch einen Schupfen getrennt, welcher den
Ständen gehörte. *)
Noch sind einige Reverse auch bezüglich des Trautson*schen, ehedem Rogendorf sehen Hauses
vorhanden. So ließ z.B. 1731 Graf Hamilton, „Bestandnemer" einer Wohnung im ersten Stock dieses
Hauses, zu seiner größeren Bequemlichkeit alle Fenster gegen das Landhaus zu gänzlich vermachen.
Damit dies aber dem Eigentümer zu keinem Präjudiz gereiche und die Fenster jederzeit wieder eröffnet
werden können, wurden die Verordneten gebeten, dies zur Kenntnis zu nehmen und im Protokoll
dessen „ingedenckh" sein zu lassen. *) Ähnliches war der Fall mit Philipp Grafen von Künigl, der 1746
das Trautson'sche Haus bewohnte. ^ Auf Ansuchen des Landmarschalls Johann Wilhelm Fürsten von
Trautson, der zugleich Obersthofmeister war und als solcher in der Hofburg wohnen mußte, gestatteten
die Stände 1754, daß auf ihre Kosten von seinem Hause ein gemauerter Gang in das Landhaus her-
gestellt werde, damit er so ohne Umweg durch den Zwinger ins Landhaus kommen könnte. Würde
er aber die eine oder andere Amtswürde nicht mehr bekleiden, sollte dieser Eingang in das Land-
haus wieder vermauert werden.*) Im Jahre 1765 wurden zur Sicherung der königlich niederländisch-
italienischen Hofkanzlei im Trautson'schen Hause wieder mehrere Bögen in die Mauer des Landhauses
gespannt, wofür der Hof- und Staatskanzler Fürst Kaunitz -Rittberg als Präsident dieser Departements
mit Note vom 5. November unter Beischluß des „freundschaftlich abverlangten Reverses" den freund-
schaftlichen Dank ausspricht. *)
Am 7. März 1761 wurde auch ein Revers zwischen den Verordneten und dem Bevollmächtigten
der Graf Leopold Kinsky'schen Vormundschaft, Christoph Grafen von Cavriani, wegen der Fenster zu
ebener Erde gegen den Garten des Syndikus, die Josef Graf von Czober, Bestandinhaber des Kinsky'-
schen Freihauses, vergrößern lassen wollte, um mehr Licht für die Gewölbe zu bekommen, wogegen
die Verordneten Einsprache erhoben hatten, die gräflich Kinsky*sche Vormundschaft aber befugt zu
sein vermeinte.*) Ein ähnlicher Revers kam auch 1797 zu stände.'')
Eine große Unannehmlichkeit war aber den Ständen im Jahre 1606 auf dem Minoritenplatz
in der nächsten Nähe der Prälatenstube erwachsen, und zwar ihr gerade gegenüber, wo zunächst
des Klosterfreithofes und dem Tore der Kirche später das Haus (Wirtshaus) zum goldenen Fasan sich
befand, indem ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen der Hofschmied Francesco Benvenuti auf
dem den Minoriten gehörigen Grunde eine Schmiede zu errichten unternahm. Wollten sie dies nicht
zugeben, drohte ihnen einerseits ein Konflikt mit der Grundherrschaft, den Minoriten, anderseits mit
dem Obersthofmarschallamte, welchem Benvenuti als Hofschmied unterstand. Bürgermeister und Rat
der Stadt Wien hatten zwar schon früher an den Erzherzog Matthias eine Beschwerde gegen die
Niederlassung Benvenutis, der ein welscher und unbürgerlicher Meister, kein Bürger deutscher
^) Fitzinger a. a. 0. S. 33.
•) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 11. Juli 1731 und 12. Jänner 1732. - Verordnetenprotokoll 1732 Fol. 3. —
Fitzinger a. a. O. S. 45.
•) N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. p. 603. — Fitzinger a. a. O. S. 49.
*) Des Fürsten Revers ist vom 9. Jänner 1754. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 9. Jänner 1754. Cod. provinc. contin.
p. 604. Verordnetenprotokoll 1754 Fol. 101. Fitzinger a. a. O. S. 50.
•) Ein ähnlicher Kontrakt wurde bekanntlich schon unterm 6. April 1564 zwischen den Verordneten und Freiherm
von Rogendorf wegen der vier .Bögen im gemeinschaftlichen Zwinger geschlossen. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. 5. November 1765.)
•) Da sich aber ergab, daß die ausgebrochenen Fenster nebst den andern ohnedies im vorigen Stand verblieben,
hörte der Prozeß von selbst auf und wurde oberwähnter Revers ausgefertigt. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 4. Cod. provinc. contin.
p. 604. — Fitzinger S. 55.)
') N.-ö. Landesarchiv A. 17, 11.
10*
76 ^^ niederösterreichische Landhaus in Wien
Sitten, „dabei in huffschmidt handtwerchsgewohnheiten vnererfahren und ihnen, den bürgerlichen huf-
schmiedenmaistern vnd knechten, im handwerch nicht gemäß sei", gerichtet, infolge welcher, wie nicht
minder auch wegen der Relation der Regierungskommission über den vorgenommenen Augenschein
Erzherzog Matthias die Einstellung des Baues befahl. Benvenuti war aber ein zäher Italiener, der in
dieser Niederlassungsaffaire nicht so leicht nachgab. In einer am 21. August 1606 an die Verordneten
gerichteten Eingabe, die diese, weil die Stände nicht Grundherrschaft waren, jedoch abgewiesen
hatten, berief er sich darauf, daß ihm auf seine Bitte schon am 16. Juni d. J. ein Privilegium zur
Errichtung einer Schmiede deshalb erteilt worden sei, weil er vorher Hufschmied in den Hofstallungen
gewesen und nun zum Hofschmied ernannt worden sei; er wolle in seiner neuen Behausung nur
Pferde kurieren und Hufe beschlagen. Für eine am 5. Februar 1607 in der Bürgerstube stattgehabte
Kommission hatte er sogar eine Fürsprache des Herrn von Liechtenstein bei den Verordneten zu
erreichen gewußt. Benvenuti blieb Sieger und baute die Schmiede aus, ja behielt sie trotz aller Pro-
teste. Am 15. Juni 1613 wendeten sich die bürgerlichen Hufschmiede an die Rom. Kays. Mt. Räte und
Verordneten und baten um seine Abschaffung und die Abtragung der Schmiede, da er auch Arbeiten
übernehme, die er nicht gelernt habe. Schon etliche hundert Jahre, sagten sie, bestünde in Wien
der Brauch, daß nur zwölf Hufschmiede daselbst sich befinden dürfen; nun habe schon seinerzeit
(5, Februar 1607) im Landhaus eine Kommission getagt, welcher der Schottenabt Georg, der Herr
von Allentsteig, Herr von Gatterburg, der Stadtschreiber Dr. Matthias Kapeller, Hans Pauer des innem
Raths und Veit Rescher angehörten und die die Abtragung der Schmiede beschlossen hätte, wozu es
nur aber „wegen der Länder Ungelegenheit nicht gekommen sei". Auch diese Eingabe blieb erfolglos.
Am 1. März 1621, bald nach dem Brande im Landhause, beschwerten sich die Verordneten
im Namen der Stände beim Guardian der Minoriten, daß Benvenuti sogar eine Altanne an seinem
Hause angebracht habe, wodurch er der Prälatenstube zu nahe komme und alle geheimen Beratungen
der Prälaten hören könne, auch der Stube das Licht nehme. Der Guardian möge dies abstellen.^)
Und nun folgten Klagen auf Klagen, u. a. die des Bauschreibers Hans Dollicher vom 22. Juni 1629")
und vom 11. Dezember 1629.')
Da man aber mit allen dem zu keinem Ziele gelangte, auch der Landtag von 1631 die Ubel-
stände ganz besonders rügte, beschlossen die Verordneten, sich mit der Grundherrschaft d. i. mit
den Minoriten selbst in Verhandlungen einzulassen. Am 18. Oktober 1632 erhielt der Landschafts-
sekretär und Syndikus Simon Hoffherr von Hemstein, Rom. Kays. Mt. Rat, die Weisung, sich mit
ihnen zu unterreden, daß die Schmiede demoliert werde. Die gleiche Weisung gaben die Verordneten
dem Gundaker Freiherrn von Polheim und dem Sekretär Georg Haulhammer, Rom. Kays. Mt. Rat. Aber
auch diese Unterredungen scheinen vergeblich gewesen zu sein, da die Verordneten sich am 18. De-
zember 1636 an den Statthalter Heinrich Wilhelm Herrn von Starhemberg, der zugleich Hofmarschall
war, wendeten, daß die Schmiede endlich demoliert werde. Die Stände wollten nämlich dann einen
Gang zur Kirche machen lassen, „damit das eine oder andere Ständemitglied während des Landtages
noch vor der Berathung die Kirche besuchen könne".
Damals besaß die Schmiede nicht mehr Benvenuti, sondern ein gewisser PucejL Der Guardian
der Minoriten war zwar jetzt bereit, in die Demolierung der Schmiede gegen einen jährlichen Zins von
15 Gulden einzuwilligen, Puceji hingegen erklärte, die Schmiede gehöre nicht ihm, sondern seinen
1) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 11, 1. März 1621 und Archiv des Stiftes Schotten.
*) N.-ö. Landesarchiv B. 8. 11, 22. Juni 1629. Benvenuti hatte eine Kohlenhütte und einen Schlauch in die vorüber-
laufende Mörung errichtet ; wegen des Regen wassers und des zugefuhrten Mistes werde dem Landhause grofier Schaden zugefugt
') Wegen Unreinlichkeit an der Landhausmauer (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 11, 11. Dezember 1629).
L
von Dr. Anton Mayer. 77
Stiefkindern aus früherer Ehe. Jahrelang verharrten er und die Gerhaben unter verschiedenen Formen
der Weigerung mutwillig und strafmäßig, ^) bis es endlich doch, aber erst 1659, zur gerichtlichen
Exekution kam, bei welcher die Schmiede nicht von den Ständen, sondern von Peter Remelin, einem
Kaufmann, erstanden wurde. Dessen Tochter Magdalena, verheiratete Terz(in), begann mit Zustimmung
des Minoriten-Guardians Dominik Hueber (10. Juli 1680) und gegen Ausstellung eines Reverses an die
Stande (6. September 1680, abgeänderter Revers 17. März 1681) die einstige, nun baufällige Schmiede
abzutragen und an deren Stelle ein neues Haus zu bauen, ^ als dessen Besitzer im Grundbuche 1699
Johann Ehrenreich Freiherrn von Oppel auf Groß -Stättendorf, 1701 Friedrich von Lamprecht und
1745 Ehrenreich Reichel von Reicheisheim als Besitzer erscheinen. Am 24. Dezember 1748 entschied
die Regierung über Ansuchen der Katharina von Reicheisheim und Einschreiten der Stände, daß von
jetzt an die Begräbnisse der im nahen kaiserlichen Hofspitale Verstorbenen nicht mehr auf dem Hof-
spitals - Gottesacker hinter dem Landhause und dem Reicherschen Hause auf dem Minoritenplatze,
sondern auf dem Friedhofe von Monte -Serrato (Schwarzspanier- oder Mariazeller- Friedhof) vor dem
Schottentore begraben werden sollen.^ 1777 besaß das Haus Franz Bachmayer.*) Von 1680 bis in
den Anfang des 19. Jahrhunderts hieß das Haus „zum roten Gattern", von da an bis zu seiner
Demolierung „zum goldenen Fasan".
^) Puceji und die Gerhaben erschienen nie bei einer Tagsatsung (1637), und als schon die Schätzung stattgefunden
hatte, erklärten diese nochmals, den Dienst von 15 Gulden an die Minoriten sei man nicht schuldig, das Zinserträgnis des
Hauses sei 200 Gulden, daher das Haus ohne Nachteil der Pupillen nicht verkauft werden könne (1638). Nun bestimmte der
Hofmarschall andere Gerhaben (31. Jänner 1639), die aber auch keinen Bericht vorlegten und erst über verschärfte Verord-
nung des Hofmarschalls (19. März 1640) einen Bericht dahin erstatteten, dafi sie die Schätzung ebenso abweisen und entweder
das obige jährliche Zinserträgnis oder bare 5000 Gulden verlangen. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 11.)
*) Das neue Haus sollte auch zur Erhaltung besserer Nachbarschaft entfernter vom Landhause stehen und gegen
Feuersgefabr sicher gebaut sein.
•) N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. p. 387. — Kitzinger a. a. O. S. 49.
^) Derselbe suchte um die Bewilligung an, das an das Landhaus angrenzende Erdgeschofi entgegen dem Reverse
erhöhen zu dürfen, wurde aber am 7. März 1777 abgewiesen. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 11.)
78 ^^ niederösterreichische Landhaus in Wien
Beleuchtungen.
Wie bei der Schilderung des großen Saales darauf hingewiesen wurde, welche Festlich-
keiten darin stattgefunden haben, dürfte es am Schlüsse der Geschichte des alten Landhauses in
gleicher Weise passend erscheinen, in Kürze darzustellen, wie dasselbe, gleich anderen Freihäusern
und öffentlichen Gebäuden der Stadt, bei freudigen Anlässen am Kaiserhofe auch von außen geschmückt
und abends nach allgemeiner Sitte festlich beleuchtet wurde.
Ob schon im XVII. Jahrhundert derartige Beleuchtungen des Landhauses veranstaltet wurden,
ist nicht sichergestellt, wenigstens haben wir darüber keine Belege. Die erste nachweisbare Beleuchtung
fand am 13. April 1716 statt. Zur Feier der Geburt des Kronprinzen Erzherzogs Leopold und Prinzen
von Asturien ließen die Stände eine Triumphpforte („Lustgebäu") vor dem Landhause errichten,
wobei dieses unter dem Schalle von Trompeten und Pauken drei Nächte hindurch mit Fackeln
beleuchtet wurde. ^) Diese Beleuchtung scheint aber nicht besonders entsprechend gewesen und für
die Stände zum Lob ausgefallen zu sein, wie aus einem Schreiben eines gewissen Nikolaus Purz an
Franz Ferdinand Grafen von Sprinzenstein, Präsidenten der oberösterreichischen Stände, hervorgeht. *)
Schon im Mai des nächsten Jahres kam wieder eine Gelegenheit für die Stände, da§ Landhaus
festlich zu dekorieren und zu beleuchten. In Erwartung der Geburt eines Erzherzogs ließen sie durch
Giuseppe Gallo Bibiena eine Triumphpforte vor dem Landhause errichten, deren Kosten sich auf
1200 Gulden belaufen haben sollen. Bekanntlich kam aber am 13. Mai kein Prinz zur Welt, sondern
eine Erzherzogin, die nachmalige Kaiserin Maria Theresia. *)
*) N.-ö. Landesarchiv, Cod. provinc. p. 675. — Kitzinger a. a. O. S. 46.
*) yDie freudensbezeigung alihier (Wien) wäre vnbeschreiblich", heißt es in diesem Schreiben, ,vnd haben Ihr Kays.
Maj. Selbsten ein gutes gefallen gezeigt, da selbe all incognitp bey der nacht herutnbgefahren vnd die Beleuchtung angesehen.
Die all hiesigen Herren Stände hingegen haben sich mit ihrer Illumination nicht sonderlich dislinguieret vnd wann Ihr May. den
Herrn Landmarschalien nicht Selbsten gefragt, wie sie das Landhaus beleuchten würden, glaube nicht, daß sie Ein Windlicht aus-
gesteckt hätten, massen ohnedem den Ersten tag vor dem Landhaus nur die bloßen Hölzer, worauf die Architectur hätte komben
sollen, mit etlichen brennenden Lichtern, den andern tag etwas von denen gemahlten tafeln, den dritten tag aber ein alt messingener
leuchter an einem Brunnseil hangend neben etwelchen in Eill gemachten Reimschriften zu sehen war. Man hat beobachtet, daß
nachdem Ihro May. den Grafen von Harrach wegen sothaner Illumination des Landhauses gefragt und dieser geantwortet, daß die
Stände nur Windüchter ausstecken wollten, Ihro Kays. May. darüber erröthet vnd vnter sich gesehen haben, welches bey
Vnserm Allergnädigsten Herrn gemeiniglich für ein Zeichen eines Mißvergnügens gehalten wird, doch sagte man, daß sie von
morgen angefangen noch drei tag mit der Illumination continuieren wollten''. (Original im gräflich Sprinzenstein'schen Familien-
archive auf Schloß Sprinzenstein in Oberösterreich. Ich verdanke die Mitteilung dieses auch sonst noch interessanten Schreibens
dem Herrn Ernst Grafen von Sprinzenstein, k. u. k. Oberst a. D.)
') Am 2. Juni 1717 reversierte Bibiena hierüber. Nach der Eroberung Belgrads durch den Prinzen Eugen hatte K. Karl VI.
den Kapuzinern auch einen kleinen Platz zum Bau eines „Klösterle" daselbst angewiesen. Sie konnten aber aus Mangel an
katholischen Wohltätern kaum den nötigen Lebensunterhalt sich verschaffen, noch viel weniger Gaben für Kirche und Altar
erhalten. Sie baten daher die Stände um gnädige Erfolglassung des oberwähnten Ehrengerüstes, um es bei der Ausschmückung
ihrer kleinen Kirche verwenden zu können. Der Bauschreiber erhielt nun den Auftrag, dasselbe gegen Quittung dem Guardian
der Wiener Kapuziner zur weiteren Disposition auszufolgen. (N.-ö. Landesarchiv B. 8. 3, 2. Juni 1717 und 29. November 1718.)
von Dr. Anton Mayer. 79
Am 13. März 1741 wurde zur Feier der Geburt des Erzherzogs Josef, nachmaligen K. Josef IL,
das Landhaus prachtvoll beleuchtet. Die Triumphpforte oder das Ehrengerüst war nach den Plänen
des Königlichen Theatermeisters Altomonte hergestellt und zwei Musikchöre spielten bis in die Nacht
hinein und verkündeten unter dem Schalle der Trompeten die Festesfeier. *) Dieses Ehrengerüst fand
am 23. und 24. April d. J. eine nochmalige Verwendung zur Feier des glücklich überstandenen Wochen-
bettes der Kaiserin Maria Theresia. *) Eine gleich prunkvolle Beleuchtung veranstalteten die Stände unter
dem Landmarschallamtsverwalter Franz Jakob Grafen von Brandis gelegentlich der am 1. Februar 1745
erfolgten Geburt des Erzherzogs Karl (gest. am 17. Jänner 1761). Das Ehrengerüst wurde diesmal
nach der Zeichnung des ersten kaiserlichen Theater -Architekten Giuseppe Gallo Bibiena gebaut.^
Noch im Jahre 1745, am 23. Oktober, fand eine ebenso prachtvolle Beleuchtung des Land-
hauses statt. Tags zuvor war der am 4. Oktober zu Frankfurt zum römischen Kaiser gekrönte Groß-
herzog von Toskana Franz von Lothringen in die Hofburg zurückgekehrt. Die Stände hatten unter
dem Landmarschall Ferdinand Grafen Harrach beschlossen, zur Feier der Rückkunft wieder nach
Bibiena's Plan eine mehr als 13 Klafter hohe und 25 Klafter lange Triumphpforte zu errichten.*)
Am 14. Oktober 1789 wurde das Landhaus aus Anlaß der Eroberung Belgrads festlich beleuchtet. *)
Am 20. November des folgenden Jahres war K. Leopold II. von der am 9. Oktober zu Frankfurt am
Main vollzogenen Kaiserkrönung und der am 15. November zu Preßburg stattgehabten Krönung zum
König von Ungarn nach Wien zurückgekehrt. Tags darauf fand eine ganz einfache Beleuchtung des
Landhauses statt, da die Stände beschlossen hatten, diesmal die Kosten einer Triumphpforte, wie
sie sonst üblich waren, einem wohltätigen Zwecke zuzuführen. •) Ebenso einfach gestaltete, sich die
*) N.-ö. Landesarchiv Cod. provlnc. contin. p. 466. — Fitzinger a. a. O. S. 47.
') Die Kosten der Herstellung des Ehrengerüstes betrugen mit Einschluß der Beleuchtungskosten 4160 Gulden. (N.-O.
Landesarcbiv Cod. provinc. contin. p. 467 f. — Fitzinger a. a. O. S. 47.)
") Dieses bei 12 Klafter hohe und bei 33 Klafter breite Ehrengerüst, das mit über 7000 Lampen, Licht- Vasen,
großen KristalUeuchtem und feinen Wachskerzen beleuchtet wurde, mu0 von großer Wirkung gewesen sein. Die Angabe und
Verfassung der Sinnbilder, Statuen und Inschriften war von dem Weltpriester und gekrönten Poeten Hermann Franz Prankl.
Die Kosten betrugen 4500 Gulden. (N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. p. 471. — Fitzinger a. a. O. S. 48.) — In
der n.-ö. Landesbibliothek befindet sich die gedruckte Beschreibung u. d. T. : Ehren -Gebäude, | Welches | Die Hoch-
löbliche Nieder -österreichische | Herren | Land -Stände, | Wegen | Höchst- erfreulicher Geburt des Durchlauchtigsten | Ertz-
Herzogens | Caroli, | So geschehen den 1. Februarii 1745 | Bey glücklicher Hervorgehung Ihrer Königlichen { Majestät, unserer
Allergnädigsten | Landes -Fürstin | Mariae Theresiae, i Den 14. Martii | Zur Bezeugung unterthänigster Devotion vor dem Land-
Hauß I in der Herren - Gassen auf das prächtigste auTgericht, und mit ungemeinen i Glanz illuminirter vorgestellet haben. |
Wienn, gedruckt bey Maria Eva Schügin Wittib, N. ö. Landschafts -Buchdruckerin.
Eine Beschreibung befindet sich auch in ^Wiennerische Beleuchtungen oder Beschreibung Aller deren Triumph- und
Ehren - Gerüsten u. s. w., welche bei der Geburt des zweiten Erzherzogs von Österreich Carols am Sonntag Reminiscere
nemblich den 14. März 1745 zu bewundern und zu sehen gewesen*. (Wien in der Königl. Hof - Buchdruckerey im neuen Michaeler-
haus 1745. S. 38-41.)
*) In der n.-ö. Landesbibliothek befindet sich die gedruckte Beschreibung u. d. T.. Triumph - Gerüst, | Welches
Die Hochlöbliche Nieder- Osterreichische | Herren | Land -Stände | Wegen erwünschter und erfreulichster | Kaysers-Wahl, |
Dem Groß mächtigist- und Unüberwindlichsten | Herren, Herren | Francisco | Stephano, | Des Teutschlands, und zu Jeru-
salem I König I Herzogen zu Lothringen und Barr, Groß - Herzogen | zu Toscana, etc. etc. | Als Höchst derselbe seinen
prächtigsten Einzug in die Kayserlich- | und Königliche Residentz - Stadt Wienn den 26. Oct. 1745 hielte. | Zur Bezeugung unter-
thänigster Pflicht und Ergebenheit, | Vor dem Land-Hauß in der Herren - Gassen aufgericht, und mit ungemeinen | Glanz
illuminirter vorstellen, i Wienn, gedruckt bey Maria Eva Schilgin, Wittib, N. Ö. Landschafls- Buchdruckerin. — Die mit zahl-
reichen Wachskerzen und mehr als 5000 Lampen beleuchtete Triumphpforte war mit Sinnsprüchen und Emblemen geschmückt,
die ebenfalls von dem Weltpriester und gekrönten Poeten Hermann Franz Prankl entworfen waren. Die Kosten betrugen
diesmal 5500 Gulden. ^N.-ö. Landesarchiv Cod. provinc. contin. p. 476. — Fitzinger a. a. O. S. 48.)
») Fitzinger a. a. O. S. 59.
•) Über Beschluß der Stände erhielten 40 arme, elternlose Landmädchen (je 10 auf jedes Viertel oder Kreis) zur
Ausstattung je 200 Gulden. (Fitzinger a. a. O. S. 61.)
80 ^^ niederösterreichische Landhaus in Wien von Dr. Anton Mayer.
Beleuchtung am 19. August 1792 wegen der zwei Tage zuvor erfolgten Rückkunft K. Franz IL von
der am 14. Juli vollzogenen Kaiserkrönung zu Frankfurt am Main und der Königskrönung zu Prag am
9. August.*) Am 20. und 21. April 1793 wurde dem Landhaus zur Feier der Geburt des Kronprinzen
Ferdinand (geb. 19. April) und am 20. Mai d. J. zur Feier des glücklich überstandenen Wochenbettes
der Kaiserin beleuchtet. *) Glänzend war wieder die Beleuchtung zur Feier der am selben Tage,
11. März 1810, durch Prokuration stattgefundenen Vermählung der Erzherzogin Maria Louise mit
Napoleon L^ Die prunkvollste Beleuchtung des Landhauses dürfte aber wohl jene gewesen sein,
welche die Stände zur Feier des Einzuges K. Franz L von Österreich am 16. Juni 1814 nach glück-
licher Rückkehr aus Frankreich in die Burg noch am selben Abend veranstalteten. Das über 28 Klafter
lange Ehrengerüste stellte ein allegorisches Gebäude im antiken Stile nach dem Plane des Architekten
und Direktors der Hofbauamtskanzlei Ludwig van Remy vor.*) Die Beleuchtung unter Trompeten-
und Paukenschall war wahrhaft glänzend zu nennen. *) Die Zeichnung dieser Prachtbeleuchtung sowie
Beschreibung, beide von L. van Remy, werden heute noch sorgfaltig aufbewahrt.^
Glänzende Beleuchtungen fanden noch unter dem Landmarschall Peter Grafen von Goeß statt
am 9. April 1826 zur Feier der Wiedergenesung und am 12. Februar 1828 zur Feier des 60. Geburts-
tages des Kaisers Franz. "^
0 Kitzinger a. a. O. S. 61.
») Fitzinger a. a. O. S. 62.
■) Fitzinger a. a. O. S. 66.
^ Ludwig van Remy war auch ständiger Sekretär und seit Ellmaurers Tod (1833) Präsident-Stellvertreter, dann
Ehrenmitglied der kais. Akademie der bildenden Künste. Von ihm war auch der Plan des großen Gewächshauses im k. k.
Hofgarten. (Hormayr, Archiv 1823, Nr. 117. — Franz Tschischka, Kunst und Altertum im österr. Kaiserstaat, 4, 391.
— C. von Lützo w, Geschichte der kais. Akademie der bildenden Künste. Festschrift zur Eröffnung des neuen Akademiegebäudes
[1877] S. 103, 106.)
^ Die Kosten betrugen auch bei 36.000 Gulden. Der Architekt Raphael Riegl erhielt 300 Gulden Remuneration,
Professor Küninger 100 Gulden für die Ausführung der Zeichnung.
*) Die Zeichnung befand sich über Anordnung der Verordneten vom 21. April 1815 in einem Goldrahmen im stän-
dischen Versammlungssaale (Herrensaal) und blieb hier bis zum Neubau des Hauses. Die Beschreibung aus der Feder von
Remy vom 2. Juni 1814 wird im Landesarchive aufbewahrt.
') Für letztere Beleuchtung war eine prachtvolle Triumphpforte nach dem Plane des Architekten Komhäusel errichtet
worden. (Fitzinger a. a. O. S. 68.)
IL
Das neue Landhaus.
(1837-1848.)
XXiyni. Band.
II
Vorverhandlungen der Stände mit der "Regrerung
(Hofkanzlei und Hofbaurat).
1887 bis 7. Oktober 1887.
JDie Unzulänglichkeit der Amtsräume und Naturalwohnungen im alten Landhause, welche bei
der Zunahme der Geschäfte von Tag zu Tag fühlbarer sich erwies, ebenso aber auch die fortschreitende
Schadhaftigkeit der Nebenhäuser, namentlich ihrer Dachungen, die zur Hintanhaltung noch größerer
Beschädigungen, ja selbst allfalliger Gefahr sehr kostspieliger Reparaturen dringend bedurft hätte, ließen
einen völligen Neubau des Landhauses immer begründeter erscheinen. Die nächste Veranlassung zu
einem ernstlichen Schritte in dieser Richtung war die Anzeige des Gebäudeinspektors vom 18. April 1827,
daß auf dem Herrenstöckel ein neuer Dachstuhl unbedingt nötig sei, dessen Kosten jedoch nach dem
Überschlage als ziemlich hohe sich herausstellten. Nach einem Referate des Josef Freiherrn von
Knorr im Verordnetenkollegium (4. Oktober 1827) und einem Beschlüsse des verstärkten Ausschusses
(8. Oktober) wurde das Projekt vom 11. Juni 1712 wieder aufgegriffen, aber mit dem Zusätze, durch
einen Quertrakt beide Flügel in der Herrengasse miteinander zu verbinden; die Baukosten sollten zum
Teil durch den Verkauf des ständischen Stadels in der Rossau hereingebracht werden. Da die Stände
diesen Entwurf doch zu unreif fanden, beschlossen sie am 17. Oktober, daß unter dem Vorsitze des
Landmarschalls ein eigenes Komitee, das aus den Ausschußräten: Abt Mari an zu den Schotten, Joser
Freiherm von Knorr und Freiherrn von Bartenstein, aus den Verordneten: Abt Alois von Seiten-
stetten, Ferdinand Graf von Colloredo-Mannsfeld und Josef Freiherrn von Mayenberg
bestehen und dem der Syndikus Karl Edler von Schreyber, der Landschaftssekretär Franz Nehammer
(als Aktuar) und der Architekt Josef Korn h aus el beigezogen werden sollten, zur Erhebung der
Lokalbedürfnisse und vorläufigen Beratung über die vorzunehmende neue Bauführung eingesetzt
werde. Die erste Zusammenkunft dieses Komitees unter dem Vorsitze des Landmarschalls Peter Grafen
von Goeß fand am 1. Dezember statt. Laut Protokoll derselben*) waren es neben andern bekannten
Fragen hauptsächlich zwei, die von einschneidender Bedeutung waren : Soll nämlich der Hauptteil des
Gebäudes, welcher die Verhandlungssäle der Stände und ihrer Kollegien, an welchen so viele ehrwürdige
Erinnerungen aus der glorreichen Regierung der allerdurchlauchtigsten Vorfahren Seiner Majestät
haften, nicht nur dermalen ganz unverrückt erhalten bleiben, sondern auch für die Zukunft bewahrt
werden, oder sollen Plan und Kostenüberschlag von Kornhäusel in der Art gemacht werden, daß
das alte Gebäude ganz und gar nicht berücksichtigt und ein völliger Neubau in Aussicht genommen
*) N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 6151.
11
84 Das niederösterreichische Landhaus in Wien
werde. Mit der Entscheidung dieser Hauptfragen wurde wieder ein engeres Komitee, bestehend aus
dem Landmarschall, Abt Alois von Seitenstetten und Freiherm von Mayenberg mit Zuziehung
des Architekten Kornhäusel beauftragt. Nachdem auf Grund des Beschlusses vom 1. Dezember 1827
Abt Mari an von den Schotten das Gutachten des Komitees am 13. April 1828 im verstärkten
Ausschusse vorgetragen hatte, ^) erachteten es die Stände (in der Versammlung am 9. Juni) in allen
Beziehungen für entsprechender, einen Plan für den völligen Neubau des großen Landhauses zu ent-
werfen, in der Ausführung desselben aber sukzessive und nur nach Maßgabe der Mittel vorzugehen,
die Adaptierung der schon bestehenden Lokalitäten aber als planmäßiges Ganzes der Folgezeit vor-
zubehalten.^ Am 31. September legte Kornhäusel seinen Plan dem Verordnetenkollegium vor, über
welchen die Stände (17. Oktober) nun Folgendes beschlossen: Das kleine Landhaus sei zu demo-
lieren, zwischen dem Landhause und dem Hause des Grafen Christian Kinsky ^ sei eine neue Gasse
(die heutige Landhausgasse) von der Herrengasse auf den Minoritenplatz zu führen, auf das ganze
Gebäude ein dritter Stock zu setzen und hinsichtlich eines zum gräflich Kinsky'schen Hauses gehörigen
ebenerdigen Stalltraktes, welcher aber in die Area des Landhauses vom Rittersaale bis in die Herren-
gasse eingriff, mit dem Grafen Kinsky ein Vergleich zu schließen.*)
Am 2. März 1831 beschlossen die Stände, Komhäusels Plan über den Landhausbau als ein
architektonisches Ganze dem Kaiser zur A. h. Genehmigung vorzulegen. *)
Der zur Begutachtung darüber aufgeforderte Hofbaurat beanständete gleich eine Reihe von
Details, verlangte nähere Äußerung über die Notwendigkeit eines dritten Stockes, bestimmte Vorschläge
zur Bedeckung des Baues, beantragte ferner auch die Erweiterung des Gäßchens zwischen dem
Landhause und der Polizeihofstelle mit dem Ausgleich in der erwähnten neu zu eröffnenden Gasse
und überarbeitete schließlich Kornhäusels Plan sozusagen zu einem fast neuen Plane, welcher mit
Hofdekret vom 18. Juli 1832 den Ständen zugestellt wurde.*) Bei dieser Gelegenheit war von der
Hof kanzlei zum ersten Male auch die Frage angeregt worden, ob nicht das kleine Landhaus zu ver-
kaufen wäre, um den Erlös in die Baukosten einzubeziehen, welcher Vorschlag aber, wie bekannt,
erst neun Jahre später über Einschreiten der Stände die A. h. Bewilligung erhielt.
Der Landmarschall erachtete es für angemessen, nach vorläufiger Vernehmung Kornhäusels
über die so veränderten Bauanträge ein eigenes Komitee einzusetzen. Dieses fand, daß u. a. die
Erweiterung des Gäßchens zwischen dem Landhause und der Polizeihofstelle weder notwendig, noch
zulässig sei, weil dann beim Umbau des alten Landhauses die Hauptmauern gänzlich niederzureißen
wären und auch die ständische Kapelle, die in das Gäßchen hinausgebaut war, ganz verloren gehen
würde, und sprach sich einstimmig für Kornhäusels Plan aus, da kein Grund vorhanden sei, in die
so einschneidenden Änderungsanträge des Hofbauamtes einzugehen.
») N.-o. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 1899.
») N.-ö. Landesarchiv Ständeprotokoll Nr. 81, 9. Juni 1828.
') Christian Graf Kinsky war General-Feldwachtmeister und Arlillerie-Brigadier, Ritter des Maria Theresien-Ordens.
*) Der erwähnte Bau eines Stalles nahe der „Ritterstandsstube" fällt in das Jahr 1675. Georg Achaz Dörhoffer,
„Fürbiettcr vnd Pottenmeister der niederösterr. Landrechte'', übermittelte damals dem Weichardt Achilles Herrn von PoUheim
in dessen Abwesenheit die „Inhibitionsschrift" gegen die Fortsetzung des Baues. Am 15. April 1681 erfolgten Bericht und
Gutachten an die Stände, woraus zu ersehen ist, daß der Bau trotzdem fortgesetzt worden war. (N.-ö. Landesarchiv B. 8,
4. 15. April 1681. Ständeprotokoll Nr. 4, 1681 bis 1686.) Durch Vermittlung des Freiherrn von Mayenberg kam nun 1831 ein
Vergleich mit dem Grafen Kinsky derart zustande, daß dieser den fraglichen Trakt den Ständen überließ, wogegen auf stän-
dische Kosten nach Komhäusels Plan ein neues Stallgebäude in gleicher Linie mit dem Kinsky 'sehen Hause in der neu-
eröffneten Gasse hergestellt wurde. (Ebenda Ständcprotokoll, 24. März 1830, Nr. 88. Fasz. 19 Nr. 4739 ex 1828 und Nr. 6804
ex 1836. Fitzinger a. a. O. S. 70.)
») N. ö. Landesarchiv Fasz. 19 Nr. 2018. Fitzinger a. a. O. S. 71.
•) N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19 Nr. 6804.
von Dr. Anton Mayer.
85
Da auch die Dekorierung der Fassade beanständet worden war, arbeitete Kornhäusel für die-
selbe zwei neue, separat eingereichte Entwürfe aus ; namentlich für den zuletzt eingereichten Entwurf
interessierte sich das Komitee.
Die Stände waren aber anderer Meinung. Sie fanden keine der bisher entworfenen Fassaden
dem Zwecke und der Würde des Gebäudes in jeder Beziehung entsprechend und beschlossen daher
in der Versammlung am 17. Oktober, sich durch eine öffentliche Konkurrenz von mehreren Kunst-
verständigen neue Pläne für Fassaden vorlegen zu lassen und dieselben nach genauer Prüfung und
Beurteilung dem Baukomitee zu einer definitiven Auswahl vorzulegen. Nach einiger Zeit, am
4. November, überreichte der erzherzogliche Architekt Ludwig Pichl, Mitglied der Akademie zu Rom,
durch den ständischen Ausschußrat Franz Grafen von Beroldingen ein ganz neues Bauprojekt, ^) nach
welchem der Bau nicht nur in kürzerer Zeit, als von Kornhäusel angenommen wurde, sondern auch
mit bedeutender Kostenersparung und Schonung der alten ehrwürdigen Räume, die in den Neubau
Fig, 22. Alter nnd nener Ban nach Pichls Skiase.
miteinbezogen werden sollten (s. Fig. 22 und die Tafeln II, III und IV, in welchen die alten stehen
gebliebenen Mauern schwarz eingetragen sind), herzustellen wäre. ^
Ungeachtet die Stände den nach den Andeutungen des Hofbaurates vom 18. Juli 1832 ver-
besserten Plan Komhäusels mit Ausschluß der Fassade am 17. Dezember genehmigt hatten, hielt
sich das Verordnetenkollegium im Einverständnisse mit dem Baukomitee doch nicht für berechtigt,
den so viele Vorteile bietenden Antrag Pichls unberücksichtigt zurückzuweisen. Am 17. November
wurde Pichl daher aufgefordert, seine Skizzen umständlich auszuarbeiten, ^) wozu am 2. Dezember
eine Beratung des Verordnetenkollegiums mit Pichl wegen der Haupteinteilung nach den Bedürf-
nissen stattfand. Bereits am 25. Februar 1833 konnte Pichl seine ausgearbeiteten Pläne nebst einer
plastischen Darstellung des projektierten neuen Gebäudes und einem Kostenüberschlage vor-
») Fitzinger a. a. O. S. 71.
*) Pichl sagt in seiner Eingabe : „Der große Saal soll im Geschmacke seiner Zeit, zwar mit einigen Änderungen, als
ein ehrwürdiges, imposantes Denkmal erhalten bleiben, wie auch das darunter befindliche, seiner Konstruktion nach merk-
würdige gotische Einfahrtstor, welches wegen seiner Konkavität und zugleich konvexen Gewölbefirsten als ein wahres
Meisterstück anerkannt zu werden verdient." (N.-ö. Landesarchiv, Fasz. 19 Nr. 4734.)
•) Fitzinger a. a. O. S. 71.
86 I^AS niederösterreichische Landhaus in Wien
legen,*) worauf die Stände vorerst den technischen Teil der Hofkanzlei unterbreiteten (3. April),
während noch weitere Beratungen über die Kostenbedeckung stattfanden, wobei es sich herausstellte,
daß die Kosten des Baues auf ca. 200.000 Gulden, also gegenüber Komhäusel um 100.000 Gulden
billiger kommen würden.^ Die Bauzeit sollte fünf Jahre dauern. Am 22. Mai legten die Stände
auch diesen Bedeckungsvorschlag nach Hof vor. *)
Über gemeinsames Einraten des VerordnetenkoUegiums und des verstärkten Ausschusses
beschlossen die Stände nach Antrag des Abtes Alois von Altenburg (17. Oktober) in Hinsicht der Dring-
lichkeit des Landhausbaues und der in der Zwischenzeit gesteigerten Baufälligkeit des abgesonderten
„Herrenstöckels", dessen Reparaturen nahezu 13.000 Gulden gekostet hätten, den Abbruch desselben*)
und legten diesen Beschluß nach Hof vor. Mit Hofkanzleidekiet vom 12. Mai 1834 erfolgte die
Genehmigung und noch im Juni wurde mit der Demolierung begonnen. Architekt Pichl nahm damals
auch die Anbohrung einer ständischen Wasserleitung für einen fortwährend fließenden Quell — vielleicht
sogar Springbrunnen — im Landhause in Angriff.*)
Nun trat bis zur definitiven Entscheidung eine längere Pause ein, die durch viele Verhand-
lungen ausgefüllt war. Das Einschreiten der Stände bei Hof (13. November) um definitive Bau-
bewilligung rief von Seite des Hofbaurates fortwährend Einwendungen auch gegen Pichls Projekt
hervor, namentlich in jener vom 23. Februar 1836, welche gegen die Herstellung eines neuen Land-
hauses mit drei Stockwerken, gegen die Naturalwohnungen der Verordneten, gegen die Baukosten-
bedeckung sowie noch andere Beanständigungen gerichtet war, welche Einwendungen von den
Ständen immer wieder wohlerwogene Gutachten und Gegenbemerkungen erheischten, so daß sie
schließlich die Bemerkung nicht unterdrücken konnten, „es sei denn doch schon schwer, nach dem,
was im Laufe bereits vieljähriger Verhandlungen über jeden der bemerkten Punkte gesagt worden,
noch etwas Näheres, Klareres und Erschöpfenderes zu sagen". Auf weitere Bemerkungen des Hof-
baurates erwiderten sie einmal fest und entschieden, dieselben seien für sie nicht obligatorisch, sie
brauchten sich auch nicht in dem ihnen wie jedem andern moralischen Körper zustehenden Rechte
beirren zu lassen, nach eigenem Sinne, nach den sich ergebenden Bedürfnissen und nach vor-
gelegten Plänen und Kostenüberschlägen, wenn nur in den gehörigen Schranken der Mäßigung
zu bauen. ®)
Um aber den Wünschen und Andeutungen des Hofes sich doch willfahrig zu erweisen, über-
reichten sie auf Grund ihres Beschlusses vom 28. April 1836 am 9. Mai ein neues — bereits das
dritte — Projekt des Landhausbaues mit zwei Stockwerken.^)
Da der Hofbaurat auch gegen dieses Projekt Einwendungen erhob ^ und betonte, ob denn
die Stände vielmehr nicht doch dem früheren hofbaurätlichen Entwürfe mit drei Stockwerken (ab-
*) Ursprünglich war diese plastische Darstellung im Rittersaale und bei Beginn des Baues im Ratssaale ausgestellt;
gegenwärtig befindet sie sich auf dem Boden. Infolge des Konkurrenzausschreibens waren 17 Entwürfe zur Hauptfassade für
Kornhäusels Plan eingelangt, überdies war ein neuer Plan des ganzen Baues mit den nötigen Fassaden vom Architekten Ortner,
doch ohne Oberschläge überreicht worden. (N.-ö. Landesarchiv, Fasz. 19 Nr. 548, 1367.)
•) Am 16. April 1833 beschloß das VerordnetenkoUegium, die von Komhäusel mit verkannter Mäßigung angesprochene
Vergütung der Auslagen bei Verfertigung der Pläne mit 600 Gulden zu entlohnen und ihm außerdem ein Honorar von
100 Dukaten in Gold zu bewilligen. (N.-ö. Landesarchiv, Fasz. 19 Nr. 1429.)
») N.-ö. Landesarchiv, Fasz. 19 Nr. 1965.
*) N.-ö. Landesarchiv, Fasz. 19 Nr. 4298 und Ständisches Protokoll Nr. 100.
*) Fitzinger a. a. O. S. 71 f.
•) N.-ö. Landesarchiv, Fasz. 19 Z. 3325. - Ständeprotokoll Nr. 105.
') N.-ö. Landesarchiv, Fasz. 19 Nr. 2562. — Ständeprotokoll Nr. 110. — Fitzinger a. a. O. S. 72.
") Namentlich wegen der größeren Kosten, als bei einem drei Stock hohen Gebäude, dann wegen der palaisartigen,
grandiosen Verhältnisse und kostspieligen Ornamente.
von Dr. Anton Mayer. 87
geändertes erstes Projekt Kornhäusels)*) zustimmen würden, erklärte selbst ein geistlicher Würden-
träger, eine bei den Ständen und auch sonst hervon-agende Persönlichkeit, nämlich Propst Jakob
(Ruttenstock) von Klosterneuburg, in der Ständeversammlung am 13. September 1836: „es wolle ihm
bedünken, ohne auf technische Fragen einzugehen, daß einige der Anstände rein nur aus sichtlichem
Widerwillen gegen die Bauangelegenheit überhaupt und viel zu weit hergeholt werden, andere wieder
mehr spezios als reell, andere mehr das Resultat divergierenden Geschmackes seien, als wirkliche
Gebrechen. Die Stände sollen auf die Herstellung des Landhauses mit drei Stockwerken nicht wieder
gleichsam per modum circuli zurückkommen" und beantragte eine kommissionelle Verhandlung bei
der Hofkanzlei mit Zuziehung der ständischen Deputierten, der Kunstbehörden und des ständischen
Architekten.
Dieser Antrag, gestellt in der Ständeversammlung am I.Oktober, fand die allgemeine Zustim-
mung. Am 17. Dezember hielt das verstärkte Ausschußkollegiuin unter dem Vorsitze des Landmar-
schalls Peter Grafen von Goeß eine Sitzung zur Beratung der Instruktionen für die Abgeordneten bei
jener Verhandlung. Von den Ausschußräten waren anwesend: Abt Ambros von Lilienfeld (Referent),
Franz Graf von Beroldingen, Graf von Seitern, Graf von Fuchs, Freiherr von Aichen, Ritter von Aichen,
Josef Freiherr von Knorr und Ritter von Heintl, von den Verordneten: Propst Jakob von Kloster-
neuburg, Abt Sigismund von den Schotten, Landgraf Fürstenberg, Ferdinand Graf von Colloredo-
Mannsfeld, Josef Freiherr von Mayenberg und Ritter von Mitis. Angenommen wurde der Antrag des
Freiherrn von Knorr: Die Stände sollen auf dem Pichler'schen Plane für ein Land-
haus mit drei Stockwerken, Natural Wohnungen der Verordneten, die denselben
schon seit 1566 gebühren, beharren.*) Die Stände, die bereits unmutig waren, beschlossen weiterhin,
diese, wie sie sagten, auf eine unglaubliche Art verzögerte, durch eine Reihe von Jahren anhängige
und so wichtige Angelegenheit auf eine ihren Zwecken, ihren Absichten und auch ihrer Würde ent-
sprechende Art endlich zur Ausführung zu bringen. Der Landmarschall wurde ersucht, alle weiteren
schriftlichen Verhandlungen, die ja rieht zum Ziele führen, einzustellen und sich mit dem obersten
Kanzler direkt ins Einvernehmen zu setzen, damit von seiner Seite diese höchst dringende Bau-
angelegenheit auf dem kürzesten Wege einmal zum Abschlüsse gelange, und zwar durch eine kom-
missioneile Beratung bei der k. k. vereinigten österreichischen Hof kanzlei. *)
Dieselbe fand denn auch am 16. Jänner 1837 um 10 Uhr vormittags im Ratssaale der Hof-
kanzlei unter dem Vorsitze des Kanzlers Freiherrn von Pillersdorf statt. Von der Hofkanzlei
waren erschienen: die Hofräte FreiheiT von D roßdick, Freiherr von Stuppan (Referent) und
von Nadherny, vom k. k. Hofbaurat dessen Direktor Schemerl R. von Leithenbach, vom
ständischen Ausschußkollegium der Abt Ambros von Lilienfeld, Graf Beroldingen und Freiherr von
Aichen, Verordnetenkollegium Ferdinand Graf von Colloredo - Mannsfeld. Aus den Verhandlungen
sei nur hervorgehoben, daß der Direktor des Hofbaurates entschiedenst gegen die Erhaltung der
alten Hauptmauern und damit der historisch sehr würdigen Räume war, die ständischen Abgeordneten
hingegen aufs energischeste deren Erhaltung erkämpften.*) Die Folge dieser Verhandlung war, daß
schon am 22. Jänner das Projekt des Landhauses mit drei Stockwerken nach Pichls Plan bewilligt
wurde und dieser nun beauftragt werden konnte, alle noch nötigen Details in Massen und Kosten-
überschlägen auszuarbeiten. Am 11. Februar wurde über sein Ansuchen wegen Bestimmung der
1) N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19 Nr. 4941.
«) N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19 Nr. 5317, 6804. — Fitzinger a. a. O. S. 72.
») N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19 Nr. 5317. - Ständeprotokoll Nr. 112.
*) N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19 Nr. 576.
38 ^^ niederösterreichische Landhaus in Wien
Baulinie der Lokalaugenschein unter Intervention der Verordneten Graf Colloredo - Mannsfeld und
Ignaz Ritter von Mitis vorgenommen.*)
Am 18. Februar überreichte Pichl die Überschläge auf der Basis der Preistarife der Zivil-
baudirektion mit einem Kostenaufwande von 312.115 Gulden, u^elche das VerordnetenkoUegium am
22. Februar nach Hof vorlegte. Mit Dekret vom 24. Juli erhielt er dann, nachdem in der Sitzung am
27. April das VerordnetenkoUegium mit ihm der Vertrag über die Ausführung des Baues beschlossen
hatte, für seine bisherigen Mühev^raltungen und zweimal abgeänderten detaillierten Pläne angemessenes,
der Würde der Stände entsprechendes Honorar von 4000 Gulden. 2)
Für die Leitung des Baues in ökonomischer Hinsicht, also gewissermaßen als Baubevoll-
mächtigter, wurde von den Ständen ein Mitglied aus ihrer Mitte in Vorschlag gebracht und mit
Ständebeschluß vom 3. Mai Ferdinand Ritter von Mitis dazu erwählt. ^
Mit Hofdekret vom 5. August wurde den Ständen nun die A. h. Entschließung bekanntgegeben,
daß der Bau des neuen Landhauses nach den von ihnen vorgelegten'Plänen in
Angriff genommen werden könne. Dabei wurde der Kostenüberschlag vom Hofbaurat auf
die erhöhte Summe von 315.122 Gulden richtiggestellt. Die Stände beschlossen demgemäß, den Bau
in drei Sektionen unter der Leitung des Architekten Pichl durch den Baumeister Leopold Mayr und
unter der Oberaufsicht ihres kunstverständigen Baubevollmächtigten zu führen.
Um die günstige Zeit noch voll auszunützen und alles zu dem eigentlichen Bau vorzu-
arbeiten, beschlossen die Stände am 14. August, die Gebäudefragmente durch den ständischen Bau-
meister Alois Göll demolieren und das der Fundamentierung im Wege stehende Baumaterial auf den
Minoritenplatz schaffen zu lassen. Auch wurde die Räumung des ganzen gegen die Herrengasse zu
stehenden Traktes in allen Stockwerken bis einschließlich der ersten Stiege unverzüglich angeordnet.*)
Infolgedessen wurden die Akten der ständischen und Erbsteuer -Registratur in dem großen Saale,
in welchem sich bereits das Buchhaltereiarchiv befand, die Standesarchive samt dem Hauptarchive
aber im kleinen Landhause untergebracht; den Beamten dieser Ämter aber wurde die Prälatenstube,
welche seither Arbeitszimmer der Verordneten war, zugewiesen. Das Steuerdepartement der ständischen
Buchhaltung war anfangs in den Rittersaal und später in die Ritterstandswohnung, das Landes- und
Kreditsdepartement der Buchhaltung in die ehemalige Registratur unterhalb des großen Saales im Erd-
geschosse zur Linken verlegt. Die bisherige neue Registratur nächst dem Ratssaale wurde zum
Arbeitszimmer für die Verordneten bestimmt ^)
Am 15. September wurde den Ständen mit Hofdekret eröffnet, daß der Kaiser den Bau
nach den von den Ständen zuletzt vorgelegten Plänen genehmigt habe und
auch die zur Bauführung beantragten Geldmittel bewilligt habe.')
1) N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19 Nr. 677.
*) N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19 Nr. 2220.
") Ferdinand Ritter von Mitis war 1791 als Sohn des Hofrates Ferdinand Georg Ritter von Mitis geboren, war mithin ein
Bruder des Technikers Ignaz Ritter von Mitis. Ferdinand war zuerst Militär und nahm an der Schlacht von Aspern teil, in der
er auch verwundet wurde. Als Oberleutnant trat er aber 1813 in den Zivildienst übur, und zwar zuerst beim Hofbaurat, später
Wasserbauamt; bei der n.-ö. Baudeputation war er dann Ingenieur, später Rechnungsrat; zuletzt Hofrat beim Hofbaurat
(Wurzbach, allgem. österr. biograph. Lexikon XVIII, S. 368.) Im Stän devorschlage heißt es: „Mitis besitze nicht nur alle
erforderlichen technischen Kenntnisse im vollsten Maße und genieße die allgemeine öffentliche Achtung im hohen Grade, sondern
über seine Rechtlichkeit, seinen persönlichen und moralischen Wert herrsche immer nur eine Stimme; zudem habe v. Mitis
sich dieser Mühewaltung aus Achtung für die Stände und zur Beförderung des Besten derselben bereitwillig dazu erklärt"
(N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19 Nr. 2220, 2430.)
*) N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19 Nr. 3968.
*) Fitzinger a. a. O. S. 72 f.
•) N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19 Nr. 5137. - Ständeprotokoll Nr. 115.
von Dr. Anton Mayer. 89
Der Bau begann an* 18. September 1837 mit der Erdaushebung. Bei derselben
wurden römische Kupfer- und Silbermünzen, eine griechische Kupfermünze, einige Münzen des Mittel-
alters und der neueren Zeit gefunden.*)
Die Grundsteinlegung fand ohne Gepränge am 7. Oktober 1837 um 1 Uhr mittags statt.
Anwesend dabei waren : Propst Jakob von Klosterneuburg, Josef Freiherr von Mayenberg, Ignaz Ritter
von Mitis, der Syndikus Franz Nehammer, die drei Sekretäre Franz Waßhuber, Ignaz Castelli und
Karl Edler von Schreyber und die Amtsvorsteher, ^ Abwesend hingegen waren der Landmarschall,
Abt Sigismund (Schultes) von den Schotten, Friedrich Egon Landgraf zu Fürstenberg. Ferdinand
Graf von Colloredo- Mannsfeld legte in eine Nische neben dem Grundstein die in einer Glaskapsel
befindliche Urkunde ^) und die landläufigen Münzsorten vom Dukaten abwärts. Der Grundstein liegt
genau an der Ecke der Herren- und Landhausgasse.
Vom Tage der Grundsteinlegung, dem wirklichen Beginne des Baues, ist auch das Anstellungs-
dekret Pichls ausgefertigt.*)
Von der Orandsteinlegimg^ bis zur YoUendang der ersten Baasektion (1889).
Der eigentliche Bau wurde mit dem neuen Trakte in der Herrengasse in Angriff genommen ;
an diesen schloß sich jener bis zum Rittersaale an, womit die erste Bausektion abgeschlossen war.
In der Verordneten - Ratssitzung am 24. Oktober 1837 brachte Graf Colloredo dem Architekten
Pichl mündlich in Erinnerung, daß er alle Anstände, Vorfalle und Abweichungen beim Bau durch
den ständischen Baubevollmächtigten Ritter von Mitis an das Verordnetenkollegium zu leiten habe
und die genehmigten Voranschläge gar nicht oder wenigstens nicht bedeutend überschreiten dürfe.
Aber schon im nächsten Monate begannen die ersten Differenzen. Über mehrere Anfragen Pichls
wegen Herstellung von Einzelnheiten, namentlich bei der Fassade, äußerte sich der Baubevoll-
mächtigte dahin, daß jener eigentlich ein Prachtgebäude herzustellen gedenke, welches der Bestimmung
als Dikasterialgebäude und den vorhandenen Bedeckungsmitteln widerspreche. Die anzubringenden
Verzierungen seien seiner — des Baubevollmächtigten — Meinung nach in edlen, aber schlichten
*) Die römischen Silbermünzen stammten von den Kaisern Domitian, Trajan, Hadrian und seiner Gemahlin Sabina,
Marc-Aurel und seiner Gemahlin Faustina junior und seinem Mitregenten Lucius Verus, Septimius Severus und seiner Gemahlin
Julia, von Soaemiar, der Mutter des Heliogabulus u. a. her. Die griechische Kupfermünze war von Philippus. Unter den mittel-
alterlichen Münzen war eine von König Johann I. bemerkenswert. Unter den neueren Silbermünzen ragten jene des Abtes
Theodor von Beringshausen von Corvez aus dem Jahre 1607, Sigmund III. von Polen von 1622 und des Erzherzogs Leopold,
des Stifters der jüngeren Tiroler Linie von 1624 hervor. Besonders bemerkenswert waren aber zwei kupferne n.-ö. Rait-
Pfennige (der Herren Verordneten -Raitpfennige) aus den Jahren 1557 und 1567. (Kitzinger a. a. O. S. 75.) In der vom
Altertums -Vereine zu Wien herausgegebenen «Geschichte der Stadt Wien", L, S. 112, erwähnt Friedrich Kenner, daß beim
l^eubau des Landhauses eine Bronzemünze von Amastris in Paphlagonien ausgegraben wurde, welche die Stände dem kaiser-
lichen Münz- und Antikenkabinette zum Geschenke machten.
*) Buchhalter Johann G e i ß 1 e r, Vizebuchhalter Josef Chalupsky, Obereinnehmer Michael Wagner, Kontrollor Josef
Frayberger, Expeditsdirektor Josef Hannusch und der Gebäudeinspektor Emanuel Edler von Fillenbaum. (Fitzinger
a. a. O. S. 74.)
*) Die Urkunde zählt kurz die von den Ständen angekauften und verwendeten Gründe auf, schildert gedrängt die
Veranlassung zum Neubau und die seit 1827 geführten Verhandlungen und schließt mit den Worten: ,,Gott erhalte den Kaiser,
das Vaterland, die Stände und dieses Haus".
^) Darnach erhielt Pichl für seine Person ein monatliches Honorar von 150 Gulden und für den Zeichner eine
monatliche Bezahlung von 60 Gulden. Die Vertragsurkunde mit Pichl ist vom 21. November 1837 und wurde unterzeichnet
vom Abte Sigismund, Ferdinand Grafen Colloredo -Mannsfeld, Friedrich Landgrafen zu Fürstenberg, Josef Freiherr von Mayen-
berg, Ignaz Edler von Mitis und sämtlichen Verordneten, dann von Pichl selbst, erzherzoglichem Hofarchitekten und Mitglied
der Akademie in Rom, und den Zeugen Franz Nehammer und Franz Waßhuber. (N.-ö. Landesarchiv Fasz. 10 Nr. 4062.)
XXXVIII. Band. lg
90 l^äs nicdcröstcrrcichische Landhaus in Wien
F'ormen, keineswegs aber luxurös herzustellen. Pichl wurde zwar von den Ständen in diesem Sinne
angewiesen, der Baubevollmächtigte jedoch auch erinnert, daß das Landhaus doch nicht als ein
gewöhnliches Amtshaus zu betrachten sei, denn das Haus, in welchem die Herren Stände sich
feierlich versammeln und ihre Repräsentanten in Ausübung ständischer Rechte und Pflichten fungieren,
sei ebensowenig ein Amtsgebäude, als die Stände bloß Verordnete seien. Es könnte daher der
Charakter der Solidität der einem solchen Gebäude nicht allein zukömmliche sein, und der Schritt vom
Schmuck zum Luxuriösen sei noch ein weiterer, als der vom solid -einfachen Stile zum „trivialen".*)
Nachdem die Stände am 28. Februar 1838 mancheriei dringende Veränderungen in der inneren
Einrichtung des neuen Landhauses genehmigt hatten, 2) beschlossen sie weiterhin, über der Attika,
das Rudolphinische Wappen mit dem österreichischen Erzherzogshute, das von der Austria gehalten
wird, und an dessen Seiten die allegorische Gestalt des Ister (rechts) und einen Genius mit Füllhorn
(links) anzubringen. Mit der Ausführung dieser Gruppe wurde Direktor der Graveurschule Josef Klieber,
der berühmte Bildhauer und akademische Rat, betraut. ^
Noch im März 1838 arbeitete Pichl zwei Entwürfe für die Ausschmückung des Gewölbes im
Atrium aus,*) geriet aber seit Juni bei den Ausarbeitungen der Detailpläne und ihrer Ausführung in
eine immer schiefere und unhaltbare Stellung gegenüber dem Baubevollmächtigten, dem Verordneten-
koUegium und den Ständen selbst, was schließlich zu einer katastrophalen Auseinandersetzung führen
mußte. Pichl wurden Bestellungen ohne Anfragen beim Baubevollmächtigten, Differenzen zwischen
präliminierten und akkordierten Preisen bei Materiallieferungen und Arbeitsleistungen vorgeworfen,
wozu endlich noch kam, daß sich infolge des ungemein soliden Baues, der wohl in vollem Maße
anerkannt werden mußte, immer mehr kostspielige Bedürfnisse zeigten, auf die anfangs gar nicht
vorgedacht war und deren Kosten sich aber fast um die Hälfte erhöhten. Nachdem Pichl den verlangten
und im Einvernehmen mit dem Baumeister berechneten dermaligen Kostenüberschlag, nach welchem der
Bau der ersten Sektion auf 348.962, jener der zweiten Sektion auf 269.901 Gulden kommen würde,
überreicht hatte, kam es im Verordnetenkollegium (am 24. und 25. September), dann in der im Prä-
latensaale des Schottenstiftes abgehaltenen Ständeversammlung (1. Oktober) zu einem strengen Ver-
weise Pichls wegen seines vertragswidrigen Benehmens. Wohl brachte in derselben Versammlung der
Referent in seinem Vortrage über den Fortschritt des Baues auch Manches vor, was zur Entschul-
digung Pichls dienen konnte, und sprach dabei die Hoffnung aus, daß das Gebäude ungeachtet der
durch den strengen Winter von 1837 auf 1838 herbeigeführten Verzögerung in der Lieferung der
Steine doch noch vor Eintritt des bevorstehenden Winters unter Dach gebracht werden könne, und
machte darauf aufmerksam, daß die gewählte und nachträglich (am 16. Jänner 1837) von der Hof-
*) N. -ö. Lendesarchiv Fasz. 19, Nr. 5798.
*) Kitzinger a. a. O. S. 76.
') Fitzinger a. a. O. — Klieber erhielt für diese Gruppe 6000 Gulden. (N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 884.)
*) Am 21. März 1838 hatte Pichl auch eine Zeichnung des alten Landhauses dem Verordnetenkollegium vorgelegt, die
mit Wohlgefallen aufgenommen, später aber von diesem doch nicht zum Druck empfohlen wurde. Als der eben in Wien
anwesende berühmte Architekt Alessandro Sanguirico aus Mailand dieses Bild sah, schrieb er darunter: ,11 sottoscritto trova
benissima designata la piesente veduta**. Dieses Blatt unterbreitete Pichl dem obersten Kanzler Anton Grafen Mitrowsky mit der
Bitte, es ihm widmen zu dürfen, was durch die eigenhändige Abänderung desselben an der Widmungsschrift auch erfolgte.
(Dieses Exemplar befindet sich gegenwärtig in der Sammlung der n.-ö. Landesbibliothek, Karton: Landhaus). Der inzwischen
erfolgte Tod Mitrowskys verhinderte die Ausführung des Druckes, daher Pichl das Bild mit der Bitte um Anweisung des
Betrages für Zeichnung und Stein dem Verordnetenkollegium nochmals vorlegte, das aber wieder ablehnte. (N.-ö. Landes-
archiv Fasz. 19, Nr. 1839.) Erst nach einem neuerlichen Ansuchen Pichls vom 30. Juli 1848 wurde auf Grund eines juristisch
interessanten Referates von Dr. Heintl die Ausbezahlung in der Ratssitzung am 3. September 1849 bewilligt. (N.-ö. Landes-
archiv Fasz. 19, Nr. 9432.) Nach einem in der Sammlung Karajans beflndlichen Exemplar dieses Bildes hat Emil Hütter eine
hübsche Radierung mit etwas veränderter Staffage angefertigt, die ebenfalls in der n.-ö. Landesbibliothek sich befindet
von Dr. Anton Mayer. 91
kanzlei *) auch genehmigte großartige und geschmackvolle Fassade, die unvorhergesehenen Hindernisse
bei Herstellung der tieferen Fundamente, die größere Solidität, die Sicherung der Kassenräume und die
fortwährende Steigerung der Preise der Baumaterialien — bisher allein schon um 65.333 Gulden —
ein beträchtliches Mehr bei den vielen Ausgaben ergeben mußten.*)
Nach dem Stande der Bauführung im März 1839 konnte die Vollendung der ersten Bau-
Sektion für den Sommer nun zuversichtlich in Aussicht genommen werden. Ein Hindernis für die
Entfernung der Geräste war nur der projektierte Aufsatz auf der Attika, dessen Ablieferung vor Herbst
nicht zu erwarten war. Um dieser bedeutenden und kostspieligen Verzögerung, wie auch der daraus
wieder erwachsenden Überschreitung der Baukosten einigermaßen zu begegnen, wurde am 25. März
im Verordnetenkollegium beantragt, die Figuren entweder ganz abzubestellen, oder sie bei der Attika
in der Front gegen den Minoritenplatz zu zu verwenden. Wie vorauszusehen war, stieß aber Beides
auf zu große Schwierigkeiten, ') als daß man von denl ursprünglichen Plane hätte abweichen können,
und so wurde nach einer Reihe von Verhandlungen die Aufstellung der Klieber'schen Gruppe für
Ende Oktober bewilligt.
Nach einem Gutachten des verstärkten Ausschusses hinsichtlich der Aufschrift auf der Attika
ging der Beschluß der Stände am 18. September 1839 dahin,*) daß dieselbe lauten solle:
DIE STAENDE NIEDERÖSTERREICHS.
MDCCCXXXVIIII.
Diese Inschrift*) besagt uns somit den Abschluß der ersten Bausektion, die Vollendung der
Hauptfront, welche dem ganzen Gebäude den Charakter eines Palastes aufprägt, aber auch die Bedeutung
der Bauherren in der politischen und in der Landesgeschichte in lapidarer Kürze ausdrückt.
Da während des Baues der ständische Sitzungssaal bekanntlich in eine Registratur umgestaltet
war, wurden die Ständeversammlungen außer dem Landhause, nämlich im Prälatensaale des Schotten-
stiftes abgehalten. Weil dieser aber selbst bei einer mäßigen Zahl von Anwesenden dazu nicht hin-
reichte und für eine gegenseitige Verständlichkeit ungeeignet sich zeigte, wurde Pichl bereits in der
Ratssitzung am 4. April 1839 aufgefordert, unverzüglich seine Anträge zur Ausstattung des Saales und
Einrichtung der Bureaus vorzulegen, damit die nächste Landtagssitzung, die im September abzuhalten
war, schon wieder im Landhause stattfinden könne. •)
Zu erwähnen wäre hier, daß bei Abschluß der ersten Bausektion des Landhauses ein junger
Künstler namens Johann Roth sich erbot, auf diesen großartigen Bau eine sinnreiche Medaille mit
^) Die Hotkanzlei überließ die Auswahl der Fassadenpiane den Ständen mit den Worten: „Die Absicht der Hof-
kanzlei sei niemals dahin gegangen, den Ständen irgendwie die Richtschnur vorzuzeichnen, sondern sie habe die hierü.ber
vom Hofbauamte gemachte Bemerkung den Ständen lediglich nur zu dem Ende mitgeteilt, damit hievon allenfalls von ihnen
der geeignete Gebrauch gemacht werden könne (Balkon auf Tragsteinen, mit acht korinthischen Säulen, mächtige steinerne
Hauptgesimse, hohe Attika u. s. w." (N.-ö. Landesararchiv Fasz. 10, Nr. 19.)
') N.-ö. Landesarchiv Fasz. 10, Nr. 19. Ständeprotokoll Nr. 118.
*) Klieber würde sich wegen einer Abbestellung in seiner Künstlerehre persönlich tief verletzt gefühlt haben, und
nach einer Äußerung des Baubevollmächtigten von Mitis selbst, wäre ein Skandal zu besorgen gewesen, wie auch aus
einem mit Klieber aufgenommenen Protokolle zu entnehmen ist. Zudem war die Gruppe doch auch kontraktmäßig bestellt.
(N.-ö. Landesarchiv Fasz. 10, Nr. 2026.)
*) N.-ö. Landesarchiv Fasz. 10, Nr. 4384.
") Nach einem Schreiben des Verordnetenkollegiums an den n.-ö. Regierungsrat und Direktor der k. k. Porzellan-
fabrik, Andreas Baumgartner, vom 30. September 1830 wurden die Lettern nach den Angaben des Architekten Pichl daselbst
modelliert, angefertigt und vergoldet. (N.-ö. Landesarchiv Fasz. 10, Nr. 4384.)
•) N -ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 1940.
12*
92 Das niederösterreichische Landhaus in Wien
Unterstützung der Stande auszuführen und ihn so bei der Nachwelt in Erinnerung zu erhalten. *)
Das Verordnetenkollegium lehnte jedoch den erbetenen Auftrag mündlich ab.*)
Der Bau der zweiten und dritten Sektion 1889—1848.
Am 18. September 1839 hatten die Stände den Bericht des Grafen CoUoredo über die Vollendung
der ersten Bausektion zur Kenntnis genommen und das verstärkte Ausschußkollegium beauftragt,
sogleich die Pläne und die detaillierten Kostenüberschläge für die zweite Sektion unter Zuziehung
von Sachverständigen genau zu prüfen und darnach die erfolgreichen Einleitungen zu treffen.^ Am
17. Februar 1840 überreichte das Verordnetenkollegium die Pläne, die Rechtfertigungsschrift Pichls und
den Nachweis über die für und durch den Bau erwachsenen Kosten und Überschreitungen nach Hof.
Bei den Beratungen im verstärkten Ausschusse am 30. März über diese den Bau der zweiten
Sektion betreffenden Pläne und Überschläge hatten sich schließlich drei Anträge ergeben: 1. Soll der
ganze Bau einem verläßlichen Unternehmer vertragsmäßig gegen einen akkordierten Preis übertragen
werden, oder sei er wie bei der ersten Sektion in eigener Regie zu führen; 2. soll eine Konkurrenz
eröffnet oder der Baumeister Leopold Mayr gleich damit betraut werden; 3. ob und welcher
Einfluß ist dann noch dem Architekten Pichl zu gewähren. *) Diese drei Anträge bildeten das Substrat
einer langen Beratung in der Ausschußsitzung vom 16. April; namentlich war es Punkt 3, über die
weitere Stellung Pichls, die lebhaft kritisiert wurde. *) Die Begriffe Künstler, Architekt und Baumeister
wurden da gegensätzlich scharf beleuchtet und schließlich der Beschluß gefaßt, der Vollversammlung
der Stände vorzuschlagen, man möge von einem längeren Einflüsse Pichls absehen und sich seiner
Mitwirkung gegen eine Remuneration von 1000 Dukaten entledigen.®) Nur der Landmarschall Graf
^) Johann Roth war als Staatspensionär für die Medailleurkunst in Rom gewesen und erscheint seit 1837 als Medaillen-
Graveursadjunkt im k. k. Hauptmünzamte angestellt. Er hatte auf die Krönung Kaiser Ferdinands in Mailand eine Medaille
geprägt, die nach Komposition und Ausführung lohnendsten Beifall fand. Als später wieder, diesmal aber aus dem Schöße des
Verordnetenkollegiums selbst, ein derartiger Antrag gestellt wurde, kam er wegen der politischen Stürme des Jahres 1848 nicht
mehr zur Ausführung. In der Ratssitzung am 6. Juni 1845 hatte nämlich der Ausschußrat des n.-ö. Herrenstandes Franz Graf
von Beroldingen am Schlüsse seines Referates über die Ausschmückung der Säle folgenden Antrag gestellt und gesagt: „Es
unterliege keinem Zweifel, daß dieses Gebäude durch Großartigkeit und architektonische Pracht alle anderen der Stadt Wien
übertreffe, er erlaube sich daher die Frage, ob dieser herrliche Bau, der Jahrhunderten trotzen wird, nicht der Ehre würdig
wäre, daß sich die Stände Niederösterreichs bewogen finden dürften, zum Andenken an die Errichtung eines so ausgezeichnete a
Denkmales eine Medaille prägen zu lassen, deren eine Seite das Landhaus, die andere aber eine entsprechende
Inschrift mit dem Namen Sr. Majestät des Kaisers und des Landmarschalls tragen würde.* Der Beschluß hierüber lautete : «Ist
nach gänzlich vollendetem Bau nochmals in Beratung zu ziehen und dann der Schlußfassung der Stände zu unter-
ziehen.' Dazu kam es aber, wie gesagt, nicht mehr. (N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 5952.)
•; N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 2702.
») N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 4383. Ständeprotokoll Nr. 121.
*) N.-ö. Landesarchiv Fase. 19, Nr. 1347.
") Interessant ist, was der Bauverständige und ständische Bau bevollmächtigte, zugleich Hofbaurat, also der Beamte
R. V. Mitis, über Pichl sagte: , Pichl hat ohne Zweifel*, sagte er, «dem ästhetischen Teile gemäß entsprochen, wie es auch
die öffentliche Meinung kundgibt, ja der Umstand, daß durch die Beibehaltung alter Gebäudeteile seine Aufgabe wesentlich
erschwert war, verleiht seinem Werke einen noch höheren Wert. Wer aber einem ästhetischen Architekten eine umfassende
Kenntnis im konstruktiven und ökonomischen Teile zuschreibt, verrechnet sich; da ist ein solcher auf Kosten des Bauherrn
von den Werkleuten abhängig und unfähig, sein Werk zu leiten*. Schon in einem früheren Berichte — 29. Mai 1839 —
nennt Mitis P. einen , wenngleich Geschmack entwickelnden, architektonischen Projektanten, der aber durchaus weder ein bau-
administrativer Geschäftsmann, noch selbst so weit ein Bauverständiger ist, daß er die Art der praktischen Ausführbarkeit seiner
Ideen richtig beurteilen und die dazu erforderlichen Kosten kalkulieren könnte." (N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19,- Nr. 2531.)
•) Mit Rücksicht auf einen Generaluntemehmer, heißt es in jenem Beschlüsse noch, ist die Einwirkung eines Archi-
tekten auf die Bauführung entbehrlich, selbst störend, weil dessen höhere Fähigkeiten nicht gestatten, ihm bei einer derlei
Bauführung eine angemessene Einwirkung und Stellung zu geben, ohne Ersterem lä.stig zu sein. Auch die Kosten würden
sich unnötig steigern. (N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19. Nr. Q07.)
von Dr. Anton Mayer. 93
Goeß nahm sich Pichls warm an ; „es würde dies, meinte er, Pichls Ruf gewiß benachteiligen, da
es sich ja doch nur um die weitere Ausführung eines von ihm herrührenden Projektes handelt und
Billigkeit und Gerechtigkeit dies verlangen".
Trotzdem mehrere Ausschußräte gleich dafür waren, den Bau der zweiten Sektion dem Bau-
meister Leopold Mayr, der sich schon beim Bau der ersten Sektion „eines einsichtsvollen, ehren-
werten, aufrichtigen und volles Vertrauen verdienenden Benehmens beflissen hat", zu übertragen, ging
der Beschluß doch dahin, eine Konkurrenz unter den angegebenen Bedingungen auszuschreiben. In der
Ständeversammlung vom 28. April erklärte man sich damit einverstanden, doch mit der Abweichung,
die auch vom Landmarschall vorgeschlagen wurde, daß zur vollen Sicherheit gegen etwa notwendige
Änderungen der Pläne und Kostenüberschläge die vom Architekten Pichl in Übereinstimmung mit
der ersten Bausektion neu verfaßten und bereits technisch geprüften Pläne der zweiten Sektion einer
nochmaligen sorgfältigen Prüfung unterzogen werden".
Diese Überprüfung fand in der Sitzung des verstärkten Ausschusses am 18. Mai 1840 statt,*)
in welcher auch beschlossen wurde, die Konkurrenz, wenn schon nicht abzulehnen, doch ein-
zuschränken, den Bau dem Baumeister Leopold Mayr zu übertragen und den Architekten Pichl,
sobald er die noch fehlenden Umrisse und architektonischen Entwürfe würde vollendet haben, mit
einer Remuneration von 1000 Dukaten zu entlohnen. Der Bau müsse dann innerhalb zwei Jahren
vollständig im bewohnbaren Zustande fertig sein.
Das Verordnetenkollegium schloß sich diesem Beschlüsse am 1. Juni 1840 an, bald darauf
fand eine Protokollaufnahme mit Mayr statt und am 17. Juli befand sich der Hofbericht der Ver-
ordneten zuhanden der vereinigten Hofkanzlei. ^
Wie unfrei die Stände in ihrer Geldgebarung sich bewegten, wie sie darin der strengsten
Kontrolle von Seite der Regierung unterworfen waren, wie sie die Durchführung ihrer Projekte und
Wünsche nur nach langem Schriftenwechsel durchsetzten, hat schon diese gedrängte Darstellung
hinlänglich bewiesen und das Folgende bekräftigt dies noch mehr.
Kaum waren nämlich die Einleitungen zum Beginn der zweiten Bausektion getroffen, forderte
die Hofkanzlei am 26, August noch weitere Aufklärungen über verschiedene Abweichungen bei der
ersten Bausektion und machte eine Reihe von Bemängelungen, worüber das Verordnetenkollegium am
18. September auch die entsprechenden Aufklärungen gab, jedoch mit dem speziellen Hinweise, daß
eine bestimmte Schuld nicht nachweisbar sei, wohl aber zufällige Umstände, für die Niemand verant-
wortlich gemacht werden kann, vorhanden waren. -Mit Hofdekret vom 2. Jänner 1841 wurden zwar von
der Regierung das Absolutorium erteilt, aber am 5. Februar gelangte an die Stände eine neuerliche, aber
scharfe Note des Obersten Kanzlers Grafen Mitrowsky, des Inhalts, daß Se. Majestät in Erledigung
des wegen Vollendung des Landhausbaues erstatteten Vortrages anzuordnen befunden haben, daß
die bei diesem Bau stattgehabten Mißgriffe und Ordnungswidrigkeiten durch eine 1. f. Kommission zu
untersuchen seien, um die Schuldtragenden auf diesem Wege doch zu ermitteln (!).
Diese Note verursachte selbstverständlich in beiden Kollegien — bei den Verordneten wie bei den
Ausschußräten — eine gewisse Aufregung. Graf Colloredo meinte, die Stände brauchten diese Unter-
suchung und eine Gegenvorstellung gewiß nicht zu scheuen. Nach einer Konferenz in erwähnter
Kommission äußerte sich aber der ständische Baubevollmächtigte gegenüber dem Verordnetenkollegium
in ungemein erregten Worten dahin, daß es sich hier nicht mehr um Zumutungen verzeihlicher Fehler,
^) Anwesend waren : Freiherr von Bartenstein, die Grafen Seidern und Fuchs, Freiherr von Aichcn, Ritter von Aichen,
Freiherr von Dobblhof, Freiherr von Moser, Propst Jakob von K4osterneuburg, Abt Sigismund von den Schotten, Landgrat
Furstcnbcrg, Freiherr von Mayenberg, Ignaz Ritter von Mitis und der ständische Baubevollmächtigte Ferdinand R. v. Mitis.
*) N.-ü. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 2150.
94 I^AS niederösterreichische Landhaus in Wien
sondern um eine Bezweiflung der Ehre handle. Er spreche daher offen und freimütig und bitte das
VerordnetenkoUegium, ihm die verdiente Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, weil es höchst betrübt
wäre, wenn er zum Lohne für seine Mühe und Bestrebungen bei Sr. Majestät in einem unverdienten
Lichte erscheinen würde".*)
Diese leidige Angelegenheit fand ihren Abschluß erst mit dem Hofkanzleidekret vom
2L Jänner 1842, in welchem betreffs des Baues der ersten Sektion das mit wesentlichen Gebrechen
behaftete Verfahren gerügt,*) zu der nachgewiesenen Kostenüberschreitung die nachträgliche „Pas-
sierung" erteilt und die Erfolglassung der dem Architekten Pichl zugedachten Remuneration, insoferne
selbe kontraktmäßig ist, genehmigt wurde. ^
Schon vorher, 3. Juli 1841, war mit Hofdekret die definitive Bewilligung zur Fortsetzung des
Landhausbaues erteilt worden,*) infolgedessen dann (am 20. November) mit dem Baumeister Leopold
Mayr auf Grund seines Offertes über den Bau der zweiten Sektion ein Vertrag abgeschlossen wurde.
Dieser Bau umfaßte den rechten Trakt in der neuen Gasse vom Rittersaale an bis zum Minoritenplatz
und die Herstellung der Hauptfront gegen denselben. *) Er schritt ohne Zwischenfalle normalmäßig
vorwärts. Im November 1842 war das gesamte Mauerwerk vollkommen hergestellt und unter Dach
gebracht, so daß im Apttl 1843 nur mehr die Vollendung der bereits begonnenen Marschalls-
stiege, die Schiefereindeckung, der Anwurf des Gebäudes und die innere Ausstattung der Räume
erübrigten, eine Arbeit, deren Vollendung noch vor der kontraktmäßig festgesetzten Frist beendet
war — also mit Herbst 1843. •) Anfangs Jänner 1844 fand die Kommission zur Eröffnung der neuen
Gasse Qetzt Regierungsgasse) zwischen dem Landhause un^ dem umzubauenden Niederländergebäude
(jetzt Statthalterei) statt. "O Einige Monate darnach wurde auch die Wasserleitung für den neuen
Brunnen im Landhause (Fig. 23) in Angriff genommen. Die Einzapfung des Röhrenstranges geschah
beim Hausie des k. k. Oberstkämmerers Grafen Czernin in der Wallnerstraße, ^) die Zuleitung des
Wassers aus der Hofwasserleitung auf Kosten der Stände. *)
Als im Juli 1845 die vollständige Beendigung des Landhauses schon in naher Aussicht stand,
beschloß das VerordnetenkoUegium aus eigenem Antriebe (am 21. Juli), dem Baumeister Leopold
Mayr das wohlverdiente Zeugnis seiner vollkommenen Zufriedenheit in einem eigenen Dekrete zu
erteilen, da er „bei diesem Bau von besonderer Beschaffenheit und seltenen Verhältnissen Beweise
1) N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 661, 2032.
*) Die ursprünglichen Ausdrücke im Entwürfe fand selbst der Kanzler Freiherr von Pillersdorf — wie aus dem
Videat hervorgeht — zu hart und unverdient, schon mit Rücksicht auf den Umstand, als dem ständischen Körper die ersten
Notabilitäten angehören, dann auf die ausgezeichnete Stellung, welche die Stände im Staate einnehmen, und schließlich auf
die Schwierigkeiten, die in ihrem Organismus liegen. (Archiv des k. k. Ministeriums des Innern, Z. 1375/151.)
*) In der Ständeversammlung vom 7. März 1842 wurde dieses Hofkanzleidekret einfach zur Kenntnis genommen.
(N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 414. — Ständeprotokoll Nr. 128.)
^) Die a. h. Entschließung war vom 26. Juni, bekanntgegeben wurde dieselbe in der Ständeversammlung am
16. September. (N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 1798, 2150. — Ständeprotokoll Nr. 127.)
*) Der Vertrag befindet sich im n.-ö. Landesarchiv A. 18. 7. Mayr erbot sich, diesen Bau um 266.500 Gulden
auszuführen; der von der Hofkanzlei vorgeschriebene Preis betrug 267.171 Gulden. Mitkonkurriert hatte der Stadtbaumeister
Adolf Korompay mit einem Offert von 273.000 Gulden. (Ebenda Fasz. 19, Nr. 4561, 4588, 4652.)
•) N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 3004.
') Von Seite der Stände erschienen dabei Ferdinand Graf Colloredo - Mannsfeld und Josef Freih. von Mayenberg.
(N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 11482 ex 1843 und 139.)
*) Die Einwilligung des Oberstkämmerers ist vom 18. Mai 1844. (N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 4912.)
*) Die Bewilligung des Obersthofmeisteramtes für unentgeltlichen Bezug des Wasserbedarfes ist vom 13. Juni 1844
gegen Ausstellung eines Reverses, daß die Wasserbcteilung zu sperren sei, sobald der Hofbedarf es erfordere. (N -ö. Landes-
archiv Fasz. 19, Nr. 5669.)
1 Dr. Antun Mayer.
95
seiner vorzüglichen theoretischen und praktischen Kenntnisse an den Tag gelegt habe",') Mit Prä-
sidiainote vom 22. November zeigte das Verordnetenkollegium dem k. k. Obersten Kanzler Karl
Grafen von Inzaghi an, daß nunmehr der Landhausbau in allen seinen Teilen bis auf Fassade in der
RegierungsgassG, die aber erst im Sommer 1848 gebaut wurde,*) vollendet sei.') Der Übernahmsakt
vom Baumeister an die Stände wurde erst am 8. Oktober 1846 durchgeführt.*)
Das neue Landhaus war nun doch, wie die Stande es wollten, ein Prachtbau im wahren
Sinne geworden, sowohl nach außen als auch im Innern, nach der Vornehmheit des Stiles wie- nach
der Gediegenheit der Ausführung. Schon die imponierende Fassade in der Herrengasse, sagt ein
e Bnunea im Hofe des LftsdliBuei.
damaliger Bericht, fesselt den Blick und macht dieses Gebäude zu einem der hervorragendsten in
Wien. (S. Tafel XVI.) Der große über dem Haupttore angebrachte Balkon, der auf mächtigen mit
') U. a. wurde Mayr zum besonderen Verdienste sein von mehreren Bauversländigen und Architekten geprüftes Projekt
angerechnet, ,nach welchem in den zwei Stockwerken ober den (alten) Versammlungssälen eine ganz neue Konstruktionsart
ins Leben gerufen ward ; mittels! dieser sind nämlich die Scheidemauem nach dem Systeme der Kettenbrücken in geschmiedetem
Eisen aurgebangen, dadurch ward aber jede Stütze der ausgedehnten Saaldecken entbehrlich und der bisher noch nicht
erreichte Vorteil gewährt, große freie Räume in den unteren Stockwerken zu erlangen*. (N.-ö. Landesarchiv Fasz. 16, Nr. 7181.)
*) Schon 1847 hatten die Stände die Herstellung dieser Fassade nach dem vorgelegten Plane genehmigt, aber die
Anlegung der mehreremale abgeänderten Baudevise verzdgerte sich bis 184S. Der sich darauf besiehende Antrag des Ver*
ordnelenkoUegiums vom £7. März 1S4& konnte den Ständen nicht mehr voi^elegt werden, da ihre Verfassung laut der Rcichs-
verfassung vom 4. März 1849 aufgehoben worden war. (N.'ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 3513.)
*) N.-Ö. Undesarchiv Fasz. 19, Nr. 11812, 12728.)
') N.-ö. Undesarchiv Fasz. 19, Nr. 10438.
96 ^As niederösterreichische Landhaus in Wien
antiken Ornamenten gezierten Tragsteinen ruht, die acht korinthischen Säulen mit den schönen
Kapitalen, gearbeitet nach den besten Vorbildern (Säulen am Tempel des Jupiter Stator) und das
wuchtig profilierte Hauptgesimse mit einfachem Architrav und breitem Fries über diesen Säulen
beleben die Hauptfront des Gebäudes in wirkungsvoller Art. Den obersten Teil desselben krönt eine
Gallerie- Attika, die sich über den mittleren Säulen in eine flache Attika, welche die Inschrift trägt,
ausbreitet. Über der Mitte dieser Fläche prangt die alles überragende Klieber'sche Gruppe. Auch die
mit großen Schwierigkeiten verbundene Herstellung der Fassade auf dem Minoritenplatze zeigt groß-
artige Formen, edlen Stil im Geiste Palladio's. Nicht minder zeigte das Landhaus, als es vollendet war,
aristokratisches Gepräge. Schon das mit Säulen und kannelierter Decke ausgestattete Vestibül muß
den Eintretenden wirkungsvoll stimmen. Daran schießt sich ein großer viereckiger Hof, an dessen
Rückseite ein halbrunder, bis in den ersten Stock reichender, balkonartiger Vorbau angebracht ist,
vor welchem eine Brunnengruppe, ') den Ister darstellend, aufgestellt wurde (s. Fig. 23). Unter diesem
Vorbau geschieht auch die Auffahrt zur Marschallstiege.
Die Gesamtkosten des neuen Landhauses betrugen 875.890 Gulden,*) in welchen auch die
Rcstaurierungs- und Einrichtungskosten des großen Saales und der andern Säle im Betrage von
28.618 Gulden inbegriffen sind.'*)
Einen ganz hervorragenden Anteil an der exakten und soliden Bauführung hatte unstreitig der
ständische Baubevollmächtige, Ferdinand Ritter von Mitis. Während der mehrjährigen Zeit des Land-
hausbaues hatte er alle Arbeiten mit der größten Aufopferung an Zeit und Mühen besorgt, unaus-
gesetzt alle Leistungen und Auslagen überwacht und war auch noch in der letzten Zeit dem Ver-
ordnetenkollegium bei der Fassade des Landhauses gegen das Regierungsgebäude zu mit seinem Rate
zur Seite gestanden. In Anbetracht dieser vielseitigen Verdienste war es daher nur recht und billig,
daß die Verordneten am 31. Dezember 1847 beschlossen, da bei einem Ständemitgliede an eine
Remuneration nicht zu denken war, Ritter von Mitis den Dank für die große Mühewaltung in einer
eigenen Adresse bei den Ständen zu beantragen. Infolge der Märzereignisse und der Auflösung der
ständischen Verfassung kam dieselbe aber nicht mehr zustande.*)
') Den Namen des Bildhauers dieser nichts weniger als meisterhaften Arbeit zu erfahren, war darum nicht möglich,
weil der sich darauf beziehende Akt ebenfalls unter den ausgeschiedenen Akten erscheint.
*) Nach dem Protokolle über die Untersuchung der ersten Sektion am 10. November 1841, die in der Hofkanzlei
durch den Hofbaurat geführt wurde, erforderte der ßuu dieser Sektion einen Kostenaufwand von 421.681 Gulden, während nur
315.122 Gulden präliminiert waren. Die Kosten der zweiten Sektion betrugen 289.003, die der dritten Section 136.588 Gulden.
') Die Kosten des großen Saales machten allein 21.177 Gulden aus, während insgesamt nur 22.000 Gulden präliminiert
waren. (N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 6106.)
^) Dieses Gutachten der Verordneten war auf die Tagesordnung der Ständeversammlung, welche am 22. März hätte
stattfinden sollen, gesetzt worden. Da diese zufolge Reichsverfassung vom 4. März 1849 nicht mehr einberufen werden konnte,
mußte diese Angelegenheit vorläufig einer künftigen Entscheidung vorbehalten bleiben. (N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 13274.)
von Dr. Anton Mayer. 97
Die innenräume und die Kapeile.
lLs ist schon mehrere Male darauf hingewiesen worden, wie die Stände von Anfang an
bedacht waren, die alten geschichtlich wie künstlerisch denkwürdigen Räume auch im neuen Hause
zu erhalten oder in dasselbe mit einzubeziehen. Es war ihnen daher der Plan Pichls weit zusagender,
ihren Wünschen entgegenkommender, als der Demolierungsplan Komhäusels. Ebenso wurde in den
Bauvertrag mit dem Baumeister Leopold Mayr, dem bekanntlich von der zweiten Bauperiode an der
Bau allein anvertraut war, ein eigener Paragraph wegen Erhaltung der Fresken im großen Saale,
über den hier zuerst gehandelt werden soll, eingefügt.^) Um den damaligen Zustand dieser Fresken
genau kennen zu lernen und, darauf basierend, bei einer etwa teilweisen oder totalen, d. i. eine
Reparatur gänzlich ausschließenden Beschädigung infolge unterlassener Sorgfalt die Kosten des
Schadens auf Rechnung des Baumeisters nach Billigkeit bemessen zu können, beschlossen die Ver-
ordneten (31. Juli 1841) an Peter Krafft, Direktor der Gemäldegallerie, eine Zuschrift um seine Mit-
wirkung und Besichtigung zu richten,^ welche am 4. August stattfand und deren Resultat in einem
Protokolle niedergelegt wurde. ^ Darnach wurde vor allem eine Kopie der Saaldecke durch den
Historienmaler Franz Weigl*) angefertigt, die im Oktober vollendet war.*) Wegen des Baues wurde
dann am 16. November der Saal ganz geräumt.*) Erst nach drei Jahren, als der Bau des Traktes auf
dem Minoritenplatze vollendet war, begann die innere Ausschmückung und Einrichtung des Saales. '')
1) § 4 des Bauvertrages vom 6. November 1841 sagt: „Die Erhaltung des grüßen Saales und seiner Malerei in dem
dermaligen Zustande mufi ein Gegenstand der aufmerksamsten Sorgfalt seyn. Es wird daher bey dem Ab- und Erbrechen
des alten Mauerwerks und des Dachstuhles, bey der Gerüstung und Pelzung, bey dem Aun>au der neuen, mit dem alten Mauer»
werk zu verbindenden Mauern, sowie bey allen, was immer für Namen habenden Herstellungen und Vorgängen zu vermeiden
sein, dafi die gewölbte Saaldecke mehr Risse, als die bereits bestehenden erhalte und die Malerey an derselben abgestofien,
durch Risse oder Nässe verdorben werde. Der Baumeister wird daher auf die allfälligen, in Absicht auf Erzielung solcher Vor-
sichten von der Bauaufsicht gegebenen Weisungen genauestens zu achten haben * (N.-Ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 970.)
•) N.-Ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 3378.
*) In dem Protokolle heißt es: Wesentliche Beschädigungen sind wahrnehmbar in Sprüngen, Verbleichung der Ver-
goldung und Farben, stellenweise auch gänzliche Vertilgung der Farben durch Salpeter, Abblätterungen und Abstoßen
Während des Baues werden möglichst große Erschütterungen, ein Abstoßen bei den VerpÖlzungen und Eindringen von Nässe
zu vermeiden sein. Eine neue Wiederherstellung des Gemäldes nach gegenwärtiger Komposition käme auf 4600 Gulden; eine
durch angewendete Vorsicht leicht vermeidbare gänzliche Zerstörung wäre mit Pönfall von 5000 Gulden zu ahnden. (N.-ö. Landes-
arcbiv Fasz. 19, Nr. 3378.)
^) Franz Weigl, geboren 1610 zu Wien, malte meistens religiöse Bilder, entwarf aber als überaus geschickter Zeichner
auch viele Bilder, die dann für Taschenbücher in Stahl und Kupfer gestochen wurden, so zu Balladen und Romanzen für
Seidls Gedichte u. s. w. (Wurzbach, Österr. Biograph. Lexikon, 53. Bd. S. 277 f.)
*) Weigl erhielt die mit dem Galeriedirektor KrafTt vereinbarte Summe von 300 Gulden und lieferte außer der Kopie
eine kurze Beschreibung der Beschädigung. (Fasz. 19, Nr. 4230.)
*) N.-Ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 5155.
') Das Gutachten des VerordnetenkoUegiums und Einraten des verstärkten Ausschusses sind vom 13. und 14. Sep-
tember 1846. Für die Kosten wurde die in Anschlag gebrachte Summe von 15.000 Gulden in den Domestikalfond eingestellt.
(N.-Ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 9806.)
XXXVIII. Band. 13
gg Das niederösterreichische Landhaus in Wien
Da die Fresken im Laufe der vielen Jahre durch mehrmalige Ubermalung gelitten hatten,
wurde die Ausbesserung des figuralen Teiles dem bekannten Historienmaler Friedrich Schilcher, *)
jene des dekorativen dem berühmten Dekorationsmaler de Pian jun. übertragen. Die Stuckmarmor-
arbeiten führte Hieronymus Moosbrugger •) aus. Im Jahre 1845 war die Ausschmückung, 1846 die
Einrichtung des Saales beendet. ^)
Wie der große Saal sein Deckengemälde behielt, das nur durch Künstlerhand einer Restau-
rierung unterzogen wurde, so behielten selbstverständlich auch das V'erordnetenratszimmer (Bibliothek)
mit dem herrlichen Holzplafond und die Vorhalle (Manuskriptenzimmer) mit der alten Malerei und
den Wappen ihren Jahrhunderte alten Schmuck bei. Über Beschluß der Stande (8. Dezember 1845)
wurde unter Mitwirkung des Abtes Wilhelm von Melk der Haas'sche Holzplafond nebst Portal einer
Restaurierung unterzogen, wobei die Vergolderarbeiten dem Vergolder Bonaventura Emier übertragen
worden waren.*) Leider unterliefen aber bei diesen Arbeiten, namentlich an der Holzarchitektur,
Fehler, die auf die damaligen Kunst- und Restaurierungsanschauungen zurückzuführen sind. Den aus
verschiedenen Holzgättungen verfertigten Holzplafond überzog der Tischler derart mit Lack, daß
dadurch der Farbeneffekt der verschiedenen Hölzer beseitigt wurde, und die Karyatiden des Portales
ließ man mit weißer Farbe so gründlich anstreichen, daß sie ohne Verletzung der Figuren heute
nicht mehr entfernt werden kann. Glücklicher war man noch bei der Restaurierung des Plafonds
und der beiden Marmorportale in der Vorhalle. *) Die alte Malerei in den Vierungen des gotischen
Gewölbes wurde durch den bekannten akademischen Maler Friedrich Schilcher in ihrer ursprüng-
lichen Frische glücklich erneuert und die Portale waren behufs ihrer Restaurierung in der Person
des Bildhauers Josef Probst einem eben nicht minder tüchtigen Künstler anvertraut. •)
Die Restaurierungsarbeiten in diesen Räumen waren wie die des großen Saales im Jahre 1846
beendet.
Konnte man sich hier mit Restaurierungsarbeiten begnügen lassen, so verhielt es sich aber ganz
anders bei den Sälen des Prälaten-, Herren- und Ritterstandes. Da war es nicht mehr der Mühe wert,
^) Friedrich Schilcher war in Wien 1811 geboren. Zu Beginn der Vierziger Jahre malte er im Auftrage des Fürsten
Liechtenstein die Fresken im Schlosse zu Eisgrub. Fast zur selben Zeit, als er im Landhause beschäftigt war, erhielt er vom
Abte Wilhelm (Eder) in Melk den Auftrag, mehrere Fresken und Ölbilder daselbst zu restaurieren, auch neue Bilder zu malen.
Ebenso ist das große Deckengemälde im Speisesaale des gräfl. Henkel - Donnersmark'schen Palais von Schilcher, sowie die sehr
gelungene Restaurierung der als Meisterstück bekannten Hauptcourtine im alten Burgtheater von ihm war. (W u r z b a c h, Österr.
Biogr. Lexikon XXIX., S. 312 ff.) Bei seiner Arbeit am Deckengemälde des großen Saales hatte Schilcher zuerst eine Probe an
dem die Save darstellenden Gruppenbilde vorgenommen, das am meisten beschädigt war. (N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 7732.)
*) Gemäß StändebeschluO vom 19. September 1844. Der Kostenüberschlag für Moosbruggers Arbeiten lautete auf
5076 Gulden 36 Kreuzer. (N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 8078, 8642, 9806.)
*) Die innere Einrichtung des großen Saales, an welcher der Bildhauer Hofecker für die omamentale, der Bildhauer
Preleuthner fQr die figurale Schnitzerei (40 Karyatiden), der Tapezierer Karl Herrmann, der Tischler Johann Müller und der
Vergolder Konrad Bühlmayer beschäftigt waren, kostete 7540 Guiden. (N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 7892 und 9437.)
^) N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 12085 ex 1845 und 801 ex 1846.
') Mitis dachte anfänglich daran, diese beiden Marmorportale in den Sitzungssaal zu versetzen, kam jedoch von dem
Plane ab, weil sie nach seiner Meinung keinen künstlerischen Wert hätten (!). Das Marmorportal mit den zwei Rittern ließ er in
der Sakristei neben der neuen Kapelle aufstellen. Auch über dieses äußerte er sich in gleicher Weise. ^Es sei", meinte er, «weit
entfernt, in irgend einer Beziehung ein Kunstwerk zu sein und dessen Stellung im Hofe müßte jeden Kunstfreund unangenehm
berühren, dessen wirkliche Versetzung daselbst könnte höchstwahrscheinlich zu allerlei satyrischen Bemerkungen Anlaß geben,
die, da das Ganze des Landhauses gegenwärtig unstreitig das großartigste Gebäude der Residenz ist, also häufig von Fremden
besehen werden wird, dann in den Journalen des Auslandes besprochen werden dürfte." (N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19,
Nr. 7732.) Diese Äußerung zeigt so recht die Anschauung der damaligen bureaukratischen Kreise. Wie stimmte dies aber zu
Mitis anderen Äußerungen über die Erhaltung der alten Säle, über ihre Ausschmückung mit Gemälden, deren Stoff der oster-
reichischen Geschichte entnommen werden sollte?
^ Der Maler Schilcher erhielt 290, der Bildhauer Probst 204 Gulden. N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 3569, 10531.
von Dr. Anton Mayer. 90
die veralteten Stukkodekorationen, Tapeten und Malereien, die schon sehr gelitten hatten, zu erhalten,
sondern jene Säle mußten vollständig neu eingerichtet werden. Nach dem ursprünglichen Plane sollten
sie mit Gemälden geschmückt werden. Schon am 10. April 1845 hatte der Baubevollmächtigte Ritter
von Mitis ein Gutachten darüber abgegeben und der akademische Maler Karl Taege, Kammermaler des
Fürsten Metternich, war zur Ausführung derselben in Aussicht genommen worden. Die Wände hätten
vorläufig einfach und stoflfartig bemalt werden sollen, so daß es den Ständen immer frei geblieben
wäre, sie seinerzeit mit den vorgeschlagenen Bildern aus Österreichs Geschichte bemalen zu lassen.
Die Plafondbilder sollten aber gleich ausgeführt und ihr Inhalt der Geschichte Österreichs aus den ruhm-
reichen Kämpfen mit den Türken entnommen werden: „denn die Heldengeschichte keines Landes und
keiner Zeit könne das bieten, was Österreich in jenen Kämpfen zum Frommen der Zivilisation geleistet
habe. So manche Szenen aus beiden Belagerungen Wiens und anderer niederösterreichischer Orte und
Klöster durch die Türken könnten wirkungsvoll vor den Augen des Beschauers dargestellt werden,
und Helden wie Niklas Salm, Rüdiger von Starhemberg, herzhafte Männer wie Abt Gregor Müller
von Melk, Bischof Kollonitsch, Abt Matthäus Kohlweiß von Lilienfeld, Frater Marcellinus Ortner, der
tapfere Verteidiger von Klostemeuburg, u. a. m. als eine verdiente Anerkennung ihrer Taten einen
würdigen Platz finden in Medaillonporträts".*) Dieser wahrhaft große und schöne Plan kam aber
nicht zur Durchführung. Am 16. Juli 1845 wurde mit Beschluß der Stände die Restaurierung, Aus-
stattung und Einrichtung aller Säle dem Grafen August Breuner, k. k. Hofrat, und dem Ludwig
Freiherrn von Pereira übertragen, deren Äußerung hierüber vom 5. März 1846 von den Ständen mit
Dank entgegengenommen wurde (13. April). Mit deren Zustimmung betraute Graf Breuner den
Architekten Leopold Ernst, der auch des Grafen Schloß Grafenegg restaurierte, mit den Vorschlägen
und Zeichnungen für eine andere Dekorierung des Prälaten-, Herren- und Rittersaales, sowie mit der
Lieferung der Arbeiten für dieselben. *)
Alle drei Säle erhielten nach diesem neuen Plane Holzplafonds, ihre Wände gepreßte Leder-
tapeten. Die Plafonds gleichwie die Holzverkleidungen an den Wänden wurden aus trockenem Eichen-
holze verfertigt und sind, wenn auch keine Kunstwerke, doch immerhin eine solide und gefallige Meister-
leistung des Tischlermeisters Johann Renner. Die Plafonds sind durch Querbalken in Felder geteilt, welche
im Prälaten- und Herrensaale je einen österreichischen Adler mit Krone und zwei Wappen, den öster-
reichischen Bindeschild und das n. - ö. Landeswappen, ^ die vom Bildhauer Josef Probst in Lindenholz
geschnitzt sind, tragen, denen im Prälatensaale außerdem noch die Wappen von 14 niederöster-
reichischen Stiften und Propsteien, vom Maler Taege gemalt, beigegeben sind.*) Die ornamentalen
und figuralen Holzschnitzereien an den Wänden und Türen, namentlich im Prälaten- und Herrensaale,
wo die Plafondmalereien Verbindungen erfordern, welche den Kontrast zwischen Plastik und Malerei
weniger autfallend machen und eine Vermehrung von Rosetten und andern Verzierungen bedingen,
waren ein Werk des Bildhauers Christian Schneider.*) Die gepreßten Ledertapeten wurden genau
^) Ober die diesbezüglichen Vorschläge und Gutachten vom 10. April, 13. Juni und 14. August 1845 (s. n.-ö.
Landesarchiv Fasz. 10, Nr. 3479, 3883, 5052 und 7086.
*) Architekt Ernst erhielt für Reiseauslagen und Bemühungen 1300 Gulden. (N.-Ö. Landsarchiv Fasz. 19, Nr. 11090
ex 1817 und Nr. 6826 ex 1843.)
*) Probst erhielt für seine Leistung 1000 Gulden angewiesen (n.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 3685), der Vergolder
Bonaventura Emier 342 Gulden (ebenda Fasz. 19, Nr. 7556).
^) Vom Eingange links: Geras, Seitenstetten, Schotten, Herzogenburg, Heiligenkreuz, Klosterneuburg; rechts:
Neukloster, Altenburg, Lilienfeld, Zwettl, GÖttweig, Melk. Ober der Eingangstür: Ei.sgam; ober dem grofien Fenster:
Dompropstei St. Stephan in Wien.
*) Schneider erhielt am 13. September 1847 für seine Arbeiten den Betrag von 3345 Gulden angewiesen. (N.-ö.
Landesarchtv Fasz. 19, Nr. 3616.)
13*
100
Das niederdsteiraichisah« Landhaus ii
nach der von Ernst vorgelegten Zeichnung und Farbe aus fehlerfreiem und gleichförmigem Leder
hergestellt. Um sich solches zu verschaffen, war der Tapezierer Karl Hermann eigens nach
England gereist.'}
Eine besondere Erwähnung verdient hier auch der alte Ofen im Prälatensaale, welchen Grat
Breuner im Jahre 1847 dem Vernehmen nach aus der Gegend von Krems nach Wien bringen und
im Landhause aufstellen ließ. Irrtümlicherweise glaubte man noch bis in die jüngste Zeit, er stamme
Fig. 24. Der Ofen im PrSUtoMult.
aus dem alten Landhause her. *) Nach einer in den Akten der Landesausschußregistratur noch erhaltenen
Referentenerinnerung, in welcher ein Schreiben an den Grafen Breuner beantragt wird, das sich auf
') Die gleichen Tapelen sind auch im groSen Saale d~s Schlosses Grafencgg; sie sind eine neue und i
1 Östen'eich, die mil bedeutendem Zeitaufwande verbunden war.
•) Mitteilungen der k. k. Zcntralkommission für Kunst- und historische Denkmale. N. F. IX, S, IM ff.
n Dr. Anton Mayer.
101
diesen Ofen bezieht (30. Dezember 1847, Z. 13214), geht aber nur hervor,') daQ derselbe von einer
gewissen Juliana Schmaderer angekauft wurde; wer und wo diese gewesen, konnte trotz allem
Nachforschen nicht gefunden werden. Dieser farbenreiche Ofen (siehe Figur 24) ist aus grünglasierten
Kacheln, im reich dekorierten Mittelbau aber aus solchen mit hellgelben Hintergrund zusammen-
gesetzt und wahrscheinlich eine Arbeit des XVII. Jahrhunderts. Der reizende Abschluß mit den vier
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Fig. 2S. D«ek6 nnd LlngeBdnrckacluiiU dar K&p«Ua.
^ In den Ausweisen der ausgeschiedenen Akten Rndet aich leider die Zahl 13214, so daO die Details, welche
zweifelsohne in diesem Akte enthalten waren, (ür uns verloren sind. Bemerkenswert ist, daß der Begistratureditektor Franz
Pochner in einer für die deutsche Naturforscherversammlung in Wien, 1853, im Auftrage der KanzleidiiekUon gemachten
Zusammenstellung der interessanten Gegenstände und einzelnen Teile des n.-ö. Landhauses diesen Ofen gar nicht erwähnt.
(N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 3088.)
102
Dos niederösterreichische Landhaus in Wien
Ecktürmchen und dem zu oberst angebrachten Häuschen mit vier Giebeln und Kugeln ') ist nicht
mehr ganz vorhanden.
Nach dem Plane des neuen Hauses stellte es sich auch als eine unabweisbare Notwendigkeit
heraus, die Kapelle zu verlegen, da der Bogen abgebrochen werden mußte, in welchem sie sich bisher
befand. Architekt Pich! erachtete mit Recht als den passendsten Platz für die neue Kapelle den rück-
wärtigen Durchgang auf den Minoritenplatz (S. 12, Fig. 2), der durch sein schönes, spätgotisches
Gewölbe (Fig. 25) und die herrlichen Pfeiler und Gurten (Fig. 26) doch die geeignetste Decke für
eine solche Bestimmung abgeben konnte und nahm es mit kleinen Ver-
J" l||jl änderungen, die sich bei der Neuanlage des Hauses durch Anschüttung des
11 Ij Bodens, also Verkürzung der früheren Höhe, und Hinausrücken der neuen
\JI Im.::^:::^^^^^^- Mauer, mithin eine Verlängerung des Raumes, ergaben, in seinen Plan auf.
— — ^3P.^^^^=^ In der Sitzung der Verordneten am 4. April 1842 wurde auf Grund
r dessen beschlossen, binnen 14 Tagen die bisherige Kapelle zu räumen
(18. April) und sich an den Fürsterzbischof von Wien V. E, Milde mit der
Anzeige und zugleich mit der Bitte zu wenden, daß die täglich gelesene
Mess€f-..in einem andern Lokale und auf einem eigens konsekrierten Altare
gelesen werden dürfe, bis die neue Kapelle eingerichtet und geweiht wäre.
Dazu wurde das Bureau des Landmarschalts ausersehen, das von jetzt an
zu keinem anderen Zwecke verwendet werden durfte. •) Ferner wurde
bestimmt, daß beim Abbrechen der alten Kapelle ein Verordneter des
Prälaten Standes anwesend sei, damit er die aus dem Altare herausgenom-
menen Reliquien einstwei'en in Verwahrung bringe. *) Der Erzbischof gab
dazu seine Einwilligung. Nun schritt man an die Adaptierung oberwähnten
Raumes als neue Kapelle, wobei man leider im Geiste jener Zeit der
schönen Architektur viel zu sehr Gewalt antat. Der Maler Karl Taege
mußte nämlich nach dem Beschlüsse der Verordneten (1, Dezember 1845)
den Plafond blau, die Wände und Rippen mit steingrauer Farbe bemalen.*)
Auch bei der Aufstellung des Altars hatte es sich gezeigt, daß einige Ver-
änderungen an ihm vorgenommen werden mußten, da er in der alten
Kapelle an den Seiten eingemauert war und nun frei zu stehen kam. *>
Das frühere Altargemälde Maria Opferung vom Maler Spilnbei^ wurde
jedoch, weil zu klein, nicht mehr verwendet und in der Sakristei auf-
gehängt. Dagegen beschlossen die Stände, denselben Gegenstand, Maria
Opferung, auf welchen Titel ja auch die frühere Kapelle geweiht war, jetzt
Glasmalerei, die gerade im Aufleben begriffen war, ausfuhren zu
lassen, und zwar in der Wiener Glasmalereianstalt von Karl Geyling, •)
Fig. 28. Pfeiler nnd ftorten
in der Ereile.
>} Mitteilungen der k. k. Zentralkommiscion mr Kunsl- und historische Denkmate. N. F. IX, S. 146 fT.
*) N.-O. Landesarchiv Pasz. 19, Z. 1271.
■) N.-6. Landeaarchiv Fasz. 19, Nr. 13Sa
•) Vollendet am Z8. Mitrs 1840. N--ö. Landesarchiv Fasz. 19, Nr. 4049 und 12024.
') Freiherr von Mitis hatte hierüber schon am 29. Dezember 1843 und am 12. Jänner 1844 berichtet (N.-6. Landes-
archiv Pas2. 19, Z. 11699.)
•) Karl Geyling war am 23. Februar 1814 im väterlichen Hause bu Wien geboren. Er trat in die Akademie der
bildenden KQnste ein, in der er sich zum Landschattamater ausbildele. Noch in jungen Jahren beschälttgte er sich mit technischen
Versuchen und begann, 26 Jahre alt, als Autodidakt die ersten Versuche der Glasmalerei im Lustschlosse zu Laxenburg (Land-
schaften auf Glas), bald darauf in Hattstadl und Ischl. Nach der Verfertigung des Altarbildes in der Landhauskapelle mehrten
von Dr. Anton Mayer. J03
Der Maler Ludwig Schnorr von Karolsfeld, Kustos an der k. k. Gemäldegalerie im Belvedere, hatte
dazu einen sehr gelungenen Entwurf') komponiert. Dieses Altargemälde zerfällt in drei Teile, das
Fig 27. Die Eapell«.
sich die Aullrige in großer Zahl ; sein Name wurde auch auOer Österreich, namentlich in Frankreich (Glasfenster in der Lothringcr-
kirehe zu Nancy nach den Entwürfen von Friedrich Schmidt) bekannt, Geyling starb am 1. Jänner 1880, .als seine Anstalt
lur Glasmalerei eines weitverbreiteten und wohlverdienten Rufes sich erfreute*. (Wurzbach, Öslerr. biograph, Lexikon V, 166,
— Mitteilungen des k. k. österr, Museums für Kunst und Industrie. XV, Nr. 173 5. 22fr.i Ober Geyllngs Bild in der Land-
hauskapelle äußerten sich sowohl Julius Schnorr von Karolsfeld, Professor an der königl. Akademie in München, als auch
Max Emanuel Ainmiller, Inspektor der Glasmalercianslalt in München, sehr gijnslig und erklarten dasselbe für sehr gelungen
und aller Anerkennung und des Beifalles wtrt. Geyling war schon damals der Neubegründer der Glasmalerei in Österreich.
Auch Franz G rar Be roidingen referierte im VerordneCenkoilegium am 10, Jänner 1847 im gleichen Sinne mit dem SchluBsatie,
daC Geyling den Ausdruck der Zufriedenheit verdiene. (N.-fi. Landesarchiv Fasz. 19, Nr, 2669.)
>) Die Kartons sind nicht erhalten. Schnorr von Karolsfeld bekam am 17. August 1846 dafür 000 Gutden als
Gratifikation und zugleich wurden ihm die vollste Zufriedenheit und der Dank der Stände ausgesprochen. (N.-O. Landesarehiv
Fasz. 19, Z. 9010.)
104 ^^s nicdcröstcrrcichischc Landhaus in Wien von Dr. Anton Mayer.
Mittelstück stellt Maria Opferung im Tempel dar, die beiden Seitenflügel enthalten die Bildnisse des
hl. Severin, des Apostels von Norikum, und des hl. Johannes von Nepomuk^(Fig. 27).^)
Nachdem die Kapelle und die anstoßende Sakristei vollständig eingerichtet waren, ^ stellte
der Landmarschall Albert Graf Montecuccoli an den Erzbischof Milde das Ersuchen, die Kapelle ein -
zuweihen. Der Erzbischof beantwortete dieses Schreiben am 23. Jänner 1848 folgendermaßen: „Ich
habe mit dem Herrn Prälaten von Wiener-Neustadt gesprochen und dieser versicherte mich, daß die
in der Kapelle noch mangelnden Gegenstände bis Mittwoch vorhanden sein werden. Ich wäre daher
willens, die Einweihung am nächstfolgenden Sonntag den 30. Jänner um 9 Uhr vormittags vorzu-
nehmen, wenn Euer Exzellenz mit der Wahl des Tages einverstanden sind. Ich bitte daher mich zu
verständigen, ob kein Hindernis stattfindet und von der ausgezeichneten Hochachtung versichert
zu sein".')
Da ein solches nicht obwaltete, wurde die Einweihung, nachdem der Propst von Kloster-
neu^urg durch ein besonderes Umlaufschreiben, die weltlichen Landesmitglieder aber durch ein
„Kumulativschreiben" dazu eingeladen worden waren, am bezeichneten Tage vollzogen.*)
Mit diesem feierlichen Akte der Kapellenweihe schließt auch die Geschichte des Landhauses.
Nicht ganz anderthalb Monate waren seitdem verflossen, als die am 13. März tagende Ständeversamm-
lung durch die stürmischen Ereignisse dieses Tages gestört und durch die weitere Umgestaltung des
ganzen politischen Lebens selbst zur letzten in der Jahrhunderte langen Reihe dieser Versammlungen
wurde. Das neue Haus, welches die Stände nicht ohne Mühen und Opfer erbaut hatten, hatten sie
schon so bald verlassen müssen, um nicht mehr wiederzukehren.
1) Wir sind in der Lage, eine Abbildung der Kapelle mit dem Altar nach einem Holzschnitte von Blasius Höfel zu
bringen. Dieser bekannte Chromoxylograph, quieszierter Professor der Wiener Neustädter Akademie und Kunstbuchdrucker, hatte
das Mittelstück noch in Geylings Anstalt gesehen und war davon derart entzückt, daß er beabsichtigte, eine würdige Ver-
vielfältigung durch den von ihm erfundenen Farbendruck der Öffentlichkeit zu übet geben. Dies wurde ihm nach einem
Referate des Melker Prälaten Wilhelm Eder im Verordnetenkollegium am 26. August 1847 auch bewilligt (N.- ö. Landesarchiv
Fasz. 19, Z. 1824 und 8240.) Der Farbendruck ist aber auffallenderweise selbst bei den bekanntesten und emsigsten Sammlern
HÖfel'scher Farbendrucke nicht zu finden. J. NMedl, Blasius HÖfel, Biographische Skizze In den Mitteilungen der Salzburger
Landeskunde IV, 1864, S. 289, erwähnt ihn ebenfalls nicht. Wendelin Böheim, „Blasius Höfel (zum 50jährigen Jubiläum des
Wiener Holzschnittes)" in der Österreichischen Kunstchronik I. Jahi^gang (1879), beschreibt ihn nber folgendermaßen: .Es
ist der bedeutendste Farbendruck Höfeis. Das Blatt ist in 24 Farben gedruckt. Die Figuren stehen auf Goldgrund. Ein blaß
gehaltener Rahmen umgibt die Darstellung. Das Blatt ist heutzutage schon sehr selten geworden. Alle Farbenstöcke sind von
Höfeis Hand geschnitten. Die Farben sind feurig, wiewohl scharf aneinandergesetzt, die braunen Schattenlinien vielleicht zu
klar, daß das Ganze wirklich ein durchsichtiges Glasgemälde wiederzugeben scheint*. Böheim irrt darin, daß er die
Komposition J. von Führich zuschreibt
*) Ober Auftrag des Prälaten von Melk und des Grafen Johann Anton von Pergen lieferte der Bronzefabrikant Josef
Fleisch vier Altarleuchter (200 Gulden), ein IV2'' hohes Altarkreuz (130 fl.), drei Kanontafeln (80 ([,) und eine Altarlampe
mit 9" Durchmesser (230 fl.). Für mehrere in der Sakristei gelieferte Arbeiten erhielt der Tischlermeister Adalbert Welser
226 fl. 36 kr. (N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Z. 8622 und 4769.)
3) N.-ö. Landesarchiv Fasz. 19, Z. 1018.
^) Die weltlichen Ständemitglieder waren dabei in der kleinen ständischen Uniform erschienen.
III.
BEILAGEN
XXXYIII. Bftod.
14
I.
Yerkaufsurkunde des Liechtensteinischen Hauses.
(1513.)
Ich Wolfganng von Liechtenstain von Nicolspurg anstat mein selbst, vnd Herren Lienharten
meines brudem des ich mich mechtig, vnd ich Erasm von Liechtenstain von Nicolspurg anstat mein
selbst vnd herren Georigen meines brudem des ich mich vöUigklichen angenomen vnd ich Hartman
von Liechtenstain von Nicolspurg, bekennen für vnns vnd all vnser erben oflfenlich mit disem brief
gegenwurtigen vnd künffligen, das wir recht vnd redlich vnd zu der zeit, da wir das on mengelichs
widersprechen macht fueg vnd recht hetten, ains ewigen stetten vnwiderruflflichen kawfs zu kawflfen
geben haben, wissentlich in craffl ditz briefs den hochwirdigen ersamen, wolgeborn^n . herren, edln
gestrenngen vnd vesten etc. den dreyen stennden der landschaffl nemlich preletten herren vnd ritter-
schafft des fürstenthumbs Osterreich vnder der Enns vnd allen im nachkhomen vnser freyaigen haws
zu Wienn an der hochsfraß bey den myndern brüdern zwischen weilend herren Veitten Fünffkircher
haws vnd dem gesslein neben der von Rogendorff haws gelegen vmb ain summa gelts der wir gantz
on allen schaden aufgericht vnd bezallt sein vnd haben darawfl" für vnns vnd vnser erben das berürt
haws, mit aller seiner zugehömng, wie wir vnd vnser vorfordern das bishei frey inngehabt, gebraucht,
genutzt vnd genossen haben, den vorgemelten dreyen stennden der lanndschafft, vnd allen irn nach-
komen vber vnd eingeantwurt aus vnser herlichait beseß nutz vnd gwer in ir hennde herlichait beseß
nutz und gwer also das sy nu füran das berurt haws mit seiner zugehörung als recht herren vnd
besitzer innhaben, nutzen vnd messen, damit handln thun vnd lassen suUen vnd mugen nach allem
irm willen vnd gefallen als mit irm frey aigen gut on vnser vnserer erben vnd menigelichs von
vnnsem wegen irrung vnd widersprechen. Wir verzeichen was auch des berürten haws vnd aller
seiner zugehörung in ewig verzieht. Also das wir vnser erben noch nyemands anderer von vnsern
wegqn zu dem vorberürten haws vnd seiner zugehömng kainerlay Zuspruch noch ansuchung nymermer
haben noch mugen in khain weis. Wir vnd vnser erben sein auch der gemelten dreyer stennde vnd
ir nachkomen des genannten haws vnd seiner zugehörung recht scherm vnd vertretter für all ansprach
mit dem rechten als sollichs kawffis frays aigen guts vnd des fürstenthumbs Osterreich vnder der
Enns recht ist. Gieng in aber an sollicher gwerschafft icht ab vnd das sy der icht schaden nemen,
mit recht, wie der schad genent werden möcht khainen ausgenomen denselben schaden allen sullen
wir in getrewlich widerkem sy mugen auch denselben haben vnd bekomen von vns vnsern erben
vnd gut ligenden vnd vamnden wo wir das haben inn oder außer lannds nichts ausgenomen bis sy
sollicher Schadens gentzlich benuegt vnd bezallt sein getrewlich vnd ungeuerlich; Mit vrkhund ditz
briefs der mit vnser obgenanten Wolfganngen, Erasm vnd Hartman von Liechtenstain von Niöols-*
purg aigen anhangenden innsigln besigelt ist, vnd zu merer sicherhait vnd gezewgknuß der Sachen
108 ^<^ niederosterreichische Landhaus in Wien
haben wir mit vleis gebeten die wolgebomen Herren edln vnd gestrenngen Herren Georigen von
RogendorflF vnd Herren Iheronimeen druchsessen ritter das sy ire innsigl aucH an disen briefif geHanngen
haben in vnd im erben on schaden, darunder wir vnns verbinden für vns vnser erben vnd nach-
komen bey gutten trewen steet zu hallten innhallt ditz brieflfs der geben ist an montag vor sanndt Jorigen
tag nach christi vnsers lieben Herren geburde tawsent funflfhundert vnd in den dreyzehennden Jahren.
(Orig. Perg. 5 Siegel, zweites und drittes verletzt, die andern drei fehlen. N -ö. Landesarchiv, Kasten A, Karton 2, Nr. 18.)
u.
Auszüge aus den Grundbüchern der Stadt Wien (M. G.), der Schotten (Seh. G.) und
der Minoriten (Mi. G.) über die Umgebung des alten Landhauses.
Zusammengestellt von Albert Ritter von Camesina. ^)
N% 29. S. G. IL 222. Caspar v. Rogendorf 7, Haus 1479.
N«. 30. Von Liechtenstein 1451—1460.
m 31. S. G. VII. 40. b. Hanns Bernhart Fünfkirchen ao. 1604.2) — VII. 198. Andre Thonradl Frei-
herr auf Thernberg „halb Haus auf der Hochstraß 1614, wurde als Rebellen guet um 10.000 fl."
verkauft an: VIL 356. Gundacker zu Polhaimb 1621. Wurde getheilt, u. zw. nach X. 267.
erhielt Dorothea von Polhaimb 1679 Vi Haus, Dieser Theil ist laut Veräußerungs-Contract
vom 8. May 1716 „mit den n.-ö. Verordneten zu dem Wiener Landhaus verwendet und ver-
baut". VIII. 115. Hans Reichart v. Polhaimb 1627, Vi Haus. X. 262. Achilles Polhaimb 1629.
Wird demnach Freihaus.
N®. 32. M. G, D. 13. b. Anton Greul „zenagst weilent Hainrich von Zelking haus". Erkaufte es von der
Stadt „vmb 140 AT anno 1446. — D. 225. — Hanns Per anno 1454. — D. 532. Symon Perr
anno 1472.
N*!. 33. M. G. D. 14. b. Anton Greul, 1447. — D. 254. Jörg von Kunach, 1451. — D. 225. Hans
Perr, 1454. — F. 251. Wolfgang Ober 1533. — F. 303. Michael Puchler, 1534. Zwischen Wolf-
gang Madtseber und Valentin Ruetenperger. — H. 141. Katharina Khathauser 1555. Stefan
Frank 1558. — H. 387. Hanns Arthöfer 1570. — J. 130. Georg Fuk, 1580. — L. 326. Lorenz
Beittler 1634. — N. 208. Ludwig Graf von Sinzendorf 1669.
m 34. M. G. D. 207. Hainrich Smauzz 1447. — D. 209. Hans Hasenwasser 1449. — D. 267. Hans
Hasenwasser, Albrecht von Ror und Egkl Futrer 1472. -^ E. 124. Mathe Steinpeckh 1482. — -
E. 247. Leonhart Reisner 1492. Wurde ermordet. — E. 724. Georg Tordinger 1516. — G. 1186.
Valentin Ruetenperger 1539 „genant das haws da die funfT Mord geschehen" (vgl. oben zum
Jahre 1492). — G. 378. Franz Hayden 1550. — 378. b. Hanns Reckhendorfifer 1550. — H. 395.
Barbara Rekendorfer 1571. — J. 210. Georg Wibmer 1587. — K, 222. Reinhart Harlinger 1615.
— M. 205. Johann Virich 1645. — M. 540. Jakob Häffer. — N. 30. Ferdinand Graf von
Harrach 1670. Von da an mit
N*. 34 zusammen unter gleichen Besitzern. War immer Freihaus. Außer den unten aufgezählten
können noch als Besitzer genannt werden: 1485 Einer von Eyczing; 1516 Georg von Eyczing
und 1612 ein Freiherr von Herberstein.
^) Fitzinger a. a. O. S. 79ff. Die Buchstaben M. G. bedeuten Magistratisches Grundbuch, S.G.. Schotten-
Grundbuch und Mi. G. Minoriten-Grundbuch.
*) Die Herren von Fünfkirchen besaßen dieses Haus mit dem oben anstofienden, auf dem Minoritenplatze gelegenen
Hause Nr. 36 als ein Haus von 1495 bis 1604. (Vgl. Wohlmuths Plan Fig. 1.). D. V.
1 Ur. Anton Mayer.
109
M. G. N. 607. Philipp Emanuel Fürst Longeual 1696. ~ P. 119. Hainrich Hertzog von
Schlesien zu Munsterberg . 1 720. — W. 89. Karl Fürst von Auersperg 1794. — X. 226. Wilhelm
■Fürst von Auersperg 1803. — Z. 81. Niclas Fürst Esterhazy 1809. — Z. 230. Ferdinand
Liebman 1811. — N". I. 167. Fürst Moritz von Liechtenstein 1816. Von 1820 an mit Nl 33
und 32 zur Nationalbank umgebaut.
N". 35'. Mi. G. D. 50. Leopold Krugeldorfer 1545, erkaufte es vom Kloster der Minoriten. — D. 55,
Christof Kugler 1570. — D. 71. b. Caspar Muschart 1594. — D.82.b. Christof Muschart 1612.
— D. 84. Wolff Rosell 1612. — 6. Barbara Helmben 1614. — 9. Wenceslaus Dobrossowsky
von Dobrossawa 1622. — 16. Philipp Ziprer 1652.
Fig. 23. Lage and Umg«biuig des alten Ludhaiuei.
N". 35. Mi. G. D. 50. Leopold Krugeldorfer erkaufte es vom Kloster der Minoriten 1545. — D. 55.
Christof Freydenstainer, R. K. M. Sumelier 1579 (d. i. Sotnmelicr, Kellermeister). — 7. Heinrich
Kugler 1616. — 10. Zacharias Rothmayer 1625. — 13. b. Johann Fassy 1642. — 16. Philipp
Ziprer 1652. — 17. Zachariaß Adam Pauer 1658. Von nun an mit 35- als N". 35 im selben
Besitze „zum schwarzen Thor. Waren früher zwey Heuser, wurden 1660 zusammen ver-
baut". — 33. Hieronymus Bleibinhaus 1686. — ^. Ferdinand Bleibinhaus 1714. — 60. Johann
Zugeri 1717. — 66. b. Josef Ferdinand von Holger 1765. — 1672. Josef Ferdinand v. Holgerischa
Erben 1790.
N", 36. S. G. J. 678. b. „Erhart vnd Wilhalm geprueder von Zelking ain Haus gelegen auf der Hocb-
strasz zenagst der von Liechtenstain von Nicolspurg haus, das mit gemecht von weilen Steffan
von Czelking an sie komen ist" 1451. — J. 688. b. „Walther Zebinger von Kranichperg" 145L
— J. 709. „Niclas Drugsecz zu Stetz" 1453, — J. 825. „Kristof von Mörspergk" 1466 „zunagst
der von Liechtenstein von Nicolspurg und Hanns von Pern heuser gelegen" 1460. — II, 346. b.
„Bartlme von Morsperg 1492 zunagst der von Liechtenstein und weilend Symon Perm heuser
gelegen" 1492. — II. 375. b, „Ritter Veit Funfkirchen" 1495 — V. 66. „Ritter. Hanns Fünft"-
110 Das niederQsterreichische Landhaus in Wien
kircher zu Stainaprun vnd Valkenstein" 1565. — VI. 146. „Hanns Bemhart Funfkircher" 1592.
1604 wurde das Haus getheilt. — VII. 40. b. „Elisabet von Althan, halbes Haus neben dem
Landhaus gegen der Minoritenkirchen werts, der hinter tail** 1604. — VIII. 307. Isabella Freyin
Vnuerzagt 1636. — VIII. 390. Maria Breynerin 1639. — IX. 54. Maximilian Graf von Trauth-
manstorf 1643.
N*. 37. Mi. G. D. 81. „Franz Benuento, Hofschmidt, erbaut ein Haus auf einem lehren platz, 1607.
Erhielt 1610 zu notdurft seins gewerbes noch einen platz vngefehr sechs Sehnte lang, alda
vor Zeiten der offne durchgang der kirchen gewesen, Peter Remelin 1665. Magdalen Terzin
geb. Remlin 1680. Ehrenreich Freyherr von Oppel 1697, Fridrich von Lamprecht 1701.
Ehrenreich Reichel von Reichelsheimb", 1745.
«
Meister Hannsen Traubingers „Spanndtzetl*",
Zuuermerckhen was mayster Traubinger maurer vnnd stainmetz in dem Landt-
haus für arbait verrichten vnd machen soll.
ErsÜichen in dem stall vnd der Herren Verordneten zymer acht pheiler mit werchstuckhen,
so die Herren Verordneten darzue chaufen vnd er außhauen vnd versetzen solle.
Item auf dieselben acht pheiler ain creutz oder graet gwelb anderhalben ziegl dickh durchaus
gwelben vnd dasselbig gwelb mit ainem säubern wuerf außberaitten vnd verthinichen, auch den poden
vnden im gwelb pflastern mit ziegin vnd das gwelb oben mit erden beschütten.
Item in gemelten gwelb zway vennster gegen dem garten von den stainen so die Herren
Verordneten aus dem Katterholz stainpruch khaufen vnd fueren lassen außhauen vnnd verseczen.
Er soll auch ain schidmaur in gedachtem gwelb machen, die durchaus in das ober zymmer
geet und soll vnden im gwelb ain thur von gedachten stainen in die schidmaur außhauen und
verseczen.
Mer soll er ain thür in das gwelb vnd die cantzley darin die schneckhen geet von beruerten
stainen außhauen vnd verseczen.
Item vnd der stiegen im hof soll er die außer stainethür außwexeln vnd ain neue von obge-
melten stainen vnd vnder die inner thur ain soUstuckh außhauen vnd einsetzen.
Mer soll er auch in die schiedmaur oben in der Herren Verordneten zymmer ain thur von
schönen Puerckhschleintzer stainen von oben im stueckh innen und aussen mit ainem kreucz, auß-
gehaut in stain, welchen die Herren Verordneten selb bezalen sollen, einseczen.
Item er soll auch das puntwerch*) vnd den allten poden auf dem stall vnd oben über der
Herren Verordneten stuben vnd im sali selber außräumen vnd abprechen lassen.
Er soll auch die ober schidmaur vnd der Herren Verordneten Stuben sauber außberaitten und
■
verthinichen.
Er soll auch in der Herren Verordneten stuben, auch im sali durchaus im gmeir paiß zum
poden vnd pämblingen prechen. ■)
') Puntwerch d. i. Bundwerk. Der Ausdruck ^Dachband*, „Dachbandl* f&r die Verbindungspfosten im Dachgerüste
lebt noch fort .Bundwerk ^ Bindegerüst = Gerüst*.
*) Im yOmeir* (Gemäuer) soll er Raiß prechen == Im Gemäuer oben »Lücken* brechen, zum . Einlegen der Tram-
bäume (Bäumlinge == Pämblingen), auf denen der Boden ruht. (Nach Dr. H. W. Na gl.)
von Dr. Anton Mayer. Hl
Vnd auf gemelten poden der herrenstueben vnd im sali durch vnd durch ainen gueten
estrich machen^
Mer auf dem gwelb vnd der Herren Verordneten stuben ain säubern vnd gueten geschlagen
estrich machen. Mer soll ehr auch die peckhstall ^) selber machen. Darzue ime die Herren Verordneten
alles holczwerch vnd negl geben sollen.
Kontrakt mit dem Steinmetzmeister Sigmund Huber wegen mehrerer Baulichkeiten im
Landhause (8. März 1533).
Vermergkt das geding so mit maister Sigmunden Hueber stainmeczen zu Wienn aines
gepewß halben im ne\yen lanndthawß beschehen wie hernach uolgt. Erstlich sol gedachter maister
Sigmundt im alten stogk zu ainer Stuben vnd chamer auf die gassen werts in pundtwerch zwo
schiedmeyr vnnder den obem poden ains ziegldigk aufmawen innen vnd außen verwerffen, ver-
dünichen vnd weissen vnd von derselben stuben daneben durch die mawr in garten ain thuer
prechen vnd seczen, darzue vom garten auf vom grundt zwen pfeiler auflfürn vnd darauf ain kuchl
mit zwayen vennstern, hert, ainen rauchfanngk vnd hinwider aus der kuchl durch die mauer zu der
Stuben ain ofenvennater yedes an die stat vnd nach notdurfflen so darzue gehört graben prechen
machen vnd volbringen. Zum anndem im hof auf der stygen daz thurnlein außen und innen schifern,
verwerffen vndt von newen auch verdünichen, derentgegen für alle arbait vnd mue sol imo siben
vnd zwanzig pfundt phening geraicht vnd bezalt werden. Des zu vrkund vnd gedechtnus sein zwo
gleichlautendt zpanzedln aufgericht vnd vnnder des Erwyrdigen Herrn Herrn Chunraden abbt zum
Schotten zu Wienn vnd bemelts maister Sigmunden Betschaden verferttigt vnd yedem tail aine zu
seinen hannden gestelt worden. Actum den achten tag Marcj anno im drey vnd dreissigsten.
T.
Kaufbrief der n.-ö, Stände über den Gartengrund von Hans von Fünfkirchen
(1539).
Ich Hanns Funffkhircher zu Stainaprun vnd auf Valkhennstain bekhenn. Nachdem sich aus
beuelch ainer ersamen gemainen lanndtschaffl ditz Ertzhertzogthumbs Osterreich vnder, der Ennss
derselben Verordnet vnd einnemer von den dreyen stänndten Prelaten Herrn vnd Ritterschaft von
meiner beswerde vnd anforderung wegen, nemlichen des grundts vnd gemeyers, so mir zuegehorig
gewest, von der brüeder Ordinis Minorum freithof hinab an das egkh des lanndhaus solanng mein
garten geraicht biß an die schiedmaur so zwischen bemelter ainer ersahien gemainen lanndtschaft
vnd mein beder garten steet an welcher yetzermelten lenng vnd mawr ernennte lanndtschaffl sich
zu notdurflfl ires gepewß bestimbts lanndhaus aines orts vngeuerlichen so dikh als die hausmauer
1) «Peckstall* (dial. pag — stall mhd. boucstall sind Zaunpfosten. Dieses Wort ist noch allgemein üblich. (Nach
Dr. H. W. Kagl.)
] ] 2 Das nicdcrosterreichische Landhaus in Wien
des lanndthaus ist vriderstanndten» wie sich dann.solchs in der bschaw aigenntUch . erfunden hat
Dartzue auch vmb hoch vber gepew auch der großen liecht vnd vennster, die heraus gegen meiner
behauisung vnd in den garten geen . An heut dato gar vnd genntzlichen gegen mir vergleicht vnnd
mich darumben mit ainer suma geltz benanntlichen drewhundert gülden Reinisch zu fünfTzehn
patzen gerait . Daran mich mein erben vnd nachkhumen ganntz wol benuegt und hinfür benuegen
soll zufriden- gestellt vnd mir enntricht haben. Also das nu hinfüron voran getzaigte irr vnnd
anforderung hiemit wissentlich in craflft dises briefs ganntz tod vnd ab sein . Auch alles vorbestimbt
gepew sambt den Hechten vnd vennstem hinfur aufrecht vnnd kreflftig beleiben sollen . Dartzue
solch gemeyr vnnd gepew, wie es angefangen, gleicherweiß forter vnd biß an bestimbte mein
schiedmaur vnd durchaus gefuert vnd zu enndt volpracht werden mag on mein meiner erben
vnnd nachkhumen irrung vnd widersprechen . Wellen auch derhalben ain gemaine ersame landtschafft
der dreyer stänndt gegen menigelich nach ausweisung ditz Ertzhertzogthumbs Osterreich schaden
punts wie der am höchsten vnnd pessten beschützen vnd schermen vnd on allen nachtaill vnnd
schaden halten in der guetigkhait oder dem rechten auf vnnsem aigen cossten vertreten als offt
solchs not beschiecht treulichen vngeuerlichen . Zu vrkundt vnnd becreflftigung diser bekhanntnuss
vnd verschreibung hab ich obgenannter Hanns Funflfkhircher mein angeporen innsigel hieran
gehanngen vnd aigen namen vnd hanndtschriffl hierunder gestellt . Vnd vmb gezeugknuss vnnd
merer sicherhait willen mit sonderm vleis erpeten den edlen gestrenngen ritter herm Ambrosien
Wisennt zu Krannsegg, Romischer Kunigclicher Maiestat etc. rate vnd lanndtundermarschalch in
Osterreich vnder der Enns, meinen fruntlichen lieben vettern, das er sein innsigil auch neben mir
hierangehangen hat . Doch ime sein erben vnnd innsigil on schaden . Darunter ich mich für all mein
erben vnd nachkhumen verpindt innhalt des briefs war vnd stät zu halten . Der geben ist zu Wienn
den viertzehenden tag des monats May nach Cristi gepurt fünfiftzehen hundert vnd im neunvnd-
dreissigisten jar
Hannß Funffkircher m./p.
(Original. Perg. 2 Siegel sehr verletzt. N. - ö. Landesarchiv Kasten A, Cartgn 5, Nr. 7.)
VI.
Kontract zwischen „gemainer landschafft landhaus vnd der Herrn von Rogendorff
anrainende behausung".
(1564.)
Zwischen den Ehrwürdigen Wolgebornen Edlen vnd Gestrengen Herm Herrn Michfteln Abbt
zu Mölckh, Herrn Ruediger Herm von Starhemberg zu Schönpüchel vnnd Herrn Christoffen Teuflfel
zu Khrottendorff, der dreyer steende von Prelaten Henfn vnd Ritterschafft ainer ersamben lanndtschaffl
des Erczhertzogthumbs Osterreich vnder der Ennß Verordneten, an ainen vnnd den wolgebornen
Herrn Herrn Hannß Wilhalms Freyherrn zu Rogendorff vnd Mollenburg obristen erblandhofmaister Rom.
Kays. Mtt. beisiczer deß lanndts rechtens daselbst in Österreich vnder der Ennß vnnd Herm Georg
Emretch Freiherrn zu Rogendorf vnd Pöckhstall auch erblandthoffmaister in Österreich am anndern
thaill. Ist ain abreit abgehandelt vnd beschlossen worden wie volgt. Nemblichen daß die Herrn Ver-
ordneten im namen gemainer lanndtschaffl aus dem lanndthaufl im forderen newen stockh vnd mit den
zimer vber daß gäßi gedacht Herm von Rogendorff behaußungmaur. Entgegen daß f^ügh dife Herrn
von Dr. Anton Mayer.
113
von RogendorfT widerumb von ihrer behaußung vber daß gäßl in gemainer Landtschafft Landthauß
maur jederthaill ain gewelb zu machen vnd pauen zu lassen fueg vnd macht haben sollen vnd mügen.
Vnnd um soliches solle ain thaill dem andern was zu geben nicht schuldig sein alles auß sonder
guetwilligkhait vnd khainer gerechtigkhait. Zu vrkhundt sein diser vergleichung zwo in gleicher lauth
aufgericht vnnd mit gedachter Herrn Verordneten vnd der Herrn von Rogendorff aigenen handschrifflen
vnd angebomen petschafften verfertigt vnd jedem aine zuegestellt worden. Geben zu Wienn den
sechsten tag monats Apriliis nach vnsers lieben Herrn geburth Im fünfzehnhundert vnd vier vnd
sechzigisten Jahr.
(Abschrift im n. -ö. Landesarchiv B. 8. 3. Angemerkt ist dabei, dafl am 14. Dezember 1756 ein Vidimus ihro furstl.
gnaden Fürsten von Trautson als Landmarschaln durch Herrn Secret v. Woller nebst mehr anderen stucken von jüngeren Jahren
übergeben worden.)
vn.
Saphoy's Rechnung, deren Schätzung und Passierung.
Arbeit
Saphoy's .
Ansatz
Schätzung
Passierung
„Erstlichen die vnter thier im hoflf^zum eingang zu
der stiegen so man zu der Herren Verordneten
ratstuben gehet sambt aller ierer zier vnd zu-
geherung für stain, arbayt, aufsetzen vnd an die
Stadt zu verfertigenn
Item mer im vntern gewelb im aufgang vier steinen
schäft von harten stein sauber gemacht vnd
gekhelt, für einen sambt den begen darauf die
stiegen ligt fünfzehen gülden thut
Item mer 27 Stiegenstaffel von hartem stain von
Leyterberg, so vm vnd vm gebaut vnd inein-
ander geschlossen vnd gespindt, das sie sich
selbest ledig tragen missen für einen sambt der
fuer vnd arbayt zwantzig Schilling pfennig . . .
Item ain praiten antritt, auch von hörtenstainen
vor der lanndtcanczley thuer im hof, vnd ain
märbelsteinen staffl, ainer claflfter lanng, bei dem
fennster gegen dem Herrn Lanndtmarschalch
vber. Sambt drey staffeln neben der burgerstuben
fuer £^in iedes stuckh ainß inns annder gerait
ain gülden vier Schilling
XXXYin. Band.
180 f.
60 f.
107 f. 2 ß
120 f.
31 f.
67 f. 4 ß
45 f.
48 f.
54 f.
15
114
Das niederösterreichische Landhaus in Wien
Arbeit
Saphoy's
Ansatz
Item fuer die zween gefiertenn platz auf der stiegen
auch von hertem stain gemacht vnd ineinannder
gespint für beide platz fünf vnd zwantzig gülden
Item mer oben auf dem sali bey der burgerstubenn,
ain gefierter platz mit drey staffelnn, auch in ein-
andergeschlossen für sie baide zwantzig guldenn
Item oben auf der stieg vnter dem gewelb ain gelehn-
stuckh vom gantzen stein mit den vngleichen
khriegeln oder staffeln, durchprochen vnd ge-
macht darfür sechs guldenn
Item gegen vber in der mauer aim hanndthab an-
derthalb clafler lanng
Item mer in der herren Verordeneten ratstuben ain
ofenfueS von hertem stain vnd sauberen gesimbs-
werg
Item mehr prustgelenn vnd handthaben mit khriegeln
oder paluustria oben in dem fuerhaus vnd auf
der stiegen durchaus, erster e hat „zwo claflfter
vnnd drey ain halben schuch", letztere hat »drey
claflfler vnnd ein schuech"
Item mer ain thier von herten stein im fuerhaus vor
der heimlikeit mit fries vnd vbergesims darfür
acht gülden vnd ain caminthierl vor dem ofenloch
auch mit fries vnd vbergesims in oftgemelten fuer-
haus darfür sechs guldenn, thun beide posten
vierzehen guldenn
Item mer ain ofenloch in die ratstubenn per sechs
Schilling pfennig vnd sechs getwengt zu khack
fennstem auf dem tach ains per 3 ß thut alles
drey guldenn
Item mer der hangende anfanng in dem vntem ge-
welb, welcher inwendig mit gebautem stainwerg
verfaßt vnnd gemacht daran auch das capitel
hengt auch das mendel vnd das capitel, darauf
es stet für solhes alles dreyssig guldenri . . .
Item ver die zway Cherintische capitel auf den zwaen
lengen oder hechen schafften
Mer ain capitel im eck, darauf die stiegen auch ier
aufliegen hat
25 f.
20 f.
6 f.
2f. 2ß
6 f.
55 f.
14 f.
3 f.
30 f.
60 f.
15 f.
Schätzung
Passierung
24 f.
30 f.
4 f. 3 ß 6 *
2 f. — 10 *
6 f.
2f. 2ß
5 f . 6 ß - ß
6 f.
35f.4ß-*
45 f.
lOf.Öß-*
12 f.
3 f.
3 f.
18 f.
42 f.
5 f.
24 f.
50 f.
8 f.
von Dr. Anton Mayer.
115
Arbeit
Saphoy's
Ansatz
Schätzung
Passierung
VbersQhlag vnd Anforderung auf die zwo
Märbelstainen thuergericht von bildt-
werg, wapenn sambt anderer zier und
zugeherung etc.
Erstlich das groß stuckh oder history auf der thier
vor der Herren Verordeneten rhatstuben ^Austria"
genendt sambt seinen eingefaß vnd zugehör per
zwey hundert gülden Reinisch
Item fuer die zwen leben auf dem thiergericht sambt
ieren wapen als Vngem vnd Böhem
Item vm den Sambson vnnd Hercules auf den thuer-
gerichten so baide von marbelstain gemacht . .
Item vm den Noe vnd Cain zwischen den thragh-
stainen von weißem herten stain gemacht . .
Item mer vmb die zwo tugennt zwischen beiden
Colonen auch von weißem stain
Item mer für gemeltes thuergericht außer der vor-
benemten stuck von bildtwerg, so alles von guten
schönen marbelstain gemacht, sambt stain, arbayt,
balliren, versetzen vnd gar an die Stadt verfertigt
Vberschlag auf das thiergericht vor der
Burgerstuben, wie folgt:
Erstlich vm die zway weybsbild mit dem lorber-
kränctz. alt vnnd new Osterreichische wappen
gemacht vnnd gepalliret
Item von demselben thuergericht sambt allen vn-
chosten, alls stain,- arbait, pallieren vnd öczen
(aufsetzen?) bis gar an die Stadt zu verfertigen
Vberschlag vnd anf o r d e rung au f d i e
Wappen vnd angesichter in dem gewelb
vor der Herren Verordneten Ratstuben.
Erstlich fuer der Kay: Mt: wappen mit des Reichs-
adlers in mitte des gewelbs vor der Herren Ver-
ordneten ratstuben
200 f.
30 f.
60 f.
30 f.
40 f.
600 f.
150 f.
500 f.
50 f.
70 f.
20 f.
24 f.
8 f.
18 f.
Das alles ha-
ben wirmii .
gemessen noch
geschätzt, weil
wir nit so uill
Proportion
daran erkhen-
nen.
50 f.
215f.5ßl0*
18 f.
100 f.
24 f.
30 f.
16 f.
26 f.
. 450 f.
75 f.
300 Taller
25 f.
15
116
Das niederösterreichische Landhaus in Wien
Arbeit
Saphoy's
Anschlag
Item mer fuer die zway Wappen als alt vnnd new
Österreich mit zwayen greiffen vnnd zwayen
leeben gemacht, die schilt mit compartument
vnnd rollen eingefaßt
Item mer Herrn Ruediger Herrn vpn Starhemberg
vnd Herrn Veitt Albrechten Herrn von Puech-
haim wappen
4tem Herrn Leopolten Grabners von Rosenberg
vnd ^Herm Wolf ChristoflFen von EnnczerstorflF
wapen
Item der Herrn Prelaten vonn Mölckh vnnd Schotten
Wappen
Item mer fuer die vier angesichter in den eggen
vnnder den anfangen des gewelbs vnd die zway
in der mitte
Item mer die sechs capitell^ so auf die sechs an-
gesichter in den eggen vnnd in der mitten, ver-
setzt
Item vor der ratstuben sein zway hundert vnnd siben
rott vnnd weiß gannze marblpflaster, darunder
neun grosse, so Saphoy darzue geben vnd vier-
unnddreissig halb pflaster, thuen sibenzetzen
gannze, sein der pflaster vberall zwayhundert
viervndzwainzig. So hat Saphoy aus dem lanndt-
haus rot vnnd weiß pflaster emphanngen. Ain
hundert zwaivnndzwainzig die er abrichten vnnd
schleiffen lassen selbst in die werckhstat vnnd
wider herauf füeren lassen. Item mer hat er
selbst stain vnnd arbait zu gemeltem pflaster
geben 102 platten rot vnnd weiß. Für solches
alles zusammen gerait
Item mer bey dem fenster gegen dem Herrn Lant-
marschalch vber ain merbelsteinen Staffel ein
clafter lang .^
Item mer fuer die lantcantzley thuer im hoff einen
breiten drit von herten stein gemacht
80 f.
30 f.
20 f.
40 f.
34 f.
54 f. 20 p
1 f.
2 f.
Schätzung
35 f.
10 f.
10 f.
12 f.
14 f.
4 f. 4 ß »
26 f. 5 3
1 f.
2 f.
Passierung
50 f.
20 f.
16 f.
20 f.
20 f.
30 f.
1 f.
2 f.
von Dr. Anton Mayer.
117
Arbeit
Saphoy's
Ansatz
Schätzung
Passierung
Vermerckt was auf das Mauerwergk vnd
die gewelber prechen räumen vnd ver-
setzen gangen ist.
Item die zway gewelber in offl gemelten fuerhauß
wie sy vor äugen sein, zugewelben, auszu-
beraitten, die alten abzubrechen, die stiegen zu
uersetzen vnnd in das altgemeyer einzuprechen.
das marmelstaine pflaster zu legenn sambt noch
zwayen pflastern, vnnden im einganng vnnd auf
dem obem gewelb, auf dem fuerhaus, die wappen
vnnd anders in das gewelb. vnnd alte maur ein-
zubrechen, vnd zuuersetzen. auch die schilt
vnnd stain von den podnen. In den hof herab-
zutragen, sambt annderer arbait mer. so in diesem
gebey verriebt worden, auch alles stainwerckh
selbst herzuefueren lassen
Summe .
200 f.
2655 f. -ß 20»
dergleichen
Arbait
khönnen wir
auch nit
schäzen . .
873 f. 3 p 28»
100 Taller
(116f.40ß)
1773f.7ßlO»
Überschläge der Steinmetz-, Maurer- und Zimmermannsarbeiten.
Der bürgerliche und Hof-Steinmetz Balthasar Puechhauser hatte folgenden „Vberschlag
über die Steinmetzen Arbeit** vorgelegt:
„Erstlichen waß den keller grundt betreffendt, vndt die holb vndt gantzen pfeiller so von
quatterstuekhen sollen vndt müßen gemacht werden, seind derselben gantze pfeiller eilf, vndt der
halben 23 vndt cost ein gantzer pfeiller vier schuech in die vierung vndt fünf schuech in die hoch
32 f. Die halben aber zu gantzen resoluiert. thuen eilf vndt ain halben jeder auch 32 f. Brechten
die pfeiller zu ainer keller tieflFen 720 f.
Zum andern keller auch so vil 720 f.
Item die kellerstiegen von 40 stafl, jeder 12 Schilling bringt - . • 60 f.
Übertrag . 1500 f.
11g Das niederösterreichische Landhaus in Wien
Übertrag . 1500 f.
Item so der schneckhen solte in bedte keller tieiTen gemacht werden vndt dan widterumb
drei mallen in die hoch ob der erdt, wuerdten der staffl 100 sein. Jedter 2 f. darein
6 thuem vndt 4 fenster khomen 240 f.
Item keller thuer vndt fenster aufeinander 20 f. 13 keller fenster jedes 2 f. bringt zusamen . 46 f.
Item zu beden haubtstiegen biß vndter das tach werden bei die 200 stafifl khomen, jeder
derselben 2 f. bringen 400 f.
Item vndtere fenster zu ebener erdt 25 jedes 4 f. thuet 100 f.
Item 15 staineme thuem aine in die andtere 6 f. bringen 90 f.
Item das thor 200 f.
Item auf der gaßen so lang der stockh ist mueß ain gantz stainer fueß von quattcrstuckhn
sein, damit der tachtropf die mauer nit beschedige, 32 clofter, jeder 12 f. bringt . . . 324 f.
Item zum schneckhn in gartten 60 staffl jeder 2 f. bringt 120 f.
fenster vndt thuem darin 25 f.
Item den ersten wohnstockh betreffendt khomen dem abriß nach 30 zimmcrfenster iedes
gemainer arth sambt dem frieß vndt übergesimsß 12 f. bringen die fenster 360 f.
Item 5 stainerne thuem zu 10 f. thuen 50 f.
Item stain zu den einhaiczen • 30 f.
Item der ander wohnstockh trift auch so uil alß der erste der bringt 440 f. id est .... 440 f.
Item der dritte wohnstockh 300 f.
Item so mueß das obere eckh gegen dem thonrödttl von quattterstuckhen sein wie das andere
eckh ist 3 clafter hohe cost 150 f.
Item 24 thue von fenster iedes cost 3 f. bringt . 72 f.
Item die zugthiere vndt tachfenster 100 f.
Suma . . . 4547 f.
Vberschlag der maurer sarbei t betreffendt.
Erstlichen hat der ganze stockh im vmb khrais 384 klaffier vnd wan zwey kheller solten
aufeinander gemacht werden bringt es auß dem grundt bis zur ember erden 378 klafller
dickhes gevier, da eine jede klaflfter khost 7 f. bringt 2646 f.
Item 11 von quatterstückhen stainene pfailler zway mall auf einander zu uerseczen, darzue
den grundt herauß zu mauem khosst jeder 7 f. bringt zuesamben , ; 77 f.
Item ermelter kheller aufeinander zwaymall zur gewölben vnd werden die gewelber in
klaflfter resoluiert zue ziegel dickh sambt den darin starckhen bogen darauf die schiedt-
maier khomen, bringen die 2 kheller gewelb 540 klaflfler khosst iede khlaflfter sambt
der zuegehörigen zeuge 4 f. Bringen die 2 kheller gewelb 2160 f.
Item bede kheller außzuegraben die bringen cubicerde khlaflfter 1080 von ieder klaffter
aufzuschreiben ohne das wäckhfieren der schütt 2 f. bringet in allen 2160 f.
Item zu denen haimblichen syczen drey gmeben da iede auf das wasser soll graben werden.
Khosst iede mit arbeit vnd zeuge zu machen 150 f. thuet 450 f.
Item für kheller stiegen vnd schneckhen so in kheller gehet zu uersetzen sambt zeuge
vnd arbeit ausser der gehautten stain 250 f.
Also wem die 2 Kheller biß zue ember erden herauß sambt den secretgmeben stiegen vnd
schneckhen mit ihren pau-khossten ausser des steinmeczen beysamben vnd bringet in
Summa . . . 7743 f.
von Dr. Anton Mayer. 119
Zum andern den stockh oder das erste gaden auf den kheller, welches auch durch vnd
durch gewölbt wierdt, darin die Stallungen auf stainene pfailler miessen geweiht werden
vnd bringt das gaden von 3 khlaffter holz mit dickhen vnd* dünnen gemeyr cubick-
erde khlaffter, sambt den gewelbers im ersten gaden, inwendige vnd auß wendige auß
zu beraihten 693 khlaflfter vnd khosst jede khlaffter 5 f. bringt 3465 f.
Item anders vnd drittes zallen iedes in gleichem cossten 3465 f. zw drey mallen, die
summa zusamben geschlagen, bringen die 3 stockhwerch auf einander biß vnter das
tach ausser waß noch der thuem höcher wierd 10395 f.
Item bede haubt stiegen zuuerseczen sambt 9 rauchfengen, hertt vnnd offen fies auch salua
reuerender die sycz zu machen, darauf lauft zeug vnd arbeit 1248 f.
Item das thuerm- gemeyr wird noch weit 30 schuech das ist 5 khlaffter höcher Alß das
stockhwerch ist geuierdt, damit man dem thuern vnd vhr an allen orden wohl sehen
khan bringt 90 khlaffter geuier jede khlaffter sambt zeuge vnd arbeit bringt 475 f.
Item für allerley christholz vnder vnd ob der erden zu brauchen laden vnd negel zum
pöckstall saill vnd schäffer schaufTel vnd scheibtruhen wierdt sich auch der kossten
verlaufen auf die 900 f.
Summa summarum 24226 f.
Des zimermans vberschlag vber das gepeu wegen allerlay holzwerd, so in dem
Lanndthauß zu dem neuen stockh solle verbraucht werden wie volgt:
Erstlichen helt derselbe pau von dem alten stockh an biß an die gassen 17 claffter
vnd annderthalben schuech von dem eckh an der gassen biß zu enndt des
Lanndthauß helt auch 17 claffter vnd drey schuech, dann zu diser lenng khombt
noch der zwerchstockh gegen den Herrn Thanrädl 12 claffter, zusamen 46 claffter
47f schuech zu solchem gepey bedarfT man zu den tüppel pödten sambt dem
thuern vnd tachwerch 1452 Schochadillen paume, deren ein ieder im wasser
cosst 1 f. 15 xr 1815 f.
Zu disem tach bedarff man auch 9 V latten, iedes pfundt p. 6 f. 54 f.
Item zu allen pauten bedarfT man 6 flT' panckhladen Jedes p. 36 f 216 f.
Zum rüssten vnnd beschollen des thurs bedarff man auch 8 V welher reichladen
iedes p. 14 t 112 f.
Item zu allerley gerist vnnd polster holcz bedarff man 10 dopelte vnnd 30 einfache
khörholz oder Fleß 92 f.
Item 20000 khupffern negl vnnd 1000 zweyer negl 38 f. 20 x.
Für die fuer dises holzwerch aus dem wasser vnnd an sein stell zu pringen .... 115 f.
Item zimerman für sein arbeit biß zu völliger tichtigkheit 1500 f.
Suma in allem bringl zusamen . 3922 f. 20 x.
120 Das.niedcröstcrreichische Landhaus in Wien
IX.
Verkaufsurkunde des Auerschen Hauses.
Wir hernach benannte Job vnnd Philipp die Awer gebrueder zu Herrenkirchen bekhennen
hiemit für vns vnnsere erben sament vnnd sonderlich mit disem offnen brieff, das wir wolbedachtlich
auch mit zeitigem wissen vnnd damallen alß wir der one menigliche irrung wol thuen guten fueg
vnd macht gehabt, ainen stäten ewigen vnwiderrueflflichen kaufs hingeben vnd verkauflfl haben vnnser
erbliche behausung inn der statt Wienn auff der inndern brueder freithof zwischen herm Reicharten
Streyn herm zu Schwartzenau vnd Hertenstain, Rom. Khay. Mt. etc. Raths vnnd Hofcammer Presi-
denten vnnd Hannsen Moser zu PeczleßdorfT.
(Origin. Perg., 8 Siegel im Nied.-<^sterr. Landesarchiv Kart. A. 7. 12. Kollationierte Abschrift davon Nr. 3781.)
X.
K. Maximilian II. verleiht den n.-ö. Ständen das Burgrechtsprivilegium für das Landhaus.
(1571.)
Wir Maximilian yon Gottes genaden Ervvellter Römischer Kaiser zu allen Zeiten merer des
Reichs, zu Germanien, zu Hunngem, Behaim, Dalmatien, Croatien vnnd Sclauonien etc. Künig, Ertz-
hertzog zu Osterreich, Hertzog zu Burgundt, Steyr, Kärndten, Crain vnnd Wiertemberg etc. Graue zu
TyroU etc. . . . Bekhennen für vnns, vnnser Erben vnnd Nachkhomen oflFenndtlich mit disen brieff
alß vnns die Stennde ainer Ersamen Lanndtschaffl vnnsers Ertzhertzogthumbs Österreich vnnder der
Enns gehorsamist angebracht, wie sich oflflmals In Irem Lanndthause zu Wienn etwo in werenden
gemainen Lanndt oder sonnsten der Stennde zussamenkunnßlstagen, dergleichen vnnderhaltung Irer
mittlspersonen hochzeiten, von außlenndtischen vnbekhanndten oder sonnsten muetwilligen personen
fridprüchige rumor vnnd fechthänndl zuetragen, welcher doch pillich zu ainem solchen befreyten
Lanndthaus nit gestattet werden solle. Vnnd derhalben vnns gehorsambs vleiß gepetten, das wir
Inen gnedigist bewilligen wollten an bemelltem Lanndthauß bey beydön einganng oder thören zu
menigclich wamung vnnd abscheich, damit auch solches befreytes Lanndthauß in disem, wie annderer
falle von menigclich zu gezimenden eeren gehalten werde, ain freyzaichen oder tafl darinn ain hanndt
mit ainem plossen schwerdt gemalet, auch oben darauff vnnser Kaiserliche freyhait vnd die straff,
deren so darüber mit thettlicher hanndtanlegung oder emplössung der wehr In berürtem Lanndthauß
vnnd desselben einfassung hanndlen werden, schrifütlich vermeldt sey. In massen bey vnnserer
Kaiserlichen Purckh vnnder den stattthörn, vnnd anndern befreyungen auch dergleichen tafln vnnd
freyzaichen sein, auffmachen zu lassen, deßgleichen das ain Lanndschafüt oder Ire beueichhaben die
freuevler, so an warer thatt betreten werden, fennckhlich einziehen vnnd alssdann vnnserm Hof, oder
abwesennd vnnser Niderosterreichischen Regierung profosen, zur gebüerenden bestraifung vberanndt-
worten mügen. Das demnach wir solch Ir der Stennde gehorsam vnnd zimblich pitten, auch Ire
ansehenliche verdiennste gnedigclich angesehen vnnd darein mit gnaden bewilligt haben, thuen das
auch hiemit wissentlich vnnd in crafft diß brieffs, vnnd mainen setzen vnnd wellen, das nun fürbaßhin
vnnd in Ewige zeit ermelter ainer Ersamen Lanndtschaffl Lanndthauß zu Wienn die abbestimbte
freyhait für rumor vnnd thettliche fridtsprüch wie andere befreytte hewser haben, vnnd darauf jetzo
von Dr. Anton Mayer. 121
vnnd khünffligclich oberhalb baider einganng oder tör, vnnd bey jedem thor jnnsonderhait ain frey-
zeichen oder tafl versteendermassen aufgemacht auch ob solcher freyhait steufif vnnd vestigclich
gehalten vnnd vnnsern lanndt stenden oder abwesendt vnnserm lanndt ob vnnd vnnder marschalch,
oder wemb sy solcher beuelchen werden, zuegelassen vnnd erlaubt sein soll, so ofift ainer oder mer
dise freyhait im lanndthauß duich fridtprüch thettliche hanndtanlegung, zuckhen, schlagen, stechen
oder dergleichen überfuer denselben thetter, er gehöre zue wemb er well, vnuerschondt vnnd one
ainichen respect an warer thatt in verheflftung zunemmen, Doch alßbaldt darnach vnns zuhandl
vnnsers Hof oder Niderösterreichischen Regierung profosen, zur weitteren gebüerenden bestraffung
überantwurtten zulassen. Vnnd gebietten hieraufif vnnserm Statthalter vnnd Regierung vnnserer Nider-
österreichischen lannde, vestigclich mit disem briefT vnnd wellen, das sy ain ersame vnnsere lanndt-
schafft bey diser vnnserer gnedigisten zuelassung vnnd bewilligung hanndthaben vnnd so ofift inen
jemandts überandtwurt wurde, so wider dise vnnser freyhait muetwillig gehandlet, gegen denselben
mit ernstlicher leibstraflf alß sich in dergleichen fällen gebürt verfaren vnnd daran niemandts
verschonen. Das mainen wir ernstlich. Mit vrkhundt diß briefifs besiglt mit vnnserm anhangendem
kaiserlichen innsigl vnnd geben auf vnnserm Königclichen schloß zu Prag den zwainzigisten tag des
monats Februarij nach Christi vnnsers lieben Herrn vnnd seligmachers gepuerdt fünfiF zehenhundert
vnnd im ain vndt sibenzigisten, vnnserer Reiche, des Römischen im neundten, der hungarischen im
achten, vnd des Bahamischen jm. dreyundzwainzigisten jaren.
Maximilian m./p.
Ad mandatum sacrae Caesareae Majestatis proprium
P. Vnu erzagt m./p.
(Original mit dem kaiserlichen Siegel im n.-ö. Landesarchiv, Kasten A, Karton 7, Nr. 10. — Codex Austriacus I, p. 731.)
IX.
Bulle des Papstes Benedikt XIII. für die ständische Kapelle im Landhause.
(1726.)
Ad futuram rei memoriam. Exponi nobis nuper fecerunt dilecti filii domini domus provin-
cialis Austriae inferioris, quod, cum aliquot dictae provinciae a corpore principum, ecclesiasticorum,
comitum, liberorum baronum, et equitum illustrium deputati, in quodam palatio in civitate Viennensi
sito, quod domus provincialis vocatur, pro tractandis publicis et oeconomicis negotiis dictae provinciae
congregari consueverint, in dicta vero domo quaedam capella reperiatur, in qua nonnuliis abhinc annis
de ordinarii licentia sacrosanctum missae sacrificium celebratur, ipsi exponentes pro securitate eorum
conscientiae missae hujusmodi celebrationem continuare posse summopere desiderant. Nobis propterea
humiliter supplicari fecerunt, ut sibi in praemissis opportune providere, et, ut infra, indulgere de
benignitate apostolica dignaremus. Nos igitur dictos exponentes specialibus favoribus et gratiis pro-
sequi volentes et a quibusvis excommunicationis, suspensionis et interdicti aliisque ecciesiasticis
sententiis, censuris et poenis a jure vel ab homine quavis occasione vel causa latis, si quibus quo-
modolibet innodati existunt, ad effectum praesentium dumtaxat consequendum harum serie absolventes
et absolutos fore censentes, hujusmodi supplicationibus inclinati, eisdem modernis et pro tempore
existentibus dominis ac deputatis ejusmodis domus provincialis Austriae inferioris, ut ipsi in privata
domus, in qua congregari solent, ut profertur, capella ad hoc decenter muro extructa et ornata, seu
XXXV 111. Band. 16
122 ^^ niederösterreichische Landhaus in Wien von Dr. Anton Mayer.
exstruenda et omanda, ab omnibus domestricis usibus libera, per ordinarium loci prius visitanda et
approbanda, ac de ipsius ordinarii licentia ejus arbitrio duratura, unam missam pro unoquoque die
per quemcunque sacerdotem ab eodem ordinario approbatum saecularem, seu de superiorum suorum
licentia regulärem, sine tarnen quorumcunque jurium parochialium praejudicio, ac Paschatis, Resur-
rectionis, Pentecostes et Nativitatis domini nostri Jesu Christi aliisque solennioribus anni festis
diebus exceptis, in sua ac eorum ofTicialium et ministrorum illisque inservientium dumtaxat praesentia
celebrari facere libere et licite valeant, authoritate apostolica tenore praesentium concedimus et indul-
gemus, non obstantibus constitutionibus et ordinationibus apostolicis caeterisque contrariis quibus-
cunque. Volumus autem, quod alij praeter supradictos ibidem missae hujusmodi interessentes ab
obligatione audiendi missam in ecclesia diebus festis de praecepto minime liberi censeantur. Datuni
Romae apud Sanctum Petrum sub annulo piscatoris die VIII. Januarij MDCCXXVI pontificatus nostri
anno 2^°.
J. Card. Oliverius.
IV.
REGISTEE,
16*
A.
Abdankh, Thomas, 42, 44.
Abensberg und Traun, Ernst Graf von,
Landmarschall, 56.
Absteigequartiere, 27.
Aichen, Franz X. Freiherr von, 87, 93.
Ritter von, 93.
Aichinger, Georg, 18.
Ainmillner, Max Emanuel, 103.
Albrecht IL, Kaiser, 9.
— — VI., Erzherzog, 7.
Albrechtsburg, Franz Albrecht von, 58.
Alexander, Abt von Neukloster, 61.
Alois, Abt von Altenburg, 86.
— — Abt von Seitenstetten, 83, 84.
Altomonte, Martin, 79.
Althann, Anna Freiin von, 50.
— — Christoph Hans Graf von, 50, 56, 57.
Altmann, Abt von Göttweig, 65.
Amalia, Kaiserin, 49, 63.
Ambn>8, Abt von Lilienfeld, 87.
— — Abt von Seitenstetten, 60.
Amerling, Friedrich, 33.
Änderte, O., 45.
Andrea, Nikolaus, 40.
Anschütz, Heinrich, 53.
Anton, Erzherzog, 54.
Archiv, städtisches, 11.
Arlett, Lorenz, 71.
Auer zu Herrenkirchen, Adolf, 22.
— — — — Gerwerk, 22.
Job, 21.
— — — — Leonhard, 22.
Philipp, 21, 22.
Auer'sches Haus, 21, 22.
Auersperg, Heinrich Fürst von, 59.
Auersperg'sches Haus, 65, 66.
Augustinerkirche, 7.
B.
Bachmeyer, Franz, 77.
Bartenstein, Johann Chr. Freiherr von,
83, 93.
Barth, Thaddäus J. F., Sänger, 53.
Bauer, Josef, 27.
Baukosten, 96.
Baumgartner, Andreas, 91.
Beduzzi, Antonio Nicola, 46, 47.
Beethoven, Ludwig van, 53.
Benedikt XIII., Papst, 58, 121.
Benno, Abt zu den Schotten, 65.
Benvenuti, Francesco, 75.
Bergenstamm, Alois von, 4, 8.
Beroldingen, Franz Graf von, 85, 87,
92, 103.
Berthold, Abt von Melk, 46.
Betstube, katholische, 55.
— — protestantische, 55.
Bibiena, Giuseppe Gallo, 77, 79.
Bibliothek, s. Verordnetenratsstube.
Bierschenke, 28.
Blahetka, Leopoldine, 52.
ßocklet, Karl Maria von, 52, 53.
Böhm, Josef, 53.
Börse, öffentliche, 66.
Bohrer, Anton, 53.
Max, 53.
Borgondio, Gentilc, 52.
Bornacini, Luigi, 47.
Brandis, Franz Graf von, 58.
— — Franz Jakob Graf von, 79.
Braun, Fr. Blasius, 58.
Breunner, August Graf, 33, 99, 100.
Breuner, Barbara Gräfin, 49.
Ernst Josef Graf, 63.
— T- Eva Regina Gräfin, 50.
— — Johann Philipp Freiherr, 50.
— — Maria Gräfin, 16.
Philipp Graf, 49.
— — Seifried Christoph Freiherr von,
Landmarschall, 51.
Wenzel Graf, 59.
Brodi, Markus, 49.
Brunnen, der alte, 17, 32, 86.
— — der neue, 94, 95.
Buchdruckerei, protestantische, 55, 71.
Buchladen, protestantischer, 55, 71.
Bühlmayer, Konrad, 98.
Burger Johann, 26.
Burgfriedenszeichen, s. Freizeichen.
Burgschleunitzer Steinbruch, 11.
Bürgerstube, 17, 20, 21, 35, 36, 39, 41.
Burman, John, 41.
c.
Cantzeley, niederländisch-italienische, 10.
»Cantzley, neue", 20.
Cariolo, Lorenzo, 20.
Canzi, Katharina, 52.
Castelli, Ignaz Franz, 3, 89.
Catalani, Angelica, 53.
Cavriani, Christoph Graf von, 75.
Max Graf von, 43, 65.
Chalupsky, Josef, 89.
Churhaus, f.-e., 17.
CoUoredo, Camillo Graf von, 59.
CoUoredo- Mannsfeld, Ferdinand Graf
von, 83, 87, 89, 92, 93, 94.
Comazzi, Francesco, 47.
— — Giovanni, Conte, 47.
Cornax, Dr. Matthäus, 8.
Coromandel, 130.
Crispinus, Prior in Gaming, 19.
Czemin, Johann Rudolf Graf von, 94.
Czerny, Karl, 52.
Czobcr, Josef Graf von, 75.
D.
Dankadresse an R. von Mitis, 96.
Daun, Leopold Graf, 59.
Deckengemälde, 97, 98.
Deurlein, Johann, 51.
Dietrich, Johann Richard, 70.
Dietrichstein, Dorothea Gräfin von, 62.
— ^ Josef Karl Graf von, Landmar-
schall, 3, 43, 52, 60, 64, 65.
— — Maria Anna Gräfin von, 52.
Dobblhof, Freiherr von, 93.
Dollichcr. Hans, 25, 26.
Dominik, Abt von Lilienfeld, 59.
Dompropsthof, 7.
Donau, 48.
Doruthe, St., 9. .
Droßdick, Freiherr von, 87.
Drouet, Louis, 53.
E.
Ebersdorf, Hans von, 7.
— — Ruprecht von, 7.
Fehler, Wilhelm, 53.
126
Das niederösterreichische Landhaus in Wien
Eder, Tobias, 58.
Eikl, Leonhardy 17.
Einnehmeramt, 64.
Eisenmann, Franz Karl, 27.
Eisgrube im Landhause, 28.
Eleonora, Kaiserin, 47.
Elisabeth Christine, Kaiserin, 63.
Emier, Bonaventura, 08.
Enenkl, Georg Achaz von, 50.
Enzersdorf, Wolf Christoph von, 39.
Enzianer, Dr. Johann, 7, 8.
Erbeck, Kaspar, 22.
Ernst, Erzherzog, 71.
Ernst, Leopold, 99, 100.
Esterhazy, Paul Fürst von, 51.
Eugen, Prinz, 48.
Expedit, 55.
Eybler, Josef, 52, 60.
Eyseler, Thoman, 18.
Eytzing, Christoph Freiherr von, Land-
marschall, 16, 68.
F.
Fellauer, Johann, 29.
Ferdinand L, Kaiser, 17.
— — IL, Kaiser, 51.
— — ni, röm. König, 51.
HL, Kaiser, 27.
— — Erzherzog, 54.
— — Kronprinz, 80.
— — Propst zu St. Dorothe, 58.
Ferrabosco, Pietro, 21.
Festlichkeiten, 49.
Fillenbaum, Emanuel Edler von, 89.
Fitzinger, Franz, 3.
— — Ignaz, 3, 65.
— — Johann Josef, 57.
— — Dr. Leopold, 3, 21.
Fiume della Maddalena, s. Sebethos.
Florian, St., Stift, 48.
Francolin, Hans, 22.
Franz L, röm. deutscher Kaiser, 58, 79.
— — L. Kaiser, 42.
< ü. (I.), Kaiser, 80.
Frayberger, Josef, 89.
Freizeichen, 31^
Frey tag, Elias, 71.
Friedrich III., Kaiser, 7.
Fuchs, Graf von, 87, 93.
— — Karl Graf von, 54.
Fuchsmagen, Dr. Johann, 9.
Fünfkirchen, Hans von, 16, 72.
Hans Bernhard von, 16, 72, 73, 74.
Fünfkirchen'sches Haus, 10, 22, 23, 28, 73.
Fürstenberg, Friedrich Egon, Landgraf
von, 87, 89, 93.
G.
Gallo, Baptista, 21.
Gampi, Antonio, 47.
Gariboldi, Ignaz, 41.
Gaudenz, Propst von Klostemeuburg, 60.
Gebauer, Franz X., 52, 53.
Geidter, Paul, 41.
Geifiler, Johann, 52, 89.
Gellersdorf, 7.
Georg, Abt zu den Schotten, 76.
German(in), Maria, 71.
Getano, Bartolomeo, 21.
Gewerbeschulkommission, 55.
Geyling, Kari, 102.
Geymüller, Heinrich Ritter von, 65.
Gilbert, Arnold, 60.
Gitterbrunnen, s. Brunnen.
Giuliani, Mauro, 52.
Goeß, Peter Graf von, Landmarschall,
55, 80, 83, 87.
Gotisches Zimmer, 20, 41.
Gottfried, Abt von Göttweig, 58.
Grabner, Leopold von, 39.
— — Sebastian von, 50.
Grafenegg, Schlofi, 33, 99, 100.
Gregor, Abt von Melk, 61.
(Müller), Abt, 99.
Grundsteinlegung, 89.
Guntersdorf, 7.
H.
Haas, Georg, 19, 22, 23, 41, 42, 45.
Häzenberg, Albrecht Ignaz von, 46.
Johann Ernst von, 61.
Haggenmüller, Balthasar, 47.
David, 47.
— — Johann, 47.
Haim, Johann Freiherr von, 49.
Hannusch, Josef, 89.
Hardegg, Graf von, 9.
Harnoncourt-Hatzfeld, Hubert Graf von, 66.
Harrach, Alois Graf, Landmarschall, 28.
Anton Graf von, Bischof von
Wien, 58.
— — Ferdinand Bonaventura Graf von,
59.
— — Ferdinand Graf von, Landmar-
schall, 79.
— — Johann« Josef Graf von, 63.
Hartmann, Johann Georg, 70.
Haulhammer, Georg, 76.
Hauser, Hans, 8.
Jobst, 8.
Heintl, Dr. Franz, 54, 87, 90.
Herberstein, Margarete Freiin von, 49.
Hermann, Kari, 98, 100.
Herr, Hans, 19.
Herrenstandsarrest, 27, 56.
Herrenstandswohnung, s. Natural-
Wohnungen.
«Herrenstöckel", Das, 69, 86.
Herrenstube, 13, 17, 19, 26, 42.
Herzogenhof, 7.
Heylinger, Johann, 29.
Hietxinger Steinbruch, 11.
Hindi, Johann, 52.
Hdfel, Blasius, 104.
Hörleinspergerin, Afra, 8.
Hofecker, 98.
HofTher von Hemstein, Simon, 76.
Hofkirchen, Johann Bernhard Freiherr
von, 50.
Wilhelm von, 17.
Hofmann, Hans Friedrich, 19.
— — Joachim, 52.
Hofspital, 77.
Holger'sches Haus, 28.
Holz, Karl, 52.
Hormayr, Josef Freiherr von, 4.
Homberg, Andreas Freiherr von, 50.
Hoyos, Balthasar Freiherr von, Land-
marschall, 51.
Huber, Josef Daniel, 24, 30.
Hubhaus, das, 18.
Hueber, Dominik, 77.
— — Sigmund, 15.
Hütter, Emil, 90.
Hütteri, Ludwig, 18.
Hummel, Johann, 53.
I.
Ignaz, Probst von St Dorothe, 59.
Indien, Vorder-, 130.
Ingerl'sches Haus, 28.
Inzaghi, Karl Graf von, 95.
J.
Jakob, Propst von Klostemeuburg, 4, 87,
89, 93.
Jaux, Sebastian, 29.
Jobst, Johann N., 18.
Jörger zu Tollet, Abraham, 49.
— — Christoph, 49.
Georg Wilhelm. 49.
Johann, Erzherzog, 54.
(IX.), Abt zu den Schotten, 39.
(XL), Abt zu den Schotten, 57.
Josef L, Kaiser, 49, 51.
— — IL, römischer König, 44.
IL, Kaiser, 60, 67, 79.
— — Erzherzog, 58.
Jurischitz, Niklas Freiherr von, 49.
Jurocich, Anton, 60.
Justizthron, der, 45.
von Dr. Anton Mayer.
127
K.
KäOmayer, Magnus, 71.
Kalkbrenner, Fr. Wilhelm, 52.
Kanzlei, italienische, 56, 50.
— — niederländische, 27,
Kanzleien, 27, 67.
Kapelle, s. Landhauskapelle.
Kapeller, Dr. Matthias, 76.
Karl VI., Kaiser, 43, 78.
— — Erzherzog, 49, 54.
Abt zu den Schotten, 46, 62.
Kastner, Bartholomäus, 71.
y Katerholz-Steinbruch *, 11.
Kaunitz-Rittberg. Wenzel Fürst von, 59.
Keglevich, Graf von, 41.
Kemptner(in), Margarete von, 50.
Khevenhüller, Johann Josef Graf von, 59.
Kienmarkt, 7.
Kinsky, Christian Graf, 84.
Kinsky'sches Haus, 23, 28, 70, 73.
Klemens, Abt von Heiligenkreuz, 57.
Klieber, Josef, 90, 96.
Klostemeuburg, Stift, 11.
Knorr, Josef Freiherr von, 83, 87.
Koch, Peter Andreas, 49.
Köfel, Johann, 29.
Königsegg, Karl Graf von, Landmar-
schall, 63.
Köppl, Laurenz, 23.
Kollonitsch, Bischof, 99.
Konrad, Abt zn den Schotten, 15.
Konsolenköpfe, 39.
Komhäusel, Josef, 80, 83, 84, 86, 87, 97.
Kram, Peter, 97.
Krems, SUdt, 7, 25, 46.
— — Pfarrkirche, 48.
Kreutzer, Konradin, 53.
Kreuzer, Stephan, 19.
Kreuzetverein, 55.
Kriminalprivilegium, 27.
Kuefstein, Hans Ludwig Graf von, 50.
Künigl, Philipp Graf, 74.
Kämer, Johann Jakob, 27.
Kunz, Johann Michael, 52.
Kurz, Graf von, s. Senftenau, Ferdinand
Sigmund von.
L.
Lamberg, Ferdinand Graf von, 59.
— — Sigmund Freiherr von, Landmar-
schall, 23, 73.
Lamprecht, Friedrich von, 77.
Landau, Achaz Freiherr von, 49.
— — Katharina Freiin von, 50.
— — Lucius Freiherr von, 50.
Landhaus, Das große, 28, 61.
Landhaus, Das kleine, 27, 28, 61.
Landhausgasse, 84.
Landhauskapelle, 27, 34, 55, 102.
Landhaus -Medaille, 91, 92.
Landhauswirt, 27, 68.
»Landschaflt Havs", 10.
Landschaflskanclei, 13.
Landschaftsprofessionisten, 28.
Landschaftsschule, protestantische, 22,
23, 45.
„Lannthaus, Das alt*, 8.
Langoy, 52.
Laternen, 29.
Laurin, Leonhard, 57.
Legnani, Luigi, 53.
Leopold L, Kaiser, 45, 46, 47.
II., Kaiser, 41, 60, 67, 79.
— — Erzherzog, 78.
Liechtenstein, Alois Fürst von, 52.
— ^ Christoph von, Landmarschall, 7, 8.
— — Erasmus von, 9.
— -- Lienhart von, 9.
— — Wolfgang von, 9.
Liechtenstein'sches Haus, 9, 11, 13, 24.
Linke, Josef, 52.
Liszt, Franz, 53.
Lobpreifi, Josef, 53.
Loch'sches Haus, 22.
Lorenz, Abt zu Admont, 19.
Losenstein, Georg Achaz Graf von,
Landmarschall, 69.
— — Georg Dietmar von, 50.
— — Georg, der Jüngere, von, 50.
Losi von Lohnenthai, Adam Philipp
Graf von, 59.
Lutz, 52.
M.
Madras, 130.
Maidburg, Michael von, 8.
Mamminger, Christoph, 8.
Manuskriptenzimmer, s. , Vorhaus*.
Marchese, Pompejo, 43.
Maria, Infantin von Spanien, 51.
Amalia, Erzherzogin, 51.
— — Anna, Erzherzogin, 59.
— — Christine, Erzherzogin, 59, 60.
>- — Louise, Erzherzogin, 80.
Theresia, Kaiserin, 41, 44, 58, 59,
69, 78, 79.
Marian, Abt zu den Schotten, 83, 84.
Mariazel 1er -Friedhof, 77.
Marolteiningerhof, 7, 8.
Mirschallstiege, 96.
Matthäus, Abt von Lilienfeld, 99.
Matthias, Erzherzog, 23, 75, 76.
— — röm. König, 50.
Mautem, 7.
Maximilian I., Kaiser, 8.
n., Kaiser, 17, 32, 51, 121.
Mayenberg, Josef Freiherr von. 65, 83,
84, 87, 89, 93, 94.
Mayer, Simon, 25.
Mayr, Leopold, 88, 92, 93, 94, 95, 97.
Mayseder, Josef, 52.
Mechtl von Engsberg, Ferdinand, 58.
Melk, StJft, 47.
Stiftskirche, 46.
Melkerhof in Wien, 18.
Michael, Abt zu den Schotten, 8.
Abt von Melk, 17.
— — Hugo, 55.
Migazzi, Josef Christoph Graf von, Fürst-
erzbischof von Wien, 58.
Milde, Vinzenz Eduard, Fürstersbischof
von Wien, 102, 104.
Miller, Adam, 29.
Minoritenfreithof, 17, 21, 22, 74, 75.
Minoritenkirche, 26.
Minoritenplatz, 10, 17, 20, 23, 45.
Mirabell, Schloß, 48.
Mitis, Ferdinand Ritter von, 93, 96, 98,
99, 102.
Ferdinand Georg Ritter von, 88.
Ignaz Rilter von, 87, 89, 93.
.Mitleidende* Städte und Märkte, 41.
Mitrowsky, Anton Graf von, 90, 93.
MoUarth, Max Graf von, 45.
Montecuccoli, Albert Graf, Landmarschall,
104.
Moosbrugger, Hieronymus, 98.
Moscheies, Ignaz, 52.
Moser, Eduard Karl von, 64.
» — Ferdinand von, 64.
— — Freiherr von, 93.
Hans, 17, 21.
— — Juliana von, 64.
Müller, Johann, 98.
Münzenfund, 89.
Mummacher, Matthias, 21.
Muschinger, Martha Elisabeth von, 50.
Vinzenz von, 50.
N.
Nadasdy, Franz Graf von, 45.
Nadhemy, von, 87.
Napoleon, Kaiser, 54, 80.
Nationalbank, Österreichische, 65.
Naturalwohnungen, 27, 28, 63, 64, 68.
Nehammer, Franz, 83, 89.
Nejebse, Wenzel, 53.
Nestroy, Johann, 53.
Neudegg, Ferdinand Raymund, 46.
128
Das nicdcröstcrreichische Landhaus in Wien
o.
Odilo, Abt von Göttweig, 59.
ödl, Christian Alexander, 70
ödt, Marie von, 50.
— — Sigmund von, 50.
Österreichisch -Indien, 48.
Öttl, Christian, 29.
Ofen im Prälaten saal, 100.
Opitz, Dr. Josua, 55.
Oppel, Johann Ehrenreich Freiherr von,
77.
Ordnung, stand ische, 69.
Ortner, Marcellinus, Fr., 99.
P.
Paar, Josef Ignaz Graf von, 63.
— — Josef a Gräfin von, 59.
Pauer, Hans, 76.
Paumann, Ulrich, 17, 18.
Pereira, Ludwig Freiherr von, 99.
Pergen, Anton Graf von, Landmarschall,
67.
— — Johann B. Graf von, 46.
Persing, Benigna von, 50.
Franz von, 50.
„von Petta-(Pettau)Haus*^ 8. •
Pettau, Friedrich von, 8.
Pian, Johann de, jun., 98.
Pichl, Ludwig, 85, 88, 89, 90, 9 U 93. 97.
Pilgram, Pranz Anton, 29.
Pillersdorf, Freiherr von 87. 94.
Piringer, Ferdinand, 52, 53.
Po, 48.
Polizeidirektion, k. k., 64.
Polizeihofstelle, Gebäude der, 56.
Pollheim, Gundaker Freiherr von, 50, 76.
— — Weichart Achilles Herr von, 84.
PoUheim'sches Haus, 23, 28.
Portale, 34, 98.
Pottendorf, Albrecht von, 9.
— — Jörg von, 9.
— — Konrad von, 9.
Schloß, 45.
Prälatenstube, 17, 19, 27. 42.
Prälatensaal, s. Prälatenstubc.
Prankl, Hermann Franz, 79.
Prag, Laslo von, 50.
— — Ursula Freiin von, 49, 50.
Praghaus, das, 7.
Prandau, Franz Freiherr von, 43.
Prandaucr, Johann, 46.
Prandstätter. Gallus, 25.
Pranky, Barbara von, 50.
Preleuthner. Johann, 98..
Prigl, Melchior, 24.
Probst, Josef, 98.
Proskau, Erdmann Christoph Graf von, 63.
Prüschenk, Heinrich von. 9.
— — Sigmund von, 9.
Puchheim. Christoph von, 71.
Veit Albrecht, 39.
. _ Wilhelm, Landmarschall, 9.
Puechhauser, Balthasar, 21, 22.
Q
Quare, Daniel, 44.
R.
Rague, Nikolaus, 61.
Rainer, Erzherzog, 54.
Raitkollegium, 55.
Rama, 40, 130.
Rasquin, Josef, 60.
Rathaus, 49.
Rauch ränge, 32.
Regierungsgasse, 10, 84
Registratur, 55.
Reichel von Reichclsheim, Ehrenreich, 77.
Rein, Georg, 17.
Remele, Augustin, 64.
Remlin, Peter, 77.
Remy, Ludwig van, 80.
Renner, Johann, 99.
Rescher, Veit, 76.
Rhein, 48.
Riegel, Raphael, 80.
Rinstinger, Hans, 22.
Ritterstandswohnung, s. Naturalwoh-
nungen.
Ritterstube, 17, 19, 26, 43.
Rogendorf, Georg Ehrenreich Freiherr
zu, 17.
Hans Wilhelm Freiherr von, 17.
— — Johann Hermann Freiherr von, 50.
— — Johann Wilhelm Freiherr von, 49.
— — Klara von, 49.
— — Wilhelm Freiherr von, Landmar-
schall, 50, 68.
Rogendorfsches Haus, 10, 74.
Romberg, Bernhard, 53.
Karl, 53.
Rüvelli, Pietro, 52.
Roth, Johann, 91, 92.
Rudolf, Erzherzog, 54.
Rüstjcammcr, 27.
Ruprechtskirche, 7.
s.
Saal, Der große, 45. *
Sala, Ferdinand Freiherr von, 54.
Salieri, Antonio, 53.
Salm, Niklas, 99.
Salzamt, 7.
Sanquirico. Alessandro, 90.
Saphoy, Hans, 17, 19. 20, 21, 23.
Sauer, Ignaz, 54.
Saurau, Franz Graf von, 54.
Save, 48.
Schallenberg. Leopold Graf von, 60.
Scheibl, Christian Jakob, 29.
Schemerl, R. von Leithenbach, 87.
Schenken strafie, 22.
ScherfTcnberg, Richard von, 9.
Scheyb, Franz von, 59.
Schilcher, Friedrich, 37, 98.
Schmaderer, Juliana, 101.
Schmid, Johann, 27.
— — Fr. Symphoniscus, 58.
Schmidt, Wenzel, 26.
Schneider, Christian, 99.
— — Friedrich, 53.
Schnorr von Karolsfeld, Julius, 103.
Ludwig, 103.
Schoberlechner, Franz, 53.
Schönbninn, 11.
Schönkirchen, Joachim Fieiherr von,
Landmarschall, 17, 49.
— — Johann Freiherr von, 49.
— — Margarete von, 49.
Schreyber, Kari Edler von, 83. 89,
Schubert, Franz, 52, 53.
Schuppanzigh, Ignaz, 52.
Schwab, Bartholomäus, 23.
Schwarzenberg, Palais, 48.
Schweiberaair, Leopold, 68.
Sebethos, 48.
Sechter, Simon, 52.
Seidl, Johann Gabriel, 3.
Selb, Johann Gabriel Freiherr von, 8.
Seldem, Graf von, 87, 93.
Senftenau, Ferdinand Sigmund, 50.
Siebenbürger, Dr. Martin, 21.
— — Thoman, 21, 23.
Sigismund, Abt zu den Schotten, 87,
89. 93
Sigmund von Tirol, 7.
Silbernufi, 48.
Sinnich, Wolf, 8.
Sinzendorf, Ludwig Graf von, 47.
— — Pilgrim von, 17.
Sitzungssaal, s. Saal, Der große.
Sole, Giovanni Giuseppe del, 47.
Spiegelgasse, 9.
Spilnberg, Johann, 57, 102.
Spilnberger, s. Spilnberg.
Sprinzenstcin, Ferdinand Max Graf von,
Landmarschall, 45, 57.
— — Franz Ferdinand Graf von, 78.
Starhemberg, Balthasar Herr von, 9
von Dr. Anton Mayer.
129
Starhemberg, Gotthard Herr von, 50.
— — Hans Herr von, 9.
Heinrich Wilhelm Herr von, 76.
— — Paul Jakob Herr von, 69.
Rüdiger Herr von, 17, 39, 99.
— — Ulrich Herr von, 9.
Statthalteret, k. k., 10, 56.
St Stephan, 11, 18, 23.
Stephansfreithof, 17.
Stetteldorf, 7.
Stiegenhaus, 35.
Stock, der alte, 70.
Stockerau, 7.
Strechau, 19.
Strechhof, 19.
Strein, Reichart von, 21.
Streithofen, Johanna von, 9.
Strenberg, Johanna Viktoria von, 50.
— — Ulrich von, 50.
Stubenberg, Agnes von, 8.
— — Hartmann von, 50.
— — Leutold von, 8.
-^ — Susanna Eleonora Herrin von, 50.
Stübel, das grüne, s. Herrenstandsarrest.
Stuppau, Freiherr von, 87.
Syndikus, 67.
Syndikuswohnung, s. Naturalwohnungen.
T.
Tabakpachtkompagnie, k. k., 63.
Taege, Karl, 99, 102.
Tajo, 48.
Tatzer, Hans, 71.
Terz(in), Magdalena, 77.
Tettelbach, Johann, 55.
Teufl, Afra von, 49.
— — Christof von, 17.
— — Elise Freiin von, 50.
— — Georg von, 49.
Thanhausen, Dorothea von, 50.
Thaw, Hans von, 22.
Theobald, St., 22.
Thonrädl, Balthasar Christoph von, 49.
Tietze, Sänger, 52, 53.
Topl, Ulrich, 8.
Tranksteuerkommission, k. k., 64.
Traubinger Hans, 11, 12, 13, 56.
Traun, Ehrenreich Graf, 46.
Traun, Michael von, 8.
Otto Ehrenreich Graf, Landmar-
schall, 46.
Regina Christine Gräfin, 46.
— — Sigmund von, 8.
Sigmund Adam Freiherr von,
Landmarschall, 69.
Wolf (?) von, 8.
Trautson, Hans Franz Graf von, Land-
marschall, 27.
— — • Johann Wilhelm Fürst von, Land-
marschall, 58, 69, 64, 75.
Trautson'sches Haus, 56, 59, 74, 75.
Trauttmansdorff, Georg Sigmund Graf
von, 62.
— — Johann Graf von, 54.
~ — Maximilian Sigmund Graf von,
28, 61, 62.
Sigmund Graf von, 61.
Theresia Gräfin von, 61.
TrauttmansdorfiTsches Haus, 10, 28, 61,
69.
Trinitarierkloster, 6a
u.
Uhlefeld, Graf, 59.
Unger, Karl J., 54.
Urban, Abt von Melk, 18, 39.
Uhrturm, 22, 26, 27.
Ulrich, Maximilian, 60.
V.
Vasquez, Maria Anna Gräfin von, 59.
Vellauer, Johann, 41.
Verordneten -Ratsstube, 13, 17, 19, 20,
21, 39 ff.
Veterani, Josefa Gräfin von, 58.
Vogl, Johann N., 3.
Volkra, Otto Christoph Graf von, Land-
marschall, 58.
Vorgund(in), Susanna, 41.
.Vorhaus« (Vorhalle), 36, 37 1.
w.
Wagner, Michael, 89.
Wappen, 99.
Wasserleitung, 94.
Wafihuber, Franz, 89.
Weber, Johann B. Freiherr von, 24, 25.
Weigl, Franz, 97.
— — Josef, 52.
Weiß, Anthony, 23.
Weißpriach, Hans Freiherr von, 18, 22.
Welser, Adalbert, 104.
Welz, Erasraus Herr von, 50.
Wenzel, Kaiser, 7.
Werner, Franz Adam von, 46.
Paul, 23.
Weynacher, Jakob, 57.
Wiedemann, Johann Franz, 61.
Widmann, Ignaz Andreas, 42, 43, 69, 70.
Widmertor, 22.
Wilhelm, Abt von Melk, 98, 104.
Winkhowitz, Benedikt, 23.
Winkler, Matthias, 70.
Windmühlengrund, 22.
Wipplingerstraße, 17.
Wißgrill, Franz Karl, 21.
Wladislawsaal in Prag, 13.
Wohlmuth, Bonifazius, 9, 16.
Wolkersdorf, Kaspar von, Landmarschall
— — Herrschaft, 18.
Woller, Kaspar, 21.
— — Lienhart, 21.
Würben, Binko von, 50.
— — Elisabeth Herrin von, 50.
z.
Zeichnung des alten Landhauses, 00.
Zelking, Erhart von, 61.
— — Karl Ludwig Freiherr von, 49, 50.
— — Katharina von, 49.
Wilhelm von, 61.
Zelle, Berthold, 25.
Zeller, Anton, 43.
Zellner, Max, 29.
Ziegler, Anton, 52.
Zistersdorf, 7.
Zogelsstorfer- Stein, 11.
Zwennhof, Johann Michael, 42.
Zwettl, Propstei, 26.
«^agx^^®^
XXXVIII. Band.
17
130
Das niederöstcrreichischc Landhaus in Wien
Berichtigungen und iETachtrage.
Seite
17,
Zeile 25
von
oben:
Ritterstube
statt Richterstube.
»
27,
10
unten:
Minoritenplats
Minoritenhof.
»
28,
21
9
Holgersches
Holzer'sches.
*
53,
20
9
Ludwig
Albin.
»
59,
2
oben:
Kaiserin,
Kaiserin Josefa,
»
60,
12
unten :
Migazzi
Megazzi.
9
61,
7
9
Häzenberg
Hözenberg.
9
71.
15
oben:
Enherzog
Herzog.
Zu Seite 40, Zeile 7 von unten: Rama, der nördliche Teil der Hercegovina, das der ungarische König Koloman seiner Ober-
hoheit unterworfen zu haben scheint. Noch die letzten Arpaden führten in ihrem vollen Titel
u. a. auch den: Rex .... Rame ... (Hub er, , Ludwig I. von Ungarn und die ungarischen
Vasallenländer'' im Archiv für österreichische Geschichte Band 66, S. 1 f.) Dieses alte Fürsten-
tum Rama bildete später, mit Chelw vereinigt, die Hercegovina. (Krön es, Handbuch der
Geschichte Österreichs, IIL 117.)
Zu Seite 48, Zeile 18 von oben: Mit , österreichisch Indien* ist die Niederlassung der von K. Karl VL am 22. Dezember 1722
privilegierten Ostendischen Compagnie zum Aufschwünge des Seehandels der österreichischen
Niederlande (Belgien) an der Westküste von Vorder -Indien, an der Küste Coromandel, fiinf
Meilen nördlich von Madras, gemeint (Arneth, Prinz Eugen, III, 120, 133.)
«Nsagx^i®^-
von Dr. Anton Mayer. 131
INHALT.
Vorwort
Seite
3—4
I. Das alte Landhans (1618-1837) 5—80
Vorgeschichte 7 — 10
Baugeschichte (1516—1600) 11—23
Veränderungen und Reparaturen. Zubauten. (1600—1837) 24—29
Die äußere Gestalt 30—36
Die inneren Räume 37 — 61
Die Vorhalle mit den beiden Portalen 37 — 39
Die Verordnetenratsstube 39 — 41
Die Bürgerstube 41
Das gotische Zimmer 41—42
Die Prälatenstube 42
Die Herrenstube 42 — 43
Die Ritterstubc 43 — 45
Der grofle Saal (Sitzungssaal) 45 — 49
Verwendung der Säle zu Festlichkeiten 49 — 55
Die Kapelle 55-61
Das kleine Landhaus 61—66
Kanzleien und Wohnungen 67 — 71
Servituten, Vergleiche und Reverse 72 — 77
Beleuchtungen 78—80
U. Das neue Landhaus (1837-1848) 81-104
Baugeschichte 83-104
Vorverhandlungen der Stände mit der Regierung (Hoflcanzlei und Hofbaurat) 1827 - 7. Oktober 1837 . • 81-89
Von der Grundsteinlegung (7. Oktober 1837) bis zur Vollendung der ersten Bausektion (1839) 89 — 92
Die Baugeschichte der zweiten und dritten Bausektion (1839—1848) .92 — 96
Die Innenräume und die Kapelle 97-104
105-122
123-129
ni. Bellagen
IV. Register
Berichtigungen und Nachträge 130
Inhalt 131
Illustrationen • • • 132-133
17'
132 ^A8 niederösterreichtsche Landhaus in Wien
ninstratioiLen.
L TextllluBtrationen.
Sehe
Figur 1. Das Landhaus nach Wohlmuths Plan (1547) 9
„ 2. Die alte Durchfahrt (Durchgang). Nach einer Bleistiftzeichnung von A. Stützinger
in der n.-ö. Landesbibliothek 12
„ 3. Der kleine Durchgang (?). Nach einer Zeichnung von Othmar Jordan^) 14
„ 4. Das gotische Zimmer. Nach einer Zeichnung von Othmar Jordan 15
„ 5. Saphoy's Steinmetzzeichen. Nach einer Zeichnung des k. k. Baurates Richard Jordan 17
„ 6. Das Landhaus und seine Umgebung aus J. D. Hubers Plan der Stadt Wien 25
„ 7. Trakt aus dem Jahre 1593. Nach einer Federzeichnung von Emil Hütter in der
n.-ö. Landesbibliothek 31
„ 8. Das Freizeichen. Nach einem Klischee aus der Sammlung des Altertums -Vereines zu
Wien 32
„ 9. Der Hof des alten Landhauses. Nach einer Originalzeichnung von C. Wilder in der
n. - ö. Landesbibliothek 33
„ 10 und 11. Rauchfange. Nach Federzeichnungen von Othmar Jordan 34
„ 12. Der alte Brunnen. Nach einer Federzeichnung in der n.-ö. Landesbibliothek 35
„ 13. Das Portal im Hofe (mit offener Tür). Nach einem Klichee der k. k. Zentral -Kom-
mission für Kunst- und historische Denkmale 36
„ 14. Das Portal im Hofe (mit geschlossener Tür). Nach einer Tuschzeichnung in der n.-ö.
Landesbibliothek 37
„ 15, 16 und 17. Männliche und weibliche Konsolenköpfe. Nach einer Zeichnung von Othmar
Jordan 38
„ 18. Das Schloß an der Tür des Portals im Verordnetenratszimmer. Nach einer Zeichnung
von Othmar Jordan 40
„ 19. Der Justizthron im Rittersaale. Nach einer Photographie von Wlha in der n.-ö.
Landesbibliothek 44
„ 20. Conte Giovanni Comazzi. Nach einem Klischee des Altertums -Vereines zu Wien . . 47
„ 21. Säule in der alten Kapelle. Nach einer Zeichnung von Othmar Jordan 56
„ 22. Situationsplan des alten und neuen Landhauses 85
„ 23. Der neue Brunnen im Hofe des Landhauses. Nach einer Photographie von J. Wlha
in der n. - ö. Landesbibliothek 95
„ 24. Der Ofen im Prälatensaale. Nach einer Photographie von W 1 h a in der n.-ö. Landes-
bibliothek 100
„ 25. Decke und Längsdurchschnitt der Kapelle. Nach einer Zeichnung des k. k. Baurates
Richard Jordan 101
„ 26. Pfeiler und Gurten in der Kapelle. Nach einem Klischee der k. k. Zentral -Kommission
für Kunst- und historische Denkmale 102
„ 27. Die Kapelle 103
„ 28. Lage und Umgebung des alten Landhauses 109
*) Die Originalzeichnungen der Herren Richard Jordan, k. k. Baurat, und Othmar Jordan jun. befinden sich
ebenfalls in der n.-ö. Landesbibliothek.
-r
von Dr. Anton Mayer. 133
n. Tafeln.
Tafel I. Grundrisse des alten Landhauses (Parterre, erster und zweiter Stock).
„ II. Grundriß des neuen Landhauses mit dem alten Einbau (schwarz). Parterre.
n in. n n n r n n n n n ErSter StOCk.
«IV. n r n n ^ n n n n Zweiter Stock.
„ V. Der alte Brunnen. Nach einem Klischee in der k. k. Zentral - Kommission für Kunst- und
historische Denkmale.
„ VI und VII. Decke des Verordnetenratssaales (Bibliothekssaal). Nach photographischen Auf-
nahmen von Wlha in der n. -ö. Landesbibliothek.
„ VIII. Das Portal und die Tür im Verordnetenratssaal. Nach einer Zeichnung von Othmar Jordan.
„ IX. Porträt des Georg Haas. Nach einem Stiche in der n.-ö. Landesbibliothek.
„ X. Die Decke der Vorhalle zwischen dem Verordnetenratssaal und der Bürgerstube (Manu-
skriptenzimmer). Nach einer photographischen Aufnahme von J. Löwy in der n.-ö.
Landesbibliothek.
„ XI. Das Portal im Manuskriptenzimmer (Eingang in die Bibliothek). Nach einer Originalzeich-
nung von Othmar Jordan.
„ XII. Das Deckengemälde im großen Sitzungssaale. Nach einem Klischee des Altertums -Ver-
eines zu Wien.
„ XIII. Das alte Landhaus (Herrengasse). Nach einem Aquarell von Emil Hütter in der n.-ö.
Landesbibliothek.
„ XIV. Das alte Landhaus (Minoritenplatz). Nach einem Aquarell von Emil Hütter in der n.-ö.
Landesbibliothek.
„ XV. Der große Sitzungssaal. Nach einer Photographie von J. Wlha in der n.-ö. Landes-
bibliothek.
„ XVI. Das neue Landhaus in der Herrengasse. Nach einem Holzschnitte aus dem Jahre 1844 in
der n.-ö. Landesbibliothek.
Drnek tob Rndolf Braesowsky 4 Mbne In Wien, IV. MarfMretenttnüe 19.
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Grundriß des neuen Landhauses mit dem aiten Einbau. (Parterre).
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QrundriB des neuen Landhauses mit denn alten Einbau. (Erster Stocic.)
TAFEL IV.
weiter Steck.
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Grundriß des neuen Landhauses mit dem alten Einbau. (Zweiter Stocl<.)
TAFEL V.
Der alte Brunnen.
TAFEL VII.
Decke des Verordnetenratesaales (Bibliothekssaal).
TAFEL VIII.
Das Portal im Bibliothekssaal.
TAFEL IX.
Portrfit des Georg Haas.
Decke des Manuskriptenzimmers.
TAFEL XI.
Das Portal im Manuskriptenzimmer.
p
TAFEL XII.
Deckengemälde Im großen Sitzungssaal.
TAFEL XIII.
TAFEL XIV.
TAFEL XV.
TAFEL XVI.
BERICHTE
UND
MITTEILUNGEN
• I
I
DES
ALTERTUMS-VEREINES
ZU WIEN.
'•v-^^»'*_*s %.y *\^ .^■^^■■^ .^N.— -*■
BAHO XJKIll.
I
WJEN. MDCCCCVL
VERLAG UND EIGENTUM DES ALTERTUMS -VEREINES ZU WIEN.
IN KOMMISSION BEI GEROLD & COMP.
•
J
BERICHTE
UND
MITTEILUNGEN
DES
ALTERTUMS-VEREINES
ZU WIEN.
B41VD llllA.
WIEN. MDCCCCVI.
VERLAG UND EIGENTUM DES ALTERTUMS -VEREINES ZU WIEN.
IN KOMMISSION BEI GEBOLD & COMP.
INHALT.
I. Berichte:
Seite
1. Protokoll der Generalversammlung I
2. Bericht der Geschäftsleitung III
3. Kassabericht pro 1904 VI
4. Finanzieller Stand des Wiener Geschichtswerkes und der Quellen zur Geschichte der Stadt Wien • VII
5. Protokoll über die Kassagebahrung für das Jahr 1904 VIII
6. Protokoll über die Kassagebahrung des Fond$ des Geschichts- und des Quellenwerkes VIII
7. Verzeichnis der Mitglieder des Altertums-Vereines IX
8. Verzeichnis der Vereine, mit denen der Altertums-Verein im Schriften -Tauschverkehre steht • • • XIV
9. Übersichtliche Zusammenstellung der Mitglieder des Ausschusses seit dem Vereinsbestande • • • XV
10. Gegenwärtiger Vereinsausschuß XVI
IL Mitteilungen:
1. Die Dynasten - Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien. Von
Alexander Hajdecki 1—83
2. Die Salesianerkirche in Wien ist doch ein Werk des Fischer von Erlach. Voftrag, gehalten im
Wiener Altertums-Vereine am 27. Oktober 1905. Von Alexander Hajdecki 85—97
3. Über Bet- und Denksäulen in Niederösterreich. Von Dr. Max Vancsa. Vortrag, gehalten im
Altertums-Vereine zu Wien am 17. März 1905 99—118
4. Personen-, Orts- und Sachregister. Von Dr. Viktor Thiel 119—124
I.
BERICHTE
PROTOKOLL
der
am 24. Februar 1905 im Parterresaale der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
um 7 Uhr abends abgehaltenen
Generalversammlung des Altertums -Vereines zu Wien
unter dem Vorsitze des
Vereinspräsidenten des Herrn k. und k. Hofrates Dr. Friedrich Kenner
und in Anwesenheit von 25 Vereinsmitgiiedern.
er Vorsitzende, Herr Dr. Friedrich Kenner, k. und k. Hofrat, eröffnet, nachdem die
statutenmäßige Anzahl (es waren mehr als zwanzig) von Vereinsmitgliedern nachgewiesen
war, die Generalversammlung mit freundlichen Begrüßungsworten und ersucht zunächst
den n.-ö. Landesarchivar Dr. Anton Mayer wieder das Amt des Protokollführers und die Herren
k. und k. Hauptmann Ludwig Eberle und k. k. Archivdirektor Dr. Albert Starzer jenes der Veri-
fikatoren des Protokolls zu übernehmen. Zugleich benennt der Vorsitzende mit gleich freundlichem
Ersuchen die Herren: August Artaria, Valerian Ciliar und Josef Kalous als Kassarevisoren,
sowie Dr. Richard Eis 1er und Josef Galliczek als deren Ersatzmänner für das Vereinsjahr 1905
und als Skrutatoren bei der heutigen Ausschußwahl die Herren Czech von Czechenherz, Höß
und Langer. Alle Herren nahmen die Wahl an.
Zu dem ersten Punkt der Tagesordnung, Erstattung des Jahresberichtes, ergreift über Auf-
forderung des Vorsitzenden der Geschäftsleiter des Vereines, Herr Josef Wünsch, das Wort und
verliest den in Beilage I veröffentlichten Bericht, welcher ein getreues Bild von der wissenschaftlichen
und geschäftlichen Tätigkeit des Altertums-Vereines entwirft und am Schlüsse auch den Beifall der
Versammlung findet. Da über Anfrage des Vorsitzenden, ob man zu dem eben vernommenen Berichte
etwas zu erwidern oder zu beantragen hätte, niemand zum Wort sich meldet, wird er vom Vor-
sitzenden als einstimmig angenommen erklärt.
Übergehend zu dem zweiten Punkte der Tagesordnung erstattet der Kassaverwalter des
Vereines, Herr Dr. Franz Ostermeyer, den Rechnungsabschluß für das Vereinsjahr 1904 (Bei-
lage II). Dabei wird die Mitteilung, daß laut dem Beschlüsse des Ausschusses vom 9. Februar d. J.
1000 Kronen dem Reservefonde zugeführt werden, von der Versammlung beifallig und mit Befriedigung
entgegengenommen. Der Vorsitzende richtet auch nach der Verlesung dieses Berichtes an die
XXXa. B»nd.
>l
II
Anwesenden die Anfrage, ob jemand hiezu eine Bemerkung machen oder einen Antrag stellen wolle.
Da dies unterblieb, erschien der Rechnungsabschluß für 1904 gleichfalls genehmigend zur Kenntnis
genommen.
In Verhinderung des Herrn Regierungsrates Louis List, des Kassaverwalters der Fonde für
die Werke „Geschichte der Stadt Wien" und „Quellen zur Geschichte der Stadt Wien", trägt der
Geschäftsleiter des Vereines, J. Wünsch, deren Rechnungsabschlüsse für das Jahr 1904 vor (Bei-
lage III), worauf der Vorsitzende Herrn A. Artaria bittet, die Berichte der Kassarevisoren der
Generalversammlung zur Kenntnis zu bringen. Derselbe verliest die in Beilage IV abgedruckten
Protokolle über die Skontrierung beider Kassen und der dazu gehörigen Rechnungsbelege und stellt
den Antrag, beiden Kassaverwaltern das Absolutorium zu erteilen, was von der Versammlung
zustimmend geschieht.
Der Vorsitzende spricht den Kassarevisoren in herzlichen Worten den Dank aus.
Zuletzt wird die Wahl, resp. Wiederwahl für die nach Ablauf der statutenmäßigen Funktions-
dauer austretenden Ausschußmitglieder vorgenommen.
Es traten die Herren k. u. k. Hofrat Dr. Kenner, Baurat Richard Jordan, Regierungsrat Louis
List und Landesarchivar Dr. Mayer aus. An Stelle des hochw. Ehrenabtes Dr. Karl Drexler,
welcher auf sein Mandat verzichtet hat, empfahl der Ausschuß Herrn Alois Low zur Neuwahl. Es
werden 25 Stimmzettel abgegeben. Die genannten fünf Herren erscheinen mit je 24 Stimmen gewählt.
Damit war die Tagesordnung erschöpft, und da kein Antrag an die Generalversammlung
vorlag, schließt der Vorsitzende diese mit Worten des Dankes.
Hierauf besprach Herr Baurat Jordan sein Restaurierungsprojekt für die Kirche Alt-PöUa.
Wien, am 28. Februar 1905.
Vorsitzender:
Dr. Friedrich Kenner.
Verifikatoren:
Ludwig Eberle, k. und k. Hauptmann. Dr. Albert Starzer.
Protokollführer
Dr. Anton Mayer.
III
Beilage I.
BericU ler MaMeitiDiii uter lie TereiMätiiiM im Jalire 1904.
Hochgeehrte Versammlung!
Gegenüber der Festesfreude, welche im vorjährigen Berichte über das Jubeljahr 1903 nach-
hallte, entrollt der heurige Jahresbericht, den ich namens des Ausschusses über die Vereinstätigkeit
im Jahre 1904 zu erstatten die Ehre habe, ein Bild stiller Arbeit, aber auch stetigen Fortschreitens
auf der bewährten Bahn.
Zunächst darf ich wohl, ohne dem Berichte des Herrn Kassaverwalters vorzugreifen, die
finanzielle Regelung und Erstarkung des Vereines, die eine Refundierung von 1000 Kronen in den
Reservefond ermöglichte, als erfreuliche Tatsache konstatieren.
Weniger günstig stellt sich dagegen die Bewegung im Stande der Mitglieder des Vereines,
indem wir im Jahre 1904 teils durch Ableben, teils durch Austritt 16 Mitglieder verloren, während
8 Mitglieder in den Verein aufgenommen wurden. Am Schlüsse des Jahres zählte derselbe 1 Ehren-
mitglied und 251 wirkliche Mitglieder.
Wir haben den Verlust folgender Mitglieder, welche uns durch Ableben entrissen würden,
zu betrauern:
F. Kanitz, Etnograph,
Robert Kuberth, k. u. k. Oberstleutnant i. R.,
Josef Graf Lamberg, Gutsbesitzer,
Eduard Maly, Magistratsrat i. P.,
Franz Schönthaler, k. k. Hof- Bildhauer,
Dr. Karl Schrauf, k. u. k. Sektionsrat,
Exzellenz Graf Hugo Abensperg-Traun, Oberstkämmerer Sr. k. u. k. apost. Majestät,
Conr. Widter, Bildhauer, und
Georg Heinrich Mautner Ritter von Markhof, Brauereibesitzer.
Zum Zeichen der Trauer um die Dahingeschiedenen ersuche ich die geehrte Versammlung,
sich von den Sitzen zu erheben.
Der Verein berief im Jahre 1904 sechs Vollversammlungen ein, u. zw.
am 29. Jänner die Generalversammlung, deren Protokoll bereits im 38. Bande der .Berichte
und Mitteilungen" veröffentlicht wurde und nach deren Abhaltung Herr Alois Low „Geschichtliche
Notizen über den Bezirk Mariahilf" zum Vortrage brachte. Ferner fünf Monatsversammlungen. In den-
selben sprachen am 19. Februar Herr Haus-, Hof- und Staats -Archivar Dr. J. Lampel „Zur
Geschichte der landesherrlichen Burg auf dem Kahlenberge",
am 18. März Herr Dr. Viktor Thiel über den „Burgfrieden der Stadt Wien im Mittelalter**,
a*
IV
am 22. April Herr k. und k. Baurat Richard Jordan „über die Kirchen in Groß -Rußbach
und Fallbach in Niederösterreich,
am 25. November Herr k und k. Hofrat Dr. Friedrich Kenner „über die neueren römischen
Funde in Wien**, und
am 16. Dezember Herr Alois Low „über die Technik der Glasmalerei einst und jetzt**.
Der Ausschuß erledigte in neun Sitzungen unter dem Vorsitze des Präsidenten die laufenden
Geschäfte des Vereines über jeweiligen Vortrag des Kassenverwalters, des Geschäftsleiters und der
Redakteure der Publikationen.
Der ansehnliche Vorrat von Klischees wurde auch im verflossenen Jahre wieder mehrfach in
Anspruch genommen und wurde den Gesuchen um leihweise Überlassung derselben unter den
üblichen Kautelen entsprochen.
Von Sr. k. u. k. Apost. Majestät bezog der Verein, wie alljährlich, eine Subvention von
420 Kronen und vom hohen k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht 400 Kronen,
wofür hiemit der ehrfurchtsvollste Dank ausgesprochen wird. Auch vom löbl. Gemeinderate der
k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien wurde für das Quellenwerk wieder eine Subvention von
10.000 Kronen bewilligt und bringen wir hiemit für diese Widmung den Dank des Vereines zum
Ausdruck.
Von den Berichten und Mitteilungen wurde die 2. Hälfte des 38. Bandes, enthaltend die
Geschichte des n.-ö. Landhauses von Dr. Anton Mayer an die Mitglieder verteilt. Über die Bedeutung
dieser mit Unterstützung des hohen Landesausschusses herausgegebenen Arbeit haben wir bereits im
Jahresberichte der Generalversammlung vom 30. Jänner 1903^) berichtet und erübrigt uns heute nur,
dem Verfasser für die uneigennützige Überlassung dieser dem Vereine zur Ehre gereichenden Publi-
kation sowie dem hohen n.-ö. Landesausschusse für die gewährte Subvention von 800 Kronen im
Namen des Altertums-Vereines an dieser Stelle den wärmsten Dank zum Ausdruck zu bringen. Der
39. Band der Berichte und Mitteilungen, dessen Redaktion sich wieder in der bewährten Hand
Dr. Mayers befindet, soll in zwei Halbbänden erscheinen, deren erster den Mitgliedern als Vereins-
gabe für das Jahr 1905 hinausgegeben werden wird.
Das Monatsblatt, redigiert von Dr. Albert Starzer, vollendete im Jahre 1904 den 21. Jahr-
gang. Die zur Verfügung stehenden Mittel erlaubten einen Teil der Nummern in doppeltem Umfange
auszugeben und durch Aufnahme von Notizen und Nachrichten aus den verschiedenen Teilen des
Landes seinen Inhalt abwechslungsreicher zu gestalten.
Von der „Geschichte der Stadt Wien" wird in den nächsten Wochen der zweite Teil des
IL Bandes vorgelegt werden. Die schwere Erkrankung des Verfassers über die Universität verzögerte
den Druck bis in den Herbst. Da der Abschnitt über das Sanitätswesen, bearbeitet von Dr. Leopold
Senfe Id er, bereits geraume Zeit druckfertig vorlag, konnte der Text dieses Bandes noch 1904
abgeschlossen werden. Das umfangreiche Register ist im Manuskript vollendet und werden die ersten
Bogen desselben bereits reingedruckt. Während noch am zweiten Teil des II. Bandes gearbeitet
wurde, ward die Drucklegung des III. Bandes begonnen und ist so weit gediehen, daß gegen Ende
des Jahres 1905 auch dieser Band ausgegeben werden wird.
Von den „Quellen zur Geschichte der Stadt Wien" ist der 5. Band der I. Abteilung bis zum
Bogen 40 reingedruckt. Es steht zu erwarten, daß er anfangs 1906 vorgelegt werden kann. Hinsichtlich
der II. Abteilung, welche die Regesten der Urkunden des Wiener Stadtarchives enthält, wird alle
Einleitung getroffen, daß im Laufe dieses Jahres mit den Vorarbeiten begonnen wird. Mittlerweile
I) Ber. u. Mitt. Bd. 38 p. VI.
V
wird der 2. Band der III. Abteilung, bearbeitet von Franz Staub, Konzipisten im Archive des
k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht, gedruckt werden. Die Grundbücher der Stadt Wien,
welche in dieser Abteilung veröffentlicht werden und die bisher im k. k. Grundbuchsamte hinterlegt
waren, wurden im Jahre 1905 an die Stadt Wien abgegeben. Dank der Einwilligung des Herrn
Bürgermeisters und des Stadtrates wird deren Bearbeitung auch in Zukunft auf keine Hinder-
nisse stoßen.
Unsere von Dr. Albert Starzer und Dr. Ostermeyer verwaltete Bibliothek hat im Laufe
des Jahres durch den Schriftenaustausch, der nunmehr 24 Vereine im Inlande und 44 im Auslande
umfaßt, wieder eine erhebliche Vermehrung erhalten.
Der Verein fand sich auch in diesem Jahre veranlaßt, zu zahlreichen Kundgebungen gelegentlich
stattgehabter Jubiläen. So wurden beglückwünscht:
Die archäologische Sektion des Museums des Königreichs Böhmen zum 60jährigen Jubiläum,
Abt Alexander Karl anläßlich seines 80. Geburtsfestes,
der Verein für Landeskunde von Niederösterreich zur Feier des 40jährigen Bestehens,
das k. k. Institut für österreichische Geschichtsforschung zur Jubelfeier des 50jährigen Bestehens,
Kais. Rat Joh. Schwerdtner und Regierungsrat Louis List anläßlich ihres 70. Geburtsfestes.
Zur Feier des 60. Geburtsfestes des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger am 24. Oktober 1904
begab sich der Präsident in Begleitung des Vizepräsidenten und des Geschäftsleiters zur Festver-
sammlung ins Rathaus und überreichte dem Bürgermeister die von Dr. Anton Mayer verfaßte Glück-
wunschadresse. Dieselbe war auf Pergament in Form einer alten Urkunde kalligraphiert und in einer
nach Zeichnung des Herrn Baurates Richard Jordan verfertigten vergoldeten Metallkapsel verwahrt. —
Die Herstellungskosten dieser schönen Widmung bestritt die Donnerstagsgesellschaft, welcher wir
hiemit den wärmsten Dank aussprechen.
In das von der Leo -Gesellschaft gebildete Komitee zur Erforschung der Reste der alten
Babenbergerburg auf dem Leopoldsberge wurde seitens des Vereines Herr k. und k. Sektionsrat
Viktor Feigel entsendet.
Den Statuten gemäß haben heuer aus dem Ausschusse infolge Ablaufes der vierjährigen
Funktionsdauer die Herren Dr. Friedrich Kenner, Richard Jordan, Louis List und Dr. Anton
Mayer auszutreten. Da ferner Se. Gnaden der Herr Prälat Prof. Karl Drexler infolge seiner neuen
Amtstätigkeit als Pfarrverweser von Leopoldau zu unserem Bedauern sein Mandat als Ausschuß nicht
mehr ausüben zu können erklärt hat, so ist noch eine fünfte Ausschußstelle, und zwar mit drei-
jähriger Funktionsdauer zu besetzen, und erlaubte sich der Ausschuß, der geehrten Versammlung
behufs der vorzunehmenden Wahl zugleich mit der Tagesordnung einen unmaßgeblichen Vorschlag
zu erstatten.
Hiemit zum Schlüsse gelangt, fühle ich mich verpflichtet, im Namen des Ausschusses allen
Jenen, welche durch Vorträge, Widmungen und Ausstellungen zur Förderung der Vereinsinteressen
beigetragen haben, den wärmsten Dank auszusprechen, und erlaube ich mir noch an die geehrte
Generalversammlung die Bitte zu stellen, dem vorgetragenen Jahresberichte die Genehmigung zu erteilen.
Josef Wünsch,
Geschäftsleiter.
VI
Beilage IL
Kassabericht pro 1904.
A.
Ausweis über die Empfänge und Ausgaben
des
Altertums - Vereines zu Wien im Jahre 1904.
EmpfSnge.
Allergnädigstes Geschenk Sr. k. und k. Apost. Majestät K 420*—
Subvention des hohen k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht » 400'—
Mitgliederbeiträge . . . » 3.390-18
Festschriftfond » 1.690-
Für verkaufte Publikationen ...» 144-18
Subskriptionsbeträge für die Luxusausgabe der Geschichte des Landhauses » 450-—
Interkalarzinsen . » 24*22
Kassarest pro 1903 » — *61
Summe . . K 6.51919
Ausgaben.
Geschäftsauslagen K 212-20
Entlohnung des Vereiiisdieners » 250'—
Druckauslagen für die Berichte und Mitteilungen für Band XXXVIII, IL Abteilung ...» 1.899 —
Druckauslagen für das Monatsblatt » 455-53
Diverse Geschäftsdrucksorten » 49-—
Für Illustrationen » 1.O63-90
Für Buchbinderarbeit • » 59-—
Für die Miete des Vortragssaales und des Bibliothekslokales » 212-50
An den Reservefond von neu eingetretenen Mitgliedern » 54-—
An den Reservefond als Ersatz für frühere Entnahmen » 1.000-—
Kassarest pro 1904 » 1 .264-06
Summe . . K 6.519-19
Dr. Frans Ostermeyer,
dz. Kassaverwalter.
Wien, am 26. Jänner 1905.
C. Angnst Artaria.
Jos. Kalons,
Alois Low,
Vermögen des Reserve fondes.
Der Betrag von
fruktifiziert in der k. k. Postsparkassa.
K L262-80
Wien, am 26. Jänner 1905.
C. Angust Artaria.
Jos. Ealons.
Dr. Franz Ostermeyer,
dz. Kassaverwalter.
Alois Low.
VII
Beilage III.
Finanzieller Stand
des
Wiener Geschichtswerkes und der Quellen zur Geschichte der Stadt Wien.
An Subventionen wurden gezeichnet
Stand am 31. Desember 190 i.
K 106.720 —
Hierauf wurden bar eingezahlt
Von der Kommune Wien für das Quellenwerk
An Konto -Korrent- Zinsen von der Kreditanstalt K 1.71775
abzüglich Spesen » 33*o6
An Efifektenzinsen
Für verloste fl. 1.000' — ung. Bodenkredit- Pfandbriefe
Für verkaufte fl. 15.000-— 47,7^^ österr. Rente
Erlös für das Quellenwerk:
K 99.140-—
» 90.000-—
»
»
1.684-10
19.218-—
2.000-—
30.519-32
I. Abteilung 1. Band K
I.
► . 2. .
I.
3. .
I.
4. .
II.
1. >
II.
2. .
IL
3. .
III.
1. .
1.268--
1.236-—
1.152-—
1.120-—
3.328 —
3.349-60
3.246-—
1.362-60
» 16.062-—
Erlös für durch Hoizhausen im Buchhandel verkaufte Exemplare des
Geschichtswerkes K 4.918-74
Desgleichen für verkaufte Separata , » 873-90
Ausgaben.
Für gekaufte Effekten K 61.471-04
» die Geschichte Wiens » 108.941-96
» das Quellenwerk » 89.092-19
» Debetzinsen an die Kreditanstalt » 1.680*47
> 5792-64
K 264.416-15
K 261.185-66
Saldo . K 3-230-49
Vorausbezahlte Honorare K
» Rechnungen »
Verlag der Redaktion für Porto »
Bar-Saldo »
2.200-—
2.095-96
20-—
549-53
Ab Saldo der Kreditanstalt
K 4.865.49
» 1.635.—
wie oben . K 3.230-49
Wien, am 31. Dezember 1904.
Lonls List^
dz. Kassaverwalter.
Revidiert und richtig befunden.
Wien, am 26. Januar 1905.
Alois Low. C. Angast Artaria. Jos. Ealons.
VIII
Beilage IV.
PROTOKOLL.
Die Unterfertigten haben als von der Generalversammlung gewählte Revisoren die Kassa-
gebahrung des Altertums-Vereines für das Jahr 1904 geprüft, die Einnahmen und Ausgaben mit den
Belegen verglichen und alles vollkommen stimmend gefunden. Auch der buchmäßig ausgewiesene
Übertrag auf neue Rechnung per K 126406 wurde in voller Ordnung befunden.
Endlich wurde der ausgewiesene Saldo des Reservefondes mit K 262*80, sowie die Über-
weisung vom laufenden Konto 1904 im Betrage von K 1000.—, welche infolge Ausschußbeschlusses
vom 4. Jänner 1905 vorgenommen wurde, richtig befunden.
Die Unterfertigten beantragen daher, dem Ausschusse für die Gebahrung des Jahres 1904
das Absolutorium zu erteilen.
Wien, am 26. Jänner 1905.
C. Angnst Artaria. Jos. Kalon«. Alois L5w.
PEOTOKOLL.
Durch die Gefertigten wurde heute die Prüfung der Kassagebahrung des Fondes des
Geschieht s- und Quellenwerkes vorgenommen und vollkommen in Ordnung befunden.
Der rechnungsmäßig mit 31. Dezember 1904 ausgewiesene Aktiv-Saldo von K 549'53 wurde
richtig vorgefunden. Das bei der k. k. priv. österr. Kreditanstalt erliegende Depot von Nominale
fünfzehntausend Gulden (K 30.000- — ) in 4% ungar. Bodenkredit - Pfandbriefen mit Coupons vom
1. April 1905 ist durch den Depot- Ausweis der k. k. priv. österr. Kreditanstalt bestätigt.
Wien, am 26. Jänner 1905.
C. Anglist Artaria. Jos. Ealons. Alois L5w.
IX
VERZEICHNIS
DER
MITGLIEDER DES ALTERTUMS-VEREINES ZU WIEN
(STAND AM 1. JÄNNER 1905.)
Allergnädigste Subvention von Sr. k. u. k. apostolischen Majestät Franz Josef I.
Kaiser von Österreich.
Protektor:
Se. k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Ferdinand Karl.
Ehrenmitglied:
Se. Exzellenz Dr. Jos. Alex. Freiherr von Helfert, Präsident der k. k. Zentral - Kommission für
Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale in Wien etc. etc.
Wirkliche Mitglieder:
Andorfer K., Fabriksbesitzer (1888). Wien, VIL Siebenstern-
gasse 44.
Artam Karl August, kais. Rat, Kunsthändler (1880). Wien,
I. Kohlmarkt 9.
Aller Josef, k. u. k. Hofrat i. R. (1884). Wien, XIII. Cumber-
landstraße 18.
ATanao Dominik, k. k. Professor und Architekt (1873). Wien,
VII. Neubaugasse 7.
Bachofen ▼. Echt Adolf, Fabriksbesitzer (1880). Wien-
Nußdorf.
Baden, Museum der SUdt (1898).
Bartsch Franz, k. k. Hofrat i. R. (1888). Wien, ÜI. Salm-
gasse 14.
Bartsch Heinrich, Dr., k. k. Hofrat beim obersten Gerichts-
und Kassationshofe (1888). Wien, VII. Mariahilferstr. 26.
Bauer Jakob, Dechant und Pfarrer in Brück a. L. (1895).
Baaer Max, Dr., k. k. Ministerial - Konzipist (1901). Wien,
VII. Mariahilferstrafie 120.
Benndorf Otto, k. k. Hofrat, Direktor des k. k. Österr.
Archäologischen Instituts (1879). Wien, IX. Pelikan-
gasse 18.
Beroldingen Franz, Graf v., k. u. k. Kämmerer (1854). Wien,
III. Ungargasse 11.
Bibliothek Sr. k. u. k. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn
Erzherzogs Friedrich in Wien.
Bibliothek des k. u. k. Ministeriums des Äußern (1891).
Bibliothek, königliche, in Berlin.
Bibliothek der Stadt Czernowitz.
Bibliothek des hochw. Stiftes St. Florian.
Bibliothek des hochw. Stiftes Geras.
Bibliothek der königl. Universität in Göttingen.
Bibliothek des hochw. Stiftes Göttweig.
XXXIZ. Bmi<1.
Bibliothek and ArchiT der Stadt Korneuburg (1888).
Bibliothek des hochw. Stiftes Kremsmünster.
Bibliothek des hochw. Stiftes Lambach.
Bibliothek des hochw. Stiftes Lilienfeld.
Bibliothek, königliche, Hof- und Staats-, zu München.
Bibliothek des hochw. Stiftes Reichersberg am Inn.
Bibliothek des hochw. Stiftes Reun, Steiermark.
Bibliothek and ArchiT der Stadt Retz.
Bibliothek des hochw. Stiftes zu Schlierbach.
Bibliothek des k. u. k. Familien -Fideikommiß -Fonds.
Bibliothek der kunsthistorischen Sammlungen des Aller-
höchsten Kaiserhauses in Wien.
Bibliothek, die niederösterr. Landes-, in Wien (1857).
Bibliothek der SUdt Wien.
Bibliothek der k. k. techn. Hochschule in Wien (1884).
Bibliothek des k. k. Erzherzog Rainer-Gymnasiums in Wien.
Bibliothek des k. u. k. Kriegsarchives in Wien.
Bibliothek des k. u. k. techn. -administr. Militär-Comites.
Bibliothek des militär- wissenschaftlichen und Kasino -Ver-
eins in Wien. Wien, I. Strauchgasse 4.
Bibliothek and Archiv der SUdt Wiener-Neustadt.
Bibliothek des hochw. Stiftes Neukloster in Wiener-Neustadt
Bibliothek des hochw. Stiftes Wilhering.
Bibliothek des hochw. Stiftes Zwettl.
Blenk Josef, k. k. Postkon trollor (1902). Wien, I. Färbef-
gasse 6.
Bodenstein Cyriak, Dr., Professor für Kunstgeschichte an der
k. k. techn. Hochschule (1878). Wien, IV. Alleegasse 36.
Bofihart van der Merghel Johann, Lehrer. Wien, V. Hart-
manngasse 3.
Brener Rudolf, k. k. Baurat, Architekt und SUdtbaumeister.
Wien, VIII. Piaristengasse 32.
b
X
Coburg nnd Gotha (Se. Hoheit), Prinz Philipp von, Herzog
zu Sachsen, Wien, I. Seilerstätte 3.
ColleginnL (das hochw.) der Barnabiten bei St Michael in
Wien (1882). Wien, I. Habsburgergasse 12.
Csecli Jaroslav Ton CseclieiÜLerB, stud. Phil., Kustos am
Museum der n.-ö. Landesfreunde in Baden. Wien, XVIII.
Rieglergasse 6.
DacUer Anton, Ingenieur (1001). Wien, XIII. Ameisgasse 15.
Deininger Julius, k. k. Baurat, Professor und Architekt
(1885). Wien, IV. Margaretenstrafie 4.
Dongac Josef, Dr. phil., kais. Rat, Skriptor an der Bibliothek
der k. k. Akademie der bildenden Künste, Wien.
Düling^r Andreas, Redakteur (1870). Wien, I. Opernring 23.
Dörnhöffer Friedrich, Dr., Assistent an der k. k. Hofbibliothek
(1895).
Drehor Anton, Herrenhausmitglied, Realitätenbesitzer zu
Schwechat (1854).
Drezler Karl, Dr., Lateran. Ehrenabt, inful. Prälat, apost.
Tit-Protonotar, Tit. -Hofkaplan, Konservator, Pfarrer.
Leopoldau (1887).
Dongel Adalbert, Abt des hochw. Benediktiner-Stiaes Gött-
weig, Konservator, Göttweig.
Eberle Ludwig, k. u. k. Hauptmann im k. u. k. Kriegs-
archiv (1898). Wien, I. Seitzergasse 4.
Eckl Georg, Ofüzial im k. k. Depositenamte zu Wien (1896).
Eggor Heinrich, Antiquitäten-Händler. Wien, IX. Günther-
gasse 3.
Eider Richard, Dr., k. k. Gerichtsadjunkt. IX. Bleicher-
gasse 7.
Endl Friedrich, Kapitular und Bibliothekar des hochw. Bene-
diktiner-Stiftes Altenburg, Konservator (1890).
Englmann Wilhelm, Dr., Kustos an der Bibliothek und am
historischen Museum der Stadt Wien. XVUL Haizinger-
gasse 19.
Faber Moriz, Oberkurator der Ersten österr. Sparkasse.
Wien, IV. Schwindgasse 5.
Feigel Anton Viktor, k. u. k. Sektionsrat und Vize-Direktor
des k. und k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Wien, L
Singerstrafie 52.
Fellner Michael, k. k. Ober- Baurat und Vorstand des
niederösterr. Hochbau - Departements (1885). Wien,
I. Herrengasse 11.
Figdor Albert, Dr., Privat (1872). Wien, L Löwelstraße 8.
Friedlich Adolf, Dr., Apotheker. Wien, XV. Rosinagasse.
Frimmel Theodor, Edl. v., Dr, Kunstschriftsteller (1887).
Wien, IV. Paniglgasse 1.
Frisclianf Eugen, Dr., Notariatssubstitut in Eggenburg (1892).
FtUiring Rudolf, k. u. k. Expeditor und Registrator im
allerh. Oberst-Stallmeisteramte (1891). Wien, VI. Ameriing-
straße 3.
Galliczek J., Beamter der k. k. priv. allg. Verkehrsbank
(1901). Wien, XIX. Iglaseegasse 17.
Chatterer Ferdinand, k. k. Baurat (1890). Wien, XIV. Winkel-
mannstraße 16.
Gerisch Ed. Maler, kais. Rat, Kustos an der kais. Akademie
der bildenden Künste (1892).
Gerold A Comp., Buchhandlung (1876). Wien.
Gillar Valerian sen, k. u. k. Hof- Kunstschlosser, Wien, V
Siebenbrunnengasse 9.
8I0887 Karl, Dr., k. k. Regierungsrat, Direktor der Bibliothek
und des bist. Museums der Stadt Wien (1892).
Boldsdunidt Friedrich, Kaufmann (1881). Wien, 1. Salz-
gries 19.
Grosser Leopold, Ritter von, k. k. Hofrat (1879). Wien,
I. Schellinggasse 6.
Gschwandtner Johann, Baumeister. Wien, XVII. Haupt-
straße 39.
Ckitettner Leopold, Pfarrer zu Groß - Siegharts (1894).
Haan Karl, Freiherr v., k. u. k. Rittmeister, Gutsbesitzer in
Werasöd (N.-Ö.). Wien, III. Marokkanergasse 23.
Haas Wilhelm, Dr., k. k. Regierungsrat, Vorstand der Uni-
versitäts- Bibliothek in Wien (1894). Wien, L Weihburg-
gasse 20.
Harrach Johfinn Franz,** Graf v., Erlaucht, Exzellenz. Wien,
I. Freiung 3.
Hanser Eduard, k. u. k. Hof-Steinmetzmeister (1889). Wien,
IX. SpiUlgasse 19.
Hermann Julius, k. k. Baurat, Architekt, Dombaumeister,
Mitglied und Konservator der k. k. Zentral - Kommission
für Kunst- und historische Denkmale. Wien, I. Stephans-
platz, Bauhütte (1886).
Hefi-DiUer Friedrich, Freiherr, k. k. Legations - Sekretär,
(1890). Baden, Trostgasse 17.
Heymann August, Dr. Wien, I. Seilerstätte 11.
Hirschler Rudolf, Kunsthändler. Wien, I. Plankengasse 7.
HlaTka Josef, Architekt, k. k. Ober -Baurat, Präsident der
k. böhmischen Franz Josef- Akademie. Prag, Wasser-
gasse II, 15.
Höfken Rudolf, Ritter v. Hattingsheim, k. k. Regierungsrat
(1891). Wien, VI. Windmühlgasse 24 a.
Höni^l Dominik, Abt des hochw. Benediktiner-Stiftes Seiten-
stetten.
Höfi Kari, Bürgerrschullehrer. Wien, XVIII. Theresien-
gasse 7*
Hofbaner Adolf, Stadtbaumeister. Wien, I. Lichtenfels-
gasse 5.
Hollitser Karl (1890). Wien, L Franzensring 22.
Holzliansen Adolf, k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchdrucker
(1896). Wien, VII. Kandlgasse 19-21.
Horrak Emil, Edler von, Dr., k. k. Ministerialkonzipist.
Wien, IV. Apfelgasse 1.
HoBfeid Ferdinand, Bürger und Fabriksleiter. Klosterneuburg,
Martinstraße 54 c.
Hye Franz, Dr., k. k. Hofrat im k. k. Ministerium für Kultus
und Unterricht (1895).
Institut für österr. Geschichtsforschung an der Wiener
Universität. Wien, I. Franzensring.
Jordan Richard, k. k. Baurat, Architekt und Stadtbaumeister,
Konservator (1873). Wien, IX. Waisenhausgasse 3.
Kaiser Eduard, k. k. Ober- Baurat, Baumeister (1866). Wien,
I. Franzensring 22.
Kalons Josef, Kaufmann und Realitätenbesitzer (1883). Wien,
V. Kettenbrückengasse 19.
Karl Alexander, Abt des hochw. Benediktiner -Stiftes Melk.
XI
Kattas Wilhelm, Fabrikant. Wien, III. Obere Bahngasse 4.
KantBCh Marianne, geb. v. Braunendal (1886). Steyr.
Keer Louise. London.
Kenner Friedrich, Dr., tc. u. k. Hofrat i. R., Mitglied und
Konservator der k. k. Zentral -Kommission für Kunst-
und historische Denkmale. Wien, IIL Hauptstraße 46.
KerBChbaniiLer Anton, Dr., inful. Propst, Ehrendomherr, Erz-
dechant und Stadtpfarrer in Krems.
Kirsch August (1887) Wien, VIL Kaiserstrafie 10.
Koch Karl, Liquidator (1893). Wien, IV. Mostgasse 12.
Kometer Hans, Freiherr v. Trübain, Gutsbesitzer (1896).
Wien, in. Salesianergasse 2.
Koppalik Josef, Landschaftsmaler und Realschul-Professor
(1898). Wien, Ober-Döbling.
Komheisl Franz, päpstl. Prälat und Domherr bei St. Stephan
in Wien (1892).
Kott Josef, k. u. k. Hof-Maler. Vergolder (1893), Wien, IV.
Schönburgstraße 4.
Krahl Ernst, k. u. k. Hof- Wappenmaler (1894). Wien, III.
Heumarkt 9.
KnOik Richard, Ritter v., Dr. (1895). Wien, XIX. Parkgasse 20.
Kramny Josef Franz, Bürgerschullehrer (1897). Laibach.
Knbasta Konstantin, Buchhändler. Wien, I. Sonnen felsgasse 15.
Kuiftier Ludwig, Zuckerfabrikant und Brauhausbesitzer. Wien,
L Wallfischgasse 4.
Knihier Moriz, Edler v., Brauereibesitzer. Wien, XVI. Ottak-
ringerstraße 118.
Kuiftier Wilhelm, Brauereibesilzer, XIX. Billrothstraße 33.
Knpka Franz, Architekt (1889). Wien, I. Mölkerbastei 3.
Lackner Helene, Private (1901). IV. Schelleingassc 46.
Lunpel Josef, Dr., Archivar im k. u. k. Haus-, Hof- und
Staatsarchive zu Wien (1897).
Lanckoronshi Kari, Graf v., Exzellenz. Wien, III. Jacquin-
gasse 18.
Lanier Johann, Registratursunterdirektor im k. und k. Kriegs-
archiv, Wien, IV. Belvederegasse 17.
LasBOr Oskar, Freiherr von, k. k. Statthaltereirat (1880).
Baden.
Latour Vinzenz, Graf Baillet de, k. k. Minister a. D., Exzellenz
(1886). Wien, VIL Breitegasse 7.
Leeder Kari, Dr. (1856). Wien, IX. Währingerstraße 14.
Lichtmann Joh. Jak., Beamter des Hauses Rothschild (1893).
Wien, L Renngasse.
Liechtenstein Johannes II., Fürst von und zu, Herzog zu
Troppau und Jägerndorf, Durchlaucht.
Lind Anton, k. k. Rechnungs - Revident im Ministerium des
Innern (1892). Wien, IIL Strohgasse 19.
Lissek Heinrich, k. u. k. Burghauptmann, Architekt (1887).
• Wien, I. Burg.
List Louis, k. k. Regierungsrat, Kassen -Direktor der k. k.
priv. Kredit-AnsUlt in Wien i. R. (1888). Mödling.
LAw Alois, technischer Leiter der Glasmalerei K. Geyling's
Erben (1890). Wien, VL Windmühlgasse 22.
LAwy Julius, Redakteur (1888). Wien, IX. Redaktion des
»Extrablatt«.
Löwy Josef, k. und k. Hof- Photograph (1899). Wien, III.
Parkgasse 15.
Lnschin t. Ebengrenth Arnold, Dr., k.k. o. ö. Universitäts-
Professor, Mitglied und Konservator der k. k. Zentral-
Kommission für Kunst- und historische Denkmale,
Graz.
Mftdchen-Pensionat. Der Lehrkörper des k. k. Zivil-Mädchen-
Pensionates in Wien.
Hantnani Josef, Dr., Beamter der k. k. Hofbibliothek (1896).
Marschall Godfried, Dr., Weihbischof von Wien etc. etc.
(1881).
Manrer Franz, Kurat im k. k. allg. Krankenhause, Wien.
Hanthner Ritter t. Xarkhof, Viktor, k. k. Kommerzialrat.
Wien, III. Ungargasse 41.
Manthner Ritter t. ICanthstein Wilhelm, Dr. (1857). Wien,
1. Wallfischgasse 1.
Mayer Anton, Dr., niederösterr. Landes-Archivar und Biblio-
thekar, Konservator (1869). Wien, I. Habsburgergasse 14.
Mayer Ton Rosenan David Sylvester, Schriftsteller, Lehrer
und Lokalhistoriker. Atzgersdorf, Bahnstrafie 2.
Mayreder Kari, k. k. a. ö. Professor (1885). Wien, IV. Plößl-
gasse 4.
Meder Dr. Josef, Kustos der erzherzoglichen Sammlung
AlberUna (1902).
Meding^r Johann, Brauereibesitzer, IX. Turkenstraße 5.
Meichl Georg, Brauereibesitzer, IIL Richardgasse 13.
Melicher Theophil, Historienmaler (1896). Wien, XVIII.
Haizingergasse 18.
Menda Johann, Domherr bei St. Stephan und inful. Propst-
pfarrer an der Votivkirche in Wien (1894).
Modern Heinrich, Dr., Hof- und Gerichts -Advokat (1890).
Wien, I. Tuchlauben 11.
Morsak Alois, Buch- und Kunstdruckerei - Besitzer. Wien,
VII. Kaiserstraße 14.
Moscon Alfred, Freiherr v., k. u. k. Kämmerer (1891). Schloß
Pechatz, Steiermark.
Mach Matthäus, Dr., k. k. Regierungsrat, Mitglied und Kon-
ser\rator der k. k. Zentral -Kommission für Kunst- und
historische Denkmale (1877). Wien, XIII. Penzinger-
straße 84.
MflUer Richard, Dr., Erzh. Friedr. Bibliotheks-Kustos (1897).
Wien, III. Untere Viaduktgasse 3.
Hagl Alfred, Dr., Hof- und Gerichts-Advokat (1882). Wien,
L Domgasse 6.
Henmann Gustav, Ritter v., fürstl. Liechtenstein 'seh er
Architekt (1888). Wien, I. Rathausstraße 9.
Nenmann Wilhelm, Dr., k. k. o. ö. Universitäts -Professor,
Kapitular des Stiftes Heiligenkreuz, Mitglied der k. k.
Zentral - Kommission für Kunst- und historische Denk-
male (1877). Wien, IX. Garnisonsgasse 18.
Heumayer Josef, Dr., Hof- und Gerichts - Advokat, zweiter
Vize-Bürgermeister der Stadt Wien (1897), I. Kleeblatt-
gasse 13.
Hennkirchen, Die Bezirkslehrer-Bibliothek zu (1894).
Nenwirth Dr. Josef, o. ö. Professor der Kunstgeschichte an
der k. k. technischen Hochschule in Wien, Mitglied des
Kunstrates, der k. k. Zentral - Kommission für Kunst-
und historische Denkmale (1902). Wien, IV. Favoriten-
straße 60.
b^
XII
Newald Julius, Hr. Rjtter v. (1900). Wien, IX. Beethoven-
gasse 6.
Nopcsa Franz, Freiherr, Exzellenz. Wien, I. Burg.
d'Orsay Betti, Gräfin. Wien, VIII. Piaristengasse 60.
Ostermeyer Franz. Dr, Hof- und Gerichts -Advokat (1877).
Wien, I. Bräunerstraße IIa.
Pachinger A. M., Archäologe, Linz.
Pauker Wolfgang, Dr., Chorherr des Stiftes Klosterneuburg,
Professor (1892), in Klosterneuburg.
Pondl Em., Bildhauer (1885). Wien, II. Wehligasse 226.
Poitl Bernhard, Propst des hochw. Stiftes Klosterneuburg.
Picigas Leopold, Dr., Pfarrer in Ringelsdorf.
Pils Karl, Prokurist des Wechselhauses der Anglo - österr.
Bank. Wien, VII. Kirchengasse 84.
Pöck Gregor, Dr., Abt des Zisterzienser- Stiftes Heiligen-
kreuz.
Pöm Maximilian, Pfarrer in Alland (1891).
PopOTsky Boleslav v., in Krakau.
Baspi Felix, k. k. Hofrat i. R. Wien, IX. Müllergasse 5.
Bedl Ludwig, Freiherr v., Gutsbesitzer. Kirchstetten.
Riedling Franz S., Dechant und Pfarrer zu Prinzendorf a. d. Z.
(1895).
Rigler Franz, Edl. von, Dr. (1874). Wien, XIX. Colloredo-
gasse 5.
BitBckel Eduard, akademischer Maler und k. u. k. Restau-
rator, Wien, IV. Heugasse 54.
Bechefort Emil v., k. und k. Oberleutnant (1885). Wien,
VI. Magdalenenstrafie 28.
SoBmanit Theodor, Edler von, Dr., Fabnksbesitzer. Wien,
I. Börseplatz 3.
Bost Leopold, Abt des hochw. Benediktiner-Stiftes Schotten
in Wien (1901).
Roth Franz, k. k. Baurat, Architekt und Baumeister (1890).
Wien, III. Stroh gasse 9.
Bothsckild Albert, Freiherr v. Wien, IV. Heugasse 26.
Bothsckild Nathaniel, Freiherr v. (1875). Wien, IV. There-
sianumgasse 17.
Schaching^r Norbert, Abt des Prämonstratenser - Stiftes
Schlägl (1885).
SclUlffer August, k. k. Regierungsrat, k. u. k. Direktor der
Gemäldesammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses, Mit-
glied der k. k. Zentral - Kommission für Kunst- und
historische Denkmale (1885).
Scheffler Karl, k. k. Hofrat i R. (1878). Wien. VIÜ. Lange-
gasse 37.
SckmalBliofer, Josef, Stadtbaumeister (1882). Wien, IX.
Waisenhausgasse 16.
Sckmarda Hans, Privatier, Wien, I. Heinrichshof 1.
Schmidel Edmund, W. k. Landesgerichtsrat i. P. Steyr.
Schmidl Kari, Privat (1899). Wien, IV. Hauptstraße 35.
Schmolk Frigdian, Landmarschall von Niederösterreich,
Propst des hochw. Chorherren-Stiftes zu Herzogenburg
(1890).
Sclmabl Karl, Dr., inful. Propstpfarrer in Wiener -Neustadt
(1890).
Sckoeller Philipp, Ritter v., Mitglied des Herrenhauses (1875).
Wien, XVII. Promenadegasse 43.
Schön Johann Georg, Ritter v., Hofrat, Professor an der
technischen Hochschule (1893). Wien, XVm. Cottage-
gasse 20.
Sckönbach Karl, Beamter der k. k. priv. österr. Kreditanstalt
Wien, XVIL Neuwaldeggerstraße 14.
Sckönbichler Karl, Stadtbaumeister. Wien, V. Wien-
straße 77.
Sckönbrnnner Josef, Edler von, erzh. Gallerie - Direktor
(1860). Wien, L Hofgartenstraße 3.
Scbola Franz, Dr., Verwalter des Wiener Versorgungshauses
Liesing (1901).
Schwarsenberg, Ihre Durchlaucht, Therese, Prinzessin von
(1888).
Schweigl Eugen, Architekt, k. k. Baurat (1870). Wien,
VII. Mariahilferstraße 22.
Scbwerdtner Johann, kais. Rat, Graveur und Medailleur.
Wien, VL Mariahilferstraße 47.
Seil Arthur, Kassier der k. k. priv. Kredit - Anstalt (1892).
Wien, III. Ungargasse 5.
Senfelder Leopold, Med. -Dr., prakt. Arzt (1899). Wien, I.
Seilergasse 15.
Sitte Alfred, k. k. Postbeamter (1894). Wien, IX. Harmonie-
gasse 7.
Späth Karl, Pfarrer an der Pfarrkirche Breitenfeld in Wien
(1894). VIII. Florianigasse 74.
StaatsarchiT, k. und k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in
Wien.
Staraer Albert Dr., Direktor des k. k. Archivs für Nieder-
österreich, Konservator (1894). Wien, L Herrengasse 11.
Staub Franz, Konzipist im Archive des k. k. Ministeriums
für Kultus und Unterricht in Wien, Konservator
(1896).
Steinling Josef, Historienmaler (1899). Wien, XV. Maria vom
Siege 6.
Stern Friedrich, Redakteur (1893). Wien, L Rotenturmstraße,
Steyrerhof.
Stera Adolf, k. k. Fachschul-Direktor i. R. und Konservator.
Znaim.
Stieböck Leopold, Material - Verwalter der Union-Bank.
Wien, L Renngasse 1.
Sturm Josef, k. k. Schloßverwalter, Wien, XIII. Penzinger-
straße 66.
SAB Norbert, Kämmerer des Stiftes Klostemeuburg (1892).
Swoboda Heinrich, Dr., k. u. k. Tttular-Hofkaplan und k. k.
o. ö. Professor an der Wiener Universität (1890). Wien,
XV. Mariahilf-Gürtel 5.
Thiel Viktor, Dr., k. k. Archivskonzipist der n.-ö. Statt-
halterei. Wien, I. Herrengasse 11.
Tbomas Eduard, Dr., niederösterr. Landesrat (1894). Wien«
Tobner Paul, P., Subprior und Stiftskämmerer (1901). Lilien-
feld.
Twerdy Konrad, Dr., Hof- und Gerichts -Advokat, (1901).
Wien, L Kohlmarkt 11.
TTblira Kari, Dr., k. k. o. 5. Universitäts- Professor (1894).
Graz.
Urbantscliitsch Ed., Dr., k. k. Hofrat im k. k. Handels-
ministerium. Wien, XVIIL Alteggerstrafie 58.
XIII
Vancsa Dr. Max, Kustos des n.-ö. Landes - Archives (1901).
Wien, IV./2 Johann Straußgasse 24.
Veltsö Alois, k. u. k. Hauptmann im Kriegsarchive (1898).
Wien, lU. Rennweg 33.
YoghuBjer Ed. Jos., Beamter der Ersten österr. Sparkasse
(1900). Wien, I. Wollzeile 3.
Wächüer Ludwig, k. k. Baurat, Architekt, Mitglied und
Konservator der k. k. Zentral -Kommission für Kunst-
und historische Denkmale. Wien, IV. Theresianum-
gasse 31.
Walcher Ritter t. Molthein Leopold, k. u. k. Hof- und
Ministerialrat und General - Konsul i. R. (1893). Wien,
L Herrengasse 4.
Walcher Ritter t. Molthein Kari Alfred, k. u. k. Artillerie-
Oberlieutenant. Wien, l. Franziskanerpiatz 1.
Waldheim'8 Rudolf v., Buchdruckerei (1893). Wien, VII.
Seidengasse 9.
WalliB Josef, Graf v. (1887). Niederieiß.
Waschmaim Karl, Graveur und Ziseleur (1893). Wien, Vli.
Mondscheingasse 2.
Weber Sebastian, k. k. Fachlehrer (1892). Steyr.
WeiBhappel Marie. Wien, 11. Praterstrafie 25.
Weittenhiller Moriz, Edler von. Hoch- und Deutsch-
meisterischer Hofrat und Kanzler des deutschen Ritter-
ordens (1888). Wien, XIX. Hardtgasse U.
Wenninfl^er Vinzenz, Pfarrer in Schottwien (1890).
Widter Friedrich, Maler, k. k. ReaUchul - Professor (1887).
Wien, III. Hauptstraße 19.
Wiedl Heinrich, k. k. Regierungsrat, Sekretär in der Militär-
kanzlei Sr. Majestät (1877). Wien, L Schottengasse 3.
Wilcsek Johann, Graf, k. u. k. Kämmerer, Exzellenz. Wien,
L Herrengasse 5.
Winter Gustav, Dr., k. u. k. Hofrat und Direktor des k. u. k.
Haus-, Hof- und Staatsarchives (1884). Wien, IV.
Hechtengasse 15.
Wittmann Hugo, Schriftsteller (1874). Wien, VI. Magdalenen-
straße 10 a.
Wfinsch Josef, Fabriksbesitzer (1887). Wien, XVIII. Anton
Frankgasse 16.
Zacherl Hans, Kaufmann (1900). Wien, I. Bauernmarkt.
Zeidler Jakob, k. k. G^mnasialprofessor. Wien, VIL Neubau-
gasse 43.
Zimmemuum Heinrich, Dr., Kustos und Bibliothekar im
k. und k. kunsthistorischen Hofmuseum (1896). Wien.
XIV
Im Schriften - Tausch verkehr stehende Vereine:
aj Iniand:
Agrun: Verein tür südslavische Geschichte.
Bregens: Museal-Verein.
Brflnn: Historische Sektion der mähr.-schles. Gesellschaft.
CseniOWitB: Landesmuseum für die Bukowina.
Gras: Historischer Verein für Steiermark.
Hermannetadt : Verein für siebenbürgische Landeskunde.
Innabnick: Museum Ferdinandeum.
Klagenftirt: Historischer Verein für Kärnten.
Laibach: Museal- Verein für Krain.
Lins: Museum Francisco^Carolinum.
Prag: Archäologische Sektion des bj^hmischen Museums.
— Verein der Deutschen in Böhmen.
Beichenberg : Gewerbemuseum.
Salabnrg: Gesellschaft für Landeskunde.
— Museum Carolinum Augusteum.
Wien: K. k. Zentral-Kommission für Kunst- und historische
Denkmale.
— Archäologisch-epigraphisches Seminar.
— Dombau-Verein.
— K. k. heraldische Gesellschaft »Adler«.
— Verein für Landeskunde von Niederösterreich.
— Numismatische Gesellschaft.
Wiener-Neustadt: Verein für Erhaltung der Denkmale.
b) Ausland:
Ansbach: Historischer Verein.
Angsbnrg: Historischer Verein.
Basel: Historisch-antiquarische Gesellschaft.
Berlin: Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Alter-
tums-Vereine.
Bern: Geschichtsforschende Gesellschaft.
Bonn: Verein von Altertums-Freunden.
Brandenburg: Historischer Verein zu.
Breslau: Verein für Geschichte Schlesiens.
Budapest: Königl. Akademie der Wissenschaften.
Daroistadt: Gesellschaft für Geschichte.
Dillingen: Der historische Verein zu.
Erftirt: Gjs:hichts -Verein.
Franhftirt: Verein für Geschichte.
Freiburg: Gesellschaft der Geschichtsfreunde.
Gießen: Der Geschichts -Verein für Ober-Hessen.
Görlits: Gesellschaft für Wissenschaft.
Ckitha: Verein für goth. Altertumskunde.
Halle a. d. Salle : Thüring.-sächs, Geschichts- und Altertums-
Verein,
Heidelberg : Universitäts-Bibliothek.
Jena: Der thüringische Geschichts -Verein.
Kassel: Verein für hessische Geschichte (groOherzogliche
Hofbibliothek).
Kiel: Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburg.
Landshut: Historischer Verein.
Kains: Historischer Verein.
Mflnchon: Altertums- Verein.
— Historischer Verein von Oberbayern.
Nttmberg : Germanisches Museum.
BaTCnsburg (Württemberg) : Diözesan-Archiv von Schwaben.
Begrensburg: Historischer Verein.
Biga: Livländische Gesellschaft
Speyer: Historischer Verein.
St. Chülen: Historischer Verein.
Stockholm : K. Akademie der Wissenschaften, der Geschichte
und Altertumskunde (k. vitterhets, historie och anti-
quitets akademien).
— Das nordische Museum.
Strasburg : Historisch-literarischer Zweigver ein des Vogesen-
Klubs (Universitäts-Landesbibliothek) zu.
Stuttgart: Altertums- Verein (königl. Bibliothek).
— Verein für dekorative Kunst und Kunstgewerbe in.
Ulm: Verein für Kunst und Altertum.
Wiesbaden: Historischer Verein.
Worms: Altertums-Verein.
Wflraburg: Historischer Verein.
Zürich: Antiquarische Gesellschaft.
XV
ÜBERSICHTLICHE ZUSAMMENSTELLUNG
DER
MITGLIEDER DES AUSSCHUSSES SEIT DEM BESTANDE DES VEREINES.
Stand am 1. Jfinner 1905.
Die mit • Bezeichneten fungierten auch Im provisorlscben An*schiiMe.
Ameth Josef, erwählt 1853 * f-
Artaria August, erwählt 1865 bis 1886 f-
Aaclibacli Josef Ritter v., erwählt 1854 bis 1876 f.
Bergmann Hermann, erwählt 1859 bis 1861 f*
Bermann Josef, erwählt 1854 * bis 1856 f.
Birk Dr. Ernst Ritter v., erwählt 1854 bis 1858. 1862 bis
1886 t.
Boeheim Wendelin, erwählt 1886 bis 1898 f.
Cameaina Albert Ritter v., erwählt 1854 bis 1876 f.
Chmel Josef, erwählt 1854 * f*
Conrad v* Eybeafeld Siegmund Freiherr, erwählt 1874 bis
1894 t.
CrenneTille -Folliot Franz Graf, erwählt 1868 bis 1875 f-
Drezler Karl, erwählt 1897 und noch in Funktion.
Eberle Ludwig, erwählt 1902 und noch in Funktion.
Eitelbergrer Rudolf v., erwählt 1854 bis 1856 f*
Essenwein August, erwählt 1858 bis 1862 f.
FeU Josef, erwählt 1854 bis 1862 f.
Felgrel A. V., erwählt 1891 und noch in Funktion.
Hasenaner Karl Freiherr v., erwählt 1865 bis 1869 f-
Hanser Alois, erwählt 1887 bis 1896 f.
Belfert Dr. Jos. Alex. Freiherr v., erwählt 1858 bis 1868.
Hermann Julius, erwählt 1897 und noch in Funktion.
Hg Dr. Albert, erwählt 1887 bis 1896 f-
Jäger Dr. Albert, erwählt 1864 bis 1865 f.
Jordan Richard, erwählt 1888 und noch in Funktion.
Kabdebo Heinrich, erwählt 1876 bis 1877 f.
Karajan Dr. Theodor, erwählt 1854 * bis 1859 f*
Kenner Dr. Friedrich, erwählt 1876 und noch in Funktion.
Hemme Josef, erwählt 1888 bis 1891 t-
Koch Franz, erwählt 1867 bis 1883 f-
Hnpelwieser Leopold, erwählt 1854 bis 1859 f.
Leemann Karl, erwählt 1861 bis 1864 f.
Lewinsky Karl Edler v., erwählt 1854 * bis 1859 f.
Liecbtensiein Johann Fürst, erwählt 1853 f-
Lind Dr. Karl, erwählt 1857 bis 1862, von 1863 bis 1901 f.
List Louis, erwählt 1892 und noch in Funktion.
Mayer Dr. Anton, erwählt 1892 und noch in Funktion.
Mncb Dr. M., erwählt 1893 und noch in Funktion.
Meiller Dr. Andreas, erwählt 1865 bis 1868 f.
HaTa Dr. Alexander, erwählt 1862 bis 1864.
Nenmann Dr. Wilhelm, erwählt 1889 und noch in
Funktion.
NenwirthDr. Josef, erwählt 1902 und noch in Funktion.
Newald Johann, erwählt 1878 bis 1885 f-
Odonell Heinrich Graf, erwählt 1853 * f-
Ostermeyer Dr. Franz, erwählt 1894 und noch in
Funktion.
Passy Johann Nepomuk, erwählt 1857 bis 1867 f.
Picbler Dr. Franz, erwählt 1869 bis 1887 f.
Bansonnet Karl Freiherr v., erwählt 1854 bis 1880 f.
Bosner Karl, erwählt 1888 bis 1895.
Bnben Christian, erwählt 1855 bis 1860 f-
Sacken Dr. Eduard Freiherr v., erwählt 1865 bis 1882 f-
Salm Robert Altgraf, erwählt 1853 * f*
Saya Karl v., erwählt 1859 bis 1865 f-
Scliftirer August, erwählt 1889 und noch in Funktion.
Schebeck Franz, erwählt 1854 bis 1860 f-
Scbellein Karl, erwählt 1881 bis 1888 f.
Schmidel Edm., erwählt 1888 bis 1892.
Scbmidt Friedrich Freiherr v., erwählt 1862 bis 1865 f-
Scbönbmnner Josef, erwählt 1887 und noch in Funktion.
Schwerdtner Johann, erwählt 1888 bis 1892 f.
Segenschmid Franz, erwählt 1874 bis 1889 f-
Thnn Franz Graf, erwählt 1853 * f-
Trann Otto Graf v. Abensperg, erwählt 1895 bis 1898 f-
WeiB Kari, erwählt 1858 bis 1864 f.
Wickenbnrg M. Konstantin Graf, erwählt 1868 bis 1874 f.
Widter Anton, erwählt 1860 bis 1887 f.
Wilcaek Hans Exzellenz Graf, erwählt 1883 bis 1891.
Wolfiurt Kari v., erwählt 1854 * bis 1857 f.
Wflnscb Josef, erwählt 1899 und noch in Funktion.
Präsidenten.
Karigan Dr. Theodor v., von 1854 bis 1858.
Belfert Dr. Josef Freiherr v., von 1858 bis 1868.
Wickenbnrg M. Konstantin Graf v., von 1868 bis 1874.
Conrad t. Eybesfeld Freiherr, von 1874 bis 1894.
Trann Otto Graf v. Abensperg, von 1895 bis 1898.
Kenner Dr. Friedrich seit 1902.
Präsidenten - Stellvertreter.
Feil Josef, von 1854 bis 1862.
Bansonnet Karl Freiherr v., von 1862 bis 1880.
Birk Dr. Ernst Ritter v., von 1880 bis 1886.
Kenner Dr. Friedrich, von 1887 bis 1902.
Mach Dr. M., seit 1902.
XVI
Geschäftsleiter,
Wolfart Karl Edler v., von 1854 bis 1857.
Lind Dr. Karl, von 1857 bis 1862.
Naya Dr. Alexander, von 1862 bis 1863.
Lind Dr. Karl, von 1863 bis 1901.
Wünsch Josef seit 1902.
Vereins - Kassaverwalter.
Camesina Albert v.. 1854.
Bermann Josef, von 1855 bis 1856.
Passy Johann, von 1856 bis 1867.
Koch Franz, von 1867 bis 1888.
Schönbrnnner Josef, von 1888 bis 1896.
Ostermeyor Dr. Franz seit 1897.
Redakteure des Monatsblattes.
Newald Johann, von 1884 bis 1886.
Boeheim Wendelin, von 1887 bis 1892.
Noamann Wilhelm, 1893.
ng Dr. Albert, von 1894 bis 1896.
List Dr. Camino, von 1896 bis 1901.
Starsor Dr. Albert seit 1902.
Redakteur der Geschichte der Stadt Wien.
Zimmormann Dr. Heinrich, von 1894 bis 1900.
Starzer Dr. Albert seit 1901.
Verwalter des Fonds für die Herausgabe der
Geschichte der Stadt Wien.
List Louis seit 1892.
Gewesene Ehrenmitglieder.
Seine k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog
Karl Ludwig t-
Seine Durchlaucht Fürst und Altgraf Hugo an Salm-
Boüforschoidt f*
Seine Exzellenz Graf Franz FoUiot do CronnoTÜlo f.
Angnst Artaria, kais. Rat, Kunsthändler f.
Lind Dr. Karl, k. k. Hofrat f*
Gegenwärtiger Vereins -Aussohnfi.
Präsident :
Konnor Friedrich, Dr., k. u. k. Hofrat i. P., wirkt. Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Mitglied und Konservator
der k. k. Zentral -Kommission für Kunst- und historische Denkmale etc.^ etc. (gewählt 1902).
Präsident -* Stellvertreter :
Mncli Matthias, Dr., k. k. Regierungsrat, Mitglied und Konservator der k. k. Zentral -Kommission für Kunst- und historische
Denkmale etc. (gewählt 1902).
Ausschufi :
Eberlo Ludwig, k. u. k. Hauptmann im k. u. k. Kriegsarchiv (gewählt mit dreijähriger Funktionsdauer 1902).
Folgel Anton Viktor, k. u. k. Sektionsrat, Vize -Direktor des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchives (wiedergewählt 1903).
Hormann Julius, Architekt, k. k. Baurat und Dombaumeister bei St. Stephan, Mitglied und Konservator der k. k. Zcntral-
Kommission für Kunst- und historische Denkmale (wiedergewählt 1902).
Jordan Richard, Architekt, Baumeister, k. k. Baurat und Konservator (wiedergewählt 1905).
List Louis, k. k. Regierungsrat, Verwalter des Fonds für die Herausgabe der Geschichte Wiens (wiedergewählt 1905).
LOW Alois, technischer Leiter der Glasmalereianstalt K. Geyling's Erben (gewählt mit dreijähriger Funktionsdauer 1905).
Mayer Anton, Dr., niederösterreichischer Landesarchivar und Bibliothekar, Konservator (wiedergewählt 1905).
Mnch Matth., Dr., k. k. Regierungsrat, wie oben (wiedergewählt 1902).
Henmann Wilhelm, Dr., k. k. o. ö. Universitäts- Professor, Mitglied der k. k. Zentral -Kommission für Kunst- und historische
Denkmale (wiedergewählt 1902).
Nenwirth Josef, Dr., Professor der Kunstgeschichte an der k. k. Technischen Hochschule in Wien, Mitglied des Kunstrates und
der k. k. Zentral -Kommission für Kunst- und historische Denkmale (gewählt mit dreijähriger Funktionsdaucr 1902).
Ostermeyor Franz, Dr., Hof- und Gerichtsadvokat, Kassaverwalter (wiedergewählt 1903).
Schftffor August, k. k. Regierungsrat und k. u. k. Direktor der Gemäldegallerie, Mitglied der k. k. Zentral -Kommission für
Kunst- und historische Denkmale (wiedergewählt 1902).
Schönbninnor Josef, erzherzoglicher Galleriedirektor (wiedergewählt 1903).
WAnoch Josef, Fabriksbesitzer (gewählt 1903).
n.
MITTEILUNGEN.
Die Dynasten -Familien
d€r
italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
von
Alexander Hajdecki.
^XXIX. Band.
enn wir die Erforschung der Baugeschichte Wiens insbesondere für das XVI. und
XVII. Jahrhundert lediglich auf die sogenannten Meistertafeln der ehemaligen Zunft der
Wiener Maurer und Steinmetzen, der heutigen „Genossenschaft des Wiener Baugewerbes*",
zu stützen angewiesen wären, würden wir mit Staunen registrieren müssen, daß Wien von dem
italienischen Einflüsse auf seine Baukunst gänzlich verschont geblieben wäre und bis ins zweite
Viertel des XVII. Jahrhunderts hinein keinen italienischen „Mastro di muro"" in seinen Mauern
beherbergt hätte; denn erst 1629 wird dort der erste italienische „Maurermeister'' in Wien genannt.
Unterdessen ist es ein kunstgeschichtliches Faktum, daß Wien seit der Mitte des XVI. Jahrhunderts
direkt unter dem ausschließlichen, kontinuierlichen und präponderanten Einflüsse der Italiener, und
zwar auf allen Gebieten von Kunst, Politik und Wissenschaft gestanden ist.
Es gehört eben zu den merkwürdigsten Rätseln der Geschichte — oder ist es bloß eine
Kaprize der Mutter Natur — daß ein kleinwinziger Fleck Erde des norditalienischen ßodens, wie
es die Lombardische Poebene ist, zu Zeiten eine solche Hyperproduktion an Intelligenz entwickelte,
daß derselbe über zwei Jahrhunderte lang die kulturellen und künstlerischen Bedürfnisse von halb
Europa allein zu bestreiten und vollauf zu decken vermochte, wie dies mit dem ganzen germanischen
und slavischen Norden Europas der Fall war, welcher seinen Bedarf an Lehrern, Politikern, Ärzten
und Künstlern jeglicher Art fast ausschließlich von dort bezogen hat! Noch merkwürdiger ist aber
die Tatsache, daß wieder ein kleinwinziger Strich von jenem kleinen Fleck Erde, und zwar der hart
an die Alpen stoßende Diözesansprengel von Como^ dem kleinen Städtchen an der Südspitze des
gleichnamigen langgestreckten Sees, die Mission hatte und sie auch in vollem Maße erfüllte, den
ganzen Norden Europas speziell mit Maurer- und Bauwerkmeistern, beziehungsweise Architekten zu
versehen. Wie eine Flut ergoß sich dieses „wanderlustige Comaskenvolk*", nach und nach immer
weitere Kreise ziehend, zunächst über Steiermark und Tirol (XVI. Jahrhundert), dann über die beiden
österreichischen Provinzen (XVII. Jahrhundert), einerseits nach Ungarn herüber, andererseits nach
Böhmen und weiter hinaus bis nach Polen und Lithauen, als die Grenzmarken der europäischen
Zivilisation, um sodann wie die Ebbe ebenso allmählich nach und nach zurückzufluten, in Wien noch
eine letzte längere Rast zu halten (XVIII. Jahrhundert) und hier teils zu versanden, teils in die Ufer
des heimatlichen Bodens zurückzufallen.
Warum das so gekommen ist oder kommen mußte, darüber möge die Philosophie der
Geschichte Auskunft geben, hier sei es mir nur gestattet, einem Gedanken Ausdruck zu geben,
welchen ich nicht von der Hand weisen kann, nämlich dem, daß es mit unserer Erdoberfläche, mit
ihren beiden „Hemisphären'', ihrer mannigfachsten plastischen Gestaltung, mit ihren Vertiefungen,
Höhlungen und Windungen, ihrer festen und flüssigen Masse dasselbe Bewandtnis haben könnte,
wie mit unserem ebenfalls in zwei „Hemisphären" geteilten Gehirn, dessen Windungen und Höhlungen
bekanntermaßen den Sitz von bestimmten Funktionen und geistigen Potenzen bilden und bestimmte
Verrichtungen zu erfüllen berufen sind.
4 Die Dynasten - Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
Bei dieser Gelegenheit sei noch auf ein merkwürdiges, völkerpsychologisches Problem hin-
gewiesen, welches in der Tatsache liegt, daß, während sich in unserem Falle die nordischen Völker
Europas jene italienische Präponderanz, ja das Joch jener italienischen Kulturträger ruhig gefallen
ließen, mit Freuden begrüßten und zum Teil mit offenen Armen empfingen, sie die gleichen zivili-
satorischen Anwandlungen der französischen, also ihrer Schwesternation stets von Haus aus und
mit Entschiedenheit und Konsequenz von sich fern zu halten und zurückzuweisen bestrebt waren. ^)
Nach dieser kurzen Digression auf das Gebiet der Geschichtsphilosophie und Völker-
psychologie, wozu jene klassischen Schulbeispiele auf dem uns beschäftigenden Gebiete der Kunst-
geschichte geradezu herausforderten, kehren wir zu unserem Spezialthema zurück.
Während es somit auf dem Wiener Boden von italienischen Bauwerkleuten wimmelte, indem
wir bloß für die letzten zwanzig Jahre des XVI. Jahrhunderts bald ein Dutzend davon aufzählen
können, und die hervorragendsten Bauobjekte der späteren Barocke fast ausschließlich an italienische
Namen geknüpft sind, so daß nur noch das vornehmste und älteste Kunstdenkmal Wiens und sein
Wahrzeichen zugleich, nämlich der St. Stephansdom, eine rein deutsche Insel bildete, an dessen
Mauerwerk noch kein Italiener Hand angelegt hatte, indem er ausschließlich von Meistern „teutscher
Nation'' betreut wurde, wie kommt es dann, daß diese Italiener auf der offiziellen Liste des
„ehrsamen** Wiener Handwerks so lange fehlen konnten?
Das ist wieder eine Frage und ein Problem, deren Beantwortung, beziehungsweise Lösung
von unserer kunstgeschichtlichen Forschung bisher noch nicht einmal versucht wurde. Unsere kunst-
geschichtlichen Untersuchungen und Forschungen bewegen sich nämlich noch immer fast aus-
schließlich in den hohen Regionen der „reinen Kunst". Niir die „Blüte" wird an der Blume bewundert,
gehegt und gepflegt, als ob nicht Stengel und Wurzel die Träger dieser Blüte wären und nicht mit-
einander ein untrennbares organisches Ganzes bilden würden. Die „Kunst" ist aber nur als Blüte
und Krone aufzufassen, deren Stengel und Wurzel im „Handwerk" fußten. Waren ja doch beide
durch Jahrtausende bis in die letzte Zeit hinein innig miteinander vermählt, und der schlichte Hand-
werker rühmte sich ebenso des schönen Titels „der kunstreiche" wie der größte Maler oder Bild-
hauer. Erst vor nicht viel mehr als hundert Jahren (1783) erfolgte die offizielle Scheidung, aber ich
möchte fast sagen nur vom Tisch, denn gemeinschaftliche Bettgeher sind sie auch weiter geblieben,
wie der für das neue Verhältnis neu geschaffene Ausdruck „Kunsthandwerk" dies bezeugt und
beweist. Kurz, die Blüte riecht, macht Staat, fällt auf, spricht an, täuscht und wußte daher auch
„Geschichte" und „Wissenschaft" in ihre Netze zu ziehen,. die „Forschung" in ihrem Bann zu halten
und an sich zu ketten, während das Handwerk nicht auf seine Rechnung kam. Die Geschichte
der Kunst wurde solchermassen vom Dach, von der Krone zu bauen angefangen und es ist daher
erklärlich, daß die Fundamente oft versagen. In dem uns beschäftigenden Falle ist es die „Bau-
kunst", welche aller Augen auf sich zieht, von welcher die ganze Welt spricht, aber die Geschichte
des „Bauwesens", des „Baugewerbes", des „Maurerhandwerks", die Geschichte der „Zunft der
*) Ich verweise diesbezüglich auf die zahlreichen Dekrete der österreichischen Regenten „wegen Abstellung
der Franzosen und der französischen Waren schon im XVII. Jahrhundert, so in den Jahren 1674, 1677, 1689 u. s. w.
(Vergl. Codicis Austriaci Pars I, Wien 1704. Fol. 374 et sq.) und führe nur noch das nachfolgende charakteristische,
aber historische und bisher noch nicht bekanntgewordene Beispiel dieser Abneigung gegen die französische Kultur und
deren Träger an. Als General Caraffa aus dem Lager vor Bonn im Oktober 1689 dem Hofkriegsrat den Vorschlag
machte, „daß es vorträglich seie, eine Ingenieur- und Minir- Schul aufzurichten", und zwei Projekte, ,»wie solche
in usum zu bringen, von den Ingen. Champagner und Conte Bersetti'' vorlegte, wurde die Errichtung dieser
Schule nach dem vorgelegten Plane beschlossen und ins Werk gesetzt, zugleich aber in puncto des aufzunehmenden
Lehrkörpers und der Frequentanten ausdrücklich die Verwahrung eingelegt: »Die Franzosen aber nit anzu-
nehmben". (Protok. Exh. 1689 f. 651 und 1690 Reg. fol. 210 im Archiv des k. u. k. Reichs -Kriegs -Minist.)
von Alexander Hajdecki. 5
bürgerlichen Maurer und Steinmetzen" zu ergründen und zu schreiben, hat sich noch niemand zu
seiner Lebensaufgabe gestellt. Alle Fragen der Kunstgeschichte hängen aber innig mit der Hand-
werksgeschichte zusammen. So auch hier; und um eine Antwort auf die oben gestellte Frage nach
dem rätselhaften und verschwiegenen Dasein der italienischen Meister auf dem Wiener Boden zu
erhalten, werden wir auf die Geschichte der Wiener Handwerksordnuog zurückgreifen müssen und
eine kunstgeschichtlich interessante, lehrreiche und wichtige Episode aus dem Zunftleben des ehr-
samen Wiener Maurerhandwerks kennen zu lernen Gelegenheit finden.
So lange also das deutsche Bürgertum in Macht und Ansehen, in seiner Blüte stand —
und das Handwerk machte den Kern des Bürgertums aus — gab es außerhalb des Zunftverbandes
keine freie Handwerkspraxis, „extra collegiis nullum opificium". Wer nicht zum Zunftverbande
gehörte, durfte kein Handwerk treiben, ihm wurde einfach das „Handwerk gelegt". Als später
die Kraft und Macht des Bürgertums erlahmten, dadurch auch seine Bedeutung in Stadt und Staat
abzunehmen begann, war das bürgerliche Handwerk nicht mehr im Stande, seine Gerechtsame
aufrecht zu erhalten und zu verteidigen, und es erwuchsen ihm lästige Konkurrenten in den
sogenannten „Pfuschern", „Stümplern" oder „Störern", welche zuerst verstohlen und im Verborgenen,
nach und nach aber ungescheut am hellichten Tage ihr „Handwerk" trieben, um „dennen ehrlichen
Meistern ihr Brod gleich vor dem Maul abzuschneiden". Die Obrigkeit hatte eben kein Interesse
mehr daran, den Bürger vor diesen Vaganten, die gewöhnlich aber auch was Tüchtiges zu leisten ver-
standen, in Schutz zu nehmen, und die Zunft besaß keine Kraft dazu. Mit diesen Störern allein hätten
sich übrigens schließlich die „bürgerlichen" noch leidlich Rat zu schaffen gewußt, als aber auch die
Landesfürsten im Bewußtsein der gebrochenen Macht des Bürgertums in die strenge Zunftorganisation
eine Bresche dadurch schlugen, daß sie einerseits ihre „Hofkünstler" außerhalb der Zunft suchten
und fanden, andererseits die „Störer" durch Erteilung von sogenannten „Hoffreiheiten" gegen die
Angriffe und Anfechtungen der „Bürgerlichen" immun machten, erlitt die Zunftorganisation einen-
herben Schlag, von dem sie sich nie mehr erholte, denn, nach dem Hof kamen die Klöster, später
der mächtige Adel mit seinen „Freihäusern", endlich speziell in Wien auch die „Stadtguardi" oder
„schwarze Picken", welche alle das Recht für sich in Anspruch nahmen, sich ihre eigenen Künstler
und Handwerker ungehindert und frei halten zu dürfen, sie auf ihrem Grund und Boden, in ihren
Häusern und Mauern ihre Kunst „frei und ledig" betreiben zu lassen. So kam es, daß zu Zeiten
solche unbürgerlichen Professionisten oder „Störer" die „zünftigen" und „bürgerlichen" in der Stadt
selbst an Zahl bald erreichten, ja in einzelnen Handwerken sogar weit übertrafen.
Unsere italienischen Maurermeister gehörten eben auch zu solchen „Outsidern" und
„Störern", welche mit Umgehung der Zunft und außerhalb derselben stehend ihren Weg nach Wien und
in die Provinz fanden und durch die Gunst des Hofes und der Verhältnisse sich hier breit machen
durften, ohne von der Zunft angefochten werden zu können. Freilich waren sie teils bei Hof wirklich
angestellt, teils mit „Freiheiten" bedacht und begnadet. So gehörten zu den ersteren im letzten Viertel
des XVI. Jahrhunderts, um nur die unbekannteren Namen anzuführen, der „kais. Baumeister"
Francesco Benigni (f vor 1569), Joh. Jakob Casparino (f vor 1598), Oktavian Boldigara
(-j- 1588), de Muis (um 1580), zu letzteren noch unter Ferdinand!. Franz Pozzo, Vivian und
viel später dann die Gebrüder Anton und Jakob Rava (1622), Hans Gato (1620), Johann Bapt.
Carlon (um 1630) ü. s. w.
Diese Italiener, denen es in der eigenen Heimat zu eng wurde, nahmen aber mit der Zeit
nicht nur in der Haupt- und Residenzstadt Wien, sondern auch auf dem flachen Lande an Zahl derart
zu, daß sie sich einerseits schon gegenseitig unangenehm zu werden und in ihrem Erwerbe zu stören
anfingen, andererseits ihr Verhältnis zu den einheimischen „Bürgerlichen", doch immerhin durch das
g Die Dynasten - Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
Zunftband geeinigten und daher stärkeren Kollegen, unleidlich geworden ist. Es galt daher eine
Kampforganisation zu gründen und den bürgerlichen Meistern „teutscher Nation" eben solche
„welscher Nation" entgegenzustellen.
Die Stimmung in den leitenden politischen Kreisen war für die Italiener günstig und sie
beschlossen daher, und zwar vorerst diejenigen auf dem flachen Lande, das ist die in den „vier
Vierteln des Erzh. Österreich u./E. ansäßigen „gesambten Meister des Maurer- und Steinmetzen-
Handwerks wälscher Nation" an den Kaiser mit einer Eingabe wegen Errichtung einer eigenen
Zunft- oder Handwerkerordnung heranzutreten. Dieses Majestätsgesuch mit der einfachen Anredeformel
„Kayser" wurde anfangs Dezember 1624 eingereicht und schon am 13. d. M. ging dasselbe an die
n.-ö. „Regierung und Camer umb Bericht und Gutachten" ab. Es entspann sich nun ein drei Jahre
lang andauernder Kampf, dessen Akten *) uns fast vollzählig noch erhalten geblieben sind, bisher
aber meines Wissens noch nicht verwertet wurden, weshalb der Verlauf und Ausgang dieses Pro-
zesses in seinen wichtigsten Punkten hier mitgeteilt werden muß.
Nachdem die „welschen" in ihrer Eingabe unter Berufung auf die Autorität des Baldus den
Kaiser „als ein Gott auf Erden" angerühmt, verwiesen sie auf die unter ihnen eingerissene „Un-
ordnung" sowie auf die vom Erzherzog Ferdinand im Jahre 1605 für die gesamten Maurermeister
von Graz „weß Nation dann dieselben sein" erteilte Handwerksordnung und baten, nach
demselben Muster ihnen eine neue Ordnung geben zu wollen.
Dagegen remonstrierte die „Wiener Haubthütten" in dem von ihr abgeforderten Gutachten
wie folgt:
„Berichten Euer Gnaden wir in Wahrheit kürzlich daß: ob zu Grätz und in Steyermark Sy ein obständliche
Handwerksordnung aufgericht, es derselben Orten eine andere Beschaffenheit, auch wälsche und der Sprach-Landt
khundige Leuth sein, und hätten sy Maurer und Steinmetzen ehender ein Ordnung aufrichten, und nit so lang in der
Störrerei und Unordnung verbleiben sollen . . .
Änderten, daß die Teutschen Steinmetzen und Maurer die ansehnliche Gebäu bei Stätten, Thumb und Chor-
stüfften erbauet, und erhöbt, auch ohne der Zuthuung der wälschen noch thun mögen.
Dritten haben Euer Gnaden selbst gut wissen, daß noch vor wenig Jahren die Ausländer besonders
die wälschen und dergleichen Nationen nicht zu Bürgern eingelossen und aufgenommen worden.
Vierten. Daß die Welschen mehrmalen sich umb ansehnliche Gebeu angenommen, und wenn es ihnen miß-
lungen, haimblich aus dem Landt gemacht . . .
Fünften. Daß die Welschen zusamben halten, alle Arbeith an sich ziehen und denen Teutschen das liebe
Brod vor dem Maul abschneiden würden und dahero die Bürger Teutscher Maurer, die bürgerlichen Gaben und
Anlagen nit mehr raichen khundten.
Sechsten, würden in kurzer Zeit die Teutschen sich gar aus Teutschland verlieren und anstatt IreV, lauter
welsch und Ausländer sich befinden, oder ja die Teutschen sich nach ihnen reguliren müssen ....
Zehenten Allerhand fastidia und Gerichtsbehelligung bei denen Magistraten und Instanzen entstehen, dann
sich die schwerlich den teutschen moribus confirmirn und den Gerichtszwang undergeben würden
Hieraus nur unzehlbare absiditeten ervolgen, dato enim uno absurdo mille sequuntur et abyssus abyssum
invocat" . . .
Wann aber an guter Polizei und Ordnung viel gelegen Sy selbst bekhennen, dann von Unnöthen gewesen
authoritate Baldi zu gebrauchen . . . Non sunt multiplicanda entia sine necessitate, und wenn es Inen ernst ist, da
die welschen gute Polizei so vill rüemben, möchte ein Mittl sein, daß sie sich unserer Handwerksordnung
in allen fähig machen, welches auch ihnen darumb rühmlich, dann hieraus würde kundbar, daß sie von ehrlichen
Eltern geboren, erbar redliche Leuth und Püedersmänner sein . . . Sy khundten auch hierdurch die deutsche Sprach
ergreiffen und also der Bauherr und Sy einander nothdürftiglich verstehen. Langt hierüber unser Bitten, diese neue
supplicanten von Iren unförmblichen und schedlichen Begehren genzlich abzuweisen.**
^) Archiv des Minist, des Innern: Sign.: „Gewerbe". — Archiv der Genossenschaft des Baugewerbes. Fasz.
Nr. 2 und 3 ex 1626 u. 1628.
Von Alexander Hajdecki. 7
Der Behörde wollten aber obige Argumente nicht recht einleuchten. Das Begehren der
„Welschen** schien ihr nicht unbegründet und ungerechtfertigt zu sein und sie bemühte sich daher
jahrelang, eine Einigung und einen Vergleich anzubahnen, was ihr auch schließlich gelang, indem
am 1. Juni 1627 „auf der Haubthütten zu St. Stephans Thumbkirchen" ein Vergleichsinstrument zu
Stande kam, laut welchem unter Aufrechthaltung aller alten Freiheiten der teutschen Meister die
„Welschen" der teutschen Handwerksordnung inkorporiert wurden und ihr beizutreten sich bereit
erklärten, falls die sieben neuen Vergleichspunkte der bisherigen alten Ordnung „als ein Erläuterung
und Verbesserung in die kaiseri. Confirmation als ein neues Werkh inserirt" würden. Unter diesen
Punkten verdienen zwei hervorgehoben zu werden: „daß nemmlich die vier Zech- Viertl oder Zünften
auf dem Land** als: „Closterneuburg, St. Polten, Krembs und Laa oder Mistelbach verbleiben, aber
allen schuldigen Gehorsamb und jährlichen Schilling der Haubhütten Wien, welche für das Haupt
erkennt ist und sein muß, bei Straff raichen sollen**. Der zweite Punkt besagt, daß „nachdem in
vergangenen Zeiten und bis anhero, in diesen und anderen Landen, auch im röm. Reich
zwischen den teutschen und welschen Maurern der Tracht halber, ain Unterschied und gleichsamb
Unainigkeit gewesen, indeme die Teutschen ein Scherfell- oder Leder vornher an der
Gürtl, die Welsch aber ain Schurz von Leinwath getragen, und deßwegen die aine Nation
der anderen Gesellen nicht fürdern dörffen oder wollen, so solle nun hinfüran der angedeuten
Tracht des Fells oder Schurzes halber, ganz keiner Irrung, Underschied oder Mißverstand sein,
sondern jeden Meister und Gesellen Eines oder Anders zu tragen frei bevorstehen, und jede Nation
der anderen Gesellen ohne Weigerung zu fürdern verbunden sein soll*.
Diese Punktationen wurden auf deutscher Seite von Simon Humpkeller, Baumeister, und
Hanns Hammerschmidt, Maurermeister, dann von dem Steinmetz Thomas Junghanns, und auf
italienischer Seite von Ciprianus Biasino, Maurer von Krems, und Simon Retacco unterfertigt.
Darnach erfolgte die Publizierung des Majestätsbriefs mit den neu inserierten Punkten als
eine neue Handwerksordnung für „alle redlichen Meister und Gesellen weß Nation es wolh am
20. September 1627 und erst von dieser Zeit an konnten und durften auch die welschen Meister
als „ehrliche und redliche** Meister dem Zunftverbande angehören. So erklärt es sich, daß in der
offiziellen Liste der Wiener Bau- und Maurermeister der erste Italiener, der Baumeister Andreas
Allio, erst im Jahre 1630 eingetragen erscheint, trotzdem welsche Maurer nachweisbar in Wien
schon seit dem XVI. Jahrhundert, namentlich bei Hof eine Rolle spielten, und auf dem flachen
Lande von Niederösterreich bis 1624 sich so stark verbreitet hatten, daß sie an einen eigenen
nationalen Zunftverband denken konnten.
Nun waren alle diese welschen Meister, so weit wir von ihnen bisher Kunde haben,
mögen sie nun Orsi, Lurago, Piazzollo oder Ceresola, Carlone, Canevalle, Retacco,
AI Hb ran di oder Allio heißen, aus dem Mailändischen und speziell aus der Gegend von Como
stammend, weshalb sie kurz als „Comasken** bezeichnet werden. Das war ein eigentümliches Volk.
Wir haben schon gehört, daß sie „alle zusammen halten**. Sie hatten denn auch hier in Wien in
dem Profeßhaus der PP. Jesuiten am Hof ihre eigene „Congregatione delli artesani**. Wie aus den
obberührten Verhandlungsakten hervorgeht, haben sie sich darum lange gesträubt und geweigert, in
die Wiener Zunft einzutreten, um nicht eo ipso Wiener Bürger zu werden ; weil „vil von ihnen in Italia
und unter dem König in Hispania mit bürgeriichen, und Eydes Pflichten verbunden**! Sie hatten
also nie die Absicht, ihren heimatlichen Boden als ausgesprochene Auswanderer zu veriassen, haben
sich daher dort nie ihres italienischen Anwesens entäußert, im Gegenteil dort ihre Stamm- und
Platzhalter zurückgehalten, so daß sie sich stets den freien Rückzug offen hielten. So geschah es
denn auch nur selten, daß ein oder der andere von ihnen hier vom Tode überrascht wurde, in
8 Die Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
welchem Falle seine dort zurückgelassenen Kinder das Erbe antraten oder die hier erzeugten zu den
häuslichen Penaten zurückkehrten^ so daß also immer eine und dieselbe Familie auf mehreren Plätzen
operierte (Qomo, Wien, Prag oder Kaschau etc.) und sich stets gegenseitig frische Kräfte zuführte.
Die ers.ten AI li'Q. kamen z. B. schon um 1620 nach Wien, aber noch hundert Jahre später wurden
frische Sprößlinge von Como hieher gesendet, obgleich hier der Wiener Zweig blühte. Dasselbe war
mit d^n Carlone, Piazzoli u. a. der Fall.
So ist es nicht zu verwundern, daß dieses „wanderlustige Comaskenvolk*' es nicht nur ver-
standen hat, seinerzeit viel von sich reden zu machen, in den Vordergrund der Situation zu rücken
und die namhaftesten Arbeiten an sich zu ziehen, sondern daß sich auch nachher die Aufmerksam-
keit der kunstgeschichtlichen Forschung vor allen anderen ihnen zuwenden mußte. So weit mir
bekannt ist, haben sich diese „Comasken'' nicht ebenso auch „im Reich«*' breitgemacht, wie speziell
in unseren österreichischen Provinzen, und nachdem sie auch in ihrer Heimat außer Evidenz gestellt
sind, so fallen sie ausschließlich der österreichischen Kunstgeschichte zur Last oder zum Vorteil.
Was nun bisher noch immer für „österreichische Kunstgeschichte*' gilt, oder auf deren Rechnung
gebucht wird, das steht und fällt mit der Autorität des leider viel zu früh , verstorbenen Albert Ilg.
Auf seinen allerdings breiten Schultern hatte er indeß eine so immense Last geladen, daß es bei
dem derzeitigen Stande der Quellenliteratur und dem Zeitmangel zu selbsteigenen Quellenforschungen
nicht zu verwundern ist, wenn er in den meisten Fällen übers Ziel schoß und z. B. aus Vätern
Söhne machte, aus zwei verschiedenen Individuen eine Person zusammenschweißte, zünftige Bau-
und Maurermeister zu Architekten ersten Ranges avancieren ließ, ihnen die stolzesten Bauten zu-
schrieb, oder aber, was am bedauerlichsten ist, sich so leicht verleiten ließ, seine ursprünglich
gesunde stilkritische Ansicht und Meinung auf Grund der ersten besten Notiz in einem obskuren Libell
zu ändern und von der richtigen Fährte sich so leicht abdrängen zu lassen, wie es ihm z. B. mit
der Salesianerkirche passiert ist. Was daher die Kunstgeschichte bisher über unsere Italiener zu
sagen weiß, verdankt sie nur Ilg. Er hielt aber diese norditalienische Maurersippschaft für ein
Künstlervolk von providentieller Bedeutung für die österreichische Kunst, indem sie „in der Ferdinan-
deisqhen Epoche um 1530 das Kunstidiom der jungen Renaissance zum erstenmal nach Osterreich
trug*', so die „Pazzo, Spazio, Ferrabosco, della Stella und die Allio*' (welche nach ihm
aus dem Venetianischen heraufgekommen sein sollen), dann aber „die ersten Importeure des Barock-
stils" abgab, ^) wie die Carlone-Caneval, die Lorago, die Orsi etc. An anderer Stelle*) sagt
er von ihnen wieder: „Die Carlone gehören mit den Luragho und verwandten Norditalienem
zu den Bahnbrechern des Barockstils für Osterreich, zu denjenigen Architekten, welche der Herr-
schaft der sogenannten deutschen Renaissance hierzulande die Endschaft bereiteten und die unver-
fälschte südliche Formensprache in der Baukunst — an die Stelle setzten*'. In seinem Hauptwerke
über „Die Fischer von Erlach** ') schreibt er ihnen sogar die stolzesten Wiener Bauwerke
zu, so die Salesianerkirche dem Donat Allio, die Servitenkirche in der Rossau einem, von ihm
zusammengeschmiedeten „Carlone-Caneval",^) und behandelt sie als „Architekten ersten Ranges,
würdig „neben Fischer von Erlach und Hildebrand" am Kunsthimmel zu glänzen! Den
Carlonen und den Allio widmete er auch spezielle Abhandlungen, auf welche wir noch zu
sprechen kommen werden. Wenn wir aber nach dem Untergrund dieser seiner Forschungs-
*) Vergl. Ilg: „Carpoforo Teucala". In: Berichte u. Mitteil, des A!tert.-Ver. Bd. 24 (1887). S. 11.
') Ebenda S. 6. „Das Wienerische Architekturbuch von Indau".
•) Wien 1895. S. 26, 350, 377, 617, 688 u. s. w.
*) Siehe meine Mitteilungen darüber im: Jahrbuch der k. k. Zentralkommission für Kunst- u. historische
Denkmale. Bd. II. 2. 1904. S. 254.
von Alexander Hajdecki. 9
ergebnisse und Behauptungen Umschau halten, finden wir, daß das primäre, urkundliche und auf
dem Wiener Boden lagernde, also leicht zu beschaffende Quellenmateriale gar nicht zu Rate gezogen,
sondern eingestandenermaßen bloß eine „fragmentarische, unfertige und lediglich aus der
Literatur geschöpfte" Arbeit geliefert wurde.*) Wenn auch infolgedessen viele und wesentliche
Irrtümer und tatsächliche Unrichtigkeiten in die Kunstgeschichte und Literatur Eingang gefunden
haben, so bleibt 1 1 g trotzdem das unvergängliche Verdienst ungeschmälert aufrechtstehen, der Pfad-
finder und Wegweiser auf den verworrenen und bisher in vollkommenes Dunkel gehüllten Pfaden
der Wiener Barocke gewesen zu sein, ja so recht erst unsere Aufmerksamkeit auf die Größe und
Schönheit derselben gerichtet und unser Interesse für dieselbe in hohem Grade geweckt zu haben.
II g hat demnach notwendigerweise viele kunstgeschichtliche Luftschlösser gebaut, aber
immerhin von so deutlichen Umrissen, daß es nur noch auf eine solide Legung der Fundamente und
die dadurch bedingte Änderung der Konstruktion ankommt, um dieselben zu festen Burgen der
österreichischen Kunstgeschichte umzugestalten.
Einen bescheidenen Baustein zur Aufführung einer solchen Burg herbeizuschaffen, ist der
Zweck der nachfolgenden Untersuchung.
Freilich verfalle ich dabei vielleicht in das zweite Extrem und berücksichtige ausschließlich
bisher unbekanntes Urkundenmaterial ; hier ergibt sich aber eine Schwierigkeit in der Behandlung
des Stoffes, indem notwendigerweise im Interesse der Wissenschaft derselbe womöglich unverkürzt
bekanntgemacht werden sollte, während andererseits „ein besonderes Organ für die Publikation
solchen „Regestenmateriales*' bei uns nicht existiert**, oder wenigstens nicht für Jedermann zu-
gänglich ist.^
Diesen Umständen ist es eben zuzuschreiben, daß die österreichische kunstgeschichtliche
Forschung so sehr rückständig ist, indem jeder Forscher sich sein Material selbst zu suchen und
zu beschaffen gezwungen ist, und wenn er sich dazu entschloß und es schließlich fand, dasselbe
bloß zu einer „Studie" „verarbeiten" darf. Dadurch geht die kaum gefundene Quelle wieder verioren
und für andere Zwecke muß sie wieder von neuem gesucht werden.
Ich werde daher das biographische Quellenmateriale in einer Zusammenstellung von genea-
logischen Tafeln verwerten, jedoch nicht umhin können, das sonstige archivalische Material wenigstens
in seinen wichtigsten Abschnitten im Wortlaute hier mitzuteilen, die einzelnen Meister beziehungs-
weise Dynasten -Familien aber in der alphabetischen Reihenfolge zu besprechen.
I. Die Allio.
Ober diese Maurer -Dynasten -Familie, welche durch volle drei Jahrhunderte vom Schauplatze
ihrer Betätigung auf dem österreichischen Boden nicht gewichen ist, auf welchem sie an drei Punkten
ihre Etappenstationen, beziehungsweise feste Operationsbasen anlegte : Graz, Prag und Wien, ist bisher
so gut wie gar nichts Positives bekannt geworden. Verhältnismäßig am besten sind wir noch über
die Grazer Allio des XVI. Jahrhunderts unterrichtet, über welche zuletzt auch in den Mitteilungen
der Zentralkommission, Bd. XIII (1887), p. CCI u. ff. einiges Regestenmateriale mitgeteilt wurde.
Was dagegen die Wiener und Prager Allio betrifft, sind wir bisher lediglich auf eine sehr
dürftige „Studie" von II g: „Die Allio" ^ angewiesen, worin jedoch kein einziger Wiener Vertreter
dieses Namens für das XVH. Jahrhundert namhaft gemacht wird. Auf Prag wird bloß hingedeutet.
1) Vgl. Ilgs Studie über die Carlone in: Mitteilungen der Zentralkommission, V. Jahrg. (1879).
') So z. B. das „Jahrbuch der Sammlungen des a. h. Kaiserhauses**.
•) Berichte u. Mitteil, des Altert.-Ver. Bd. XXIII. 1886. S. 115.
XXXIX. Band. 2
10 Die Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
und was II g „neues" über den „bedeutendsten" Wiener „Architekten" Donato Feiice AI Mo des
XVIII. Jahrhunderts sagen zu können meint, ist vollkommen unrichtig und von Personsverwechslungen
strotzend. So wird z. B. der jüngste Sohn des „Architekten" zum Vater des eigenen Vaters und
des „Architekten" Enkel zu seinem Sohne gemacht. Bei dieser Sachlage ist natürlicherweise auch
die kunstkritische Würdigung der angeblichen Werke seines Helden dringend einer Korrektur
bedürftig.
Im XVII. Jahrhundert waren fünf Familienhäupter namens All io in Wien als „artesani" tätig,
und von dem sechsten dieses Namens, einem Maler, ist in einem Falle der Nachweis seines Hier-
seins vorhanden.
Zu den ältesten Repräsentanten dieser Familie auf dem Wiener Boden gehören die beiden
Andrea Allio, der ältere und der jüngere, von welchen bekannt ist, ^) daß sie beim U^jbau der
Schottenkirche von 1643 an durch mehrere Jahre beschäftigt waren. Der älteste dokumentarische
Nachweis von ihrem Wiener Aufenthalt geht auf das Jahr 1630 zurück, in welchem der Ältere in die
Liste der zünftigen Wiener Maurermeister eingetragen wurde, der erste Italiener, welcher das Wiener
Bürgerrecht auf Grund der neuen obbesprochenen Zunftordnung vom Jahre 1627 angenommen hat
und als solcher in den Meistertafeln verzeichnet steht, obgleich in dem Ereignisprotokoll I im Archive
der Genossenschaft schon unter dem Jahre 1629 von dem „Meister Simon Redägg" die Rede ist,
welcher einen „Jung Mathias Z i s c h k i n von Bigri aus Mailand" auf gedingt hat. Redägg, eigentlich
Retacco, welchen wir als Unterzeichner des Vergleichs schon kennen gelernt haben, hat jedoch,
wie aus einem anderen Vermerk ersichtlich wird, eine „Griginal-Freyheit" vor dem „ehrbaren Hand-
werk" vom Jahre 1628 produziert und für deren Bescheinigung 200 fl. „in die Ladt bezahlt". Ebenso
haben in demselben Jahre neun andere „welsche Meister, Wiener" (sie) jeder „in das Handwerk 8 fl.
erlegt". Man sieht also, daß es die Italiener vorerst vorzogen, sich wegen der freien Ausübung ihres
Gewerbes in die Lade bloß einzukaufen, statt das Bürgerrecht durch förmliche Aufnahme in den
Verband des „ehrsamen Handwerks" zu erwerben und dadurch bürgerliche Pflichten auf sich zu
laden und ihre Freizügigkeit zu beeinträchtigen. Andreas Allio, der ältere, war also faktisch der
erste italienische „bürgerliche Wiener Maurermeister". Er muß jedoch schon wohl in den zwanziger
Jahren verheiratet nach Wien gekommen sein, da sein Kopulationsakt von mir nicht gefunden
wurde, während ihm hier ein Sohn Peter geboren wird, welcher bei seinem Vater 1643 in die Lehre
trat. Seine Spur läßt sich hier noch bis zum 9. November 1646 verfolgen,'^ worauf er samt seinem
Sohne aus meiner Evidenz verschwindet, so daß er möglicherweise in seine Heimat zurückgekehrt
war. Im Jahre 1635 fungierte er als Trauungszeuge dem Maurermeister Joh. Baptist Rossi und 1637
dem Joh. Bapt. Vagott, einem „Maurerpolier aus Mailand";'*) in den Jahren 1641 und 1642 erscheint
er als Taufpate der Kinder seines Namensvetters Andreas Allio, „des jüngeren" (schon damals so
genannt). Er muß einen ansehnlichen Betrieb geführt haben, denn noch im Jahre 1644 arbeitete er
mit 22 Gesellen (sein Vetter mit 21, Retacco mit 20), wobei jedoch hervorgehoben sei, daß der
einheimische und „teutsche" Hans Strobl doch den Rekord mit 30 Gesellen gegenüber den
Italienern gewann.
Über den Andreas Allio den Jüngeren wissen wir schon mehr zu sagen, denn er heiratet
und stirbt hier und hinterläßt auch ein Testament, was alles uns einen genaueren Einblick in die
Familienverhältnisse desselben gestattet.
*) Dr. Lind in: Berichte u. Mitteil, des Altert.-Ver. Bd. XVII. p. 226.
•) Unter diesem Datum ist er noch im Ereignisprotokoll unter den 31 Meistern des Handwerks genannt
Leider tritt jetzt eine Lücke in diesem Protokoll ein, so daß es erst wieder mit 1661 einsetzt.
•) Darunter ist gewöhnlich in den Kirchenregistern nicht die Stadt selbst, sondern das Mailänder Gebiet gemeint.
von Alexander Hajdecki. 1 ]
Zum erstenmale begegnen wir ihm urkundlich im Kopulationsakt bei St. Stephan, laut
welchem am 20. Jänner 1641 der „ehrenvest und kunstreich Andreas Alio, Maurermeister in
Wien'', allenfalls als Wittiber, da seine Herkunft nicht erwähnt wird, auch eine Witwe, die „ehren-
tugendreiche Frau Lucia Orsi, weillandt Joanni Bapt. Urtza (verballhornte Schreibweise für Orsi,
Orso) hinterlassene Wittib, geborene Retacco", zum Traualtar führte.
In demselben Jahre, am 16. Juni, heiratete dortselbst auch ein „Maurer Pallir von Comersee"
namens Carolus Qualio, so daß man bei der bekannten damaligen wunderlichen Orthographie
leicht geneigt sein könnte, ihn ebenfalls für einen Ailio zu halten. Indessen muß diesbezüglich
konstatiert werden, daß diesmal der Name Qualio richtig geschrieben wurde und einem schon im
Jahre 1643 zum Maurermeister beföi-derten Pallir eigen war, denn in der Reihenfolge, „wie die Meister
beisammen sitzen sollen*' und im Jahre 1645 festgesetzt wurde, kommt unmittelbar hinter einem
Allio mit dem Meisterrang von 1643 Carl Qualio vor. In den Meistertafeln finde ich zu dem
Jahre 1658 abermals einen Carl Qualio als Maurerund Steinmetzmeister vor ; es kann dies jedoch
eine andere Person desselben Namens gewesen sein. Die Familie der „Qualio'' war übrigens seit
dem Ende des XVI. Jahrhunderts in Osterreich ansässig, denn ich fand in den Kopulationsbüchern
der St. Michael - Kirche im Jahre 1590 den Trauungsakt des „Matthess Qualius, ein Steinmetz
zu Mannersdorff *) und von Nicolesa gebürtig", welcher eine Deutsche, die Marie Sagmiller, eines
Bürgers und Gastgebers Tochter, heiratete. Der obige Karl Qualio heiratete übrigens auch eine
Deutsche, die Bittingerin, eine Wittib.
Das belehrendste Dokument bleibt für uns aber das italienisch verfaßte Testament des
„Mastro A n d r e a Allio". Es ist, weil mündlich abgegeben, in notarieller Form „tempore Pontificis
Sanctissimi in Christo Patris Innocentii X. et imperante invictissiny) Ferdinando III. Rom. Imp.
semper Augusto etc. die vero Martis quarta mensis Octobris 1644" durch den Notar „Andreas
Antoninus, Italus, public, apostolica et Imper. auctoritatibus Notarius quondam D. Petri Luganensis
Viennae exercens" verfaßt. Sonderbarerweise werden als Testamentszeugen des im Bett krank dar-
niederliegenden Testators zwei auswärtige und wahrscheinlich nicht der Profession angehörige
Individuen genannt: ein Johann Adam de Toma von Salzburg und Stephan Targel aus Bayern.
In diesem Testamente nennt sich unser Meister „Mastro Andrea Allio deto del Nicoiao
figliuolo del S^ Santino da Scaria Val Intelni Stato di Milano et diocesi di Como", derzeit Bürger
und Maurermeister (cittadino e copomastro de Muratori) in Wien. Für sein SeelenheU läßt er in fünf
Wiener Kirchen heüige Messen lesen und aus diesen Bestimmungen erfahren wir, daß er für zwei
derselben baulich tätig war und noch ausständige Forderungen dort hatte. Den „PP. Barnabiti di
San Michele" vermacht er als ein Legat neun Gulden an Interessen von dem Kapital per 300 fl.,
welches er bei diesen „Padri" noch ausständig hat; und der Kirche „del Schlotten" 50 fl., welche
von den 150 fl. in Abschlag zu bringen sind, die ihm jene Padri noch schulden, laut Abrechnung
mit dem „erst unlängst verstorbenen" Herrn Prälaten. Auch bedenkt er mit einem kleinen Legat von
4 fl. für Wachs „alla sua Congregatione delli Artesani nella casa Professa delli PP. Giesuiti".
Sonderbarerweise wird seines Namensvetters Andreas Allio, des älteren, in dem Testamente mit
keinem Worte gedacht, obgleich dieser ihn überiebte und noch in Wien sich aufhielt. Er bedenkt bloß
noch den „Bruder Mastro Francesco Allio mit einem Legat von 25 fl. nebst seinen Kleidern von
Tuch" und wendet sich dann seinem Nachlaß zu. Wie jeder vorsichtige Italiener dieser Sippschaft
hatte er in Italien seine unbeweglichen Güter nicht aus der Hand gegeben und auf denselben eine
Tochter Katharina zurückgelassen, wie daraus erhellt, daß er seinen Nachlaß in zwei Gruppen teilte
*) Also ein Provinzler, vielleicht in Mannersdorf an der March, wenn nicht jenes am Leithagebirge gemeint ist.
2'
]2 l^ie Dynasten - Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
und in zwei Abschnitten abgesondert behandelte, indem er anordnete : „Zur Erbin meines gesammten
beweglichen und unbeweglichen Gutes und Forderungen aller Art, welche ich besitze nelle parti
d'Italia, ernenne und setze ich meine eheleibliche Tochter Catharina und verschaffe ihr überdies
noch baar 160 flor. und damit soll sie genug haben''. Zu Erben seines gesammten übrigen Vermögens
ernannte er seine geliebteste Eheconsortin Madonna Lucia Allio nataRetaca und seinen vor etwa
zehn Tagen geborenen Sohn Johann Baptist. Wie es damals üblich war, sorgte er in dem Testamente
auch für die sogenannte Pupillarsubsitution und bestimmte, daß nach dem Tode der Katharina im
unmündigen Alter ihr der Bruder in die Erbschaft nachfolgen solle, im Falle Mutter und Bruder
auch sterben würden, dann die Hälfte des Nachlasses auf seinen Bruder Franz oder dessen Erben,
die andere auf seine Stiefkinder (filiastri) und Kinder des Mastro „Gio Batta Orso** und seiner
derzeitigen Gattin, der oberwähnten Lucia, heimfallen sollte. Dieses Testament*) wurde von der
Witwe am 13. Jänner 1645 „vergriffen", somit muß Allio in den ersten zehn Tagen dieses Monats
verstorben sein. Die Witwe heiratete aber schon am 12. November 1645 den Silvester Carlon,
Maurermeister zu Klosterneuburg, welchen sie auch noch 1671 überlebte.
In dem Testamente des uns schon bekannten Meisters Simon Retacco,^) welcher sich
dort Bürger und kais. Baumeister nennt, ist uns auch der Siegelabdruck des Andreas Allio, und
zwar des älteren erhalten geblieben, denn das Testament ist vom 1. Mai 1645, also nach des
Jüngeren Tode, datiert, dessen Kenntnis für uns mit Rücksicht auf den publizierten Siegelabdruck
eines Grazer Allio des XVI. Jahrhunderts^ und das später mitzuteilende Adelsdiplom der Prager
Allio wichtig ist. Das Sigill des Allio besteht in einem runden Schild, welcher etwas unter der
Mitte durch einen Strich halbiert ist. In der oberen Hälfte ist ein nach links gewendeter einköpfiger
Adler mit ausgebreiteten Flügeln schwebend angebracht, während in der unteren der vom Grazer
Wappen bekannte Knoblauchstengel sich befindet; nur dürfte es in unserem Falle sich um einen
Knoblauchbündel mit einem oben nach beiden Seiten herabhängenden Blattbüschel handeln. Dieses
Wappenbild ist daher im Vergleich zu jenem des Grazer Allio ein vermehrtes oder verbessertes,
weil dort der Knoblauchknollen allein im Schilde vorkommt.
Wir wenden uns nun dem dritten Vertreter dieser Familie auf dem Wiener Boden, dem
Maurermeister Franz Allio, Bruder des Andreas des Jüngeren, zu. Er wird in dem Ereignis-
protokolle unter den Wiener Meistern seit 1642 genannt (obgleich er nicht in den Meistertafeln
vorkommt), im Jahre 1645 mit bloß zwei Gesellen ausgewiesen, und wir wissen nur noch von seinem
professionellen Leben zu sagen, daß ihm am 6. November 1644 ein Jung namens Andreas Lessmayr,
von Leoben gebürtig, aufgedingt wurde.
Diesen Franz Allio müssen wir zum Unterschiede von mehreren späteren Familienmitgliedern
und ebenfalls Maurermeistern dieses Namens als „Franz Allio I.** bezeichnen, aus dessen Kopu-
lationsakt in der Schottenpfarre vom 5. Oktober 1642 wir erfahren, daß er, von „Chomb (Como) aus
Mayland** gebürtig, dazumal noch „Maurer und Pallir" war, ein Sohn weilland Sant und Catharinae
war und die Jungfrau Marianne D e r s c h i n heiratete. Als Beistände fungierten sein Bruder Andreas
und ein Simon Schnitzer. Auch erfahren wir noch aus den Totenprotokollen der St. Ullrichspfarre,
wo Allio zuletzt wohnte, daß er im Jahre 1653 dortselbst „am Anger"* verstorben ist.
Die genealogische Tafel dieser drei ersten Wiener Mastri Muratori namens Allio stelle ich
nachfolgend zusammen (s. Tafel I).
>) Im Archive des Landesgerichtes in Wien unter tlen zivilgerichtlichen Testamenten Nr. 4267 des
XVn. Jahrhunderts.
•) Ebenda sub Nr. 4305.
») Mittellungen der Zentral - Komm. XIII (1887). p. CCVI.
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von Alexander Hajdecki. ]3
Als der nächste in der Reihenfolge ist der Simeon Allio, ein Bildhauer und Stockadorer, zu
nennen. Dieser stammt laut dem Kopuiationsakt bei St. Ulrich ebenfalls von Como und heiratete
dort am 24. November 1654 (also spätestens 1630 geb.) die Jungfrau Maria Elisabeth Puchhoff-
m a n n i n, des kaiserl. Taxgegenhandlers seel. Daniel Puchhoffmann Tochter. Als Zeugen standen
ihm bei: Adam Holzinger, Richter auf der Laimgruben, und Karl Call, Nachbar (Nachbauer)
auf der Windmühl, also keine Kompatrioten und keine Künstlerkollegen. Hier ist zu bemerken, daß
im Jahre 1662 der Maler Michael Ho II (auch Hell) bei St. Ulrich die Schwester der Gattin
unseres Bildhauers, Jungfer Maria Barbara Puchhoffmannin, heiratete, wobei Simeon Ailio mit
Karl Call als Trauzeuge fungierte, während den Kindern dieses Malerpaares in den Jahren 1668,
1670 und 1672 der Maurermeister Dominikus Carlon mit seiner Gattin Maria Magdalena als Tauf-
paten beistanden.
Die Malerfamilie Holl scheint in mehreren Personen hier gleichzeitig vertreten gewesen zu
sein und geblüht zu haben, denn um 1665 starb ein Maler Hieronymus Holl, während 1663 ein
Maler Johann Franz Holl, aus Sursee (?) im Bayerland geboren, heiratete, ebenso ein Johann im
Jahre 1722. Ich hebe diese Umstände hier deshalb hervor, weil vielleicht auf diese Verschwägerung
des Bildhauers Simeon AI lio mit der Malerfamilie Holl und den Carlonen durch den genannten
Dominikus Carlon das Hinübergreifen der AI lio und der Carlo ne in einzelnen Repräsentanten
auf das Gebiet der Malerkunst zurückzuführen wäre. Ich finde nämlich aber nur in diesem einzigen
Falle in den Wiener Kirchenregistern den Namen des „Mahlers" Anton AI lio vor, welcher im
Jahre 1681 bei der Trauung des Bologneser „kunstreichen'' Kochs Viani ni als Beistand
genannt wird.
Unseren Ehegatten Simeon Allio und Maria Elisabeth begegnen wir zum letzten Male in
unseren Akten im Jahre 1673 als Taufpaten bei der Taufe der Tochter Maria des Seidenstrumpfstrickers
Vinzenz Fischer. Allio wird bei dieser Gelegenheit schon als „Nachbaur und Stockathor am
Neubau'' bezeichnet, hatte somit einen Weingarten oder sonstigen Grund und Boden erworben.
Seine weiteren Schicksale sind mir nicht bekannt, außer daß ihm in Wien drei Kinder geboren
wurden, zu allerletzt im Jahre 1666 ein Sohn Karl Andreas.
Zur Hälfte ins XVII. Jahrhundert gehört noch ein fünfter Stammhalter der Familie Allio in
Wien; er ist wieder ein Maurer und aus Como gebürtig, nämlich Dominikus Allio. Dieses
Como gleicht einem unerschöpflichen Reservoir, aus welchem von Zeit zu Zeit frische Stämmlinge
in die Fremde entsendet werden, um sie dort von neuem anzusetzen, weil ihre Abiegaten dort
nicht recht gedeihen können, und selten sich in die dritte Generation fortpflanzen. Sie brauchen
vier Menschenalter, uqi sich hier zu akklimatisieren, wie wir an den Allio eben ein Beispiel finden,
welche es erst im XVIII. Jahrhundert zu drei Generationen in Wien gebracht hatten. Und noch ein
Umstand. Während sie in der Heimat an ihrer angestammten Profession festhalten und unaufhöriich
Jahrhunderte lang immer nur ein Maurervolk bleiben, degenerieren sie in der Fremde leicht und
schnell, wie wir ein Beispiel davon wieder an den Allio im XVIII. Jahrhundert finden werden,
welche schon in der zweiten Generation gern Beamte oder Offiziere werden, gleich den P i a z z o 1 i,
Bussi oder Canevale.
Unser Dominikus Allio, „ein Maurergesell geb. von Mailand zu Camm (Como) des
Francisci A 1 1 i o und Annae dessen Ehewürthin, so beide noch im Leben erzeugter Sohn Nimbt zur
Ehe die ehrentugendsame Anna Obergschwendtnerin gewesten Maurergesellen seel. hinter-
lassene Wittib". Als Beistände fungierten ein Taglöhner, und öendorffer, ein Maurergesell. Bei
diesem Dominikus Allio ist der merkwürdige Umstand auffallend, daß er noch im Jahre 1714, in
welchem sein Name zum letzten Male hier genannt wird, noch immer ein „Maurergeselle" geblieben ist
14 Die Dynasten - Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
und es nicht zum „Meister" gebracht hat. Eine Vormerkung in dem „Auf ding- und Ledigsprechung
Buch" vom 27. Februar 1709 wird uns vielleicht darüber aufklären. Dort heißt es: „Dem Donato
AUio aufgedingt ein Lehrjung Joseph All io". Das Allio wurde aber durchstrichen und durch
„Obergschwendtner" ersetzt mit dem Beifügen „zu St. Ullrich geboren. Sein Vater
Domengo Allio ist Hauptbürg". Wir wissen schon, daß er im Jahre 1694 eben die Witwe
Obergschwendtnerin geheiratet hatte und bei diesem Akte nicht von seinen Konnationalen
oder, wie üblich, von ansehnlichen Meistern u. dergl. assistiert wurde, sondern sich mit einem
Taglöhner begnügte. Es wird nicht gewagt sein, anzunehmen, vielmehr läßt der Wortlaut der
obigen Eintragung keinen Zweifel übrig, daß er mit seiner späteren Gattin jenen Joseph außer
der Ehe erzeugte und aus diesem Grunde von dem „ehrbaren Handwerk" strafweise nicht zur
Meisterschaft zugelassen worden sein mag.
Mit Dominikus oder Domengo Allio schließt das XVII. Jahrhundert ab und er führt uns
auch in das XVIII. Jahrhundert hinüber. Während jedoch im XVII. fünf verschiedene Sprossen dieser
männergesegneten Familie neben- und nacheinander hier tätig waren, wird das ganze achtzehnte
Jahrhundert von einem einzigen Namen beherrscht, dem Donato Feiice Allio, dem Urtypus
eines ehrgeizigen Strebers, dem Glückspilz zu seinen Lebzeiten, und erst recht noch mehr nach
seinem Tode, indem er unverdientermaßen in den Kunsthimmel als Stern erster Größe emporgehoben
und solchermaßen mit der Glorie der Unsterblichkeit bedacht wurde.
Bevor wir jedoch unseren Faden auf dem Wiener Boden wieder aufnehmen, wollen wir
noch einen kurzen Besuch den Prager Allio abstatten, von denen behauptet wird, daß sie auch
(speziell Martin Allio) „dem Künstlerkreise der Lurago, Orsi Domenico und Carlone-
Caneval"') gehört haben sollen.
Dieser kurze Abstecher wird nicht nur von Interesse, sondern auch für die richtige Würdigung
des Wiener Zweiges von Nutzen sein, weil wir einerseits mit dem bisher unbekannt gebliebenen
Faktum und mit dem Wortlaute des von mir aufgefundenen Nobilitierungsdiploms für die „Gevatter**
Allio von Prag bekannt, andererseits die merkwürdige Tatsache konstatieren werden, daß in der
Nobilitierungsurkunde das „ehrsame" Maurerhandwerk, welchem einer der Nobilitierten angehörte,
sorgsam verschwiegen wird. Noch mehr, auf Grund dieses Dokumentes werden wir Gelegenheit
finden, den berüchtigten Vertreter der Wiener Allio, den Donato Feiice, sozusagen in flagranti auf
einer wohlvorbereiteten Adelsanmaßung zu ertappen, die ihm auch vollkommen gelang und nicht
nur ihm wohl erst gegen sein Lebensende, aber auch und hauptsächlich seinen Kindern zugute kam.
Die menschliche Eitelkeit und die Schliche, um sie zu befriedigen, bleiben sich aber immer gleich,
nur war es in jenen noch patriarchalischen Zeiten viel leichter, diese Befriedigung, sei es auf geraden,
sei es auf verbotenen Wegen zu eriangen, als dies heute in unserer hyperzivilisierten und hyper-
raffinierten Zeit der Fall ist.
In Prag waren also in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts zwei Mitglieder der Allio-
familie ansässig, von denen aber nur einer, das ist Martin, vom „ehrsamen Handwerk" gewesen ist.
Der Prager M a r t i n A 1 1 i o war ein Bauunternehmer, welcher an den fortilikatorischen Bauten
des Militärärars arbeitete. Auf Grund eines hofkriegsrätlichen Gutachtens vom Jänner 1680^) „wegen
der Maurermeister so um die Fortifikationsarbeit in Prag und Eger einkommen sind", erfolgte nämlich
folgende „Kaiserliche Resolution":
*) Ich habe schon nachgewiesen, daß dieser Doppelname nie existiert hat und jeder davon je einer besonderen
Familie zukommt. (Jahrbuch der Zentralkommission. Bd. II. 2. 1904.)
') Protokolle vom Jahre 1680 Reg. Fol. 37 im Archive des k. u. k. Reichs -Kriegs -Ministeriums.
von Alexander Hajdecki. ]5
„Habe der Johann Rossi die Arbeit auf Wysegrad und der Martin Allio in der Neustadt allhie (zu
Prag) zu übernehmen und die Cubtc Klafter per 8fl. 15 kr. zu verfertigen sich de novo erboten, auch zu Eger der
Abraham Leutner auf die Cubik Klafter 10 fl. nehmen werde, deme anstatt des Gaudentis Casanova der
Balthasar Schwarz bauer solle zugeaignet werden.** Und acht Jahre später: Resolution an Kayserstein 0 vom
10. Februar: „Weillen er den mit dem Baumeister zu Prag Martin Allio wegen der Cubik Klafter per 12 fl. 48 kr.
aufgerichten Kontrakt approbirter zu haben verlangt, solle er vorhin gebräuchlicher Maßen zwei Original anhero
schicken, dagegen die Copia zurückfolge.**
Am T.März waren die Originale der mit Martin Aglio (sie) und Schwartzbaur auf-
genommenen Kontrakte schon in Wien und wurden auch ratifiziert.
Nun folge aber der Wortlaut des Nobilitierungsdiploms für den Johann Bapt. und Martin
Allio Gevattere mit dem praedicat von Löwental de dato Wien den 29. Aprilis anno 1694'^)
Wir Leopold Bekhenen öffentlich mit diesem Brieff Wiewohlen .... So ist doch Unser Kaiserl- und
Königliches Gemüth begieriger ....
Wan wir dan gnädigst wahrgenommen und betrachtet wasmaßen die (Titl) Johann Baptista und Martin
Allio Gevattern, nicht allein von guten, ehrlich und wohlverhaltenen Eltern entsprossen, sondern sich auch von
Jugend auf aller guten Sitten, Tugenden und ehrlichen Wandels befiißen, also daß er Johann Bapt. Allio schon
vor 26 Jahren ") das Bürgerrecht in unserer königl. Alten Statt Prag erworben, woselbsten er sich zugleich ansässig
gemachet, und sowohl in der Gemeinde- als auch der Statt Militärischen Diensten, und zwar als einen Ambtmann
des Sechs Herren Ambts zehen Jahr, unter der bürgerlichen Compagnie des Heiligen Leonardi Viertels aber anfangs
für einen Fendrich dan Leutenant 14. Jahr lang sich treu und embsig gebrauchen lassen; nicht minder im verwichenen
1683. Jahr zur Zeit, als Unsere hiesige kayserliche Residenz Stadt Wien von dem Erbfeinde Christlichen Nahmens hart
belagert gewesen, zu Exercirung der alldortigen Bürgerschafft in Ober- und Unter Gewöhr, und folgends dieses Jahr
hero zur Werbung derer Landrekruten, in so viel das Contingent obgedacht Unserer königl. Alten Stadt Prag, derer
Kirchspiele, Dorfschaften und des gemainer Stadt zugehärigen Guts Lüben anbetroffen, die incumbenz ob sich gehabt,
gestaldten er dan solche Recrouten allemahl geworben und vorgestellet, nunmehro aber die Stelle eines Durch-
führungs-Commissarii bey immerzu vorgefallenen Durchmarchen durch Unsere königl. Prager Städte, wie Unserer
selbst aigener, also auch anderer auxiliar Kriegs Völker in das zwölfte Jahr vertrette und annoch bei obbesagtem
Sechs Herren Ambt erster assessor, und unter oben auch schon ernandter Compagnie zu dato würklicher Leutenant
seye, nebst deme daß er sich nicht minder sonsten allezeit, wie einem ehrlichen Bürger gebühret, lobwürdig ver-
halten; der Martin Allio aber im 1678ten Jahr gleichfalls das Bürgerrecht in Uns. kön. Alten Stadt Prag erhalten,
wobey er sich eben also ieder Zeit ehrlich, aufrichtig und dergestalt verhalten, daß er nicht allein das assessorat des
kleineren Raths alldorten, sondern auch unter mehrbesagter Compagnie Sti Leonardi Viertels, nachdeme er zuvor
etliche Jahre nach einander ein Führer darunter gewesen, die Fendrichs Charge überkommen, welche er zu dato
würklich exercieret. Da im übrigen sie beede Gevattere Allio uns von solcher Capacität zu sein gerühmet worden,
daß Uns, unserem hochlöbl. Erzhaus und zugleich dem gemainen Wesen sie auch künftighin, ihrer obliegenden
Schuldigkeit, und selbst aigenen Unterthänigsten Anerbieten nach, gute und ersprießliche Dienste wohl werden
leisten können.
Als haben Wir in gnädigster Erkenntnuß alles dessen, dan in Anmerkung, daß ihre Voreltern umb ihrer Ver-
diensten willen noch im 1585ten Jahr von Weyl. Ferdinando Erzh. zu Österr. seeigst. Ged. als damals regierenden
Landsfürsten in Tyrol mit einem Wappenbrief begnadet, auch dieser nachgehends von weyl. Kaysern
Rudolpho 2do und zwar mit Verbesserung des Wappens Anno 1608 confirmirt worden, sie beede Gevatter Joh.
Baptista m, und Martin Allio samt allen ihren ehelichen Deszendenten Mann- und weiblichen Geschlechts, in
den Grad des Adels erhebt, und der Schaar- Gesell- und Gemeinschaft Unseres Erbkönigreichs Böheimb und dessen
incorporierter Länder recht nobilitirt, und wappenmäßiger Adelspersohnen zugefüget, zugesellet und verglichen.
Zu mehrerer Gezeugnuß aber dieser Unserer Gnade und Erhöbung Ihrer in den Grad des Adels, haben Wir
ihnen nicht allein das praedicat von Löwenthal verliehen, sondern auch das von ihren Vor- und Eltern anererbte
Wappen bestätiget, und auch hinfürters zu führen erlaubet, als da ist: ein ganz schwarz- oder kohlfarber abläng-
licher Schild in dessen Mitte ein gerad aufrecht gegen der rechten stehender, in seinen vor sich geworfenen vordem
rechten Pranken etliche Knobloch häupter sambt ihrem grünen Kraut und schlichten pischelweis zusammen gebunden
über sich haltender gelb- oder goldfarber grimmiger Low, mit aufgerissenen Rachen, roth ausgeschlagener Zunge,
und über den Rücken gewundenen doppelten Schweiff sich praesentirt. Ob den Schild stehet ein Stechhelmb mit
') Ebenda Prot. 1688. Reg. Fol. 55.
-) Im Adelsarchive des Ministeriums des Innern. Saalbuch Bd. 101. Fol. 77.
') somit zumindest seit 1665 in Prag.
]Q Die Dynasten - Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
seinem anhangenden güldenen Kleinod und obhabender königlichen auch güldenen Krön geziert, beederseits mit
gelb- oder gold und schwarz herabhangenden Helmbdecken. Aus der Cron erscheinet ein mit dennen Sachsen für-
wärts gewendeter, und in der Mitte über Zwerch in zwei gleiche Teile dergestalt abgeteilter Adlersflügel, daß der
untere Teil schwarz — der ober gelb ist; da dann in ieden Teil abermahlen etliche Schlichten Pischelweis zusammen-
gebundene und denen unten im Schild allerdings gleichende Knobloch-Häupter zu sehen seindt Nicht
weniger auch sich fürderhin zu allen künftigen Zeiten neben der rothen Wachs-Siglung des Praedicats
von Löwenthal gebrauchen, sich als solche tituliren, schreiben und nennen können, sollen und mögen.
Aus diesem interessanten Dokumente lassen sich folgende Schlußfolgerungen ableiten. Nach-
dem wir den Martin Allio in den Jahren 1680 und 1688 als Maurer- bezw. Baumeister in Prag
kennen gelernt haben und derselbe 1678 das „Bürgerrecht in Prag erhalten*' hat, so ist darunter bloß
das handwerkliche Bürgertum zu verstehen, das ist die Aufnahme in den Verband der „bürger-
lichen" oder zünftigen Handwerker, in unserem Falle also Maurermeister, zu verstehen. Auffallen
muß daher der schon hervorgehobene Umstand, daß in dieser Urkunde seiner Hauptprofession,
Kunst oder Beschäftigung mit keinem Worte gedacht und sie lediglich durch die Textierung
„Bürgerrecht erhalten** leicht angedeutet wird. Man hat also schon damals die „Kunst** vom
„Handwerch** streng unterschieden und die „Bau- und Maurermeister** nicht für Künstler gehalten,
wie mir denn auch kein Fall der Nobilitierung eines Kunsthandwerkers bekannt ist, während z. B.
Maler, Architekten und Bildhauer offen unter der Flagge ihrer Kunstübung geadelt wurden. Ich ver-
weise bloß auf die Nobilitierung der Kammermaler Hanns von Aach und Josef Hainz (1605), der
Gebrüder Suttermann (1624), der Strudl (1701 und 1707), Michael Rottmayr (1704), Hilde-
brand (1720), Johann Kanischbauer (1722) u. s. w. Dadurch würde die Verschweigung der
„Profession** des Martin zu erklären sein.
Was nun den Johann Bapt. Allio anbelangt, so steht mit ihm die Sache ganz anders. Wohl
ist auch bei ihm die Rede vom „Bürgerrecht**, und man wäre daher leicht geneigt, auch ihn der
traditionellen Familienbeschäftigung beizuzählen, jedoch macht hier das Diplom in der Textierung
einen wesentlichen Unterschied. Er hat nämlich das „Bürgerrecht** „erworben**, nicht wie der
Erstere „erhalten**, und es wird noch beigefügt, daß er sich „ansäßig gemacht** habe. Das deutet
darauf hin, daß er in Prag Grund und Boden, also ein Haus gekauft und auf Grund des „Haus-
besitzes** das Bürgerrecht „erworben** hat. Auch wird in der Urkunde sein ganzes curriculum vitae
angegeben, welches keinen Platz für die Ausübung einer anderen Nebenbeschäftigung gestatten
würde. Johann Bapt, Allio war also der erste „outsider** seiner Familie, aber nur noch schüchtern
ein Zwitterding zwischen „Bürger** und „Kriegsmann** — ein bürgerlicher Kriegsmann, halb Volontär
und halb Offiziant. Wir erfahren auch, daß er 1683 als Exerziermeister der Bürgerschaft die
Belagerung Wiens mitgemacht hat und dann zu seinen häuslichen Penaten nach Prag zurückkehrte.
Ich vermute in ihm auch einen gebürtigen Wiener, denn den Daten der Urkunde nach zu schließen,
muß er um das Jahr 1640 geboren worden sein und wir finden auch (siehe Genealog. Tafel I)»
daß im Jahre 1644 dem Simeon Allio ein Sohn Johann Baptist geboren wurde, von dem sich
seither in Wien keine weitere Spur findet. Insbesondere auch unter den Namen der Maurerjungen
und Gesellen kommt er nicht vor.
Martin Allio muß im Jahre 1702 gestorben gewesen sein, denn im August dieses Jahres
gibt der Prager Kommandant General Daun nach Wien sein „Gutachten** dahin ab, daß die „Bau-
meisterstelle bei der Fortifikation daselbst statt des Allio dem Veith Kanka, Bürger zu Prag,
conferiert werden möge**.')
Kehren wir jetzt zu unserer Wiener Gruppe der Allio zurück, wo wir auf dem ewigen
„Gesellen** Domengo Allio stehen geblieben sind und mit ihm das XVII. Jahrhundert abgeschlossen
>) Protokolle de 1702 Exh. Fol. 535 im Archive des k. u. k. Reichs - Kriegs - Ministeriums.
von Alexander Hajdecki. ]7
haben, denn dorthin ist inzwischen ein neuer Setzling aus dem gesegneten Becken von Como ein-
getroffen, ein Glückspilz, welcher vom Schicksal dazu ausersehen wurde, den Namen der Allio in
die Kunstgeschichte hineinzuchmuggeln, es ist
Donato Feiice Allio,
Zum erstenmale begegnen wir diesem Namen in Wien im Jahre 1698, in welchem er als
„Hauptbürg'' dem aus Scaria gebürtigen Lehrjungen Johann Bapt. Carlon bei Franz Martinelli zur
Seite stand. Zum zweiten Male trat er als Hauptbürg seines auch aus Scaria gebürtigen Familianten
Diego Francesco Allio beim Meister Andreas Carove im Jahre 1700 auf. In diesen beiden
Fällen wird er noch „ein Maurergesel 1" genannt. Im Jahre 1702 starb aber hier Sebastian
Carlon, ein Ziegelofenbestandinhaber, auch ein Scariote, mit Hinterlassung eines Testamentes,*)
aus dessen Inhalt wir genauere Nachrichten über unseren Helden erfahren werden. Sebastian Carlon
lebte darnach in Wien als Strohwitwer, denn er starb „mit Hinteriassung in Italien seiner Wittib
Julia und zwei Töchter dann auch von seiner verheirath gewesten Tochter Barbara seel. einer
Enkhlin Maria Dominica Allio", welche alle er zu Universalerben mit Pupillarsubstitution einsetzte
und der Enkelin „den leiblichen Vater Donatum Allio angehenden bürg. Maurermeister allhie''
zum Gerhaben (Vormund und Kurator) verordnete.
Demnach war Donat Allio nicht nur schon als Geselle verheiratet und Schwager des
Sebastian Carlon, sondern muß auch dem obzitierten Wortlaute nach schon als Witwer hieher
gekommen sein und sein Töchterlein in Italien zurückgelassen haben. Bei dem Umstände, als weder
sein Verkünd- noch Trauungsschein in den Wiener Pfarrkirchen vorfindbar ist und auch in dem
Gesellenbuch weder seine Aufnahme als Lehrjung noch als Geselle verzeichnet ist, wird obige
Annahme zur Gewißheit. Nachdem Donat Allio laut Ausweis der Totenprotokolle der Stadt Wien
hier im Jahre 1761 im hohen Alter von 85 Jahren gestorben war, so wurde er im Jahre 1676
geboren, trat um das Jahr 1690 in seiner Heimat in die Lehre, wurde um 1693 zum Gesellen ledig
gesprochen und schon als solcher muß er dann um das Jahr 1698 nach Wien gekommen sein, von
welcher Zeit an er diese Stadt bis zu seinem Tode nicht mehr verlassen hat.
Wenn wir die stattliche Reihe der italienischen „ Lehrjungen '^ und „ Gesellen ** betrachten,
welche jahraus jahrein von dort nach Wien zogen, um nur zum geringeren Teile nach „Auslemung"
des Handwerks hier, und auch dann meist nur temporär, zurückzubleiben, zum größeren Teüe jedoch
zurückzukehren, so muß man zur Überzeugung gelangen, daß diese Fremden hieher vornehmlich
zur Ausbildung in ihrer Kunst zusammenströmten, gleichsam zur Frequentierung einer anerkannten
Hochschule für das Bauwesen und nicht eigentlich und ausschließlich zur Ausübung der Praxis und
des Broderwerbs halber.
Daß dem so war und die „Wiener Haupthütten'' für das anerkannte Haupt aller „vier Haupt-
hütten des ganzen teutschen Pottens" galt und daher naturgemäß die größte Anziehungskraft auf
alle „vom Fach** haben mußte, finde ich ausdrücklich bestätigt in dem Vergleichsprotokolle vom
1. Juni 1627 zwischen den Meistern deutscher und welscher Nation, wovon eingangs die Rede war,
und wo es heißt, daß „die Wienerische und teutsche Meister mit ihren Ordnungen und Freiheiten
versehen sind, welche sich auf alle vier Haubthütten: Kölln, Straßburg undZierich
(sie) extendirn daher Wien für das Haubt erkhennt ist und sein muß". Wenn es
sich nun herausstellen sollte, daß sich der Strom unseres Comasken Maurervolkes weder nach Zürich,
>) Das Testament selbst ist uns nicht erhalten worden, der Inhalt desselben ist jedoch aus dem Abhand-
lungsakt im Archive des Landesgenchtes zu entnehmen.
XXTilX. Hand. 3
18 I^ie Dynasten -Familien der italienischen Hau- und Maurermeister der Barocke in Wien
welches sozusagen vor seiner Türe stand, noch nach Straßburg und Köln, sondern weit ostwärts
nach dem entlegeneren Wien in seiner Hauptmasse ergossen hat, so läge darin der direkte Beweis,
daß Wien nicht nur lange Zeit hindurch das Haupt aller vier „Hütten'', sondern auch die Haupt-
pflanzschule der Baukunst für halb Europa gewesen ist. Es wäre von Interesse und Nutzen, der
Sache in dieser Richtung nachzugehen.
Um nun wieder auf unseren Donat Allio zurückzukommen, dürften wir sogar Scaria als
seinen Geburtsort feststellen können oder annehmen müssen. Sein Schwiegervater Sebastian Carlon
war von Scaria. Donat selbst fungierte hier zweimal als Hauptbürge von Lehrjungen, welche aus
Scaria gebürtig sind, darunter auch einem Diego Francesco A 1 1 i o, also seinem Namensvetter, wahr-
scheinlich aber einem näheren Blutsverwandten, wenn nicht sogar Bruder. Diesem Diego Francesco
oder auch nur Franz genannten Allio, welchen wir daher hier als Franz Allio IL bezeichnen wollen,
begegnen wir auf dem Wiener Boden nur noch einmal im Jahre 1705, in welchem er als zweiter
Taufpate neben dem Stokadorer Johann Final bei der Taufe eines Sohnes seines Kollegen, des
Maurerpoliers Johann „Bizaler" (Bitzally), in der St Ulrichspfarre fungierte, bei welcher Gelegenheit
er schon auch „Maurer - Pallir" genannt wird und sich sonderbarerweise durch einen Josef Georg
Eggenfels „vertreten" läßt. Wenn er also schon nicht von Wien abwesend war, so muß er bald
nach „Auslemung'' in seine Heimat zurückgekehrt sein.
Nachdem wir die Frage nach dem Geburtsort des Donat Allio nur mutmaßlich feststellen
konnten, ist nur noch die Frage seiner zweiten Verehelichung auch nicht dokumentarisch nach-
weisbar, sonst aber besitzen wir von da an eine fast lückenlose Reihe von Nachweisen über seine
professionelle und dienstliche Laufbahn in Wien, wie sich ein so kompaktes Materiale nicht leicht
über eine andere Persönlichkeit von größerer Bedeutung wird finden lassen.
Im obbesagten Testamente hat Seb. Carlon seinem „Tochtermann Donato Allio, angehenden
bürg. Maurermeister*', alle in seinem Haus*) vorhandenen Mobilien und 100 fl. „paar Gelt zum Maister-
werden, nit weniger auch auf vier Jahre die freie Wohnung in dem Haus vorm Burgthor legiert".
Zu dieser Zeit war aber Allio bereits seit 1701 „Maurer-Pallir", denn wir finden ihn als solchen
bei dem Bau der Piaristenkirche in der Josefstadt (Maria Treu) beschäftigt, laut dem Liber memora-
bilium dieser Kirche S. 201. „Magister murariorum erat D. Andreas Simon Karafee (sonst
Carove geschrieben), Pallirius ejus Donatus Allio." Nachdem Allio seine Gesellenjahre beim
Meister Franz Martinelli vollendet hatte, trat er somit* sein „Pallirjahr" bei Meister Carove*)
an. Es scheint aber dem Allio dieses „Pallirjahr" nicht besonders günstig ablaufen zu wollen, denn
aus einem wurden mehrere Jahre, was in den Annalen der Wiener Zunft ein seltener Fall ist.
Allio hat nämlich erst am 8. Mai 1704 sein Meisterstück aufgewiesen und da auch in dem-
selben „sehr große Fehler befunden" wurden, so ist er zwar zum Meister ernannt, ihm aber
„als Straf 35 Thaler zu zahlen auferiegt worden", welche Strafe er aber erst im Jahre 1708 entrichtete.')
Mit 28 Jahren hat er also seine Laufbahn als selbständiger Maurermeister im Jahre 1704 in Wien
begonnen, und Lucas Carlon, zu Scaria geboren, war am 20. Juni desselben Jahres sein erster
Lehrjung gewesen. Allio ging nun bis zum Jahre 1711 seinem bürgerlichen Berufe als Maurermeister
in Wien nach und wir wollen nun einen Blick in sein Familienleben bis zu diesem Zeitpunkte werfen.
0 Carlon besaß hier zwei Häuser. Er wohnte in jenem „an Anfang der Josefstadt gelegenen und mit 1500 fl.
taxirten** und das zweite stand „vor dem Burgthor bei dem Ziegelofen**. Dieses letztere hat Allio erworben, das
erstere hat er für die Massa erst im Jahre 1718 um 3000 fl. an die Witwe nach dem Steinmetzmeister Anton Knox
verkauft. Er hat überhaupt mit Witwen und Waisen viel zu tun gehabt.
^) Carove hat sein Pallirjahr bei Franz Martinelli am 12. Jänner 1690 angetreten und ist netto ein Jahr
darauf Meister geworden. (Aufdingbuch.)
*) Ereignisprotokoll im Archive der Genossenschaft.
von Alexander Hajdecki. 19
Noch als Geselle oder vielleicht schon „als Pallir", spätestens aber im Februar 1701, hat
er eine adelige Tochter in zweiter Ehe heimgeführt, dessen Familiennamen „Anna Maria von Bero l-
d in gen"; anläßlich ihres am 19. Juli 1744 im 65. Lebensjahre erfolgten Todes hat es der Witwer
nicht unterlassen, dies dem Totenbeschauer in die Feder zu diktieren. Der Kopulationsakt ist in
Wien unauffindbar. Am 18. November 1701 wurde ihm nun der erste Sohn „Andreas Franz Sebast."
geboren und bei den Schotten getauft, welchem Akte seine beiden Lehrmeister Andr. Simon
Carove mit seiner Gattin Maria Theresia und F.ranciscus Martinelli mit seiner Gattin Anna
Elisabeth assistierten, zu denen dann als drittes Paar sein Schwiegervater Sebastian Carlon mit
der Gattin Maria Juliana sich gesellten.^)
Es folgten noch vier Söhne, welche uns später beschäftigen werden : Claudius Santin, Johann
Baptist, Anton Damian und im Jahre 1711 Anton Franz.
Sein erster Sohn Andreas Franz Sebastian wird in der Folge bloß Franz genannt er selbst
bedient sich auch nur dieses Namens und da er dem Vater in der Profession folgte, müssen wir ihn
mit Franz Allio IIL bezeichnen.
Das Jahr 1711 bildet in der Laufbahn des Donato Allio einen wichtigen und entscheidenden
Wendepunkt — er bekommt eine Anstellung bei dem Militärbauamt als „Fortifikations-Maurer
Meister". Aus den Protokollen im Archive des k. u. k. Reichs - Kriegsministeriums *) erfahren wir
darüber Folgendes: „10. Oktober 1711 wird das Gesuch des Donat Allio, bürgeri. Maurermeister
allhie, ihme die durch Absterben des Ulrich Hueber vacant wordene hiesige Fortifikations-Maurer-
meister - Stelle vor anderen zu conferirn, in Ansehung er von H. (Titl) Grafen Wirich von Daun
hiesigen Stadt Guardi Obristen '^) die Zusag bis auf dieses hochlöbligen Mittels (des h. Hof-Kriegs-
Rathes) Ratification erhalten'' — an den Feldzeugmeister Karl Ernst von Rappach, Stadtkommandanten
von Wien, „umb Bericht und Gutachten" geleitet. Am 17. Oktober berichtete Rappach, daß diese
„Werkmeister Stöll dem Allio konferiert werden könnte", und am selben Tage wird Rappach
verständigt, „waßmaßen dem Donat Allio diese Werkmeisterstell verliehen worden''.
Dadurch hat aber Allio nicht aufgehört, auch sein bürgerliches Gewerbe fortzuführen, denn
er nahm in dieser Eigenschaft weiter Lehrjungen auf und wurde zuweilen gezwungen, seinen zünft-
lerischen Obliegenheiten nachzukommen und die ihm anvertrauten Amter auszuüben. So wurde ihm
am 25. Februar 1714 sein leiblicher Sohn Franz Sebast. Allio als Lehrjung aufgedingt, dessen Haupt-
bürge er selbst neben Domenico Allio, dem Maurergesell, war. In demselben Jahre nahm er einen
zweiten Lehrling Mathias Dobler aus Salzburg auf und im Jahre 1720 trat bei ihm Johannes Bapt.
Casimir Carloni, aus Scaria gebürtig, in die Lehre und wurde am 30. Mai 1723 (zum Gesellen)
freigesprochen. Daß er viel Arbeit hatte, beweist der Umstand, daß er im Jahre 1718 von der Zeche
aufgefordert wurde, zur „Zöchgesellen-Wahl" zehn Gesellen zu stellen, und daß dieses Geschäft ein-
träglich war, ersehen wir daraus, daß er im Jahre 1718 gelegentlich der endgiltigen Abwicklung der
Verlassenschaftsmasse nach Sebastian Carlon im Namen und für sein bedachtes Kind Dominica
Barbara, welchem aus dieser Erbschaft 2475 fl. zufielen, „von seinen in gem. Stadt Banco Haupt Cassa
anliegent habenden 4000 fl." obige Summe versicherte. Also volle sechzehn Jahre dauerte diese 8000 fl.
^) Er hat daher, wenn die Gattin in Person anwesend war, dieselbe mit den beiden Töchtern vor seinem
Tode nach Italien zurückgeschickt.
«) Exh. 1711. Fol. 814.
*) lig ist wieder unrichtig informiert, wenn er den Feldmarschall Wierich von Daun als Stadtkommandanten
von Wien fungieren läßt. Daun war nämlich seit dem 1. März 1710 bloß „Obrister der Stadtguardi", einer Art städtischer
Miliz, während Feldzeugmeister und seit 20. Februar 1710 auch Ober-Land- und Hauszeugmeister Rappach damals
eben Stadtkommandant war. (Das Palais Kinsky v. Dr. A. 11g. Wien 1894. S. 8.) '
20 I^i^ Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
betragende Erbschaftsteilung, ein seltener Fall in der damaligen musterhaften städtischen Recht-
sprechung — Allio war aber durch diese ganze Zeit der „mandatar" seiner in Italien domizi-
lierenden Nichten!
In diese erste Periode seiner dienstlichen Tätigkeit fällt gleich zu Beginn derselben eine
selbständige bauliche Betätigung des „kays. Fortifications-Werk- und bürg. Maurer -Meisters", über
welche eine authentische und offizielle Kunde auf uns gekommen ist. Im Jänner 1715 wurde nämlich
seitens der Kriegsverwaltung das Zeugs - Zahlamt angewiesen, dem „hiesigen Fortifications - Maurer
Donato Allio zu Kontinuierung des Baues im Zeugs-Schlosserhof von dem bekannten
neuen Fundo wiederumb 2 Mille auf Verrechnung abfolgen lassen". Der „Zeugs- Schlosse rhof*
war ein ärarisches Gebäude auf der Seilerstätte (alte Nr. 959) gegenüber dem kaiserlichen Zeughaus
(^Feldzeugamt oder Gußhaus"), alte Nr. 958, gelegen; beide Gebäude standen noch bis in die
fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts und dürften den ältesten Wienern noch in Erinnerung
geblieben sein.
Der Bau oder bloß Um- oder Zubau wurde von Allio im Jahre 1714 begonnen,^) aber
erst im Jahre 1723 ist in den Protokollen wieder die Rede davon, und zwar in einer für die
damaligen Zustände äußerst charakteristischen Art und Weise. Am 31. Juli 1723 erinnerte sich nämlich
der Hofkriegsrat an diesen Schlosserhofbau und ordnet an, „Allio solle die zu Erbauung des soge-
nannten Schlosserhofes zu seinen H a n d e n empfangenen nambhafte Geldposten ordentlich
berechnen und die Verwendung einraichen". 2) Erst im Februar 1724 kam Allio diesem Auftrage
nach und legte die „Zeugs - Schlosserhofs - Rechnung" aus den Jahren 1714 bis 1721 vor, aus welcher
allerdings für ihn noch eine Restforderung von 1689 fl. 5OV4 l^r. resultierte, dessen Bezahlung „samt dem
Interesse" er forderte und auch zur Zahlung angewiesen bekam, wenngleich erst im August 1725,
nachdem inzwischen noch neue „Auszügl per 166 fl." dazu gekommen waren. Allio bat zugleich,
es möge gelegentlich der Prüfung seiner „gelegten Rechnung, auch die bei diesem Gebäu obgehabte
direction und Rechnungsführung in Consideration gezogen werden". Er spielte also hier
direkt auf eine Remuneration an, wenn daneben nicht auch gesagt werden wollte, daß nicht er den
Bau „angeben", das ist die „Risse" oder Pläne zu demselben geliefert habe, denn nur zu bald sollte
es sich zeigen, wie sorgsam der Herr „Unter-Ingenieur" — denn dazu ist er mittlerweile ausnahmsweise
avanciert — den ihm anvertrauten Bau geführt hat. Schon im Jänner 1727 hören wir nämlich, daß der
Schlosserhof äußerst reparatursbedürftig und geradezu baufällig geworden sei, denn der Zeugs - Zahl-
meister Leopold Eder erhielt den Auftrag, „die am Schlosserhoff allein höchst nothwendigen Repara-
tionen fürzunehmen, dem Unter - Ingenieur Donato Allio aber und anderen Handwerksleuthen die
schlechte Erbauung des Schlosserhoff zu verstehen zu geben und, was selbe geantwortet,
anzuzeigen, und letztens, über seine (des Eder) in ein so anderen besagten Schlosserhoffs führende
incumbenz von halb zu halb Jahr ausführiichen Bericht erstatten".*) Also der „Zahlmeister" wird
jetzt beordert, den Herrn Unter - Ingenieur zur Rede zu stellen, seine Arbeit zu überprüfen, die
„Reparationen" zu überwachen und zu leiten und über den Stand des Gebäudes zweimal im
Jahre zu berichten! Wahrlich, wenn uns sonst über diesen Allio nichts als diese Episode allein
aus seiner Baupraxis bekannt wäre, könnte auch nur einen Moment davon die Rede sein oder
daran geglaubt werden, daß dieser Mann den Prachtbau der Salesianerkirche und den grandiosen
Stiftspalast in Klosterneuburg entworfen und ausgeführt haben sollte ? . . .
>) Vielleicht wird sich darüber genaueres noch in den Akten selbst finden lassen, auf deren Spur ich
gekommen bin.
•) Archiv des k. u. k. Reichs - Kriegs - Ministeriums ProtokoHe Reg. 1723. fol. 360.
•) Protokolle ex 1727 R. f. 92.
von Alexander Hajdecki. 21
Nein, wer einen gewöhnlichen militärärarischen Nutzbau acht Jahre lang so führt, daß nach
weiteren sechs Jahren eine Behebung von Baugebrechen dringend notwendig ist und eine ämtliche
Rüge sich gefallen lassen muß, der muß in der Tat seine Maurermeisterprüfung kaum zur Not
bestanden haben, von einer höheren Ausbildung im Baufach kann bei ihm keine Rede sein.
Nicht viel glücklicher scheint Allio bei Aufführung „eines Stöckhls** auf einem ärarischen
Quartier, welches zu seiner Naturalwohnung dienen sollte, gewesen zu sein. Der in diesem „HäusP
wohnhaft gewesene Oberingenieur Ge rar di beschwerte sich nämlich, daß ihm Allio durch diesen
Bau seine Wohnung verfinstert und deterioriert habe, ersuchte um eine Kommission und Augenschein.
Allio versündigte sich dabei gegen die Subordination, es regnete von beiden Seiten Rekriminationen
und Beschwerden, aus welchem Anlasse auch die Gage des Allio mit Verbot belegt wurde — kurz
sein rüdes, rücksichtsloses Benehmen, seine an Arroganz grenzende Selbstüberhebung, genährt
durch eine mächtige Protektion des alten Wie rieh Grafen von Daun, welcher noch von Mailand
aus (1730) für AUios Beförderung Intercessionen einlegte, sowie seines Sohnes, des Heinrich
Josef Grafen von Daun als Unterkommandanten der „Stadt Guardi** (1730) und Vertreters des
Kommandanten Grafen Starhemberg, dann eines Dietrich Grafen von Daun, auch Stadtguardi
Obristen (1735), haben dem Hofkriegsrate so viel Schreibereien verursacht und so viel zu tun gegeben,
daß mit bloßen Aktenauszügen hier mehrere Druckseiten gefüllt werden könnten. Wir werden noch
hören, daß dieser schlichte Maurermeister, welcher sein Examen so schlecht bestanden hat und die
Erlangung seiner Meisterschaft mit einer hohen Strafe erkaufen mußte, welcher dann die so unter-
geordnete (Unteroffiziers-) Stelle eines Fortifikations -Werkmeisters erlangte — das höchste erreichbare
Ziel von Leuten seines Zeichens — und durch die beispiellose Protektion seines Gönners Grafen
von Daun Unter -Ingenieur wurde, es gewagt hat, um den Hauptmannsrang, ja die Pro-
fessur an der Ingenieurakademie in Wien zu kompetieren, freilich ohne Erfolg.
Kehren wir nun zu den Anfängen seiner militärbautechnischen Karriere zurück, um zu
konstatieren, daß er dieselbe hauptsächlich als einen Schemel zur Befriedigung seines Ehrgeizes
betrachtete und seinen Spekulationssinn und Geschäftsgeist gleichzeitig an anderen Unternehmungen
betätigte. Nachdem sein Schwager Carlon gute Geschäfte mit der Ziegelbrennerei gemacht hatte,
versuchte es Allio ebenfalls und erlangte im Jänner 1719 die Bewilligung, zwischen dem Burg- und
dem Schottentor zu „Fortifikationszwecken" einen neuen Ziegelofen erbauen zu dürfen, von welchem
es erst 1739 sich herausstellte (!), daß er eigentlich dort „zum Nachtheil der Fortifikation" gereichte
und abgebrochen werden mußte. ^)
Ich habe das Gefühl, daß schwere Tausende von Ziegeln aus der Fabrik des Werkmeisters
Donat Allio im Palais des Wierich Grafen von Daun, heute Kinsky-Palais auf der Freyung,
stecken, vielleicht auch seine baumeisteriiche Mithilfe, und daß er sich damit den Weg zum „Unter-
ingenieur^ zu pflastern verstand. Nicht genug an dem, suchte Allio, wo es nur ging, für sich
einen Nutzen herauszuschlagen. So lesen wir in dem „k. u. k. Staatskalender auf das Jahr 1719'',
laut welchem damals „der kais. Oberarchitekt und Ingenieur Joh. Beruh. Fischer von Erlach
im Schreyerischen Haus im Schultergaßl" (Sternhof) wohnte, und das „Kais. Fortifikations - Bau-
Zahlamt auf der Freyung im Daunischen Haus untergebracht war, daß „Donat Allio Werk-
meister" unter den „Sperr -Einlaß -Einnehmern" als „Extra -Einnehmer" fungierte und damals in der
oberen Bräunerstraße wohnte. Und noch im Jahre 1738 bat er, „ihme die vacant gewordene Zahl-
I^iquen (per monatlichen 15 fl.) zukommen zu lassen". 2)
1) Protok. Reg. ex 1719 und 1739. Exh. Fol. 1542.
») Protok. Exhib. ex 1738 fol. 819.
22 f^>e Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
Im Jahre 1722 bat er, daß „ihme zu etlicher Oberhebung sein Sohn Franz Allio (III.) bei
der Fortific. Bauwerkarbeit adjungirt werden möchte''. Daun erstattete hierüber Bericht, daß ihm
dies „gar wohl zugestanden werden möchte**, wenn auch bis zur „würckheit ohne Sold oder ver-
langende Adjuta". Jetzt kommen wir auf sein Avancement zu sprechen.
Als 1723 durch den Tod des bekannten Ingenieurs Arnold Steinhauser, eines akademisch
gebildeten Technikers, eine Unteringenieurstelle bei dem Fortifikationsbauamt vakant geworden
war, reichte „Donato Feiice Allio Werkmeister allhier umb Conferirung" dieser Stelle „mit dem
Ingenieur -Haubtmanns Titul** (!) ein,*) gleichzeitig aber bat sein Sohn P r a n z, Fortifikations - Werk-
meistersadjunkt, — eine eigens für ihn kreierte Stelle — um die nach seinem Vater frei werden
sollende Werkmeisterstelle. Beide, Vater und Sohn, werden richtig gleichzeitig am 16. bezw. 28. April
dieses Jahres zu obigen Stellen promoviert, nachdem Daun beide Gesuche befürwortet hatte. Es
ist jedoch interessant zu wissen, was für Kompetenten um diese Stelle mit dem Allio konkurrierten.
An erster Stelle wurde unter den „praetendenten** genannt D. F. Allio, Werkmeister, dann folgen
Oberingenieur -Hauptmann zu Raab Perrette,*) Ingenieur -Leutnant Johann Josef Bern dt, Forti-
fikationsbauschreiber von Ofen Johann Mathe i, welcher später als Ingenieur - Hauptmann einen
Riß für die kaiserliche Burg in Ofen verfertigte,^) und Peter Anton Filippini, der „substituirte
Professor an der kay. Ingenieur Academia**. Also solche Konkurrenten hat der einfache Maurer-
meister Allio aus dem Feld geschlagen. Die Sache mußte jedoch einen Sturm der Entrüstung
hervorgerufen haben und die Frage nach dem Befähigungsnachweis des neuen Unteringenieurs
mußte eifrig ventiliert, diskutiert und untersucht worden sein, denn plötzlich tauchte im Juli des-
selben Jahres die oben besprochene Affaire des „Schloßerhoffbaues**, welche ein so schiefes Licht
auf den „Architekten** Allio werfen sollte, auf.
Dieser überraschende Erfolg hat den Eigendünkel des Allio nur noch: gesteigert, so daß
er sich stark genug fühlte, seinen Terrorismus auch der „Zunft** oder „Zöch**, deren Mitglied und
wiederholt Funktionär er doch war, fühlen zu lassen. Er erwirkte nämlich einen „Veriass** vom 9. Sep-
tember 1723 an die Zunft, „es solle des H. Donato Allio sein Sohn Franz ex adductis meritisohne
praestirung der Zöch- und Pallirjahr zum Meister angenommen werden, jedoch ohne praejudiz".^) Die
Zeche ließ sich jedoch einen solchen Eingriff in ihre Rechte und Gerechtsame nicht gefallen, nahm
den Kampf auf, aus welchem sie als Siegerin hervorging. Franz Allio mußte sich dazu bequemen,
mit „dem ausgehenden 1724 Jahr** schon als kais. Fortifikations-Werkmeister das Zöchgesell- und
Pallirjahr zu vollstrecken, um praestatis praestandis erst zum Meisterstück zugelassen zu werden.
Eine Remonstration im Mai 1724 nutzte nichts und Allio mußte, trotz des sich wieder geltend
machenden starken Einflusses Dauns^) sich dazu bequemen, gemäß der „von der hiesigen Mauer-
zunft stellenden praetention** sein Pallir|ahT abzudienen, und erbat sich zu diesem Zwecke eine
Dispensation vom Dienste gegen „anofferirenden substituto**. Dieses Pallirjahr hat er wohl bei seinem
Vater absolviert, kam aber dadurch wieder. in das Geleise des ehrsamen Handwerks, welchem sein
Vater sich schon entziehen zu müssen glaubte. Er als kaiserlicher Unteringenieur glaubte jede
Gemeinschaft mit der „Zunft** aufgeben zu müssen und lehnte es ab, zu den Handwerkszusammen-
künften „in persona** zu erscheinen, ebenso das Amt eines „Unter-Zöchmeisters**, zu welchem er, der
1) ProtokoUe Exh. 1723 fol. 216, 319, 338, 435 und 333.
') Franz Perrette aus Bourgignon (sie), in der Stadt Besan^on geboren, ist im Jahre 1709 »aus Eyfer zum
glorr. Haus österr. aus franz. Diensten zum Curfürsten von Hannover herübergegangen*, war beim Bau der Fesfung
Bourgignon beschäftigt und wurde bei uns im Jahre 1710 als Ingenieur „employrt''. Ibid. Prot. E. 1710.
•) Ilg, Fischer von Erlach p. 705.
*) Archiv der Genossenschaft des Baugewerbes fasc. D. Nr. 53.
•) Protokolle 1724. Exh. f. 579, 619.
von Alexander Hajdecki. 23
kaiseri. Ingenieur, nicht ohne malitiösen Beigeschmack gewählt wurde, anzunehmen. Die Appellation
ging an die Haupthütte, welche gegen den Donat Allio, „bürgerl. Baumeister", folgende
Resolution de dato 24. September 1738 faßte: „daß Allio das durch Wahl ihm aufgetragene Unter-
Zöchmeister - Amt annehmen und die gewöhnliche Zeit zu versehen schuldig sei".^)
Inzwischen langte Donato Allio im Februar 1725 wieder um den Ingenieur - Hauptmanns-
Titul an und im Jahre 1728 am 22. Dezember wurde dem Fortifikationswerkmeister Franz Allio
bewilligt, „den Eid als bürgert. Maurermeister beim allhiesigen Stadt - Magistrat abzulegen**.
Donat Allio war auch ein gefährlicher Zänker und Stänker. Wir haben schon von seiner
Kollision und Insubordination gegenüber dem Ingenieurhauptmann Gerardi gehört, welche zur
Maßregelung des Allio führte; im Jahre 1727 hatte er wieder einen Prozeß mit dem Sattler Waneck
pto. 200 fl. mit Forderung und Gegenforderung. Im Jahre 1735 bat der Mailändische Kaufmann Aquilio
Te%sario den Hofkriegsrat um „nachdrucksame Auflag an den kays. Fortifications-Ingen. Donatum
Allio, daß er ihme ohne verneren Verzug entweder seine Tochter Mariam Franciscam zur Ehe
geben, oder aber die ihme causirte Ohnkösten per 2300 fl. hinwiederumben bonificiren solle**.
Graf Daun, Stadtguardiobrist, hatte dieses Gesuch pro administranda justitia am 8. Juli
zugestellt bekommen und wir erfahren nicht mehr, wie diese „Justiz** ausgefallen sei, die Tochter hat
er ihm jedenfalls nicht gegeben, sonst hätte sich ihre Verkündigung hier finden müssen, auch das
Geld wird er ihm schwerlich zurückersetzt haben. Dieses Beispiel ist aber für Allio insofeme charak-
teristisch und für seine materielle Lage bezeichnend, als die Werbung um seine Tochter eine so hohe
Summe dem Brautwerber kosten mußte, um ihre und des Vaters Gunst zu erwerben. Im Jahre 1739
legte er Beschlag auf eine den Tornischen Erben gehörige Banco del giro Obligation per 2428 fl.
Im Jahre 1750 wurde er von der Mae st razzi'schen Wittib im Wege der Behörde belangt,
die Verrechnung über das unter seiner Verwaltung gestandene Haus des Maestrazzi zu pflegen,
und die bishero inkassierten Zinsen herauszugeben. Erst im nächsten Jahre kam er dieser Ver-
pflichtung nach und behielt von den eingenommenen Hauszinsen 60 fl. „für seine Bemühungen** zurück.
Im Oktober des Jahres 1729 erstattete Graf Daun, der frühere Stadtguardikommändant und
eifrige Gönner des Allio, „seinen Bericht wegen Ersetzung der durch Ableiben des Montani
allhier vacant gewordenen Land -Ober -Ingenieur Stöll und des bei der Ingenieur Academie eben-
falls offen stehenden Directorii, und daß der Major B?_" Engelhard, dann der Unter -Ingenieur
Donat Allio darumben anlangen thuen**. Ihm wurde zwar geantwortet, daß „man sehen werde, wie
weit auf Allio zu reflectiren sein wird**. Jahrelang zog sich die Entscheidung über diese Besetzung
hin, wiederholte Instanzen werden für den Allio seitens seines Gönners eingelegt, aber schließlich
wurde im Mai 1733 vom Grafen Starhemberg die Oberingenieurstelle dem Hauptmann Gerardi,
dem Gegner des Allio, die erste Direktörstelle in der Ingenieurakademie aber dem Mathematiker
Jakob Marin oni,'0 die zweite dem Filippini verliehen — während die „memorialien** der
restlichen Kompetenten als: de Monti, d'Oliva, Perrette, Allio und Mathaei remittiert
wurden. Diesen Mißerfolg suchte Allio wenigstens dadurch wett zu machen, daß er sich gleich
des Quartierhäusels des verstorbenen Oberstleutnantingenieur Montani bemächtigen wollte, um
auf demselben wieder, wie früher auf dem Quartier des Gerardi, „ein Stöckhl** zu seinem
Gebrauch aufzuführen. Er bekam auch sonderbarerweise aus der Fortifikationskassa zu diesem
Behufe einen Vorschuß per 5279 fl. — und bemühte sich eifrig um die Versorgung seiner zwei
*) Genossenschaftsarchiv Fase. E. 121.
») Joh. Jacob Edler von Marinoni, kais. Rat, Hofmathematikus und erster Direktor der k. k. Ingenieur-
Akademie, starb den 11. Jänner 1755, 79 Jahre alt, in seiner Behausung auf der Mölker Pastey und wurde in der
„Krufften" der Schottenkirche begraben.
24 ^ic Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
anderen Söhne bei der Militärverwaltung, nachdem sein ältester Franz als Fortifikationsmaurer-
meister im Jahre 1736 verstorben war.
Schon 1730 wurde sein jüngerer Sohn Joh. Baptist bei der Kriegskanzlei mit jährlich 200 fl.
Gage als Akzessist angestellt und im Jahre 1738 erhielt sein jüngster Sohn Josef Gabriel, welchen
II g zum Vater seines Vaters gemacht hatte, denselben Posten. Dieser wurde dann 1755 Ingenieur-
Corpo - Registrator und Oberleutnant, 1763 war er Auditor des Genie - Pro - Directorii und bat um
Obristleutnant Gradation, welche ihm aus prinzipiellen Gründen verweigert wurde, „weil derlei
Militärcharakterisierung jenen, so alleinig von der Feder seyend, unanständige Folgen
wären". 1765 wurde er aber doch Obristwachtmeister, lebte noch ins XIX. Jahrhundert hinein,
wurde aber schon seit 1769 „von Allio" geschrieben.
Dies führt uns auf die Besprechung der Familienverhältnisse und der Filiation der All io des
XVIII. Jahrhunderts zurück, wie sie in der nebenstehenden genealogischen Tabelle übersichffich
zusammengestellt ist und wozu noch folgendes zu bemerken kommt.
Franz Allio III., Sohn des Donat, heiratete am 19. November 1724 Mariam Franciscam
Carovein, die Tochter des Andreas Simon Carove, bei welchem Donat Allio Pallir war. Als
sein Beistand fungierte Albert Camesina, k. Hofstokadorer. Nach seinem 1736 erfolgten Tode
heiratete die Witwe den „wohledlen und kunstreichen H. Andreas Altomonte, einen in Wien
geborenen Sohn des berühmten Martin, „kais. Cammer- und Theatral Zeichner", und wieder fungierte
Albert Camesina als Trauungszeuge. Sie starb 1758, ohne eine Nachkommenschaft zurückgelassen
zu haben, muß aber ein kleines Vermögen hinterlassen haben, denn sie verschenkte an Legaten, an
Freunde und Bekannte über 1000 fl. und setzte ihren „lieben Eheherrn Andream de Altomonte"
zu ihrem Universalerben ein. (Siehe Tafel II.)
Am wenigsten vermag ich über den Maler Claudius Allio zu sagen. Daß er ein Maler
war, erfahren wir bloß aus den Taufbüchern von St. Stephan, wo er bei der Taufe seines Kindes
Ignaz Martin, „ein Mahl er", also kein „Bürgerlicher" genannt wird. Ebenso wird er in den
Justizprotokollen des Reichs-Kriegsministeriums im Jahre 1736 gelegentlich seiner Klage gegen den
Fähnrich Baron Raminez pto. 58 fl. als „Mahler" bezeichnet. Noch im Jahre 1738 starb ihm sein
Sohn in seiner Wohnung auf der Karnerbastei und er verschwand hiemit aus der Evidenz. Er muß
wohl ein Schüler des Martin Altomonte gewesen sein, mit welchem die Allio gewiß in näherer
Berührung standen.^)
Nach dem Tode des Franz Allio III. bewarb sich um seinen Posten bei der Fortifikation sein
„Vetter" Mar cell US Allio aus Scaria, welcher noch Maurergesell war, wodurch diese Stelle in der
Familie der Allio sich durch das ganze Jahrhundert vererbt hätte, da Marceil Allio um 1770
gestorben ist, aber sie wurde einem Deutschen, dem Joseph Kraus, verliehen.
Bisher haben wir schon zwei verschiedene Siegelwappen der Allio kennen gelernt, einen
aus dem XVI. und einen aus dem XVII. Jahrhundert; wir kennen auch schon das adelige Wappen
der Prager Allio, haben aber bisher noch nicht gefunden, daß sich irgend ein Mitglied dieser
Familie zum Adel bekannt hätte, daß er sich „von" oder „de" geschrieben hätte. Dazu wären bloß
die uns allerdings vorläufig unbekannten Deszendenten der Prager Allio Johann Bapt. und Martin
berechtigt gewesen; bestimmt wissen wir aber, daß kein Mitglied des Wiener Zweiges dieser
Familie, zum allerwenigsten aber Donato Feiice Allio zu dieser Deszendenz gehörte.
^) In einem „Index' des Reichs -Kriegs -Ministeriums zu den Protokollen vom Jahre 1773 kommt der Name
Allio Claudius und „Alliosische Kinder'' mit dem Hinweis auf die Seitenzahlen 19 und 148 vor, aber in den
Protokollen selbst waren die betreffenden Eintragungen nicht auffindbar. In den „Nachrichten von Künstlern und
Kunstsachen, Leipzig 1768'' finde ich im II. Teile p. 43 ein Bild von dem „Maler Allion" zitiert.
Tafel n zu Seite 24.
Die Wiener Aliij
1.) Donattts Felix AlUo, g. 1676, f 175:J
verh. in l.cr Ehe mit Barbara Carlon, fvorl)
in 2.«r Ehe mit Maria Anna geb. von Bei
1.) Andr. Franz III.
g. 1701 (Sc.) t 1736.
verh. mit
Maria Franc. Carove
seit 1724,
cop. T V. mit Andreas
Altomonte 1738.
2.) Claudius Santin
geb. 1704, Mabler,
verh. mit Margareth
seit 1733. (?)
3.) Joh. Baptist Access.
verh. mit Maria Anna
Plangingerin,
cop. 1739.
4.) Anton
Damian
g. 1708,
t 1709.
5.) Mari]
Elisab.
g.W
1 1715,
1731
wird geb.
u. t ein
Kind.
1732 1735
Franz geb. u. f ein
Donat Kind,
t 1741.
Ign. Mari Julius Donat Heinr. Andreas
g. 1734, t 1735. g. 1737, f 1738.
2.) Diego Francesco AUio ass
tritt 1700 bei Andrei
a) Franz AlUo IL, ein Macs*
^
1.) Maria Anna
2.) Donatus
3.) Felix
4.) Maria Franc.
5.) Pac:
g. 1740.
g. 1742,
t 1748.
g. 1745,
t 1746.
g. u. t 1750.
g. ö- ! l'^
4.) Marcellns AUio» b. Maurermeister, aus Scaria geb., tritt 1721 bei Donat All
Maria Christina 1763 tritt bei ihm sein Sohn isi
1.) Jos. Hieronymtts
g. 1749,
1763 Lehrjung, wird 1778
Meister in Wien, reno-
viert 1782 die Meister-
tafeln.
2.) Maria Anna
g. 1750.
3.) Catharina 4.) Mar. Reg.
g. 1752. g. 1757.
5.) JoLBaptD
g.iri
III. Jahrhunderts.
Kind Maria Dominica.
65 J. alt
7.) Francisca
8.) Carolina
9.) Maria
10.) Maria
11.) Carl Ant.
g. 1713.
Rosa
Elisab.
Regina
g. 1721 (St).
?
g. 1714,
g. 1715,
g. 1718,
t 1762
t 1715.
t 1774,
ledig.
tl774,
ledig.
als Hauptmann.
12.) Joseph 13.) Anna Maria
Gabriel g. 1728 (St)
ig ein.
ils Taufpathe und verschwindet dann aus meiner Evidenz.
1.) Franz IV. geb. 1749 in Neapel,
1763 in die Ingenieur -Akademie in
Wien angenommen, 1770 Kadett,
1800 Oberstlt- Ingenieur,
t 1807 (?).
1 1742 Meister.
2.) Elisabeth, verehel. an Ingen.-
Major von Lauer,
t 177a
von Alexander Hajdecki. 25
In unserem archivaKschen Quellenmaterial finde ich eigentlich zum ersten Male die nobilitierte
Schreibweise des Namens erst nach des Donato Tode in dem Totenprotokolle der Stadt Wien, wo
es heißt: „1761. 6. Mai. v. Allio (Titl) Herr Donatus Felix Jubilirler königlicher Ingenieur Hauptmann,
ist auf der neuen Wieden in der Mainzgasse in seinem Haus an kalten Brand beschaut worden,
85 Jahre alt, f Nachts 11 Uhr." Dann wird sein Sohn Karl in den ämtlichen Protokollen des Hof-
kriegsrates zu allererst im Jahre 1762 schon als Hauptmann eines Dragonerregiments von Allio
genannt; desgleichen im Jahre 1763 dessen Bruder Joseph Gabriel von Allio. Dessen Sohn Franz (IV.)
wird dagegen bei der Übernahme in die Militär - Ingenieurschule im Jahre 1763 nur noch Franz
Allio geschrieben, aber im Jahre 1 770 hat der „ Herzog Karlvon Lothringen begnehmigt, daß der
Scholar Franz von Allio als Cadet beim Genie-Corpo eingebracht werde**. ^) Die Folge davon war,
daß sowohl die Nachlaßabhandlung nach Donat A 1 1 i 0 im Jahre 1761, als auch diejenige nach seinen
zwei im Jahre 1774 verstorbenen ledigen Töchtern, bei dem für den Adel gerichtszuständigen „Land-
rechte*' durchgeführt wurde; während noch um die gerichtliche Kompetenz als Nachlaß- und Pupillar-
instanz nach dem Tode des Franz Allio III. im Jahre 1736 der Wiener Magistrat mit dem Militär-
gericht in Streit geriet, welcher erst im Jahre 1740 zugunsten des Magistrates entschieden,^ somit
die bürgeriiche Abkunft des Verstorbenen gar nicht in Frage gestellt wurde. In der gedruckten
Literatur wurde dem bis dahin gut bürgerlichen Namen des Donat Allio zum ersten Male das
Adelsprädikat vorgelegt in der „Vita e Virtu dell Imperator: Guglielma Amalia dal P. Ant. Cito.
Viena 1744,*"^) wo ihn sein Beichtvater und spiritualis „Donato di Allio architetto ben degno*
nennt, ein Buch, nach welchem II g die Entdeckung machte, daß Allio der Architekt der 1717
begonnenen Salesianerkirche gewesen sein soll, zu welcher Zeit, wie wir es schon wissen, Allio
nur noch „bürgeriicher Maurer" und „Fortifikations -Werkmeister" war.
Daß aber Donato Allio selbst schon damals, zwischen 1730 und 1740, sich heimlich zum
Adel bekannte, ja direkt das adelige Wappen (nur das Prädikat nicht) seiner Prager Namensvetter
sich unrechtmäßig zueignete, dafür haben wir einen direkten Beweis in zwei klassischen Dokumenten,
einem heraldischen und einem bildnerischen aus dem Gebiete der Kunst.
Ich habe glücklicherweise ein Testament des Wiener Stuckatorers Anton Aliprandi de
dato Wien 2. April 1728 gefunden, in welchem unsere beiden Allio, Vater und Sohn, als Zeugen
erscheinen und neben ihre eigenhändigen Unterschriften auch ihre Insiegel beilegten. Charakteristisch
ist, daß namentlich Franz Allio (III.), ein gebürtiger Wiener, welcher nie in Italien war, dieses
Testament ebenso wie sein Vater Donat italienisch unterschreibt: „Francesco Allio testimonio
pregato", beziehungsweise „Donato Feiice Allio come testimonio". Wichtiger sind indeß für uns
die Wappen. Beide sind konform, nur ist eines mit den Initialen : F. A. S. A. (Franz Andreas Sebastian),
das andere D. F. A. (Donato Feiice) versehen. Diese nun zu beschreibende dritte Abart des A 1 1 i o'schen
Wappens ist schon ganz in den Formen eines adeligen Wappens gehalten und besteht aus einem
unten abgerundeten dreiteiligen Schild. In der oberen geteilten Hälfte ist ein Adler mit ausgebreiteten
Flügeln in naturalistischer Auffassung dargestellt. Die untere Hälfte ist „gespalten" und zeigt im
rechten Feld einen Büschel Knoblauch, im linken einen aufrecht schreitenden doppelschwänzigen
Löwen. Ober dem von einer Krone überragten Stechhelm ist derselbe Löwe angebracht. So sah das
„bürgerliche" Wappen des Donato Allio im Jahre 1728 aus — denn er bediente sich nie eines
0 Protok. de 1T70 Ruhr. 49. Nr. 553. (Arch. d. R.-Kr.-M.)
•) Stadt -Archiv Fase. 91 ex 1740 alte Reg. und Archiv des Reichs - Kriegs - Minist. Protokoll Exh. 1740 F. 22.
*) Dasselbe italienisch gedruckt in Venedig 1744 bei G. B. Recurti und deutsch: „Tugendleben Wilhelminae
Amaliae . .. übersetzt durch Franz Jos. Cristiani. Wien bei Joh. Peter van Ghelen 1744, wo es aber S. 62 bloß
heißt: .von dem berühmten Baumeister Donat Allio", also ohne .de*'.
XXTIZ. Bftad. 4
26 ^i^ Dynasten • Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
Adelsprädikates, auch nicht des einfachen „d'", wie er von II g geschrieben wird, und dieses
Wappens bediente er sich bei offiziellen Dokumenten oder feierlichen Amtshandlungen.
Während des Druckes dieser Abhandlung fand ich noch einen früheren Wappen - Original-
abdruck des Donat Allio aus dem Jahre 1708, welcher einen interessanten Beleg zur bürgerlichen
Wappenkunde im allgemeinen und zur Entwicklung des Allio'schen Wappens insbesondere abgibt.
Donat Allio wurde vom Maurermeister Franz Marti nelli zum Testamentszeugen erbeten und
auch neben Santino Bussi zum Vormund seiner unmündigen Kinder bestellt. Allio unterschrieb
und siegelte dieses Testament am 22. Oktober 1708 in Wien nachfolgend: „Donato Feiice
Allio, bürgerlicher Maurer Meister als Zeig**. Das danebengesetzte Siegel besteht wieder in einem
dreigeteilten Schild mit dem Adler in der oberen Hälfte, dem Knoblauch in der rechten (heraldisch)
unteren, und dem Löwen in dem linken Kompartimente. Vor dem Löwenmaul ist eine Konfiguration
in Form eines griechischen Kreuzes sichtbar. Darüber bloß der Stechhelm, aber ohne den aus
demselben wachsenden Löwen.
Im XVI. Jahrhundert bestand somit das Wappen der Allio in einem Knoblauchknollen allein,
im XVII. wurde der Schild geteilt: oben ein Adler, unten blieb der Knoblauch. — Im Jahre 1708
wurde der Schild unter Donat Allio dreiteilig und kam der Löwe samt einem Stechhelm dazu;
im Jahre 1728 wurde aber dieser Löwe überdies noch dem Stechhelm aufgesetzt, beziehungsweise
dazugefügt, bis dem ehrgeizigen Streber auch dieses nicht mehr genügte und er direkt nach einem
adeligen Wappen griff.
Das Stift Klosterneuburg besitzt nämlich in seiner Bildergallerie zwei Porträte des Allio in Ol.
Das kleinere und auch künstlerisch bescheidenere 0 trägt auf der Rückseite in den Schriftzügen der
zweiten Hälfte des XVIIL Jahrhunderts folgende Inschrift: Donatus Felix von Allio Ihrer zu
Hungern und Beheimb königl. Mayestät Ingenier, und Architekt der von dem uralt und berühmbten
hochfürstlichen Stifft zu Klosterneuburg anno 1730 angefangenen und fortgesetzt werdenden neuen
Gebeuen. Aetatis suae 66 Jahr Anno 1744.'' Dadurch ist die Identität des Dargestellten außer Zweifel
sichergestellt. Das zweite und künstlerisch wertvollere Bild trägt keine Legende und wurde bisher
nur nach der Tradition und nach der Familienähnlichkeit der Gesichtszüge des Dargestellten eben-
falls für denselben Allio gehalten. In majestätischer Pose blickt er den Beschauer an; er ist mit
einer stattlichen Allongeperücke, in Hofuniform, also rotem, mit breiter Goldborte beränderten Frack,
darüber ein weißer Rock (Brustkrause) dargestellt. Vor ihm auf einem Tischchen liegen Zirkel und
Maßstab, während er einen ausgebreiteten Plan des Stiftsgebäudes in die Hand zu nehmen sich
anschickt. Die Gesichtszüge sind hart und derb und die stark entwickelte untere Partie des
Gesichtes verrät wohl Energie und Kraft, aber keinen Adel der Gesinnung.
Das wichtigste für uns ist aber an diesen Bildern, daß der Porträtierte nach hochadeligem
Muster sein Wappen neben sich auf die Leinwand malen ließ. Und dieses wäre ? — keinesfalls sein
Wappen von 1 708 oder 1 728 auf dem Testamente desAlliprandi — wohl aber genau das adelige
Wappenbild der Prager Allio: im länglichen Schild der grimmige Löwe mit dem Knoblauchbüschel!
Wie, wann und warum diese Wappenänderung vor sich ging, darüber haben wir keine direkte
Nachricht; das ist aber allenfalls unbestreitbar, daß es nicht rite zuging, denn dem Allio selbst
war das Bild seines neuen Wappens nicht genau und in authentischer Weise bekannt, sobald er
dem Maler keine richtige Malvoriage zu geben in der Lage war, indem jener statt des „goldenen*
oder „gelben" Löwen einen weißen hinpinselte, ebenso wie auch die Krone weiß ist, während
die Helmdecken zu fehlen scheinen. Nur die Adlersflügel sind richtig wiedergegeben. Nun, nachdem
1) Reproduziert in „Karl Drexler: Das Stift Klosterneuburg", 1894. S. 141.
von Alexander Hajdecki. 27
dasselbe Wappen, obgleich mehr im Schatten und nur angedeutet auch auf dem größeren ^) Bilde
vorkommt, so ist dadurch auch die Personsidentität der beiden Dargestellten nunmehr ganz außer
Frage gestellt. Wir haben also den DonatoAllio sozusagen in flagranti auf einer ausgesprochenen,
mit allen Merkmalen einer mala fides ausgestatteten, sträflichen Adelsanmaßung ertappt, und nach-
dem das erst zwischen 1730 und 1740 geschehen ist und bis zu seinem Tode das Geheimnis gewahrt,
aber seinem intimeren Kreise doch verraten worden sein muß, so findet sich wahrscheinlich eine
Erklärung darin, daß einesteils das Erlöschen der adelsberechtigten Prager Linie abgewartet wurde
und andererseits Allio sich vielleicht aus geschäftlichen Rücksichten das Air eines Demokraten
geben wollte, dem es an dem Adelsprädikat gar nicht gelegen sei; denn bald zwanzig Jahre lang
sah er seine eigenen Bildnisse mit dem Adelswappen da und dort hängen, aber nie „prävalierte**
er sich seines Adels. Mit seinem Tode wurden aber plötzlich alle ihn überlebenden Kinder mit
einem Male adelig, speziell sah ich das Insiegel des Obristwachtmeisters Joseph Gabriel von
Allio auf einer Urkunde des Jahres 1774 mit dem Prager Wappenbilde. *) So verstand es dieser
unheimliche Mensch sogar aus seiner eigenen Untugend für sich Kapital zu schlagen. Im Adels-
archiv findet sich nicht die geringste Spur von einer Standeserhöhung, Wappenänderung oder
Vermehrung für Donat Feiice oder sonst einen anderen Allio. Allerdings, es ist wahr, auch die
im obzitierten Adelsdiplom für die Prager Allio vom Jahre 1694 bezogenen Wappenbriefe von
1585 und 1608 sind nicht auffindbar, und zwar der Tirolische von Erzherzog Ferdinand absolut
nicht, während der zweite von Kaiser Rudolf II. vielleicht noch in Prag auffindbar sein könnte,
wahrscheinlicher ist jedoch, daß beide überhaupt nicht existierten und bloß eine einfache Behauptung
der Petenten für bare Münze angenommen und für ein historisches Faktum hingestellt wurde. Wer
einigermaßen in die Adelswerbungen, Gesuche und Resolutionen jener Zeiten Einsicht zu nehmen
Gelegenheit fand, wird dies nicht befremdend und auch nicht unglaublich finden. Hat ja doch auch
unser Baron Strudl 1707 seine Ahnenprobe bis in die Zeit der Kreuzzüge nachgewiesen, konnte
aber wenigstens eine epische Dichtung für seine Behauptung anführen.
Mit dieser keineswegs erbaulichen Episode im bewegten Leben des Allio sind wir aber
noch lange nicht mit ihm selbst fertig. Er hat lange gelebt und demnach eine lange Geschichte
hinter sich.
In seiner militärischen Laufbahn sind wir dabei stehen geblieben, daß er sich erkühnte, im
Jahre 1729, zu einer Zeit also, wo ihm der Verweis wegen des so lange, so teuer und so schlecht
geführten Schlosserhoffbaues noch in den Ohren geklungen haben mußte und das Verbot auf seine
Gage, von welchem gleichzeitig in den Akten die Rede ist, ^ wahrscheinlich eine Straffolge dieses
verunglückten Baues, noch nicht aufgehoben war, nicht bloß um die Landoberingenieurstelle, sondern
sogar um das Direktoriat bei der Ingenieurakademie zu kompetieren, was ihm jedoch nicht gelang,
und daß er in der Folge 1730 wenigstens um den „Ingenieur -Hauptmanns Titul** bittlich wurde,
aber auch wieder ohne Erfolg. Allio war aber geduldig und konnte auch warten. Inzwischen hatte
er wieder kein Glück mit seiner „Stöckelaufführung auf den Militär- Quartierhäusern'' des Ingenieur-
hauptmannes Gerardi und des verstorbenen Montani. Er wurde beschuldigt, „den alten Bau
verfinstert und deteriorirf zu haben*) und konnte seit zehn Jahren zu keinem Naturalquartier
') Dieses Bild würde eher dem Meytens zuzuschreiben sein als das obgedachte kleinere, welches
K. Drexler mit dem Namen Meytens in Verbindung setzt; dieses würde ich aber eher auf Barth. Altomonte
zurückführen, weil es mehr zeichnerische als malerische Qualitäten besitzt.
0 Archiv des Landesger. Landrechtsabhandlungen ex 1774: 27.
•) Protokoll R. 1727, f. 1084. „Verbots relaxation in causa des Donato Allio*.
*) Protokoll 1736 R. f. 1 152.
4*
28 ^^® Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
kommen, weshalb er jetzt um einen Betrag von 4000 fl. zur Erbauung eines eigenen „Unter-Ingen.-
Quartiers oder um Zahlung der jährlichen Interessen davon per 200 fl. als ain Quartiergeld'' ^)
einkommt
Zur Abwechslung wurde Donat Allio auch ein Arbeiterlieferant für den Festungsbau in
Belgrad, entkleidete sich aber zu diesem Zwecke seiner Charge als Unteringenieur und seines Dienst-
verhältnisses zum Militärärar, denn im Februar 1739 lesen wir im Protokoll Exh. f. 665: „Contrad
so von Seiten des kay. Hof -Kr. Raths mit dem allhiesigen bürgerlichen Maurermeister
Donat Allio wegen Aufbringung und Abschickung nacher Belgrad zum Fortifications Bau 100 Maurer-
gesellen gegen inbemelte conditiones und Verpflegung geschloßen worden**. Allio hatte es sich also
bequem eingerichtet, indem er, je nachdem, entweder den „bürgerl. Maurermeister" oder den
„kay. Fortif. Unter-Ingenieur" hervorkehrte und diese oder jene Funktion ausübte; denn als
jetzt, im Jahre 1740, sein Gegner und siegreicher Mitbewerber, Obristwachtmeister und Landober-
ingenieur Gerardi, wahrscheinlich infolge von Intriguen des Allio auf seinen Posten resignierte,
erscheint wieder Donatus Felix Allio als „kay. Fortif. Unter -Ingen." mit der Bitte um Conferirung
dieser Stelle. =^) Aber auch diesmal gelang es ihm wieder nicht, er wurde einfach übersehen und viel-
leicht aus Kränkung darüber, und da er auch die „Zahl piquen" nicht bekommen hatte, welche dem
Hauptmann Welser konferiert wurde, ^) unternahm er im Jänner 1741 eine Reise nach Schlesien
und bat, seinem Sohn, dem Akzessisten Josef Allio, zu bewilligen, auf zwei Monate mitreisen zu
dürfen. Nur noch im Jahre 1744 tauchte sein Name, aber immer noch als „Unter -Ingenieur" in den
Protokollen auf, bis es im Jahre 1747 anläßlich des eingetretenen allgemeinen Friedens zu einer
Reorganisation und Reduktion des Ingenieurkorps kommen sollte; Allio meldete sich wieder, indem
er ad captandam benevolentiam im Dezember 1747 „seine bei der allhiesigen Fortifikation geleistete
Dienste und dem Aerario contribuirten Nutzen remonstriert". Er hatte nämlich schon Wind bekommen,
daß er entlassen wird, da ihm im Mai des Jahres 1747 befohlen wurde, sein ärarisches Dienst-
quartier auf Michaeli für das Ingenieurdirektorium zu räumen.
Seine „Remonstration" blieb wieder erfolglos, er wurde nicht mehr angestellt und als „Unter-
Ingenieur" im Jahre 1747 pensioniert. Der Herzog Karl zu Lothringen zeigte im April 1748
dem Hofkriegsrat an, „aus was Ursachen der vorhin allhier atigestellt geweste Unter-Ingenieur Felix
Allio zu dem neu formirten Ingen. Corpo nicht khönne angenommen werden, es seye aber billig*',
setzte er dazu, „ihm seine Rückstände erhalten zu machen, und auch pro futuro die Reductionsgage
anzuweisen".*)
Dieser Bescheid wurde der Hofkammer zur Flüssigmachung der ausständigen Gebühr („von
über 80 Monat"), anderweitigen Forderung und „von der Zeit der Reduktion die Halbscheit seiner
ehemaligen Gage" kommuniziert. Zufälligerweise fand ich in den Protokollen der n.-ö. Regierung im
Archive des Ministeriums des Innern die Anweisung auf die ihm verliehene jährliche Pension von
400 fl. de dato 20. Oktober 1749, aus welcher wir somit erfahren, daß ein Unteringenieur 800 fl. bezogen
habe, falls ihm nicht aus anderen Rücksichten die Pension höher als die Hälfte der Gage betrug,
bemessen wurde. Das scheint auch der Fall und die Unteringenieursgage nicht so hoch gewesen
zu sein, nachdem sein Sohn Josef über Antrag desselben Herzogs zu Lothringen im Jahre 1750
den „Character eines Ingen. - Oberleutnant mit den anklebenden 600 f. gage" bekam.
») Prot. E. Februar f. 350.
») Prot. 1740 E. f. 1571.
•) Protokoll Exh. 1738 F. 819.
*) Ebenda. Reg. 1748 Fol. 480.
von Alexander Hajdecki. 29
Wir haben somit an Hand der offiziellen Aktenstücke die ganze militärische Laufbahn des
Donat Allio von 1711 bis 1747, also die 36jährige Dienstzeit desselben, Schritt auf Schritt ver-
folgen können und konstatiert, daß derselbe wohl ,,per inconcessum"" von dem Unteroffiziersposten
eines Fortifikationswerkmeisters zum Offiziersrange eines ,,Unter-Ingenieurs" emporkam, über
diese Grenze jedoch trotz zwanzigjähriger Bemühungen und Bewerbungen nicht mehr hinauskam.
Von einer Verleihung des Hauptmannsranges oder -Titels findet sich auch in den Akten keine
Andeutung, im Gegenteile sehen wir, daß er bis zu seiner Pensionierung „Unter -Ingenieur^ betitelt
wurde. Er muß sich daher auch den Hauptmannstitel usurpiert haben, sobald ihm derselbe in den
offiziellen Totenprotokollen der Stadt Wien beigelegt und er auch in den Abhandlungsakten nach
seinen zwei 1774 verstorbenen Töchtern als „abgeleibter k. k. Ingen. Hauptmann" bezeichnet wurde.
Es ist schade, daß uns der Akt mit der Begründung seiner Pensionierung durch den Herzog
von Lothringen nicht erhalten geblieben ist, aber aus dem Ton und Wortlaut geht hervor, daß
es seine mangelhafte Qualifikation war — ebenso schade, daß auch die Verlassenschafts -Abhand-
lungsakten nach ihm, welche erst im Jahre 1849/50 skartiert wurden, verloren gingen. Nur noch die
Notiz ist vorhanden, daß sein Testament den 25. Mai und ein (später aufgefundenes) Kodizill am
10. November 1761 publiziert und beide am 7. Februar 1765 dem Ingenieur-Prodirektorio „extradirt"
wurden. Er muß jedoch ein namhafteres Vermögen zurückgelassen haben, da jede von den ihn um
13 Jahre überlebenden Töchter noch über ein Barkapital von zirka 4000 fl. verfügte. Joh. Bapt.
von Allio wurde ihr Universalerbe und eine Nichte der Maria Regina, die Tochter des Ingenieur-
majors von Lauer, erhielt ein Legat von 1000 fl.
Ob nun auf Grund des obigen curriculum vitae unseres Unteringenieurs in ihm eine „für die
Kunstgeschichte höchst bedeutende Erscheinung'', wofür ihn II g hält, erblickt und ihm der stolze
Bau von Klosterneuburg wirklich zugeschrieben werden kann, mag hier dahingestellt sein; ich ver-
weise bloß darauf, daß der von Essen wein ^) mitgeteilte „Plan von Klosterneuburg vor dem Neu-
bau des Klosters vom Architekten Allio'' kaum mehr als für eine Situationsskizze angesehen werden
kann, behalte mir aber vor, den von II g dem Allio zugedachten Prachtbau der Salesianerkirche
in Wien für Fischer von Er lach gelegentlich zu revindizieren. Auch Klosterneuburg wird sich
nach einen anderen „Architekten" umsehen müssen. Zwar stellt es auch Prälat Dr. K. Drexler
in seinem obzitierten Buche*) als Tatsache hin, daß der „Mailänder (?) Felix Donato d'Allio,
Oberstlieutenant an der k. Ingen. Acad.", „die Pläne entworfen" habe, folgt darin aber nur
dem Albert II g und macht den angeblichen Architekten obendrein zu einem „Oberstleutnant^, was er
nie war, denn nur sein Sohn Joh. Bapt. hat diesen Titel als Administrativbeamter beim „Ingenieur-
Corpo" spät nach des Vaters Tode erhalten, wie wir schon wissen, und versucht diese Behauptung
gar nicht des näheren zu' begründen. Freilich wird einige Zeilen später der Kontrakt des Stiftes mit
Felix von Allio, „kais. lügen.", und Franz von Allio, Baumeister, erwähnt, welcher noch im Original
vorhanden zu sein scheint; aber wozu verpflichtet sich dort der Herr Ingenieur? Einfach nur dazu,
„den ganzen Bau zu dirigiren und nach vorhandenem Riß aufzuführen" Da ist doch klar
seine Berufstätigkeit gekennzeichnet und die Bauoberaufsicht, welche allein ihm kontraktlich zukam,
von der Tätigkeit des Architekten als des projektierenden und entwerfenden Künstlers auseinander-
gehalten, denn er hatte den Bau „nach vorhandenem Riß" zu führen. Also der Riß war schon
vorhanden und von jemand anderem entworfen, sonst hätte es sich der ehrgeizige Mann nicht gefallen
lassen, diese Textierung zu unterschreiben. Für mich war es längst auch ohne dieses Dokument
1) In Band 5 der Berichte (1861) S. 61: „Die Johanneskapelle in Klosterneuburg''.
») Ibid. p. 141, 143.
30 ^>c Dynisten- Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
klar, daß Allio mit diesem grandiosen Bauprojekt gar nichts als Architekt zu tun haben konnte,
der Wortlaut dieses Kontraktes stellt aber dieses Faktum außer Zweifel fest.
Durch die liebenswürdige Zuvorkommenheit des P. T. hochwürd. Herrn Stiftspropsten Bern-
hard Peitl sind wir in der Lage, auch das zweite und weit interessantere Bildnis des Donat
Allio nach einer photographischen Aufnahme unseren Lesern vorzuführen. Es soll zugleich ein
beredtes Zeugnis dafür ablegen, daß Allio nicht der Urheber des stolzen Prälatenbaues gewesen
sei. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie er den vielbeschäftigten Hof- und Aristokratenmaler Meytens
endlich dazu gebracht hatte, auch sein Bildnis zu malen und ihm den Aufriß des Stiftsgebäudes, als
ein sichtbares Zeichen und Dokument für die geistige Urheberschaft desselben in die Hand zu drücken.
Meytens kannte aber seine Leute und obwohl das Schmeicheln mit der Farbe gewohnt und zu
Gesichtsfälschungen leicht zu haben, hatte er doch vor einer Geschichtsfälschung Respekt.
Er gab ihm daher wohl eine aristokratisch feine, rosige Hand, aber in die zarten Finger drückte
er ihm eine Rolle, an deren unterem Rande bloß ein Zipfel des großen Baues sichtbar ist und zwar
lediglich die fortifikatorischen Zirkumvallationslinien mit ihrem Zickzack -Winkelwerk,
zum Zeichen, daß Allio an dem ganzen Bau nur diesen, seiner Berufstätigkeit nahe-
liegenden Teil, als sein Werk in Anspruch zu nehmen berechtigt wäre, welcher übrigens auch
nicht zur Ausführung gelangte, weü er schon damals längst antiquiert war.
IL Die Aliprandi.
Während wir soeben sahen, daß der Name der „Allio" in der Kunstliteratur weit über die
Gebühr oft genannt und breitgetreten wird, müssen wir bei seinem Alphabetnachbar, dem Namen
„Aliprandi**, konstatieren, daß er in ganz entgegengesetzter Richtung dort beinahe unbekannt
geblieben ist und mit Stillschweigen übergangen wird, obgleich die Aliprandi, Alibrandi oder
AI Hb ran di mehr ins eigentliche Künstlerfach einschlagen, nachdem ihre Hauptbeschäftigung
und Tätigkeit in Wien eigentlich im „Stucco" gelegen war. Wieder ein typisches Beispiel jener
Comaskenart, wie ich sie oben als eine charakteristische Eigentümlichkeit dieses artistischen Wander-
volkes hervorgehoben habe : das plötzliche und unaufhörliche Auftauchen auf allen Ecken und Enden
von Europa, aber in stetem Kontakt mit dem Mutterlande. Die Aliprandi nahmen sogar den Anlauf,
auch im Orient festen Fuß zu fassen, indem wir später einen aus Kairo gebürtigen Stockadorer
dieses Namens in Wien tätig finden werden. Dieses wäre der erste und einzige nachweisbare
Versuch dieser Comasken, ihre Tätigkeit auch auf den fernen Osten auszudehnen.
Diese FamUie stammt also ebenfalls aus dem „stato di Müano, vescovato di Como", und
erscheint zum ersten Male auf dem Wiener Boden zu Ende des XVII. Jahrhunderts, und zwar mit
einem Debüt im Maurerfache, weshalb sie auch hier besprochen werden muß.
In der älteren Literatur nennt bloß D labacz ^) einen Vertreter dieses Namens, den „Johann
Baptist Alliprandi", freilich gleich als einen „k. k. Architekten" in Prag um 1708, nach dessen
Zeichnung er auch den Stich einer Statue in Prag anführt.
Diesen JohannBapt. Aliprandi habe ich nun während seiner Lehrzeit in Wien ausfindig
gemacht, er ist aber nicht der erste seines Zeichens auf dem Wiener Boden. Als solcher tritt uns
vielmehr einChristophAliprandimit seiner Ehegattin Anna Maria in den Geburtsprotokollen der
St. Stephanspfarre in dem vereinzelten Falle der Taufe eines Kindes, Johann Baptist, im Jahre 1682
entgegen. Sonst ist er nirgends mehr zu finden, also ein Zugvogel entweder aufs flache Land
>) Böhmisches KünsUerlexikon.
Donato Fellce Alllo.
von Alexander Hajdecki. 31
oder auf dem Wege von oder bereits nach seiner Heimat Daß er eher noch dem Maurermeister-
Handwerke angehört haben dürfte, dafür spricht der Umstand, daß ihm als Taufpaten der bekannte
Maurermeister Karl C a n e v a I mit seiner Gattin Maria Magdalena zur Seite stand. Indeß kann dieser
durch Zufall in Wien 1682 geborene Johann Baptist Aliprandi nicht mit unserem obigen Prager
„Architekten" gleichen Namens identisch sein, denn schon im Jahre 1685 begegnen wir hier einem
Lehrjung Johann Baptist Aliprandi, welchen wir daher als senior bezeichnen müssen und mit
dem Prager Architekten identifizieren werden. In den Aufdingprotokollen der bestandenen Wiener
Maurermeisterzunft ist nämlich Folgendes zu lesen: „Den 17. Juni 4685. Dem Franz Martinelli
Maurer ein Lehrjung Johann Bapt. Allibrandi von Mospa (?) in Wälschland gebürtig"
(aufgedingt). Seine Nebenbürgen waren Karl Carlon und Joh. Bapt. Luges" (Lucchesi?). Erst
wieder nach elfjähriger Lehr- und Gesellenzeit ist von ihm in diesen Protokollen die Rede, wo es
heißt: „Am 22. Juni 1696 hat Baptist (Ali) Brandi sein Pallirjahr angefangen". Seine Meisterschaft
hat er nicht mehr in Wien erlangt, daher ich vermute, daß er um 1697 als Pallir zum Martin
Allio nach Prag ging und dort seine weitere baumeisteriiche Karriere machte, die sich in dem
Rahmen derjenigen seines Prager Meisters oder des Wiener Donatus Allio, der Piazzoli u.a.
bewegte. Er wurde nämlich, wahrscheinlich sogar als Nachfolger des Martin Allio, Fortifikations-
Werkmeister, sogar „Oberbaumeister", wie dies aus den nachfolgenden dokumentarischen Nach-
weisen erhellt.
Der Prager Stadtkommandant Feldmarschall Graf Daun erinnert den Hofkriegsrat in Wien
im Jänner 1706,^) „daß der Baptist Allibrandi zu der Fortifications Ober-Baumeister Stöll in
Prag nit tauglich sei, schlagt den Dietzenhoffer vor".
In einem Auszuge aus dem „Referat Wegen Ersetzung der Prager Fortifications Baumeister
Stöll" heißt es weiter „wozu der Egerische Baumeister Bayr, und statt dessen (also secundo loco)
der Allibrandini (sie) vorgeschlagen wird". In margine sind zu diesem Satze als Schlagworte
für den Index die Namen : „Mayr Joh. Georg" ^ und darunter „Pay er Paul Ignati" angemerkt.
Daraus könnte gefolgert werden, daß unter Joh. Georg Mayr der bisherige Prager Fortifikations-
Baumeister gemeint sei, während der zweite den Egerischen Baumeister näher bezeichnen soll.-^)
Aliprandi muß einen Rückhalt in Wien gehabt haben, denn er trug den Sieg sowohl über
Dietzenhoffer als auch über Bayr davon und wurde anfangs April 1706 zum Fortifikations-
Oberbaumeister in Prag ernannt, weil er schon am 9. jenes Monats um seine Vereidigung, „Ablegung
des Juraments" qua talis bittlich wurde. Erst nach zehn Jahren tauchte sein Name in diesen Proto-
kollen in einer Weise wieder auf, die auf ernste Konflikte in seiner Stellung schließen läßt. Im
April 1717 wird nämlich der „Prager Fortifikations -Baumeister Alibrandi „beordert, auf seinen
Posto nach Prag" zurückzukehren. Dagegen reicht Aliprandi sofort ein förmliches Urlaubsgesuch
um „lizenz von dasiger (Prager) Fortifikations Arbeit ausbleiben zu dörffen" ein, welches an General
Sickingen nach Prag zur Begutachtung geleitet wurde.
Im März 1720 starb aber Alibrandi und wir erfahren, daß seine Witwe Barbara Caecilia
geheißen hat, mit sieben Kindern zurückgeblieben ist und um die Auszahlung des „gewöhnlichen"
Sterbequartals bittlich wurde. Aus dem Wiener Testamente seines Bruders Anton A 1 i p r a n d i, eines
») Archiv des k. u. k. Reichs -Kriegs -Ministeriums. Protok. E. 1706. Fol. 76 und 126.
•) Neben dem Mayr ist ein f notiert, zum Zeichen daß er inzwischen verstorben war.
'') C. Gurlitt. Geschichte des Barockstiles in Deutschland 1889 nennt S. 207 einen „Prager« Baumeister
Bayer als den Autor der Umbauten der böhmischen Kirchen „in gotischen Formen", wie er auch den von mir im
Artikel „Allio" als Fortifikations -Baumeister zu Eger genannten Abraham Leutner auf S. 200 als einen Prager
Architekten Abraham Lentner in Evidenz hält.
32 ^ic Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
Haushofmeisters, vom Jahre 1728 erfahren wir aber, daß sie eine geborene „Bussi" war. Er
ließ nur einen Sohn Joseph, aber sechs Töchter zurück. Ob nun der Titel „k. k. Architekt* auf
Grund dieser Laufbahn gerechtfertigt erscheint, bleibe dahingestellt, aber der Bericht des Grafen
Daun bietet uns einen willkommenen Anlaß zur Einschiebung einer kurzen Betrachtung über die
deutsche Maurer -Dynasten -Familie der Dietzenhoffer, auch Dientzenhoffer geschrieben, welche
durch volle zwei Jahrhunderte in der Geschichte der deutschen Architektur eine hervorragende Rolle
spielte, deren Anfänge jedoch, wie sich zeigen wird, auf Wien zurückzuführen sind, woselbst auch
einige Anhaltspunkte zur Feststellung ihrer künstlerischen Qualitäten zu finden sein werden.
Über die Diezenhoffer, deren (sieben) Familienglieder mit Bezug auf ihre baukünstlerische
Tätigkeit dort auch besprochen werden, ist Näheres bei C. Gurlitt*) nachzulesen, wo namentlich
zweien davon, dem Christoph (f 1722) und dessen Sohn Kilian Ignatz (f 1752) eine um-
fassende Würdigung ihrer angeblichen Werke zuteil wird.
In dem ob mitgeteilten Berichte des Grafen Daun vom Jahre 1706 in Betreff des Aliprandi
wird nun ein „Diezenhoffer" genannt, welchen dieser Graf als Stadt- und Festungskommandant
von Prag zum „Oberbaumeister der städtischen Fortifikation" in Vorschlag bringt, um welche Stelle
auch unser Aliprandi und der Egerische Baumeister Paul Ignaz Bayer kompetierten. Es wird also
hier der „Dietzenhoffer** bezüglich seiner künstlerischen oder handwerklichen Befähigung und
Aspirationen den uns schon bekannten „Werkmeistern" in Prag und Wien, wie die Allio, Rossi,
Casanova, Orsi u. s. w. unter den Italienern, Abraham Leutner, Schwarzbauer, Gruber
und Huber oder Veith Kanka unter den deutschen und tschechischen Vertretern dieses Faches
gleichgestellt und dadurch schon sein künstlerisches Signalement gegeben.
Es entsteht nun die Frage, welcher Diezenhoffer hier gemeint sein könne? Und da es
sich um die Prager Meister von 1706 handelt, so können bloß zwei in Betracht kommen, der Vater
Christian und der Sohn Kilian. Da jedoch im Jahre 1706 Kilian erst 16 Jahre alt war, also kaum
über die Lehrlingsjahre hinaus sein konnte, so wird darunter nur Christoph Diezenhoffer
verstanden sein, welchem als sein „großes Hauptwerk*" die Jesuitenkirche St. Nikolai in Prag
zugeschrieben wird. Er gehörte demnach dem Kreise jener „Architekten" an, welche in den von mir
hier zum erstenmale benutzten Quellen ausschließlich „Bau- oder Maurermeister" genannt werden und
von welchen ausnahmsweise nur ein einziger, der Donatus Allio, über dieses Niveau, wenigstens was
den Titel anbelangt, sich zu erheben getrachtet und verstanden hat. Daß Christoph Diezenhoffer
zu diesem Kreise gehörte und in demselben sich bewegte, dafür kann ich noch folgenden Umstand
anführen. Diezenhoffer muß um 1700 eine zweite Ehe geschlossen haben und dazu suchte er
sich die Handwerkstochter oder Witwe Aichbauerin aus, weil sein Stiefsohn Johann Georg
Aichbauer „ein Maurermeister" war, als solcher im Jahre 1716 mit der Kriegsverwaltung einen
Kontrakt wegen des „Brünnerischen Fortifikationsbaues auf fünf Jahr" geschlossen hatte und zu diesem
Zwecke von. seinem „Stiefvater Diezenhoffer" eine Kaution „statt seiner" angelegt worden waren.*)
Nach Beendigung des Baues und dem inzwischen erfolgten Tode des nun „verstorbenen
Stiefvaters Diezenhoffer" (f 1722) verlangte Aichbauer im August 1723 die Herausgabe dieser
Kaution, worüber General Zinzendorf zu berichten hatte und berichtete, daß „der vom Aichel-
1) Geschichte des Barockstiles in Deutschland, insbesondere S. 203, 332 ff. und 2G9 bis 279. Ich halte die
Schreibweise „Diezenhoffer" für die richtige, weil diese nicht nur in den Wiener Kirchenregistern des XVll. Jahr-
hunderts überwiegend vorkommt, sondern auch in den Protokollen des XVIII. ausschließlich gebraucht wird. Heller,
der Biograph dieser Familie (Bericht über den Kunstverein zu Bamberg 1843) schreibt: „Dienzenhofer", dagegen
Gurlitt stets „Dientzenhofer*.
*) Archiv des Reichs -Kriegs -Ministeriums Protok. R. 1723. f. 336, 759 und 870.
von Alexander Hajdecki. 33
bauer (sie) zu Brunn wiewohlen fruchtlos geführte Fortifikations Bau untadelhaft seie, mithin die
für ihme von dem Diezenhoffer eingelegte Caution zurückgestellt werden könnte, wenn auch ex
parte politica nichts dagegen eingewendet würde**. In diesem Sinne ging auch eine Rekommandation
der Kriegsverwaltung an die „böhmische Cantzley" am 19. September ab.
Kilian Ignatz Diezenhoffer entging vielleicht glücklicherweise der zunftmäßigen Aus-
bildung in seinem Fache, sonst wäre er gewiß mit der Zeit ein ernster Anwärter auf eine Fortifikations-
baumeisterstelle gewesen, namentlich nach dem Ableben des Aliprandi im Jahre 1720, wo er schon
30 Jahre alt war. Diese Stelle erhielt aber wieder ein Italiener namens Scott i, welcher erst 1737
starb. Noch ein Umstand spricht dafür, daß Kilian eine schulmäßige Ausbildung genossen haben
kann. Ich finde, daß im Jahre 1763 ein Generalauditor- Leutnant Dinzenhofer zu Olmütz angestellt
war und in einen großen Konflikt mit der vorgesetzten Behörde geraten ist. Er verließ eigenmächtig
seinen Dienstposten und ging, wie es seinerzeit auch unser Aliprandi tat, nach Wien. Das
Ministerium erließ jedoch einen harten Befehl an den General Neipperg, „daß der schon einige
Monate alhier (in Wien) befindliche Gen. Aud. Leut. Dinzenhofer wann er bis zum 26. d. M.
(Jänner) in Wien noch anwesend wäre, beym Kopf genommen (!) und die Anzeige davon
gemacht werde solle**.*) Er wurde nachher auch zu einem dreimonatlichen Profoßenarrest kon-
demniert und seine Gattin, eine geborene Mo nn er in, bittet aus diesem Anlasse, „sich ihrer
anzunehmen**.
Ich halte diesen Auditor für einen jüngeren Bruder des Kilian, und nachdem dieser die
juridische Laufbahn gewählt hatte, ist leicht anzunehmen, daß der Vater den älteren Sohn für die
höhere technische bestimmt haben kann.
Viel interessantere Nachrichten über die Diezenhoffer des XVIL Jahrhunderts haben uns
aber die Wiener Archive aufbewahrt, bn Ereignisprotokolle B. I. des Genossenschaftsarchivs des
Wiener Baugewerbes findet sich unter dem Datum 1640 folgende Eintragung: „Ist der Wolff
Diezenhoffer (sie) sammt seinen Purgen vom Meister Georg Veuth ledig gezahlt — und
Gebühr erlegt**.
Damit im Zusammenhange steht die zweite dokumentarische Nachricht vom Jahre 1643, 2)
laut welcher „am 10. Mai der ehrsame Wolf Diezenhoffer ein Maurer, aus Bayern in Auer-
pfarr (?) gebürtig, die ehrentugendsame Mariam Braun in des Martin Braun, eines gew. Böcken
zu Arxersdorff (?) seel. Tochter** geheiratet hat. Als Beistände fungierten: Paul Hoff er und Wolf
Zehetner, wahrscheinlich auch Maurermeister. Ihm wurde hier 1644 ein Kind geboren. Auf Jahr-
zehnte verschwindet er dann aus der Evidenz, bis erst wieder im Jahre 1667 der Name Wojf
Diezenhoffer auftaucht. In denselben Protokollen wird nämlich verzeichnet: „den 24. Sep-
tember 1667 hat Wolf Diesenhoffer Maurergesell um die Meisterschaft angehalten**. Sollte
es derselbe Wolf gewesen sein, welcher als „ein Maurer** 1643 hier geheiratet hat und dann spurlos
verschwunden ist? Er müßte dann wenigstens 1620 geboren worden sein, wäre also jetzt mit
47 Jahren noch immer ein Maurergeselle? Ganz ausgeschlossen wäre es nicht, denn wir haben
schon einen Allio als ewigen „Gesellen** kennen gelernt und viele Sterbefälle von „Gesellen** in
höheren Lebensjahren habe ich schon konstatieren können, es ist aber auch immerhin möglich, daß
wir es hier mit einer anderen Person, vielleicht mit dem Sohne, zu tun haben, denn in den Tauf-
protokollen von St. Stephan ist im Jahre 1668 der Taufakt des Kindes Wolf gang Augustin ver-
zeichnet, als dessen Eltern Wolf gang Diesenhoffer und Margaretha erscheinen.
0 ibid. Prot, in judicialibus 1763, pro Jänner und Juli.
*) Libri copulat. bei St. Stephan.
XZXIX. Band.
34 ^ic Dynasten -Familien der italienischen Bau* und Maurermeister der Barocke in Wien
Am 20. Dezember 1660 hat weiters derselbe „Wolf Dlnsenhoffer, Maurer", laut dem-
selben Ereignisprotokolle „sein Meisterstück vorgewiesen, und weillen an diesem Mängel erfunden,
ist ihm auf sein Bitt zur Straff 12 Rthl. nach und nach zu geben auferlegt worden, worüber er
angelobt und für einen Meister an- und aufgenommen worden". Fast vier Jahre später, den
4. Dezember 1673, hat er „Wolff Dienstenhoffer (sie) sein Meister Mahl gegeben" und hiemiet
verschwindet er aus meiner Evidenz.
Erst im Jahre 1700 taucht wieder eine Spur der Diezenhoffer in Wien auf. Am
15. August d. J. heiratet 0 nämlich „der ehrbar Johannes Carolus Jacobe ein Mahler aus dem Reich
von Iser gebürtig, des Johann Christoph Jacobe seel. Sohn, die Jungfrau Constantiam Dizen-
hofferin des Johann Joachim Dizenhoffer ehel. Tochter". Ihr Vater muß noch am Leben gewesen
sein, sonst würde er ausdrücklich als „seelig" bezeichnet worden sein. Vielleicht zu derselben
Familie gehörig ist noch ein Wiener Maurermeister desselben, nur möglicherweise nach der Art
jener Zeit falsch geschriebenen Namens. Am 14. September 171 P) heiratet nämlich „der ehren-
geachte Herr Mathias Dizendorffer ein Maurermeister und Wittiber bei der g. Krone in
eigener Behausung bei Mariahilf eine Wittib Mariam Caeciliam 0 1 1 i n". Hiemit sind die Nachrichten
über die Diezenhoffer auf dem Wiener Boden, was deren Personalien anbelangt, noch nicht
erschöpft und auch die Familienidentität des Wiener Zweiges mit den gleichnamigen fränkischen
und Prager Baumeistern nicht näher angedeutet.
Bekanntlich übergehen in vielen Familien gewisse Vornamen traditionell von Vater auf den
Sohn, so daß, wenn auch die Kette ein oder das andere Mal durchbrochen wird, namentlich infolge
des alten Brauches, den Täuflingen die Vornamen der Taufpaten zu geben, was oft nicht zu umgehen
ist — doch auch in späteren Generationen — (Atavismus) derselbe Namen konstant wiederkehren
wird, gleichsam als ein äußeres Merkmal und Zeichen der Familienkontinuität.
Nun sehen wir unter den Wiener Diezenhoffern den Vornamen Wolff oder Wolf gang
mehrfach vertreten, in keinem einzigen Falle aber auch bei den fränkischen oder Prager Vertretern
dieses Namens. „Wolf" ist aber in Deutschland ein so populärer und vulgärer Name, daß, wenn
er auch bei dem nordischen Zweige vorkommen sollte, dies nicht viel zu beweisen hätte. Dort
treffen wir aber auf einen exzeptionellen und in Deutschland gar seltenen Namen: „Leonhard".
Wenn dieser Name bei dem Wiener Zweige konstatiert würde, wäre dadurch als dem Beweise
der Kontinuität der Familientradition ein näherer Anhaltspunkt zur Erweisung der Familienidentität
gegeben, als dies bloß durch die Namensgleichheit der Fall ist. In der Tat finde ich noch in den
Jahren 1605 und 1608 auf dem Wiener Boden die Spur eines „Leonardus Diesenhoffer",
welcher in beiden Jahren je eine Tochter in der Michaeler Kirche taufen läßt. Leider enthalten die
Taufbücher jener Zeit keine weiteren Angaben, oft sogar den Namen der Mutter nicht. Das dürften
die ältesten dokumentarischen Nachweise über diese Baumeisteriamüie sein, und nachdem sie auf
Wien zurückführen, so scheint die österreichische Abstammung derselben gesichert zu sein.
Bevor wir jetzt zu den Aliprandi zurückkehren, möchte ich mir erlauben, hier noch eine
allgemeine Betrachtung einzuschalten.
Wie immer die offenbar noch offene Frage der Stellung der „Bau -Werkmeister" der Barock-
zeit auf der hierarchischen Stufenleiter der Baukunst entschiedet werden mag, ein historisches
Faktum möchte ich hier festgestellt haben.
Während des ganzen XVII. und XVIII. Jahrhunderts wird in den Wiener Quellen der Unter-
schied zwischen „Baumeister" und „Ingenieur" streng eingehalten in dem Sinne, daß der letztere
<) Libri copulat. bei St. Michael.
•) ibid.
von Alexander Hajdecki. 35
dem ersteren Übergeordnet war und im Rangsverhältnis eines Offiziers zum Unteroffizier gestanden
ist. Ingenieur (Insignierer, Ingegnir) war der synonime Ausdruck für „Architekf" und weil von
italieniscliem Klang, daher geschätzter und gebräuchlicher als der lateinische, also ,, vulgäre":
^»Architekt". Noch im Jahre 1705 gelegentlich der zweiten Verehelichung des berühmten Fischer
von Erlach, wird er im Kopulationsakt als „Königlicher Ingenieur vulgo Archltectus"*
bezeichnet.
In einem deutschen Text wurde daher anstandslos und ausnahmslos „Insignir'' geschrieben,
mußte aber der Text lateinisch aufgesetzt oder wiedergegeben werden, dann wurde der Ausdruck
„Architectus" gebraucht, während der „Bau-* oder „Werkmeister" magister murariorum, im
besten Falle „aedilis" hieß.')
Das ganze Gebiet der Baukunst stand aber, wenigstens in Wien, im ganzen XVII. und noch
weit ins XVIII. Jahrhundert hinein unter dem Zeichen und ausschließlichen Einfluß der „Militär-
Baukunst", so daß ein nichtmilitärischer „Ingenieur" bis etwa zum Jahre 1740 zu den größten
Seltenheiten gehörte. Ich habe deren außer dem Hofdienste im XVII. Jahrhundert keine und im
allgemeinen bis etwa 1750 kaum 57o gefunden. Daher wurden sämtliche öffentlichen kommunalen und
sonst wichtigeren Bauten durch Militäringenieure geführt und die städtischen Rechnungen weisen
zahlreiche „Geschenke" an militärisch graduierte Ingenieure in species- und Kremnitzer Duggaten
(auch über 100) „für gelaiste Dienst" oder als „Remuneration". So hat auch, um gleich ein Beispiel zu
geben, die städtische Mehlgrube auf dem Neuen Markt ein (Militär-) Ingenieur-Hauptmann Johann
Jacob Fischer gebaut. Es hat daher IlgO» d^^i drei Militäringenieure namens Fischer, weiche
mit dem Joh. Bernhard von Er lach zumeist gleichzeitig lebten und wirkten, gänzHch unbekannt
geblieben sind, Unrecht, wenn er deshalb dem Schlager einen „Weichselzopf von Irrtümern" vor-
wirft, weU dieser eine Rechnung dieses kaiserlichen Ingenieurs Joh. Jacob Fischer zitiert, welcher
für II g durchaus „nur Johann Bernhard" gewesen sein kann, „denn es gab 1698 keinen anderen
kais. Ingen. Fischer, als diesen" (!). Unterdessen bleibt 1 1 g diesbezüglich im Irrtum und S c h I a g e r
muß Recht behalten, denn es gab wirklich einen kais. Ingen. Joh. Jacob Fischer.^
Nun hatten die Militäringenieure als solche einen Offiziersrang und auch die Praktikanten,
sobald sie „nach absolvirten Studien der Ingenieur- Kunst in Theorie"^) zum Ingenieurdienst auf-
genommen wurden, erhielten den Offiziersrang eines Unteringenieurs, dann wurde er „Ingen.-Lieutenant,
dann Ingenieur -Hauptmann" u. s. w.
Die Fortifikations-Bau- oder Werkmeister dagegen hatten keinen Offiziersrang, rückten über-
haupt von ihrer Stellung zu Offizieren nie vor, mit der einzigen Ausnahme bei Donat Allio, der
vom Baumeister Unteringenieur wurde. Es kam allerdings vor, daß solche „Maurer- oder Bau-
*) Der Baumeister Simon Carove wird als Bauführer der Josef Städter Kirche Maria Treu im über memo-
rabilium dieser Pfarre „magister murariorum'', und sein Pollir Donatus Allio „ejus pallirius" genannt. Dagegen
wurde „im Reich", wenigstens in Sachsen, im XVII. Jahrhundert der „Baumeiste r** lateinisch „Architectus*
genannt und wurden ihm die Verrichtungen eines schaffenden Künstlers zugedacht. So von A. Bei er in seinem 1665
in Gotha gedruckten lateinischen Werke: „Der Meister bei den Handwerken** p. 7, und tn keinem von seinen übrigen
Schriften ist von einem „Maurermeister" oder „magister murariorum" die Rede. In dieser Richtung müßten eben
noch Studien gemacht werden.
') 11g: Die Fischer von Erlach. S. 361.
*) Ich habe über alle diese Militäringenieure Fischer eigene Regesten gesammelt. Joh. Georg Fischer I.
diente von 1668—1691. Joh. Georg Fischer II. starb als Ingenieur-Hauptmann 1718, 41 Jahre alt, nachdem er 1705
als Unteringenieur in den Dienst getreten ist. Johann Jacob Fischer dient von 1687 als Ingenieuradjunkt und
stirbt im Dezember 1706 in Brunn als „Ingen.-Hauptmann und Land-Ingen, in Mähren". Sein Sohn Joh. Ignaz wurde
1705 als Ingenieur mit monatlich 45 fl. aufgenommen und „im Reich" angestellt, verschwindet dann spurlos.
') Aus dem Anstellungsgesuche des Joh, Ignaz Fischer.
36 ^i^ Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
Werkmeister'' eine „OffiziersstöU'' ^) innehatten, aber auch dies fand ich bloß in einem einzigen Falle
bei einem altgedienten Meister.^ Johann de Capauli war seit etwa 1650 als ein Maurermeister
beim „königl. Pragerschloß** angestellt, er führte nebstdem kontraktlich mehrere ärarische Bauten (so
das Zeughaus auf dem Visehrad) aus und im Jahre 1673 lesen wir, daß „der Capauli genieße
zwei Dienste: die Ingenieur- und Maurermeister-Steil*', wahrscheinlich bei dem Egerischen und
Pragerischen Fortifikationsbau. Dies geschah jedoch in dem Sinne, wie man ehedem auch geistliche
Pfründen und Würden an Weltliche verteilte, welche dann den geistlichen Titel führten, ohne selbst
diesem Stande anzugehören, daß also vakante Offiziersposten oder „Luckhentf wegen der damit ver-
bundenen Bezüge an solche Unteroffiziere vergeben wurden.
Daß dem aber so war und solche untergeordneten Bauwerker, wenn ihnen auch größere
Befugnisse oder ein größerer Wirkungskreis eingeräumt wurde, stets den Ingenieuren, also Offizieren
untergeordnet und unterstellt waren, dafür steht uns ein konkreter Beweis zur Verfügung. Der „Bau-
meister" Venereo Ceresola wurde im Jahre 1686 „für einen Maurermeister nacher Ofen**
geschickt und ihm zugleich „die Inspection über einig andere Gränitz - Posten" anvertraut. Gleich
rührte sich der dortige Oberingenieur de la Vigne und verlangte darüber eine Aufklärung, worauf
der Hofkriegsrat die Weisung ergehen ließ, daß diese Anstellung des Ceresola „zweifelsohne
dahin verstanden seie, daß er (Ceresola) solche Arbeith nach Angebung der Ingenieur
und Kommandanten verrichten solle". ")
Wo also im XVII. und XVIII. Jahrhundert wenigstens für den Bereich der österreichischen
Lande lediglich von einem „Baumeister", „Bauwerk- oder Maurermeister" die Rede ist, dort wird
es sich gewiß nur um einen Professionisten handeln, welcher allerdings in dem rein bautechntschen
Fache tüchtig und erfahren sein konnte, welchem aber jede bau künstlerische Tätigkeit in dem
heutigen Sinne eines Architekten ferne lag.
Ich fühlte mich gedrungen, diese Frage in ihren Hauptumrissen hier schon kursorisch zur
Sprache zu bringen, um für die richtige Beurteilung der besprochenen und der zu besprechenden
„mastri muratori", welche vielfach für Architekten in unserem heutigen Sinne gehalten werden, einen
sicheren Maßstab zu gewinnen.
Wenn wir jetzt wieder uns den Aliprandi zuwenden sollen, so finden wir nunmehr in
Wien lauter Stukatorer dieses Namens vor; nachdem aber dieselben mit dem Baugewerbe innig
verknüpft .sind, so zwar, daß die Zunft der Maurermeister gegen dieselben wegen der Obergriffe
auf ihr Handwerk sogar klagbar aufgetreten ist, so mögen auch diese hier ihren Platz finden.
In Wien waren vier Aliprandi im Zeiträume von 1670 bis über 1750 hinaus, als Stukatorer
tätig aber nach Art der Comasken ging das Geschäft nicht von Vater auf den Sohn über, sondern
es ergänzte sich stets der regelmäßige Abgang oder Abzug in die Heimat durch einen frischen Zuzug.
Der älteste unter ihnen, Anton Aliprandi,*) muß um 1685 verheiratet nach Wien gekommen sein
und starb hier nach mehr wie 30jähriger Tätigkeit am 26. September 1718 im Hause zur goldenen
Rose in der Johannesgasse. Nur eines von seinen sieben Kindern verbleibt in Wien, nicht aber als
Erbe der väteriichen Kunst, sondern als ein J.-U. Dr. und Gerichtsadvokat. Sein gleichaltriger Kollege
und Pate seiner zeitlich verstorbenen Zwillinge, Hieronymus Alfier, überiebte ihn um 22 Jahre, denn
er starb 86jährig im Jahre 1740, wie denn überhaupt hervorgehoben zu werden verdient, daß die
1) Aber nicht den Offiziers-Charakter.
') Protok. Exh. 1656 und 1673 im Archiv des Reichs - Kriegsministeriums.
•) Ibid. — Prot. Reg. 1686. Oktober 23.
*) Die Schreibweise Aliprandi wähle ich deshalb, weil sie durch zwei verschiedene eigenhändige Unter-
schriften aus den Jahren 1718 und 1728 als die richtige verbürgt zu sein scheint.
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von Alexander Hajdecki. 37
Stuckadorer im Gegensatz zu den Bildhauern sich eines langen Lebens erfreuten. So starb der so
oft genannte Santino Bussi TOjährig im Jahre 1736, der Francesco Piazolli sogar 86jährig im
Jahre 1745. Ober die übrigen drei Fachgenossen läßt sich nicht viel mehr sagen, als in der
genealogischen Tabelle angeführt ist (siehe Tafel III).
Charakteristisch ist nur noch wieder eine Wappenfrage. Der Gerichtsadvokat Dr. Jakob
Anton Aliprandi fungiert nämlich im Jahre 1718 als Testamentszeuge des „kay. Hof - Historien
Mahlers " Franz Karl Remp und siegelt dort mit einem einköpfigen Adler im runden Schild und
einem halben aufrechten Pferd über dem Stechhelm. Genau zehn Jahre später finde ich seinen Siegel-
abdruck auf dem Testamente seines Kousins des Anton Aliprandi II. Diesmal sieht aber sein
Wappen schon anders aus, es ist vermehrt oder verbessert. Der Schild ist schon quadratisch und
der Adler ist in den Herzschild versetzt, welcher auf Querbalken zu liegen scheint. In den dadurch
gebildeten vier Segmenten des Hauptschildes ist in den unteren eine Monogrammverschlingung aus
zwei V. V. in den anderen dreien je ein Krebs. Ober dem Schild bloß ein Maskaronkopf in einer
barocken Umrahmung.
Schon während des Druckes fand ich noch einige Reste von Abhandlungsakten nach drei
Mitgliedern der Aliprandifamilie, aus welchen sich ergibt, daß der Prager Baumeister Johann Baptist
ein Sohn eines ebenfalls in Wien tätig gewesenen Stukatorers Lorenz Aliprandi I. war. Dieser ist
in Wien um 1712 gestorben und hinterließ außer dem obigen noch drei Söhne — den Anton II., den
in Italien zurückgebliebenen Sebastian und vielleicht auch den Cairoten Michael, weü Anton II.
dessen Sohn Josef seinen „Consaguineo"* nennt. Sein Vater stammt aus Leino oder Laino, wo Anton
geboren wurde und er auch sein Anwesen zurückließ. In seinem Nachlasse fand sich doch noch
etwas vor, weü Anton noch 1727 in seinem und im Namen des in Layno wohnhaften Bruders Sebastian
und der Kinder nach dem verstorbenen Johann Baptist aus der städtischen Waisenkassa den Rest
des väterlichen Erbes per 250 fl. behebt. Dagegen sterben die nachfolgenden Stukatorer Aliprandi in
Armut. — Anton I. wurde schon bei seinen Lebzeiten von seinen zwei Söhnen samt der Mutter aus
ihren „eigenen Mitteln" erhalten, daher „Armutshalber" die Nachlaß - Sperre eröffnet wurde und nach
Michael sind bloß vier gipserne Statuen „im betheuerten Werth" von 25 fl. zurückgeblieben.
Diese Nachricht ist wichtig, weil wir die vielen gipsernen Altarfiguren der Wiener Kirchen möglicher-
weise als Werke von Stukatorern und nicht Bildhauern anzusehen haben werden. Die Verarmung
dieser Italiener in der Zeit um 1720 dürfte dadurch zu erklären sein, daß damals das deutsche Element
überhand genommen hat und die Italiener ganz aus dem Felde schlug.' Unter den Dutzenden von
Wiener Stukatorern sind um diese Zeit nur noch mehr zwei oder drei italienische zu finden.
III. Die Canavale*
über diese Maurermeisterfamilie habe ich das wesentlichste Regestenmaterial bereits in dem
Jahrbuch der k. k. Zentralkommission*) veröffentlicht und den Beweis erbracht, daß es eine eigene
Familie für sich war namens Caneval und daß dieser Name, nicht wie Ilg^) es haben will, bloß
ein Beiname (cognomen) der Carl one bildete, daß es daher keine Persönlichkeit des Namens
„Carlone-Caneval" gegeben hat. Ich muß mich daher, um Wiederholungen zu vermeiden, auf
das dort Mitgeteilte berufen und werde hier bloß das mir nachträglich noch bekannt gewordene
Materiale kurz besprechen.
>) Band II, 2 (1904). S. 254-275.
>) S. Ilgs Studie über die Carlone in den „Mitteilungen der Zentralkommission'' V (1879).
38 Di6 Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
Wir haben dort folgende Familienmitglieder dieses Namens kennen gelernt:
1. Den Bildhauer Johann Dominic Canavall, welcher in Wien 1634 geheiratet hat und
von welchem ich damals annahm, daß er im selben Jahre verstorben wäre (S. 257). Dazu wäre
noch folgendes ergänzend und berichtigend zu sagen. Schon im Jahre 1629 kommt der Name eines
Hans Canival in dem Ereignisprotokoll der gewesenen Maurerzunft vor, allerdings ist er gestrichen
und durch „Baptist Späz**, einen „Maurermeister aus Krembs", ersetzt, immerhin aber ein Beweis,
daß ein Meister dieses Namens schon damals in der Provinz (Krems ?) tätig war. Die nachfolgende
Notiz in dem „Verzeichnuß über die aufgenommenen Lehrjungen'' besagt nämlich unter dem Datum
des 17. August 1636: „Meister Jacob Pedrutz (Petrucci) Steinmetz und Unter - Zöchmeister hat
einen Lehrjung zum Steinmetz aufgedingt Christophum Khrieger von Klosterneuburg. BQrgen
seint sein Stiefvater Hans Gabel Bürger- und Stadt-Mauermeister zu Klostemeuburg und Johann
Dominico Conobal, Maister gebürtig in dem Mayländischen Gebieth zu Lantzius.'' Daraus, in
Verbindung mit dem Umstände, daß die Spur dieses BHdhauers mit seinem Trauungsakt in Wien
verschwindet, ist zu entnehmen, fürs erste, daß er nicht 1635 mit dem Tode abgegangen ist und
daß er in der Provinz, eventuell auch in Klostemeuburg sich ständig aufgehalten haben dürfte.
Gelegentlich der Trauung dieses Bildhauers oder Steinmetzen im Jahre 1634 haben
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2. den Hofmaler Johann Baptist Canavall in Wien getroffen. Nachher habe ich einen
selir interessanten Fund im Hofkammerarchiv gemacht, nämlich neben viel anderem die detaillierte
Rechnung über seine und seines Kompagnons für den Hof von 1606 bis 1611 gelieferte „Hoffarbeit
und Malleray", nebst seinem eigenhändigen äußerst desperaten untertänigen Supplizieren an den
Kaiser aus dem Jahre 1615, wegen Auszahlung dieses Ausstands per zusammen 1485 fl. 59 kr. Da
mir sonst kein Platz zur Veröffentlichung dieses interessanten Dokumentes zur Verfügung steht, für
welches das so schwer zugängliche „Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen** der richtige
Platz wäre, so muß ich hier den Hauptinhalt desselben wenigstens anzudeuten trachten.
Unser Hofmaler schreibt sich selbst „Johann BaptistaCanevall und sein Compagnon
hieß Hieronymus Marian**. Neben vielen Vergoldungen und Ölfarbanstrichen von „Comißen"
oder Bilderrahmen, „Wappen auf Plech für Truhen**, Postamenten „für Ihrer May. gegoßene Conterfett
von Glocken Speis** etc., welche Gegenstände an die Maler Hansen von Ach, Herrn Daniel
Freschels und den Sigill- und Steinschneider Octavio Miseron (eine Nachzeichnung des
kaiserl. Innstegels) abgeliefert wurden, was zusammen in sechs Jahren bloß eine Summe von 150 fl.
ergibt, ist dort noch von einem „Triumph** die Rede, davon allein „uns noch ausständig bleibt
1177 fl. 58 kr.**!
Was ist das für ein „Triumph**? Jedenfalls ein größeres Werk in Miniaturmalerei und ein
wertvolles und von Kaiser Mathias besonders geschätztes Werk, wenn „dieses Buech mit dem
gemahlten Triumph in Ihr May. Khunstkammer, zu welcher Ihr May. die Schlüssel
selbst verwahren, sich befindet, und kann daher die anbefohlene Besichtigung und Schätzung
nit geschehen.**
Zweifelsohne wird dieser „Triumph** sich in den Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses
wieder finden oder dessen Schicksal konstatieren lassen, dessen Herstellungskosten, Autoren und
Zahlungskalamttäten uns hiemit bekannt werden. Die ausständige Rechnung der beiden Maler belief
sich nämlich auf 1485 fl. 59 kr. und ging zum Teil auf das Jahr 1606 zurück, im Jahre 1615 befahl
nun Kaiser Mathias auf den herzzerreißenden Klageschrei der Künstler, daß sie nicht einmal auf
Barzahlung dringen, aber wenigstens „daß E. R. M. solche Abraitung ratificirn und unter-
schreiben, daraus unsere Gläubiger noch ein Trost zu schöpfen und zur weitteren Geduldt neben
von. Alexander Hajdecki. 39
unseren embsigen Bitten bewegt wurden" . . — eine Kommission (schon damals wurde also fleißig
kommissioniert) einzusetzen, welche „diese Arbeit zu besichtigen .... und zu erheben hätte, was
Ihre kay. M. dafür zu bezahlen schuldig sein mechten".
Diese Kommission hat nach dreimonatlicher Arbeit sich'dahin gutachtlich am S.November 1615
geäußert, daß „das negste sein wird, daß man mit diesen Partheien auf ain gewisses accordim
thäte". Wiederum ein „placet" des Kaisers, wieder eine Kommission, und diese rühmt sich endlich
in einem Berichte vom 4. Februar 1616: ...„Haben wir mit ihm tractirt und denselben so weit
behandelt (!), daß er 485 fl. nachzulassen eingangen".
Das ist der Ursprung und die Geschichte jenes Briefes des Kaisers Mathias vom 11. Mai 1618,
mitgeteilt in dem „Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen** ^) wegen Auszahlung der noch aus-
ständigen 1000 fl. an Joh. Bapt. Caneval und Compania. Der Kaiser nennt ihn hier „des vorigen
Kaisers und Bruders Hofmahler** hat ihn daher in dem Dienst nicht bestätigt und nicht beibehalten.
Da Caneval noch im Jahre 1634 lebt, so mag er die Bezahlung dieses restringierten Ausstandes
immerhin noch erlebt haben.
3. Als dritten Repräsentanten dieser Familie haben wir in chronologischer Reihenfolge von
einem Dominikus Caneval gehört, dessen Witwe einen Stukatorer im Jahre 1635 geheiratet hat, und
welchen ich für den Bildhauer Johann Dominik C. gehalten habe. Es war jedoch ein anderer,
von dessen Beruf, Herkunft, Wohnort gar nichts mehr bekannt ist als das Faktum seines Todes
von 1635. Dafür vermag ich von einem jüngeren Dominikus Caneval, einem Maurer-
professionisten, sicherere Kunde zu geben. In dem „ Lehrjungbuch ** lesen wir:
4. „Den 16. Marti 1642 dingt Meister Simon Redagg einen Lehrjung Dominicus
C an oval von Lanzio Val de Intelni soto dieziesi di Como gebürtig. Seine Pürgen sind: Herr
Peter Spatz und Meister Andre Allio beede Paumeister allhie zu Wien."
Hier lernen wir also die engste Heimat der Canevale kennen. Nach drei Jahren, also in
der vorgeschriebenen Lehrzeit, wird er dann am 12. März 1645 bei demselben Meister „freigesagt'',
das heißt zum „Gesellen" freigesprochen. Von seinen Bürgen wird Meister Petter Spatz schon
als „seelig" bezeichnet. Ob er und bei wem sein Handwerk in Wien ausgelernt hat, habe ich vor-
läufig nicht konstatieren können, jedenfalls war er Trauungszeuge des Notars Kari Caneval im
Jahre 1647^ und dies wäre auch die letzte nachweisbare Spur seines Aufenthaltes in Wien.
5. Was die Hauptperson dieser Familie auf dem Wiener Boden, den Baumeister Karl
Caneval anbelangt, wäre nur nachzutragen, daß bei ihm im Jahre 1671 Bernhard Ceresola sein
Pallirjahr absolvirte, im Jahre 1676 der nachherige Meister G e o r g P o w a g n e r ^) sein Meisterstück
verfertigte und 1672 ein Lehrjung Peter Mäyä von Mailand aufgedingt worden. Von da ab bis zu
seiner Flucht aus Wien im Jahre 1683 hat er noch fünf Lehrjungen gehabt, und zwar lauter Deutsche
und alle aus dem Salzburgischen, mit Ausnahme des Kari Huetter, der ein Wiener war.
6. Einen neuen Repräsentanten dieser Familie finden wir in Wien erst wieder im Jahre 1722,
in welchem im Juni „der wohlehrengeachte Franz Xaver Canaval, ein Goldstücker, zu Linz
gebürtig, die Rosa Juliana Kern in" bei St. Stephan zum Traualtar führt.
1) Band XV. Reg. Nr. 11800.
^ S. meinen obzitierten Aufsatz p. 258.
*) Er starb in Wien 1712, 73 Jahre alt. II g nennt ihn Bowanga, auch Boranga.
fK.r .^"^^r _/-x^»^^^ v_ vrxy".
40 ^i^ Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
IV. Die Carlone.
Wir kommen nun zur Besprechung der bei weitem typischesten, zahlreichsten und kunst-
geschichtlich interessantesten Comaskenfamilie, nämlich der der Carlone, auf deren Befreiung
von dem siamesischen Zwillingsbande mit den Canevalle ich soeben hinweisen konnte. Auch die
Carlone dringen etappenweise vor. Zunächst okkupierte diese Familie Steiermark (ein Peter C. ist
Baumeister in Graz 1556, ein Caspar in Fürstenfeld 1571, Sebastian und Stephan, beide Bildhauer,
sind, ersterer 1591 in Seckau, letzterer 1600 in Judenburg beschäftigt), dann brach aber gleich ein
ganzer Schwärm derselben in die österreichischen Lande und deren Capitale ein, so daß deren fünf
zu Ende des ersten Viertels des XVII. Jahrhunderts in Wien gleichzeitig auftreten. Sie sind alle aus
einer Ortschaft — Scaria ist ihr Stammsitz — und kamen teils ledig, teils schon verheiratet her,
teils waren es Geschwister, Neffen, Onkel oder sonst noch mit einander blutsverwandt. Sie akkli-
matisieren sich aber schwer. Sie haben wohl volle hundert Jahre (1620—1720) Wien besetzt gehalten,
und schickten während dieser Zeit wohlgezählte fünfzehn Meister ins Treffen, aber nur einer von
ihnen war auch in Wien geboren und nur einer pflanzte hier sein Geschlecht über das dritte Glied
fort. Das traditionelle väterliche Handwerk vermochte er aber doch nicht auf diese Wiener Linie
der Carlone zu vererben, sie wurden — Beamte. Andererseits wurden von jenen fünfzehn Meistern
bloß nur sieben in Wien vom Tode überrascht, die übrigen konnten noch rechtzeitig die heimatlichen
Gefilde zurückfinden, insoweit sie nicht irgendwo unterwegs liegen geblieben sind (so z. B. ein Karl
Carlone angeblich in Passau 1708).
Im Allgemeinen zeichneten sich die Carlone unter den Comasken dadurch aus, daß in
ihnen das künstlerische Element einen viel günstigeren Nährboden gefunden hat und ihnen daher
ein artistisches Gepräge anhaftete, welches ihre Bezeichnung als „Künstlerfamilie" rechtfertigen
ließe, insofern als unter ihnen nicht bloß sporadisch, aber traditionell auch Bildhauer, Stuccadore
und insbesondere auch zwei Maler vertreten sind. Eine spezifische Eigentümlichkeit der Wiener
Carlone ist es aber, daß, wenn sie auch hier fast ausschließlich ihrem angestammten Baugewerbe
nachgingen, • sie in keinem einzigen Falle, was sonst alle anderen Comasken taten, sich um den
militärischen Dienstposten eines Fortifikationswerkmeisters beworben hatten. Sie ambitionierten eben
eine untergeordnete militärtechnische Karriere nicht.
Wenn wir uns nun in der Literatur nach dieser interessanten Familie umsehen, so finden
wir, daß sie eigentlich gar keine hinter sich hat, denn die „Studie", welche Albert II g „über die
Künstlerfamilie Carlone"^) veröffentlichte, ist wohl nicht ernst zu nehmen, wie denn auch der
Autor selbst sie „in Form und Inhalt für nur fragmentarisch und unfertig" erklärte.
Das Wenige, was sonst noch über einige Carlone später bekannt geworden ist, verdanken
wir der gelegentlichen Archivforschung von Amateuren in einigen Klosterarchiven der Provinz, wie
Gleineck,^) Klosterneuburg») oder Garsten, St. Florian*) und Heiligenkreuz. Eine systematische
Durchforschung des korrespondierenden Dokumentenmaterials auf dem Wiener Boden, welcher
als Brennpunkt für die gesamten künstlerischen Bestrebungen des Reiches und damals noch
*) Mitteilungen der Zentral-Komm. V. Jahrg. 1879.
^) Aus dem Gleinecker Archiv von Wussin und Ilg in den Mitteilungen der Zentral-Komm. Band X.
') Urkundliches zur Kunstgeschichte von Klosterneuburg in den Berichten des Altert.-Ver. Band XXVI.
*) A. Czerny, Kunst und Kunstgeschichte in St. Florian. Linz 1886 und Mitteilungen der Zentral-Komm.
N. F. XI.
von Alexander Hajdecki. 41
Rendezvousplatz für die Ktinstlerschaft der ganzen Welt, denn es gab kein europäisches Kulturvolk,
welches hier nicht stets seine Fachrepräsentanten gehabt hätte, um in der Kunst Schule zu suchen
oder Schule zu machen — die wertvollste Ausbeute liefern und geradezu die Basis bilden müßte,
auf welcher eine österreichische Kunstgeschichte erst aufgebaut werden könnte — hat noch kein
österreichischer Fachgelehrte versucht oder unternommen.^)
Aus einem so fragmentarischen Materiale ließ sich dann freilich nicht viel machen, und bei der
suggerierten Prädisposition für diese Comasken, in deren jedem gleich ein schaffender Architekt
erster Größe gewittert wurde, auch von Nutzen, daß sie nicht mehr Raum 'in der Literatur einnahmen.
Bisher hat es bloß der geistreiche Breslauer Professor Cornelius G u r I i 1 1 '^) versucht, unter
diesen Umständen und auf Grund dieses mageren Materiales die künstlerische Tätigkeit der „italienisch-
österreichischen Meister*" Carlo ne, einer eingehenderen künstlerischen Würdigung zu unterziehen,
und wenn er auch nicht umhin konnte, die Autorschaft der ihnen zugeschriebenen Prachtbauten
außer Frage zu stellen und ihre stilistischen Vorzüge zu rühmen, so stellte er doch fest, daß sie
„mehr Dekorateure als Architekten waren"; und aus der Textierung des weiteren Satzes :
„wie wenig Carlone mit der eigentlichen Architektur umzugehen verstanden . . ."^ klingt
deutlich das innere Widerstreben des feinfühligen Gelehrten gegen die landläufigen Taufen dieser
Bauwerke auf den Namen dieses oder jenes Comasken heraus. Am glänzendsten bewährt und
dokumentiert sich aber sein kritischer Scharfblick und die intuitiv richtige Orientierung in Kunst-
und Stilfragen dort, wo er, unter dem Banne der Autorität unseres Albert Ilg stehend, dessen
frischeste Umtaufe der Wiener Salesianerkirche auf dem Rennweg auf den Namen des uns schon
gut bekannten Donato Feiice Allio (nicht d'AUio) zwar ohne Widerspruch gelten läßt, aber
zum Schluß sich die harmlose Bemerkung nicht versagen kann: „sollte er (Allio) nicht vielmehr nur der
Bauführer gewesen sein?''^) Damit wird er auch Recht behalten. Zur Zurückweisung der plötzlich
unvermittelt und ohne zwingende stilkritische Berechtigung von Ilg auf den Schild emporgehobenen
Autorschaft eines homo novus — wie es Donat Allio bis dahin einer war — war aber nicht
einmal ein neues Beweismaterial notwendig; denn bloß mit den schon vorhandenen Waffen des
kunstkritischen Arsenals wäre es ein leichtes gewesen, den großen Fischer vonErlach in seine
Rechte wieder einzusetzen; also warum jene Zurückhaltung und nur ein leichter Zweifel von Seite
des deutschen Professors?
Da stoßen wir auf den Krebsschaden und Hemmschuh einer jeden Wissenschaft: die
Autorität und den Autoritätskultus. Ich habe an einem anderen Orte**^) nachgewiesen, daß die
Autorität als eine Voraussetzung und Folge des unbedingten Gehorsams, den Lebensnerv einer
jeden militärischen Organisation bildet. Auf allen anderen Gebieten ist sie von Übel und am aller-
wenigsten darf sie in der Domäne der reinen Geistestätigkeit geduldet werden, denn „Forschung"*
und „Autorität" sind zwei heterogene und sich ausschließende Begriffe. Leider nistet sie sich auch
dort ein, zum Glück bloß als eine, wenn auch gefährliche Kinderkrankheit. Die österreichische Kunst-
geschichte steckt aber eben noch in den Kinderschuhen und muß sie durchmachen.
Als einer der ersten und gleich der hervorragendste Vertreter der jungen Wissenschaft wuchs
eben Albertilg mit einem Schlage zu einer unnahbaren Autorität, gegen deren Machtspruch es keine
*) Wie die Dinge auf diesem Gebiete heute bei uns stehen, wird auch da der Privatfleiß von „Dilettanten''
aushelfen müssen. Es steht auch zu erwarten, daß in kürzester Zeit der Anfang damit gemacht werden wird.
*) Geschichte des Barockstils in Deutschland. Stuttgart 1889. S. 143 u. ff.
») ibid. S. 146.
*) ibid. S. 218, 219.
») Vergl, meine: „Offiziers-Standes-Privilegien" Wien 1897. S. 15 ff. über Disziplin, Gehorsam und Autorität.
XZXIX. Band. 6
42 Die Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
Apellation gab. Sogar von offizieller Seite ^) wurde ihm eine „autorative Bedeutung" zuerkannt,
gegen dessen Ausspruch ,,nicht das Geringste" einzuwenden war.
Nachdem solchermaßen sein Wort für sacrosanct und jeder schüchterne Versuch, ihm mit
der kritischen Sonde näher zu treten, für ein Sacrileg galt, wurde sein Tun und Schreiben jeder
wissenschaftlichen Kontrolle entrückt, so zwar, daß es noch heute, bald zehn Jahre nach dessen
Tode, gewagt erscheint und einen zivilen Mut erfordert „gegen Ilg aufzutreten", als ob die Aus-
stellung und Berichtigung der vielen Irrtümer, in welchen er befangen war, im Stande wären, seine
wahre Größe und Bedeutung für die österreichische Kunstgeschichte zu verdunkeln. Aber dieser
Autoritätskultus hat ihren Fortschritt um Jahrzehnte hinausgeschoben und ihre Rückständigkeit
verschuldet.
Wenn wir schon bei den Kinderkrankheiten der österreichischen Kunstgeschichtsforschung
sind, sei noch einer symptomatischen Erscheinungsform gedacht, welche ebenfalls auf Ilg zurück-
führt und der durch ihn inaugurierten Schule anhaften dürfte — das ist die Autosuggestion.
Davon nur eine Illustrationsprobe, welche überdies mit unserem Thema über die Carlone zusammen-
hängt, an dieser Stelle aber erörtert werden soll, weil sie nicht unsere Wiener Carlone betrifft.
Die in Steiermark und Oberösterreich ansässig oder nur beschäftigt gewesenen zwei
Carlone: Johann Baptist und Karl Antonio gelten für die Architekten der Kirchen und
Klöster von Garsten, Passau, Kremsmünster etc., und zwar auf Grund von vorgefundenen Original-
rechnungen, Quittungen und Briefen der beteiligten Professionisten.
Nun wird im Gleinker Archiv von Wussin ein Brief des „Cari Anthoni Carlon Maurer-
maister" de datto Scaria 24. Jänner 1684 des Inhalts vorgefunden:^ „ler brueder Johannes last
sich E. Hochwürden dienstgehorsambist empfehlen .... Ueberschickt hiemit den Grund-
riß zu der Losensteiner Capellen sambt einen ueberschlag".
Für jeden Unbefangenen ist der Wortlaut des wenn auch von einem Italiener geschriebenen
deutschen Briefes klar und deutlich, daß hiev nämlich von einem Klosterbruder Joannes die
Rede ist, welcher mit nach Italien gereist ist und durch den Schreiber die obige Post ausrichten
läßt. Die unbefangene, grammatische und logische Interpretation läßt unmöglich eine andere Deutung
zu. Ir Bruder ist nicht mein Bruder. Mit Rücksicht auf diesen Inhalt wohnt diesem Doku-
mente eine weittragende Bedeutung inne; das fühlte nun Ilg, da er aber von einer anderen Idee
voreingenommen war und ihm daher diese natürliche Deutung wider den Strich ging, interpretierte
er den Brief folgendermaßen: „Jener „Johannes" ist entweder Giovanni Battista Carlone,
der Architekt der Garstner Kirche, oder Giov. Giac. (Canevale) — welcher 1681 einen Paß
nach Haus erhielt. Wir werden sehen, daß den Bau der Kapelle schon im nächsten Jahre Carlo
Antonio durchführte, erfahren aber jetzt schon, daß jener Johannes also einen Anteil an der
Idee hatte, daß der Grundriß von ihm herrührte!" Um also nur nicht einem anderen, hier
gar einem Ordensbruder die geistige Urheberschaft an den Plänen zu dieser Kapelle zugestehen
zu müssen, wodurch sein ganzer, bereits im vorhinein zurechtgelegter Beweisapparat und die Genug-
tuung, für alle jene stolzen Bauten ebenso große Architekten von volltönenden Namen entdeckt
und gefunden zu haben, in Brüche gehen müßte, wurden die Grundregeln der Interpretation über-
sehen und im Handumdrehen dem erstaunten Leser statt der erwarteten näheren Auskunft über den
geistigen Urheber und geistlichen Stiftsbruder Johannes („ihr brueder) — zwei ganz fremde und
willkürlich herbeigezogene, auf ihre Personsidentität nicht näher geprüfte Personen als die mut-
>) Monatsbericht des Altert. -Ver. zu Wien. III. (1892 Nr. 3) S. 166.
«) Mitt. d. Zentral - Komm. X. p. VI. (Wussin -Ilg.)
von Alexander Hajdecki. 43
maßlichen Brüder des — Briefschreibers zur beliebigen Wahl vorgeführt ! Nachdem der gute
Glauben des Kunstkritikers nicht in Zweifel gezogen werden kann, so muß nur der Fall einer
Autosuggestion vorliegen und als solcher konstatiert werden, der es dem, von einer vorausgefaßten
Idee durchdrungenen und getragenen Autor unmöglich machte, die Dinge um ihn herum von einem
anderen als dem einmal eingenommenen Gesichtspunkte zu betrachten und zu erklären. Dadurch
geschah es, daß die kunstgeschichtliche Forschung um die Früchte dieses bedeutsamen, wenn auch
so schlichten Dokumentes, gekommen ist, welches uns den Schlüssel zur Lösung der noch immer
so dunklen Frage nach den Urhebern der größten kirchlichen Baudenkmäler auch noch des ganzen
XVII. Jahrhunderts an die Hand gibt und einen Einblick in die Baupraxis jener Zeiten gestattet.
Da nun eine noch längere Abschweifung auf das Gebiet der allgemeinen Kunstgeschichte
hier wohl unmöglich ist, muß ich mich damit begnügen, bloß konstatierend anzudeuten, daß es
eben solche „Brüder" waren, welche die Entwürfe, Pläne und Kostenüberschläge für alle kirch-
lichen und geistlichen Bauten entwarfen, und eigens für die baulichen Bedürfnisse der einzelnen
Orden und Kongregationen ausgebildet und verwendet wurden. Sie hießen als solche bloß Pater
oder Frater Petrus und Joannes und hatten weder ein Interesse daran noch die Möglichkeit,
ihren Namen irgendwie mit dem Bau zu verknüpfen. Dadurch erklärt sich der eigene Baustil der
diversen Orden und Stifte, so der Jesuiten, Zisterzienser, Dominikaner, Piaristen u. s. w. Der Bau-
stil wurde nicht von außen hineingetragen, sondern innerhalb der eigenen Mauern gehegt, gepflegt
und entwickelt. Anders stand es mit der Ausführung des Baues. Der Bauherr lieferte den Plan und
Grundriß, konnte aber den Bau nicht mit den eigenen Arbeitskräften ausführen, 0 oder vielmehr er
durfte es nicht, weil die Zunft der Maurer oder die Haupthütte es nicht zugelassen hätte, und so
mußte ein „Baumeister'' bestellt werden, unter dessen Namen dann der Bau vor sich ging. Dieser
Baumeister, mag er nun für sich auch die Fähigkeit besessen haben, schöpferisch zu gestalten,
wurde aber kontraktlich verpflichtet, nach dem ihm vorgelegten Plane und unter Kontrolle des
Hausarchitekten den Bau zur Ausführung zu bringen. Nur die größere oder geringere Solidität der
technischen Ausführung ging daher auf Rechnung dieser Baumeister und verschaffte ihnen einen
größeren oder minderen Ruf — geistige Urheber dieser oft großartigen, und den Bedürfnissen des
Bauherrn verständnisvoll angepaßten Bauanlagen waren sie nie und nimmer, mögen sie nunAllio,
Carlone, Canevalle, Fischer oder Hillebrandt heißen, das beweist uns der in dem
Briefe des Baumeisters Carlon bezogene „ler brueder Johannes" mit seinem „Grundriß". Ilg
bemühte sich auch nicht nachzuweisen, warum unter „Ir" Bruder sein eigener verstanden werden
müsse und daß eventuell dieser mit verreist gewesen wäre, er zog auch gar nicht in Betracht,
daß der Italiener seinen Bruder oder Conpatrioten nie lateinisch „Joannes", sondern auf italienisch :
„Giovanni = Giambattista" genannt haben würde, wie ihn ja auch Ilg nie anders nannte — alles
dies übersieht der Kritiker, weil er im vorhinein von der Idee durchdrungen ist, die Carlone
müßten die gesuchten Architekten sein !
Der älteste und bedeutendste Träger des Namens Carlon auf dem Wiener Boden war
Johann Baptist Carlon, welcher zumindest seit 1620 als kays. Hof - Baumeister tätig, am
28. Dezember 1645 hier verstorben ist. Den ältesten dokumentarischen Nachweis seines Wiener
Aufenthalts finden wir in der einer Salva guardia des Kaisers Ferdinand II. ddo. 24. Oktober 1631,^)
laut welcher „in gnädigster Ansehung seiner Uns und Unserem löblichen Haus vill lange Jahr
*) Was auch hie und da vorkam oder versucht wurde.
>) Saalbuch Band 45, fol. 202.
6
44 ^ic Dynasten - Familien der italienischen Hau- und Maurermeister der Barocke in Wien
gelaistete Dienst, sein erkhaufftes unter dem Maltheser Orden allhie mit dem Grundt gehöriges
Haust und GartI vor dem Karnerthor in der Kottgassen in Unseren Schutz genommen und dahin
befrait haben . . . sein Leblang in gemeltem Haust in Krieg und Frieden von jeder Einquartierung und
Losirung genztich befreyt . . ." Unter dem von Schlager (Materialien) zitierten Hofbaumeister Joh.
Bapt. Caloni, welcher 1626 „den Saat in der alten Hofburg baut*, ist gewiß unser Carlon gemeint.
Nach des Kaisers Tode wird er dem Hofstaate der verwittibten Kaiserin Eleonora zugeteilt, wie
aus der grundbücherlichen Eintragung seines zweiten Hausbesitzes hervorgeht,^) wo es bezüglich
eines halben Hauses „am Khienmarlct gegen dem Präghaus über gelegen'' heißt: „alsdann habens
höchstgedacht verwittibte Kaiserin Eleonora Deroselben verordneten Pawmeister Herrn
Joh. Bapt. Carlon um ein bestimmtes Geld aufrecht verkauft und völlig cedirt** .. . Dieses Haus
ging nach seinem Tode mit der Witwe in den Besitz seines Neffen Karl Martin Carlon über,
und nach dessen Tode 1665 an die Weinzierl. Wenn er auch seinerzeit eine hervorragendere
Stellung in seinem Fach in Wien eingenommen haben muß, sobald er sich die Gunst des Kaisers
und zwei Hausbesitze erworben hat, so ist von seiner Tätigkeit mit Ausnahme des oben erwähnten
Saalbaues in der Hofburg doch nichts mehr bekannt, und ich finde in der Literatur seinen Namen
eigentlich nur ein einziges Mal in Band 26 der Berichte des Altertums-Vereines genannt, so daß er
bisher für völlig unbekannt gelten kann. Carlon muß einen bedeutenden Anteil an dem Umbau
der 1626 durch den Kaiser Ferdinand IL den Barnabiten übergebenen, ins XIIL Jahrhundert
reichenden Michaeler Kirche gehabt haben, da er dort auch begraben zu werden veriangte. Nicht
nur weil es sich um den Protoplasten der Wiener Carlone und ihren hervorragendsten Vertreter
handelte, aber wegen der lebendigen Schilderung der Familien- und Vermögensverhältnisse eines
ansehnlichen Wiener Bürgers und Baumeisters aus der ersten Hälfte des XVIL Jahrhunderts sei
hier das Testament dieses Carlone mitgeteilt, vorhin aber nur bemerkt, daß derselbe nach dem
am 24. Jänner 1641 erfolgten Tode seiner ersten „Hausfrau" Dominica 2) schon am 4. September 1641
bei St. Stephan zur zweiten Ehe mit Frau Maria Pichlmayerin, eines kays. Kammerdieners
Witwe, schritt. Das Kopulationsdokument ist dadurch interessant, daß es auf seine künstlerische
Stellung eine Schlußfolgerung zuläßt. Er wird dort nämlich „Der Edl und gestrenge Herr" tituliert,
nachdem der gewöhnliche Titel der zünftigen Baumeister: „der kunstreiche" gestrichen und auf
„gestrenge" geändert wurde — er bekam also den Titel der hofangestellten freien Künstler und
wurde überdies ausdrücklich „r. k. M. Architectus" genannt Diese Frau muß bald gestorben sein.
Denn schon am 1. August 1642 heiratete neuerlich bei St Michael „Joannes Baptista Carloni
caes. Maj. aedilis et cives Viennensis Elisabetham Rodekhin q. Martini et Dominicae filiam". Er
kommt sonst noch in den Wiener Kirchenmatriken im Jahre 1633 als Trauungszeuge des Hofbild-
hauers Hans Leonhard Worster mit Margarethe Frechin, Cammertischlers Wittib, im Jahre 1635
dem Stukadorer Petrus Costel mit Dominica Canevalin Wittib und noch einen Monat vor
seinem Tode am 12. November 1645 seinem Landsmann Silvester Carlon mit der Lucia Allio
Wittib vor.
Sein Testament hat folgenden Wortlaut:
Im Namen Gottes Habe Ich Johan Baptista Carlon Bürger und khay. Paumaister allhie in Wienn
zum Gemueth und Herzen geführet Derowegen Ich zwar schwaches Leibs gegenwärtiges Testam. zu
machen . . nachfolgends Inhalts:
Anfengiichen Dieweillen die Seel edler dann der Leib, so befilche ich sie in die grundlose Barmherzigkeit
Mein todten Leichnahmb aber in St. Michaelis Pfarrkürchen allhie (ohne sunders gebrenng, als nemblichen mit denen
*) Gewährbuch lit. M. fol. 276.
') Totenprotokoll von St. Michael.
von Alexander Hajdecki. 45
Clericis bei obgedacht Michaeliskarchen und denen khay. Hofspitälern). — Änderten mein zeitliche Verlassenschaft
betreff, so ich durch den reichen Segen Gottes erworben, erobert, ersparet, verschaffe Ich davon zu Haill
und Trost meiner armen Seel in die 4. Armenhäuser an ieden Orth 10 Guid. reinisch.
3o_ . . . 80 Seelenmessen: in St. Stephan 25, bei St. Hieronymo 25, bei den PP. Augustinis bey uns. Lieben
Fraven Lauretha in der Todten Kapellen 25, die übrigen 5 bei Michalern . . hierzu testire 40 Gulden.
40^ Verschaffe ich in Unser lieben Frauen Kürchen zu Verna im Bisthumb Co mm gelegen in das
Dorf wo ich gebürtig, 400 Guld. Reinisch.
5 legtre und verschaff meiner e.tisten Tochter Francisca Rethackin Wittib außer Ihrer mutterl. portion
der 1250 Guld. (so sich noch bei meiner Verlassenschaft zu suechen) so wie auch außer des von mir albereith
empfangenen Heyrattsgueth so sich über die 700 Guldl erstreckht, noch absonderlich 700 Guld. Rein, und will daß
Sie von erstgemelt sowohl Vatter als muetterl. Erbgueth den halben Theil auf meinem in den Statt liegenden Haus,
den grienen wilden Mann genannt,') und den anderen halben Thail auf meinen Garten in der Kottgassen zu
suechen haben soll. — Mehr verschaffe Ich obgedachter meiner Tochter Franciscae aus denen Mobilien, oder
Vahrendthaab Ain Dutzend Zinnschissein von den größten samt meiner großen zunen Khandel. Item meinen großen
Nußbäumen Credenztisch samt der Nußbäumen Tafel und daraufliegenden Debich im vnndern Saal, und 4 roth-
lederne Sessln, wie sie derzeit in meiner undteren Stuben stehen. Item auch ain zuegerichtes Peth sammt Pethstatt.
meine rothseidene Deckhbeth, jedoch soll mein Weib und meine jüngere Tochter Clara den Vorzug und die
Wahl haben.
Mehr verschaffe Ich ihr auch Sechs bahr Leibachen, 4 Tischtücher, Zwey Duzet Tisch Salvet und 4 Handt-
tücher, so daß sie einer ieden Gattung die Hellft von denen besten und die Helft von den Mitteren bekombe.
Dan so verschaffe Ich zum 6ten meinem lieben Ehew. Elisabeth Carlonin geborener Retackhin, wegen
ihrer sonderbahren Lieb und Treu . . erzeigt, zu denenienigen 500 Guld. welche Ich ihr bei angehender Ehe ver-
heyrath, noch 500 fl. Rein, samb aller anderen Wahrenden Haab und Mobilien als Hausrath, Wein in Kheller, Silber-
geschmeid, ... nichts ausgenohmen, außer was Ich hernach meinem lieben Vettern Carl Carlon specifice auch
vertestirn^werde, und will, daß meine Hausfrau ad dies vitae Ihre freye Wohnung in meinem Garten und Zimmer, wo
Ich aniezo wohne haben, und bleiben soll. Und davern mergemelter Garten etwan aus Noth verkhaufft werden müßte,
soll Ihr die Priorität vor allen meinen Khindern zustehen ....
7|i Legire und verschaff meiner jüngsten Tochter Clara Prudentia weillen sie noch sehr klein, 1500 G.
Reinisch samt einer verschlossenen Chatul welche Ich mit meinen Henden verpetschirt habe, welches legat meine
liebe Hausfrau bis zu deme vogtbaren Jahren ohne Interesse zu geniessen haben soll; und weillen mehrgedacht
mein liebe Hausfrau auß Blödigkeit des Geschlechts, derselbigen allein nit vorstehen kann, als habe Ich zu Gerhaben
erbetten den Wolledlen um Gestrengen H. Valentin Stampa der verwittibten Rom. Kay. Eleonora Seh aaz meiste r
und Herr Dominicum Longon brgl. Handelsmann . . Wann aber mein jüngere Tochter vor ihren vogtbaren
Jahren mitTodt abgehen sollte, soll ihr legat von 1500 fl. in drei gleiche Thail gethaillt werden als: die ersten 500 fi.
sollen zurück auf mein liebe Hausfrau, die anderen auf obgedacht meine altist Tochter Francisca Rethak in fünf
eheleibl. Kinder fahlen. Und die übrigen 500 Gulden Will Ich daß sie in die Pfarrkirche zu Verna allwo meine lieben
Eltern begraben liegen, und ich gebürtig bin, zu Haill und Trost mein und dero armen Seelen sollen verwendet werden.
Fürs 8^e. Ob Ich zwar meinen Sohn Martin Carlon nicht nur aus einer, sundern aus mehren deren in
Rechten vorgesehenen Ursachen (als nembl. wegen Ungehorsamb, Undankbarkeit und Uebel verhalten so er nit nur
an ainem Orth oder in ainer Statt, sondern in Villen Laendern verybet und erpractictrt indem er sein Ehegebenes
Weib verlassen, sein mueterliches Erbguett schändlicher verschwendet und dilapidirt, mir auch nach Leib und Leben
zu trachten, sovoll schrifft- als mündlich betrohet und was dergleichen mehrers, welche Laster Ich mich deß Orts
alle zu specificirn schämbe) genzlichen enterben khönnte, So verschaffe Ich doch zu Verhiettung weiteres Unglieckh
oder genzlichen Verzweiflung dessen, Ihme außer deß gegebenen Heyratsguets 300 Guld. Damit solle er von meiner
völligen Verlassenschaft genzlichen abgefertigt werden, und zumfahl er nach meinem Todt Inner Jahresfrist in Persohn
nit anhero khommen möchte, soll sein Weib die landsbreichige Interesse jehrlichen darvon zu genießen haben, und
wan Er in diesen seinen Abwesen umkhumbe oder stürbe, so Ihr das völlige legat anhaimbfallen. Hingegen soll Sie
auf khünftige Georgi innstehenden 1646^^" Jahres sich anderwerths außer meines Gartens umb ein Wohnung bewerben
und den Zimmerzins ohne meiner Erben Entgelt oder molestirung entrichten. Wan aber sie vor seiner mit Tod abgehen
und Er auch wie obgehört, außer Landts, todts verfahren thätte, soll dessen legat der 300 fl. nach der obbenannten
Herr Gerhaben disposition ad pias causas verwendet werden.
9. Verschaff und legire Ich meinem lieben Vettern Carl Martin Carlon Maurmeister allhie meinen Reiß-
tisch samt der Canzeley all meinen Reißzeug, Instrumenten, Abrissen und Puechern. Item mein Disch
0 Darunter ist ganz bestimmt sein Haus auf Khienmarkt gemeint, in der Gegend des Ruppreclitssteiges und
der Seitenstettengasse und nicht der „wilde Mann'' in der Kärntnerstraße. Dieser Hausschild wird in diesem Dokumente
zum ersten Mal bekannt.
46 ^ic Dynasten - Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke tn Wien
so aniezo in meiner Stuben negst neben dem Reißdisch stehet samt zween Lähnstuel, sechs Zinnern Schüsseln, von
der Mitteren, 6 Zinndeller, 6 Disch Salvet, 2 Dischtücher, indes daß Er dieß alles annehmben soll wie mein Weib
ihms geben wirdt Mehr verschaff Ich Ihme auch dasienige Peth, wo er derzeit Ihmer liegt samt der Pethstatt, 2 pahr
billachen und aine lehre Truhen zu seinen Claidern. In simili verschaff Ich Ihm auch alle meine Puexen und Pistollen
samt allen meinen Hemmetern und Leibskhleidern, außer deren so verpetschirt sein werden und meiner jüngsten
Tochter der Clarl gehörig, meiner im besten darbey zu gedenkhen welches alles Ihme, zumfahl Er über khurz o.
lang nit lenger in meinem Garten wohnen o. sich andernorts uneberrichten (sie) wollte, unverweigerlich erfolgt werden
soll. Im übrigen erkieß und ordne ich ihme, zu einem völligen Director der ganzen Wirtschaft solang mehrgedacht
meine Hausfrau in dem Wittibstand ist und verbleibt, wie nit weniger neben denen Herrn Gerhaben zu einem gevol-
maechtigten Superintendenten und Curatorn meiner m. Tochter.
10^1 Legire ich meinem Ziehkhindt Maria Magdalena wan Sie sich wohl verhalten und meinen Weib allen
gebührenden respekt erzeugen würdt zu Ihrer Ausstattung 50 fl. rein, samt einem Erbarn Khleid.
II. Habe ich meiner Muemb der Franzisca SolarinO welche lang bei mir gedienet, versprochen, wan
Sie heyrathen wirdt ein Claid zu geben, anstatt dessen verschaff Ich Ihr 40 fl. Im Übrigen wen sich über khurz oder
lang mehrer aus meinen Blutsfreundten und verwandten anmelden und darzu legitimirn würden, sollen sie dem
allgem. N.-O. Lanndtsbrauch nach, mit 5 fl. 60 Pf. abgefertigt werden. — Was nun schließlichen über ob specificirte
legate übrig sein wird, will ich das vierte Theil auf Seelenmessen, den Oberrest legire u. verschaff ich meinen
beeden Töchtern und meiner lieben Hausfrau auf gleichen Thaill, welche es friedlich ohne gerichtl. Inventur thaillen
sollen wie Ich sie dann zu meinen Universal Erben und meine liebe Hausfrau aber und meinen Vettern Carl
Carlon zu Executorn mit aigenen Handt unterschrieben u. meine gewöhnl. Petschaft begröfftigt.
Wie auch den Wolledlen Gestrengen und hochgelehrten Herrn Albertum Rossy Comitem Pelatinum auch
beeder R. D^n Hof- und Ger. Advocaten allhie obbenannten Herrn Valentin Stampa und Dominicum Longon
wie auch den Ehrenvesten und wohlgelehrten Herrn Andream Antonini Pap. et Caes. Auth. Not. Pub. Herr Jacoben
Past^) kg. Fortificalgebau Werkhmeistern, Herrn Petrum Maderno Steinmetzmeister und Dominicum Carlon
Maurerballier allhier zu mir sonder Fleiß beruffen . . .
Den 27. Novembris 1645 . . .
Dieses Testament ist auch dadurch interessant, daß es uns die bürgerlichen Wappen der
Carlone aufbewahrt hat. Joh. Bapt. Carlon siegelt mit einem dreigeteilten Wappenschild, in
dessen oberer Hälfte ein aufrecht stehender (wachsender) Löwe eine Fackel in der rechten Pranke
emporhält. Die untere Schildhälfte ist gespalten und das rechte Feld durch ein Monogramm aus
zwei umgestürzten ineinander geschachteten V in der Form AV ausgefüllt, das linke jedoch unkenntlich.
Der barockumrahmte Schild ist von den Initialen I. B. C. flankiert. Das Wappenschild des Dominik
Carlon ist schlecht erhalten, immerhin sieht man noch in dem Schild den aufgerichteten Löwen
in der Pranke etwas halten. Die späteren Carlone haben denselben Löwen im Schild, aber er hält
eine Rosenblume in den Pranken. (Vergl. dazu die Stammbaumtafel IV.)
Gleichzeitig mit Joh. Bapt. Carlon, welcher außerhalb des Zunftverbandes stand, kommen
in Wien zwei zünftige Maurerprofessionisten dieses Namens vor. Im Jahre 1638 verzeichnet das
Lehrjungbuch gleichzeitig einen Maurergesell Peter Carlon von Scaria (Schayr) geb. als Bürgen
des von dem Meister Baptist Orsi aufgenommenen Lehrjungs Antoni Ferada vom Cummersee
zu Casas bürtig, und am selben Tage des 30. Mai ist vom „Meister Antoni Carlon" die Rede,
welcher einen Lehrjung Peter Holderiedt aus dem Aalagay von Pezing geboren, aufdingt. Zum
letzten Male wird Meister Anthoni Carlon am 4. März 1640 dortselbst genannt gelegentlich der
Aufdingung des Jungen Hans Flechl aus Neumarkt. Unter den 31 Meistern des Jahres 1645,
welche anläßlich der beschlossenen Sitzordnung namentlich aufgezählt werden, kommt er aber nicht
mehr vor, folglich muß er gestorben sein, wenn er nicht in die Provinz übersiedelte. Ober seine
Familienverhältnisse geben auch die Kirchenmatriken keine nähere Auskunft, nur in der St. Stephans-
*) Der in Salzburg geborene Ingenieur Thomas Solari, Sohn des Architekten Santino, war also ein
Schwiegersohn des Carlon. Thomas heiratet hier übrigens zum zweitenmal 1647 bei St. Stephan.
*) Muß „Spatz" gelesen werden, welcher im Juli desselben Jahres ebenfalls als Testamentszeuge des Simon
Retacco fungiert und zu jener Zeit eben Fortifikationswerkmcister war.
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von Alexander Hajdccki. 47
pfarre fand ich im Jahre 1637 den Taufakt eines Kindes Barbara, als deren Eltern Anton Carlo n
und Katharina genannt werden, worunter bestimmt unser Anton gemeint ist, welcher auch beim
Bau der Schotten kirche im Jahre 1638 beschäftigt war. Diesen Meister Anton Carlon müssen wir
zum Unterschiede von einem gleichnamigen jüngeren Meister mit I. bezeichnen, weil „ein Maurer-
meister" Anton Carlon 11. am 14. Februar 1664 im 42. Lebensjahre bei der „blauen Ente" auf der
Laimgrube stirbt. Er war kein zünftiger Meister („ein" Maurermeister) und im Jahre 1653 wird ihm
und seiner Gattin Maria ein Sohn Michael geboren. Er kann ein jüngerer Bruder des Dominicus
Carlon gewesen sein, denn diesem gehörte das Haus „zur blauen Ente" seit 1655. Der Anton
Carlon, „des Klosters Garsten derzeit (1681) bestellter Baumeister" 0 wäre somit der Dritte dieses
Namens. Überhaupt wird das Studium der Filiation der Carione dadurch erschwert, daß ihrer stets
mehrere gleichzeitig oder nacheinander denselben Vornamen führen, so sind in Wien drei Kari
Carione, mehrere Joh. Baptiste und zwei Karl Martine vertreten. Noch finde ich im Jahre 1630
einen Johann Anton Carlon, Gattin Julia, welchem bei St. Stephan ein Kind Katharina Christina
getauft wird. Daß er ein Maurermeister war oder wenigstens zu dieser Familie gehörte, ist daraus
zu entnehmen, daß als Taufpaten drei Meister dieses Zeichens fungieren: Joh. Petruzzi, Stein-
metzmeister, ein Franc. Retacco und Dominicus Carlon. Im Juli 1630 verzeichnet aber das
Todtenprotokoll von St. Stephan das Begräbnis: „Des Anton Carion Weib"; es scheint, daß „Johann
Anton" mit dem obigen „Anton", welcher auch in derselben Pfarre wohnt, identisch sein dürfte und
daß Julia seine erste, Katharina seine zweite Gattin war.
Nachweisbar der zeitlich nächst älteste Carlon in Wien wäre der zuletzt genannte Domi-
nicus (1630), aber ich wende mich seinem Bruder und Neffen des Johann Baptist, dem
Karl Martin Carlon
zu, weil er gleich seinem Onkel und vielleicht an dessen Stelle „kays. Baumeister" geworden ist
und dem Zunftverbande nicht angehörte. Kari Martin und die noch zu besprechenden Dominik und
Silvester I. waren Geschwister und wahrscheinlich auch die beiden ersteren gleich dem letzteren
aus Scaria gebürtig; sie wirkten hier alle drei gleichzeitig, bildeten die Kerntruppe der Wiener
Carione und sind ihre Hauptrepräsentanten und Stammhalter auf dem Wiener Boden. Der letzte
unter ihnen starb hier im Jahre 1679, also lange vor der durch den glücklichen Ausgang der
Belagerung von 1683 hervorgerufenen Blütezeit der baulichen Entwicklung Wiens und trotzdem
brachte es ein jeder von ihnen zu einem ansehnlichen Vermögen, ein Zeichen, daß sie tüchtig im
Fach waren und viel zu tun hatten. Alle waren sie große Freunde und Verehrer der PP. Barnabiten
in der Michaeler Kirche, was Silvester sogar in seinem Testamente ausdrücklich betonte und alle
waren daher gewiß ihre Hausbaumeister. Ihre Epigonen haben es in Wien nicht mehr zu einer
nennenswerten Bedeutung gebracht, weder in sozialer noch künstlerischer Richtung und ihre Dynasten-
reihe wird hier durch einen Johann Baptist im Jahre 1720 geschlossen, wie sie mit einem Johann
Baptist vor hundert Jahren eröffnet wurde.
Karl Martin Carlon muß bei seinem Onkel Joh. Baptist ausgelernt und zumindest seit 1640
in Wien sich aufgehalten haben, wo er am 13. April 1667, 51 Jahre alt, verstorben ist. Er heiratete
die Witwe nach seinem Onkel am 23. September 1647 und wird bei dieser Gelegenheit schon
„röm. kay. M. Baumeister", aber doch nur der „edle und kunstreiche", nicht aber „gestrenge"
tituliert. Seine Beistände waren die uns schon aus dem Testamente des Joh. Bapt. bekannten
Longo n und der Notar A. Anton in i. Er fungierte seither als Taufpate bei der Taufe aller Kinder
0 Mitt. d. Zentral - Komm. X. p. V.
48 ^ic Dynasten - Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
seines Bruders Dominic, darunter einmal zusammen mit dem Ingenieur Joh. Peter Ten ca IIa, ein
Beweis, daß die Carlo ne sich in guter Gesellschaft bewegten. Nach dem Tode seiner ersten Gattin
(gestorben am 27. September 1665, 43 Jahre alt) heiratet er am 18. November 1666 wieder bei
St. Stephan als „ein b. Baumeister'' die Jungfrau Therese Riotti weiland des Edlen und kunst-
reichen Herrn Caroli Riotti, Arithmetici zu Mailand, und Kamilla, beider selige Tochter. Diesmal
ist Carpophorus Tencalla mit Alphonsus Zenirus Brautführer.
Dieser Carlon ist es, welcher nach Schlager im Jahre 1665 wegen „Verenderung und
Erbauung der Postamenten bei unserer lieben Frauen Säulen am Hoff" 1000 fl. ausbezahlt erhielt.
Nach seinem Tode setzte diese Arbeit Karl Canevai fort und des Carlon Erben erhalten noch
einen Nachtrag von 600 fl. ausbezahlt. Nachlaßakte nach demselben sind nicht vorhanden, aus dem
Grundbuch ist jedoch zu ersehen, daß er mit seiner Gattin, nachdem alle ihre Kinder aus erster
Ehe verstorben waren, die beiden Häuser des Joh. Baptist überkommen hat. Im Jahre 1648 hat ihn
eben seine Gattin aus „conlicher Lieb und Treu zu ihr zugleich an Nutz und Gewöhr schreiben
lassen''. Nach ihrem Tode ist ihr Anteil (also die Hälfte) an ihre gemeinschaftlichen drei Kinder „erblich
gediehen". Carlon hat jedoch ihre Anteile angekauft und ist alleiniger Eigentümer (des Hauses am
Khienmarkt) geblieben, weshalb wir über die Schicksale seiner Kinder nicht unterrichtet sind, was
sonst aus den Grundbuchseintragungen der Fall gewesen wäre. Das Haus war aber mit 3000 fl. für
den langjährigen Hausfreund Valentin Stampa belastet und dadurch gelang es nach Carlons Tode
an die Stampa 'sehe Tochter Cäcilie, verheiratete Weinzierl und ihre Kinder, in deren Besitz
es bis 1700 verblieb. Sonderbarerweise tritt Karl Martin im Jahre 1656 als „Gewöhrtrager seiner
Schwägerin Lucia Silvestri Carlons auch bürg. Maurermeisters allhie Hausfrauen" beim Ankauf
eines Hauses „bei denen Herrn Predigern" (also Dominikanerbastei -Platz oder Gasse) „weillen sie
Selbsten nit gewöhrfähig". Rätselhaft isf dabei, warum ihr „bürgerlicher" Gatte nicht für sie und in
ihrem Namen die Gewähr empfangen hat, sondern ihr Schwager. Lucia Carlon in verkaufte dann
dieses Haus „ihres besseren Nutzens halber" im Jahre 1659.
Karl Martin Carlon, oder wie er auch sonst in den Dokumenten teils bloß Karl, teils
bloß Martin genannt wird, was zu Verwechslungen mit mehreren anderen desselben Namens Karl
führt, hat aber auch ein zweites Haus selbst erworben gehabt und zwar das Haus auf dem „Treydt-
markt", zum weißen Engel genannt, und zu dessen Befreiung von der Einquartierung auf der
„Minch Pastey" ein Soldatenquartier. Nachdem das Haus zum weißen Engel aber „ietzo abgebrochen"
(wahrscheinlich im Jahre 1683), ging das Soldatenhäusel allein nach dem Tode Carlons auf seine
Tochter Katharina Stampatin über, welche es 1688 dem H. Antonio von Lumaga, k. Kammer-
diener, per 70 fl. käuflich überlassen zur Befreiung seines Hauses zum großen goldenen Hirschen
am Fleischmarkt.
Er besaß auch einen Grund vor dem Burgtor, welcher wieder der Fortifikation zum Opfer
fiel, denn im Juli 1665 bat „Martin Carlon Paumeister" um Erlaubnis, daß er auf sein vor
dem Burgtor von seinem weggebrochenen Garten noch stehenden Planken „ein schlechtes Dächl
machen möchte".*)
Dotninicus Carlon.
Bei diesem Namen wäre man fast versucht, an zwei verschiedene Individuen desselben
Namens zu denken, denn wir finden in einem Intervall von 25 Jahren je einen Dominik Carlon
bürgerlichen Maurermeister werden. Dazu kommt, daß unser Dominik in den Standesakten gewöhnlich
1) Prot Exh. 1665 im Kriegsarchiv.
von Alexander Hajdecki. 49
„Bürger und Maurermeister", nicht aber oder nur selten „bürgerlicher", dann aber „bürgerlicher
und Hoff -Maurermeister" oder „kaiserl. Bau- und bürg. Maurermeister" genannt wird. Er starb,
vom Schlag gerührt, am 26. Jänner 1679 in seinem Hause auf der Laimgrube im 64. Lebensjahre, war
daher um 1615 geboreji und mindestens schon 30 Jahre alt, als er im Jahre 1645 als Testaments-
zeuge seines Onkels Johann Bapt. fungierte. In diesem Alter pflegte man sonst längst die Handwerks-
meisterschaft erworben und ausgeübt gehabt zu haben. Unterdessen lesen wir in den Wiener Zunft-
büchern wie folgt: „1646 am 8. Jänner sind dem Domeni (sie) Carlo n Maurer-Pallir die Maurer-
meister Stückh aufgeben worden, item ist ihm weillen er das Pallir-Jahr nicht völlig erstreckht,
auferlegt worden, daß er deßwegen 50 W Wax geben soll oder dafür 10 fl." — Und „am 8. Februar 1646.
Meister (sie) Domeni Ca r Ion sein Maurermeister Stück aufgewiesen, und zu einem Meister
erkhennt worden, solle hiefür dem Handwerk zu Hilff 15 fl. nach und nach geben". Die etwas
ungewöhnliche Form der Stilisierung und des Vorganges bei der Zuerkennung der Meisterschaft
ließe voraussetzen, daß er sein Handwerk bei einem „Hofbefreiten" Meister frei erlernt und nur pro
forma, um die bürgerliche Praxis ausüben zu können, sich der Prüfung unterzogen habe (einkaufte),
ohne in den Zunftverband zu treten. Unterdessen figurierte er im November 1646 an der 27. Stelle
unter den 31 bürgerlichen d. i. zünftigen Meistern. In den Meistertafeln kommt er aber nicht gleich-
zeitig vor. Erst im Jahre 1671 kommt ein Dominicus Carlon auf der Meistertafel vor! Sollte es unser,
jetzt schon 56 Jahre alte Meister sein? Oder ist es nicht vielmehr ein viel jüngerer Namensvetter? Fast
sollte man es glauben, aber ein Umstand hilft uns seine Personsidentität sicherzustellen. Im Jahre 1673
werden ihm zwei Lehrjungen aufgedingt und darunter ein „Karl Benedikt Carlon von Wien
gebürtig". Zum Glück konstatieren wir aus den Kirchenmatriken, daß es der 1660 geborene eigene
Sohn unseres Domenico ist, folglich der 1671 in die Meistertafeln eingetragene Dominik, derselbe,
den wir schon im Jahre 1646 Meister werden sahen. Die Praxis der „Meistererkhennung", der Auf-
nahme in das Handwerk und die Eintragung in die „Meistertafeln" bedarf noch eines gründlichen
Studiums und ist keineswegs so einfach, weil das Handwerksrecht zum größten Teil und in seinen
wichtigsten Partien ein Gewohnheitsrecht war und die internen Vorgänge und Praktiken als ein
strenges Geheimnis gehütet wurden, wie denn sich z. B. die Steinmetze die Wahrung „aller ihrer
Gehaimbnußen" ausdrücklich in dem Majestätsbrief ddto. Wien, 20. September 1627, Punkt 3,
verbriefen ließen und aufrecht erhalten wissen wollten. Insbesondere über die Kunsthandwerke,
also über Maler, Bildhauer und Baumeister sind die uns überlieferten Nachrichten am spärlichsten und
in den wenigen gleichzeitigen Fachschriften werden sie kaum nur erwähnt.^) Zur Geschichte der
Organisation des Kunsthandwerks, speziell des Wiener-, bezw. österreichischen, müssen eben erst
die Bausteine zusammengetragen werden.
Wir haben aber doch einen Dominikus Carlon schon im Jahre 1630 als Taufpathen
auftreten gesehen. Dann war er, wenn es der unsrige ist, damals erst fünfzehn Jahre alt. -Ein
tauglicher Pathe wäre Ci schon gewesen, aber ob es usuell war, sich solcher jungen Burschen zu
diesem solennen Akte zu bedienen, namentlich zugleich mit angesehenen Meistern, bleibt immer
fraglich und so wäre es doch möglich, daß wir es mit zwei verschiedenen Individuen Namens
Dominikus Carlon zu tun haben.
0 In einem seltenen Druck: „Der vornehmsten Künstler und Handwerker Ceremonial-Politica von F. Frisius,
1705 wird auf 940 Seiten das Handwerkszeremoniell von fünfzehn Professionen beschrieben, also der Schuster, Schneider,
Beutler, Schmiede und Töpfer, Weißgerber und Böttger u. dgl., aber vom Kunsthandwerk werden nur die Drechsler
und Tischler besprochen, von Malern, Bildhauern, Maurermeistern kein Wort, als ob sie nicht zu den „vornehmsten"
zählen würden, wenn darunter nicht die „vulgärsten*" verstanden werden sollen.
XZXIY. Band. 7
50 I^i^ Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
Über unseren Dominik schweigen auch die Kirchenregister; er war zweimal verheiratet,
aber nicht in Wien getraut oder verkündet worden, ich vermute daher, daß er gleich dem nach-
folgenden Silvester vom flachen Lande nach Wien kam und, obwohl schon 1645 oder auch 1630
hier nachweisbar, doch erst um 1650 geheiratet hat. Ihm werden in Wien zehn Kinder geboren, aber
nur einer von seinen drei Söhnen wird auch Maurermeister, stirbt aber auch in jungen Jahren. Mit
Joh. Peter Tencalla war die Familie befreundet, denn auch ihm hält er den 1660 geborenen Sohn
zur Taufe und andererseits fungieren die Eheleute Dominik und Maria Magdal. Carlo n als Tauf-
paten 1672 der Malerfamilie Hell, bei welcher im Jahre 1662 Simon Allio Beistandsdienste leistete.
Genauer sind wir über die Vermögensverhältnisse des Dominik aus dem Abhandlungsakt
und den Grundbuchseintragungen unterrichtet. Dominik „eroberte" sich sein Vermögen durch eigene
Arbeit. Sein erster Hauserwerb datiert von 1655. Es ist „ein Haus und Grund, zur blauen Andten
genannt, bei gem. Stadt Wien Ziglstadt vor dem Widmer Thor auf der Laimgruben gelegen, so
zuvor dem bürg. Steinmetz Peter Maino Materno und Victoria seiner Ehewürthin gehörig
gewesen"; nach deren „tödtlichem Verscheiden im Testament vom 10. September 1654 an ihre vier
Söhne gediehen: Andream Pfarrer zu Moßbrunn, Jacoben, Nicolaum und Dominicum. Die Pupillen
Reitkammer hat das Haus öffentlich „ausgefaillt" und Carlon hat es erstanden".
Im Jahre 1676 kaufte Carlon „bürg. Pau- und Maurermeister" den an seine Behausung
anstoßenden Grund mit „ein Häusl" dazu und ließ sein „Eheweib" Magdalena „dazu schreiben''.
Er war auch Besitzer eines „Ziglofens" vor dem Burgtor, wahrscheinlich derselbe, der dann in das
Eigentum des Donat Allio überging, denn im Jahre 1669 finde ich in den Protokollen des Kriegs-
archivs notiert: „Dominicus Carlon Maurermeister puncto Befelch an Herrn Stadt -Obristen daß
er ihme sein Ziglofen vor dem Burgthor in ruhigem Posseß solle genießen lassen": Bei seinem ab
intestato erfolgten Tode (1679) waren neben zwei verheirateten Töchtern und der Witwe noch drei
Söhne, Michael, Karl Benedikt und Anton Bernhard, am Leben. Als Vormund („Gerhab") wurde
ihnen der bürgl. Maurermeister Joh. Beruh. Cirasolo und der b. Steinmetzmeister David Köll
„verordnet". Sein Vermögen bestand in a) Bargeld 876 fl., b) Silber 13 fl. 30 kr., c) Aktivforderungen
„Schulden herein" 2392 fl. 30 kr., d) Wein und Faß 551 fl. 48 kr., e) Fahrnisse 220 fl. 52 kr.,
f) Häuser und Grundstücke 5554 fl. = in Summa 9608 fl. 40 kr. Aus diesem Akte entnimmt man,
daß er den Sohn Kari, welcher im Jahre 1673 am 24. Juni bei dem Vater als Lehriing eingetreten
war, aber am 25. Juli 1675 bis zur völligen „Auslernung seiner Zeit" dem Meister Karl Gall
„zugeschafft" wurde, nach Italien geschickt hatte, weil die Raithandler „noch eine Post, welche
der eine Sohn Kari in Italien verzört hat", in die Massa abführen ließen. Die Witwe brachte in die
Ehe 1600 fl. als ihr „Heurathlich- und paraphernal - Guett". Statt dessen wurden ihr im Vergleichs-
wege 1200 fl. zugesprochen und „weil sie mit ihrem Mann über zwanzig Jahr lang „lobwürdig
gehauset anstatt der Wideriag und Morgengabe ein Kindsthaill zugeeignet". Die Häuser auf der
Laimgruben, geschätzt auf 5400 fl., kaufte die älteste Tochter Barbara, verheiratet an den hofb.
Schneider Sebast. Robelt, um 6500 fl. . . „und darauf das Bürgerrecht anzunehmen sich erbotten
mit reservirung seiner aufs Handwerk habenden Hoffreiheit", „wie dann", besagt der Bericht in
parenthesi, „dero mehr vorhanden waren, so neben ihrer Hoffreiheit, bürgerliche Häuser
possedirten". Ein wichtiger Umstand, weil er beweist, daß man als Hausbesitzer ein „Bürger",
und dabei kein „bürgerlicher Handwerker" sein konnte, daher zwischen „Bürger und Maler" (Bild-
hauer, Maler etc.) und „bürgeriicher Maler" (b. M.) ein wesentlicher Unterschied war. Im Jahre 1683
war auch die Witwe verstorben, wie aus einem zweiten Bericht zu ersehen ist^) und die Kinder
0 Abhandl. Dom. Carlon Abh. Sign. 3/25 und 3/31.
von Alexander Hajdecki. 51
hatten bezüglich der Erbschaft zu ein Fünftel einen Vergleich geschlossen. Das Wappen des Dominik,
wie wir es aus dem Testamente des nachfolgenden Silvester kennen, besteht in einem rundlichen
Schild mit einem wachsenden zweischwänzigen Löwen mit einer Rose (?) in den vorderen Pranken.
Zwischen den hinteren liegt am Boden ein offener Zirkel (Meßinstrument). Der barock umrahmte
Schild endet oben in ein Kleeblatt zwischen D. C.
Silvester Carlen.
Dieser ist vielleicht die interessanteste Persönlichkeit unter den Carlo nen und hat mit
dem Dominik dasselbe rätselhafte Verhältnis zur Wiener Zunft gemein. Er war bis 1645 bereits als
Maurermeister in Klosterneuburg ansässig und noch als solcher heiratete er von dort aus in Wien
am 12. November 1645 als Witwer „Frau Luciam Allio, geb. Redäkhin (Retacco) weil, des
ehrenvesten und fürnehmen Meisters Andreae Allio, gewest. Bürgers und Maurermeisters allhie
eheliche Wittib". Er selbst wird in der Urkunde (St. Stephan) „der ehrenvest und führnehmb" —
„ein Maurermeister zu Klosterneuburg von Scaria ohn Comersee gebürtig" genannt. Seine Beistände
waren der Notar Andreas Anton ini, Johann Bapt. Carlon und Petrus Maino (sie). Das ist der
uns schon bekannte Steinmetzmeister Peter Maino Materno (gestorben 1654).
Er übersiedelte im nächsten Jahre nach Wien (obgleich ich schon im Jahre 1635 einen
Silvester Carlon als Trauungszeugen in Wien finde), um Wiener Stadtbaumeister zu werden, wie wir
es aus dem „Ereignisprotokolle" erfahren, wo es heißt: „1646 den 15. Januar war das Handwerk
beisammen gewest und sind dem Silvester Carlon gewesten Maurermeister zu Klosterneuburg
auf sein billiges Begehren, weillen er ein Stadtbaumeister zu Wien begehrt zu werden, die Maurer-
meisterstück aufgeben worden, und ihm auferlegt worden, daß er bei demjenigen Meister die
Meisterstück machen soll, zu welchem die Ladt hinfüro komben wird". (?)
An einem und demselben Tage mit Dominik, dem 8. Februar 1646, lieferte Silvester sein
Meisterstück, wurde „zu einem Meister erkhennt, und soll in die Ladt 18 Rth. zahlen". Am 9. November
desselben Jahres war das ganze Handwerk beisammen „wegen dessen ein jeder Meister Vi Gulden zu
der Pötten (?) geben solle" — es werden daher alle 31 Wiener Maurermeister aufgezählt und darunter
finden wir schon ihrer Anciennetät nach drei Carlo ne: Karl (26), Domenicus (27) und Silvester (28)
hintereinander aufgezählt, in den Meistertafeln sind sie aber nicht verzeichnet. Erst im
Jahre 1669 wurde Silvester Carlon als Maurer und Steinmetzmeister in die Meistertafel eingetragen
und hier begegnen wir wieder dem rätselhaften Umstand, daß jetzt in den Meistertafeln die Rangs-
ordnung eine umgekehrte ist. 1669 wird Silvester, 1671 Dominik und gar erst 1675 Karl Carlon
eingeschrieben. Auch hier konnte daher bezüglich der Identität ein Zweifel entstehen, aber er hat doch
noch zwei Jahre nachher gelebt und auch sonst fand ich keine Anhaltspunkte zu dieser Annahme vor.
Silvester Carlon war mehrfacher Hausbesitzer. Schon vor 1650 erwarb er ein Haus im
„Sauwinkel", später „Auwinkel" genannt, heute in der Gegend der „Postgasse". Dieses Haus wurde
auch als „bürgerliches Haus liegent am Prediger-Platz neben der neu erpauten St. Barbara Kapellen"
im Grundbuch genannt. Zur Befreiung desselben von der militärischen Einquartierung erkaufte er
1653 als „Bürger und Maurermeister" „ein halbes Häusl und Soldatenquartier für einen Soldaten,
so auf der Sailler Stat liegt". Ein zweites Haus besaß er beim Stubentor „nechst des blaben
Pockhs" in der Nähe des ersteren, denn der „blaue Bock" war in der heutigen Postgasse 1
gestanden und erkaufte zu dessen Befreiung ein halbes Soldatenquartier -Häusel auf der Püber
Pastei im September 1660. Ein drittes Haus kaufte er in demselben Jahre in der „Wollzeil nechst
des Tobias Hallrigls Haus" und hat „aus Cohnlicher Lieb und Treu sein Hausfrau Luciam zu
sich an gleiche Nutz zu schreiben begehrt".
52 I^i^ Dynasten - Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
Silvester Carlon war aber nach Comaskenart auch in Italien begütert: „Haus, Hof und
Grundstück zu Scaria'' vermachte er den Kindern seines verstorbenen ältesten Sohnes, Josef. Die
nächst älteste Tochter, Franziska, beide aus erster Ehe, heiratete den Steinmetzmeister Francesco
della Torre, welcher im Jahre 1641 in Wien beim Meister Hieronymus Pein in die Lehre trat,
sich aber dann als Meister in Prag niederließ. Aus zweiter Ehe überlebten ihn der Sohn Johann
Franc, welcher keiner Profession nachging und bloß als „Bürger" von dem Erträgnis der ererbten
väterlichen Häuser lebte, denn die Mutter Lucia starb auch 1674, und er zahlte den Anteil seiner
Schwester Marianne, verheiratete Zwölfbottin, bar aus, so daß er als alleiniger Eigentümer verblieb.
Die Carlone hatten kein Glück mit ihren Söhnen, auch dieser scheint ein mißratener Sohn gewesen
zu sein, denn der Vater erteilte ihm in seinem Testament vom 18. Juli 1671 eine ernste väterliche
Admonition: „auch solle er seiner Mutter allen khindlichen Respekt und Gehorsamb, wie an ihme
selbst billich und die göttliche Gesetz gebieten, und ich ihn hiezu ernstlichen will ermahnet haben
in aller weeg erweisen, noch sich außer mütterlichen und der Freindtschaft consens und Vorwissen
nit vereheligen, und sonsten ihr der Mutter keine Widerrechtlichkeit nit verursachen solle". — Als
Testamentszeugen fungierten der b. Goldschmied Hermann Tubelius (heiratete in Wien 1652) und
die beiden „bürgert. Maurermeister" Karl Caneval und Dominicus Carlon. Der Carlonische Haus-
besitz ging erst nach 1700 durch seinen Enkel Joh. Franz Carlon II., „Bürger und kais. Trabant",
in fremde Hände über. Die Tochter Maria heiratete 1664 den Bernhard Zwölfbot t, Hofmeister
des Stifts Meurberg (?), und war Mutter der beiden Maler: Bernhard Zwölfbot t, bürgerlicher,
und Johann Zwölfbot t, „kays. Comedi Maler". Vielleicht ist Johann Gerhard Zwölfbott, auch
ein Maler, (1704) identisch mit dem vorigen Johann.
Aus dem Testamente des Silvester Carlon geht noch hervor, daß er für die PP. Barnabiten
tätig war und noch eine kleine Forderung von 50 Gulden an dieselben hatte, denn er „verschafft"
ihnen, den PP. Barnabiten zu St. Michael „aus guter und treuherziger Affection, und meiner Seele in
ihrem Gebet und heil. Meßopfer meiner bestens zu gedenken jene 50 Gulden die sie mir vermög
Scheindl schuldig sein, so ihnen nach meinem Tod ad cassandum zurückgegeben werden solle*'.
Silvester Carlon war auch beim Umbau der Kirche „am Hoff" beschäftigt. (Siehe Tafel V.)
In diese Zeit gehören noch zwei Mitglieder dieser Familie, ein Jakob Carlon, von dem
mir nichts weiter bekannt ist, als daß ihm im Jahre 1663 fast in einem Monate vier Kinder ver-
storben sind und bei St. Michael beerdigt wurden. Am 20. März starb Jakob, am 1 1 . und 1 3. April
zwei andere nicht beim Namen genannte und am 24. April Johann Baptist.
Ein anderer Carlon, Petrus Maria, von Mailand gebürtig, war also von der Familie, aber
nicht vom Fach, denn er war Schneider und heiratete in der St. Ulrichs-Pfarrkirche auf dem Neubau am
26. August 1668 Margaretham Kaufferin, eines Schusters Tochter. Als Beistände beim Trauungsakt
erschienen Isaak Otto, bürgl. Lautenmacher, Martin Trapp, Maurer, und der uns schon bekannte
Bernhard Zwölfbott, Hofmeister im Seizerhof. Die Carione zogen sich also von diesem Akte zurück.
Von 1670 bis 1675 sind dem Schneidermeister drei Töchter geboren worden, vermutlich wird aber
„der ehrsame Franz Carlon, ein Glasergesell, allhier geboren**, welcher am 13. September 1695 hier
heiratete und dabei von einem Kart Carlon assistiert wurde, auch sein Sohn gewesen sein.
Vom Ziegelofen - Bestandinhaber, dem am 11. Mai 1702 beim Rottenhof Qosef Stadt) im Alter
von 54 Jahren verstorbenen Schwiegervater des Donat Allio, Sebastian Carl an, haben wir schon
gelegentlich gesprochen ; nachdem er selbst kein Maurerprofessionist war, kann nur kurz hinzugefügt
werden, daß er testamentarisch seinen beiden minor. Töchtern in Italien den hiesigen Maurerm.
Franz Martinelli und den b. Stockadorer Anton Alibrand i als Gerhaben verordnete und ein
Vermögen von 8090 Gulden zurückgelassen hat, dazu in Scaria ein Haus mit Garten. Übrigens hat
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von Alexander Hajdecki. 53
Sebastian als Maurer angefangen, denn im Ereignisprotokoll ist zu lesen: „25. Juli 1675 hat Sebastian
Carlon um die Meisterschaft angehalten, so ist er auf die Geduld verwiesen worden, bis die
andern so vorhero angehalten haben, die Meisterstück gemacht haben''. Später ist dort von ihm keine
Rede mehr, ihm mag daher die Geduld ausgegangen sein, weshalb er sich der Ziegelbrennerei widmete.
Karl Carion I.
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Ober diesen Maurermeister vermag ich nur das anzugeben, was über ihn die Zunftbücher ent-
halten, denn sonst fand ich keine auf ihn bezüglichen Dokumente vor. Zum erstenmale wh'd er in dem
Ereignisprotokolle am 10. Jänner 1645 genannt, gelegentlich der Zahlung des Beitrages „zur Erhebung
der neuen kaiserl. Freiheit" ä 45 kr. vom Meister und 15 kr. vom Gesellen. Karl Carlon erlegt
nun für sich und seine sechs Gesellen 2 fl. 15 kr. Im Juni desselben Jahres wird er mit dem
Meisterrang von 1642, „wie die Meister sitzen sollen" placiert und ebenso wird er 1646 in der
Meisterversammlung noch genannt, worauf seine Spur aus den Akten verschwindet. Sollte er unter
dem 1675 in den Meistertafeln erscheinenden Karl Carlon wieder gemeint sein? Vielleicht doch nicht.
Karl Carion II.
Unter diesem Meister ist der Sohn des Dominik, Karl Benedikt Carlon, zu verstehen, aber
nachdem dieser sein zweiter Vorname Benedikt in den Dokumenten außer dem Taufakt nur noch
einmal bei seiner Aufdingung als Lehrjung vorkommt und er von da an ausschließlich bloß Karl
Carlon genannt wird, so muß ihm als dem jüngeren die Unterscheidungsnummer II beigesetzt
werden. Er hat am 14. April 1683, also gerade nach zehnjähriger Lemzeit, „um die Meisterstück
angehalten" und wurden ihm solche „nach dem Prunner bewilligt"; sonderbarerweise hat er aber
erst am 18. Jänner 1687 „sein Meisterstück aufgewiesen", in welchem aber sehr große Fehler
befunden wurden, weshalb er zu 29 Rth. verurteilt wurde, die er erst im Jahre 1699 „völlig erlegt"
hatte. Seine fernere Laufbahn ist nur noch dadurch interessant, daß er der Lehrmeister der Ahnen
des Tiroler Andreas Hof er gewesen ist.
Seit dem Jahre 1687 nahm er Lehrjungen auf, und zwar lauter Deutsche: Michel Keffer,
Hans Widerlach ner von Salzburg, auch Hans Khittl und ein Führ ich von dort, dann kommt
am 24. September 1690 Thomas Hof er aus Tirol, in der Pfarr Ähren, Landgerichts Tauffers
gebürtig. Sein Bruder Hans Hofer war sein Hauptbürg. 1693 ist er ledig gesprochen worden.
Im Jahre 1694, den 6. Juni, wurde ihm wieder ein Lehrjung von einem berühmt gewordenen Namen
aufgedingt: Adam Lueger, zu Traunstein in Bayern gebürtig und 1697 freigesprochen. Im Jahre
1696, am 19. August, nahm er den Peter Hof er aus Tirol, Gerichtsbezirk Tauffers geboren, zum
Lehrjungen auf, wobei wieder dessen Bruder Hans Hof er als Hauptbürge erschien. Im Jahre 1699
hatte er seinen letzten Lehrjung, Josef Störr aus Deckendorf in Bayern, aufgenommen, starb aber
bekanntlich schon 1701.
Hier sei auch des Malers
Karl Carion oder Carioni
gedacht, wahrscheinlich desselben, von welchem es heißt, daß ihn der Maler Giulio QuagUa als
seinen Schüler im Alter von 16 Jahren (juvenis promptus et sagax) zur Arbeit in der Laibacher
Kathedrale dorthin mitgenommen hat. ^) Seine Anwesenheit in Wien ist von 1716 bis 1722 nach-
») Mitt. der Zentral-Komm. X. (1884) p. CXVll.
54 Die Dynasten - Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
weisbar. Er hieß Karl Innozenz und tritt zum erstenmale in unseren Wiener jQuellen bei der
Taufe des Kindes Donat Ant. Innozenz des Stuckators Santino Bussi am 18. August 1716 in Wien
auf. Im Taufprotokolle der Schottenkirche wird er mit seiner Gattin angeführt: „Dominus Carolus
Innocentius Carlone Mahler, Maria Anna Alio conjux ejus". Bei dieser Gelegenheit erfahren wir
auch den Familiennamen seiner Gattin. Sie kann spätestens 1698 geboren worden sein, dürfte also
kaum eine Tochter des Donatus Allio gewesen sein. Nachdem dieser Maler auch von keinem der
uns vollzählig bekannten Carlone abstammen kann, so muß er in dem Stammsitz der Carlone
geboren sein, und damit stimmt die Angabe im Künstlerlexikon von F. Müller, der ihn 1686 zu
Scaria geboren und 1776 in Como gestorben sein läßt. Auch seine Gattin kann er sich von dort
geholt haben. Am 21. Oktober 1722 starb sein Sohn Josef Anton, neun Wochen alt, in seiner Wohnung
auf dem Graben, wobei er „kays. Hof Mahler" genannt wird; am 28. November desselben Jahres
starb ihm ebendort sein Kind Johann, ^/4 Jahre alt, und wird im Totenprotokolle der Stadt Wien
jetzt „Karl Garlani Kunstmaler" genannt. Hiemit verschwindet seine Spur. Er war aber nicht nur
Maler, sondern auch ein Radierer, denn ich habe ein sehr artiges von ihm gestochenes Bildnis
einer Madül Colbrand gesehen, welches er mit dem galanten Distichon: „D'Apollo Figlia, AVenere
Somiglia" versehen und signiert hat: „C. Carloni sei. p. et inv.**
Ober den Maler Giovanni Carlone, von welchem eine eigenhändige Quittung ddto. 1691,
über 100 Gulden lautend, für die Bemalung dreier Säle (stanze) im Klosterarchiv von Heiligenkreuz
aufbewahrt wird, habe ich hier keine Spur entdecken können.
Nachdem die Linie der Wiener Carlone mit dem Ausgang des XVII. Jahrhunderts hier
teils erlosch, teils degenerierte, versuchte es das Mutterland, neue Ablegate hieher zu entsenden.
So wird am 6. Juni 1698 vom Maurermeister Franz Martin eil i der aus Scaria gebürtige Lehrjung
Johann Bapt. Carlon (II.) aufgenommen. Seine Nebenbürgen waren Donatus Allio und
Blasius Bock, beide Maurergesellen.
Im Jahre 1704 nahm Donat Allio wieder selbst einen Lehrjung, Lucas Carlon, auch von
Scaria gebürtig, in die Lehre; sein Meister war zugleich Hauptbürge und die Nebenbürgen waren Diego
Allio und Johann Bizalli, beide Maurergesellen. Lucas wurde am 31. Juli 1707 freigesprochen.
Der letzte unter den Wiener Carlone n ist der ebenfalls aus Scaria gebürtige J oh. Bapt.
Kasimir Carlon, welcher am 2. Juni 1720 von Donat Allio in die Lehre genommen wurde. Er
hat bei ihm am 30. Mai 1723 auch ausgelernt. Diese jungen Leute verschwinden aber von Wien
auf Nimmerwiedersehen. Die Ära der Italiener in Wien hat sich überlebt. Keinem von den Wiener
Carlonen ist aber die Ehre widerfahren, von der Kunstgeschichte wenigstens in die Literatur
eingeführt zu werden, wie es so vielen Provinzmeistern dieses Stammes, einem Joh.
Baptist (III.), Karl Antonio, sogar einem „Leobener Maurer" Pietro um 1627 u. m. a. gelang.
Glück muß man haben . . .
V. Die Ceresollo.
Diese sind eine bisher bloß in einem einzigen Vertreter — dem Marcello Ceresola vor
1701 als „Landschafts -Architect" in Krain*) — bekannte Maurerfamilie. Sie spielt auch in Wien
keine hervorragende Rolle, nichtsdestoweniger hat sie eine dynastische Tradition hinter sich, denn
sie ist in Wien durch das ganze XVII. Jahrhundert nachweisbar.
«) Mitt. der Zentral - Komm. X. p. CX VIII.
von Alexander Hajdecki. 55
Ihre Schreibweise wechselt mannigfaltig, bald lautet sie Cirisollo, bald Cirisoll, bald Zirisoli,
Ceresollo dürfte aber die richtigste sein.
Zu allererst begegnen wir diesem Namen im Jahre 1601: „Hieronymus Zirisola, von
Verona gebürtig, heiratet Dorotheam Bianchi«. (Michaeler.) Erst wieder im Jahre 1630 tauchen
zwei Maurermeister dieses Namens in Wien auf. Der eine, „Joannes Zirisola", heiratet und
wird zum Traualtar von „Bernhard Zirisollo geführt. (St. Stephan.)
Vermutlich ein Sohn dieses Ehepaares, Bernhard Ceresola, dessen Taufakt ich jedoch
nicht auffinden konnte, taucht erst wieder im Jahre 1672 in Wien auf, und zwar schon als „Pallir"
bei Maurermeister Karl C a n e v a 1 1, das heißt, er bittet das Handwerk am 22. Februar, als solcher
angenommen zu werden, wird aber auf später vertröstet, bis die „andern accomodirt sein". Mittler-
weile hatte er geheiratet, und zwar suchte er sich zur Gattin auch eine „Bernhardina" aus und ließ
am 6. Februar 1672 einen Sohn auf den Namen Karl Klemens taufen (St. Stephan) und am
28. Oktober desselben Jahres hat er feierlichen Abschied von seinem Gesellentum genommen, das
heißt, er „hat sein Mahlzeit geben und gehet de dato sein Pallir Jahr bei Meister Hans Reimer an".
Ein Jahr darauf, den 24. Oktober, wurden ihm die Meisterstück aufgegeben, welche er bei dem
„Unter -Zöch- Meister Math. Knotz, Steinmetzen, machen" solle.
Am 9. Jänner 1674 produzierte er sein Meisterstück; es haben sich aber „unterschiedliche
große Mängel befunden, und über seine große Bitt, zu 20 Rth. zu geben verurtheilt worden".
Meister wurde er aber doch und schon im selben Jahre nahm er einen deutschen Lehrjungen,
Staudinger von Heiligenkreuz, auf und noch einen Salzburger, Kapelhuber. Im Jahre 1678
nahm er den Italiener Joh. Bapt. Luges, von Lugm gebürtig, auf, starb aber inzwischen, wahr-
scheinlich 1679, und hat dann dieser Jung bei Karl Caneval am 21. September 1681 ausgelernt.
Unter den Kompetenten um die Prager Fortifikations - Werkmeisterstelle nach dem verstorbenen
Orsi*) ist auch ein Joh. Bernard Ceresolo noch im Juli 1679 zu finden, in welchem ich
unseren Wiener Meister vermute.
Im Militärdienst finden wir fast gleichzeitig einen Maurer-, bezw. Baumeister Vene reo
Ceresola tätig, möglicherweise einen Bruder des Obigen, welcher 1686 „für einen Maurermeister
nacher Ofen" bestimmt wird. Er hatte dort 1688 mit dem Oberingenieur de la Vigne einen Streit,
bezw. eine Meinungsdifferenz, indem sie „wegen der nothwendigen Reparation der zwei Rondellen mit
ihrem sentiment nit übereinstimmen". 1689 wird wegen der Reparierung der eingefallenen Pastey
zu Ofen mit dem Venereo Ceresola per Rausch gehandelt und im Jahre 1692 Oktober wird
Ceresola mit einigen Maurergesellen und etlich 1000 Wagen Kalch nach Peterwardein „abgelassen",
womit seine Spur aus den Akten verschwindet.
VI. Die Martinelli.
Ober keine von den vielen Comasken - Familien ist so viel Dichtung mit so wenig Wahrheit,
und noch so spät dazu, in Umlauf gekommen, wie über die Martinelli, obgleich sie als die
allerjüngsten von der ganzen Sippe beinahe ausschließlich dem XVIIL Jahrhundert angehören und
noch in das XIX. hineinragen.
Man kennt sie sogar nicht unter ihrer eigentlichen Marke, das ist als engere Landsleute der
Allio, Carlone und aller übrigen Anrainer des Comosees, und hat ihre Heimat nach — Innsbruck
0 Protok. Exh. 1679 im k. u. k. Kriegsarchiv.
56 I^ic Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
oder Roveredo ^) versetzt, sie also zu Tirolern gestempelt! Vielleicht eben nur diesem für sie fatalen
Umstände haben sie es zu verdanken, daß sie von der Literatur als eine quantitä n^gligeable behandelt
wurden, denn sonst stehen sie quoad artem et personalia keinem ihrer glücklicheren Kollegen nach,
im Gegenteile, sie haben mehreres vor ihnen voraus. So behaupten sie sich durch die größere
Hälfte des XVIII, Jahrhunderts auf dem Wiener Platze als Hof - Baumeister, bezw. Architekten und
Ingenieure in mehreren Familiengliedern neben- und nacheinander; auch stehen uns über ihre
bauliche Tätigkeit, insbesondere eines unter ihnen, so detaillierte und authentische Nachweise zur
Verfügung, wie dies sonst bezüglich keines anderen Kleinmeisters der Barocke der Fall ist. Und
doch fanden sie in Albert Ilg, welcher so gerne und rasch dabei war, in jedem italienischen
mastro di muro gleich einen Architekten zu begrüßen, nicht einen ebenso liebevollen Fürsprecher;
im Gegenteile, sie wurden von ihm von vornherein als die „kleinen Martinelli" in den Schatten
gestellt, für „unbedeutend" und „bloße Bauführer" und „derartige ausführende Meister"-)
erklärt. Nach ihm kamen die Meister dieser „stark verbreiteten Tiroler Maurerfamilie aus
Innsbruck" und damit war über sie der Stab gebrochen. Warum und aus welchem Grunde jenes
harte oder wenigstens herbe Urteil über die Martinelli gefällt wurde, mit welchem Ilg übrigens
der Wahrheit näher kam als mit der Standeserhöhung aller übrigen Comasken, ist unerfindlich,
wenn wir darin nicht eine suggestive Eingebung als Folge von sym- und antipathischen Gefühlen,
wie sich solche in Verbindung mit gewissen Namen oder Gegenden öfters einzustellen pflegen,
erblicken sollen.
Unterdessen waren unsere Martinelli nicht Tiroler, sondern echte und rechte Comasken,
also aus demselben Holz geschnittene mastri muratori wie diejenigen, die wir schon kennen gelernt
haben und noch kennen lernen werden — noch keine so „kleinen Leute". Sie unterschieden sich
im Gegenteil zu ihrem Vorteile von jenen in zwei Richtungen, und das bildet die charakteristische
Eigentümlichkeit dieser Familie. Erstens kommt in ihr deutlich das Streben nach höherer fachlicher
Ausbildung und das Behaupten der einmal errungenen höheren Position zum Ausdruck, indem sie
als bescheidene Maurermeister den Schauplatz ihrer Tätigkeit betreten, aber schon in der zweiten
Generation sich zu Hofbaumeistern und Ingenieuren emporschwingen und diese Stellung fortan in der
dritten, wahrscheinlich auch noch in der vierten Generation behalten, während wir bei ihren
Kompartisanen wiederholt konstatieren mußten, daß sie zwar als Hofarchitekten oder Baumeister
begannen, aber in der Folge in die Klasse der gewöhnlichen Maurerhandwerker zurückfielen und
schließlich ganz aus der Art schlugen und Ziegelbrenner oder Nichtstuer wurden.
Zweitens weichen sie von der bekannten Comaskenart darin ab, daß bloß ein einziger Sproße
nach Wien am Ausgang des XVII. Jahrhunderts entsandt wurde, welcher die Wiener Linie der Mar-
tinelli begründete und in vier Generationen ohne Nachschub aus dem Mutterlande fortpflanzte.
Allerdings traten gleichzeitig in Wien mehrere gleichnamige Personen auf, aber es waren
entweder bloß zufällige Namensvetter, wie z. B. ein Franz Martinelli, welcher mit dem ersten Maurer-
meister dieses Namens Franz Martinelli als bürgerlicher Handelsmann, vielleicht auch als„Wexel-
herr" in Wien lebte, aber in gar keinem verwandtschaftlichen Verhältnisse zu letzterem stand, oder
es waren Leute von nur ähnlichem Namensklang „Martinoll" oder „Martinollo", eine auch
viel verzweigte gleichzeitige Rauchfangkehrerfamilie, unter welchen wieder ein Franz Martinollo
vorkommt. Diese wurden nun öfters in der bekannten Wiener, sagen wir „Gemütlichkeit" von ehedem
in puncto der Orthographie und Aussprache von Personennamen rundweg auch Martinelli genannt
*) Sogar: Roveredo und Innsbruck. S. Mitth. des Altertums - Vereines 1904. Nr. 7. p. 124.
■) S. dessen „Fischer von Erlach« p. 345. 346. 348.
von Alexander Hajdecki. 57
und geschrieben, oder umgekehrt aus dem Martinelli Martinoli gemacht.^) Diese Umstände sind
geeignet, eine Verwirrung beim Studium der ohnehin nicht leicht festzustellenden Filiation unserer
Martinelli herbeizuführen, weshalb ich in der Stammtafel auch diese Namensvetter kurz berück-
sichtigt habe. Die Konfusion ist eigentlich schon da, indem die eine Hälfte der hier tätig gewesenen
Meister unbekannt geblieben ist, dafür aber Personen, die gar nicht hieher gehören, ihnen beigezählt
werden, (so durch Ilg ein „Philipp", welcher Name der ganzen Generation der Martinelli fremd
ist) und die andere Hälfte (trotz Wurzbach) unrichtig bloß mit Johann und Franz benannt werden
will. Es heißt daher nur eine Klärung herbeizuführen, und so weit es die äußerste Grenze der
Barockzeit (bis 1750) und zugleich meine Spezialforschung betrifft, ist mir eine solche auch gelungen;
nachdem ich hier aber keine Spezial - Monographie über die Martinelli zu geben beabsichtigen
kann, so habe ich mich für die zweite Hälfte des XVIII. Jahrhundert bloß mit dem ad hoc in aller
Eile gesammelten Materiale begnügt, was aber immerhin ausreichen wird, um auch über die jüngere
Generation der Martinelli ein aus sicheren Quellen geschöpftes Licht fallen zu lassen.
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1. Francesco Martinelli I.
Der Begründer des Wiener Zweiges ist bisher in der Literatur so gut wie ganz übersehen
worden und in dieser seiner Eigenschaft gänzlich unbekannt geblieben. Zum erstenmale begegnen
wir ihm in Wien am 23. November 1681 gelegentlich seiner Trauung In der St. Stephanskirche mit
Elisabeth Lentlin. Er wird der „ehrsame Maurer -Pallir" tituliert und bei diesem Akte von den
Maurermeistern Karl Canevale und Lorenz Locher assistiert. Er war mit den Familien des
Stukkatorers Anton Allip ran di und des Maurermeisters Lorenz Eggendorfer innig befreundet,
weil ihm dieselben bei fast allen Kindstaufen als Pathen zur Seite standen. Am wichtigsten für uns
ist aber der Vermerk im Trauungsprotokoll, daß dieser „Maurer - Pallir bei dem Comersee
gebürtig" ist, denn dadurch ist die Herkunft dieser Familie dokumentarisch nachgewiesen und deren
angebliche Tiroler Abstammung, sei es von Innsbruck oder Roveredo, widerlegt. Er muß seine
Profession auswärts, vielleicht im Mutterlande, ausgelernt haben, denn hier tritt er schon als „Pallir"
auf und wird in den Zunftbüchern zum erstenmale am 21. Jänner 1683, also im Belagerungsjahre
erwähnt, wo es heißt, daß „Francesco Martonelo (sie) Maurer (sie) sein Meisterstück auf-
gewiesen hat". Es wurden an demselben „vill Fehler" konstatiert und ihm dafür auch 30 fl. Strafe
auferlegt. Im selben Jahre figuriert er schon auf den Meistertafeln mit der Ordnungsnummer 644.
Zwar bekommt er schon im Juni desselben Jahres einen Lehrjung namens Georg Hoffer, von
Salzburg gebürtig, und noch im Jahre 1685 den zweiten, Joh. Bapt. Aliprandi, aber der nächste
wird ihm erst wieder im Jahre 1694 aufgedingt (Peter Spatz = Spazzio), und nachdem in Wien
nach der Taufe des ersten Kindes am 9. Jänner 1683 durch volle zehn Jahre kein weiterer Taufakt
auffindbar ist, während welcher Zeit ihm nachweisbar zwei Kinder geboren wurden, so muß
gefolgert werden, daß er inzwischen stabil auswärts beschäftigt war. In diese Zeit fällt auch ein
wichtiges Dokument, welches unsere früher schon aufgestellte Behauptung von eigenen Haus-
') Die wunderlichsten Verbailhornungen nicht nur der fremden, sondern auch der einfachsten deutschen
Personennainen, wie sie in der Barockperiode auf der Tagesordnung stehen (aus Hamilton wird Haimldomb oder
Hameltun und Hamblthann, aus Fischer Vischer, aus Müller Miller und umgekehrt, aus Hack = Sackmiller oder
Miliner etc.) beweisen, daß sie nach ihrem phonetischen Klange niedergeschrieben wurden. Heute tun wit im großen
Ganzen auch dasselbe und doch kommen dabei nur in seltenen Fällen kleine Mißverständnisse, aber schon gar nie
solche Ungeheuerlichkeiten heraus, wie es vor noch nicht ganz 200 Jahren allgemein Regel war. Sollte daraus nicht
der Schluß gezogen werden, daß unsere Sinnesorgane, in diesem Falle das Gehör, in einer fortschreitenden Ent-
wickelung begriffen sind und daß das deutsche Ohr heute richtiger hört wie anno dazumal?
XXXIX. Band. 8
58 ^ic Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
architekten der größeren geistlichen Orden und Stifte nur noch bekräftigen wird.
Im Archive des Zisterzienserstiftes zu Heiligenkreuz ist noch ein Originalkontrakt mit unserem „Maurer-
meister Francesco Martinelli* vom 1. März 1687 vorhanden/) laut welchem sich der Meister
verpflichtet, dem Stifte über jedesmalige Aufforderung einen Pallir und fünf Maurergesellen beizustellen,
welche dort unter seinem Namen auf jedesmalige Anforderung zu arbeiten hätten, wofür ihm
eine jährliches Pauschale von 50 fl. zugesichert wird. Es ist zu verwundern, daß bisher die Kon-
sequenzen aus diesem klassischen Dokumente, dessen Klarheit keine Mißdeutung aufkommen lassen
kann, noch nicht gezogen wurden, denn in demselben ist doch ganz deutlich ausgesprochen und
zwischen den Zeilen zu lesen, daß das Stift seinen eigenen Baumeister resp. entwerfenden Architekten
oder Baukünstler hatte, und daher eines fremden nicht bedurfte, daß es aber, um der geltenden Bau-
praxis zu entsprechen und nicht in einen Konflikt mit der Zunft zu geraten, eines Firmanten bedurfte,
unter dessen Namen dann was immer gebaut werden konnte. M a r t i n e 1 1 i war daher z. B. bloß
formell der Stiftsbaumeister, also nur ein Figurant, hinter welchem der wahre, aber namenlose
Meister sich verborgen hielt. Was somit für Garsten und Heiligenkreuz nachgewiesen ist, wird auch
bei den übrigen Stiftshäusern der Fall gewesen sein. Wie die Autosuggestion, das Befangensein im
Banne einer vorausgefaßten Idee, die Voreingenommenheit oder der Eigendünkel das sonst klar sehende
Auge blind machen können, dafür nur noch ein klassisches Beispiel. Ein solcher geistlicher Haus-
architekt hat sich in lapidarer Inschrift auf einem Pergamentdokumente noch vom Jahre 1767 verewigt
und sich ausdrücklich als den Architekten des Objektes bezeichnet. Diese Urkunde wurde auch
publiziert^) und doch wird noch ein Architekt für dieses Objekt gesucht und auch gefunden. Es
handelt sich um den Turm der Stiftskirche in Herzogenburg, in dessen Turmspitze „die Fundations-
urkunde" folgenden Inhalts gefunden wird: A. D. 1767. turris Ducumburgensis felic. consummata —
Deo auspice — Frigdiano Praeposito et Abbate Lateranensi — Insignl Architecto —
Opus perficiente Mathia Mungenast — etc. Da ist ja doch der Abt Frigdian „der berühmte Architekt*
als der Erbauer oder geistige Urheber des Turmes ausdrücklich genannt und ebenso aus-
drücklich gesagt, daß Mungenast bloß der „ausführende Baumeister'' (opus perficiens) gewesen
sei, und trotzdem schreibt der Autor „dieses prächtige Bauwerk dem Mathias Mungenast zu
„zweifelsohne nach Plänen seines genialen Lehrers Prandauer"! Ein Kommentar dazu ist wohl
überflüssig. Was für Dokumente sind dann aber noch erforderlich, um unsere Kunstgeschichtsforscher
sehend zu machen oder überzeugen zu können?
Martinelli war also faktisch nicht in Heiligenkreuz beschäftigt, wo sonst er aber in der
Provinz jahrelang war, ließe sich genau durch Auffindung der Geburtsmatriken seiner nachgefolgten
(wenigstens) zwei Kinder, Anton Erhard und der Maria Anna, nachweisen. Seinen Hausstand
muß er deshalb in Wien nicht aufgelöst haben, denn er hat wohl spät, aber doch am 27. Jänner
1689 sein Meistermahl hier gegeben. Wie dem auch sei, einträglich müssen diese Jahre für ihn
gewesen sein, sobald er noch im letzten Jahrzehnt des alten Jahrhunderts ein Haus in der Josefstadt
zu erwerben im Stande war. Von 1693 an ist er wieder in Wien bis zu seinem am 28. Oktober 1708
„im deutschen Hause" in der Singerstraße im 57. Lebensjahre erfolgten Tode.*") Im Jahre 1699 trat
>) Berichte des Altertums- Vereines B. XVIII (1879). In: „Handwerk und Kunst im Stifte Heiligenkreuz von
Dr. Wilhelm Neumann.
') Im Monatsblatt des Altertums - Vereines 1888, Nr. 11, p. 64 von H. von Riewel.
*) In dem Totenprotokoll der Stadt Wien ist das Datum des 31. Oktober angesetzt, es ist aber nicht der
Sterbetag sondern der Totenbeschautag darunter gemeint, der Sterbetag ist aus der Grabschrift in der Kirchengruft
von St Peter zu entnehmen, welche von Hauser in den Berichten des Altertums - Vereines 1889, p. 16 ff. nach-
zulesen ist.
von Alexander Hajdecki. 5d
bei ihm sein Sohn Anton Erhard am 14. Juni in die Lehre, welcher jedoch am 22. Mai 1701 dem
Maurermeister Christian Alexander Ottl „zugeschafft wurde". Dieser sein Sohn wurde dabei in
dem Akte als „zu Wien gebürtig'' bezeichnet, obwohl er in den Kirchenregistern unauffindbar ist
und auch Wurzbach sein Geburtsjahr bloß nach der Altersangabe irgend eines Todesnachweises
ermittelt haben kann. Daß Andreas Carove im Jahre 1690 sein Pallirjahr bei Franz Martine 11 i
absolviert hat, deswegen muß dieser nicht schon im selben Jahre in Wien gewesen sein. Bei dieser
Gelegenheit sei darauf hingewiesen, daß Ilg diesen Meister dem Schlager unrichtig „Carone''
nachschreibt; er hieß Andreas Simon Carove, wurde nach Absolvierung des Pallirjahres und
nach Anfertigung des „Meisterstückes", welche wie immer große Fehler aufwiesen und ihm 26 Rth.
Strafe eintrugen, am 19. Juni 1691 zum Maurermeister „erkhennt" und in die Meistertafeln eingetragen
(wenn kein Irrtum meinerseits vorliegt, sonderbarerweise schon in dem Jahre 1690!), war von 1700
an Baumeister der Maria Treu - Kirche in der Josefstadt und starb 1717, bald 60 Jahre alt.
Die ursprüngliche Schreibweise dieses Namens scheint doch verballhornt zu sein, aber
schwer wieder richtig zu stellen (wir haben ihn schon „Karafee" geschrieben gefunden), denn ich
fand im Jahre 1591 unter den Kopulanten bei St. Stephan einen Rhacia Caroyowin, einen
„wälschen Maurer von Vall de Sol" gebürtig. Es wird der Urahne unseres Carove gewesen, gewiß
aber sein Name anders geschrieben worden sein.
Francesco Martinelli nahm am 22. Juli 1703 seinen letzten Lehrling, den Rochus
A 1 1 i 0, auf und wird seither nicht mehr in den Zunftprotokollen genannt ; es sind uns jedoch noch sein
Testament (mündliches) vom 22. Oktober 1708 und einige Bruchstücke aus den Veriassenschafts-
Abhandlungsakten erhalten geblieben, aus welchen wir wertvolle Daten schöpfen können. Er muß
sich für wohlhabender gehalten haben, als er, wie es sich nachher herausgestellt hat, faktisch war,
denn er setzte seine Ehegattin zur Universalerbin ein, ließ sie aber seinen fünf am Leben gebliebenen
und nominell angeführten Kindern jedem als eine väterliche Erbportion 2000 fl. auszahlen, das heißt
dem Sohn Anton Erhard über die schon empfangenen 500 fl. nur noch 1500 fl. und auch die
älteste Tochter Justina, verheiratet an Joh. B. Tragalanza hofbefr. Hutmacher, hatte schon 500 fl.
als Heiratsgut und 500 fl. Einrichtung bekommen und ihr Mann eine Darlehenssumme von 1000 fl.,
womit sie also abgefertigt wäre, aber nichtsdestoweniger hätte die Mutter an die vier Kinder noch
7500 fl. abzuführen. Nun wurde zwar das Haus in der Josefstadt freihändig um 4500 fl. verkauft,
davon wurden aber die Passiva per zusammen 4092 fl. beglichen (darunter figuriert auch Franz Marti-
noll b. Rauchfangkehrer mit 6 fl.), so daß nur ein Barbetrag von 408 fl. zurückblieb. Es erübrigt aber
noch seine Forderungen also Aktivposten, und zwar: an den „alten" Fürsten Esterhäzy mit
4100 fl. und an den Baufond der Kirche von St. Peter, deren Baumeister neben Franz Jan c kl und
Christian Alexander öttl er war, von 2000 fl. Trotzdem die von ihm für seine minderjährigen drei
Kinder bestellten Gerhaben, SantinBussi, b. Stukkatorer, und Donato Feiice Allio, b. Maurer-
meister, an die Schuldner „Compaßschreiben" gerichtet hatten und nach dem inzwischen erfolgten Tode
des alten Fürsten neuerdings der „junge Fürst" urgiert wurde, „so ist doch keinerseits ein Effekt
der Bezahlung erfolgt", und die Gerhaben befürchteten, daß, „wenn man nit gleich und mit Ernst
dazu tun werde, der jetzige Fürst Esterhäzy wegen etwa zu besorgen habenden Türkenkrieg sich
sodann gar zu keiner Bezahlung bequemen dürfte". Ob sie zu den Geldern gekommen sind, ist
nicht mehr sicherzustellen, um welche Arbeiten beim Fürsten es sich hier handeln sollte, ist auch
nicht leicht zu sagen. Ich vermute, daß Martinelli in den neunziger Jahren auf den ungarischen
Besitzungen des Fürsten jahrelang beschäftigt war, denn seine Schuld wird als auf einer „Original
Obligation" (nicht „Scheindl" oder Rechnungsdokumente) basierend ausgewiesen.
8*
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^ bie bynasten-i^amilien der itaiienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
Aus diesen Dokumenten lernen wir auch die Siegel der Martinelli und des Santino
Bussi kennen.
Francesco Martinelli unterschreibt sich italienisch als mastro di muro und siegelt mit
folgendem Wappenbild : Im runden Schild, umrahmt von unten gebundenen zwei Palmzweigen, halten
zwei aufrechtstehende, zu einander gekehrte Greiffe in den vorderen Pranken eine griechische Vase
in die Höhe, aus welcher ein pyramidal gestutzter Baum emporwächst. Sein Sohn Anton Erhard siegelt
aber im Jahre 1708 den Kaufkontrakt des väterlichen Hauses mit einem etwas geänderten Wappen,
statt des Baumes halten die Greiffe drei Blumenstengel (?) empor und den Heiratskontrakt seines
jüngeren Bruders Johann Baptist (I.) vom Jahre 1728 siegelte er gar mit einem ganz neuen
Wappen. Der Schild ist vierteilig und hat einen Herzschild mit einer Säule (?); im Feld 1 und 4
ist ein Winkelinstrument, in 2 und 3 irgendwelche gekreuzten Maurerinstrumente (?). Die Initialen
A. E. — M. beweisen, daß es kein Aushilfssiegelring war, sondern- sein eigener. Santino Bussi,
welcher bei einer anderen Gelegenheit mit einem Monogramm siegelte, führt diesmal in dem durch
einen Balken geteilten Schilde, in dessen oberer Hälfte ein Herz in einer .Strahlenkrone, in der
unteren Hälfte ein nach rechts gewendeter Fisch (?) sich befinden, über dem Helm wehen zwei
Straußfedern, flankiert von den Initialen S. — B. Die Filiation des Franz Martinelli ist aus der
nebenstehenden Stammtafel VI ersichtlich. Martinelli starb als einfacher bürgerlicher Maurermeister.
2. Anton Erhard Martinelli.
Der älteste Sohn des Vorigen, dessen Geburtsort und Datum ich nicht sicherstellen konnte.
Wurzbach läßt ihn 1684 geboren sein, nachdem er jedoch am 14. Juni 1699 als Lehrling aufge-
nommen worden war und dies gewöhnlich mit dem vollendeten 13. Lebensjahre zu geschehen pflegte,
so wäre eher das Jahr 1686 anzunehmen. Wir wissen, daß er diese Lehrzeit beim Maurermeister
Chr. AI. Ottl im Jahre 1702 beendete. Wo er seine sechs Gesellen- und das Pallirjahr zugebracht
hat, darüber fehlen Aufzeichnungen in den Akten, wahrscheinlich ist, daß er auf Wanderschaft gegangen
ist, denn wir haben gesehen, daß ihm der Vater noch 1708 als schon empfangenes Geld von der
Erbsportion 500 fl. defalciert hat; wo er überall gewesen ist, das wissen wir auch nicht, aber
er trat erst wieder als bereits ausgelernter und zum Meisterwerden reifer Mann im Dezember 1709
in Wien auf, wie wir es aus dem noch vorhandenen „Heirats -Contrakt* erfahren. Sonderbarer-
weise nennt er sich in demselben schon „bürgerlicher allhiesiger Maurermeister", obgleich er es
erst im Jahre 1711 faktisch geworden ist. Er heiratete die Maria Rosina Josepha Adamin, des
fürstlich Schwarzenbergischen Hausverwalters Peter Ernst Adam Tochter, und dadurch trat er
in ein engeres Dienstverhältnis zum „hochfürstlichen" Hause. Die Trauung erfolgte am 28. Jänner
1710 in der St. Stephanspfarre und der Bräutigam wurde im Trauungsakte sonderbarerweise wieder
als „angehender bürgeriicher Rauchfangkehrer* bezeichnet. Der Stukkatorer Anton Aliprandi und
der Spiegelmacher Martin Kirchlmayer waren seine und der Fürst Schwarzenbergische Rat
Ignaz Barradi mit dem Vater die Beistände der Braut.
Offiziell bewarb sich unser Martinelli erst am 13. Jänner 1711 um die Maurermeister-
schaft, weil er an diesem Tage um die „Aufgebung der Meisterstück* bittlich wurde, welche
ihm auch üblichermaßen aufgegeben wurden.*) Am 13. Juni 1711 vollendete er sein Meister-
^) Die Ereignisprotokolle machen uns auch hie und da mit den Themen solcher Aufgaben bekannt, deren
zwei als instruktive Beispiele für den Umfang der Anforderungen an einen damaligen bürgerlichen Maurermeister
hier Aufnahme finden mögen. Im Jahre 1640 ist dem Wolf Zehetmayr „über ordentlich Pollirschaft nachfolgendes
Meisterstuckh aufgeben worden, als: Die Brätte dieses Paw ist 107 Schuh, die Langeseitten 149^ und die khurze
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Von Alexander Hajdecki. g|
Stück') bei dem Ober-Zöchmeister Andreas Carove (das heißt unter seiner Aufsicht — einer Art
Klausur) und da wieder Fehler daran befunden wurden, mußte er 30 Thaler Strafe erlegen. «)
Er wurde im selben Jahre zum Meister ernannt, in die Meistertafeln aufgenommen und schon im
Dezember desselben Jahres wird von ihm sein erster Lehrling Peter Thal 1er, ein Wiener von
Geburt, aufgenommen. Warum Martinelli in den Trauungsmatriken für einen „b. Rauchfangkehrer*
ausgegeben wird, nachdem er in einer Privaturkunde kurz zuvor sich einen „b. Maurermeister" nannte,
was. beides unrichtig war, läßt sich bloß vermuten. Das Rauchfangkehrerge werbe war dazumal durch-
aus in italienischen Händen und mit dem Maurergewerbe in einem Bezüge nahe verwandt; es mußten
nämlich dazumal bei einem ausgebrochenen Feuer in der Stadt alle „bürgeriichen" Maurermeister
zur Brandstätte eilen und sich an dem Rettungswerke beteiligen, was heute nur noch den Rauch-
fangkehrern obliegt. Die Professionen waren also verwandt, und nachdem eine von ihnen ganz
italienisch war, so konnten die Connationalen auf ihre Rechnung leichter sündigen, als dies in der
Zunft der Maurermeister möglich gewesen wäre. Martinelli stand knapp vor der Heirat, hatte
aber noch keine „Stellung* — er war noch kein „gemachter Mensch". Die Erwerbung der Meister-
schaft konnte nicht rasch durchgeführt werden, obgleich er die Vorbedingungen dazu bereits
gehabt und auch selbständig als Stückmeister gearbeitet haben mag (bei dem Ansuchen um. die
„Meisterstück" wird er nicht „Geselle" oder „Pallir", aber knapp „Maurer" genannt), und so durfte
er sich in einer Privaturkunde (Heiratskontrakt) schon einen „Maurermeister" nennen, in einem
offiziellen Dokumente ging das aber nicht an, ohne einen „Anstand" seitens der Zunft befürchten
zu müssen. Die Rauchfangkehrer mögen dagegen froh gewesen sein, einen hervorragenden Con-
nationalen wenigstens nominell unter ihre Mitglieder zu zählen, welcher ohnehin ihrem Metier nicht
fremd gegenüberstand, und so konnte er in dem Kopulationsbuch als ein bürgerlicher Rauchfang-
kehrermeister auftreten.
Danach wäre die Stelle bei 1 1 g (angeblich nach denselben Protokollen der Genossenschaft),
wornach „Anton Martinelli von 1682 bis 1726 das fürstl. Esterhazy'sche Haus auf dem Neubau
baute, richtig zu stellen, da Anton (Erhard) in jenem Anfangsjahre noch nicht auf der Welt war
und erst mit 1711 selbständig zu arbeiten begann. Wir haben schon gesehen, daß es sein Vater
Franz Martinelli war, welcher von Esterhazy stark beschäftigt wurde. Allerdings war es sein
Sohn Anton auch, aber erst bei dem jungen Nikolaus Esterhazy in viel späterer Zeit. — Im
Jahre 1715 nahm er am 23. Juni seinen jüngsten Bruder Johann Baptist (mit 14 Jahren) als Lehr-
jungen auf und dieser ist auch für lange Zeiten sein letzter, denn erst im Jahre 1741 finden wir wieder
einen Lehrjungen bei ihm in die Lehre treten. Fast sollte man glauben, daß er sich so lange Zeit
Seiten 14C und schräjpg auf die Brätten das Liecht vornhero, mit doppelten Keiler sambt der Preß und drei Gaaden
ob der Erdt rechtzu accomodirn". Im Jahre 1670 erhielt Franc Pia zoll folgende Aufgabe: 1^ solle er zwei Keller auf
einander machen an den zwo längeren Seiten ; item solle er 3 Gaaden auf einander machen sammt den Stiegen, rei
secret, Prunen (?) nud auf den langen Seiten ein facata und an den Eggen eine viereggte Ausladung ; sodann auch
über ermeltes Gebeu ordentlichen Überschlag."
^) Nach den vom Vorstand, Herrn Theodor Hoppe, aus dem Archive der Wiener Baumeister -Genossen-
schaft für Albert 11g gemachten Exzerpten (p. 405 des Fischer von Erlach), da ich diesen Archivbestand nur
kursorisch durchzusehen und Notizen zu machen Gelegenheit hatte. Hier drängt sich mir aber die Frage auf, sollte
Herr Hoppe unseren Kunsthistoriker nicht auf das viel wichtigere und umfassendere Aktenmateriale bezüglich der
Allio, der Carlone, Canevale und anderer mehr aufmerksam gemacht, beziehungsweise ihm Auszüge darüber
mitgeteilt oder llg selbst sich nicht direkt wegen derselben angefragt haben? Fast sollte man daran gar nicht
zweifeln; warum wurden dann aber auch diese so wichtigen und entscheidenden Notizen nicht ebenso bei den
Studien über diese Meister verwertet?
') in diesen ewig sich wiederholenden (größeren oder kleineren) Fehlern oder Mängeln wird man nicht
fehlgehen, eine gewohnheitsmäßige Sportelrubrik für die „Zöchlade" erblicken zu müssen.
52 ^*c Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in WieA
außerhalb Wien bei den vielen Bauten in Böhmen, Mähren, Ungarn und Niederösterreich ^) aufgehalten
hat und nur mit Gesellen arbeitete, aber die Kirchenmatriken beweisen, daß er wenigstens bis etwa
1726 seinen Haushalt in Wien führte, wo ihm während dieser Zeit zehn Kinder geboren wurden.
Erst um das Jahr 1730, also nachdem er durch 20 Jahre Proben seiner Fachtüchtigkeit als
bürgerlicher Maurermeister abgelegt hatte und 1733 Ober-Zöchmeister geworden war, wurde ihm die
Ehre zuteil, zum Hofmaurermeister ernannt zu werden. Genaue Daten über seine Hof anstellung
fand ich nicht vor, aber nach Schlager arbeitete er schon 1731 als Hofmaurermeister an der
Umgestaltung der kais. „Schranne'' auf dem Hohen Markte. Er starb den 13. (nicht 15.) Sep-
tember 1747 als „kays. Hof- und bürg. Baumeister'' in seinem Hause in der Alstergasse, ohne
seine „Kunst" auf einen seiner Söhne vererbt zu haben. In seinem nicht mehr erhaltenen Testamente
gedenkt er bloß zweier ihn überlebender Kinder, des Sohnes Franz Xaver, juris practicus, und der
„geistlichen** Tochter Maria Anna Theresia, beide schon gevogt (also über 20 Jahre alt), welchen
er je 1000 fl. auswirft, und die Mutter zur Universalerbin bestellt. Sein nachgelassenes Vermögen
bestand in 6660 fl., und zwar in Bargeld 666 fl., in Obligationen 2000 fl., in einer „Forderung bei
Hof" wegen des „kays. Schrannen- Geben" 1000 fl., detto bei den Grafen DraskoviC und Niklas
Esterhazy 800 fl., in dem am Alsterbach liegenden Haus 2000 fl. Nach Abzug einiger Schuld-
posten verblieb ein reines Massavermögen von 5280 fl., wovon laut der Ehepakten (Heiratskontrakt)
die Hälfte dem überiebenden Teile eigentümlich verbleiben sollte, so daß bloß 2640 fl. als reines
Nachlaßvermögen verblieb, aus welchem erst die Witwe ihre mit 600 fl. versprochene „Widerlag"
und die „Morgengab" „nach Morgengabsrecht" zu befriedigen und die Legata auszuzahlen hätte, die
Kinder aber noch ihren gesetzlichen Pflichtteil zu suchen hätten. In unserem Falle erklären aber beide
Kinder schriftlich, am 1. Mai 1748 „die Ursulinerin" durch ihre Oberin, die „praefecta" und drei
Schwestern, daß sie mit jener testamentarisch „ausgeworfenen legitima per 1000 fl. vollkommen zu-
frieden seien" und „dannenhero mit der Universalerbin, ihrer vielgeehrtesten Frau Mutter Maria Rosina,
in alle Weeg verstanden seien und sie vollends hiemit frei, quitt und ledig zu sprechen feierlichst
angeloben". Nun hat aber der Vater im Testamente erwähnt, daß ihre geistliche Tochter „das Geld
(d. i. 1000 fl.) nebst geistlicher Ausstaffierung" bereits bekommen hatte, weshalb die legitima von
1000 fl. „von Ursuliner Convent abgezogen" werden solle.
Daher haben sowohl Wurzbach als auch Ilg, welcher ihn richtigstellen zu müssen glaubte
(1. c. p. 347), mit der Behauptung Unrecht, der Vater hätte statt der Aussteuer seiner Tochter den
Bau — oder wie Ilg meint, bloß die Ausbesserung des Klosters (weil es ja schon seit 1675
bestand! Er übersieht aber, daß die Tochter schon um 1740 den Habit anzog) übernommen, weil
der Vater ausdrücklich von gegebenem „Geld" und empfangener „Ausstaffierung" spricht. Ebenso
wird auch die Behauptung (nach Berger), Anton Erhard habe 1748 die Wasserleitung in dem
fürstl. Schwarzenbergischen Garten renoviert, zu korrigieren sein, dagegen, wenn ein Martin eil i
an dem Bau der Kirche in Weikersdorf 1727 beschäftigt war, so konnte es nur unser Anton
Erhard, gewöhnlich aber bloß Anton genannt, gewesen sein, und wenn ein Martinelli auch
an dem Baue der Karlskirche beteiligt war (nach dem Liber memorabilium dieser Pfarre), so ist
es ebenfalls nur unser Anton Erhard. — Seine Gattin starb erst im Jänner 1778 in demselben
Ursulinerkloster ohne Testament, und ihr Sohn Franz Anton wurde mittlerweile schon „Ober-
einnehmer im k. k. Kupferamt". (Siehe Tafel VII.)
1) Die detaillierten Nachweise seiner Arbeiten in und außerhalb Wiens möge man bei Ilg (1. c. p. 405) nach
den Aufzeichnungen des Herrn Theodor Hoppe nachlesen, nur wäre vielleicht bei Traiskirchen statt des Grafen
Pescovitz richtiger Draskovitz zu lesen und Roffrano statt Safrano.
Tafel VII zu Seite 62.
Zweite Sta
2.) Anton Erhard
kais. Hof- und bOrg. Maurermeister, cop. 28./1. 1710 MariiBPi
Maria Anna
Maria Anna
Anna Isabella
Josef Ignaz
Petrus Donat
Ironisa
g. 15./9. 1711.
Isabella
g. 6./11. 1715.
Dominik
Hieronymus
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Taufpaten: Maria
g. 13./3. 1714.
Taufpaten :
g. 4./8. 1717.
g. 23./9. 17ia
g- 1- ^
Anna Frln. von .
Die Alfieri. und
Familien AUio
Taufpaten :
Die Allio und
Die A j
Schwarzen-
Donat AUio
und Alfieri.
Alfieri und
Alfieri.
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berg,Maria Isa-
mit Gattin
Carolas Carlonl,
bella Alfierin,
Maria Anna.
Maler,
Hieronymus
Maria Anna
maritus.
Allio.
NB. Alle diese Kinder, bis auf die letzten
zwei, sind vor dem Jahre \'U
3.) Johann Baptist Martinelli I.» f als kay. Hof -Architekt undbrt
(Si Stephan) cop. 1». den 1. Februar 1728 Mariam Josepham Kätzlerin, f l^
2?, den 17. September 1752 als kay. Hofbaumeister und kön. bocg
Kinder erster Ehe:
Josephtts Franziskus Hieron.
g. 3./1. 1729.
Taufpaten: „Perillustris
D. Josephus Emanuel de
Fischern"
(nach Wurzbach f 1800?
als Kameral - Architekt ? I).
Maria Franziska
g. 11. /6. 1731.
Taufpaten: Bruder
Anton mit Frau und
Maria Franziska
Enlingerin, Forti-
fikations - Baumeisterin.
Johann Baptist II. ?
1730?
Maria Josefa
g. 16./3. 1733.
Franc. Allio mit Gattin und
sein Bruder Anton, Hof -Bau-
meister.
t 6./6. 1738 beim gold. Hirsch
auf dem alten Fleischmarkt
(Lumagohaus).
5.) Franz Xa?er AM
Ferdinand
g. 19. 4. im
Taufpaten: Sein Bm^
und Ferd. Meixae
cop. 6. Juli ]76d
Eleonoram Dietr::;
t 1783.
Maria Anna Eleonora
g. 20./2. 1767.
Taufpatin :
Maria Modlhammerin,
bürg. Baumeistersfrau.
Constantia Eleos
g. a,6, 1772
Const Strohmayert
bürg. Silberarter-
Ferdinand Franz
g. 2./7. 1769.
Taufpate:
Johann Ferdinand Modi-
hammer, k. k. Artillerie -For-
tifikations- u. bürg. Baumeister,
t 6./2. 1771.
4.) Johann (Baptist) Martinelli n. (Fil Jo^
kopuliert als Schloß- und Bau -Inspektor zu Breitenfurth, «gebore
1) Nachdem .soluta", also ledig, dann ist es nicht die Stiefmutter, aber die Tochter des Franc. Martinelli II.
• Martinelli.
*r dem 15. September 1747,
Ada min (St. Stephan); sie starb 1778 im Ursulinerinenkloster.
Maria
josef Joachim
Anna Theresia
josef Donat
Franz Anton
Anna Maria
}nia
Joannes
Monika
Hieronymus
geb. wann?
Theresia,
i 1721.
g. 28./12. 1723.
g. 25./ 12. 1724.
g. 25./4. 1726.
juris practicus,
Ursulinerin,
cus AI-
Hierom. Alfieri,
Dieselben Tauf-
Allio und
1778.
geb.?
Maria
Maurerm. (sie),
paten.
Alfieri.
Obereinnehmer
t 1787.
inica,
Donat Alio,
•
im Kupferamt
fieri.
mit Frauen.
Vater in seinem Testamente nur noch bloß von diesen zweien spricht
ni 1754 im Löwenauischen Hause in dem Rottgäßl am inneren Brand.
Frau Theresia Hillerin (Scott); sie heiratet 2® voto den Baumeister josef Gerl 1759.
aus zweiter Ehe:
dinand
Dominik Anton
Maria Anna Wal-
Franz Josef Anton
g. 15./5. 1739.
purgis
g. 4./8. 1743.
7.
Taufpaten dieselben.
g. 18./7. 1741.
Taufpaten: Anton Ger-
*lben.
(St Stephan).
(Scott)
hard, Martinelli
1 hier
Taufpaten dieselben.
loco ejus
tnt)
Franciscus Anton
meisten
Martinelli, Notar.
Gabriele Maria An na
g. 14./9. 1755.
Baptist Xaver
23. 1. 1772.
Martinellin,
chltektens - Frau
lann Baptist IL).
Anton Xaver
g. 22./2. 1775.
Taufpatin :
Theresia Martinellin
„soluta Hausinhaberin'. ^)
Anna Eleonora
g. 5./7. 1776.
Taufpatin:
Maria Anna Modiham-
mer in, bürg. Baumeisterin.
./3. 1730 als Jos. Johann Anton (St Stephan).
1766, Mariam Annam Kovaneckin, geboren aus Langenlois.
von Alexander Hajdecki. 63
3. Johann Baptist Martinelli I.
Dieser, ein Bruder des Vorigen und getauft bei St. Stephan am 8. Februar 1701, ist die
markanteste Persönlichkeit der Familie. Seine Gevatter waren der Stukkator Anton Aliprandi
mit seiner Gattin Anna und Lorenz Eggendorfer mit seiner Gattin Eva Theresia. Am 23. Juni 1715
trat er in die Lehre bei seinem Bruder ein, am selben Tage 1718 wurde er freigesprochen und
begann seine Gesellenzeit. Wo er sie zugebracht hat, ist wieder nicht bekannt, denn gleich seinem
Bruder erscheint er erst wieder nach zehn Jahren auf dem Wiener Horizont, und zwar gelegentlich
seiner Heirat. Er heiratete bei St. Stephan am 1. Februar 1728 als „der ehrengeachtete Stück- und
angehender Maurermeister" die Jungfrau Maria Josepha Kätzlerin, Tochter des bürg. Vergolders
Mathias Joseph Kätzler (eine verzweigte Wiener Malerfamilie). Als Beistand fungierte sein
Bruder „Anton Martinelli bürg. Maurermeister Frater sponsi". Auch sein Heiratskontrakt findet
sich noch in den Abhandlungsakten nach seiner verstorbenen ersten Gattin vor. *) Danach hat er
eine „bessere Partie" gemacht wie sein Bruder, denn seine Braut erhielt als Heiratsgut 500 fl. (sein
Bruder hatte nur 300), welche er doppelt mit 1000 fl. „widerlegt*. Außerdem versprach ihm der Vater,
noch 700 fl. als mütterliche legitima der Tochter zu geben und zur „subsistenze jährlich 100 fl. als
Interesse von einem Kapital per 2000 fl. zu zahlen. Albert Games in a hat die Urkunde als Zeuge
der Braut und sein Bruder „Antoni Erhardo Martinelli'' auf seiner Seite unterschrieben. Erst
nachdem er geheiratet hatte, erlangte er die Wiener Maurermeisterschaft, zu welchem Zwecke er schon
am 13. Jänner 1728 um Aufgebung des „Meisterstücks'' bittlich wurde. Das Ereignisprotokoll dieser
Zunft hat uns eine lebendige und instruktive Schilderung des Vorganges bei der Prüfung der
„Meisterstücke" und Meister -„Erkennung" aufbewahrt welche daher hier wörtliche Aufnahme finden
möge: „Den 16. September 1728. Auf beschehenes geziemendes Ansuchen und Bitten, auch Ver-
willigung der ganzen ehrsamen Meisterschaft, hat der Joh. Bapt. Martinelli Maurer Stückmeister,
die unterm 13. Januar diß ihm auferlegte Meisterstück, so er verfertigt aufgewiesen, welches folgsam
durch alle Stück von den Herrn Meistern der Ordnung nach examinirt und alles Fleißes
durchgegangen worden, und obwohlen sich in selben verschiedene Ausstellungen und Failler darinn
befunden, bätte selbiger solche zu condonirn und will sich darumben mit dem ehrsam Handwerk
abfinden. Hierauf ist der Überschlag auch abgelesen, und ist ihm zur Gebühr 50 Thlr. zu
erlegen aufgetragen. Auf sein beschehenes Bitten ist es ihm auf 40 Thlr. gelassen worden, worauf
er auch angelobt und ihm der Meisterstab behändigt worden."
Die Angelobung und die Einhändigung des „Meisterstabes" finde ich in diesem Falle zum
ersten und vielleicht einzigen Male in dem obigen Protokolle erwähnt. In den Wiener Meister -Tafeln
fand er aber erst 1729 Aufnahme. Obwohl er nun, wie es die Geburtsmatriken der St. Stephans-
pfarre dartun, laut welchen ihm hier jedes zweite Jahr ein Kind geboren wurde, sich ununterbrochen
in Wien aufhielt, fällt es auf, daß er bis zum Jahre 1741 keinen einzigen Lehrjungen aufdingte, und
dann erst wieder im Jahre 1750, diesmal seinen eigenen Sohn Franz Xaver Anton. Gesellen
hat er allenfalls beschäftigt, wenn auch nur im beschränkten Umfange, denn während sein Bruder
Anton Erhard im Jahre 1733 etlich 20 Gesellen aufnahm, hat Joh. Bapt. bloß zwei angemeldet.*)
0 Abhandlungsakten Signal: 391/1 Landesgerichtsarchiv. Ebenso bezüglich des Franz Martinelli, sein
Testament ebenda Nr. 980/1708 und Abhandlungsakt Sign.: 241/37, bezüglich des Anton Erhard Martinelli Sign.:
396/19 und Reg. Abh. Nr. 85 ex 1778.
*) Aus der genauen Durchforschung der besonderen „Gesellen - Register" und übrigen „Zunftbücher'' ließe
sich die genaueste Statistik aller Lehrlinge, Gesellen und Meister aufstellen, welcher Aufgabe ich mich noch nicht
unterziehen konnte, wie ich überhaupt diesen Archivstand bloß kursorisch durchzusehen Gelegenheit hatte.
64 I^ic Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in 'Wien
Vielleicht daß er mit seinem Bruder in Kompagnie arbeitete. In den Kirchenprotokollen wird er bis
1735 bloß »bürg. Maurermeister genannt, in diesem Jahre aber schon „bürg, und Hof baumeister*,
was auch. sein älterer Bruder Ant. Erhard bereits war. Im Jahre 1735 wird er aber dort schon »nobilis
Dominus** und „Kay. adjungirter Baumeister** gleich seiner Gattin und seinem. Bruder tituliert. Auch
im Jahre 1737 ist er »Nobilis**, aber schon »Kay. Hofbaumeister** ; im Jahre 1739 entfiel der
»nobilis**, ebenso in den Jahren 1741, 1743 und 1752, im Gegenteile wird er diesmal bloß der
»ehrsame Herr** genannt, sein Titel verdient jedoch beachtet zu werden: »kay. Hofbaumeister
(das war er schon seit 1735) und königl. hung. Cameral-Ingenieur, wohnhaft in der
Casarm vor dem Schottenthor**, heißt es im »Trauungsprotokoll der Schottenkirche**, da er die in
»der Burg** wohnhafte Witwe nach dem Herrschaftsverwalter Leopold Hill er zum Altar führte.
»Bernhard Farcher kay. kön. Casarm Verwalter** war sein Beistand. Noch deutlicher spricht sich
darüber der Taufakt seiner jüngsten Tochter vom Jahre 1755 aus, wo er »kayserl. Hof-Architekt und
Baumeister in der Casarm in der Alstergassen** tituliert wird. Diese beiden Dokumente sind wichtig,
weil sie wieder einen kunstgeschichtlichen Irrtum beseitigen. Ober den Bau der »Alserkaserne** war
trotz Hofbauers Monographie über »die Alservorstadt** Weniges bekannt. Nun tauchte im Jahre 1886
ein Dokument auf, ein Absolutorium für die Rechnungslegung des uns schon bekannten Bernhard
Farcher (f 1754) und dessen beide, was man heute sagen würde, Cassamitsperrer : des »Gegen-
handlers** Thoman Kollmann und des »Bauschreibers** Adolf Ditmar. Dieses Dokument wurde von
W. Boeheim in dem Monatsblatt des Altertums - Vereines vom Jahre 1886 Nr. 6 publiziert und
aus demselben die irrige Ansicht abgeleitet, daß jener »Bauschreiber** Ditmar der Baumeister der
Kaserne selbst gewesen wäre, »dessen Namen wir heute zum ersten Male erfahren**, setzt der Autor
dazu. Das wohl, aber nur darum, weil es einen Baumeister F. Ad. Ditmar nie gegeben hat. Bau-
schreiber waren administrative Kanzleigeschäftsführer bei größeren öffentlichen Bauten. Der wahre
Baumeister, beziehungsweise auch Architekt der Alserkaserne war eben Johann Bapt. Martinellil.,
welcher bei Hofe in Ehren gestanden hat, sobald sein jüngstes Kind von der Erzherzogin Maria
Anna aus der heiligen Taufe gehoben wurde, und zwar durch Ihre Kammerjungfer Maria Theresia
W i s s e ri n. Seinem ältesten Sohne stand Josef Emanuel Fischer (der jüngere) zu Gevatter. Er starb
am 21. Juni 1754 »als k. k. Hof-Architekt und b. Baumeister** in der Stadt. »56 Jahre alt**, heißt es
in den Totenprotokollen, wir wissen aber aus seinem Taufschein, daß er erst 1701 geboren wurde,
somit im 53. Lebensjahre starb. Demnach sind die Altersdaten in den Totenprotokollen meistens
bloß für approximativ zu halten. Ich konnte weder auf die Spur seines Testamentes noch der
gerichtlichen Verlassenschaftabhandlung kommen, was zu bedauern ist, weil dadurch gewisse Zweifel
über die Person des
4. Johann Bapt. MartinelH IL
leicht zu beheben gewesen wären. Wurzbach hat nämlich als der Erste über die Wiener Mar-
tinelii verläßliche Auskunft zu geben versucht und teilweise insoferne gegeben, als er mutatis
mutandis doch bestimmte Namen und einige wichtige Daten an den Tag gefördert hat. Andererseits
brachte er aber doch eine Verwirrung in die Sache hinein, indem er z. B. den (angeblichen Abbate)
Dominik Martinelli zum Vater unserer MartinelH machte, weil ihm der wahre Stammvater
Francesco gänzlich unbekannt geblieben ist, wenn er weiter wohl die Existenz von zwei Johann
Bapt. Martinelli sicherstellt, aber ihr Verhältnis zu einander verwechselt und schließlich eine
dem Namen nach richtige Person zu einem Architekten macht, der er nie war, dagegen den wahren
Architekten nicht kennt. Bedauerlicherweise zitiert er bloß die gedruckte Literatur, nicht aber auch
die ihm zur Verfügung gestandenen primären Quellen, welche voriäufig unauffindbar sind und sich
von Alexander Hajdecki. 65
mit den uns zur Verfügung stehenden nicht decken. So z. B. Ist ihm das genaue Todesdatum des
Anton Erhard Marti nelli als der 15. September 1747 bekannt, in den Totenprotokollen der Stadt
Wien, der authentischen Quelle in dieser Beziehung, kommt aber dieser Todesfall überhaupt gar
nicht vor. Allerdings starb Marti nelli im September d. J., aber nicht am 15., denn an diesem
Tage ist die gerichtliche Publizierung des Testamentes erfolgt ; er muß also zumindest drei Tage
zuvor verstorben sein, denn so schnell geht die Sache doch nicht und ist auch nicht so pressant
für die trauernden Hinterbliebenen, daß sie noch sozusagen im Angesichte des Toten dessen letzten
Willen zu hören wünschen sollten. Ebenso gibt er das Todesjahr des unrichtigen Architekten Josef
Franz Marti nelli mit 1800 an, während in diesem Jahre in Wien bloß ein Rauchfangkehrer Josef
Martinoly, 31 Jahre alt, gestorben ist, aber kein Marti nelli. Er bringt auch einige genau sein
sollende Geburtsdaten, hat sie aber nicht aus den Matriken selbst, denn denselben Josef Franz läßt
er am 3. Juni geboren sein, während er es am 3. Jänner 1729 ist, er gibt den Geburtstag des
Johann Baptist an, und dieser ist in den Matriken nicht vorfindbar. — Wie steht es also mit
Johann Bapt. Martinelli IL?
Wurzbach ist darüber selbst nicht im klaren, denn zuerst sagt er, er wäre ein Bruder
des Josef Franz und Sohn des Johann Baptist I., sagt aber zum Schluß doch wieder: „Johann
Baptist, Sohn des Erhard, geboren 14. März 1730, gestorben 3. Februar ISOg**.
Nun ein Sohn des Erhard kann er nicht gewesen sein, weil ihn sonst der Vater in seinem
Testamente genannt und als jüngstes Kind nicht mit Stillschweigen übergangen hätte. Er könnte
daher nur ein Sohn des Johann Baptist I. sein, aber hier gibt der Umstand zu denken, daß
wir die Taufakte aller neun Kinder desselben gefunden haben, und gerade den dieses einzigen
Johann nicht, und dann, daß von ihm überhaupt bis zum Jahre 1766 in unseren Quellen und auch
in den Zunftakten gar nichts zu hören ist. Er taucht plötzlich schon als fertiger Mann auf. Nun,
unmöglich wäre es nicht, daß er als zweites Kind, zwischen dem Jänner 1729 und Juni 1731, etwa
gerade im März 1730, dem Johann Baptist I. geboren wurde, und ich neige mich auch ganz der
Ansicht hin, daß er es wirklich ist und wir es daher mit dem Sohne des Johann Baptist Mar-
tinelli I. zu tun haben. Ich vermute, daß er die akademische Laufbahn betreten und sich zum
Architekten herangebildet hat. Befremdend ist aber, daß wir außer seinem Heiratsdokument absolut
gar keine weitere archivalische Nachricht über ihn überkommen haben, denn sogar sein von Wurz-
bach angeführtes Todesdatum des 2. Februar 1809 ist nicht einwandsfrei. Sonderbarerweise hat
nämlich der Beamte gerade hier den Vornamen des Verstorbenen anzuführen unterlassen und es
heißt bloß in den Totenprotokollen: „2. Februar 1809 Edler von Martinelli, jubilirter k. k. Hof-
und N: ö: Provintial Bau Directions Architect, verheurathet, hier gebürtig, ist in s. Haus Nr. 913
in der Wollzeil an Brand der Alten beschaut worden, alt 79 J." Das Alter würde also genau auf
unseren Johann Baptist 11. passen, es könnte aber ebenso leicht der 1735 geborene Franz Xaver
Anton, auch Sohn des Johann Baptist I. und auch kay. Architect gewesen sein, derjenige eben,
welcher bis heute vollkommen unbekannt geblieben ist.
Ober diesen Johann Bapt. Martinelli IL müssen daher noch weitere Forschungen Klarheit
bringen, vorläufig ist das einzig Positive, was ich von ihm zu sagen weiß, daß er im Jahre 1766
in der Schottenpfarre getraut wurde, worüber folgende Urkunde dortselbst vorhanden ist:
„1766 cop. 12. Januar. Der Wohledle Herr Johann Martinelli k. k. Schloß- und Bau-
Inspector zu Breitenfurth, gebürtig allhier, wohnt im klein Tarockischen Haus, nimmt Mariam Annam
Kavaneckin gebürtig von Langenlois.
Testis: Joh. Martinelli Cassir im Kupferamt."
XXXIZ. BMd. 9
56 I^ic Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
Unter diesem „Johann Martinelli Cassir" kann kein Mitglied der Architektenfamilie
verstanden sein, weil uns ja alle bekannt sind; es ist daher nur anzunehmen, daß er ein Mitglied
der in der Stammtafel VI angeftlhrten anderen Familien gewesen sei, welche wir bisher in keinem
einzigen Falle während eines ganzen Jahrhunderts in einen Kontakt miteinander kommen sahen.
Die Architektenfamilie hat ausschließlich in ihrem baumeisterlichen und Architektenkreise gelebt
und verkehrt, mit ihrem Namensvetter kam sie nie in Berührung und es wäre daher leicht
möglich, daß auch der „Schloß- und Bau - Inspektor**, welcher dazu auch nur bloß „Johann**,
nicht auch „Baptist** genannt wird, nicht von unserer Maurerfamilie abstammt. Andererseits sahen
wir aber seine Gattin Anna (denn nur sie kann im Jahre 1774 gemeint sein) als Taufpathin bei
dem Sprößling der Architektenfamilie und Sohn eines Architekten Johann Bapt. Xaver fungieren.
Auffallend ist es auch, daß von einer Nachkommenschaft desselben in Wien nichts verlautet,
vielleicht daß in Breitenfurt und dessen Pfarre sich einige Spuren noch finden lassen werden.
Vorläufig muß aber bei den vielen pro und contra die Frage nach der Herkunft und Tätigkeit
des „Architekten Johann Baptist Martinelli II.** noch offen gelassen werden. Für diejenigen,
welche diese Frage näher interessiert, sind Winke genug zur Verfolgung seiner Spur hiemit an die
Hand gegeben.
5. Franz Xaver Anton Ferdinand Martinelli.
Der jüngste und vielleicht allerletzte Sprosse des Wiener Zweiges der Martinelli, und
zwar einer, der im vollen Lichte der Öffentlichkeit sein Handwerk erlernt und betrieben hatte, ist
bisher vollkommen unbekannt geblieben und mit Stillschweigen von der Literatur übergangen
worden, allerdings zum größten Teile wegen einer fatalen Personsverwechslung von Seite des
Wurzbach, welcher ihn mit seinem älteren Bruder Josef Franz identifizierte, der, wie gesagt,
nicht vom Handwerk war. Auch noch ein Umstand mag mit dazu verholfen haben, daß der „ehrsame
Meister** nicht mehr so leicht als Architekt von sich reden lassen konnte. Franz Xavers Tätigkeit
fällt schon in die Zeit der kais. (Hof-) Resolution vom 20. Oktober 1785, laut welcher „die bis-
herigen Stadt- und Vorstadt - Maurermeister noch fortan bestehen sollen, darunter aber jene zu
verstehen seien, welche bloß das Maurerhandwerk erlernt, jene aber, welche sich in Rissen
und Bauüberschlägen prüfen lassen, in der Zeichnungsschuie für tauglich erkannt worden,
seien Baumeister oder Architekten zu nennen, und bei diese (sie) soll weder Zunft noch
Laad bestehen, noch ihre Zahl eingeschränkt sein ; diese können aber zugleich Maurermeister sein**.
Unser Franz Xaver Martinelli, 1735 geboren, wählte die Laufbahn seiner Väter; er
wurde mit vollendeten 15 Jahren Lehrling bei seinem Vater (31. Mai 1750) und am 23. September 1753
freigesprochen, das heißt, ihm wurde der Lehrbrief vor dem versammelten Handwerk „aufgelegt**. Er
ist nun zum Gesellen vorgerückt, als welcher er bis zur Pallirschaft volle 10 Jahre verbracht hat
Während seiner Gesellenzeit stoßen wir aber in den Protokollen der Zunft auf eine interessante, mir
aber nicht ganz verständliche Episode aus der damaligen Gesellenorganisation. Es wurde nämlich
am 21. Dezember 1762 die „Zöchgesellenwahl** vorgenommen. Dabei wurde „von den votierenden
Gesellen** Peter Molner „durch 40 Stimmen zu einem Zöchgesellen ernannt**; Martinelli
hatte 28 und Linzbauer 14 Stimmen bekommen. Dagegen erhob nun der Baumeister Josef Gerl
(Stiefvater des Martinelli) Protest, daß die Stimmen erkauft und erzwungen wurden u. dgl. m.
Man solle daher die Wahl „gedulden**, bis wegen des Martinelli „von allerhöchsten Orth attestirt
werde**. Die anwesenden Meister intervenierten auch in diesem Sinne unter Hervorhebung des
Umstandes, daß dem „Meistersohn doch ein Vorrecht gebühre** — aber es nützte nichts, denn
von Alexander Hajdecki. 67
„die Gesellen wichen nicht ab und haben den Peter Molner mit Gewalt zum Zöchgesellen
gratuliert". Das nützte aber nichts, denn der Magistrat, an welchen sich gewendet wurde,
annulierte die Wahl, es wurde eine neuerliche am 24. Dezember abgehalten und „nachdem der
Befelch des Magistrats hat vollzogen werden müssen, so ist der Franz Xaver Martinelli von
den anwesenden Maurergesellen durch 41 vota unanimiter zum Zöchgesellen erwählt worden".
Diese interessante Episode aus dem Rechtsleben der Zunftorganisation des XVIII. Jahrhunderts
wird aber nur dann verständlich, wenn wir unter dem „Zöchgesellen" bloß einen Vorsteher der
Zöchgesellen verstehen würden. Kurz, Martinelli wurde per vis major nur auf Interzession des
Baumeisters G e r P) zu einer Gesellenwürde erhoben.
Am 5. Juni 1763 bat Xaver Martinelli um „das Pallirjahr", aber erst als wieder ein
Mächtiger, der Obervorsteher der Zeche, der „k. k. Hofbaumeister" Paul Ulrich Trientl, „in
seinem Namen" am 21. Mai 1765 um die Aufgebung des Pallirjahrs ersuchte, wurde ihm solches
„beschloßen" und sollte vom 6. Mai den Anfang nehmen. Kein Zweifel, Martinelli hat beim Trientl
sein Pallirjahr absolviert und zwei Jahre darauf wird er nach Vorweisung seines Meisterstücks zum
Meister „erkhennt". Wir lesen darüber: „Den 26. Februar 1767, demnach von der gesamten Meister-
schaft dem Stückmeister Franz Xaver Martinelli der heutige Tag zur Aufweisung seines Meister-
stücks bestimmt worden, als hat selber dieses vollzogen und aufgewiesen. Da nun sich aber einige
kleine Fehler befunden, so hat sich derselbe dem Handwerk übergeben, ist demnach beschlossen
worden, daß der Stückmeister in die Lat 40 Thlr. zahlen soll". Das tat er auch in Raten, deren
letzte er erst am 22. Dezember 1787 erlegt hatte. Er wurde in die Meistertafeln im Jahre 1767 ein-
getragen und hat im selben Jahre auch schon einen Lehrling aufgedingt. Er heiratete gleich seinen
Vorfahrern vor Erlangung der Meisterschaft am 6. Juli 1766 in der Schottenkirche: „Der ehrsame
Herr Franz Xaver Martinelli, ledig, ein angehender Baumeister, geboren allhier, wohnhaft im
tiefen Graben im Vayrischen Haus, des Joh. B. M. eines gewesten Hof -Baumeisters und Josephae
beede seelige Sohn — Eleonoram Dietrich in, geb. allh. in klein Mariazellerhof, des H. Daniel
Christoph Dietrich gem. Stadt und b. Baumeisters allie und Annae Tochter."
Testis: Johann Baptist de Martinelli k. Schloß -Inspektor." Das ist somit unser
Joh. B. IL, welchen wir doch in ein intimeres Verhältnis zu der Baumeisterfamilie treten sehen.
Franz Xaver wohnte im Jahre 1769 am Hof im „blauen Haus", welches im Jahre 1774
schon die (erste) Hausnummer 312 bekam und im Jahre 1776 beziehungsweise 1787 aus meiner
Evidenz verschwindet. Von dem „Cameral- Architekten" des Wurzbach Josef Franz Martinelli
ist in den einschlägigen Quellen keine Erwähnung zu finden, offenbar ist darunter unser Franz
Xaver gemeint. Er kann auch das XIX. Jahrhundert erlebt haben, nach seinem Todesjahre habe
ich jedoch keine Nachforschungen pflegen können.
Sein Bruder
6. Dominik Ferdinand Anton
widmete sich dem Steinmetzerhandwerk und trat am 23. Juni 1754 in die Lehre beim Steinmetz-
meister Wenzel Schunko ein. Hier dauerte die Lehrzeit aber fünf Jahre und er wurde daher
erst 1759 freigesprochen. Seine weiteren Schicksale kenne ich nicht, aber Ilg fand im General - Hof-
0 Es waren in Wien gleichzeitig drei Baumeister Namens Gerl tätig: Matthias (1741), Liborius und
Josef (1770). Der letztere ist ein Sohn „des Maurermeisters zu Klosterneuburg'' (Mathias?, welcher erst 1740 in
Wien heiratet, daher unmöglich 1710 an dem Bau der Elisabethinerkirche beteiligt gewesen sein kann). Liborius ist
dem 11g nur als Hausbesitzer bekannt. Siehe dessen Aufsatz: „Die Wiener Baumeisterfamilie Gerl'' im Monatsblatt
des Altertums -Vereines 1885, Nr. 8.
9*
68 ^i® Dynasten -Familien der italienischen Hau- und Maurermeister der Barocke in Wien
bau - Direktions - Protokoll im Staatsarchiv ex 1774 den Vermerk, er sei als Steinmetzgesell vom
Dache gefallen und habe deshalb um eine Unterstützung gebeten. Er war also bei einem Hofbau
beschäftigt.
Das zweifelhafte Familienverhältnis und eigentlich sogar die fragliche Existenz von zwei
Architekten des Namens Johann Baptist Martinelli haben mich — obwohl dieses Thema, wie
schon erwähnt, außerhalb meines speziellen Forschungsgebietes liegt — nicht ruhen lassen und
veranlaßt, auf einen halben Tag nach Wien zu fahren, um mir dort rasch die richtige Auskunft zu
holen. Ich sage ausdrücklich: auf einen halben Tag; denn zur Lösung von lokalkunstgeschicht-
lichen Fragen auf dem Wiener Boden, insbesondere insoweit sie Personalien betreffen, ist nicht
immer notwendig, darüber gleich ein halbes Jahrhundert verstreichen zu lassen. Man braucht in den
meisten Fällen sozusagen bloß die Hand auszustrecken, um die richtige Information zur Stelle zu
haben. Das bezügliche Urkundenmateriale, so weit noch überhaupt vorfindbar, liegt eben in
geschlossenen Blocks schön beisammen und offen zu Tage. So finde ich gewiß die Filiationsdaten
in den Kirchenmatriken der ehemaligen fünf Pfarren Wiens; die Sterbedaten in den Toten-
protokollen der Stadt Wien; die Vermögens- und sonstigen Personalnachweise in den
Testamenten, beziehungsweise Abhandlungsakten und nicht zu allerletzt auch in den
Grundbüchern der Stadt Wien. Das sind die vier elementaren Fundgruben, welche uns das
unentbehrliche Materiale zu einem tragfähigen Gerüste und zum Aufbau des Knochengerippes für eine
brauch- und haltbare Kunstgeschichte liefern. Ohne diesen festen und unverrückbaren Grund-
stock muß noch jede noch so gelehrte „Kunstgeschichte** in sich zusammenfallen.
Sonderbarerweise können sich aber gerade diese unsere fundamentalsten Quellengebiete
rühmen, ihre jungfräuliche Intangibilität jahrhundertelang bis auf den heutigen Tag bewahrt zu haben.
Ich habe diese verborgenen Schätze auf eigene Hand zum größten Teüe bereits gehoben, aber ein
Unstern lastet auf ihnen, denn, wie lange ich mich auch angestrengt haben mag, das Interesse der
obersten staatlichen Behörde für Kunst und Kunstgeschichtspflege zu Gunsten der Veröffentlichung
derselben wachzurufen — gelingen wollte es mir nicht. Unterdessen schleicht sich unsere Kunst-
forschung noch immer seit Schlager bis in den heutigen Tag hinein um diese goldenen Fund-
gruben nur so herum, ohne den Weg dahin finden zu können, und begnügt sich damit, von einer
Generation auf die andere die ebenso bequeme als nichtssagende Verlegenheitsphrase ; „man sagt . . .
er soll ... es heißt . . ." oder: „Nach Schimmer . . . besitzt ein Martinelli . . ." fortzupflanzen.
Das ist aber gar nicht notwendig und verlorene Zeit und Mühe. In Wien kann jede Personal-
frage von kunsthistorischer Bedeutung im positiven oder negativen Sinne im Laufe eines Vormittags
gelöst werden, wie es gleich nachgewiesen werden soll.
Es sind Zweifel in Bezug auf die Personsidentität der beiden Johann Baptist Martinelli
aufgekommen. Wurzbach behauptet bestimmt, es wären zwei Architekten dieses Namens gewesen ;
die Existenz des älteren haben wir schon dokumentarisch festgestellt, bezüglich des zweiten gibt
aber Wurzbach das genaue Datum seiner Geburt (14. Mäz 1730) sowie sein Todesjahr an. Es
handelt sich daher bloß darum, diese Daten nachzukontrolieren, statt sie blind nachzubeten. Ich
schlage daher das Taufprotokoll der St. Stephanspfarre unter diesem Datum nach und finde dort richtig
folgendes: „die 14. Martii 1730. Infans: Josephus Joannes Antonius. — Pater: D.Joannes
Baptista Martinelli b. Maurermeister Josepha uxor. Patrini: Anton Erhardus Martinelli per
filium Fransciscum Antonium. Maria Rosina uxor prioris." — Durch dieses Dokument wird also
Wurzbach dahin richtiggestellt, daß dieser angebliche „Johann Baptist'' vor allem kein Sohn des
von Alexander Hajdecki 69
Erhard gewesen ist, was uns ohnehin schon zuvor nicht plausibel vorkam, und dann, daß er
eigentlich nicht Johann Baptist geheißen hat, sondern drei Namen hatte, sich aber, wie wir
schon gesehen haben (Trauungsschein) und noch sehen werden, nicht nur selbst stets bloß „Johann^
nannte, aber auch amtlich bloß diesen Namen führte. Damit wäre also die strittige Frage seiner
Personsidentität gelöst, immer aber noch fraglich, ob er es wohl war, welcher im Jahre 1809 als
verstorben ausgewiesen wird. Nachdem Schimmer die Martinelli auch als Hausbesitzer in
Evidenz führt, so muß man die „Grundbücherlichen Eintragungen" zu Rate ziehen, wo gewiß die
richtigste Auskunft zu Teil wird. Ich gehe also vom Pfarramt zum Grundbuchsamt, schlage die
Indices nach und finde in der Tat seit 1701 bis 1810 viele Martinelli als Hausbesitzer vor.
Da hat vor allem der uns bekannte „Gwürzhandelsmann'' Joh. Franz Martinelli IL ein
Haus am „Lübeck zwischen dem Köllnerhof und der Apotheke des Joh. Ant. Säur" im Jahre 1701
erworben, ein zweites im Jahre 1718 „beim roth. Thurm gegenüber dem rothen Kreuz". Er starb
1736 und es erbten sein Sohn Stephan das Erstere und zwei überlebende Töchter das Letztere.
Nach Stephans Tode 1754 ging es an seine Tochter Theresia Josepha über.
Unser Architekt Johann Martinelli IL kommt auch dort vor, und zwar erwarb er ein Haus
schon im Jahre 1767 laut Gewährbuch S.fol.470: „Herr Johann von Martinelli k. k. Schloß-
und Bau - Inspector zu Breitenfurth und Maria Anna ... ein Haus in der Schulerstraße zuvor den
Kindern der Edlen von Wolfskron gehörig" Actum 29. December 1767. Tom. T. fol. 364 lesen wir
dagegen: „H. Johann Martinelli k. k. Hofunterarchitect für sich selbst, und H. Joh.
Küstner im Namen von dessen minderj. Kindern: Johann Baptist, Maria Anna, Joseph und
Antonia als deren Curator je eine Haushälfte an diesem Hause, nach dem Tode der Mutter"
beziehungsweise Gattin. Aktum 1. Februar 1779.
Im Jahre 1786 waren nach dem Tode des Johann Baptist nur die letztgenannten drei Kinder
an der Gewähr nebst dem Vater und im Jahre 1810 ging dasselbe Haus nach des Vaters Tode (1809)
nunmehr „Wollzeile Nr. 913" in den vollen Besitz der obigen drei Kinder. Dadurch sind wir nicht
nur mit der Filiation unseres Hofarchitekten bekannt geworden, sondern haben auch sein Todesjahr
sichergestellt und daher die aufgetauchten Zweifel endgiltig binnen wenigen Stunden gelöst. Dieses
Nachschlagen der Originalquellen hat noch weitere Früchte gezeitigt und uns mit der Filiation einer
ganzen Baumeistersippschaft der Dietriche, Modihammer und Gerl näher bekannt gemacht,
zu welcher auch die Martinelli gehören. Und zwar sind laut Grundbuch lit. S. foL 607 die Ehe-
leute: der bürgerliche, zugleich aber auch „zur Stadt Wien Maurermeister" Daniel Dietrich und
Anna Katharina Eigentümer eines Hauses auf der Schottenbastei neben dem Graf Salmour-Haus
gelegen. Nach deren bald nach einander erfolgtem Tode 1777 erbten diese Häuser ihre fünf Kinder:
Mathias Dietrich, auch bürg. Baumeister, dann Eleonora verh. Martinelli, bürg. Baumeisterin,
die Schwägerin unseres Johann Bapt. IL, und Maria Anna Hessin (Stieftochter des Dietrich),
verh. Modihammer, Gattin des Johann Ferdinand Modihammer, bürg. Bau- und
k. k. Artillerie - Fortifikationswerkmeisters, jedes zu einem Drittel. Im Jahre 1778 starb aber auch der
Baumeister Mathias Dietrich und es gelangten an die Gewähr die beiden Frauen Maria Anna,
inzwischen auch verwittibte Modlhammerin und Eleonora Martinellin, „auch bürg. Bau-
meisterin", am 9. Dezember 1778. Eleonora Martinellin starb aber im Jahre 1783 und überließ
ihren Hausanteil ihrem „Ehekonsorten Franx Xav. Martinelli, k. k. Kameralarchitekten und
bürg. Baumeister", welcher ihn jedoch laut Kontrakt vom 26. September 1784 der Frau Modl-
hammerin überlassen hat. Im Jahre 1793 ging dieses Haus nach dem Tode der Frau Modl-
hammerin als Legat an drei minorene Kinder des Franz Xaver Martinelli zu seinen Händen
über, welcher also noch in diesem Jahre lebte, und wir erfahren außerdem, daß dieses Haus schon im
70 t^ie Dynasten -Familien der italienischen ßau- und Maurermeister der Barocke in Wien
Jahre 1793 die Hausnummer 1276 führte (die zweite Numerierung erfolgte nach Schlager erst 1794;
nach der ersten vom Jahre 1775 hatte dieses Haus die Nummer 1195). Dem Schlager sind die
Martin ein als Eigentümer dieses Hauses gar nicht bekannt, dagegen verzeichnet er bei Haus-
nummer 1262 im Jahre 1795 einen Martinelli, Architekt, als Hausbesitzer auf der Laurenzerbastei.
Somit müssen auch die Angaben des Schlager in den Quellen nachkontrolliert werden.
Bei dieser Gelegenheit fand ich auch über die Baumeisterfamilie der Gerl nähere Aus-
künfte und soll daher unsere frühere kurze Notiz dahin ergänzt werden, daß MathiasGerl eben-
falls ein mehrfacher Hausbesitzer, beziehungsweise Häuserspekulant ' war, denn laut Grundbuch
lit. S. p. 233 hat „Mathias Gerl, k. k. Hof- und Directorial - Baumeister, mit Gattin Anna Katharina
um 1.760 zwei beneficaten Häuser in der hinteren Schullerstraße neben dem Trienterhof : eines „zum
roten Buch oder hoc fac et vives insgemein der kleine Bischofhof **, und das zweite, „zur
roten Rose" genannt, so er laut Riß von Grund aus in ein Haus verbaut hat, erworben. Des-
gleichen daneben ein Haus, zum „roten Kreuz genannt'', dann noch einen Grund auf der Land-
straßen''. Seine Gattin starb 1762 und es ging ihre Haushälfte auf den Gatten über. Nach seinem
im Mai 1765 erfolgten Tode beerbten ihn seine drei Töchter Julianna Strauböckin, Anna
Bartschernerin und Barbara Schererin. Einen Sohn hat er also nicht zurückgelassen, folglich
dürften die ihn überlebenden zwei Baumeister: Josef und Liborius Gerl, doch von einer anderen,
der Klosterneuburger Linie, abstammen. (Der Stammbaum der Gerl ließe sich vielleicht auf den
Bildhauer Kaspar Gerl zurückführen, welcher 1652 hier heiratete und 1680 starb, aber auch Gerbl
genannt wird. Auch ein Maler Ferdinand Gerl heiratete in Wien 1730, starb aber nach vier Jahren
und eine Abhandlungsrelation über dessen Nachlaß ist noch vorhanden.) Alle diese kunsthistorisch
interessanten Fakta sind also binnen wenigen Stunden aufgedeckt worden und danach ist leicht zu
ersehen, daß es nur einiger Jahre bedürfte, um die österreichische Kunstgeschichte auf einer sicheren
und festen Grundlage zu fundieren.
VII. Die PiazzolL
Wieder eine recht aparte Comaskenspezies. Als ob eine Pandorabüchse sich aufgetan und
ihren ganzen Inhalt über Wien ausgeschüttet, in ihrem Innern aber eine Legion Piazzolis beherbergt
hätte — so massenhaft treten sie hier auf, durch eine so verwirrende Kopfzahl muß man sich hin-
durcharbeiten, um die Wiener Piazzoli halbwegs zu übersehen und sie, leidlich gruppiert, in
Evidenz nehmen zu können. Denn sie sind nebstdem universelle Tausendkünstler. Wenn man will
Architekten, allenfalls Baumeister, aber auch Bildhauer und Beamte, Handels- oder Kaufleute, aber
auch Ingenieure; selbstverständlich Maurer, aber auch Soldaten, Steinmetze und Stukkatorer und
nicht zu allerietzt gehen aus ihrer Mitte „hochweise" Stadträte oder Ratsherren kaleidoskopartig
hervor. Das ist aber noch nicht alles, was sie zu einer besonderen Spezialität unter dem Wiener
Comaskenvolk stempelt. Wie die Schwämme im Walde verstreut und vereinzelt ihre verschlafenen
Köpfe unter dem Laub hervorlugen lassen und nur selten eine kleine Familiengruppe beisammen
zu finden ist, so treten in Wien nebeneinander und nacheinander zehn, zwölf, ja zwanzig Piazzolis
auf, ohne daß man sie in ein näheres Verhältniss zu einander zu bringen im stände wäre ; denn nur
ab und zu läßt sich eine kleine Gruppe, bestehend aus Vater und Sohn, unterscheiden. Und dann —
marschieren in geschlossener Phalanx auf einmal 8, sage acht Francisci Piazzoli auf, fünf
Johann Baptiste und zwei Dominiks, ohne daß man über viele von ihnen ihren Nahrungsstand
ermitteln könnte, da hat man also seine liebe Not, jedem seinen Platz anzuweisen und sein Unter-
scheidungszeichen anzuhängen, um sie nicht in einem Topf zusammenzubrauen.
von Alexander Hajdecki. 71
Dem entsprechend halten sie auch nicht so fest zu einander und leisten z. B. einander nur
höchst selten (nur zwei Fälle sind mir bekannt) Gevatterdienste, im Gegensatze zu den Allio,
Carlonen und Canevalle, die sich gegenseitig alle Kinder zur Taufe hielten. Bei dem Allen wagen
sie sich nicht über das Durchschnittsmittel hervorzutun, bleiben in den bescheidenen Grenzen ihrer
„Kunst und Hantierung" und hatten bloß in einem ihrer letzten Vertreter die Höhe der Ingenieur-
kunst zu erklimmen versucht. Daß diese so zahlreiche (ja die zahlreichste unter allen Comasken),
so rührige, vielseitig sich betätigende und ebenfalls über ein Jahrhundert lang den Wiener Boden
behauptende Familie bisher so ganz und gar unbekannt und unbeachtet bleiben konnte, ist einerseits
eben auf Rechnung ihres bescheidenen Auftretens zu schreiben, andererseits dem gänzlichen Mangel
einer Handwerksgeschichte und den Zufälligkeiten, von welchen unsere Kunstgeschichte abhängig
ist, zu verdanken.
Der obgeschilderten Eigenart dieser Familie entsprechend, ist dieselbe auch literarisch schwer
zu fassen und zu behandeln und dadurch ist die eigenartige Gruppierung bedingt, in welcher dieselbe
hier vorgeführt werden soll. Es mußte nämlich die Gleichnamigkeit der verschiedenen Individuen
zur Basis ihrer Gruppierung angenommen werden, so daß sich daraus drei Hauptgruppen der Francisci,
der Baptiste und der Dominici Piazzoli ergeben, woran die restlichen verschiedennamigen Indi-
viduen dieser Familie angegliedert werden. In die nach diesem Prinzip zusammengestellten Stamm-
tafeln werden alle auf dem Wiener Boden nachweisbaren Piazzoli Aufnahme finden, im Texte
dagegen bloß insoweit besonders berücksichtigt und besprochen, als sie mit der Kunst- oder
Handwerksgeschichte im Zusammenhang stehen. Diese ungewohnte Gruppierung wird in diesem Falle
umsoweniger befremdend oder störend empfunden werden, als sie sich so ziemlich auch mit der
historischen Reihenfolge der Begenheiten decken wird. Wir beginnen somit mit den
Francisci Piazzoli,
als den nachweisbar ältesten Repräsentanten dieses Namens auf dem Wiener Platze. Die Stammtafel
weist acht Individuen dieses Namens nach und gleich sechs davon, die ersten fünf und der letzte,
müssen uns näher beschäftigen.
Franciscus Piazzoli I. kommt im Jahre 1629 „aus Mailand*") nach Wien, um am 2. Februar
bei seinem Landsmann, dem Maurermeister J a k o b Späz (Spazzio), in die Lehre zu treten. Simon
Retacco und sein Lehrer stehen für ihn gut, das ist, sind seine „Hauptbürgen". Seine dreijährige
Lehrzeit mag er auch bei diesem Meister absolviert haben, über seine Gesellenzeit schweigen unsere
Quellen; vielleicht daß er sie außerhalb Wiens absolviert und seine Meisterschaft erworben hat,
denn er kommt als solcher weder in den „Meistertafeln" vor, noch ist im „Ereignißprotokoll" darüber
etwas zu lesen. Jedenfalls hat er die Lernzeit und das Pallirjahr in der üblichen Zeit von acht bis
zehn Jahren absolviert, denn in den Zunftbüchern wird er erst wieder am 6. Juli 1642 genannt,
diesmal aber schon als „Meister", welchem zwei deutsche Lehrjungen aufgedingt werden. Er hat
auch laut der Sitzordnung vom Jahre 1645 seinen Meisterrang vom Jahre 1642 und zahlt in dem-
selben Jahre einen Beitrag für seine 13 Gesellen. Im Juni desselben Jahres werden ihm die obigen
zwei Jungen „ledig gezelt" und ein neuer Jung namens Franciscus Piazzoli IL aufgedingt und
hiemit sind alle Nachrichten über diesen Meister in den Zunftakten erschöpft. Nachdem auch sein
Kopulationsdokument über seine erste Heirat in den Wiener Pfarrkirchen nicht vorfindbar ist, so
dürfte er seine erste Frau Johanna geborene Fareti um 1640 auswärts geheiratet haben.
*) Darunter ist nicht die Stadt selbst, sondern gewöhnlich das Mailändische Gebiet zu verstehen.
72 ^ic Dynasten - Familien der italienischen llau- und Maurermeister der Barocke in Wien
Über seine Tätigkeit und weiteren Schicksale in Wien sollen uns aber andere Quellen will-
kommene Auskunft geben, und zwar: die städtischen Grundbücher und die Protokolle des Kriegs-
archivs. — Wir erfahren aus denselben, daß Franz Piazzoli I. schon seit dem Jahre 1642, also als
ein ganz junger Meister, Häuser zu Spekulationszwecken zu bauen angefangen hat. Er hat deren im
Laufe der Zeit gegen sieben, zumeist an der Peripherie der Stadt erbaut und ist um 1650 in den
Militärdienst als Fortifikations-Pallir getreten, avancierte im Jahre 1660 zum Fortifikations- Werkmeister,
als welcher er im Jahre 1668 verstarb. Sein erster Bau vom Jahre 1642 war ein „Häusl auf der
Pastey beim Neuen Thor der Münnich genannt** mit Konsens des damaligen Stadtobristen Exzellenz
Graf Philipp von Mannsfeld. Dieses verkaufte er im Jahre 1651 an den Rittmeister Fornarini.
Gleich kaufte er jedoch in der Stadt ein fertiges Haus an, und zwar „bei dem Rottenthurm auf
dem Steig negst des Steurerhof gelegen", in welchem seine Gattin Johanna am 20. Oktober 1655
verstorben ist, bei welcher Gelegenheit der Schild dieses Hauses im Totenprotokoll als „zur
goldenen Sonne" angegeben wird. Nach ihrem Tode überging ihre Haushälfte an ihre in „Montroni
im Welschland" lebenden zwei Brüder, Karl und Georg Fareti, von welchen es Piazzoli 1656
im Vergleichswege eigentümlich zurückerhielt und dann das ganze Haus im Jahre 1667 an die
Eheleute Karl und Magdalena Caneval verkaufte. Inzwischen baute er zu Spekulationszwecken
sogenannte „Quartierhäuser", welche von den Wiener Bürgern zur Befreiung ihrer Stadthäuser von
der Einquartierung gerne auf den Fortifikationsgründen gebaut oder erworben wurden. Diese sollen
hier nur kurz berührt werden. Es sind dies die Quartierhäuser auf der Mölkerbastei im Jahre 1660|
zwei auf der „Minnichpastey" im Jahre 1663 und eins auf „dem Eliendt" genannt, wieder eins im
Jahre 1666 auf der Minichpastei und ein anderes im Jahre 1667, also kurz vor seinem Tode erbaut
Piazzoli dürfte daher vielleicht der erste Wiener Bauspekulant gewesen sein.
Ober seine Tätigkeit als Fortifikations -Werkmeister (auch „kay. Werkbaumeister" oder „Schantz-
meister" wird er in dieser Eigenschaft genannt) fand ich in den Protokollen nichts weiter vor, als daß
diesen Posten nach seinem Tode der deutsche Maurermeister Jakob Gruber erhalten hatte, trotz-
dem um dieselbe neben seinem Vetter Franz Piazzol II. auch Karl Caneval neben dem Hans
Reiner kompetierten. Nach seinem Tode entspann sich zwischen der militärischen und der städtischen
Gerichtsbehörde ein Kompetenzstreit wegen der Nachlaßverhandlung. Die zurückgebliebene Witwe
Maria Magdalena mit drei Kindern wurde nämlich laut Bericht des Regimentsschultheissen von Krum-
bach von „dennen von Wien trotz der pendenten jurisdictionis Ute, umb daß sie ihnen nicht parirn
wollen auf der Gassen aufgehoben und in Arrest geführt". Es muß ein ziemliches Vermögen im
Bargeld zurückgeblieben sein, denn die Witwe bittet im Jänner 1669, daß die „unter der Spörr
befindlichen Gelder auf Interesse angelegt", und ihr der „Besoldungs-Ausstand ihres seel. Mannes
per 200 fl. ausbezahlt", und sie mit „einer Gnadt" abgefertigt werde. — Aus dem Trauungsakte mit
seiner zweiten Gattin sei noch hervorgehoben, daß er dort „der Edl und kunstreiche Herr, Bürger
und kay. Fortifikation Unterwerkmeister" genannt wurde. Seine Gattin war die Tochter eines Wiener
Bürgers und Handelsmanns und als Trauzeugen fungierten der „Senator" Oktavius Lumago
und Jakob Spatz, Fortifikations - Zahlmeister.
Franciscus Piazzoli IL
Von diesem wissen wir schon, daß er am 19. Juni 1645 als Lehrjung bei Piazzoli L ein-
getreten ist und von „Montroni" gebürtig war. Demnach muß er schon um das Jahr 1660 das
Meisterrecht erworben haben. Im „Ereignisprotokoll" finden wir noch diese auf ihn bezughabende
Notiz vor: „Am 21. Dezember 1661. Auf Anhalten Francisci Piazzoli wegen Erteilung der
Meisterschaft aufs Land zu Ullrich — ist ihm gegen 20 fl. bewilligt." — Er ist aber auch
von Alexander Hajdecki. 73
vielleicht gleichzeitig ebenfalls schon bei der kays. Fortifikation als Pollir angestellt, was seine
beiden Kopulationsakte beweisen. Der erstere vom Jahre 1664 besagt: „Der ehrenvest und fümehmb
Franciscus Piazoli ein Maurermeister und Ihro k. M. Fortification Bauwerk Pallier aus Maylandt
gebürtig''. Seine Gattin war Witwe nach einem Korporalen des Gonzagischen Regiments. Nach dem
Tode dieser ersten Gattin heiratete er 1668 die Jungfrau P et razzi, Tochter eines Wiener Handels-
mannes, unter Beistand des Karl Caneval und Adam Harensleben, auch Baumeister, und
bewarb sich um die Werkmeisterstelle nach seinem verstorbenen Vetter und Lehrmeister, jedoch ohne
Erfolg. Sein Todesdatum habe ich nicht konstatieren können, es ergibt sich jedoch als solches spätestens
das Jahr 1682, weil am 23. November 1683 seine Witwe den Franz Jänggl, das bekannteste Mitglied
der Wiener Maurermeisterfamilie der Jänggl, deren Namensfeststellung dem Ilg so viel Schwierig-
keiten bereitete, heiratete. Mir sind drei Vertreter dieses Namens in Wien bekannt: Der Stamm-
vater Gregor Jänggl, Maurermeister, heiratete 1656. Franz ist sein Sohn, heiratete als Maurer Pollir,
und Rupprechtjänggl, Enkel, wurde hier 1735 getraut. Piazzoli besaß laut Angaben der Sterbe-
protokolle ein Haus im Sauwinkel, dessen grundbücherliche Feststellung mir aber nicht gelungen ist.
Bezüglich seines Dienstverhältnisses bei der Wiener Fortifikation sei hervorgehoben, daß
der Oberstingenieur Tensini sich über seine Tauglichkeit zum Werkmeister zu äußern hatte, daß
ihm seine Gage als Pallir zeitweise eingestellt und ein „Wartgeld per wöchentlich 3fl.'' ausständig
war, welches ihm 1669 wieder zu reichen befohlen wurde. Es handelte sich nämlich um die Auf-
lassung der Pallirstelle, „wie nemblich diese und anderer Bau-Officier Besoldungen billig zu cassirn
seien, denn der Werkmeister versehe anitzo die Pallirstell''. Der Stadthauptmann de Souches
berichtete darüber im Mai 1669 und fügte bei, „wie Piazzoli noch von fürstl. Gnaden Gonzaga
aufgenommen worden und was für Besoldungsresten ihm noch zu bezahlen". Darauf resolvierte der
Hofkriegsrat, „was gestalten einmall unbillich ist, denjenigen so einmall aufgenommen worden, zu
cassiren" — und so wurde Piazzoli, der wohl nicht avancierte, im Dienste aber weiter behalten. Im
Jahre 1671 bat der „Maurer Palir Francesco Piazzoli, daß sein Häusel bei St. Lorenzo an Pastey
ganz baufällig sei**, es möge ihm eine Licenz zum Aufbauen desselben nebst der (Ein-) Quartiers-
befreiung erteilt werden. Der Bescheid lautete zustimmend, weil er „so lang gedient", und sein Haus
wurde auf 20 Jahre von der „Einquartierung der hiesigen Stattguardi Soldaten" befreit. Noch im
Jahre 1674 war er mit dem Bau dieses seines Hauses beschäftigt, wurde aber von einem Hauptmann
Schmidt daran behindert. Er beschwerte sich dawider im September, worüber ein Gutachten vom
Werkmeister Jakob Gruber abverlangt wurde, auf Grund dessen dem Piazzoli die BewUligung
zur „Erhebung" der baufälligen Mauern an seinem Hause erteilt wurde, „keinesfalls aber anderen
zum Schaden selbiges eines Fingers groß zu erhöhern".
Im Jahre 1679 bewarb sich unser Piazzoli um die Fortifikations - Bau -Werkmeister - Stelle
in Prag nach dem Tode des Dominik Orsi neben Franz Lurago, Bernhard Ceresolo, Leon-
hard Moswiller, Christoph Lehner und Koloman Ybell. — Auch auf der Biber Bastey
hatte Franz Piazzoli im Jahre 1681 eine „Hütte" stehen gehabt. Jener sogenannte „Sauwinkel" lag
auf der Bastei hinter St. Lorenz, und nachdem die Basteien als militärische Objekte eigene grund-
bücherliche Vormerkungen hatten (welche auch noch erhalten sind), ist dieser Hausbesitz deshalb
nicht in den städtischen Grundbüchern eingetragen.
Hiemit sind unsere Nachrichten über diesen Piazzoli erschöpft, und nun kommt
Francesco Piazzoli III.
an die Reihe. Auch ein Maurermeister, aber die Feststellung seiner Persönlichkeit als eines von
Franz Piazzol II. verschiedenen Individuums war in der Hauptsache bloß durch die zufällige
ZZXIX. Band. 10
74 Die Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
Erhaltung seines Testamentes und des darin angeführten Namens seiner Gattin — einer Rosina —
möglich, denn auch er starb noch im Februar 1683, also fast gleichzeitig mit dem zuvorstehenden.
In den Zunftbüchern finden wir weitere Anhaltspunkte zu seiner Identifizierung als Dritten
dieses Namens. Am 22. Oktober 1669 heißt es nämlich dort: „ist Franzen Piazzol das
Pallirjahr aufgeben worden". Franz IL war aber schon 1661 Meister, folglich ist hier der Dritte
gemeint. Dieser hat dann auch am 28. Jänner 1671 „sein Meisterstück ausgewiesen beim Meister
Hans Strobl, dieweilen es aber ziemlich schlecht gewesen, ist ihme zur Straf 18 Rth." zu
zahlen auferiegt worden. Diese Strafe hat er im Jahre 1677 in zwei Raten erlegt. Die Aufgabe,
welche ihm als Meisterstück aufgegeben wurde, haben wir schon auf S. 61 kennen gelernt. Er
ist auch der einzige Piazzoli, welcher in den Meistertafeln im Jahre 1671 (als „Baumeister")
figuriert. Noch wird dort sein Name in den Jahren 1672, 1674 und 1676 genannt, in welchen
er je einen deutschen Lehrjung aufgenommen hat. Aus seinem Testamente 0 de dato 12 Januar,
de publicato 16. März 1683 geht hervor, daß er eine Gattin Rosina, aber keine Kinder hinter-
lassen hat.
Er war auch in Italien geboren, wo noch Geschwister von ihm lebten, die er aber bloß nach
Landsbrauch mit 5 fl. 60 Pf. abgefertigt wissen will, „weillen ich von meines Vaters seel. Verlassen-
schaft niemahlen nichts genossen, und meine Portion sie zu ihrem Nutzen angewendet haben''.
Darum machte er seine „liebe Ehewürthin Rosina** zur Universalerbin. Als Testamentszeugen
fungierten Karl Caneval und Veith Steinbeck, b. Steinmetz (so unterschreibt er sich selbst).
Franz Piazzoli IV.
Ein Stukkatorer. Von diesem weiß ich nicht viel mehr zu sagen, als die Stammtafel enthält.
Laut dem Kopulationsakt von St. Ullrich ist er in Kaschau als Sohn des Konrad Piazzoli, eines
Fähnrichs, geboren. Als Beistände fungieren : Johann Piazzoli, bürgL Stukkatorermeister, und der
Apotheker Karl Khin.
Franz Piazzol V.
Der älteste Sohn des Vorigen, auch Stukkatorer, heiratete am 15. Juli 1725 und war dazumal
beim grünen Metzen auf dem Neubau wohnhaft. Er muß nach 1730 zum zweiten Male geheiratet
haben, denn laut dem Totenprotokoll starb am 2. November 1746 dem Franz Piazzoli, ein
Stukkatorer, sein Weib Maria Theresia, 38 Jahre alt, im Hause beim goldenen Adler in Mariahilf.
Die Gattin seines Vaters kann darunter nicht gemeint sein, denn er war schon 1745 tot und diese
wird nicht als Witwe bezeichnet.
Gleichzeitig lebte in Wien ein anderer Stukkatorer dieses Namens
Franz Piazzoli VI.
Dieser wohnte aber in der inneren Stadt, und zwar in der Michaeler Pfarre. Unterschieden
wird er von Piazzoli V. nur durch den Umstand, daß seine Gattin Magdalena geheißen hat. Sonst
st mir von ihm bisher nichts mehr bekannt geworden. (Siehe Stammtafel Nr. VIII.)
>) Archiv des k. k. Landesgerichtes Nr. 8568/17. Jhdt.
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von Alexander Hajdecki. 75
Die J. Baptiste Piazzoli.
Auch die Baptistengruppe der Piazzoli ist noch fünf Mann stark und drei davon gehören
in den Kreis unserer Untersuchung, dabei lauft die chronologische Ordnung parallel derjenigen der
Francisci, denn
Baptist Piazzoli I.
ein Steinmetz, eröffnet die Reihe mit dem Jahre 1645. In diesem Jahre wird er nämlich in der
Schottenkirche am 21. Oktober getraut: „Der erbar Junggesell Baptista Piezzol (sie) ein Stein-
metzgesell gebürtig aus Wälschland von Khomm . . mit Frau Anna Maria Rie serin Wittib. Testes :
Mathias Lech n er, Wenzel Wagner Steinmetz von Ollmtitz". Dieser Akt erhärtet uns den komasken
Ursprung dieser Familie. Was den Meister selbst anbelangt, fand ich sonst nirgends von ihm eine
Erwähnung in den Akten und es wäre nicht unmöglich, daß er in Olmütz beim Meister W. W a g n e r
konditionierte, bloß zum Zwecke der Kopulation (welche stets am Sitzorte der Braut vorgenommen
zu werden pflegte) nach Wien kam und sich dann in Olmütz als Meister etablierte.
Johann Bapt. Piazzoli II.
ist wieder ein Stukkatorer und schon ein Niederösterreicher von Geburt, denn seine Wiege stand
in Mödling, wo sein Vater Mathias das ehrsame Maurerhandwerk seit dem ersten Viertel des
XVII. Jahrhunderts betrieb und behauster Bürger war. Ich hatte keine Gelegenheit, die Mödlinger
Pfarrmatriken selbst einzusehen, aber laut freundlicher Mitteilung des dortigen Herrn Pfarrers haben
seine Nachforschungen kein Resultat ergeben, was auch begreiflich ist, da die Pfarrbücher mit
Rücksicht auf die Türkennot von 1683 schwerlich über diese Zeit zurück reichen dürften. Ich erfahre
nur aus einer Notiz im „Lehrjungenbuch'' des Wiener Genossenschaftsarchivs, daß schon am
6. Dezember 1636 „dem Meister Mathias Piazzol Hausgesessen im kay. Markt Mödling seinem
(sie) Lehrjung Michael Sonnegg der Lehrbrief mitgeteilt wurde wegen Auslernung seines Hand-
werks". Warum der Mödlinger Meister über Wien seinen Lehrjungen aufnehmen mußte oder auf-
genommen hat, ist wieder eine Frage der internen Organisation der „Haupthütten'' beziehungsweise
ihres Verhältnisses zu den Landmeistern, die erst eines näheren Studiums bedarf. MathiasPiazzol
war aber schon um 1670 verstorben, nur seine Gattin lebte noch, wie es der nachfolgende Kopu-
lationsakt des Sohnes und unseres Stukkatorers beweist, welcher bei den Schotten (auch in der
Stephanspfarre wurde er verkündet und als dem Pfarrsprengel der Braut am 1. Oktober getraut) nach-
folgends lautet: „Der Edle und kunstreiche Herr Joannes Piacoll (sie) Bürger und Stuckathor
alhier von Mödling in N.-O. geb. weiland des ehrenvesten Herrn Mathiae Piacolls gewesten
Bürgers und Maurermeisters zu Mödling seel. und Mariae seiner hinterlassenen Hausfrau ehleiblicher
Herr Sohn, nimbt zu der Ehe die Edle Ehr- und tugendreiche Jungfrau Elisabetham Theres. de
Cler weill. des Edlen und vesten Herrn Francisci de Cler der r. k. M. gewest. Roßbereiters . .
Tochter. Testes sponsi: Der Herr Johann Peter Tencalla kay. Ingenier. — Bernh. Hinter-
hoff er Hoffmeister des Stifts Schotten."
Wann der Stukkator gestorben ist, konnte nicht ermittelt werden. Gelegentlich mehrerer
Sterbefälle seiner Kinder, wird er zuerst im Jahre 1688 „bürgerlicher und Hofstockadorer" genannt,
und der Todesfall als „in seinem Haus am Graben" verzeichnet. Er lebte jedenfalls noch im Jahre 1699,
denn am 11. Februar d. J. starb in seinem Hause die Margaretha Piazzoli n Wittib, 62 Jahre alt,
wahrscheinlich seine Mutter. Im Index des Grundbuches fand ich seinen Namen nicht, aber in
10*
76 ^ic Dynasten -Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
Schimmers Häuserchronik lese ich, daß das Haus Nr. 620 auf dem Stock im Eisenplatz im Jahre 1683
und noch 1700 Herrn „Joh. Bapt. Piazol, Hoff-Stockator" gehörte. Durch mühsame Nachforschung
in den „Urbarbüchern'' stellte ich fest, daß dieses Haus wohl dem J. B. Piazzol, aber einem „des
äußeren Raths" gehörte und bis 1812 im Gewährbuch der „St. Georgi - Kapellen" evident geführt
wurde. Eine weitere Zurückverfolgung dieser Spur wäre wohl möglich, aber vielleicht nicht lohnend
gewesen, es ist aber nicht ausgeschlossen, daß es doch unser Stukkatorer war, der es auch zur
Würde „des äußeren Raths" gebracht hat, weil der nachfolgende J. B. Piazzoli V. (Stamm-
tafel IX) ein solcher „des Inneren" war, also eine verschiedene und höhere Würde bekleidete.
Sobald er es also zum Hoftitel, einem Ehrenamt und zur Erwerbung eines Hauses auf dem Graben
brachte, muß er ein viel gesuchter, beschäftigter und gut gezahlter Künstler in seinem Fach gewesen
sein. Näheres darüber vermag ich jedoch nicht anzugeben.
Johann Piazzoli III.
ist wieder zur Abwechslung ein Maurergesell, welcher im Jahre 1704 mit Diego Allio als Neben-
bürge des Lehrjungen Lucas Carlon von Scaria fungiert und nicht mehr in den Akten genannt
wird. Die J. B. Piazzoli IV. und V. gehören nicht hieher, aber des letzteren Sohn
Ferdinand Horatius Piazzoli
muß des Zusammenhanges wegen gleich hier besprochen werden. Er und
Jakob Benedikt Piazzoli,
sind eben diejenigen, welche der Mühe und Arbeit mehrerer Generationen ihrer Familie die Krone
aufsetzen sollten durch Erlangung des Ranges und Grades von kay. Ingenieuren. In den Protokollen
des Kriegsarchivs vom Jahre 1727 Exp. -Fol. 345 lese ich folgendes: 4. Februar. „Piazol
FerdinandHoratius und JacobBenedikt langen an, umb Bewilligung die Ingenieur Academie
frequentieren zu dörfen". Und daneben die Expedition: „An Grafen Max v. Starhemberg als
dermaligen Superintendenten in Freundschaft zu remittieren, der wolle verordnen, damit die Suppli-
canten jetzt ermelte Ingenieur Academie zu frequentieren admittiert werden, v. Pozzo." Wer sind
nun diese Piazzoli? In den Wiener Taufmatriken sind sie unauffindkar, auch sonst fand ich keine
spätere Spur derselben vor, und nur bezüglich des ersteren ist es mir durch Auffindung eines
Verlassenschaftsabhandlungsaktes möglich geworden, seine direkte Abstammung von Joh. B. Piaz-
zoli V. sicherzustellen. Rosina Piazzoli, geb. P a r a t i n, dessen Gattin, starb nämlich im
Jahre 1717 mit Hinterlassung eines Testamentes und „lauter Schulden**, so daß sich das Gericht
nicht beeilte, die Abhandlung abzutun. Sie pendierte volle zwanzig Jahre, denn erst 1738 erstatteten
die „Raithandler" dem Stadtrat darüber Bericht, nachdem inzwischen auch der Vater und mehrere
Kinder verstorben waren.
Aus diesem Berichte 0 erfahren wir nun, daß die verstorbene Piaz zolin zu Universal-
erben neben ihrem Gatten J. B. Piazzoli V. ihre drei Kinder: „Ferdinandum Horatium,
Mariam Annam und Franciscum Carolum** eingesetzt habe. Sonderbarerweise sind es nur
solche, welche nicht in Wien geboren wurden, während die übrigen vier, deren Taufakte hier voll-
zogen wurden, in den Kinderjahren verstorben sind. Nun heißt es aber weiter: „Da nun die zwei
Söhne Ferd. Horaz und Franz Carl in minorennitate verstorben sind, hat die großjährige
Tochter Anno 1733 erklärt, daß sie nichts pretendire . . .•* Demnach starb der Ingenieur-Akademiker
') Fase. 270/2 der ziviig. Abh. im Archive des k. k. Landesgerichtes.
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von Alexander Hajdecki. 77
Ferdinand H o r a z vor 1733, also vielleicht doch schon nach absolvierten Ingenieurstudien, Erst nach
ihm starb auch der Vater, „dessen Abhandlung besonders gepflogen wird** (aber nicht mehr vor-
handen ist) und zu allerletzt auch das letzte Familienmitglied, die Jungfrau Maria Anna, nach welcher
„nichts abzuhandeln'', wodurch eben eine weitere Amtshandlung bezüglich aller dieser Todesfälle
überflüssig wurde, was eben am 4. Februar 1738 dem Stadtrat gemeldet wird.
Diesem Berichte liegt auch der Original -Heiratskontrakt des Ratsherrn Piazzoli V. bei,
aus welchem uns nur sein Wappen interessieren kann. Dasselbe führt im Schilde ein von zwei
bekrönten Türmen flankiertes Stadttor; auf demselben steht eine Mannesfigur mit je zwei PfeUen
in den Händen. Dieselbe Figur befindet sich auch über dem Stechhelm.
Hiemit wären wir bezüglich eines Ingenieuraspiranten im klaren, was aber den Jakob
Benedikt anbelangt, fehlt jeder Anhaltspunkt zur Feststellung seiner Personalien und weiteren
Schicksale. Möglich wäre es, daß er ein Sohn des Soldaten Johann Bapt. Piazzoli IV.
gewesen sei. (Hiezu siehe VIII. Stammtafel der Piazzoli.)
Die Dominicl Piazzoli.
Von den zweien dieses Namens interessiert uns hier bloß
Dominik Piazzoli I.
als Stukkatorer. Er wohnte und starb im Mariazellerhof in der Johannesgasse vor dem 31. Ok-
tober 1719, in „purer Armuth^, wie sich der Stadtratsdiener in seiner Relation ausdrückt. Der Wittib
Katharina wurde die „wenige zurückgebliebene Habe'' wegen des schuldig gewesenen Zinses „hinweg-
genomben", sie selbst aber habe armutshalber um Aufnahme in das allgemeine Bürgerspital gebeten.
Sonst wären noch zwei Kinder zurückgeblieben: Hans Georg zu Steyer in Oberösterreich und
Barbara Wißhofferin, welche den Vater hat begraben lassen. „Folglich Nichts abhandlungs-
würdiges vorhanden", schließt der Berichterstatter. Sein Sohn Johann Georg folgte dem Vater in
der Profession, übersiedelte aber nach Steyr, weil die goldenen Zeiten für die italienischen Künstler
in Wien um 1715 schon längst vorbei waren und ganz besonders für die Stukkateure, in welchem
Kunstzweige die Einheimischen in überraschend kurzer Zeit vollständig die Oberhand gewonnen
hatten, wenigstens der Zahl nach, denn Santino Bussi und die beiden Camesina waren noch
immer die meist genannten Künstler geblieben. Aber unter den zirka 50 mir bekannten Stukkateuren
der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts waren nur noch kaum zehn Italiener in Wien vorhanden
und auch schon in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts, in welcher Zeit erst das Stukko in
Wien durch seine italienischen Vertreter Eingang gefunden hat, fanden sich neben einem Dutzend
Italiener schon zehn deutsche Meister vor. Gleich in einem Jahre (1674) traten gleichzeitig fünf
deutsche Stukkatore in Wien auf: Jakob Grünschnecke r, Friedrich Seh nepf, Wolf Schön au,
Christof Thaller und Michael Angerer; dann folgten Mathias Au er (1678), die Johann und
Georg Rueber, Andreas Marstaller und Paul Stelzer (1698).
Hervorzuheben wäre hier nur noch, daß beim vierten Kinde des Dominik I. im Jahre 1681
der vlämische, in Wien als Hofbefreiter Maler von zirka 1670 bis 1686 tätige Maler Johannes
Morö (Moriau) als Taufpate fungierte, nach welchem das Kind den ersten Vornamen erhielt.
Um auf der folgenden dritten Stammtafel (Tafel X) die noch übrigen kunstbeflissenen
Piazzolis zu vereinigen, setze ich weiter noch hieher den
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Martin Piazzoly
einen Maurermeister, aus Mödling gebürtig, also wahrscheinlich auch ein Sohn des Mathias, welcher
am 15. Juli 1685 bei den Schotten als Witwer, wahrscheinlich in schon hohem Alter, die Ursula
78 ^>6 Dynasten - Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
Pibergerin heiratete, und als in der Roßau wohnhaft angeführt wird, welche Gemeinde damals
noch zum Schottensprengel gehörte. Sonst weiß ich nichts mehr über ihn zu sagen.
Geschlossen wird die Reihe der kunstübenden Piazzoli in Wien durch einen Bildhauer
Benjamin Bezoll (sie), wenn meine Vermutung richtig ist, daß darunter ein Piazollo oder
Piezollo zu verstehen ist. Es könnte aber auch ein „Pezzolo" sein, deren zwei Namens Josef
ich anfangs für Piazzoli hielt, mich aber hinterher überzeugte, daß sie einer behausten Wachs-
kerzlerfamilie P e z z 0 1 o angehörten. Auf jeden Fall setze ich sein Trauungsdokument her, welches
bei St. Ulrich am 10. August 1754 folgends lautet:* „Benjamin Bezoll ein Bildhauergesell wohnh.
im schwarzen Adler am Obern Neustift gebürtig allhier Barbaram Gstöttnerin, Tochter eines
Musikanten". Nicht zu übersehen ist, daß auch der Stukkatorer Franz Piazzoli IV. im Jahre 1703
in den Registern der St. Ulrichs - Pfarre „Biezoll" geschrieben wird.
Die nun folgenden Piazzoli-Familien sollen der Vollständigkeit wegen hier nur kurz
angeführt werden.
In der Mitte des XVII. Jahrhunderts lebte hier auch ein reformierter Fendrich Stephan
Piazzoli mit seiner Gattin Katharina; bei St. Stephan wird in den Jahren 1653 und 1654 je ein
Sohn: Johann Baptist und Johann Franz getauft.
Im Jahre 1706 wird dem Kaufmann Peter Piazzol auf dem Neubau und seiner Gattin
Apollonia eine Tochter geboren. Gleichzeitig lebte auch ein Anton Piazoll mit Gattin Salome.
Endlich heirateten hier in den Jahren 1723 und 1731 die Söhne des Wimpassinger „Dreissiger"
Franz Piazzoli VII., und zwar: Maximilian Kari (sie), ein Bier-Gegenhändler, und der jüngere
Anton Mathias, Land-Aufschlags-Einnehmer.
VIII. Die Spaz, Spazzio, Spezza, Spatz oder Spätze.
Es ist schon an sich für den Stand unserer kunstgeschichtlichen Forschung bezeichnend,
daß ich als Überschrift dieses Kapitels zur Bezeichnung eines Meisters, beziehungsweise einer
Familie gleich vier Namensvarianten hersetzen mußte, und zwar keineswegs bloß solche, die auf
eine ungeregelte Rechtschreibung zurückgeführt werden können, sondern welchen geradezu ver-
schiedene Stammwurzeln zu Grunde liegen : Spazzio — Spezza! Wer wird denn auch in diesen
zwei grundverschiedenen Personennamen eine und dieselbe Persönlichkeit vermuten können? Und
doch ist dem so. Spazzio hier — Spezza werden dieselben Meister dort, und Spätze oder
S patze auf gut deutsch genannt. Ich muß gleich feststellen, daß unsere lokalen Wiener Quellen des
XVII. Jahrhunderts sich ausschließlich der Namensgebung: Spatz, Spatz bedienen, die öster-
reichische Kunstforschung (I Ig) sie „Spazio* nennt („Die AI lio, Pozzo, Spazio — die ersten
Pioniere der österreichischen Renaissance''. Die Fischer v. E. p. 25), während sie in der
„deutschen" unter dem Namen der „Spezza" segeln. i) Welches die richtige Schreibweise dieser
Muratori gewesen sein mag, ließe sich heute nur in ihrem Mutterlande, in den Pfarrbüchem von
Cantio, feststellen, nachdem die deutsche phonetische Schreibweise: Spaz, Spatz und Späz, Spatz
auch Spätzi die Wahl zwischen den beiden italienischen Varianten schwer macht. Fast wäre man
geneigt, die Schreibweise „Spezzi" für die richtigere anzunehmen, nachdem in unseren Wiener
Quellen dieser Name wiederholt „Spätzi" geschrieben wird. Ich habe jedoch in dem Testamente
des „Bürgers und kay. Baumeisters" Simon Retacco vom Jahre 1645 die eigenhändige italienische
>) C. Gurlitt, Geschichte des Barockstils in Deutschland. Stuttgart 1889, S. 11, 12, wo sie: Andrea Vater
t 1628, Antonio und Pietro Söhne, mit den Prager Palastbauten in Verbindung gebracht werden.
von Alexander Hajdecki. 79
Unterschrift eines der ältesten Wiener „Spätze" nebst seinem Siegelabdruck gefunden, und diese
lautet: „Jachom Spaz**. So hat der zehn Jahre später im hohen Alter von 78 Jahren verstorbene
Wiener Fortifikations-Baumeister „Jakob Spatz" die Urkunde unterschrieben, und wenn auch der
alte Herr schon damals eine schwerfällige Hand in dieser Unterschrift bekundet und das „Jachom"
keine besondere Meinung von seinen orthographischen Kenntnissen aufkommen läßt und der letzte
Buchstabe „z"* in eine geschweifte Linie ausläuft, welche eine ausgelassene Endsilbe andeuten
könnte, weil erst an dieselbe der übliche Manupropriaschnörkel anschließt, so ist doch so viel durch
diese Unterschrift außer Zweifel sichergestellt, daß die Stammwurzel des Namens in „a" ausklingt
und nicht in „e* — also „Spazzo, Spazzio oder Spazza", aber nicht Spezza. Daß übrigens
die von Gur litt in seinem Werke genannten drei „Künstler Spezza" mit unserer Wiener Familie
der „Spazzio" identisch sind, beweisen die gleichen Vornamen des Familienvaters „Andrea" und
des Sohnes „Pietro", welche wir hier näher kennen lernen werden. Unter einem sei hier auch die
Wappenfrage der Spazzio erledigt. Wir haben schon bei den Allio und auch bei anderen Comasken
gesehen, daß ihre Wappen^keinesfalls als traditionelle Familienabzeichen von Vater auf Sohn vererbt,
sondern von einzelnen Familienmitgliedern nach Belieben verändert, beziehungsweise „verbessert"
wurden, gewöhnlich unter Beibehaltung der ursprünglichen Hausmarke. Es ist daher nicht aus-
geschlossen, daß andere örtlich und zeitlich von unseren Wiener Spazzio getrennte, obgleich
blutsverwandte Mitglieder dieser Familie, sich anderer Wappenschilder bedient haben werden, ein
Gemeinschaftliches wird aber allen wahrscheinlich bleiben und das ist der einköpfige heraldische
nach rechts gewendete Adler.
Das Testament des Retacco^) ist in dieser Beziehung ein interessantes und wichtiges
Dokument. Nebst dem Testator haben es noch fünf Italiener unterfertigt und gesiegelt und alle
sechs Insiegel weisen als Hauptbild im Schilde diesen einköpfigen Adler — alle Schilder sind
geteilt und haben bloß in der unteren Schildhälfte ihre absonderlichen Unterscheidungszeichen:
Retacco, ein Nagetier (Ratte?), mit einem langen gebogenen Schweif; Valentin Stampa, ein
nicht näher definierbares, hobelartiges Werkzeug (?), aber als kaiseri. Diener - Schatzmeister stellt
er schon den Adler als Kleinod über dem Visier; Andreas Antonini, der kaiseri. und päpstl.
Notar, lehnt an den Teilstrich des Schildes quer durchs Feld eine Leiter von rechts nach links an ;
Andreas Allio nimmt seinen Kloblauch hinein und der Steinmetz Pietro Maino Maderno
begnügt sich mit einer einfachen Barriere. Auch unser Jacopo Spaz^ scheint eine solche Barriere
oder liegende Leiter mit vier schrägen Sprossen zu haben, aber auf der Demarkationslinie, zugleich
Stange der angeblichen Leiter, kriecht ein langgestrecktes, geschwänztes (?) Reptil (Basilisk?), dessen
Zeichnung in ihren einzelnen Linien und Zügen wohl deutlich zu entnehmen, das Ganze aber schwer
zu enträtseln ist. Am ehesten macht es noch den Eindruck eines großköpfigen, gehörnten, dünn-
leibigen und langschwänzigen Basilisken. Wie dem auch sei, diese Gemeinsamkeit des Hauptwappen-
tieres aller dieser Italiener deutet darauf, daß sie aus einem Bezirk oder Distrikt stammen und daß
daher eventuell solche Wappenbilder zur näheren Bestimmung der engeren Heimat auch anderer
Comasken dienen können. In der Tat wissen wir schon, daß Andreas Allio von Scaria „val Intelni
stato di Milano Diocesi di Como" stammt, unser Retacco ist aus „Montrogni", desselben „val
intelni" etc., während andere aus Laino, auch in demselben Talbecken, herstammen.
Während wir nun einerseits, wie gezeigt, nicht einmal im Stande sind, den richtigen Familien-
namen unserer Spazzio festzustellen, noch weniger bisher über ihren Lebenslauf und ihre Qualitäten
<) Auch Retacho, Retackh, Redägg geschrieben. Zivilgerichtliche Test. Nr. 4d05/XVU. Jahrhundert im Archive
des k. k. Landesgerichtes.
80 ^1® Dynasten - Familien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke in Wien
unterrichtet waren, sehen wir andererseits, daß mit ihnen in der Kunstgeschichte und Literatur, wie
mit bekannten Größen operiert wird, und sie zu Trägern und Repräsentanten bestimmter Kunst-
richtungen und Stile gestempelt werden.
Wir kennen sie schon neben den Allio und Pozzo als Importeure der italienischen
Renaissance in die österreichischen Lande; am anderen Orte spricht IlgO von einem „Peter Spatz"
(Spazzio) als einem „in unserer Kunstgeschichte bekannten wälschen Maurermeister'' und wieder
wird von einer eigenen „Kunstweise" der „Spezza" gesprochen. Unterdessen wüßte ich nicht, daß,
abgesehen von einigen mageren Spuren dieser kunsthistorischen Nebelritter in den österreichischen
Landen um die Mitte des XVI. und dann erst wieder des XVII. ^ Jahrhunderts, greifbarere Nach-
weise über deren Persönlichkeit und professionelle Qualitäten bekannt geworden wären. Jetzt schien
es mir einen Moment, als ob ich neben der Nebelgestalt der Spazzio auch der Pozzo des
XVII. Jahrhunderts auf dem Wiener Boden leibhaftig habhaft geworden wäre und den Schleier von
ihrem Antlitz gelüftet haben könnte; unterdessen ist es mir bloß bezüglich der Spazzio in hin-
reichendem Maße gelungen — die Pozzo glitten mir zwischen den Fingern durch, das heißt insofeme,
als sie im XVII. Jahrhundert wenigstens in Wien ihre angestammte Baumeisterprofession bereits auf-
gegeben hatten und nur noch als behauste Bürger, beziehungsweise Beamte bis zu Ende des
XVIH. Jahrhunderts fortleben.
Was vor allem die Schreibweise dieses Familiennamens anbelangt, so geben uns die Quellen
keine Handhabe zur Richtigstellung desselben. Er selbst unterschreibt sich „Spaz" und vierzig
Jahre lang nennen ihn die Wiener Quellen nie anders als Spaz oder Spatz (1616—1654) mit
wenigen Ausnahmen, wo er Spatz i, Spazy geschrieben wird. Freilich haben wir gleichzeitig auch
die Schreibweise „Poz und Botz, für „Pozzo", aber doch auch neben „Pozo und Posso* im
Anfang des XVII. und durchgehends „Poczo oder Pozzo** im XVL Jahrhundert, so daß die
richtige Schreibweise dieses Namens von selbst gegeben ist; während bei den Spaz kein ein-
ziges Mal die Form S p a z o oder S p a z z o vorkommt, welche man sonst nach der Analogie der
„Pozzo" füglich für die richtigste zu halten berechtigt wäre. Es liegt daher für uns weder ein
Anhaltspunkt noch die Berechtigung vor, eine fremdsprachige Namenskorrektur vorzunehmen und
uns in Hypothesen zu ergehen, bevor das Mutterland entschieden haben wird, und so bleibt für
uns vorläufig der Name „Spaz" zu Recht bestehen.
Die Spaz also scheinen sich im XVI. und auch am Anfang des XVII. Jahrhunderts in Nieder-
österreich auf dem flachen Lande, beziehungsweise in den Provinzstädten in mehreren Exemplaren
aufgehalten zu haben, denn noch am 14. Februar 1629 wurde Johann Bapt. Spatz, ein Maurer
in Krems, mit Vollmachten versehen und in einer Handwerksangelegenheit nach Wien entsendet. Laut
Vormerk in dem Protokolle des Gesellschaftsarchivs : „Hat Joh. Baptist Spatz sein vollmächtige
Gewalt von der Viertl-Lad zu Krembs zum Handwerk erlegt". Neben dem uns schon bekannten
Kremser Meister Ciprian Biasino muß also der Spazzio eine hervorragende Rolle dort gespielt
haben. Es hat sich in diesem Falle um die Regelung des Verhältnisses der „Viertl-Lad" zu der
Wiener Haupt-„Lad", respektive Bauhütte gehandelt, welches im Vergleichswege geregelt wurde.
So z. B. sind im Jahre 1628 „auf Citirn die Meister von Pettersdorff bei der Ladt erschienen, und
0 Monatsblatt des Altertums -Vereines zu Wien, 1896, S. 24.
*) ,,Hans de Spazio, Maurer von Preßburg (1543), dann erst Jakob und Antonio (Steinmetzef?) um 1630
in Wien und Wiener-Neustadt. — Ebenda. 1888. S. 24. — Ebenso Francesco de Pozzo königl. Baumeister, dessen
Hofbesoldung von jährlich llOfl. (I) 1546 und 1547 sichergestellt wurde. Ebenda S. 60.
von Alexander Hajdecki. 81
haben sich erklärt nit zu gehorsamben''. Dagegen sind die Meister von Krembs und St. Polten
im November 1628 auf der Haupthütten erschienen und sich allda verglichen zu 16 fl. jährlich^
nachdem sie zuvor „Ir unhöfliches protestation - Schreiben so vom 8. Februar datiert, fürgebracht".
Es scheint also, daß auch die beiden folgenden Wiener Meister nach Perfektionierung des
Vergleichs zwischen den Wienern und den wälschen Landmeistern, vom Lande her das Wiener Bürger-
recht er>yarben. Das hindert nicht, daß sie schon Jahrzehnte zuvor in Wien arbeiteten und geduldet
wurden, offiziell aber sind sie die ersten italienischen „bürgerlichen Baumeister'' von Wien, und
zwar laut Meistertafeln in folgender Reihenfolge: Jakob Pätz (sie), Peter Pätz und Simon
Redeck im Jahre 1629, dann folgt 1630 Andreas Allio, dann erst wieder 1636 Johann Gada.
Daß sie schon als ausgelernte Meister und von auswärts nach Wien kamen, beweist der Umstand,
daß z. B. die „Maurermeister Peter Spatz und Anton Valnegro ihren „Geburtsbrief", also
die zur Aufnahme in die Lehre notwendigsten Papiere nicht bei der Hand hatten und wegen Auf-
nahme in den Meisterverband sich eine Frist zur Vorlage derselben bis Ostern 1629 erbaten. Nur
Johann Jakob Spaz
hatte seine Dokumente in Ordnung und wurde schon im Jänner 1629 „bürgerlicher Meister^, weil er
gegen fünfzehn Jahre lang in Wien gelebt hatte, zuerst als „Störer'', seit etwa 1620 aber als kay:
Fortifikationswerkmeister.
Johann jakob Spaz wurde 1576 wahrscheinlich auch in Canzo und als Bruder des Peter
Spaz geboren, war also schon um 1600 Meister. In Wien begegnen wir ihm jedoch zum erstenmale
im Jahre 1616 in den Taufbüchern der St. Stephanspfarre bei der Taufe seines ersten Sohnes
Hieronymus. Im Jahre 1621, 1623 und 1632 ist Anton Pozzo Taufpate seiner Kinder und anderer-
seits hat Pozzo gemeinschaftliche Gevatter mit den Spaz (Math. Jerritz), so daß der Schluß leicht
gestattet war, anzunehmen, daß auch noch dieser Anton Pozzo vom Handwerk gewesen sei. Mir ist
es auch gelungen, den Stammbaum der Pozzo zusammenzustellen, habe aber gefunden, daß unser
Anton Pozzo ^) keiner Profession nachging und bloß als behauster Bürger hier lebte. Die Architekten-
familie der „de Pozzo" ist darnach eben mit Francesco de Pozzo, dem Schöpfer der Wiener
Festungswerke nach der ersten Türkenbelagerung — im Jahre 1557 — wo ich ihn zuletzt in den
Protokollen des Kriegsarchivs genannt fand, vom Schauplatze verschwunden. Des Francesco letzte
Dienstverrichtung war die Visitierung der Gebäude zu Görz, Triest und Gradiska, worüber er
berichtete, mit der Bitte um „Erlaubnus anheimwärts''. Wo mag dieses sein „Heim*" gelegen sein?..
Als Fortifikationswerkmeister wird Jakob Spaz in den Protokollen des Kriegsarchivs
zuerst im Jahre 1622 und zum letztenmale im Jahre 1643 erwähnt. Zweimal wurde er inzwischen
„Joachim und Jocham (sie) Spaz^ geschrieben, also eine Schreibweise, deren sich Spaz selbst im
besagten Testamente bediente. Seine Besoldung betrug zeitweise 30 fl. monatlich und seine Berufs-
tätigkeit erstreckte sich hauptsächlich auf die städtischen Thore und Pasteyen, welche er indes
nicht selbständig betreute, da er dem „Ingeniero Petro Paulo" unterstellt war.
Schon im Jahre 1630 konnte er ein Haus in der Wollzeile „zunegst der Pattstuben" erwerben
und seine Hausfau Simona „dazu schreiben".*-^ Im Jahre 1640 kaufte er wieder ein Haussechstel,
worüber folgende interessante Urkunde vorliegt: „Jakob Spatz kay. Baumeister und Bürger zu Wien,
erhält Nutz und Gewähr eines sechsthaill Hausganzes an dem alten Kohlmarkt und Graben am Eck,
*) Er war Enkel des ob seiner Verdienste im Jahre 1556 (am 7. November) geadelten „Paumeisters" Fran-
cesco, Vater des späteren Hofkriegsrates Hieronymus von Pozzo (f 1Ö94) und Großvater des im XVni. Jahr-
hundert (1728) zum Freiherrn erhobenen Franz Raymund von Pozzo.
2) Grundbuch lit. L. fol. 223. Hans Jakob Spatz und Simona.
XXXIX. Band. 11
32 Die Dynasten -Familien der italienischen Bau- utid Matirermeister der Barocke m Wien
zwischen H. Ffidrich Stollen kay. Hof-Cammer-Mahlern und H. Georgen Watzelten des Inneren
Rathd gelegen, so zuvor dem Jakob Übelherr kay. Hof Schneider eigenthümlich gewesen. Von
demselben ist dless Haus vermög kayS. May. allergn. Resolution de data 8. Junt 1632 an H. Thomas
Mignoni kais. Rath und Protomedicus Herrn auf Gaybing, und von Ihme Inhalt dessen Schuld-
obligation de dato 17. Novb. 1632 an H. Anthoni Pozzo und Medea gebornen Qiora dessen
Ehegattin eigenthtimblich khommen. Die haben nun solches Haus laut Cession und Contract vom
17. Juni 1638 einer lobl. Bruderschaft Unseres Herrn . . . Sohnes Gottes Jesu Christi allhie cedirt,
weilten aber die Bruderschaft Von H. Mingoni in der Güte nicht bezahlt werden können, sondern
bei lÖbl. Hofmarschalu Ambt die gerichtliche Execution wider ihn geführt haben, Ist solches Haus
der Bruderschaft laut Schätzzettl ordentlich eingeantwortet und endlichen durch dieselbe kraft Kauf-
brief de dato 24. Juli 1640 Herrn Jacoben Spatzen verkauft worden. Actum 13. August l64O.*0
Die erste Gattin des Spaz, Simona, starb im Jahre 1640 oder 1641 und er cedierte dieses
Haussechstel anstatt der mütterlichen Erbportion an dem anderen Hause in der Wollzeile seiner
Tochter Anna Maria Furlanin, Gattin des b. Handelsmannes Simon Furlani, welches dann 1780
an die Gatterburg überging.
Spatz starb, nachdem er um 1645 den Dienst bei der Fortifikation quittiert hatte, als Bürger
und einfacher Maurermeister am 14. April 1654 in seinem obigen Hause in der Wollzeile, welches
nunmehr an seine zwei ihn noch allein überlebenden Töchter erblich „gediehen* ist.
Spat SS hatte nämlich nach dem Tode seiner ersten Gattin wieder geheiratet, und zwar am
2. März 1642 bei St. Stephan, wo es in den Matriken heißt: „DerEdl und kunstreiche Herr Jacob
Spätzi (sie) röm. k. M. Fortifikations-Werkmeister nimbt die Edl ehrentugendreiche Jungfrau Eva,
weill. des H. Carspär Georgen und EHsab. von Gülingen seel. Tochter. Testes: SimonRetak
(sie) — Dominicus Longon Handelsmann. Jacob Förg Fortific. - Zahlmeister Kappeller
Handelsmann." — Von den Kindern dieser Ehe überlebte ihn nur die zweite Tochter, Anna Maria.
Das Haus war aber stark verschuldet, so daß es von der Vormundschaft „umb Villen Schulden
willen notwendig faügeboten* und am 30. April 1661 an den Sattler Balthasar Degen verkauft
wurde. Männliche Nachkommen hat er keine hinteriassen.
Jakob Spatz war im Jahre 1645 zum Oberzechmeister erwählt worden ; er hat nur wenige
Lehrjungen aufgenommen, darunter Im Jahre 1629, den Franz Piazzoli I. und im Jahre 1644 einen
Jungen namens Valentin Spatz. Selbstverständlich war dieser aus Italien hergezogen, gleich seinen
drei noch zu erwähnenden Familianten, um der Ehre teilhaftig zu werden, sich einen Zögling der
Wiener Hochschule für Baukunst nennen zu können und dadurch einen Empfehlungsbrief für sein
ferneres Fortkommen zu verschaffen, denn nach dem Auslernen verschwindet dieser Valentin
aus Wien spurioS.
Peter Späz L
Wahrscheinlich ein Bruder des vorigen, Sohn des im Jahre 1623 schon todt gewesenen
Maurers zu Lanzio (das heutige Canzo auf halbem Wege zwischen Como und Leccö gelegen). Auch
dieser heiratete hier, aber noch im Jahre 1623 am 29. Jänner, als „der ehrenvest und wohlgeacht
Petrus Spatz weillandt Andreae Spatz gewesten Maurers von Lanzio in Mailand Sohn, ein
Maurer allhie, nimbt die tugendsambe Christinam Koch, eines Bürgers in Bayeriand Tochter*. Er
stirbt schon im Jahre 1644, ohne es zu einer markanteren Stellung gebracht zu haben. Er soll auch
ein Haus auf der Wiedener Hauptstraße besessen haben, ^) worüber mir jedoch Belege fehlen.
«) Grundbuch lit. M. fol. 93.
') Notiz von Ilg im Monatsblatt des Altertums ^ Vereins, 1896 p. 24. -^ An diesem Hause befand sich ein
spätgotisches Bildwerk, derzeit im kunsthist. Hofttiuseum.
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von Alexander Hajdecki. 83
In dem Stammbaum des Pietro Spaz steht eine Lücke von neun Jahren in den Tauf-
protokollen von 1625 bis 1634 offen. Das ist gerade der Zeitraum, in welchen der Bau des Wald-
steinpalastes in Prag fällt, an dessen „großartiger* Gartenanlage nach Gurlitt „Pietro Spezza
beschäftigt* gewesen sein soll. Auch dieser Umstand bekräftigt die Annahme, daß unter dem Prager
Pietro Spezza unser Wiener Peter Spaz gemeint ist, daß er jedoch an diesem Bau bloß als ein-
facher Werkmeister beteiligt gewesen sein kann.
Das sind die einzigen zwei Vertreter dieser Familie, welche sich in Wien häuslich nieder-
gelassen und einen Familienherd gegründet hatten. Einen Anlaß in der Kunstliteratur irgendwie
genannt zu werden, boten aber fürwahr die jetzt über sie bekannt gewordenen näheren Daten
nicht, und es zeugt bloß von der trostlosen Leere und Dürre auf dem Gebiete der Baukunst jener
Zeiten und vom gänzlichen Mangel an Materiale, daß gleich der erste beste Namen von der
Literatur gierig aufgegriffen und zum eisernen Bestände der Kunstwissenschaft gemacht wird.
Der Vollständigkeit halber sei hier noch der am 28. Juni 1655 erfolgte Tod einer Witwe
Anna Spätzin im 55. Lebensjahre angemerkt. Möglich, daß sie die Gattin des Johann Bapt.
gewesen sei.
Fast nach zwanzigjähriger Pause tritt im Jahre 1673 wieder ein Simon Spatz aus Mailand
von Lantzendorff (sie — natürlich Canzo) gebürtig, als ein Maurergesell in Wien auf und bittet
um die Meisterschaft. Er bekommt lange keine Erledigung darüber, denn im Jahre 1678 figuriert er
gelegentlich der Bürgschaft für den Lehrjung J o h. B. Luges, immer noch als „Maurergesell*, um
dann zu verschwinden.
Das sechste hier nachweisbare Mitglied dieser Familie ist Peter Spatz IL, welcher am
6. Juni 1694 als Lehrjung bei Franz Martinelli eintritt. Er ist auch zu Lantio (Canzo) gebürtig,
hatte am 2. Juni 1697 ausgelernt und wanderte wahrscheinlich in die Heimat zurück, sein Glück zu
suchen — denn hier treffen wir ihn nicht mehr.
Dasselbe gilt auch vom Paul Spatz, welcher am 28. Februar 1706 bei Donat Allio in
die Lehre trat, „vom Comersee* gebürtig war und am 24. Februar 1709 ausgelernt, hatte. Sein Neben-
bürg war ein Domengo Spatz, Maurergesell, der achte und letzte Sproß dieses Namens auf
dem Wiener Boden. (Hiezu Stammtafel XI.)
11
Die Salesianerkirche in Wien
ist doch ein Werl< des Fischer von Erlach
Vortrag, gehalten im Wiener Altertums-Vereine am 27. Oktober 1905
von
Major-Auditor Alexander Hajdecki.
ie glänzendste und herrlichste, ja die einzige spezifisch Osterreichische Kunstepoche, die
Barocke, hat noch nicht ihren Geschichtsschreiber gefunden. Sollten wir unseren Kunst-
gelehrten darob gram sein? Ich denke nicht, denn, wie sollten wir es auch, sobald die
wichtigsten Quellengebiete zu dieser Glanzzeit unserer Kunst noch immer im Dunkel der Archive
verborgen liegen ? Kabdebo hat seinerzeit den alten Wiener Kunstgelehrten den Vorwurf gemacht,
daß sie M^ine heilige Scheu vor jeder urkundlichen Forschung" gehabt hätten. Das ist wenigstens
heutzutage gar nicht mehr der Fall, dagegen ist etwas anderes richtig, ihnen fehlen die Zeit und
Gelegenheit dazu, die Durchforschung ganzer Komplexe von primärem Urkundenmaterial auf dem
Wiener Boden selbsteigen vorzunehmen, weil sie durch ihre Amtsobliegenheiten daran gehindert sind.
Daher sind alle unsere, nicht von Fachforschern betreuten Archivalien bisher vollkommen unverwertet
geblieben.
So habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, diesem Obelstande abzuhelfen und meine ganze
freie Zeit der systematischen Durchforschung aller von Forscherhand noch unberührt gebliebenen
Quellengebiete Wiens — deren gibt es noch viele und gerade der wichtigsten welche — zu widmen.
Die ersten Früchte meiner Arbeit von nur wenigen Jahren hoffe ich schon in nicht zu langer
Zeit der Kunstwissenschaft zur Verfügung stellen zu können; heute greife ich bloß ein Fruchtkorn
aus der reichen Ernte heraus, um es Ihnen, wenn auch in rauher Schale, als meine Erstlingsgabe
zu reichen.
Wer immer von der Höhe des Belveders oder vom „Aussichtsfenster" des Palais Lanckoronski
aus Gelegenheit hatte, die schlichte, aber in majestätischer Ruhe vor unserem entzückten Auge sich
von dem geschwätzigen Häusermeer abhebende Silhouette der Salesianer - Kirchenkuppel auf sich
einwirken zu lassen, wenn die Abendsonne ihre Patinadecke in goldigen Schimmer getaucht hat,
dem hat sich gewiß, nachdem er eine Weile im stummen Genuß stille gestanden, unwillküriich zu
allererst die Frage auf die Lippen gedrängt: „Wer hat dich, du schönes Werk, hingezaubert auf
diesen Platz?! . . .•
Diese im Angesichte eines vollendeten Kunstwerkes sich uns impulsiv aufdrängende Frage
nach dem Wer? und nicht nach dem Was? und Wie? hat eine symptomatische Bedeutung und
spielt eine zu wichtige Rolle in der Kunstwissenschaft und Geschichte, als daß ich es mir versagen
sollte, ihr auch hier einige Worte zu widmen.
Es gibt nämlich eine kunsthistorische Schule, die dem Grundsatz huldigt, oder Kunstgelehrte,
die da sagen: „Wir brauchen bloß Kunstwerke als Objekte unserer Kunstforschungen — denn Saxa
loquuntur. Uns bleibt es sich gleich, ob sie vom Peter oder Paul herrühren; wir haben es mit
ihren Werken genug „und machen mit diesen allein unsere Kunstgeschichte . . ."
Gemach, meine Herren. Nur eine bescheidene Frage mag mir gestattet sein.
88 ^i^ Salesianerkirche in Wien ist doch ein Werk des Fischer von Erlach
Warum haben Sie dann z. B. gleich unsere so herrliche und uns so nahestehende Wiener
Barocke noch nicht kunstgeschichtlich erfaßt, behandelt und ins Klare gebracht, so lange ihre herr-
lichsten Dokumente, das ist ihre Monumentalwerke, noch alle vollzählig und in ihrer unverwelkten
Pracht dastanden? Heute, nach bald zweihundert Jahren verschwanden viele Objekte fast unter
unseren Augen von der Bildfläche, andere zerbröckeln unter unserer Hand und sie haben uns noch
immer keine Geschichte der Barocke Wiens geschenkt? Die Steine allein haben noch immer nicht
gesprochen ? . . .
Und dann, wie oft und an wie vielen Meisterwerken von großem „StiP sind Sie schon
achtlos vorbeigegangen, ohne sie ihrer kritisch - stilistischen Sonde für wert gehalten zu haben, bis
nicht hinterher jemand die stupende Entdeckung machte, daß wir es mit einem Heros der Kunst zu
tun haben? . . . Dann erst machten auch Sie vor dem so entdeckten Werke eine tiefe Verbeugung
und wandten ihm nun ihr volles, kunstkritisches Interesse zu. Gilt also jetzt Ihre Reverenz und Ihr
gesteigertes Interesse dem „Werke an sich", dem darin offenbarten Stil?! ... Gewiß nicht.
Da zeigt es sich nun klar, daß Kunstdenkmäler und Werke an sich oder als solche noch
keine Kunstgeschichte ausmachen, vielmehr bloß lUustrationsöbjekte derselben abgeben, daß es somit
keine „Kunst an sich*" gibt, und die unlängst mit so viel Lärm auf den Schild erhobene Devise:
„l'art pour Tart* eine hohle Phrase ist, weil die Kunst von Menschen und für Menschen
geschaffen wird. Wer sie daher in ihrem innersten Wesen kennen lernen und ergründen will, muß
vor allem den Menschen kennen lernen, der sie geschaffen hat.
So bleibt also auch in der Kunstgeschichte „das vornehmste Studium des Menschen —
immer noch der Mensch!"
Ob daher unsere Monumentalbauten von einem Peter oder einem Paul aufgeführt wurden,
kann uns bloß insoferne gleichgiltig sein, als für uns auch diese beiden Namen ein leerer Schall
und deren Träger unbekannte Größen sind, denn nicht auf den leeren Namen allein kommt es hier
an, sondern auf den uns wohl vertrauten Klang desselben, auf den in ihm verkörperten inneren
Gehalt seines Trägers. Nomen est omen ....
Daher erklärt sich das sonderbare Faktum, daß unser Kunstgenuß wesentlich erhöht wird
im Angesichte von Werken gefeierter Meister und von „guter Marke", während uns andererseits
ein Gefühl des Unbehagens und des Unbefriedigtseins beschleicht, wenn wir ein herrliches Kunst-
werk an einen obskuren Namen gekettet finden; dadurch erklärt es sich auch, daß unsere, ja alle
Kunstforscher und Gelehrten, auch die oberwähnten Stilisten mitinbegriffen, so eifrig bestrebt sind
und keine Mühe und Anstrengung scheuen, ja in erster Linie darauf bedacht sind, ein bestimmtes
Werk auch einem bestimmten Meister zuschreiben, oder auch nur — andichten zu können!
Indessen ist die Frage nach dem Autor eines Werkes vergangener Zeiten, insbesondere
auch noch unserer Barockzeit, fast immer leichter gestellt als beantwortet, so daß daher diese
Neugierde in Bezug auf unsere Wiener Barock -Baudenkmäler nur in seltenen Fällen vollends zu
befriedigen sein wird.
Wenn wir uns dagegen vergegenwärtigen, daß es in unserem heutigen Wien keinen
Monumental- und keinen noch so bescheidenen Nutzbau gibt, dessen Architekt und Baumeister für
die Nachwelt uneruierbar bleiben könnten, weil für die Überlieferung ihrer Namen durch tausend
Kanäle vorgesorgt ist; oder daß sich kein einziges öffentliches Bildwerk neueren Datums finden
wird, welches nicht die volle Signatur des Meisters an gut sichtbarer Stelle tragen würde, wo es
doch oft für den Meister vorteilhafter wäre, wenn sein Name in Verbindung mit einem bestimmten
Werke nicht auf die Nachwelt überginge, — während wir an dem ungezählten Statuenwalde des
barocken Wiens, wie er uns teilweise noch in einigen Gartenanlagen, an Palastbekrönungen, Kirchen
von Alexander Hajdecki. 89
und auf öffentlichen Plätzen erhalten blieb, kaum ein oder das andere Mal mit schwerer Not und
Mühe in einer verborgenen Gewandfalte oder sonstigen versteckten Ecke auf die Signatur des
Meisters stoßen werden — so müssen wir uns erstaunt fragen: haben hier ein boshafter Zufall,
menschliche Rohheit oder Ignoranz die Hand fm Spiele gehabt und die signierten Werke vernichtet,
oder hat sich die menschliche Natur so gründlich geändert?
Nichts von alledem — das eine nicht, weil wir es mit der Regel und nicht mit der Aus-
nahme zu tun haben; das andere nicht, weü die Natur des Menschen, seine Leidenschaften und
Triebe ewig gleich und unwandelbar sind. Also wie ist dieser auffallende Mangel an Publizitäts-
drang bei unseren Altvorderen zu erklären? Ich stelle mir den geschichtlichen Werdeprozeß dieses
auffallenden Faktums so vor.
Die organisierte Handwerksarbeit, wie sie in der Zunft und durch die Zunft zu ihrer
höchsten Blüte gelangte und in derselben den weit sichtbaren und fühlbaren Ausdruck ihrer
Macht und Bedeutung fand, mußte naturgemäß die im Stillen und Verborgenen, in der Studier-
stube oder im Atelier schaffende Geistesarbeit ganz in den Hintergrund rücken und in den
Schatten stellen.
Ein Umstand spielt dabei noch eine wichtige Rolle.
Die geistige Arbeit hatte ursprünglich ihren ausschließlichen Sitz und ihre Vertreter in
den Klöstern und im Mönchstum. Hinter der Klosterpforte und unter der Kutte fristete die Kunst
lange ihr stilles, bescheidenes und verborgenes Dasein. Was aber der Mönch schuf und ersann, was
er schrieb und zeichnete oder formte, das blieb innerhalb der Klostermauern. Seinen Namen konnte
er dem Werke seiner Hand nicht geben, schon aus dem einfachen Grunde, weil er ja selbst —
keinen Namen hatte und sein angenommener Klosterruf nur innerhalb der Klostermauern eine
Bedeutung hatte.
Aus diesem Grunde war die geistige Arbeit in der mondainen Gesellschaft durch eine so
lange Zeit ohne Vertreter geblieben, daß schließlich in der Laienwelt das Verständnis für dieselbe
abhanden kam und das umsomehr, als sich die organisierte Handwerksarbeit ihrer Früchte bemächtigte
und sie unter der eigenen Flagge segeln ließ. Dies ist insbesondere in der Baukunst am markan-
testen nachweisbar.
Wenn auch mit der Zeit das Laienelement*) der geistigen Arbeit sich bemächtigte und mit
dem Verfall des Zunftwesens die „freie Kunst" und „freie Arbeit" sich zu regen begannen, so
dauerten die eingelebten Verhältnisse doch noch lange und bis in unsere deutsche Barockperiode
hinein. So erklärt es sich, warum damals der Sinn für die Bedeutung der geistigen Urheberschaft
eines Bauwerkes sich noch nicht im großen Publikum Bahn gebrochen hatte.
Ein klassisches Beispiel dafür haben wir gleicji an der Baugeschichte unserer großartigen
Peterskirche. Als im Jahre 1887 gelegentlich ihrer Renovierung im Kuppelknopfe zwei eherne
Inschrifttafeln entdeckt wurden, war man allgemein darauf gespannt, dort den Namen des Architekten
in authentischer Weise genannt zu finden. Wie groß war aber die Überraschung und Enttäuschung
zugleich, als es sich herausstellte, daß dort der geistige Urheber des Baues mit Stillschweigen über-
*) Der letzte Vertreter des geistlichen Elements in der Baukunst ist für Österreich der im Jahre 1687 im Alter
von 56 Jahren verstorbene „hochwürdige und wohledelgeborene Herr Johann Franz Griendl von Aach,
kays. Ingenieur und des hochlöblichen Ritterordens des heil. Geistes Ritter und Kreuzherr"*, dessen Name wohl hier
zum ersten Male genannt wird; und der allbekannte 1709 verstorbene Jesuitenpater Franz Andreas Pozzo
während der letzte geistliche MalerkUnstler in der Person des auch im Jahre 1687 in Wien verstorbenen „hoch-
würdigen geistlichen wohledlen und gelehrten Herrn Johann Anton van der Baar, kays. Hof-Caplan und Gallerie-
inspektor*", welcher 71 Jahre alt geworden ist, zu Grabe getragen wurde.
XXXIX. Bftnd. ^2
90 ^^^ Salesianerkircke in Wien ist doch ein Werk des Fischer von Erlach
gangen, dagegen die Namen aller an diesem Bau beschäftigt gewesenen Handwerker — in Erz
verewigt wurden. Allen voran gingen die „magistri Architecturae": Martinelli, Jänggl
und öttl, von welchen wir heute darüber unterrichtet sind, daß es zünftige, also „bürgerliche**
Bau-, beziehungsweise Wiener Maurermeister waren, von welchen noch keiner bis dahin einen
Kuppel- oder Zentralbau gesehen haben konnte. Die Peterskirche war aber der erste Wiener Bau
dieser Art.
Daran erkennen wir deutlich, welche dominierende und ausschlaggebende Rolle die sinnlich
wahrnehmbare Handwerksarbeit gegenüber der unfaßbaren geistigen dazumal spielte und
begreifen, daß der ausführende Baumeister stolz seinen Namen mit dem steinernen Werke seiner
Hand für ewige Zeiten verknüpfen konnte, während derjenige des Architekten, also des geistigen
Urhebers, mit der dünnen Papierrolle, welche sein Geisteskind barg, nur zu bald in Rauch und
Flammen aufging. Dazu kommt noch die Jahrhunderte alte Tradition, wonach ursprünglich faktisch
der geistige Schöpfer eines Werkes auch sein eigener Bauführer (Struktor) war. So geschah es,
daß auch die große Öffentlichkeit, welche hinter die Kulissen der Bauführung keinen Einblick hatte,
von dem Namen des Architekten keine Notiz nahm und nur denjenigen des Bauführers im Munde
führte und auf die Nachwelt übertrug.
Welche Macht und Bedeutung die „Zunft** noch im Anfang des XVIII. Jahrhunderts in Wien
hatte und wie wenig der Name des Architekten noch galt, ist aus einer Urkunde zu ersehen, welche
ich deshalb hier mitzuteilen mir erlaube, weil sie ein anschauliches Bild der Baupraxis der Barock-
zeit liefert.
Es ist dies ein Hofgesuch des Fürsten Joh. Adam Andreas von Liechtenstein
„puncto Indulgirung invermelten Bau durch einen wälschen Maurermeister vollführen zu dürfen**.
Das dem städtischen Archiv entnommene Dokument lautet: „...weichergestalten ich in procinctu
stehe, meinem in der Rossau gelegenen Garten gegenüber, ein Pomeranzenhaus, oder Baum-
einsatz aufführen zu lassen. — Demnach aber der dießfällige Riss nicht allein, sondern auch die
hierüber mit denen gewöhnlichen wälschen terminis verfasste benöthigte Information von einem
wälschen Architecten projectirt worden; und derenthalben die allhiesigen Maurer-
meister aus Ermangelung der Wissenschaft und wälschen Sprach, bei solchem Bau
Fähler begehen, mithin mir nur Schaden causiren würden: solchemnach gelangt an E. kays. M.
mein allergeh. Bitten, anweillen besagte Maurerzunft propria authoritate zu Zeithen
dergleichen zu erlauben pflegen. Dieselbe geruheten allergn. nicht allein zu indulgim womit
ich obigen Bau einen, dem Werk gewachsenen Wälschen anvertraue; sondern auch die
erforderlichen Gesellen wider alle, von hiesiger Maurerzunft etwa vornehmende vexam und
Anstoß, allergn. verwahren und protegiren • zu lassen. Wie dann die etwa von der Maurerzunft
vielleicht einstreuende Gegeneinwendungen in keine Consideration zu ziehen, als bei, wider
gehorsambstes Verhoffen, nicht erhaltener allergn. deferirung, dieses Gebäu ohnedeme
müsste unter Weegen bleiben, mithin sie Maurermeister einigen Nutzen hieraus nicht würden
zu gewartten haben.**
Per Imperatorem wurde dem „fürstlichen supplicanten** am 21. April 1700 der Bescheid
eröffnet, daß „Ihr May. in diß Gesuch jedoch ohne Consequenz und den Privilegien der hiesigen
Maurermeister unpraejudicirlich gewilligt haben**, ihn an „Fortsetzung seines Pomeranzenhauses nicht
zu hindern**.
Ich enthalte mich der Kommentierung dieses interessanten Dokumentes, möchte nur noch
aber auf die damaligen Zustände in Bezug auf das geistige Eigentums- beziehungsweise Urheber-
recht hinweisen.
von Alexander Hajdecki. 91
Ich weiß nicht, wie heutzutage die Sachen stehen. Dazumal hat aber der Architekt dem
Bauherrn die bestellten Pläne geliefert und sich mit diesem Momente aller Rechte auf sein geistiges
Eigentum begeben. Der Bauherr suchte sich seinen Baumeister und mit diesem modelte und änderte
er an dem Plane, wie es ihm oder auch dem ausführenden Baumeister beliebte, ohne daß der
Architekt gegen diese Ummodelung oder Verstümmelung seines Projektes einen Einspruch zu
erheben berechtigt gewesen wäre oder ein Mittel zur Hand gehabt hätte, diese Ausführung zu
hintertreiben. Kein Wunder daher, daß uns in den seltensten Fällen sein Name bekannt geworden ist
und daß oft nicht einmal der Stil des ausgeführten Objektes zur Ausmittlung des wahren Architekten
eine sichere Gewähr bietet. Ein klassisches Beispiel dafür liefert uns das Winterpalais des Prinzen
Eugen in der Johannesgasse. Die Gelehrten sind heute noch im Zweifel, ob der Bau dem
Fischer oder dem Hillebrandt zuzuschreiben sei, obwohl ich weiß, daß Dr. Drnjac sich aus
stilistischen Gründen für Hillebrandt endgiltig erklärt hat. Die Sache ist aber einfach die: Den
Plan lieferte dem Prinzen Joh. Beruh. Fischer von Erlach, ausgeführt wurde aber der Bau
unter Mitwirkung des Hillebrandt von irgend einem Baumeister; hiebei mußte sich aber der im
Grundriß beibeh^ene Plan des Fischer viele und wesentliche Änderungen und Weiterungen der
Innen- und Außenarchitektur gefallen lassen, ohne daß es diesem möglich gewesen wäre, dagegen
sein Veto einzulegen.
Wir hätten von diesem primären Anteile des Fischer des älteren an dem Baue dieses
Palastes keinen sicheren Nachweis gehabt, wenn nicht der Architekt selbst den Aufriß seines
projektierten Baues im Stiche vervielfältigt hätte. Die Geschichte dieses Stiches hat aber für uns
eine besondere kunstgeschichtliche Wichtigkeit.
Das Blatt wurde nach dem 9. April 1711 gestochen und 1712 dem Manuskriptexemplar der
Hofbibliothek des „Entwurfes einer historischen Architektur" von Fischer beigelegt, wo es aber
keinen Text, d. i. keine Legende, hat. Auch in der ersten Ausgabe des Werkes von 1721 ist kein
Text dem Blatte beigegeben. Erst in der zweiten, der Leipziger Ausgabe, beziehungsweise dem
Nachdruck von 1725, welcher jedoch gewiß vom Autor selbst vorbereitet und redigiert wurde, weil
dort von dem inzwischen 1723 erfolgten Ableben des Autors keine Notiz genommen wird, enthält
dieses Blatt eine deutsche und eine französische Legende. Die deutsche spricht ausführlicher vom
„Pallaste", während die kurze französische folgenden Wortlaut hat: „Cette maison avec le
Grand escalier est du dessin de J. B. Fischer d'E''. Dieser mit einer diplomatischen Feinheit und
mit der Absicht konzipierte Text, um als ein geschichtliches Dokument zu gelten, ist eines eigenen
Studiums wert und daß man an ihm alle Interpretationsmittel erschöpfe. Schon die grammatikalische
muß beim Wort „maison" stehen bleiben. Warum maison — und nicht Palais oder Hotel?! wie
gleich im nachstehenden Blatte das Palais Trautsohn genannt wird ? ! Bekanntlich wurde inzwischen
(1712 bis 1722) das Palais ganz umgestaltet, um fünf Achsen verlängert, mit einem dritten Tore aus-
gestattet und in der Fassadenarchitektur derart geändert, daß von dem Fischerischen Projekte fast
gar nichts mehr übrig blieb.
Ich kann mir daher lebhaft vorstellen, wie der schon todkranke Meister, dessen Idee er als
verunstaltet empfinden mußte, seinem Unmut in den Worten Ausdruck gab : „Das ist ja ein deko-
rierter Nutzbau (wir möchten heute Zinskaserne sagen), was aus meinem Palazzo gemacht
wurde, an welchem nur noch das Stiegenhaus zurückblieb, weil man doch nichts besseres an
dessen Stelle zu setzen wußte" .... und wie er dann unter seinen Plan die Worte schrieb: „Cette
maison . . . ."
In dieser Stilisierung erblicke ich die einzige Satisfaktion, die der gekränkte Künstler für die
Mißhandlung seines Planes genommen hat und nehmen konnte. Daß dieser französische Text nur
12"
92 I^Jc Salesianerkirche in Wien ist doch ein Werk des Fischer von Erlach
in diesem Sinne und mit Vorbedacht gewählt wurde, dafür glaube ich den Beweis in dem sonst
ganz unmotivierten Einschub des „großen Stiegenhauses'' erblicken zu müssen, weil ja dasselbe in
dem Bilde, welchem die Legende als Erläuterung dienen soll, gar nicht zu sehen ist! Der Autor
wollte daher offenbar noch retten, was zu retten war und hat wenigstens das Eigentumsrecht an
dem Stiegenhause ganz für sich in Anspruch zu nehmen, die Gelegenheit wahrgenommen.
Ich habe mich etwas länger bei diesen Fragen, welche eigentlich in das Gebiet der allge-
gemeinen Geschichte der Baukunst gehören, aufgehalten, in der Voraussetzung, daß sie in der
Literatur, welche ich vorläufig bei meinen Quellenstudien unberücksichtigt lasse, nicht schon längst
und besser beantwortet wurden und wende mich nun dem konkreten Falle der Salesianerkirche zu.
Der Stand dieser Frage in ihrer geschichtlichen Entwickelung ist folgender.
Die Zeitgenossen haben uns keine direkte und authentische Kunde über den Architekten
überliefert und auch das ganze übrige XVIII. Jahrhundert hat kein Interesse an der Stellung oder
Beantwortung dieser Frage gehabt; die Kirche war da und man hatte genug daran. Erst um die
Wende des Jahrhunderts fing man an, in Sachen der Herkunft und Geschichte unserer Kunstdenk-
mäler neugieriger zu werden, und Nicolai*) ist der erste Schriftsteller, welcher in seiner „Reise
durch Deutschland*' die Frage nach dem Schöpfer dieser Kirche zur Sprache gebracht und als
solchen den Fischer von Erlach hier „eingeschwärzt" hat, wie sich Albert II g ausdrückt, indem
er bloß auf Grund der stilistischen Merkmale diesen Kirchenbau als „vermuthlich" von Fischer
von Erlach herrührend bezeichnete. Seither hatte unsere „schauderhafte Jammerliteratur", wie sie
von 1 1 g genannt wird, alle drei Kuppelkirchen Wiens dem Fischer zugeschrieben und sonderbar
genug, 1 1 g selbst huldigte bis 1886 dieser Ansicht, in welchem Jahre er zuerst bezüglich unserer
Salesianer-, später auch bezüglich der Peterskirche einer anderen Meinung geworden ist. Bis 1886,
also durch bald 100 Jahre, galt somit Fischervon Erlach unangefochten für den Erbauer der
Salesianerkirche.
Was hat sich nun im Jahre 1886 ereignet, daß unser bedeutendster Stilkritiker und Kunst-
historiker plötzlich seine Überzeugung so gründlich ändern konnte, daß er nun erklärte, die Salesianer-
kirche habe „nichts mit Fischer gemein und müsse aus dem Kataloge seiner Schöpfungen für
immer ausgeschieden werden"? Nichts weiter, als daß ihm ein Buch des Jesuitenpater A. Cito
vom Jahre 1744 unter dem Titel „Tugendleben Wilhelminae ..." in die Hand fiel, in dessen italienischer
Originalausgabe es auf S. 54 bezüglich des Klosterbaues heißt: „. . . la fabrica disegnata da Donato
di Allio architetto ben degno", in der gleichzeitigen deutschen Ausgabe von dem Wiener
Christi an i dagegen bloß: „die Grundfeste des Gebäudes so von dem berühmten Baumeister
Donat Allio angegeben worden". Darin erblickte II g gleich den „unzweifelhaften" Beweis, daß
dieser bis dahin vollkommen unbekannt gewesene „berühmte Baumeister" als Architekt der
Salesianerkirche zu gelten habe und dieser Fund erwärmte den Kunstkritiker und Ästhetiker so sehr
für den neuen Meister, daß er ihm nun seine ganze Aufmerksamkeit schenkte und eine eigene,
leider lediglich nur auf der gedruckten „Schundliteratur" basierte Studie in den „Berichten des Alter-
tums-Vereins vom Jahre 1886" widmete, als deren Resultat hingestellt wird, daß „Donat Allio
neben Fischer, Hillebrandt, Bibienna und Pozzo, zu den größten Meistern der Baukunst
seiner Zeit" gehörte, welcher nicht bloß die Salesianerkirche, sondern auch den großartigen Kloster-
neuburger Prälatenbau geschaffen habe.
Dieses Ergebnis seiner Forschung wiederholte 1 1 g in seinem zehn Jahre später erschienenen
Hauptwerk über „Fischer von Erlach" unter noch überschwänglicheren Lobeshymnen auf seinen
») Der Gegner von Kant und Fichte, Schiller und Goethe, gest. 1811.
von Alexander Hajdecki. 93
neuen „Architekten ersten Ranges'^, so daß die neueste Literatur, gestützt auf die Autorität eines
II g, die Salesianerkirche dem Fischer von Erlach abzusprechen und dem neu entdeckten
Architekten Allio zuschreiben zu mOssen sich veranlaßt sah. Der einzige Gurlitt hat sich nur
dazu die schüchterne Bemerkung zu machen getraut, ob dieser Allio vielleicht doch nicht bloß der
„Bauführer* gewesen, „weil sein eigener Bau — das Stift Klosterneuburg — entschieden anderer
Gestaltung sei*'. Es kommt also zunächst darauf an, festzustellen, wer dieser so plötzlich auf-
getauchte Allio war.
Dem Grundsatze treu, daß jeder alte Druck so lange für eitel Lug und Trug zu halten sei,
bis man sich ihn im Spiegel geschriebener Quellen näher besehen haben wird, ging ich daran, mir
quellenmäßige Nachweise über die Generalien des Allio zu verschaffen. Wie der Straf richter, ehe
er den Beschuldigten über das angeschuldigte Faktum befragt, vor allem bemüht ist, die Generalien,
also das curriculum vitae seines Deliquenten, seinen Namen, seine Herkunft, Bildungsgrad und
Beschäftigung, nächste Umgebung etc. festzustellen, weil er dann leichter die Tat selbst zu erfassen
und zu beurteilen vermag, so sollte es auch der Kunsthistoriker, welcher ja auch ein Richter sui
generis ist, halten, und nie früher ein kunstgeschichtliches Urteil über ein Werk fällen, bevor er
sich nicht über die obberührten Generalien des Urhebers desselben möglichst genau informiert hat.
Wir kommen also auch von diesem Gesichtspunkte aus wieder auf den Wert und die Bedeutung
der persönlichen Note in der Kunst zurück, worauf ich eingangs kurz hingedeutet habe.
Wer war also dieser Donat Allio? In diesem XXXIX. Bande der Berichte und Mitteilungen
des Altertums - Vereines hat bereits die erste Frucht meiner Wiener Barockstudien: „Die Dynasten-
famitien der italienischen Bau- und Maurermeister der Barocke Wiens** Aufnahme gefunden. Dort ist
der Familie Allio und speziell dem Donat, ihrem namhaftesten Vertreter, eine breite und den Schatz
der Lokalquellen erschöpfende Behandlung zuteil geworden, weshalb ich unter Hinweis darauf mich
hier bloß auf die Wiedergabe der markantesten und zum richtigen Verständnis seiner künstlerischen
Individualität notwendigsten Daten aus seinem langen Leben beschränken kann.
Als etwa 20jähriger Maurergeselle erscheint Donat Felix Allio im Jahre 1698 zum ersten
Male auf dem Wiener Platze, beendet 1700 seine sechsjährige Gesellenzeit wahrscheinlich bei
Marti nein und tritt als Maurerpalier beim Baumeister Simon Carove im Jahre 1701 beim Baue
der Piaristenkirche auf. Erst im Jahre 1704 meldet er sich zur Ablegung der Meisterprüfung, das ist
Verfertigung der sogenannten „Meisterstück". Diese geraten ihm aber schlecht, denn die Meister haben
darin „sehr große Fehler* befunden und ihn dafür zu 35 Taler als Strafe in die Lad zu zahlen ver-
urteilt. Er wird aber bürgl. Maurermeister und wird als solcher auch im Jahre 1704 in die Meistertafeln
der Wiener Maurerzunft eingetragen. Bis 1711 geht er seinem bürgerlichen Maurermeisterberufe
nach; in diesem Jahre wird er durch Protektion des Grafen Wirich Daun (Erbauer des heutigen
Palais Kinsky) als Fortifikations-Maurermeister bei der Wiener Fortifikation angestellt,
„continuirt" als solcher von 1715—1720 den Bau des sog. Zeugs - Schlosserhof es auf der Seilerstätte
mit großen Kosten, aber wenig Erfolg, denn dieser Bau wird kaum zwei Jahre nach seiner Voll-
endung baufällig, so daß eine gründliche Reparierung der Schäden 1723 vorgenommen werden muß,
weshalb Allio von der Militärverwaltung zur Verantwortung gezogen und wahrscheinlich auch
gestraft wurde. Allio war aber ein Glückspilz, denn bevor noch diese Baugebrechen am Schlosser-
hoff zu Tage kamen, gelang es ihm, ganz ohne Präzedenzfall von seiner Unteroffiziersstellung als
Werkmeister in den Offiziersrang eines „Unter-Ingenieurs** im April 1723 vorzurücken, nur infolge der
kolossalen Protektion des Grafen Daun. Im Juni dieses Jahres wurde aber erst die Kalamität mit
seinem Schlosserhofe bekannt! Trotz seiner weiteren noch 20jährigen Tätigkeit gelang es ihm aber
nicht mehr, es von dem Unteringenieurrang weiterzubringen. Im Jahre 1747 wurde er sogar gegen
94 Die Salesianerkirche in Wien ist doch ein Werk des Fischer von Erlach
seinen Wunsch und Willen pensioniert und starb im Jahre 1761, 85 Jahre alt, nachdem er schon
im Jahre 1741 „aitershalber" auf die Ausübung seines bürgerlichen Bau- nnd Maurermeisterhand-
werks förmlich und schriftlich verzichtet hatte. Diese Daten aus der künstlerischen Laufbahn des
Donat Allio mögen genügen.
Dieses sein curriculum vitae und der erbrachte Nachweis der von ihm innegehabten dienst-
lichen Stellung sind mehr wie ausreichend, um uns darüber klar zu werden, daß Allio die Salesianer-
kirche, deren Bau 1717 begonnen hat und um 1723 schon fertig war, nicht gebaut haben kann.
Der von 1 1 g mit solchem Elan als der berühmteste Architekt seiner Zeit auf den Schild empor-
gehobene und in die Kunstgeschichte eingeschmuggelte Donato Feiice Allio muß somit aus der
Liste der Architekten gestrichen und aus der Kunstliteratur eliminiert werden. Was ist dann aber
von dem Berichte des Jesuiten P. A. Cito zu halten, welcher ihn als „architetto ben degno" der
Salesianerkirche uns überliefert hat? Wer ist der Pater Cito?
Der Autor des Buches „Tugendleben WilhelminaeAmaliae'', der Stifterin des Salesianerklosters,
wurde 1700 in Neapel geboren, mit 15 Jahren ins Noviziat aufgenommen, später (also nach Er-
langung der Weihen) der österreichischen Provinz abgetreten (fut ced6) und kam um 1725 in das
Profeßhaus zu Wien. Hier wurde er Spiritualis der Wiener Italienischen Kolonie und Beichtvater der
Kaiserin Am^lie Augusta und starb als Exjesuit im Bamabitenkloster (die Michaeler) in Wien
am 26. Oktober 1777.
Daraus ist nun ersichtlich, daß Cito nicht Augenzeuge des Baues der Salesianerkirche
gewesen ist und seine Behauptungen nur vom Hörensagen haben konnte.
Die wälschen Mitglieder der Wiener bürgerlichen Maurerzunft hatten aber in Wien seit
Beginn des XVIL Jahrhunderts eine eigene „Congregatione delli artesani" im Profeßhaus
der Jesuiten am Hof, deren Spiritualis eben unser P. Cito war, wo daher auch unser Allio, ein
eifriges Mitglied derselben, natürlich seinen geistlichen Vater gekannt haben mußte und gewiß dessen
Gewährsmann im Punkte des Baues der Salesianerkirche war. Die großen Architekten aus der
Bauzeit der Kirche, die beiden Fischer von Erlach, Vater und Sohn, und auch Hillebrandt
waren schon tot, Anguisola, sein Vorgesetzter beim städtischen Fortifikationsamt, sogar schon
20 Jahre tot, es waren auch keine anderen Zeitgenossen und Augenzeugen des Beginns des Kirchen-
baues mehr vorhanden, von welchen Allio eine Demaskierung zu befürchten gehabt hätte, er selbst
schon 60 Jahre alt zur Zeit, als P. Cito sein Buch herausgab, wie sollte dieser ihm nicht glauben,
wenn er sich dem viel jüngeren Pater gegenüber als der „berühmte Architekt" angegeben hat?
Daß Allio einer solchen Geschichtsfälschung und Selbstverherrlichung fähig war, dafür steht uns
ein eklatanter Beweis zur Verfügung. Schon als guter Siebziger hat er sich nämlich das Adels-
wappen und den Adel seiner weitschichtigen Verwandten oder Namensvetter, der noch 1694 in Prag
geadelten „Gevatter" Johann Baptist und Martin Allio angemaßt, wie ich es in meinem zitierten
Aufsatze des näheren beweise. Er wartete damit bloß so lange zu, bis seine Prager Familianten
kinderlos gestorben sind.
Nachdem solcherweise nachgewiesen erscheint, daß auch die Behauptung des P. Cito
nicht der Kritik Stand hält und damit Allio als Architekt der Salesianerkirche ganz aus dem Kalkül
fällt, so ist es selbstverständlich, daß jetzt nur wieder Johann Bernhard Fischer von Erlach
als der wirkliche Architekt derselben zu seinem Rechte kommen muß, als welcher er ja bis zu jener
Entdeckung des II g allgemein anerkannt war.
Ich will mir indes die Sache nicht so leicht machen und möchte die Autorschaft des
Fischer von Erlach an der Salesianerkirche durch einige neue Beweismomente teils allgemeinen,
teils stilistischen Charakters ein- für allemal festgestellt haben.
von Alexander Hajdecki. 95
Die Salesianerstiftung ist ein Werk der frommen Kaiserin - Witwe Amalia, welche nach dem
Tode ihres geliebten Gatten, des Kaisers Josef I., sich in die klösterliche Einsamkeit zurückzuziehen
beschlossen hat. Sie resolvierte, ein eigenes Kloster zu errichten, und die Fundamente zu demselben
wurden schon am 13. Mai 1717 gelegt. Wer war dazumal Donato Allio? Das wissen wir schon:
ein bürgerlicher Maurer- und Fortifikations-Werkmeister, denn als solcher hörte er
nicht auf, auch bürgerlich zu sein. Ist es wohl nur denkbar, zu glauben, daß eine Kaiserin zur
Aufführung eines Monumentalbaues sich an ein untergeordnetes Individuum des Handwerkerstandes
wegen Bestellung der Pläne gewendet haben könnte? Nein, Donato Allio muß als Architekt des
Salesianerklosters ausgeschlossen bleiben. An wen mußte dann die Kaiserin in erster Linie selbst-
verständlich denken, wenn nicht an den Liebling ihres verewigten Gemahls, an den „Oberinspector
über alle kays. Lustgebäu", zu welchem ihn Joseph gleich nach seinem Regierungsantritte erhoben
und für ihn eigens diese Stelle kreiert hatte, den Hofingenieur Joh. Bernardus Fischelr? Fischer
war seit etwa 1697 Lehrer des jungen Prinzen in der Architektur, seit I.Jänner 1701 seinem könig-
lichen, beziehungsweise kronprinzlichen Hofstaate als Ingenieur zugeteilt und seit dem Regierungs-
antritte des jungen Monarchen (1705) bis zu seinem Tode (1711) sein treuer Diener und Berater.
Nach dem Tode seines Herrn errichtete ihm Fischer ein castrum doloris, ein sowohl des großen
Todten als auch des Architekten würdiges Denkmal und auch in der Kirchenbaukunst hatte er in
Wien schon Proben seiner herrlichen Kunst in der 1702 begonnenen Peterskirche abgelegt. Und
die Kaiserin sollte mit Umgehung dieses hervorragenden Künstlers, treuen Dieners und Lieblings
ihres Gatten, welcher ihn, den neugekrönten römischen König, 1690 mit einem Triumphbogen begrüßt
und den frühverstorbenen römischen Kaiser mit einem Triumphkatafalk verabschiedet hatte, wenn er
auch nicht der geniale Künstler gewesen wäre der er war, — sich nach anderen Leuten umgesehen
haben können? Nie und nimmer. Und daß dem so ist, davon spricht eine beredte Sprache der
Bau selbst. Ohne auf die Details der Stileigentümlichkeiten dieses Baues hier eingehen zu können,
welche aus II g und Gurlitt genugsam bekannt sind und auch in Drnjac, übrigens keinem
besonderen Verehrer des Fischer, nachgelesen werden sollen, kann ich mich hier bloß auf nach-
folgende Feststellungen beschränken.
Fischer von Erlach ist vor Allem unstreitig der erste Architekt, welcher in Wien den
Kuppelbau mit seiner Peterskirche, welche ihm freilich 1 1 g hinterher auch streitig gemacht hat,
inaugurierte, und der erste, welcher, so weit sich die Sache bis jetzt überblicken läßt, die jonischen
und korinthischen Kapitaler an der Außenarchitektur der Fassaden seiner Pilaster- und Säulen-
ordnungen zur Anwendung brachte. Auch ist es seine spezifische Eigentümlichkeit, die Pilaster und
Säulen gewöhnlich gekuppelt auf hohe und mächtige Sockeln zu stellen. Jedoch die auffallendste
Eigentümlichkeit der Fischerischen Bauweise, welche aber bisher unbeachtet geblieben ist, liegt in
der stets sich gleichbleibenden Anzahl der Fensterachsen seiner eintorigen Profanbauten. Die
Achsenzahl als charakteristisches Merkmal bestimmter Baukünstler hat schon als ein stilkritischer'
Behelf in der Literatur Beachtung gefunden und ist auch schon registriert worden. So die Ftinfzehn-
zahl des Lateran, die geheiligte „Dreizehn** der Palazzi Farn es e und Borghese u. s. w.
Als die goldene Zahl des Fischer von Erlach sen. habe ich die Eilfzahl ermittelt.
Das Palais Trautson (ungar. Garde), Schönborn (Renngasse), Batthiany - Strattmann (Bank-
gasse) sind elfachsig, am Hofstallgebäude wiederholt sich diese Achsenzahl sogar dreimal : im Zentral-
bauglied und in den korrespondierenden Flügelkompartimenten, ja sogar die Hauptfront der Bibliothek
ist elfachsig. Obgleich Paläste mit zwei Portalen, übrigens nur selten vorkommend, eine paarige
Achsenzahl voraussetzen, so hat Fischer von Erlach doch auch an einem solchen zweitorigen
Palaste, und zwar an dem Palais Clam-Gallas in Prag, ebenfalls elf Achsen derart geschickt
96 D^c Salesianerkirche in Wien ist doch ein Werk des Fischer von Erlach
anzubringen verstanden, daß die vollste Harmonie der unpaarigen Achsenzahl mit der paarigen
Portalzahl hergestellt wurde. In diese immer und immer bei allen seinen Bauten trotz der ver-
schiedensten Frontlängen wiederkehrende Achsenzahl hat er aber dadurch die größte Abwechslung
zu bringen verstanden, daß er seine Fassaden stets risalitiert und die verschiedensten Kombinationen
bei der Verteilung der Achsenzahl zwischen Risalit und Seitenflügel spielen läßt.
Das Achsenschema der Fischerischen Palastbauten ist nämlich folgendes: Das Mittelrisalit
ist immer unpaarig, hat also 1, 3, 5, 7 oder 9 Achsen, demnach gestalten sich seine Fassaden,
wie folgt:
5:1 :5- 11,
4:3:4= 11,
3:5:3=11,
2:7:2=11,
1:9:1 = 11.
FOr alle diese Varianten sind in Wien konkrete Beispiele vorhanden.
Dieses letztere Schema brachte Fischer an seinem zweitorigen Clam-Gallas-Palais an, wo
er die beiden Tore unter die beiden Flügelfenster veriegte und die Mittelachse noch durch ein
Zwischenrisalit belebte, so daß das Achsenschema sich als 1:3:3:3:1 präsentiert. Dieses charak-
teristische Merkmal oder diese Eigentümlichkeit der Fischer 'sehen eintorigen Palastbauten, sagen
wir diese Marotte ihres Autors, halte ich für eine so untrügliche und sichere Marke oder Signatur
des Meisters, daß, wo immer sie an einem Bau angetroffen wird, dessen Entstehungszeit und
stilistischen Merkmale auf Fischer von Erlach hinweisen, dessen Autorschaft als erwiesen an-
genommen werden kann. So ist das eilfachsige Palais Schönborn in der Renngasse ganz bestimmt
sein Werk, denn das, was uns an demselben heute Fischerfremd anmutet und, wie 1 1 g richtig
erkannt, zum Rokoko hinneigt, ist auf den späteren Hausarchitekten der Schönborne (1760 — 1780),
Canneval, zurückzuführen, welcher auch das zweite Vorstadtpalais der Schönborne (Laudon-
gasse 17) eilf achsig und nach dem Achsenschema 3:5:3 — auch ganz Fischer — ganz
umfassoniert hat.
Das Breunerische Palais in der Singerstraße, ebenfalls mit dem Achsenschema 3:5:3, muß
daher umsomehr in den Katalog der Fischerischen Bauten aufgenommen werden, als die von Ilg
lancierte Annahme, der Eigentümer und Erbauer dieses prachtvollen Palastes, Stadthauptmann Joh.
Christian N e u p a u e r, sei auch Architekt desselben gewesen, in das Reich der Fabeln gehört, weil
er es nie im Leben war. Nun wird es nicht bezweifelt werden können, daß Fischer auch die
Pläne zum Umbau des alten Rathauses in der Wipplingerstraße im Jahre 1706 geliefert hat mit
dem eilfachsigen Schema von 4:3:4, auf dessen Stil Verwandtschaft mit Erlach schon Ilg hin-
gewiesen hat, und ich wage auch noch eine Behauptung aufzustellen, daß das Palais Harrach auf
der Freiung mit dem ursprünglichen Achsenschema 2:7:2, ebenso wie auch das ganz denselben
Charakter tragende Palais Esterhazy in der Wallnerstraße mit dem Achsenschema 5:1:5 Fisc herrsche
Bauten sind, was vielleicht ein anderesmal näher zu begründen sein wird. Jedenfalls stammen beide
von einem und demselben Meister her und das Palais Harrach kann im Jahre 1689 unmöglich ein
Bau des Hildeprandt gewesen sein, weil dieser erst 10 bis 15 Jahre später in Wien auftritt.
Wenden wir uns nun wieder der Salesianerkirchenfassade zu (s. Tafel XII), so werden wir
die merkwürdige Entdeckung machen, daß auch sie elfachsig ist. Diese Kirchenfassade trägt nämlich
noch ein anderes Fischerisches Merkmal an sich: sie ist in die beiden Klosterflügel hineingebaut
und liegt mit denselben in einer Ebene. Dieses Motiv hat Fischer bekanntermaßen bereits in zwei
Tafel XII zu Seite 96.
von Alexander Hajdecki.
97
Fällen zur Anwendung gebracht, beidemale in Salzburg: an der Dreifaltigkeits- oder Priesterhaus-
kirche (1700), welche schon Gurlitt als „der Wiener Salesianerkirche nahestehend" bezeichnete
und an der Johannes - Spitalskirche (1705) daselbst.
Betrachten wir nun jetzt unsere lange kombinierte Fassadenfront, so werden wir wieder jene
elf Achsen finden, u.zw. in dem Schema 5: 1 :5, wobei die Kirchenfassade selbst als einachsiges
Mittelrisalit zählt.
Das Festhalten Fischers an seiner „goldenen Zahl'' ist in diesem Falle nur um so merk-
würdiger, als die beiden Klosterhausflügel ihm bloß Raum zur Anbringung von je vier Fenster-
achsen boten und er doch nicht davor zurückschrak, die fünfte Fensterachse in die Kirchenfassade
hinein zu bauen, sogar hinter die beiden, die Kirchenfassade gegen den Profanbau abschließenden
Pilaster! Er tat dies aber sehr diskret nur im ersten Stockwerk, während dem zweiten Stock, dessen
Hauptgesims mit jenem der Kirchenfassade in eine Linie fällt, seine vier Achsen belassen wurden.
Daß aber der Architekt ganz unnötiger- und unmotivierterweise auch hier an einem Sakralbau
seine Sakralzahl 1 1 anzubringen nicht unterlassen konnte, beweist nur wieder, daß dieser Architekt
kein anderer als unser Johann Bernhard Fischer von Erlach gewesen sein kann.
Möge daher dieser herrliche Bau diesem herrlichen Namen nie mehr streitig gemacht werden !
XZXIX. Bftod.
13
■ ■
Über Bet- und Üenksäulen
in Niederösterreich.
Von
Dr. Max Vancsa
(Vortrag, gehalten im Altertums-Vereine zu Wien am 17. März 1905.)
13*
er Altertums - Verein hat neben der Zentral - Kommission zur Erforschung und Erhaltung
der Kunst- und historischen Denkmale schon seit Beginn seiner Tätigkeit den Bet- und
Denksäulen Niederösterreichs seine Aufmerksamkeit zugewendet; viele dieser Säulen
wurden in den „Berichten und Mitteilungen'', sowie im Monatsblatt beschrieben, manche bildlich
vorgeführt und auch an zusammenfassenden und übersichtlichen Vorträgen und Aufsätzen hat es
im Laufe der Jahre in diesem Vereine nicht gefehlt. Wenn ich daher wieder einmal zu diesem
Gegenstände das Wort ergreife, so bedarf es zunächst ein paar Worte, wenn nicht gerade der
Entschuldigung, so doch der Begründung.
Es geschieht nicht etwa deshalb, weil ich viel verblüffend Neues mitteilen kann, auch nicht
weil ich zu den zahlreichen sinnigen Hypothesen über Wesen und Entstehung dieser Säulen eine
neue ausgeheckt habe, sondern weil gerade die Wissenschaft solche Themen, die lediglich auf einer
Summierung und Gruppierung von Einzelbeobachtungen beruhen, immer wieder nach dem Verlaufe
einer gewissen Zeit, in der diese Einzelbeobachtungen vermehrt worden sind, aufs Neue zusammen-
fassend behandeln muß. Ein Erschöpfen, ein Abschließen ist allerdings erst möglich, wenn die
Einzeluntersuchungen lückenlos und vollständig sind. Diese Vollständigkeit ist in Bezug auf unser
Thema noch lange nicht erreicht.^)
Denn wenn man die Säulen und Kreuze in Niederösterreich, wie sie sich in den Städten,
Märkten und Dörfern, dann an den Straßen und Wegen, nicht selten versteckt in Feldern und Wein-
bergen oder auf schwer zugänglicher Höhe erheben, von der Bevölkerung auch Martern, Marter-
säulen, Marterln oder Bildstöckeln genannt, nur ganz summarisch und annähernd nach den Zeichen der
Spezialkarte berechnet, so kommt man auf die schwindelnd hohe Ziffer von etwa 1500, wobei freilich
manches Belanglose mit eingerechnet ist. Von dieser Anzahl ist nur ein verschwindend kleiner Teil
bekannt, ein noch kleinerer Teil eingehend untersucht oder abgebildet ; und selbst wenn wir einmal
diese Reihe lückenlos der wissenschaftlichen Beobachtung erschlossen hätten, würden wir doch noch
die verwandten Denkmäler anderer Gegenden, 2) besonders der benachbarten slavischen Länder
^) Die versfreute Einzelliteratur findet sich in vorliegender Arbeit an den betreffenden Stellen angeführt.
An Zusammenfassungen nenne ich Lind in den Mitteilungen der Zentral - Kommission XIV, S. XV „Denkmäler"*,
Froner in Berichte und Mitteilungen des Altertums -Vereines zu Wien XI, 295 f. „Ober Sakramenthäuschen, Licht- und
Martersäulen", und Lind ebenda XXVIII, 94 „Martersäuien'' ; ferner Kerschbaum er, Wahrzeichen Niederösterreichs
(Wien 1899; 2. Aufl. 1905) S. 79 („Standsäulen"), endlich das Feuilleton „Marterln" von Bacciocco in der „Wiener
Zeitung* vom 24. April 1900; an älteren Versuchen die kleine Zusammenstellung von Bet- und Denkmälern aus der
Umgebung Wiens bei Realis, Geschichte, Sagen und Merkwürdigkeiten aus Wiens Vorzeit und Gegenwart (Wien
1841) S. 131 ff. — Auch darauf sei hier hingewiesen, daß die „Topographie von Niederösterreich'' in den Artikeln über
die einzelnen Orte ebenfalls regelmäßig die Denksäulen anführt.
*) In Böhmen und Mähren herrscht die Form der Steinkreuze und Kreuzsteine vor, die bei uns eine Seltenheit
sind. Vgl. Urban, Kreuzsteine in Westböhmen in der Zeitschr. f. österr. Volkskunde I, 1895, 289; John, Kreuzsteine,
Marterln und sogen. Pestsäulen im Egerlande, ebendas. III, 1897, 79; Wilhelm, Alte Steinkreuze und Kreuzsteine im
nordwestlichen und westlichen Böhmen ebendas. V, 1899, 97, wo auch weitere Literatur; Franz, Alte Steinkreuze und
102 Ober Bet- und Denksäulen in Niederösterreich
heranziehen müssen, um zu gesicherten Ergebnissen vorzudringen. ^) Oft zerreißt ja eine einzige neu
gefundene Einzelheit eine ganze Kette von Schlüssen.
Wir müssen uns begnügen, etappenweise vorzugehen, die Hauptzüge sind ja gesichert; aber
vieles ist noch unklar, mancher Irrtum muß entfernt und berichtigt werden, manche neue Beobachtung
tritt ergänzend hinzu.
Kari Lind, der meines Wissens als der letzte im Jahre 1892 eine Zusammenstellung der
Säulen Niederösterreichs versucht hat, ^) und zwar hauptsächlicl\ an der Hand des Materials, das
bis zu diesem Zeitpunkt die Publikationen des Altertums-Vereines und der Zentral-Kommission boten,
zählt deren 70 auf. Ich kann meine Ausführungen nicht nur auf dieses und das durch spätere Ver-
öffentlichungen ergänzte Material stützen, sondern insbesondere auch auf die Abbildungen von Denk-
säulen, welche die Sammlungen der n.-ö. Landesbibliothek enthalten und welche gewiß auch einen
interessanten Teil des zukünftigen n.-ö. Landesmuseums bilden werden. Diese Sammlung, deren
Anlage ein bleibendes Verdienst des jetzigen Landesarchivars Dr. Anton Mayer ist, umfaßt gegen-
wärtig etwa 600 Abbildungen von etwa 400 Denk- und Betsäulen Niederösterreichs.
Den Grundstock haben seinerzeit die fleißigen Sammler und Zeichner Eduard Hütter und
Ignaz Spott 1 geschaffen, der vom Landesausschusse aus ihrem Nachlasse angekauft wurde. Seit-
dem haben dann, abgesehen von vereinzelten Erwerbungen, die Maler Konrad Grefe und Ludwig
Hofbauer systematische Aufnahmen für diese Spezialsammlung gemacht.^
Ein Fehler, in den die Spezialforscher bei diesem und überhaupt auch bei ähnlichen Themen
meistens verfallen, ist der, daß sie mit einer vorgefaßten oder aus wenigen Beispielen gewonnenen
Meinung an das Thema herantreten. Daher kommt es, daß in Bezug auf unsere Säulen die einen nur
den religiösen Standpunkt gelten lassen, die andern, und zwar gerade die wissenschaftlich Gebildeten
alles auf rechtlichen Ursprung zurückführen wollen. Wir wollen daher streng wissenschaftlich
induktiv vorgehen. Wir wollen uns zuerst fragen, was sind das für Säulen, deren Entstehung und
Zweck unanfechtbar feststeht, und dann werden wir uns ja ein Urteil bilden können. Welche Quellen
stehen uns nun zur Eruierung von Entstehung und Zweck der Säulen zur Verfügung? Es sind, wie
ja bei kunsthistorischen Objekten im allgemeinen, deren drei: 1. urkundliche oder schriftliche Auf-
zeichnungen, 2. die Merkmale des Objektes selbst, 3. die mündliche Oberiieferung.
Die erstgenannte Gattung der Quellen wäre wohl die wertvollste und verläßlichste, aber
gerade sie läßt uns in Bezug auf unsere Objekte fast gänzlich im Stich. Auf diese wenigen Auf-
zeichnungen will ich daher erst am Schlüsse meiner Ausführungen zurückkommen.
Wenden wir uns also gleich zur zweiten Gattung: zu den Merkmalen des Objektes selbst.
In dieser Beziehung können wir die Säulen in zwei Gruppen scheiden, die ich nach einem sehr
glücklichen Ausdruck der Heraldik redende und stumme nennen möchte.
Kreuzsteine in Mähren in Mitt. der Zentral-Kommission NF. XIX, 1893, 106 und XXV, 1899, 1. Einzelnes verstreut in den
beiden Zeitschriften. In den Alpenländern dominieren die Holzmarterln, deren originelle Inschriften ja schon wiederholt
besprochen und gesammelt worden sind. Vgl. außerdem Sieger, Marterln und;. Grabkreuze (Zeitschr. f. ösi Volksk.
1, 1895, 326, II, 304).
^) Daß man auch in Deutschland diesen Denkmälern von wissenschaftlicher Seite wieder Aufmerksamkeit
zuzuwenden beginnt, zeigt der Antrag Dr. Wolframs über Aufnahmen von Wegkreuzen bei der vorletzten General-
versammlung des Gesamtvereines des deutschen Altertum - Vereines Danzig (Korrespondenzbl. LH!, 19U5, 158) und
sein Vortrag bei der diesjährigen Versammlung in Bamberg (25.-29. September), dessen Inhalt mir allerdings noch
nicht bekannt ist.
•) Ber. u. Mitt. des Altertums -Vereines XXVIII, 94.
*) Dieser Sammlung der n.-ö. Landesbibliothek sind auch sämtliche hier beigegebene Abbildungen ent-
nommen, wobei ich mit einer einzigen Ausnahme nur solche Säulen ausgewählt habe, welche in den bisherigen
Publikationen des Altertums-Vereines noch nicht abgebildet worden sind.
von Dr. Max Vancsa. ]03
Die Sprache der redenden Säulen ist eine höchst mannigfache: von der umständlichen und
ausführlichen Inschrift bis zum bloßen Monogramm und zur bloßen JahrzahL Als Obergang können
dann jene Säulen gelten, die mit einem Wappen oder einem Innungszeichen (z. B. die Backen- oder
Schmiedekreuze) *) oder irgend einer bildlichen Darstellung versehen sind, aus denen man auf
Entstehung oder Zweck schließen kann.
Freilich vollkommen verläßlich sind auch die Inschriften nicht, denn man muß bei diesen
Säulen sehr häufig mit den Umformungen im Laufe der Zeit rechnen. Ich will da noch gar nicht
von den unglückseligen Restaurierungsversuchen der Gegenwart reden; sie verschonen bekanntlich
kein Objekt von unsern herrlichen Burgen und Kirchen angefangen bis herab zu den bescheidenen
Säulen; diese fallen vielfach den Landmaurern zum Opfer, welche die alten Steinsäulen mit ihren
Inschriften und Wahrzeichen übertünchen.
Aber es ist eine Eigentümlichkeit, daß viele der Säulen auch schon in früheren Jahrhunderten
renoviert worden sind.^ Da muß man noch froh sein, wenn dies durch einen Zusatz klar aus-
gedrückt ist; manchmal wurde aber auch überhaupt an Stelle der alten Inschrift eine neue gesetzt
und damit der ursprüngliche Zweck ausgetilgt und mit einem neuen vertauscht. Vielfach sind die
Säulen erst mehrere Jahre nach den Ereignissen, die sie hervorgerufen haben, errichtet worden.^
Die stummen, die keinerlei Inschriften oder Anhaltspunkte bieten (höchstens daß man aus
dem Stil ungefähr die Entstehungszeit erraten kann), müssen wir wohl oder übel von unserer
Betrachtung ausschließen.
Allerdings tritt da bei sehr vielen die mündliche Oberiieferung als dritte Quelle hinzu, viel-
fach als Sage, die sich an die Säule heftet, meist wohl nur als Name, den die Säule im Volksmunde
führt. Aber diese Quelle ist eine so trübe, daß man eigentlich vor ihr geradezu warnen muß. Es
mag vielen vielleicht blasphemisch klingen, aber ich bekenne ganz ruhig, daß ich von der volks-
tümlichen Oberlieferung sehr wenig halte, d. h. irgend etwas ist ja zumeist daran, dieses etwas ist
aber so getrübt, so verworren, daß man sich wohl davor wird hüten müssen, vollkommen sichere
Schlüsse daraus zu ziehen. Ich bin der Ansicht, daß man jetzt im Zeitalter der Volkskunde diese
Oberlieferungen allzu sehr überschätzt.^) Die Sagen, die sich an die Objekte knüpfen, sind in der
Regel ganz und gar nichts Primäres, sondern wir haben vielmehr in ihnen meist nur späte, naive
Erklärungsversuche für seltsame und unerkläriiche Objekte. Daher auch das rein Schematische so
vieler dieser Sagen; an ähnliche Objekte heften sich dieselben Sagen, höchstens mit lokalen
Varianten oder mißverständlichen Verballhornungen.
Ein typisches Beispiel später und recht unorigineller Sagenbildung, wie sie sich speziell an eine
Säule anknüpfte, haben wir ja bei der „Spinnerin am Kreuz"* vor uns. ^) Bekanntlich verband sich mit
^) Ober die Bäckerkreuze siehe weiter unten. — Schmiedekreuz bei Aspang Ber. u. Mitt. XXIII 251 mit Abb.
Monatsbl. 1884. — Fleischhackerkreuz bei Drosendorf Monatsblatt 1872, 193 und Ber. u. Mitt. XXXIII, 127 (Kießling). —
Sehr häufig finden sich zwei gekreuzte Sichel, vereinzelt andere Geräthe, wie z. B. der Bottich auf dem Gerberkreuz
in Drosendorf (Ber. u. Mitt. XXXIII, 128) oder der Kochlöffel auf der Gedenksäule für einen verstorbenen Koch in
Guntersdorf u. a. m.
') Nach dem zweiten Türkeneinfalle erließ K. Leopold 1. am 8. Mai 1688 ein Patent, wonach alle von den
Türken zerstörten Säulen wieder aufgerichtet werden sollten (Sitte im Monatsblatt VI, 2).
*) Ein merkwürdiges Beispiel dafür wäre, wenn das im Monatsblatt des Altertums -Vereines 1887, 44 darüber
Mitgeteilte auf Richtigkeit beruht, die Dreifaltigkeitssäule in Gobelsburg, welche 1689 bereits votiert worden, aber
erst 1822 zur Aufstellung gelangt sein soll.
*) Nachträglich bemerkte ich, daß auch schon Wilhelm in seinem oben zitierten Auf satze in der Zeitschrift
f. österr. Volkskunde V, 206 ähnliche Bedenken gegen die volkstümliche Oberlieferung geäußert hat.
^) Tschischka, Kunst und Altertum im österreichischen Kaiserstaate S. 77 mit irrigen Angaben; Schlager,
Wiener Skizzen I, 203 mit den urkundlichen Belegen; ferner Ber. u. Mitt. d. Altertums- Vereines XI, 1870, 315; Mitt. der
Zentralkommission XVI (1871), S. LIII.
104 Ober Bet- und Denksäulen in Niederösterreich
diesem Denkmale die Sage von einer Frau (sei es Rittersfrau oder Bürgersfrau), deren Gatte in
den Krieg gezogen war und die tagaus, tagein an jener Stelle der Straße, die einen weiten Rund-
blick bietet, auf des Gatten Rückkehr harrend (nach einer andern Version, um für die Errichtung
des Kreuzes Geld zu erbetteln), gesessen sei und dabei gesponnen habe. ^) Sofort fällt einem bei
dieser Geschichte die weit ältere und einfachere Sage von der „Wegwarte" ein, dennoch würde
man vielleicht geneigt sein, hinter der Geschichte etwas Wahres zu suchen, wenn nicht diese
Säule gerade zu denen gehören würde, über die wir zufällig urkundlich ganz ausgezeichnet unter-
richtet sind.
Die Wiener Stadtrechnungen weisen nämlich von 1451, in welchem Jahre die Säule an Stelle
eines älteren Kreuzes wieder aufgerichtet wurde, angefangen bis zum Jahre 1854 ziffernmäßig genau
die Auslagen für die Ausbesserungen dieser Säule aus und daraus ersehen wir, daß sie in der
älteren Zeit überhaupt nicht den Namen „Spinnerin am Kreuz" geführt hat,*) sondern erst im
Jahre 1720 taucht dieser Name zum erstenmale als offizielle Bezeichnung auf! Und des Weiteren
ist dieses Objekt auch ein Beispiel für die Übertragung von Sagen, denn bekanntlich besitzt auch
Wiener Neustadt seine „Spinnerin am Kreuz". ^) Diese Säule, welche gegenüber der Verfallsgotik
der Wiener Säule die edle Gotik des XIV. Jahrhunderts zeigt und tatsächlich im Auftrage Wolfharts
von Schwarzensee zwischen 1380 und 1392 von Michael Weinwurm aufgerichtet worden sein
dürfte, ist das ältere Denkmal und früher als die Wiener Säule (zuerst nachweislich in einem Rats-
protokoll des Jahres 1671) mit dem seltsamen Namen bezeichnet. Es erfolgte also — vermutlich in
der Zeit des Konkurrenzkampfes der beiden Städte — die Übertragung des Namens und der damit
verbundenen Sage von Wiener Neustadt auf die Wiener Säule. Woher der Name eigentlich stammt,
ist unerkläriich, *) ebenso steht die Bestimmung der Säulen keineswegs fest. ^) Die Richtstätten, mit
denen man die beiden Säulen in Verbindung zu bringen pflegt, sind sowohl in Wien als auch in
^) Ober diese Sage, sowie einige Erklärungsversuche des Namens: Geusau, Gesammelte Meynungen von
der Entstehung des Nahmens und dem Alterthume der Säule Spinnerin am Kreuz auf dem Wienerberge (Wien 1807);
Realfs, Geschichten, Sagen und Merkwürdigkeiten aus Wiens Vorzeit und Gegenwart (Wien 1841) S. 131;
Schwele khardt, Darstellung des Erzherzogtums Österreich u. d. Enns VUWW. VI, 130.
*) Zuerst hieß sie das „neue stainain Kreuz" oder das „gross Kreuz", später regelmäßig die „Marterseul".
*) Siehe außer der oben angeführten Literatur über die Wiener Spinnerin am Kreuz, wo auch zumeist die
Wiener Neustädter besprochen ist, besonders Böheim in den Beiträgen zur Landeskunde I, 96 und in Chronik von
Wiener Neustadt 2. Aufl. II, 215, auf den alle späteren zurückgehen, Scheiger in Hormayrs Archiv 1823, 73 f.
Vgl. Staub in den Mitteilungen der Zentralkommission NF. XX, 1894, 105. Auch diese Säule hieß in der älteren
Zeit nur das „Kreuz" o. dgl. So auch in dem Berichte des Aeneas Sylvius über die Auslieferung des Ladislaus
Posthumus an den Kaiser, die mit ziemlicher Sicherheit an diesem Punkte erfolgt ist. Für liebenswürdige Auskünfte
über die Säule bin ich Herrn kais. Rat Staub zu Dank verpflichtet.
*) Jedenfalls ist der Name nicht aus dem sagenhaften Ereignis abzuleiten, denn die Sage ist offenkundig
erst ein Erklärungsversuch des Namens. Ungeschickt ist auch der Versuch, den Namen mit dem Namen Krispin in
Verbindung zu bringen. Obwohl ich den vielen Deutungen nicht gern eine neue hinzufüge, darf ich ja doch daran
erinnern, daß das Volk sehr häufig die Benennung von Objekten nach irgend einem ihm auffallenden Detail wählt
Auch glaube ich, daß das Volk, wenn es hätte die Bezeichnung von einer bei dem Kreuze Spinnenden ableiten
wollen, eher „Spinnerin beim Kreuz" gesagt hätte, während „Spinnerin am Kreuz" eher nach dem österreichischen
Dialekt die Spinnerin auf dem Kreuze bezeichnet. Vielleicht hat die Figur der Katharina mit dem Rade auf der Wiener
■
Neustädter Säule den Anstoß zur Benennung gegeben.
') Schlager a. a. O. spricht anmerkungsweise die Vermutung aus, die Wiener Säule stünde an Stelle jenes
Kreuzes, bis zu welchem nach dem Stadtrechte von 1296 der Wiener Burgfriede gereicht habe. Aber erstens steht in
dem Stadtrechte gar nichts von einem Kreuze, sondern nur von einem „ziel" und zweitens reichte die Burgfriedens-
grenze von 1296 nicht viel über den heutigen Bezirk Innere Stadt hinaus! Ja, auch später ist sie niemals bis zum
Wienerberg gegangen I Vgl. Thiel, Der Burgfrieden der Stadt Wien im Mittelalter (Wiener Zeihing 1904, Nr. 106, 109).
Leider haben spätere Darstellungen die Bemerkung Schlagers aufgegriffen und seitdem ist immer wieder
zu lesen, daß die Spinnerin am Kreuz die Burgfriedensgrenze von Wien bezeichnet habel
1 Dr. Mus Vancsa.
105
Wiener Neustadt erst später dahin verlegt worden. So haben wir es aller Wahrscheinlichkeit nach
auch in diesen beiden Fällen mit bloßen Votivsäulen zu tun.
Ebenso irreführend und unstichhältig wie die an viele Säulen geknüpften Sagen sind mehr-
fach die ihnen vom Volke gegebenen Namen. Zwar beziehen sie sich in der Regel auf ihre äußere
Gestalt (rotes, blaues, schwarzes; dickes, schOnes Kreuz; glänzende Säule ; Manderlmarter u. s. w.),
manchmal auf die Namen der Errichter, oft aber ist der Name von Zweck und Entstehung abgeleitet.
Im Falle der Spinnerin am Kreuz scheint, wie schon gesagt, eine volkstümliche Benennung die Sage
veranlaßt haben, in vielen anderen Fällen die unklaren historischen Vorstellungen des Volkes. Bekannt
ist ja der Unfug, den unsere Bauern mit der Bezeichnung „Schweden" treiben.') Die Tumuli der
prähistorischen oder Quadenzeit heißen SchwedenhUgel, Schwedenschanzen, die wahrscheinlich auch
in prähistorische oder germanische Zeit zurückgehenden
Erdställe sollen Zufluchtsstätten zur Schwedenzeit sein;
fragt man die Bauern, wer diese oder jene Burg zerstört
habe, sagen sie: die Schweden. Darum heißen auch viele
Säulen „Schwedensäulen oder Schwedenkreuze". In einigen
Fällen stimmt die Bezeichnung; es gibt, wie wir noch sehen
werden, tatsächlich Säulen, die zur Erinnerung an die
Schweden Invasion des Jahres 1645, noch mehr an den
westphälischen Frieden errichtet sind, in vielen Fällen
stimmt die Bezeichnung jedoch nicht. Ein besonders ekkla-
tantes Beispiel ist das sogen. Schwedenkreuz bei Mistel-
bach, welfhes rein gotische Formen hat, folglich vermut-
lich aus dem XV. Jahrhundert stammen dürfte I *) Ahnlich
verhält es sich wohl auch mit dem Schwedenkreuz bei
Gars (Fig. I). Auch das sogen. Türkenkreuz von Mödling,
das leider 1875 demoliert wurde, war eine gotische
Säule, dürfte also kaum in der Türkenzeit entstanden sein. ')
Verdächtig erscheinen mir auch jene Säulen, die mit histori-
schen Ereignissen in Verbindung gebracht werden, welche
hinter das XV. oder gar XIV. Jahrhundert zurückreichen. Das
plumpe Hussitenkreuz bei Zwettl,*) das freilich keinerlei
Inschrift trägt, mag vielleicht wirklich aus der Hussitenzeit
stammen, zumal es den in Böhmen und Mähren massen-
haft vorkommenden Steinkreuzen ähnlich sieht. '•) Aber wie
es mit der Ursprünglichkeit des Namens Ottokarkreuz •)
für ein kleines Kreuz bei Dürnkrut steht, ist mir schon
sehr zweifelhaft. Ebenso verdächtig ist es mir, daß eine Säule bei Drosendorf zur Erinnerung an
den Sieg über Ottokar den Namen Siegmarter führen soll. Bei Drosendorf gab es keine Schlacht;
') Ganz dieselbe Beobachtung macht IDr Böhmen Wilhelm a. a. O. 100.
*) Monatsblatt des Altertums -Vereines 1887, 19; Czacha in der .Topographie von Niederäste rreich" VI, 662,
darnach vielleicht ein Raaberkreuz.
*) Ber. u. Mitt. d. Altertums -Vereines XXX, 144 m. Abb.; Giannoni, Gesch. der Stadt IMödling S. 65.
') Abgebildet bei Kerschbaumer a. a. O. 85, auch bei Schrems sollen vier ähnliche Kreuze stehen
(Monatsblatt IV, 36).
*) Vgl. z. B. Figur 58 bei Wilhelm a. a. O.
") Kerschbaumer a. a. O. 16 (Abbildung).
ZXIU. Bud. M
Dm dicke oder Schwedenkrenz,
östlich von Oars.
(Aquarell von Ludwig Hofbauer.)
106
Ober Bet- und Oenksüulen In Niederösterrcich
es wurde zwar von KOtiig Ottokar belagert, aber auch eingenommen; da kann man also doch von
keinem Sieg sprechen! Bei Neustadt steht eine einfache stumme Säule, in deren Blende ein schief-
gestellter Schild sich befindet. Ausleger behaupten, es sei das umgestürzte Babenbergerwappen, die
Säule zur Erinnerung an die Leithaschlacht und den Tod des letzten Babenbergers errichtet und so
wird die Säule das Babenbergerkreuz geheißen (Taf. IVa). Ahnlich war es mit der sogen. Pestsäule
auf dem Glacis vor dem Burgtor; sie hieß Pestsäule, war aber ausdrücklich durch ihre Inschrift als
hochfürstlich Passauische Marksäule bezeichnet.
Wir sehen aus den bisherigen Erörterungen, daß wir zur Sichtung und Gruppierung der ver-
schiedenen Arten von Säulen nur solche heranziehen können, deren Entstehung und Zweck urkundlich
oder inschriftlich feststehen.
Fig. 2.
DreiraltigkeltaBftule bei Pilleradorf.
(Aquarell von Ludwig Hofbauer.)
Fig. 3.
.Maria Dreieichen' In Raffing bef Pnlkan.
(Aquarell von Ludwig Hofbauer.)
Soviel belehrt uns schon ein fluchtiger Blick auf die Säulen, daß irgend ein religiöser Bezug
bei der überwiegenden Mehrzahl von ihnen nicht von der Hand gewiesen werden kann. Schon das
bekrönende Kreuz, sei es aus dem Stein herausgearbeitet, sei es aus Metall darauf gesetzt, wie es die
meisten dieser Säulen zeigen — natürlich einschließlich jener, deren oberer Teil jetzt abgebrochen ist —
weist darauf hin oder auch die Heiligenfiguren, die entweder als Bilder in die Blenden gestellt oder
gemalt, oder als Reliefs angebracht sind oder als plastische Figuren die Säulen zieren. Wir finden da außer
dem Kruzifix (Taf. I b) oder einer ganzen Kreuzigungsgruppe auch Christus als „Ecce homo" (Taf. ! c),
mit der Variante des von der Geißelung ausruhenden Christus (Taf. I d), der wegen seiner zusammen-
gesunkenen Haltung in der Gegend von Wilfersdorf auch „der knotzende Herrgott' genannt wird. ')
') Monatsblatt des Allertums -Vereines IV, 190.
n Dr. Max Vancsa.
107
Als Relief treten am Schafte gewöhnlich die Marterwerkzeuge auf (Taf. I b, c).
Dann die heilige Dreifaltigkeit in der üblichen Form des sitzenden Gott Vaters mit der Tiara,
der das Kreuz mit Christus hält, und darüber der heilige Geist in Gestalt der Taube (Taf. I a). Nur
eine einzige Variante habe ich gefunden, die originelle Darstellung der Säule von Pillersdorf, auf
der Gott Vater ohne Bekrönung den Leichnam Christi nach Art der Pietä in den Armen hält (Fig. 2).
Sehr zahlreich sind ferner die Marienstatuen oder Säulen mit Marienbildern, und zwar Maria als Mutter-
gottes (Taf. II a), als Himmelskönigin (Taf. 11 b), als Immaculata auf der Weltkugel die Schlange zer-
tretend (Taf. II c) und als Pietä (Taf. 11 d und Fig. 3 Maria Dreieichen). Seltener finden sich Heilige,
doch begegnen außer den vielen wertlosen Johann von Nepomuk- Statuen als BrUckenpatrone (eine
importierte Sitte!) (Fig. 4), der heilige Florian als Feuerpatron, der heilige Donatus als Schutz-
Fig. 4.
NepomukBtatue la Treismeuer bei der Tniisen-
brDcke.
(Aquarell von Ludwig Hofbauer.)
DreifKltlgkeituftule Im Wallfahrtsorte Maria Drei-
eichen.
(Aquarell von Ludwig Hof bau er.)
patron gegen Unwetter, der heilige Vitus als Schutzpatron der Weingärten (Taf. Va), die Pestheiligen
Sebastian (Taf. V b), Rochus und Kari Borromäus, der heilige Koloman und in einem Falle auch
St. Georg zu Pferde. ')
Nicht selten sehen wir besonders bei der größeren Säulen neben der Dreifaltigkeit, dem
Eriöser oder Maria ein oder mehrere Heiligendarstellungen. (Siehe Taf. IV c Pestsäule in Mistelbach
und Fig. 5 Dreifaltigkeitssäule bei Maria Dreieichen.) Wo sich Relief darsteüungen finden, begegnen
') In Sl. Georgen bei Emmersdorf (Ber. und Mitt des Altertums-Vereines XXXIII, 47, Monatsblatt des-
selben V. 140), doch scheinet! ähnliche Darslellungeii auf Friedhöfen häufiger (z. B. in Ainstetten, Neustadtl).
108 Ober Bet- und Denksäulen in Niederösterreich
uns meist szenische Darstellungen aus der Passion, namentlich die Kreuzigung, nicht selten auch mit
Zitaten aus der heiligen Schrift als Inschriften.
Mit den eben erwähnten Heiligendarstellungen werden wir schon klar und deutlich auf
den Zweck dieser Säulen, die den oder jenen Heiligen zeigen, hingewiesen, der dann in sehr vielen
Fällen durch die Inschriften bestätigt wird. Fassen wir nun die erhaltenen Inschriften ins Auge, so
können wir diese aus religiösen Motiven entstandene Gruppe der Säulen dem Zwecke nach gleich
wieder in zwei Abteilungen scheiden: in Erinnerungs- und in Bittsäulen.
Die Erinnerungssäulen sind zur Erinnerung an ein Ereignis, in der Regel an ein unglückliches
Ereignis, aufgerichtet, das ein oder viele Menschenleben gekostet hat, die dem Gebete des Wanderers
empfohlen werden. Doch kann auch ein glückliches Ereignis, insbesondere die Abwendung einer
Gefahr, den Anlaß bieten, wobei dann manchmal durch die Aufstellung der Säule ein Verlöbnis ein-
gelöst worden ist, also Votivsäulen.
Wie schon angedeutet, können die Ereignisse allgemeiner oder spezieller Natur sein. Die
bedeutenden allgemeinen Ereignisse sind die historischen Ereignisse. Wir können also einen Teil
der Erinnerungssäulen als historische Säulen bezeichnen.
Dahaben besonders einige Kriege, die unser Land heimgesucht haben, solche Erinnerungs-
säulen entstehen lassen. An den Franzosenkrieg erinnert eine allerdings stumme Säule bei Aspem;
die Russen, von denen im Jahre 1805 zahlreiche Soldaten bei den Rückzugskämpfen auf dem Boden
unseres Heimatlandes gefallen sind, errichteten an mehreren Orten Metallkreuze. ^) Der Türkeneinfall
des Jahres 1683 hinterließ verhältnismäßig wenig Denkmale. Das kapellenartige Moldaukreuz, das
1683 der Fürst der Moldau Cantacuzene bei Meldung stiftete,^) die Säule bei Schwechat an der
Stelle, wo Kaiser Leopold I. und König Sobieski zusammentrafen und eine Denksäule zwischen
Mariabrunn und Hütteldorf, welche die Kaiserin im Jahre 1685 errichten ließ (Taf. III d), die Drei-
faltigkeitssäule bei der Radetzkybrücke an Stelle der von den Türken zerstörten Kirche und das
Türkenkreuz bei Perchtoldsdorf (Taf. III c) sind sichere Beispiele dafür. Vielleicht auch noch die
vom Sonntagsberg bei Blindenmarkt. ^) Auch drei Säulen bei Kritzendorf sollen Türkensäuien genannt
werden.*) Die andern sogenannten „Türkenkreuze" gehen, wie ich gleich erwähnen werde, auf eine
frühere Türkengefahr zurück.
Die wirklichen Schwedensäulen wurden zur Erinnerung an den endlich erfolgten Friedensschluß
errichtet, sie tragen meist die Zahl 1650; manche eine noch spätere, z. B. die in Oberhollabrunn 1657
(Taf. III b) und danken in der Inschrift Gott für die Errettung aus Kriegesnot. — Eine ganz merk-
würdige und interessante Spezialität bilden die sogenannten Raaberkreuze, ^) auch im allgemeinen
Türkenkreuze genannt. Die Festung Raab galt im 16. Jahrhundert als Hauptbollwerk gegen die
Türken und als Schlüsselpunkt für Osterreich. Es wurde daher als ein ungeheures Unglück angesehen,
als diese Festung im Jahre 1594 in die Hände der Türken fiel. Umso größer war der allgemeine
Jubel, als sie im März des Jahres 1598 durch den Freiherrn Adolf von Schwarzenberg wieder
erobert wurde. Kaiser Rudolf IL eriieß am 25. April desselben Jahres eine Verordnung, daß die
„stainern oder andre Kreuz und Marter-Säulen an allen Strassen, Pässen und Wegscheiden inner
2 Monat neu aufgerichtet werden sollen" mit einem gemalten Kruzifix und mit der Inschrift entweder
1) Kerschbaumer a. a. 0. 85.
■) Monatsblatt des Altertums-Vereines 1890, 81. — Ein gleiches wurde zu Geyerau bei Laibach aufgestellt.
') Aus der verworrenen Mitteilung im Monatsblatt 1885, 47, wonach sie die Jahreszahl 1675 tragen, aber in
der Inschrift für die Errettung aus der Türkennot und für den Sieg über die Rebellen danken soll, konnte ich nicht
klar werden.
*) Monatsblatt VH, 19. — Das sog. Türkenkreuz bei Frauenhofen ist eine Pestsäule.
») Monatsblatt 1885, 24, 37, 46 (Hütter).
von Dr. Max Vancsa. IQQ
auf dem Stein oder auf einer Blechtafel: „Sag Gott dem Herrn Lob und Dank, daß Raab ist kommen
in der Christen Hand den 29. Martii im 1598 Jar".
Dem Dekrefe scheint nicht im vollen Umfang nachgekommen worden zu sein oder es wurden
tatsächlich in den meisten Fällen nur Blechtafeln angebracht, deren Inschrift bald verwitterte oder
die später ganz abfielen. Wenigstens sind nicht so viele Raabersäulen erhalten, als man nach dem
Mandate voraussetzen sollte.
Dennoch haben wir noch einige schöne Beispiele solcher Raaberkreuze, besonders das in
Korneuburg ^) (Taf. Illa), dann das Steinkreuz bei der Schliefmühle unterhalb Kreuzenstein,*) auf
dem die Inschrift noch weit reicher ausgeführt wurde als das Mandat verlangte, dann eines bei
Mödling und Maria-Enzersdorf, eines zwischen Krems und Stein ; eines stand früher vor dem Ungartor
in Wiener -Neustadt; auch die Säule bei Hainburg, obwohl mit etwas vereinfachter Inschrift,^) dürfte
ein Raaberkreuz sein. Auch davon haben wir Beispiele, daß die Inschrift auf eine ältere Säule neu
hinzugefügt wurde, z. B. auf der Wiener Spinnerin am Kreuz, auf der Wiener Bäckensäule, die schon
aus dem Jahre 1506 stammt, auf der ehemaligen Kolomanssäule vor dem Kärntnertore u. s. w.
Die Reformation und Gegenreformation hat merkwürdigerweise, so weit mir bekannt, nur
ein Erinnerungszeichen bei uns aufzuweisen, das ist das Schwarze Kreuz bei Klosterneuburg. ^)
Diese Säule mit einer der ausführlichsten Inschriften wurde von Propst Wolfgang von Kloster-
neuburg aufgerichtet zur Erinnerung daran, daß hier ein Ketzer das Heiligenbild zertrümmert „Solches
ist geschehen um das 1562 Jar — Als die lutherische Ketzerey gemein war".
Dagegen haben die großen Pestseuchen, namentlich die des ausgehenden XVII. und beginnenden
XVIII. Jahrhunderts eine wahre Unmasse von Denksäulen ins Leben gerufen. Wir haben und hatten
einige weit zurückreichende Pestsäulen, so ist das Ewige Licht von Klosterneuburg aus dem Jahre
1381 zum Andenken an die Pest errichtet. Auch die Pestsäule, die vor dem Kärntnertor in Wien
stand, war eine sehr alte gotische Säule. Später gingen namentlich die Städte mit dem Beispiele
voran, welche sehr stattliche figurenreiche Monumente, charakteristische Kunstwerke der Barocke,
auf ihren Hauptplätzen aufstellen ließen. Den Typus schuf Fischer von Eriach mit Umformung eines
Planes des italienischen Künstlers Burnacini und Benützung älterer Bauteile von Rauchmüller. Es
ist die Pestsäule auf dem Graben in Wien, zum Andenken an die Pest des Jahres 1679 im Jahre
1695 aufgestellt. *) Dieses Muster mehr oder weniger frei variierend, erstanden dann nach dem Pest-
jahre 1713 viele solcher Säulen in den niederösterreichischen Städten: in St. Polten, Krems, Eggen-
burg, Feldsberg, Klosterneuburg, •) Mistelbach (Taf. IV c), ^ Stockerau, Zwettl, Drosendorf, Langen-
lois, Baden, Mödling, ^) Neunkirchen ; auch in Perchtoldsdorf, Guntramsdorf, Göllersdorf, Schottwien,
Ebenfurt u. s. w. ^ Es sind meist Wolkensäulen mit der Dreifaltigkeit, manchmal vereinigt mit Maria
*) Starzer, Gesch. der Stadt Korneuburg 617.
>) Abbildung in Berichte und Mitteilungen XXIII, 251.
•) Lob, Preis und Danck den Fridensgot der vns hat gfirt avs der Krigsnoth.
*) Ber. u. Mitt. XXIX, 113 mit Abb.; Starzer, Gesch. der Stadt Klosterneuburg 422 mit zwei Abbildungen.
*) Ober sie und den Anteil Fischers, sowie der verschiedenen Künstler siehe Hauser, Die Dreifaltigkeits-
säule am Graben (Ber. u. Mitt. des Altertums-Vereins XXI, 82) und die wichtigen Ergänzungen bei 11g, Die Fischer
von Erlach (Wien 1895) I, 94 ff.
') Starzer, Gesch. der Stadt Klosterneuburg S. 427. Hier auch zwei einfache Säulen zur Erinnerung an
die Pest Dagegen ist die Dreifaltigkeitssäule in Korneuburg erst 1747 errichtet worden und ist keine Pestsäule.
(Starzer, Gesch. der Stadt Korneuburg S. 410.)
') Vergl. Czacha in der „Topographie von Niederösterreich* 'VI, 662.
■) Giannoni, Gesch. der Stadt Mödling S. 190.
•) Monatsblatt des Altertums -Vereines 1884, 12; 1886, 54; 1887, 7; 1888 43; IV, 161; 1890, 7; 1892, 166;
IV. 62, 203, 221, 196, 255; Ber. u. Mitt. XXXIII. 133.
110
Ober Bet- und Denksäulen in NJederösl erreich
Immaculata (seltener Säulen mit letzterer allein), und unten gruppieren sich die Pestheiligen Sebastian,
Rochus, Karl Borromäus und noch ein vierter (meist Franz von Assisi).
Die Säulen auf dem flachen Lande waren natürlich weit einfacher gehalten (Taf. IV d); sie
gehen auch meist auf die Initiative einzelner zurück, während sie in den Städten die Stadtgemeinde
setzen ließ. Ein originelleres Pestkreuz ist das bei Nußdorf an der Traisen, Kreuzigungsgruppe und
auf dem Kreuze die sogenannten Zacharianischen Buchstaben, die zur Abwehr der Pest dienen
sollten. Es ist also eine Übertragung des Typus der kleinen Metallkreuze, die man zur Pestzeit
als Amulete um den Hals zu tragen pflegte.') Die Pestsäulen wurden in so massenhafter Weise
aufgestellt, daß sich bereits Fischer von Erlach beklagte, daß diese Säulen „in allen Dörfern und
Märkten gemein seien". Auch Hungersnote gaben gelegentlich den Anstoß zur Errichtung von Denk-
säulen. Ein Beispiel ist die Hungersäule, die bis zum Jahre 1809 vor dem Kämtnertor in Wien
stand und 1414 von der Bäckerzunft errichtet wurde (Fig. 6). Überhaupt dürften die meisten der
sogen. Bäckersäulen (auch Bretzensäulen wegen der darauf abgebildeten Bretze) aus dem Anlasse
von Hungersnöten entstanden sein. ^
Außer diesen historischen Denksäulen, die Ereig-
nissen, welche die Allgemeinheit betrafen, ihre Errichtung
verdanken, gibt es dann die noch zahlreichere Gattung der
Denksäulen für ein den Einzelnen betreffendes Ereignis.
Die Stelle, wo jemand verunglückte oder wo er einer
Gefahr entrann, wo eine Missetat verübt wurde, wurde
mit einer Denksäule versehen. Es sind die Marterln im
engeren Sinne und in dem Sinne, wie sie in den Alpen-
ländern üblich sind, nur daß hier das Holzmarteri vor-
herrscht, bei uns die Steinsäule. Diese privaten Erinnerungs-
säulen sind meist ganz einfach gehalten, mit sehr be-
scheidenem oder ohne jeden Schmuck, meist auch ohne
Inschrift; höchstens der Name oder die Initialen und die
Jahrzahl geben einen Anhaltspunkt. Im Volksmunde werden
sie vielfach nach ihrem Errichter genannt, so die Daringer-
säule, das Galleinerkreuz u. s. w.
Von den Denksäulen wenden wir uns nun zur
zweiten Gruppe: zu den Bittsäulen. Sie wollen Krank-
heiten, Unwetter, Mißwachs, Feuer, Geisterspuk u. dgl.
abwenden. Sehr zahlreich sind sie in den Weingegenden: Vitus im Kessel ist der Patron; oft
finden sich zierliche Barocksäulen mit Weinlaub umwunden (siehe z. B. Taf. IE c, d). Der heilige
Donatus schützt die Saaten, Florian die Häuser und Scheunen, der heilige Nepomuk die Brücken,
die Wetterkreuze gegen Unwetter (z. B. bei Karnabrunn, Taf. V c), die Kreuzwegsäulen gegen die
bösen Geister, die an Kreuzwegen ihr Unwesen treiben.
Aufgerichtet wurden sie zumeist von Einzelnen, manchmal aber auch von mehreren, von
Eheleuten, von Familien, von Gemeinden, von Korporationen.
Fig. 6.
Hungersäute In Wien, demoliert 1813.
(Nach einem Kupferstiche von Heinrich Rein-
hold.)
1) Ber. u. Mitt. des Altertums- Vereines XXXIV, 86. (Vgl. dazu Minkus, Pestinschriften XXXIII, 49.)
>) Über die ßackensäule, die in Wien beim Versorgungshause stand, siehe Mitt. der Zentral -Kommission XIV,
S. XVI mit Abbildung. Ähnliche Säulen stehen zu Ober - Absdorf, Groß -Stolzendorf, Pulkau (Fig. 7), Brück an der
Leitha, Kloslerneuburg u. a. m.
1 Dr, Mai Vancsa.
III
Sehr häufig dienen solche Bittsäulen mehreren Zwecken zu gleicher Zeit. Ein sehr bekanntes
Beispiel ist das sogenannte Käferkreuz bei Klosterneuburg. *) Eine Mariensäule, aufgerichtet 1675, nach
einer argen Käferplage soll es laut Inschrift gegen Käfer, Schauer und Gfrier, sowie gegen Pestilenz
und Feindesgefahr schützen; ebenso das „luckete Kreuz" bei Wiener-Neustadt aus dem Jahre 1635
gegen Krieg, Pestilenz, Teuerung und Feuersnot; oder eine Säule bei Nußdorf, errichtet 1558,
renoviert 1817 und 1899 „zur Ehre des Leidens Jesu Christi, zum Schutz der Kulturen, um
Abwendung aller Gefahren, Schauer und Wassergüsse, den Segen des himmlischen Vaters über
unser Weingebirg zu erhalten' (Taf. V d).
Zu den Bittsäulen gehören auch die sogen. Uriauberkreuze. Bei ihnen nahmen Prozessionen
und Wallfahrten Abschied vom Heimatsdorf und beteten für eine glückliche Rückkehr. Auf oder bei
Friedhöfen stehen Säulen, bei denen für die Seelen der Abgeschie- ___^
denen gebetet werden soll. Ich erinnere an die beiden hübschen
Säulen vor dem Zweifler Friedhof (Taf. VI b). Zu diesen Friedhof-
säulen gehört aber auch die älteste Gattung der Betsäulen überhaupt,
nämlich die Ewigen Lichtsäulen oder Totenleuchten,') wie sie auf
den Friedhöfen neben den Kirchen schon in früher Zeit aufgestellt
wurden. Wir besitzen solche Lichtsäulen bereits aus dem XIV. und
XV. Jahrhundert, von denen sich einige als wahre Kunstwerke der
Gotik repräsentieren.
Die berühmteste Ist die prachtvolle Lichtsäule in Kloster-
neuburg aus dem Jahre 1381,^ die, wie schon erwähnt, übrigens
zugleich das älteste Beispiel einer Pestsäule ist, dann die Licht-
säulen von Hainburg, St. Agyden a. St. (Taf. VI a), Hof a. d. L., Mail-
berg, Penzing*) u.a.m. Diese gotischen Lichtsäulen haben zuweilen
eine gewisse Ähnlichkeit mit den gotischen Sakramenthäuschen und
es sind auch Fälle bekannt, daß Sakramenthäuschen außerhalb der
Kirche auf den Friedhof aufgestellt wurden z. B. in Hollenstein. *)
Damit wären wir mit dem Oberblick über die Gattungen
von Säulen in Niederösterreich, die unwiderieglich einem religiösen
Beweggrund entsprungen sind, zu Ende, nicht aber mit den Gat-
tungen von Steinsäulen Überhaupt. Es finden sich tatsächlich auch
Säulen, die schon das Fehlen jeder religiösen Beigabe von den
bereits besprochenen Gattungen scheidet. Auch ihr Wesen wollen
wir noch feststellen. Zunächst hat der freiere Geist der neuesten
Zeit, das XIX. Jahrhundert, es mit sich gebracht, daß Erinnerungs-
stätten nicht mehr auch zugleich als Andachtsstätten gelten, wie es
Fig. 7.
BSckerkrenz bei Pnlkau an der
Strafie nach Schrattenthal.
(Aquarell von Ludwig H O f ba u e r.)
<) Ber. u. Mitt 1. 290, Starzer, Gesch. der I. f. Stadt Klosterneubui^ S. 424 mit Abb.
*) Siehe auBerdem S. 101 zitierten Aufsatze von Proner noch Essenwein, Über einige Totenleuchten In
Osterreich (MItt. d. Zentralkommission VII 317). In Frankreich reichen diese Lichtsäulen bis ins XII, und XIII. Jahr-
hundert zurück (Viollet-Ie Duc, Dictionaire de rarchitedure VI, 154). Vielleicht ist also diese Gattung mit der
Gotik von Frankreich nach Deutschland und Österreich gekommen.
■) AuBer bei Essenwein a. a. O. Drexler, Das Stift Klosterneuburg S. 153; Starzer, Geschichte der
landesftlrBlIichen Stadt Klosterneuburg S. 420. Hier und wiederholt abgebildet.
•) Monatsblatt des Altertums-Vereines IV, 127; V, 191.
') Au&er Essenwein und Froner: Mitt. d. Zentralkommission XI, S. XCIII, XV, S. XCl, XVII, S. CVJII;
Monatsblatt VI, 95.
] ] 2 Ober Bet- und Denksäulen in Niederösterreich
früher regelmäßig der Fall war. Das XIX. Jahrhundert bescherte uns eine immer mehr zunehmende
Denkmalswut und die einfachste Art des Denkmales ist der Denkstein, die Gedenktafel, allen-
falls die Denksäule. So werden wir uns nicht wundern, im Lande da und dort solche moderne
Denksäulen zu finden. Ich erinnere etwa an den Schöffelobelisk bei Purkersdorf zur Erinnerung an
die Errettung des Wienerwaldes durch Josef Seh öf fei oder an das Denkmal, das im Jahre 1876
der n.-ö. LandesausschuB bei St. Andrä-Wördern zur Erinnerung an den Straßenbau setzen ließ,^)
oder an den Napoleonstein in der Lobau (Taf. IV b) oder an die Maria Theresia - Pyramide, welche
im Jahre 1868 bei Theresienfeld zur Erinnerung an die vor 100 Jahren erfolgte Gründung des Ortes
durch die Kaiserin Maria Theresia. Eine der frühesten Denksäulen ohne besonderen religiösen Bezug
ist der Obelisk in Mannersdorf a. L., der an eine Weinlese erinnert, die im Jahre 1743 Kaiserin Maria
Theresia und ihr Gemahl hier mitgemacht haben. ^ Auch der inr Jahre 1894 durch den Blitz zerstörte,
aber jetzt wieder hergestellte Denkstein zur Erinnerung an die zweimalige Besteigung des Kaiser-
steines auf dem Schneeberge durch Kaiser Franz I. (1805 und 1807)^) gehört in diese Reihe.
Vielleicht eine der merkwürdigsten Denksäulen dieser Art, welche sich allerdings nur ganz
kurze Zeit erhalten hat, war das sogenannte Sozialistenkreuz bei Knocking (Gemeinde Erlauf), weil
es ein Beispiel ist, wie auch eine moderne Bewegung sich, wenngleich vielleicht mit einer Art
satirischer Nebenabsicht, der alten Formen bedienen kann. Es wurde im Jahre 1895 von dem der
sozialdemokratischen Partei angehörenden Maurer Potzmoder, einem höchst überspannten Menschen,
errichtet. In dem Sockel, der mit Bildwerken, welche sich gegen die katholische Religion richteten,
geschmückt war, befand sich eine Kiste mit sozialdemokratischen Schriften eingemauert. Es wurde
auch tatsächlich der Versuch gemacht, in dem Kreuz ein Wahrzeichen für die sozialdemokratische
Bewegung zu schaffen und es fand einmal hier eine Versammlung von etwa 3— 400 Arbeitern statt.
Später haben jedoch die Bauern, aufgereizt durch die blasphemischen Bilder, das Sozialistenkreuz
zertrümmert und gegenwärtig liegen nur noch Überreste auf den Feldern.*)
Eine Reihe von Obelisken und Pyramiden, die man an erhöhten Punkten wiederholt im Lande
trifft, z. B. auf dem Bisamberg, in Hadersfeld u. s. w., stammen aus der Franziszeischen Zeit und
sind nichts anderes als Triangulierungszeichen der damals vorgenommenen Landvermessung.*)
Weit interessanter und älter sind eine Reihe von Säulen, die einen ausgesprochenen recht-
lichen Zweck haben. Da sind zunächst die Grenzsäulen. (Siehe z. B. Taf. VII c.) In der Regel
wurden die Grenzen des Besitzes oder der Gerichtsbarkeit nur mit einem Stein bezeichnet, der
entweder gar kein Zeichen trägt oder das Wappen, die Initialen des Besitzernamens, die Jahreszahl
der Grenzberaitung u. s. w. Es sind die Mark-, Grenz-, Burgfried- oder Landgerichtssteine. •)
1) Dartiber vergl. Blätter d. Ver. f. Landesk. X, 1876, 358. .
•) Ebendaselbst XXXIV, 1900. 57 mit Abbildung.
') Kerschbaumer a. a. O. 93 mit Abb.
*) Nach Mitteilungen meines Freundes Herrn Prof.
Dr. Hödl und seines Vettern Herrn Josef Hanna, Oberlehrers
in Erlauf. Auf einem der Trümmer befindet sich noch eine a |^ j ißjt^ K t\t i L^l^l 1/ i- 7y 1 1 4^
Inschrift, welche hieher gesetzt werden möge, um ein Bild von / A/ ( / Pf / 7 M/ // yf< t\l kT
der wunderlichen Phantastik des Errichters zu geben. Die Buch- xt i \l i § 9 vi %y fvi % KU/
Stäben zeigen eine Art von ihm erfundene Keilschrift. Herrn ^ijjKl^lX O t)X ^i i
Oberlehrer Hanna ist es gelungen, diese rätselhafte Inschrift äx->» ivr*i/
folgendermaßen aufzulösen: Dieses Kreuz trägt die Aufschrift "j XXl ^yCCCXC V
des ewigen Bundes Anno MDCCCXCV.
*) Vgl. Urlin ger, 20.000 Höhenbestimmungen der bekannten Berge und Orte in der österreichisch-
ungarischen Monarchie (Krems 1873).
•) Hasslinger im Monatsblatt des Ver. f. Landesk. III, 1904, 1; speziell in Margareten: Maurer im
Monatsblatt des Altertums- Vereines VII, 34; in Mödling: Giannoni, Gesch. der Stadt Mödling S. 126.
Nhntmr
n Dr. Mas Vmcm.
113
Gelegentlich aber kommen statt der kleinen Steine auch große SSulen vor. Ein interessantes Bei-
spiel war die oben schon erwähnte Schottensäule, fäischiich Pestsäule genannt, vor dem Burgtor
auf dem Glacis, die die Grenze des Passautschen Lehensbesitzes des Stiftes anzeigte. ') Es ist nicht
ausgeschlossen, daß wirklich manche der stummen Säulen NiederOsterreichs oder solche, die nur
mit Wappen, Initialen oder Jahreszahl versehen sind, auch wenn sie ein Kreuz bekrönt, zu dieser
Gruppe der Mark- oder Grenzsäulen gehören (Fig. 8). Freilich begntigte man sich auch da manchmal
mit bloßen Holzsäulen.
Eine steinerne Landgerichtsäule, die auch urkundlich bezeugt ist,^ ist der Sattelstein bei
Solienau. Eine spezielle Gattung dieser Landgerichtsteine, die Gerichtsteine oder Diebsteine, sind
jene, bei denen die Auslieferung der Verbrecher an das zustandige Landgericht eriolgte. Von den
nur mehr sehr spärlich vorhandenen Exemplaren seien die Säule
bei Neumarkt an der Ips,^ jene bei Gars und die Säule bei Prugg
in der Nähe von DOllersheim aus dem Jahre 1546 erwähnt;*)
manchmal schloß ein Falttor bei diesen Steinen die Landgerichts-
gemeinden ab.
Eine zweite, glücklicherweise noch reichlicher vertretene
Gruppe solcher steinerner Rechtsdenkmale bilden die Pranger,
welche auf den Marktplätzen der Märkte und Städte standen.*)
Oft sind es nur ganz einfache Säulen, deren Zweck durch die an
ihnen in der Mitte befestigten Ketten, Halsring und Kugel leicht
kenntlich sind. Manche Pranger sind aber künstlerisch durch-
gebildet und mit einer Ritterfigur geschmückt. So treten sie in
überraschende Beziehungen zu den Rolandsäulen im Gebiete des
sächsischen Rechtes, die eine gerade jetzt wieder stark im An-
wachsen begriffene Literatur und Polemik hervorgerufen haben.*)
Meines Wissens hat aber' noch keiner der Rechtsgelehrten in
Deutschland dabei unseren österreichischen Rolandsäulen Auf-
merksamkeit geschenkt. Im Volksmunde heißen diese Pranger
vielfach auch Prangerhansl oder Prangermandl, in Hollenburg
„Manderi ohne Kopf ; bekannt sind die Rolandpranger von Eggen-
burg, Drosendorf, ') Laa, *) Thaja, ") Weiten, •") zwei in der Rosen-
burg, Kaumberg (Taf. Vlla), Hollenburg, Persenbeug, Rossatz, Fig. a
Sierndorf, früher auch Klosterneuburg u. s. w. Orenzsftule der Oemelnden Alt-
maniiBdort und Unter -Meldllng.
(Aquarell von Ludwig Hofbauer.)
■) Molloch in Ber. u. Mitt. des Altertums -Vereines III, 118.
*) Nach gütigen Mitteilungen des Mitarbeiters am historischen Atlas der Alpenlflnder, Dozenten Dr. Qrund,
gegenwartig wohl des besten Kenners der Landgerichtsverhaltnisse Niederöslerreichs.
>) Genannt das „Urtelkreuz", Monatsblatt 1892, 168.
*) Plesser, im Monatsblatt des Altertums-Vereines V, 167.
*) Die umfangreiche Literatur besprochen von Sello in Deutsche Oeschichtsblätter II, 1901, 1 ff.
■) Ber. u. Mitt. des Altertums -Vereines XXVI und Kerschbaumer a. a. O. 79. 156.
*) Ber. u. Mitt. des Altertums -Vereines XX, 94. XXXIII, 118 (Kießling).
■) Monatsblatt des Altertums-Vereines IV, 13 (m. Abb.).
•) Ebenda V, 41.
>*) Abb. bei Kerschbaumer a. a. O.
XIXIX. Band. 15
114
Ober Bet- und Denkslulen in Niederösterreich
Die einfachen Säulen >) heißen auch Schand- oder Richtsäulen.
Die Pranger sind das Zeichen der Gerichtsbarkeit, die den Städten und Märkten übertragen
war oder die die Grundherrschaft in einem Orte ausübte; aber auch das Zeichen der Marktfreiheit
und der Marktgerichtsbarkeit, darum wurde an Markttagen auch noch ein Schwert an den Prangern
befestigt. Eine abweichend originelle Gestalt hat der Pranger in Isper, der einen sitzenden LOwen
mit einer Fahne und Löwenkopfe an den obem Ecken trägt.*)
Endlich wären von den Säulen, die mit Recht und Gerichtsbarkeit zusammenhängen, noch
die Steingalgen zu erwähnen, die an manchen Orten anstatt der bloßen Holzgalgen Üblich waren
und von denen noch einige wenige erhalten sind.^ Sie standen in der Regel auf einem Hfigel, dem
Galgenberg, und waren sogenannte dreibeinige Galgen,
drei Säulen, die durch Querbalken verbunden wurden.
Alle drei Säulen stehen noch zu Nieder - Fladnitz
und, wenn ich recht berichtet bin, zu Arbesbach, zwei
Säulen zu Kirchberg am Walde, eine zu Dollersheim
(Taf. VII d nach dem jetzigen Zustand, während Fig. 9
noch alle drei Säulen nach einem alten Bilde im Zwettler
Museum zeigt).
In der Regel stand dann in der Nähe, etwa am Fuße
des Galgenbergs, eine Betsäule, an der der Delinquent
sein letztes Gebet verrichtete und von seinen Verwandten
und Bekannten Abschied nahm. Die Betsäule empfahl
zugleich auch die armen Seelen der Verurteilten dem
Gebete der Vorübergehenden. Es sind die Armen SQnder-
oder Urtelkreuze oder Gerichtsäulen.
So mündet das Öffentlich-rechtliche Moment doch
wieder in das religiöse.
Die Säulen, deren Zweck mit dem Besitzrecht oder
der Gerichtsbarkeit zusammenhängt, sind übrigens auch
diejenigen, über die wir am ehesten urkundliche Nach-
richten besitzen; die Landgerichtsäulen werden in den
Landgerichtbeschreibungen erwähnt; die Pranger und
Hochgerichte in den Stadtrechnungen und Ratsprotokollen ;
andere Bitt- und Erinnerungssäulen, besonders die Pest-
säulen werden außer in den Stadtrechnungen auch in den
Pfarrgedenkbtlchem verzeichnet.*)
Fig. 9.
Pranger In DOIIershelm vor der Zerstörang
der zwei SBnIen.
(Photographische Aufnahme von Karl Lux In
ZwetU nach einer Originalkohlenzeichnung von
Adolf von Raimondi Im Zwettler Museum.)
■) Solche finden sich zu Schrattental, Hadersdorf am Kamp, Hirschbach bei Qmünd, (MonatsblatI VII, 19)
Dürnkrut (Monatsblatt V, 65). Gumpoldskirchen (Kerschbaumer a. a. O. Abb.), Slopfenreith, Orth (Monatsblatt IV, 229),
Oaming, Oöllersdorf, Heidenreichstein, Markersdorf (Taf. VII b, auch abgeb. bei Kerschbaumer a. a. O.), Messern,
Nußdorf bei Wien, Pyrha, Weyerburg (noch in meiner Kinderzeit gut erhalten, jetzt zu einer geweiBIen Säule mit
Kreuz verunstaltet), Arbesbach, Emmersdorf, Grafendorf, Hainburg, Oberwölbling, Randegg, Rehberg, Staatz, Walpers-
dorf, Wullersdorf, Röschitz, Rastenfeld (Monatsblatt IV, 215), St. Leonhard a. P. u. v. a. Auch der fast kapellenartige
Bau auf dem Petersberge bei Steinakirchen soll nach der Behauptung der Umwohner ein Pranger sein.
') Ber u. Mttt. des Altertums-Vereines XXVI, 156 mit Abbildung.
■) Monatsblatt des Altertums-Vereines 1884, 26, 44 und V, 185 (Plesser).
*) Auf die Errichtung einiger dieser Pestsäulen wurden sogar Medaillen geprSgt und eigene Broschüren
veröffentlicht, z. B. auf die in Baden und Möditng (Monatsblatt IV, 173, und Giannoni, Gesch. d. St. Mödling S. 190).
t Dr. Max Vancs».
115
Fassen wir nun nochmals zusammen, was wir aus dem Überblick über die im Lande Nieder-
österreich vorlcommenden Arten von Steinsaulen als Ergebnisse gewonnen haben. Einen einheitlichen
Entstehungsgrund ftlr alle diese Säulen gibt es nicht und ist es ganz unrichtig, einen solchen
behaupten oder aufspüren zu wollen. Nur ein kleiner Teil geht aus dem Rechte hervor, sei es Besitz-
recht oder Gerichtsbarkeit. Dagegen entspringt die weitaus überwiegende Mehrzahl dieser Säulen
dem religiösen Sinne des Volkes, Insbesondere des katholischen Volkes, weshalb solche Säulen
außer bei uns auch in den slavischen Ländern und in den Rheingegenden zu finden sind.
Die zwei Hauptgattungen der religiösen Motiven entspringenden Säulen sind die Erinnerungs-
und die Bittsäulen. Es ist sehr leicht möglich, ja höchst wahrscheinlich, daß die Sitte auf uralte Tradition
zurückgeht. Man weiß, daß auch die Römer, die ja durch fanf Jahrhunderte in unserem Lande
gesessen sind, die Sitte des Votives, des Votivsteines,
der Votivinschrift pflegten und ebenso bekannt, daß
Fig. 10.
Rande Betsftnle bei Burgschlelnltz.
(Aquarell von Konrad Grefe)
Msrterl auf der HOhe zwischen Zwettl und RadmannB.
(Aquarell von Konrad Grefe.)
auch die heidnischen Germanen an gewissen geheiligten Stätten Steindenkmale aufrichteten, auch
geradezu Säulen, z. B. die Irminsäulen, die Wielandsäulen. ')
Nun ist es aber auch bekannt, daß die einwandernden Christen vielfach die geweihten
Stätten der heidnischen Vorfahren übernahmen. Viele unserer Kirchen stehen auf alten heidnischen
Opferstätten — ich erinnere nur an die Kirchen auf den alten Tumull — ebenso haben bekanntlich
die christlichen Missionäre an Stelle der alten Donnereichen u. dgl. das Kreuz aufgepflanzt. Möglich
also, daß in so manchem Falle die heutigen Steinsäulen, die zumeist selbst wieder bereits die
t) Perger, Schmiede- und WielandsSulen. (Ber. u. Mitt. des Altertums-Vereines X, 309.)
116
Ober Bei- und DenksÜulen in Nieder6slerreich
Erneuerung von älteren Steinsäulen sind, an der Stelle eines alten Holzkreuzes stehen, das auf
heidnischer Weihestätte aufgepflanzt war.
Die Steinsäulen, die wir in Niederösterreich kennen und deren Alter wir direkt oder indirekt
bestimmen können, gehen nur in ganz vereinzelten Fällen in die zweite Hälfte des XIV., in der Regel
nicht über die Mitte des XV. Jahrhunderts zurück. Sie mehren sich in erstaunlicher Fülle seit der Zeit
der Gegenreformation bis in die erste Hälfte des XVIII. Jahrhunderts, also eben in der Zeit, da sich
bei uns überhaupt die frommen Stiftungen, die Gründung von Kirchen und Kapellen, insbesondere
aber von Wallfahrtsorten mit allen ihren Devotionalien und allen ihren Gelöbnissen mehrten; und
sie brechen ziemlich rasch und vollständig ab in der Zeit der Aufklärung, insbesondere mit Kaiser
Josef II. Kirchenreformen und Verboten der Wallfahrten und Prozessionen, seinen Kirchenauflassungen
Fig. 12.
Das Zl^nnerkrenz bei Ountersdorf.
(Aquarell von Ludwig Hofbauer.)
Fig. 13.
Kapellenartiges Marterl bei Vösendort.
(Aquarell von Ludwig Hofbauer.}
und seinen Maßregeln gegen Stiftungen, Wallfahrtsorte u. dgl. m. Wie schon erwähnt, ist ihre Ver-
teilung im Lande eine ungleichmäüige ; am stärksten im Norden der Donau, namentlich im Wald-
viertel und im angrenzenden Weinland, nimmt ihre Zahl gegen die Alpen und das Hochgebirge
auffallend ab.
Der Art der Herstellung nach finden wir teils Steinsäulen aus festem Gestein wie z. B.
Granit oder zumeist aus weicherem Material wie Sandstein (Taf. VIII a), teils aus Ziegel aufgemauerte
Säulen (Taf. Vlil b) mit, seltener ohne Mörtelbewurf. Von der Gestalt sprachen wir schon wieder-
holt; wir finden auf Sockel stehende einfache meist viereckige, selten mehreckige oder runde Säulen
(Fig, 10) (in der Barockzeit stilisierte, gewundene oder Wolkensäulen) mit einem kapellenartigen Auf-
n Dr. Max Vancsa.
117
satz, in diesem meist eine offene oder vergitterte oder verglaste Blende, sei es zur Aufnahme von
Skulpturen oder von Bildern oder ewigen Lichtern, darüber eine Bedachung (Fig. II); am Schafte
ohne oder mit Reliefdarstellungen oder Inschriften, die wir bereits eingehend besprochen haben,
bekrönt mit einem Kreuz oder den verschiedenen Heiligenstatuen. Dann aber auch reicher gestaltete,
künstlerisch höchst bedeutende [)enkmale aus der Zeit der Gotik [Taf. VIc; Fig. 1201, der
Renaissance, der Barocke (vgl. die barocken Mariensäulen auf Taf. II); aus der Barockzeit freilich
auch ausgiebige Geschmacklosigkeiten (Taf. VI d), manche, wie die städtischen Pestsäulen, in kom-
pliziertem architektonischen Aufbau mit reichem figuralen Schmuck. Manche der einfachen Denk-
säulen haben auch altarähnliche Form (Taf. VIII d) oder nähern sich der Kapellenform, natüriich
ohne Andachtsraum (Taf. VIUc und Fig. 13). Oft findet sich in einer Gegend eine Reihe ganz
gleicher oder doch dem gleichen Typus angehOriger Säulen.
Manchmal begegnen wir auch zusammengesetzte Säulen, bei
denen auf einem älteren Schaft ein neuer Aufsatz aufgesetzt ist,
z. B. die Fürstenberger Marter bei Wiener Neustadt oder das
BtIdstOckel im Doblinger Pfarrhof (Fig. 14).
Die Meister dieser Säulen kennt man leider nahezu nie-
mals ; nur äußerst vereinzelt nennt sich der Steinmetz oder setzt
sein Steinmetzzeichen auf die Säule; häufiger überiiefern den
Namen der Künstler, die in den Städten Säulen geschaffen haben,
die Stadtrechnungen und Ratsprotokolle. Namentlich von den
Pestsäulen kennt man in der Regel die Künstler.*)
Eines wird, hoffe ich, aus meinen Ausführungen klar
geworden sein, nämlich daß diese Pest- und Denksäulen sowohl
historisch als wie kulturhistorisch, zum Teil sogar kunsthistorisch
von großem Interesse und Wert sind und daß es wohl sehr
wünschenswert wäre, diese Denkmale noch weiter zu erforschen
und vor allem sie zu erhalten.
An der Erforschung kann sich ja auch jeder Laie be-
teiligen: wer in abgelegenen Gegenden auf solche Säulen stößt,
sollte nicht achtlos daran vorübergehen, sondern wenigstens den
Platz — diese Plätze liegen oft ganz seitwärts vom Wege —
verzeichnen. Wer zeichnen, insbesondere aber photographieren
kann, kann eine oder mehrere Aufnahmen der Objekte machen;
auch soll nicht versäumt werden, bei den Umwohnern nach
dem Namen oder den daran sich knüpfenden Erinnerungen
zu fragen.
Schlimmer steht es mit der Erhaltung dieser Denkmale. Zwar die größeren Säulen in den
Städten oder in der Nähe der Städte sind nicht gefährdet, wenn sie auch oft durch Anbringung
von Straßenlaternen, Straßentafeln, Wegmarkierungen o. dgU verunstaltet werden, wohl aber die
Fig. 14.
Znsamniengesetzte Säule Im Ptarr-
hofe zu DOblIng.
(Aquarell von Ludwig Hofbauer-)
1) Von dem Zigeunerkreuz bei Ountersdorf, das bereits Im Monatsblati VIII, 138 abgebildet war, bringe
Ich ausnahmsweise abermals eine Abbildung, weil in dem Aquarell Hofbauers einige charakteristische Details
deutlicher hervorireten, als In der photographischen Aufnahme nach der Natur.
») Aus Nlederösterreich Ist mir ein einziger Fall bekannt, daß das Bild für ein einfaches Marterl von einem
berühmten Maler geschaffen wurde. Das ist das Marierl zwischen Scheuchenstein und Mlesenbach, welches Friedrich
Gauermann Im Jahre 1849 mit einem Cemaide geschmückt hat.
118
Ober Bet- ■
1 Niederösterreich v
vielen über das flache Land zerstreuten; hie und da erbarmt sich ein Privater ihrer, sonst werden
sie ihrem Verfall überlassen; der moderne Verkehr, die Straßenanlagen, der Bau der Lokalbahnen
räumt sie unerbittlich aus dem Wege. Leider stiftet auch oft die gute Absicht der Erhaltung erst
recht Böses. Wir haben gesehen, daß frühere Jahrhunderte unbekümmert um den ursprünglichen
Zweck diese Säulen erneuert haben und ihnen neue Zwecke, neue Widmungen gegeben haben.
Ebenso barbarisch verfahren die neuen Restauratoren; nicht nur Landmaurer, sondern auch bessere
Leute verballhornen die Säulen durch Modernisierung, falsche Rekonstruktion, Entfernung wichtiger
Anhaltspunkte u. s. w. oder stellen sie an anderer Stätte auf. Meist werden sie einfach fibertOncht. —
Nun vielleicht bringt auch für die Bet- und Denksäulen das nunmehr, wie es scheint, der Ver-
wirklichung entgegengehende Denkmalschutzgesetz Heil und Schutz!
Fig. 15.
Marterlrnlne bei PStzles.
(Aquarell von Konrad Grefe.)
TAFEL I.
i
1
PI
k ;-
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J
}
m
) DrelfaltlgkeltssSule bei Röschltz.
(Aquarell von L. Hofbauer.)
<
1
i
i
b) Marterl mit Stelnkruzlflx, östlich von Manners-
dorf a. L.
(Aquarell von L. Hof bau er.)
c) Ecce hoRio, südlich von Ober-L
(Aquarell von L. Hofbauer.)
d) DomgekrOnter Heiland bei Leodagger.
(Aquarell von L. Hof bauen)
TAFEL IL
a) Muttergottes - Säule bei Maria -Lanzendorf.
(Aquarell von Konrad Orefe.)
b) MariensSule (HlmmelskSnigln) bei Mannersdorl
a. L.
(Aquarell von L. Hofbauer.)
c) Immaculata bei Leodagger.
(Aquarell von L. Horbauer.)
d) Plett bei Rohrendorf.
(Aquarell von L. Hofbauer.)
TAFEL III.
a) Rsaber-Kreuz In Kornenbnrg.
(Aquarell von L. Hofbauer.)
b) Schwedenkrenz bei Oberhollabrnnii.
(Pederzeichnung von Ignaz SpOtll.)
j^fnH
c) Das Tfirkenkrenz in Perchtoldsdorf.
(Aquarell von L. Hofbauer.}!
d) Historische Denksäule bei Mariabrunn 1685.
(Aquarell von L. Hof baue r.)
TAFEL IV.
a) Das Babenberger- Kreuz an der StraBe von
Wiener -Neustadt nach Nendfirfl.
(Aquarell von L
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b) Der Napoleon -Stein ]n der Loban.
(Aquarell von L. Hofbauer.)
c) Die Pestsäule In Mlstelbach.
(Photographie.)
d) Einfache Pestsäule aus dem J. 1679 In Kornenbui^.
(Aquarell von L. Hofbauer.)
TAFEL V.
— «I-
a) Der heillKe Vltns (St Veit) bei Palkan.
(Aquarell von L. Hofbauer.)
b) SebastlanssSule bei Klostemeuburg an der S
nach Klerling.
(Aquarell von L. Hofbauer.)
c) Das Wetterkreuz südlich von Karntbrann.
(Aquarell von L. Hofbauer.)
d) WeingartensSule In NnOdorf.
(Aquarell von L. Hofbauer.)
TAFEL VI.
a) Ewiges Licht bei der Kirche von St Egyden a. St
(Aquarell von Konrad Grefe.)
b) PriedhofsEnlen in Zwettl.
{Aquarell von Konrad Grefe.)
c) Ootische Sftule bei GroB-Reipersdorf.
{Aquarell von L. Hofbauer.)
d) Barocicsäale nSrdlich von Kirchberg am Wagram.
(Aquarell von L. Hof bau er.)
TAFEL VH.
a) Rolands&ule In Kanmberg.
(Aquarell von Edmund Krenn.)
b) Pranger In Markcrsdorf.
(Aquarell von Konrad Grefe.)
c) Grenzstein auf dem Semmerlng, jetzt verschwunden.
(Nach einem kolorierten Stich von ca. 1800.)
d) Steingalgen In Döllershelm.
(Photographie von Dr. Alfred Grund.)
c) Kapellenarttges Marterl bei Schlag, Gemeinde d) Altarfthnllches Marterl bei Rohr, zwischen Loob-
ZSbern. dorf und Slrnlng.
(Aquarell von Weckbrodl.) (Aquarell von Konrad Grefe.)
Personen-, Orts- und Sachregister.
A.
Aach, Hans von, Kammermaler, 16, 38.
Abhandlungsakten 68.
Absdorf, Ober-, 110, Anm. 2.
Adam Maria Rosina Josepha 60, 62, 66.
— Peter Ernst 60.
Agyden am Steinfelde, St, 111.
Ähren, Pfarre, Landgericht Tauffers 53.
Aichbauer, Johann Georg 32 f.
Alfter Hieronymus 36.
Aliprandi Aloisia Catharina 7, 30 ff.
— Anna 63.
— Anton 1., Stukkatorer, 36, 52, 57,
60,63.
— Anton IL. Hofmeister, 25, 31, 37 ff.
— Joannes Bapt. sen. 30 f, 57.
Allio, die Prager, 14.
— Johann Baptist 15 ff., 16, 94.
— Martin 14 ff., 31, 94.
— die Wiener des XVIl. Jahrhunderts,
9 ff., 12, 43, 61, Anm. 1, 80.
— Andreas der Ältere 10 ff., 12. 39.
— Andreas der Jüngere 10 ff., 46, 51,
79, 81.
— Anna 12, 13.
— Anna Rosalia 12.
— Anton, Maler, 13.
— Cari Andre 13.
— Joseph 14.
— Lucia 11 L, 44, 46, 59.
Aisergasse in Wien 62.
Alserkaserne in Wien 64.
Altmannsdorf 113.
Altomonte, Andreas 24.
— Bartholomäus 27, Anm. 1.
— Maria Francisca 24.
— Martin 24.
Amalia Augusta, Kaiserin, 94 t
Amstetten 107, Anm. 1.
Andrä-Wördern, St, 112.
Anger am (Wien) 12.
Angerer Michael, Stukkatorer, 77.
Anguisola .94.
Antonini Andreas, Notar, 11, 47, 51, 79.
Arbesbach 114, 114 Anm. 1.
Arxersdorf 33.
Aspang, Schmiedekreuz bei, 103.
Aspem 106.
Auer Mathias, Stukkatorer, 77.
B.
Baar Johann Anton v. der, 89, Anm. 1.
Babenbergerkreuz bei Neustadt 106.
Baden 109, 114, Anm. 4.
Bäckersäulen 103, Anm. 1, 110.
Bäckersäule, Wiener — 109.
Barnabiten 44, 47, 52.
Barocke, Bau- und Maurermeister der,
in Wien 1 ff.
— Wiener 88 ff.
Barradi Ignaz 60.
Bartscherner Anna 70.
Batthiany-Strattmann-Palais in Wien,
95.
Bayern s. Targel.
Bayr Paul Ignaz 31, 32. *
Benigni Francesco, kaiserl. Bau-
meister, 5.
Berndt Johann Josef, Ingenieur, 22.
Beroldingen Anna Maria von 19.
Bersetti Conte, Ingen., 4, Anm. 1.
Besan^on 22, Anm. 2.
Beutler 49, Anm. 1.
— Barbara 78.
Bezoll Benjamin, Bildhauer, 78 f.
Bianchi Dorothea 55.
Biasino Ciprian 7, 80.
Biber - Bastei 73.
Bibienna, Baumeister, 92.
Biezoll Barbara 77.
— Benjamin, Bildhauergesell, 77.
— s. Piazolli.
Bigri aus Mailand 10
Bisamberg 112.
Bittinyarin 11.
Bittsäulen 110 ff.
Bizaler (Bitzally), Johann, Maurer-
polier 18, 54.
Blaues Haus in Wien 67.
Bock Blasius, Maurergesell, 54.
Bölzlin Elisabeth 74.
Böttger 49, Anm. 1.
Boldigara Oktavian, kais. Baumeister, 5.
Bourgignon, Festung 22, Anm. 2.
Braun Martin 33.
— Maria 33.
Breitenfurt 66.
Bretzensäulen 110.
Breuner'sches Palais in Wien 96.
Brück an der Leitha 110, Anm. 2.
Brunn 32 L, 35, Anm. 3.
Brunn, Maria- 108.
Bürgerrecht 50.
Burgschleinitz 115
Burgtor, Pestsäule vor dem 106.
Burnacini, italienischer Künstler, 109.
Bussi, Familie 13.
— Barbara Caecilia, 32, 73.
— Santino, Stukkatorer, 26, 37, 54,
59 f, 77,
c.
Camesina Albert, k. Hofstokadorer, 24,
63, 77.
Canavale (Caneval, Canavall,Canival),
Familie, 7 f., 13, 37 ff., 43, 62, Anm. 1.
— Dominika 44.
— Dominik 39.
— Franz Xaver 39.
— Hans 38.
— Johann Baptist, Hofmaler, 38.
— Johann Dominik, Bildhauer, 38.
— Kari, Maurermeister, 31, 39, 48,52,
55, 57, 72 f., 74.
— Kari, Notar, 30.
— Maria Magdalena 31, 72 L
— Rosa Juliana 39.
Cantacuzene, Fürst der Moldau, 106.
Canzo bei Mailand, 77, 81, 82 t
120
Personen-, Orts- und Sachregister.
Capauli, Johann de, 36.
Caraffa, General, 4, Anm. 1.
Carlone, Barbara Dominica 17, 19.
— Caspar 40.
— Clara Prudentia 45.
— Dominika 44.
— Dominik, Maurermeisler, 13, 46 ff.,
48, 52.
— Elisabeth 45 f.
— Franz, Glasergeseil,. 52.
— Giovanni, Maler, 54.
— Jacob 52,
— Johann Baptist 1., kais. Baumeister,
5, 47, 49, 51 54..
— Johann Baptist 11., 17, 42 ff., 54.
— Johann Baptist Casimir 19, 54.
— Karl 40, 51, 53.
— Karl Antonio 42, 54.
— Karl Benedikt (Karl II.) 31, 49, 50.
— Karl Innocenz, Maler, 53 f.
— Karl Martin 44, 45 f.
— Lucas 18, 54, 76.
— Lucia 1 1 f., 44, 48.
— Maria Anna 54.
— Maria Julianna 17.
— Maria Magdalena 13, 50.
— Peter, Baumeister, 40.
— Peter, Maarergeseile, 46.
— Peter Maria 52.
— Pietro, Leobener Maurer, 54.
— Sebastian, Ziegelbrennereibesitzer,
17 ff., 52 f.
— Sebastian, Bildhauer, 40.
— Silvester, Maurermeister, 12,44,47 f.,
50 ff.
— Stephan, Bildhauer, 40.
Carlone - Caneval 14, 37.
Carove (auch Karafer geschrieben)
Andreas Simon, Baumeister, 17,
18 f., 24, 35, Anm. 1, 59, 61, 93.
— Maria Theresia 19.
Caroyowin Rhacia, Maurer, 59.
Casanova, die Familie 32.
— Gaudenis 15.
Casparino, Joh. Jakob, kais. Bau-
meister, 5.
Ceresollo (Cirasolo, Ceresola, Zirisoli,
Cirisüll, Cirisollo) 7, 54 f.
— Bericharo, Baumeister, 39, 55, 73.
— Johann Bernhard, bürgl. Maurer-
meister, 50, 55.
— Marcello, Architekt 54.
— Venereo, Baumeister, 36, 55.
Champagner, Ingen., 4, Anm. 1.
Cito A., Jesuit, 92, 94.
Clam - Gallas - Palais in Prag 95 f.
Cler Elisabeth Therese de 75.
Cler Franz de, kaiserl. Roßbereiter, 75.
Como bei Mailand 3, 7, 54.
Costel Dominica 44.
— Peter, Stukadorer, 44.
D.
Daringersäule in Sievering 110.
Daun, Graf, General -Feldmarschall,
16, 31 f.
— Dietrich, Graf v. 21.
— Heinrich Josef, Graf v., 21 ff.
— Wirich, Graf v., 19, 21 f., M.
Deckendorf in Bayern 53.
Degen, Balthasar, Sattler, 82.
Derschin Marianne 12.
Diesenhoffer, s. Diezenhoffer.
Dietrich Anna Katharina 67.
— Daniel Christoph, Baumeister, 67, 69.
— Eleonora 67, 69.
— Mathias, Baumeister, 69.
Diezenhoffer Christoph, Baumeister,
31, 32 ff.
— Constantia 34.
— Johann Joachim 34.
— Kilian Ignatz 32 f.
— Leonard 34.
— Margaretha 33.
— Maria 33.
— Maria Cäcilia 34.
— Mathias 34.
— Wolfgang 33.
— Wolfgang Augustin 33.
Dinzenhofer, s. Diezenhoffer.
Dinzenhofer, Generalauditor, 33.
Ditmar, Adolf, Bauschreiber, 64.
Dizendorffer, s. Diezenhoffer.
Dizenhoffer, s. Diezenhoffer.
Dobler, Mathias, 19.
Döbling, Pfarrhof zu, 1 17.
Döllersheim 113 f.
Dominikaner 43.
Draskovitz, Graf, 62, Anm. 1.
Drechsler 49, Anm, 1.
Dreieichen, Maria-, Dreifaltigkeitssäule
in, 107.
Drosendorf 105, 109, 113.
Drosendorf, Fleischhackerkreuz bei,
103, Anm. 1.
Dürnkrut 114, Anm. 1.
Dtirnkrut, Ottokarkreuz bei, 105.
E.
Ebenfurt 109.
Eder, Leopold, 20.
Eger 14 f., 36.
Eggenburg 109, 113.
Eggendorier Eva Theresia 63.
— Lorenz, Maurermeister, 57, 63.
Eggenfels Josef Georg 18.
Elisabethinerkirche 67, Anm. 1.
Ellendt, Auf dem, 72.
Eleonora, Kaiserin, 44.
Emmersdort 114, Anm. 1.
Engelhard, Baron, Major, 23.
Enzersdorf, Maria-, 109.
Essenwein 29.
Esterhazy, Nikolaus, Fürst, 59, 61, 62.
Esterhazy^Palais 96.
Eugen, Prinz, 91.
F,
Farcher Leopold 64.
— Johanna 71 f.
— Kari 82.
Feldsberg 109.
Ferada, Antoni, 46.
Ferdinand II., Erzherzog, 6, 27.
Ferdinand I., Kaiser, 5.
Ferdinand II., Kaiser, 43.
Ferdinand III., Kaiser, 11.
Feretin Johanna 74.
Ferrabosco Familie 7.
Feuerwehr 61.
Filippini Peter Anton 22 f.
Final Johann, Stokadorer, 18.
Fischer von Eriach, Die 8, 29, 35, 41, 43.
— Johann Georg 1., 35, Anm. 3.
— Johann Georg II., 35, 35, Anm. 3.
— Johann Ignaz 35, Anm. 3.
— Johann Jacob 35, Anm. 3.
— Fischer Josef Emanuel, d. J., 64.
— Marie 13.
— Vinzenz 13.
— von Erlach, Johann Bernhard 21,
85 ff,, 91 ff., 109.
Fladnitz, Nieder- 114.
Flechl Hans 46.
Fleischmarkt in Wien 48.
Florian, St., Stift 40.
Förg Jacob, Fortific. - Zahlmeister 82.
Fornarini, Rittmeister, 72.
Franz I., Kaiser v. Österreich, 112
Frauenhofen 106, Anm. 4.
Frechin Margarethe 44.
Freschels Daniel 38.
Freihfluser in Wien 5.
Freiung in Wien 96.
Frigdian, Abt v. Herzogenburg, 58.
Führich Josef, Maler, 53.
FUrstenfeid 40.
Furlani Anna Maria 82.
— Simon, Handelsmann, 82.
Personen-, Orts- und Sachregister.
121
O.
Gabel Hans 38.
Gada Johann 81.
Galleinerkreuz HO.
Gall Karl, Baumeister, 13, 50.
Gaming 114, Anm. 1.
Gars 113.
Gars, Schwedenkreuz bei, 105.
Garsten, Stift, 40, 42, 47, 58.
Gato, Hans, kais. Baumeister, 5.
Gauermann, Friedrich, 117, Anm. 2.
Geblhack, Maria Barbara, 60.
Georgen bei Eramersdorf. St., 107,
Anm. 1.
Gerichtssäulen 114.
Gert, Familie, 69, 70 und Tafel VII.
Gesellenorganisation 66.
Gesellenregister, 63, Anm. 2.
Getreidemarkt Wien 48.
Girardi 21, 23, 27 f.
Gleinck, Stift 40.
Gobelsburg, Dreifaltigkeitssäule in, 103,
Anm. 3.
Göilersdorf 109, 114, Anm. 1.
Grafendorf 114, Anm. 1.
Graz 6, 40.
Grefe Konrad, Maler, 102.
Griendl von Aach, Johann Franz, 89,
Anm. 1.
Gruber Jakob 32, 72, 73.
Grünschnecker Jakob, Stukkatorer, 77.
Gstöttner Barbara 78.
Gülinger Caspar Georg von, 82.
— Elisabeth 82.
— Eva 82.
Gumpoldskirchen 114, Anm. 1.
Guntersdorf 116, 117, Anm. 1.
Guntramsdorf 109.
Gurlitt Cornelius 41, 83, 93, 95.
H.
Hadersdorf am Kamp 114, Anm. 1.
Hadersfeld 112.
Hainburg 109, 111, 114, Anm. 1.
Hainz Josef, Kammermaler, 16.
Hallrigl Tobias, 51.
Hammerschmidt Hanns 7.
Handwerk 4 f.
Handwerk, Aufnahme in das, 49.
Handwerksordnung, Wiener, 5.
Handwerksrecht 40.
Harensleben Adam, Baumeister, 73.
Harrach-Palais 96.
Heidenreichstein 114, Anm. 1.
Heiligenkreuz, Stift, 40, 54 f., 58.
Hell, s. Holl.
Herzogenburg, s. Frigdian, Abt v.
XXXI \'. Band.
Herzogenburg, Stiftskirche, 58.
Heß Maria Anna 69.
Huetter Karl, 39.
Hillebrandt, Baumeister und Kammer-
maler, 8, 16, 43, 91 f., 94, 96.
Hiller Leopold 64.
Hinterhoffer Bernhard, 75.
Hirschbach 114, Anm. 1.
Hof a. d. Leitha 111.
Hofkünstler 5.
Hofbauer Ludwig 102.
Hofburg in Wien 44.
Hof er Andreas, Hans Peter,Thomas, 53.
Hoffer Georg 57, Paul 33.
Hoffreiheiten 5, 50.
Hofstallgebäude in Wien 95.
Hoher Markt in Wien 62.
Holderiedt Peter 46.
Holl (auch Hell), Malerfamilie, 13, 50.
— Hteronymus, Maler, 13.
— Johann, Johann Franz, Maria Bar-
bara, Michael, Maler, 13.
Hollabrunn, Ober-, 108.
Hollenburg 113.
Holzinger Adam 13.
Hoppe Theodor 61, Anm. 1.
Huber, Baumeister, 32.
— Ulrich, 19.
Hüter Eduard, Zeichner, 102.
Hütteldorf 108.
Humpkeller, Simon, Baumeister, 7.
Hussitenkreuz bei Zwettl 105.
I.
Ilg Albert, 8 ff., 41 ff., 56, 92 f., 95.
Innocenz X., Papst 11.
Innsbruck 55 ff.
Irminsäulen 115.
Iser 34.
Isper 114.
j.
Jacobe Constantia Johann Carl, Johann
Christoph 34.
Jänggl (Jänckl) Franz, Maurermeister,
— Gregor, Maurermeister, 73.
— Ruprecht, Maurermeister, 73.
Jerritz Mathias 81.
Jesuiten 7.
Johannes, Klosterbruder 42 f.
Johannesgasse, Wien, 36, 77, 91.
Josef I., K. 95.
— II., K. 116.
Josefstadt, Wien 35, Anm. 1, 52, 59.
Judenburg 40.
Junghanns Thomas, Steinmetz, 7.
K.
Käferkreuz, Das 111.
Kärntnerstraße, Wien 45, Anm. 1.
Kärntnertor, Wien 110.
Kätzler Maria Josepha 63.
— Mathias Josef 63.
Kaiserstein 112.
Kanischbauer Johann 16.
Kanka Veith, Baumeister, 16, 32.
Kapelhuber 55.
Kapeller, Handelsmann, 82.
Karafee s. Carove.
Karl, Herzog von Lothringen, 25, 28 f.
Karnin Rosa Juliana 39.
Kaschau 8, 74.
Kaufferin Margaretha 52.
Kaumberg 113.
Kavaneck Maria Anna, 62, 65.
Keffer Michael 53.
Khienmarkt, s. Kienmarkt.
Khin Kari, Apotheker, 74.
Khittl Hans 53.
Khrieger Christoph 38.
Kienmarkt, am, Wien, 44, 45, Anm. 1.
Kinsky- Palais, Wien, 21, 93.
Kirchberg a. Walde 114.
Kirchenmatriken, Wiener, 68.
Kirchlmayer Martin, 60.
Klosterneuburg 7, 12, 29, 51, 67, Anm. 1,
110, Anm. 2, 113.
Klostemeuburg, Süft, 20, 26, 40, 93.
Knocking (Gemeinde Eriauf), Sozia-
listenkreuz bei, 112.
Knotz Mathias, Steinmetzmeister, 55.
Knox Anton, Steinmetzmeister, 18,
Anm. 1.
Koch Christina 82.
Kohlmarkt, Wien, 81.
Köll David, Steinmetzmeister, 50.
Köilnerhof, Wien, 69.
Kollmann Thoman 64.
Kolomanssäule 109.
Korneuburg 109, Anm. 6.
Kottgasse, Wien 44.
Kraus Joseph 24.
Krems 7, 80, 81, 109.
Kremsmünster, Kloster, 42.
Kritzendori 108.
Krumbach, Regimentsschultheiß, 72.
Küstner Johann 69.
L.
Laa 7, 113.
Ladislaus Posthumus 104, Anm. 3.
Laibach, Kathedrale in, 53.
Laimgrube, Wien, 47, 49, 50.
16
122
Personen-, Orts- und Sachregister.
Langenlois 65, 109.
Langon Dominik, Handelsmann, 82.
Laudongasse, Wien, 17, 96.
Lauer von, Ingenieurmajor, 29.
Laurenzerbastei, Wien, 70.
Layno 37.
Lechner Matthias 75.
Lehner Christoph, Baumeister, 73.
Lentlin Elisabeth 57.
Leonhard a. Forst, St., 114, Anm. 1.
Leopold 1., K., 103, Anm. 2, 108.
Lessmayr Andreas 12.
Leutner Abraham, Fortifikations-Bau-
meister, 15, 31, Anm. 3, 32.
Liechtenstein Johann Adam Andreas,
Fürst V,. 90.
Linzbauer, Maurergeselle 66.
Lobau, Napoleonstein in der, 112.
Locher Lorenz 57.
Löwental von 15.
Longon Dominik, 45 f., 47.
Lorago s. Lurago 8.
Losensteiner Kapelle 42.
Lucchesi, s. Luges.
Lueger, Adam, 53.
Lugano 55.
Lugeck, Wien, 69.
Luges, Joh. Bapt., 31, 55, 83.
Lumago, Oktavius, Senator, 72.
Lumayer, Antonio v., 48.
Lurago, Familie, 7 f., 14.
— Franz, Baumeister, 75.
Mailand 39, 48, 52, 71, 83.
Mailberg 111.
Maino - Materno Andreas, Dominicus,
Jacob, Nicolaus 50.
— Peter, btirgl. Steinmetz, 46, 50 f., 79.
— Victoria 50.
Mannersdorf a. Leitha 11, 112.
Mannsfeld, Philipp, Graf v., 72.
Maria Anna, Erzherzogin, 64.
Mariabrunn 108.
Mariahilf, Wien, 34, 74.
Marian, Hieronymus, Hofmaler, 38.
Maria Theresia, Kaiserin, 112.
Mariazellerhof, Wien, 67, 77.
Marinoni, Joh. Jacob Edler v., Mathe-
matiker, 23, 23, Anm. 2.
Markersdorf 114, Anm. 1.
Marstaller, Andreas, Stukkatorer, 77.
Martinelli, Die Familie, 55 ff. und
Tafeln VI und VII.
— Anton Erhard, kais. Hof- und bürgl.
Maurermeister 58 ff.
Martinelli Antonie 69. i
— Eleonora 67.
— Francesco, Maurermeister, 17 ff., 26.
— Franz 11, bürg. Handelsmann, 56. '
— Franz Anton, Obereinnehmer, 62. '
— Franz Josef Anton 68.
— Franz Karl, fürstl. Kanzelist, S. 60.
— Franz Xaver, Jurist, 62.
— Franz X. Anton Ferdinand, 62, 63, '
65 ff., 97 f.
— Gabriele Maria Anna 62. '
— Johann, Kassier im Kupferamt, 65 f. i
— Johann Anton 60. '
— Joannes Baptist I., kaiseri.* Hof-
Architekt und bürgl. Baumeister,
60 f., 63, 68 f.
-— Johann Franz 11. 69.
— Joseph 69.
— Joseph Franz Hieronymus 62, 68. '
— Joseph Johann Anton 64 ff., 68. ,
— Joseph 68. I
— Justina Elisabeth 59.
— - Maria Anna 65. i
— Maria Rosina Josefa 60, 62, 68.
— Theresia Josefa 69. j
Martinol Franz 56, 59.
Martinollo, Rauchfangkehrerfamilie 56.
Martinoly Josef, Rauchfangkehrer 65.
Mathei Johann 22 f.
— Mathias 38 f.
Maurer, Zunftordnung vom Jahre 1627,
7, 10, 17 f.
Mäyä Peter K. 39.
Mayr Johann Georg 31.
Mehlgrube, Die,«Wien 35.
Meidling, Unter-, 113.
Meistererkennung, 49.
Meisterstücke, 60 Anm. 61, Anm. 2.
Meistertafeln, 3, 49, 51, 71.
Messern 114, Anm. 1.
Meytens, Maler, 27, Anm. 1, 30.
Michael, St., -Kirche, Wien, 1 1 , 34, 44, 47.
Miesenbach 117, Anm. 2.
Mignoni, kais. Rath u. Protomedicus,
82.
Minnichpastey, Wien 72.
Miseron Octavio 38.
Mistelbach 7, 109.
Modihammer, Familie, 69.
Mödling 75, 77, 109, 114, Anm. 4.
Mölkerbastei, Wien, 72.
Moldaukreuz bei Meidling 108.
Molner Peter, Maurergeselle, 66 f.
, Monnenn, Generalauditorleutnant, 33.
Montani, Land-Oberingenieur, 23, 27.
Monti de, Baumeister, 23.
Montroni in Oberitalien 72, 79.
Moriau s. Morö.
Morö (Moriau) Johannes, Maler, 77.
Moswiller Leonhard, Baumeister, 73.
Muis de, kais. Baumeister, 5.
Mungenast Mathias, Baumeister, 58.
N.
Napoleonstein in der Lobau 112.
Neipperg, General, 33.
Neubau, Wien, 61, 74, 78.
Neumarkt an der Ips, 46, 113.
Neunkirchen 109.
Neupauer Johann Christian 96.
Neustadtl 107, Anm. 1.
Neustift, Ober-, 78.
Nicolai 92.
Nicolesa 11.
Nußdorf an der Traisen 110.
Nußdorf bei Wien 111, 114, Anm. K
o.
Oendorffer, Maurergesell, 13.
ötti Christian Alexander 39 f.
Ofen 22, 55.
Olova d', Baumeister, 23.
Olmütz 33, 75.
Orsi, Familie, 7 f., 32, 55.
— Domenico, Baumeister, 14, 73.
— Johannes Bapt., 11, 46.
— Lucia 1 1 f.
1 Orth 114, Anm. 1.
Ott Maria Caecilia 34.
Otto Isaak, bürgl Lautenmacher. 52.
Ottokar, König von Böhmen, 106.
' Ottokarkreuz bei Dürnkrut 105.
P.
Passau 40, 42.
Past Jacob 46.
Pazzo, Familie, s. Pozzo.
Pedrutz (Petrucci) Jacob, Steinmetz-
meister, 38.
Pein Hieronymus 52.
Peitl Bernhard, Stiftspropst, 30.
, Penzing 111.
Perchtoldsdorf 80, 109.
Perette Franz, 22 f., 22, Anm. 2.
. Persenbeug 113.
Peter, St., Wien, 50, 89 f.. 92. 95.
Petersdorf, s. Perchtoldsdorf.
Peterwardein 55.
Petrazzi, Handelsmann, 73.
Petruzzi Jnhann, Steinmetzmeister, 47.
Pezzolo, Wachskerzlerfamlte, 78.
Piaristen 43.
Personen-, Orts- und Sachregister.
123
Piazolli, Familie, 7 f., 13, 31, 70—78.
Piberger Ursula 78.
Pichlmayer, Maria 44.
Pillersdorf, Dreifaltigkeitssäule bei, 106.
Polten St. 7, 81, 109.
Pötzles 118.
Potzmoder, Maurer, 112.
Powagner Georg, Meister, 39.
Pozzo, Familie, 8, 76, 80 f.
— Franz, kais. Baumeister, 5.
-^ Franz Andreas, Jesuitenfrater, 89,
Anm. 1, 92.
Prag 8 ff., 14 ff., 31 f., 36, 52, 73, 78,
Anm. 1, 83, 94 f.
Prandauer, Baumeister, 58.
Prangger 113 ff.
Prugg in der Nähe von Döllersheim, 1 13.
Puchhoffmann Daniel 13.
— Maria Barbara 13.
— Maria Elisabeth 13.
Pul kau 110, Anm. 2.
Pyrha 114, Anm. 1.
Q.
Quaglia Giulio, Maler, 53.
Qualio Carl 11.
— Mathes II.
R.
Raab, Festung, 108.
Raaberkreuze 108 f.
Radetzkybrücke, Wien, 108.
Raminez, Baron, Fähnrich, 24.
Raffing bei Pulkau, „Maria Drei-
eichen" in, 106.
Randegg 114, Anm. 1.
Rappach, Kari Ernst von, 19.
Rastenfeld 114, Anm. 1.
Rathaus, Altes, Wien 96.
Rauchfangkehrer 61.
Rauchmtiller, Architekt, 109.
Rava Anton, Baumeister, 5.
— Jakob, kais. Baumeister, 5.
Redägg, s. Retacco.
Reimer Hans, Meister, 55.
Reiner Hans 72.
Remelin Maria Magdalena 74.
Rempa Franz Karl, 37.
Retacco Anna Katharina 46.
— Dominica 44.
— Elisabeth 44 f.
— Franz 47.
— Martin 44.
— Simon, Baumeister, 7, 10, 12, 39,
46, Anm. 2, 71, 78 f., 81 f.
Richtsäulen 114.
Riederin Maria Elisabeth 37.
Rieserin Anna Maria 76.
Riotti Caroi 48.
— Kamilla 48.
— Theresia 48.
Roheit Barbara 50.
— Sebastian, Hofschneider, 50.
Rodock, s. Retacco.
Röschitz 114, Anm. 1.
Rohberg 114, Anm. 1.
Rosenburg 113.
Rossatz 113.
Rossi, Familie, 32.
— Johann 15.
— Joh. Baptist, Maurermeister, 10.
Rossy Albert 46.
Rostau 78, 90.
Rotes Kreuz beim roten Turm 69 f.
Rottenhof 52.
Rottmayr Michael, Kammermaler, 16.
Roveredo 56 f.
Rudmanns 115.
Rudolf II., K., 27, 108.
Rueber Georg, Stukkatorer, 77.
-— Johann, Stukkatorer, 77.
Rupprechtssteig,,Wien, 45, Anm. 1.
s.
Sagmiller Marie 11.
Salesianerkirche auf dem Rennweg,
Wien, 8, 20, 25, 29, 41, 85 ff.
Saimaer Hans, Graf, 69.
Salzburg 19, 46, 53, 57, 97.
Säur Joh. Anton, Apotheker, 69.
Scaria 17 ff., 24, 40, 46, 47, 51 f., 54,
76, 79.
Schandsäulen 114.
Scherer Barbara 70.
Scheuchenstein 117, Anm. 2.
Schliefmühle unterhalb Kreuzenstein
109.
Schmidt, Hauptmann, 73.
Schnepf Friedrich, Stukkatorer, 77.
Schnitzer Simon 12.
Schöffelobelisk 112.
Schönau Wolf, Stukkatorer, 77.
Schönborn-Palais, Wien, 17, 95 f.
Schottenbastei, Wien, 69.
Schottenkirche, die, in Wien, 10, 11,
23, Anm. 2, 47, 54, 64, 67, 75.
Schottenpfarre 12.
Schottwien 109.
Schrattental 114, Anm. 1.
Schulerstraße, Wien, 69, 70.
Schunko Wenzel, Steinmetzmeister, 67.
Schwarzbauer Balthasar, Baumeister,
15, 32.
Schwarzenberg Adolf, Freiherr v. 108.
Schwarzensee Wolfhart von 104.
Schwechat 108.
Schwedenkreuz bei Gars 105.
— bei Mistelbach 105.
Scotti 33.
Seilerstätte, Wien, 20, 93.
Seilenstettengasse, Wien, 45, Anm. 1.
Seizerhof, Wien, 52.
Servitenkirche, Wien, 8.
Sickingen, General, 31.
Sierndorf 113.
Sievering, Daringersäule, 110.
Singerstraße, Wien, 96.
— Deutsches Haus, Wien, 58.
Spinnerin am Kreuz, Wiener, 103 f., 109.
Spöttl Ignaz, Maler, 102.
Sobieski, König von Polen, 108.
Solar Francisca 46.
Solari Santino, Architekt, 46, Anm. 1.
— Thomas, Ingenieur, 46, Anm. 1.
Sollenau, Sattelstein bei, 113.
Sonnegg Michael 75.
Sonntagsberg bei Blindenmarkt 108.
Souches, de, Stadthauptmann, 73.
Spaz (Spazzio, Spezza, Spatz, Spätze,
Spazio, Späz), Familie, 8, 78 ff.
— Andreas, Maurermeister, 83.
— Andreas I. 79.
— Anna Maria 82, 83.
— Christina 82.
— Dominik Maurergesell, 83.
— Eva 82.
— Hieronymus 81.
— Johann Jakob , Maurermeister,
Wiener Fortifikationsbaumeister,
71 f., 79, 81.
— Paul 83.
— Peter I. 82 f.
— Peter II., Maurermeister, 39,79ff., 83.
— Simon, Maurergesell, 83.
— Simona 81, Anm. 2, 82.
Spatz Valentin 82.
Späz Joh. Bapt., Maurermeister, 38, 80.
— Hans de, 80, Anm. 2.
Spezza, s. Spaz.
Staatz 114, Anm. 1.
Stadtguardia 5.
Starhemberg, Graf, 21, 23.
— Max, Graf v., 76.
Stampa Katharina 48.
— Valentin 45 f., 48, 79.
Staudinger 55.
Stephan St. 4, 7, 11, 17, 24, 30, 33, 59,
78, 81.
Stein a. d. Donau 109.
Steinakirchen 114, Anm. 1.
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