Skip to main content

Full text of "Bericht und Anträge des von der Commission für die Donauregulirung bei Wien ernannten Comités ..."

See other formats


Google 



This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct 

to make the world's books discoverablc online. 

It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 

to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 

are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover. 

Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the 

publisher to a library and finally to you. 

Usage guidelines 

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to 
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying. 
We also ask that you: 

+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for 
personal, non-commercial purposes. 

+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc 
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 

+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of 
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner 
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe. 

Äbout Google Book Search 

Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs 
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web 

at |http: //books. google .com/l 



Google 



IJber dieses Buch 

Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. 
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist. 

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin- 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 

Nu tzungsrichtlinien 

Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. 
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 

+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese 
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 

+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen 
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen 
unter Umständen helfen. 

+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht. 

+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA 
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 

Über Google Buchsuche 

Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser We lt zu entdecken, und unterstützt Au toren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen. 
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter |http: //books . google .coiril durchsuchen. 



^1 



,JW'111I^ 






m/r 




.\ 



BERICHT UND ANTRÄGE 

DES VON DER 

COMMISSION FÜR DIE DONAUREGULIRUNG. ^/^ 



BEI -WrET* 



ERNANNTEN CÖMITES. 



VORGETRAGEN 



PLENARTEBSAMHLDNO AH 21. JCLI 1868 



VON DKB8i:LBEn4 EINSTIMMIG .^.NGISNOMMBIN. 




WIEN. 

DRUCK UKD VERLAG DER K. K. RUF- UND STAATSDRUCKEREL 
IBIiS. 



/>ia 



& 



Jjie über Allerhöchste Entschliessung vom 8. Februar 1864 einberufene 
Commission für die Donanregniirnng bei Wien hat das von ihr ernannte 
Comitö mit der Aufgabe betraut, an die Conmiission , nach Erwägung der 
Anforderungen, welche an die Stromregulirung gestellt werden müssen, 
und nach aUfälliger Einvernehmung von fremden Experten, berichtlich 
ihre Anträge für die Durchführung einer entsprechenden Donauregulirung 
zu stellen. Indem das Comitä hiermit diesem Auftrage nachkommt, erachtet 
es in Rücksicht der vielen fruchtlosen Verhandlungen, welche bereits seit 
Anfang dieses Jahrhunderts in der vorliegenden höchst wichtigen Frage 
stattfanden, zur Orientirung und besseren Würdigung der von dem ComitÄ 
zu stellenden Anträge als nothwendig, vor Allem eine Rückschau auf die 
wichtigsten Momente der an der Donau bei Wien seit einem halben Jahr- 
hunderte vorgenommenen Wasserbauten und 'der verschiedenen dies- 
bezüglichen Verhandlungen bis zum Beginn der Thätigkeit des Comitös 
in kurzen, aber getreuen Umrissen vorauszuschicken. 

Der Lauf der Donau ist oberhalb und unterhalb Wiens an zwei Rückschau auf d 
Stellen durch die Natur fixirt, oberhalb Wiens durch das Kahlengebirge wichtigsten Mome 
und den Bisaraberg, unterhalb Wiens zwischen Hainburg und Theben. Vom ^^ ^ertwlteraui^ 
Bisamberge an bis Nussdorf ist der Strom am rechten Ufer durch das Donau bei Wien 
Kahlengebirge in seinem Laufe beschränkt. Sowie die Donau aber bei zum Jahre 185C 
Wien in die Ehe ne tritt, findet sie kein von der Natur vorbereitetes Bett, 
sondern fliesst in einem angeschwemmten ziemlich gleichartigen Boden. 
So ist es erklärlich, dass sie, sich frei überlassen den zufällig entstandenen 
Hindernissen ausweichend, sich in mehrere Arme theilte, dass durch 
Bildung von Schotterbänken immer neue Ausartungen des Stromlaufes 
entstanden, und bei Hochwassern ein meilengrosser Flächenraum über- 
spült und verwüstet wurde. 

Unter solchen Umständen ist es natürlich, und die vorhandenen 
Urkunden weisen dies auch nach, dass der Hauptarm der Donau bei Wien 
zu verschiedenen Zeiten einen verschiedenen Lauf gehabt hat Es ist un- 
streitig, dass einst der Hauptstrom der Donau von Nussdorf ungefähr in der 

!♦ 



Richtung des jetzigen Wiener Donaueanals geflossen ist, sowie anderseits 
aus mehreren Urkunden hervorgeht, dass später der Haiiptstrom seinen 
Lauf mehr östlich durch die ausgedehnte Ebene des Marchfeldes ge- 
nommen hat. 

In dieser ausgedehnten Ebene zwischen den beiden extremsten 
Stromläufen hatte die Donau, in mehrere Arme getheilt, das Land ver- 
. wüstet und der Hauptarm seine Richtung gewechselt, je nachdem ein 
künstlich oder vom Strome selbst durch Ablagerung seines Geschiebes 
geschaffenes Hindeniiss die Veranlassung zur Versandung eines Armes 
und zu einer neuen Stromtheilung gab. Wie aus dem Werke des Wolf- 
gang Schnelzl vom Jahre 1548 erhellt, hatte der Hanptstrom damals 
dort seinen Lauf, wo heute das Kaiserwasser sich befindet. Der Donau- 
canal, welcher ein natürlicher Arm des Stromes ist, hätte sich ganz ver- 
sandet, wenn nicht unter Rudolph IL der versandete Arm und zwar durch 
Menschenhand neu ausgegraben, am äussersten Ende der Brigitteuau ein 
Durchstich im Hauptbette der Donau und ein Sporn mittelst eingerahmter 
Pfahle und Steinwürfe hergestellt worden wäre. Seit dieser Zeit besteht der 
Wiener Donaucanal als schiflFbarer Canal unter diesem Namen. 

Die Geschichte der Stadt Wien erwähnt aus früherer Zeit keiner 
solchen Ueberschwemmungen der Leopoldstadt, wie sie im letzten Jahr- 
hunderte stattfanden; wohl aber scheint die Donau durch oftmalige Ein- 
brüche in das Marchfeld dort bedeutende Verwüstungen angerichtet zu 
haben, da unter Kaiser Joseph U. besondere Schutzbauten am linken 
Donauufer theils ausgeführt, theils projectirt wurden. 

Die grösste Sorgfalt wurde aber zu jeder Zeit dem Donaucanale 
zugewendet, um demselben ein schiffbares Wasser zu erhalten. Alle 
Bauten aus früherer Zeit am Strome selbst wurden vorzüglich in dieser 
Absicht ausgeführt und concentrirten sich auf eine kurze Strecke bei 
Nussdorf. So vnirde schon in der Zeit von 1785 bis 1792 ein Theilungs- 
werk, Scheere genannt, erbaut und die Mündung des Canals dort her- 
gestellt, wo sie jetzt besteht. Diese Scheere wurde später 1.807, auf 
6 Fuss, 1825 auf 8 und endlich 1832 auf 12 Fuss über Null erhöht und 
überdies gegen 15 Klafter verlängert. Am gegenüberliegenden linken 
Ufer wurde die sogenannte schwarze Lacke abgebaut und der Strom 
durch Dämme beschränkt. Ueberdies wurden (1816— 1821) am linken 
Ufer zwei grosse Sporne mit bedeutenden Kosten in den Strom eingebaut, 
um denselben gegen das rechte Ufer und gegen die daselbst befindliche 
Mündung des Donaucanals zu lenken und den erforderlichen Wasserzufluss 
zu erzielen. Später (1824 — 1825) wurde auch am rechten Ufer bei Nuss- 
dorf ein Damm hergestellt und dadurch die Breite des Donaubettes zwi- 
schen diesem Damme und der Spitze des am jenseitigen Ufer ange- 
brachten Spornes auf 80 Klafter für den kleinen Wasserstand beschränkt 



Alle diese Baaten hatten den Zweck, den Strom an das rechte Ufer 
der Einmündung des Donancanales zu lenken und das Ergiessen 
desselben in das Marchfcld zu verhüten. Dadurch steigerte sich aber die 
Gefahr einer Ueberschwemmung Wien's und bedingte Schutzbauten, 
welche den Strom in der Strecke von der Canal-Einmündung bis zur 
Donaubrücke wieder in seine Richtung zurtickflihren. 

Zum Schutze der Stadt gegen Ueberschwemmung wurde der von 
der Spitze der Brigittenau aus am rechten Donau-Ufer in den Jahren 
1787 bis 1792 hergestellte Schutzdamm auf 20Fuss erhöht, im Jahre 1848 
bis in den unteren Prater verlängert, und durch die bewirkte Abbauung des 
Fahnenstangen - Wasserarmes gegen das Kaiserwasser näher gerückt. 

Es muss besonders angeführt werden, dass die Frage einer Donau- 
regulirung bei Wien im heutigen Sinne, d. h. die Zusammenfassung der 
Donauarme in ein geregeltes Bett und Abbau ung aller Nebenarme vor dem 
Jahre 1810 gar nicht in Verhandlung genonmien wurde und bis dahin die 
Aufmerksamkeit blos der Erhaltung der Schiffbarkeit des Donancanales und 
der Verhütung einer Ueberschwemmung von Wien und des Marchfeldes 
durch weit auseinander Hegende und verästete Dänlme zugewendet wurde. 

Im Jahre 1810 kam eine neue Frage hinzu, nämlich die der Erbauung 
einer stabilen Brücke über die Donau bei Wien. Die zu Ende des vorigen 
Jahrhunderts errichtete Wasserbau-Direction beantragte nämlich im Jahre 
1810 den Bau einer stabilen Brücke über die grosse Donau bei Nussdorf, 
wo anstatt der zwischen Wien und Floridsdorf über die Donauarme damals 
bestandenen 4 Brücken nur eine einzige Brücke nothwendig gewesen 
wäre. Gegen dieses Project wurden vom Hofbaurathe mehrere Bedenken 
erhoben. Der Hofbauraths - Director Schemerl beantragte, eine stabile 
Brücke im Trockenen zwischen dem Kaiserwasser und der jetzigen 
grossen Donau herzustellen und sodann die ganze Donau vereinigt, mit 
Ausnahme des Donaucanals, mittelst eines Durchstiches unter der Brücke 
durchzufllhren. Damals nahm noch der Hauptstrom , die Naufahrt, nach 
einer kurzen Abbiegung von Nussdorf nach links durch das Laufer- und 
das Kaiserwasser seinen Lauf. Die Länge des Durchstiches hätte blos 
1000 Klafter betragen. Dessen Verhältniss zu der abzubauenden Curve 
war wie 1 : 2 und für die Ausführung günstig. Dieser Durchstich sollte 
später bis zur damaligen Ausmündung des Wiener Donaucanals ver 
längert werden. 

Dieses summarisch auf 1,200.000 fl. CM. veranschlagte Project 
wurde in thesi mit Allerhöchster Entschliessung vom 4. October 1811 
genehmigt, und der vormaligen Hof kanzlei der Auftrag ertheilt, die detail- 
lirten Pläne und Ueberschläge unter SchemerFs Leitung verfassen zu 
lassen. Schemerl hatte wirklich das Project im Detail verfasst und gegen- 
wärtig existiren noch diesbezügliche Pläne; allein die Ausflihrung des- 



selben scheiterte an dem Widerstände der untergeordneten Behörden und 
Bauorgane. Unwillkürlich dringt sich heute das Bedauern auf, dass der 
geniale Fachmann nicht im Stande war, sein so richtig erkanntes und 
energisch vertretenes Project durchzuführen. Welche Vortheile wären seit 
dieser Zeit der Schiffahrt, der Stadt Wien und dem Lande erwachsen, wie 
viele Millionen wären seitdem für unzweckmässige Arbeiten erspart 
worden, welche Gestalt hätte Wien an der Donauseite angenonmien, 
und welche Industrie- und Handels-Untemehmungen hätten sich an der 
Donau angesiedelt ! 

Doch der damalige Gesichtskreis war ein beschränkter; noch 
bestanden keine Eisenbahnen und Dampfschiffe, noch war für Wien der 
Donaucanal Alles. * 

Von da an kam von Zeit zu Zeit immer wieder die Frage der 
Erbauung einer stabilen Brücke in Verhandlung, und nur im Gefolge 
derselben die Regulirung der Donau zwischen Nussdorf und der Aus- 
mündung des Donaucanales. Solche Verhandlungen fanden von 1816 bis 
1827 unter dem im Jahre 1815 ernannten Wasserbau-Director Osterlamm 
jedoch ohne Erfolg Statt. 

Das Verdienst Osterlamm's ist es aber, dass über seinen Antrag eine 
hydrotechnische Aufnahme der Donau in Niederösterreich, also auch bei 
Wien, bewilligt und in den Jahren 1817 — 1819 ausgeführt wurde. 

Aus dieser Aufnahme ist noch ersichtlich, in welchem wahrhaft 
verwilderten Zustande sich der Strom bei Wien damals befand. Gänzlich 
sich selbst tiberlassen, ohne Bauten, welche den Lauf geleitet oder sicher- 
gestellt hätten, ergoss er sich netzförmig über die weite für jede Benützung 
verlorene Ebene. 

Femeristdaraus ersichtlich, dass im Jahre 1818 die Tiefe des Wassers 
im Kaiserwasser und der jetzigen grossen Donau noch gleich gross war. 

Mit Allerhöchster Entschliessung vom 20. Februar 1827 wufden 
folgende drei Fragepuncte aufgestellt und angeordnet, dass dieselben 
einer gründlichen Erörterung unterzogen und beantwortet werden sollen. 

1. Ob es nicht vor Allem erforderlich sei, den Lauf der Donau in der 
Nähe von Wien zu regulircn und in welcher Art dies zu bewirken wäre. 

2. Welcher Standort der zu erbauenden Brücke mit gehöriger 
Beachtung aller dabei eintretenden somit auch der militärischen Rück- 
sichten anzuweisen wäre. 

3. Ob der Bau einer steinernen Brücke nach der Beschaffenheit des 
Flussbettes mit Sicherheit ausführbar sei und durch überwiegende Vor- 
theile einer ungestörten Communication oder einer Erspamiss gegen die 
gegenwärtigen Auslagen, welche die Brücke über die Donau bei Wien 
verursacht, den Kostenaufwand lohne, oder welche andere VerfÖgungen 
zur Erreichung des beabsichtigten Zweckes zu treffen wären. 



Auch diese Verhandlungen ftthrten zu keinem Resultate ; es wurden 
zwar über einen Bericht des damaligen Hofbaurathes Francesconi vom 
31. December 1829 mit Allerhöchster EntSchliessung vom 8. August 1831 
mehrere schon oben angeführte Bauten am Donaucanale, sowie der 
wichtige im Jahre 1832 bis 1833 ausgeführte Durchstich an der Aus- 
mttndung des Ganais in die Donau und dadurch die Verlegung seiner 
Ausmündung an einen weiter unten gelegenen Punct genehmigt, eine 
Resolution bezüglich der Donaurcgulirung aber wahrscheinlich desshalb 
vertagt, weil die Erhebungen über die im Jahre 1830 stattgehabte 
denkwürdige grosse UeberschwenMnung von Wien noch nicht beendigt 
waren. 

Der ausserordentliche Eisgang Ende Februar des Jahres 1830, 
veranlasst durch die Anschoppung des Eises unterhalb Wiens, namentlich 
durch die damalige unzweckmässige Ausmündung des Donaucanales, 
verursachte nämlich den Durchbruch des noch nicht erhöhten Dammes in 
der Brigittenau, und hatte eine enorme Ueberschwemmung des March- 
feldes, der Leopoldstadt, eines Theiles der Stadt und der am rechten Ufer 
tiefer liegenden Vorstädte zur Folge. 

Diese traurige Katastrophe lenkte nun die besondere Aufmerksam- 
keit der Regierung wieder der Regulirung der Donaustreckc bei Wien zu. 

Mit Allerhöchstem Cabinetsschreiben vom 23. März 1830 wurde 
angeordnet, die Ursachen zu erforschen und die Mittel in Antrag zu 
bringen, um die Wiederholung eines solchen Unglückes zu verhindern. 

Die in Folge dieses Auftrages in einer Denkschrift von dem dama- 
ligen Wasserbau-Director Kudriafsky vorgelegten Anträge gingen im 
Wesentlichen dahin: 

1. Die beiden Arme, die grosse Donau und das Kaiserwasser zu 
reguliren, der grossen Donau eine Breite von 130 Klaftern, dem Kaiser- 
wasser eine Breite von 55 Klaftern zu geben. 

2. Die Ufer des Donaucanales und sämmtliche Dämme bei Nuss- 
dorf und im Prater zu erhöhen und den Hubert'sche;i Damm am linken 
Donau-Ufer wieder herzustellen. 

Der Hofbauraths-Director Schemerl billigte die schon früher in 
Antrag gebrachten Ufer- und Damm -Erhöhungen, sprach sich aber 
entschieden gegen die Beibehaltung der Theilung des Flusses in zwei 
Arme aus und reproducirte seinen früheren Antrag vom Jahre 1810, 
indem er nachwies, dass zur Verhütung von schädlichen Eisgängen und 
Ueberschwemmungen die Regulirung des Stromlaufes nach seinen Anträ- 
gen die nothwendigste und dringendste Massregel sei. 

Leider scheint dieser Antrag SchemerFs so wie die andern 
verschiedenen Anträge bezüglich einer Donaurcgulirung zu keiner 
Allerhöchsten Entschliessung geführt zu haben, und erst im Jahre 1835 



8 

wurden einige planlos vorgenommene Concentrirungsbauten unterhalb der 
Floridsdorfer Brücke bei Leopoldau im Sinne des Kodriafsky'schen 
Projeetes begonnen und langsam fortgesetzt 

Im Jahre 1838 wurde abermals in Folge eines Allerhöchsten Hand- 
billets vom 28. März 1838 eine Commission zusammen berufen, um Über 
die vorzunehmende Donauregulirung zu berathen. 

Kudriafsky hatte mittlerweile seine Ansicht geändert, und statt 
der Erhaltung beider Arme der Donau die Absperrung des Kaiserwassers 
beantragt, welchem Antrage die anderen Commissions-Mitglieder bei- 
stinmiten. Noch einmal erhob Schemerl seine Stimme zu Gunsten seines 
Projeetes, die Donau mittelst eities Durchstiches zu reguliren, welche 
aber wie früher nicht beachtet wurde. 

Die bestandene Hofkanzlei erklärte sich in ihrem allerunter- 
thänigsten Vortrage vom 27. December 1838 für die Anträge Kudriafsky's. 

Trotz der hierüber ei-flosscnen Allerhöchsten Entschliessung vom 

7. December 1839, mit welcher die Abfassung und Vorlage der detaillirten 

Bauprojecte und Kostenüberschläge nach Kudriafsky's Antrag anbefohlen 

wurde, erfolgte keine definitive Erledigung. 

minission für die Nach mehrjährigem Stillstande kam die Frage der Donauregulirung 

onauregtiüning wieder im Jahre 1850, und wie es damals schien, nicht ohne Aussicht auf 

Erfolg zur Verhandlung. Oesterreich hatte im Jahre 1848 das erstemal 
ein Ministerium ftlr Handel und öffentliche Bauten erhalten , und dem an 
die Spitze dieses Ministeriums gestellten hervorragenden Staats manne 
und National - Oekonomen Freiherm von Brück konnte die Bedeutung 
einer gründlichen Donauregulirung für die Hebung der volkswirthschaft- 
lichen Interessen nicht bloss Wien's, sondern Oesterreich's nicht entgehen. 
Mit der ihm eigenen Energie wurde die Frage aufgegriffen, und mit 
Decret des Handelsministeriums vom 5. Februar 1850 eine Commission 
zusammen berufen, welche ein Project für die Kegulirung der Donau vom 
Kahlenberge bis Hainburg , in Verbindung mit dem l^uie einer stabilen 
Brücke zu entwerfen hatte. 

Der Commission wurde eine vom Handelsministerium veranlasste 
hydrotechnische Aufnahme des Donau-Gebictes zwischen Klostemeubnrg 
und Schweehat vorgelegt, welche das rechte Ufer so weit umfasste, 
als der bisher bekannte höchste Wasserstand reichte, am linken Ufer 
aber bis an den Stockeraner Eisenbahn-Damm, und an die Orte Jedlersee, 
Floridsdorf , Hirschstetten, Stadlau^ Aspcm sich erstreckte und die Insel 
Lfoban umfasste. 

Zur Verfassung eines Pn\jecte8 für die Stromrogulirung wunle 
der Commission ein Pn>gramm vorgczcichnct , welches die Lösnng 
folgender Hauptaufgabe anortlnete : 

1. Die eigentlioho Stn>mrcgulirwng, 



Wien vom Jahre 
185a 



2. die Umstaltnng des Wiener Donaucanales aus seinem der- 
nialigen Zustande eines natürliehen Donauarmes zu einem künstlichen 
Sehiflalirts-Canale, 

3. die Herstellung einer standhaften Verbindung über die Donau 
mittelst einer soliden, den jährlichen Zerstörungen durch Hochwasser und 
Eisgänge nicht unterliegenden Brücke. 

Die Commission nahm dieses ihr gestellte Programm in eingehende 
ßerathung, veranlasste Detajl-Erhebungen und gelangte nach zehn 
Sitzungen zum Schlussantrage. 

Die Commission erkannte , dass die Reguliruug des Donaustromes 
die Hauptaufgabe sei, und erst nach Lösung dieser Frage die nöthigen 
Arbeiten am Donaucanale und die Stellung einer stabilen Brücke in 
Betracht kommen. 

Bezüglich der anzunehmenden Regulirungs-Trace wurden anfangs 
drei verschiedene Ansichten geltend gemacht , welche nach Erörterung 
derselben auf zwei Linien zurückgeführt wurden. 

Die Majorität der Commission, bestehend aus Sectionschef von 
Mayem, F. M. L. von Hauslab, den Sectionsräthen v. Regner, v. Fräst und 
Dr. Weissmann, Oberingenieur Weindl , dem Delegirten des Ingenieur- 
Vereines Ingenieur Reinscher und den Gemeinderäthen Rösner, Jaks, 
Schcuerle und Engel, gelangte nach eingehender Erörterung aller bis 
dahin gemachten Studien über den Lauf der Donau bei Wien und über 
die Ursachen der Ueberschwemmungen zu der Ansicht, dass eine 
gründliche Abhilfe aller Uebelstände und der Ueberschwemmungsgefahr 
nur dadurch sicher erzielt werden kann , dass dem Strome vom Kahlen- 
berge an sein Bett in der, von der natürlichen Urbildung des Terrains 
angezeigten, thalartig sich hinziehenden Vertiefung angewiesen, und 
daher bis zur Einmündung des Donaucanals in einer sanften concaven 
Linie theilweise mittelst eines Durchstiches geführt werde. 

Dieser Stromlauf fallt nahezu mit jenem zusammen , welcher bereits 
1811 von Schemerl, 1826 von dem damaligen Wasserbau-Inspector in 
Wien Rauchmüller und v. Negrelli in seinem im Jahre 1849 abgegebenen 
Gutachten beantragt wurde. 

Der damalige Vorstand des Wasser- und Strassenbau-Departements. 
Sectionsrath Pasetti, stellte den Donaucanal in den Vordergrund, und 
— „auf dem Standpuncte des Ausführenden stehend," — wie er sich 
ausdrückte , sprach er sich gegen einen Durchstich aus , indem dadurch 
die Zuführung des Wassers in den Donaucanal erschwert werde, und 
die Ausführung eines Durchstiches grosse Schwierigkeiten und Bedenken 
in Bezug auf deren Möglichkeit biete. 

In einem der Commission in der fünften Sitzung vorgelegten Berichte 
kommt Sectionsrath Pasetti auf das ursprüngliche, von Kudriafsky 



10 

gemachte, später aber von diesem aufgegebene Project znrUck und 
beantragt „die Donau in ihrem dermaligen vor Nussdorf nach links 
abweichenden Laufe zu erhalten und mit möglichster Bentltznng des 
bisher Bewerkstelligten zu reguliren, gleichzeitig aber den Arm des Kai- 
serwassers beizubehalten und zu reguliren, indem er bezüglich der Durch- 
fUhrung des Durchstiches bemerkt, dass bei Betrachtung dieser Operation 
sogleich die Bedenken in die Augen springen, welche sich ergeben 
mllssten , wenn ein eintretender Eisgang*das alte Donaubett zum Theile 
oder ganz abgesperrt, das neue aber zu enge und nicht hinreichend 
tief (Hnde. Niemand wäre im Stande, die Folgen eines solchen 
Ereignisses vorherzusagen, viel weniger zu berechnen." 

Der Ansicht des Sectionsrathes Pasetti traten die Inspectoren 
V. Fischer und Nicolaus, später auch der Ober-Inspector Nodin bei. 

Von Seite der Majorität wurde das Befremden ausgesprochen , dass 
bei den im Wiener Becken an der Donau ausgeführten Wasserbauten 
keiner höhern Orts genehmigten Rcgulirungslinie gefolgt wurde, sondern 
man thcils nach den wechselnden Ansichten der jeweiligen Bandirectoren 
vorging, theils zum Schutze der bestehenden Ufer oder zur Erhaltung der 
SohifTahrt dieses oder jenes unternahm, wie es dieNoth des Augenblickes 
erheischte, somit namhafte Runnnen eigentlich planlos verwendete. 

Die Majorität sprach sich entschieden dahin aus, dass die nach 
dem Minoritäts- Antrage beal)sichtigte Drcitheilung des Stromes — Haupt- 
Htrom, Kaiserwasser und Donancanal — als ganz naturwidrig erscheine, 
und dass die Erfahrung an allon der Donau ähnlichen Flüssen es 
bewähre , dass eine solche Theilung nicht haltbar sei. 

Nach den Durchstichen , welche an anderen gn>ssen Strömen bereits 
ausgeführt wurden, erscheine ihr die Dun*hftlhrung der von ihr bean- 
tragten Trace mit einem Durchstiche gefahrlos, obgleich dieselbe 
allerdings von tüchtigen, intellectuellen Kräften geleitet werden müsste. 
Alle Commissions-Mitglieder aber, mit Ausnahme des Sectionsrathes 
von Mitis, welcher den Strom mit allen seinen Verzweigungen als ein 
organisches, nicht ohne üble Folgen zu störendes Ganze betrachtet 
wissen wollte, und eine Kegulirnng überhaupt f\tr unnöthig erachtete, 
einigten sich dahin : 

„Den Stnun nach einer seiner natürlichen 'IVndenÄ folgenden 
Trace derart zu regeln, dass er zwischen im AllgtMueinen mit einander 
gleichlaufenden Dämmen zusntnmeugelasst werde , und somit alle Seiten- 
arme, welche als Nutzarme lllr »lie Schiifnhrt nicht unausweichlich nöthig 
sind, abzubauen wären. ^ 

Für das Consumtions-l*n>til dos neuen Kinnsales ennittelte die 
Commission nach den vorhandenen Krhebuui;^Mi des versiorbenen 
Wasserbau- Direetor» V. Kudrialsky eine Im eile \on :\K» Klartorn und die 



11 

beiderseits zu errichtenden Schatzdämme wurden mit einer Entfernung 
von 400 Klaftern von einander festgestellt. Die Dämme an der linken 
Seite des. Stromes gegen das Marchfeld seien etwas niedriger zu halten. 
Die Conunission beschloss einstimmig, den Wiener Donaucanal in 
seinem gegenwärtigen Zustande als natürlichen Flussarm der Donau 
zu belassen , denselben jedoch zur Verhütung von durch ihn herbeizu- 
führenden Ueberschwemmungsgefahren an seiner Einmtindung mittelst 
einer Stauschleusse verschliessbar herzurichten. 

Bezüglich des Standortes der stabilen Brücke ging die Meinung 
der Commission einhellig dahin , sie in die verlängerte Richtung der 
Jägerzeile zu verlegen. 

Leider führten auch diese Verhandlungen zu keinem Resultate, 
wozu vorzüglich das im Jahre 1851 erfolgte Abtreten des Freiherm von 
Brück von seinem Posten als Handelsminister beigetragen haben dürfte. 
Die Klagen über den verwahrlosten Zustand der Donau wurden aber immer 
grösser, das Bedürfniss einer Regulirung der Donau immer dringender. 

Endlich wurde in Folge einer aus Veranlassung der üeberschwem- Commispimi für die 
niung im Jahre 1862 an Seine Majestät gerichteten dringenden, ausfuhr- Regulirung der 

lieh motivirten Bitte des Wiener Gemeinderathes über Allerhöchste ^"*y,^\™°^^™ 

Jahre 1866. 

EntSchliessung vom 8. Fehrüar 1864 neuerlich eine Commission bestellt, 
welche aber erst im Jahre 1866, also 16 Jahre nach der zuletzt in Function 
gewesenen Donauregulirungs-Commission einberufen wurde. 

Die Commission bestand aus den Vertretern des Staatsministeriums, 
des Handels-, des Kriegs- und des Finanzministeriums, den Abgeordneten 
der niederösterreichischen Statthalterei , des niederösterreichischen 
Landesausschusses, des Wiener Gemeinderathes, der niederöster- 
reichischen Handelskammer, der Donaudampfschiffahrts - Gesellschaft, 
der Kaiser Ferdinands-Nordbahn. 

In der ersten Sitzung dieser Commission wurde eine Geschäfts- 
ordnung für den Gang der Commissions -Verhandlungen beschlossen, 
worauf der Referent Ministerialrath v. Pasetti sein bereits im Jahre 1859 
über Weisung des Handelsministers verfasstes Projcct zum Vortrag, 
brachte. Dieses unterscheidet sich von der von ihm in ,der Commission 
des Jahres 1850 vertretenen Ansicht insoweit, dass nach diesem seinem 
letzteren Projecte der Strom nicht mehr zwei Arme (die grosse Donau 
und das Kaiserwasser) erhalten und der Donaucanal an seiner Einmün- 
dung nicht mehr mit einer Schleusse geschlossen werden soll, sondern 
dass das Kaiserwasser als Hafen eingerichtet, mit Kammerschleussen 
versehen, und am untern Ende mit der Donau, am obem Ende mit dem 
Canale in Verbindung gebracht werde. 

Nach Beendigung dieses Vortrages erfolgte die Bildung eine» 
Comit^s aus je einem Mitgliedc der betheiligten Körperschaften behufs 



12 

vorläufiger BeratLung über den Vortrag des Pasetti'sehen Projectes und 
Stellung bezUglicLer Anträge. 

In der sohin stattgehabten zweiten Plenarversammlung theilte 
Oberst Freiherr von Scholl, als Obmann des Comitös, dessen Anträge 
mit, welche dahin gingen, dass von der Commission die volkswirth- 
schaftliche Seite der Frage einschliesslich der sanitären, militärischen 
und der die öffentliche Sicherheit betreffenden Rttcksichten behandelt 
und die Wttnsche der Interessenten behufs Verfassung eines feststehenden 
Programmes gehört werden. 

Diese Wünsche concentrirten sich in den Puncten : Zusammenfassen 
des Wassers in ein einziges Rinnsal, Beseitigung der Ueberschwemmungs- 
gefahr , Näherrückung des Strombettes an die Stadt Wien und Anlage 
von entsprechenden Landungsplätzen und eines Winterhafens. 

Der eingetretenen Kriegsereignisse wegen wurden die Berathungen 
der Commission erst im Jahre 1867 wieder aufgenommen. 

Zu der dritten Commissionssitzung, welche unter dem Vorsitze 
Seiner Excellenz des Herrn Ministers Grafen Taaffe am 13. Juli 1867 
stattfand, wurden ausser den bei den früheren Commissionssitzungen 
erschienenen Repräsentanten auch je ein Vertreter des k. k. Obersthof- 
meisteramtes, der österreichischen Staatseisenbahn-Gesellschaft und des 
niederösterreichischen Gewerbevereines beigezogen , und in der Sitzung 
die Einladung eines Vertreters der Franz Josephs-Bahn für die weiteren 
Comniissionsverhandlungen von Seiner Excellenz dem Herrn Vorsitzenden 
zugesichert. 

Unterm 7. October 1867 machte der königlich ungarische Minister- 
präsident die erfreuliche Mittheilung, dass die Regulirung des Donau- 
stromes von der österreichisch ungarischen Grenze abwärts eine der 
wichtigsten Aufgaben des königlich ungarischen Ministeriums für Com- 
municationen und öffentliche Arbeiten bilde, und beantragte, da es 
wünsehenswerth sei, dass die Donauregulirung in beiden Reichstheilen 
im Einklänge und nach gleichen Grundsätzen zur Ausführung gelange, 
die Delegirung eines Mitgliedes des königlich ungarischen Ministeriums, 
zu den Sitzungen dieser Donäuregulirungs-Gommission. 

Demzufolge ist Herr Julius Lechner, Ingenieur im königlich ungari- 
schen Ministerium ftir Communicationen, als ungarisches Mitglied der 
Conunission beigetreten. 

Es ist zu bemerken, dass in den letzten Jahren sich die österrei- 
chischcn Ingenieure vielseitig mit der Frage der Donauregulirung 
beschäftigt, und aus eigenem Antriebe Projecte ftlr dieselbe eingereicht 
haben, welche der Commission vorgelegt wurden, und unter welchen 
besonders die Projecte vom k. k. Oberbaurathe Rink, dem königlich 
ungarischen Ministerialrathe v. Mihälik, dem kaiserlichen Rathe und 



13 

Oberinspector der General-Inspection für Eisenbahnen Martin Riener und 
dem jubilirten Baudireetor Baumgartner anzufübren sind. 

Alle diese Projeete bezwecken, der Donau bei Wien in einer sanfl 
gekrümmten Linie mittelst eines mehr oder weniger langen Durchstiches 
einen regelmässigen Lauf und eine ungefährliche Abflihrung der Hoch- 
wässer und des Eises zu sichern. 

Die Plenarversammlung der Commission ging jedoch in eine Bera- 
thung der vorliegenden Projeete nicht ein, sondern ttberliess dieselbe 

dem Comit6. 

Nachdem in der vorerwähnten dritten Commissionssitzung der 
auf eventuelle Zuziehung auswärtiger technischer Capacitäten gestellte 
Antrag angenommen worden war, constituirte sich das Comit6 unter 
seinem früheren Obmanne Freiherrn von Scholl, aus folgenden Mitgliedern: 

Generalmajor Freiherr von Scholl , 

Ministerialrath Freiherr v. Pasetti, 
„ Ritter v. Wehli, 

Sectionsrath Dobler, 

Oberbaurath Wex , 

Landesausschuss von Czedik, 

Bürgermeister-Stellvertreter Dr. Felder, 

Handelskammerrath H. D. Schmid, 

Regierungsrath Ritter v. Eichler, 
„ Ritter v. Engerth , 

Dampfschiffahrts-Director Ritter v. Cassian , 

Oberinspector und Professor Ritter v. Meissner, 

Karl Freiherr v. Suttner , 
zu welchen später noch als Vertreter des Obersthofmeisteramtes 
Hofconcipist Dr. Westermeyer hinzutrat. 

Im Monate Jänner 1868 trat in die Commission an Stelle des in 
Ruhestand versetzten Ministerialrathes Freiherrn v. Pasetti der neu 
ernannte Vorstand des Ministerialdepartements für Strassen- und Wasser- 
bau, Sectionsrath Mathias Waniek und im Monate Juli 1868 an Stelle 
des verstorbenen Oberinspectors Meissner der Sectionsrath des Handels- 
ministeriums Franz Charwat ein. 

Das Comit6 zog vor Allem die Frage in Erwägung, welcher Gang 
In der Berathung zu einer erfolgreichen Lösung seiner Aufgabe ein- 
gehalten werden soll. Es verhehlte sich keineswegs, däss nach den 
fruchtlosen Anläufen, welche wiederholt seit Anfang dieses Jahrhunderts 
zur Lösung der Frage bereits genommen wurden, ihre Aufgabe eine 
um so schwierigere geworden sei, als seit der Zeit mit grossem Auf- 
wände, wenn auch grösstentheils unzweckmässige Wasserbauten ausge- 
führt worden sind, welche beseitigt werden müssen, und dass dadurch, 



14 

80 wie durch andere Umstände die Kosten einer gründlichen Donan. 
regulirung gegenwärtig sich im Verhältnisse zu früheren Zeiten wesent- 
lich gesteigert haben. Das Comit6 fühlte sich aber andererseits durch 
die Betrachtung gehoben, dass die Entwicklung der Eisenbahnen, der 
Dampfschiffahrt und der Telegraphie, dass das Emporblühen der Industrie 
und des Handels Oesterreich in volkswirthschafitlicher Beziehung in 
den letzten 30 Jahren zu einem solchen Aufschwünge brachte, dass 
sich der gegenwärtige Zustand der Donau evident als ein unhaltbarer 
herausstellte, und dass sich die Vortheile einer rationell und radical 
geregelten Donau bei Wien gegenwärtig leichter erfassen und übersehen 
lassen, dass die grossen Fortschritte, welche die Bauwissenschaften 
seit der Zeit machten, eine entsprechende Lösung sichern, und die 
Interessenten jetzt selbst grössere Kosten williger tragen werden. 
Programm für die Von dieser Ansieht geleitet und ganz objectiv vorgehend, fasste 

Donauregulijung Jas Comit* in seiner ersten Sitzung vom 20. Juli 1867 einstimmig den 

Beschluss, vorerst ein Programm für die Donauregulirung zu verfassen, 
welches die Bedürfnisse der Schiffahrt und der Stadt Wien präcisiren 
sollte, ohne jedoch, soweit als thunlich der Frage, ob die Donauregulirung 
mittelst eines Durchstiches oder mit Beibehaltung des jetzigen Strom- 
laufes durchzuführen sei, zu präjudiciren. 

Als Grundlage dieser Verhandlungen wurde jene Zusammen- 
stellung der Haupterfordemisse einer Donauregulirung angenommen, 
welche das bestandene Comit6 derDonauregulirungs-Commissionim Jahre 
1866 aufgestellt hat. 

Nachdem jedoch die Erfahrung der früheren Verhandlungen gelehrt 
hatte, wie ein gegen den Durchstich ausgesprochenes ürtheil eines 
Regierungshydrotechnikers den Erfolg eines endgiltigen Beschlusses zu 
vereiteln vermag, nachdem überdies, wie oben augeführt wurde, die 
österreichischen Ingenieure in ihren Anträgen , wenn auch in der 
Hauptidee einig, doch bezüglich der Durchführung derselben ziemlich 
abweichende Vorschläge machten, so wurde einstimmig beschlossen, bei 
der Regierung den Antrag zu stellen, dass, bevor das Comite die 
Festsetzung der Trace des Donaulaufes in Berathung nimmt, europäisch 
anerkannte Notabilitäten im Wasserbau als Experten zur Abgabe ihres 
Gutachtens eingeladen werden. 

Entsprechend diesem Beschlüsse verfasste das Comite das dem 

Beilage I. gegenwärtigen Berichte als Beilage 1 beigefügte Progranun flir die 

Regulirung der Donau bei Wien. Die wichtigsten Bestimnmngen dieses 

Programmes und die Hauptpuncte der Begründung desselben lassen sieh 

kurz, wie folgt, zusammenfassen. 

Bezüglich der Donaustrecke^ deren Regulirung in Berathung zu 
ziehen ist, gelangte das Comitä zu dem einstimmigen Beschlüsse, dass 



15 

als Gegenstand des festzusetzenden Donauregulirnngsprojectes die 
Regulirung der Donau bei Wien von der Kuchelau (Nussdorf) bis 
Fischamend anzunehmen wäre. 

Das Comit6 wurde zu diesem Beschlüsse durch die Erwägung 
bestimmt; dass pach dem gegenwärtigen Laufe der Donau bei Wien, die 
Regulirung dieser Stromstrecke selbstständig ohne Gefahr für das Wiener 
BeckeU; aber auch ohne Gefahr für das unterhalb Fischamend längs der 
Donau liegende Land durchgeführt werden kanu; dass femer an die 
Regulirung der Donau in unmittelbarer Nähe einer so bedeutenden Stadt 
wie Wien andere Anforderungen gestellt werden und auch die vorzu- 
nehmenden Wasserbauten anderer Art sein müssen ; als dies bei einem 
in offenem Lande sich hinziehenden Flusse gewöhnlich der Fall ist. 

Es wurde aber zugleich der Wunsch ausgesprochen , dass die 
Regulirungsarbeiten an der Donau ober- und unterhalb Wiens energischer 
als bisher fortgesetzt werden. 

Nach Feststellung der zu regulirenden Strecke kam vor Allem der 
durch die Stromregulirung zu erreichende Zweck in Betracht. Die 
Bedürfnisse der Industrie, des Handels und der Communicationsanstalteu 
sind bei einer Stadt wie Wien gar mannigfaltig , und die Fixirung 
derselben als eine absolute Vorbedingung erscheint um so schwieriger, 
als noch Rücksichten für den Wiener Donaucanal zu nehmen sind, welche 
in den früheren Verhandlungen, als damals berechtiget, bei der Frage 
der Donauregulirung iuuner in den Vordergrund gestellt wurden. 

Das Comit6 einigte sich nun in der Ansicht, dass nach dem gegen- 
wärtigen Stande, des Handels und der CommunicationsanstaJten die 
Regulirung der grossen Donau die Rücksichten auf den Donaucanal weit 
überwiegt. 

Wenn vor der Entwicklung der Dampfschiffahrt und der Eisen- 
bahnen der Donaucanal fast das einzige bedeutende Communications- 
mittel für Wien war, welches die Zufuhr der Lebensmittel zum grössten 
Theile besorgte, so wird jetzt der Schwerpunct des Handels au die 
grosse Donau verlegt, und der Donaucanal erhält eine locale Bedeutung 
fQr die Ruderschiffahrt und die kleinen Localdampfboote. 

Aus diesem Grunde wurde als Hauptzweck der Donauregulirung (II) 
die Regulirung des Hauptstromes aufgestellt und bezüglich des Donau- 
canals (IH) bestimmt, dass die an demselben allenfalls nüthigen Arbeiten 
nach Massgabe der an der grossen Donau . vorzunehmenden Regulirungs- 
arbeiten festzustellen wären. 

Ausser den im Artikel II als Hauptzweck der Donauregulirung 
angeführten Bestimmungen, den ganzen Strom in ein Normalbett zusammen 
zu fassen, alle Nebenarme abzubauen, das Nebenland vor Ueberschwem- 
mungen zu schützen, und der Schiffahrt ein entsprechendes Fahrwasser 



18 

nöthigen Informationen eingeholt hatten, traten sie am 26. .Scptemher 
1867 ZOT Abgabe ihres Gutachtens zusammen und yerfassten nachfol- 
gendes, aus dem Französischen wortgetreu übersetztes Gommissions- 
Protocoil. 



Commissions-Protocoll, 

welches am 26« September 1867 in dem Sitzungs-Saale der k. k« n. ö. 

Statthalterei aufgenommen wurde« 



Gegenstand: 

Beantwortung deijenigen Fragepuncte, welche das Sub-Comit6 ftir die 
Donauregulirung in seinem darauf Bezug nehmenden Programme 

aufgestellt hat. 



A n ^w e R e n d: 

r 

Als Experten: 

Herr James Abemethy^ Esquirc, 
Civil-Ingenieur (Domicil London) ; 

Herr Gotthilf Hagen, königlich 
preussischer Oberbau-Director (Do- 
micil Berlin) ; 

Herr Georg Sexauer, grossher- 
zoglich badischer Obcrbaurath (Do- 
micil Carlsruhc); 

Herr Albert Tostain, Gencral- 
Director der k. k. priv. Südbahn 
^Domicil Wien). 

Als ProtocoUfiihrert 

Oberst Heinrich Freiherr Ton 
Scholl^ des k. k. Genie-Stabes, zu- 
gleich Obmann des Sub-Comit6 der 
Donauregulirung. 

Nachdem die Herren Experten die 
Donaustrecke von der Kuchelan bis 
Fischameud persönlich in Augen- 



19 

schein, und von allen daranf Bezng 
nehmenden Denkschriften and Plä- 
nen einschliesslich "der verschiedenen 
darüber vorliegenden Projecte Ein- 
sicht genommen und alle noch ver- 
langten Auskünfte von der Bansection 
des hohen k. k. Ministeriums Ües In- 
nern erhalten hatten, geben dieselben 
auf die verschiedenen Fragen fol- 
gende Antworten ; 

1. Auf welche Art kann der im 
Programme ad II angeftihrte Haupt- 
zweck der Donauregnlirnng am 
sichersten erzielt werden? 

Die Experten hätten in dieser 
Richtung insbesondere sich auszu- 
sprechen, ob zur EIrreichnng des an- 
geführten Hauptzweckes die Verle- 
gung der Donau bei Wien in ein neues 
Bett vorzuziehen, oder die Regulirung 
in ihrem dermaligen Bette vorge- 
nommen werden soll« 

Ad 1. Alle vier Experten: 

Gedachter Zweck kann erreicht 
werden durch die Herstellung von 
festen parallelen und zusammenhän- 
genden Ufern, welche derart angelegt 
sind, dass man Gleichmässigkeit der 
Form und des Inhaltes des Strom- 
Querprofils erhalte, um hiedurch so 
viel als thunlich eine gleiche Strom- 
geschwindigkeit zu sichern. 

Das Strombett wird für diesen 
Zweck aus zw^^i Theilen zusammen- 
zusetzen sein, der Eine ftlr die ge- 
wöhnlichen Wasserstände und der 
andere ftlr die Hochwässer, und 
zwar mittelst beiderseitiger Dämme, 
welche in einer entsprechenden Ent- 
fernung von den Ufern des unteren 
Strombettes angelegt werden. 

2* 



20 



2. Wenn sich die Experten in 
Berücksichtigung des Hauptzweckes 
der Donauregulirung flir die eine 
oder die andere Weise, d. h. für die 
Beibehaltung des gegenwärtigen 
Laufes der Donau oder flir die 
Verlegung desselben in ein neues 
Bett ausgesprochen haben, so hätten 
dieselben die Art und Reihenfolge der 
auszuführenden Arbeiten in allge- 
meinen Umrissen aufzustellen und 
bei einer Verlegung des Strombettes, 



Ausserdem bemerkten 
Herr Abernethy und Herr 

Sexaner: 

Zur Durchführung der oberwiihn- 
ten Grundsätze bezüglich der Regu 
lirung und zur Erreichung der weiter 
im Programme insbesondere unter FV 
und V aufgeführten Zwecke ist es 
wünschens werth , beziehungsweise 
nothwendig, den gegenwärtigen Lauf 
des Donaustromes zwischen den 
sogenannten Puncten Roller und 
Dammhaufen mittelst Heranziehung 
des Stromes an Wien zu ändern. 

Herr Hagen stimmt für die 
Beibehaltung und vollständige Re- 
gulirung des gegenwärtigen Donau- 
bettes bei Wien. 

Herr Tostain ist der Ansicht, 
dass die im Programme verlangten 
Verbesserungen durch Beibehaltung 
des gegenwärtigen Strombettes und 
durch dessen Regulirung vollständig 
erreicht werden können, und dass, 
wenn auch die Eröflhung 6mes 
Durchstiches Vortheile zu bieten 
scheint, diese Vortheile durch die 
Auslagen und durch die daraus er- 
wachsenden Inconvenienzcn nicht 
compensirt werden. 



/ 



21 



namentlich den von ihnen als zweck- 
mässig erachteten Lauf desselben 
näher zn bezeichnen^ and die appro- 
ximativen Kosten der von ihnen 
beantragten Durchführung der Do- 
uauregulirung aufzustellen. 



Ad 2. 

Herr Abemethf : Es werden hier 
Pläne beigefügt, welche die Lage 
und Richtung der vorgeschlagenen 
Heranziehung des Stromes dar- 
stellen. 

Die Art und Aufeinanderfolge der 
Ausführung und der Kostenaufwand 
der Arbeiten werden in einem de- 
taillirten Berichte dem Commissions- 
ProtocoUe folgen. 

Herr Hagen: Es wird diesem 
ProtocoUe ein Plan folgen, welcher 
die Lage und die Richtung der beab- 
sichtigten Regulirung des jetzigen 
Stromlaufes darstellt. 

Was die Art und Aufeinander- 
folge der Ausführung der Arbeiten 
anbelangt, so wird daiilber in dem 
zuliegenden Berichte gesprochen 
werden. 

Nur bezüglich der Kosten glaubt 
Herr Hagen nicht im Stande zu sein, 
einen sicheren Ueberschlag zu liefern. 

Herr Sexauer: Ueber die Lage 
und Richtung des neuen Strombettes 
liegt ein von mir entworfener Plan 
bei, welcher mit jenem des Herrn 
Abemethj vollkommen überein- 
stimmt. 

Was jedoch die Kosten betrifft, 
80 bin ich überzeugt, dass sie ohne 
weitere ausführliche Vorarbeiten von 
mir nicht in befriedigender Weise 
können geliefert werden, und dass 
diess weit besser durch die Herren 



24 



3. Ist es möglich auf dem ktlnl 
tigen Hanptstromlanf unmittelbar 
eine definitive Brücke herzastellen^ 
oder soll vorläufig auf dem gegen- 
wärtigen Hauptbett ein provisorischer 
üebergang errichtet werden und au 
welcher Stelle? 



Georg Sexauer^ Oberbauratb 
im Orossherzogthume Baden (in 
Carlsruhe domicilirt); 

Albert Tostaln^ General-Direc- 
tor der österreichischen Südbahn (in 
Wien domicilirt); 

Freiherr Henri de Scholl^ k. k. 
österreichischer Genie-Oberst, Prä- 
sident des Comit6. der Donauregu- 
tirung^ Verfasser des ProtocoIIs. 



1 . Welche Richtung ist der Eisen- 
bahn, von der Belvedere-Allee bis 
Stadlau zu geben, um den Interessen 
und dem Zwecke der projectirten 
Donauregulimng zu entsprechen? 

2. An welcher Stelle soll diese 
Eisenbahn den künftigen Haupt- 
Donauarm übersetzen ? 



Ad 1 und 2. Da das Flussbett 
in dem von der Staats- Eisenbahn 
Gesellschaft für die Uebersetzung 
der Donau angegebenen Puncto, für 
den Fall sowohl eines Durchstiches, 
als auch einer ßegulirung des gegen- 
wärtigen Bettes, beibehalten werden 
soll, so kann die Richtung der Trace 
und ihre Lage in der Weise definitiv 
festgestellt werden, wie es in dem, 
dem Protocolle vom 26. August 1867 
beigeschlossenen Plane angegeben 
ist, welche Richtung und Lage von 
der durch die Staats- Eisenbahn- 
Gesellschaft vorgeschlagenen Ti-aee 
nicht wesentlich differirt. 



4. Hinsiohtlich des künftigen 
Haaptstrombettes wird gefragt, \vio 
breit das erforderliche Durchflnss^ 
profil sein soll; abgesehen von der 
Frage der Höhe Über dem Niveau 
des Wassers ? 



5. Wie viel Oeffiiungen und mit 
welcher Lage und Breite sind ftir den 

• Abflnss des Wassers zwischen der 
Belvedere-Allee und Stadlau noth- 
wendig? 

6. In welcher Anzahl und Lage, 
so wie mit welcher Breite sind die 
provisorischen Oeffiiungen fttr den 
Abfluss des Wassers, zwischen der 
Belvedere - Allee - Stadlau herzustel- 
len; bis die Donauregulirung aus- 
gefllhrt wird? 



25 



• Ad 3. Nach der Antwort auf die 
zwei ersteren Fragen ist es möglich 
eine definitive Brlicke auf dem Haupt- 
Strombett zu erbauen. 



Ad 4. Die Sachverständigen 
betrachten die Oeffiiung von 200 
Klaftern, welche durch die beiden 
vorhergehenden Commissioneu bean- 
tragt wurde, als ein llir den gewöhn- 
lichen Wasserstand überaus genU 
gendes Maximum. 



Ad 5 und 6. Da die ftlr den 
Abfluss des Hochwassers bestimmten 
Oeffiiungen auf dem linken Ufer 
angebracht werden sollen, weil das 
l^echte Ufer, im Interesse der SchiflF- 
fahrt und des Handels, frei von jeder 
Ueberschwemmung erhalten werden 
mass; — da femer die Breite dieser 
Oeffiiungen heute nicht iletinitiv 
festgesetzt werden kann, so ist es 
angezeigt, diesen Theil der defini- 
tiven Brücke vorerst nur in einer 
Länge von 100 Klaftern zu erbaneu, 



26 

$ 

1 

nnd in der Verlängerung derselben 
einen provisorischen Theil von Holz 
mit einer ungefilhren Länge von 
400 Fnss herzustellen. 

Was die ausserhalb des Haupt- 
Donaubettes unter der Bahn anzu- 
bringenden Oeffhungen anbetrifil; so 
sind die Sachverständigen der Mei- 
nung, dass auf beiden Ufern jene 
Oefinungen herzustellen seien, wel- 
che von der Commission festgestellt 
wurden, dass aber die Objecto nur 
aus Holz zu bauen seien, weil es 
sich auf dem linken Ufer nur um 
provisorische Durchlässe handelt, 
welche nach der Beendigung der 
Kegulirung zwecklos bleiben werden. 

Gezeichnet : 

James Abernetby. 

G. Hagen. 

Sexauer. 

Alb. Tostain. 

Scholl, Oberst 

Gutachten der Regie- Die von den Experten im Commissions-Protocolle vom 26. September 

rungs-Ingenieure. ^gg^ jj^ Aussicht gestellten motivirten, unter 2. hier beigeschlossenen 
^ ' vier Gutachten, laugten beim Comiti, das letzte anfangs Februar 1868 
ein, und das Comit6 betraute vor Allem in seiner Sitzung vom 15. Februar 
1868 die Regierungs-Ingenieure, uud zwar den mittlerweile an die Stelle 
des pensionirten Ministerialrathes Freiherm von Pasetti in das Comit^ 
eingetretenen Sectionsrath Mathias Waniek und den Oberbaurath Gustav 
Wex im Einvernehmen mit dem Director der Donau-Dampfschiffahrts- 
Gesellschaft Martin Ritter von Gassian mit der Aufgabe, die eingelangten 
Donauregulirungs-Anträge der Experten im Sinne des Punctes XI des 
von dem Comit6 aufgestellten Programmes der Würdigung zu unter- 
ziehen, und dem Comitö hierüber begutachtend zu referiren. 

Die angeführten Comitö-Mitglieder legten im Monate März 1868 

dem Comit6 ein ausführliches und motivirtes, dem vorliegenden Berichte 

Beilage 3. unter Beilage 3 angeschlossenes Gutachten vor. Sie resumirten in 

demselben das Gutachten der Experten, erwogen die Vor- und Nach- 



S7 



theile der einen oder der anderen Art der Donanregnlirnng und 
sprachen sich, indem sie zugleich die Art der auszuführenden Arbeiten 
erörterten und einen approximativen Kostenüberschlag aufstellten, ent- 
schieden für die Regulirung der Donau mittelst eines Durchstiches nach 
der Trace des Oberbaurathes Sexauer und Abemethy's aus. Das Gomitä 
nahm dieses Referat der Regierungs-Ingenieure als Grundlage seiner 
Berathung an und gelangte zu dem nachstehend zusammengestellten 
Resultate. 

Treu dem vom Comit6 aufgestellten Programme wurde vor Allem 
beschlossen, die Frage der Regulirung des Hauptstromes von jener des 
Donaucanals zu trennen, und zuerst die Art der Regulirung des Haupt- 
stromes festzustellen. 

Das Gomitö erkannte einstimmig, im Einklänge mit der von den 
Experten einhellig ausgesprochenen Ansicht, dass der im Programme 
zu erzielende Hauptzweck der Donauregulirung nur erreicht wird, 
durch Zusammenfassung aller Stromarme, vom Donau- 
canale abgesehen, in ein Normalbett, und durch die 
Herstellung von festen parallelen und zusammenhän- 
genden Ufern, welche derart angelegt sind, dass man 
Gleichmässigkeit der Form und des Inhaltes des Strom- 
querprofils erhalte, um hierdurch so viel als möglich 
eine gleiche Stromgeschwindigkeit zu siehern. Das Strom- 
bett wird für diesen Zweck aus zwei Theilen zusammenzu- 
setz-en sein, der eine für die gewöhnlichen Wasserstände 
und der andere für die Hochwässer, und zwar mittelst 
beiderseitiger Dämn^e, welche in entsprechender Entfer- 
nung von den Ufern des unteren Strombettes angelegt 
werden. 

Dieser wesentlichen Bestimmung entspricht weder der gegenwärtige 
Zustand des Hauptarmes der Donau, noch das Project von Pasctti. 
welcher nur ein stabiles Bett von vollbordigcr Breite, nämlich flir die 
grössten Sommerhochwässer von 180 bis 200 Klaftern nach der Strecke 
varirend, beantragt. 

Diese Herstellung eines aus zwei Theilen bestehenden Strombettes 
ist aber insbesondere bei Wien nothwendig, um bei kleinerem Wasser- 
stande die für die Schiffahrt nöthige Tiefe zu erhalten, bei höherem 
Wasserstande aber keine solchen Variationen im Wasserstande eintreten 
zu lassen, welche das Landen und Ausladen der Schiffe schwierig machen. 

Bei dem commissionellen Befahren der Donau mit den Experten 
haben sich das Comit6 so wie die Experten überzeugt, dass die bis jetzt 
im Strome eingebauten Versicherungsbauten nicht nach diesem Grundsatze 
ausgeführt wurden, dass die Donau an den verschiedenen Stellen eine 



Zusammenfassnni 

aller Donauarme i 

ein Nomialbett. 



28 

I 

ungleiche Breite hat, viele ausgeführte Wasserbauten beseitiget und längs 
des ganzen Ufers neue Arbeiten ausgeführt werden müssteU; derart:, dass 
selbst bei Beibehaltung des gegenwärtigen Hauptarmes der Donau um- 
fassende und kostspielige Bauten zu errichten wären, bei Nussdorf aber 
jedenfalls mit Beseitigung der Einbauten ein Normalbett herzustellen sei. 
ojectirte Trace des Die wichtigste Frage ist die Bestimnmng der künftigen Trace der in 

Donaulaufes bei ^jj^ ß^^ zusammengefassten Donau. Wie aus der vorangeschickten 

geschichtlichen Notiz und aus der Bodenbeschaffenheit des Wiener 
Beckens hervorgeht, nahm der Hauptstrom der Donau in früheren Zeiten 
von Nussdorf an durch das Kaiserwasser, und zwar im Jahre 1548 noch 
gänzlich, zu Schemerrs Zeiten schon nach links abgelenkt, jedoch in 
einer kurzen Strecke wieder nach rechts in das Kaiserwasser ein- 
mündend seinen Lauf, und 1817 war noch die Tiefe des Kaiserwassers 
jener im gegenwärtigen Hauptstrome gleich. Es unterliegt daher keinem 
Zweifel, dass der natürliche Lauf der Donau durch eine Linie bezeichnet 
wird, wie sie 1810 Schemerl, 182G Rauchmüller, 1849 Negrelli, 1850 
die damalige Donauregulirungs - Commission , 1867 die Experten 
Abemethy, Sexauer, und bedingungsweise auch Tostain bestinlmten, 
und von welcher sich die in neuerer Zeit von den österreichischen 
Ingenieuren Kink , Mlhälik , Riener etc. beantragten Tracen nur in 
Bezug der grösseren oder geringeren NäherrUckung an Wien unter- 
scheiden. Der gegenwärtige bei Nussdorf nach links ausweichende 
Lauf des Stromes wurde nur durch die namentlich vor und hinter der 
Einmündung des Donancanals am linken und rechten Ufer ausgeführten 
Wasserbauten künstlich erzeugt. 

Nachdem aber dieser, wenn auch wideniatürliche Lauf der grossen 
Donau besteht, so musste sich das Coniite fragen, ob die Wieder- 
herstellung des natürlichen Laufes der Donau, welche nunmehr nicht 
ohne einen grossartigen Durchstich und grosse Kosten erreicht werden 
kann, ohne Gefahr für Wien und das Land und ohne Gefährdung der 
Schiffahrt möglich sei, ob diese Verlegung des Stromlaufes, wenn auch 
ausführbar, ien Anforderungen, welche an eine Donauregulirung bei 
Wien zu stellen sind, allein entsprechen, oder ob nicht mit geringeren 
Kosten mit Beibehaltung des jetzigen Laufes der Donau allen Bedürfnissen 
der Schiffahrt, des Handels und der Stadt Wien Genüge geleistet 
werden kann. 

Bezüglich der gefahrlosen Durchführung eines Durchstiches an der 
Donau bei Wien haben sich die drei Experten Abemethy, Sexauer und 
Tostain entschieden bejahend ausgesprochen; Hagen spricht sich zwar 
gegen die Durchführung eines Durchstiches aber aus anderen Gründen 
aus, und bemerkt nur, dass dadurch vorübergehend die Geiahr einer 
Ueberschwenuiinng vergrössert werden könnte. 



29 

Zieht man noch die Gutachten aller jener österreichischen Ingenicure, 
welche für einen Durchstich plaidireu, das angefllhrtc Gutachten der 
Regiemngs-Ingenieure des Coniites, sowie den gegenwärtigen Stand der 
Bauwissenschaften und die in neuerer Zeit ausgeführten grossartigen 
Eisenbahn- und Hafenbauten in Betracht, so kann es keinem Zweifel 
unterliegen , dass die Führung der Donau in einem Durchstiche zu den 
gewöhnliehen Bauten der neuem Ingenieurkunst zu zählen sei und ohne 
die geringste Gefahr für Wien durchgeführt werden könne. 

Das Comitß kann daher auch die vom Ministerialrath von Pasetti 
bei der Commission im Jahre 1850 ausgesprochenen Bedenken gegen die' 
Ausführbarkeit eines Durchstiches durchaus nicht thcilen und ist ein- 
stimmig derAnsicht, dass ein Durchstich ohne irgend einer 
Gefahr ausgeführt werden könne. 

Aber auch der Schiffahrt werden während der Aus- 
führungdesDurchsticheskeinenennenswerthenSchwierig- 
kciten bereitet; denn wie die Regicrungs-Ingenieure des Comitös in 
ihrem Berichte in Uebcreinstimmung mit Sexauer und Abemethy 
anführen, kann in der untern Donaustrecke zwischen dem Wien-Stadl- 
auer Eisenbahn-Damm und Fischamend, wo es sich nur um die Rectifi 
cirung und Eindämluung des alten Flussbettes handelt, und die Schiffahrts- 
Stromrinne nirgends behindert zu werden braucht, selbstverständlich von 
irgend einer Unterbrechung der Schiffahrt keine Rede sein. 

In der oberen Strecke des eigentlichen Durchstiches oberhalb des 
Wien-Stadlauer Eisenbahndammes bis Nussdorf wird die Ausführung des 
Durchstiches eine Unterbrechung der Schiffahh gleichfalls nicht ver- 
ursachen. Denn der Durchstich niuss, wie zu seiner Realisirung und zur 
Gewinnung des nöthigen Anschüttungs-Materials unbedingt nothwendig 
ist, in der ganzen Breite des neuen Flussbettes, sowie in der Mitte desr 
selben und an dem Landungsufer in einer solchen Tiefe , deren ziffer- 
mässige Bestimmung das im Folgenden dargestellte Profil enthält, aus- 
gehoben werden, dass, sobald der Durchstich eröffnet wird, die Schiffahrt 
sogleich die nöthigen Wassertiefeu finden kann. 

Bis zur Eröffnung des Durchstiches verbleibt dieselbe unbehelligt 
im alten Flussbette. 

Die Annahme der Experten Hagen und Tostain , dass durch die 
Eröffnung des Durchstiches und die dadurch verursachte Senkung des 
Wasserspiegels die Schiffahrt auf der Donau beinträchtiget werden 
würde, wird nicht eintreten, da diese Senkung des gewöhnlichen Wasser- 
spiegels, wie auch Tostain angibt, blos ungeHihr 20 Zoll beträgt, und 
daher bei der 15 bis 20 Fuss betragenden Tiefe des Strombettes bei 
Nussdorf zu unbedeutend ist, um der Schiffahrt schädlich zu sein. 



30 

Auch die bei Nussdorf am rechten Ufer in das Strombett sich hin- 
ziehenden Felsenbänke, auf welche der Experte Hagen hinweist, 
werden der Schiffahrt nicht nachtheilig werden, weil dieselben laut der 
vorliegenden Sondirungspläne in einer Entfernung von 20 Klaftern vom 
rechten Ufer schon 13 bis 18 Fuss tief unter dem Nullpnncte liegen and 
von dort an sich die Oberfläche dieser Felsen noch tiefer unter die Sohle 
des Strombettes senkt. 

Was die zweite Frage der Nothwendigkeit oder Ntltzlißhkeit 
eines Durchstiches anbelangt, so kommen hier mehrere Momente in 
• Betracht. 

Es wird von keiner Seite, auch nicht von den wenigen Gegnern 
eines Durchstiches bezweifelt, dass durch einen Stromlauf der Donau 
nach der von den zwei Experten angegebenen, von Nussdorf bis zur 
AusmUndung des Donaucanals sanft concav gekrümmten Linie, der 
Hauptzweck der Donauregulirung, d. i. die möglichst ungestörte Ab- 
führung der Hochwässer und des Eises , die Erleichterung der Schiffahrt, 
und die Verhütung von Ueberschwemmungen am vollkommensten er- 
reicht wird. 

Dass Hochwässer und Eis bei einem mehr geradlienigen Bette leichter 
abgeführt werden, als in einem gekrümmten, liegt auf der Hand ; dabei 
kommt aber noch in Betracht, dass durch den Durchstich und die damit 
im Zusammenhange stehenden Correctionsarbeiten bei Nussdorf der 
Wasserspiegel gesenkt und die Geschwindigkeit des Stromes vergrössert 
wird. Nach den Berechnungen der Regierungs-Ingenieure des Comitös 
würde eine Senkung der Hochwässer um mehr als 20 Zoll erzielt werden, 
welche Senkung überdiess nach Herstellung des Normalbettes bei Nuss- 
dorf und nach Ausführung des Nebenbettes für Hochwässer sich noch 
bedeutend vergrössem könnte. 

Durch diese Senkung des Wasserspiegels und die gleichzeitig ein- 
tretende vergrösserte Geschwindigkeit des Stromes wird aber offenbar 
die Gefahr einer Ueberschwemmung vermindert werden. 

So hoch aber auch die eben angeführten Vortheile eines Durchstiches 
in Bezug auf den ungehinderten Abfluss der Hochwässer und 'des Eises 
bei einer Stadt von der Bedeutung Wiens angeschlagen werden müssen, 
so könnten sie doch für sich allein das Comitö nicht dazu bestimmen, die 
Durchführung eines Durchstiches anzurathen, wenn nicht noch andere 
wichtige und bestimmende Gründe für denselben sprechen würden. 

Es ^vurde schon bei der Aufstellung des Programmes bemerkt, 
dass es sich hier nicht um eine gewöhnliche Regulirung eines im freien 
Lande fliessenden Stromes handle, sondern dass dieselbe so vorzunehmen 
sei, dass sie dem Handel und der Industrie, welche ihren Sitz in einer so 
grossen Stadt aufschlagen, dienstbar gemacht werde. 



31 

Als erste Bedingung einer entwickelten, den Forderungen der 
Neuzeit entsprechenden Schiffahrt muss aber die Anlage der Landungs- 
plätze am freien Strome erkannt werden, und kein noch so zweckmässig 
angelegter Verkehrshafen, welcher immer das Einlaufen der Schiffe 
erschwert und der Versandung unterliegt, wäre im Stande, Landungs- 
plätze und Umschlagsorte am freien Strome zu ersetzen. 

Dieses Bedürfhiss wird aber in Wien durch die bestehenden 
Anlagen der Eisenbahnen zur unabweislichen Nothwendigkeit. Zwei 
Eisenbahnen, die der Kaiser Ferdinands-Nordbahn am Tabor und jene 
der Staatseisenbahn-Gesellschaft beim Lusthaus im Prater, welche beide 
mit allen andern in Wien mündenden Eisenbahnen in Verbindung stehen, 
tiberschreiten die Donau in einer gegenseitigen Entfernung von ungeföhr 
2800 Klaftern. Diese Bahnen müssen, wenn den Verkehrsverhältnissen 
genügend Rechnung getragen werden soll, unter einander und mit den 
Landungsplätzen der Schifffahrt verbunden werden. 

Wien hat die glücklichste Lage ftir einen bedeutenden Stapelplatz 
der Flussschiffahrt; denn während die Donau, einer der mächtigsten 
Ströme Europa's, Oesterreich von Westen nach Osten durchzieht, und 
eine vorzügliche Wasserstrasse in dieser Richtung und nach dem 
schwarzen Meere hersiellt, laufen von Wien aus mehrere grosse Eisen- 
bahnen nach Norden und Süden; welche ihren natürlichen Anknüpfungs- 
punct und den Umschlagsort für die gemeinsamen Frachten in Wien 
finden. Wenn daher die Hemmnisse von der Donau- Schiffahrt entfenit 
sein werden, wenn in Wien ein entsprechender Landungs- und Stapel- 
platz hergestellt sein wird, dann wird auch der Schwerpunct des 
Wiener Verkehrs wieder rtaturgemäss an die Donau sich verlegen. 
Die Anlage der nöthigen Eisenbahngeleise wird die Errichtung von 
Magazinen, Lagerhäusern, Speditionsbureaux etc. im Gefolge haben; 
bald dürfte auch ein grosser Theil der Auf- und Abgabe aller Arten 
Frachten hieher sich verlegen und ein Bahnhot entstehen, welcher den 
Verkehr zwischen den Bahnen unter einander und mit der Schiffahrt 
vermitteln \Vürde. Diesem Verkehre würde die Ansiedlung der betheiligten 
Handelsleute und Industriellen folgen, und bald würde sich Wien natur- 
gemäss in der Richtung zur Donau ausbreiten, wie diess jetzt bei der 
Verwilderung des Stromes eben nicht möglich ist. Zur Ver\virkliehung 
des geschilderten Verkehrslebens an der Donau ist aber viel Raum 
nothwendig. 

Ueberdiess muss, was nicht zu übersehen ist, eine grosse Länge 
längs des möglichst geraden Stromufers vorhanden sein, weil die Natur 
des Eisenbahnwesens die Ausdehnung in die Länge bedingt. 

Diesen Bedürfnissen wird blos durch die Ausfühi-ung eines Durch- 
stiches, durch diesen aber auch vollkommen entsprochen. Eine Anlage 



32 



der Landungsplätze an der gegenwärtigen, wenn auch regulirten Donau, 
ist bei Weitem nicht ausreichend, da der gegenwärtige Lauf der Donau 
nur zwei kurze und ttberdiess weit voneinander entfernte Landungsstellen 
zulässt. 

Die Unmöglichkeit, an der gegenwärtigen Donau im freien Strome 
ausreichende Landungsstellen zu errichten, wird auch von allen jenen 
Ingenieuren, welche für die Beibehaltung des gegenwärtigen Donaulaufes 
plaidiren, vollkommen anerkannt, und von denselben desshalb ein 
Surrogat, die Anlage eines Verkehrshafens beantragt. Ein solcher Ver- 
kehrshafen könnte dort noch genügen, wo es sich Mos um Ausladung in 
Depots und weitere Landfracht handelt. Wenn aber, wie in Wien, ein 
Umschlagsort zwischen der Schiffahrt und den Efsenbahnen geschaifen 
werden soll; wenn die beiden den diessfiilligen Verkehr vermittelnden 
Eisenbahnen an den beiden Endpuncten der Landungsstelle sich befinden, 
dann lässt sich eine entsprechende, für einen grossen Verkehr berechnete 
Anlage nur erreichen, wenn die Landungsplätze mit allen zugehörigen 
Bauten parallel zu den Verbindungsbahnen längs des Flusses in ge- 
streckter Anordnung angelegt sind. 

Durch die Anlage eines Verkehrshafens zwischen der Stadt und dem 
Strome wird dieser von der Stadt entfernt und ein Ausbau der Letzteren 
an demselben unmöglich. 

Nach Pasetti's Project soll ein Donauarm, das Kaiserwasser, zu 
einem solchen Verkehrshafen und zwar in der Art umgebaut werden, dass 
der jetzige, vielfältig gekrünmite Wasserlauf dieses Armes nahezu 
beibehalten, an der Einmündung von der grossen Donau durch Schleus- 
scn abgesperrt, dafür aber mit dem Donaucanalc verbunden und in 
der Mitte seines Laufes durch Kammerschleussen in zwei Theile getheilt 
wird. 

Wir wollen nicht die einzelnen Details dieser Anordnung erörtern ; 
aber eine oberUächliche Prüfung zeigt schon, dass auf diese Art, wie 
Pasetti auch ausdrücklich angibt, zwischen Wien und der Donau eine 
mittelst weitläufiger und kostspieliger Dämme vor Ueberschwenunungen 
zu schützende grosse Insel gebildet werden würde, welche sich in ihrer 
Breite vom Hauptstrome an bis auf 1300 Klafter gegen Wien zu erstreckt 
und einen Ausbau Wiens gegen die Donau beschränkt, dass dieser viel- 
fach gewundene Hafencanal nur eine Modifieation des ursprtlnglicben 
allseitig verworfenen Projectes Pasetti's, nämlich die Erhaltung beider 
Donauarme, der grossen Donau und des Kaiserwassers sei, dass dadurch 
zwischen der Donau und dem Donaucanale eigentlich ein zweiter modi- 
ficirter Donaucanal eingebaut werde, und dass eine rationelle Anlage von 
Eisenbahn-Verbindungen mit den zugehörigen Umschlagsplätzen und 
Depots unmöglich werden würde. 



33 

Das Comit6 kann dieses Project Pasetti's nur als eine kostspielige, 
dabei aber blos geringe Verbesserung des gegenwärtigen Zustandes 
erkennen ; eine gründliche Regulirung der Donau in dem Sinne, wie es 
der Handel Oesterreiehs, die Communications- Anstalten und das Interesse 
Wien's erfordern, kann auf diesem Wege nicht erzielt werden. 

Das Comit6 verkennt nicht, dass sich eine brauchbarere Anlage 
finden lässt, wenn ein Verkehrshafen neu auszuheben wäre. 

Ein solcher Verkehrshafen hätte aber dann nicht mehr die Verwen- 
düng eines bereits bestehenden Wasserbassins und somit die billigen 
Kosten ftir sich. 

Andererseits würden selbst bei der besten Anlage alle die oben 
angeführten Nachtheile eines Verkehrshafens im Vergleiche zu Landungs- 
plätzen im freien Strome störend und beschränkend für alle künftigen 
Zeiten wirksam bleiben. 

Die Errichtung der Landungsstellen im freien Strome ist von unbe- 
rechenbarem Werthe mit Rücksicht auf die Vortheile der, den Handel, die 
Industrie und die Communications-Anstalten fördernden Anlagen, welche 
sie im Gefolge haben werden. Dies bestätiget auch die Erfahrung bei 
allen Handelsplätzen an grossen Flüssen, und ein Beispiel liegt uns zu nahe 
um es nicht anzuführen, es ist die Stadt Pest, in ihrer bereits jetzt schon 
bedeutenden Schiffahrtsbewegnng, in ihrem Aulblühen als Handelsstadt, 
Errungenschaflen, welche sie vor Allem ihrer Lage am Hauptstrome verdankt. 

Tostain weist in seinem Gutachten allerdings auf Hauptstädte hin, 
welche innere, vom Hauptstrome zurückgezogene Bassins haben und nennt 
speciell London, Liverpool und New-York ; er übersieht aber dabei, dass 
die Häfen dieser Städte nicht Fluss-, sondern Seehäfen sind. 

Aus diesen nunmehr angeführten Gründen erkannte das Comitä 
mit allen gegen zwei Stimmen (der Herren von Eichler und Meissner), 
dass der b eabsichtigte Zweck der Donauregulirung bei 
Wien nur durch die Führung der Donau nach einer einen 
Durchstich bedingenden Trace (Beilage 4), welche den Strom BeUagc4. 
in seinen natürlichen Lauf zurückbringt, dicUeberschwem- 
mungsgefahr für Wien am gründlichsten behebt, und allen 
gegenwärtigen und künftigen Bedürfnissen des Handels, 
der Communications-Anstalten und der Entwicklung Wiens 
zu genügen vermag, befriedigend und vollständig erreicht 
werden kann. 

Von den Experten haben sich Abemcthy und Sexauer in demselben 

Sinne ausgesprochen, letzterer mit dem Warnrufe, dass, wenn man jetzt 

vor der Ausführung zurückschrecken sollte, eine entsprechende Abhilfe in 

der Folge nur sehr schwer und mit grossen Kosten, vielleicht aber auch 

gar nicht mehr erzielt werden könnte. 

3 



u 

Tostain fdbt za. dass die ReenFmmg der Dtjiiaa mittelst des vymi 
Seianer beantragten und aach von ihm in Be^o^ aaf die Trace als das 
Zweekn^sigste erkannten Darch;sticbes , unzäiiHge Vortheile gewahre 
and ein grosses herrliches Werk gesehaSen w&de; er gibt aaeh zn^ dass 
die Ansf&hrnng des Durchstiches nicht schwierig seJ^ und denn«)eh spricht 
er sichy namentlich in R&cksicht der grossen Kosten^ gegen die Dnreh- 
f&brnng des Dnrchätiches aas. 

Hagen stellt sich in seinem Gotachten aaf den Standponct einer 
Stromregnlimng im flachen Lande and wendet in seinem omfangreichen 
Elaborate dem Stapelplatze Wien nar eine oberiiäehliche geringe Aaf- 
merksamkeit zn; seine GrOnde gegen den Dorchstich beschranken sich 
daranfy darzathan, dass der im Programme ad II angegebene Hauptzweck 
der Donaaregnlirang schon mit Beibehaltxmg des gegenwartigen Strom- 
Iaafes Tolls tandig erreicht werden kann, ond er ist der einzige Ingenieor, 
welcher Pasetti s Bedenken bez&glich einer gefahrlosen Darehf&hnmg des 
Darchsticbes theilt. 

Das Comite entschied sich anter den von den Experten , dann 

von den österreichischen Ingeniearen Eink, )Iihdlik and Riener fltr 

IMige %, die Donaaregahrnng beantragten Tracen (Beilage 5) f&r die Trace der 

Ersteren, welche am nächsten mit jener Biener s zosammenfallt . weil 

sie bei vollständiger Elrffillnng aller an die Donaoregaliracg zn stellenden 

Anfordernngen gegen das Project Riener s an dem Flasslaafe anterhal(> 

der Stadlaner BrQcke am wenigsten ändert, gegen die andern Projecte 

aber den Vortheil eines kOrzeren Durchstiches und gri^ssere Scbonang 

. des Praters hat 

KnioritatA-Votain. Die zwei Comite- Mitglieder v. Eichler und v. Meissner*) haben ein 

Betlage & dem vorliegenden Berichte als Beilage 6 beigeschlossenes , mit einer 

Flnsskarte belegtes Minoritätsvotom Qbergeben. 

Es moss nun vor Allem constatirt werden, dass die Minorität mit 
ihrer Ansicht von den BeschlQssen der Majorität bezfiglich der Regnlirnng 
des Hauptstromes nur in einem Panete abweicht. 

Auch die Minorität erklärt, dass die Errichtung der Landungsstellen 
im freien Strome eine absolute Notbwendigkeit ftlr eine entwickelte Schiff- 
fahrt sei, dass ein Verkehrshafen solche Landungsstellen nicht ersetzen 
könne; auch das Minoritätsvotum erkennt an, dass die blosse Aufräumung 
and Uferversicberung des gegenwärtigen Hauptstromes den Bedürfnissen 
nicht entspreche. Die Minorität spricht sich aber gegen einen Durchstich 
aus, und glaubt, dass der beabsichtigte Zweck insbesonders eine grössere 

*) Der Vertreter des Handels-Ministeriums Herr Sectionsnith Charwat erklärte 
Id derComite-Sitzung vom 23. Jidi 180« über Ermächtigung von Seiti> Seiner ExceUenz 
dca Herrn Ilandcld -Ministers vonPlener, da«» da<iUandeU-MiniäteriamdeuiBe:M:hluä8e 
der Majorität dcd roiiiitc's beitrete. 



35 

Länge von Landungsstellen billiger, und ohne den Uebergang der Kaiser 
Ferdiuands-Nordbahn über die Donau zu erschweren, erreicht werden 
könne, wenn statt eines gegen Wien concaven Durchstiches neben dem 
bestehenden Donaubette ein neues, in der Gesammtheit gegen Wien con- 
vexes Donaubett gegraben wird, wie solches in der dem Minoritätsvotum 
beigelegten Flusskarte eingezeichnet erscheint. 

Wie man aus den eingezeichneten Linien flir das Hauptbett ersieht, 
soll nach diesem Projccte das neue Bett neben dem alten auf eine Länge 
von ungefähr 3.200 Klaftern in der Breite des Hauptstrombettes von 
1.000 Fuss neu gegraben werden. Das Comit6 vermag die Vortheile der 
von der Minorität beantragten neuen Trace des Donaulaufes nicht einzu- 
sehen, indem durch dieselbe, ohne die Nachtheile des gegenwärtigen 
Stromlaufes wesentlich zu beseitigen, sehr bedeutende Kosten hervor- 
gerufen werden würden. 

Die Vortheile eines durch die Bodenbeschaffenheit vorgezeichneten, 
mittelst des Durchstiches erzielten, natürlichen Laufes der Donau in 
Bezug auf ungehindertes Abführen des Wassers und des Eises würden 
mittelst der von der Minorität projectirten neuen Trace eben so wenig, 
als durch das bestehende Bett erzielt. Ebenso würde in der Länge und 
der Anordnung der Landungsplätze gegen jene an dem gegenwärtigen 
Laufe sich wenig ändern; denn nach dem Antrage der Minorität würden 
sich drei von einander getrennte Landungsstellen ergeben, nämlich links 
von dem Eisenbahndamm der Kaiser Ferdinands-Nordbahn von ungefähr 
800 Klaftern Länge, rechts von diesem Eisenbahndamm in der Länge von 
beiläufig 600 Klaftern, und links von der Stadlauer Brücke in einer Länge 
von beinahe 1.400 Klaftern, also zusammen ungefähr 2.800 Klaftern, da die 
Ufer rechts von der Stadlauer Brücke bis zur Canaleinmündung wegen 
ihrer Lage und des nöthigen Winterhafens nicht zu benützen sein werden. 
Diese Anordnung könnte aber namentlich in der Zukunft nicht 
genügen. Was den Uebergang der Kaiser Ferdinands-Nordbahn über die 
Donau anbelangt, so kann das Comit6, ohne auf die Erörterung dieser 
Frage einzugehen, welche später behandelt werden wird, schon jetzt 
bemerken, dass es in dieser Richtung kein Hindemiss für die Regulirung 
der Donau mittelst eines Durchstiches gefunden hat. 

Was aber die Kostenfrage betrifft, so vermag das Comit6 nicht 
einzusehen , wie sich eine so bedeutende Differenz der Kosten — das 
Minorität«votum spricht von 12 Millionen Gulden — zu Gunsten des 
Projectes der Minorität herausstellen soll. 

Die Minorität legt flir ihr Project keine Kostenberechnung vor, 
glaubt aber die enorme Differenz in der Bausnmme durch folgendes 
Raisonnement rechtfertigen zu können. Bei der Durchführung des Durch- 
stiches wird nicht nur der für denselben nöthige Grund einzulösen sein, 

3* 



36 

sondern das ganze zwischen dem Durchstiche nnd der alten Donau 
liegende Terrain von circa 1 Va Million Quadratklafter wird werthlos , und 
muss als fllr den Durchstich einzulösend angenommen werden. Da 
dieser ganze Grundcomplex mit Inbegriff des Durchstiches gegen 2 Mil- 
lionen Quadratklafter beträgt und die Quadratklafter zu 4 fl. angenommen 
wird^ so berechnet sich die Auslage ftir Grundeinlösnng für den Durch- 
stich mit 2,000.000 x 4 = 8 Millionen Gulden , während die Auslage nach 
dem Minoritätsvotum nur auf 500.000 x 4 = 2 Millionen Gulden, also bei 
dieser Art der Berechnung allerdings um 6 Millionen Gulden billiger zu 
stehen käme. 

Die Minorität ist weiters der Ansicht, ohne jedoch ftir dieselbe 
irgend welche Begründung zu geben, dass die Kosten der technischen 
Ausftlhrung bei ihrem Projcctc sich um öVs Millionen niedriger, als bei i 
der Ausführung des Durchstiches herausstellen dürften , und dass über- 
dies zu Gunsten ihres Projectes 1 Million ftir die nach ihrer Ansicht von 
den Regierungs-Ingenieuren zu niedrig angesetzten Kosten ftir ausser- 
ordentliche Auslagen zuzurechnen sei. 

Es ist nun nicht einzusehen, warum bei der Ausftihrnng eines 
Durchstiches der ganze grosse Flächenraum von beiläufig ly« Million 
Quadratklaftem, welcher zwischen dem projectirten Durchstiche und der 
jetzigen Donau liegt, zu Lasten der Donauregulirung eingelöst werden 
soll; ebensowenig ist einzusehen, warum die Kosten der technischen 
Ausftlhrung beim Durchstiche, da doch nach beiden Projecten das recht- 
seitige kostspielige Ufer auf beinahe gleiche Länge neu herzustellen sein 
wird, sich um öy, Million erhöhen sollen. 

Die Kosten ftir ausserordentliche Auslagen aber kommen offenbar 
gar nicht in Betracht, da das Minoritätsvotum ftir ihr Projcct keinen 
Kostenttberschlag , also auch keine Totalsumme vorlegte, diese 
ausserordentlichen Kosten bei beiden Projecten vorkommen , und daher 
beim Vergleiche der vorzunehmenden Arbeit nicht zu berücksichti- 
gen sind. 

Die Kosten der Aushebung des neuen Bettes nach dem Minoritäts- 
votum dürften gegen jene ftir die Aushebung des Durchstiches keine so 
ausserordentliche Differenz ergeben , da die Fläche der Aushebung nach 
dem Mmoritätsvotum gegen 440.000 Quadratklafter, jene des Durch- 
stiches aber ungeftlhr 550.000 Quadratklafter beträgt. 

Eine bedeutende Auslage erwächst aber bei Ausftlhrung des 
Minoritäts-Projectes dadurch, dass nach Verlegung des Strombettes um 
seine ganze Breite, das gegenwärtige Hauptbett, wenn das Normalprofil 
hergestellt werden soll, zum Nebenbette wird, und daher bis auf die 
Höhe von 8 Fuss über die Nullwasscrhöhe auf eine Länge von ungeftlhr 
3.200 Klafter auszufüllen sein wird, wozu gegen 1 Million Kubikklafter 



37 

ans beträchtlicher Feme znznflihrendes Materiale zu verwenden wäre, 
and von welcher in dem Minoritätsvotum gar keine Erwähnung geschieht. 

Nach reiflicher Erwägung ist das Comiti zur Ueberzeugung gelangt, 
dass das Regulimngsproject der Minorität keine Vortheile gegen die 
Regulirung mittelst eines Durchstiches biete und den Zweck der Donau- 
regnlirung nur mangelhaft zu crftlllen vermag, deshalb auch nicht bean- 
tragt werden kann. 

Die nächste Aufgabe des Comitös war die Fesstellung des ent- CoDsnmtionsprofi] 
sprechenden Consumtionsproiils der Donau. ^®' Donau. 

Wie bereits oben gesagt wurde, hat das Comit^ das von den 
Experten beantragte zusammengesetzte Stromprofil einstimmig an- 
genommen. Nach diesem Profile erhält die Donau flir die gewöhnliche 
Wassermasse ein Normalbctt, an welches sich im freien Lande beiderseits 
ein um 8 Fuss höher gelegenes Bett für die Hochwasser anschliesst Bei 
Wien, von der Einmündung des Donaucanals an bis unterhalb der Stadlauer 
Eisenbahnbrücke aber, wo am rechten Ufer die Landungsplätze, die 
Eisenbahn geleise, Magazine etc. angebracht werden sollen, ist die Anlage 
eines solchen Bettes für Hochwasser nicht zulässig; in dieser Strecke 
muss daher am rechten Ufer das Bett für die gewöhnliche Wasserhöhe, 
am linken Ufer dagegen das Bett für die Hochwässer in seiner ganzen 
Ausdehnung liegen. 

Das rechte Ufer muss sogleich in einer Höhe über dem höchsten 
Wasserstande und in einer solchen Breite hergestellt werden, dass die 
Schiffahrts- und Eisenbahn-Anlagen wenigstens fttr die erste Zeit genügend 
Raum finden, und hier macht sich wieder der grosse Vortheil des Durch- 
stiches geltend , weil durch denselben ohne namhafte Verftlhrungskosten 
sogleich das nöthige Material ftlr die Aufschüttung gewonnen wird. 

Sexauer hat seinem Gutachten das Profil eines solchen Normal- 
bettes, welches auch von den anderen Experten als zweckmässig und 
nothwendig erkannt wurde, beigelegt, jedoch bemerkt, dass er die 
Dimensionen durch diese Skizze nicht fixirt haben wolle, sondern es den 
österreichischen Ingenieuren überlasse, dieselben nach der ihnen besser 
bekannten Oertlichkeit zu bestimmen. 

Zuerst wurde die Frage erörtert, ob die Donau in ihrem Laufe 
zwischen der Ein- und Ausmündung des Donaucanals mit Rücksicht auf 
Letzteren ein weniger weites Bett als oberhalb und unterhalb desselben 
erhalten solle, und in Uebereinstimmüng mit der Ansicht der Experten 
dahin beantwortet, dass, nachdem die Tiefe des Donaucauales kleiner, 
die Geschwindigkeit ungefähr die Hälfte jener im Hauptstrome ist, und 
die durch den Canal abgeftlhrtc Wassermenge bei gewöhnlichem Wasser- 
stande gegen die Wassermasse des Hauptstromes nur gering sei , eine 
Verengung des Donaubettes nicht nothwendig sei;, und das Normalbctt ftir 



d^m zaaastXL Lauf Atr I>^fuia vi)ii der ^nrfaebs bis» Fiö^'iiameiid ;£!ei<^h 

2rOMi4 .4<m 3t; IL 

We Rreite des Haoptbetta» för 3(^tiiel^ä**er witnie von der 
CommiiMioii d«> ifthres I *r/,» nach den äderen Ehixea voa Kadrüi&k} 
mit 1 .2r/J Foi« . von Pi^etti in seinem Prr.jecte fttr «iie Stre*!ke zwuehen 
der Em- and Ammfindan^ des DonanoanAb mit 1^> Klafter^ d. L 
10^ Fnai). angenommen. 

Aue Experten fanden, daj*s die in firälieren Zeiten an;renoaunene 
Breite von \z!S%} Fnjs zn ;ztom nnd die l'rsache der im Scrome sieh 
ablagernden Sandbänke ^i. .Sexaner radiet. die Breite de« Hauptbettes 
nieikt za groM . daftr da^ Xebenbett zn^ts^r aL« abäi^tnt ni'jcfaif ist. za 
maehen. 

Ha^en ertlrtert diese Fra» sehr ansfUirtielL Er ftthrt mehrere 
cremeaaene Breiten an der Di>naa an. welche sehr regehnääsi^n Strom- 
atreeken an^reh^ren. nnd alle Wy^f^ sresren 1 J») Fil» betra^ren : er rerdeicht 
^siA Qnellen^biet des Bheins mid seine Strombrerte mit jenem der Di>naB 
nnd findet, daüs die Donaa bei Wien nur eine Breite von 115 Elaftem. 
d. i. 60«> Fnss. erhalten «oUte ; Abemethj beantrag fOr das Hanptbett eine 
Breite Tön l.t»^ Fnss. 

Nach Erwä^mi;^ aller vorhandenen Daten und Umstände erkannte 
da8 Comite einstimmig die Breite Ton 1J>» Fnss ftr das Haaptbett der 
Donan bei Wien als die entsprechendste. 

Das Nebenbett fBr die Hi>ohwäS9er hat Sexaner mit miärefähr 
1.200 Fnss anj^enommen. während Abemethy aof eine zn grosd an> 
genommene Wassermenge fassend, eine Entfemnng der Dämme bis aof 
2.2(>') Fnss projertirte. Die Commission Ton ISM hat ftlr die gesammte 
Breite, Haapt- and Nebenbett 4*» Klafter, also 2.4<» Fnss festgesetzt, 
wonach das Nebenbett nach Abschlag der l.OOi) Fnss für das Haaptbett, 
eine Breite von 1 .l^Xj Fnss zn erhalten hätte. 

Da^ Comite hat sich in Bficksicht daranf , dass einerseits die Breite 
des Haaptbettes mit 1.(>X> Fass schon reicHTich bemessen ist, anderseits 
da.H Nebenbett jedenfalls eher eine za grosse, als zn kleine Breite erhalten 
soll, ffir die von der Commission des Jahres 1850 festgestellte Breite von 
1.4<J'> Fass entschieden. 

Das rechtsseitige Ufer and der linksseitige, das Nebenbett begren- 
zende Damm sind, in Uebereinstimmnng mit den Experten, 4 Fnss Über 
den hrjchsten Wasserstand, also 21 Fuss über Null herznstellen. 

Ein solches Normalprofil ist dem vorliegenden Berichte anter 
R«ta|c 7. Beilage 7 beigeschlossen. 
Anftfähning der Betreffend die Inangriffnahme und Durchfähmng der Regulimngs- 

f>r>nanrftgtiJirung»- a|^)citen muss vor Allem angefahrt werden, dass die Trace des projectirten 

künftigen Laufes der Donau an der Stndlauer Eisenbahnbrticke mit dem 



Arbeiten, 



39 

gegrenwärtigcn Laufe des Stromes zusammenfallt; an welcher Strecke 
daher, abgesehen von geringen Ufercorrectionen keine Veränderung vor- 
zunehmen ist 

Die ganze zu regulirende Stromstrecke von Nussdorf bisFischamend 
erhält dadurch eine natürliche Theilung, und das Comitö ist deshalb in 
Uebereinstimmung mit Sexauer. und den Regierungs-Ingenieureri der 
Ansicht , dass vorerst die Strecke von Nussdorf bis zur Stadlauer Brücke 
und die Herstellung des Durchstiches vorzunehmen sei, und erst nach 
Beendigung dieses Theiles der Donauregulirung die Herstellung der 
weiteren Strecke bis Fischamend in Angriff genommen werden könne. 

Die Herstellung des Durchstiches wäre von der Stadlauer Brücke 
angefangen stromaufv^ärts auszuführen, um während der Arbeit die Ab- 
führung von höheren Wasserständen aus dem gegrabenen Durchstiche 
bewerkstelligen zu können. Das bei der Ausführung des Durchstiches 
ausgehobene Material wäre vor Allem zur Herstellung der beiderseitigen 
Dämme zu verwenden, und nachdem der Durchstich sich in dem mit 
Dämmen bereits versehenen Inundationsgebiete befindet ^ so wird es 
leicht möglich sein, mittelst der neuen und der bestehenden Dämme, den 
in Angriff genommenen Durchstich stets vom Hochwasser abzuschliessen 
und ihn derart vor Ueberschwcmmungen während der Arbeit zu schützen. 

Die linksseitigen Dämme des Durchstiches sind aber nicht sogleich 
auf die ganze Normalhöhe aufzuführen, sondern auf diese erst dann zu 
bringen, wenn das neue Bett gänzlich durch den Strom geräumt ist. 

Ein Profil, nach welchem der Durchstich ausgehoben werden soll, 
haben die Experten nicht angegeben, Sexauer sagt nur, dass die Aus- 
hebung in der halben bis dreiviertel der Breite genügen dürfte, und in 
der Mitte des Durchstiches auf mindestens 6 Fuss und längs des rechten 
Ufers selbst bis 10 Fuss tief ausgegraben werden soll. 

Die Regierungs-Ingenieure des Comitös haben nach reiflicher Er- 
wägung ein solches Profil flir die Aushebung aufgestellt, welches vom 
Gomitö angenommen und beiliegendem Berichte unter Beilage 7 beigefügt 
wurde. 

Nach diesem Profile soll aus dem Durchstiche eine bedeutend 
grössere Materialmenge ausgehoben werden, als es sonst bei einem 
Durchstiche im freien Lande, und bei welchem der Unterschied zwischen 
der Länge des Durchstiches und jener des abzubauenden Stromes grösser 
ist, nöthig wäre. 

Theils zur Erzielung einer rascheren Ausbildung des künftigen 
Strombettes, theils in Rücksicht auf die sofortige Benützung des Durch- 
stiches nach seiner Vollendung durch die Schiffahrt, wurde für noth- 
wendig erachtet, den Durchstich sogleich auf seine ganze Breite von 
1.000 Fuss bis zum NuUwasserspicgel, und weiters am rechtsseitigen Ufer, 



40 

bis zu der in der Mitte auszuhebenden Cunette bis 2 Fnss unter dem 
Nullpuncte^ in der Mitte aber in einer Cunette von 360 Fuss Breite und 
einer Tiefe von 6 Fuss unter dem NuUpuncte auszuheben , überdies aber 
noch am rechten Ufer flir die Herstellung der Steinberme zur Ufer- 
yersicherung eine Cunette bis 10 Fuss unter dem NuUpuncte auszu- 
baggern. Die Aushebung hat dem Normalprofile entsprechend am 
rechten Ufer mit einer Böschung von 1:3, am linken Ufer mit 1 : 5 
zu geschehen. 

Wird die durchschnittliche Terrainhöhe über dem Nullwasserspiegel, 
welche auch der künftigen mittleren Wasserhöhe entspricht, mit 8 Fuss 
über Null angenommen, so zeigt die Berechnung des ausgehobenen 
Querschnittes des Durchstiches, dass die bewirkte Aushebung den 0.65 
Theil des künftigen Normalprofiles des Stromes fllr eine mittlere Wasser- 
höhe beträgt. Diese bedeutende Aushebung sichert nicht bloss die rasche 
vollständige, durch den Strom zu bewirkende Herstellung des Normal- 
profiles, sondern ermöglicht sofort die Schiffahrt nach Eröffnung des 
Durchstiches und das Landen am rechten Ufer, da sogleich nach Eröff- 
nung des Durchstiches selbst bei einem mittleren Wasserstande von 
4 Fuss über Null in der Mitte ein Fahrwasser von 10 Fuss , an der 
rechten Seite von 6 Fuss und an den Landungsstellen von 14 Fuss Tiefe 
sich vorfinden wird. Vor der Eröfihung des Durchstiches wäre bei 
Nussdorf das Normalprofil der Donau herzustellen. 

Es ist schon an einer anderen Stelle gesagt worden, dass in früherer 
Zeit, aus einseitigen falsch verstandenen Rücksichten für den Donaucanal, 
bei Nussdorf am linken Stromufer Treibsporen eingebaut wurden, welche 
den Strom von seinem natürlichen Laufe ablenken und bei mittlerem 
Wasserstande bis auf 80 Klafter verengen. Diese Strombauten, so wie 
ein Theil des Hubertus- Dammes, welcher den Strom bei Hochwasser auf 
eine Breite von 210 Klafter beschränkt, haben überdies den Nachtheil, 
dass sie bei Hochwasser den Fluss um 6 Fuss gegen den Wasserstand an 
der Brücke schwellen, hiedurch dem Donaucanalc eine zu grosse Wasser- 
masse zuftihren und die Stadt mit Ueberschwemmung bedrohen. 

Alle vier Experten, die Regierungs-Ingenieurc, die verschiedenen 
österreichischen Donauregulirungs-Projectanten , so wie das Comit6 
erkennen die Beseitigung dieser Wasserbauten, so weit sie das Normal- 
profil verändern, als unbedingt nothwendig, und sind der Ansicht, dass 
von der Kuchelau bis zum Durchstiche das auch ftlr den Durchstich 
festgestellte Normalprofil herzustellen sei. 

Die Entfernung dieser Einbauten so wie die Herstellung des 
künftigen rechten Ufers bei Nussdorf kann gleichzeitig mit den Arbeiten 
des Durchstiches vorgenommen werden, während der Einbau des linken 
Ufers bis zum Anschlüsse an den Durchstich beim Rollerhaufen erst nach 



41 

Eröffiinng des Durchstiches und selbst dann nur allmälig fortschreitend 
erfolgen kann, nm das Wasser nach und nach in seinen neuen Lauf zu 
lenken und iUr die erste Zeit noch einen Abfluss in das alte Bett zu 
ermöglichen. Die Abschliessung des alten Bettes darf überhaupt nicht zu 
froh geschehen^ und es wird gerathen sein, vorerst im linken Ufer eine 
Oefihung von 40 bis 50 Klaftern zu belassen, durch welche das Wasser 
in das alte Bett einströmen und das alte Flussbett gegen die bestehenden 
Brücken hin zur Verlandung bringen kann. 

Es ist nicht zu vermeiden , dass durch längere Zeit nach Eröfihung 
des Durchstiches das alte Bett noch mit Wasser bespült wird und die 
Verlandung nur langsam vor sich gehe. Im Eostenüberschlage wurde 
zwar auf eine künstliche Unterstützung der Verlandung, insbeson- 
dere durch Bepflanzung, Bücksicht genommen; doch lässt sich eine 
Ausfüllung des alten Gerinnes der grossen Kosten wegen nicht bean- 
tragen. 

Nach Herstellung des neuen Strombettes von Nussdorf bis zur 
Stadlaucr Brücke wäre die untere Stromstrecke bis Fischamcnd in Angriff 
zu nehmen. In dieser Strecke findet ein eigentlicher Durchstich nicht statt, 
da das neue Bett grösstentbeils in das bestehende oder in dessen Neben- 
arme fällt, und die Regulirung daher mehr durch eine Rectification der 
Flusstrace und Befestigung der Ufer als in der Art eines Durchstiches 
auszuführen sein wird. 

Es wird jedoch als zweckdienlich erachtet, dass, sobald das 
Regulirungsproject genehmigt ist, alle Corrections- und Erhaltungs- 
arbeiten in der unteren Strecke sogleich im Sinne der genehmigten Trace 
und des genehmigten Normalprofils vorgenommen werden. 

Im Programme ad V wurde bezüglich der Kaiser Ferdinands-Nord- Eisenbahnbrflekc d 
bahn die Bestinunung aufgenommen, dass bei der Ausmittluug des KaiBor-Fordmand 
künftigen Laufes der Donau darauf Rücksicht zu nehmen sei , dass die Nordbahn über di 
Kaiser Ferdinands-Nordbahn von ihrem jetzigen Wiener Bahnhofe in, 
nach den Anlageverhältnissen derselben noch zulässigen Steigungen und 
Krümmungen mittelst einer stabilen Brücke über die Donau geführt 
werden könne. 

Diese Bestimmung wurde aufgenommen, indem es nicht bloss in 
Rücksicht auf die ausserordentlichen Kosten, sondern auch der allge- 
meinen Verkehrsinteressen wegen nicht zulässig sei, den Wiener 
Bahnhof der Kaiser Ferdinands-Nordbahn zu verlegen, oder zu verrücken, 
oder seine Niveaulage zu verändern. Es war daher Aufgabe des Comit^s, 
zu untersuchen, ob dieser Bedingung des Programmes bei Annahme der 
von den Experten beantragten Trace mittelst eines Durchstiches entspro- 

• I 

eben werden kann. 



42 

Der Wiener Balmhof der Nonlbahn liegt 14* Fuss über dem NuU- 
pnncte der Donau. Die Bahn ttbersebreitet sogleich nach Austritt aus 
dem Bahnhofe die provisorische Brücke tlber das Eaiserwasser und hat 
in der Strecke bis zur provisorischen Brücke über die grosse Donau 
zuerst in einer Länge von 975« eine geringe Steigung von 1 : 3000 und 
vor der Brücke eine Steigung von 1 : 350. In der weiteren Strecke von 
der grossen Donaubrücke bis zum Bahnhofe in Floridsdorf hat die 
Bahn sogleich hinter der Brücke ein Gefälle von 1 : 450 und vor der 
Station eine Steigung von 1 : 600. Die Geleise der jetzigen grossen 
Brücke liegen 24 Fuss über dem Nullwasserspiegel. 

Die Bahn der Kaiser Ferdinauds-Nordbahn, in der ersten Zeit der 
Eisenbahnanlagen in Oesterreich erbaut, hat sehr günstige Niveau- und 
Richtungsverhältnisse; indem auf der Strecke von Wien nach Lundenburg 
nur vor der Donaubrücke die Steigung von 1 : 350, weiter aber bis Lun- 
denburg bloss Steigungen von 1 : 460 vorkommen, die weiteren Strecken 
der Hauptbahn der Gesellschaft aber nur an 17 Stellen eine Steigung 
von 1 : 200 bis 1 : 300 haben. 

Es muss daher im Interesse der Bahnanstalt gelegen sein, dass ihr 
nicht durch die aus Ursache der Erbauung der Eisenbahnbrücke über den 
künftigen Strom nothwendig werdende Verlegung der Bahn Betriebs- 
erschwemisse erwachsen. 

Die neue Brücke muss mit Rücksicht auf die Schiffahrt eine lichte 
Höhe von 29 Fuss über dem Nullpuncte erhalten, und da eine Con- 
structionshöhe von 3 Fuss bis zur Schienenhöhe nöthig ist, so werden 
die Schienengelcise auf der neuen Brücke 32 Fuss über Null, daher um 
17-5 Fuss höher als jene am Bahnhofe in Wien, und um 8 Fuss höher 
als die Schienen auf der jetzigen Donaubrücke liegen. 

Es unterliegt aber keinem Anstände, wie auch der Generalinspector 
der Kaiser Fcrdinands-Nordbahn, Herr Ritter von Eichler im Minoritäts- 
votum angibt, dass die Bahn vom Wiener Bahnhofe an, nach Ueber- 
schrcitung des Kaiserwassers auf der über dasselbe bestehenden Brücke 
nach links , dann in einem Bogen zurückkehrend senkrecht auf das 
künftige Strombett und weiter nach Floridsdorf derart geführt werde, dass 
bei dieser Bahnstrecke bloss sanfte Krümmungen von 250 bis 300 Klaftern 
Riidius und keine grössere Steigung als von 1 : 460 nöthig werden. 

Bei der definitiven Ausführung der vom Comitö beantragten künf- 
tigen Trace der Donau lassen sich daher die Bahn und die definitive 
Brücke der Kaiser Fcrdinands-Nordbahn so anlegen , dass die jetzigen 
günstigen Niveau- und Richtungsverhältnisse der Bahn erhalten werden. 
In der Ucbergangsperiode aber, nämlich von der Zeit an, wo der Durch- 
stich für die Schiffahrt eröffnet wird, bis zu der wenigstens zum grössten 
Theile erzielten Trockenlegung des alten Strombettes , wird eine provi- 



43 

sorische Bahnstrecke von der nenen bis znr jetzt bestehenden Donan- 
brtteke, zur Benützung letzterer während dieser Uebergangsperiode^ ge- 
legt werden müssen. 

Die neue Brücke wird über das Hauptbett eine Länge von 1.000 
Fuss und in ihrer Verlängerung über das Nebenbett ftlr Hochwasser eine 
Länge von weiteren 1,400 Fuss, also im Ganzen eine Länge von 2.400 
Fuss erhalten. 

Würde die neue Brücke gleich auf ihre ganze Länge von 2.400 Fuss 
definitiv und horizontal ausgeführt , dann bliebe als Verbindungsbahn 
zwischen der neuen und der alten Brücke nur eine Bahnlänge von bei- 
läufig 360 Fuss. 

Nachdem nun das Geleise der alten Brücke um 8 Fuss tiefer als 
das Geleise der neuen Brücke liegt, wäre eine Verbindung beider 
Brücken mit einer Bahn nicht möglich, ausser man würde die bestehende 
Brücke um 6 bis 7 Fuss erhöhen. 

Um daher eine für den Bahnbetrieb brauchbare Verbindung der 
beiden Brücken zu erhalten, müsste entweder die neue Brücke bloss 
über den Hauptstrom definitiv ausgeführt, die Verlängerung derselben 
aber über das Nebenbett, so wie diess die Staatseisenbahn- Gesellschaft 
bei der Stadlauer Brücke machen mnss, blos provisorisch hergestellt 
werden , oder es könnte gleich die ganze neue BrUcke , und zwar jene 
über den Hauptstrom vollständig, die Nebenbrückc für die Hochwässer 
aber beinahe in ihrer ganzen Länge definitiv, jedoch nur über dem Haupt- 
strom horizontal und von da an mit einem entsprechenden Gefalle herge- 
stellt werden. 

In beiden Fällen wird der Niveau -Unterschied der beiden Brücken 
auf eine Länge von 1.800 Fuss als Gefälle verthcilt werden können. 

Je nachdem dabei überdies eine theilweise noch vollkommen zu- 
lässige Erhöhung der alten Brücke vorgenommen oder eine solche unter- 
lassen wird, ergibt sich für dieses Verbindungsstück im ersten Falle 
ein Gefälle von 1 :350 bis 1 :400, im zweiten Falle aber ein Gefalle von 
1:225 und ein kurzes gegen 115 Klafter langes Bahnstück mit einer 
Krümmung von 200 Klaftern Halbmesser. 

Diese Bahnanlage erschiene aber selbst als bleibende Anlage aus- 
führbar, da viele ältere und die meisten neuen Bahnen mit Steigungen 
bis zu 1 : 100 und mit Krümmungen von 150 Klaftern Radius versehen 
sind. 

Umsomehr muss dieselbe daher als eine provisorische, lediglich für 
die Uebergangsperiode bestimmte , als vollkommen zulässig erkannt 
werden. 

Das Comitö glaubt nicht für die künftige definitive oder für eine 
anfällige provisorische Bahnlinie während der Uebergangsperiode ein 



44 

eigenes Projcct aasarbeiten zu sollen, nachdem es seinerzeit Aufgabe 
der Bahnanstalt sein wird und diese auch vor Allen in der Lage ist, ein 
Project zu verfassen, welches ihren Betriebsbedttrfnissen am besten ent- 
spricht. 

Das Comitä glaubt aber durch obige Erörterung der Frage nach- 
gewiesen zuhaben, dass eine Donauregulirung nach der bean- 
tragten Trace mit einem Durchstiche für die Kaiser Fer- 
dinands -Nordbahn keine solchen Hindernisse schaffe, 
welche die Erbauung einer definitiven Eisenbahnbrttcke 
und eine zweckmässige Führung der Bahn über den künf- 
tigen Stromlauf beirren könnten. 

Es ist allerdings nicht zu läugnen, dass, wenn das gegenwärtige 
Bett der Donau beibehalten würde, die Kaiser Ferdinands-Nordbahn bei 
dem Baue der definitiven Brücke in ihrer gegenwärtigen Situation am 
wenigsten beirrt würde; es ist aber nicht zu übersehen, dass die Bahn- 
anstalt vom Anfange ihres Bestandes an eine Verlegung des Donanbettes 
als mögliche Eventualität vor Augen haben musste, und deshalb wohl 
auch bis jetzt keine definitive Brücke gebaut hat 

Was den Zeitpnnct des Baues der definitiven Eisenbahnbrücke 
anbelangt, so erscheint es am zweckmässigsten, denselben gleichzeitig 
mit der Aushebung des Durchstiches zu beginnen, damit die Vollendung 
des Durchstiches nicht aufgehalten werde und nach derselben das 
Wasser der grossen Donau sogleich unter der neuen Brücke durchgeführt 
werden kann. 

Dass es zweckmässig ist, die neue Brücke sogleich für die Be- 
nützung der Eisenbahn und des Strassenfuhrwerkes, und zwar in neben- 
einanderliegenden Fahrbahnen herzustellen, bedarf keiner weiteren Be- 
gründung. 
Wiener Donaucanal. Bezüglich des Wiener Donaucanals wurde im Programme der 

Donauregulirung unter III die Bestimmung aufgenommen, dass nach 
Massgabe der auszuführenden Donauregulirungsarbeiten jene Arbeiten 
an dem Donaucanale aufzustellen sind, welche allenfalls nöthig werden 
könnten, um dem Canale ein schififbares Wasser zu sichern und ihn in 
Bezug auf Ueberschwemmungen unschädlich zu machen. 

Der Donaucanal ist, wie bereits früher gesagt wurde, ein natür- 
licher Arm der Donau, welcher bei Nussdorf vom Hauptstrome abzweigt, 
in einer mehrmals gekrümmten Linie zwischen der Leopoldstadt und der 
innem Stadt hindurchfliesst und am Ende der Freudenau in der Simme- 
ringer Haide wieder in den Hauptstrom mündet. 

Der Canal hat eine Länge von 7.396 Klaftern, d. i. über 700 Klafter 
mehr als die entsprechende Strecke der grossen Donau, ein Totalgef^lQ 
von 16' 6" 9'", also im Mittel 2-687 Zoll auf je 100 Klafter Länge. 



45 . 

Die Geschwindigkeit des Wassers im Canal ist bei kleinerem Was- 
serstande des geringen Gefälles , der Krümmungen nnd des verhältniss- 
mässig grossen benetzten Umfanges wegen beiläufig nur halb so gross, 
als jene in der grossen Denan. 

Die Breite des Canals war in früherer Zeit an den verschiedenen 
Stellen sehr verschieden, nnd erreichte an manchen Orten sogar 60 
Klafter. 

Seit 1818 aber, wo das Normalprofil auf 27 Klafter in der Höhe 
des Nullwasserspiegels festgesetzt wurde, sind die Ufer wiederholt regu- 
lirt und erhöht worden, aber selbst bis jetzt ist eine gleiche Breite längs 
des ganzen Laufes nicht hergestellt nnd wechselt am Nullwasserspiegel 
zwischen 23 und 29 Klafter, und der Abstand der Ufer von einander 
zwischen 33 und 44 Klafter. 

Der Canal nimmt in seinem Laufe das Dornbacher Wasser , den 
Alserbach und den Wienfluss auf, welche ihre Geschiebe in dem Canale 
ablegen. 

Die Tiefe des Canals varirt an den einzelnen Stellen ; sie ist un- 
mittelbar an der Einmündung zwischen 6 und 7 Fnss unter Null, ver- 
mindert sich aber in der Strecke oberhalb der Einmündung des Alser- 
baches auf 3' 9", wird in der untern Strecke grösser und beträgt bei der 
Ausmündung wieder 6 — 7 Schuh unter Null. 

Die relativen Tiefen im Hauptstrome und im Canale unmittelbar 
an der Einmündung und Ausmündung des Canals sind seit längerer Zeit 
sehr günstig. Bei der Einmündung hat der Strom eine Tiefe von 1 4 Fnss, 
welche gegen die Mitte desselben noch zunimmt , während der Canal, 
wie eben gesagt, unmittelbar an der Einmündung eine Tiefe von 6 bis 
7 Fnss hat ; bei der Ausmttndnng beträgt die Tiefe des Stromes noch 
mehr und nimmt rasch bis über 30 Fuss zu. 

Die bei Nussdorf angelegte Theilungsscheere und die am anderen 
Ufer eingebauten, den Strom verengenden Wasserbauten bringen die 
Einmündung des Canals bis nahezu an den Stromstrich des Hauptflusses. 
Dadurch wird dem Canal der Zufluss des Wassers gesichert, gleich- 
zeitig aber auch veranlasst, einerseits, Sass das Geschiebe der Donau in 
den Canal tritt, wo es sich dann wegen der geringeren Gt^sij^windigkeit 
des Wassers ablagert, und andererseits, dass bei Hochwasser zu viel 
Wasser in den Canal gelangt, welches an den Stellen mit noch niedri- 
gerem Ufer austritt und Ueberschwemmungcn verursacht. 

Durch die neue projectirte Trace der Donau mit einem Durchstiche 
wird an dem Donaucanale insofern eine Veränderung eintreten, als 
sich der Wasserspiegel vor der Mündung des Canals selbst bei mittlerem 
Wasserstande gegen 20 Zoll, bei Hochwasser aber wahrscheinlich noch 
mehr senken, der Stronistrich des Flusses sich von dem Theilungswerke 



'IM- 



46 

etwas entfernen wird, nnd bei der Ausmlindang des Ganais das rechte 
Stroraufcr von dem jetzigen etwas weiter weg zu liegen kommt, daher 
der Canal verlängert werden mnss. 

Die unmittelbare Folge davon wird aber sein , dass in den Donau- 
canal, und zwar insbesondere bei Hochwasser verhältnissmässig weniger 
Wasser einfliessen würde, dass aber auch durch die Entfernung des 
Stromstriches von der CanalmUndung in den Canal selbst weniger Ge- 
schiebe gelangen könnte. 

Die bei Hochwasser in den Canal gelangende geringere Wasser- 
menge , so wie die Abhaltung des Einfahrens von Sinkstoffen aus der 
Donau, könnte nur günstig auf die Erhaltung des Bettes nnd in Bezug 
auf Ueberschwemmungen einwirken ; es muss aber Vorsorge getroffen 
werden, dass dem Canale bei niederem Wasserstande der Donau so viel 
Wasser zugeführt werde , dass die Ruderschiffahrt und der Verkehr der 
kleinen Local-Dampfer, wenn solcher in der Folge noch bestehen sollte, 
stattßnden kann. 

Die Speisung des Canals kann aber auf zweierlei Art geschehen; 
entweder wird der Canal vom freien Strome durch Kammerschleussen 
abgesperrt, wobei er das fliessende Wasser verliert und seine Speisung 
nur durch Entleerung der Schleussenkanmiem erhält, oder er bleibt wie 
jetzt ein Seitenarm der Donau. 

Nachdem aber bei dem TotalgefSlle von über 16«/, Fuss die Anlage 
zweier Schleussenkammem nöthig würde, dadurch die Schiffahrt als 
solche eigentlich aufliören mtisste und nur eine sehr erschwerte Schiffs- 
bewegung entstehen würde, nachdem dadurch der Canal, besonders am 
oberen Theile gegen die Strassen der Stadt sehr tief zu liegen käme, und 
nachdem die Erhaltung des Canals als schiffbares Wasser in offener 
Verbindung mit der Donau möglich ist, hat das Comit6 diese Anordnung 
einstimmig als nicht entsprechend erachtet. 

Wird aber der Canal bei seiner Einmündung offen gelassen, so ist 
nicht zu vermeiden, dass das in denselben eingeführte Sinkmaterial nach 
und nach die Sohle des Canals erhöht und dadurch die Wassertiefe 
vermindert. 

Es ist aber nicht zu übersehen, dass der Canal auch durch die in 
ihn mündenden Bäche und den Wienfluss Geschiebe erhält, welches 
bisher immer mittelst Baggerung entfernt werden musste. 

Eine Ausbaggerung des Donaucanals muss daher unter allen 
Umständen so wie bisher, von Zeit zu Zeit stattfinden, und dieser Uebel- 
stand lässt sich nicht beseitigen. 

Die Höhe des Wasserstandes im Canal aber, auf welche es hier 
vorzüglich ankommt, hängt von mehreren Umständen ab. Sie kann 
vergrössert werden, wenn die Mündung des Canals der grösseren 



47 

Creschwindigkeit zunächst des Stromstriches näher gelegt wird, und 
diess war das Bestreben der frühereu Zeit. Sie wird aber auch ver- 
grössert, wenn die Sohle des Canals, namentlich in der oberen Strecke 
und dort, wo sie jetzt im Längenprofile des Canals «inen Rücken bildet, 
entsprechend tiefer gelegt wird. 

Durch diese Vertiefung der Canalsohle ist aber auch das unfehlbare 
Glitte! gegeben, selbst nach Entfernung der bei Nussdorf eingebauten 
Sporne und bei einer alliallig eintretenden Senkung des Wasserspiegels 
an der Scheere so viel Wasser in den Ganal einzuführen, als es flir 
nothwendig erachtet wird. 

Eine solche durch Baggerung zu bewirkende Vertiefung der Canal- 
sohle wurde bereits früher und auch bei dem Regulirungsprojecte Pasetti's 
beantragt und erscheint in jeder Beziehung nothwendig. 

Pasetti beantragte eine Vertiefung des Canals auf 6 Fuss unter 
Kull; der frühere Landes-Baudirector von Duras beantragte, ohne Bezug 
auf eine Donauregulirung, in seinem, auf Grund einer Conmiission im 
Jahre 1862 verfassten, am 6. Mai 1867 vorgelegten Projecte zur Reguli- 
rung des Donaucanals eine Vertiefung desselben auf 7 Fuss unter Null. 

Das Comite hat nach Erwägung aller Umstände, insbesondere unter 
Rücksichtnahme auf, wenn auch selten, eintretende sehr trockene Jahre, 
wo der Wasserspiegel des Canals mehr als 3 Fuss unter Null sinkt, sich 
für eine Vertiefung der Canalsohle, namentlich in der obem Strecke bis 
unter die Einmündung des Wienflusses, und zwar bis zu 8 Fuss unter 
Null ausgesprochen. Diese Tieferlegung der Canalsohle ist aber um so 
leichter ausführbar und der Erfolg ist um so gesicherter, als die Sohle 
des Canals, wie bereits oben gesagt wurde, bedeutend hoher liegt, als 
jene des Stromes an der Ein- und Ausmündung des Canals. 

Wünschenswerth bliebe noch eine Regulirung des Querprofils des 
Canals, welches, wie bereits gesagt, am Nullwasserspiegel zwischen 23 und 
29 Klafter varirt. Doch wird diese Regulirung als keine mit der Donau- 
regulirung im Zusammenhang stehende und dringende angesehen. Die 
von verschiedenen Seiten ausgesprochenen Bedenken, dass bei Her- 
stellung des Normalprofils der Donau bei Nussdorf der Donaucanal eine 
nicht genügende Wassermenge erhalten würde, entbehren daher, unter 
Voraussetzung einer entsprechenden Räumung des Canals, jeder Be- 
gründung; wohl aber ist mit Sicherheit anzunehmen, dass im gedachten 
Falle bei Hochwasser der Wasserspiegel im Canal nicht mehr so hoch 
wie bisher steigen kann. 

Sexauer und Abemcthy finden die Besorgniss, dass der Donaucanal 
nach Durchführung des Durchstiches an Wassermangel leiden könnte, 
unbegründet; Hagen und Tostain geben zu, dass man durch Vertiefung 
der Canalsohle einen befriedigenden Wasserlauf im Canale erzielen kann, 



48 

finden aber, dass dann die üferversichcrungen freigelegt und eine Ver- 
sicherung der Steindossirungen nöthig würde, was zwar richtig ist, 
jedoch nur geringe Kosten verursacht. 

Als eine in Folge der Donauregulirung am Canale vorzunehmende 
Arbeit ist femer dessen Verlängerung an der Ansmündung anzuführen, 
welche dadurch nöthig wird, dass das neue Bett der Donau an der Aus- 
mtindung des Canals von derselben etwas nach links abgezogen wird. 
Diese Verlängerung wird dadurch bewirkt, dass das jetzige rechte Ufer 
der Donau unterhalb der EinmUndung des Canals als rechtes Ufer des 
verlängerten Canals verbleibt, das linke Ufer aber durch Einbau eines 
Theilungswerkes, welches zugleich das rechte Ufer des neuen Winter- 
hafens bildet, hergestellt wird. 

Das Comitö ist in Anbetracht der vorstehend angeführten Erörterun- 
gen einstimmig der Ansicht, dass zur Erfüllung der im Pro- 
gramme mit III aufgestellten Bestimmung: „dass dem 
Donaucanale ein schiffbares Wasser zu sichern sei^, 
keine andern Arbeiten an dem Canale, als die Vertiefung 
seiner Sohle und die Verlängerung des Canals an seiner 
Ausmündung nöthig seien. 

Um über die zweite Bestimmung dieses Artikels des Programmes, 
nämlich: „den Canal in Bezug auf Ueberschwemmung unschädlich zu 
machen^ absprechen zu können, ist es nöthig, seinen früheren und den 
gegenwärtigen Znstand mit jenem nach der Durchführung der Donau- 
regulirung mittelst eines Durchstiches zu vergleichen. 

Der Donaucanal hatte als natürlicher Arm der Donau in seiner 
früheren Zeit ein höchst unregelmässigcs Bett; seine Einmündung war 
gegen die jetzige weiter unten befindlich und beinahe senkrecht auf den 
Lauf der Donau gelegen, er mündete in der Nähe der jetzigen Mündung 
des Kaiserwassers aus, hatte ein niedriges natürliches Ufer und eine sehr 
verschiedene Breite. 

Erst später wurden Regulirungsarbeiten am Canale vorgenommen. 
Im Laufe der Zeit wurde nämlich die Einmündung an die gegenwärtige 
Stelle verlegt, es wurden femer die Ufer erhöht, und auch die Aus- 
mündung des Canales wurde verlegt. 

Allein noch im Jahre 1818 hatte der Donaucanal an einzelnen 
Stellen eine Breite von 60 Klaftem und 7 bis 9 Fuss hohe Ufer, und noch 
im Jahre 1830 war die Einmündung des Canals höchst unzweckmässig 
situirt und vemachlässigt. Es ist daher kein Wunder, dass, nachdem 
die Donau einen verwilderten Lauf hatte, und die am Canale erbauten 
Stadtthcile sehr niedrig gelegen waren, an der Ausmündung des Canals 
Eisschoppungen eintraten, und bei starken Eisstauungen die Hochwässer 
um so leichter Ueberschwemroungen verursachten, als gleichzeitig Alles 



49 

aufgeboten ward, am die Einmündung des Canals so nahe als möglich 
an den Stromstrich zn bringen y was die Einflihrong von Eismassen and 
Hochwassern in den Canal erleichterte. 

Dieser Zastand hat sich seit dem Jahre 1830 wesentlich gebessert. 

Die CanalansmUndung wurde in einer Tangente an den Lauf des 
Hanptstromes verlegt, und letzterer an dieser Stelle so concentrirt, dass 
eine Eisschoppnng hier nicht mehr stattfinden kann ; auch das Gerinne 
des Stromes wurde bereits mehr zusammengefasst, und dadurch der 

■ 

Abgang des Eises erleichtert. Ausserdem wurde aber dem Canale eine 
gleichförmigere Breite gegeben und wurden die Ufer erhöht und ver- 
sichert , so dass, wie die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt hat, eine 
Eisanschoppung im Canale nicht mehr leicht vorkommen, jedenfalls aber 
deren Gefahr nach der Durchführung der Donauregulirung mit dem 
beantragten Durchstiche als vollkommen beseitigt angesehen werden kann. 

Mit Bttcksicht daher auf eine mögliche Eisstauung 
und die daraus entstehende Ueberschwemmung, wie dies 
im Jahre 1830 der Fall war, wären bei der Durchführung 
der Donauregulirung am Canale keinerlei Arbeiten nöthig. 
In Bezug auf Sommerhochwässer aber , wie sie, wenn auch nur 
vereinzelt und in Zwischenräumen von mehreren Decennien vorkommen, 
ist das Bett des Donaucanals und das Niveau der Strassen in den tiefer 
gelegenen Theilen der Leopoldstadt und Rossau noch nicht so regulirt, 
dass nicht durch den Canal eine partielle, wenn auch nur geringe Ueber- 
schwemmung stattfinden könnte. Im Jahre 1862, wo freilich das seit 
einem Jahrhunderte grösste Hochwasser stattfand, trat eine Ueber- 
schwemmung ein, welche nachstehend beschriebene Ausdehnung 
erreichte. 

Am rechten Ufer war das ganze Land, wenn die leicht zu beseiti- 
gende Mulde beim Gasometer am Erdberg ausser Acht gelassen wird, 
von der Augartenbrücke in der Rossau angefangen bis zur Ausmündung 
des Canals von Wasser nicht bespült; diese Strecke des rechten Ufers 
also und die anliegenden Strassendämme sind hoch genug, um eine 
Ueberflutbung aus dem Canale zu verhindern. Am linken Ufer war die 
Leopoldstadt von der Ferdinandsbrticke bis zur Franzensbrücke und 
weiter unterhalb bis zu den daselbst gelegenen Gebäuden vom Wasser 
frei, während die darüber hinaus liegende untere Strecke und der 
Prater mit Ausnahme der Hauptallee unter Wasser standen. 

In der Leopoldstadt erstreckte sich die Ueberschwemnmng auf den 
zwischen dem Donaucanale, der oberen Augartenstrasse und einer 
Strecke der Taborstrasse gelegenen Theil, wobei noch eine höher 
gelegene Fläche dieses überschwemmten Vorstadttheiles vom Wasser 
frei blieb. 

4 



50 

In der Bossan eretrcckle sich die Ueberschwemmung vom Canale 
bis Zur Porzellangasse nnd weiter oben, den Kirchenplatz frei lassend, 
hinter demselben bis znr Liechtensteinstrasse. 

Die Höhe des Wassers in der Leopoldstadt betrag aber bloss G Zoll, 
während in der Bossan das Wasser anf eine Höhe von V 6" bis 2' 6" 
stieg. Die grösstc Wasserhöhe fand aber, während der Angarten dnrch 
seine Dämme geschfitzt ganz vom Wasser frei war, in der Brigittenan 
statt, wo in den niedrigeren Theilen des Gelandeg eine Wasserhöhe von 
4 FvLBS, ja an einer Stelle sogar von 10 Fnss gemessen wnrde. 

Unter solchen Umständen ist es begreiflich, dass wiederholt das 
Projeet anftanchte; die CanaleinmQndnng so herzustellen, dass eine zeit- 
weise Sperrung des Canals bei Hochwasser möglich wird. 

Die Donanregulimngs-Commission vom Jahre 1850 beantragte eine 
Spermng des Canals an seiner Einmündung mittelst Stanschlenssen. 

Ebenso sprach sich die im Jahre 1862 zur Begulirung des Donau- 
canals zusammengesetzte Commission ftb- eine Sperrvorrichtnng am 
Canale aus, und der frfihere Baudirector von Duras legte in Folge dieses 
Beschlusses im Jahre 1867 ein Projeet fiir die Begulirung des Canals 
nnd ftir eine Sperrvorrichtung mittelst eines zu versenkenden Schiffes 
dem Ministerium vor. 

Seit dem Jahre 1862 hat sich der Zustand des Donaucanals neuer- 
dings gebessert. Diese den Ueberschwemmungen entgegen wirkenden 
Arbeiten geschahen in zweifacher Bichtung. 

Einerseits wurden bei der theilweisen BHumung des Canals gleich- 
zeitig die Ufer erhöht , andererseits aber, was noch wichtiger ist, die 
tiefer liegenden Strassen und das Niveau der neu erbauten Häuser in 
den überschwemmten Stadttheilen höher gelegt. 

Wurde nun die Donauregulirung mittelst des Durchstiches durch- 
geführt, die Canalsohle nach dem Antrage vertieft, und würden mit 
diesem Materiale die Ufer namentlich am oberen Theile bei der Brigittenan 
und am rechten Ufer genügend erhöht werden , wogegen kein Anstand 
obwaltet, so unterliegt es keinem Zweifel, dass die vom Canale bisher 
verursachten Uebersclrwemmungen, auch wenn derselbe an seiner 
Mündung offen bleibt, gänzlich beseitigt wären. 

Denn nach dem Ausspruche aller Experten, der Begierungs- und 
aller anderen Ingenieure wird der Wasserspiegel der Donau an der Ein- 
mündung bei Hochwasser sich senken , und wenn auch über das Mass 
dieser Senkung verschiedene, theilweise von einander abweichende 
Ansichten ausgesprochen wurden, so sind doch alle darin einig, dass die 
Senkung mehr als 12 Zoll betragen wird. 



51 

Da nun die Leopoldstadt im Jahre 1862 nur auf eine Höhe von 
6 Zoll überschwemmt war, so würde ein solches Hochwasser diese 
Vorstadt nicht mehr gefährden. 

Der obere Theil der Rossau und die Brigittenan lassen sich aber 
durch Dämme vollkommen gegen Ueberschwcmmungen durch den Donau- 
canal schützen. 

Ein Moment bleibt aber noch in Betracht zu ziehen, und dieses 
ist das Eindringen der Hochwässer in die der Ueberschwemmung aus- 
gesetzten Vorstädte durch die Unrathscanäle. 

Allerdings wird auch dieser Uebelstand in dem Maasse sich verrin- 
gern , als einerseits die Strassen gehoben und die neuen Häuser höher 
gestellt werden, und als andererseits in Folge der Donauregulirung der 
Wasserspiegel sich senken wird. Allein , wenn auöh die vorangefühiie 
Niveaucorrection der Vorstädte in neuerer Zeit rascher geschieht, als 
man es bei einer so schwierigen Baureform anzunehmen geneigt ist, so 
ist doch nicht zu verkennen, dass noch viele Jahre, ja selbst nach 
Beendigung der Donauregulirung noch mehrere Jahre verstreichen 
werden , ehe in dieser Beziehung allen Wünschen entsprochen sein wird. 

Soll daher für diese, wenn auch längere, doch immer nur als 
üebergangsperiode zu betrachtende Zeit eine Abhilfe geschaffen werden, 
dann bleibt nur übrig, entweder das Einmünden der Unrathscanäle in 
den Donaucanal zu beseitigen , indem man sie in einen Sanmielcanal 
längs des Donaucanals ableitet, oder den Donaucanal an seiner Ein- 
mündung mit einer Sperrvorrichtung zu versehen. 

Das erstere Mittel ist das vollkommenere , der Schiffahrt auf dem 
Canale entsprechendere , und dürfte auch früher oder später jedenfalls 
zur Ausführung kommen, ist jedoch mit bedeutenden Auslagen verbunden. 

Das andere Mittel ist billiger, erfordert aber ein reifes Studium 
seiner Anlage, um der Schiffahrt möglichst geringe Hindernisse zu bieten 
und eine solche Einrichtung zu schaffen, dass die Absperrung des Canals, 
der aus Sanitätsrücksichten niemals ohne Wasser sein darf, nur eine 
theilweise, lediglich zur Abhaltung ausserordentlicher Hochwässer be- 
stimmte, keineswegs aber eine vollständige sei. 

Sowohl für die Ableitung der Unrathscanäle als flir den Abschluss 
der Einmündung des Donaucanals liegen Projecte vor. 

Ministerialrath Ritter von Löhr hat ein Project zur Regulirung der 
Canalufer vorgelegt, nach welchem die Breite des Canals in der Höhe 
des Nullwasserspiegels mit der von der Stadterweiterungs-Commission 
vereinbarten Breite von 26 Klaftern eingehalten, und mit Ausnahme der 
zu verlegenden Canalstrecke das Uferbeschläge beibehalten, nach einem 
2 Klafter breiten Absätze aber eine Quaimauer auf die Höhe von 21 Fuss 
über Null aufgeführt werden soll. Die Quaimauem sollen am rechten Ufer 

4* 



52 

vom Alserbach bis znr Wienflnssmttiidimgy am linken Ufer von der Leopold- 
städter Beiterkaserne bis zur Eisenbahnkettenbrücke anfgcftihrt; ausser- 
dem aber eine Correetnr der Strecke von der Angartenbrttcke bis zum 
Kettensteg vorgenommen werden. Für eine Anlage von Sammeleanälen 
ist in dem Projeete vorgedacht; ein Kostenttberschlag fllr dieselben liegt 
aber dem Projeete nicht beL 

Die Kosten der Uferregulirung, welche im Bereiche der Stadt- 
erweitenings-Commission auszuführen wäre, werden mit 2,676.00011. 
berechnet; dabei wird jedoch bemerkt, dass durch die Begulirung der 
Canaltrace am linken Ufer Bauplätze von 9.000 Quadratklaftem im Werthe 
von mindestens einer Million Gulden gewonnen werden. 

Ein anderes ausführliches Project für die Canalregulirung liegt vom 
k. k. Eisenbahn-Inspector Fillunger vor. 

Dieses Project und der zugehörige Kostenüberschlag begreift die 
Baggerung, Ufererhöhung, theilweise Ausführung von Quaimauem, zu- 
sammen im Betrage von drei Millionen Gulden, und die Erbauung von 
Sammeleanälen mit einem Aufwände von 4,773.000 fl. in sich. 

Für den Abschluss der Canal-Einmündung hat Abemethy in seinem 
Donauregulirungs-Projecte einen Antrag gestellt, nach welchem ein 
doppelter Abschluss bezweckt wird. Es soll darnach der Canal mit einer 
Stauschleusse versehen werden, welche den Zweck hätte, selbst bei 
Hochwässern den Wasserstand im Donaucanale zu beschränken. Für die 
Einfahrt der Schiffe aus der Donau in den Donaucanal hingegen soll an 
einer unterhalb gelegenen Stelle des Stromes zwischen diesem und 
dem Donaucanale ein mit einer Kammerschleusse versehener Canal 
angelegt werden. 

Ein anderes Project zur Absperrung des Donaucanals wurde, wie 
bereits erwähnt, vom früheren Baudirector von Duras dem Ministerium 
vorgelegt. Nach demselben soll an der Einmündung des Canals eine 
im Lichten 25 Klafter messende Klause hergestellt werden, an deren 
senkrechten Falzen sich ein eisernes mit senkrechten Wänden versehenes 
Schiff anlegt, welches durch Füllung mit Wasser bis auf eine gewisse 
Tiefe versenkt und auf welche Art ein theilweiser Abschluss des Canals 
bewirkt werden kann. 

Sexauer beschränkt sich auf die Bemerkung, dass der Canal 
mittelst eme/r Stauschleusse verschliessbar hergestellt werden könnte. 

Hagen und Tostain sprechen sich in dieser Beziehung nicht aus. 

Pasetti beantragt keinen Abschluss des Donaucanals. Das Minori- 
tätsvotum spricht sich gegen eine Absperrung des Donaucanales aus und 
befürwortet die Anlage von Sammeleanälen. 

Das Comitö ist der Ansicht, dass zwar eine solche Uferregulirung 
and Anlage von Sammeleanälen , wie sie von Löhr und Fillunger und 



öS 

namentlich von Ersterem beantragt werden, wesentlich znr Verschönemng 
der Stadt beitragen , viele Vortheile bieten , nnd eine Absperrnng an der 
Einmündung des Canals onnöthig machen würden; das Comit6 glaubt 
aber die Frage als eine solche ansehen zn sollen, welche anabhängig von 
der Frage der Donaoregnlirong und im Einvernehmen mit der Stadt- 
erweiterungs-Commission und der Commune Wien in Verhandlung zu 
nehmen sei, und hält daflir, sich deshalb auch auf eine nähere Erörterung 
dieser Projecte nicht einlassen zu sollen. 

Um den Donaucanal nach Durchführung der Regulirung der Donau 
mittelst des Durchstiches schiffbar zu erhalten und das Eindringen der 
Hochwässer in die Canäle zu verhüten, ist, wie bereits oben gesagt, blos 
die Ausbaggerung der Canalsohle nöthig, und für die Zeit, wo die Unraths- 
und Sammelcanäle noch nicht gebaut, oder die zu niedrig liegenden 
Strassen der Leopoldstadt und der Rossau noch nicht erhöht sind , die 
Einmündung des Donaucanals so einzurichten, dass zur Zeit von beson- 
deren Hochwassern der Einlauf des Wassers in den Donaucanal be- 
schränkt wird. 

Aus diesem Grunde kann aber auch das Comitö den Antrag 
Abemethy's, nämlich die Anbringung von Stauschlcussen und Schleussen- 
kammem, nicht gut heissen, weil zu der Zeit, wo das Wasser in der 
Donau auf 10 Fuss über Null steigt, die Raderschiffahrt auf der Donau 
ohnehin aufhört, daher die Anlage einer Kammersehleusse nicht noth- 
wendig ist 

Als Absperrungsvorrichtung sind vorzüglich zwei Constructions- 
arten in's Auge zu fassen, nämlich entweder der Abschluss mittelst 
Schleussenthoren oder jener mit versenkten Schiffen nach dem Antrage 
von Duras. Beide Anordnungen, namentlich die letztere, welche sich 
wegen der Möglichkeit der Anlage grosser Oeffaungen empfiehlt, er- 
scheinen für die allerdings schwierigen Verhältnisse des Donaucanals 
ausführbar, erfordern aber ein genaues Studium der Erfordernisse der 
Schiffahrt und reifliche Erwägung der Detail- Anordnung. 

Das Gomitä ist auf eine nähere Prüfung des vom Baudirector Duras 
mit 384.000 fl. veranschlagten Projectes, sowie auf die Construction einer 
Absperrvorrichtung überhaupt nicht eingegangen, da dies die Aufgabe 
der künftig einzusetzenden Baucommission und der Bauleitung sein wird, 
hat aber in dem Eostenüberschlage eine so hohe Summe für dieses Bau- 
werk eingesetzt, dass mit derselben unter allen Umständen das Auslangen 
gefunden werden kann. 

Durch die Donauregulirung soll nach Art. IV des Programmes der Winterhafen. 
Anlage eines Winterhafens Rechnung getragen werden. 

In dieser Beziehung bietet das Donauregulirungs-Project mittelst 
Durchstiches grosse Vortheile, indem es möglich wird, mit sehr geringen 



54 

Kosten einen zweckmässigen und sehr geräomigen Winterhafen herzu- 
stellen. Nach Sexauer's und Abemetby's Antrage soll nämlich der 
Winterhafen in das Dreieck an der Ausmtindnng des Donaueanals 
zwischen diesem und dem Hauptstrome gelegt werden. 

Wie nun aus dem Donauregulirungsplane za ersehen ist , fallt der- 
selbe in das gegenwärtig bestehende und durch die Segulirung abzu- 
bauende Bett des Hanptstromes, bedarf also zn seiner Herstellung keiner 
namhaften Aushebung und wird grossentheils durch die an der Donau 
und dem Donaucanale herzustellenden Dämme gebildet. 

Für Herstellung des Winterhafens wurde deshalb auch kein 
besonderer Kostenanschlag aufgestellt ^ sondern die nöthigen Auslagen 
in die Kosten der Donauregulirung der zweiten Periode eingestellt Der 
Hafen kann gleich anfangs einen Flächenräum von 70 bis 100 Joch er- 
halten. Eine spätere Vergrösserung, die aber wohl lange nicht nöthig sein 
wird, ist sehr leicht anszuftihren. Sexauer und Abemethy beantragen eine 
freie Einfahrt in den Hafen. 

Ohne die Vor- oder Nachtheile einer mit Hafenthoren geschlossenen 
Anordnung zu erörtern, ist das Comit6 der Ansicht, dass die freie Einfahrt 
fllr die erste Anlage um so mehr entsprechen würde, als eine Schliessung 
des Hafens, wenn eine solche sich später als wünschenswerth heraus- 
stellen sollte, inuner noch auch nachträglich ohne namhaft erhöhte Kosten 
ausgeflihrt werden könnte. 
indungs-Canal Das Comit^ ist bezüglich des im Progranmie unter UI ausge- 

shen der Donau sprochenen Wunsches, dass der Donaucanal mittelst schiflFbarer Canäle 
dem Donau- ^^^ ^^j. grossen Donau verbunden werden solle , woftir auch Abemethy 

in seinem Projecte vorsorgte, der einstimmigen Ansicht, dass bei der 
Dnrchftlhrung der Donauregulirung mittelst des Durchstiches ein solches 
BedUrfniss nicht vorliege und dass durch Anlage solcher Canäle nur eine 
unnöthige Beeinträchtigung des Praters eintreten würde, 
^en für Militär- Die unter IX des Programmes angeführten Einrichtungen ftir das 

zwecke. Militär- Aerar lassen sich bei der Annahme der projectirten Donau- 

regulirung alle herstellen; es wird Sache einer Spccial-Commission sein, 
nach Durchführung der Stromregulirung die geeigneten Orte auszu-- 
mittein. 
en der Donau- Naofa Erörterung der einzelnen Momente der Donauregulirung hat 

ning bei Wien, das Comit6 nunmehr noch die wichtige Aufgabe, die aus der Durchfllhrung 

einer Donauregulirung erwachsenden Kosten zu ermitteln. 

Die Regierungs-Ingenieure hatten dem Comit6 mit ihrem bereits 
angeftihrten Gutachten einen approximativen Kostenüberschlag vorgelegt, 
nach welchem sich die Kosten der Regulirungsarbeiten und des Durch- 
stiches ftlr die Strecke von Nussdorf bis an die Stadlauer Eisenbahn- 
Brücke auf 12,162.931 fl. und jene ftir die untere Strecke von dieser 



65 

Brücke bis Fischamend auf 5,962.733 fl., also zusammen auf 18,125.664 fl. 
hcraustellten. 

Das Comitö, von der Ansicht geleitet, dass es nöthig sei, die Kosten 
so genau als thunlich aber auch so reichlich in Anschlag zu bringen, dass 
eine Uebersehreitung derselben bei der Ausfuhrung nicht eintritt, hat ein 
technisches Subcomit^ aus seiner Mitte beauftragt, im Einvernehmen mit 
den Regierungs - Ingenieuren den gedachten KostenUberschlag einer 
Revision zu unterziehen und einen im Sinne des Comit^'s aufgestellten 
Kostenüberschlag vorzulegen. 

Das Subcomit^ hat nun den obigen Kostenüberschlag ergänzt und 
mehrere Ansätze desselben erhöht. Es fand für nothwendig, dass gleich 
anfangs die Quaimauem an der grossen Donau von 400 Klaftern auf 800 
Klafter verlängert werden, wodurch sich eine Mehranslage von über eine 
halbe Million Gulden ergibt. 

Es fand femer die Kosten für die Nebenufer grösser, erhöhte viele 
Einheitspreise mit Rücksicht auf die gesteigerten Lohnsätze und Material- 
preise, nahm eine höhere Summe fUr die Grundeinlösung an, und stellte 
die Summe für die Bauleitung und fllr unvorhergesehene Arbeiten mit 
mehr als dem Doppelten in Rechnung. 

Nach diesem Präliminare, welches vom Comite angenommen wurde 
und dem Berichte unter 8 beiliegt, belaufen sich die Kosten fllr die erste Beilage 8. 
ungefähr 5 Jahre dauernde Bauperiode bezüglich der Strecke von 
Kuchelau bis zur Stadlauer Eisenbahnbrücke auf 14,028.792 fl. and mit 
einem Zuschlage für Bauleitung und unvorhergesehene Bauten von 
1,371.208 fl. auf 15,400.000 fl., femer die Kosten während der zweiten, 
einen nahezu gleichen Zeitraum voraussetzenden Bauperiode, für die Strecke 
von der Stadlauer Eisenbahnbrücke bis Fischamend 7,150.000 fl. und mit 
dem Zuschlage flir Bauleitung und unvorhergesehene Arbeiten von 
699.990 fl. auf 7,800.000 fl., also im Ganzen auf 23,200.000 fl. 

Werden nun zu dieser Summe die auf 600.000^ fl. veranschlagten 
Kosten der Ausbaggerung des Canals, und 800.000 fl. für die eventuellen 
Absperrungsbauten an der Mündung des Donaucanals hinzugerechnet, so 
ergibt sich die Totalsumme für die Donaureguliruug und die am Donau- 
canale vorzunehmenden Arbeiten mit 24,600.000 fl. ö. W. 

In der Bausumme von 23,200.000 fl. ö. W. flir die Donauregulirung 
sind bereits jene auf beiläufig 4 Millionen Gulden sich belaufenden Kosten 
inbegriflen, welche zur Grundeinlösung einer am rechten Ufer liegenden 
Fläche von 330.000 Quadratklaftern und zu deren Erhöhung und Pla- 
nirung über den höchsten Wasserstand mittelst Zuführung von mehr als 
1 Million Cubikklafter AutTÜUungs-Materiale aus dem Durchstiche noth- 
wendig sind. 






56 

Diese letztere Ausgabe kann jedoch nur als eine vorschnssweise 
gemachte betrachtet werden, da das in Rede stehende Terrain fUr die 
künftige Anlage der Landongs- nnd Lagerplätze, dann der Eisenbahn- 
geleise nnd Magazine bestimmt ist, folglich durch den seinerzeitigen 
Verkauf der mit Rücksicht auf den Schiffahrtsverkehr sehr werthyollen 
Plätze ein Erlös erzielt werden wird, der nicht nur jene Ausgabe voll- 
ständig wieder zurückerstattet, sondern auch noch einen namhaften Ueber- 
sehuss ergeben dürfte, welcher den Kosten der Donauregulirung zu 
Gute kommt. 

Die schUesslich sich herausstellenden Kosten der Regulirung der 
Donaustrecke zwischen Nussdorf und der Stadlauer Brücke, welche mit 
15,400.000 fl. veranschlagt wurden, werden sich daher voraussichtlich 
namhaft verringern. 

Man ist von tiiancher Seite zu gerne geneigt, zu meinen, dass diese 
bedeutenden Kosten der Donauregulirung insbesondere der Aushebung 
des Durchstiches zuzuschreiben sind. 

In dieser Beziehung kann das Comitö nicht umhin, zu bemerken, 
dass die Kosten der Aushebung des Durchstiches nicht 2^1^ Millionen 
betragen, und dass vielmehr der grösste Theil der ausgewiesenen Kosten 
wie bei jeder rationell durchgeftihrten den Bedürfnissen entsprechenden 
Donauregulirung durch die vielen und grossartigen Bauten verursacht wird. 
Um die bedeutenden Kosten einer Donauregulirung überhaupt zu 
illustriren, nicht aber, um Pasetti's Project als eine mögliche Parallele 
hinzustellen, wird nachstehend ein Vergleich der Kosten der Donau- 
regulirung nach den beiden Projecten, nämlich jenem des Comit^'s und 
dem Pasetti'schen aufgestellt. 

Nach dem von Pasetti im Jahre 1859 aufgestellten Kostenüber- 
schlage betragen die Kosten 10,730.000 fl., und wenn die für die Aus- 
baggerung des Donaucanals eingestellte Summe von 559.588 fl. abge- 
zogen wird, 10,170.412 fl. 

Von diesen Kosten sind aber jene für einige von Pasetti beantragten 

üferschutzwerke, welche in der Zwischenzeit theils bereits erbaut, theils 

als entbehrlich befunden wurden, im Betrage von 1,323.588 fl. in Abzug 

zu bringen, anderseits aber sind unerlässliche Auslagen zuzurechnen. 

Diese Ausgaben sind: 

Für die Beseitigung der bei Nussdorf eingebauten Wasserbauten, 

wie im Ueberschlage des Comitö's 741.600 fl. 

Dammherstellungen am linken Ufer 157.500 „ 

Herstellungen der Quais, wie im Projecte des Comitö's 1,120.000 „ 
Die Dammherstellungen von der Stadlauer Brücke bis 
Fischamend .1,434.898 „ 

3,453.998 fl. 



57 

3,453.998 fl. 

Für Grundeinlösung fttr die projectirte Verbindung 
des Verkehrshafens mit dem Donancanale, für Dämme und 

Landungsstellen am Verkehrshafen 724.370 „ 

zusammen . 4; 178.368 fl. 

Werden die obigen in Abfall kommenden Auslagen pr. 1,323.588 „ 
abgezogen, so bleibt die Mehranslage von 2,854.780 fl. 

Diese Summe zu der im Eostenüberschlage ausgewiesenen von 
10,170.412 fl. zugerechnet, gibt fbr die Gesammtkosten der Donau- 
regnlirung nach Pasetti's Project die Summe von 13,025.192 fl., welche 
gegen die vom Comitö ausgewiesenen Kosten pr. 23,200.000 fl. die aller- 
dings noch bedeutende Differenz von circa 10 Millionen Gulden aufweiset. 

Zieht man aber in Erwägung, dass der Ueberschlag Pasetti'snoch im 
Jahre 1859 zum Theile mit billigen Einheitssätzen verfasst wnrde, dass in 
diesem Ueberschlage fbr die Bauleitung und unvorhergesehene Arbeiten 
blos 343.898 fl. 26 kr. in dem Ueberschlage des Comitö's aber ein Betrag 
von 2,071.198 fl. aufgenommen wurde, dass endlich nach dem Antrage 
des Comit6's die Auslage fttr die Bildung eines über dem höchsten Was- 
serspiegel an den Landungsstellen gelegenen Terrains von circa 4 Mil- 
lionen Gulden nur als eine vorschussweise angesehen werden muss, 
welche mit einem Ueberschusse zurückerstattet wird, so stellt sich 
heraus, dass diese Differenz keineswegs so bedeutend ist, als diess auf 
den ersten Blick den Anschein gewinnt. 

Es ist also klar, dass die Regulirung der Donau überhaupt, und 
nach was immer für einem Projecte ausgeführt, grosse Summen erheische., 

Die Differenz der Kosten, welche einem vollkommenen Project 
gegenüber einem ungenügenden anhaften, sind jedoch im Vergleiche zur 
nothwendigen Gesammtauslage und zu dem angestrebten wichtigen 
Zwecke nicht von der Bedeutung, um bei der Entschliessung über das 
zu genehmigende Project massgebend in die Wagschale fallen zu können, 
und das Comitö glaubt sich in dieser Richtung jeder weiteren Begründung 
enthalten zu dürfen. 

Die Frage kann daher nur die sein, ob überhaupt eine so grosse Nothwendigkei 
Auslage für die Regulirung der Donau bei Wien gerechtfertigt oder und Bedeutung c 
unerlässlich sei. Man sollte nun glauben, dass heute, wo Oesterreich alle Donauregulirang 1 
Anstrengungen macht, um das zur Schädigung seiner Wohlfahrt auf volks- *®^ ^" . ^ ^ 
wirthschaftlichem Gebiete Versäumte nachzuholen, wo von den Stener- 
zahlenden ausserordentliche Opfer gebracht werden, um die Communi- 
cationsanstalten, die Basis jedes Volkswohlstandes, zu entiviekehi und zu 
vermehren, diese Frage, welche die Hauptverkehrsader von Oesterreich dem 
Handel und der Industrie dienstbar machen soll, als gelöst und keiner wei- 
eren Begründung bedürftig betrachtet werden kann. Wenn man aber zurück- 



58 

blickt und beschämt eingestehen mass, dass seit einem halben Jahrhundert 
über die Frage der Donanregulirungbei Wien verhandelt und commissionirt 
wurde, ohne ein anderes Resultat als das eines schätzbaren Materials für 
die Archive erreicht zu haben ; — wenn man constatiren muss, dass, so 
unglaublich es klingt, noch heute der Lauf eines Stromes von der Bedeu- 
tung der Donau in der Kähe der Grossstadt Wien nicht fixirt, sondern 
der zufälligen Einwirkung der Elemente und dem Belieben der jeweiligen 
Strom-Ingenieure preisgegeben ist , dass nach Meilen messende Strecken 
Landes und die Stadt Wien stets durch Ueberschwemmungen bedroht sind; 
— wenn ein solcher Zustand ungeachtet beständiger Klagen und Hilferufe 
der bedrängten Stadt und des Landes bis heute fortdauern konnte, — dann 
ist die, wenn auch vielleicht nicht gerechtfertigter Maassen, vorhandene 
Bcsorgniss zu entschuldigen, dass auch diesmal die Arbeit der Donau - 
regulirungs-Conmiission, welche speciell aus Anlass der Ucberschwem- 
mung des Jahres 1862 zusammen berufen wurde, im Sande verlaufen, 
und zu den Acten gelegt werden wird. 

Darum mag es entschuldigt werden, wenn das Comit6 fär die gleich- 
wohl in die Augen springende Nothwendigkeit der Begulirung der Donau 
nach seinem Projecte, welche allenfalls noch vor 30 Jahren bezweifelt 
und nicht als so ausserordentlich dringend discutirt werden konnte, noch 
einige Worte der Begründung beifügt. 

Es ist eine allseitig erkannte, durch die Erfahrung bestätigte That- 
sache^ dass eine Wasserstrasse von der Bedeutung wie die der Donau, 
trotz aller Eisenbahnen immer die wichtigste Verkehrsader bildet, und 
überall, wo sie dem Verkehre dienstbar gemacht, und Umschlagsorte wie 
Wien dem Bedürfnisse entsprechend eingerichtet wurden, eine früher nie 
geahnte Verkehrsentwicklung zur Folge hatte. 

Wien ist durch seine geographische Lage, durch das Eisenbahnnetz 
Oesterreich's und überhaupt durch seine dem Handel günstigen Umstände 
berufen, den ersten Rang unter den Donauhandelsstädten einzunehmen ; 
der verwilderte Zustand der Donau bei Wien macht aber einen Auf- 
schwung in dieser Beziehung unmöglich. 

An den höchst ungenügenden und theuren Stapelplätzen in Wien 
hat sich die Frachtenbewegung im Jahre 1867 gegen jene im Jahre 1861, 
wo doch ein bedeutender Getreide-Export stattfand, von 4,600.000 
Centnem auf nahezu 10,000.000 Centner gehoben, während der SchiflF- 
fahrtsvcrkehr von Pest beinahe 19,000.000 Centner betrug. Diese Ziflfem 
können zwar keine absoluten Anhaltspuncte bieten ; denn welche Fracht- 
bewegung hätte stattgefunden, wenn der natürliche Umschlagsort Wien, 
der Sitz der Geschäftswelt und der Capitalien, schon seit einer Reihe 
von Jahren einen brauchbaren Schiffahrts- und Stapelplatz besessen 
hätte? 



69 

Diese Ziffern beweisen aber zweierlei, fürs Erste, dass Wien in 
gedachtem Verkehre von dem in der Schiffahrtsanlage begünstigten Pest 
schon jetzt nm das Doppelte überflügelt wird, und andererseits, dass 
trotz der Hindemisse, welche die Schiffahrt bei Wien findet, der Schiff- 
fahrtsverkehr in 6 Jahren nm 217 Percent zugenommen hat. 

Sind Städte, die im Vergleiche zu Wien im Ganzen doch als klein 
zu gelten haben, durch die Ausbeutung ihrer Lage an einem Weltstrome 
zu einer unverhältnissmässig bedeutenden Entwicklung ihres Verkehrs- 
lebens gelangt, in welch' grossartigerem Massstabe muss ein solcher 
Aufschwung nicht mit den geistigen und materiellen Mitteln der Metropole 
geUngcn ! 

Ein greifbares Bild von der möglichen Zunahme der Schiffahrt 
und des Entstehens der durch dieselbe bedingten grossen Landungs-, 
Lade- und Magazinsplätze kann in der Entwicklung der Eisenbahnen in 
den letzten Jahren gefunden werden. 

Welche colossalen Anlagen entstanden blos bei Wien flir diese 
Eisenstrassen. 

Jetzt schon nehmen ihre Bahnhöfe eine Fläche von 300 Joch mit 
über 15 Meilen Geleislänge ein, und in nächster Zeit kommen zwei neue 
bedeutende Bahnhöfe hinzu! Und man könnte den Antrag des Comitös 
auf Herstellung der Landungsplätze und Eisenbahnanlagen in einer Länge 
von 3.000 Klaftern, welche im Zusanmienhange und in brauchbarer Form 
doch nur mittelst des Durchstiches erreicht werden können, ftlr zu weit 
gehend ansehen? 

Ist es zu rechtfertigen , dass bei der Lage Wien's am Ufer des 
Donaustromes, diesem natürlichen Knotenpuncte aller Communication, 
wo Schiffahrt und Eisenbahnen ihre gemeinsamen Verkehrsgeschäfte zu 
machen haben , eine Bahnanstalt ftlr ihren Verkehr nach Norden und 
Südosten auf der Höhe des Wiener Berges ihren Frachtenbahnhof zu 
erbauen gezwungen ist, zu welchem die Güter den Berg hinan transportirt 
werden müssen, um dann auf der Eisenstrasse wieder bergab über 
die Donau gebracht zu werden, blos, weil das Weichbild der Stadt längs 
der Donau Ueberschwemmungen ausgesetzt, jeder Benützung entzogen 
ist, und wegen der Unsicherheit des künftigen Laufes der Donau jede 
Anlage in der Nähe derselben unmöglich wird? 

Ein neues Bahnunternehmen wurde concessionirt, welches von 
Wien nach Norden bauen soll; so lange aber der künftige Lauf der 
Donau nicht bestimmt und ihr Bett nicht geregelt ist, kann die Bahn von 
Wien aus gar nicht gebaut werden, da ein Uebergang über die Donau 
in ihrem gegenwärtigen Zustande mittelst einer neuen provisorischen 
Ueberbrtiekung wegen der Ueberschwemmungsgefahr für Wien geradezu 
unzulässig erscheint 



60 

Zwei Gesellschaften sind eben ftir die Errichtang von Lagerhäusern 
in Wien in der Bildung begriflfen; wo sollen aber diese gebaut werden, 
so lange der Lauf des Stromes nicht fixirt ist? 

Wenn aber schon heute das Bedttriniss nach grossen Landungs- 
plätzen, nach vor üeberschwemmungen gesicherten Lager- und Magazins- 
plätzen und Eisenbahn-Anlagen so grell hervortritt, wie wird sich dieses 
Bedttrfniss nach 50 Jahren gestalten? Und ist es zu viel verlangt, dass 
man schon gegenwärtig bei Feststellung der Donauregulinmg dieses 
Bedttrfniss im Auge habe, um so mehr, als in der Regel derartige Be- 
rechnungen von der Wirklichkeit weit überholt werden ? Wenn aber schon 
die Anforderungen der Schiffahrt und der Conununicationsanstalten 
überhaupt eine gründliche Abhilfe dringend und gebieterisch erheischen, 
könnte es gerechtfertigt werden, wenn zur Vermeidung, oder besser gesagt, 
zur blossen Hinausschiebung einer in jedem Falle unvermeidlichen, später 
aber nur noch grösseren Ausgabe die Hauptstadt des Reiches und das frucht- 
barste Land den Verwüstungen des Stromes fortan preisgegeben werden? 

Ist es nicht beklagenswerth, dass die Industrie ihre Stätte in den 
südlichen und südwestlichen Stadttheilen aufschlagen und die Stadt ihre 
Vergrösserung in dieser unnatürlichen Richtung suchen muss, anstatt an 
dem herrlichen und den Verkehr an seinen Ufern concentrirenden Strome 
sich zu entwickeln, und dort ein neues, eigenthümliches, das Ueber- 
ge wicht Wien's auch in der fraglichen Beziehung sicherndes, grossartiges 
Leben zu gestalten, nur weil seit 50 Jahren kein BescUuss über den 
definitiven Lauf der Donau gefasst werden konnte, das Inundations- 
gebiet des verwilderten Stromes jede Industrie von sich scheucht und 
eine Annäherung unmöglich macht? 

Es ist ohne Beispiel, dass eine Stadt von der Bedeutung Wien's 
noch heute in einem Zustande sich befindet, womach sie, alljährlich vor 
einer Ueberschwemmung zitternd, vor ihren Thoren ein der Inundation 
ausgesetztes Land hat, abgeschnitten von der Hauptverkehrsstrasse der 
Donau, gefährdet durch die leichte Zerstörbarkeit der provisorischen 
hölzernen Brücken in ihrer Communication mit dem Norden der Monarchie, 
beschränkt in allen Unternehmungen und, was noch schlimmer, gelähmt 
ist in ihren Entwürfen ftir die Wohlfahrt und den Handel durch die stete 
Erwartung einer Abhilfe, die immer erhofft, auch versprochen, aber 
bisher nicht geleistet wurde ! 

Ein solcher Zustand ist nicht haltbar. Hochherzig hat unser Alier- 
gnädigster Monarch die Initiative einer sofortigen Aenderung desselben 
ergriffen. 

Das Comitö, welches hier zunächst nur die volkswirthschaftliche 
Seite der in Rede stehenden Angelegenheit erörterte, ohne anderer 
gleichfalls in Betracht zu ziehenden Momente, wie des sanitätlichen, 



61 

strategischen^ mit ähnlicher Ausführlichkeit zu gedenken^ hegt die 
zuversichtliche Hoffnung, vertrauend auf den Geist der Zeit, auf die 
Einsicht und Opferwilligkeit der Interessenten, und auf die Thatkraft 
der diesen Mahnruf würdigenden Regierung, dass die Auslage von 24 
Millionen Gulden, die sich durch die zu verkaufenden werthvollen Gründe 
jedenfalls weit unter 20 Millionen stellen wird, und welche sich überdiess 
auf 10 Jahre vertheilt, kein Hindemiss für die Beseitigung solcher 
schreienden Uebelstände sein kann. 

Eigentlich handelt es sich nur um die Bedeckung der Kosten von 
15,400.000 fl. der ersten fünf Jahre in Anspruch nehmenden Bauperiode, 
mit jährlichen 3,080.000 fl., da in der zweiten Bauperiode bereits die für 
Grundverkauf eingeflossenen Gelder zur Disposition stehen werden. 
Sollten auch diese Auslagen für den gegenwärtigen Stand der Finanzen 
unerschwinglich sein, so bleibt noch das Mittel einer unter der 
Garantie der Interessenten aufzunehmenden Anleihe, welche bei einem 
emittirten Betrage von 17 Millionen, z. B. in 30 Jahren amortisirt, für alle 
Interessenten zusammen genommen blos eine jährliche Belastung von 
1,105.874 fl. zur Folge hätte. 

Das Comit6 kann bereits wenigstens auf einen Erfolg ihres Be- 
strebens, die Erbauung der ersten stabilen Brücke in Wien bei Stadlau, 
hinweisen und hegt auch die volle Zuversicht, dass seine mit Gewissen- 
haftigkeit gemachten Studien über die Donauregulirung nicht verloren 
und von practischem Erfolge gekrönt sein werden, und stellt, seinen 
Bericht resumirend, folgende Anträge : 

1. Die ganze Strecke des Donaulaufes von der Kuchelau bei Nuss- 
dorf bis Fischamend ist nach einem einheitlichen Plane zu reguliren. 

2. Mit Ausnahme des Wiener Donaucanals, welcher als ein natürlicher 
Stromarm der Donau erhalten werden soll, sind alle Nebenarme abzu- 
bauen und ist das Wasser der Donau in einem Normalbett zu concentriren. 

3. Der Lauf der Donau soll nach der auf beiliegendem Plane ein- 
gezeichneten, von den Experten Sexauer und Abemethy in Antrag 
gebrachten und von Tostain für den Fall der Annahme eines Durchstiches, 
als die zweckmässigste erkannten Trace, welche den Strom in seinen 
natürlichen Lauf zurückbringt, die Ueberschwemmungsgefahr für Wien 
am gründlichsten behebt, und den Bedürfnissen des Handels und Verkehrs 
und der Entwicklung Wien's am besten zu genügen vermag, von Nuss- 
dorf bis unterhalb der Stadlauer Eisenbahnbrücke in einer schwach 
gekrümmten concav geführten Linie hergestellt werden. 

4. Der Strom soll in der ganzen Länge der zu regulirenden Strecke 
ein und dasselbe, dem Berichte beiliegende Consumtionsprofil des 
Strombettes erhalten. Das Strombett ist aus zwei Theilen zusammen- 
gesetzt, das Eine für die gewöhnlichen Wasserstände, das Andere für 



62 

die Hochwasser, und zwar letzteres mittelst in entsprechender Entfernung 
von den Ufern des Hauptbettes ausgeführter Dämme. 

5. Die Breite des Hauptbettes für mittlere Wasserstände ist 1.000 
Fuss, die Breite des Nebenbettes 1.400 Fuss; in der Strecke von Nuss- 
dorf bis unterhalb der Stadlauer Brücke ist das ganze Nebenbett an das 
linke Ufer zu verlegen. Der Damm am linken Ufer ist erst nach voller 
Thätigkeit des Durchstiches allmälig auf seine volle Höhe zu bringen. 

6. Die bei Nussdorf in früherer Zeit eingebauten Sporen und ein 
Theil des Hubert'schen Dammes sind bis auf die Tiefe und Breite des 
Normalprofils zu beseitigen. 

7. Der Wiener Donaucanal ist als fliessender Seitenarm der Donau 
zu belassen, jedoch durch Ausbaggerung namentlich an seinem oberen 
Theile bis auf 8 Fuss unter dem Nullwasserspiegel zu vertiefen. 

In sofeme nicht die Anlage vonSammel-Unrathscanälen beschlossen 
wird, ist der Donaucanal an seiner Einmündung mit einer Abschluss- 
Vorrichtung zu versehen, mittelst welcher bei ausserordentlichem Hoch- 
wasser der Einlauf des Wassers in denselben beschränkt werden kann. 

8. Der Winterhafen ist zwischen dem Hauptstrome und der Aus- 
niündung des Donaucanales vorläufig mit offener Einfahrt herzustellen. 

9. Bei Genehmigung des vorliegenden Projectes der Donaureguli- 
rung erscheint eine weitere Verbindung des Donaucanals mit der Donau 
nicht nothwendig. 

10. Die Ausführung der Donauregulirung hat mit der oberen 
Strecke von der Kuchelau bis zur Stadlauer Eisenbahnbrücke zu beginnen. 

Die Regulirung der weiteren Strecke kann nach Ablauf der ersten, 
ungefähr fünf Jahre dauernden Bauperiode vorgenommen werden. Die an 
der unteren Donaustrecke während der ersten Bauperiode vorkommenden 
Erhaltungsarbeiten sollen gleich im Sinne des Regulirungsprojectes aus- 
geführt werden. 

11. Für die Durchführung der Donauregulirung wäre eine eigene 
Commission zu ernennen, welche mit den Vertretern der Central stellen, 
des Landes, der Stadt Wien und bewährter Privat-Ingenieure zu verstärken, 
und unmittelbar unter das Ministerium des Innern zu stellen wäre. 

12. Das Comit^ stellt schliesslich den dringenden Antrag, dass die 
Durchführung der Donauregulirung mit der grössten Beschleunigung in 
Angriff genommen werde. 

Wien, am 23. Juli 1868. 

Das Comite der DoDauregulirangs-Commission : 

Freiherr v. Scholl m. p. W. Engerth m. p. 

Generalmajor, Berichterstatter, 

als Obiuann. 



63 



l^r^ 







fiir die 




g'ulirung* der Donau nächst Wien. 



65 



I. 

Der Oegenstniid des festzuselzendcn Donauregiilirungsprojectes ist BcEcielimmg: der a 
die Rcgulirung der Donaustrecke bei Wien von der Kuchelau bis Fischa- i^ffiilirendcn Dona 
mend, wobei selbstverständlich auf eine zweckmässige Einströmung der ***^®® ®' 

innerhalb dieser Strecke in die Donau mtlndenden Gewässer Bedacht 
genommen werden soll. 

Es wird jedoch als wUnschenswcrth erkannt, dass die Regulirungs- 
arbeiten an der Donau auch oberhalb dieser Strecke von Krems bis zur 
Kuchelau, und unterhalb von Fischamend bis Theben in grösserem Umfange 
als bisher betrieben , insbesondere , dass die Hauptmoniente dieser 
Regnlirung als Anhaltspuncte für die femereu Kegulirungsarbeiten fixirt 
werden. 

Die Donauregulirung hat zum Hauptzwecke, den ganzen Strom in Hauptzweck 
ein Normalbett zusammen zu fassen, alle Nebenarme abzubauen, durcli derDonauregullrui] 
eine entsprechende Führung des Stromes und zweckmässige Uferbauten 
die Stadt Wien und das Nebenlaud der Donau vor Ueberschwenmmngen 
und schädlichen Seichwässern zu schlitzen, ferner die bisherigen SchitT- 
fahrtshindemisse zu beseitigen und die Herstellung einer solchen 
Wassers^rasse anzustreben , als sie für die gegenwärtigen auf dem 
Strome verkehrenden Dampf- und Ruderschiffe grössten Tiefganges im 
befrachteten Zustande erforderlich ist. 

ui. 

Nach Massgabe der an der grossen Donau vorzunehmenden Regu- Dounucanal. 
liningsivrbeiten sind jene am Wiener Donaucanal allenfalls nöthigen 
Arbeiten festzustellen, welche dem Canale ein schiffbares Wasser sichern 
und ihn in Bezug auf Ueberschwemmnngen unschädlich machen würden. 

Der Ccinal soll mit fliessendcm Wasser versehen bleiben. 

Als wünschenswerth wird erachtet, dass der Canal mittelst schiflF- 
barer Canäle mit der grossen Donau verbunden und auf eine Vermehrung 
der Brücken über den Canal vorgedacht werde. 



66 

IV. 

inrfnissedorCom- Die Donaiircgiilirnng soll die Anlage eines bedeutenden Stapel- 

licationsanstalten piatzes der Schiffahrt bei Wien und den Umschlag der Güter von der 

Schiffahrt auf den Land- und Eisenbahntransport und umgekehrt ermög- 
lichen. 

Es ist daher für die Anlage von Landungsplätzen und eines Winter- 
hafenS; für den Raum zur Unterbringung von Reisenden , Truppen und 
Kriegsmaterial , für den Raum zur Anlage von Eisenbahnen , Docks, 
Magazinen und Schiffswerften und andern damit im Zusammenhange 
stehenden Etablissements zu sorgen. 

V. 

iherrilckimg des Nachdem es fllr zweckmässig erkannt wird, dass die Landungs- 

luptetromes und platze, welche wo möglich eine Länge von 2.500 Klaftern und eine Tiefe 
r Landungsplätze yon 10 F^gg unter Null haben sollen, an den Hauptstrom verlegt werden, 
die Stadt Wien. ^^^^^ ^^ ^^^ Wichtigkeit ist, dass die zur Hebung der Schiffahrt und de? 

Handels nöthigen Anlagen und Bauten der Stadt Wien näher gerückt 
werden, so ist die Verlegung des Hauptstromes in ein der Stadt näher 
gelegenes Bett der Regulirung des gegenwärtig bestehenden Haupt- 
stromes in dem Falle vorzuziehen, als durch diese Verlegung der ad 11 
angeführte Hauptzweck der Donauregulirung gleich sicher erzielt werden 
kann. 

Bei dieser Verlegung des Hauptstromes soll ein vollkommen 
genügender Raum zur Anlage der ad IV, VI und VII angeführten Bauten 
und Etablissements bei Wien reservirt und der Prater so viel als thunlich 
geschont werden. 

Es ist darauf Rücksicht zunehmen, dass die Kaiser Ferdinands- 
Nordbahn von ihrem jetzigen Wiener Bahnhofe in nach den Anlagever- 
hältnissen derselben noch zulässigen Steigungen und Krümmungen 
mittelst einer stabilen Brücke über die Donau geführt werden f imne. 

Wenn der Hauptstrom in ein der Stadt näher gerücktes Bett nicht 
verlegt werden kann, dann wäre in Betracht zu nehmen, ob nicht durch 
Anlage von schiffbaren Canälen und Verkehrshäfen der oben ausge- 
sprochene Zweck (Näherrückung des Hafenverkehrs an die Stadt Wien) 
erreicht werden könnte. 

VI. 

''erbindung der An den Landungsstellen ist eine die verschiedenen Interessen der 

mmunicationsan- Dampf- und Buderschiffahrt , der Eisenbahnanstalten, des Strassen- 
tcn unteroinjinder. ^,^^^^,^^j^^ des Handels- und Fabriksstandes berücksichtigende Anlage 

festzustellen, welche bei den verschiedenartigen Bauten und Einrich- 
tungen der einzelnen Interessenten massgebend sein soll. Insbesondere 



67 

wird als nothwendig erkannt, dass an dem Landungsplätze alle in Wien 
mündenden Eisenbahnen direct oder indireet unter einander und mit 
dem Landungsplatze in Verbindung gebracht werden, daher zu diesem 
Zwecke Raum ftlr einen alllaUig zu errichtenden Centralbahnhof zu reser- 
vircn ist. 

VII. 
Die am Landungsplatze manipulirenden Communicationsanstalten Ladnngs-Yorrich 
sollen mit Vorrichtungen versehen sein, welche die schnelle und billige tungen. 

Verladung und Entladung der Guter und eine zweckmässige Ein- und 
Ansschiifung der Passagiere ermöglichen. 

VIIL 

Der Bau von definitiven Strassen und Eisenbahnbrllcken Über die Stabile Bracken Ol 
Donau bei Wien wird im Interesse des allgemeinen Verkehrs, im Inter- ^^^ Donau, 
esse des Landes und der Stadt Wien als dringend nothwendig erachtet. 
Die zu erbauenden stabilen BrUcken sollen solche lichte Höhen 
und Weiten der Oetfnungen erhalten, dass dadurch die Schiffjihrt nicht 
gehindert wird. 

Es wird als wUnschenswerth erkannt, dass nach definitiver Fest- 
stellung des Kegutirungsprojectes der Bau der beiden stabilen Eisenbahn- 
brllcken der Kaiser Ferdinands -Nordbahn und der Staatseisenbahn- 
gesellschaft noch vor der InaugrifTuahme der Stromreguli rung begonnen 
werde. 

IX. 
Bei der Ausarbeitung dcsDetails desDonauregulirungs-Projectes ist Bedarf de^j Militä 
n(»ch auf folgende Bedürfnisse des Militär- Aerars Rücksicht zu nehmen : Aerar». 

a) Herrichtung von Kleingewehr-Schiessstätten längs einzelner Ufer- 
strecken bei Wien und Kaiser Ebersdorf als Ersatz für die jetzt in 
Benützung stehenden Schiessstätten. 
ißj Anweisung eines Platzes zur Aufstelhmg der Militär-SchiiTmühlen 

und der dazu gehörigen Schoppen bei Wien. 
e) Herstellung einer Verbindung des an die Stelle der Leopoldstädtcr 
Cavalleriecaseme zu erbauenden Militär - Verpflegsetablissements 
mit den Laudungsstellen bei Wien. 
dj Die schon im allgemeinen Interesse liegende Herstellung von 
Pferdeschwcnnnen. 

X. 
Bevor noch an die Verfassung und Feststellung eines Projectes für Einholung eines G 
die Donaurcgulirung bei Wien geschritten wird, soll das Gutachten von ^^^.^^^^^^^^^ 
anerkannt erfahrenen Hydrotechnikern des Auslandes eingeholt werden. 
Diesen Experten sind zur Orientirung der Frage vorzulegen : 
n) Die oben angeführten leitenden Grundsätze ftlr die Regulirung von 

Art. I bis IX. 

5* 



68 

bj Alle bei der Regierung erliegenden Daten , welche sich auf die Ge- 
schichte des Laufes der Donau, der bis jetzt ausgeführten Schutz- 
und Regulirungsbauten und der hiedurch erzielten Erfolge , sowie 
auf den gegenwärtigen Zustand der Donau beziehen. 

cj Das vom Ministerialrathe Freiherm von Pasetti ausgearbeitete 
Project, sowie die anderen vorhandenen Entwürfe für die Donau- 
strom- und Donaucanal-Regulirung. 

Die Regierung wird dafür Sorge tragen , dass den Experten alle 
verlangten Auskünfte ertheiit, und die alliallig nöthigen Erhebungen vor- 
genonmien werden. 

Die Experten wären zu ersuchen , über folgende Puncte ihr Gut- 
achten abzugeben: 

1. Auf welche Art kann der ad II angeführte Hauptzweck der 
Donauregulirung am sichersten erzielt werden. 

Die Experten hätten in dieser Richtung insbesondere sich auszu 
sprechen, ob zur Erreichung des angeführten Hauptzweckes die Verle- 
gung der Donau bei Wien in ein neues Bett vorzuziehen, oder die Regu- 
lirung in ihrem dermaligen Bette vorgenommen werden soll. 

2. Wenn sich die Experten in Berücksichtigung des Hauptzweckes 
der Donauregulirung für die eine oder die andere Weise, d. h. für Bei- 
behaltung des gegenwärtigen Laufes der Donau oder fllr Verlegung des- 
selben in ein neues Bett ausgesprochen haben, so hätten dieselben die 
Art und Reihenfolge der auszuführenden Arbeiten in allgemeinen Um- 
rissen aufzustellen und, bei einer Verlegung: des Strombettes, namentlich 
den von ihnen als zweckmässig erachteten Lauf desselben näher zu be- 
zeichnen und die a])proximativen Kosten der von ihnen beantragten 
Durchführung der Donauregulirung aufzustellen. 

Bei jeder von den Experten erörterten Art der Donauregulirung ist 
von ihnen auch auf die ad III bis VIII angeführten Wünsche und Bedürf- 
nisse Bedacht zu nehmen , und in allgemeineu Umrissen anzugeben , in 
wie weit und auf welche Weise sie bei der erörterten Art der Regulirung 
erreicht werden können. 

3. Wenn die Experten erkennen sollten , dass der Hauptzweck der 
Donauregulirung sowohl durch Regulirung des gegenwärtigen Haupt- 
»tromes , als auch durch dessen Näherrückung an Wien gleich sicher 
erzielt werden kann, so sind beide Arten der Regulirung in Bezug der 
approximativen Kosten, der nöthigen Zeit der Durchführung, der Errei- 
chung der ad IIl bis VIII angeftihrtcn Wünsche und Bedürfnisse und 
der allentallig während der Durchführung der Arbeiten in Betracht 
zu nehmenden Momente im Gutachten zu erörtern und in Vergleich zu 
ziehen. 



69 



XI. 

Wenn das Coniitö der Douaurcgulining in den Besitz des fiiitaehtens Feststellun'r de» 
der Experten gelangt ist, wird dasselbe in der Lage sein, nach Erwä- künftigen Laufender 
giing aller auf diese Frage einwirkenden Momente sieh über den kUnf- ^<^"au bei Wien, 
tigen der Donau bei Wien anzuweisenden Lauf und die Art der vorzu- 
nehmenden Donauregnlirung gutachtlich auszuKprcchcn und bestimmte 
Dircctive für die Verfassung des Donauregulirungs-Projectes vorzuschlagen. 

XII. 

Die weiteren Anträge über die Art und Weise der Verfassung des Verfassung des Pd- 
Donauregulirungs - Projectes , sowie llbcr dessen L'eberprüfung und j^t'tes zur Donmi- 
üurchltUirung werden sich vorbehalten. ^^"^* "^"^'^ 



Das Comite der Donaureplirungs Commission: 



Scholl IM p. W. Engerth m. p. 



l"l 



*> 



Gutachten der vier Experten: 



1. Herr JaillCS Abcmcthy, Civil-Ingenieur in London; 



2. Herr 0. HagCIl, königlich -preussischer Oberbau dircctor; 



3. Herr 0. Scxauer, groösherzoglieh-badisclier Oberbaiirath ; 



4. Herr A. Tostalll, kaiserlicli französischer General -Inspector. 



(Die in den Gutachten citirtcn Plitoü erliegen bei dem Ministerium des fnnem.) 



73 



1. nutachten des Herrn I. Abernethy. 



Lovdo7i j 1o. Jänner 1868, 
2 Dclahay Street Wostminster. 



Herrn General , Baron von Scholl etc. etc. etc. 



Euer Hoch wohlgeboren! habe ich die Ehre, folgenden Bericht 
als eine ausiilhrliche Erläuterung der Antworten zu tiberreichen, die ich auf 
die mir im Protokoll vom 26. September v. J. gestellten Fragen, bezüglich 
der Anforderungen der Specification , wie solche von der Commission flir 
die Donauverbesserung aufgestellt sind, gegeben habe. 

Die Hauptfrage, die mir und den anderen drei Sachverständigen 
gestellt war, ist: 

„Welches ist die beste Methode, die Hauptaufgabe der 
Donauregulirung auszuführen'*. 

Die Antwort, die ich hierauf gemeinschaftlich mit den anderen 
Sachverständigen gegeben, ist folgende: Durch die Errichtung von 
befestigten oder bleibenden Dämmen, die parallel und zusammenhängend 
in der Weise gezogen sind, dass eine Gleichmässigkeit in Form und 
Durchschnitt des Flussbettes erreicht und soweit, als austllhrbar, eine 
gleichförmige Stromgeschwindigkeit gesichert wird. 

In diesem Falle muss das Flussbett aus zwei Theilen bestehen, die 
durch Errichtung von Dämmen, in geeigneter Entfernung von den Ufern 
des untergeordneten Flussbettes, hergestellt sind, und von denen der 
eine für die gewöhnliche Wassermenge, der andere ftlr grosse Fluthen 
dient. 

Vor der Errichtung der dauernden und befestigten Ufer ist es 
wünschcnswerth und nothwendig, den Strom in die Richtung zu leiten, 
die man fllr seinen Lauf dauernd wUnscht. 

Bei Flüssen dieses Landes, die ein Bett veränderlicher Natur haben 
und daher der Wirkung der Stromeskraft ausgesetzt sind, habe ich diesen 
Zweck zuerst durch Ausitthrung von Bauten vorläufiger Natur erreicht, 
stets im Auge behaltend, dass das zuerst zu erstrebende Ziel, soweit als 
practisch ausführbar, die Verringerung der Kurven sein müsse, damit die 
Wirkung der Centrifugal- Kraft des Stromes auf kurze Uferstrecken und 
die daraus entstehende Bildung von tiefen und seichten Stellen, sowie 
die Unregelmässigkeit in Form sowohl als Durchschnitlsfläche, soviel als 
möglich verringert wird. 



74 

Diese Arbeiten bestehen in der Erriebtung von Dämmen oder Vor- 
sprüngen im spitzigen Winkel mit dem Ufer, wie auf beifolgenden Plan 
Nr. 3 gezeigt. Die Wirkung der VorsprUnge besteht darin , dass sie den 
Strom mehr nach der Mitte des Flussbettes leiten und allmälig die 
Krümmung verringern. 

Sobald ihre Thätigkeit den vollen Effect erreicht und das Bett des 
Flusses soweit berichtigt ist, lege ich sofort die bleibenden oder conti- 
nuirlichen Uferdämme an. Die für diesen Zweck nöthigen Arbeiten werden 
durch die Berichtigung der Krümmungen durch die Vorsprüuge verhält- 
nissmässig verringert. Es ist falsch, ein bedeutend einspringendes Flussufer 
durch die Errichtung eines gradlinigen Dammes in der Fluchtlinie dieses 
Einsprunges verbessern zu wollen, ohne zuvörderst die Richtung des 
Flussbettes berichtigt zu haben. 

Ich bin überzeugt, dass die Donau nicht nur Wien gegenüber, 
sondern fllr den grösseren Theil ihres Laufes durch Arbeiten dieser Art 
dauenid und schnell mit massigen Kosten verbessert werden kann. 

Wie schon in der Fortsetzung des ersten Punctes des Protokolls im 
Verein mit Mr. Sexauer ausgesprochen ist, und bezüglich der verschiedenen 
Absichten und^ Erfordernisse, wie solche in der Specification der Donau- 
verbesscrungs - Commission dargelegt sind, empfehle ich die Bildung 
eines neuen Flussbettes in der Linie und Richtung, wie es auf beifolgen- 
der Karte gezeigt, und zwar «aus folgenden Hauptgründen : 

1. Esist wünschenswerth, dem Flusse, Wien gegenüber, einen directen 
und kürzeren Lauf zu geben, um dadurch den Abfluss der Fluth zu 

■ 

erleichtern. 

2. Es ist unmöglich, durch eine Regulirung des Flussbettes in der 
gegenwärtigen Richtung Tiefwasser für Schiffahrt und Handelszwecke 
auf dem rechten Flussufer bei Wien zu sichern und so die verschiedenen 
wichtigen Handels- und anderen Bedürfnisse , wie sie in der Specification 
der Donauverbesserungs-Commission aufgeführt sind, sicher zu stellen. 

3. Als absolutes Bedürfniss erachte ich die Beschützung der Stadt 
Wien und Umgebung vor Ueberschwcmmungen und sind dazu aus- 
gedehnte Eindämmungen erforderlich, zu denen das Material auf leichte 
und billige Weise den Ausgrabungen des projectirten Flussbettes ent- 
nommen werden kann. 

4. In Erwägung dieser verschiedenen Umstände und in Berück- 
sichtigung des vergrösserten Handelswerthes, der der ganzen Vorstadt 
Leopoldstadt und der ausgedehnten angrenzenden Strecke Landes 
gegeben wird, ist es unzweifelhaft ein in jeder Hinsieht weislicheres und 
sparsameres Unternehmen, als die Ausführung irgend einer Arbeit, die 
dahin zielt, das gegenwärtige fehlerhafte und unregelmässige Flussbett 
beizubehalten und zu verbessern. 



75 

Bezüglich des projectirtcn neuen Flussbettes habe ich in erster 
»Stelle zü bemerken ; dass ich nach sorgfältigen Berechnungen , basirt auf 
die verschiedenen mir neuerdings gelieferten Dui'chschnitte zu dem 
Schlüsse gekommen bin, dass der Abfluss bei niedrigem oder mittlerem 
Wasserstande , wie er mir in Wien angegeben , als richtig angenommen 
werden kann; die Dimensionen und Form des Flussbettes, das ich für 
diese beiden Bedingimgen des Flusses emi)fehle, sind in beigehender 
Zeichnung Nr. 2 gezeigt. 

Was nun das Hochwasser betrifft, in Bezug auf die Durchschnitts- 
fläche und den Fall des Flussbettes und der anliegenden Ufer, wie in den 
mir kürzlich gegebenen Daten gezeigt, finde ich, dass der Ausfluss, ver- 
anlasst durch die grosse Fluth von 1862, grösser gewesen, als ich anzu- 
nehmen verleitet war; meine »Schätzung des grössten Abflusses belief sich 
auf 360.000 Fuss per Secunde und habe ich desshalb auf beifolgendem 
und dem betreifenden Querschnitt einen Canal von entsprechendem Um- 
fange angegeben. Man wird bemerken, dass ich vorschlage, ftir die ganze 
Länge des projectirtcn neuen Flussbettes bis zu seiner Verbindung mit 
dem unteren Ende des Canals den Fluthwasscrdamm auf dem linken 
Flussufer zu lassen, um nicht für den schiifl)aren Canal und die Quais 
störend zu werden. 

Die verschiedenen zum Schutze Wiens und der Umgebung gegen 
Ueberschwemmung nöthigen Uferbauten sind auf dem Plan und in den 
verschiedenen Durchschnitten dargestellt. Der Querschnitt des üeu projec- 
tirtcn Flussbettes zeigt einen Abfall der Ufer von 11 Klaftern 20 Fuss an 
dem linken oder convexen, und IS Klaftern 25 Fuss an dem rechten oder 
roncaven Ufer. Dies wird dem Strome, der durch das Bett fliesst, an- 
gemessen sein und Erleichterungen für die Errichtung von Quais und 
Landungsplätzen an dem rechten oder Stadtufer geben. . 

In Verbindung mit der beabsichtigten Flussrcgulirung bildet die 
Regulirung des Donaucanals einen wesentlichen Theil der Arbeit und hat 
eine sorgsame Beobachtung der besten Mittel, das Wasser des Canals so 
in der Gewalt zu haben, dass er zu allen Zeiten einen bestimmten und 
genügenden Zufluss gebe ohne die Gefahr einer L^eberschwemmung oder 
Behinderung der Schitfahrt zwischen demselben und dem Flusse, mich 
zu dem Schluss geführt, dass dies am besten durch regulirende Bauten 
am oberen Ende des Canals bewirkt werden könne. 

Wie im Allgemeinen auf dem beifolgenden Plane Nr. 3 gezeigt, 
bestehen dieselben: 

1. Aus einem Damm mit Regulirschleussen, um den nöthigen und 
gewöhnlichen Wasserzufluss für den Canal einzulassen, 

2. Aus einem Schleusseneingange für den Ein- und Ausgang von 
Schiffen in jeder Höhe des Flusses, wo es wünschenswerlh ist, SchiflFe in 



76 

oder aas dem Caual zu bringeD. Alle diese Bauten des Schleassenein- 
ganges und der Schleussen müssen in genügender Höhe über dem 
höchsten Fluthstand ausgeführt werden , um mit vollkommener Sicherheit 
mittelst der letzteren die Wassermenge durch den Canal in jedem Masse 
reguliren zu können. 

An dem unteren Theile des Canals wird das Wasser während des 
Hochwassers bis zu einem gewissen Grade zurückströmen und wird es 
nöthig machen , Schutzdämme in der auf den Zeichnungen angedeuteten 
Ausdehnung aufzuführen. 

Der Hochwasserstand des Flusses, wenn nicht durch fernere Ein- 
dämmungen unterhalb Fischamend geschützt, ist ebenfalls dargestellt. 
Ausser diesen Bauten habe ich noch ein Zufluchts-Reservoir angegeben, 
das ebenfalls für Handelszweckc benutzt werden kann , wenn es nöthig 
ist;, and sich an der Mündung des Canals in den Fluss, Albern gegenüber, 
befindet. Dieser Canal selbst kann während Hochwassers durch die 
vorgeschlagenen Wasserregulirungen nutzbar gemacht werden. 

Ich schlage noch einen anderen Vcrbindungscanal mit einem da- 
zwischenliegenden Bassin oder Dock vor, um noch mehr die Passage von- 
Schiffen zwischen dem Canal und dem Flusse zu erleichtern, der auch 
mit Quais an dem Ufer Gelegenheit zum Ein- und Ausladen von Schiffen 
gibt, und zugleich Kaum zur Verbindung mit der Eisenbahn und 
durch Landstrassen mit der Stadt und dem Lande auf dem linken Ufer 
lässt. 

Ich habe auf dem Plane die vorgeschlagenen Aenderungen der 
Eisenbahnlinien und die Lage der Brücken gezeichnet , wie solche im 
September v. J. in Wien angeordnet und vereinbart waren. 

In Hinsicht auf die Zuflüsse, wie der Aiser-, Döblinger-, Grinzinger- 
Bach und andere dieser Art, die gewöhnlich Abgänge mit sich führen, ist 
es wünschenswerth , dass deren gewöhnliches Wasser durch Abzugs- 
gräben an den Ufern des Canals entlang geleitet werde , die sich in 
einiger Entfernung unterhalb der Stadt in denselben ergiessen. Diese 
Abzugsgräben können auch für die Drainirung der Stadt und Vorstädte 
benutzt werden. 

Auf dem Plan habe ich einen fortlaufenden Uferdamm angegeben, 
der 200 Fuss breit und 4 Fuss über dem höchsten Wasserstande 
den doppelten Zweck einer Strasse und eines Quais erfüllt. Der Quai kann 
mit den bestehenden Eisenbahnlinien verbunden werden. Die neuen 
Brücken können für Strassen und Eisenbahnen dienen. Die projectirten 
Aenderungen und Vermehrungen der Eisenbahnen und Strassen sind auf 
dem Plane dargestellt. 

Es erscheint mir sehr wünschenswerth, eine directe Verbindung 
zwischen dem Dorfe Aspcrn und der Hauptstadt herzustellen. 



77 

In Betracht der bei den Arbeiten zu beachtenden Ordnung empfehle 
ich, dass die Regulirung des Flusses^ wo sie zur Bildung des neuen Bettes 
nöthig, und wo das Flussbett theilweise mit dem bestehenden gemein- 
schaftlich ist, sofort durch Baggern und durch Ziehen der Leitmauem 
oder fester permanenter Dämme begonnen werde. 

Dies kann ohne Zweifel gethan werden , ohne mit der bestehenden 
Schiffahrt auf dem Flusse oder dem Canal zu collidiren. Sobald das neue 
Bett vollständig gebildet ist, getrennt von dem gegenwärtigen Flussbett, 
kann mit der Ausgrabung bis zu einer Tiefe von 5 Fuss unter Null gleich- 
zeitig vorgegangen werden, und das so gewonnene Material zum Bau der 
anstossenden Ufereinfassungen verwendet werden. 

Unter der angegebenen Tiefe wird es wünschenswerth und sparsam 
sein, das Flussbett zu der vollen Tiefe durch Baggern zu vollenden, da 
unzweifelhaft das Wasser stark zufliessen wird. 

Der Bau der Hauptschleussen des Canals, der Quaimauem , der 
Weg- und EisenbahnbrUcken kann gleichzeitig mit der Ausgrabung des 
neuen Flussbettes, ohne die gegenwärtige Schiffahrt zu behindern , aus- 
geführt werden und kann die ganze Arbeit nach meiner Ansicht bei 
einem vorsichtigen Arrangement ohne Gefahrdung durch die Fluth während 
des Baues vollendet werden. 

Was nun die wichtige Frage der Kosten dieses Baues betrifft, so 
habe ich sorgfältig die Quantitäten der Ausgrabungen und der Uferein- 
fassungen berechnet, gestützt auf die verschiedenen Durchschnitts- 
Zeichnungen, die mir neuerdings von Wien zugegangen, und die Kunst- 
bauten nach Skizzen, die zu dem Zwecke vorbereitet sind. 

Nach meiner ausgedehnten Erfahrung in Canalbauten und bedeu- 
tenden Flussdurchstichen, sowie deren Nebenarbeiten, schätze ich die 
Totalkosten auf 2,000.000 Pfund Sterling, ausschliesslich des Werthes des 
zu erwerbenden Grundes und der Eisenbahnbauten, deren Aus- 
führung, wie ich annehme, die verschiedenen Gesellschaften sich vor- 
behalten werden. 

Im Vergleich der Kosten des Baues des projectirten neuen Canals 
mit der Rectification des bestehenden Flussbettes , bin ich , wenn ich die 
absolute Nothwendigkeit , die Stadt Wien und deren L^mgebung vor 
Ueberschwemmung zu schützen und den daraus folgenden Bedarf von 
Dämmen, von selbst grösserer Ausdehnung, als sie zum Bau des vor- 
geschlagenen Canals erforderlich sind, in Betracht ziehe, vollständig der 
Meinung, dass die Kosten sich beinahe gleichstellen werden, ohne bei 
der letzteren die verschiedenen wichtigen commerciellcn und sonstigen 
Vortheile, auf welche die Donauregulirungs-Conimission in der Speci- 
fication hingewiesen hat, zu erzielen. 



78 

Rechnen wir schliesslich noch den Werth, der dem an den Donan- 
canal anstossenden Theile Wiens, der wichtigen Vorstadt Leopoldstadt 
und der ausgedehnten Strecke Landes zwischen dem projectirten neuen 
Flussbette und dem Canal durch die Ausflihrnng dieser Arbeit gegeben 
wird, sowie die Vortheile für allgemeine Handelsinteressen, und die Er- 
leichterungen, die dem Verkehr zwischen dem Fluss und den Eisenbahnen 
geboten werden, so kann ich die Ausflihrnng dieser Arbeiten nur als 
äusserst wichtig für das Gedeihen Wiens und des Landes im Allgemeinen 
ansehen und habe ich das Vertrauen, dass sie sich auch vom commer- 
cicllen Standpunct als gewinnbringend erweisen werden. 

Ich habe die Ehre zu zeichnen mit vorzüglichster Hochachtung 



Euer Hüchwohigeboren 



ganz ergebenster 
James Abemeth}' m. p. 



Auszug aus dem Kostenanschlage. 



Pfund Sterling. 

1. Umleitung und Regulirung des Ilauptstromes . .1,500.000 

2. Regulirung des Canals und Winterhafen 225.000 

3. Neuer Canal und Docks 155.000 

4. Vcrbreitemng von Brücken .und Strassen .... (50.000 



zusauiiiien 2,000.000 



79 



2. GntachteD des Herrn G. Hagen« 



Gutachtliche Aeusserung 

über die K^eg^uliimng: der Dona.!! bei >Vieii. 



Als Anlage zur commissarischen Verhandlung der Experten am 26. September 18G7. 



1. Dtflegug der firiide Mr die BeibehtlUig des gegeiwfirtigei Str^Mltafes 

der Donti. 

Die Gründe, aus welchen ich mich unbedingt für die Beibehal- 
tung des jetzigen Stronihiufes der Donau bei Wien, also gegen die 
Verlegung desselben ausgesprochen habe, sind: 

Der in den lithographirten Fragepuncten, wie im zugehörigen 
Programme vom 27. Juli d. J. bezeichnete Hauptzweck der Reguli- 
run g^ kann mit Beibehaltung des bestehenden Stromes schon vollständig 
erreicht werden. Unter den verschiedenen Projecten für den Durchstich, 
von denen ich Kenntniss erhalten habe , würde sich in Beireff der Um- 
gehung des ftaters , so wie auch mit Rücksicht auf die Ferdinands-Nord- 
bahn meines Erachtens am meisten dasjenige empfehlen, welches die 
Kiilmmungen der Donau von der Einmündung des Kaiserwassers bis 

■ 

unterhalb des Dampfschiffahrts-Etablissements abschneidet, wobei also 
der Durchstich z^vischen dem Mitterhaufen und dem Dammhaufen wieder 
in den Strom tritt. Die LUnge des Stromlaufes betrügt in diesem Falle 
4.360 Klafter, die des Durchstiches 3.840 Klafter. Das Verhältniss beider 
Längen zu einander stellt sich daher auf: 

1-135 : 1 oder annähernd auf 8 : 7 

Eine so geringe Abkürzung des Stromlaufes ist wohl sonst nicht 
leicht zur Ausftlhrung gebracht worden, wenn nicht etwa in Verbindung 
mit andern Durchstichen die Ausgleichung der beiderseitigeu^odeuflächon 
oder andere Gründe dazu Veranlassung gegeben haben. Bei weiterer 
Fortsetzung des Durchstiches, wie solche in den übrigen Projecten 
angenommen ist, würde das Längen verhältniss sich noch mehr der 
Einheit nähern, also die Ausbildung des Durchstiches noch weniger 
begünstigen. 



60 

Das alte Strombett befindet sich hier zwar keineswegs in normalem 
Znstande, doch ist zur Einleitung eines solchen bereits Vieles geschehen, 
und namentlich sind die dem Angriffe des Stromes am meisten ausgesetzten 
LTer schon in grosser Ausdehnung solide gedeckt worden. Ein grosser 
Thcil dieser Deckingen wUrde auch bei der vollständigen Regulirung 
wieder zu benutzen sein, und sonach wäre die noch fehlende Befestigung 
der Ufer mit weit geringeren Kosten auszuftihren, als wenn ein ganz 
neues und noch dazu gerades, oder nur sehr schwach gekrümmtes 
Strombett gewühlt würde. 

Im gegenwärtigen Strombette kommen auch scharfe Krümmungen 
7or, die sich aber so emiässigen lassen, dass sie sowohl für die Schiff- 
fahrt, wie für die Vorfluth ohne merklichen Nachtheil sind. 

Wenn der Strom durch regelmässige und sanft gekrünnnte concave 
Ufer, und soweit es nöthig ist, auch durch Vorrückung der convexen 
Ufer begrenzt ist , wenn ausserdem die Seitenströmuugen, mit Ansnahme 
des Donaucanalcs, ausser Thätigkeit gesetzt werden, so dass bei mittleren 
und bordvollen Wasserständen nicht mehr ein so grosser Theil des 
Wassers dem Strome entzogen wird , und wenn endlich das Hochwasser 
zu beiden Seiten in angemessener Entfernung durch Deiche begrenzt 
wird, so wird diese Strecke nach meiner Ueberzeugung nicht nur bequem 
beschifft werden können, sondern sie wird auch in solchem Zustande sich 
erhalten , dass die bisher berechtigten Klagen über fehlende Tiefe auf- 
hören. Diese regelmässige Ausbildung des Strombettes bietet zugleich 
den sichersten Schutz gegen Eisversetzungen und gegen hohe Anschwel- 
lungen , welche bei Eisgängen hier bisher zuweilen eingetreten sind. 

Bei Beantwortung der Frage, ob das alte Strombett beizubehalten 
sei, darf der Donaucanal nicht unbeachtet bleiben. Es ist gelungen, die 
obere Mündung desselben, sowie auch die untere, vor wiederkehrenden 
Verflachungen zu sichein. Die Erhaltung dieses günstigen Verhältnisses 
ist dringend geboten. Das für die obere Mündung gewählte Mittel ist 
freilich ein ganz ungewöhnliches, und entspricht keineswegs den Methoden, 
die man bei Regulirung der Ströme sonst anwendet ; bei der Schwierigkeit, 
die beabsichtigte und wirklich erreichte Theiiung des Wassers in anderer 
Art darzustellen, kann ich indessen nur empfehlen, hier nichts zu 
ändern. Die Folgen der starken Beschränkung des Strombettes hei Nuss- 
dorf durch di^ beiden Buhnen, die vom linken Ufer aus vortreten, haben 
bisher, wie mir mitgetheilt ist, weder den Schiffern noch den Anwohnern 
der obem Stromstrecke zu Khigen Veranlassung gegeben ; es liegt also 
kein Grund vor, hier eine andere Anonlnung zu treffen, welche leicht den 
Canal getahrtlen könnte. Letzteres ist unbedingt zu besorgen , wenn man 
den Durchstich auch nur in der vorstehend bezeichneten geringsten Länxro 
ausführt. Bei der Abkürzung des Stroudaufes um 520 KlafUr würde da.s 



81 



absolute Gefiille, das nach dem neuen Nivellement hier auf 100 Klafter 
sehr nahe 3 Zoll (genauer 2-995 Zoll) beträgt, sich um 16 Zoll ermässi- 
gen. Sollte es ausserdem noch gelingen, in dem geraden, oder nur 
schwach gekrümmten Durchstiche ein sehr tiefes und vollständig 
geregeltes Strombett darzustellen und zu erhalten, so würde die Senkung 
des Wasserspiegels in der obem Mündung des Ganales noch grösser 
werden. Hierdurch würde die Schiffahrt im Canale wesentlich erschwert 
werden, wenn man letzteren nicht etwa angemessen vertiefen und ent- 
sprechend auch verbreiten, oder wenigstens die Steijidossirungen sichern 
wollte. Ausserdem kommt hierbei noch in Betracht , dass in Folge der 
Senkung des Wasserspiegels in der oberen Mündung des Canales, 
während die untere unverändert bleibt, auch das Gefälle und mit diesem 
die Geschwindigkeit sich vermindert. Die Sinkstoffe, die dem Canale 
nicht nur aus der Donau, sondern auch aus dem Aiser- und Wienbache, 
sowie aus den Abzugsgräben und Rinnen der Stadt zugehen , werden 
daher nach der Ausführung des Durchstiches noch mehr als bisher 
im Ganale sich ablagern und denselben immer von Neuem verflachen. 

Die bei der Abkürzung des Stromlaufes zu erwartende Senkung 
des Wasserspiegels vor der oberen Mündung des Durchstiches ist aber 
auch für die Schiffbarkeit der Donau selbst wesentlich nachtheilig und 
gefährdet diese in der bedenklichsten Weise. Man hat zwar ofl die 
Erfahrung gemacht, dass auch bei viel bedeutenderen Abkürzungen, in 
Folge der Abschneidung scharfer Serpentinen, das frühere absolute 
Gefalle der Durchstiche sich keineswegs dauernd erhält, vielmehr eine 
Ausgleichung desselben weit aufwärts bald erfolgt und dadurch eine 
bequeme Schiffahrt wieder ermöglicht wird. Im vorliegenden Falle ist 
aber ein solcher günstiger Erfolg nicht zu erwarten, weil (wie ich bei 
einer nachträglichen Untersuchung der Donau mich davon überzeugte) 
zwischen Kahlenbergerdörfel und Nussdorf der Felsboden sich weit in 
das Strombett erstreckt, und über demselben schon gegenwärtig nur 
sehr massige Tiefen vorhanden sind. 

Die Peilungen ergaben hier nämlich stellenweise bis zu bedeuten- 
dem Abstände von der rechtseitigen Uferdeckung nur 9 bis 10 Fuss 
Wassertiefe bei Null am Pegel *), und die Sohle war nicht mit losen 
Geschieben oder Schotter überdeckt, sondern die Peilstange traf unmittel- 
bar den gewachsenen Felsboden. Wollte man also einen der projectirten 
Durchstiche ausführen, und dadurch die Senkung des Wasserstandes 
hier veranlassen, so müjssten gleichzeitig ausgedehnte Felsensprengungen 
vorgenommen, oder das Strombett weit nach der linken .Seite verlegt 



*) Die sämmtlichen hier angegebenen Wasserstände beziehen sich auf den 
Pegel au der ärarischen Donaubrücke. 

6 



82 

« 

werden , wo der Felsboden schon tiefer liegt und die Darstellung der für 
die Schiffahrt nöthigen Tiefe nicht mehr behindert. 

Diese Senkung des Wasserspiegels, die eben sowohl im obei'en 
Theile des Donaucanales, wie in der Donau selbst eintreten würde, wäre 
freilich in Beziehung auf die Verhinderung von Inundationen sehr vor- 
theilhaft, aber letzteren muss man in der Art entgegenwirken, dass nicht 
zugleich die Schiffahrt gestört oder vollständig behindert wird. 

Es mag hier nur erwähnt werden , dass durch Aufräumnng und 
Regulirung des Strombettes nicht nur den Eisversetzungen am sichersten 
vorgebeugt, sondern auch der Abfluss bei höheren Wasserständen wesent- 
lich befordert wird. Von den sonstigen Mitteln zur Verhinderung hober 
Anschwellungen bei offenem Wasser wird im zweiten Theile dieses 
Gutachtens die Rede sein, da dieselben ebensowohl bei einem Durch- 
stiche, >vie bei dem bestehenden Stronilaufe zu berücksichtigen sind. 

In dem mit mehrfachen Krümmungen versehenen bisherigen Strom- 
bette kann der tiefsten Eiune oder dem Thalwege die Richtung sicher 
augewiesen werden, woher zu envarten, dass vor den concaven Ufern 
hinreichende Tiefe sich erhalten wird, so dass die Schiffe hier unmittelbar 
anlegen können. In einem geraden oder nur sehr flach gekrümmten 
Durchstiche dagegen, der bis zur üferhöhe die ganze Wassermasse fassen 
soll, ist die Lage des Stromstriches von ZunUligkeiten abhängig, und es 
ist zu besorgen, dass die gewünschten tiefen Anlegestellen sich nicht 
dauernd erhalten, sondern ihre Lage verändern, was gewiss höchst 
nachtheilig wäre. 

Bei Verlegung eines Strombettes werden die Privatinteressen 
jedesmal berührt, so dass, von dem Ankaufe des nöthigen Grund 
und Bodens abgesehen, vielfache Entschädigungsansprüche erhoben 
werden. 

Die Erschwerung der Bewirthschaftnng, die Entfernung vom Strome 
und dergleichen werden dabei gemeinhin als sehr wichtige Verluste 
bezeichnet. Dass die Kosten für die eigentliche Darstellung und 
Sicherung des Durchstiches sich ohne Vergleich viel höher, als die voll- 
ständige Stromregulirung stellen , bedarf keines nähern Nachweises. 

Wenn man aber auch von dem Kostenpuncte absieht , so treten der 
Ausführung des Durchstiches an der fraglichen Stelle noch andere sehr 
grosse technische Schwierigkeiten entgegen. In sonstigen Fällen genügt 
es , nur einen Canal zu bilden , dessen Breite dem dritten oder vierten 
Theile der Breite des beabsichtigten neuen Strombettes gleich, und 
dessen Tiefe gleichfalls sehr massig ist. Man überlädst alsdann die 
weitere Ausbildung des Durchstiches der hindurchgehenden starken 
Strömung. Diese greift die Seitenwände und die Sohle so lange an , bis 
die der Wassennasse und Geschwindigkeit entsprechende Erweiterung 



83 

des Bettes eingetreten ist, und man bat nnr dafür zn sorgen , dass die 
Ufer nicht zu weit abbrechen. 

Eine solche Mitwirkung des Stromes zur Ausl)ildung des neuen 
Bettes tritt indessen nur ein, wenn die künstlich dargestellte Binne sehr 
kräftig durchströmt wird, also die Creschwindigkeit in ihr ohnerachtet 
der massigen Dimensionen schon bedeutend grösser, als im alten Arme 
ist. Hierzu ist erforderlich, dass der Stromlanf in starkem Verhültnissc 
abgekürzt wird. Im vorliegenden Falle geschieht dieses nicht, wie bereits 
erwähnt worden. Die Längen verhalten sich 'bei der günstigsten Wahl 
nur wie 8 : 7, man wird also dem neuen Bette durch Graben und Baggern 
die volle Breite und Tiefe geben müssen. Mit grossen Kosten Hesse sich 
dieses thun , wenn nicht die obere Mündung des Durchstiches gerade mit 
der des Kaiserwassers zusanmienfiele. Letzteres führt nändich bei 
höheren Anschwellungen der Donau noch einen grossen- Theil der 
Fluthen ab, und diese können von dem eigentlichen Strombette nicht 
aufgenommen werden, da dasselbe namentlich vor der Chaussee-Brücke 
zu sehr beschränkt ist. Will man den Durchstich künstlich ausgraben 
und ausbaggern , wie nothwendig ist, so muss man dafür sorgen, dass 
während dieser Zeit selbst bei Hochwasser keine Strömung hindurchgeht, 
die immer neue Sand- und Schottermassen hineintreiben würde. Es bleibt 
daher nur übrig, vor der Ausftlhrung des Durchstiches einen wasserfreien 
Damm um denselben darzustellen. Dieser würde zugleich das Kaiser- 
wasscr sperren, und wenn dadurch nicht die augenscheinlichste Gefahr 
ftlr die Umgebungen, wie auch för Wien herbeigeführt werden soll, so 
muss vorher das alte Bett der Donau vor den Brücken aufgeräumt und 
soweit verbreitet werden, dass das Kaiserwasser in Betreff der Vorflut h 
entbehrlich wird. Wählt man also den Durchstich, so ist man gezwungen, 
mit der Verbreitung und Vertiefung des Donaubettes, das man verlassen 
will, den Anfang zu machen. 

Wenn endlich (etwa in drei Jahren) der Durchstich vollständig aus- 
gehoben ist, so ist es nothwendig, unmittelbar nach seiner Eröff- 
nung den bisherigen Lauf der Donau abzusperren. So lange nämlich 
beide zugleich in Thätigkeit sind, vertheilt sich die Wassermenge auf 
beide Arme, jeder erhält also nur etwa die Hälfte derselben, oder es 
genügt zu ihrer Abführung die halbe Geschwindigkeit. Zur Darstellung 
einer solchen bedarf es nur des vierten Theils vom früheren Gefalle. 
Wenn sich die Verhältnisse auch nicht genauer verfolgen lassen, so 
ergibt sich doch schon hieraus , dass nach der Eröffiiung des Durchstiches 
und bis zur Schliessung des jetzigen Donaubettes der Wasserstand an 
der oberen Mündung zur Zeit der mittleren und niedrigen Wasserstände 
so tief sinken wird , dass die Schiffahrt sowohl auf dem Strome , und im 
neuen Durchstiche, wie auch im Donaucauale ganz aufliört. Man darf 



84 

sich aber nicht mit der Hoffnung schmeicheln , in wenig Tagen oder 
Wochen die Absperrung der Donau zu beendigen. Diese Arbeit wird 
überaus schwierig sein, da mit dem Fortschreiten der Schüttung die 
Anschwellung des Wassers vor dem Damme sehr bedeutend sich erhebt, 
und schliesslich der Damm einem Wasserdrucke von etwa 10 Fuss aus- 
gesetzt bleibt. 

Man könnte vielleicht die Absicht haben, den untern Theil des 
Durchstiches in voller Breite und Tiefe im Schutze desjenigen Dammes 
auszufahren, der auf dem rechten Ufer des Kaiserwassers neben den 
Bade-Etablissements schon besteht, während man das Kaiserwasser in 
gerader Richtung dagegen leitet, und sonach denHanptstrom hi eher lenkt. 

Dabei tritt indessen der Uebelstand ein, dass der neue Wasserlauf, 
so lange jener Deich noch nicht durchstochen ist , sogar eine grössere 
Länge hat, als der alte, und dass in der Zwischenzeit, bis endlich durch 
fortgesetzte Abgrabungen und Baggerungen der Strom wirklich sich 
hierher gewendet hat, die Schiffahrt wieder unterbrochen sein wird. 
Nach der endlichen Durchstechung jenes Deiches steht aber gleichfalls 
eine sehr starke Senkung des Wasserspiegels wieder in Aussicht, die 
nur mit der Schliessung der alten Donau aufhört. 

Nach vorstehenden Erörterungen ist während der Ausführung des 
Durchstiches eine längere und zwar vollständige Unterbrechung der 
Schiffahrt unvermeidlich; wenn man aber die Kosten nicht übermässig 
steigern und die Bauzeit verlängern will, so wird dabei auch vorüber- 
gehend die Gefahr vor hohen Ueberschwemmungen wesentlich ver- 
grössert, und dauernd die Schiffahrt benachtheiligt. Nach gewöhn- 
licher Auffassung würde desshalb vom Durchstiche ganz abgesehen 
werden müssen; da jedoch die erste Frage sich nur auf die schliesslichen 
Erfolge ohne Rücksicht auf die Kosten bezieht, so beantworte ich die- 
selbe dahin: 

dass der Hauptzweck der beabsichtigten Regulirung viel sicherer 
durch Beibehaltung und Verbesserung des gegenwärtigen Stromlaufes, 
als durch Verlegung desselben zu erreichen ist 

Wenn ich hierdurch diö erste Frage auch schon vollständig beant- 
wortet habe, so scheint es doch nöthig, in Betreff der unter Nr. V des 
Frogrammes bezeichneten Rücksichten auf die Erleichterung des commer- 
eiellen Verkehrs noch beide Projecte zu vergleichen. Es ist nämlich für 
zweckmässig erkannt, Landungsplätze im Strome selbst von 2.500 Klafter 
Länge darzustellen und diese durch Verlegung der Donau in grössere 
Nähe von Wien zu bringen. 

Die erste Forderung lässt sich auch erreichen, wenn man den be- 
stehenden Lauf des Stromes beibehält. Aus dem beigefügten Plane er- 
gibt sich, dass zwischen der Mündung des DonauCanales und der 



85 

StrassenbrUcke (roth AB), sowie auch zwischen dem Fahnenstangen- 
hanfei und dem Danmihanfel (roth CD) concave Ufer von der ver- 
langten Ansdehnnng gewonnen werden. Diese Linien sind aber grossen- 
theils stärker gekrümmt, als der Dnrchstich nach irgend einem der mir 
bekannt gewordenen Projecte, und es ist sonach mit grösserer Sicherheit 
zu erwarten, dass vor diesen Ufern die gewünschte Tiefe sich bilden und 
dauernd erhalten wird. 

Der zweiten Forderung, nämlich der grösseren Annäherung an die 
Stadt, kann freilich mit Beibehaltung des Donaulaufes nicht entsprochen 
werden ; die Erfüllung dieses Wunsches scheint indessen nur von unter- 
geordneter Bedeutung zu sein. Die beiden jetzigen Landungsplätze der 
Dampfschiffe auf dem Donaucanale sind von dem Mittelpnncte der 
Stadt oder vom Stephansplatze 400 und 600 Klafter entfernt. Wollte 
man den Durchstich ausführen, so würde der nächste Uferpunct schon 
1.500 Klafter, also viel weiter zurückliegen. Die Entfernung der beiden 
oben erwähnten concaven Ufer im alten Donaübette misst dagegen 2.500 
Klafter. Der Unterschied von 1000 Klaftern oder von einer Viertelmeile 
verliert aber insofern an Bedeutung, als im günstigsten Falle doch schon 
% Meilen zurückgelegt werden müssen. 

Für den Personenverkehr werden in beiden Fällen Stellwagen 
benutzt werden, ftir den Güterverkehr ist es aber, sobald Eisenbahn- 
verbindungen bestehen, von wenig Bedeutung, ob die Züge 1.500 oder 
2.500 Klafter weit zu fördern sind. Den Beweis dafür liefern die Verbin- 
dungsbahnen in allen grossen Städten , auf denen der Verkehr nicht 
leidet, wenn sie auch sehr weite Umwege machen. 

II. Besehreibiig 4er v^rgesehlageieii tegiliriigs-Arbeiteii md der Art der 

AisfUmg derselben. 

Ich muss die Bemerkung voranschicken, dass ich über manche 
wichtige Puncto mir kein ganz sicheres Urtheil habe bilden können, und 
ich daher gezwungen bin, einige nicht vollständig begründete Voraus- 
setzungen zu machen. Auf meinen Wunsch boten mir freilich die beim 
Strombau beschäftigten Herren Localbeamten sehr bereitwillig die Ge- 
legenheit , noch nach dem Schluss der Conferenzen am 29. September, 
sowohl den Strom, wie dessen Ufer näher kennen zu lernen, aber den- 
noch genügte dieses nicht, um alle Einzelheiten des Project^s bestimmt 
bezeichnen zu können. Dazu kommt auch, dass selbst, wenn ich hierauf 
mehr Zeit verwendet hätte, doch mir, als einem Fremden die verschie- 
denen Rücksichten unbekannt geblieben wären, welche schliesslich über 
die Frage entscheiden, wo und in welcher Ausdehnung die commerciellen 
und sonstigen Anstalten, von welchen im Programme die Rede ist, ein- 
zurichten sind. 



86 

Diese Zweifel beziehen sieh aber nicht allein auf Nebenanlagen, 
sondern betreffen auch sehr wesentliehe Theile des Projectes. Hierher 
gehört namentlich die lichtige Wahl der Breite des Strombettes. Nimmt 
man dieselbe zu gross an, so bilden sieh darin Kiesbäuke oder sonstige 
Untiefen, wie in der That im vorliegenden Falle geschehen ist; bei einer 
zn geringen Breite dagegen kann das Wasser nur unter stärkerem Ge- 
falle abfliessen und erhebt sich vor der zu engen Stromstrecke , wodurch 
die Cnlturen der oberhalb belegenen Ländereien beeinträchtigt^ vielleicht 
auch sonstige Nachtheile herbeigeführt werden. 

Was die Einfassung des Strombettes in feste Ufer betrifft, so kann 
bei neuen Anlagen nur die möglichste RegelmSssigkeit empfohlen werden, 
so dass man Cunen wählt und wirklich ausführt, die keine plötzlichen 
Uebergänge aus einer Richtung in die andere bilden. Wenn dagegen, 
wie hier, Uferdeckungen bereits bestehen, die stellenweise vielleicht nur 
um wenige Klafter vor die beabsichtigten Linien vortreten, oder dagegen 
zurQckspringen, so ist es meines Erachtens keineswegs geboten, die Aus- 
gleichung sofort vorzunehmen, vielmehr mag dieselbe bei späteren Repa- 
raturen berücksichtigt werden. Der Nachtheil sehr geringer Unregel- 
mässigkeiten pflegt sich nicht auffallend zu erkennen zu geben. Die in 
Rede stehende Stromcorrection ist überdies so ausgedehnt, dass man 
sie nicht in einem oder in zwei Jahren beendigen kann , und man wird 
daher zunächst die grössten Uebelstände beseitigen und die Verhältnisse 
nach und nach verbessern. 

Am dringendsten ist es meines Erachtens , die möglichst grösste 
Wassermenge beim niedrigen und bis zum bordvollen Wasserstande 
( wenn das Wasser die allgemeine Uferhöhe erreicht) dem eigentlichen 
Strombette zuzuführen, damit dasselbe durch kräftige Strömung geräumt 
wird und dauernd die Tiefe behält Welchen nachtheiligen Einfluss be- 
deutende Nebenarme in dieser Beziehung ausüben, lässt sich ans den 
uns mitgetheilten neuen Peilungen deutlieh erkennen. 

Dieselben beginnen bei Klostemeubui^ und zeigen oberhalb der 
Kuchelan in der ziemlich geraden Stromstrecke, neben welcher jedoch 
südwärts ein bedeutender Arm liegt, die Tiefe von nur 9 Fuss. Weiter 
aufwärts ist nach der Peilung von 1858 die Tiefe noch geringer und die 
Spaltungen des Stromes sind hier zugleich zahlreicher. 

Die vor dem linken Ufer belegenen Inseln , der Langehanfen und 
der Kahlenbergerhaufen, sind sowohl unter sich, wie mit dem Ufer durcii 
flache Rücken verbunden, die beim Wasserstande von NuD einige Fuss 
über diesen vortreten. Hier ist die Tiefe des Fahrwassers viel bedeu- 
tender, weiter abwärts dagegen neben der flachen und noch mit Rinnen 
umgebenen Lisel enuässigt sich die Tiefe nach der neuen Peilung bis 



87 

anf 11 Fuss 9 Zoll. Indem ich oberhalb Kahlenberger Dörfel quer 
ober den Strom fuhr, fand ich daselbst die grösste Tiefe nur 11 Fuss. 

An dem Separationswerke ^ die Scheere genanirt, hat die frühere 
sehr grosse Tiefe seit 1858 beträchtlich abgenonmien. Weiter hin bis zur 
Taborau ist aber Vertiefung eingetreten, die vielleicht durch das weitere 
Vortreten des Bruckhaufen veranlasst ist. Nach der mitgetheilten 
Karte beschränkt letzterer das Strombett bis auf 80 Klafter und dieses 
erklärt sich theils durch die hier stattfindende StromkrUmmung und theils 
durch die Wirksamkeit des Kaiserwassers, das bei höheren Anschwel- 
lungen grosse Wassermassen abfuhrt, und selbst beim Wasserstande von 
Null am. Pegel noch thätig ist. 

Dieser Ofifenerhaltung des Kaiserwassers ist es zuzuschreiben, dass 
das Fahrwasser, sobald es eine gerade Richtung annimmt und sich nach 
dem linken Ufer wendet, sich stark verflacht. Die mitgetheilte neue 
Peilung ergibt fllr den Wasserstand von Null am Pegel, neben der Eisen 
bahnbrlicke 9 Fuss. Indem ich bei dem Wasserstande von + Fuss 1 Zoll 
hindurchfuhr, und zwar durch diejenige Oefifhung, die vorzugsweise von der 
Schiffahrt benutzt werden soll, wurde die Tiefe nur 7 Fuss 6 Zoll gemessen. 

Weiterhin, wo der Stn.m vorlängs den Schiffinühlen, am concaven 
Ufer liegt, ist die Tiefe durchwegs 12 Fuss oder darüber, sobald das 
Fahrwasser aber eine gerade Richtung annimmt, wird die Tiefe \iel 
geringer und vor der AusmUndung des Kaiserwassers beträgt sie sogar 
nach der mitgetheilten Peilung nur 7 Fuss. 

Demnächst wird die Tiefe zwar grösser, aber vorlängs des kleinen 
Gänschaufens und bis zum Mitterhaufen ist seit dem Jahre 1858 eine sehr 
starke Verflachung eingetreten. Die Tiefen haben sich hier stellenweise 
um 10 Fuss vermindert. Nach der mitgetheilten Peilung misst die Tiefe 
zwischen dem Mitterhaufen und grossen Neuhaufen gegenwärtig nur 8 Fuss, 
wo früher 18 Fuss gefunden war. Der kleine Gänsehaufen wird augen- 
scheinlich vom Strome abgebrochen; es steht also hier eine grössere Ver- 
breitung des Bettes und zunehmende Verflachung des Fahrwassers in 
Aussicht. Die zwischen dem grossen Saulenshaufen und dem kleinen 
Gänsehaufen ausgeführten Baggerungen, welche einen aufwärts gekehr- 
ten Ausgang den Dampfschiffen eröffnen sollten, scheinen zu diesen sehr 
ungünstigen Veränderungen wesentlich beigetragen zu haben, indem sie 
theils dem Nebenarme vor dem Dampfschiffahrts - Etablissement eine 
grössere Wirksamkeit gaben, als er bisher hatte, theils aber hierdurch 
auch das Fahrwasser von dem linksseitigen concaven Ufer abgelenkt ist. 

Von hier bis zur Ausmüudung des Donaucanales sind in den 
scharfen Krümmungen die Tiefen bedeutender, doch ist die Wirkung des 
linkseitigen Nebenarmes wieder nicht zu verkennen , da am Gänshäufel 
nur 12 und am öchirlinghäufel sogar nur 8'/, Fuss Tiefe vorkouiiuen. 



88 

Ebenso hat das sehr erweiterte Strombett zur Seite der MUndung 
des Canales nur 10 Fuss Tiefe. 

Das alte Strombett der Donau, das bei Gelegenheit der Darstellung 
der jetzigen CanalmUndung im Jahre 1850 verlassen und dureh einen 
Durchstich bis zur AusmUndung des Schwechatbaches ersetzt wurde, ist 
noch gegenwärtig weit geöffnet, und seine obere MUndung, die durch ein 
starkes Parallelwerk geschlossen war, ist während des letzten Winters 
durchbrochen, woher jetzt wieder selbst bei kleinem Wasser eine bedeu- 
tende Strömung hindurchgeht. Unter diesen Umständen konnte die ge- 
hörige Ausbildung des neuen Bettes nicht erfolgen , und das Fahrwasser 
ist zur Seite des Schneidergrundes nur 7 Fuss tief. 

In der ganzen Strecke von dem Dampfschiffahrts-Etablissement 
abwärts bis über Fischamend hinaus ist das linkseitige Ufer in meilen- 
weiter Breite nur niedrig, durch keine Deiche abgeschlossen und von viel- 
fachen alten Stromläufen und tiefen Rinnen durchschnitten. Die geringen 
Tiefen des Fahrwassers, die hier mehrfach auf 10 Fuss und sogar dar- 
unter herabsinken, erklären sich hierdurch. 

Aus Vorstehendem ergibt sich, dass auch in dieser Donaustrecke, 
fibereinstinmiend mit aUen sonstigen Erfahrungen, die Stromspaltungen 
zur Verschlechterung des Fahrwassers wesentlich beitragen, und da^ß es 
demnach darauf ankommt, diese zu beseitigen und dem Hauptarme die 
mögtichst grösste Wassermenge zuzuführen, um die nöthige Kraft zur 
Anfräumung desselben zu gewinnen. 

Die Schliessung der Nebenarme kann auf zwei verschiedene Arten 
geschehen, nämlich entweder durch sofortigen wasserfreien Abschluss, 
oder dadurch, dass man die Seitenarme nach und nach zur Verlandung 
bringt und mit der Zeit ausser Thätigkeit setzt 

Das erste Mittel, das freilich zuweilen in Folge besonderer localer 
Verhältnisse geboten ist, wird im Allgemeinen vermieden , weil dadurch 
die Crelegenheit zur Verlandung und Ausgleichung der vorhandenen 
Rinnen abgeschnitten wird , und diese ent^veder nutzlose Wasserflächen 
bleiben oder künstlich verschüttet werden müssen. Andererseits sind aber 
die Hauptarme, die nach solcher Durchdämmung allein das Hochwasser 
abflihren sollen^ häufig nicht weit genug geöffnet , um dieses mit Sicher- 
heil thon zu können, ohne dass sie bedeutende Anschwellungen vor den 
verengten Stellen erzeugen. Im vorliegenden Falle würde zum Beispiel 
durch einen hohen Abschluss dos Kaiserwassers die Donau oberhalb der 
bestehenden Brücken bei Hochwasser mehr wie bisher anschwellen, 
während man bei Verminderung des Abflusses durch diesen Nebenarm 
mittelst niedriger Dämme erwarten darf, dass, den hier eintretenden Ver- 
landangeu entsprechend, das lVi>fiI des Hauptarmes sich nach und nach 
erweitem winl. Die Nachhilfe, die dabei vielleicht erforderlich wird, ist 



89 

jedenfalls nnbedeutend gegen diejenige, welche nöthig wäre , wenn man 
plötzlich auch dem Hochwasser den Weg « durch den bisher weit geöff- 
neten Seitenarm sperren wollte. 

Soviel ich bemerkt, ist es in dem fraglichen Terrain nirgend ge- 
boten, wasserfreie Absperrungen sogleich vorzunehmen ; wenn man aber 
die Nebenarme oder die an beiden Enden geöfiheten Wasserläufe etwa 
in der Höhe des mittleren Wasserstandes, vielleicht 2 Fuss am Pegel, 
schliesst, alsdann wird bis zu diesem Wasserstande das Wasser im Strom- 
bett zusammengefasst und kann auf dieses einwirken. Aber auch bei 
etwas höherenWasserständen wird der Einfltiss solcher niedrigen Abschlüsse 
noch sehr merklich sein, indem sie die Dupchströmung wesentlich schwä- 
chen, so lange noch das Wasser die allgemeine üferhöhe nicht erreicht. 

Geschieht letzteres, so verschwindet freilich der Einfluss jener 
niedrigen Purchdämmung, aber alsdann wird auch die Einwirkung des 
Stromes, der sich über die Ufer verbreitet, auf das Bett sehr geringe. 

Wie schnell an der Donau solche Verlandung der Seitenarme 
erfolgt, sobald man die Strömung darin durch niedrige Abschlussdämme 
mässigt, gibt sich sehr auffallend an der verlassenen unteren Strecke des 
Donaucanales zu erkennen, die nahe in ihrer ganzen Breite bis zur allge- 
meinen Terrainhöhe aufgelandet ist Sobald ein solcher Zustand in den 
betreffenden Nebenarmen eingetreten ist, wird der Ausführung wasser- 
freier Abschlüsse, und soweit es nöthig, auch vollständiger Eindeichungen 
nichts im Wege stehen. 

Wenn man in dieser Art bis zu einem Wasserstande, der den mitt- 
leren bedeutend übersteigt, dem Strome die grössere Wassermenge 
zuführt, so muss dem verstärkten Angriffe desselben gegen die Ufer vor- 
gebeugt und auf die Bildung eines normalen Bettes hingewirkt werden. 
Ersteres ist in der Hauptsache hier bereits geschehen, indem mit wenig 
Ausnahmen die concaven Ufer sehr solide gedeckt sind, Letzteres ist 
dagegen noch Q^cht erfolgt. 

Selbst an den Stellen, wo beide Ufer mit SteinrevStements versehen 
sind, finden sieh ausgedehnte Sand- und Schotterbänke, die häufig einige 
B^ss hoch über Null des Pegels sich erheben. 

Aus dem letzten Umstände darf man den Schluss ziehen, dass die 
Entfernung der beiderseitigen Ufer oder die Breite des Strombettes zu 
gross vorgenommen ist. Bei der hier gewählten und auch sonst vielfach 
üblichen Bauart, nämlich den Deckungen, die mit Böschungen von 1 : 2 
sehr hoch, bis 8 Fuss am Pegel ansteigen, nimmt die Breite des darin 
eingeschlossenen Stromes bei wachsendem Wasser nur wenig zn 

Wasserstände von 8 Fuss gehören aber zu den seltenen. 

Nach den vorgelegten Tabellen sind sie während mancher Fahr- 
gänge gar nicht und in andern nur so eben und zwar nur an einzelnen 



90 

Tagen erreicht. Alsdann ist die Wassermasse der Donan viel grösser, 
als bei dem gewöhnlichen niedrigen Sommerwasserstande von Null am 
Pegel, und wenn nicht ein Theil derselben durch Nebenarme abgeführt 
wird, so ist sie allein auf dieses künstlich eingefasste Strombett ange- 
wiesen. Die Breite des letzteren ist bei solchem hohen Stande nur um 
32 Fuss oder etwas über 5 Klafter grösser, als bei jenem niedrigen. 
Wenn die gewählte Breite dem ersteren angemessen ist, so ist sie für den 
letzteren zu gross, weil bei diesem die Strömung nicht überall so stark 
sein kann, um Ablagerungen zu verhindern. Solche erfolgen zufallig und 
bilden sich zuflillig weiter aus, so dass die verbleibende tiefere Rinne 
sieh unregelmässig zwischen ihnen hindurch schlängelt, wenn nicht eine 
starke Krümmung des Stromlaufes sie an das concave Ufer verlegt. Doch 
selbst regelmässige und sehr auffallende Krümmungen genügen in weiten 
Strombetten nicht immer, um eine Ablenkung des Stromstriches und die 
Bildung von Untiefen und hohen Ablagerungen vor dem concaven Ufer 
zu verhindern. Der Ausmündung des Kaiserwassers gegenüber ist ein 
Fall dieser Art eingetreten. Von dem linkseitigen vollständig aus- 
gebauten und auf eine grosse Länge ziemlich regelmässig gekrümmten 
concaven Ufer entfernt sich vor dem grossen Lettenhaufen plötzlich der 
Stromstrich und eine hohe Bank hat sich in der Concave gebildet. 

Die ftir die Donau bei Wien gewählte Breite ist demnach für das 
kleine Wasser zu gross, und da bei diesem das Bett durch vielfache 
unregelmässige Sandbänke verengt wird, so ist es passend, eine gleiche 
Verengung, die jedoch ein regelmässiges Fahrwasser darstellt, künstlich 
zu bilden. Diese Verengung muss aber bei steigendem Wasser aufhören, 
damit der Strom an Breite bedeutend zunimmt, sobald er anschwillt 

Es ist denkbar, dass man in dem bestehenden Strombette nur eine 
Rinne von der für das kleine Wasser nöthigen Breite freilässt, zur Seite 
derselben aber eine sehr flache Steinböschung aufführt, die im Verhält- 
niss von 1 : 30 oder 1 : 40 von diesem Bette aus bis ge£^en die Uferhöhe 
ansteigt. Hierdurch würde die Bedingung erfüllt, dass das Bett bei 
kleinem Wasser nicht überflüssig breit ist, bei steigendem Wasser aber 
sich sehr stark verbreitet. Ein solcher Bau verbietet sich aber augen- 
scheinlich wegen seiner übermässigen Kostbarkeit, da die ganze sehr 
breite Dossirung befestigt werden müsste. 

Der erwähnte Zweck lässt sich jedoch in anderer Art, nämlich 
durch Anwendung des Buhnen baues leicht erreichen. Mir ist zwar 
bekannt, dass man sowohl im südlichen Deutschlande, wie auch im Aas- 
lande sehr traurige Erfahrungen bei Buhnenb<auten gemacht hat Dieses 
geschah indessen allein in Folge der ganz JTehlerhaften Anwendung des 
Systems, und keineswegs darf man solches Missglücken dem Systeme 
selbst zuschreiben. Wenn man eine einzelne Buhne weit vor die Ufer in 



91 

den Strom vortreten lässt, so kann dadurch unmöglich dem Strome ein 
regehnässiger Lauf gegeben werden, und wenn der Kopf der Buhne bis 
zur Sohle des Bettes steil abfällt, so ist die Bildung von Wirbeln vor 
demselben die natürliche Folge. Durch diese werden Vertiefungen ver- 
anlasst, welche den Bau gefährden, der alsdann auch bald in sie herab- 
zustürzen pflegt. 

Experimente dieser Art sind natürlich nicht zu empfehlen, wohl aber 
die Annahme desjenigen Systems, das am untern Rhein, an der Elbe, der 
Weichsel und überhaupt an allen Strömen im nördlichen Deutschlande 
mit dem besten Erfolge gegenwärtig angewendet wird, und zwar selbst 
in sehr scharfen Krümmungen nicht nur vor den convexen, sondern auch 
vor den concaven Ufern. Ich mag indessen meinen Vorschlag hierauf 
nicht ausdehnen, um keine Beschwerden der Schiffer hervorzurufen, die 
allerdings bei Umfahrung der auf der concaven Seite liegenden Buhnen 
etwas vorsichtiger sein müssen, ich empfehle vielmehr diese Bauart nur 
vor convexen Ufern, und namentlich, um von dieser Seite aus das Bett 
für das kleine Wasser zu beschränken. 

Der Vorzug dieses Systems besteht zunächst darin, dass die Sand- 
und Schotterablagerunge D, die bisher das für kleines Wasser zu weite 
Bett unregelmässig, aber doch der Natur des Stromes entsprechend vereng- 
ten, nunmehr in die Intervalle zwischen den Buhnen ge\viesen werden. 
Sie pflegen zwar auch hier sich nicht sogleich ganz regelmässig aus- 
zubilden, vielmehr sind die Ablagerungen unmittelbar hinter den Köpfen 
am stärksten, und durch den Widerstrom pflegt in jedem Intervalle 
bis in der Nähe der Ufers eine Rinne lange Zeit hindurch offen zu 
bleiben, worin die Strömung das Ablagern des Sandes und Kieses ver- 
hindert. 

Man kann indessen leicht durch unbedeutende Werke, oft sogar 
schon durch Zäumungen diesem Uebelstande begegnen, und alsdann 
bilden sich die Ablagerungen so regelmässig aus, als ob sie künstlich 
dargestellt wären und die Buhnen dabei als Chablonen gedient hätten. 
Die Bepflanzung der so gewonnenen Flächen muss aber sehr vorsichtig 
erfolgen, damit nicht einzelne Stellen zu hoch anwachsen. 

Vorzugsweise muss man es vermeiden, die Erhöhung solcher Stellen 
zu befördern, wo der Strom schon zu Ablagerungen geneigt ist. In der 
Ausdehnung des ftir das höhere Wasser (bis zu 8 Fuss am Pegel) 
bestimmten Bettes wird man aber von allen Pflanzungen absehen und das 
Gebüsch sogar beseitigen müssen, wo es von selbst sich bildet. 

Indem die Köpfe dieser Werke nur wenig über das niedrige Wasser 
vorragen, ihre Kronen aber sehr sanft nach den Wurzeln ansteigen, so 
gewinnt der Strom bei wachsendem Wasser sogleich bedeutend an Breite 
und bei hohen Wasserständen liegen die Buhnen so tief darunter, dass 



92 

sie keine stärkere Beschränkung des Profils veranlassen, als die Bänke, 
die sich gegenwärtig im Strombette gebildet haben. 

Femer ist es, wenn man den Buhnenbau gewählt hat, sehr leicht, 
nachträglich die Breite des Strombettes zu vermindern. Nicht selten und 
sogar gewöhnlich pflegt man diese Breite zu gross anzunehmen und 
gewinnt erst später die Ueberzeugung, dass eine Verengung nöthig sei. 
Wenn Deckwerke oder Parallelwerke ausgeflihrt waren, so müssen 
diese in solchem Falle ganz neu erbaut werden, bei Buhnen ist dagegen 
nur die Verlängerung nöthig. 

Endlich wäre auch zu erwähnen, dass die Deckung oder Heraus- 
rUckung eines Ufers durch Buhnen viel wohlfeiler zu sein pflegt, als durch 
Parallelwerke. 

In vielen Fällen habe ich hierttber vergleichende Kostenanschläge 
aufstellen lassen, und es hat sich stets ergehen, dass der Betrag der 
ersteren geringer war, und nur die Hälfte oder zwei Drittheile der Kosten 
der letzteren betrug. Dieses erklärt sich dadurch^ dass die Gesammtlänge 
der Buhnen meist kleiner, als die des Parallelwerkes ist, dass jene aber 
nur mit den Köpfen in das tiefe Wasser treten, während diese ihrer 
ganzen Länge nach in dasselbe fallen. 

Um eine Verwechslung des vorstehend empfohlenen Systems mit 
jenen verunglückten Bauwerken, die man auch Buhnen genannt hat, 
zu vermeiden, sei es mir gestattet, über die Anordnung und Ausftlhrung 
noch Einiges hinzuzufügen, indem ich zugleich die Maasse angebe, die 
für die Donau bei Wien passend sein dürften. 

Zunächst wird nach sorgfältiger Aufnahme des Strombettes die 
beabsichtigte Ufer- oder Streichlinie bestimmt, in welche die Köpfe der 
sämmtlichen Buhnen fallen. Es gelten dabei dieselben Regeln, wie für 
die Feststellung der Lage der Deckwerke. Die Streichlinie muss sich 
an d<as vorhergehende und nachfolgende Ufer tangential anschliessen 
und in regelmässiger, sanfter Krümmung den erforderlichen Abstand vom 
gegenüberliegenden Ufer darstellen. Man ordnet demnächst die Buhnen 
so an, dass der Abstand ihrer Köpfe zwei Drittheilen, oder der ganzen 
Breite des verengten Strombettes gleich ist. Vor scharf concaven Ufern 
ist man zu geringeren Entfernungen gezwungen, doch bleibt dieses hier 
ausgeschlossen. 

Femer legt man die Buhnen nicht ganz normal gegen die gekrümmte 
Streichlinie, sondern so, dass sie vom Ufer aus, also von ihren Wurzeln 
nach den Köpfen, etwa 25 Grade stromaufwärts gerichtet sind. 

Die Köpfe der Buhnen werden wenig über Niedrigwasser gehoben, 
damit ihre Wirksamkeit sich vorzugsweise nur auf dieses beschränkt, 
Es kommt auch nur darauf an, sie soweit zu erheben, dass die Abpfla- 
sterung darauf vorgenommen werden kann« 



93 

Ich wttrde empfehlen, sie etwa auf 1 Fuss am Pegel zu legen. 
Vom Kopfe bis zur Wurzel steigt die Krone sehr sanft an, so dass sie 
beim Anschluss an das Ufer niemals sich ttber dieses erhebt, und in 
gewöhnlichen Fällen nur etwa die Höhe von 6 Fuss am Pegel erreicht. 
Würde sie über das Ufer vorragen, so wäre eine Hinterströmung und 
Trennung der Buhne vom Ufer zu besorgen. Indem ich die Anwendung 
des Buhnenbaues im vorliegenden Falle vor concaven Ufern nicht 
empfehle, so werden die Werke einem starken Angriffe im AUgemeinen 
auch nicht ausgesetzt sein, und es dürfte daher genügen, die Kronenbreite 
auf 6 Fuss zu beschränken. 

Endlich ist es von grosser Wichtigkeit, den Köpfen in der Längen- 
richtung des Werkes eine sehr flache Böschung zu geben, die bis zur Sohle 
des Bettes herabreicht. Dieselbe wäre im Verhältnisse 1:4 darzustellen. 

Der ganze Bau wird durch Steinschüttung und zwar in solcher 
Breite bis zum niedrigen Wasser ausgeführt, dass um den abzupflastem- 
den obem Theil noch ein Banket von etwa 2 Fuss sich bildet, gegen 
welches das Pflaster sich lehnt. Die abgepflasteilen Seiten erhalten die 
Dossirung 1:1*/, oder 1:2, je nachdem ein schwächerer oder stärkerer 
Stromangriff zu erwarten ist 

Bei Ausführung dieser Werke ist vorzugsweise darauf Rücksicht 
zu nehmen, dass, wie bereits erwähnt, niemals eine Buhne ohne sanften 
Uebergang weit in den Strom vortreten und denselben gewaltsam seit- 
wärts weisen darf. Man beginnt daher den Bau mit der obersten Buhne, 
die vor das Ufer nur wenig vortritt, also auch nur eine massige Ablenkung 
veranlasst Dasselbe ist bei der zweiten der Fall, die schon im Schutze 
der ersteren ausgeftihrt wird und so fort 

Sollte das Ufer weit hinter der gewählten Streichlinie liegen, so 
dass die Buhnen sehr lang und vielleicht zugleich Abschlüsse eines 
Nebenarmes würden, so empfiehlt es sich, anfangs nur die je zweite oder 
auch wohl die je dritte Buhne auszuführen, und die Vervollständigung 
des Systems so lange auszusetzen, bis die Intervalle sich erhöht haben 
und der definitive Bau dadurch wesentlich erleichtert wird. 

In Betreff der Unterhaltung der Buhnen, die ebenso, wie die Ufer- 
deckungen manchen Beschädigungen ausgesetzt sind, rauss vorzugsweise 
Aufmerksamkeit auf die Böschungen vor den Köpfen empfohlen werden. 
Vor convexen Ufern pflegen die Steinschüttungen im Allgemeinen sich 
zwar gut zu halten, aber dennoch kann leicht die Strömung auch gegen 
sie zufällig gerichtet werden und man muss alsdann durch Nachschüt- 
tnngen den früheren Zustand möglichst bald wieder herstellen, damit das 
Pflaster auf dem Kopfe nicht angegriffen wird. 

Die vorstehende Beschreibung bezieht sich auf den Buhnenbau, 
wie derselbe am Rhein und an andeni grossen Strömen, wo Steinmaterial 



94 

leicht zu beschaffen ist, ausgeflihit wird. An der in Bede stehenden 
Strecke der Donau tritt der wesentliche Unterschied ein, dass das Gefalle 
und mit demselben die Strömung viel stärker ist, woher auch die Con- 
structionen vielleicht verstärkt werden müssen. 

Es leidet keinen Zweifel, dass die Steinschüttungen, mit denen der 
Anfang gemacht wird, hier einem heftigeren Angriffe ausgesetzt sein 
werden, als in jenen Strömen Norddeutschlands ; aber man darf auch 
nicht unbeachtet lassen, daas die vorgeschlagenen Buhnen keinen anderen 
Zweck haben, als die Untiefen und Bänke, die schon gegenwärtig in der 
Donau vorhanden sind, in einer flir die Schiffahrt und für den Abfluss 
des Wassers vorthoilhaften Weise zu regeln. 

Wenn aber diese aus Schotter und Sand bestehenden natürlichen 
Ablagerungen dem Angriffe des Stromes schon bedeutenden Widerstand 
leisten, so dass sie nur in langen Zwischenzeiten ihre Stelle verändern, 
so werden die zu den Schüttungen verwendeten grösseren Steine, welche 
das Profil nicht mehr beschränken, als jene, und die den Strom nur 
sanft ablenken , dem Angriffe desselben noch grösseren Widerstand 
entgegensetzen. Es dürfte sich in dieser Beziehung empfehlen, schwere 
Steine zu den Kijpfen zu verwenden, da diese allein einem stärkeren 
Angriffe, als jene Schotterbänke, ausgesetzt bleiben. Indem aber die 
Donau eine grosse Masse Material mit sich ftihrt, so ist zu erwarten, dass 
die Intervalle zwischen den Buhnen sich sehr schnell flillen und letztere 
daher mit Ausnahme der Köpfe dem Angriffe bald ganz entgegen sein 
werden. 

Ich bin überzeugt, dass ein günstiger Erfolg sehr sicher zu erwarten 
ist, wenn die Buhnen nur niedrig gehalten werden, wie oben angegeben. 
Ihre Wirkung erfolgt vielleicht so schnell , dass es einer Abpflasterung 
gar nicht bedarf. Jedenfalls muss man auf die ersten Versuche sehr auf- 
merksam sein, und die Erfahrungen, die man dabei macht, bei den 
späteren Bauten benutzen. Auch wird sich bald herausstellen, ob die 
gewählte Breite des Strombettes, die Höhenlage der Werke, ihre Entfer- 
nung und dergleichen angemessen sind, oder geändert werden müssen. 
Es lassen sich hierüber keine bestimmten Regeln vorher aufstellen, da 
das Verhalten der Ströme so verschieden ist, dass man für jeden Strom 
zunächst Erfahrungen sammeln muss. 

Die in der Verhandlung vom 26. September der Beantwortung der 
ad 1 gestellten Frage vorangestellte Bedingung „der festen parallelen 
und zusammenhängenden Ufer" wird hierdurch erftlUt. 

Der darauf folgenden Bedingung, dass nämlich das Bett sieh ver- 
breiten soll, sobald der gewöhnliche Wasserstand (der etwa 2 Fuss am 
Pegel ist) ttborsohritten winl, kann man aber ohne übermässige Kosten 
nur durch den Huhueubau genügen. 



95 

Sehr wichtig ist die Frage, welche Breite für das kleine Wasser 
der Denan angemessen ist. Die bisher für höhcFes Wasser angenommene 
Breite ist fUr jenes augenscheinlich zu gross, wie sich aus den höhereu 
und niederen Bänken und Untiefen ergibt, die sich in dem bereits ein- 
gefassten Strombette gebildet haben. Für die ungetheilte Donau waren 
in der Nähe von Wien 200, und für die sogenannte grosse Donau, also 
amr Seite des Donaucanales , 180 Klafter angenommen. Man hat im 
September dieses Jahres an einer nach der mitgetheilten Karte sehr 
regehnässigen Strecke, wo beide Ufer ausgedeckt sind, nämlich 
zwischen dem kleinen Lettenhaufen und dem grossen Saulenhaufen, 
ohnfem Kagran, ein Profil gemessen. Der gegenseitige Abstand der 
beiden oberen Ränder der Steinböschungen mass 174 Klafter 5Fuss. An 
der nördlichen, oder der concaven Seite lag die Hauptrinne des Stromes, 
die sehr tief und bei Null am Pegel 99 Klafter 3 Fuss breit war, hierauf 
folgte eine Sandbank, die 2 Fuss über Null trat und 32 Klafter 1 Fuss 
breit war. Endlich befand sich neben dem südlichen Ufer noch eine 
flache Rinne von 36 Klafter 3 Fuss Breite. Die beiderseitigen Dossirungen 
sind vom Wasser 2 Klafter 5 Fuss entfernt. Für das vereinigte Bett 
durfte daher nach diesem Profile zur Abftlhrung des niedrigen Wassers 
eine Breite von etwa 120 Klaftern genügen. 

Die Vergleichung mit anderen Strömen lässt auf eine noch geringere 
Breite schliessen. Sie ist zum Beispiele nach der zwischen Preussen und 
den Niederlanden geschlossenen Convention für den Rhein, wo er die 
Grenze bildet, die Breite des Stromes zwischen den beiderseitigen 
Buhnenköpfen auf 90 Ruthen oder 178-7 Klafter festgestellt, wahrend 
das Quellengebiet des Rheins und seiner Zuflüsse, die er bis dahin auf- 
genommen hat, 2.950, das der Donau bei Wien aber nur 1.900 Quadrat- 
meilen misst. Für letztere würden daher im Verhältnisse dieser Gebiete 
schon 115 Klafter genügen. Doch auch dieses Maass vermindert sich noch 
bedeutend, wenn man auf die Gefälle in beiden Stromstrecken, also auf 
die sehr verschiedenen Geschwindigkeiten Rücksicht nimmt. Das Gefillle 
in der Donau in der fraglichen Strecke beträgt nach dem neuen Nivelle- 
ment sehr gleichmässig ^/z^a j das des Rheins an der niederländischen 
Grenze dagegen nur V».«oo- Bei gleicher Wassermenge würde daher der 
Querschnitt im ersten Falle wieder viel kleiner als im letzteren sein. 

Das Quellengebiet des Rheins misst oberhalb der Einmündung der 
Mosel 2000 Quadratmeilen, es ist also nur wenig grösser, als das der 
Donau bei Wien. Wo aber dort Einschränkungen des Bettes nöthig 
waren, hat man ftlr dieselben das Maass von 50 Ruthen oder 99-3 Klafteni 
gewählt. Indem das Gefälle zwischen Boppard und Coblenz V^goo 
beträgt^ so würde für die Donau wieder ein geringes Maass sich recht- 
fertigen. 



96 

Bei dieseo Vergleichen kommen die hohen Flathen gar nicht in 
Betracht, da für deren Abführung in anderer Weise gesorgt werden mos». 
Jedenfalls wird man die Beschränkong des eigentlichen Bettes anfangs 
nicht zn weit treiben dürfen , weil in diesem Falle die Werke einem 
ZQ starken Angriffe aasgesetzt wären, and dieses ist am so weniger 
nöthig, als bei der empfohlenen Correctionsmethode sehr leicht and ohne 
wesentliche Mehrkosten, sobald die Nothwendigkeit einer stärkeren 
Beschränkung sich durch die Erfahrung herausstellt, diese nachträglich 
eingeführt werden kann. 

Dagegen muss auch meder darauf hingewiesen werden, dass die 
Schiffahrt wesentlich leiden wtirde, wenn durch die in Bede stehenden 
Stromregulirungen der Wasserspiegel oberhalb der Abzweigung des 
Donaucanales sich senken sollte. Die Beschränkung des Bettes muss 
daher so gross sein , oder Tielleicht nachträglich so weit vergrössert 
werden, dass das gegenwärtige Gefälle der Donau von der obem bis 
zur untern Mündung des Canales bei niedrigen Wasserständen 
sich nicht yermindert 

Ich wflrde hiernach empfehlen, die Breite des eigentlichen Bettes 
der ungetheilten Donau vorläufig in den geraden Stromstrecken , oder 
beim Uebergange aus einer Concave in die andere zu 130 Klafter apzu- 
nehmen, in den Krümmungen aber, wo die starke Beschränkung weniger 
nGthig ist, dafür 150 Klafter zu wählen. Für den Theil der Donau, wo 
der Canal zur Seite liegt^ empfehle ich aber diese Breiten um 10 Klafter zu 
vermindern. Ich bemerke dabei, dass, wenn der Canal auch eine bedeutend 
grossere Breite hat , diese doch beim Strome nicht vollständig in Abzug 
zu bringen ist, weil jener theils länger als dieser, und theils auch flacher 
ist Die Buhnen würden hiemach in Abständen von 80 bis 120 Klafter 
zu erbauen sein. 

Es ist noch das Mass der zulässigen Stromkrttmmungen zu unter- 
suchen. Um wieder von bereits gemachten Erfahrungen auszugehen, 
erwähne ich, dass am preussischen Rhein mehrfach Krümmungen vor- 
kommen , die zu einem Radius von 200 Ruthen oder annähernd von 
400 Klafter gehören und selbst noch schärfer sind, dabei aber die 
Richtung des Stromes um 120 und sogar bis nahe um 180 Grade 
ändern. Diese Krümmungen werden von Dampfschiffen mit den anger 
hängten Schleppschiffen, wie auch von Segelschiffen in der Bei^- und 
Thalfahrt ganz sicher befahren, auch die sehr grossen Holzflösse, die auf 
dem Rhein früher über 800 Fuss lang waren, haben bei aufmerksamer 
Führung diese Krümmung ohne Unfall passirt, obwohl die Uferlinien 
damals noch nicht geregelt waren. Hiemach erschienen für die Donan- 
krümmungen von 800 Klaflier Radius, und selbst noch schärfere, in 
Betreff der Schiffahrt unbedenklich^ namentlich wenn sie, wie im vor 



97 

liegenden Falle nur geringe Ausdehnung haben, und die concaven Ufer 
durch Deckwerke eingefasst sind. 

Nach vorstehenden Andeutungen habe ich in der beiliegenden Strom- 
karte die nöthigen Regulirungen mit rother Farbe eingetragen, und zwar 
bezeichnen die stark ausgezogenen Linien die Uferdeckungen, die in 
der bisher hier üblichen Weise bis 8 Fuss am Pegel oder bis zur 
vollen Uferhöhe auszuftihren sind. In diesen Deckungen müssen an je 
beiden Mündungen der Nebenarme OefEhungen oder muldenförmige Ver- 
tiefungen angebracht werden, damit das höhere Wasser darin ein- und 
austreten und nach und nach die nöthige Verlandung veranlassen kann. 
An welchen Stellen diese Zh- und Abflüsse am vortheilhaftesten darzu- 
stellen, wird sich nur durch sorgfaltige Untersuchung des Terrains 
ermitteln lassen, daher ich sie nicht angeben konnte. Damit aber in den 
oberen Mündungen keine starken Wasserstürze sich bilden, die leicht 
den Dnrchbruch veranlassen könnten, so ist wenigstens noch ein Ab- 
schlussdamm in den alten Stromlauf dahinter zu legen, während bei 
grösseren Seitenarmen zwei oder drei derselben anzubringen sind. 

Die punctirten Linien bezeichnen dagegen die Streichlinien, bis zu 
denen die Buhnen herausgeführt werden. Letztere sind an einzelnen 
Stellen durch schwache rothe Linien angegeben. Um aber die Anlage 
von Buhnen in den Concaven vollständig zu vermeiden, so sind in den 
Uebergängen aus einer Krümmung in die entgegengesetzte noch niedrige 
Parallelwerke angenommen, die gleichfalls durch schwache rothe Linien 
dargestellt sind. Die letzten Parallelwerke, sowie auch die einzelnen 
Buhnen bin ich aber nicht im Stande, überall zu bezeichnen, weil mir 
die Höhenlage der verschiedenen Inseln und Schotterbänke, an welche 
sie sich anschliessen, unbekannt ist. Durch diese werden aber nicht nur 
die Längen der Werke bedingt, sondern sie entscheidet sogar darüber, 
ob Buhnen und zugehörige niedrige Parallelwerke überhaupt erforderlich 
sind, oder ob solche schon durch die vorhandenen Ablagerungen ersetzt 
werden. 

Mein Entwurf zur Regulirung ist mehr eine Erläuterung des vorge- 
schlagenen Verfahrens, als ein bestimmtes Project, welches definitiv in 
allen Einzclnheiten ausgeführt werden könnte. Wesentliche Aenderungen 
werden schon in sofern nothwendig sein, als die zum Grunde gelegte 
Karte, wie ich an mehreren Stellen bemerkt habe, die Situation nicht 
richtig darstellt und manches Deckwerk in anderer Richtung liegt, als 
die Karte angibt. Die ungedeckten Ufer haben sich auch an verschiede- 
nen Stellen sehr bedeutend verändert, und noch mehr ist dieses bei den 
Inseln und Schotterbänken der Fall. Bis zur Zeit der Ausführung der 
Bauten werden ohne Zweifel noch andere Aenderungen eintreten. Diese 
werden in allen Fällen zu berücksichtigen sein, da es immer Aufgabe 

7 



98 

ist, nach den Verhältnissen^ wie sie anmittelbar vor der Ausfahrnng sieh 
gestaltet haben, diejenigen Ufer- und Streichlinien aaszusnehen, die den 
allgemeinen Bedingungen entsprechend^ mit den geringsten Kosten und 
mit der geringsten Störung der Schiffahrt fixirt werden können. Das fttr 
den nöthigen Zusammenhang dieser Linien mit den vorhergehenden 
und nachfolgenden Linien gesorgt werden muss, folgt schon aus den 
oben entwickelten Grundsätzen. 

Das Vorstehende bezog sich auf die Verbesserung der Schiffahrt 
Die Beförderung der Vorfluth ist mindestens von gleicher Wichtigkeit, 
damit den Inundationen begegnet werde, die bisher theils bei Eisgängen, 
theils bei offenem Wasser zuweilen sehr nachtheilig gewesen sind. Gegen 
diese kann man zwar durch Eindeichungen sich sichern, die auch hier 
zur Ausführung kommen werden, aber theils dürfte eine Reihe von Jahren 
vergehen, bevor die alten Wasserläufe soweit angefüllt sind, dass der 
Boden nutzbar wird, und dass die Deiche nicht einer zu grossen Gefahr 
ausgesetzt bleiben, theils aber fehlt es namentlich neben dem Donau- 
canale an dem nöthigen Räume dazu, und die in ihn mündenden Bäche 
und Abzugsrinnen treten solcher Anlage auch sehr hindernd entgegen. 
Es handelt sich also vorzugsweise darum, den Wasserspiegel zur Zeit 
hoher Anschwellungen unmittelbar oberhalb der Canalmündung (bei 
Nussdorf ) zu senken. 

Ohne Zweifel wird dieses einigermassen schon durch die vorstehend 
empfohlene Regulirung des Strombettes erreicht, und namentlich ist 
dieselbe schon das sicherste Mittel gegen anhaltende und vollständige 
Eisversetzungen. Die bisher ausgeführten Strömbauten haben nach den 
gemachten Mittheilungen in dieser Beziehung bereits vortheilhaft gemrkt, 
und es leidet keinen Zweifel, dass bei Durchführung einer vollständigen 
Regulirung bis Fischamend die Erfolge sowohl bei Eisgängen, als beim 
offenen Wasser sich noch günstiger stellen werden. Hierdurch allein ist 
indessen der beabsichtigte Zweck nicht sicher zu erreichen, es muss auch 
dafür gesorgt werden, dass der Abfluss des Hochwassers zur Seite des 
eigentlichen Strombettes nicht zu grosse Hindemisse findet. 

Aus dem uns mitgetheilten Längenprofile ergibt sich, dass zwischen 

der oberen und unteren Mündung des Donaucanales das Gefälle bei 

verschiedenen Wasserständen sehr verschieden ist. Dasselbe beträgt 

nämlich 

bei am Pegel = 17' 1 " 3'" 

„ 5' 3" . =- 19' 

„ 11' 9" „ = 20' 

Beim Anschwellen der Donau um 12 Fuss wächst es also etwa um 

3 Fuss , und hieraus ergibt sich , dass der Abfiuss des hohen Wassers 

hier mehr behindert ist, als der des niedrigen. Wäre dieses nicht der 



99 

Fall, 80 mtlsste das Gefälle dasselbe bleiben , weil fllr den ganzen 
Strom die Niveandifferenz zwischen der Quelle nnd dem Meere^ in das er 
sich crgiessty bei allen Wasserständen sich gleich bleibt 

Diese Verschiedenheit muss man zu beseitigen suchen^ also die 
nächsten Umgebungen des Stromes oder das Vorland vor den künftigen 
Deichen, von den nattlrlichen oder ktlnstlichen Hindernissen möglichst 
befreien. Bei näherer Untersuchung des Terrains wird man diese Hinder- 
nisse leicht aufßnden. Dass die Brücken in dieser Beziehung nachtheilig 
wirken, leidet keinen Zweifel, aber sie allein erklären noch nicht den 
Aufstau. Die Verlegung einzelner Etablissements, sowie Abgrabungen 
dürften sehr kostbar sein, dagegen lässt sich leichter das Vorland und 
namentlich die Sand- und Schotterbänke von dem darauf stehenden 
Gebüsche säubern. Diese Büsche geben zu immer neuen Ablagerungen 
Veranlassung, woher die bewachsenen Bänke sich stets höher erheben 
und den Abflnss des Hochwassers immer mehr behindern. Wird die 
Vegetation auf ihnen aber beseitigt, so oft sie sich zeigt, bo greift der 
darüber gehende Strom die Fläche an und erniedrigt sie wieder. 

In welcher Breite das Stromthal in dieser Art zu räumen ist, oder 
in welchem gegenseitigen Abstände die Deiche später auszuftihren sind, 
damit das Hochwasser mit demselben oder wo möglich noch mit gerin- 
gerem Gefälle, als das niedrige Wasser abfliesst, bin ich nicht im Stande, 
anzugeben. Die Entscheidung hierüber ist jedoch zur Zeit noch keines- 
wegs dringend geboten, da von der Eindeichung nicht früher die Rede 
sein kann, bis die dahinterliegenden Wasserläufe grossentheils verlandet 
sind, und dagegen ftir die Abftihrung der Fluthen durch die eben er- 
wähnten Aufräumungen vollständig gesorgt ist Es empfiehlt sich also, 
mit den letzteren den Anfang zu machen und dadurch das Hochwasser 
noch vor der Ausführung der Deiche schon in die beabsichtigte neue 
Fluthrinne zu ziehen, wodurch vvieder die Verlandupg der alten Strom- 
läufe wesentlich befördert werden wird. Während dieser Zeit wird man 
aber Gelegenheit haben, die beim Hochwasser an den verschiedenen 
Stellen des Thaies eintretenden Strömungen zu beobachten und daraus 
auf die erforderliche Weite des Fluthprofils zu schliessen. Man darf aber 
kaum erwarten, in der ganzen Länge der fraglichen Stromstrecke eine 
gleiche Breite darzustellen, denn diese muss grösser sein, wo der Wiesen- 
grund höher liegt, und ausserdem wird man auch hier, vne in allen Fällen, 
wo in bewohnten und cultivirten Gegenden neue Eindeichungen gemacht 
werden, auf die Ortschaften und einzelnen Etablissements und selbst auf 
die Culturen Rücksicht nehmen müssen. 

Der Wiener Donaucanal verdient in dieser Beziehung eine be- 
sondere Erwähnung, da vorzugsweise von ihm die schädlichsten Ueber- 
schwcmmungen sowohl der Stadt und des Aisergrundes , wie auch der 

7 * 



Leopoldstadt und Brigittenau ansgehen. Durch die weitere Fortsetzung 
und Geradeleitung des untern Theils des Canales sollen diese Inun- 
dationeu vergleichungsweise gegen die früher eingetretenen, in neuerer 
2ieit sich schon merklich ennässigt haben, und es leidet keinen Zweifel, 
dass sie durch Beseitigung der Hindemisse, welche das Hochwasser 
unterhalb der Ansmündung des Canales also zwischen Eaiser-Ebersdorf 
und Fischamend findet, noch mehr ennässigt werden können. Eine wasser- 
freie Eindeichung des Canaleä verbietet sich wegen der daneben liegen- 
den Strassen, die nicht den dazu nöthigen Raum bieten. Dieser Mangel 
Hesse sich durch Brustmauem ersetzen, die mit Rücksicht auf die kurze 
Dauer der höchsten Wasserstände wohl leicht auszufahren wären , und 
fiir den Verkehr mit Oeffnungen yersehen sein mUssten , die, so oft es 
nöthig ist, durch Dammbalken geschlossen werden. 

Die nachtheiligen luundationen werden hier aber nicht allein durch 
das über die Canalufer tretende Wasser veranlasst, sondern auch durch 
dasjenige, welches durch die Abzugsrinnen und durch die Mündungen des 
Aiser- und des Wien-Baches eindringt. Vorrichtungen zum Verschliesseu 
derselben anzubringen , dürfte manche kostspieligen Aenderungcn nöthig 
machen, woher es fraglich wird, ob der Zweck sich nicht ebenso leicbl 
durch Ausflihrung eines besonderen überdeckten Abzugscanales erreichen 
lässt, der sich zur Seite des in Rede stehenden Canales bis zur Donau, 
oder wenigstens so weit abwärts fortsetzt, bis der Wasserspiegel im 
Canale sich tief genug gesenkt hat, um nachtheilige Ueberschwemmungen 
durch den Rückstau zu verhindern. Zur richtigen B6urtheilung dieser 
Verhältnisse ist indessen eine genauere Ortskenntniss erfonlerlich, als ich 
besitze. Ich muss- jedoch noch hinzufligen, dass ich den Vorschlag, den 
Canal in seiner obem Mündung beim Eintritte sehr hoher Wasserstände 
zu sperren, ftir unausführbar halte. Mir ist keine Vorrichtung bekannt, 
welche diesen Schluss bewirken und bei der sehr bedeutenden Niveau- 
Differenz, die noch bleibt, wenn das äussere Wasser wieder gesunken ist, 
der Canal aber noch trocken liegt, sich vollständig beseitigen Hesse. Man 
könnte dabei wohl an Schleussen denken, deren Thore unerachtet des 
starken Wasserdruckes sich öfifhen lassen, aber dazu würde ein Bauwerk 
erforderlich sein, welches den grössten Theil des Canal-Profiles sperrt 
und nur eine Oeffnung freilässt, die für den Durchgang der Schiffe und 
Flösse genügt. Solche Verengung wird unfehlbar vor sich eine Hebung 
und hinter sich eine Erniedrigung des Wasserspiegels veranlassen. Es 
bildet sich also hier fortwährend ein Wassersturz, der das Herab- 
fahreu der Schiffe höchst gefährlich und das Herauflahren ganz unmög- 
lich macht 

Da in der vorgelegten zweiten Frage auch auf die im Programme 
unter Nr. UI bis VUI erwähnten Anlagen Bezug genommen ist, so füge 



101 

ich in Betreff des Donaacanales uoch hinzu, dass der Verbindung des- 
selben mit der Donau, oder wohl vortheilhafter mit dem Hafen, wovon im 
Folgenden die Bede sein wird, nichts im Wege steht Dieser Verbindungs- 
Canal müsste jedoch mit einer Kammerschiensse versehen werden, nm 
weder dauernd , noch auch zur Zeit des Hochwassers durchströmt zu 
werden, wodurch Verflacbungen veranlasst, die Sicherheit der im Hafen 
liegenden Schiffe aufgehoben und möglicherweise selbst Eisversetzungen 
befördert werden könnten. In welcher Linie der Canal zu führen, welche 
Dimensionen ihm zu geben und dergleichen, wird von der nähern Unter- 
suchung der localen Verhältnisse abhängen. 

Diese letzte Bemerkung muss ich auch in Betreff der in Aussicht 
genommenen Brücken wiederholen. 

Was die an der Donau einzurichtenden Landungsplätze betrifft, so 
ist davon bereits im ersten Theile des Gutachtens die Rede gewesen. 
Man wird jedenfalls dafUr sorgen müssen, dass die Güter unmittelbar aus 
den Schiffen in Wagen verladen werden können. Wahrscheinlich werden 
dieses Eisenbahnwagen sein, und wenn die Schienen in der Höhe des 
Nordbahnhofes, also wasserfrei liegen, so müssen die Quais in gleicher 
Höhe ausgeführt werden. Für die Abfuhr oder Zufuhr mit gewöhnlichem 
Fuhrwerk würden die Quais aber nur in der Uferhöhe anzulegen sein, um 
verlorene Steigungen zu vermeiden. Die betreffenden Abfuhrwege wären 
alsdann, wie schon jetzt geschieht, durch Einschnitte im Deiche zu 
führen. 

Der Winterhafen würde am passendsten in den untern Theil des 
jetzigen Kaiserwassers zu verlegen sein, woselbst nicht nur die erforder- 
liche Tiefe schon zum Theil vorhanden ist, sondern auch auf der östlichen 
Seite bereits ein wasserfreier Deich sich befindet. Vielleicht wäre auch 
eine directe Verbindung dieses Hafens mit dem Nordbahnhofe darzu- 
stellen, so dass die Schiffe, welche Güter fUr die Eisenbahn bringen, oder 
von dieser entnehmen, unmittelbar bis zum Bahnhofe gelangen können. 
Ich würde vorschlagen, die Mündung des Hafens in den Arm zu legen, an 
welchem gegenwärtig das Dampfschiffahrts-Etablissement eingerichtet 
ist. Bei dieser Lage des Hafens müssen die niedrigen Abschlussdämme, 
von denen oben die Bede war, und welche zur Beförderung der Verlan- 
dung dienen, im Kaiserwasser nur ausserhalb des zum Hafen bestimmten 
Theiles ausgeführt werden. 

Was den Uebergang der Ferdinands-Nordbahn über die Donau 
betrifft, so wird derselbe nach meinem Vorschlage gar nicht verändert, nur 
ist die Einführung weiterer Brückenöffnungen dringend geboten. 

Ueber die sonstigen in Aussicht genommenen commerciellen und 
anderen Anlagen weiss ich nichts hinzuzufügen, da die generellen Erfor- 
dernisse allgemein bekannt sind, die specielle Anordnung aber nur mit 



102 

sorgfältiger Berücksichtigung aller localen Verhältnisse getroffen werden 
kann. 

Schliesslich sei mir noch gestattet^ einige Bemerkungen über die 
Reihenfolge der Arbeiten hinzuzufügen. 

Die erwähnten niedrigen Durchdänmiungen der Seitenarme wird 
man möglichst bald vornehmen müssen, um theils dem Hauptstrome bei 
kleinen Wasserständen die ToUe Wassermasse zuzuweisen , theils aber 
auch um die Verlandung dieser Arme einzuleiten, die vor der Ausführung 
der in Aussiebt stehenden Eindeichungen erfolgt sein mnss. 

Indem man das alte Strombett beibehält, so ist nach dem vor- 
liegenden Entwürfe nicht zu besorgen, dass die bestehende Schiffahrt 
mehr als bisher beeinträchtigt werden möchte, ihre Verbesserung an den 
Stellen, wo es an Tiefe fehlt, wird aber durch die Beschränkung des Bettes 
sicher herbeigeftlhrt werden. Mit diesen Einschränkungen empfehle ich 
aber nur nach Bedürfniss vorzugehen, also keineswegs sie in der ganzen 
Stromlänge bis zu den punctirten Linien sogleich in Angriff zu nehmen, 
vielmehr zunächst nur da, wo die Tiefen bei Null am Pegel weniger als 
10 Fuss betragen. Man darf indessen diese partiellen Regulirungen nicht 
auf gar zu kurze Strecken beschränken , vielmehr muss man stets daflir 
sorgen , dass auch hier kurze Buhnensysteme sich jedesmal an die be- 
stehenden Uferlinien anschliessen, und nirgend eine Buhne ohne vor- 
herigen Uebergang weit in den Strom tritt Sollte es später nöthig werden, 
die Verengung weiter aufwärts oder abwärts fortzusetzen, so sind die 
ersten oder die letzten der bereits erbauten Buhnen zu verlängern. Gewiss 
darf man nicht erwarten , dass schon in wenigen Jahren die Nothwendig- 
keit eintreten wird, die ganze in Rede stehende Stromstrecke in dieser 
Weise auszubauen, es ist vielmehr wahrscheinlich, dass ein grosser Theil 
des Entwurfes niemals zur Ausführung zu kommen braucht 

Mit dem Bau der Uferdeckungen verhält es sich ungefähr in gleicher 
Art, doch darf man damit nicht zögern, wo die noch ungedeckten Ufer 
stark abbrechen, weil daselbst theils der Bau in späterer Zeit viel theurer 
werden würde, theils aber auch eine noch grössere Verbreitung des Bettes 
veranlasst, und neue Untiefen dadurch herbeigeführt werden könnten. 

Ob die Beschaffung der im Programme bezeichneten Anlagestellen 
schon jetzt Bedürfniss ist, oder erst später als solches sich herausstellen 
wird, ist mir nicht bekannt, doch dürfte es sich empfehlen, die beiden 
concaven Deckwerke AB und CD bald zur Ausführung zu bringen. Dafür 
spricht auch der Umstand, dass bei eintretender Verlandung des Eaiser- 
wassers die Strömung hier stärker, als bisher werden wird. 

Dass durch diese Regulirungen das Gefälle bei kleinem Wasser 
sich ennässigen und der Wasserspiegel oberhalb der Abzweigung des 
Canales sich senken sollte, ist für die nächste Zeit nicht zn besorgen, 



103 

wenn aber eine solche Aenderung später bemerkt werden sollte, so 
müsste darch stärkere Beschränkung des Bettes diesem Uebelstande 
vorgebeugt werden. 

Die zur Verbesserung der SchiflTbarkeit erforderlichen Arbeiten 
fallen demnach grossentheils in spätere Zeit, dagegen ist es nothwendig, 
für die Beförderung der Vorfluth sogleich zu sorgen. Der Umstand, dass 
das Oefölle bei höheren Wasserständen yermindert werden soll, fordert 
dringend die Aufräumung des Fluthbettes. Es wird wahrscheinlich nöthig 
werden, einzelne hohe Bänke im Strombette, wenn auch nicht fortzu- 
baggern, doch wenigstens abzugraben. Dieses dürfte namentlich bei dem 
Bruckhaufen neben der grossen Donaubrttcke der Fall sein. Demnächst 
ist die Beseitigung des Busches auf den Bänken im Strombette, sowie 
auch auf den nächsten Ufern dringend geboten. Von den empfohlenen 
Beobachtungen über das Verhalten höherer Anschwellungen wird es aber 
abhängen, welche Hindemisse sonst zu beseitigen sind. Vielleicht gehören 
hierher auch einzelne Theile der bereits bestehenden Ufereinfassungen, 
die das Bett zu sehr beschränken. Namentlich dürfte die von der linken 
Seite aus, der untern Canalmündung gegenüber, weit vortretende Ecke 
des Steinwerkes am Weidenhaufen hierher gehören. 

Mit der Ausführung dieser Arbeiten darf nicht gezögert werden, 
damit der Einfluss der geringen Beschränkung des Bettes , die in Betreff 
der Schiffahrt bei kleinem Wasser nothwendig ist, nicht nur aufgehoben, 
sondern daftir ein reicher Ersatz durch Beseitigung jener Hindemisse 
geboten werde, so dass bei eintretenden sehr hohen Anschwellungen das 
Wasser mit geringerem Gefälle als bisher abgeführt und der Wasserstand 
bei Nussdorf gesenkt wird. 

Von neuen Eindeichungen kann vorläufig noch nicht die Bede sein. 
In Folge jener Abschlussdämme, die nach und nach bei eintretender 
Verlandung zu erhöhen sind, müssen zunächst die Seitenarme sich an- 
füllen. Es leidet aber wohl keinen Zweifel, dass nicht nur die ganze Insel 
zwischen dem Donaucanale und der grossen Donau, mit Ausschluss des 
darin liegenden Hafens, später dem Zutritte des Hochwassers entzogen 
werden kann, sondem dass auch auf dem linken Ufer von Stadlau bis 
gegenüber Fischamend eine Fläche, die, wie es scheint, mehrere Quadrat- 
meilen umfasst, culturfähig gemacht werden kann. 

Berlin, den 12. October 1867, 

0. Hagen m. p. 



105 



3. Gutachteo des Herrn U. Sexauer. 



!Bemerkung*en 

* de8 

grossherzoglich badischen Oberbaurathes Sexauer als Mitglied der 

Experten-Commission f&r die Frage der Donauregulirung bei Wien 

aber seine im Protocoll Tom 36. September 18Q7 gegebene 

Abstimmung. 



Das Programm flir die Regulirung der Donau bei Wien, auf dessen 
Grundlage die eiuberufeuen Experten ihre Meinung abzugeben haben, 
bezeichnet in Nr. 11 als Hauptzweck der Donauregulirung: „E^n ganzen 
Strom in ein Normalbett zusammen zu fassen, alle Nebenarme abzubauen, 
durch eine entsprechende Führung des Stromes und zweckmässige üfer- 
bauten die Stadt Wien und das Nebenland der Donau vor üeberschwem- 
mungen und schädlichen Seichwässem zu schützen, femer die bisherigen 
Schiffahrtshindemisse zu beseitigen und die Herstellung einer solchen 
Wasserstrasse anzustreben, als sie ftir die gegenwärtig auf dem Strom 
verkehrenden Dampf- und RuderschiflFe grössten Tiefganges im befrach- 
teten Zustande erforderlich ist." 

Unter Nr. IV des Programmes wird aber, nachdem bereits sub H 
die Schaffung einer vollkommen geeigneten, das heisst doch wohl einer 
allen Bedürfnissen entsprechenden Wasserstrasse flir Schiffe von grossem 
Tiefgange verlangt worden ist, noch weiter die Anforderung gestellt, 
dass die Donauregulirung die Anlage eines bedeutenden Stapelplatzes 
der Schiffahrt bei Wien, sowie den leichten Umschlag der Güter aller 
Art vom Wasser auf den Land- beziehungsweise Eisenbahnweg und um- 
gekehrt ermögliche. 

Es besteht nun, und zwar schon seit langer Zeit eine Verschiedenheit 
der Ansichten darüber, ob zur Erreichung dieser Zwecke die Beibe- 
haltung des jetzigen Donaulaufes, wenn auch mit Verbesserung seines 
dermaligen Zustandes oder die Verlegung des Stromes in ein ganz neues, 
der Stadt Wien mehr oder weniger nahe gerücktes Bett vorzuziehen ist. 

Nach reiflicher Erwägung aller influirenden Umstände habe ich 
geglaubt, diese Cardinalfrage im letzteren Sinne beantworten zu müssen. 



lOö 

and ich beehre mieh, zur Erläuterung der GrUnde^ die mich hierbei 
leiteten, Folgendes anzuführen. 

Würde es sich lediglich darum handeln^ das Wasser der Donau bei 
jedem Stande auf thunlichst unschädliche Weise abzuführen , und di6 
Stadt Wien so wie das Nebenland vor Ueberfluthungen zu schützen, so 
könnte diess wohl auch dadurch geschehen, dass der Strom im Wesent- 
lichen in seinem jetzigen Bette belassen, dieses aber in seinen Ufern 
regelmässig ausgebaut und unter Einhaltung eines für alle Hochwasser 
genügenden Querproiils überall mit entsprechenden Fluthdämmen versehen 
wird; doch wäre es hiebei wohl unerlässlich, mehrere sehr starke Krüm- 
mungen des jetzigen Strondaufes zu ermässigen, und desshalb einzelne 
Strecken desselben zu verlassen, und dafür neue Bette zu schaffen. Bei 
einem derart verbesserten Stromzustande werden die Ueberschwenmiun- 
gen beseitigt sein; auch ist anzunehmen, dass die Eismassen des 
Stromes einen besseren Abgang finden als bisher, obgleich die Beseiti- 
gung aller und jeder Hindemisse für den Eisabgang bei den immerhin 
noch vorhandenen Krümmungen weniger sicher verbürgt werden kann, 
als bei dem Vorhandensein eines mehr gestreckten Stromlaufes. 

Die^ Schiffahrt jedoch imd der Verkehr auf der Wasserstrasse des 
Donaustromes werden hierbei wenig gewinnen, denn für diese ist die 
Schaffung bequemer, d. h. leicht zugänglicher und ausreichender Lande- 
platze längs des Hauptstromes eine Grundbedingung des Gedeihens; 
solche Landeplätze könnten aber im Falle der Beibehaltung des der- 
maligen Stromlaufes, da sie zweckmässig nur längs der concaven Ufer 
anzulegen sind, nur von der künftigen Brücke der Staatsbahngesellschaft 
im sogenannten Gehäng aufwärts bis zum sogenannten kleinen Gänse- 
haufen auf beiläufig 1.200 bis 1.400 Klafter Länge, und sodann etwa 
noch an einer zweiten von hier weit entlegenen Stelle bei der jetzigen 
Landstrassenbrücke in der Taborau und von da gegen Nussdorf hin 
mit vielleicht etwa 800 Klaftern Länge gefunden werden. 

Für einen lebhaften Schiffahrtsverkehr, wie er bei verbesserten 
Stromzuständen zu erwarten imd beim Entwurf neuer Einrichtungen ins 
Auge zu fassen ist, würden aber derartige weit auseinander gelegene 
Landestellen nicht genügen. 

Es ist nun zwar mehrseitig vorgeschlagen worden, den Umschlag 
der Güter von den Schiffen aufs Land und umgekehrt in Hafenbassins 
zu verlegen, für deren Herstellung das nter dem Namen „Kaiserwasser^ 
bekannte alte Strombett verwendet werden konnte. 

Die an anderen Strömen gemachten Erahrungen haben jedoch die 
UnZweckmässigkeit derartiger Einrichtungen gezegt, durch welche die 
Schiffe gezwungen sind, mit stets mehr oder weniger grossem Zeitverlust 
in besondere Bassins einzulaufen , um Ladungen zu löschen oder 



U'T 

einzanehmen. Die "Flussschiffahrt verlangt überall die Möglichkeit des 
leichten Anlegens am freien Strom, wo allein für die angehinderte Be- 
wegung der Schiffe hinreichender Kanm vorhanden ist. Bassins sind nur 
nöthig and zweckmässig für die Bergung der Schiffe bei etwa eintretenden 
Gefahren, insbesondere zum Schutz vor Eisgang in der Winterszeit bei 
eingestellter Schiffahrt, und zur Vornahme der nöthigen Reparaturen an 
den Fahrzeugen und deren Zugehören; für diesen Zweck wird auch 
bei Wien die nöthige Vorkehr zu treffen sein, doch ist hiefÜr nur ein 
verhältnissmässig kleiner Raum erforderlich. Die Verlegung ites eigent- 
lichen Umschlag- und Handelsverkehres in besondere Bassins kann aber 
nur als nachtheiUg bezeichnet und kann von solcher nur abgerathen 
werden. 

Wenn daher ernstlich die möglichste Beförderung der Schiffahrts- 
interessen und die Anlage von Landeplätzen in einer für jede, nach 
Umständen denkbaren Verkehrsausdehnung zureichenden Länge beab- 
sichtigt wird, so bleibt nichts übrig, als den Hauptstrom selbst so zu 
gestalten, dass er nicht allein für einen völlig ungestörten Abfluss der 
Wasser und für einen Schutz der Stadt und des Nebenlandes vor Ueber- 
schwemmung volle Gewähr gibt, sondern auch die Erreichung aller 
weiteren Zwecke ermöglicht. Diess kami nach meinem Dafürhalten 
erreicht werden, durch Ausführung des Durchstichs vom sogenamiten 
Roller bis zum Dammhaufon, und durch Fortsetzung der Stromregulimng 
von da abwärts bis Fischamend, wie diess in der beiliegenden Karte vom 
Herrn Abemethy und mir gemeinschaftlich projectirt worden ist 

Der fragliche Durchstich sollte hiemach aus Rücksicht auf die 
Erleichterung der technischen Ausführung schon bei dem sogenannten 
Dammhaufen wieder in den jetzigen Strom einmünden, wodurch dessen 
Länge thunlichst ermässiget würde, ohne dass derVortheil eines ununter, 
brochenen concaven Ufers auf der Stadtseite verloren geht; die vor- 
geschlagene Richtung ermöglicht überdiess, die ganze Stromcorrections- 
Arbeit abtheilungsweise zur Ausführung zu bringen, da es, wenn etwa 
finanzielle oder andere Gründe hiefÜr sprechen sollten, ohne Anstand 
thunlich erscheint , vorerst nur die Stromstrecke von der Scheere bei 
Nussdorf bis zum Danimhaufen in Angriff zu nehmen , und die Fort- 
setzung von da abwärts ftir spätere Zeit aufzusparen. 

Ausserdem gestattet die vorgeschlagene Stromverlegung die Anlage 
von ununterbrochenen SchiffiBlandeplätzen längs des Hauptstromes 
zwischen den Brücken der Staatseisenbahn-Gesellschaft am sogenannten 
(behäng und der Kaiser Ferdinands-Nordbahn in der Wolfschützau, auf 
eine Länge von ungefähr 3.300 Klaftern und wenn nöthig auf noch eine 
weitere Länge von etwa 1.200 Klaftern von der Nordbahn und Strassen- 
brUcke aufwärts gegen Nussdorf. 



108 

Dem Situationsplan ist ein Blatt Profilzeichnung beigegeben, durch 
welche übrigens lediglich meine Ansicht über die Form des künftigen 
Stromquerprofils angedeutet werden mag, ohne dass die beigeschriebenen 
Dimensionen für genau massgebend bezeichnet werden wollen, vielmehr 
mögen diese letztem nur als annähernde Werthe betrachtet und ihre end- 
giltige Feststellung einer nochmaligen genauem Berechnung überlassen 
werden, üebrigens wird es mit Rücksicht auf die Erzielung einer für die 
Schiflahrt genügenden Wassertiefe gerathen sein, die Breite des innera 
fbr Abfbhmng der gewöhnlichen Wasserstände dienenden Querprofils 
nicht allzugross zu greifen, während es dagegen zur sichem und mhigen 
Abfbhmng der Hochwasser zu empfehlen ist, die Vorlandsbr^ite hin- 
reichend gross, und im Zweifelsfall eher etwas zu gross als zu klein 
anzunehmen. Dass es dabei im Allgemeinen am zweckmässigsten ist, 
das innere fbr die gewöhnlichen Wasserstände bestimmte Querprofil in 
die Mitte des Gesammtprofils zu legen, und daher zu beiden Seiten 
desselben Vorländer von gleicher Breite anzulegen, wie diess in dem 
beigefügten Normalprofil angedeutet ist, wird kaum erwähnt zu 
werden brauchen. Da es jedoch längs der Stadt und der Landeplätze 
unerlässlich ist, zu jeder Zeit den Zutritt zu dem der Schiffahrt dienenden 
engem Profil offen zu halten, so wird das in der Zeichnung weiter vor- 
geschlagene einseitige Profil anzuwenden sein, in welchem das rechtseitige 
Ufer auf Dammhöhe, also über Hochwasser herzustellen, und so weit 
als nöthig mit Quaimauem, Abpflasterungen und Treppen etc. zu versehen, 
an solches aber unmittelbar das engere Profil anzuschliessen und auf der 
linken Stromseite sodann eine doppelte Vorlandsbreite zu belassen ist. 
Diese Profilbildung wird sich an dem oberhalb bei Nussdorf bereits 
bestehenden Zustand ganz angemessen anschliessen, während unterhalb, 
etwa von der Eisenbahnbrücke der Staatsbahngesellschaft bis gegen 
Mannswörth hin ein Uebergasg ins Normalprofil leicht herzustellen ist 

Was nun die Erreichung der im Programme weiter aufgestellten 
Forderangen betriflft, im Falle die von mir empfohlene Regulirung zur 
Ausführung kommt, so ist hierwegen Folgendes zu bemerken : 

Ad HI. Der Wiener Donaucanal soll und wird fortan fliessendes 
Wasser erhalten, da diess schon in sanitärischer Hinsicht offenbar höchst 
nöthig ist. Es kann diess keinem Anstände unterliegen, da die Einmtln- 
dung nicht geändert wird. Zur Abhaltung des Eintritts der Hochwasser 
in den Canal ist es aber durchaus nöthig, bei dessen Einmündung nächst 
Nussdorf eine Schleussenvorrichtung anzubringen, mittelst welcher die 
Canalöffiiung bis überHdchwasserhöhe auf ihre ganze Breite abgeschlossen 
und der Zufluss des Wassers in den Canal nach Belieben regulirt werden 
kann. Die Construction dieser Schleusseneinrichtung muss durch specielles 
Studium bestimmt werden , doch kann es nicht zweifelhaft sein , dass sich 



109 

dieselbe derart ansflihreii lasse, dass bei geöffneter Schleusse derZngang 
in den Canal für kleinere Schiffe , wie sie den Wiener Marktverkehr 
bedienen , stets möglich ist Eine andere Schiffahrt als jene für Markt- 
waare and Rohprodncte wird aber später im Canal nicht mehr nöthig and 
vorhanden sein, da sich der Haaptschiffahrtsverkehr and namentlich 
aach jener der Personenboote an den viel zweckmässigeren and der Stadt 
nahe gelegenen Landeplätzen am Hanptstrome abwickeln wird. Unterhalb 
der Einlassschleasse des Wiener Donaacanales können bei geschlossener 
Schleasse Ueberflathangen bei Hochwasser nicht mehr anders vorkom- 
men, als darch den Rückstaa der Donaa von der Wiedereinmündang 
des Canales in den Strom aafwärts gegen die Stadt hin, soweit als 
nöthig wird daher dort das rechtseitige Canatafer noch über die Hoch- 
wasserlinie za erhöhen sein. Eine Yerbindang des Wiener Donaacanales 
mit der regalirten Donaa mittelst schiffbarer Seitencanäle ist, wenn sich 
eine solche als Bedürfhiss erweisen sollte, technisch aasftihrbar, doch 
wtlrde eine solche stets die Anlage einer Eanunerschleasse beim Abgang 
vom Hanptstrome bedingen. Einer Vermehrang der Brückenttbergänge 
über den Canal steht das Donanregalirangs-Untemehmen in keiner Weise 
entgegen. 

Ad IV. Dass bei Aasflihrang des vorgeschlagenen Durchstiches bei 
dessen Oeffhnng die aasgehobene Erdmasse ohnehin zar Verbaaang der 
Tiefen zwischen Stadt and neaer Donaa verwendet werden mttsste, sich 
ein Raum von grosser Aasdehnang ergibt, ist schon oben erwähnt worden. 
Dieser Raum gestattet die Anlage aller wünschenswerthen Yerkehrs- 
einrichtangen, als Anfhahmegebände , Magazine (Bahnen) etc. etc. and 
insbesondere auch die Anlage von Schienengeleisen, welche sehr leicht 
mit jenen der Nordbahn und der Staatsbahn - Gesellschaft verbanden 
werden können. Ein Winterhafen könnte nach Andeutung des Planes bei 
der Wiedereinmttndung des Wiener Doüaucanales in den Strom in belie- 
biger Ausdehnung angelegt und in solchem die nöthige Einrichtung ftlr 
Schiffswerften u. s. w. getroffen werden. 

Ad V. Der Forderung , die Schifflandeplätze der Stadt Wien näher 
zu rttcken, ist durch das vorgeschlagene Project in vollem Masse Genüge 
geleistet, und es ist nebst dem der Prater thunlichst gespart. Eine weitere 
Annäherung an die Stadt würde, abgesehen von den hierbei durch Ver- 
längerung des Durchstichs entstehenden grösseren technischen Schwierig- 
keiten, wohl kaum im Interesse der Sache liegen, da es nur zweckmässig 
sein kann, zwischen der Stadt und der neuen Donau noch ein hinreichen- 
des Terrain ftlr die dort entstehenden Etablissements zu reserviren. 

Die- Kaiser Ferdinands-Nordbahn kann mittelst einer Steigung von 
hr)chstens </,ts ^^ über den neuen Strom zu erbauende Brücke erreichen 
und es erscheinen auch die KrUmmungsverhältnisse der zur Brücke anzu- 



110 

legenden Verbindungsbahn bei mindestens '200 Klafter Halbmesser noch 
als Zulässig. 

Ad VI und VQ. Nachdem^ wie oben erwähnt, hinreichender Raum 
sowohl nach der Länge als nach der Breite zur Verfügung steht, kann es 
keinen technischen Schwierigkeiten unterliegen, alle diejenigen Anlagen 
längs dem Strome zu treffen, welche das Interesse des Verkehrs dort 
irgend erfordern mag, und insbesondere auch einen grossen Central- 
Bahnhof zu gründen. 

Ad Vin. Der Bau der festen Brücken für die Eisenbahnen und die 
Strassen könnte beginnen, sobald über die Lage und Richtung der netien 
Donau und über deren Querprofil die endgiltige Entschliessung 
ergangen ist. 

Ad IX. Für die Herrichtung von Kleingewehr-Schiessstätten zum 
Gebrauche der k. k. Militärverwaltung wird sich leicht die geeignete 
Localität finden lassen, imd darf in dieser Beziehung vielleicht auf das 
Terrain längs und hinter dem künftigen linksseitigen Hauptdonaudamm 
aufmerksam gemacht werden. Ebenso werden sich nöthigenfalls für die 
MilitärschifiFmühlen und für Pferdeschwemmen Plätze bestimmen lassen 
und wird es möglich sein, das neue Militärverpflegungs-Etablissement 
mit den künftigen Landeplätzen zu verbinden. 

Wenn im Vorstehenden versucht worden ist, zu zeigen, dass die 
von dem löblichen ComitS der Donauregulirung aufgestellten Forderungen 
durch die von mir vorgeschlagene Ausführung erfüllt werden können, 
so mag es am Platze sein , hier noch der Einwendungen zu gedenken, 
welche gegen diesen Vorschlag schon gemacht worden sind und noch 
gemacht werden. 

Unter diesen steht in erster Linie der Zweifel an der Ausführbar- 
keit des Durchstiches. Eine mathematische Beweisführung ist weder für 
noch gegen die Ausführbarkeit aufzustellen und es kann sich in dieser 
Beziehung nur auf die anderwärts gemachten Erfahrungen berufen 
werden. Es ist nun aber Thatsache, dass am Rhein derartige Durchstiche 
unter thcilweise noch ungünstigeren Verhältnissen mit dem besten Erfolge 
ausgeführt worden sind, und es ist kein Grund vorhanden, anzunehmen, 
dass an der Donau unmöglich sei, was am Rhein bei gleichem Gefäll 
und ähnlichen Wassermengeverhältnissen möglich gewesen ist, und 
diess um so weniger, als in dem hier vorliegenden Falle schon aus Rück- 
sichten auf die Schiffahrt die künstliche Oeffnung des Durchstiches weiter 
getrieben werden muss, als diess bei ähnlichen Arbeiten am Rhein 
geschah , wo der Wirkung des Stromes selbst stets das Meiste überlassen 
worden ist. Auf Grund eigener Erfahrungen kann ich daher nur meine 
volle Uebcrzeugung dahin aussprechen, dass das Gelingen des Durch- 
stiches sicher ist. 



111 

Im Weitem ist schon die Befürchtung ansgesprochen worden , das 
neue Donaofer längs der Stadt werde zu wenig concav sein and es werde 
sich daher nicht die genügende Wassertiefe fttr die Schiffe dort ausbilden. 
Ich halte die Concavität f&r vollkommen ausreichend und will nur auf 
das nicht stärker und theilweise seihst noch schwächer gekrümmte Ufer 
bei Nussdorf verweisen, wo die Stromtiefe stets genügend ist Ueberdiess 
hängt die Letztere vorzugsweise von richtigen Dimensionen des Quer- 
schnittes ab. 

Man hat sodann geglaubt, dass wenigstens in der Periode der 
Bauausführung der Schiffahrt Schwierigkeiten für so lange bereitet 
werden könnten , bis sich der neue Strom vollständig ausgebildet hat. 
Wo aber , wie es hier wird geschehen müssen , die künstliche Durch- 
stichaushebung auf eine grosse Breite und Tiefe bewirkt wird, kann die 
Ausbildung des Stromlaufs nicht lange auf sich warten lassen und über- 
dicss steht der Schiffahrt der alte Stromlauf jedenfalls noch für längere 
Zeit zu Gebote. 

Ein fernerer Einwand gegen die Ausführung des Durchstiches wird 
mit der Behauptung begründet, dass die Einmündung des Wiener Donau- 
canales verschlämmert und hierdurch den letzteren Schotter in übergrosser 
und schädlicher Masse zugeführt werde. Die Richtung des Wiener Donau- 
canales in Bezug auf den Stromstrich bei Nussdorf bleibt aber auch bei 
Oeffhung des Durchstiches dieselbe wie bisher, und ebensowenig wird 
an dem Gefälle des Canales und selbst der Donau irgend eine wesent- 
liche Aenderung bewirkt, wie man sich leicht überzeugen kann, wenn 
man das in neuester Zeit gefertigte Längenprofil des Stromes von ober- 
halb Nussdorf bis Fischamend zur Hand nimmt, und aus welchem man 
ersehen kann , dass eine irgend nennenswerthe Aenderung in L ä n g e 
und Höhe nicht eintritt. Der Wiener Donaucanal erhält schon jetzt aus 
dem Strom Geschiebe, welche zu Boden sinken, wie diess bei der natur- 
gcmäss eintretenden Abnahme der Wassergeschwindigkeit gar nicht 
anders möglich ist ; so wird es auch für die Zukunft bleiben , und es 
wird eben die in den Canal eingeführte Stein- und Sandmasse nach wie 
vor mittelst Baggerung beseitiget werden müssen. 

Den bisher ausgeführten und etwaigen weiteren Einwürfen gegen 
die Durchstichöfihung könnten noch viele durch letztere offenbar erreichte 
technische Vortheile entgegengestellt werden, von welchen hier nur die 
erleichterte Vertheidigung und Unterhaltung der Stromufer im gestreckten 
Laufe gegenüber den stark gekrünmiten Uferwerken des jetzigen Laufes 
erwähnt werden mögen, ein Umstand, der nach den am Rhein gemachten 
Erfahrungen viele Beachtung verdient. 

Einen Einwand gegen das vorgeschlagene Project gibt es, der 
allerdings nicht so leicht widerlegt werden kann, und diess ist der ver- 



112 

mehrte Aufwand. Dass ein solcher an Geld und an Zeit gegenUher einer 
blossen Regulirung des bestehenden Bettes eintritt ^ kann nicht bestritten 
werden und wird eine Vergleichung beider Projecte in dieser Beziehung 
allerdings auf die endgiltige Entscheidung influiren müssen. Eben dess- 
wegen möchte es aber geboten sein, nicht bloss annähernde Kosten- 
schätzungen aufzustellen, sondern den Aiifwand für beide Richtungen 
mit aller möglichen Genauigkeit zu berechnen. 

Diess Letztere ist den Experten bei der Kürze der ihnen vergönnten 
Zeit und bei dem Mangel verschiedener Daten, für welche noch ausführ- 
liche Erhebungen gemacht werden müssen, nicht wohl möglich und kann 
diess oflFenbar weit zuverlässiger durch die einheimischen Herren Bau- 
beamten geschehen. 

Möge bei der schliesslichen Entscheidung die Betrachtung einigen 
Einfluss gewinnen, dass bei derartigen Anlagen das Vollkommenere 
stets einen weit höheren Werth hat, als das weniger Vollkommene, und 
dass es später nur mit weit grösserem Aufwände und selbst zuweilen gar 
nicht mehr möglich ist, das anfanglich Versäumte nachzuholen. 

Um mich meiner Aufgabe völlig zu entledigen , erübriget nach dem 
bisher Gesagten nur noch, in Beziehung auf Nr. 2 der aufgestellten 
Fragepuncte eine Beschreibung der auszuführenden Arbeiten in allge- 
meinen Umrissen zu geben. Diesem Verlangen entsprechend möge hier 
angedeutet werden, dass die erste Arbeit in der Oeffnung des Durch- 
stichs zwischen Roller und Dammhaufen bestehen wird, und dass hier- 
mit thunlichst in der Richtung von unten nach oben vorzugehen , selbst- 
verständlich aber die obere Oeffnung des Durchstichs bis ans Ende der 
Arbeit geschlossen erhalten, und der Abschluss zur Verhütung des Ein- 
dringens von Hochwasser während der Arbeit selbst noch provisorisch 
erhöht werden muss. 

Das theils im Trockenen, theils durch Baggerung bis auf mindestens 
6 Fuss und selbst längs des rechten Ufers bis auf 10 Fuss unter Pegel 
Null auszuhebende Material wird zum grossen Theil zur Bildung des 
rechtseitigen Ufers auf 40 bis 50 Klafter Breite und im Uebrigen zur Aus- 
ebnung des Kaiserwassers und der sonstigen zwischen der Stadt und der 
neuen Donau befindlichen früheren Stromlaufe verwendet werden können. 
Es wird von den näheren Umständen abhängen, ob der Durchstich sogleich 
auf seine ganze Breite oder nur auf einen Theil derselben auszuheben und 
dessen Verbreiterung nach der linken Seite hin der Wirkung des Stromes 
zu überlassen ist; im Allgemeinen halte ich auch hier das Letztere für 
anwendbar und dürfte desshalb die Aushebung in der halben oder in drei 
Viertel der Breite genügen. 

Dass mit dem Aushubgeschäft auch die Uferherstellung auf der 
rechten Seite Hand in Hand gehen muss, ist selbstverständlich, und wird 



113 

dabei noch näher zu erörtern sein , auf welche LIinge vorerst eine solid 
gegründete und durch Spundwände gesicherte Quaimauer anzubringen ist, 
während der übrige Theil des Ufers abgeböscht, und mit Steinpflaster 
verwahrt werden kann, das seinerseits auf einen soliden in die Tiefe 
reichenden Steinfuss mit vorgeworfenen Senkstücken zu stützen wäre. 

Ebenso kann gleichzeitig mit dem Durchstichaushub und der Anlage 
des rechten Ufers der Bau der grossen Brücken und zwar jener der Nord- 
bahn in ruhigem Wasser, vor sich gehen. Bei bloss theilweiser Aushebimg 
der Durchstichbreite ist das Material für die spätere Sicherung des link- 
seitigen Ufers zum Voraus und rechtzeitig in Bereitschaft zu stellen, und 
dasselbe bei eintretender Verbreiterung des Strombettes zur Festhaltung 
des Ufers zur Hand zu haben. Die Entfeiiiung der Spombauten auf dem 
linken Ufer gegenüber Nussdorf, sowie die Anlage des neuen regulirten 
rechtseitigen Ufers von der Scheere abwärts wird ebenfalls bald zu 
geschehen haben und es wird sodann später zu gleicher Zeit mit OcfFnung 
der alten Bauten am sogenannten Roller auch das linkseitige Ufer von 
den Dampfschiffwerften gegenüber Nussdorf abwärts vorzuführen sein, um 
den Eintritt des Stromes in das neue Bett zu befördern. 

Uebrigens wird es gerathen sein , das linkseitige Ufer an der oben- 
genannten Stelle nicht vollständig bis zum Roller auszuführen, sondern 
vorerst eine Oeffhung von 40 bis 50 Klaftern in der Uferlinie zu 
belassen, durch welche das Wasser immer noch einströmen und den alten 
Flusslauf gegen die Brücken hin zur Verlandung bringen kann. Auch auf 
der übrigen Strecke des linkseitigen Ufers wird derart verfahren und 
ebenso auch die Aufführung des linkseitigen Donau-Hauptdammes noch 
mehrere Jahre ausgesetzt bleiben müssen. 

Wenn der Strom in den Durchstich eingetreten sein wird , so wird 
es von den weiteren Umständen abhängen, ob die Fortsetzung der 
Regulirung vom Dammhaufen gegen Fischamend sogleich in Angriff 
genommen oder fQr einige Zeit vertagt werden soll. Jedenfalls ist es zulässig, 
diesen Theil der Arbeit nach und nach zur Ausführung zu bringen. 

Ebenso wird es von dem Bedürfnisse abhängen, ob der Winterhafen 
alsbald oder erst später herzustellen ist Die rechtseitige Dammanlage 
wird dagegen überall sogleich zur Ausführung zu bringen sein. 

Wien, am 30. September 18G7. 

Sexauer m. p. 



8 



115 



4. Rntacliten des Rerrn A. Tostain. 



Note, 

welche 

der vom unterzeichneten Experten im Commissions-Protocoiie vom 
26. September 1867 ausgesprochenen Ansicht beizufügen ist. 



Für die Verbcssernng und Regulirong der Denan vor Wien stehen 
sich zwei Systeme theils vom Gesichtspuncte des Wasserablaufes und des 
Schutzes vor Ueberschwemmungen, theils von dem der Erleichterung der 
Schiffahrt und des Handels entgegen. 

Das erstere besteht darin, den bisherigen Lauf des Flusses beizu- 
behalten, indem man denselben regulirt und die nöthigen Arbeiten 
vornimmt, um den Zweck zu erreichen, den man im Auge hat. 

Nach dem zweiten Systeme würde man ein neues Flussbett eröffnen, 
welches seinen Anfang unterhalb Nussdorf nahe der Mündung des die 
Stadt durchziehenden Donancanales hätte. 

Die Trace würde eine concave Curve vor der Leopoldstadt 
beschreiben, einen Theil des Praters abschneiden , und in den jetzigen 
Lauf entweder auf der Höhe des Lusthauses oder mehr stromabwärts 
und nahe dem Ende des Canales zurückkehren. 

Die vorgeschlagenen Tracen für diesen Durchstich haben nach den 
verschiedenen Verfassern derProjecte varirt, aber die erste zu erwägende 
Frage ist die des Principes des Durchstiches vorbehaltlich der späteren 
Untersuchung der verschiedenen abweichenden Gutachten über die 
Lösung der zu entscheidenden Frage. 

Die Yortheile, welche man in Ansehung eines Durchstiches geltend 
machen kann, sind: 

1. Dass den Gewässern und dem Eise ein schnellerer und leichterer 
Abfluss beim Eisgang verschafft wird; 

2. iiidem man den Lauf der Donau der Stadt Wien näher bringt, 
wird man ihren Zugang den Reisenden und den Waaren, welche sich der 

8 * 



116 

Schiffahrt bedienen müssen, die Bildung indnstrieller Etablissements und 
neuer Quartiere in der Nähe der Quais erleichtem ; 

3. den Lauf der Donau längs eines concaven Ufers bestimmend, 
wird man das Hauptgerinne an dieses bringen und in Folge dessen an 
denselben Quais erbauen können, welche zu jeder Zeit und in einer für 
die Schiffahrt sicheren Weise zugänglich sind. 

Ich gebe vor Allem zu, dass der Oedanke, die ganzen Gewässer 
der Donau in einem einzigen Bett unter den Mauern von Wien zu 
vereinigen, bestehend ist, dass die Ausführung dieses Projectes nicht 
aufzuzählende Vortheile gewähren würde, und dass es ein grosses, herr- 
liches Werk wäre. 

Aber es genügt nicht, nur die Vortheile ins Auge zu fassen, sondern 
man muss auch die Schwierigkeiten erwägen und die Kosten in Betracht 
ziehen. 

Es ist kein unbedeutendes Unternehmen, auf so radicale Art, wie 
es vorgeschlagen wird, den Lauf und das Verhalten eines Flusses wie 
die Donau und den Stand der Dinge, welcher das Resultat einer lang- 
jährigen Einwirkung der Naturkräfte ist, zu verändern. 

Doch mehrere gewichtige Einwürfe zeigen sich. 

Die Verbesserung des Ablaufes und die grösste (Jeschwindigkeit, 
welche man dem Wasser durch die Verkürzung des Bettes geben 
wird, werden unstreitig das Niveau des Wassers stromaufivärts vor 
Nussdorf vertiefen und von da an die Speisung des Canales in Gefahr 
bringen. 

Es ist schwierig genug, im Voraus mit Genauigkeit die Grenzen 
dieser Vertiefung zu bestimmen, aber mit der massigsten Berechnung ist 
dieselbe nicht unter 1 i/s Fuss anzuschlagen, und diese Vertiefung wird 
wahrscheinlich grösser sein, denn das einmal verbesserte Bett wird durch 
die Geschwindigkeit, welche das Wasser in demselben annehmen wird, 
aufgewühlt und eine grössere Tiefe annehmen, als das gegenwärtige 
Strombett. 

Die Niveauvertiefung vrird also 3 Fuss — vielleicht auch mehr — 
erreichen können, und von da an wird die constante Speisung des 
Canales unmöglich oder doch wenigstens sehr ungewiss, hauptsächlich 
während der Zeit des niederen Wasserstandes. 

' Doch ist es gerade während dieser Zeit am nöthigsten, den Durch- 
gang eines bedeutenden Wasserquantnms sicher zu stellen, um alle 
Unreinigkeiten, welche die Canäle der Stadt in diesen Donauarm ergiessen, 
hinauszuspülen. 

Man wird vielleicht sagen, dass man den Canal vertiefen kann; 
derselbe ist aber in dem Theile, welcher die Stadt durchzieht, ohnediess 
an der Sohle sehr schmal. 



117 

Die Böschungen, welche ihn einschliessen, werden dann auf langen 
Strecken offen liegen. Um die Dinge wieder in ihren normalen Znstand 
za versetzen, mttsste man mit der Yertiefiing der Sohle gleichzeitig die 
Ufer erweitem. Man würde sich so in hedentende Kosten stürzen and eine 
grosse Stömng der Conmiimication und in allen Interessen der Bewohner 
des Ufers herheiführen. 

Die Noth wendigkeit, den jetzigen Canal unter guten Bedingungen 
zu speisen y soll in allen Fällen in sehr ernste Erwägung gezogen 
werden. 

Die Ausgaben ftir die zur Eröffnung eines neuen Bettes nöthigen 
Arbeiten werden sehr bedeutend sein, und jedenfalls viel grösser, als f&r 
die Regulirung des gegenwärtigen Laufes, denn unabhängig von der 
Versicherung der Ufer, der Quais und Dämme , welche in allen Fällen 
hergestellt werden müssten, wird man eine ungeheuere Erdmasse ausheben 
und für die zu benützenden Terrainsstrecken Entschädigungen zahlen 
müssen. 

Bezüglich der Eröffimng des neuen Bettes kann man nicht, wie es 
in ähnlichen Fällen oft geschah, zuerst einen Canal von geringer Breite 
ausheben, das Wasser in denselben führen und dem Flusse dann über- 
lassen, dieses provisorische Bett zu erweitem und die Oefihung zu 
ergänzen. 

Man würde sich der Gefahr aussetzen, eine ungeheuere Störung in 
der Schiffahrt und in dem Laufe des Stromes zu veranlassen. Vielleicht 
könnte die Schiffahrt einige Zeit unterbrochen werden, und vielleicht 
würde man zerstörende Ueberschwemmungen verursachen, wenn ein 
Anschwellen des Wassers während der Arbeiten stattfände , denn um 
das Wasser zu zwingen, in den zu erweitemden Durchstich einzutreten, 
müsste man früher das ganze oder einen Theil des alten Flussbettes 
sperren, welches sodann für den Ablauf des Hochwassers, welches 
eintreten könnte, nicht mehr genügen würde. 

Es muss also, im Falle einer Regulirung — wie alle Anhänger 
derselben es auch zugeben — das neue Bett, in welchem die Regulimng 
bestehen soll, in seiner ganzen Breite und fast auf die vollständige Tiefe 
künstlich theils mit Handarbeit, theils durch Baggerung ausgehoben 
werden, bevor man den Hauptstrom der Donau hineinleiten kann. 

Diese Arbeit selbst ist vielen Zufällen während ihrer Ausführung, 
welche nothwendigermassen ziemlich langwierig sein wird, ausgesetzt, 
hauptsächlich, wenn Hochwässer oder Eisgänge eintreten. Die Gewässer 
können die Arbeiten angreifen und an denselben Beschädigungen veran- 
lassen, welche die veranschlagten Kosten sehr erhöhen. 

Auf der anderen Seite kann man von den Resultaten undVortheilen, 
welche man sich von der Regulirung verspricht, erst profitiren, wenn 



118 

die Arbeiten beendet sind, was einen Anfsehnb von mehreren Jahren 
und eine Ausgabe von mindestens 8 — 10 Millionen voraussetzt. 

Im Falle selbst; dass die Arbeiten beendet und vollkommen gelun- 
gen wären, wäre man noch nicht vor allen Uebeln geschützt, denn man 
könnte nicht voraussehen, was sich stromabwärts beim Ausgange des 
neuen Bettes zuträgt. 

Es ist möglich, dass die Stromgeschwindigkeit, indem sie die Sohle 
aushöhlt, Anschwemmungen veranlasst, die sich dann am Ausgange 
ablagern und Bänke bilden, welche die Schiffahrt mtlhsam machen und 
die Schwierigkeit nur erhöhen. 

In allen Fällen wird das neue Bett durch Dämme auf eine gewisse 
Distanz stromabwärts seiner Ausmündung verlängert werden müssen. 

Der neue näher bei der Stadt eröffnete Lauf wird die Nordbahn in 
der Nähe ihres Bahnhofes und an einem Puncto durchschneiden, wo der 
Bau einer permanenten Brücke schwieriger würde. 

Das Niveau der Station ist fixirt und kann an demselben jetzt nichts 
mehr geändert werden. 

Von der anderen Seite wird die Höhe der Brücke über dem Wasser- 
spiegel der Donau durch die Bedürfhisse der Schiffahrt bedingt. Aber 
diese Höhe ist zu gross, als dass man von dem Bahnhofe mit einer ange- 
messenen Steigung auf die Brücke gelangen könne. 

In Wirklichkeit sagt man, dass es möglich sein wird , von der 
jetzigen Trace der Nordbahn derart abzuweichen, um ihr eine genügende 
Entwickelung, dass die Steigung eine annehmbare werde, zu geben, 
aber diese Abweichung wird sich nicht ohne Kosten bewirken lassen, 
welche man noch zu denen für die Rcgulirung der Donau schlagen 
muss. 

Als Compensation für die Auslagen, welche der Durchstich verur- 
sachen vnvd, macht man die Einnahmen geltend, welche mit den Ufer- 
iändem erreicht werden, die man durch Deponirung der Erde erhöht 
haben wird. Diese Grundstücke sind aber meistens Besitz Einzelner, 
und man sieht nicht ein, wie die erhöhten Werthe, welche dieselben 
erlangen, die Kosten vermindern sollen. 

Ausserdem wird der Prater auf grosse Ausdehnung an das Ufer 
grenzen ; man wird ohne Zweifel auf dem Rand des regulirtcn Bettes 
eine gewisse Zone für die Bedürfnisse der Schiffahrt nehmen können ; 
doch glaube ich nicht, dass es Jemand in den Sinn kommen kann, weiter 
zu gehen und von dem Prater ein ausgedehntes Terrain abzutrennen, um 
dasselbe der Speculation zu überliefern. 

Einer der Gründe, auf welche man sich stützt, um den Durchstich zu 
rechtfertigen, ist, dass seine Trace vor der Stadt Wien eine grosse Curve 
bilden wird, an deren rechtem Ufer sich immer der Hauptstromstricli der 



119 

Douaa befinden wird. Aber man darf sich nicht zu viele Dlnsionen über 
dieses Resultat machen. Die Biegung wird so sehwach sein, dass sie 
sich sehr der geraden Linie nähert, und wenn in den mit kleinem Radius 
beschriebenen Curven man den Stromstrich als gesichert ansehen kann, 
so ist es nicht ebenso bei Concaven, wenn die Elemente des Bogens sich 
der geraden Linie sehr nähern. 

Man kann in diesem Falle fürchten, dass während der niederen 
Wasserstände, und wenn das ganze Profil für den Ablauf des Wassers 
nicht mehr unbedingt nöthig ist, der Stromstrich von einem Ufer zum 
anderen geht, wie er es bei geraden Linien thut. 

Die Regulirung des gegenwärtigen Bettes kann die Vortheile, 
welche man sich von einem Durchstich verspricht, vielleicht im minderen 
Grade, ich gebe es zu, erreichen, aber doch in genügendem Maasse, um 
allen Forderungen zu entsprechen. 

Dieselbe wird viel weniger hoher Auslagen und kürzerer Zeit zur 
Ausführung bedürfen. Sie ist ausserdem von den hierüber erwähnten 
Schwierigkeiten verschont, welche die Folgen eines Durchstiches sind. 

Das gegenwärtige Bett könnte, regulirt, vollkommen dem Abfluss 
des Wassers und Eises bei Eisgängen genügen. Jedermann ist, ich denke, 
damit einverstanden. 

In der That, wenn der Fluss zwischen parallelen, unangreifbaren, 
annehmbar regulirten, bis genügend unterhalb der Stadt verlängerten 
Ufern flicssen wird, wenn derselbe von den Inseln, welche die Strömung 
aufhalten, ihr entgegen wirken, und von den Seitenarmen, welche einen 
Theil des Wassers zum Nachtheil des Hauptstromes absorbiren , befreit 
sein wird, wird sich derselbe vertiefen und dem Abfluss des Wassers und 
Durchgang des Eises, deren Anhäufung jetzt die Ueberschwemmungen 
herbeiführt, kein Hindemiss mehr entgegen stehen. 

Die SchiflFahrt wird tiefes Wasser finden , wie dies in allen Theilen 
der Fall ist, wo das Bett regulirt ist, und die Bedingungen des Programmes 
werden unter diesem Gesichtspuncte erfüllt sein. 

Man wird auf dem rechten Ufer zwischen dem grossen Saulen- 
haufen und dem Dammhaufen ein concaves Ufer von 2.500 Klaftern 
Länge, wie das Progranmi es verlangt, finden, längs welchem der Strom- 
strich sich ebenso sicher wie in dem Durchstich, welchen man machen 
würde, aufhalten wird. 

Diese Strecke kann mit Quais versehen werden und allen Bedürf- 
nissen der Schiffahrt und des Handels entsprechen. Diese Quais werden 
in Wahrheit entfernter von der Stadt als jene sein, welche an dem Durch- 
stich etablirt würden, aber von dem Mittelpunct der Stadt, das ist dem 
Stephansplatz gemessen, wird die Distanz nicht um mehr als 1.000 
Klafter vergrössert, und nachdem diese Entferaung im glücklichsten 



120 

Falle mit dem Durchstich 1.500 Klafter betrüge, würden die Reisenden, 
welche sich der Schiffe bedienen wollen, doch immer der Wagen, Omnibus, 
oder aber der Separatfahrten kleiner Dampf boote, wie diess jetzt geschieht, 
bedürfen. 

Die Waaren betreffend, hat die Verlängerung von 1.000 Klaftern 
einer zurückzulegenden Strecke Weges keine grosse Bedeutung und 
könnte die Ausgabe, welche die Eröfinung eines neuen Bettes erfordern 
würde, nicht rechtfertigen. 

Man wird in den wüsten Strecken, welche gegenwärtig von dem 
Kaiserwasser eingenommen sind, und in dessen Ufern alle nöthigen 
Plätze zu inneren Bassins, Docks und industriellen Etablissements, mit 
einem Worte, einen inneren Hafen finden. Denn wenn es einigen Vortheil 
für den allgemeinen Handel und den Transitverkehr hat, an dem Fluss- 
ufer selbst zu sein, ist es doch nicht ebenso für den Specialhandel der 
Stadt Wien und für ihre Industrie. 

Stapelplätze, Magazine und Werfte, an inneren mit dem Flnss 
communicirenden !Bassins angelegt, werden in einer besseren Position als 
an dem Ufer des Flusses sein, wo die Schiffe, welche daselbst -verkehren, 
immer dem Hauptstrom , dem Eisgang und dem Stoss der den FIuss 
auf- oder abwärts fahrenden Schiffe ausgesetzt sind. 

Man wird in gleichem Grade eine gewisse Strecke bestimmen, um 
an derselben im Winter die Schiffe anzulegen und dieselben vor Eisgang 
zu schützen. 

Alle grossen Handelsplätze haben solche innere Bassins, an deren 
Ufer die dort erbauten industriellen Etablissements die Rohproductc 
directe von den Schiffen erhalten oder ihre Producte einschiffen. 

London, Liverpool, New York, obwohl an Flussufem gelegen, 
haben so zu sagen die natürlichen Ufer nicht benützt, sondern haben in 
inneren Docks und Bassins gesucht , was ihnen für ihren colossalen 
Handel und ihre Industrie von Nöthen war. 

Die Lagunen des Kaiserwassers und die wüsten Strecken, welche 
es begrenzen, werden all' den Raum bieten, welchen man für ähnliche 
Etablissements wünschen kann. 

Die ausgegrabene Erde, welche sich durch die Herstellung der 
Bassins ergeben wird, kann zur Erhöhung der Ufer, und um die Sümpfe 
verschwinden zu machen, nach Massgabe, als diese Etablissements 
vorschreiten, verwendet werden. 

Endlich wird man , das gegenwärtige Bett beibehaltend , indem 
man es verbessert und das ganze Unternehmen durch die hier sehr sum- 
marisch angegebenen Dispositionen ergänzt, den Vortheil haben, von 
den hergestellten Arbeiten nach Massgabe deren Ausführung Gewinn zu 
ziehen und die in der Unternehmung angelegten Capitalien nutzbringend 



121 

zu luaelien. Jede Ausgabe wird ihren Gewinn bringen, während man bei 
dem Durchstiche die Beendigung der Arbeiten und die Verwendung eines 
sehr bedeutenden Capitales abwarten muss, bevor man von demselben 
einen Fmchtgenuss erzielen kann. 

Man wird ausserdem keine ernste Störung in dem Verhalten des 
Flusses hervorrufen und nicht Gefahr laufen^ die Speisung des Canales 
aufs Spiel zu setzen. 

Es liegt nicht in meiner Absicht, ein Project über die Regulirungs- 
arbeiten des gegenwärtigen Laufes und der ergänzenden Massnahmen, 
welche der Industrie und dem Handel die zu ihrer Entwicklung nOthigen 
Etablissements verschäflFen sollen, hier zu geben. Die Principienfrage muss 
vor Allem entschieden sein. Es gentigte zu zeigen, dass man, das gegen- 
wärtige Bett beibehaltend, alle Bedingungen des Progranmies befriedigen 
könnte. 

Die Regulirung des Bettes mtisste überdiess mittelst paralleler Dämme 
bewirkt werden, von welchen man Vortheil ziehen würde, um die zu 
starken Krümmungen verschwinden zu lassen und ein regelmässiges, 
leicht concaves Ufer von der Stadt zwischen den auf der Karte unter den 
Namen „grosser Sauleuhaufen^ und „Dammhaufen^ angegebenen Auen 
zu erhalten. 

Diese Dämme würden unterhalb Nussdorf ihren Anfang nehmen und 
müssten bis zur regulirten Strecke unterhalb des Dorfes Kaiserebersdorf 
fortgesetzt werden. 

Alle Nebenarme , welche einen Theil des Wassers absorbiren, 
müssten bis auf die Höhe des mittleren Wasserstandes geschlossen 
(abgebaut) werden. 

Diese Arbeiten würden successive ausgeführt werden, wobei die 
Strömung in angemessener Weise die ausgehobene Erde in Bewegung 
bringt und die nöthigen Vertiefangen bewirkt, selbst aber durch per- 
manente Arbeiten fixirt wird, nachdem selbe in die Richtung gekommen 
ist, welche der im Voraus bestimmte Plan ihr zuweist 

Dieses sind die Beweggründe, welche mich bestinunt haben, dem 
Beibehalt des gegenwärtigen regulirten Plussbettes den Vorzug vor einem 
ganz neu hergestellten Durchstiche zu geben. Ich behaupte im Uebrigen 
nicht , dass eine Rectification mittelst Durchstich ein Werk sei, welches 
die Kräfte der Ingenieurkunst tibersteigt, noch dass dieselbe selbst sehr 
schwierig sei, aber sie wird immer sehr theuer und mehr ein Luxus — 
als ein reeller Nutzbau sein, nachdem man gleiche Vortheile mit weniger 



190 

Kosten und ohne sich Zußtllen auszusetzen, erreichen kann. Ich habe 
darum nicht geglaubt, zu einem Durchstich rathen zu können. 

In dem Falle, wo meiner Ansicht entgegen das System eines Durch- 
stiches die Oberhand behalten würde, denke ich, dass unter den ver- 
schiedenen Tracen, welche vorgeschlagen wurden, der des Herrn Sexauer 
der Vorzug gegeben werden soll, und ich schliesse mich für diesen Fall der 
Wahl dieser Trace an. Dieselbe befriedigt im richtigen Masse alle Inter- 
essen, und den gegenwärtigen Lauf vor dem Dammhaufen augenschein- 
lich beibehaltend, gestattet sie sogleich die Frage der von der Staats 
eisenbahn beabsichtigten Donau-Uebersetzung zu entscheiden. 

Wien, am 30. Jänner 1868. 



Tostain m. p. 

Für die richtige ücbersetzung aus dem Französischen : 

Scholl m. p., 6. M. 



123 



Beilctg^e 3< 



Gutachten 



der 



vom Oomit^ fire^vi^öJilteii Heisren 



k. k. Sectionsrath M. Wailiek, k. k. Oberbaiirath G. Wex 



und 



DainpfschiflFahrtsdirector M, CASSlftD 



über die 



von den Experten eingelangten Anträge für die Regulirung der Donau 



bei '^Vleii. 



126 



Gutachten. 



Die Hauptzwecke , welche durch die Regulirung: der Donau nächst l- üeber die Art der 
Wien erreicht werden sollen, und welche daher bei der Lösung der Frage, L)onaurcguüriiDg. 
ob die Donau in ihrem alten Bette oder aber mittelst eines Durchstiches 
zu reguliren sei, massgebend sein müssen, sind die nachstehenden : 

L Es soll nicht blos die Stadt Wien, sondern auch das Marchfeld 
vor Ueberschwemmungen durch Hochwässer und Eisgänge geschützt, 
dann sollen die Vorstädte Leopoldstadt, Brigittenau und Zwischenbrücken 
von den zur Zeit der Hochwässer aufsteigenden schädlichen Seichwässem 
befreit werden. 

TL Es sollen in der Donaustrecke bei Wien die bisherigen Schiff- 
fahrtshindemisse beseitiget, femer soll die Herstellung einer solchen 
Wasserstrasse angestrebt werden, als sie ftir die gegenwärtig auf dem 
Strome verkehrenden Dampf- und Ruderschiffe grössten Tiefganges bei 
ihrer Befrachtung erforderlich ist. 

LH. Die Donauregulirung soll die Anlage eines bedeutenden Stapel- 
platzes der Schiffahrt bei Wien und den Umschlag der Güter von den 
Schiffen auf die Land- und Eisenbahnwagen und umgekehrt ermöglichen, 
und daher für die Anlage von Landungs- und Ladeplätzen, Verbindungs- 
bahnen, Magazinen, Docks, Schiffswerften, eines Winterhafens und 
anderer damit in Verbindung stehenden Etablissements die erforderlichen 
Räumlichkeiten am rechten Donauufer gewähren. 

rV. Nachdem es für zweckmässig erkannt wird, dass die Landungs- 
und Ladeplätze sanmit den dazu gehörigen Etablissements an den Haupt- 
strom der Donau verlegt werden und es von Wichtigkeit ist, dass die 
zur Hebung der Schiffahrt und des Handels nöthigen Anlagen und Bauten 
der Stadt Wien näher gerückt werden, so ist die Verlegung des Haupt- 
stromes in ein der Stadt näher gelegenes Bett der Regulirnng des gegen- 
wärtig bestehenden Strombettes vorzuziehen, wenn durch diese Ver- 
legung die ad I, U und HI angeführten Hauptzwecke der Donauregulirung 
gleich sicher erzielt werden. 



126 

Von diesen vier Hauptzwecken der Donauregulirung kann nach der 
Ansicht der Referenten der II**, nämlich die Erzielung einer ganz guten 
Wasserstrasse auch mit Beibehaltung und durch Regulirung des alten 
Flussbettes vollständig erreicht werden, denn es ist einestheils durch die 
seit dem Jahre 1850 angestrebte und mittelst der Uferschutz- und 
Correctionsbauten in Ausführung gebrachte Regulirung der Donau, wie 
auch durch die Absperrung der vielen früher bestandenen Seitenarme bereits 
erzielt, dass das Stromwasser bei gewöhnlichen Wasserständen concentrirt, 
die SchiflFahrtsrinne vertieft, das in früherer Zeit sehr ungleich vertheilt 
gewesene Gefälle des Wasserspiegels mehr ausgeglichen, und überhaupt 
das Flussbett regelmässiger gestaltet ist; andererseits würde es aber 
auch keinem Anstände unterliegen, durch eine entsprechende Anlage der 
neuen Uferwerke die dermalen im Strombette an den convexen Uferstellen 
befindlichen, der Schiffahrt nachtheiligen Inseln und Sandbänke zu 
beseitigen und auf diese Art eine ganz freie Wasserstrasse zu erzielen. 

Wenn es sich also nur um die Herstellung einer guten Wasserstrasse, 
nämlich die Erreichung des Hauptzweckes H handeln würde, so wäre 
hiezu unstreitig blos das alte Flussbett zu benützen, nachdem selbst die 
bei einem Durchstiche erzielbare Verkürzung des Flusslaufes um 55G 
Klafter keine Beachtung verdient. 

Dagegen tritt beim Anstreben der übrigen drei Hauptzwecke I, III 
und rV die Bedeutung eines Durchstiches schon mehr in den Vordergrund. 

Was ad I die Behebung der Ueberschwemmungsgefahr für Wien 
betriffi;, so ist zwar nicht zu leugnen, dass dieser Zweck auch mit Bei- 
behaltung des alten Flussbettes zu erreichen wäre, wenn nämlich längs 
des alten Flussbettes entsprechend hohe und starke Dämme, und an der 
Einmündung des Donaueanales ein Absperrungswerk ausgeführt würden 
allein es ergibt sich bei näherer Untersuchung des Gegenstandes, dass 
die Ausftlhrung eines Durchstiches die Behebung der Ueberschwemmungs- 
gefahr flir Wien wesentlich erleichtem und eine bleibende Verminderung 
der Höhe der Ueberschwemmungen zur Folge haben würde, was durch 
die blosse Eindämmung des alten Flussbettes nie erzielt werden kann. 

Es würde nämlich durch die Ausftihrung des Durchstiches die 4.400 
Klafter betragende Länge des dermaligen Flusslaufes in der Strecke von 
der Einmündung des Donaueanales bis zum Wien-Stadlauer Eisenbahn - 
dämme auf 3.900 Klafter verkürzt werden. 

Ueberdiess ist aber noch in Anschlag zu bringen, dass zur Ueber- 
windung der Widerstände bei der Fortbewegung des Wassers in dem 
jetzigen mehrmals gekrümmten Strombette ein gewisses Gefalle noth- 
wendig ist, welches in der sanft und gleichförmig gekrümmten Durch- 
stichstrace , wo die Krümmungs-Widerstände verschwinden, frei werden 
würde. Dieses Gefälle beträgt nach den von den amerikanischen 



127 

Hydrotechnikern Humplirey's und Abbots aus vielfältigen Messungen 
abgeleiteten Erfahrungsformeln flir die fragliehe 4,400 Klafter lange 
gekrtlnimte Donaustrecke 1 Linie per 100 Klafter, also zusammen 3-66 
Zolle, und weil die Donau in jener Strecke per 100 Klafter 3 Zoll Fall 
hat, so würden die besagten 3-66 Zolle noch eine Verkürzung der Fluss- 
länge von 122 Klaftern repräsentiren. 

Die neue Flusstrace durch den Durchstich kann also blos 3.900— 
122 »3.778 Klafter lang angenonunen werden, wälu-end die gekrünunte 
Trace 4.400 Klafter lang ist 

Das relative Gefälle des Flussbettes in dem Durchstiche würde sich 
gegen das jetzige Gefalle in dem verkehrten Verhältnisse der besagten 
Längen, nämlich in dem VerhäUnisse von 3.778 : 4.400 oder von 19 : 22 
vermehren und würde nach durchgeführten Berechnungen eine Vermin- 
derung der Hochwasserhöhe um wenigstens 20-34 Zolle zur Folge haben. 

Ein weiterer Vortheil, der von dem Durchstiche durch die Ver- 
minderung der Uebersehwemmungsgefahr zu erwarten wäre ist der, dass 
der Abfluss der Hochwässer und Eisgänge in dem regelmässigen ein- 
geengten Durchstichsbette concentrirt und auch hiedurch nach den 
bekannten hydrotechnischen Grundsätzen und Erfahrungen die Geschwin- 
digkeit des Wasserabflusses bedeutend gesteigert werden, derselbe daher 
von Stockungen und Rückstauungen frei bleiben würde, wonach man 
voraussetzen muss, dass die Senkung der Hochwässer noch mehr als 
20*34 Zolle und wohl gar bei 3 Fuss erreichen könnte. 

Schliesslich müssen die Gefertigten die aus den vorliegenden Hoch- 
wasserstandsverzeichnissen und Längenprofilen hervorgehende, äusserst 
wichtige Thatsache hervorheben, dass die Donauhochwässer oberhalb 
Nussdorf bei der Kuchelau um 6 Fuss höher anschwellen als bei der 
grossen Donaubrüeke am Tabor, und dass dieser die Ueberschwenmiungs- 
gefahr flir Wien wesentlich steigernde Uebelstand durch die Ausführung 
des Durchstichsprojectes ebenfalls behoben werden soll. 

Die Ursache dieser bedeutenden Hochwasseranschwellung oberhalb 
Nussdorf liegt darin, dass im vorigen Jahrhunderte in der Absicht, das 
Fahrwasser der Donau am rechten Ufer bei Nussdorf festzuhalten und bei 
niedrigen Wasserständen das Wasser in den Donaucaual zu drängen, vom 
linken Ufer aus ein bei 160 Klafter langer declinanter Treibspom einge- 
baut und hiedurch das Strombett auf 150 Klafter eingeengt und überdiess 
in derselben Zeit am linken Ufer der sogenannte Hubert*sche Damm erbaut 
und mit demselben das Durchflussprofil der Hochwässer bei Nussdorf auf 
210 Klafter eingeengt wurde, obwohl die Profilsweite der Hochwässer 
daselbst wenigstens 366 Klafter betragen sollte. 

Der besagte Treibspom und der zu weit in das Profil der Hoch- 
wässer vorspringende Damm soll nun nach dem Durchstichsprojecte 



128 

abgetragen nnd dadurch eine entsprechende Erweiterung des Durchfluss- 
profiles erreicht werden, weil, so lange diess nicht geschieht, durch 
diese vorspringenden Werke wie bisher der Rückstau der Hochwässer 
und oberhalb Nussdorf die besagte 6 Fuss betragende Ueberhöhung des 
Wasserstandes erzeugt werden würde, durch welche den Hochwässern 
eine viel rapidere nachtheiligere Geschwindigkeit gegen Wien zu gegeben 
und der Andrang der Hochwässer in den DonaucaQal vermehrt, ins- 
besondere aber der Andrang der Hochwässer gegen den Huberf sehen 
Damm, daher die Ueberschwemmungsgefahr für das Marchfeld vermehrt 
wird. 

In dem Durchstichsprojecte ist die Abtragung der besagten, das 
Stromprofil verengenden Werke berücksichtiget, welch' letztere Arbeit 
auch bei jeder anderen Art der Donauregulirung geschehen mttsste. 

In soweit endlich von dem Durchstiche eine Senkung der Hoch- 
wässer bei Wien erwartet werden muss, wie hier nachgewiesen wurde, 
wird auch der Andrang der Seihwässer in den Vorstädten Wiens im Ver- 
hältnisse der geringeren Druckhöhe ein geringerer werden. 

Wenn nun die Gefertigten durch das bisher Angeführte nachgewiesen 
haben, dass durch die Ausführung des Durchstiches die Ueberschwem- 
mungsgefahr für Wien wesentlich vermindert werden wird, so wollen sie 
hiemit doch nicht behaupten, dass dieser Zweck allein das Verlassen des 
alten Flussbettes und die kostspielige Ausführung eines Durchstiches 
rechtfertigen könnte. 

Ganz anders stellen sich aber die Chancen für den Durchstich dann, 
wenn nebst der Behebung der Ueberschwemmungsgefahr auch noch die 
Erreichung der weiteren Hauptzwecke HI und IV, nämlich die Errichtung 
von Landungsplätzen, Werften, Magazinen, Eisenbahnen und Strassen, 
und die Annäherung des Stromes au Wien ins Auge gefasst, daher das 
Ziel angestrebt werden soll, an der Donau einen ganz neuen Verkehr, ein 
neues Leben zu sehaficn. 

In diesem Falle ergeben sich auch ganz andere Verhältnisse, welche 
allerdings die Ausführung eines Durchstiches als ganz wünschenswerth 
und angezeigt erscheinen lassen. 

Es ist vor Allem zu berücksichtigen, dass das Terrain an und längs 
der Donau ein Inundationsgebiet der Donau ist, welches oft auf 12 Fuss 
Höhe überschwemmt wird, dass daher das rechtseitige Donauufer, wenn 
auf demselben die beabsichtigten Verkehrsmittel und Gebäude geschaffen 
werden wollen, in grosser Ausdehnung über das Niveau der höchsten Hoch- 
wässer und ebenso die Zufahrtswege und dann die beiderseitigen Dämme 
ausgeschüttet werden müssen. 

Es wird nun ein solches Quantum an Anschüttungsmateriale nöthig, 
dass unter allen Umständen zur Gewinnung desselben Grundstücke in 



129 

grosser Ausdehnung eingelöst und devastirt werden müssen. Es wird nun 
immer am zweckmässigsten sein, dieses Ansehttttungsmateriale in einem 
Durchstiche zu gewinnen und dadurch zugleich die Donau an Wien näher 
zu rücken und in ihrem Laufe zu regeln. 

Der diessföllige Ueberschlag über den eigentlichen Durchstich ober- 
halb der Wien-Stadlauer Eisenbahn zeigt, dass die Aushebung der An- 
schüttung gleich ist. Der Durchstich kann also in diesem Falle als die 
natürliche Folge der gestellten Forderung nach erhöhten und zu jeder 
Zeit piftktikablen Ufergründen am rechten Donauufer betrachtet werden, 
nachdem es nicht zu rechtfertigen wäre und sehr kostspielig werden 
müsste, das Anschüttungsmateriale aus grösseren Entfernungen herbei- 
zuschaffen. 

Die Frage, welche zu beantworten ist, sollte also eigentlich lauten : 
„ob auf der Donau gegenwärtig schon ein solcher Verkehr 
stattfindet, oder in der Zukunft entstehen kann, welcher die 
Schaffung der beabsichtigten neuen Verkehrsanstalten und 
hohen Stapelplätze rechtfertigt?" 

Wird diese Frage bejahend beantwortet, so ergibt sich von selbst 
die Ausfllhrung eines Durchstiches als angezeigt. 

Die gefertigten Techniker, Sectionsrath Waniek und Baurath Wex, 
haben den Nutzen des Durchstiches für die Beseitigung der Ueberschwem- 
mungsgefahren anerkannt; sie erkennen auch die Vortheile an, welche an 
einem mächtigen schiffbaren Flusse bezüglich der Erhaltung der Ufer und 
der Schiffbarkeit eine regelmässige Trace des Flusses darbietet; allein sie 
halten sich nicht für competent genug, auch die im vorliegenden Falle 
entscheidende rein eommercielle Frage zu beantworten, welche Opfer 
die gegenwärtige Wichtigkeit oder aber die Zukunft des Verkehrs auf der 
Donau und des Handels der Residenzstadt Wien rechtfertigen kann. 

Die genannten Techniker müssen es daher den Vertretern des Han- 
dels und der Gemeinde überlassen, ihre diessfälligen Ansichten auszu- 
sprechen. 

In dieser Beziehung hält es der gefertigte Dampfschiffahrts-Director 
Cassian für eine Pflieht, mit allem Nachdruck zu erklären, dass der Ver- 
kehr auf der Donau nächst Wien von der weittragendsten Bedeutung fttr 
den Handel sowohl als auch f)ir die Approvisionirung der Hauptstadt, von 
unberechenbarem Vortheil und Einfluss, überdiess aber nach seiner innig- 
sten Ueberzeugung einer noch weit grösseren Entwicklung fähig und es 
daher für die Wohlfahrf der Bewohner Wiens im Hinblicke auf die dem 
Handel der Residenzstadt, durch die Rivalität der Städte Pest-Ofen bevor- 
stehende gefahrdrohende Verminderung desselben eine gebieterische 
Nothwendigkeit sei, zur Hebung des Handels und speciell des Schiff- 
fahrtsverkehres den entscheidenden Schritt der Donauregulirung zu thun 

9 



130 

und würde dieselbe auch grosse , scheinbar unerschwingliche Opf^r 
kosten. 

Dampfschiffahrts-Director Cassian hält es nach den mannigtachen 
Beleuchtungen der Vortheile, welche der Stadt Wien und ihren Bewohnern 
aus der Donauregulirung und speciell aus dem Näherlegen des Stromes 
an die Stadt fUr den Handel, Verkehr und Industrie erwachsen, nicht fUr 
nothwendig, nochmals hier des Ausführlichen darauf zurückzukommen; 
sie sind zu klar und einleuchtend; allein er gestattet sich auf die 
(beschichte aller grossen Städte hinzuweisen, welche durch ihre {Erbauer 
in der unmittelbaren Nähe eines schiffbaren Flusses angelegt wurden ; 
sie alle wurden wichtige Handelsplätze. 

Nur politische Eintheilung hat es vermocht, Städte, welche entfernt 
von Flüssen oder dem Meere liegen, zu Hauptstädten zu machen ; allein 
Handelsplätze im wahren Sinne des Wortes wurden diese Hauptstädte 
nicht. Die Zukunft Ofen-Pest's ist nur durch die Lage dieser Städte an 
der Donau gesichert. — Würde Wien am Hauptstrome liegen, so müsste 
es, durch die politischen Verhältnisse und Umstände dazu schon bestimmt, 
der wahre Handels- und Centralpunct der österreichischen Monarchie, 
zum Stapelplatz der Rohproducte Ungarns, der DonaufUrstenthümer, der 
Levante und Südrusslands werden, und der Rang, den Wien als Wechsel- 
platz bisher eingenommen hat, würde ihm nicht nur nicht streitig gemacht 
werden, sondern er würde sich durch die Ausdehnung des Handels noch 
bedeutend erhöhen. 

Dampfschiffahrts-Director Cassian bemerkt speciell zu der eigent- 
lichen Donauregulirung, dass die Anlage der Landungs- und Ladungs- 
plätze im fliessenden Wasser weit vortheilhafter ist, als in abgesonderten 
Häfen mit stillstehendem Wasser, weil die Dampf- und Ruderschiffe zu 
dem Ein- und Ausfahren in diese Häfen sehr viel Zeit verlieren und 
die abgeschlossenen Häfen in der Regel den Verschlammungen ausge- 
setzt sind und grosse Kosten für die Baggerungen in Anspruch nehmen. 

Nachdem aus diesen Rücksichten die Bildung des Hafens im Kaiser- 
wasser und die Anlage der Landungs- und Ladungsplätze an diesem 
Hafen von Sachverständigen nicht als zweckmässig erkannt wird, nach- 
dem überdiess auch der Antrag des Oberbaurathes Hagen, die concaven 
rechtseitigen Ufer des corrigirten alten Donaustrombettes an der jetzigen 
Einmündung des Kaiserwassers und oberhalb des Wien-Stadlauer Eisen- 
bahndammes als Landungs- und Ladeplätze und zur Anlage der Maga- 
zine etc. etc. zu benützen, aus dem Grunde als onzweckmässig erscheint, 
weil diese beiden Uferstre^ken getrennt und von einander wie auch von 
Wien zu weit entfernt sind, so ergibt sich hieraus, dass mit der Beibehal- 
tung und Correction des alten Flussbettes der ad HI erwähnte Haupt- 
zweck der Donauregulirung nur unvollständig erreicht, das ad IV 



131 

envähnte Ziel der Annäherung des Stromes an Wien ganz bei S^ite 
gesetzt werden würde. 

Das technische Gutachten über die Frage, ob die Donau in ihrem 
gegenwärtigen Strombette regnlirt, oder aber ein Durchstich ausgeführt 
werden solle , lässt sich hiernach in dem nachstehenden Ausspruche zu- 
sammenfassen : 

„Der Durchstich ist für die Herstellung einer guten 
pWasserstrasse durchaus nicht nothwendig — für die Be- * 

„hebung der Ueberschwemmungsgefahren für Wien nicht 
„nothwendig, aber sehr förderlich — für die Schaffung 
„eines neuen, oder Belebung des gegenwärtigen Verkehrs 
„und Handels nächst Wien durch Herstellung von Lan- 
„dungs- und Ladeplätzen, Werften und Magazinen ganz 
„angezeigt, ja sogar eine unmittelbare Folge dieser For- 
„derung — und für die Annäherung des Stromes an Wien 
„unbedingt nothwendig.^ 

Im Nachstehenden werden die Modalitäten der Ausführung des 
Durchstiches besprochen. 

In technischer Beziehung wird von den Gefertigten die von den H- Trace des Dorch- 
Experten vorgeschlagene Trace des Durchstiches in soweit für die zweck- ßtichea. 

massigste anerkannt, als die Rücksichten für die möglichste Schonung 
des Praters eine grössere Annäherung an Wien nicht gestatten, und die- 
selben glauben demnach, dass von allen anderen Tracen, welche für den 
Durchstich von verschiedenen Projectanten in Antrag gebracht worden 
sind, abzusehen wäre. 

Was die Ausführbarkeit des Durchstiches anbelangt, so wollen die in. Ausführbarkeit 
gefertigten Techniker die grossen Schwierigkeiten , welche die Ableitung ^^a Durchstichea. 
und neue Einbettung so grosser Ströme, wie die Donau ist , darbietet, 
nicht verschweigen. Sie machen darauf aufmerksam, dass der Durch- 
stich ein Terrain durchzieht, welches iü allen Richtungen durch Fluss- 
arme durchschnitten, für die Realisirnng des Durchstiches daher ein sehr 
schwieriges ist 

Sie machen darauf aufmerksam, dass man es während der viele 
Jahre in Anspruch nehmenden Ausführung mit der Einwirkung mehrerer 
Hochwässer zu thun haben wird, welche bei ihrer bedeutenden Höhe in 
Verbindung mit Eisstössen verheerend werden kann ; aber sie halten den 
Durchstich für ausführbar und geben hierüber im Nachstehenden die 
näheren Andeutungen. 

Nach ihrer Ansicht, welche übrigens auch Sexauer in seinem Gut- iv. Vorgang bei der 
achten ausgesprochen hat, wäre die Ausführung des Unternehmens auf Ausführung des 
zwei Hauptepochen zu theilen. Durchstiches. 



132 



V. Die Schiffahrt 
w&hreiid der Aus- 
führung des Durch- 
stiches. 



Nachdem nämlich der Durchstich vor dem zur Ausführung bewilh'g- 
ten Eisenbahndamme der Wien - Stadlauer Eisenbahnstrecke mit dem 
jetzigen Flussbette der Donau zusammenfallt , so ist in diesem Pnncte 
eine natürliche Unterabtheilung des grossen Unternehmens und ein in 
jeder Beziehung sehr willkommener Anschluss gegeben. 

Mit der der ersten Epoche zufallenden Ausführung des Durch- 
stiches in der Theilstrecke zwischen Nussdorf und dem Stadlauer Eisen- 
bahndamme wäre von unten zu beginnen und nach oben fortzusetzen^ 
um während der Ausführung des Durchstiches dessen Entwässerung nach 
unten zu ermöglichen. 

Da auf dem Terrain , in welchem der Durchstich auszuführen ist, 
alte Inundationsdämme bestehen , so werden diese dazu zu benützen 
sein , um jedesmal die Baustelle , wo eben am Durchstiche gearbeitet 
wird, zuerst von allen Seiten abzuschliessen und auf diese AYt vor Ueber- 
schwemmungen zu schützen. Es müsste überhaupt die Vorsicht ge- 
braucht werden, die Baustellen eingedämmt zu halten, und dieses ist 
möglich, wenn an jenem Ufer des neuen Durchstiches, wo alte Inunda- 
tionsdämme nicht bestehen, der neue Damm am Durchstiche zuerst, und 
zwar bis zum Anschlüsse an einen bestehenden alten Damm ausgeführt 
wird, wodurch es möglich wird, den Durchstich stets vor Ueberschwem- 
mungeu zu sichern und so eine der grösseren Schwierigkeiten , welches 
dieses Baunntemehmen darbietet, zu bewältigen. 

In der der zweiten Epoche zufallenden tieferen Strecke von dem 
Stadlauer Eisenbahndamme abwärts gegen Fischamend fällt der Durch- 
stich grösstentheils in das jetzige Donaubett oder in dessen Seitenanne, 
und ist daher mehr eine Regulirung des bestehenden Flussbettes als ein 
Durchstich. 

In dieser Strecke entfällt also die Rücksicht für die Entwässerung 
der Baustellen ; es wird desshalb mit dieser Rectification der Flusstrace 
und Herstellung der Ufer nach Umständen an jeder Stelle vorgegangen 
werden können, und weil grösstentheils im Wasser gearbeitet werden 
wird, so wird es nicht nöthig sein, sich vor Ueberschwemmungen zu 
sichern, sondern man wird nur trachten müssen, die Zeit der niedrigsten 
Wasserstände möglichst zu benützen. 

In der tieferen Absatzstrecke zwischen dem Wien-Stadlauer Eisen- 
bahndamme und Fischamend, wo es sich nur um die Rectificirung und 
Eindämmung des alten Flussbettes handelt und die Schiffahrts-Stromrinne 
nirgends behindert zu werden braucht, kann selbstverständlich von 
irgend einer Unterbrechung der Schiffahrt keine Rede sein. 

Aber auch in der oberen Strecke des eigentlichen Durchstiches 
oberhalb des Wien-Stadlauer Eisenbahndammes bis Nussdorf wird nach 
der Ansicht der gefertigten Referenten die Ausführung des Durchstiches 



133 

eine andauernde Unterbrechung der SchiflFahrt nicht verursachen; denn 
der Durchstich muss, wie zu seiner Realisirung und zur Gewinnung des 
nöthigen AnschUttungsmateriales unbedingt nothwendig ist, in der ganzen 
Breite des neuen Flussbettes in der Tiefe bis zum NuUpuncte und am 
rechtseitigen Ufer, an welchem angelandet werden soll, bis 2 Fuss unter 
dem NuUpuncte, femer in der Mitte der Breite mit einer 60 Klafter 
breiten und 6 Fuss unter dem NuUpuncte tiefen Cunette ausgehoben 
werden. 

In diesem Profile wird also, sobald der Durchstich eröflBiet wird, 
die SchiflFahrt sogleich die nöthigen Wassertiefen finden , während die • 
selbe bis zur Eröfihuiig des Durchstiches unbehindert im alten Flussbette 
stattfinden kann. 

Der Annahme der Experten Hagen und Tostain, dass durch die 
Eröfihung des Durchstiches eine grosse Beschleunigung in der Bewegung 
des Wassers, daher eine bedeutende Senkung des Wasserspiegels ver- 
ursacht und somit die SchiflFahrt auf der Donau und im Donaucanale 
beeinträchtiget werden wird, können die gefertigten Referenten nicht bei- 
pflichten. 

Sic haben bereits nachgewiesen , dass diese Senkung des gewöhn- 
lichen Wasserspiegels mit 20-34 Zoll angenommen werden könne, und 
sind der Ansicht und Ueberzeugung, dass diese Senkung bei der 15 bis 
20 Fuss betragenden Tiefe des Strombettes bei Nussdorf zu unbedeutend 
ist, um der SchiflFahrt schädlich zu sein , dass sich übrigens das Flussbett 
oberhalb des Durchstiches durch die gesteigerte Kraft der Strömung um 
wenigstens eben so viel vertiefen wird. 

Auch die bei Nussdorf am rechten Ufer in das Strombett sich hin- 
ziehenden Felsenbänkc, auf welche der Experte Hagen hinweiset, werden 
der SchiflFahrt nicht nachtheilig werden, weil dieselben laut der vorliegen- 
den Sondirungspläne in einer Entfernung von 20 Klafliem vom rechten 
Ufer schon 13 bis IH Fuss tief unter dem NuUpuncte liegen und von dort 
an sich die Oberfläche dieser Felsen noch tiefer unter die Sohle des 
Strombetfes senkt. 

Wenn sich übrigens, wie von den Referenten ohnehin zugegeben 
>vird und bezüglich der Verminderung der Hochwasserstände sogar ge- 
wünscht werden muss, der Wasserspiegel bei Nussdorf, daher auch bei 
der Einmündung des Donaucanales , in Folge des Durchstiches senkt, so 
wäre die Folge davon nur die, dass der Donaucanal einmal entsprechend 
vertieft werden muss , was wohl ohnehin auch jetzt schon ein Bedürihiss 
ist, und daher im Ueberschlage aufgenommen wurde. 

An Gefälle würde aber der Donaucanal durch den Durchstich nicht 
einmal die ganzen 20.34 Zoll, um welche seine Einmündung wegen der 
Senkung des Wasserspiegels vertieft werden müsste, verlieren, weil seine 



J34 

AuHuiUiiduiiji? durrb die Opcratiuuen um inelir alfs ] /H^M^ Klafter tiefer 
Vi*rli'.{|:<, daiiiT der Taual bei der Au8iuttuduD^ an absolateiu Falle p^winneB 
wUrde. Kiue Verjuiiideruu^ de« Gefallet^ de» DonancanaleR wäre fibrigens 
liii'bl liur uieht tw'IjädJielj; Kuuderu Ku|i:ar wUubchengwert)!, weil desBcn 
{<egeiiwüHigetf Gefälle /.u groH», der ItUckzug daber sehr bescfawer- 
iic'li ibt. 

Die (iefertigteji f<:laubeii deiima<*b, dans die AasftthniDg des Doreh- 

8ti( lit'M autf »ScbitfubrtHrtlckiijiebieii uiebt al» liedeuklicb erscheinen kann. 

VI. Die ^dIjiitc liii ß^.j ^i^.r AunfÜhruiig des projectirteii Üonaudurehstiehes ist es nn- 

ucuvn HUoiiliahu y,.,.„„.i,i|i,.|,^ auHS in der EisenbabTiHtreckc vom Wiener Nordbahnhofe 

N Ib hl tf*'tf^'» <l'*- ^^•«•i«»» Moridsdorf, wegen der senkrechten Uebersetznng des 

ktliitüfTcn StronibeMes, dann wegen der Nähcrrlieknng des letzteren an 
den llalnihor, endlich wegen gk^icbzeitigcr Krhöhung der nenen Brücke 
Aur Krleii'hteriing der Schiflahrt, die dernialigen sehr gUnstigen Richtnngs- 
nud iSteigungHverhiiltnisse dieser Ihihnstrecke etwas aherirt werden. 

Hei niiherer Würdigung dieser Verhilltnisse zeigt es sich jedoch, 
dubs es ihunlieh sein wird, vom Nordhahnhofe gegen die Floridsdorfer 
Siaiion eine neue Halmtraee xu entwiekehi, deren RogenkrUmmnngen 
einen Uadius \ou ^UH) KhiHern haben und deren Maximalsteignng nicht 
über I : -tttO betrügt, daher hiedureh der Kisenbahnverkehr gar nicht beein- 
tiai^hiii^l wird. IMese Verhültuisse wKron aber sehr wahrscheinlich ancb 
dann eingetreten» wenn die Uotuum^gnlinnig vor der Crbanung der Nord- 
bahn dureligetMhrl worden wJirtv 

Nur Wiibveud der ersten Zeit der Vndogung der besagten Nonlbahn- 
«tv\H'ke nach der ueuou Traeo« dann während der Bonützang der der- 
uutvg\'n Kisenbahttbrüeke über das alte mr Verlandnni: bestinimie Sovci- 
beH ditnW es vielleieht e.o;hweiuli.: wer\len. prvnis^^risih eine erwa* 
iSÄikote Kiüuiuiuu^ vsler irCvw^ertr S:^?^!*.^ azzzdrÄn. 
VU VeiUuaut^^ kK* iVv lt;iui«saiis:attd, weleh^^r $k'h Kdch der Mciii::r.i: »ter K*f:nfi:>;aCiea 

A^ivu >uv4uK'Kti. ^ci vlet Vus^'bbui^ vle-> Oarvlt*ce!b:> ^^r^Nrn winL oe-I Je-s«:: tva»ioaa^ 

uui >vi* der iCiieiVA-ileu Eiawirixi^ I-^r Sj^ir erwariec w^ri-ea Lian. ijÄ 
sler. vU>s ,la> Alle v.eie t^.-i/SisJl^ec ier LVoai. wenn ehiiüi: i«e Th mj ji 
^leut l^urehc^tich A>«.e-eiuet >eiii w'r»! 'iirrii «ine iia^n: S<;:'k* '■ a /.i-inra, 
X'^er CS 'i.Ui^S/i "iiji.si-ii.'a iiir V-ranam*: pt'ont'hz *■..-:. luc^iäs^.- 
^•Jcsi'. '>\'.'X'a ^fcii'i. iaao^ iaraoer xa.r'i 5rl«:iea ia iiiÄriaiteu -<:-n 
v^ervieu, lits* \uJkn vTS iLst^ ")!* iar V:ran»irai:. w^v-iie lueü in:a:>epi 
LVvvauieu 'K*waäih^-^u lua Tjanihaitt: ijättn in Aaswne'j lelimeii i:ii!i?^ 
•all '.HvL yUiäoJx'iteu iii :ium laocu winL 

l>ivM.iu *uii^vvier?^u l'^bel^cuide iann 3ian ■)ei ier Vi>;Tlhrii!:^ 
icc^ 'nii»:i^<iebes üvac lüS'v-ii.atra. lud iian iiiis^ ««'i ioi ii.'i5t'!>tu 
,cj;us>: ..jva^iii. la^-^bitui iie üii" itr L^uaii )i*aer las^c^'^liirt-i .-ut^-i- 



135 

eine andere Art der Ausflillang des alten sehr tiefen Flnssbettes nicht 
denkbar ist. 

Es wird diessfalls von den Gefertigten bemerkt, dass bei der Anlage 
des Abschlnsswcrkes am Anfange des zu verlandenden Hauptarmes eine 
entsprechend weite und gut versicherte OeShnng zum Einlassen der Hoch- 
wässer in das alte Bett zu lassen, und nach jeder Vertragung derselben 
wieder zu reinigen, dieses alte Flussbett aber mit den anderen zu verlan- 
denden Nebenarmen der Donau am linken Ufer in Verbindung zu erhalten 
sein wird^ um so auch die Verlandung dieser Nebenarme zu vermitteln. 

Die Frage, wie das Unternehmen der Donauregulirung die für Wien vm. Openttionen am 
durch den Donaucanal entstehende Ueberschwemmungsgefahr beheben Donaucanale in 
«Tsoll, lässt Tostain ganz unbeantwortet. ^^ ^^ ^ ™! ^" 

Hagen will den Donaucanal offen belassen, an seinen Ufern aber 
hohe Brustmauem ausführen, wobei aber Hagen ttbersehen hat, dass der 
Donaucanal mit den Stadttheilen durch viele Unrathscanäle in Verbindung 
steht und die Ueberschwemmung also auch bei der Ausführung der Brust- 
mauem durch die Unrathscanäle stattfinden würde. 

Sexauer will den Donaucanal an der Einmündung durch eine 
Schleusse absperren. 

Abemethy beantragt aber für die Einmündung des Canales ausser 
einer gewöhnlichen Schleusse auch noch eine Kammerschleusse, damit 
die Communication zwischen dem Canal und der Donau bei jedem 
Wasserstande möglich wäre. 

Die Gefertigten halten die Frage der Behandlung des Donaucanales 

. für die allerwichtigste und bemerken, dass die Operationen an der grossen 

Donau mit jenen am Donaucanale im engsten Zusammenhange stehen, 

und diese letzteren daher in dem Projecte der Donauregulirung fixirt 

werden müssen. 

Es gibt nur zwei Mittel , die Ueberschwemmungsgefahr für Wien zu 
beheben. 

Entweder muss der Donaucanal an der Einmündung bei Nussdorf 
zum Absperren gegen die Hochwässer der Donau eingerichtet, oder aber, 
falls derselbe offen belassen werden wollte, mtlssen die Ufer desselben 
durch Brustmauem oder durch Dämme über die höchsten Hochwasser- 
stände erhöht und zugleich die Unrathscanäle zum Verschliessen herge- 
richtet oder aber vom Donaucanale ganz getrennt werden. 

Beide dieser Abhilfen, nämlich entweder die Absperrung oder die 
Eindänmiung des Donaucanales sind ausführbar. 

Nach einem Projecte des Sectionsrathes Waniek könnte der Donau- 
canal an seiner Einmündtfng bei Nussdorf mittelst einer aus eisernen 
Trägem hergestellten Brücke, welche zwei Oeffhungen von je 60 Fuss 
lichter Weite hätte und deren Pfeiler für das Einlassen cisemer Einlags- 



134 

AnsniüiHhinp: rturch die Operationen um mehr als 1 .OCH) Klafter tiefer 
verlc^'t, daher der Caual bei der Ausniündun^ an absolutem Falle gewinnen 
würde. Eine Vcnnindernng: des Gefiilles des Donancanales wäre übrigens 
nicht nur nicht schädlich, sondern sogar wünschenswcrth , weil dessen 
gegen wHrtiges Gefalle zu gross, der RUckzug daher sehr beschwer- 
lich ist. 

Die Gefertigten glauben demnach , dass die Ausflihrung des Durch- 
stiches aus Schiifahrtsrücksichten nicht als bedenklich erscheinen kann. 
VI. Dir Anlage rtor ßci der Ausfllhrung des projectirtcn Donaudurehstiches ist es un- 

nouen Eisonbahn y^^n^eidlich , dass in der Eisenbahnstrecke vom Wiener Nordbahnhofe 
s^^\^hn^ gegen die Station Floridsdorf, wegen der senkrechten Uebersetznng des 

künftigen Strombettes, dann wegen der Näherrttckung des letzteren an 
den liahnhof , endlich wegen gleichzeitiger Erhöhung der neuen Brückt« 
zur Erleichterung der Schiflahrt, die demialigen sehr günstigen Richtung s- 
und Steigungsverhältnisse dieser Bahnstrecke etwas alterirt werden. 

Bei näherer Würdigung dieser Verhältnisse zeigt es sich jedn«|.i. 
dass OS thunlich sein wird, vom Nordbahnhofe gegen die Floridsdori. 
Statiiai eine neue Bahntracc zu entwickeln, deren Bogenkrümmun.. 
einen Radius von WO Klaftern haben und deren Maximalsteigung ni' 
Über 1 : 4<»*H)eträgt, daher hiedurch der Eisenbahnverkehr gar nicht bt . 
tiächti^'t wird. Diese Verhältnisse wären Jiber sehr wahrscheinlich a 
dann eingetreten, wenn die Donauregulirung vor der ßrbanong der N 
bahn durchgeführt worden wäre. 

Nur während der ersten Zeit der Umlegung der besagten Non!^- ' 
strecke nach der neuen Trace, dann während der Benützung der ■ 
maligen Eisenbahnbrücke über das alte zur Verlandnng bestinunte >* 
bftt dürfte es vielleicht nothwendig werden, pronsorisch eine ••• 
.stärkere Krümmung oder gri^sscre Steigung anzulegen. 
VH. Vt^rlnnrlim^ df5 Der Ilaujitanstand, welcher sich nach der Meinung der RetV»»«.- 

ahm stniiilieiits. iici der Ansttihriing des Durchstiches ergeben wird, and dessen Beb» 

nur von der glücklichen Einwirkung der Natnr erwartet werden kju.. 
der, dass das alte tiefe Flussbett der Donau, wenn einmal die Ikmv 
den Durchstich abgeleitet sein wird, durch eine lange Beihe von Ja 
bev(»r es nämlicli künstlich zur Verlandung gebracht wird, nit U-: 
bedeckt bleiben wird, dass darüber auch Brttcken ni «■iiwfcaltri« 
werden , dass man es also bis zur Verlandungi wdfdia^JpMli i« 
Decenuien beschäftigen und namhafte Kosten il 
!nit zwei Flussbetten zu thun haben wird. 

Diesem langwierigen Uebelstande 
des l)nrch>tiches nicht ausweichen, n^ 
.::efi<sst machen, nachdem die auf d^ 
stiebe nur einen sehr langsame^ 




136 

pfosten einzurichten wären, überbaut und von dieser Brücke beim 
Herannahen der Ueberschwenunungsgefahr durch das Einlassen der 
Pfosten und der nöthigen eisernen Verstärkungspfilhle mit Hilfe von 
beweglichen Kranichen gesperrt, und auf diese Art .Wien von dem Donan- 
gebiete ganz getrennt werden, welche Vorrichtung zugleich den grossen 
Vortheil hätte, längs des rechtseitigen Donaudammes von Nussdorf ab- 
wärts gegen Brigittcnau und Florid^dorf eine ununterbrochene Communi- 
cation zu haben , deren Mangel gegenwärtig sicherlich sehr geftlhlt wird. 

Bei einer solchen Absperrungsvorrichtung am Donaücanale könnten 
seine Ufer innerhalb der Stadt niedriger gehalten , und im Interesse der 
leichteren Communication und Verschönerung Wiens bloss in jener 
geringeren Höhe regulirt werden, welche durch den Rückstau der Hoch- 
wasser von unten nach oben gegeben wäre. 

Das jetzige Unraths-Canalsystem, dessen Aenderung ein sehr kost- 
spieliges Unternehmen wäre, könnte unverändert belassen werden, in so- 
lange nicht etwa landwirthschaftliche Zwecke die Absonderung und 
Verwerthung des Unrathes als vortheilhaft erscheinen lassen werden. 

Wenn demnach nicht etwa der Zweck angestrebt werden sollte, das 
Wasser des Donaucanales vor Verunreinigung mit Unrath zu bewahren, 
was aber die gefertigten Referenten bezweifeln dürfen, in solange diess- 
falls nicht allgemeine Vorschriften erlassen werden, so müssen die 
Gefertigten anerkennen , dass es am einfachsten und billigsten sein wird, 
Wien durch die Absperrung des Donaucanales vor den Ueberschwemmungs- 
gefahren zu sichern, was auch dcsshalb ganz wohl zulässig ist, weil die 
Hochwasser an der Donau nicht plötzlich ankommen, und man daher 
immer genug Zeit zum Einlassen der Pfahle und Pfosten und Absperren 
des Canales haben wird, und diese Operationen, wenn sie in beiden 
BrUckcnöfifhungen gleichzeitig stattfinden, längstens in 7 Stunden voll- 
bracht sein können, indem die auf Eisenschienen beweglichen Kraniche, 
wie auch die eisernen Pfahle und Pfosten immer auf die Brücke erliegen 
würden. 

Die Gefertigten sprechen sich also für diese Art der Absperrung 
des Donaucanales aus, wobei sie nur erwähnen, dass das Project, welches 
der Herr Peter Smetana über die Absperrung des Canales eingebracht 
hat, und welches sammt dem diessfalligen Modell dem löblichen Comit6 
übergeben wird, wegen des ganz verfehlten Details als nicht annehmbar 
erscheint. 

Die Referenten halten dafür, dass, wenn an den Ufern des Donau- 
canales, anstatt denselben vor den Hochwässern absperrbar zu machen, 
entsprechend hohe Dämme oder Brustmauem zur Einschliessung der 
Hochwasser hergestellt würden, diese Bauobjecte die Stadt Wien überall 
dort, wo nahe am Canale Häuser liegen, bedeutend verunstalten und die 



137 

Canalnfer weniger zngänglieli und anpraktikabel machen würden, während, 
wenn das Gebiet der Stadt und Vorstädte durch die Absperrung des 
Canales von den Hochwassern der Donau unabhängig gemacht wird, mit 
dem Donaucanale und dessen Ufern ganz frei, sowie es die Bücksichten 
für die Verschönerung Wiens und für die leichtere Communication 
erheischen, verfügt werden könnte. 

Die Einwendung, welche gemacht werden könnte, dass Wien selbst 
bei der Absperrung des Donaucanals durch die von unten rllckstauenden 
Hochwässer leiden könnte, ist nicht stichhältig, weil die AusmUndung 
des Donaucanales in die Donau, wenn diese einmal regulirt und einge- 
dämmt ist, ohne alle Sclnvierigkeit so weit tiefer verlegt werden kann, 
um die RUckstauweite ganz ausserhalb des Bereiches Wiens zu bringen. 

Sollte jedoch der Antrag, den Donaucänal gegen Hochwässer ab- 
sperrbar zu machen, im Principe verworfen werden, dann würde nichts 
anderes erübrigen, als die Ufer des Donaucanales entweder durch Brust- 
mauem oder durch D«ämmc über die Hochwässer zu erhöhen, und in bei- 
den Füllen an den beiderseitigen Ufern neue Unraths-Sammelcanäle her- 
zustellen. • 

Für diese Art der Umstaltung des Donaucanales liegen zwei Pro- 
jecte vor, nämlich das in den letzten Tagen eingelangte und diesem Re- 
ferate beigeschlossene Project des k. k. Herrn Ministerialrathes Moriz 
Ritter von Löhr, und jenes des Herrn k.k. Eisenbahninspectors Fillunger. 

Beide diese Projccte sind ausführbar und das letztere ist sogar 
schon mit allen zur Ausführung nöthigen und jedenfalls sehr schätzbaren 
Details und Daten ausgestattet. 

Diese zwei Projecte unterscheiden sich von einander wesentlich 
darin , dass der k. k. Ministerialrath nicht blos die Umstaltung der Canal- 
ufcr, sondern auch eine zur Regnlirung und Verschönerung der Stadt 
Wien wesentlich beitragende Verlegung der Trace des Canals und in der 
ganzen Länge des Canales die Herstellung von Quai-Mauern beantragt, 
während Fillunger die jetzige Trace des Canales beibehält und nur in 
jenen Strecken Quai-Mauern beantragt, wo es zur Herstellung des neuen 
Unrathscanales angezeigt ist, sonst aber die Canalufer blos dammartig 
erhöht wissen will. 

Nach dem Projecte Löhrs würde die Regulirung des Donaucanales 
ohne Einrechnung der Unrathscanäle 5 Millionen Gulden, nach dem Pro- 
jecte Fillungers 3 Millionen Gulden, und mit Einrechnung der unbedingt 
nothwendigen, auf 5 Millionen Gulden veranschlagten Unrathscanäle 
würden die Kosten des Löhr'schen Projectes 10 Millionen ^ jene des 
Fillnnger'schen Projectes 8 Millionen Gulden betragen, worüber jedoch 
zu bemerken kommt, dass durch die vom Herrn k. k. Älinisterialrathc 
von Löhr beantragte Verlegung der Canaltrace oberhalb der scharfen 



138 

1 

Ecke an der Leopoldstädter •Seite Bau^Unde gewonnen würden , auf 
welchen längs der neuen Canaltrace neue schöne Häuser entstehen 
würden, und welche vom Herrn Ministerialrathe auf 1 Million Gulden 
geschätzt werden. 

Die gefertigten Referenten haben bereits weiter oben erklärt, dass 
sie für jetzt die von den beiden Projecten bezweckten so sehr kostspie- 
ligen Umstaltungen des Donaucanales nicht, sondern blos die Ausführung 
eines Absperrungswerkes an seiner Einmündung befürworten könnten. 
Sollte es aber demungeachtet zu diesen so radicalen und kostspieligen 
Umstaltungen des Unraths-Canalsystemcs und des Donaucanales konmien, 
so dürfte dem Antrage des Herrn k. k. Ministerialrathes von Löhr der 
Vorzug gegeben werden, weil in der That die von ihm beantragte Regu- 
lirung der Canaltrace oberhalb des scharfen Eckes für Wien eine wesent- 
liche Verschönerung sein würde, wie aus dem diessiUlligen Plane zu ent- 
nehmen ist. 

Die gefertigten Referenten haben bezüglich des Donaucanales noch 
zu bemerken, dass sie dem Antrage Abcmethy's, an der Einmündung 
des Donaucanales* auch eine Kammerschleusse herzustellen, nicht bei- 
pflichten, weil bei einem Wasserstande von 8 Fuss über Null die Schiff- 
fahrt auf der Donau und dem Donaucanale aufhört, bis zu diesem Wasser- 
stande aber ohne Kammerschleussen stattfinden kann. 

Auch die Herstellung der Docks und des Verbindungscanales unter- 
halb Wien, womit eine grosse Fläche des Praters devastirt würde, wird 
von den Gefertigten für jetzt nicht in Antrag gebracht und dieselbe könnte 
der Zukunft vorbehalten werden für den Fall, dass die Nothwendigkeit 
dorselben mehr als jetzt hervortreten sollte. 

Die Gefertigten sind femer nicht in der Lage, den Antrag Aber- 
nethy's, womach die Einmündung des Donaucanales viel tiefer nach unten 
verlegt und unter einem stumpfen Winkel ausgeftlhrt werden soll , zur 
Annahme anzuempfehlen, weil die gegenwärtige Einmündung unter einem 
spitzigen Winkel viel besser, nämlich für das Einströmen des Donau- 
wassers in den Canal und fllr das Einfahren der SchiflFe viel günstiger ist. 

Dieselben beantragen daher, dass die jetzige Einmündung des 
Donaucanales beibehalten werde. 

Die Anträge der Gefertigten sind demnach für den Fall, dass sich 
für die Ausftlhrung des Durchstiches entschieden würde , die nach- 
stehenden : 
IX. Anträge der j. In der ersten Epoche, welche etwa auf 5 Jahre festzusetzen 

• Reföreuteu. ^^^^^ j^^ auszuflihren: 

Der Durchstich zwischen Nussdorf und dem Wien-Stadlauer Eisen- 
bahndamme mit den beiderseitigen Dämmen und Landungsplätzen, dann 
die Absperrung des Donaucanales an seiner jetzigen oberen Einmündung, 



139 

wodurch Wien und dessen Umgebung vor Ueberschwemmung gesichert 
sein \¥ird^ dann die Ansbaggerung des Canales. 

2. In der zweiten Epoche , welche auch etwa auf 5 Jahre festzu- 
setzen wäre, ist auszuführen : 

Die Correction des Flussbettes von dem Wien-Stadlauer Eisenbahn- 
danune abwärts bis Fischamend und dessen Eindämmung dann der 
Winterhafen an der Ausmtlndung des Donaucanales endlich die Ver- 
landungsarbeiten in dem verlassenen alten Donaubette. . 

3. Die AusfUhrung der Kanmierschleusse an der Einmündung des 
Donaucanales und dieAusfllhrung der Kammerschleusse und des Verbm- 
dungscanales unterhalb Wien zwischen der Donau und dem Donaucanale 
mit den Docks hätte bei dem Umstände, als deren Noth wendigkeit nach 
dem Resultate neuerlicher Erwägungen nichtnachgewiesenist^zu entfallen. 

4. Wenn einmal der Donaucanal vor dem Eindringen der Hoch- 
wässer durch die beantragten Absperrungen und sonach Wien vor Ueber- 
schwemmungcn gesichert ist, so kann nachträglich zu jeder Zeit und 
mit Müsse die Erbreiterung des Donaucanales und die Umstaltung seiner 
Ufer und allenfalls auch seiner Trace, und falls es seinerzeit in land- 
wirthschaftlicher Beziehung für zweckmässig erklärt werden sollte, die 
Trennung der Unrathscanäle von demselben zur Ausführung gebracht 
werden, was alles mit der Donauregulirung in keiner unmittelbaren Ver- 
bindung steht. 

Bei der Zusammenstellung des KostenUberschlages für die Donau- X. Kosten derDoiu 
regulirung mittelst eines Durchstiches haben sich die Unterzeichneten an regulirung. 
die, durch die beiden Herren Experten Sexauer und Abemethy verein- 
barten Projectsmodalitäten gehalten, hiebei jedoch, wie schon gesagt, 
die vom Letzteren nachträglich beantragte Verlegung der Einmündung 
des Donaucaiials um 400 Klafter stromabwärts, dann die weitere Zurück- 
setzung des linksseitigen Schutzdammes auf 2.200 Fuss statt 1.200 Puss 
vom linken Uferrande des neuen Bettes aus dem Grunde nicht acceptirt, 
weil diese Modificationen nicht vortheilhaft erscheinen. 

Die unterzeichneten Referenten haben femer an dem 2.500 Klafter 
langen Landungsufer zwischen der Nord- und der Wien-Stadlauer Bahn 
die Erbauung nur einer 400 Klafter langen Quai-Mauer, dann die Her- 
richtung der weiteren 2.100 Klafter langen Uferstreckc mit gepflasterter 
Böschung wie 1 : 3 veranschlagt , weil eine so lange Quai-Mauer nicht 
unbedingt nothwendig und auch sehr theuer wäre , anderseits das ge- 
böschte Ufer als Landungsplatz für die gewöhnlichen Ruderschiffe und 
Flösse sogar vortheilhafter erscheint. 

Alle sonstigen vom Herrn Abemethy beantragten Bauobjecte wurden 
bei der Verfassung des Kostenanschlages berücksichtiget; da jedoch flir 
diese Objecto weder DetailpUine noch die einzelnen Dimensionen mit- 



140 

gctheilt worden sind, so wurde der Ueberschlag für die Absperrungs- 
Vorrichtung an der Einmündung des Wiener Donaucanales nach der Idee 
und Planskizze des mitunterzeichneten Sectionsrathes verfasst. 

Bezüglich der für das Gelingen des Durchstiches höchst wichtigen 
Frage, in welchen Dimensionen der Durchstich ausgehoben werden soll, 
haben sich die unterzeichneten Beferenten, nachdem von den Experten 
diese Dimensionen nicht näher angegeben worden sind, nach reiflicher 
Würdigung aller Verhältnisse zu den nachstehenden Anträgen geeiniget : 

Das neue Strombett in der Durchstichstrace soll in seiner 
ganzen Breite von 1000 Fuss am rechten Ufer mit einer Böschung 
wie 1 : 3, und am linken Ufer wie 1 : 5 bis auf den Nullwasserspiegel aus- 
gehoben, dann in der Mitte dieser Aushebung eine 360 Fuss breite Cunette 
bis auf 6 Fuss Tiefe unter dem Nullwasserspiegel tUcils ausgegraben, 
theils ausgebaggert werden. Femer soll der 296 Fuss breite Theil der 
künftigen Strombettsohle zwischen der Cunette und dem rechtseitigen 
Ufer zur Ermöglichung des Anlandens noch auf 2 Fuss unter Null abge- 
graben, endlich längs dem letzteren eine zweite 24 Fuss breite, unter 
dem Nullwasserspiegel reichende Cunette für die Anlage der Stein- 
bcrme zur Uferversicherung ausgebaggert werden. 

Wird die durchschnittliche Terrainshöhe über dem Nullwasser- 
spicgel mit 8 Fuss und auch die künftige mittlere Wassertiefe im ganzen 
Stromquerprofile mit 8 Fuss unter Null angenommen, so zeigt die Berech- 
nung, dass die nach dem vorstehenden Antrage bewirkte Aushebung, den 
0-713 Theil von dem gesammten Körpermasse des in der neuen Durch- 
stichstrace bis zur vollständigen Ausbildung des künftigen Strombett- 
profiles zu beseitigenden Erdmateriales bilden würde. 

Die unterzeichneten Referenten glauben sonach, dass bei der vor- 
stehend beantragten sehr bedeutenden Durchstichsaushebung nicht nur 
die Rcalisirung des Durchstiches gesichert wäre, sondern auch noch der 
wesentliche Vortheil erzielt werden würde, dass gleich nach Eröffnung 
des Durchstiches die Schiffahrt in der 360 Fuss breiten Cunette bis zum 
Nullwasser ohne allen Anstand stattfinden kann, und bei einem mittleren 
Wasserstande von 3 bis 4 Fuss ober Null die Schiffe auch schon bis an 
das rechtseitige Ufer fahren und dort die Landungs- und Ladeplätze 
benützen können. 

Die Ausmasse für die Durchstichsanshebungen, Schutzdämme, Ufer- 
versichcrungen und ftir alle sonstigen Bauarbeiten wurden aus den vorliegen- 
den Situations- und Profilplänen mit thunlichster Genauigkeit abgenommen, 
die Flächenmasse der zurDurchflihrung derDonauregulirung mittelst eines 
Durchstiches unbedingt nothwendigen Grundeinlösungeu genau ermittelt 
und die neuen Uferschutzbauten in derselben Constructionsart beantragt, 
wie solche am Douaustrome schon seit vielen Jahren üblich sind. 



141 

Die unterzeichneten Referenten glauben liier auch insbesonders 
hervorheben zu sollen^ dass sie bei Verfassung des Kostenanschlages bei 
den einzelnen Bauarbeiten nicht die gewöhnlichen Ueberschlagspreise^ 
sondern jene in der neuesten Zeit durch die Licitationsnachlässe fest- 
gestellten Einheitspreise zur Basis der Berechnung angenommen haben, 
nach welchen die Wasserbauten an der Donau schon seit vielen Jahren 
von den Jahrescontrahenten in Ausführung gebracht werden, dann rück- 
sichtlich der Baggernngsarbeiten jene Einheitspreise, welche von der 
Direction der k. k. privilegirten Donaudampfschiffahrts-Gesellschaft bei 
der Ausfllhrung dieser Arbeiten in eigener Regie erzielt worden sind. 

Bei der Grnndeinlösung ftir den Durchstich und flir die Material- 
Ablagerungs- oder künftigen Lagerplätze vom Roller an der Einmündung 
des Kaiserwassers bis zur Stadlauerbahn wurde der längs der Nordbahn 
übliche Einheitspreis von 4 fl. per Quadratklafter oder 6400 fl. per Joch 
angenommen in der Ueberzeugung, dass dieser Preis, insbesondere bei 
der Einlösung grösserer Grundflächen dieser, dermalen nur einen sehr 
geringen Ertrag abwerfenden Waldauen, den reellen Werth derselben 
jedenfalls weit übersteigt. 

Nur bei der Grundeinlösung im Bereiche des Praters wurde der 
E^heitspreis mit 7 fl. per Quadratklafter oder 11.200 fl. per Joch ange- 
nommen, wogegen bei den Grundeinlösungen in der verwilderten Strecke 
unterhalb der Stadlauer Bahntrace ein durchschnittlicher Einheitspreis 
von 2^400 fl. per Joch als genügend erachtet wurde. 

Mit Beachtung der vorstehend angedeuteten leitenden Principien 
haben die unterzeichneten Referenten einen Kostenüberschlag verfasst, in 
welchem die einzelnen Bauanlagen und Arbeiten nach der beantragten 
Unterabtheilung der Ausftihrung mit nachstehenden Bausummen ver- 
anschlagt worden sind: 

I. In der ersten Epoche für die Bauten von der Kuchelau oberhalb 
Nussdorf bis zum Wien-Stadlauer Eisenbahndamme : 

a) Für die Durchstichsanshebung , Uferversicherungen , Dämme, 
Absperrungen der Seitenarme, Landungsplätze und ftir alle damit 

in Verbindung stehenden Arbeiten 6,867.297 fl. 

bj für die Absperrungsvorrichtung an der Einmündung 

des Donaucanales 566.684 „ 

cj für die Ausbaggerung und Vertiefung des Donau- 
canales 300.000 „ 

dj für unvorhergesehene ausserordentliche Auslagen 

und für die Bauleitung 500.000 „ 

ej fltr die hiezu erforderliche Grundcinlösung 3,928.950 „ 

Zusammen.. 12,162.931 fl. 



142 

n. In der zweiten Epoche, die Fortsetzung der Donaustrom-Correc- 
tionsarbeitem vom Wien-Stadlauer Eisenbahndamme bis Fischamend und 
sonstigen Vollendungsarbeiten: 

f) Die Correction des Stromlaufes und Strombettes, die Anlage des 
Hafens, die Eindämmung des Stromlaufes und alle sonstigen hiezu 
gehörigen Arbeiten mit 4,772.733 fl. 

g) fUr die Verlandungsarbeiten in den verlassenen Donau- 
betten und Seitenarmen 500.000 „ 

h) für unvorhergesehene ausserordentliche Auslagen und 

für die Bauleitung 300.000 „ 

x) für die hiezu nöthigen Grundeinlösungen 390.000 „ 

Zusammen. .5,962.733 fl. 

m. Für die dermalen als nicht nothwendig erachteten Bauanlagen: 

h) Herstellung eines Verbindungscanales mit Kammerschleusse und 

Docks quer durch den Prater zwischen der Donau und dem Donau- 

canale l,798.000fl. 

l) Kammerschleusse an der Einmündung des Donaucanals 770.000 „ 
m) Grundeinlösung hieflir 630.000 „ 

Zusammen. . 3,198.000 fl. 
Es betragen sonach die Gesammtkosten : 

in der I. Epoche 12,162.931 fl. 

„ n. „ 5,962.733 „ 

„ DI. „ für die auszuscheidenden Arbeiten . . 3,198.000 ^ 

Totalsumme . . 21,323.664 fl. 
Werden die fttr die IH. unbestimmte Epoche vorbehaltenen und 
auch nicht unbedingt nothwendigen Bauanlagen gegenwärtig nicht berück- 
sichtiget, so zeigt sich das nachstehende Erfordemiss: 

1. Für die eigentlichen Bauarbeiten in der ersten und zweiten 
Epoche zusammen 13,806.714 fl. 

2. Für die Grundeinlösungen 4,318.950 ^ 

Totalsumme. . 18,125.664«. 

Es wird ausdrücklich bemerkt, dass in der vorausgewiesenen 
Bausumme lediglich nur die zur Durchführung der Donaureguli rung^ 
erforderlichen Bauanlagen und Arbeiten veranschlagt, somit in derselben 
die -Kosten für die Erbauung der Donaubrücke , für die Errichtung der 
Magazine, Verbindungsbahnen etc. etc. nicht enthalten sind, weil diese 
Objecto nicht zur Donauregulirung gehören. 

Um die für die Regulirung der Donau mittelst eines Durchstiches 
veranschlagte Bausumme mit der Summe vergleichen zu können, welche 
zur Ausführung der Donauregulirung mittelst Correctionen ihres dermali- 
gen Stromlaufes und Bettes nach demProjecte des Herrn k. k. Ministerial- 



i*. 



143 



■ I 



rathes von Pasetti erforderlich wäre^ mttssen zunächst ans dem Projecte 
und KostenUberschlage Pasctti's einige von ihm beantragte Ufer- 
schutzwerke ^ welche in der Zwischenzeit bereits erbaut oder aber 
als entbehrlich befunden worden sind, ausgeschieden, dagegen andere 
zur vollständigen Realisirung der mit der Donauregulirung zu erreichen- 
den Hauptzwecke als unbedingt nothwendig erkannte und von den 
Referenten auch veranschlagte Bauanlagen, wie die Abschlussvorrichtung 
an der Einmtlndung des Donaucanales und die Erweiterung des Durch- 
flussprofiles der Donau bei Nussdorf , dann auch die ,fttr die auszuschei- 
denden Bauanlagen, dem Pasetti'schen Ueberschlage zugerechnet, end- 
lich auch noch einige Correcturen wegen Oleichstellung der Einheits- 
preise in den beiderseitigen Ueberschlägen vorgenommen werden.^ 

Aus dem Kostentiberschlage, in welchem die unterzeichneten 
Referenten an dem von Pasetti für die Ausführung seines Projectes 
verfassten Ueberschlage die früher erwähnten Ab- und Zurechnungen 
vorgenommen haben, ist nun folgende Bilanz ersichtlich : 

Von der durch Pasetti veranschlagten gesammten Bausumme 

per 10,730,000fl. 

kommt abzurechnen ein Betrag von 1,618.588 „ 

dagegen zu derselben hinzuzurechnen eine Summe von . 6,878.731 „ 
daher die Gesammtkosten der Donauregulirung mittelst" 
Correctionen ihres Laufes und Bettes betragen würden . 15,990.144 il. 
Die vorausgewiesene Totalsumme besteht aus nachstehenden Haupt- 
rubriken : 

aj für die Correction des dermaligen Stromlaufes und Bettes von der 
Kuchelau bis Fischamend sammt allen damit in Verbindung 
stehenden Abkrippungen und sonstigen Arbeiten in der ersten und 

zweiten Bauperiode 5,345.692 fl. 

bj die Herstellung der Schutzdämme zu beiden Seiten 

des Stromlaufes 2,349.397 „ 

cj die Hafenanlage sammt den zugehörigen Bauwerken 

mit 2,911.000,, 

dj die Abschliessungs Vorrichtung an der Einmündung 

des Donaucjinales 566,684 „ 

ej die Ausbaggerung und Vertiefung des Donaucanales 300.000 „ 
P für unvorhergesehene ausserordentliche Auslagen . 370.000 „ 
gj für die unbedingt nothwendigen Grundeinlösungen 949.370 „ 

Zusammen . . 12,792.144 £ 
Der nicht nothwendigen, daher auszuscheidenden 
Bauanlagen, und zwar wie solche schon früher ad A:, /, m 

ausgewiesen wurden, mit 3,198.000 „ 

Totalsumme wie vor . .~ 15,990.1 44 fl. 



1. Abtheilong. 



2. Abtheilong. 



'* 



■ I » 



144 



Aus der Vergleichung dieser Summe mit der im Eostenüberschlage 
A berechneten gesammten Bausumme per 21,323.664 fl. geht hervor, 
dass die radicale Donauregulirung bei Wien mittelst eines Durchstiches 
einen um 5,333.521 fl» grösseren Bauaufwand in Anspruch 
nehmen wtlrde, als die Correction des dermaligen Strombettes und 
die Anlage eines Hafens im Kaiserwasser nach dem Projecte des Herrn 
L k. Ministerialrathes von Pasetti. 

Wien, im März 186a 



Waniek m. p. 

k. k. Sectionsratfa. 



Gustav Wex m. p. 

k. k. Baurath. 



Cassian m. p. 

Betriebs-Director der ersten k. k. priv. Donau- 
Dampfschiffahrts - Gesellschaft. 



r* 



i3 



■ *■ 



:i< 



f' 



■.■*»■ 



1 ■ 



■ } 

~. II 
■■-*' 

i.i 



I ; 



. I 



I3eilas:e €i. 



Minoritäts-Votum der Comit§-Mitglieder: 



W. Ritter T. Elchler und C. L. Bitter t. Helssner. 



147 



1. 

Die erastlichsten Absichten, den geföhrlichen und venvilderten 
Zustand der Donau in der nächsten Umgebung von Wien zu beseitigen, 
die Donau zu reguliren, dttrften wohl im Jahre 1850 zuerst an den 
Tag getreten sein, als die k. k. Regierung eine aus 1 8 Personen zusam- 
mengesetzte Conmiission mit der speciellen Aufgabe aufstellte, einen 
Plan zu dieser Stromregulirung zu Stande zu bringen. 

Diese 1850*' Commission bestand: 

1. Aus dem k. k. Sectionschef Ministerialrath v. Mayem; 

2. „ „ „ Statthalter von Niederösterreich Dr. Emminger ; 

3. „ „ j, Fcldmarschall-Lieutenant v. Haaslab ; 

4. „ „ j, Sectionsrath Dr. Weissmann ; 

5. „ ,, „ Kreisrath v. Schlosser; 

6. „ „ ,, Sectionsrath Regner v. Bleilebcn ; 

7. „ „ „ n V- Fräst; 

8. r n n n V. MitiS ; 

y» J7 Yi ?? J7 ^* *^&8ei'W j 

10. „ „ „ Oberinspector V. Nodin ; 

11. „ „ „ Inspector V. Fischer ; 

12. „ >, „ Oberingenieur Weindl ; 

13. ,, „ „ Wasserbau-Inspector Nieolaas; 

14. „ „ „ Professor Rösner; 

15. „ „ Zimmermeister Scheuerle ; 

16. „ „ „ Jaks; 

17. ^ „ n Engel; 

18. „ „ Civilingcnieur Reinseher, 

Die mit fetter Schrift bezeichneten Mitglieder waren Techniker. 

2. 

Wenn man alles das zusammenfasst, was in den Sitzungen dieser 
Commission besprochen, berathen und beschlossen wurde, so muss man 
billigerweise anerkennen, dass nebst vielem Unbrauchbaren doch 
schliesslich vieles Sachdienliche zur Sprache kam, was nach 17 Jahren, 
d. i. im Jahre 1867 durch die aus dem Auslande berufenen vier Sachver- 

10« 



143 

ständigen wieder zur Geltung kam, dass aber auch manches Wichtige 

leichthin behandelt und sogar veruachlääsigt worden ist, wie sich später 

zeigen wird. 

3. 

Durch die 1850*' Commission wurde z. B. constatirt: 

aj dass seit mehr als 100 Jahren durch planlose offensive und defensive 

Flussbauten Millionen verwendet wurden und dadurch der jetzige 

sehr verwilderte Zustand der Donau, namentlich in der nächsten 

Umgebung von Wien, wo doch eine grössere Aufmerksamkeit am 

leichtesten zu appliciren gewesen wäre, herbeigeführt sei ; 

b) dass, um eine Regnlirung durch die Donau zu erzielen, welche Wien 
und die Umgegend vor Gefahren der Eisstopfung und Ueberschwem- 
mung sichert, der Strom mit parallelen starken Uferdämmen einge- 
fasst werden müsse, wodurch auch feste Puncte für die Erbauung 
stabiler Brücken gewonnen würden; 

c) dass in Folge des sub h) Gesagten alle Nebenarme abgebaut werden 
müssen ; 

d) dass endlich, wenn ein neues Bett für den Donanstrom gewählt 
werden sollte, dieses so nahe als möglich an die Stadt heran- 
gebracht werden möge. 

Femer wurde constatirt : 

^^ Dass jährlich 17.000 Schiffe und Flösse, 1.628 Dampfschiffe den 
Strom passiren; 

f) dass, jemehr der Hauptstrom bei Nussdorf in Folge der Regulimng 
sich vertieft, desto weniger Wasser der Donaucanal haben wird ; 

g) dass bei kleinem Wasser kein Schiff grösserer Art den Donaucanal 
befahren kann, dass aber auch bei grossem Wasser der Canal wegen 
der niederen Brücken nicht befahren werden könne : 

h) dass der Unterschied zwischen dem kleinsten und höchsten Wasser 
23 bis 24 Fuss beträgt ; 

i) dass in der grossen Donau die Wassertiefe sehr ungleich ist, z. B. 

an der Aerarial brücke 20' 

beim Kaiserwasser. . . » 13' 

an der Scheere bei Nussdorl 14-5' 

am Steindamm gegenüber 28' 

gegenüber der Schwarzenlacke 12' 

nnterm Kahlenbergerdörfl 16' 

kj dass der Wasserabfluss betrage : 

in dem Haaptstrom im Donaucanal 

bei 12' über 230.000 C 12.777 C. ' 

bei 4' 8" über 131.000 , 7.081 „ 

bei 63.000 .. 1.595 - 



149 

1) dass das Geföllc in der Wiener Donaastrecke auf 1.000 Klafter 

Länge 4 Zoll betrage , 

und die Canalausästung bei Nassdorf gegen die CanaleinmUndung 

um 16' 10" = 202" höher liege; 
m) dass die Länge von der Ausästung des Canales bis zu dessen 

Wiedereinmündung betrage : 

nach dem Hauptstrom 6.679 Klafter, 

„ „ Canal 7.414 ,, 

4. 

Diese 1850*' Commission fasste folgende Beschlüsse. 

In der ü. Sitzung am 18. Februar: 

Um die Residenz vor Ueberschwenmiung zu sichern, sei die Donau- 
regulirung : 

vom Bisamberg bis unterhalb Wien auszudehnen ; 

der Fluss sei in dieser ganzen Strecke mit parallelen Ufern zu 
sichern, es sei von den Technikern eine Correctionslinie vorzuschlagen. 

In der IV. Sitzung am 27. Februar: 

Die Regulirung der Donau bei Wien ist der Art durchzuführen, 
dass der Hauptstrom zu einem Ganzen zusammengefasst^ ihm ein ftlr 
seinen wechsebiden Wasserstand naturgemässes Consumtionsprofil zwi- 
schen möglichst parallelen Uferdämmen gegeben werde und alle Neben- 
arme, mit Ausnahme der zu Zwecken der Schiffahrt benutzbaren, abgebaut 
werden. 

In derVn. Sitzung am 3. April: 

Es soll die Donau mittelst eines neuen Bettes in sanften Krümmun- 
gen von Nussdorf bis Albern regulirt und das Kaiserwasser offen 
erhalten werden. 

Dieser merkwürdige Beschluss wurde gegen die Vorstellung von 
fünf Wasserbau-Technikern von den übrigen Commissionsmitgliedem 
gcfasst. 

Das Votum der in der Minorität gebliebenen fünf Techniker lautete : 

Es soll das Strombett in Wesenheit nach seinem jetzigen Laufe 
regulirt werden. 

In der VIII. Sitzung am 6. April: 

Der Wiener Donaucanal soll mit Stauschleussen abgesperrt 
werden , um Hochwasser und Eisgang abzuhalten. 

In der IX. Sftzung am 13. April: 

Die stabile Brücke soll in der Richtung der verlängerten Jägerzeile 
rechtwinkelig über das von den Technikern ermittelte neue Donaubett 
gcfllhrt werden. 

Die Brücke soll entweder aus Stein mit Oeffnungen nicht unter 30** 
Spannweite, wenn die Fahrbahn übereinander, und wenn die Fahrbahn 



150 



« O 



nebeneinander mit Oeflfhungen nicht unter 25 

aus Stein und eisernen Trägem nicht unter 40** 

oder aus einer Kettenbrücke mit nur 2 Pfeilern bestehen. 

In der X. Sitzung am 20. April: 
Der Nordbahndamm soll mit 30 Klaftern weiten Brücken an 2 Stellen 
durchbrochen werden, und zwar an der Johannisbrücke, und 500 Klafter 
weiter gegen das Kaiserwasser. 

5- 

Das Programm, welches diese- 1850" Commission am Schlüsse 
ihrer Thätigkeit als Richtschnur ftir die vorzunehmende Donauregulirung 
aufstellte, enthielt folgende Bestimmungen : 

1. Für die eigentliche Stromregulirung: 

a) Bestimmung der Regulirungslinie (in weiterer Ausdehnung), um ein 
fortwährendes ungezwungenes Verbleiben des Stromes in der tor- 
gezeichneten Richtung zu sichern, und welche der Stadt möglichst 
nahe- liegt; 

h) Bestimmung des Consumtionsprofiles mit Rücksicht auf den Zufluss 
der Neben Wässer; 

cj Eindämmung des Hauptstromes zu beiden Seiten, am linken Ufer 
etwas niedriger und mit Benützung der jetzigen Dammbauten ; 

d) Berücksichtigung einer möglichen Bewässerung des Marchfeldes. 

2. Für den Donaucanal: 

a) Auft-echthaltung der Benützbarkeit des Donaucanales während der 
Regulirungsarbeiten ; 

b) das Schleussensystem soll Eisgang und Hochwasser abhalten, dabei 
das Aus- und Einlaufen von circa 34.000 Schiffen jährlich zulassen ; 

c) zwischen dem Hauptstrome und dem Canale und mit diesem ver- 
bunden sind grosse Winterhafen, Werften, Docks etc. anzulegen; 

d) Hauptstrom und Ganal sollen gleich schiffbar werden und das Anlegen 
der Schiffe in der Gegend der Hauptmauth gestatten ; 

e) der Wellenschlag der Dampfschiffe soll durch Nebenhafen zwischen 
senkrechten Quaimauem möglichst gebrochen werden ; 

fj es sollen Schlanmifänge angelegt werden ; 

g) die Unrathscanäle sollen nicht mehr in den Donaucanal einmünden, 

sondern der Unrath an einem passenden F/uig gesammelt, auf 

Kähnen verführt und nutzbar gemacht werden ; 
h) ein Schiffahrtscanal soll den Donaucanal mit den Hafen und dem 

Hauptstrome verbinden. 

3. Für die Brücken über die Donau: 

a) Es sollen stabile Brücken gebaut und für Eisenbahnen und Strassen 
UeberfUhrung eingerichtet werden; 



151 

b) sie sollen möglichst wenig Pfeiler erhalten und diese ans Quadern 

bestehen. 

Hiermit hatte die 1850' Commission ihre Thätigkeit beschlossen. 

Demungeachtet strömten nun von verschiedenen Seiten mehr oder 
weniger entsprechende Projecte heran, welche, bei dem immer lauter 
werdenden Verlangen, endlich die Donauregulirung thatsächlich zur 
Ausführung zu bringen, das hohe Ministerium veranlassten, im Jahre 1866 
eine neuerliche Donauregulirungs-Commission zu berufen. 

6. 

Diese neue 1866*' Commission beschloss nach mehrfacher Beur- 
theilung der vielen eingegangenen Projecte ein Subcomit6 zu ernennen, 
demselben die Pläne unter Begleitung einer Zusammenstellung der bisher 
zur Sprache gekommenen Erfordernisse bei der Regulirung zu übergeben 
und dasselbe zu beauftragen, den Gegenstand specieller zu berathen, 
ein Programm aufzustellen und eventuell einen endlichen Antrag an die 
Gesammtconmiission zu stellen, welcher der Beschlussfassung der 
Regierung unterbreitet werden könnte. 

Dieses Subcomit^, bestehend aus : 

1. dem k. k. Feldmarschall-Lieutenant Baron Scholl als Obmann, 

2. dem k. k. Hoirathe v. Wehli vom Ministerium des Innern, 

3. dem k. k. Ministerialrathe Ritter von Passetti vom Ministerium 
des Innern ; später trat an dessen Stelle der Herr Sectionsrath v. Waniek, 

4. dem k. k. Sectionsrathe v. Dobler vom Finanzministerium, 

5. dem Baron v. Suttner ) , , , 

^ , T, ^ r^ -..i ? vom Landesaussöhusse, 

6. dem Professor v. Czedik ) ' 

7. dem H. D. Schmid von der Handelskammer, 

8. dem Professor Ritter v. Meissner vom Handelsministerium^ 
0. dem Dr. Felder vom Magistrate und der Commune Wien, 

10. dem k. k. Baurathe Wex von der k. k. Statthalterei, 

11. dem Regierungsrathe Ritter v. Engerth von der Staatsbahn- 
Gesellschaft, 

12. dem Regierungsrathe Eichler v. Eichkron von der Kaiser 
Ferdinands-Nordbahn, 

13. dem Ritter von Cassian von der Dampfschiffahrts-Gesellschaft, 

14. dem Dr. Westermayer vom k. k. Obersthofineisteramte, 

trat am 16. Juli 1867 zum ersten Male zusammen und einigte sieh sofort 
über folgende Puncto : 

a) die vom Gesammtcomitä erhaltene Zusammenstellung der Erforder- 
nisse einer Berathung zu unterziehen ; 

b) hiemach ein Programm aufzustellen, welches bei Feststellung eines 
definitiven Projectes, respective den weiters zu ergreifenden Mass- 
regeln zur Basis zu dienen hätte ; 



152 

c) den hohen Ministerien die Einberafang von fremden Experten vor- 
zuschlagen^ welche über die Hauptfragen des neuen Programmes 

sich auszusprechen hätten. 

7. 

Die von dem Gesammtcomitö dem Subcomitö zugekommene 
Zusammenstellung der Erfordernisse bei der Regulirung der Donau 
bestand aus folgenden 17 Puncten, denen wir uns erlaubt haben, einige 
Bemerkungen beizuAigen. 

1. Punct: Ausdehnung der Regulirung in Bezug aufdie 
Länge des Stromgebietes. 

Die BeguUrung soll auf das ganze Wiener Becken ausgedehnt 
werden und hat sich somit vom Bisamberg bis Theben zu erstrecken. 
Selbstverständlich soll dabei auf eine zweckmässige Einströmung der 
innerhalb des Wiener Beckens in die Donau mündenden Gewässer 
Bedacht genonmien werden. 

Die Vertreter des Landesausschusses , des Wiener Gemeinderathes, 
der Handelskammer und der Donaudampfschiffahrt wünschen diese 
Regulirung aufwärts bis Krems ausgedehnt« 

Ministerialrath Baron Pasetti bemerkt hiebe! , dass für die Reguli- 
rung der Donau bei Wien die Ausdehnung des betreffenden Projectes 
von der Euchelau bis Fischamend genüge, unbeschadet der weiteren 
Fortsetzung der theils im Zuge befindlichen und theils vollAlhrten 
Regulirung der Stromabtheilung oberhalb und unterhalb dieser Strecke. 

Bemerkung. Bei der Beurtheilung, wie weit eine partielle Reguli- 
rung eines Stromes ohne Nachtheil für die oben und unten angrenzenden 
Stromstrecken ausgedehnt werden müsse oder beschränkt werden könne, 
sind solche Stromstellen zu berücksichtigen und als Grenzpunct der 
Theilregulirung zu wählen, wo der Strom bereits ein mehr oder minder 
vollständiges Normalprofil besitzt, das heist wo das Gesammtwasser 
zwischen parallelen festen Ufern eingeschlossen ist, und an welche sich 
sowohl nach aufwärts wie nach abwärts verschiedene Fluss-Corrections- 
linien legen lassen, welche alle hier in einer gemeinschaftlichen Tangente 
sich treffen. 

Wenn man die Stromkarte zur Hand nimmt, so sieht man, dass 
derlei fixe Stromprofile sich bei Krems, Nussdorf, Albern, Fischamend 
Hainburg, Theben etc. vorfinden. 

Da es sich zunächst um die Regulirung in der nächsten Nähe der 
Haupt- und Residenzstadt Wien handelt, so wird es.genügen: 

1. vorerst eine continuirliche Fluss-Correctionslinie zu fixiren, 
welche über eine grössere Flusspartie sich erstreckt, z. B. Krems- 
Theben oder selbst nur Nussdorf-Theben , innerhalb welcher von nun an 
nur solche defensive und offensive Bauten vorgenommen werden dürfen. 



153 

welche das Strombett snccessive reguliren^ also einem einheitlichen Plane 
entsprechen ; 

2. die nun beabsichtigte Correction nur auf die Theilstrecke Nass- 
dorf (Enchelan), Fischamend oder Albern auszudehnen und sofort zur 
vollkommenen Ausftihrung zu bringen. 

Es lässt sich nicht leugnen und es ist auch schon in den 1850*' Ver- 
handlungen deutlich genug ausgesprochen : Wäre schon vor 50 Jahren 
eine wohlstudirte allgemeine Correctionslinie aufgestellt und ein richtiges 
Consumtionsprofil fttr die Donau ermittelt worden , wären femer die seit 
dieser Zeit auf Flussbauten Ferwendeten enormen Summen für dieser 
Correctionslinie entsprechende Bauten verwendet worden, so würde jetzt 
von der Nothwendigkeit, eine so grossartige Donauregulirung durch- 
zufuhren , sicherlich keine Rede sein ; denn der Strom wäre bereits soweit 
regulirty dass seine Hochwässer fttr das Nebenland nicht nur nicht 
gefährlich sein würden, sondern Schiffahrt und alle anderen jetzt von der 
Donauregulirung Erwarteten Vortheile würden schon längst erreicht 
worden sein. 

Es wäre jetzt noch von der grössten Wichtigkeit, dass eine solche 
Strom-Regulirungslinie durch das ganze Reich fixirt werde , welche nicht 
nur den grösseren Regulirungsarbeiten, sondern auch den als continuir- 
lich auszuführenden Uferschutz- und Verbesserungsbauten zur Basis zu 
dienen hätte. 

2. Punct Zusammenfassung des Stromes in ein einziges 
Rinnsal. 

Das gegenwärtig viel verzweigte Wasser der grossen Donau und 
des Eaiserwassers sollen unter gleichzeitiger Abbauung der Nebenarme 
in ein einziges Rinnsal zusammengefasst werden. 

Bemerkung. Da dieser Punct so ziemlich den Charakter einer 
Regulirnng überhaupt ausspricht und ohne der Erfttllung dieser aus- 
gesprochenen Bedingungen eine Stromregulirung nicht denkbar ist, so 
unterliegt dieser zweite Punct des 1867er Programms keinem Anstände, 
nur muss bemerkt werden, dass nach gleichen Grundsätzen der Wiener 
Donaucanal behandelt werden muss, weil derselbe fttr Wien in jeder 
Beziehung von nicht geringerer Wichtigkeit ist als der Hauptstrom 
selbst. 

Die f f e n h a 1 1 u n g des Wiener Donaucanales dürfte eine dringende 
Nothwendigkeit sein, weil dessen Absperrung oder Umstaltung in einen 
Schleussencanal die grössten Calamitäten und schliesslich die gänzliche 
Auflassung, respective die Umstaltung in einen gedeckten Unrathscanal 
herbeifllhren würde, was doch fttr eine so volkreiche Stadt, wie die Haupt- 
und Residenzstadt Wien, gewiss ein Unglück sein wUrde. 



164 

3. Punct. Schutz gegen Ueberschwemmung. 

Die Stadt Wien und alles Land zu beiden Seiten der regulirten 
Donau soll gegen Ueberschwemmung bei £i8g<ängen oder Giesswässern 
sichergestellt werden. 

Bemerkung. Diese Bedingung zu erfüllen bildet wohl die Haupt- 
aufgabe bei der Durchführung einer Stromregulirung , mithin auch bei der 
vorliegenden Donauregulirung. 

4. Punct. Schiffbarmachung des Donau-Hauptstromes. 
Dieselbe soll so weit angestrebt werden, als es für die gegenwärtig 

auf dem Strome verkehrenden Dampf- und Ruderschiffe grössten Tief- 
ganges im befrachteten Zustande erforderlich ist. 

Bemerkung. Es versteht sich wohl von selbst , dass bei Gelegen- 
heit der Durchführung der Donauregulirung angestrebt werden müsse, 
noch andere Vortheile für Verkehr, Industrie, Gewerbe und Salubrität so 
weit zu erzielen, als es immerhin möglich ist, um mit den ohnediess sehr 
beträchtlichen Kosten den grösstmöglichsten Nutzeffec^zu erzielen. 

Sobald der Hauptstrom nach Punct 2 und 3 gehörig in Normalufer 
zusammengefasst, also nach einer continuirlichen Linie regulirt sein wird, 
so muss sich schon nach den allgemeinen Naturgesetzen eine ent- 
sprechende Reinheit und Tiefe, also die entsprechende Schiffbarkeit als 
natürliche Folge der Regulirung ergeben. 

Es wird sich also darum handeln,' ftir den Donaustrom, mit Rück- 
sicht auf das in der zur Regulirung gewählten Strecke vorhandene Gefälle 
und mit Berücksichtigung des bisher durch verschiedene Rinnsale abge- 
führten Wassers, ein solches einheitliches Consumtionsprofil zu ermitteln, 
welches geeignet ist 

a) selbst bei Niederwasser die Schiffbarkeit des Flusses zu gestatten, 
also 

b) selbst bei Niederwasser das Flussbett von Sand und Schotter- 
ablagerungen rein zu erhalten, und 

c) die nöthige Wassertiefe zu bieten, aber auch 

dj bei Hochwasser mit und ohne Eisgang die Abführung desselben 
ohne Gefährdung des Flussbettes und ohne Gefährdung der beider- 
seitigen Ufergegenden zu sichern. 

5. Punct. Anlage von Landungsstellen in der Strom 
strecke bei Wien und Hain bürg für Schiffe jeden Tiefganges 
und jeder Bordhöhe. 

Die Vertreter des Eriegsministeriums, des Landesausschusses, des 
Gemeinderathes, der Handelskammer und der Donau-Dampfschiffahrt 
verlangen die Landungsstellen am Hauptstrome selbst. Dieser soll 
mittelst einer flachen Krümmung so nahe als möglich, etwa an die Stelle 
des Kaisei'wassers gegen Wien herangezogen werden. 



155 

Insbesondere wünschen die Vertreter des Gemeinderathes und der 
Donau-Dampfschiffahrt , dass die Landnngsstellen am Hanptstrom bei 
Wien 2.500 Klafter lang und daselbst stets eine Wassertiefe von 
mindestens 10 Fuss unter Null angestrebt werde. 

Der Vertreter des Handelsministeriums verlangt die Anlage der 
Landungsplätze vorzüglich in einem herzustellenden Verkehrshafen an 
einer Oertlichkeit stromabwärts bei Wien, welche für die Herrichtung von 
Aus- und Einschiffsplätzen, dann für den Bau von Magazinen, Lager- 
häusern und Werften den erforderlichen Raum darbietet. 

Dabei wäre noch zu berücksichtigen, dass der Schiffahrt die 
Möglichkeit offen gelassen werde, mittelst allmälig dem Bedarfe gemäss 
anzulegender Seitencanäle oder Wasserbecken auch zu entfernteren 
industriellen und commerciellen Etablissements zu gelangen, um dort 
unmittelbar Waare einzunehmen und auszuladen. 

Der Vertreter der Nordbahn verlangt die Anlage von Landungs- 
plätzen ebenfalls in den von ihm als Verkehrshafen vorgeschlagenen 
Nebengewässem, indem er wünscht, dass der Hauptstrom in seinem der- 
maligen Bette bei Floridsdorf verbleibe, dass ferner für den Verkehrs- 
hafen ein eigenes von unterhalb Wien zugängiges Gewässer (ungefähr 
im Strombette des Eaiserwassers) hergestellt und dass dasselbe oberhalb 
mit dem Wiener Donaucanale mittelst eines besonderen Canales in 
Verbindung gebracht werde. 

Ministerialrath v. Pasetti, welcher sich den Forderungen des 
Handelsministeriums anschliesst, bemerkt, dass er auch einen Verkehrs- 
hafen, der sich auch oberhalb Wien erstreckt, und Landungsstellen am 
Hauptstrome ftir zweckmässig erachte. 

Der Vertreter des Finanzministeriums spricht sich ftlr jene Modalität 
ans, nach welcher die möglichste Hebung der Volkswirthschaft und der 
Realwerthe in Aussicht gestellt wird. 

Bemerkung. Dieser Punct 5 enthält mehrere verschiedene Wünsche, 
welche einer Reflexion zu unterziehen sind. 
aj Die durch die Donauregulirung zu schaffenden Landungstellen sollen 
am Hauptstrome selbst angelegt werden. Dieses Verlangen ist ein 
vollkommen begründetes; denn soll die grössere Schiffahrt nicht 
sehr beeinträchtiget werden , so müssen die im Hauptstrome ver- 
kehrenden, mit ihrer Ladung nicht lediglich von und nach Wien 
bestimmten Schiffe nicht erst genöthigt werden, in einen Seitencanal 
oder in ein Bassin etc. einzulaufen, sie sollen im Hauptstrome die 
geeigneten Landungsstellen finden , um ohne Zeitverlust und ohne 
Kosten ihre Ladung zu wechseln. 

Verkehrshafen bieten dem Schiffsverkehre ähnliche Schwierig- 
keiten nur in noch bedeutend erhöhtem Masse dar, wie die 



156 



sogenannten Kopfstafionen dem Eisenbahnverkehre sind, also wo 
nur möglich zu vermeiden. 

Anders verhält es sich mit dem Winterhafen. Ein vor dem 
Eisgang geschütztes Wasserbassin, in welchem die Schiffe über- 
wintern können, ist gewiss unentbehrlich, umsomehr, als daselbst 
gleichzeitig die Schiffsreparaturen, selbst Neubauten vorgenommen 
werden können, zumal wenn während der Schiffahrt dieser am 
Strom selbst zweckmässige Landungsplätze geboten werden und 
nur dann die Schiffe den Hafen aufsuchen, wenn sie längere Zeit 
ausser Verkehr gesetzt werden müssen. 
bj Der Donaustrom soll mittelst einer flachen Krümmung so nahe als 
möglich an die Stadt, etwa an die Stelle des Kaiserwassers gebracht 
werden. 

So leichthin dieser Wunsch ausgesprochen ist, so schwer ist 
er zu erftlllen, weil die Herstellung eines neuen Bettes nicht nur die 
' Regnlirungskosten nahezu verdoppelt, sondern in der technischen 
Ausführung mit solchen Schwierigkeiten, ja selbst mit Gefahren 
verbunden ist, welchen sich auszusetzen nur dann gerechtfertiget 
wäre, wenn der Zweck, der damit zu erreichen ist, so überwiegend 
und gebieterisch ein solches Unternehmen fordert, dass alle Bedenk- 
lichkeiten dagegen verschwinden. 

Es unterliegt, was die technische Seite betrifft, keinem Zweifel, 
dass dem Hauptstrom, wenn kein Opfer zu gross wäre, die Näher- 
rückung des Hauptwassers an die Stadt zu erreichen, auch ein ganz 
neues Bett angewiesen werden kann, und es wird wohl kein 
Hydrotect behaupten, die Donau müsse in ihrem alten Bett 
behalten werden; aber es liegt auch ausser jedem Zweifel, dass 
alle an die Regulirungsaufgabe gestellten Forderungen, also Sicher- 
heit, Zweckmässigkeit, Schiffbarkeit etc. mit Ausnahme der ge- 
wünschten Näherrückung vollkommen durch eine verhältnissmässig 
billige Regulirung des alten Bettes befriediget werden können, und 
es wird demnach auch kein Hydrotect behaupten, die Donau 
müsse behufs Regulirung ein neues Bett erhalten. 

Der Begriff von Regulirung ist nicht zweierlei. 

Ein Strom, dessen Bett . regelmässig ist, dessen Ufer im 
Wesentlichen nahezu parallel laufen, dessen Hochwasser und Eis- 
gang weder am Flussbett noch dem Nebenland Schaden anrichtet, 
der bei geringem wie bei höherem Wasserstande für den Schiffs- 
verkehr, soweit seine Natur es überhaupt gestattet, brauchbar ist. 
ist regulirt. 

Allen diesen Anforderungen kann mit Sicherheit durch zweck- 
mässige Regulirung des jetzigen Flussbettes entsprochen werden, 



157 

wie weiter unten noch tiberzeugender vor Augen geführt werden 
wird. 

Bedenkt man femer, dass durch ein neues Bett circa eine 
nahezu 800.000 Quadratklafter messende Grundfläche von den 
seit mehr als 100 Jahren mühselig erzielten Anschotterungen und 
Anpflanzungen nun nahezu culturfähig gewordenen Auen neuer- 
dings verwüstet und in das neue Flussbett geworfen werden 
müssten, während eine eben solche Fläche steiniges altes Fluss- 
bett im verwildertsten Zustande zwar gewonnen, aber auf vielleicht 
100 Jahre als unbrauchbares, ödes, theilweise mit faulendem Wasser 
gefülltes Schotterbett, und nicht unbedeutende Flächen alter Donau- 
arme als nie sich verschlämmender Sumpf geschaffen, also aus 
Anlass der Erreichung der höchstens 500 bis 600 Klafter betragen- 
den Näherlegung der Donau eine in der nächsten Nähe der Haupt- 
und Residenzstadt gelegenen Fläche von nahezu 1 Million Quadrat- 
klaftem Bodenfläche auf ein Jahrhundert der Cultur entzogen werden 
müsste , so fordert schon dieser Uebelstand zur reiflichsten Ueber- 
legung der Frage auf, ob die Regulirung im alten vorhandenen 
Bett oder mittelst eines neuen Durchschnittes auszuführen sei, 
wenn auch die noch später zu beleuchtenden technischen Schwierig- 
keiten und Gefahren, abgesehfo der Geldopfer, welche nicht minder 
warnend auftreten, auch ganz übersehen werden wollten. 

Wäre es thunlich, bei Gelegenheit dieser Regulirung den 
Donaustrom z. B. zwischen die Stadt und die Leopoldstadt zu 
bringen, also beide Ufer nutzbar zu machen, wie dieses z. B. bei 
Pest und Ofen, Linz und Urfahr der Fall ist, so würde sich jedes 
Opfer, diesen Zweck zu erreichen, rechtfertigen lassen ; um aber bei 
einer mittleren Entfernung von 2.400 Klaftern das rechtsseitige 
Stromufer auf 1.900 Klafter, also nur um 500 Klafter dem Mittel- 
puncte der Stadt (Stephansplatz) näher zu rücken, die grossen Geld- 
opfer, die Gefahren und Unsicherheiten während der Ausführung 
und die Verwüstung an Grund und Boden und die Gefährdung des 
Gesundheitszustandes in der nächsten Nähe einer so volkreichen 
Stadt wie Wien so zu unterschätzen, scheint denn doch sehr gewagt 
und kaum zu rechtfertigen. 
c) Die Bedingung, dass die 2.500 Klafter langen Landungsstellen 
in einer flachen natürlich concaven Curve Raum finden sollen, ist ein 
wesentliches Erfordemiss für die Schiffahrt, und lässt sich sowohl 
durch die Beibehaltung des alten als wie durch Herstellung eines 
neuen Bettes, also die Anwendung eines Durchstiches erzielen. 

Der einzige zum Vortheile eines Durchstiches sprechende 
Umstand hiebei ist der, dass bei Beibehaltung des alten Strombettes 



158 



diese Landungsstellen nur in zwei getrennten Theilen sich gewinnen 
lassen, und zwar von der Nussdorfer Scheere ab bis unterhalb der 
Nordbahn^ etwa bis zum Lettenhanfen, d. i. ... L800 Klafter lang^ 
dann von den Eaisermtthlen bis zur Ausmündung 
des DonaucanaleS; d. i ... 3.600 „ „ 

zusammen also . . 5.400 Klafter lang 
während bei einem Durchstich sich die Landungsplätze in einer 
continuirlichen Aufeinanderfolge erzielen lassen; für die Bei- 
behaltung des alten Flussbettes spricht indessen noch der Umstand^ 
dass Ruderschiffe und Dampfschiffe ohnediess getrennte Landungs- 
plätze haben müssen, da erstere Ufer mit Talus, letztere Ufer mit 
Quaimauem fordern. 

d) Nicht nur die Stromrinne, sondern auch die Landungsplätze sollen 
womöglich eine Tiefe von 10 Fnss unter Null der SchifTahrt 
bieten. 

Wenn die Nebenarme, mit Ausnahme des Wiener Donaucanals, 
alle abgebaut sein werden und das ganze Wasser in einem 
geregelten und richtig profilirten Flussbett zusammen gefasst wird, 
unterliegt es keinem Zweifel, dass sich das ganze Strombett in 
der ganzen Regulirungsstrecke derart ausgleichen wird, dass 
mindestens diese 10 Fuss Wassertiefe erreicht werden, und dass 
Uberdiess das Strombett sich von Ablagerungen rein erhalten muss, 
sobald nur das Flussprofil für Niederwasser nicht zu gross und flir 
Hochwasser nicht zu klein gegriffen wird. 

Das circa 7.600 Klafter lange alte Strombett hat gegenwärtig 
eine so verschiedene Tiefe unter Null, dass diese zwischen 8 Fuss 
und 26 Fuss varirt, ohne dass ein anderer Orund ftir diese Verschie- 
denheit vorhanden ist, als die Unregelmässigkeit des Flussbettes. 

e) Dem Verlangen nach Verkehrshafen mit Aus- und Einladestellen 
und nach Magazinen, Lagerhäusern, Werften, Winterhafen kann, 
wie sich durch einen Blick auf die Karte erkennen lässt, weit 
leichter und billiger entsprochen werden, wenn das jetzige Strombett 
zweckmässig adaptirt wird, weil für derlei Anlagen in jeder 
gerechtfertigten Ausdehnung das alte Kaiserwasserbett passende 
Gelegenheit bietet, während bei der Anwendung eines neuen 
Durchschnittes eine Orundfläche von nahezu 250.000 Quadrat- 
klaftem abgeschnitten und jenseits des neuen Bettes verlegt und bei 
dieser Lage zwischen demalten und neuen Bett gänzlich unbrauchbar 
gemacht würde, und uberdiess ftlr die gewünschten Anlagen 
neuerdings zwischen dem neuen Donaubett und der Leopoldstadt 
Terrain hergegeben werden müsste. 



159 

6. Pnnct. Anlage eines eigenen Winterhafens strom- 
abwärts von Wien. 

Diesem Antrage stimmen die Vertreter des Finanz- und Kriegs- 
ministerinmS; des Landesausschnsses, des Gemeinderathes, der Handels- 
kammer und der Donau-DampfschiiTahrt bei. Herr Ministerialrath von 
Pasetti and der Vertreter des Handelsministeriums und der Nordbahn 
halten jedoch einen eigenen Winterhafen fttr ttberflttssig^ da hiezu ein 
geräumiger Verkehrshafen vollkommen hinreichen würde. 

Bemerkung. Schon aus dem weiter oben sub 5 a) Gesagten geht 
hervor, dass eigentliche Verkehrshafen für die Wiener Verhältnisse an 
der Donau unzweckmässig sind, dass aber ein geräumiger Winterhafen 
nicht nur zweckmässig, sondern ein wahres Bedürfniss sei. 

Ein Winterhafen unterscheidet sich von einem Verkehrs^^afen, sobald 
dieser dem Hochwasser und Eisgang entzogen ist, was doch immer sein 
soll, in gar nichts, als dass das betreffende Becken theils mit Quaimauem 
theils mit Talus, und vielleicht an einer Seite mit so flachen Talus ein- 
gefasst ist, um auf Sleeps die reparatursbedUrftigen Schifie ins Trockene 
schleifen und repariren zu können. Derlei Bassins müssen bei dem 
starken Gefälle der Donau mittelst Schleussen vom Hauptstrome gespeist 
und zugängig sein und möglichst so situirt sein, dass sie möglichst wenig 
als Schlammiänge dienen. 

Wenn die Donau im alten Bette regulirt wird, wird mit verhältniss- 
mässig geringen Kosten das jetzige Kaiserwasser zu einem solchen Bassin 
für Winterhafen und für Werften etc. benützt werden können, ohne 
neuerdings nutzbares Terrain dazu zu verwenden und ohne den nach der 
Regulirung gewiss sehr im Werthe steigenden Grund und Boden zwischen 
der Leopoldstadt und der Donau zu Zwecken der Stadterweiterung, 
Anlage von Etablissements etc. zu verwüsten und zu schmälern. 

Punct 7. Anlage von Schiffswerften, Trocken-Docks 
und Lagerhäusern bei Wien. 

Diesem Antrage stimmen alle Vertreter bei. 

Bemerkung. Derlei Special- Anlagen düriten um so leichter in 
der gewünschten Ausdehnung und in der besten Situation zu erzielen 
sein, jemehr Raum am rechten Donau-Ufer zur Disposition steht, d. i. 
bei Beibehaltung des alten Strombettes. 

Wird das Strombett mehr gegen die Stadt verlegt, so bleibt der 
Flächenraum zwischen dem linken Ufer des neuen Stromes und dem 
rechten Ufer des alten Stromes für jede weitere Verwendung auf 
wenigstens ein halbes Jahrhundert unbrauchbar. 

Was die Schifliswerflen und Trocken-Docks betrifll, haben wir im 
vorhergehenden Puncte unsere Ansicht ausgesprochen ; was aber speciell 
die Magazine und Lagerhäuser betrifil, so drängt sich uns immer lebhafter 



160 

ein Ideal vor Augen, von welchem wir versuchen wollen, hier ein Bild zu 
entwerfen, was wohl auch Andere zu überzeugen geeignet sein dürfte, 
dass es sich der Mühe lohnen dürfte, darnach zu streben und somit die 
Frage, ob die Donau mittelst eines neuen Durchstiches zu reguliren sei, 
nicht mit einem kurzen apodictischen „Ja'' zu erledigen. 

Es ist nämlich entschieden eine Nothwendigkeit, dass das rechts- 
seitige Ufer der Donau mit einem entsprechend hohen Schutzdanmi, theils 
mit Quaimauem, theils mit Talus begrenzt werde, schon um die Residenz- 
stadt Wien etc. vor Wasserschaden zu sichern; es ist entschieden eine 
Nothwendigkeit, dass die jetzt von Wien auslaufenden Eisenbahnen 
miteinander in eine Schienenverbindung gebracht werden müssen; es 
ist endlich eine nicht zu verkennende Nothwendigkeit, dass alle Eisen- 
bahnen aucfi mit der Donauschitfahrt in möglichst bequeme Verbindung 
gebracht werden müssen. 

Die Vereinigung aller dieser Zwecke kann aber nirgends anders 
als an dem rechten Ufer der Donau erzielt werden, so dass auf dem 
Donauschutzdamme von der Franz Josephs-Bahn eine Verbindungsbahn 
bis zur Nordbahn und von dieser bis zur Staatsbahn derart geftihrt wird, 
dass hier am Donauquai ein Centralbahnhof mit den nöthigen Greleisen, 
Magazinen, Hallen, Expediten entsteht, wo der Verkehr, wenn auch vor- 
erst nur der Frachten, von einer Eisenbahn auf die andere und von den 
Schiffen auf die Bahn und umgekehrt stattfinden kann. 

Dass sich in nicht gar langer Zeit, wenn dazu die Möglichkeit nicht 
künstlich verkümmert wird, ausser den nöthigen Magazinen, Expediten 
und Speditionen auch die gesammte Frachten-Auf- und Abgabe und sogar 
auch die Personen-Expedite concentriren werden, ist nicht zu bezweifeln, 
denn eine solche für den Handel und Verkehr höchst vortheilhafte Con- 
centration bahnt sich nach und nach bei höherer Entwickelung von selbst 
den Weg. 

8. Punct. Sistirung des Abflusses des Unrathes in die 
Donau und Anlage von Cloaken zur Verwerthung. dieses 
Unrathes. 

Diesem Antrage stimmen Alle bei. Der Vertreter des Landesaus- 
schusses verlangt speciell, dass der Unrath zur Urbarmachung der Sim- 
meringer Haide benützt werde. 

Der Vertreter des Kriegsministeriums pflichtet diesem speciellen 
Antrage bei und beruft sich auf die in dem beiliegenden Promemoria 
beschriebenen neuen Londoner Oloaken. 

Der Vertreter des Gemeinderathes bemerkt hiezu, dass Seitens der 
Gemeinde schon seit längerer Zeit umfassende Studien zu einer besseren 
Canalisirung Wiens gemacht werden. 



161 

Bemerkung. Dass dieser Gegenstand fllr eine so volkreiche 
Stadt^ wie Wien^ ans SanitätsrUeksichten von der höchsten Wichtigkeit 
ist, wird Niemand in Abrede stellen. 

Wenn gleich diese Aufgabe streng genonmien die Angelegenheit der 
Donau nicht berührt^ so ist ein gewisser Zusammenhang in sofeme doch 
nicht zu übersehen, dass nämlich vor der Hand mit dem Wiener Donau- 
canal durchaus keine solche Veränderung bei Gelegenheit der Douau- 
regulirung vorgenonmien werden darf, der den jetzigen^ wenn auch man- 
gelhaften Abzug des Unrathes aus den Canälen noch mehr erschwert^ 
oder wohl gar noch voreilig sistirt. 

Wir sind vielmehr der Ansicht, dass diese Canalisirungsfrage schon 
jetzt in die ernsteste Erwägung gezogen und die nöthigen Anlagen 
gemacht werden. 

9. Punct. Benützung des Donauwassers zu Bewässerun- 
gen, insbesondere des Marchfeldes, durch einen beim 
Bisamberge aus der Donau gespeisten und den Bussbach 
aufnehmenden Canal. 

Diesem speciell vom Vertreter des Landesausschusses gestellten 
Antrage stimmen Alle bei. 

Bemerkung. Dieser Punct, so wichtig er auch ist, übt auf die 
Regulirung des Donaubettes keinen Einfluss aus und muss sich vielmehr 
nach dieser richten. 

Nebenbei wird nur bemerkt, dass ein Bewässerungscanal vom 
Bisamberg ab durch das ganze Marchfeld technisch unzweckmässig 
erscheint, indem auf solche Weise ein neuer Donaucanal entstehen würde. 
Die Bewässerungscanäle sollen vielmehr so viel wie möglich recht- 
winkelig vom Donaustrom landeinwärts geleitet und mit Schützen und 
Schleusen versehen, die üeberrieselung der Grundfläche gestatten, ohne ein 
langes mit dem Donaustrom so zu sagen parallel laufen des Bett zu bilden. 

10. Punct. Verbindung der Landungsstellen von Wien 
und Hainburg mit dem Strassen- und Eisenbahnnetze der 
Monarchie. 

Diesem Antrage stimmen Alle bei. 

Insbesondere wünscht der Vertreter der Handelskammer, dass die Lan- 
dungsstellen mit allen Wiener Bahnhöfen in Verbindung gebracht werden. 

Bemerkung. Nach dem oben zu Punct 5 und 7 Gesagten ist die 
gewünschte und sicherlich auch unerlässliche Verbindung sämmtlicher 
Bahnhöfe und Landungsplätze in Wien zu erreichen. 

Was aber die Verbindung mit Hainburg anbelangt, so ist dieses 

eine Eisenbahnfrage, die unsererAnsicht nach um so mehr vor ein anderes 

Forum gehört, als die Regulirung der Donau vorerst nicht bis Hainburg 

auszudehnen beabsichtiget sein dürfte. 

11 



162 

11. Punct. Anlage von Vorrichtungen zum schnellen 
und wohlfeilen Aus- und Einschiffen von Passagieren und 
Gutern, beziehungsweise von Truppen und Kriegsmateriale. 

Diesem Antrage stimmen Alle bei. 

Insbesondere wünscht der Vertreter der Handelskammer, dass die 
Dämme einerseits weit genug von den Ufern angelegt werden, um Platz 
zum Aus- und Einladen der Waaren zu haben, sowie dass sie anderseits 
mit Auffahrtsrampen versehen und in einer fttr Strassen und Eisenbahnen 
zureichenden Breite angelegt werden. 

Bemerkung. Es scheint hier dem Vertreter der Handelskammer 
die Ansicht vorzuschweben, dass die Ufer, an welche die Schiffe anlegen, 
in einer gewissen Entfernung von den Dämmen, welche das Hochwasser 
abhalten sollen, angelegt werden müssen, dass also zwischen den Dämmen 
und dem Ufer der Donau bei normalen Wasserständen ein mehr oder 
weniger breites Vorland bestehen werde. 

Eine solche Stromregulirung in der Nähe einer grossen Stadt wie 
Wien, wo nicht sogleich auf einen befriedigenden Verkehr gerechnet und 
auf ein fortwährendes Aufblühen und Wachsen gerechnet wird, wäre aber 
eine sehr unzweckmässige. 

Bei Hochwasser, welches über das Vorland tritt, wird ja ein Schiffs- 
verkehr mit dem Ufer äusserst erschwert und gerade an der Donau mit 
ihrer starken Strömung wohl gar ganz unterbrochen. 

Die Landung der Schiffe und Flösse etc. soll so weit, als überhaupt 
thunlich, jederzeit und bei jedem Wasserstand möglich sein. 

Bei der Regulirung solcher starker Ströme, wie die Donau, ist es 
daher nur in den Stromstrecken, wo keine Landung erforderlich ist, thun- 
lich, ein solches Stromprofil anzuwenden, wie dem Vertreter der Handels- 
kammer vorgeschwebt haben muss, wo nämlich fllr die gewöhnlichen 
Wasserstände sich das Bett in der Mitte befindet und rechts und links sich 
ein Vorland erhebt, welches durch beiderseitige Dämme oder hochliegen- 
des Uferland begrenzt, dem unschädlichen Abgang des Hochwassers und 
Eisstosses den nöthigen Raum bietet. 

In der Nähe grosser Städte, welche auf den Schiffsverkehr rechnen, 
ist es anzustreben, die concaven Flussufer mit Quaimauem zu versehen, 
das Fahrwasser an diese Quaimauem zu leiten und so der Schiffahrt zu 
jeder Zeit die directe Landung an den Quaimauem, mithin die höchstens 
nur zur Winterszeit unterbrochene Communication mit Schiff und Land zu 
sichem. 

In einem solchen Falle wird daher das aus zwei Theilen constmirte 
Flussbett so angelegt, respective regulirt, dass eine dem Schiflbverkehr 
entsprechende Uferlänge in eine Concave verwandelt und mit Quaimauem 
begrenzt wird, fttr den Verkehr mit Flössen und kleinen Schiffen aber 



163 

die Landungsplätze an Ufern mit Talus gewählt wird, um auch diesen bei 
jedem Wasserstande dieLandnng und Ans- und Einladung zn ermöglichen. 
Dass übrigens solche Landungsplätze, namentlich an Quaimanem, 
mit den nöthigen Vorrichtungen, als stabiler und transportabler Heb- 
krahne, Laufbrttcken, an den Talus mit Stiegen und Treppen etc. ausgerüstet 
sein müssen, versteht sich von selbst, denn dieses sind unerlässliche Hilfs- 
vorrichtungen, die sich von selbst unentbehrlich machen und aufdrängen. 

12. Punct. Raum zu Unterkünften in der Nähe der Lan- 
dungsstellen für einen vorübergehenden Aufenthalt von 
Passagieren und Gütern (Truppen und Kriegsmaterial). 

Diesem Antrage stinmien Alle bei. 

Bemerkung. Diesem allgemein anerkannten Bedürfnissekann 
um so besser und vollkommener entsprochen werden, wenn am Quai der 
regulirten Donau Baum genug reservirt wird, um neben den Verbindungs- 
bahnen auf dem Quai selbst auch eine Berme diesseits des Quai's, eine 
breite Verbindungsstrasse, welche mit Rampen zu den Verladperrons 
fuhren, und neben dieser die nöthigen Warenhäuser, Hallen und Warte- 
räume für Passagiere und Militär anzulegen. 

Für die Entwickelung dieser Etablissements, sowie für die Aus- 
dehnung der Leopoldstadt nach dieser Richtung hin, ist es daher eine 
Sache von der höchsten Wichtigkeit, dass der Raum, welcher zwischen 
dem rechten Donau-Ufer und der Leopoldstadt, also in Zwischen- 
brücken liegt, nicht zum Strombett verwendet, sondern zur Anlage 
eines solchen Verkehrsplatzes, eines Central-Verkehrsplatzes in möglich- 
ster Ausdehnung gewidmet werde, dass also bei Regulirung der Donau 
ein Näherrücken des Flussbettes an die innere Stadt aus Verkehrsrück- 
sichten nicht nur nicht nötbig, sondern fUr die Zukunft sogar als eine 
Beschränkung, als ein Hemmniss angesehen werden muss. 

13. Punct. Stabile Ueberbrückung des Hauptstromes 
bei Wien für die Strassen und Eisenbahnen. 

Diesem Antrage stimmen Alle bei. 

Der Vertreter der Donau -Dampfschiffahrt verlangt eine Hebung der 
Brückenbahn von 30 Fuss über Null und eine Minimal-Spannweite von 
30» = 16(y. 

Der Vertreter der Nordbahn verlangt dagegen, dass durch die neue 
Donaubrücke die gegenwärtigen Steigungs- und Richtungsverhältnisse 
der Bahn nicht alterirt werden. 

Bemerkung. Dass die stabile Ueberbrückung der Donau in der 
Nähe von Wien ein immer brennenderes und steigendes Bedürfhiss ist^ 
wird von keiner Seite bestritten. 

Sobald einmal eine Entscheidung über die Wahl der Regulirungs- 

linie gefällt sein wird, lassen sich auch sowohl für die Chausseen, als 

11 ♦ 



1C4 

aacb für die EueDbabnen. die entsprecbendsten Ueberbrllckinigspimele 
ermittefai« 

Durch da« seitber Ton der k. k. Begienmg aecepdite Gutaebten 
fremder Experten in Angelegenbeit der Donaoregnlirnng ist nonmebr der 
UeberbrOcknngspimet fttr die k. k. priyilegirte Osterreiebiscbe Staalsbabn 
bereits fixirt, und es bandelt sieb nnr mebr um die Bestimmnng des 
Uebergangsponetes der ansscbliessHeb pririlegirten Kaiser Ferdinands- 
Kordbabn und etwa der Cbanssien. 

Darfiber aber, dass dnrcb die snb Ponet 5 nnd 7 angedeutete 
Anlage ron Verbindongsbabnen nnd Strassen von der Franz Josepbs-Babn 
bis znr Staatsbahn die kürzeste Verbindung des jenseitigen, das 
beisst Knksseitigen Landes mit dem recbtsseitigen nnd mit dem Central- 
pnnct des Verkehres am Entsprechendsten erzielt werden kann, dfirfte 
wohl kein Zweifel bestehen. 

Dass aber eine so zweckmässige Verbindung aOer Bahnen nnd der 
Landungsplätze nnd Strassen nor dann erreicht werden kann, wenn die 
Begnlirong des Donaostromes das alte Bett benfitzt nnd die recbtsseitigen 
BegoHrnngsbanten znr Erzielnng des nOthigen Hochwasserprofils nicht 
allznweit in das Land hereingreifen, nnd von dem benfitzbaren Terrain in 
den Anen, Zwischenbrficken nicht allzuviel verwfistet wird , wird um so 
einleuchtender, wenn man die, diesem Minoritatsgutachten angeschlos- 
sene Karte betrachtet, wo sich in Folge der natfirlichen Ftthrung der 
nOthigen Baulinien klar ersehen lässt, dass mit dem vorhandenen Baum 
mit Bttcksicht auf die gewünschte und gehofile Verkehrsentwiekelung 
nnd auf die Ausdehnung der Leopoldstadt nach dieser Bichtung 
hin durchaas nicht verschwenderisch umgegangen werden darf, — 
dass also abermals ganz gewichtige Gründe dafbr sprechen, dem 
geringfügigen Vortheil der Käherlegnng des neuen Strombettes mittelst 
eines Durchstiches um 500 Klafter, also circa um y» der Entfernung, 
welche die Landungsplätze bei Regulirung des alten Strombettes haben 
würden, nicht zu hastig das Wort zu reden. 

lieber die Schwierigkeit der Anlage der neuen Eisen- 
bahnbrücke. 

Bei Ausführung des projectirten Donandurchstiches ist es unver- 
meidlich, dass die Eisenbahnstrecke vom Wiener Nordbahnhofe gegen 
die Station Floridsdorf alterirt wird, und werden wegen der senkrechten 
Uebersetzung des künftigen Strombettes die günstigen Bichtungsverhält- 
nisse wegen der Näherrückung des Stromes und gleichzeitiger Erhöhung 
der Brücke zur Erleichtening der Sehifiahrt die jetzigen Steigungen 
ungünstiger werden. 

Immerhin wird es aber möglich sein, vom Nordbahnhofe gegen die 
neue Brücke mit einem Bogen von 300 Klaftern Badius zu gelangen, von 



165 

wo seinerzeit, nach Verlanden des alten Strombettes , die Weiterftihrung 
nach Floridsdorf anstandslos erfolgen kann. 

Wollte man während der Zeit, als das alte Strombett noch nicht 
verlandet ist, die alte Brücke erhalten und eine provisorische Verbin- 
dung der alten und neuen Brücke herstellen, so würde diess sich nur 
mittelst Curven von höchstens 160 Klaftern Radius bewerkstelligen 
lassen, was bei den übrigen Anlageverhältnissen der Nordbahn sehr 
erschwerend für den Betrieb sein müsste. 

Rücksichtlich der Steigungsverhältnisse wird bemerkt, dass, wenn 
die Bahn vom Nordbahnhofe bis zur neuen Brücke continuirlich steigt, 
eine Steigung von 1 : 460, welche der Maximalsteigung zwischen Wien 
und Lundenburg entspricht, sich ergeben wird. 

Von der neuen Brücke an gegen Floridsdorf aber würde während 
des Bestandes der alten Brücke, wenn diese unverändert in ihrer 
jetzigen Höhe erhalten werden sollte, ein Gefälle von 1 : 168 sich 
ergeben, und würde die Steigung in der Hauptverkehrsrichtung dem 
Verkehre um so hinderlicher werden, als sie mit den Curven von 160 
Klaftern Radius zusammenfallen würde. 

Bei dem voraussichtlich langen Zeiträume bis zur Verlandung des 
alten Strombettes würden hieraus grosse Erschwernisse und Gefahren 
für den Verkehr erwachsen. 

Da aber eine Hebung der bestehenden Holzbrücke zur Erzielung 
gleich günstiger Steigungen wie auf den anderen. Strecken (1 : 460) eine 
Hebung der Brücke von 5 Schuh nothwendig machen würde, und diess 
während des Verkehres ganz unausftihrbar wäre, übrigens die ungünstigen 
Richtnngsverhältnisse damit doch nicht beseitiget wären, so erübriget 
nichts anderes, als neben der zukünftigen Aufdämmung über das alte 
Strombett eine neue provisorische Brücke zu erbauen und so lange zu 
erhalten, bis das alte Strombett verlandet sein wird. 

Die Erbauung neuer, durch die Lage und Höhe der neuen Brücke 
b edingter Dämme , sowie die Erbauung und die Erhaltung der Holz- 
brücke durch eine unabsehbare Reihe von Jahren, nämlich bis zur 
gänzlichen Verlandung des Strombettes, fordern sehr grosse Opfer, 
welche die Nordbahn zu tragen keineswegs verpflichtet werden kann. 

14. Punct Anlage von öffentlichen Bädern und 
Schwimmschulen bei Wien und Hainburg und von Pferde- 
schwemmen bei Wien im fliessenden Wasser. 

Diesem Antrage, speciell von den Vertretern des Kriegsministe- 
riums, des Landesausschusses und des Qemeinderathes von Wien gestellt 
stimmen Alle bei. 

Bemerkung. Sowie es unbedingt nöthig ist, die Landungatsellen 
für Schiffe an solchen Uferstellen anzulegen, welche das nöthige Fahr- 



166 

wsLSBer TorUegen haben^ also an concaven Ufergtrecken, wo also diese 
etwa fehlen, durch FInsscorreetionen solche Stellen erst zn schaffen; 
ebenso nnbedingt nOthig ist es f&r die öffentlichen Bäder, Schwimm- 
schulen, Pferdeschwenmien etc. ein sicheres Wasser, also ein convexes 
Ufer zn gewinnen. 

Wenn nnn die Donan nach dem Majoritätsbeschlüsse mittelst eines 
neuen Bettes regnlirt wflrde , so erhält das ganze rechtseitige Ufer auch 
nicht eine einzige Stelle, wo ein Freibad, eine Schwinmischule oder eine 
Pferdeschwenmie in fliessendem Wasser angelegt werden kann. 

Man mflsste alle diese 'Anlagen an das jenseitige Donau-Ufer ver- 
legen , oder in ein eigens hiezu anzulegendes Bassin, oder wohl gar in 
den Wiener Donaucanal verweisen, was aber schon ans Sanitätsrttck- 
sichten nicht geduldet werden sollte. 

Wird aber die Donau nach ihrem alten, wir wollen damit nicht 
eben sagen nach ihrem jetzigen unregelmässigen Laufe regnlirt, so ergibt 
sich unterhalb der Ueberbrttckung Air die Nordbahn an dem rechten 
Donau-Ufer zwischen den oben sub Punct 5 e nachgewiesenen Landungs- 
plätzen eine nahezu 1.200 Klafter lange convexe Uferstrecke, an welcher 
ganz geeignete sichere Freibäder, Schwimmschulen und am unteren Ende 
Pferdeschwemmen in vollkommen genügender Ausdehnung etablirt wer- 
den können. 

15. Punct. Raum zur Anlage von industriellen Etablisse- 
ments in der Nähe des Hauptstromes bei Wien. 

Diesem Antrage, speciell von den Vertretern des Landesausschusses, 
des Oemeinderathes und der Handelskiunmer gestellt, stimmen Alle bei. 

Bemerkung. Ein Blick auf die Karte wird genügen, um hierüber 
volle Beruhigung zu verschaffen. 

Denn wird die Regulirung mit Benützung des alten Bettes dnrch- 
gefbhrt, so wird zwischen der Leopoldstadt und dem gesicherten rechten 
Donau-Ufer ein so grosser und werthvoller Raum geschaffen , dass allem 
Anscheine nach tHiT lange Zeit hinaus der Entwickelnng der Industrie 
keine Beschränkung auferlegt werden wird. 

Dass aber dieser Raum circa um die Hälfte verringert werden 
würde, wenn die Donau nach einem neuen Durchstich regnlirt werden 
wollte, braucht nicht erst bewiesen zu werden. 

Den Nutzen, welchen die jetzt stets der Wassei^efahr ausgesetzten 
enormen Flächen am linken Donau-Ufer seinerzeit gewähren werden, 
steht noch in weiter Feme und ein entsprechender Ersatz kann erst nach 
Verschlammung der alten Rii^nsale, also nicht vor einem halben Jahr- 
hundert erwartet werden. 

Aber auch in dieser Beziehung muss man bei Regnlimng der Donau 
der Benützung des alten Bettes das Wort reden, weil die Verschlammung 



167 

der zu vertilgenden alten Arme und Rinnsale bei Beibehaltung des alten 
Bettes viel ergiebiger eingeleitet, also rascher und vollständiger durch- 
geführt werden kann als bei der Wahl eines entlegenen neuen Durch- 
stiches. 

16. Punct. 

a) Herrichtung von Kleingewehr-Schiessstätten längs 
einzelner Uferstrecken bei Wien und Kaiserebers- 
dorf als Ersatz für die jetzt in Benützung stehenden 
Schiessstätten. 

b) Anweisung eines Platzes zur Aufstellung derMilitär- 
schiffmtthlen und der dazu gehörigen Schoppen bei 
Wien. 

c) Bedachtnahme auf die Herstellung einer Verbindung 
des an die Stelle der Leopoldstädter Cavallerie- 
Caserne zu erbauenden Militär-Verpflegs - Etablisse- 
ments mit den Landungsstellen bei Wiei\. 

Gegen die blos vom Vertreter des Kriegsministeriums gestellten 
Anträge haben die übrigen Vertreter nichts einzuwenden. 

Bemerkung. Wenn gleich zu erwarten ist, dass diesen ausge- 
sprochenen Wünschen in irgend einer Weise zu entsprechen sein wird, 
gleichviel ob die Regulirung nach dem alten Lauf der Donau oder mittelst 
eines neuen Durchstiches durchgeführt wird , so muss doch auch hier 
wieder auf die oben sub Punct 14 gemachten Bemerkungen zurückge- 
wiesen werden. 

Bei Begulirung des Donaustromes mit Benützung seines alten Bettes 
wird am linken Ufer, gegenüber der convexen 1.200 Klafter langen Ufer- 
strecke , eine circa ebenso lange concave Uferstrecke erzielt , die aber 
eben wegen ihrer geringen Ausdehnung nur bei Hochwasser dem Strom- 
strich ausgesetzt sein wird. 

Sie braucht daher nur mit ansteigenden Ufern und Ueberschwem- 
mungsdämmen bewafihet zu werden und bietet so vollauf Gelegenheit 
zur Placirung von Schiffmühlen, mithin auch Baum für die Militärschiff- 
mühlen. 

Schiessstätten dürften den geeigneten Platz in jenem Winkel finden, 
der nach unserer Ansicht durch die Führung der Franz Josephs-Bahn zum 
Quaidamm der Donau führt und bis zur sogenannten Scheere gegenüber 
von Nussdorf sich ausdehnt 

Eine Verbindung des neuen Militär -Verpflegs-Etablissements mit 
den Landungsstellen dürfte unserem Plane gemäss am entsprechendsten 
mittelst eines Zweiggeleises erzielt werden. 



168 

17. Panct Behandlang des Wiener Donaacanales. 

Bezttglich dieses Objectes glanbt das Comitö, dass ttber seine 
künstliche Herstellung erst nach der Schlossfassnng ttber die Regn- 
lirnng desDonan-Haaptstromes entschie-den werden könne. 

Vorlänfig sprechen sich die Vertreter des Landes- 
aasschnsseSy des Gemeinderathes von Wien, der Handels- 
kammer, der Nordbahn nnd der Donan -Dampfschiffahrt 
dahinaus, dass der Canal yorbehaltlich der Sicherstellung 
gegen Ueberschwemmungen, wenn thunlieh mit fliessen- 
dem Wasser versehen und seine Schiffbarkeit verbessert, 
sowie die Zahl der hierüber führenden Brücken vermehrt 

werde. 

Schon dermalen aber glanbt das Comitö auf die Nothwendigkeit 
von Verbindungen des Canales mit der Donau mittelst schiffbarer Canäle 
hinweisen zu müssen , und bea^ichnet der Vertreter des Gremeinderathes 
insbesondere die Brigittenau, durch welche eine solche Verbindung zu 
ftlhren wäre. 

Bemerkung. Dass der Wiener Donaucanal fortwährend mit 
fliessendem Wasser und schiffbar erhalten werde, ist und bleibt eine 
Lebensfrage flir Wien ; wenn, wie schon oben Punct 5, 6 auseinanderge- 
setzt wurde , die grosse Donau zwischen die innere Stadt und die Leo- 
poldstadt , also an die Stelle des Wiener Donaucanales verlegt werden 
könne, so würden die grössten Opfer nicht zu scheuen sein, weil Ver- 
kehr und Gesundheit sicher den grösstmöglichsten Nutzen davon haben 
würden. 

Da diess aber unmöglich ist, so muss der Wiener Donaucanal als 
Ersatz so lebendig und so schiffbar als möglich erhalten werden, gleich- 
viel ob die grosse Donau mit Benützung des alten Bettes oder mittelst 
eines neuen Durchstiches regulirt werden sollte. 

Der Donaucanal als freier Arm der Donau ist schon vielfachen 
Veränderungen unterworfen worden, um ihn bei Gelegenheit von Hoch- 
wasser und Eisgang ftir die angrenzenden und leider sehr nieder gele- 
genen Stadttheile unschädlich zu machen, ihm jedoch lebendes Wasser 
und die Schiffbarkeit zu bewahren. 

Bald wurde zu viel Wasser in den Donaucanal geleitet, bald lag er 
trocken. 

Nicht im Wege der Theorie, im kostspieligen Wege des Probirens 
und Experimentirens, wie die Huberti-Dämme in der schwarzen Lackenau, 
die beiden Steindämme gegenüber von Nussdorf , der Nussdorfer Danmi, 
die Kussdorfer Scheere, der Simmeringer Durchstich beweisen, kam man 
endlich zu dem jetzigen Zustande des Canales, der bisher noch am besten 
entspricht, obwohl noch viel zu wtlnschen übrig bleibt. 



169 

Durch die bei Nnssdorf vorgenommenen Bauten ist man nach und 
nach dahin gelangt, dass bei mittlerem Wasserstande der Canal genügen- 
des Wasser erhält, indem durch die bekannte sogenannte Scheere zwi- 
schen dem Nussdorfer Damm und den festen Bauten am linksseitigen 
Donau-Ufer sowohl das Abflussprofil des Hauptstromes als das des Wiener 
Donaucanales fixirt und eine, dem Verhältniss beider ziemlich entspre- 
chende Wassertheilung erzielt wurde. 

Immerhin besteht der Uebelstand, dass bei Hochwasser noch zu viel 
und bei Niederwasser zu wenig Wasser in den Donaucanal geführt wird. 

Dieser Uebelstand hat seinen hauptsächlichen Grund darin , dass 
durch die oben erwähnten Uferbauten das Profil der grossen Donau an 
diesem Orte so sehr verengt ist, dass bei Hochwasser zwischen dem 
Leopoldsberg und der schwarzen Lackenau bis hinauf gegen Eloster- 
neuburg eine Aufstauung entsteht, die nach den bekannten Erhebungen 
zwischen 4' und 6' varirt. 

Man sollte nunmehr' glauben, im Laufe der Jahre hätte sich durch 
die hiedurch gesteigerte Geschwindigkeit sowohl im Hauptstrome wie 
im Canal das Profil vertiefen und nach aufwärts ausgleichen soUen; dem 
ist aber nicht so, denn am Fusse des Leopoldsberges besteht ein bedeu- 
tender Theil der Flusssohle am rechten Ufer aus Felsen , während die 
schon zu Kaiser Josephs Zeiten zum Schutze des Marchfeldes angelegten 
Huberti-Dämme und die beiden festen Steinspome am linken Ufer jede 
Erweiterung des Abflussprofiles und jede Ausgleichung des Profiles 
hindern. 

Beim Canal indessen strömt bei Hochwasser auch von dem mit- 
geführten Schotter ein ziemlicher Theil in die Mündung des Donaucanales 
und da dieser durch die Schlangenwindungen, welche sein Lauf verfolgt, 
auch eine geringere Abflussgeschwindigkeit als im Hauptstrome besitzt, 
so muss also auch der in die Canalmündung eingetragene Schotter im 
Canalbett successive zur Ablagerung kommen und so dasselbe nach und 
nach versanden und dessen Sohle erhöhen. 

Hieraus folgt aber : 

1. dass der Wiener Donaucanal von Zeit zu Zeit ausgeräumt werden 
muss, soll seine Schiffbarkeit zum Gedeihen des Verkehrs und sein 
Wasserreichthum zur Wegspülung des Unrathes erhalten werden; 

2. wollte man im Profil der grossen Donau und des Wiener Donau- 
canales bei Nussdorf irgend eine Veränderung machen , z. B. das Profil 
der grossen Donau zum besseren Abfluss des Hochwassers vertiefen, so 
wird zwar weniger Hochwasser in den Donaucanal einströmen und auch 
die Versandung daselbst eine geringere werden, aber bei Niederwasser 
wird gleichfaUs weniger Wasser in den Canal treten und somit die Schiff- 
barkeit verringert, wohl gar ganz unmöglich gemacht werden. 



170 

3. Darans folgt ferner, dass die Höhenverhältnisse der Sohle der 
grossen Donan zur Sohle des Donaacanales in Nichts geändert werden 
sollten (dieses streben auch die Experten an). 

4. Dass nur allein die Breite des Hochwasserprofils so gewählt 
werden sollte , dass bei Niederwasser in der Stromtheilong nichts geän- 
dert, bei Hochwasser aber mehr Wasser als bis jetzt dem Hanptstrome 
zugewendet werde, wodurch die abnorme Stauung oberhalb Nussdorf und 
somit auch die Ueberfluthung der steUenweise zu niederen Donaucanal- 
Ufer gänzlich beseitigt werden kann. 

Was die Wiedereinmflndung des Donaucanals in die grosse Donau 
betrifft, so ist man, besonders nach der ISSO' Katastrophe zur Erkennt- 
niss gelangt, dass diese Canalausmflndung parallel mit dem Stromstrich 
der grossen Donau und mittelst eines nicht zu grossen Glesammtprofils 
geschehen müsse, um zu verhindern, dass die grössere und schärfere 
Stromgeschwindigkeit des Hauptstromes den Ausfluss des Wassers aus 
dem Canal henune und abschneide, oder dass sich die aus dem Canal 
kommenden Eisschollen und Sinkstoffe vor der Ausmündung ablagern und 
so dem Abgange hinderlich werden. 

Es ist zu bedauern, aber nunmehr schwer zu ändern, dass der 
Canal eine so unregelmässige und gewundene Trace verfolgt 

Seine Schiffbarkeit könnte aber gewiss durch Anlage von Quais in 
der unmittelbaren Nähe der Stadt verbessert werden, wobei zugleich 
manche scharfe Krümmung etwas ausgeglichen werden könnte. 

Dass endlich unter allen Umständen die ungleiche Uferhöhe des 
Canales zu beiden Seiten regulirt, also stellenweise eine Ufererhöhung 
zur Abhaltung des allzugrossen Wassers vorgenonmien werden sollte, 
hat sich schon längst als eine Nothwendigkeit herausgestellt 

So wichtig und dringend als die Regulirung des Donaustromes 
selbst für den Schutz der Stadt Wien gegen Ueberschwemmungsgefahren 
auch ist, ebenso wichtig und dringend erscheint den Unterzeichneten in 
Sanitätsrücksichten die Ableitung des Unrathes mittelst eigener Haupt- 
Unrathscanäle rechts und links des Donaucanales, bis zumVerwendungs- 
orte (Simmering). 

Wir vermögen nicht nur aus diesem Grunde der Ansicht, die Ver- 
besserung der Canalisirung in der angedeuteten Weise möge auf spätere 
Zeit verschoben werden, ni^cht beizupflichten, sondern auch durch 
die Gewissheit der Verbesserung der Fluthverhältnisse und die Beseitigung 
der Ueberschwenmiung durch das in den Unrathscanälen rückstauende 
Wasser würde vollständig erreicht und das Donaucanalwasser nicht mehr 
durch die Masse des Unrathes selbst in Unrath verwandelt werden, wie 
es jetzt der Fall ist. 



171 

Da durch diese natürliche und sachgemässe Vorkehrung die im 
Majoritätsvotnm projectirte unnatürliche Absperrung der Canalmündung 
bei Nussdorf gänzlich entbehrlich und der Canal in seiner Schiffbarkeit 
Erhebliches gewinnen muss, bestinunt die Unterzeichneten, diesen Theil 
der Canalverbesserung für unverschieblich und gleichzeitig mit der 
Donauregulirung auszuführen zu empfehlen. 

Schlussbemerkung. 

Unter den vorstehenden 17 Puncten befinden sich mehrere, deren 
Objecte, streng genonunen, keinen integrirenden Theil einer Strom- 
regulirung bilden. Der Ausschuss glaubte dieselben aber gleichzeitig mit 
den von ihm empfohlenen Hauptgrundsätzen hier anführen zu müssen, 
damit seinerzeit darauf Rücksicht genommen und die Ausführung der- 
selben durch Corporationen oder Private möglich gemacht werde. 

8. 
Als Folge der Berathung dieser 17 Puncte stellte das 1867* 
Subcomit6 das Programm (siehe oben Beilage 1, Seite 63) auf, welches 
dem sub 6 gefassten Beschlüsse gemäss auch den einzuberufenden fremden 
Experten mitgetheilt werden könnte. 

9. 
Als solche fremde Experten wurden vom Comitö der k. k. Regierung 
vorgeschlagen und von derselben auch einberufen : 

1. Herr James Abemethy, Esquire, Civil-Ingenieur, Domicil London. 

2. Herr Gotthilf Hagen, königlich prenssischer Oberbau-Director, 
Domicil Berlin. 

3. Herr Georg Sexauer, grossherzoglich badischer Oberbaurath, 
Domicil Carlsruhe. 

4. Herr Albert Tostain, General-Director der k. k. priv. Südbahn* 
Gesellschaft, Domicil Wien. 

Diese Herren versammelten sich in einer ersten Sitzung am 
26. September 1867 und gaben nach vorgenommener Localisirung vorbe- 
haltlich ihrer noch folgenden detaillirten Gutachten zu Protocoll: 

(Hier folgt die erste Frage und Antwort aus dem oben auf Seite 
18 — 23 abgedruckten Protocolle der fremden Experten.) 

10. 

Jeder dieser Herren hat nachträglich sein Specialgutachten abge- 
geben, welches von einem engeren Referenten-Comit6, bestehend aus den 
Herren k. k. Sectionsrath Waniek, k. k. Baurath Wex und Director 
der k. k. priv. Dampfschiffahrt v. Cassian begutachtet und verglichen 
wurde und welches zur weiteren Vorlage an die Regierung von der 
Majorität des Subcomitö's angenonunen wurde. 



172 

Dieses Majoritäts-Gutachten geht nämlich dahin^ es müsse die 
Donauregulirung mittelst eines neuen Bettes durchgeftlhrt werden, welcher 
Beschluss von den beiden in der Minorität gebliebenen Mitgliedern des 
Subcomit^s bestritten und vielmehr behauptet wird, dass alle von der 
Regulirung zu erwartenden Vortheile und alle an dieses Unternehmen 
gestellten Bedingungen vollkommen und weit sicherer und nahezu um die 
halben Kosten erreicht werden. Nur die Näherlegung des Donaustromes 
an die innere Stadt allein wäre nur durch die Anwendung eines neuen 
Durchstiches zu bewirken, und sie wollen nur unter der Bedingung für 
die Donauregulirung mittelst eines neuen Durchstiches stimmen, wenn 
Angesichts der offen dargelegten und anerkannten Schwierigkeiten und 
Gefahren und Geldopfer dem ohngeachtet aus commerciellen Rücksichten 
die Näherrttckung des neuen Flussbettes, als überwiegende Vortheile 
bietend, als Hauptbedingung, also als Hauptzweck der 
Regulirung hohem Orts beschlossen werden sollte, welchen Beschluss 
mit Ueberzeugung zu befürworten und zu unterstützen sie aber keines- 
wegs sich berufen fUhlen. 

Um demnach die Motive zu dieser von der Majorität abweichenden 
Ansicht zu erläutern und ihre dahin gerichtete Abstimmung: es möge 
zur beabsichtigten Regulirung der Donau im Wesentlichen 
das jetzige Flussbett beibehalten werden und nur zur 
Regulirung das von den Experten vorgeschlagene, wohl 
begründete, zusammengesetzte Strom profil unter richtigem 
Calcul zur Anwendung kommen, lassen sie der leichteren üeber- 
sicht und Vergleichung wegen das vorliegende Majoritäts-Gutachten Punct 
für Punct mit ihren Bemerkungen und Erläuterungen versehen folgen 
und glauben dadurch mit besonderer Hinweisung auf die schon eben dem 
1866" Programm beigefügten Bemerkungen ihre Ansichten gerechtfertigt 
zu haben. 



17.'} 



Referat 



Jer 



unterzeicimeten Vertreter der Minorität des Donau- 

Regulirungs - Comite's. 



Vorberichi 

Die bei der Abstimmung tiber die Frage : 

Soll die Donau mit Bentitzung des jetzt vorhandenen alten Fluss- 
bettes regulirt werden, oder soll ein neuer Durchstich zur Ausflihrung 
kommen? mit ihrer Ansicht: es soll die Donau mit Bentitzung 
des alten Bettes regulirt werden, in der Minorität gebliebenen 
Unterzeichneten glauben zur leichteren üebersicht und besseren Ver- 
gleichung der differenten Ansichten in der folgenden Darstellung sich 
möglichst dem Gang des M^joritätsvotums anschliessen zu sollen und 
mit diesem, in sofern es thnnlich ist, gleichen Schritt zu halten. 

Sie glauben demnach gleichfalls getreue Extracte aus den Gut- 
achten der 4 Experten hier vorausschicken zu sollen , erlauben sich aber 
die ausgesprochenen Gutachten der Experten derart zu ordnen, dass alles, 
was einen und denselben Gegenstand betrifift, sich unmittelbar folgt. 

Dieses erachten die Unterzeichneten fUr um so nothwendiger, weil 
ihnen scheint, als ob der Beschluss der Majorität nicht so sehr auf 
technische Motive basirt ist, als vielmehr auf einen schon vorausgefassten 
Lieblingswunsch, den grossen Donanstrom der Stadt Wien näher zu 
rücken und weil ihnen femer scheint, als ob Seitens der Majoritüt in 
Verfolgung dieser Idee auch den gegentheiligen Bemerkungen eine 
minder grosse Aufmerksamkeit und Würdigung zu Theil geworden ist, 
als es nach Ansicht der Unterzeichneten hätte geschehen sollen. 

Soll bei Regulirung das jetzige Bett benutzt werden oder soll ein 
neuer Durchstich angewendet werden. 



174 



G#ttidlf Ha^M. 

Hafca eAÜii fkfc Iftr die BdbAabmmg itm gtgcrnmbUgtm Stnmk- 

l: 

mj weil iB die«eB der bexbsekti^ Haxptzweek der DoBanegvfimg^ 
näali^ Sieherlieii der Sudt nd der bider do^ UeWnckwenm^ 
aasjretetzteB Torstidte nd Gfmsdsticke gegcm WasserB^adeo 
(mebt avehy wie es ia Hijorit ltM c feiai heim, foadeiB) toD- 
stladig nd viel ncboer cnei^ weidea iUmmty er tpncbi sieh 
entseUedn daldn s«s, dsss dieser Haaptzweck der R^ivfimg 
dsrch wms imoier ftr eimem Dvrkstieh Tcdküsdi^cr witM orädrt 
werden kdime; 

t) wefl die mit dem Dnrhstiehe zm enci eheade AbkftnvBg des Strom- 
Isafes in dem YerfalhBisse tob 4360 * : 3&40 * also Toa 8 : 7 
zm anbedentend and nicht leieht anderswo sasgeffehit sei, ohne 
in Yerbindang mit anderen Darthstidien (wodarch ein stirkeres 
GefiÜlsverhihnifw im Ganzen erzielt werden kann); 

ej weil die alten Ufer sdion in Tielen Strecken braadibar hergestellt 
and gegen den Wasserangriff mit grossen Kosten bereits gesehlttzt 
seien, ond llberdiess bei der Aasfthrang der RegaErang mit 
Benützang des alten Bettes grSsstentheils beibehaltea and wieder 
benutzt werden könnten; 

dj weQ die jetzt im alten Bett vorkommenden seharfen Krfimmnngen 
dareh die Anlage eines entsprechenden Abflass- 
profils ohnediess abgebaat wftrden, dahtf aar Tordieilhafte 
KiHnminngen blieben ond wefl dareh die Abbaaang aller Seitenarme, 
mit Aasnahme des Donancanales, die Str5mang im Haaptstrom 
bliebe ond der Abflüss des Hochwassers and Eises in dem regel- 
mlssigen za beiden Seiten za begrenzenden Flnssbette ganz gefahr- 
los stattfinden müsse, and wefl endlich (natfirUeh bei riehtig 
ealeoUrtem Consamtionsprofil) das Fahrwasser, bei der regd- 
missigen Bfldnng des Bettes , stets an einer and derselben Stefle 
bleiben and Yollkommen gentigende Hefe erhalten and bleibend 
behüten wflrde, was bei so flachen Krttmmangen, wie der Dareh- 
stich erluüten soD, nicht zn erwarten sei, wefl sich bei Verlauf des 
Hochwassers, also bei Abnahme der Stromgeschwindigkeit, die 
Sinkstoffe yerändeiüeh ablagern würden ; 

e) wefl dareh die Ansfthnmg eines kürzeren Dnrehstiehes, nach dem 
Projeet am 520 Klafter, sich der Wasserspiegel' bei dem Normal- 
geflUe Ton 2-995 Zofl pr. 100 Klafter, ohne noch die Einwirkung 
des leichteren Abflusses bei hindemissfi^em Bett in Betracht za 



175 

ziehen y sich am weDigstens 16 Zoll bei Nnssdoif senken müsse, 
daher bei IHederwasser noch weniger Wasser in den Donancanal 
eintreten könne und die Schiffahrt daselbst noch mehr erschwert 
werden wtlrde and die Sohle des Canals vertieft werden müsste. 

Eine solche Senkang des Canales an der Abästang bei Nnss- 
dorf bei Beibehaltang der Höhenlage bei dem Einlaafe bei 
Simmering habe nattlrlich aach die Verlängerang des absoluten 
Gefälles y mithin aach eine vermehrte Versandang des Canales zur 
Folge; 

f) weil darch das felsige Bett oberhalb Nassdorf die Aasgleichang 
des Gefälles, d. i. die Vertiefang des Flassbettes in Folge der 
Anwendang eines Darchstiches nicht eintreten würde , daher die 
Senkang des Wasserspiegels eine zu geringe Wassertiefe, also eine 
Gefährdung der Schiffahrt im Gtefolge habe ; 

g) weil, wie bekannt ist, das jetzige alte Donaubett für das gewöhn- 
liche Wasser za gross, für das Hochwasser aber za 
klein sei. 

Hieraas folge, dass bei Anwendang eines neaen Darchstiches, 
etwa nach der Richtung des Eaiserwassers, der Bauplatz, also der 
Arm vorerst ganz wasserfrei abgesperrt werden und demzufolge das 
alte Donaubett, welches ja eigentlich verlassen werden soll, vor- 
erst erweitert werden müsse , um bei Eintritt von Hochwasser eine 
Katastrophe wie 1862 nicht herbeizuführen; 

h) weil bei der geringen Differenz in der Länge des neuen beab- 
sichtigten Durchstiches und der betreffenden Strecke des alten 
Strombettes nur eine sehr geringe Tendenz des Hochwassers 
vorhanden sein könne, dem neuen Bette zu folgen, daher der 
Durchstich auf eine sonst ungewöhnliche Breite und Tiefe aus- 
gehoben werden müsse, was die Kosten der Begulirung sehr 
erhöhen, aber auch die Bauzeit nicht nur unverhältnissmässig ver- 
längern würde, sondern bei den Eventualitäten, denen 
ein solcher Durchstich durch eintretendes Hoch- 
wasser unvermeidlich ausgesetzt wäre, sich jeder 
Vorausbestimmung entziehen würde; 

i) weil während der Uebergangsperiode vom alten Bett in den 
Durchstich, ehe also das alte Bett, soweit als nöthig, abgesperrt sein 
wird, um dem Durchstiche das nöthige Wasser zuzutreiben, die 
Schiffahrt weder im alten Bett, noch im neuen Durchstich, noch 
auch im Donancanal möglich sein würde, weil diese Ueber- 
gangsperiode von Elementareinflüssen abhänge, 
woraus die Dauer dieser Verkehrsunterbrechung voraus nicht 
bestimmt werden könnte. 



176 



Hern llbert Tostaia. 

1. Er gibt zn^ dass man für die Anwendung eines nenen Durch- 
stiches ber Eegnürnng der Donan geltend machen könne : 

dass den Grewassem and dem Eise ein schnellerer und leichterer 
Abfluss Terschafft werde; 

2. ebenso^ dass dnreh das Naherr&cken der Donan an die Stadt der 
Zugang zn den Qnais f&r die Reisenden and die Waaren^ welehe sich der 
Schiffisüirt bedienen müssen^ ebenso die Entstehung Ton industriellen 
Etablissements and neaer Quartiere in der Nähe des Qaai's erleichtert 
wtbrde; 

3. dass man dnrch Yerlegong des Laofes der Donaa längs eines 
concayen Ufers ^ das Haaptgerinne an dieses bringen and hier Qnais 
erfoanen könne ^ welche zn jeder Zeit and in einer fttr die Schiffahrt 
sicheren Weise zngängQch seien; 

4. dass der Wnnsch besteht^ die ganxen €rewassar der Denan 
in einem einzigenBette anter den XanernTon Wien zn Ter einigen 
and dass die Aasffthmng eines solchen Projectes ein grosses^ herrliches, 
anzählige Vorthefle bietendes Werk wäre ; 

5. dass aber dorch die Aosfälming des Dttrefastiches^ also darch die 
Verkttrzang des Bettes, anzweifeihaft eine mindestens 1 Vj Foss^ ja yiel- 
leicht aach 3 Fass betragende Yertiefiing des Strombettes and Senkung des 
Wasserspiegels Ton Nassdorf abwärts eintreten mösse, die die Speisang 
des Wiener Donaneanales in Gefahr bringen and eine Yertiefang 
dieses Canales bedingen wtlrde^ wodurch nicht nur die Sohle des Canal- 
bettes noch mehr verringert wtbrde^ sondern alle Steinböschungen etc. anf 
hmge Strecken an ihrem Fusse blossgelegt wtlrden und entweder unter- 
fangen und das Bett yerengt, oder neue Talous angelegt werden mtlssten^ 
da doch die Offenhaltung des Wiener Donaneanales die höchste Beachtung 
Terdiene. 

6. Die Kosten der Begulirung mittelst eines neuen Durchstiches 
seien bedeutend grösser als jene sein werden , wenn das alte Strombett 
unter einem Kostenaufwande von $ bis 10 Millionen regulirt würde. 

7. Um die Ge&hr bedeatender üeberschwemm nngen und die Unter- 
brechong der Schi&hrt möglichst zu beseitigen^ müsse der neue Durch- 
stich^ gegen alle Uebung^ auf seine ganze Breite und beinahe auf die 
ganze Tiefe ausgehoben werden^ bevor man denselben eröffiien und an 
die Absperrung des alten Bettes gehen könne ; 

8. die gefährlichen ETentualitätea während der Ausftlhrung 
des neuen Durchstiches könne Niemand voraussehen und der 



177 

Nutzen sei noch abhängig von den Erscheinungen, welche der neue 
Durchstich abwärts im Gefolge habe. 

9. Der neue Durchstich würde zu nahe an den Bahnhof der Kaiser 
Ferdinands-Nordbahn zu liegen kommen, und wegen der Höhe der Ueber- 
brlickungen die Ausfahrt sehr erschweren, oder eine kostspielige Trace- 
Kntwickelung fordern. 

10. Uebrigens sei im beabsichtigten Durchstich das Ufer zu wenig 
eoncav, um das Anliegen des Wassers an dem rechten Ufer ftlr immer 
zu sichern. 

11. Das alte Flussbett könne allen Forderungen, die an 
die Rcgnlirung gestellt werden, entsprechen, und in kürzerer 
Zeit mit weniger Schwierigkeiten und Gefahren und geringeren 
Auslagen regulirt werden, als dieses durch den Durchstich möglieh sei; 
durch Absperrung der Nebenarme werde dem cjoncentrirten Wasser im 
alten Bett die nöthige Tiefe und lebhafte Abströmung verschaflFf, daher 
sie der Schiffahrt und der Sicherheit diene. 

12. Man würde auch bei Regulirung des alten Bettes ein concaves 
Ufer von 2.500 Klaftern für Landungsplätze erhalten, wo sich der Strom- 
strich am rechten Ufer erhalten würde, und daselbst Quais angelegt 
werden könnten. 

13. Diese Quais würden allerdings von der Stadt etwa um 
iA.)0 Klafter entfernter sein, als bei Anwendung eines neuen Durchstiches; 
diese Erleichterung für Reisende und für Waaren würde aber bei dem 
Umstände, dass immer noch mindestens 1.900 Klafter Weges zurückzu- 
legen seien, gegenüber der Opfer nicht zu rechtfertigen sein. 

14. Bei Beibehaltung des alten Bettes finden die gewünschten Winter- 
hafen ohne weitere TerrainverwUstung den verhältnissmässig leicht zu 
adaptircnden Raum. 

15. Man würde unter Beibehaltung des jetzigen Bettes, nach Mass- 
gabe des Fortschreitens der Regulirungsarbeiten, ohne irgend eine 
Störung oder Gefahr beftirchten zu müssen, sogleich Nutzen ziehen, 
während man bei dem Durchstich die Beendigung und die Vei^wendung 
eines sehr bedeutenden Capitales abwarten müsste. 

Ohne also behaupten zu wollen, dass eine Rectification mittelst 
Durchstich ein Werk sei, welches die Kräfte der Ingenieurkunst über- 
steigt, hält er einen Durchstich für Luxus und spricht sich für die 
Henützung des alten Donaubettes aus. 

Gutachten des grossherzoglich-badisehen Oberbaurathes Sexauer. 

Er spricht sich ftlr die Anwendung eines neuen Durchstiches aus, 

denn 

12 



178 

1. würde es sich lediglicb darum handeln, dasWasser 
der Donau bei jedem Stande auf thunliehst unschädliche 
Weise abzuführen und die Stadt Wien und das Nebenland 
vor üeberfluthung zu schützen, so könnte diess wohl auch 
dadurch geschehen, dass der Strom im Wesentlichen in 
seinem jetzigen Bette belassen, dieses aber in seinen Ufern 
regelmässig ausgebaut und unter Einhaltung eines für alle Hochwässer 
genügenden Querprofils überall mit entsprechenden Fluthdänunen ver- 
sehen würde. 

Es wäre dazu nöthig, die schärfsten Krümraungen zu ermässigen ; 

2. es könne aber die Beseitigung aller und jeder Hindemisse für 
den Eisgang bei den immer noch verbleibenden Krümmungen weniger 
sicher verbürgt werden, als bei dem Vorhandensein eines mehr gestreckten 
Stromlaufes ; 

3. die für die Schiffahrt und den Verkehr längs des Hauptstromes 
nöthigen Landungsplätze könnten, bei Beibehaltung des jetzigen Strom- 
laufes, da sie nur an den concaven Ufern zweckmässig anzulegen sind, 
auch nur von der bestimmten Wien-Stadlauer Eisenbahnbrücke bis zum 
kleinen Ganshaufen, also etwa 1.400 Klafter lang und femer noch an der 
zweiten oberhalb gelegenen concaven Uferstrecke von der ärarischen 
StrassenbrUcke bis Nussdorf, etwa 800 Klafter lang, angelegt werden; 

4. die Anwendung eines Durchstiches, und zwar nach der von ihm 
und Abcmethy gemeinschaftlich vorgeschlagenen Linie, würde aber nicht 
nur Wien und ^ der Umgegend den verlangten Schutz gegen üeber- 
schweumiung gewähren, indem der Abgang des Hochwassers und des 
Eises erleichtert würde, sondern zur möglichsten Beförderung der 
Schiffahrts-Interessen die Anlage von Landungsplätzen für jede denkbare 
Verkehrsausdehnung gestatten, da das concave Ufer hiezu eine Länge 
von 4.500 Klaftern biete ; 

5. durch die Anlage des Durchstiches würde derForderung, die 
Landungsplätze der Stadt Wien näher zu rücken , in vollem Masse 
Genüge geleistet und der Prater möglichst geschont 

Eine weitere Annäherung an die Stadt würde nicht nur den 
Durchstich verlängem und grösseren technischen Schwierigkeiten unter- 
liegen, sondern auch nicht im Interesse der Sache liegen, da 
doch zwischen der Stadt und der Donau ftir die Anlage von diversen 
Etablissements etc. ein hinreichender Raum reservirt werden müsse; 

6. die neue Ueberbrückung des Durchstiches für die Fühmng der 
Nordbahn könne mit i/sn Steigung und mit Kiümmungen von 200 
Klaftem Radius noch erfolgen; 

7. etwaige Einwendungen, als: der neue Durchstich sei unaus- 
(\ihrhar, das rechtsseitige Ufer des neuen Durchstiches sei nicht concav 



179 

^•eniig:, der Sohiftahrt würden während der Bau-Atisfllhrnng Schwierig- 
keiten bereitet, dass durch den Durchstich der Wiener Donaucanal 
verschlämmt werde, hält er für unbegründet. 

8. djfss die Anwendung eines Durchstiches einen grösseren Kosten- 
aufwand nöthig mache, als die Benützung des alten Strombettes, sei 
nicht zu bestreiten, weil bei der geringen Längendifferenz zwischen 
Durchstich und dem alten Bett der Durchstich auf 6 Fuss und am 
rechten Ufer auf 10 Fuss tief und auf halbe oder dreiviertel Breite aus- 
gehoben werden müsse, und da dieser Umstand auf die endgiltige 
Entscheidung influiren müsse , seien vor der Entscheidung Kosten- 
überschläge für beide Projecte zu verfassen. 

Er macht aber aufmerksam, dass das Vollkommenere stets einen 
höheren Werth habe als das weniger Vollkommene. 

Gutachten des CivH-Ingenienrs James Abemethy. 

1. Durch die Errichtung von befestigten oder bleibenden Dämmen, 
die parallel und zusammenhängend in der Weise gezögen sind, dass eine 
Gleichmässigkeit in Form und Querschnitt des Flussbettes erreicht und 
so weit als ausführbar, eine gleichförmige Stromgeschwindigkeit gesichert 
wird, wird der im Programm angeführte Hauptzweck erreicht; 

2. zur Erzielung auch aller übrigen im Programme verlangten 
Zwecke empfiehlt er im Verein mit Sexauer die Anwendung eines Durch- 
stiches nach der im Plane eingezeichneten Linie; 

3. es sei wünschenswerth, dem Flusse, Wien gegenüber, einen 
directeren und kürzeren Lauf zu geben, um den Abfluss der Fluth zu 
erleichtem ; 

4. es sei unmöglich, durch eine Regulirung des Flussbettes in der 
gegenwärtigen Richtung, Tiefwasser für die Schiffahrt und Handelszwecke 
auf dem rechten Flussufer bei Wien zu sichern (?) und so die ver- 
schiedenen wichtigen Handels- und anderen Bedürfnisse, wie sie im 
Programm aufgeführt sind, sicher zu stellen (1 ?) ; 

5. zur Sicherung der Stadt Wien und des Nebenlandes seien grosse 
Dämme aufzuführen, zu deren Herstellung das Material aus dem Durch- 
stich genommen werden könne; 

6. es sei weiser und sparsamer, statt das jetzige alte Donaubett zu 
reguliren, einen Durchstich anzuwenden (!); 

7. das Flussbett soll ein zusammengesetztes sein, flir das gewöhn« 
liehe Wasser und für Hochwasser; 

8. die Ueberbrttckungen für die Eisenbahnen und Strassen seien 
ohne Schwierigkeiten; 

9. der am neuen Durchstich anzulegende rechtsseitige Damm 
könne zur Führung der uöthigen Verbindungsbahnen und Fahrstrasseu 

12* 



Tit'fiStzt werden, v^fle «?ah#^r etwa f^>'> Fn*?i breit aiifl 4 Fo** aber dem 
h'U:b.^tf:n Wa^j^r*tande p^haitea wenlen : 

10, daff neae FIo^<i^>ett sei 5 Fn««» tief anrer Xall aa^za^raben nnd 
f-ann fiis zu semer vollen Tiefe nn^ixihsk^^riTn: 

IL er sprieht die Aa^ebt ai». das,s sifh die Kotiften bei einem 
neuen Dürebstieb. mit Rllcksiebt aof die Vortbeile, mit den Re^limngs- 
kfr^if:n nacb dem alten Lauf rolUtändij? eompensiren w&rden nnd ver- 
anscbla^ diese anf zwei Villionen Pfand Sterling. 

Gataekten der Referenten der lajorUit. 

1. Die Erzi e In ng- einer ganz gntenWasserstrasse kGnne 
nneb mit ßeibebaltnng nnd dnreb Regniirnng des alten 
Finssbettes Tollständig erreicbt werden: 

2. dnreb die seit 1850 ansgef&brten UferM^bntz> nnd Correetions- 
banten sei sebon sebr vieles gescbeben, namentlieb das frfiber selir 
zerstrente Wasser uiebr zusammen gebalten; 

3. es unterliegt keinem Anstände, aneb die noeb der Sebiffabrt 
hinderlioben Sandbaufen wegzusebaffen, um eine ganz freie Wasserstrass^e 
zu erzielen; 

4. die durch einen Durebstieb zu erzielende Abkfirznng des Fluss- 
lanfes um 556 Klafter verdiene keine Beaebtung; 

5. es sei niebt zu leugnen^ dass die Behebung der Ueber 
Hchwemmnngsgefahr auch mit Beibehaltung des alten Flnss- 
bettes erreicht werde, wenn dasselbe mit den gehörigen Dämmen 
versehen und der Donaucanal abgesperrt wenle; 

ö. allein ein Durchstich würde die Behebung der Ueberschweni- 
ninngsgefahr wesentlich erleichtem, weil der Abzug des Wassers und 
Eises weniger gehindert sei, als im alten Bett ; 

7. trotz dem sub 4 Gesagten würde durch den Durchstich der 
Wasserspiegel in Folge der Verkürzung des Stromlaufes um 20-34 Zoll 
sich senken; 

>^. sei es Erfahnnigssache, dass bei Hochwasser oberhalb Nussdorf 
bei der Kuchelau ein um 6 Fuss höherer Wasserstand eintritt, als bei 
der grossen Donaubrticke, welcher Uebelstand seinen Grund darin habe, 
dass durch die im vorigen Jahrhundert gegenüber von Nussdorf erbauten 
Hubcrtidiimme und die weit vorspringenden Steinspome das Hoch- 
wasserprofil auf 210 Klafter einengen, während es 366 Klafter haben 
sollte. 

Diese Bauten müssten theilweise abgetragen werden , gleichviel ob 
die Kcgulirnng nach eiueni neuen Durchstiche oder mit Benützung des 
nlteu Bettes dnrcligeftihrt werden wollte: 



181 

9. obwohl durch die Auwcudung eines neuen Durch- 
stiches die Wassergefahr ihrer Ansicht nach wesentlich 
vermindert würde, wollen sie doch nicht behaupten, dass 
dieses allein das Verlassen des alten Bettes rechtfer- 
tigen könnte. 

Selbst Sexauer, der Proponeut des Durchstiches, gibt zu, dass 
die Ueberschwemmungsgefahr. auch bei Regulirung des 
alten Bettes beseitigt werden könne. 

Vielmehr halten sie die Anwendung des Durchstiches zur Errei- 
chung der übrigen Aufgaben des Programmes, als : 

Anlage bedeutender Stapelplätze für die Schiffahrt, 

Erleichterung des Umschlages der Güter zwischen Schiffen, Land- 
und Bahnwagen, 

Anlage von Docks, Magazinen etc. endlich 

Näherrückung der Landungsplätze an die Stadt, 

für wünschenswerth und angezeigt, besonders aber dadurch 
gerechtfertiget, dass ftlr die Herstellung der Dämme das nöthige Mate- 
riale aus dem Durchstich gewonnen werden könne. 

10. Die Herren Referenten, indem sie alle die Vortheile eines 
Durchstiches anerkennen, glauben demohngeachtet die Entscheidung, ob 
ein neuer Durchstich zur Anwendung kommen, oder das alte Bett benützt 
werden solle, von commerciellen und finanziellen Urtheilen 
abhängig machen zu sollen, ob der zu erwartende Donauverkehr 
auch die Verlegung des Donaubettes rechtfertige. 

Ontachtcu der unterzeichneten Vertreter der Minorität. 

Wenn nebst den hier zusammengestellten Ansichten der Experten 
und der Hen-en Referenten noch die Bemerkungen beachtet 
werden, die die Unterzeichneten schon bei der Berathung der voraus- 
geschickten Zusanmienstellung von 17 Punctcn über Bedürfnisse, welche 
bei Regulirung der Donau zu befriedigen wären, beigefllgt haben, so 
glauben sie, ihre fcstgefasste Ueberzeugung, dass zur Erreichung 
der Sicherheit für die Stadt Wien und alles Nebenland 
gegen Wasserschaden bei Hochwasser und Eisgang, ferner 
zur Erzielung einer gänzlich hindernissfreien Wasser- 
strasse für die Schiffahrt, die Regulirung der Donau von 
Nussdorf bis Albern mit Benützung des jetzigen Strom- 
bettes, also ohne Herstellung eines neuen Durchstiches 
durchgeführt werden sollte, iiiclit weiter rechtfertigen zu müssen, 
indem die diessialiigcn Gründe dafür und dagegen wohl zur Genüge er- 
örtert worden sind. 



180 

benutzt werden, Rolle daher etwa 200 Fw88 breit nnd 4 Fus« über dem 
Iiöclisten Wasserstande gehalten werden ; 

10. das neue Fhis.sbett sei 5 Fuss tief unter Null auszugraben und 
dann bis zu seiner vollen Tiefe auszubaggern; 

11. er spricht die Ansicht aus^ dass sich die Kosten bei einem 
neuen Durchstich, mit Rücksicht auf die Vortheile, mit den Regulirungs- 
kosten nach dem alten Lauf vollständig compensireu würden und ver- 
anschlagt diese auf zwei Millionen Pfund Sterling. 

Gutachten der Refereuten der Majorität. 

1. DieErzielungeiner ganz gutenWasserstrasse könne 
auch mit Beibehaltung und durch Regulirung des alten 
Flussbettes vollständig erreicht werden; 

2. durch die seit 1850 ausgeführten Uferschutz- und Corrections- 
bauten sei schon sehr vieles geschehen, namentlich das früher sehr 
zerstreute Wasser mehr zusammen gehalten ; 

3. es unterliegt keinem Anstände, auch die noch der Schiffahrt 
hinderlichen Sandhaufen wegzuschaffen, um eine ganz freie Wasserstras^e 
zu erzielen; 

4. die durch einen Durchstich zu erzielende Abkürzung des Fluss- 
laufes um 556 Klafter verdiene keine Beachtung; 

5. 68 sei nicht zu leugnen, dass die Behebung der lieber 
schwemmungsgefahr auch mit Beibehaltung des alten Fluss- 
bettes erreicht werde, wenn dasselbe mit den gehörigen Dämmen 
versehen und der Donaucanal abgesperrt werde ; 

ö. allein ein Durchstich würde die Behebung der Ueberschwem- 
mungsgefahr wesentlich erleichtem, weil der Abzug des Wassers und 
Eises weniger gehindert sei, als im alten Bett ; 

7. trotz dem sub 4 Gesagten würde durch den Durchstich der 
Wasserspiegel in Folge der Verkürzung des Stromlaufes um 20-34 Zoll 
sich senken; 

8. sei es Erfahrungssache, dass bei Hochwasser oberhalb Nussdorf 
bei der Kuchelau ein um 6 Fuss höherer Wasserstand eintritt, als bei 
der grossen Donaubrücke, welcher Uebelstand seinen Grund darin habe, 
dass durch die im vorigen Jahrhundert gegenüber von Nussdorf erbauten 
Hubertidämme und die weit vorspringenden Steiusporne das Hoch- 
wasserprofil auf 210 Klafter einengen, während es 366 Klafter haben 
sollte. 

Diese Bauten müssten theilweise abgetragen werden , gleichviel ob 
die Regulirung nach einem neuen Durchstiche oder mit Benützung des 
nlteu Bettes durchgeftihrt werden wollte: 



181 

9. obwohl durch die Auwcudung eines neuen Durch- 
stiches die Wassergefahr ihrer Ansicht nach wesentlich 
vermindert würde, wollen sie doch nicht behaupten, dass 
dieses allein das Verlassen des alten Bettes rechtfer- 
tigen könnte. 

Selbst Sexauer, der Proponeut des Durchstiches, gibt zu, dass 
die Ueberschweramungsgefahr. auch bei Regulirung des 
alten Bettes beseitigt werden könne. 

Vielmehr halten sie die Anwendung des Durchstiches zur Errei- 
chung der übrigen Aufgaben des Programmes, als : 

Anlage bedeutender Stapelplätze für die Schiffahrt, 

Erleichterung des Umschlages der Güter zwischen Schiffen, Land- 
und Bahnwagen, 

Anlage von Docks, Magazinen etc. endlich 

Näherrückung der Landungsplätze an die Stadt, 

für wünschenswerth und angezeigt, besonders aber dadurch 
gerechtfertiget, dass ftlr die Herstellung der Dämme das nöthige Mate- 
riale aus dem Durchstich gewonnen werden könne. 

10. Die Herren Referenten , indem sie alle die Vortheile eines 
Durchstiches anerkennen, glauben demohngeachtet die Entscheidung, ob 
ein neuer Durchstich zur Anwendung kommen, oder das alte Bett benützt 
werden solle, von commerciellen und finanziellen Urtheilen 
abhängig machen zu sollen, ob der zu erwartende Donauverkehr 
auch die Verlegung des Donaubettes rechtfertige. 

Gntachtcu der unterzeichneteu Vertreter der Minorität. 

Wenn nebst den hier zusammengestellten Ansichten der Experten 
und der Herren Referenten noch die Bemerkungen beachtet 
werden, die die Unterzeichneten schon bei der Berathung der voraus- 
geschickten Zusanmienstellung von 17 Puncten über Bedürfnisse, welche 
bei Regulirung der Donau zu befriedigen wären, beigefügt haben, so 
glauben sie, ihre festgefasste Ueberzeugung, dass zur Erreichung 
der Sicherheit für die Stadt Wien und alles Nebenland 
gegen Wasserschaden bei Hochwasser und Eisgang, ferner 
zur Erzielung einer gänzlich hindernissfreien Wasser- 
strasse für die Schiffahrt, die Regulirung der Donau von 
Nussdorf bis Albern mit Benützung des jetzigen Strom- 
bettes, also ohne Herstellung eines neuen Durchstiches 
durchgeführt werden sollte, nicht weiter rechtfertigen zu müssen, 
indem die diessfäliigen Gründe dafür und dagegen wohl zur Genüge er- 
örtert worden sind. 



1^4 

2. Beim Eintritt eines solchen Falles müsste man deii Canal ver- 
tiefen: daran.^ wlirde foli-en. da?s entweder die Talus- Pfiastenm^en an 

*- CT 

ihren FöSÄen fortgesetzt und unterfangen werden mfissten. und «*> die 
Sohlenbreite des Canales entsprechend verringert würde, oder es mfissten 
ganz neue Talus abgegraben werden, um die jetzige Canal-Sohlenbreite 
zu erhalten. 

3. Den jetzigen Canal aber unter allen Bedingungen zu speisen, 
verdient der Xothwendigkeit wegen die ernsteste Erwägung. 

Sexaner: 

1. Der Wiener Donaucanal soll und wird fortan fliessendes Wasser 
erhalten^ da diess schon in sanitärer Ilinsicht offenbar höchsT nöthig ist : 
es kann diess keinem Anstände unterliegen^ da die Mündung bei 
Xussdorf nicht geändert wird. 

2. Zur Abhaltung des Hochwas^sers in den Canal ist es aber durchaus 
nrithig, bei dessen Mündung bei Nussdorf eine Schleussen- 
vorrichtung anzubringen, mittelst welcher die Canalöffhung bis zur 
Hochwasserhöhe auf ihre ganze Breite abgeschlossen und der Zufluss des 
Wassers in den Canal nach Belieben regulirt werden kann, während den- 
kleinen Canalschiffen , wenn die Schleussen offen sind, die Durchfahrt 
gestattet wird. 

3. Eine andere Schiffahrt, als die Marktschiffahrt. hält Sexauer nicht 
für nöthig, selbst die LfK-nldanipfschiffe sollen am Quai verkehren. 

4. Zar Verhinderung der Ueberschwemmung durch Rückstau im 
Wiener Donaucanale von unten soll das rechte Canalufer, soweit der 
TliU kstau greifen kann, erhöht werden. 

5. Im Widerspruch mit seinem Plane sagt er ferner, die Befürch- 
tung wegen Verschlemnmng des Donaucanales aus Anlass des Durch- 
stiches sei ungegründet, weil ja an der jetzigen Richtung des Canales 
zur grossen Donan nichts geändert würde. 

6. Der Canal mllsse auch in Zukunft durch Ausbaggern offen 
erhalten werden. 

Abernethy: 

1 . Um das Wasser im Donaucanale so in der Gewalt zu haben, 
dass CS zu allen Zeiten einen genügenden Zufluss ohne Gefahr einer 
Ueberschwemmung erhalte, sind regulirende Bauten an der oberen Ein- 
mündung nöthig, und zwar ein Abschlussdamm mit Regulirschleussen 
und einem Schleussencingang, um bei jeder Wasserhöhe die Schiffe aus 
und ein zu lassen. 

2. Am unteren Canaleiido sin<l die Ufer soweit aufwärts zu erhöhen, 
als der Rückstau etwa reicht. 



185 

3. die Zuflüsse des Alser-, Di)blinger- und Grinzingcr-Baches sollen 
in separaten Gräben neben dem Donaucanalc bis unterhalb der Stadt 
geleitet werden. 

Aeii8semng der Herren B^ferenten der Majorität. 

1. Das schädliche Hochwasser im Canale wird durch die gegen 
6 Fuss hohe Aufstauung des Hochwassers bei Nussdorf in Folge der 
zu grossen Verengung des Consumtionsprofils durch die schon bezeich- 
neten Steinsporne von der schwarzen Lackenau herbeigeführt; wenn 
daher das Profil regulirt wird, wird* diese Aufstauung wegfallen. 

Diese Verbesserung tritt aber ebensogut bei Regu- 
lirung des alten Bettes als auch bei Anwendung eines 
Durchstiches ein. 

2. Durch die ohnedicss unvermeidliche Räumung des Donaucanales 
muss dessen Sohle so weit vertieft werden, dass bei Mittelwasser 
hinreichend Wasser eintritt; 

3. ihrer Ansicht nach gibt es nur zwei Mittel, den Donnucanal in 
Uebereinstimmung mit der Regulirung des Hauptstromes zu bringen, 
entweder Absperrung desselben bei Nussdorf oder Erhöhung der Ufer des 
Canalbettes über das Hochwasser, wo dann aber alle einmündenden Unraths- 
canäle zum Verschlies.sen eingerichtet werden müssten. Sie geben der 
ersten Methode den Vorzug; 

4. die von Abemethy noch femer beantragte Kammerschleusse bei 
Nussdorf wird für unnöthig und unzweckmässig gehalten. 

Gutachten der unterzeiehueten Vertreter der Minorität. 

1. Dass der Wiener Donaucanal stets mit fliessendem Wasser ver- 
sehen erhalten werden soll, erachten sie für die Stadt Wien in Sanitäts- 
wie in Verkehrsrticksicht für eine unbedingte Nothwendigkeit. 
Selbst wenn der Durchstich zur Ausführung gewählt werden sollte, ist 
die Schififahrt im Canale wenigstens für die kleinen Schiffe aufrecht zu 
erhalten und zu cultivircn , wenn es ix<^gen der Brücken nämlich nicht 
möglich sein sollte, auch grösseren Schiffen den Weg durch den Canal 
zu eröflfrien ; 

2. sie sind der Ansicht, dass durch die Regulirung des Haupt- 
stromes, durch die richtige Anwendung des zusammengesetzten Con- 
sumtionsprofiles eine Acnderung in der Wassertheilung bei Nussdorf bei 
Nieder- und Mittelwasser nicht anzustreben ist, um dort selbst 
an dem jetzigen Verhältnisse nichts schlechter zu machen; 

3. sie sind der Ueberzeugung, dass durch zweckmässige blosse 
Erniedrigung der beiden Steinsporne au der schwarzen Lackenau, bei 



Gele^cbeii der HiTgSt-lloDg de«H<-ohwas*erprofiIe*,d3€ besprcnt heoe 
dord^ Ar den I>c«naiieanal ^hldHehe höhere Aofsnunm^ toh 6 Fnss 
ganz we^aOen wird, daher der Divsaneanal dem Hoehwas^er nkht mehr 
sehldlieh aos^setzt sein, somat aneh die bisher stan^Amdene Ueber- 
sehwemmimg dnreh den Canal be^iti^ wird. ENe ganxliehe Beseitignng 
der Steinspome ist aUo nieht Torzonehmen. sc^sdem nnr dereo Enniedrignn^ 
bis aaf die S->hle des Ri^^ hwasserprc»5!!es ; 

4. sie sind der reberEen^inir. dass, irenn der IX^aaaeanal einmal 
^rinmt wfiide, in demselben leicht eine hiiire:then<d<c- Fahrdefe erhalten 
werden kann, welehe aneh bei Xiederwas^e? aDen Wfinsebes emsprieht; 

J>. sie sind ftbeixen^, dass bd zweckm£sfi|rer Einriefatmg am 
nnieren Ende der Canahcludon^, wo der SmMnstrieh des Haa}iisin»me$ 
mit dem StrcHmstik-he des Can.'ales si^h in eine Tangente rer- 
einigen mn«s, der JLbflnss des CaBa3was><T5 sster« ein lebh&Ater «^in 
mnss md bei der weitem Verie^^ng der AnsQüindong das BirlLstaa- 
wai:«>er lüeht hoch hefaafreiehe» wird snd dinrh Re-nünrng der Ufer- 
dimme. wie dieses ^«ereits am nepeo Eh^iv^h^d^be ij^l) ge^^^eheben ist. 
jede üebeT^^hwemmcnir ron d5e.ser Seile hiniaii^baltqi weiden kann. 

4x sie haben daher eine Absperrai^ des D(:>3Basea;nales bei Xass- 
dorf der Seherbeit gepen ^ebe^^ehwemmnng wegen niehi Ar noth- 
wendig «hi Ar die Sehiffahrt nnr Ar Estitbf-ilir: 

T. in Wien vnd seines V<c*T^idTen pM es gegenwSrtig AC» bis 70 
4eiit?^be Meilen Unrfiihseanale. namlieh H;iiis>. Siras»^}- nnd HaapticaniJe. 

Letztere nehosKn nm jeder eine gewK^se Paitie der beiden erst- 
reBazmten Ar die rechts aiwl links irin ikshen Ik-^reihiefli :$8n.«««i md 
Baader ^mf mstä münden as Tieüeii einselDeD PaiieireB in den IX^BaseanaL 

Es kann akto* wc^hl Xiemandem errndS-e^ in den S-mn k^ocuBeri. 
j:?egei3wiinig dies^e ganze CanaSsirDXkg ssdien und dm^th (?>oiakea ^Senk- 
irmbrn < erfietzen zn w>i>![len. ein STf^ea. wekiäes Ar [>M{ar ««dkn* minder 
beT$lkette Cht^^hiAen, sieht aber Ar eine llünASre HaajMsstadi passt^ 
w^ naeh Bbe^nein^timiE&€'Xh!!eT Ansaeht der inafiehea nsrf teehniwbeB 
Antiointiies die aElerseLleiariig^e EatfeTninig der AbäÜDe aa^gef^tmebi weiden 



IVas eigeniSebe Cazialijetz, weJctfN. wie erwümi, eäaie mgebenpe 
AnfHielmiing bat. wird w<*y nie )>ie$ieitagt^ b^ehf^teins wotA «nd narh 
retiasfeiu w^sp, Tei*e?»w-Ti werden k^nea. 

lH^.£;e^ muss iA*tT das Anszotmilen dfr HiinifdiiiiaüilKmutile ani 
vk-lezi <H> leeiiit im Henen der Said} ^titpf^fn fiiiKiten des I>«tt»eanale.s 
aadibr^ieiD« und eben hieza «änd zai be^en Seaten des D^Muneanales 

inaaiaDek'aiBaJe 3>?^iur. wek-bf s^h wm anserldklb dfT >tedi mm Alves :sai>d. 

1. 

Aass M l>?ibere4D Waitf^ersiäD^iea kein sf'liad^iit'iit'r fi1}eki4aii ihi^c^ biii^üaes 
in rstaJigflortiC' AlTl*Är wtrdft. 



187 

In Loutlüii, wo mau so glücklich war, die Cloaken (Cesspools) zu 
besitzen, wurden nach einigen Cholera- und Typhus-Epidemien, zu denen 
jene Senkgruben er^veislich viel beitrugen, die riesigen Sammelcanäle 
mit einem Aufwände von circa 40 Millionen unserer Währung in Silber 
geschaffen. 

Gerade diese Sammelcanäle machen erst die, Benützung der 
Fökalien zu Ackerbauzwecken leicht ausführbar. (So werden die Londoner 
Abfälle ungeheure Dünen am Meere durch Berieselung befruchten, 
welches Terrain, Maplin Sands genannt, übrigens unbewohnt ist.) 

Nach unserem Dafttrhalteu sollte man die Canalisirung nicht auf 
spätere Zeit verschieben. 

Die Anlage von Sammelcanälen müsste zugleich mit der Regelung 
des Donaucanales vorgenommen werden, weil 

a) durch Benützung der Quaimauern als eine Widerlagc der Sammel- 
Canalwölbung viel gespart wird, 

b) weil die jetzige Ausmündung der bestehenden Hauptcanäle in den 
Donaucanal sehr sanitätswidrig ist, und Abhilfe dringend gebietet. 
Diese hochwichtige Angelegenheit wurde noch viel zu wenig 

beachtet. 

Die zweckmässigste Einrichtung der Ufer für den Verkehr bestände 
nach Löhr's Ansicht, wenigstens was den Donaucanal betrifft, in der bei 
der Seine in Paris angewendeten Combination von Talons mit Quai- 
mauem. 

Die Bauten am rechten (stadtseitigen) Ufer halben die Pflasterhöhe 
von 24 Fuss über den Nnllpunct an der Ferdinandsbrücke, die Qnai- 
niauer hat 21 Fuss über Null. Am linken Ufer hat man bei den Häusern 
und Ufern stellenweise -nur 16 Fuss, 14 Fuss und noch weniger über 
Null, und besitzt kein Vorland, um vom erhöhten Ufer eine Gefalls- 
cntwiokelung zu den alten Baugruppen und Strassenausgängen in annehm- 
barer Weise vornehmen zu können, daher eine Verlegung nöthig wäre. 

Bedürfnisse der Communications-Anstalten und des Handels. 

Hagen : 

1. Die Schiffahrt wird durch Regulirung des alten Bettes stets eine 
reine und constante Wasserstrasse von der nothwendigen Tiefe zur 
Disposition haben; 

2. die nach der Regulirung des alten Strombettes noch beizu- 
behaltenden Krümmungen sind für alle SchiflFe leicht und sicher passirbar 
und sichern das reine und constante Fahrwasser zu jeder Zeit besser, als * 
gerade oder sehr flach gekrümmte Stromstrecken ; 



188 

3. die coiivexeii Ufer, an welchen theils mit Quais, theils mit Stein« 
dossirungen die Landungsplätze etablirt werden können, bieten hiezu die 
nöthige Uferlänge von mehr als 2.500 Klafter, wie das Programm es 
verlangt ; 

4. Eine Nälierlegung der Landungsplätze an die 8tadt durch An- 
wendung eines neuen Durchstiches hätte nur dann einen praktischen 
Nutzen, wenn sie erheblich ausfallen könnte ; diess ist aber unmöglich, da 
die Entfernung der Landungsplätze am neuen Durchstich immer noch 
1.500 Klafter von der Stadt bleibt, während diese , wenn das alte Bett 
regulirt wird, höchstens 1.000 Klafter entfernt sein würden, also zur 
leichteren Erreichung der Landungsplätze für den Personenverkehr 
nur wenig, flir den Frachtenverkehr noch unerhebliches erzielt wtlrde. 

5. Wenn einmal die Donau nach dem entsprechenden Querprofil 
regulirt sein wird, unterliegt es keinem Anstände, überall da, wo der 
Verkehr es bedingt, stabile Brücken zu erbauen; 

6. zur Erleichterung des Umschlages der Güter von den Schiffen 
auf die Strassen und Eisenbahnwagen und umgekehrt wird es nicht 
ausbleiben, dass auf dem rechtseitigen Uferdamme eine 
Schienenverbindung zwischen den Landungsplätzen und 
den Eisenbahnen entsteht, und dass ebenso hinter dem Damme 
und vielleicht seiner ganzen Länge nach eine Strasse angelegt werden 
Avird, die ebenso die Bahnen und Landungsplätze mit den Strassen 
verbindet, und zu den seinerzeit auszuführenden Brücken über den 
Strom die Zufahrt bildet; 

7. die Dämme an den Landungsplätzen sind etwa 200 bis 300 Fuss 
breit anzulegen, um Raum für Bahnen und Magazine, Schupfen etc. zu 
gewinnen. 

Tostain : 

1. Er weiset darauf hin, dass zur Bildung einer vollständigen 
Communication neben dem rechtsseitigen Uferdamm eine Strasse wird 
angelegt werden, welche die Landungsplätze mit der Stadt verbindet; 

2. wenn das alte Flussbett adaptirt werden würde, so würden 
allerdings die Landungsplätze um höchstens 1 .000 Klafter von der Stadt 
entfernter liegen, als bei Anwendung eines Durchstiches, wo sie immer 
noch wenigstens 1 .500 Klafter entfernt bleiben. Die Reisenden müssten 
sich demnach immer der Wägen, Omnibus etc. bedienen, und eine so 
kleine Mehrentfemung sei nicht so erheblich, um sie in eine Parallele 
mit den Schwierigkeiten bei Herstellung eines Durchstiches zu stellen. 

Für Frachten sei diese Distanzdifferenz von noch weniger 
Bedeutung. 



189 

Sexaner : 

1. hüll die Niihcilognng der Donaii an die Stadt und somit auch 
die Nälierrttckung der Landungsplätze ftii* so wichtig, dass er den Durch- 
stich damit zu rechtfertigen glaubt. 

Eine erhebliche NäherrUckuug , als auf etwa 1.500 
Klafter, sei aber nicht möglich; 

2. er gibt zu, dass bei Beibehaltung des alten Bettes auch Landungs- 
plätze von 1.400 Klaftern und 800 Klaftern, also zusammen 2.200 Klaftern 
Länge am concaven Ufer angelegt werden können, hält aber diese 
landungsfähigen Ufer wegen der Zertheilung in zwei Theile für nicht 
genügend; 

3. die Landungsstellen sollen am Fahrwasser und nicht in einem 
Hafen oder Bassin sein, weil diese Einrichtung die Schiffahrt sehr 
beeinträchtigt; 

4. durch den Durchstich wllrde eine landungsfähige Uferlänge von 
4.500 Klafter erzielt; 

5. durch das aus dem Durchstiche gewonnene Materiale wllrde das 
rechtsseitige Uferland geebnet, die Vertiefungen ausgeschüttet werden 
können und so Baum für Magazine, Strassen, EtabUssements etc. 
gewonnen werden ; 

6. die Vermehrung der Brücken in jeder beliebigen Verkehrs- 
richtung unterliegt keinem Anstände ; 

7. der rechtsseitige Uferdamm wäre 240 bis 300 Fuss breit anzu- 
legen, um darauf Bahnen etc. führen zu können. 

Abemethy : 

Nach der proponirten Keguliruug dürften sich alle übrigen commer- 
ciellen und sonstigen Vortheile en'eichen lassen. 

Ontachten der Herren Referenten der Majorität. 

1. Wenn sie auch aus Rücksichten für die Sicherheit gegen 
Hochwasser und wegen Erzielung einer freien Wasser- 
strasse eine Stromverlegung nicht gerade rechtfertigen 
wollen, so halten sie diese aus Rücksicht ftir die commerciellen 
Interessen fttrwttnschenswerth und angezeigt; 

2. sie sprechen sich demnach nicht entschieden für oder gegen die 
Näherlegiing der Donau aus und machen die Entscheidung abhängig von 
dem Beweis, dass commercielle Rücksichten alle anderen, 
welche fttr die Beibehaltung des alten Bettes sprechen, 
überragen; 

3. sie sprechen sich ferner dahin aus, dass die Landungsplätze am 
freien Fahnvasser und nicht in einem Verkehrshafen anzulegen seien ; 



1J)0 

4. (Iflssan diesen Map^nzine etc. angelegt werden können; 

5. dass, wenn der Donaucanal bei Nussdorf verschlossen würde^ 
die Canalufer weit niedriger gehalten werden können und dem weiteren 
Brückenbau und den Sti-assen weniger hinderlich wären. 

Gutachten der Vertreter der Minorität. 

1. Sie können den enormen Werth der auf die Näherlegung des 
Flussbettes um eine so geringe Distanz von circa % bis «^ der Ent- 
fernung von dem Mittelpuncte der Stadt^ wo immer noch gegen 1.900 
Klafter Entfernung bleiben, nicht anerkennen; 

2. sie halten, bei Beibehaltung des alten Strombettes es fllr ebenso 
gut, ja besser ausftlhrbar, dass auf dem rechtsseitigen Quaidamm eine 
Verbindungsbahn von der Franz Josephs-Bahn bis zur Nord- und Staats- 
bahn angelegt werde, wodurch die Landungsplätze mit einem Schlage 
mit allen Bahnen Wiens in Bahnverbindung gebracht werden könnten ; 

3. sie halten es fttr einen kaum zu rechtfertigenden Luxus, durch 
die Anlage des Durchstiches gegen so geringe Vortheile eine Grundfläche 
von nahezu 1 </, Million Quadratklaftern, welche durch nahe 100 Jahre 
endlich dahin gekommen ist, culturfUhig zu werden, wieder devastirt 
werden soll, während sie zu weit nutzbringenderen Anlagen, als Entrepöts, 
Magazine, Hallen, industrielle Etablissements wie geschaffen erscheint; 

4. wenn das Kaiserwasser in einen Winterhafen umgestaltet wird, 
so lassen sich dieser und die Landungsplätze mit Strassen und Eisen- 
bahnen in die zweckmässigste Verbindung bringen; 

5. die natürliche Ei*weiterung der Stadt ist gegen die Donau hin ; 
die Erweiterung in dieser Bichtung wird umsomehr verkümmert, je mehr 
die Donau gegen die Stadt gedrängt wird, denn es wird Jedermann 
einleuchten, dass weder im alten Flussbette, noch auch wegen des Hoch- 
wassers, das ja das alte Bett verschlammen soll, auf dem Terrain zwischen 
diesem und dem neuen Durchstiche, nach einem Jahrhundert; irgend 
eine Cultur oder ein industrielles Etablissement entstehen kann ; 

6. sie sprechen daher ihre Ueberzeugung dahin aus, dass allen 
Communicationsanstalten bei der Benützung des alten Bettes weit mehr 
Unterstützung und Erleichterung zugeführt wird, als dieses bei Anlage 
eines neuen Durchstiches geschehen könnte. 

NäherrOckung des Hauptstromes und der Landungsplätze an die 

Stadt Wien. 

Dieser 5. Punct des Programmes ist von allen Seiten schon in dem 
Obigen beleuchtet und erörtert worden, und es bleibt den unterzeichneten 



191 

Vertretern der Minorität nur übrig, sich darauf zu berufen und gestutzt 
auf ilire immer mehr sich erhärfende Ueberzeugung zu erklären, dass die 
Opfer, welche ein neuer Durchstich in Anspruch nehmen wird, die Lang- 
wierigkeit der technischen Ausfuhrung, die Gefahreli während der 
Ausftihrung, die enoime Verschwendung des so kostbaren Grund und 
Bodens in keinem Verhältnisse steht zu dem geringen Vortheil, den 
etwa der Handel und Verkehr lediglich aus der geringfligigen Näher- 
legung erlangen kann; dass, wenn, wie schon oben angedeutet, die 
regulirte Donau soweit an die Mauern Wiens herangerückt werden 
könnte, um beide Ufer dem Handelsverkehre zugängig zu machen 
und die Leopoldstadt am linken, die Stadt Wien am rechten Ufer 
situirt wäre, ein Opfer von vielen Millionen nicht zu gross erscheinen 
würde ; dass, da aber dieses nicht möglich ist, ja wie sich weiter unten 
zeigen \vird, eine Menge der für die Stadt Wien höchst wichtigen 
Erfordernisse durch einen neuen Durchstich sich nicht einmal befriedigen 
lassen, sie sich auf das Bestimmteste gegen die Näherlegung des Donau- 
bettes mittelst eines neuen Durchstiches aussprechen müssen. 

Verbindung der Communications-Anstalten untereinander. 

Auch dieser Punct ist im Obigen schon so im Detail behandelt 
worden, dasp den Unterzeichneten nur mehr übrig bleibt, sich darauf zu 
berufen und auf den unermesslichen Vortheil fUr Verkehr und Handel 
hinzuweisen, wenn es dahin kommen sollte, dass an den Quais mächtige 
Entrepöts entstehen könnten; dieser Vortheil allein würde hinreichen, 
jeden Rivalen, wie Pest-Ofen etc., in den Hintergrund zudrängen und Wien 
in der That zu einem Central-Handels-, und Verkehrsplatze zu machen. 

Für einen solchen Fall wäre es aber unbegreillich, fast unverant- 
wortlich, sich bei Regulirung der Donau mittelst eines Durchstiches einer 
grossen Verschwendung von so kostbarem Grund und Boden schuldig zu 
macheu. 

Ladungs-Vorrichtungen. 

Üeber dieses Erfordemiss haben sich weder die Experten , noch die 
Herren Referenten näher ausgesprochen und in der That haben diese Vor- 
richtungen mit der eigentlichen Regulirung nichts zu thun; denn Haft- 
säulen, Landungsbrücken, Treppen, Krahne, feststehende und auf Bahnen 
transportable. Roll- und Verbindungsbahnen, Bahnwagen etc., sind Apper- 
tinentien, deren Nothwendigkeit, folglich auch deren HerbeischaflFung sich 
von selbst ergibt und nach und nach dem Zwecke und Bedaife angemessen 
angeschafft und aufgestellt werden können. 



192 



Stabile Brücken über die Donau. 

Alle Experten und die Kcferenten sind der Ansicht, dass, sei die 
Uegulirung der Donau einmal entschieden, auch ohne Anstand die nöthigen 
lirllcken entstehen können und werden. 

Wenn nun die k. k. priv. Staatshahn his jetzt allein in die glückliche 
Position gekommen ist, ihre stabile BahnhrUcke, ohne auf die Entscheidung 
der Donauregulirung warten zu mlisscn, erbauen zu können, so ist es um- 
somehr zu bedauern, dass nicht sogleich damit die Vorbereitung für eine 
Sti'assenliberftlhrung verbunden worden ist, umsomehr, als am rechten 
Ufer durch provisorische Fortführung der Dampfsehiffahrtsallee im Prater 
eine Zufahrt zur BrUcke ohne besondere Schwierigkeit beschafft werden 
könnte, während allerdings jenseits der BrUcke die wegen der einzu- 
leitenden Verlandung der alten Donauarme bestimmten provisorischen 
Brücken auch für die Fahrstrasse angemessen verbreitert, und tiberdiess 
noch Strassen, wenigstens vorerst die von Stadlau bis Hirschstetten 
angelegt werden mUssten. 

Die Schwierigkeiten bei Erbauung einer stabilen BrUcke für die 
Kaiser Ferdinands-Nordbahn sind bedeutend grösser und steigern sieh 
für den Fall der Anwendung eines Durchstiches wahrhaft zu einer Cala- 
mität ; denn nicht nur, dass diese Gesellschaft wegen der Höhenbestimmung 
der DonaubrUcke ihre Ausfahrt bedeutend verschlechtern mUsste, so bleibt 
noch eine bedeutende Schwierigkeit zu überwinden, um von der neuen 
Brücke jenseits wieder ins Bahnniveau zu gelangen, weil sie zwei Fluss- 
bette zu übersetzen hätte , denn das alte Bett muss wenigstens theilweise 
wegen der Verlandung noch offen erhalten, und mithin mittelst einer 
eigenen neuen provisorischen BrUcke übersetzt werden. 

Es ist demnach hier, wo gerade die wünschenswertheste Strassen- 
brUcke ihren Platz fände, das Zustandekommen auf viele Jahre hinaus 
verschoben. Anders verhält es sich jedoch, wenn durch Adaptirung des 
alten Donaubettes die Regulirung durchgeführt würde. 

Es würde das jetzige linke Ufer bei Floridsdorf festgehalten, und 
das ganze Flussprofil zur Abbauuug der starken Krümmung daselbst 
gegen Wien verlegt 

Die Nordbahn hätte nur mit einem Flussbett zu thun, könnte den 
Brückenbau auf dem rechten Ufer nahezu zur Hälfte im Trockenen bauen, 
und es würde nicht eine Klafter provisorische Brücke erforderlich werden, 
demnach auch sofort die Fahrstrassenbrücke damit verbunden und mit 
den möglichst geringsten Kosten in der möglichst kürzesten Zeit her- 
gestellt werden können. 

Nicht minder sind auch die Zufahrtstrnssen an beiden Ufern ohne 
jedes Erschwerniss mit den geringsten Mitteln herzustellen. 



193 



Schiessstätten fQr Kleingewehre fOr das Militftr. 



lieber diesen Ponet sind die Experten gleichfSEdis mit Stillschweigen 
hinweggegangen. 

Nach der Ansicht der Unterzeichneten dürfte sich nur allein jene 
westliche Landspitze der Brigittenan hiezn eignen, welche sich hinter der 
Scheere bei Nassdorf nnd zwischen dem Donanbett und dem Canale 
befindet 

Anweisung eines Platzes zur Aufstellung der Militarschiffmllhlen. 

Dieses von den Experten gleichfalls anerörtert gebliebene Erfordemiss 
gibt abermals Gelegenheit, anf den Umstand hinzaweisen, dass die 
Anwendnng eines Darchstiches alle gestellten Bedürfnisse nicht befriedigt 

Es ist nämlich absolat nnthunlich , die SchifFmühlen im Fahrwasser 
an dem concaven für die Landang bestimmten rechten Ufer aafzastellen« 

Am linken Ufer, welches das Ueberschwemmongsgebiet bildet, dem- 
nach convex ist, können aber Schiflhiühlen gleichfalls nicht aofgestellt 
werden , weil sie bei dem schwankenden Wasserstande stets in Gefahr 
wären, entweder anf das Trockene zn kommen, oder mit heftiger Strömung 
zu kämpfen, nnd man müsste sie der Sicherheit wegen ganz aas dem 
Durchstiche weisen. 

Wird aber die 'Begulirung mit Benützung des alten Bettes durch- 
geführt, so bleibt die Concave gerade da am linken Ufer, wo jetzt die 
Mühlen stehen, und es wäre nicht nothwendig, ilmen einen anderen Platz 
anzuweisen. 

Herstellung einer Verbindung des Verpflegs-Etabllssement mit den 

Landungsstellen. 

Auch hierüber ist bisher von keiner Seite eine Aeusserung erfolgt, 
wahrscheinlich aus dem Grunde, weil dieses Bedürfniss befriedigt werden 
kann, mag die Begulirung wie immer ausgeftlhrt werden. 

Pferdeschwemmen, Badeanstalten, Schwimmschulen, Freibäder. 

Ueber diese schon im allgemeinen Interesse absolut unvermeidlichen 
Anlagen haben sich weder die Experten noch die Herren Referenten aus- 
gesprochen. 

Da aber diese, in einer so volkreichen Stadt wie Wien, absolut 
nothwendigen Einrichtungen bei der Begulirung der Donau nach dem 
Durchstichsplane nirgends zu beschaffen sind, so glauben die Unter- 
zeichneten diese Calamität besonders hervorheben zu müssen. 



194 

In das eoneaTe Wasser, wo der Stromstrieh, also am rechten Donau- 
Ufer, wire beim Durchstich Ton Nnssdorf bis Albern keine einxige 
SteDe zn finden, wo ein Freibad, eine Schwimmsehole, eine Badeanstalt 
oder eine Prerdesehwemme etablirt werden konnte, nnd es mftssten aDe 
diese Anstalten an das linksseitige Ufer, also flber die Br&cken gewiesen 
werden, denn diese ans Sanitatsrficksiehten so wichtigen EtabUssements 
werden doch wohl nicht im Wiener Donaneanale untergebracht werden 
woDen. 

Wird die B^;nlirmig aber mit Bentttznng des ahen Bettes dnrch. 
gef&hrt, so besteht zwischen der ersten nnd zweiten Concave am rechten 
Ufer eine gegen 1.200 Klafter lange conrexe Uferstrecke, die aOe Bedin- 
gungen, Sicherheit, frisches lebendes Wasser etc. bietet 

Kosten. 

Zar Beortheünng der Kosten erlauben wir nns vorerst die Gmnd- 
flachen- Verhältnisse zu beleuchten. 

1. Wird ein neuer Durchstich angewendet, so wird, nebst dem 
jetzigen alten Flussbette, noch ein bereits brauchbarer Augrand Ton 
nahezu 2,000.000 Q*" zum Thefle zum neuen Durchstich Tcrwendet, zum 
Thefle durch seine Lage zwischen dem alten und neuen Bette werthlos 
gemacht 

2. Wenn das alte Bett mitbenfitzt wird, kommen nur 500.000Q* 
zur Profilerweiterung in Verwendung, wahrend aber 1, 500.000 Q* in 
einen weit höheren Werth Tcrsetzt werden, ab sie dennalen haben. 

Wenn man nur den geringsten Werth von 4 fl. per Quadrat- 
klafter Grundentschadigang annimmt, und femer als Grundwerth 8 fl. per 
Qnadratklafter ftlr jene ParzeUen, welche zwischen dem rechten neuen 
Donau-Ufer und der Leopoldstadt als kostbare BauparzeDen geschont 
werden, so kostet die Gmndeinlösung: 

a) bei Anwendung eines Durchstiches 2,000.000 Q "" x 4 fl. « 
8 Millionen; 

b) bei Verwendung des alten Bettes zwar an Grundeinlösung 500.000 
Q** X 4 fl. = 2 Millionen, was eine Differenz von 6 Millionen ergibt 
Die 1,500.000 Q^ werden aber nicht nur erspart, sondern deren 

Werth auf circa 8 fl. erhöht, welcher ökonomische Effect auf 6 IGllionen 
ebenfalls angeschlagen werden kann. 

Rechnet man zu den obigen 6 Millionen noch die Differenz in den 
Kosten der technischen AusftLhrung von circa 5>/s Millionen, dann minde- 
stens 1 Million als Erhöhung der mit 500.000 fl. und mit 300.000 fl. zu 
tief yeranschlagten unvorhergesehenen Ausgaben, und berücksichtiget 
man, dass Niemand die Eventualitäten bei der Ausftlhrung des Dnrch. 



195 

Stiches verbürgen kann, indem ein einziges Hochwasser leicht einen 
enormen Schaden herbeiführen kann^ so müssen die Unterzeichneten 
unter allen Umständen die Verlegung der Donau nm mindestens 12 Mil- 
lionen thenrer halten, als die Begalimng mit Beibehaltung des alten 
Bettes, ohne dass im ersten Falle alle im Programme gestellten Bedin- 
gungen erfüllt und alle Erfordernisse befriedigt werden könnten. 

Wir sind weit entfernt, diese ganze Summe als Ersparung betrach- 
ten zu wollen ; wir wünschen vielmehr dringend, dass ein Theil davon für 
die Bauten am Wiener Donaueanale, wie wir oben besprochen haben^ 
verwendet werde. 

Die Vertreter der Minorität glauben, durch dieses Gutachten völlig 
gerechtfertiget zu haben, dass sie gegen die Regulirung der Donau 
mittelst eines neuen Durchstiches gestinmit haben, verwahren sich aber 
gegen die etwaige Zumuthung, dass sie lediglich das alte Bett allein 
aufgeräumt und gesichert haben wollen. — Nein! — Es muss durch 
Abschneidung der bestehenden scharfen Krümmungen und durch volle 
Anwendung des von den ESxperten proponirten zusammengesetzten Con- 
sumtionsprofils das Bett geregelt werden und sie weisen zu dem Ende auf 
den anliegenden Plan mit der Bemerkung hin, dass, wenn diese Begu- 
lirungsweise höheren Orts genehmiget werden sollte, ohne Verzug und 
ohne besonders schwer aufzutreibende Summen Hand ans Werk gelegt 
werden könnte, und die täglichen Baufortschritte auch sofort täglich nutz- 
bringend herantreten würden, bis das Werk nach Massgabe der zu ver- 
wendenden Sunmien vollendet ist 

Wien, im Mai 1868. 



V. Eichler m. p. Professor C. L, V. MolSSneP m. p. 

k. k. Regienmgsrath, Oeneral-Inspcctor 
der Nordbahn. 



13» 



, ^ ■ 1 



'vi. 



.5 



Kv" 



. •/* «•i 



-ry 







tXV Iflil 
























; 1 k k li'oi'u "ti^!---Jru''kfi-: 









.197 



Beilage Sw 



Etitem^Amstllftf 



für die 



Reg'ulirung* des Donaustromos boi Wien 

und zivar mit Ausführung des Duix^hslichos:». 



L Strecke 

von der Knchelan bis zur Stadlauer Eisenbahnbrüoke. 



• 

• 

OB 

O 


Bezeichnung 


Dimen- 
sionen 


Massen 


Preis 


Beirag 


P4 




0. 


1 


o 


/ 


fl. 


kr. 


fl. 


kr. 




Erd- and Sohotter-AnRhebang. 










■ 










Diese für den Darchatich im Profil 1 = 










1 




Prof» n vgl. breit 46-0 ) _„ ^ 

hoch 1-3 i ^"^ ^ 








f 












Fläche 


6<» 






1 H.OOl 















Profil III breit 66-0 i,„„ ^ 

hoch 2-0 r'^^"^ 


















Profil II mit 69-0 


1 














Zusammen 201—0 




mittlere Flächo 
lang 


:u>o 


3 



36.1KO 











1 




Profil 111 mit 
Vi Liin^e 


132 






1 13.2(HI 















Profil IV breit 112-0 1 ^,.^^ ,, 

hoch i-rif^^'^'-^ 




















Kliirhn 


2Ml 


2 



f ir».62<» 















Profi V t-; '•'«-« 1 270-0 

hoch 2—0 ( 




















ProfilJVniit*JW.-2 




















Zusammen . 'irjO— 2 












: II 


• 


mitthrP! Fliich'j 
von IV bin V lan^c 


2';ri 


1 


{M2.HfK» 





! 








Flirtratf . . 






~rHr;.KiH 














i'.- 



198 



OB 

o 

P4 



Bezeichnung 



Dimen- 
sionen 



Massen 



Profil VI 



Profil VII 



Uebortrag. . 

breit 156—0 ) j^q^q 
hoch 0—5 ) 
Profil V mit 270-0 

Znsammen . . 400—0 

mittlere Fläche 
von V bis VI lanß: 

breit 154 — U ) i'jc^__ \_ 
hoch 1—1) 
Profil VI mit 130-0 

Zusammen . . 309 — 4 

mittlere Fläche 
lang 

Profil VIII vgl. breit 156-0 ) ^q^ q 
.. hoch 0— 4J 

Profil VII mit 179-4 

Zusammen . . .283—4 

mittlere Fläche 
lang 

Profil IX vgl. breit 144—0 ) i92_o 
„ hoch 1— 2f 

Profil Vni mi t 104-0 

Zusammen . . .296 — 

mittlere Fläche 

von VIII bis IX lang 

Profil IX Fläche mit 

t/j Länge 

Znsammen. . 

Eine Kubikklafler Erd- und Schotter- Aus- 
hebung bis zum Nullpnncte sammt Aus- 
werfen des Materiales 



Erd- und Schotter - Aushebung 

vom Nullpnnote abwärts auf die 

Tiefe von 2 Fuss. 

Die Cunette ist vgl. breit 

tief 
vom Profil III bis zur Stadlauer Brücke 

lang 

Fürtrag.. 



200 
402 



154 
700 



141 
650 



14« 
859 
192 
100 



60 


3.500 



o 



185.894 



i 80.400 



108.383 



5 












2 





92.192 



Preis 



















1 127.132 
\ 19.200 



613.201 






Ö 



70.000 



70.000 











kr. 



Betraj^ 



kr. 



1,226.402 



1,226.1*)2 






199 







Dimen- 








■ 

m 


Bezeichnung 


sionen 


Hassen 


Preis 


Betrag 


o 


/ 


o 


1 


fl. 


kr. 


fl. 


kr. 




Uebertrag. . 
Von der Cunette bis zum rechten Ufer 






70.000 









1,226.402 


• 




breit 
vom Roller bis zur Stadlauer Eisenbahn 

lang 


49 
3.500 






( 57.555 















vgl. tief 
Zusammen. . 





2 


' 


IT 














127.555 




Eine Rubikklaftor Eni- und Schotter- Aus- 




















hebung, wie oben, theilweise im Wasser 




















gearbeitet, 3Va Handlanger 3 fl. 15 kr. 


l 








3 


78 


482.158 




1 


Vs Requiflt. — „ «3 „ 


S 






— 










Summe der Kosten der Erd- und Schotter- 










Aushebung 








— 







1,708 560 


• 




1 




Baggenmg. 


1 










Die Ausbaggerung der Cunette im Durch- 




















stiche, und zwar vgl. breit 


60 





) 














tief 





4 


U40.000 















vom Profil IV bis zur Brücke lang 


3.500 





) 














Eine Rubikklafter Baggerung mit Dampf- 




















bagger mit Verfuhrung des Materiales 




















auf die mittlere Distanz von 40^ sammt 










■ 
1 








Ausschicben des Matcri.iles aus den 




















Schiffen : 




















Baggerung 2 fl. 50 kr. 


! 








4 


• 


560.000 






Verfuhrung 1 „ 50 „ 


















Die Baggerung der Cunette für den Stein- 




















wurf längs des rechten Durchstichufers, 




















und zwar in der Tiefe auf 4 Fuss, be- 




















ziehungsweise 6 Fuss unter Null, lang 


3.700 





) 














vgl. tief 





4 


[ 19.734 















„ breit 


8 





) 














Eine Kubikklafter Baggenmg mit Iland- 




















und Dampfbaggem (3/% Theile des Kör- 




















permas8es sollen mit Dampfbaggem, 




















y% mit Handbaggcm ausgehoben wer- 




















den'^ wie oben sammt Verführung des 


1 
















Materialeä auf die mittlere Distanz, von 

Fürtrag . 
















• 




19.73 i 







560.000 



2UU 



OB 

o 

»4 



BeBeichnung 



Dimen- 
rionen 



Massen 



Preis 



fl. kr. 



Betrag 



n 



Uebertrag. . 

20^ mit AuBSchieben des Materiales aus 
den Schiffen: 

Baggerung 4 fl. 12 kr. 

Verführung 1 „ 40 „ 

Die Ausbaggerung derselben Cunette auf 
die weitere Tiefe von 4 Fuss, bezie- 
hungsweise 10 Fuss unter dem Null- 

punote lang 

tief 
vgl. breit 

EineKubikklafter, wie oben, ausbaggern, 
mit 20** Verfährungsdistanz etc. : 

Baggerung 5 fl. 10 kr. 

Verführung 1 » 40 „ 

Summe der Kosten der Baggerung 



1 



Dammhentellang. 

Diese ist am rechten Ufer: 

im Profil I vgl. hch. 5—3, vgl. brt. 15—4—6 



» II 


n 


6-0 


n 


17 


n III 


n 


6 


n 


17-0-0 


„ IV 


r 


2-0 


n 


7 


» V 


n 


2-0 


n 


7 


n VI 


n 


3-3 


n 


10-4—6 


n VII 


n 


2-3 


n 


8—1—6 


»VIII 


n 


3-2 


n 


10—2—0 


, IX 


n 


2-3 


n 


8 


. X 


n 


2 3 


n 


8—1—6 






35-5 




125— O—ö 




n 


10 




10 


daher: 






vgl. breit 










„ hoch 










laug 


Wegen Setzung der Dämme müssen 20 % 


des KOrpermasses zugeschlagen wer- 


den, mit 


















Fürtrag. . 



3.700 

5 



19.734 







13.567 







52 



560.000 



108.932 



6 



12 
4.864 



50 



88.185 



757.117 




3 




s 204.288 



40.858 
245. 14(» 







0^ 




201 



m 




Dirnen- 

• 


Massen 


Preis 


Betrag 


Post-: 


Bezeichnung 


sionen 






^ 


o 


/ 


o 


/ 


fl. 


kr. 


fl. 


kr. 




üebertrag. . 
Der linksseitige Damm ist: 






245.146 















ImProfill vgl.hch.2— 0, vgl. brt. 7—0—0 
„ n , 2-2 „ 7-5-0 
„ m , 3-3 , 10-4-6 
„ IV „ 2-3 „ 8-1-6 
„ V „ 3-0 „ 9-3-0 




















, VI „ 2-4 „ 8-4-0 
„ VU „ 3-j „ 11-3-6 
„VIU „ 2-3 „ 8-1-6 
„ IX „ 4-1 „ 12-2-6 
, X „ 3-1 , 9-5-6 


















29—4 94—0—0 




Zusammen _ — — - 




















' 10 10 
daher: vgl breit 

j, hoch 

lang 

Hieza« wie oben« 20 •/* mit 


9 

3 

4.864 


i 
u 



) 

136.195i 
27.23H 












Znsammen.. 


4Ü8.57fi 




Dieses Hateriale fOr die Anschüttung der 




















Dämme nnd Stapelplätse wird von 




















dem gewonnenen Materiale bei derErd- 




















und Schotteraushebung und von jenem 




















der Baggerung genommen, daher nur 




















noch die Verführung in Rechnung su 




















bringen ist 

Nach der Formel: 

1 r 26 \ 

^"^ ba (1800"*"^ 
wobei 

t =s Taglohn a= 500 Kreuzer, 
6 — Ladung » 0-1 Kubikklafter, 




















a sa 10 Stunden, 




















a = 1/^ = 0-25, bedeuten. 




















Daher ergibt sich der Preis einer 




















Kubikklafter nach der vorigen Formel 
für die Distanz von 50''. .lfl.50kr.rund 










1 


50 








nun n 100®. .1 „ 75 „ „ 










1 


80 








n n n n 200 . .2 ,| 35 n jf 
n n f) n ^00 . .2 y| 90 i, » 










2 
3 


40 

• 








n n n n 500 . .4 „ — „ ji 










4 


• 






1 





















202 







Dimen- 








c 




t 


Massen 


Preis 


Betrag 


OD 

o 


Bezeichnung 

• 
1 


nonen 








o 


/ 


o 


/ 


fl. 


kr. 


f. 


kr. 




Von dem Aashebungs-Materiale, u. zw. : 




















613.201 




















127.555 

140.000 

19.734 

13.567 




















914.057 

228.514 = Vk Vermehrung 

per 1,142.571 Kubikklafter, wovon 

245.146 Kubikklafter, für den 




















rechtsseitigen Damm ge- 
hörig, auf dieMitteldi stanz 
von 50 Klaftern zu verfüh- 
ren, die Böschungen her- 




















richten und anplanircn . . 






• 




1 


94 


475.583 


. 




163.430 Kubikkiafter Materiale zu 


















den linksseitigen Däm- 










1 








men auf die Mitteldistanz 
von 300 Klaftern Entfer- 
nung zu verfahren, anzu- 
planiren etc 










3 


44 


562.199 






733.995 KubikklafterAushebungs- 
Materiale als den Rest des 




















gewonnenenAushebungs- 




















Materiales auf 200 Klafter 




















Entfernung zu den Sta- 


















TU 


pelplätzen zu verführen . . 










2 


64 


1,937.77» 


• 
• 


Summe der Kosten der Oammhertiellung 








2,975.556 


Ufer- Versicherung und Steinwürfe. 










Der Steinwurf auf die rechtsseitige Cu- 




















nette lang 


4.864 





) 














vgl. breit 

n tief 

Die Sicherung des linksseitigen Dammes 

bei Ueberschreitung des Fioridsdorfer 

Armes lang 


1 
1 

60 



4 




[ 8.107 
) 















vgl. hoch 
„ breit 

Fürtrag.. 


1 
2 






[ 120 















8.227 


1 

1 























203 



O 

P4 



Bezeichnung 



Dimen- 
sionen 



Kassen 



Freis 



kr. 



Betrag 



kr. 



Uebertrag. . 

Die Siohening bei Ueberschreitung des 
Hauptstromes zwischen den Profilen m 

und IV lang 

vgl. hoch 
„ breit 

Die Sicherung bei Ueberschreitung des 
Kaiserwassers zwischen den Profilen VI 

und VII lang 

vgl. hoch 
„ breit 

Die Sicherung bei Ueberschreitung des 
linksseitigen Dammes über den Haupt- 
strom zwischen dem Profile VIII und 

der Brtlcke lang 

vgl. hoch 
„ breit 

Der Steinwurf fQr die Absperrung des 
Hauptstromes und zur Sicherung des 
linksseitigen Durchstiohufers oberhalb 

Profil IV lang 

vgl. hoch 
„ breit 

Der Stein wurf für die Sicherung des links- 
seitigen Durchstichufers zwischen den 
Profilen IV und VII am Kaiserwasser 

hing 

vgl. hoch 

n breit 

Der Steinwurf für die Sicherung des links- 
seitigen Durchstichufers zwischen dem 

Profile IX und der Brücke lang 

vgl. hoch 
„ breit 

Die Sicherung und Herstellung des rechts- 
seitigen Durch Stichufers von der Scheer- 

spitze bis am Roller lang 

vgl. hoch 
„ breit 

Fürtrag. . 



500 
3 
6 



250 
1 
2 



1.100 
2 
3 



500 
4 
8 




























250 
2 
3 



500 
3 
5 



800 
5 

7 





















8.227 







9.000 







500 



6.600 



16.000 



1.500 



















7.500 



28.000 







77.327 








204 



& 




Dimen- 

• 


Hassen 


Preis 


Betrag 


1 

o 

04 


Bezeichnung 


sionen 








o 


/ 


o / 


fl. 


kr. 


fl. 


kr. 




Uebertrag. . 






77.327 















Die Sicheruog des rechtsseitigen Durch- 




















stiches vom Profile IX bis zur BrQcke 




















lang 


200 





) 














vgl. hoch 


3 





} 2.400 















„ breit 
Znsammen.. 


4 





) 


"ö" 














79.727 




Von diesem Steinquantum sind zu den ver- 




















schiedenen Objecten circa zwei Drittel 




















mit Schiffen und der Rest mit Wägen 




















ans den Steinbrüchen zuzuführen, daher 






53.151 




a 


13 


• 


690.963 


• 




und 




— 


26.576 





21 


• 


558.096 


• 




IV 


Summe der Kosten der Ufer- Versicherung und 










StainwOrfe 




— 










1,249.059 


• 






Fflastening 










mit ordinären Granitwfirfeln. 




















Diese für das rechtsseitige Talus und theil- 




















weise am linken Ufer auf die verglichene 
















' 




Länge nach Abschlag der Quaimauer. . 


5.600 





1 44.800 












' 


breit 


8 


















Eine Quadratklafter an Allem 




— 






10 


« 


448.000 


• 
• 


V 


Summe der Kosten der Pflasterung 











448.000 




Qnaimauer. 












Diese längs des Stapelplatzes lang 


800 



















Selbe wird 6 Fuss unter Null auf einen 




















piloturten Rost gestellt und in der wei- 




















teren Tiefe gegen Unterwaschung mit- 




















telst eiines Steinwurfes geschützt; die 




















verglichene Breite beträgt 7 Fuss und 




















die Höhe 28 Fuss und wird aus Bruch- 




















steinmauerwerk mit hydraulischem 




















Kalkmörtel, mit 2% Fuss Breite und 




















die ganze Höhe mit Quadern verkleidet, 
hergestellt 
Gesammtkosten einer Cnrrentklafter 




















sammt Allem 










1.400 


• 


1,120.000 


• 
• 




VI 


Summe der Kosten für die Quaimauer 












1,120.000 











z 


Bezeichnang 


DimeQ- 


Hassen 


Preis 


Betrag 




Abtragung alter Bauwerke. 




















Die Abtragung des Baues o> - lang 

vgl. breit 

„ tief 


200 
10 

] 






■! 


3.333 















Die Abtragung des Bauea b) ... lang 
Tgl. breit 
„ tief 


100 
5 
1 





4 


833 















Die Abtragung des Baues ej lang 

vgl. breit 

. Üef 


aoo 

1 



4 


. 2.fti7 















Die Abtragnug des Baues dj lang 
vgl. breit 
n lief 


50 
7 






4 


i . 















Die Abtragung dca BaacBe; lang 

vgl. breit 

tief 

Die Abtragung des Baues /> .. laug 

breit 

tief 

Die Abtragung des Btiues ^^ . . laug 

vgl. breit 

tief 


200 



1 

170 


1 

IM 



3 
4 

Ü 
4 
1 
II 
I 

i 


1G7 

i - 

1 - 


Ü 












Die Abtragung des Baaes hj lang 

breit 

tief 

ZnsanunoD.. 


-2G(I 



4 


417 













a.35& 




Eine Kubikkaftor ausheben snmint Ver- 
filhren mit Öcliiffen zu den Steinwürfen 

und Abladen 










10«) 




8^500 


- 


VII 


Summe der Kgilsn dar Abtragung alt*r Bau 




- 




- 


— 




635,f.00 






OnmdemlÖsimg. 










Diese flir den Durchstich vom Rollerban 

bis sum Nurdbabn dämme lang 

vgl. broit 
Fürtrag. . 


800 
166 







132.800 

















i;i2.öoo 



206 



Po8t-Nr. II 


Bezeiohnung 


Dimen- 
sionen 


ÜMsen 


Preii 


Betng 


o 


/ 


o 


/ 


i. 


kr. 


i. kr. 




Uebertrag.. 






132.800 















Diese für die beiderseitigen Dimme in 

dieser Starecke ras. lang 

vgL breit 


1.600 
15 






\ 24.000 















IHese f&r den Durchstich vom Nordbahn- 
damme bis zur Stadlauer Eisenbahn- 

brücke lang 

breit 


2.500 
166 






U15.OOO 







1 

1 
r 








Diese für die beiderseitigen Damme in 

derselben Strecke aus. lang 

breH 


4.800 
15 






1 72.000 







1 

1 








Die Grundeinl58ung zur Ablagerung des 
Aushebungs-MateriJÜes, dann zur Bil- 
dung der Lagerplätze hinter dem rechts- 
seitigen Damme vom Roller bis zur 

StadUuer Eisenbahnbrucke lang 

v^. breit 


3.300 
100 






• 

(330.000 











! 




Die GrundeinlOsung f&r die Dämme von 
Nussdorf bis zum RoUerbau . . zus. lang 

breit 

Zusammen. . 


1.500 
15 






1 22Ä)0 





4 


• 


3,985.20(^ 


• 




1 


996.300 





vni 


Entschädigung an die Eigenthümer f&r 
das Terrain zwischen dem neuen Strom- 
bette und dem linksseitigen üeber- 

schwemmungsdamme lang 

breit 

per Joch 

Kosten für die Abholzung und Flanimng 

des Vorlandes, sowie f&r die Einlösung 

und Demolirung in Zwischenbrucken . . 


4.000 
233 






[933.000 





600 


• 


349.800 

eoaooo 


• 
• 












1 

1 


4,935.000 


t 
















1 


1 



207 



I 

OD 

O 
Ol 



I 
II 

UI 
IV 
V 
VI 
VII 

vra 



Biecapitnlatioii 

der Kosten ffir die Regalinmg der I. Strecke. 



Bezeichnung 



Betrag 



br. 



Donaustrom. 

Erd- und Schotter-Aushebnng 

Baggenmg 

Dammherstellimg 

Üfer-Versiohenmg und Steinwürfe 

Fflasternng 

Qnaimaaer 

Abtragung alter Bauwerke 

Grnndeinlosnng 

Summe. . 

Hiesu für Bauleitung und unvorhergesehene Arbeiten 

Total-Summe . . 



Donaa-Canal/> 

Vertiefäng des Donau-Oanales durch Ausbaggerung. Ffir diese 
wäre mit Rücksicht auf die oothwendige Vertiefung der Canal- 
sohlo und der damit verbundenen Ufer- Versicherungen, wegen 
der wahrscheinlichen Senkung des Donauwasserspiegels bei 
Nussdorf, eine Summe einzustellen von 

Eventuell für Absperrungs-Vorriohtung gegen Eindringen der 
Hochwasser an der Einmündung des Donau-Canales mit einer 
durchgehend versicherten Flussbettsohle 



1,708.560 
757.117 

2,975.556 

1,249.059 
448.000 

1,120.000 
835.500 

4,935.000 



14,028.792 
1,371.208 



15,400.000 



GOO.OOO 



800.000 



*) Die Kestra d«r VerÜBgeraag des Caulea •■ ttlmtr AumAadaag »imi iu deo Kustra der II. Slreeke ntitftite«. 



1 






Froül ^ -nM 02—11 ( 



PnMilXI mt Til- 



ProtiiXa [ivm I«- 



FnMUXIVTim 1-J- 



m^rotuXLiaXILuic ) 






tUÜ6S3 KnhikklUter crd- ima Hi-hnttur- 



:ii frltti S. Wt. DTC :iU— 



.1. ocdK 
.riictiBbiT. t'ritii SITIinc 











|,.t™ 








I ^ 



OD 

O 
Ol 



II 



Bezeichnung 



ijl.bOO KubikKlafter Ba^gorung auf dio 
Tiefe von 4 Fuss, bcziohungswciso 
6 Fustt anter dem Nnllpuncte mit Vor- 
führung des Materiales auf Schüfen auf 
die Bütteldistanz von 40^ sammt Aus- 
schieben des Materiales 

Die Cunette für den 8teinwarf von der 
Brücke bis 280 Klafter ttber das Pro- 
fil XIV zus. vgl. lang 

„ breit 
tief 

8.<X)0 Kubikklafter Baggemng mit Hand- 
baggem anf die Tiefe von 4 Fass, be- 
ziehungsweise 6 Fnaa unter dem Null- 
puncte mitVerftihningdes Materiales auf 
Schiffen auf '5/ Entfernung sammt Aus- 
laden des Materiales aus den Schiffen . . 

Die Ausbaggenmg der Cunette für den 
Steinwnrf in der weiteren Tiefe von 
4 Fus9. beziehungsweise 10 Fuss unter 

dem Nnllpuncte vgl. lang 

„ breit 
tief 

5.500 Kubikklafter Baggerung, ein Viertel 
mit Handbaggem, drei Viertel mit 
Dampfbaggem, und Verführung des 
Materiales auf Schiffen auf 20^ Entfer- 
nung sammt Ausschieben des Materia- 
les aus den Schiffen : 

Baggemng 5 fl. 10 kr. 

Verführen 1 „ 4o « 



Dimen- 
sionen 



1.500 
8 




Massen 



SiMimt dtr Kosttn dtr Bagoscwig 



Dammlierstelliing. 

Die Henitellung den linksseitigen Dämmen 
von tier Brücke bis Fischamend . . lang 

mit Bezug auf die Profile X bis XIV 

vgl. breit 
., hoeh 

Für trag 



1.500 




! 




4 



(Uio 

11 
4 










8.000 



Preis 







( 



5.500 



•J00.840 



200.840 



n 











br. 



() 



52 



Betrag 



fl. 



Ir. 



"lIK^iWi 



44.1 GO 



50 



35.750 



."49.910 






U 



210 







Dimen- 








(2 


Bezeichnung 


sionen 


Hassen 


Preis 


Betrag 





t 





/ 


fl. kr. 


H. 


.r. 




Uebertrag . . 






290.840. 















Die Herstellung des rechtSBeitigeii Dam- 




















mes wie oben . . . ; lang 


6.610 





) 














vgl. breit 


8 


3 


V 168.555 





• 










„ hoch 


3 





) 














Hiezu 20o/o Zuschlag fttr die Setzung der 




















Dämme 




— 


91.879 














Zusammen. . 




551.274 




Von der Durchstichs-Aushebung 109.633 




















Von der Baggerung 67.500 

. » n 8.000 

- - „ 5.500 


















n n n «^.»^w 


Zusammen . . 190.633 




V4 Vermehrung 47.658 


















Zusammen . . 238.291 




238.291 Kubikklafter zu dem linksseitigen 




















Danmi auf die Mitteldistanz von 300 




















Klaftern verführt, planirt etc 










:> 


11 


819.721 


• 




312.983 Kubikklafter theils durch Bagge- 




















rung aus dem Flussbette, theils von 














! 1 




den Sandbänken zu gewinnen und zum 




















rechts- und linksseitigen Damme auf 




















die Mitteldistanz von 40 Klaftern zu 




















verführen und anplaniren, dann Bö- 


















ffl 










^^~ 


3 


94 


1,233.153 


• 
t 




Summe der Kosten der Dammherstellung 




— 




2,052.874 


Ufer- Versicherung, Steinwürfe und 










Erganzungsbauten. 




















Der Steinwurf zur Sicherung des links- 




















seitigen Dammes von der Brücke bis 
abwärts Profil XVI '. lang 


1.900 





) 














vgl. breit 


3 





) 11.400 















hoch 


2 





) 














Die Sicherung des linksseitigen Durch- 
stichufers von der Brücke bis Profil XVI 




















lang 


2.200 





) 














vgl. hoch 


2 





) 13.200 















„ breit 


3 





\ 












1 


Fürtrag.. 






24.600 














211 



Post-Nr. 1 


Bezeichnung 


Dimen- 
sionen 


Hassen 


Preis 


Betrag 


o 


f 


o 


/ 


fl. 


kr. 


fl. kr. 




üebertrag . . 
Die Sicherung dos rechtsseitigen Durch- 
stichufers zwischen: 

Profil XI und XII lang 600** 
und „ XIII „ XIV „ 600« 


1.200 
3 
4 







24.600 
[ 14.400 















zus. lang 

vgl. hoch 

„ breit 




Die Sichoriing des rechtsseitigen Canal- 

ufers lang 

vgl. breit 
hoch 


800 
1 
3 








[ 9.600 















Der Ciinettcnwurf Ifings des rechtsseiti- 
gen Ufers von der Brücke bis Profil XVI, 

lang 

vgl. hoch 

„ breit 


3.312 
1 

1 




4 


[ 5.520 















Die Sicherung des linksseitigen Ufers im 

Winterhafen lang 

hoch 
vgl. breit 


800 
2 
3 







[ 4.800 















Die Sicherung dos linksseitigen Ufers im 
Winterhafen oben bei der alten Oanal- 

mündung lang 

vgl. hoch 
„ breit 

Zusammen. . 


350 
2 
3 







[ 2.100 









1,098.3<)0 


• 




61.020 


• -^ i 

LI . 

1 




Die Herstellung des Baues zwischen dem 
Donaucanale und dem Winterhafen 
von der Canalmündung bis Profil XIII, 

lang 

Die Gurren tklaft er nach dem Bauantrage 
sub Beilage 18 des Pasetti'schen Pro- 
iectes 


1.100 









550 
2(50 




6or>.ooo 

410.800 
20.000 




Die Herstellung des 1.580** langen Baues 
vom Kreuzgrunde bis zum alten Dorf- 
haufen sub Beilnc'e 19 mit 


Die Herstellung vom Hirschenhaufen bis 
zum Albereck of>0° zusammen den Be- 
trag 

Fürtrag. . 




2,134.160 



14* 





Bezeichnung 


Dimeü- 

sionen 


Hauen 


Preis 


B.tng 


• 




o 1 . 


a. tr. 


.. |t. 




lebe «rag 
[>ie IJcrstelluiig vom Dorrbaufcn bis 

Mamisdorferbiiu, 1.300° lang 

Die Heralcllnng vom Albeteck Mb znm 

fischamcndcr Durchetich, 600° lang. 

aiib Beilage 23 mit 














2,l;il.i60 
270.000 

.150.000 




tv 


Sternwarte und Ergänzung« bauten . 














2,554.160 




FflaBtening 

mit gliitten Würfeln aus dem 
K.iiBer-Steinbructi bei Höflein. 

Die Einpflasteningen am rechten Ufer voii 
i^cr Brücke bis zum Profil XVI, zs. laog 
breit 
Die EiDpäaBterungcD, und zwar nnr tHeil- 
wcise um linken Ufer und im Winter- 
hafen, znaanutien. lang 

breit 

Eine QaadrAtklafler samiiit Allem 


4.500 
5 

2.000 
4 










22.500 

[ 8.000 






6 


3.» 


192.150 


- 






30.500 





V 

















192.150 


Abtragung alt-er Bauwerke. 

Die Abtragung des Baues am Todten- 

gnmd Ung 

vgl. breit 

. tief 

Die Abtragung de» Baues am Lobgrund 

lang 

vpl. breit 

tief 

Flirlrag., 


300 
7 

1 

rm 

7 
1 




4 



4 


1 












10..VX) 





1 



213 



Post-Nr. 


Bezeiohnung 

* 


Dimen- 
sionen 


Massen 


Preis 


Betrag' 


o 


/ 


o 


/ 


f. 


kr. 


1. jkr. 




Uobcrtrag. . 

Die Abtrag^g des Baues am Sanhanfen 

lang 

vgl. breit 

tief 

Zusammen. . 

Eine Kubikklafter sammt Allem und Ver- 
fltbrang der Steine zu den verschiede- 
nen Obiecten 


400 
2 
1 




4 


10.500 
( 1.333 






50 


50 


591.660 


• 
• 

• 

• 
• 






11.833 




VI 


Summe der Kosten fOr Abtragung alter Bau- 
werke 















• 

1 


591.650 




QnmdeinlöRiing. 

Diese für die beiden Dämme von der 
Stadlauer Eisenbahnbrttcke bis Fischa- 

mend zus. lang 

vgl. breit 

Die Einlösung für den Durchstich unter- 
halb der Brücke circa 


13.000 
10 






1 130.000 
130.000 


• 

390.0r»() 


Zusammen. . 
Eine Quadratklaftcr 


260.000 




VII 
VIII 


Summe der Kosten der OrundeinlOsung 








390.000 


Verlandungsarbeiten 

im alten Donaubette. 

Für diese mehijährigen Arbeiten wird ein 
Pauschalbetrag eingcse*^zt mit 




1 


1 


800.000 


Summe der Kosten der Verlandungsarbeiten . . 








800.000 















it'i'?jc^t'-ii» *nm 




m 



m 



Stanford University Libraries 
Stanford, California 



Return Ulli book on or before lUt« ittt.