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Full text of "Berliner entomologische Zeitschrift"

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Berliner 


Entomologische Zeitschrift 


(1875-1880: Deutsche Entomologische Zeitschrift.) 


Herausgegeben 


von dem 


Berliner Entomologischen Verein 
— gegründet 1856, E.V., —— 


unter Redaktion von Dr. P. Schulze. 


Achtundfünizigster (58) Band (1913): 
Mit 4 Tafeln und 30 Textfiguren. 


(Ausgabedaten umseitig.) 


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APR 1 101 


42294824,/ 


Berlin 1914. 


In Kommission bei R. Friedländer & Sohn, Karlstr. 11. 


Ausgabedaten. 


l..1222bleit: se (63), 1, I, 1—112 mit Tafell. Anfang September 1913. 
3. u. 4. Heft: Seite III, 113—256 mit Tafel ll u. III/IV. Anfang Februar 1914, 


Für den Inhalt der Abhandlungen, Mitteilungen und Sitzungsberichte sind 
die Herren Autoren bezw. Referenten allein verantwortlich. 


} 


Inhalt des 58. Bandes (1913) der Berliner 
Entomologischen Zeitschrift. 


Nereimsangelesenheiten. . REF 
Sitzungsberichte für das Jahr 1912. Mit 2 Textfiguren 


Aufruf an alle Entomologen . 


Pr 


A langar, 
uns H., Herstellung von Raupen-Zuchtkästen mit 5 Textfiguren 
Bryk, F , Parn. mnemosyne Ugriumovi n. subsp. Mit Tafel II und 


4 Textfiguren 

Chappuis, U. von, In den Sumpfwäldern Pommerns 

Goeschen, F. v., Zum Einfluß des Blutverlustes bei Raupen . 

_- — Zur Entwicklung von Fliegenlarven in Formol 
Hass, W., Melasoma XX-punctatum costellum (Marseul) P. Sch. 
_- — Über die Flügel von Carabus granulatus L. 

Heinrich, R.,, Ein Falter von Lasiocampa quercus sicula Stgr. aus 

verletzter Raupe. Mit 4 Textfiguren . er. 
— Lösen von Schmetterlingseiern von der Unterlage 

Kleine, R., Die geographische Verbreitung der Ipiden- -Genera orbis 
terrarum. (Col) Mit 9 Textfiguren . . . (Schluß) 

Linstow, Die neue lepidopterologische Nomenklatur und die Hübner- 
schen Gattungsnamen besonders der Noctuiden 

Loth, N., Tenthrediniden-Studien I. (Verzeichnis der im Gebiete des 
rheinischen Schiefergebirges und in einem Teile der 
niederrhein. Tiefebene vorkommenden Tenthrediniden 

Oguma, K., On the Rectal Tracheal Gills of a Libellulid Ny EL 
(With Plate III/IV and a Textfigure) 

Pauly, M., Ein Beitrag zur märkischen Libellenfauna 

Ramme, W., Orthopterologische Ergebnisse einer Reise nach Krain 
und Istrien (ig12), Mit Tafel I. 

— Nachtrag zur ES carauna Brandenburgs 


_ Reitter, E., Beiträge zur Kenntnis der Coleopteren- Gattung Steno- 


chorus Fbr. {Toxotus Serv.) 

— — Schematische Übersicht der Anostirus Thoms. (Calosirus 
Thoms.) der Elateriden-Gattung Corymbites Latr. (Col.) 

— — Sechs neue Arten der Coleopteren-Gattung Hedyphanes 
Fischer 

— — Übersicht der bekannten Arten der Coleopteren- -Gattung 
Edaphus Leconte (Staphyl.) aus Europa und den an- 
grenzenden Ländern. . 

= — Zweite Übersicht der Arten der Gattung Cerocoma Geofir. 
(Col. Meloidae.) 

Schulze, P., Interessante Konvergenzerscheinung bei küstenbewoh- 
'nenden Cicindelen . 

— — Eine Pyrrhocoris apterus L. mit merkwürdigen Flügel- 
verhältnissen. Mit 3 Textfiguren 

F — Die Flüssigskeitsabsonderung am Halskragen von 
Arctia cajaL. . 

En — Zu: Flügeldeckenskulptur der Cieindelen und über ein 
in dieser Hinsicht interessantes Exemplar von Cicindela 
campestris L. Mit 2 Textfiguren Dt ae 

= — Zur Nomenklatur von Cossus cossus L. . 


Seite 
NE 
(1)—(63) 
104 
197 —200 
201—210 
30—45 
245 —246 
246 
100—102 
236—238 
97—99 
103 
113— 176 
21—29 
46—95 
211—225 
96 
1—20 
226—235 
177 —183 
194— 196 
184— 187 
188 — 189 
190—193 
96 
239 — 240 
241 
242—243 
244 


Literatur. 


Fabre, Bilder aus der Insektenwelt. (W. Hab) E 
Jacoby, A., Mimikry und verwandte Erscheinungen (E. Dobe rs) E 
Janet, ÖOrganes sensitifs de l’Abeille. (E. Dobers) 

- Organe chordotonal de l’Abeille.  (E. Dobers) 
Kammerer, Bestimmung und Vererbung des Geschlechts. (A. Heinze) 
Krancher, 'Entomologisches Jahrbuch 1913, 1914. (W. Ramme) 
Lindinger, Die Schildläuse. (P. Schulze) 2 er 
Lüttgendorf, Die Insekten (H. v. Prondzynski) 

Scholz, Bienen und Wespen. (E. Dobers) ? 

Sedgwick und Wilson, Einführung in die allgemeine Biologie. 
(Bla. Prodzynski) : BP > 

Sosnosky, Exotische Falterpracht. (P. Schulze) Bi; 

Stephan, Insektenschädlinge unserer Heimat. (H. v. Lengerken) 

—— — Unerwünschte Hausgenossen ete. (H. v. Lengerken) 

Ulmer, Unsere Wäasserinsekten. -(E. Diobers) -. . . 

Vorbrodt und Müller-Rutz. Die Schmetterlinge der Schweiz. 
(Rshleimrich). 


Wagner, Taschenbuch der Schmetterlinge ; und Taschenbuch der 


Raupen. (E. Hannemann) . . EHEN 

Wesenberg-Lund C., Paarung und Eiablage "der Süßwasser- 

insekten (M. Pauly) . i 

— — Wohnung und Gehäusebau der Süßwasserinsekten 
(M. Pauly) Sr 


Seite 
256 
105 — 109 
23] 
251 
255 
254 


109112 


251 


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Berliner 


Entomologische Zeitschrift 


(1875—1880: Deutsche Entomologische Zeitschrift.) 


Herausgegeben 


von dem 


Berliner Entomologischen Verein 
gegründet 1856, E. V., —————— 


unter Redaktion von Dr. P. Schulze. 


Achtundfünfzigster (58.) Band (1913): 
Erstes und zweites (1. u. 2.) Heft: Seite I, II, (1)—(63), 1—112 
Mit Tafel I und 6 Abbildungen im Text. 
Beilagen: 

Kauf- und Tausch-Anzeiger, Inserate. 
Ausgegeben: Anfang September 1913. 


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Preis für Nichtmitglieder 8,00 Mark. 


Berlin 1913. N ar 
In Kommission bei R. Friedländer & Sohm DE aeistr. ll. 


Alle die Zeitschrift betreffenden Briefe, Manuskripte, Anzeigen usw. 
| wolle man richten an: 
| Dr. Paul Schulze, Zool. Institut d. Univers., Berlin N, Invalidenstr. 43. y 


Die <=|o) 


Inhalt des ersten und zweiten Heftes N 
des achtundfünfzigsten (58.) Bandes (1913) der Berlinei 
Entomologischen Zeitschrift. 

Seite 
Vereinsangelegenheiten|. ar BL FE [|| 
Sitzungsberichte für das Jahr 1912. Mit 2 Textliguren  ..... . ze 


Aufruf an alle Entomologen . 104 
Abhandlungen. 

Chappuis, U. von, In den Sumpfwäldern Pommerns . . . . - 30— 

Hass, W., Melasoma XX-punetatum costellum (Marseul) P. Sch. . 100-1 
Heinrich, R., Ein Falter von Lasiocampa quercus sicula Stgr. aus 

verletzter Raupe. Mit 4 Abbildungen . . 9075 

— __ Lösen von Schmetterlingseiern von der Unterlage . . 103 
Linstow, Die neue lepidopterologische Nomenklatur und die Hübner- 

schen Gattungsnamen besonders der Noctuiden . . .. 21 


Loth, N., Tenthrediniden-Studien I. (Verzeichnis der im Gebiete des 
rheinischen Schiefergebirges und in einem Teile der 
niederrhein. Tiefebene vorkommenden Tenthrediniden 46— 


Pauly, M., Ein Beitrag zur märkischen Libellenfauna . . . . . 96 
Ramme, W., Orthopterologische Ergebnisse einer Reise nach Krain 
nd. Istrien (1912) aMitzTatelele > 0.20 2 See Be 1— 
Schulze, P., Interessante Konvergenzerscheinung bei küstenbewoh- 
henden-Cieindelen es ranus. nut 96 
Literatur. 


Jacoby, A., Mimikry und verwandte Erscheinungen (E. Dobers) . 105— 
Wesenberg-Lund C., Paarung und Eiablage der Süßwasser- 
insekten,(M. Pauly) zu 2 2.000 02 ee 109— 


Für die Mitarbeit! 


Die Herren Mitarbeiter erhalten von den Abhandlungen 30 Sond 
abzüge, besonders broschiert, unentgeltlich. Es wird höflichst gebeten 
den Beiträgen in nomenklatorischer Hinsicht die „Internationalen Regeln 
Zoologischen Nomenklatur“, Paris-Berlin 1905, deren unbedingte Befolg 
Grundsatz der Schriftleitung ist, als Richtschnur anzunehmen. 


Adressen der Vorstandsmitglieder des Berliner Entomolog. Verei 


Vorsitzender: Herr F. Wichgraf, Portraitmaler, Berlin W. 30, Motzstr. 73. 
Stellvertreter: „ NH. Stüler, Baumeister, Berlin W. 35, Derfflinger Str. 26 
Schriftführer: .„ NH. Bischoff, Dr. phil., Berlin NW., Weritstr. 20. 
Rechnungsführer: Herr J. M. Dadd, Zehlendorf b. Berlin, Hohenzollernstr. I 
Bücherwart: Herr L. Quedenield, Lehrer, Gr.-Lichterfelde b. Berlin, Ringst 
B. Wanach, Prof. Potsdam, Luckenwalder Str. 5. 
Diesterweg, Geh. Sanitätsrat Dr., Berlin. 


Statuten-Auszug auf der 3. Seite des Umschlages. 


Beisitzer: z 


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Vereinslokal: 
Berlin SW., Königgrätzer Straße 111, Königgrätzer Garteı 
Sitzungen: Donnerstag Abend 8'/, Uhr. Gäste willkomme 


[Berl. Entom. Zeitschrift, Band LVIII, Jahrgang 1913.) (1) 


Sitzungsberichte für 1912. 


Sitzung vom 4. Januar. 


Herr P. Schulze weist auf einen Artikel von Schulz über das 
Schlüpfen von Chalcis variipes Walk. aus einer seit Monaten in einer 
Sammlung befindlichen Xylocopa nigrita F. in Nr. 12 der Zeitschrift f. 
wiss. Insektenbiol. 1911 hin, worin Verf. die Ansicht äußert, die Chalcidide 
habe die Bienenimago angestochen. Dem Referenten erscheint es viel 
wahrscheinlicher, daß die Chalcis die Puppe der Xylocopa angestochen 
und daß sich diese trotz des Parasiten zur Imago entwickelt habe. Eine 
ganze Anzahl Fälle dieser Art ist bekannt geworden und von Herrn P. 
Schulze in der Internationalen Entom. Zeitschr. Guben 1910 Nr. 2 zusammen- 
gestellt; bei holometabolen Insekten handelt es sich allerdings meist um 
schmarotzende Dipteren. Zu der a. a. OÖ. zitierten Literatur kann noch 
nachgetragen werden: Rangnow, Berliner Ent. Zeitschr. 53, 1908 p. 208: 
die Leiber von seit 14 Tagen genadelten Zrgates faber sind gefüllt mit 
lebenden Larven, die teils Fliegen (Zipara?) teils Braconiden (Alysia?) 
ergaben. In den Mitt. der Berl. entom. Ges. Nr. 4, 1910 macht dann 
ferner E. Hahn Mitteilung über „Die Beobachtung eines Parasiten während 
des Schlüpfens des Falters“ bei einem © von Sphinx ocellata. Wie aus 
der etwas unklaren Darstellung hervorzugehen scheint, handelt es sich 
wohl um eine Apanteles-Larve, die sich nach dem Schlüpfen des Falters 
an der Basis des linken Vorderflügels aus dem Körper des Schmetterlings 
herausgebohrt und sich dann eingesponnen hatte. Durch zitternde Flügel- 
bewegungen wurde der Kokon dann ganz herausgetrieben. Weitere 
Parasiten zeigten sich bis zum Absterben des Schwärmers nicht. Etwas 
anders liegt folgender Fall (Redlich, Insektenwelt III, 1, 1886): aus jungen 
Raupen von Naenia typica bohren sich Schlupfwespenlarven in großer 
"Anzahl heraus, und trotzdem ergeben alle 15 Raupen normale Puppen. 
Die oben erwähnte Chaleis überstand offenbar den mehrere Monate 
währenden Aufenthalt im trocknen Sammlungsobiekt im Puppenstadium. 

Ferner macht Herr P. Schulze auf einen sehr interessanten 
Artikel von E. Möller in der Gartenlaube 1900 Nr. 42 aufmerksam, der 
wert ist, der Vergessenheit entrissen zu werden. Eine an der Westküste 
von Holstein gefundene Raupe von ÄAcherontia atropos kam, nachdem sie 
zur Verpuppung in die Erde gegangen war, mehrmals daraus wieder 
hervor, bis sie endlich in der Erde liegen blieb. Wider Erwarten erschien 
im Frühjahr des nächsten Jahres an Stelle des Falters die Raupe nochmals 
an der Oberfläche, ging dann abermals in die Erde, verpuppte sich endlich 
und lieferte im Sommer den Falter. Es ist dies wohl der einzige bekannt 
gewordene Fall, daß in unseren Breiten eine Sphingide als Raupe über- 
winterte. 

Herr Dadd berichtet, daß einmal in einer Tüte neben einer Sphin- 
gide Schmarotzerwespen gefunden wurden, die wohl ebenfalls erst aus 
der Imago geschlüpft sein dürften. 

Herr Blume hatte sich Raupen von Ach. afropos aus Wien 
schicken lassen, die sich im Winter gleich in den durch Begießen, nicht 
bloßes Besprengen, sehr feucht gehaltenen Sand vergruben; sie gingen 

a 


(2) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


sehr tief, bis auf den Boden des Kastens. Bemerkenswerte Kraft ent- 
wickelten die Falter beim Schlüpfen; sie kamen ganz mit Sand bedeckt 
aus dem nassen zusammenbackenden Sande hervor. 


Herr Heinrich weist hin auf den Artikel von Schenkling in den 
Entom. Mitteilungen 1912, 1, über Nomenklatur, und fordert die Vereins- 
mitglieder auf, Anregungen zu Verbesserungen sprachlich zu beanstandender 
Namen zu sammeln, um sie gemeinsam an den nächsten Internationalen 
Entomologenkongreß einzureichen. Ferner berichtet er unter Vorlage von 
etwa 120 Stück Zycaena argyrognomon Bergstr. (ungefähr gleich viel 
gg und 22) und 16 Zye. argusLL. (11 JJ, SE OD) über die Lychener 
Form von L. argyrognomon. Wie bereits im _ Voriahre vorgetragen 
(vergl. Sitzungsber. vom 12. Januar 1911), zeichnet sich die dort fliegende 
Rasse dadurch aus, daß die Stücke oft eine weit über das Durchschnitts- 
maß hinausgehende Größe erreichen. Am 16. Juli 1911 wurde der dortige 
Fundort aufgesucht, eine nicht weit vom Bahnhof gelegene, dicht mit 
Heidekraut bestandene Waldblöße. Es war sonniges Wetter und der 
Flug ein außerordentlich starker. Es wurde zunächst zweifellos fest- 
gestellt, daß es sich um echte argyrognomon Bergstr. und nicht um 
argus L. handelt. Auf der Stelle wimmelte es geradezu von diesen 
Bläulingen, argus L. wurde daselbst gar nicht bemerkt, doch stellte sich 
beim Spannen der Ausbeute heraus, daß doch 3 Jo und ungefähr 
ebensoviel PP (bei diesen ist die Unterscheidung N) von argus L. 
mit eingetragen waren. Die Größe der J'og' und | >@ ist sehr variabel 
Die Vorderrandlänge variiert bei den %'g' von es bei den 22 von 
12—15 mm, die Spannweite bei den J'g' von 22-30, bei dn Q2 von 
23—30 mm. Es handelt sich also nicht um eine feste Lokalrasse von be- 
sonderer Größe, sondern um individuelle Größenunterschiede, die zwar 
sehr beträchtlich sind, wobei jedoch alle Uebergänge zwischen dem 
Maximum und Minimum vorkommen. Bei den & 5 ist das Blau meist 
tief dunkel, doch finden sich auch einzelne Stücke mit hellerem Blau. 
Auch hinsichtlich der Breite des schwarzen Randes finden sich Unter- 
schiede, doch nur geringere. Bei den 29 sind die gelben Randmonde 
oberseits auf den Hinterflügeln durchweg schön entwickelt, auf den Vorder- 
flügeln meist nur angedeutet, mitunter setzen sie sich aber auch auf den 
Vorderflügeln bis an den Vorderrand fort. Die braune Farbe der 29 
auf der Oberseite ist bald heller bald dunkler. Es mag aber in dieser 
Hinsicht sowohl bei den 55 wie bei den 2 2 mitsprechen, daß die 
Stücke nicht alle frisch, sondern mehr oder weniger abgeflogen sind. 
Blaue Bestäubung auf der Oberseite fehlt im allgemeinen bei den 9%, 
nur 4 Stücke weisen geringe Spuren an der Flügelwurzel auf. Unterseits 
zeigen die Sg’ durchweg an der Wurzel der Hinterflügel mehr oder 
weniger blaue Bestäubung, während den 2 9, abgesehen von geringen 
Spuren bei einzelnen Stücken, jede Wurzelbestäubung fehlt. Im Berge- 
Rebel ist die Vorderrandlänge bei argyrognomon zu 16—17 mm angegeben. 
Danach würden von den vorgezeigten Stücken nicht die großen, sondern 
die kleinen bemerkenswert sein. Vortr. ist jedoch der Ansicht, daß Rebel 
nicht Grenzwerte, sondern die Maximalgröße angibt, hinter der die Durch- 
schnittsgröße erheblich zurückbleibt. Dafür, daß die Lychener Form mit 
f. dubia Schulz identisch sein könnte, hat die Untersuchung keine Anhalts- 
punkte ergeben. Es wird indes der Frage weitere Aufmerksamkeit 
gewidmet werden. 


Herr Stichel hebt hervor, wie wertvoll die Sammlung solcher 
zahlreichen Serien einer Art sei, wie die von Herrn Heinrich vorgelegte. 
Nur auf Grund so reichhaltigen Materials läßt sich feststelleu, was für 


Ans 


für das Jahr 1912. (3) 


individuelle Abweichungen noch innerhalb der normalen Variationsbreite 
fallen, und wo die Berechtigung zur Errichtung neuer Subspecies beginnt. 
Sodann setzt er ein Exemplar von Parnassius apollo aus Sizilien, das ihm 
Herr Rangnow freundlichst überlassen hat, in Umlauf. Die Form entspricht 
nicht etwa der Unterart siciliae Oberth., sondern zeichnet sich aus durch 
Kleinheit, schmalen Glassaum, schwache Submarginalbinde, sehr kleine 
Ozellen und geringe Schwarzfärbung. Sie erinnert etwas an P. phoebus 
und wurde vom Ref. in der Berl. Ent. Z. 1906 Seite 88 nach Stücken 
des Berliner Museums, ebenfalls mit „Sicilia“ bezettelt, als Parnassius 
apollo pumilus beschrieben. Später hat Herr St. mit Rücksicht darauf, 
daß in dem engbegrenzten Fluggebiet Sizilien das Vorkommen zweier 
Unterarten unwahrscheinlich ist, den Namen als Unterart eingezogen und 
als Bezeichnung einer Zustandsform behandelt (Gen. Insect. Fasc. 58 p. 26). 
Verity bezeichnet diese Form in seinem Werk „Rhopalocera Palaearct.“ 
p. 309, richtig als eine stark ausgeprägte Rasse, meint aber, daß die 
Lokalitätsbezeichnung ein Irrtum sei; diese Rasse flöge in Calabrien. 
Auch Graf Turati (Mailand) beschäftigte sich mit ?. pumilus eingehend in 
Annuario d. Museo Zool. Univers. Napoli 1911 p. 6, ist aber auch der 
Ueberzeugung, die er fernerhin dem Ref. auch brieflich mitteilte, daß diese 
Form nicht von Sizilien stamme, sondern aus Calabrien. Durch das 
vorgelegte Stück, das, nebst mehreren fast gleichen Herrn Rangnow 
gehörend, Anfang Juli bei Madonna del Alto, Castellbuono im Madonnie- 
Gebirge gefangen wurde, ist erwiesen, daß die Annahme von Verity und 
Turati nur bedingungsweise zutrifft, daß diese, nunmehr als gute Unterart 
zu behandelnde Form sich sowohl in Sizilien als auch auf dem benach- 
barten Festlande vorfindet. 7 


Sitzung vom 11. Januar. 


Herr Belling berichtet über eine für den Versand lebender 
Insekten wichtige Entscheidung des Reichs-Postamts: Ein Vogel- 
futterversandhaus, dessen Antrag auf Beförderung lebender Mehlwürmer 
als „Warenprobe“ zurückgewiesen war, hatte eine Beschwerde an das 
Reichs-Postamt eingereicht, die aber ebenfalls abgewiesen wurde. Nur 
Honigbienen sind als Warenproben zugelassen, alle übrigen lebenden 
Insekten dagegen sollen „in geschlossenen Briefen bis zum Gewichte von 
250 g“ zur Versendung gelangen, vorausgesetzt, daß sie „in festen Behäl- 
tern aus Holz oder dergl. verpackt sind und bei diesen Briefen ohne 
Beschädigung des Inhalts eine deutliche Stempelung möglich ist.“ 

Herr Dadd zeigt zwei engliche Spezialitäten: die braune f. walkeri 
Curt. von Spilosoma lubricipedum L. (menthastri Esp.), die in Schottland 
neben der typischen weißen Form vorkommt; Stücke mit ockergelben 
Vorderflügeln sollen neuerdings auch in Deutschland aufgetreten sein. 
Die männliche Form fhwleus Crotch (hethlandica Staud.) von FTepialus 
humuli L. mit weißlich gelben Vorderflügeln und weiblichen Zeichnugs- 
elementen kommt, ebenfalls neben der typischen Form und Uebergängen, 
auf den Shetlandinseln vor. 

Herr Diesterweg zeigt 2 Stücke der englischen Apamea (Luperina) 
testacea gueneei Dbld. aus der Gegend von Liverpool; Herr Dadd hat 
erfahren, daß die Form im vorigen Jahre recht zahlreich aufgetreten sei, 
während sie früher seltener gewesen zu sein scheint. 

Herr Heinrich bespricht einen kleinen Aufsatz von Fr. Cocher 
in der Entom. Zeitschr. (Frankf.) Nr. 38 vom 16. Dez. 1911. Dem Ver- 
fasser war aufgefallen, daß ein linksseitig total albinistisch verfärbtes 5 


a” 


(4) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


von Chrysophanus virgaureae L. von 10—12 5'g' seiner Art und von 
Lycaena corydon Poda umschwärmt wurde. Verf. gibt zu, daß äußerlich 
betrachtet an dem Stück nichts Weibliches zu bemerken war. Da jedoch 
„etwas sein muß, das die Masse %'5' anlockte“, und Verf. dies nicht in 
der ungewöhnlichen Färbung erblickt, so ist er geneigt, dem fraglichen 
5 einen weiblichen Duftapparat zuzuschreiben. Zu einer solchen kühnen 
Schlußfolgerung scheint dem Referenten kein zwingender Grund vorhanden 
zu sein. Ihm scheint es näher zu liegen, das Verhalten der andern Jg 
durch Einwirkung des auffällig gefärbten Stückes auf den Gesichtssinn 
der Artgenossen und der ziemlich entfernten Verwandten zu erklären. 


Wie schon der Verfasser erwähnt, ist bei Vögeln und anderen 
höher organisierten Tieren zu beobachten, daß absonderlich gefärbte Indi- 
viduen von ihren Artgenossen und auch entfernteren Verwandten verfolgt 
werden. Diese Erscheinung, die man sehr gut bei der Flucht eines Kanarien- 
vogels in die Freiheit beobachten kann, wird aus einem Reiz, den das 
Auffällige auf den Gesichtssinn ausübt, sehr gut zu erklären sein, beim 
Menschen würde man von Neugier reden. Was steht im Wege, die 
gleiche Erscheinung bei Schmetterlingen aus gleicher Ursache zu erklären ? 
So hat Ref. wiederholt bei Zimenitis- und Apatura-Arten, wenn er die 
Tiere anschlich und sich bei vorzeitigem Auffliegen der Falter unbeweglich 
verhielt, beobachtet, wie sie die plötzlich in ihren Gesichtskreis getretene 
auffällige Erscheinung — menschlich gesprochen — neugierig umflogen, 
von allen Seiten betrachteten und sich mitunter geradezu an die Kleider 
des anscheinend bei seiner Unbeweglichkeit unverdächtig befundenen 
Menschen setzen. Man wird annehmen können, daß das Auffällige, sofern 
sie nicht durch Bewegung Furcht erregt, anlockt, was ja wohl auch der 
innere Grund dafür sein wird, daß sehr viele Arten nachts dem ihnen auf- 
fallenden Lichte zufliegen. Schließlich wird vielleicht auch bei Faltern 
ein gewisser Spieltrieb vorausgesetzt werden können, der das lustige Ver- 
folgen von Angehörigen desselben Geschlechtes ungezwungen erklären 
würde. Daß der Spieltrieb bei höher organisierten Tieren, z. B. Affen, 
Hunden, Füchsen, Katzen, Pferden sehr stark entwickelt ist, darüber hat 
wohl jeder schon Beobachtungen machen können. Dieser Trieb ist ia 
zwar vorwiegend ein Vorzug der Jugend, doch nicht ausschließlich. So 
vertreiben sich z. B. paarweise eingespannte Pferde, wenn das Gespann 
längere Zeit hält, fast regelmäßig die Zeit, indem sie sich belecken, mit 
den Köpfen aneinanderreiben und andere Kapriolen treiben. Militärpferde, 
die viel freie Zeit und wenig Beschäftigung haben, spielen mit ihren 
Ketten und anderen erreichbaren Gegenständen. Daher erklärt sich z. B. 
die Untugend des „Webens“, einer Angewohnheit, die sich darin zeigt, 
daß das Pferd mit dem Kopf stundenlang so weit nach links und rechts 
ausschlägt, als die Haliterketten, die ihm dazu eine eintönige Musik 
machen, gestatten. Weshalb soll man den Faltern diesen Trieb absprechen ? 
Man spricht oft von ihrem Liebesspiel; aber es braucht nicht immer die 
Liebe mit im Spiel zu sein. Denn man beobachtet sehr oft, daß Ange- 
hörige desselben Geschlechts und sogar Angehörige verschiedener Arten 
sich längere Zeit nachfliegen, sich zu haschen und zu fliehen scheinen. 
Ref. hat z. B. Pieris brassicae sich schon lange Zeit mit kleineren Pieris- 
Arten herumtummeln sehen, ebenso 2 3'5' von Parnassius apollo bartho- 
/omaeus Stichel; diese beiden spielten so angelegentlich und anhaltend 
miteinander, daß Ref. überzeugt war, es handle sich um Liebesgetändel 
zwischen 5 und 2. Die Tiere waren so eifrig, daß sie schließlich jede 
Vorsicht außer Acht ließen und in rasendem Fluge in nächster Nähe des 
Beobachters zur Erde gingen, was dieser als Vorbereitung zur Copula 


für das Jahr 1912. (5) 


ansah. Nachdem das Netz über sie gestülpt war und sie beide dem 
Giftglas einverleibt waren, ergab sich, daß es sich nicht um Z und 9 
sondern um 2 5'g' gehandelt hatte. Das gleiche Spiel beobachtet man 
recht häufig bei Arten mit auffälligem Geschlechtsdimorphismus, z. B. 
Bläulingen und Gonopteryx rhamni. In allen solchen Fällen kann doch 
unmöglich eine morphologische Abnormität vorliegen, wie es ein weiblicher 
Geschlechtsgeruch bei männlichen Tieren voraussetzen würde. Ebenso- 
wenig scheint die Annahme begründet, daß der Gesichtssinn der Falter 
so stumpf sei, daß sie so augenfällige Verschiedenheiten, wie sie bei 
vielen Lycaeniden und bei Gon. rhamni zwischen 5 und © bestehen, 
nicht sofort wahrnehmen könnten. Hiernach bleibt also nur die Annahme 
übrig, daß es sich bei derartigem Verhalten um eine harmlose Betätigung 
des Spieltriebes ohne sexuelle Nebenabsichten handelt. _ 

Herr P.Schulze macht darauf aufmerksam, daß es sich bei dem 
erwähnten Verhalten von Apafura und Zimenitis um eine Anlockung durch 
den Schweißgeruch handeln dürfte, der eine starke Anziehung auf diese 
Gattungen, sowie auf Argynnis, Satyriden, männliche Psychiden ausübt. 
Ferner zitiert er eine Beobachtung von H. A. Joukl (Internat. Entom. 
Zeitschr. I No. 17), wonach 5 X von Chrsoph. virgaureae ihren Liebes- 
tanz um ein an einem dürren Stengel sitzendes, sehr kleines (35 mm), 
intensiv braunrotgefärbtes 2 von Diacrisia sanio vollführten, das sie offen- 
bar für ein 2 ihrer Art hielten. Herr Belling erwähnt einen Fall, wo 
an einem sehr heißen Tage einige Sammler, die sich-zum Baden entkleidet 
hatten, von Apafura geradezu überfallen wurden, aber nur die Herren, 
die noch nicht im Wasser gewesen waren. Diese Erklärung hält Herr 
Heinrich aber nicht für anwendbar auf den von ihm erwähnten Fall, 
wo die Falter garnicht den Versuch zum Saugen machten, und wo ein 
starker Schweißgeruch wegen der damaligen kühlen Witterung garnicht 
vorhanden sein konnte. Herr Cloß hat beobachtet, daß auch verschiedene 
Arten von Hesperiden und von Melitaea einander haschen. 

Gegen einen Artikel in No. 41 derselben Zeitschrift wendet sich 
Herr Dadd; die „neue Art des Schmetterlingsfangs,* nämlich das Ab- 
suchen ruhender Lycaeniden usw. von Zweigen bei trübem kühlem Wetter, 
sowie der Plusienfang an Blüten in der Dämmerung seien doch ganz alte 
bekannte Methoden ! 


Sitzung vom 18. Januar. 


Bezugnehmend auf eine von ihm in einer früheren Sitzung gemachte 
Mitteilung über eine Raupe von Celerio euphorbiae, die Weide iral 
(s. Sitzungsbericht vom 12. Oktober 1911), teilt Herr P. Schulze mit, dab 
er jetzt auch in der Literatur einen ähnlichen Fall aufgefunden habe. In 
der Zeitschr. f. Entomologie (Breslau 1903) heißt es in den Sitzungsber. 
p. XII: „Herr Jander berichtet, daß eine Raupe von Deil. euphorbiae nur 
Sahlweide fraß, obwohl in demselben Kasten auch frische Wolfsmilch 
vorhanden war. Dieselbe Beobachtung hat infolge Anregung des Vor- 
tragenden auch Herr Schumann gemacht; auch hier war die Annahme 
des fremden Futters durchaus freiwillig.“ 

Herr Heinrich hat bei mehreren Versuchen, die Raupen mit 
anderen, der Wolfsmilch nahe verwandten Pflanzen zu füttern, kein Resultat 
erzielt. 

Herr Wichgraf erhielt durch Verfüttern von in „Anilinlösung“ 
(vermutlich Eosin?) gestellter Wolfismilch ganz fremdartig gefärbte Raupen, 
die leider durch einen Unfall eingingen, ohne sich zu verpuppen; ob sie 


(6) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


ungewöhnlich gefärbte Falter ergeben hätten, erscheint freilich angesichts 
anderer ähnlicher Versuche fraglich. 

Herr v. Chappuis berichtet, daß er vor 2 Jahren bei Freienwalde . 
ein © von Zymantria monacha gesehen habe, das auf den sonst ganz 
weißen Vorderflügeln nur einen kleinen grauen Haken zeigte, so daß er 
es anfangs für Arctornis I-nigrum Mueller hielt; die Hinterflügel waren 
normal grau. Leider hatte er als Coleopterologe den Wert des Fundes 
unterschätzt und das Tier nicht mitgenommen. Es war durchaus nicht 
abgeflogen, machte vielmehr einen ganz frischen Eindruck. 

Herr Stichel legt, angeregt durch eine Anfrage, die Prinzipien der 
trinären Nomenklatur dar. Soll eine Subspecies, früher auch wohl Lokal- 
varietät genannt, gekennzeichnet werden, so läßt man auf den Genusnamen 
den Artnamen und auf diesen ohne Einschiebung von „var.“, den Namen 
der Subspecies und den Autornamen folgen; da man ja so gut wie nie 
wissen kann, welche unter den verschiedenen Subspecies einer Art die 
wirkliche Stammform in biologischem Sinne ist, so kann man auch die 
sogenannte Stammform, richtiger Nominatform genannt, nur als eine der 
existierenden „Varietäten“, also alle Subspecies als einander vollkommen 
koordiniert betrachten. Die Bezeichnung „forma“ empfiehlt sich bei den 
gewöhnlich als Aberrationen bezeichneten Spielarten und in den Fällen, 
wo man nicht weiß, ob es sich un eine ausgesprochene Subspecies oder 
um eine bloße Zustandsform, die überall auftreten kann, handelt, wie das 
bei Neubenennungen ia oft der Fall ist. Konstante Lokalformen, die also 
richtige Subspecies darstellen, sind nicht durch ein zwischen Species- und 
Subspeeiesnamen eingeschobenes „f.“ abzutrennen. 


Herr P. Schulze referiert kurz über seine Arbeit: Die Nackengabel 
der Papilioniden-Raupen (Zool. Jahrb. Abt. Anat. 32, Heft 2, 1911 p. 181— 
244, 3 Taf. 27 Textf.), in der er unter anderem zu folgenden Resultaten ge- 
kommen ist. Primitive Raupen zeigen nach Müller bei typischer Anordnung 
auf jedem Segment sechs unverzweigte Dornen, je ein dorsales, ein sup- 
rastigmales und ein infrastigmales Paar. Solche Raupen finden wir z. B. 
unter unseren Papilioniden noch bei Zerynthia polyxena Schiff. Das Nacken- 
organ stellt nun die beiden basal zusammengewachsenen, ein- und aus- 
stülpbar gewordenen und zu fleischigen Zapfen umgebildeten Dornen des 
ersten Segmentes dar. Es hat sich ferner in ihnen ein besonderer 
Drüsenkomplex, die ellipsoide Drüse herausgebildet, die man schon bei 
schwacher Vergrößerung dicht über der gemeinsamen Basis liegen sieht. 
Bei denienigen Papilioniden-Raupen, bei denen die Zapfen zum größten 
Teil noch erhalten sind, d. h. bei den Raupen der Aristolochien-Falter in 
der Gattung Papilio und bei der eben erwähnten Zerynthia polyxena liegt 
infolgedessen an Stelle der dorsalen Dornen des ersten Segmentes die 
Nackengabel. Aber auch bei unserem Schwalbenschwanz treten in der 
metembryonalen Entwicklung noch 6 Reihen roter Dörnchen auf. — Die 
Raupen der Papilioniden haben eine ganz merkwürdige Vorliebe für 
Pflanzen, die Giftstoffe (Alkaloide), Säuren, Oele usw. enthalten. So leben 
die Raupen der Untergattung Pharmacophagus Haase ausschließlich auf 
den stark giftigen Aristolochiaceen, von denen z. B. Aristolochia grandiflora 
selbst Schweine töten kann. 


Das Aristolochin, der giftige Stoff von Aristolochia clematitis ist nach 
Pohl eines der heftigsten bekannten Tiergifte. Die biologische Bedeutnng 
der Nackengabel besteht nun darin, die mit der Nahrung aufgenommenen 
für die Tiere schädlichen Stoffe unschädlich zu machen. Und zwar werden 
sie durch das Blut den Zellen der Gabel zugeführt, von diesen ausge- 
schieden und mit Hilfe einer Spitzenkutikula, an der nur sehr kleine 


für das Jahr 1912. (7) 


Tröpfchen hängen bleiben, schnell zur Verdunstung gebracht; daher 
erklärt sich das plötzliche Auftreten des aromatischen Geruches, der oft 
dem der Futterpflanze gleicht. Die ellipsoide Drüse scheidet ein saures 
Sekret ab, während die Schlauchzellen bei mit Mohrrübe gefütterten 
Machaon-Raupen ein Carotin zur Verdunstung brachten, das zum Teil in 
kleinen gelben Kriställchen auf der Cuticula zurückblieb. Die Nackengabel 
mag in gewissen Fällen auch wohl als Wehrdrüse in Aktion treten, die 
. Ansicht aber, welche in dieser Funktion die primäre Bedeutung des frag- 
lichen Organes sieht, ist zurückzuweisen. (Vergl. im Einzelnen Kap. 12 
der Arbeit). Denienigen Raupen, welche Pflanzen obengenannter Kategorien 
fressen, scheint aber noch ein weiteres Mittel zur Verfügung zu stehen. 
um schädliche Stoffe zu paralysieren: die Verarbeitung derselben zu grellen 
Pigmenten; und bunte Raupen sind gerade auch unter den Papilioniden 
weit verbreitet. Interessant ist nun, daß bei jungen Papilio-Raupen das 
Nackenorgan als Ganzes und die ellipsoide Drüse im Vergleich zu ihm 
bedeutend größer sind als bei erwachsenen und daß alle kleinen Papilio- 
Raupen hauptsächlich schwarz sind. „Sollte etwa mit dem Augenblick, 
wo ein Teil der schädlichen Stoffe in Pigmente umgewandelt wird, die 
Nackengabel ihr Wachstum verzögern und das Hauptausscheidungsorgan 
für die Substanzen die ellipsoide Drüse ohne Schaden für das Tier eine 
Verkleinerung erfahren dürfen?“ — In dieser Beziehung ist ferner be- 
merkenswert, daß bei erwachsenen Raupen von Pap. polydamas, die auf 
der giftigen Aristolochia Ghiberti leben, das Verhältnis von ellipsoider 
Drüse und Gabel so ist wie bei iungen Machaon-Raupen. Weiterhin ist 
beachtlich, daß bunte mit sogenannten Warnfarben versehene Raupen 
auffallend träge sind. „Möglicherweise ist diese Schwerfälligkeit ebenso 
wie die Färbung eine Folge der mit der Futterpflanze aufgenommenen 
Stoffe, die im Laufe der Zeiten die Art mit allen ihren Individuen, gleich- 
sam narkotisiert haben. Gestützt nun auf zahlreiche Beobachtungen komme 
ich in bezug auf die sogenannten Warnfarben zu folgendem Ergebnis: 
Die regungslos sitzenden, so auffallend gefärbten Raupen werden von den 
Feinden überhaupt nicht als Lebewesen, besonders aber nicht als solche, 
die ihnen zur Nahrung dienen könnten, erkannt. Bewegt sich aber einmal 
ein Tier, so ist der Reflex, der das Auge eines Vogels oder einer Eidechse 
trifft, infolge der Kontrastwirkung um so größer und der Feind wird 
augenblicklich aufmerksam. Hierin würde also der biologische Wert der 
trägen Lebensweise dieser Tiere liegen.“ Als treffendes Beispiel für diese 
Ansicht kann die Beobachtung Ribbes an Pap. urvilleana Guer. heran- 
gezogen werden. Die kleine schwarze Raupe dieser Art ist sehr lebhaft 
und bewegt sich schnell von Blatt zu Blatt, die erwachsene schwarz, 
weiß, rot gefärbte Larve scheint dagegen ihre Lebhaftigkeit ganz und gar 
verloren zu haben. Neuerdings hat nun Mell (Eiablagen bei Insekten, 
Naturw. Wochenschrift XI, 1, 1912) in Süd-China die Futterpflanzen von 
17 Papilio-Arten untersucht und stellt sie in einer Tabelle zusammen. 
Er kommt dabei zu folgenden Ergebnissen, die sehr für die Ansichten 
des Verfassers über die Nackengabel sprechen. Er bemerkt folgendes: 
„Die Pflanzen, die von den Papilio-Weibchen zur Eiablage ausgewählt 
werden, gehören 6 Famalien an. Haben diese 6 Familien etwas Gemein- 
sames ? Systematisch nicht, physiologisch zweifellos. . Die Aristolochiaceen 
sind bekannte Giftpflanzen, die Rutaceen sind wichtig durch ihren Reichtum 
an Oelen und Säuren, bei den meisten Arten sieht man die Oeldrüssn 
als glänzende, lichtbrechende Punkte, wenn man die Blätter gegen das 
Licht hält. Die Umbelliferen sind gleichfalls reich an Oelen: Pastinak, 
Anis, Fenschel, Dill. Zu den Lauraceen gehören der Lorbeer, der chine- 


(8) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


sische Kampferbaum, Laurus camphora und Burmanni, der chinesische 
Zimtbaum. (Cinnamonum Cassia), alles stark aromatische ölführende 
Gewächse. Ficus ist bekannt durch seinen Gehalt an Milchsaft. Die letzte 
Familie, die Anonaceae, ist infolge ihres Oelreichtums den bereits genannten 
ähnlich; die Gattung Anona liefert aromatische Früchte, Artobotrys und 
Michelia berauschen durch ihren schweren süßen Duft. (Michelia champaea 
ist die bekannte „Haarblume“ der chinesichen Frauen.) Der Parfümlieferant 
Calanga gehört gleichfalls hierher. Die ganze große Gattung ist also 
charakterisiert durch die Vorliebe für scharfe Sekrete.* Erwähnenswert 
scheint Referenten in Ergänzung der Angaben von Mell, daß Papilio 
machaon, der wie seine allernächsten Verwandten Umbelliferen frißt, im 
Gegensatz zu der überwiegenden Mehrzahl der Angehörigen der Gruppe 
der Rinnenfalter (Papilio s. str.), die sich von Rutaceen nähren, trotzdem 
in Mitteleuropa nur 2 Rutaceen vorkommen, doch eine derselben Dietamnus 
albus Z. neben Doldengewächsen in England zur Eiablage benutzt. 


Sitzung vom 25. Januar. 


Herr P. Schulze teilt einiges aus seinen Untersuchungen über 
das Vorkommen von Carotinen im Tierreich”) mit, die später ausführ- 
lich veröffentlicht werden sollen. Wie schon der Name sagt, ist der Typus 
dieser Gruppe von Körpern das Carotin, der rote Farbstoff der Mohrrübe. 
Dieses ist ein ungesättigter Kohlenwasserstoff von der Formel C,,H;, und 
gehört neben dem Dibiphenylenaethen C,,H,, zu den einzig sicher bekannten 
Fällen gefärbter Kohlenwasserstoffe. Im Pflanzenreich finden wir es in 
weitester Verbreitung in fast allen Gruppen und fast allen Organen. Das 
Xanthophyil, der gelbe Begleiter des Chlorophylis gehört ebenfalls hierher, 
es enthält aber Sauerstoff und hat die Formel C,,H;,O,. Beinahe ebenso 
allgemein ist das Vorkommen von Körpern dieser Gruppe im Tierreich. 
Die gelbe oder rötliche Färbung vieler Schwämme, Seerosen, Würmer, 
Krebse, die sogenannte „Rose“ um das Auge von Birk- und Auerhahn, 
die Färbung vieler Fette, der Sehpurpur usw. sind alle durch Carotine 
bedingt. Unter den Insekten treten diese Stoffe besonders bei den Coleop- 
teren auf, wo es die Deckenfärbung vieler Coccinelliden und Chrysomeliden 
bedingt. Die Ursache dafür, daß die Farbe bei diesen Tieren so schnell 
nach dem Tode verbleicht, liegt darin, daß Carotine eine außerordentliche 
Affinität zum Sauerstoff besitzen, sich mit diesem verbinden und infolge- 
dessen verändert werden. Licht begünstigt diesen Prozeß, verursacht ihn 
aber nicht. Man kann Exemplare in einer Kohlensäureatmosphäre im vollen 
Licht jahrelang aufheben, ohne daß eine Veränderung eintritt. Im lebenden 
Tier muß also entweder die Verbindung mit Sauerstoff verhindert oder 
das Carotin immerfort neu gebildet werden. Diese färbenden Stoffe liegen 
nun entweder in den Epidermis- (Hypodermis-)Zellen der Flügeldecken 
oder aber in gleich zu besprechenden Geweben zwischen den beiden 
Chitinlamellen der Decken, und zwar fast stets an Fett gebunden. Der 
erste Fall liegt bei der Feuerwanze Pyrrhocoris apterus L. vor. Hier hält 
sich die rote Farbe auch gut nach dem Tode, da das Carotin in den Zellen 
der Epidermis ziemlich luftdicht abgeschlossen zu sein scheint. Anders 
in dem zweiten Falle. Als Beispiel hierfür möge Melasoma_ viginti- 
punctatum Scop. dienen. Untersucht man die Flügeldecken dieser Art 
kurz nach dem Verlassen der Puppenhülle, so sieht man, wie einzelne, 


*) Vergl. die ausführliche Arbeit in den Sitz. der Ges. naturf. 
Freunde Berlin 1913, 1. 


für das Jahr 1912. (9) 


mit zunächst nur schwach gelb gefärbtem Fett beladene, amöboide Zellen 
aus dem Körper in die Decken einwandern. Diese Elemente teilen sich 
sehr lebhaft und bilden guirlandenförmige Stränge, die bald den ganzen 
Raum im Innern der Decke einnehmen, und sind mit dichten, durch ein 
Carotin sattgelb gefärbten Fettmassen angefüllt. 


Bei einigen Individuen scheiden sich um diese Zeit noch große rote 
Carotinkristalloide in den Zellen aus. Diese bedingen dann die ziegelrote 
f. miniata Auel. Während der Paarungszeit, in der die Tiere sehr lebhaft 
sind und bei den 92 die Eier reifen, wird dieses Fett nebst dem Carotin 
wieder in den Körper zurücktransportiert und dort verbraucht. Dieser 
Prozeß macht sich auf den Decken als Ablassung bemerkbar. Fett und 
Carotin sind also als Speicherstoffe zu betrachten. Aus diesem Grunde 
wird das Rot der f. miniata auch schon im Sommer bei den erst im April 
des nächsten Jahres kopulierenden Exemplaren der überwinternden Gene- 
ration angelegt. Wir haben es also nicht mit einer reinen Hochzeitsfarbe 
zu tun, wie Schultz meinte. Die oben erwähnten Zellen ordnen sich 
zwischen den Decken bei jeder Art in ganz charakteristischer Weise an 
und sind infolgedessen systematisch sehr wichtig. So ist z. B. das Bild, 
das man bei Betrachtung der Flügeldecken zweier so nahe verwandten 
Arten wie Gonioctena viminalis L. und rufipes F. erhält, durchaus ver- 
schieden. Die f. calcarata F. von G. viminalis stellt keinen Fall von 
Nigrinismus dar, wie man bisher annahm, sondern‘ nur einen Fall von 
Melanismus, verbunden wie gewöhnlich mit konstitutioneller Prävalenz. 
Nach dem Schlüpfen treten bei dieser Form oft gar keine schwarzen 
Punkte auf, wohl aber wird die ganze Decke mit einem grauen Pigment 
gleichmäßig übergossen. Sie wäre aber allein nicht im Stande, die intensive 
Schwarzfärbung dieser Form zu verursachen; diese ist vielmehr bedingt 
durch totale Absorption des Lichts durch dicke rotgelbe Fettmassen 
zwischen den Lamellen der Flügeldecken, was man deutlich sieht, wenn 
man diese bei durchfallendem Licht betrachtet. 


Herr Ohaus bespricht den Ausfärbungsprozeß bei den Ruteliden. 
Die Flügeldecken und das letzte Hinterleibssternit bleiben sehr lange, wenn 
die übrigen Körperteile schon längst ihre endgültige Färbung erreicht 
haben, blaß und weich, und ihre Entwicklung verläuft parallel der der 
Genitalien, und ist bei manchen Arten erst nach 3 Monaten vollendet. 
In diesem Stadium beobachtet man in den Hauptkanälen der Flügeldecken, 
die häufig durch Anastomosen verbunden sind, lebhafte Pulsationen, ähnlich 
den von Herrn P. Schulze erwähnten. Bei einigen südamerikanischen 
Ruteliden, deren Flügeldecken oben grün sind, findet sich auf der Unterseite 
eine dicke gelbe Schicht; der Aderverlauf ist hier sehr deutlich, und größere 
Anastomosen kommen zuweilen als sogenannte Verkrüppelungen in außer- 
gewöhnlich starker Entwicklung, in anderen Fällen normalerweise vor. 


Herr H. Kuntzen weist auf die in der Jugend hell metallische 
Färbung von Carabus arvensis, granulatus, canc ellatus usw. hin, die mit 
fortschreitendem Alter des Tieres stumpfer und dunkler wird; das könne 
vielleicht als ein ähnlicher Ausfärbungsvorgang aufgefaßt werden, wenn 
es sich auch um einen von den Carotinen total verschiedenen Farbstoff 
handeln muß. 


Herr P. Schulze hält die Farbenänderung in diesem Falle, sowie 
bei Cieindelen usw. weniger für irgend welche Veränderungen, die den Farb- 
stoff selbst betreffen, sondern wohl mehr für eine Folge der Aenderung 
der Oberflächenstruktur, bedingt zunächst durch den fortschreitenden Er- 
härtungsprozeß und später durch mechanische Abnutzung der Flügeldecken. 


(10) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins. 


Herr Wanach macht darauf aufmerksam, daß die oft genannten 
„Strukturfarben“ nach den Untersuchungen von B. Walter durchaus nicht 
durch Strukturverhältnisse allein verursacht werden können. Walter komme 
durch eingehende physikalische Untersuchungen zum Schluß, daß es sich 
bei fast allen Schillerfarben bei Insekten und Vögeln um reine Oberflächen- 
farben nach Art der Schillerfarbe von Fuchsinkristallen usw.. handelt. 
Freilich ist Biedermann auf Grund ebenso eingehender Untersuchungen 
zu der Ansicht gelangt, es handle sich in allen diesen Fällen im wesent- 
lichen um Farben dünner Blättchen, modifiziert durch Pigmentfarben. 
Die Klärung dieser Frage steht jedenfalls noch aus. 

Herr Grünberg erwähnt die bei vielen Dipteren, z. B. Syrphiden, 
namentlich am Abdomen vorhandene rotgelbe Färbung, die sich bei einigen 
Arten auch nach dem Eintrocknen hält, bei andern aber bald verschwindet; 
in diesem Falle könne es sich vielleicht um Carotine handeln. Dem stimmt 
Herr P. Schulze nicht bei; es kommen auch gelbe Pigmente vor, die nichts 
mit den Carotinen zu tun haben, und bei den Syrphiden z. B. scheinen 
die gelben Flecke am Abdomen auf reiner Chitinfärbung zu beruhen, 
während z. B. bei Polistes gallicus die gelbe Färbung gleichzeitig durch 
Chitinfärbung und Carotin verursacht wird. 

Herr Dadd legt eine Reihe österreichischer Geometriden vor: 
Eumera regina Staud.. Caustoloma flavicaria Mb., Eilicrinia cordiaria g. v. 
roeslerstammaria Staud., Lignyoptera fumidaria Mb., Fibernia bajaria Schift., 
Scodiona conspersaria F. 


Herr Walter erläutert in einem kurzen Vortrag das Vorkommen 
der prächtigen Papilio-Art Ornithoptera urvilleana. Sie finden sich’haupt- 
sächlich auf den Salomon-Inseln, auf deren Entdeckungsgeschichte der 
Vortragende kurz eingeht. Die ersten Nachrichten über diese schöne 
Falterart wurden von Dumont d’Urville nach Europa gebracht, doch ging 
die von den Offizieren der Expedition mitgebrachte Schmetterlingssammlung 
bei einem Schiffbruch in der Torres-Straße verloren. Genauere Beschrei- 
bungen erhielt man erst, als die Südsee-Händler Niederlassungen im Bis- 
marck-Archipel errichteten. Die Händler waren es auch, durch deren 
Sendungen die ersten Exemplare dieser prächtigen Papilio-Art nach Europa 
gelangten. Dagegen wurde die Lebensweise der schönen Tiere erst in 
den letzten Jahrzehnten von wissenschaftlichen Forschern beschrieben. 
Ornithoptera urvilleana wird in mehreren Formen beobachtet. Die eine, 
rein blaue, findet sich überall auf den Salomon-Inseln; in letzter Zeit will 
man sie auch im südöstlichen Teil von Neu-Guinea beobachtet haben, doch 
ist dies Vorkommen noch immer zweifelhaft. Auf den Salomon-Inseln 
findet sich ferner die Form f/avomaculata, die auf den Hinterflügeln zwei 
goldgelbe, durchsichtige Flecke besitzt. Diese Form ist auch größer als 
die oben beschriebene, in Sammlerkreisen als vera bezeichnete. Ferner 
existiert auf Neu-Mecklenburg noch eine andere Form, bei der die Hinter- 
flügel ins Grünliche spielen; diese Form hat den Namen miokensis erhalten. 
Früher wurde angenommen, daß O. urvilleana grün aus der Puppe schlüpft 
und sich erst nach einiger Zeit blau färbt. Man war der Ansicht, daß 
die miokensis genannten Stücke sehr zeitig getötet waren, noch ehe sich 
die Farbe völlig in Blau verwandeln konnte. Das ist aber ein entomolo- 
gisches Märchen, denn auf den Salomon-Inseln schlüpft wrvilleana völlig 
blau aus der Puppe, und die grünblaue Form wird in größerer Zahl in 
Neu-Mecklenburg gefunden. ö 


i Mit O. wrvilleana nahe verwandt und möglicherweise sogar die 
Stammform ist O. pegasus, auch poseidon genannt, von urvilleana nur 
durch grüne Farbe unterschieden. Dagegen ist die Unterseite beider 


für das Jahr 1912. (11) 


Formen nahe gleich, ebenso sind sich die großen braunen 22 beider 
Formen sehr ähnlich. O. pegasus besitzt ein großes Verbreitungsgebiet, 
doch hat Vortragender nur ein paar Vergleichsstücke aus Neu-Guinea 
mitgebracht, die unter einander starke Variabilität zeigen. Wenn es auch 
noch nicht mit Gewißheit festgestellt ist, so kann man doch mit großer 
Wahrscheinlichkeit annehmen, daß die eigentliche Heimat der blauen, 
urvilleana genannten Art die Salomon-Inseln sind, und daß die grünblauen 
Tiere in Neu-Mecklenburg von verflogenen oder durch Stürme verschla- 
genen Exemplaren herrühren. Ob und wie ein Uebergang stattfindet, läßt 
sich zur Zeit noch nicht mit Sicherheit ermitteln, doch scheint die Form 
miokensis möglicherweise ein Bindeglied zwischen der reinen wrvilleana 
und pegasus zu sein. Diese großen Schmetterlinge fliegen hauptsächlich 
um Baumkronen, und zwar in gewaltiger Höhe, sind daher schwer zu 
erbeuten, und man muß beim Fang hauptsächlich die Eingeborenen zu 
Hülfe nehmen. 

Herr Blume legt einen Kasten seiner biologischen Sammlung vor, 
enthaltend Dendrolimus pini L., Pachypasa otus Dru. und Endromis versicolor 
L., welch’ letztere bei Berlin in einer konstant albinistischen Form aufzu- 
treten scheine, die wesentlich heller ist als die als typisch zu betrachtende 
Mehrzahl auswärtiger Stücke und die Abbildungen in den bekannten 
Schmetterlingswerken. 

Herr Stichel weist den Ausdruck „albinistisch* in solcher Anwen- 
dung zurück; als Albinismus sei nur eine pathologische Zufallsbildung zu 
bezeichnen, nicht aber eine örtlich konstant auftretende helle Färbung. 

Herr Kuntzen erwähnt den scheinbaren temporären Albinismus 
bei Jaspidea celsia L., die im hiesigen Gebiet infolge fortschreitender 
Austrocknung des Bodens immer seltener wird. Während die im August 
gefundenen Stücke schön grün gefärbt sind, findet man später, namentlich 
im Oktober, ganz weiße, offenbar im Leben ausgeblichene Stücke. 

Herr Rangnow hat beobachtet, daß die Tiere schon in einer Nacht 
in einem feuchten Zuchtkasten total ausbleichen können; ferner erinnert 
er an die Zähigkeit und Anspruchslosigkeit der Raupe, worüber er in der 
Sitzung vom 21. September v. J. berichtet hatte. 

Herr Heinrich tritt der Bezeichnung des Resultats einer Aus- 
bleichung als „Albinismus“ entgegen; nur das Fehlen dunkler Pigmente von 
Hause aus ist eigentlicher Albinismus. Sehr empfindlich gegen Feuchtigkeit 
ist das zarte Grün nicht nur bei J. celsia, sondern auch bei Geometra 
papilionaria und namentlich bei Metrocampa margaritaria u. a. 


Herr Rangnow hat an einer Stelle immer wieder Stücke von J. 
celsia mit fast ganz geschwundener, auf ein kleines Fleckchen reduzierter 
Mittelbinde gefunden, und hält daher diese Form für erblich. Ferner 
berichtet er über die Zucht von zwei Generationen von Äpafura tlia; 
zwei kürzlich gefundene Räupchen, von denen das eine schon über 2 cm 
lang ist, zeigte er herum; das andere, ursprünglich grüne, hat sich der 
neuen Umgebung durch Braunfärbung angepaßt. Endlich legt Herr R. 
noch eine Reihe sehr heller 4% Argynnis aglaia L. auffallend scharf ge- 
zeichnete Stücke von Safyrus semele L. und sehr schön blaue Zyeaena 
donzeli B., sämtlich aus Ingermanland vor. 


Herr v. Chappuis zeigt einige von ihm selbst erbeutete seltene 
Käfer: Carabus variolosus F. aus dem Kesselbachtal im Glatzer Gebirge; 
Ludius ferrugineus, der wenigstens im männlichen Geschlecht in der Mark 
weniger selten zu sein scheint als anderwärts, im Mulm von Weiden und 
Schwarzpappel gefunden; örtlich sehr beschränkt findet sich Chrysomela 
graminis bei Finkenkrug, dort aber in großer Anzahl und sehr farben- 


(12) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


prächtig; Chr. carnifex findet sich bei Bergen im Luch bei Nauen; Melandrya 
dubia Schall. (canalieulata F.) wurde bei Groß-Behnitz an der Lehrter 
Bahn und im Brieselang erbeutet, während M. caraboides überall häufig 
ist. Endlich liegt noch eine Silpha tristis vor, die gefunden wurde, als 
sich gerade ein großer Gordius in seltsamen Verschlingungen aus ihr 
herauswand. 

Herr H. Kuntzen gibt als Futterpflanzen für Chrys. graminis, die 
nicht an Gras lebt, im Brieselang übrigens nur in einem Jagen vorkommt, 
an: Mentha arvensis, M. aquatica, Cirsium arvense, C. palustre, Lycopus 
europaeus und Stachys palustris. Chr. carnifex dagegen findet sich nur 
an ganz trocknen Stellen bei Stolp in der Mark, Karlshorst, Eberswalde, 
zusammen mit Chr. sanguinolenta., 


Herr Wanach erwähnt als märkischen Fundort von Car. variolosus 
das Moosfenn bei Potsdam, wo Biehl ein Stück erbeutet hat. Als ständigen 
Fundort von Zud. ferrugineus erwähnt Herr Kuntzen noch Vehlefanz 
in der Mark. 


Herr Heinrich zeigt seine im August 1909 und Juni 1911 in Digne 
(Basses Alpes) erzielte Bläulingsausbeute vor, nach einigen durch 
Ansichten der Gegend erläuterten allgemeinen Bemerkungen über diese 
Örtlichkeit als Fundort für Lepidopteren. Von den nach Spöngerts Aufsatz 
„Digne“ in Heft 2/3 Bd. XXII der „Iris“ daselbst einheimischen 25 Bläulings- 
arten sind 22 vertreten, nämlich Zampides telicanus Lang (8), Lycaena 
argiades Pall. f. coretas O. (6), L. argus onychina Rbr. (6) mit in beiden 
Geschlechtern stark weißlicher Unterseite. Das weiter angegebene 
Merkmal für diese Form, eine die typische Form übertreffende Größe, ist 
nicht konstant; es finden sich neben besonders großen auch kleinere In- 
dividuen. Die f. caeruleocuneata Ebert wurde in 2 Stücken, einem großen 
und einem kleinen © gefangen. Zye. argyrognomon Bergstr. (6, 8), in 
der Frühjahrs- und Sommergeneration gefangen, gehört im weiblichen 
Geschlecht meist zur f. callarge Staud. Die Unterseite ist in beiden 
Geschlechtern heller, bei den 9'5' weißlich; man wird also diese Stücke 
zur f. alpina Berce oder nivea Courv. (Ent. Zeitschr., Stuttgart, 24. Jahrg. 
S. 88) zu rechnen haben. Z. baton Bergstr. (6) und 2. astrarche Bergstr. 
(8) wurden nur in je einer, /. icarus Rott. (6,8) dagegen in der Frühjiahrs- 
und Sommergeneration gefangen. Die f. icarinus Scriba kommt verhält- 
nismäßig häufig in beiden Geschlechtern vor. Die f. brunnea 2 Courv., 
bei der die Randmonde fast ganz geschwunden sind, wurde in einem Stück 
gefangen. In der Größe kommen in beiden Generationen und Geschlech- 
tern Verschiedenheiten vor. Ebenso zeigt die Färbung der Unterseite 
sowohl hinsichtlich der Grundfarbe als auch bezüglich der stärkeren oder 
geringeren Intensität der gelbroten Randmonde erhebliche Abweichungen. 
L. hylas Esp. (6,8) in sehr kleinen Stücken (5 und 9), Z. meleager Esp. 
o und 2 (6,8), 7. escheri Hb. 5 und 2 im Juni meist in großen Stücken 
gefangen. Kleinere ZT lassen sich von 2. icarus f. icarinus Ser. mit- 
unter kaum unterscheiden. Bei einem der vorgezeigten Stücke kann die 
Zugehörigkeit nicht zweifelsfrei festgestellt werden. Ebenso versagen die 
Bestimmungsmerkmale sehr häufig bei den 92 von Z. bellargus Rott. und 
coridon Poda (6,8). So groß der Unterschied bei den (SS ist, so außer- 
ordentlich ähnlich sind sich die 9%. Blauer Anflug der Q® kommt bei 
beiden Arten vor, ebenso sind ihnen die gescheckten Fransen gemeinsam. 
Vortragender muß gestehen, daß ihm bei einer größeren Anzahl 2 2 
die sichere Bestimmung nicht gelingen will. Von 2. coridon SS kommen 
außer der typischen Form auch die var. rezniceki Bartel und die in je 
einem 5 gelangenen f. suavis Schultz und f. odsoleta Courv. vor. 


für das Jahr 1912. (13) 


Letzteres Stück zeigt unterseits die Randmonde sehr verloschen. Von 
den Punkten sind bei den Vorderflügeln nur der Mittelmond und 2 Punkte 
der Antemarginalreihe (zwischen C, und C, sowie zwischen C, und M, 
nach Comstock) geblieben; auf den Hinterflügeln sind sämtliche Punkte 
und der Mittelmond verschwuneen. Ein 5’ zeigt insofern eine Färbungs- 
anomalie, als ober- und unterseits die Randmonde rechts lebhaft orange, 
links aber blaßgelb gefärbt sind. Weiter wurden noch erbeutet: /. admetus 
Esp. f. ripartä Frr. (8), [. damon Schiff. $ und 9 (8), /. jolas O. 2 
(6), /. sebrus B. Jg und 92 (6), Z. minima Fuessl. (6), Z. semiargus 
Rott. © (6), Z. cyllarus Rott. S' und 2 (6), darunter 2 ?Q der f. blachieri 
Mill., L. melanops B. 22 (6) in sehr abgeflogenen Stücken, /. arion L. 
gg und 2% (6) in schönen frischen Stücken, darunter ein stark ver- 
dunkeltes, der f. obscura Frey nahestehendes 5. Z/. argiolus L. wurde 
im Juni nicht beobachtet, aber im August in frischen Stücken gefangen. 
Unter den Z. arion befindet sich ein Stück, das statt des der Regel nach 
nur einfachen Wurzelpunktes der Vorderflügelunterseite deren 3 aufweist; 
2 Stücke zeigen den Wurzelpunkt nur links, während er rechts fehlt. 


Sitzung vom 1. Februar. 


Herr Blume zeigt einen Teil seiner letzen Sommerausbeute aus 
der Umgebung Berlins. Starke Variabilität zeigt eine längere Reihe von 
Melitaea aurinia Rott.; ein sehr dunkles 2 wurde vor näherer Besichtigung 
für M. maturna gehalten. Sehr dunkle Stücke finden sich auch in einer 
Reihe von M. dietynna Esp., die in großer Menge an der Chaussee von 
Finkenkrug nach Brieselang vorkam. Recht variabel in der Helligkeit der 
Färbung ist auch Argynnis ino Rott. Von Arg. aglaia L. liegt ein Stück 
vor, bei dem die schwarzen Flecke sehr klein sind und zum Teil ganz 
fehlen. Von Zycaena semiargus Rott. hat Herr Bl. nur 3 Stücke bei 
Schwanenkrug erbeutet. 

Herr Dadd hat diese Art bei Finkenkrug nicht gesehen, sehr häufig 
aber bei Spandau. Herr Stichel hebt hervor, daß sie nur an trocknen 
Stellen vorkommt, Herr Rangnow, daß sie bis nach Haparanda verbreitet 
ist. Ferner zeigt Herr R. eine interessante Monstrosität von Heliothis 
incarnata Frr. mit scheinbar 5 Flügeln; über dem rechten Vorderflügel, 
der offenbar beim Schlüpfen verletzt und infolgedessen verkrüppelt ist, 
findet sich ein Flügelstumpf, dessen Rand merkwürdigerweise deutliche 
Fransen zeigt. 

Herr Dadd legt eine größere Anzahl Falter vor, die er aus den 
Eiern eines für Agrotis orbona Hufn. gehaltenen © erzogen hat, das er 
leider, da er gar keinen Anlaß zu irgend welchen Zweifeln hatte, nicht 
aufbewahrt hat. Das © war viel kleiner, als Vortr. jemals’eine Ärg. pronuba 
gesehen hat, und auch die größten von den Nachkommen erreichen die 
normale Größe dieser Art nicht ganz, die Mehrzahl aber ist sehr viel kleiner, 
durchaus von der normalen Größe von Agr. orbona,; dagegen gehören 
die Tiere nach der Zeichnung durchaus zu Agr. pronuba. 


Insbesondere fehlt der schwarze Mondfleck auf den Hinterflügeln 
bei den meisten ganz und ist nur bei sehr wenigen durch einige verstreute 
schwarze Schüppchen schwach angedeutet. Die Vorderflügel zeigen starke 
Variabilität: die Grundfarbe ist bei der einen Serie blaugrau, bei der anderen 
rotbraun, und in beiden Farbenserien ist die Zeichnung teils scharf aus- 
geprägt, teils sehr verwaschen. Die geringe Größe der Tiere ist nicht 
etwa dadurch zu erklären, daß es Hungerformen wären, denn die Raupen 
erhielten reichliches Futter und fraßen alle enorın viel, so daß sie wie 


(14) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


aufgeblasen aussahen und zum Teil augenscheinlich an Ueberfütterung 
eingingen; auch ist nur ein einziger Falter verkrüppelt, was bei Hunger- 
zuchten viel häufiger vorkommt. Herr D. hält es daher für wahrscheinlich, 
daß es sich um Hybriden der genannten beiden Arten handelt. 

Herr P. Schulze weist darauf hin, daß schon Herrich-Schäffer 
ähnliche Tiere von einem Züchter vorgelegt seien und daß er ebenfalls 
den Verdacht hegte, daß diese f. hoegei H.-S. eine Hybridenform wäre; 
auch sonst sei die Form seitdem mehrmals beobachtet worden. Im vor- 
liegenden Falle könnte aber auch die Erklärung in der geringen Größe 
der Mutter liegen, falls diese doch eine Agr. pronuba gewesen sein sollte. 

Herr Rangnow hält diese Erklärung für die wahrscheinlichere, 
da die zweite Generation von Agr. pronuba stets kleiner ist als die erste, 
und da die im Herbst gefangene Mutter wohl zur zweiten Generation 
gehörte. Den vorgeschlagenen Entscheidungsversuch, eine Copula zwischen 
beiden Arten zu erzielen, hält er für aussichtslos, da schon die Copula 
von Agr. orbona unter sich in der Gefangenschaft kaum jemals gelinge. 

Herr Wichgraf legt ein normales Pärchen und einen Herma= 
phrodit von Teracolus achine Cr. vor, dessen Zeichnung namentlich 
auf dem linken Vorderflügel weiblichen Charakter zeigt. Die Frage, ob 
man solche Fälle von bloßen Zeichnungsabnormitäten als Hermaphrodi- 
tismus bezeichnen dürfe, bejaht Herr P. Schulze; früher unterschied man 
sie als Pseudohermaphroditismus von „echtem“ Hermaphroditismus mit 
gleichzeitiger Ausbildung männlicher und weiblicher Genitalien; seit aber 
Meisenheimer nachgewiesen hat, daß die sekundären Geschlechtsmerkmale 
sich im Gegensatz zu den Wirbeltieren bei den Arthropoden ganz unab- 
hängig von den primären entwickeln, fehlt jede Begründung für eine 
generelle Trennung beider Arten von Hermaphroditismus. Die betreffende 
Stelle bei Meisenheimer (Experimentelle Studien zu Soma- und Geschlechts- 
differenzierung, 1909 p. 144) lautet: „Im normalen eingeschlechtlichen 
Individuum sind primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale in durchaus 
gleichartiger Bestimmung zu einer harmonischen Einheit vereinigt. Jeder 
Fall nun, in dem sich irgendwelche Geschlechtscharaktere in verschiedenem 
geschlechtlichem Sinn in einem Individuum mischen, muß als Zwitterbildung 
bezeichnet werden. Und zwar wird stets eine echte Zwitterbildung vor- 
liegen, da ia alle Sexualcharaktere entsprechend der nachgewiesenen 
Selbständigkeit ihrer Differenzierung gleichwertig nebeneinander stehen. 
Eine Einteilung in Hermaphroditismus verus (mit gleichzeitigem Auftreten 
von Hoden und Ovarium) und Pseudohermaphroditismus, wie sie vielfach 
vorgenommen wird, bedeutet dann eben in keiner Weise einen prinzipiellen 
Gegensatz.“ 


Sitzung vom 8. Februar. 


Herr Dadd legt einige aus Tirol erhaltene Eulen vor: Caradrina 
respersa Hb. und die sehr seltene C. gilva Donz. aus Waidbruck, und 
C. pulmonaris Esp. aus Bruck. Er zweifelt, ob C. oilva als echte Caradrina 
zu gelten hat, ob sie nicht vielmehr der Gattung Agrofis sehr nahe steht, 
da sie sehr stark namentlich an Agr. decora Hb. erinnert. 

Herr Wichgraf zeigt eine in Südafrika gefangene, in interessanter 
Weise verkrüppelte Agrotis segetum Schiff.: der rechte Vorderflügel 
ist an der Basis verbreitert und durch einen tiefen radialen Einschnitt in 
einen vorderen Hauptteil und einen hinteren, etwas verkürzten, aber mit 
voll ausgebildeten Fransen besetzten Lappen geteilt, so daß das Tier fast 
den Eindruck der Fünfflügeligkeit macht. 


für das Jahr 1912. (15) 


Unter Hinweis auf die kürzlich aufgestellte Behauptung, daß sich 
alle Raupen in vertikaler Körperlage häuteten, bittet Herr P. Schulze 
um Mitteilung von Beobachtungen über die Häutungsstellung; sicher 
unzutreffend ist jene Behauptung für Arcfia hebe L., deren Raupe sich 
auch in horizontaler Lage häutet. Herr Dadd meint ziemlich sicher 
aussagen zu können, dab die Catocalenraupen sich in allen wöglichen 
Lagen häuten. Ferner fragt er an, ob irgend eine Erklärung bekannt sei 
für die merkwürdige Erscheinung, daß bei Faltern zuweilen Stücke der 
Vorderflügelzeichnung auf den Hinterflügeln auftreten und umgekehrt, wie 
das bei einem in England bekannt gewordenen Stück von Arclia caja 
besonders schön ausgebildet war. Herr Lück erwähnt einen jetzt in 
Rothschilds Museum befindlichen Papilio helenus L. mit ie 2 überschüssigen 
Rippen, Zellen und Schwänzen in beiden Hinterflügeln, sowie einen ?. froilus 
L. mit 2 Schwänzen an den Vorderflügeln, Herr Wichgraf eine Planema 
poggei Dew., deren Hinterflügel auf der Unterseite Flecke iu der gelben 
Vorderflügelfärbung zeigen. 

Herr Esselbach legt präparierte Raupen von Pachypasa otus und 
Acherontia atropos vor, sowie Sirex gigas nebst Rhyssa persuasoria L., 
einer Pimpline, die ihre Eier in die Larven von Sirex legt. Ueber die 
Raupenpräparation und besonders die mangelhafte Erhaltung der Farben 
bei A. afropos und ähnlich gefärbten Raupen entspinnt sich eine lebhafte 
Debatte; die nur bei sehr vorsichtiger Handhabung erträgliche Resultate 
ergebende Methode des Ausblasens gilt im allgemeinen als weit überwunden 
durch die neue Alkohol - Xylol - Präparation. Für manche Färbungen 
aber ist bis heute noch keine Erhaltungsmöglichkeit bekannt geworden, 
namentlich für blattgrüne Töne. 

Im Anschluß an einen von Herrn Esselbach vorgelegten Zeitungs- 
artikel über die Tsetsefliege befürwortet Herr Walter, man sollte diesen 
Namen doch lieber nicht auf Glossina palpalis, die berüchtigte Vermittlerin 
der Schlafkrankheit, übertragen, da G/. morsitans schon viel früher so 
genannt wurde; dem hält Herr P. Schulze entgegen, daß das Prioritäts- 
gesetz doch für Vulgärnamen keine Gültigkeit beanspruchen könne, und 
daß „Tsetse“* ebensowenig ein Speziesname sei wie etwa „Stech-Mücke“. 
Ueber weit ausgedehnte Wanderungen und Verschleppungen der Tsetse- 
fliegen berichten die Herren Walter und Wichgratf. 


Sitzung vom 22. Februar. 


Herr Blume zeigt einige frisch geschlüpfte Zerpnthia cerisyi God., 
deren Puppen er einer Temperatur von —7° ausgesetzt, nach 48 Stunden 
aber wieder ins warme Zimmer genommen hatte. Im Gegensatz zu einem 
früheren Mißerfolg haben diesmal alle Puppen ohne Ausnahme Falter 
ergeben; den Boden des Puppenkastens hatte Herr B. mit einer dicken, 
stets sehr feucht gehaltenen Schicht Sand bedeckt, und die Puppen in 
trocknem, auf diese Sandschicht gelegtem Moos gebettet. 

Herr Wichgraf legt im Anschluß an die jüngst in der Deutschen 
Entomologischen Gesellschaft gesehenen Aberrationen und Krüppel von 
Käfern solche von Faltern aus seiner Sammlung vor: zunächst einige 
Zwergformen von Teracolus eupompe Klug (kleines 5%' mit weiblicher 
Zeichnung), Acraea caldarena Hew., Acr. perenna D. H., dann linksseitig 
verkrüppelte Stücke von Aer. igafi Bsd. und Papilio ridleyanus White, 
der übrigens in auffallendem Maß die Gattung Acraea „imitiert“. Ferner 
die in der vorigen Sitzung erwähnte Planema poggei Dew., die auf der 
Unterseite des cinen Hinterflügels das Dottergelb der Vorderflügel ein- 


(16) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


gesprengt zeigt. Von Acer. egina Cr. zeigt das eine Exemplar ein völliges 
Ausbleiben der submarginalen schwarzen Linie. Ferner ist ein Zwerg von- 
Bunaea thyrrena und zwei aberrative Stücke von 2. aleione Stoll. beigefügt, 
wovon eins völlige Farblosigkeit der Hinterflügel, das andere sogar eine 
ganz abnorme Anordnung der Zeichnung aufweist. 

Herr Heinrich spricht im Anschluß an dem bei der letzten gemein- 
samen Sitzung in der Deutschen Entomologischen Gesellschaft von Herrn 
Dr. Kuntzen gehaltenen Vortragüber Anomalienim Reiche der Schmetterlinge. 
Man kann diese zunächst in zwei große Gruppen teilen, in Anomalien des 
Körperbaues und in solche der Zeichnung und Färbung. Nur von ersteren 
soll heute die Rede sein, da es nicht möglich war, für das ganze große Gebiet 
Anschauungsmaterial mitzubringen. Die Anomalien des Körperbaus bei 
Lepidopteren kommen nicht selten, Verkrüppelungen bei Zimmerzuchten 
sogar allzu häufig vor. Sie gehen recht oft mit Anomalien der Zeichnung 
und Färbung Hand in Hand, während letztere viel zahlreicher ohne Ver- 
bindung mit Anomalien des Körperbaues bei Schmetterlingen gefunden 
werden. Die Ursachen für die Anomalien des Körperbaues bei Schmetter- 
lingen sind im ganzen genommen wohl die gleichen wie bei Käfern. Es 
kommen wie bei Käfern Fälle vor von überzähligen und fehlenden 
Körperteilen, z.B. Falter mit mehr als 4 bis zu 6 Flügeln und solche 
mit weniger als 4 Flügeln; auch bei den Fühlern zeigt sich oft ein 
angeborener Mangel von einem oder auch beiden Stücken. Dagegen 
sind Falter mit mehr als 2 Fühlern dem Vortragenden nicht bekannt. 
Auf sexueller Grundlage beruhen die namentlich bei Faltern .sich in 
der freien Natur nicht allzu selten findenden Zwitter und die gynan- 
dromorphen Bildungen der mannigfaltigsten Mischung. Bei den Faltern 
mit mehr als 4 Flügeln könnte man an Atavismus denken im Hinblick 
auf die Spannergattung Lobophora, die bekanntlich im männlichen 
Geschlecht neben den 4 Flügeln ein stets vorhandenes weiteres Paar 
Hautlappen aufweist, die man als wenn auch unentwickeltes drittes Flügel- 
paar ansehen könnte. Doch läßt Vortr. die Richtigkeit einer solchen 
Annahme dahingestellt sein. — Eine sehr häufige morphologische Anomalie 
ist die Asymmetrie, die an einem Papilio podalirius L. mit ungleich langen 
Schwänzen und an einer Melitaea cinxia L. mit beiderseits verschieden 
gestaltetem Flügelschnitt, links größer und rundlicher, rechts kleiner und 
buchtiger, zur Anschauung gebracht wird. Man könnte bei letzterem Stück 
an einen Hermaphroditen mit linker weiblicher und rechter männlicher 
Hälfte denken, doch läßt sich etwas Zuverlässiges darüber nicht sagen. 

Die gewöhnlichste Verkrüppelung, für die gleichfalls Material vorge- 
zeigt wird, ist die, daß entweder alle oder einzelne Flügel überhaupt nicht 
oder nur unvollkommen zur Entwicklung gelangen. Ganz besonders häufig 
beobachtet man diese Erscheinung bei künstlicher Zucht. Die Disposition 
zur Verkrüppelung ist bei den verschiedenen Arten verschieden. Als Grund 
kann man wohl annehmen, daß es nicht gelingt, bei künstlicher Zucht 
den Tieren die auf ihre Entwicklung einwirkenden Faktoren der freien 
Natur völlig zu ersetzen. Ganz besonders häufig erzielt man Krüppel, 
wenn man Puppen aus ihrem Kokon oder Erdpuppen aus der Erde ent- 
nimmt. Als Grund wird allgemein angenommen, daß beim Passieren des 
harten Kokons oder des Erdreichs auf den Falter ein gewisser mechanischer 
Druck einwirkt, der die Säfte in das Flügelgeäder hineintreibt. Gleichwohl 
entwickeln manche Schwärmer- und Eulenpuppen, auch wenn man sie 
der Erde entnimmt, meist tadellose Falter, können also den Druck entbehren, 
während bei dem Kokon entnommenen Puppen wohl in den bei weiten 
überwiegenden Fällen Verkrüppelung eintritt. — Eine bei Faltern ver- 
hältnismäßig häufige morphologische Anomalie ist die Abweichung von 


für das Jahr 1912. (17) 


der normalen Größe bei sonst ganz regelmäßiger Entwicklung. Man 
spr.cht von Riesen und Zwergen. Hier wirkt zweifellos die Ernährungsfrage 
wesentlich mit. Bekannt sind sogenannte Hungerformen, wofür als Beispiel 
eine als f. ioides O. benannte Zwergform von Vanessa io L. vorgezeigt 
wird. Mitunter ist eine ganze Generation kleiner als eine andere. Die 
bekanntesten Beispiele dafür sind die als v. polysperchon Bergstr. benannte 
gen. vern. von Lycaena argiades Pall. und die als f. se/enia Frr. benannte 
zweite Generation von Argynnis selene Schiff., die vorgezeigt werden. 
Mitunter sind die Größenunterschiede Eigentümlichkeiten von Lokalrassen. 
So bildet Safyrus statilinus Hufn. die beträchtlich größere südliche sub- 
species allionia F., während umgekehrt bei Pararge megaera L. die in 
Korsika fliegende v. figelius Bon. erheblich kleiner ist. Oft ist der Größen- 
unterschied durch die Höhenlage verursacht, derart daß die Tiere um so 
kleiner werden, in je größerer Höhe sie vorkommen. Als interessante 
Beispiele hierfür werden die var. montana Meyer-Dür von ZLyc. semiargus 
Rott. und Reihen von Zpinephele arcania L. mit den Varietäten darwiniana 
Stder., epiphilea Rbl., satyrion Esp., und unicolor Wheeler, von Zrebia 
lappona Esp., von Argynnis pales Schiff. mit v. arsilache Esp., sowie von 
Erebia f. adyte Hb. vorgezeigt. Die auf verschiedener Höhenlage 
beruhenden Größenunterschiede sind fast immer mit sehr erheblichen 
Färbungs- und Zeichnungsunterschieden verbunden, so namentlich bei 
arcania. Bei Erebia ceto Hb. fand Vortr. die im Bergell fliegende Rasse 
erheblich kleiner als die vom Gotthard, obwohl Höhenunterschiede nicht 
in Frage kamen. Manche Familien neigen sehr zur Bildung von Zwergen, 
so namentlich die Lycaeniden und Pieriden. Man findet hier die Zwerge 
unter den ausgewachsenen Stücken fliegend vereinzelt vor. Vorgezeigt 
werden Zwerge von Lycaena argyrognomon Bergstr., icarus Rott. (nur 
bei der 2. Generation), eros O., baton Bergstr., coridon Poda, hylas Esp., 
eumedon Esp., damon Schiff., amanda Schn., arcas Rott., Chrysophanus 
hippothoe L. mit v. eurybia O., alciphron Rott. mit v. gordius Sulz., Pieris 
napi L., daplidice L., Euchloe cardamines L., Colias phicomone Esp. Auch 
bei Zrebia melampus Fuessl. fliegen eine große und eine kleine Form 
untereinander. Bei Zrebia aethiops kommen selten Zwerge vor; ein 9 
von sehr reduzierter Größe wurde in Strausberg unter normalen Stücken 
gefangen. — Anormal große Stücke (Riesen) sind weit seltener. Vorge- 
zeigt wird ein solches Stück von Colias edusa F. 5' aus Airolo, ein 
Melitaea aurinia 2, das zusammen mit normalen und sehr kleinen Stücken 
in Finkenkrug gefangen wurde, ferner 2 22 von Chrysoph. alciphron Rott. 
aus Finkenkrug, die sich außerdem durch eine Reihe blauer Punkte vor 
der roten Randbinde der Hinterflügel auszeichnen. 


Herr P. Schulze lehnt die Hypothese, es handele sich bei überzähligen 
Flügelbildungen um Atavismen, durchaus ab; die meisten derartigen Bil- 
dungen dürften auf Verletzungen der Imaginalscheiben zurückzuführen sein. 
Zwar kenne man bei den im Karbon vorkommenden Palaeodictyopteren 
Anhänge am Prothorax, die als Homologa der Flügel gedeutet werden 
könnten (die übrigens wahrscheinlich nicht als eigentliche Flug-, sondern 
als Schwebeorgane gedient haben dürften); ebenso hätten manche Jugend- 
formen von Termiten an allen Thoraxsegmenten flügelartige Anhänge, von 
denen die prothorakalen später verschwinden, während die meso- und 
metathorakalen die Flügel ergeben; die pathologischen überzähligen Bil- 
dungen bei Schmetterlingen und Käfern aber hätten damit wohl sicher 
nichts zu tun. Ebenso sitzen die von manchen Autoren als rudimentäre 
Prothorakalflügel gedeuteten Patagiae der Lepidopteren nach seinen später 
zu veröffentlichenden Untersuchungen garnicht an der Grenze zwischen 


b 


(18) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


Notum und Pleura, wie die Flügel, wie man bisher annahm, sondern 
stellen Ausstülpungen des Pronotums dar; siesind also olfenbar den Flügeln 
nicht homolog. 

Auf ein paar böse Entgleisungen im Prospekt zum II. Bande von 
Hesse und Doflein, Tierbau und Tierleben, macht Herr P. Sch. aufmerksam: 
unter einer Abbildung einer Rhyssa, die eine Holzwespen-Larve anbohrt, 
steht „Eierlegende Sandwespe“, und Microgasterpuppen sind gar als 
„Schlupfwespeneier“ bezeichnet! Ferner spricht Herr P. Sch. die Ueber- 
zeugung aus, daß es sich bei den öfters beobachteten bleichen Stücken 
von Geometra papilionaria L., die keine Spur von Grün mehr zeigen, 
keineswegs um wirklichen Albinismus handelt, wie z. B. neuerdings Otto 
Richter (Internat. Ent. Zeitschr. 1912 S. 335) annimmt, sondern dab es 
sich um während des Lebens ausgeblichene Tiere handelt. Endlich legt 
Herr P. Sch. noch einen Zwerg von Zymantria dispar L. 2 von nur 33 mm 
Spannweite und einige etwas größere Zwerge vor. 

Herr Ohaus schildert die sehr merkwürdige Flugweise gewisser 
Libellen im oberen Amazonasgebiet, die durch sehr schlanken, bis 20 
em langen und dabei sehr dünnen Hinterleib und durch ebenfalls sehr 
schlanke, bisaufdie lebhaft gefärbte Spitze glashelle Flügel ausgezeichnet sind; 
man findet sie in 1000 bis 1900 m Höhe in einer Region äußerst üppigen 
Urwaldgebiets mit mächtigen Baumriesen auf sumpfigem Untergrund, wo 
sie in den engen Lichtungen ünter schraubenförmiger Drehung herab- 
schweben, ähnlich gewissen Pflanzensamen, wofür der unerfahrene 
Beobachter sie in der Tat auch hält, bis er durch das ruckweise seitliche 
Ausweichen bei dem Versuch, den herabwirbelnden Gegenstand mit der 
Hand zu haschen, seines Irrtums überführt wird. Genauere Beobachtung 
lehrt, daß die Tiere bei ihrem Schwebefluge ganz abweichend von den 
uns bekannten Insekten die 4 Flügel nacheinander, also im Viertakt bewegen, 
und nur bei Störung mit einem gleichzeitigen Ruck aller 4 Flügel davon 
schießen. Da die umgebende Vegetation zur Karbonzeit wohl einen ganz 
ähnlichen Charakter gehabt bat, ist es nicht unwahrscheinlich, daß die 
Palaeodictyopteren ebenfalls eine von jetzt bei den meisten Insekten nor- 
malen abweichende Flugweise gehabt haben, wobei die vorhin erwähnten 
Prothorakalanhänge eine bedeutsame Rolle gespielt haben mögen. 

Herr Rangnow legt eine Reihe nordischer Falter vor: Pheosia 
fremula Cl., darunter ein sehr verdunkeltes Stück aus den Norbotten 
(Nordschweden); 2 Chrysophanus phlaeas L. aus Nordschweden und ein 
Stück aus Sarepta (Süd-Rußland), ausgezeichnet durch sehr dunkle Färbung 
und stark ausgebildete Schwänzchen der Hinterflügel; eine Reihe der f. 
stieberi Gerh. von Chrys. hippothoe L. (Norbotten); 5 Zycaena astrarche 
Bergstr. (Norrland) mit hellgrauer Unterseite; die Y2 von Z. icarus Rott. 
aus Norrland und Angermannland zeichnen sich durch weißblaue Unter- 
seite aus; eine Reihe Coenonympha tiphon isis Thunb. aus Lappland und 
Angermannland; Maniola (Erebia) ligea f. adyte Mb. aus verschiedenen 
Orten von Jönköping bis zum nördlichsten Lappland ; endlich aus Sultanabad 
(Persien) ein Parnassius mnemosyne louristanus Bryk. 


Herr Kuntzen hat vor vielen Jahren ein sehr blaß hellgelbes 
Stück von Chrys. phlaeas im November (!) gefangen, das er für einen 
echten Albino zu halten geneigt ist; es war von normaler Größe. 


Herr Dadd stellt an der Hand einer mitgebrachten Serie fest, daß 
zwischen Maniola ligea L., euryale Esp., adyte Hb. und ocellaris 
Stdgr. keine scharfe Grenze zu ziehen ist; schon in der Sitzung vom 
29. Oktober 1908 hatte er seine Gründe für diese Ansicht ausführlich 
dargelegt und ietzt erfährt diese noch eine weitere Stütze durch die 


für das Jahr 1912. (19) 


schwedische Ausbeute des Herrn Rangnow, der dort euryale zusammen 
mit adyfe gefangen hat. Man hätte also die genannten Formen nur als 
verschiedenen Höhenstufen angehörige Formen einer Art zu betrachten, 
und zwar wäre /igea die in den geringsten Höhen heimische, die durch 
adyte und euryale-mit der in den höchsten Regionen fliegenden f. ocellaris 
Stdgr. durch stetige Uebergänge verbunden ist. 

Herr Stüler hat eine Reihe seltener, von ihm im Berliner Gebiet 
erbeuteter Käfer mitgebracht: Malachius rubidus Er. von Schilf zwischen 
Hundekehle und Grunewaldsee; Opilo pallidus Ol., im Tiergarten in der 
Dämmerung angeflogen; Sospita vigintiguttata L.f. figrina L., in der 
Schorfheide von Eiche geklopft; Dermestes bicolor F. aus dem Tauben- 
schlag des Herrn Petersdorfi; Anthrenus pimpinellae F. von Schirmblumen 
in Gatow; Adelocera quercea Hbst.; Aypoganus cinctus Payk. von einem 
Pilz; Zlater nigroflavus Goeze (=crocatus Lap.) von Weide; Dicerca moesta 
F. aus einem Käfergraben in Eberswalde; Duprestis octoguttata L., war 
vor vielen Jahren am Gatter des Grunewalds zwischen Charlottenburg 
und Schmargendorf gemein; Coraebus undatus F., Finkenkrug am Grase; 
Lyetus linearis Goeze (=unipunctatus Hbst.), am Fenster des Kaiser-Cafe 
in der Friedrichstraße gefangen; Orchesia fasciata Payk. und Adbdera 
flexuosa Payk. aus Finkenkrug von Flechten etc. an Baumstämmen; 
Aylita buprestoides Payk. (=laevigata Panz.) Melandrya dubia Schall. 
(canaliculata F.) von morschen Birken- und Lindenholz; Conopalpus 
testaceus Oliv. von morschen Eichenzweigen; Menephilus cylindricus 
Hbst.; Tenebrio opacus Dit. und obseurus F.; Leptura revestita L. von 
einem Buchenstamm bei Chorin (23. 6. 00); Xylotrechus (Clytus) arvicola 
Ol. von Klafterholz in Geltow, früher öfters in der Hasenheide an Schwarz- 
pappeln zu finden; //aplocnemia (Mesosa) nebulosa F. in der Schorfheide 
von Eichen geklopft; Agapanthia villosoviridescens De Geer (lineaticollis 
Don.) vom Grase in Finkenkrug;; Phyfoecia pustulata Schrk. aus Käfergräben 
in Tegel; Oberea linearis L. aus Finkenkrug von Haseln. 


Herr Wanach hat im Anschluß hieran ebenfalls Seltenheiten aus 
dem Potsdamer Gebiet mitgebracht: Calosoma reticulatum F. aus einem 
Käfeıgraben am kleinen Ravensberg; Zeistus ferrugineus L., nur einmal, 
aber in größerer Anzahl angetroffen; Bembidiim argenteolum Ahr. nebst 
f. azurea Gebl. vom Nordufer des Krampnitzsees, wo die typische Form 
im Mai 1906 recht zahlreich, später seltener auftrat, die grünblaue nur 
ganz vereinzelt; //arpalus rufus Brüggm.; Claviger longicornis Müll. aus 
einem Nest von Zasius umbratus Nyl. bei Rüdersdorf; Allonyx quadri- 
maculatus Schall. von einem iungen Kiefernstamm bei Potsdam nur einmal 
in einem Stück erbeutet; Zafhridius bergrothi Rttr. (vergl. Berl. Ent. Z. 
Bd. 53 S. 129); Coccinella distincta f. magnifica Rdtb., die vielleicht nicht 
so selten ist, wie man annimmt, sondern wegen ihrer großen Aehnlichkeit 
mit C. septempuncetata L. übersehen wird; Lepfura revestita L. 


Herr H. Kuntzen berichtet, daß vor etlichen Jahren Dr. Lampe 
eine große Anzahl Ca/. reticulatum aus Käfergräben bei Schönhausen an 
der Elbe mitgebracht habe; die Lebensweise des Käfers sei noch unauf- 
geklärt. Herr P. Schulze erwähnt, daß große Mengen des Käfers unter 
Rübenkraut gefunden seien, Herr H. Kuntzen vermutet, daß die Käfer hier 
Rübenfressern nachgestellt haben dürften, etwa den Larven von Silpha 
obscura L. oder Phosphuga atrata L.; Cal. reticulatum scheine jedenfalls 
überall nur sporadisch, dann aber in größerer Menge aufzutreten. Die 
Lebensweise der übrigen Arten dieser Gattung ist besser bekannt, aber 
manche auffallende Beobachtungen bedürfen vielleicht auch hier noch der 
Nachprüfung. Herr Pape hat beobachtet, daß die Larven von Cal. syco- 

b* 


(20) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


phanta L die Puppen von Sfilpnotia salicis fraßen, die Raupen aber ver- 
schmähten, Herr Ahlwarth, daß bei einer Nonnenplage die Larven und 
Käfer die Nonnenraupen fraßen; ferner berichtet er, daß er auf dem 
Blankenburger Rieselfeld nebst einigen anderen Sammlern über ein Dutzend 
Cal. auropunctatum Hbst. gefangen hätte. Cor. undafus hat er in der 
Dubrow und in der Mosigkauer Heide bei Dessau in Eichen gefunden; 
die Dessauer Gegend sei überhaupt reich an allerhand Arten, die sonst 
in viel südlicheren Gebieten, in Ungarn usw. vorkommen, z.B. Anthaxia 
manca F.; Clytus arvicola hat er bei Rosenthal im Norden von Berlin 
nebst Necydalis major L. gefangen. 

Herr Rangnow berichtet über eine Beobachtung, wonach Cal. 
reticulatum die Reste der von Cal. sycophanta stets nur zum kleinen Teil 
gefressenen Raupen von Dendrolimus pini verzehrt habe; C. sycophanta 
hatte wie gewöhnlich auf den Bäumen geiagt und reficulatum am Boden 
die herabgeworfenen Reste in Empfang genommen. Cal. auropunctatum 
sei auch in Stolpe und sogar in Berlin selbst gefangen worden. 

Herr Ohaus hat auf Sylt Cal. investigator Ill. neben allerlei Caraben 
unter Heuhaufen gefunden; in der Gefangenschaft fraßen sie mit Vorliebe 
die Leiber von Tipuliden. 


Herr Kuntzen brichtet noch über /arp. rufus, daß die Käfer in 
Röhren leben, die sie tief in den Sand graben; wegen ihrer unterirdischen, 
sonst noch unbekannten Lebensweise erscheint die Art vielleicht seltener 
als sie ist; bei Karlshorst z. B. könne man sie recht häufig ausgraben. 
Bemb. argenteolum sei an große Flußtäler gebunden, komme bei Magdeburg 
und Dessau in großer Menge vor; bei Koswig überwiege die grüne und 
blaue Form. 


Herr Lück hat, selbst am Erscheinen verhindert, 3 interessante 
Krüppel zur Vorlage geschickt: Nudaurelia menippe Westw. mit ganz ver- 
kümmertem, kaum einen Quadratzentimeter messendem rechtem Hinter- 
flügel, Antherata jamamai Guter. mit ganz symmetrisch ausgebildeten 
vorspringenden Zähnen etwas distal von der Mitte des Vorderrandes der 
Vorder- und Hinterflügel, auf dem Vorderflügel bildet hinter dem Zahn 
der Radius die obere Flügelbegrenzung, und den schon in der vorigen 
Sitzung erwähnten Papilio troilus mit ganz merkwürdig, ebenfalls völlig 
symmetrisch deformierten Vorderflügeln: die Apikalecke ist tief bogenförmig 
ausgerandet und wird vorn und hinten von scharfen Spitzen begrenzt; 
die hintere Spitze ist sehr schlank ausgezogen und erinnert dadurch 
einigermaßen an die Schwänze der Hinterflügel, zeigt aber keine Verbrei- 
terung vor dem Ende, wie diese, und läuft ganz spitz zu. Die Ausrandung 
ist jedenfalls nicht auf Verletzung des Falters zurückzuführen, da sie deutlich, 
wenn auch nur rudimentär, befranst ist. 


Sitzung vom 29. Februar. 


Im Anschluß an das Protokoll der vorigen Sitzung legt Herr 
Wanach 2 %9 von Geometra papilionaria L. vor: ein normales, noch 
ganz schön in der Farbe erhaltenes vom 14. August 1906 und ein am 
9. August 1910 erbeutetes, das bereits im Leben fast vollkommen aus- 
geblichen war und nur an den Flügelwurzeln noch einen grünlichen Hauch 
zeigt; das Stück kann durchaus nicht als abgeflogen bezeichnet werden, 
da die Fransen sogar besser erhalten sind als bei dem grünen. Ferner 
liegt noch ein Zwerg von Melanargia galatea L. aus dem Brieselang vor 
mit nur 34 mm Spannweite. 


für das Jahr 1912, (21) 


Herr Rangnow berichtet, daß er 2 in Angermannland gefangene 
tief grüne Stücke von Geom. papilionaria auf nassem Sande aufgeweicht 
habe, ohne daß sie die Farbe eingebüßt hätten. 

Herr Stichel hat ein dem vorgelegten ganz ähnliches blasses Stück 
in der Jungfernheide gesehen; auch er ist der Ansicht, daß es sich nur 
um ein Ausbleichen, nicht um Albininismus handle. 

Herr Dadd macht darauf aufmerksam, daß solche bleichen Stücke 
besonders häufig gegen Ende der Flugzeit der Art auftreten, was ja deutlich 
für ein Ausbleichen spreche. Viel empfindlicher ist Nemoria viridata L., 
die bei feuchtem Wetter ihr Grün ganz verliert und schmutzig rötlich wird; 
bei Regenwetter fand er einmal ein solches verfärbtes Stück, bei dem nnr 
die von den Vorderflügeln bedeckten Teile der Hinterflügel noch grün 
waren. Wahrscheinlich wirke Feuchtigkeit vereint mit Licht bleichend. 
Aufgefallen ist ihm auch, daß frisch geschlüpfte Tralera putata L. vollständig 
schön grün überhaucht sind, aber sehr bald verblassen. Aehnliches hat 
Herr Petersdorff bei Arciornis I-nigrum Muell. beobachtet; Herr P. 
Schulze ist der Ansicht, daß es sich in diesem Falle ebenso wie z. B. 
bei frisch geschlüpfen Sfilpnotia salicis L. um ein Durchschimmern der 
grünlichen Blutflüssigkeit durch das noch weiche Chitin des Flügels handele. 

Herr Stichel legt eine Dedeohilz hybr. pernoldi (elpenor X eu- 
phorbiae) vor und betont, daß angesichts solcher Bastardierung die Ver- 
teilung der Elternarten in verschiedene Gattungen (nach Rothsch.-Jordan 
Pergesa elpenor und Celerio euphorbiae) seiner Meinung nach kaum 
berechtigt sei; man sollte die Arten in der Gattung Deilephila Ochs. 
vereinigt lassen. Herr Bischoff jun. hält dem entgegen, daß man frucht- 
bare Bastarde von 2 Grasgattungen kenne, die im System so weit getrennt 
sind, daß man unmöglich an der früher aufgestellten Definition der Gattung 
festhalten könne, wonach zu einer Gattung alle Arten gezählt werden 
sollten, zwischen denen fortpflanzungsfähige Bastarde möglich sind. 


Sitzung vom 7. März. 


Herr Belling berichtet über eine mißglückte Zucht von Den- 
drolimus pini montanus Stgr. Er bekam Anfang Februar aus der 
Schweiz 1 Dutzend Raupen, von denen 11 Stück 5 cm maßen und eine 
3 cm lang war. Die Raupen sollten mit Weymuthskiefer gefüttert und 
täglich angespritzt werden. Die in gutem Zustande angekommenen Tiere 
wurden in einen oben mit Gaze verschlossenen Glashafen gesetzt, der bei 
einem Durchmesser von 15 cm 22 cm hoch war.“ Das Gefäß stand I m 
vom geheizten Ofen entfernt. Trotzdem die Tiere regelmäßig frisches 
Futter bekamen und anfangs täglich, später alle 2 Tage bespritzt wurden, 
starb eines schon nach 2 Tagen, ein weiteres nach 4 Tagen, und in 
Zwischenräumen von 3—4 Tagen starben noch weitere 4 und die kleinere 
mittlerweile 3,5 cm lang gewordene Raupe, so daß anfangs März nur noch 
5 Stück lebten. Eins davon spann am 2. März oben im Glase ein unvoll- 
ständiges nicht ausgefärbtes Gespinst, hatte sich aber am 7. März noch 
nicht zur Puppe verwandelt. Am 3. März wurden die noch lebenden 
Raupen in einen 40 cm hohen, 20 cm breiten und 20 cm tiefen Gazekasten 
gesetzt. Am 4. März fertigte eine von ihnen ein vollständiges Gespinst 
an. Am 7. März war der Bestand 2 lebende 6 cm lange Raupen und I 
tot am Boden. Die anfangs helleren Raupen haben ein dunkeles miß- 
farbenes Aussehen und haben einen Teil ihrer Haare verloren. Herr 
Heinrich ist der Ansicht, daß wahrscheinlich der Sauerstoffmangel in 
dem Glashafen an dem Mißlingen der Zucht schuld sei; auch müßte pini 


(22) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


montanus wohl eher an einem kalten als an einem warmen Orte gezogen 
werden. Doch hätte man bei Arten oder Unterarten, die unter ganz anderen 
klimatischen Bedingungen lebten, immer mit größeren oder kleineren 
Verlusten zu rechnen. Herr P. Schulze bemerkt, für den Mangel an 
Sauerstoff spreche der Umstand, daß die eine Raupe, die sich im Zucht- 
glase zur Verwandlung anschickte, nicht im Stande war, einen normalen 
Kokon zu spinnen, da ia hierzu neben Feuchtigkeit Sauerstoff notwendig sei. 
Herr Heinrich zeigt den Rest seiner Falterausbeute aus Digne 
nämlich: Mamestra chrysozona Bkh., Leucania scirpi Dup. f. dactylidis 
B., Caradrina quadripunctata F., Caradrina ambigua F., Heliothis dipsacea 
L., Acontia Iuctuosa Esp., Abrostola asclepiadis Schift., Eucelidia mi Cl, 
Euclidia glyphica L., Toxocampa craccae F., Fypena proboscidalis Z. 


Sitzung vom 14. März. 


Herr Dadd zeigt einige Arten der Gattung Tephroclystia Hb.: 
impurata Hb. aus Airolo und Zermatt von Vaccinium oxycoccus; graphata 
Tr. und vu/gata Hw. aus Airolo; einige Stücke aus Obersdorf scheinen 
die sehr seltene egenaria H.S. darzustellen; 2 Tiere (gefangen Tegel Mai 
03 und Bernau Juli 07) hat er bis jetzt nicht bestimmen können, am meisten 
Aehnlichkeit haben sie mit /ariciata Frr., die aber für die Berliner Umgegend 
noch nicht gemeldet sei. Herr Wichgraf legt 5 Exemplare einer inter- 
essanten abweichenden Form von Melanitis leda aus Madagaskar 
vor, die im Flügelschnitt sowie in Farbe und Zeichnung unter sich völlig 
gleich sind. Zum Vergleich sind eine Anzahl /eda - Stücke vom afrika- 
nischen Festlande beigesteckt, um zu zeigen, wie variabel bei diesen die 
Unterseite ist, so daß kaum ein Tier dem anderen gleicht. Dagegen sind 
die charakteristischen Ausschweifungen der Vorder- und Hinterflügel bei 
allen gleich, und deswegen läßt die ganz abweichende Form mit ihrer 
einfachen Rundung bei den 5 vorgelegten Exemplaren die Annahme von 
Mabille, der eine Abbildung der Unterseite der betreffenden Form als 
Extrem der var. fulvescens bringt, doch etwas zweifelhaft und mindestens 
aus systematischen Gründen eine Benennung als wünschenswert erscheinen, 
die sich Vortr. vorbehält. Herr Lück bemerkt hierzu, daß afrikanische 
Mel. leda im Gegensatz zu den Formen vieler anderer Arten, die in Afrika 
düster gefärbt seien, verhältnismäßig bunt seien, asiatische dagegen un- 
scheinbarer. Sollte die vorgezeigte Form wirklich zu /eda gehören, so 
wäre sie ein weiterer Beweis für die Beziehungen der madagassischen 
Fauna zur indo-australischen. Herr Luscher legt ein Exemplar von 
Zerynthia rumina L. mit kleineren aber sonst normal gebildeten Flügeln 
der linken Seite vor und einen Celerio euphorbiae L. mit sehr schwarzem 
und scharf umgrenztem Fleck auf der Unterseite der Hinterflügel. 

Herr Heinrich wendet sich gegen einen Artikel von Zukowski 
(Intern. entom. Zeitschr., Guben V, 49), nach dem Orthosia ruticilla Esp. 
im Herbst am Köder erbeutet werden könne. Er habe diese Art stets 
nur im März und April angetroffen und die gleichen Angaben fänden sich 
in der Literatur, nur Rebel gäbe an: „April, zuweilen auch im Herbst“. 

Herr Heinrich hat im Herbst einige Tiere gefangen, die er für 
ruticilla hielt, die sich aber später als die sehr ähnliche Orthosia laevis 
Hb. herausstellten. 

Herr Rangnow glaubt sich zu erinnern, daß Herrn Kohlenberg 
in Braunschweig bei einer ruficilla-Zucht mehrere Falter schon im Herbst 
schlüpften, doch gebe dies keinen sicheren Anhalt für das Verhalten der 
Art in freier Natur. Herr Dadd findet es auffällig, daß in dem Artikel 


für das Jahr 1912. (23) 


Orrhodia v-punctatum Esp. und rubiginea F. als häufig im Oktober ange- 
geben würden, er habe sie nur im Frühjahr zahlreicher angetroffen. Ebenso 
hätte ihm Herr Wagner in Waidbruck (Tirol) erzählt, daß man dort die 
Orrhodien, wie rubiginea, v-punctaftum, fragariae, ebenso Hoporina croceago 
nur im Frühjahr zahlreich ködern könne. 

Herr Heinrich bemerkt dazu, daß v-punctatum und rubiginea in 
Pommern auch im Herbst nicht selten waren; ebenso hat Herr P. Schulze 
rubiginea z. B. am 6. Oktober 1909 in ziemlicher Anzahl in Hohen- 
Neuendorf geködert. Herr Rangnow erwähnt eine Zucht von O. 
v-punctatum, die er auf seinem Balkon im Freien vornahm. Die Tiere 
schlüpften bei sehr schlechtem Wetter erst Ende November. Da um diese 
Zeit gewöhnlich nicht mehr geködert werde, würde die Art im Herbst 
nur so vereinzelt gefunden. Die Tatsache, daß bei Berlin einzelne Arten 
im Herbst selten, im Frühjahr an Weidenkätzen zahlreich anzutreffen seien, 
erklärt Herr Heinrich so, daß bei der relativen Seltenheit blühender 
Weiden in der Umgebung der Großstadt, sich die Tiere aus einem weiten 
Umkreise an diesen versammelten. Ferner scheint ihm in dem Zukows- 
kischen Artikel die Angabe über das gleichzeitige Vorkommen von Zarentia 
Juniperata L. neben dotafa L., variata Schiff. und firmata Hb. im Oktober 
unwahrscheinlich, er habe letztere Arten, besonders die im Juli fliegende 
dotata, nie so spät im Jahre gefunden. Auch Herr Dadd hat dofafa nur 
im Juni und Juli beobachtet, firmata dagegen vor einigen Jahren zahlreich 
Mitte Oktober bei Onkel Toms Hütte. Herr P. Schulze erwähnt hierzu, 
daß zwar Rebel als Flugzeit für dofata Juni, Juli angebe, dagegen Bartel 
und Herz für das Berliner Gebiet Juli bis September und für varıafa Ende 
Mai, Juni und September, für firmata Juni und September, Oktober, 


Sitzung vom 21. März. 


Herr Wichgraf erinnert bei der Frage nach dem Entstehen dunkler 
Schmetterlingsformen an das jedem Afrikasammler bekannte Factum, dal 
gegenüber der ost- und südafrikanischen eine besondere westafrikanische 
Subregion abgetrennt werden muß, in welcher die Lepidopteren sich in 
auffallendem Gegensatz zu diesen durch dunklere und tiefere Farbentöne 
auszeichnen, eine Erscheinung, die wohl in der Hauptsache auf den großen 
Feuchtigkeitsgehalt des betreffenden Gebietes zurückzuführen ist. Die 
Grenze läuft vom 10° nördlicher bis zum 10° südlicher Breite, von Sierra 
l.eone über Lokaia, Yaunde längs des Ubangi über Niamkum und Mombuttu 
zum Albert Nyanza, dann nach Süden am Semliki, Albert Edwardsee, 
Tanganjika und nach Westen von der Wasserscheide des Congo und 
Zambesi zur Westküste zurück. Zur Illustrierung des Gegensatzes liegen vor: 


Acraea egina Cr. — Acraea areca Mab. 
„.  zetes L. f. jalema God. — „ . zetes acara Hew. 
„ cepheus abdera Hew. — x eginopsis Aur. 


206 Arten sind der westlichen und östlichen Subregion gemeinsam, 
davon sind 32 (15°/,) in Westafrika verändert. Von letzteren werden 


vorgezeigt: 
Amauris niavıus L. — dominicanus Frim. 
Hypolimnas anthedon Doubl. — anthedon wahlbergi Wall. 
Acraea perenna D. u. H. — perenna thesprio Oberth. 
„ terpsichore L. — rougeti Gue£r. 
„  vinidia Hew. — vinidia tenella Rog. 
»„  pharsalus Ward. — phars pharsaloides Holl. 


encedon L. — encedon daira Godm. 


(24) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 
Planema tellus Aur. — tellus epitellns Staud. 
Precis sophia F. — sophia infracta Butl. 

„.  octavia Cr. — Biblia goetzius Herbst. 
Pseudacr. boisduvali Doubl. — boisduvali trimeni Butl. 
Papilio menestheus Dr. — ophidicephalus Oberth. 


Zur Erklärung dieser Abweichungen darf man wahrscheinlich auch 
geologische Ursachen heranziehen. Das brackige Wasser des Tanganjika- 
sees zeigt eine Fauna, die der Meeresfauna nahesteht, so in den Schnecken 
und Crustern, vor allen aber durch das Vorkommen der Meduse Z imnoenidum 
fanganjicae. Es wird also wohl das tropische Ostafrika von West-Afrika 
durch ein Meer getrennt gewesen sein. Ihre Fauna ist schärfer voneinander 
getrennt als Mauretanien von Skandinavien, da ersteres nur 5 Arten besitzt, 
die dem letzteren fehlen, während Westafrika 31 Gattungen mit 760 Arten 
besitzt, die nicht außerhalb seines Gebietes vorkommen. Wahrscheinlich 
hat im Tertiär auch eine Verbindung mit Süd-Amerika bestanden. Die 
Gattung //ypanartia Kirby kommt in beiden Gebieten vor, ebenso Crenis 
Boisd., welche von der südamerikanischen Zznica kaum unterschieden ist. 
Ferner fallen Pap. ülyris Hew. und kirbyi Hew. ganz aus dem Rahmen 
der afrikanischen Papilionen und ähneln den südamerikanischen. Auch 
mit der indo- und austro-malayischen Fauna sind Beziehungen durch die 
21 Gattungen der Lipternien (190 Spec.), die mit /iphyra nahe verwandt sind. 
Namentlich die Satyrinen sind vielfach in beiden Regionen vertreten durch 
Precis-Arten, ferner finden sich auf Madagaskar 2 uud auf den Seychellen 
3 Euploeen. Es darf aber nicht verhehlt werden, daß auch Fälle vor- 
kommen, die mit der Feuchtigkeitshypothese nicht übereinstimmen und in 
Ostafrika mehr Schwarz zeigen als in Westafrika, so: 


Procis terea Dr. — Pr. elgira Mew. 
Eurytela hiarbas Dr. — Eu. angustata Aur. 
Papilio pylodes F. — Pap. angolanus Goeze. 
E nireus L. —  „. nireus Iyaeus Doubl. 
N bromius Doubl. —  ,„ . brontes Godm. 
n leonidas F. —  „ . brasidas Feld. 
5 dardanus Brown — „  cenea Stoll. 


Als interessanteste Beispiele für den Saisondimorphismus werden 
zum Schluß noch beigefügt: 


Precis octavia Cr. — sesamus Tr. 

„ . archesia Cr. — pelasgis God. 

»„  fukuoa Wall. — ceryne Butl. 
Fypolimnas anthedon Doubl. — mima Tr. 
“Charaxes neanthes Hew. — zochina D. u. H. 


Herr Wichgraf fragt die anwesenden Coleopterologen, ob bei den 
afrikanischen Käfern analoge Erscheinungen vorlägen. Herr P. Schulze 
weist darauf hin, daß man nicht ohne weiteres Coleopteren und Lepidop- 
teren miteinander vergleichen könne, da die Pigmente bei beiden Gruppen 
z. T. ganz anderer Natur und Herkunft seien. So beruhen z. B. bei den 
Käfern viele gelbe und rote Färbungen auf Cerotinen, die bei Schmetter- 
lingen nicht vorkämen, und das Schwarz der Käfer sei bisweilen nur eine 
Folge von totaler Absorption des Lichtes. Die Herren Ohaus und 
Kuntzen erklären, daß für die Coleopterenfauna Afrikas im allgemeinen 
eine solche Farbengrenze nicht bestände. Letzterer weist z. B. darauf 
hin, daß die Panagaeiden in Ostafrika als Steppentiere fast stets schwarz, 
in Westafrika, wo sie in Baumstümpfen lebten, meist schwarz mit gelben 
Zeichnungen seien. Darauf gibt Herr Dadd ein ausführliches Referat über 
Jordan, The Systematics of some Lepidoptera which resemble each other, 


A Zn 


für das Jahr 1912. (25) 


and their bearing on general questions of Evolution (ler Congr. inter. 
d’Entom. II Memoires 1911). 

Herr Closs hat eine Anzahl seltener Sphingiden aus seiner 
Sammlung mitgebracht: 

1) Protoparce muscosaR. u. J. aus Mexico, früher zusammengeworfen 
mit Pr. sesquiplex Boisd., aber von ihr durch die kürzeren Flügel und 
die dunklere Zeichnung unterschieden. 

2) Euryglottis albostigmata R. von Ecuador. 

3) Ayloicus geminus R. u. J. von Mexico, aufs engste verwandt 
mit /7. /ugens Walk., außer an den anatomischen Unterschieden nur zu 
erkennen an den schwarzen Flecken auf der Unterseite des Hinterleibes, 
die bei /ugens fehlen. 

4) Marumba spectabilis spectabilis Butl. aus Sikkim, die größte 
Marumba. Die andere Subspecies spectabilis malagana R. u. J. bewohnt 
die Sundainseln. 

5) Rhodoprasina floralis Butl. ebenfalls von Sikkim. 

6) /sognathus leachi Swainson aus Süd-Brasilien (Leopoldina), 
kenntlich an dem im Gegensatz zu den übrigen /sognathus meist deutlich 
gebänderten Hinterleib. 

7) Pachylia dorcela Druce von Cayenne, bemerkenswert durch 
seine eintönige Färbung. 

8) Flemeroplanes nomius Walk. von Venezuela (Caracas). Der für 
das Genus //emeroplanes Hb. charakteristische Silberfleck in der Mitte 
der Vorderflügel ist nur durch ein Pünktchen angedeutet. 

9) Nyconyx hyposticta Feld. von Peru (Chauchamayo), die größte 
Art der Gattung, oberflächlich an die Species des Genus Ampiypterus 
Hb. (Type gannascus Stoll) erinnernd und früher zu diesem gestellt. 

10) Deilephila protrudens Feld. aus Queensland, durch das schoko- 
ladebraune Saumfeld der Unterseite der Vorderflügel von den ähnlichen 
hypothous Cr., placida Walk. und minima Buil. unterschieden. 

11) Xyplophanes clara Druce von Süd-Brasilien (St. Catharina). 

12) Theretra cajus perkeoR. u. J. vom Senegal, die westafrikanische 
Form der Art, die Ost- und Südafrika bewohnt. 


Herr Ziegler zeigt von Chrysophanus alciphron Rott. folgende 
Abweichungen vor: die rotgoldene Lokalform melibaeus Stgr. g' aus 
Kleinasien, ferner von ale. gordius Sulzer ein goldgelbes 2 aus Süd- 
Frankreich, ein sehr großes 2 aus Graubünden, ferner mehrere von ihm 
bei Landeck in Tirol erbeutete gordius-Formen: subfasciata Schultz 2 
mit zusammenhängender 'Fleckenbinde der Vorderflügel, einen 5 mit 
gabelförmiger Zeichnung am Innenrande der Vorderflügel, welchem der 
Vortr. den Namen f. furcillata gibt, und einen 5' mit verschiedenen Vorder- 
flügeln: der rechte ist typisch, auf dem linken dagegen Konfluenz zwischen 
Wurzelfleck und Mittelmond. Vortr. nennt ihn gordius f. diversa. Ferner 
zeigt Herr Z. von Chrys. phlaeas L. ein 2 mit 2 Schwänzchen, g' und 9 
von caeruleopunctata Stgr., die südliche zweite Generation eleus F. 9' 
mit starker Verdunkelung, f. parvipuncta Strand 5’ mit kleinen Punkten 
der Vorderflügel, f. infermedia Tutt 2 mit gelblicher Grundfarbe und ein 
© mit verschiedenen Vorderflügeln: der linke ist typisch, der rechte ist 
hellgelb mit rötlichem Schimmer. Vortrag. schlägt für das Tier den Namen 
f. divisa vor. 

Herr Dadd bemerkt, daß ihn die vorgelegten alciphron aus Landeck 
sehr an ale. melibaeus Stgr. erinnerten. Herr Kuntzen hat das in der 
Sitzung vom 12. Februar erwähnte Exemplar von Chr. philaeas mitgebracht; 
es ist ein prächtiges, gut erhaltenes Stück der f. schmidti Gerh. 


(26) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


Herrn Grünberg scheint die Meinung einiger Entomologen, die 
die Entstehung solcher Albinismen auf elektrische Einflüsse (Gewitter) 
beim Schlüpfen des Falters zurückführen, nicht unwahrscheinlich. Herr 
Heinrich entgegnet darauf, daß dadurch nicht der viel häufiger auftretende 
partielle Albinismus erklärt würde. 

Herr P. Schulze erinnert daran, daß nach neueren Untersuchungen 
der Albinismus in erster Linie auf einer Deformation der Schuppen beruhe, 
die sich rollen, haarförmig werden usw. und so ein Eindringen der normalen 
Pigmentmenge verhindern, bisweilen seien auch die Schuppen fast normal 
pigmentiert und die helle Farbe beruhe nur auf optischen Erscheinungen, 
bedingt durch die veränderte Schuppenform. Diese Schuppendeformierung 
beruhe in einigen Fällen auf inneren Störungen, in der Mehrzahl der Fälle 
aber wohl auf starken äußeren Einflüssen in einem gewissen Puppen- 
stadium. Daß bei manchen Gruppen der partielle Albinismus so häufig 
sei, erkläre sich seiner Ansicht nach so, daß bei der Verpuppungsweise 
dieser Tiere, z. B. bei Argynnis-Arten an Chausseesteinen bei Sonnenbrand 
die dem Stein zugekehrte Seite eine viel größere und länger andauernde 
Hitze auszuhalten habe, als die freie Seite, die sich rascher wieder ab- 
kühlen könne. 

Herr P. Schulze demonstriert dann eine Anzahl Carabus-Arten, 
um zu zeigen, daß wohl bei allen Arten noch Rudimente von Flügeln vor- 
handen sind (untersucht wurden 17 Arten). Haarförmig sind sie z. B. 
bei intricatus L., etwas breiter bei cancellatus Mlig und ullrichi Germ., 
lappenförmig bei silvestris Panz. Vollständige Flügel fand er nur bei 
granulatus L. (hier aber auch verschiedene Stadien der Reduktion) und 
bei c/athratus F. In den Rudimenten ist meist nur noch die Costa und 
Medialis 2 erhalten. (Näheres s. im Zool. Anz. XI, 6./7. 1912). Herr 
Ohaus bemerkt dazu, daß die feinen Höckerchen am Flügel mancher 
Passaliden, die mit einer Leiste am Abdomen zusammen den Schrillapparat 
bilden, auch bei den Arten vorhanden seien, bei denen die Flügel rück- 
gebildet sind; die streifenförmigen Flügelrudimente zeigen nämlich eine 
Verbreiterung, auf der das Höckerfeld gelegen ist. Möglicherweise lassen 
sich bei den Caraben auch noch Gründe für die verschiedene Reduzierung 
resp. Erhaltung der Flügel auffinden. 


Sitzung vom 4. April. 


Herr P. Schulze bemerkt zu den in voriger Sitzung von Herrn 
Ziegler vorgelegten Chrysophanus, daß es seiner Meinung ‘nach nicht 
angängig sei, derartige Formen mit asymmetrischen Flügeln zu benennen; 
besonders bei der „f. diversa“ handele es sich offenbar um eine pathologische 
Bildung, um einen partiellen Albinismus, wahrscheinlich verursacht durch 
äußere Einflüsse, die nur auf die eine Puppenseite wirkten. 

Herr Heinrich zeigt einige im Mai und ersten Junidrittel 1911 in 

dıy, Dep. Allier in Frankreich, erbeutete Falter vor. Bemerkenswert 
sind: 
f Pieris napi L. mit starker Aderbestäubung und durchgehender 
Schwärzung des Innenrandes der Vorderflügel. Das Tier wird zur f. inter- 
media Krul. zu rechnen sein. Colias edusa F. 5 mit sehr hellgelber, 
derienigen von chrysotheme Esp. nahekommenden Grundfarbe; Vanessa 
urticae L. von einem gleichfalls helleren Kolorit, trans. ad. f. errmanni 
Herrm. 

Melitaea aurinia Rott. flog dort in verschiedenen Formen. Neben 
der bunten typischen Form, bei welcher rotbraune mit gelben Binden 


für das Jahr 1912. (27) 


wechseln, war die einfach rotbraune f. urfemis F. sehr häufig. Außerdem 
zeigten sich unter der letzteren Farbenrichtung Stücke, bei denen die 
Punkte der Hinterflügel-Submarginalbinde im Verschwinden begriffen sind — 
trans. ad f. sesosfris Schultz. Bei 3 Stücken sind die Punkte nur noch 
nadelspitzenstark und fehlen zum Teil; ein Stück weist beiderseits nur 
noch die beiden dem Analwinkel nächstgelegenen Punkte auf. 

Mel. didyma OÖ. und phoebe Knoch wurden am 5. und 7. Juni ganz 
abgeflogen gefangen, woraus Vortragender schließt, daß diese Arten dort, 
also in der Nähe des 46. Breitengrades, schon in 2 Generationen fliegen. 

Pararge egeria L. zeigt oft rotbraune und hellgelbe Flecke gleich- 
zeitig auf demselben Einzelstück; die Innenflecke sind meist dunkler gelb 
als die Außenflecke. Es scheint sich um die Grenzform zwischen egeria 
L. und egerides Stdgr. zu handeln =intermedia Tutt (=camoena Fruhst.). 
Pararge maera L. flog anfangs Juni, also 1. Generation, im weiblichen 
Geschlecht ausschließlich in der f. adrasta Hb., wodurch die Annahme 
im Staudinger-Katalog, daß adrasta eine gen. aest. sei, widerlegt wird. 
Die zugehörigen 5'5' zeigen gegenüber den typischen weder in Größe 
noch Farbenkleid merkbare Unterschiede. In Westdeutschland (Lahn- und 
Rheingegend) hat Vortragender adrasta allerdings nur als Sommerform 
von maera gefangen. Die yo der dortigen 2. Generation sind kleiner 
als die der 1. und zeigen auch ein mehr an megaera L. erinnerndes 
Farbenkleid. 

Coenonympha heroL. tlog ziemlich häufig, war aber in guten Stücken 
der Empfindlichkeit seiner Färbung wegen nur schwer zu erbeuten. 

Lycaena astrarche Bergstr. flog schon Mai und Anfang Juni aus- 
schließlich in Stücken mit breiten roten, sich gleichmäßig bis zum Vorder- 
rand der Vorderflügel fortsetzenden Randmonden —= f. calida Bell. Vor- 
tragender schließt daraus, daß es sich bei dieser Form weder um eine 
gen. aest., wie Stgr. u. a. annehmen, noch um eine auf das © beschränkte 
Abart handelt. 

Pamphila palaemon Palt., Fidonia limbaria F., sowie Venilia macu- 
laria L. waren sehr häufig und wurden stets auf lichten Waldstellen auf 
oder in der Nähe von Sarothamnus scoparius (Besenginster) gefunden, 
obwohl dieser wenigstens für pa/aemon als Futterpflanze nicht in Frage 
kommt. Die gleiche Neigung der Falter hat Vortragender auch am Rhein 
beobachtet, allerdings zweimal auch palaemon an Stellen ohne Sarothamnus 
gefangen. 

Häufig war auch Perconia strigillaria Hb. in der typischen hellen 
Form und Scoria lineata Sc. Letzteres Tier hat Vortragender auch früher 
in den Voralpen (Reichenhall) zahlreich gefangen. Sein Vorkommen in 
Vichy, einer vollkommen ebenen Gegend, sowie in Mitteldeutschland 
(Erfurt) beweist aber, daß es kein Gebirgstier ist. Seine Verbreitungszone 
endet südlich von Berlin. 

Gleichzeitig bringt Vortragender noch einige in Digne erbeutete 
Falter zur Anschauung, ein wegen seiner Kleinheit (48 mm Flügelspannung) 
interessantes Stück von Papilio podalirius L., ein Pärchen Theela acaciae 
F. und eine Reihe 7hecla spini Schiff, Das Material von spini beweist, 
daß sich außer den einfarbig braunen JS, welche Berge-Rebel allein 
erwähnen, häufig auch solche mit gelber Fleckzeichnung am Analwinkel 
der Hinterflügel finden. Es kommen 'g' mit einem Flecken genau im 
Analwinkel vor und solche, welche außerdem noch wie die 2 9% einen 
zweiten freistehenden gelben runden Fleck zwischen Ader C, und C, etwa 
1 mm vom Rande entfernt, aufweisen. 

Herr Dadd bemerkt hierzu, daß er P. palaemon häufig gefangen 
habe, im Harz, in Obersdorf, bei Wien, in der Schweiz, in Belgien und 


(28) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


England, und zwar immer einzeln. Irgend eine Beziehung zum Ginster 
oder zu den angeführten Spannern habe er nicht konstatieren können. 
Als Beitrag zu der immer noch nicht ganz geklärten Frage, welche Faktoren 
den verschiedenen Anflug und die verschiedene Zusammensetzung der 
Arten am Köder bedingen, bemerkt Herr Dadd, daß vor 14 Tagen in 
Zehlendorf Taeniocampa mundaS.\. sehr zahlreich und Taen. pulverulenta 
Esp. nur ganz vereinzelt zum Köder kamen. Am nächsten Tage war 
pulverulenta sehr häufig, dagegen munda fast garnicht vertreten. 2 Tage 
später erschien munda wieder in großer Menge, aber keine pulverulenta. 
Ferner hat er in diesem Jahre zum ersten Male 2 Polyploca flavicornis 
L. am Köder gefunden, eine Art, die sonst nie an den Köder geht. Herr 
Rangnow zeigt lebende bei Berlin gefundene Raupen von Agrotis simulans 
Hufn. vor, die im Habitus etwa zwischen A. obseura Brahm und A. orbona 
Hufn. stehen. Herr Hannemann legt ferner lebende Gnophos vepretaria- 
Raupen vor. Sie überwinterten ziemlich klein, begannen aber schon sehr 
früh wieder mit dem Fressen (Löwenzahn). Die Verpuppung erfolgt nicht 
in der Erde, sondern im Gespinst an Zweigen. Herr Dominik endlich 
zeigt ein sehr schönes © von Biston hybr. pilzii Stdf. (hirtarius Cl. 5' 
x pomonarius Hb. 2), von ihm in Finkenkrug erbeutet. 


Sitzung vom 11. April. 


Herr Dr. Lück zeigt ein prächtiges Pärchen der sehr seltenen 
Ornithoptera alexandra Rothsch., deren 2 wohl der größte bekannte 
Tagfalter ist. Herr v. Chappuis teilt mit, daß ihm ein 2 von Hoplitis 
milhauseri F. gegen 12% nachts geschlüpft sei; hierzu bemerkt Herr 
Blume, daß nach seinen Erfahrungen die Schlüpfzeit dieser Art mit großer 
Regelmäßigkeit 7 Uhr abends sei. Herr Rangnow hat aus einem kleinen 
Stück im Herbst abgeschnittener Birkenwurzel 1 Sesia culieiformis L. und 
2 Ses. spheciformis Gerning und zwar sehr kräftige Stücke erzogen, die 
er nebst dem Fraßstück vorlegt. Er zeigt ferner eine sehr interessante 
Berliner Senta maritima Tausch f. bipunctata Hw., bei der die Flecke breit 
schwarz zusammengeflossen sind. Er schlägt für diese seltene Form den 
Namen f. conjuncta n. f. vor.*) Ein zweites Stück zeigt die neue Form 
auf dem linken Flügel, während der rechte die f. bipunctata darstellt. 
Außerdem legt er eine ihm unbekannte Zupithecia vor, die mit sobrinata 
noch die meiste Aehnlichkeit hat. Herr Heinrich fragt den Vortragenden, 
ob er das Vorkommen der naritima-Formen dem Standort oder etwaigen 
Temperatureinflüssen etc. zuschreibe. Seine Erfahrungen sprächen gegen 
das Vorkommen einzelner Formen an bestimmten Lokalitäten. Herr 
Rangnow schließt sich dieser Ansicht an, bemerkt aber, daß ein ihm 
bekannter Berliner Sammler maritima-Raupen alliährlich vom Wilmersdorfer 
See eingetragen habe, ohne je die f. wismariensis Schmidt zu erzielen. 
Die von Herr Rangnow vorgezeigte Zupifhecia hält Herr Heinrich für 
eine aberrative Zup. sobrinata Hb. Her Rangnow erwidert darauf, daß 
sobrinata als Ei überwintere, die Raupe, die den vorliegenden Falter er- 
geben habe, habe er erwachsen im Herbst von Juniperus geklopft. Die 
Ueberwinterung geschah im Puppenstadium. Herrn Heinrich scheint es 
nicht unwahrscheinlich, daß es sich um eine zweite Generation von sobrinata 
handele, die durch den abnorm heißen Sommer 1911 ermöglicht worden 
sei. Herr Belling zeigt interessante Reihen von Colias edusa F. und 
chrysotheme Esp. aus Steiermark, worunter sich von letzteren auch ein Stück 


*) s. Intern. entom. Zeitschr. v. 5./10. 1912 


a Ae 


für das Jahr 1912. (29) 


der der ersten ähnlichen 3. Generation befinden. Das vorliegende Material 
zeigt wieder recht deutlich die große Achnlichkeit beider Arten. Herr 
P. Schulze zeigt 6 2 2 von Epinephele iurtina L. aus Jelendzik im 
Kaukasus. Sie sind im allgemeinen den hiesigen Tieren sehr ähnlich, 
nur etwas stattlicher. Das Gelb der Vorderflügel ist etwas verdüstert. 
Der kleine schwarze Punkt, der sich auf der hellen Binde auf der Hinter- 
flügelunterseite bei vielen Berliner Stücken findet, fehlt:bei den kaukasischen 
Stücken. Die Unterseite ist sehr bunt und wie bei unseren Tieren sehr 
variabel. Bei einem Exemplar von lichter Grundfarbe ist das Gelb der 
Vorderflügeloberseite fast völlig geschwunden /f. suffusa Tutt), Alle 
Flügel sind mit helleren schwach grünlich irrisierenden stecknadelkopf- 
großen Punkten übersät, so daß das Tier trotz seiner guten Beschaffenheit 
bei flüchtigem Hinsehen einen abgeflogenen Eindruck macht. Zum Schluß 
liest Herr Heinrich aus dem Naturforscher Bd. V vom Jahre 1777 einen 
- interessanten Artikel von v. Scheven vor, der durch seine klare und 
anschauliche Schilderung auffällt. In ihm prüft der Verf. die von seinen 
Bedienten aufgestellte Behauptung nach, die „Pferdewürmer“ seien identisch 
mit den von den Pferden gelegentlich mit Rohrkolben aufgenommenen 
Schilfmaden (Nonagria-Raupen). Zu einem abschließenden Ergebnis kommt 
er nicht, da das Pferd — wie er bemerkt — leider wieder gesund wurde 
und er nun nicht durch eine Obduktion die event. Identität nachweisen 
konnte. 5 


Sitzung vom 18. April. 


Herr Belling zeigt eine Reihe von Aglia tau f. nigerrima Th. 
Mieg. Alle Tiere, sowohl y'g' als 2 9, fallen durch ihren spitzen Flügel. 
schnitt auf. Interessant sind 2 Pärchen aus einer Kreuzung fau 2 X 
nigerrina &. 1 & und 1 2 sind in die Stammförm zurückgeschlagen 
und zeigen typischen Flügelschnitt, während das 2. Paar zu nigerrima 
gehört und ebenfalls den spitzen Schnitt der Flügel aufweist. Herr 
Heinrich hat mehrmals beobachtet, wie Raupen von Senfa maritima sich 
außen an den Schilfstengeln dicht über den Knoten, wo sich die Art zu 
verpuppen pflegt, zu schaffen machten. Er legte ein Schilfstück vor mit 
einer Oeffnung, durch die eine Raupe eingedrungen war und eine Puppe 
der eigenen Art verzehrt hatte. Ferner teilt Herr Heinrich mit, dab 
seine Puppen von Macrothylacia rubi L. zuerst nur verkrüppelte Falter 
ergeben hätten, erst als er den Rest nach einer oft empfohlenen Methode 
zwischen Leinwandlappen legte, entwickelten sie sich tadellos und zwar 
schlüpften bei der Zucht die 29 merkwürdigerweise zuerst. Er legte 
auch ein 5’ vor, das sich vollständig entwickelt hat, das aber auf dem 
Abdomen noch die Puppenhülse trägt. Herr Dadd bemerkt, daß er von 
18 eingetragenen Senfa maritima-Raupen nur 7 Puppen erhalten habe, 
während die übrigen von den Artgenossen verzehrt worden waren. Herr 
Rangnow dagegen hat bei seinen Zuchten an den Raupen nie Kanniba- 
lismus beobachtet; er gibt aber stets Stengel ohne Knoten, damit sich die 
Tiere bei gegenseitiger Belästigung ausweichen könnten. Herr Peters- 
dorff legt 3 Argas reflexus aus seinem Taubenschlage vor. Während 
er sie früher nie beobachtete, scheinen sie sich jetzt dort heimisch zu fühlen. 


Sitzung vom 25. April. 


Herr Closs legt einige von ihm in der Berl. entomol. Zeitschr. 1909 
und in der Intern. entomol. Zeitschr. Guben V Nr. 38 1911 benannte 
interessante Sphingideniormen vor und zwar: 


(30) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 
Acherontia atropos L. f. charon, 
ie " f. diluta, 
Acher. styx styx Westw. f. interrupta, 
Coelonra fulvinotafa Butl. f. nigricans, 
Psilogramma menephron increta Walk. f. eburnea, 
Hippotion celerio L. f. sieberti, 
f. rosea. 


”„ „ 

Er spricht im Anschluß daran über die moderne Nomenklatur und 
bemerkt treffend, daß ihm diejenigen, die von ihr nichts wissen wollten, 
vorkämen wie Leute, die erklären: „Wir fahren nicht mit der Eisenbahn, 
denn wir sind in der Jugend immer Postkutsche gefahren.“ — Da es zur 
Kenntnis einer Art unbedingt notwendig ist, auch ihre verschiedenen 
Spielarten kennen zu lernen, so sei es auch erforderlich, Individual- 


aberrationen zu registrieren, und da sei es seiner Meinung nach am zweck- 


mäßigsten, sie mit einem Namen zu belegen, da dieser, wenn er wie z. B. 
die meisten von Tutt, — der allerdings wohl zu sehr aufspalte, — gut 
gewählt ist, praktischer wäre als etwa eine Numerierung. Durch die von 
ihm vorgelegten Tiere glaube er den Nachweis erbracht zu haben, daß 
diese Formen wirklich einer Benennung wert wären. Herr P. Schulze 
spricht dann im Anschluß an seine im Zool. Anz. vom 30. April 1912 
erschienene Arbeit über die Häutung und über Häutungsdrüsen bei Raupen. 
Er hat u. a. zum ersten Mal vom Larvenleben persistierende Häutungs- 
drüsen auch bei Imagines gefunden und zwar im Prothorax von Spilosoma 
/uteum Hufn. Siesind es wahrscheinlich, welche die schon mehrfach bei 
Arctiiden beobachteten Flüssigkeitstropfen am Halskragen ausscheiden. Herr 
Ohaus sprichtim Anschluß an die von Herrn Petersdorff mitgebrachten 
Tiere, über die Gefährlichkeit von Argas reflexus. Vor einigen Jahren 
wurde in Mainz ein Haus polizeilich geschlossen, weil die Bewohner sich 
nicht mehr vor den Zecken retten konnten, da alle Bekämpfungsmaßregeln 
vergeblich waren. Man ließ das Haus °/, Jahr leer stehen in der Hoffnung, 
die Tiere würden an Nahrungsmangel zu Grunde gehen. Als näch diesem 
Zeitraum ein Mieter in das verseuchte Haus einzog, wurde er von den 
Zecken so zugerichtet, daß er von einer schweren lepraähnlichen Haut- 
krankheit befallen wurde. 

Endlich berichtet Herr Rangnow, daß er beim Leuchten in Finken- 
krug 2 29 der hier seltenen Zarentia vittata L. gefunden habe. 


Sitzung vom 2. Mai. 


Herr Ziegler legt einige interessante Spanner vor: Anthophilaria 
rosearia Tr. aus Koriu, Sterrha sacraria L. ans Catalonien, Zythria plumu- 
laria Frr. aus den Hochalpen, von Zyfhria purpuraria L. die gen. vern. 
rotaria F. mit grünlichen Vorderflügeln aus Koeslin, die f. /ufearia Stgr. 
ohne rote Binden und Zyfhria sanguinaria Dup. aus Andalusien. 

Herr Belling zeiet einige Falter von Parnassius apollo, die die 
charakteristischen Merkmale der betreffenden Formen besonders ausgeprägt 
zeigen: 2 5g,2 9% P. ap. vinningensis Stich. (Koblenz und Winningen) 
ausgezeichnet durch schmale Flügelform, Grundfarbe leuchtend weiß, 
Ocellen nierenförmig, besonders hervortretend bei den 29. Beide 9% 
zeigen die Merkmale der f. decora Schultz. 1 5% ap. melliculus Stich. 
aus Regensburg von rundlichem Flügelschnitt, normalerweise weiß, vor- 
liegende gezogene Stücke gelblich, Glassaum der Vorderflügel schmal, 
verkürzt, Hinterflügel mit großen Ocellen. Das 5 gehört zu f. graphica 
Stich. und das © zu f. decora Schultz (hier bei OQ. selten). Ferner 2 
@Q zu der f. graphica Stich. und exelsior Stich. gehörig. 2 Jg, 12 ap. 


2 se ee ee ee ee. u Bi 


für das Jahr 1912. (31) 


montanus Stich. Sie sind scharf und reichlich gefleckt mit verkleinerten 
Augenflecken. Das eine kräftig gezeichnete 5’ wurde am 21. Juli 1911 
bei Zwieselstein im Oetztal 1470 m erbeutet. (Höher steigt apo/lo im 
Oetztal nicht). 1 5 aus Trafoi mit besonders kleinen Ocellen (1541 m) 
mit geringen Spuren von Weib. 

1 9 f. nigricans (1863 m) von der Stilfserjochstraße nahe dem 
weißen Knott. 

Herr Wichgraf zeigt ein Stück von ?, fpynderaeus, bei dem der 
linke Vorderflügel gelbbraun gefärbt ist. Wie eine genaue Untersuchung 
zeigte, handelt es sich offenbar um keine Fälschung. 

Herr v. Chappuis hat in Finkenkrug ein Exemplar von Sora (Pach- 
nobia) leucographa Hb. als neu für Berlin erbeutet, das er herumzeigt. 
Er berichtet, daß auch Herr Hänel einige Stücke des Falters am selben 
Ort gefangen habe. 


Sitzung vom 9. Mai. 


Herr Petersdorff zeigt einige prächtige Stücke von Amphidasis 
betularius $. doubledayaria Mill. Herr P. Schulze bemerkt zur Nomen- 
klatur unserer Saturnia-Arten folgendes: Linn& beschrieb in Syst. nat. 
X p. 496, 1758, von seinem Bombyx pavonia zwei Varietäten, die er minor 
und major nennt. Er fügt hinzu: „varietates «, 3 adeo similes, ut vix 
differant, nisi magnitudine. An species distinguendae?“ Die var. major 
ist, wie aus den zitierten Abbildungen hervorgeht, nichts anderes als die 
unter denn Namen pyri (Schiffermiller 1776) bekannte Art. Sie hat also 
den Namen Safurnia major L. zu führen. Von Safurnia pavoria L. stellt 
die kleine nordische Lokalrasse die typische Unterart dar. Saturnia pavonia 
pavonia L. (= S. p. minor Stichel in Berl. ent. Zeitsch. 56, 1911, p. 65). 
Für die mitteleuropäische pavonia wird ein Name frei, sie heiße S. pavonia 
centralis nov. nom., außerdem haben wir dann noch die südliche $. p. 
meridionalis Caradia. Der hybr. pyri Schiff. X spini Schiff., der bisher 
den Namen major Ochs. trug, könnte in hybr. ochsenheimeri umgetauft 
werden. Hoffentlich aber wird der Name pyri von der Intern. Nomenkl.- 
Komm. auf die Liste derjenigen alteingebürgerten Namen gesetzt, die nicht 
mehr verändert werden dürfen. 

Herr P. Schulze glaubt ferner, ein gutes Unterscheidungsmerkmal 
zwischen Curabus arvensis arvensis Herbst und C. arvensis ger- 
maniae Lgk. gefunden zu haben. Bei arvensis germaniae (untersucht 
wurden Stücke aus Bromberg und Masuren) weist das Halsschild neben 
der ähnlich wie Gehirnwindungen verlaufenden Skulptur eine deutliche 
Punktierung auf, die bei arv. arvensis (Zinnowitz) fehlt. 


Sitzung vom 23. Mai. 


Herr Belling fährt mit der Vorlage interessanter Apolloformen 
fort. Er hat mitgebracht: 

1. P. apollo albus Rbl. und Rghfr. Y aus dem mährischen Gesenke. 
Grundfarbe rein weiß, mit geringer schwärzlicher Bestäubung und schmaler, 
aber ziemlich scharfer Randzeichnung der Vorderflügel. Die vorderen 
Ocellen der Hinterflügel meist ganz rot in schwarzer Umrandung. 

2. P. ap. carpathicus Rbl. und Rghfr. Pärchen aus der Hohen Tatra, 
ähnlich ap. albus. Flügel breit, Grundfarbe weiß, leicht gelblich getönt, 
beim © durch schwärzliche Bestäubung verdunkelt. Der schwarze Fleck 
groß und lebhaft. Ocellen meist regelmäßig rund, stark schwarz umrandet und 


(32) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


gewöhnlich ohne weißen Kern (wie beim vorgezeigten Q) oder mit schwach 
angedeutetem Kern (wie beim vorgezeigten 5). Analflecke der Hinter- 
flügel gewöhnlich ganz schwarz. 

3. P. ap. carinthicus Stich., kleine Lokalform aus Kärnthen. Beide 
Geschlechter dünn beschuppt, leicht schwärzlich bestäubt. .Vorderflügel 
mit breitem glasigem Saume, Hinterflügel meist mit zusammenhängender 
Submarginalbinde. Ocellen stark schwarz umrandet, klein, in der Form 
etwas verzerrt, sie erinnern deshalb an diejenigen von ap. vinningensis 
Stichel. 

Ferner legt Herr Belling zwei durch ihre Maße interessante Stücke 
von Euchloe cardamines L. vor. Während normalerweise die Größe der 
Tiere zwischen 34 und 35 mm schwankt (Berge-Rebel gibt als Maße eines 
Flügels 21—25 mm an), spannt 1 5 (Finkenkrug 12. Mai 1912) nur 31 mm 
und I großes © (Rahnsdorf) 44 mm. 

Herr Diesterweg hat Anfang März in der Priegnitz auf Heide- 
kraut ihm unbekannte Spannerraupen gefunden, ähnlich denen von Perconia 
strigillaria Hb. Sie ergaben Scodiona fagaria Thnbg. Zum Vergleich 
vorliegende Stücke dieser Art aus Wien sind kleiner und heller, besonders 
die Yo. 

Herr Blume hat folgende Beobachtungen an Stauropus fagi 
gemacht. Die Tiere sitzen fast ausschließlich an jungen, gesunden Buchen 
an Lichtungen, niemals im Dickicht, ferner nicht an Stämmen, die 
mit Moos bewachsen sind. Die Falter lassen sich bis Mittag leicht klopfen, 
sitzen aber nachmittags und abends sehr fest, besonders die 2. Weiter 
teilt Herr Blume mit, daß er mit dem Lichtfang sehr gute Erfolge gehabt 
habe, und empfiehlt ihn warm. Herr Dadd dagegen warnt vor zu opti- 
mistischen Hoffnungen in Bezug auf den Lichtfang. Die guten Abende 
seien hier noch weit seltener als die guten Köderabende. 

Es entspinnt sich eine lebhafte Debatte darüber, ob, um einen guten 
Fang zu verbürgen, das Licht sehr intensiv sein müsse, ob ein Reflektor 
anzubringen sei, über die beste Zeit zum Fangen etc. Es geht aus der 
Diskussion hervor, daß viele unkontrollierbare Einflüsse vorhanden sind. 
Als praktisch hat sich das Aufstellen einer einfachen Lampe ohne Reflektor 
auf eine weiße Serviette erwiesen. Der Reflektor sei überflüssig, er habe 
außerdem den Nachteil, nur nach einer Seite zu leuchten. Herr Gaul 
erwähnt, daß er vor 15 Jahren an den Oellampen im Berliner Tiergarten 
mehr gefangen habe als an dem besser beleuchteten großen Stern, Herr 
Wichgraf hat in Pretoria die Erfahrung gemacht, daß die Falter von 
den Straßenlaternen einige in auffallender Weise bevorzugten. Wie Herr 
Petersdorff bemerkt, übt besonders blaues Licht auf die Falter eine 
große Anziehung aus, In Südafrika ist die beste Zeit zum Leuchten 
zwischen 10 und 12, in unseren Breiten dagegen zwischen 12 und 2 Uhr. 

Herr P. Schulze spricht dann über die Lautapparate der Passaliden, 
von denen z. B. der von Pentalobus im Prinzip einem Klavier sehr ähn- 
lich sei, indem Chitinhämmer auf dem Abdomen gegen lange wie Saiten 
wirkende Dornen auf den Flügeln schlügen. (Näheres siehe Zool. Anz. 
vom 27. September 1912.) 


Sitzung vom 30. Mai. 


Herr Belling legt ein am 25. April geschlüpftes Q@ von Dendro- 
limus pini montanus Stgr. nebst zwei Vergleichsstücken aus dem franz. 
Jura vor; das aus einer Schweizer Raupe erhaltene @ ähnelt durch die 
schärfere Zeichnung und intensivere Färbung mehr dem 5 aus dem Jura. 


* 


ae Be a reed 


für das Jahr 1912. (33) 


Herr Petersdorff hat bei der Remsdorfer Mühle bei Beeskow 2 
@Q@ von Ephemera danica Müll. gefangen, eine von Herrn Wanach bei 
Potsdam noch nicht beobachtete Art. 

Herr Dampf berichtet über den Zoologenkongreß in Halle. 
Entomologischen Inhalt hatten nur zwei Vorträge, von Dr. Steche über 
sexuelle Unterschiede der Hämolymphe bei Schmetterlings-Raupen und 
-Puppen, und von Gebhardt über die Zeichnung der Schmetterlingsflügel 
und die Erzeugung frappant ähnlicher fein abgetönter Zacken- und 
Wellenzeichnung durch Eintrocknen übereinandergegossener kolloidaler 
Lösungen. Durch Lichtbilder wurden solche künstliche Zeichnungen vor- 
geführt, insbesondere war die Imitation der Brahmanenzeichnung ein- 
schließlich der Augenflecke überraschend gelungen. Ob ein tatsächlicher 
Zusammenhang, auf dessen Möglichkeit schon van Bemmelen hingewiesen 
hatte, besteht, bleibt einstweilen dahingestellt. 


Sitzung vom 6. Juni. 


Herr Belling widmet dem verstorbenen Berliner Entomologen 
Jänichen folgenden warmen Nachruf: 

„Am 18. Mai hat ein Mann das Zeitliche gesegnet, der, mit Leib 
und Seele Entomologe, wegen seiner Leistungen auf dem Gebiete der 
praktischen Schmetterlingskunde es wohl verdient, daß sein Name in 
unserem Vereine in ehrender Weise genannt wird. Dieser Mann ist der 
Postsekretär außer Dienst Robert Jänichen. 

Bereits in früher Jugend hat sich J. mit dem Sammeln von 
Kerftieren befaßt, und, was der Knabe begonnen, hat der Mann mit seinem 
mehr gereiften Verstande fortgesetzt. Jede freie Zeit, die ihm sein 
anstrengender Dienst als Verkehrsbeamter ließ, benutzte er, um die Um- 
gegend von Berlin, insbesondere die östlich von der Reichshauptstadt 
gelegenen Gebiete nach Schmetterlingen zu durchforschen. Daneben 
betrieb er mit seltenem Fleiß und einziger Sachkunde die Aufzucht von 
Faltern aus Ei und Raupe. Besonders interessierten ihn dabei die Bären 
und Spinner, und von diesen wieder in besonderem Maße die Saturniiden, 
Drepaniden und Notodontiden. Seine Erfahrungen auf dem Gebiete des 
Sammelns und der Zucht besprach er dann in einer Reihe von Arbeiten, 
die vornehmlich in den Jahrgängen 1894—1901 der Insektenbörse ver- 
öffentlicht sind. Mit mehreren Gelehrten der Naturkunde durfte er über 
Fragen aus der Insektenkunde usw. in Gedankenaustausch treten. Es 
seien hier nur erwähnt der wohl jedem Entomologen bekannte Prof. 
Standfuß in Zürich und der französische Prof. der allgemeinen Physiologie 
Dubois in Lyon. Dieser hatte eine größere Arbeit über den Winterschlaf 
des Murmeltiers veröffentlicht und im Anschluß daran im Schriftwechsel 
mit J. über den Winterschlaf der Raupen gestanden. Wie sehr Prof. 
Standfuß J. schätzte, zeigt die Widmung, mit der dieser bedeutende 
Gelehrte dem Verblichenen ein Exemplar seines Handbuches übereignete. 

Sie lautet: Weihnachten 1900. 

Dem treuen, liebwerten Genossen und Freunde 
Herrn R. Jänichen 
zur freundlichen Erinnerung an M. Standfuß. 

Und der Familie Jänichen -bezeugte Herr Standfuß bei dem 
Ableben ihres Familienoberhauptes seine Teilnahme mit den zu Herzen 
gehenden Worten: 

„Prof. Max Standfuß spricht hiermit der hochverehrten Familie 
des Herrn Postsekretär a. D. Jänichen seine tiefgefühlte Teilnahme 
an ihrem schmerzlichen Verluste aus und wird dem begeisterten und 


c 


(34) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


feinen Beobachter der Insektenwelt, der nun seine treuen, klugen Augen 
für immer geschlossen hat, ein stets ehrendes Gedenken bewahren“. 

Jänichen’s Tätigkeit als Sammler und Züchter setzte leider eine 
böse, in ihrem Fortschreiten nicht zu hemmende Krankheit — er litt seit 
25 Jahren an schwerer Erkrankung des Zentralnervensystems — ein 
frühzeitiges Ende. Mehr und mehr nahm das Siechtum zu und fesselte 
ihn, der sich so gern mit der Natur beschäftigte, seit einer Reihe von 
Jahren an Zimmer und Bett. 

Es ist schon erwähnt, daß Jänichen sich gern mit der Aufzucht 
von Bombyciden abgab, von denen wieder die Gruppe der Lasiocampen 
und unter ihnen die Art populifolia seine besondere Neigung in Anspruch 
nahm. 

Seit einer Reihe von Jahren hatte er einen Teil der Raupen von 
Gastropacha populifolia zu einer zweiten Falter-Generation gebracht, der 
er den Namen aestiva beilegte (sie hat aber den prioritätsberechtigten 
Namen obscura Heuäcker zu führen). Es ist dies eine Falterform, die 
sich durch geringere Größe und dunklere Färbung auszeichnet. Durch 
künstliche Zucht, bei Anwendung gleichmäßig hoher Temperatur, gelang 
es Jänichen später, eine dritte Generation zu erzielen. Diese, die in 
wenigen Wochen vom Ei bis zum Falter getrieben worden war, taufte 
er autumnalis. Sie ist von blasser Grundfarbe bei gut entwickelter dunkler 
Zeichnung. Endlich hatte er im Jahre 1899 die Freude, in künstlicher 
Zucht, und zwar durch Anwendung von feuchter Wärme, eine dritte 
Generation zu erlangen, die sich kaum kleiner als die Hauptform, aber 
dunkler, mit feurig rotem Ton und reichlich entwickelter schwarzer 
Zeichnung zeigte. Jänichen benannte dieses Produkt künstlicher Zucht 
Lasiocampa populifolia Esp. „var. aufumnalis Jän. aberrat. culta standfussi“. 
Jänichen begründete diese Namengebung damit, daß die Tiere, in ab- 
weichender Aufzuchtsweise erzielt, als Abirrung eine besondere Benennung 
verdienen, mit den Worten: 

Diese Benennung finde ich in dem bekannten Namen eines deutschen 
Mannes, der wie kein zweiter, ein Meister ist im Experimentieren mit 
Wärme- und Kältegraden, welcher der praktischen Entomologie neue 
Bahnen eröffnet und gezeigt hat. Es ist der Direktor des Entomologischen 
Museums zu Zürich Prof. Dr. Max Standfuß. 

Die Generation sitandfussi wird durch etwa 20 Stück Falter 
repräsentiert, von denen einige sich im hiesigen Museum für Naturkunde 
befinden, einige dem Herrn Prof. Standfuß zugeeignet wurden. Die 
Aufzuchtsweise ist von Jänichen dargestellt in der No. 52 der Insekten- 
börse vom 28. Dezember 1899. Der Züchter hat einige Paare für sich 
behalten und auch den Vortr. durch Ueberlassung eines Paares erfreut. 
Der geringe Rest ist von einem größeren Händler erworben worden.“ — 

Herr Belling legt ie ein Pärchen der besprochenen populifolia- 
Formen vor. 

Herr Petersdorff berichtet über unbefriedigende Fangresultate 
am letzten Dienstag.in Finkenkrug. Er fing nur einige wenige Spanner, 
Melitaea aurinia Rott. und Pamphila silvius Knoch. Der Licht- und Köder- 
fang war völlig ergebnislos. 


Sitzung vom 13. Juni. 


Herr Ramme legt eine albinotische Form von Vanessa urticae 
L. vor. Das in Jenbach im Zillerthal gefangene Stück zeigt oberseits 
eine gleichmäßig elfenbeinerne Grundfarbe, während letztere unterseits 
nur wenig heller ist. 


für das Jahr 1912. (35) 


Herr P. Schulze hat unter einer großen Reihe von Herrn von 
Lengerken bei Oliva gesammelter Trichius fasciatus L. auch einige 
Stücke der f. illunaris P. Sch. (die der weißen Mondflecke auf dem 
Pygidium völlig entbehrt) gefunden. Damit ist diese ursprünglich aus 
Lappland (Intern. Entom. Zeitsch. Guben V p. 309) beschriebene Form 
auch für Deutschland nachgewiesen. Ferner fand sich unter dem 
Material zahlreich die f. pseudo-sibirica P. Sch. mit auffällig großen 
bindenartigen Schuppenflecken, die sehr an Trichius fasciatus sibiricus 
Reitt. erinnerte. 


Sitzung vom 5. September. 


Herr Heinrich zeigt im Berliner Gebiet gefangene Falter vor. 
Aus Strausberg Safyrus statilinus Hufn.; ein auffallend großes © von 
Lycaena coridon Poda mit deutlichem blauen Anflug der Flügelwurzeln, 
der sich auf den Hinterflügeln auch längs des Innenrandes fortsetzt und 
etwa die untere Hälfte der Flügelfläche bedeckt (trans. ad. f. sermibrunneam 
Mill.) und ein. stark verdunkeltes 5 von Chrysophanus phlaeas L., ent- 
sprechend der südlichen f. eleus F. Ferner Macroglossa stellatarum L. 
im Grunewald an Licht gefangen. Weiter Deilephiia galii Rott. und 
Caradrina respersa Hb., letztere mit stark bläulichem an C. selini milleri 
Schultz erinnernder Grundfarbe, beide aus Rüdersdorf, dann Petilampa 
arcuosa Hw. aus Spandau und ein prachtvolles © von Anthrocera trifolii 
Esp. f. lutescens Cock., welches aus einer von Herrn P. Schulze am 
Britzer See bei Eberswalde gefundenen Puppe schlüpfte, von einer 
Oertlichkeit, die schon mehrfach interessante /rifolü-Formen, Zaelia coenosa 
Hb. und Arsilonche albovenosa Goeze geliefert hat. (Vergl. die Sitz. vom 
19. Oktober und 2. November 1911.) 


Im Anschluß an die Vorlage des Herrn Heinrich entspinnt sich 
eine lebhafte Debatte über die Ortsangaben auf den Fundortzetteln. Herr 
H. und mit ihm ein Teil der Versammlung ist der Ansicht, daß die Auf- 
schrift Berlin neben dem Datum genüge, besonders bei Faltern, die im 
Tausch nach auswärts abgegeben werden. Herr Schirmer und mit ihm 
die andere Hälfte der Anwesenden halten es für durchaus notwendig, 
daß genaue Angaben gemacht werden wie Berlin-Rüdersdorf oder aber, 
daß auf den Etiketten wenigstens Bemerkungen enthalten sind wie Berlin 
auf Moorboden, B. auf Kalk etc. 


Herr Dadd hat aus Eiern von Tiroler Orrhodia rubiginea F. 
62 Falter erzielt. Er legt die geschlüpften Tiere vor, die eine ganz 
erstaunliche Variabilität der Art offenbaren, so daß man einige Stücke 
für sich genommen kaum bestimmen könnte, wenn man nicht um ihre 
Herkunft wüßte. Es liegen unter anderen 10 Ex. der f. oraslini Stgr. 
vor, dazu 1 fast ganz gelbes und 2 sehr stark geschwärzte Stücke dieser 
Form. Ferner ist neben der Hauptform f. figerina Esp. gut vertreten, 
dagegen von f. unicolor Tutt nur 1 Stück und 3 Uebergänge dazu. 
Neuerdings trennt Warren bei Seitz graslini Stgr. von rubiginea ab und 
stellt sie als Unterart zu Or. standingeri Grasl., die eine gute Art dar- 
stellen soll. Aus der Zucht geht hervor, daß graslini nur Form von 
rubiginea ist und daher wahrscheinlich auch die bläulich bestäubte 
staudingeri aus Digne, umsomehr als an dieser Lokalität mehrere Noctuiden 
in bläulich bereiften Formen fliegen. 


Herr Stichel teilt mit, daß er einige erwachsene Raupen von 
Deilephila euphorbiae L. an Vogelknöterich (Polygonum aviculare 
L.) gefunden habe; da die Tiere auch in der Gefangenschaft das un- 


c* 


(36) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


gewöhnliche Futter gern annahmen, handelt es sich offenbar nicht um 
Exemplare, die nur zufällig an Knöterich saßen, sondern um solche, die 
sich schon längere Zeit von ihm nährten. 


Sitzung vom 12. September. 


Herr Heinrich zeigt in Strausberg gefangene Falter vor: Acidalia 
violata decorata Bkh., ferner Acidalia marginepunctata L. aus Rüdersdorf 
und stark blau angeflogene 2 von Zycaena icarus Rott. aus Strausberg 
und Zyfhria purpurata L. f. mevesi Lampa ebendaher. Dem Vortragenden 
ist aufgefallen, daß blaubestäubte 9 von icarus im allgemeinen in der 
Berliner Gegend selten sind, aber bei Strausberg verhältnismäßig häufig 
angetroffen werden. Er ist geneigt anzunehmen, daß die Entwicklung 
blauer Lycaeniden 22 durch Kalkboden begünstigt werde, was nach 
seinen Erfahrungen auch bei anderen Zycaena-Arten, z. B. argyrognomon 
Bgstr. und bellargus Rott., in die Erscheinung trete. Wie Herr P. Schulze 
bemerkt, kommt Dr. Trautmann in der Intern. entom. Zeitschr. Guben 
No. 24 vom 12. 9. 08 zu demselben Ergebnis. Herr Bauer hat dagegen 
zahlreiche blaubestäubte icarıs 29 bei Halle in einer Gegend gefangen, 
wo sich sicher kein Kalk befindet, und ähnliche Erfahrungen hat Herr 
Schirmer in Buckow gesammelt. Herr Blume vertritt die Ansicht, 
daß Stauropus fagi L. bei uns normalerweise wenigstens in einer teilweisen 
2. Generation vorkomme. Er habe die Raupen in diesem Jahre vom 
15.— 25. Juni am Liepnitzsee geholt und am 20. Juli hiervon den ersten 
Falter erhalten. Von 12 im Freien auf dem Balkon stehenden Puppen 
seien 9 geschlüpft. Ende Juli habe er dann auch in Spandau frisch 
geschlüpfte Fxemplare angetroffen. Die Flugzeit der ersten Generation 
sei in der Hauptsache der 10.—15. Mai. Die Mehrzahl der Anwesenden 
ist im Gegensatz zu Herrn Blume der Meinung, daß der von ihm beobachtete 
Fall nicht die Regel, sondern eine Ausnahme sei. Im allgemeinen habe 
fagi eine weitausgedehnte Flugzeit, es sei aber unter günstigen Bedingungen 
schon öfter eine 2. Generation von Sf. fagi beobachtet worden, wie sich 
Herr Dadd einiger Fälle aus England erinnert. 

Herr Dadd hat neuerdings von 13 geköderten 9 von Agrotis 
orbona Hufn. etwa 1000 Eier erhalten, nachdem er bei mehreren anderen 
Versuchen mit der Eiablage bei dieser Art keinen Erfolg gehabt hatte. 
Endlich berichtet Herr Blume, daß er von 12 Raupen von ZLasiocampa 
quercus sicula Stgr. 12 Puppen erzielt habe. Auf dem Balkon schlüpfte 
nur 1 Falter, sowie die Puppen aber ins Zimmer gesetzt wurden, verließen 
kurz hintereinander noch 10 weitere Tiere die Puppen. 


Sitzung vom 19. September. 


Anläßlich des Herumgehens des Jahrbuchs der Entom. Gesellsch. 
„Sphinx“ (Wien) bespricht Herr Closs die Sphingiden auf der in dem 
Bande enthaltenen Farbentafel. Er bedauert, daß das ausgezeichnete 
Buch von Tutt „British Lepidoptera“ anscheinend noch nicht genügend 
bekannt ist, da die auf der Tafel abgebildete Fig. 1 Acherontia atropos, 
L. f. variegata Tutt darstellt, was nicht erwähnt ist. Auch über ein 
Exemplar mit durchlöcherten Flügeln, das ganz ähnlich der Fig. 2 von 
Ach. atropos zu sein scheint, berichtet Tutt Vol. IV p. 498. Er erwähnt 
dort unter teratologischen Formen von A. atropos L. folgendes: „Vor- 
stehende Beschreibung wurde mir kürzlich von M. Barrows (in litt.) 
vorgelegt: der linke Hinterflügel mit 2 wie ausgepreßten Löchern ...... 
Das Exemplar wurde während des Winters 1894 als Puppe (von Mainham) 


für das Jahr 1912. (37) 


getrieben. Eine bewegliche lichtfarbene Larve wurde in der linken 
Flügelscheide der Puppe beobachtet, gerade vor dem Schlüpfen. Der 
Falter schlüpfte tadellos und war vollkommen entwickelt, mit Ausnahme 
des oben erwähnten Mangels. Die Larve wurde unerwarteterweise 
(ob richtig? Tutt) bestimmt als diejenige von Oecophora pseudospretella 
Stt. Es wird vermutet, daß sie in die Puppe gelangt ist, nachdem sich 
der Falter schon entwickelt hatte, und kurz bevor sie bemerkt wurde 
und den erwähnten Schaden angerichtet hatte.“ Ferner erzählt Tutt a. a. 
O. S. 434: „Zwei parasitische Larven kamen aus einem kleinen Loch 
in den Flügelscheiden zweier Puppen von A. afropos L. Die Puppen 
wurden dadurch nicht getötet, sondern 4 Stunden nach dem Heraus- 
kommen der Larven schlüpften 2 vollkommen entwickelte 5' Falter. 
Am Rande des Vorderflügels eines jeden waren auf jeder Seite 2 kleine 
Löcher .... (von Glehn, Entom. III p. 28—29).“ Tutt bezweifelt in 
der Fußnote die Richtigkeit dieser Darstellung. Herr Closs hat im 
vorigen Jahr ein 5' von A. afropos gezogen, bei dem das rechte 1. und 
3. Bein in seinen vorderen Gliedern derart verkümmert ist, daß 3 Tarsen- 
glieder fehlen, die Klauen jedoch vorhanden sind. Diese Erscheinung 
suchte er zunächst, veranlaßt durch die Notiz bei Tutt, auf eine parasi- 
tische Beschädigung der Puppe zurückzuführen, doch ist die Ursache 
wahrscheinlich schon während des Raupenstadiums in.Wirksamkeit getreten. 


Herr Rangnow hat beobachtet, daß Raupen von Sfauropus fagt, 
deren Füße verletzt waren, Falter mit verminderter Tarsenzahl lieferten, 
und Herr Wanach weist auf entsprechende Beobachtungen bei Stab- 
heuschrecken hin, die in der Regel an regenerierten Beinen nach Autotomie 
im Jugendstadium ebenfalls verminderte Tarsenzahl aufweisen. Herr 
Heinrich hat aus einer Puppe von Charipfera viridana Walch. einen 
Falter mit defekten Flügeln erhalten, die aber auch in den Ausbuchtungen 
des Randes Fransen zeigen. 

Herr Schirmer legt größere Serien unserer beiden blauflügeligen 
Heuschrecken Oedipoda coerulescens nnd Sphingonotus coerulans 
vor. Von der ersten, überall in der Mark gemeinen Art, die in der 
Körperfärbung außerordentlich stark, in der Färbung der Hinterflügel 
dagegen kaum variiert, liegen auch 2 Tiroler Stücke vor, die sich durch 
bedeutendere Größe und intensiveres Blau der Hinterflügel auszeichnen. 
Ein ungarisches Stück unterscheidet sich von den hiesigen höchstens 
durch etwas schärfere Bindenzeichnung. Von Splhingonotus coerulans 
waren bisher nur 2 Q2 aus Potsdam und 2 55 aus Hermsdorf, sowie 
1 5 und 1 2 aus Neu-Ruppin für die Mark Braudenburg bekannt geworden; 
Herr Schirmer fand nun im letzten Sommer bei Wühlsdorf hinter Zossen 
reichlich ebensoviel, stellenweise sogar noch mehr Individuen dieser Art 
als von Oed. coerulescens. Da sich in dem gesammelten Material alle 
Uebergänge von der bindenlosen typischen Form bis zu der früher als 
eigene Art betrachteten f. cyanopferus Charp. mit dunkler Binde finden, 
so stellen offenbar cyanopterus und die Zwischenform intermedia Ramme 
nur Zeichnungsformen von coerulans dar. 


Herr Belling zeigt ein von Herrn Arno Wagner bei Waidbruck 
gefangenes © von Parnassius apollo mit sehr großen Ocellen (Durchmesser 
bis 7!/, mm). Aus Eiern einer Arctia caya erhielt er die Raupen zwischen 
dem 5. und 10. September; die Raupen entwickeln sich trotz genau gleicher 
Lebensbedingungen außerordentlich verschieden schnell. Von mehreren 
Seiten wird konstatiert, daß das die Regel ist, auch bei einigen anderen 
Arctiiden; ein Teil der Raupen verpuppt sich noch im Herbst, ein anderer 
überwintert im Raupenstadium. 


(38) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


Herr Dadd zcigt einige Stücke von Callophrys avis Chapman, die 
er vom Autor erhalten hat, und weist auf die stark ausgeprägten Unter- 
schiede mit C. rubl! L. hin; C. avis ist rötlicher, größer, ungeschwänzt, 
der Querstreif kräftiger, grünlich weiß, die Flügelbasis unten hell gelblich 
bestäubt. Ferner hat Herr Dadd aus Berliner Pappelkätzchen Xanthia 
gilvago f. palleago Hb. gezogen, die Warren neuerdings als eigene Art 
auffaßt und, da der Name palleago in der Gattung bereits vergeben ist, 
erythrago nennt. Es handelt sich aber wahrscheinlich nur um eine 
Zustandsform von givago, die einen Uebergang zu Orthosia circellaris 
Hufn., die in England in die Gattung Xanthia gestellt wird, bildet. 


Sitzung vom 26. September. 
Herr Heinrich hält einen ausführlichen Vortrag: 


Der Schmetterlingsfang am Licht. 


„Practica est multiplex, sagt ein alter Spruch, der auch für das 


entomologische Gebiet zutrifft. Jeder Schmetterlingsfreund, der darauf 
ausgeht, die Falterfauna seines Wohnorts einigermaßen vollständig 
zusammenzubringen, macht gar bald die Erfahrung, daß es sich dabei 
um eine Aufgabe handelt, die nur unter Anwendung aller bekannten 
Sammelmethoden gelöst werden kann. Man kann sich nicht darauf be- 
schränken, die fertige Imago zu erbeuten, sondern muß nach Lage der 
Umstände die Eier, Raupen oder Puppen des Falters suchen, je nachdem 
dieses oder jenes Entwickelungsstadium die meisten Aussichten bietet, in 
den Besitz des Tieres zu gelangen. Aber damit ist die Mannigfaltigkeit 
der entomologischen Praxis noch nicht erschöpft. Hat man sich erst ent- 
schieden, auf welches Entwicklungsstadium des Falters man sein Augenmerk 
richten will, dann kommen wiederum verschiedene Wege bezw. Methoden 
in Frage, auf welchen man dem Ziele zustreben kann. Um nicht zu 
weitläufig zu werden, beschränke ich mich auf die Jagd nach der Imago. 
Unsere tags fliegenden Lieblinge erbeuten wir auf der jedem Sammler 
so sehr sympathischen Pirsche, wobei man leider immer noch nicht in 
der Lage ist, wie der Hochwildiäger Fernwirkungen auszuüben, sondern 
meist nur Erfolge zu verzeichnen hat, wenn man dem Wilde in der 
Fixigkeit über ist. Aber auch auf die Findigkeit kommt es an, wie wir 
an der Ködermethode sehen, sei es nun, daß wir den Tieren an Naturköder, 
z. B. an stark duftenden Blüten oder Saftaustrittsstellen von Bäumen, 
oder an Stellen, wo Sekrete ausscheidende Blattläuse in Menge sich finden, 
auflauern oder sie mit künstlichem Honigköder oder dem auf menschliche 
Geruchsnerven geradezu entgegengesetzt wirkenden fauligen Käse anlocken. 
Doch auch der Kraft der Fäuste können wir nicht entraten, wenn wir 
Asteroscopus nubeculosus, Odontosia carmelita, Drymonia chaonia, trimacula 
und guerna und so manches andere Tier erbeuten wollen. Da heißt es, 
sie durch kräftiges Schwingen des Klopfers aus ihrem luftigen Sitz am 
Stamme oder Gezweig hoher Bäume in greifbare Nähe zu befördern. 
Auch das Absuchen der Tagesruhestätten der Nachtfalter, insbesondere 
der Baumstämme, Zäune, trockenen Reisigs, im Gebirge besonders der 
Steinblöcke oder Wände, ferner der überhängenden Wegeränder liefert 
manchen Falter, den man auf andere Weise kaum seinem Giftglase 
einzuverleiben hoffen darf. Hiermit wären die für den Fang der Fang 
der Imago in Betracht kommenden Methoden so ziemlich alle genannt 
bis auf eine, den Lichtfang. 


für das Jahr 1912. (39 


Daß Nachtschmetterlinge vom Licht angelockt werden, ist eine 
alte Erfahrung, die ja sicher zu allen Zeiten Tiere in die Hände von 
Sammlern geliefert hat. Aber als Fangmethode ist der Lichtfang wohl 
erst in Aufnahme gekommen mit Einführung starkwirkender Lichtquellen, 
insbesondere des elektrischen Lichts als Außenbeleuchtung. Es liegt nahe, 
hier die Frage einzuschalten: Weshalb fliegen Schmetterlinge 
und auch Angehörige anderer Insektengruppen ans Licht. Die Antwort: 
„Aus einem ihnen innewohnenden Instinkt“ ist keine Erklärung. Damit 
wird eben nur konstatiert, daß die Tiere aus einem Zwange und ohne 
Überlegung handeln, aber ein innerer Grund und Zweck eines solchen 
instinktiven Handelns nicht gefunden. Die Frage läßt sich wohl beim 
heutigen Stande der Wissenschaft nicht beantworten. Wir stehen da vor 
einem der vielen Rätsel, welche uns die Natur aufgibt. Der Ernährungs- 
trieb, der beim Köderfang eine Rolle spielt, kann hier nicht in Betracht 
kommen. Aber auch der Sexualtrieb läßt sich nicht zur Erklärung 
heranziehen. Denn einerseits entspricht es — wenigstens soweit die 
lichtliebenden Falterarten in Frage kommen — unseren Erfahrungen, 
nicht den Gesichts- sondern den Geruchsinn als den Vermittler der 
geschlechtlichen Beziehungen zu betrachten. Dann wäre auch nicht 
einzusehen, wie gerade eine Lichterscheinung sexuelle Instinkte in Wirk- 
samkeit zu setzen vermöchte, da zwischen beiden gar kein ursächlicher 
Zusammenhang nachzuweisen ist. Oder könnte ‘man die Erscheinung 
etwa dahin logisch erklären, daß das Licht gewissermaßen den Treffpunkt, 
den Rendez-vous-Platz für die Geschlechter bildet und also doch der 
Sexualtrieb als Ursache für den Flug nach dem Lichte anzusehen wäre? 
Ich halte das für vollständig ausgeschlossen und zwar um deswillen, weil 
— abgesehen von ganz seltenen Ausnahmen, die lediglich die Regel be- 
stätigen — nur die männlichen Falter das Licht aufsuchen, nicht 
auch die Weibchen. Auch für diese auffällige Erscheinung fehlt es noch 
an einer Erklärung. 


Es kann nicht meine Aufgabe sein, Probleme erklären zu wollen, 
an denen sich unsere Fachgelehrten bis jetzt vergeblich die Köpfe zerbrochen 
haben. Aber wenn ich eine Laienansicht äußern darf, so möchte ich — 
was ich schon bei anderer Gelegenheit hier im Verein ausgeführt habe — , 
derauf hinweisen, daß das Auffällige anlockt und zwar nicht nur im 
Menschen- sondern auch im Tierleben. Es geht meines Erachtens in der 
Tierseele — ob bewußt oder unbewußt, das lasse ich dahingestellt — 
etwas vor, was wir beim Menschen als Neugier, Forschungsdrang 
oder dergl. bezeichnen würden. Auch der Mensch hat in solchen Fällen, 
um der Sache auf den Grund zu kommen, nichts Eiligeres zu tun, als 
sich schleunigst auf den Schauplatz des Geschehens zu begeben, wobei 
allerdings das weibliche Geschlecht nicht die bei den Falterweibchen 
übliche Zurückhaltung beobachtet. Daß der Reiz des Neuen, des Auffälligen 
auf das weibliche Faltergeschlecht nicht besonders wirkt, bleibt bei dieser 
Analogie allerdings unerklärt. Vielleicht bringen weitere Beobachtungen 
eine bessere Erklärung. 


Wenn der Lichtfang gegenüber den anderen genannten Fang- 
methoden noch verhältnismäßig wenig ausgeübt wird, so liegt das an 
verschiedenen Umständen. Wo eine starke Lichtquelle von bequem mit 
dem Netz erreichbarer Höhe günstig in der Nähe eines ergiebigen 
Fanggebietes gelegen ist und gratis zur Verfügung steht, da wird sie gute 
Ergebnisse liefern und die benachbarten Sammler zu fleißigen Besuchern 
zählen, wie man namentlich in der Schweiz an den berühmten Sammler- 
zentren, wie Zermatt, Pontresina, Weißenstein etc. beobachten kann. 


(40) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


Aber wo die Gratislichtquelle fehlt, da beginnen schon die Schwierigkeiten 
mit der Beschaffung des Lichts. Mancher macht trotzdem Versuche, 
zieht mit seiner Köderlampe und einem weißen Bettlaken hinaus ins 
Waldgebiet, wo er sein Bettlaken in voller Ausdehnung aufhängt, mit 
der Lampe beleuchtet und mitunter auch noch eine zweite Lampe nach 
der entgegengesetzten Seite richtet und daneben Anstand oder Ansitz 
nimmt. Aber der Erfolg entspricht selten seinen Erwartungen. Da ist 
es denn nicht zu verwundern, wenn er die Sache bald aufgibt. Außer 
der Unsicherheit des Erfolges schreckt auch die Umständlichkeit der 
Methode, das ermüdende stundenlange Stillstehen auf einem Fleck bei 
gespanntester Aufmerksamkeit und schließlich die bei wenig erfolgreichem 
Lichtfang von längerer Dauer unvermeidliche Langeweile manchen ab. 


Gleichwohl möchte ich annehmen, man sollte sich nicht so leicht 
entmutigen lassen, sondern den Lichtfang mehr pflegen, als es geschieht. 
Denn einerseits bin ich der Ansicht, daß der Mißerfolg oft nicht der 
Methode an sich, sondern irgend welchen Mängeln und Fehlern in ihrer 
Handhabung zuzuschreiben ist, welche wir auf Grund weiterer Erfahrungen 
zum Teil zu vermeiden lernen würden. Dann aber verspreche ich mir 
von dieser Fangmethode auch eine Bereicherung unserer Kenntnisse 
hinsichtlich der Lebensweise und besonders der Verbreitung der Schmetter- 
linge. Ich habe auf meiner letzten und vorletzten Sommerreise mit meinem 
Freunde Zobel den Lichtfang fast allabendlich in Digne ausgeübt und in 
beiderlei Hinsicht einige, wenn auch natürlich nicht grundlegende oder 
abschließende Erfahrungen gemacht, deren Mitteilung aber doch vielleicht 
den einen oder anderen interessiert. 


Die erste Grundregel für den Lichtfang ist die: Man lasse sein 
Licht da leuchten, wo es wirklich etwas zu fangen gibt. Das klingt sehr 
selbstverständlich, findet aber doch nicht immer die erforderliche Beachtung. 
Man ist geneigt, die Entfernung, aus welcher die Tiere ans Licht fliegen, 
zu überschätzen. Der gewaltige Lichtschein einer Großstadt lockt ia an 
günstigen Sommerabenden mitunter zahlreiche Falter aus kilometerweiter 
Entfernung, Aber bei der kleinen Leuchtlampe ist die Wirkung auf recht 
geringe Ausdehnung beschränkt, man muß daher die vermutlichen Flug- 
stellen der Tiere aufsuchen, wenn man Wirkung haben will. 

Die zweite Frage wäre die, welche Witterungs- und sonstigen 
äußeren Einflüsse spielen für den Lichtfang eine Rolle. Darauf wäre 
zu erwidern, daß Wind ieden Erfolg ausschließt, indem einerseits die 
Tiere nicht fliegen, anderseits die Lampe, soweit offene Lampen zur 
Verwendung kommen, nicht stetig brennt, sondern flackert, was die Tiere 
beunruhigt und nicht anfliegen, sondern höchstens in einiger Entfernung 
vorbeifliegen läßt. 

Kälte ist auch störend. Man konnte deutlich merken, wie bei 
fortschreitender Abkühlung der Luft, namentlich von 10 Uhr ab, der Anflug 
immer mehr nachließ. 

Auch Regen ist im allgemeinen ungünstig. Wenn jedoch nach 
einem warmen Tage abends ein leichter Sprühregen eintritt, so fliegen 
die Tiere in der Regel trotzdem. ; 

Von sehr störendem Einfluß ist das Mondlicht. Die einheimischen 
Sammler betreiben in Digne den Lichtfang überhaupt nicht, wenn der 
Mond am Himmel steht. Wir wollten natürlich nicht ganze 14 Tage 
hintereinander brach liegen und leuchteten trotz des Mondscheins. Aber 
wir mußten uns überzeugen, daß bei klarer Mondhelle sozusagen gar 
nichts fliegt und daß auch, wenn der Mond hinter Wolken steht, der Fang 
nicht lohnend ist. 


für das Jahr 1912. (41) 


Die Aufstellung der Lampe ist so zu regeln, daß man ein ebenes 
Flugfeld vor sich hat und nicht die Lampe durch Gebüsch und dergleichen 
verdeckt wird. Am besten bewährte sich die Aufstellung am Abhange 
von Anhöhen. Die Wirkung der Lampe geht in der Hauptsache nach 
unten, weniger nach oben. Ich sah fast stets von unten oder von der 
Seite die Falter anfliegen, nur sehr selten von oben. Gleichwohl fängt 
man auch Höhentiere. Aber auch diese flogen von unten kommend an. 
Dies mag sich dadurch erklären, daß sie bereits vorher aus anderen 
Gründen die tiefere Lage aufgesucht hatten. Nach Vorgang der französischen 
Sammler haben wir gefunden, daß man die Lampe nicht zu hoch, etwa 
1 bis 3 Fuß über dem Erdboden auf einigen aufeinandergelegten Steinen 
aufstellen oder an einen Pfahl oder dergl. hängen soll. Denn manche 
Tiere fliegen zwar auf das Licht zu, lassen sich aber von der Lichtquelle, 
mitunter in unmittelbarer Nähe, auf den Boden nieder, so daß man sie 
bei hoher Aufstellung der Lampe übersieht. Speziell habe ich diese 
Eigentümlichkeit bei Dyspessa ulula Bkh. beobachtet. Das Tier drückt 
sich stundenlang am Boden herum, ohne 'hochzufliegen. Ueberhaupt muß 
man das Vorgelände unter sorgfältigste Beobachtung nehmen. Die größeren 
Erfolge unserer französischen Freunde erklärten sich zum Teil daher, 
daß sie darauf geübt waren, die kleinste Bewegung eines Grashalmes im 
Vorgelände zu beachten und so den daran hochkriechenden Falter zu 
bemerken und abzunehmen, während wir dem Vorgange eine entomologische 
Bedeutung nicht zugeschrieben hatten. Erwies sich ein Aufstellungsplatz 
als nicht ergiebig, so haben wir öfter mit Erfolg eine Ortsveränderung 
vorgenommen. 


Eine hier sehr nahe liegende Frage ist die: Welche Nacht 
stunden soll man zum Leuchten wählen? Die einfachste und rich- 
tigste Antwort wäre: alle! Denn man macht die Erfahrung, daß jedes 
Tier seine Zeit innehält. Im allgemeinen sind die Vormitternachtsstunden 
am ergiebigsten, aber wer es länger aushalten kann, der wird finden, 
daß manche Tiere erst nach Mitternacht ans Licht kommen. So soll nach 
glaubhafter Versicherung unserer französischen Kollegen Arcfia fasciata 
Esp. erst gegen 3 Uhr früh zu fliegen beginnen. Jedenfalls haben wir, 
die wir spätestens um 12 Uhr den Lichtfang einstellten, nie eine fasciata 
am Licht gesehen, obwohl das Tier nicht selten war und von uns mehrfach 
am Tage an Steinen und Felswänden sitzend gefunden wurde. Sehr 
günstig ist es, wenn man so wohnt, daß man wie einer unserer französischen 
Kollegen vom Fenster aus fangen kann. Er ließ einfach die brennende 
Lampe auf der Fensterbank stehen, legte sich zu Bett und nahm am anderen 
Morgen die Tiere, welche nachts durch das offene Fenster ins Zimmer 
geflogen waren, von Decke und Wänden ab. 


Schließlich wird der Erfolg ganz wesentlich von der Stärke und 
Konstruktion der Lampe beeinflußt. Je stärker die Lichtquelle, um 
so größer der Erfolg, wie deutlich zu merken ist, wenn an zwei Lampen 
von verschiedener Stärke nebeneinander gefangen wird. Die stärkere 
Lampe lockt alles an, die kleinere wirkt gar nicht. Aber auch dann, wenn 
nicht die größere Lampe die kleinere sozusagen erdrückt, sondern sie so 
aufgestellt sind, daß beide ungestört wirksam werden, gibt die stärkere 
Lampe bessere Erfolge. Es zeigte sich, daß manche Arten, namentlich 
Spinner, z. B. Saturnia pyri Schiff. oder Epienaptera tremulifolia Ab. nur 
auf eine sehr kräftige Lichtquelle reagierten. Wir bedienten uns größerer 
Acetylenlampen von zirka 500 Gramm Carbidfüllung mit 30 Kerzen- 
brennern. Ich werde mir aber künftig eine noch kräftigere Lampe be- 
schaffen, da ich von dem erfolgreichsten dortigen Sammler hörte, daß er 


(42) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


sich einer Lampe von 60 Kerzen Stärke bedient. Man verwendet dort 
allgemein offen brennende Lampen, was ja allerdings den Nachteil hat, 
dab das Licht bei Wind flackert. Auch kommt es ab und zu, aber recht 
selten vor, daß einmal ein Falter sich am Licht verbrennt. Ferner muß 
man beim Fange vorsichtig sein, um sein Netz nicht in Flammen aufgehen 
zu sehen. 

Diesen Nachteilen stehen aber erhebliche Vorteile gegenüber. 
Lampen mit Reflektor nach Art unserer Radlampen sind nicht zweckmäßig, 
weil jedes Tier sofort unsichtbar wird, wenn es den Streuungskegel des 
Reflektors verläßt. Vorrichtungen, um ein stetiges Brennen zu erzielen, 
wie Zylinder und Glocke kommen für offene Lampen kaum in Frage, 
weil sie von der sich entwickelnden sehr starken Hitze zerspringen würden. 
Ein Drahtgazekasten um die Lampe schützt zwar die Tiere vor Beschädigung, 
verschluckt aber viel Licht und kann auch das Flackern der Flamme nicht 
beseitigen. Auch kann man von der Drahtgaze die Tiere sehr schwer 
ins Giftglas bekommen, da sie der im Innern des Gazekastens befindlichen 
Lichtquelle zustreben. Die Methode des Fanges mit dem von manchen 
empfohlenen Bettlaken haben wir mehrfach versucht, aber ohne jeden 
Erfolg. Die Tiere schnurrten um die Lichtquelle und ließen das Laken 
ganz unbeachtet. 


Wir haben uns daher auf Grund eigener Erfahrungen ganz der 
von einheimischen Sammlern geübten Methode angeschlossen und damit 
sowohl nach Quantität als nach Qualität recht befriedigende Erfolge 
erzielt. Es ist vorgekommen, daß jeder mit 60 bis 80 Stück Faltern nach 
Hause zog. An einem außergewöhnlich günstigen Flugabende habe ich 
sogar 114 Stück in meine Fangschachteln gesperrt, von denen ich aller- 
dings am anderen Morgen den größten Teil wieder in Freiheit setzte, da 
es sich um gemeine Arten handelte. 


Wenn ich vorher sagte, daß der Lichtfang geeignet sei, unsere 
Kenntnisse zu erweitern, so war dabei in erster Linie an seine Dienste 
zur Feststellung der Ortsfauna und damit der geographischen Verbreitung 
der Falter gedacht. Dann aber scheint es mir auch von wissenschaftlichem 
Interesse, festzustellen, 

l. welche Tiere reagieren überhaupt auf den Lichtreiz, welche nicht; 

2. zu welchen Nachtstunden stellen sich die einzelnen Lichtgäste 
ein? Im allgemeinen kann man in letzterer Hinsicht beobachten, daß 
Kleinfalter zuerst kommen, dann Spanner, dann Eulen und zuletzt Schwärmer 
und Spinner; 

3. würde auch interessieren, das verschiedenartige Verhalten der 
Falter gegenüber dem Licht zu erforschen. Es bestehen in dieser Hinsicht 
große Verschiedenheiten. Spanner flattern meist langsam dem Lichte 
entgegen und setzen sich gern in der Nähe des Lichts, mitunter an die 
Lampe selbst nieder. Eulen kommen lebhaft geschossen und umkreisen 
die Lichtquelle in nächster Nähe. Schwärmer schießen meist in schnellem 
Fluge aber in größerer Entfernung an dem Lichte vorbei oder ziehen 
große Kreise. Man muß sie daher meist verfolgen, um ihrer habhaft zu 
werden. Aehnlich verhalten sich die Spinner, doch nähern sie sich öfter 
auch dem Lichte, fallen aber meist vor der Lichtquelle ein, wie Vögel zu 
tun pflegen, und kriechen im Gras umher, so daß man sie mit der Lampe 
in der Hand aufsuchen muß. Es kommt jedoch recht häufig vor, daß 
Spinner und Schwärmer nur die Lichtzone an der äußeren Grenze streifen 
und wieder verschwinden, also dem Lichtfänger gewissermaßen nur guten 
Abend sagen, jedoch betrüblicherweise ohne zu verweilen. Den Eulen 
und namentlich den Spannern ist diese Zurückhaltung gegenüber dem 


für das Jahr 1912. (43) 


Lichtreize in geringerem Maße eigen, wenngleich es selbstverständlich 
auch vorkommt, daß man Eulen und größere Spanner lediglich vorüber- 
fliegen sieht. Die Arctiiden benehmen sich teilweise wie Spinner und 
teilweise wie Eulen. Die kleineren Arten wie Arctia casta Esp. und 
maculosa Gerning Kreisen lebhaft um das Licht, Rıhyparia purpurata L. 
und Arctia villica L. fallen ein wie Spinner. 

Wenn ich die vorerwähnten Beobachtungen zum Gegenstande dieser 
Plauderei gemacht habe, so bin ich mir, wie schon gesagt, bewußt, damit 
nicht viel Neues mitzuteilen, noch viel weniger aber den Gegenstand zu 
erschöpfen. Ich hoffe aber den einen oder anderen zu Versuchen auf 
diesem Gebiete anzuregen und damit die Zahl derienigen zu vergrößern, 
welche mitarbeiten an der Beantwortung obiger Fragen. Ich möchte 
annehmen, daß bei intensiverer Beschäftigung mit dem Lichtfange noch 
manche interessante Beobachtungen zu machen sein werden, und daß ein 
größeres Beobachtungsmaterial nicht nur hinsichtlich der Verbreitung der 
Falter und ihrer Seltenheit oder Häufigkeit zu wertvollen Ergänzungen 
unseres Wissens führen, sondern auch Rückschlüsse auf allgemeine Fragen, 
z. B. auf die Verwandtschaft der Arten ermöglichen und uns schließlich 
auch der Lösung des Rätsels vom Verhalten der Falter gegenüber 
dem Lichte näher bringen wird.“ 

An diesen Vortrag schloß sich ein sehr lebhafter Austausch der 
Meinungen, Erfahrungen und Beobachtungen auf diesem Gebiete. Aus 
der Besprechung sei das Wesentliche, soweit es neues bietet, hier mitgeteilt. 


Die Herren Closs, Diesterweg und Stichel sind geneigt, einem 
weißen Tuche oder einer solchen Gazeumhüllung der Lampe auf Grund 
ihrer Erfahrungen doch einen gewissen Wert beizumessen, während Herr 
Fässig mit einer weißen Gazeumhüllung gar keine Erfolge erzielte. Herr 
Closs beobachtete schon um !/,10 Uhr Schwärmeranflug (/yloicus pinastri 
L., Celerio galii Rott., Acherontia atropos L.).. Herr Diesterweg hat 
einen unerwartet günstigen Anflug am Licht bei starkem Nebel in den 
Alpen erzielt und beobachtet, daß die Nähe stark duftender Blumen oder 
Bäume dem Lichtfang günstig ist, da auch die vom Duft angelockten 
Falter ans Licht gehen. Von den Herren Wichgraf und Closs wird 
berichtet, daß Lichtfang zur Zeit starker Blumen- oder Blütendüfte völlig 
ergebnislos blieb. 

Herr Ohaus teilt mit, daß man in Südamerika mit Acetylen als 
Lichtquelle schlechte, dagegen mit elektrischem Lichte gute Erfahrungen 
erzielt habe, desgleichen mit angezündeten Bündeln trockenen Zuckerrohrs. 

Herr v. Chappuis hat enormen Anflug ars Licht bei hoher Tem- 
peratur beobachtet, schreibt danach warmer Witterung eine günstige Wir- 
kung zu. 

Herr Dadd betont jedoch, daß dies nicht immer zutreffe. Wenn 
man schon beim Ködern manchmal trotz anscheinend günstiger Witterung 
unbegreiflicherweise gänzlichen Mißerfolg erfahre, so sei dies in noch 
höherem Maße beim Lichtfang der Fall. 


Was die Vertretung des weiblichen Geschlechts am Licht anbetrifft» 
so haben die Herren Dadd und Closs auch 92 am Licht beobachtet, 
namentlich von Lasiocampiden, za: Lasiocampa quercus L. und trifolii 
Esp., Odonestis pruni L., Dendrolimus pini L. und Lymantriiden (Zy- 
mantria monacha L.). Auch Herr Diesterweg hat am Licht sogar Y%Y 
in Copula angetroffen. Im übrigen erklärt Herr Dadd die Tatsache des 
schwächeren Anflugs der 22 ans Licht durch geringere Flugfähigkeit 
derselben und macht noch darauf aufmerksam, daß zwar der Anflug ans 
Licht bei verschiedenen Familien verschieden sein möge, das Verhalten 


(44) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


am Licht aber gleichartig sei, indem die Tiere, nachdem sie die Lichtquelle 
eine Zeitlang umschwirrt hätten, sich ruhig in deren Nähe hinsetzten und 
dort mitunter stundenlang oder bis sie aufgescheucht wurden, verblieben. 


Herr Blume hat beobachtet, daß 2% nur sehr früh, später aber 
nicht mehr ans Licht anflögen. 


Herr Rangnow hat in den hellen Nächten Lapplands nur Eulen 
‘co fliegen sehen, 29 flogen nur bis etwa 7 Uhr abends in kurzen stoß- 
weisen Flügen. 


Herr P. Schulze weist auf einige interessante Arbeiten über 
Lichtfang hin, die im großen ganzen mit den Erfahrungen des Herrn 
Heinrich übereinstimmen. Mangelsdorff (Der Fang am Licht in der 
Stadt Posen [Zeitschr. des naturw. Vereins in Posen XI, 1. Heft cfr. 
Intern. Entom. Zeitschr. Guben IV p. 237]) hat ebenfalls meist nur Jg 
beobachtet. Er sagt aber dann: „... Doch auch der bessere, schwerer 
wiegende Teil, die 2 2, sind vertreten, zuweilen in erdrückender Ueber- 
zahl. So erschienen Ende August 1901 die 22 des gemeinen Kiefern- 
spanners Dupalus piniarius L. zu Hunderten und aber Hunderten an der 
Lichtquelle der Stadt, während unter ihren Scharen kaum ein 5 zu finden 
war.“ Das blaue Licht hat nach ihm eine weit stärkere Anziehungskraft 
als rötliches und weißes Licht. Sehr bemerkenswert ist auch der Artikel 
von Rothke: Schmetterlinge und andere Insekten am elektrischen Licht 
(Entom. Jahrb. für 1912 p. 77). Ueber das Verhältnis der Geschlechter 
am Licht bei seinen Fängen in Pennsylvanien macht er folgende inter- 
essante Angaben: „Daß die in der Regel schwerfälligeren und deshalb 
weniger fluggewandten 22 mancher Arten, so der meisten Arctiiden, 
seltener zum Lichte kommen wie die leichterbeschwingten %'Gg', wird 
durch die notorische Trägheit der 22 begreiflich; schwieriger ist es, 
eine Erklärung dafür zu finden, daß auch sehr fluggewandte Z'5' entweder 
nur sehr selten dem Lichte zufliegen oder dasselbe ganz meiden, wogegen 
die 22 dieser Arten ständige Besucher sind. Dieses ist z. B. der Fall 
mit der Spinnergattung Anisota. Aus dieser Gattung kommen drei Arten 
vor, senatoria S. u. A., sfigma F. und virginiensis Don. Senatoria ist die 
häufigste. Zur Flugzeit des Schmetterlings sind allabendlich 22 dieser 
Art an den Laternenpfählen zu finden, niemals aber habe ich die erheblieh 
kleineren und dimorphen 5'g', die ihrem Flügelbau nach zu urteilen 
tüchtige Flieger sein müssen, am Lichte gesehen. Die wenigen Exemplare 
meiner Sammlung verdanke ich Zufallsfunden am Tage. Von der leuch- 
tend rötlichen s/igma habe ich das 5, das mit dem 2 in der Färbung 
übereinstimmt und auch in der Größe nicht sehr abweicht, vereinzelt am 
Lichte angetroffen, und von der seltenen virginiensis kenne ich das oh 
überhaupt noch nicht, wogegen ich das 2 viermal am Lichte beobachtete.“ 
Ferner machte er die ‚Beobachtung, daß große Saturniiden und einige 
Geometriden @9, in dem Taumel, in den sie durch das Licht versetzt 
wurden, ihre Eier — oft unbefruchtet und in ganz regelloser Anordnung 
= ablegten. Von diesem Taumel weiß auch Herr Schirmer zu erzählen. 
Honigbienen kamen eines Abends in Scharen zu der Lampe auf der Veranda 
geflogen und waren derart stechlustig, daß man sich durch schleunige 
Flucht in Sicherheit bringen mußte. 


Herr Heinrich berichtet noch, daß in Digne in der ersten Zeit 
seines dortigen Aufenthaltes große Menge n Maikäfer zum Licht kamen, 
so dab er sich ihrer kaum erwehren konnte, nach 8—10 Tagen dagegen 
waren sie am Licht völlig verschwunden, trotzdem sie noch zahlreich 
auf den Bäumen saßen. 


für das Jahr 1912. (45) 


Für die Regelmäßigkeit, mit der manche Insekten sich am Licht 
einzustellen pflegen, bringt auch Herr Wanach ein hübsches Beispiel: 
In Carlshagen auf Usedom kamen dreimal 5'g' von Lampyris noctiluca 
L. zum Licht und iedesmal war es 10 Minuten nach 10 Uhr. 

Schlußwort des Vortragenden. 

„Im allgemeinen sind in der Diskussion von verschiedenen Seiten 
meine Beobachtungen, so namentlich diejenigen über den Einfluß der 
Witterung, die Wahl des Aufstellungsortes der Lampe und deren Kon- 
struktion, die Innehaltung gewisser Anflugszeiten seitens der verschiedenen 
Gattungen bestätigt worden. Dagegen liegen bezüglich des Wertes eines 
weißen Tuches als Hilfsmittel beim Lichtfang auch von der meinen ab- 
weichende Erfahrungen vor. Es könnte sein, daß hier klimatische Ver- 
schiedenheiten mitsprechen. Meine Beobachtungen sind in dem heißen 
Klima von Digne gemacht worden, wo das Temperament aller Falter um 
vieles lebhafter ist als in den Alpen oder in Deutschland. Vielleicht liegt 
es daran, daß die Tiere keine Neigung bezeigten, sich an oder auf ein 
weißes Tuch zu setzen. 

In betreff des Besuches der 292 am Licht hat die Diskussion 
ergeben, daß sich allgemeine Regeln in dieser Beziehung noch nicht auf- 
stellen lassen. Wenn auch einwandfrei feststeht, daß das weibliche Ge- 
schlecht beim Anflug ans Licht in viel geringerem Maße beteiligt ist als 
das männliche, so verhalten sich die einzelnen Arten in dieser Hinsicht 
doch verschieden. Es sind daher weitere Beobachtungen in dieser Richtung 
dringend erwünscht. Den oben erwähnten drei Aufgaben der Beobachtung 
tritt hinzu: 

4. festzustellen, von welchen Arten kommen beide Geschlechter 
zum Licht und in welchem ungefähren Zahlenverhältnis, von welchen nur 
die 5’, von welchen nur die 22? 

Von Herrn Hänel, einem Sammler, der wiederholt den Lichtfang 
in den Alpen ausgeübt hat, ist mir mitgeteilt worden, daß nach seinen 
Beobachtungen von Agrotiden beide Geschlechter das Licht besuchen, 
doch sei die Zahl der anfliegenden 5’ etwa achtmal so groß als die 
der 29. 

Nach dem Verlauf der Diskussion halte ich an der Anschauung 
fest, daß der Sexualtrieb nicht der innere Grund für der Lichtbesuch der 
Falter sein kann. Vereinzelte wahrgenommene Kopulationen von Licht- 
gästen können nur als Folge der sich darbietenden Gelegenheit, nicht aber 
als innerer Grund des Lichtbesuchs in Betracht kommen. Auch die ver- 
einzelt beobachtete Eiablage unter dem Einfluß des Lichtes beweist nichts 
Gegenteiliges. Die Eier wurden zum Teil unbefruchtet, zum anderen Teil 
ohne diejenige Obsorge abgelegt, die für das Fortkommen der Nachzucht 
erforderlich ist. Ein derartig unzweckmäßiges Handeln kann nicht einen 
vernünftigen inneren Erklärungsgrund für die ganze Erscheinung abgeben, 
beweist vielmehr nur, daß die Tiere sich dem Lichtreize gegenüber in 
einem gewissen Erregungszustande befinden, was auch die Schirmer’sche 
Beobachtung an Bienen bestätigt. Es liegt nahe zu vermuten, daß sich 
die Erregung in demselben Maße steigert, in welchem die Entfernung 
zur Lichtquelle ab- und die Stärke der letzteren zunimmt. Fühlen sich 
die Tiere ursprünglich nur von der auffälligen Erscheinung angelockt, 
geraten sie in unmittelbarer Nähe der Lichtquelle in hochgradige Erregung, 
welche gänzlich unzweckmäßige Affekthandlungen auslöst. Ich habe 
mehrfach beobachtet, daß große Schwärmer wiederholt mit solcher Wucht 
gegen Bogenlampen anflogen, daß sie betäubt oder wie tot zur Erde fielen. 
Diese hochgradige Erregung — der Taumel — geht dann ganz natur- 
gemäß infolge von Erschöpfung in Apathie über, welche in dem stunden- 


(46) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


langen Stillsitzen an im Lichtkreise belegenen Wänden usw. ihren Ausdruck 
findet. Also die ganzen Erscheinungen passen sehr gut zu meinem 
Erklärungsversuche. Immerhin bin ich weit entfernt zu wünschen, dab 
man sich dabei beruhigt; denn auch für die Entomologie muß der Wahl- 
spruch gelten: Sempre avanti!“ 

Im Anschlusse an seinen Vortrag zeigt Herr Heinrich einige am 
17. Juni 1912 in Oberstdorf am Licht gefangene Falter vor, darunter 
Hploicus ligustri L., Agrotis candelarım Hb. v. signata Stgr., Agrotis 
primulae Esp. mit var. conflua Tr., Mamestra leucophaea View., dentina 
Esp., marmorosa Bkh. var. mierodon Gn., reticulata Vill., Dianthoecia nana 
Rott., Hadena adusta Esp., Leucania comma L., Cucullia campanulae Frr., 
Acidalia incanata \L., Larentia tophaceata Hb., incultaria H.S., frifasciata 
Bkh., Gnophos ambiguata Dup., Scoria lineata Sc., Setina irrorella Cl. 

Außerdem werden einige in Mürzen am 15. Juni bei Tage erbeutete 
Falter vorgezeigt, worunter bemerkenswert sind: Pieris napi ab. bryoniae 
O., Erebia oeme Hb., stygne O., Odezia tibiale Esp., Cucullia lucifuga Ab., 
Larentia turbata Hb., Tephroclystia scrıptaria H.S., Nemeophila plantaginis 
OP mit stark verdunkelten, gelbroten Hinterflügeln. Von letzteren ist 
Nachzucht erzielt worden. Die Nachkommenschaft ergab I normales 5 
und 1 5 und I @© derselben Variationsrichtung wie die Mutter. 

Zu den in voriger Sitzung von Herrn Closs mitgeteilten Fällen, 
wo Falter von Acherontia atropos L. schlüpften, trotzdem sie in ihrem 
Körper Parasitenlarven enthielten, erwähnt Herr P. Schulze eine weitere 
Beobachtung, wo eine durch Wärme getriebene Totenkopfpuppe einen 
Falter ergab, der noch im Innern eine lebende Parasitenlarve enthielt. 
(Revue scientifique VII p. 278, 1897.) Bisher sind nur Fliegen und zwar 
3 Arten Argyrophylax atropiyora Rond., Masicera pratensis Meig. und 
Chaetolyga xanthogastra Rond. als Schmarotzer von afropos bekannt. 
Neuerdings ist von Acherontia lachesis F. auf Ceylon ein Hymenopteron, 
die Braconide Apanteles acherontiae als Parasit nachgewiesen worden. 
(Green, Spolia zeylanica 5 p. 19, 1907.) 

Herr Schirmer zeigt eine Reihe von Coccinella quinguepunctata 
L. vor, deren einzelne Exemplare die Variabilität dieses Käfers demon- 
strieren sollen. Besonders bemerkenswert ist eine von ihm bei Buckow 
erbeutete stark nigristische Form, die er unter dem Namen f. heraldica 
an anderer Stelle beschreiben wird. Herr H. Kuntzen bemerkt hierzu, 
daß bei uns geschwärzte Stücke der vorgelegten Art sehr selten seien, 
dagegen überwiegen sie in Ostasien und dem hohen Norden, wo die Flecke 
besonders die Neigung zeigen, in der Längsrichtung zusammenzufließen. 

Herr Dadd hat vor kurzem am Köder nicht ein einziges Tier ge- 
fangen; die Falter saßen aber zahlreich auf nahem Rhamnus, wo sie 
entweder an den reifen Früchten oder an den Sekreten von Blattläusen 
sogen. Wie Herr Schirmer bemerkt, ist Rhamnus auch am Tage ein 
guter Fangplatz für Insekten aller Art, besonders stellten dann z. B. die 
Crabroniden den Aphiden nach. 

Herr Ramme legt für Brandenburg neue Orthopteren vor 
und kann einen neuen Fundort für die erst kürzlich in Brandenburg auf- 
gefundene Tetfigonia (Locusta) cantans Fuessly mitteilen: Bies- 
dorf bei Karlshorst, wo die Art zahlreich von Herrn H. Kuntzen 
erbeutet wurde. 

Ferner teilt Herr Ramme mit, daß die seit langem verschollene 
Myrmecophila acervorum Panz. von Herrn Ullrich auf einem Berliner 
Kirchhof bei Myrmica ruginodis aufgefunden worden ist. Weiter meldet 
er als neu für Brandenburg den Fang von Stenobothrus stigmaticus Ramb 
2 im August 1912 in Finkenkrug (Richter leg.). Endlich wurde als neu. 


für das Jahr 1912. (47) 


für Brandenburg das Vorkommen von Nemobius sylvestris F. in deı Dubrow 
von Herrn Ude nachgewiesen. 


Sitzung vom 3. Oktober. 

Im Anschluß an die Verlesung des Protokolls der vorigen Sitzung 
werden von mehreren Mitgliedern noch Bemerkungen über den Lichtfang 
gemacht, die aber der Zweckmäßigkeit halber der allgemeinen Diskussion 
über diesen Gegenstand angeschlossen werden sollen. 

Herr P. Schulze spricht unter Vorlegung des betr. Materials über 
Drepana lacertinaria L. und ihre Formen. Der Vortrag wird ausführlich 
an anderer Stelle erscheinen. Bei der Erwähnung Jer gen. aest. erosula 
Lasp., die in der Literatur nirgends erwähnt wird, bemerkt Herr Closs, 
daß Laspeyres auch anderseits oft Unrecht geschehen sei. So hätten die 
Gattungen Deilephila und Acherontia nicht, wie man überall lesen könne, 
Ochsenheimer zum Autor, sondern Laspeyres. 

Herr Heinrich zeigt 5'5' und @% nebst Kokons von Heterogynis 
pennella Hb. vor und spricht über seine in Digne hinsichtlich dieser Art 
gemachten Beobachtungen. Die systematische Einordnung der Art ist 
nicht leicht. Der äußere Habitus des g', die Fühlerform und sein Flug 
erinnern sehr an die Psychiden, denen das Tierchen auch durch die ganz 
andersartige Form des flügellosen 2 (daher der Gattungsname /eterogynis!) 
nahesteht. Von den Psychiden unterscheidet sich /eferogynis aber durch 
die mehr längliche, gestrecktere Form der Flügel des 5' und besonders 
durch die Raupe, welche frei (ohne Sack) lebt und auch in ihrer äußeren 
Erscheinung nichts mit Psychidenraupen gemein hat. Am meisten Aehn- 
lichkeit hat die Raupe mit Zifhosia-Raupen, frißt aber nicht wie diese 
Flechten sondern Ginster. Mit den nach Staudingers Ordnung benach- 
barten Zygaeniden hat weder Falter noch Raupe noch die Hülle der Puppe 
etwas gemein. Die Raupen entbehren völlig der walzigen Form, fertigen 
auch keinen Zygaenidenkokon, sondern ein loses Gespinst von weißlicher 
oder ausgesprochen gelber Farbe, ähnlich dem Gespinst von Malacosoma 
neustrium L. Der Gespinstfaden ist ziemlich stark. In gleicher Weise 
unterscheidet sich die Familie /Zeferogynidae auch sehr erheblich von der 
Familie Cochlididae, welcher Spuler sie anschließt. An der anderen Seite 
werden den Heterogyniden von Staudinger die Lithosiiden, von Spuler 
die Psychiden zugesellt. Vortragender steht auf dem Standpunkte, daß 
die Familie der Heterogyniden einen Uebergang von den Lithosiiden zu 
den Psychiden bilde und daher zwischen beiden einzuordnen sei. Die 
beiden Geschlechter unterscheiden sich schon im Raupen- und Puppen- 
stadium beträchtlich durch ihre Größe, indem der 5' etwa um die Hälfte 
hinter dem © zurückbleibt. Mehrere Raupen waren angestochen und 
lieferten Tönnchen und Imagines einer Fliegenart. Die Raupen kriechen zur 
Verpuppung gern an Felsen in die Höhe und bergen ihr Gespinst in Ritzen. 
Die 22 Gespinste haben eine konische, nach hinten sackartig verbrei- 
terte Form. 

Sitzung vom 10. Oktober. 

Herr Dadd legt einige Reihen englicher Falter vor: 1) Tapinostola 
elymi Tr., an der Ostküste Englands in der Dämmerung an Strandgras 
fliegend; die Art kommt auch an der deutschen Ostseeküste vor. 2) Zap. 
bondii Knaggs, nicht selten bei Folkestone; wie Herr v. Chappuis hervor- 
hebt, ist die Art von Herrn Ziegler für Deutschland zuerst auf der Insel 
Rügen festgestellt worden, wo er sie im Schilf gefangen hat. 3) Aydroecia 
petasitis Dbld. aus Lancashire; die Raupe lebt auch an Klette, frißt sich 
in die Stengel hinein, ebenso in Distelstengel. 4) Aporophyla nigra Hw. 
von der Insel Man, wo sie häufig sein soll. 


(48) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


Herr Stichel zeigt einen auf einer Glasplatte montierten und mit 
einer aufgekitteten Glasschale bedeckten Falter, ein hübsches, aber für . 
Sammlungen wenig geeignetes Präparat; jedoch ist der Vorschlag gemacht 
worden, Typen in dieser Weise zu präparieren. 

Herr Heinrich empfiehlt von Grubert in den Handel gebrachte 
Fangnetze aus grüner Seidengaze, die von Engländern und Franzosen viel 
benutzt wird; Herr Wichgraf bestätigt, dal Falter vor solchen Netzen 
viel weniger scheuen als vor weißen und anders gefärbten. 

Herr Blume berichtet über Erfahrungen beim Lichtfang. Die 2% 
von Spinnern (Odon. pruni, Gastrop. quercifolia, Lasiocampa trifolii etc.) 
fliegen nur in der ersten Dämmerung, setzen sich dann fest und fliegen 
in den späteren Abendstunden nicht mehr. Daß Schwärmer zunächst in 
der Dämmerung, dann wieder nach Mitternacht fliegen, nicht aber in der 
Zwischenzeit, erklärt er damit, daß sie in der Zwischenzeit kopulieren; 
Herr Hannemann weist darauf hin, daß man die Paare oft am Tage in 
Kopula findet, was gegen jene Erklärung spricht, doch hält Herr Blume 
es für wahrscheinlich, daß die Tiere in unmittelbarer Nachbarschaft ge- 
schlüpft seien, sodaß sie sich nicht erst durch den ersten Abendflug auf- 
zusuchen brauchten. Dagegen betont Herr Heinrich die vielfach 
beobachtete lange Dauer der Kopula, die der Annahme widerspricht, 
daß sie in der Regel in der kurzen Zeit zwischen Dämmerungs- und 
Mitternachtsflug beendet werde. Jedenfalls sind weitere Beobachtungen 
über diese Vorgänge erforderlich. 

Herr Heinrich hat in Digne Smerinthus quercus nie vor Mitter- 
nacht fliegen gesehen; er meint, der sonst bei Schwärmern gewöhnliche 
Dämmerungsflug bezwecke hauptsächlich den Blütenbesuch. Herr Dadd 
hebt hervor, daß dadurch das Fehlen des Dämmerungsfluges von Sım. 
quercus erklärlich wäre, da seine Mundwerkzeuge verkümmert sind. 

Herr Wichgraf hat in Südafrika Schwärmer oft schon vor Sonnen- 
untergang fliegen gesehen; ob sie in späteren Nachtstunden nochmals 
hervorkommen, ist ihm unbekannt. Von verschiedenen Arten werden 
verschiedene Flugzeiten innegehalten. Celerio euphorbiae ist von Herrn 
Stichel in Tirol schon gegen 6 Uhr abends fliegend beobachtet worden, 
von Herrn Hannemann schon vormittags. 

Ueber den Tagflug von Nachtfaltern bemerkt Herr v. Chappuis, 
daß viele Arten, die bei uns am Tage nie fliegen, solches sowohl in den 
Alpen als auch im Norden regelmäßig tun, was durch die diesen Gegen- 
den gemeinsamen meteorologischen Verhältnisse erklärlich scheine, die 
von denen des Flachlandes in mittleren Breiten stark abweichen. Schon 
im höheren Mittelgebirge (Riesengebirge, Glatzer Geb.) könne man ähn- 
liche Beobachtungen machen. Er hebt ferner hervor, daß der Anflug ans 
Licht und an den Köder durch trocknen kühlen Ostwind unter allen Um- 
ständen verhindet wird, und Herr Dadd hat sogar beobachtet, daß derartiges 
Wetter auch auf die Zimmerzucht Einfluß ausübt; keine Puppe schlüpft 
im Zuchtkasten, wenn draußen scharfer Ostwind weht. 


Sehr verschiedene Ansichten werden über die Lebensdauer von 
Endromis versicolor L. geäußert; Herr Blume hält 2—3 Tage für das 
Normale, Herr Diesterweg dagegen hat ein © noch nach der Eiablage 
weit über eine Woche lebend beobachtet. 


Herr Blume berichtet über das Gespinst der Raupen von Melitaea 
cinxia L.; bei Finkenkrug fand er sie nicht an der Unterseite von Blättern, 
wie oft angegeben wird, sondern zwischen Grashalmen ; ihre Form ist 
variabel, das Aussehen erinnert an manche Spinnernester, nur ist das 
Gewebe dichter und heller. 


für das Jahr 1912. (49) 


Sitzung vom 17. Oktober. 


Herr P. Schulze legt Exemplare der Distel Carlina vulgaris L. vor 
und den von ihm aus ihrem Blütenboden gezogenen Rüßler Zarinus brevis 
Hbst. Ferner zeigt er Lymantria dispar. L <' f. afra P. Sch.; wider 
Erwarten schnell kann er dann Mitteilung über melanistische Berliner 
Schwammspinner 27% machen. Es handelt sich um 3 von Herrn Schumann 
unter normalen Bedingungen gezogene Tiere. Das extremste von ihnen 
ist ober- und unterseits braunschwärzlich übergossen, wobei aber auf den 
Vorderflügeln die normale Zeichnung besonders gegen die Basis hin noch 
hervortritt. Die Hinterflügel dagegen sind gleichmäßig dunkler als die 


Fig. 2 
vorderen ohne jede Andeutung der Distalbinde. Patagiae, Tegulae und 
Hinterleib von der Farbe der Hinterflügel. Nur an der Flügelbasis und 
in der Mitte des Thorax findet sich ie eine weißliche Stelle. Diese inter- 
essante und sehr beachtenswerte Form führe den Namen 9 f. suffusa 
P. Sch. n. f.*) S. Fig. 2, wo die Form neben einem Stück der f. unifascia 
Schultz abgebildet ist. Die Fühler in Fig. 1 sind nur bei der Reproduktion so „g' 
ähnlich“ geworden. Endlich legt Herr Sch. als im Bartel-Herz für das Berliner 


*, s, Intern. entom. Zeitschr. vom 14. Dez. 1912. 


(50) Sitzungsberichle des Berliner Entomologischen Vereins 


Gebiet nicht angegeben die der f. defessaria Frr. von Boarmia crepuscularia 
Hb. entsprechende Form consobrinaria Bkh. von B. consortaria L. vor, 
von ihm in einem © Stück in der Jungfernheide erbeutet. Vortr. richtet 
an alle Berliner Entomologen die Bitte, ihm zwecks Zusammenstellung 
der bei Berlin vorkommenden Nigrismen und Melanismen Mitteilung über 
etwaige beobachtete Formen zu machen. (Adr.: N. 4, Invalidenstr. 43, 
Zool. Inst) Herr Blume hat aus seiner nach biologischen Prinzipien 
geordneten und hervorragend präparierten Sammlung einige Kasten mit- 
gebracht, über die er in einer der nächsten Sitzungen noch ausführlicher 
sprechen will. Herr Belling berichtet, daß er in diesem Jahre einen 
Versuch machen wolle, Raupen von Macrothylacia rubi L. zu über- 
wintern. Zu diesem Zwecke habe er aus einem nach unten etwas 
veriüngten Obsttransportbehälter den Boden entfernt und durch Draht- 
geflecht ersetzt. Nachdem vorher noch die Lücken zwischen den einzelnen 
Holzbrettchen der Seitenwände durch Zigarrenkistenholz ausgefüllt worden 
waren, habe er in den Kasten etwa 5 cm hoch Koks, dann 4 cm hoch 
Gartenerde, darauf weißen Sand, Blätter und endlich einen Drahtgeflecht- 
deckel getan. Er hofft, bei Aufstellung des Behälters im Freien die Tiere 
durch den Winter zu bringen. Herr Diesterweg hat bei der Ueber- 
winterung gute Erfolge erzielt, als er die Raupen in einen im Freien hohl 
auf Steine gestellten Gazekasten mit einem Boden aus schwachem Holz 
brachte. Herr Heinrich hat die Tiere ohne große Schwierigkeit über- 
wintert; trotz reichlichen Bespritzens hätten sie sich aber im Frühjahr 
nicht verpuppt. Herr Belling legt weiter vor ein am 18. Juni am Grödner 
Joch gefangenes großes © von Pieris callidice Esp. und ein am 23. Juli 
erbeutetes sehr kleines &'; bei einem Pärchen aus dem Oetztal ist das 
umgekehrte Größenverhältnis vorhanden. Von einigen Jg und 92 von 
Pieris napi bryoniae Ochs. von der Regensburger Hütte ist ein 9 stark 
gelblich, ein anderes stark verdunkelt. Herr Heinrich bemerkt hierzu, 
daß das Schwanken des Größenverhältnisses der Geschlechter bei callidice 
wohl nicht auf die Höhenlage des Fundortes zurückzuführen sei; er habe 
diese Größenvariabilität bei an demselben Orte und zu gleicher Zeit ge- 
fangenen Faltern häufig angetroffen, besonders kämen kleine O2 vor. 


Herr Fässig hat in Tirol die Eiablage von Papilio podalirius L. an 
Prunus Mahaleb beobachtet. Die Eier werden einzeln an der Blattbasis 
abgelegt und sind sehr schwer zu sehen. Herr Heinrich empfiehlt, in 
Fällen, wo man die Eiablage beobachten, das Ei aber nicht finden könne, 
wenn es sich um kleine Gewächse handelt, diese in toto mitzunehmen 
und zu Hause einzustellen. Er habe auf diese Weise Pieris daplidice L. 
in einer Blumenvase vom Ei bis zur Puppe gebracht. 


Herr Heinrich berichtet, unter Vorlage der Belegstücke, daß er 
die im Bartel-Herz als selten aufgeführten Arten Nonagria nexa Hb. 
und Tapinostola fulva Hb. mit f. fiuxa Tr. in der zweiten September- 
hälfte d. J. in Finkenkrug in Anzahl am Licht erbeutet habe. Man fange 
die Tiere am sichersten, wenn man mit gut brennender Acetylenlampe 
die feuchten Wiesen absuche. Die nexa g'&' fliegen sehr lebhaft gegen 
die Lichtquelle an, 2% flogen weder ans Licht, noch konnten sie sitzend 
gefunden werden. Von Tapinostola fula wurden Jg und PQ von 
Grashalmen, an denen sie trotz der Beleuchtung ruhig sitzen blieben, 
abgenommen; einige 5'5' flogen auch gegen das Licht an. 

Ebendort wurde zu gleicher Zeit ein schönes @ von Ennomos 
quercinaria Hufn. f. carpinaria Hb. am Boden sitzend mit der Lampe erbeutet. 
Vortragender benutzt den Anlaß, um sämtliche bei Berlin fliegenden Ennomos- 
Arten und Formen, aufumnaria Wernb., quercinaria Hufn. mit f. carpinaria 


a 


für das Jahr 1912. (51) 


Hb., a/niaria L., fuscantaria Hw. und erosaria Ab. und außerdem die in 
Ems gefangenen f. infuscata Stdgr. von guercinaria Hufn. aus seiner 
Sammlung vorzuzeigen. 

Während Bartel-Herz als Flugzeit für Non. nexa August-September 
angeben, hat Herr Fässig diese Art noch am 11. Oktober am Licht in 
frischen Stücken erbeutet. 


Sitzung vom 24. Oktober. 


Herr Ramme bemerkt zum Protokoll der vorigen Sitzung, daß 
nach seinen Beobachtungen in Südtirol das Ei von Papilio podalirius L. 
meist auf der Unterseite der Blätter abgelegt werde. Herr P. Schulze 
bemerkt, daß offenbar Verschiedenheiten in der Art der Eiablage vorkämen, 
denn während in der Ent. Zeitschr. Guben 14., 1900/01 angegeben werde, 
daß die Eier einzeln an der Unterseite von Schlehenblättern abgelegt 
würden, fand wiederum A. Grund die Eier zum größten Teil auf der 
Blatt-Oberseite. (Ent. Z. 18. 1904/05). 

Herr Closs gibt zunächst einen Ueberblick über die historische 
Entwicklung der Sphingidensystematik. Von den älteren Systemen sei 
noch das beste das von Hübner, der, ohne anatomische Untersuchungen 
vorzunehmen, meist mit großem Scharfblick das Zusammengehörige zu- 
sammengestellt habe, während vor allem das Staudinger’sche System, dann 
aber auch das von Tutt, in dieser Beziehung viel zu wünschen übrig 
ließen. Mustergültig und vorbildlich für andere Gruppen sei aber das 
von Rothschild und Jordan unter Berücksichtigung aller Organisations- 
eigentümlichkeiten nicht nur des Falters, sondern auch von Raupe und 
Puppe, aufgestellte. Im Anschluß hieran legt er folgende seltene Sphingiden 
aus seiner Sammlung vor: 

1) Amphypterus ypsilon R. u. J. aus Mexico. Wird von Rotsch.- 
Jordan von Costa Rica bis Ecuador angeführt und gilt als große Selten- 
heit. In neuester Zeit wurde er von Dr. Lück und Gehlen in größerer 
Anzahl importiert. 

2) Oxyambulyx dohertyi dohertyi R. von Neu-Guinea. cd. Der 
Falter gehört zur Gruppe des Genus Oxyambulyx R. und J., bei der die 
dunklen subbasalen Flecke weiß eingefaßt sind. Die andere Subspecies 
d. salomonis R. u. J. bewohnt die Salomonsinseln. 

3) Clanis undulosa Moore 5' aus Sikkim. Der Falter wird von 
Dr. Jordan bei Seitz „Großschmetterlinge“ etc. als zum palaearktischen 
Faunengebiet gehörig aufgeführt, doch scheint seine eigentliche Heimat 
Nordindien zu sein. Die Arten der Gattung C/anis Hb. fallen durch ihre 
lanzettförmigen Flügel und durch an dürre Blätter erinnernde Zeichnung 
und Färbung auf. 

4) Lophostethus demolini demolini Angas &' aus Deutsch-Süd-West- 
afrika. Besonders merkwürdig sind die Raupen des Genus Zophostethus 
Butl., die auf jedem Ringe einen Kranz verzweigter Dornen haben und 
dadurch gewissen Saturniidenraupen nahe kommen. Die Subspecies d. 
consoni R. gehört Westafrika vom Senegal bis zum Congo an, während 
die vorliegende Subspecies Südafrika nordwärts bis Uganda bewohnt. 

5) Pachygonia hopfferi Stgr. 5‘ aus Chanchamayo (Peru). Die 
Gattung Pachygonia Felder ist charakterisiert durch die merkwürdige Be- 
haarung des hintersten Beinpaares, das flachgedrückt und in 3 Haken 
ausgezogen erscheint. 

6) Pholus typhon Klug 5 aus Mexico. Eine der schönsten Arten 
des Genus Pholus Hb. (1822 — Philampelus Harris 1839), in der äußeren 
Erscheinung ein Bindeglied zwischen Ph. achemon Drury und Ph. vitis L. 


d* 


(52) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


7) Hliippotion rosae Butl. SQ aus Deutsch-Süd-Westafrika. Der 
seltene Schwärmer ist an den rosenroten Fühlern und der weißgrauen: 
_ Oberseite von Körper und Flügel leicht zu erkennen. Rothschild-Jordan 
erwähnen nur das © und kennzeichnen daher die Art als groß. (Rev. 
„of. Sph. p. 761.) Das ' ist dagegen auffallend klein und in seiner Er- 


"scheintng sehr charakteristich für die Gattung /Alippotion Hb. 


8) Theretra castanea Moore &' von Madura (Indien). Die Species 
‚ist ein Bindeglied zwischen den Gattungen Theretra Hb. und Rhagastis 
R. und J., der sie namentlich in der Zeichnungsanlage gleicht. Merkwürdig 
ist die hochrote Unterseite. 


Herr Ramme spricht über seine im August und September d. J. 
unternommene Reise nach Krain und Istrien. Er hielt sich zuerst 
längere Zeit in Planina (Krain) auf, einem noch innerhalb des bewaldeten 
Karstgebietes gelegenen Orte. Neben wahren Urwäldern, gebildet aus 
riesigen, alten, ganz mit Epheu bewachsenen Fichten, finden sich kable 
mit üppigen Matten bedeckte Bergkuppen; verkarstet sind nur ganz wenige 
Stellen von geringem Umfange. Demgemäß scheinen die Formen dieses 
letzteren Gebietes, wie z. B. Cueulligera hystrix, zu fehlen; dagegen kommt 
der waldliebende Procerus gigas im Mai und Juni verhältnismäßig häufig 
vor. Vortragender geht dann näher auf seine dortige zoologische Tätig- 
keit ein. Besondere Aufmerksamkeit wandte er den zahlreichen Grotten 
der Gegend zu; leider war die Planina-Höhle, die größte Flußhöhle Europas, 
infolge des diesjährigen hohen Wasserstandes nur auf 100 m passierbar. 
Diese Höhle stellt bekanntlich das unterirdische Flußbett der Poik resp. Unz 
dar: die Poik geht bei der Adelsberger Grotte in die Erde (Poikschwinde), 
um bei Planina als Unz wieder das Tageslicht zu erblicken. Die Zusammen- 
gehörigkeit dieser beiden Flußläufe ist erst durch Färben mit Eosin er- 
kannt worden. 


Treffliche Unterstützung fand R. von seiten des dortigen Fürstlich- 
Windischgrätzschen Revierförsters Herrn Hauke, der sich speziell die 
faunistische Erforschung der Höhlen des Planina-Gebietes zur Aufgabe 
gemacht hat. Die Ausbeuten aus den Höhlen wird R. in einer der fol- 
genden Sitzungen vorlegen. 


Was nun die oberirdische Fauna betrift, so beanspruchte von den 
Säugetieren der Siebenschläfer (Myoxus glis L.) besonderes Interesse, da 
er in den dortigen Buchenwäldern in Massen vorkommt und als Wildpret 
und Pelztier Verwendung findet. Von den Reptilien sei das Vorkommen 
einer völlig schwarzen Spielart der Kreuzotter (Pelias berus f. prester) 
hervorgehoben, bei der auch die letzten Zeichnungselemente verloren 
gegangen sind. Dem Vortragenden sind von der Kreuzotter nur Stücke 
dieser Färbung zu Gesicht gekommen; wie ihm von glaubhafter Seite 
versichert wurde, treten andere Färbungen überhaupt nicht auf. Häufig 
ist die eine bedeutende Größe erreichende Sandviper (Vipera ammodytes.) 

Das Hauptinteresse wandte sich naturgemäß den Insekten und unter 
diesen wiederum den Orthopteren zu, da die anderen Ordnungen infolge 
der vorgerückten Jahreszeit nur noch spärlich vertreten waren. Von 
Coleopteren fanden sich nur Caraben zahlreicher; an Lepidopteren flogen 
sehr wenige Arten: Colias edusa, allerdings in prächtigen Stücken, sowie 
einige Satyrus-Arten (circe, hermione, briseis) waren so ziemlich das 
einzige. 

Dagegen standen die Othopteren gerade auf dem Höhepunkte der 
Entwicklung. Vortragender legt eine Auswahlsammlung sämtlicher er- 
beuteter Arten (ca. 80) vor, die in Planina und auf dem zweiten Teil der 


für das Jahr 1912. (53) 


Reise gesammelt wurden, der über Finme — Abbazia nach Pola und von 
dort über Rovigno nach Triest führte. Näheres darüber wird später ver- 
öffentlicht werden. 

Herr Blume hat wieder einige Kästen seiner biologischen Lepidop- 
terensammlung mitgebracht (in denen sich von jeder Art neben den Fal- 
tern wenn möglich auch alle übrigen Entwicklungsstadien nebst den Futter- 
pflanzen befinden) und faßt in längeren Ausführungen das Wissenswerte 
über die Verbreitung und Lebensweise unserer Papilioniden, Pieriden und 
Nymphaliden zusammen. Unter den Stücken von Papilio machaon L. 
fallen ein in der Zeichnung dem machaon sphyrus Hb. sehr nahekommendes 
Exemplar aus Deutsch-Krone auf und Tiere vom Gardasee mit scharf 
hervortretenden und schwarz bestäubten Adern. Bei P. alexanor Esp. 
wird erwähnt, daß nach manchen Angaben die Raupe bis zur 4. Häutung 
eine Mordraupe sei. Herrn Heinrich kommt letzteres unwahrscheinlich 
vor, um so mehr als die Raupe sehr träge sei. Er hätte jedenfalls bei 
der Zucht der Art nie Kannibalismus beobachtet. Er macht ferner auf 
die eigentümliche eingedrückte Form der alexanor-Puppe aufmerksam 
und auf ihre Unbeweglichkeit, sodaß man oft im Zweifel sei, ob man 
lebende Puppen vor sich habe. Bei den Pieriden sind einige Euchlo& 
cardamines L. vom Gardasee bemerkenswert, bei denen der Vorder- 
flügelfleck fehlt oder kaum angedeutet und die Grünzeichnung der Unterseite 
schwächer ist. Herr Heinrich hat diese Form im Süden ebenfalls er- 
beutet; er kann aber nicht mit Sicherheit angeben, ob es sich hierbei um 
durchgehende eine Unterart charakterisierende Merkmale handele. Ein 5 
von Gonopteryx cleopatra L. (leider ohne Fundortsangabe) zeichnet sich 
durch fast ganzrandigen, aber links und rechts etwas asymmetrischen 
Flügelschnitt aus. Auf eine Anfrage, wie er bei den getrockneten Pflanzen 
die grüne Farbe so hervorragend erhalte, erklärte Herr Blume, daß er 
die frischen Pflanzenteile zwischen Pappdeckeln in Fließpapier entweder 
auf der Zentralheizung oder auf dem Bratofen trockene. 

Herr Heinrich hat am 21. Oktober gegen 6 Uhr in der Friedrich- 
straße und Herr v. Chappuis heute gegen 7 Uhr am Kaiserdamm in 
Charlottenburg am Licht je ein Exemplar einer Eule sitzen sehen, die 
offenbar ein- und derselben Art angehörten, die sie aber beide nicht er- 
beuten konnten. Leider saßen die Tiere so hoch, daß man die Species 
nicht genau erkennen konnte. Das Auffallendste an ihnen waren die 
scharf hell und dunkel gezeichneten Hinterflügel. Herr Heinrich hält 
es für möglich, daß es sich um eine Spätgeneration von Heliothis dipsacea 
L. handeln könne, die aber nur bis Anfang September fliege. Herrn v. 
Chappuis erinnerte dagegen das Stück lebhaft an Aedia funesta Esp. 
die aber wieder bei Berlin nicht vorkommt, in diesem Jahre aber bis an 
den Nordrand des Harzes vorgedrungen ist. Viel wahrscheinlicher schien 
es ihm aber, daß- es ein Exemplar von Zpineuronia cespitis F. war. Auf 
den Einwurf, daß cespitis doch fast einfarbige helle Hinterflügel habe, 
erwiderte Herr v. Ch., daß er ein Exemplar dieser Art mit stark dunkel 
bestäubtem Außenrande besäße. 


Sitzung vom 31. Oktober. 


Herr v. Chappuis hält einen sehr interessanten Vortrag über eine 
Reise nach Pommern, um Agrotis subrosea subcaerulea Stgr. zu erbeuten. 
Sie war vom besten Erfolge gekrönt; denn nicht nur subcaerulea wurde 
in mehreren Stücken geködert, sondern auch typische Stücke der in Eng- 
land ausgestorbenen Nominatform (durch Vergleich mitenglischen Exemplaren 
im Königl. Museum festgestellt) und einige Uebergangsformen zu subcaerulea. 


(54) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


Auf einem zweiten Sammelausfluge nach dem Harz erbeutete Vortr.. 
eine Apamea, die er für nickerlii Frr. zu halten geneigt ist. Die Art 
wäre neu für Deutschland, da der nächste Fundort Prag ist. 

Herr Petersdorff erklärt, daß er sowohl Agrotis subrosea Steph. 
als auch subcaerulea Stgr. aus Livland besäße. 

Herr P. Schuize legt wieder einige Berliner Melanismen vor. 
Zunächst eine typisch melanistische neue Form von Boarmia roboraria 
Schiff. Bei völlig erhaltener satinartig durchschimmernder Zeichnung 
sind Ober- und Unterseite einfarbig hell bläulichschwarz. Für diese 
interessante Form, in einem stattlichen 5 vorliegend, wird der Name f. 
melaina P. Sch. n. f.*) vorgeschlagen. Sie macht einen völlig anderen 
Eindruck als f. infuscata Stgr. und stellt wahrscheinlich eine Neubildung 
und nicht eine Weiterbildung dieser Form dar, bei welcher auch bei den 
dunkelsten Stücken die Unterseite zum größten Teile hell bleibt. Ferner 
zeigt er 2 bei Berlin nicht allzu seltene Formen von Orrhodia vacciniü 
I vor. 

Beide zeichnen sich durch ihre braunschwarze Färbung aus, die 
erste gleicht bis auf die veränderte Grundfarbe in der Zeichnungsanlage 
der Nominatform, sie führe den Namen f. fusca P. Sch. n.f.; (ob identisch 
mit f. obscura Tutt.? Nachtr. Zusatz), die zweite dagegen gehört in den 
Kreis der f. canescens Esp. Die Vorderflügel sind braunschwarz mit 
ockergelben Adern und Makelsäumen. Espers „var.“ canescens ist eine 
Mischform. Nach ihm (4 p. 554) ist sie von rötlicher, gelblicher oder schwarz- 
grauer Grundfarbe. „Die Narben sowohl als die Sehnen sind lichtgrau 
gesäumt.“ Im Orginal steht also nichts von gelblichweißen Adern, 
wie es im Berge-Rebel p. 250 heißt. Die Abbildung Taf. CLXIII Noct. 
83 Fig. 6 zeigt auf dem Vorderflügel ein nicht allzu dunkeles Graubraun, 
die hellen Linien sind weißgrau. Die Tiere mit normaler Grundfarbe hat 
Staudinger unter dem Namen f. mixta ausgeschieden. 

Herr Dadd legt 

1. Reihen gezogener Catocala elocata Esp. und von ihr nahe- 
stehenden Formen vor. 

Die Stücke aus Digne besitzen auf den Vorderflügeln eine viel 
hellere Grundfarbe als die aus Mitteleuropa und erinnern an e. locata Steger. 
aus Asien, bei der aber die Binde der Hinterflügel nicht bis zum Anal- 
winkel reicht. Als Vergleichsmaterial liegen bedeutend dunklere Tiere 
(besonders die 2%) vor, die aus Tiroler Eiern gezogen wurden. 

2) C. deducta Ev., von Herrn Rangnow jun. gesammelt, stimmt in 
der Vorderflügelzeichnung ganz mit elocata überein und scheint nur aus- 
geprägte Lokalform dieser Art zu sein. Die Binde der Hinterflügel ist 
allerdings etwas anders und erinnert an C. nupta L. 

3) C. adulatrix ist in der Zeichnung sehr elocafa ähnlich, stellt 
aber offenbar eine gute Art dar, da sich konstante Unterschiede besonders 
im Bande der Hinterflügel finden. 

4) C. oberthüri Aust. aus Nord-Afrika, die wohl ursprünglich auch 
nichts anderes als eine Lokalform von elocata war, sich aber jetzt zu 
einer selbständigen Art differenziert hat. 

Herr Diesterweg hat von den verschiedensten Seiten Agrotis 
florida Schmidt bezogen, kann aber gegen Agr. rubi L. keine Unterschiede 
herausfinden. 

Herr Rangnow hat von Herrn Sprachlehrer Lange erhaltene florida- 
Raupen neben Berliner rudi gezogen; die geschlüpften Falter zeigten 
keinerlei Unterschiede. 


*) ef. Intern. entom. Zeitschr. vom 25/l 1913. 


für das Jahr 1912. (55) 


Herr P. Schulze liest aus dem Arch. f. Freunde der Naturg. in 
Mecklenburg 33 (1879) 1880 p. 96/97 die spätere Ansicht des Autors der 
Art vor, die eigentlich auch nur die allgemeine Ansicht bestätigt, daß 
florida eine besonders kräftige und lebhaft gezeichnete rubi-Form ist. 


Herr F. Schultz hat bei Eydkuhnen die sehr seltene Agrotis sobrina 
Gr. am Köder erbeutet und in Zehlendorf mit Herrn Dadd zusammen 
zahlreiche Orrhodia v-punctatum Esp. geködert, so das letzterer sich durch 
den Augenschein überzeugt hat, daß seine frühere Annahme, v-punctatum 
sei im Herbst sehr selten, unrichtig war. 

Herr Rangnow hat in Lappland unter dem 67. Breitengrade eine 
Raupe von Agrotis occulta L. gefunden. Der geschlüpfte Falter gleicht 
durchaus der Berliner Normalform, die er neben f. implicata Lef. (passetii 
Th.-Mieg) vorlegt. Im vorigen Jahre waren die Raupen hier außer- 
ordentlich selten. Aus einer einzigen gefundenen Raupe erzielte er einen 
wundervollen Falter mit tiefschwarzen Vorder- und hellen Hinterflügeln 
mit scharf abgesetzter schwarzer Randbinde. 


Ferner demonstriert er einige Stücke der sehr seltenen Agrofis 
sareptana H. S., die ihm im September aus von seinen Söhnen mitge- 
brachten Raupen geschlüpft sind. 


Herr Esselbach legt 2 bei Saas Fee gefangene extreme Parnassius- 
Stücke vor. Ein sehr kleines 5' von etwa Kohlweißlingsgröße ohne roten 
Vorderrandfleck, aber mit geringelten Fühlern, das der Besitzer für einen 
apollo hält; es ist aber nicht ausgeschlossen, daß es sich um P. phoebus 
F. (delius Esp.) handelt. Das zweite Stück ist ein riesiges © mit voll- 
kommen rot ausgefüllten großen Ocellen. Die bei Saas Fe fliegenden 
apollo gleichen z. T. so sehr den Tieren vom: Königssee, dab selbst 
Spezialisten, ohne die Herkunft zu kennen, sie für ap. bartholomaeus Stich. 
erklärten. 


Sitzung vom 7. November. 


Herr Hannemann legt einige interessante Berliner Falter vor: 
Ein Exemplar von Callophrus rubi L. f. brunnea Tutt aus Hirschgarten, 
das auf der Unterseite dunkelbraun gefärbt nur gegen den Analwinkel 
hin geringe Spuren von grüner Bestäubung aufweist. Eine kleine Vanessa 
urticae L. der zweiten Generation mit mehr rosenroter Grundfarbe; ein 
Exemplar von Acronicta abscondita Tr. mit 2 schwarzen Querbinden, in 
denen die Makeln eingeschlossen liegen, und schließlich 1 Stück von 
Pararge maera L. am 23. Juni bei Strausberg erbeutet. Damit ist die 
Art für das Berliner Faunengebiet festgestellt. Im Pfützner’schen Ver- 
zeichnis der Schmetterlinge der Provinz Brandenburg steht sie als „sehr 
selten bei Buckow“. 


Herr Bischoff erwähnt aus der Hymenopterologie einen analogen 
Fall von falscher Autorenangabe, wie ihn Herr P. Schulze bei angeblich 
von Thunberg benannten Lepidopteren nachgewiesen hat. (Berl. ent. 
Zeitschr. 56 p. (2)). Es handelt sich um einige Chrysididen, deren Autor 
angeblich Dahlbom sein soll. Die Arbeit, in der die betr. Tiere be- 
schrieben sind, lautet: „Exereitationes hymenopterologicae, quas ad faunam 
Sueeicam illustrandam venia ampliss. facultatis Philos. Acad. Lund. et 
praeside Andr. Gust. Dahlbom Philos. Doctore Historiae naturalis Docente 
publice disquisitioni modeste subjiecit Samuel Erich Kernell, Ostro-Gothus 
in Acad. Carolinae and. majiori die XX Maii 1831 Part. I.* Hiernach ist 
Kernell als Autor für die an dieser Stelle beschriebenen Arten: Zilampus 
truncatus, E. coeruleus (=violaceus Scop.) und Achrysis unicolor anzusehen. 


(56) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


Ferner spricht Herr B. über die Type der Chrysogona gracillima 
Först. Wie sich bei Untersuchung des im Berl. Mus. f. Naturk. befindlichen 
Tieres herausstellte, handelt es sich um ein im Flügelgeäder monströses 
Exemplar der als Chrysis saussurei Chevr. gut bekannten Art. Die Gat- 
tung Chrysogona Först. ist false auf ein abnormes Stück einer Chrysis 
gegründet, und die später als zu Chrysogona gehörig beschriebenen Arten 
haben mit dem Försterschen Genus nichts zu tun. Die Gattung, zu der 
diese Formen gehören, muß demnach einen neuen Namen erhalten, für 
den Chrysidea*) vorgeschlagen wird. Da ferner Chrysis saussurei Chevr. 
1862 beschrieben, das Förstersche Exemplar dagegen bereits 1853 benannt 
wurde, muß der ältere Name gracillima Först. gelten und saussurei Chevr. 
dazu als Synonym gestellt werden. 

Herr P. Schulze zeigt ein Uebergangsstück zu Vanessa polychloros 
L. f. cassubiensis Heinrich aus Köslin in Pommern. Der Strich am Hinter- 
rande der Vorderflügel ist aber nicht so stark ausgeprägt wie auf der 
Abbildung in der Berl. ent. Zeitschrift Bd. 55 Tafl. I, Fig. 4 und liegt 
etwas höher. Eine Andeutung des Striches zeigt auch ein Berliner Exemplar. 


Sitzung vom 14. November. 


Herr P. Schulze berichtet, daß Herr v. Lengerken im Jahre 
1909 mehrere Exemplare der. melanistischen Lymantria dispar L. © f. 
suffusa P. Sch. bei Danzig gefangen habe, bemerkenswerterweise 
also in demselben Jahre, in dem Herr Schumann die dunklen Berliner 
Tiere zog. Ferner referiert er kurz über seine Arbeit: Eine Tagfalterraupe 
mit Pedes spurii coronati (Zool. Anz. vom 18. Oktober 1912). Schon 
früher hatte er hervorgehoben, daß manche Papilionideniraupen, besonders 
auch die der Zerynthia (Thais)-Arten sehr primitiv gebaut sind. Diese 
Ansicht gewinnt nun dadurch eine neue Stütze, daß er an ihm von Herrn 
Heinrich aus Digne übersandten Raupen von Z. rumina medesicaste 1llig. 
nachweisen konnte, daß sie in der Jugend Kranzfüße besitzen, wie wir 
sie bei den Larven tiefstehender Lepidopteren, z. B. denen vieler sogen. 
Mikrolepidopteren finden. 

Endlich berichtet er als Ergänzung zu der Debatte über den Licht- 
fang über eine Arbeit von Dr. J. Dewitz, in der unter anderem auch 
die Literatur über den Lichtfang zusammengestellt ist. (Im Bericht der 
Königl. Lehranst. für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisenheim für das 
Jahr 1911). 

Nach den mit Spektralfarben angestellten Versuchen scheint grünes 
Licht die größte Anziehungskraft auf die Falter auszuüben; eine Tatsache, 
die mit der Beobachtung von Bordas übereinstimmt, daß bei Anwendung 
von grünem Licht beim Ködern kein Tier abfliegt oder sich fallen läßt. 
Man vergleiche hiermit auch das in der Sitzung vom 10. Oktober 1912 
über grüne Fangnetze Gesagte. Nach Perroud ist die Anziehungskraft, 
welche eine Lichtquelle ausübt, der Intensität der Lichtquelle nicht pro- 
portional, und zwar ist der Anflug stärker bei einer verhüllten Lampe. 
Den stärksten Anflug veranlaßte eine Flamme von 1 Dezimalkerze, wo 
im Mittel pro Nacht bei verhüllter Lampe 569, bei unverhüllter 411 Tiere 
gefangen wurden. Für das Verhältnis der @2 am Licht gibt Dewitz 
folgende Zahlen an: Von den Spinnern kommen 4, von den Eulen 19, 
von den Spannern 27 und von den Kleinschmetterlingen 38°/, 2% zum 
Licht; und zwar liefern solche Nächte, die beim Lampenfang überhaupt 
viele Falter ergeben, auch relativ mehr 2%. Je kälter die Nacht ist, um 
so weniger YY und um so weniger 9% mit Eiern werden gefangen. 


*, ef. Intern. entom, Zeitschr. vom 8. 2. 1913. 


für das Jahr 1912. (57) 


Herr Petersdorff bemerkt, daß die 22 häufiger an ständig als 
an nur gelegentlich brennenden Lampen seien und daß sie dann nicht 
.nnr in den ersten Abendstunden, wie Herr Blume beobachtet hat, fliegen. 


Sitzung vom 21. November. 


Herr Heinrich hat von den bei Digne (Südfr.) fliegenden Anthro- 
cera-Arten folgende erbeutet, welche er vorzeigt: Anthrocera purpuralis 
Brünnich, drizae gallica Obth., achilleae Esp. mit confluens Dz., lonicerae 
Scheven mit major Frey, fransalpina Esp. und fransalp. maritima Obth. 
lavandulae Esp. f. consobrina Germ., rhadamanthus Esp. mit f. cingulata 
Ld. und n. f. confluens, fausta nicaeae Stgr., oceitanica Vitl. mit f. jucunda 
Meißn. Außerdem wurden vorgezeigt Anthr. stoechadis Bkh. mit f. dubia 
Stgr. aus der Umgegend von Nizza. Von /no-Arten wurden erbeutet und 
vorgezeigt siafices L., globulariae Hb. und geryon Hb., ferner Syntomis 
phegea L. 

Vortragender hat brizae nur an einer einzigen Stelle, auf einer in 
1200 m Höhe gelegenen Bergwiese gefunden, daselbst flog auch achilleae 
in Menge, doch trifft man letztere auch im Tale an. Rhadamanthus und 
austa fliegen überall häufig auf trockenen Stellen. Occitanica wurde nur 
vereinzelt auf trocknen Stellen gefunden. Zavandulae f. consobrina ist 
nicht gerade selten, aber schwer zu erbeuten, da sie nur an mit Ginster 
und anderem Gestrüpp bewachsenen steilen Abhängen angetroffen wurde 
und ein guter Flieger ist. Sfoechadis mit dubia ist ein reines Wiesentier, 
welches die niedrig gelegenen Wiesen in der Nähe von Antibes bei Nizza 
in großer Zahl bevölkert. Es fängt sich leicht, da es ganz im Gegensatz 
zu den vorgenannten träge ist und auch im Sitzen leicht erbeutet werden 
kann. Die Art ist jedoch äußerst zählebig und im Cyankaliglase und 
Zigarrenrauch nicht zu töten, während die vorgenannten kleineren Arten 
sich alle im Giftglase töten ließen. 


Ein Stück des vorgezeigten rhadamanthus Esp. zeigt nicht nur die 
übereinander geordneten roten Flecke der Vorderflügel oberseits sich be- 
rührend, was häufiger vorkommt, sondern auch Fleck I mit 3 seitlich 
verbunden. 


Da eine solche Form in der Dziurzynski’schen Synopsis (Berl. Ent. 
Zeitschr. 1908, Bd. 53, S. 44) nicht erwähnt, auch im Berge-Rebel und 
Spuler nicht aufgeführt ist, benennt sie Vortragender nach Analogie 
ähnlicher Formen dieser Gattung als f. confluens n. f.*) Diagnose: 
Anthrocera rhadamanthus Esp. f. confluens Hch.: maculis rubris 
alarum anteriorum I et Ill supra confluentibus. Patria Gallia 
meridionalis (Digne). 

Herr Peterdorff bemerkt zu den Ausführungen des Herrn Heinrich, 
daß er sitzende Zygaenen an den im Leben sehr widerstandsfähigen 
Fühlern ergreife und sie dann durch einen Stich mit einer am Korken 
eines Nikotingläschens befestigten Nadel töte. Herr Blume legt Eier von 
Apatura ilia L. vor, die in einer Schachtel auf ein Stück Pappe abgelegt 
wurden. Herr Wichgraf demonstriert die interessante Euphaedra 
eleus f. © ferruginea mit blauen Vorder- und roten Hinterflügeln, welche 
charakteristische Eigentümlichkeiten der roten Zuph. eleus und der blauen 
preussi in sich vereinigt und den Verdacht hervorruft, daß ähnlich wie 
bei dem bekannten Saisondimorphismus von Precis octavia und sesamus 
und ihrer Zwischenform, die zum Vergleich beigesteckt wurden, die beiden 


*, cf. Intern. entom. Zeitschr. vom 22. 2. 1913. 


(58) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


genannten Arten vielleicht nur Erscheinungsformen derselben Spezies 
seien, da besonders der weiße Vorderrand auf der Unterseite der Hinter- 
flügel, sowie die Verteilung der auffälligen schwarzen Punkte beiden Arten 
im Gegensatz zu allen anderen Euphaedren gemeinsam sind. Ob der 
Verdacht begründet ist, kann erst die Zucht erweisen. 

Herr Diesterweg berichtet über seinen Sommeraufenthalt in 
San Martino di Castrozza, wo er im Juli 4 Wochen lang Falter ge- 
sammelt hat. Er streift kurz die Schönheiten des Bozener Bodens und 
seiner Flora, hat dort aber nur einige Exemplare von Syniomis phegea 
erbeutet. Die Reise ging dann per Postautomobil über den Rollepaß 1984 
m in 5 Stunden nach San Martino, wobei in kurzer Zeit circa 1800 m 
Steigung genommen wurden. Wirkungsvoll ist dabei der schnelle Wechsel 
des Klimas und die starken Kontraste der Vegetation. Martino di Castrozza 
liegt in der Pala-Gruppe der Dolomiten circa 1500 m hoch in einem von 
Nord nach Süd abfallenden Gebirgstal. Von Faltern sind dort viele Arten, 
aber meist in spärlichen Mengen vertreten. Die der Sonne am frühesten 
ausgesetzten Hänge zeigen eine wesentlich reichere Fauna. Als gemein 
nennt Vortragender Plus. gamma L., Mam. dentina Esp., Ereb. euryale 
Esp., Arg. amathusia Esp., Lar. montanata Schiff. und caesiata Lang, 
Orthol. limitata Se., Venilia macularia L., Carcharodus altheae Hb., Hesperia 
alveus Hb., sowie Gnophos dilucidaria Hb. und glaucinaria Ab. 

An größeren Mengen waren vorhanden Agrof. corticea Mb., Dian- 
fhoecia caesia Bkh., Brenthis pales Schiff. und /hore Hb., Colias phicomone 
Esp. sowie Ereb. gorge Esp. und /appona Esp., Lar. aptata Hb., verberata 
Sc., minorata Tr. und 3 Arten Psodos. 


Köderversuche waren erfolglos, beim Leuchten wurde wenig erbeutet. 
Dem Fange hinderlich war das anhaltend kalte und regnerische Wetter, 
die Konkurrenz des elektrischen Lichtes und die Gebundenheit des Hotel- 
lebens. Dagegen hatte Vortr. gute Erfolge beim Absuchen der Glasveranden 
und Korridore der Hotels und beim Lichtiang in größeren Höhen (2000 m). 
Zum Lichtfang wurde eine Acetylen-Lampe (Motorradlaterne) mit offenem 
Licht und dahinter ausgespannten Leinentuch benutzt. 

Vortragender zeigt 50 Arten Eulen und einige besonders große 
Exemplare von Äepial. humuli L. 


Unter den mitgebrachten Eulen sind von Interesse: Agrof. simplonia 
H.-G. birivia Hb., Mam. marmorosa microdon Gn., Dianth. caesia Bkh., 
Had. maillardi H.-G., Lithocampa ramosa Esp., Cucull. lucifuga Hb., Plus. 
variabilis Pill, bractea F. mit f. argentea, v-argenteum Esp., jota L. und 
ain Hochenw. 

Im Anschluß hieran entspinnt sich über die Lebensgewohnheiten 
der ep. humuli-Falter eine lebhafte Diskussion, die aber gegenüber der 
Arbeit von Schneider (Intern. Entom. Zeitschr. Guben V p. 105) nicht 
wesentlich Neues ergibt. 

Herr Wichgraf hat im Allgäu noch wesentlich größere 2%, aber 
kleinere 595 als die vorgezeigten gefangen. Herr Blume traf den Falter 
bei Berlin am Petzsee an der Duberow an, Herr Rangnow erbeutete 4 
og in diesem Jahre in Ingermanland, wohl dem nördlichsten Fundorte 
der Art. 

Herr Ramme legt interessante Orthopteren vor und zwar aus Zengg 
bei Finme von Padewieth gesammelt: Saga serrata F. 2, Prionotropis 
(Cueulligera) hystrix Germ., Pachytilus danicus L., Oedaleus nigrofasciatus 
Geer, Stethophyma brevipenne Br. Podisma pedestre L., St. fischeri Eversm., 
Stenobothrus miniatus Germ., Acrydium depressum Bris., Ephippigera 
sphacophila Krauß, Pholidoptera dalmatica Krauß, Poecilimon elegans Br., 


für das Jahr 1912. (59) 


Leptophyes laticauda Friv., Anisolabis maritina Bon. Ferner Bacillus 
redtenbacheri Padewieth ebenfalls aus Zengg und zum Vergleich B. rossius 
F. Während einige Orthopterologen, wie z. B. Kerny, beide Formen als 
zu einer Art gehörig betrachten, ist Vortr. geneigt, besonders auf Grund 
der sehr starken und abweichenden Bedornung, an der Artverschiedenheit 
festzuhalten. Näheren Aufschluß soll aber erst eine systematisch durch- 
geführte Zucht bringen. 

Ferner kann Herr Ramme als neu für die märkische Orthop- 
terenfauna melden: Stenobothrus (subg. Ornocestus) nigromacu- 
latus H.-S., die Herr Kuntzen mit zahlreichen anderen ÖOrthopterenarten 
im Gebiet des Fläming erbeutet hat und zwar in den trockenen, dort 
„Rummel“ genannten Erosionstälern, die sich gegen Belzig hinziehen. 

Ursprünglich galt Wien als der nördlichste Punkt des Vorkommens 
dieser pontischen Art, die durch Krain, Istrien, Serbien, Bosnien und Sieben- 
bürgen bis zur Wolga verbreitet ist; neuerdings ist sie jedoch auch für 
das Mainzer Becken (W. Leonhardt-Steglitz), für Poser (V. Torka-Nakel), 
sowie für Westpreußen (W. La Baume-Danzig) nachgewiesen worden. 
So kann es uns also nicht wundernehmen, daß nigromaculatus auch in 
unserer Mark heimisch ist. Ferner befand sich in der Kuntzen’schen Aus- 
beute ein 5’ von Ornocestus stigmaticus Ramb., den der Vortragende 
bereits kürzlich durch ein © aus Finkenkrug für die Mark nachweisen 
konnte. — Ueber die erwähnte Ausbeute ist bereits von Schirmer in 
der Deutsch. Entom. Zeitschr., Jahrg. 1912, Heft 6 eine Veröffentlichung 
erschienen, nur sind darin die beiden genannten, für unser Gebiet fauni- 
stisch höchst interessanten Arten aufgeführt. 

Ferner liegen vor Sphingonotus coerulans coerulans L. (bindenlos 
sehr groß) aus Zengg und f. infermedia Ramme aus Wünsdorf bei Zossen 
(klein mit deutlicher Binde). 

Auch völlig bindenlose Exemplare finden sich vereinzelt bei Zossen, 
die sich aber durch ihre geringe Größe (9 ca. 4 cm) gegenüber der 
typischen Form auszeichnen und den Namen f. minor n. f.*) führen mögen. 

Herr P. Schulze bringt einen Nachtrag zu der Dziurzynski'schen 
Monographie von Bupalus piniarius L. in der Berl. Entom. Zeitschr. 
57 p. f. Verf. hat die am extremsten aufgehellte der bekannt gewordenen 
weiblichen Formen unberücksichtigt gelassen. Bei ihr sind Flügel (und 
Leib) schmutzigweiß gefärbt, während die Zeichnung dunkelbraun und 
scharf ausgeprägt ist und mehr derienigen des 5’ gleicht. Von Herrn 
Carl Schreiber am 8. Mai 1910 bei Neu-Isenburg gefangen (s. Intern. 
Entom. Zeitschr. Guben IV p. 171 1910). Da alle übrigen Formen be- 
nannt worden sind, führe auch diese einen Namen, sie heiße f. inversa 
P. Sch. n. n.*) 

Schließlich ist in der Arbeit von Dz. noch ein Druckfehler zu be- 
richtigen: I. c. p. 8 muß es heißen: „f. kolleri m. &'“ und nicht 9. 


Sitzung vom 28. November. 


Herr Heinrich setzt die Vorzeigung und Besprechung seiner im 
Mai-Juni d. J. in Digne gemachten Falter-Ausbeute fort. Auch in 
diesem Jahre wurde die schon früher gemachte Erfahrung bestätigt ge- 
funden, daß dort die Verbreitungsgebiete zweier Rassen von Melitaea 
dıdyma ©. und zwar anscheinend alpina Stgr. und occidentalis Stgr. 
ineinander übergehen. Bei ersterer Rasse sind die 5'5' lebhaft rot, die 
Q@Q auf den Hinterflügeln lebhaft grünlich gefärbt, die Zeichnung kräftig 


*), cf. Intern. entom. Zeitschr. vom 22. 2. 1913. 


(60) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


7 


entwickelt. Letztere Rasse zeigt Jg von matterer Grundfarbe mit 
schwächerer Zeichnung und 9%, deren Vorderflügel fast oder ganz die 
Farbe der 5'g' aufweisen. Unter den 5’ der letzteren Unterart befindet 
sich ein Stück mit stark nigristisch abweichenden Vorderflügeln, dessen 
eingehende Beschreibung und Benennung Vortragender sich vorbehält. An 
.Melitaeen wird weiter vorgezeigt cinxia L., welche außer in der typischen 
(dort noch in einer hell lehmgelben Form fliegt. Von Mel. parthenie 
Bkh. wurden mehrere 3’ und 1 © erbeutet. Zhais rumına medesicaste 
Il. flog auf den in der Sonne liegenden Berghängen ziemlich häufig; 
auch die begehrte f. honoratii B., welche an Ort und Stelle mit 200 Fr. 
bezahlt wird, wurde in einem 5 erbeutet. Zuchloe tagis bellezina B. 
war nicht gerade selten, aber sehr lokal auf Anhöhen und wegen ihres 
unermüdlichen raschen Fluges schwer zu erbeuten. Zuchloe cardamines 
L. und euphenoides Stgr. flogen durcheinander und häufig. Lepfidia sinapis 
Jathyri Ab. und duponcheli Stgr. flogen gleichfalls häufig, doch stets in 
getrennten Fluggebieten. Pieris daplidice bellidice OÖ. war überall ver- 
treten. An Erebien flogen um diese Zeit nur epistygne Hb. und evias 
God., erstere nur in abgeflogenen Stücken, letztere frisch, jedoch nur Jg. 
Von besseren Bläulingen wurden gefangen bafon Berg., cyllarus Rott. in 
verschiedenen Formen, melanops B., argiades Pall. f. coretas O. Letztere 
Form scheint dort vorzuherrschen, wenigstens wurden Stücke mit roten 
Flecken auf der Unterseite nicht gefangen. /Tesp. proto Esp. wurde an 
einer Stelle in 2 Stücken gefangen, sonst nicht entdeckt, scheint also sehr 
lokal beschränkt zu sein. Die Tagfalterausbeute des Vortragenden be- 
schränkte sich keineswegs auf die vorgezeigten Stücke; es wurde eine 
Auswahl getroffen, um nicht bereits früher Gesagtes zu wiederholen. 


Im Anschluß an die Vorlage des Herrn Heinrich bemerkt Herr 
Wichgraf, daß er Zuchl. euphenoides Stgr. in zahllosen Scharen in den 
mit rotem Mohn durchsetzten Rapsfeldern bei Morfa in Tunis gesehen 
habe, wo die gelb-roten Tiere in der Ruhe kaum zu erblicken waren. 
Bei Zuchlo6 tagis bellezina B. würde sich vielleicht dieselbe Fangmethode 
empfehlen, wie sie Seitz erfolgreich bei Zuchlo& charlonia Donz. anwandte. 
Er legte nämlich diesem Falter ähnliche Papierbilder an exponierter Stelle 
auf den Erdboden. Die im schnellen Fluge vorbeisausenden Tiere hielten 
meist inne und wandten sich voll Neugier dem vermeintlichen Artgenossen 
zu, wobei sie dann eine leichte Beute des Sammlers wurden. Wenn man 
an Stelle der Papiermodelle einige abgeflogene Exemplare der betr. Art 
setzen kann, so dürfte das Fangresultat wahrscheinlich noch besser sein. 
Herr Dadd hat C. promissa Esp. aus Ostpreußen und Digne mitgebracht 
und von Rothschild geköderte C. electra Steger. aus Algier, die der ganzen 
Zeichnungsanlage nach nur eine Unterart mit stark aufgehellten Vorder- 
flügeln von promissa zu sein scheint, zu der die Tiere aus Digne, besonders 
aber manche spanische prormissa-Stücke direkte Uebergangsstücke darstellten. 


Ferner bemerkt er, daß er einige von ihm in Osterode in Ostpreußen 
gefangene Melitaeen, über deren Artzugehörigkeit er nicht ins Reine kommen 
konnte, von Wheeler bestimmt bekommen habe, der sie für typische bri- 
tomartis Assm. erklärte und als gute Art ansprach. Die Tiere flogen auf 
einem Torfsumpf an einem verlandetem See. Da die Form auch für 
Berlin (Pfützner: aurelia „var.“ britomartis Assm. VI—VIl z. s. Brieselang, 
und Bartel-Herz: ab. britomartis. „Unter der Stammform“) angegeben 
wird, fordert er die Anwesenden auf, auf das Tier, welches einer lebhaft 
gezeichneten diefynna mit gedrungenem Flügeschnitt ähnlich ist, zu fahnden. 

Herr Wanach berichtet aus der Arbeit von Blunk (Geschlechtsleben 
des Dytiscus marginalis. Zeitsch. f. w. Zoologie CI. p. 543) über einige 


für das Jahr 1912. (61) 


Fälle von Präderastie bei diesem Käfer. „In einem Falle führte der als 
o fungierende Teil eine Verletzung des Hinterleibes beim Partner herbei, 
die den Austritt der Eingeweide und schließlich den Tod des Tieres nach 
sich zog. Die Käfer trennten sich trotzdem nicht, und der Ueberlebende 
setzte die Begattungsversuche noch stundenlang fort, als schon die Mit- 
bewohner des Aquariums die herausgequollenen Weichteile unter sich 
geteilt hatten.“ Herr P. Schulze bemerkt hierzu, daß Herr Ohaus einen 
ähnlichen Fall bei zwei Maikäfer %’5' beobachtet habe, von denen der 
eine den Penis in die Pleura des Partners hinein bohrte. 

Endlich teilt Herr W. Peter (Rumburg) in Bezug aufdie Besprechungen 
in der Sitzung vom 12. September mit, daß in dortiger Gegend nur Lehm- 
boden vorhanden sei und trotzdem blaue "9 von Zye. icarus L. zahlreich 
vorkämen. Im Juli 1912 habe er am Rumburger Bahnhof sogar ein 9 
gefangen, das auf Vorder- und Hinterflügeln bis über die roten Randflecke 
hinaus völlig blau gefärbt sei. 


Sitzung vom 5. Dezember. 


Herr Wanach gibt folgende Berichtigung zu einer Arbeit von 
Emery. Emery sagt (D. E Z. 1912 S. 672): 

„Herr Wanach (diese Zeitschrift 1910 p. 210) macht mich auf 
einen Irrtum, den ich begangen habe, aufmerksam, indem ich die Augen 
der F. exsecta &' unbehaart, und F. pressilabris &' behaart beschrieb, 
während das Gegenteil zutrifft. Ich bitte den Leser den Fehler zu ver- 
bessern.“ 

Erstens handelt es sich nicht um die Deutsche, sondern um die 
Berliner Ent. Z., und zweitens hat Emery den einen hier genannten 
Fehler gar nicht begangen, sondern sagt von F. exsecta g' (D. E. Z. 
1909 S. 191) ganz richtig: „Auge behaart“, und Herr W. hat auch nur 
auf seine fehlerhafte Angabe für 7. pressilabris aufmerksam gemacht. 

Ferner bemerkt Emery: „Ich erwähnte ferner gewisse Formica-c' 
aus Deutschland mit gezähnten Mandibeln, die vermutlich zu zufa gehören 
sollten. Herr Viehmeyer schreibt mir, daß er solche 5 bei F. fusca 
fusca beobachtet habe; wahrscheinlich gehören also die vermeintlichen 
rufa-5' zu fusca fusca. Ob die 5’ letzterer Form sämtlich gezähnte 
Mandibeln besitzen? Das wäre für die deutschen Myrmekologen, die 7. 
fusca fusca alltäglich zu Gesicht bekommen, zu untersuchen.“ 

Unter seinen Sammlungsexemplaren fand Herr W. aus einem Nest 
ein &' deutlich gezähnten und ein anderes mit total ungezähnten Mandibeln; 
bei den übrigen müßten die Mandibeln erst nach Aufweichen auseinander- 
gebreitet werden, um sicheren Aufschluß zu erhalten; es scheint aber, 
daß bei den meisten die Mandibeln mehr oder weniger kräftig gezähnt sind. 

Herr Heinrich weist durch Vorzeigung ie einer Reihe Falter von 
Hemerophila nycthemeraria M.-G. und von Phibalapteryx vitalbata Hb., 
von denen erstere Art zu den DBoarrmiinae, letztere zu den Zarentinae 
gehört, nach, daß zwei im System weit auseinanderstehende Arten sich 
sehr ähnlich sein können, ohne daß man von Mimikry reden müsse. 
Beide Arten kommen in Digne an den gleichen Fundorten ziemlich 
häufig vor. Ihr Verhalten ist ziemlich gleichartig. Beide lieben es, sich 
an Felswänden ein Versteck zu suchen und reagieren auf das Licht. 
Ein Grund zur Nachahmung liegt auf keine Art vor, da beide ihren 
natürlichen Feinden, als welche namentlich die das Gestein absuchenden 
Eidechsen und die daselbst ihre Netze anbringenden Spinnen in Betracht 
kommen, gleichmäßig zum Opfer fallen. Als drittes ähnlich gezeichnetes 


(62) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins 


Tier wird noch Zarentia vittata Bkh. erwähnt und in zwei Stücken vor- 
gezeigt, von denen eins im oberen Teile der innersten Binde der Vorder- 
flügel-Oberseite ein schrägliegendes dunkles Dreieck aufweist. Ferner 
hat Vortragender, einer Anregung des Herrn P. Schulze folgend, stark 
verdunkelte Stücke von Boarmia crepuscularia Hb. I. und I. Generation, 
denen die für f. defessaria Frr. typische weiße Randlinie fehlt, sowie 
die f. nigricata Fuchs von 3. repandata L. mitgebracht. 


Eine interessante Beobachtung wurde bei einer Puppe von Macro- 
fhylacia rubi L. gemacht. Vortragender übergab die Puppe lebend und 
gesund bei Antritt einer längeren Reise zur Aufbewahrung in fremde 
Hände. Bei Rückkehr zeigte sich, daß die Puppe abgestorben war, ohne 
den Falter zu liefern. Beim Oeffnen der Puppenhülse wurde darin nicht 
nur ein vollständig ausgebildeter weiblicher Falter, sondern auch ungefähr 
50 von demselben abgelegte, natürlich unbefruchtete Eier vorgefunden. 


Herr Wichgraf legt eine neue Limacodide aus Mozambique vor, 
die erste, die von der Ostküste Afrikas kommt. Während im Kirby’schen 
Katalog der Heteroceren die Familie der Limacoden sehr ungenügend 
behandelt war, stellte Prof. Karsch im Jahre 1896 eine neue Tabelle für 
22 Genera der afrikanischen Limacodiden unter genauer Angabe der 
unterscheidenden Merkmale auf. Zu den damals neu geschaffenen 
Gattungen gehört als 22. das Genus Cfenolita K., das mit 4 Spezies: 
epargyra K. aus Togo, cerdo K. und anacompa K. vonr selben Fundort 
und chrostisa K. aus Kamerun vertreten war. 1899 beschrieb Karsch 
dann noch eine 5. Art argyrobaptfa K. aus Nordkamerun. Von der Ost- 
küste war bis jetzt noch keine Spezies bekannt, und so ist die vorliegende 
neue Form aus Delagoabay eine erwünschte Ergänzung der Gattung. 
Sie wird an anderer Stelle unter Namen Cfenolita chalcoptera beschrieben 
werden. 

Herr Fässig demonstriert einige interessante Formen bekannter 
Arten, unter anderem: 

Lycaena argus L. aus Bornholm; war dort häufig, alle 22 ober- 
seits blau mit dunklem Rande und roten Randflecken auf den Hinter- 
flügeln, ebenso gehören alle 22 von Z. icarus Rott. zur f. ama- 
thystina Gillm. Herr Ziegler fing ähnliche Stücke auf dem Kullengebirge 
in Schweden. 


Lasiocampa trifolii Schiff. von den Prinzeninseln bei Konstantinopel. 
Die Stücke sind heller als die typischen, wesentlich größer und haben 
zackige Flügel. Die Raupen waren fuchsrot mit hellroten Einschnitten. 


Lasiocampa quercus L. aus Eleusis bei Athen. Olivbraun und 
ziemlich einfarbig. 


L. quercus $. roboris Schrk., L. quercus f. subalpina Spul. aus 
Oberstdorf und endlich einen prächtigen gemischten Zwitter dieser Art, 
aus einer bei Grenoble gefundenen Raupe gezogen. 


Herr Dadd legt größere Reihen von Catocalen vor: C. dilecta Mb. 
aus Tiroler Eiern erzogen, dil. povella Oberth. aus Algier ist etwas größer 
und besitzt viel hellere Grundfarbe, f. dayremi Oberth. (Algier) Mittel- 
und Basalfeld schwarz überflogen. Typische C. dilecta von derselben 
Lokalität. C. sultana Bang-Haas aus Algier ist nach Ansicht des Vortr. 
nur eine größere Lokalform von C. optata God. Endlich legt er eine 
sehr interessante von Herrn F. Schultz in Ostpreußen erbeutete Form von 
C. nupta L. vor. Sie ist kleiner mit stark verdunkelten Vorderflügeln 
und eigentümlichem Flügelschnitt. Vielleicht handelt es sich um eine 
neue Unterart oder Art. 


für das Jahr 1912. (63) 


Sitzung vom 12. Dezember. 


Herr Druce aus London legt einige neue sehr interessante afri- 
kanische Lycaeniden und Hesperiiden vor, mit deren Bearbeitung er 
beschäftigt ist. 

Herr Heinrich hat unter einer Sendung im Oktober bei Digne 
gefangener Eulen auch Orthosia ruticilla Herbst in 2 Exemplaren vorge- 
funden, während sie bei Berlin nur im Frühjahr auftritt. Berge-Rebel 
gibt allerdings an „im April, zuweilen schon im Herbst“. Herr Belling 
zeigt einige korsische Falter: Melanargia ines Hiisge., Satyrus neomiris 


God., sehr große Colias edusa F. und 2 9% von Lyeaena astrarche 
Bergstr. mit sehr starken roten Randpunkten oberseits auf Vorder- und 
Hinterflügeln. 


Herr Petersdorff demonstriert einige Seltenheiten seiner Samm- 
lung u. a. Chariclea treitschkei Friv., Acontia urania Friv., Plusia beckeri 
Stgr., Pl. eircumflexa L. und Aedophron rhodites Eversm. aus Sarepta. 


Sitzung vom 19. Dezember. 


Herr Wichgraf legt als neue Erwerbung ein Q von Papilio zal- 
moxis vor, dessen außerordentliche Seltenheit (bisher waren nur 2 Exemplare 
bekannt) für sein etwas derangiertes Aeußeres als Entschuldigung gelten 
muß. Bemerkenswert ist der Zufall, der zur Auffindung dieser Tiere 
führte. Die Flügel waren nämlich schon zu einem sogenannten „Bild“ 
aus Schmetterlingsflügeln verwendet und sollten, als dieses nicht gefiel, 
gerade fortgeworfen werden. Der dazugehörige Leib war glücklicherweise 
in der Originalkiste noch vorhanden, sodaß das Exemplar leidlich wieder- 
hergestellt werden konnte. Gleichzeitig zeigt Herr W. eine neue Gastro- 
plakaeis aus Kamerun, die er demnächst beschreiven wird. Zum Vergleich 
hat er ein Pärchen der von ihm vor einigen Jahren aus dem Hinterlande 
von Beira (Portug. Ostafrika) beschriebenen G. maputuana beigesteckt. 

Herr Dadd legt einige seltenere Falter aus England vor: Agrotis 
ashworthii Dbld., Agr. /ucernea L., Nonagria dissoluta Tr. mit forma 
arundineti Schmidt. 

Herr Stüler zeigt einige glänzend glatte Stücke von Carabus glabratus 
Payk. aus der Moldau, nahe der siebenbürgischen Grenze, die neben den 
beigesteckten märkischen Tieren wie poliert aussehen, und ein kleines, 
verhältnismäßig sehr kurzes und auffallend stark skulpturiertes Exemplar 
von C. nemoralis Müller von der luxemburgischen Grenze, das nach Ansicht 
des Herrn H. Kuntzen ein Hybrid von monilis oder arvensis X nemoralis 
sein könnte, vielleicht aber auch nur ein Exemplar, dessen Skulptur infolge 
von Störungen während der Erhärtungsperiode abnorm geworden sei. 

Die Herren Vogeler geben Kästen mit allerhand japanischen, 
indischen, kalifornischen Faltern herum, darunter Hybriden von Affacus 
caningi X cynthia, aus Eiern, die Affacus splendidus liefern sollten, erhielten 
sie ganz normale orizaba. 

Herr Dadd hat Orthosia ruticilla Herbst bei Zimmerzucht schon 
jetzt erhalten und vermutet, daß auch draußen die Falter schon im Früh- 
winter schlüpfen. Herr Peterdorff hat übereinstimmend mit Herrn Heinrich 
diese Art bei Berlin nie im Herbst oder Winter gefunden. 


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Vereinsangelegenheiten I. 


Als Mitglieder wurden aufgenommen : 
Herr W. Haß, cand. rer. nat., Berlin S., Brandenburgstr. 60. 
„ A. Heinze, „ “ „ Charlottenburg, Grolmannstr. 17. 


Durch den Tod verlor der Verein: 
Herrn Dr. med. Ficke. 
„.. Dr. phil. .Lenz. 
„Prof. Wachtl. 


Ihren Austritt erklärten die Herren: 
Schirmer, Eggert, Weymer. 


Berichtigung. 


In den Vereinsangelegenheiten II (1912) sind bedauerlicherweise 
einige Herren, die ihren Austritt erklärt hatten, als „aus der Mitglieds- 
liste gestrichen“ bezeichnet worden. Es muß heißen: 

Ihren Austritt erklärten die Herren: 

Du Bois Reymond, Hemmerling, Will, Depoli, Spatzier, Walter, Luscher, Thier 


sowie Entomolog. Verein Ohligs. 
Dr. H. Bischoff. 


Mitteilung an die Vereinsmitglieder. 


Der Vorstand ist in der angenehmen Lage, den Mitgliedern des 
Vereins eine Mitteilung zu machen, welche für das Gedeihen und die 
Geschichte desselben von hervorragender, ja epochemachender Wirkung 
sein wird. Nach langwierigen schwierigen Verhandlungen ist es geglückt, 
eine Basis zu finden, auf welcher die beiden bedeutendsten entomol. 
Vereine Berlins, der „Berl. ent. V.“ und sein Tochterverein, die „Deutsche 
ent. Gesellsch.* eine Wiedervereinigung eingehen konnten. Es liegt auf 
der Hand, von wie großer Bedeutung dieses Ereignis für die Förderung 
der entom. Wissenschaft in Berlin zu werden vermag, da dies gewisser- 
maßen ein erster Schritt zur Gründung einer großen deutschen Vereinigung 
werden kann und da sich speziell für die Tätigkeit der beteiligten Vereine 
zur Förderung der Wissenschaft durch reichere Mittel ganz erheblich 
günstigere Möglichkeiten und größere Bewegungsfreiheit ergeben. Die- 
selben werden sich vor Allem an unserer Zeitschrift bemerkbar machen, 


I 


sowohl was die Häufigkeit des Erscheinens als auch den Umfang derselben 
angeht, welch letzterer Umstand speziell auch für unsere auswärtigen 
Mitglieder in die Wage fällt. Ohne Erhöhung des Beitrages werden 
denselben in Zukunft mindestens 7 mal im Jahre die Veröffentlichungen 
zugehen und es wird angestrebt, daß dieselben sogar 12 mal, also monatlich 
erscheinen sollen. Auch durch die Vereinigung der Bibliotheken werden 
sich nicht unerhebliche Vorteile für die Entleiher der Fachwerke ergeben, 
da viele der begehrtesten Werke in mehrfachen Exemplaren verfügbar 
sein werden. Zu bemerken ist übrigens, daß wir unsererseits dem 
Tochterverein durch Annahme von dessen Namen ein Entgegenkommen 
beweisen mußten, da ihm durch testamentarisch festgelegte Bedingungen 
und Vorteile eine Aenderung desselben nicht möglich war. Ueber alles 
Nähere wird den Mitgliedern durch die Uebersendung der bereits durch- 
beratenen und beiderseits genehmigten Statuten die nötige Aufklärung 


zu teil werden. 
Der Vorstand. 


II 


Vereinsangelegenheiten I. 


Als Mitglieder wurden aufgenommen: 

Herr Georg Schumann, Berlin O., Grüner Weg 21 (1912). 
»  F. v. Goeschen, Charlottenburg, Schillerkolonade 4. 
„ Hartwig, Charlottenburg, Goethestr. 87. 

„ M. Petersen, Berlin-Lichtenberg, Markstr. 7. 


Ihren Austritt erklärten: 
Die Herren Drenowsky, Gerwien, Cloß. 


Mitteilung. 


Unter Bezugnahme auf die vorläufige Notiz in dem letzten Hefte 
unserer Zeitschrift, beehrt sich der unterzeichnete Vorstand die verehrlichen 
Mitglieder des „Berliner Entomologischen Vereins“ davon in Kenntnis 
zu setzen, dab nunmehr alle der beabsichtigten Wiedervereinigung mit 
dem Tochterverein entgegenstehenden Schwierigkeiten endgültig beseitigt 
sind, und daß mit Ablauf des Liquidationsjahres im April 1914 die Fusion 
ohne Weiteres in Kraft tritt. Vom 1. Januar ab werden bereits die 
Sitzungen gemeinsam an den Montag-Abenden im „Altstädter Hof“ am 
„Neuen Markt“ ihren Anfang nehmen, während die Verwaltung der beiden 
Vereine naturgemäß noch bis April getrennt bleiben muß. Ueber die 
Wahl des Vorstandes für das erste Jahr des umgestalteten Vereins, welche 
im Januar stattfinden wird, ist bereits ein glückliches Einvernehmen erzielt 
worden. Die in langwierigen und schwierigen Beratungen aufgestellten 
Statuten suchen, während sie ein untrennbares und harmonisches Ganzes 
darstellen, doch jedem Verein seine wertvolle Sonderart zu wahren; sie 
werden den Mitgliedern, ebenso wie die neue Mitgliederliste und das 
Bücherverzeichnis nach Fertigstellung zugehen. Es braucht nicht besonders 
betont zu werden, daß auswärtige Mitglieder bei vorübergehendem Auf- 
enthalt in Berlin zu den Sitzungen hochwillkommen sind. 

Der Vorstand. 


[Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVIN, Jahrgang 1913.] 1 


Orthopterologische Ergebnisse 
einer Reise nach Krain und Istrien (1912). 


Von 
Dr. Willy Ramme (kgl. Zoolog. Mus. Berlin). 


Mit Tafel 1. 


Von Ende August bis Mitte September des vergangenen Jahres 
unternahm ich eine Reise nach Krain und Istrien, über deren Verlauf 
und hauptsächliche Ergebnisse ich a. ©. ausführlicher berichtet habe.*) An 
dieser Stelle nun will ich meine Ausbeute an Orthopteren einer Besprechung 
in biologisch -faunistischer wie in systematischer Hinsicht 
unterziehen. 

Der Verlauf der Reise sei noch einmal kurz rekapituliert. Ich fuhr 
am 24. August zunächst nach Wien und benutzte den dortigen Aufenthalt, 
um der gerade an Orthopteren reichen Umgebung einen Besuch abzustatten: 
ein Ausflug auf den Eichkoglbei Mödling lieferte denn auch mancherlei. 
Am 26. August reiste ich weiter nach Planina in Krain, einem nördlich 
von Adelsberg idyllisch im Tal der Unz gelegenen Orte. Nach etwa zehn- 
tägigem Aufenthalt daselbst ging es dann südwärts, zunächst nach Fiume, 
dessen nähere und weitere Umgebung (Cantrida, Orehovizza-Büccari, 
Abbazia-Veprinaz) durchstreift wurde. Über Cherso fuhr ich sodann 
durch den Quarnero nach Pola, bei äußerst stürmischem, aber sonst 
prächtigem Wetter, eine unvergeßliche Fahrt! Nachdem ich noch am 
Ankunftstage an der nach Medolino führenden Straße reiche Beute 
gemacht hatte, schlug leider über Nacht die Witterung vollends um, sodaß 
ein Ausflug in den Kaiserwald total verregnete. Es war also zwecklos, 
länger in Pola zu bleiben, dessen Umgebung zudem recht reizlos ist; die 
Bahn entführte mich daher schon am folgenden Tage nach Rovigno; 
ein einstündiger Aufenthalt unterwegs in Canfanaro wurde zum Sammeln 
benutzt, zumal da sich der Himmel zusehends aufheiterte. 

Der Aufenthalt in Rovigno galt natürlich in erster Linie einem 
Besuch der Zoologischen Station; doch brachte die durch üppigste Vegetation 
ausgezeichnete Umgebung auch an Orthopteren reichste Beute. Am 12. 


*), Sitzungsber. d. Gesellsch. naturforsch. Freunde zu Berlin, 1913, Heft 2. 
l 


2 Dr. Willy Ramme: 


September wurde das Endziel der istrianischen Reise erreicht, Triest. 
Leider war mir hier wieder der Wettergott nicht hold; ein Ausflug über 
Opeina und Prosecco nach Miramare und zurück über Barcola 
nach Triest litt unter fürchterlicher Bora und Regen, sodaß ich oben an 
den Felswänden zwischen Opeina und Prosecco minutenlang nicht vorwärts 
kam und herabgeschleudert zu werden wähnte. Von der Gewalt der 
Bora, ienes gefürchteten Karststurmes, macht man sich keinen Begriff, 
stürzt sie doch zuweilen Lastwagen ins Meer und wirft ganze Eisenbahnzüge 
um. Jeder Windstoß reißt die Wellenkämme in kilometerlanger Bahn ab 
und fegt sie wie weiße Schleier über das Meer, ein grandioser Anblick! — 
Von Triest aus trat ich am 13. September die Heimreise an. 

In orthopterologischer Hinsicht war ich vortrefflich beraten durch 
Herrn Dr. H. A. Krauss-Tübingen, der mir wie stets in liebenswürdigster 
Weise seine reichen Erfahrungen zur Verfügung stellte und dessen klassische 
„Orthopterenfauna Istriens“ mir beim Auffinden mancher Art gute Dienste 
leistete. Ihm sei an dieser Stelle herzlichst gedankt, vor allem auch für 
die freundliche Begutachtung einiger mir zweifelhafter Stücke. 


Die Orthopteren eignen sich wie kaum eine andere Insektenordnung 
zu biologisch-faunistischen Studien. Es hängt dies einesteils mit der eigen- 
artigen Erscheinungsweise dieser Insekten zusammen: der Höhepunkt der 
Entwicklung fällt bei fast allen Arten zeitlich zusammen und zwar etwa 
in die Monate August— September; nur wenige Arten, zumeist Grylliden, 
erscheinen im Frühiahr. Anderseits entfernen sich die Tiere, obwohl wir 
zahlreiche geflügelte Formen und auch einige gute Flieger unter ihnen 
finden, fast durchweg nicht von der Stätte ihrer Entstehung, an die sie 
durch ganz bestimmte Lebensbedingungen gebunden erscheinen. Inwieweit 
dafür die Flora, die Bodenwärme, die chemische Zusammensetzung und 
der Feuchtigkeitsgehalt des Bodens und andere Bedingungen in Betracht 
kommen, ist noch längst nicht ausreichend untersucht. Jedenfalls bewirkt 
die Verkettung der beiden genannten Umstände: zeitlich gemeinsames 
Erscheinen der meisten Arten und große Anhänglichkeit, wenn man so 
sagen darf, an die Stätte der Entwicklung, daß wir meist zahlreiche Arten 
und diese in großer Individuenzahl beieinander finden. 


So bilden sich denn mannigfache Lebensgemeinschaften oder 
Biosynoecieen, wie Enderlein sie nennt, heraus, und ich konnte gerade 
im Gebiet des Karstes zahlreiche „biosynoeeische Distrikte“ feststellen 
und näher untersuchen. Die Geröllhalden, die kahlen und die mit Juniperus 
oder Gebüsch bestandenen Karstwiesen, die Holzschläge etc., jedes Gebiet 
weist eine Anzahl ihm eigener Arten auf, und man konnte an gleichartigen 
Lokalitäten mit einiger Sicherheit auf eine gleiche oder wenigstens sehr 
ähnliche Zusammensetzung der Orthopterenfauna rechnen. 


Es wäre zu wünschen, daß recht viele Orthopterologen neben der 
systematischen Bearbeitung ihres Materials auch diese Gesichtspunkte nicht 


Orthopterologische Ergebnisse aus Krain und Istrien. 3 


außer Acht ließen. Dann erst würden wir allmählich dahin kommen, den 
vollen Nutzen aus solchen biologisch-faunistischen Zusammenstellungen 
zu ziehen, die ia zunächst nur Bausteine sein können. Besonderen Wert 
möge man dann auch auf die genaue botanische und geologische 
Charakterisierung des betreffenden Distriktes legen, die dem Verfasser bei 
der doch immerhin beschränkten Zeit nicht in dem Maße möglich war, 
wie er es gewünscht hätte. 

Am besten lernte ich in jeder Beziehung naturgemäß das Gebiet 
von Planina kennen, da ich mich dort etwa zehn Tage aufhielt. Obwohl 
es schon im Bereich des Karstes liegt, fehlt dort noch fast völlig die öde, 
steinige Karstformation, wie wir sie weiter südlich durchweg finden. 
Überall treten uns, abgesehen von den ausgedehnten Waldungen auf der 
östlichen Talseite, üppige Wiesen entgegen und nur wenige Stellen sind 
„verkarstet“. 

Ich gebe nun im Folgenden eine Zusammenstellung der markantesten 
und charakteristischsten biosynoeeischen Distrikte, die ich in Krain und 
Istrien kennen lernte. 

I. Bergwiese auf dem Gipfel der Gora ‘(975 m) bei Planina. 
Von einer kleinen Kirche (auf dem Bilde auf Taf. I nicht sichtbar!), die 
etwa 75 m unter dem Gipfel liegt, bis zu diesem zieht sich eine Wiese 
hin, die in gleicher Richtung von zahlreichen flachen, steinigen Gräben 
oder Rinnen durchfurcht wird; am Rande der Gräben stehen zahlreiche 
flache Polster von Juniperus. Gebüsch ist nur spärlich vorhanden; die 
Umrahmung der Wiese bilden Buchenwaldungen (Ausläufer des Birnbaumer 
Waldes). Die Fauna konzentriert sich in den genannten Gräben: hier 
finden sich in großen Mengen Arcyptera fusca Pall.*) und Zuthystira 
(Chrysochraon) brachyptera Ocsk.; dann Stauroderus morio Fabr., Chor- 
fhippus parallelus Zett. (1 Expl.!) Poecilimon elegans Br., Decticus 
verrucivorus L., Pholidoptera (Thamnotrizon) cinerea L. und fallax Fisch., 
Ephippiger discoidalis Fieb. ; letztere Art sitzt mit Vorliebe auf Juniperus 
während ihre Larven meist im Grase umherlaufen. Die Zusammensetzung 
der Fauna ist, entsprechend der Höhe von 900—1000 m, von vorwiegend 
baltischem Charakter, nur in Poecilimon elegans, Pholidoptera fallax und 
Euthystira brachyptera haben wir noch einige pontische Formen vor uns; 
das Vorkommen der einzigen mediterranen Art dieser Gemeinschaft, 
Ephippiger discoidalis, in diesen Höhenlagen ist immerhin bemerkenswert. 

Il. Bergwiese am Westabhange der Gora, in Höhe von etwa 
6—700 m. Vegetation ähnlich wie auf der soeben genannten Wiese, nur 
üppiger;; zahlreiche höhere Gebüschgruppen und Juniperus über das Gebiet 
verstreut. Als charakteristisch für dieses Gebiet ist Pholidoptera 
littoralis Fieb. zu nennen, die stets einzeln und immer in unmittelbarer 


*) Die ganz besonders häufigen und daher für das betreffende Gebiet 
charakteristischen Arten sind durch den Druck hervorgehoben ! 


LS 


4 Dr. Willy Ramme: 


Nähe der Gebüschgruppen oder Juniperuspolster zu finden ist; sie be- 
vorzugt die südlich geneigten Hänge. Man erkennt ihr Vorhandensein 
leicht an ihrer Art, zu zirpen. Die Lautäußerungen bestehen aus einigen 
schnell hintereinander hervorgebrachten, weichen, aber lauten Zirptönen, 
die in größeren Pausen wiederholt werden (etwa ts tstststststs -- - - 
-- -tstststststs----). Überhaupt bieten die Lautäußerungen der 
Orthopterenmännchen (nur selten zirpen auch die Y%, z. B. bei Zphippiger) 
eine vorzügliche Unterstützung für das Auffinden der Tiere dar, und bald 
erkennt der Sammler, wenn er nur ein einigermaßen feinfühliges Ohr 
besitzt, schon von weitem die Art des zirpenden Exemplars, da jede ihre 
eigene Strophe singt. Ich denke da ganz besonders an die Arten der 
Gattung Pholidoptera (Thamnotrizon). — Die auf der unter I. genannten 
Wiese als häufig hervorgehobenen Arten fehlen hier mit Ausnahme von 
Ephippiger. Dagegen kommen zahlreich vor: Omocestus nigro- 
maculatus H.-S. und /ineatus Panz., Chorthippus declivus Bris., 
Platycleis grisea Fabr.; ferner fand ich hier wieder Stfauroderus morio 
Fabr., Poecilimon elegans Br. und, soweit ich mich dessen erinnere, das 
einzige Exemplar von Poecilimon ampliatus Br. In dieses Gebiet ist eine 
verkarstete Stelle eingesprengt von nicht allzu bedeutendem Umfange 
(Taf. 1 Abb. 1, schräg links oben von der kleinen Kapelle), auf der außer 
Ph. littoralis alle anderen oben genannten Arten vorkommen; außerdem 
aber fand ich dort ein 5’ von Psophus stridulus L. und ein ebensolches 
von Gomphocerus maculatus Thunbg. Wie bei der geringeren Höhe 
dieser Örtlichkeit zu erwarten war, mehren sich hier die pontischen 
(Omocestus nigromaculatus, Pholidoptera_ littoralis, Poecilimon thoracicus) 
und die mediterranen Formen (Chorthippus declivus, Platycleis grisea). 

II. Holzschlag im Fichtenwald (auf dem Wege nach der Crna jama, 
kurz nachdem sich dieser von der Chaussee nach Adelsberg abzweigt); 
auf der Talsohle gelegen, etwa 550 m. Üppigste Vegetation von Brombeer- 
und Himbeergestrüpp sowie Salvia glutinosa, durchsetzt mit zahlreichen 
Büschen von Corylus, Salix und Rhamnus carniolica. Zwei Arten sind ge- 
radezu gemein: Gomphocerus rufus L. und Pholidoptera aptera 
Fabr. Ich fand sie stets auch auf anderen Holzschlägen bei Planina, die ja 
auch meist die gleiche Flora aufwiesen. Die letztgenannte Art kündigt sich 
besonders am Spätnachmittag und gegen Abend durch ihr scharfes, metal- 
liches Zirpen an; oft scholl es aus den Schlägen wie vielstimmiges Vogel- 
gezwitscher. Die Wirkung dieser Insektenstimmen ist sehr eigenartig, 
doppelt reizvoll bei hereinbrechender Dämmerung inmitten des düsteren, 
schweigsamen Waldes. — Unter den Ph. aptera findet sich auch cinerea L., 
deren Zirpen aber nur aus einem einzelnen, leisen und nicht klingenden 
Ton besteht. Reich belebt von Orthopteren sind die Büsche, unter denen 
Corylus bevorzugt wird. Da finden wir Podisme schmidtii Fieb. und 
salamandra Fisch. in großer Zahl, meist auf der Oberseite der Blätter 
sitzend, ferner, der mehr solitären Lebensweise der Tettigonoideen oder 


Due 


Orthopterologische Ergebnisse aus Krain und Istrien. 5 


Laubheuschrecken entsprechend, in einzelnen Exemplaren den prächtigen 
großen Poecilimon ornatus Schmidt; auch das eine der beiden Stücke 
von Barbitistes yersini Br. konnte ich hier erbeuten. Poecilimonschmidtii 
findet man verhältnismäßig zahlreich auf Rhamnus carniolica, seltener auf 
Corylus. Die Weidenbüsche waren meist von Podisme alpina f. collina Str. 
bevölkert, die fast stets an den senkrecht stehenden Zweigen sitzen und 
sich beim Herantreten gern auf der abgewandten Seite verbergen. Der 
Charakter dieser Gemeinschaft ist vorwiegend illyrisch -pontisch; als 
typischste Vertreter dieser Zone wären die beiden Podisme-Arten zu nennen 
(Karny), ferner die beiden Poecilimon und allenfalls auch noch Podisme 
alpina. Die baltischen Formen treten entsprechend der geringeren Höhen- 
lage zurück. 


IV. Wegränder an der Straße von Planina nach Adelsberg. Das 
oft an diesen Stellen aufgeschüttete Steingeröll ist vielfach durchwuchert 
von Brombeeren, Brennessel und einem mir leider unbekannten, buschigen 
Rankengewächs. Hier halten sich mit Vorliebe Pachytrachelus strio- 
latus Fieb. und (seltener) gracilis Br. auf, die- oft in großer Anzahl 
oben auf den Steinen sitzen. Vereinzelt kommt auch hier (z. B. bei der 
kleinen Kolesivka) Pholidoptera aptera Fabr. vor; auf der Oberseite der 
Brennesselblätter findet sich zahlreich Zepfophyes boscii Fieb. Von Acri- 
doideen sind hauptsächlich Peleeycleis giornae Rossi und Chor thippus declivus 
Bris. zu nennen, die wohl beide die gemeinsten Arten des ganzen Gebietes 
darstellen. 


V. Feuchte Wiese am Ufer des Rakbaches (bei der großen Natur- 
brücke von St. Canzian bei Räkek). Die Zusammensetzung der Fauna, 
die ich infolge Zeitmangels nur flüchtig studieren konnte, gleicht sehr 
stark derienigen, die wir von unseren feuchten Wiesen in Norddeutschland 
kennen: Mecosthetus grossus L., Chorthippus parallelus Zett. und dorsatus 
Zett. sind die hauptsächlichsten Vertreter. 


VI. Bergabhang, nach Südosten gelegen: Anstieg zum Monte 
Maggiore von Abbazia bis hinter Veprinaz (0—700 m). Zwar können 
wir den ganzen Abhang nicht gut als einen einheitlichen „biosynoecischen 
Distrikt“ bezeichnen, da sich naturgemäß bei zunehmender Höhe Verän- 
derungen in der Zusammensetzung der Fauna bemerkbar machen. Gerade 
darum aber möchte ich nicht auf die Schilderung dieses Gebietes verzichten, 
das als typisch für diese Veränderungen gelten kann. Äußerlich macht 
das ganze Gebiet allerdings einen relativ einheitlichen Eindruck: der Abhang 
ist mit ganz lichtem Buchwald, vornehmlich von niedrigen Eichen und 
Gebüsch, bestanden, durchsetzt von zahlreichen kleinen Grasplätzen. — 
Beim Anstieg von O0 bis etwa 100 m haben wir zunächst den Küstengürtel 
zu passieren, der sich um ganz Istrien herumzieht. Flora und Fauna sind 
hier rein mediterran. Die Brombeersträucher waren stark von Zocusta 
(Aeridium) aegyptiaL. in allen Stadien besetzt; auf Corylus und Rubus 


6 Dr. Willy Ramme: 


fanden sich zahlreiche Phaneroptera quadripunctata Br., im Sonnen- 
schein ziemlich flüchtig, ferner etwas spärlicher T'ylopsis Ylirfolia Fabr. 
und Anterastes raymondii Jers. Sehr gemein auf allen Sträuchern und 
Kräutern (besonders Atriplex) war die zarte Gryllide Oecanthus pellu- 
cens Scop.; das melodische, glockenhelle Zirpen der Tausende dieser 
„Weinhähnchen“ erfüllt nachts die ganze Gegend; ich vernahm dies zum 
ersten Mal, als der Abendschnellzug, in dem ich fuhr, in Mattuglie hielt. 

In ie einem Exemplar fand ich in etwa 75 m Höhe Acrometopa 
macropoda Burm. und Pholidoptera chabrieri Charp. (Von ersterer traf 
ich ein weiteres Exemplar hinter Veprinaz an, auffallenderweise noch in 
ca. 700 m Höhe, während dort erst Ph. chabrieri sehr häufig wurde). 
Auch am Boden herrschte reges Leben: zahlreiche Mantis religiosa 
L. krochen herum, an trockenen Stellen flog Zpacromia strepens Latr.; 
hier, in einem völlig ausgetrockneten, alten Bachbett fand ich auch eine 
äthiopische Art, Conocephalus nitidulus Scop., die im allgemeinen nur 
an feuchten Lokalitäten zu finden ist. Ein wenig höher hinauf wurden 
dann im hohen, trocknen Grase Rhacocleis germanica H.-S. und 
Platycleis sepium Yers. sehr häufig, auch kurz vor Veprinaz traf ich 
sie noch an. Die Wege waren allenthalben belebt von Oedipoda 
miniata Pall. und Calliptamus italicus L. Mit den letztgenannten 
Arten, namentlich Rhacocleis und Oedipoda, haben wir uns schon aus dem 
rein mediterranen Gebiet entfernt; Mantis religiosa, Epacromia strepens, 
Locusta aegyptia sind längst nicht mehr zu finden. Jetzt treten auch 
schon typisch illyrische Formen auf: Podisme schmidti Fieb., zu der 
sich dann hinter Veprinaz an der istrianischen Reichsstraße zum Monte 
Maggiore nach weiterer Steigung Barbitistes yersini Br. gesellt; ich erhielt 
letztere durch Schütteln niedriger Bäumchen und Büsche. Die Eichenbüsche 
und namentlich ein rüsterartiger Strauch sind reich bevölkert von der 
prächtigen, intensiv grün, schwarz und orange gezeichneten Pholidoptera 
chabrieri Charp.; allenthalben tönt aus den Büschen ihr scharfer, in 
Pausen immer nur einmal hervorgebrachter Zirplaut, aber nur an solchen 
Stellen, die noch von der Nachmittagssonne getroffen werden. In den 
schattigen Partien regt sich nichts, obwohl auch hier alles von dieser 
schönen Art belebt ist. Mit Omocestus rufipes Zett. treffe ich, etwa in 
700 m Höhe, auf die erste baltische Art. 

Leider mußte ich hier meine Exkursion abbrechen, da es bei dem 
Sammeln und Beobachten recht spät geworden war und an den Rückweg 
gedacht werden mußte. Die Ausführung meines Planes, den Monte 
Maggiore zu besteigen, muß ich also für später aufsparen! 

VII. Macchien bei Rovigno. Es handelt sich hier nicht um dichte 
undurchdringliche Macchien, wie wir sie etwa auf Brioni finden, sondern 
um ein trockenes, etwas hügeliges Feld, auf dem zerstreute, bald größere 
bald kleinere Gebüschgruppen stehen. Unter den typischen floristischen 
Elementen dieser Formation sind besonders Spartium und Cistus zu nennen. 


Orthopterologische Ergebnisse aus Krain und Istrien. m 


Die Entfernung dieses Gebietes vom Meer beträgt etwa 100 m; 
die Fauna desselben ist naturgemäß fast rein mediterran. Im Grase 
liefen zahlreich Mantis religiosa l.. und Ameles decolor Charp. umher; 
fast gemein war die flüchtige „Nasenschrecke* Acrida furrita L. 
(Truxalis nasuta auctt) Auf Spartium fand ich ein einzelnes Exemplar 
von Tylopsis liliifolia Fab. in der forma margineguttata Serv. Die Maquis- 
Büsche waren belebt von Pholidoptera chabrieri Charp., Rhacocleis 
germanicah.-S.und Platycleis sepium Yers. Die beiden letzteren,die ich 
schon bei Abbazia stets zusammen fand, bevorzugen einen allenthalben 
im Gebiet der Macchien wachsenden kleinblättrigen Dornenstrauch, dessen 
Namen (Cistus monspeliensis ?) mir leider nicht bekannt ist. Näherte man sich 
einem solchen Busch, so erhob sich in dem ringsherum wachsenden dürren 
Gras ein heftiges Rascheln, sodaß ich zunächst glaubte, dies rühre von zahl- 
reichen Eidechsen her. Es stellte sich aber heraus, daß dies Rascheln eben die 
beiden genannten Arten verursachten, die sich schutzsuchend in das Innere 
des Busches zurückzogen. Namentlich Rhacocleis war in ungeheuren 
Mengen vorhanden. Will man beide Arten in größerer Anzahl erbeuten, 
was wegen der Dornen fast. unmöglich ist, so empfiehlt es sich, einen 
kleinen Busch von etwa !/„—1 qm Durchmesser auszuwählen und einen 
Zweig nach dem anderen nach außen niederzutreten; dann kann man die 
Tiere mit Leichtigkeit ergreifen. — 


Ein diesem Gebiet bei Rovigno in jeder Beziehung sehr ähnliches 
fand ich zwischen Pola und Medolino, nur ist dies dürrer und die Vegetation 
daher nicht so üppig. Wohl aus letzterem Grunde konnte ich beobachten, 
daß die gleichen Arten bei Rovigno durchschnittlich größer waren als 
bei Pola, obwohl dies südlicher liegt. 


Auf eins möchte ich noch aufmerksam machen: auf der ganzen 
Reise ist mir die charakteristischste Karstheuschrecke, Prionotropis hystrix 
Germ. nicht ein einziges Mal zu Gesicht gekommen! Daß ich sie bei 
Planina nicht fand, führe ich, wie ich schon in dem pg. 1 genannten Bericht 
ausgeführt habe, darauf zurück, daß die „Verkarstungen“ dort noch ganz 
gering sind. Sie fehlt dort wahrscheinlich vollständig. Daß ich sie aber 
in ihrem eigentlichen Gebiet, den nahe dem Meer gelegenen Geröllhalden 
Istriens, nicht angetroffen habe, kann ich mir nur so erklären, daß sie 
im September ihren Kreislauf bereits beendet hatte. In der Tat fand dort 
Werner (l. c.) bereits Anfang Juni unter fast erwachsenen Larven eine 
Imago. 


Bevor ich nun zu der systematischen Zusammenstellung der Arten 
übergehe, gebe ich im Folgenden eine Tabelle der Fundorte mit dem ent- 
sprechenden Datum, um die ständige Wiederholung desselben zu vermeiden. 

Mödling b. Wien 25. August 
Planina 26. August bis 5. September 
St. Peter in Krain 5. September 


8 Dr. Willy Ramme: 


Abbazia-Veprinaz 7. September 
Orehovizza 6. September 
Büccari 8. September 
Cantrida 8. September 
Pola 9. September 
Brioni 10. September 
Canfanaro 11. September 
Rovigno 11. September 
Triest-Opcina 12. September 
Dermaptera. 


Anisolabis Fieb. 


1. A. maritima Bon. 1 Larve bei Rovigno unter einem Stein am Meeres- 
ufer. 


Fortienkatl. 
2. F. auricularia L. Planina. 


Apterygida Westw. (Chelidura Latr.) 
3. Ch. media Hgb. (albipennis Meg.) Planina (1 Expl.) 


Blattaeformia. 


Blattoidea. 


Aphlebia Br. 
. A. brevipennis Fisch. Planina, St. Peter. 
5. carniolica n. sp. (Taf. I, Fig. 2 und 3). 


ES 


„Rufo-testacea. Caput fuscum, vertex pallidus. Antennae nigro- 
fuscae, basi paulum pallescentes. Pronotum disco ferrugineo, marginibus 
pallidis. Elytra tota testacea, nitida. Pedes testacei. Abdomen supra ni- 
grum, segmentis singulis postice angustissime pallide-marginatis. Cerei 
medio testacei, basi et apice nigrescentes. 

oo elytris apicem abdominis cireiter attingentibus, oblongo-rectan- 
gularibus, venis parum elevatis. Margo elytrorum circum hirtus. 

“@ elytris lobiformibus, lateralibus, metanotum usque ad medium 
tegentibus, testaceis“. 

Gelbbraun. Stirn bräunlich, Scheitel mit blasser Querbinde. 
Fühler schwärzlichbraun, an der Basis ein wenig heller. Pronotum rost- 
rot, ringsherum mit geiblichem, durchsichtigem Rand. Flügeldecken des 
o länglich rechteckig, abgerundet, so lang oder etwas kürzer als der Leib, 
einfarbig gelblich, an der Innenseite der Wurzel stärker bräunlich 


Orthopterologische Ergebnisse aus Krain und Istrien. 9 


tubereuliert. Der Rand der Flügeldecken ringsherum (besonders im 
apicalen Teil) dicht mit Haaren besetzt. Auf der Oberseite der Flügel 
zahlreiche Borstenpunkte. Flügel des © lappenförmig, seitlich bis zur 
Mitte auf das Metanotum reichend, gelblich. Meso- und Metanotum beim 
g mit einem bezw. zwei rostroten verwaschenen Flecken; Abdomen 
oberseits schwarz (mit Ausnahme des Analsegments), die einzelnen Seg- 
mente hinten schmal weißlich gerandet; beim © an den Seitenrändern 
jedes Segments je ein rotbrauner Fleck. Abdomen unterseits ebenfalls 
schwarz, in der Mittellinie gelblich. 

Ich fing diese Art im Laub und Gras am Fuße einer Felswand bei 
St. Peter in Krain; sie war dort recht häufig. Da ich an derselben Stelle, 
allerdings sehr in der Minderzahl, auch einige Aphlebia brevipennis Fisch. 
fand, so glaubte ich zunächst bei oberflächlichem Hinsehen, eine helle Form 
dieser Art vor mir zu haben, wie sie ja beispielsweise bei Zefobia lappo- 
nica L. vorkommt. Ich nahm daher nur einige Stücke, 3 %'g’' und 2 
© 2 mit, die aber zur Aufstellung dieser neuen, gut definierbaren 
Art völlig ausreichen, da die angegebenen Merkmale bei allen Stücken 
durchaus konstant sind. Von A. brevipennis Fisch. unterscheidet sie sich 
im männlichen Geschlecht außer durch die genannten Krassen Färbungs- 
abweichungen vor allem durch den Habitus. Dies prägt sich am stärksten 
in der Form der Flügel aus. Während nämlich diese bei brevipennis von 
gedrungener, mehr eiförmiger Gestalt sind, besitzt carniolica schmale, 
längliche und gleichzeitig auch etwas längere Flügel, deren Außenränder 
fast parallel sind; außerdem aber stellt die Behaarung des Flügelrandes 
gegenüber den vollkommenen glatten Rändern der brevipenniseinen markanten 
Unterschied dar (Taf. I, Fig. 4), die Borstenpunkte auf der Oberseite der 
Flügel fehlen bei drevipennis. Auch die Aderung der Flügel des g’ von 
curniolica ist sowohl in der Stärke ihrer Ausbildung (sie sind weniger 
scharf markiert) als auch in ihrem Verlauf abweichend. (Taf. I, Fig. 5) 
Der rostrote Discus ist bedeutend schmäler als der von brevipennis, und 
der helle Rand dementsprechend breiter. Die 292 von carniolica unter- 
scheiden sich von denen der brevipennis außer durch den ebenfalls viel 
kleineren rostroten Discus des Halsschilds durch die rostroten Flecke auf 
Meso- und Metanotum sowie an den Seitenrändern der Segmente. Am 
nächsten steht carniolica im Habitus und in der Färbung entschieden der 
pallida Br., die aus Griechenland und Kleinasien bekannt geworden ist. 
Doch unterscheidet sich diese außer durch ihre etwas bedeutendere Größe 
auch durch ihre verhältnismäßig längeren, das Abdomen mehr oder weniger 
überragenden Flügeldecken (Z', die außerdem stärker markierte Adern 
von völlig abweichendem Verlauf zeigen (Taf. ı, Fig. 6). In der Färbung 
finden sich bei pallida folgende konstante Unterschiede: Die Fühler sind 
heller, gelblich; die 3 letzten Abdominalsegmente sind oberseits hellgelblich, 
ebenso unterseits das ganze Abdomen. Auch die Cerei sind im ganzen 
heller, nur das erste Basalsegment ist dunkel und die äußerste Spitze 


10 Dr. Willy Ramme: 


etwas angeraucht. Die Behaarung der Flügelränder sowie die Borsten- 
punkte sind beiden Arten gemeinsam, doch bei pallida viel schwächer 
ausgebildet. 

Ich gebe nun im Folgenden die Maße für carniolica, die die ge- 
nauen Durchschnittsmaße der Typen darstellen und setze zum Vergleich 
die entsprechenden von mir bei brevipennis (4 Sg, 3 2%) und pallida 
(3 22) gewonnenen hinzu, ebenso die für 1 Q@ von pallida aus Kleinasien 
von Brunner gegebenen Maße, da mir 2% dieser Art nicht vorlagen; 


++ 


diese haben hiernach bedeutend längere Flügel als carniolica. 


Maße in Millimetern. 


et & 
hrevipennis CAPNIOFCA  pallida | hrevinennis CAFNIOJICA  pallida 
Fisch. | m. Br. .\ ‚Eisch:) in. aBr: 
Pronotum lang| 2,1 | 2 235 | 24 U 02 
breit| 34 3,3 2,5 11° 85 |, 34 
Diseus pronoti breit| 29 | 2 1 32,4 | 2,9 2,3 
Elytra lang| 4,4 5, 6,7... 12 1,5 
breitin 02,227 32 2,2 Mae —_ 
Totallänge (ohne Cerei)| 7,2 RBB. 18 S,5 


Typen: 3 Y d, 2 22 St. Peter in Krain, 5. IX. 1912. Im Kgl. 
Zoologischen Museum zu Berlin. 

Um auch anderen, gelegentlich in Krain sammelnden Orthoptero- 
logen die Möglichkeit zu geben, diese Art aufzufinden, sei die Lokalität 
ihres Vorkommens näher beschrieben, die garnicht zu verfehlen ist. Wenn 
man in St. Peter aus dem Bahnhof tritt, so gehe man die Straße rechts 
herunter, die nach 1—2 Minuten in eine Chaussee übergeht; an diese 
tritt links eine senkrechte Felswand heran. Direkt am Fuße dieser Wand 
findet sich die Art im trockenen Laub. 

Beziehen wir carniolica in die von Redtenbacher in seinem treff- 
lichen Werk „Die Dermapteren und Orthopteren Oesterreich-Ungarns und 
Deutschlands“ für Aphlebia gegebene analytische Tabelle mit hinein, so 
wäre diese folgendermaßen umzugestalten: 


1. Halsschild 5 2 mit schwarzer oder rostroter Scheibe. Flügel- 
decken des 5’ annähernd so lang wie der Leib. 
2. Flügeldecken einfarbig hell gelbbraun, beim % Kurz, lappen- 
förmig, nur bis auf das Metanotum reichend. 


1. A. carniolica Ramme. 


2. 2. Flügeldecken außen und innen, oder aber nur außen 
mit weißlichem Rande. 


Orthopterologische Ergebnisse aus Krain und Istrien. 11 


3. Flügeldecken außen und innen mit weißem Rand. 
2. A. marginata Schreb. 


3. 3. Flügeldecken höchstens außen mit weißlichem Rande. 
4. Flügeldecken bräunlich, einfarbig (dann von 
halber Leibeslänge), oder mit schwarzer Makel 

oder schwarz mit gelbem Außenrande. 


5. Flügeldecken am Ende mit deutlichem 
schwarzen Fleck, die des © bräunlich, 
von halber Leibeslänge, selten beim 5 
und © schwarzbraun, außen mit gelbem 
Rande. 
3. A. maculata Schreb. 
5. 5. Flügeldecken des 5 an der Basis 
schwarz gefleckt, die des © klein, lappen- 
förmig, schwarz mit hellgelbem Außen- 
rande. 4. A. brevipennis Fisch. 
4. 4. Flügeldecken beim 5 und © weißlich, 
dicht und fein schwarzbraun punktiert. 
5. A. punctata Meg. 
1. 1. Halsschild des © gelb, schwarzbraun gesprenkelt, ohne 


schwarze oder rostrote Scheibe. Flügel des 5 kurz, schuppen- 
förmig. 6. A. subaptera Ramb. 


Ectobia Westw. 
6. E. perspicillaris Herbst (lvida Fabr.). Planina, 2 ? 9. 


Manioidea. 


MantisL. 


7. M. religiosa L. Orehovizza; Abbazia; Canfanaro; Pola; Rovigno. An 
den meisten dieser Orte etwa zu einem Drittel in der braunen 
Form*); die 29 dieser Form oft mit dunkelbraunen, scharf 
markierten Adern. Daß die braunen Stücke Örtlichkeiten mit 
entsprechender Färbung bevorzugen, habe ich keineswegs beob- 
achten können. — Bei Abbazia (7. IX.!) noch eine Larve von 
nur 2 cm Länge. 


Ameles Burm. 
8. A. decolor Charp. Pola (Kaiserwald), Rovigno; hier vereinzelt noch 
Larven. 


*, Diese braune Form kommt durchaus nicht überall vor; so fand 
Herr cand. zool. Hedicke-Berlin in Südfrankreich bei Grenoble (1912) 
unter vielen Hunderten nicht ein einziges braunes Exemplar (It. mündl. Mitt.). 


12 Dr. Willy Ramme: 


Empusa Illig. 
9. E. fasciata Brulle. Bei Rovigno von Dr. Ceika-Prag, der gerade auf 
der Zoologischen Station weilte, in der Nähe der Villa Covi 
(am Strande) gefunden. In Istrien bisher wohl nur bei Pola 
beobachtet. 


Gressoria. 


Bacillus Latr. 
10. B. rossius Fabr. Rovigno; 1 Larve im Garten der Zoologischen 
Station auf Rosengebüsch. 


Saltatoria. 


Teitigonoidea. 
Phaneropteridae. 


Poeeilimon Fisch. -Fr. 


11. P. ornatus Schmidt (fieberi Fisch.). Planina, einige 5’ auf Gebüsch 
in einem Holzschlag. i 

12. P. elegans Br. Planina; auf der Gora nicht selten im Grase. Die 
Krainer Form ist bedeutend kleiner als Stücke des Littorales; 
durchschnittliche Länge des 2% 21 mm, des Z' 17 mm (von 
der Stirn bis zum Ende der Legeröhre bezw. der Cerci gemessen). 
Sämtliche Stücke rein grün, nur auf dem Pronotum sind meist 
zwei helle Längslinien angedeutet. 

13. P. ampliatus Br. Planina, 19. 

14. P, schmidti Fieb. Planina; gern auf Rhamnus carniolica. 


© 


Barbitistes Charp. 

15. B. yersini Br. Neu für Krain. Bei Planina fand ich an zwei weit 
von einander entfernten Stellen je ein reingrünes und ein rötlich- 
buntes Exemplar dieser Art. Die Stücke unterscheiden sich 
von den istrischen durch ihre geringe Größe, was wohl in der 
nördlicheren Lage des Fundortes begründet ist. In Istrien bei 
Veprinaz, auf höherem Gebüsch an der Istrianer Reichsstraße. 

16. B. ocskayi Charp. Büccari, 1 © auf Rubus. 


Leptophyes Fieb 
17. L. albovittata Koll. Mödling; einige x’ im Grase. 
18. L. boscii Fieb. Planina; sehr häufig, meist auf Urtica. 
Acrometopa Fieb. 
19. A. macropoda Burm. Abbazia; Veprinaz. 


Orthopterologische Ergebnisse aus Krain und Istrien. 13 


Tylopsis Fieb. 
20. T. liliifolia Fab. Abbazia; Rovigno. An letzterem Orte unter der 
grünen Form 1 9 der f. margine guttata Serv. 


Phaneroptera Serv. 
21. Ph. quadripunctata Br. Abbazia (hier sehr häufig); Veprinaz ; 
Rovigno; Opeina. 
Meconemidae. 


Meconema Serv. 
22. M. brevipenne Yers. Planina, auf Corylus; Veprinaz. 


Conocephalidae. 
Conocephalus Thunbg. 
23. C. nitidulus Scop. (mandibularis Charp.) Abbazia 1 ©; gegen die 
sonstige Lebensgewohnheit in ganz trockenem Gebiet. 


Tettigoniidae. 
Tettigohia L. = Locusta Fab.) 


24. U. caudata Charp. Planina; auf Gebüsch und in einem Kartoffelacker 
zusammen mit der. folgenden; von dieser schon von weiten 
durch ihr sanfteres Zirpen zu unterscheiden. 

. viridissima L. Planina; Adelsberg. 


[587 
1 
=] 


Decticidae. 
Rhacocleis Fieb. 


26. Rh. germanica H.-5. (diserepans Fieb.). Abbazia; Veprinaz; Pola 
(Straße nach Medolino); Rovigno; Opcina. 

Unter der typischen Form kamen an den meisten obengenannten 
Orten vollkommen einfarbige Stücke vor, ohne jede Spur von schwärz- 
licher oder weißlicher Zeichnung. Insbesondere fehlt vollkommen der 
helle, von den schwarzen Seiten des Pronotums umrahmte mediane 
Längssattel, der sich über Pronotum und Abdomen hinzieht, ferner der 
schwarze Fleck oben auf der Basis der Hinterschenkel etc. Die Farbe 
dieser Stücke ist ganz konstant ein glasiges Rotbraun. Zwischen Opeina 
(Obelisco) und Prosecco fand ich nur solche Exemplare. Ich halte diese 
Form einer Benennung für wert, zumal da man nur selten einmal einen 
Übergang zur typischen Form findet und schlage den Namen hauckei 
n.f. vor, zu Ehren des Herrn Revierförsters A. Haucke in Planina in 
Krain, der sich um die faunistische Erforschung des dortigen Höhlen- 
gebietes verdient gemacht hat und als dessen Gast in Planina ich weit- 
gehendste Unterstützung bei meinen zoologischen Unternehmungen fand. 


27 


30. 


sl. 
32. 
33. 
34. 


42. 
43. 


44. 


.A. 


Dr. Willy Ramme: 


Anterastes Br. 
raymondii Yers, Büccari, Abbazia; Rovigno. 


Pachytrachelus Fieb. 


. P. striolatus Fieb. Planina; sehr häufig. 

P. gracilis Br. Planina; seltener. 

Pholidoptera Wesm. (Thamnotrizon Fisch.) 

Ph. chabrieri Charp. Abbazia 1 @; von Veprinaz an zu beiden 
Seiten der Istrianer Reichsstraße sehr häufig; teils im Gebüsch, 
teils an den mit Epheu bewachsenen Steinwänden der Viadukte. 
Bei Rovigno in den Macchien; hier durchweg merklich größer 
als an den erstgenannten Orten. 

Ph. littoralis Fieb. Planina. 

Ph. aptera Fab. Planina. 

Ph. femorata Fieb. Veprinaz, Pola (gegen Medolino), Rovigno. 

Ph. fallax Fisch. Planina, am Abhang und auf der Gora einzeln. 
Die ausführliche Beschreibung eines vollkommenen Zwitters, 
den ich auf der Ciora bei Planina fing, vgl. in den Sitz.-Ber. 
der Gesellsch. Naturforschender Freunde zu Berlin, 
1913, Heft 2. Mit 2 Tafeln und 7 Textfiguren. 

. Ph. cinerea L. Mödling, Planina; Veprinaz. 
Platyeleis Tieb: 

P. grisea Fabr. Planina; meist in einer kleinen Form mit gelbem 
Pronotum. 

P. intermedia Serv. Veprinaz, I 9. 


. sepium Yers. Abbazia, Veprinaz, Pola, Rovigno. Besonders groß 


an letzterem Orte und durch das oft fast fleischrote Gesicht 
auffallend. . 


. vittata Charp. Mödling; sehr zahlreich auf einem Brachfeld im 


Ort. 


. roeseli Hgb. Planina; 1 macropteres X (f. diluta Thunbg.) 
. bicolor Phil. Mödling; Planina. Macroptere Stücke wurden nicht 


beobachtet. 


Decticus Serv. 


. verrucivorus L. Planina, auf der Gora. 
. albifrons Fab. Rovigno, bei der Villa Covi in Spartiumgebüsch. 


Ephippigeridae. 


Ephippiger Latr. 


. ephippiger Fab. (vifium Serv.) Auf dem Wege von Planina nach 


St. Canzian (bei Räkek) 2 Stücke auf einem Corylusbusch. Das 


Orthopterologische Ergebnisse aus Krain und Istrien. 15 


Vorkommen dieser pontischen Art in einer Höhe (ca. 500 m), 
die noch weit unter der Höhengrenze (ca. 1000 m) der folgenden 
Art liegt, ist an einem so weit südlich gelegenen Punkt be- 
merkenswert. 


45. E. discoidalis Fieb. (limbata Fieb.). In der f. minor Krauss bei 


Planina besonders am Abhang und auch auf dem Gipfel der 
Gora gemein auf Juniperus und im Grase. Die Tiere etwa zu 
einem Viertel Anfang September noch im Larvenzustande. 
Ferner bei Adelsberg. 


Stenopelmatidae. 
Troglophilus Krauss. 


46. T. cavicola Koll. 1 2 im Fichtenwald unter einem Stein. 


47. T. neglectus Krauss. In Menge in einer Pulverkammer nahe der 


48. 


49. 


50. 
51. 


32. 


33. 


Planina-Höhle. Sämtliche Tiere mit grüner Sprenkelung auf 
Thorax und Abdomen; nach mündl. Mitteilung des dortigen 
Revierförsters, Herrn Haucke, fehlt diese Färbung den in 
Höhlen erbeuteten Stücken. 


Achetoidea. 
Oecanthidae. 


Oecanthus Serv. 


. pellucens Scop. Abbazia (sehr gemein); Büccari; Pola. 


Liogryllus Sauss. 


. campestris L. Bei Planina zahlreiche Larven in den ersten 


Stadien. 
Achetar-k: 


. deserta Pall. Insel Brioni, 1 halberwachsene Larve. 
. burdigalensis Latr. Auf Brioni zahlreiche ganz iunge Larven 


tınter Steinen. 


Arachnocephalus Costa. 


. vestitus Costa. Zwischen Opeina und Prosecco mehrfach im 


Gebüsch auf der Oberseite der Blätter. Neu für dieses 
Gebiet. Bisher nur im kroatisch-dalmatinischen Küstengebiet 
gefunden; Seni, Klaricevac (Padew.), Cirkvenica (Pung.) Curzola, 
Lesina (Brunn.). 


Gryllotalpa Latr. 


. gryliotalpa L. (vulgaris Latr.) Planina, I kleine Larve. 


16 


54 


.A. 


; Dr. Willy Ramme: 


Acridoidea. 
Aerydiidae. 
Acrydium Geoff. (Tettix Charp.) 


bipunctatum L. Planina. 


55. A. kraussi Saulcy. Planina. 


Acrididae. 
Euthystira (Chryochraon Fisch.) 


56. E. brachyptera Ocsk. Auf dem Gipfel der Gora zahlreich in großen 


97. 


58. M. 


60. 
61. 


A. 


„A. 


Exemplaren (2 2,5 cm, mit intensiv roten Elytren). Macroptere 
© @ wurden nicht beobachtet. 
Aiolopus Fieb. (Epacromia Fisch.) 

strepens Latr. Fiume (Cantrida); Abbazia; Veprinaz; Pola; 
Brioni; Canfanaro; Rovigno; nur ganz vereinzelt mit grünem 
Pronotum und Hinterschenkeln, meist einfarbig braungrau. 
Sämtliche meiner zahlreichen Stücke zeichnen sich durch die 
rein hellblaue Tönung der Hinterflügel aus, während meine 
sämtlichen in Südtirol (Waidbruck 1910) erbeuteten Tiere 
ausgeprägthellgrüne Färbung zeigen. Ohne Zweifel gehören 
beide Formen der gleichen Art an, wie mir auch Krauss be- 
stätigte, da mir jedoch der erwähnte Unterschied in der Färbung 
der Hinterflügel sehr konstant zu sein scheint, so schlage ich 
für die blauflüglige Form den Namen n. f. cyanoptera m,, 
für die grünflüglige den Namen n. f. chloroptera m. Es ist 
nicht unwahrscheinlich, daß diese Formen sogar den Wert von 
Subspecies haben, doch möge zur Entscheidung dieser Frage 
erst ein größeres Material untersucht werden, wozu ich hier- 
durch angeregt haben möchte. 


Mecosthetus Fieb. 


grossus L. St. Canzian bei Planina am Ufer des Rakbaches. 


Arcyptera Pall. 


fusca Pall. Planina, auf der Gora. 


Gomphocerus Thbeg. 


. rufus L. Planina; besonders gemein in Holzschlägen. 
G. 


maculatus Ihbg. Planina, 2 2% am Abhang der Cora. 


SstenoDothEus ‚Lisch! 
Subg. Omocestus Bol. 


. stigmaticus Ramb. St. Peter; ganz lokal auf einem mit spärlichen 


Graswuchs bedeckten Fußsteig auf einer Anhöhe. 


63. 


64. 


65. 


66. 
67. 


76. 


ZlTie 


Orthopterologische Ergebnisse aus Krain und Istrien. 17 


O. nigromaculatus H.-Sch. Planina; auf der Gora. Groß, besonders 
auch die 5. Letztere zeichnen sich durch die schön ge- 
schwungene Form der Fühler und durch die schwach verdickte, 
helle Spitze derselben aus.*) Diese Krainer Form dürfte der 
f.istriana Krauss nahestehen oder gar mit ihr identisch sein. 

O. lineatus Panz. Mödling; hier auch in einer braunen Form. Planina; 
Veprinaz. 

O. rufipes Zett. Planina, St. Peter. Zwischen Veprinaz und dem 
Schutzhaus am Mte Maggiore in einer mir bis dahin noch nicht 
bekannten braunen Form ohne jegliches Grün. Bei Pola 
kleiner und weniger intensiv gefärbt (@Q!) als an den übrigen 
Orten; an die grüne Form der folgenden Art erinnernd. 

O. haemorrhoidalis Charp. St. Peter. 

O. petraeus Bris. St. Peter, Pola; S. Giovanni bei Rovigno; hier das 
einzige Orthopteron, das ich bei einstündigem Suchen auf der 
kleinen, unbewohnten Insel auffinden konnte. 


Subg. Stauroderus Bol. 


. St. morio Fabr. Planina (Gora). 

. St. apricarius L. Mödling. 

. St. biguttulus L. Mödling, Planina. 
. St. bicolor Charp. Planina. 


Subg. Chorthippus Fieb. 


. Ch. declivus Bris. (pulvinatus F. d. W.) Planina (gemein); St. Peter; 


Abbazia-Veprinaz; Pola. In Istrien bedeutend größer als in 
Krain. 
Ch. albomarginatus Geer. (elegans Charp.) Mödling. 


. Ch. dorsatus Zett. Mödling; Planina. 
. Ch. parallelus Zett. Planina; im Tal gemein. Auf der Gora ein 


einfarbig graues Stück, wie ich es bisher nur einmal (Finkenkrug 
bei Berlin) fing. 
Acrida L. (Tryxalis Fabr.) 
A. turrita L. (nasıuta auct, nec L.).. Pola (Arena, Kaiserwald); Ro- 
vigno. In einer grünen und einer braunen Form, bald mit 
scharfer, bald mit fast völlig verwaschener Zeichnung. 


Locustidae. 


Locusta L. (Acridium Geoffr.) 
L. aegyptia L. Bei Abbazia I erw. Z' sowie zahlreiche Larven in 
allen Stadien auf Rubus. 


*) In noch bedeutend stärkerem Maße ist dies übrigens ausgeprägt 
bei O. fischeri Eversm., dessen 5’ fast den Eindruck eines Gomphocerus 
macht. Die Fühlerspitze ist hier dunkler als der Basalteil (Expl. aus Zengg, 
Padewieth leg.). 


2 


18 Dr. Willy Ramme: 


Calliptamus Serv. 
78. C. italicus L. Orehovizza; Abbazia-Veprinaz: Pola; Rovigno. In 
der typischen Form und der f. marginella Serv. 


Podisme (sic!) Latr. 
79. P.salamandraFisch. Planina; besonders in Holzschlägen auf Corylus; 
seltener als folgende. 
80. P. schmidtii Fieb. Planina; Opcina; an letzterem Orte sehr groß. 
81. P. alpina Koll. In der f. collina Br. bei Planina am Wege zur 
Crna jama auf Salix nicht selten. 


Pelecycleis Fieb. (Platyphyma Fisch.) 
82. P. giornae Rossi. Bei Planina die gemeinste Feldheuschrecke, auch 
in Istrien überall. 


Ds opus’ IBieb; 
83. P. stridulus L. Planina; 1 g'Q am Abhang der Gora. 


Oedipoda Latr. 

84. O. coerulescens L. Planina; Orehovizza, Rovigno. 

85. O. miniata Pall.e. Orehovizza; Abbazia-Veprinaz, Canfanaro; Rovigno. 
An letzterem Orte zwischen Steingeröll am Meeresstrande (direkt 
am Bahnhof!) in einer Form mit milchweißen, fast bindenlosen 
Vorderflügeln, sodaß sich die Tiere von denschneeweißen Steinen 
nicht abhoben und erst beim Auffliegen bemerkbar wurden. 
Die zahlreich fliegenden Heuschrecken mit ihren leuchtend roten 
Hinterflügeln boten über den weißen Boden einen ganz präch- 
tigen Anblick. Beim Trocknen bräunen sich leider die weißen 
Vorderflügel ein wenig. — 

Miniata ist eine ungemein variable Art. Wie auch bei coerulescens 
und anderen Oedipoda-Arten ist die Zeichnung und Färbung der Vorder- 
flügel und auch des Pronotums sehr wechselnd. Doch lege ich auf diese 
Abweichungen, die man oft in großer Mannigfaltigkeit an ein und derselben 
Örtlichkeit findet, eben aus diesem Grunde keinen Wert. Wichtig dagegen 
sind zwei Abänderungen: das Zurückweichen vom Außenrand und 
das Schmälerwerden der dunklen Binde auf den Hinterflügeln einerseits 
sowie andrerseits die allgemeine Aufhellung der Stücke, hervorgerufen 
durch ein Hellerwerden des Rot und fortschreitende Entpigmentierung 
der Vorderflügel, deren Spitze zuletzt ganz glasig wird. . Diese Ver- 
änderungen sind bei miniata in viel höherem Maße ausgeprägt als 
bei coerulescens. Von letzterer besitze ich aus Istrien, Südtirol und 
der Mark Brandenburg in bezug auf die dunkle Binde vollkommen 
gleichartige Stücke; die aus der Mark stammenden sind nur im 
ganzen etwas kleiner. Die erwähnten Veränderungen nehmen auf dem 
Wege von Norden nach Süden stetig zu. Die dunkelste Form stellen 


Orthopterologische Ergebnisse aus Krain und Istrien. 19 


nach Brunner (l. c.) Stücke aus dem Schweizer Jura und den nördlichen 
Alpen und Pyrenäen dar; mir liegt speciell ein 5’ aus Arlberg (Pettneu, 
22. 9. 1891; Krauss leg.) vor. Die Vorderflügel sind bis zur Spitze voll- 
kommen undurchsichtig braun. Die dunkle Binde der Hinterflügel breitet 
sich über den ganzen distalen Flügelteil aus und läßt nirgends ein Stück 
des Randes frei. Ich schlage für diese Form, die bei ihrer Konstanz un- 
bedingt als Subspecies aufzufassen ist, unserem Altmeister zu Ehren den 
Namen kraussi nov. subsp. vor. In Südtirol (Klausen, Atzwang, August 
1910, Ramme leg.) finden wir Stücke, bei denen schon ein erhebliches 
Zurückweichen der schwarzen Binde zu konstatieren ist, die dadurch gleich- 
zeitig schmäler wird. Sie erreicht den Flügelrand beim zweiten Sinus. 
Die Vorderflügel werden heller; besonders bei den 29 beginnt die äußerste 
Spitze derselben glasig zu werden. Ich gebe dieser Forın den Namen 
intermedia nov. subsp. Von Istrien ab (s. d. eingangs erwähnten 
Fundorte) durch Dalmatien bis Griechenland endlich finden wir das andere 
Extrem: die sehr schmale Binde erreicht erst beim 4.—5. Sinus den 
Flügelrand; die Spitze der Vorderflügel ist in weitem Umfang glasig, und 
diese sind im ganzen nur dünn pigmentiert. Das Rot der Hinterflügel ist 
zum Rosa aufgehellt und zeigt überhaupt einen anderen mehr bläulich- 
roten Farbenton, während das Rot der beiden erstgenannten Subspecies 
mehr dem mennigrot zuneigt. Ich nenne diese Form meridionalis nov. 
subsp. Sie nähert sich in Griechenland, wo die angegebenen Verän- 
derungen ihre äußerste Grenze erreichen, der Oed. gratiosa Serv., welch 
letztere aber mit Rücksicht auf noch andere Merkmale unzweifelhaft als 
eigene Art aufzufassen ist; bei dieser findet sich die dunkle Binde voll- 
kommen innerhalb des Rot. — Im allgemeinen kein Freund der vielen 
Neubenennungen von Formen, habe ich in diesem Fall nicht gezögert, 
diese drei zu benennen. Die Unterschiede sind so auffällig, daß ein Ver- 
gleich beispielsweise der Subspecies kraussi und meridionalis uns zunächst 
fast auf eine Artverschiedenheit schließen läßt. Nicht ganz so scharf be- 
grenzt ist naturgemäß die subsp. intermedia. doch ist auch hier die Unter- 
scheidung von den beiden anderen leicht. Dies läßt auch die nach- 
stehende Tabelle ohne weiteres erkennen. 
Hinterflügel (Maße in mm) 


Subspecies kraussi | Intermedia | meriionat 
| Breite des hellen Randes 0 3—-4 6—7 
[hreiteste Stelle) 
Breite der dunklen Binde 8—9 6 2—3 


(sehmalste Stelle) 


Ferner kommt hinzu, daß diese Formen, wie schon erwähnt, nicht 
nebeneinander vorkommen, sondern in ihrer geographischen Ver- 
breitung begründet sind. 

9% 


20 Dr. Willy Ramme: Orthopterologische Ergebnisse aus Krain und Istrien. 


Literaturverzeichnis. 


1. Brunner v. Wattenwyl., K: Prodromus der europ. Orthopteren. 
Leipzig 1882. 

2. Enderlein, Dr. Günther. Biologisch-faunistische Moor- und Dünen- 
studien. Ber. des Westpr. bot.-zool. Vereins. Danzig 1908. 

3. Karny, Dr. H. Die Orthopterenfauna des Küstengebietes von Oester- 
reich-Ungarn. Berl. Ent. Zeitschr. 1907. 

4. Krauss, Dr. H. A. Die Orthopterenfauna Istriens. Mit 6 Taf. Sitz.-Ber. 
d. k. Akademie d. Wiss. Wien 1878, Bd. LXXVII. 

5. Padewieth, M. Orthoptera genuina des kroat. Littorale und der 
Umgebung Fiumes. Hrvatsko Naravoslovno Drustvo (Societas 
historico-naturalis Croatica) Agram 1900 (in deutscher Sprache). 

6. Redtenbacher, J. Die Dermatopteren und Orthopteren von Oester- 
reich-Ungarn. Wien 1900. 

7. Werner, Dr. F. Weitere Beiträge zur Kenntnis der Orthopterenfauna 
Oesterreichs. 


Erklärung zu Tafel 1. 


Fig. 1. Planina von der Unzbrücke aus. Aufn. d. Verf. 
Fig. 2. 5 von Aphlebia carniolica Rme. \ 
Fig. 3. Q von Aphlebia carniolica Rme. y>rıl 
Fig. 4. Linker Flügel von A. carniolica Rme. | 
Pig.)8. do. von A. brevipennis Fisch. fe] 
Fig. 6. do. von A. pallida Br. | 


Die Flügel in Fig. 4—6 sind sämtlich von der Unterseite (auf 
schwarzer Unterlage) photographisch aufgenommen worden, da sich hier 
die Adern bedeutend schärfer markieren. 


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Berl. Entomol. Zeitschr. Bd. LVI1I. (1913). Taf. 1. 


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[Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVII, Jahrgang 1913.] 21 


Die neue lepidopterologische Nomenklatur 
und die Hübner’schen Gattungsnamen, 
besonders der Noktuiden. 


Von 
Professor Dr. v. Linstow. 


Als im Jahre 1901 der Staudinger-Rebel’sche Katalog erschien, 
wurde die Systematik und Nomenklatur unserer Klassiker auf dem Gebiete 
der Entomologie Ochsenheimer, Treitschke, Herrich-Schäffer, 
v. Heinemann, achtlos bei Seite geworfen und alles angenommen, 
was dieser Katalog bot. Sogar die orthographischen Fehler wurden nach- 
geschrieben; man schrieb galli statt galii, Fybernia statt Flibernia, Sapho 
statt Sappho, castaneae statt castanea, cuculata statt cucullata, im Wider- 
spruch mit I, $ 8 der Regeln der zoologischen Nomenklatur nach den 
Beschlüssen des V. Internat.-Zoologen-Kongresses Berlin 1901; man schrieb 
Trochilium apiformis, Zygaena rubicundus, Fepialus sylvina. im Widerspruch 
mit III, $ 2a derselben Regeln; und so schreibt man noch hente. Der 
Katalog war Mode geworden; die Sammlungen wurden umgeordnet und 
neu etiquettiert, die Handbücher, die Faunen, die Verkaufs-Kataloge nahmen 
die moderne Schreibweise und Systematik an. Die Hunderte von wieder 
ausgegrabenen alten Artennamen wurden erklärt durch die hinzugefügten 
Synonyme, so daß man sich wenigstens mit dem Katalog in der Hand 
verständigen konnte. 


Der Gattungsbegriff. 


Wenn der Systematiker findet, daß eine Art von allen übrigen durch 
bestimmte anatomische Merkmale verschieden ist, so gründet er für sie 
eine besondere Gattung mit Angabe der Charaktere; erkennt er, daß 5, 
20, 50 andere Arten anatomische Kennzeichen gemeinsam besitzen, so 
werden auch sie in entsprechende Gattungen eingereiht. 

Mit dem Gattungsnamen allein aber ist es nicht geschehen, die 
Gattung muß eine Diagnose haben, sonst ist er ein bloßes Wort, bei dem 
man sich nichts denken kann, 


22 DREIRDILSIHONDE 


Mephistopheleo sagt in Goethe’s Faust; 
„Im Ganzen haltet Euch an Worte. — 
Mit Worten läßt sich trefflich streiten, 
Mit Worten ein System bereiten, 
An Worte läßt sich trefflich glauben, 
Von einem Wort läßt sich kein Jota rauben.“ 
Diesen Hohn weist der Schüler zurück mit der Antwort: 
„Doch ein Begriff muß bei dem Worte sein.“ 

Einen Begriff der Gattungs-Bezeichnung fordern auch die Inter- 
nationalen Nomenklatur-Regeln, Paris 1905, im Art. 25, wo es heißt: 
„Gültiger Name einer Gattung oder Art kann nur derienige Name sein, mit 
dem sie zuerst bezeichnet ist, unter der Bedingung, a. daß dieser Naıne 
unter einer Kennzeichnung veröffentlicht ist; b. daß, der Autor den 
Grundsätzen der binären Nomenklatur folgte.“ Unter Kennzeichnung ver- 
stehen die Regeln nach Art. 28, b. eine Beschreibung oder eine Abbildung 
oder beides zugleich. Was das Wort „zuerst“ betrifft, so soll mit Linn&@’s 
Systema naturae, ed. X, Holmiae 1758, begonnen werden, eine 
allerdings ganz willkürliche Bestimmung. 

Was die anatomischen Gattungs-Merkmale der Noctuiden betrifft, 
und nur von letzteren soll hier die Rede sein, so setzen sie sich zusammen 
aus einer Schilderung des Flügel-Geäders, der Fühler, der Palpen, der 
Augen, die bald behaart, bald nackt, bald bewimpert sind oder nicht, 
der Bewaffnung der Beine, der Form des Kopfes und des Thorax, des 
Saugrüssels, der weiblichen Legeröhre, das bald fehlt, bald vorhanden 
ist; das Flügelgeäder allein kann zur Kennzeichnung der Gattung nicht 
ausreichen; ich habe gezeigt, daß unter den deutschen Noctuiden-Gattungen 
eine ganze Reihe genau dasselbe Geäder haben, dasselbe Resultat haben 
meine Untersuchungen der Fühler gehabt. 


Hübner’s Gattungsnamen. 

Das große, schöne Kupferwerk Hübner’s ist begleitet von einem 
sehr dürftigen Text, in dem das Vaterland der abgebildeten Schmetterlinge, 
ihre Flugzeit, die Nahrung der Raupen, bei den neuen Arten die Samm- 
lungen, aus denen sie stammten, und eine meistens recht ungenügende 
Artbeschreibung gegeben sind; für die Erkennung der Arten gelten aber 
die Abbildungen als genügende „Kennzeichnung“. Eine Einteilung in 
Gattungen fehlt ganz, alle Arten gehören in die eine Gattung Noctua. 

Dasselbe gilt von Hübner’s „Beiträge zur Geschichte der Schmetter- 
linge“, ferner „Geschichte europäischer Schmetterlinge“ und dem „Syste- 
matisch-alphabetischen Verzeichnis aller bisher bezw. den Fürbildungen 
zur Sammlung europäischer Schmetterlinge angegebenen Gattungs- 
benennungen mit Vormerkung auch augsburgischer Gattungen“. In diesem 
letzten Werk erwartet man mit Sicherheit die Anführung von Gattungen, 
aber vergeblich, denn unter „Gattungen“ versteht Hübner das, was wir 


Lepidopterologische Nomenklatur und Hübner'sche Gattungsnamen. 23 


Arten nennen; pag. 20—38 werden in alphabetischer Ordnung alle in der 
Sammlung europäischer Schmetterlinge abgebildeten Noktuen angeführt, 
alle gehören in die eine Gattung Noctua, und hinzugefügt sind Synonyme, 
z. B. bei alni: Apatele perconformis, bei fraxini: Blepharidia cyanescens, 
die unverständlich sind, weil die Autoren-Namen fehlen ; die bei Augsburg 
vorkommenden Gattungen, d. h. unsere Arten, sind mit einem Stern be- 
zeichnet; das Ganze ist ein Katalog ohne eine Silbe Text. 

Was wir Gattungen nennen, finden wir nur im Verzeichnis be- 
kannter Schmetterlinge, Augsburg 1816. Indem Staudinger-Rebel’schen 
Katalog ist pag. XIX hinter der Jahreszahl 1816 hinzugefügt (1818— 1822?) ; 
was das bedeutet, weiß ich nicht; in meinem Exemplar steht auf dem 
Titel nur 1816. 

In diesem Werk werden die Schmetterlinge eingeteilt in Phalanx 
oder Horde; die IV. Horde bilden die Eulen oder Noctuae;, die Horde wird 
eingeteilt in Tribus oder Rotte, die Rotte in Stirps oder Stamm, der Stamm 
in Familia oder Familie, die Familie in Coitus oder Verein (unsere Gattung), 
der Verein in Genus oder Gattung (unsere Art). Die Coitus-Namen be- 
handelt Hübner nicht als Nomina propria, sondern als Substantiva 
schreibt sie in der Pluralform und spricht (sie sind also auch ungültig 
nach Art. 8 der Nomenklaturregeln, wo es von Gattungsnamen heißt: 
„Er wird als Hauptwort im Nominativ der Einzahl angewandt“.) von 
Mamestrae, Hadenae, Neuroniae,; diese Gattungen werden kurz gekenn- 
zeichnet, aber fast immer nur durch Angabe der Farbe der Flügel, mit 
. der man aber eine Gattungs-Diagnose nicht geben kann. Die Gattungs- 
Diagnose für Symira (fulva, extrema, pudorina, impudens, nervosa, degener, 
impura) lautet: „Die Senken (Hinterflügel) ziemlich breit senenschattig“ ; 
für Dichonia (operosa, proxima, distans, convergens, protea, aeruginea) : 
„Die Schwinge (Vorderflügel) verworren bezeichnet und vermischt gefärbt“. 
daß diese „Kennzeichnungen“ völlig wertlos sind, braucht wohl nicht 
weiter bewiesen zu werden. 

Daher sind alle Hübner’schen Gattungsnamen für die Wissenschaft 
unbrauchbar. 

Hübner’s Genusnamen haben im Laufe der Zeit eine außer- 
ordentlich verschiedene Beurteilung erfahren. 

Herrich-Schäffer verwirft sie fast sämtlich; er nennt nur 3 
Hübner’sche unter 102, ebenso Geyer, der nach Hübner’s Tode dessen 
Sammlung europäischer Schmetterlinge fortsetzte; er führt Hübner’s mit 
„Stirps“ bezeichnete Abteilung an, die Gattungen aber sind Treitschke 
entnommen, z. B: 


Stirps Genus 
Xanthia Hübner Heliothis Treitschke 
Blepharonia , Catocala 5 
Achatia 4 Hadena H 
Heliophila , Nonagria E 


Achatia R Xylina 


„ 


24 DESYELISIHOoND:; 


Treitschke verwirft fast alle Hübner’schen Gattungsnamen. 

Lederer führt 14 Hübner’sche Gattungsnamen der 161 euro- 
päischen Noctuidengattungen an. In dem Staudinger-Rebel’schen 
Katalog von 1901 stehen 35 Hübner’sche Gattungsnamen europäischer 
Noktuiden, von denen 25 mit der Jahreszahl 1822 versehen sind; das 
Hübner’sche Verzeichnis von 1822 enthält aber gar keine von ihm 
aufgestellte Gattungsnamen. 

Spuler nennt unter 191 Gattungen 30 Hübner’sche. 

Warren, welcher in dem jetzt erscheinenden großen Seitz’schen 
Werk die Noktuiden bearbeitet, führt außer den von Staudinger-Rebel 
genannten noch weitere 43 Hübner’sche Eulen-Gattungen an, in Über- 
einstimmung mit Hampson, der in seinem Riesenwerk die Noktuiden der 
ganzen Erde bearbeitet und auch hier alle alten seit 100 Jahren vergessenen 
Hübner’schen Gattungsnamen wieder aus Licht gezogen hat, die älter 
sind, als die bisher üblichen. Will man wissen, was sie bedeuten, so 
braucht man nur die Synonyme nachzusehen. 

Sind bei Staudinger-Rebel massenhaft bisher nicht gebräuchliche 
Artnamen angeführt, so hat Warren das nun auf die Gattungsnamen 
ausgedehnt, aber ohne die Synonyme anzugeben, so daß wir hier vor 
lauter Rätseln stehen; die Namen der artreichsten Gattungen, Bryophila, 
Agrotis, Dianthoecia, Mamestra, Fladena, Leucania, Orrhodia, Orthosia, 
Caradrina sind geändert, so daß wohl ?/,; aller Noctuiden-Arten neue, 
fremdartig anmutende Namen bekommen haben. 


Wir lesen statt des früheren. 
Rhyacia molothinae Agrotis ericae 
Rhyacia ypsilon Agrotis suffusa 
Parastichtis sublustris Hadena lithoxylea 
Parastichtis monophyla FHadena polyodon 
Palpophila matura Hadeua connexa 
Metachrostis ravula Bryophila ereptricula 
Athetis blanda Caradrina taraxaci 
Orbona fragariae Mecoptera serotina 
Conistra vau punctatum Orrhodia silene 
Amathes helvola Orthosia rufina 
Archanara geminipunctata Nonagria paludicola 
Atemia xerampelina Cirrhoedia centrago 
Harmodia nana Dianthoecia conspersa 
Cosmia lutea Xanthia togata 


u. S.Ww. U.S.W 

Wir sehen also, daß die Hübner’schen Gattungsnamen bald nach 
ihrer Veröffentlichung sämtlich als unmöglich abgelehnt sind, daß sie 
später zum kleinen Teil, in jüngster Zeit aber sämtlich angenommen wurden 
und fragt man nach dem Grunde, so muß man sich sagen, daß die älteren 


Lepidopterologische Nomenklatur und Fübner'sche Gattungsnamen. 25 


Autoren sich leiten ließen von der Logik und den Regeln der Wissenschaft, 
die anderen aber von der Mode, die nicht nur mit den letzteren, sondern 
auch mit den Internationalen Nomenklatur-Regeln im Widerspruch steht. 

Sieht man sich die Tafeln Warren’s an, so findet man als Über- 
schriften fast lauter unbekannte Gattungsnamen, und wenn man nach dem 
Ursprung derselben fragt, erkennt man, daß es größtenteils alte, wieder 
ausgegrabene Hübner’sche sind, welche hier angeführt sind. 

In dem Staudinger-Rebel’schen Katalog stehen hunderte von 
bisher nicht gebräuchlichen Artennamen, zu den vielen von Warren 
unterdrückten und durch andere ersetzten Gattungsnamen gehört auch 
Agrotis Ochsenh. der seit 1816 allgemein gebraucht ist; Warren ersetzt 
ihn u. a. durch Rhyacia Hübner. 

Hübner stellt in seinem „Verzeichniß“, das auch 1816 heraus- 
gekommen ist, pag. 209—210 Coitus Rhyaciae auf, und zwar für 2 Arten, 
wobei er die Gattung kennzeichnet mit den Worten: „Coitus Rhyaciae. 
Die Schwingen nebst den Mittezeichen mit vier blassen Wellenlinien be- 
zeichnet“. 

Warren bringt 228 Arten in diese Hübner’sche Gattung, die 
durch die Hübner’sche Diagnose auch nicht im entferntesten von den 
übrigen Noktuiden unterschieden werden, und zeigt dadurch, daß es ihm 
nnr auf ein Wort ankommt, auf den Begriff oder die Kerinzeichnung 
desselben nicht. 


Alle bisherigen Lepidopterologen, darunter die allerersten Autoritäten 
haben einstimmig die hier von Warren wieder ausgegrabenen Gattungs- 
namen abgelehnt, und müssen dafür doch wohl ihre Gründe gehabt haben, 
Gründe die wir kennen; sie haben sie für ungültig erklärt, weil es bloße 
Worte sind, die keinen wissenschaftlich genügenden Gattungsbegriff dar- 
stellen. Die Modernen aber sind mit einem nichts bedeutenden Wort 
zufrieden; aber das Moderne ist nicht immer das Richtigere, Bessere. 
Auf die internationalen Nomenklatur-Regeln kann Warren sich nicht 
berufen, denn diese bestimmen, daß die gültigen Gattungsnamen mit einer 
Kennzeichnung versehen sein müssen, was für die von Hübner nicht zutrifft. 


In dem Staudinger-Rebel’schen Katalog können wir uns für 
die neuen Namen keine Erklärung holen, denn Warren führt 43 Hübner- 
sche Gattungsnamen an, die wir in dem genannten Katalog vergebens 
suchen. 


Aus dem Prioritäts-Fanatismus ist ein Sport geworden, in dem hier 
der höchste Rekord erreicht ist; dies Verfahren ist modern, aber nicht 
wissenschaftlich, wie ja überhaupt die Mode in der Wissenschaft keine 
Stelle hat. 


Spuler sagt (Bd. I, pag. LXXXIX): „Gültig ist der Name, unter 
dem die Art zuerst gekennzeichnet wurde, wobei für das Genus die Be- 
zeichnung einer Art als in ein bestimmtes Genus gehörend genügt“. 


26 Drr v. unstom: 


Nach den Nomenklatur-Regeln soll aber auch die Gattung gekenn- 
zeichnet werden*), was ja ganz selbstverständlich ist, weil man sonst 
nicht weiß, was man sich unter dem Gattungsnamen vorzustellen hat. 

Spuler hat den seit 1775 gebräuchlichen Gattungsnamen Zygaena 
nach Art. 34 der Nomenklatur-Regeln aufgegeben und dafür Anthrocera 
gesetzt; eine Verwechslung würde durch Beibehaltung des alten Namens 
wohl kaum zu befürchten sein; wer würde wohl, wenn ein Lepidopterologe 
schreibt, er habe auf einer blumigen Wiese auf den Scabiosen-Blüten 
Zygaenen gefunden, dabei an Zygaena malleus, den Hammerhai denken, 
der in tropischen Meeren schwimmt. 

In Band Il des Seitz’schen Werkes ist der ebenfalls seit 1775 
gebräuchliche Genus-Namen Sesia verschwunden und durch Synanthedon, 
Chamaespecia etc. ersetzt. Die Begründung lautet: „Die Bezeichnung 
Sesia Fabr. 1777, deren Typus die Sphingide fantalus ist, kann nicht in 
Anwendung gebracht werden“. 

Nicht 1777, sondern 1775 im Systema entomologiae pag. 547 ist 
das Genus Sesia von Fabricius aufgestellt. Daß der Typus /antalus 
ist, ist eine völlig willkürliche Behauptung; darüber hätte nur Fabricius 
zu entscheiden; was Fabricius unter Sesia verstanden wissen wollte, 
ist jedem, der es sehen will klar, wenn er sieht, daß Fabricius Arten 
wie euliciformis und tiludiformis anführt““), und was die Art /antalus be- 
trifft, so ist sie keine Sphingide, sondern wird von Staudinger und Bang- 
Haas in ihrem Katalog No. 55 pag. 66 als Sesia tantalus aufgeführt. 

Im Bd. II des Seitz’schen Werkes lesen wir pag. 18 und 434 die 
Namen Zygaena rubicundus, Z. erythros und Hepialus fusconebulosa; die 
Verfasser zeigen damit, daß ihnen das Nachschreiben der orthographischen 
Fehler Staudinger’s wichtiger ist als die Befolgung der Grundregeln der 
lateinischen Grammatik und der Internationalen zoologischen Nomenklatur- 
Regeln, die in Art. 13 bestimmen: „Artnamen sind Eigenschaftswörter, 
die im Geschlecht mit dem Namen der Gattung übereinstimmen“. 

Welchen Sinn, welchen Zweck haben nun diese Abänderungen der 
Namen? Angeblich den eine Konstanz in der Nomenklatur zu schaffen; 
der wirkliche Erfolg ist genau der entgegengesetzte; eine grenzenlose 
Konfusion ist erzielt. 


*) Die in Frage stehenden Autoren huldigen eben der leider weit 
verbreiteten Ansicht, daß die Nennung einzelner Arten, die zu einer neu- 
aufgestellten Gattung gehören sollen, eben schon eine genügende Kenn- 
zeichnung sei. Die Red. 


*, Hier irrt der Herr Verf. Da Fabricius keine Gattungstype 
angegeben hat, kommt Art. 30 der Nomenklaturregeln in Anwendung, 
nach dem derienige Schriftsteller, der zuerst die Gattung aufteilt, den 
Namen der geteilten Gattung derjenigen aus der Teilung hervorgegangenen 
Gattung beilegt, die er für passend hält. Übrigens enthält das Genus 
Sesia von Fabricius erst an zweiter Stelle Tiere wie apiformis, eulieiformis 
an erste stehen Schwärmer u. a. sfellatarum, fuciformis etc. Die Red. 


Lepidopterologische Nomenklatur und Hübner'sche Gattungsnamen. 27 


Die Namen haben doch den Nutzen, daß man sich, wenn man sie 
hört, bekannter Gegenstände oder Individuen erinnert und sie durch die- 
selben wiedererkennt; das hört auf, wenn man die Namen willkürlich 
ändert. Tieren, die man seit 100 Jahren kennt, ohne zwingende Gründe 
neue zu geben, die zunächst unbekannt sind, halte ich für sehr verfehlt. 
Als zwingenden Grund kann ich einen Paragraphen, den, ohne sich die 
Folgen klar zu machen, eine gelehrte Gesellschaft am grünen Tisch auf- 
gestellt hat, nicht gelten lassen. Die Wissenschaft ist frei und niemand, 
anch keine Gesellschaft hat ihr Befehle zu erteilen. 

Die Suggestion unter einem solchen Befehl stehen, ist aber allgemein 
verbreitet. 

„Selbst die wissenschaftliche Forschung ist nicht frei von Suggesti- 
bilität. Wir brauchen uns nur zu erinnern, daß jahrzehntelang eine große 
Reihe vorurteilsfreier Forscher unter dem Banne einer bestimmteu Theorie 
an gewisse Fragen herantritt und überzeugt ist, daß diese Theorie felsen- 
fest steht, und daß es garnicht anders sein kann, bis eines Tages wieder 
ein Mann mit weit vorausschauendem Blick den Schleier lüftet und mit 
einem Male die gesammte betreffende Wissenschaft im Sinne des neuen 
Wegweisers eine Schwenkung nach rechts oder links unternimmt.“ (A. 
Brauer.) 


Was soll nun werden? 


Das große Seitz’sche Werk, das voraussichlich 1000 Seiten stark 
sein wird, mit etwa 200 Tafeln, die wohl 10000 colorierte Abbildungen 
enthalten, wird bald vollendet sein. Alle Gattungen und Arten sind sorg- 
fältig beschrieben und zum ersten Mal, seit wir eine lepidopterologische 
Literatur besitzen, sind hier alle sogenannten bekannten Macrolepidopteren 
der paläarktischen Fauna systematisch behandelt. Hatte früher der 
Staudinger-Rebel’sche Katalog, der doch nur ein Namens-Verzeichnis 
mit Literatur-Angaben ist, einen so gewaltigen Einfluß, so muß das Seitz- 
sche Werk einen noch viel größeren haben; es wird modern und der 
‚genannte Katalog wird altmodisch werden. Nun müssen wieder alle 
Sammlungen neu etiquettiert und umgeordnet werden; die Zygaeniden und 
Sesiiden werden wieder zu den Sphingiden, die Arctüden, Psychiden, 
Cossiden, Hepialiden, Lithosiiden zu den Bombyciden gesteckt werden, 
wo sie auch hingehören, denn so ist die Systematik des Seitz’schen 
Werkes. Die moderne Systematik und Nomenklatur wird von den neu 
erscheinenden Handbüchern, den Faunen, den Verkaufs-Katalogen ange- 
nommen werden, ?/, der Noctuen-Namen werden zunächst unverständlich 
sein. 

Ich glaube gezeigt zu haben, daß sämtliche Gattungsnamen der 
Noctuiden Hübner’s ungültig sind und durch andere ersetzt werden 
müssen, weil sie nach den Gesetzen der Logik und der Wissenschaft 
_ wertlos sind, denn die Logik verlangt, daß man sich bei dem Namen 


28 Dis WAL LIWStOoN: 


auch etwas denken könne und daß der Autor, welcher den Gattungs- 
namen aufstellt, angibt, welche anatomischen Eigenschaften den zu einer 
Gattung vereinigten Arten gemeinsam zukommen; die Internationalen 
Nomenklatur-Regeln fordern, was ja eigentlich ganz selbstverständlich ist, 
dasselbe. Wenn man fragt, wie die Lepidopterologen sich zu diesen 
Hübner’schen Gattungsnamen gestellt haben, so sieht man, daß der älteste 
hier in Frage kommende, Herrich-Schäffer, das richtige getroffen 
hat, der sie fast alle verwirft, daß dagegen die späteren sie immer mehr 
und mehr annehmen, je moderner sie werden. entgegen den Gesetzen 
der Logik, entgegen den Internationalen Nomenklatur-Regeln. 

Was die letzteren betrifft, so könnte man es keinem zum Vorwurf 
machen, von ihnen abzuweichen, denn sie haben keine bindende Kraft; 
er muß nur etwas Besseres an die Stelle setzen; hier aber ist das Gegen- 
teil der Fall. Gegen die Logik darf kein Zoologe verstoßen, bei den 
modernen Naturforschern zeigt sich aber leider nicht zu selten, daß sie 
einem gedankenlosen Schematismus huldigen. 


Literatur. 


J. Hübner. Beitrag zur Geschichte der Schmetterlinge. Augsburg 
1786-— 1790. 

J. Hübner. Sammlung europäischer Schmetterlinge. Augsburg, 1793— 
1827. Horde IV. Noctuae; tab. 1—157; fortgestetzt von E. 
Geyer, 1834, tab. 158-185. 

3. Hübner. Geschichte europäischer Schmetterlinge. Augsburg 1806-1823. 

J. Hübner. Verzeichnis bekannter Schmetterlinge. Augsburg 1816. 

J. Hübner. Systematisch-alphabetisches Verzeichnis aller bisher bei den 
Fürbildungen zur Sammlung europäischer Schmetterlinge ange- 
gebenen Gattungsbenennungen mit Vormerkung, auch augs- 
burgischer Gattungen. Augsburg 1822. 

F. Ochsenheimer und F. Treitschke. Die Schmetterlinge von Europa. 
Leipzig 1807—1835; Noctuiden Bd. V, 1825—1826. 

G. A. W. Herrich-Schäffer. Systematische Bearbeitung der Schmetter- 
linge von Europa, als Text, Revision und Supplement zu Hübner. 
Regensburg 1843—1856. Bd. II (Sphingiden, Bombyciden, 
Noctuiden), 1845, pag. 171-450, tab. 1—124. 

J. Lederer. Die Noktuiden Europas. Wien 1857. 

O0. Staudinger und H. Rebel. Katalog der Lepidopteren des paläark- 
tischen Faunengebiets. Berlin 1901. 

A. Spuler. Die Schmetterlinge Europas. Bd. I-II, Stuttgart 1901—1910. 

0. v. Linstow. Das Flügelgeäder der Deutschen Noctuen. Internat. 
entomolog. Zeitschr. Jahrg. IV, Guben 1910—1911, pag. 68 
80, 85, 92. 


Lepidopterologische Nomenklatur und Hübner'sche Gattungsnamen. 29 


O0. v. Linstow. Geschlechtsdimorphismus der Antennen der deutschen 
Noctuen I. c. pag. 203, 209, 211. 

A. Seitz. Die Großschmetterlinge des paläarktischen Faunengebiets. 
Bd. II, Schwärmer, Spinner, Stuttgart 1909—1912; Bd. III, 
Eulenartige Nachtfalter, bearb. v. W. Warren, 1906-1913, pag. 
1— 316, tab. 1—57 (noch unvollendet). 

G. F. Hampson. Catalogue of the Lepidoptera Phalaenae in the British 
Museum. Noctuidae vol. V—XI, London 1903—1912, 5344 pag. 
1551 fig., 137 tab. (noch unvollendet). 


30 [Berl. Entom. Zeitschrift, Band LVII, Jahrgang 1913.) 


In den Sumpfiwäldern Pommerns. *) 


(Eine floristisch-zoologische Plauderei unter besonderer 
Berücksichtigung der Lepidopterologie.) 


Von 
U. von Chappuis. 
Motto: Rings tieie Ruh, schon nistet die Nacht 
in den dunkeln Taxushecken, 
Nun regt sich, was vor der Sonne Pracht 
voll Scheu sich mußte verstecken. 
Im Winter 1911/12 kam mir gelegentlich einer Sitzung der Berliner 
Entomologischen Gesellschaft ein Artikel zu Gesicht, der von dem Vor- 
kommen einer Feldeulen-Art (Agrotis), welcher man mit Recht keine allzu 
große Verbreitung innerhalb des Gebiets der paläarktischen Schmetterlings- 
fauna nachsagt, in den Sumpfwäldern Pommerns handelte. Da ich den 
Falter selbst noch nie gefangen hatte, notierte ich mir den Namen des 
Einsenders jenes Artikels und beschloß, ihn in einen der folgenden Sommer 
aufzusuchen, um unter seiner Führung auf die Birsch nach unserer Agrotis 
auszugehen. Ein Brief, den ich zu diesem Zwecke aufs Geratewohl an 
den Einsender obigen Artikels, der Stand und Wohnung nicht näher an- 
gegeben hatte, nach dem Ausgabeort der Zeitschrift richtete, wurde nach 
längeren Irrfahrten von dem Adressaten auf das Liebenswürdigste beant- 
wortet. Der erste Versuch, die Eule schon Ende Juli 1912 zu erbeuten, 
mißlang trotz der kundigen Führung jenes Herren. Fräulein Agrofis war 
noch nicht geschlüpft. Als ich dann von allerlei Mißgeschick betroffen, 
meinen ursprünglichen Plan, den Sommerurlaub in den Tiroler Hoch- 
alpen zu verleben, hatte aufgeben müssen und nach Berlin zurückgekehrt 
war, eilte ich nach einem kurzen Aufenthalt in der Reichshauptstadt aber- 
mals von dort nach Norden, um nunmehr das Versäumte nach Kräften 
nachzuholen. Diesmal hatte ich mich nicht verrechnet. Nach einer ziemlich 
langweiligen Personenzug-Fahrt langte ich in einer wohlbekannten Stadt 
iener Provinz, die uns die besten Grenadiere liefern soll, an und von 
dort trug mich gegen etliche Silberlinge ein hoffnungsgrün angestrichener 
Dampfkahn weiter gen Norden. Die keineswegs reizlose Wasserfahrt auf 
dem breiten Rücken eines sanft dahinströmenden von grünenden Wiesen 
und Buschwald begleiteten Flusses dauerte etwa eine und eine Viertelstunde. 
An der primitiven Anlegestelle, die für mich den Abschluß der Reise zu 
Wasser bilden sollte, wartete meiner bereits ein federloser ungedeckter 


*), Anmerkung des Verfassers: Im Hinblick auf ein gegebenes 
Versprechen muß ich es mir versagen, den Ort näher zu bezeichnen. 


U. von Chappuis: In den Sumpfwäldern Pommerns. 31 


Bauernwagen, von einem munteren Rößlein gezogen, und bald gings in 
schneller Fahrt einen schmalen, feuchtsandigen, von dichtem Weiden- und 
Erlengebüsch umgebenen mit Kopfweiden bestandenen Wiesenweg entlang 
dem Ziel meiner Wünsche entgegen. Noch bevor die ersten Häuser des 
Dorfes (städtische Försterei W.), in welchem ich mein Quartier aufzu- 
schlagen gedachte, hinter den Weiden auftauchten, mußte sich mein Gefährt 
erst durch ein äußerst sandiges dünenartig hügeliges Gebiet, in das der kaum 
befahrbare Weg tief einschnitt, hindurchwühlen. Von dort öffnet sich, soweit 
die Hügel dies zulassen, nach der linken Seite der Fahrtrichtung zu dem 
Reisenden zeitweise ein freier Blick auf weit ausgedehntes Wiesengelände 
und zugleich erspähte mein erwartungsvolles Auge auch von hier aus den 
Wald, der die gesuchte Seltenheit bergen sollte und der in einer endlos ge- 
raden Linie schweigend, dicht und finster fast den ganzen Horizont einnahm. 
Auf jenes dünenartig hochgelegene sterile Sandgebiet werde ich später noch 
zurückkommen. In dem kleinen Dorfwirtshause, dem einzigen des nur etwa 
vierzig Häuser zählenden Ortes, war man auf meinen Empfang schon vor- 
bereitet und nicht lange dauerte es, da saß ich vor einem Riesenglase prächtiger, 
gänzlich unverdünnter Milch und einem Teller mit geschmierten Semmeln, 
um mich würdig auf das vorzubereiten, was meiner harrte. Meine Sehnsucht 
galt dem Walde. Lange litt es mich also nicht in dem Gaststübchen, 
nach genossener Mahlzeit machte ich mich vielmehr ohne Verzug auf den 
Weg zu ihm, dem ungeduldig begehrten, um das mir noch wenig bekannte 
Terrain vor Eintritt der Dunkelheit gründlich zu sondieren. Hei — was 
für ein Wald! Ich bin schon viel in den deutschen Landen umhergestreift, 
ich kenne die Buchenwälder des Taunus, der hohen Rhön und des Harzes, 
die Buchen- und Fichtenwälder des Wasgaus mit ihrem dichten Unterholz, 
die sumpfigen Erlen- und Birkenwälder Ostpreußens — und dennoch: 
dieser pommersche Moorwald schlägt sie alle! In meinen Augen wenigstens 
tut er es ganz sicher! Und warum? Eigentlich ist er seiner äußeren 
Gestaltung nach weder so besonders merkwürdig, noch so besonders schön. 
Sollte etwa der gute Fang, der mir unter seinen Wipfeln gelungen ist, 
die Veranlassung sein, daß ich ihn so überaus günstig beurteile? Doch 
nein — ich glaube nicht, so egoistisch-blind zu sein! Also muß doch 
etwas daran sein! 


Nun sehen wir zu, wie es darinnen ausschaut. 


Erst geht es mit Hilfe einer primitiven Holzbrücke über einen breiten 
Graben, der still und ernst mit dunkeln Augen zu dem Wanderer hinauf- 
schaut, an den Rändern von einem dichten Gewirr von Wasserpflanzen 
und noch auf der Mitte mit einer nur stellenweise unterbrochenen breiten 
Schicht von Entengrütze bedeckt. Seine schlammige Sohle wird nicht so 
leicht jemanden zurückgeben, der dort hineingerät. Tiefes schattiges Dunkel 
umfängt sodann den Weiterschreitenden, seine Schritte dämpft der weiche, 
vielfach schwankende Torfboden der engen Waldwege, tiefe heilige Stille 


52 U. von Chappuis: 


umgibt ihn, nur selten unterbrochen von einem jener Naturlaute, wie sie 
der Waldeinsamkeit eigentümlich sind, Laute, deren Ursprung nur das Ohr 
des Jägers und das des Zoologen ergründen kann. Doch auch einige 
bekanntere Töne mischen sich darein, so das feucht-fröhlich-satte Geschnatter 
einer vergnügten Wild-Ente oder das Piepen und Zirpen der im dichten 
Ufer Gestrüpp hängenden Sumpfmeisen (Parus palustris). Als ich im 
Herbst diesem Ort der Wonne nochmals einen Besuch abstattete, war es 
belebter dort: Rotwild, darunter ein stattlicher Mähnenhirsch (Zehnender?) 
durchquerte meinen Weg und nach Eintritt der Dunkelheit lieferten die 
Graugänse Konzerte, die sich hören lassen konnten. Sonst stört nichts 
diesen Frieden, den heiligen Frieden, den iene Gefilde atmen. Soweit 
das Auge schweift, nur Himmel, Wald und Sumpf und wieder Sumpf 
und wieder Wald. Ist man so ein knappes halbes Stündchen gewandert, 
in der Mittagshitze umschwärmt von einer Anzahl der verschiedensten 
Blutsauger und Schweißliebhaber, von der großen Ochsenbremse (Tabanus 
bovinus) herab bis zur kleinen Hirschfliege (ZLipopfena cervi), unter welchen 
den selten ihr Ziel verfehlenden Stechrüsseln der Regenbremse (//aematopota 
pluvialis), den Grünaugen (Chrysops) und der gemeinen grauen Stechmücke 
(Culex pipiens) die ersten Preise zuzuerkennen sind, so eröffnet sich .dem 
staunenden Blick des Naturfreundes im nordöstlichen Teile. des Waldes 
ein Panorama von großer Eindruckskraft: Der Wald tritt zurück und 
auf weiter Lichtung blinkt im ungewissen Schimmer des Sonnennebels 
eine eigenartige Komposition von See und Sumpf, eine riesige Fläche, 
von dichtbewachsenen geradlinigen dammartigen Erhöhungen, vermutlich 
den Resten eines alten Torfstichs, durchschnitten, rings von Schilf und 
Kolbenrohr (Typha latifolia) umgeben und von einem dichten Rasen 
von Krebsscheren (oder Wasser-Alo& —Stratiotes aloides) und Mummeln 
(Nymphaea alba) bedeckt. Ungeachtet der vorgeschrittenen Jahreszeit — 
man zählte bereits den 11. August, als ich zum zweiten Mal in diesem 
Jahre den Wald besuchte — streckte die holde Bewohnerin unserer 
Sümpfe noch an gar vielen Stellen ihr liebliches weißes Antlitz der Allmutter 
Sonne aus dem Moorwasser entgegen. Einen Namen scheint dieses 
seltsame, offenbar wenigstens zum Teil aus der Drainage des Waldes 
entstandene Gewässer nicht zu führen, drum habe ich den Sumpf, der in 
seiner Weltverlorenheit mit seinen Wasserrosen und seinen Nebelschleiern 
insonderheit bei nächtlichem Mondenschein mich schier geheimnisvoll 
anmutete, den „Gespenstersee“ getauft. Nicht allein in und an den zahllosen 
Gräben, die den Wald durchschneiden und, wie es scheint, sämtlich oder 
doch größeren Teils in jenem See münden, sondern allüberall auf dem 
fruchtbaren Boden des trotz aller Drainage immer feuchten Waldes ent- 
wickelt sich nun ein Pflanzenwuchs, der in seiner Üppigkeit und Mannig- 
faltigkeit schwer zu beschreiben ist, der aber das Auge eines Botanikers 
in wildem Entzücken aufleuchten läßt. Ähnliches habe ich nur in einigen 


In den Sumpfwäldern Pommerns. 33 


Wäldern Ostpreußens und — wenn auch in wesentlich anderer Zusammen- 
setzung — in den Vogesen gesehen. Wie in ein einziges großes grünes 
Geheimnis, so taucht der Blick des langsam Vorwärtsschreitenden in die 
schier unerschöpfliche Fülle des Unterholzes, das dem hochstämmigen 
Walde so recht eigentlich erst die Folie gibt. Besteht jener im Wesentlichen 
aus einem gedrängten Gemisch von 30—40 jährigen Erlen (Alnus gluti- 
nosa), 30—60 jährigen Birken (Betula verrucosa), etwa ebenso alten 
Eschen (Fraxinus excelsior), Zitter und Schwarzpappeln (Populus 
tremula und nigra), so bildet das Grün, das ihm untertan ist, ein 
undurchdringliches Gewirr von Holz- und Kraut-Pflanzen aller Art, wie 
sie eben den Moorboden unserer norddeutschen Niederungs-Wälder lieben. 
Faulbaum und Kreuzdorn (Rhamnus), Hollunder (Sambucus) und Schnee- 
ball (Viburnum), Pfaffenhütchen (Evonymus) und Heckenkirsche 
(Lonicera xylosteum) geben an den schattigeren Stellen den Hochbäumen 
das Geleit, durchrankt von wildem Hopfen (Humulus lupulus), der an 
den Baumstämmen mitunter bis zu einer Höhe von 4—5 Metern empor- 
klettert und von den engen Schlingen des zierlichen Gaisblattes (Lonicera 
caprifolium). An den freien sonnigen Stellen beherrscht die Weide unbe- 
stritten das Terrain, die in zahllosen umfangreichen Büschen und mehreren 
Formen stellenweise eine Art von Niederwald bildet, von Pappel- und 
Birkengebüsch unterbrochen. Die Schar der Kräuter wiederum muß sich 
das Kondominat zweier durch Kraft und Höhe des Wuchses ausgezeichneten 
Pflanzen gefallen lassen: des Wasserschierlings (Cicuta virosa), der 
namentlich an den Grabenrändern mit seinen weißen sperrigen Dolden 
in ungeheurer Menge und starken Exemplaren wuchert, und des Wasser- 
dosts (Eupatorium cannabinum), dessen stattliche Pflanzen mit ihren 
bräunlich-rosafarbenen Trugdolden zwischen dem Weidengebüsch hervor- 
lugen, seine Lücken oft gruppenweise ausfüllend. Unter den echten 
Doldenpflanzen machen der Wasser-Merk (Sium latifolium) und mit 
seinen feinzerteilten Blättern und zierlichen, weißen Blütenschirmen häufig 
mitten in dem Grabenwasser stehend die Silge (Selinum carvifo lium)den 
beiden erstgenannten ihren Herrscher-Rang vergeblich streitig. An den 
weniger nassen, jedoch feucht-schattigen Stellen des Waldes bedeckt in 
umfangreichen gut geschlossenen Beständen die Waldbalsamine (Impatiens 
noli tangere) mit ihren vereinzelt hängenden großen gelben gespornten 
Blüten oft mehrere Quadratmeter des Bodens und hier breitet auch im 
Gemenge mit den gewöhnlichen Farrn-Arten die Königin unter den 
norddeutschen Farnen, die mächtige Osmunda regalis ihre Wedel aus, 
den Unbefangenen an die Perioden aus fernen Jugendiahren der Mutter 
Erde erinnernd, da noch die fürchterlichen Megalosaurier und Dinosaurier 
den heißen Schlamm der iungfräulichen Gäa mit ihren gepanzerten Schweifen 
schlugen. Wahrlich — das Auge des Naturfreundes kann sich hier satt 
sehen! Aber auch seine Nase kommt nicht zu kurz dabei! Mit einer 
3 


34 U. von Chappuis: 


gewissen mitunter vielleicht etwas grimmigen Wonne saugt sie den Duft 
der frisch grünenden sowohl als auch den der verwesenden Blätterfülle 
und den süßlichen Geruch des Moorbodens auf — auch das gehört zur 
Stimmung, ia nichts haftet so test in der Erinnerung, wie gerade der 
Geruch! Als eine für unsere Gegend besonders charakteristische und — 
wie ich weiter unten zeigen werde — für die Entwicklung der typischen 
Lepidopteren-Welt dieser Waldgegend hervorragend wichtige Pflanze 
erfreut ein anderer Trabant des Weidengebüsches das Auge des Pilanzen- 
freundes, wenn er ihn nicht gleichfalls vorher schon — gerochen hat. 
Es ist der Sumpfporst (Ledum palustre), ein Gewächs, das in seinem 
Bestande von der Kultur bereits arg bedroht wird. Die Trockenlegung der 
Moore, eine mehr als in einer Beziehung anfechtbare Maßregel, bringt ihm 
und seinen kleinen Gästen aus der Insektenwelt den sicheren Tod. Bei 
feuchtwarmer Witterung, wie wir sie den ganzen Tag über genossen 
haben und wie wir sie auch weiter unserem Fange zu Liebe noch zu 
genießen gedenken, strömt diese Gift-Pflanze, die als Mottenkraut heute 
noch Verwendung findet und früher offizinell war, einen scharfen, säuerlich 
lauchartigen Geruch aus und warnt so den Wanderer; denn wo sie ihre 
steifen an den Habitus der Weide erinnernden Zweige mit den unterseits 
rostfilzigen schmalen Blättern hochreckt, ist nicht immer gut, zu gehen. 
An gleichen Stellen begegnen wir auch großen Beständen der Sumpf- 
heidelbeere (Vaccinium uliginosum) und auf der schwankenden Decke 
des Sumpfmooses (Sphagnum) kriecht mit feingefiederten Ranken die 
Moosbeere (Vaccinium oxycoccus), deren große rote im Herbst 
reifende Früchte im Geschmack an die Preißelbeeren erinnernd gleich 
den Heidelbeeren des Moores eßbar sind. Im Wasser selbst vervollständigen 
die oben erwähnte Krebsscheere und gleichfalls in größeren Beständen 
wachsende Froschlöffelgewächse (Alisma plantago), sowie die früher 
in unmittelbarer Nähe unserer Reichshauptstadt in den Fenns des Grunewaldes 
häufige, ietzt hier fast ganz verschwundene Calla palustris mit ihren 
tutenförmigen Kelchen und dicken Fruchtkolben das floristische Bild. 
Was Wunder, daß eine so üppige Pflanzenwelt auch eine ebenso 
reiche Tierwelt ernährt! Von dem Rotwild, das hier Standwild zu sein 
scheint, sprach ich schon zu Eingang meiner Erzählung. Leider habe ich, 
obwohl, wie schon erwähnt, ich im Oktober zum dritten Male den Wald 
aufsuchte, keinen Hirsch schreien hören, dagegen erregte ein anderer 
Schrei, ein noch nie von mir vernommener, meine Aufmerksamkeit. 
Um die Zeit der sinkenden Sonne war’s, da tönte er zum ersten Mal durch 
den Riesenwald, an seinen Stämmen hundertfaches Echo weckend, dem 
freudig-schmerzlichen Juchzer vergleichbar, den eine von ihrem Schatz 
gepreßbte üppige Schöne ausstößt, nur etwas hohler vielleicht — andere 
nennen ihn gespenstisch — sagen wir also: wie der Juchzer einer Geister- 
braut —.so klang es durch den stillen Wald; wwuiieh!! Der Förster 
kannte den Ruf nicht, ich aber schlug meinen „Flöricke“ auf und richtig: 


In den Sumpfwäldern Pommerns. 35 


da fand ich dies „wwuijeh“, da stand es: Der Schreiadler (Aquila 
pomarina) ist es, der so seinem Behagen Ausdruck gibt. Und nun fiel 
mir ein: ich war dem Herrn ja schon zur Mittagszeit begegnet! In einer 
engen schattigen Schneise war es, da flog er mir entgegen, seine vornehme 
Abkunft als Glied der Familie Aquila nicht allein durch die im Fluge 
gespreizten Schwingen, den mächtigen, mit dem Kopf.fast gleichtiefen 
Schnabel, sondern vor allen auch durch sein nonchalantes Gebahren 
verratend. Er bequemte sich noch gerade dazu, einen kurzen Haken um 
mich zu schlagen, flog dann aber, unbekümmert um meine werte Person 
in derselben Richtung weiter. Nachher habe ich ihn und seine bessere 
Hälfte noch häufig über und vor dem Walde auf den Wiesen seine Kreise 
ziehen sehen. Das Pärchen hatte sich, wie mir der Förster erzählte, 
dort eben erst angesiedelt. Der harmlose Frosch-, Mäuse- und Schlangen- 
Vertilger wird, wie sich das von selbst versteht, als interessante Akquisition 
des Försterei-Bezirks sorgfältig geschont. Die kleineren gefiederten Gäste 
des Waldes waren, von den Meisen abgesehen, schon lange verstummt. 
Darum schweige auch ich von ihnen, wie auch von den wenigen von 
mir beobachteten Lurchen — einiger Erd- und Wechselkröten (Bufo 
vulgaris und variabilis) und einiger Wasserfrösche, die mich durch 
ihre etwas verspäteten Quarr- und Quaktöne erfreuten, nicht zu vergessen — 
und gehe mit fliegenden Fahnen in das Insektenlager über. 


Den Käfern, denen ich ja von jeher sehr gewogen bin und die 
ich viele Jahre hindurch ausschließlich gesammelt habe, konnte ich, un- 
geachtet sie eine dominierende Stellung in der Insektenwelt einnehmen, 
nur einen kleinen Teil meiner Aufmerksamkeit zuwenden, denn ich war 
ia zum Schmetterlingsfang ausgezogen, und Niemand kann zween Herren 
zugleich dienen. Immerhin habe ich auch auf diesem Gebiet einige 
Beobachtungen gemacht, die die Käfersammler interessieren werden. In 
größerer Anzahl und mitunter in copula saß auf den Dolden der 
Umbelliferen ein Bockkäferchen, dem ich in Nord-Deutschland bisher noch 
nicht begegnet war, das ich dagegen als Kind in meiner schlesischen 
Heimat vor vielen Jahrzehnten besonders in den Gärten der Städte 
(Liegnitz) häufig und zwar meist in den Blüten unserer weißen Gartenrosen 
und auf den Schirmblüten des Geißfußes (Aegopodium podagraria) 
gefunden hatte, allwo es die Staubfäden zerfraß. In den letzten Jahren 
meines Aufenthalts in Schlesien bin ich ihm freilich nur einmal noch, an 
anderer Stelle, begegnet. Es ist die enggeschnürte, braungelbflügelige 
schwarz quergebänderte Strangalia attenuata. Wie erfreut aber war ich, 
als ich gar an dem Stamm einer alten Kopfweide, wie sie an dem Rande 
jenes vorerwähnten Grabens zahlreich stehen, einen größeren Lamellikornier 
emporklimmen sah, in dem ich sogleich den seltenen Gnorimus variabilis 
L. erkannte, ein Tier, das selbst den vorgeschrittenen Koleopterologen 
noch erfreuen kann und dessen Vorkommen in unserem Walde mich um 

a 


36 U. von Chappuis: 


so mehr in Erstaunen setzte, als es in der Regel nur sehr mulmreiche 
ganz alte Bäume (besonders Eichen und Linden) oder sehr umfangreiche: 
Ameisenkolonien zu sein pflegen, welche diesen Käfer beherbergen, und 
es mir an solchen gerade in unserem Walde zu mangeln scheint. 

Nun zu jenen Geschöpfen, die sich auch heute noch, namentlich 
unter den iugendlichen Sammlern, der größten Beliebtheit erfreuen: den 
Schmetterlingen. Streng mich dem System anschließend, will ich nach einer 
ehrenden Erwähnung der zahlreich umherflatternden Citronenfalter und 
unter Übergehung der übrigen Pieriden, von denen bemerkenswerte 
Arten — eine Pieris daplidice L., die sich auf den oben genannten Sandhügeln 
tummelte, vielleicht ausgenommen — nicht von mir. festgestellt wurden, 
sogleich mit den Nymphaliden und zwar zunächst mit den Apafura- und 
Vanessa-Arten beginnen. Diese wunderschönen Tierchen feierten offenbar 
ihren Familientag, so zahlreich waren sie erschienen, besonders gilt dies von 
den herrlichen Vanessen. Man müßte auch eine degenerierte Vanesse sein, 
wollte man sich in diesem feuchtwarmen, brennessel- und blumenreichen 
Laubwalde nicht wohl fühlen! Das wimmelte da von Admiralen (Pyrameis 
atalanta), Pfauenaugen (Vanessa lo.), Trauermänteln (Vanessa antiopa L.), 
kleinen Füchsen (V. urticae L.) C-Faltern (Polygonia c—album L.). Auch 
der große Fuchs (Vanessa polychloros L.) und der Distelfalter (Pyrameis 
cardui L.) waren vertreten, letztere beide jedoch weit seltener. Der 
Trauermantel erlabt sich, mitunter in mehreren Exemplaren an einer 
Köderstelle klebend und gierig saugend, an dem Abends zuvor verstrichenen 
Köder, an den gleichen Orten breitet auch der Admiral seine prächtigen 
schwarz-weiß-roten Schwingen aus, weit flüchtiger und scheuer, als iener, 
stets bereit zum Abflug. Als dritter im Bunde gesellt sich zu den 
vorgenannten Köderfreunden auch der vom Sammler geschätzte Blau- 
schiller (Apatura iris L.), der eine noch größere „Bierehrlichkeit“ ent- 
wickelt, als der Trauermantel; man kann ihn bei dem meist etwas trüben 
Wetter bequem mit den Fingern vom Köder nehmen. Natürlich sind nur 
noch Weibchen vorhanden und selbst diese schon abgeflogen. (Bei meiner 
ersten Anwesenheit hatte ich auch eine anscheinend noch ziemlich frische 
Apatura ilia L. gesichtet). Was für liebliche, wie für den Pinsel eines 
Malers geschaffene Wald-Interieurs erschließen sich nun im Weiterschreiten 
unseren entzückten Blicken! Über der glattgrünen, nur vereinzelt noch 
von den schneeigen Blüten des Wasserhahnenfußes (Ranunculus aqua- 
ticus) und desFroschbisses (Batrachium mo rsus ranae) unterbrochenen 
Grabenoberflächen, wie sie die Entengrütze herstellt, ein hochansteigender 
buschiger und krautreicher Grabenhang, ein buntes Durcheinander von 
grünen, braunen, roten und gelben Farbentönen der teils noch frischen, 
teils bereits vergilbenden und verwesenden Pflanzenblätter, dazwischen 
das purpurne Rot der Rispen des Blut-Weiderichs (Lythrum salicaria), 
das Amethystblau der schlanken Blütentrauben der Vogelwicken (Vicia 
ceraccae), das (ioldgelb der im Gebüsch blühenden Lysimachien, darüber 


In den Sumpfwäldern Pommerns. 37 


die mächtigen weißen Dolden des Schierlings und dahinter auf dem 
ienseitigen Ufer der Blick in das eigentliche Paradies, ins Allerheiligste 
des Waldes: Zwischen Weidengebüsch eine stattliche Gruppe hochragender 
Pflanzen des Wasserdosts, und auf seinen braunrosa Blütenschirmen — 
welche eine Falter Pracht! Da wiegen sich zwei bis drei Schmetterlinge 
und mehr fast auf jeder einzelnen Blüte — in einem derartigen lauschigen 
Winkel voller Farbensymphonien zählte ich nicht weniger als sieben 
Pfauenaugen — Falter im Übrigen der verschiedensten Arten, doch alle 
schön und alle interessant. In holdem Einvernehmen schmaust neben 
der blauäugigen /o der in jenem Dorado noch so häufige, an anderen 
Orten schon längst ausgerottete kleine Eisvogel (Limenitis sibylla L.), 
auf einer anderen Blüte entfalten ein Paar Kaisermäntel (Argynnis paphia 
L.) die leuchtend gelbrote Pracht ihrer Schwingen und mit ihnen an Frische 
und Schönheit sie noch übertreffend, an Größe ihnen weit unterlegen 
funkelt eine Zycaenide, der Dukatenfalter (Chrysophanus virgaureae L.) 
im flüchtigen Glanz der von Regenwolken bedrohten Sonne. Doch weiter: 
Es gibt noch viel zu sehen. Das lange Sumpfgras zu beiden Seiten des 
Weges durchschreitend, scheuchen wir einen Feuerfalter auf, der uns 
größer und dunkler erscheinen will, als der oben bewunderte Chr. virgaureae. 
Richtig: Es ist auch etwas anderes, etwas viel besseres. Jetzt, wo er 
sich an ein Blatt des fast meterhohen Wasserampfers (Rumex hydro- 
japathi), seiner Futter-Pflanze, gesetzt hat und ruhig sitzen bleibt, zumal 
die Sonne sich wieder einmal hinter Wolken verborgen hat, können wir 
ihn in Ruhe betrachten: Die Rückseite der Unterflügel ist innerhalb der 
Rand-Augen nicht, wie bei den häufigen virgaureae, ledergelb, sondern 
bläulich-weißgrau bestäubt: Es ist der nur noch in wenigen Sumpfwäldern 
Deutschlands fliegende, von der Bestie Kultur immer weiter zurück- 
gedrängte Chrysophanus dispar rutilus Werneb., vor dem der Entomologe 
achtungsvoll den Hut zieht und das Netz senkt, um ihn — zu fangen ? 
— Nein, wir machen eine Ausnahme. Nur, um ihn uns einmal zu betrachten, 
lassen wir ihn in das Netz purzeln: Wie zu erwarten, sind die Tierchen 
nicht mehr ganz tadellos. Namentlich die Männchen haben den Flick- 
schneider dringend nötig und so schenken wir ihnen allen die Freiheit 
und das Leben. Möchten sie ein kräftiges Geschlecht zeugen, das noch 
lange dem Dräuen der Kultur und dem Wüten geldgieriger After-Entomologen 
Stand hält! Jetzt lichtet sich wieder etwas der Wald, und wo das Gras 
am Rande am höchsten steht, da taumelt ein dunkeles, auf der Rückseite 
höchst auffallend auf gelben Untergrunde mit schwarzen Ringen gezeichnetes 
Falterchen vor uns her: Ganz sicher ist es der Form nach trotz des 
höchst eigenartigen Fluges eine Hesperide, aber ebenso sicher keine 
gewöhnliche. Wir haben den nur in den feuchten Laubwäldern des 
nordöstlichen Deutschlands und des südlichen Ost-Europas noch stellen- 
weise häufigen, den meisten Gegenden Deutschlands gänzlich fehlenden 
Heteropterus morpheus Pall. vor uns. — Doch jetzt wollen wir von den 


38 U. von Chappuis: 


Tagfaltern Abschied nehmen. Ihr Flug wird sichtlich träger, einzelne 
begeben sich schon zur Ruhe und was hier und da noch fliegt, die in 
allen Wäldern häufige Argynnis seleneL. und der kaum seltenere Chrysophanus 
dorilis Hufn. können uns nicht reizen. Längst ist die Sonne vom Zenith 
herabgestiegen, das Summen der Stechfliegen ist verstummt und still wird 
es in dem weiten Waldrevier. 


Nur ein Jäger, nur ein Naturfreund — jeder echte Jäger, mag er 
nun Kerbtiere oder Wirbeltiere jagen, ist ein Naturfreund -— kann die 
Wonne, die spannende Erwartung nachempfinden, die mich erfüllte, als 
ich am ersten Abend meines August-Aufenthalts den letzten Strich mit 
dem Köderpinsel getan und so den abendlichen Fang vorbereitet hatte. 
Der Köder, von einer bekannten Berliner Naturalienhandlung hergestellt, 
war gut, das wußte ich. Er duftete, wie Nektar und Ambrosia. Schon 
schlug die beginnende Nacht ihre Fittige um den schlummernden Wald 
und hier und da erscholl das neugierige „Huih“ eines beutelüsternen 
Waldkauzes (Syrnium). Das schmackhafte, von meiner geschäftigen 
Wirtin auf das beste hergerichtete Abendbrod war bald verzehrt und 
mit einem Glase ausgezeichneten Rotweins begossen. Nun flink die 
Karbidlaterne gereinigt und frisch mit Kaleium und Wasser versehen, 
die Fangschachteln und Cyankali-Gläser in Bereitschaft gebracht. Mit 
einem leichten Knall flammt der Brenner der Laterne auf, vor mir auf 
eine Entfernung von 20—30 Schritt Tageshelle verbreitend — und hinaus 
geht es in die schweigende Nacht. 


„Nun regt sich, was vor der Sonnen Pracht voll Scheu sich 
mußte verstecken“... Hin und wieder erscheint im Lichtkreis der Laterne 
ein beflügelter Nachtbummler, erscheint und verschwindet wieder, ohne 
sein Inkognito zu lüften. Meist dürften es Spanner sein, das zeigt uns 
der schwankende tanzende Flug der kleinen Erdgeister. Mit reißend 
schnellem geradlinigen Flug stürmt gegen die todbringende Flamme ein 
dickleibiger rotbrauner Spinner, phosphorisch leuchten die Äuglein im 
dicken Butzköpfchen auf, wenn er, gleichsam um Kraft zu neuem Ansturm 
zu sammeln, sich zeitweise von der Lichtquelle entfernt. Es ist ein 
verspätetes Männchen von Cosmofriche potatoria, dem „Trinker“. Aber 
nun ist der erste Köder erreicht: Ei— welch fröhliches, vielversprechendes 
Gewimmel -— aber noch nichts Besseres darunter! Da thront wohl eine 
Catocala nupta L. das sog. rote Ordensband, inmitten des bräunlichen 
Gesindels, wie wir hier die Gemeinschaft der Pyramiden-Eulen (Amphipyra 
pyramidea), der häufigeren Agrotis-Arten (baja F., rubi View., plecta L.) 
und anderer Grau- und Braunkittel zu nennen belieben — aber das ist 
alles nichts für einen Kenner. Unser Sinn steht nach Höherem! Der 
gute Anflug an den Köder läßt unsere Herzen in Erwartung der Dinge, 
die da kommen sollen, stärker klopfen. Nun ist die dunkelste Stelle des 
Waldes durchschritten, wir sehen nicht mehr Baumkronen über uns im 


De Bun 


In den Sumpfwäldern Pommerns. 39 


Blitzlicht der Laterne; ein düsterer Nachthimmel, eine trübe von Wolken 
bedrängte Mondscheibe erscheint zu unseren Häupten. Rechts und links 
vom Wege eine Allee dünner Eschenbäumchen, von süßem Ködersaft 
triefend, dahinter dichtes Weidengebüsch. Und welch ein Gedränge um 
jede Köderstelle — ein Anblick zum Entzücken selbst für den verwöhntesten 
Sammler! Hier ist der Anflug freier und daher der Besuch ein alle 
Erwartungen übertreffender. Nach Dutzenden zählen die Eulen, die den 
Köder an einem einzigen Bäumchen umringen. Hier fliegt, von unseren 
Tritten gestört, ein riesiger Nachtfalter mit breiten Schwingen und schlankem 
Leibe vom Baume ab und taumelt mit seiner weißen, breit schwarz 
gebänderten Unterseite gegen die Laterne. Ein blaues Ordensband 
(Catocala fraxini L.), die größte aller heimischen Eulen, war es. Wir 
lassen es ruhig in seinem schwankend-flatternden Fluge dem Nachthimmel 
zustreben: Diesem schönen stattlichen Burschen sind wir ia oft genug 
auch in den Wäldern der Mark begegnet. Freilich mit dem fortschreitenden 
Verschwinden der Zitterpappel, seiner Haupt-Nährpflanze, wird auch dieser 
vornehme Falter selten werden. Denn — ach! — die Zitterpappel ist 
ein Baum, mit dem der Profitiäger nichts anzufangen weiß. Wohl erfreut 
sie den Naturfreund mit ihrer bunten narbig gemusterten Rinde, den 
langgestielten elegant geformten Blättern, die bei den geringsten Windhauche 
sich Geheimnisse in das Ohr flüstern — aber sie gilt nun einmal als 
unwirtschaftlich und muß daher fortgesetzt für ihre Existenz „zittern“. 
Hier und da hockt. emsig saugend eine Feldeule am Köder, die uns noch 
neu ist — neu wenigstens in der freien Natur und in lebendem Zustande. 
Ihr Männchen ist lebhaft gelbbraun gefärbt, dicht gemustert, fast alle 
Querstreifen der Noktuiden trägt sie doppelt, doch locker gefügt. Ganz 
abweichend aber ist das Farbenkleid des Weibchens: Ein angenehmes 
sattes schwärzliches Rotbraun mit einem Stich ins Lilafarbene ohne deutlich 
erkennbare Zeichnung, aus welchem lediglich die hellgraugelbe Nierenmakel 
scharf hervortritt, bedeckt die Oberflügel. Wieder haben wir einen echten 
Bewohner der feuchten Niederungswälder des östlichen Deutschlands vor 
uns, den wir im centralen und westlichen Teile unseres Vaterlands wohl 
meist vergeblich suchen werden, die geschätzte Agrofis dahlii H.-G., die 
hier ziemlich zahlreich vertreten ist. An einem anderen Baume fesselt 
uns ein graues, mit zwei steifen Querlinien und scharfen Makelringen 
gezeichnetes Eulchen durch die eigenartige Form seiner Flügel, deren 
Spitze über einer Einbuchtung zahnartig wieder hervorspringt. Es ist die 
kleine Plastenis retusa L., deren Raupe zwischen zusammengesponnenen 
Weidenblättern lebt. Häufig begegnen wir den verschiedenen Farbenformen 
eines Sumpfbewohners, dessen Raupe selbst das Wasser nicht scheut, 
zumal sie mit Vorliebe den Wurzelstöcken des nur an ganz nassen Stellen 
wachsenden Schwadengrases (Glyceria fluitans) nachgeht. Es ist die 
mehr oder weniger schwarz-braune, mit schmaler weißlicher Nierenmakel 


40 U. von Chappuis: 


und oft mit hellerem Geäder und hellbraungewässerter Binde zwischen 
äußerer Querlinie und Wellenlinie versehene Aelofropha leucostigma Hb., 
zu Deutsch: die weißgemakelte Schlammliebhaberin. Auch ihr wird man 
in den bergigen Teilen Mittel- und Süddeutschlands aus naheliegenden 
Gründen nur selten begegnen, wenn gleich sie da, wo sie überhaupt 
vorkommt, auch meist zahlreich auftritt. Hier hängt einem vergilbten 
Blatte nicht unähnlich, die Cosmia paleacea, eine Mord - Raupen - Eule 
am Köder. Auch sie ist in den feuchten aus Erlen und Birken, ihren 
Nährbäumen, bestehenden Niederungswälder des nordöstlichen Deutschlands 
häufiger, als irgendwo anders. — An einem anderen Baume zieht das 
durch seine Farbenkontraste ausgezeichnete, braungrüne, weißgemakelte 
Kleid der schönsten aller Wurzeleulen (Fadena), der Gemmen-Eule 
(Hadena gemmea Tr.) unsere Aufmerksamkeit aufsich. Diese als Seltenheit 
geschätzte Eule ist auch so recht eigentlich ein Kind des nordöstlichen 
Deutschlands und in Mittel- und Süddeutschland auf die Gebirge beschränkt, 
hier übrigens weit spärlicher vertreten, sie ist uns fernerhin dadurch noch 
besonders interessant, als sie zu denjenigen Schmetterlingen gehört, die 
in der letzten Zeit häufiger geworden sind. So wird sie jetzt in manchen 
Jahren in unmittelbarster Nähe der Reichshauptstadt zahlreich erbeutet, 
während sie vor zwei Jahrzehnten dort kaum bekannt war. — An wiederum 
einer anderen Stelle werden wir Zeugen eines eigenartigen Kampfes: 
ein völlig abgeflogener Rou&e von Dyschorista suspecta Hb., jener im Juli 
fliegenden mit den Gelbeulen (Xanthia) verwandten kleinen Noktuide, 
sucht eine viel größere Agrofis vom Köder zu verdrängen. Und siehe 
da — es gelingt ihr! Die weit größere und kräftigere Feldeule weicht 
den wiederholten Anläufen der schwächeren Gegnerin und fliegt ab. 


Immer weiter dringen wir in dem nächtlichen Walde vor. Längst 
sind alle Kulturlaute, wie etwa das ferne Bellen eines Dorfhundes oder 
das verlorene Auflachen einer Dorfschönen, die sıch mit dem Liebsten 
neckt, verstummt. Wir‘ sind mit Gott und der Natur allein. Es dünkt 
uns, als seien wir und die Nachtfalter noch das einzig Lebendige im Walde. 
Hier und da knackt wohl ein Zweig unter unseren Tritten oder mit einem 
hörbaren „Plump“ flüchtet ein Frosch vor uns in sein nasses Element. 
Sonst vernehmen wir nur das „Tönen der absoluten Lautlosigkeit“. Wir 
überschreiten eine Lichtung und befinden uns in hochstämmigem Kiefern- 
walde. Nur wenig Bäume, dann wieder Laub. Schon schimmert der 
„Gespenstersee“ durch die Stämme. Da fällt eine mittelgroße Eule vom 
Köder, die durch die angenehm eintönig-rosarotbraune Färbung ihrer 
Oberflügel — sie sieht wie mit Zimmt überpudert aus — unsere Neugier 
erregt. Beim Fallen hat sie die Flügel etwas gespreizt und läßt tiefdunkele 
Unterflügel sehen. Gar manches, sowohl die Färbung, als auch die 
plumpe Form der stumpigen Vorderflügel erinnnert lebhaft an die Eulen- 
Familie der Winter- oder Flachleib-Eulen (Orrhodia). Doch ein Blick 


In den Sumpfwäldern Pommerns. 41 


auf die Beinchen belehrt uns eines Besseren. Sämtliche Schienen tragen 
doppelte Bedornung und somit dürfte auch diese Eule zur Gruppe der 
Feldeulen (Agrotis) gehören. Wir haben Glück. Wieder ist uns eine 
Seltenheit in das Garn gegangen: Die höchst lokale und nirgends häufige 
rote Nominalform der im südlichen und westlichen Deutschland fast 
ausschließlich in einer graugelben Abart vorkommenden Agrotis castanea 
Esp. ist es, die unsere Beute ward. Ihre Raupe soll am Heidekraut(Calluna 
vulgaris) und an der Blaubeere (Vaccinium myrtillus) fressen. 
Und das scheint zuzutreffen. Denn eben haben wir einen Flecken passiert, 
wo die unter den Vaccinium-Arten hier dominierende V.uliginosum zurücktritt 
und ihrer schmakhafteren und beliebteren Schwester das Feld überläßt. — 
Wir sind nun am Ende unserer Köderbahn angelangt. Der Zeiger unserer 
Uhr ist bedenklich vorgeschritten und nähert sich schon der vorletzten 
Stunde vor Mitternacht. Noch haben wir das vornehmste Ziel unserer 
Wünsche nicht erreicht, noch haben wir vergeblich Ausschau gehalten 
nach jener Noktuide, die uns hierher, in diese Einöden gelockt hat. 
Sollen wir abermals ohne das Gewünschte nach Hause zurückkehren ? 
Freilich, wir waren schnell vorwärts geschritten, der Jagdeifer hatte unsere 
Schritte beflügelt. Nun lassen wir uns zu kurzer Rast auf einem Baum- 
stumpf nieder. Immer noch schwirrt es um unsere Laterne und dröhnt 
in schnellem Fluge um unsere Ohren. Also ist der Anflug noch nicht 
beendet. Zurück also zu unserer Eschen-Allee! — Weiter schreitend 
immer das Cyankaliglas oder das Glasschächtelchen fangbereit in der 
Rechten, das Netz zum Auffangen der vom Köder abfallenden oder ab- 
fliegenden Schmetterlinge in der Linken, den Blick scharf auf die Köder- 
stellen gerichtet, gewahren wir an einem der vielen von uns mit Köder 
bedachten Bäume eine gar lustige Versammlung: Wie bunte Schleifen, die 
ein Spaßvogel dem schlanken Baume um den Leib geschlungen, so stehen 
die bunten Schwingen mehrerer größter Nachfalter aus dem Geschlechte 
der Noktuiden, die in malerischer Gruppe vereint den kleinen Stamm 
rings umkränzen, von diesem ab. Es sind Cafocalen und unter ihnen — 
o Freude — ein Tierchen, dem der jugendliche Sammler zweifellos den 
Preis des heutigen Abends zuerkennen wird, das aber auch der erfahrene 
alte Herr der societas entomologica mit größter Achtung und lebhaftester 
Anerkennung seiner Reize begrüßt: klein, aber fein, mit holdem rosaroten 
Leibchen, rosaroten doppelt schwarzgebänderten und weißgesäumten 
Unterflügeln und zartgrauen, fein und scharf, jedoch sparsam schwarz 
gezeichneten Oberflügeln — so leuchtet uns die Cafocala pacta L., der 
kleine Weidenkarmin entgegen. Nur wenige Sumpfwälder der Ostseeküste 
bergen diese große Seltenheit und fast schmerzt es uns, daß wir es töten 
müssen, um es zu besitzen. Doch schon das vierte Tierchen lassen wir 
leben, eingedenk der heiligen Verpflichtung, die wir tief im Herzen der 
Tierwelt unserer deutschen Heimat gegenüber hegen und bewahren: 


42 U. von Chappuis: 


der Natur keinen Schaden zuzufügen, den sie womöglich nicht mehr 
ersetzen kann. — Nun — wo die pacta fliegt, da muß auch die, der 
unsere Tour in erster Linie gilt, muß die Agrotis unserer Sehnsucht zu 
Hause sein! Und sie kommt! Schon haben wir wieder drei oder vier 
Eschenbäumchen näher auf ihren Besuch geprüft, ohne den Clou des 
Waldes zu finden. Mitunter erschien uns diese oder jene Agrotis baja 
so absonderlich gefärbt oder gezeichnet — es war eine Täuschung! 
Aber nun aufgepaßt: Was da an Nr. 5 sitzt, von Eulen-Kommilitonen 
umgeben, das ist sicher keine dajya mehr! Die Eule ist kleiner, breit- 
flügeliger, ihre Fühler sind buschiger und vollends die Zeichnung! Nein 
— das kann keine daja sein: dieser schwarze Längsstrich, der die Nieren- 
mit der Ring-Makel verbindet und dann die eigenartige Form der diagonal 
nach der Nierenmakel zu herabgezogenen Ringmakel, die schmal und 
langgestreckt, im schärfsten Gegensatz zu der auffallend großen und fast 
kreisrunden Ringmakel der baja steht, ferner die kühn geschwungene 
stark buchtig gezähnte „Außen-Querlinie“, die in ihrer Kontinuität deutlich 
unter dem Licht der Carbidlaterne hervortritt, über der Nierenmakel am 
Flügelrande mit einer keilförmigen Verdickung endend, schließlich die auch 
bei Nacht und künstlichem Licht auffallende hellgraue Bestäubung des 
oberen Flügelrandes und der beiden  Makeln — hurrah, sie ist es, die 
langgesuchte, heiß begehrte, genau so ist sie im Berge-Rebel beschrieben, 
es ist die Agrotis des Sumpfporstes, die höchst lokale Agrotis subrosea 
Steph.!! Hocherfreut lassen wir sie in unserer Schachtel verschwinden. 
An dem nächstfolgenden Baume sitzt wiederum solch ein Tierchen und 
nicht lange dauert es, so haben wir unser halbes Dutzend zusammen. 
Aber auch hier treffen wir sorgfältigste Auswahl und lassen der Mehrzahl 
das Leben. Nur die frischeren Stücke und unter ihnen möglichst scharfe 
Gegensätze in Bezug auf Färbung und Zeichnung — die Eule variiert 
nicht unerheblich — sollen der Sammlung einverleibt werden. Am 
zahlreichsten sind die mäßig grau bestäubten Mittelformen, seltener die 
nur ganz schwach am Oberrande und an den Makeln grau bestäubten, vor- 
herrschend rosagrau-braunroten Exemplaren, am seltensten die ganz grauen. 
— Jener freundliche Führer, dem ich den Fang unserer Eule verdanke, 
hatte in der oben erwähnten Abhandlung nur von dem Vorkommen 
derjenigen Abart unserer Agrotis in Pommern berichtet, welche auch in 
Ostpreußen und den baltischen Provinzen Rußlands fliegt und ihrer 
vorherrschend hell bläulich-silbergrauen Bestäubung wegen, die mitunter 
mit Ausnahme des oben erwähnten Verbindungsstrichs zwischen Ring- 
und Nierenmakel den ganzen Öberflügel dicht bedeckt und selbst die 
Aubßenkonturen der beiden Makeln verwischt, als Varietät subcoerulea Stgr. 
der Agrotis subrosea Stph. bezeichnet wird. Ein Vergleich, den ich nach 
meiner Rückkehr im Berliner Zoologischen Museum unter gütiger Ver- 
mittelung von Herrn Professor Dr. Karsch mit den aus England herrührenden 


In den Sumpfwäldern Pommerns. 43 


vorherrschend rosa-braunroten Exemplaren der Königlichen Sammlungen 
welche als die Nominatform subrosea beschrieben und bezeichnet sind, 
anstellte, ergab zu meiner Freude die restlose Übereinstimmung in Farbe 
und Zeichnung, so daß hiermit das Vorkommen der Agrotis subrosea 
auf deutschem Boden erwiesen ist. Es ist dies eine entomologisch sehr 
bedeutsame Tatsache, und zwar nicht etwa deshalb, weil die Exemplare 
des nomenklatorischen Typus im Handel sehr hoch bewertet sind, sondern 
weil die Nominalform der Eule früher in England auf Moorboden stellenweise 
zahlreich gefunden wurde, schon seit mehr als einem halben Jahrhundert 
mit der Trockenlegung der Sümpfe, der Ausrodung und Vernichtung der 
Futterpflanzen — die Raupe der A. subrosea frißt außer an Sumpfporst 
noch an den beiden Sumpfbeeren (V. uliginosum und oxycoccus) und 
Myrica gale — völlig verschwunden schien und als ausgestorben galt. —- 
Freuen wir uns im Interesse der Erhaltung der paläarktischen Fauna, daß 
wir die Totgeglaubte auf deutschem Boden wieder begrüßen können. 


Nachdem mir der Aufenthalt in dem von Feuchtigkeit triefenden 
Moorwalde eine kleine Erkältung eingetragen hatte, beschloß ich, um ein- 
mal wieder trockenen Boden unter die Füße zu bekommen, nach etwa 
einwöchentlichem Aufenthalt mich dem oben erwähnten Dünengebiete am 
Eingang des Dorfes zuzuwenden und zur Abwechslung einmal dort zu 
ködern. Hier strich ich fast ausschließlich die zahlreich zu beiden Seiten 
des sandigen Fahrweges stehenden Kopfweiden. Der Erfolg war, was 
Quantität anlangt, — vermutlich der hier noch weniger behinderten Anflugs- 
gelegenheit wegen — womöglich noch überwältigender, als im Walde. 
Zählte ich doch an einem einzigen Köder-Baume nicht weniger als drei- 
undzwanzig Eulen! Die Tiere drängten und stießen sich gegenseitig von 
dem begehrten süßen Naß herunter, gekitzelt von den langen Beinen der 
baumliebenden „Milbenspinnen“ (Opilio) welche über ihnen standen. 
Völlig andere Arten aber waren es, Tiere der Sandfauna, die hier anflogen. 
Nur etwa vier bis fünf Eulenarten begegnete ich, die auch im Walde ver- 
treten gewesen waren. Da hier weder auf Cafocala pacta L., noch auf 
Catocala fraxini L. gerechnet werden konnte, war ich erfreut, wenn auch 
nicht gerade überrascht, konstatieren zu können, in welch liebenswürdiger 
Weise unsere brave allerwärts verbreitete Cafocala nupta bemüht war, 
durch möglichst zahlreiches Erscheinen das sonst etwas eintönige, durch 
Farbenreichtum eben nicht ausgezeichnete Köderfeld zu beleben. Ja freilich, 
die großen Cafocalen sind Baum-Tiere, und vor allem Alleen-Tiere, 
während z. B. die Raupe der kleinen pactfa am Gebüsch lebt! Fast jeder 
zweite Köder in der ansehnlichen Allee war mindestens mit einer nupta 
besetzt, so daß ich ihre Gesamtzahl auf etwa dreißig schätze. Natürlich 
ließ ich die großen Tiere, obwohl sie zum überwiegenden Teile frisch 
zu sein schienen, unbehelligt und freute mich ihrer Schönheit. Aber auch 
einige weniger häufige Noktuiden teilten mit der nupta die Freuden des 


44 U, von Chappuis: 


Schmauses, Kinder des Sandbodens und damit auch wiederum des sandigen 
Nordostens unserer deutschen Heimat, Söhne insbesondere der Meeres- 
küsten. Da saß eine tadellose, offenbar eben geschlüpfte Agrofis cursoria 
Hufn. und zwar von der im Werte recht hochstehenden durchweg fast 
zeichnungslosen lederbraunen nur mit weißgelbem Nierenmakelring und 
einer dunkelen Beschattung hinter der „Wellenlinie“ versehenen Form 
obscura Stgr. am Köder, ein Tier, was zwar landeinwärts vereinzelt noch 
in der schlesischen Lausitz und auf dem uralisch-baltischen Höhenrücken 
vorkommen soll, tatsächlich aber doch als ein ausgesprochenes Küstentier 
zu betrachten ist, mir, der ich die Eule selbst noch nicht gefangen hatte, 
eine willkommene Beute. In einer Anzahl von etwa 8—10 Stücken war 
auch die sandliebende Agrotis umbrosa Hb., deren an Quecken lebenden 
Raupe kein Boden dürr genug sein kann, vertreten, indessen war nur ein 
Teil der Falter noch leidlich frisch. Fast ebenso häufig, wie nupfa war 
auch die hübsche, öden ‚Sandboden bevorzugende weißgraue, scharf 
schwarzbraun gezeichnete, dickleibige Agrotis vestigialis Rott. erschienen, 
deren Raupe mitunter den Kieferkulturen schädlich werden soll. An 
meine Laterne flog ein tadelloses tief bläulich-schwarz gefärbtes Exemplar 
der Steppen-Eule Zpineuronia cesoitis F. und von den Eulen, die auch 
im Sumpfwald vertreten gewesen waren, bemerkte ich frisch geschlüpfte 
Exemplare der kleinen Moderholz-Eule (Calocampa solidaginis Mb.) Da 
in der Nähe dieser Fundstelle die als Futterpflanzen der Eule bezeichneten 
Beeren-Pflanzen (Vaccinium myrtillus und vitis idaea, sowie 
der Sumpfporst) nicht wuchsen, möchte ich annehmen, daß die Raupe 
dieser Eule doch wohl polyphager sein dürfte, als bekannt ist. 

Während meines ganzen zehntägigen Aufenthalts in Pommern 
sichtete ich nicht weniger als 47 Eulen-Arten. 

Hochbefriedigt und mit reicher Beute kehrte ich Ende August aus 
dem pommerschen Schmetterlings-Paradies nach Berlin zurück. Denjenigen 
aber, die mir jenes Dorado des Falter-Fangs gewiesen und mir den Aufenthalt 
daselbst angenehm gestaltet haben, werde ich stets herzlichste Dankbar- 
keit bewahren. 


Zum Schluß gebe ich noch eine 
Liste der gefangenen Noktuiden. 


l. Acronycta menyanthidis View. 2 Ex. 

2 — rumicis L. häufig. 

. Agrotis subrosea Steph. u. f. subcoerulea Stgr. mit zahlreichen Ueber- 
gängen. Häufig. 

4. Agrotis pronuba L. ganz vereinzelt. 

5. —  /fimbria L. ebenso. 

6. — ı.baja F. sehr. gemein. 

7 

8 


o 


— castanea Esp. 1 Ex. der Nominalform. 
— umbrosa Hb. 10—12 Ex. 


In den Sumpfwäldern Pommerns. 


9. Agrotis rubi View. in großer Menge. 


10. 
DE 
12. 
1% 
14. 
15. 
16. 
17. 
18. 
IC) 
20. 
7)" 
22% 
23. 
24. 
25. 
26. 
21. 
28. 
29% 
30. 
31. 
32. 
33: 
34. 
35. 
36. 
37. 
38. 
39. 
40. 
41. 
42. 
43. 
44. 
45. 
46. 
47. 


dahlii Hb. ziemlich häufig. 
plecta L. 
c-nigrum L. vereinzelt. 


cursoria Hf. 1 Ex. f, obscusa Stgr., sehr dunkel. 


segetum Schiff. vereinzelt. 
exclamationis L. vereinzelt. 
vestigialis L. 235—30 Ex. 
prasina L. 2 Ex. 


Epineuronia cespitis F. 12 Ex. 
Charaeas graminis L. 
Mamestra oleracea L. 


dissimilis Knoch. 


Hadena porphyrea Esp. im Herbst. 


gemmea Tr. 1 Ex. 
monoglypha Hin. 
scolopacina Esp. 1 Ex. 
secalis L. 


Helotropha leucostigma Hb. häufig. 
Hydroecia micacea Esp. mehrere Ex. 


nictitans Bkh. 


Leucania pallens L. spärlich. 
Amphipyra pyramidea L. gemein. 


fragopoginis L. gemein. 


Calymnia trapezina L. 

Cosmia paleacea Esp. 8—10 Ex. 
Dyschorista suspecta Hb. 
Plastenis retusa L. 6—8 Ex. 
Orthosia circellaris Hufn. 


helvola L. 
lota Cl. 
litura L. 


Xanthia fulvago L. f. flavescens Esp. überwiegend. 


Aylina 


Catocala fraxini, vornehmlich f. moerens Fuchs, ziemlich häufig. 


socia Rott. 
Jfurcifera Hufn. im Herbst. 


nupta L. 
sponsa L. 1 Ex. 
pacta L. 12—14 Ex. 


46 [Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVIN, Jahrgang 1913.) 


Tenthrediniden-Studien. 


(Aus dem zoologischen und vergleichend-anatomischen Institut, Bonn.) 


Von 
Nikolaus Loth. 


1. Teil: 


Verzeichnis der im Gebiete des rheinischen Schiefergebirges und 
in einem Teile der niederrheinischen Tiefebene vorkommenden 
Tenthrediniden. 


Vorbemerkungen. 


Als Grenzen des Gebietes wurden die von Natur gegebenen an- 
genommen und zwar: i. N. die Haase und der Ems-Vechte-Kanal; i. N.-W. 
d. Dinkel bis zum Rheindelta unterhalb Emmerich; i. W. die Maas, 
Oure, Sauer, Saar; i. S. Nahe und Main bis Frankfurt; i. ©. die Nidda, 
Wetter, Schwalm und Weser. 


Die Fundorte wurden so angeordnet, daß zunächst die Orte des 
rhein. Schiefergebirges nnd zwar die des linksrheinischen Teils, mit 
Aachen beginnend, stehen; dann die Orte des rechtsrheinischen Teiles 
des Schiefergebirges, von Frankfurt an bis zum Siebengebirge einschließ- 
lich; hierauf folgen die Orte der rechtsrheinischen Tiefebene von Benel 
a. Rh. bis zur Haase und Emmerich und zuletzt die Orte der links- 
rheinischen Tiefebene vom Rheindelta bis Bonn. 


Die Arten, die ich in der Umgebung Bonns, in einem Gebiete 
von circa 25 km Durchmesser mit Bonn als Zentrum, gefunden habe, 
sind durch ein dem Artnamen vorgesetztes + gekennzeichnet. Den an 
anderen Orten von mir gesammelten Arten ist ein (+) vorgesetzt. 


In der Zusammenstellung der Unterfamilien und Arten folgte ich 
Konows „Katalogus Tenthredinarum Europae, 1890“ und dem „Ver- 
zeichnis der Addenda zum Katalogus, 1891“. Jedoch führte ich stets 
nur den von Konow an die Spitze gestellten, also zuerst berechtigten 


Tenthrediniden-Studien. 47 


Artnamen an und fügte nur, wenn unbedingt nötig, den synonymen 
Namen in Klammern bei. Meistens aber setzte ich, um Irrtümer zu ver- 
meiden, hinter den abgekürzten Namen des Gewährsmannes hinter den 
Fundorten noch die Zahl des Jahres, in dem die Schrift erschien, mit 
Seiten und Nummerangabe, unter der die Art bei dem betreffenden 
Gewährsmann angeführt ist. Diese Angaben sollen auch auf die Literatur 
verweisen, und es wird nicht schwierig sein herauszufinden, welche 
Schrift gemeint ist. 

Eine sämtliche Arten der großen Familie der Tenthrediniden um- 
fassende Systematik gibt es noch nicht. Wohl existiert eine gewaltige 
Literatur über einzelne Unterfamilien und die einzelnen Arten. Aber 
gerade dieser Umstand erschwert sehr das Bestimmen; denn in der 
Benennung geht jeder Autor seine eigenen Wege und manche Arten 
erhielten so im Laufe der Zeit oft bis zehn Namen. — Bei der Be- 
stimmung der von mir gesammelten Larven und Blattwespen taten mir 
gute Dienste das Werk von Hartig, die Systematik von Schmiede- 
knecht, die Arbeiten Konows, Andres sowie Lameeres, die 
Schriften Brischkes u. Zaddachs und Kaltenbachs vortreffliches 
Werk, und zwar dienten mir die beiden letzten vorzüglich zum Bestimmen 
der Larven. 


Meine Sammlungen konnte ich vergleichen mit den Sammlungen 
von Schmiedeknecht und Ulbricht im „Naturhistorischen Verein“ 
zu Bonn, die zu besichtigen Herr Prof. Dr. Voigt mir gütigst erlaubte, 
wofür ich an dieser Stelle Herrn Prof. Dr. Voigt meinen herzlichsten 
Dank aussprechen will. Besonderen Dank schulde ich auch Herrn Dr. 
E. Enslin in Fürth i. B. für die mir gegebene Auskunft betreffs Literatur 
über einige Blattwespen und ganz besonders für die Bestimmung eines 
Teiles der von mir gesammelten Wespen. 


Die systematische Zusamenstellung der Blattwespen und Holz- 
wespen (Tenthrediniden) für einzelne Teile unseres Gebietes beginnt zu 
Anfang des vorigen Jahrhunderts. Im Fürstentum Birkenfeld sammelte 
Tischbein, Oberförster in Herrstein in Birkenfeld. Er hat seine Beob- 
achtungen niedergelegt in der „Stettiner entomol. Zeitschrift“ in den 
fünfziger Jahren. Zu gleicher Zeit sammelte in der Umgebuug Aachens 
Förster, Arn., Prof. Dr., Lehrer an der Gewerbeschule zu Aachen. 
Seine Funde hat er mitgeteilt in der „Stettiner entom. Zeitung, 1844, 
sowie in den „Verhandlungen des naturhistorischen Vereins für die 
preuß. Rheinlande, 1854“. Für die Umgebung Frankfurts liegt ein kleines 
Verzeichnis von Jaennicke vor in der „Berliner entom. Zeitung, 1867“. 
Treffliche Mitteilungen für die Aachener Gegend und auch einige andere 
Orte der Rheinprovinz machte Kaltenbach, J. G., Lehrer a. d. höheren 
Bürgerschule in Aachen, 1874, in seinem Buche: Pflanzenfeinde. Im 
Jahre 1887 veröffentlichte von Heyden, Dr. L., Königl. preuß. Major 


48 Nikolaus Loth: 


z. D. in Frankfurt, in den „Schriften der Senckenbergischen Gesellschaft“ 
ein Verzeichnis der von seinem Vater und ihm gesammelten Tenthrediniden 
aus der Frankfurter Gegend und dem Taunusgebiete. Für den hollän- 
dischen Teil des Gebietes liegen Berichte von Oudemans, J. Th., aus 
den Jahren 1893—94 und 1905 vor. Um die Durchforschung des Düssel- 
dorfer und Krefelder Gebietes hat sich verdient gemacht Ulbricht, Alb,, 
Druckereibesitzer in Krefeld, durch Sammeln und sein „Verzeichnis der 
niederrheinischen Blattwespen, 1910“. Diese sämtlichen Mitteilungen und 
Verzeichnisse sind von mir benutzt worden und zwar so, daß ich, wie 
oben mitgeteilt ist, die vielfach synonymen Bezeichnungen der Spezies 
durch den von Konow angegebenen Hauptnamen ersetzte. — Für das 
westfälische Gebiet liegen fast keine Nachrichten vor; ebenso für das 
Trierrsche mit dem daranstoßenden Eifelteile. Auch für das Bonner 
Gebiet liegt kein Verzeichnis vor. Im Primstal im Ldkr. Trier und im 
Bonner Gebiete habe ich seit einigen Jahren gesammelt. Für verschiedene 
Orte der Eifel, Mosel, Unteren Lahn machten mir einige Freunde wert- 
volle Mitteilungen. Auch diesen meinen besten Dank! 


Verzeichnis der vorkommenden Abkürzungen. 


Aach. — Aachen; (Br. u. Zdd.) = Brischkes und Zaddachs Schriften; 
(Först.) — Verzeichnisse von Arn. Förster; Frkft. — Frankfurt a. M.; 
(Heyd.) — Beiträge zur Kenntnis der Hymenopteren-Fauna etc. von 
v. Heyden, Frankfurt 1887; Herrstein — Herrstein im Fürstentum Birken- 
feld; (Jaenn.) — Jaenickes Verzeichnis; (Kalt.) — Kaltenbach, Pflanzen- 
feinde, 1874; Kref. = Krefeld; Kottenf. = Kottenforst, Wald zwischen 
Bonn a. Rh. und Meckenheim; L. — Larve; (L.) = Loth, Verfasser 
dieser Schrift; holl. Limb. = Provinz Limburg in Holland; Mettnich und 
Mühlfeld — Orte im Primstal im Ldkr. Trier, am Fuße des Hochwaldes; 
(Oud.) — Oudemans Naamliist van Neederlandsche Tenthredinidae, 
1893--94 und 1905; Siegmdg. — Gebiet von der Siegmündung bis eine 
Stunde oberhalb Siegburg; Tischb. — Tischbeins Schriften in der Stettiner 
entomol. Zeitung; (Ulb.) = Ulbrichts Verzeichnis, 1910; W. — Wespe. — 
Alle andern vorkommenden Abkürzungen sind im Text verständlich. 
Wenn die Larve nicht erwähnt ist, so bedeutet dies, daß sie unbekannt ist. 


Tenthrediniden-Studien 49 


Fam. Tenthredinidae Leach. 
(Hymenoptera phytophaga 1.) 


I. Subfam. Lyditae. 


l. Trib. Lydini. 
1. Lyda F. Pamphilius Ltr.) 

hypotrophica Htg.: W. April und Mai. Larve auf Abies excelsa 
und pinus picea, Juli. — I 9, Frkft. (Heyd. p. 85, No. 9) 

arvensis Panz.: W. auf Abies, 9, Frkft. (Jaen. p. 154) — 9, 
Venlo (Oud. 1893—94, p. 89). 

+ erythrocephala Atg.: W. nicht selten, Mai—Juli. L. an Fichten 

u. Kiefern. — Q9, Kottenf. (L.) — Frkft. (Heyd. p. 84, No. 2) 
— Rath, Solingen (Ulb. p. 21) — 2 5, Venlo, Maastricht 
Oud. 1893—94, p. 90). 

stellata Christ.: W. einzeln in Kieferwaldungen, Mai—Juli. — 
L. auf Kiefern. — Düsseldorf rrh., Eller, Hülserbruch (Ulb. p. 21) 
Venlo, 2 (Oud. 1893—94, p. 89). 

flaviceps Retz.: W. sehr selten, April, Mai. — ©, Taunus (Heyd. 
p. 84, 3) — 1 9, Rheinufer b. Kref. (Ulb. p. 21). 

+- flaviventris Retz.: W. zahlreich, 5% %, Ende April bis Mitte 

Mai auf Weißdorn-Blüten. — L. auf Pirus-Arten und Crataegus, 
Mai, Juli, sehr schädlich. — Aachen (Kalt. 1874, p. 206) — 
Wassenach n. v. Laacher See zwei Nester mit Larven auf 
Weißdorn, 21. VI. 1911 (L.) — Neurotoma flav. Retz. (Ulb. p. 21) 


L, mehrfach Hülserbruch, Kref. Forstwald. — Bonn, großer 
Birnbaum durch d. L. Ende Mai entblättert (L.). 
—+ nemoralis L.: W. © häufig, g' selten. — L. auf Kirschen-, 


Pflaumen-, Pfirsischbäumen und Schlehdorn. Mitte April— Juni. 
Münstereifel, Mettnich, Mühlfeld, Sien a. d. Nahe (L.). — Frkft. 
1 g an Apfelbaum schwärmend (Heyd. p. 84, No. 8). — Beuel, 
24. IV. — Mitte Mai zahlreich auf Weißdornblüten (L.) 

Jausta Ktg.; W. selten, Mai— Juni. — Herrstein (Tischb. 1846, 
p. 115). 

betulae L.: W., © nicht häufig, 5 selten. Auf Betula, Corylus, 
Carpinus, besonders Pappeln. — Aach. (Kalt. 1874, p. 608). — 
Bingen (Heyd. p. 84, 7) — Eller, Düsseldorf Irh., Neuß (Ulb. 
p. 21) — Venlo, 2 (Oud. 1893—94, p. 90). 

+ inanita Vill.: W. sehr selten, auf Rosen. — L. auf verschiedenen 
Rosenarten, Juni. — Aach. (Kalt. 1874, p. 221, 68) — L. i.N. 
von Bonn (L.) — 1 9, Kref. (Ulb. p. 21). 

+ splvatica L.: W. auf Populus tremula, Salix caprea und Sorbus 
aucuparia, Juni. — L. ebenda, Juli—September. — Taunus 
(Jaen. 1867, p. 154) — © auf Kiefern im Feldberg (Heyd. 

4 


50 Nikolaus Loth: 


p. 84, 6) — Siegmündg., 5 9, Beuel, Ende April zahlreich 
L. auf schmalblättrigen Weiden und Alnus incana, in nach 


unten umgerollten Blättern (L.) — Calcum, Düsseldorf Irh., 
Hülserbruch (Ulb.p.21) — Houthem, holl. Limb. (Oud. 1905, p. 121). 
hortorum Klg.: W. vereinzelt, Mai—Juli. — 1 9, Frkft. (Heyd. 


p. 84, 5) Eller, Forstwald b. Kref. (Ulb. p. 21). 

Gyllenhalli Dhlb.: W.auf Weidengebüsch, Juni. — Neuß (Ulb.p.121). 

vafra L.; Lebensweise unbekannt. Durch Konow von /. pratensis 
Htg. getrennt. — Düsseldorf rrh. (Ulb. p. 121). 

+ depressa Schrk.: W. nicht häufig, Mai—Juni, im Gebirge bis 

Mitte Juli, auf Erlen. — L. auf Erlen. — Mettnich, Siegmündg.., 
L. i. Juni 1911 zahlreich auf Alnus incana (L.) — Eller, Neuß 
(Ulb. p. 21) — „Holland“ (Oud. 1893—94, p. 91). 

marginata Lep.: W. sehr vereinzelt auf Kiefern, 5 u. L. unbe- 
kannt. — Eller b. Düsseldorf (Uib. p. 21). 

2. Tarpa Fabr. (Megalodontes Ltr.) 

Jlavieornis Klg.: W. auf blühendem Thymian. — 1 9, Frkft. 
(Heyd. p. 85, 12) 

Fabricii Leach.: W. selten. — 1 @ Frkft. (Heyd. p. 85, 13). 


>: 


Cephinae. 


2. Trib. Cephini. 
3. Cephus Ltr. (Astatatus Klg., Trachelus. Jur.). 
hämorrhoidalis Gmel. — 1 © Krefeld (Ulb. p. 22). 
phtisicus Fbr.: W. auf Sträuchern, Mai—Juni. — L. in Rosen- 
stengeln. — Wald von Altenhain und Soden, Falkenstein, 
Birstein i. Taunus (Heyd. p. 86, VI, 1) — „Neuß, Krefelder 
Bruch, nicht häufig“ (Ulb. p. 22, C. pallipes Kleg.) 
+ pilosulus Thms.: W. selten. — Ratingen (Ulb. p. 22) — Sieg- 
mündg. Ende Mai einige @ auf Ranunculus-Blüten (L.). 
—+ nigrinus Thms.: W. selten; sitzen gerne in Ranunculus-Blüten, 
Mai. — Siegmündg. zahlreich (L.) — Eller, Kref. (Ulb. p. 22). 
+ pygmaeus L. 9; © spinipes Pr. — W. Mai—Juni auf Getreide- 
feldern.. — L.i. d. Halmen d. Weizens, Spelzes, Roggens, oft 
schädlich. — Aach. (Kalt. p. 738 p. 740) — Mettnich, Mühlfeld 
(L.). — Frkft., Soden, Birstein (Heyd. p. 86, 2) Siegburg, Ippen- 
dorf. L. in Kornhalmen, 22. VI. (L.).. — Im ganzen Gebiet 
von Kref. (Ulb. p. 21) Houthem, Juli 2 2; Nouth holl. Grenze 
b. Aach. © (Oud. 1893—94, p. 91). 
fabidus Fbr.: W. selten im Juni. — Düsseldorf rrh. (Ulb. p. 22, 
Trachelus, Jer.). 
4. Phylleucus Newm. (Ephippionotus Costa, Cerobractus Costa, Ma- 
crocephus Schlecht.) 


Tenthrediniden-Studien 51 


cynosbati L.: W.in Eichenbeständen. — L. in Mark von Eichen- 
zweigen in der Spitze. — Calcum, Düsseldorf Irh., Kref. Forst- 
wald (Ulb. p. 21, sub Janus). 

+ Zuteipes Sep.: W. auf Rosen. — L. in Rosenschößlingen; schäd- 
lich. Meckenheim, Mettnich, Juni, Juli (L.) — Neuß, Kref., 
Bruch (Ulb. p. 21, sub Janus). 

Satyrus Pz.: W. Anfang Juni. — Frkft. (Jaen. 1867, p. 154) — 
Orbroich, Linner Wiesen (Ulb. p. 21, sub Janus). 

xanthostoma Eversm.: W. im Juli. — Frkft. (Heyd. p. 86, 5) — 
Nouth holl. Grenze b. Aach. (Oud. 1893—94, p. 92). 


3. Trib. Piniecolini. 
5. Pinicola Brebiss. (Xyela Dalm.). 
Juli Breb.: W. im Frühjahr in jungen Kiefernbeständen. 
Kaltenbach fand sie einmal auf Birkenkätzchen. — Aachen 
(Kalt. 1874, p. 609). 


4. Trib. Blasticotomini. 
6. Blasticotoma Klg. Nicht vertreten. 


Il. Subfam. Siricetae. 
5. Trib. Xyphidriini. 
. Konowia Brauns. Nicht vertreten. 
. Ayphydria Ltr. (Hybonotus Klg.) 
dromedarius Fbr.: W. auf Weiden und Pappeln, Juni— August. — 
L. in den Stämmen dieser Bäume. — 1 9, Frkft. (Heyd. p. 87, 9). 
annulata Jur.: W. Mitte Juli — Anf. August. — L. i. Stamm v. 
Birke u. Feldahorn. — Frkft. aus dürrem Holz, 21 5 u, 792 
(Heyd. p. 87, 8). 
camelus L.: W. selten auf Birken, Fichten, Kiefern, Mai— August. 
L. in den Stämmen dieser Bäume. Schädlich. — Frkft. 1 Pärchen 
(Heyd. p. 87, 7) — 31. V. 09 ein @ an einem Hause i. Kref. 
(Ulb. p. 22). 
9. Sirex L. (Urocerus Geoff., Xeris Costa). 
spectrum L.: W.im Mai; L. in den Stämmen von Fichten, Tannen. 
Frkft., &' (Heyd.) — Taunus (Jaen. 1867, p. 154) — IQ in 
Haidbock b. Kref. (Ulb. p. 22). 
gigas L.: W. an harzführ. Bäumen, mitunter in Wohnungen. — 
L. in Stämmen der Harzhölzer. — Taunus (Jaen. 1867, p. 154) 
Ende Juni auf dem Feldberg (Heyd. p. 86, VII. 1) — Kref. 
nicht selten, in Gebäuden nnd Holzstämmen zahlreicher als in 
den Wäldern (Ulb. p. 22) — Venlo, 4 2, (Oud. 1893—94, p. 93). 
4* 


o N 


52 Nikolaus Loth: 


+ juvencus L. Lebensweise gleich der vorigen. — Brodenbach, 
28. 8. 11. (L.) — Rieder Wald Mitte Sept. in großer Menge in 
Kiefern mit L. und Puppen (Heyd. p. 86, VIII. 3) Taunus (Jaen. 
1867, p. 154) — Grafenberg bei Düsseldorf, Kref., einzeln 
(Ulb. p. 22, sub Paururus). 
augur Klg.: W. in Wäldern. — 1 9, Frkft. (Heyd. p. 86, 2) — 
1 2 Düsseldorf in neuem Hause (Ulb. p. 22). 
10. Tremex Jur. 
Jfusceicornis Fbr.: W. auf Schwarzpappel. — L. im Holz derselben. 
Frkft., mehrere Exempl. (Heyd. p. 86, VII, 5). 


7. Trib. Oryssini. 
11. Oryssus Fbr. 
abietinus Scop.: W. Mitte Mai. L. in Buchenholz. — Taunus 
(Jaen. 1867, p. 154, vespertilio F.). 


II. Subfam. Tenthredinetae. 
8. Trib. Cimbieini. 
Subtrib. Cimbicides. 
12. Cimbex Ol. 

humeralis Heoff.: W.in Schluchten und Gärten, April — Juli. — 
L. auf Weißdorn Juli— August. — Aach. (Först., 1854, p. 274, 1) 
Maastricht, Niimegen, Groesbeck b. Kleve, © o& (Oud., 
1893—94, p. 93). 

/Zutea L.: W.in Weidenbeständen, Mai-August. — L. auf Weiden 
und Lonicera-Sträuchern. — Frkft. (Heyd. p. 66, I, 2, als var. 
lutea zu femorata) — Kref. (Ulb. p. 23) — Venlo j'; St. Pieter 
holl. Limb. (Oud., 1893—94, p. 94). 


+ femorata L.: W. in Gehölz auf Strauchwerk, Mai—Juli. — L. 
auf Betula. — Aach. (Först., 1854, p. 274) Frkft., Königstein 
im Taunus (Heyd. p. 66. I. 2) — Siegmdg. / (L) — Frkft. 
gemein (Jaen. p. 152, XV) — St. Pieter holl. Limb. (Oud. 


1893—94, p. 94). 

—+ var. Betulae Zdd. — g' 8, Frkft. (Heyd.) — L. 20. 
VI. 12. Witterschlick; Beuel, 3 Stück (L.). 

subvar. nigra Zdd., 5 % b. Frkft. (Heyd.). 

var. flavomaculata Zdd., 9, Frkft. (Heyd.) — Kref. Forst- 
wald, Hülserberg, nicht häufig (Ulb. p. 22). [Ulbricht 
führt noch als Variationen an: var. varians Leach. 9; 
var. palliat@a Steph. 9; var. Oriffini Leach. ©; sämtlich 
Hülserberg b. Kref.]. 

+ fagi Zdd.: W. in Buchenwäldern, Mai— Juni. — L. auf Buche. 


Tenthrediniden-Studien 53 


&, Anf. Juni 1904 im Wald zw. Altenahr u. Münstereifel (L.) — 
Rath, Calcum b. Düsseldorf (Ulb. p. 23). 

+ connata Schrk.: W. an schattigen Orten auf Gesträuch, Mai— 
August. — L. auf Erlen und Weiden. — Frkft. (Heyd. p. 66, 
I, 1) — Siegmdg. Juni u. Sept. L. vereinzelt (L.) — Rheinufer 
bh. Kref. (Ulh. p. 23). 

—+ salicis albae Zdd.: W. auf Weiden; L. auf Salix alba. — 24.9. 
1911 Rheinufer Benel (L.). 

+ salicis capreae Zdd. — 25. VI. L. b. Burgbrohl auf Weide; 
Kottenforst, Anf. Juli (L.). 

13. Trichiosoma Leach. 

+ Zucorum Fbr.: W. selten, im Gehölz, Mai—Juli. — L. auf Birke, 
Weide, Weißdorn, Sorbus. — Aach. (Först. 1854, p. 274, 2) 
Aach., die Cocons auf Corylus-Zweigen (Kalt. 1874, 578 u. 607) 
Herrstein (Tischb. 1846) — Brohltal, 2, 26. 6. 11. (L.) — Taunus 
(Jaen. 1867, p. 152, XV) — Frkft., Kahl i. T. (Heyd. p. 66. I, 3) 
Düsseldorf, Krefeld, selten (Ulb. p. 23) — Venlo, 2 g' (Oud. 
1893—94, p. 95). 

vitellinae L.: W. an feuchten Orten, Mai—Juli. — L. auf Weiden 
und Birken. — „Belgien“ (Lam. 1907, Ill, p. 37) — 1 9, Taunus 
(Jaen. p. 152, XV.) — Frkit., Birstein i. F. (Heyd. p. 66, I. 4) 
Vogelsberg (Dr. med. Bauer) — Venlo, J 9%; Groesbeck 
(Oud. 1893—94, p. 96). 

+ betuleti Klg.: W. auf Hecken und in Gehegen. — L. auf Weiß- 
dorn, Mai— Juli. — Aach. (Först. 1854, p. 274, 2) — Herrstein 
(Tischb. 1846, p. 75) — Forstw. b. Kref. (Ulb. p. 23) — Limpe- 
richer Birkenwäldch. 3 Cocon (L.) Venlo, © (Oud. 1893-94, p. 16). 

var. Zibialis Steph.: W. im Juni, im ganzen Kref. Gebiet 
häufig an Weißdorn (Ulb. p. 23) — Andre, 1882, I. p. 27. 

Konow führt die var. nicht an. 

14. Clavellaria Leach. 
amerinae L. — marginata L.: W. Mai— Juli im Gehölz. — L. 
auf Pappeln, Weiden, Juni— August — Lüttich (Först. 1854, 
p. 274, 3) — Kref., die Gittercocons im Mulm der Weiden, 
einmal mit lebender Puppe. (Ulb. p. 23) — „Holland“ (Oud. 
1893—94, p. 97). 


Subtrib. Abiides. 


15. Praia Andre. Nicht vertreten. 
16. Abia Leach. 

+ fasciata L.: W. auf Sträuchern, Mai—Aug. — L. auf Lonicera 
caprifolium und Symphoricarpus racemosus. — Aachen, Stoll- 
berg (Först., 1854, p. 274, 4) — Kottenforst; Alf a. d. Mos. 
(L.) — Herrstein (Tischb. 1846, p. 75, 3) — Frkft., Echzell i. d. 


54 Nikolaus Loth: 


Wetterau (Heyd. p. 67,1. 9) — Neuß, Forst b. Kref. (Ulb. p. 23) 
Nouth, St. Pieter holl. Limb. (Oud. 1893—94, p. 97). 

nigricornis Leach.: W. im Gehölz, Ende April — Juli. — L. auf 

Lonicera, Birkenfeld (Tischb. 1854, p. 103) — Frkft. bot. Garten 

(Heyd. p. 67. 1. 8.) — Venlo, 4 5‘, „Holland“ (Oud. 1893-94, p. 97). 

+ candens Knw.: W.in manchen Jahren häufig, meist auf Pappel- 

blättern und blühender Pastinaea auf Wiesen, Juni—Sept. — 


L. auf Scabiosen. — Kottenforst, mehrere © (L.) — Rheinufer 
Düsseldorf bis Kref. (Ulb. p. 23). 

+ sericea L.: W. wie vorige. — L. nach Konow auf Suceisia, 
n. Lam. 1907, III. 38 auf Scabiosen. — Aach. (Först. 1854, 


p. 274, 4). — Kottenforst b. Bonn, © (L.) — Herrstein (Tischb. 
1846, p. 75, 4) — Frkit. (Jaen. p. 153) — Birstein i. T. (Bauer) 
Groesbeck, St. Pieter, Bunde, Venlo, holl. Limb. (Oud. 1893-94, 
p. 97). 

17. Amasis Leach. 

+ laeta Fbr.: W. a. manchen Orten häufig, Mitte Mai—Juli auf 
Wiesen. — L. auf Ranunculus repens, Juni—Aug. — Aach. 
(Kalt. 1874, p. 8), (Först. 1854, p. 274, 4), — Brohltal, J. 2 
(L.!) — Boppard (Kalt. I. c.) — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 75, 5) 
2 9, Frekft., Falkenstein i. T. (Heyd. p. 67, I, 10). 

obscura Fbr.: W.i.d. Blumen von Geranium sanguineum, häufig. 
„An d. Rour zw. Montioie und Düren“ (Först., 1854, p. 274, 5) 
„Am Rhein häufig“ (Kalt. 1874, p. 81, 10). — „In den Rhein- 
gegenden hie und da nicht selten“ (Br. u. Zadd. 1884, Bd. I, 
p. 76) — Boppard, Herrstein (Tischb. 1852, p. 103), 


9. Trib. Argini. 
Subtrib. Argides. 


18. Arge Schrk. (Aylotoma Ltr.). 
pullata Zdd.: W.i. Frühjahr i. Birkenbeständen. — L. auf Betula, 
Aug.— Sept. — Düsseldorf rrh. (Ulb. p. 23). 

-+ coeruleipennis Ratz. (= vulgaris Htg.?): W. Mai— August auf 
Weiden und Wiesenblüten. — L. auf Weiden, Juli—Septemb. 
Frkft. (Heyd. p. 67, II, 1) — Siegmündg. 1 5 auf Blüte von 
Chaerophyllum temulum (L.) — Kref. nicht häufig (Ulb. p. 23) — 
Meerssen (Oud. 1893, p. 98). 

+ vulgaris Htg. Siebengebirge, Z' ®, Juli (L.). 

berberidis Schrk.: W. Ende Mai, Juni, August. — L. Ende Mai, 
Juni, Septemb. auf Berberis und Rosen, mitunter schädlich. — 
Boppard (Kalt. 1874, p. 18) Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 75). — 
Frkft., Wiesbaden (Heyd. p. 67, II, 3) — Düsseldorf Irh., selten 
(Ulb. p. 23) — St. Pieter, holl. Limb. (Oud. 1893—94, p. 98). 


Tenthrediniden-Studien 55 


+ enodis L.: W. Mai— Juni, Aug., an Rosensträuchern. — L. a. 
Rosenblättern. 2 Generat. — Aach. (Först. 1854, p. 275, 7) — 
Mettnich, Mühlfeld (L.), Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 75, II, 1) — 
Bingen, Frkft., Birstein, L. auf Eschen (Heyd. p. 67, II, 2) — 
@ an Siegmdg., 29. V. 12. (L.) — Houthem, holl. Limb. (Oud. 


1905, p. 121). 
+ cyanella Klg.: W. an Himbeersträuchern und Blüten im Gehölz, 
Mai—Aug., — Aachen (Föst. 1854, p. 275, 7) — Lauterbach i. 


kl. Vogelsberg (Heyd. p. 67, 4) — Rheinufer Beuel, L. i. Juni 
u. Sept. u. 7. Okt. zahlreich (L.) Venlo, g' %; Oud-Vroen- 
hoven 5. Houthem 2 (Oud. 1893—94, p. 98). 
fuscipes Fall.: W. sehr weit verbreitet, Juni. — Aach. (Först. 
1854, p. 275, 7) — Birkenfeld (Tischb. 1846, p.75, II. 1) — 
Meersen holl. Limb. (Oud. 1893—94, p. 99). 
var. Hartigi. Rheinufer b. Kref. (Ulb. p. 23). 


ciliaris L.: W. selten, Juni—Juli, in Birkenbeständen. — L. Aug. 
auf Birke. — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 75) — Düsseldorf Irh. 
u. Niepbruch (Ulb. p. 23). 
var. corrusca Zdd. 1 9, Kref. Forstw. (Ulb. p. 23). 
+ ustulata L.: W. sehr gemein, Mai — August, auf, Gebüsch. — 
L., Juni—Sept. a. Birken und Weiden. — Aach. (Först. 1854, 
p. 275, 7) — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 75) Frkft., Soden i.T. 
auf Umbellen, Bad Ems, Feldberg (Heyd. p. 67, II.6) — Taunus 
(Jaen. p. 153) — L. im Mai auf Weiden unterh. Beuel a. Rh. 
(L.) — Solingen, Düsseldorf, Kref. Forstw., Bruch (Ulb. p. 23) 
Venlo, 4 9, 2 g; Groesbeck, St. Pieter (Oud. 1893, p. 99). 


atrata Först. Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 75) Calcum, Neuß, 
Kref. Bruch und Forstw. (Ulb. p. 23) — Bunde, Venlo J' 2 
(Oud. 1893—94, p. 99) 

metallica Klg.: W. im Juni auf Wiesen, Euphorbia-Blüten. 
nicht bekannt. — Crontal i. T. (Heyd. p. 67, II. 5). 


dimidiata Fall.: W.im Juni, einzeln, auf Lonicera caprifolium. — 
Sodener Wald, Birstein i. T. (Heyd. p. 67, II. 10). 

fuscipennis H.-Sch.: W. vereinzelt, im Juni auf Wiesen. — 19, 
Frkft., (Heyd. p. 67, II. 9). 

pagana Pz.: W. Mai— Aug. im Gehölz. — L. Juli, Aug. a. Rosa 
canina. — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 75) — cd’, Soden auf 
Euphorbiabl. u. Umbellen; Frkft. 2, Birstein (Heyd. p. 67, II. 8), 
Düsseldorf rrh., Hülserbruch (Ulb. p. 23) — Venlo, St. Pieter, 
©, „Holland“ (Oud. 1893—94, p. 99). 

melanochroa Gmel.: W. an feuchten Stellen auf Gesträuch. — 
L. Juni a. Salix fragilis. — Aach. (Först. 1854, p. 275, ) — 
Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 75) — mehr. 9, Frkft., 5 König- 


56 Nikolaus Loth: 


stein, Birstein i. T. (Heyd. p. 67, II. 12) — Ratingen, Hülser- 
bruch (Ulb. p. 23) — Nuth, Valkenburg, Houthem, Venlo (Oud. 
1893—94, p. 100). 

+ eyanocrocea Först.: W. Mai—Juli auf Umbelliferen. — Aachen 
(Först. 1854, p. 275, 7) — Sauertal i. Rheingau, Frkft., Sodener 
Wald i. T. (Heyd. p. 67, II. 11) — Ratingen, Neuß bis Kref. 
Forstwald und Bruch (Ulb. p. 23) — Bunde, Venlo (Oud. 
1893—94, p. 100). B 

+ rosae L.: W. Mai, Juni, gemein, auf Rosa canina u. centifolia. — 
L. Juni— Juli a. Rosa und Stachelbeersträuchern. Schädlich. — 
Metinich (L.) — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 75) — Bockenheim, 
Frkft., Birstein (Heyd. p. 68, 13) — Ratingen u. Irh. bis Kref. 
(Ulb. p. 23) — Venlo, Houthem, St. Pieter holl. Limb. (Oud. 
1893—94, p. 100) — Endenich, Duisdorf, 5 9, Bonn (L.). 


Subtrib. Schizocerides. 
19. Nematoneura Andre. Nicht vertreten. 
20. Cyphona Dhlb. 
Jfurcata V ill.: W. Mitte Juli— Aug. a. Waldrändern und Blumen. — 
L. auf Himbeersträuchern. — Aach. (Först. 1854, .p. 275, 8) — 
Birkenfeld (Tischb. 1852, p. 105) — Soden, Juli—Anf. August, 
Sauertal, Rheingau, Frkft. Heyd. p. 68, II. 15). 
+ geminata Gmel.: W. Mai auf Rosa canina und centifolia und 
Rumex acetus. L. ebenso. — Aach. (Först. 1854, p. 275, 8) — 
Herrstein (Tischb. 1852, p. 103) — 1 Ex. Düsseldprf Irh. (Ulb. p. 24) 
1 2, Bonn, 14. V. 12, i. bot. Garten. auf Rosa canina. Legte 
Eier in die Blattzähne (L.). 
21. Schizocera Ltr. 
+ melanura Klg. l.ebensw. d. W. u. L. unbekannt. — I %, Mitte 
Mai, Melbtal neben Ippendorf b. Bonn auf Ranunculus bulbosus- 
Blüten (L.) — Birkenfeld (Tischb. 1852, p. 103) — 9, Frkft. 
(Heyd. p. 68, II. 14). 
brevicornis Fall. 1 Ex. a. Rhein b. Kref., Juli (Ulb. p. 24, 
farda Klg.). 
Carpentieri Knw. 1 Q Düsseldorf Irh., Anfang Juni (Ulb. p. 24). 
Von Konow noch nicht genannt. 
22. Monoctenus Atg. 
juniperi L.: W. im Mai auf Kiefern und Wacholder. — L. ebenso. — 
Aach., & 5 zahlr. Ende Mai (Kalt. 1874, p. 682, 25) — 0, 
Boppard a. Rh, 2 Birstein i. T. (Heyd. p. 69, III. 13). 
23. Lophyrus Ltr. 
nemorum Fbr.: W. Mitte Juli, August in jungen Kieferbeständen. 
L. einsam an jungen Kiefern. — Aach. (Först. 1854, p. 276, 9) 
Frkft. (Heyd. p. 68, III. 1). 


Tenthrediniden-Studien 57 


laricis Jur.: W. Juni und Anf. Juli auf hohen Kiefern. — L. ebenso. 
„In der ganzen Provinz vereinzelt“ (Först. 1854, p. 276, 9) — 
Frkft., © (Heyd. p. 68, III. 5), Bunde holl. Limb. (Oud. 1893— 94, 
p. 101). 

Thomsoni Knw.: 1 9, Frkft. (Heyd. p. 68, III. 6). 

virens Klg.: W. Mai, Juni und Ende August a. hohen Kiefern. — 
L. einzeln Ende Juni—Juli, Aug. — Okt. nur auf ältern Kiefern. — 
Vereinzelt, Düsseldorf rrh. (Ulb. p. 24). 

pallidus Klg.: W. Ende März—Mai, Juni—Oktober. — L. gesellig 
bis Oktober, auf jungen Kiefern. Öfters sehr schädlich, — 
Frkft. © (Heyd. p. 68, III. 4) — Arensberg i. W. (Ratzeburg, 
1844, Bd. III, p. 12 bis 114) — Krefeld nicht selten (Ulb. p. 24). 
Groesbeck b. Kleve (Oud. 1893—94, p. 101). 


pini L.: W. Ende Mai. — L. einzeln a. Kiefern und Fichten. — 
Aach. (Först. 1854, p. 276, 9) — Herrstein (Tischb. 1852, p. 104) 
Frkft., 5 2, häufig, (Heyd. p. 68, II. 88 — Im ganzen Kref. 


Gebiet nicht selten (Ulb. p. 24) — „Holland“ (Oud. 1893-94, p.101). 

politomus Htg.: W. Anf. April—Mai. — L. Aug.—Ende Sept. auf 
Fichten. — Birstein; 9, Soden (Heyd. p. 68, III. 3). 

variegatus Mtg.: W. April und Juli. — L. während der ganzen 
Vegetationszeit auf Kiefer-Stangenhölzern. Schädlich. — Frkft., 
Eberstadt (Heyd. p. 68, Ill. 7). 

frutetorum Fbr.: W.im Mai und Aug. — L. Juni und Oktob. auf 
Kiefern. — ©, Düsseldorf rrh. (Ulb. p. 24) — Aach. (Först. 
1854, p. 276, 9). 

hercyniae Htg.: W. u. L. einzeln auf Fichten. — Aach. (Först. 
1854, p. 276, 9). Venlo, Z; Oud-Vroenhoven, 2 (Oud. 
1803—94, p. 101). 

similis Mtg.: W. im April—Mai, Juli—Aug. — L. im Juni und 
Herbst einzeln an Kiefern-Stangenholz im Alter von 30—40 
Jahren. — Aach. (Först. 1854, p. 276) — Frkft., Jugenheim a. 
d. Bergstr. Larve a. Juniperus (Heyd. p. 68, III. 9). 

socius Klg.: W. im Mai, Juni. — L. Aug. — Okt., gesellig auf 
Kiefern, schädlich. -- Aach. (Kalt. 1874, p. 700, No. 220) — 9 
Düsseldorf rrh. (Ulb. p. 24). 

rufus Retz.: W. Ende Sept. — Mitte Okt. Eier überwintern. — 
L. Anf. Juni bis Ende Sept. gesellig auf Kiefern. — Frkft., die 
häufigste Art (Heyd. p. 68, III. 12) — Taunus (Jaen. p. 154) — 
Solingen (Ulb. p. 24). 

pallipes Fall.: W. Anf. Mai auf Moor- und Haideland. — L. im 
Aug. auf Kiefern, einzeln. — Frkft. (Heyd. p. 68, Ill. 11). 


58 Nikolaus Loth: 


ll. Trib. Tenthredinini. 


Subtrib. Nematides. 
24. Cladius 111. 

Comari de Stein. 1 9, Düsseldorf (Ulb. p. 24). 

crassicornis Knw.: W, Mitte April—Mai und Sept. auf Hecken. — 
Bot. Garten Frkft., Falkenstein i. T. (Heyd. p. 69, IV. 3). 

pectinicornis Fourcer.: W. Mai— Aug. in Gärten auf Blumen. — 
L. an der Unterseite der Rosenblätter bis Mitte Oktober. — 
Frkft., Königstein i. T., L, Mitte Okt. in Feldberg i. T. (Heyd) 
p. 69, IV. 1) — Düsseldorf bis Niepbruch nicht selten (Ulb. p. 24. 
Maastricht, 5° (Oud. 1893—94, p. 102). 


+ difformis Pz.: W. Mai — Juli, wenigstens Z Generat. — L. 
Juni—Okt. auf Rosenblättern. — Aach. (Kalt. 1874, p. 222, 77). 
(Först. 1854, p. 276, 11) — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 76) — 


Frkft., 2 (Heyd. p. 69, IV.2) — Düsseldorf rrh. bis Niepbruch, 
nicht häufig (Ulb. p. 24) — St. Pieter, Maastricht, Houthem 
(Oud. 1884—94, p. 103) — L. Juli auf Rosa canina, Bonn, 9 
Mitte Juli auf Gras, Bonn (L.). 


25. /richiocampus Htg. 

+ viminalis Fall.: W. Mai—Juli auf Pappeln. Durch Zimmerzucht 
erhielt ich schon am 18. 1V. 3 ©. — L. bis Mitte Oktober auf 
breitblättrigen Pappeln und Erlen. 2 Generat. — Aach. (Först. 
1854, p. 276, 12) — Mettnich (L.) — Frkft. (Heyd. 69, IV, 4) — 
L. Beuel und Siegmündung 24. 9. — 7. 10. daraus 3 © (L.) 
Ulbrichts Angabe p. 24 Tr. vim. Fall. beruht auf Irrtum, denn 
die L. macht keine Gallen, sondern doppeltes Cocon in Rinden- 
spalten. Sie lebt frei auf den Blättern. — Maastricht, 9; 
Venlo, 2 (Oud. 1893—94, p. 103). 

rufipes Lep.: W. im Mai—Juli u. Aug.; bei Zimmerzucht Ende 
April. L. auf den Blättern der Ulme, Zitterpappel bis Okt. — 
2 Generat. — Aach. (Först. 1854, p. 276, 12 und Kalt. 1874, 
p. 539, 93) — Frkft. (Heyd. p. 69, IV. 6) — Düsseldorf Irh., 
selten (Ulb. p. 24, 7r. Ulmi L.) (Lameere, 1907. T. III, p. 42) — 
Venlo, 2 2; St. Pieter (Oud. 1898—94, p. 104). 

eradiatus Atg. — Aach. (Först. 1854, p. 276, 12) — Mitte Mai 
Rüdesheim (Heyd. p. 69, IV. 5, 7r. er. Kl.) 

26. Priophorus Ltr. 

+ Brüllei Thms. — 1 9, Mitte August auf Pirus - Sträuchern 

Bonn (L.). 

padi L.: W. April—Angust auf jungen Pappeln und Obstbäumen. 
L. auf Blättern der Obstbäume, Hundsrose, des Weißdorns, 
der Brombeerstr. — Aach. (Först. 1854, p. 276, 13 und Kalt. 
1874, p. 174, 204) — Frkft., Wiesbaden, Birstein, Crontal 


Tenthrediniden-Studien 59 


(Heyd. p. 69, IV. 8) — Rheinufer Beuel, J' 2 27. IV. 12. (L.) — 
Elberfeld, Kref., Rheinufer und Forstw., Neuß (Ulb. p. 24) — 
Meersen, Maastricht, 2; Venlo, 5 2 (Oud. p. 1893—94, p. 104). 
fener Zadd. — Hülserbruch, Niepbruch (Ulb. p. 24). 
fristis Zadd.; W. April, Mai i. Wald. — L. bis Ende Okt. auf Rubus 
vitis. — Eller Irh. bis Kref. Forstw. und Niepbruch (Ulb. p. 24) 
Venlo, 2; Houthem (Oud. 1893—94, p. 104). 


27. Leptopus Htg. (Camponiscus Htg.). 
lJuridiventris Fall.: W. Mai und Juni auf niedrigem Gehölz. — L. 
Aug. bis Okt. a. der Unterseite der Blätter von Alnus glutinosa 
und incana. — Aach. (Först. 1854, p. 275, 15) — Falkenstein 
i. T., Birstein (Heyd. p. 70, 15) — Eller, nicht selten (Ulb. p. 24). 
apicalis Brischke. — Frkft., (Heyd. p. 70, 16). 
28. Hemichroa Steph. (Leptocerca Htg.). 
+ alni L.: W. im Frühjahr und im Sommer. — L. auf Erlen- 
blättern, Aug. und Sept. — Herrstein (Tischb. 1852, p. 105) — 
L. Mitte September, Siegmdg. (L.) — Elberfeld, Eller, Kref. 
Forstw., Niepbruch (Ulb. p. 24) — Venlo 2 (Oud. 1893-94, p. 105). 
+ rufa Pz.: W., nur 2 bekannt, Aug. — L. gesellig auf Alnus 
glutinosa und Birke, Aug.—Sept. — Frkft. (Jaen.) — Auf d. 
Schmitte bei Rodheim a. d. Bieber, Oberhessen (Heyd. 70, 14) 
Siegmdg. (L.) — Venlo, Bunde, holl. Limb. (Oud. 1893-94, p. 105). 
crocea Geoffr. (Ulb.p. 24). Von Konow nicht angegeben. — 
Neuß, Orbroich, Anf. Juni; Niepbruch. 
29. Dineura Dhlb. 
de Geeri Klg.: W. Anf. April bis Mitte Juni auf Populus nigra 
und Betula, Aug. und Sept. — Birkenfeld (Tischb. 1852, p. 105) 
Frkft., L. noch im Okt. (Heyd. p. 70, IV, 13). 
stilata Klg.: W. Mai— Juni. — L. Aug.— Sept. auf Sorbus aucuparia, 
einzeln. — 2 9, Düsseldorf Irh. (Ulb. p. 24). 


30. Cryptocampus Htg. (Enura Cam.). 

— amerinae L.: W. Anfangs Sommer. — L. in den Zweigen der 
Pappeln und Salix pentandrae. — Siegmdg. mehrere Sträucher 
von der L. befallen (L... — Düsseldorf Irh. und Niepbruch. 
(Ulb. p. 25, 2). 

festaceipes Brischke: W. im Juni, bei Zimmerzucht früher. — 
L. in Gallen an den Blättern der Salix fragilis. — Rheinufer 
unterhalb Beuel, Gallen mit Larven von Juli — 24. Sept. (L.). 

saliceti Fall: W. im Mai und Juni, d' 2. — L. in den Blatt- 
Blattknospen der Salix aurita, Aug. — Sept. — Frkft,, Feldberg- 
tal i. T. (Heyd. p. 70, IV. 11) — Düsseldorf bis Kref. und Niep, 
nicht selten (Ulb. p. 25). 

venustus Zadd. — Düsseldorf Irh., selten (Ulb. p. 24). 


60 Nikolaus Loth: 


nigritarsis Cam. — L. in Salix caprea-Zweigen. — Ratingen 
(Ulb. p. 25). 

+ angustus Htg. = after Jur.: W. an feuchten Stellen auf Ge- 

büsch, Juni. — L. in Gallen der Blattknospen von Salix fragilis, 

verwandeln sich im Mark der Zweige. — 9, Frkft. (Heyd. 


p. 70, IV. 12) — Siegmdg. (L.) — Roermond (Oud. 1905, p. 121) 
Niepbruch, Kref. Rheinufer (Ulb. p. 25). 


31. Pontania Costa. 


+ lucosticta MHtg. (= Nematus crassulus Thms.): W. Ende April 
bis Juni auf Gesträuch. — L. in nach unten eingerollten Blättern 
der Salix aurita, bis Ende Aug. — Aach. (Först. 1854, p. 309) 
©, Hülserbruch, Kref. (Ulb. p. 25). — Königsteiner Wald (Heyd. 
p. 71, 32) — L. zahlreich a. Rh. unterh. Beuel, Aug. 1911 (L.). 

+- ischnoceros Thms.: W. April—Mai a. Weiden. — L. in Gallen 
auf Blättern verschiedener Weiden, Mai—Sept. — Kottenforst, 
oberes Melbtal, Röttgen (L.) — Feldberg i. T, 2 2 (Heyd. 
p. 71, 34) — Gallen mit L. im Juli 1911 am Rheinufer unterh. 
Beuel und Siegmündg. sehr zahlreich. — Bonn (L.). 

puella Thms.: Düsseldorf Irh. bis Kref., selten (Ulb. p. 25). 

+ gallarıum Htg. (= salicis Christ). — W. Mai und Septemb. — 
L. in Gallen auf Blättern der Salix-Arten, besonders der Salix 
purpurea. — Aach. (Kalt. 1874, p. 580, 331) — Kottenforst, 
Brohltal, Mettnich, Mühlfeld, Siegmdg., Beueler Rheinufer, 
Gallen mit Larven massenhaft, S. 1911 (L.) — Düsseldorf Irh. 
bis Kref. Forstw. und Bruch (Ulb. p. 25). 

+ pedunculi Htg. |? = bella Andre (Ulb. p. 25)]: W. Mai— Juni 
in Weidenbeständen. — L. in Gallen auf Blättern der Salix 
caprea und petandrea. — Aach. (Kalt. 1874, p. 580, 332) — 
Kottenforst, Mettnich (L.) — Rheinufer Kref. (Ulb. p. 25). 

+ Vallisnieri Htg. (== proxima Lep.): W. April, Mai, Juli in 
Weidenbeständen. „’ selten. — L.in Gallen auf den Blättern 
der Salix- viminalis und vitelin.. — Mühlfeld (L.) — Frkit. 
(Heyd. p. 71, 33) — Beuel Juni—Okt.; 9 25. XI. 1911 durch 
Zimmerzucht, Siegmdg. (L.) — Ratingen, Düsseldorf bis Kref., 
Hülserbruch (Ulb. p. 25) — Maastricht, Juli. 2; Venlo, Mai, 2 
(Oud. 1893—94, p. 107); 30. 7. 12 mehrere 9, Bonn (L.). 

alienata Först. — Aach., sehr selten. (Först. 1854, p. 334). 
crassispina Thms. — Sehr selten. — Aach. (Först. 1854, p. 335). 

+ helicina Thms.: W. Mai, Juni und Aug. Sept. in Weidenbe- 
ständen. — L. Juni, Juli und Sept. auf Blättern der Salix alba 
und fragilis. — Birkenfeld (Br. und Zdd., 1884, Bd. I, p. 301) — 
Beuel, L. zahlreich Juli und Sept. (L.). 

+ vesicator Bremi. W. Juli und Sept. auf Weiden. — L. in 


Ü 


Tenthrediniden-Studien 61 


Gallen auf Weidenblättern, Juni—Okt. — Mettnich, Mühlfeld 
(L.) — Soden i. T. (Heyd. p. 71, 35) — Siegimdg. (L.) — Düssel- 


dorf Irh. bis Kref. (Ulb. p. 25) — Bonn, L. auf Salix purpurea 
im Sept. 1911 massenhaft (L,). 
xanthogaster Först.: W. selten, Juni. — L. Juni bis Ende August 


auf Salix cinerea, S. aurita, S. uliginosa und S. viminalis, — 
Aach. — (Först. 1854, p. 315) — Düsseldorf Irh. (Ulb. p. 25). 


scotapsis Först. — Aachen (Först. 1854, p. 307) — Kref. Rhein- 
ufer, im Juni nicht selten (Ulb. p. 25). 


32. Pferonus Jur. 


+ bipartitus Lep. — Neuß und Rheinufer b. Kref. nicht selten 
(Ulb. p. 25) — 1 9, Ende April auf Erle, Bonn (L.). 

pavidus Lep.: W. Ende April und Juni. 2 Generat. — L. gesellig 
auf rauh- und glattblätterigen Weiden und Zitterpappel. Oft 
sehr zahlreich. — Aach. (Först. 1854, p. 288) — Frkft. (Heyd. 
p. 72, 46) — Kref. Forstw. und Rheinufer (Ulb. p. 25) — Venlo 
(Oud. 1893—94, p. 107). 

testaceus Thms.: W. selten. Aug. und Sept. in Weidenbeständen. 
L. auf Salix’ cinerea. — Kref. Rheinufer und Niepbruch (Ulb. 
p. 25) — Houthem, holl, Limb. (Oud. 1893—94, p. 107).. 

dilutus Zdd.: W. Mai, Juni, an feuchten Stellen mit Weidenbe- 
stand. — L. Aug. auf Salix caprea. — 9, Kref. (Ulb. p. 26). 

Serrugineus Först. — Lüttich (Först. 1854, p. 282). 

Jagi Zdd.: W. im Frühjahr in Buchenwaldungen. — L. einzeln 
auf der Rotbuche, Sept. — Neuß, 1 Expl. (Ulb. p. 26) Br. und 
Zdd. 1884, Bd. I, p. 397. 

+ miliaris Pz.: W. Juni— Juli in Buchenbeständen. — L. auf 
Buchen, Salix, triandra, Juli. — Aach. (Först. 1854, p. 314) — 
Kalt. 1874, p. 578, 321 — Frkft., Feldberg i. T. (Heyd. p. 72, 51) 
Beuel, Siegmündg. L. im Juli zahlreich (L.) — Düsseldorf Irh., 
selten. 1 2, Niepbruch (Ulb. p. 25), Maastricht, @ (Oud. 
1893—94, p. 108). 

prasinus Htg.: W. Mai—Aug. auf Haseln in Eichenbeständen. — 
L. auf Weiden und Pappeln, Juni—Sept. — Aachen (Först. 
1854, 282) — Frkft., Lorsbach (Heyd. p. 72, 52) — Rheinufer 
und Niepb. Kref. (Ulb. p. 26) Elberfeld (Br. und Zdd. 1884, 


Bd. I, p. 291). 

brevivalvis Thms. — Eller, Neuß bis Kref. Rh. u. Niep. (Ulb. p. 25). 

microcercus Thms. 5 respondens Först. — Houthem, Valken- 
burg, Bunde, holl. Limb. (Oud. 1893—94, p. 108). 

glutinosae Cam.: W. Mai, Juni, August; 2 Generat. — L. bis 
Anf. Oktob. a. Erlen. — Aach. (Först. 1854, p. 312) — Frkit. 


2 @ u.L. (Heyd. p. 72, 54) — Düsseldorf Irh., Kref., Hüls.- u. 


62 


Nikolaus Loth: 


Niepbruch nicht selten (Ulb. p. 26) — WValkenburg, Meerssen, 
© (Oud. 1893—94, p. 108). 
var. scutellaris Knw. -— Frkft. (Heyd. p. 72, 54). 

+ curtispinus Thms.: W. Ende März bis Ende Mai, Juli und 
Aug. — Ende Mai Kottenforst (L.) — 9, Wald b. Altenhain i. T., 
Frkft., (Heyd. p. 72, 53) — Calcum b. Düsseldorf Irh., Neuß, 
Kref. und Niepbruch (Ulb. p. 26) — Elberfeld (Br. und Zdd., 
1884, Bd. I, p. 391) — Gronsveld holl. Limb. (Oud. 1893-94, p. 108). 

virescens Htg.: W. Mai—Juli in Weidenbeständen. — L. Juli bis 
Okt. auf Salix babylonika und Russeliana. 3 Generat. jährlich. 
Aach. (Kalt. 1874, p. 581) — Düsseldorf Irh., Kref. Forstw. 
(Ulb. p. 26). 

palliatus Thms.: W. Juni, Juli, an feuchten Stellen auf Erlen oder 
Weiden. — L. Juli, Sept., Okt. auf Salix caprea und Populus 
dilatata. — Aach. (Först. 1854, p. 313) — Düsseldorf Irh., 
Kref. Forstw. (Ulb. p. 26, Zeile 5) — Meerssen, holl. Limb. 
(Oud. 1893—94, p. 109). 

smaragdinus de Stein. — Frkft. (Br. u. Zadd., 1884, Bd. I, p. 385) 
©, Valkenburg, holl. Limb. (Oud. 1893—94, p. 109). 


+ melanaspis Htg. (= Nematus lacteus Thms.: W. April—Juli. 


L. auf Erle und Zitterpappel, Juli und Sept. — Frkft, / 9 
(Heyd. p. 72, 56) — Neuß Irh. bis Kref. (Ulb. p. 25) — L. 24. 
IX. a. d. Siegmdg., gingen 2. X. i. d. Erde. (L.) — Venlo (Oud. 
1893—94, p. 109). 
var. maculiger Cam. — Frkft. (Heyd.l. c.). 
miniatus Htg.: W. Jnni, Aug. auf Zitterpappel. — 1 g' Soden i. T. 
(Hleyd. p. 71, 27): 
hortensis Htg.: W. sehr selten, Mai—Sept. — 2 Generat. — L. a. 
Robinia pseudacacia und Melissa officinalis. — Aach. (Kalt. 
1874, p. 134) — Frkft. Promenade, Aug. u. Sept. auf Crataegus 
(Heyd. p. 72, 57) — Düsseldorf Irh., Kref. (Ulb. p. 26) — Roer- 
mond (Oud. 1905, p. 121). 


+ myosotidis Fall.: W. Mai—August, gemein, auf Klee. — L. auf 


Kleefeld., besonders auf rotem Klee. 2 Generat. — Aach. 
(Först. 1854, p. 319) — 0, Frkft., © häufig, Taunus, Soden, 
Lorsbach und Feldbergtal (Heyd. p. 72, 45) — 5 %, Siegmdg. 
auf Rotklee, Juli (L.) — St. Pieter, holl. Limb. (Oud. 1893— 94, 
p. 110) — Düsseldorf und Krefeld. Forstw. (Ulb. p. 25). Ebenso 
häufig an denselben Orten. 

var. fallaciosus Först, u. var. intercuptus Först. (Ulb. p. 25). 


ambiguus Först. — Aach. (Först. 1854, p. 279) — im ganzen 
Gebiete Kref. (Ulb. p. 25) 
strongylogaster Cam. (— fuscomaculatus Först.) — Aach. (Först. 


1854, p. 291 und p. 297) — Niepbruch (Ulb. p. 25). 


Tenthrediniden-Studien 63 


leucotrochus Htg.: W. im April und Mai, Juli bis Sept. — Rhein- 
ufer b. Kref. (Ulb. p. 25) — Valkenburg, holl. Limb., ©; Maas- 
tricht, Venlo, 2 (Ond. 1893—94, p. 110). 
var. sauterianus Zdd. — Solingen, und 
var. maculiventris Atg. — Rheinufer b. Kref. (Ulb. 1. c.). 
+ ribesii Scop.: W. während des ganzen Sommers, 3—4 Generat., 
in Gärten auf Johannisbeer- und Stachelbeersträuchern. — 
L. verzehrt die Blätter dieser Sträucher. Oft schädlich. — 
(Kalt. p. 1874, p. 260) — Münstereifel, Mettendorf b. Neuerburg- 
Eifel, Meckenheim, Hundsrück, Mettnich, Mühlfeld, Saar, Nonn- 
weiler (L) — Herrstein (Tischb. 1846, p. 76, 2) — Frkft. 
(Heyd. p. 71, 42) — Siegburg (L.) — Elberfeld (Br. u. Zadd., 
1884, Bd. I, p. 312) — Düsseldorf Irh., Solingen, Krefeld, 
Bruch, Niep (Ulb. p. 26) — Venlo, 5 2 (Oud. 1893—94, p. 110). 


melanocephalus Htg.: W. April—Septemb. auf Sträuchern. — L. 
auf Weiden und Pappeln, Juli—Okt. — Aach. (Kalt. 1874, 
p. 558 und Först. 1854, p. 320) — Herrstein (Tischb. 1846, 


p. 76, 2 und Br. u. Zadd. 1884, Bd. I, p..317) — var. dimidiatus 
Lep. — Hülserbruch b. Kref. (Ulb. p. 25) (Lameere 1907, T. Ill). 


salieis L.: W. häufig auf schmalblätterigen Weiden, Mai—Aug. — 
L. verzehren die Blätter dieser Weiden, Juni bis Ende Sept. — 
Q, Frkft. (Heyd. p. 72, 47) — Rheinufer unterh. Beuel L. 1911 
im Juni zahlr., Sept. vereinzelt (L). — Düsseldorf Irh. bis Kref., 
Hülserbruch, häufig (Ulb. p. 25). 
33. Amauronematus Knw. 


histrio Lep.: W. auf Strauchwerk, Mai—Juni. — L. auf Weiden 
und Zitterpappel. Gewöhnlich nur eine Generat. — Düsseldorf 
rrh., Krefeld. Forstw., selten (Ulb. p. 26) — Venlo, April, ® 
(Oud. 1893—94, p. 111). 

vagus Zadd.: W. Mai, Juni. — L. auf Salix aurita im Juni. — 
Aach. (Först. 1854, p. 305 u. 299) -— Niepbruch (Ulb. p. 25, 
P. collactanea Först.). 

+ fallax Lep.: W. im Frühjahr und im Juli. — L. Ende Juni u. 
Aug. auf Pappeln, Salix aurata, S. repens. — Aach. (Först. 
1854, p. 311) — Aach. (Kalt. 1874, p. 599, p. 299) — Witter- 
schlick-Kottenforst, 27. VI. 13 i. d. 30 fast erwachsene L. an 
Salix repens; gingen 30 i. d. Erde (L.). 

humeralis Zett.: W. Ende April. — Aach. (Först. 1854, p. 302) — 
Frkft. 2 auf Salix caprea (Heyd. p. 73, 63) — Venlo, 2 (Oud. 
1893—94, p. 112). 

leucolenus Zdd.: W. März in Weidenbeständen. — L. Mai, Juni 
auf den Blättern der Salix helix. — Hülserbruch, Niepb. Kref. 
(Ulb. p. 26). 


64 Nikolaus Loth: 


viftatus Lep.: W. im Frühjahr; bei Zimmerzucht schon im Februar. 
L. Aug. u. Sept. auf Abies larix. — Aach. (Först. 1854, p. 298) 
2 © Ende Mai im Wald von Altenhain bei Soden, Birstein i. T. 
(Heyd. p. 71, 25) — St. Pieter, holl. Limb. (Oud. 1893-94, p. 112). 

protensus Först. — Aach. (Först. 1854, p. 322). 

longiserra Thms. — 1 % Mitte Mai auf Wiesengebüsch b. Falken- 
stein i. T. (Heyd. p. 70, 23). 

nigratus Rtz.: W. im Frühjahr, bei Zimmerzucht schon Ende 


Februar. — L.im Juni an Saalweiden. — Düsseldorf Irh., 5 
(Ulb. p. 26). 
—+- jaroslawensis Jakowl. — 9%, 24. IV. 12, Beuel auf Weiden 


(L) — 5. VI.2 2, Rheinufer b. Kref. (Ulb. p. 26). Entomol. 
Nachrichten, XXII, 1896, p. 161). 


34. Croesus Leach. 
—+- septentrionalis L.: W. Mai, Juli, Aug., 2 Generat. i. Wald mit 


Heckenbestand. — L. Juli bis Okt. gesellig an Blatträndern 
von Birken, Eberesche, Lorbeerweide, Haseln, Balsampappeln. 
Herrstein (Tischb. 1846, p. 76). — Hofheim im Vortaunus 
(Heyd. p. 70, 20) — Beuel-Limperich L. Juli—Aug. auf Birke 
(L.) — Kref. Forstw., Ratingen selten (Ulb. p. 26) — Venlo © 
(Oud. 1893—94, p. 112). 

JZatipes Vill.: W. im Juni in Birkenbeständen. — L. Juli—Sept. 


an Birkenblättern. Herrstein (Tischb. 1852, p. 104 beschrieb 
d. L. unter dem falschen Namen Nematus betularius Htg.) — 
1 2 Birstein (Heyd. p. 70, 79). 

verus Vill.: W. auf Gebüsch an feuchten Stellen, Juni— August, 
g' selten. Bei Zimmerzucht schon Mitte Februar und März. 
L. auf Erle, Sept. und Okt. — Herrstein (Tischb. 1850, p. 104) 
3 2, Frkft. u. L. Ende Okt. (Heyd. p. 70, 78) — Niepbruch 
(Ulb. p. 26) — Meersen, © (Oud. 1893—94, p. 112). 


35. Holcoeneme Knw. 

coeruleocarpa Htg.: W. im Gehölz auf Gebüsch, Mai—Juli. — 
L. auf Zitterpappel und Alnus glutinosa, Juli und Septemb. — 
Aach. (Först. 1854, p. 338) — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 76) — 
Frkft. (Heyd. p. 71, 28) — Neuß, Düsseldorf Irh. bis Kref. 
Forstwald (Ulb. p. 26). 

Iucida Pz.: W. auf Sträuchern und Gartenumzäunungen, Mai bis 
Juli. — L. gesellig, die Blätter des Weißdorns benagend. 
Selten. — Frkft, @ Anf. Mai (Heyd. p. 70, 22) — Calcum, 
Ratingen (Ulb. p. 26). 

Ulbrichti Enslin. © Kref. Bruch (Ulb. p. 26) Deutsche entom. 
Zeitschr. 1910, p. 315. 


Tenthrediniden-Studien 65 


36. Nematus Jur. 


abdominalis Pz.; W. an feuchten Stellen auf Gesträuch, April bis 
Juli. — L. auf Erle, Juni bis Sept. — „Belgien“ (Lam. 1907, 
T. II, p. 46) — 1 9‘, Frkft. (Heyd. p. 72, 50) — Düsseldorf 
rrh., Neuß, Kref. Bruch, häufig (Ulb. p. 26) — Venlo, 2 (Oud. 
1893—-94, p. 113). 

Zuteus Pz.: W. wie vorhergeh., April—Juni. — L.auf Erle bis 
Okt. — Aach. (Kalt. 1874, p. 619, 98) — Birkenfeld (Tischb. 
1852, p. 104) — Frkft., Falkenstein (Heyd. p. 72, 49) — 1 ® 
Düsseldorf Irh. (Ulb. p. 26) — 2 9, Meerssen holl. Limb. 
(Oud. 1893—94, p. 114). 

bilineatus Pz.: W. wie vorige, Mai, Juni, nicht selten. — L. auf 
Erle. Jährl. 2 Generat. — Düsseldorf rrh., Hülserbruch, Niep 
(Ulb. p. 26) — Venlo, © Z', im April (Oud. 1893—94, p. 114). 


37. Pachynematus Knw. 


brachyotus Först. (= furgidus Zadd.): W. selten, Mai, August, 
2 Generat. L. Juni, Sept. — Aach. (Först. 1854, p. 295) — 
Düsseldorf Irh. bis Kref., Hülserbruch, Niep (Ulb. p. 26). 

+ capreae Pz.: W. nicht selten, April, Juli, Aug. an Wasser- 
rändern — L. von Ende Juli bis Mitte Okt. in Brüchen auf 
Carex. — Aach. (Först. 1854, p. 292) — Mettnich L. Ende Mai 
zahlr., Kottenforst, Melbtal L. zahlr. Ende Juli (L) — Frkft. 
(Heyd. p. 71, 26) — Sigmdg. und Beuel, © 5, 31. V. 12 auf 
Rosa canina und Gras im Juli (L.) — Düsseldorf, nicht selten. 
(Ulb. p. 26 trisignatus) — Venlo, © (Oud. 1893—94, p. 114). 

+ rumieis Fall.: W. Juni u. Aug., 2 Generat., an Rumex obtusi- 
folius. — L. ebenda, Juni bis Sept. — „Belgien“ (Lam. 1907, 
T. II, p. 46) — Melbtal bei Bonn, 9, 15. V. 12 auf Luzerne 
(L.) — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 76) — Mettnich, Ende Mai 
(L.) — 1 0, Frkft. (Heyd. p. 72, 43) — Rheinufer bis Siegmdg. 
Mai und Anf. Juni 5 9 sehr zahlreich (L.) — „And. Hückels- 
may“ b. Kref. zahlr. Ende Mai 1908, 2 9, Rath (Ulb. p. 26). 

einersbergensis Mtg.: W. Mai u. Aug. — Aach. (Först. 1854, 
p. 348) — .Frkft. (Br. u. Zadd., 1884, Bd. I, p. 299, 45) — Venlo, 
d (Oud. 1893—94, p. 115). 

imperfectus Zdd. — Selten. Frkft. (Br. u. Zdd., 1884, Bd. I, p. 272). 

eircumscriptus Först. — Aach. (Först. 1854, p. 301) — 1 9‘, Mitte 
April Mombach a. M., 2 © Frkft. (Heyd. p. 73, 62). 

pumilio Knw. — 1 ©, Kref. Forstwald (Ulb. p. 26). 

canalieulatus Htg. — Selten. — L. auf Populus tremula. — Aach. 
(Först. 1854, p. 294 u. p. 302) — Nassau a. kl. Feldberg (Br. u. 
Zdd. 1884, Bd. I, p. 271) — Eller a. Niederrhein (Ulb. p. 26, 
pleuralis Thms.). 

5 


66 Nikolaus Loth: 


vagus Fbr. — Selten. — Düsseldorf Irh. u. Niepbruch (Ulb. p. 26). 

apicalis Htg. — Frkft. im April (Heyd. p. 71, 39) — Düsseldorf 
Irh., 1.2. (Ulb..p. 27). 

leucogaster Atg.: W. Mai—Juli auf Wiesen und niedrigen Pflanzen. 
g' selten. — Aach. (Först. 1854, p. 304) — „Belgien“ (Lam. 
1907, T. III, p. 46) — Frkft, 1 © Mitte Mai Feldbergtal i. T. 
(Heyd. p. 71, 37) — Bunde holl. Limb. (Oud. 1893—94, p. 115). 

scutellatus Atg.: W. im Mai im Fichtenwald. — L. auf Fichten. 
Selten. — Herrstein (Tischb. 1852, p. 102) — Düsseldorf Irh., 
Kref. Forstw. (Ulb.) Venlo, 5 (Oud. 1893—94, p. 115). 

obductus Htg.: W. auf Wiesen und niedrigen Pflanzen, Mai— Juli. 
L. auf verschiedenen Gräsern. 5% selten. — Herrstein (Tischb. 
1852, p. 105) — Frkft., 1 @ Mitte August (Heyd. p. 77, 38). — 
Neuß, Düsseldorf Irh., Niepbruch (Ulb. p. 26). 

conductus Rhte. — Von Ulbricht p. 26, letzte Z. als Variatio 


der vorigen angegeben. — Neuß, Düsseldorf Irh., Niepbruch. 
pallescens Htg. — Herrstein, 10. V. (Tischb. 1846, p. 77 u. 1852, 
p. 104). 
nigriceps Htg. — L. auf Fichten. — 1 %, Mai, Kref. Forstwald 
(Ulb. p. 27). 


xanthocerus Htg. (= Nematus porticus Först.) — W. Anf. Mai u. 
Aug. — L. im Sept. auf Crataegus oxycantha. — Aach. (Först. 
1854, p. 349) — 1 0, Frkft. (Heyd. p. 71, 40) — Elberfeld 
Br.su. Zadd., 1884, Bd. LP: 323): 

confusus Först. — Aach. (Först. 1854, p. 280 u. p. 316) — Frkift., 
Elberfeld, „Holland“ (Br. u. Zadd. 1884, Bd. I, p. 318 u. 319). 

Zaddachi Knw. — 1 5‘ Düsseldorf Irh. (Ulb. p. 27). 


albipennis Htg.: W. April -August. — Frkft. (Heyd. p. 72, 48), 
Elberfeld (Br. u. Zadd. 1884, Bd. I, p. 318) — Kref., Niepbruch 
(Ulb. p. 27). 


38. Lygaeonematus Knw. 


pineti Atg.: W. im Mai. — L. im Juni und Juli auf Blättern der 
Salix aiba und fragilis. — Birkenfeld (Br. u. Zadd. 1884, 
Ball, Pr30n): 

compressus Htg.: W. schwärmt gemeinschaftlich mit Zyg. abietum. 
L. auf Lärchen und Fichten. — Düsseldorf rrh. (Ulb. p. 27). 

Wesmaeli Tischb. — L. im Juli auf Pinus larix. Verwandlung 
in der Erde. Schon nach 10 Tagen die Wespe. — Birkenfeld, 
zahlr. (Tischb. 1853, p. 347) — Frkft., 1 2 (Heyd. p. 72, 59) — 
„Holland“ (Br. u. Zadd. 1884, Bd. I, p. 278). 

Saxeseni Htg.: W. Anf. April auf Rottannen. — L. ebenda. — 
1 5, Hamburg (Heyd. p. 72, 58) — 1 ® Solingen (Ulb. p. 27). 

pini Retz.: W. Mai, Juni in Fichtenbeständen. — L. von April 


Tenthrediniden-Studien 67 


bis Juni auf Rottannen, deren iunge Triebe sie zerstören. — 
Kref. Forstwald, April—Mai (Ulb. p. 27). 

"ambiguus Fall. (= Nematus parvus Htg.): W. April bis Mai. — 
L. auf Rottanne. — Aach. (Först. 1854, p. 279 u. p. 331) — 1Q 
Frkft. (Heyd. p. 73, 30) Düsseldorf rrh. (Ulb. p. 27). 

compressicornis Fbr.: W. Mai bis Juli auf Sträuchern an feuchten 
Stellen. — L. auf Pappeln. — „Belgien“ (Lam. 1907, T. III, p. 45) 
Düsseldorf Irh., Calcum (Ulb. p. 27). 

larieis Htg.: W.im Frühling in Lärchenbeständen. — L. Mai bis 
Juni zerstreut auf den Trieben der Lärche. Herrstein (Tischb. 
1852, p. 104). 

leucopodius Htg. — Kref. Forstwald (Ulb. p. 27). 

mollis Htg.: W. Ende April und Mai. Hartig fing 2 9 auf 
Pappeln, jedoch waren Fichten in der Nähe. — L. auf Fichten. 
Aach. (Kalt. 1874, p. 701) — 1 9, Hofheimer Wald, Vortaunus 
(Heyd. p. 71, 29). 

carinatus Htg. (= pallipes Fall) — Die von Br. u. Zdd. 1884, 
Bd. I, p. 365, 104 beschriebene Art, hat Konow bestimmt als 
Pristiphora aquilegiae Voll. — Kref. Forstwald, Mai (Ulb. p. 27). 

pallidus Knw. — Hülserbruch b. Kref. (Ulb. p. 27). 

39. Pristiphora Ltr. 

Jausta Htg. — Hartig fing das © auf Rotbuche (Htg. 1837, 
p. 189) — Elberfeld (Br. u. Zdd. 1884, Bd. I, p. 304). 

amentorum Först. — L. in Weidenkätzchen. Kref., Aachen (Först. 
1854, p. 332). 

+ betulae Rtz.: W. im Frühling in Birkenbeständen. — L. gesellig 
an den Blatträndern der Birke, Juli— Aug. — Venusberg, 
Melbtal, Anf. Juli 1911 auf mittelgroßen Birken L. zahlr. (L.). 

approximatus Först. — Aach. (Först. 1854, p. 320). 

+ guercus Htg.: W. im Gehölz auf Sträuchern, Juni u. August, 
cd selten. — L. auf Heidelbeersträuchern. — Birkenfeld (Tischb. 
1846, p. 76) — Frkft. 1 G' (Heyd. p. 70, 21) — Kref. Forstw. 
(Ulb. p. 27) L. einzeln im Juli Venusberg-Bonn (L.). 

—+ pallidiventris Fall.: 2 W. weit verbreitet; 5' unbekannt. Mai, 
Juni, Juli auf Gestrüpp in Waldlichtungen. Wahrscheinlich 
2 Generat.; denn die L. wurde von Brischke am 30. Juli und 
31. August gefunden; ich fand sie zahlreich fast erwachsen am 
24. Sept. auf Brombeer- und Himbeerblättern. Auch auf Geum 
urbanum. — Aach., Birkenfeld, Frkft. (Br. u. Zdd. 1884, Bd. |, 
p. 389) — Mitte Sept. bei Ginnheim, Mitte Mai, Feldberg i.T. 
(Heyd. p. 72, 44) — %, Beuel, Siegmdg. (L.) — Eller u. Niep- 
bruch (Ulb. p. 27). 

Staudingeri Rthe. In Konow: „Addenda .. .“, p. 220. — 1, 


Düsseldorf (Ulb. p. 27). = 


68 Nikolaus Loth: 


biscalis Först.: W. überall sehr selten. — Aach. (Först. 1854, p. 320) 
+ appendiculata Htg.: W. Mitte April bis August in Gärten auf 


Stachelbeerblüten. — L. gesellig auf Stachel- und Johannis- 
beerblättern, Juni— Aug., Okt. — Heyd. p. 71, 31 will die L. 
auch auf Lärchen gefunden haben. — Aach. (Kalt. 1874, 


p. 261, 25) — Alfter b. Bonn, Mettnich (L.) — Frkft., Herrstein 
„Holland“, Elberfeld (Br. u. Zadd. 1884, Bd. I, p. 369, 111). 
fulwipes Fall.: W. an feuchten Plätzen, Juni— August. — L. auf 
Weiden. — Aach. (Först. 1854, p. 323). — Birkenfeld (Br. u. Zdd. 
1884, Bd. I, p. 358 u. p. 370) — Düsseldorf Irh., Hülserbr., 
Niepbr. (Ulb. p. 27) — Roermond (Oud. 1905, p. 21). 

alnivora Htg. — Von Ulbricht, p. 27, als besondere Art ange- 
geben, ist synonym zu fulvipes Htg. — Fundorte dieselben. 

+ aguilegiae Voll: W. im April und Anf. Juni. — L. Anf. Mai, 
Sept. u. Okt. auf Aquilegia vulgaris. — Brühler Park, Maas- 
tricht (Kalt. 1874, p. 13, 6). 
+ pruni Zadd. — W. Juni, August auf Zwetschenbäumen. — L. 

an den Wurzelschößlingen dieser Bäume. — «', Beuel, 29. IV. 
12. (L.). (Br. u. Zadd. 1884, Bd. I, p. 360, 98). 

crassicornis Htg.: W. a. lebenden Gartenhecken, Gebüsch, Mai, 
Juni. — L. auf Weißdorn. — 1 g', Neuß (Ulb. p. 27). 

nigellus Först. — Aach. (Först. 1854, p. 328). 

puncticep Thms.: W. im Frühling, b. Zimmerzucht schon im 
März; 2 Generat. — L. Juni, August und Sept., benagt die 
Blattränder der Birke. — Aach., Herrstein, Elberfeld (Br. u. Zdd. 
1884, Bd. I, p. 380). 

ruficornis Ol.: W. Düsseldorf Irh., Neuß bis Kref. (Ulb. p. 27) — 
Nuth (Oud. 1893—94, p. 117). 


40. Micronematus Knw. 


+ abbreviatus Htg.: W. sehr selten, in Gärten auf Sträuchern, 
April und Mai. — L. auf Apfel- und Birnbäumen. L. bei Was- 
senach n. v. Laacher See, 25. VI. auf Birnbaumblättern (L.) — 
© b. Maastricht (Oud. 1893, 94, p. 117) „Belgien“ (Lam. 1907, T. 11). 

monogyniae Htg. — Calcum b. Düsseldorf (Ulb. p. 27). 

pullus Först. (= Nem. filicornis Thoms). — Aach. (Först. 1854, 
p. 330) — 3 © Mitte April, Bingen a. Rh., Birstein i. Taunus 
(Heyd. p. 71, 36). 


Subtrib. Hoplocampides. 
41. Phyllotoma Fall. 
+ mierocephala Klg.: W. im Frühjahr in Weidenbeständen. — L. 
miniert in den Blättern der Salix cinerea, S. viminalis, S. pent- 
andra, S. caprea, S. triandra. Aach. (Kalt. 1874, p. 581, 341) 


Tenthrediniden-Studien 69 


Frkft. SZ 2 (Heyd. p. 73, V.4) — Beuel Rheinufer u. Siegmdg. 
L. im Junf 1911 zahreich, bis zu 8 in einem Blatte, aber jede 
für sich in einer Mine (L.) — Düsseldorf Irh. und Kref. Forstw., 
selten (Ulb. p. 27). 

+ vagans Fall.: W. Mai— August, bei Zimmerzucht März und April; 
auf Gesträuch an feuchten Stellen mit Erlenbestand. — L. 
miniert in den Blättern der Erlen. — Aach. (Kalt. 1874, 
p. 620, 104). Kottenforst, Godesberg, Niederbachem, Mettnich, 
im ganzen Primstal, a. d. Mosel (L.) — Frkft., Feldberg (Heyd. 
p. 73, V.5) — Beuel Rheinufer, Siegmdg., Stammheim a. Rh. — 
2. V. 12 und 20. V. © durch Zucht. (L.) — Düsseldorf rrh. 
1 © (Ulb. p. 27). — Die L. macht im Blatt vollkommen wasser- 
dichtes Cocon. Anfang April sammelte ich viele Blätter mit 
Cocons aus dem Sumpfwasser a. d. untern Sieg, öffnete einige 
Cocons und fand noch lebende Larven darin. Anfang Mai 
erhielt ich W. aus diesen Cocons. 

+ ochropoda Klg.: W. Mai— Juni auf Sträuchern im Gehölz. — 
L. miniert in den Blätter der Populus tremula, Juli—Septemb. 
Anf. August. L. Mettnich (L.) — Frkft. Mitte Juli 2 2 (Heyd. 
p. 73, V.4) — Kref., Hülserbruch (Ulb. p. 27) — 24. IX.L.a.d. 
Siegmdg. (L.). 


aceris Kalt.: W. im Mai. — L. miniert von Juni— Juli in den 
Blättern des weißen Ahorn, seltener in d. d. Feldahorn. — 
Zucht schwierig. — Aach. (Kalt. 1874, p. 91, 52) — Venlo, 2 


(Oud. 1893—94, p. 118). 

42. Coenoneura Thms. (Feptamelus Thms.) 
Nicht vertreten. 

43. Eriocampoides Knw. 

\/ + aethiops Fbr.: W. Ende Mai—Juni auf Obstbäumen. — L. Juli, 
September, Oktober auf den Blättern von Birn- und Pflaumen- 
bäumen, besonders Kirschbäumen; auch auf Rosa centifolia. — 
Meckenheim, Mettnich, Mühlfeld L. zahlr. auf Birn- u. Schatten- 
morellenblättern, Juli—Okt., schädlich (L.) — 1 9, Feldbergtal 
(Heyd. p. 79, 34. — Eller, selten (Ulb. p. 27). 

cinxia Klg.: W. im Frühjahr bis Juni auf niedrigem Eichen- 
gebüsch. — D. schleimige Larve an der Unterseite von Eichen- 
blättern. Sept.—_Okt. — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 113) — 
ı © kl. Feldbergtal (Heyd. p. 79, 37) — Eller, Niepbruch 

(Ulb. p. 27). 
+ varipes Klg.: W. Mai—Aug. an Waldrändern. — L. auf Eiche 
und Zitterpappel und Salix caprea. — Kottenforst 1 9, 14. VI. 
12 (L) — Frkfit. L. Mitte Okt. entwickelt 1 5’ Mitte Mai f. 
Jahres (Heyd. p. 79, 38) — Beueler Birkenwäldchen, 2. V. 12 


70 Nikolaus Loth: 


ı Pärchen auf Birke (L.) — Eller, Kref. Forstwald und Bruch, 
häufig (Ulb. p. 27) — Venlo Z' u. 2 (Oud. 1893—94, p. 118). 
annulipes Klg.: W. an Waldrändern, Mai—Aug. — Die schnecken- 

ähnliche L. auf verschiedenen Bäumen, besonders an der 
Unterseite der Eichenblätter. — Aach. (Kaltb. 1874, p. 77, 89) 
Frkft., 1 © Mitte Aug., Soden (Heyd. p. 37, 36) — Kref. Forst- 
wald und Rheinufer nicht selten (Ulb. p. 27) — Nuth holl. 
Limb., © (Oud. 1893—94, p. 118). 

(+) adumbrata Klg.: W. im Mai, Juni, August auf Obstbäumen. — 
L. von Juni bis Septb. in verschiedenem Alter auf der Blatt- 
oberseite der Blätter von Birn-, Pflaumen-, Aprikosen-, Kirsch- 
bäumen und Schlehen. Ich beobachtete sie massenhaft auf 
den Blättern von Nordkirschsträuchern im Aug. u. Sept. 1911; 
durch den Fraß welkten die Blätter und fielen ab. — Aach. 
(Kalt. 1874, p. 174, 207) — Mettnich, J u. @ u.L. (L) — 
Frkft. „L. Ende Sept. auf Alnus glutinosa, Ende Juli entwickelt“ 
(Heyd. p. 79, 39) — Düsseldorf bis Kref. u. Forstwald, nicht 
selten (Ulb. p. 27) — Venlo, 2 (Oud. 1893—94, p. 118). 

44. Hoplocampa Htg. 
rutilicornis Pz.: Überall selten; auf Prunus spinosa (Htg. 1837, 
p. 278) — 1. VI. Birkenfeld (Tischb. 1852° 105). 

+ fulvicornis Fbr.; W. Anf. April—Mai auf Schlehen, Zwetschen- 
bäumen. — L. in den Früchten dieser. Schädlich. — Im 
ganzen Gebiet. — Münstereifel, 1905 zahlr. L.; Meckenheim 
1911, Mettendorf b. Neuerburg-Eifel, stets zahlreich (Dr. Hamper) 
Mosel, Mettnich, Primstal, schädlich; a. d. Nahe 1901 und 1911 
schädlich (L.) — Bingen auf Schlehen. Frkft., Birstein i.T. 
(Heyd. p. 79, 42). 

ferruginea Fbr.: W. Anf. April und Juni in Gärten auf Rosen und 


Schlehen. — L.in den Kirschen. Wahrscheinl. 2 Generat. — 
„Belgien“ (Lam. 1907, T. III, p. 264, 3) — Birkenfeld (Tischb. 
1852, p. 105) — Bingen auf Birnbäumen; Frkft. i. copula in 


Schlehenblüten; Birstein i. T. 22. VI. (Heyd. p. 79. 40). 

+ crataegi Klg.: W. an lebenden Umzäunungen aus Crataegus 
u. a. Gebüsch. — L. in der Frucht des Weißdorns. — Godes- 
berg, Mettnich L. (L.) — Frkfit. auf Crataegusblüte Mitte Mai 
i. copula (Heyd. p. 79, 41) — Rath b. Kref. (Ulb. p. 28). 

+ bdrevis Klg.: W. im April und Mai in Obstgärten. — L. in 
Birnen, schädlich. „Belgien“ (Lam. 1907, T. II, p. 40) — 
Meckenheim, i. Aug.; Mettnich (L.) — Maastricht, 4 9; Oud.- 
Vroenhoven (Oud. 1893—94, p. 119). 

+ testudinea Klg.: W. Anf. April bis Mitte Mai auf Apfelbäumen. 
L. in Apfeln, schädlich. Die L. fand ich Aug. u. Sept zahlr. in 
Äpfeln in Mettnich; Vorgebirge-Bonn (L). 


Tenthrediniden-Studien 71 


45. Mesoreura Htg. 
opaca Fbr.: W. im Gehölz, April— Juni. 5 unbekannt. — L. auf 
der Unterseite der Eichenblätter. — Aach. (Först. 1844, p. 263) 
Birkenfeld (Tischb. 1852, p. 105) — Elberfeld (Br. u. Zdd. 1883, 
Bd. II, p. 237) — Eller und Kref. Forstwald (Ulb. p. 28). 

+ despecta MHtg.: W. im Mai, Juni u. Sept. auf Wiesen und 
Rasenplätzen. L. miniert in den Blättern des Ranunculus 
repens. — Aach. (Först. 1854, p. 344 u. Kalt. 1874, p. 9, 9). 
Siegmdg. (L.) — „Holland“ (Oud. 1893—94, p. 120). 

46. Periclista Knw. 
melanocephala Fbr. (5 albida Klg.) — W. Mai u. Juni in Wald- 
dickicht. L. im Juni auf niedrigen Eichen. — NHerrstein 
(Tischb.) — Kref. Forstw. u. Hülserbruch (Ulb. p. 28). 

—+ pubescens Zdd.: W. Ende April u. Mai in Eichenbeständen. — 
L. im Juni auf Eichen. — L. vereinzelt Anf. Juni oberes Melb- 
tal (L.) — „il © Mitte Mai im Wald b. Frkft.“* (Heyd. p. 78, 20) 
Kref. Forstwald 1 © (Ulb. p' 28) — Bonn (L.). 

lineolata Klg.: W. wie vorige. — L. verzehrt im Juni die jungen 
Blätter der Eichen gitterartig bis auf die Rippen. — 2 9, 
Rödelheim und Birstein i. T. (Heyd. p. 78, 19). 
47. Pareophora Knw. 
luridiventris Klg.: W. Mai, Juli auf Sträuchern. — L. auf Schleh- 
dorn. — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 113) — Frkft. Ende Sept. 
1 2 aus einer Larve, die Ende Mai auf Prunus spinosa fraß. 
(Heyd. p. 78, 16). 
48. Ardis Knw. 

+ bipunctata Klg.: W. in Gärten und Feld auf Rosensträuchern, 
April, Mai. — L. ıniniert im Juni und Juli in den Stielen der 
Rosenknospen. Dadurch einigermaßen schädlich. — Mecken- 
heim, Witterschlick L. im Juni. Mettnich, Mühlfeld im Juli 
1911 (L.) — Frkft. 3 © Ende April auf Rosa centifolia (Heyd. 
p. 78, 17) — Bonn, L. im Juni, Juli 1911 u. 1912 (L.). 


49. Rhadinoceraea Knw. 
micans Klg.: W. Ende April an Wasserrändern. — L. auf Iris 
pseudocorus, Mai—Ende Juli. — Aach. (Kalt. 1874, p. 717, 14) 
2 ©, Birstein und Vilbeler Wald a. d. Nidda (Heyd. p. 77, 10). 
Niepbruch nicht selten (Ulb. p. 28). 
50. Phymatocera Dhlb. 
aterrina Klg.: W.im Gehölz, Mai u. Juni. — L. auf Convalleria 
polygonatum, an manchen Stellen zahlr. — Aach. (Kalt. 1874, 
p. 723, 4) — Herrstein (Tischb. 1846, p. 113) — Frkft., Alten- 
hain i. T. (Heyd. p. 77, 88 — Eller, Hülserbruch b. Kref. selten 
(Ulb. p. 28) — Venlo, 5' (Oud. 1893—94, p. 121). 


72 Nikolaus Loth: 


51. Tomostethus Knw. 


+ nigritus Fbr.: W. auf Eschen, Mai—Juni. — L. auf den Blättern 
der Eschen, Mai, Juni und im Herbst. Nach Kaltenbach 


schädlich. — Aach. (Kalt. 1874, p. 431) — Bingen (Heyd. 
p. 77, 11) — Siegmdg. 20. VI. erwachsene L. machten rauhe 
Cocons an den Zweigen der Futterpflanze (L.) — Eller, Hülser- 


bruch (Ulb. p. 28). 

Juliginosus Schrk. — W. an feuchten Stellen, Mai — August. — 
L. an Ranunculus sceleratus,. — Aach. (Kalt. 1774, p. 723, 3) 
Herrstein (Tischb. 1846, p. 113) — St. Goarshausen a. Rh. 
(Heyd. p. 77, 12) — Eller, Rheinufer b. Kref.,, Hülserbruch 
(Ulb. p. 283) — St. Pieter, Nuth, Venlo, holl. Limb, J 2 
(Oud. 1893—94, p. 121). 

+ gagathinus Klg.: W. auf Gebüsch, Mai—Juni. — L. unbekannt. 
Kottenforst 2, Brohltal 2 (L.) — Frkft. 2 (Heyd. p. 77, 13) — 
Siegmündg. © (L.) Eller, Niepbruch b. Krefeld, nicht selten 


(Ulb. p. 28). 
+ ephippium Pz.: W. an feuchten Stellen, Mai—Juli, Septemb. — 
og selten. — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 113) — 5. VII. 1ı 2 


Niederbachem b. Mehlem a. Rh. (L.) — Frkft. nur 2; Soden 
i. T. (Heyd. p. 77, 14) — 9, 15. 7. 12 a. d. Siegmdg. (L.) — 
Nuth, Venlo, Valkenburg ©, Houthem, Meerssen (Oud. 1893-94, 
p. 112) Bonn, © auf grünem Hafer; 10. V. 12 im bot. Garten, 
Poppelsdorf auf Birnbaumblättern; 18. V. 12 © im Melbtal b. 
Bonn (L.) — 7. dubius Gmel. (Ulb. p. 28) ist zu ephippium 
syhonym; Eller rrh., Kref. Bruch und Niep. Häufig. 

Jfuscipennis Fall. (= luteiventris Klg) — W. April— Juni an 
sumpfigen Stellen. — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 113, 2) — 
Frkft., 1 5; @© Birstein und Langenhainer Wald i. T., Hofheim, 
Falkenstein und Feldberg (Heyd. p. 77, 15) — Im ganzen Ge- 
biete Kref. nicht selten (Ulb. p. 28) — Venlo © (Oud. 1893-94, p. 122). 

52. Blennocampa Htg. : 

assimilis Fall.: 2, Frkft., Birstein, Feldbergtal, Mitte Mai (Heyd. 

p. 78, 21). 
+ pusilla Klg. — Mai— Juni. — L. Juli bis August auf weißen 

Rosen und Rosa canina. — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 113, 1) 
Q, Frkft. (Heyd. p. 78, 22) — Venlo, 2 (Oud. 1893—94, p. 123) 
L., Bonn, 23. IX. iung, 7. X. erwachsen (L.) 


+ alternipes Klg. — W. Mai— Juni und Ende Aug., Sept. auf 
Sträuchern. — L. a. d. Blättern von Brom- und Himbeer- 
sträuchern. — Larve 2 mal, Anf. Juli, Okt. i. ©. von Beuel 


(L.) Düsseldorf Irh., Hülserbruch (Ulb. p. 28). 
puncticeps Knw. — W. im Mai. 1 9, Birstein (Heyd. p. 78, 23). 


Tenthrediniden-Studien 73 


subcana Zdd. — W. auf Erlen, Mitte Mai. — 3 9, 3 d', Falken- 
stein und Feldbergtal i. T. (Heyd. p. 78, 26) — Niepbruch 


(Ulb. p. 28). 

—+- tenuicornis Klg. — W. im Mai, bei Zimmerzucht schon im 
März. — L. benagt die Lindenblätter, Juni. — Birkenfeld 
(Tischb. 1846, p. 113, 1) — Bonn-Venusberg, Juni (L.). 

+ geniculata Steph. —= confusa Knw. — 1. 15. VI. 12, oberes 


Melbtal b. Bonn auf Birke (L.). 
affinis Fall. — Düsseldorf Irh. (Ulb. p. 28). 


53. Scolioneura Knw. 
betuleti Klg. — W.Mai bis gegen Ende des Sommsrs in Birken- 
beständen. — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 113, 1) — Hülser- 
bruch b. Kref. (Ulb. p. 28). 
nana Klg. — W. Anfang Mai in Eichenbeständen. — I 9, Feld- 
bergtal (Heyd. p. 78, 25) — Kref. Forstw, selten (Ulb. p. 28). 
tenella Klg. — Kref, Forstwald, Hülserbruch, selten (Ulb. p. 28). 


54. Entodecta Knw. 

—+ pumilus Klg. — W. in Weiden- und Eichenbeständen, Juni. — 
L. miniert in den Blättern der Brombeeren und Eichen, bis 
Okt. — Kottenforst zahlreich (L.) — Herrstein (Tischb. 1852, 
p. 105) — kl. Feldberg (Heyd. ». 73, V.2) — Siegmdg. L. sehr 
zahlr. in Brombeer- und Eichenblättern (L.) — Hülserbruch am 
Niederrhein (Ulb. p. 28) — Bonn-Venusberg L. zahlr. (L.). 

+ filiae Kalt. — W. im Mai auf Linden. — L. miniert in Linden- 
blättern, Juni. — Aach. (Kalt. 1874, p. 78, 90) — L. neben 
Haus Melb b. Bonn (L.). 


65. Monophadnus Htg. 
—+- geniculatus Htg. — W.an feuchten Stellen auf Brombeersträuch., 
Mai; bei Zimmerzucht Ende April. — L. Juni und Juli auf 
Rubus caesius, Rub. dumetorum und Geum urbanum, Spirea 
ulmaria. — Aach. (Kalt. 1874, p. 237, 87) — 9, Soden auf 
Birke (Heyd. p. 78, 27) — Beuel Rheinufer, Anf. Juli (L.) — 
Düsseldorf Irh., Niepbr., Kref., selten (Ulb. p. 28). 


—+ elongatulus Klg. — W. April, Mai, auf Rosensträuchern. — L. 
miniert im Mark iunger Rosenschößlinge. Schädlich. — Frkft. 
und Soden, 4 9 auf Sambucus (Heyd. p. 78, 30) — 9%, Beuel 


(L.) Düsseldorf rrh., Juni und Juli (Ulb. p. 28) — Venlo, 5 
(Oud. 1893—94, p. 124). 
inguilinus Först. — L.in den Gallen der Cynips terminalis a. d. 
Zweigspitzen hoher Eichen. — Aach. (Kalt. 1874, p. 665, 409). 
ruficruris Brüll. (= dispar Knw.) — W. im Mai auf Brombeer- 
sträuchern. — g', Frkft., 2, Pfungstädter Torfgruben i. T. 
(Heyd. p. 78, 28) Oud-Vroenhov., holl. Limb. (Oud. 1893-94, p. 123). 


74 Nikolaus Loth: 


albipes Gmel. — W. im Gehölz auf Wiesen, Mai—Juli. — L. auf 
Ranunculus acer und repens. — Aach. (Kalt. 1874, 9) — 
Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 113, 2) — Kl. Feldberg; 9, Frkft. 
häufig; mehrfach an Pinus sylvestris b. Homburg, Soden, 
Fischbach i. T. (Heyd. p. 78, 31) — Düsseldorf, Kref. bis Niep- 
bruch (Ulb. p. 28). 
+ rosqrum Brischke. — W. Ende April und Mai. — L. miniert in 
Rosenschößlingen, die dadurch zu Grunde gehen. — Röttgen, 
22. 6. 12, Witterschlick 28. 6. 12, nicht selten (L.) 


56. Pseudodineura Knw. 
Nicht bekannt für das Gebiet. 


57. Kaliosphinga Tischb. 
+ ulmi Sundev. — W. im Mai. — L. Juni, Juli und Ende Septb., 
Okt. in Blättern d. Ulmus campestris minierend. — Aach. 
(Kalt. 1874, p. 539, 95) — L. Siegmdg., Juni, 24. Sept., 4. Okt. (L.). 
+ pumia Klg. — W. Juni, Juli in Birkenbeständen. — L. miniert in 
Birkenblättern, August, Septb., nach Zaddach auch in den 
Blättern d. Alnus glutinosa und incana (Br. u. Zadd., 1883, II. Bd., 
p. 261) — Kottenforst, Juni (L.) — Mehrere 9, Birstein im 
Vogelsberg (Heyd. p. 74, V., 7) — Kref. Forstwald, Hülser- 
bruch (Ulb. p. 29) — Houthem, holl. Limb. (Oud. 1905, p. 21). 
Dohrnü Tischb. — W.an feuchten Stellen auf Sträuchern, Juni, 
Aug. — L. miniert in Alnus glutinosa-Blättern. — Herrstein 
(Tischb. 1846, p. 80) — Frkft. 3 © (Heyd. p. 74, V., 8) — Niep- 
bruch, Aug. (Ulb. p. 29) — Lam. 1907, T. Ill, p. 39). 
58. Fenusa Leach. 
gei Brischke. — W. im Frühjahr. — L. miniert im Juli in 
Blättern von Geum urbanum. Aach. (Kalt. 1874, p. 240, 21). 
Br. u. Zadd. 1883, II. Bd., p. 264, 6. 


+ pygmaea Klg. — W. im Gehölz, besonders auf Eichen, Mai bis 
Juli. — L. miniert in Blättern der Eiche. „Belgien“ (Lam. 
1907, T. II, 39) — Kottenforst L. 28. VI. 12 zahlr., ging. am 
2. Juli in die Erde (L.) — Herrstein (Tischb. 1852, p. 105, VI.) 
Frkft. (Heyd. p. 73, V.2) — Siegmdg. (L.) — Düsseldorf Irh., 
2 © (Ulb. p. 28) — Bonn-Venusburg (L.). 

+ Zhomsoni Knw. — cc’ durch Zimmerzucht, 31. I. 12 aus L. von 
Siegmdg. (L.). 

nigricornis Klg. — W. im Frühjahr bis Juli. — L. miniert in den 


Blättern der Birke, Aug. bis Okt. — Aach. (Kalt. 1874, p. 608). 
59. Fenella Westw. 
nigrita Westw. — W. an lebenden Gartenhecken und Sträuchern, 
Mai, Juni. L. miniert in den Blättern von Agrimonia eupa- 
toria u. Potentilla reptans. — Frkft. bot. Garten (Heyd. p. 73, V. 3). 


Tenthrediniden-Studien 


1 
ai 


Subtrib. Selandriides. 


60. Harpiphorus Atg. 
lepidus Klg. — W. Ende April bis Mitte Mai. — L. verwandelt 
sich in Gallen von Cynips Quercus terminalis und in Buchen- 
holz. — Herrstein (Tischb. 1846, 79) — Frkft. (Heyd. p. 74, VI. 1). 


61. Athalia Leach. 


glabricollii Thms. — W. a. Feld- und Wegrainen auf Umbelli- 
feren, Mai bis Sept. — L. auf Erysimum und Sisymbrium. — 
Frkft. 5 9, häufig; Hochheimer Steinbrüche, Birstein, Soden 
(Heyd. p. 76, VIII, 3) — Im Gebiete Kref. die häufigste Wespe. 
(Ulb. p. 29) — Houthem und Venlo, © (Oud. p. 1893—94, p. 125). 

+ spinarum Fbr. — W.Mai bis Juli auf Feldern auf Cruciferen. — 
L. 2mal: Ende Mai, Anf. August, schädigt die Raps- und 
Rübenfelder. Über das ganze Gebiet verbreitet. — Aach. 
(Kalt. 1874. p. 32, 3)) — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 114) — 
Mettnich, Primstal, Juli und August 1911 sehr zahlreich, — 
„L. schädlich bei Frkft. und Soden Ende Mai, bei Birstein 
im August“ (Heyd. p. 76, VIII. 2) — Im Moseltal uud Aachener 
Gegend verschiedene Male verheerend aufgetreten (Cornelius, 
Stett. ent. Ztg., 1858, p. 434) — Nuth, Venlo (Oud. 1893-94, p. 125). 


+ rosae L. — W. häufig in beiden Geschlechtern, Mai bis Aug. — 
1911 noch im Sept., besonders auf Umbelliferen, Rosen- und 
Brombeersträuchern. — L. an verschiedenen niedrigen Pflanzen. 
Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 114) — Brohltal, 5’ 2; Mettnich, 
JR (IL) — Frkft, d 2 häufig, Birstein, Ende Juni a. Feld- 
berg, Mitte Juli b. Soden, Mitte August Schwalheim i. d. 
Wetterau (Heyd. p. 76, VII, 5) — Siegmdg. zahlreich (L.) — 
Kref. sehr häufig (Ulb. p. 29) — Houthem, 5, Venlo, 2 (Oud. 
1893—94, p. 126) — Bonn, sehr häufig (L.) 

+ var. iberta Klg., g', Birstein, Frkft. (Heyd. I. c.) 9, 
2. V. 11, auf Weiden. Beuel (L.). 
var. cordata Lep., mehrere 9, Frkft., Soden, Anf. Mai 
bis Ende Juli (Heyd. 1. c.). 


/ugens Klg. — W. im Gebüsch, Mai bis Aug. — L. in Gallen an 
Clematis. — „Belgien“ (Lam. 1907, T. II, p. 14) 2 9, Frkft. 
(Heyd. p. 76, VII, 1) — Venlo 4 9, Z' (Oud. 1893—94, p. 126). 

annulata Fbr. — W.im Gehölz und an Wasserrändern, Mai bis 
Aug. — L. auf Veronica und Heracleum, Juli, Sept. u. Okt. — 
Aach. (Kalt. 1874, p. 71, 31) — 2 d, Frkft., Birstein i. T. 
(Heyd. p. 76, VIII, 4) Calcum b. Düsseldorf im Juni 1 © (Ulb. 
p. 29) Lam. 1907, T. III, p. 14. 


N 


76 Nikolaus Loth: 


62. Selandria Klg. 

Slavens Klg. — W. an feuchten Orten, Mai—Juli. — 1 5, Frkft. 
(Heyd. p. 77, IX. 3) Eller, Düsseldorf Irh., Niepbruch (Ulb. p. 29). 

excisa Knw. — Niepbruch b. Düsseldorf, Mai, 1 © (Ulb. p. 29). 

servra Fbr. — W. an Wasserrändern, Mai—Aug. — L. auf ver- 
schiedenen Arten Juncus, Carex und Scirpus. — „Belgien“ 
(Lam. 1907, T. III, p. 18, 2) — Birstein, Flörsheim i. T. (Heyd. 
p. 77, IX. 1) — Kref. sehr häufig (Ulb. p. 29) — Wylre, Maas- 
tricht, 2; Meerssen g', Venlo 2 g' (Oud. 1893—94, p. 127) — 

var. mascula Fall., Rat (Ulb. 1. c.). 

Sixii Vollh. — W.an Gewässern auf Wasserpflanzen, Mai—Juli. 
L. an Glyceria arquatica, Juni, Juli.. — „Belgien“ (Lam. 1907, 
T. III, p. 18). 15, a. ehemalig. Langersee a. d. Höchster Land- 
str. auf Schilf (Heyd. p. 77, IX, 2). — 1 2 Düsseldorf Irh. 
(Ulb. p. 29) — Vollmerswert a. Rh., auf Rosen (Ulb. p. 34) — 
Br.n. Zdd.:1883\ Bd. 11,.p. 291,2). 

lemporalis Thms. — 9%, Frkft., Ems, Juli (Heyd. p. 77, IX. 5) — 
© Niepbruch (Ulb. p. 29). 

(+) stramineipes Klg. — W. an Gehölzrändern und auf sumpfigen 
Wiesen, Mai—Juli. — L.a. Pteris aquilina. — Coblenz, 9, (L)). 
Schwanheim (Jaen. 1867, p. 153) — Frkft., Oberursel i. T., 
nur © (Heyd. p. 77, IX. 6) — Eller, Calcum, Kref. Forstwald, 
Niepbruch, nicht selten (Ulb. p. 29) — Venlo, 2; Roermond 
(Oud. 1893—94, p. 121). 


analis Thms. — W. im August. — Larve auf Polystichum 
felixmas. — 9, Birstein i. T. (Heyd. p. 77, IX. 4) Kref. Forstw. 
(Ulb. p. 29). 


morio Fbr.: Roermond (Oud. 1905, p.21) Kref. sehr häufig (Ulb. p. 29). 
cinereipes Klg. — WValkenburg, Honthem, Nuth, Juli, 2 5° (Oud. 
1893—94, p. 128). 
63. Thrinax Knw. 
mixta Klg.. — W. im Mai. — 19, Frkft. (Heyd. p. 82, 43) — 
St. Pieter, holl. Limb. (Oud. 1893—94, p. 129). 
64. Strongylogaster Dhlb. 
filicis Klg. (JS = carinatus Klg.) — W. selten, Mai, Juni auf 
Farnkräutern. — Frkft., 1 © aus dürrem Holz (Heyd.p. 81, 41) 
Düsseldorf rrh. (Ulb. p. 29) — Hrtg. 1837, p. 299, 1. 
cingulatus Fbr. (5' = linearis Klg.) — W. auf Umbelliferen, Mai, 
Juni; pflanzt sich parthenogenet. fort. — L. an Pteris aquilina, 
„Belgien“ (Lam. 1907, T. III, p. 17) — Ratingen, Eller, Kref. 
Wald, nicht selten (Ulb. p. 29) — Venlo, 3 2 (Oud. 1983-94, p. 129). 
‚genieulatus Thms. — W.an Birken, Mai. — 2 9, Frkft. (Heyd. 
p. 81, 40) — Eller, Ratingen, mit der vorigen (Ulb. p. 29). 


Tenthrediniden-Studien 77 


66. Eriocampa Htg. 


+ ovata L. — W. in Erlenbeständen, Mai — August; durch Zimmer- 
zucht erhielt ich mehrere @ am 12. I. und 23. ]. 12 aus L., 
die ich am 10. X. 11 eingesammelt hatte. Parthenogenetische 
Fortpflanzung. 5 unbekannnt. L. an Erlenblättern, Juli und 
Sept.. Okt. — Aachen (Kalt. 1874, p. 619, 103) — Kottenforst 


(L) — @ an Aspen und Erlen, Wilhelmsbad i. T., Hofheim, 
Birstein (Heyd. P- 78, 33) — Beuel, Siegmdg. ziemlich häufig, 
L. besonders an jungen Erlenwurzelschößlingen (L.) — Düssel- 


dorf Irh., Kref. Bruch, nicht häufig (Ulb. p. 29) — Venlo, 
Groensveld, holl. Limb. (Oud. 1893—94, p. 129). 

+ umbratica Klg. — W.an niedrigem Gehölz, Mai, Juni. — 1 9%, 
Feldberg-Tal u. Birstein i. T. (Heyd. p. 79, 35) — Bonn, 2 9 
auf Birnbaumblättern (L.). 


67. Poecilosoma Thms. (Empira Lep., Poicilostoma Dhlb.). 


pulverata Rtz. — W. in niedrigem Gehölz, an feuchten Stellen, 
Mai--Juli; pflanzt sich parthenogenetisch fort. ‘5’ unbekannt. 
L. auf Erlenblättern. — Nach Andre, 1878, I, 42* ist die von 
Ulbricht p. 29 als besondere Art angeführte Zfurata Gmel. 
mit pulverata synonym. — Herrstein (Tischb. 1846, p. 114) — 
Niepbruch (Ulb. p. 29) — Venlo (Oud. 1893—94, p. 130). 

+ Zuteola Klg. — W.a.Lysimachia vulgaris, Mai bis Okt., im Freien 
3—4 Generationen, &' selten. Pflanzt sich parthenogenetisch 
fort. Ich beobachtete die vollständige Entwicklung vom Ei bis 
zur vollkommenen Wespe. Die Beobachtung habe ich in einem 
besonderen Aufsatz niedergelegt, der als Anhang zu dieser 
Arbeit folgt. — Aach. (Kalt. 1874, p. 423) — Kottenforst, 
Witterschlick, L. u. ©, Mai, Juni, Okt. (L.) — Birstein i. T. 
(Heyd. p. 79, X.4) — Mitte Juli Siegmdg., Siegburg L. u. W. 
(L) — Calcum, Hülserbruch, nicht selten (Ulb. p. 29) — 
Meerssen, 5; Venlo, 2 (Oud. 1893—94, p. 130) — Bonn, 
L. u. W. durch Züchtung sehr zahlreich, aber nur 2 (L.). 

immersa Klg. (= obtusa Thms.) — W. Mai—Juni. — Herrstein 
(Tischb. 1846, p. 114) — 1 9, Kref. (Ulb. p. 29). 

candidata Fall. — W. auf Weiden, März, April, Mai. — L. ent- 
blättert die Weiden. — Herrstein (Tischb. 1852, p. 105) — 
Frkft. (Heyd. p. 79, X.5) — Kref. Forstw. (Ulb. p. 29) Maas- 
tricht (Oud. 1893—94, p. 135). 


carbonaria Knw. — 3 © Mitte Mai, Falkensteiner Wald (Heyd. 
p. 79, X. 3) — Oud-Vroenhoven (Oud. 1893—94, p. 130). 
+ parvula Knw. — 9%, 25. IV. 12 a. d. Siegmdg. auf Weiden (L.). 


guttata Fall. — [Hierher gehört die von Heyd. p. 79, X. 6 als 
besondere Art angeführte submutica Thms]. — W. Ende April 


78 Nikolaus Loth: 


bis Mitte Mai in Eichenbeständen. — „Belgien“ (Lam. 1907, 
T. II, p. 14) — Feldberg-Tal (Heyd. 1. c.) — St. Pieter, holl. 
Limb. (Oud. 1893—94, p. 130). 
longicornis Thms. — 2 Ex. im April, Kref. Forstwald (Ulb. p. 29). 
fridens Knw. — W. Mai—Juni, nicht selten b. Kref. (Ulb. p. 29). 
+ excisa Thms. — @ auf Birke, 25. IV. 12, Beuel (L.). 


68. Emphytus Klg. 


—+ viennensis Schrk. — W. auf Rosensträuchern, Juni. — L. zernagt 
die Rosenblätter, Sept. bis Okt. — Herrstein (Kalt. 1852, p. 105) — 
29.V.12 L. zahlreich a. Rosa centifolia und canina, Mettnich, 
Mühlfeld, (L.) — Siegburg, 12.6. 12. a. Rosa canina einzeln, 
erwachsen, gingen am 15. 6. in die Erde. — Bonn, 2 L. an 
Rosenblättern von Rosen aus einer Gärtnerei; Mitte Septb. bis 
Mitte Okt. an Garten- und Hundrosen, Bonn-Kessenich (L.). 


succinctus Klg. — W.im Gehölz, Juni—Juli. — L. auf Eichen. 
Birken und Weiden, Sept. und Okt. — Herrstein (Tischb. 1852, 
p. 105) — Frkft, 2 @ aus Holz erzogen (Heyd. p. 74, VI. 7) — 
Eller Irh. bis Kref., nicht selten (Ulb. p. 30, 2.Z.) — Venlo. 
cd 2 (Oud. 1983—94, p. 131). 
cinetus L, (Heyd. p. 74, VI. 8, cinetus Klg.) — W. an Gartenrosen, 
Mai bis Aug. — L. im Mark der Rosenstengel, schädlich. — 
1 &, Birstein, mehrere 9, April, Frkft. und Birstein i. T. L. 
Anf. Oktober auf wilden Rosen, entwickelt Mitte April mehrfach 
(Heyd. p. 74, VI. 8) — Im ganzen Kref. Gebiet häufig (Ulb. p. 30) 
St. Pieter, Maastricht ©, Venlo 3’ ? (Oud. 1893—94, p. 131). 


togatus Fbr. (= cingulatus Lep.) — L. im Mark der Rosenzweige 
(Kalt. 1874, p. 222, 75) — 1 9. Birstein i. T. (Heyd. p. 74, VI. 9). 


ceingillum Klg. — W. im Juni in Birkenbeständen. — L. auf 
Betula alba, Aug.— Sept. — Herrstein (Tischb. 1852, p. 105) 
v. Stein, Entom. nachr., Quedlinburg 1880, p. 246). 


fruncatus Klg. — W. b. Herrstein (Tischb. 1852, p. 105) — Neuß, 
Düsseldorf, i. manchen Jahren nicht selten (Ulb. p. 30). 


melanurius Klg. — L. nach Kalt. 1874, p. 222, 74 im Mark der 
Rosenschößlinge; nach Andre, 1882, p. 247: „sur les rosiers“. 
Umgebung Frkfts. 5 (Jaen. 1867, p. 153) — Neuß (Ulb. p. 30). 
+ rufoeinctus Rtz. — W. im Jnni — Juli auf Gartenrosen. — L. 
benagt die Ränder der Gartenrose und Himbeerblätter, Aug., 
Sept. — L. 5. VII. 12 a. Rosa canina, Niederbachem b. Mehlem 
a. Rh. — Mettnich, Juli, 1911 u. 29. V. 1912 a. Rosae centifolia, 
zahlreich (L.) — 2 Z, Frkit. (Heyd. p. 74, VI. 10) — Venlo, 5 
(Oud. 1893—94, p. 131) — Neuß, 2 5 (Ulb. p. 30) — Bonn, 

Juni 1912 (L.). 


Tenthrediniden-Studien 79 


calceatus Klg.. — W. auf Wiesenblumen, Mai— Juni. — L. an 
Spiraea ulmaria, Aug. und Sept. — „Belgien“ (Lam. 1907, 
T. II, p. 16) — Düsseldorf, Hülserbruch, Niep (Ulb. p. 30) — 
Venlo 5’ (Oud. 1893—94, p. 131). 
dydimus Klg. — W. Mai—Juni. L. a, Rosenstöcken. — Birkenfeld 
(Tischb. 1846, p. 79). 
fibialis Klg. (= baccatus Gmel,) — W. auf Sträuchern, Mai, 
Aug., Sept. — L. Juni, Juli, Sept auf Eichen. — g’ Q im 
Sodener Wald (Heyd. p. 74, VI. 2) — Venlo 2 (Oud. 1893-94, 
p. 131) — Ratingen, Kref. Bruch und Forstwald, nicht selten, 
Darunter var. caligatus Eversm., 1 o” mit ganz schwarzen 
Fühlern (Ulb. p. 30). 
filiformis Klg. — 2 W. Sept.—Novbr. — Herrstein (Tischb. 1852, 


p. 105, VD — Hohe Mark i. T., Frkft. Pomenade (Heyd. 
pP. 74,,.V1. 3). 
serotinus Klg. — W. in Eichenbeständen und Buchenwäldern, 


Ende Oktober bis Ende November. — Herrstein (Tischb. 1852, 
p. 105) — Eller, Caleum, Hülserbruch b. Kref. (Ulb. p. 30). 
Darunter var. farsatus Zett. — serotinus Klg.; 
var. femesiensis Mocs., sowie die von Ulbricht p. 30 
fälschlich als Variatio angegebene: 
cereus Klg. — W. auf Eichen und Betula alba, Sept. und Okt., 
selten. — L. Anf. Juni auf Eichen (Br. u. Zadd. 1883. II. Bd. 
p. 252) — Herrstein (Tischb. 1852, p. 105) — Jg 9, Frkit. 
(Heyd. p. 75, VI, 12). 
grossulariae Klg. — W. in Gärten, Mai—August, Oktober. L. auf 
Geranium Robertinianum, nach Hartig, 1837, p. 249, auf 
Stachelbeeren und Weiden. — Aach. (Kalt. 1874, p. 261, 26) — 
Mehrere ©, Frkft., Falkensteiner Wald (Heyd. p. 74, VI, 6) — 
Kref. Rheinufer, Niepbruch, selten (Ulb. p. 30) Venlo, 2 (Oud. 
1893—94, p. 132). 
carpini Htg. — W. Ende April und Mai, in Eichenbeständen auf 


Carpinus und Sorbus ancuparia. — Mehrere © Falkenstein i. T. 
(Heyd. p. 74, VII, 5) — Rath b. Kref. (Ulb. p. 31). 
fener Fall. — W. auf Wiesenblumen, Mai— Juni. — L. auf Spiraea. 


Düsseldorf Irh., Niepbruch, Kref. Forstwald (Ulb. p. 30) — 
Nuth 5, Venlo 2 (Oud. 1893—94, p. 132). 
69. Taxonus AHtg. 

—+ glabratus Falle — W. auf Feldern und im Gehölz auf niedrigen 
Pflanzen, April— Aug. — L. auf Polygonum, Lythrum, Viola 
etc.. Mindestens 2 Generat. im Jahre. — <', Siegmdg., Ende 
Sept. 1911 auf Weiden; 9, Benel 30. V. 12 auf Weißdorn (L). 
Im ganzen Gebiete Krefelds (Ulb. p. 30) — Meerssen %' %; 
Nouth, 5’ (Oud. 1893—94, p. 132) (Lam. 1907, T. Il, p. 15). 


80 Nikolaus Loth: 


+ equiseti Fall. — W. auf Feldern und im Gehölz, April bis Aug.; 
L. auf verschiedenen Polygonum- und Rumex-Arten — König- 
stein; Frkft. S' 9; Crontal i. T. (Heyd. p. 80, 9) — Im ganzen 
Krefelder Gebiet häufig (Ulb. p. 30) — Meerssen, Venlo, Nuth, 
Houthem, 5 2 (Oud. 1893—94, p. 133 und 1905, p. 121). — 
Bonn, Juni 2 (L.). 

sticticus Klg. — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 114). 

+ agrorım Fall. — W. Mai bis Mitte Juni, auf Gesträuch. — L. auf 
Himbeersträuchern an der Blattunterseite. — Birkenfeld (Tischb. 
1846, p. 114) — Siegmdg. 2 (L.) — Eller, Ratingen, Neuß, 
Kref. Forstwald, Niepbruch (Ulb. p. 30). 


Subtrib. Dolerides. 
70. Dolerus Jür. 


pratensis L. — W. auf Sumpfwiesen, Mai—Aug.; bei Zimmerzucht 
Ende Februar. — L. auf Juncus effusus. — Birkenfeld (Tischb. 
1846, p. 78) — Frkft, J‘ ® (Heyd.p. 75, VII, 83) — Siegmdg. 
mehrere © (L.) — Eller, Niepbruch, selten (Ulb. p. 30) — 
Venlo, & 9; St. Pieter, Houthem, Oud - Vroenhoven, Nuth 
(1893—94, p. 134 und 1905, p. 121) — 5, Bonn-Kessenich auf 
Hafer im Juli (L.). 


var. nigripes Knw. — Frkft. Birstein i. T., 1 ©, Hofheim, 
©, Soden (Heyd. I. c.) — Kref. sehr zahlreich (Ulb. 1. c.). 

var. areticus Thms. — Hülserbruch und Rheinufer b. Kref. 
(UID.1.°e.). 


aericep Thms. — W. Juni—Juli. — Düsseldorf Irh. bis Kref. und 
Hülserbruch (Ulb. p. 30) — Frkft., Birstein (Heyd. p. 75, VII, 7) 
Valkenburg 5, Nuth 5, Venlo S 9%, Wylre ©, Oud-Vroen- 

hoven, Bunde (Oud. i893—94, p. 134). 
var. rufipes Knw. — 9, (Heyd.l. c.), Niepbruch (Ulb. 1. c). 


+ palustris Klg. — W. auf sumpfigen Wiesen, Mai— Juli. — L. auf 
Equisetum palustre. — Herrstein (Tischb. 1846, p. 78) — %, 
Birstein (Heyd. p. 75, VII, 6) — Siegmdg. © (L.) — Solingen 


(Ulb. p. 30) — Venlo 5’ (Oud. 1893—94, p. 135). 
+ uliginosus Klg. (lateritius Klg. ex p.) — W. auf Waldwiesen, 


Ende April— Mai. — L. an verschiedenen Gräsern, Mai—Juni. 
Kottenforst 11. VI. 12 an Weiden; L. 29. V. 12 bei Mettnich in 
feuchtem Wiesengraben sehr zahlreich (L.) — «©, Frankf., 9 
Birstein und Königstein i. T. (Heyd. p. 75, VII. 1) — Siegmd. 
und Rheinufer Beuel sehr zahlreich (L) — Düsseldorf rrh., 
Kref. Forstwald, selten (Ulb. p. 30). 

+ madidus Klg. — W. an feuchten Stellen, April—Mai. — L. an 


Juncus conglomeratus. Herrstein (Tischb. 1846, p. 78) 


Tenthrediniden-Studien 81 


Mehrere 9, Frkft., Falkenstein, Birstein (Heyd. p. 75, VII, 2) — 
Rheinufer Beuel bis Siegmdg., Siegburg (L.) — Eller, Hülser- 
bruch, nicht selten (Ulb. p. 30) Venlo, © 5 (Oud. 1893—94, 
p. 135) — Bonn-Ippendorfer Waldwiese auf Weißdorn, / 9, 
2094. 12H E.). 
anticus Klg. (= ferrugatus Lep.). — Umgebung Frkfts. (Jaen. 
1867, p. 153) — 1 9, Niepbruch (Ulb. p. 30) Andre 1882, T. I, p. 32*. 
Thomsoni Knw. — W. auf Wiesenblumen, April-Mai. — L.an 
Juncus conglomeratus. — Ein Pärchen, Birstein; /, Frkft. 
(Heyd.p. 75, VII. 10) — Bunde, Venlo, <' 2 (Oud. 1893-94, p. 135). 
+ fristis Fbr. — W. wie die vorhergehende, Mai—Juni. — Venlo, 
49,5 (Oud. 1893—94, p. 135) — Bonn auf Hafer, Melbtal 
auf Gras (L.). 
dubius Klg. — W. auf Wiesenblumen, Mai—Juni. — Herrstein 
(Tischb. 1846, p. 78) — Birstein (Heyd. p. 75, VI, 5) — Solingen, 
Hülserbruch (Ulb. p. 30) — Venlo 5‘, Houthem (Oud. 1893-94, 
P- 136). = 
var. fimidus Klg. — Solingen, Hülserbruch (Ulb. 1. c.) — Von 
Heyden (p. 75, VII. 4) führt sie als besondere Art an. 
9, Mitte Juni, Königstein i. T. — Ebenso als besondere Art 
var. desertus Klg.. 1 9%, Birstein (Heyd. p. 75, VI. 9). 
var. niger Enslin. — Solingen, Hülserbruch (Ulb. 1. c.). 
liogaster Thms. — W. selten. — Kref. Forstwald u. Hülserbruch 
(Ulb. p. 31). 
+ punctieollis Thms. — W. April— Juni. — Frkft. © (Heyd. p. 75, 
VII, 14) — Beuel, 2 24. IV. 12, an Weißdornblüten (L) — 
Kref. Forstwald (Ulb. p. 31, als var. v. gonager F. aufgefaßt) — 
Venlo © (Oud. 1893—94, p. 136). 
+ gonager Fbr. (G' sanguinicornis Eversm.) — W. häufig, April 
bis Juni. — L. auf verschiedenen Gräsern. — Aach. (Först. 1854) 


Herrstein (Tischb. 1846, p. 78) — Umgebung Frkfts., häufig 
(Jaen. p. 154) — Frkft. und Birstein (Heyd. p. 76, VII, 15) — 
Beuel, 5 @9 24. IV. 12 zahlr. an Weißdornblüten. — Kref. 


(Ulb. p. 31) — Venlo ©, St. Pieter, Houthem (Oud. 1893—94, 
p. 136 und 1905, p. 121). 

picipes Klg. — W. April— Juni. — Frkft., Birstein, kl. Feldberg 
(Heyd. p. 75, VII, 13) — Düsseldorf bis Kref. Forstwald, Hüls, 
Niep (Ulb. p. 31) — Venlo, f 2 (Oud. 1893—94, p. 316). 


var. sulcatus Knw. — d, Mitte Mai Falkensteiner Wald 
(Meyd.]. c.) 

fissus Htg. — W. März— Juni, auf Wiesenblumen. — L. auf ver- 

schiedenen Gräsern. — Herrstein (Tischb. 1846, p. 78, VII) — 


Frkft., Birstein; 1 9, Odenwald im Vogelberg (Heyd. p. 76, 
6 


82 Nikolaus Loth: 


VII, 20) Venlo 5 ®, Houthen, Meerssen, <'; Oud-Vroenhoven. 
St. Pieter, holl. Limb. (Oud. 1893— 94). 
brevicornis Zdd. — Solingen, (Ulb. p. 31) Andre 1882, T. I, p. 280. 
fumosus Zdd. — W. selten. — 9, Birstein (Heyd. p. 75, VII. 21) 
Niepbruch (Ulb. p. 31) — Venlo, März, 5' (Oud. 1893-94, p. 137). 
gibbosus Htg. — Krefeld. Forstwald, Hülserbruch (Ulb. p. 31). 

+ niger L. — W. auf Umbelliferen, April— Juni. — Herrstein (Tischb. 
1846, p. 78) — Falkenstein, auf Erlen, Taunus (Heyd. p. 76, 18) 
Beuel, 9, 24. IV. 12 (L.) — Solingen, Eller, Niepbruch am 
Niederrh. (Ulb. p. 31) — Venlo, &' (Oud. 1893—94, p. 138). 

+ haemotodes Schrk. — W. an sumpfigen Stellen, März— Mai. — 
L. auf Juncus effusus, Gras und Getreidehalmen. — Herrstein 
(Tischb. 1846, p. 78) — Witterschlick, Kottenforst, 27.6. 12 (L.). 
Frkft, und Birstein, Königshausen i. T. (Heyd. p. 75, VII. 3) — 
Beuel, 24. IV. 12 an Weißdornblüten (L.) — Solingen, Niep- 


bruch, Kref. -(Ulb, p. 31) — Maastricht, 9; Venlo, & 9; 
St. Pieter, holl. Limb. (Oud. 1893—94, p. 138) — Lam. 1907, 
72. Pp:.23: 

carinatus Knw. — Taunus (Jaen. 1867) — Forstwald Krefeld, 
Hülserbruch, einzeln (Ulb. p. 31). 

+ nigratus Müll. — %, Beuel, 24. IV. 12 an blühendem Weißdorn 

(L.) — Kref., überall häufig (Ulb. p. 31). 

sanguinicollis Klg. — var. ravus Zdd. — Düsseldorf Irh., Hülser- 


bruch und Niepbruch (Ulb. p. 31), Nuth, Oud-Vroenhoven, 
April, 5 (Oud. 1893—94, p. 138 u. p. 139). 
gracilis Zdd. — Kref. Forstwald, Mai (Ulb. p. 31). 
rugosus Knw. — 1 d, 49, Birstein (Heyd. p. 76, VII, 22) — 
cd, März; Oud-Vroenhoven, <', April (Oud. 1893—94, p. 138). 
+ aeneus Htg. — W. auf niedrigen Pflanzen auf Wiesen, Mai bis 
Juni: — g' 9, Frkft,, Birstein, Feldberg i. T. (Fleyd. p. 76, 
VII, 16) — Beuel, 24. V. auf Weiden (L.) — Düsseldorf rrh., 
Hülserbruch und Niep, nicht selten (Ulb. p. 31). 
nitens Zdd. — Forstwald Kref., Hülserbruch (Ulb. p. 31). 
+ anthracinus Klg. — W. März— April auf Wiesen. — L. an Carex 
und Gras. — 2 5‘, Taunus und Bieberer Höhe (Heyd. p. 76, 
VI, 18) — Taunus (Jaen. p. 154) — L. an Gras und Binsen, 
Beuel und Siegmdg., Juni; Bonn-Duisdorfer Wiesen (L.) 


71. Loderus Knw. 


+ palmatus Klg. — W. April— Juni auf niedrigen Wiesenpflanzen 
„Belgien“ (Lam. 1907, T. III, p. 24) — Kottenforst, 9, 28. V. 12, 
auf verkrüppelten Eichen (L.) — Frkft., Birstein, mehrere Ex. 
(Heyd. p. 75, VIl, 11) — Düsseldorf rrh., Kref. Forstw., Hülser- 
bruch, Niep (Ulb. p. 31) — Venlo, 5 2 (Oud. 1893-94, p. 139). 


Tenthrediniden-Studien 83 


+ vestigialis Klg. — W. a. niedrigen Pflanzen auf Wiesen- und 
Rasenplätzen, Mitte April Eis Ende Juni. — „Belgien“ (Lam. 
1907, T. II, p. 24) — Frkft. und Birstein, nicht selten; Mitte 


April auf Apfelbäumen in Menge (Heyd. p. 75, VII, 12) — 
Beuel, @ an blühenden Weißdornen, 28. IV. 12 (L,) — Eller, 
Kref. Forstwald, Niepbruch, häufig (Ulb. p. 31) — Venlo, % 9 
(Oud. 1893—94, p. 139). 

pratorum Fall. — W. wie vorhergehende, Mai—Juni. — Düssel- 
dorf rrh., Irh., selten (Ulb. p. 31). 


72. Sciopteryx Steph. (Eniscia Thms.). 


consobrina Klg. — W. an niedrigen Wiesenpflanzen. Mai—Juli, 
selten. — Eller, 1 Paar (Ulb. p. 31). 
costalis Klg. — W. auf Wiesen, Mai—Juni. Ziemlich selten. — 


L. auf Ranunculus acer. — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 114) — 
Orbroich (Ulb. p. 31) — St. Pieter, holl. Limb. (Oud. 1893—94, 
p. 139) Lam. 1907, T. III, p. 26. 


73. Rhogogastera Knw. 


+ pieta Klg. — W.an feuchten mit Erlen bestandenen Stellen, Mai 
bis Juli. — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 114) — Birstein, Feld- 
bergtal, Frkft., oft an Spartium scoparium (Heyd. p. 82, 46) — 
Solingen, Kref. Forstwald, nicht selten (Ulb. p. 31) — Maastricht, 
Venlo (Oud. 1893—94, p. 140) — Bonn, 9, Jnni auf Erle (L.). 


+ viridis L. — Allenthalben häufig an Gebüsch, Mai—August. — 
L. an Stellaria holostena, Ranunculus repens, Weiden, Erlen 
etc. &' ®© Kottenforst, 13. VI. 12, Wald b. Röttgen, 22. VI. 12 
auf Eichengestrüpp; Brohltal a. Weiden 21. VI. 11, Mettnich 
29. V. 12 auf Eichen (L.) — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 114) — 
cd 9, häufig, Frkft., Rödelheim, Bürgel, Feldberg i. T., König- 
stein, Hohe Mark i. T., Birstein (Heyd. p. 82, 44) — Siegmdg. 
d 9, 15. VI. 12 (L.) — Im Gebiete Kref. häufig (Ulb. p. 31) — 
Wylre, Valkenburg, Maastricht, 2 &'; Venlo, Houthem (Oud. 
1893—94, p. 140 und 1905, p. 121). 

punctatula Klg. — W.an feuchten Rasenstellen, Mai—Juli. — L. 
auf Erlen, Weiden, Eberesche. — Frkft., Falkenstein, Feldberg 
i. T. (Heyd. p. 82, 45) — Houthem (Oud. 1905, p. 121). 

Lichtwardti Knw. n. sp. — Ratingen, selten (Ulb. p. 31). 


lateralis Fbr. — W. auf niedrigen Wiesenpflanzen, Mai—Juni. — 
Frkft., Birstein (Heyd. p. 82, 47) — „Belgien“ (Lam. 1907, 
2 111.1,P»:26). 


+ aucupariae Klg. (= gibbosa Cam.) — W. wie vorhergehende. — 
Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 114, 14) — Frkft. (Heyd. p. 82, 48) 
Beuel an Weißdornblüten, 24. IV. 12; Siegmdg. 11. V. 12, 14, 

6* 


84 Nikolaus Loth: 


15. VI. 12,45, 3 ® (L.) Calcum, Eller rrh. bis Kref. Bruch, 
häufig (Ulb. p. 31) — Oud-Vroenhoven, St. Pieter, Maastricht, 
Venlo (Oud. 1893—94, p. 141). 

Langei Knw. — 19, 1 9, Kref. Forstw., Ratingen, © (Ulb. p. 31). 


74. Tenthredopsis Costa (Thomsonia Knw., Perineura Thms., Andre ex p.) 


Thomsoni Knw. — W. auf Wiesen, Mai — Juni. — „Belgien“ 
(Lam. 1907, T. Il, p. 27) — Kreuznach a. d. Nahe, Frkit., 
Birstein i. Vogelsberg (Heyd. p. 82, 50) — Im Gebiete Krefeld 
nicht selten (Ulb. p. 31) — Houthem, Meerssen, Bunde, Venlo, 
Q Sg (Oud. 1893—94, p. 141 und 1905, p. 121). 


u var. concolor Knw. — Mehrere mal, Brohltal, Kottenforst 
(L.) — (Ulb. p. 32). 
-ı Variatio, Zwischenstufe zwischen concolor u. varia Gmel. 


von Herrn Dr. Enslin in Fürth bestimmt. Ich fing sie 
Anfang Juli 1911 i. Kottenforst auf einer Lonicera capri- 
folium-Blüte und überließ sie Herrn Dr. Enslin zur Bear- 
beitung. — Krefeld (Ulb. 1. c.) Daselbst noch folgende 
Variationen: 

var. nigriceps Knw., var. cerasi L., var. cordata Geoff. 
var. calignosa Steph.. var. varia Gmel. 

var. microcephala Lep., 2 9, Frkft., Mitte Mai, Königstein, 
Anf. Juni (Heyd. 1. c.). 

var. femoralis Steph., 2 9, Birstein i. T. (Heyd.l.c.) — 
Meerssen, Venlo 3 (Oud.|. c.). 

var. cordata Fourcr. — Rothenfels b. Kreuznach a, d. Nahe, 
nur Q@, 19. Mai; Frkft., Soden, Anf. Juni (Heyd.l. c.). 

var. calignosa Cam., 9, 8. VI. „in der Tanne“ b. Frankft. 
(Heyd.l. c). 

nassata L. W. auf Linden, Mai— Juni. — Im Taunus; 1 ©, König- 
stein; ©, Birstein, Soden, Königstein, Falkenstein i. T. (Heyd. 
p. 82, 49) — Kref. Forstwald und Bruch, selten (Ulb. p. 32) — 
Houthem (Oud. 1905, p. 121). 

Raddatzi Knw. — Nach Andre, 1882, T. 1], p. 52* synonym zu 
nassata L. — Eller, Neuß, Calcum b. Düsseldorf, Ratingen, 
Krefeld. Daselbst auch folgende Variationen von Ulbricht gef.: 

var. dorsata Knw., 9; var. inornata Knw., 9; var. sag- 

maria Knw. 9; var. indocilis Kuw., f (Ulb. p. 32) — 

Letztere auch b. Bunde, holl. Limb. (Oud. 1893-94, p. 142). 

+ dorsalis Lep. — W. Mai—Juni, auf Birken und Salix caprea. — 
©, Brohlthal, 21. VI. 11.(L) 2 ©, Frkft: und Feldbere'i. T. 
(Heyd. p. 83, 58) — Im ganzen Gebiete Krefeld nicht selten 

(Ulb. p. 32) — von Heyden führt noch eine Varietät „ganz 

gelb“ an, Frkit., auf Salix caprea, Birstein, wahrscheinlich die 


Tenthrediniden-Studien 85 


von Konow bestimmte und von Ulbricht I. c. erwähnte: 
var. diluta Knw., Krefeld. 


+ sordida Klg. — Im Gebiete Frkfts., Birstein i. T. von Mitte Mai 
bis Mitte Juni, Soden (Heyd. p. 83, 55) — Im Krefelder Gebiet 
noch häufiger wie die vorige (Ulb. p. 32) — Beuel, auf Wiesen- * 


distel und in Ranunculus-Blüten, Mai—Juni häufg (L.) — Maas- 
tricht (Oud. 1893—94, p. 142). 
dubia Knw. — 1 9, Niederbruch b. Kref. (Ulb. p. 32 u. 34). 

—+ pavida Fbr. — W. Mai—Juni. — Kottenforst, 2 am 15. VI. 12 an 
Lonicera caprifolium (L.) — Taunus, Crontal, Königstein, 
Falkenstein (Heyd. p. 83, 59) Solingen (Ulb. p. 32). 

elegans Knw. — Neuß (Ulb. p. 32). 

gibberosa Knw. — W. Ende Mai, Eller, Neuß, Kref. Forstwald 
und Bruch (Ulb. p. 32) — Roermond (Oud. 1905, p. 21). 

fenestrata Knw. 5, Eller (Ulb. p. 32). 

—+ scutellaris Pz. — W. Anf. Juni, Juli auf niedrigen Wiesenpflanzen. 
L. auf verschiedenen Gräsern, Artimisia campestris. — Kotten- 
forst, 5 (L.) — 9, Frkft., Feldberg u. Königstein i. T. (Heyd. 
p. 83, 54) — Siegmdg., J' 9, auf Sauerampfer, 30. V. 12 (L.) 
Solingen (Ulb. p. 32) — St. Pieter, Venlo, holl. Limb. (Oud. 
1893—94, p. 142). 

Franki Knw. — ©‘, Ratingen und Niederrhein (Ulb. p. 32). 

Coqueberti Klg. — W. auf Wiesenpflanzen, Mai—Juni. — Birken- 
feld (Tischb. 1852, p. 106) — d' %, Birstein, Feldberg i.T. 
(Heyd. p. 82, 52) — Krefelder Gebiet häufig (Ulb. p. 32) — 
Venlo, © (Oud. 1893—94, p. 143) — Lam. 1882, T. Ill, p. 27. 

stigma Fbr. — W. auf Wiesen, Mai und Juni. — „Bei Birkenfeld 
die gemeinste aller Wespen“ (Tischb. 1852, p. 106) — 1%, 
Soden (Heyd. p. 82, 51). 

excisa Thms. — W. auf Wiesen, Mai—Juni. — 1 g', Frkft. (Heyd. 
p. 83, 57) — Calcum b. Düsseldorf, Solingen, Düsseldorf rrh., 
nicht häufig (Ulb. p. 32). 

var. binofata Knw. An den genannten Orten. 

tessallata Klg. — W.an Umbelliferen, Mai—Juni. — Birkenfeld 
(Tischb. 1852, p. 106) — Frkft., Altenhain i. T., Königstein, 
Birstein (Heyd. p. 83, 56) Eller, selten (Ulb. p. 32). 

spreta Lep., 2 W.b. Calcum (Ulb. p. 32). 

Thornleyi Knw. — 1 c', Ratingen (Ulb.p. 32). 

Schmiedeknechti Knw. — In Knws. „Addenda“ — Eller, Calcum, 
Ratingen (Ulb. p. 32). 

pallida Knw. — W. im Mai, Calcum, Eller (Ulb. p. 32). 

75. Perineura Htg. (— Synairema Htg.) 

+ rubi Pz. — W. Mitte Mai a. Gebüsch — 9, Frkft., Falkenstein, 

d (Heyd. p. 82, 42) — 9, 31. V. 12 auf Pappel, Siegmdg (L.). 


86 Nikolaus Loth: 


dualis Först. — W.im Juni. — Aach. (Först. 1844, p. 287). 


76. Pachyprotasis Atg. 
discolor Klg. — W. Düsseldorf, Krefeld, Ratingen, selten (Ulb. 
p. 31 sub Rhogogastera). 

+ simulans Klg. — W. auf niedrigen Eschen; bei Zimmerzucht 
schon Ende April. — L.im September a. Solidago virgaurea. 
Aachen (Kalt. 1874. p. 431, 36) — Ende Juni, Kottenforst, 
Witterschlick (L.). 

—+ variegata Klg. — W. a. Buchen, Mai—Juli. — Birkenfeld (Tischb. 
1846, p. 114) — 2 © Cronberg, Feldbergtal (Heyd. p. 80, 11) — 
Eller, Niepbruch b. Kref., selten (Ulb. p. 32) Houthem (Oud. 
1905, p. 121) — Bonn, Anf. Mai a. Weiden (L.). 

+ antennata Klg. — W. Mai—Juli auf Gesträuch und Umbelliferen 
an feuchten Stellen. — Siegmdg., 11. August 1911 (L.) — 
Eller, Ratingen, Neuß, Niepbruch (Gerdessen-Meiderich), selten 
(Ulb. p. 32) — Houthem (Oud. 1905, p. 121). — Die bis jetzt 
unbekannte L. fand ich am 16. X. 1911 erwachsen an Circea 
lutetiana im Melbtal bei Bonn. Sie nagt von der Unterseite 
her längliche Löcher in die Blätter dieser Pflanze. Das erste 
Lebensstadium der L. kenne ich nicht. Die L. hat 22 Beine 
und gleicht erwachsen der L. der Poicilosoma luteola so sehr, 
daß ich sie für eine solche hielt. Sie ging zur Überwinterung 
am 17.X.11. etwa 2 cm tief in die Erde, worin sie als L. 
ohne Cocon in einer ausgeglätteten Höhle bis zum 14. April 
1912 lag. Dann verpuppte sie sich und lieferte am 27. April 
eine weibliche Wespe. Diese verzehrt gern Bienenhonig und 
benagt die Blätter der Circea lutetiana.. Am 7. V. verendete 
die Wespe ohne für Fortpflanzung gesorgt zu haben. Die 
Art ist sehr selten und ich fand die L. bis jetzt nicht wieder. 

rapae L.. — W. Mai bis Juni. — L. Aug. bis Sept. auf Solidago 
virgaurea und anderen niedrigen Pflanzen. — Birkenfeld 
(Tischb. 1846, p. 114) — g' 9, Frkft. häufig, Falkensteiu, Soden, 
Königstein (Heyd. p. 80, 12) — Frkft. (Jaen. p. 153) Krefelder 
Gebiet, sehr häufig (Ulb. p. 32) — Venlo, 5; Houthem, St. 
Pieter (Oud. 1893—94, p. 143) — Bonn, J' im Juni (L.). 
77. Macrophya Dhlb. (Encarsioneura). 

—+ rustica L. — W. Juni, Juli auf Umbelliferen. — 24. VI. 11 9 bei 
Burgbrohl; Juni 1912 Kottenforst (L.) — Frkft., auf Euphorbia- 
Blüten, 5 ® häufig; Birstein i. T., nicht selten (Heyd. p. 80, 13). 
Im ganzen niederrh. Gebiet nicht selten (Ulb. p. 33) — Houthem, 
Venlo, © (Oud. 1893— 94, p. 143). 

rufipes L. — W. im Mai bis Juni auf Gehölz. — Birkenfeld 
(Tischb. 1846, p. 114) Frkft., Mitte Aug. 1 g’ (Heyd. p. 80, 14) 


Tenthrediniden-Studien 87 


Neuß, 1 Paar (Ulb. p. 33) — Houthem, 5 2 (Oud. 1893-94, p. 143). 
+ haematopus Fbr. — W. Mai—Juni an Haselnußstauden. — <, 
Kottenforst b. Bonn, 22. VI. 12 (L.) — Birkenfeld (Tischb. 1852 
p- 105 u. p. 138, 9) — 9 Frkft. (Heyd. p. 80, 18) — Ratingen, 
Eller, Neuß {Ulb. p. 33) — Venlo, 5 (Oud. 1893—94, p. 144). 
militaris Klg. — Juni, Juli auf Gebüsch. — 2 9, Frkft. (Heyd. 
p. 81, 24) — Kref. Forstwald, 6 2 (Ulb. p. 33) — 5 zum ersten 
Male beschrieben von Enslin, 1910, p. 490, 30 u. 31. 
IV-maculata Fbr. — W. auf Ahorn, Mai—Juli. — Herrstein, (Tischb. 
1852, p. 105) — Frkft.; 3 5‘, 2 Soden auf Lonicera caprifolium 
(Heyd. p. 80, 19) — Ratingen, Eller, Düsseldorf Irh., selten 
(Ulb. p. 32) — Houthem (Oud. 1893—94, p. 144). 


’ 


punctum-album L. — W. Mai u. Juni an Fraxinus. L.an Esche 
und Rainweide (Ligustrum vulgare). — Aach. W. u. L. zahlreich 
(Kalt. 1874, p. 432, 39) — Birstein i. T. (Heyd. p. 80, 15) — 


Eller, 1 © (Ulb. p. 33). 
+ ribis Schrk. — W. im Garten, Mai bis Juli. — L. auf Stachel- 
und Johannisbeersträuchern, schädlich, — Mettnichh, © d, 
17. VI. 1911 (L.) Frkft. auf Sambucus nigra, Birstein (Heyd. 
p. 80, 21) — Düsseldorf, Hülserbruch (Ulb. p. 32) — Bonn i. Juni (L.). 
carinthiaca Klg. — 1 g', Soden, Mitte Juni (Heyd. p. 80, 16) — 
Houthem (Oud. 1893—94, p. 145). 
crassula Klg. — 2 9, Frkft. auf Corylus, Juni (Heyd. p. 81, 26). 


—+- albieincta Schrk. — W. zahlr. in Gärten und Gehölz, Mai—Juni. 
L. auf Sambucus nigra. — Aach. (Kalt. 1874, p. 298, 13) — 
Kottenforst b. Bonn, 5° 9, Ippendorf, Melbtal (L) — g' 9, 
Frkft., Soden, Wiesbaden, Birstein i. T. häufig (Heyd. p. 80, 20) 
Siegmdg. auf Ranunculus-Blüten, 21. V.12, 5’ zahlreich. Ein 
abnorm kleines 5, Aug. 1911, Siegmdg., bestimmt von Dr. 
Enslin (L.). — Düsseldorf Irh., Hülserbruch (Ulb. p. 32) — 
Venlo, Houthem, 5 2 (Oud. 1893—94, p. 145 u. 1905, p. 121). 


+ AX//-punctata L. — W. Mai—Juni an feuchten Plätzen. — L. auf 
Erlen. — Kottenforst, Melbtal, Röttgen, , 22. VI. 12 (L.) — 
Bertrich, Kr. Kochem, Juni 1911 (L.) — Birkenfeld (Tischb. 
1852, 'p: 105) :— Frkit., 1, 5,’ Lorsbacher Tal 'i. T.: 1 2 (Heyd. 
p- 80, 7) — Taunus, nicht selten. — Am Niederrhein häufig 
(Ulb. p. 32) — Venlo, 4 9, S' (Oud. 1893—94, p. 145). 

blanda Fbr. — W. auf Blumen und Gebüsch, Mai bis Juli. — 
1 5 Birstein (Heyd. p. 80, 22) — Kref. Forstwald und Hülser- 
bruch (Ulb. p. 33) — Venlo, 2 (Oud. 1893—94, p. 145) — Lam. 
1907,.7. IL-p. 34, 2. 


Venlo, ©; St. Pieter, holl. Limb. (Oud. 1893—94, p. 144) — 


88 


Nikolaus Loth: 


+ neglecta Klg. — W. auf Blüten u. Sträuchern, Juni bis Juli. 


d im Kottenforst b. Bonn (L.) — Birkenfeld (Tischb. 1852, 
p. 105) — Umgebung Frankfurts (Jaen. p. 153) — Soden, 9, 
einzeln (Heyd. p. 81, 23). Im ganzen Gebiete des Niederrheins 
nicht selten (Ülb. p. 33) — Valkenburg, 5 (Oud. 1893—94, 
p. 145) — Houthem, St. Pieter, Venlo, Bunde holl. Limb. (Oud. 


1905, p. 121). 


78. Encarsineura Knw. 


(+) Sturmiüi Klg. — W.an feuchten Stellen und in Schluchten. — L. 


auf Impatieus noli me tangere, Juli—September. — Aach. und 
Bensberg, / ®© (Kalt. 1874, p. 83) — L. in schattigem Wiesen- 
graben, Aug., Mettnich (L.) — 1 J, Kreuznach a. d. Nahe 


(Heyd. p. 81, 25) — Eller, Calcum, Solingen (Ulb. p. 33). 


79. Allantus Jur. 


+ maculatus Fourer. — W. auf Blumen im Gehölz, Mai —Juli. — 


Kottenforst, häufig (L) — Bingen (Heyd. p. 83, 60) — Maas- 
tricht, Venlo, 2 (Oud. 1893—94, p. 146). 


(+) femulus Scop. (Tenthredo bicincta L) — W. wie die vorher- 
gehende. — Bertrich, Kr. Kochem, Juli, / 2 (L) — In.der 
ganzen Umgebung Frankfurts (Jaen. p. 153). — Soden, © auf 


Euphorbia-Blüten, Crontal, Birstein (Heyd. p. 83, 61) — Calcum 
b. Düsseldorf, Ratingen, Solingen, Kref. Forstwald und Bruch 
(Ulb. p. 33) Meerssen, Maastricht, Venlo 5 % (Oud. 1893—94, 
p. 146). 


Rossii Pz. — W. an Blüten auf Wiesen und Rasenplätzen; Mai 


bis Juli. — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 114, 7) — 2 9, Rhein- 
gau u. Sauertal b. Bingen (Heyd. p. 81, 27). Düsseldorf rrh., 
1 c' (Ulb. p. 33) — Houthem, 2 (Oud. 1893—94, p. 146). 


+ vespa Rtz. — W. auf Umbelliferen, Aug. — L. auf Viburnum 


opulus, Lonicera caprifolium, Jasminum, Fraxinus, Symphori- 
carpus racemosus und jungen Eschen, Aug., September. — 
Aach. (Kalt. 1874, p. 394) — Mettnich, Mühlfeld, Primstal (L.) 
Herrstein (Tischb. 1852, p. 105) — ®, Birstein, Königstein i. T. 
an Acer campestris; Schmitte b. Gießen (Heyd. p. 81, 29) — 
Siegmdg., Ende Juli (L.) — Houthem, Oud-Vroenhoven, Venlo, 
9 &, holl. Limb. (Oud. 1893 — 94, p. 146) — Düsseldorf, 
Solingen, Kref. Forstwald und Bruch (Ulb. p. 33). 


+ scrophulariae L. — W. auf Umbelliferen auf Wiesen und Bergab- 


hängen, Juni, Juli. 1911 fand ich sie noch im August und 
September zahlreich. Die Wespen sind sehr träge, so dab 
man sie mit der Hand fassen kann, ohne daß sie sich an- 
schicken wegzufliegen. — L. an Scrophularia nodosa und Ver- 
bascum nigrum, Aug. bis Oktober. — Aach. (Kalt. 1874, p. 462) 


Tenthrediniden-Studien 89 


Kottenforst, Mettnich (L.) — Frkft., Birstein i. T. (Heyd. p. 81, 36) 
Im ganzen niederrh. Gebiet häufig (Ulb. p. 33) — Meerssen, 
St. Pieter, Oud-Vroenhoven, Bunde, Nuth, holl. Limb. (Oud. 
1893—94, p. 147) — Bonn-Melbtal (L.). 


+ /V-einetus Thms. — W. Birkenfeld (Tischb. 1852, p. 105 und 1846, 
p. 114) — 9 u. 9, Aug. auf Umbelliferen, Mettnich, Mühlfeld, 
Primstal, Siegmdg.. 2 J, Juli (L.). 

+ marginellus Fbr. — W. Aachen (Först. 1844, p. 288) — Mettnich, 
Primstal, Ende Juli und Aug. auf Umbelliferen und Scapiosen- 
Blüten, häufig (L.) — Frkft., Ende Aug., Auerbach a. d. Berg- 
straße auf Eringium (Heyd. p. 81, 33) — Taunus (Jaen.) — 
Beuel und Siegmdg., häufig (L.) — Venlo, 2 5 (Oud. 1893-94, 
p. 147). 

+ omissus Först. — W. auf Umbelliferen, Juni bis Sept., häufig. 
Aach., g' 2 in copula (Först. 1844, p. 289) Beuel 2 (L.) — 
Frkit. und Birstein (Heyd. p. 81, 32) — Eller, Solingen, Rhein- 
ufer b. Kref. und Forstwald (Ulb. p. 33) — Bunde, Venlo, 5% 9 
(Oud. 1893—94, p. 147) — „Varietäten mit aufgelösten Binden“ 
Frkft. (Heyd. 1. c.). 

cingulum Klg. — W.1 <&, 3 © Anf. Aug. auf Waldblumen, Soden 
(Heyd. p. 81, 30) — Venlo (Oud. 1893—94, p. 147). 

+ fasciatus Scop. — W. auf Wiesenblumen, Juni u. Juli. — Birken- 
feld (Tischb. 1848, p. 105) — Sodener Wald, Birstein i. T. 
(Heyd. p. 81, 31) — Siegmdg. (L.) — Solingen, Ratingen, Neuß, 
Kref. Forstwald (Ulb. p. 33). 

—+ Köhleri Klg. — W. auf Wiesenblumen, besonders Umbelliferen, 
Juni und Juli. — 1 © Mühlfeld, Prinistal (L) — 1 © Ober- 
ursel im Vogelsberg (Heyd. p. 81, 28) — 1 9, Siebengebirge (L.). 

Schäfferi Klg. — W., Birkenfeld (Tischb. 1852, p. 105) Juni, Aug., 
1 g,, Frkft. (Heyd. p. 81, 34). 
+ areuatus Först. — W. Juli u. Aug. auf Wiesenblumen. — L. 
D auf Lotus corniculatus. Sehr verbreitet. — Brohltal Z 9; 
Juni 1911, Mettnich, Mühlfeld, Primstal, J % (L) — 
Herrstein (Tischb. 1846, p. 114, 7) — Frkft. Birstein, Hohe 
Mark i. T. (Heyd. p. 81, 37). — Im ganzen niederrhein. Gebiet 
gemein (Ulb. p. 33) — Holl. Limb., Valkenburg, Houthem, 
Maastricht, Bunde, Nuth, Venlo, 5 2 (Oud. 1893—94, p. 148) 
og 2 im ganzen Gebiete Bonns nicht selten (L.). 
flaviceps Fourcr. — W. Anf. Juni. — L. verzehrt Ende Sept. die 
gelben Blümchen des Hasenohrs (Bupleurum faleatum) und die 
oberen weichen Blätter. — Aach. (Kalt. p. 1874, p. 274) — 
Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 114). 
amoenus Gr. — Solingen, Eller, selten (Ulb. p. 33). 


90 Nikolaus Loth: 


80. Tenthredo L. 

rufoventris Fbr. — W. Juni u. Aug. auf Gebüsch und Gesträuch. 
L. auf Weiden, Erlen, Spiraea almaria, Pteris aquilina. — Birken- 
feld (Tischb. 1846, 114) — 1 9, Birstein, 1 2, Ems (Heyd. 
p. 83, 69) — Houthem (Oud. 1905, p. 121). 

coryli Pz., (5 intermedia Klg.) — W. auf Haselgebüsch und an 
Euphorbia, Mai—Juli. — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 114) — 
Frkft., Crontal, Königstein, Langenheim i. T., Birstein, beide 
Geschlechter stets auf Euphorbia (Heyd. p. 84, 70) — Ratingen, 
Neuß, (Ulb. p. 34, solitaria Scop.). 

velox Fbr. — W.an feuchten Stellen mit Sträucherbestand, Aug. 

var. simplex D. F. — Düsseldorf rrh., selten (Ulb. p. 34). 

monilitia Klg. — W. Mai— Juni. — Birkenfeld (Tischb. 1852, 
p. 106) — 2 © von Frkft. und Birstein (Heyd. p. 83, 65). 

Lachlaniana Cam. (nicht var von moniliata, wie Ulbricht an- 
nimmt, p. 34, 4. Z. v. oben). — Calcum .1 5 (Ulb. 1. c.). 


Lichwardti Knw. — Konow führt die Art nur unter Rhogo- 
gastera an. — 1 Pärchen Ende Juni, Hülserbruch Z von 
Ulb. p. 33 beschrieben. 

rufipes Klg. — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 114) — Calcum 
(Ulb. p. 33). 


+ atra L. — W. an Wasserrändern auf Weiden und Erlen, Mai bis 
Juli. L. an der Blattunterseite eingerollt, auf Salix viminalis, 
Erle, Mentha aquatica, Lamium album etc. — %, Kottenforst, 
Q, Coblenz (L.) — Frkft., nicht selten (Jaen. p. 153) 2 Z’ Mitte 
Aug., Friedberg, Ende Aug. Hofheim; © häufiger: Lorsbach, 
Bürgel, Wiesbaden, Soden (Heyd. p. 83, 64) — Am Niederrhein 
überall häufig (Ulb. p. 33) — Maastricht, Houthem, St. Pieter, 
Bunde holl. Limb. (Oud. 1893—94, p. 148). 


-+ colon Klg. — W. Juni und Juli, an schattigen Stellen. — L. an 
Circaea lutetiana und Epilobium angustifolium, Juli—Okt. — 
Aach. (Kalt. 1874, p. 251, 5) Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 114) — 
Calcum, 1 © (Ulb. p. 33) — Maastricht. © (Oud. 1893—94, 


p. 149) — Bonn, 10. X. 1911 (L.) Lam. 1907, T, III, p. 21). 


+ Zivida L. — W. Mai—Aug. auf Gebüsch, Blüten der Brombeer- 
sträucher. — L. an Viburnum, Corylus, Sorbus, Salix, Rosa. — 
Kottenforst (L.) — Birkenfeld (Tischb. 1852, p. 106) — Bürgel, 
Feldberg i. T., Frkft. (Heyd. p. 83, 63). — Am Niederrhein 
überall auf Gebüsch häufig (Ulb. p. 33) — Houthem, Oud- 
Vroenhoven, Z' 9; St. Pieter, S' 9; Maastricht 9; Venlo, J' 2. 
An den 3 letzten Orten d. 

var. maura Fbr. (Oud. 1893—94, p. 149 u. 1905, p. 121). 


Tenthrediniden-Studien 9] 


+ fagi Pz. — W. auf Blumen an Gehölzrändern, Mai—Juli. — L. 
Sorbus aucuparia. — Frkft. (Heyd. p. 84, 72) — Neuß, Forstw. 
und Hülserbruch b. Krefeld, nicht selten (Ulb. p. 33) — Maas- 


tricht (Oud. 1893—94, p. 149) — Bonn-Venusberg, 2 mehr- 
mals (L.). 

bipunctula Klg. — W. an feuchten Stellen mit Laubholzbestand, 
Juni, Aug. — Birkenfeld (Tischb. 1852, p. 106) — Calcum, 
Rheinufer b. Kref., selten (Ulb. p. 33). 

mandibularis Pz. — W. an Gewässern, Mai— Juli. — L. auf 


Petasites und Tussilago Farfara, Aug. bis Okt. — Solingen, 
Orbroich, Ratingen (Ulb. p. 34). 

procera Klg. — W. Mai—Juni. — L. auf Symphytum officinale, 
Petasites officinalis, Juli und Aug. — Eller, Kref. Rheinufer, 
selten (Ulb. p. 33). 

+ mesomelaena L. — W. auf Gehölz und Wiesenpflanzen, Mai und 
Juni. L. an Polygonum, Veronika, Artium Lappa, Sept.—Okt. 
Kottenforst, 21. V. 11; Leacher See, 25. VI. 11; Burgbrohl, 
& 2; Bertrich, Anf. Juni (L.) — Birkenfeld (Tischb. 1846, 
p. 114) — Frkft. (Jaen. p. 153) — Taunus, Soden, Feldberg, 
Birstein (Heyd. p. 84, 73) — Am Niederrhein häufig (Ulb. p. 34) 
Holl. Limb.: Meerssen, Nuth, Venlo, 5 %; Houthem (Oud. 
1893—94, p. 150 und 1905, p. 121). 

olivacea Htg. — Birkenfeld (Tischb. 1846, p. 114) — 1 g', Ende 
Maiskeldberetal ie; 17,9, Birstein. i: 'T. ‚(Heyd. p.'84, 71); = 
Houthem (Oud. 1905, p. 121). 

obscura Pz. — Calcum, Ratingen, Kref. Forstwald, (Ulb. p. 33). 

+ /lava Scop. — W.auf Gehölz und Wiesen, Mai—Juli. — L. auf 
Aegopodium podagraria. — &' %, Kottenforst, 20. Vl. 12 (L.) 
Frkft., Wiesbaden, Birstein, Bürgel i. T., 5 @© (Heyd. p. 83, 62) 
Kref., nicht selten (Ulb. p. 34) — Holl. Limb.: Meerssen, Houthem, 
Nuth, Venlo, 2 g' (Oud. 1893—94, p. 150 und 1905, p. 121). 

+ maculata Geoffr. — Kottenfort, 2, Juni (L.) — Calcum, Ratingen, 
Eller, Kref. Forstwald und Hülserbruch (Ulb. p. 34). Für Calcum, 
Eller, Neuß bis Kref. Forstwald und Hülserbruch führt Ulbricht 
p. 34 die von Konow nicht genannte Art nebst Variationen an: 

ferruginea Schrk.; var. rufiventris Pz.; var. lacticincta Steph. 


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92 Nikolaus Loth: 


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Tenthrediniden-Studien 93 


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Kaltenbach, J. H., Die Pflanzenfeinde aus der Klasse der Insekten, 
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VI, 1814, p. 45—62; VII, 1816, p. 120 f.; VIII, 1818, p, 42-84; 
p. 110—116; p. 179—219; p. 273—307. 
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— — Versuch einer Darstellung der Familien und Arten der 
Blattwespen-Gattung Cimbex Fbr., in: Verhandl, d. naturf. 
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Konow, F. W., Bemerkungen über Blattwespen, in: Deutsche entom. 
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1899, 25. Jahrgang, No. 23, p. 359 —366. 
— — Neuer Beitrag zur Synonymie der Tenthredinidae, in: Wiener 
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— — Revision der Nematiden-Gattung Pontania Costa, in: Zeit- 
schrift f. Hymnnopt. und Dipt., Teschend, 1901, 1. Jahrgang, 
Ze fit pre Orr 
— — Die Nematiden-Gattung Pristiphora Ltr. (Hymenoptera, Ten- 
thredinidae), soweit dieselbe bisher aus der palaearktischen 
Zone bekannt ist, in: Ann. Mus. Zool. Acad. Sc. St. P&ters- 
bourg, 1902, T. 7, p. 161—187. 
— — Neue Tenthrediniden, in: Zeitschr. f. syst. Hymenopt u. Dipt,, 
Jahrg. 3, 1903, p. 145— 153. 
— — Revision der Nematiden-Gattung Pteronus Jur., in: Zeitschr. 
für Syst. Hymenopt. u. Dipt., Jahrg. 3, 1903—04, p. 305-315, 
und p. 366—376 und 1904, p. 33—44. 
_ — Ein neues Tenthrediniden-Genus, in: Zeitschrift für Syst. 
Hymenopt. u. Dipt., 1904, Jahrg. 4, p. 3—4. 
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Zeitschr. syst. Hymenopt. u. Dipt., 1904, Jahrg. 4, p. 193-208 
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94 Nikolaus Loth: 


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Tenthrediniden-Studien 95 


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Schlechtendal, D. von, Über Sclandria coronata Klg., in: Allg. Zeit- 
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in: Allg. Zeitschr. f. Ent.; Neudamm 1901, 6. Bd., No. 10, 
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analytisch bearbeitet; Tenthred.. Jena, 1907. 
Tischbein, Oberförster, Hymenopterologische Beiträge. A. Blatt- und 
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— — Verzeichnis der in den Fürstentümern Lübeck und Birken- 
feld von mir bisher aufgefundenen Blattwespen. Ent. Zeit. 
Stettin, 1846, p. 755—80 und p. 113—115. 
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Taschenberg, E.L., Schlüssel zum Bestimmen unserer heim. Blatt- u. 
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— — Naturgeschichte der wirbellosen Tiere, 18. 
_ — Die dem Wein- und Obstbau schädlichen Insekten, in: Ver- 
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Kollegiums, Königsberg, 1859. 


es — — 


96 [Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVIN, Jahrgang 1913.) 


Ein Beitrag zur märkischen Libellenfauna. 


Von 
M. Pauly, Berlin. 


Im Anschluß an die Arbeiten von Schirmer (d. Z. 55, p. 133) 
und Le Roy (d. Z. 56, p. 105) möchte ich hier einige Ergänzungen aus 
dem Fangergebnis dieses Jahres und eine für das Gebiet neue Art 
bekannt geben. 


Libellula IV-maculata L.: Strausberg, Eberswalde. 

Libellula depressa L.: Strausberg sehr häufig, Eberswalde. 

Somatochlora metallica Vanderl.: Strausberg, beide Geschlechter schon 
im Juni! 

Anax parthenope Sel.: 1 9, 7. 6. Eberswalde (Großer Stadtsee). 

Aeschna cyanea Müll.: Finkenkrug. 

Erythromma najas Hansen: Eberswalde sehr häufig. 

Agrion pulchellum Vanderl.: Strausberg sehr häufig. 

Agrion mercuriale Charp.:- 1 g', Strausberg im Mai. 

Agrion ornatum Sel.: 1 9, 5. 7. Strausberg, neu für Brandenburg! 


Eine interessante Konvergenserscheinung 
bei küstenbewohnenden Cicindelen. 


Von 
Dr. Paul Schulze. 


Als einziges sicheres Merkmal von Cicindela hybrida maritima Latr. 
gegenüber den übrigen hydrida-Rassen gilt die merkwürdige Beschaffenheit 
der häutigen Flügel, auf die zuerst von Bischoff (d. Z. 54, p. 216) hinge- 
wiesen wurde. Die Alae sind nämlich dünn, etwas milchig und die Adern 
ganz durchscheinend. Die Annahme liegt nahe, daß diese Erscheinung 
auf den Einfluß der okologischen Verhältnisse am Meeresstrand zurück- 
zuführen sei. Sehr interessant war mir aus diesem Grunde die Tatsache, 
daß Zurymorpha cyanipes Hope, eine Cicindele, die von Deutsch-Süd- 
West-Afrika bis Angola nur an der Küste vorkommt und sich dort nach 
einer frdl. Mitteilung von Herrn Dr. Horn auch auf Fischleichen setzt, 
Flügel von derselben hinfälligen Beschaffenheit aufweist wie C. maritima. 


— 


[Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVIII, Jahrgang 1913.) 97 


Ein Falter von Lasiocampa quercus sicula Stgr. 
aus verletzter Raupe. 


Von 
R. Heinrich, Charlottenburg. 


Mit 4 Abbildungen. 


Im Winter 1912/14 beschäftigte ich mich mit der Zucht von Zasio- 
campa quercus sicula Stgr. Die Raupen gingen alle gleichmäßig voran 
und waren ungefähr halb erwachsen, als mir eines Morgens beim Futter- 
wechsel das Unglück begegnete, eine Raupe etwa in der Mitte seitlich 
zu verletzen. Ich wollte einen trockenen Epheustengel mit der Scheere 
abschneiden; beim Schließen der Scheere hat meine Hand oder die Raupe 
eine unvorhergesehene Bewegung gemacht und das Unglück war ge- 
schehen. Die Raupe wurde von der Scheere seitlich erfaßt und erlitt 
eine Hautwunde, aus der sofort die grüne Körperflüssigkeit in großer 
Menge sich entleerte. Auf Fließpapier gelegt, gewährte sie sehr bald 
den Eindruck einer toten Raupe, indem sie keinerlei Bewegungen mehr 
machte und mit einem Streichholz wie ein Taschenmesser zusammen- 
geklappt werden konnte. Sie blieb auf dem Papiere liegen und ich begab 
mich in mein Bureau. Wie erstaunte ich, als ich abends fand, daß die 
Raupe ihre zusammengeklappte Lage verändert, also wiederum Eigen- 
bewegungen gezeigt hatte. Ich untersuchte die Raupe vorsichtig und 
stellte fest, daß sie noch lebte und auf Reizungen, auch weiterhin mit 
Eigenbewegungen antwortete. Ich setzte sie daher von ihren Geschwistern 
getrennt in ein besonderes Gefäß und versah sie mit Futter. Am anderen 
Morgen hatte ich die Freude, feststellen zu können, daß das Tierchen 
wieder fraß. Die Raupe, welche früher eine der wohlgenährtesten ge- 
wesen war, blieb von jetzt ab in Größe dauernd hinter ihren Genossen 
zurück, wuchs aber bis zur Größe eines normalen männlichen Exemplars 
heran und lieferte einen dieser Größe entsprechenden normalen Cocon, 
wozu sie allerdings reichlich 14 Tage mehr Zeit gebrauchte als die letzte 
der übrigen Raupen. Die Puppe wurde zur genauen Beobachtung des 
weiteren Verlaufs von den übrigen getrennt gehalten. 

Das Ergebnis der Zucht war insoweit ein günstiges, als alle 13 
Raupen Puppen ergeben. Aber das Schlüpfen der Falter ließ zu wünschen 
übrig. Zur Zeit haben noch 7 Puppen den Falter nicht entlassen, werden 
also entweder abgestorben sein, oder überliegen. Von den geschlüpften 
6 Faltern sind geschlüpft 3 normale 22 am 27. 5., 30. 5. und 21. 6.; 
ferner Ende Mai bezw. anfangs Juni 2 verkrüppelte 29. Aus der 
isolierten Puppe, welche der Größe nach ein 5’ hätte ergeben sollen, 

7 


98 R. Heinrich: 


schlüpfte gleichfalls ein 2 am 15. 6., das außer in der Größe auch noch 
in einigen anderen Punkten von normalen Stücken abweicht. Die weiteren - 
Ausführungen hierüber überlasse 
ich der berufenen Feder des Herrn 
Dr. Paul Schulze. Ich will noch 
hinzufügen, daß — wie die Schlüpf- 
daten beweisen — die Ent- 
wickelungsstörung, welche das ver- 
letzte Tier erlitten hat, nur das 
Raupendasein beeinflußt zu haben 
scheint, während hinsichtlich der 
Entwickelung der Puppe zum Falter 
das Individuum eine Verzögerung 
der Entwickelung nicht erlitten zu haben bezw. die im Raupenstadium 
erlittene Verzögerung im Puppenstadium wieder ganz oder zum Teil 
eingeholt zu haben 
scheint. Dieser gün- 
stige Verlauf einer 
Zucht aus verletzter 
Raupe ist der erste, 
den ich in meiner 
Praxis konstatieren 
kann. Ich habe sie in 
vielen Fällen ver- 
sucht, aber immer 
gingen die Raupen, 
selbst wenn sie nach 
der Verwundung 
noch längere Zeit 
lebten, vor der Ver- 
puppung ein, so blieb 
z. B. eine erwachsene Raupe von @. quercifolia L. nach der Verletzung 
noch 14 Tage am Leben und zwar ohne zu fressen und ohne ihren Sitz 
am Stengel zu verändern. 


Fig 1 


Das mir von Herrn Heinrich übergebene Exemplar habe ich in 
Fig. 1 photographiert und neben einem normalen © (Fig. 2) aus derselben 
Zucht abgebildet. Im Vergleich mit diesen fällt es sofort dadurch auf, 
daß es in seiner Flügelspannung um !/, hinter der normalen zurückbleibt 
und daß die Hinterflügel weit matter gefärbt sind. Auf der linken Seite 
befindet sich auf beiden Flügeln an korrespondierenden Stellen eine längliche 
Narbe, an der die Schuppen fehlen und die Flügelmembran frei zu Tage 
tritt. Offenbar hatte der Schnitt auch die Flügelanlagen in der Raupe 
getroffen oder vielmehr nur gestreift, sodaß er sich bei der Imago nicht 


Falter aus verletzter Raupe. 99 


durch eine völlige Verkrüppelung der Flügel, sondern nur durch einen 
geringen oberflächlichen Defekt bemerkbar machte. An der Exuvie 
konnte ich keine Anzeichen der Verletzung finden. Interessant ist da- 
gegen auch der Kokon des Falters. Dewitz (Zool. Anz. v. 12. 11. 1912) 
hat uns über die Entstehung der Puppenhülle beim Eichenspinner aufge- 
klärt. Die Raupe fertigt zunächst einen Kokon an, der aus Seide und 
Raupenhaaren besteht. Dann wird dieses Gebilde mit einer cr&megelben, 
aus dem After stammenden Flüssigkeit, inkrustiert, die von der Raupe 
mit dem Mund aufgesogen, an die Innenfläche des Kokons gebracht 

“ 


Fig. 3 Fig. 4 
Lasiocampa quercus sicula Stgr. Kokons in Aufsicht, 250 :1. 
Fig. 3, der eines normalen @. Fig. 4, der des als Raupe verletzten 2. 


wird und sehr bald erhärtet. Der Stoff stammt aus den Malpighi’schen 
Gefäßen (den Nieren der Insekten) und ist mit, aus jenen stammenden 
Kristallen erfüllt. Untersucht man die Kokonschale unter dem Mikroskop, 
so sieht man, daß sie aus den Kristallen wie aus kleinen Steinen mosaik- 
artig zusammengesetzt ist. Ich habe in Fig. 3 in einem Mikrophoto- 
gramm die Kokonschale eines normalen © in Aufsicht dargestellt. Die 
Puppenhülle des als Raupe verletzten Tieres zeigt diesem gegenüber 
folgende Eigentümlichkeiten. Entsprechend der geringen Größe des Falters ist 
auch der Kokon kleiner. Er ist weit stärker mit Raupenhaaren durchsetzt 
als der normale und vor allem sind die rhombischen oder ovalen Kristalle 
nicht wie gewöhnlich zu einem ziemlich regelmäßigen Mosaik angeordnet, 
sondern stellen weit mehr ein unregelmäßiges Kristallgerinnsel dar, dessen 
einzelne Elemente sehr ungleich und durchschnittlich nur halb so groß 
sind wie die der normalen Kokons (Fig. 4). Man sieht hieraus, daß das 
Tier, wenn es die Verletzung und den damit verbundenen Blutverlust 
auch überstanden hat, doch beträchtliche Störungen in seinem ganzen 
Stoffwechsel erlitt. DrB Schulze: 


ig 


100 [Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVIII, Jahrgang 1913.] 


Melasoma XX-punctatum costellum (Mars.) P. Sch. 


Von 
Willy Haß, Berlin. 


In seiner Arbeit: „Zur Variabilität von Melasoma XX-punc- 
tatum.Scop-,„ Berl. entom. Zeitscht.,56, 1911, hatte-Br Schulze 
bereits auf die japanische Form und auf Grund der Unter- 
suchung von 4 weiblichen Stücken auf ihre Unterschiede gegenüber der 
europäischen Form hingewiesen. Es war sehr erwünscht, seine Angaben 
an größerem Material nachzuprüfen. Mir standen 74 Exemplare ohne 
nähere Fundortangabe zur Verfügung, die Herr Geheimrat Dönitz 
während seines Aufenthalts in Japan gesammelt hatte und die mir Herr 
Baumeister Stüler freundlichst zur Untersuchung übergab. Benannt 
und beschrieben wurde die asiatische Unterart von Marseul (L’Abeille, 
Mon. des Chrysom., 1888, p. 10). Seine Angaben sind aber ziemlich 
vage und hinfällig, wie schon Dr. Schulze feststellte. Dieser wies auch 
auf ein neues Merkmal hin, nämlich auf das Auftreten eines „ganz feinen 
elften Fleckens, der neben der Naht an der Stelle liegt, wo bei Aberrationen 
der typischen Unterart eine neue accessorische Makel entsteht“. Bei 
den von mir untersuchten 74 Tieren fehlt nur 3 Stücken der Fleck. 
Bei den übrigen finden sich mindestens sichtbare Andeutungen desselben. 
Die große Mehrzahl ist aber mit einer deutlichen elften Makel versehen, 
die nuran Größe, nicht an Färbung von den übrigen 10 Flecken abweicht. 
Bei der europäischen Subspecies tritt auch bisweilen im apikalen Teil 
der Decke ein elfter Fleck als Abtrennung von der Naht auf; er wandert 
aber nie so weit in die Decke hinein wie bei cosfellum. Nur sehr selten 
schnürt er sich von der Naht ab, um als selbständiger Fleck aufzutreten; 
ist er vorhanden, so beteiligt er sich hier fast ausschließlich an Makel- 
verschmelzungen oder bildet eine verdickte Stelle an der Nahtlinie. Es 
scheint also in der Tat so, als ob jener isolierte elite Fleck als in hohem 
Maße charakteristisch für XAX-puncfatum costellum angesehen werden kann. 

Nach P. Schulze soll ferner costelum im Gegensatz zu den 
europäischen Tieren mehr zur Aufhellung neigen. Auch diese Angabe 
ist offenbar richtig. Meine Tiere zeigten wohl Vergrößernngen und 
damit auch ein Zusammenfließen der Flecken, aber es ist mir kein Vor- 
kommen derartig extremer Verdunklungen wie beim Typus bekannt ge- 
worden. Ich komme damit auf die Abänderungen der typischen Flügel- 
zeichnung. 


Willy Haß: Melasoma XX-punctatum_ costellum. 101 


Aufgehellte Formen. 

Leider fand sich davon kein Exemplar in meinem Material. Heyden 
erwähnt eine „var.“ incontaminata, der die Makel völlig fehlen. (s. Fig. 1 
in P. Schulze’s Abhandlung). 

Eine zweite „diluta“ Mars. zeigt auf den Decken nur die Schulter- 
flecke. Die schwarze Zeichnung auf dem Halsschild tritt soweit zurück, 
daß die Ausbuchtungen zu beiden Seiten der schwarzen Mittelbinde völlig 
isoliert und zu selbständigen Punkten werden. (s. Fig. 2 und 23 in 
obenerwähnter Abhandlung). 


Verdunkelte Formen. 

Andererseits habe ich eine stärker oder gar völlig verdunkelte 
Form von costellum. nicht zu Gesicht bekommen. Dies allein würde 
schon dafür sprechen, daß die Unterart zur Aufhellung neigt. Bei dem 
mir vorliegenden Material zeigten sich folgende Abänderungen der 
Zeichnung. Am häufigsten war ein Zusammenfließen des 7. und 10. 
Fleckes zu konstatieren (9 Exemplare). Die Vereinigung erfolgt so, daß 
die sonst ovalen Flecke in Spitzen ausgezogen erscheinen. Der 10. bohnen- 
förmige Fleck erfährt dabei eine starke Krümmung. Es finden sich auch 
alle Zwischenstufen. Weniger häufig vereinigten sich Fleck 5 und 6 
(2 Exemplare und Uebergänge). Diese Veränderung scheint dadurch 
zustande zu kommen, daß zwischen den beiden in Frage kommenden 
Flecken ein neuer selbständiger Fleck auftritt. Ob dieser eine zufällige 
Absprengung von einem großen Flecke ist, vermag ich nicht zu sagen. 
Andererseits vergrößern sich Fleck 5 und 6 stark und fließen schließlich 
ineinander. Makel I, 2, 3, 4 schwellen wohl an und treten an die 
Nachbarn heran, ohne iedoch mit ihnen zu verschmelzen. Man erkennt 
noch immer die Umrisse. Mel. XX-p. cost. zeigt also in der Variabilität 
der Zeichnung deutlich, daß die Neigung zur Verdunkelung der Form 
sehr gering ist. Es finden sich wohl Pigmenteinlagerungen, die aber nur 
als winzige schwarze Pünktchen zwischen und an den Makeln auftreten. 
Einen typischen Fall von Melanismus konnte ich nicht nachweisen. 
Auch bei der verwandten Melas. /aponicum ist Melanismus nicht bekannt. 
(v. Lengerken, Berl. entom. Zeitschr. 58, 1912). 

Das Halsschild scheint mir bei XX-p. cost. auch eine typische 
Zeichnung zu besitzen. P. Schulze bildet das Halsschild der Nominat- 
form ab. Es zeigt dort die breite schwarze Mittelbinde zu beiden Seiten 
ie eine sanfte Ausbuchtung, die aber bei den Japanern durch ein geringes 
Zurückweichen des schwarzen Pigments stärker hervortritt. Bei f. diluta 
finden wir ja, daß diese Ausbuchtungen zu isolierten Flecken geworden sind. 


Auch die Färbung der Beine verrät eine entschiedene Neigung, 
das Schwarz zurückzudrängen. Vorherrschend ist gelb bis auf die Enden 
von Femur und Tibia, die noch intensiv schwarz gefärbt sind (vergl. 
_ Fig. 21 in der mehrfach erwähnten Schrift von P. Schulze). Erwähnens- 


102 Willy Haß: Melasoma XX-punctatum costellum. 


wert wäre, daß für typische Stücke von XX-p. cost. die Farbe der letzten. 
Bauchsternite vorherrschend gelb ist. Tiere, bei denen der erwähnte 
11. Fleck fehlt oder nur schwach ausgebildet ist, haben meist fast 
einförmig gelbe Bauchtermite. Exemplare mit völlig dunkler Unterseite 
sind im Gegensatz zu XX-p. Scop. selten. Die von P. Schulze gemachte 
Angabe über die schwache Ausbildung des Längskieles an der Innenseite 
der Hinterschienen gegenüber XX-p. punctatum typ. bestätigte sich ebenfalls. 
Neben diesen Tatsachen, die schon zur Genüge die Richtigkeit der Auf- 
stellung der japanischen Subspecies beweisen, schloß nun Dr. Schulze 
einige mikroskopische Beobachtungen an. Untersucht man die Flügel- 
decken der beiden Unterarten unter dem Mikroskop, so sieht man, daß 
die Patinae und Perlae beider Elytren nicht übereinstimmen. (Näheres 
über diese Gebilde s. in Schulze’s zitierter Abhandlung und in einer 
neuen Arbeit desselben Autors in den Verh. d. deutsch. zool. Ges. 1913). 
Bei der japanischen Unterart sind die Patinae größer und die Perlae 
kleiner als beim nomenklatorischen Typus. Das Größenverhältnis zwischen 
Elementen beträgt bei XX-punctatum etwa 1:4, bei costellum 1:11. 
P. Schulze konnte diese Verhältnisse nur an 22 prüfen, da ihm Jg 
nicht zur Verfügung standen. Bei den von mir untersuchten 95" konnte 
ich die Angaben dieses Autors nur bestätigen. Es scheint aber, daß bei 
beiden Subspecies die Patinae der 292 stärker entwickelt wären als 
bei den J'g'.*) 

Fassen wir zum Schluß noch einmal die Unterschiede der 
japanischen Form gegenüber der europäischen zusammen, so ergibt sich 
folgendes: Auftreten eines elften Fleckens in der Nähe der Naht im 
apikalen Teil der Flügeldecke, Neigung zum Zurückdrängen des schwarzen 
Pigments, kaum angedeuteter Längskiel an der Innenseite der Hinter- 
schienen und endlich der verschiedene Bau der Flügeldecken. 

Besonders das letzte Merkmal scheint mir ausschlaggebend für 
die Beurteilung von costellum als scharf umgrenzte Lokalform zu sein. 


*), Dieser Unterschied beruht wahrscheinlich darauf, daß die 2 2 
an sich größer sind als die Jg, und infolgedessen stärkere Strebe- 
pfeiler für die Decken benötigen. In sehr ausgeprägtem Maße findet er 
sich z. B. auch bei Chrysomela polita L., hier sind die Patinae des Q 
beinahe doppelt so groß wie die des &. Die übrigen Chrysomeliden 
dürften sich in dieser Beziehung ähnlich verhalten. P. Schulze. 


[Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVIII, Jahrgang 1913.] 103 


Lösen von Schmetterlingseiern von der Unterlage. 


Von 
R. Heinrich, Charlottenburg. 


Zur Eiablage eingesperrte Schmetterlings-29, denen als Futter ange- 
feuıchteter Zucker gegeben wird, legen oft die Eier in Vertiefungen des 
Zuckers oder an durch Zucker klebrig gewordenen Stellen, von wo sie meist 
nicht ohne Gefahr der Verletzung der Eihülle zu erlangen sind. Auf Grund 
einer zufälligen Erfahrung mit einem Eiring von Malacosoma neustrium 
L., der mit dem ihn tragenden Stengel Tage lang im Wasser gestanden 
und doch nachher die Raupen ergeben hatte, versuchte ich, in ähnlicher 
Weise ungünstig abgelegte Eier von Agrotis signum F. mit Wasser ab- 
zulösen. Ich verfuhr so, daß ich einfach das Papier mitsamt dem 
Zucker und den angeklebten Eiern — im allgemeinen werden die Eier 
von Agrotis signum nicht an die Unterlage befestigt — in ein Glas mit 
kaltem Wasser legte und stundenlang darin ließ. Der Zucker löste sich 
auf und die Eier wurden mit einem weichen Pinsel auf Löschpapier' ge- 
legt. Nachdem sie völlig getrocknet waren, wurden sie zur Beobachtung 
von den nicht angeklebt gewesenen Eiern getrennt aufbewahrt. Es ergab 
sich, daß sie in ihrer Entwicklung keinen Schaden genommen hatten, 
sondern alle ebenso wie die trocken gehaltenen Eier die Räupchen recht- 
zeitig ergaben. Es scheint dies Verfahren vielleicht auch zur Loslösung 
der vom © an die Unterlage festgeklebten Eier anwendbar, um Verluste 
durch Verletzung der Eischale zu vermeiden. Jedenfalls empfiehlt es sich 
einen Versuch zu machen. 

Das Ergebnis war um so interessanter, weil nach einem Aufsatze 
J. Barsacg’s: Le Bombyx dissemblable ou spongieuse (Zymantria dispar L.) 
in Nr. 4 der Revue de phytopathologie appliquee v. 20. Juli 1913 — 
Paris bei Hippolyte Garnier — das Bestreichen der Dispar-Eigelage mit 
Petroleum, Fischöl, scharfem Essig u. dgl. die Eier unfehlbar töten soll. 
Entweder dringt also Wasser durch die Poren der Eihülle nicht hindurch 
oder aber es schadet dem Eiinhalt nicht. 


104 [Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVIN, Jahrgang 1913.] 


Aufruf an alle Entomologen! *) 


Die Naturschutzbewegung, welche gegenwärtig durch die ganze 
Welt geht, begann sich seit einigen Jahren auch auf das Gebiet der 
Lepidopterologie zu erstrecken, in dem Maße, als man bemerkte, daß 
durch die große Zahl der Sammler, wie auch infolge industrieller Aus- 
beutung für Verkaufszwecke einzelne Schmetterlingsarten mit beschränktem 
Verbreitungsgebiet ihrem Untergange entgegen gehen. 

Auch in der Schweiz gibt es Falter, welche unzweifelhaft in dieser 
Weise gefährdet sind. Die Schweizerische entomologische Gesellschaft 
hat daher beschlossen, diesen Tieren nach Kräften Schutz angedeihen 
zu lassen, um sie, womöglich, vor dem Untergange zu retten. 

In Betracht kommen hierbei namentlich folgende Arten: 

Erebia christi Rätz., 
Lycaena var. lycidas Trapp, 
Ocnogyna parasita Hb., 
Arctia cervini Fallou. 

Die Schweizerische entomologische Gesellschaft richtet daher an 
‘ die Entomologen aller Nationen die dringende Bitte, mit der Vernichtung 
der genannten Schmetterlingsarten energisch Halt zu machen und diese 
seltenen Falter dadurch zu schonen, daß ihre eng umschriebenen Flug- 
plätze für eine Reihe von Jahren gemieden werden. 

Die Schweizerische entomologische Gesellschaft hofft, daß dieser, 
an alle seriösen und anständigen Sammelkollegen gerichtete Appell nicht 
unwirksam verhallen werde. 


Im Namen und im Auftrage 
der Schweizerischen entomologischen Gesellschaft: 
Dr. J. Escher-Kündig als Präsident. 
Dr. August Gramann als Sekretär. 
Prof. Dr. E. Bugnion. 
Dr. A. v. Schulthess. 
Prof. Dr. M Standfuß. 
Dr. R. Stierlin. 


——enn. 


5) Um Nachdruck dieses Aufrufes wird höflichst ersucht. 


[Berl. Entomol, Zeitschrift, Band LVIII, Jahrgang 1913.) 105 


Literatur. 


A. Jacoby. — Mimikry und verwandte Erscheinungen. 200 Seiten. 
Vieweg, Braunschweig 1913. Geh. 8 Mk., in Lwdbd. 8,80 Mk. 
31 Abbildungen. 

Im Vorwort zu dem vorliegenden Buche sagt der Verfasser: „Ich 
habe versucht, die Früchte meiner Studien dem Leser in einer Gestalt 
zu bieten, die ihn nicht nur in großen Zügen über den Tatsachenschatz 
und seine Deutungen unterrichtet, sondern auch zu eigener Meinungs- 
bildung den Boden ebnet.“ Beides ist, das muß man nach dem Studium 
des Buches zugestehen, dem Verfasser gelungen, und zwar vor allem 
dadurch, daß er sich offensichtlich bemüht hat, den verschiedenen An- 
schauungen, die einander auf diesem Gebiete gegenüber stehen, in gleicher 
Weise gerecht zu werden, ohne aber dabei seine eigene Meinung zurück- 
zustellen. Die Anordnung des Stoffes ist insofern praktisch, als in jedem 
Abschnitt zunächst das Tatsachenmaterial, versehen mit Literaturhinweisen, 
gebracht wird und zum Schluß erst die verschiedenen Ansichten über 
die vorher besprochenen Erscheinungen zu Worte kommen; auf diese 
Weise wird eine leichtere Uebersicht über das Ganze gewahrt. Es 
werden nacheinander behandelt: Schutzfärbung, schützende Aehnlichkeit, 
Warnfärbung und, in mehreren Kapiteln, Mimikry. 

Das Tatsachenmaterial im einzelnen zu besprechen, würde zu weit 
führen; interessant aber sind die theoretischen Ausführungen am Schlusse 
der einzelnen Abschnitte. So lehnt Jacoby bei der Besprechung der 
Bedeutung und Entstehung von Schutzfarben und schützender Aehnlichkeit 
einerseits den übertriebenen Standpunkt Poulton’s ab, andererseits wendet 
er sich aber gegen die scharfe Kritik Piepers an den Theorien der 
Schutzfärbung. Der Verfasser betont, daß, so oft von kryptischen Er- 
scheinungen die Rede ist, das Wort Nachahmung nur den Sinn von 
„schützender Aehnlichkeit“ hat und nur als unbewußte Nachahmung auf- 
gefaßt werden darf. Des weiteren werden die Erklärungsversuche der 
vorher besprochenen Erscheinungen behandelt. Zunächst derienige 
Vosseler’s, der die sympathischen Färbungen durch eine Art von Farben- 
photographie zustande kommen läßt, sodann ausführlich die Eimer’sche 
Entwickelungslehre mit etwa folgendem Gedankengang: Eine Anzahl 
äußerer Reize haben den Entwicklungsgang vieler Tiere so beeinflußt, 
daß gewisse eigentümliche Formen und Farben die Wirkung waren; 
daran schloß sich manchmal, vielleicht nur zufällig, die weitere Wirkung, 
daß diese Aehnlichkeiten einen Schutz boten. Zum Schluß werden dann 
noch die Theorien und Erklärungsversuche von Piepers (Entwicklung der 
tierischen Farbmuster), Vosseler (Einflüsse der Umgebung), Werner (Stab- 
und Blattheuschrecken sind mechanische Anpassungsformen), Hahnel 
(Sympathische Färbung entsteht aus einer Art unbewußtem Triebe der 
Tiere ihrer Umgebung ähnlich zu werden), Weismann (die Naturauslese 
ist der einzige Grund für die Ausbildung von Schutzgestalten und 
-färbungen) angeführt und kritisiert. Jacoby selbst steht unter anderem 


106 Literatur. 


auf dem Standpunkt, daß sich der Instinkt an der Erlangung kryptischer 
Vorteile beteiligt. Es werden dann noch einmal die Gründe, die für die 
Schutzfärbungstheorie sprechen, zusammengestellt und einiges über die 
Wirksamkeit der kryptischen Anpassungen gesagt. 


Wesentlich entschiedener als für die Schutzfärbungstheorie glaubt 
der Verfasser für diejenige der Warnfärbung eintreten zu können, wobei 
er allerdings zugibt, daß der Nutzen der Warnfärbung nicht unbeschränkt 
ist, so besonders gegenüber den Schmarotzer- und Raubinsekten. Durch 
Anführen einer ganzen Reihe von Beispielen und allgemeinen Gesichts- 
punkten begründet Jacoby seinen Standpunkt und betont im Gegensatz 
zu Werner, daß die Verbindung von Immunität und auffallender Farbe 
für die betreffenden Arten keineswegs eine nebensächliche Erscheinung 
bedeute. An den Abschnitt über Warnfärbung schließt sich eine kurze 
Besprechung der Schreckfärbung und ihrer Deutungsmöglichkelten. 


In diesem Zusammenhange scheint es mir nützlich, auf das Ergebnis 
hinzuweisen, zu dem P. Schulze in einer Arbeit (sie scheint Jacoby nicht 
vorgelegen zu haben) über die Nackengabel der Papilionidenraupen hin- 
sichtlich der Warnfarben kommt. (Zoolog. Jahrbücher, Abt. Z, Anatomie, 
Band 32, 1911/12, S. 234). Schulze sagt: „Die regungslos sitzenden, so 
auffallend gefärbten Raupen werden von den Feinden überhaupt nicht 
als Lebewesen, besonders aber nicht als solche, die ihnen zur Nahrung 
dienen könnten, erkannt. Bewegt sich aber einmal ein Tier, so ist der 
Reflex, der das Auge eines Vogels oder einer Eidechse trifft, infolge der 
Kontrastfarbe um so größer, und der Feind wird augenblicklich auf- 
merksam. Hierin würde also der biologische Wert der trägen Lebens- 
weise der Tiere liegen.“ \ 


Diese Ansicht stützt sich auf zahlreiche Beobachtungen, die ange- 
führt werden, ferner spricht z. B. für sie u. a., daß die einfach ge- 
färbten jungen Raupen von Papilio urvilliana sehr lebhaft sind, dagegen 
auffallend träge werden, sobald sie die bunte Färbung erhalten. 
Deren Entstehung ist vielleicht so zu erklären, daß die Tiere, die auf 
giftigen oder aromatischen Pflanzen leben, die für sie schädlichen Stoffe 
aus dem Blute ausscheiden und zu unschädlichem Pigment verarbeiten 
(vgl. Oxalsäure bei Pflanzen!). Dadurch wurde hier eine Erklärung der 
lebhaften Färbung durch Naturauslese hinfällig. 


Interessant ist endlich auch die Tatsache, daß in der Gattung Papilio 
die Raupen der an Aristolochia lebenden Untergattung Pharmacophagus 
von Parasiten ganz verschont bleiben, während die ebenfalls an Aristolochia 
fressenden Larven anderer Pipilionidengattungen wie Archon und Zerynthia 
sehr zahlreich angestochen sind. 


Am ausführlichsten behandelt Jacoby die Mimikryerscheinungen, 
wie es der Titel des Buches auch schon erwarten läßt. Nach einem 
geschichtlichen Ueberblick über den Ausbau der Mimikrytheorie definiert 
der Verfasser, indem er sich gegen die mannigfachen Um- und Mib- 
deutungen dieses Begriffes wendet: „Mimikry bedeutet die schützende 
Nachäffung gemiedener Tiere durch andere Tiere desselben Wohngebietes“ 
und „Das Wesen der Mimikry ist nur eine Weiterbildung der Warnfärbung*. 
Der Unterschied zwischen schätzender Achnlichkeit und schützender 
Nachäffung (Mimikry) wird so gefaßt: 

„Schützende Aehnlichkeit täuscht die Erscheinung eines Gegen- 
standes ohne Eigenbewegung vor, der die Aufmerksamkeit 
eines Feindes nicht auf sich lenkt. — Das Schutzmittel ist 
Verborgenheit. 


Literatur, 107 


Schützende Nachäffung oder Mimikry läßt das Tier einem beweg- 
lichen Gegenstande ähneln, der seinen Feinden bekannt ist und 
von ihnen gemieden wird. — Das Schutzmittel ist Sichtbarkeit.“ 


Auf diese Begriffsbestimmungen folgt eine Einteilung der Mimikry 
in solche schlechthin (ungeschützte Arten ähneln geschützten Arten, haben 
also falsche Warnfarbe) und in solche Mimikry, wo zwei oder mehr 
immune Arten dasselbe warnende Kleid tragen, die häufigsten darunter 
aber das Modell ist (echte Warnfarbe). Die Untersuchung von protektiver 
und agressiver Mimikry dagegen hält Jacoby für überflüssig, vielmehr 
steht er auf dem Standpunkte, daß jede Mimikry protektiv ist. Sodann 
werden die großen Abteilungen des Tierreiches auf das Vorkommen von 
Mimikry hin untersucht. Die geringe Zahl der Beispiele für Mimikry 
unter den Wirbeltieren wird damit begründet, daß die Wirbeltiere im 
Gegensatz zu den Arthropoden, speziell zu den Insekten, nicht einen fast 
unbegrenzten Spielraum in der Ausbildung der Körperform besitzen, 
sondern daß im Hinblick auf die Abhängigkeit der Körperform vom 
Innenskelett die Möglichkeit zur vielseitigen Formgestaltung sehr beschränkt 
ist. Im übrigen steht der Verfasser auch den wenigen Mimikryfällen, 
die sich bei Wirbeltieren finden sollen, recht skeptisch gegenüber. Das 
gleiche gilt für die Mollusken. Anders dagegen bei den Arthropoden. 
Diese werden hinsichtlich der Mimikryerscheinungen sehr eingehend be- 
handelt. Die einzelnen Abschnitte befassen sich mit Spinnen, Insekten 
überhaupt, stechenden Hautflüglern, Ameisen, Käfern und Schmetterlingen. 


Bei der Sphecoidie, so nennt Jacoby die Nachäffung stechender 
Hautflügler, werden unter den Coleopteren als Beispiele Vertreter der 
Cleridae und Cerambycidae besprochen. Besonderes Interesse beanspruchen 
die Ci/ytinae (Widderböcke), weil bei ihnen echte Warnfärbung (siehe 
oben!) im Sinne F. Müller’s vorzukommen scheint. Bei den Lepidopteren 
kommen als sphecoide Formen vor allem in Betracht die Sesiidae und 
Syntomidae. Letztere kopieren nach Seitz in großer Artenzahl die süd- 
amerikanischen Pepsis-Arten (Riesenwespen). Dieselben Wespen werden 
nach Austen von der Dipterenfamilie Mydasidae nachgeahmt. In unseren 
heimischen Faunen kommen als sphecoide Dipteren die Syrphidae 
in Betracht (Syrphus corollae kopiert Nomada succincta, Eristalis tenax 
— Apis mellifica). Allerdings sind diesbezügliche Fütterungsversuche 
mit teilweise widersprechendem Ergebnis verlaufen. Eingehend wird 
Volucella (Hummelfliege) besprochen. Nach den neueren Untersuchungen 
kann die hummelähnliche Gestalt, wenn es sich hier überhaupt um 
Mimikry handelt, den Fliegen nur gegenüber insektenfressenden Tieren 
etwas nützen, keineswegs aber kommt eine Täuschung der Hummeln 
seitens Vo/ucella in Betracht. Zum Schluß werden einige Fälle angeführt, 
die möglicherweise echte Mimikry zeigen; es handelt sich um Nach- 
ahmung von Hymenopteren (Polybia) durch Hymenopteren (Gorytes). 


Bei der Myrmecoidie wird zwischen metöker und synöker unter- 
schieden. Bei ersterer kommen als bestbekannte Beispiele in Betracht 
die Spinnen, Orthopteren und Heteropteren. Von den Spinnen sind es 
hauptsächlich die Clubioniden und Salticiden, die nach Beobachtungen 
verschiedener Forscher inmitten der Ameisen, ohne in nähere Beziehung 
zu deren Staat zu treten, Schutz vor Feinden, hauptsächlich wohl Wespen, 
suchen sollen. Sehr eingehend werden die Beobachtungen von Vosseler 
an myrmecoiden Orthopteren besprochen. Im allgemeinen vertritt der 
Verfasser den Standpunkt, daß bis auf weiteres die Annahme einer 
wirklichen Schutzanpassung bei der metöken Myrmecoidie Berechtigung 


108 Literatur. _ 


hat. In dem Abschnitt über synöke Myrmecoidie folgt Jacoby den Aus- 
führungen Wasmanns und zitiert auch dessen Verteidigung gegenüber 
den Angriffen von Eimer und Piepers. 


In dem nur kurzen Abschnitt über „Nachäffung bei Käfern“ werden 
nacheinander die Cicindelidae, Curculionidae, Phytophaga, Coccinellidae, 
Erotylidae und Malacodermata mit ihren Nachäffungen behandelt, die 
Lycinae unter den Malacodermata am ausführlichsten. 


Sehr reich ist das Tatsachenmaterial des folgenden Kapitels über 
Nachäffung von Schmetterlingen; es umfaßt nicht weniger als 30 Seiten. 
Nach einer kurzen systematischen Uebersicht werden die Familien der 
Dauainae, Ithomiinae, Acraeinae, Helioconiinae, Papilionidae und Uraniidae 
hinsichtlich der Mimikryerscheinungen untersucht. Des weiteren folgt 
eine Besprechung des Dimorphismus und Polymorphismus in des Lepi- 
dopteren-Mimikry, sowie einiger besonders interessanter Fälle, wie z. B. 
Nachäffung mehrerer Arten durch eine Art, Nachäffung einer Art durch 
mehrere Arten, Mimikry, ausgestorbener Modelle u.a. An die Aufzählung 
des Tatsachenmaterials schließt sich eine Erörterung der allgemeinen 
naturgeschichtlichen Gesichtspunkte. Was die als Modelle der Nachäffung 
anzusehenden Lepidopteren anbelangt, so ergibt sich folgendes: 1) Die 
Tiere gehören in goschlossenen Gruppen von naher systematischer Ver- 
wandtschaft, die eine ähnliche Tracht führen. 2) Das Aeußere der Immunen 
besitzt gewisse Züge, die sie unter anderen Schmetterlingen leicht heraus- 
kennen lassen. 3) Sie besitzen innere Eigenschaften, die sie für Verfolger 
von Schmetterlingen widrig und deshalb gemieden machen. 4) Sie haben 
einen langsamen, unterbrochenen Flug und eine Art sich zu zeigen, durch 
die sie sehr auffallen. 5) Sie sind wenig scheu. 5) Die Körperbedeckung 
der Immunen ist sehr widerstandsfähig, und die Träger sind gegen Ver- 
letzungen äußerst unempfindlich. 7) Die immunen Arten sind im allge- 
meinen häufig, ja gemein, und halten sich gern in größeren Flügen ihrer 
eigenen Art oder solcher von ähnlicher Erscheinung zusammen. Da- 
gegen hat man als Eigenschaften der Nachahmer beobachtet: 1) Die 
mimetische Tracht weicht vom durchschnittlichen Aussehen der Gruppe, 
der die Nachahmer angehören, erheblich ab. 2) Modell und Nachahmer 
stehen in keinem engen Verwandtschaftsverhältnis. 3) Die Nachäffung 
ist nur oberflächlich. 4) Die Nachahmer sind nicht durch widrige Eigen- 
schaften geschützt. 5) In ihren Lebensäußerungen weichen die Nachahmer 
oft von den Vorbildern ab, sie bewahren darin mehr die Charakterzüge 
ihrer Verwandten. 6) Die Nachahmer kommen mit den Vorbildern zu- 
sammen in deren Wohngebiet und denselben Standorten vor. 7) Die 
Nachahmer sind gewöhnlich viel seltener als ihre Modelle.*) 


Nach einer Darlegung der biologischen Bedeutung der Müller’schen 
Mimikry bringt Jacoby sodann die Beweise für die Richtigkeit der 
Schmetterlingsmimikry. Im ganzen werden neun solche Beweise ange- 


*) Bei den sogenannten Mimikryfällen in der Gattung Papilio ver- 
mißt man die Arbeit von Punnet (Mimiery in Ceylon, Butterfließ, Spolia 
Zeylanica, Vol. VII, Sept. 1910), in der ein Paradebeispiel für die Er- 
klärung des Polymorphismus der Papilioniden mit Hilfe der Mimikrytheorie 
als gänzlich verfehlt nachgewiesen wird. Von Papilio polytes L. existieren 
auf Ceylon 3 Formen, des 9, eine die dem 5’ gleicht und ebenso wie 
dieses ungeschützt sein soll und 2 weitere, die da, wo die geschützten 
und häufigen Modelle Pap. hector und aristolochiae vorkommen, diese 
„nachahmen“ sollen. Punnet dagegen stellte durch eingehende Unter- 


Literatur. 109 


führt, deren Wiedergabe hier nicht angängig ist, die sich aber zum Teil 
aus den eben angeführten sieben Punkten ergeben. Das lehrreiche und 
interessante Buch schließt mit einer eingehenden Kritik der Einwände 
gegen die Theorie der Schmetterlingsmimikry. Jacoby gibt ohne weiteres 
zu, daß eine Reihe dieser Einwände manches für sich hat, hält aber die 
Theorie der Mimikry für in keiner Weise widerlegt. Daneben gibt er 
noch wertvolle Richtlinien für die weitere Arbeit an den behandelten 
Problemen. Ernst Dobers. 


C. Wesenberg-Lund: Paarung und Eiablage der Süßwasser- 
insekten. (in „Fortschritte der Naturwissensch. Forschung“, 
Bd. 8. 1913, p. 161 — 286). 


Der Verfasser gibt in seiner Abhandlung einen Überblick über alles, 
was bis jetzt über Paarung und Eiablage der Süßwasserinsekten bekannt 
ist. Er beginnt mit der sehr alten, primitiven Familie der Plecoptera, 
deren kräftige, räuberische Larven hauptsächlich fließende Gewässer be- 
wohnen. Die Nymphenperiode wird bei größeren Arten auf 5 Wochen 
angegeben, die letzte Häutung findet außerhalb des Wassers statt mit 
Ausnahme der Bewohner brausender Gebirgsbäche. Diese werfen die 
Chitinauskleidung des Vorderdarms aus, die an den Steinen festtrocknet 
und als Anker dient. Die maximale Lebensdauer der Imago, deren Mund- 
teile stark reduziert sind, übersteigt nicht 14 Tage, unmittelbar nach der 
letzten Häutung erfolgt die Paarung, sie geschieht stets auf der Erde, 
indem das 5’ den Rücken des % besteigt. Die Eier werden von einer 
klebrigen Flüssigkeit umgeben zu einem Paket vereinigt ins Wasser ab- 
geworfen; sie haften an Steinen u. dgl. Die Geschlechtstiere der Zphe- 
meriden leben nur wenige Tage, manche Arten nur einige Stunden. 
Die 29 sterben unmittelbar nach der Eiablage, die der Paarung folgt, 
während die 5'5' sich mehrmals paaren können. In der Regel werden 
die Nymphen eines Teiches an einem gewissen Tage des Jahres gleich- 
zeitig an die Oberfläche getrieben, in diesem Stadium sind ihre Geschlechts- 
produkte bereits vollkommen entwickelt. An der Oberfläche häutet sich 
die Nymphe zur Subimago, die bereits Flügel besitzt, ans Ufer fliegt 
und sich hier zur Imago häutet. Bei Oligoneuria erfolgt die letzte Häutung 
in der Luft. Bei den 55‘, die sich in großen Schwärmen zum Hochzeitsflug 
vereinigen, ist der Mitteldarm von Luft erfüllt, um den Flug zu erleichtern, 
Das © wird oft im Subimaginalstadium ergriffen, es ist größer und stärker 
als das 5’ und trägt es bei der Paarung, die fast immer in der Luft, nur 
bei Paligenia, die sich durch ganz kurze Vorderbeine auzeichnet, auf dem 
Wasser geschieht. Die Eier werden einzeln ins Wasser abgelegt, indem 
das © über die Oberfläche hinfliegt; nicht selten findet man O2 mit großen 
 kugligen Eiermassen am Abdomen, die sich vermutlich bilden, wenn das 
Tier am Abwerfen der Eier verhindert wird. Baetes, vielleicht auch 


suchungen fest, daß die polyfes-Form des 2 im Niederland mindestens 
ebenso häufig, wie die beiden anderen, bisweilen sogar die häufigste ist, 
und daß ferner die aristolochiae-Form im Nordosten der Insel, im Gebiet 
des Pap. hector, wo Pap. aristolochiae außerordentlich selten ist, fast 
ebenso häufig ist, wie die Zecfor-Form, endlich, daß im hochge- 
legenen Teil der Insel, wo Pap. hector selten ist oder fehlt und wo 
Pap. aristolochiae gemein ist, die hector-Form sogar häufiger ist als die 
aristolochiae-Form. 
P. Schulze. 


110 Literatur. 


Chloeon, legen ihre Eier unter Wasser an Steine, Blätter, Zweige; die 
Eier sind mit Saftscheiben und Fäden versehen. Die 29 von Chl. dip- 
terum leben nach der Begattung 10—14 Tage, ohne Nahrung aufzunehmen, 
fliegen dann zum Wasser und legen vollentwickelte Junge ab. Die Be- 
gattung der /F/emiptera findet im Frühling statt, eine Ausnahme bildet 
nur Nofonecta lutea, die sich im Herbst paart, das größere © trägt das J.. 
Die Eier werden an Wasserpflanzen befestigt oder in pflanzliche Gewebe, 
Polster von Grünalgen und Moos abgelegt. Bei Nepa und Ranatra sind 
sie mit 7 resp. 2 Polfäden versehen, die allein über die Oberfläche des 
Wassers hinausragen und nach Korschelt die Luftzufuhr vermitteln. Der 
Verfasser erklärt es für möglich, daß sie die Mikropyle vor eindringenden 
Wasser schützen. Die meist tropischen Vertreter der Belostomatidue 
zeichnen sich durch hochentwickelte Brutpflege aus: Das „' trägt die 
Eier in Reihen über Thorax und Abdomen, doch scheint das größere 9 
es zu diesem Dienst zwingen zu müssen (Bueno). Die Odonata sind von 
allen Insekten dem Luftleben anı vorzüglichsten angepaßt, auch die Paa- 
rung wird im Fluge wenigstens eingeleitet, bei vielen Arten auch vollendet; 
mitunter legt das % fliegend die Eier ab. Die Begattung im Fluge wird 
durch Verlagerung des männlichen Begattungsorgans auf das 2. Abdominal- 
segment ermöglicht; die Körper bilden einen Bogen und beide Individuen 
können ihre Flügel gebrauchen. Die Füllung des Spermatlieks geht nicht, 
wie früher angenommen wurde, vor sich, ehe das 5 sein © aufsucht, 
sondern unmittelbar ehe es das © ergreift. Die Eier werden entweder 
frei auf einem Substrat abgeworfen oder in Pflanzengewebe eingebohrt. 
Lestes viridis wählt verholzte Pflanzenteile, besonders Salis cinerea,. durch 
den Stich entsteht eine Galle, die die Larve auf dem Stadium der „Pro- 
larve“, in ein Amnion gehüllt verläßt. Sie vermag zu springen, indem 
sie sich krümmt und wieder ausstreckt; sobald sie Wasser erreicht hat, 
wird die Haut abgeworfen. Interessant ist auch die Eiablage von Zry- 
thromma najas, einer Agrionide. Das &' begleitet das 9, das es mit 
den Zangen am Prothorax hält, beide wandern von einer Luftblase um- 
geben an den Stengeln von Nuphar entlang unter die Oberfläche, um 
die Eier in den Blütenstiel einzubohren. Wahrscheinlich vergrößert das 
og die Luftkugel durch seine Anwesenheit. Von Neuropteren finden wir 
die Larven der Sialiden, Sisyra und Osmylus im Süßwasser. Die Imago 
ist ein schlechter Flieger, darum findet die Kopulation auf Schilf u. dgl. 
statt, das x’ kriecht unter das ©, das dann die Eier in gedrängten Reihen 
auf einem Blatt absetzt. Die Sisyra-Larven schmarotzen in grünen Spongillen 
und Bryozoen,; auf welchem Wege die jungen Larven in die Kolonie ge- ' 
langt, ob vielleicht Hypermetamorphose vorliegt, ist unbekannt. Die 
großen amerikanischen Corydalina setzen ihre Eier oft hoch über dem 
Wasserspiegel ab. Über die Biologie der erwachsenen Trichoptera ist 
noch wenig bekannt; es sind Dämmerungstiere, die wenig oder gar keine 
Nahrung aufnehmen. Sie paaren sich entgegengesetzt gerichtet auf Schilf 
sitzend, das kleinere 5' wird fast von den Flügeln des © bedeckt. Bei 
den Zeptoceriden wurde ein Hochzeitsflug der 55, ganz dem der Ephe- 
meriden ähnlich, beobachtet. Die Eier sind fast immer von einer gallertigen 
oder kittartigen Substanz umgeben, sie werden unter Wasser, bei den 
Limnopkiliden auf Zweigen über dem Wasser abgelegt. In Regenperioden 
geht die Entwicklung mit großer Schnelligkeit vor sich, in trockenen Zei- 
ten ist sie vollkommen sistiert. Die iungen Larven ernähren sich von 
der sie umhüllenden Gallerte, der Rest zerfließt in Regen oder Tau, sodaß 
sie ins Wasser gelangen. Unter den Zepidoptera haben nur 3 Familien 
Beziehungen zum Wasser: Die Arctiidae mit den südamerikanischen 


Literatur. Ill 


Palustra-Arten, die //ydrocampidae mit 3 Gencra, deren Vertreter sich 
auf den Wasserpflanzen paaren und die Eier an der Unterseite der Schwimm- 
blätter ablegen; die Acentropidae, bei deren %% Dimorphismus vorkommt. 
Es existieren geflügelte und fast ganz flügellose ”Y, bei den letzteren 
ist das 2. und 3. Beinpaar stark befiedert, da sie im Wasser leben und 
vorzüglich schwimmen. Paarung wurde nur zwischen dem ungeflügelten 
© und dem 5, das dicht über die Wasserfläche hinfliegt, beobachtet. 
Dimorphismus der ©Y begegnet uns auch bei den großen Dyfisciden unter 
den Coleoptera, indem die Elytren gefurcht oder glatt sein können; für 
den Geschlechtsakt ist diese Verschiedenheit jedenfalls bedeutungslos. 
Bei der Paarung sitzt das 5 auf dem %, der eigentlichen Begattung geht 
ein oft stundenlanges Liebesspiel voraus. Das Sperma wird in Gestalt 
einer Spermatophore in den weiblichen Körper eingeführt, findet die Paa- 
rung im Herbst statt, so wird der Ausführungsgang beim 9 durch das 
Sekret acressorischer Geschlechtsdrüsen des 5 pfropfenförmig verschlossen, 
um eine zweite Kopulation zu verhindern. Die Eier reifen erst im Früh- 
ling des nächsten Jahres. Cybister Roeselii zeigt zu verschiedenen Zeiten 
des Jahres 2 Arten von Spermatogenese. Die Eiablage der Dyrisciden 
kann stattfinden auf totem, an der Oberfläche schwimmenden Pflanzen- 
material, außerhalb des Wassers zwischen Baumrinde oder in Moosrasen ; 
in Taschen in lebenden Pflanzen, die Gattung Graphoderes legt ihre Eier 
auch in Kokons von //ydnophilus piceus, \edoch-ohne dessen Larven zu 
schädigen. Der Ovipositor der Dyfisciden ist von Böving vergleichend 
anatomisch untersucht und zeigt überall eine weitgehende Übereinstimmung 
von Bau und Funktion sowie ein starkes Variationsvermögen im Falle 
des Funktionswechsels. Das 5 der Gyrinidae wurde einen Tag auf dem 
Rücken des lebhaft herumschwimmenden © beobachtet, ehe die Paarung 
vorgenommen wurde; die Eier sind in spärlicher Kittmasse unter Wasser 
auf Stengeln und Blättern angeordnet. Die wasserbewohnenden //ydro- 
philiden paaren sich am seichten Ufer der Teiche, während der Paarung 
und wenn sie gestört werden, können sie einen Ton hervorbringen. Spercheus 
emarginatus besitzt einen Stridulationsapparat. Die 29 verfertigen mit 
Hilfe des Sekrets der Spinndrüsen, die auf 2 langen Spinnstäben münden, 
einen Kokon, dessen Inneres von Luft erfüllt ist, und in den sie die Eier 
legen. Diese werden ebenfalls von Fäden umgeben, das Gespinst dient 
den ausgeschlüpften Larven zur. Nahrung. Die Kokons von Aydrous 
caraboides und Fydrophilus piceus sind mit einem Mast aus porösen, nicht 
klebenden Fäden versehen, der im ersten Fall wohl für die Erneuerung 
der Luft im Kokon wichtig ist, da sich die Eier nur entwickeln, wenn er 
über die Oberfläche ragt. Im zweiten Fall ist er je nach der Tiefe länger 
oder kürzer, vielleicht hält er den Kokon im Gleichgewicht. Die 2% von 
Flelochares und Spercheus tragen ihren Kokon mit sich. Auch die Larven 
und Puppen der Donaciiden leben im Wasser, die Käfer dagegen außer 
FHaemonia equiseti auf Wasserpflanzen, wo sie sich auch paaren. Die ID 
einiger Arten gehen zur Eiablage unter Wasser. Soweit die Biologie der 
Diptera bis heute bekannt ist, kann die Begattung in sitzender Stellung 
(Psychodidae, Tipulidae, Ptychopteridae) oder im Fluge (Culicidae) voll- 
zogen werden. Die Culiciden vereinigen sich zu Schwärmen, in der Regel 
nur die 5'5'; ihr Singen ist von Bedeutung für das Auffinden des anderen 
Geschlechts. Die Fähigkeit, Blut zu saugen, komınt mit wenigen Ausnahmen 
nur den 29 zu, die Blutnahrung begünstigt und beschleunigt die Eiablage 
(Goeldi), ist aber für die Erhaltung des Individuums nicht erforderlich. 
Die Auffassnng Goeldis wird von anderen Forschern bestritten. Die 
Eier werden entweder in Wasser oder an Stellen abgelegt, die sich später 


/fT 


112 Literatur. 


mit Wasser bedecken; sie sind meist von Gallerte umgeben. Die Larve 
von ÄAfherix ibis, einer Leptix, lebt in fließenden Gewässern an Pfählen; ° 
das © sucht einen Zweig über einem Bache auf und legt dort in Gesellschaft 
anderer seine Eier in großen, traubigen Klumpen. Die absterbenden ?Y 
bleiben auf den Eihaufen haften und bilden die Nahrung der jungen Larven, 
bis die ganze Masse ins Wasser fällt. In Nuphar-Blättern legt die Larve 
von Hydromyza livens (Scatomyzide) schlingenförmige Fraßgänge an; die 
Verpuppung erfolgt im Blattstiel.e. Unter den A/ymenoptera überfallen be- 
sonders die kleineren Schlupfwespen die Eier der Süßwasserinsekten. 
Verschiedene Chaleididae legen ihre Eier in Kokons und Eier an der 
Wasseroberfläche, unter Wasser geht nur Prestfwichia aquatica, es ist noch 
unbekannt, in welcher Weise sie ihre Beute infiziert. Microplites schmarotzt 
in den Puppengespinsten von //ydrocampus und baut dann außen einen 
eigenen kleinen Kokon, Agryofypus armatus schädigt verschiedene Phry- 
gancen-Larven. Er verfertigt ein langes chitinartiges Band am Gehäuse 
des Wirtes, das dann als „agryotypiert“ bezeichnet wird. 
M. Pauly. 


Auszug aus den Satzungen 
des Berliner Entomologischen Vereins, E. V. 


Der. Berliner Entomologische Verein hat den Zweck, die Kenntnis der 
Entomologie zu fördern. 

Diesen Zweck sucht er zu erreichen: a) durch regelmäßige Zusammenkünfte 
der Mitglieder, in welchen eigene und fremde Beobachtungen und Arbeiten mit- 
geteilt und besprochen werden, auch durch gemeinsame entomologische Ausflüge; 
b) durch Unterhaltung einer Bücherei der entomologischen Fachschriften; c) durch 
Herausgabe einer entomologischen Zeitschrift. 

Aufnahme Berliner Mitglieder (Wohnsitz Berlin oder Umgebung) erfolgt nach 
einmaliger Teilnahme an einer ordentlichen Versammlung in den Monatssitzungen. 
Bei Auswärtigen, welche dem Verein beitreten wollen, wird von dem Besuch 
einer Versammlung abgesehen. 

Der Mitgliedsbeitrag beträgt 10 Mk. jährlich. Lebenslängliche Mitgliedschaft 
wird durch einmaligen Beitrag von 150 Mk. erworben. Für das künstlerische 
Aufnahmediplom werden 3 Mk. erhoben. 

Die umfangreiche Bibliothek des Vereins befindet sich unter der Verwaltung 
des Herrn L. Quedenfeld, Gr.-Lichterfelde, Ringstr. 54. 


Das Verzeichnis der Bücher vom’ Jahre 1884, nebst Nachtrag von 1902 
und Bedingungen zur Benutzung der Bücherei, zusammen 85 Druckseiten, ist 
gegen Einsendung von 55 Pf. von dem Kassierer (siehe 2. Seite des Umschlages) 
zu beziehen. 


Ältere Jahrgänge der Berliner Entomol. Zeitschrift, von 1857 an, werden 
den Mitgliedern zu besonders ermäßigten Preisen überlassen. 


Von den auf Seite 3 des Umschlages der Zeitschrift Jahrg. 1902 und 1908 
verzeichneten, verkäuflichen Separaten etc. ist noch ein Vorrat vorhanden; 
ferner ist abzugeben: 


Schulz, W. A., Ein Beitrag zur Kenntnis der papuanischen Hymenopteren- 
Fauna. 30 Seiten mit 2 Abbildungen . . ER EN | 
— — Alte Hymenopteren. 30 Seiten "mit 10 Textfiguren . | 
Stichel H., Ein Beitrag zur nordischen Schmetterlingsfauna und an- 
knüpfende Bemerkungen. 64 Seiten und 1 Tafel Schwarzdruck 3,— 
Thieme, Prof. Dr. Otto, Monographische Bearbeitung der Gattungen Lasio- 
phila Felder, Daedalma Hew Catargynnis Röber, Oxeoschistus 
Butl., Pronophila Westw., Corades Doubl. Hew. (Lepidoptera, 
Rhopalocera, Satyridae). Mit Begründung a Gattungen und 
einer Anzahl Neubeschreibungen, 134 S. u. 3 Tafeln Schwarz- 
Aneker 6,50 
-— —  Familiae Lemoniidarum supplementa cum notis, 16 Seiten und 
1 Tafel in Schwarzdruck . . 1,50 
Dziurzynski, Clemens, Die paläarktischen® Arten der Gattung Zy- 
gaena F. 60 Seiten nebst I Textdruck- und 2 Buntdruck-Tafeln. 5.— 
Grünberg, Dr. K., Neue afrikanische Heteroceren. 12 Seiten und 6 
Textfiguren EUR A 
Speiser, Dr. P., Dipteren aus Deutschlands afrikanischen Kolonien. 22 
Seiten und 8 Textliguren... .. "1.25 
Fest-Sitzung des Berliner Entomologischen Vereins aus Anlaß des 50jähr. 
Jubiläums am 9. Oktober 1906. 9 Seiten . . . er —,50 
Lindinger, Leonhard, Nomenklaturbetrachtungen. 13 Seiten. . . . —,50 
Kolbe pror kl, Mitteilungen über die Fauna der Coleopteren in den 
Landschaften südlich von Tschadsee. 12 Seiten . —,50 
Linstow, Dr. v., Zur Systematik der a 10 Seiten mit 
4 Abbildungen. . 222.2... RR. 0 50 


E 


R. Friedländer & Sohn in Berlin N.W. 6. 


Soeben erschien und ist nur von uns zu beziehen: 


Etudes de Lepidopterologie Gomparee 


par 


Charles Oberthür. 


Fascicule VI. 


1 volume de texte, gr. in 8, de 679 pg., et un volume d’atlas, renfer- 
mant 37 planches coloriees et 133 planches en phototypie. Prix des 
2 volumes, texte et planches: 200 Mark (250 Fr.). 


Table des matie£res. 


La Nomenclature au Congres d’Oxford. — Observations sur Liphyra 
Brassolis Westwood. — Les Sphingidae (Celerio) hybrides. — Caeno- 
nympha tiphon dans le Royaume- Uni. — Caenonympha tiphon var. 
Isis Thnb. — Observations sur les Syrichthus du groupe Alveus. — 
Le genre Zegris. — Suite de la Revision des Phalenites decrites par 
A. Guenee dans le „Species General. — Harrison, J. W.H., The Genus 
Ithysia (Hb.) and the Hybrid Bistoninae. — Explication des Planches 
publiees dans le volume VII des „Etudes de L&pidopterologie compar&e.“ 


* Ce nouveau volume de la publication hors ligne de M. Oberthür 
renferme 37 planches coloriees avec le plus grand soin, qui representent 
des esp&ces nouvelles ou des Hybrides peu connues. 111 planches 
en phototypie servent d’illustration & ’Explorätion de l’Algerie 
(Aur&s) par Harow Powell en 1912. 


Les figures des Bepidopteres interessants par leur rarete sont ex&- 
cutees par main de maitre. 

Ces „Etudes“ sont publiees depuis 1904; ont paru les livraisons 
1 &6, en 8 volumes. Ils n’en restent que 3 exemplaires complets. 


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feuilles de Texte avec deux Planches coloriees A la main, avec la plus 
grande exactitude et delicatesse. Les livraisons 1 & 20 forment le 
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et I planche noire; prix 80 Mark. Une livraison tous les 2 mois. Une 
fois le premier volume comple&te& le prix sera majore. 


2 


E 


| ET 
f N 


Berliner 


Entomologische Zeitschrift 


(1875-1880: Deutsche Entomologische Zeitschrift.) 


Herausgegeben 


von dem 


_ Berliner Entomologischen Verein 
gegründet 1856, E. V., ———— 


unter Redaktion von Dr. P. Schulze. 


Achtundfünizigster (58.) Band (1913): 
Drittes und viertes (3. u. 4.) Heft: Seite I, Ill, 113— 256 
Mit Tafel Ii und Ill/IV und 24 Abbildungen im Text. 

Beilagen: 
Kauf- und Tausch-Anzeiger, Inserate. 
oo0oonoa 
Ausgegeben: Anfang Februar 1914. 
Preis für Nichtmitglieder 10 Mark. LEN 
Agonlan INSURYEN 


( APR 1 194 
; N Near: RW), 

ee Berlin 1914 —Lonal Muset— 
In Kommission bei R. Friedländer & Sohn, Karlstr. 11. 


o| 
v Alle die Zeitschrift betreffenden Briefe, Manuskripte, Anzeigen usw. 
wolle man richten an: 
\ ” Paul Schulze, Zool. Institut d. Univers., Berlin N, Invalidenstr. 43, 
I 


\ 
= IK <=|o 


Inhalt des dritten und vierten Heftes 


des achtundfünizigsten (58.) Bandes (1913) der Berliner 


Entomologischen Zeitschrift. 


Vereinsangelegenheiten I" 


Abhandlungen. 
et Herstellung von Raupen-Zuchtkästen mit 5 Textfiguren 
Bryk, en mnemosyne Ugriumovi n. subsp. Mit Tafel II und 


4 Textfiguren . 
(GoeschemsRevz Zum Einfluß des Blutverlustes bei "Raupen . 
Zur Entwicklung von Fliegenlarven in Formol 
Hass, W., Über die Flügel von Carabus granulatus L. 
Kleine, R., Die geographische Verbreitung der Ipiden- Genera orbis 
terrarum. (Col.) Mit 9 Textfiguren. . . . (Schluß) 
Oguma, K., On the Rectal Tracheal Gills of a Libellulid RUE 
"(With Plate II/IV and a Textfigure) 
Ramme, W., Nachtrag zur Orthopterenfauna Brandenburgs ‚ 
Reitter, E., Beiträge zur Kenntnis der Coleopteren-Gattung Steno- 
“chorus Fbr. (Toxotus Serv.) 

= — Sechs neue Arten der en Gattung Hedyphanes 
Fischer 

— Übersicht der bekannten Arten der Coleopteren- Gattung 
Edaphus Leconte (Staphyl.) aus Europa und den an- 
grenzenden Ländern. 

— — Zweite Übersicht der Arten der Gattung Cerocoma Geoffr. 
(Col. Meloidae.) 

- - Schematische Übersicht der Anostirus Thoms. (Calosirus 
Thoms.) der Elateriden-Gattung Corymbites Latr. (Col.) 

Schulze, P., Eine Pyrrhocoris apterus L. mit merkwürdigen Flügel- 
verhältnissen. Mit 3 Textfiguren Er He 

_ Die Flüssigskeitsabsonderung am Halskragen von 
Arctia caja L. 

— = Ziihe Flügeldeckenskulptur der Cieindelen und über ein 
in dieser Hinsicht interessantes Exemplar von Cicindela 
campestris L. Mit 2 Textfiguren ae 

— — Zur Nomenklatur von Cossus cossus L. . 


Literatur. 
Lüttgendorf, Die Insekten (H. v. Prondzynski) Er 
Stephan, Insektenschädlinge unserer Heimat. (H. v. Lengerken) 
— — Unerwünschte Hausgenossen ete. (H. v. Lengerken) 
Sedgwick und Wilson, Einführung in die allgemeine Biologie. 
ElSyaPBrodzynSskl) 2 Sr a 
Ulmer, Unsere Wasserinsekten. (E. Dobers) . 
Scholz, Bienen und Wespen. (E. Dobers) 
Janet, Organes sensitifs de l’Abeille. (E. Dobers) 
— Organe chordotonal de l’Abeille. (E. Dobers) f 
Wesenberg, Wohnung und Gehäusebau der Süßwasserinsekten 
(M. Pauly) LINIEN N 
Krancher, Entomologisches Jahrbuch 1913, 1914. (W. Ramme) 
Vorbrodt und Müller-Rutz. Die Schmetterlinge der Schweiz. 
(R. Heinrich) . 20 ER a = A 
Lindinger, Die Schildläuse. (P. Schulze) Re 
Wagner, Taschenbuch der Schmetterlinge und Taschenbuch der 
Raupen. (E. Hannemann) 3 
Kammerer, Bestimmung und Vererbung des Geschlechts. (A. Heinze) 
Fabre, Bilder aus der Insektenwelt. (W. Hab) 
Sosnosky, Exotische Falterpracht. (P. Schulze) 


Seite 


II 


197200 
201-210 
245 —246 
246 
236-238 
113—176 


211—225 
226—235 


177—183 


184— 187 


188189 
190— 193 
194— 196 
239— 240 
241 


242—243 
244 


247 
247 
248 


249 
250 


Adressen der Vorstandsmitglieder des Berliner Entomolog. Vereins. 
Vorsitzender: Herr F. Wichgraf, Portraitmaler, Berlin W. 30, Motzstr. 7%. 
Stellvertreter: „ H. Stüler, Baumeister, Berlin W.35, Derfflinger Str. 26, II. 


Schriftführer: „ NH. Bischoff, Dr. phil., Berlin NW., Weritstr. 20. 


Rechnungsführer: Herr J. M. Dadd, Zehlendorf b. Berlin, Hohenzollernstr. 18. 
Bücherwart: Herr L. Quedenfeld, l.ehrer, Gr.-Lichterfelde b. Berlin, Ringstr. 54. 


Beisitzer: $ „».  B. Wanach, Prof. Potsdam, Luckenwalder Str. 5 
Er Diesterwee. Geh. Sanitätsrat Dr. Berlin. 


[Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVII, Jahrgang 1913.) 113 


Die geographische Verbreitung 


der Ipiden-Genera orbis terrarum. (Col.) 
(Fortsetzung aus Bd. LVII p. 192). 


Von R. Kleine, Stettin. 


Crypturginae. 

42. Aphanarthrum Woll. 
affine Woll. Canar. Inseln Hesperidum Woll. Cap Verde In. 
armatum Woll. Lanzarote Jubae Woll. Canar.-Inseln 
bieinetum Woll. Canar.-Inseln  Zuridum Woll. Teneriffa 
v. vestitum Woll. Teneriffa piscatorium Woll. Gomera 
bicolor Woll. Canar.-Inseln Canar.-Inseln 
canariense Woll. > = pygmaeum Woll. Gomera 
canescens Woll. Gomera v. laticolle Woll. Palma 
euphorbiae Woll. Madeira fuberculatum Woll. Teneriffa 
glabrum Woll. Ferro 


Die Gattung Aphanarthrum ist sicher eine der interessantesten, die, 
was den hier behandelten Stoff anlangt, überhaupt in Frage kommt. 
Die Verteilung auf solch kleinen Bezirk und die Beschränkung auf einen 
Inselschwarm und sonst nirgends auf der Erde hat kein Gegenstück auf- 
zuweisen. Nach Hagedorns Mitteilung (Genera Insectorum) leben die 
Käfer sämtlich an Euphorbiaceen. Nun wäre die Erklärung leicht, 
wenn auch die Nährpflanzen in gleicher Weise in ihrem Vorkommen eng 
begrenzt wären, das ist aber keineswegs der Fall. Im Gegenteil, die baum- 
artigen Euphorbien, denn nur diese kommen in Frage, sind in den wärmeren 
Gebieten unseres Planeten weit verbreitet. Manche Aphanarthrum-Arten 
kommen nur auf einer Insel vor, einige aber auf mehreren. 

Es ist in Betracht zu ziehen, daß die Inseln sämtlich bergigen 
Charakters sind und den Rest abgesunkener Ländermassen, die mit dem 
afrikanischen Kontinent verbunden waren, darstellen. So läßt sich auch 
die Verbreitung einigermaßen erklären. Aber doch nicht ganz lückenlos. 
Es ist nicht zu leugnen, daß Ipiden auf den Canaren und Cap-Verden 

1 


114 RERmeımeE 


vorkommen, die auch auf dem Festlande leben, aber ihre Zahl tritt gegen 
die Endemismen doch zurück. So bleibt die Frage unbeantwortet, weshalb 
wir wenigstens auf dem afrikanischen Festlande keine Art auffinden 
können. Ich gebe gern zu, daß die Aphanarthrum-Arten auf diesem Insel- 
schwarm endemisch waren und phylogenetisch ein hohes Alter besitzen, 
wenn wir aber eine einigermaßen einleuchtende Erklärung für das Fehlen 
auf dem Kontinent finden wollen, so müssen wir noch Faktoren in Ansatz 
bringen, die bis jetzt noch ganz außer Acht gelassen sind. Auch die 
Theorie, daß die Verbindungen der Inseln unter sich und mit dem Fest- 
lande zu schnell gelöst sind, kann man nicht gelten lassen, denn einmal 
gibt es Arten andrer Gattungen, die auch kontinental sind und dann ist die 
Gattung Ziparthrum, deren Hauptmenge auf diesem Inselkomplex konzen- 
triert ist, auch über das ganze Mediterrangebiet verbreitet. Erklären kann 
man so wohl die Differenzierung der Arten, aber nicht das Entstehen einer 
Gattung. 


Afrika 14 Arten mediterran 14 Arten 


43. Crypturgus Er. 


alutaceus Schwarz W.-Virginia Gaunersdorferi Reitt. Euboea 
Maryland hispidulus Thoms. Schweden 
Florida hystrix Abeille Algier 
atomus Lee. Canada Manlei Roub. Russ. Littauen 
Ver. St. N.-Am.  numidicus Ferr. Algier 
afticus Egg. Griechenland Frankreich 
cedri Eichh. Algier Dalmatien 
cinereus Hbst. Europa Herzegowina 
concolor Woll. Ferro pusillus Gylil. Europa 
Teneriffa Japan 
cribrellus Reitt. Dalmatien Ver. St. N.-Am. 
Frankreich fuberosus Niis. Japan 
Corsica Wollastoni Reitt. Teneriffa 


Europa mit 7 Arten besitzt die Hälfte aller bekannt gewordenen. 
In pusillus Gyll. und cinereus Hbst. sehen wir diejenigen Arten, die in 
Europa am weitesten nach Norden vordringen. Wieweit C. hispidulus 
Thoms. ernst zu nehmen ist, lasse ich dahingestellt. Ist es eine gute Art, 
so ist damit ein höherer Vertreter des Nordens bekannt, der sich aus 
pusillus Gyll., zu dem sie als Var. gerechnet wurde, entwickelt hat. Über- 
haupt zeigt diese Art einen strengen nordischen Einschlag, wie wir noch 
sehen werden. Mehrere Arten sind aber doch mediterran und ziehen sich 
über das ganze Mittelmeergebiet von Frankreich bis Griechenland hin. 
Die immer noch neuen Funde, die in Europa gemacht werden (afficus 
Egg., Maulei Roub.), zeigen, daß die Gattung selbst hier nicht völlig be- 
kannt ist, | 


Ipiden-Genera orbis terrarum 115 


Asien besitzt merkwürdigerweise keine selbstständige Art außer den 
in neuester Zeit aufgefundenen C. Zuberosus Niis. aus Japan. Nur C. 
pusillus Gyll., der überhaupt völlig zirkumpolar ist und auch in Amerika 
wiedererscheint, ist noch in Japan gefunden und damit wohl auch im 
Sibirischen Waldgebiet, soweit es die Nährpflanze gestattet, aufzufinden. 

Afrika mit 5 Arten geht nicht über das Mittelmeergebiet hinaus, 
2 kommen auf den vorgelagerten Canaren vor. 

Amerika weist auch nur 2 endemische Arten auf, die beide im 
gemäßigten Teil der Staaten vorkommen und den mitteleuropäischen gleich 
zu stellen sind. Daß C. pusillus Gyll. auch hier auftritt, habe ich schon 
erwähnt. 

Die Verbreitungsverhältnisse bieten manches Interessante. Auf der 
einen Seite sehen wir in C. pusıulus Gyll. einen ganz ausgesprochenen 
Kosmopoliten, andere Arten erfreuen sich einer mäßigen Ausbreitung, aber 
viele sind doch durch ihr sporadisches Vorkommen oder durch die Klein- 
heit ihres Gebietes auffallend. Ich denke hier an die Bewohner des 
Mittelmeeres, an die Canaren, die auch hier wieder hervortreten, an Euboea, 
das eine eigentümliche Art besitzt usw. 

Die Verbreitungsmöglichkeiten sind bei den Crypfurgus-Arten darum 
auch besonderer Beachtung wert, weil diese Gattung Brutparasitismus 
ausübt, d. h. die Gänge anderer Ipiden benutzt, um die eigenen, davon 
ausgehend, anzulegen. So ist cinereus Hbst. z. B. in Europa vor allem 
der Begleiter von Mpyelophilus minor Hrtg. und es wäre zu untersuchen, 
ob er demselben auch soweit nach Osten gefolgt ist, wie wir dessen Ver- 
breitung dorthin kennen. 

Im großen und ganzen darf man sagen, daß die Gattung Urypfurgus 
ausgesprochen palaearktisch ist, mit einem starken Ausschlag nach dessen 
warmen Teil, den wir in Europa als Mediterrangebiet bezeichnen. 


Europa 8 Arten nördl. palaearktisch 4 Arten 
mediterran ae 
Asien DE Wr nördl. palaearktisch 2 „ 
Atrikars PB mediterran Dar: 
Amerika 3 „ nördl. palaearktisch 3 „ 
44. Cisurgus Reitt. 

filum Reitt. Transkaspien 

maurus Egg. Tunis 

Ragusae Reitt. Sieilien 


Die kleine Gattung scheint nur im Mediterrangebiet und dem ihm 
klimatisch ähnlichen Transkaspien vorzukommen. Der neue von Eggers 
beschriebene maurus Egg. aus Tunis bestätigt das, die Verbreitungsgebiete 
sind aber in allen Fällen nur sehr klein. 


Europa 1 Art mediterran 1 Art 
Asien IN , mediterran I „ 
ANckam ı, mediterran 1 „ 


116 R. Kleine: 


45. Dolurgus Eichh. 
pumilus Mannh. Alaska 
Oregon 
Dolurgus ist die einzige Gattung, die bis ins Polargebiet geht, da 
sie auch in Oregon vorkommt, also zwischen dem 40—45° N. B., so könnte 
die Hauptverbreitung vielleicht hier liegen. Einen ähnlichen Vorstoß nach 
Norden haben wir ja auch bei Crypfurgus pusillus Gyll. gesehen; ich 
weiß nicht, wie hoch der Käfer geht, zweifle indes, daß er in Schweden 
den Polarkreis überschreitet. 
Amerika I Art nördl. polar 1 Art 
nördl. palaearktisch 1 „ 


46. Triotemnus Woll. 
subretusus Woll. Gomera 

In Triotemnus sehen wir wieder eine Gattung, die nur auf den 
Canaren heimisch ist und auch hier nur mit einer Art. Was Hagedorn 
für Aphanarthrum schon ausgesprochen hat, daß nämlich auf diesem Teil 
des afrikanischen Gebietes sich eine ansehnliche Reihe endemischer Arten 
von hohem Alter gebildet haben muß, trifft auch hier zu. Das Verbreitungs- 
gebiet ist so klein und exklusiv wie überhaupt wenige. Die nord- 
afrikanischen Inseln geben wirklich ein dankbares Studienmaterial ab. 


Afrika 1 Art mediterran 1 Art 
47. Polygraphus Er. 

amoenus Schauf. Madagaskar miser Bldfd. Japan 
aterrimus Strohm. Himalaya oblongus Bldfd. Japan 
brevicornis Kirby Hudson-Bay poligraphus L. Europa 
Frenchi Stebb. Himalaya proximus Bldid. Japan 
grandiclava Thoms. Europa punctifrons Thoms. Schweden 
himalayensis Stebb. Himalaya rufipennis Kirby V. St. N.-Am. 
Jezoensis Niis. Japan subopacus Thoms. Schweden 
longifolia Stebb. Östindien Rußland 
major Stebb. s Deutschland 
minimus Stebb. ; Oesterreich 
minor Stebb. ” Ssiori Niis. Japan 


Unter den Crypfurginen nimmt Polygraphus und seine Verwandtschaft, 
(siehe die noch folgende Genera) eine etwas abweichende Stellung ein. 
Das ist um so wichtiger, als diese Gattung überhaupt ein Außenseiter 
zu sein scheint. Das tritt namentlich in Bezug auf die Nahrungspflanzen 
sehr in den Vordergrund, denn es läßt sich auch nach dieser Seite hin 
eine recht große Regellosigkeit erkennen. 

Jede Centralisierung läßt sich vermissen, die Gebiete sind ohne 
inneren Zusammenhang. Von Nordeuropa bis Madagakar, von der Hudson- 
Bay bis Panama. Das ganz unvermittelte Auftreten einer Art, auf verhält- 
nismäßig kleinem Bezirk lokalisiert, läßt, glaube ich, darauf schließen, dab 


Ipiden-Genera orbis terrarum 117 


die Gattung überhaupt phylogenetisch alt ist, daß manche Gattungs- 
verwandten zugrunde gegangen sind und die Sporadismen Relikten darstellen. 
Die Gebiete lassen sich noch einigermaßen herausschälen: Europa, 
Indien und Japan. Überhaupt lassen sich zwei unabhängige von einander 
streichende Gruppen nachweisen, deren eine im nördlichen Palaearktikum 
lebt: Europa, Japan, Nordamerika, während die andere den Tropengürtel 
in größerer oder geringerer Ausdehnung bewohnt: Madagaskar, Indien 
und in Berücksichtigung der noch zu besprechenden Gattungen, Sumatra 
und Panama. 


Europa? 49% nördl. palaearktisch 4 Arten 

Asien De Re 2 5 Arten 
nördl. tropisch De 

Afrika ges südl. tropisch 1 Art 


Amerika 2 Arten nördl. palaearktisch 2 Arten 


48. Spongotarsus Haged. 


quadrioculatus Haged. Sumatra 
Asien 1 Art äquatorial 1 Art 


49. Phrixosoma Bldfd. 
rude Bildfd. Panama 
Amerika 1 Art nördi. tropisch 1 Art 
Die Gruppe der Crypfurginae umfaßt 8 Genera mit 55 Arten. Ohne 
Rücksicht auf die Zonen verteilen sich dieselben auf die einzelnen Erd- 
teile folgendermaßen: 


Europa Asien Airika Amerika Australien 
Gattungen 3 4 5 4 — 
Arten 13 16 22 7 = 


Das Vorkommen einer Art in mehreren Erdteilen ist nur vereinzelt 
zu beobachten. 


Die Crypturginae-Gruppe ist ausgesprochener Bewohner des palaeark- 
tisch-mediterranen Gebietes, nur die Tropen nördlich des Äquators bergen 
noch einige Arten und diese sind ausschließlich auf Indien beschränkt. 
Alle Vergleiche bleiben Hypothesen, das zeigt die madagassische Art 
deutlich. Der afrikanische Kontinent mag einst eine reichere Fauna 
beherbergt haben. Den sumatranischen Spongotarsus finden wir heute 
noch in der Nähe eines größeren Verbreitungszentrums, nämlich Indiens. 
Von hier aus haben die Arten der asiatischen Polygraphus-Gruppe nach 
Norden und Süden hin ausgestrahlt, während die japanischen Arten hier- 
von unabhängig, den palaearktischen Gattungstypus zeigen. 


Nur 1 Art kommt auf der südlichen Hemisphäre vor. Die Ver- 
teilung auf die einzelnen Zonen gibt folgendes Bild: 


118 


R. Kleine: 


Europa 


Polargebiet nördlich E= 
palaearktisch nördlich 8 
5 


mediterran 


subtropisch nördlich 


tropisch 
äquatorial 
tropisch südlich 


Asien Alrika Amcrika 
= = l 
7 — 6 
1 21 — 
7 — 1 
1 ee =. 
> 1 er 


Die Zonengebiete sind folgendermaßen besetzt: 
nördlich Polargebiet l 
nördlich palaearktisch 21 


mediterran 27 

nördlich tropisch 8 

äquatorial 1 

südlich tropisch 1 
Curventafel der Die Tropen stehen also mit 
Crypturginae. der Zahl ihrer Arten soweit zurück, 


IN TI T 
SATT 
a | | 


eh EHE 
=: 


FH 4 
ERBENUREBEABN. 
EEEEEEEEEH 


Europa Asien 


abietis Ratz. 
boswelliae Stebb. 
ciliatipes Bldfd. 
cryptomeriae Niis 
deodara Stebb. 
dilutus Eichh. 
discretus Eichh. 
exiguus Bldfd. 
fulvus Niis 
Jfuliginosus Bldfd. 
horridus Eichh. 
indicus Eichh. 


\ 
[| 
It 
ES EHRENEIN 
ILL 


daß sie den Grundcharakter der 
Gruppe nicht beeinträchtigen. 
Auf Gestadeinseln finden wir in: 
Europa 3 Arten 
Asien 7 
E Afrika 20 „ 
Von ozeanischen Inseln sind bis 
heute noch keine Crppfurginen be- 


Afrika Amerika kannt. Mehr als 50°, aller Arten 
sind insular, eine beispiellose Tat- 
sache in der ganzen Ipidenverbreitung. 

Cryphalinae. 
50. Cryphalus Er. 
a. Cryphalus i. Sp. 
Europa indicus Stebb. Himalaya 
Ost-Indien inops Eichh. Guadeloupe 
Neu-Caledonien intermedius Ferr. Deutschland 
Japan Oesterreich 
Ost-Indien Schweiz 
Birma larieis Niis. Japan 
e longifolia Stebb. Himalaya 
Japan major Stebb. 2 
5 malus Niis Japan 
Ceylon miles Lec. Florida 
Ost-Indien morinda Stebb. Öst-Indien 
Birma mucronatus Lec. Colorado 


u 


Ipiden-Genera orbis terrarum 119 


mucronifer Woll. St. Vincent robustus Eichh. N.-Amerika 
numidicus Eichh. Griechenland salfuarius Weise Deutschland 
Spanien Kaukasus 
obscurus Ferr. Cuba scabricollis Eichh. Hindostan 
paganus Eichh. I. do Prineipe sidneyanus Nördl. Sidney 
(Guineaküste) squamulosus Strohm. Philippinen 
pallidus Eichh. Madagaskar Stierlini Egg. Italien 
piceae Ratz. Deutschland striatulus Mannh. Alaska 
Frankreich Utah 
Oesterreich New-York 
N.-Amerika submuricatus Eichh. Ost-Indien 
Japan fermimalis Mannh. Californien 
pilosellus Er, Vandiemensland /ecfonae Stebb. Öst-Indien 
Rhussi Niis. Japan vestitus Bldid. Ceylon 
rigidus Lec. Canada Wapleri Eichh. Australien 


1. Cryphalus i. sp. Europa besitzt 6 Arten, die sämtlich in Mittel- 
europa leben und sich nur wenig nach Norden und Süden ausdehnen, 
nur C. numidicus Eichh. ist rein mediterran. Nach Ost— Westen ist die 
Verbreitung aber weniger beschränkt und piceae Ratz. hat sich zum 
vollständigen Kosmopoliten ausgebildet, der auf allen Kontinenten des 
nördlichen Palaearktikums vorkommt. 

Asien ist stark besetzt. In Japan finden sich allein 7 Arten, die 
Europäern in Bezug auf nördlicher Verbreitung gegenübergestellt werden. 
Das mittlere und zentrale Asien birgt nur C. scabricollis Eichh., der aber 
auch im Kaukasus vorkommt und eben so gut für Europa reklamiert 
werden kann. Das tropische Asien ist sehr reichlich bedacht. Schon auf 
der Südabdachung des Himalaya sind mehrere Arten gefunden, ebenso in 
Birma und durch ganz Ostindien bis Ceylon finden sich Gattungsgenossen 
ohne auszusetzen, 14 an der Zahl. Hier macht sich ein recht starker 
exotischer Einschlag bemerkbar und wir werden sehen, daß dieser Ein- 
schlag auch nachhaltig ist und in den anderen Subgenera öfter Wieder- 
holung erfährt. Der östlichste Vertreter dieser Zone ist sguamulosus auf 
den Philippinen. 

Afrika ist nur mit2 Arten vertreten und diese liegen so entgegengesetzt, 
daß man unbedingt noch auf weitere Funde rechnen muß. Übereinstimmung 
besteht nur insofern, als beide Arten in den Tropen vorkommen und 
beide insular sind. Nun hat ja die madagassische Art genügend Raum, 
um sich zum Endemismus zu entwickeln; aber die kleine I. d. Prinzipe 
ist doch ein recht kleiner Verbreitungskreis und es müßte eine solche 
Gestadeinsel doch wohl eine Fauna aufweisen, die mit dem nahe liegenden 
Continent übereinstimmt. Das Mediterrangebiet afrikanischen Anteils hat 
keinen typischen Cryphalus aufzuweisen. 

Einen etwas stärkeren Besatz zeigt Amerika. Ein hohes Vordringen 
nach Norden (Alaska) ist zu konstatieren. Überhaupt ist in der nördlich 


120 Rek lese: 


gemäßigten Lage auch in Amerika die Entwicklung nicht schwach, ein _ 
Zeichen, daß das Palaearktikum auf allen Kontinenten produktiv gewesen 
ist. Ich möchte fast glauben, daß in einer früheren Entwicklungsphase 
unseres Planeten auch die Vermischung universeller war, daß nur wenige 
Arten, eigentlich nur eine, sich dauernd stabil gehalten hat. Das ist 
Cryphalus piceae Ratz., die auch in Nordamerika lebt. Mit C. striatulus 
Mannh. haben wir die am weitesten nach Norden vorstoßende Art vor 
uns. Das ist darum erwähnenswert, weil wir jetzt Crpphalinen aus allen 
Zonen kennen. Durch ganz Nordamerika finden wir einzelne Arten; von 
Canada bis Californien. Hier hört nun aber seltsamerweise das Vor- 
kommen auf und wir sehen zum ersten Mal, daß die Antillen einen Borken- 
käferbesatz dartun. In Guadeloupe, Vincent und Cuba. Das ist natürlich 
kein Zufall. Zwar sind die Arten konservativ und nur immer auf einer 
Insel zu finden, aber das ist m. E. gerade das Wichtige, es zeigt uns, daß 
seit Trennung der Inseln eine lange Zeit verstrichen sein muß, lang genug, 
um aus einer weitverbreiteten Grundart sich neue Arten bilden zu lassen. 
Ferner ist wichtig, daß in gleicher Breite das Festland keinen Cryphalus 
mehr besitzt. 


Auch Australien ist mit 4 Arten vertreten, von denen 2 auf dem 
Festlande leben. Die insularen Arten, die überhaupt den Hauptanteil aller 
australischen Ipiden ausmachen, sind nur nach genauen Unterlagen näher 
zu behandeln, wie ich das australische Gebiet auch als das am schwierigsten 
zu behandelnde halte. 


Europa 6 Arten nördl. palaearktisch 4 Arten 
mediterran DIR 
Asien 23 Arten nördl. palaearktsch 7 „ 
mediterran 1 Art 
nördl. subtropisch 3 Arten 
tropisch 12,7% 
Afrika 2 Arten nördl. tropisch 1 Art 
südl. tropisch 1 
Amerika 10 Arten nördl. polar 1, 
„  palaearktisch 7 Arten 
tropisch 3:75 
Australien 4 Arten südl. tropisch 1 Art - 
subtropisch 2 Arten 
palaearktisch 1 Art 


Vergleichen wir die Zonen, so zeigt sich, daß die in überwiegend 
wärmeren Gegenden lebenden Arten den in gemäßigten bis kalten so 
ziemlich die Wage halten. In allen Zonengebieten finden wir Oryphalus, 
in allen Erdteilen, aber nirgends häufig, vor allem niemals viele Arten so 
beieinander, daß von einem Verbreitungszentrum gesprochen werden 


Ipiden-Genera orbis lerrarum 


121 


könnte. Nicht viele Gattungen werden so zerstreut vorkommen, wie gerade 
Cryphalus, deshalb ist auch die hohe Zahl, ca. 17 Inselbewohner, von 
denen nur I auch auf dem Festlande zu finden ist, nichts auffälliges. 


b. Sfephanoderes Eichh. 


albipilis Reitt. Syrien fungicola Eggers Java 
alutaceus Schauf. Tanga fuscicollis Eichh. Columbia 
arreccae Horn Ost-Indien Germari Eichh. Mexico 
Guinea Frankreich 
Neu-Caledonien /lampei Ferr. Siebenbürgen 
arundinis Eichh. Piemont hieveae Haged. Kongo 
aspericollis Woll. Teneriffa hispidulus Lee. V. St. N.-Am. 
Madeira Javanus Eggers Java 
Aulmanni Haged. D.-Ost-Afrika Künnemanni Reit. Bremen 
cassiae Eichh. Asien laevigatus Bldfd. Nicaragua 
coffeae Haged. Uganda Panama 
communis Schauf. Centr.-Afrika moschatae Schauf. Guadeloupe 
Madagaskar myrmedon Eichh. Columbia 
congonus Haged. Kongo opacus Eichh. Neu-Granada 
coriaceus Eichh. Siam Brasilien 
costatus Eichh. Venezuela peritus Bldtd. Japan 
depressus Eichh. Antillen plumariae Nördl. Venezuela 
dissimilis Zimm. N.-Amerika pulverulentus Eichh. Mexico 
Ehlersi Eichh. Andalusien rotundicollis Eichh. N.-Amerika 
Frankreich seriatus Eichh. New-Orleans 
elephas Eichh. Mauritius setosus Eichh. Guadeloupe 
erectus Lec. Texas fristis Eichh. Japan 
W.-Virginia vulgaris Schauf. Seychellen 
Neu-Jersey Winkleri Reitt. Kamerun 


Stephanoderes. 


Während wir in Cryphalus eine Gattung sehen, die zu weitgehender 
Zerstreuung über den ganzen Planeten neigt, dokumentiert sich in Stephan- 
oderes ein wesentlich anderes Bild. Ich will nicht sagen, daß es ein in 
iedem Falle festes, klar umschriebenes ist, aber in bezug auf Zonenver- 
teilung sehen wir unbedingt eine größere, höhere Einheitlichkeit. Das 
mag mit den Nahrungspflanzen, auf denen die Arten leben, eng zusammen- 
hängen, ich glaube es auch stark, aber den einzelnen Faktoren hier nach- 
zugehen ist doch nicht der rechte Platz. Soviel ‚darf man aber sagen, 
daß die Sfephanoderes-Arten zum überwiegenden Teil Bewohner wärmerer 
Klimaten sind. Sehen wir uns daraufhin erst die Arten in ihrer Ver- 
breitung an. 


Europa. 2 Arten im Mediterrangebiet. Das ist der nördlichste 
Punkt, wie er auch in andern Erdteilen nicht überschritten, aber auch 


122 R. Kleine: 


überall erreicht wird. Im Catal. Ipid. sind nun zwar noch St. Hampeı 
Ferr. aus Ungarn und S/. Künnemanni Reitt. aus Bremen genannt. Für 
die erste Art ist ja der Zustand heute geklärt. Wir wissen, daß sie mit 
Kaffeebohnen eingeschleppt ist, also ohne Frage aus unserem Gebiete 
ausscheidet und für die letztere sagt schon der Name Bremen genug um 
sie ohne weiteres auszuscheiden. Ich habe mich schon bei Dendrosimus 
über einen solchen Fall ausgesprochen. Ich werde die beiden Arten als 
im Tropengebiet ohne Angabe des Verbreitungskreises aufführen. 

Asien. Die Lokalität nördlichsten Vorkommens ist Japan. Das 
entspricht der gleichen Höhe, wie wir sie schon in Europa gesehen haben, 
höher geht auch hier kein Stephanoderes, und kein Überspringen auf das 
Festland ist zu beobachten. Aber die Zahl der japanischen Arten ist ia 
auch nur klein, die Hauptmasse findet sich in den Tropen. So in Java. 
Das ist sofort klar wenn wir uns vorstellen, daß gerade diese Gruppen 
viele Samen- und Früchtebewohner in sich schließt, hier ist es der Kaffee, 
der die Nährpflanze bildet. Aber auch die andern Arten sind Tropen- 
bewohner, denn Tropenbäume sind es, die als hauptsächlichste Nahrungs- 
pflanzen in Frage kommen. Japan nimmt auch für dieses Subgenus eine 
Sonderstellung ein. : 

Afrika. Die Nordküste ist, wenn auch schwach, besetzt; (Tanger). 
Aber die vorgelagerten Canaren haben auf mehrere Inseln einen Vertreter, 
was allerdings wohl auffällig ist. An der Guineaküste findet sich $%. 
areccae Horn, wir finden ihn schon in Östindien und werden ihn auch in 
Australien sehen. Er ist aber ein Kulturschädiger, denn er lebt an der 
Catechoupalme, die weit im Tropengürtel verbreitet ist. Auch die afri- 
kanischen Kaffeepflanzen sind bewohnt und wir kennen aus den Tropen 
Afrikas schon mehrere Arten, denen sich noch immer neue hinzugesellen. 
Manche Arten sind weitverbreitet, auch auf einen Erdteil, so z. B. Sf. 
communis Schauf. Hier sehen wir auch gleichzeitiges Vorkommen auf 
dem Festland und der Gestadeinsel. Als ozeanisch insular haben wir die 
Funde von Mauritius und den Seychellen anzusehen. Ich glaube auch, 
daß die kleinen Inseln noch reichliche neue Arten stellen werden, denn 
soweit die Palme ihr Haupt zum Äther reckt, werden wir auf ein weiteres 
Auftreten von Sfephanoderes zu rechnen haben. 

Amerika. Für die nördliche Verbreitung gilt auch hier das schon 
bei den anderen Erdteilen Gesagte. 3 Arten sind es, die diese hohe Grenze 
erreichen, von der mir für ereetus Lec. etwas genauere Daten zur Ver- 
fügung stehen. (Texas, West-Virginia, New-Jersey). Über Mexico bewegt 
sich die Verbreitung, an Stärke zunehmend über die schmale zentral- 
amerikanische Landzunge, erreicht hier die größte Intensität der Verbreitung, 
um dann nach Süden schnell abzufallen. Auch die Antillen sind wieder 
mit mehreren Arten vertreten. Hauptergebnis auch in Amerika: Kein 
Überschreiten der wärmeren Gebiete nach Norden hin, auffälliges Fehlen 
in den Tropengebieten des Südens. 


Ipiden-Generu orbis terrarum 123 


Australien ist mit den sehr verbreiteten 5/. areccae Horn vertreten 
und zwar von Kaledonien. 
Vergegenwärtigen wir uns zunächst die Verbreitung in den Zonen: 


Europa 2 Arten mediterran 2 Arten 

Asien sn nördl, palaearktisch 2 „ 
mediterran 1 Art 
nördl. tropisch 3 Arten 
äquatorial DyE..% 

Afrika 11 Arten mediterran 1 
nördl. tropisch DACH 
äquatorial I Art 
südl. tropisch 4 Arten 


Amerika 16 Arten nördl. palaearktisch 
bis subtropisch 5 Arten 
nördl. tropisch 11 
Australien 1 Art südl. tropisch 1 Art 

1 Art kommt in mehreren Erdteilen vor, 2 mit tropischer Provenienz 
sind nur hier angeführt, weil der wirkliche Verbreitungsbezirk sich nicht 
feststellen ließ, ganz sicher aber nicht in Europa gelegen ist. Summa 
der Gattungsangehörigen 38. 

Reine Tropenbewohner sind also 26, während nur 12 die weniger 
heißen Gebiete bewohnen, ohne aber in die eigentlichen palaearktischen 
vorzudringen. Das gilt für Japan gleich wie für Amerika; auch die nörd- 
lichsten Punkte liegen unserem Mediterrangebiet noch gleich, Sfephanoderes 
ist also eine ausgesprochene Gattung der wärmeren Gebiete der nörd- 
licheren Hemisphäre, zwar über den ganzen Tropengürtel verbreitet, 
aber wesentlich geschlossener im Auftreten als Cryplhalus. 


c. Trypophloeus Fairm. 


alni Lind. Rußland Grothil Haged. Hamburg 
asperatus Gyli. Mittel-Europa Bayern 
corsicus Egg. Corsika Hessen 
granulatus Ratz. Deutschland Holdhausi Wichm. Tirol 
Skandinav. nitidus Swaine Massachusets 
Oesterreich Rybinskii Reitt. Galizien 
granulatus var. Tredli Haged. Ostpr. Mähren 


Trypophloeus. Diese kleine Untergattung hebt sich gut von den 
anderen durch die vorwiegende Verbreitung in Europa ab. Nur eine 
Art ist etwas südlicher gefunden, sonst haben wir aber die Gattung als 
ausgesprochen palaearktischer Natur mit starkem Einschlag nach Norden 
anzusprechen. 

Europa 7 Arten palaearktisch 6 Arten 
mediterran 1 Art 
Amerika l Art nördl. palaearktisch 1 


„ 


124 RSEIRUINENITIOR 


d. Ernoporus Thoms. 


caucasicus Lind. Kaukasus Schreineri Eichh. Deutschland 

fagi F. Deutschland Oesterreich 
Schweden Ungarn 
England Frankreich 

Jwlappae Letzn. Mexico tıliae Panz. Europa 


Ernoporus. Im großen und ganzen sind die Anklänge an Trypo- 
phloeus sehr bedeutend, obgleich die Gebiete schon erheblich mehr aus- 
einandergehen. Die eingesprengte amerikanische Art läßt aber leider die 
notwendige Einheit vermissen und es ist deshalb nicht gut möglich, sich 
zu einer Meinung zu entschließen. 


Europa 4 Arten palaearktisch . 3 Arten 
mediterran 1 Art 
Amerika 1 Art nördl. tropisch ı er 
e. Aypothenemus Westw. 
concolor Haged. Kamerun nanus Haged. Argentinien 
eruditus Westw. N.-Amerika ruficeps Perk. Oahu 
Guinea Simonifs) Reitt. Syrien 
Sandw.-Inseln sfriatus Lee. Californien 
Neu-Caledonien Illinois 
expers Bldfd. Japan splvicola Perk. Sandw. Inseln 
Jarinosus Bldfd. Neu-Caledonien fuberculosus Haged. Belgisch-Kongo 
griseus Blackb. Oahu vafer Bldfd. Neu-Caledonien 
insularis Perk Kauai vaelidus Bldfd. Mexico 


maculicornis Scharp. Hawaii 


Hypothenemus. Die Arten dieses Subgenus sind von höchstem 
Interesse und beweisen, daß ihre Zusammenfassung auch von zoogeo- 
graphischem Standpunkt aus gerechtfertigt erscheint. Keine Art findet 
sich in Europa, acht dagegen allein auf den Sandwichsinseln und seiner 
Umgebung. Diesem Vorkommen steht eruditus Westw. allerdings schroff 
entgegen, der sich auch dadurch auszeichnet, daß er durch mehrere 
Zonen hindurchgeht und vielleicht in früheren Erdperioden eine mehr 
zusammenhängende Verbreitung besaß. 

Zu beachten ist auch das Streifen der //ypothenemus-Arten in 
Amerika von Nord nach Süd; überall nur sporadische Arten, kein engerer 
Zusammenhang, aber doch läßt sich noch die Linie erkennen, auf der 
sich die Verbreitung vollzogen hat: auch hier ein Hindurchgehen durch 
die Zonen. Die asiatischen Arten mit ihren zwei Vertretern, die an den 
entgegengesetzten Grenzen der Gebiete liegen, lassen auch vermuten, daß 
hier noch Zwischenglieder vorhanden gewesen sein müssen. Von den 
14 Arten sind 8 Inselbewohner, davon 7 auf ozeanischen Inseln; die kosmo- 
politische eruditus nicht mit eingeschlossen. Mit geringer Ausnahme liegen 
die Gebiete in einer gemäßigten Zone, 8 gehören ausschließlich der süd- 


Ipiden-Genera orbis terrarum 125 


lichen Hemisphäre an, einige liegen auf der Scheide, aber eigentlich nach 
Norden geht keine Art. So stellt 7/ypothenemus sicher ein interessantes 
Beispiel des Einflusses ozeanischer Inseln auf die Gestaltung der Fauna dar, 
denn daß selbst eine Inselgruppe wie die Sandwichs-Inseln eine solche 
Differenzierung hervorbringen konnte, wo doch die einzelnen Inseln noch 
immer nahe beieinander liegen, ist von Wichtigkeit. 


Asien 2 Arten nördl. palaearktisch 1 Art 
mediterran 10; 

Afrika 3 Arten nördl. tropisch 3 Arten 
Amerika Da > palaearktisch” 37% 
subtropissch 1 Art 
„  tropisch sc 

Australien 8 Arten südl. tropisch 8 Arten 


f. Cryphaloides Form. 
Donisthorpei Form. ?? 

Fundort unbekannt. 
Das Gesamtbild der Gattung im Sinne des Catal. Ipid. wäre dem- 

nach folgendermaßen: 

polar palaearkt. mediter. suhtr. N. trop. N. äyuat. südl, trop. südl. subte, südl. palaearkt 
Europa 19 Arten — 13 N _ 
Bsieneı da „ 10 d NE E —— — =2i 


Mk 5. -— — l — 9 | d — — 
Amerika 3 „ 1 16 — | Ib — 
Australien! . = 10 2 | 
A EeE| " M d Tu? IIREM 
Die wärmeren Gebiete werden also von 77 Arten bewohnt, 
die gemäßigten von 34 Arten bewohnt. 


Die Gattung Cryphalus stellt kein einheitliches Ganzes dar; die 
Systematik mag es vorteilhaft erscheinen lassen, diese großen Gattungen 
zu bilden. Die Subgenera haben aber sicher ihre Bedeutung und es 
mögen auch die Recht haben, die sie als vollgültige Genera ansehen. 
Gewiß, die Untergattungen vermischen sich mit ihren Arten innerhalb 
eines Verbreitungsgebiets, das kommt öfter vor, aber die Trennung ist 
doch deutlich erkennbar und sie wird noch ausgesprochener werden, wenn 
erst Nahrungspflanzen und Entwicklungsgang der einzelnen Arten näher 
bekannt geworden sind. 


51. Cryptarthrum Bldfd. 


Walkeri Bldfd. Damma-Inseln 
Asien 1 Art nördl. tropisch 1 Art 
52. Cosmoderes Eichh. 
consobrinus Bldfd. Japan 
moniltcollis Eichh. Hindostan 


Asien 2 Arten nördl. palaearktisch 2 Arten 


126 R. Kleine: 


53. Triarmocerus Eichh. 


cryphaloides Eichh. Madagaskar 
birmanus Eichh. Birma 
Asien 1 Art nördl. tropisch 1 Art 
Anıkanle ® südl. tropisch I 


54. Cryphalomorphus Schauf. 


communis Schauf. Madagaskar 
Afrika I Art südl. tropisch I Art 
55. Adiaeretus Haged. 
spinosus Haged. Transvaal 
Afrika 1 Art südl. subtropisch 1 Art 


Die restlichen kleinen Gattungen bestätigen im ganzen das Bild der 
Cryphalus-Gruppe soweit die Zonenverbreitung in Frage kommt. Auf- 
fällig ist es, daß nur Asien und Afrika Vertreter haben, dab die afrikanischen 
Arten alle auf der Ostseite in engem Kontakt mit einander sind. Die 
Asiaten sind hingegen recht zerstreut, aberich erachte es für wichtig, daß 
Triarmocerus Eichh. sowohl in Afrika wie in Asien auftritt. Ein gewisser 
Zusammenhang muß also doch wohl bestanden haben und es wäre zu 
erwägen, ob nicht die ganze Gattungsserie, die ja auch morphologisch so 
nahe liegt, in zoogeographischer Hinsicht größere Verwandschaft hat, als 
es auf den ersten Augenblick erscheinen mag. Ein dankbares Arbeits- 
feld für den forschenden Tiergeographen. 

Die Gruppe der Cryphalinae umfaßt (die Subgenera als vollgültig 
gerechnet) I1 Genera mit 114 Spezies. Auf die einzelnen Erdteile ohne 
Ansehen der Zonen verteilt, ergibt sich folgendes Bild: 


Europa Asien Afrika Amerika Australien 
Gattungen 4 6 6 4 3 
Arten 17 36 19 33 13 


2 Arten kommen in mehr als einem Erdteil vor. Betrachten wir 
die Verteilung auf die einzelnen Zonen: 
Europa Asien Afrika Amerika Australien 


Polargebiet nördlich l — 
palaearktisch 12 12 — 16 — 
mediterran 6 3 l — = 
subtropisch nördlich _ 3 _- l — 
tropisch — 17 9 16 — 
äquatorial 2 — 


l 
tropisch südlich — — 7 = 10 
subtropisch südlich — — l 
palaearktisch südlich — — — l 


Ipiden-Genera orbis terrarum 


Zum Gesamtbild dieser Gruppe 
ist wenig hinzuzufügen. Die 


127 


Curventafel der Cryphalinae. 


Gattung Cryphalus drückt ihr 


alleine das Gepräge auf. Übrigens 


irritieren die kleinen Gattungen 


das Gesamtbild auch in keiner 


Weise. Der insulare Charakter 


| 
-“ 
11 


so vieler Arten ist ganz besonders 
hervorzuheben, namentlich haben 


zu 


wir noch bei keiner Gruppe 


28) 


IT| 
f 
y 


soviel Bewohner ozeanischer 


HH 


Inseln gesehen als gerade bei 


AH 


dieser. Das Bild gestaltet sich 

folgendermaßen: Europa Asien Afrika 
Europa Asien Airika Amerika 

Gestadeinseln 1 12 8 4 

ozeanische Inseln — — 2 — 


Hier geben die Sandwichs-Insulaner den Ausschlag. 


Ipinae. 
56. Ips De Geer 
a. /ps i. SP. 
Europa Japan confusus Lee. 
Ost-Sibirien 


acuminatus Gyll. 
var. /leydeni Eichh. 


adusticollis Motsch. Ceylon 
amitinus Eichh. Europa eribricollis Eichh. 
angulatus Eichh. Japan cristafus F. 
asper Broun. Neu-Seeland curvidens Germ. 
avulsus Eichh. südl. U.-St. 
Bonanseai Hopk. Mexico 
borealis Swaine Canada decretus Eichh. 
Neu-Fundland duplicatus Sahlb. 
caelatus Eichh. Canada 
U. S. Am. emarginatus Lec. 


calligraphus Germar U. S. N.-Am. erosus Woll. 
cembrae Heer. Mittel-Europ. Kaukas. 
Sibirien 
Japan 

Java 

Alaska 
Californien 
Mexiko 
Guatemala 


cinchonae Veen. 
concinnus Mannh. 


var. robustus Knkt. 
exiguus Walk. 


Amerika Australien 


Australien 
1 
10 


Oregon 
Californien 
Arizona 
Mexiko 
S.-Amerika 
Europa Japan 
Capd.ge.H. 
Argentinien 
U. S. N.-Am. 
Finnland Rußl. 
Ober-Schles. 
Oregon 
Madeira 
Südeuropa 
Nordafrika 
Syrien 
Armenien 
Kaukasus 
Dalmatien 
Herzegowina 
Ceylon 


128 R. Kleine: 


flavipes F. S.-Amerika perexiguus Bldfd. Damma-Inseln 


grandicollis Eichh. U.S.N.-Am.  perturbatus Eichh., U.S.N.-A. 
Hauseri Reitt. Turkestan pilifrons Swaine Colorado 
heterodon Wachtl. Nied.-Oesterr. pini Say U. S. N.-A. 
hudsonicus Lee. Hudson-Bay plastographus Lee. Californien 
Utah Mexico 
integer Eichh. Rocky Mountains proximus Eichh. Europa, Japan 
Mexico guadrispinus Motsch. Birma 
interpunetus Eichh. Sitka Kectusn ec Mexico 
interruptus Mannh. Alaska Oregon 
Hudson-Bay Arizona 
Colorado serratus F. S. Amerika 
interstitialis Eichh. Jamaica sexdentatus Boern. Europa Asien 
Guatemala shoreae Stebb. Assam 
Japonicus Niis. Japan spinidens Reitt. Kaukasus 
laricis F. Europa spinifer Eichh. Californien 
Japan Stebbingi Strohm. Himalaya 
latidens Lee. Californien subelongatus Motsch. Ost-Indien 
longicollis Gyll. Europa sıturalis Gyll Europa | 
longidens Swaine Ithaka testacens Walk. Ceylon 
longifolia Stebb. Himalaya fridens Mannh. Sitka 
Mannsfeldi Wachtl. Nied.-Oesterr. Alaska 
Bosnien fypographus L. Europa 
Corsika varians F. S.-Amerika 
mexicanus Hopk. Mexiko vertens Walk. Ceylon 
moderatus Walk. Ceylon Vorontzowi Jacob Mitteleuropa 
mutilatus Walk. Ceylon Bosnien 
nobilis Woll. Canar. Inseln Rußland 
oregonis Eichh. Oregon S.-Deutschl. 


Die Gruppe der /pinae vereinigt eine Reihe interessanter Gattungen 
und, da sich manche desselben mit bedeutender Spezieszahl präsentieren, 
so sind weitere Resultate zu erwarten. Hagedorn hat die Gattung /ps 
mit Pityogenes vereinigt. Zunächst will ich aber die einzelnen Subgenera 
behandeln und dann soll ein allgemeiner Überblick über die Gattung im 
Sinne Hagedorns dargeboten werden. 

Ips: 

Europa. Die Ipiden im engsten Sinne, wie wir sie hier vor uns 
sehen, zeigen im europäischen Gebiet eine ausgesprochene Tendenz, auch 
in hohe Breiten vorzudringen, ja, nächst den Nadelholzhylesiniden werden 
wir keine andere Gattung der ganzen Familie wiederfinden, welche die gleiche 
Erscheinung so ausgeprägt wiedergibt. Das liegt darin begründet, daß 
die Nadelhölzer so äußerst weit nach Norden gehen und daß die An- 
sprüche der Käfer an die Gesamtwärmemenge, die sie zu ihrer Entwicklung 


Ipiden-Genera orbis terrarum 129 


brauchen, nicht wesentlich von derienigen verschieden ist, die der Nähr- 
baum selbst beansprucht. Ich will nicht sagen, daß wir in Europa /ps- 
Arten mit ganz exklusiv borealer Tendenz haben, nein, denn fast alle 
kommen ia doch noch im mittleren Europa vor, aber nach dem Süden 
gehen schon manche nicht mehr oder doch nur noch ganz sporadisch. 
Das gilt wenigstens für die Bewohner der gemeinen Kiefer; Fichten- und 
vor allem Tannenbewohner wollen natürlich anders gemessen sein. Eine 
Art mit weitester Verbreitung ist acuminatus Gyll. Sie geht ia allerdings 
auch bis ins Mediterrangebiet, aber hoch hinauf bis Lappland und auf 
dem asiatischen Festlande mit der var. Feydeni bis Ost-Sibirien. Nicht 
ganz soweit ausgedehnt sind die Gebiete einiger ander /ps-Arten, so z. B. 
amitinus Eichh. Wieder andere hängen von der Höhenlage des Bodens 
ab, hier nenne ich vor allem cembrae Heer. Aber alle unsere in Europa 
häufigen /ps-Arten, und so weit sie nicht besondere Ansprüche an 
Nährpflanzen und Klima stellen, sind weit verbreitet und von Niisima 
in Japan wiedergefunden. Sie dürften also in einer gewaltigen Ausdehnung 
über das ganze europäisch-sibrische Waldgebiet verbreitet sein. Selbst 
der montane /ps cembrae Heer gehört hierher. Die eigenartigsten Er- 
scheinungen der europäischen /ps-Arten sind durch ihr merkwürdiges 
Vorkommen, 1. Zongicollis Gyll. und duplicatus Sahlberg. Der erste durch 
das sprunghafte aber an vielen Orten konstatierte Auftreten, der letztere 
durch die Art seiner Seitenverbreitung. 

Außer diesen Arten mit rein nördlicher Provenienz birgt Europa aber 
auch solche, die den Norden nicht erreichen, ia selbst bis nach Mittel- 
europa nicht mehr weit vorkommen. Hierher zählt vor allem Mannsfeldi 
Wachtl. und erosus Woll. 

Asien. Das nördliche Asien dürfte mit einer Reihe von /ps-Arten 
besetzt sein, die sich his jetzt noch unserer Nachstellung entzogen haben. 
Nachdem in Japan eine ganze Reihe Europäer aufgefunden sind, ohne 
irgendwelche Neigung zur Varitätenbildung zu zeigen, ist es nicht unwahr- 
scheinlich, daß wir diese Arten auch auf dem Kontinent wiederfinden. 
Das sibirische Gebiet hat nur eine Art, die für dasselbe typisch wäre, was 
sonst bisher gefunden ist, kommt auch an anderen Lokalitäten vor. Erst 
in Japan haben sich 2 neue Arten feststellen lassen, von denen eine erst 
in jüngster Zeit bekannt geworden ist. Die Zahl der japanischen /ps- 
Arten, die heute 7 beträgt, wäre also ohne Anleihen in Europa doch 
nur recht gering. Aus Inner-Asien ist bisher nur 1 Art bekannt ge- 
worden. Erst die Tropen geben wieder reichliches Material. Es berührt 
eigentümlich, daß das indische Festland bisher noch so wenig neue /ps 
erbracht hat, wenn man die insularen damit in Parallele zieht. Ceylon 
ist mit mehreren Arten besetzt, auf den großen Sundainseln finden sie 
sich, ja selbst der kleine Damaarchipel nennt eine Art sein Eigen. Also 
überall insularer Besatz und Fehlen auf dem Kontinent. In Westasien spielt 
I. erosus Woll. eine gewisse Rolle. 

2 


130 IRENKGleN Tee 


Jedenfalls ist es beachtenswert, daß auf dem asiatischen Kontinent 
die Tropenbewohner eine Stärke erreicht haben, die den Palaearkten 
die Wage hält, ia sie noch übertrifft. Es wird sich ja auf den andern 
Kontinenten noch zeigen, ob der palaearktische Typ vorherrscht, in Asien 
ist es jedenfalls nicht der Fall. 


Afrika ist äußerst arm an /ps-Arten. Von den canarischen Inseln ist 
nur 1 Art dort typisch, erosus Woll. aber über das ganze Mittelmeergebiet 
verbreitet. Das meiste Interesse erweckt die dritte Art, das ist ein alter 
Bekannter: curvidens Germ.; wie der nach dem Cap der Guten Hoffnung 
gekommen ist, mag Gott wissen. Ist er dort spontan heimisch, und das 
schon seit Alters her, so haben wir den am weitest verbreiteten Kosmo- 
politen vor uns. Auch in Amerika werden wir ihn wiederfinden. 


Amerika besitzt fast die Hälfte aller bekannten /ps-Arten. Das 
Vordringen nach Norden ist äußerst stark und mehrere Arten sind dem 
rauhen Gebiet eigen. Die Hauptmassen entfallen aber auf die Staaten, 
die in allen Lagen, von Nord bis Süd besetzt sind. Darin ähnelt das 
neotrope Gebiet dem palaearktischen außerordentlich, und ich habe von 
der Überzeugung ausgehend, daß das neotrope Gebiet doch vom palae- 
arktischen nicht zu trennen ist, auch sonst keine Rücksicht auf die oft 
beliebte Teilung genommen. Über der schmalen mexikanischen Brücke 
folgen wir dem Zug nach Süden. Es sind von Fabricius einige /ps 
aus Südamerika beschrieben, aber die Fundorte scheinen nicht recht klar- 
gestellt zu sein. Ich muß das um so mehr bedauern, als dadurch nicht 
feststellbar ist, ob wir diese Arten zur Tropenzone rechnen dürfen oder 
nicht, und wir finden sonst keinen Anhaltepunkt, da man keine weiteren 
Spezies gefunden hat. Nur einen hat man auch hier entdeckt, /ps curvi- 
dens Germ., den Unvermeidlichen, er haust in Argentinien. Was die 
allgemeine Tiefenlage anlangt, so wäre ein Vorkommen natürlich ohne 
Weiteres denkbar, denn auch in Südafrika fanden wir ihn, und überhaupt 
dürfte Südamerika mit seinen reichen Waldbestand wohl geeignet sein, 
auch noch weitere Spezies zu beherbergen. 


Europa 15 Arten nördl. palaearktisch 13 Arten 


mediterran Da 
Asien 2IEFE nördl. palacarktisch 9 „ 
mediterran SD: 
nördl. subtropisch 1 Art 

„  tropisch ll Arten 
äquatorial 1 Art 

Afrika 3 Arten mediterran 2 Arten 
südl. subtropisch 1 Art 

Amerika 31 Arten nördl,. polarisch 4 Arten 


„  palaearktisch 19 „ 


- 


„  subtropisch , 7 z 


Ipiden-Genera orbis terrarum 131 


nördl. tropisch 2 Arten 
südl. tropisch 1 Art 
„ subtropisch 4 Arten 
Australien 1 Art „ palaearktisch 1 Art 


Die Antillen besitzen nur eine Art auf Jamaika, und daß diese 
auch in Guatemala vorkommt, halte ich nicht für einen Zufall. 

Australien besitzt eine Art auf Neu-Seeland. Diese Etappe ist nicht 
ohne Bedeutung, wenn wir bedenken, daß auf den Südspitzen der Kon- 
tinente sich Gattungsgenossen fanden. Schlüsse dürfen natürlich nicht 
hieraus gezogen werden. Nach dem bisher vorliegenden /ps-Material 
dürfen wir 53 der gemäßigten bis polaren Zone zuweisen. 28 sind in den 
wärmeren Gegenden zu finden. Übergänge finden mehrfach statt. 


b. Pityogenes Bedel 


austriacus Wachtl. Oesterreich irkutensis Egg. Irkutsk 
Dänemark Lipperti Henschel Dalmatien 
balsameus. Lec. N.-Amerika Syrien 
bidentatus Hbst. Europa monacensis Fuchs Bayern 
bistridentafus Eichh. Süd-Europa pennidens Reitt. Griechenland 
Schlesien pilidens Reitt. Amasia 
Nizza Corsica 
Württemberg Mittelm. Länd. 
Tirol plagiatus Lee. Maryland 
carinulatus Lec. Californien New -York 
Dakotah W.-Virginia 
Colorado quadridens Hart. Europa 
chalcographus L. Europa scitus Bldfd. Östindien 
Japan sparsus Lec. Canada 
coniferae Stebb. Östindien V. St. Am. 
fossifrons Lec. Vancouver 
Pityogenes. 


Die nahe Verwandtschaft mit /ps ist auch aus der geographischen 
Verteilung zu erkennen, nur daß der einheitliche Charakter noch prägnanter 
zum Ausdruck kommt. Wesentlichster Grundcharakter: Beschränkung auf 
das nördlich palaearktische Gebiet mit geringer Ausnahme, gänzliches 
Fehlen im gemäßigten Asien und in Afrika und Australien. Seltenes 
Übergreifen einer Art auf mehrere Erdteile und ständigere Verbreitungs- 
gebiete. Mediterrane Eigenschaften einiger Arten und Vorkommen 
von zwei Vertretern in Ostindien. Dieser letzte Umstand ist wichtig, wenn 
man das Auftreten der /ps-Arten auf Ceylon im Vergleich zieht, es wäre 
wohl möglich, daß die gemeinsamen Stammeltern in Indien heimisch waren, 
als noch Ceylon nicht vom Kontinent getrennt war, das Vorkommen 
dieser Subgenera unter sich an anderen Lokalitäten läßt ja diese Möglichkeit 

I 


132 R. Kleine: 


erscheinen und es wird sich wohl der Erkenntnis noch entziehen, 
warum in Ost-Indien die Differenzierung nach der Pityogenesseite hin- 
bewegte, in Ceylon aber nach /ps. Auch für fossifrons Leconte müssen 
sich in jüngerer Zeit die Verhältnisse verändert haben, da in so hohen 
Lagen wie Vancouver kein Pifyvogenes mehr vorkommt, wohl aber noch 
eine Reihe von /ps-Arten. Die Verwandschaft ist also ohne Zweifel sehr 
nahe und es erscheint berechtigt, beide Subgenera zusammenzuziehen. 


Europa 9 Arten nördl. palaearktisch 6 Arten 
mediterran Ar 

Asien 6 nördl. palaearktisch 2 „ 
mediterran DE 
nördl. tropisch PER. 


Amerika De: nördl. palacarktisch 5 „ 
Das Gesamtbild der Gattung im Sinne des Catal. Ipid ist demnach 

folgendes: 

Europa 24 Arten 

Asien 31 

Afrika BI 

Amerika 36 „ 

Australien 1 v 
59 entfallen auf die gemäßigten Gebiete, 36 auf die wärmeren, das Mittel- 
meergebiet eingeschlossen; setzen wir die Il Vorkommen zu den ge- 
mäßigten hinzu, so wird das Verhältnis 70:25. Die Gattung /ps ist also 
zum überwiegenden Teile palaearktisch. 


57. Acanthotomicus Bldfd. 


spinosus Bldfd. Japan 
sumatranus Strohm. Palembang 
fruncatus Stebb. Assam 
Asien 3 Arten subtropisch nördl. 1 Art 
tropisch y® 
äquatorial IE 
58. Xylocleptes Ferr. 
ambitiosus Schauf. Gabun cucurbitae Lec. Utah 
chiriquensis Bldid. Panama Mexico 
bicuspis Reitt. Syrien descipiens Lee. New-York 
bispinus Duftsch. Europa Virginia 
Ver. St. N.-A. Michigan 
bituberculatus Haged. Kamerun exul Reitt. Transkaspien 
biuncus Reitt. Dalmatien granulatus Ferr. Venezuela 
Algier uncinatus Eichh. Columbien 
congonus MHaged. Congo 


Die Xylocleptes-Arten finden sich also außer in Australien auf allen 
Continenten, keine Art fand ich auf ciner Insel angegeben. Deutlich lassen 


Ipiden-Genera orbis terrarum 133 


sich zwei Zonenreihen verfolgen, deren eine im nördlich-palaearktischen 
Gebiet verläuft, die andere im nördlichen Tropengürtel mit geringer Aus- 
ladung nach der südäquatorialen Seite. Mit Ausnahme von bispinus 
hat keine Art ein größeres Ausdehnungsgebiet, die Gebiete sind teilweise 
sehr lokal, was ich darauf zurückführen möchte, daß für dies Genus als 
Nahrungspflanzen strauch- oder krautartige Gewächse in Frage kommen, 
so Clematis, Cucurbita u. a. Meist scheinen die Nährpflanzen aber noch 
gänzlich unbekannt zu sein, ein Umstand, der auch die geographische Ver- 
teilung in ihrem Einfluß durch die Nährpflanzen leider sehr beeinträchtigt. 


Europa 2 Arten nördl. palaearktisch 1 Art 
mediterran 1895 
Asien ZEN, mediterran 2 Arten 
Afrika A mediterran 1 Art 
nördl. tropisch 3 Arten 
Amerika Gem nördl. palaearktisch 3 „ 
nördl. subtropisch 1 Art 
„ tropisch 3 Arten 
58a. Xestipes Haged. 
marginatus Haged. Deutsch-Ost-Afrika 
Afrika 1 Art südl. tropisch 1 Art 
58b. Trigonogenius Haged. 
fallax Haged. Amani 
Afrika 1 Art südl. tropisch 1 Art 


Zwei auffallende Funde der neuesten Zeit. 

Wir können daraus ermessen, wie gering noch unsere Kenntnisse 
speziell der afrikanischen Gebiete sind und wie sich die Gesamtanschauung 
über die Verbreitung der Ipiden noch ändern werden, wenn die Forschung 
erst noch weiteres Material geliefert hat. 


59. Taphrorychus Eichh. 


bicolor Herbst Nord und Mittel Europa 
Bulmerincegui Kolen Kaukasus 
hirtellus Eichh. Anatolien 
Bosnien 
villifrons Dufour Süd-Frankreich 
Bosnien 
Algier 
Tunis 


Diese Arten, wohl meist an Fagus silvatica, haben alle ein ziemlich 
ausgedehntes Gebiet und dürften vielleicht noch an mehreren Orten auf- 
gefunden werden. Zu dieser Vermutung geben die beiden Arten Bulmerincegui 
Kol. und villifrons Dufour Veranlassung. Nach den Untersuchungen von 
Eggers dürften diese Arten synomym und das lokale Vorkommen eines 
Vertreters auf dem Kaukasus hinfällig sein, damit dehnt sich das Ver- 


134 R. Kleine: 


breitungsgebiet von villifrons erheblich aus, der gleiche Beobachter nennt 
auch Bosnien für /urtellus Eichh. und es ist möglich, daß sich das Gebiet 
auch noch weiter erstreckt, wenn auch an der Eigenschaft als Balkan- 
bewohner nicht zu zweifeln ist. 


Europa 4 Arten nördl. palaearktisch 1 Art 
mediterran 3 Arten 
Asien 1 Art B, 1 Art 
Afrika 1% 5 1 Art 
60. Premnobius Eichh. 
cavipennis Eichh. Cayenne var. nodulosus Haged. Congo 
Afrika „ spinosus Haged. Akkracopal 
Zanzibarcopal “Congo 
Columbien „ corthyloides Haged.. Kamerun 


Die außergewöhnlich große Verbreitung dieser Art und Gattung 
ist beachtenswert. Einmal, weil wir sowohl im tropischen Amerika wie 
Afrika die Art auffinden. Die Verbreitung in Afrika dürfte recht aus- 
gedehnt sein, dafür spricht schon die Tatsache, daß die Gattung im 
Zanzibarcopal fossil ist. Ferner ist es eine recht auffallende Erscheinung, 
daß im tropischen Westafrika sich eine solch starke Tendenz zur Variation 
ausbilden konnte, die so bedeutend ist, daß innerhalb eines Gebiets zwei 
Varianten sich nebeneinander entwickeln. Das Vorkommen auf den sich 
gegenüberliegenden Kontinenten innerhalb der gleichen Zone läßt auf 
früheren Zusammenhang derselben schließen. 


Afrika 1 Art nördl. tropisch I Art 
Amerika 1 Art g 5 ee: 
61. Thamnurgus Eichh. 
armeniacus Reitt. Transkauk. Kaltenbachi Bach Deutschland 
Ordubad Oesterreich 
Brylinskii Reitt. Transkaukas. Frankreich 
Araxes nitidicollis Reitt. Marokko 
caucasicus Reitt. Kaukasus Petzi Reitt. Oesterreich 
characiae Rosenh. Süd-Europa sardus Egg. Sardinien 
delphinii Rosenh. Algier semirufus Reitt. Anatolien 
Andalusien siculus Egg. Sizilien 
euphorbiae Küst. Süd-Europa varipes Eichh. Oesterreich 
Foltzi Strohm. Griechenland Frankreich 


Die Gattung Thamnurgus ist ein echter Bewohner des Mediterran- 
gebietes in weiter Ausdehnung von Marokko bis zum Kaukasus. Der 
Nordrand Afrikas wird nur einigemale noch erreicht; die Nordgrenze 
wird durch Äaltenbachi Bach. in Mecklenburg gebildet, zwischen diesen 
Strichen, mit der Hauptmasse im südlichen Europa, erstreckt sich die 
Gattung hin. Insonderheit ist Thamurgus dadurch ausgezeichnet, dab sie 
fast ausschließlich an krautartigen Pflanzen vorkommt und daß diese, 
soweit sie mir bekannt geworden sind, sich auch innerhalb. bestimmter 


Ipiden-Genera orbis terrarum 135 


Gattungsgrenzen bewegen. Mit Ausnahme der stärker verbreiteten Kal- 
fenbachi Bach sind die Verbreitungsgebiete auch sehr sporadisch und 
teilweise weit von einander gelegen. Hierbei zeigt sich auch wieder, daß 
die Verbreitungsgebiete der Nährpflanze keineswegs mit dem des Gasttiers 
zusammenfallen, da Euphorbia gerardiana die Nahrungspflanze von varıipes 
und euphorbiae auch auf den Kalk- und Buntsandsteinhügeln der nörd- 
lichen Thüringer Abdachungen noch vorkommt, während die daranlebenden 
Thamurgus-Arten schon in Niederösterreich bezw. Frankreich die Nord- 
grenze erreichen. Wie es mir scheint, lieben manche Arten das Gebirge 
oder doch wenigstens nicht die direkte Ebene, auch hiervon macht Äalten- 
bachi eine merkbare Ausnahme, indem sie weit in die norddeutsche 
Tiefebene vordringt. Allerdings sind auch gerade bei dieser Art die 
Nahrungspflanzen, obgleich sie alle in der Labiatenfamilie liegen, ziemlich 
zahlreich, die ausgedehnte Polyphagie mag mit dazu beitragen, daß die 
Verbreitungsgrenzen sich weit ziehen und nicht so sporadisch sind. 
Europa 10 Arten nördl. palaearktisch 3 Arten 


mediterran an 
Asien Ba, e Sue, 
Afrika ZINN e Ze 
61a. Pseudothamnurgus Egg. 
elegans Wichm. Algier 
scrutator Pand. Süd-Frankreich 
mediterraneus Egg. hr x 
Normandi Egg. Algier 
In allem Wesentlichen Thamnurgus gleich. 
Europa 2 Arten mediterran 2 Arten 
Afrika 2m 3 F 2 
61b. Kyrtogenius Strohm. 
major Strohm. Abessynien 
bicolor ,„ r 


Aus diesem noch wenig bekanntgewordenen Gebiet hat Strohmeyer 
auch noch eine andere Gattung beschrieben. Hier dürften sich wohl 
noch manche Schätze heben lassen. 


Afrika 2 Arten nördl. tropisch 2 Arten 
62. Dryocoetes Eichh. 
aceris Lind. Rußland alni Georg Deutschland 
Mähren England 
Preußen apatoides Eichh. Japan 
affaber Mannh, N.-Amerika autographus Ratz. Europa 
affinis Bldfd. Japan Japan 


africanus Schreiner Guinea N.-Amerika 


136 R. Kleine: 


autographus Ratz. Kaukasus macilentus Bidfd. Mexiko 
baikalicus Reitt. Irkutsk maurus Bldfd. Guatemala 
carbonarius Ferr. Cuba melaenus Eichh. Brasilien 
confusus Swaine Colorado .- minutus Swaine Colorado 
coryli Perris Frankreich minus Egg. Sizilien 
Deutschland moestus Bldfd. Japan 
Rußland nubilus Bldfd. Japan 
Dänemark pilosus Bldfd. Japan 
dinoderoides Bldfd. Japan pini Niis. Japan 
Eichhoffi Ferr. Griechenland pubescens Swaine Colorado 
Eichhoffi Hopk. N.-Amerika . pumilio Eichh. Venezuela 
flavicornis Bldfd. Ceylon quadrisulcatus Strohm. Kaschmir 
graniceps Eichh. Japan ramicola Reitt. Syrien 
granieollis Lee. V.St. N.-Am.  sardus Strohm. Mittelmeer 
hymalayensis Strohm. Kaschmir similis Egg. Corsica 
Leonhardi Egg. Bulgarien‘ taprobanus Bldfd. Ceylon 
Leprieuri Perr. Algier tonsus Flaged. Guyana 
limbatus Bldfd. Guatemala villosus F. Europa 
luteus Bldfd. Japan Madeira | 


Dryocoetes ist mit Thamnurgus morphologisch nahe verwandt, so 
daß hierin schon Verwechslungen bei der Beschreibung stattgefunden 
haben. Zoogeographisch sind sie aber scharf voneinander getrennt, dort 
Überwiegen des Mediterrangebietes, hier völliges Zerstreuen über mehrere 
Kontinente, dort Hauptverbreitung an den südlich gelegenen Gebieten des 
Palaearktikunms, hier dagegen Vorkommen in allen Zonen. Übrigens 
trennen auch die biologischen Zustände die morphologisch nahen Gattungen. 


In Europa ist vor allem aufographus Ratz. zu Hause, den wir als 
völligen Kosmopoliten ansehen müssen und der im ganzen Palaearktikum 
der nördlichen Hemisphäre vorkommt. 


Durchschnittlich sind die Verbreitungsgebiete aber kleiner und 
lassen von kosmopolitischen Erscheinungen nichts erkennen, keine andere 
Art überschreitet den Kontinent, auf dem sie ursprünglich aufgefunden ist. 
So ist aufographus Ratz. also eine Ausnahmeerscheinung. In Europa 
selbt fallen die Gebiete der einzelnen Arten auch keineswegs zusammen 
und wir können deutlich eine mediterrane Gruppe und eine mitteleuropäische 
unterscheiden. Östlicher Provenienz ist aceris Lind; eine ganze Reihe ist 
über Mitteleuropa verbreitet und in neuester Zeit sind durch weitere 
Forschungen im Mittelmeergebiet 3 neue Arten, ausschließlich dort vor- 
vorkommend beschrieben worden, bisher war von daher keine typische Art 
bekannt, damit hat die Gattung auch dies Gebiet okkupiert. 


In Asien ist Besatz gleichfalls recht stark. Ein Hauptzentrum liegt 
in Japan. Aufographus Ratz. kommt auch hier vor, aber außerdem nicht 
weniger als 8 endemische Arten. Damit ist auch für das gemäbigte 


Ipiden-Genera orbis terrarum i 137 


Asien ein Besatz festgestellt, der dem europäischen in nichts nachsteht 
Hierzu wäre noch die Art aus Irkutsk hinzuzufügen. Der asiatische Anteil 
der Mittelmeerfaunaist nur gering, wir kennen nur eine typische Art: ramicola 
Reitt. Hier sehen wir auch zum ersten Male die gemäßigten Zonengebiete 
überschritten, an den südlichen Abdachungen des Himalaya finden wir 
Vertreter und auf dem tropischen Ceylon. 


Afrika besitzt auffallend wenig Arten; der Süden ist überhaupt 
ganz frei. Der tropische D. africanus Schreiner ist heute noch völlig 
isoliert und nur die algerische Art ist dem europäisch-mediterranen Ver- 
breitungsgebiet angepaßt. Der auf Madeira vorkommende villosus F. ist 
eine der wenigen Ipiden, die auf dem Festlande weiter verbreitet sind 
und einen Kontakt der canarischen mit der Festlandsfauna herstellen. 


Amerika ist wieder reichlicher bewohnt. Das boreale Amerika hat 
zwar keinen typischen Dryocoetes, aber im palaearktischen Teil ist die 
Gattung vertreten und den kosmopolitischen aufograplıus Ratz. finden wir 
hier wieder. Der tropische Teil Südamerikas, nördlich des Äquators be- 
sitzt gleichfalls noch einige Arten, so daß Amerika sicher am ausschlag- 
gebendsten ist. Auch auf den Antillen ist eine Arttypisch. Es ist auffällig, 
daß auch Amerika, das doch ganz erheblich nach Süden geht, dennoch 
auf seinem südlichen Teil diese Gattung vermissen läßt. Überall machen 
die Arten in der Nähe des Äquators halt oder aber überschreiten ihn doch 
recht wenig. Das zeigt sich auch andererseits dadurch recht deutlich, daß in 
Australien keine Dryoceofes-Art gefunden worden ist. 


Europa 10 Arten nördl. palaearktisch 6 Arten 
mediterran en 
Asien 16 Arten nördl. palaearktisch 11 „ 
mediterran Art 
nördl. subtropisch 2 Arten 
„  tropisch Die: 
Afrika 3 Arten mediterran DEE 
nördl. tropisch 1 Art 
Amerika 14 Arten nördl. palaearktisch 7 Arten 
„  tropisch 7 


Die Gattung ist also nur auf der nördlichen Hemisphäre verpreitet, 
gleichmäßig über die warmen und gemäßigten Gebiete. 


63. Coccotrypes Eichh. 


advena Bldfd. Japan Eggersi Haged. Ecuador 

cardamomi Schauf. Ceylon Guayana 

dactyliperda F. Europa graniceps Eichh. Japan 
Afrika Hagedorni Eggers Java 


Amerika integer Eichh. Siam 


138 R. Kleine: 


perditor Bldfd. Japan pygmaeus Eichh. Kamerun 

pygmaeus Eichh. Manila Senegal 
Madagaskar Guayana 
St. Domingo fropicus Eichh. Peru 


Die Coccofrypes-Arten, biologisch sehr verschieden, teils Früchtebewohner, 
sogar in Pilzen lebend, sind eine den Tropen und Subtropen angehörende 
Gemeinschaft; das Hinaufgehen bis Europa will wenig besagen, da einige 
Phoenix dactylifera-Colonien auch im südlichen Europa noch vorkommen 
und der Käfer nach hierher eingeschleppt ist, heimisch ist er ebensowenig 
wie die Dattelpalme. Als wirkliche Palaearkten sind doch wohl nur die 
japanischen Arten aufzufassen, leider kenne ich die Nahrungspflanzen 
nicht. Auffällig ist die ungeheure Verbreitung von pygmaeus Eichh. von 
den Philippinen bis zum nördlichen Südamerika über das Festland Afrikas, 
Madagaskars und St. Domingos. Es muß auffallen, daß die Sundainseln 
und die beiden Indien so gänzlich freigeblieben sind. Auf diesen Gebieten 
finden sich allerdings nahe Verwandte, Hagedorni Eggers auf Java, integer 
Eichh. in Siam. Es wäre interessant, die Nährpflanzen zu kennen, um 
einen ungefähren Blick zu gewinnen, ob pygmaeus tatsächlich fehlt oder 
ob sich diese Arten vielleicht aus pygmaeus entwickelt haben. Überhaupt 
ist es wichtig, daß die Coccofrypes-Arten so sporadisch auf den Inseln 
des Tropengürtels verbreitet sind. Das vergleichende Studium der Nähr- 
pflanzen würde hier sicher genauen Aufschluß geben. 


Europa 1 Art mediterran 1 Art 
Asien 6 Arten palaearktisch 3 Arten 
nördl. tropisch SR 
äquatorial 1 Art 
Afrika 2 Arten nördl. tropisch 2 Arten 
südl. 55 1 Art 
Amerika 5 Arten nördl. tropisch 5 Arten 


Im ganzen kommen 10 Arten, 4 kommen in mehreren Erdteilen vor. 


64. Tiarophorus Schrein. 


elongatus Schrein Guineaküste 
Afrika 1 Art nördl. tropisch 1 Art 
65. Ozopemon Haged. 

Juscicollis Haged. Sumatra rugatus Bldfd. Borneo 
gravidus Bldfd. Borneo sumatranus Bldfd. Sumatra 
laevis Strohm. Philippinen Theklae HMaged. Sumatra 
major Strohm. r var. sirambeanus Haged. Sumatra 
obanus Haged. Sumatra var. singalangicus Haged. „ 
regius Haged. Sumatra fuberculatus Strohm. Formosa 

Asien 10 Arten äquatorial 7 Arten 


nördl. tropisch Sc 


Ipiden-Genera orbis terrarum 139 


66. Lepicerus Eichh. 


aspericollis Eichh. Birma 
nitidus Haged. Sumatra 
Asien 2 Arten nördl. tropisch 1 Art 
aquatorial E, 


Die nahe systematische Verwandschaft der Gattungen Ozopemon 
und Zepicerus spiegelt sich auch in der Verbreitung wieder. Das Zentrum 
der Verbreitung liegt auf den Sundainseln, von hieraus mit aspericollis 
Eichh. schwache Ausstrahlung nach Norden. 

Es hat den Anschein für sich, als ob Ozopemon stark zur Variation 
neigt. Das zeigt sich zunächst schon darin, daß innerhalb eines ver- 
hältnismäßig kleinen Gebiets wie Sumatra sich erstens zwei ganz nahe 
verwandte Gattungen finden, daß die eine dieser Gattungen eine Reihe 
heute festgefügter Arten differenziert hat und endlich, daß eine dieser 
Arten in der Umbildung begriffen ist. Ob noch oder schon wieder, das 
wird sich nicht ohne weiteres sagen lassen. Über die Zepicerus-Arten 
aus Birma läßt sich heute noch wenig berichten, denn eine sporadische Art 
gibt ein unklares Bild, vielleicht finden sich zwischen Sumatra und Birma 
doch noch Zwischenglieder vor. In neuer Zeit hat sich das Gebiet schon 
erheblich erweitert, jedenfalls ist der tropische Teil Asiens, wenigstens im 
Osten stärker besetzt, als zunächst scheint. 


67. Styphlosoma Bldfd. 


granulatum Bldfd. Panama 
Amerika 1 Art nördl. tropisch 1 Art 
68. Dendroterus Bldfd. 
mexicanus Bldfd. Mexico 
Salei Bldfd. “ 
Amerika 2 Arten nördl. subtropisch 2 Arlen 
69. Eidophelus Eichh. 
unitans Eichh. Japan 
minufus Bldfd. » 
Asien 2 Arten nördl. palaearktisch 2 Arten 


Beide Arten sind bisher nur von Japan und auch dort mit sehr 
engem Verbreitungsbezirk bekannt. Eine Anlehnung an ähnliche Gattungen 
dieser Gruppe war nicht festzustellen. 


70. Cactopinus Schwarz. 
Hubbardi Schwarz. Arizona 
Amerika 1 Art nördl. subtropisch 1 Art 
Ein ähnliches Bild wie die eben besprochenen asiatischen Gattungen 
geben die vorstehenden für Amerika. Der Zusammenschluß auf einem 
so engen Gebiet und die morphologische und damit systematische Nähe 
läßt immer vermuten, daß eine Stammart allen gemeinsam war, daß äußere 


140 RG eltnzers 


Verhältnisse, deren Werdegang sich unserer Kenntnis entzieht, zur 
Isolierung einzelner Bezirke führten und damit Gelegenheit schufen, scharf 
umgrenzte neue Gebiete zu bilden, auf denen sich die Abgeschlossenen weiter 
differenzieren konnten und Anlaß zur Bildung von Varietäten und schließlich 
neuer Arten gaben. 


71. Pityophthorus Eichh. 
Brasilien Henscheli Seitner Oesterreich 
Guatemala Italien 


alienus Eichh. 
amoenus Bldfd. 


annectens Lec. Florida Herrerai Hopk. Mexico 
Buyssoni Reitt. Frankreich Incommodus Bldfd. Guatemala 
cariniceps Lee. V.St.-N. Am.  incompositus Bldfd. 5 
carinifrons Bldfd. Mexico Jucundus Bidfd. Japan 
cacuminatus Bldfd. Guatemala Knoteki Reitt. Tirol 
chalcoensis Hopk. Mexico languidus Eichh. Venezuela 
cinciniatus Bldfd. Guatemala laufus Eichh. Texas 
comatus Zimmer Carolina W. Virginia 
concentralis Eichh. Florida Lichtensteini Ratz.  Nord-Europa 
Cuba macrographus Eichh. Deutschland 
confinis Lee. Californien Oesterreich 
Idaho micrographus L. Europa 
Mexico Kaukasus 
W.-Virginia minutissimus Zimm. Nord-Amk. 
confinis Bldfd. Guatemala nigricans Bldfd. Guatemala 
Mexico nitidulus Mannh. Alaska 
confusus Bldfd. Guatemala Californien 
coniperda Schwarz WV.St.-N. Am. Utah 
consimilis Lee. Florida Mexico 
N.-York obliquus Lee. Michigan 
Michigan obsoletus Bldfd. Guatemala 
Quebek obtusipennis Bldid. 3 
corticalis Eichh. Chile obtusus Schauf. Madagaskar 
deletus Lec. Colorado opaculus Lee. Brasilien 
deprecator Schauf. Madagaskar peregrinus Eichh. Michigan 
Deyrollei Bläfd. Mesico pllosus Lee. Californien 
digestus Lec. Californien politus Bldfd. Mexico 
diglyphus Bldfd. Guatemala poricollis Bldfd. Guatemala 
exculptus Ratz. Deutschland pruinosus Eichh. New-York 
flavus Steph, England Florida 
glabratus Eichh. Deutschland puberulus Lee. Columbia 
Oesterreich Michigan 
Pyrenäen New-York 


guatemalensis Bldfd. Guatemala 


W.-Virginia 


Ipiden-Genera orbis terrarum 141 


pubipennis Lec. Californien pubescens Marsh. Frankreich 
Oregon Oesterreich 
Guatemala Ungarn 
pulchellus Eichh. Michigan Hessen 
Pennsylvania Nassau 
Virginia Corsica 
pulicarius Zimm. V.St. N.-A. senex Wichm. Südfrankreich 
pullus Zimm. Michigan seriatus Lee. Florida 
W.-Virginia similis Eichh. Venezuela 
New-York .  fimidus Bldfd. Mexico 
puncticollis Lec. Californien fomentosus Eichh. N.-Amk. 
N.-Mexico fubereulatus Eichh. Californien 
pusio Lec. Michigan xylofrupes Eichh. Bahia 
pubescens Marsh. England 


Die Gattung Pifyophthorus bildet mit der /ps-Pityogenes Gattung 
den eigentlichen Grundstock des ganzen /pinae und die geographische 
Verbreitung hat soviel Anklingendes oder ganz Übereinstimmendes, dab 
es sich wohl lohnt, die Verhältnisse eingehender zu betrachten. Von den 
65 Arten kommen allein 51 auf Amerika, und zwar: 


Nord-Amerika 26 Arten 
Mittel- „ DW"; 
Süd- “ Re: 


Von Nord- zu Mittelamerika finden Übergänge statt. Es kommt 
dann noch das europäische Gebiet mit 11 Arten in Frage, während die 
eine asiatische und die beiden afrikanischen Arten noch so vereinzelt sind, 
daß sie vorläufig für eine Beurteilung ausscheiden müssen. Keine Art 
hat kosmopolitische Neigungen. Die Bewohner der einzelnen Erdteile 
bleiben streng unter sich. Überhaupt ist der Ausschlag nach Nord und 
Süd innerhalb des Verbreitungsgebiets gering. Die weiteste Ausdehnung 
hat nifidulus Mannh. von Alaska bis Mexiko, aber das ist auch eine 
Ausnahme ; häufiger findet schon eine größere Ausbreitung nach den Breiten- 
graden hin statt, manche Arten von der Atlantischen Küste bis zum 
stillen Ozean. Aber nur auf einem so großen Kontinent wie Nord-Amerika 
haben sich solche Ausdehnungen konstatieren lassen, in Europa sind die 
Gebiete erheblich enger, und auf der engen Landsbrücke Mittelamerikas, 
wo soviele Arten zusammengedrängt sind, müssen die Ausbreitungsgebiete 
immer nur beschränkt sein, wenn auch die Gebiete der einzelnen Arten 
sich mit einander vermischen. Unter den europäischen ‘Arten hat micro- 
graphus die größte Verbreitung und geht am weitesten nach Norden, nur 
Lichtensteini erreicht eine ähnliche Ausdehnung. Die meisten bewegen 


142 R. Kleine: 


sich durch das mittlere Europa mit einem Ausschlag nach Süden; Änoteki 
mit seinem sporadischen Fundort ist ganz vereinzelt. 


Die Ständigkeit in der Ausbreitung wird wohl bedingt durch die 
Nahrungspflanzen. Die überwiegende Anzahl lebt auf Pinus, seltener auf 
Picea und die große Ausdehnung an Nadelwäldern, die Amerika noch 
besitzt oder doch besessen hat, muß eine gleichmäßige Verbreitung sehr 
begünstigen. Mit dem Fortschreiten nach dem Süden und Zurückweichen 
der Nadelhölzer nimmt die Zahl der Arten ab. Eigentümlich bleibt nur 
das gänzliche Fehlen auf dem asiatischen Festland, obwohldas Nadelholz- 
gebiet sich darüberhin erstreckt. 


Vergleicht man nun zu diesen Erscheinungen die Gattung /ps-Pyti- 
ogenes, so finden wir, daß sich im Großen und Ganzen die gleichen 
Verhältnisse wiederholen; daß sie aber in der /ps-Verwandtschaft noch 
nicht so ausgeprägt sind, vielmehr noch eine gewisse Zerstreuung, ob im 
Fortschreiten oder Einschränken, das kann ich nicht entscheiden, bemerkbar 
machen, die Constanz ist bei der Pyfiogenesgruppe schon größer und erreicht 


bei Pitpophthorus den höchsten Grad. 


Europa 11 Arten nördl. palaearktisch 10 Arten 
mediterran aut 
Asien 1 Art nördl. palaearktisch 1 Art 
Afrika Dee südl. tropisch Da 
Amerika 5l " nördl. polar 1 Art 


nördl. palaearktisch 23 „ 
nördl. subtropisch 12 

nördl. tropisch 18, 3 
äquatorial Du: 
südlich palaearktisch I Art 


72. Mesoscolytus Broun. 
inurbanus Broun. Neu-Seeland 
Australien 1 Art südl. palaearktisch 1 Art 


Die Gruppe der /pinae umfaßt 21 Genera mit 240 Spezies. Auf 
die einzelnen Erdteile ohne Ansehen der Zonen verteilt, ergibt sich 
folgendes Bild: 


Europa Asien Afrika Amerika Anstralien 
Gattungen 8 11 13 9 2 
Arten 64 771 25 117 2 


25 Arten kommen in mehreren Erdteilen vor. Den größten Anteil 
an dieser Gruppe hat Amerika, obgleich relativ wenige Gattungen dort 
vorkommen. 


Betrachten wir nun die Verteilung auf die einzelnen Zonen: 


Ipiden-Genera orbis terrarum 


Europa Asien 
Polargebiet — — 
palaearktisch nördl. 40 28 
mediterran 30 12 
subtropisch nördl. _ 4 
tropisch — 23 
äquatorial — 11 


tropisch südlich 
subtropisch 
palaearktisch 
Die Gebietsgrenzen fallen zuweilen in mehrere Zonen. 
Curventafel der Ipinae. 


Die Zonengebiete sind 
folgendermaßen besetzt: 


Polargebiet 5"Arten 
Palaearktisch 128 
Mediterran SI 
Subtropisch 32° , 
Tropisch some: 
Rechnen wir das Medi- 
terrangebiet zur gemäßigten 


Zone, so ist das Verhältnis wie 
180:107. Die Gruppe der 
Ipinae wäre also als haupt- 
sächlich nördlicher Provenienz 
anzusprechen. 


Europa 


143 


Alrika Amerika Australien 
ee 5 Bar 
an 57 = 
10 = — 
. 23 = 
10 37 = 
a 2 En 

5 l _= 
l 4 — 
— 1 2 


Asien Afrika Amerika Australien 


144 


R. Kleune: 


Hylocurinae. 
73. Microborus Bldfd. 


boops Bldfd. 
Amerika I 


Guatemala 


Art nördl. tropisch' 


l Art 


74. Pycnarthrum Eichh. 


gracile Eichh. Cuba 
Lambottei Chap. Mexico 
Guatemala 
pallidum Chap. Guadeloupe 
selulosum Waterh. Fernando 
Norouna 
fransversum Bldfd. Guatemala 


Die Gattung liegt nur im tropischen Teil Amerikas und ist vor 
allen deshalb erwähnenswert, weil die größte Zahl der Arten sich auf 
Inseln findet. Am meisten muß sefulosum Wat. auf den kleinen Fernando 
Norouna auffallen, die so nahe dem brasilianischen Festlande, dennoch 
dort nicht aufgefunden worden ist. 


Amerika 5 Arten nördl. tropisch 5 Arten 
75. Prionosceles Bidld. 
afratus Bldfd. Guatemala 
Panama 
maurus Bldfd. Guatemala 
Amerika 2 Arten nördl. tropisch 2 Arten 
76. Epomadius Bldid. 
eulcitatus Bldfd. Panama 
Amerika 1 Art nördl. tropisch 1 Art 
77. Hexacolus Eichh. 
banosus Haged. Ecuador 
Bruchi Haged. Argentinien 
glaber Eichh. Cuba 
melanocephalus Bldfd. Guatemala 
piceus Bldfd. Panama 
selosus Bldfd. Guatemala 


unipunctatus Bldfd. e 
Auch diese Gattung liegt, wie die vorigen alle und wie überhaupt 
das Gros der /ylocurinae im tropischen Nordamerika mit Einschluß der 
Antillen. Erwähnenswert ist hier der eine Übergang auf Argentinien, 
wahrscheinlich auch hier nur im wärmsten Teil desselben. 


Amerika 7 Arten nördl. tropisch 6 Arten 
südl. subtropisch 1 Art 
78. Ctenophorus Chap. 
laevigatus Ferr. Columbia 
Amerika l Art nördl. tropisch 1 Art 


Ipiden-Genera orbis terrarum 145 


79. Poecilips Schauf. 


ciliatus Haged. D.-Ost.-Af. 
sannino Schauf. W.-Afrika 
Gabun 
Afrika 2 Arten nördl. tropisch 1 Art 
südl. n Los 
80. Orthaspistes Haged. 

camerunus Maged. Kamerun 

Afrika 1 Art nördl. tropisch I Art 

81. Araptus Eichh. 

rufopalliatus Eichh. Neu-Granada 
camerunus Haged. Kamerun 


Diese drei Gattungen umfassen alles, was aus dieser Gruppe über- 
haupt in Afrika vorkommt. Die Gattung Araptus geht aber schon auf 
Amerika über. Siehe unten die Zusammenfassung. 


Amerika 1 Art nördl. tropisch 1 Art 
Afrika una 1 IE 1,R 
82. Hylocurus Eichh. 
alienus Eichh. Mexico elegans Eichh. Mexico 
Antillen errans Bldfd. 5 
Cuba retusipennis Bldfd. 
cancellatus Bldid. Guatemala simplex Bldfd. Guatemala 
discifer Eichh. Venezuela spinifex Bldfd. Mexico 
egenus Bldfd. Mexico vagabundus Bldfd. 5 


Wieder rein tropisch auf engstem Bezirk. 
Amerika 10 Arten nördl. tropisch 10 Arten 


83. Micracis Lec. 


aculeatus Lee. V. Staaten nanula Lec. Florida 
acutipennis Eichh. Bahia opacicollis Lec. N.-Yersey 
asperulus Lee. N.-York N.-York 
Virginia rudis Lec. Michigan 
Pennsylvania sufuralis Lec. V.St.N. A. 
hirtellus Lee. Californien 
Amerika 8 Arten nördl. tropisch 1 Art 
palaearktisch 7 Arten 
84. Thysanoes Lec. 
fimbricornis Lec. Pennsylvania 
Amerika 1 Art nördl. palaearktisch 1 Art 
84a. Allarthrum Haged. 
Kolbei Haged. Deutsch-Neu-Guinea 
Australien 1 Art tropisch 1 Art 


3 


146 IR. Kal ertinle:; 


Die kleine Gruppe der //ylocurinae ist in der Verbreitung so 
charakteristisch wie wenig andere. Den größten Anteil hat Amerika, 
darunter speziell Mittelamerika, nur wenige Gattungen sind auf dem 
afrikanischen Festlande. Da muß es von Wichtigkeit sein, daß in der 
Gattung Araptus sich beide Verbreitungsgebiete zusammenfinden und 
einen Fingerzeig geben, daß diese Gruppe tatsächlich zusammengehört 
und vor der Umgestaltung, welche die Kontinente erfahren haben, ein 
Zusammenhang derselben bestanden hat. Durch das ganze Central-Afrika 
ist Poecilips verbreitet, von Gabun springen die Gattungen nach den 
Antillen über; hier hat zweifellos ein großer Reichtum der //ylocurinen 
bestanden, bevor der mexikanische Golf sich gebildet hat, der auf der 
einen Seite die Inselreste der Antillen, auf der anderen den mittelameri- 
kanischen Gebirgsrücken übrig gelassen hat. Hierher muß sich der Rest 
der Arten gerettet haben. Dem ist auch in der Tat so, denn von den 
37 Arten sind 24 allein auf diesem engen Bezirk beschränkt, 4 weitere 
kommen nur ganz wenig südlicher vor. Alle diese Arten sind der 
subtropischen und tropischen Fauna angehörig. Etwas abweichend 
sind die Verhältnisse bei Micrasis, die mit einer Ausnahme auf die Ver- 
einigten Staaten beschränkt ist. Das Übergehen auf dieses Gebiet ist 
aber auch keineswegs sprunghaft, vielmehr ist der Übergang ganz all- 
mählich, schließt sich südlich an das mexikanische Gebiet an, so Zirtellus 
Lec., der sowohl nach Florida, also östlich wie nach Californien, westlich 
gewandt hat. Solche ausgedehnten Gebiete finden sich bei den Micrasis- 
Arten öfter, z. B. /. asperulus Lec. 


Unter Berücksichtigung der gesamten Umstände ist daher wohl 
anzunehmen, dab Micrasis sich aus dem centralamerikanischen Ver- 
wandten entwickelt hat, oder doch aus einem und demselben Stamm 
hervorgegangen ist. Für die Annahme einer Evolution aus //ylocurus 
heraus sprechen einmal die nahe systematische Verwandtschaft als auch 
der Umstand, daß in dem großen Gebiete der Nordamerikanischen Staaten 
sich für die weitere Ausbreitung günstiger Boden fand. Es läßt sich 
allerdings der Einwand erheben, daß einer Ausbreitung nach Süden ja 
auch nichts im Wege gestanden hätte. Sicherlich nicht, aber es läßt sich 
nicht verkennen, daß die. Neigung eben weniger nach den Tropen als 
nach dem gemäßigten Gebiete zu ausschlägt, hierfür sprechen auch die 
argentinischen Arten, die unter ähnlichen Bedingungen wie die nord- 
äquatorialen leben, den eigentlichen Tropengürtel aber schroif überspringen. 
Nur die afrikanischen Arten sind ausschließlich tropisch, und es ist möglich, 
daß die allgemeinen Verhältnisse, unter denen die Tiere hier leben, 
andere sind. 

Im Anhang führe ich noch die erst vor kurzem von Hagedorn 
beschriebene Gattung Allarthrum an. Hagedorn ist sich über die syste- 
matische Stellung selbst noch nicht recht klar, kann aber diese Gattung 


Ipiden-Genera orbis terrarum 147 


nicht anders unterbringen. Ich will daher auch nichts weiter darüber 
sagen. Bewahrheitet sich aber seine Annahme, so ist der Hylocurinen- 
verbreitung damit eine ganz neue ungeahnte Perspektive gegeben und 
es müßten weitere Funde abgewartet werden, bevor ein endgültiges Urteil 
möglich ist. 

Die Gruppe der //ylocurinae umfaßt 12 Genera mit 41 Spezies. 
Auf die einzelnen Erdteile ohne Rücksicht auf die Zonen verteilt ergibt 
sich folgendes Bild: 


Afrika Amerika Australien Curventafel 


Gattungen 3 10 l d . 
er Hylocurinae. 
Arten 4 37 1 y 


Keine Art kommt auf mehreren Erdteilen vor. 
Die Verteilung auf die einzelnen Zonen ist 


folgende: HH 
Afrika Amerika Australien EEH 

nördlich palaearktisch — 6 = 

nördlich subtropissch — 9 — 

nördlich tropisch 3 22 — 

südlich tropisch l — 1 

südlich subtropisch — l — 

Das Verhältnis der tropischen Arten zu den 


gemäßigten ist also 35:36. Die //ylocurinae 
sind demnach ausgesprochen Bewohner der 
amerikanischen Tropen. Insular sind nur wenige Amerika Afrika Australien 
Arten, einmal treffen wir den Käfer auf mehreren Inseln und dem 
Festlande vor. 


Eccoptogastrinae. 
85. Bothrosternus Eich. 
bicaudatus Bldfd. Panama 
cancellatus Chap. Brasilien 
costatus Chap. e 
Hubbardi Schwarz Florida 
Lacordairei Chap. Brasilien 
seulpturatus Bldfd. Panama 
fruncatus Eichh. Venezuela 
Amerika 7 Arten subtropisch nördlich 1 Art 
tropisch 3 Arten 
äquatorial BAUER 


Die Gruppe der Zccoptogastrinae wird nicht so exclusive Eigen- 
schaften in Bezug auf Zonenverbreitung erkennen lassen, als es bei den 
letzten zwei Gruppen der Fall war. Das hat seinen Grund darin, daß 

3* 


148 Rmklieun.e: 


die Zecoptogastrinae nicht an Nadelhölzern vorkommen. Damit sind die 
Grenzen natürlich erheblich weiter gesteckt, sporadisches Auftreten ' 
kann nicht überraschen, und die Verbreitung über alle Continente ist wohl 
möglich, ferner darf es nicht verwundern, daß selbst kleinere Genera auf 
weit voneinander gelegenen Gebieten zu finden sind. Das zeigt auch 
schon die Gattung Bothrosternus, die sich von Brasilien bis Florida erstreckt 
und damit durch mehrere Zonen hindurchgeht. Der Übergang ist ganz 
allmählich, Brasilien wird mit Mittelamerika durch /runcatus Eichh. ver- 
bunden, während //ubbardi Schwarz sich alsnördlichster Ausläufer anschließt. 
Der Gattungscharakter ist aber doch ein rein tropischer. 
86. Eupagiocerus Bldfd. 
dentipes Bldfd. Guatemala 
‚Amerika 1 Art nördlich tropisch 1 Art 
87. Pagiocerus Eichh. 
eribricollis Eichh. Brasilien 
rimosus Eichh. Cuba 
Mexico 
Guatemala 
Panama 
Chile 
Für diese Genera gilt das eben Gesagte. Auffallend ist aber die große 
Ausdehnung von P. rimosus Eichh. auch dadurch, daß es eine der wenigen 
Arten ist, welche die Antillen bewohnen. Dieser Fall kommt nur noch 
einmal vor und auch dann ist es keine endemische Art. Die Verhältnisse 
sprechen also dafür, daß schon vor Lostrennung der Inseln die Arten 
hier verbreitet waren. Außer Cuba ist aber keine Antilleninsel bewohnt. 
Amerika 2 Arten nördl. subtrop. bis trop. I Art 
südl. palaearktisch 1 


äquatorial | 
88. Pachycotes Sharp. 
ventralis Sharp. Neu-Seeland 
Australien 1 Art südl. palaearktisch 1 Art 


Das ist der einzige mir bekannt gewordene Vertreter dieser Gruppe 
Australiens. 
88. Cnesinus Lec. 


costulatus Bldfd. Venezuela porcatus Bldfd. Guatemala 
elegans Bldfd. Mexico Panama 
Venezuela Venezuela 
gibbus Chap. Cumana pullus Bldid. Guatemala 
gracilis Bldid. Panama punctatus Bldfd. Panama 
Lecontei Bldfd. Guatemala setulosus Bldfid. Panama 
Panama strigicollis Lec. V. St. N.-Am. 
ocularis Bldfd. Venezuela Mexico 


paleatus Bldtd. Guatemala teres Bldid. Venezuela 


Ipiden-Genera orbis terrarum 149 


Auch die Gattung Cnesinus ist ein ausschließlicher Bewohner des 
tropischen Amerikas und ähnelt darin der Gattung Bothrosternus. Aber 
während diese starken Ausschlag nach Süden zeigte, neigt Cnesinus nach 
der entgegengesetzten Seite. Es findet allerdings ein nördliches Vor- 
dringen bis in die Vereinigten Staaten statt, indessen würde die eine Art 
den Grundcharakter nicht ändern, ganz abgesehen, daß ich nicht feststellen 
konnte, wie hoch s/rigicollis Lec. geht. Da sie aber auch in Mexiko vor- 
kommt, ist kaum anzunehmen, daß die Art über das subtropische Gebiet 
hinausgeht. 

Amerika 13 Arten nördl. palaearktisch 1 Art 
„  subtropisch 2 Arten 


„  tropisch II RE 
90. Xyloctonus Eichh. 
scolitoides Eichh. Süd-Afrika 
Afrika 1 Art südl. tropisch l Art 
91. Ctonoxylon Haged. 
amanicum Haged. Amani 
auratum Haged. Kamerun 
camerunus Haged. Kamerun 
var. flavescens Haged. " 
var. /ursutum Haged. = 
crenatum Haged. = 
fuscum Haged. a 
Afrika 5 Arten nördl. tropisch 4 Arten 
südl. tropisch 1 Art 


Afrika ist arm an Zccoptogasteriden. Diese beiden Gattungen 
dokumentieren eigentlich den ganzen Reichtum nur am Nordrande; als 
zur palaearktischen Fauna gehörig, finden wir noch ganz vereinzelt eine 
Art, die aber mit dem vorliegenden in keiner engeren Verwandtschaft steht. 
Es ist aber wohl zu bedenken, daß Cfonoxylon erst 1910 bekannt geworden 
ist, daß also auf der Linie des tropischen Afrikas sich noch weitere Ver- 
wandte finden, ist doch naheliegend. Die Gattung Cfonocyelon stellt aber 
auch eine gute Brücke zwischen den nord- und südafrikanischen Arten her 
insofern, als sie vor vorzeitigen Schlüssen warnt und darauf hinweist, daß die 
Isolierung der einzelnen Gattungen und Arten doch vielleicht nicht so 
groß ist, als es zunächst scheint. Hier ist auch zu berücksichtigen, daß 
4 Arten gefunden sind, von denen eine stark in der Variation begriffen ist. 
Sicher finden sich im centralen Afrika noch weitere Zccoptogasteriden. 

92. Scolytomimus Bldfd. 


dilutus Bldfd. Ceylon 
Asien 1 Art nördl. tropisch 1 Art 
93. Scolytogenes Eichh. 
Darwini Eichh. Birma 


Asien I Art nördl. tropisch 1 Art 


150 KEOR lerne“ 


Auch die Zahl der asiatischen Arten ist keineswegs so bedeutend 
als nach Größe des Kontinents anzunehmen wäre. Namentlich finden sich in - 
näherer Umgebung der beiden Gattungen keine Verwandten. Ich glaube, 
daß es kein Zufall ist, daß die morphologisch ähnlichen Arten auch 
geographisch näher beieinanderliegen, denn faktisch sind bis jetzt noch 
kein vermittelnde Vertreter bekannt geworden. Daß Scolylomimus dilutus 
Bldfd. eine auf Ceylon endemische Art ist, erscheint in Ansehung derselben 
als Gestadeinsel mehr als unwahrscheinlich. Im ganzen asiatischen Tropen- 
und Subtropengebiet ist die Gruppe überhaupt nur sehr arm vertreten, 
das palaearktische Gebiet, durch ganz Asien hindurch, wird eine große 
Anzahl aufweisen. Die Tropen sind eben für Zecoptogastrinae nicht 
besonders günstig. 


94. Cnemonyx Eichh. 
galeritus Eichh. Chile 
Amerika 1 Art südl. palaearktisch 1 Art 

Mit dieser Gattung treten wir in einen Verwandtschaftskreis, der 
sich wieder ausschließlich auf Amerika beschränkt und damit die an sich 
hohe Zahl noch wesentlich vermehrt. Die schon bei den ersten Genera 
beobachteten Erscheinung, daß beiderseits des Tropengebietes Ausladungen 
stattfinden, wiederholt sich auch hier, allerdings geht nach Norden keine 
Art über Florida hinaus. 


95. Loganius Chap. 


atratus Bldfd. Panama longicollis Bldfd. Mexico 
exiguus Bldfd. n minusculus Bldfd. Panama 
ficus Schwarz Florida panamensis Bldid. E 
flavicornis Chap. Cumana scaliger Haged. Argentinien 
Amerika 8 Arten nördl. subtropisch 2 Arten 
„ tropisch 5 


südl. subtropisch 1 Art 
96. Erineophilus Hopk. 


Schwarzi Hopk. Florida 
Amerika 1 Art nördl. subtropisch l Art 
97. Ceratolepis Chap. 
errans Bldfd. Mexico 
Jucunda Chap. Brasilien 
maculicornis Bldfd. Panama 
Amerika 3 Arten nördl. subtropisch l Art 
tropisch | 


äquatorial 1 


Ipiden-Genera orbis terrarum 151 


98. Camptocerus Latr. 


aeneipennis F. S.-Amerika 
auricomus Bldfd. Nicaragua 
costatus Chap. Brasilien 

fasciatus F. S.-Amerika 


” 


gibbus F. e 
Amerika 


9 Arten 


S.-Amerika 
Cayenne 
S.-Amerika 


niger F. 
squamiger Chap. 
striatulus Haged. 


suturalis F. Guyana 
nördl. tropisch 3 Arten 
äquatorial 1 Art 
südl. tropisch 5 Arten 


99. Eccoptogaster Herbst 


abhorrens Wichm. Dalmatien 

aceris Knotek Bosnien 
Oesterreich 

aeguipunctatus Niis. Japan 


agnatus Bldid. „ 


Eichhoffi Reitt. Talgeb. a.Kasp. Meer 


ensifer Eichh. Paris 
Süd-Rußland 
esuriens Bldfd. Japan 
Jagi Walsh. Illinois 
Texas 
Jasciatus Reitt. Ordubad 
Transkaukasien 
/rontalis Bldfd. Japan 
Javanus Chap. Java 
Japonicus Chap. Japan 


Jwoschevskii Schew. Kaukasus 


amurensis Eggers Sibirien 
Amur 
amygdali Guer. S.-Frankreich 
Triest 
Spanien 
Kaukasus 
anatolicus Egg. Anatolien 
aratus Bldtd. Japan 
assimilis Boh. Argentinien 
atratus Chap. Columbien 
balcanicus Egg. Balkan, Bosnien 
californicus Lee. Californien 
carinatus Chap. Columbien 
carpini Ratz. Deutschland 
Rubland 
Spanien 
Chikisanii Niis. Japan 


claviger Bldfd. & 


costellatus Chap. Brasilien 
curviventralis Niis. Japan 
dahuricus Chap. Sibirien 
Demaisoni Egg. Spanien 
Sizilien 
Algier 
deodara Stebb. Himalaya 
dimidiatus Chap. Mexico 
Cuba 
Guatemala 


intricatus Ratz. Europa 

Kirschi Scalitzki Böhmen 
Posen 
Süd-Rußland 

Koenigi Schew. Transkaspien 


Koltzei Reitt. 
laevis Chap. 


Loevendali Egg. 


major Stebb,. 
mali Bechst. 


marginatus Chap. 


minor Stebb. 


Morawitzi Semen 


Bortodad. Moldau 


Sibirien Amur 
Mittel-Europa 
Dänemark 
Ost-Indien 
Mittel-Europa 
Ost-Sibirien 
Frankreich 
Deutschland 
Yucatan 
Ost-Indien 


Transbaikalien 


multistriatus March. Europa 


Italien 
Thüringen 


152 RemKWlert te: 


muticus Say. Missouri rugulosus Katz. Persien 
Pennsylvania Sahlbergi Egg. Taurien 
numidicus Brisout Algier Schewyrewi Semen. Tian Shan 
peregrinus Eggers Süd-Frankreich scolytus F. Europa 
piceae Swaine Hudson-Bay N.-Amerika 
praeceps Lec. Californien, Idaho siculus Egg. Sizilien 
productus Haged. Venezuela subscaber Lee. Californien 
propinguus Bldfd. Mexico Utah 
proximus Chap. Neu-Granada sulcatus Lec. New-York 
pygmaeus F. Mittel-Europa fhoracicus Chap. Brasilien 
Kaukasus friarmatus Egg. Frankreich ? ? 
Italien frispinosus Strohm. Japan 
Süd-Rußland ulmi Redtb. Deutschland 
quadrispinosus Say. \V.St. N.-Am. Oesterreich 
Ratzeburgi Jans. Europa Ungarn 
rugulosus Ratz. Europa unispinosus Lec. Westk.v.N.-Am. 
: N.-Amerika ventrosus Schew. Öst-Sibirien 
Kaukasus ventralis Lec. Washington 
Armenien 
Europa 21 Arten nördl. palaearktisch 14 Arten 
mediterran 7 
Asien 28 Arten nördl. palaearktisch 15 
mediterran OR: 
nördl. subtropisch 1 Art 
„  tropisch 2 Arten 
-  äquatorial 1 Art 
Afrika 2 Arten mediterran 2 Arten 
Amerika 21 Arten nördl. palaearktisch 10 Arten 
subtropisch 3 .„ 
„  tropisch 5 Arten 
äquatorial 2 


südl. subtropisch 1 Art 

Mit Ausnahme von Australien ist die Gattung Zccoptogaster über 
alle Erdteile verbreitet. Allerdings tritt auch Afrika ganz in den Hinter- 
grund, so daß eigentlich nur die übrigen Erdteile in Frage kommen. 
Diese sind aber ziemlich gleichmäßig bewohnt. In Bezug auf die Zonen- 
verbreitung macht sich auch nur wenig Einschränkung bemerkbar. Auf 
der nördlichen Hemisphäre ist nur das Polargebiet frei, das hat seinen 
Grund darin, daß diese Grenze von Laubbäumen nicht mehr überschritten 
wird; für die südlichen fällt die Möglichkeit, noch /piden zu beherbergen, 
von selbst fort. 

Europa. Soweit nach Norden die Laubbäume gehen, folgen auch 
die Käfer nach. Das gilt namentlich für diejenigen Arten, die an Ulmen 
und Obstbäumen leben. Im mittleren Europa wird die Zahl der Arten 


Ipiden-Genera orbis terrarum 153 


schon recht beträchtlich und während einige noch das Bestreben zeigen, 
sich nach dem nördlichen Teil des Kontinentes zu wenden, sehen wir 
auch schon deutlichen Einschlag nach Süden. Ja es ist in neuerer Zeit 
für Dänemark und vielleicht auch seine Umgebung eine neue Art festge- 
stellt, die nur wenig nach Süden auslaufen kann. Auf den Übergangs- 
gebieten in dem Bereich des Mittelmeeres sind einige Arten vertreten, 
die das Hinübergehen in dies Gebiet ganz allmählich gestalten und gewisse 
Berechtigung haben, von einer Mediterranfauna der Zecoptogaster-Arten zu 
sprechen. Bisher ist zwar dieser Typ vornehmlich durch amygdali Gu£r. 
dargestellt, in neuerer Zeit sind aber mehrere dem Mittelmeergebiet 
eigentümliche Arten aufgefunden, so daß wir wirklich von einer Mittel- 
meerfauna sprechen können. 

Was nun die horizontale Ausbreitung also das Streifen mit den 
Breitengraden anlangt, so ist diese Erscheinung mehrfach zu beobachten. 
Kosmopolitische Neigungen habe ich zwar nur in einem Falle gesehen 
und auch da nur unvollkommen. Der Osten Europas birgt eine Reihe 
von Arten, die nur ihm eigen sind, während der Westen das Mediterran- 
gebiet ausgeschlossen, keine typische Art hat. Der. letzte Vertreter dieser 
Gruppe liegt in dem Gebiete Südrußland-Böhmen-Posen. 

So ist also in Europa eine gewisse Gliederung bemerkbar, die sich 
darin äußert, das wir allgemein verbreitete Arten annehmen können, 
Bewohner des Mittelmeergebietes und solcher, die den Osten bevor- 
zugen. Die Nahrungspflanzen geben da nicht immer den Ausschlag. 

Asien. Im großen und ganzen sehen wir auch in Asien ein Bild, 
das dem europäischen sehr nahe kommt. Von den Mitteleuropäern sind 
E. mali Bechst. und rugulosus Ratz. auch auf das asiatische Gebiet 
übergegangen. Alle anderen für Asien angeführten Arten sind dort auch 
typisch. 

Im palaearktischen Gebiet ist auch hier das Gros der Arten ver- 
sammelt, von denen der Löwenanteil allerdings auf Japan entfällt, denn 
dieses Inselreich besitzt allein 10, die dort endemisch sind. Zum ersten 
Male ist auch das vorderasiatische Gebiet etwas stärker besetzt, selbst 
einen Europäer sehen wir hier nach Persien etc. übergehen. Das dürfte 
seinen Grund darin haben, daß in diesen sonst an Baumwuchs armen 
Gegenden sich noch reichliche Obstkulturen befinden und daß es dem 
Käfer dadurch möglich gemacht ist, sich hier dauernd festzusetzen. 

Nächst dem gemäßigten Teile Asiens ist es vor allem das Mediterran- 
gebiet und die ihm gleichgestellten Partien des Hinterlandes, die eine Reihe 
von Arten aufweisen, von rugulosus abgesehen, nur endemische Bewohner. 

Afrika weist nur einen typischen Zccoptogaster auf, die andere Art ist 
auch auf dem europäischen Festlande, überhaupt weiter im Mittelmeer- 
gebiet verbreitet. Der Afrikaner ist gleichfalls mediterran. 

Stärkeren Besatz finden wir aber wieder in Amerika. Das Polar- 
gebiet wird von keinem Gattungsvertreter erreicht, aber das palaearktische 


154 IREEIX LEITER: 


Gebiet ist mit fast 50°, sämtlicher Arten bedacht. Ein Europäer 
(rugulosus) findet sich auch hier vor, sonst aber nur Endemismen. Es - 
ist eine auffallende Erscheinung, daß der Übergang zum tropischen Süd- 
Amerika ganz allmählich stattfindet, vor allen Dingen geht der Zug am 
Westrande des nördlichen Amerikas entlang über Californien nach Mexico. 
Eine andere Reihe finden wir am Ostrande, über die Antillen demselben 
Ziele zustrebend. Das sind indessen doch nur wenige. In den Tropen 
ist die Zahl noch einmal stärker und schwächt dann schnell ab, so daß 
wir in Argentinien nur noch einen Vertreter sehen. Das südliche Amerika 
ist ganz frei. 
Australien besitzt nur einen Zecoptogaster. 


100. Scolytopsis Bldid. 


puncticollis Bldfd. Argentinien 
Guatemala 
Brasilien 
Amerika 1 Art tropisch bis subtropisch 


Die Verteilung auf den in Betracht kommenden Kontinenten ist 
also sehr gleichmäßig. Das Übergewicht des nördlichen Palaearktikums 
ist so bedeutend, daß Zccoptogaster als eine ausgesprochene Gattung 
dieser Breiten zu bezeichnen ist. Das gänzliche Fehlen auf den südlichen 
Teilen der transäquatorialen Kontinenten Afrikas und Amerikas, sowie 
die fast völlige Entblößung Australiens ist ganz besonders zu erwähnen 
und geben für genaue Erforschung der eigentlichen Heimat wichtige 
Fingerzeige. Hier sind noch große Probleme zu lösen. 

Die Gruppe der Zccoptogastrinae umfaßt 16 Genera mit 122 Arten. 


Auf die einzelnen Erdteile, verteilt ohne Rücksicht auf die Zonen ergibt 
folgendes Bild: 


Europa Asien Afrika Amerika Australien 
Gattungen l 3 3 11 1 
Arten 21 30 8 67 l 


Die Verteilung auf die einzelnen Zonen gestaltet sich folgendermaßen: 
Europa Asien Afrika Amerika Australien 


palaearktisch nördlich 14 15 — 11 — 
mediterran 7 9 2 — = 
subtropisch nördlich | — 11 — 
tropisch nördlich - 4 4 öl = 
äquatorial 1 — 8 = 
tropisch südlich 2 5 — 
subtropisch südlich — 2 

palaearktisch südlich 2 l 


Es liegen also 59 Arten in der gemäßigten Zone. 
und 69 Arten in der wärmeren Zone. 
Es kommen also mehrere Arten in mehr als einer Zone vor. 


Der insulare Einschlag ist 
nur äußerst gering und niemals 
sind andere als Gestadeinseln 
besetzt. Japan, die Antillen 
und die Inseln des Mittelmeeres 
sind es, die hier in Frage 
kommen. Eigentümlicherweise 
sind die Canaren, die doch dem 
Mittelmeergebiet so nahe liegen 
und manche Verwandte haben, 


völlig frei. 


abbreviatus Eichh. 
castaneus Ferr. 
collaris Bldfd. 
columbianus Hopk. 
comatus Bldfd. 
compressicornis F. 


dimidiatus Ferr. 
discoideus Bldfd. 
excisus Ferr. 

Slagellifer Bldid. 


Jfuscus Bldfd. 


Ipiden-Genera orbis terrarum 155 


Curventafel 
der Eccoptogastrinae. 


aan 
LE) 
guum 


S 


Europa Asien Afrika Amerika Australien 


Corthylinae. 

101. Corthylus Er. 
Columbia Letzneri Ferr. Venezuela 
Venezuela /Zuridus Bldid. Panama 
Guatemala macrocerus Eichh. Columbia 
Virginia panamensis Bldid. Panama 
Guatemala papulans Eichh. Brasilien 
Panama parvulus Bldfd. Guatemala 
Süd-Amerika ptyocerus Bldfd. Panama 
Venezuela punctatissimus Zimm. V.St. N.-A 

x Redtenbacheri Ferr. Venezuela 

P rubricollis Bldfd. Panama Guatemala 
Mexico spinifer Schwarz Florida 
Panama fransversus Eichh. Neu-Granada 
Guatemala fulcanus Haged. Ecuador 
Brasilien 


156 R. Kleine: 


Amerika 24 Arten nördl. palaeartisch 1 Art 
„  subtropisch 4 Arten 
tropisch 18 
äquatorial 2 R 
südlich tropisch l Art 


Mit der Gattung Corthiylus haben wir die dritte Hauptgruppe der 
/piden, die Saetidentatae, erreicht. Die Gruppe ist in ihren Haupt- 
punkten dadurch charakterisiert, daß die Larven die Wohnpflanze selbst 
nicht zur Nahrung verwenden, sondern daß sie nur das ‚Medium ist, auf 
welcher das Nährsubstrat vegetiert. Die Saetidentatae sind Pilzfresser; 
die Pilze werden in den Gängen, welche die Käfer fressen, gezüchtet. 
(Literatur bei Kleine-Tredl.) Es sind dies die Ambrosiabeetles der Ameri- 
kaner. Die Abhängigkeit der Käfer von den Wohnpflanzen dürfte meist 
nicht geringer sein als in den beiden anderen Hauptgruppen. Denn ob die 
Ambrosiapilze wahllos an allen Pflanzen schmarotzen können, ist fraglich. 
Jedenfalls ist aber die geographische Verbreitung sehr gut charakterisiert 
und es wird sich zeigen, daß nur verschwindend wenig Arten im Palaeark- 
tikum vorkommen, daß vielmehr die Saetidentaten Bewohner der tropischen 
und subtropischen Regionen nördlich und südlich des Aequators sind. 

Corthylus ist auf Amerika beschränkt und zwar tritt der nördliche 
Teil gänzlich zurück, nur 3 Arten von 24 finden sich allerdings völlig 
exklusix. Der südliche Teil ist schon stärker besetzt, erreicht aber in 
Brasilien die Südgrenze, die Hauptmasse birgt auch in diesem -Falle der 
centralamerikanische Verbindungssteg, der schon so vielen Ipiden zur 
Heimat dient und dessen Reichtum fast unerschöpflich zu sein scheint. 


102. Metacorthylus Bldifd. 


nipripennis Bldfd. Panama 
Amerika 1 Art nördl. tropisch 1 Art 
103. Brachyspartus Ferr. 
barbatus Bldid. Panama 
ebeninus Bldfd. 2 
Moritzi Ferr. Venezuela 
Amerika 3 Arten nördl. tropisch 3 Arten 
104. Glochinocerus Bldid. 
gemellus Bldid. Guatemala 
retusipennis Bldid. Guatemala 
Amerika 2 Arten nördl. tropisch 2 Arten 
105. Pterocyclon Eichh. 
bicolor Ferr. Venezuela brunneum Eichh. Neu-Granada 
bidens Bldfd. Panama Chapuisii Kirsch. Columbien 
bispinum Bldfid. Panama Bogota 


Columbia cineinnatum Eichh. Bogota 


Ipiden-Genera orbis terrarum 157 
consimile Bldfd. Panama /uctuosum Bldfd. Guatemala 
cordatum Bldfd. Guatemala mali Fitch. Canada 
dentigerum Lee. Californien V+SE-N.A, 
difficile Bldfd. Panama melanura Bldid. Panama 
dimidiatum Haged. Venezuela parvulum Ferr. Venezuela 
egenum Bldfd. Guatemala Columbien 
elegans Eichh. Brasilien penieillatum Eichh. Columbien 
exile Eichh. Neu-Granada plagiatum Eichh. Guatemala 

Canada praeruptum Bldfd. Venezuela 
fasciatum Say. V. St. N.A-. pumilio Eichh. Venezuela 
Ferrarii Bldfd. Panama punctifrons Bldfid. Panama 

Venezuela quadridens Eichh. Brasilien 
fimbriaticorne Bldfd. Guatemala scerobiceps Eichh. Columbia 
glabratum Ferr. Venezuela scutellare Lec. Californien 
‚glabrifrons Stroh. Guatemala sulcatum Bldid. ° Panama 
‚gracile Eichh. Carolina ferminatum Bldid.e. Guatemala 
FHoegei Bldid. Mexico fomicoides Bldfd. Guatemala 
/aevigatum Eichh. Brasilien umbrinum Bldfd. Guatemala 
laterale Eichh. Mexico validum Ferr. Venezuela 

Guatemala vittatum Bldfd. Panama 
lobatum Ferr. Venezuela volvulum Eichh. Columbia 

Amerika 43 Arten nördl. palaearktisch 2 Arten 
„  subtropisch 4 
„  tropisch 35 
äquatorial 3 


Auch diese große Gattung bleibt im Rahmen der ganzen Gruppe 


und bewahrt streng den tropischen Charakter. Daran können auch die 
zwei bis Kanada vorgedrungenen Arten nichts ändern, sonst ohne Be- 
sonderheiten. 


106. Tricolus Bldfd. 


nodifer Bldfd. Guatemala 
ovicollis Bldid. 5 


. Amerika 2 Arten nördl. tropisch 2 Arten 
107. Amphicranus Er. 

balteatus Bldfd. Guatemala Fryi Bldid. Brasilien 
Belti Bldid. Nicaragua Grouvellei Bldfd. Brasilien 
bipunctatus Eichh. Neu-Granada hybridus Bldfd. Guatemnla 
brevipennis Bldid.. Guatemala Lesnei Haged. Columbia 
collarıs Bldid. Panama politus Eichh. Brasilien 
elegans Eichh. Mexiko propugnatus Bldid. Guatemala 
festigatus Bldfd. Guatemala retusus Eichh. Guayana 
fStliformis Bldtd. Mexico Ecuador Brasilien 


158 ReRK lerne: 


Schaufussi Bldfd. Venezuela thoracicus Er. Cayenne 
fenuis Bldfd. Panama Brasilien 
ferebella Bldfd. Mexiko Mexiko 
theobromae Samps. Trinidad forneutes Bldfd. Brasilien 
Amerika 21 Arten nördl. subtropisch 4 Arten 
„  tropisch 14 
äquatorial be 


Auch diese Gattung ist ohne bemerkenswerte Eigenschaften. 


108. Phthorius Eichh. 


edentatus Haged. Venezuela 
ingens Eichh. Neu-Granada 
Columbia 
Amerika 2 Arten nördl. tropisch 2 Arten 


109. Anchonocerus Eichh. 
rufipes Eichh. Neu-Granada 
Amerika 1 Art nördl. tropisch l Art 


110. Steganocranus Eichh. 


Dohrni Eichh. S. Amerika 
Amerika I Art südl. tropisch l Art 


111. Gnathotrichus Eichh. 


asperulus Lee. Washington nitidifrons Hopk. Mexiko 

Virginia occidentalis Hopk. N.-Amerika 
bituberculatus Bldfd. Guatemala retusus Lec. Nevada 
consentaneus Bldfd. Mexiko Arizona 
consobrinus Eichh. Chile Californien 
longipennis Eichh. Chile sulcatus Lec. Oregon 
materiarius Fitch. östl. Canad.b. Tex. Mexiko 
nanus Eichh. Chile 


Die Gattung Gnathotrichus ist von den anderen Genera vor allem 
dadurch verschieden, daß eine größere Menge von Arten auf das palae- 
arktische Gebiet entfällt. Die Verbreitungsgrenzen dehnen sich mit den 
Meridianen über den ganzen Continent von Canada bis Chile aus und 
erreicht damit auch die größte Ausdehnung überhaupt innerhalb einer 
Gattung. Auf jeden Fall haben wir hier den unsichersten Teil der ganzen 
Gruppe vor uns. 

Amerika 1! Arten nördl. palaearktisch 5 Arten 
„ subtropisch BL 
„ tropisch 1 Ar 

südl. palaearktisch 3 Arten 


Ipiden-Genera orbis terrarum 159 


Die Gruppe der Cortliylinae umfaßt 11 Genera und Curventaiel 
111 Arten. Sämtliche Gattungen kommen mit allen ihren 
Arten nur in Amerika vor. Die Verteilung auf die einzelnen . 
Zonen ergibt folgendes: Corihylinae. 
Amerika nördl. palaearktisch 8 Arten 

„  subtropisch 15 ei 


der 


„tropisch 79 
äquatorial 11 
südl. tropisch 2 
palaearktsch 3 „ HH 


Keine andere Gruppe der /pidae ist so exclusiv wie 
gerade diese, keine auf einen verhältnismäßig so engen Raum 
zusammengedrängt. Die centralamerikanische Länderbrücke 
muß, bevor der Golf von Mexiko erstand, einen reich mit 
Ipiden besetzten Landstrich dargestellt haben, denn was wir 
heute noch sehen, erscheint doch nur noch als ein Rudiment 
von einst. Was mir aber bei dieser Gruppe auffiel; ist, daß 
wir nur in einem erst vor ganz kurzem bekannt gewordenen 
Fall einen Übergang auf die Antillen konstatieren konnten, 
was doch sonst bei einer ganzen Reihe von Gattungen und 
Arten der Fall war. Die Ausdehnung von Nord nach Süd 
ist zwar recht bedeutend, aber wir können in den vorge- 
schobenen Arten doch nur Ausnahmen erblicken, die das 
Gesamtbild in keiner Weise stören, denn den 11 Arten aus 
dem gemäßigten Gebiete stehen nicht weniger als 108 in 
den wärmeren Gebietsteilen gegenüber. 


BIN 


11173 
IEuE 


| 
| 


ern mi 
EESEEEE .- 
DELETE 
LICHT ELLE FLEE 
ECHT ICH 
I LIT 


Xyleborinae. 


ST Tee 


112. Xyleborus Eichh. 
a. Ayleborus i. Sp. 


_ adelographus Eichh. Brasilien Far 
Guayana Bi 
adumbratus Bldid. Japan 
aemulus Woll. St. Helena 
affinis Eichh. V. St. N.-A. 
S.-Amerika 
Antillen en 
Mauritius 
Ost-Afrika 
Zanzibarkopal 
agamus Perk. Sandw.-Inseln 


alni Niis. Japan 


160 


Aluaudi Schauf. 
alternans Eichh. 
amanicus Haged. 
ambasius Haged. 


R. Kleine: 


Madagaskar 
St. Domingo 
D.-O.-Afrika 
Kamerun 


amphieranoides Haged. Sumatra 
amplexicauda Haged. Sumatra 


amplicollis Eichh. 
amputatus Bldfd. 


andamanensis Bldfd. 


Andrewesi Bldfd. 
angustatus Eichh. 
apicalis Bldfd. 
aguilus Bldfd. 
arquatus Saus. 
arcticollis Bldfd. 
armatus Schauf. 
artestriatus Eichh. 
asperatus Bldfd. 
atratus Eichh. 
attenuatus Bldfd. 


auritegulus Schauf. 


badius Eichh. 


barbatus Haged. 
bicolor Bldfd. 
bispinatus Eichh. 
brevis Eichh. 
bucco Schauf. 
caelebs Bldfd. 
camerunus Haged. 
camopinus Haged. 
camphorae Haged. 
canus Niis. 

capito Schauf. 
capucinus Eichh. 


catulus Bldfd. 
celsoides Haged. 
celsus Eichh. 
coffeae Wurth. 


Portorico 
Japan 
Andamanen 
Ost-Indien 
Volhynien 
Japan 
Japan 
Ceylon 
Sumatra 
Madagaskar 
Öst-Indien 
Ceylon 
Japan 
Japan 
Brasilien 
Madagaskar 
Japan 

Cuba 
Tahiti 
Sumatra 
Japan 
Südamerika 
Japan 
Seychellen 
Panama 
Kamerun 
Guyana 
Mauritius 
Japan 
Philippinen 
Antillen 
Guatemala 
Panama 


Australien 
V.St. N. A. 
Java, Tonkin 


cognatus Bldfd. 
colossis Bldfd. 
commixtus Bldfd. 
compactus Bldfd. 
concisus Bldfd. 
confusus Eichh. 


congonus Haged. 
conifer Haged. 
Conradti Haged. 
cordatus Maged. 
cornutus Schauf. 
costaricensis Bldfd. 
crassus Haged. 


crenipennis Motsch. 


cristatus Haged. 
erucifer Haged. 


cryptographus Ratz. 


eucullatus Bldfd. 
cuneatus Eichh. 


curtulus Eichh. 
declivis Eichh. 


defensus Bldfd. 
dentatus Bldfd. 
denticulus Motsch. 
derelictus Haged. 
destruens Bldfd. 
dichrous Eichh. 
dilatatus Eichh. 
discolor Bldfd. 


Tonkin 

Neu Guinea 
Panama 
Japan 

Japan 
Süd-Amerika 


Sandwich-Inseln 


Chile 

Insel Keeling 
Madagaskar 
Mad. Kopal 
Accra Kopal 
D.-Ost-Afrika 
Seychellen 
Kongo 
Guayana 
Kamerun 
Sumatra 
Madagaskar 
Costa-Rica 
Sumatra 
Ost-Indien 
Himalaya 
Kamerun 
Deutschland 
Oesterreich 
Ungarn 
Frankreich 
Japan 
Neu-Granada 
Guatemala 
Columbia 
Brasilien 
Mexico 
Guatemala 
Japan 
Ceylon 
Öst-Indien 
D.-Ost-Afrika 
Gilolo-Inseln 
Brasilien 
Mauritius 
Ceylon 


dolosus Bldfd. 
distinetus Motsch. 
dryographus Ratz. 


dubiosus Perk. 
ebriosus Niis. 


Eichhoffi Schreiner 


Eichhoffi Schauf. 


emarginatus Eichh. 


eurygraphus Ratz. 
exaratus Bldfd. 
excavatus Haged. 
exesus Bldfd. 
exiguus Walk. 


exsectus Perkins 
fallax Eichh. 
ferox Bldfd. 
ferrugineus F. 
festivus Eichh. 
Fischeri Haged. 
Foersteri Haged. 
fornicatus Eichh. 
fraterculus Schauf. 
fraternus Bldfd. 
frigidus Blackb. 
fuscatus Eichh. 


galeatus Bldfd. 
Geayi Haged. 
geminatus Haged. 
germanus Bldfd. 
gilvipes Bldfd. 
glabratus Eichh. 
globus Bidfd. 
Godmani Bldfd. 
gracilis Eichh. 
grandis Eichh. 
granifer Eichh. 
gravidus Bldfd. 


Ipiden-Genera orbis terrarum 


Borneo 
Ceylon 
Europa 
Algier 
Lenkoran 


Sandwichs-Ins. 


Japan 
Guinea 
Madagaskar 
Birma 
Süd-Europa 
Panama 
Madagaskar 
Japan 
Ceylon 
Andamanen 
Birma 


Sandwichs-Inseln 


Birma 
Panama 
Cuba 
Japan 
Sumatra 


Ceylon 
Madagaskar 
Ceylon 


Sandwichs-Inseln 


V. St. N.-A. 
Guatemala 
Columbia 
Japan 
Guyana 
Himalaya 
Japan 
Guatemala 
Japan 

Neu Guinea 
Panama 
Brasilien 
Columbia 
Birma 
Ost-Indien 


hawaiiensis Perk. 
hirtus Haged. 
horridus Eichh. 


ignobilis Perk. 
immaturus Blackb. 
imbellis Bldfid. 
impressus Eichh. 
indicus Eichh. 
industrius Saus. 
inermis Eichh. 


infans Haged. 
insignis Eichh. 
interjectus Bldtd. 


interpunctatus Bldtd. 


intersetosus Bldfd. 
interstitialis Eichh. 


intrusus Bldfd. 
ishidai Niüs. 
kauaiensis Perk. 
laciniatus Haged. 
laetus Niis. 
/aticollis Bldtd. 
lauaiensis Perk. 
Lewisi Bldfd. 
littoralis Perk. 


longipennis Blanch. 


macer Bldfd. 


161 


guanajuatensis Duges Mexico 
Sandwichs-Ins. 


Himalaya 
Mexico 
Guatemala 


Sandwichs-Ins. 


Guatemala 
V. St. N.-A. 
Java 
Uganda 
Cuba 

V. St. N.-Am. 
Sumatra 
Cayenne 
Japan 
China 
Guatemala 


Mexico 
Guatemala 


Japan 
Sandw.-Inseln 
Sumatra 
Japan 
Ost-Indien 
Sandw.-Inseln 
Japan 
Sandw.-Inseln 
Chile 
Guatemala 
Nicaragua 
Panama 


madagascariensis Schauf. Madagask. 


mancus Bldfd. 


mascarenus Maged. 


mauiensis Perkins 
Meuseli Reitt. 
minutus Bldfd. 
monachus Bldid. 


Ceylon 
D.-Ostafrika 
Mauritius 
Sandw.-Inseln 
Ussinsk 
Japan 
Guatemala 


molokaiensis Perkins Sandw.-Inseln 


4 


162 IREKS IL ertna® 


monographus F. Europa Kaukasus 


morigerus Bldid. Neu-Guinea 


Mauritius 

Morstadti Haged. Amani 
morulus Bldfd. Costa Rica 
muticus Bldid. Japan 
mutilatus Bldfid. Japan 

nanus Bldid. Neu-Caledonien 
natalensis Schauf. Madagaskar 
Neptunus Schauf. Madagaskar 
niger Saus. Birma 


Sandw.-Inseln 
Sandw.-Inseln 


ohauensis Perkins 
obliguus Sharp. 


orbatus Bldfd. Japan 
papuanus Bldfd. Neu-Guinea 
parvulus Eichh. Ceylon 
pelliculosus Fichh. Japan 
penicillatus Haged. Sumatra 
perebeae Nördl. Columbien 
perforans Woll. Madeira 
Cap Verde Inseln 
Ceylon 
Madagaskar 
Philippinen 
Brasilien 


Neu-Caledonien 

Nord-Amerika 
fossil in Madagaskarcopal 
Mauritius 
Ost-Indien 
Peru 
Java 
Gabun 
Guyana 
Deutschland 
Oesterreich 
Frankreich 
Korsika 
Ungarn 
Kaukasus 
Ceylon 
Carolina 
Guyana 


perversus Haged. 
Pfeili Ratz. 


piceus Motsch. 
pini Eichh. 
politus Haged. 


posticus Eichh. Guatemala 
Mexiko 
Venezuela 
Panama 
praevius Bldtd. Japan 
princeps Bldfd. Nicaragua 
Panama 
principalis Eichh. Guinea 
procer Eichh. Columbien 
Guatemala 
productus Maged. Guyana 
propinguus Eichh. N.-Amerika 
Mexico 
Guatemala 
Nicaragua 
pruinosus Bldid. Borneo 


puberulus Bldfd. > 
pubescens Zimm. New-York 
W.-Virginia 
Wisconsin 
punctatissimus Eichh. Sumatra 
quadratus Bldfd. Panama 
guadrispinosus Eichh. Süd-Afrika 


retusicollis Zimm. Maryland 
retusus Eichh. Brasilien 
Riehlii Eichh. Celebes 
ruber Eichh. Brasilien 
rubricollis Eichh. Japan 
rufitorax Eichh. Brasilien 


var. nigricolli Haged.. Guyana 
rugatus Blackburn Sandw.-Inseln 


rugicollis Bldfd. Guatemala 
Salvini Bldfd. Panama 
sanguinicollis Bldfd. Panama 
scabripennis Bldfd.  Borneo 
Schaufussi Bldfid. Japan 
scobinatus Haged. Kamerun 
semigranosus Bldfd. Sumatra 
seminitens Bldtd. Ceylon 


semiopacus Eichh. Japan Honkong 


semirudis Bldfd. Borneo 
sentosus Eichh. Brasilien 
seriatus Bldfid. Japan 


Sharpi Bldfd. 


Ipiden-Genera orbis terrarum 163 


Mexiko 
Guatemala 


similimus Perkins Hawai 
siporanus Haged. Sumatra 
sisyrnophorus Haged. Morawa 


sobrinus Eichh. 
solidus Eichh. 


Japan 
Neu-Holland 


spathipennis Eichh. Nicaragua 


Panama 
Brasilien 


spathulatus Bldfd. Borneo 


sphenus Saus. 


Uganda 


spieulatus Schauf. Madagaskar 


spinosus Schauf. 
spinulosus Bldfd. 


Madagaskar 
Guatemala 
Antillen 
Granada 
Guadeloupe 


splendidus Schauf. Brasilien 
sguamulatus Eichh. Brasilien 
suberibrosus Bldfd. Singapore 
submarginatus Bldfd. Ost-Indien 
sumatranus Haged. Sumatra 


fanganus Haged. 
festaceus Walk. 


D.-O.-Afrika 
Ceylon 


torguatus Eıchh. Mittel- u. S.-. Amer 


Europa 7 Arten 


Asien 100 Arten 


Afrika 43 Arten 


Amerika 85 Arten 


torguatus Eichh. Madagaskar 
Mauritius 
Tahiti 

Triton Schauf. Madagaskar 

fropicus Haged. Kamerun 

frumcatus Er. Vandiemensland 

fruncatus Sharp. Sandw.-Inseln 


fuberculatus Motsch. Ceylon 
fumucensis Haged. Guyana 


Urichi Saus. Trinidad 
ursinus Haged. Sumatra 
validus Eichh. Japan 
vicarius Eichh. Japan 
vicinus Eichh. Venezuela 
viduus Eichh. Amerika 
villosulus Bldfd. Guatemala 
vulkanus Perkins Sandw.-Inseln 
Wallacei Bldfd. Neu-Guinea 
xanthopus Eichh. Süd-Afrika 
xylographus Say. Canada 
Ver. St. v. N.-Amer. 

Europa 

Japan 

Kaukasus 


Canar. Inseln 


nördl. palaearktisch 6 Arten 


mediterran 1 Art 
nördl. palaearkt. b. subtr. 40 Arten 
mediterran 3 Arten 
nördl. subtropisch 4 
nördl. tropisch SAH 
äquatorial DM 
mediterran Seh 
nördl. tropisch 9 
äquatorial 3 
südl. tropisch 29608, 
nördl. palaearktisch II „ 
subtropisch 

„ _tropisch h 73 Arten 
äquatorial 12803, 
südl. tropisch DI; 

„  subtropisch 2 


164 R. Kleine: 


Australien 33 Arten südl. tropisch 30 Arten 
„  subtropisch DIE 
„ palaearktisch 1 Art 
Die Gattung Ayleborus ist von Hagedorn aus mehreren Subgenera 
zusammengesetzt. Ich habe, um einen Einblick in die einzelnen Subgenera 
zu gewinnen, die Gattung zerlegt, um so die einzelnen Bestandteile der- 
selben einander gegenüber zu stellen und Vergleiche zu ermöglichen. 


Europa ist äußerst arm an Ay/eborus-Arten. Das hat seinen Grund 
in seiner hohen Lage und wir werden die gleiche Erscheinung auch bei 
den anderen Continenten, die ins Palaearktikum hineinragen, noch be- 
obachten. Die meisten Arten sind über das ganze (Gebiet des europäischen 
Festlandes, soweit die Lebensmöglichkeit überhaupt gegeben ist, auch 
verbreitet, nur eurygraphus macht hiervon eine sehr merkbare Ausnahme, 
indem sich diese Art schon mit stark mediterranen Einschlag gibt und 
damit eine Verbindung mit den südlicheren Arten darstellt. So bietet 
das europäische Festland wenig von Interesse und tritt mit seinen 3°/, 
der Arten überhaupt gänzlich zurück. 


Der asiatische Kontinent ist im Palaearktikum garnicht besetzt. 
Wie weit diese These ihre Berechtigung hat, läßt sich allerdings’ wohl 
kaum mit Sicherheit sagen. Ich möchte auch die japanische Arten aus 
dem palaearktischen Gebiet entfernt sehen. Gerade bei Xyleborus sehen 
wir es recht deutlich, daß doch Japan eigentlich abseits steht, daß seine 
Fauna nur in gewissem Sinne zum palaearktischen Gebiet gerechnet 
werden darf. Das Mediterrangebiet in engem Sinne kennt nur einen 
Vertreter. Durch diese, m. E. nicht zu verteidigende Fassung des Ge- 
bietes, tritt auch eine ganz bedeutende Verschiebung zu Ungunsten des 
Tropenbesatzes zu Tage (40:60), denn in Wirklichkeit ist auch in Asien 
die Tropenzone die einzig ausschlaggebende. 

In Afrika kommen ausschließlich die Tropen als bewohnte Zone 
in Frage; das Mediterrangebiet tritt völlig zurück. 

Dagegen ist Amerika mit seinen 75 Arten wieder stark vertreten. 
Die für das palaearktische Gebiet gerechneten Arten bedürfen auch hier 
einiger Einschränkung. Einige sind bestimmt den südlichen Klimaten eigen 
und nur sporadisch nach Norden vorgedrungen, wie überall geben auch 
hier die Tropen den alleinigen Ausschlag. 

Das Gleiche gilt für Australien. 

Xyleborus ist die größte aller Gattungen, auch noch in der Ein- 
schränkung die sie hier erfahren hat. Daseigentliche Verbreitungsgebiet 
sind die Tropen, denn über 200 Arten zehören ihnen an, wobei die 
japanischen ganz außer Betracht gelassen und nicht einmal als Bewohner 
der Subtropen angesprochen sind. In Wirklichkeit erhöht sich also die 
Zahl noch um etwas. 


Ipiden-Genera orbis terrarum 165 


Die Grenzen zwischen dem eigentlichen Tropengebiet und der sub- 
tropischen Zone ist so unsicher und schwankend, daß keine auch nur 
einigermaßen feste Grenze gezogen werden kann. Im allgemeinen kann 
man aber sagen, dab die große Zahl auch der subtropischen Arten nach 
den Tropen zu hinneigt, während der Einfluß des palaearktischen Gebietes 
nur sehr gering ist. Überhaupt werden die palacarktischen Regionen 
auf beiden Himisphären gänzlich in den Hintergrund treten. Die südliche 
zeigt das auch ganz deutlich, wenn wie schon gesagt, auf der nördlichen 
Hälfte nicht der Einfluß des japanischen Untergebietes sich schwerwiegend 
bemerkbar machte; ziehen wir diese Arten ab, so bleiben auch für das 
nördliche Palaearktikum nur wenig mehr als für das südliche. Welche 
direkten Ursachen zu dieser Verteilung Veranlassung gegeben haben, 
will ich nicht erörtern. Es ist möglich, daß, da die meisten Ayleborinen 
Pilzzüchter sind, die Verbreitung der Käfer mit denen der Nährpflanzen, 
in diesem Falle also der Ambrosiapilze, einhergeht. Welche Anforderungen 
durch die Pilze aber an Klima u. s. w. gestellt werden, entzieht sich 
meiner Kenntnis. Indeß glaube ich, daß dieser Punkt nicht gering ein- 
zuschlagen ist, denn es ist bekannt, daß die Verbreitung derienigen Bäume, 
welche die Pilze beherbergen, weit größer ist als die) der Xyleborinen 
die daran vorkommen. 


Der Verbreitungsstatus scheint auch schon im Tertiär der gleiche 
gewesen zu sein, ja er reicht vielleicht noch weiter zurück; dahin sprechen 
wenigstens die bekanntgewordenen Fossilien. Die Ausstrahlung nach den 
Polen hin ist gering, sie zeigt uns deutlich, wie wenig diese Gebiete die 
Arten an sich fesseln können und wie das Abflauen der Artzahl fast 
sturzähnlich stattfindet. 


Für ein zeitiges Auftreten dieser ganzen Gruppe spricht das Sub- 
genus gleichfalls eine deutliche Sprache. Vergegenwärtigt man sich, daß 
150 Arten rein insular sind und nur 7 auch kontinental vorkommen, so 
muß man zugestehen, daß die Zeit, in der die Differenzierung vor sich 
gehen konnte, groß ist. Kein anderes Ipidengenus kann ähnliches auf- 
weisen. Die Arten kontinentalen und insularen Charakters treten auch 
noch weit in den Hintergrund, wenn man sich vergegenwärtigt, daß es mit 
geringen Ausnahmen Kosmopoliten sind; die nicht kosmopolitischen Arten 
finden sich auf den Antillen und der Vergleich mit anderen Ipidengenera 
hat gezeigt, dab dieses Faktum sich noch bei mehreren wiederholt. Damit 
prägt sich der Charakter als Gestadeinseln aber ganz wesentlich aus. 


Anders die Kosmopoliten. Ich meine, daß sich eine Art auf alle 
Erdteile der tropischen und subtropischen Regionen verbreiten kann, 
auf Gebiete, die seit langem in keinem Zusammenhang mehr mit einander 
stehen, läßt die Vermutung aufkommen, daß solche Arten sehr ursprünglich 
sein müssen, daß vielleicht nur wenige weit verbreitet, sich durch die 


166 R. Kleine: 


Veränderung in der Confi- 

guration der Erdoberfläche 
u ] namentlich durch Bildung 
großer Inselschwärme oder 
einzelner Inseln weiter differen- 
zierten, wozu vielleicht auch 
die Wohnpflanzen ihren Teil 
beigetragen haben. 

Es ist unter solchen Ver- 
hältnissen auch schwer zu 
sagen, welche Bedeutung en- 
demische Arten unter solchen 
Entwicklungsverhältnissen zu- 
kommen mag. Die endemisch- 
insularen Xyleborinae sind doch 
wohl nur so zu verstehen, daß 
sie zeitigerisoliertsindalsandere 
Artgenossen oder, daß die Be- 
siedelung einer Insel stattge- 
funden hat, nachdem "durch 
Zustände roher Gewalt, Erd- 
beben, Vulkanismus etc. eine 
zeitliche Unterbrechung organi- 

D schen Lebens eingetreten war. 
Europa Asien Afrika Amerika Australien Über das Zahlenverhältnis 

-—-—-— kontinentale Arten der insularen und kontinentalen 
Arten gibt die nebenstehende 
Curve Auskunft. 

Europa bleibt für Beurteilung der Inselbewohner ohne Wert, da 
wir keine Art kennen, die nicht auf dem Kontinent vorkäme. Anders 
in Asien, hier ist das Verhältnis der Insularen zu den Kontinentalen wie 
6:1. Die Sache gewinnt dadurch an Interesse, als fast ausschließlich 
Gestadeinseln bewohnt werden und ferner, weil es eigentlich nur einige 
Inseln sind, die in Frage kommen. Vor allen ist es Japan, die eine große 
Zahl endemischer Arten aufweist. Ferner Ceylon und die großen Sunda- 
inseln. Ich habe nur die Arten berücksichtigt, die wirklich auch als 
typische Vertreter in Frage kommen, wenigstens nach unserer bisherigen 
Kenntnis. Ob das auch in Zukunft so bleibt, ist eine Sache, die sich heute 
nur sehr unbestimmt sagen läßt. Auf jeden Fall wirft es aber auf die Be- 
deutung der Gestadeinseln und der ihnen eigenen Arten doch ein eigentümliches 
Bild. Ich muß es als dahingestellt gelten lassen, daß die Gestadeinseln 
mit den naheliegenden Kontinenten im engen faunistischen Kontakt stehen. 
Das mag ia in vielen Fällen stimmen, für die Ipiden aber muß sich diese 
These nach unseren heutigen Erfahrungen doch etwas einschränken. 


insulare Arten 


Ipiden-Genera orbis terrarum 167 


Ich sehe von den Kosmopoliten ab, die kommen eben überall vor. 
Vielleicht ist die Zahl der Ayleborus-Arten in früheren Entwicklungsperioden 
unserer Erde nur gering gewesen, sie haben sich mehr auf bestimmte 
Zonengebiete beschränkt. Gerade die Tropen sind ja heute so außer- 
ordentlich mit Inseln gesegnet und haben durch die Lokalisierung ganz 
besonders zur Artbildung prädestiniert. Und dieser Zustand ist möglicher- 
weise noch dadurch begünstigt, daß Ipiden Insekten sind, die wenig zum 
Fliegen geeignet erscheinen. Betrachten wir unter diesem Gesichtspunkt 
den einzigen Kosmopoliten der gemäßigten Zone A. xylographus Say 
(Saxeseni Ratz.), so sehen wir, daß er heute noch über das ganze Palae- 
arktikum aller Nordkontinente verbreitet ist. Auch auf den Inseln desselben. 
Vielleicht ist manche Art aber auch nicht besonders zur Abänderung ge- 
neigt. Man vergleiche z. B. den tropisch 7. perforans Woll., wo kommt 
der nicht überall vor! 


Gerade die insularen Arten sind es, die eine Menge so interessanter 
Fragen aufwerfen, deren nähere Erforschung wohl der Mühe wert ist. 


In Afrika und Australien sind die Zahlenverhältnisse ebenfalls sehr 
zu Gunsten der insularen Arten. In Afrika ist die Gleichung wie 3:1, 
in Australien gar wie 18:1. Nur Amerika macht hiervon eine merk- 
würdige Ausnahme. Obgleich wir einen Hauptkontigent auf der zentral- 
amerikanischen Brücke finden, sehen wir auf den Antillen doch nur ganz 
verschwindend wenig Arten. Hier ist also noch viel Stoff zur Bearbeitung. 


Mit Ausnahme der Kosmopoliten sind die Verbreitungsgebiete der 
einzelnen Arten auch nicht groß. Merkwürdigerweise ist unter den 
Kosmopoliten auch noch ein Palaearktiker (xylographus Say. Saxeseni Ratz.( 
Ebensowenig wie die Ausdehnung seitlich ist, streift sie mit den Meri- 
dianen. Hingegen ist das Vorhandensein einzelner Verbreitungszentren 
unverkennbar. So: Japan, Sandwichs-Inseln, Madagaskar, Sunda-Inseln 
Zentral-Amerika. 


Europa tritt ganz zurück, Asien mit seiner Überzahl kommt vor 
allem durch Japan, dann wie schon gesagt, den Sundainseln und dem 
Östindischen Gebiet mit Ceylon in Betracht. Für Amerika gibt die Brücke, 
die den südlichen mit den nördlichen Teil verbindet, den alleinigen Aus- 
schlag. Auffallend gering ist die Zahl der afrikanischen Festlandsarten, 
auch für Australien bleibt nach Abzug der Sandwichsinsel-Bewohner nicht 
viel übrig. So stellt diese Gattung uns ein eigentümliches Bild vor Augen, 
wert und interessant genug, dab ein berufener Spezialist sich damit 
befassen möchte. 

b. Phloeotrogus Motsch. 
aftenuatus Motsch. Östindien 
abliguecauda Motsch. Ceylon 

Japan 


168 RT ERTIREN 


sordicauda Motsch. Birma 
Asien 3 Arten nördl. tropisch 3 Arten 
„  palaekt. subtr. 1 Art 

Das kleine Subgenus ist in gutem Schluß beieinander und vielleicht 
weiter verbreitet, als man zunächst glaubt. Das eigentliche Zentrum der 
Verbreitung liegt ja zweifellos in Indien, aber es ist doch wohl möglich, 
daß auch noch zwischen dem indischen Gebiet und Japan weitere Fund- 
orte bekannt werden. 


c. Progenius Bldid. 


bidentatus Motsch. Ostindien 
Fleutiauxi Bldfd. Indo-China 
subcostatus Eichh. Siam 
laeviusculus Bldfd. Indo China 
Asien 4 Arten nördl. tropisch 4 Arten 


Diese beiden Subspezies sind auch in der Verbreitung einander 
nahe stehend, indem die Gebiete in einem bestimmten Raum liegen, obli- 
guecanda läßt darauf schließen, daß sich noch weitere Fundorte ergeben 
werden, die einen engeren Zusammenhang dieser etwas auseinander 
liegenden Gebiete dokumentieren. In Bezug auf die Zonengebiete finden 
sich auch keine Abweichungen; Tropen und Subtropen dominieren, und 
das Vorkommen einer Art in Japan, die auch auf Ceylon heimisch ist, 
gibt der schon ausgesprochenen Vermutung Raum, daß das Hineinziehen 
Japans ins palaearktische Gebiet nicht ohne Bedenken hinzunehmen ist. 


d. Anisandrus Ferr. 


dispar F. Europa obesus Lec. Kanada 
Kl.-Asien Virginia 
Sibirien var. minor Swaine Montreal-Isl. 
Kaukasus tachygraphus Zimm. V.St. N.-Am. 
Kanada Ceylon 
V. St. N.-Am. 
Europa 1 Art nördl. palaearktisch 1 Art 
Asien 2 Arten mediterran l 
nördl. palaearktisch 1 
Amerika Sn „  tropisch l 


nördl. palaearktisch 3 Arten 


e. Eurydactylus Haged. 


‚gracilipes Eichh. Brasilien sexspinosus Motsch. Manila 
sexspinosus Motsch. Birma Sumatra 
Ceylon ii Kamerun 


Java D.-O.-Afrika 


Ipiden-Genera orbis terrarum 169 


Eurydactylus ist wieder von reinem Tropencharakter und auf den 
ganzen Tropengürtel verteilt. Merkwürdig ist, daß jedes Subgenus einen 
Kosmopoliten unter sich hat und daß gerade diese keinerlei Neigung 
zeigen, Ausschläge nach den benachbarten Zonengürtel zu machen. 

Ich glaube wohl, daß das Auseinanderhalten der Subgenera auch 
mehr oder weniger berechtigt erscheint. Vielleicht haben große, lang- 
dauernde Umwälzungen in der Gestaltung der Erdoberfläche dazu beigetragen, 
zeitlich weit auseinanderliegende Gruppen zu konstruieren, Gruppen, die 
selbst ihren biologischen Charakter nicht mehr rein erhalten haben. 


113 Xyloterus Er. 
a. Xyloterus i. Sp. 


betulae Swaine Canada proximus Niis. Japan 
domesticus L. N.u.M.Europa politus Say V. St. N.-Am. 
impressus Scudd. Wyoming (Fossil) refusus Lec. Canada 
lineatus Oliv. “ Europa W.-Virginia 
Kaukasus serratus Panz Deutschland 
Sibirien signatus F. N. u.M. Europa 
N.-Amerika sabricollis Lec. V. St. N.-Am. 
V.St. N.-Am.  unicolor Eichh. N.-Amerika 
Europa 4 Arten nördl. palaearktisch 4 Arten 
Asien Mur 78 = H 2 
Amerika 5a = N . DALE 


Die Gattung Ayloterus ist gleichfalls in Subgenera aufgeteilt und 
ich möchte auch vom zoogeographischen Standpunkt aus diese Maßnahmen 
für durchaus berechtigt halten. Ayloferus i. sp. ist dem eigentlichen 
Wesen noch palaearktisch und unterscheidet sich dadurch gut von 7rypo- 
dendron und den anderen Xyleborinen ganz markannt. Die Verbreitungs- 
gebiete sind durchgängig groß, in Zineatus Oliv. haben wir einen 
ausgesprochenen Kosmopoliten vor uns. Alle diese Eigenschaften zeichnen 
die Untergattung scharf ab. 


b. Trypodendron Steph. 


longieollis Woll. Canarische Inseln 
pubipennis Bldid. Japan 
sordidus Bldfd. Japan 
Asien 2 Arten nördl. palaearktisch 2 Arten 
Afrika 1 Art mediterran 1 Art 


Die Abweichung von Xyloterus dokumentiert sich durch einen 
Blick auf die Arten. Der boreale Charakter ist völlig ausgeschaltet, das 
Subgenus ins palaearktische Gebiet zu nehmen, ist mehr eine Sache der 
persönlichen Auffassung. Das insulare Vorkommen ist zu beachten, 
namentlich durch die so weit von einander liegenden Fundstellen. Es 


Kleine: 


R. 


170 


wäre zu prüfen, ob der Grundstock der Gesamtgattung im gemäßigten 


Teil des Palaearktikums zu suchen wäre, oder in demienigen, der den . 


wärmeren Klimaten zuneigt, d. h. in Xyloferus oder in Trypodendron. 


) 


Kamerun 
nördl. tropisch 1 Art 


113a. Cyclorhipidion Haged. 


pelliculosum Haged. 


1 Art 


Afrika 
Die Gruppe der Ayleborinae umfaßt 7 Genera 


mit 257 Arten. 


der Subgenera 


inkl. 


( 


In neuester Zeit ist von Hage- 


dorn die Gattun 


g Cyclorhipidion 


Damit wirddie 


neu aufgestellt. 


die 


Gruppe uns doch 


noch Schätze be 


daß 


Hoffnung genährt, 


Xyleborinae 


scheeren wird, 


Curventafel der Hyleborinae. 


20 
An 
de! 
[«D] 
Ed 
(«D} 
5 
SE 
ie) 
3 8 
35 
oo 
= 
- 2 
E. 
2.8 
2, 
un 
22 
o,< 


das auch sonst nicht gerade 


ist gibt doch 
Ich möchte vor- 


läufig keine weiteren Bemer- 


schwach besetzt 
zu denken. 


machen und denke 


gen 


kun 


dab die 
roße Ayleborus gattungirgend- 


nicht daran, 


auch 


S 


in ihrem monumentalen 


Charakter beeinträchtigtwerden 


wie 


beachtenswert 


Aber 
bleibt das Faktum immer. 


glaubt aber 
auch, daß die Gattung in diese 


incerti“, 
Nähe gehört. 


*) Hagedorn sagt zwar noch 


„sedis 


Australien 


Amerika 


Ipiden-Genera orbis terrarum 171 


Auf die einzelnen Erdteile ohne Rücksicht auf die Zonen verteilt 
ergibt sich folgendes Bild. 


Europa Asien Airika Amerika Australien 
Gattungen 3 7 4 4 l 
Arten 12 114 46 94 33 


Die Zahl der auf mehreren Kontinenten verbreiteten Arten ist 
demnach nur sehr gering, sie beträgt 6°/, 
Verteilung auf die einzelnen Zonen: 
Europa Asien Afrika Amerika Australien 


palaearktisch nördlich 11 46 — 19 == 
mediterran l 4 4 == 
subtropisch — 4 — 8 

tropisch Zn 42 10 u _ 
äquatorial — 25 3 j} IE 
tropisch südlich _ = 31 5 30 
subtropisch — _ —: 2 2 
palaearktisch — — — — l 


Die kleinen Gattungen ändern also an dem Grundcharakter der 
ganzen Gruppe nichts. 


Spongocerinae. 
114. Scolytoplatypus Schauf. 
a. Scolytoplatypus i. Sp. 


Eichelbaumi Haged. D.-Ost-Afrika 

Jfasciatus Haged. S -Afrika 

Hova Schauf. Madagaskar 

permirus Schauf. R 
Afrika 4 Arten südl. tropisch 4 Arten 

b. Taeniocerus Bldfd. 

Brahma Bldid. Öst-Indien 

hamatus Haged. Java 

Mikado Bldfd. Japan 

Raja Bldfd. Himalaya 

entomoides Bldfd. Celebes 

minimus Haged. Himalaya 


Die Celebes-Arten habe ich des besseren Zusammenhanges wegen 
zu Asien eingerechnet. 


Asien 6 Arten nördl.subir.-palaearkt. 1 Art 
„  tropisch 3 Arten 
äquatorial 2X 5, 


c. Spongoreus Bldfd. 
Daimio Bldid. Japan 
Kunala Strohm. Kaschmir 


172 R. Kleuüune: 


muticus Maged. Japan 
pubescens Haged. Himalaya 
Shogun Bildfd. Japan 
Siomio Bldfd. Äh 
I'ycon Bldfd. Japan 
Asien 7 Arten nördl. subtr. b. palaearkt. 5 Arten 
„  tropisch Zi 


Scolyfoplatypus im weiteren Sinne umfaßt die letzte Hauptgruppe, 
die Mixfodentatae. Dieses Faktum läßt schon darauf schließen, dal es 
eine etwas abseits stehende Gruppe ist. Die Untergattungen lassen sich 
gut in 2 Teile zerlegen: Scolyfoplatypus s. str. nur in Afrika und auch 
nur im südlichen Tropenteil verbreitet, und, was zu beachten ist, nur 
aut dem östlichen Küstenteil und dem vorgelagerten Madagaskar, und 
Taeniocerus und Spongocerus nur in Asien. 


Die asiatischen Arten liegen ja auch zu einem gewissen Teil in 
der tropischen Zone, aber den bedeutende Anteil, den Japan als Ver- 
breitungszentrum nimmt, darf man nicht außer Acht lassen. Ich will gar 
keinen Wert darauf legen, daß mehr als ein Drittel aller bekannten 
Scolytoplatypinae auf Japan entfällt, aber ich meine, daß die Stellung 
Japans im palaearktischen Gebiet eine so eigenartige ist, daß es schwer 
fällt, sich darin zu finden, daß dieser Inselschwarm ein Bestandteil des 
nördlichen Palaearktikums sein soll. 


Die kleine Gruppe umfaßt nur 3 Gattungen (inkl. 2 Untergattungen) 
mit 17 Arten. Es entfallen auf: 


Asien Afrika 
Gattungen 2 1 
Arten 13 4 


Auf die einzelnen Zonen verteilt ergibt sich folgendes Bild: 
Asien Afrika 
Nördl. palaearktisch bis subtr. 7 — 
tropisch 4 — 
äquatorial 2 — 
südl. tropisch _ 4 


Curventafel der Ich will zu dem Vorstehend gesagten keine weiteren 
Snongocerinae. 


Hinzufügungen machen. Die Durchsicht der einzelnen 
Genera und ihre Vergleichung zu den jetzt allgemein an- 
—n genommenen Faunengebieten bringt manchen Mißklang. 
| Das hat auch Hagedorn bei Bearbeitung seiner „/pidae“ 
RE in „Genera Insektorum“ gefühlt, indem er sagt: „Eine 
faunistische Einteilung der Erde nach den /piden der 


Gegenwart wird nach folgendem Thema einzuteilen sein“. 


Asien Afrika 


Ipiden-Genera orbis terrarum 173 


Geographische Einteilung 


—_ 


. Altes Nordreich: Europa, Nordasierg, bis Himalaya, Japan, Nordafrika 
bis Atlas. 


. Neues Nordreich: Amerika nördlich von Mexiko. 

. Aethiopisches Reich: Afrika südlich vom Atlas. 

. Makronesisches Reich: Azoren, Canarien, Cap Verde-Inseln. 
. Madegassisches Reich: Madagascar, Mascarenen, Seychellen. 


u pr uw%XM 


. Indo-Malayisches Reich: Asien südlich vom Himalaya, Sunda Inseln 
mit Philippinen und Neu-Guinea. 


7. Südreich: Mexico, Central- und Südamerika. 

8. Australisches Reich: Australien und Tasmanien. 

9. Neu-Seeländisches Reich: Neu-Seeland. 

10. Polynesisches Reich: Polynesien und Sandwichs-Inseln. 


Eine Aufstellung der Gattungen nach diesen Gesichtspunkten in 
Curvenlinien müßte ein interessantes Bild abgeben. Das gehört aber nich} 
hierher, sondern müßte der Gegenstand eine besondere Arbeit sein. Wie 
sich die Gattungen aber nach diesen Gesichtspunkten erhalten, soll 
durch Hagedorns Publikation (Genera Ins.) hier wiedergegeben werden. 


Geographische Verbreitung der Subfamilien.‘) 


1. Phloeotrupinae: Reich 3, 6, 7. 7. Hylocurinae: Reich 2, 3, 7. 

2. Diamerinae: EBERLE 8. Eccoptogastrinae: Kosmopolit. 
3. Aylesininae 9. Corthylinae: Reich 2 und 7. 

4. Crypturginae | , ie 10. Xyleborinae; Kosmopolitisch. 

= £ , Kosmopolitisch. RI TE Bin: 
5. Cryphalinae | ll. Spongocerinae: Reich 1, 3, 5, 6. 
6. /pinae 


Geographische Verbreitung der Gattungen. 


Kosmopolitisch resp. subkosmopolitisch sind (13 Gattungen): //ylastes, 
Cryphalus, Ips, Xyleborus, Pityophthorus, Flylesinus, Phloeosinus, 
Phloeotribus, Xylocleptes, Dryocoetes, Coccotrypes, Eccoptogaster, 
Polygraphus. 

Nur in einem Reich kommen vor, außer den kosmopolitischen 

Gattungen: 

1. Im alten Nordreich (8 Gattungen): yorrhynchus, Myelophilus, Cisurgus, 
Taphrorychus, Thamnurgus, Eidophelus, Mimulus, Pseudothamnurgus. 


*, Nach dem neuesten Stand der systematischen Forschungen ergänzt. 


174 


2: 


Qi 


R, Kleine: 


Im neuen Nordreich (7 Gattungen): Renocis, Thysanoes, Chaetophloeus, 
Mieracis, Dolurgus, Cactopinus. Erineophilus. ; 


. Im Äthiopischen Reich (20 Gattungen): Bothryperus, Rhopalopselion, 


Strombophorus, Chortastus, Dacryostactus, Styracopterus, Lissoclastus, 
Adiaeretus, Tiarophorus,Poecilips, Orthaspistes, Xyloctonus,Ctonoxylon, 
Cyclorhipidon, Trigonogenius, Kyrtogenius, Peronophorus, Xestipes, 
Cladoctonus, Hapologenius. 


. Im Makronesischen Reich (2 Gattungen): Aphanarthrum, Triotemnus. 
. Im Madegassischen Reich (3 Gattungen): Crpyphalomorphus, Fyloscyllus. 


Glochiphorus. 


. Im Indomalayaischen Reich (9 Gattungen): Craniodicticus, Spongotarsus, 


Cryptarthrum, Ozopemon, Lepicerus, Scolytomimus, Scolytogenes, 
Olonthogaster, Allarthrum. 


. Im Südreich (28 Gattungen): Phloeoborus, Phloeotrupes, Coptonotus. 


Dendrosinus, Meringopalpus, Dryotomus, Problechilus, Ctenophorus, 
Epomadius, Prionosceles, Pycenarthrum, Microborus, Dendroterus, 
Phrixosoma, Eulytocerus, Eupagiocerus, Metacorthylus, Tricolus, 
Glochiocerus, Cnemonyx, Ceratolepis, Camptocerus, Brachyspartus, 
Phthorius, Amphicranus, ÄAnchonocerus, Steganocranus, Styphlosoma. 


8. Im Australischen Reich (1 Gattung): Aricerus. 
9. Im Neu-Seeländischen Reich (5 Gattungen): /nosomus, Acrantus, 


10. 


Im 
Im 


Dendrotrupes, Mesoscolytus, Pachycotes. 
Im Polynesischen Reich (keine Gattung). 
Nur in zwei Reichen kommen vor: 
1. Alten Nordreich und 2. Neuen Nordreich (5 Gattungen): Dendroctonus, 
Carphoborus, Phloeophthorus, Crypturgus, Xyloterus. 
1. Alten Nordreich und 3. Äthiopischen Reich (1 Gattung): Aissophagus, 
1. Alten Nordreich und 4. Makronesischen Reich (1 Gattung): Ziparthrum. 
I. Alten Nordreich und 6. Indo-Malayaischen Reich (4 Gattungen): 
Hylurgus, Fypoborus, Cosmoderes, Acanthotomicus. 
1. Alten Nordreich und 7. Südreich (1 Gattung): Xylechinus. 
2. Neuen Nordreich und 7. Südreich (7 Gattungen): Bothrosternus, 
Pagiocerus, Cnesinus, Loganius, Corthylus, Pterocyelon Gnathotrichus. 


Im 3. Äthiopischen und 6. Indo-Malayaischen Reich (1 Gattung): Dactylipalpus. 
Im 3. Äthiopischen und im 7. Südreich (3 Gattungen): Araptus, Premnobius, 


Dendrosinus. 


Im 5. Madegasssischen und 6. Indo-Malayaischen (1 Gattung): Triarmocerus. 


Im 


Nur in drei Reichen kommt vor: 
3. Äthiopischen, 5. Madegassischen und 6. Indo-Malayaischen Reich 
(1 Gattung): Diamerus. 


a 


Ipiden-Genera orbis terrarum 17: 


Im 1. Alten Nordreich, 3. Äthiopischen und 6. Indo-Malayaischen Reich 
(1 Gattung): Sphaerotrypes. 


Nur in vier Reichen kommt vor: 
Im 1. Alten Nordreich, 3. Äthiopischen, 5. Madegassischen, und 6. Indo- 
Malayaischen Reich (1. Gattung): Scolyfoplatypus. 


Zusammenstellung der in den einzelnen Reichen, 
außer den (!3) Kosmopoliten, vorkommenden 
Gattungen. 


1. Altes Nordreich (20 Gattungen): A/yorrhynchus, Fylurgus, Myelophilus, 
Spaerotrypes, Dendroctonus, Carphoborus, Kissophagus, Xylechinus, 
Liparthrum, Hypoborus, Phloeophthorus, Crypturgus, Cisurgus, 
Cosmoderes, Acanthotomicus, Taphrorychus, Thamnurgus, Eidophelus, 
Xploterus, Scolytoplatypus Mimulus, Pseudothamnurgus. 

2. Neues Nordreich (20 Gattungen): Renocis, Chaetophloeus, Chramesus, 
Dendroctonus, Carphoborus, Phloeophthorus, -Crypturgus, Dolurgus, 
Cactopinus, Mieracis, Thysanoes, Bothrosternus, Pagiocerus, Cnesinus, 
Loganius, Erineophilus, Corthylus, Pterocyclon, Gnathotrichus, 
Xyloterus, Mimulus, Pseudothamnurgus. 

3. Äthiopisches Reich (21 Gattungen) : Daetylipalpus, Bothryperus, Diamerus, 
Rhopalopselion, Strombophorus, Sphaerotrypes, Chortastus, Kisso- 
phagus, Dacryostactus, Styracopterus, Lissoclastus, Adiaeretus, 

h Premnobius, Tiarophorus, Poecilips, Orthaspistes, Araptus, X yloctonus, 
Ctonoxylon, Scolytoplatypus, Cyelorhipidion, Trigonogenius, Kyrto- 
‚genius,Peronophorus Xestipes,Cladoctonus,Hapologenius,Dendrosinus. 


4. Makronesisches Reich (3 Gattungen): Aphanarthrum, Liparthrum, 


Triotemnus. 

5. Madegassisches Reich (5 Gattungen): Diamerus, Triarmocerus, Crypha- 
lomorphus, Hlyloscyllus, Scolytoplatypus, Glochiphorus. 

6. Indo-Malayaisches Reich (17 Gattungen): Dactylipalpus, Diamerus, 


Craniodicticus, Hylurgus, Sphaerotrypes, Fypoborus, Spongotarsus, 
Crypthartrum, Cosmoderes, Triarmocerus, Acanthotomicus, Ozopemon, 
Lepicerus,Scolytomimus, Scolytogenes, Scolytoplatypus,Olonthogaster- 
Allarthrum. 


7. Südreich (40 Gattungen): Phloeoborus, Phloeotrupes, Coptanatus, Den. 
drosinus, Meringopalpus, Xylechinus, Dryotomus, Problechius, 
Styphlosoma, Hexacolus, Araptus, Premnobius, Hylocurus, Epomadius, 
Prionosceles, Pycenarthrum, Mieroborus, Dendroterus, Phrixosoma, 
Eulytocerus, Eupagiocerus, Metacorthylus, Tricolus, Gnathotrichus, 
Glochinocerus, Bothrosternus, Pagiocerus, Cnesinus, Cnemonyx, 


176 R. Kleine: 


Loganius, Ceratolepis, Camptocerus, Scolytopsis, Corthylus, Brachy- 
spartus, Pterocylon, Amphicranus, Phthorius, Anchonocerus, Stega- * 
nocranus. 

8. Australisches Reich ( 1 Gattung): Aricerus. 


9. Neuseeländisches Reich (5 Gattungen): /nosomus. Acrantus, Dendro- 
frupes, Mesoscolvtus, Pachycotes. 


10. Polynesisches Reich: keine. 


Ich will auch zu diesem Vorschlag des hochverdienten Ipiden- 
forschers nichts hinzufügen. Der Vorschlag spricht für sich selbst, aber 
die Bearbeitung wird nicht so einfach sein. Soll dieses hohe Ziel erreicht 
werden, so ist es nötig, daß die Genera der ganzen Familie einzeln mono- 
graphisch aufgearbeitet werden, so, wie es Hopkins mit Dendroctonus in 
seiner schönen Studie „The Genus Dendroctonus“ getan hat. Dazu be- 
darf es aber der Uneigennützigkeit aller Ipidenforscher und es wird kaum 
möglich sein, hier alle zu gewinnen. Wenigstens lassen gewisse Zeichen 
darauf schließen, wenn man sieht, daß Forscher ienseits des Kanals 
es nicht einmal der Mühe wert halten, auf eine höfliche Anfrage zu ant- 
worten. Daß politische Borniertheit so weit geht, sollte man füglich 
nicht für möglich halten. 

So soll denn auch die vorliegende Arbeit nur als das a 
werden, was sie ist: eine Skizze. Klein und bescheiden, mit allen Mängeln 
die ihr notgedrungen anhaften müssen. Aber ich hoffe doch, daß sie anregt 
und manchem willfährig macht, auch diesem interessanten Stoff seine 
Aufmerksamkeit zu schenken. 


Nachtrag. 


Dendrosinus Syrutscheki Wichm. Deutsch-Ost-Afrika 
Erste aus Afrika bekannte Art, das Gesamtbild der Gattung ver- 
schiebt sich dadurch beträchtlich. 
Phloeophthorus fraxini Egg. Algier 
B „ Peyerinhoffi Egg. Algier 
Taphrorychus lenkoranus Reitt. Talysch-Gebirge 


| TTT— EEE = > > EHER 


Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVII, Jahrgang 1913.] zii 


Beiträge zur Kenntnis der Coleopteren-Gattung 
Stenochorus Fbr. (Toxotus Serv.). 
Von Edm. Reitter in Paskau. 


In der Wien. Ent. Ztg. 1907, p. 208, habe ich aus Turkestan einen 
Toxofus Suworowi !) beschrieben ‚den v. Semenow als Synonym zu 7, vitfatus 
Fisch zog. A. v. Semenow bezieht sich dabei auf Herrn Prof. Dr, Heller, 
der die Fischer’schen Typen im Dresdener Museum untersucht hat und 
seine Beobachtungen in einem Artikel in der Wien. Ent. Ztg. 1891, p. 62, 
veröffentlichte. Nach diesen Untersuchungen handelt es sich um eine 
schwarze Art, die an der Spitze abgerundete Flügeldecken und auf der 
Scheibe der Flügeldecken 2 gelbrote Längsbinden besitzt; die Fühler 
sind entweder ganz schwarz oder es sind 2 Wurzelglieder rot. Das 
erste Tarsenglied der Hinterbeine ist viel länger als die 2 nächsten zu- 
sammen, so wie bei 7. meridianus. 

Diese nach den Typen gemachten Angaben stehen aber in mehreren 
wichtigen Punkten in Widerspruch mit meiner Beschreibung des Toxofus 
Suworowi; auch die ganz entgegengesetzte Färbung der Fühler läßt auf 
eine besondere Art schließen, die es auch in der Tat ist, wie ich an 
entsprechendem Orte nachweisen werde. — Tox. obliquus Motsch., dessen 
gänzlich ungenügende Beschreibung: „I a un peu la forme dıı 7. cursor (\), 
mais il est plus petit et sans carenes &lev&es sur les elytres. Ceux-ci 
sont testac&es, avec deux bandes longitudinales noires. Il se trouve dans 
les steppes orientales des Kirguises* — kann garnicht als beschrieben 
erachtet werden, da man daraus nicht einmal sicher entnehmen kann, ob 
Motschülsky einen Sfenochorus oder Oxymirus vor sich hatte. 


' Herr A. Semenow von Tian Schansky bemängelt die Schreib- 
weise dieses Namens; er soll Szvorowi geschrieben werden. Herr 
Suvorov, der sich in neuerer Zeit allerdings so schreibt, hat aber zur 
Zeit meiner Dedikation Suworow gezeichnet. Die Schuld liegt also 
nicht an mir und das obige Tier mag ruhig seinen oben beschriebenen 
Namen tragen. 

b) 


178 Edm. Reitter: 


Übersicht der mir bekannten Stenochorus (Toxotus) 


Arten aus der palaearktischen Fauna. 

A“ Flügeldecken an der Spitze schräg abgestuzt oder ausgerandet, mit 
eckigem Außenwinkel. 

B‘ Glied 3 der Fühler etwas kürzer als 5. (Glied 1 der Hintertarsen viel 
länger als 2 und 3 zusammen.) 

Subgen. Anisorus Muls. 

1“ Kopf und Halsschild außer der feinen Grundbehaarung mit dünnen, 
langen, abstehenden Haaren besetzt. 

a‘ Flügeldecken am Grunde höchst fein und dicht mikroskopisch punk- 
tuliert, dazwischen flach gerunzelt und mit seichten, wenig dichten 
eingestreuten größeren Punkten. — Mittel- und Südeuropa. 

quercus (oeze. !) 

a‘ Flügeldecken am Grunde höchst fein und dicht mikroskopisch punk- 
tuliert, dazwischen vorne grob und dicht, hinten allmählich fein 
punktiert und schwach gerunzelt. Schwarz, Bauch und Flügeldecken 
rot. Sonst dem vorigen ganz ähnlich. Nach Ganglbauer vielleicht 
besondere Art. — Morea (Kumani), 1 5 von Brenske gefunden. 

quercus subsp. punctipennis nov. 3 

1‘ Kopf- und Halsschild nur mit feiner Grundbehaarung, die langen 
abstehenden Zwischenhaare fehlen, oder sind nur an den Seiten des 
Basalwulstes vorhanden. Schwarz, Flügeldecken braunrot, Abdomen 
beim 5° rot, beim © schwarz. (Normalfärbung). 

b‘ Oberseite matt, Flügeldecken blutrot, Glied 3 und 4 der Fühler fast 
so lang als 5, Fühler beim 5’ die Spitze der Flügeldecken er- 
reichend. — Kilikischer Taurus, Abbes. 

heterocerus Gnglb. 
Ganz schwarz, nur die Seiten der Flügeldecken rötlich. Mir unbe- 
kannt und wohl ein %. — Akbe&s. 
a. nigripennis Pic. 

b‘ Oberseite etwas glänzender, Flügeldecken hell ziegelrot; Glied 3 und 4 
der Fühler beträchtlich länger als 5; Fühler des 5 die Spitze der 
Flügeldecken nicht erreichend. — Kleinasien, Ak-Schehir. 

v. homocerus K. Dan. 

B‘ Glied 3 der Fühler etwas länger als 5, selten so lang als 5. Halsschild 
viel länger als breit, vorne schmäler als an der Basis. Glied 1 der 
Hintertarsen von der Spitze der Schienen viel länger als 2 und 3 
zusammen, fast so lang als die restlichen Glieder zusammen. ?) 

Subgen. Stenochorus s. str. 


!, Eine Übersicht der zahlreichen Varietäten dieser Art ist enthalten 
in der Wien. Ent. Ztg. 1889, p. 163; dann in Münch. Col. Zeitschr. II. 204. 

>) Hierher auch eine mir unbekannte, ungenügend beschriebene Art: 
St. minutus Gebl. (L. 12 mm), bei der aber die Fühler an der Basis 
rot sein sollen, mit schwarz geringelten Gliedern. Gehört wahrscheinlich 
nicht in diese Gattung. Songoria. 


Stenochorus Fbr. 179 


2“ Die Hinterbrust fein silberweiß behaart, die Seitenstücke hingegen dicht 


2 


goldgelb tomentiert. Die obere Kante der schmalen Epipleuren der 

Flügeldecken in der Mitte verkürzt. Die dorsalen Beulen in der Mitte 

des Halsschildes sehr stark entwickelt. Schwarz, Flügeldecken blau, 

Palpen, Fühler, Halsschild und Beine gelb, die Mitte des Halsschildes 

und die Apikalhälfte der Schenkel schwarz. L.anggestreckt. — Japan. 
coeruleipennis Bates. 


Die Hinterbrust und ihre Seitenstücke gleichförmig, oft goldgelb, be- 
haart. Die obere Kante der schmalen Epipleuren erst in der Nähe 
der Spitze verkürzt. Die dorsalen Beulen des Halsschildes wenig 
entwickelt. Flügeldecken schwarz oder gelb, oft mit Längsstreifen. 
Flügeldecken mit sehr deutlicher seidenartiger, von der Naht schräg 
nach innen gestellter Behaarung. 


Fühler dick, Glied 3 so lang oder wenig länger als 5 und etwas 
kürzer als 7. Die Stirnhöcker plattenförmig verschmolzen und stark 
vorragend. Halsschild länger als breit, vorne sehr wenig schmäler 
als an der Basis und in der Mitte des Vorderrandes ungerandet, oder 
die Randung ist daselbst unterbrochen, Seitenhöcker sehr stumpf, Basis 
stark doppelbuchtig. Erstes Glied der Fühler auf der Hinterseite 
stark ausgerandet. Dem 7. meridianus ähnlich, aber oben und unten 
schön und dicht goldgelb tomentiert. Schwarz, Bauch gelbrot, Fühler, 
Beine und Flügeldecken braungelb, die Hinterschenkel auf ihrer 
Hinterkante manchmal gebräunt; Tarsen dunkler. — Kilikischer 
Taurus, Abbes. 


auricomus Reitt. 


Fühler dünn, Glied 3 beträchtlich länger als 5. Spitze des Hals- 
schildes vollständig wulstig gerandet. 


Flügeldecken an der Basis mit einzelnen langen, abstehenden Haaren 
besetzt. Fühler dünn, Färbung sehr veränderlich. — Europa. 
meridianus Lin. 


Flügeldecken auch an der Basis ohne lange Haare. Die Hinterseite 
des 1. Fühlergliedes hinter der Mitte piötzlich tief ausgerandet. 


Glied 4 der Fühler 3 mal so lang als an der Spitze breit. Vorder- 
rand des Halsschildes nur fein gerandet, die beiden Querfurchen des- 
selben werden durch eine am Grunde glatte Mittelfurche verbunden. 
— Dem 7. meridianus ähnlich, ebenfalls sehr veränderlich gefärbt, 
robuster und größer. In der Regel ist das 2 ganz schwarz, beim 5' 
der Bauch rot, die Flügeldecken bräunlich rot mit etwas ange- 
dunkelter Naht und rötlich getleckten Schenkeln, die Spitze der Naht 
steht beim 5 zahnförmig vor. — OÖstsibirien. 
amurensis Kr. 
5* 


180 Edm. Reitter: 


5° Glied 4 der Fühler doppelt so lang als an der Spitze breit. Vorder- 
rand des Halsschildes kräftig, wulstförmig gerandet, die Längsfurche 
zwischen den 2 dorsalen Querfurchen des Halsschildes am Grunde 
punktiert. — Hierher eine sehr veränderliche Art aus dem Kaukasus. 
Transkaukasus, Lenkoran, Nordpersien. 
insitivus Falderm. !) 


Übersicht der Varietäten. 
a‘ Abdomen ganz rot. 

Schwarz, Flügeldecken gelb oder rötlich, die Naht und ein Humeral- 
streif, der den hellen Seitenrand freiläßt, schwarz, die Schenkel ganz 
oder größtenteils rot; Fühler schwarz, zur Spitze rotbraun, Glied 2 
an der Spitze rot: Nominatform.?) 

Schwarz, Bauch, Palpen, Fühler, Beine und Flügeldecken hell 
bräunlichrot, nur-die Basis der Hinterschenkel kurz geschwärzt. 1. 

— a. rubriventris nov. 


Abdomen schwarz, die 2—3 letzten Sternite rostrot. 

Schwarz, Fühler und Beine ganz oder zum größten Teil rot, Flügel- 
decken gelbbraun, längs der Schulterbeule mit verkürzter dunkler 
Binde oder ganz einfarbig. Nur 9. 

v. persicus Falderm. 


Die ganze Unterseite schwarz. 

Schwarz, Flügeldecken bräunlich gelb, die Naht sehr fein ange- 
dunkelt, die Seiten dicht neben dem vorn hellen Seitenrande mit 
einer dunklen Längsbinde. . — Entspricht der Form, welche 
Faldermann als insitivus &' beschreibt. 

a. bicoloratus nov. 


Ober- und Unterseite samt Fühlern und Beinen schwarz.°) 9, &' 
selten. — Entspricht der Form, die Faldermann als persicus 5 be- 
schreibt. 

a. obscuripennis Pic.) 


!) Die Abstutzung oder Ausrandung der Spitze der Flügeldecken ist 
bei dieser Art in hohem Grade variabel; Faldermann beschrieb insifivus 
mit scharfer Ausrandung der Deckenspitze, persicus beim \% mit fast ab- 
gerundeter, beim 5 mit schief abgestuzter Deckenspitze. Der letztere 
Umstand läßt schließen, daß auch das © nicht vollkommen abgerundete 
Decken besitzen dürfte; die charakteristische Färbung der 2 Analsternite 
läßt den persicus genügend erkennen. 

*) Ich besitze Stücke solcher Färbung; alle sind 5’ und nicht 9, als 
solche sind sie von Faldermann erwähnt worden. 

3) Die schwarzen Stücke haben fast immer einen hellen Fleck an der 
Basis der Epipleuren der Flügeldecken. 

*, Pic beschreibt noch (An. Fr. 1892, p. 414) insitivus? v. latus aus 
Syrien; bei diesem soll Glied I, 3 und 5 weniger lang sein als 4. Ich 
habe solche Dimensionen der Flügelglieder bei einem Sfenochorus noch 
nicht beobachtet; bei infisivus ist Glied I, 3 und 5 viel länger als 4. 


- 


A 


6‘ 


=] 


Sr 


9‘ 


opL 


Stenochorus Fbr. 181 


Flügeldecken an der Spitze abgerundet. Glied 1 der Hintertarsen 
von der Schienenspitze in der Regel kaum oder wenig länger als 
Glied 3 und 4 zusammen und viel kürzer als die restlichen zusammen. 
Halsschild nicht oder wenig länger als breit. 

Subgen. Toxotochorus Reitt. 


Glied 3 der Fühler wenig aber deutlich länger als 5, die Glieder 
nicht einseitig erweitert, alle in der Mitte der Spitze aneinander gefügt. 
Flügeldecken meist nur staubartig behaart, keine längeren Härchen 
dazwischen. 


Halsschild viel breiter als lang, der Vorderrand fein wulstig gerandet. 
Schwarz, ein Schulterfleck, die Beine mit Ausnahme der Tarsen und 
der Wurzel der Schenkel sowie ein Teil des Abdomens, rotgelb; 
seltener ist der ganze Käfer schwarz: a. uniformis nov. — Kaukasus. 
biformis Tournier. 

Halsschild so lang als breit oder beim „' wenig länger. 

Vorderrand des Halsschildes in der Mitte ungerandet. ° schwarz, 
die Fühler zur Mitte, die Beine und der Bauch rot, Flügeldecken rotgelb, 
zur Spitze stark verschmälert, die Naht (nach hinten verschmälert) 
und eine Längsbinde an den Seiten von den Schultern zur Spitze, 


welche die Epipleuren vorne freiläßt, schwarz. — \ breiter gebaut, 
die Flügeldecken nach hinten schwach verschmälert, Körper ganz 
schwarz. — Araxes. — T. persicus Reitt. non Fald. — 


vittidorsum Reitt. 
Vorderrand des Halsschildes auch in der Mitte wulstig gerandet. 
Flügeldecken mit feiner, einfacher Punktierung, diese nicht sehr ge- 
drängt, die Zwischenräume derselben größer als die Punkte selbst, 
oben sehr fein anliegend gelblich behaart, 2 feine Rippen sind ange- 
deutet. Halsschild beim 5° wenig länger als breit, der Vorderrand 
fein gerandet und sehr wenig schmäler als die doppelbuchtige Basis, 
die Querfurche vor und hinter der Mitte sehr seicht, eine Mittelfurche 
deutlich, die Seitenhöcker nur angedeutet. Fühler des ' nicht ganz 
die Spitze der Flügeldecken erreichend, dünn, Glied 3 sehr gestreckt. 
Erstes Glied der Hintertarsen fast so lang als alle restlichen zusammen. 
Kopf und Halsschild abstehend behaart, auch an der Basis mit einigen 
längeren Haaren besetzt. Schwarz, Flügeldecken strohgelb, eine 
schmale Längsbinde von der Schulterecke zur Spitze und die Naht, 
letztere sehr schmal, auf die Suturalkante beschränkt, schwarz, es 
bleibt also der größte Teil der Dorsalfläche und eine schmale Seiten- 
binde gelb. L. 13 mm. — 

Ein 5 von Amur in meiner Kollektion, das ich früher für vilfatus 

Fisch. gehalten hatte. 

lepturoides n. sp. 


182 Edm. Reitter: 


10° Flügeldecken mit äußerst feiner und gedrängter Punktur, dazwischen 
wenig größere Punkte untermischt, die Behaarung nur staubartig. 
Halsschild mit tiefer Querfurche vor und hinter der Mitte, die Seiten- 
höcker kräftig entwickelt. Erstes Glied der Hintertarsen länger als 
Glied 2 und 3 zusammen, aber kürzer als alle restlichen Glieder 
zusammen. Körper größer. 5 schlank, schwarz, manchmal die 
Fühler oder nur 1 oder 2 Basalglieder schwarz, auf den Flügeldecken 
ein schmaler Seitenstreifen und eine Längsbinde auf der Scheibe 
braungelb. Flügeldecken zur Spitze verengt, fast 3 mal so lang als 
an der Basis breit. “© gröber, breiter gebaut, die Flügeldecken nach 
hinten wenig verschmälert, schwarz, die Flügeldecken wie beim 5° 
gezeichnet, die Fühler bis auf das schwarze Basalglied und die Beine 
zum größten Teil gelbbraun, Vorderkopf und der Halsschild zum 
größten Teile rotbraun. (Nach typischen Stücken). — Sf. furkestanicus 
Gnelb. 2. — Songorei. 

vittatus Fisch.!) 

7‘ Flügeldecken staubarbig ziemlich dicht behaart, dazwischen überall 
mit etwas längeren weißen, steifen, gehobenen Härchen durchsetzt. 
Schwarz, die Fühler vom 3. Gliede an rot, Flügeldecken beim 
nach hinten sehr stark verschmälert, nur 2'/, mal so lang als än der 
Basis breit. Bräunlich blaßgelb, die Naht (vorn breiter) und eine 
vollständige Humeralbinde, welche den Seitenrand frei läßt, schwarz. — 
Turkestan: Semiretschie: Diarkent am Flusse Jli, Mai 1906. — 
Wien. Ent. Ztg. 1907 p. 208. (Nur 5' bekannt.) 

Suworowi Reitt.’) 


!, Durch einen Lapsus in der Schlußangabe bei Beschreibung der 
vittatus-Typen durch Herrn Prof. Dr. Heller (Wien. Ent. Ztg. 1891 p. 63) 
daß bei dieser Art die 2 Wurzelglieder rot und die übrigen schwarz sind, 
wurde ich verleitet, den S/. Suworowi zu beschreiben ; die Fühler sind in 
der Tat rot und an der Basis schwarz; ich hätte sonst denselben kaum 
als besondere Art zu beschreiben gewagt, obwohl sich bei Vergleich mit 
viftatus andere specifische Unterschiede vorgefunden haben. 


>) Sf. vittidorsum, vittatus und Suworowi sind einander ähnlich und 
nahe verwandt, die erste Art entfernt sich aber von den 2 letzteren durch 
ungerandete Spitze des Halsschildes, ganz schwarze Färbung beim {% 
und rote Beine beim 5. — Die beiden letzteren sind noch inniger ver- 
wandt, wasv. Semenov veranlaßt hatte, Szworowi mit viffatus als Synonym 
zu verbinden (Rev. Russ. 1909. 27). Sie unterscheiden sich in nachfolgender 
Weise: 


St. vittatus Fisch. Z': Fühler schwarz oder rot und I bis 2 Wurzel- 
glieder schwarz, lang und dünn, von der Länge des Körpers, die Glieder 
6-11 sehr lang, 6—10 etwa 4 mal so lang als breit, kaum abgeflacht, 
wenig kürzer als 4 und 5 zusammen, das Endglied noch länger, so lang 
als 3 und 4 zusammen. Flügeldecken länger, schmäler, das 1. Glied der 
Hintertarsen wesentlich länger als 2 und 3 zusammen, aber kürzer als 
alle andern zusammen. — \% ähnlich gefärbt, breiter, Beine, Kopf und 
Halsschild zum Teile rotbraun. Songoria. 


6‘ 


11.“ 


195 


Stenochorus Fbr. 183 


Glied 3 der Fühler nur so lang als 5 und das Glied 4 ist wenig kleiner ; 
die Glieder 3—7 nach außen stark, allmählich abnehmend, knotig nach 
außen erweitert und die Glieder am inneren Spitzenrande aneinander 
gefügt. Wangen hinter den Augen kurz rundlich vorgewölbt, Hals- 
schild so lang als breit, vorne fein aber hochwulstig gerandet, weit 
vor der Mitte äußerst stark eingeschnürt, Flügeldecken beim 9 fast 
parallel, beim 5 nach hinten stark verschmälert. 
Oberseite wenig dicht, nur staubartig behaart, meist fast kahl aus- 
sehend, der Nahtrand und der Spitzenrand der Flügeldecken nicht 
mit auffällig verdichteter Behaarung. Halsschild spärlich behaart, mit 
feiner Punktur, dazwischen mit größeren eingestreuten Punkten, der 
abgesetzte Vorderteil an der Spitze ist nur halb so breit als der 
gewulstete, zwischen den 2 Querfurchen gelegene Mittelteil, Flügeldecken 
an der Spitze einzeln gleichmäßig stumpf abgerundet, oben 
am Grunde fein punktuliert, dazwischen mit gröberen Punkten durch- 
setzt und nicht verrunzelt. — 5 ganz schwarz, auf den Flügeldecken 
eine schiefe gelbbraune Längsbinde, welche weder die Spitze noch 
die Basis erreicht: Nominatform; oder die Beine ganz oder zum 
Teile rot: a. rubripes nov., oder die Beine rot und die Flügeldecken 
ganz schwarz: a. rutilipes nov. Das © ist manchmal rotbraun, nur 
der Kopf und die Unterseite dunkler braun oder schwarz. Ausge- 
zeichnet durch die einzelne helle, verkürzte Dorsalbinde. Der Seitenrand 
bleibt hier, abweichend von den andern längsstreifigen Arten, schwarz. 
L. 15—16 mm. — Turkestan: Taschkent, Ala-Tau. 

univittatus n. sp. 
Oberseite deutlicher, fein gelblich, am inneren Teile der Flügeldecken 
deutlicher behaart, die Nahtränder der letzteren und der Spitzenrand 
im weiteren Umfange nach außen mit verdichteter Behaarung. Hals- 
schild dicht und fein verrunzelt, punktuliert, ohne deutliche einge- 
mengte größere freistehende Punkte, der abgesetzte Vorderteil ist 
länger als der zwischen den Querfurchen gelegene Mittelteil; Flügel- 
decken an der Spitze einzeln schmal abgerundet, aber die Rundung 
an den Seiten größer als am Nahtwinkel, weshalb sie mehr zuge- 
spitzt erscheinen, oben gedrängt punktuliert und etwas verrunzelf, 
dazwischen nur wenig größere Punkte eingestreut. Körper ganz 
schwarz: Nominatform, oder schwarz, Fühler, Beine, Bauch und 
Flügeldecken braunrot: v. validicornis Pic!. — Turkestan. 

tataricus Gebl. 


St. Suworowi Reitt. Ö: Fühler rot, die beiden Wurzelglieder 


U 


schwarz, dick, etwas abgeflacht, die Mitte der Flügeldecken wenig über- 
ragend, die Glieder 6— 11 kürzer, 3 mal so lang als breit, das Endglied 
etwas länger. — © Unbekannt. — Ausgezeichnet durch doppelte Behaa- 
rung der Flügeldecken. — Diarkent. 


I) Davon trennt Pic noch eine a. alaiensis ab. (Mat. Longicorn. 


VI. (l) 1906 p. 6). 


KT  —— —e 


184 [Berl, Entomol. Zeitschrift, Band LVIN, Jahrgang 1913.) 


Sechs neue Arten der Coleopteren-Gattung 
Hedyphanes Fischer. 
Von Edm. Reitter in Paskau. 


Herr Dr. G. v. Seidlitz gab in der Naturgesch. d. Ins. Deutschl. V. 

1. Hälfte pg. 794— 797, eine vortreffliche analytische Übersicht der echten 

Hedyphanes-Arten. Nachdem ich einige neue zu beschreiben habe, lehne 

ich mich an diese Arbeit an und gebe die Neubeschreibungen in ähnlicher 

Form, indem ich dabei die mir bekannten Arten berücksichtige. 

1“ Flügeldecken unbehaart. 

2“ Flügeldecken mit eingezogenen aber etwas buckelig nach vorne vor- 
stehenden Schulterwinkeln: (Mesosternalfortsatz zwischen den Hüften 
tief gefurcht). 

Hed. laticollis Ald., cordicollis Sdl., impressicollis Fald. 

2‘ Flügeldecken ohne vorgezogene Schulterwinkeln. 

3“ Der Wangenrand vor den Augen stößt direkt an die Augen und von 
oben gesehen, umfaßt mehr als die Hälfte des vorderen Augen- 
randes; zwischen den Wangen und den Augen wird nur ein geringer 
einspringender Winkel gebildet. 

4“ Seiten des Halsschildes mit feiner aber vollständiger Randlinie. 

5“ Halsschild beim © nur halb so breit als die Flügeldecken. 

Hed. parvicollis Sdi., aus Transkaspien. Mir unbekannt. 

5‘ Haisschild auch beim © wenig schmäler als die Flügeldecken. 

6“ Analsegment vollständig gerandet. Körper glänzend. — Transkaspien. 

Hed. tentyrioides Fald. 

6° Analsegment hinten ungerandet. 

7“ Hinterschienen auf der Innenseite mit ziemlich langer, schräg ab- 
stehender, dichter Haarreihe. Dem /7. fentyrioides ähnlich, glänzend, 
Kopf- und Halsschild mäßig fein, ähnlich dicht punktiert, Flügeldecken 
hinter der Mitte am breitesten, mit Reihen starker, länglicher, pupillierter 
Punkte, die innersten Reihen an der Basis nach außen gebogen, ein 
abgekürzter Skutellarstreif ist vorhanden, die Zwischenräume fein 
punktiert, die umgeschlagenen Seiten des Halsschildes dicht raspel- 
artig, die Beine stark punktiert. Die 2 vorletzten Fühlerglieder doppelt 
so lang als breit. Long. 16 mm. 

Ein J’aus Persien; Ala-Dagh, Budschnurd, 1033 m. Von Hauser 
mitgeteilt. !) 
Seidlitzi n. sp. 


') A. tentyrioides fand sich auch an dieser Lokalität vor. 


9‘ 


gs‘ 


3. 


10 
l 1% 


9% 


Edm. Reitter: Fedyphanes Fischer 185 


Hinterschienen auf der Innenseite nur kurz und anliegend bewimpert. 
Oberseite fast matt, Kopf und Halsschild fein punktiert, Flügeldecken 
in oder vor der Mitte am breitesten, mit feiner Punktreihe und äußerst 
fein punktierten Zwischenräumen. Schenkel ziemlich fein punktiert, 
die 2 vorletzten Fühlerglieder beim 5’ nicht ganz doppelt so lang als 
breit. — Transkaukasus, Derbent. 

H. Mannerheimi Fald. 
Halsschild an den Seiten nicht vollständig gerandet. 
Schläfen hinter dem Hinterrande der Augen nach hinten gerade verengt, 
Halsschild fast parallelseitig. 
Kopf und Halsschild ziemlich fein und wenig dicht punktiert, die 
umgeschlagenen Seiten raspelartig punktiert, mit Körnerbildung: — 
Derbent, Araxesthal. 

H. nycteroides Fald. 
Kopf- und Halsschild meistens dichter und stärker punktiert, die Punktur 
auf den umschlagenen Seiten des letzteren dicht, stark und einfach, 
ohne Körnerbildung. — Transkaukasus, Aschabad. 

H. Menetriesi Fald. 
Schläfen hinter den Augen backenartig angeschwollen und dann erst 
nach hinten gerundet verengt. Die beiden ersten oder das 2. Glied 
der Fühler allein braunrot. Kopf dicht und viel stärker als der 
Halsschild punktiert, dieser nach hinten etwas verengt, beim © so 
lang als breit, beim ’ länger, oben recht fein, wenig dicht punktiert; 
Flügeldecken oval, mit feinen Punktreihen und sehr feinen punktierten 
Zwischenräumen. 

Die umgeschlagenen Seiten des Halsschildes stark und raspelartig 
punktiert, Analsegment hinten ungerandet, Vorderschienen an der 
Spitze nach außen stark zahnförmig erweitert, die Mittelfüße beim 
o schwach, die Vordertarsen stärker erweitert, aber nicht breiter 
als das Schienenende. Schwarz, glänzend, mit sehr schwachem 
blauen Scheine. Long. 11-19 mm 

Persien: Luristan, Sultanabad. — Von Herrn E. v. Bodemeyer 
gütigst mitgeteilt. 

Bodemeyeri n. sp. 

Die Wangen vor den Augen bilden vor ihnen eine grobe stumpfe 
Ecke und stoßen hinten meist nicht direkt an die Augen, sie umfassen, 
von oben gesehen, kaum die Hälfte des oberen Augenrandes; 
zwischen den Wangen und den Augen wird ein tief einspringender 
Winkel gebildet. 

Umgeschlagene Seiten des Halsschildes stark, oft raspelartig punktiert. 
Halsschild ziemlich 'parallelseitig, an der Basis kaum schmäler als 
der Vorderrand. 

Die Wangen vom Wangenwinkel vor den Augen bis zum einspringenden 
Winkel des Kopfschildes, nahe dem Vorderrande, gerade. 


186 


13% 


13° 


Edm. Reitter: 


Die Punkte der Reihen auf den Flügeldecken sind doppelt größer 
als jene der Zwischenräume, die starke Punktur auf den umgeschlagenen . 
Seiten des Halsschildes ist einfach, nicht raspelartig, einen glatten 
Saum neben dem Seitenrand frei lassend. Die Wangen vor den 
Augen sind niedergedrückt, eine schräge stumpfe Kante über den 
Innenrand der Augen bildend. Die 2 Wurzelglieder der Fühler in 
der Regel rotbraun. — West- und Ostufer des Caspi-Meeres, Groß- 
Balachan. 

H. Besseri Fald. 
Die Punkte der Reihen auf den Flügeldecken sind kaum größer als 
iene der Zwischenräume, aber manchmal verrunzelt oder Längsstreifen 
bildend. Die starke und sehr dichte Punktur auf den umgeschlagenen 
Seiten des Halsschildes raspelartig und bis zum Rande reichend. 
Halsschild ziemlich dicht und stark punktiert, die Wangen vor den 
Augen bilden nach innen über den Augen keine stumpfe Schrägkante. 
Große Art — Alexandergebirge, Nord-Persien. 

H. Koltzei Heyd. 
Die Wangen vom Wangenwinkel bis zur Spitze des Kopfschildes 
ausgebuchtet. 
Schwarz mit schwachblauem Schein, 4 glänzend, “ fast matt, Kopf 
und Halsschild fein punktiert, letztere beim 5° quadratisch, beim 
kaum breiter als lang, die Seiten fast ungerandet, die umgeschlagenen 
Seiten innen dicht runzelig oder raspelartig, gegen die Seiten spärlicher 
punktiert, Flügeldecken mit feinen Punktreihen und sehr fein punk- 
tulierten Zwischenräumen, Analsegment sehr fein gerandet. Vorder- 
und Mitteltarsen beim 5° stark verbreitet. Fühler ziemlich kurz, 
die 2 vorletzten Glieder beim © kaum, beim 5’ 1!/, mal so lang als 
breit. Long. 11—14 mm. 
1 5 (größer) n. % (kleiner) aus Central-Persien (Ordo) von Herrn 
I. Matthiessen erhalten. 

Matthiesseni n. sp. 
Halschild vor der Mitte am breitesten, zur Basis viel stärker verengt, 
länger als breit beim 9. Schwarz, die Basis der Fühler und Beine 
dunkel rotbraun, Kopf dicht punktiert, die Schläfen hinter den Augen 
nach hinten gerade verengt, Halsschild fein, wenig dicht punktiert, 
die Seiten fast ungerandet, die umgeschlagenen Seiten dicht und 
stark bis zum Seitenrande raspelartig punktiert, Flügeldecken lang 
oval, in der Mitte am breitesten, mit feinen strichligen Punktreihen 
und flachen wenig feineren Punkten besetzt, Vordertarsen beim 
nur mäßig stark, Mitteltarsen schwach erweitert. Long. 9.5 mm. 
Persien: Sultanabad. (Unicum vou E. von Bodemeyer.) 

Gebieni ı. Sp. 
Halsschild nach hinten stärker verengt, vor der Mitte am breitesten, 
Flügeldecken lang oval, hinter der Mitte am breitesten. Die Augen 


14“ 


Fedyphanes Fischer 187 


nach außen stark vorragend, die Schläfen dahinter umfassen nicht 
den ganzen (?/,) Hinterrand derselben, die Wangen zum Kopfschilde 
sehr schwach ausgebuchtet, fast gerade. Kopf und Halsschild ziemlich 
dicht und mäßig stark punktiert, letzterer beim 5 etwas länger als 
breit, die stumpfe Seitenkante fast ungerandet. Flügeldecken mit 
sehr feinen Punktreihen, ihre Punkte weitläufig gestellt und die 
Zwischenräume kaum feiner punktiert. Der umgeschlagene Teil der 
Flügeldecken stark und dicht raspelartig punktiert, Vorder- und 
Mitteltarsen des 5 stark erweitert. Schwarz mit blauem Schein, der 
sich auch über die ganze Unterseite erstreckt. Long. 12 mm. 
1 5 aus Schir-Abad, von Herrn M. Siiesew in meiner Sammlung. 

ocularis n. sp. 
Die umgeschlagenen Seiten des Halsschildes sehr fein, wenig dicht 
gekörnt, dazwischen glatt. Derbent, Transkaspien. 

H. coerulescens Fisch. 
Flügeldecken ganz oder an den Seiten und der Spitze deutlich behaart. 
Körper schwarzblau, glänzend, die © matter. Halsschild an den 
Seiten unvollständig, meistens aber ganz ungerandet; Basis gerandet, 
Vorderrand ungerandet. Augen, von oben gesehen, quer und stark 
über die Schläfen nach außen vorragend, Kopf und Halsschild mäßig 
dicht und stark punktiert, letzterer beim 5’ so lang als breit, beim 
© quer, vor der Mitte am breitesten, zur Basis stärker verengt, die 
umgeschlagenen Seiten dicht und stark raspelartig punktiert. Flügel- 
decken mit feinen Punktreihen, die Zwischenräume flach und fast 
ebenso wie die Streifen punktiert. Die Seiten der Flügeldecken, 
auch die Seitenrandkante des Halsschildes, fein, abstehend geneigt 
schwarz behaart. Die Vordertarsen des 5 stark, die Mitteltarsen 
nur schwach erweitert. Manchmal sind die Taster, die Wurzel der 
Fühler und die Tarsen braunrot. Long. 10 — 15 mm. — 
Persien: Luristan; von Herrn E. von Bodemeyer zahlreich 
eingesandt. 

europs n. Sp. 
Schwarz oder braunschwarz, ohne blauen Schein, Halsschild an den 
Seiten sehr fein, aber deutlich gerandet. Flügeldecken sehr fein und 
kurz, hell behaart. 
Halsschild fast parallelseitig, quadratisch, der Quere nach gewölbt, 
dicht punktiert, Basis fein gerandet. — Transkaukasus, Persien. 

H. Deieani Fald. 
Halsschild quer, an den Seiten gerundet, vor der Mitte am breitesten, 
ziemlich flach, oben gedrängt, stark punktiert, Basis ungerandet. 
Körper schwarz, matt. — Kleinasien. 

H. upioides Fald. 


—— 1  — 


188 [Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVIN, Jahrgang 1913.| 


Übersicht der bekannten Arten der Coleopteren-Gattung 
Edaphus Leconte (Staphyl.) aus Europa 
und den angrenzenden Ländern. 


Von Edm. Reitter in Paskau. 


Die Beschreibung einer neuen Art aus Istrien veranlalst mich, eine 
Übersicht aller unserer palaearktischen 4 Arten, zur leichteren Erkennung 
derselben zu geben. Die Gattung Fdaphus gehört zu den Zuaesthetinen 
und ist durch stark chitinösen, Zuplectus-ähnlichen Körperbau, mit besonderer 
Skulptur des Kopfes und Halsschildes, ausgezeichnet. 

Am Kopfe befinden sich 2 tiefe vorn verkürzte Längsfurchen und 
die Augen stehen mehr am Hinterrande; Halsschild herzförmig mit 2 
Längsstreifen vor dem Schildchen und jederseits daneben mit einem oder 
zwei Grübchen. 

1“ Kopf, Halsschild und Flügeldecken fast von gleicher Breite, der Kopf 
manchmal unmerklich schmäler. Halsschild an den Seiten mit einem 
in die Quere gezogenen Grübchen, Flügeldecken kaum ganz so lang 
als das Halsschild und beim © kaum, beim 5° merklich kürzer als 
zusammen breit. 

2“ Kopf mit 2 Längsfurchen, hinter den Augen den Hinterrand um- 
fassenden kurzen, außen verrundeten Schläfen. Rostrot, Fühler und 
Beine gelb, Abdomen dunkler braun mit rostroter Spitze. Long. 
I mm. — Von Frankreich, Italien über Bosnien, Dalmatien 
bis Griechenland verbreitet. — Ich sammelte diese Art aus fau- 
lenden Opuntia-Blättern auf Corfu. 

dissimilis Aube. 


2‘ Kopf mit 2 länglich ovalen Gruben, welche nach vorne nicht furchen- 
artig verlängert sind, hinter den Augen ohne Schläfen. Einfarbig 
gelbrot, Fühler und Beine gelb. Long. 1:1—1:2 mm. — Fiume. — 
(Wien. Ent. Ztg. 1909. 303.) 

Kaufmanni Reitt.!) 


!\ Das im Besitze des Entdeckers Doktor Kaufmann befindliche Unicum 
liegt mir nicht vor. 


Edaphus Leconte (Staphyl.) 189 


1‘ Kopf beträchtlich schmäler als das Halsschild, mit 2 Längsfurchen, 


au 


hinter den Augen ohne Schläfen, Halsschild merklich schmäler 
als die Flügeldecken, letztere so lang als zusammen breit, oder ein 
wenig länger; erstes sichtbares Abdominaltergit zwischen der Seiten- 
randung mehr wie doppelt so breit als lang. 

Halsschild äußerst wenig schmäler als die Flügeldecken, das Seiten- 
grübchen vor der Basis ist doppelt und durch ein äußerst kurzes 
Fältchen vollständig geteilt, die Flügeldecken so lang als zusammen 
breit, kaum erkennbar punktiert, fast glatt. Schwarzbraun, glänzend, 
Fühler undBeinegelb. Long. I mm. — Transkaukasien:Elisabetpol. 

Lederi Eppelsh. 


Halsschild viel schmäler als die Flügeldecken, das Seitengrübchen 
aus 2 in einander verschmolzenen Grübchen gebildet, die Flügeldecken 
sind reichlich so lang als zusammen breit, äußerst fein punktiert, 
Nahtstreifen vollständig, wie bei allen Arten dicht an der Naht 
gelegen. Braunrot, das Abdomen dunkler braun, Fühler und Beine 
gelb, die Fühlerkeule dunkel, fast schwarz: Long. nicht ganz 
I mel, — 

Aus der Umgebung von Abazia (Istrien) von Herrn Dr. E. von 
Beszedes entdeckt. 

Beszedesi n. sp. 


190 (Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVII, Jahrgang 1913.] 


Zweite Übersicht der Arten der Gattung 
Cerocoma Geofir.*) (Col. Meloidae.) 


Von Edm. Reitter in Paskau. 


Nachfolgende Tabelle gründet sich zumeist auf die &'; einzelne © 
sind oft schwer bestimmbar. Der Bau der Fühler beim 5 ist meistens 
so außerordentlich kompliciert und schwer zu beschreiben, so daß ich es, 
wo es ging, vorzog, Artcharaktere anzuwenden, die leichter erfaßt werden 
konnten. 

A“ Bauch ganz oder zum Teile rot. 

1“ Kopf- und Halsschild mit den Flügeldecken gleichfarbig, metallisch 
grün oder blau, wenigstens die Basalhälfte der Hinterschenkel beim 
g' schwarz. 

2“ Kopf einfarbig dunkel, selten mit kleinem roten Stirnfleck; die ® 
stets mit schwärzlichen Fühlern und Beinen. 

3“ Die hinteren 4 Beine außen schwarz behaart. Beine schwarz, nur 
die sehr verbreiterten Vorderschienen beim o’ gelbrot. Bauch ganz 
rot, nur das Analsternit schwarz. Mittelschienen beim 5 und % 
hinter der Basis leicht geknickt. Transkaukasus, Persien. 

festiva Fald. 

3° Alle Beine gelb oder weiß behaart. Mittelschienen einfach, schwach 

gebogen. 

Analsegment beim 5 jederseits in einem groben, langen Lappen vor- 

gezogen, die hinteren 4 Schenkel beim 5’ dunkel. - Beim 5’ sind die 

2 letzten Sternite schwarz. — Kleinasien (Amasia, Ephesus), 

Ägypten. 

ephesica Reitt. 

4° Analsegment einfach ausgerandet, die Seiten apgerundet, in keine 

vorstehende Lappen ausgezogen. 

5° Stirn einfarbig, dunkel, Wangen des 5° bogig gesondert, glatt, un- 

behaart und chagriniert. Endglied der Fühler des x’ sehr groß, irre- 
gulär gezipfelt; die verdickten Vorderschienen bilden außen vor der 
Spitze einen nagelartigen Zahn. Beine des 5 gelb, die Hinterschenkel 


'\ Di» erste erschien in der Deutsch. Ent. Ztschr. 1885, p. 12—14. 


4' 


p% 


Dis 


6‘ 


(a 
9 


Edm. Reitter: Cerocoma Geoffr. 191 


an der Basis dunkel. Bauch rot, die letzten 3 Sternite beim ©, 2 
beim Z' schwarz. — Österrreich, Ungarn, Südosteuropa, Süd- 
rußland, Turkestan. 
Schreberi Fabr. 
Stirn in der Mitte gewöhnlich mit kleinem rostroten Flecken. Wangen 
punktiert und behaart. Endglied der Fühler des 5° viereckig gerundet, 
innen konkav, fein dunkel gefleckt, die verdickten Vorderschienen 
des 5 außen vor der Spitze lappig erweitert. Hinterbeine des 4’ 
ganz schwarz. Beim x und ” nur die 2 ersten Sternite rot. Algier. 
Vahli Fabr. 
Beine in beiden Geschlechtern rotgelb» Wangen und ein Stirnfleck 
beim 5 rot, beim © mit kleinem rostroten Fleckchen in der Mitte. 
Zweites Glied der Vordertarsen an der Spitze des Außenrandes knotig 
erweitert. | 
Bauch rot, die 2 letzten Sternite schwarz, alle Trochanteren rotgelb. 
— Persien: Luristan. (W. 1909, 103).'!) 
Bodemeyeri Reitt. 
Bauch schwarz, die Seiten der ersten 3—4 Sternite rot gesäumt; 
alle Trochanteren dunkel. — Ü. marginiventris Reitt., pictiventris 
Reitt. — Araxesthal. 
Mühlfeldi v. gloriosa Müls. 
Körper ganz rostgelb, gelb behaart, Flügeldecken und gewöhnlich 
die Hinterbrust metallisch grün. — Mesopotamien. 
Mühlfeldi v. collaris Reitt. 
Unterseite, Kopf- und Halsschild schwarz, Flügeldecken metallisch 
grün oder blau. Vorderbeine des o’ auffallend lang weißfilzig 
behaart. 
Bauch rot, nur die letzten 1—3 Sternite schwarz. — Araxesthal. 
Scovitzi v. rufiventris Reitt. 
Bauch schwarz, nur die Seiten rot gesäumt. — Araxesthal. 
Scovitzi v. lateralis Reitt. 
Bauch ganz dunkel metallisch gefärbt. Beine in beiden Geschlechtern 
gleichfarbig, meistens hell oder zum größten Teil gelb gefärbt. 
Unterseite, Kopf- und Halsschild schwarz, Flügeldecken metallisch 
grün oder blau. — C. pieticornis Motsch. — Transkaukasus, 
Persien, Kleinasien, Syrien, Ägypten. 
Scovitzi Fald. 
Die ganze Oberseite dunkel metallisch, meist grün oder blau. 
Die Wangen ganz oder zum Teile, beim © nur ein kleiner Stirnfleck 
in der Mitte rot oder gelb. Zweites Glied der Vordertarsen an der 
Spitze der Außenseite beim 5’ knotig verdickt. 


!) Die Angabe, daß das 1. Glied der Vordertarsen beim 5' lappig 


erweitert ist, beruht auf einen Schreibfehler; in Wirklichkeit ist es das 2. 


192 Edm. Retter: 


a’ Oberseite gelbweiß behaart. 

b“ Die 2 vorletzten Glieder der Fühler beim 5° quer oval, ziemlich von 
gleicher Breite und kahl, nur das vorhergehende nach innen etwas 
zipflig gelb behaart. Oberseite purpur-kupferfarbig, seltener kupferig 
grün. — Balkan, Türkei. 

Kunzei Waltl. 

b‘ Die 2 vorletzten Glieder der Fühler beim 5° ungleich, das vorletzte 
breiter, dieses und das vorhergehende nach innen mit straffen Haaren 
zipfelig behaart. Grün oder blau, Fühler und Beine gelb, nur die 
Schenkelbasis oftmal angedunkelt. — C. gonocera Motsch.') syriaca 
Ab. — Ungarn, Südosteuropa, Südrußland, Kaukasus, Klein- 
asien, Syrien. 

Mühlieldi Gyll. 

Wie der vorige aber metallisch blau, Palpen, Fühler und Beine 
beim 5 gelb, nur die Hinterschenkel bis zur Mitte dunkel. — (Nach 
Kraatz). — Euboea. 

v. Schraderi Kr. <. 

a‘ Oberseite schwarz- oder sehr dunkel behaart. Oberseite meistens 
blau. 

c” Die abgeflachte Seite des letzten Fühlergliedes beim 5X ohne weißes 
Sekret. Wie Miühlfeldi, metallisch blau, Fühler gelb, das 1. Glied 
beim © und die Palpen dunkel, Beine bräunlich gelb, die Vorder- 
schenkel fast bis zur Mitte, die Mittelschenkel fast bis zur Spitze, 


die Hinterschenkel ganz metallisch dunkelblau. — (Nach Kraatz. 


Euboea. 
v. Schraderi Kr. ©?) 

c‘ Die abgeflachte Seite der 3 letzten Fühlerglieder des 5° von einem 
weißen Sekret milchweiß. Dunkelblau, schwarz behaart, Fühler und 
Beine gelbrot, die Außenseite der Palpen sowie die Basis der Hinter- 
schenkel beim X blauschwarz, Hintertarsen dunkel. Beim “ ist die 
Basis der Fühler und der größere Teil der Tarsen schwärzlich, alle 
Beine rotgelb, nur die Basis aller Schenkel kurz schwarzblau, Tarsen 
dunkel und oben schwarz behaart. Die Fühler ähnlich gebildet wie 
bei Mühlfeldi, aber das 7. und 6. Glied innen dicht und lang schwarz 
behaart. Long. 10—13 mm. Syrien: Jaffa. 

azurea n. Sp. 


1), Motschülsky gab in Bull. Mosc. 1872, p. 49, eine kleine Übersicht 
der Cerocoma-Arten, die ganz ungenügend ist. Einige dabei aufgestellte 
neue Arten sind darnach kaum zu entziffern. 

2) Die C. Schraderi ist hier nach dem Autor wiedergegeben. Die 
nachfolgende Art aus Syrien habe ich dafür gehalten, aber sie weicht 
von den Angaben des Herrn Dr. Kraatz so wesentlich ab, daß ich es 
vorziehe, sie als besondere Art zu beschreiben. Schraderi dürfte nur 
var. von Miühlfeldi sein; die Behaarung der vorletzten Fühlerglieder ent- 
spricht auch dieser Art, mit der er sie übersehen hatte zu vergleichen. 


10° 


al“ 


10° 


Cerocoma Geoffr. 193 


Kopf einfarbig dunkel, auch beim ©’ ohne rote Stellen. Vorder- 
tarsen beim 3° mehr weniger verbreitert, aber das 2. Glied an der 
Spitze der Außenseite nicht knotig verdickt. 
Die 2 vorletzten Glieder der Maxillartaster beim 5 sehr stark 
verdickt und die basalen Fühlerglieder (bis auf die 4 letzten) sehr 
irregulär gebildet, 3. und 4. stark in die Quere gezogen. 
Die 4 Endglieder der Fühler (4 ©) schwarz, Beine ganz metallisch 
grün, nur die Vorderbeine beim 5° mit Ausnahme der Basalhälfte 
der Schenkel gelb. — Hochsyrien: Akbes. — (W. 1896, 267.) 

Prochaskana Reitt. 
Die Fühler des 5° sind gelb, die Endglieder beim © manchmal rot- 
braun; Beine zum großen Teile gelb. Oberseite grün, selten blau, 
fein weiß oder gelbweib behaart, die Behaarung bei Nordspanischen 
Stücken (Provinz Orense) schwarz: v. orensis nov.; Beine zum größten 
Teile gelb; seltener sind die 4 hinteren und die Basalhälfte der 
Vorderschenkel dunkel metallisch: v. yiridula Reitt. — Mittel- und 
Südeuropa, Kleinasien. 

Schäfferi Lin. 
Die 2 vorletzten Glieder der Maxillartaster beim 9° nicht deutlich 
verdickt, schlank und die Fühler des 5' mit Ausnahme des ersten 
Gliedes ziemlich einfach, ähnlich wie beim © gebildet, nur sind 
die Mittelglieder etwas mehr in die Quere gezogen; Halsschild 
nur so lang als breit, oder schwach quer. Vordertarsen des 5 
erweitert, beim © einfach. Grün oder blau, die Fühler und Beine 
rotgelb, die Hinterschenkel in der Regel an der Basis dunkel, 
seltener die Beine vorherrschend dunkel metallisch, nur die Spitze 
der Vorderschenkel gelb: a. aeneipes nov. In sehr seltenen Fällen 
ist das erste Fühlerglied einfach, nicht flügelförmig erweitert und 
gehoben: v. simplicicornis nov. (Araxes). Kleinste Art. — Rumänien, 
Armenien, Kleinasien, Syrien, Kaukasus, Araxesthal. 

Dahli Kr. 


194 


[Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVII, Jahrgang 1913.| 


Schematische Uebersicht der Anostirus Thoms. 


1 


& DD 


3% 


g' 


(Calosiırus Thoms.) der Elateriden-Gattung 
Corymbites Latr. (Col.) 
Von Edm. Reitter in Paskau. 
Flügeldecken ganz oder zum größten Teile gelb oder rot. 
Halsschild mit rotem oder gelbem wolkigen Filz bedeckt. 
Halsschild mit rotem Filz bedeckt; Flügeldecken einfarbig rot, rötlich 
behaart. 
Der 3. Zwischenraum der Flügeldecken fast ganz, der 7. teilweise 
stark kielartig erhöht; Klauen schwarzbraun. Europa. 
purpureus Poda. 
Der 3. und 5. Zwischenraum teilweise, schwächer erhaben, Flügel-, 
decken flacher und mit einem Quereindrucke vor der Mitte, Klauen 
rostrot, — Kaukasus. 
Lederi Heyd. 
Halsschild mit gelbem Filz bedeckt, Flügeldecken gelb mit schwarzer 
Spitze, oben fein gelb behaart. — Europa bis Ostsibirien. 
castaneus Lin. 
Halsschild behaart, nicht wolkig befilzt. 


‘ Halsschild fein und sehr dicht punktiert. 


Halsschild zwischen der feinen Grundbehaarung mit aufstehenden 
schwarzen Haaren. Fühler und Beine schwarz. 
Die feine Behaarung der Flügeldecken ist rot. Die Äste der männ- 
lichen Fühlerglieder sind fast doppelt so lang als die Länge der 
Glieder beträgt. — Tirol. 

Zenii Rosenh. 
Die sehr feine Grundbehaarung der Flügeldecken ist gelb, die Äste 
der männlichen Fühlerglieder sind kaum oder wenig länger als die 
Länge der Glieder beträgt. 
Halsschild vor der Basis jederseits mit tiefer Schrägimpression, Grund- 
behaarung derselben undeutlich; Flügeldecken rot. Iberische 
Halbinsel. 

haemapterus |llig. 


Sa 


10 


11“ 


Edm. Reitter: Anostirus- Arten. 195 


Halsschild vor der Basis jederseits nur mit flacher, sehr undeutlicher 
Querimpression; Flügeldecken orangerot, die Naht breit geschwärzt 
(Stammform), oder nur der 1. Zwischenraum hinter dem Schildchen 
und am Spitzenwinkel angedunkelt: v. nigropilosus Schwarz; oder 
die Flügeldecken sind blaß braungelb, einfarbig, oder der 1. Zwischen- 
raum an der Naht bis kurz vor der angedunkelten Spitze gebräunt. 
v. araxıs nov. — Kaukasus bis Ostsibirien. 
Eschscholtzi Falderm. 

Halsschild zwischen der hellen Grundbehaarung mit längeren gelb- 
lichen Haaren besetzt, oder ohne deutliche längere Zwischenhaare. 


Halsschild schwarz, ohne Bronzeglanz, Flügeldecken gelb. 


Flügeldecken gelb mit schwarzer Spitze. — Südöstliches Europa, 
Oesterreich, Tirol, Frankreich. 

testaceipennis Duf. 
Flügeldecken orangegelb, ohne schwarze Spitze, die Scheibe mit einer 
Längsmakel in der Mitte und einer kleineren vor der Spitze, diese 
Makeln können ganz oder teilweise fehlen. pe Ostsibirien, 
Transbaikalien. 

Boeberi Germ. 
Halsschild bronzeschwarz. 
Schwarz mit Bronzeglanz, Flügeldecken gelbbraun, die schmale Naht 
und gewöhnlich auch die Seitenrandkante angedunkelt. — Ostsibirien. 

Pippinskoeldi Mnnh. 
Schwarz mit Bronzeglanz, Flügeldecken blaß orangerot, die Naht 
stets hell gefärbt. 
Scheibe der Flügeldecken, mit Ausnahme aller Ränder und der Naht, 
schwarz. 
Beine schwarz, Halsschild beim ' lang, sehr fein punktiert, am 
Grunde deutlich chagriniert, fast matt, Flügeldecken schmal, sehr fein 
gleichmäßig grau behaart, die schwarze Längsbinde ist vor der Spitze 
eingebuchtet; die dreieckigen Äste der mittleren Fühlerglieder beim 
o sind kürzer als die entsprechenden Glieder an der Außenseite 
lang. — Turkestan: Semiretschie. 

Souvorowi Reitt. 


13° Beine rotgelb, seltener die Schenkel gebräunt, beim 5’ etwas dunkler; 


Halsschild glänzender, deutlicher punktuliert, beim 9’ länger; die 
schwarze Längsbinde auf den Flügeldecken vor der Spitze nicht ein- 
gebuchtet, die dreieckigen Äste der mittleren Fühlerglieder beim 5' 
sind reichlich so lang als die entsprechenden Glieder an der Auben- 
seite lang. Long. 8-9 mm. 
Turkestan: Kultscha (Juldus), Karagai-Tau. 
plagifer n. sp. 


196 


Edm. Reitter: Anostirus- Arten. 


12° Schwarz mit Bronzeglanz, Flügeldecken orangerot oder gelbrot, ein- 


farbig, Beine hell braungelb. Oberseite fein gelb behaart, dazwischen 
auf Kopf- und Halsschild mit längeren gelben Haaren, Kopf stärker 
punktiert als der Halsschild, dieser reichlich so lang als breit, sehr 
dicht, fein punktiert, die Hinterwinkel etwas divergierend, Flügel- 
decken wie bei den verwandten Arten, alle Zwischenräume gleichartig 
flach. Long. 8—10,5 mm. — Wahrscheinlich Rasse von plagıfer. 
Kultscha, Juldus; nur 8 © vorhanden. Herrn Paul Scherdlin 

(Straßburg) zugeeignet. 

Scherdlini n. sp. 
Halsschild äußerst fein und spärlich punktiert. Lang gestreckt, schwarz, 
glänzend, Flügeldecken gelb, die Spitze schwarz, die mittleren Äste 
der langen Fühler schmal, um die Hälfte länger als die entsprechenden 
Glieder an der Innenseite lang. — Tirol. 

Reissi Reitt. 


1‘ Ganz schwarz, nur die Epipleuren der Flügeldecken braun. — West- 


kaukasus. 
melas Koenig. 


————— 


. [Berl. Entomol, Zeitschrift, Band LVII, Jahrgang 1913.] 197 


Wie ich mir aus gebrauchten Cigarettenschachteln 
Raupen-Zuchtkästen herstellte. 
Von H. Belling. 


Mit 5 Textfiguren. 


Als ich in dem jüngst verflossenen Sommer mich längere Zeit in 
Atzwang (Südtirol) zum Schmetterlingsfang aufhielt, ließ die ungünstige 
Witterung mir des öfteren Muße, daneben das Sanimeln von Raupen zu 
betreiben. Da ich mich nur auf den Falterfang vorbereitet hatte, kam 
ich bald in Verlegenheit wegen Unterbringung der eingetragenen Raupen. 
Cigarrenkisten — sie sind in kleineren Orten Oesterreichs ein sehr seltener 
Artikel — waren in Atzwang nicht aufzutreiben und auch sonst verwendbare 
Kästchen in den Kaufläden nicht zu erstehen. So kam ich auf den Ge- 
danken, aus mitgebrachten blechernen Cigarettenschachteln Raupen- 
behälter zu fertigen. Leider war Pappe, der ich weiter dazu bedurfte, 
an dem kleinen Orte nicht zu erlangen. Doch die Cilli wußte guten Rat. 
Cilli sei hiermit als die gütige Fee vorgestellt, der in unserem Gasthof 
die Aufgabe zufiel, uns mit Speise und Trank zu versehen. Oftmals hatte 
sie hierauf bezügliche Fragen zu unserer größten Zufriedenheit zu lösen 
verstanden und auch im vorliegenden Falle traf sie das Richtige. Sie 
schleppte nämlich einen großen zerschlissenen Pappkarton herbei, dessen 
Reste ein Stück noch in der Größe lieferten, wie ich es gebrauchte. 
Von den Cigarettenschachteln wurden zwei gleich große Stücke ausge- 
wählt und die eine zum Unterteil, die andere zum Oberteil des zu fer- 
tigenden Raupenbehälters bestimmt. - Aus der Pappe schnitt ich ein 
längliches, rechteckiges Stück von 20 cm Höhe und von der doppelten 
Länge und Breite der Schachteln und falzte es, nachdem es entsprechend 
der Längsausdehnung der Schachtelwände eingeritzt worden war, SO 
daß es zwischen Ober- und Unterteil eingeschaltet werden konnte. Seiten 
1 und 4 des Zwischenteils wurden darauf an den freien Längskanten 
durch eine Naht verbunden. In drei Seiten des Zwischenstückes schnitt 
"ich endlich Fenster ein und ließ diese mit Gaze übernähen, damit die 
Insassen des Käfigs frische Luft erhielten. Der. ganze Aufbau der in 
Figur 1 im Bilde dargestellt ist, war nur ganz roh gefertigt, erfüllte 
aber seinen Zweck durchaus. 

Das schlechte Wetter, das bisher hinderlich gewesen war, eine 
befriedigende Ausbeute an Faltern zu erzielen, setzte sich in Mittenwald 
(Oberbayern), wo ich den Rest meines Urlaubs verbrachte, fort und ließ 


198 A. Belling: 


mir reiche Zeit, mich im Hause zu beschäftigen. Ich nahm den Gedanken 
wegen Anfertigung von Raupengelassen aus Cigarettenschachteln wieder 
auf und dachte mir die Behältnisse so hergestellt, dab sie zur Mitnahme 


Figwr 2, 


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- &.Scm- 


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-8.S5cm- - 


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Cirseo Ya neyeaeı SONCMIS Se ee are >° 


auf Reisen sich eignen. Da- 
zu mubten sie bei möglichst 
geringem Gewicht so ein- 
gerichtet werden, daß sie zu- 
sammenlegbar waren, also 
wenig Raum beanspruchten, 
und dab die zur Verwendung 
kommenden Schachteln als 
solche auch auf der Reise zur 
Aufbewahrung von Gegen- 
ständen dienen konnten. 
Pappe(mäbßig stark, der Bogen 
zu 15 Pfg., marmoriertes 
Papier und Callico, Gegen- 
stände, der ich außer den 
Schachteln zur Herstellung 
der Behälter benötigte, 
erhielt ich käuflich bei dem 
Buchbinder des Ortes; auch 
Leim war unschwer zu er- 
langen. Jetzt konnte die 


Arbeit beginnen! Wieder wählte ich zwei gleich große Cigaretten- 
schachteln aus, deren Seitenflächen in rechten Winkeln aufeinander 
stießen, also nicht in abgerundeten Ecken sich verbanden. Ihre Boden- 


Herstellung von Raupen-Zuchtkästen. 199 


flächen maßen 12:8,5 cm, ihre Höhe 2,2 cm. Zunächst wurde ein genau 
rechtwinkliges Stück Pappe ab cd (Figur 2) geschnitten, das bei 20 cm 
Höhe, 43 cm in der Länge maß. Dieses Stück wurde entsprechend den 
Maßen der Seitenwände der 
Cigarettenschachteln in den 
Linien gh und Im leicht ge- 
ritzt, so dab es sich an diesen 
Stellen umbiegen ließ; bei e f 
und i k wurde ein so tiefer 
Schnitt ausgeführt, daß Teil 
aefdundibekumefbezw. ; Seite I H Seite? k 
ik sich drehend auf den Figur 3 

Doppelteil eikf (Figur 3) 
gelegt werden konnte. Beim 
Zuschneiden und Einritzen 
des Pappstückes ist die 
Stärke der Pappe, die zur 
Verarbeitung kommt, derge- 
stalt zu berücksichtigen, dab 
die Längenmaße um soviel 
hinter 12 cm und 85 cm 
zurückbleiben, wie die Stärke 
der Pappe ausmacht. An- 
derenfalls fällt das Zwischen- gaszzeRaaz 
stück zu groß aus und findet 
nicht Raum in den Schachteln. 
In den Teilen e g h f und 
ilmk, die die Seitenwände 
des Behälters darstellen, 
wurden zwei Fensterchen 
von 4:12 cm ausgeschnitten, 
während Teilg ik h, die » 
Vorderfront, ein großes 
Fenster von 8:12 cm erhielt. Nachdem, der größeren Haltbarkeit wegen, 
über ef, sh, ik und Im auf der Vorder- wie Rückseite Callicostreifen 
geklebt worden waren, wurden die einzelnen Seiten des Zwischenstückes 
mit marmoriertem Papier überzogen. Später, in Berlin, erhielten die aus- 
geschnittenen Fensterchen auf der inneren Seite eine Bekleidung, und 
zwar die kleinen Fensterchen mit Gaze, das große Fenster eine solche 
aus Celluloid. Dieser Stoff ließ sich anleimen und wurde mit Papier- 
klammern befestigt. Dann wurde Teil Ibem an aefd so angeleimt, 
daß die Linie a d die Linie Im deckte. Das Zwischenstück wird dadurch 
seitlich geschlossen. Endlich versah ich zu größerem Schutze des Papiers 


Seite 2 


h 


Seile / 


200 H. Belling: Herstellung von Raupen-Zuchtkästen. 


das ganze Zwischenstück — natürlich mit Ausschluß der Fensterchen — 
mit einem Anstrich von dünner Schellacklösung. Das nun fertige Zwischen- ' 
stück läßt sich flach zusammenlegen und sieht von der Vorderseite 
) R (Figur 4) „und von 
— — der Rückseite (F.5) 
wie nebenstehend 
abgebildet aus. Die 
verwendeten Ciga- 
retten-Schachteln 
sind unversehrt ge- 
Fegu ».5°. blieben undnehmen 
beim Aufstellen des 
Behälters das 
Zwischenstück in 
der Weise auf, dab 
ihre Deckel an den 
hinteren Teilaefd 
des Zwischen- 
stückes sich an- 
lehnen (Figur 1). Damit der Deckel der unteren Schachtel nicht her- 
unterklappt, ist er nahe dem vorderen Rande mit einem kleinen 
Loche versehen, durch das eine Papierklammer in die Hinterwand des 
Zwischenstücks gesteckt werden kann. 

In gleicher Weise, wie vorstehend beschrieben, habe ich einen 
zweiten Raupenbehälter hergestellt, indem ich dazu eine Cigarettenschachtel 
von 3,5 cm Höhe und einer Bodenfläche von 15:12,4 cm verwendete. 
Diese Schachtel wurde in wagerechter Richtung mittels einer Metallsäge 
aufgeschnitten, so daß sich zwei Teile, ein Bodenteil von 1,5 cm Höhe 
und ein Deckelteil von 1,7 cm Höhe ergaben. Die Teile fanden Ver- 
wendung wie die beiden besonderen Schachteln bei dem ersteren Behälter. 
Um sie inniger mit dem gleichfalls aus Pappe hergestellten Zwischenteil 
zu verbinden, sind die Seitenwände des Boden- und Deckelteils, sowie 
des Zwischenteils an entsprechender Stelle mit je einem Loch versehen, 
durch das Papierklammern gesteckt werden, Eine Neuerung enthält das 
zweite Machwerk insofern, als ein 4—5 cm hoher Einsatz von Pappe, 
der ebenfalls in seiner Längsrichtung zusammenlegbar ist, dazu gefertigt 
wurde; er vermag die beiden getrennten Teile der Cigarettenschachtel 
wieder zu einer nunmehr tieferen Schachtel zu vereinigen; auch hier 
wurden. zur festeren Verbindung der Teile Papierklammern verwendet. 
Die Schachtel bietet mit dem Einsatz erwünschten Raum zur Unter- 
bringung mannigfacher Gegenstände. Wird noch ihr Boden mit einer 
auswechselbaren Einlage von Insektentorf versehen, so kann die er- 
weiterte Schachtel auch als Sammelschachtel für genadelte Falter dienen. 


A) 


k ER EN 


en 


[Berl, Entom, Zeitschrift, Band LVII, Jahrgang 1913. 201 


Parn. mnemosyne Ugriumovi n. subsp. 
Von Felix Bryk in Helylä, (Finnland). 


Mit Tafel II und 4 Textfiguren. 


[4 


Im europäischen Rußland ist bisher Parnassius mnemosyne nur als 
Subspecies craspedontis Fruhst. aufgeführt, wenn man von den Formen 
intacta Krul., incerta Bryk und Poppii Bryk*) absieht. Schon allein aus 
der riesigen Verbreitung dieses Falters, von Archangelsk (1) bis nach 
Bessarabien, vom Ural bis nach Kurland und aus seiner unglaublichen 
Variabilität könnte man auf das Vorkommen mehrerer Rassen schließen. 

Die Mnemosyne aus Jelabuga (Gouvernement Wiatka) gehört in 
keinem Falle zur mn. eraspedontis Fruhst. Herr Nicolai Ugriumov, 
dem ich für die Übersendung einer Serie von 100, in diesen Sommer von 
ihm erbeuteten Exemplare an dieser Stelle nochmals danke, hat es ver- 
dient, daß diese in ihrer Erscheinungsweise rätselhafte Form seinen Namen 
verewige. Bevor ich die Tiere beschreibe, will ich Herrn Ugriumov zu 
Worte kommen lassen: „Mein diesiähriger Mnemosyne-Platz“, so schreibt 
mir mein freundlicher Korrespondent, „ist ein alter heller Laubwald, „Schiffs- 
hain“ (korabelnaja roschtscha) genannt, in welchem Peter der Große, 
vor ungefähr zweihundert Jahren das Fällen der großen Schiffsbäume bei 
Todesstrafe verboten hat. Leider ist aber der Wald ietzt stark gelichtet 
und von jenen Riesenbäumen habe ich keine gesehen, es seien denn 
einige Stämme, die zwei erwachsene Männer nicht umfassen könnten. 
Das sind aber nur Baumstümpfe! Der Wald ist nicht groß: vier bis 
fünf Kilometer lang, ein bis anderthalb Kilometer breit; er liegt am rechten 
hohen Ufer des Flusses Kama. Die hohen Bäume wachsen hier in einer 
bedeutenden Entfernung von einander, etwa 10 bis 25 Meter; unter diesen 
sieht man verschiedene Sträucher wie: Haselnuß, Vogelbeerbaum, junge 
Linden, Eichen, Ahorne und Zitterpappeln von einer durchschnittlichen 


*, Von den beiden letzten ist die Patria der ersten zweifelhaften 
Form wahrscheinlich der nicht europäische Kaukasus, die andere Form 
fliegt dagegen im Onegagebiete, das sich zwar nicht politisch, aber dafür 
faunistisch, floristisch und geologisch an Fennoskandien anschließt. 


202 N DFDIR: 


Höhe von 3 bis 6 Meter. Es ist also ein ausschließlicher Laubwald, 
bestehend aus dem erwähnten Laubholz und aus Birke, Weide. Auf 
einer ganz kleinen Stelle wurden vor 10—15 Jahren iunge Kieferbäume 
gepflanzt. Im Walde selbst habe ich nur eine oder zwei mnemosyne ge- 
sehen, da es dort ziemlich schattig ist. Alle Falter habe ich ohne Aus- 
nahme auf einer großen Lichtung erbeutet. (Das Pärchen, das ich Ihnen 
voriges Jahr übersandte, ist auf einer anderen Stelle, etwa 30-60 Klm. 
von den Schiffshaine entfernt, gefangen worden. Ich habe jenen Wald 
aber nicht gesehen, kann ihn daher auch nicht beschreiben.) Auf jener 
Lichtung, die einen halben Kilometer breit und zwei Kilometer lang ist, 
wuchern allerlei Sträucher, hauptsächlich Haselnuß, von der Höhe 5—7 
Meter; Himbeeren bedecken ihren Stamm. Zwischen den Sträuchern ist 
eine genügende Entfernung, dal man bequem mit dem Netz die Lichtung 
durchstreifen kann; hohes Gras, zum Teil Nesseln und Blumen bedecken 
die baumfreien Stellen. Diese eben geschilderte Stelle ist 20 Kilometer 
von Jelabuga und etwa 10 Km. von meinem Landhause entfernt. Zum 
Schiffshaine führt der sogenannte „reiche Hohlweg“ (bogatij log), eine 
sehr schöne Stelle, die unser berühmter Maler I. I. Schischkin auf seinem 
bekannten Bilde, „Der reiche Hohlweg“ verewigt hat. Voriges Jahr war 
ich während der Flugzeit nicht im Schiffshaine, wußte daher nicht, ob 
dort unser Falter vorkommt. Einem Ihrer Briefe zufolge, worin Sie mir 
versicherten, dab mremosyne auf solchen Stellen vorkommen sollte, ent- 
schied ich mich im Frühling dort hinzugehen. Es gelang mir aber nicht, 
wie Sie es mir rieten, während der Blütezeit des Lerchensporns 
dort zu sein. In der Absicht, nur die Flugstelle zu untersuchen, reiste 
ich den 10. Juni (28. V. alt. Styl) dorthin. Zu meinem Glücke war ich 
gerade am ersten Tag der Schlüpizeit von mnemosyne gekommen; alle 
Falter, die ich erbeutet habe (ungefähr 80 Stück) waren daher ganz frisch. 
Noch ein zweites Mal war ich dort Mitte Juli (12. VII.) und habe noch 
120 Stück gefangen, wovon einige etwas beschädigt waren. Das erste 
Mal hatte ich herrliches Wetter; keine Wolke am Himmel. Den 12. Juni 
war es nicht mehr so schön, Mittags begannen die Wolken den Himmel 
zu verdecken und um 3 Uhr hatte eine große dunkle Gewitterwolke 
fast den halben Himmel überzogen. Starkes Donnern dauerte fast eine 
Stunde, aber die Sonne schien immer, da sie von den Wolken nicht ver- 
deckt wurde. Die Falter schenkten aber dem stärksten Donner keine 
Aufmerksamkeit. Als ob sie ganz taub wären oder nicht verständen, 
daß ein Gewitter naht!? Solche Abwesenheit des Instinktes oder vielleicht 
so ein Vorgefühl ieder Gefahrlosigkeit (es regnete doch nicht!) hatte mich 
ganz niedergeschlagen. Nur auf einige Minuten war die Sonne mit Wolken 
bedeckt und sogleich waren auch alle mnemosyne im Grase verschwunden 
oder setzten sich auf Blumen. Mich hatte das Gewitter nicht eingeschüchtert; 
beim Donnerwetter fing ich mir meine Falter. Und die Ausbeute war 


Parn. mnemosyne Ugrjumovi n. subsp. 203 


sehr gut! Zum dritten Male fing ich nach 4 Tagen; ich hatte aber un- 
günstiges Wetter, es begann zu regnen nnd ich mußte daher nach Hause 
zurückkehren. Als ich das dritte Mal im Schiffshaine sammelte, war der 
Himmel trüb, die Luft kalt. Nur zehn am Grase oder auf Blumen sitzende 
mnemosyne habe ich damals erbeutet. Die meisten waren stark zerrissen: 
diese nahm ich nicht mit. Das letzte Mal, den 25. VII., hatte ich wieder 
gutes, helles, sonniges Wetter; ich fing 90 Stück, den schlechten gab ich 
stets die Freiheit. Also ich habe in diesem Jahr fast 300 mnemosyne 
Ugrjumovi gefangen. Die Zahl der fliegenden, von mir gesehenen, 
oder in Freiheit gelassenen war unvergleichlich größer. Ich glaube, dab 
man auf Giesem Einschnitte 3000 bis 5000 Falter fangen könnte. Sie 
sollen daher kein „Entomologen-Verbrechen“ befürchten, da dort eine 
Unzahl von ©” geblieben ist. Mein Sammelkollege G.D. hat nur 100 
Stück erbeutet. Zwischen den Sträuchern flogen nur wenige mnemosyne; 
am häufigsten habe ich sie in den Lichtungen, von 2 Meter Breite, etwas 
weniger häufig an den Waldwegen von 1 Meter Breite gefunden. In 
diesem Walde gibt es nur drei Lichtungen, zwei -ziehen von Westen 
nach Osten, und eine von Süden nach Norden. Am Waldrande, an einer 
Stelle, wo sich die Lichtung W-O zieht, flogen nur wenig mnemosyne. 
ich habe auch benierkt, daß die yo mehr in den W-O Lichtungen, 


/ 


die 2% in den N-S flogen.“) Vielleicht war es nur ein Zufall, daß die 
mehr die Feuchtigkeit lieben als die so. In der Nähe sumpfiger 
Stellen oder kleiner Pfützen fand ich stets mehr OO als 4’5'. Der Boden 


dieses Waldes ist überall sehr feucht, auch während der trockenen Zeit. 
Durch manche Stellen kann man nicht gehen, ohne sich dabei nicht die Füße 
zu durchnässen; manchmal reicht’s bis zu den Knieen. Häufig bleibt auch 
das Regenwasser in dem Weggraben stehen; es ist dann so hell und klar, 
dal man glauben könnte, man hätte einen Bach vor sich. Dasselbe kann 
man auch bei den ‚sumpfigen Stellen und Pfützen bemerken. Die S-N 
Lichtung befindet sich am Rande des Einschnittes und von einer seiner 
Seite beginnt der alte hohe Laubwald; vielleicht erklärt uns dieser 
Umstand das häufigere Auftreten der 2” auf dieser Lichtung als auf den 
beiden anderen. Das erste Mal erbeutete ich 10-13 ©”, also sie sind 
gleichzeitig mit den 3 5’ geschlüpft. Das letzte Mal war die Zahl der 
© und g’S fast gleich. In meiner Ausbeute ist die Zahl der erbeuteten 
2 ’um die Hälfte kleiner als der 3'5'; es kamen auf 195 S'g' 101 

— Der Fang der Falter war sehr leicht, sie flogen sehr niedrig und ich 
konnte etwa 20 bis 30 Stück hintereinander fliegen sehen. Ich sah aber 
niemals mehr als als zwei bis drei Falter zusammen fliegen. Viel schwieriger 
waren sie zwischen den Sträuchern zu fangen. Erschreckt erhoben sie sich 
bis 4 Meter in die Höhe; die / in der Regel in gerader Richtung, die 


*) Ähnliches kann ich vom Flugplatze des gotländischen Apollo in 
Slite bestätigen. (Bryk.) 


204 , Bir yiRs 


50 zu beiden Seiten der Sträucher. Nach einer kleinen Weile erschienen 
sie wieder, laufen brauchte man fast nicht. Sehr bequem war das Fangen 
auf Blumen sitzender Falter; sie setzen sich darauf sehr still, bis sie den 
süben Saft gefunden haben. Die getöteten Falter legte ich zwischen Watte; 
mehrere aber erwachten später und einige ”% davon legten mir sogar Eier. 
Welches Futter die Raupe zu sich nimmt, kann ich Ihnen jetzt nicht sagen, 
ob Corydalis cava oder solida, da ich den Lerchensporn nicht blühend 
gesehen habe. Von Corydalis habe ich dort nur eine Art gefunden; 
das war eine kleine Pflanze, 5—8 cm hoch, mit kleinen 11/,—2 cm langen 
Blättern. Ist es C. cava? Auf einigen Stellen war der Boden ganz mit 
dieser Pflanze unter dem höchsten Grase bedeckt. 


Die Falter flogen von Blume zu Blume; oft setzen sie sich aber 
auch auf das Laub der Sträucher. Von Blumen zogen sie besonders vor 
zwei Erdbeeren |[/ragaria vesca und F. elatior (?)) roten, weißen und 
rosa Klee [Trifolium pratense, repens, medium (?)) und Ranunculus acer.*) 
Die Kopula bei mnemosyne habe ich nur dreimal gesehen, das kopulierende 
Pärchen saß auf dem Grase oder auf einer Blume, das © oben, das 
unten; diese © habe ich stets ohne Legetasche gefunden. Einmal habe 
ich aber eine sehr interessante Scene gesehen; es waren vier Falter, die 
sich einander umarmt hatten und im Grase saßen. Als ich sie gefangen 
hatte, trennten sich davon 2 5'g', das © und ein „' blieben aber unbe- 
rührt. Sie hatten einander mit den Beinen umarmt und beabsichtigten, 
wie ich vermute, zu coitieren. Als ich sie im Äther getötet hatte, trennten 
sie sich.“ Herr Ugriumov zeichnete zu anschaulicherem Verständnisse 
schematisch die Position, woraus sich erkennen läßt, daß das noch nicht 
vereinte Pärchen mit aufgeschlagenen Flügeln sich auf diese Weise um- 
armte, daß die Beine des 5’ die Bauchseite des weiblichen Thorax um- 
faßten, die Hinterbeine des ‘© den Hinterleib des 5. Nachdem uns nun 
Herr Ugriumov über den Fundort, die Flugzeit, »die Häufigkeit, die 
Futterpflanze der Larve und Imago so eingehend unterrichtet hat, bleibt 
mir nur übrig, den neuen Namen auch den Körper — das Kleid — zu 
verleihen. | 

Zunächst das Geäder: Die dritte Radialrippe ist zur ersten Radial- 
rippe stark genähert und wächst wie bei Cohors Symplecti Stichel (2) sogar 
bei einem © symmetrisch, bei einem zweiten nur einseitig rechts, zusammen. 
— f. symplecta Bryk (6) Die erste Medianrippe entspringt, wie es für 
Parnassius muemosyne typisch ist, aus dem gegabelten letzten Radial- 
rippenaste, Als Mutationen beobachtete ich zunächst: x) 6 Exemplare mit 
gegabelter unterer Medianrippe (Fig. a) (c. m). Da dieses überschüssige 
Ripplein bei 2 Stücken (J' 2) auf beiden Seiten symmetrisch, 
(wenn auch die Gabelung beiderseits nicht gleich groß ist) auftrat, so halte 


“) Hier dürfte wohl Herr Ugriumov den Hahnenfuß mit einer Pofentilla 
sp. vielleicht sogar mit einer /lieracium sp. verwechselt haben. 


Parn. mnemosyne Ugrjumovi n. subsp. 205 


ich es für richtig, diese Rippenabart mit einem Namen festzuhalten. Herrn 
Dr. Paul Schulze zu Ehren mag sie f. Schulzei heißen; 5) 3 Exemplare 
mit gegabelter zweiter Kubitalrippe auf den Hinterflügeln, zwei davon 


ID 


Fig. a. Fig. b. 
E Bierze: Fig. d. 


Fig. a. Vorderflügelgeäder der f. Schulzei F. B. (Cotype).*) 


Fig. b. Hinterflügelgeäder der f. Krulikowskyi F. B. (Cotype). 
Fig. c. Hinterflügelgeäder der f. Sergeji Bryk (Type). 
Fig. d. Hinterflügelgeäder aberrativ.*) 


symmetrisch; diese Abart benenne ich dem verdienstvollen Forscher der 
russischen Lepidopterenfauna Herrn Krulikowsky, zu Ehren f. Kruli=- 
kowskyi (Fig. b in c. m.) Interessant ist ein viertes &', bei dem dieses 
überschüssige Ripplein verloren ging, das also augenscheinlich ganz normal 
ist; der zweite Cubitus ist aber stark gebogen und die Biegung läßt deutlich 
erkennen, daß hier die überschüssige Rippe, die bei zwei Exemplaren ohnehin 
schon peroneurisch ist, ausgefallen ist. Eines der 5 der ab. Krulikowskyi 
verdient noch besonders hervorgehoben zu werden, da auch auf einem 
Vorderflügel (links) Cu, eine überschüssige Rippe zeigt. Wie bei 
f. Jordani Bryk findet hier faktisch auf den Vorder- und Hinterflügeln 
eine analoge Veränderung, der homologen Rippe statt. Zu erwähnen 
wären noch folgende Geäderaberrationen: Ein 5' c. m., bei dem zu beiden 
Seiten der Hinterflügel der Diskus offen blieb (Fig. c); Stichel hatte 
bereits einen ähnlichen Fall erwähnt (2, 3. Dem Bruder des Herrn 
Ugriumow zu Ehren soll diese merkwürdige Geäderform f. Sergeii (Fig. c) 
heißen ; ein © hat die beiden Radialrippen der Hinterflügel einseitig so 
stark genähert, dab sie fast zusamenwachsen (Fig. din c. m.);einY ec. m. 
der f. Bargeri besitzt eine überschüssige Rippe zwischen Cu, und Cu, auf 


*) Die Radialrippe in Fig. a und d sind in natura nicht verschmolzen, 
wie .es scheinbar auf der Abbildung vorgetäuscht wird, 


206 F. Bryk: 


den Hinterflügeln sie ist peroneurisch und mündet in den Diskus. [Ich 
besitze ein © von ap. scandinavicus Hare. (e. 1.), das eine gleiche über- 
schüssige Rippe völlig ausgebildet hat und ein 2 von mn. hassica Pagenst. 
mit analoger überschüssigen Interkubitalrippe auf den Vorderflügeln. (3).] 
Bei einem zweiten © ist nur der distale Teil jener überschüssigen, inter- 
cubitalen Rippe erhalten; man bemerkt am Seitenrande des rechten Hinter- 
flügels in der Mitte zwischen Cu, und Cu, ein ganz kurzes in der Membran 
sich verlierendes Rippenfragment. Da ich dieser Aberration eine große 
Bedeutung zum besseren Verständnisse der Rippenconfuguration der 
Paprlioniformia zuschreibe, so benenne ich diesen Zustand, obwohl er nur 
einseitig beobachtet wurde, intercubitalis.°) Schließlich wäre noch ein 
o e. m. zu erwähnen, bei dem beiderseitig M, und M, fast aus einer Stelle 
des Vorderflügeldiskus entspringen, wie es bei der f. Rebeli Bryk (3) 
auf Vorder- und Hinterflügeln der Fall ist. 

Ein Pärchen hat die rechte Flügelseite „3*förmig verzerrt, etwa in 
der Art wie Oberthür (5) Exemplare von mn. pyrenaica Harc. ab- 
gebildet hat. Ein drittes Exemplar (7) hat nur den rechten Vorderflügel- 
saum ausgebuchtet. Schließlich wäre noch ein Unikum zu erwähnen: ein 

mit drei völlig ausgebildeten Flügeln; nur der vierte rechte Hinterflügel 
ist genau so, wie er vor dem Schlüpfen in der Puppenschale aussieht, 
unentwickelt geblieben. Alles in meiner Sammlung. 

Jetzt kann ich zur Beschreibung der Tiere übergehen. 


Die Weibchen sind kleiner als mn. craspedontis Fruhst., wovon mir 
Cotypen (1 @ 5) aus Saratow (leg. Fridolin, don. Fruhstorfer), ein 
Pärchen aus Saratow (ex. coll. Bang-Haasc. m.) und ein Pärchen aus 
der Sarepta (leg. Rangnow ex. coll. Heyn. c. m.) vorliegen. Ihr 
Mittelzellfleck ist niemals oblong wie bei mr. craspedontis Fruhst. oder 
mn. Karjala Bryk, sondern pastos rundlich, bisweilen frei. Das Subcostal- 
bändchen ist viel breiter als bei mr. craspedontis immer bis M, reichend, 
bisweilen aber auch bis M,. Der Hinterrandfleck, der den 9 der craspedontis 
öfters fehlt, ist hier fast immer erhalten! Das breite Glasband reicht 
wenigstens bis Cu,, bleibt aber von hinten des öfteren offen. Die „Ocellen“ 
der Hinterflügel sind in der Regel kräftig betont, öfters an den Diskus 
angelehnt, bisweilen aber auch frei (Taf. II Fig. 1); die Analflecke sind bis- 
weilen zweizellig, bisweilen aber auch dreizellig (f. Bargeri Rischer); die 
dunkle Hinterrandbestäubung ergießt sich immer bis Cır, bei kräftiger ge- 
zeichneten © schwärzt sie sogar das hintere Wurzelfeld der Zelle. Die 
Ocellen sind in der Regel unterseits gelblich gekernt, was ich 


*) Ich bin mir dessen bewußt, daß dieser Name momentan ungültig 
ist. Vielleicht ist er aber doch imstande, ein in irgend einer Sammlung 
verschollenes Exemplar, das beiderseitig diesen Zustand aufweist, ans Tages- 
licht zu beschwören, dann hätte der Name sicher mehr Nutzen als Ver- 
wirrung angestiftet. Natürlich gilt der glückliche Beschreiber als Autor ‚nicht 
ich, wenn er meinen Namen akzeptieren würde. 


Parn. mnemosyne Ugrjumovi n. subsp. 207 


konstant nur noch bei der mn. Athene Stich. und aberrativ bei Stücken aus 


Juldus (ec. m.) und Kassa (c. m. don. Szuliusky) = f. Barteli Bryk ent- 
deckt habe (6). Kappenbinde fehlt; nur ein @ deutet sie mit schwach ausge- 
bildeten losen Einzelelementen an. Zwei gehören zur f. fermata m. 


Ein © sieht albinotisch aus, weil es anstatt schwarzer, gelbliche Rippen 
hat; der Subkostalfleck auf ihren Hinterflügeln fehlt, obwohl der Hinter- 
randileck auf dem Vorderflügel betont ist. Charakteristisch für dies 
Exemplar ist der ganz asiatische Vorderrand. Ein ‘, das dunkelste, ist 
zwischen der Zellwurzel der Vorderflügel und dem Mittelzellflecke und 
zwischen dem Endzellflecke und Zellrandflecke verrußt; die letzt erwähnte 
Zwischenzellfleckverrußung greift jenseits der Zelle vorne über, füllt den 
Winkel, den R, mit der Diskocellularen bildet, aus und vereint sich der 
ersten Radialrippe entlang mit dem Subkostalbändchen. Die f. cardinalis 
Hirschke tritt schwach ausgebildet auf. 


Die Sphragis ist wie bei der Nominatform u. mr. karjala klein und 
nicht so riesengroß wie bei meinem © der mr..craspedontis Fruhst. 
Das auf (Taf. II Fig. I) abgebildete © trägt eine unrichtig angebrachte 
Sphragis, die ich gelegentlich zu beschreiben gedenke. Ich habe dieses \ 
als Type abgebildet, obwohl weder der Hinterrandileck des Vorderflügeis 
noch die Analflecke noch die Subcostalocellen „typisch“ sind: aber die 
„Medianocelle* unterseits hat sich vom Diskus entfernt und ähnelt schon 
stark einem Augenflecke. 


Ich hatte Gelegenheit, mnemosyne aus Kijiew, Humain, Zytomir, 
Woronesch, Korostyschew zu untersuchen und habe bei keinem der 
erwähnten Tiere, die sich der mn. eraspedontis Fruhst.*) anzuschließen 
scheinen, solche © beobachtet. Man vergleiche nur Tafel II Fig. 1 mit 
Fig. 3 und der Rassenunterschied fällt sofort auf. Dem auf Taf. II Fig. 3 
abgebildeten ©, das Herr Rangnow als „var. gigantea Stgr.* bezettelt 
hatte, fehlt zunächst der Hinterrandileck, wie bei meinem © aus Saratow, 
und sein Subkostalileck der Vorderflügel wie auch die Hinterflügelzeichnung 
sind eher männlich. Mit der mn, gigantea Stgr., wovon mir auch die 
Typen (in coll. Staudinger, Blasewitz) bekannt sind, hat das Tier nichts 
zu tun; ob sich Herr Rangnow nicht von der unrichtigen Determination 
von Huwe (10) verleiten ließ? Der „anfiguincunx“ Fleck, der hier nur 
angedeutet ist und bei jenem 9 aus Saratow betont ist, fehlt allen 
Faltern aus Jelabuga, Karelien, Südfinnland. Aus Pensa liegt 
mir en IQ g' c.m. vor. Das 9 (Taf. II Fig. 2) hat eine Zwischenzell- 
fleckbestäubung fast wie bei dem bereits erwähnten 9 aus Jelabuga; 
charakteristisch ist die Hinterflügelzeichnung mit der einzelligen Median- 


*), Warum Dr. Pagenstecher sn. ceraspedontis Fruhst. nicht 
akceptierte, ist mir unverständlich (7). 


208 Ka BrVR: 


ocelle; unterseits ist sie nicht gelblich gekernt. Vielleicht gehört es trotz- . 
dem als abweichende Form zu mn. Ugrjumovi, an die es sich viel eher 
anschließen läßt als an craspedontis? Das 5 (ex. coll. Breitfuß in coll. 
ımea.) ist sehr klein, (27 mm) weicht aber von den © aus Jelabuga nicht 
ab. Zwei g’ aus Swenigorod (Gouv. Moskau) (c. m. ex. coll. Bang- 
Haas) passen ganz gut zur Subsp. Ugrjumovi; der Verlauf des Glas- 
bandes, die Hinterrandbestäubung, die Fleckzeichnung wie bei den Jelu- 
bagensern; das eine davon hat den Subkostalfleck und Diskalfleck der 
Hinterflügel stark wie mn. karjala ausgeprägt. Über die Rassenzugehörig- 
keit dieser Tiere müssen die fehlenden © entscheiden. 


Die Männchen der Subspecies Ugrjumovi sind stark variabel. 
Unterseitliche Gelbkernung der Medianocelle kommt sehr selten vor (Taf. II 
Fig. 6). Ihr Mittelfleck ist in der Regel frei, rundlich und bei zwei 5’ so 
stark verkleinert, wie bei der f. syra Verity. (Taf. II Fig. 5). Der Subkostal- 
fleck reicht bis M,. Der Endzellfleck der Hinterflügel ist mit Ausnahme 
des abgebildeten (Fig. 5) überall betont; f. infacta Krul.,, die in Wol- 
hynien, Saratow, gewöhnlich ist, kommt also nicht vor. Auch 
der Subkostalfleck tritt häufig auf. Die beiden Analflecke können auch 
ausbleiben. Neben 5’ aus Saratow und Sarcpta gehalten stechen sie stark 
ab, bei ienen 5’ reicht das Glasband bis M, und nur sein marginaler 
Teil reicht noch eine Zelle weiter nach hinten, auch die Hinterrandbestäubung 
ihrer Hinterflügel ist viel reduzierter. Schwach ausgeprägte 3 f. /unulata 
Shel. sind selten. 

Es wäre sehr wichtig den Verbreitungsbezirk dieser Rasse kennen 
zu lernen. Krulikowsky schreibt über die mremosyne aus Wiatka: 
„P. mnemosyne L. von Mitte VI bis Mitte VII in südlichen Kreisen von 
Nolinsk und Orlow; überall aber nur an beschränkten Stellen, an Wald 
rändern und Wegen, wo Corydalis wächst. Die Exemplare sind größer 
als die westeuropäischen, mit breiterem durchsichtigem Bande am Seiten- 
rande der Vorderflügel. Die Entwicklungsstufe der schwarzen Zeichnung 
ist sehr variabel“ (8). Aus der Beschreibung läßt sich nicht erkennen, 
ob diese Tiere zur mn. Ugrjumovi gehören. Auch Ksienzopolski 
(8) zieht die Tiere aus Wolhynien zur Nominatform; der Grund läßt sich 
aber leicht erklären, da bis auf die Auffindung der Nominatform die besten 
Parnassiuskenner im Irrtume befangen waren. 


Nachdem wir die Tiere aus Jelabuga von craspedontis Fruhst. ab- 
getrennt haben, bleibt noch die zweite Frage zu beantworten, in welchem 
Verhältnisse stehen sie zur mn. karjala Bryk? In meiner Sammlung steckt 
ein © aus St. Petersburg (c. m. ex. coll. Breitfuß), das sich von den Tieren 
aus Myliykylä mit nichtem unterscheidet; das dazugehörende 5 (in coll. 
Sheliuzhko don. Bryk) sieht eher südfinnisch aus; auch ein ‘5’ der f. /unulata 
Seli. aus Narwa (c. m. ex. coll. Breitfuß) sieht intermediär aus. Der 
Subkostalfleck der Vorderflügel fehlt; dagegen ist der vom Zellende ent- 


Parn. mnemosyne Ugrjumovi n. subsp. 209 


fernte Endzellfleck karelisch betont. Das auf Taf. II Fig. 7 abgebildete 
o soll ebenfalls aus St. Petersburg stammen. Ich würde es ohne weiteres 
als mn. karjala determinieren, wenn der Antiquincunxfleck nicht vorhanden 
wäre. Aber warum sollte er nicht auch als Zustandsform auftreten können? 
sahen wir ihn ja auch bei der f. Poppiü Bryk schön ausgebildet. 

Die Tiere aus Silce, die ich von einem Händler als mn. karjala er- 
worben habe und wovon ich bereits ein 5’ abgebildet habe (2), weiß ich 
zu keiner der erwähnten Rassen einzureihen. (Es ist noch fraglich, ob 
Silce in Rußland liegt) Aus Polen (N. Georgiewsk) liegen 7 5’ vor, 
(2 5 ce. m.), die ich vorläufig zu mn. craspedontis Fruhst. ziehe, da sie 
stark südrussisch aussehen. Das eine 5 (c. m.) ist wegen seines großen 
Subkostalfleckes auf den Vorderflügeln des Antiquineunsfleckes und der 
deutlichen Hinterflügelzeichnung besonders auffallend. Und ein „ aus 
Ufa (Uralgebiet) (c. m.) könnte ganz gut in Karelien herumgeflogen sein. 

Myliykylä 16. X. 1913. 


Verzeichnis der hier neu aufgestellten Formen von 
Parnassius mnemosyne L. 


a) Parnassius Mnemosyne Ugrjumovi F. B. nov. subsp. (Taf. I Fig. I, 2, (?) 


5, 6) 

f. intercubitalis p. 206 
f. Krulikowsky F. B. (Fig. b) p. 205 
f. Schulzei F. B. (Fig. a) p. 205 
f. Sergeji Bryk (Fig. c) p. 205 
f. symplecta F. B. p. 204 


Citierte Literatur. 
1) Elves, On Butterfl. Parnassius (Proc. zool. Soc. London 1886). 
2) Stichel, In Wytsman: Gen. Ins. Fasc. 58 Brüssel (1907). 
3) Bryk, Prolegomena zur Synopsis d. asiat. Mnemosyne. Soc. ent. 
Vol. XXVI. (1912/13). 
4) Bryk, Über die Submarginalbinde v. Parnassius Nordmanni. Jahrb. 
Nass. Ver. Naturk. Wiesbaden, 1912 p. 2. 
5) Oberthür, Etudes d. Ent. Lit. XVI. p. 5. pl. 3, Fig. 19, 20, 21. (1891). 
6) Bryk, Über das Abändern von Parnassius Apollo etc. unter Mitwirkung 
von E. Fischer (Zürich und Dr. Arnold Pagenstecher 
(Wiesbaden), Strand’s „Archiv. f. Naturw.“ A 8 1913/14. 
7) Dr. A. Pagenstecher, Geschichte, Vorkommen, Erscheinungsweise v. 
P. mnemosyneL. Jahrb. Nass. Ver. Naturk. Wiesbaden (1911, p. 309) 
Krulikowsky, Lepidopteren des östl. Rußland (russisch). 
Ksienzopolski, Rhop. von südwestl. Rußland (russisch) Zytomir 1911. 
10) Sitzungsber. des „B. E. V.“ vom Jahre 1908 („B. Ent. Zeitschr.“ Vol. 
LIV. p. (38) 1909, 


eu 


- 


J 


210 


Fig. 1 Parnassius mnemosyne Ugrjumovi F. B. 


2 


3 


F. Bryk: Parn. mnemosyne Ugrjumovi n. subsp. 


Erklärungen zu Tafel 


> F. B. (?) 


> (Koll. Bryk) (Type). 


(erste Reihe links) 
© (Koll. Bryk) (Type). 
“(erste Reihe rechts) 


craspedontis Fruhst. 2 (Koll. Bryk). 


# f. incerta F.B. % (Ent. 


(zweite Reihe links) 


Mus. Helsingfors (Type)- 
(zweite Reihe rechts) 


5 UsrjumoviF.B. f. syra Verty 5° (Koll. Bryk). 


= 5 Erbe 


karjalaF.B.ab. 5 (Koll. 


———  —— us 094 9 ke 


(dritte Reihe links) 


(Koll. Bryk). (Type). 


(dritte Reihe rechts) 
Ksienzopolski Zytomir). 
(in der Mitte) 


Berl. Entom. Zeitschr. Bd. LVIII (1913), Taf. I 


F. Bryk del. 


Ta NS 
p 


[Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVII, Jahrgang 1913.) 


2 


On the Rectal Tracheal Gills of a Libellulid-Nymph 
‚and Their Fate during the Course of Metamorphosis. 


VI. 


. Material and Methods 
IN. 


. The Rectal Traheal Gills in Mature Imago 2 
VNM. 


By K. Oguma, Sapporo (Japan). 
With Plate III, IV and a Textfigure. 


Contents. 
Introduction 


The Rectal Tracheal Gills in le Last Nemphal Stage, 
Relation between the Alimentary Canal and the Tracheal System 
Structure of the Rectal Gills . 

The Cells of the Epithelial Cushion 

Muscles and Tracheal Branches in the Ben £ 
The Rectal Tracheal Gills of Imago ready to emerge . 
Surface Observation . 

Exuviae of the Gills 

The remaining Rectal Gills 

The Rectal Tracheal Gills of Imiiature. Imaro 

Surface Observation . 

Observation in Sections 


Histological Study on the Elimination of Rectal Gills an 
the Regeneration of Epithelium and Fat Cells 
Prolongation of the Epithelial Tissues of both Ends of the 
Branchial Parts 

Significance of Falling off & the Epithelial an 
Summary 

Bibliography : 

Explanation of Plate. 


— ee 


I. Introduction. 


Page 


EZ 
„213 


213 


[667 
— 
1 


. 220 


221 


After the publication of Palmen’s work !) on the tracheal system 
in dragonfly-nymphs, Hagen has come to an opinion adverse to that of 
Palmen concerning the fate of the rectal tracheal gills of the insects in 
question. Prof. Hagen says: „Dr. Palmen’s Angabe, dal das Gewebe der 


!) Palmen: Zur Morphologie des Tracheensystems. 1877. 


212 K. Oguma: 


Tracheenkiemen des Afterdarms nicht abgeworfen wird, sondern in der 
Imago verbleibt, ist in dieser Allgemeinheit unrichtig. Bei Zpitheca bi- 
maculata aus Europa und bei Z£. princeps aus Amerika bleibt stets der 
ganze Apparat in der Exuvienhaut und geht nicht in die Imago über. 
Ich meine mit „stets“ natürlich nur die Zahl der mir vorliegenden Häute, 
bei der ersten Art 24, bei der zweiten über 100. Further: „Durch Auf- 
weichen habe ich deutlich nachweisen können, daß dieganzen Kiemen 
nebst der sie innen bedeckenden Membran völlig erhalten in der Exuvie 
zurückbleiben, und ein im Ausschlüpfen begriffenes Stück zeigt, dab sie 
aus dem Leibe der Imago herausgezogen werden und der Darm darüber 
getrennt wird“. 


Observing the exuviae of a libellulid-nymph with special attention, 
one will always find the remnant of a semitransparent body attached to 
the anus at its one end. Further ifthe exuviae be that of the last moult, with 
the aid of a microscope, one will be able to detect without difficulty 
groups of large cells which one could readily suppose to be the hypodermic 
epithelial tissue building up the underlining wall of cuticle of the gills. 
Thus Hagen’s view is appearently verified. Shortly after his publication 
concerning this problem he abandoned his former view that the gills in 
dragonfly-nymphs are never transferred into the adult, but remain in the 
exuviae, since he had met with an exception in Zuphaea, observing the 
nymphal side gills that still exist in the stage of imago °). But the side 
eills of this dragonfly are very different in nature from the rectal gills 
of other libellulids, so that we must exclude the fact of continuance of 
the side gills from our consideration of the rectal gills in general. More 
recently, in 1905, Scott ascertained again that the nymphal rectal gills are 
not present in imago of Plathemis Iydia. ?) 


Now the question is: whether the rectal tracheal gills are transferred 
into the adult body or are completely free from the imago, remaining 
in the exuviae when the last moult ends. If Palmen’s view be correct 
what is the fate of these useless organs for aerial life? Or if we take 
Hagen’s opinion as correct in general, there arises a question; what are 
the changes undergone during the ecdysis in the alimentary canal of this 
kind of insect? The following study is undertaken to determine the 
truth of the matter. 


!, Hagen: Zool. Anz. III, 1880, p. 159. 


>) Hagen: Zool. Anz. Ill. 1880, p. 304; Korschelt und Heider: Vergl. 
Embryol. I. 1890, p. 850; Deegener: Handb. Entom. von Schröder 1913, 
pP. 348. 

3) Deegener: loc. cit. 1913, p. 347; the original paper of Scott was 
not accessible to me. 


Rectal Tracheal Gills. 213 


ll. Material and Methods. 


Itook Zibellula 4-maculata as the material of the present study, as it is 
easily obtainable in the pools around Sapporo and it has the rectal gills 
well developed. To fix the material the following mixture) was most 
successful. 


il. Alcohol absolutus 6 vol. 
er 1 vol. 
| 9% Formol I vol. 

Glacial acetic acid 0.5 vol. 


2. Pieric acid, 1°/, against the total mixture I. After immersion 
for 24 hours or more, the samples were taken out and washed with 90%/, 
alcohol, then preserved in alcohol of the same grade. Beside this fluid 
the following mixture”) was also found good. 


Alcohol absolutus 1 vol. 
Aqua destillata 30 vol. 
40°/, Formol 6 vol. 
Glacial acetic acid 3 vol. 


The samples fixed with this fluid were washed several times with 
70°/, alcohol and preserved in 90°/, alcohol. 


Both paraffin and celloidin were used in imbedding; and the double 
staining was done either with Delafield’s hämatoxylin and eosin or with 
the former and Lichtgrün, both of which brought good results. 


II. The Rectal Tracheal Gills in the Last Nymphal 
Stage. 


Relation between the Alimentary Canal and the Tracheal System. 


Concerning the anatomy of the alimentary canal in the nymphal 
stage of dragonflies extensive studies have been made by several authors, 
of these I regard the work by Sadones°) as the most painstaking. His 
material was Zibellula depressa from Europe as well as an undeter- 
mined species of Aeschna. The material used by Sadones and by me 
show, as a whole, a similar structure, although the both are a little different 
from each other in the minute points in the tracheal gills of rectum as 
mentioned below. 


In this stage of nymphal life are to be seen three prineipal divisions 
of the whole canal wich are subdivided distinctly as follows. 


!) W. Docters van Leeuwen regarded this mixture as the best for 
fixation of insect-larvae (Zool. Anz. Bd. 32. 1908. p. 316-318). 


°) This mixture is recommended by Bedau in his research on the 
compound eyes of water bugs (Zeitschr. f. Wiss. Zool. Bd. XLIX. 1911 p. 418). 


3) Sadones: La Cellule, Tome XI. 1896. pp. 274-324. 


214 K. Oguma: 


Buccal intestine. 
| Oesophagus. 


IS -intesti 
l. Stomodaeum (Fore-intestine) | Srop 
Proventricuclus. 
2. Mesenteron (Mid-intestine) — Stomach or Ventriculus. 


Small intestine or lleum. 

3. Proctodaeum (Hind-intestine) Rectum. 

Anal piece. 

The rectum is converted into so-called rectal tracheal gills in 
almost its whole length, except the anal piece, the hind most short portion, 
iust before the anus, and swells throughout the canal to the stoutest 
appearance. There is on the dorsal surface of the stomach a pair of 
trachii of remarkable size, called dorsal trunks; their peripheral cell 
contain rich pigment granules of brownish color. The diameter of each 
trunk varies according to portion: at the anterior half of the rectum it 
attains the largest size and therefrom gives off, in both sides, many parallel 
branchlets to the rectum. They enter into the rectal papillae or evaginations 
of rectall wall and form the rectal gills. The hinder part of this trunk 
again becomes slender, and its extremity extends into the last abdominal 
blind spiracle on eighth segment. Besides these dorsal trunks another 
pair of finer trunks, containing no pigments in the wall, is found along 
the sides of the stomach, in very close contact with it and gives off 
minute branches to the stomach, while the posterior ends are splited into 
tufts which also enter the rectum from its ventral side. This second pair 
of trachii are called visceral trunks; at the anterior part of the stomach 
they bend upwards, and after crossing each other like the letter x over 
the stomach, each of them connects with the dorsal trunk on the opposite side. 


Structure of the Rectal Gills. 

The rectum, swelling enormously, is more or less hexagonal in outline 
on a cross section. On the inner surface the rectum has six double 
rows of triangular lamellae or gills which run parallel to the long axis 
of it, and the hexagonal outline is merely due to this arrangement 
of gill rows. In a double row of gills every single gill stands at an 
angle less than the right angle against the median line of the row. 
Therefore, on a cross section through the rectum one finds that either 
half of a double row is composed of several cut pieces of gills which 
have been bisected in various positions (fig. 2). A single gill, or lamella 
is merely a strong evagination or folding of the rectum wall, in which 
larger and finer tracheal branches of considerable number are imbedded. 
One may distinguish near the median line cf the double row the basal 
whitish part from the other larger part which is thinner and highly 
pigmented. They are called respectively the basal cushion and gill 
Jamella (figs. 3 und 4). In addition to Sadones’ detailed investigation 


Rectal Tracheal Gills. 215 


on the structure of the gill of Zibellula depressa, here are to be mentioned 
some diverse results of my present study on /. #-maculata. The whole 
surface of the gill is covered by a thick cuticula, under which the single 
layer of hypodermal cells is found, and the structure and arrangement 
of the cells vary according to various parts of the gill. Those in the 
lamella are much flattened, each cell containing a small, oblong nucleus 
and many pigment granules; the space between two layers of opposite 
side is generally so narrow that it is scarecely able to contain any thing 
more than the finest trachii, which often penetrate into the cytoplasma 
of the cells. At the basal cushion, two opposite layers are not only 
widely separated, but also show a different structure of cells, of 
which they are composed; the layer on the farther lateral from the 
median line of the double row is composed of cells similar to those 
which compose the lamella, while the layer near the median line is chiefly 
made up by a set of larger cells containing larger nuclei (fig. 3). These 
peculiar larger cells are grouped in a roundish patch, whence the name 
„Bourrelets epitheliaux“ was given by Sadones (fig..2, EC). 


The Cells of the Epithelial Cushion. 

The cells forming the epithelial cushion of a gill are not other than 
the cells of the hypodermal epithelium arranged in a unicellular layer, 
but peculiarly modified. They vary in number according to the individual 
gills. All of these cells take their arrangement of several concentric rings 
around the imaginal centre of the cushion, forming a roundish or 
frequently elliptical disc. The size of a single cell as well as of its 
nucleus also varies according to the position they occur. At the central 
. part of the cushion the cells are the tallest, and the nuclei are generally 
roundish in shape, while at the periphery the cells are much flattened 
and then uclei are rather like a slender rod (fig. 7.) Those cells and nuclei 
which lie intervening between these two zones show an intermediate 
form, the latter being in this zones largest in size. The elongated 
nucleus lies near the periphery and its long axis is parallel to the cushion 
surface (fig. 7), a fact just contrast to the case of /. depressa investi- 
gated by Sadones. Therefore on any transverse section of a cushion, 
there may be found the nuclei which are roundish or elongated on 
section, as they are at the right angles cut trough their long axesparallel 
to the surface, and on a tangential section of a cushion, all of them 
show an elongated shape except those in the centre. In regard to contents 
of a cell one is able to recognize without difficulty three distinet parts 
of the protoplasm; the part nearest to the periphery is finely striated; 
the next zone which surrounds the nucleus, is more or less granulated, 
while the third or the innermost part is occupied by a fibrous structure of 
protoplasm. The first of these three is doubtless homologous to the intima of 
the epithelium of mid-intestine, but in this cell is the thin and transparent 


216 K. Oguma: 


ceuticular covering distinctly visible at the outermost surface where the 
water of the exterior comes in direct contact, and it is probable that, 
when the earlier ecdysis takes place, this covering is cast off from the 
cell and remains in the exuviae. Such being the structure, the cells of 
the cushion remind us of those of the glandular epithelum in the other part 
of the alimentary canal. The boundaries of each cell are not so indistinet 
as Sadones says, especially on a tangential section (fig. 6). Besides the 
normal series of nuclei, near the basement membrane, there may often be 
observed a few different nuclei in the cushion a few nuclei of smaller size 
which were called the accessory cells by Sadones, who did not give 
accurate demonstration of their destination or nature. Lastly, a thin 
membrane (fig. 4 bm) lining the inner surface of the cushion is, I as 
think, not other than the basement membrane which was overloked by 
Sadones. This membrane has a peculiar function in the next period of 
erowth, as mentioned elsewhere. To summarize the obove accounts 
adverse to those Sadones says on the structure of cushion cells: 
In his material, Z/. depressa, (1) the elongated nuclei are laid without 
exception, perpendicular to the cushion surface, while in my material 

L. 4-maculata — they otherwise lie as alreay noted; (2) the concentric 
arrangement of the cells is not the case, while it is obvious in my materials; 
(3) the trabecular structure of the cell contents which is emphasized by 
him is in fact the feature which is common to all glandular epithelium 
of alimentary canal; and (4) the presence of the basement membrane, on 
which says nothing. 

It is also noteworthy that the cuticula of the cushion is thin and 
is in very close contact with cells, while in other parts of the gill its 
attachment is so loose as to be seen separated entirely from the gills in 
prepared specimens. 


Muscles and Tracheal Branches in the Rectum. 


The rectum is provided with two kinds of muscle layers in its 
wall. One of these, the circular muscle layer, consists of striped fibres 
running around the rectum, and the other situated superficially to the 
last layer is separated into six distinct bundles of muscle fibres, which are 
distributed on six lines where every two of the double gill rows come 
in contact to each other. 

Each three of six double rows of gills stands separated by the 
dorsoventral sagittal plane of the rectum. The tracheal branches enter 
into each half in such a way that those from the dorsal trunk enter the 
upper and middle rows, while those from the visceral trunk go into the 
lamellae which constitute the ventral row of gills. These tracheal branches, 
after entering the lamellae, ramify into smaller branches successively, 
until they are divided at last into the finest anastomose. 


Rectal Tracheal Gills. 21 


1 


IV. The Rectal Tracheal Gills of Imago ready to 
emerge.') 
Surface Observation. 

First of all there comes to our notice a considerable change in 
the digestive canal. The oesophagıs is followed by a part instead of 
two, which is regarded either as the crop or the proventriculus; the 
growth of the stomach and ileum is comparatively slight, but one can not 
overlook the great changes which take place in the rectum. In this 
stage the rectum shows two distinet divisions: the anterior portion where 
the gills develop is highly reduced in its lenght and size by the constriction 
of intermediate parts of two double gill rows, which stand distinct from 
each other owing to the constrietion (fig. 8 RG). Followed this reduced 
rectal portion, one finds a newly grown posterior piece of rectum, 
which, in the preceding stage, was an inconspicuous part between the 
rectal gills and the anus. This part will be called the postbranchial 
rectum and it is this new formation which appeared during the meta- 
morphosis by active multiplication of cells in this anal piece. Even in 
such constricted rectal gills, the tracheal branches are still recognizable, 
so that it reminds us of the feature of the former stage. Only the dorsal 
trunk is less modified than the visceral trunk which grows stouter. 

That the rectal tracheal gills are transferred, either modified or 
unmodified, to the imago, as Palmen says correct. The continuance 
of that organ now is so conspicuous that the superficial observation 
above mentioned enables us to note. 


Exuviae of the Gills. 


At this stage, in the imago’s body taken out from the nymphal skin, 
we shall find a tranparent matter coming off the rectum. This body is 
the exuviated mass of rectal gills or cuticular integment once attached 
to the surface of the gills. In the fixed material, leaving these gill 
exuviae and the rectum are found the following facts: on the longitudinal 
sections through the rectum are clearly recognizable the exuviated gills 
filling up the rectum throughout its length and up to the ileum (fig. 9). 
Among the foldings of the exuviae are found epithelial cells with large 
nuclei (fig. 9 EC). This fact misled Hagen to take these epithelial 
cells for the whole of hypodermal lining of the gill. In my opinion, 
although they doubtless are those detached from the gills, but they are 
not the whole of the gill structure; for the gills, though partly lost, 
are so clearly to be conceivable in a surface observation, that it needs 
not to speak of an observation of a series of sections. 

!) The material was fixed when the nymph made a slit on the thorax 


from which it was to emerge, and through that slit the soft whitish body 
of imago was slightly visible. 


218 ö K. Oguma: 


The epithelial tissues arranged in a unicellular layer are variable 
in their size but usually not more than several times the length of a cell, 
and these cells or epithelial tissues are from the epithelial cushions of 
the gills. Such cells could be found nowhere but in the cushion, 
and a close study shows that these two are identical. On one margin 
of this detached epithelium, or the tissue which was once the epithelial 
cushion, is recognizable a thin cuticular covering passing into other parts 
of cuticula of gill surface, while its opposite margin shows occasionally 
irregular appearance whithout any coverings. Among the foldings of gill 
exuviae, furthermore, there are found many like tissues in degeneration 
or decay. This fact suggests that these tissues would, sooner or later, 
decay leaving behind only the cuticular substance in the nymphal skin. 


The Remaining Rectal Gills. 


The rectum modified into the rectal gills, is eliminated behind the 
ileum by the considerable growth of the postbranchial rectum. It shows 
as a whole, a semilunar shape on sagittal sections of the hind 
intestine ; the gill lamellae remaining within are arranged somewhat radially 
(fig. 9 Gl), directing their tips to the centre of this part of the rectum, 
and the fat cells in the basal cushion are still visible in the same part. 
Of course the gill lamellae, in this period, has no longer cuticular covering, 
and the hypodermal cells of it are fused together including many tracheal 
branches. At the part of the basal cushion, where the epithelial cushion is 
situated, epithelial cells entirely disappear, leaving the basement membrane 
only, while at the opposite wall many small cells are yet to be seen Iying 
upon the same membrane (fig. 10 ep). From these data we are able 
to conclude that the cushion cells are cast off from the gills, 
together with the accompaning cuticular coat and leaving the 
basement membrane in the adult body. The irregularity of one 
margin of detached cushion above noted is due to this process 
of gill transformatton during the last ecdysis of nymphal life (fig. 10 C). 
The basement membrane remaining usually shows many convolutions 
near the gill lamella (fig. 10 bm), denoting the contraction which took 
place at the same time whith the elimination of the epithelial cushion. 

Periodical falling and regeneration of the epithelium has been 
studied at first by Bizzozero (1893), later by Rengel (1898) and more 
recently by Deegener (1902), in the mid-intestine of several water 
beetles!), and the mode by which the epithelium falls off, leaving the 
basement membrane behind it, shows very close resembrance to the case 
of epithelial cushion in Odonata (compare with Rengel’s figures?) 2 und 3). 


I) Such as Hydrophilus, Hydrobius and Hydrous. 
2, Figure I and 3 were cited by Deegener (Handb. Ent. p. 281, 282). 


Rectal Tracheal: Gills. 219 


It is interesting that the similar occurence is found also in the hind 
intestine. Whether any secretion!), however, gives rise to the falling 
operation or not, is not yet clearly determined. The renewal of the 
epithelium is completed in the case of such beetles by the multi- 
plication of crypts, which are found scattered around the mid-intestine 
and by the spreading of those newly formed cells upon the naked basement 
membrane, while in dragonfies the regeneration is effected in an other 
way as will be stated later on. 

The intermediate space of the basal cushion is still occupied by a 
large mass of cells and several leucocytes as well as the muscle fibres of 
eircular layer which have gradual grown. The development of the 
longitudinal muscle layers between every two double gill rows is very 
remarkable. 

V. The Rectal Tracheal Gills of Immature Imago.’°) 
Surface Observation. 

Though the abdomen is not yet completely stretched to full length, 
it attains a length much greater than that of the nymph, also causing the 
alimentary canal to grow much longer. The stomach still holds the 
longest portion of the whole canal, being scarcely modified from the 
preceding stage, and remarkable changes have taken place in the parts 
posterior to the ileum. The ileum, which was slender in the preceeding 
stage having fine longitudinal foldings on its surface, has become as thick 
as the stomach in its diameter, develops on the surface much deeper 
folds, both longitudinal and transverse. This phenomenon is caused by a 
vigorous multiplication of epithelial cells which has effect to increase the 
intestinal surface. The anterior part of the rectum where the gills rest, 
is considerably shortened in length, showing many tranverse parallel 
folds which indicate the positions of the lamellae (fig. 11 RG), and six 
double rows of gills are quite distinctly observed, owing to constriction 
ot intermediate portions of the rows. The posterior or postbranchial rectum 
gives rise to several evaginations iust behind the branchial part (fig. 10 
und 11 ev), these being due to an intensive incerment of the epithelial cells. 

Of the changes of the tracheal system the most notable is that all 
of the tracheal branches entering the gills have now become scarcely visible. 

Observation in Sections. 

Owing to the approach, of both the anterior and posterior ends 

of the branchial port of rectum, which occured in the previous stage, 


!ı Inthemid-intestine,by.a certain fluid secreted out of the crypt- 
neck-cells the contraction of erypt muscles, is loaded with some pressure 
and subsequently floes between the chitin lamella of epithelium and the 
basement membrane, so as to result complete separation of both the 
structures (Rengel, p. 446). 

>) An imago that has completely emerged from the nymphal skin, has 
soft wings in which the pigment is not yet developed, and the abdomen 
is incompletely stretched. 


220 K. Oguma: 


and owing to the new formation of the epithelial tissue after the last 
ecdysis (fig. 12 ne), all of the rectal gills are completely eliminated from 
the inner surface of the alimentary canal. Subsequently the gill lamellae 
fuse together into compact cell masses and the boundaries of each lamella 
are entisely lost. There are still observable the sets of fat cells, thongh 
they are decreased both in size and number. The muscles, a considerable 
development of which was already observable in the preceding stage, in 
the space of the basal cushion, become more and more conspicouus in 
this stage, and those situated in the intermediate parts of every double 
gill rows also grow prominent. Pigment granules are gathered at the 
tips of these degenerating gills. 


VI. Rectal Tracheal Gills in Mature Imago. 

The hind indestine reaches in the mature imago, its extreme 
prolongation in accordance with the complete stretch of the abdomen, 
and the ileum extends straight instead of being more or less covuluted 
as was seen in the precedings stages. The whole lengfh of it surpasses 
three times the length of the rectum. The part where the ileum ijoins 
with the rectum is strongly constrieted, and the latter becomes again 
dilated. Slightly posterior to this constricted portion and on the external 
surface of the rectum are six small brownish patches (fig. 13 RG), of 
which three, together with three raised streaks between them, are to be 
seen only on the dorsal side. These patches are the last remnants of 
the rectal gills, and the streaks are muscles in their highest development. 
Examining sections throuhgt this region (fig. 14) we find that the inner 
surface of the part with the brown patches is lined with thin epithelial 
cells, under which many pigment granules are collected and is surrounded 
by thick muscle layer. No trace of the branchial epithelium is left, all the 
epithelial cells disappear after the extreme degeneration, and it is due to 
the fate of the respiratory organ out of use in the last stage of life, 

Development of six muscles between two double gill rows is striking 
but two of them in the ventral position are scarcely distinct from 
each other, as they are closely connected with the muscles in the peri- 
phery of the degenerated gills. 


Vll. Histological Study on the Elimination of Rectal 
Gills and the Regeneration of the Epithelium 
and Fat Cells. 

Prolongation of the Epithelial Tissues of Both the Ends of the Branchial Part. 

In the foregoing pages I have described: how useless gills are 
eliminated and how they degenerate at last. Now I will briefly deal with 
the histological changes of them. After the last ecdysis, each of the 
double gill rows assumes, by approach of both ends of branchial part 


Rectal Tracheal Gills. 221 


of the rectum on one hand and by development of muscle layers at the 
intermediate parts ot the rows on the other hand, the forın of a pocket 
with the opening facing to the central space of the rectum. This opening 
decreases gradually in diameter by a new formation of epithelium which 
has budded out from the impaired edge of the rectum, and finally has 
in results total closure. Turning to sections (Textfigure), we find an 
epithelial tissue (ne) which originates at the impaired margin of the rectum. 
This new tissue increased, is extended gradually to be joined at last 
with the corresponding structure of the opposite edge. The cells in this 
new epithelium are generally smaller in size, enabling one to distinguish 
them easily from those of the original epithelium of the rectum, from 
which they arose. The epithelial cells of the hind intestine are not 
arranged strictly in single layer, but another series of cells, which is not 


A section of the impaired margine of the rectum (Zeiss. obi. D. Oe. 2). 

bm. basement membrane; cm. circular, muscles: F. fat cells; g. germinal 

cells of the epithelium; ge. germinal connective tissue cells transformed 
from tp; 1. leucocyte; ne. newly formed epithelium; R. rectum. 


regularly arranged in layer, is found at the bottom of the epithelium: these 
cells of this series contain protoplasm of fine granular appearance and 
stain rather intensively with the anilin color. They are supposed to be 
the germinal cells which compensated in the course of development, 
the decayed cells and probably the cells of newly formed epithelium also 
originate in this germinal cells. 

In connexion with the new formation of epithelium, takes place 
new formation of the connective tissue which support the epithelium from 
beneath. The basement membrane passes over into the fibrous substance, 
the tunica proparia under the rectal epithelium (tp). There is no reason 
to separate the basement membrane of the branchial epithelium from the 
tunica propria in the other part of the rectum, since both are the same 
in nature and origin but the tunica propria in this case not only contains 
cells arranged in a few indistinct layers but also shows an irregular fibrous 
appearance, and serves to connect the epithelium with the underlying 
muscles. Besides these structures the free cells are scattered about the 


222 K. Oguma: 


spot where th eterminal gill lamellae pass over into the rectal epithelium. 
These cells have the nuclei more or less spindle shaped of elongate form 
usually much larger than those of branchial cells. These cells are 
probably the indifferentiated cells destined to be converted afterwards into 
the connective tissue, and they are exactly similar to the cells found 
beneath the rectal epithelium (tp). Or, in other words, they have come 
out of their original positions through the wounds of the epithelium resulted 
from the ecdysis of gills, to form the connective tissue under the newly 
formed epithelium (ne). Leucocytes and pigment granules imbedded in a 
protoplasmie fragment or some of the branchial cells are also to be seen 
together with these cells. I have often observed that some cells of the 
branchial epithelium are crowded iust beneath the new epithelium, mingled 
with the connective tissue cells described, but they make by no means 
a permanent tissue, but are absorbed sooner or later probably by leucocytes, 
leaving pigment granules behind. 


Significance of Falling off of the Epithelial Cushion. 

That the rectal gills correspond to rectal glands or at least to a 
part of them in other insects has been considered by previous authors 
to be very probable. Ialso incline to this view after observing the glandular 
nature of the cushion cells as above mentioned. Still remains obscure. 
the question, why the cushion cells must fall off in the course of 
metamorphosis, from other parts of branchial epithelium. However from 
the accounts given obove it is clear that the detachment of the epithelial 
cushion causes the destruction of epithelial arrangement of cells, and 
subsequently makes path through which the germinal cells of connective 
tissue would come forth, unless these cells beneath the epithelium are 
not able to wander out. On the basement membrane of the gills are for 
some time to be found such germinal cells, but I cannot say with certainty, 
whether it happens so invariably or not. I believe that some of these 
cells would be detected by a closer observation on the basement membrane; 
they form probably a part of supporting tissue under the new epithelium. 
If this be the case, the significance of the falling off of epithelial cushion 
Iwould become far clearer than before. 


Fat cells in the Basal Cushion. 

Here I shall touch briefly upon the nature of cells or tissue filling 
up the space of the basal parte of a gill or the basal cushion. These 
cells or tissue, generally known as the fat cells or the fat tissue, have 
already been described by Chun (1876) and Sadones (1896) in Zibellula 
depressa, and also by Faussek (1887) and by Sadones (1896) in some of 
Aeschna. It has been considered, at the same time, that these cells 
are very distinct in their nature as compared with the ordinary fat cells or 
adipose tissue in other parts of the insect body; each cell has a large 
roundish nucleus which is always found near the centre of the cell (fig: 
15); the cell contents show a fine granular appearance, but with no fat 


Rectal Tracheal Gills. 223 


grobule.e But it is evident that they are quite homologous with other 
connective tissue (and true fat cells) both in being formed from mesodermal 
cells in early stages of development, so that they may be called merely 
connective tissue cells, as Faussek !) describes as follows. 

„Was das Bindegewebe, das den inneren Raum der Darmkiemen 
füllt, anbelangt, so besteht es aus mit Kernen und Hüllen versehenen 
Zellen, welche aber nicht regelmäßig im Gebiet der Darmkiemen verteilt, 
sondern in einzelne Komplexe von runder oder länglicher Form zu- 
sammengefaßt und von einer dünnen, deutlich sichtbaren 
Hülle (Membrana propria?) umgrenzt sind“. He observed, 
therefore, with certainty the membranous covering in the periphery of the 
cell-complex and supposed them to be the Tunica propria. | have, 
however, not detected such a membrane except the basement membrane 
underneath the epithelium, to which I have repeatedly referred. Though 
the functions of these peculiar cells are still obscure, it seems very probable 
that they serve in means similar to other connective tissues and that they 
have other functions, which are noy yet explained. 


VII. Summary. 

l. The rectal tracheal gills undergo striking changes during a 
remarkable short time, and these changes are necessary to the supplement 
of the wounded portion of the rectal wall by ecdysis for the insect maintain- 
ing the same condition of life without pupal resting stage. 

2. At the last ecysis, the epithelial cushion is detached from the 
basement membrane and subsequently is cast out of, the adult body, 
together with the cuticular coating of the gills, but they never include 
the whole of the branchial epithelium. The view of Hagen who denied 
Palmen’s opinion is, therefore partly correct. 

3. The falling off of the epithelial cushion is a destruction of epi- 
thelial wall of the rectum; this destruction gives rise to the new for- 
mation of epithelium and opens the path for the germinal connective 
tissue cells wandering out, and from these cells is formed finally a new 
supporting element under the newly formed epithelium. 

4. The gill lamellae are transferred, with little modification, 
to the adult body. So the view of Palmen is proved partly to be the fact, 
as a part of the epithelial cushion is certainly thrown off at the last ecdysis. 
5. The gills are eliminated from the inner surface of the rectum 
in consequence of prolongation of the postbranchial rectum; at the same 
time, the longitudinal muscles of intermediate portions of every double gill 
row develop enormously, and at last, six double rows are converted 
into six pockets which open by a small path to the interior of the alimentary 
canal. 


224 K. Oguma: 


6. These openings are gradually fused together through the new. 
formation of epithelium brought about by multiplication of cells of rectal 
epithelium at both the anterior and posterior ends of the branchial part, and 
the results of this fusion are the new formation of supporting tissue or 
the tunica propria. 

7. The remaining gills aggregated into rather compact masses 
and degenerate gradually, until all of the elements composing them, except 
the pigment granules, are entirely absorbed probably by action of leucocytes 
At last all of the six double gill rows are reduced in mature imago, in- 
to six brown spots surrounded by muscles at the anterior part of the 


rectum. 
August 1913. 


—B — 


Bibliography. 


Hagen, H. Beiträge zur Kenntnis des Tracheensystems der Libellen- 
larven. Zool. Anz. Bd. III, 1880. 

Hagen, H. Kiemenüberreste bei einer Libelle; glatte Muskelfasern bei 
Insekten. Zool. Anz. Bd. III, 1880. 

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Zeitschr. f. Wiss. Zool. Bd. XLV, Heit 4, 1887. 


Korschelt, E. und Heider K. Vergleichende Embryologie der wirbel- 
losen Tiere I, 1890. 

Bizzozero, G. Über die schlauchförmigen Drüsen des Magendarmkanals 
und die Beziehungen ihres Epithels zu dem Oberflächenepithel der 
Schleimhaut. Arch. Mikr. Anat. Bd. 42, 1893. 


Sadones, J. L’Appareil digestif et respiratoire larvaire des Odonates. 
La Cellule T. XI. 1896. 

Rengel, C. Über die periodische Abstoßung und Neubildung des ge- 
samten Milteldarmepithels bei Hydrophilus, Hydrous und Hydrobius. 
Zeitschr. f. Wiss. Zool. Bd. LXIII, 1898. 

Packard, A. P. Text-Book of Entomology 1898. 

Sharp, D. Cambridge Natural History, Insecta 1901. 

Deegener, P. Anmerkung zum Bau der Regenerationscrypten des Mittel- 
darms von Hydrophilus. Zool. Anz. Bd. XXV, 1902. 

Deegener, P. in: Handbuch der Entomologie von Schröder, 3. Lieferung, 1913. 


Explanation of Plate. 


Abbreviations. 
A — anus; BC = basal cushion; bm = basement membrane 
C= crop; ce = crticula; cm — circular musele; D — dorsal tracheal 


trunk: EC — epithelial cushion; F = fat cell or fat tissue; Gl — gill 
lamella; I = ileum; 1 — leucocyte; Im — lorgitudinal muscle; M = 


Taf. IIIIV. 


Berl. Entom. Zeitschl 


R.OGUMA del. 


Taf IV. 


rl, Entom. Zeitschr. Bd. LVIH (1913) 


E.OGUMA del. 


Rectal Tracheal Gilis. 


[687 
[687 
a 


muscle (all kinds of); m — Malpighian tubules; O — oesophagus; R — 


rectum; RG = rectal tracheal gill; S — lateral tracheal trunk; Sp — 
dorsal thoracicai spiracle; t = trachea; tb — tracheai branch; V — 
ventricle or stomach: Vis — visceral tracheal trunk. 


Fig. 1. Exuviae of the last nymph. ET = exuviae of trachii; EG = 
exuviae of gills. 

Fig. 2. Cross section trough the rectum of a full grown nymph, showing 
the arrangement of gills. Leitz. Obi. 1: Oc. 2. 

Fig. 3. Two gills; the arrow denoting the direction in which the section 
of Fig. 4 is made. Leitz. Obi. 3: Oe. 1. 

Fig. 4. Transverse section of the same. Obi. D: Oc. 2. 

Fig. 5. Epithelial cushion of the same, more enlarged. Zeiss. Apochr 
4 mm: Comp. Oc. 8. 

Fig. 6. Cells of the same in tangential section (drown from detached 
cushion). Zeiss. Apochr. 4 mm: Comp. Oc. 8. 

Fig. 7. Epithelial cushion. Zeiss. Obi. D: Oec. 2. 

Fig. 8. Alimentary canal and trachii of an imago ready to emerge 
(trachii of the left side removed). 

Fig. 9. Median longitudinal section of the same; note the cushion cells 
among the exuviae of gills. Leitz. Obi. 3: Oc. 2. 

Fig. 10. Remaining gills with detached epithelial cushion. (EC). Zeiss. 
Apochr. 4 mm: Comp. Oec. 8. 

Fig. 11. Hind instione with trachii (trachii of the left side omitted), of 
an immature imago. 

Fig. 12. Median longitudinal section of the same. Leitz. Obi. 3: Oe. 2. 

Fig. 13. Hind intestine of a mature imago. 

Fig. 14. A cross section of the same through position where the brown 
spots lie. Leitz. Obi. 3: Oc. 2. 

Fig. 15. A single fat cell. Zeiss. Apochr. Homol. Im. 2 mm:Comp. Oc. 12, 


All the figures are reduced about !/.. 


——— en 


226 [Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVIII, Jahrgang 1913. | 


Nachtrag zur Orthopterenfauna Brandenburgs. 
Von Dr. W. Ramme, Berlin. 


Als ich in dieser Zeitschrift im Jahre 1911 eine zusammenfassende 
Übersicht über die bisher in der Mark beobachteten Ohrwürmer und 
Geradflügler veröffentlichte und bei dieser Gelegenheit an unsere hiesigen 
Entomologen die Bitte richtete, unsere noch lückenhafte Kenntnis der 
Orthopterenfauna Brandenburgs nach Möglichkeit durch Sammeln und 
Beobachten dieser Insekten zu fördern, da glaubte ich eigentlich nicht, auf 
allzuviel Gegenliebe zu stoßen. Denn nur sehr Wenige sind es, die auch 
solchen fernerliegenden Insektenordnungen ein spezielleres Interesse widmen. 
Meine Erwartungen wurden jedoch auf das Angenehmste enttäuscht, und 
es ging mir von vielen Seiten teilweise sehr umfangreiches Material zur Be- 
stimmung zu, durch das unsere märkische Orthopterologie nicht unerheblich 
gefördert wurde; es fand sich darunter so manche in Brandenburg weder 
bisher aufgefundene noch eigentlich erwartete Art. 

Bevor ich nun Näheres mitteile, ist es mir eine angenehme Pflicht, 
allen denen, die meiner Bitte Folge geleistet haben, an dieser Stelle meinen 
besten Dank auszusprechen. Es sind dies die Herren J. Arendt-Berlin, 
stud. rer. nat. J. Gennerich-Charlottenburg, stud. rer. nat. Gloeden- 
Berlin, cand. zool. Hedicke-Berlin, E. Krug-Wünsdorf, Dr. Kuntzen-Berlin, 
Prof. Matschie-Berlin, stud. rer. nat. Pohle-Berlin, W. Richter-Berlin, 
stud. rer. nat. K. Schmidt-Berlin, F. Schumacher-Berlin, stud. rer. forest. 
Schwabel-Steglitz, Präparator Spaney-Berlin, Dr. Stobbe-Berlin, Prä- 
parator Ude-Berlin, Obergärtner Ulrich-Berlin, Prof. B. Wanach-Potsdan, 
Dr. Wundsch-Friedrichshagen. C. Schirmer-Steglitz hat einige kleinere 
Artikel veröffentlicht“), die im Folgenden berücksichtigt sind. Der Ver- 
fasser selbst war in beiden Sommern durch Reisen an eigner Sammel- 
tätigkeit in der Mark fast vollständig verhindert. 

Als völlig neu für unser Gebiet wurden nicht weniger als 8 Arten 
(davon 2 eingeschleppte) festgestellt. Es sind dies Platyeleis brachyptera 
L., Nemobius silvestris Fabr., Euthystira (Chrysochraon) brachyptera Ocsk., 
Omocestus stigmaticus Ramb. und nigromaculatus HMerr.-Sch., Stauroderus 


*), 1. Weitere Beiträge zur Kenntnis der Orthopterenfauna der Mark 
Brandenburg. Dtsch. Ent. Z. 1912 pg. 649/50. 2. Del. Dtsch. Ent. Z. 1913 
pg. 93. 3. Über einige seltene Orthopteren der Umgebung Berlins Arch. f. 
Naturgesch. Jahrg. 1912 pg. 141/42. 4. Variabilität bei einheim. Orth. 
Ent. Rundsch., 1913, pg. 87/8S. 


Dr. W. Ramme: Nachtrag zur Örthopterenfauna Brandenburgs. 227 


morio Fabr.; als eingeschleppt wurden die japanische Stenopelmatide 
Diestrammena marmorata Haan und Locusta (Acridium) aegyptia L. ge- 
meldet. Wiederaufgefunden wurden 2 lange verschollen gewesene 
Arten, Platycleis montana Koll. und Myrmecophila acervorum Panz. Ich 
bringe nun einige nähere Notizen über diese sowie einige seltenere, 
bereits in der Mark bekannte Arten. 


Forficula auricularia L. Im Giunewald (Eichkamp) fand ich im 
Sept. 1911 in einem morschen Kiefernstubben zahlreiche Stücke mit sehr 
langen (8 mm!) Zangen (f. macrolabia Br.) *) 


Aphlebia maculata Schreb. Von Schumacher bei Dameswalde 
(Oranienburg) und von Gennerich bei Brück gefunden. 


Platycleis montana Koll. Von Krug bei Wünsdorf (Zossen) auf 
dürren, mit Weingartneria canescens und Erigeron canadense bewachsenen 
Brachäckern wieder aufgefunden, nachdem diese Art seit 1830 (Philippi) 
verschollen war. Von Schirmer (3) veröffentlicht. Verf. fand auf diesem 
Terrain unter zahlreichen normal grünen Exemplaren auch 2 Stücke einer 
völlig grauen Form; diese beiden zeigen eine scharfgezeichnete helle 
Umrandung des Pronotums, die der grünen Form fehlt. 


Platycleis brachyptera L. Von Kuntzen auf dem Fläming in den 
dort „Rummel“ genannten, trockenen Erosionstälern, die sich gegen Belzig 
hinziehen, aufgefunden (Schirmer, 1). Ferner von Richter am Werbellin- 
see zwischen Altenhof und Jagdschloß erbeutet (Aug. 1913, 18 9). 


Platycleis bicolor Phil. Neuerdings an verschiedenen Stellen ge- 
funden: Schünow (Arendt), Spring a. Werbellinsee (Gloeden) Werbellinsee 
an derselben Stelle wie die vorige (Richter). 


Tettigonia cantans Füessly. Bei Biesdorf 1912 zahlreich auf Bren- 
nessel beobachtet (Kuntzen); ferner von Greiner bei Eberswalde 
(Spechthausen) gefunden. 


Tettigonia viridissina L. Ein völlig strohgelbes Stück von Wanach 
bei Potsdam gefangen. 


Barbitistes. VoniKrug und Schumacher wird mir überein- 
stimmend gemeldet, daß sie (ersterer bei Wünsdorf, letzterer bei Kagel) 
beim Klopfen an halbwüchsigen Kiefern des öfteren Heuschrecken herunter- 
geschlagen hätten und zwar besonders in Raupenfraßgebieten. Nach 
der Beschreibung nun gehören diese ganz unzweifelhaft der Gattung 
Barbitistes an. Leider konnte ich bisher noch keine Exemplare erhalten, 
sodaß die Frage nach der Artzugehörigkeit vorläufig offen bleiben muß. 
Ich vermute nach der Art des Vorkommens, daß wir es mit consfrictus 


*) Anmerkung der Redaktion: Nach Giard sollen die von (ire- 
garinen befallenen 5’ stets die kleinzangige Form ergeben; dagegen 
konnte Pantel (La Cellule 1912) dies nicht mit Sicherheit bestätigen. 

P. Schulze. 


8* 


228 Dr. W. Ramme: 


Br. v. W. zu tun haben, der — meist unter den g’eichen äußeren Um- 
ständen — bereits in Schlesien, Posen, Thüringen und Sachsen aufgefunden 
ist.‘) Ob diese Art wirklich ein „Nonnenfeind“ ist, steht allerdings noch 
dahin. Ich hoffe, im nächsten Jahre selbst das Tier aufzufinden und 
will dann auch der obigen Frage nähertreten. — Aus der Mark war 
bisher nur ein Exemplar von Barbitistes (2) bekannt. Ich glaubte dieses 
seinerzeit zu serricauda Fabr. stellen zu sollen, deutete aber schon damals 
an, daß es äußerst schwierig ist, die Weibchen dieser beiden Arten, 
— wie der Gattung Barbitistes überhaupt — zu unterscheiden, während 
die Männchen leicht kenntlich sind. Möglicherweise gehört nun auch dieses 
Stück zu constrictus Br., was ja dann später ein genauer Vergleich ergeben 
dürfte; jedenfalls vermute ich, daß unsere Mark nur einen Barbitistes 
beherbergt. 

Diestrammena marmorata Haan. Trat bei einem Berliner Apotheker 
zahlreich in der Wohnung auf (It. frdl. Mitt. von Herrn Prof. Matschie). 
Ferner wurde mir von Richter ein Fall des Auftretens dieser Art in 
Berlin mitgeteilt. Diestrammena ist in den letzten Jahren an so zahlreichen 
Orten Deutschands beobachtet worden, daß wir sie jetzt wohl als dauernd 
bei uns eingeschleppt betrachten können. . 

Nemobius silvestris Fabr. Eine halberwachsene Larve von Ude 
in der Dubrow aufgefunden (Juni 1912). 

Myrmecophila acervorum Panz. Seit 1830 (Philippi) ist jetzt -zum 
ersten Male wieder ein märkischer Fundort bekannt geworden: inmitten 
Berlins auf einem Friedhof fand Ulrich diese Art in den letzten Jahren 
mehrfach unter Steinen, wo sie bei Myrmica rubra laevinodis Nyl. vor- 
kommt. Ich selbst habe mich von ihrem Vorhandensein überzeugt und 
fand im Mai 1912 einige ganz junge Tiere. 

Euthystira (Chrysochraon) dispar Germ. Diese erst 1909 vom Verf. 
bei Finkenkrug als neu für Brandenburg aufgefundene Art konnte inzwischen 
an den verschiedensten Orten beobachtet werden; am Weg von Tegel 
nach Hermsdorf (Spaney), Pichelsberge, aım Havelufer (V erf.), Dames- 
walde b. Oranienburg (Arendt), Klein-Machnow (Schirmer). Richter 
fand im Aug. 1913 am Werbellinsee das erste macroptere Exemplar 
(f. platyptera Ocsk.) „Die langgeflügelte Form sehr selten“ (Redtenbacher). 

Euthystira brachyptera Ocsk. Von Richter am Werbellinsee 
zwischen Altenhof und Jagdschloß Hubertusstock am Seeufer aufgefunden 
(Aug. 1913, 2 @9). Dieser Fund und das Vorkommen der Art in 
Westpreußen, wo sie La Baume (laut mdl. Mitt.) kürzlich aufgefunden 
hat, zeigen, daß brachyptera in Deutschland viel weiter nach Norden 
verbreitet ist, als man annahm und durchaus nicht nur auf das Mittelgebirge 
beschränkt ist. 


*, LaBaume. Über Vorkommen und Lebensweise von Barbitistes 
constrietus Br. Z. f. wiss. Insektenbiol. 1910 pg. 104 — 107. 


Nachtrag zur Orthopterenfauna Brandenburgs. 229 


Omocestus stigmaticus Ramb. Ein © von Richter 1912 bei 
Finkenkrug und ein g’ von Kuntzen auf dem Fläming an den oben 
bezeichneten Örtlichkeiten gefunden. 

Omocestus nigromaculatus Herr.-Sch. Von Kuntzen ebendort in 
mehreren Exemplaren gefangen (Schirmer, 2). 

Omocestus lineatus Panz. Unter den nigromaculatus-Stücken der 
Kuntzenschen Ausbeute vom Fläming befanden sich einige Exemplare 
von /ineatus, die auf den Vorderflügeln eine auffällige schwarze Fleckung 
des Discoidalfeldes aufwiesen und der ersteren Art infolgedessen äußerst 
ähnlich sahen. 

Omocestus haemorrhoidalis Charp. Von dieser Art, die inzwischen 
an vielen Stellen der Mark erbeutet wurde, fand Verf. — zuerst im 
Grunewald (Eichkamp) — zahlreiche Stücke einer grünen Form, die bis- 
lang, wenigstens in der Mark, nicht beachtet worden war. Schirmer, 
(den ich auf diese grünen Exemplare aufmerksam machte) benannte sie 
var. viridis (recte forma!). Diese Form ist im weiblichen Geschlecht bei 
flüchtiger Prüfung sehr leicht mit O. ventralis zu verwechseln. 

Stauroderus morio Fabr. Von Stobbe bei Wannsee im Juni 1907 
in mehreren Stücken gefangen und damit für die Mark zum ersten Mal 
nachgewiesen. 

Stauroderus apricarius L. Die Art war seit 1830 (Philippi) nur in 
‚einem Stück (© Tegel 1910, Verf. leg.) aus Brandenburg bekannt. 
Meine damals geäußerte Vermutung, daß die Art wohl wegen ihrer Ähn- 
lichkeit mit anderen übersehen worden sei und häufiger vorkommen 
dürfte, hat sich bestätigt; sie ist nunmehr an so vielen Stellen aufge- 
funden worden, daß deren Aufzählung sich erübrigt. Apricarius findet 
sich vorzugsweise auf Brachäckern. 

Stauroderus pullus Phil. Von Schirmer (3) bei Wünsdorf (Zossen) 
in zwei Stücken gefangen, an einer Stelle, die stark mit Ononis (Hauhechel) 
bewachsen war. 

Chorthippus albomarginatus de Geer. Wie apricarius nun auch 
allenthalben in der Mark aufgefunden; er bevorzugt jedoch feuchtes Gebiet. 
Von Schirmer eine rotviolette Form als var. superbus (recte forma 
superba!) beschrieben. 

Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß Schirmer (4) aus den 
Gattungen Ormocestus, Stauroderus, Chorthippus und Gomphocerus 8 
Formen, benannt hat; 3 weitere Formen sind von anderen bereits früher 
aufgestellt worden“). All diese Formen hier aufzunehmen und damit 
gewissermaßen einzuführen, muß ich mir versagen, da ich, wie schon bei 
anderer Gelegenheit und an anderer Stelle von mir betont wurde, 


*) Von O. Zineatus Pz., f. vialacea Puschn., von O. viridulus L,. f. ruo- 
violacea und bicolor Schrm., von Sf. biguttulus L., f. leuconota Puschn., 
von St. haemorrhoidalis f. velata Karny., obscura und viridis Schrm., von 
G. maculatus Thbg., f. viridis und obscura Schrm. 


230 Dr. W. Ramme: 


die Benennung solcher „Zustandsformen“ für zwecklos erachte. Gerade 
bei den Feldheuschrecken sind die Abweichungen in der Färbung in fast 
allen Gattungen so zahlreich, daß man unsere Systematik mit einer 
Flut von neuen Namen überschwemmen müßte, wollte man alle diese 
Formen benennen. Denn was der einen recht ist, ist der anderen 
billig. Sie sind alle gleichwertig. Wir haben wohl gerade genug Namen 
und wollen die Verwirrung nicht vergrößern! Bekanntermaßen finden 
sich gerade bei den Orthopteren äußerst häufig Parallelfärbungen, d. h. 
die meisten Arten oft ganz verschiedener Gattungen variieren in der Färbung 
nach dem gleichen Schema, nur daß zuweilen die eine oder andere 
Färbungsform ausfällt. Es wäre nun nach meiner Ansicht nur ein Vor- 
schlag discutabel gewesen, nämlich mit wenigen Namen, die dann für 
alle Arten hätten Geltung haben müssen, die auffälligsten Abweichungen 
festzulegen. Dabei hätten dann nach dem Prioritätsgesetz die wenigen 
bereits vorhandenen Namen mit verwandt werden müssen. Ich bin jedoch 
der Meinung, da — im allgemeinen — nur geographische Formen, 
d. h. also die Rassen oder Subspecies einen Namen verdienen, und deren 
Kenntnis allein kann uns in der Systematik wie in der Tiergeographie 
weiterbringen. Die „Formen“ sind keine Rassen, sie kommen — und 
zwar ganz besonders bei den Orthopteren — überall und an ein und 
derselben Stelle in buntem Gemisch vor, und sind zudem durch zahlreiche 
Übergänge verbunden. — Übrigens sind diese Formen gewiß nicht „der 
Aufmerksamkeit der Forscher auf diesem Gebiet entgangen“, es hat sie 
vielmehr niemand der Benennung für wert erachtet. In den wenigen 
Fällen, wo dies geschehen war, wäre es ebenfalls besser unterblieben. 


Locusta aegyptia L. Wundsch fand im Januar 1912 ein Exemplar 
dieser Art in einer Mandarinenkiste, in der sie die Fahrt nach dem Norden 
mitgemacht hatte. 


Bryodema tuberculata Fabr. Von Krug ist diese unsere prächtigste 
Feldheuschrecke seit Jahren bei Wünsdorf beobachtet worden, wo sie 
auf dem gleichen Terrain wie Sf. pullus zu finden ist. Das gemeinsame 
Vorkommen der beiden Arten ist insofern bemerkenswert, als auch 
Krauß diese beiden im bayr. Allgäu (Hintersteiner Tal) an ein und der- 
selben Stelle beobachtet hat. Richter hat Dryodema bei Kutzdorf 
(Neumark) gefunden. 


Sphingonotus coerulans L. Auch diese Art ist von Krug seit 
langem bei Wünsdorf besonders auf dürrem, mit Flechten bewachsenen 
Boden beobachtet worden, uud es bot sich dort zum ersten Mal die 
Gelegenheit, ein reichhaltiges Material zusammen zu bringen. Da hat es 
sich nun gezeigt, daß die dunklen Binden auf den Hinterflügeln in der 
Stärke der Ausbildung sehr variieren. In den extremen Fällen erreichen 
die dunklen Binden an Intensität die subsp. cyanopfera, oder aber sie 
fehlen völlig. Dazwischen gibt es alle Übergänge. Das bekräftigt meine 


Nachtrag zur Orthopterenfauna Brandenburgs. 231 


seinerzeit geäußerte Ansicht, daß cyanopfera als selbständige Art nicht 
aufrecht erhalten werden kann. Schwieriger ist nun die Frage, welche 
Stellung die märkischen Stücke einnehmen. Wir können nunmehr kaum 
an meiner infermedia, wie ich die Zwischenform benannte, als Subspecies 
festhalten, denn die Diagnose paßt nur auf Stücke mit schwachen Binden, 
nicht aber auf die mit stark ausgeprägten Binden oder die bindenlosen, 
die ich damals ja noch nicht kannte. Wir werden nicht umhin können, 
die unter meine Diagnose fallenden Stücke nur als forma infermedia 
zu bezeichnen; die bindenlosen habe ich vor einiger Zeit als f. minor 
benannt (Int. Ent. Z. vom 22. Il. 13, Sitzper. d. Berl. Ent. V.). Die Stücke 
mit ganz intensiven dunklen Binden können wir provisorisch forma 
ceyanoptera nennen. 

Es ist nun weiter die Frage offen, wie die subsp. coerulans und 
cyanopterus zu beurteilen sind. Soweit mir bekannt geworden ist, zeigen 
diese an den Orten ihres Vorkommens stets die gleiche Färbung; es 
kommen also bei coerulans keine gebänderten, bei cyanopterus keine 
bindenlosen Stücke vor. Wenn dem wirklich so ist, was mir allerdings, 
zumal bei cyanopterus, noch zweifelhaft erscheint, da wenig genaue 
Beobachtungen und Material vorhanden sind, so dürften beide gute Rassen 
darstellen. Was das Verhältnis der f. minor zur subsp. coerulans betrifft, 
die also beide bindenlos sind, so unterscheidet sich erstere durch ihre 
stets geringere Größe; f. cyanoptera aus der Mark wiederum ist größer 
als die vermeintliche subsp. cyanoptera und auch im ganzen (Vorderflügel!) 
nichtso intensiv gefärbt wieletztere. Wirsehen also, daß die märkischen Stücke 
doch etwas Gemeinsames verbindet, und ich möchte sie daher insgesamt 
als eine Mischrasse auffassen, die wir aber kaum einheitlich benennen 
können. Wir sind in diesem Fall zu der Notwendigkeit gezwungen, auch 
die Formen durch Namen festzulegen, und man wird mir ohne weiteres 
zugeben, daß einerseits die konstanten Größenunterschiede, anderseits das 
Auftreten oder völlige Verschwinden dunkler Binden ungleich wertvollere 
Merkmale als die verschiedenen massenhaft auftretenden Färbungs- 
änderungen darstellen. 

Noch auf eins will ich kurz eingehen. Ausgehend von dem Schluß, 
daß bei dem großen Wärmebedürfnis der Orthopteren nur an eine nach- 
eiszeitliche Einwanderung dieser Ordnung in Deutschiand gedacht werden 
könne, hält es Zacher*) nur bei Sph. cyanopterus, der ihm 1907 noch als 
selbständige Art gelten mußte, für erwiesen, daß diese Art ein eiszeitliches 
Relikt sei: „Denn einmal steht das Tier als melanistische Zwergform 
seinen mediterranen Verwandten gegenüber; und dann ist seine Ver- 
breitung beschränkt auf die Gebirgsbäche Schwedens und des Harzes 
und ferner Fontainebleau, die Lausitz und Glogau“. Wir werden diese 


*) Beitrag zur Kenntnis der Orthopteren Schlesiens. Z. f. wiss. 
Insektenbiol., 1907, pg. 175—185, 211—217. 


232 Dr. W. Ramme: 


Annahme nunmehr wohl fallen lassen müssen, da der artliche Zusammen- 
hang von coerulans und cyanopterus als erwiesen gelten muß. Ich bin 
vielmehr zu der Annahme geneigt, daß sich bei Sphingonotus, der un- 
zweifelhaft mediterranen Ursprungs ist, bei seinem Vordringen nach Norden 
die dunklen Formen herausgebildet haben, wie wir ähnliches auch bei andren 
Gattungen (Oedipoda!) beobachten können. Die Mark stellt dabei, als 


in der Mitte liegend, das Übergangsgebiet dar, in dem sich eine Mischrasse 
vorfindet. 


In Anbetracht der dringenden Notwendigkeit, all diese Fragen zu 
einer endgültigen Klärung zu bringen, wiederhole ich hier meine Bitte, 
aus möglichst vielen Gegenden Deutschlands Serien dieser Art zusammen- 
zubringen und entweder durch Veröffentlichung oder Übersendung an 
mich der Wissenschaft nutzbar zu machen. 

Ich bringe nun ein 


Erweitertes Verzeichnis der märkischen Dermapteren 
und Orthopteren. 


Anm. Die fettgedruckten Arten sind einwandfrei nachge- 
wiesen, bei den cursiv gedruckten ist dies nicht der Fall. Die übrigen 
Arten müssen zwar als nachgewiesen gelten, sind aber seit 1830 nicht 
wieder aufgefunden oder nur vorübergehend eingeschleppt, sodaß ihr 
augenblickliches Vorkommen in unserem Gebiet zweifelhaft ist. Die ein- 
geschleppten Arten sind durchweg eingeklammert. 


Dermaptera. Tettigonoidea. 
1. Labidura riparia Leach. 12. Gampsocleis glabra Herbst. 
2. Labia minor L. 13. Pholidoptera cinerea L. 
3. Forficula auricularia L. 14. Platycleis grisea Fabr. 
4. Anechura bipunctata F. 15. ä montana Koll. 
1 16. - brachyptera L. 
Blattaeformia. 17. We roeseli Hgb. 
5. Ectobia lapponica L. 1S. bicolor Phil. 


5 

6. —  perspicillaris Herbst*, 19. Decticus verrucivorus L. 
7. Aphlebia maculata Schreb. 20. Tettigonia viridissima L. 
f6) 


. Phyilodromia germanica L. 21. — cantans Fuessl. 
9. (Blatta orientalis L.) 22. Xiphidium fuscum Fabr. 
10. (Periplaneta americana 1.) 23. dorsale Latr. 
ea _ australasiae Fabr.) 24. Meconema thalassina de Geer 


*) Ich bin neuerdings der Ansicht, daß perspieillaris doch noch nicht 
einwandfrei nachgewiesen ist. Ein typisches 5’ aus der Mark habe ich 
überhaupt noch nicht gesehen und die 9% sind möglicherweise helle 
/apponica. Auch da kann erst noch weiteres Material Klärung bringen. 


Nachtrag zur Orthopterenfauna Brandenburgs. 2: 


je 
> 


d er: | serricauda Fabr.? 41. — lineatus Panz. 
25. Barbitistes { R 
| constrietus Br.? #2: == rufipes Zett. 
26. (Diestrammena marmorata *: 5 viridulus L. 
Haan.) 44. -haemorrhoidalis Charp. 
A 45. Stauroderus morio Fabr. 
Achetoidea. 46. — apricarius L. 
27. Nemobius silvestris Fabr. 47. = pullus Phil. 
28. Liogryllus campestris L. 48. E biguttulus L. 
29. Gryllus domesticus L. 49, — bicolor Charp. 
30. Gryllotalpa gryllotalpa L. 50. Ehorthighns albomarginatus 
31. Myrmecophila acervorum Panz. de Geer. 
£ 5] dorsatus Zett. 
Locustoidea. 52. parallelus Zett. 
32. Acrydium bipunctatum L. 53. (Locusta aegyptia L.) 
33: — subulatum L. 54. Calliptamus italicus L. 
34. Euthystira dispar Germ. 55. Psophus stridulus L. 
38: — brachyptera Ocsk. 56. Oedipoda coerulescens L. 
36. Mecosthetus grossus L. 57. — miniata Pall. 
37. Arcyptera flavicosta Fisch. 58. Pachytilus danicus L. 
38. Gomphocerusmaculatus Thbg. 59. migratorius L. 
39. Omocestus stigmaticus Ramb. 60. Bryodema tuberculata Fabr. 
40. nigromaculatus H.-S. 61. Sphingonotus coerulans L. 


Wie wir sehen, sind wir in der Kenntnis der märkischen Dermapteren 
und Orthopteren ein gutes Stück weitergekommen. Ich glaube, dal wir 
nunmehr ein annähernd vollständiges Bild dieser Fauna besitzen; grobe 
Überraschungen dürften uns kaum noch bevorstehen. So wäre es wohl 
an der Zeit, einen kurzen Blick auf die Zusammensetzung unserer 
Orthopterenfauna zu werfen, was ich mir seinerzeit in Anbetracht der 
Lückenhaftigkeit unserer faunistischen Kenntnisse versagen mußte. 


Wie schon Zacher (l. c.) dargelegt hat, müssen wir bei den 
Orthopteren — nunmehr sogar durchweg mit einer nacheiszeitlichen 
Einwanderung rechnen, und damit drängt sich uns die Frage auf, woher 
die Elemente unserer Fauna stammen mögen. Der weitaus größere Teil 
der Arten bewohnt ein Gebiet, das im Süden durch die Alpenkette, im 
Westen etwa durch Frankreich begrenzt wird, nach Nordosten und Osten 
sich jedoch weit bis nach Rußland und Sibirien und weiterhin bis ins 
Amurgebiet erstreckt. Wir dürfen wohl annehmen, dab die Arten dieses 
Verbreitungsgebietes aus dem Osten zu uns gewandert sind und zwar 
aus der Erwägung heraus, daß eine Anzahl dieser Arten (z. B. aus den 
Gattungen Platyeleis und Euthystira!) im Amurgebiet lange wohlausge- 
bildete Flügel besitzt, hier jedoch nur oft bis zu einfachen Schuppen 
reduzierte Flügeldecken trägt, bei uns somit eine sekundäre Form 
auftritt. Denn daß diese kurzflüchtigen Formen aus den langflügligen 


234 Dr. W. Ramme: 


entstanden sind und nicht umgekehrt, kann man mit einiger Wahrschein-, 
lichkeit dadurch begründen, daß mannigfache Verbreitungshemmnisse 
Seßhaftigkeit erzwungen und allmählich diese Reduktion bewirkt haben 
mögen. 


Die große Gruppe der östlichen Formen enthält die baltischen 
und pontischen Elemente unserer Fauna: Zwei Drittel aller Arten 
des märkischen Gebiets gehört nun zu den ersteren, den baltischen Formen, 
als deren Ausgangspunkt man wohl etwa das Wolgagebiet bezeichnen 
kann. Weit geringer ist die Zahl der pontischen Formen, schlechthin 
Steppenformen genannt. Platycleis bicolor Phil. und brachyptera L., 
Barbitistes, Euthystira dispar Germ. und brachyptera Ocsk. und Omocestus 
nigromaculatus H.-S. sind ihre markantesten Vertreter. Dab sie gegenüber 
den baltischen und den später zu erwähnenden mediterranen Formen so 
in der Minderzahl sind, erklärt sich aus der Seltenheit von Fundstellen 
mit pontischer Formation in der Mark. Ich vermute übrigens stark, dal 
wir an gewissen Stellen am Werbellinsee ein solches Gebiet vor uns 
haben, denn beide Zuthistira und die beiden eben erwähnten P/atycleis 
sind dort aufgefunden worden, Zuth. dispar noch dazu in der macropteren 
Form. — 


Eine zweite Gruppe bilden nun die mediterranen Formen. Das 
Mittelmeergebiet hat uns auch nur. eine kleinere Zahl von Arten gesandt; 
nur wenige haben sich offenbar unserem rauheren Klima dauernd anzu- 
passen vermocht. Es seien hier genannt Platyeleis grisea Fabr., Tettigonia 
viridissima L., xiphidium fuscum Fabr., Acrydium subulatum, Caloptenus 
italicus L., Oedipoda coerulescens Sphingonotus und sämtliche Achetordeen. 


Insgesamt können wir sagen, daß unsere Orthopterenfauna vor- 
wiegend asiatische, zum kleineren Teil mediterrane Elemente enthält. 
Fragen wir nun nach den Ursachen dieser Zusammensetzung, so müssen 
wir die Antwort im großen Ganzen schuldig bleiben, worauf schon Zacher 
il. c.) für die schlesische Fauna hingewiesen hat, die ja ein sehr ähnliches 
Gepräge aufweist. Da wird uns wieder einmal so recht fühlbar, wie 
wenig wir noch über die Biologie der Geradilügler orientiert sind. 
Wir vermögen beispielsweise noch nicht einmal zu sagen, wie weit hier 
etwa die Abhängigkeit von bestimmten Futterpflanzen in Betracht kommt. 
Sie ist sicher nicht unbedeutend und in Gemeinschaft mit einem starken 
Wärmebedürfnis oft von ausschlaggebender Bedeutung für eine dauernde 
Ansiedlung gewesen. Darauf läßt auch die große Seßhaftigkeit und 
Lokalisierung fast aller Arten schließen, auf die ich bereits kürzlich hin- 
gewiesen habe*), die umso erstaunlicher ist, als wir es oft mit flugge- 
wandten Tieren zu tun haben. Jedenfalls glaube ich, daß die Einwan- 
derung aus all diesen Gründen nur langsam vor sich gegangen ist. — 


) Orthopterologische Ergebnisse einer Reise nach Krain und Istrien 
(1912), Berl. Ent. Z., Jahrg. 1913. 


Nachtrag zur Orthopterenfauna Brandenburgs. 235 
S S 


Ich will nun versuchen, unsere Fauna noch nach einem anderen 
Gesichtspunkt als dem der Herkunft zu gliedern, und zwar nach den 
bevorzugten Standorten der einzelnen Arten. Es scheiden zunächst 
alle eingeschleppten Arten sowie Grylius domesticus L. aus, die im all- 
gemeinen nicht im Freien angetroffen werden, sowie einige sehr gemeine 
Arten, die sich ziemlich indifferent in der Wahl ihres Standorts verhalten, 
wie Torficula auricularia Acrydium bipunctatum, Gomphocerus maculatus 
und Stauroderus viridulus, biguttulus und bicolor. — Auffällig ist der Mangel 
an waldliebenden Formen, was allerdings unschwer durch das schon 
erwähnte Wärmebedürfnis der Geradflügler erklärt werden kann. Hier 
sind in erster Linie zu nennen Pholidoptera cinerea, Barbitistes, Meconema 
und Nemobius silvestris. Tettigonia trifft man ebenso oft außerhalb baum- 
bewachsener Gebiete, wie in denselben. Platyeleis grisea bewohnt mit 
Vorliebe Schonungen. Buschwerk und trockenes Laub im und am Wald 
bevorzugen die Blattiden. Alle anderen Laubheuschrecken, Grillen und 
sämtliche Feldheuschrecken finden sich dagegen fast ausschließlich auf 
freien oder wenigstens nur spärlich mit Buschwerk bewachsenen Flächen. 
Ausgesprochen trockenes, dürres Gebiet verlangen Platyeleis montana, 
Liogryllus campestris, Omocestus stigmaticus und nigromaculatus, Stauro- 
derus apricarius, pullus und haemorrhoidalis, Calliptamus italicus, Oedipoda 
coerulescens, Sphingonotus und Bryodema. Im Gegensatz dazu sind stark 
hygrophil Platycleis roeseli, beide xiphidium, Acrydium subulatum, 
Euthystira dispar, Mecosthetus grossus und alle drei Chorthippusarten. 
Sie trifft man auf feuchten Wiesen fast stets beieinander. In der Mitte 
stehen Platyeleis brachyptera und bicolor, Decticus und Euthysrira 
brachyptera, die üppige Wiesen lieben und mit Ausnahme von Decticus 
gleichzeitig eine Vorliebe für hügliges Terrain zeigen; sie sind-Charakter- 
formen des Mittelgebirges. 


236 |Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVII, Jahrgang 1913.| 


Ueber die Flügel von Carabus granulatus L. 
Willy Hass, Berlin. 


Angeregt durch die Untersuchungen von Dr. P. Schulze über die 
Flügelrudimente der Gattung Carabus (3) konnte ich an einem größeren 
Material von Carabus granulatus L. einige interessante Beobachtungen 
machen. Meine Tiere stammen zum Teil (45 Exemplare) aus dem Treisen- 
tal bei St. Pölten in Nied.-Oesterreich, die übrigen (17 Stück) aus Finken- 
krug bei Berlin. 

P. Schulze gibt in seiner Arbeit an, daß er bei brandenburgischen 
Stücken dieser Art das Chitin der Alae dünn und hinfällig, die Adern 
wenig hervortretend gefunden habe. Sokolar bestritt in einem Briefe 
an den Autor diese Behauptung. Seine Exemplare hätten durchaus 
kräftige Alae, von einer Hinfälligkeit des Chitins könne keine Rede sein. 
In der Entomolog. Rundschau vom 24. V. 1913 (5) verspricht er sogar, 
Material zu beschaffen, das die Identität eines völlig entwickelten und 
ausgebildeten Flügels von Car. gran. mit einem Calosoma-Flügel beweisen 
würde. (Die Bemerkung Sokolars bezieht sich offenbar auf einen Passus 
(p. 190) der Schulze’schen Arbeit, die er genau kannte, aber nirgends erwähnt.) 

Von meinen 45 österreichischen Stücken waren 7 völlig geflügelt. 
4 davon hatten verhältnismäßig kräftig entwickelte Alae 
mit deutlich hervortretenden Adern und derbem Chitin. 
Die übrigen 3 bestätigten völlig die Angaben Dr. P. Schulzes. 

Von den 17 märkischen Tieren waren 5 geflügelt. 
Alle 5 besaßen zarte und hinfällige Flugwerkzeuge, denen 
man die Untauglichkeit zur Fortbewegung in der Luft ohne 
weiteres ansah. 

Es liegen hier allem Anschein nach interessante lokale Differenzen 
vor. Hätte Sokolar tatsächlich sein aus „ganz Mitteleuropa stammendes 
Material so ungezählte Male und so gründlich untersucht“, wie er vorgibt, 
wären ihm sicher die dünnen und hinfälligen Flügel des Car. granulatus 
L. aus manchen Gegenden aufgefallen. 

Nach dem Sokolar’schen Artikel wäre der höhere Prozentsatz 
der geflügelten Stücke in Brandenburg gegenüber den Oesterreichern sehr 
auffällig (ca. 29%, gegen 15°,). Geflügelte Stücke sind in der Um- 
gebung, Berlins aber immer sehr reichlich vertreten. Nach den Sokolar- 
schen ganz in der Luft schwebenden Behauptungen müßten gerade die 


1 


Willy Hass: Carabus granulatus 1. 23 


im südlichen Mitteleuropa lebenden Tiere einen höheren Prozentsatz ge- 
flügelter Formen aufweisen. Er erklärt nämlich (p. 55): „Von nördlichen 
Gebieten aus ganz Mitteleuropa sind mir geflügelte Stücke nie unter- 
gekommen, sondern durchweg nur Tiere, die man zwar nicht apferi 
bezeichnen kann, die aber gleichmäßig die schmalsten und kürzesten Flügel- 
stümpfe tragen.“ In einer während der Korrektur gemachten Anmerkung 
widerspricht er sich schon selbst, wenn er berichtet, daß von 7 ihm aus 
Wittstock a. d. Dosse, also aus Brandenburg, gesandten Exemplaren 5 
vollständig geflügelt waren. Auch die Angabe, daß die Flügelreste von 
Süden nach Norden schmäler und kürzer werden, ist unrichtig. Es findet 
sich der gleiche stärkste Grad der Verkümmerung bei einzelnen Tieren 
in Oesterreich, in Brandenburg, ia bis Danzig. 15 granulatus aus St. Pölten 
N. Oest.), 3 aus Brandenburg zeigten die weitgehendste Redution wie 
sie P. Schulze (3 p. 190 fig. 1b.) abbildet, der Rest alle möglichen 
Zwischenstufen. Die Verkümmerung des Flügels erfolgt nicht so, daß ein 
Teil der Spreite oder die Adern in Wegfall kommen, sondern die Rudimente 
stellen gewissermaßen Proiektionen des Flügels auf kleinere (1/,, !/, etc.) 
Flächen dar. 

Die Bemerkung Rogers (2) „die Verkümmerung beträfe namentlich 
den Spitzenteil“ erscheint mir nicht richtig. Selbst bei stark reduzierten 
Flügeln erkennt man noch z. B. die Verdickung des Chitins an der 
ursprünglichen Knickstelle des Flügels. Daß eine solche Art der Flügel- 
rückbildung durchaus nicht immer der Fall ist, zeigt das von P. Schulze 
(4) beschriebene Rudiment des Flügels des Passaliden Proculus goryi 
Melly. „Hier ist nicht der ganze Flügel als solcher rückgebildet, sondern 
nur einzelne Teile desselben, während ein anderer unverändert erhalten 
blieb“. Zu berücksichtigen ist allerdings dabei, daß dieses Rudiment im 
Leben des Käfers von Wichtigkeit ist, da es als die eine Komponente 
des bei diesem Käfer vorhandenen Lautapparates dient. Eine Asymmetrie 
der linken und rechten Flügelhälfte wie bei Berliner Stücken von Carabus 
auratus L. (3 p. 193) habe ich bei granulatus L. nicht konstatieren können. 

Ebensowenig liegen bei ihm, wie aus dem oben Gesagten hervor- 
geht, so einfache Verhältnisse vor wie nach Krausse (1) bei C. morbillo- 
sus alternans Pallrd. Hier kommen nur 2 Rudimente vor, ein kürzeres 
und ein längeres, die in der Form im allgemeinen übereinstimmen. Das 
längere ist das häufigere, unter 100 © fanden sich 10, unter 100 g' 40 
mit den kurzen Flügelresten. 


Literatur. 
1. A. Krausse. Über Dimorphismus der Flügelrudimente bei Carabus 
morbillosus alternans Pallrd. auf Sardinien. Arch. f. Naturgesch. 
89 Abt. A. 1913 p. 58. 
2. Roger. Das Flügelgeäder der Käfer, Erlangen 1875. 


238 Willy Hass: Carabus granulatus L. 


3. P. Schulze. Die Flügelrudimente der Gattung Carabus. Zool. Anz. 
XL. 1912 p. 188. 

4. P. Schulze. Die Lautapparate der Passaliden Proculus und Pentalobus. 
Zool. Anz. XL. 1912 p. 209. 

5. Fr. Sokolar. Geflügelte fruncatipenne Caraben. Ent. Rundschau. 30. 
1913 p. 55. 


Herr Dr. P. Schulze machte mich noch auf eine Arbeit auf- 
merksam, die ihm bei Abfassung seines Artikels entgangen war: J. K. 
Lomnicki, Flügelrudimente bei den Caraben (Zool. Anz. No. 560, 1898). 
In ihr wird festgestelit, daß alle Carabusarten Flügelrudimente besitzen, 
ohne daß aber eine Beschreibung cder Abbildun& gegeben wird. Das 
Rudimentärwerden der Hinterflügel wird dann als das Resultat „der 
sparsamen Schaffung der Energie“ betrachtet. 


TE EN De 


(Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVIII, Jahrgang 1913. | 239 


Eine Pyrrhocoris apterus L. 
mit merkwürdigen Flügelverhältnissen. 
Von Paul Schulze. 


Die Feuerwanze (Pyrrhocoris apterus 1.) ist nicht so durchaus 
ungeflügelt, wie der wissenschaftliche Artname anzudeuten scheint. Es 
finden sich nämlich bei erwachsenen Tieren ganz winzige Flügelstummel, 
die in Fig. 1. dargestellt sind. Mitunter selten, oft aber auch sehr zahlreich 
kommen unter ihnen Exemplare mit vollständigen, mit Geäder versehenen 
Hinterflügeln vor. An den Vorderflügeln macht sich die Anwesenheit 
der letzteren dadurch bemerkbar, daß die sonst fehlende Membrana vorhanden 
ist. (Fig. 2.) Zwischen diesen beiden Extremen gibt es nun alle möglichen 
Übergänge. Je stärker die Hinterflügel ausgebildet sind, ie größer und 
ie dunkler pigmentiert ist im allgemeinen die Membrana. Westhoff 
(Jahresb. Zool. Sect. Westf. Prov. Ver. 12.) beschreibt noch eine f. mem- 
branacea („membrana plane perfecta alis nullis“), die er in einem Stück 
bei Münster gefangen hat. Auch Löns (Ent. Nachr. 1870 p. 10) meldet 
sie in wenigen Stücken aus derselben Gegend. Ich habe diese Form, 
die eine Membrana und gar keine Alae besitzen soll, nicht angetroffen, 
trotzdem ich in den letzten Jahren eine große Anzahl Pyrrhocoris, unter 
denen die geflügelten sehr stark vertreten waren, daraufhin untersuchte. 
Vielleicht bezieht sich dieses „a/is nullis“ auch nur auf sehr kleine Ru- 
dimente, die bisweilen bei verhältnismäßig stark entwickelter Membran 
vorkommen. 

Ein ganz besonders interessantes Exemplar der Feuerwanze fing 
ich neben zahlreichen geflügelten und den Übergängen Anfang August 
1912 an einem Chausseebaum in der Nähe von Eberswalde. Das Tier 
ein 2, zeichnet sich durch eine merkwürdige Asymmetrie der Flügel aus‘ 
obwohl es sonst keinerlei Verkrüppelung aufweist. Auf der rechten Seite 
entsprechen die Vorderflügel etwa der Hauptform, auf der linken etwa 
dem Typ, der sonst für fast völlig geflügelte Tiere charakteristisch ist. 
Das Sonderbarste sind aber die Hinterflügel. Dem rechten Vorderflügel 
entspricht ein größeres Rudiment und dem linken mit fast vollständiger 
Membran ein kleineres. Eine ähnliche Ungleichheit der Rudimente beider 
Seiten scheint bei den 5 von Carabus auratus L. aus der Umgebung 
Berlins die Regel zu sein. (P. Schulze, Zool. Anz. 40 p. 193). Vielleicht 


240 Paul Schulze: Pyrrhocoris apterus L. 


ist das vorliegende Stück der Kreuzung zweier Tiere mit verschieden- 
starker Flügelausbildung entsprossen. Dann würde es ein interessantes 
Beispiel für die sogenannte Mosaikvererbung sein. — Ich will noch be- 


Fig73. 


merken, daß ich, obwohl mir zahlreiche geflügelte Pyrrhocoris zu Gesicht 
kamen, nie eine fliegen sah; ähnlich erging es Löns (Il. c.), der schreibt: 
„Nebenbei gesagt sah ich die geflügelte Form nie fliegen.“ 


Te — 


Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVIN, Jahrgang 1913. | 241 


Die Flüssigkeitsabsonderung am Halskragen von 
Arctia caia L. 
Von P. Schulze. 


Es ist wohl allgemein bekannt, daß viele Spinner, Bären, Zygaenen 
etc. im Stande sind, bei Beunruhigung an den Seiten des Halskragens 
eine Flüssigkeit zur Abscheidung zu bringen. Besonders ist diese Eigen- 
tümlichkeit den Züchtern bei Arctia caja L. aufgefallen; und doch finden 
sich immer noch über die Herkunft der Flüssigkeit, ihre Konsistenz, Farbe, 
Geruch etc. die widersprechendsten Angaben, wie ich an anderer Stelle 
ausgeführt habe. (Zool. Anz. 39, p. 443). Bald wird die Flüssigkeit 
wasserklar, bald ölig, bald weißlich, bald gelb genannt. Die Mehrzahl 
der* Autoren vergleicht ihren Geruch mit dem des Coceinellidenblutes, 
einer ihn mit dem der Nessel. Ich habe (l. c.) im Halskragen einer Arctüde 
des Spilosoma luteum Hufn. iederseits eine Drüse festgestellt, die woh- 
bei dieser Gattung für die Absonderung in Frage kommt. Nach Hollande 
(Arch. d’ Anat. micr. 23) ist dagegen die Flüssigkeit bei Arctia flavia 
Fueßl. kein Drüsensekret, sondern Blut. Als mir vor einiger Zeit ein © 
von Arctia caja L. schlüpfte, machte ich eine Beobachtung, die etwas 
Licht auf die verschiedenartigen Angaben der Autoren wirft. Als ich das 
Tier berührte, erfolgte prompt am Prothorax die Tropfenbildung und 
zwar war rechts der Tropfen glashell, links dagegen etwas 
trüb gelb; und erst nach mehrmaligen Abwischen und Drücken wurde 
die Flüssigkeit auf beiden Seiten gelb. Weder ich selbst noch etwa 
10 weitere Personen, denen ich den Falter zeigte, konnten 
auch nur den geringsten Geruch wahrnehmen. Vielleicht liegt 
hier die Sache so, daß zunächst Drüsensekret und dann erst bei stärkerer 
Belästigung Blut ausgestoßen wird. Es ist mir aber nie aufgefallen, dab 
das Blut von Arctia caja L. jenen eigentümlichen Geruch des Marienkäfer- 
blutes, von dem die Autoren sprechen, aufwies. 


[557 


4 


[657 


(Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVIII, Jahrgang 1913. | 


Zur Flügeldeckensculptur der Cicindelen und über 
ein in dieser Beziehung interessantes Exemplar 
von Cic. campestris L. 

Von P. Schulze. 


In den Verh. d. Deutsch. Zool. Ges. 1913 p. 183 und ff.) habe 
ich auseinandergesetzt, daß die Flügeldecken der Cieindelen nur zum Teil 
aus Chitin bestehen, während die Oberfläche von einem in Kalilauge 
löslichem Sekret gebildet wird, dem auch die Sculptur zukommt. Diese 
besteht aus sechseckigen, oben offenen Kästchen und höcker- oder schuppen- 
artigen Gebilden („Körnchen“, „Tuberkeln“ der Autoren), für die ich den 
Namen Cyrtome eingeführt habe. Wie ich I. c. hervorhob, ist für die Taxo- 
nomie mancher Arten, die Entfernung des Cyrtomes von einem gewissen 
Punkte, dem Curvenanfangspunkte, von dem die Sechseckreihen in unregel- 
mäßig kreisspiraliger Anordnung ausgehen, von Wichtigkeit. Der Curven- 
anfangspunkt zeigt die Stelle an, von dem die Pfeiler (Columnae) von der 
oberen zur unteren Lamelle der Flügeldecke herabsteigen. In Bezug auf alles 
Nähere muß ich auf die ausführliche Arbeit verweisen. Ich will nur 
einige Ergänzungen dazu geben. Zunächst ist hervorzuheben, daß die 
Crytome in Bezug auf den Curvenanfangspunkt inımer gegen die Basis 
der Elytre hin stehen. Bei manchen Arten wie z. B. Cie. silvatica L. 
sind noch keine Cyrtome ausgebildet, ihr Platz ist aber durch eine dunklere 
Stelle markiert, die dadurch zustande kommt, daß das Lumen einiger 
Sechseckkasten unregelmäßig mit Sekret ausgefüllt ist, ohne daß es aber 
zu einer höckerartigen Erhebung konmt. 


 *) Leider sind in der Arbeit infolge widriger Umstände zahlreiche 
Druckfehler stehen geblieben, die ich hiermit berichtige. 


p. 181 Z. 1 v. oben statt s. fig. 13a lies s. fig. 4d 

p. 181 Z. 18 v. oben statt Nashornkäfern „ Nashornkäfer 
p. 182 Z. 17 v. oben statt in dem „ In denen 
p.186 Z. 10 v. unten statt Fig. 33 1 HEier32 

p. 187 Z. 9 v. oben statt die Ciese „diese 

p. 192 Z. 9 v. oben statt Pseudoxyla „ Pseudoxychyla 
p. 192 Z. 16 v. unten statt W. Horn „ Deiean 

p. 192 Z. 15 v. unten statt Längskiel „ Kiel 

p. 192 Z. 14 v. unten statt Theretes „-jherates 

p. 19522. 9ry.10benzstatt 1912 „ 1902 


Paul Schulze: Zur Flügeldeckensculptur der Cicindelen. 243 


L. c. p. 184 heißt es: „in der Breite der primären Columna (an 
die sich später nach und nach neue Chilinlagen anlegten) fehlen die 
Kästchen.“ Neue eingehende Untersuchungen haben ergeben, daß dies 
nicht ganz richtig ist. Da die Axe der Säulen (die primäre Columna) an 
den nicht hell gefärbten Teilen der Decke dunkel pigmentiert ist, hat es bei 
Betrachtung in Aufsicht leicht den Anschein, als ob hier die Sechsecke 
fehlen ; es trifft auch gewöhnlich nicht ein Sechseck genau über die Säulenaxe, 
sondern die Seiten benachbarter Sechsecke gehen über sie hinweg. Doch 
- sind diese feinere Strukturverhältnisse ohne praktische Bedeutung, da als 
Curvenanfangspunkt wie schon gesagt die Säulenaxe in Erscheinung tritt. 
Die spiralige Anordnung der Reihen findet sich nur so weit, als sich der 
Durchmesser der unter dem Sekretrelief liegenden concentrisch ge- 
schichteten Säulen erstreckt und zwar nur an den pigmentierten Stellen, 
sie fehlt völlig an den unpigmentierten. 


Eie.2; 


Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf ein interessantes stark blau 
schillerndes Exemplar von Cie. campestris L. aus Waldheim i./Sa. auf- 
merksam machen. Auf der ganzen Decke fehlen ihm nämlich die Cyrtome 
vollständig (Fig. 1.). Zum Vergleich habe ich die Sculptur eines normalen, 
gleichzeitig gefangenen Stückes mit abgebildet (Fig. 2). Selbstverständlich 
wird durch das Fehlen der Höcker nicht etwa die blaue Farbe bedingt, 
wie andere Exemplare zeigen, die diese Färbung sehr ausgesprochen 
aufweisen und doch normale Cyrtome besitzen. 

Überhaupt ist das Zustandekommen der grünen Farbe im Sechs- 
eckrelief von Cic. campestris ein physikalisches Rätsel. Bemerken will 
ich hier noch beiläufig, daß, wenn man die Decke von Cie. campestris 
saphirina Guenee etwas mit Kalilauge behandelt, die grüne Farbe von 
C. camp. corsicana Roeschke auftritt. Elytren von C. Aybrida maritima 
Latr., die ich bei der Vorbereitung zum Schneiden in flüssiges Paraffin 
legte, wiesen darin einen eigenartigen tiefblauen Ton auf. 


g* 


244 Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVII, Jahrgang 1913.) 


Zur Nomenklatur von Cossus cossus L. 
Von P. Schulze. 


In den „Großschmetterlingen der Erde“ I. Abt. Bd. 2 p. 419 empfiehlt 
Seitz — da es sich nicht entscheiden lasse, ob Linne Stücke des nor- 
dischen cossus (C. c. stygianus Stich.) wie sich fast vermuten lasse 
oder unsere mitteleuropäischen Stücke der Beschreibung zu Grunde gelegt 
habe — die dunkle nordskandinavische Form als Nominatfor m anzusehen 
und die mitteleuropäische C. cossus ligniperda F. zu nennen. Seine 
Vorschläge entbehren aber völlig der Begründung. Zwar ist die Original- 
diagnose (Syst. nat. X p. 504): „Cossus Ph. Bombyx elinguis alis deflexis 
nebulosis, thorace postice fascia atra“ nur zum Erkennen der Gesamtart 
ausreichend. Wo in der Diagnose etwas von einem „seidenartig gelb- 
grauen Halskragen“ steht, den Seitz als Stütze für seine Ansicht heran- 
zieht, kann ich nicht ergründen. In der Fauna Suecica 1761 p. 295 heißt 
es aber unter No. 295 noch weiter: „Corpus magnum. Thorax antice 
exalbidus postice lunula atra. Alae cinereae nigro tenuissime undulatae 
utringue. Die letzteren Worte zeigen klar und deutlich, daß L. die in Mittel- 
europa und Skandinavien weitverbreitete Form vor sich hatte. Zu ihr 
ist C. lieniperda F. als Synonym zu stellen. Die nordische Unterart hat den 
Namen C. cossus stygianus Stich. zu führen. (Berl. Ent. Zeitschr. 53 1908, 
p. 123: „Alis supra nigricantibus signaturis indistinctis.“) Es kommen 
unter ihr auch Stücke mit völlig geschwärzten Flügeln und Körper vor 
l. c. 56 1911 p. 162. Über den Begriff Unterart scheint Seitz auch ziemlich 
im Unklaren zu sein. Weil es von Süd- nach Nordskandinavien Über- 
gänge von der Nominatform zu c. sfygianus gibt, soll die Subspecies 
hinfällig sein. (Andererseits will er sie doch getrennt wissen als c. cossus 
und c. lieniperda.) Ähnlich verhalte sich die algerische Form, die deut. 
liche Unterschiede gegenüber den Mitteleuropäern aufweise. Er will aber 
auch sie als Unterart nicht gelten lassen, weil sich unter einer großen 
Zahl solcher Stücke ein © befand, das sich kaum von diesen unterscheiden 
ließ. Als ob es nicht auch bei der scharf umschriebendsten Unterart 
vorkäme, daß einzelne Tiere der Nominatform oder einer anderen Unter- 
art gleichen, besonders einer mit benachbartem Fluggebiet. Wäre dies 
eben nicht der Fall, so hätten wir es mit Spezies und nicht mit Sub- 
spezies zu tun. 


[Berl. Entomol. Zeitschrift, Band LVIII, Jahrgang 1913.] 245 


Zum Einiluß des Blutverlustes bei Raupen, 
insbesondere von Platysamia cecropia, 
Antheraea pernyi, Actias luna und Actias selene. 


Von F. v. Goeschen. 


Auf freundliche Anregung von Herrn Dr. P. Schulze füge ich zu 
dem Artikel von Herrn R. Heinrich (d. B. p. 97) einige eigene Beob- 
achtungen hinzu. Ich habe wiederholt, wie es zum Zweck von Blut- 
untersuchungen schon früher oft geschehen ist, Raupen Blut entzogen 
und zwar habe ich mit einer Pravazs’schen Spritze das Rückengefäß 
gänzlich entleert. Ebenso mußten bei unten zu erwähnenden Eingriffen 
die Raupen infolge breiter Querschnitte den größten Teil ihres Blutes 
verlieren. Dadurch war natürlich die für die Bewegung notwendige 
Flüssigkeitsdruckspannung des Raupenkörpers vorübergehend aufgehoben. 
Eine Schädigung durch zeitweiligenr völligen Blutverlust trat niemals ein. 
Die Wunden verkleben sehr schnell. Das Blut gerinnt in sehr kurzer 
Zeit bei Berührung mit der Außenluft. Das von einigen Autoren ange- 
gebene Verschließen der Wunden mit Collodium ist daher meist unnötig. 
Unter Luftabschluß bleibt das Blut monatelang flüssig. Die Raupe 
ersetzt nun den Flüssigkeitsverlust sofort, wenn man 
ihr zu trinken gibt. Reiht man den Tieren entweder Wasser 
ich nahm gewöhnlich destilliertes) oder ihr eigenes Blut, so 
sind sieschon nach einigen Stunden wieder imstande zu 
fressen. — Einigen Raupen entfernte ich die Anlagen der Geschlechts- 
organe, was natürlich auch Verblutung zur Folge hatte; durch die 
Meisenheimer’schen Versuche ist bekannt, daß dadurch die Entwicklung 
zur Imago nicht ausgeschlossen wird. Mir ging ein Teil durch Darm- 
verletzungen, ein anderer durch Pebrine ein. Eine pernyi-Raupe hat 
sich jedoch zur Imago entwickelt. In Größe steht das Tier den anderen 
Exemplaren gleicher Zucht, die verschiedenen schädigenden Einflüssen 
ausgesetzt waren, nicht nach. Nur der rechte Vorderflügel zeigt 
einen halbkreisförmigen Ausschnitt, dessen Rand jedoch morphologisch 
dem übrigen Flügelrande gleicht. Die Imaginalscheiben waren sehr 
der Gefahr einer Beeinträchtigung durch Narbenbildung in den 
Thoraxsegmenten ausgesetzt, da ich mit einer gebogenen Pinzette von 


246 F. v. Goeschen: Der Blutverlust bei Raupen. 


zwei Einschnitten vom 7—8 Körpersegment beiderseitg bis zu 
den Thoraxsegmenten unter der Haut vorging. Die Vernarbungen spät 
operierter Tiere waren auch im Puppenstadium deutlich zu erkennen. 
Als ich Raupen von Antheraea pernyi als Material benutzte, quollen bei 
Entfernung der Gonaden die Spinndrüsenschläuche vor und wurden — 
ebenso wie die hinter dem Einschnitt in den Darm mündenden malpighischen 
Gefäße anscheinend total entfernt. Die Raupe konnte also keinen Kokon 
mehr anfertigen und wurde von mir, als die anderen Tiere gleicher Zucht sich 
normal verpuppten und sie selbst vergeblich typische Spinnbewegungen 
mit dem Kopfe ausführte, in gerolltes Filtrierpapier eingeschlossen und 
entwickelte sich ohne äußerliche Besonderheiten. Dieser selben Raupe 
war schon mehrmals mit der Spritze alles Blut entzogen. Das Abdomen 
ist scheinbar leer und wird von mir mikroskopisch untersucht. 

Die erste Beobachtung, daß die Entblutung einer Raupe nicht 
wesentlich schadet, machte ich übrigens schon vor 20 Jahren, als ich u.a. 
eine Raupe von Ackas lZuna auf Ferienreisen nach Ems und an die 
Nordsee mit mir führte und ihr mit dem scharfen Rande der als Behältnis 
dienenden, luftdicht schließenden Blechschachtel einen Bauchfuß abklemmte. 
Der vollständig normal entwickelte Falter befindet sich jetzt: sehr be- 
schädigt noch in meinem Besitz. 

Tiere, denen das Bauchmark zwischen dem ersten und siebenten 
Ganglion durchgeschnitten war, habe ich lange am Leben erhalten, aber 
nicht zur vollkommenen Entwicklung gebracht. 


Zur Entwicklung von Fliegenlarven in Formol. 


Von F. v. Goeschen. 


Zu den von P. Schulze (Zool. Anz. 39 p. 199) und A. Chappellier 
(Feuille Jenues Nat. 43 p. 55) gemachten Mitteilungen .über die Entwick- 
lung von Fliegenlarven in Formol kann ich bestätigend folgende Beobachtung 
hinzufügen. Vor ca 15 Jahren bezog ich von H. Stüve in Hamburg 
zwei direkt importierte Schleierschwänze. Als die Tiere bald eingingen, 
konservierte ich sie in Formol (Prozentgehalt nicht mehr zu ermitteln) 
Nach einiger Zeit bohrten sich aus dem Bauche jedes Fisches je eine 
Fliege heraus, die erst außerhalb des Fischkörpers abstarben. Die Larven 
hatten also offenbar ihre ganze Entwicklung in den durch Formol kon- 
servierten Obiekten durchgemacht. 


an .. 


[Berl. Entomol, Zeitschrift, Band LVII, Jahrgang 1913.) 247 


Literatur. 


M. A.Lüttgendorif. — Die Insekten. Ein Handbuch für Insektensammler 
und -freunde. Mit 60 Abbildungen. 165 Seiten. A. Hartlebens 
Verlag. Wien und Leipzig. 


Das vorliegende kleine Werk ist recht gut und kann Anfängern in 
der Entomologie empfohlen werden. Schon die Anlage des Buches zeigt, 
wie planmäßig und vielseitig der Verfasser zu Werke gegangen ist. Das 
Buch enthält einen theoretischen und einen praktischen Teil. Der theo- 
retische Teil nimmt ungefähr die Hälfte des Buches ein. Im ersten Ab- 
schnitt des theoretischen Teiles „Allgemeine Übersicht“ orientiert es über 
die systematische Stellung der Insekten als höchste Gruppe der Arthro- 
poden, gibt eine kurze Charakteristik der Gliedertierklasse, hebt die Haupt- 
merkmale hervor, wodurch sich die Insekten von den übrigen Arthropodeu 
unterscheiden und berichtet schließlich mit einigen Worten über den 
historischen Ursprung der Insekten aus den Trilobiten. 

Der zweite Abschnitt „Der Körper der Insekten und seine Teile“ 
behandelt die Morphologie und Anatomie des ausgebildeten Insekts, 
während der dritte Teil die Metamorphose im allgemeinen bespricht und 
eine Charakterisierung dieses Vorganges bei den einzelnen Ordnungen beifügt. 

In der systematischen Einteilung richtet sich der Verfasser nach 
Lennis-Ludwig. Er unterscheidet dementsprechend die 8 Ordnungen: 
Coleopteren, Neuropteren,Hymenopteren, Lepidopteren, Dipteren, Hemipteren, 
Orthopteren, Thysanuren und gibt die Bestimmungstabellen für diese 
Ordnungen. 

Im folgenden und letzten theoretischen Kapitel setzt er die Haupt- 
merkmale der einzelnen Ordnungen auseinander und läßt der Besprechung 
jeder Ordnung eine Bestimmungstabelle zum Auffinden der Familien folgen. 

Der praktische Teil enthält eine gute Anleitung zum Sammeln, zur 
Untersuchung, Präparation und Zucht von Insekten und weist den An- 
fänger eigens auf die Schwierigkeiten bei Kauf, Tausch und Versand von 
lebenden und konservierten Insektenmaterial hin. Am Schluß hat der 
Verfasser ein Verzeichnis von größeren Nachschlagewerken und Bestim- 
mungsbüchern für die einzelnen Ordnungen zusammengestellt. 

Das Buch ist mit guten Abbildungen versehen; sie sind z. T. den 
Lehrbüchern von R. Hertwig, Leunis-Ludwig und Kolbe entnommen; z. T. 
sind es photographische Originale, von F. Prenzlow hergestellt. Im ein- 
zelnen lassen sich einige kleine Ausstellungen machen; eine etwas gröbere 
Entgleisung ist fig. 44, wo nur das untere Tier eine „Holzwespe“ wie 
in der Unterschrift angegeben wird, darstellt, das obere ist eine Ichneu- 
monide. Im allgemeinen ist das Buch aber brauchbar. 

Helene v. Prondzynski. 


Julius Stephan. Insektenschädlinge unserer Heimat. Naturwissen- 
schaftl.-Technische Volksbücherei der Deutschen Naturwissen- 
schaftlichen Gesellschaft. Herausgegeben vonDr. Bastian Schmid. 
Verlag Theod. Thomas, Leipzig, 1912. 

Es ist eine schwere Aufgabe, sachliche Kritik an dieser Schrift zu 
üben. Handelte es sich darum, das „populäre“ Werkchen in einer Rubrik 
unterbringen, so käme nur die Schundliteratur in Belracht. Gegen den 


248 Literatur. 


Text ist an sich nichts einzuwenden. Auf 176 Druckseiten können kaum 
mehr Artnamen zusammengedrängt werden. — Was aber dem Leser an 
Textbildern geboten wird, das übersteigt alles bisher Dagewesene. Wer 
sich eine halbe Stunde reiner Freude verschaffen will, der betrachte die 
Abbildungen dieses Buches. Da wimmeln die unglücklichsten Tiergestalten 
durcheinander, wie sie nicht besser die Phantasie eines für Zeichnen sehr 
schwach begabten Vorschülers hervorzaubern kann. Jedes Tier, das in 
„Originalzeichnung“ auftritt, ist ein total verzeichnetes Etwas. Gegen die 
anderen Büchern entlehnten Abbildungen ist nur einzuwenden, dal meist 
die Quellenangabe fehlt. Unter einzelne Abbildungen könnte man jeden 
beliebigen Speziesnamen setzen, sie passen auf ieden gleichwenig. 
Was soll man dazu sagen, wenn Anomala vitis, also ein Lamellicornier, 
mit langen, peitschenförmigen Fühlern dargestellt wird? — 
Wer das tragische Moment nicht vermissen möchte, der sehe sich die 
Figur der Steinobstblattwespe an. Tinea granella ist einem Krüppelheim 
für Insekten entflogen ; die unglückliche Mayetiola destructor besitzt Hal- 
teren am Abdomen; Oscinis frit zeichnetsich durch gänzlichen Mangel an 
Augen und Fühlern aus und klagt mit dem rechten Mittelbein, das am 
rechten Flügel festgewachsen ist, ihren Schöpfer an. Der als Dyfiseus 
marginalis eingeschmuggelte Käfer ist /afissimus oder etwas Ähnliches. 
Tortrix viridana hat im Kampf ums Dasein sämtliche Extremitäten ein- 
gebüßt. Ein Meisterstück aber ist Abbildung von Cimbex variabilis\ Das 
erste Beinpaar sitzt regulärer Weise am Thorax, das zweite jedoch hat 
sich am vorderen Ende des Abdomens niedergelassen und das dritte — 
an der Hinterleibsspitze!!! 

Wir haben es herrlich weit gebracht in der Produktion populär 
wissenschaftlicher Lektüre, wenn derartiges unter dem Motto: „Das 
Beste ist für's Volk gerade gut genug“ unter die Leute gebracht wird. 

Jeder, der sich über Insektenschädlinge der Heimat orientieren will, 
ist nicht dringend genug vor Ankauf dieses Werkes zu warnen. 


Hanns v. Lengerken. 


Julius Stephan. Unerwünschte Hausgenossen aus dem Insekten- 
reich. Naturwissenschaftl.-technische Volksbücherei der Deut- 
schen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft. Herausgegeben von 
Dr. Bastian Schmid. Verlag Theod. Thomas, Leipzig 1912. 


Wer für fröhliche Wissenschaft nicht 80 Pf. ausgeben will, der 
kann sich ein billigeres Vergnügen durch Anlegen von 20 Pf. für oben- 
genanntes Schriftchen verschaffen. 

Der Text unterrichtet in etwas gehobener Schulaufsatzform über 
die in Frage kommenden Insekten. Die Abbildungen müssen sogar das 
Auge eines Futuristen oder Kubisten verletzen. Reizende Unholde, nach 
allen Dimensionen des Raumes verzerrte und verzogene Gesellen, sind 
die dargestellten Käfer. Zepisma sacharina besitzt Mandibeln, die einem 
Carabus Ehre machen würden. Einige undefinierbare Leibesanhänge hat 
der Zeichner außerdem zugegeben, vielleicht diente ihm eine Machilis 
als Vorlage. Ein prachtvolles Zerrbild ist Acanthia lectularia. Die Kopt- 
laus ist ein klebriges, aus Knötchen zusammengesetztes Subiekt. //impobosca 
equina ist Fragment und Abnormität zugleich. Das arme Tier hat nur 
2 Beinpaare, keine Fühler und Augen, dafür aber ist zwischen Thorax 
und Abdomen noch ein dritter Körperteil eingeschaltet. Direkt unglaublich 
verzeichnet sind die Flügel. 

Auf solche Weise soll das Volk belehrt werden ? 


Literatur. 249 


Es ist schwer zu entscheiden, wem die größere Schuld für die 
Publikation derartiger Dinge, wie sie oben besprochen worden, beizu- 
messen ist, dem Autor (einem Lehrer!), dem Herausgeber der Sammlung 
oder dem Verlag. Hanns v. Lengerken. 


W. Sedgwick und E. Wilson. — Einführung in die allgemeine 
Biologie. Autorisierte Übersetzung nach der zweiten Auflage 
von Dr. R. Thesing. Mit 126 Abbildungen im Text. 294 Seiten. 
Druck und Verlag von B. G. Teubner. Leipzig und Berlin 1913. 

Das Buch sucht auf einem bisher nicht sehr häufig betretenen, 
aber allmählich immer mehr geschätzten Wege sein Ziel zu erreichen, 
d. h. dem Leser das Wesen eines Organismus nahe zu bringen. Die 
Verfasser gehen von denselben pädagogischen Gesichtspunkten aus wie 
z. B. Deegener in seinem Buch „Lebensweise und Organisation.“ Sie 
wählen die induktive Methode, gehen nicht vom Allgemeinen und theore- 
tischen aus und ziehen einzelne Beispiele zur Illustration heran, sondern 
wählen ganz bestimmte konkrete Tier- und Pflanzenformen, die sie nach 
ieder Richtung hin kennen lehren, suchen die dabei gewonnenen wert- 
vollen Resultate für die übrige Organismenwelt auszubeuten und vermitteln 
so allgemeine biologische Kenntnisse. 

Nur die ersten drei Kapitel behandeln das Thema ganz allgemein. 
Sie versuchen den Unterschied zwischen Organismen und Anorganismen 
klar zu machen und benutzen dazu die Definitionen Huxleys, der die 
wesentlichen Eigenschaften der Organismen in ihrer besonderen chemischen 
Konstitution, im Stoffwechsel und in der Fortpflanzung sieht. Ein syste- 
matisches Schema orientiert über die Beziehungen der biologischen Wissen- 
schaften zueinander, wobei Biologie als Lehre von allen lebenden Dingen 
so allgemein gefaßt ist, daß in diesem Schema auch Physologie und Sozi- 
ologie Platz finden, die aus Gründen der Konvention nicht allgemein zur 
Biologie gerechnet werden. Es folgen allgemeine morphologische, ana- 
tomische, histologische und physiologische Bemerkungen und Definitionen. 

Die folgenden 14 Kapitel behandeln konkrete Beispiele aus der 
Tier- und Pflanzenwelt in aller Ausführlichkeit. Als Repräsentant der 
gesamten Metazoen dient ein verhältmäßig einfach organisiertes Tier, der 
Regenwurm (Lumbricus terrestris). In 4 Kapiteln wird seine Morphologie 
und Anatomie, seine Fortpflanzung und Entwicklung, seine Histologie, 
seine Physiologie besprochen. Bei jedem Kapitel werden die biologisch 
wichtigen Gesichtspunkte hervorgehoben und vergleichende Ausblicke 
auf die entsprechenden Verhältnisse bei andern vielzelligen Tieren getan. 

Als Vertreter der vielzelligen Pflanzen wird uns der Adlerfarn 
(Pteris aquilina) vorgeführt, der in 3 Kapiteln abgehandelt wird: Allge- 
meines, Morphologie und mikroskopische Anatomie; Fortpflanzung und 
Entwicklung; Physiologie. 

Der Teil, in dem die mikroskopische Anatomie von Pferis beschrie- 
ben wird, ist bei weitem der schwächste des ganzen Buches. Es ist eine 
veraltete Nomenklatur gebraucht, die dazu noch an verschiedenen Stellen 
falsch angewendet ist. Es ist eine mühselige Arbeit, sich durch diesen 
Wirrwarr von Begriffsbestimmungen durchzufinden. Mehrere Definitionen 
von Geweben sind unrichtig. Bastfasern werden als plasmareiche Zellen 
mit dicken, weichen Wänden bezeichnet (S. 161). Tracheiden oder Leit- 
zellen werden Geleitzellen genannt, die ja eine völlig andere Bedeutung 
haben (S. 161). Der wesentliche, ja einzige Unterschied zwischen Tracheen 
(die nämlich Zellfusionen sind) und Tracheiden (einzelne, selbständig ge- 
bliebene Zellen) wird nicht erwähnt, während den Tracheiden ganz un- 
wesentliche, untypische Eigenschaften beigelegt werden. Auch die Sieb- 


250 Literatur. 


röhren sind nicht ganz richtig definiert. Niemand wird sich nach dem 
Studium dieses Buches eine klare und annähernd richtige Vorstellung von: 
den wirklichen Verhältnissen machen können. Schlimm ist folgender 
Passus: „Das Wasser fließt durch die Wände der Gefäße und Tracheiden 
und nicht etwa durch die mit Luft erfüllten Hohlräume.“ (S. 166). Dann 
ist allerdings das Bauprinzip des Gefäßsystems, das überall auf große, 
dünne Diffusionsflächen, Resorption von Zellwänden, reichliche Tüpfel- 
bildung, Bildung von Siebröhren usw. gerichtet ist, völlig unverständlich. 
Verständnislos steht man auch nach der langen Auseinandersetzung über 
Gefäßbündel folgendem Satz gegenüber: „Auf welche Weise der Material- 
transport vor sich geht, wissen wir noch nicht. Jedenfalls sind besondere 
(Organe, welche den Transport besorgen, beim Farn nicht vorhanden.“ 
S. 196). In dem Teil über Entwicklung vermißt man einen Vergleich 
zwischen den Fortpflanzungsorganen der Ärppfogamen und Phanerogamen, 
deren Homologie durchaus nicht so durchsichtig ist, daß sie sich dem 
Leser von selbst ergibt. Die Besprechung des Farnkrauts schließt mit 
einem Vergleich zwischen Lumbricus und Pferis als Tier- und Pflanzen- 
typen. Es werden die fundamentalen Übereinstimmungen, die sich in der 
substantiellen Gleichheit der Körpersubstanz, in der Entstehung des neuen 
Individuums und anderen biologischen Momenten dokumentieren, hervor- 
gehoben. Ebenso werden die wesentlichen Unterschiede, die sich namentlich 
bei der Nahrungsaufnahme und -verarbeitung in der konstruktiven Natur 
der Pflanze gegenüber der destruktiven Natur des Tieres zeigt, namhaft 
gemacht. 

Das sehr kurze 11. Kapitel gibt eine Definition für die einzelligen 
Organismen im allgemeinen. Von einzelligen Tieren werden die Amöbe 
und einige Infusorien in ihrer Morphologie, Fortpflanzung und Physiologie 
besprochen, von einzelligen Pilanzen Protococcus, Sacharomyces, 
Schyzomyceten (Bakterien). 

Auf Seite 262 hat sich noch ein Fehler eingeschlichen; als nächste 
Verwandte der Schyzomyceten müssen Schleimpilze (Myxomycetes), 
nicht Schimmelpilze (Myxomycetes) angegeben werden. 

Ein Anhang enthält „Winke für Arbeiten im Laboratorium und für 
Demonstrationen“ ; für jedes einzelne Kapitel werden praktische Anwei- 
sungen für Präparation und Untersuchung des betreffenden Materials 
gegeben. Helene v. Prondzynski. 


G. Ulmer. Unsere Wasserinsekten. Naturwissenschaftliche Bibliothek 
für Jugend und Volk. 199 Abb. 3 Tafeln. 165 Seiten. Leipzig: 
Quelle und Weger 1912. Preis 1,80 M. 


In sehr ansprechender Form werden wir über die Biologie der 
bekanntesten Wasserinsekten unterrichtet, und zwar werden die einzelnen 
Entwicklungsstadien der Tiere gleich ausführlich behandelt. Besonderen 
Wert legt der Verfasser auf die Darstellung der Beziehungen zwischen 
Lebensweise und Organisation. Eine für den Anfänger wohlgeeignete 
Anleitung zum Fangen und Sammeln der Wasserinsekten, ein Register, 
l.iteraturverzeichnis und nicht zuletzt eine große Zahl guter Abbildungen 
vervollständigen den Band, der deshalb jedem, der den heimischen Wasser- 
insekten Interesse entgegenbringt, empfohlen werden kann. 

E. Dobers 

In _derselbgn Sammlung erschien: 

E. G. R. Scholz. Bienen und Wespen. 80 Abb. 202 Seiten. 1913. 
Preis 1,80 M. 

Auch diesem Bande, betreffs dessen Ausstattung das obengesagte 

ebenfalls gilt, ist eine freundliche Aufnahme zu wünschen, füllt er doch 


Literatur. 251 


mit seiner Übersicht über die Biologie, speziell über die Brutpflege, der 
heimischen Bienen und Wespen eine Lücke in der Literatur aus. Sehr 
gute Dienste wird das Buch dem Sammler durch die tabellarische Über- 
sicht über die Lebensgewohnheiten von über 100 Bienen- und Wespenarten 
leisten. Leider aber besitzt dieser Band im Gegensatz zum erstbesprochenen 
einen Öffentlichen Mangel, durch den seine Brauchbarkeit für Viele herab- 
gesetzt wird. Der Verfasser bringt im Text fast ausschließlich deutsche 
Artnamen, so dal jeder, der die Tiere nicht genauer kennt, sich aber 
näher mit ihrem Studium befassen will, vor der wenig dankbaren Auf- 
gabe steht, zu Namen wie: „eingebogene Mauerbiene,“ „scharfbeißende 
Pelzbiene“ u. a. m. in systematischen Werken die entsprechenden wissen- 
schaftlichen Bezeichnungen aufzusuchen. Bei einem etwaigen Neudruck 
sollte das unbedingt geändert werden und, wie im Ulmer’schen Bande, 
der wissenschaftliche Artname neben dem deutschen in Klammern bei- 
gefügt werden. E=Doberz 


Janet, Charles. Organes sensitifs de la mandibule de l’Abeille 
(Apis mellifera L. 9) Extrait des Comptes rendus hebdo- 
madaires des S6ances de l’Acad&emie des Sciences. T. 151. 
S. 618. Seance du 3. Octobre 1910. 


Verfasser beschreibt bei Apis mellifera 7 ein bisher nicht nach- 
gewiesenes Sinnesorgan an der Mandibel, das er „senssillus a ombelle“ 
nennt. Er nimmt an, daß es ein Organ der chemischen Perzeption, speziell 
ein Geruchsorgan ist, welches er in Beziehung zur Wachsbereitung und 
Pollensammlung setzt. Die Beschreibung des Organs wird durch Figuren 
unterstützt. E- Dobers: 


Janet, Charles. Sur l’existence d’un organe chordotonal et d’une 
vesicule pulsatile antennaire chez l’Abeille et sur la 
morphologie de lat&te de cette espece. Extrait des Comptes 
rendus hebdomadaires des Stances de l’tcademie des Sciences. 
T. 152. S. 110. Seance du 3. janvier 1911. 

Janet weist unter anderem nach, daß auch Apis eine pulsierende, 
zwischen den Antennen liegende Blase besitzt, die die Antennen mit 
Blut versorgt, wie er sie bereits früher für Formica beschrieben hat. Im 
übrigen geht er auf verschiedene morphologische Einzelheiten im Bau 
des Bienenkopfes ein. E. Dobers. 


Dr. C. Wesenberg-Lund, Wohnungen und Gehäusebau der Süß= 
wasserinsekten. 

Der 9. Band der „Fortschritte der naturwissenschaftlichen Forschung“, 
herausgegeben von Prof. Dr. E. Abderhalden, umfaßt vier Arbeiten: Der 
gegenwärtige Stand der Seenforschung (Prof. Dr. W.Halbfaß, Jena), Die 
Taucherei (Priv.-Doz.Dr.R. Stigler, Wien), die Bedeutung der Thymusdrüse 
für den Organismus (Dr. med. A.C. Lampe, Halle) und, dem Entomologen 
besonders interessant, Wohnungen und Gehäusebau der Süßwasserinsekten 
(Dr. C. Wesenberg-—Lund, Hilleröd, Dänemark). Die Arbeit schließt 
sich in der Anordnung des Stoffes an die in Heft 8 veröffentliche Schrift 
„Von der Paarung und Eiablage der Süßwasserinsekten“ (s. Ref.d.B. p. 109) 
an und gibt eine umfassende Übersicht über die heutigen Kenntnisse auf 
diesem wichtigen Gebiet. 

Unter den Zphemeriden und Odonaten finden wir neben frei lebenden 
Larven solche, die im Boden Löcher und Höhlen graben, in denen sie 
auf Beute lauern, selten werden kompliziertere Gänge unter dem Wasser- 


1587 
1 
ID 


Literatur. 


spiegel angelegt (Palingenia longicauda, Polymytarcis virgo unter den, 
Ephemeriden, Epitheca bimacnlata, die australische Patalura eigantea unter 
den Odonaten). Die in Bryozoen oder Spongillen lebenden Larven 
von Sisyra und Climacia (Neuroptera) spinnen oberhalb des Wassers auf 
den Pflanzen ihre Puppenkokons. Nepa (Hemiptera) wühlt im losen 
Schlamm nahe am Ufer interimistisch bewohnte Löcher. Bei den Diptera 
bauen verschiedene 7/ipuliden Gänge im Schlamm oder Sand, ihre Puppen 
wandern in vertikalen Gängen, die Larven der C/uronomiden bauen sich 
Wohnungen, sie fressen entweder Höhlen und Gänge in Blättern, Bryozoen 
oder Spongillen, oder sie benutzen ihr Spinnsekret zum Bau des Ge- 
häuses. Das Sekret ist entweder ursprünglich klebrig, sodaß Fremdkörper 
daran haften, und erhärtet später, oder es quillt im Wasser zu einer Gal- 
lerte auf. Viele graben in Schlammablagerungen Gänge, die mit losem 
Gespinst bekleidet sind, zu ihnen gehören Bewohner der Tiefseeregionen, 
die für die geologische Beschaffenheit der Seen von Bedeutung sind. 
Auch Larven mit freibeweglichen Gehäusen kommen bei dieser Gruppe 
vor; in brausenden Gebirgswässern leben Simuliidae mit schildförmigen 
Puppengehäusen, in denen sich die Puppe vermittels abdominaler Haken 
festhält. 

Weitaus der größte Teil der Arbeit beschäftigt sich naturgemäß 
mit den Trichoptera. Im Anschluß an Klapälek werden die Larven 
eingeteilt in die pflanzenfressenden raupenförmigen, deren Gehäuse die 
Gestalt der bekannten Phryganeenköcher haben, die subraupenförmigen 
und die carnivoren campodeoiden, die selten Köcher herstellen. Mit Aus- 
nahme der frei herumwandernden Rhyacophila-Arten und zahlreicher 
subraupenförmiger Larven, die in hohen Stengelstücken leben, bildet die 
Grundlage stets ein an beiden Enden offenes Gespinstrohr, es ist 
transportabel oder bei den meisten campodeoiden Larven sedentär. Die 
raupen- und subraupenförmigen Larven haben in der Regel ein mit 
Fremdkörpern bekleidetes, die anderen mit vielen Ausnahmen ein unhe- 
kleidetes Gehäuse. Nach der Biologie der Larven können wir unter den 
transportabeln Köchern Bodenformen und Oberflächenformen unterscheiden; 
in denselben Genera finden sich allerdings Vertreter beider Gruppen, auch 
tritt häufig im individuellen Leben Übergang aus der einen in die andere 
ein. Das Variationsvermögen ist je nach dem gebotenen Material recht 
groß, doch gibt es auch zahlreiche Arten, die in Bauplan und Material 
an allen Lokalitäten übereinstimmen. Die Köcher der 7richopteren sind 
vorzügliche Obiekte, um die Anpassung an eine bestimmte Lebensweise 
zu demonstrieren, besonders die Bewohner der Bäche und Brandungs- 
zonen größerer Seen. Dieselbe Aufgabe wird von den Tieren in mannig- 
facher Weise gelöst: Durch die Wahl des Materials, schwerer Steinchen, 
Kies und dgl., durch die Stellung des Gehäuses, Erzeugung eines luft- 
verdünnten Raumes zwischen Kopf und der der Unterlage fest angepreb- 
ten Mündung des Rohres; oder der Bauinstinkt wird von der Lebensweise 
beeinflußt, indem das Tier Halme, Fichtennadeln und dgl. als Hemmungs- 
vorrichiung dem Gehäuse einfügt oder es abflacht. Die Körperform 
wird nicht wesentlich verändert, nur bei den sedentären Zepfoceriden 
bildet sich an Stelle der fehlenden Antennen das dritte Beinpaar zu 
Tastorganen aus. Die Bodenformen kleiner Teiche bauen fast immer 
eylindrische Köcher, trianguläre kommen mitunter bei Zimnophilus nigriceps 
und decipıens, immer bei Phacopteryx brevipennis vor, die Bedeutung 
dieser Bauweise ist noch nicht erklärt, ebenso wenig bei den Anabolien, 
deren Sandköcher stets zwischen 2 Halmen eingeklemmt ist. Die Ober- 
flächenformen verwenden stets lebende Pflanzen oder Pflanzenteile. Der 


Literatur. 253 


Verfasser, schildert die Bauweise von G/yphotaelius, der ie nach der 
Jahreszeit mit dem Material auch den Bauplan zu ändern gezwungen ist, 
und den spiraligen Bau von Phryganea grandis. Diese letzterwähnte 
Methode gewährleistet größte Beweglichkeit neben genügender Steifheit, 
sie kommt nur den sehr räuberischen Prryganiden und den schwimmenden 
Trianodes zu. Auch für die fossil lebenden campodeoiden Larven pildet 
das an beiden Seiten offene Seidenrohr den Grundtypus, es ist zwischen 
Steinen, Pflanzenteilen versteckt und entbehrt der Belegstücke. Das Rohr 
kann gangförmig verlängert sein, es können Seitenzweige auftreten, doch 
sind die Aussichten auf Beute in einem solchen gering. Die meisten 
Larven dieser Gruppe weben noch besondere Vorbauten, die im Dienst 
des Nahrungserwerbs stehen, oder trichter- bis trompetenförmige Netze, 
die vom fließenden Wasser aufgespannt wie ein Planktonnetz wirken. 
In brausenden Gebirgsbächen müssen die Bauten eine andere, festere 
Konstruktion aufweisen: Die schlangenförmigen Gänge werden durch 
Sandpartikel versteift oder in die weichen Kalksteine eingegraben; die 
Hydropsychiden bauen fest verankerte, mit Wasserpflanzen befestigte 
Fangnetze, von denen eine gesonderte, röhrenförmige Wohnung abgeht. 
Unmittelbar nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei bauen die Formen mit 
gallertartigem Laich aus der Gallerte die sogenannten Vorköcher, die oit 
später mit Fremdkörpern belegt werden; ihr Bau .und ihre Verbreitung 
sind noch nicht genügend studiert. Die Puppen liegen ohne Ausnahme 
in Kokons, die meisten Campodeoiden in allseitig geschlossenen Gehäusen, 
der Wasserwechsel findet durch Osmose statt; alle raupenförmigen und 
vermutlich die Netzspinner in Kokons, deren Öffnungen durch Siebmem- 
branen verlegt sind. Die Puppe ist mit Putzapparaten ausgestattet. 

Die Zepidoptera sind bei uns nur durch wenige Gattungen der 
- Pyralidae in den Tropen zahlreicher vertreten. Die Raupen leben minierend 
oder bauen Gehäuse aus abgebissenen Pflanzenteilen, die Gehäuse sind 
oft mit Luft gefüllt, ebenso die Puppengehäuse. Die Luft stammt aus 
den verletzten Pflanzenteilen oder aus der atmosphärischen Luft über dem 
Wasserspiegel, in vereinzelten Fällen vielleicht auch aus den Stigmen 
des Tieres. 

Die Süßwasser-Coleopteren besitzen wohl alle frei herumkriechende 
Larven, die Puppen der Dyrisciden und Fydrophiliden liegen in Erdhöhlen, 
nur Enochrus bicolor baut einen Puppenkokon aus Spirogyrafäden. Die 
Gyrinen verpuppen sich im Frühsommer in Kokons oberhalb des Wassers, 
die Donacien im lufterfüllten Kokon, der aus zweierlei Sekret hergestellt 
und an einer Pflanze befestigt wird. Ein oder zwei Löcher führen aus 
ihm in die Interzellularräume der Pflanze. Ähnliche, nur kleinere Gehäuse 
bauen mehrere der auf Wasserpflanzen lebenden Rüsselkäfer. 


M. Pauly. 


Entomologisches Jahrbuch. 22. Jahrgang. Kalender für alle Insekten- 
sammler auf das Jahr 1913. Herausgegeben von Dr. Oscar 
Krancher-Leipzig. Mit vielen Abbildungen und einem Inseraten- 
Anhange. Frankenstein uud Wagner 1913. Preis 1.60, in 
Partien billiger. 


Der vorliegende Band zeichnet sich wiederum durch eine Fülle 
von Artikeln aus, die, teils wissenschaftlichen, teils praktischen Inhalts, 
nanches Interessante und Lehrreiche bringen. Die monatlichen Anweisungen 
für Sammler von „Microlepidopteren“ bringen die Familien der Zlachistidae. 
Als Verfasser zeichnen Dr. Meixner und Dr. Meyer. Von weiteren 
Autoren seien C. Schenkling, M. Gillmer, F. Hoffmann, K. Mitter- 


254 Literatur. 


berger, K. W. v. Dalle Torre und Dr. P. Speiser genannt. Was 
C. Daehne in seinem Artikel „Coleopterologica 1911* über die Sucht, ° 
neue Namen zu geben, schreibt, kann man nur unterstreichen! Hervor- 
gehoben sei auch, daß möglichst für Berücksichtigung aller Insektenordnungen 
Sorge getragen ist, getreu dem Grundsatz: „wer vieles bringt, wird manchem 
Etwas bringen“. Zum Schluß orientiert Dr. Krancher über die „wich- 
tigen Erscheinungen auf dem entomologischen Büchermarkt“. 
Dasselbe für 1914. 


Das gleiche gilt von dem Jahrbuch für 1914. Die Sammelanweisungen 
werden fortgesetzt und behandeln die Familien der Gracilariidae, Lyonetii- 
dae und Nepticulidae. Der bewährte Stamm von Mitarbeitern tritt ebenfalls 
wieder auf den Plan. Niedlich zu lesen ist die Schilderung von Selma 
Heer: „Ausden 1.Sammeliahre einer Entomologenfrau“. Mehrhumoristisch 
fasse ich auch den Artikel von OÖ. Meißner-Potsdam auf, der wie im 
Voriahre über entomologische „Ereignisse“ bei Potsdam berichtet. Es ist 
oft erstaunlich, wie Nebensächliches er vorzubringen weiß. Gleich aus 
dem Anfang eine kleine Probe: „Am 27. II. sah ich den ersten Mistkäfer, 
am 28. II. und 1. Ill. tote Dyfiscus“. „Was den etwaigen Einfluß der 
Sonnenfinsternis vom 17. April auf die Insektenwelt betrifft, so konnte 
ich nur das negative Resultat konstatieren, daß während der Hauptphase 
keine Tagfalter flogen, wie vor und nachher!“ — Alles in Allem ist 
auch dieser Jahrgang der Anschaffung wert. 


Dr. W. Ramme. 


Karl Vorbrodt und I. Müller-Rutz. „Die Schmetterlinge der 
Schweiz.“ Bern 1911, Druck und Verlag von K. I. Wyss. 

Zur Besprechung liegt vor der erste Band, bestehend aus 6 Liefe- 
rungen zum Preise von je 2!/, Fr; ein stattlicher Band von LV Seiten 
Vorwort und Einleitung und 489 Seiten Text, in welchem die Rhopalocera, 
Sphingidae, Bombycidae, Noctuidae, Cymatophoridae und Bucphidae be- 
handelt werden. Beigegeben ist eine Karte der Schweiz mit Übersicht 
über die von den Verfassern aufgestellten ueun Faunengebiete, eine 
Tafel mit bildlicher Darstellung der von Professor Courvoisier-Basel auf- 
gestellten Bezeichnung von Zeichnungs-Abweichungen der Zycaeniden, ein 
Nachtrag zum 1. Band, ein Verzeichnis der Familien und Gattungen und 
ein Verzeichnis der Arten und Formen. 


Der erste Band stammt ganz aus der Feder Vorbrodt’s, der auch 
im zu erwartenden zweiten Teil den Rest der sog. Großschmetterlinge 
bearbeiten wird, während Müller-Rutz die Bearbeitung der Kleinschmetter- 
linge übernommen hat. 


Die Arbeit soll nach dem Vorwort eine bloß faunistische sein, 
daneben aber auch „durch einheitliche Zusammenfassung des seit vielen 
Jahren und durch Hunderte von fleißigen Sammlern aufgebrachten Materials 
Bausteine zusammentragen zu einem von der Zukunft erhofften 
lIdealwerke über die schweizerische Schmetterlingsfauna“. Als solches 
Ideal schwebt dem Verfasser vor „eine vollständige Naturgeschichte der 
schweizerischen Schmetterlinge, in der alle für die Schweiz nachgewiesenen 
Arten und Formen beschrieben, unter Beigabe der nötigen geographischen 
und entwicklungsgeschichtlichen Daten in ihren verschiedenen Ständen 
biologisch erschöpfend behandelt und künstlerisch abgebildet wären“. 

Es ist in diesem zweiten Motive für das Werk begründet, wenn 
die Arbeit den Umfang, den wir sonst bei faunistischen Arbeiten finden, 
recht erheblich übersteigt. Die dadurch ermöglichte Ausführlichkeit in 


Literatur. 955 


der Besprechung der in der Schweiz vorkommenden Arten und Formen 
mit zahlreichen Fundortangaben und biologischen Daten sowie mit Be- 
zugnahme auf die Literatur wird dem Buche viele Freunde werben. 

Auf den reichhaltigen Inhalt im einzelnen einzugehen, kann natürlich 
hier nicht in Frage kommen. Doch so viel mag gesagt sein, daß ich 
das Buch im Sommer 1913 während eines mehrwöchigen Aufenthaltes 
im Oberengadin praktisch erprobt und es dabei als einen{durchaus 
zuverlässigen entomologischen Führer und Berater befunden habe. 

Ich kann daher allen in die Alpen reisenden Entomologen die An- 
schaffung des Buches aufrichtig empfehlen. Hoffentlich setzen uns Autor 
und Verlag recht bald in stand, über den zweiten Teil des Werkes, 
insbesondere über den die Spanner behandelnden Abschnitt, dessen 
baldiges Erscheinen vielen Wünschen entgegenkommen dürfte, ebenso 
Günstiges berichten zu können. 

Dabei möchte ich den Autoren empfehlen, doch auch das Publika- 
tionsorgan, für welches ich dies schreibe, die Berliner Entomologische 
Zeitschrift (Jahrgänge 1856—1913, 58 Bände), die ich in seinem Literatur- 
nachweis S. XLVII-LV vergeblich gesucht habe, nicht außer Acht zu lassen. 
Sie werden namentlich aus den Sitzungsberichten manches brauchbare 
entnehmen können. R. Heinrich. 


L. Lindinger. Die Schildläuse (Coccidae) Europas, Nordafrikas 
und Vorderasiens einschließlich der Azoren, der Kanaren und 
Madeiras. Mit Anleitung zum Sammeln, Bestimmen und Auf- 
bewahren. Stuttgard E. Ulmer 1912. 

Nach einem klaren allgemeinen Teil, in dem unterstützt durch 
vortreffliche Photogramme das allgemein Interessierende und Wissenswerte 
über Schildläuse mitgeteilt wird, bringt der besondere Teil eine Bestim- 
mungstabelle des im Gebiet lebenden Schildlausarten nach den Nährpflanzen 
und nach äußeren Merkmalen mit kurzer Angabe der wichtigsten mikros- 
kopischen Kennzeichen. Von ihrer praktischen Brauchbarkeit haben wir 
uns durch Stichproben überzeugt. Ein abschließender Teil gibt eine 
Aufzählung der gallbildenden Cocciden, Faunenlisten, Literatur über Schild- 
läuse etc. Auch die Ausstattung des ganz vorzüglichen Werkes, das eine 
empfindliche Lücke in der entomologischen Literatur ausfüllt, ist mustergültig. 

PSSchulze 


Hans Wagner, Taschenbuch der Schmetterlinge und Taschenbuch 
der Raupen mitteleuropäischer Großschmetterlinge. J.F. 
Schreiber’s Verlag, Esslingen und München. 1913, Cart. ie 2.50. 


In kurzen, treffenden Worten gibt der Verfasser an Hand von zahl- 
reichen, naturgetreuen Abbildungen Anfängern gute Anleitungen zum 
Aufsuchen von Schmetterlingen und ihrer Raupen, selbst fortgeschrittene 
Sammler erhalten noch mancherlei Anregungen. Gediegener Inhalt und 
wohlfeiler Preis machen beide Bücher empfehlenswert. 

Bei Neuauflage würde es nützlich sein, die Flugzeiten der Schmet- 


terlinge nicht — wie vielfach geschehen — mit Sommer, Herbst usw. 
anzugeben, sondern mit dem betreffenden Monaten; gerade der Anfänger 
bedarf dieser Angaben. Hannemann. 


Dr. Paul Kammerer, Wien: Bestimmung und Vererbung des 
Geschlechts bei Pflanze, Tier und Mensch. 1913. 1 Mk. 
Kammerer hat mit seinem im Verlage von Theod. Thomas, Leipzig, 

erschienenen schön ausgestattetem Buch eine Lücke in der populären 

naturwissenschaftlichen Literatur ausgefüllt. Das Buch ist populär im 


256 Literatur. 


besten Sinne, denn es vermittelt gediegene wissenschaftliche Kenntnisse 
auf eine Art, die es jedem gebildeten Laien ermöglicht, auch ohne besondere 
Vorkenntnisse sich über den. jetzigen Stand der Sexualitätsforschung zu 
orientieren. 
In vier Kapiteln wird ein umfangreiches Material vor uns ausgebreitet: 
1. Geschlechtsentstehung 
2. Geschlechtsverteilung 
3. Geschlechtsvererbung 
4. Geschlechtsbestimmung 


und in obiektiver Weise läßt der Verfasser jede Meinung zu Worte kommen, 
Leider verbietet es der zur Verfügung stehende knappe Raum 
näher auf den Inhalt der einzelnen Kapitel eingehen zu können. Nach 
der Ansicht des Verfassers ist „die vom Publikum stets so begierig auf- 
geworfene Frage „Knabe oder Mädchen“ für den Menschen einstweilen 
noch ungelöst, so wahrscheinlich sie in nächster Zeit gelöst werden 
wird“. Der Entomologe kommt bei der Lektüre des Buches insofern 
besonders auf seine Kosten, als grade die Insekten für das Studium 
mancher Fragen ein ergiebiges Material geliefert haben. Außerdem dürfte 
es dem Züchter in hohem Grade interessieren, welche Faktoren zu be- 
rücksichtigen sind bei Versuchen durch künstliche Eingriffe aus einem 
Gelege nur oder in der Mehrheit männliche oder weibliche Tiere zu ziehen 
und vielleicht kann mancher durch eigene Beobachtungen selbst zur 
Klärung der Frage beitragen. A. Heinze. 


Fabre, J. H. Bilder aus der Insektenwelt. Autor. Übersetzung aus 
„Souvenirs entomologiques“ „Moeurs desInsektes“ und „La vie des’ 
Insektes“. Dritte Reihe. Mit zahlr. Abb. (104 S.) gr. 8% 1913 
Kart. M. 2—. Stuttgart, Kosmos (Frank’sche Verlagsbuchhandlung). 


In geschickter Auswahl aus den oben angeführten Werken gibt das 
Bändchen einige der hervorragenden Studien Fabres über die Lebensgewohn- 
heiten verschiedener Arthhropoden, wie der Spinnentiere, Hautflügler, Käfer 
und Schmetterlinge. Cicaden etc. werden behandelt. Zunächst beschäftigt 
er sich in seiner bekannten meisterhaften Weise mit Geotrupes mufator 
und Ceratophyus Typhoeus, dann mit den Schicksalen des Nußbohrers 
(Balaninus nucum), desKiefernprocessionsspinners, von Scorpionen, Cicaden, 
Mauerbienen etc. Jedes der einzelnen Kapitel ist ein Kabinettstück sorg- 
fältigster und gewissenhaftester Beobachtung und meisterhaftester Darstellung. 
Das Werkchen kann jedem, der sich für Insekten interessiert und genau 
wissen möchte, wie er durch Beobachtung ihrer Lebensgewohnheiten der 
Wissenschaft einen Dienst erweisen kann, auf das Wärmste empfohlen 
werden. W. Haß. 


Sosnosky, Th. von, Exotische Falterpracht. 56 Exotische Schmet- 
terlinge nach der Natur farbig auf 6 Tafeln und mit erläuternden 

Text. Preis M. 3.—. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig. 
Das vorliegende Heft enthält auf 6 Tafeln nach ästhetischen Prin- 
zipien zusammengestellte, ganz hervorragend gelungene Reproduktionen 
exotischer Schmetterlinge und zwar verschiedener Familien, überwiegend 
Tagfalter. Auf dem Deckblatt der Tafeln ist der wissenschaftliche Name 
und die Heimat der Tiere angegeben. Bei dem billigen Preis von 3 Mk. 
kann das Heft jedem Insektenliebhaber empfohlen werden, auch ist es 
vorzüglich geeignet, der Schmetterlingskunde neue Freunde zuzuführen. 

P. Schirlze, 


Auszug aus den Satzungen 
des Berliner Entomologischen Vereins, E. V. 


Der Berliner Entomologische Verein hat den Zweck, die Kenntnis der 
Entomologie zu fördern. 

Diesen Zweck sucht er zu erreichen: a) durch regelmäßige Zusammenkünfte 
der Mitglieder, in welchen eigene und fremde Beobachtungen und Arbeiten mit- 
geteilt und besprochen werden, auch durch gemeinsame entomologische Ausflüge; 
b) durch Unterhaltung einer Bücherei der entomologischen Fachschriften; c) durch 
Herausgabe einer entomologischen Zeitschrift. 

Aufnahme Berliner Mitglieder (Wohnsitz Berlin oder Umgebung) erfolgt nach 
einmaliger Teilnahme an einer’ ordentlichen Versammlung in den Monatssitzungen. 
Bei Auswärtigen, welche dem Verein beitreten wollen, wird von dem Besuch 
einer Versammlung abgesehen. 

Der Mitgliedsbeitrag beträgt 10 Mk. jährlich. Lebenslängliche Mitgliedschaft 
wird durch einmaligen Beitrag von 150 Mk. erworben. Für das künstlerische 
Aufnahmediplom werden 3 Mk. erhoben. 

Die umfangreiche Bibliothek des Vereins befindet sich unter der Verwaltung 
des Herrn L. Quedenfeld, Gr.-Lichterfelde, Ringstr. 54. 


Für die Mitarbeit! 

Die Herren Mitarbeiter erhalten von den Abhandlungen 30 Sonder- 
abzüge, besonders broschiert, unentgeltlich. Es wird höflichst gebeten, in 
den Beiträgen in nomenklatorischer Hinsicht die „Internationalen Regeln der 
Zoologischen Nomenklatur‘‘, Paris-Berlin 1905, deren unbedingte Befolgung 
Grundsatz der Scehriftleitung ist, als Richtschnur anzunehmen. 


Vereinslokal: 
Berlin SW., Königgrätzer Straße 111, Königgrätzer Garten. 
Sitzungen: Donnerstag Abend 8!/, Uhr. Gäste willkommen. 


Das Verzeichnis der Bücher vom Jahre 1884, nebst Nachtrag von 1902 
und Bedingungen zur Benutzung der Bücherei, zusammen 85 Druckseiten, ist 
gegen Einsendung von 55 Pf. von dem Kassierer (siehe 2. Seite des Umschlages) 
zu beziehen. 


Ältere Jahrgänge der Berliner Entomol. Zeitschrift, von 1857 an, werden 
den Mitgliedern zu besonders ermäßigten Preisen überlassen. 


Von den auf Seite 3 des Umschlages der Zeitschrift Jahrg. 1902 und 1908 
verzeichneten, verkäuflichen Separaten etc. ist noch ein Vorrat vorhanden; 
ferner ist abzugeben: 


Schulz, W. A., Ein Beitrag zur Kenntnis der papuanischen Hymenopteren- M 

Fauna. 30 Seiten mit 2 Abbildungen : Rus: 
— — Alte Hymenopteren. 30 Seiten mit 10 Textfiguren . 

Stichel H., Ein Beitrag zur nordischen Schmetterlingsfauna und an- 
knüpfende Bemerkungen. 64 Seiten und I Tafel Schwarzdruck 3,— 

Thieme, Prof. Dr. Otto, Monographische Bearbeitung der Gattungen Lasio- 
phila Feider, Daedalma Hew Catargynnis Röber, Oxeoschistus 
Butl., Pronophila Westw., Corades Doubl. Hew. (Lepidoptera, 
Rhopalocera, Satyridae). Mit Begründung neuer Gattungen und 
einer Anzahl Neubeschreibungen, 134 S. u. 3 Tafeln Schwarz- 


Bruck, ..... 6,50 
— __.  Familiae Lemoniidarum supplementa cum notis, 16 Seiten und 
1 Tafel in Schwarzdruck . . 1,50 


Dziurzynski, Clemens, Die paläarktischen® Arten der Gattung Zy- 
gaena F. 60 Seiten nebst I Textdruck- und 2 Buntdruck-Tafeln. 5.— 
Grünberg, Dr. K., Neue afrikanische Heteroceren. 12 Seiten und 6 


Textfiguren Er el 
Speiser, Dr. P., Dipteren aus Deutschlands afrikanischen Kolonien. 22 
Seiten und 8 Textfiguren. . . 1:25 
Fest-Sitzung des Berliner Entomologischen Vereins aus Anlaß des 50jähr. 
Jubiläums am 9. Oktober 1906. 9 Seiten . . . REF. 
Lindinger, Leonhard, Nomenklaturbetrachtungen. 13 Seen 4. . —,5d 
Kolbe, Prof. H., Mitteilungen über die Fauna der Coleopteren in den 
Landschaften südlich von Tschadsee. 12 Seiten . —,50 


Linstow. Dr. v.. Zur Systematik der Macrolepidopteren. 10 Seiten mit 


2 


EB 


R. Friedländer & Sohn in Berlin N.W. 6. 


In unserm Verlage ist soeben erschienen: 


Lebensgewohnheiten und Instinkte der 


Insekten 
bis zum Erwachen der sozialen Instinkte 


geschildert von 


O0. M. Reuter 7 


Professor in Helsingfors. 
Vom Verfasser revidierte Übersetzung nach dem schwedischen 
Manuskript 
besorgt von 


A. und M. Buch 
XVI und 448 Seiten in Lex. 8° mit 84 Abbildungen. 
Preis broschiert 16 Mark, 
in Ganzleinen geb. Mk. 17,20, in eleg. Halbfranz gebd. Mk. 18,50. 


Inhaltsübersicht: 

Einleitung. 1. Kap. Tätigkeit und Ruhe. Lebensdauer. 2. Kap. 
Nahrungsinstinkt: Plastizität desselben. 3. Kap. Nahrungsinstinkt: Omnivore 
und herbivore Insekten. 4. Kap. Nahrungsinstinkt: Karnivore Insekten. 
5. Kap. Nahrungsinstinkt: Parasitismus. 6. Kap. Nahrungsinstinkt: Kommen- 
salismus, Mutualismus. 7. Kap. Die Kunst des Essens. Schutz gegen 
Mitkonsumenten. 8. Kap. Wanderinstinkte im Dienste der Nahrung. ®. Kap. 
Schutz gegen ungünstige Naturverhältnisse. Reinlichkeitsinstinkt. 10. Kap. 
Schutz gegen Feinde. Passive Schutzmittel. 11. Kap. Schutz gegen Feinde. 
Aktive Schutz- und Verteidigungsmittel. 12. Kap. Metamorphoseninstinkte. 
13. Kap. Paarungsinstinkte. 14. Kap. Eierleginstinkte. 15. Kap. Bestimmung 
des Geschlechts heim Eierlegen. 16. Kap. Pflege der Eier und Larven. 
17. Kap. Vorsorge für die Nahrung der Larven. 18. Kap. Nestbau der 
Raubwespen. 19. Kap. Nestbau der solitären Faltenwespen. 20. Kap. Nest- 
bau der solitären Bienen. 21. Kap. Nahrungsversorgung der Nester bei 
den Raubwespen und solıtären Bienen. 22. Kap. Einsammeln von Nektar 
und Blütenstaub bei Wespen und Bienen. 23. Kap. Schmarotzende Akuleaten 
24. Kap. Ausbrüten der Akuleaten. 25. Kap. Geselligkeit bei nicht sozialen 
Arten. 26. Kap. Aufdämmern der sozialen Instinkte. 

Literaturverzeichnis (1465 Zitate) und genaues Sachregister (15 Seiten). 


OÖ. M. Reuter, der bekannte finnische Gelehrte und Entomologe, 
hat es unternommen, ein vollständiges Bild dessen zu geben, was wir 
gegenwärtig über die Lebensgewohnheiten der Insekten und ihre Ent- 
wicklungsgeschichte wissen, und zu diesem Zwecke die in zahllosen 
Werken und Zeitschriften aller Kultursprachen enthaltenen Beobachtungen 
gesammelt und sie in leicht verständlicher Form in einem Buche 
niedergelegt, daß dem Leser von selbst die Entwicklung der komplizierten 
Instinkte aus dem einfachen einleuchten muß. 

Dem zoologischen Fachmann und allen, die Interesse für das 
Seelenleben und die Lebensgewohnheiten der Insekten haben, wird das 
Buche sehr wertvoll sein, und auch wegen seiner Fülle der außerordent- 
lich fesselnden Einzeltatsachen auch alle gebildeten Leser des 
großen Publikums gewinnen. 


Rh. Friedländer & Sohn, Berlin NW. 6, Karlsir. I. 


Wilhelm Hundt, Berlin Cz, Neue Friedrichstr, 47. 


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