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BEN
Buͤffons
Tilurgeſchichtt
der Vögel.
Aus dem Franzoͤſiſchen
mit Anmerkungen und Zusätze.
Fuͤnfter Theil.
Mit aı guädigſtem Privilegio.
Leipzig,
bey Johann Samuel Heinſius, 1781.
äZ)ZU²—ꝛ—U—U— — — —
[IE A
* een
.
Vor Eb bericht des Grafen von Buffon.
Se arbeitete bereits über dem ſechzehnten Bande der Ausgabe in Quart
von meiner Naturgeſchichte, als eine ſchwere und langwierige Krank⸗
heit, ‚seyn nahe zwey Jahr lang, meine Arbeiten unterbrach. Dieſe
Verkürzung meines ohnedem ſchon bejahrten Lebens mußte auch
nothwendiger Weile mein Werk abkuͤrzen; denn ich hatte in den beyden mir
verloren gegangenen Jahren zwey bis drey Baͤnde von der Geſchichte der
Vögel herausgeben konnen, ohne dabey meine Arbeit in der Geſchichte der
Mineralien, womit ich mich ſeit vielen Jahren beſchaͤftige, aufzugeben. Ge⸗
zwungen, einen von dieſen deyden Gegenſtaͤnden zu wählen, zog ich den letz⸗
tern dem erſtern vor, weil ich, der dabey obwaltenden Schwierigkeiten unge⸗
achtet, lieber damit umgehe, und weil er der ſchoͤnen Entdeckungen und der
großen Ausfichten wegen, die er uns darbietet, mehr nach meinem Geſchmack
iſt. Damit ich eber den billigen Forderungen des Publikums in Anſehung
meiner Voͤgelgeſchichte eine Genüge leiſten möge, ſo habe ich den Herrn
Gueneau de Montbeillard, einen meiner beſten Freunde, den ich als den.
jenigen Mann anſehe, deſſen Beobachtungsgeiſt, Beurtheilungskraft
und Schreibart am meiſten mit der meinigen übereinſtünmt, erſucht, die
Muͤhe uͤber ſich zu nehmen, und die Beſe chreibung der meiſten Voͤgel zu ent⸗
werfen. Zu dieſem Behufe habe ich alle meine Sammlungen, was No:
menkiatur, Auszuͤge, Beobachtungen und den Briefwechſel betrifft, dieſem Ge⸗
lehrten eingehaͤndiget, mir aber bloß einige allgemeine Betrachtungen und eine
geringe Anzahl beſonderee ſheils angefangener, theils ſchon vollendeter Aufſaͤtze
vorbehalten. Es hat auch derſelbe von meinen ohne Ordnung zuſammengetra⸗
genen Materialien einen guten und geſchwinden Gebrauch gemacht, welcher
das ſeinen Talenten gegebene Lob rechtfertiget. Denn da er wuͤnſchte, daß
das Publikum, ohne 1550 Namen z wiſſen, uͤber ſeine Arbeiten urthei⸗
len ſollte, jo ließ er alle von ihm verfertigte Auffaͤtze, von dem Straus an
bis zur Wachtel, unter meinem Namen abdrucken. Es ſchien auch gar
nickt, als ob Jemand irgend eine Veraͤnderung in der Schreibart gewahr
2 gewor⸗
5
!
(2
Vorbericht des Grafen von Buͤffon.
worden waͤre; ja es finden ſich unter den Ausarbeitungen von ſeiner Hand
Aufſaͤtze, wie zum Beyſpiel der Artickel vom Pfau, welche ſowohl von dem
Publikum als auch von den ſtrengſten Kritikern den lebhafteſten Beyfall er⸗
halten haben. In dem zweyten Bande der Ausgabe in Quart von der
Geſchichte der Voͤgel iſt weiter nichts als die Abhandlung von der Taube,
der Ringeltaube und der Turteltaube von meiner Hand; alles übrige, eis
nige Seiten von der Geſchichte des Hahns ausgenommen, habe ich dem
Fleiße und der Geſchicklichkeit des Herrn Montbeillards zu danken.
Nach dieſer ſo gerechten als nothwendigen Erklaͤrung muß ich noch erinnern,
daß in der Folge der Voͤgelgeſchichte ſowohl, als auch vielleicht in der Geſchichte
der Pflanzen, in welcher ich auch bereits vorgearbeitet habe, jeder von uns,
ſowohl Herr Montbeillard als ich, feinen Namen unter die von ihm ver⸗
fertigte Abhandlung ſetzen wird, fo wie es von mir und dem Herrn Dau⸗
benton in der Geſchichte der vierfuͤßigen Thiere ehedem geſchehen iſt. Man
koͤmmt mit ſolchen Gehuͤlfen ohnſtreitig weiter; allein das Feld der Natur
iſt von einem ſo großen Umfange, daß es ſich nach jedem gethanen Schritte
immer mehr zu erweitern ſcheint, und das Leben eines, zweyer oder dreyer
Menſchen iſt in Vergleichung mit dieſem unermeßlichen Umfange fo kurz,
daß man einſehen muß, wie man in ſo kurzer Zeit unmöglich weiter kom⸗
men koͤnne.
Ueberdieſes bin ich fo glücklich) geweſen, daß der Ritter James Bruce de
Kinnaird, der von ſeiner Reiſe aus Nubien und dem innern Abyſſinien
zuruͤckkam, und ſich einige Tage bey mir aufhielt, verſchiedenes von den
auf feiner fo beſchwerlichen als gefährlichen Reiſe gemachten Beobachtun⸗
gen mir auf eine freywillige und edle Art mitgetheilt hat. Ich wurde in
die groͤßte Verwunderung geſetzt, da ich die unzaͤhlige Menge der von ihm ſelbſt
verfertigten und ausgemalten Zeichnungen durchſahe; er hat die Thiere,
Voͤgel, Fiſche, Pflanzen, Gebaͤude, Monumente, Kleidertrachten, Waf⸗
fen u. ſ. w. verſchiedener Voͤlker, mit einem Worte, alle unſerer Kenntniß
wuͤrdigen Gegenſtaͤnde vortreff ich beſchrieben und abgebildet: nichts ſcheint
feiner Aufmerkſamkeit entgangen zu ſeyn, und feine Talente haben ſich alles
eigen gemacht. Ich wuͤnſche nur dieſes koſtbare Werk bald genießen zu
koͤnnen, fuͤr deſſen Bekanntmachung die engliſche Regierung ohnſtreitig ſor⸗
gen wird. Dieſe wuͤrdige Nation, die in Entdeckungen andern Voͤlkern
2
Vorbericht des Grafen von Buͤffon.
fo ſehr zuborkoͤmmt, kann ihre Ehre durch die Mittheilung der Bemerkun⸗
gen dieſes vortrefflichen Reiſenden noch weiter ausbreiten, eines Mannes,
der nicht bloß bey einer richtigen Beſchreibung der Natur ſtehen geblieben
iſt, ſondern auch ſehr wichtige Beobachtungen über den Anbau verſchie⸗
dener Getraidearten, Über die Befchiffung des rothen Meeres, uͤber den
Lauf des Nils, von ſeiner Muͤndung bis zuruͤck an ſeine Quellen, welche
er zuerſt entdeckt hat, und uͤber verſchiedene andere Gegenſtaͤnde der Geo:
graphie und Dinge, welche auf die Handlung und den Ackerbau einen groß
ſen Einfluß haben koͤnnen, geliefert hat. Leider ſind dieſe letztgenannten
großen Kuͤnſte bey uns noch wenig bekannt, und noch wenig ausgebildet,
ohnerachtet von ihnen das Uebergewicht einer Nation fuͤr der andern abhaͤngt,
und beſtaͤndig abhängen wird ).
*) Wir würden von der in den vorherge⸗
henden Baͤnden getroffenen Einrichtung die⸗
ſer Ueberſetzung, welche vor uns Herr D.
Oehme beſorgt hat, nicht abgegangen ſeyn,
wenn nicht beynahe die Haͤlfte des ſechſten
Bandes der franzoͤſiſchen Ausgabe in Duo⸗
dez mit einem langen Regiſter über alle vor⸗
hergehenden Theile der Voͤgelgeſchichte er⸗
füllt wäre; welches unſere Leſer ganz fug⸗
lich entbehren koͤnnen, weil jeder Band die:
ſer Ueberſetzung bereits mit ſeinem eigenen Re⸗
giſter verſehen iſt. Wir entſchloſſen uns da⸗
her, einen Theil des ſechſten Bandes der er⸗
wähnten franzoͤſiſchen Ausgabe dieſem un⸗
ſerm fünften Bande einzuverleiben, und die
Geſchichte der Amſeln, einiger zu der Gra⸗
cula des Linne“ gehörige Arten und des Sei⸗
denſchwanzes hier mit einzurücken, zu⸗
mal da alle die bis dahin gehenden Beſchrei⸗
bungen den Herrn Gueneau de Mont⸗
beillard zum Verfaſſer haben, auch die
Aehnlichkeit der Droſſeln und Amſeln ſo
groß iſt, daß ſie ſich nicht wohl von einan⸗
der trennen laſſen. Der naͤchſt folgende
Band wird alſo mit der Geſchichte des
Kernbeiſſers anfangen, und das Rückſtaͤn⸗
dige von dem ſechſten und den ganzen
ſiebenten Band der frauzoͤſiſchen Duodez⸗
ausgabe enthalten.
f f Der Ueberſetzer,
3 Verzeich⸗
| Verzeichniß
der in dem fünften Bande beſchriebenen Voͤgel.
g Das Rabengeſchlecht.
Die Steinkrabe Taf. 1. nach Buͤffen ©. 3
Der gehaͤubte Coracias oder der Eremit 8
Der Rabe Taf. 2. nach Buͤſſon 11
Der indigniſche Rabe des Vontius, 30
Die Kraͤhen.
Die ſchwarze Kraͤhe Taf. 3. nach Buͤffon 34
Die Saarkraͤhe Taf 4 nach §riſch 41
Die Nebelkraͤhe Taf. 5. Jig. 1. nach Buͤffon 45
remde mit den Kraͤhen verwandte
N Vögel. 3
1) Die ſenegalliſche Krahe
2) Die jamaikaniſche Kraͤhe
Das Dohlengeſchlecht.
50
50
Die graue Dohle Taf. 6. F. 1 nach Buͤffon 5
* Die daupiſche Dohle 5
Die Bergdohle Taf. 6. Fig. 2. nach Buͤffon 57
Sremde mit den Dohlen verwandte
\ Dögel. ,
1) Die Bartdohle 50
2) Die kahle Dohle 60
3) Die neuguineiſche Dehle 60
4) Der neuguineiſche Choucari 61
5 Der kayenniſche Kahlhals 62
6) Der philippiniſche Baltcaſſio 63
e.
Die Aelſter Taf. 5. ig 2. nach Buffon 64
Sremde mit der lelſter verwandte
Vögel.
1) Die ſenegallicche Aelſter 72
2) Die jamatkanſſche Aelſter 73
3) Die antiliſche Aelſter 75
4) Der Hocſſang 78
5) Die Vardiole 78
6) Der Dane 79
= 7) Die dauriſche Aelſter 8⁰
Der Nußheher Taf. 7. nach Sriſch 80
Fremde mit dem Nußheher verwandte
Vögel.
) Der thineſiſche rothſchnaͤblichteRußheher 8
1) Der abyſſiniſche Birkheher
2) Der perupianiſche Nußheher
8 87
3) Del braune kanadiſche Nußheher 88
4, Der fibiriſche Nußheher 39
5) Der weißgehaͤubte kayenniſcheRußheher go
6) Der gelbbauchigte kayenniſcheg ußheher gi
7) Der blaue nordamerikaniſche Nuß beher 92
Der Tanneuheher oder Nußbrecher Taf. 8.
Fig. 2. nach Sriſch
18. 8 ' 3
Die Birfheber (Les Rolliers) 9
Der chineſiſche Heher g 99
Der kayenniſche Heher 100
Die Mandelkraͤhe Taf. 8. J 2. nach Sriſch 101
Fremde mit der Mandelkraͤhe ver⸗
wandte Dögel.
107
2) Der Birkheher von Angola und der Cult,
oder der Birkheher von Mindanao 168
3) Der indianiſche Birkheher 110
4) Der madagaskgariſche Birkheher Taf. 9.
nach Buͤffon 111
5) Der mexikaniſche Birkheher 111
6) Der dem Paradiesvogel ahnliche Birke
heher 1 112
= 7) Die aͤthiopiſche Doble 113
* 8) Der gelehrige Birkheher (Coracias do-
cilis, Cmoelin.) 113
Die Paradiesvogel. 5
1) Der große Paradiesvogel Taf. 10. nach
Buͤffon 114
2) Der kleine Paradiesvogel oder der Koͤnig
der Paradies voͤgel Taf. f. nach Buͤffon
7 e — * * 122
5) = prachtige neuguineiſche Paradies vo⸗
15 15 EA
4) Der ſchwarze Paradiesvogel mit violet⸗
8 Kehle
5) Der Paradiesvogel mit ſechs Fäden
6) Der ſtahlfaͤrbige Paradiesvogel
Der Ochſenhacker
Buͤffon
1
127
12
Taf. 12. Fig. . nach
130
Der
Verzeichniß der im V. Bande beſchriebenen Vögel,
Der Staar Taf 12. Fig. 2 nach Buͤſfen 132
Sremde Voͤgel, die mit dem Stsar in
Verwandſchaft ſtehen.
1) Der kapſche Staar, oder der Aelſterſtaar
— 142
2) Der luiſianiſche Staar 144
3) Der Telcana 145
2 Der Cacaſtol 10
5) Der Pimalot 147
6) Der mageflaniſche Staar, ober der Staar
mit dem weiſſen Streifen 147
Die Troupialen.
Die Troupiale Taf. 13. nach e 152
Der Acolchi des Seba 154
Der Begenſchwanz 154
Der Japacaui 155
Der Kochitol und Coſtstol 157
Der Tokolin 158
Der Acolchichi oder Commenthur 159
Die ſchwarze Troupiale 163
Die kleine ſchwarze Troupiale 154
Die Troupiale mit ſchwarzem Scheitel 164
Die gefleckte kayenniſche Zroupiale
165
Die olivenfaͤrbige kayenniſche Troupiale
166
„Die rothe Troupiale von Antigua 162
*Die gelde Troupiale von Antigua 162
Der Capmpre 168
Der Pfeifer 170
Der Baltimore 171
Der unächte Baltimore 172
Der Japu 173
Der Jupuba 175
Der grüne kayenniſche Caſſique 176
Der gehaͤubte kayenniſche Caſſique oder Ci.
tronenvogel
Der luiſianiſche Caſſique
Die Piſanadroſſel 1
Der kleine kayenniſche gelbe Carouge 181
Der gelbkoͤpfigte Carouge N 183
let Ipnißbe olnenfarünp enge 184
Der Kink 185
Der Pyrol oder Widewall Taf 14. nach 9799
Abaͤnderun en des Pyrols.
1) Der Culavan 5 5
192
2) Der chineſiſche Pyrol 16
3) Der indianiſche Pyrol 194
Der geſtreifte Pyrol 194
Die einſame Amſel
Die Droſſeln
Die Weißdroſſel Taf. 15. Fig. 1. nach sche
Sremde mit der Weißdroſſel er
wandte Dögel.
1) Die guianiſche Droſſel 210
2) Die kleine amerikaniſche Droſſel 211
Die Bruchdroſſel Taf. 16. nach Büffon 213
Die Miſteldroſſel oder Schnaͤrre Taf. 85
Fig. 1. nach Sriſch 215
Der Ziemer oder Krammets vogel Taf. ex
Fig. 2. nach Sriſch
Sremde mit dem 3 Ziemer e
„Boge
1) Der kayenniſche Ziemer 224
2) Der kanadiſche Ziemer 225
Die Rothdroſſel Taf. 15: Fig. 2. nach Seife
Sremde Dögel, die mit den Droſſeln Erg
Amſeln in Verwandſchaft ſtehen. f
1) Die kurzbeinigte Droſſel aus der 2 ea
2) Der Tilly, oder die aſchfaͤrbige enen
niſche Droſſel
3) Die kleine philippiniſche Droſſel 35
2) Der chineſiſche Hoamy 232
5) Die kleine domingiſche Droſſel 233
6) Die kleine chineſiſche gehaͤubte Amſel 235
8 Spottdroſſeln
235
Die Spottdroſſel der Franzoſen 237
Die eigentliche Spottdroſſel 238
Die ſchwarze Amſel Taf. 18 Fig, 1. 5
Stift 9
Die ue oder Bergamſel Taf. 185
Fig. 2 2. nach Sriſch 249
Die ſeleuciſche Droſſel des Sorskäbls 251
Die rothhalſig e Droſſel des Pallas 255
*) Die ſibiriſche Droſſel des Pallas 255
Die roſenf rbige Amſel Taf. 19. Fig. 2. 259
Buͤffon
Die Steinamſel J. 19 F. 2 nach Buffon =
Die Blauamſel Taf. 20, Fig. 1. nach Buͤffon
261
263
Sremde mit der einfamen Amſel ver;
wandte Regel.
1) Die einfame manilliſche Amsel 255
2) Die einſame philippiniſche Amſel 257
Fremde
Verzeichuiß der im v. Bande beſchriebenen Voͤgel.
| Fremde mit den europaͤiſchen Amſeln
verwandte Voͤgel 2
1) Die gelbe und ſchwarze afrikaniſche er
el ’
2) Die gehaͤubte chineſiſche Anfel 269
3) Der ſenegalliſche Podobe “ 269
4) Die chineſiſche Amſel „
5) Die goldgruͤne oder langſchwaͤnzigte ſene⸗
alliſche Amſel 8 270
6) Die amerikaniſche Ringelamſel 271
7) Die angoliſche gruͤne Amſel 272
8) Die violette guineiſche Amſel 273
9) Die ceyloniſche Amſel mit ſchwarzem
Bruſtſchilde 5 274
10) e Amſel mit orangenfar⸗
bigem Bauche 276
Spielart dieſer Amſel 276
11) Die braune kapſche Amſel 277
12) Der bengaliſche Baniahbu
2
277
13) Die aſchfaͤrbige madagaskariſche Amſel
278
14) Die grüne philippiniſche Amſel, oder die
Amſel der Taubenſchlaͤge 278
15) Die olivenfaͤrbige kapſche Amſel 27
16) Die ſchwarzkehligte domingiſche Amſel
280
Die kanadiſche Amſel 281
a Die olivenfarbene indianiſche Amſel 281
19) Die aſchfaͤrbige indianiſche Amſel 282
20) Die braune ſenegalliſche Amſel 282
21) Der Tanaombe', oder die madagaskari⸗
ſche Amſel f 283
22) Die Amſel von Mindanao 284
23) Die gruͤne Amſel von der Isle de France
284
Die ſchwarzkspfigte kapſche Amſel 285
25 Die braͤunlichte kapſche Amſel 286
26) Die braune jamaikaniſche Amſel 287
27) Die kayenniſche Amſel mit der Halsbinde
a 287
28) Die gehaͤubte kapſche Amſel 288
20) Die amboiniſche Aunſel 289
30) Die bourboniſche Amſel 289
31) Die philippiniſche Amel 290
32) Die grüne karoliniſche Amſel
33) Der Terat⸗Boulan, oder die indianiſche
Amſel N 291
34) Der Saui: Sala, oder die madagaska⸗
riſche Goldamſel 292
35) Die furinamifche Amſel 292
36) Die Palmenamſel . 293
37) Die violette weißbaͤuchigte afrikaniſche
Amſel⸗ 5 79829
38) Die rothe kayenniſche Amſel 294
39) Die kleine braune kayenniſche Amſel mit
roſtfaͤrbiger Kehle 295
40) Die olivenfarbene domingiſche Amſel 295
41) Die olivenfarbene Amſel aus der Bar-
barey 296
42) Der Moloxita, oder die abyſſ niſche
Nonne = > 1,207
= Die ſchwarze und weiſſe abyſſiniſche Yınz
A
8 2
44) Die braune abyſſtniſche Amel 298
Der kayenniſche Gräuling 298
Der kochinchineſiſche Gruͤnling 299
Der Blaͤuling 300:
Die Breven 300
1) Die philippinifche Breve 301
2) Die kurzgeſchwaͤnzte oſtindiſche Aelſter
des Edwards 302
3) Die bengaliſche Breve 302
4) Die madagaskariſche Breve 302
Der Mino, oder der oſtindiſche Mainate
Taf. 21 nach Buͤffoenn
0
1) Der Mainate des Briſſons ER
2) Der Mainate des Bontius 304
3) Der kleine Mino des Edwards 305
4) Der große Mino des Edwards 305
Der Kahlbacken 306
Der Martin 307
Der Stinkvogel 311
= Die aͤgyptiſche Dohle 312
* Die dauriſche Gracula 312
Die langſchnaͤblichte Gracule 313
Der Seidenſchwanz Taf. 20. Fig. 2. nach
Sriſch 313
Spielart deſſelben Ei
Buͤffons
*
Bu ff ons
Nalurgeſchichte der Vogel.
155
Das Rabengeſchlecht
— — [— — —
Die Steinkraͤhe (Le Crave ou le
Coracias).) )
Siehe die 22 fte illuminirte und unſere erſte Kupfertafel.
inige Schriftſteller haben zwar dieſen Vogel mit der Bergdohle, die man ge
meiniglich die Dohle der Alpen (Choucas des alpes oder Choquard)
nennt, verwechſelt: es iſt aber doch der erſtere von der letztern, ſowohl
durch feine Verhaͤltniſſe im Ganzen **), als auch durch die Ausmeſſungen,
A {
) Nach Belon heißt fie in der Picardie
Crave. Griechiſch Kogazlas; neugriechiſch
Scurapola. Latein. Auis incendiaria nach
Cambden. Ital. Spelviero, Taccola, Ta-
tula, Pazon, Zorl, Cutta. Sranz. Chouet-
te, Choucas rouge. Im Walliſerland Cho-
quard, Cliouette. Deutſch Steintahe,
Steindohle, Steinkrahe. Engl. Corniſh
chough, Cornwall Kae, Killegrew. Ver⸗
gleicht man dieſe verſchiedenen Namen mit
den Namen der Berg- oder Alpendohle
(Chocard ou Choucas des Alpes), ſo wird
man finden, daß die letztere eben die Benen⸗
nungen hat. Der Grund biervon iſt der
Irrthum, daß man dieſe benden Arten fir
eine einzige anaefehen hat. — Es iſt dieſes der
Coracia des Briſſon, Tom. II. p. 3.
1) Coruus graculus, violaceo- nigricans
roftro pedibusque luteis Linn. Syſt. Nat.
edit. XII. p. 158.8 18. — Die Schweizer⸗
Naturgeſch. Erſtes Jahr. S. 41.
Ge⸗
2 ſtalt
kraͤhe, P. C. St Müller Ueberſ des Linn.
Syſt. Th. 2. S. 181. — Der Feuerrabe,
lat. Gracula Pyrihocorax, der ſchwarze Wie⸗
dehopf mit rothem Schnabel und Fuͤßen,
Scopoli durch Guͤnther Bemerk. aus der
Schwarzer Geiſt mit feurigen Augen. Co-
racias. Kleins Hiſt. der Vogel d. Gottf.
Reyger. S. 58, — The red legged Crow,
Tb. Pennant Britiſh Zool. Warringt. 1776.
Vol. 1. Pl. XXXV. no. 80. pag. 228.—
The corniſh Chough, Albin. II. no. 24. —
Monedula pytrhocorax, Haſſel q uiſt itin. 238.
— The Killegrew, Charleton ex. 75. —
Cornwall - Kae. Borlafe Nat hift. of Cornw,
249. tab. 24. Camden Vo]. I. 14.
A. d. Ueberſ.
**) Der auf der illuminirten Kupferta⸗
fel angenommene Maaßſtab iſt beynahe um
die Halfte größer, als er ſeyn ſoll. ö
4 Hiſtorie der Natur.
ſtalk und Farbe des Schnabels, welcher länger, dünner, mehr gebogen, und von
einer rothen Farbe iſt, ſehr auszeichnend verſchieden. Ueberdieſes hat er noch
einen kuͤrzern Schwanz, und laͤngere Fluͤgel, daher er auch natuͤrlicher Weiſe ſich
im Fluge hoͤher ſchwingen kann. Ferner bemerket man an ihm, daß ſeine Augen
mit einem kleinen rothen Kreis umgeben ſind. 8
Es iſt wahr, die Steinkraͤhe naͤhert ſich der Bergdohle in Anſehung ihrer
Farbe und einiger Naturtriebe. Denn beyde haben ein ſchwarzes Gefieder, das
einen gruͤnen, blauen und purpurrothen Wiederſchein, welcher auf dieſem dunkeln
Grunde vortrefflich ſpielet, von ſich wirft; es halten ſich auch beyde auf den Gi⸗
pfeln der hoͤchſten Berge auf, und laſſen ſich ſelten auf die Ebene herab. Allein
es findet doch der Unterſchied zwiſchen ihnen ſtatt, daß der erſtere Vogel in mehrern
Landern vorhanden zu ſeyn ſcheint, als der letztere.
Die Steinkraͤhe hat einen ſchoͤnen ſchlanken Wuchs, und ein lebhaftes, unruhi⸗
ges und ungeſtuͤmes Naturell, demohngeachtet laͤßt ſie ſich doch bis auf einen ge⸗
wiſſen Punkt zahm machen. Anfaͤnglich fuͤttert man dieſelbe mit einer Art von
Teige, welcher aus Milch, Brod, Körnern u. fi w. bereitet wird; in der Folge
aber gewoͤhnet fie ſich an alle unſere gewöhnlichen Speiſen.
Aldrovand ſah zu Bologna in Italien eine Steinkraͤhe, welche die beſondere
Gewohnheit hatte, daß fie die Fenſterſcheiben von außen nach innen zu zerbrach, als
ob fie ſich dadurch einen Weg in die Haͤuſer bahnen wollte ); eine Gewohnheit, die
ohnſtreitig von dem naͤmlichen Naturtrieb herkommt, welcher die Kraͤhen, Aelſtern
und Dohlen antreibt, metallenen oder andern glaͤnzenden Koͤrpern nachzugehen.
Denn die Steinkraͤhe wird eben fe, wie jene Voͤgel, durch glänzende Dinge herbey⸗
gelocket, und ſucht auch ihrer habhaft zu werden. Man hat ſogar geſehen, daß die⸗
ſelbe brennende Stuͤcken Holz vom Feuerheerde geraubt, und dadurch Haͤuſer in
den Brand geſteckt hat, ſo daß dieſer Vogel außer ſeinen Diebereyen noch Hand⸗
lungen eines Mordbrenners veruͤbt. Aber man koͤnnte, wie mich duͤnkt, dieſe
uͤbel angebrachte Geſchicklichkeit zu ſeinem eignen Nachtheil anwenden, wenn man
ihn mit Spiegeln in die Schlingen lockte, wie es beym Lerchenfang zu geſchehen
pfleget.
g Salerne ſagt, er habe in Paris zwo Steinkraͤhen geſehen, welche mit den
Haustauben in gutem Verſtaͤndniſſe lebten; allein er hatte wahrſcheinlicher Weiſe we⸗
der Gesners wilden Raben geſehen, noch die Beſchreibung, die dieſer Verfaſſer da⸗
von giebt, geleſen, weil er dem Bay nachſagt, daß er in allen Stuͤcken, ausgenom⸗
men in der Groͤße, mit der Steinkraͤhe *) uͤbereinkaͤme. Es mochte nun derſelbe
entweder unter dem Namen des Coracias, von demjenigen Vogel reden, von
welchem wir hier handeln; oder unſern Choguard, oder den Pyrrhocorax des Plinius
8 darunter
4 Aldrovand, Ornitholog. Tom. I. pag. **) Hiftoire naturelle des Oifeaux, pag. gı,
766. — Briſſin Ornithol. Tom. II. pag. 3. — Ray Synopfis auium, pag. 40.
Da
Die Steinkraͤhe. | 7
darunter verſtehen; denn der Choquard iſt gaͤnzlich davon verſchieden, und Gesner,
welcher ſowohl unſern Coracias als feinen wilden Raben geſehen hatte, verwechſelt dieſe bey⸗
den Arten keinesweges nut einander. Deeſer Verfaſſer wußte wohl, daß der Pyrrhocorax
durch ſeine Kuppe, den Wuchs, die Geſtalt und Laͤnge den Schnabels, durch
ſeinen kurzen Schwanz, durch den Geſchmack des Fleiſches, wenigſtens ſeiner
Jungen, von der Steinkraͤhe verſchieden ſey. Außerdem ſchreyt er, wie Gesner
bemerkt, nicht ſo ſehr, iſt unruhiger, und veraͤndert ordentlicher als jener zu gewiſſen
Jahreszeiten feinen Aufenthalt“); anderer Verſchiedenheiten zu geſchweigen, die ihn
von jedem dieſer beyden Voͤgel beſonders unterſcheiden.
Die Steinkraͤhe giebt ein rauhes Geſchrey von ſich, welches jedoch nicht ganz
unangenehm iſt, und dem Geſchrey der Meeraͤlſter fehr gleichet ). Sie läßt es
faſt unaufhoͤrlich erſchallen, und daher macht Glina die Bemerkung, daß man die⸗
fon Vogel nicht feiner Stimme, ſondern vielmehr feines ſchoͤnen Gefieders wegen auf
ziehet *). Es behaupten aber doch Belon t) und die Verfaſſer der .
Soologie ft), daß er Worte ausfprechen lernet.
Das Weibchen legt vier oder fuͤnf Eyer von einer weiſſen Farbe mit ſchmutzig
gelben Flecken. Sie bauet ihr Neft hoch auf alte oͤde Thuͤrme und ſteile Felſen, je⸗
doch nicht ohne allen Unterſchied; denn dieſe Voͤgel ziehen, wie Edwards bemerkt,
die Felſen der weſtlichen Kuͤſte von England den an der mittaͤgigen und oͤſtlichen Seite
gelegenen Felſen vor, ob gleich jene faſt, eben die Lage und Ausſicht hat, wie
dieſe haben.
Eine andere Bemerkung, die ich einem glaubwuͤrdigen Beobachter zu danken
habe tt), iſt, daß dieſe Voͤgel, ob fie ſich gleich auf den Alpen, und den Bergen
der Schweiz und Auvergne u. ſ. w. aufhalten, dennoch weder auf dem Gebirge von
Bugey, noch in der ganzen Reihe von Bergen, welche an den Graͤnzen von Ger
bis Genf gehen, ſich ſehen laſſen. Belon hatte fie zuvoͤrderſt auf dem Berge Jura
in der Schweitz, hernach aber auch auf der Inſel Creta geſehen, und zwar allemal
auf dem Gipfel der Felſen ff). Inzwiſchen verſichert doch Haſſelquiſt ),
daß ſie auch nach Aegypten fliegen, und ſich 26 um die Zeit ausbreiten, wo der
A 3 das
che i piedi che fon gialli, viem dalle mon-
* Aduentant initio veris eodem tempo-
Latinamente dicefi: Coracias.
Que.
re ch Ciconiae . Primae omnium
quod ſeiam auolant circa initium Juli etc.
— Gesner de auibus, pag. 352.
==) Der Schall dieſes Gesche eyes klingt
wie Dſchah, Dſchah, woher auch die engli⸗
ſche Benennung Chough entſtanden iſt.
A. d. Ueberſ.
.) La Cutta del becco roſſo, che &
del reſto tutta nera come: cornachia, fuor
tagne.
fta non parla, ma ſolo fi tiene per bellezza,
Uccelleria fol. 35.
+) Nature des Oifeaux „ p. 287.
TH Pag. 84.
ru) Herr Hebert „ außerordentlicher
Kriegsſchatzmeiſter zu Dijon.
Tft) Nature des Oiſeauxs p. 287. et Ob-
ſervations fol. II. verfo..
„) Reiſe nach Aegypten, pag. 240,
% | Hiſtorie der Natur.
das Länd uͤberſtroͤmende Nil wieder in ſeine Ufer zuruͤckzutreten pflegt. Haͤlt man
dieſe Nachricht, welche doch mit demjenigen, was uns übrigens von der Natur dieſer
Voͤgel bekannt iſt, keinesweges uͤbereinkoͤmmt, fuͤr gegruͤndet: fo muß man vorausſetzen,
daß ſie nach Aegypten durch einen Ueberfluß an Nahrung gezogen werden, welcher
auch in der That in einem fetten und fruchtbaren Lande zu derjenigen Zeit vorhanden
iſt, wo es nach einer Ueberſchwemmung den mächtigen Einfluß der Sonnenſtrahlen
empfaͤngt. Und dieſes wird dadurch um fo viel wahrſcheinlicher, weil die Steinkräz
hen ſich von Inſekten naͤhren, und Körner genießen, die bald nach ihrer Aus ſaat
durch die erſte Vegetation erweicht worden ſind. 8
Das Reſultat dieſer Bemerkungen iſt, daß dieſe Voͤgel ſich auf den Spitzen
der Berge und Felſen nicht unumgaͤnglich nothwendig aufhalten muͤſſen, weil
verſchiedene davon zu gewiſſen Jahreszeiten ordentlicher Weiſe das tlefliegende Aegy⸗
pten beſuchen. Ferner, daß ſie nicht ohne Unterſchied die Gipfel aller Berge und
Felſen zu ihrem Aufenthalt waͤhlen, ſondern vielmehr einige andern vorziehen, und
dieſes nicht ſowohl in Anſehung ihrer Hoͤhe oder Lage, ſondern gewiſſer Umſtaͤnde we⸗
gen, welche von den Beobachtern bisher noch nicht entdeckt worden find.
Es iſt wahrſcheinlich, daß der Coracias des Ariſtoteles “) unſere Steinkraͤhe
und nicht der Pyrrhocorar des Plinius it; denn ſie iſt von dem letztern in Anſehung
ihrer Groͤße, ſo wie auch in der Farbe ihres Schnabels, welche bey dem Pyrrhocorax
gelb iſt, verſchieden ). Uebrigens konnte die Steinkraͤhe mit rothem Schnabel und
rothen Fuͤßen, welche Belon ***) auf den kretiſchen Bergen geſehen hatte, eher
dem Ariſtoteles bekannt ſeyn, als der Pyrrhocorax, welcher von den Alten fuͤr
einen eigentlichen Bewohner der Alpen gehalten wurde, und den auch Belon in Grie⸗
chenland wirklich nicht geſehen hat.
Indeſſen muß ich doch geſtehen, daß, da Ariſtoteles ſeinen Coracias unter die
Dohlen rechnet, fo wie wir den Pyrrhocorar des Plintus unter eben dieſe Art ſetzen,
es den Anſchein hat, als ob dieſe beyden Arten, wo nicht eine und eben dieſelbe, doch wenigſtens
ſehr nahe mit einander verwandte Arten ſind. Da ich aber finde, daß Ariſtoteles in
eben dem Abſchnitte einen Vogel mit Schwimmfuͤßen unter die Dohlen rechnet, fo
iſt es klar, daß dieſer Philoſoph Voͤgel von einer ganz verſchiedenen Natur mit ein⸗ |
ander vermengt, oder vielmehr, daß diefe Verwirrung aus einem Fehler der Abſchrei—
ber entſprungen iſt. Man muß ſich alſo von einem wahrſcheinlicher Weiſe verfaͤlſch—
ten Texte nicht hinreißen laſſen, um die Gleichheit der Arten dadurch feſt zu ſetzen,
ſondern es iſt allemal ſicherer, wenn man aus den wahren Kennzeichen von jeder Art
dieſe Analogie beſtimmt. Außerdem iſt der Name Pyrrhocorax, welcher gaͤnzlich
aus der griechiſchen Sprache abſtammt, in den Werken des Ariſtoteles gar nicht
- 6 * befindlich,
) Hiſtoria animalium Libr. IX. cap. 24. te) Obſervations, fol, II. verſo.
, Luteo roſtro. Plinius Lib. X. cap. 48.
J
Die Steinkraͤhe: 7
befindlich, und Plinius, dem dieſe Werke ſehr wohl bekannt waren, hatte keinen
Vogel unter dieſem Namen darinnen gefunden. Er ſagt in feiner Beſchreibung von dem
Pyrrhororax auch nichts von dem, was der griechiſche Philoſoph von dem Coracias ge⸗
ſagt hat; eine Sache, von der man ſich leicht überzeugen kann, wenn man beyde
Stellen mit einander vergleicht. b
Der Vogel, den die Verfaſſer der brittiſchen Zoologie beobachtet haben,,
und welcher wirklich eine Steinkraͤhe war, wog dreyzehn Unzen, hatte ohngefaͤhr
drittehalb Fuß Flügelbreite, eine etwas geſpaltene und eben fo lange Zunge als der
Schnabel war, und ſchwarze, ſtarke und gekruͤmmte Krallen ).
Gerini erwähnt einer Steinkraͤhe mit ſchwarzem Schnabel und ſchwarzen Füß-
ſen; er haͤlt dieſelbe fuͤr eine Abaͤnderung des in dieſem Abſchnitt beſchriebenen Vogels,
oder fuͤr die naͤmliche Art, welche in Anſehung ihres Alters, Geſchlechts u. ſ. w. zu⸗
fuͤliger Weiſe eine Veraͤnderung der Farbe erlitten hat ), 5
Zuſaͤtze zur Geſchichte der Steinkraͤhe.
So ſehr auch die Steinkraͤhe von der Bergdohle ſich in Ruͤckſicht auf das Ganze:
ihrer Struktur unterſcheidet, ſo ſehr ſind doch dieſe Voͤgel mit einander ver⸗
wechſelt worden, weil man bey ihrer Beſtimmung auf Theile ſah, deren Farben
mancherley Abaͤnderungen unterworfen ſind. Nach Pennant ) ſind die Fuͤße
und der Schnabel der Steinkraͤhe von einer Orangenfarbe, die ins Rothe faͤllt; und
Scopoli ſagt, daß einige im Herbſte ſchwarze Füße bekommen. Dieſe Voͤgel hal⸗
ten ſich auch in Cornwall, Flintſhire, Caernarvonſhire und Angleſea an den Sees
kuͤſten, auch in verſchiedenen Gegenden in Schottland auf. Zuweilen verlaſſen fie:
den Ort ihres Aufenthalts auf acht bis zehn Tage, und dieſes geſchieht verfchiedene-
male des Jahres. Es ſind ſehr zaͤrtliche Voͤgel, und eine ſtrenge Witterung fälle ihnen:
unertraͤglich. Dasjenige Subject, welches Scopoli *) beſchreibt, war ihm aus:
Oberkaͤrnthen zugeſchickt worden; die erſtern zwey Einſchnitte an den Beinen waren
doppelt ſo groß, als die uͤbrigen. Nach der zwehten Heuaͤrndte kommen ſie dafelbft:
haufenweiſe auf die niedrigen Wieſen, und verzehren die Heuſchrecken; ſie freſſen auch
nn Wachholderbeeren. Wenn ſie ſich in die Höhe ſchwingen, fo iſt ihr Flug wir⸗
belfoͤrmig.
Hierher ſcheint auch derjenige Vogel zu gehoͤren, deſſen Sam. Gottl. Gmelin
(im dritten Theil ſeiner Beiſe durch Rußland S. 365.) erwaͤhnet. Er 5 ganz
{ ſchwarz,
) Britifh Zoolögy, p. 84; *) Pennant Britifh Zoolog y, am angef.
Orte
* Stor.a:deglijUecelli Tom. II. p. 38. 9 Scopoli durch Guͤnther, am angef.
te,
8 Hiſtorie der Natur.
ſchwarz, hat die Geſtalt einer Dohle, und Schnabel und Fuͤße find von zinnober⸗
rother Farbe. Dieſer Naturforſcher hat ohnſtreitig den Namen Coruus doctis unter
die 39ſte Kupfertafel deswegen ſetzen laſſen, weil er leicht zahm zu machen iſt. Indeſſen
weicht doch Gmelins Vogel von der Steinkraͤhe, welche ſehr ſchlank iſt, darinnen ab, daß
er etwas größer, und noch dicker als die gewöhnliche Kraͤhe iſt; auch feine Flügel ger
hen wenigſtens in der Figur nicht weit uͤber den Anfang des Schwanzes. Uebrigens
ſind ſeine Fuͤße ebenfalls ſehr ſtark, und der Schnabel lang und etwas krumm gebo—
gen. Es ſcheinet daher dieſes der naͤmliche Vogel, oder eine Spielart deſſelben zu
ſeyn. Er iſt in Perſien zu Hauſe, und heißt daſelbſt Sauch.
— —
— — — —— —
Der gehaͤubte Coracias oder der Eremit
(Le Coracias huppè ou le Son-
neur). ) )
— — —
ges behalte den franzoͤſiſchen Namen *), den einige Schriftſteller dieſem Vogel
gegeben haben, wegen der Gleichheit bey, die fie zwiſchen feiner Stimme
und dem Ton der kleinen Gloͤckchen, welche dem Hornvieh an den Hals ge⸗
bunden werden, gefunden haben.
Dieſer Vogel iſt von der Größe eines Huhns; fein Gefieder iſt ſchwaͤrz, gruͤn.
glaͤnzend, und faſt eben fo ſpielend wie bey der Steinkraͤhe, von welcher wir im
vorigen Abſchnitte (S. 3.) geredet haben; auch hat er ſo wie dieſe letztere einen ro⸗
then Schnabel und rothe Fuͤße. Allein es hat derſelbe einen laͤngern und duͤnnern
Schnabel, womit er in die Felſen- oder Erdritzen und in die Locher der Baͤume und
Mauern
*) Es iſt dieſes der Coruus ſyluaticus des
Gesners pag. 351. der Coracia criſtata des
Briſſon Tom. II. pag. 6. In Zuͤrich wird
er Scheller, Waldrabe, Steinrabe, und
in Bayern und in der Steyermark Clauß
rabe genannt. Ital. Corvo ſpilato. Pol⸗
niſch Kruk- leſny, Nocny. Engl. Wood-
crow from Switzerland, Albin. III. pag. 16.
tab. 16.
1) Coruus Eremita, vireſcens, capite
flaueſcente, eceipite ſubcriſtato, roſtro pe-
dibusque rubris, Linn. Syſt. Nat. edit. XII.
pag. 189. n. 19.
edit. X. pag. 18. „. 3. — Der Eremit,
Muͤller, ileberf. des Linn. Syſt. Theil 2.
S. 181. — Upupa montane,ter Waldhoff,
Waldrapp, Steinrapp, Schweizereinſted⸗
ler, Bergeinſiedler, Klein Hiſt. der Voͤgel
durch Reyger S. 114. — PHalucrucurdæ,
Aldrov. Orn. 3. pag. 267. 270. er Juhnſtun
tab. 47. — Coruus alpinus, Schvvench f.
Rzacz, — Argnata [yluatica nigra, Barr.
**) Le Sonmeurn, Scheller oder Gloͤckner.
Upupa Eremita, Sylt, Nat.
Der gehaͤubte Coracias. 9
* 1 . 225 7 N N 7 *
Mauern langen kann, um Wuͤrmer und Inſekten, die ſeine liebſte Nahrung ſind,
herauszuholen. In feinem Magen hat man Stuͤcken von Maulwurfsgryllen gefun⸗
den; auch frißt er Kaͤferlarven, und wird dadurch dem Landmanne nuͤtzlich, daß er
dleſe ſchaͤdlichen Inſekten verfolgt ). a
Die Scheitelfedern ſeines Kopfs ſind laͤnger als die uͤbrigen; ſie bilden bey ihm
eine Art von Kuppe, die hinterwaͤrts hinabhaͤngt. Allein dieſe Kuppe ſprießet erſt
bey den erwachſenen Voͤgeln hervor, und faͤllt bey den Alten wieder aus. Aus dieſer
Urſache hat man ohnſtreitig in gewiſſen Gegenden dieſen Voͤgeln den Namen der
Saul Raben (Corbeaux chauves) beygeleget. Auch werden ſie von einigen
chriftſtellern als Voͤgel beſchrieben, welche einen gelben mit rothen Flecken beſpreng⸗
ten Kopf haben; es ſcheint aber dieſes die Farbe der Haut zu ſeyn, aus der die
Federn des Alters wegen ausgefallen ſind. Es unterſcheidet ihn aber nicht allein
dieſe Kuppe, um derentwillen man ihm auch den Namen Bergwiedehopf (Huppe
de moutague) *) gegeben hat, von der Steinkraͤhe oder dem Coracias, ſondern er hat auch
noch außerdem einen duͤnnern und laͤngern Hals, einen kleinern Kopf, einen kuͤrzern
Schwanz, u. ſ. w. ). Ueberdieſes iſt er allemal als ein Zugvogel bekannt, da im
Gegentheil der Coracias nur in gewiſſen Laͤndern und unter befondern oben erwaͤhnten
Umſtaͤnden den Namen eines Zugvogels verdienet. Gesner hat daher dieſer ſo un⸗
gleichen Charaktere wegen zwey verſchiedene Arten aus dieſen beyden Voͤgeln ge⸗
macht, und ich habe mich berechtiget gehalten, durch verſchiedene Namen dieſelben
von einander zu unterſcheiden. 90 ug j V
Dieſe Voͤgel haben einen ſehr hohen Flug, und ziehen faſt jederzeit heerden⸗
weiſe *); fie ſuchen oft ihr Futter auf Wieſen oder in ſumpfigten Gegenden, und
bauen ihr Neſt allemal hoch auf alte oͤde Thuͤrme oder in die Ritzen ſteiler und uner⸗
ſteiglicher Felſen, gleich als ob fie wüßten, daß ihre Jungen ein ſehr gutes Gericht
find, und ſolche daher für die Nachſtellungen der Menſchen in Sicherheit
bringen wollten. Es giebt aber doch viele Leute, die Muth und Verwegenheit
genug haben, ihr Leben aus niedriger Gewinnſucht in Gefahr zu ſetzen, und die
um dieſe Voͤgel auszunehmen, ſich entſchließen, an einem oben an der Höhe des Fel⸗
5 ſen
2) Er lebt auch von kleinen Fiſchen, jun⸗
gen Fröfchen und Heuſchrecken: ſiehe Klein
am angefuͤhrten Orte.
2 A. d. Ueberſ.
*) Klein Ordo auium pag. 11. num. XVI.
Ueberſetz. durch Reyger S. 114.
3) Seine Fuͤße ſind braun. Klein am
angeführten Orte.
A. des Ueberſ.
Hüffons Voͤgel V. B.
*) Ich weis ſehr wohl, daß Klein den
gehaͤubten Coracias nicht zu den Voͤgeln zaͤh⸗
let, welche haufenweiſe fliegen, allein die⸗
ſes iſt wider das ausdruͤckliche Zeugnis des
Gesners, welcher der einzige Schriftſteller
zu ſeyn ſcheint, der eigne Beobachtungen
von dieſem Vogel vortraͤgt; denn Klein
hat alles uͤbrige von Gesnern entlehnt,
ohne es zu wiſſen, da er dem Albin nachge⸗
ſchrieben hat.
B
10 Hiſtorie der Natur.
ſen d Seile ‚fü ich an den Ort des Neſtes herabzulaſſen, und, i ie auf
dieſe Art über den Abgründen hängen, „einen ſehr ſchlechten, eech mit e &,
fahr verfnäpften Gewinn zu ſuchen.
Das Weibchen legt zu jeder Brut zwey oder dren Eber „ und diejenigen, die
den Alten ihre Jungen rauben, laſſen gemeiniglich ein Junges in jedem Neſte, um
ſich in dem kuͤnftigen Jahre der Wiederkunft dieſer Voͤgel zu verſichern. Zu. der
Zeit, wenn ihnen ihre Brut entriſſen wird, ſchreyen die Alten Ka⸗ka, Käͤ⸗ ka,
ſonſt laſſen ſie ihre Stimme ſelten erfehallen. Die Jungen laſſen ſich leicht zahm
machen, und dieſes um deſto leichter, je d fie beym Ausnehmen, und je weniger
ſie zu fliegen im Stande waren.
Sie kommen im Canton Zürich zu Anfange des Aprils, zugleich mit den
Stoͤrchen an; man ſtellet ihren Jungen um Pfingſten nach, und fie ziehen ſchon
im Julius, vor allen andern Voͤgeln, wieder von dannen ). Ich ſehe gar
e ein, warum Barrere eine Art von Brachvoͤgeln (Conrlis) ) daraus
macht.
Ihr Aufenthalt ift: auf den Alpen, auf den hohen Bergen in Italien, in
Steyermark, in der Schweiz, Bayern, und auf den hohen Klippen an der
Donau bey Paſſau und Kelheim. Um ihren Verfolgern zu entgehen, flies
hen ſie in gut verſteckte Kluͤfte zwiſchen den Felſen, und in dieſem Betracht
hat man ihnen den Namen Klaußraben 5 des gorges) beyge⸗
leget.
% Gesner de Auibus, pag. 35t.
4) Numenius des e Tantalus nach dem Eibe.
A. d. leber
Der
— — —— — nn mn.
7
Der Rabe (Le Corbeau). »
Der Rabe.
11
FFT
Siehe die 49fſte illuminirte *) und unfere zwote Kupfertafel.
Abgleich die Nomenclatoren vielen Voͤgeln den Namen des Raben beygeleget haben,
) als z. B. den Kraͤhen, Dohlen, dem Coracias u. ſ. w. fo will ich doch hier die
Bedeutung dieſes Worts einſchraͤnken, und ſolche einzig und allein der Art
des großen Raben, dem Coruns der Alten, zueignen, da derſelbe von den beſagten
Voͤgeln durch feine Größe *), Sitten und Naturtriebe hinreichend genug verſchieden
iſt, um ihm eine beſondere Benennung zu geben, und vor die Erhaltung ſeines alten
Namens beſorgt zu ſeyn. f
) Es iſt dieſes der Cornus des Briſſons,
Tom. II. pag. 6. Griech. Kogag. Latein.
Coruus. Spaniſch Cuervo. Ital. Corvo.
Deutſch Rabe, Rave, Kohlrave. Engl.
Raven. Schwediſch Korp. Poln. Kruk.
Hebraͤiſch Oreb Arab. Gerabib. Per;
ſiſch Calık, Alt Franzsſiſch Corbin; in
Guienne Eſcorbeau; die > Raben wer:
den Corbillats und Corbillard genennt; und
durch das Wort Corbiner druckte man ſonſt
das Schreyen der Raben und Kraͤhen aus,
nach Cotgrave. Siehe auch Salerne
pag. 85. — Vergleicht man die dieſem Vo⸗
gel in den neuern Sprachen beygelegten Na⸗
men, ſo wird man finden, daß ſolche ganz
offenbar aus den alten Sprachen herſtammen
und mehr oder weniger Aehnlichkeit mit dem
Geſchrey dieſes Vogels haben. Es verdient
hier angemerkt zu werden, daß die Reiſen⸗
den einem amerikaniſchen Vogel, den wir
unter das Geyergeſchlecht gerechnet haben,
den Namen Rabe oft, jedoch ſehr unſchick⸗
lich, gegeben haben. Siehe Hiftoire des
Oifeaux Tom. I. pag. 204. und in unferer
Ueberſetzung Theil 1. S. 145. i
1) Coruns Corax, ater, dorſo atro- caeru-
leſeente cauda ſubrotunda Linn. Fn. Suec.
85 Sylt. Nat. edit XII. pag. 155. n. 2. Müller
Prodrom. 86. Brän. 27. Otbo Fabricius
B 2 Der
Faun. Groenland. pag. 62. — Der Kolk⸗
rabe, Muller Ueberſ des Linn. Syſt. S. 168.
— Der größte Rabe, Coruus maximns,
Crainiſch, Velch Oru, Scopoli durch
Günther S. 29. — Coruus, Fonfl. au. 38.
tab. XVI. Gemeiner Rabe, großer Galgen⸗
vogel, Klein Hiſt. der Voͤgel durch Reyger
©. 57. n. 1. — Kolk, oder Goldrabe, Sriſch
Voͤgel Deutſchlands, die 63ſte Kupfertafel.
— Corbeau ſolitaire, Anderf' — The Ra-
ven, Pennant Britiſh Zool. Vol. I. pag. 218.
n. 74. — Der Aasrabe, Zorn Petinotheo-
logie Th. 2 S. 261. — Bollaͤndiſch Raaf,
Daͤniſch Riun. Kuſſiſch Woron. Groͤn⸗
Tänd. Tullugak, zuweilen auch Kernektok,
und die Jungen heißen Tullukak.
A. d. Ueberſ.
**) Die Zeichnung dieſer Kupfertafel iſt
nach einem Subjekt verferriget worden, def
fen Gefieder mehr braun als ſchwarz war,
und das einen ſtaͤrkern und erhabnern Schna⸗
bel hatte, als der auf der 405ſten illuminir⸗
ten Kupfertafel abgebildete Vogel.
a) Der Rabe hat die Größe eines mitt⸗
lern Haushahns, und wiegt vier und dreyßig
bis fuͤnf und dreyßig Unzen ſchwer. In
Rüͤckſicht auf feine Maſſe iſt er folglich
drey Kraͤhen und zwey Saatkraͤhen gleich
zu ſchaͤtzen.
72 Hiſtorie der Natur.
Der Rabe iſt von je her ein beruͤchtigter Vogel geweſen; dieſer Ruf aber iſt
noch weit ſchlimmer, als allgemeiner. Und dieſes vielleicht ſelbſt deswegen, weil
man ihn mit andern Voͤgeln verwechſelt, und ihm alle ſchlimme Eigenſchaf⸗
ten vieler andern Arten aufgebuͤrdet hat. Er ik jederzeit für den grringſten unter
den Raubvoͤgeln gehalten, und als ein ſchlechtes und niedriges Thier angeſehen wors
den. Angefaulte Körper und ſtinkende Aeſer find, wie man ſagt, feine Hauptnah⸗
rung. Bemaͤchtiget er ſich ja lebender Thiere, ſo find dieſes kraftloſe oder nutzbare
Geſchoͤpfe, als kaͤmmer ), junge Haſen u. d. g.). Man behauptet ſogar, daß
er zuweilen große Thiere mit Vortheil anfalle, und durch Liſt und Behendigkeit de
Mangel an Stärfe zu erſetzen wiſſe, und daß er ſich auf den Ruͤcken der Baff.
ochſen feſt anhaͤnge, und ſolche lebendig zerfleiſche, nachdem er ihnen zuvor die Au⸗
gen ausgehackt hat *); eine Grauſamkeit, die daduech noch verabſcheuungswuͤrdl⸗
ger wird, daß fie nicht etwan die Wirkung einer Nothwendigkeit, ſendern einer vor⸗
zuͤglichen Begierde gegen Fleiſch und Blut iſt, weil er von allen Früchten, Koͤr⸗
nern, Inſekten, und ſelbſt todten Fiſchen leben kann );
2) Auf den islaͤndiſchen Klippen niſten
ſehr viele Raben, die ſich ſehr ſtark vermeh⸗
ven. Sie ſind daſelbſt beſonders den jungen
Laͤmmern gefaͤhrlich, denen fie, ehe man es
vermuthet, die Augen aushacken. Der Na⸗
be verjagt daſelbſt den Eidervogel (Anas
molliſſima) auß dem Neſte, und faͤuft die
Eyer deſſelben aus Auch die Pferde ſoll er
auf dem Felde anfallen. Er verzehrt ſogar
ſeine eignen Eyer, und ſelbſt die Jungen,
wenn ſelbige aus dem Neſte fallen, oder
ſonſt beſchaͤdiget werden. Gegen den Win⸗
ter halten ſich ihrer zwey, ſechſe, achte und
mehrere zu jedem Hauſe, und verbleiben den
ganzen Winter über daſelbſt. Siehe Olafſens
und Povelſons Reiſe durch Island, Kop⸗
penh, und Leipz. 4. Seite 34.
U- d. Ueberf.
*) Aldrovand. Ornicholog, Tom, L p. 702.
In der Praité de la Pipée wird bie
Jagd zweer Naben auf einen Hafen er⸗
zählet, die einander zu verſtehen ſchienen,
dem Haſen die Augen aushackten, und ihn
fiengen. a
**) Aeliau. Natur. animal. Lib. II. cap EI
— Recueil des Voysges, qui ont ſervis à
Petabliſſement de ia Compagnie des Indes,
Tom. VIII. pag. 273, leg. Dieſes iſt viel⸗
es paßt daher auf kein
Thier
leicht der Urſprung der Antipathie, welche
zwiſchen dem Ochſen und dem Raben ſtatt
finden fol. Man ſehe Arifloted:: Hiſt, ani-
mal. Lib. IX. cap. I. — Ich kann ſchwer⸗
lich glauben, daß ein Rabe e nen Ochſen an⸗
greifen ſollte, wie doch Reiſende beobachtet
haben wollen. Dieſe Vögel konnen ſich
vielleicht manchmal auf den Ruͤcken der Och⸗
fen, ſo wie die Nebelkraͤhe auf den Rücken
der Eſel und Schaafe, oder die Aelſter auf
den Ruͤcken der Schweine ſetzen, und aus
den Haaren dieſer Thiere die Inſekten her⸗
ausſuchen: es iſt auch möglich, daß ſie zu⸗
weilen durch allzuſtarkes unvorſichtiges Ha⸗
cken die Haut der Ochſen beſchaͤdigen, und
denſelben, ihrem Naturtriebe zu Folge glaͤn⸗
zenden Koͤrpern nachzugehen, die Augen aus⸗
kacken; ich zweifle aber gar ſehr, daß ſie die⸗
ſes deswegen thun, um die Ochſen lebendig
verzehren zu konnen, und daß fie damit je:
mals zu Stande kommen wuͤrden. 1
3) An der Nor wegiſchen Kuͤſte rauben fie
die zum Trocknen aufgehangenen Fiſche, und
verzehren ſolche; fie muͤſſen von dieſer Dies
berey durch das Schießen abgehalten wer⸗
den. J. C. Sabricius Reiſe nach Roywe⸗
gen, Hamb. 1779. Seite 312. — Sie fref
fen auch Muſcheln und andere Schaallthiere,
5 Bit
Der Nabe.
73
Thier der Nanie eines Allesfreſſenden mit groͤßerm Recht, als auf den Ra⸗
ben f.. Ar ;
Diefer Grausamkeit und Gefräßigkeit wegen iſt der Rabe bald als ein ſchädli⸗
ches und raͤuberiſches Thier vertilget, bald aber auch als ein nuͤtzlicher und wohl
thaͤtiger Vogel durch Geſetze beſchuͤtzet worden. Er muß auch allerdings durch den
großen Schaden, den er anrichtet, einem armen und wenig bevoͤlkerten Lande bes
ſchwerlich fallen, da er im Gegentheil in wohl bebauten und volkreichen Laͤndern
ein willkommner Gaſt iſt, indem er alle Arten von Unreinigkeiten, womit gemei⸗
niglich ein ſolches Land uͤberhaͤuſt zu ſeyn pflegt, verzehret.
Daher durſte ſonſt
dieſem Vogel in England, nach Belons Berichte, keine Gewalt angethan wer»
den ); an andern Orten hingegen, wie z. B. auf der Inſel Gere, Malta:
u. ſ. w. hatte man auf feinen Kopf einen Preis geſetzt *) 5).
Setzet man nun noch zu dieſen angeführten Zügen: des Raben fein trauriges
Gefieder, fein noch klaͤglicheres Geſchrey, das jedoch in Anſehung der Größe die:
ſes Vogels ſehr ſchwach iſt; ferner ſeinen unedlen Anſtand, ſeinen wilden Blick,
und die haͤßliche Ausduͤuſtung ſeines ganzen Körpers *) hinzu, ſo darf
a „ 2 3
* y
die ſte oft mit auf die Felſen nehmen und
daſelbſt zerſchmettern. Orb. Fabrieii aun.
Sroeni, p. 62. i a
: A. d. Ueberſ.
) Axiſtoteles Hiſt. animal. Lid. VIH. c. HI
Ng by Ordithol. p. 82 ſeqq. — Ich
habe zahme Raben geſehen, die man groͤßten⸗
theils mit Fleiſch, und zwar ſowohl mit ro⸗
hem als mit gekochtem fuͤtterte.
*) Nature des oifeaux, pag. 2790. Belon:
ſchrieb um das Jahr. 1550. — Linne“
ſagt: Sancta auis a noſtris habetur, nec. fa-
eile ab vllo oceiditur. Fauna Suecica no. 69.
In Surinam genießen die Raben, wie Ser⸗
min berichtet, eben dieſer Freyheit. De-
feription de Surinam, Tom. II pag: 148.
**) Ada Haunienſia, Ann. 1671. 1672.
Obſeruar. XEIX. Auf der Inſel Malta fol:
len es Krähen ſeyn wie mir iſt verſichert
worden; da man mir aber zu gleicher Zeit
geſagt bat, daß dieſe Krähen ſich auf den
sdeſten Klippen an der Küſte aufhielten, fo
bin ich doch geneigt zu glauben, daß es Ra⸗
der ind. Min BL
4) In Island werden die Neſter der
Naben von den Einwohnern zerſtoͤzret.
man
ſich
Siehe Olafſens Reiſe durch Island, S.
292. ya ee
8 925 A. d. Ueber.
e) Die Verfaſſer der brittiſchen Zoos
logie Mid die einzigen, welche dem Raben eis
ne wohlriechende Ausduͤnſtung zuſchreiben 5).
Es laͤßt ſich aber dieſes ſchwerlich von einem
Vogel kepaupten, welcher vom Aas lebt.
Uebrigens lehrt die Erfahrung, daß die
vor kurzem getoͤdteten Raben einen ſehr un⸗
angenehmen Geruch, wie die Fiſche, an den
Händen: zuruͤcklaſſen; eine Nachricht, die:
mir Herr Hebert, ein glaubwuͤrdiger Beob⸗
achter, mitgetheilet hat, und die durch das
Zeugniß des Hernandes pag. 31 gleichfalls“
beſtaͤtiget wird. So viel iſt indeſſen gewiß,
daß man von dem Carancro, einem ameri-
kautſchen Geyer, den man auch einen Raben
genennt hat, ſagt, er duͤnſte einen moſchus⸗
artigen Geruch aus, ob er gleich vom Aaſe
lebe „Siehe /e Paye du Prats Hiſtoiresde
la Louifiane Tom. II. pag. 1. Allein die
meiſten Naturforſcher verſichern doch hier⸗
von das Gegenteil. n K l N
5 Die Verfaſſer der brittiſchen Zoologie
(Siehe Vennunt brit. Zool. pag: 219/) be
haupten dieſes keinesweges. Die Worte:
„Their
14 Hiſtorie der Natur.
ſich gar nicht wundern, daß er zu allen Zeiten als ein Gegenſtand des Ekels urs
Abſcheues betrachtet worden iſt. Den Juden war ſein Fleiſch ganzlich unterſagt;
auch die Wilden eſſen es niemals *), und bey uns eſſen es die aͤrmſten Leute nur
mit Widerwillen, und nachdem fie die ſehr lederartige Haut von dem Naben abe
gezogen haben. Ueberall rechnet man ihn unter die traurigen Vogel, die Vor⸗
boten eines Fünftigen Ungluͤcks find. Ja es find fogar ernſthafte Geſchichtſchrei⸗
ber fo weit gegangen, Nachrichten von Schlachten zu erzählen, die zwiſchen in
Ordnung geſtellten Heeren von Raben und andern Raubvoͤgeln geliefert worden
find, und fie haben dieſen Zwiſt als Vorboten blutiger Kriege, die ſich in der Folge
zwiſchen ganzen Nationen entſponnen haben, angeſehen ). Wie viele Menſchen
erzütern nicht noch heut zu Tage, und beunruhigen ſich bey dem Geſchrey eines
Raben! Indeſſen laͤßt ſich doch ſeine ganze Hinſicht in die Zukunft, ſo wie der
andern Luftbewohner ihre, durauf einſchraͤnken, daß fie das Element, worinnen
ſie leben, beſſer kennen, als wir, die geringſten Eindrücke der Luft beſſer wahre
nehmen, ihre kleinſten Veranderungen vorher empfinden, und ſolche durch ein ge⸗
wiſſes Geſchrey und gewiſſe Handlungen, welche eine natürliche Folge dieſer Ver⸗
änderungen find, uns verkuͤndigen. In den mittägigen Provinzen von Schwer
den, ſagt Linne“, fliegen die Raben bey heiterm Himmel ſehr hoch, und geben
ein gewiſſes weiterſchallendes Geſchrey von ſich *). 5 Die Verfaſſer der britei⸗
ſchen Zoologie ſetzen noch hinzu, daß ſie unter dieſen Umſtaͤnden oft Paarweiſe
flögen f). Andere weniger erleuchtete Schriſtſteller haben, uns noch andere Be⸗
merkungen mitgetheilt, die aber meiſtens ungewiß und abergläubifch find f).
In den Zeiten, wo das Wahrſagen aus dem Fluge der Voͤgel noch einen
Theil der Religion ausmachte, mußten die Raben, ob ſie gleich zu den ſchlimmen
Propheten gehörten, nothwendiger Weiſe ſehr wichtige Voͤgel ſeyn: denn der Hang,
kuͤnftige, und ſelbſt die traurigſten Begebenheiten vorher zu wiſſen, iſt eine alte
Krankheit des menſchlichen Geſchlechts. „Daher legte man ſich beſonders darauf,
alle ihre Handlungen, alle Bewegungen ihres Fluges, alle Verſchiedenheiten ihrer
Stimme zu ſtudiren, von denen man bis vier und ſechzig in das Gehoͤr fallende
„Their ſcent is remarkably good,, die unſer
Verfaſſer in der beygefuͤgten Anmerkung auf
die Ausduͤnſtung des Körpers deuter, gelten
vielmehr von hen und Guͤte ihres
Geruchwerkzeuges.
5 A. d. Ueberſ⸗
0) Voyage du Pere ITbeodat, eines Recol⸗
lekten, pag. 300.
**) Aeneas Sylaius, Hift. Europ. Cap. LIT.
— Bembs, Itin. Lib. I. — Gesner, de Aui-
bus pag. 347. 0
Veraͤn⸗
*) „In Smolandia et auftralioribus- pro-
vinctis coelo fereno alte volitat, et ſingu-
larem clangorem ſeu tenum Cong remo:
tiſſime ſonantem excitat.“ Faun. Sueciae
no. 69.
7D Britich Zoolog pag. )5.
+} Hieber geböret Plinius, Belon, Ges⸗
ner, Aldrovand, und andere.
Der Rabe. 15
Veranderungen angab, anderer ſubtilerer und ſchwer zu beſtimmender Verſchleden⸗
heiten zu geſchweigen t). Jeder Ton hatte ſeine beſtimmte Bedeutung, und es
fehlte weder an Betruͤgern, die ſich dieſes zu erflären anmaßten ), noch an
einfältigen keuten, welche es glaubten. Selbſt Plinius, der weder ein Betruͤger, noch
aberglaͤubiſch war ſondern der bloß zuweilen auf ungegruͤndete Nachrichten baue⸗
te, hat ſich die Mühe gegeben, den Ton anzugeben, der die allerungluͤcklichſte Vor.
bedeutung hatte). Ja einige haben die Thorheit ſo weit getrieben, daß fie das
Herz und die Eingeweide dieſer Voͤgel in der Hoffnung aßen, um dadurch den Pro⸗
phezeyungsgeiſt zu erlangen ). Da en
Es ſind nicht nur dem Raben ſehr viele Veränderungen der Stimme eigen,
welche feinen verſchiedenen innerlichen Neigungen’ entſprechen, ſondern er hat ſogar
die Gabe, das Geſchrey anderer Thiere de), und ſelbſt die Menſchenſtimme nachzu⸗
ahmen; deswegen hat man auch dieſe natürliche Anlage durch die Löſung des Zun⸗
genbandes vollkommner zu machen geſucht. Am allerleichteſten wird dem Raben
das Ausſprechen des Wortes Colas f) ); und Scaliger hat einen geſehen, wel
cher, wenn er hungrig war, den Hauskoch, welcher Conrad hieß, vernehmlich
rufte ff). Dieſe Worte haben in der That einige Aehnlichkeit mit dem gewoͤhnli⸗
chen Geſchrey des Raben. 8 a
In Rom hielt man ſehr viel auf dieſe ſchwatzhaften Voͤgel, und ein Philoſoph
befindet es ſogar für gut, die Geſchichte eines Raben umſtaͤndlich zu erzählen ff).
Sie lernen nicht nur reden, oder vielmehr die menſchliche Rede wiederholen, fondern fie
laufen auch in den Häuſern herum, und werden, wenn ſie gleich alt ſind, doch
noch zahm »), und ſcheinen ſogar zu gewiſſen Perſonen eine vorzuͤgliche und dauer⸗
hafte Zuneigung zu bekommen *).
f Eine
cherte, als ob er dieſe Noten hätte leſen (oder
den Takt ſchlagen) wollen. Der Gedauke
ſcheint mir aber natůrlicher zu ſeyn, daß er die
Noten fuͤr Inſekten gehalten bat welche ihm
bekanntermaßen zuweilen zur Nahrung dienen.
+th Mature (er adhuc pullus) fermeni:
aſſuefactus omnibus matutinis euoläns: in
roſtra .. Tiberium, dein Germanicum
et Druſum Caeſares nominatim, mox trans-
euntem populum Romanum ſalutabat, poſtea
ad tabernam' remeans etc. Plinius Lib. X.
Cap. XLIII.
+) Aldrouandus,; Tom. I. pag. 75.
1 Plinius Lib: XXI. Cap. IV. g
peſſima eorum ſiguificatio cum glu
tiunt vocem velut ſtrangulati. Libr. X. Cap.
L
* Porpbyr. De abſtinendo ab animant.
Libr: II. : | 2
0 Aldrowandus, Tom. I. p. 703. ;
6) Bey uns lernt man .
as Wort Jakob ausſprechen.
BR A d Ueberf
+, Belon, Nature des Oiſeaux pag. E69.
1) Exercitatio (in Cardanum, 239.) Sa
ger fiehet es für etwas kuſtiges an, daß
der nämliche Rabe, da er ein No enblatt
fand, ſolches mit feinem: Schnabel durchloͤ⸗
*) Cotuus longaeuus citiſſime fit dome -
ſticus. Gesner pag: 338: Sg J
*) Ein Beyfptel hiervon giebt Schwenk⸗
feld von einem zahmen Raben, welcher, da
ex⸗
16 Hiſtorie der Natur.
Eine Folge dieſes biegſamen Naturells iſt, daß fie zwar nicht ihrer Gefraͤßig⸗
keit entſagen, aber doch ſſolche mäßigen, und zu dem Dienſte des Menſchen an⸗
wenden lernen. Plinius erwahnt eines gewiſſen Craterus aus Aſien, der ſich durch
ſeine Geſchicklichkeit, Raben zur Jagd abzurichten, beruͤhmt gemacht hatte, und der
machen konnte, daß ihm ſelbſt wilde Raben nachfolgten ). Scaliger erzaͤhlt, daß
Koͤnig Ludwig (wahrſcheinlicher Weiſe Ludwig der Zwoͤlfte) einen ſo abgerich⸗
teten Raben beſaſſen hatte, deſſelben er ſich zur Rebhuͤhnerjagd bediente *). Albert
hatte einen andern zu Neapel geſehen, der ſowohl auf Rebhuͤhner als Faſanen ſtieß,
und ſogar andere Raben einbrachte; er mußte aber, wenn er auf Voͤgel von ſei⸗
ner Gattung jagen ſollte, durch die Gegenwart des Falconirers gereizt, und gleich«
fan mit Gewalt dazu gezwungen werden z). Endlich ſcheint es, daß man ihn
zuweilen abgerichtet hat, feinen Herrn zu vertheidigen, und ihin im Streite gegen ſeine
Feinde mit einer Art von Klugheit und geſchickten Wendungen beyzuſtehen, wenn
die Nachrichten, die uns Amus Gellius von dem Raben des Valerius giebt, ſonſt
einigen Glauben verdienen f). Bi 8 . 8
Außer dieſen Faͤtzigkeiten ſcheint der Rabe noch einen außerordentlich feinen Geruch
zu beſitzen, durch deſſen Huͤlfe er von ferne todte Körper zu entdecken im Stande
iſt t). Ja Thucydides eignet ihm ſogar einen ſolchen Inſtinkt zu, daß er ſich
der Thiere, die an der Peſt geftorben find, enthielte tf). Ich muß aber doch
geſtehen, daß dieſes vorgegebene Unterſcheidungsvermoͤgen zuweilen bey dem Raben
eine Ausnahme leidet, und ihn nicht allemal in dem Genuß ſolcher Dinge hindert,
die ſeiner Natur zuwider ſind, wie ich weiter unten zeigen werde. Auch hat man
einem Raben den ſonderbaren Einfall zugeſchrieben, daß er in eine enge Flaſche,
N worins
er ſich hatte durch wilde Raben zu weit ver⸗
führen laſſen, und ohne Zweifel den Ort ſei⸗
nes Aufenthalts nicht wieder finden konnte,
endlich auf der Landſtraße denjenigen, der
ihm ſonſt zu freſſen gegeben, erkannte, einige
Zeit über ihm ſchwebte, und ſchrie, als ob er
ibn begruͤßen wollte, ſich hernach auf ſeine
Hand ſetzte, und ihn nicht wieder verließ.
Ariarium Sileſiae pag. 245.
) Plinius, Lib. X. cap. XLHI.
) In Cardanum exercirat. 232.
e) Aldroyandus pag. 702.
Tom. II. pag. 25.
+) Ein Gallier, groß von Geſtalt, for
derte die tapfer den Römer zu einem Zwey⸗
kampf heraus. Ein Tribun. mit Namen
Valerius, ſtellte ſich, und ſiegte über den
Gallier nicht anders, als durch die Veyhuͤl⸗
Daimpier
fe eines Raben, der allemal zu gelegener
Zeit ſeinen Gegner auſtel, ihn in die Hande
hackte, und nach dem Geſichte und den Hit
gen ſtieß. Mit einem Wort, der Rabe
brachte den Gallier dergeſtalt in Verwir⸗
rung, daß dieſer letztere ſeine ganze Stärke
gegen den Valerius, der deswegen den Bey⸗
namen Corvinus bekam, nicht anwenden
konnte. No&. Atticae, Lib. IX. Cap, XI.
40 Corui in aufpiciis ſoli intellectum vi-
däentur habere fignificarionum ſusrum, nam
quum Mediae hoſpites occiſi ſunt, omnes e
Peloponnefo et Attica regione volauerunr.
Paiuus Lib. X. Cap. XII. fügt dieſes dem
Arxiſtoteles Lib. IX. Cap. XXXI. nach. —
Mira ſagacitate cadauera ſubolfacit licet re- .
motiflima. Linn. Fauna Suec, no. 69.
T) Thacydides Lib. II.
Der Rübe.
worinnen er etwas Hafer bemerkte, nach und nach kleine Steine warf, durch
deren Anhaͤufung denn das Waſſer unvermerkt in e Hoͤhe trat, und ihm zur
Loſchung feines Durſts ) diente ). Iſt dieſe Geſchichte wahr, fo iſt dieſer Durſt eine
e die zwiſchen dem Raben und dem größten Theile der Raubvoͤgel **),
vorzüglich aber dererjenigen ſtatt findet, die nach lebendigem Raube trachten; denn
dieſe letztern ſuchen bloß durch Blut ihren Durſt zu ſtillen, und ihr Eifer wird mehr
durch die Bedurfniß zum Freſſen, als durch die zum Trinken rege gemacht. Ein
anderer Unterſchied iſt der, daß die Raben geſellſchaftlicher leben, als 1. Naubvögel.
Die Urſache hiervon laͤßt fü ch leicht angeben. Da ihnen alle Arten vo 152 6
mitteln zum Genuſſe dienen koͤnnen, fo bleiben immer mehrere Mittel zu ihrer Erhal⸗
tung übrig, als andern nach Fleiſch begierigen Voͤgeln; es kann daher in eben dem
Diſtrikte eine größere Anzahl von ihnen ihren Unterhalt finden, und ſie haben deswe⸗
gen auch weniger Urſache, fi von einander zu entfernen. Obgleich aber die zahmen
Raben gekochtes und rohes Fleiſch freſſen, und, wie man gemeiniglich glaubt, in dem
Stande der Freyheit eine greße Verwuͤſtung unter den Hamſtern, Feldmaͤuſen (Mu.
lots, Campagne) u. ſ. w. anrichten ***): fo hat doch Hebert, welcher fie lange Zeit
und in der Naͤhe beobachtet hat, nie geſehen, daß fie auf Aeſer gierig find, und ſol⸗
che zerfleiſchen, oder ſich auch nur darauf ſetzen. Dieſer Beobachter iſt daher vielmehr
“ | 17
geneigt zu glauben, h fie die Insekten, beſonders aber die Regenwürmer ),
7) Sie baden ſich auch gerne, ſowobl im
Waſſer, als im Schnee. Orh. Fabricii Faun.
greenland. pag. 63, e
A. d. Ueberſ.
2) Plinius Lib. X. Cap. XLII.
%) Inſigniter squis oblectatur coruus ac
cornix. Gerner, pag 336.
) Auf der Isle de France ſoll eine
Art Raben, welche Ratten und Spitzmaͤuſe
vertilgen, in ſehr großem Anſehen ſtehen.
Voyage d'un Officier du Roi 1772. p. 122.
u. f. — Auch men man, daß ſich auf den
Bermudifchen Jnſeln fünf Jahre lang hin⸗
ter einander eine ungeheure Anzahl von
Ratten verbreitet haͤtte, welche die Pflanzen
und Bäume abfraßen, und von einer Inſel
auf die andere durch das Paſſer uͤberſetz⸗
ten. Dieſe Ratten verſchwanden ploͤtzlich,
ohne daß man irgend eine andere Urſache
davon angeben konnte, als daß ſich in den
beyden letzten Jahren eine große Menge von
Raben auf dieſen Inſeln zeigte, die man
weder vorher noch nachher jemals wieder
Buͤffons Vögel V. B.
aller
wahrgenommen hatte, Dieſe Nachrichten
beweiſen aber noch lange nicht, daß die
Naben fo mächtige Vertilger der Ratten
ſind. Denn erſtlich kann man auf der Isle
de France eben ſowohl, als an andern Or⸗
ten, durch Vorurtheile getaͤuſcht werden:
und was zweytens die Bermudifchen In⸗
ſeln betrifft, ſo können die Ratten entweder
einander ſelbſt aufgerieben haben, welches
oft zu geſchehen pfleget, oder nach Verzeh⸗
rung aller Fruͤchte aus Hunger umgekom⸗
men, oder auch endlich bey der Ueberſetzung
aus einer Inſel in die andere durch einen
Windſtoß ertrunken ſeyn, ohne daß die Ra⸗
ben viel zu ihrer Vertilgung beygetragen
haben.
8) In Weſterisland naͤhren fie ſich mei⸗
ſtentheils von Krafebär (Empetrum baccis
nigris Fl. Japp. 379.) und Regenwuͤrmern
(Lumbricus terreftris), welche der Nabe
zur Herbſtzeit, wenn Moos zwiſchen dem
Graſe hervorwaͤchſet, aus der Erde graͤbt.
Hierdurch leiſtet er dem Landmann, weil
er das Moos dabey mit aufreißt, einen
C wahren
18 HGiüſtorſe der Natur:
aller andern Nahrung vorziehen. Er fuͤgt noch hinzu, daß in ihren Exerementen
Erde befindlich ſey. ö .
Die Raben, die wahren Bergraben, welche ſich auf Bergen aufhalten ‚ find
keine Zugvoͤgel, und find hierinnen von den Kraͤhen, mit denen man ſie zu vereinigen
geſucht hat, mehr oder weniger verſchieden. Sie waͤhlen vorzuͤglich denjenigen Fel⸗
ſen zu ihrem Aufenthalt, worauf ſie gebohren ſind, oder vielmehr, auf dem ſie ſich
begattet haben; man ſieht fie das ganze Jahr hindurch fat in gleicher Anzahl auf
demſelben ſitzen, und niemals verlaſſen ſie ihn gaͤnzlich. Wenn ſie ſich auf die Ebene
herablaſſen, thun fie es in der Abſicht, daſelbſt ihr Futter zu ſuchen; fie fliegen aber
doch im Sommer ſeltner als im Winter herab, weil ſie die große Hitze verabſcheuen.
Ueberhaupt ſcheint die verſchiedene Witterung der Jahreszeiten auf ihre Naturtriebe
den hauptſaͤchlichſten Einfluß zu haben. Sie bringen keine Nacht in den Waͤldern,
wie die Kraͤhen, zu, ſondern ſie erkieſen ſich in ihren Bergen gegen Norden zu einen
ſichern Ort, wo fie ſich unter einem natuͤrlichen, von hervorragenden oder einwaͤrts
gebogenen Felſen gebildeten Gewoͤlbe verbergen, und wo funfzehn bis zwanzig Ra⸗
ben geſellſchaftlich ihre Nachtruhe halten. Sie ſchlafen ſitzend auf den Sträuchen,
welche zwiſchen den Felſen hervorwachſen, und bauen auch ihre Neſter in die Spalten
dieſer Felſen, oder in Löcher der Mauern, hoch auf alte wüſte Thürme, oder auch
zuweilen auf die oberſten Zweige hoher einzeln ſtehender Baͤume ) ). Jedes
Maͤnnchen haͤlt ſich zu ſeinem Weibchen, und bleibt viele Jahre lang unzertrennlich
mit ihr verbunden **). So verhaßt und ſo ekelhaft auch dieſe Vögel uns ſind, ſo ver»
ſtehen ſie doch die Kunſt, einander zu einer dauerhaften Gegenliebe zu reizen, und
ſie durch ſtufenweiſe zunehmende Liebkoſungen, wie die Turteltauben, gegen einander
. 5 0 auszu⸗
wahren Dienſt. Siehe Olafſens Reiſebe⸗
ſchreibung S. 118.
5 A. d. Ueberſ.
*) Der Ritter Linne“ fagt, daß der Ra⸗
be vorzuͤglich auf den Weißtannen (Sapins)
niſte, Fauna Suecica no. 69. und nach
Sriſch geſchiehet dieſes in Deutſchland haupt:
ſächlich auf hohen Eichen (Taf. 63.) Man
ſiehet hieraus, daß dieſer Vogel nicht ſo⸗
wohl die Weißtanne odet die Eiche, als
vielmehr die hoͤchſten Baͤume andern vor:
iehet.
{ 9 Ich glaube vielmehr, daß Bequem⸗
lichkeit und Bedürfniſſe jedem Vogel den
Platz anweiſen, wohin er ſein Neſt bauen
ſoll. Denn ich habe in den ebenen Gegen⸗
den Schleſiens ein Rabenneſt geſehen, das
auf einer nicht allzuhohen Tanne am
Eingange eines Waldes ſo angelegt war, daß
die Raben die Ausſicht ins freye Feld und uͤber
einige Teiche, den Rücken hingegen nach
dem Walde zu gekehret hatten. Hierdurch
ſcheinen ſie theils fuͤr ihre und ihrer Jun⸗
gen Nahrung zu ſorgen, theils aber auch,
weniger einem unvermutheten Ueberfall ih⸗
rer Feinde ausgeſetzt zu ſeyn, da fie gleich⸗
ſam durch den Wald gedeckt werden. Ueber
dieſes ſtanden auch in der Nabe einzelne Eis
chen, die ſie doch nicht zu ihrem Wohnplatze
gewaͤhlt hatten.
A. d. Ueberſ.
*#) Quandoque ad quadrageſimum aeta-
tis annum - jura coniugii - - fer-
vare traduntur. Z/drovand. Ornithol. T. J.
p. 700. Athenaͤus ſetzt dieſe Zeit noch wei⸗
ter hinaus.
auszudrucken. Sie ſcheinen die Vorempfindungen der Liebe zu kennen, und die
Wolluſt der Tandeleyen zu empfinden. Sind die Berichte einiger alten Naturforſcher
zuverlaͤßig, fo erflärt das Männchen allemal zuerſt feine Neigung durch eine Art von
Liebegeſang =), worauf fie ſich mit ihren Schnaͤbeln einander nähern, ſich liebkoſen
und ſchnaͤbeln; man hat daher von den Raben, fo wie von vielen andern Voͤgeln, be
baupten wollen, daß ſich dieſelben vermittelſt des Schnabels begatteten“ «). Ließe ſich
ja dieſer abgeſchmackte Irrthum noch rechtfertigen, ſo muͤßte es dadurch geſchehen,
daß man die wirkliche Begattung dieſer Voͤgel eben ſo ſelten ſiehet, als man oͤfters
ein Zeuge ihrer Liebkoſangen ſeyn kann. Und in der That, ſie paaren ſich faſt nie.
mals bey Tage, noch auch an Oertern, wo ſie bemerket werden koͤnnen, ſondern ſie
begeben ſich alsdann in die entlegenſten und einſamſten Gegenden ); und es ſcheint,
als ob fie, ihrem Inſtinkt zu Folge, in dem Innern der Natur ihre Sicherheit waͤh⸗
rend einer Handlung ſuchten, bey welcher, da ſie gaͤnzlich auf die Fortpflanzung ihrer
Gattung abzielet, jedes einzelnes Subjekt die thaͤtige Sorge fuͤr ſein eignes Daſeyn
zu vergeſſen ſcheint. Wir haben bereits oben angemerkt, daß der Lerchengeyer (Jean-
Je- blanc) ſich während des Trinkens verbirgt, weil er dabey feinen Schnabel bis an
die Augen ins Waſſer tauchet, und folglich alsdann nicht auf ſeiner Huth ſeyn
kann f). In allen dieſen Fallen verſtecken ſich die in dem Zuſtande der Wildheit
lebenden Thiere aus einer Vorſicht, die, weil fie auf die Sorge ihrer Selbſterhal⸗
tung unmittelbar abzweckt, mehr aus dem thieriſchen Naturtriebe, als aus
einem aus Gründen hergeleiteten Wohlſtande, den man ihnen hat aufdringen
wollen, zu kommen ſcheint. Einer ſolchen Vorſicht nun bedarf der Rabe um deſto
mehr, je weniger er zu der Zeugung feurig und vermoͤgend iſt ff); und wahrſchein⸗
licher Weiſe muß die Zeit ſeiner Begattung * einer gewiſſen beſtimmten
Dauer ſeyn. . ö ö
Nach der Beſchreibung des Barrere unterſcheidet ſich das Weibchen von dem
Maͤnnchen durch eine weniger dunkele ſchwarze Farbe und einen ſchwaͤchern Schnabel.
Auch meine Beobachtungen haben mir bey 970 Subjekten ſtaͤrkere und mehr erhabene
*) Oppian. De aucupio.
se) Kriftoteles, der dieſe thoͤrichte Meh⸗
nung dem Anaragorgs zuſchreibt, hat die⸗
ſelbe ſehr eruſthaft widerlegen wollen. E
ſagt nämlich, die Weibchen der Raben haͤt⸗
ten äußerliche Geburtstheile und Eyerfläde.
— — und der maͤnnliche Saamen wuͤr⸗
de, wenn er durch den Magen des Weib⸗
chens gienge, darinnen verdauet werden,
und keine Befruchtung zuwege bringen. De
Generation: Lib. III. Cap, VI.
2 Schnaͤbel,
*) Albert iſt, wie er ſagt, ein einziges
mal Augenzeuge bey der Begattung der Ra⸗
ben geweſen; die nach ihm eben ſo, wie bey
en andern Akten der Vögel, vor ſich ge⸗
het. Gesner de Auibus, pag. 337.
+) Siehe die Geſchichte dieſes Vogels
oben Tom. J. pag. 174. und in unferer deut⸗
ſchen Ueberſetzung Theil 1. S. 105.
17) Ceruinum genus jhbidinofum non
ef; quippe quod parum foccundum fir;
coire tamen id quoque vifum eſt. Ariſtotel.
de generatioue Lib. III. Cap. VI.
20 Hiſtorie der Natur.
Schnaͤbel, als bes andern, und verſchiedene Schattirungen von ſchwarzer, ja ſogar
brauner Farbe in dem Gefieder gezeiget. Allein diejenigen Raben, die weniger
hochſchwarz waren, hatten die Bien Schnaͤbel; ob aber dieſes ihre natürliche
Farbe war, oder ob ſich ſolche durch die Lange der Zeit und durch die Mittel, die man
bey der Aufbewahrung getrockneter Voͤgel anzuwenden pflegt, ſich veraͤndert hatte,
kann ich nicht beſtimmen. — Das Weibchen legt ohngefaͤhr im Märzmonat '°) *)
bis ſuͤnf oder ſechs Eyer **) ), von einer blaßgruͤnen und blaͤulichen Farbe, die
mit vielen dunkeln Flecken und Strichen gezeichnet find *). Sie bebruͤtet ſelbige
ohngefaͤhr zwanzig Tage ), und während dieſer Zeit wird fie von dem Männchen
mit Lebensmitteln, und zwar ſehr reichlich, verſehen; denn die Landleute finden zuwei⸗
len in den Rabenneſtern, oder in der Nähe herum, ziemlich betrachtliche Haufen von
Koͤrnern, Nuͤſſen und andern Früchten. Man hat zwar gemuthmaßet, als ob dieſer
Vorrath nicht bloß zu dem Unterhalt des bruͤtenden Weibchens wahrend der Brutzeit,
ſondern fr beyde auf den ganzen Winter beſtimmt fen. 1). Ihre Abſicht aber fen, wel⸗
che fie wolle, fo iſt doch ſo viel gewiß, daß dieſer Naturtrieb, Vorraͤthe zu ſamm⸗
len, und alles, deſſen fie habhaft werden koͤnnen, zu verſtecken, ſich nicht bloß auf
eßbare und ihnen nützliche Dinge einſchraͤnket, ſondern auch auf das erſtrecket, was
ihnen gefaͤllt; inſonderheit aber trachten fie metallenen und allen glänzenden Körpern
für andern nach ft). In Erfurt war ein Rabe, der eine Menge kleiner Münzen
mit vieler Sorgfalt unter einen Stein im Garten einzeln bis auf die Summe von
fünf oder ſechs Gulden zuſammentrug. kt). Ueberhaupt aber giebt es wohl Fein
’ Land,
10) In Groͤnland, wo die Raben groͤſ⸗
ſer und haͤufiger als anderwaͤrts ſind, be⸗
gatten ſie ſich im Maͤrz, und vor dem Mo⸗
nat April legt das Weibchen keine Eyer..
Ihr Neſt iſt groß, und aus vielen uͤberein⸗
ander gelegten Schichten zuſammengeſetzt;
die aͤußere beſteht aus ſtarken Reifern: und
Wurzeln von Straͤuchern, die folgende aus
Knochen von vierfuͤßigen Thieren und an⸗
dern dergleichen Dingen, inwendig aber iſt
daſſelbe mit Gras, Moos und Haaren aus⸗
gefüttert.
bruͤten wechſelsweiſe, jedoch bleibt letzteres Th. 2.
die ganze Nacht hindurch über den Ebern
ſitzen, und das Männchen ſchlaft neben dem
Meſte. 07h. Fabricius Fauna Groenlandica,,
Hufn et Lipl. 1780.
A. d Ueberſ. .
) Nach Willughhy legen die Raben im:
England zuweilen noch eher ihre Eyer. Or-
nithol p. 83..
*) Ariſtoteles Hiſtor- animal. Lib. IX.
Cap. XXXI. a
11) Zuweilen werden nur drey (bisweilen
aber auch acht) Eyer in ihrem Neſte gefun⸗
den. Das Nabeney iſt etwas groͤßer als
das Ey einer Taube, gehet ſpitzig zu, hat
auf dem Grunde der Schaale eine grun⸗
lichte Farbe, und iſt mit ſehr dicht an ein⸗
ander gelegenen dunkelbraunen oder ſchwaͤrz
lichten Flecken, wie auch mit vielen Punk⸗
ten, doch mehr an dem ſpitzigen Ende
Das Männchen und Weibchen ſeyn, En Jorn Petinotheologie
„
U. d. Ueberſ.
, Willughby am angeführten Orte.
) Arıfloteles. Hiftor: animal. Lib. VL.
Cap: VI.
) Aldrovandus Ornithol. Tom, I. pag.
691. 690.
It) Sriſch die 63ſte Tafel.
ttti); Gesner de auibus p. 338.
0 Der Rabe. 5 gr
Lanb, welches nicht Geschichten von . Husdſeberehen der Raben aufzu⸗
weiſen hat.
Wenn die jungen Raben auskriechen, fo find fie gar nicht ſchwarz, wie ihre
Aeltern, ſondern fie haben vielmehr eine weiſſe Farbe; da im Gegentheil die jungen
Schwäne, die mit der Zeit fo blendend weis werden, anfaͤnglich braun ſind ) 5).
In den erſten Tagen ſcheint die Mutter ihre Jungen ein wenig zu vernachlaͤßigen, und
ſie giebt ihnen auch nicht eher zu eſſen, als bis ihre Federn bervorzuſprießen anfangen.
Einige haben ſogar vorgeben wollen, als ob die Muͤtter ihre Jungen erſt in dem
Augenblicke, da ſich ihr Gefieder entwickelt, erkennte, und alsdenn fuͤr fie erſt 1 als
wie fur ihre Kinder, Sorge truͤge *). Allein ich ſehe nichts Außerordentliches in dieſer
Enthaltſamkeit in den erſten Tagen, denn dieſelbe findet faſt bey allen Thieren mehr
oder weniger ſtatt, und der Menſch ſelbſt iſt davon nicht ausgenommen. Alle Thiere
haben eine gewiſſe Zeit noͤthig, um ſich an ein neues Element und die Veraͤnderung ih⸗
res Daſeyns zu gewoͤhnen. Es iſt aber auch während dieſer Zeit der Enthaltſam⸗
keit der kleine Vogel nicht von aller Nahrung entblößt; ein ſehr angemeſſener Stoff
hierzu liegt in ihm ſelbſt: dieſes iſt der uͤbriggebliebene Theil des Dotters, welchen
der Unterleib deſſelben einſchließt, und welcher durch einen beſondern Canal in die
Gedaͤrme gebracht wird *). Nach dieſem erſten Zeitpunkt verſiehet die Mutter
ihre Jungen mit. ſchicklichem Futter, das in ihrem Kropf ſchon zubereitet wor⸗
den, un rss ſie in den Schnabel der Jungen, ohngefaͤhr ſo wie die e
ausfchü
Das SENDE ſorgt nicht nur für die Erhaltung feiner Familie, ſondern auch)
für die Vertheidigung derſelben. Wenn es die Annäherung: eines Huͤhnergeyers
(Milan) oder eines andern dergleichen Raubvogels gewahr wird, ſo giebt ihm die
Gefahr, die über: feinen Geliebten ſchwebet, Muth; er ſchwingt ſich empor, ſteigt
über feinen Feind, ſtoͤßt auf ihn, und hackt ihn heftig mit ſeinem Schnabel. Ber
muͤhet ſich der Raubvogel die Hohe zu gewinnen, ſo ſtrenget der Rabe von Neuem
feine Kräfte zur Behauptung feines Vortheils an, und beyde ſteigen zuweilen ſo hoch,
daß man ſie gaͤnzlich aus dem Geſichte verlieret, bis endlich, vom Streite ermuͤdet,,
einer oder der andere, oder auch alle beyde von der erſchwungenen Höhe: her⸗
abſtuͤrzen ff /.
Ariſtoteles und viele andere Naturforſcher nach ihm behaupten, daß, wenn
die jungen Raben zum Fliegen geſchickt werden, die Alten ſie noͤthigten, aus dem
Meſte zu gehen, und ihre Flügel. gebrauchen zu lernen; und daß fie dieſelben zeitig
aus der We deren Beſitz fie ſich zu eigen gemacht haben, gaͤnzlich vertrieben,
E53 wenn
22 Oder vielmehr grau: N es) Aldrovand..am angeführten Orte,
A d Ueberf. i Wıllugbby Otnirhol pag. 83.
+) Wiltmahby: ebenda ſelbſt.
®) Aldrovand.. Ornithol. Tom. I. p. 701, 17 Sriſch die 63 ſte Kupfertafel.
7 “
22 Hiſtorie der Natur. .
wenn dieſe Gegend nicht fruchtbar und nicht groß genug iſt, mehrere Paare mit hin⸗
laͤnglichem Futter zu verforgen *); ein Betragen, das der Natur der wahren Raub⸗
vögel völlig gleicht. Es ſtimmen aber dieſe Nachrichten mit den Beobachtungen,
welche Herr Sebert über die Raben, die ſich auf den Bergen von Bugey aufhalten,
gemacht hat, Feinestveges überein. Denn diefe wenden eine ſehr lange Zeit auf die
Erziehung ihrer Jungen an, und verſchaffen ihnen auch alsdenn noch ihren Unterhalt,
wenn ſie gleich ſchon den Zeitpunkt erreicht haben, wo ſie im 15 ſind, ſich ſelbſt
mit Futter zu verſorgen. Da man die Gelegenheit, ſolche Beobachtungen anzuſtel⸗
len, mit dem Talente ſie ſo genau anzuſtellen, ſo ſelten vereiniget findet, ſo habe ich
es für noͤthig erachtet, alle Umſtaͤnde mit den eignen Worten dieſes Beobachters
hier einzuruͤcken. A
„Die jungen Naben, ſagt Herr Sebert, kriechen ſehr zeitig aus, und find
„ſchon von dem Maymonat an im Stande, ihr Neſt zu verlaſſen. Ich konnte aus
„meinem Fenſter auf Felſen, die meinen Geſichtskreis begränzten, alle Jahre das
»„Entſtehen einer ſolchen Familie bemerken. Vier oder fünf Junge faßen auf großen
„eingeftürzten Felſenſtuͤcken, wo dieſelben leicht zu ſehen waren, und durch ihr beynahe
„unaufhoͤrliches Pipen ihre Gegenwart zu erkennen gaben. So oft als die Alten ihnen
„zu freſſen brachten, welches den Tag über öfters geſchahe, fo oft riefen fie dieſen
„durch ein Geſchrey, crau, rau, crau, zu, das jedoch von ihrem Pipen ganz ver⸗
„ſchieden war. Zuweilen ſchwung ſich nur ein einziger von ihnen in die Höhe, und
„nach einem geringen Verſuch ſeiner Krafte ließ er ſich wieder auf fenen hehe nie⸗
der; jedoch blieb faſt allemal einer davon ſitzen, und dieſer hoͤrte alsdenn gar nicht
„auf zu pipen. Nachdem die Jungen die zum Fluge erforderliche Staͤrke erlangt
hatten, welches wenigſtens vierzehn Tage nach ihrem erſten Ausfluge aus dem Neſt
„geſchahe, fo wurden fie von den Alten alle Morgen ausgefuͤhret; um fünf oder ſechs
„Uhr des Nachmittags kam die ganze Familie zu ihrem Neſte zuruck, und brach⸗
„te den übrigen Theil des Abends mit einem hoͤchſt unangenehmen Geſchrey zu.
„Dieſes Ausfliegen dauerte den ganzen Sommer hindurch fort; ein Umſtand, der
„mich glauben macht, daß die Raben nur einmal des Jahres brüten.“ b
Sesner hat junge Raben mit rehem Fleiſch, kleinen Fiſchen, und mit Brod,
das in Waſſer getaucht worden war, aufgefuͤttert *). Sie find fehr luͤſtern nach Kir⸗
ſchen, und verſchlucken ſolche ſehr begierig mit den Stielen und Kernen; ſie ver⸗
dauen aber nur das Fleiſch davon, und geben die Stiele und Kerne zwey Stunden
hernach durch den Schnabel wieder von ſich. Sie ſollen auch die Knochen derjeni⸗
gen Thiere, die fie mit dem Fleiſche hintergeſchluckt haben, auswerfen, fo wie der
Kirchenfalk (Crellerelle), die Nachtraubvsgel, die von Fiſchen lebenden Vögel,
5 * 1 A. fw.
=) Ariſtoteles Hiſtor. animal. Eib. IX. *) Gesner de auibus, pag. 336.
Cap. XXXI. J
\ *
Der Nabe. 23
3 " 3
d. ſ. w. die harten und unverdauten Theile von hintergeſchluckten Thieren oder Fifchen:
wieder von ſich geben ). Auch find die Raben, nach der Meynung des Plintus,
alle Sommer einer periodiſchen Krankheit von ſechzig Tagen unterworfen, deren,
Hauptſhmptom ein heftiger Durſt ſeyn foll ). Ich vermuthe aber, daß dieſes
keine andere Krankheit als die Mauſter iſt, welche bey den Raben langſamer, als
bey vielen andern Raubvoͤgeln, vor ſich gehet ) "u i
Sc viel ich weis, hat noch kein Naturforſcher das Alter beſtimmt, in welchen
die jungen vollkommen ausgewachſenen Raben wirklich mannbar, und ihr Geſchlecht
fortzupflanzen vermögend find. Jedoch, wenn bey den Vögeln, fo wie bey den vier⸗
füßigen Tpieren, jede Periode des Lebens mit der Dauer des ganzen Lebens in einem
Verhaͤltniß ſtuͤnde, fo würden die Raben muthmaßlich nach dem Verlauf von vielen
Jahren erſt ihre Maunbarkeit erreichen. Denn ob man gleich das lange Leben, wel⸗
ches Heſiodus den Raben zuſchreibt f), gar ſehr abkürzen muß, ſo ſcheint doch fo
viel ziemlich beſtaͤtiget zu ſeyn, daß derſelbe ein Jahrhundert und darüber lebet. Man
at in vielen Städten Frankreichs Raben geſehen, die dieſes Alter erreicht haben, und
es ift auch dieſer Vogel in allen Laͤndern und zu allen Zeiten für ein lange lebendes Thier
gehalten worden. Inzwiſchen iſt es doch nicht glaublich, daß das Ziel der Mannbars
keit bey dieſer Gattung mit der gaͤnzlichen Dauer ihres Lebens verhaͤltnißmaͤßig auf⸗
geſchoben werde; denn es laͤßt ſich zu Ende des erſten Sommers, wenn noch die ganze
Familie geſellſchaftlich ausflieget, ſchwerlich ein Unterſchied zwiſchen den Alten und
Jungen der Leibesgeſtalt nach angeben, und es iſt daher ſehr wahrſcheinlich, daß
fie von ihrem zweyten Jahre en im Stande »ſind, ihres gleichen hervorzu⸗
bringen.
Ich
5 Aldrovanıl. Tom. I. pag 697. — Man
he auch den zweyten Band der Naturge⸗
ichte der Voͤgel S. 50. und der deutſchen
Ueber ſetzung Th. 2. ©: 38. 84.
*) Lib. XXIX. Cap. III.
a Gesner pag. 335. 5
13) In Groͤnland ereignet ſich die Mau⸗
ſter im Monat May und Junius. — Der
Nabe wird auch von Laͤuſen geplaget. S.
Orb. Fabricii Faun. groenl. p. 63.
* A. d. Ueberſ.
) Hefodus — — cornici nouem no-
firas attribuit aetates, quadruplum ejus cer-
vis, id triplicatum coruis.
Cap. XLVII. — Wenn man ein Menſchen⸗
alter nur auf dreyßig Jahr ſetzet, ſo kaͤme
neunmal dreyßig oder zweybundert und ſie⸗
den Raben.
Plinius Lib VII.
benzig Jahr fuͤr das Alter der Kraͤhe, fuͤr
den Hirſch tauſend und achtzig, und drey—
tauſend zweyhundert und vierzig Jahr für
Setzet man des Menſchen Al⸗
ter nur auf zehn Jahr, ſo wuͤrde die Kraͤhe
neunzig, der Hirſch dreyhundert und ſechzig,
und der Rabe tauſend und achtzig Jahre
alt, welches noch immer ein uͤbertriebenes
Alter ware Das einzige Mittel, dieſe
Stelle vernünftig zu erklaͤren, iſt, daß
man das yivex des geſiodus und geras des
Plinius durch ein Jahr uͤberſetzet, und:
dann wuͤrde die Krähe neun, der Hirfch
ſechs und dreyßig, wie es in der Naturge⸗
ſchichte dieſes Thieres iſt beſtimmt worden,
und der Rabe hundert und acht Jahre alt
werden. Dieſes haben auch die Beobach⸗
lungen beſtaͤtiget.
4
24 Hiſtorie der Natur.
Ich habe bereits urn angemerket, daß der Rabe bey ſeiner Geburt nicht ſchwarz
fen; er iſt auch nicht mehr ſchwarz, wenn er ſtirbt, wenigſtens alsdenn nicht mehr,
wenn er für Alter ſtirbt. Denn in dem letztern Falle verändert ſich endlich fein Gefieder
und es bekoͤmmt ſolches aus Mangel der Nahrung eine gelbe Farbe ). Man dar
aber auch nicht glauben, daß dieſer Vogel zu irgend einer Zeit ein ganz reines
Schwarz, ohne alle Miſchung von andern Farben, habe; eine ſolche unumſchraͤnkte
Einfoͤrmigkeit iſt der Natur ganzlich unbekannt. Denn die Schwärze, welche auf
dieſem Vogel ausgebreitet iſt, ſcheint auf dem obern Theile ſeines Koͤrpers mit einer
violetten, auf der Kehle mit einer aſchgrauen, und mit einer gruͤnen Farbe au dem un⸗
tern Theile des Koͤrpers, an den Schwanzfedern und an den groͤßten, vom Ruͤcken
am weiteſten entfernten, Schwungfedern vermiſcht zu ſeyn *). Bloß die Füße, die
Krallen und der Schnabel ſind durchaus ſchwarz, und dieſes Schwarz ſcheint ſich bis
auf die Zunge zu erſtrecken, ſo wie die ſchwarze Farbe der Federn in einem ſtarken
Grade bis auf das Fleiſch einzudringen ſcheint. Die Zunge des Raben iſt an ihrer
Grundflaͤche cylindriſch, an ihrem Ende aber platt und geſpalten, und an den Rän⸗
dern mit kleinen Spitzen beſetzt. Das Gehoͤrwerkzeug iſt ſehr zuſammengeſetzt, und
dieſes vielleicht mehr als bey den übrigen Voͤgeln *). Es muß daſſelbe auch weit
empfindlicher ſeyn, wenn man dem, was Plutarch ſagt, Glauben beymeſſen darf,
daß man naͤmlich Raben durch das Getoͤſe einer zahlreichen und in heftige Bewegung
1 1 15 Menge Volks hat wie betaͤubt aus der Luft herabfallen geſehen +). N
Die Speiſeroͤhre erweitert ſich an dem Orte, wo ſie in den Magen uͤbergehet, und bildet 5
durch ihre Erweiterung eine Art ae, welchen auch Ariſtoteles ſchon bemerkt
hatte. Die inwendige Släche des Magens iſt mit Furchen und Runzeln verſehen; die Gal⸗
ſenblaſe iſt ſehr groß, und an die Gedaͤrme angewachſen I). In der Höhle des
Unterleibes hat Redi Würmer gefunden fit). Die Laͤnge der Gedaͤrme iſt ohngefaͤhr
noch einmal ſo groß, als die Laͤnge des Vogels, von der Soitze des Schnabels an
bis zu dem Ende der Krallen gerechnet, und es haͤlt ſolche folglich das Mittel zwi⸗
fer en der Länge der Gedaͤrme bey fleiſchfreſſenden und zwiſchen der bey koͤrnerfreſſenden
Voͤgeln. Mit einem Worte, die Gedaͤrme des Raben find fo lang, als fie bey einem
Vegel, der von Fleiſch und Früchten lebet, es ſeyn muͤſſen ff. Peg
FI le
) Coruorum pennae poſtremo in colo-
rem flauum transmutantur, quum ſeilicet
alimento deſtituuntur. De Culoribus,
** Brifon Oruitholog. Tom. II. pag. 8.
*) Acta Haunienſ. ann. 1673. Obferu.
LII. g
+) Man ſehe die Lebensgeſchichte des T.
Fla:minius. 0
Nee pag. 82. Arifoteles Hiſt.
animal. Lib. II. Cap. XVII.
1) Collection academique etrangère,
Tom. IV. pag. 521. 10
irn Ein glaubwürdiger Beobachter hat
mir verſichert, daß er der Bemühung eines
Raben, eine Nuß zu zerbrechen, zugeſehen
habe. Der Nabe ſchwung ſich mehr als
zwanzig mal zu der Höhe von zwoͤlf bis fuuf⸗
zehn Toiſen, und ließ die Nuß von da her⸗
abfallen, die er jedesmal mit ſeinem Schna⸗
bel wieder aufhob. Er war aber doch nicht im
Stande,
Der Rabe, 985
er
Die Eßbegierde des Raben, welche ſich auf alle Arten von Nahrungsmitteln
erſtreckt, dient oft zu feinem eignen Verderben, weil die Jaͤger leicht ſchickliche Lock⸗
ſpeiſen finden, wodurch ſie ihn fangen koͤnnen. Die Kraͤhenaugen (Nux vomics),
welche für ſehr viele vierfüßige Thiere ein Gift find, find auch dem Raben toͤdtlich.
Er wird davon fo taumelnd, daß er nach dem Genuſſe derſelben bald hinfaͤllt. So
bald er fälle, muß man ſich feiner bemaͤchtigen. Denn fein Taumel iſt zuweilen nur
von einer kurzen Dauer, und er ſammlet oft aufs Neue genug Kraͤfte wieder, daß
er ſeinen Felſen erreichen kann, um daſelbſt zu ſterben ). Er wird auch mit man⸗
cherley Arten von Schlingen, Netzen und Fallſtricken ), ja ſogar durch das Locken mit
Raubooͤgeln, wie die kleinen Vögel, gefangen; denn er hat eben fe, wie dieſe, eine Anti⸗
pathie gegen den Uhu (Hibou), und fo bald der Rabe dieſen Vogel, oder auch die
Steineule (Chouette) anſichtig wird, fo fängt er an zu ſchreyen *). Es ſoll auch
der Rabe mit dem Huͤhnergeyer ), dem Geyer und der Meerelſter ſtreiten *);
allein dieſes iſt bloß die Wirkung einer nothwendigen Antipathie, die zwiſchen allen
fleiſchfreſſenden Thieren herrſchet, als welche ihrer Natur nach ſowohl gegen alle ſchwaͤ.
chere ), die ihnen zum Raube dienen, als auch gegen alle ſtaͤrkere, die ihnen ihren
Raub ſtreitig machen koͤnnen, Feindſeligkeiten ausuͤben.
Die Raben huͤpfen, wenn fie auf der Erde ſitzen, nicht, ſondern fie ge—
hen. Sie haben, wie die Raubvogel, lange und ſtarke Flügel, deren Breite ohn.
gefaͤhr viertehalb Fuß betraͤgt. Ein ſolcher Fluͤgel hat zwanzig Schwungfedern, von
denen die erſten zwo oder drey f) kuͤrzer find, als die vierte, welche unter allen die laͤng⸗
ſte iſt tf). An den mittlern iſt dieſes beſonders merkwuͤrdig, daß das Ende der
Nie > Spuhle
Cap. LI. A’drovand, Tom. I. p. 710. et
Collection. azad. etrang. Tom. I. de I'Hi-
ftoire naturelle pag. 196. und in der deut
Stande, dieſelbe zu zerbrechen, weil ſie auf
ein aufgeackertes Erdreich fiel.
9) Genes pag. 339. — Journal Econo-
mique, Decembre 1758. _
14 In Grönland wird er fogar nach
dem Zeugniß des Otho Sabricius (Faun.
Groeni. p. 63.) mit den bloßen Händen fol⸗
gendergeſtalt gefangen: Die Einwohner ver⸗
ſtecken ſich in einer in den Schnee gegrabe⸗
nen Höble, und bedecken die Oeffnung, uber
weicher die Lockſpeiſe angebracht wird, ſehr
dünne mit Schnee. So wie der Rabe mit
den Fügen auffigen will, und durchfallt, ſo
ifen fie zu und fangen ſolchen.
e f A. d. Ueberſ.
) Traité de la Pipee. N
15) Bellat cum miluo, Cicero de Natur.
eor. II. c. 449. f
9 - = A. d. Ueberf.
Se] Aeſljanut, Natur. animal, Lib. II.
Buͤffons Vögel V. B.
ſchen Ueberſetzung Th. 1. S. 165,
16) Zuweilen dienen aber auch die Ra⸗
ben ſchwaͤchern Voͤgeln, als zum Beyſpiel
den wilden Tauben, zum Schutze. Wenn
dieſe letztern im Herbſt ſich in ebenen Ge⸗
genden niederlaſſen, oder auf Felder fallen,
ſo begeben ſie ſich unter die Naben, um ge⸗
gen die Raubvoͤgel geftchert zu ſeyn. Zorn
Petinotheologie Th. 1. S. 88.
A. d. Ueberſ.
+) Briſſon und Linne“ ſagen, daß nur
zwo Federn kuͤrzer ſind; Willughby aber
giebt drey kuͤrzere an.
+r) Es find dieſes diejenigen Federn,
womit die Tangenten an den Flügeln oder
Clavecins betielet werden. Sie dienen auch
D ann
Hiſtvrie der Ratur.
Spuhle uͤber die Fahne hinausgehet, und ſich in eine Spitze endigt. Der Schwanz:
beſtehet aus zwoͤlf Ruderfedern, die ohngefaͤhr acht Zoll lang und von ungleicher Laͤn⸗
ge ſind; die beyden mittelſten ſind am laͤngſten, die naͤchſten aber an beyden Seiten
werden immer kuͤrzer, fo daß das Ende des Schwanzes auf: feiner horizontalen Fläche
ein wenig zugerundet zu ſeyn ſcheint ).
Einen ſolchen Schwanz werde ich in der
Folge einen Rufenförmigen Schwanz (Queue etagee) nennen.
Aus der Laͤnge der Flügel kann man faſt allemal auf die Höhe des Fluges eines
Vogels ſchließen. Daher koͤnnen auch die Raben, wie ich oben ſchon erinnert habe,
ſehr hoch fliegen ), und es darf niemanden befremden, wenn man ſagt, man habe
bey Ungewittern Raben mit feurigen Schnaͤbeln in der Luft ſchweben ſehen *).
Ohnſtreitig war dieſes Feuer die Materie des Blitzes ſelbſt, namlich, ein leuchtender
Funken, den die elektriſche Materie, welche die obere Gegend der Atmoſphaͤre be⸗
kanntermaßen bey Donnerwettern erfüllt, an der Spitze des Schnabels hervor⸗
brachte.
Es kann auch ſeyn, daß der Adler, einer aͤhnlichen Beobachtung zu Folge,
den Namen eines Dieners des Donnergoftes erlangt hat; denn es giebt wenig Fax
beln, in denen nicht eine gewiſſe Wahrheit verborgen liegen ſollte.
Da nun der Rabe ſehr hoch fliegt,
und, wie jederman weis, alle Veraͤnde⸗
rungen der Luft vertraͤgt “), fo ſtehet ihm die genze Welt offen, und der Aufent⸗
halt iſt ihm in keiner Gegend verſagt.
Er iſt auch wirklich von dem Polarzirkel
an e) bis auf das Vorgebirge der guten Hoffnung f) und auf der Infel Mada⸗
gaskar 1) ſeltner oder häufiger anzutreffen, je nachdem ihm jedes Land mehr oder weni⸗
ger Nahrung darreichet, und die Lage der Felſen mehr oder weniger nach ſeinem Ge⸗
ſchmack iſt Ft). Er flieget zuweilen von den Kuͤſten der Barbarey nach
zum Zeichnen: — Die Indianer brauchen
fie zu ihren Pfeilen. s
*) Auſſerdem haben die Raben beynahe.
über den ganzen: Körper eine doppelte Art:
von Federn, die an der Haut fo feſt anhaͤngen,
daß man folche nur durch Huͤlfe des war⸗
men Waſſers loszubringen im Stande iſt.
17), Sie drehen ſich im Fluge oft wirbel⸗
förmig herum, und koͤnnen dabep: ihren:
Raub, den ſie im Schnabel tragen, in die:
} Klauen, und aus dieſen wieder in den:
Schnadel bringen. Unter heftigen Sturm»
winden ſchweben ſie haufenweiſe uͤber den
Gipfeln der Berge. Oib, Fabricii Fauna
Eroenl. pag. 63:
A. d. Ueberſ.
der Inſel
5 Teneriffa
*) Hermolaus Bärbarus, vir gtauis et
doctus, allique Philofophi aiunt. — —
Dum fulmina tempeſtatum tempore fjunt;
corui per atrem hac illac circumuolames ro-
ſtro ignem deferre. Scala naturalis apud
Aidrevand Tom. I. pag 704. er
e Quasuis aëris mutationes fäcile to-
lerant, nec frigus nec calorem reformi-
dant — — vbieunque alimenti copia ſup-
petit, degere ſuſtinenk — — in ſolitudi-
ne, in vrbibus etiam populoſiſſimis. Oini -
theol. p. 82. N
%) Klein Ord. auium p. 38 und 167. ES
iſt aber noch die Frage, ob diefe. 1
ſcher von einerley Raben reden. 7
1 Kolbe Deſeript. du Cap.. p. 136.
TH Man ſehe Faccuurt. 7
ft) Plinius ſagt, nach dem Theophraſt,
u a daß
Der Rabe. hy
Teneriffa über; man findet ihn gleichfalls in Meriko, Domingo, Canada *),
und ohnſtreitig auch in den übrigen Gegenden der neuen Welt und in den daran fies
genden Inſeln. Hat er einmal in einem Lande ſeine Wohnung aufgeſchlagen, und
ſich daſelbſt eingewoͤhnet, fo verläßt er daſſelbe ſchwerlich, um ſich in ein anderes zu
begeben „*). Ja er haͤlt ſich ſogar an das Neſt, das er ſich gebauet hat, und bes
wohnt es viele Jahre lang hinter einander, wie ich oben bereits erinnert habe 5).
Die Raben haben nicht in allen Laͤndern einerley Farbe im Gefieder. Denn
ſie ſind außer den beſondern Urſachen, die eine Veraͤnderung derſelben, oder eine Ab⸗
änderung vom Schwarzen ins Braune, oder gar ins Gelbe hervorbringen, auch
noch dem Einfluß des Klima mehr oder weniger unterworfen. So findet man in
Norwegen und Island, wo es auch ganz ſchwarze Raben giebt, zuweilen weiſſe,
und zwar in ziemlicher Menge *) ). Von der andern Seite trifft man mitten
in Frankreich und Deutſchland gleichfalls weiſſe Raben und dieſes in Neſtern an, worinnen
auch ſchwarze befindlich find f). Derjenige mexikaniſche Rabe, den Fernandez Cacalotl
nennt, har eine aus Schwarz und Weiß vermiſchte Farbe ff).
Bay aus Saldagne iſt mit einem weiſſen Halskragen gezieret tft) 9).
r ein D 2
daß die Raben in Aſien nicht zu Hauſe ſind.
Lib. X. Cap. XXIX.
* Charlevoiæ, Hiſtoire de Pisle eſpagnole
du Saint -Domingue, Tom. J. pag. 30. et
‚Hiftoire de la nouvelle France pag. 155.
) Sriſch, ſiehe die Beſchreibung zur drey
und ſechzigſten Kupfertafel. — Aues quae
in vrbibus ſolent praecipwe viuere femper
apparent, vt coruus et cornix. Ariſtoteles
Hiſt. animal. Lib. IX. Cap. XXIII.
18) In Preuſſen find die Raben ſeit eini⸗
ger Zeit ſehr ſelten geweſen. Allein im
Herbſt 1774 ließen ſie ſich daſelbſt in ſehr
großer Menge ſehen, beſonders in denen⸗
jenigen Gegenden, wo damals die Vieh⸗
ſeuche herrſchte. Siehe Blochs Preußiſche
Ornithologie im gten Stuck des Naturfor⸗
ſchers S. 40. 5
A. des Ueberſ.
r Defeription de V’Islande, Horrebovv
Tom. I. pag. 206, 219. — Klein Ordo
auium p. 58. 257. Cajus ſahe im Jahr
1548 zu kuͤbeck zween weiſſe Raben, die zur
Jagd abgerichtet waren, Klein Ord. auium
Pag. 388. .
Der Rabe von der
Auch der
Mada⸗
19) Auf der Daͤniſchen Inſel Fanoe
ſollen gleichfalls weiſſe und halbweiſſe Ra⸗
ben angetroffen werden. Siehe Pontop⸗
pidan Theil 2. S. 172. — Manchmal zei⸗
gen ſich auch in Rußland weiſſe Raben.
Gmelin Reiſebeſchr. Th. 1. S. 40.
A. d. Ueberſ.
) Ephemerides Nat. Curiof. Decur. J.
ann. III. Obſ. LVII. Wiſel ſetzt noch hin⸗
zu, daß man das Jahr darauf in dem naͤm⸗
lichen Neſte bloß ſchwarze Raben, und in
einem andern Neſte, das gleichfalls in die⸗
ſem Gehoͤlze befindlich war, einen ſchwar⸗
zen und zween weiſſe Raben gefunden habe.
— Auch in Italien find zuweilen weiſſe
Raben geſchoſſen worden. Gerini Storia
degli Uccelli, Tom. II. pag. 33. 3
) Hiſtor. auium nouae Hiſpaniae Cap.
CLXXIV. pag. 48.
ft) Voyage de Dovvnton, à la ſuite de
celui de Middleton, 1610. N 4
20) Einer Spielart mit weiſſem Kopfe
wird in Anmerkninger over de tre förſte
Böger af David Craniaes Hiſtorie om Gröns
land Kiöb, 2771. pag. 92. erwähnt. 8
A. d. Ueber.
28 Hiſtorie der Natur.
Madagaskariſche Rabe, dem Flaccourt den Namen Coach. beyleget, hat an dem
Unterleibe weiſſe Federn. Dieſes naͤmliche Gemiſche von Weiß und Schwarz findet
ſich ebenfalls an einigen einzelnen Subjekten unter der Raſſe von Raben, die ſich in
Europa aufyält. Hieher gehört auch der Rabe, den Briſſon den weiſſen nor di⸗
ſchen Kaben nennt). Es wäre aber, wie mich duͤnkt, natürlicher geweſen,
wenn dieſer Schriftſteller ihn den weiſſen und ſchwarzen Raben genennet haͤtte;
denn der obere Theil feines Körpers iſt ſchwarz, der untere weiß, und fein Kopf,
Schnabel, Füße, Schwanz und Flügel find weiß und ſchwarz. Die Flügel beſte⸗
hen aus ein und zwanzig Schwungfedern, unb der Schwanz aus zwoͤlf Ruderfedern,
an welchen letztern dieſes beſonders merkwuͤrdig iſt, daß die gegenuͤberſtehenden Fe⸗
dern auf jeder Seite, oder, um mich deutlicher auszudruͤcken, diejenigen Federn,
welche von den beyden mittelſten auf jeder Seite gleich weit entfernt, und in Anſe⸗
hung ihrer Form und Austheilung der Farben einander gemeiniglich gleich ſind, in
dem von Briſſon beſchriebenen Subjekt eine mehr oder weniger weiſſe Zeichnung ha»
ben, und in der Austheilung dieſer Farbe von einander abgehen; ein Umſtand, der
mich vermuthen laͤßt, daß die weiſſe Farbe dieſer Federn eine Veraͤnderung der natuͤr⸗
lichen ſchwarzen Farbe und eine zufällige Wirkung der heftigen Kälte des Klima ſey,
welche, da fie bloß eine äußere Urfache iſt, weder zu allen Jahreszeiten noch unter
allen Umſtaͤnden jederzeit gleichfoͤrmig wirket, und deren Aeußerungen niemals ſo
ordentlich erfolgen, als ſolche, die durch die ſtaͤtige Wirkſamkeit der Natur ſelbſt
hervorgebracht werden. Iſt endlich meine Muthmaßung gegruͤndet, fo darf man
keine bejondere Art, auch keine beſondere Raſſe eder beſtaͤndige Spielart aus dieſem
Vogel machen, der von dem gemeinen Raben bloß darinnen abgeher, daß feine Fluͤ⸗
gel etwas. länger ſind: fo wie überhaupt alle übrige Thiere der nordiſchen Gegenden
mit laͤngern Haaren, als diejenigen Thiere von eben der Art verſehen ſind, die ſich
in gemaͤßigten Himmelsſtrichen aufhalten =).
Uebrigens
®) Ornithol. Tom. VI Supplem. pag. 33.
21) Srancheville (Siehe deſſen Diſſerta-
tion ſur un phenomene de la nature dans la
f 1 f >
regne animal in den Nouveaux mem, de Ber-
lin. Annee 1773. pag. 23.) halt die weiſſen
Raben fuͤr eine eigene Art. Es wurde im
Jahr 1773 in Potsdam von einem koͤnigli⸗
chen Jager ein Rabe geſchoſſen, der uͤber
den ganzen Koͤrper von einer ſchmutzig weiſ⸗
fen. Farbe war. Die Spitzen der Flügel
waren etwas dunkler, und der Kopf nebſt
dem obern Theile der Fluͤgel mit graulich⸗
ten Federn bedeckt. Die Fuͤße fielen gleich⸗
falls ins Graue, und die Haut an denſel⸗
ben war wie Fiſchſchuppen geſtaltet. Je⸗
doch hat Herr Francheville dieſen Raben,
den er am Ende ſeiner Abhandlung fuͤr ei⸗
ne Kraͤhe halt, nicht ſelbſt geſehen. Die
Gruͤnde, welche ihn bewogen, aus den
weiſſen Raben eine beſondere Art zu ma⸗
chen, find ohngefaͤhr folgende Erſtlich:
Die Griechen und Roͤmer erwaͤhnen derſel⸗
ben nicht mit Gewißheit, ſondern nur vom
Hoͤrenſagen. Zweytens, ſollte dieſer Vogel
in unſerm Klima gebshren, oder aus Alter
weiß geworden, oder gar ein Monſtrum
ſeyn, ſo iſt dieſes zwar ein moͤglicher, aber
dem Verfaſſer kein glaublicher Fall. Drit⸗
tens duͤnkt ges ihm nicht wahrſcheinlich, daß
ihn jemand durch Schwefeldampf 125
a arbt
Der Rabe. 29
Uebrigens ſind die Veränderungen in dem Gefieder eines Vogels, der fo durch⸗
gaͤngig und fo hochſchwarz iſt, als der Rabe, Veraͤnderungen, die von der Verſchie⸗
denheit des Alters; des Himmelsſtriches, oder von andern bloß zufälligen Urſachen
abhängen, nebſt vielen andern ein neuer Beweis, daß die Farbe nie für ein gewiſſes
und beſtaͤndiges Unterſcheidungszeichen gehalten, und in keinem Falle als eine we⸗
ſentliche Eigenſchaft angeſehen werden darf. 8
Außer dieſer Abänderung in der Farbe giebt es auch noch unter den Raben Ab⸗
aͤnderungen in der Groͤße. Denn die Raben von dem Berge Jura ſcheinen dem
Herrn Hebert, der Gelegenheit hatte, ſie zu beobachten, groͤſſer und ſtaͤrker zu
ſeyn, als die von den Bugeyiſchen Bergen. Auch Ariſtoteles hat angemerkt, daß
die Raben und Sperber in Aegypten kleiner ſind, als in Griechenland *).
Zuſaͤtze zur Geſchichte des Raben.
U Verfaſſer gehet in dieſem Bande feiner Naturgeſchichte zu einer neuen Ord⸗
nung der Voͤgel uͤber, und handelt hier einen Theil von denenjenigen Voͤgeln
ab, aus welchen Linne“ feine zwote Ordnung, die er Picae, Azeln, nennt, zufam«
mengeſetzt hat. Der Ritter hat hier Voͤgel mit einander vereiniget, deren Bau des
Koͤrpers, und ſelbſt des Schnabels gar ſehr verſchieden iſt; ſie kommen aber doch
in Anſehung ihrer Lebensart und Sitten einigermaßen mit einander uͤberein.
Linne“ beſtimmt dieſe Ordnung nach folgenden Kennzeichen. „Der Schnabel iſt et⸗
„was zuſammengedruͤckt, mehr oder weniger gekruͤmmt, jedoch allemal oben erhaben
„oder conver; die Füße ſind kurz, in etwas ſtark und zum Gehen geſchickt⸗ Ihre
„Nahrung beſtehet aus Inſekten, Wuͤrmern, allerley Geſaͤme u. d. g. Sie bauen
„ihr Neſt auf Baͤume, und jedes Maͤnnchen haͤlt ſich nur zu feinem Weibchen; dieſes
yletztere wird zur Bruͤtzeit von dem Maͤnnchen gefüttert.“ Da aber dieſe Ordnung
des Linneiſchen Syſtems von einem allzu großen Umfang iſt, ſo hat Herr Profeſſor
Blumenbach (Handbuch der Naturgeſchichte, Göttingen 1779. Th. 1. S. 191.
u. f. Aid 219.) und zwar, wie mich duͤnkt, mit vielem Recht, der angezeigten Unbequem⸗
lichkeit dadurch abzuhelfen geſucht , daß er aus ſelbiger drey verſchiedene Ordnungen
0 i D 3 8 gemacht
faͤrbt habe. Endlich viertens glaubt er,
daß derſelbe aus Island in dieſe Gegenden.
gekommen iſey, und beruft ſich dabey auf.
das Zeugniß des Blefkenius, der eine Be⸗
ſchreibung von Island herausgegeben, und
auf die Geographie du Prince des de la’
Muehe ie Vayer ,. daß die Raben und Falken
in Island, ſo wie auch viele andere Thiere
in nordiſchen Gegenden weiß find, — Allein:
alle dieſe Gründe ſind meines Erachtens
nicht hinreichend, dieſen Vogel zu einer be⸗
ſondern Art zu machen, zumal da der Ver⸗
faſſer ihn ſelbſt nicht geſehen, und fo unvoll⸗
kommen beſchrieben hat.
A. d. Ueberſ.
9) Arifioreles Hilo animal. Lib. VUR-
Cap: XXXVIII. a
30 Hiſtorie der Natur.
gemacht hat. Hieber gehört alſo feine zwote Ordnung der Vögel, Teuirofrer,
welche ſehr große aber ausnehmend leichte Schnaͤbel haben; die dritte machen die Picas
aus, ihre Füße find kurz und ihre Schnaͤbel gerade, eckigt und von mittelmaͤßiger Lange;
und in der achten betrachtet er die rabenartigen Voͤgel, Coraces, die mit einem ſtar⸗
ken, oben erhabenem Schnabel von mittelmaͤßiger Größe und mit kurzen Fuͤßen ver⸗
ſehen find u. ſ. w. Durch dieſe Eintheilung nähert ſich Herr Blumenbach unſerm
franzoͤſiſchen Verfaſſer theils dadurch, daß er ſowohl von dem Huͤhnergeſchlecht zu
den Raben, als auch von dieſen zu den Singvoͤgeln uͤbergehet, theils aber auch die
Voͤgelarten faſt in der naͤmlichen Reihe auf einander folgen laͤßt. 5
Was die Gattung des Raben ſelbſt betrifft, ſo giebt Linne“ folgende generiſche
Kennzeichen davon an. „Der Schnabel iſt erhaben und meſſerfoͤrmig, die Naſen⸗
„löcher find mit borſtenaͤhnlichen Federn, deren Spitzen nach vorne zu gekehret find,
„bedeckt. Er hat eine knorpelartige, geſpaltene Zunge und Gangfüße © Herr Mone⸗
beillard bemuͤhet ſich zwar in der Folge die mit zuruͤckgebogenen Federn bedeckten
Naſenloͤcher als ein ſolches Zeichen zu verwerfen, das zwar mit dem Syſtem, aber
nicht mit der Natur übereinftimmt. Allein in dieſer Gattung ſtehen die Voͤgel
in einer ziemlich natürlichen Ordnung, der doch unſer Verfaſſer ſelbſt zu folgen
ſcheint. f
— * 2 1
— — ́T— — — — |
5 Fremde Vögel, he
die mit den Raben in Verwandſchaft ſtehen.
Der indianiſche Rabe des Bontius.
i ieſer Vogel Hält ſich auf den molukkiſchen Inſeln, vorzuͤglich aber auf der Inſel
S Banda, auf. Mir iſt er nur aus einer unvollkommenen Beſchreibung und
einer ſehr ſchlecht gezeichneten Figur bekannt, nach welcher man nur muth⸗
maßlich eine Vergleichung mit einem von unſern europaͤiſchen Voͤgeln machen kann.
13 Bontius,
) Buceros Hydıneorax, fronte oſſea pla-
na antrorfum mutica, abdominefuluo, Lian.
Syft. Nat. Edit. XII. n. 47. pag. 58. Der
Waſſerrabe P. C. St. Müller Ueberſ. des
knn. Syſt. Th. 2. S. 162. — Der Kin:
gelrabe, Coruns zorguntus, Klein Hiſtorie
der Vögel durch Gottfr. Keyger. — Hy-
ärocorax Calao, Briffon. au. 4. p. 566. tab. 45.
— Coruus indicus, Bont. jav. 62. Wıllugbb.
orn. 86. t. 17. Raj. au. 40. — Corui marini
genus, Cluf, exot 0 — An Coruns tor-
quatus, roftro arcusto, pedibus cinereis?
Feuille — Caryocaraltes, Moehr,
A. d Ueberſ.
k
Dek indianiſche Rabe. 77
Bontius, welcher ihn zuerſt und vielleicht einzig und allein geſehen hat, Halt ihn für
einen Raben ). Dieſer Mennung find auch Kay, Willughby *) und einige an⸗
dere beygetreten. Allein Briſſen rechnet ihn zu den Hornvoͤgeln (Calao) **), Ich
muß jedoch geſtehen. daß ich der Meynung der erſtern aus 8 Gruͤnden
beypflichte.
Dieſer Vogel gat, nach der Beſchreibung des Bontius, mit unſerm Raben
einerley Schnabel und einertey Gang; deswegen hat ihm auch dieſer Verfaſſer, unge⸗
achtet feines etwas langen Halſes und der kleinen Hervorragung, die man in der Fi⸗
gur über dem Schnabel ſiehet, den erwaͤhnten Namen beygeleget, zum ſichern Des
weiſe, daß ihm kein anderer Vogel bekannt war, mit dem er mehrere Aehnlichkeit
hatte, als mit dem Raben. Ueberdieſes kannte er ja auch den indianiſchen Hornvogel.
Er ſetzt zwar hinzu, daß er ſich von Muskatennuͤſſen naͤhre; und Willugbby be⸗
trachtet dieſen letztern Umſtand als eine auszeichnende Unaͤhnlichkeit, die zwi⸗
ſchen ihm und den Raben ſtatt findet: allein wir haben oben geſehen, daß auch
die Raben ſich von Nuͤſſen, die in unſern Landern wachſen, naͤhren, und nicht fo
begierig nach Fleiſche ſind, als man gemeiniglich glaubt. Auf dieſe Art nun laſſen
ſich dieſe zwo verſchiedenen Meynungen mit einander vereinigen, und das Urtheil des
einzigen Beobachters, der dieſen Vogel vor Augen gehabt, und ihm feinen Namen. ges
geben hat, behaͤlt feine, völlige Gultigkeit.
Es iſt aber auch uͤberdieſes weder in der Beſchreibung des Bontius, noch in!
der Abbildung des beſagten Vogels, die geringſte Spur des ausgezaͤhnelten Schna⸗
bels angezeiget ), welche doch Briſſon als einen Haupecharakter der Familie der
Hornvoͤgel angiebt. Auch die kleine Erhabenheit, die man uͤber dem Schnabel in
der Abbildung ſiehet, ſcheint der Figur nach gar nicht von der Art wie bey dem Hornvogel
zu ſeyn. Es hat ferner dieſer letztere Vogel weder die geſprenkelten Schlaͤfe, noch die
ſchwarzen Halsfedern, deren Bontius in ſeiner Beſchreibung erwaͤhnt, und endlich iſt ſein
Schnabel von einem fo beſondern Bau f) daß es, wie mich duͤnkt,, fi gar nicht
denken laßt, es koͤnne ihn ein Beobachter ſehen, ohne deſſelben zu erwähnen, und einen
ſolchen Schnabel fogar für den Schnabel eines gemeinen Raben ausgeben.
Das Fleiſch des indianiſchen Raben des Bontius hat einen ſehr angenehmen:
aromatiſchen Geſchmack, der von den Muskatennuͤſſen, die dieſes Vogels liebſte
Nahrung ſind, herruͤhret. Vielleicht wuͤrde auch unſer gemeiner Rabe ſeinen ekel⸗
haften Geruch verlieren, wenn er fi). ia von ſolchen Früchten nährte,-
Wenn
) Hiſt. nat. et ‚med. Indiae’orient:- Degnticuli iu mandibula inferlöre al 8
**) Ornitholog. pag. 86. quam in ſuperlore confpicni
%) Ornitholog, Tom. IV. pag. 166 A. d. Ueberſ
2) Briſſon ſagt aber doch ausdruͤcklich!: ). Nn Ornithelog. Tom. IV. 9
Hiſtorie der Natur.
Wenn man den Graab el zahara,, deſſen Shaw *) erwähnt, mit Gewißheit in
die Claſſe des ge meinen Raben, dem er am naͤchſten koͤmmt, ſetzen ſollte, fo mußte
man denſelben vorher geſehen haben. Nach der Auſſage dieſes Schriftſtellers hat er
einen rothen Schnabel und rothe Fuͤße, und dieſe Farbe hat den D. Shaw bewogen,
ihn fuͤr einen großen Coracias zu halten; eine Art Voͤgel, die wirklich in Afrika zu
Haufe iſt, wie wir oben geſehen haben. Kann aber ein Coracias an Größe einen
Raben uͤbertreffen? — Eine kurze und buͤndige Beſchreibung koͤnnte uns aus dieſer
ganzen Ungewißheit reißen, und, um dieſen Wunſch durch einen verſtaͤndigen Rei⸗
ſenden erfuͤllt zu ſehen, habe ich hier eines Vogels Erwaͤhnung gethan, von dem ich
ſo wenig zu ſagen weis. g
Kampfer führt auch noch zween Voͤgel an, denen er den Namen der Raben
beyleget; er bringt jedoch zur Rechtfertigung dieſer Benennung kein Gattungskenn⸗
zeichen bey. Nach ihm war einer von dieſen Voͤgeln, den der Kaiſer von Japan zum
Geſchenk aus China erhalten hatte, mittelmaͤßig groß, aber ſehr wild; der andere,
der gleichfalls dieſem Kaiſer uͤberreicht worden war, war ein ſehr ſeltener Vogel aus
Corea, den man daſelbſt Coreigaras oder einen Coreiſchen Raben nennet. Kämpfer
ſetzt noch hinzu, daß die gemeinen europaͤiſchen Raben in Japan eben ſo wenig als
die Papageyen und einige andere indianiſche Voͤgel anzutreffen wären **).
Hier wäre eigentlich der Ort, wohin dee armeniſche Vogel, den Tournefort
den Rabenkoͤnig (Roi de Corbeaux) ***) nennet, gehoͤrte, wenn nur dieſer Vogel
wirklich ein Rabe waͤre, oder wenigſtens ſich dieſer Familie naͤherte. Man darf aber
nur einen Blick auf die verkleinerte Zeichnung, die dieſen Vogel vorſtellet, werfen,
fo wird man in Anſehung feines ſchoͤnen Kopfbuͤſchels, feines federreichen Körpers,
ſeiner kurzen Fluͤgel, der Geſtalt ſeines obgleich etwas laͤngern Schnabels, und eini⸗
ger andern Verſchiedenheiten, die man in der Geſtalt des Schwanzes und der Füße
bemerkt, weit mehr Aehnlichkeit mit den Pfauen und Phaſanen, als mit dem Ra⸗
ben, entdecken. In dieſer Ruͤckſicht iſt er auch mit Recht ein perſiſcher mit dem
Pfau verwandter Vogel (Auis perſica Pauoni congener) genennt worden;
und ich wuͤrde unter den fremden den Phafanen und Pfauen aͤhnlichen Wo.
geln ſeiner gedacht haben, wenn dieſe Zeichnung mir eher zu Geſichte gekommen
* a
waͤre f). f
ZBauſätze
J) Dieſe Zeichnung if auf der koͤniglichen
Bibliothek in der Kupferſtichgallerie befind⸗
32
) Außer dieſem giebt ihm Shaw noch
folgende Namen, namlich Crovv of the de-
fert, vedlegged Crovv, Pyrrhocorax. Tra-
vels of Barbary, pag. 251.
air) Hiftoire de Japon, Tom. I. pag 113.
*) Voyage du Levant, Tom. II. pag.
353.
lich, und iſt ein Stuͤck von der ſchoͤnen
Reihe der großen Miniaturgemaͤlde, welche
die wichtigſten Gegenſtaͤnde der Naturge⸗
feln. nach der Natur gezeichnet, vor⸗
ellen.
Der Rabe. N 33
Zuſcke zu der Geſchichte des indianiſchen Raben
5 des Bontius.
I ſcheint unſer Verfaſſer ſeine Theorie zu vergeſſen, indem er dieſen Vogel zu
den Raben ganz beſtimmt rechnet, da er ihn doch ſonſt vielleicht als den Uebergang
von der Gattung der Hornvoͤgel zu den Raben angeſehen haͤtte, und dieſes um ſo viel⸗
mehr, weil er mit den Hornvoͤgeln in einerley Klima lebt. Da er uͤber dieſer Ver⸗
gleichung die Beſchreibung des indianiſchen Raben vernachlaͤßiget, ſo ‚halte ich es
für dienlich, eine kurze Beſchreibung deſſelben nach dem Briſſon beyzufuͤgen. —
Dieſer Vogel iſt oben dunkelbraun, unten ſchwaͤrzlicht, mit Grau gemiſcht; ſein
Unterleib von einer ſchwachen rothgelben Farbe. Unter der Kehle gehet eine bogen⸗
foͤrmig gekruͤmmte Binde, von einer ſchmutzigen Aſchfarbe, die ins Weiſſe uͤbergehet.
Die Länge des Schnabels beträgt fünf, die Dicke deſſelben an der Baſis zwey und
einen halben Zoll; ſeine Farbe iſt ſchwaͤrzlicht aſchgrau. Ganz oben aus der obern
Kinnlade entſtehet ein hornartiger Fortſatz, der oben eben, hinten aber zugerundet
iſt. Die untere Kinnlade iſt deutlicher ausgezaͤhnelt, als die bbere. Die Füße find
graubraun und die Krallen ſchwarz, deren hintere am kuͤrzeſten iſt. In Anſehung
der Größe übertrifft der beſchriebene Vogel in etwas einen ie und die Laͤnge des
Koͤrpers betraͤgt zwey und ein Drittel Fuß.
.
Büffons Voͤgel V. 8. Ee Der
Hiſtorie der Natur.
—
—
34
— —
——
Die Kraͤhe oder die ſchwarze Kraͤhe.)
La Corbine ou Corneille noire.)
Siehe die 483 ſte illuminirte und unfere dritte Kupfertafel.
Ol dieſe Kraͤhe in vielen Stuͤcken von dem ofen Raben, hauptſaͤchlich
aber in der Größe und einigen Naturtrieben verſchieden iſt: fo muß man doch
geſtehen, daß ſie in andern Stuͤcken ziemlich viel Aehnlichkeit ſowohl in dem
Bau des Körpers und der Farbe, als auch in Anſehung des Inſtinkts mit demſelben
zeiget. Es läßt ſich daher die franzoͤſiſche Benennung des kleinen Raben (Corbine), die
an vielen Oertern gebraͤuchlich iſt, rechtfertigen, und ich habe ſie auch dieſerwegen bey⸗
behalten.
Die Kraͤhen halten ſich den Sommer hindurch in großen Waͤldern auf, aus de⸗
nen ſie nur von Zeit zu Zeit herauskommen, um Futter fuͤr ſich und fuͤr ihre Brut zu
ſuchen.
ihre Haupinahrung,
) Es iſt dieſes Cornix, Ia Corneille des
Briffons, Tom. II. pag. 12 Auf Chal⸗
daͤiſch Kurka, Griech. Kohn. Neugriech.
Kop gone, Kovpavaz, Kouße, Ital. Cornice,
Cornacchia, Cornacchio, Gtacehia. Spaniſch
Corneia. Deutſch, Kraͤhe, ſchwarze Krähe.
Engl. Crow. Illyriſch Wrana. Cataloniſch
Graula, Bufaroca, Cucula.
und an andern Orten, wie Salerne agt,
Srolle. In Bourbon Agrelle In Sologne
Couale; in Berri Couar; in Auvergne
Crouas; in Piemont Croace (davon kommt
das Wort croacer, wie ein Rabe ſchreyen.
Man giebt ihr auch noch folgende Namen,
davon einige verderbt und ausgeartet zu ſeyn
ſcheinen: Hachoac, Karime, Boroſitis, Xer-
eula, Kokis U. f. w.
IR
1) Corums Corene, atro- coeruleſcens to-
tus cauda rotundata, jectricibusacutis, Linn.
Syſt. Nat. Edit. XII. pag. 1 5 et Faun. Suec.
85. Orth. Fr. Mueller Prodrom. Zool. Dan
Altfranzoͤſiſch
Graille, Graillat, In der Gegend von Tours
Im Fruͤhjahre find die Rebhuͤhnereyer, nach welchen fie ſehr luͤſtern find,
Sie verſtehen ſich ſehr gut darauf, ſolche anzubohren, und fie
an
pag. 21. Daͤniſch Blha- Raage. — Die:
ſchwarze Krahe, P. L. St. Muller Ueberſ.
des Linn. Natur ſyſt. S. 172. — Die Ra»
benkraͤhe, Cornix nigra, Klein Voͤgelhiſt.
durch Reyger S. 58. — Der gemeine Ra⸗
be, die ſchwarze Krähe, Coruus vulgaris,
Crainiſch Oru. Ital iaͤniſch Corvo- or-
dinario. Scopoli durch Guͤnther S. 30.
— Der kleinere ganz ſchwarze Rabe, Zorn
Petinotheolog. Th. 2. S 201. — Car-
rion, Pennant Britiſh Zool. Vol. E n. 75:
Pag. 219. —- Coruns ſubcoeruleus, Barr.
— Coruus minor, Cbarlet. Sibbald. —
Cornix, Gesner au, 520, t. 321. Aldronand;
Orn. I. p. 734. t. 736. Willauhby Orn, 83.
t. 8. Ray. au. 39, n. 2. — Ihe common
Crow, Albin. 2. p. 20. t. 21. — Hall. II.
Pp. 252. n. 194. — Krage, Bruenn. Orn. 30.
Baikaliſch re Georgi Reife durch
Rutzland Th. 1. S. 105. Zollaͤndiſch
Krady.
A. d. Ueberſ.
Die Reife oder die ſchwarze Kräfe 3
an der Spitze ihres Schnabels ihren Jungen zuzutragen. Da aber dieſe Kraͤhen ſehr
viel Rebhuͤhnereyer verzehren, und in einem Augenblicke die Hoffnung einer gan⸗
zen Familie zu nichte machen koͤnnen, fo hat man dieſelben nicht für die unſchaͤb⸗
lichſten Raubvoͤgel anzuſehen, ob fie gleich am wenigſten blutgierig find ). Zum
groͤßten Gluͤck find fie nicht in einer gar großen Anzahl anzutreffen; denn man
wird um Paris in Waͤldern, die fuͤnf bis ſechs Meilen im Umfange haben, ihrer
ſchwerlich mehr als vier und zwanzig Paar finden '). |
Im Winter geſellen fie ſich zu den Nebelkraͤhen und Saatkraͤhen, und leben
auch faſt auf die naͤmliche Weiſe. Man ſiehet alsdenn zahlreiche Haufen von allerlen
Kraͤhenarten an bewohnten Oertern. Bey Tage halten fie ſich faſt beſtaͤndig auf der
Erde auf, irren zwiſchen Heerden und Hirten zerſtreut herum, huͤpfen in die Zurs
chen der Ackersleute, und fpringen auf die Rücken der Schweine und Schaafe mit
einer ſolchen Vertraulichkeit, daß man ſie fuͤr ein zahmes Hausgefluͤgel halten ſollte.
Zur Nachtzeit ziehen fie in die Wälder zuruͤck, und begeben ſich auf große Bäume,
die ſie gleichſam in Beſitz genommen haben. Hier ſind ihre Sammelplaͤtze, wo ſie
ſich des Abends vereinigen, und von allen Seiten her, zuweilen aus einem Bezirk
von mehr als drey Meilen, zuſammenkommen. Des Morgens aber verbreiten ſie
ſich wieder nach allen herumliegenden Gegenden. Es gedeihet jedoch dieſe Lebensart
den drey beſagten Kraͤhenarten nicht gleich wohl. Denn die ſchwarzen und Nebel⸗
kraͤhen werden dadurch ungeheuer dick und fett; hingegen die Saatkraͤhen bleiben faſt
beſtaͤndig mager. Inzwiſchen iſt dieſes nicht der einzige Unterſchied, den man
zwiſchen dieſen beyden Arten bemerkt. Denn gegen das Ende des Winters, wo
ſie ſich paaren, entfernen ſich die ſchwarzen Kraͤhen von dem ebenen Lande, waͤh⸗
rend welcher Zeit die Saatkraͤhen ſich in ein anderes Clima begeben, und daſelbſt
ihr Zeugungsgeſchaͤffte verrichten. Der größte Theil von unſern ſchwarzen Kraͤ⸗
hen flüchtet in große, jedoch nicht ganz unzugaͤngliche Waͤlder. Sie brechen
alsdenn ihren gemeinſchaftlichen Bund, um einer vertraulichern und ſuͤßern Ver⸗
einigung zu folgen. Sie trennen ſich von einander, fügen ſich paarweiſe zu⸗
theilen,
ſammen, und ſcheinen ihre Behauſung, die allemal ein Wald iſt, dergeſtalt zu
E 2
2) Sie holen doch auch, wie Zorn beob⸗
achtet hat, die jungen Enten vom Waſſer
weg. Auch richten ſie unter Fiſchen und
Krebſen in den Baͤchen großen Schaden an,
inſonderheit gehen ſie den letztern ſehr nach,
wenn ſie ſich mauſtern, und anderer Urſa⸗
chen wegen ſich auf das Ufer begeben. Peti⸗
1 l. Th 2. S. 252.
notheol. Th A. d. Ueberſ.
3) In England iſt die Krahenart haͤuft⸗
ger als in irgend einer andern Gegend von
Europa. Ihre Menge war zu den Zeiten
Heinrichs des achten dergeſtalt angewach⸗
fen, und den Feldfrüchten jo ſchaͤdlich ge⸗
worden, daß eine Parlamentsacte zu ihrer
Vertilgung ausgefertiget wurde. Pennant
Britifh Zool. am angeführten Orte. —
Auch in verſchiedenen Gegenden Deutſch⸗
lands, beſonders an der Saale, zeigen fie
ſich in ſehr großen Haufen.
A. d. Ueberſ.
36 Hiſtorie der Natur.
theilen, daß jedes Paar einen Strich Landes, von ohngefaͤhr einer franzoͤſiſchen
Viertelmeile im Durchſchnitt, in Beſitz nimmt, und alle andere Krähen von deſſen
Bewohnung ausſchließt ). Sie entfernen ſich auch nur alsdenn von demſelben,
wenn fie: ihrer Nahrung nachgehen. Man verſichert auch, daß dieſe Voͤgel mit
einer beſtaͤndigen ehelichen Treue ihre ganze Lebenszeit hindurch einander zugethan
bleiben. Andere gehen noch weiter, und behaupten, ein Gatte halte auch noch nach
dem Tode des andern ſeine Treue unverbruͤchlich, und bringe den Reſt ſeiner Tage in
einem voͤligen Wittwenſtande zu.
Das Weibchen iſt an ihrem Gefieder kenntlich; denn dieſes iſt nicht ſo glaͤnzend,
und wirft auch keinen ſo ſtarken Widerſchein von ſich, wie das Gefieder des Maͤnn⸗
chens. Sie legt fuͤnf oder ſechs Eher, bebruͤtet ſolche ohngefaͤhr drey Wochen lang,
und waͤhrend des Bruͤtens wird ſie von dem Maͤnnchen mit Futter verſorgt.
Ich habe Gelegenheit gehabt,, ein Kraͤhenneſt von dieſer Art, welches ich in
den erſten Tagen des Monats Julius erhielt, zu unterſuchen. Man hatte es auf
einer acht Fuß hohen Eiche in einem Gehölze auf einem Hügel, wo noch hoͤhere Eis
chen ſtanden, gefunden. Es wog ſolches zwey oder drey Pfund. Von außen war
daſſelbe mit kleinen Aeſten und Stuͤcken von Dornſtraͤuchen, die unregelmäßig: in
einander verwebt waren, umwunden, und mit Erde und trocknem Pferdemiſt beklebt,
inwendig aber war ses weich und ſehr ſorgfaͤltig mit Wurzelfaſern ausgefüstert.. Ich
fand ſechs junge, erſt ausgekrochene Kraͤhen darinnen; ſie waren noch am Leben, ob
ſie gleich ſeit vier und zwanzig Stunden kein Futter bekommen batten. Ihre Augen
waren noch nicht geoͤffnet. *). Man entdeckte noch keine Feder über ihrem Körper,
wenn man die Fluͤgelfedern ausnimmt, die hervorzuſprießen anfiengen. Die Farbe
ihres Fleiſches war gelb und. ſchwarz; die Spitze des Schnabels und der Krallen
gelb; die Winkel des Mundes ſchmutzig weiß, und der uͤbrige Reiß des Schnabels
und der Fuͤße roͤthlicht.
Koͤmmt ein Buß hard oder ein Kirchenfalke in die Nähe des Neſtes geflogen,
ſo vereinigen ſich Vater und Mutter, gehen auf dieſe Raubvogel los, und fallen ſie
mit ſolchem Ungeſtuͤm an, daß ſte ihnen zuioeilen den Kopf mit dem Schnabel durch⸗
hacken. Sie beißen ſi ch auch mit den Reuntoͤdtern; dieſe aber, ob ſie gleich kleiner
ſind, werden oft durch ihren Muth uͤber die Kraͤhen Sieger, jagen ſie fort, und die
ganze Brut der Kraͤhen wird denſelben zur Beute.
Die alten Naturforſcher verfichern, daß die ſchwarzen Kraͤhen, ſo wie die Raben,
auch alsdenn noch Sorge fuͤr ihre Jungen: tragen, wenn gleich dieſe letztern ſchon im
Stande find zu fliegen.). Dies ſcheintz mir auch wahrſcheinlich zu ſeyn; ja ich
bin
*) Vielleicht hat man dieſeß Uinnſtandes * Ar iſtoteles de generatione Lib. IV.
wegen behauptet, daß die Raben die Jun⸗ Cap 1
gen aus dem Dilttift, den fie bewohnen, ***) Arifloteles: Hiſtors animal. Lib. VI.
verjagen, ſoebald als fie zu fliegen im Stan⸗ Cap. VI.
de ſind.
Die Krähe oder die ſchwarze Kraͤhe. 37
bin geneigt zu glauben, daß ſie das erſte Jahr ſich gar nicht von einander trennen.
Denn iſt es nicht der Natur gemäß, daß dieſe Vogel, da fie geſellſchaftlich zu leben
gewohnt find, und vermoͤge dieſer Gewohnheit, welche durch das Eyerlegen und die
damit verknüpfte Folgen unterbrochen wurde, bald wieder zu ihrem. Umgange fremde
Krähen ſuchen muͤſſen, die ſchon angetretene Bekanntſchaft mit ihrer Familie fortſe⸗
tzen, und dieſelbe jedem andern Umgange vorziehen?
Die ſchwarze Kraͤhe lernt, for wie der Rabe, Wörter ausſprechen, und frißt,
ſo wie dieſer, von allen Dingen. Ihr dienen Inſekten, Würmer, Eyer von Voͤ⸗
geln, Aas, Fiſche, Körner ), Fruͤchte, und alle Nahrungsmittel, zur Speiſe.
Sie iſt auch geſchickt, Nüffe zu zerbrechen, indem ſie ſolche von einer gewiſſen Höhe
- berabfallen läßt *). Sie ſuchet die Schlingen und Fallen auf, und macht ſich die
darinnen gefangenen Voͤgel z zu Nutze, ſie fallt ſogar das kleine ſchwache oder ange⸗
ſchoſſene Wildpraͤt an, ein Umſtand, der einige auf die Gedanken gebracht hat, dieſe
Krähen für die Falkonierkunſt aufzuziehen *). Es wird aber auch dieſelbe durch eine
Art von Wiedervergeltungsrecht einem ſtaͤrkern Feinde, als z. B. dem Huͤhnergeyer
(Milan); der großen Oßreule (Grand Duc) u. ſ. w. zum Raube =).
Sie haͤlt ohngefaͤhr zehn bis zwoͤlf Unzen am Gewicht. Ibr Schwanz beſteht
aus zwoͤlf Ruderfedern, die alle einander gleich ſind; in jedem 1 Flagel ſind zwanzig
Schwungfedern, wovon die erſte die kuͤrzeſte, die vierte aber die laͤngſte iſt. Sie hat
ohngefähr drey Fuß Ftügelbreite f). ). Die Oeffnung der Naſenloͤcher iſt rund,
und mit einer Art von borſtenfoͤrmigen Federn, die vorwaͤrts gekehret ſind, bedeckt;
um ai ae ſiehet mam einige ſchwarze 2 . Die aͤußerſte Zehe it an
E 35 jedem
4) Sie frißt den Spelt vorzüglich gerne⸗
(Grand Duc) Tom. I. pag. 336. und in un?
Jorn am angeführten Orte.
ſerer Ueberſetzung Theil 2. Seite 83.
A: d Ueberſ.
* Plinius Lib. X. Cap. XII. 5
*) Die vornehmen Zürfen halten Sper⸗
ber, Sakerfalken, Falken u. ſ w zur Jand;
Perſonen hingegen vom niedern Range hal⸗
ten graue und ſchwarze Krahen, weiche fie
mit mancherley Farben bemalen,
rechten Hand tragen, und ihnen zu verſchie⸗
denen malen Hop, Bop zurufen, bis fie wies
der auf die Hand zurucktommen Kullamont
677. Voyage de Bender par le Che-
Pag.
valier Relleviliw b
sn
232
nicem 1
Kle , Ord. auium pag 177:
auf der
Ipfe vidi Miluum media hieme cor--
Ae viam publicam deplumantem:-
Man ſehe auch
oben in der Geschichte der großen Ohreule,
+ Willughby giebt ihnen nur zwey Fuß
Fluͤgelvreiſe, und folglich weniger als der
Doble; daher glaube ich, daß dieſes wohl
ein Druckfebler ſeyn mag.
5) In England, wo fie, wie Pennant
(Britifh Zbol. Vol I. pag. 220.) verſichert,
ganz außerordentlich haͤufig find, wiegt ei⸗
ne ſchwarze Krähe bis zwanzig Unzen. Ihre
ganze Länge betragt achtzehn Zoll, und ihre
Fluͤgelbreite zwey Fuß und zwey Zoll.
A. d Ueberfi
6) Berham (Ghbyſicotbeo logie S. 8780
hat bey einer Rrabe zwey Nerven entdeckt,
deren Aeſte ſich im Schnabel ausbreiten, da
er im Gegencheil bey einigen Sumpf und
Waſſervs zeln drey, und zwar noch ſtaͤr⸗
tere, zu dem Schnabel gehende Nerven ge⸗
fünden
38 Hiſtorie der Natur.
jedem Fuße mit der mittelſten bis an das erſte Gelenke verwachſen. Sſe hat eine
geſpaltene und ſogar ausgefaſerte Zunge. Ihr Magen iſt wenig muskuloͤs; die Ges
daͤrme haben ſehr viel Umwickelungen, und die Laͤnge der Blinddaͤrme beträgt einen
halben Zoll. Sie hat eine große Gallenblaſe, und es gehet aus derſelben ein doppel⸗
ter Gang in den Darmcanal ). Der Grund der Federn endlich, oder derjenige
Theil, den man von außen nicht ſehen kann, iſt von dunkler aſchgrauer Farbe.
N Da dieſer Vogel ſehr liſtig iſt, einen ſehr feinen Geruch ') hat, und gemeinig⸗
lich heerdenweiſe fliegt, fo läßt er ſich nicht leicht zu nahe kommen; er gehet auch ſel—
ten in die Fallſtricke der, Vogelſteller ein. Indeſſen werden doch einige durchs $o«
cken gefangen, wenn man das Geſchrey der Steineule nachmacht, und die Leim
ruthen auf die hoͤchſten Aeſte der Baͤume befeſtiget, oder wenn man ſie in den Schuß
einer Flinte oder eines Blaſerohrs vermittelſt einer großen Ohreule oder eines andern
dergleichen Nachtvogels lockt, den man an einem freyen Orte auf eine Stange ſetzt.
Man koͤdtet fie auch dadurch, daß man ihnen Saubohnen (Feves de marais), nach
denen ſie ſehr luͤſtern ſind, vorwirft, man muß aber roſtige Nadeln in ſolche hinein⸗
ſtecken. Eine ganz beſondere Art, dieſen Vogel zu fangen, iſt folgende, die ich des⸗
wegen anfuͤhre, weil ſie das Naturell deſſelben verraͤth. Man heſtet naͤmlich eine
lebendige Kraͤhe feſt an die Erde vermittelſt zweyer Hacken an, wodurch das obere
Gelenke eines jeden Fluͤgels befeſtiget wird, ſo daß die Fuͤße in die Hoͤhe kommen.
In dieſer beſchwerlichen Lage bewegt ſie ſich in einem fort, und hoͤrt nicht auf zu
ſchreyen. Auf den Ruf ihrer Stimme fliegen die andern Kraͤhen von allen Seiten
zu, als ob ſie der angebundenen zu Huͤlfe eilten; allein die Gefangene, welche ſich an
alles anzuhaͤckeln ſucht, um ſich von ihren Banden loszureißen, bemaͤchtiget ſich ver⸗
mittelſt ihres freyen Schnabels und ungebundenen Krallen aller derer, die ſich ihr
nähern, und überliefert fie alfo dem Vogelſteller *). Man fängt fie auch in Papier⸗
duͤten, worein man rohes Fleiſch ſteckt; wenn namlich) die Kraͤhe ihren Kopf hinein.
ſteckt, und der auf dem Grunde befindlichen Lockſpeiſe habhaft werden will, ſo bleiben
die Raͤnder der Papierduͤte, die man vorher mit Vogelleim beſtrichen hat, an den Federn
ihres Halſes haͤngen, und es bedeckt alſo ſolche den Kopf. Da nun die Kraͤhe dieſe unbe⸗
queme Haube, welche ihre Augen gaͤnzlich bedeckt, nicht loswerden kann, ſo ſchwingt ſie ſich
faſt in einer ſenkrechten Richtung, als welche zur Vermeidung eines Stoßes am vor⸗
theilhaſteſten iſt, in die Höhe, bis fie endlich nach Erſchoͤpfung ihrer Kraͤfte ſehr nahe
an dem Orte, wo ſie aufflog, ermattet wieder herabfaͤllt. Ueberhaupt ſteigen dieſe
| Krähen,
funden hat. Eben dieſes hat auch Zorn wie die Tauben und Schwalben, zum Ver⸗
bey den Raben und Dohlen wahrgenom- ſchicken der Briefe gebraucht werden können.
men. J. V. Meyer Diff. de auibus litterigerulis.
A. d. Ueberſ. Ien. 1683.
) Willughhy pag. 83. 8
7) Bielleicht iſt dieſer nebſt der Schärfe
des Geſichts die Urſache, daß die Kraͤhe, ſo ) Gemer de Auibus pag. 324.
A. d. Ueberf.
Die Kraͤhe oder ſchwarze Krähe. 39
Kraͤhen, obgleich ihr Flug weder leicht noch ſchnell iſt, dennoch ſehr hoch in die Luft;
und haben ſie einmal eine ſolche Höhe erreicht, ſo erhalten fie ſich lange darinnen, und:
drehen ſich oft daſelbſt herum. AR
So wie es weiſſe und gefleckte Raben giebt, fo findet man auch weiſſe ), und’
ſchwarz und weiß gefleckte Kraͤgen **), welche mit den ſchwarzen einerley Sitten und:
einerley Neigungen haben ).
Friſch hat ein einziges mal einen Haufen Schwalben mit einer Heerde gefleckter
Kraͤhen ziehen ſehen, die einerley Weg hielten. Er ſetzt noch hinzu, daß dieſe Kraͤhen
den Sommer über fi) an den Kuͤſten des Oceans aufhalten, und von demjenigen le⸗
ben, was das Meer auswirft: daß ſie im Herbſt nach den mittaͤgigen Kuͤſten wan⸗
dern, ſich nie in große Haufen verſammlen, und nur in geringer Anzahl in einer ge⸗
wiſſen Entfernung von einander ihre Wohnung aufſchlagen *). Hierinnen gleichen:
fie alſo vollkommen der ſchwarzen Kraͤhe, von welcher fie dem Anſehen nach entweder
eine beſtaͤndige Spielart, oder wenn man will, eine beſondere Raſſe ſind.
Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß die maldiviſchen Kraͤhen, derer Franeiſcus
Pyrard Meldung thut, zu eben dieſer Art gehoͤren, weil dieſer Reiſende, welcher ſie
in der Nähe geſehen hat, weiter keinen Unterſchied zwiſchen beyden angiebt, als den,
daß ſie kirrer und verwegner ſind als die unſrigen. Sie fliegen daſelbſt in die Haͤu⸗
ſer, nehmen weg was ihnen anſtehet, und laſſen ſich oͤfters nicht einmal durch die
Gegenwart eines Menſchen ſtoͤhren e). — Nach dem Berichte eines andern Rei⸗
fenden üben. die indianiſchen Kraͤhen, wenn fie. in ein Zimmer gelangen koͤnnen, eben
fo boshafte Streiche, wie man den Affen zuſchreibt, darinnen aus. Sie brin⸗
gen das Hausgeraͤthe in Unordnung, zerhacken ſolches mit ihrem Schnabel, werfen!
Lampen, Dintenfaͤſſer um, w fi w. t).
Auch in Neuholland kf) und in Neuguinea ft) giebt es, nach Dampiers Be.
richte, viele Kraͤgen, die den unſrigen aͤhnlich find. In. Neubretagne ſind e
3 We 2
a,) Friſch am angeführten Orte.
”) gehvvenckfeld Auiatium Silefiae pag;
en) Fr. Pyrard Voyage, Part. I. Tom. T.
243. — Salerne pag. 84. Briſſon ſetzt
noch hinzu, daß auch der Schnabel, die Fuße
und Krallen weiß find.:
au) Sriſch Beſchreibung zu der ſechs und
ſechzigſten Kupfertafel. *
8) Eine Krahe dieſer Art von blaßgrauer
Farbe ſahe Pennant. Nicht allein ihr Ge⸗
fieder war grau, ſondern auch ihr Schna⸗
bel und ihre Fuͤße. Siehe Brit. Zool. Vol. I.
P. 22ʃ. 5
A. d. Ueberſ.
pag. 131 N
) Voyage d' Orient du Pere Philippe de
In Trin‘te pag. 379.
tr) Voyage de Dampier Tom. IV. pag,
th’ Ibidem Tom. V. pag. 81. Nach die
ſem Schriftſteller ſind die Kraͤhen in Neu⸗
guinea von den unſrigen bloß in der Farbe
der Federn verſchieden; denn derjenige Theil
davon, welcher in die Augen fallt, iſt ſchwarz,
an ihrem Grunde aber ſind ſie weiß.
‚40 Hiſtorie der Natur.
iche anzutreffen *) 5). Es ſcheint aber doch, als wenn fie in den noͤrdlichen Ger
e ſa gar haͤufig waͤren, ob ſie gleich in Frankreich, England,
und zum Theil in Deutſchland in großer Menge anzutreffen find; denn Klein ſagt,
daß in Preuſſen die Kraͤhe ein ſelener Vogel iſt . Sie muß auch in Schweden nicht
gemein ſeyn, weil man ihren Namen nicht in dem Verzeichniß, das Linne“ von den Voͤ⸗
geln dieſes Landes gegeben hat, aufgezeichnet findet. Du Tertre verſichert ebenfalls,
daß auf den antilliſchen Inſeln 55 ſich keine Kraͤhen aufhalten „ob ſie gleich nach ei⸗
nem andern Reiſebeſchreiber f) in Kuiſiana fehr gemein ſeyn ſollen.
Ueberhaupt muß dieſe Kraͤhe ſich ſehr weit verbreitet haben, weil ſie unter den⸗
jenigen Voͤgeln ſich befindet, welche Sonnerat mitgebracht, und die er aus Indien,
den Molukkiſchen Inſeln, und ſogar aus dem Lande der Papous erhalten hat. Der
gegenwaͤrtige Vogel war von den philippiniſchen Inſeln.
Zuſaͤtze zur Geſchichte der ſchwarzen Kraͤhe.
u den bereits angefuhrten Unterſcheidungskennzeichen dieſer Art ſetzt Scopoli
3 noch hinzu, daß der Oberſchnabel an der Wurzel keinen Rand habe, und auch
mit keiner krummen Spitze verſehen ſey. Ferner reicht das Aeußere der Schwanz⸗
federn über die Fluͤgelfedern etwas hinaus, wenn der Vogel ſteht.
*) Navigations aux terres auſtrales, Tom.
II. p. 167. . 45 1
9) Herr Sorfter 1 um die We t.
S. 21.) hat gleichfalls dieſe Art auf der In⸗
ſel Madera, und Gmelin (Th. 1. S. 50.
der Reiſe durch Rußland) in der Gegend
, Hiftoirenaturelle des Antilles, Tom,
II. pag. 267.
1) ‚Hiftoire de la Louiſiane, par Mr.
le Paye du Pratz,, Lom. II. pag. 114. Ihr
Fleiſch ſoll ſchmackhafter feyn, als derſeni⸗
von Woroueſch in Rußland im Winter ge⸗
gen. A. d. Ueberf.
®#) Ordo auium pag. 58.
gen ihres, welche ſich in Frankreich befin⸗
den, weil ſie nicht vom Aas leben, ſondern
von dem Carancros, einer Art amerikaniſchen
Geyer, die man Auras oder Marchands nen⸗
net, daran verhindert werden.
Der
Die Saatkraͤhe. 41
— — . - — —
2—— — . f —————— . ͤ————̃ä̃
Die Saatkraͤhe. Le Freux ou la
Frayonne.
Siehe die 484ſt illuminirte und unſere vierte Kupfertafel.
ie Saatkraͤhe ſtehet in Anſehung ihrer Groͤße zwiſchen dem Raben und der
$ ſchwarzen Kraͤhe. Ihre Stimme iſt tiefer als bey den übrigen Kraͤhen.
Sie hat ein ſehr auffallendes Unter ſcheidungszeichen an ſich Dieſes iſt eine feder⸗
loſe, weiſſe, kleyenartige, und zuweilen kraͤtzige Haut, welche die Baſis des Schna⸗
bels umgiebt; man ſiehet dieſelbe an demjenigen Orte, wo bey andern Kraͤhen die
ſchwarzen und mit ihren Spitzen vorwaͤrts gekehrten Federn ſind, welche ſich bis uͤber
die Oeffnung der Naſenloͤcher erſtrecken. Ihr Schnabel iſt auch nicht fo groß,
nicht fo ſtark, und gleichſam abgefeilt. Dieſe dem Anſehen nach fo unbedeutende
Ungleichheiten ſind doch Anzeigen von einem weſentlichern und weit betraͤchtlichern
Unterſchiede. 5 FEN
Der Schnabel der Saatkraͤhe ift deswegen fo abgefeilt und von Federn entbloͤßt,
weil fie hauptſaͤch ich von Koͤrnern, kleinen Wurzeln und Würmern lebt, und alſo
gewohnt iſt, ihren Schnabel ſehr tief in die Erde zu ſtecken, um damit das fuͤr ſie
zutraͤgliche Futter zu ſuchen **). Daher muß denn endlich ihr Schnabel hoͤckericht
werden, und es muͤſſen auch die jungen Sproͤßlinge von den an deſſen Baſis befindlichen
er
*) Eriffon nennt dieſe Kraͤhe Cornix fru-
gilega, Corneille moiſſonneuſs, Tom. II.
pag. 16. Um Paris wird fie Frayonne ge⸗
nennet. — Auf Eriechiſch Zreoworoyo.
Late niſch Frugilega, Cornix frugiuora, und
nach Belon Graculus. Dentſch Roech,
Roecke, vielleicht ihres ungleichen und rau:
hen Schnabels wegen. Engliſch Rock.
Schwed. Roka, Poinifch Gawron. ol:
laͤnd iſch Koore - Kraay. Altfranzoͤſiſch
Graye (diefes ſtammt wohl von Krahe her).
Grolle nach Beton.
1) Coruus frugilegus, ater, fronte cine-
raſcente, cauda ſubrotunda. Linn. Syſt. Nat.
Edit. XII. pag. 156. Faun. Suec. 87. It. oel.
67. — Saatkraͤbe, P. L St. Müller
Linn. Naturſyſt. Th. 2. S. 173. — Kare⸗
Buͤffons Vögel V. B.
pag. 751. t. 753.
Federn,
chel, Roocke, Rouch, Cornix nigra frugilega,
Klein durch Keyger S. 58. Sckvvenckf,
Rzaczynski. -— Die ſchwarze Kraͤhe, Sriſch
Voͤg. Deuſchl. Taf 64. — The Rook.
Pennant Brit. Zool. Vol. I. n. 76. pag. 227.
an Coruus Virgil? — Coruus caluus ni-
gricans, Barr. — Coruus fpermologus fru-
giuorus, Charlet. Sibhald. — Cornix fru-
giuora, Gesner au 332. Aldrovand. Orn. 1.
Well. Orn, 84. t 8. Raj.
au. 39. Albin. au. 2 p. 21. t. 22 Hallen 1.
p. 250. n. 189. — Spermologus ſeu frugi-
lega, Cait opufc. p 100. — Schwediſch
Kaja. Daͤniſch Raage.
A d. Ueberſ.
) Belon Nature des Oiſeaux, pag. 282,
F
42 Hiſtorie der Natur.
Federn, die einem beſtaͤndigen Reiben ausgeſetzt ſind, ſich abnutzen ). Man
darf aber unterdeſſen doch nicht glauben, daß dieſe Haut ganz und gar entbloͤßt ſey;
denn man ſiehet hin und wieder kleine Federn einzeln ſtehen; ein ſtarker Beweis, daß
fie nicht urſpruͤnglich kahl iſt, fondern dieſe Beſchaffenheit erſt durch eine aͤußerliche
Urfache angenommen hat. Mit einem Worte, dieſe Verunſtaltung iſt in ihrem ers
ſten Urſprung zufaͤllig, fie ift aber nach den bekannten Geſetzen der Zeugung in einen
erblichen Fehler ausgeartet. ö
Die Eßbegierde der Saatkraͤhen ſchraͤnket ſich bloß auf Koͤrner, Wuͤrmer und
Inſekten ein. Sie rühren kein Aas, überhaupt kein anderes Fleiſch an. Ueber⸗
dieſes haben fie einen muskuloͤſen Magen, und weite Gedaͤrme, wie die koͤrner⸗
freſſenden Voͤgel.
Dieſe Voͤgel fliegen in ſehr zahlreichen Haufen, und zwar in ſolcher Menge,
daß durch dieſelben zuweilen das Tageslicht verdunkelt wird. Man ſtelle ſich daher
den Schaden vor, den dieſe Horden auf erſt beſaͤeten Feldern oder den zur Reife ge⸗
diehenen Feldfruͤchten anrichten koͤnnen. Aus dieſer Urſache hat man in vielen $äns
dern Maaßrazeln ergriffen, ſie zu vertilgen **). Indeſſen find doch die Verfaſſer
der brittiſchen Zoologie ganz wider dieſe Anſtalten eingenommen, indem ſie bes
haupten, daß die Saatkraͤhen mehr Nutzen als Schaden dadurch ſtifteten, daß fie eine
große Menge von Kaͤferlarven, welche die Wurzeln nutzbarer Pflanzen zernagen, und
von den Landleuten und Guͤrtnern fo ſehr gefuͤrchtet werden, verzehreten ***), Man
muß den Schaden. und Nutzen, den dieſe Vögel: ſchaffen „ gegen einander.
berechnen.
, Herr Daubenton der jüngere machte
neulich, bey einem Spatziergange auf dem Fel⸗
de, eine hieher gehörige Beobachtung. Dieſer
Naturforſcher, dem die Geſchichte der Vögel.
ſchon ſo viel zu danken hat, ſahe von wei⸗
tem auf einem ganz unbebaueten Boden:
ſechs Kraͤhen, er konnte jedoch nicht erken⸗
nen, zu was fuͤr einer Art fie gehörten; ſie.
ſchienen mit dem Aufheben und Umwalzen⸗
der hin und wieder llegenden Steine be⸗
ſchaͤftiget zu ſeyn, und die darunter vers
ſteckten Würmer und Inſekſen aufzufan⸗
gen. Sie arbeiteten mit fo: vielem Eis:
fer, daß fie die leichtern Steine zwep bis
drey Fuß weit fortwarfen. Iſt dieſe be⸗
ſondere Arbeit, die noch niemand vorher
an den Kraͤhen wahrgenommen hatte,
Bloß den Saatkraͤhen eigen: fo vermehren ſich
= Die
hierdurch allerdings die Urſachen, welche
das Abnutzen und Ausfallen der um die
Baſis des Schnabels befindlichen Federn
befoͤrdern, und der Name des Steinum⸗
waͤlzers (Tourne- pierre), welcher bisher
einzig und allein einer Schnepfe (Coulon
chaud ?) gegeben wurde, wird nunmehr zu
einem generiſchenNamen, der auf mehrere Ar⸗
ten paßt. g
2) Coulonchaud iſt beym Briſſon das Ge⸗
ſchlecht Arenaris; Linne“ rechnet fie unter
die Schnepfenarten, Tringa,.
A. d: Ueberſ.
#2), Aldrovand. Otnitholog Tom. I. pag.
753.
0 Britiſh Zoology. p, 77.
+ Die Saatkrähe, 43
Die Saatkraͤhen fliegen nicht allein heerdenweiſe, ſondern fie niſten auch, fo zu
ſagen, geſellſchaftlich mit Kraͤhen von ihrer Art. Dieſes geſchiehet nicht ohne
großen Lermen, denn dieſe Voͤgel ſchreyen ſehr viel, und beſonders alsdenn, wenn
fie Junge haben. Zuweilen erblickt man zehn bis zwölf Neſter auf einer einzi⸗
gen Eiche, und in einem Walde, oder vielmehr in einem Diſtrikte ſind ſehr viele
Baͤume mit ſolchen Neſtern auf dieſe Weiſe beſetzt ). Sie waͤhlen nicht einſame
Oerter zum Bruͤten, es ſcheint vielmehr, als ob fie unter dieſen Umſtaͤnden ſich bes
wohnten Platzen naͤherten. Schwenkfeld bemerkt, daß fie gemeiniglich große an
Kirchhoͤfen ſtehende Bäume andern vorzuziehen pflegen *). Vielleicht geſchiehet
dieſes des wegen, weil dieſe Oerter oft beſuchet werden, oder weil fi) hier mehr Würmer
als anderwaͤrts aufhalten. Denn es läßt ſich nicht denken, daß fie durch den Leichen⸗
geruch hieger gelockt würden, weil fie, wie wir oben geſehen haben, gar kein Fleiſch
anruͤhren. Begiebt ſich Jemand wahrend des Bruͤtens unter die Bäume, worauf
ſie niſten, fo wird man, wie Friſch verſichert, gar bald von ihrem Kothe
beſudelt. f '
Dieſes aber ſcheint doch ein beſonderer Umſtand zu ſeyn, ob er ſich gleich unter
Thieren von verſchiedener Art täglicy ereignet, daß, wenn ein Paar Gatten mit
dem Bauen ihres Neſtes beſchaͤftiget ſind, einer von beyden Wache halten muß, in⸗
dem der andere die ſchicklichen Materialien dazu zutraͤgt. Denn ohne dieſe Vorſicht
wurde, wenn fie ſich beyde zu gleicher Zeit von ihrem Neſte entferneten, daſſelbe den
uͤbrigen Bewohnern dieſes Baums zum Raube, und von ſelbigen zerſtoͤhret werden,
und jede Saatkrähe würde in ihrem Schnabel Strohhalmen oder Moos forttragen,
und ſolches zu Verfertigung ihres eignen Neſtes anwenden *r).
Dieſe Vögel fangen zu Anfange des Maͤrzmonats an zu niſten, wenigſtens ges
ſchiehet es um dieſe Zeit in England f). Sie legen vier oder fünf Eyer, welche klei⸗
ner als die Rabeneyer, aber mit groͤßern Flecken, beſonders an ihrem dickern Ende,
bezeichnet find; dieſe Eyer werden, wie man ſagt, vom Männchen und Weibchen
wechſelsweiſe bebrütet, Sind die Jungen ausgekrochen, und im Stande, Speiſe
zu ſich zu nehmen, fo werden fie von den Alten gefüttert, welche letztere die Nah⸗
rungsmittel in dem Kropfe, oder vielmehr in einer Art von Sacke, der durch die Er
weiterung der Speiferöhre gebildet wird, zu dieſem Zwecke aufbehalten ft).
Die Verfaſſer der brittiſchen Zoologie behaupten, daß fie nach vollendeter
Bruͤtzeit ihre Neſter verlaſſen, im Auguſtmonat wieder zuruͤckkommen, und im Octo—
ber erſt die ſchadgaften Neſter wieder ausbeſſern, oder neue bauen if). Dieſe Um⸗
| F 2 f ftände
) riſch Beſchreibung zur ſechs und ſech⸗ ) Britifh Zoology pag. 76.
zigſten Kupfertafel. +t) W-llughby pag. 84.
) Auizrium Silefias, pag. 242. +47) Britifh Zuofogy loc. eit. Die Rei⸗
, Wıllugbby Ornitholog. pag. 84. her ſollen ſich waͤhrend ihrer e
ieſer
44 Hiſtorie der Natur. 85
ſtaͤnde ſetzen voraus, daß fie ſich das ganze Jahr hindurch in England aufhalten.
Es iſt aber doch auch gewiß, daß ſie in Frankreich, Schleſien, und in vielen andern
Gegenden, jedoch nicht ohne alle Ausnahme, und mit dem Unterſchiede Zugvoͤgel
find, daß fie in Frankreich den Winter verfündigen, in Schleſien hingegen Vorboten
des Fruͤhlings find *) ).
Wie Linne“ behauptet, fo halt die Saatkraͤhe ſich in Europa auf. Inzwiſchen
ſcheint dieſe Meynung doch einige Einſchraͤnkungen zu leiden, denn Aldrovand glaubt
nicht, daß fie ſich in Italien findet *).
Man hält die jungen Saatkraͤhen für eßbare Vögel; auch die Alten haben kei⸗
nen ſchlechten Geſchmack, wenn fie fett find ***).
Unterdeſſen iſt das Fleiſch dieſer Voͤgel den Landleuten nicht
die Alten fett werden.
Es geſchiehet aber doch ſelten, daß
ſo gar ſehr zuwider, weil ihnen bekannt iſt, daß dieſelben nicht vom Aas, wie die
Kraͤhen und Raben, leben.
Zuſaͤtze zu der Geſchichte der Saatkraͤhe.
Die ganze Laͤnge ihres Koͤrpers betraͤgt einen Fuß, fuͤnf Zoll und ſechs Linien.
Ihr Schnabel iſt zwey Zoll und drey Linien, der Schwanz aber ſechs Zoll
und acht Linien lang. Die Fluͤgelbreite betraͤgt zwey Fuß und eilf Zoll, und
dieſer Neſter zum Eyerlegen und Bruten be⸗
dienen. Aldrovand pag. 753.
*) Schvvenchſeld i Auiarium Sileſiae p. 243.
— In Baume la Roche, einem burgun⸗
diſchen Dorfe, welches einige Meilen von
Dijon liegt, und mit Bergen und ſteilen
Felſen umgeben iſt, habe ich oft im Som⸗
mer einen Flug Saatkraͤhen geſehen, die,
wie man mir verſicherte, ſeit laͤnger als ei⸗
nem Jahrhundert in den Loͤchern der gegen
Suͤdweſt zu gerichteten Seite von Felſen
wohnten und niſteten; man konnte denfel⸗
ben ſehr ſchwer und nur vermittelſt herab⸗
gelaſſener Seile beykommen. Dieſe Voͤgel
waren fo keck, daß fie den Scknittern ihr
Veſperbrod raubten. Zu Ende des Som⸗
mers entfernten ſie ſich auf ein paar Mo⸗
nate, und fanden ſich hernach in ihrem vori⸗
gen Neſte wieder ein. Seit zwey oder drey
Jahren ſind fie gaͤnzlich weggeblieben, und
von dieſer Zeit an iſt dieſe Stelle von Ne⸗
belkraͤhen beſetzt worden.
die ges
falteten
3) Sie ſcheinen auch in Preuſſen die Win⸗
terkaͤlte nicht ſowohl vertragen zu koͤnnen.
als die gemeine Kraͤhe, und Bloch haͤlt es
für wahrſcheinlich, daß fie in die Ükrai⸗
ne und andere mildere Gegenden ziehen;
jedoch hat man auch in ben daſigen Staͤd⸗
ten zur Winterzeit einzelne Saatkraͤhen
herumfliegen geſehen. (Preußiſche Orni⸗
tholegie St. 9. des Naturforſch. ©. 41)
Zu Woroneſch in Rußland kommen ſie
den erſten Maͤrz an, wie Gmelin berichtet
(Reife durch Rußkand Th. 1. S. 67.); in
Aſtrachan aber halten ſie ſich den Winter
uͤber auf (Ebend. Th. 2. S. 163).
A. d. Ueberſ.
**) Eiusmodi cornicem. quod fciam, Ita-
lia non alit. Tom. I. p. 752.
%) helon Nature des oifeaux pag. 284.
Wie mir Herr Hebert verſichert, fo bleibt
die Saatkraͤhe faſt beſtaͤndig mager, und
hierinnen iſt ſie, ſeiner Meynung nach, von
der ſchwarzen und Nebelkraͤhe verſchieden.
Die Nebelkrahe.
45
falteten Flügel erſtrecken ſich beynahe bis an das Ende des Schwanzes. Der Schna⸗
bel, Füße und Krallen find ſchwarz, der Augenring aber blau. 5
Man kann ſelbige des Nachts auf den Baͤumen,
dicker als die gemeine Kraͤhe ).
Sie iſt etwas
wo ſie haufenweiſe ſitzen und ſchlafen, bey einem Fackellichte mit der Hand
fangen ). f
— ͤ—
— ———— —
Die Nebelkraͤhe. La Corneille man-
e
Siehe die 7öfte illuminirte und auf unſerer fünften Kupfertafel die erſte Figur.
7 ieſer Vogel iſt von der ſchwarzen und der Saatkraͤhe durch die Farbe feines Ge⸗
8 fieders leicht zu unterſcheiden. Kopf, Schwanz und Flügel find von einer
ſchoͤnen Schwaͤrze, und werfen einen blaͤulichten Widerſchein von ſich. Ueber
die Schultern bis an das Ende des Koͤrpers breitet ſich vornen und hinten eine Art
von einem weißlicht grauen Mantel aus, der von der vorerwaͤhnten ſchwarzen Farbe
ſehr abſticht. Des beſagten Mantels wegen haben die Italiaͤner dieſer Kraͤhe den
Namen Monacchia, Nonne, und die Franzoſen Corneille manteler, Mantelkraͤhe,
beygeleget.
*) Briſſon am angeführten Orte.
*) Müller Linn. Naturſyſt. am ange:
führten Orte.
**) Nach Briſſon iſt dieſes Cornix cine-
rea, Corneille mantelee Tom. II. pag. 19.
Dieſer Art erwaͤhnen weder die alten Grie⸗
chen noch Roͤmer. Die Neuern haben fie
auf Griechiſch Kogan grodo sd, auf Latei⸗
niſch Cornix cinerea, varia, hyberna, ſyl-
veſtris, Gesn. 332. Coruus femieinereus,
Charlet.. Sibbald. Ital. Mulacchia oder
Manacchia, oder vielmehr Monacchia.
Deutſch Holzkraͤhe, Schildkraͤhe, Nebel⸗
kraͤhe, bunte Kraͤhe, Winterkraͤhe, Aſch⸗
kraͤhe, graue Krͤhe. Schwed. Kracka,
Poln. wrona.
II. 22, tab. 23. Sea - Crow. Franz. Cor-
neille mantel&e, emmantelée, (Heliu) ſau-
vage, cendree, u. ſ. w. nach Verſchieden⸗
heit der Zeit und der Provinzen genennet.
Engl. Royfton Crow, Alb, .
8 3 Sie
7) Coruus Cornĩx, cinerafcens, Cıpite iu-
gulo alis caudaque nigris, Linn. Syft. Nat,
Edit. XIL p. 156. Faun. Suec. 88. Schwed.
Kraka. Fr. C. Müller Prodr. Zoolog Dan,
pag. 11. Daͤniſch Kraje. Norweg. Kraake.
— Die Nebelkraͤhe, Stat. Muller Ueber:
feß. des Linn. Naturſyſt. — Die graubunte
Kraͤhe, Cornix cinerea, Klein durch Rey⸗
ger. S. 58. Aldrovand. Orn'. p. 254. tab.
753. Willugbby Orn. 84. t:b. 77. Raj.
au. 39. Jonſt. Schwvenckfeld. Rzaczynski,
Scopoli durch Günther No. 37. S. 31.
Crainiſch Urana. — Graue oder Nebel⸗
kraͤhe, Sriſch Taf. 65. The hooded Crow,
Pennant Brit. Zool. Vol. I. n. 77. pag. 223.
Sibbald. Scot. 3. — Hallen II. p.249. n. 188.
Goruus cinereus, Barr. — Ruſſiſch Woro-
na. — In den Gegenden der Saale wird dieſe
Kraͤhe auch der Mehlrabe genennet.
A. d. Ueberf,
Hiſtorie der Natur.
Sie flieget in großen Haufen herum, wie die Saatkraͤhe, und fuͤrchtet ſich viel.
leicht fuͤr den Menſchen weniger, als jene; denn ſie ziehet, hauptſaͤchlich waͤhrend des
Winters, bewohnte Oerter den unbewohnten vor, und lebt alsdenn von dem, was ſie
in Schleußen, Miſthaufen u. ſ. w. findet.
Auch dieſes hat ſie mit der Saatkraͤhe gemein, daß ſie zweymal des Jahres ihre
Wohnung veraͤndert, und alſo fuͤr einen Zugvogel gehalten werden kann. Denn
man ſiehet ſie bey uns in Frankreich zu Ende des Herbſts in großen Haufen ankom⸗
men, und zu Anfange des Frühlings wieder fortwandern, wobey fie ihren Weg nach
Norden zu richten. Ich weis aber nicht genau anzugeben, an was fuͤr Oertern ſie
ſich dieſe Zeit uͤber aufhalten. Die meiſten Naturforſcher ſagen, ſie braͤchten den
Sommer auf hohen Bergen zu “), und bauten ihr Neſt auf Fichten und Tannen.
Es muͤſſen dieſes ohne Zweifel unbewohnte und nicht genug bekannte Gebirge ſeyn,
wie z. B. die Berge auf den ſchottlaͤndiſchen Inſeln, wo fie auch, wie man verſichert,
ſich wirklich dem Drürgefihäfte unterziehen ſoll *). Dieſe Kraͤhe niſtet auch in Schwe⸗
den **) in Gehoͤlzen, vorzüglich aber auf Erlen. Die Anzahl der Eyer belaͤuſt
ſich gemeiniglich auf viere. Sie heckt aber nicht auf den Bergen in der Schweiz ****),
in Italien }) u. ſ. w.
Ob ſie gleich endlich, den Beobachtungen der mehreſten Naturforſcher zu Folge,
von allen Aren von Nahrungsmitteln lebt, und Würmer, Inſekten, Fiſche kt) ),
auch faules Fleiſch, Milchwerk ff), und zwar vorzuͤglich gerne, feißt; und dieſer
Urſachen wegen unter die alles freſſenden Vögel gerechnet werden ſollte: fo kann man
doch, da in ihrem Magen auch allerley Arten von Koͤrnern mit kleinen Steinen unter⸗
mengt ft) gefunden worden find, glauben, daß fie ſich mehr von Körnern, als
4
* Aldrovwand. Ornitholog. Tom. I. pag.
756. — Schuverckfeld, Auar, Sileſ. pag.
242. — Belon Nat. des Oıfeaux pag. 284.
etc.
) Britich Zoology pag 76. Die Ver⸗
faſſer dieſes Werks fuͤgen noch hinzu, daß
dieſe einzige Art Kraͤhen ſich auf den be:
nannten Jnſeln aufhalten fol. Gesner.
***, Fauna Suecica pag. 25.
ene Geßner de auibus pag. 332.
) Aldrovand. Ornitholog. Tom. I. pag.
756.
7 +1) Sriſch ſagt, daß fie ſehr geſchickt die
Fiſchgraten abklaube, und beym Teichfi⸗
ſchen die im Schlamm ſteckende Fiſche au⸗
genblicklich wahrnehme, und keine Zeit ver⸗
ſaume, ſelbige herauszubolen. Siehe die
Sate Kupfertafel. — Dieſer Neigung zu
von
Folge muß fie ſich natürlicher Meife oft an
dem Ufer des Waſſers ſehen laſſen; es iſt
aber doch nicht ſchicklich, ſie deswegen ſo⸗
gleich eine Waſſer- oder Meerkraͤhe zu nen⸗
nen, ein Name, den die ſchwarze Krähe
und der Rabe mit gleichem Rechte verdienen,
die doch keinesweges Waſſervoͤgel find,
2) Ich habe auch geſehen daß fie im Fruͤh⸗
jahr auf die unter Waſſer geſetzten Wieſen
gehet, und oft mit ihrem Schnabel ins
Waſſer hackt, vermuthlih, um die Larven
der Waſſerinſekten hervor zu holen. Wo
ich nicht irre, thaten eben dieſes auch die
Saatkraͤhen. x
A. d. Ueberſ.
+th) Aldrovand., pag. 756.
IA Gesner de auibus pag. 333.—
Ruy Synopſ. auium pag. 40.
Die Nebelkraͤhe. 47
von andern Dingen nähret; ein dritter Zug ihrer Aehnlichkeit mit der Saatkraͤhe:
Uebrigens aber koͤmmt ſie mit der ſchwarzen Kraͤhe ſehr uͤberein. Sie hat mit dieſer
letztern einerley Wuchs, einerley Stellung, einerley Geſchrey, einerley Ton in der
Stimme und einerley Flug. Ihr Schwanz, ihre Fluͤgel, ihr Schnabel, ihre Fuͤße,
und faſt alle innerliche Theile, in ſo weit wir dieſelbigen kennen, kommen bis auf
das Geringſte *) in ihrer Bildung mit einander uͤberein. Weicht fie ja in einigen
Stuͤcken von derſelben ab, fo koͤmmt fie‘ alsdenn darinnen der Natur der Saatkraͤhe naͤ⸗
her. Sie fliegen oft mit einander in Geſellſchaft. Die Nebelkraͤhe niſtet gleiche
falls auf Bäumen “), legt vier oder fünf Eyer, frißt die Eyer der kleinern Voͤgel,
und zuweilen auch die kleinen Voͤgel ſelbſt ).
So viel Uebereinſtimmung und ſo viele Aehnlichkeit, die fie mit der ſchwarzen
und der Saarkraͤhe gemein hat, ſollten einen Naturforſcher auf die Gedanken bringen,
die Nebelkraͤhe fey eine Zwitterraſſe, die aus der Begattung der beyden erwaͤhnten
Arten entſtanden iſt. Wäre fie eine bloße Varietaͤt von der ſchwarzen Kraͤhe, wos
durch Hätte fie die Gewohnheit angenemmen, in großen Haufen zu fliegen, und
zweymal des Jahres ihren Aufenthalt zu veraͤndern? eine Eigenſchaft, welche die
ſchwarze Kraͤhe **), wie wir oben gezeiget haben, nie aͤußert. Wäre fie im Gegen»
theil eine bloße Spielart von der Saatkreaͤhe, warum hat fie ſo viel Uebereinſtimmen—
des mit der ſchwarzen? Nimmt man aber an, daß die Nebelkraͤhe eine Frucht der
Begattung dieſer beyden Arten iſt, wie ihre gemiſchte Natur, als welche von beyden
etwas an ſich hat, zu zeigen ſcheinet, ſo laͤßt ſich dieſe doppelte Aehnlichkeit auf eine
natürliche Weiſe erklaͤren ). Dieſer Einfall koͤnnte auch denjenigen Philofopden:
wahrſcheinlich duͤnken, denen bekannt iſt, wie viel die phyſiſchen Vergleichungen ver.
mögen „ wenn man auf den Urſprung, der Weſen zuruͤckgehen „ und die verſchiedenen
* Willughby Ornitholog: pag! 84: 8
*) Nach Sriſchens Bemerkung bauet ſie
ihr Neſt bald auf den Gipfel der Baume,
bald aver auch auf die die untern Aeſte der-
ſelben. Dieſes ſetzt voraus, daß ſie zuwei⸗
len in Deutchland bruͤtet. Sie niſtet gleich⸗
falls bisweilen in Frankreich, und zwar
vorzüglich: in Burgund, wie ich mich vor
kurzem erſt davon uͤberzeuget babe. Es
baft ſich namlich ein Flug; von dieſen Kraͤ⸗
hen ſeit zwey oder drey Jahren in Baume
la Roche in gewiſſen Löchern der Felſen
auf, worinnen ſonſt ein Haufen Santffaͤhen⸗
ſeit langer als einem Jahrhundert bruͤteten.
Da dieſe Saatkraͤhen in dem einen Jahre
nicht wieder zuruͤckkehrten, fo nahmen funf⸗
zehn bis zwanzig Nebelkraͤhen ihre Neſter in
auf
Beſitz. Seit dieſer Zeit haben fie bereits!
zweymal geheckt, und ſie ſind anjetzt (am
26 May 1773) zum drittenmale damit be⸗
ſchaͤftiget. Ein neuer Zug der die: Analo⸗
gie dieſer beyden Arten beſtaͤtiget.
3) Sie ſoll auch den Laͤmmern, und ſo⸗
gar den Pferden die Augen aushacken, wie:
Pennant berichtet., b
8 LL. A. d. Ueberſ.
*) Coruus et Cornix ſemper conſpicui
ſunt, nec loca mutant, aut latent. Ari.
Hoteſes Hiftoria: animalium Lib. IX. Cap.
XXIII.
Es laͤßt ſich aber doch auf dieſe Weiſe
der Urſprung der grauen Arbe mc ae
erklaren. 5
% d. Ueberſ⸗
48 Hiſtorie der Natur.
auf einander folgenden Zeugungen wieder in Ordnung bringen will. Es erhaͤlt auch
dieſe Meynung noch einen neuen Grad von Wahrſcheinlichkeit dadurch, wenn man
bedenkt, daß die Nebelkraͤhe eine neue Raſſe iſt, welche die Alten weder gekannt noch
genennt haben, und die folglich zu der damaligen Zeit noch nicht exiſtirte. Denn
wenn man von einer Raſſe redet, die ſich fo ſehr vermehret hat, und fo gemein ge⸗
worden iſt, als dieſe, fo ſiehet man gar keinen Mittelweg, der zwiſchen dem Richt⸗
bekanntſeyn und dem gaͤnzlichen Mangel dieſes Vogels in einem Lande ſtatt finden
ſollte. Iſt aber die Nebelkraͤhe eine neue Raſſe, fo muß fie aus der Vermiſchung
zwoer anderer Raſſen hervorgebracht worden ſeyn, und dieſes koͤnnen bloß diejeni⸗
gen ſeyn, welche die naͤchſte Verwandſchaft, ee und Aehnlichkeit mit ihr zu
haben ſcheinen.
Friſch ſagt von der Nebelkraͤhe, daß fie ein zwiefaches Geſchrey hat. Das
eine, welches bekannt genug iſt, hat einen tiefen Ton; der Ton des andern aber iſt
hoͤher, und einigermaßen dem Hahnengeſchrey ahnlich. Sie hat nach dieſem Ver⸗
faſſer ſehr große Liebe zu ihrer Brut, und wenn der Baum, auf dem ſie ihr Neſt
hat, umgehauen wird, ſo faͤllt ſie mit dem Baume um, und fest ſich aller Gefahren
aus, ehe ſie ihre Jungen verlaͤßt.
Ainne“ ſcheint das von ihr zu behaupten, was in der brittiſchen Zoologie von der
Saatkraͤhe geſagt worden iſt, daß ſie naͤmlich durch das Aufreiben ſchaͤdlicher In⸗
ſekten die Triften reinige '), und dadurch nuͤtzlich werde. Hat man aber, ich wie-
derhole es noch einmal, nicht zu befuͤrchten, daß ſie mehr Koͤrner verzehret, als die
Inſekten ’ die ihr zur Nahrung dienen? Und iſt diefes nicht auch die Urſache,
warum in verſchiedenen Provinzen Deutſchlands ein Preis auf ihren Kopf geſetzt
worden? **) 9).
Sie wird eben fo wie die übrigen Kraͤhen gefangen. Man trifft dieſelbe faſt
in allen europaͤiſchen Landern, jedoch zu 1 Zeiten an ). Jor Fleiſch hat
einen
*) Purgat paſcua et prata a vermibus
— — apud nos relegara, at inaudita er
1 — — Syftema Naturae Edit. X.
g. 106. Fauna Suerica no, 71.
250 Sriſch auf der fuͤnf und ſechzigſten
Kupfertafel.
5) Bey Beurtheilung des Schadens, den
ein Thier in einem Lande veruriachen kann,
ſind ſehr viele Nebenumſtaͤnde allerdings in
Erwägung zu ziehen; hieher gehoͤren z. B.
die Menge dieſer Thiere, die Gewohnheit
derſelben an ein gewiſſes Futtet, der Ueber⸗
fluß an Dingen, die ihnen zur Nahrung ges
reichen u. d. g. Es kann daher, ſo ſehr
auch eine allzugroße Vermehrung folcher
Vogel zu verhindern iſt, die gaͤnzliche Aus⸗
rottung derſelben einem Lande eben ſo nach⸗
theilig werden.
A. d. Ueberſ.
6) Sie ziebet jedoch in Thuͤringen wie
Günther (beym Scopoli am angeführten
Orte) anmerkt, einige Gegenden andern
vor. Am Saalſtrohme iſt ſie ſelten, an der
Unſtrut hingegen in ganzen Schaaren, 1
derlich im Herbſte, anzutreffen.
A. d. Ueberſ.
Die Nebelkraͤhe. 49
einen ſtarken Geruch, und dient, wofern es ja gebraucht werden kann, nur dem gemei⸗
nen Volke zur Nahrung.
Ich ſehe nicht ein, warum Klein den Hoexotototl oder den Weidenovgel des
Fernandez unter die Kraͤhen gerechnet hat. Er hat dieſes ohnſtreitig dem Seba
nachgeſchrieben, welcher beſagten Vogel fuͤr den naͤmlichen haͤlt, welchen Fer⸗
naͤndez beſchreibt, und ihm die Größe einer gemeinen Taube zuſchreibt; da doch
Fernandez an dem von Seba angeführten Orte ſagt, der Hoexotototl ſey ein kleiner
Vogel, von der Größe eines Sperlings, finge beynahe fo wie der Stieglitz, und
habe ein ſchmackhaftes Fleiſch ). Dieſe Beſchreibung macht ihn nun wohl nicht zu
einer Kraͤhe; und dergieichen- Irrthuͤmer, die in dem Werke des Seba ziemlich
haͤufig vorkommen, muͤſſen nothwendiger Weiſe in der Nomenklatur der Naturge⸗
ſchichte eine große Verwirrung verurſachen. ö
Zuſätze zur Geſchichte der Nebelkraͤhe.
Di Laͤnge des Körpers dieſer Kraͤhe beträgt einen Fuß, fünf Zoll und zehn fi
nien; der Schaabel iſt zwey und der Schwanz ſieben Zoll lang; die Flügel»
breite betragt zwey Fuß, eilf Zoll und ſechs Linien, und die in Ruhe liegenden Flügel
reichen beynahe bis an das Ende des Schwanzes. Diejenigen Federn, welche auf
dem Schnabel zurüuͤckgekehret find, liegen ſehr dicht an einander, find ſchwarz, lang
und ſteif; der Augenring iſt von einer aſchgrauen Haſelfarbe, und Schnabel, Füße
und Krallen find ſchwarz *). Die untere Seite ihrer Zehen iſt ſehr breit und platt
gedruckt, damit fie auf ſumpfigtem und ſchlammichtem Boden, ohne ſtecken zu blei⸗
ben, herumgegen koͤnne ==),
In Preuſſen legt fie fünf bis ſechs lichtgruͤne mit vielen dunkeln Flecken gewoͤlkte
Ever, die den Rabeneyern ziemlich aͤhnlich, jedoch kleiner, und an dem einen Ende
mehr zugeſpitzt find f). Man hat daſelbſt, fo wie auch in Daͤnemark ++), eine
weiße Spielart ven der Nebelkraͤhe geſehen. 6 5
In Aſtrachan und in dem ganzen daſigen Gouvernement halten ſich dieſe Kraͤhen in
einer ſehr großen Menge auf, und fuͤgen beſonders den Weingaͤrten großen Schaden
zu if). Auch in England freſſen fie wild wachſende Beeren, wenn fie kein anderes
Futter finden tttt). “= :
) Fernandez Hiftoria auium nouae Hi- 7) Blochs Pr. Ornith. im Naturf. St. g.
ſpanise Cap. LVIII. Seba pag. 96. Tab. LXI. ++) O. Fr. Mueller Prodrom l. c.
fig. 1. 5 1) Gmelins Reiſebeſchr. durch Rußl.
% Briſſon am angeführten Orte. Th. 2 S. 163. N
* Pennant Britiſh Zool., l. c. ) Pennant I. c.
ee
Buͤffons Dögel V. B. G Fremde
50
K nn sum
Hiſtorie der Natur.
. ˙ A e e era ren
en mu !!!! ff — u en
—
Fremde mit den Kraͤhen verwandte Vögel.
I. Die ſenegalliſche Kraͤhe.
Siehe die 327ſte illuminirte Kupfertofel
davon bekannt iſt, ift derfelbe feinem aͤußerlichen Anſehen nach mit der ebelkraͤhe
Sr Geſtalt und Farbe dieſes Vogels nach zu urtheilen, da uns außerdem nichts weiter
am naͤchſten verwandt: oder er würde eine wahre Rebelkraͤhe vorſtellen, wenn
nicht ſein weiſſer Mantel vorwaͤrts, noch mehr aber nach hinten zu abgekuͤrzet waͤre.
Ueberdieſes find noch einige Verſchiedenheiten in der Länge der Flügel, der Geſtalt
des Schnabels und der Farbe der Fuͤße wahrzunehmen.
wenig bekannt.
— —
—ä — — —
Dieſe Art iſt noch neu, und
— ——— —— — WESEN — — DEE
— —— —ùn..——ĩriu ¶ſ —ę— —
— — — — —
II. Die jamaikaniſche Kraͤhe.
gen **), gebildet zu ſeyn, ausgenommen, daß bey ihr der Schwanz und:
De fremde Kraͤhe ſcheint beynahe nach eben den Verhaͤltniſſen, wie die unfris
Schnabel kleiner ſind.
Kraͤhe.
Ibr Gefieder ift ſchwarz, wie bey der ſchwarzen
Man hat in ihrem Magen rothe Beeren, Koͤrner und Kaͤfer gefunden,
Dinge, welche ihre gewöynliche Nahrung zu ſeyn ſcheinen, und auch von unferer
Saat: und Nebelkraͤhe genoſſen werden.
mit einer ſehr ſtarken Haut uͤberzogen.
2) Es iſt dieſes Briſſons Cornix jamai-
cenſis, Tom. II. pag. 22.
auf Jamaika nennen fie auch chatering oder
gabbeling Crow (die ſchwatzhafte Krähe),
und Cacao Walke, ohnſtreitig deswegen,
weil ſie gemeiniglich ſich auf Cacaobaͤu⸗
men aufbalt. Siehe S/oaze Natural Hiſtory
ef Jamaika Pom. II. pag. 298.
1) Coruns Sarrulus vier, Provwusse Nut.
hiſt. of ſamaic. — Die Dohle mit weiten,
Nafenlöchern, Klein Voͤgelhiſt. durch Rey⸗
Die Englänter
Ihr Magen iſt muskuloͤs, und innerlich.
Sie iſt auf der mitternaͤchtigen Seite dieſer
Inſel
ger S. 59. Cornix nigra garrula, Soane,
Raj. f ;
A. d. Ueberſ.
) Ihre Laͤnge, von der Spitze des Schna⸗
bels an bis zu Ende des Schwanzes gerech⸗
net, iſt anderthalb Fuß, und ihre Flügel:
breite drey Fuß. — Dem Anſcheine nach
hat Sloane dieſelbe nach dem englifchen:
Fuße ausgemeſſen, welcher um ein Eilftel
kuͤrzer als der franzoͤſiſche iſt.
Die jamaikaniſche Kraͤhe. 51
Inſel ſehr häufig anzutreffen, und entfernt ſich nicht von den Bergen; ein Umſtand,
worinnen ſie ſich unſerm Raben naͤhert.
Klein charakteriſirt dieſe Art durch die Größe ihrer Naſenloͤcher *).
Allein
Sloane, auf den ſich Klein beruft, ſagt weiter nichts davon, als daß ſolche ziem
lich groß find.
Dem zu Folge, was wir von dieſem Vogel wiſſen, laͤßt ſich leicht urtheilen,
daß er ſehr nahe an unſere Kraͤhen graͤnze.
Es würde aber allerdings ſehr ſchwer
ſeyn, ihn mehr zu der einen als der andern Art zu rechnen, da in ihm Eigenſchaften
vereiniget ſind, die auf jede dieſer Arten paſſen 2).
Er unterſcheidet ſich aber auch
von allen durch fein Geſchrey, welches er unaufbörlich erſchallen laͤßt.
— — —
———— ———— — — — —
— 0000
— — P»—PU —
Das Dohlengeſchlecht.
Siehe auf der 52zſten illuminirten Kupfertafel die che Dohle, auf
der 522ſten den Chouc, und auf der 52 ıflen die kahle kayenniſche
Dohle; die erſte Figur auf unſerer ſechſten Kupfertafel
iſt die graue Dohle.
Da nun dieſe Arten ſo ſehr mit einander verwandt
ie Dohlen graͤnzen in Anſehung ihrer Aehnlichkeit an die Kraͤhen weit näßer, als fie
2 von denſelben entfernt ſind.
ſind, ſo wird es dienlich ſeyn, eine zuſammenhaͤngende und genaue Verglei⸗
G
„) Cornix nigra, garrula, Ray. Naribus
amplis — — praeter nares Europeae ſimi-
s. Klein Ordo auium pag. 50.
2) Stat. Muͤller hält dieſen Vogel für
eine Spielart der Nebelkraͤhe.
A. d. Ueberſ.
*) Es find dieſes die Monedulae oder
les Choucas des Briſſons, Tom. II. pag. 24.
feq. Griechiſch Ayzos, Kop, Buαν“ .
Lat. Lupus, (Aldrov, orn. 1. p. 770. t. 771.)
Graccus, Gracculus, (Gegner au. 220. t. 521.
Sibbald. Fonfl. au p. 36. t 16) Monedula,
(a monera quam furatur) (Willushby orn. 85.
t. 19. Rıyau. 40. Alb. I. pag. 14 tab. 14.
Schvvenckf. Charlet. Rzacz.) Spaniſch
Gralo, Graia. Ital. Ciagula, Tattula, Pola,
Monacchia etc. Im Graubünderland
2 i chung
Beena. In Savoyen Chue, Cauè, Cauette.
und verſtuͤmmelt Fauverte. Altfranz.
Chouette, Chouchette, in einigen Provin⸗
zen Frankreichs Chicas, Chocas, Chocot-
te, Cornillon (welches eine kleine Krähe
bedeutet). Tuͤrk. Tfchauka.. Deutſch Tul
oder Dul, Thale oder Dohle, Thaleche
oder Dahlicke, Tole oder Dohle, graue
Dohle, Tahe, Doel. Um Roſtock, Wach⸗
tel; welches überall einen ganz andern be—
kannten Vogel bedeutet. In Sachſen Kacke,
Gake. In der Schweiz Graake. Zollaͤnd.
Kaaw, Chaw. Illyriſch Kıwka, K wa, Feg-
zolka. In Slandern Gaey, .
Schwed. Kaja.
Daw, Jak - daw.
1) Coruus Monedula, fuſcus, occipite in
cano, ſronte alis caudaque nigris, Linn. Syſt.
Nat.
Engl. Kae, Caddo, Chog,
52 Hiſtorie der Natur.
chung zwiſchen ihnen anzuſtellen, um die Geſchichte von beyden in ein helleres Licht
zu ſetzen.
Beym erſten Anblick entdecket man ſchon zwiſchen dieſen beyden Gattungen von
Voͤgeln eine beſondere Aehnlichkeit. Denn fo wie es drey Hauptarten von Kraͤhen giebt,
naͤmlich eine ſchwarze oder die ſchwarze Kraͤhe, eine aſchgraue oder die Nebelkraͤhe,
und eine kahle oder die Saatkraͤhe: ſo findet man auch drey Arten oder Raſſen von
Dohlen, die man den erwaͤhnten Kraͤhenarten entgegenſetzen kann, naͤmlich eine
ſchwarze oder die eigentliche Dohle, eine aſchgraue oder den Choue, und endlich eine
kahlkoͤpfige Dohle. Der einzige Unterſchied hierbey iſt, daß die letztere in Ame⸗
rika zu Haufe iſt, und wenig ſchwarze Federn auf dem Körper hat, da im Gegen
theil alle drey Kraͤhenarten nach Europa: gehören, und von ſchwarzer oder ſchwaͤrzlich⸗
ter Farbe ſind. a
Im Ganzen aber ſind die Dohlen kleiner als die Kraͤhen. Ihr Geſchrey,
wenigſtens das von den beyden europaͤiſchen Arten, als deren Geſchichte uns allein
bekannt iſt, hat einen ſcharfen und ſchneidenden Ton. Es hat auch daſſelbe einen
ſichtlichen Einfluß auf die meiſten Namen gehabt, die dieſen Vögeln in verſchiedenen
Sprachen find gegeben worden, als z. B. Choucas, Graccus, Kaw, Klas u. ſ. w.
Indeſſen iſt ihre Stimme doch mehr als einer einzigen Veraͤnderung faͤhig; denn man
hat mir verſichert, daß ſie auch bisweilen tian, tian, tian, ſchreyen.
Beyde europaͤiſche Arten leben von Inſekten, Koͤrnern, Fruͤchten,, auch von
Fleiſch, ob gleich dieſes letztere ſehr felten geſchiehet. Sie rühren: aber kein Aas an,
und gehen auch nicht an die Kuͤſten, um ſich daſelbſt mit toren Fiſchen und andern
vom Meer ausgeworfenen Körpern: zu fättigen z). In dieſem Punkte gleichen fie
alſo der Saat: und ſogar der Nebelkraͤhe mehr,, als der ſchwarzen. Mit der letztern
hingegen haben fie wieder dieſes gemein, daß fie die eee aufſuchen, und
ſolche in großer Menge verwuͤſten.
Sie fliegen heerdenweiſe wie die Saatkraͤhen, 10 ſich in Schaaren zuſam⸗
men, und bauen eine Menge Neſter **), Die: fie auf einem hohen Baume oder Thurme,
oder auf dem: Dache eines alten wuͤſten Schloſſes ſchichtweiſe neben: einander
ſetzen
Nat. Edit. XIII pag: 156. Fauna: Suec. 8g.
Fr. O Mueller Prodrom. Zbol, dan: p. 12.
Daͤniſch Allike. Norweg. Kaa,. Raie,.
Ravn-- Kaate. Cormnix garrula Klein. —
Die Dohle, Stat. Müller: Ueberſ. des Linn:
Sf. Th. 2
S. 59: Zorn Petinotb. Th. 2. S.
turf. S. 42. Hallen II. p. 25. n. 190.
Scopoli durch Guͤnther S. 32. — Die
S. 174 Klein durch Reyger:
263.
Bloch Preuß. Ornith. im gten St. des Na⸗
graue Doble, Sriſch Vög. Deuſchl Taf. 67.
— jackdaw, Pennant Brit. Zool. Tom. I.
n. 81, Pag; 230. Hebr. Anaphah.
Al d; Ueberf;
*) Aldrougud: Otnitliolog. pag. 792.
”*) Belon Nature des oiſeaux pag. 287.
Aldrovand. loco citato, Wiliughby Ornicho-
log: pag. 85. Sie niſten aber doch in die
Loͤcher der Baͤume lieber als auf die Aeſte
derſelben.
Das Dohlengeſchlecht. . 53
ſetzen ). Hat ſich ein Männchen mit einem Weibchen einmal gepaaret,, fo bleiben
fie einander treu, und erhalten ſich in gegenſeitiger Zuneigung. Vermoͤge dieſer per⸗
ſönlichen Zuneigung füchen fie, wenn die Wiederkehr des Frühlings die lebenden We⸗
ſen von neuem zu dem Zeugungsgeſchaͤfte auffodert, mit Drang einander auf, und
ſchwatzen unablaͤßig mit einander. Denn das Geſchrey der Thiere iſt in dieſem Zeit.
punkte eine wahre Sprache, die jederzeit gut geſprochen, und gut verſtanden wird.
Sie liebkoſen ſich auf tauſenderley Arten, bringen ihre Schnaͤbel zuſammen, als ob
ſie ſich kuͤßten, ſuchen alle Arten ſich zu vereinigen hervor, ehe ſie ſich dem Genuß der
Wolluſt uͤberlaſſen, und bahnen ſich durch alle Stufen des Vergnuͤgens und durch
unmerkliche Uebergaͤnge von einer Zaͤrtlichkeit zu der andern einen Weg, den Ends
zweck der Natur zu erfuͤlen. Sie vergeſſen nie dieſes Vorſpiel der Liebe, auch dann
nicht, wenn ſie in der Gefangenſchaft ſind. Das von dem Maͤnnchen befruchtete
Weibchen legt fünf bis ſechs Eyer, die mit einigen braunen Flecken auf einem grüne
lichten Grunde gezeichnet ſind. Wenn die Jungen ausgekrochen ſind, ſo traͤgt die
Mutter Sorge für ſie, fuͤttert ſie, und ziehet ſie mit einer Liebe auf, die das Maͤnn⸗
chen eifrig zum Theil auf ſich zu nehmen bemuͤht iſt. Alles dieſes zeigt, wie ſehr
die Dohlen den Kraͤhen gleichen, und in wie vielen Stuͤcken ſie auch mit den Raben
uͤbereinkommen. Es verſichern jedoch Charleton und Schwenkfeld, daß die Doh⸗
len zweymal des Jahres bruͤten ); ein Umſtand, den man weder von den Raben
noch von den Krähen zugeſtehen kann,, welcher aber übrigens mit der Ordnung!
der Natur ſehr wohl uͤbereinkommt. Denn nach ihr ſind die kleinſten Arten:
auch die fruchſtbarſten. .
Die Dohlen find Zugvoͤgel, jedoch nicht in dem Grade wie die Saat; und Nebel
kraͤhe; denn es bleibt immer noch eine beträchtliche Anzahl den Sommer hindurch in Frank⸗
reich zuruͤck. Die Thuͤrme zu Vincennes find ſo, wie alle alte Gebäude, die ihnen die naͤm⸗
liche Sicherheit und Bequemlichkeit darbieten, beftändig damit bevoͤlkert. Man ſiehet
aber doch in Frankreich ihrer allemal weniger im Sommer als im Winter. Die.
jenigen,, welche fortwandern, vereinigen ſich in großen Truppen, wie die Saat; und’
ebelkraͤhen: Bisweilen machen fie auch mit dieſen einen einzigen Haufen aus,
und ſchreyen im Fortziehen unablaͤßig. Ihr Abzug geſchiehet aber in Frankreich und
Deutſchland nicht zu einerley Jahreszeit; denn ſie ziehen aus Deutſchland im Herbſt
mit ihren Jungen fort, und kehren erſt wieder im Fruͤhjahr dahin zurück: ) „ nach⸗
3) dem!
) Ariſtoteles de generatione Lib. III. durch Günther" om angefuhrten Orte) wis
Cap. VI. derſpricht dieſer Meynung, und ſagt, daß
aer) Bis in anno pullificant.. Auiarium’ die en u Obarſachſen und Thuͤringen
gileſiae pag: 305. Charleton Execcitationes iin 5 5 in großen ee herum flie⸗
etc. pag. 75. 7 BERN auf den Mifflätten urd Land⸗
N 5 , ſtraßen unter den ſchworzen Krähen zu
2) Zorn behauptet zwar eben dieſes, finden ſind. Überhaupt ſcheint es die⸗
allein Günther: (ſiehe Scopoli- Bemerk. ſem Verfoſſer, daß ſie mehr den nordli⸗
N chen
54 Hiſtorie der Natur.
dem fie ben Winter in Frankreich zugebracht haben. Eriſch verſichert daher mit
Recht, daß fie waͤhrend ihrer Abweſengeit nicht brüten, und keine Jungen bey ihrer
Ruͤckkehr mit ſich zuruͤckbringenz denn die Dohlen haben dieſes mit allen andern Voͤ.
geln gemein, daß fie ihr Bruͤlgeſchaͤfte im Winter nicht verrichten.
Was die innern Theile anbelangt, ſo will ich bloß anmerken, daß ſie einen
muskuloͤſen Magen haben, an deſſen obern Oeffnung eine Erweiterung der Speifes
roͤhre befindlich iſt, die ihnen, ſo wie den Kraͤhen, anſtatt des Kropfes dienet; ihre
Gallenblaſe aber iſt viel laͤnger.
Uebrigens werden fie leicht zahm, und lernen ohne große Mühe ſprechen. Der
Zuſtand der Hausgenoſſenſchaft ſcheinet ihnen zu behagen. Allein fie find ſehr uns
treue Hausgenoſſen; fie verbergen den Ueberfluß der Nahrung, den fie nicht verzeh⸗
ren können; rauben Geld und Edelſteine, die für fie keinen Werth haben, und ma⸗
chen ihren Herrn arm, ohne ſich dabey zu bereichern. Me
Um die Geſchichte der Dohlen vollſtaͤndig zu machen, muß ich noch die beyden
Raſſen unſeres Landes mit einander vergleichen, und ſodann, meinem Plan gemaͤß,
die Spielarten und fremden Arten hinzufuͤgen.
Die Dohle (Le Choucas). In Frankreich giebt es nur zwo Arten von Doh⸗
len. Die eine, der ich den Namen der eigentlichen Dohle *) vorbehalte, iſt von
der Groͤße einer Taube, hat einen weißlichten Augenkreis, einige weiße Striche un⸗
ter der Kehle, einige Punkte von eben dieſer Farbe um die Nafenlöcher, und iſt aſch⸗
grau an dem hintern Theile des Kopfes und Halſes. Alles übrige ift an ihr ſchwarz.
Allein dieſe Farbe iſt weit dunkler an den obern Theilen, und wirft daſelbſt bald vio⸗
letle, bald grüne Strahlen von ſich ).
Der Chouc (Le Chouc), Die andere Art, die ich nach ihrem engliſchen
Namen *) Chouc *) benenner, unterſcheidet ſich von der vorigen bloß darinnen,
daß fie kleiner, und vielleicht weniger gemein iſt. Ihr Augenkreis iſt blaͤulicht, wie
bey der Saatkraͤhe; die herrſchende Farbe ihres Gefieders iſt ſchwarz, mit keinem Aſch⸗
grauen vermengt 9. Um ihre Augen bemerkt man weiſſe Punkte. Uebrigens hat
ſie
chen als ſuͤdlichen Theil von Europa be⸗
wohnen.
A. d. Ueberf.
*) Dieſes iſt der Choucas oder Monedula
des Briſſon, und fein ſechſter Rabe. Lom.
I. pag. 24.
7 Der Unterſchnabel ſoll, nach der Be⸗
merkung des Scopoli (durch Günther
S. 32.) nicht gerade, wie bey andern Ra⸗
benarten, ſondern aufwärts gebogen ſeyn.
A. d. Ueberſ.
*) Dieſes iſt der Choucas noir, Mone-
dula nigra, oder der ſiebente Rabe des Brifs
ſon. Tom. II. pag. 28. In England wird
er Chough genennt.
4) Der Laut des franzoͤſtſchen Namen
Choue iſt von dem engliſchen Chough fo ſehr
verſchieben, daß den Urſprung des franzoͤſi⸗
ſcheu aus dem engliſchen wohl ſchwerlich je⸗
mand hieraus errathen wird.
A. d. Ueberſ.
5) Dieſes iſt Sriſchens ſchwarze Dohle,
Monedula
.
Das Dohlengeſchlecht. 55
fie mit der eigentlichen Dohle einerlen Sitten, einerley Naturtriebe, einerley Ans
ſtand, einerley Bildung, einerley Geſchrey, einerley Fuͤße und einerley Schnabel.
Es iſt auch gar kein Zweifel, daß dieſe beyden Raſſen nicht zu einer Art gehoͤ⸗
ren, ſich nicht mit Erfolg paaren, und mit einander fruchtbare Nachkommen zeu—
gen ſollten.
Man wird ſich wenig wundern, daß bey einer Ark, die fo viel Verwandſchaft
mit den Raben und Kraͤhen hat, ſich auch faſt die naͤmlichen Varietaͤten vorfin⸗
den. Aldrovand ſahe in Italien eine Dohle mit einem weiſſen Ring um den Hals *),
welches dem Anſehen nach diejenige iſt, die man an einigen Orten in der Schweiz fin⸗
det **), und deswegen von den Englaͤndern die Schweizerdohle (Hlelvetian-Da -W-) *)
genennet wird.
Schwenkfeld erwaͤhnt einer weiſſen Dohle mit gelben Schnabel, welche er
geſehen hatte f). Dieſe weiſſen Dohlen find in Norwegen und andern kalten Laͤn⸗
dern FF) noch gemeiner; auch finden fie ſich bisweilen in gemäßigten Himmelsſtri⸗
chen, wie z. B. in Polen, wo man eine junge weiſſe Dohle, deren Aeltern ſchwarz,
waren, antraf ff). In dieſem Falle haͤngt die Weiſſe des Gefieders augen⸗
ſcheinlich nicht von der Einwirkung des Klima ab, ſondern es iſt dieſes etwas Mon⸗
ſtroͤſes, das durch einen ſolchen Fehler der Natur hervorgebracht worden iſt, als der⸗
jenige iſt, welcher in Frankreich zu der Entſtehung der weiſſen Raben und der weiß
ſen Negern in Afrika Gelegenheit giebt. i
8 Schwenkfeld redet auch noch
1) von einer gefleckten Dohle, welche der wahren Dohle gleichet, nur mit
dem Unterſchiede, daß ihre Flügel weiß und ihr Schnabel krumm gebo⸗
gen iſt. 5
2) von einer ſehr ſeltenen Dohle, die von der gemeinen bloß durch ihren kreuz⸗
foͤrmigen Schnabel verſchieden iſt ft). Allein dieſes koͤnnen wohl nur indie
viduelle Abaͤnderungen oder erkuͤnſtelte Monſtra ſeyn.
Zuſatz.
Monedula nigra, Spermologus,. Frugilega, altera Aldrovandi. Die Abbildung davon:
auf der 68ſten Kupfertafel. Sie iſt zwar iſt bey ihm ziemlich gut. Aliud Monedulae
ganz ſchwarz. jedoch nicht ſo ſchoͤn ſchwarz genus FJonſt. Charlet.
wie der Rabe und die ſchwarze Kraͤbe; denn. A. d. Ueberf;
einige Federn ſpielen bläulicht, andere roͤth⸗ J Gesner de Auibus pag. 522,
licht, grünlicht und auch araulicht. An der e Charletun Exercit. pag. 75.
Wurzel des Schnabels ſtehen borſtenfoͤrmige +) Auiarium Silefiae pag. 305.
lange Federn. TD Gesner pag. 523.
A. d. Heberf: I) Rzaezynski Auctuarium pag. 395:
*) Ornithologia pag. 774. — Monedula Ih Auiarium ‚Silefiae pag. 305. Ich
hatte
*
36 Hiſtorie der Natur.
B Pommern nn
—
%
Zuſatz.
Die dauriſche Dohle.
Do ſehr auch dieſer Vogel an Größe und Geſtalt unferer gemeinen Dohle glei⸗
chet, ſo kann er doch nicht, wie Pallas verſichert, als eine Spielart der
a letzern angeſehen werden. Der Scheitel des Kopfs iſt bey ihm blaͤulicht
ſchwarz; Nacken, Gurgel und Brust find weiß, die Kehle aber und der ganze
übrige Körper ſchwarz, jedoch werfen die Flügel und der Schwanz einen gruͤnli⸗
chen Widerſchein von ſich. Er ziehet im Fruͤhjahr in großen Schaaren
aus dem ſuͤdlichen Mongolien und China in die um den Baikal gelegene Ges
genden, haͤlt ſich um Städte und Doͤrfer herum auf, und verbreitet ſich bis
an die Lena. In dieſen Gegenden find die gemeinen Dohlen ſelten, die Kraͤ—
hen aber noch ſeltner anzutreffen. Es findet ſich auch daſelbſt eine
Spielart, die faſt ganz ſchwarz iſt, und nur einen dunkelbraunen Nacken
und Gurgel von gleicher Farbe hat; ſie flieget mit unter den Haufen der vor⸗
erwahnten Art.
hatte dieſes Jahr in meinem Hofe vier flan⸗
driſche gekuppte Hühner mit kreuzweiſe ge:
bogenen Schnaͤbeln; die obere Halfte war
ſehr gebogen, wenigſtens eben ſo ſehr als
bey dem Kreuzſchnabel; die untere hatte bey⸗
nahe eine gerade Richtung Dieſe Huͤhner
konnten ihr Futter nicht ſo gut von der
Erde aufklauben als die übrigen, ſondern
man mußte ihnen daſſelbe in größerem Maaße
darreichen.
1) Coruus dawuricus, Pallas, Reife durch
verſchiedene Provinzen des rußiſchen Reichs
Th. 3. S. 4. im Anhange. In Mongolien
heißt dieſer Vogel Alacku.
Die
Die Bergdohle. 57
Die Bergdohle (Le Choquard ou Choucas
dies Alpes).
Siehe die 5 3 ıfte illuminirte und unſere ſechſte Kupfertafel.
die zwote Figur,
*
ieſer Vogel, den ich unter dem franzoͤſiſchen Namen Choucas des Alpes hier
8 anfuͤhre, wird vom Plinius Pyrrhocorax genannt; eine Benennung, die an
und fuͤr ſich ſchon eine abgekuͤrzte Beſchreibung in ſich faßt. Denn das
Wort KogxE, welches einen Raben bedeutet, zeigt die Schwaͤrze des Gefieders und
die Gleichheit der Art an; TIvggos aber, welches roth oder orangenfarbig heißt, bes
ziehet ſich theils auf die Farbe des Schnabels, welcher in der That von dem Gelben
bis ins Orangenfarbige abweicht, theils aber auch auf die Farbe der Fuͤße, welche
noch veraͤnderlicher als die Farbe des Schnabels iſt. Denn in dem von Ges pern
beobachteten Subjekte waren die Füße roth *), ſchwarz hingegen an der von
Briſſon beſchriebenen Bergdohle. Nach dieſem Naturforſcher find die Fuͤße auch bis—
weilen gelb ***); nach andern aber find dieſelben im Winter gelb, und im Sommer
roch. Dieſe gelben Fuͤße und der gelbe Schnabel, welcher auch kleiner als bey der
gemeinen Dohle iſt, ſind Urſache geweſen, daß einige die Bergdohle fuͤr eine Amſel
gehalten, und deswegen die große Amſel der Alpen (le grand merle des Alpes)
genennet haben. Unterdeſſen wird man doch bey einer genauern Beobachtung und
Vergleichung finden, daß dieſelbe durch die Größe ihres Körpers, durch die Länge
ihrer Fluͤgel, und auch durch die Geſtalt ihres, obgleich duͤnnern Schnabels, und
durch ihre Naſenloͤcher, die mit Federn, welche jedoch aber nicht ſo ſtark wie dey der
Dohle find, bedeckt werden, eine weit nähere Verwandſchaft mit der Dohle als mit
der Amſel hat. '
Ich
1) Coruus Pyrrhocorax, nigricans roſtro
luteo, pedibus nigris, Linn. Syft. Nat. Edit.
158. — Die Bergdohle, Stat.
=) Es iſt dieſes Briſſons Pyrrhocorax,
Choucas des Alpes, Tom. II. pag. 30, —-
Ich habe den angeführten franzoͤſiſchen Na⸗
men des wegen beybehalten, weil derſelbe
nach Gesnern im Walltſerlande einmal
üblich it. Er wird auch Chouette genannt.
Die Graubuͤnder, welche dentſch reden,
nennen ihn auch Tahe. Auf Dentſch heißt
unſer Vogel Bergdohle, Alprave, Bergdole,
Steinhetz. In der Schweiz Alpkachel,
wilde Dole. *
Buͤffons Voͤgel V. B.
XII. pag.
Müller Naturſyſt Theil. 2. Seite 188.
— Pyrrhocorax, Aldrowand, au, I. p. 269.
Jonſt. pag. 42. tab. 16.
A. d. Ueberſ.
* Gesner de Auibus pag. 528.
=) Briſſon Ornitholog. Tom. II. p. 3r.
H
58 a Hiſtorie der Natur. 1
Ich habe bereits oben in dem Abſchnitt von der Steinkraͤhe (S. 6.) den Unter⸗
ſchied aus einander geſetzt, der zwiſchen dieſen beyden Vögeln, aus denen Belon
und einige andere, welche ſie nicht geſehen hatten, nur eine einzige Art machen,
ſtatt findet.
Plinius haͤlt ſeinen Pyr hocorax für einen beſondern Bewohner der Alpen )
allein Beener, der ihn ſehr von der Steinkraͤhe unterſcheidet, ſagt, daß er ſich
in gewiſſen Diſtrikten im Graubuͤnderlande nur im Winter, in andern Gegenden
aber faſt das ganze Jahr- hindurch, ſehen laſſe, daß aber der wahre und der⸗
jenige Wohnſitz, den er allen uͤbrigen vorziehet, und der beſtaͤndige Sammelplatz
großer Truppen dieſer Voͤgel auf der Spitze von hohen Bergen ſey. Dieſe Nach⸗
richten aͤndern, wie man ſiehet, die zu beſtimmt ausgedruckte Meynung des
Plinius ab; ſie beſtaͤtigen ſie aber auch zu gleicher Zeit, indem ſie ſolche
abaͤndern. 5 MR
Die Bergdohle iſt von mittlerer Größe; fie fällt namlich zwiſchen die Größe
der Dohle und der Kraͤhe. Ihr Schnabel iſt kleiner und gebogener, als bey diefen.
beyden Voͤgeln. Ihre Stimme hat einen hoͤhern und klagendern Ton, als der Dohle
ihre; es iſt auch dieſelbe ſehr unangenehm **).
Dieſer Vogel lebt vorzüglich von Koͤrnern, und thut dem Getraide großen Schaden.
Sein Fleiſch iſt von ſehr mittelmaͤßigem Geſchmack. Die Bewohner der Gebirge ziehen
aus dem Fluge der Bergdohle Wetterprophezeyungen. Fliegt dieſer Vogel hoch, ſo ſoll er
Kaͤlte, fliegt er aber niedrig, ſo ſoll er gelindere Witterung verkuͤndigen **).
*) Hiftoria naturalis, Lib, X. Cap. den Tag über ſelten ſehen. Allein ich zweifle
XLVIII. ſehr, ob Schwenkfeld unter dem Namen
**) Schwenkfeld ſagt, der Pyrrhocorax, Pyrrhocorax, den hier von mir abgehan⸗
den er auch einen Nachtraben nennet, ſchreye delten Vogel verſtehte.
ſtark, beſonders zur Nachtzeit, und laſſe ſich ae, Gegner loco citats.
J Die Bartdohle 59
—ůů—ů—ů—
— —
Fremde Voͤgel,
die mit den Dohlen in Ver wandſchaft ſtehen.
1, Die Bartdohle. (Le Choucas mouſtache) 9¹
Siehe die 226ſte illuminirte Kupfertafel. |
beynahe von der Größe einer Amſel. Er hat das ſchwarze und ſchielend
glaͤnzende Gefieder der Dohlen; allein ſein Schwanz iſt verhaͤltnißmaͤßig laͤn⸗
ger als bey dieſen: die Ruderfedern deſſelben find alle einander gleich, und die gefal⸗
teten Flügel reichen nur bis an die Haͤlfte des Schwanzes. Die vierte und fuͤnfte
Schwanzfeder ſind unter allen am längften; denn fie find drittehalb Zoll länger
als die erſtere.
Man hat zweyerley Dinge an dem Aeußerlichen dieſes Vogels zu bemerken.
Naͤmlich:
1) Die ſchwarzen, langen und biegfamen Haare, welche an der Baſis des obern
Schnabels entſtehen, und noch einmal fo lang find als der Schnabel. Außer
dieſen findet man noch viele andere, jedoch kuͤrzere, ſteifere und nach vorne zu ges
kehrte Haare, welche um die erwähnte Baſis bis an die Winkel des Mundes
herum ſtehen. ;
2) Die am obern Theile des Halſes befindlichen langen und dicht beyſammen ſtehenden
Federn, welche nach den verſchiedenen Wendungen des Halſes in verſchiedenen
Richtungen über den Ruͤcken hinabgleiten, und eine Art von Maͤhne bilden.
3) Bey dem Briſſon heißt fie Monedula Fuͤße und Zehen ſind ſchwarz. Briſſon
Der Vogel, welcher ſich auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung aufhaͤlt, iſt
capitis bonae fpei, Choucas du Cap de Bon- ebend. d Verf. und Ueberſ.
ne eſperance, Toi. II. pag. 33. — Die 1) Coruns hottentottus, virefcenti-arer
Länge dieſes Vogels betragt eilf Zoll und cauda aequali, myftacibus longiſſimis, Linn.
pier Linien. Der Schnabel iſt achtzehn Li⸗ Sytt. Nat. Edit. XII. pag. 155. — Hotten⸗
nien und der Schwanz fünf Zoll lang. toteiſcher Rabe, Stat. Müller Ueberſ. des
Seine Zlügelbreite halt einen Fuß, ſie⸗ Linn. Naturſ. Th. 2. S. 167.
ben Zell und drey Linien. Schnabel, A. d. Ueberſ.
3 —
H 2 II. Die
60 ene der tur
6
— — —
II. Die kahle Dohle. Le Choucas cha
Siehe die 52 Iſte illuminirte Kupfertaſel.
Es iſt dieſes die beſondere Dohle von der Inſel Cayenne, welche, wie ich ſchon
8 erinnert habe, mit einer europaͤiſchen kahlen Kraͤhe, naͤmlich der verglichen werden
kann, die unſere Saatkraͤhe iſt. Der vordere Theil des Kopfes iſt wirklich, ſo wie
bey der Saatkraͤhe, nackend, und die Kehle mit wenig Federn beſetzt. Ueberhaupt
aber nähert fie ſich der Dohle durch ihre langen Fluͤgel, die Geſtalt der Fuͤße, ihren
Anſtand „Groͤße, und ihre weiten, faſt runden Naſenloͤcher. Sie weicht aber dar«
innen von ihr ab, daß dieſe Naſenloͤcher mit keinen Federn bedeckt find, und in einer
ziemlich tief ausgehölten Vertiefung an jeder Seite des Schnabel is liegen. Auch ihr
Schnabel iſt an der Baſis breiter, als bey der Dohle, und die Raͤnder deſſelben ſind
ausgezackt. Von den Sitten dieſes Vogels weis ich nichts zu ſagen. Er gehoͤret
noch unter die große Anzahl dererjenigen, die den beobachtenden Blick des Natur⸗
forſchers erwarten. Man findet auch nicht einmal feinen. Namen in einer
Ornithologie.
—— —
— —
REES — —— 2 — ———
III. Die neuguineiſche Dohle. (Le Choues
de la nouvelle Guinèe).
Sehe die hꝛoſte illuminirte Kupfertafel.
ieſem Vogel muß ſeine natuͤrliche Stelle zwiſchen unſern franzoͤſiſchen Dohlen
8 und derjenigen, die ich den Kahlhals (Colnud) genennet habe, angemwiefen wer⸗
den. Er hat den Gang unſerer Dohlen, und hat auch das graue Ge.
fieder von der einen, (welches ſogar noch etwas mehr grau iſt) wenigſtens auf der obern Seite
des Koͤrpers. Allein er iſt nicht fa groß, und fein Schnabel iſt an der Baſis brei⸗
ter; hierinnen naͤhert er ſich alſo wieder mehr dem Kahlhals. Ven dieſem weicht er
aber in An; hung, der Lange ſeiner Fluͤgel, welche beynahe bis an das Ende des
Schwanzes reichen, ab. Von beyden hingegen entfernet er ſich durch die Wertheis
lung der Farben am untern Theile feines Koͤrpers; denn hier ſiehet man
cinen ſchwarzen und weißen Streifen, der ſich bis unter die Fluͤgel erſtreckt,
5 und
IV. Der neuguineiſche Choucari. 61
und mit demjenigen einige Aehnlichkeit hat, . man an den Buntſpech⸗
ten findet. .
— — — — — — —ä
IV. Der neuguineiſche Choucari.)
Siehe die 63oſte illuminirte Kupfertafel.
aſchgraue; auf den obern Theilen iſt derſelbe dunkler, an den untern aber
heller, und ſie verliert ſich unter dem Bauche und den angraͤnzenden Theilen
beynahe bis ins Weiſſe. Es finden jedoch in Anſehung, dieſer Einfoͤrmigkeit des Ge⸗
a zwo Ausnahmen ſtatt. Dieſe ſind naͤmlich, eine ſchwarze Binde, welche die
Ba ſis des Schnabels umgiebt, und ſich bis an die Augen verlaͤngert; und i
ſind die großen Schwungfedern von einer ſchwaͤrzlicht braunen Farbe.
Die Naſenloͤcher ſind bey dem Choucari „ wie bey den Dohlen, gaͤnzlich bes
deckt; auch fein Schnabel iſt beynahe eben ſo gebildet, nur iſt die laͤnglichte Erha—
benheit der obern Haͤlſte deffelben: nicht wie bey der Dohle zugerundet, ſondern wie
beym Kahlpbals eckigt. Außerdem iſt er dieſem letztern noch in andern Stücken aͤhn⸗
lich, naͤmlich in dem relativen Verhaͤltniß ſeiner Flügel‘, welche ſich nicht bis über
die Hälfte des. Schwanzes erſtrecken, an. ſeinen kleinen Fuͤßen und kurzen Krallen.
Ich ſehe mich daher genoͤthiget, ihm, fo "wie dem vorigen, ſeine Stelle zwiſchen
dem Kahlkopf und den Dohlen anzuweiſen. Die Laͤnge feines: Koͤrpers, von der
Spitze des Schnabels an bis an das Ende des Schwanzes gerechnet, betraͤgt ohngefähr:
eilf Zoll.
Man hat dem Herrn Sonnerat die Mittheilung dieſer und der vorhergehenden
Art, welche beyde noch neu ſind, zu danken. f
Di herr chende Farbe dieſes Vogels, den wir bloß der Geſtalt nach kennen, iſt die
*) Dieſe Benennung: hat ihm der jün⸗ nicht Zeſegenheit gehabt, dieſe Voͤgel, welche
gere Herr Daubenton, dem ich die Beſchrei⸗ erſt ner erlich' nach, Paris gebracht worden:
bung dieſes und des vorhergehenden Vogel ſind, zu ſehen. g
zu danken habe, gegeben: Ich habe ſelbſt noch)
H 3 V. Der
62 | Hiſtorie der Natur.
— — — —
1 145 Der kayenniſche Kahlhals. Le Colnud
de Cayenne). |
Siehe die Gogte illuminirte Kupfertafel.
9 00 zaͤhle den kayenniſchen Kahlhals unter die Reihe der Dohlen, ob er gleich
8 in vielerley Betracht von derſelben venſchieden iſt. Ich glaube aber doch, daß
er, im Ganzen genommen, weit weniger von ihnen abweicht, als von einem an⸗
dern unſerer europaͤiſchen Voͤgel.
Sein Schnabel iſt, wie bey der kahlen Dohle (no. 2. S. 60.) an ſeinem Ur⸗
forunge ſehr breit. Ueberdieſes hat er auch noch das mit ihr gemein, daß er kahl iſt.
Allein er iſt es auf eine ganz andere Art; denn bey ihm iſt der Hals faſt nackend und
unbefiedert. Der Kopf iſt von den Naſenloͤchern an, fo wie dieſelbigen ſelbſt, mit
einer Art von ſchwarzſammtner Haube bedeckt, die aus kleinen, gerade in die Hoͤhe
gerichteten, kurzen, gedraͤngten, und beym Anfuͤhlen ſehr weichen Federn zuſammen⸗
geſetzt iſt. Unter dem Halſe ſtehen dieſe Federn viel duͤnner, und noch duͤnner an dem
Seiten⸗ und hintern Theile deffelben.
Dieſer Vogel hat beynahe die Größe unſerer Dohlen; man kann noch hinzuſe⸗
tzen, daß er auch die Farbe ihres Gefieders beſitzt, denn fein ganzes Gefieder iſt
ſchwarz, einige Deck- und Schwungfedern in den Fluͤgeln ausgenommen, welche weiß⸗
licht⸗ grau find.
Dem erſten Anſehen nach haͤtte man glauben ſollen, daß an den Fuͤßen desjenigen
Vogels dieſer Art, welchen ich vor Augen hatte, die hintere Zehe mit Gewalt nach hinten
zu ſey gedreht worden, daß fie aber von Natur ſich nach vorwärts zu kehrte, fo wie
ſolches bey den Mauerſchwalben (Martiner) erfolget. Ich habe ſogar bemerkt, daß
dieſe Zehe mit der innern an jedem Fuße durch eine Haut verbunden war. Dieſes iſt
auch eine noch nicht beſchriebene Art. 5 5
ee
VI. Die
vr. Der philippiniſche Balicaſſio. 65
— ln nn —— ——
—
VI. Der philippiniſche Balicaſſio. (Le Balicaſe
des Philippines).
Siehe die §ozte illuminirte Kupfertafel.
Se gebe diefem auslaͤndiſchen Vogel ſehr ungerne den Namen einer Dohle, weil
man aus der Briſſoniſchen Beſchreibung leicht erſiehet, daß er in vielem Be⸗
tracht von der Dohle verſchieden iſt. f
Es hat derſelbe nur fünfzehn oder ſechzehn Zoll Fluͤgelbreite, und iſt kaum
größer als eine Amſel. Sein Schnabel iſt verhaͤltnißmaͤßig länger als aller euros
paͤiſchen Dohlen ihrer; er hat dünnere Füße und einen Schwalbenſchwanz. Ende
lich bildet ſeine Stimme anſtatt des rauhen und unangenehmen Geſchreyes der Doh⸗
len einen lieblichen und ſanften Geſang. Die Verſchiedenheiten zwiſchen dieſen Voͤ⸗
geln ſind ſo beſchaffen, daß man noch viele andere entdecken wird, wenn wir dieſen
Vogel genauer kennen lernen.
Uebrigens find fein Schnabel und ſeine Füße ſchwarz; auch fein Gefieder if:
von eben dieſer Farbe, und wirft einen grünen. Widerſchein von ſich ). Er iſt doch
alſo wenigſtens ſeiner Farbe nach eine Dohle.
1) Coruus Balicaſſius, vireſcenti- ater, eau lippenſis, franzoͤſiſch Choueas des Philippi--
da forſicata, Linn. Syſt. Nat. Edit. XII. nes, Tom: II. pag. 31. Die ſer Verfaſſer
pag. 157. — Die philippiniſche Dohle, berichtet uus, daß der Vogel, von dem wir
Stat. Müller Ueberſ. des Linn. Syſt. Th. 2. hier handeln, auf den Philippiniſchen In⸗
S 178. fein Bali - calſio genennt werde; von wel⸗
A. d. Ueberf. » chem Worte ich den Namen Balicaſe ger
) Es iſt dieſes Briſſons Monedula phi- macht habe.
Die
64 Hiſtorie der Natur.
enge m m
Die Aelſter. (La Pie). ” )
Siehe die 488ſte illuminirte und die zwote Figur auf unſerer
fünften Kupfertafel. N
—
... Ne ee
m
unter eine Gattung gebracht hat“), und nach Belons Meynung darf man
nur, wenn man aus einer Kraͤhe eine Aelſter machen will, den Schwanz der
letztern verkuͤrzen, und ſich das Weiſſe aus ihrem Gefieder wegdenken r). Die
Aelſter hat auch in der That den Schnabel, die Fuͤße, die Augen, und die gaͤnzliche
Geſtalt der Kraͤhen und Dohlen. Außerdem iſt fie mit ihnen in Anſehung des Na⸗
turtriebes, der Sitten, der natuͤrlichen Faͤhigkeiten noch naͤher verwandt. Denn es
ſtehet ihr, wie jenen, der Genuß von allen Dingen frey, fie lebt von Früchten allerley
Art, gehet dem Aaſe nach f), raubt Eyer und Junge von kleinen Voͤgeln, zuweilen
auch ſelbſt die Alten, ſie mag ſelbige nun entweder in Schlingen verwickelt finden,
oder ſie durch offenbare Gewalt uͤbermeiſtern ). Man hat geſehen, daß eine Aelſter
Di Aelſter hat viel Aeußerliches mit der Kraͤhe gemein, daß Linne“ alle beyde
*) Pica. la Pie des Briſſons, Lom. II.
pag. 35. Ihr hebraͤiſcher Name iſt unge⸗
wiß. Griechiſch Klec, Kirre, Locus.
Meugriechiſch Alyasexs, Lat. Pica, Ciſla;
nach einigen Auis pluuia; Ajacia nach ei⸗
nem fehlechten Latein. Ital. Gezza, Zinann.
Ragazza, Aregazza, Gazzuola, Gazzara, Pica,
Putta. CTatalon. Graſſa. Span. Pega, Fi-
cata, bigazza, Deutſch Aelſter, Atzel, Ae⸗
gerſt, Agelaſker, Algaſter, Agerluſter (quaſi
agti luſtra). In Slandern Aexter. Illpriſch
Strakavel, Krziftela. Poln. Stroka. Schwed.
Skata. Engl. Pye, Piotr — Magpye, Pianet,
Pennant Vol. I. pag. 223. — (Albin. 1. 15.
t. 15. Willughby 87. t. 19.) Sranz. Pie, Ja-
quette, Dame, Agaſſe, (Belon Hiſt. nat, des
Oiſ.) Agace, Ajace, Ouaſſe, u. ſ. w. nach Ver⸗
ſchiedenheit der Zeiten und Oerter.
10 Coruus Pica, albo nigroque varius, cau-
da cuneiformi, Linn. Syſt. Nat. Edit XII.
pag. 157. O. Fr. Mucller Prodr Zool. dan.
pag. 12. Daäniſch Skade, Huus-Skade,
Norweg. Skıör, Skiaere, Skate, Tunfugl.
— Die europaiſche Aelſter, Stat. Müller
eine
Ueberſ. des Linn. Naturſ, Th. 2. S. 179.
Friſch Voͤgel Deutſchl. Taf. 58 derß Ne
derlandſche Vogelen befchreeven deor Cor
nel. Nozemann Taf 2. eine vortrefflich aus⸗
gemahlte Abbildung. Gemeine Aelſter,
Pica ruſticorum, Kleins Voͤgelhiſt. durch
Keyger S. 59. Scopoli durch Günther
Coruus ruſticus S. 35 Crainiſch Praka.
Ital. Gaza dominicana. — Heiſter Blu⸗
menbach Naturg S. 221. — Hallens
Voͤg II. p. 256. n. 202. — Pica varia. et
candata, Gesu, au. 695. Aldruvand. orn. I.
p. 784, t. 785, Jonſt, au 4d. t. 17. Ray,
au. 41. — Ciſſi atra, venrre er alırum ex-
tremis albis, Br An einigen Orten
a fie auch Hetſche, ingleichen Schala⸗
er.
a A. d. Ueberſ.
*#) Syftem. natur. Edit. X. pag. 106.
ee) Belon Nature des Oileaux p. 297.
+) Klein Ordo auium pag 61. Ich habe
auch eine Aelſter geſehen, welche ſehr be⸗
gierig Pomeranzenſchaalen fraß.
2) Wenn es ihr im Winter an Futter ge⸗
bricht,
Die Aelſter. 65
eine Amſel angefallen hat, um fie zu verzehren; eine andere hat einen Krebs mit forte
nehmen wollen, der ſich aber zur Wehre ſetzte, und ſie mit ſeiner Scheere erdroſſelte
u. ſ. W. 8
Man hat ſich ihre Begierde nach lebendigen Thieren zu Nutze gemacht, und ſie
auf die Art, wie die Raben, zur Jagd abgerichtet ). Im Fruͤhlinge haͤlt ſich das
Weibchen gemeiniglich zu dem Männchen, und beſchaͤſtiget ſich mit dem Bruͤten und
den darauf folgenden Verrichtungen. Im Winter fliegen fie heerdenweiſe, und nd-
hern ſich deſtomehr bewohnten Oertern, je mehr ſie Lebensunterhalt daſelbſt finden,
und je mehr die Haͤrte der Witterung ihnen dieſes Beduͤrfniß nothwendig machet.
Sie gewöhnen ſich leicht an den Umgang mit den Menſchen, werden bald in den Haͤu.
ſern bekannt, und bringen es ſo weit, daß ſie gleichſam uͤber die andern Hausthiere
herrſchen. Mir iſt eine Xeljter bekannt, welche Tag und Nacht unter einem Haufen
Katzen lebet, und über fie zu herrſchen weis ). 5
Die Aelſter ſchwatzet beynahe fo wie die Kraͤhe, und lernt auchdie Stimme anderer
Thiere und die menſchliche Rede nachahmen. Man erzähle von einer Aelſter, daß
ſolche das Bloͤcken des Kalbes, der Ziege, des Schaafes, und auch den Ton der
Hirtenfloͤte vollkommen nachgemacht haͤtte. Eine andere wiederholte ein ganzes
Trompeterſtuͤck ). Willughby hat viele Aelſtern geſehen, welche ganze Revensa
bricht, fo fol fie, wie Bloch (Naturforſch.
St. 9. S. 45.) verſichert, die Schlupfwin⸗
kel der Sperlinge aufſuchen, und ſolche ſehr
ut herausziehen.
gur A. d. Ueberſ.
* Adrovand. Ornitholog. Tom. I. pag.
780. Sie machet zuweilen auf Lockheerden
große Unordnung, und will ſogar in die
Huͤtte des Vogelſtellers kommen.
3) Ihre Verwegenheit gehet fo weit, daß
fie einige Arten von Raubvoͤgeln, auch jun:
ge Hasen und dergleichen Wildpret anfällt.
Siehe Ph. Sermins Beſchr. der Kolonie
Surinam Th 2 S. 147. — Im Gegen⸗
theil wird aber auch dieſelbe um Woroneſch
in Ruſtland von idem Kopez, einem Falken,
(an Falco veſpertinus Linuaei?) aus ihrem
Neſte vertrieben, welcher ſodann vier gelb⸗
licht rothe Eyer hineinlegt. Gmelin! Reiſe⸗
beſchr. Th. 1. S. 67.
A. d. Uebeeſ.
Buͤffons Vogel V. B.
arten
*) Sriſch, ſiehe deſſen Beſchreibung zur
acht und ſechzigſten Kupfertafel.
+ Guͤnther (beym Scopoli S. 35.) be.
haupter ſogar, daß die Aelſter mit Huͤhnern
unb Finkenarten, wie es ſcheint, im wil⸗
den Zuſtande, geſellſchaftlich lebe.
. A. d. Ueberſ.
0 Plutarch erzaͤhlet, daß eine Aelſter,
welche die Menſchenſtimme, das Geſchrey
der Thiere und den Ton muſikaliſcher In⸗
ſtrumente aus eignem Triebe nachmachte,
ploͤtzlich ſtumm geworden ſey, nachdem ſie ein
Trompeterſtüͤck gehört hatte. Dieſer Zufall
ſetzte diejenigen, die dieſen Vogel hatten
ohne Unterlaß ſchwatzen hören, in Verwun⸗
derung. Sie erſtaunten aber nach einiger
Zeit, da ſie unvermuthet das Stillſchwei⸗
gen brach, und nicht ihre gewoͤhnliche
Lection wiederholte, ſondern den Trompe⸗
tenton mit eben, den Gängen in der Melodie,
und mit eben der Modulation und Takte,
wie fie es gehört hatte, nachahmte. Piuzarch,
Opuſc. de ſolertia animalium.
CO
N
66 Hiſtorie der Natur.
arten herſagten ). Man giebt ihnen gemeiniglich in Frankreich den Namen Wargot,
weil ſie denſelben am liebſten und leichteſten ausſprechen. Ja Plinius verfichert, daß dieſer
Vogel ſich an ſolchen Nachahmungen ſehr ergoͤtzte, ſich bemuͤhte, die erlernten Worte
zuſammen zu ſetzen, und an die ihm entfallenen ſich zu erinnern, ſeine Freude blicken
ließe, wenn fie ihm wieder einfielen, und bisweilen aus Verdruß ſtuͤrbe, wenn dieſe⸗
ſeine Bemuͤhungen vergebens waͤren, oder wenn ſeine Zunge ihm das Ausſprechen eines
neuen Wortes verſagte **). b
Die Aelſter hat oft eine ſchwarze Zunge, wie der Rabe. Sie laͤßt ſich auf
dem Ruͤcken der Schweine und Schaafe, wie die Dohlen es zu thun pflegen, nieder, und
ſucht das Ungeziefer dieſer Thiere auf; das Schwein ſcheint auch ihren Dienſt mit:
Dank anzunehmen, da im Gegentheil das Schaaf, welches ohne Zweifel empfindli—
cher iſt, ſich für ihr zu fürchten ſcheint ““). Sie ſchnappt auch die Fliegen und
andere gefluͤgelte Inſekten, die ihr in den Weg kommen, mit vieler Behendig⸗
keit weg.
Man faͤngt endlich die Aelſter in eben ſolchen Schlingen, und auf eben die Art,
wie die Krähen). Auch hat man an ihr die naͤmlichen ſchlimmen Eigenſchaften,
naͤmlich das Stehlen, und den Hang, ſich mit Futter im voraus zu verſorgen +),
entdeckt; Eigenſchaften, die bey den verſchiedenen Arten von Thieren faſt unzertrenn⸗
lich mit einander vereiniget ſind. Sie ſoll auch, wenn ſie haͤufiger ſchwatzt, als ſie
ſonſt zu thun gewohnt iſt, ein Vorbote des Regens ſeyn ff). In andern Stücen
zeichnet ſie ſich jedoch von dem. Raben- und Kraͤhengeſchlechce durch betrachtliche Ver⸗
ſchiedenheiten aus.
Sie iſt viel kleiner als die erwaͤhnten Voͤgel, ja noch kleiner als die Dohle.
Das Gewicht ihres Körpers beträgt nur acht oder neun Unzen. Ihre Fluͤgel find
verhaͤltnißmaͤßig kuͤrzer, und ihr Schwanz länger, mithin kann fie nicht fo. hoch flie.
gen, und im Fluge nicht fo lange aushalten. Daher unternimmt fie auch keine
weite Reiſen, ſondern ſie fliegt nur von Baum zu Baume, und von einem Thurme
zu dem andern. Denn die Länge ihres Schwanzes iſt nicht hinreichend, während.
dem Fliegen die Kürze der Flügel zu erfegen. Hat ſich dieſelbe auf die Erde nieder⸗
gelaſſen, ſo iſt fie in beſtaͤndiger Bewegung, und macht eben fo viel Sprünge als
Schritte.
*) Willugbby Ornitli, pag: 87: +) Ich habe mich dieſes Triebes dadurch
% Hiltor, natural. Lib. X. Cap. XLII. ſelbſt vergewiſſert, daß ich vor einer zah⸗
*** Salerne Hiſt. natural, des Oiſeaux men Aelſter Munzſorten und kleine Glasſtuͤ⸗
Pag. 94. cken fallen ließ. Ich bemerkte, das ſie das
r . „bia, , geſtohlene Gut ſo ſorgfaͤltig, z. B. unter ein
5) Sie wird auch, wie alle übrige Ro» Bette, oder zwiſchen den Gurt und das Ge⸗
5 . gebeizet. Zorn Peti⸗ ſtelle dieſes Bettes verbarg, daß es zuwei
noth. Th. 2. S. 265. 1 ien ſchwerlich wieder zu finden wa.
A. d. Uebert, tr) Aldrevand, Ornitholog, pag. 781.
Die Aelſter. 6
Schritte. Sie macht mit ihrem Schwanz eine ſchnelle und faſt unaufhoͤrliche Bewe⸗
gung, wie die Bachſtelze. Sie iſt uberhaupt unruhiger als die Kraͤhen, und zeigt
mehr Lebhaftigkeit, mehr Schalkheie und mehr Hang zur Soottſucht ). Bey der
Verfertigung ihres Neſtes bringt ſie mehr Ordnung und Kunſt an; entweder weil
dieſelbe, da fie ſehr bitzig auf das Männchen iſt **), auch große Zaͤrtlichkeit gegen
die Jungen traͤgt; Neigungen, die gemeiniglich bey Thieren mit einander verknuͤpft
zu ſeyn pflegen: oder weil fie weis, daß viele Raubvögel ihren Eyern und ihrer jun⸗
gen Brut ſehr begierig nachtrachten, und einige von ihnen gleichſam eine Art vom
Wiedervergeltungsrecht gegen ſie ausuͤben. Sie vervielfaͤltiget alſo ihre Vorſorge nach
Beſchaffenheit ihrer Zaͤrtlichkeit und der Gefahren, die demjenigen, was ihr lieb iſt,
drohen. Für ihr Neſt waͤhlet fie einen Ort hoch auf großen Bäumen, oder zum we⸗
nigſten auf hohen Sträuchern * *), und fie vergißt nichts, um es dauerhaft und
ſicher zu machen. Mit Beyhuͤlfe ihres Maͤnnchens befeſtiget fie daſſelbe aͤußerlich
mit kleinen biegſamen Reiſern, uͤberklebt es mit Moͤrtel von Kalk und Sand, und
uͤberziehet ſolches gänzlich mit einer durchſichtigen Decke, die ſie aus Reiſern von jun⸗
gen dornichten und wohl in einander gewebten Zweigen verfertiget. Nur an der am
meiſten befeſtigten und am wenigſten zugängigen Seite laͤßt fie eine Oeffnung, die
nicht größer iſt, als ſolche zu ihrem Ein und Ausgange ſeyn muß. Ihr vorſichtiger Fleiß
ſchraͤnkt ſich aber nicht allein auf die Sicherheit ein, ſonder er breiter ſich ſogar auf die Bar
quemlichkeit aus.
Polſter aus f), damit ihre Jungen weicher und wärmer figen.
r 7 En 2
=) Vidi aliquande picam aduolantem ad
auem — in quedam loce ligatam er
cum illa fruſtula carnis comedere vellet,
pica ſua cauda ea fruſtula remouit: vnde
picım auem eſſe aliarum auium dexili-
vam cognoui. Avicenna apud Gesnerum
pag. 679
e) Die Alten wußten dieſes ſckon, weil
fie aus dem griechiſchen Namen Kirr« das
Wort Kısszv gemacht haben, welches ein
Ausdruck der Wolluſt iſt.
%) Gemeiniglich bauet fie ihr Neſt en
den Rand eines Waldes, oder in Baum:
gärten. J
+) Lates — — ſtragulum ſubiicit — —
et merula er pica — — Axiſtoteles Hiſtor.
animal. Lib. IX. Cap. XIII. — Ich bemerke
bey dieſer Gelegenheit, daß verſchiedene
Schriftſteller geglaubt haben, die Kira« des
Ariſtoteles ſey unſer Nußheher, weil dieſer
Denn ſie fuͤttert den Grund des Neſtes mit einer Art von rundem
Obgleich aber die⸗
ſes
Verſaſſer von derſelben ſagt, daß fie Haufen
vonEicheln ſammle, und weil die Eicheln wirk⸗
lich die Hauptnahrung des Nußhehers ausma⸗
chen. Inzwiſehen kann man doch auch nicht
laugnen, daß dieſe Nahrung nicht beyden, dem
Nußheher und der Aelſter, gemein ſeyn ſollte.
Der Nuß heher aber hat zwey ihm eigen⸗
thuͤmliche Charaktere, die Ariſtoteles ge⸗
wiß nicht würde uͤberſehen haben, namlich
die beyden blauen Flecke auf den Fluͤgeln,
und die Art von Kuppe, welche ſich bey
der Aufrichtung der Federn ſeines Kopfes
bildet; Charaktere, deren dieſer Philoſoph
mit keinem Worte erwähnt. Daher glau⸗
be ich muthmaßen zu können, daß die Ael⸗
ſter des Ariſtoteles mit der unſrigen einerley
Vogel iſt eben fo wie dieſe weißgefleckte
Aelſter mit dem langen Schwanze, welche
9 15 el a und zu des Plinius
eiten ein ſeltener Vogt l
11 gel war. Lib. X. Cap.
63 Hiſtorie der Natur.
ſes Polſter, welches das wahre Neſt iſt, nur ohngefaͤhr ſechs Zoll im Durchmeſſer
hat, fo hält doch die ganze Maſſe des Neſtes, wenn man das äußere Werk
und die dornichte Decke mit dazu rechnet, uͤberall wenigſtens zwey Fuß im
Durchſchnitt. j
So viele Vorſicht befriediget doch noch nicht ihre Zaͤrtlichkeit, oder wenn man
will, ihr Mißtrauen. Sie hat beſtaͤndig ein wachſames Auge auf alles, was außer
ihrem Neſte vorgehet. Sieber fie, daß eine Kraͤhe ſich nähert, fo fliegt fie ihr ſogleich
entgegen, greift fie an, und verfolgt dieſelbe ohne Aufhoͤren und mit großem Ge⸗
ſchrey, bis fie ihren Endzweck erreicht und dieſelbe entfernet hat ). Iſt es ein
fuͤrchterlicher Feind, ein Falke, ein Adler, fo haͤlt fie die Furcht nicht zurück, fie
wagt es ſogar, ihn mit einer Verwegenheit anzugreifen, welche nicht allemal einen
glücklichen Ausſchlag fuͤr ſie het. Unterdeſſen muß man aber doch goſtehen, daß fie
bisweilen ein uͤberlegteres Betragen aͤußert, wenn dasjenige wahr iſt, was man von
ihr ſagt, daß, wenn fie einen Menſchen anſichtig wird, der allzu aufmerkfam ihr
Neſt betrachtet, ſie ihre Eyer an einen andern Ort traͤgt, und zwar entweder mit
ihren Zehen, oder auf eine noch unglaublichere Weiſe ). Was die Jäger in dieſem
Punkte von den arithmetiſchen Kennniſſen der Aelſter erzählen, iſt nicht weniger auf⸗
fallend, ob gleich dieſe vorgegebene Kenntniſſe ſich nicht bis über die Zahl fünfe
erſtrecken *). }
Sie legt für jede Vrut fieben oder acht Eyer, und bruͤtet des Jahres nur ein
einziges mal, wenn ihr Neſt nicht zerflöret oder in Unordnung gebracht wird. In
dieſem Falle nimmt ſie gleich darauf den Bau eines andern vor, und Maͤnnchen und
Weibchen arbeiten mit ſotchem Eifer daran, daß. fie keinen ganzen Tag zu deſſen
Verfertigung anwenden duͤrfen. Sodann legt ſie zum zweytenmal vier oder fünf
Eyer. Wird ſie auch in dieſem Neſte wieder geftörer, fo bauet fie ein drittes Neſt, das
dem
*) Sriſch, fiehe die Beſchreibung zu der
acht und ſechzigſten Kupfertafel.
) Surculo ſuper bina oma impoſito ac
ferruminate alui glutine, ſubdita ceruice
medio acqua vtrinque libra deportant alio..
Pliuius Lib N. Cap. XXXIII.
! Die Jager geben vor, daß, wenn
die Aelſter einen Menſchen in einer Hirte,
die unter dem Baume, auf dem ihr Neſt
ſich befindet, errichtet iſt, hineingeben
ſieht, fie nicht eher ihr Neſt verlaͤßt, als,
bis fie den Menſchen wieder aus der Hütte
hat gehen ſehen. Ferner ſoll ſie, wenn ih⸗
rer zwey mit einander hineingehen, und ei⸗
ner nur wieder herauskommt, es ſehr wohl
merken, und nicht eher das Neſt ver laſſen,
bis auch der zweyte aus der Huͤtte gegan⸗
gen HT; dieſes gilt auch von drey, vier bis
fünf Perſonen. Sind aber ſechs Perſonen
hineingegangen, fo kann der fechffe darin⸗
nen zurückbleiben, ohne daß fie einen Zwei⸗
fel daruber hegt. Hieraus wuͤrde folgen,
daß die Aelſter eine richtige Vorſtellung von
der Folge der Einheiten auf einander und
ihrer Zuſammenſetzung, ſo lange ſie nicht
uber die Zahl ſechſe gehen, haͤtte; und
man muß auch geſtehen, daß der menſch⸗
liche Blick auch beynahe in die nämli⸗
chen Graͤnzen eingeſchlofſen iſt. 2
Die Aelſter. 69
dem vorigen gleicher, und legt zum drittenmale Eyer, jedoch ein jedesmal in geringer
rer Anzahl ). Ihre Eyer find kleiner und von einer weniger dunklern Farbe als
des Raben ſeine, und haben braune auf einem gruͤnblauen Grunde ausgeſtreute Fle⸗
cken, die um das dickere Ende des Eyes häufiger anzutreffen ſind. Jean Liebault,
den Salerne **) anführt, iſt der einzige Schriftſteller, welcher ſagt, daß bey den
Aelſtern das Männchen wechſelsweiſe mit dem Weibchen bruͤtet.
Diͤe jungen Aelſtern ſind blind, und haben bey ihrer Geburt kaum eine ihrem
Geſchlecht aͤhnliche Geſtalt; nur mit der Zeit und ſtufenweiſe wird ihre Entwickelung
vollbracht, und fie erlangen die gehörige Bildung. Die Mutter erziehet dieſelben
nicht nur mit Sorgfalt, ſondern ſie traͤgt auch dann noch fuͤr ſie Sorge, wenn ſie
ſchon erzogen find. Ihr Fleiſch iſt eine ſehr mittelmaͤßige Speiſe; überhaupt
aber hat man doch weniger Abſcheu dafür, als fuͤr dem Fleiſche der jungen
Kraͤhen.
Ich erkenne die Verſchiedenheit, welche an ihrem Gefieder bemerkt wird, kei⸗
nesweges für etwas der Aelſter ganz allein Eigenes; denn man findet einzelne Raben,
Krähen und Dohlen, die ſchwarz und weiß gefleckt find, wie die Aelſter. Unter⸗
deſſen kann man doch auch nicht laͤugnen, daß in dem Raben- Kraͤhen⸗ und dem
eigentlichen Dohlengeſchlechte die ſchwarze Farbe nicht die gewohnliche Farbe ſeyn
ſollte, ſo wie dieſes bey den Aelſtern die ſchwarze und weiſſe iſt; nnd daß, wenn
man eben ſo gut weiße, Aelſtern als weiſſe Raben und Dohlen geſehen hat, es
nicht auf der andern Seite ſehr ſelten ſey, ganz ſchwarze Aelſtern zu finden. Uebri⸗
gens darf man gar nicht glauben, daß das Schwarz und Weiß, welches die Haupt⸗
farben bey der Aelſter ſind, die Miſchung von andern Farben ausſchließen. Denn
wenn man in der Nähe und von gewiſſen Seiten fie anſiehet, fo bemerkt man Schatti⸗
rungen von grüner, purpurrother und violetter Farbe ***), und man muß ſich wun⸗
dern, ein fo ſchönes Gefieder bey einem Vogel wahrzunehmen, der in dieſem Be⸗
tracht fo wenig beruͤhmt iſt. Weis man aber nicht, daß bey dieſer und vielen andern
Gattungen die Schoͤnheit eine aͤußerliche, nicht dauerhafte Eigenſchaft iſt, welche
einzig und allein von dem Geſichtspunkte des Beobachters abhaͤngt? Das Männ-
chen unterſcheidet ſich von dem Weibchen durch einen blauen Glanz, der auf dem
obern Theile des Körpers: fichtbarer iſt, nicht aber durch die ſchwarze Zunge, wie einige
behauptet haben. .
33 Die
„ Dieſer Umſtand ſcheint Gefegmbeit e) Hiſtoire naturelle des Oifeaux,, pag-
gegeben r baten, daß man der Aelſter 93.
nachgeſagt bat, fie baue beſtaͤndig zwey Ne: Ki
ſter, um die Naub vögel zu hintergehen, die 2 Man ſehe die Britiſh Zoology' pag. 27.
ihrer Brut nachſtellen. Eben io batte Dio⸗ — Oder betrachte vielmehr eine Aelſter
nyſtus der Tyrann dreyßig Schlafzimmer. von verſchiedenen Seiten⸗
79 Hiſtorie der Natur.
Die Aelſter iſt ſo wie die uͤbrigen Voͤgel der Mauſter unterworfen. Allein ihre
Federn fallen nur allmaͤhlig und nach und nach nach einander aus, die Kopffedern
ausgenommen, welche ſie alle auf einmal verliert; fie erſcheinet daher alle Jahre waͤh⸗
rend der Mauſter mit einem kahlen Kopfe ). Bey den Jungen waͤchſt der
Schwanz erſt im zweyten Jahre zu der gehörigen Länge, und fie werden ohne Zweifel
zu dieſer Zeit erſt mannbar. 8
Alles, was ich von der Lebensdauer der Aelſter aufgezeichnet finde, iſt, daß
Derham eine erzogen hat, die länger als zwanzig Jahre lebte; fie war aber in Dies
fen Jahren aus Alter gaͤnzlich blind **). 5 9 4
In Frankreich, England, Deutſchland, Schweden und ganz Europa °) iſt die
Aelſter ein ſehr gemeiner Vogel; jedoch muß man Lappland ***) davon ausnehmen
und gebirgichte Gegenden, als in denen fie felten angetroffen wird. Ks läßt ſich
hieraus ſchließen, daß fie ſich für großer Kälte ſcheuet. — Ich beſchließe ihre Ges
ſchichte durch eine kurze Beſchreibung derſelben, welche bloß diejenigen Punkte be⸗
treffen wird, welche die Abbildung nicht darſtellen kann, oder die ſie nicht deutlich
genug ausdruͤckt. 2
Jeder Fluͤgel hat zwanzig Schwungfedern, wovon die erſte ſehr kurz, die vierte
und fünfte aber die laͤngſten find. Der Schwanz beſtehet aus zwoͤlf Ruderfedern,
die nicht eine gleiche Laͤngeſ haben, ſondern immer mehr und mehr an Laͤnge abneh⸗
men, je weiter ſie ſich von den beyden mittelſten, welche am laͤngſten ſind, entfernen.
Die Naſenloͤcher find rund, das innere Augenlied iſt mit einem gelben Fleck bezeich-
net, die Gaumenſpalte an den Rändern mit Haaren beſetzt, und die Zunge ſchwaͤrz⸗
licht und gefpalten. Die Gedaͤrme find zwey und zwanzig Zoll, und der Blind.
darm einen halben Zoll lang; die Speiſeroͤhre iſt bey dem Eingange in den Magen
erweitert, und mit Druͤſen verſehen. Der Magen ſelbſt iſt nicht ſehr muskulös.
Die Milz hat eine laͤnglichte und die Gallenblaſe die gewöhnliche Geſtalt +). f
Ich habe oben geſagt, daß es weiſſe Aelſtern gebe, ſo wie es weiſſe Raben
giebt. Obgleich nun die vornehmſte Urſache dieſer Veraͤnderung des Gefieders der
Einfluß des mitternaͤchtigen Klima iſt, wie man dieſes in Ruͤckſicht auf diejenige ıyeiffe
Helfer, die Wormius aus Norwegen empfieng f), und auch in Ruͤckſicht aufeinige von
8 denen,
% Plirius L., X. C. XXIX. Eben dieſes 7 Fauna Sueciea no. 76. Herr Hebert
gilt auch von dem Nußheher und vielen ane hat mir verfichert, daß man keine Aelſtern
dern Arten. weder auf den Gebirgen von Bugey noch auch
4) Albin. Tom. I. pag. 14. auf der Höhe von Nantua antrifft.
6) Herr Sorfter der altere hat fie auch +) Willughby pag. 87.
auf der Inſel Madera, und Gmelin und ) Mufeum Wormianum pag. 293. Ex
Georgi in Rußland geſehen. Norwegia ad ine transmiſſa eft, vbi in nido
5 duo huius generis pulli inuenti.— —
A. d, Ueberſ. Cum picis vulgaribus, quoad corporis con-
ftirutio-
Die Aelſeer. za
denen, deren Rzaczynski erwaͤhnt ) vorausſetzen kann: fo muß man doch geſtehen,
daß auch zuweilen in gemaͤßigten Himmelsſtrichen welche gefunden werden. So
wurde zum Beyſpiel vor einigen Jahren in Sologne eine Aelſter gefangen, welche
ganz weiß war, bis auf eine einzige ſchwarze Feder, welche mitten in den Fluͤgeln
ſteckte ); vielleicht war fie entweder aus den nordiſchen Laͤndern nach Frankreich ge⸗
kommen, nachdem fie die Einwirkung des Klima verändert hatte, oder es war, da:
ſie in Frankreich ſelbſt gebohren worden, dieſe Veraͤnderung der Farbe von einer be⸗
ſondern zufälligen Urſache entſtanden. Eben dieſes muß man auch von denjenigen:
weiſſen Aelſtern fagen, die ſich zuweilen in Italien ſehen laſſen ***) 7).
Wormius bemerkt, daß feine weiſſe Aelſter einen glatten und von Federn ent⸗
bloͤßten Kopf gehabt habe.
Wahrſcheinlicher Weiſe hat er dieſelbe in der Mauſter⸗
zeit geſehen, und hierdurch beftätiger ſich dasjenige, was ich von den gemeinen Ael
ſtern angemerkt habe.
Willughby hat in dem koͤniglichen Vogelhauſe in England braune oder roͤth⸗
lichte Aelſtern geſehen ).
meinen Aelſter halten.
ſtitutionem plane comienit, niſi quod colo--
te ſit candido et ſtatura minori, cum ad adul-
tam nondum peruenerit aetatem— —
Caput glabrum viſitur.
*) Pica alba in oppido Comarno Palati-
vatus Ruſſiae educata, — — Prope Viaska
picae quinque eiusdem colorıs ſunt conſpe-
&ae; in Volhynia nog procul a: ciuitare
Olika vna comparuit. — Rzarzynski Au-
&Auarium pag. 412.
**) Salerne Hiftoire nat: des Oiſeaux.
Man kann dieſelben fuͤr eine zweyte Spielart der ge⸗
% Gerini Storia degli Uccelli, Tom. II.
g. 41. ö
7) Guͤnther hat eine weiſſe Aelſter ge⸗
habt, an welcher ſogar Schnabel und Fuͤße
weiß waren. Man hatte ſelbige aus einem:
Neſte genommen, worinnen zwey weiſſe und
drey andere Aelſtern von gewoͤhnlicher Far⸗
be befindlich waren. Scopoli durch Guͤn⸗
ther S. 35.
5) Ornitholog, loco citato,
Fremde
72
Hiſtorie der Natur.
—— — — ———— — — — —
— — nn — — —
5 Fremde Voͤgel,
— — — ——
die mit der Aelſter in Verwandſchaft ſtehen.
I. Die ſenegalliſche Aelſter. La Pie du
| Senegal,
Siehe die 53 ſte illuminirte Kupfertafel.
ieſe Aelſter iſt nicht ganz fo groß, wie unfere gemeine, hat aber doch demohner⸗
S achtet beynahe die naͤmliche Fluͤgelbreite, weil ihre Flügel verhaͤltnißmaͤßig
laͤnger ſind.
geſtaltet.
Ihr Schwanz im Gegentheil iſt kuͤrzer, uͤbrigens aber eben ſo
Der Schnabel, die Fuͤße und Krallen ſind, wie bey der gemeinen Aelſter,
ſchwarz. In Anſehung des Gefieders hingegen iſt fie ganz von derſelben verſchieden.
Man ſiehet an ihr kein weiſſes Puͤnktchen, und alle Farben fallen dunkel aus.
Der
Kopf, Hals, Ruͤcken und die Bruſt ſind ſchwarz mit violettem Glanze; die
Ruder- und Schwungfedern find braun,
ſchwaͤrzlicht braun ).
) Briffon Ornitholog. Tom. II. pag. 40.
t. 3. f. 2. Pica Senegalenſis.
1) Coruus ſenegalenſis, nigro-vıolaceus,
cauda cnneiformi, artubus nigris. Linn.
Syft, Nat. Edit. XII. pag. 156. — Die ſe⸗
negalliſche Aelſter, Müllers Ueberſetz. des
Linn. Syſt. Th. 2. S. 179. N
A. d. Ueberſ.
Alles uͤbrige iſt mehr oder weniger
2) Es ſcheint im Linnaͤiſchen Syſtem
bey dieſem Vogel ein Fehler obzuwalten;
denn Linne“ fuͤhret auch die naͤmliche Brif-
ſoniſche Stelle bey dem Corzus afer (p. 155.
Spec. 13.) welchen Müller die afrikaniſche
Dohle nennt, an. Außerdem iſt es auch
faſt die naͤmliche Beſchreibung.
A. d. Ueberſ.
II. Die
73
— — — —
II. Die jamaikaniſche Aelſter
————
— nenn
II. Die jamaikaniſche Aelſter. (La Pie de
la Jamalque )..
5 tefer Vogel Hält nur ſechs Unzen am Gewicht, und iſt bug um ein m Drier
tel kleiner, als die gemeine Aelſter; der Schnabel, die Fuͤße und der Schwanz
find bey ihm fo wie bey dieſer beſchaffen *). f
Das Geſieder des Maͤnnchens iſt ſchwarz, und wirft einen purpurrothen Wi⸗
derſchein von ſich; bey dem Maͤnnchen aber iſt es braun, und zwar auf dem Ruͤcken
und dem ganzen obern Theile des Körpers dunkler als auf dem Bauche.
Dieſe Vögel bauen ihr Neſt auf die Aeſte der Baͤume. Man findet dieſe Neſter zwar
in allen Gegenden von Jamaika; fie find aber doch an den von großem Geraͤuſch ent⸗
fernteſten Oertern haͤufiger als anderwaͤrts anzutreffen. Nachdem ſie daſelbſt ihre
Brutzeit zugebracht, und während des Sommers einem neuen Geſchlechte das Da⸗
ſeyn gegeben haben, ſo verbreiten ſie ſich im Herbſt in den bewohnten Gegenden, und
kommen in ſo großer Menge angezegen, daß dadurch die Luft zuweilen verdunkelt
wird. Sie fliegen auf dieſe Art viele Meilen weit haufenweiſe, und uͤberall, wo
fie ſich nieberlaſſen, fügen fie den Einwohnern betraͤchtlichen Schaden zu. Im
Winter kommen ſie haufenweiſe an die Scheunthore, ihr Futter zu ſuchen. Alles
dieſes macht uns glaubend, daß dieſes koͤrnerfreſſende Voͤgel ſind; dabey aber bemerkt
man doch, daß ſie einen ſtarken Geruch von ſich geben, daß ihr Fleiſch ſchwarz und
grob iſt, und daß ſie ſehr ſelten gegeſſen werden.
Dieſer Vogel iſt demnach von der gemeinen Aelſter nicht nur in der Art, ſich zu
naͤhren, in ſeiner Groͤße und Gefieder, ſondern auch darinnen verſchieden, daß er
das
e Ueberſ des Rinn. Syſt. Th 2.
S. 196. — Die Purpurdohle, Kleins
a durch Keyger S. 59. Seelig⸗
„) Sie wird auch die barbadiſche Aelſter,
Dohle, Bienenfreſſer (Merops) oder Amſel
genennet. Merops niger iride argenteo,
Brovun Natural Hiſtory of Jamaica 476. —
The purple Jack-daw, Choucas, Cateshy
Hiſtoire naturelle de la Caroline, Tom. I.
pag 12. t. 12. Klein bat die franzöfi iſche
Ueberſetzung von Catesby mit ihren Feh⸗
lern fopiret. Ordo zuium pag
Pica e Brifon Tom. II. pag. 41.
1) Gracula Quiscula, nigro - violacea,
cauda rotundata, Linn. Syft. Nat. Edit. XII.
pag. 165. n. 4. — Der Naupentoͤdter, St.
Buͤffons Dögel V. B.
O0. —
mann I. 24. — Fur zeae, Ralum it. 3.
p. 3. — Ixanatl, fer nand. Ray au. p. 168.
Pie rouge, Des Marchais Voyage en Eui-
nee,
A. d. Ueberf,
2) Die gefalteten Fliegel reichen noch
nicht bis an die Mitte des Schwanzes.
Ihre Augen find grau. Briffon am ange⸗
fuhrten Orte.
N A. d. Ueberſ.
74 Hiſtorie der Natur.
das Fliegen länger aushaͤlt, und folglich ftärfere Fluͤgel hat, und in zahlreichern Fa:
gen flieget; uͤberdieſes iſt ſein Fleiſch noch weniger eßbar, und es zeichnet ſich auch
die Verſchiedenheit des Geſchlechts bey dieſer Art durch eine noch groͤßere Verſchie⸗
denheit in den Farben aus. Fuͤgt man nun zu dieſen Zügen der Unaͤhnlichkeit noch
die Schwierigkeit, welche die europaͤiſche Aelſter bey dem Ueberſetzen nach Amerika
haͤtte uͤberwinden muͤſſen, da ihre Flügel zu kurz und zu ſchwach find, um eine Reife
über die großen Meere, welche dieſe beyden Erdtheile unter den gemäßigten Zonen
von einander trennen, zu unternehmen; und ihre Furcht für den mitternaͤchtlichen Län⸗
dern, wo dieſes Ueberſetzen leichter waͤre, hinzu: ſo hat man doch einigen Grund, zu
glauben, daß dieſe vorgegebenen amerikaniſchen Aelſtern zwar einige Verwand⸗
ſchaft mit den unſrigen haben, und ihre Stelle in der neuen Welt erſetzen
koͤnnen, daß ſie aber doch keinesweges mit ihnen aus einem gemeinſchaftlichen Stamm⸗
entſpringen. f
Dier mexikaniſche Tesquizana ) ſcheint viel Aehnlichkeit mit dieſer jamaikani⸗
ſchen Aelſter zu haben, und zwar deswegen, weil er, nach dem Fernandez, einen
ſehr langen Schwanz hat, an Größe den Staar uͤbertrifft, fein: ſchwarzes Gefieder:
mit glaͤnzenden Augen ſpielt, weil er in großen Haufen fliegt, welche da, wo ſie ſich nieder⸗
laſſen, die bebaueten Felder verwuͤſten, im Fruͤhlinge heckt, ein ſchwarzes und uͤbel⸗
ſchmeckendes Fleiſch hat; mit einem Worte, weil man ihn fuͤr eine Art von Staare
oder Dohle anſehen kann. Nun aber gleicht bekanntermaßen eine Dohle mit ei⸗
nem langen Schwanze, wenn man das Gefieder ausnimmt, gar ſehr einer⸗
Aelſter.
Die Iſana des Fernandez hingegen iſt gar nicht von dieſer Beſchaffenheit d,
obgleich Briſſon dieſelbe mit der jamaikaniſchen Aelſter verwechſelt *). Es zeiget
dieſer Vogel in der That an dem Schnabel, an den Fuͤßen und am Gefieder die
naͤmlichen Farben; allein fein Körper ſcheint größer f) und fein Schnabel noch ein⸗
mal fo ſtark zu ſeyn. Ueberdieſes halt ſich derfelbe am liebſten in den kaͤlteſten Gegen.
den von Mexico auf, und hat das Naturell, die Sitten und das Geſchrey des Stans
res. Es iſt allerdings ſchwer, wie mich duͤnkt, an dieſen Kennzeichen die jamaikani⸗
ſche Aelſter des Tatenby zu erkennen. Will man ja dieſen Vogel unter die naͤmliche
Gattung bringen, fo muß man wenigſtens eine beſondere Art daraus machen: und
dieſes
) Ich habe das mexikaniſche Wort Te⸗ ) Hiffor. auium nowae Hifpaniae Cap.
guixquiacazanarl abgekürzt. und dieſen Nas XXXII. Er wird Izanarl, von andern aber
men daraus gemacht. Fernandez nennt auch VXtlaotzanatl genennet.
ihn auch noch einen Staar der geſalzener N
Seen (Sturnus ſalſus) und bey den Spaniern %) Ornitholog, Tom. II. pag. 42.
heißt er Tardo.. Dieſer Vogel hat einen kla⸗ * {
genden Geſang. Fernantez Hiſtor, auium: D Urachium craſſa ſagt Sernendez, _
nouae Hiſpaniae Cap. XXXIV. 5 5
u. Die jatnaikaniſche Aelſter. 77
dieſes um deſto mehr, da Fernandez, als der einzige Naturforſcher, der ihn geſe⸗
hen hat, in ihm mehr Aehnlichkeit mit dem Staare entdeckt, als mit der Aelſter.
Ein ſolches Zeugniß muß allerdings von einiger Wichtigkeit für diejenigen ſeyn, wel⸗
che aus Erfahrung wiſſen, wie viel der erſte Blick eines geuͤbten Beobachters, der ſo.
gleich den natürlichen Charakter und die Phyſiognomie eines Thieres befaßt, mehr zu
eneſcheiden vermag, und wie viel ſicherer er iſt, dieſem Thiere feine gehörige Stelle anzuwei⸗
ſen, als die weitläuftige Unterſuchung der hypothetiſchen Charaktere, die jeder Syſte.
matiker nach feiner Willkuͤhr feſtſetzet. i i
Uebrigens iſt da ein Fehler ſehr leicht zu begehen, aber auch leicht zu verzeihen,
wo man von ſolchen ausländischen Arten redet, die nur durch unvollkommene Beſchrei⸗
bungen uud ſchlecht gezeichnete Figuren bekannt find.
Auch die Iſaua macht ein ſolches ſpoͤttiſches Gelächter, wie die meiſten ſogo⸗
nannten amerikaniſchen Aelſtern zu thun pflegen.
E — 2 ’
Zuſaͤtze zu der jamaikaniſchen Aelſter.
Sinne hat dieſen Vogel von den Aelſtern getrennt, und ihn zu einer eignen Gattung
gebracht, welche er Cracula, nach der Muͤlleriſchen Ueberſetzung kleine Dohlen,
nennt. Eines von ſeinen unterſcheidenden Kennzeichen iſt zwar eine ganze ungeſpalte⸗
ne Zunge, allein bey dieſem Vogel iſt ſolche, nach der eignen Beſchreibung des
Linne“, doch geſpalten. Ueberdieſes liegt über den Naſenloͤchern eine erhabene Klap⸗
pe, und die vordern Schwungfedern ſind ſchwarz, bey den hintern aber iſt der aͤußere
Ren iurpurferbig Die Virginianer ſuchen ihn zwar, wie Kalm anfuͤhret, auszu⸗
rotten; er wird ihnen aber demohngeachtet dadurch nuͤtzlich, daß er ſchaͤdliche Inſek.
ten verzehret. — Dieſe Art niſtet, wie Statius Muller anmerkt, gemeinſchaftlich
auf einzelnen in Einoͤden ſtehenden Baͤumen; er ſetzt noch hinzu, daß ſie auch von
einigen Schriftſtellern die rothe Aeiſter genennet wird. Ueberhaupt weichen die
Beſchreibungen dieſes Vogels in Ruͤckſicht auf ſeine Farben gar ſehr von einander ab,
und es ſcheint die Muthmaßung des Herrn Montbeillards, daß die angeführten Voͤ⸗
gel verſchiedene Arten ausmachen, nicht ungegeuͤndet zu ſeyn.
K 2 | III. Die
Hiſtorie der Natur.
r B.... ß — ——————
III. Die antillifche Aeiſer. (La Pie des
Antilles). )
riſſon rechnet dieſen Vogel unter die Birkheher (Rolliers), 8“).
> hiervon keinen andern Grund entdecken, als den, daß in der von Aldrovand mitge⸗
f theilten Figur die Naſenloͤcher deſſelben unbedeckt ſind; ein Kennzeichen, das
Briſſon in der That bey der Beſtimmung des Birfhebers- für einen unterſcheidenden
Charakter anſiehet **). Allein erſtlich iſt es ſehr ungewiß, ob man dieſen Cha⸗
rakter dem genannten Vogel beylegen kann, da er aus einer Figur genommen iſt, de:
ren Zeichnung dieſem Naturforſcher feibft nicht richtig geſchienen hat, und die man in
dieſem Stuͤck noch fuͤr weniger richtig als irgend in einem andern anſehen kann, weil
die Abzeichnungꝛaller dieſer kleinen Federn; dem Maler, der nur die Hauptwirkungen⸗
der Natur darzuſtellen ſucht, viel gleichgültiger als dem Naturforſcher ſind, welcher
fie feinem. Syſtem unterwuͤrſig machen will. — Sweytens kann man dieſem unge⸗
wiſſen aus einer fehlerhaften Abbildung genommenen Kennzeichen ein anderes entge⸗
genſtellen, das weit beſſer ausgedrückt iſt, deutlicher in die Augen fällt, und weder
dem Maler noch dem Beobachter, welche den Vogel ſelbſt geſehen haben, entwiſcht
iſt. Es ſind dieſes die langen Mittelfedern des Schwanzes, welche Briſſon als den
unterſcheidenden Charakter der Aelſtern anſiehet f). — Zum dritten koͤmmt noch dazu,
daß die antilliſche Aelſter der unfrigen in Anſehung ihres Geſchreyes, ihres hoͤchſt
mißtrauifchen: Naturells, ihrer Gewohnheit auf Baͤumen zu: niſten „ und langt an
den. Fluͤſſen hin und wieder zu laufen, und endlich des mittelmaͤßigen Geſchmacks
ihres Fleiſches gleichet ff). Man muß daher dieſen fremden Vogel, wenn man ihn
mit einer europaͤiſchen Art, der er am aͤhnlichſten ift,, vergleichen will, mit der Ael.
ſter vergleichen. f
Ich kann
Demohn⸗
5 Tersre Phiftoire: generale: des An- — Engliſch Japan Pie. 25 Sie gehoͤrt
tilles, Tom: II. pag. 258. — Aldrovandi: uielleicht zu dem: Coraetas caudata des
Otnitholog: Tom. I. pag: 788. Linne“.
—
U: d. Ueberſ.
1) Galgulüs Antillarum,. le Rollier des
Antilles, Brilfon loc. cit. — Fica caudata
indiea; Aldrouand, lde. cit. Fonft, Cap. VI.
art. , tab. #7.. Heillughhy. Charlet. — Pica-
antillarum, Ray Synopf;'meth. pag. 132: —
Pie des Antilles, du Tertre kiſt. geuer. des
Antilles T. II. pag. 258. — Ternatanhe⸗
her, Dea Ternatana, Seba J. p. 74. I. 46.
**) Ornitholog. Tom. II. pag. 88.
) Ornitholog; pag. 63.
J) bid. pag. 38.
a Hiſt. des Antilles am angef. Orte. Die
Ae ſter lauft: auch an den Waſſern auf und
nieder, weil ſie, wie wir oben geſehen ha⸗
ben, Krebſe faͤugt.
IIE Die antilliſche Aelſter. 77
Demohnerachtet aber iſt er doch von dieſer darinnen verſchieden, daß die beyden
mittlern Schwanzfedern übermäßig groß find: *), denn ſie gehen über die Seiten⸗
federn des Schwanzes um acht oder zehn Zoll hervor. Außerdem weicht er auch
noch in der Farbe von der Aelſter ab; denn Schnabel und Fuͤße ſind bey ihm roth;
um den blauen Hals gehet ein weiſſes Halsband; er hat einen b'auen Kopf mit
einer weiffen ſchwarzgeſprenkelten Binde, welche ſich von dem Anfange des obern
Schnabels bis an den Anfang des Halſes erſtreckt. Der Ruͤcken iſt fahlbraun,
der Buͤrzel gelb, die beyden langen Schwanzfedern ſind blau mit weiſſer Spitze und
weiſſem Kiel, die uͤbrigen Schwanzfedern aber blau und weiß geſtreift; die Fluͤgel⸗
federn haben eine aus gruͤn und blau gemiſchte Farbe, und der untere Theil des Koͤr⸗
pers iſt weiß. 5 0 N
Wenn man endlich die Beſchreibung der antilliſchen Aelſter des Dutertre mit
der Beſchreibung der langſchwaͤnzigten indianiſchen Aelſter des Aldrovands ver⸗
gleicht; fo ift kein Zweifel, daß nicht beyde nach einem Vogel' von der naͤmlichen
Art ſollten gemacht worden: ſeyn, und daß es folglich, wie Dutertre, der ihn zu
Guadalupe geſehen, verſichert, ein amerifanifcher, nicht; aber, wie Aldrovand
nach einer ſehr ungewiſſen Sage vorgiebt, ein japaniſcher Vogel ſey ); wenn
man nicht, wenigſtens vorausſetzen will, es habe ſich derſelbe in den nördlichen:
Gegenden verbreitet, und ſey von da aus einem Welttheile in den andern uͤber⸗
gegangen.
) Ich uͤdergehe bier den beſondern Uin⸗
fand, den ihr Aldrovand zuſchreivt, daß
fie nämlich nur acht Ruderfedern habe:
Allein dieſer Naturforſcher hatte die letztern
bloß nach einer ausgemalten Figur gezaͤh⸗
let, und man weis, wie betruͤglich und
zweydentig eine ſolche Beſtimmungsart iſt.
Es iſt wahr, du Tertre behauptet eben die⸗
ſes; es iſt aber gar ſehr wahrſcheinlich, daß
er es dem Akdrovand nachſchreibt, deſſen!
Ornithologie ihm ſehr wobl bekannt war,
Beſchreibungen auf fein Gedaͤchtniß, und
dieſes hat allemal Unterſtuͤtzung vonnöchen.-
(Man ſehe Tom. II. pag. 247.) Endlich iſt
die Beſchreibung der antilliſchen Aelſtern!
vielleicht die einzige, worinnen er die An⸗
zahl der Schwanzfedern angieb:
0) Specioſiſſimam ane auem Iaponen--
ſium, rex ſummo Pontifici: pro ſingulari
munere ante aliquot annostransmiſit, vt ex‘
marchione Fachinetto; qui eas Innocentio'
weil er dieſelbe auf der folgenden Seite ci⸗ nono — — patruo ſuo acceptas referebag>
tiret: Uebrigens verließ er ſich bey feinen intellexi Alarovandı loco citato.
IV. Der’
78 Hiſtorie der Natur.
. — —
—— —— —ꝛ—ẽ
VW. Der Hociſana.
Oer Fernandez dieſem Vogel den Namen eines großen Staars giebt, fo
0 . En
— —
— — anne
kann man doch denſelben, dem zu Felge, was dieſer Schriftſteller davon
ſagt, unter die Gattung der Aelſtern rechnen. Denn er wuͤrde, nach der
Beſchreibung dieſes Verfaſſers, der gemeinen Dohle gaͤnzlich gleichen, wenn er um
etwas kleiner, fein Schwanz und Krallen aber etwas kuͤrzer, und fein Gefieder von
einem reinen Schwarz, mit keinem Blau vermiſcht, waͤren. Nun aber iſt der
lange Schwanz nicht ein Unterſcheidungszeichen des Staars, ſondern der Aelſter,
und zwar dasjenige, wodurch fie aͤußerlich am meiſten von der Dohle verſchieden
iſt. Was aber die übrigen Charaktere betrifft, wodurch ſich der Hociſana von der
Dohle entfernt, ſo paſſen ſie auf den Staar eben ſo wenig, oder gar noch weniger,
als auf die Aeſſter. — Uebrigens fucht dieſer Vogel bewohnte Gegenden auf, iſt ums
gaͤnglich wie die Aelſter, ſchwatzt auch, und hat eine durchdringende Stimme. Sein
Fleiſch iſt ſchwarz und ſehr ſchmackhaft.
V. Die Vardiole.
Se hat ihr den Namen eines Paradiesvogels ) gegeben, den er faſt allen
auslaͤndiſchen Voͤgeln, die einen langen Schwanz haben, beylegt. Die Var⸗
diole wird auch in dieſem Betracht dieſen ihr beygelegten Namen verdienen,
weil ihr Schwanz zweymal ſo lang iſt als ihr ganzer uͤbriger Koͤrper, von der Spitze
des Schnabels au bis an das entgegengeſetzte Ende gerechnet. Allein dieſer Schwanz
it gar nicht fo gebildet, wie bey dem Paradiesvogel, denn die größten Federn deſſel⸗
ben find ihrer ganzen Lange nach mit Fahnen (barbes) beſetzt; anderer Verſchieden⸗
heiten zu geſchweigen. RE
EEE
La Pie de Pisle Pa-
) Fernandez Cap. XXXIII. Der mexi⸗
kaniſche Name heißt kiocitzagath, er wird
auch dsſelbſt Caxcaxtororl geuennt. Beym
Briſſon iſt es Pica mexicana muior, La
grande Pie du Afexique, Tom, II. pag.
43. Hoitzanatl. Ray Synopi.- au, pag.
162.
) Pica papoenfis.
pos Hihi Pom. II. pag 45. Sie wird
7
auch daſelbſt Waygehoe und Wardioe genennt,
woraus ich Vardiole gemacht habe. 1
I) Auis paradifiaca, orientalis, ex albo _
et nigro varia. ö
A. d. Ueberſ.
V. Die Var diole. 79
Die weiſſe Farbe iſt bey ihr die herrſchende. Von dieſer weichen jedoch der
Kopf und Hals, welche ſchwarz find, und einen ſehr lebhaften purpurrothen Wieder⸗
ſchein von ſich werfen; die Füße, welche hellroth; die Fluͤgel, deren größte
Schwungfedern ſchwarze Fahnen haben, und die beyden mittelſten Schwanzfedern ab,
als welche uͤber die andern weit hinausgehen, und laͤngſt dem Schafte von ihrer Baſis
an bis an die Hälfte ihrer Laͤnge ſchwarz find. :
Der Vardiole hat lebhafte Augen und einen weiſſen Augenring. Der Anfang
des obern Schnabels iſt rings herum mit kleinen ſchwarzen haarfoͤrmigen Federn ber
ſetzt, welche vorwaͤrts gekehret ſind, und die Naſenloͤcher bedecken. Ihre Fluͤgel ſind
kurz, und gehen nicht bis über den Anfang des Schwanzes. In allen dieſen Stuͤ⸗
cken aͤhuelt ſie der Aelſter; ſie unterſcheidet ſich aber von derſelben durch die kur⸗
zen Füße, die verhaͤltnißmaͤßig nur halb fo. hoch find; eine Beſchaffenheit, mit der
noch andere Abweichungen in dem Anjtande und Gange dieſes Vogels vers
knuͤpft ſind. f 8 i
Nach dem Seba trifft man fie auf der Inſel der Papus an. Uebrigens enthalt:
feine Beſchreibung, welche die einzige originelle iſt, alles das, was wir von dieſem
Vogel wiſſen ). 5
— — — —ñxꝛ
— — nn
VI. Der Janoe.
F ernandez vergleicht dieſen merifanifchen Vogel mit der gemeinen Aelſter in
Anſehung der Groͤße, der Länge des Schwanzes, der Vollkommenheit der
Sinne, der Faͤhigkeit reden zu lernen, und des Inſtinkts, alles das, was
ihm anſtaͤndig iſt, zu rauben. Er ſetzt noch hinzu, er mache ein klaͤgliches Ges
ſchrey, das dem Geſange der jungen Staare gleiche, und fein Gefieder ſey durchgängig:
ſchwarz, ausgenommen am Halſe und auf dem Kopfe, allwo man eine gelbe Schatti⸗
rung bemerket.
*) Seba Tom. I. pag. 85. tab. 92. fig. 3. du Mexique, Briſſn Tom. II. . 44. Fer-
— Pica ex albo et nigro varia, Klein Ordo agnes Cap. XXXV. Sein mexikaniſcher
auium pag. 62. no. 1 1 Tfanalioei: — Ray Synopſ. au.
Bet a bag. 162. Schnabel, Füße und Krallen
9 Pica· mexicana minor. Es petite Pie find bey ihm ſchwarz. Fuß
Zuſaß⸗
Hiſtorie der Natur.
m — — —
— — — nn
\
; Zuſatz.
Die dauriſche Aelſter.
S Vogel, den wir nach der Beſchreibung des Herrn Pallas kennen, iſt fo
go
|
groß als der Lanius infauſtus des inne“, dem er auch in Anſehung des duͤn⸗
nen Gewebes der Federn gleichet; er koͤmmt aber in dem Verhaͤltniß der
Gliedmaßen, und in dem Anſehen und Sitten mit der Aelſter uͤberein. Sein Scheitel iſt bis
in den Nacken glänzend ſchwarz, die Farbe des Körpers aber aſchgrau, und fie fällt an dem
untern Theile ins Weißlichte. Die Flügel und der Schwanz find von einer ſchoͤnen
hellblauen Farbe. Die Schwanzfedern find ſehr lang, und verhaͤltnißmaͤßig länger,
als die bey unſern Aelſtern, und werden ſtufenweiſe kurzer; die mittlern haben weiſſe
Spitzen. Er koͤmmt in Daurien im Aprilmonat ſchaarenweiſe an, ſetzt ſich auf
Straͤuche und Weiden, und niſtet auch auf ſolchen. Er iſt ſehr furchtſam, dabey
aber eben ſo liſtig, und ſchreyt eben ſo viel wie die gemeine Aelſter. 8
—
— —— men
— ——
Der Nußheher oder Hobheber
(Le Gn),
Siehe die Es ſte illuminirte und unfere ſiebente Kupfertafel.
5 s laͤßt ſich beynahe alles, was ich von dem Juſtinkt der Aelſter ge ſagt habe, auch
auf den Nußheher anwenden. Ich werde daher dieſen Vogel kenntlich genug
machen, wenn ich nur die Kennzeichen angebe, welche ihn von jener unterſchei⸗
*) Coruus cyanus Pallas.
lien wird er Chadara genennt.
Scheiben Reiſebeſchreibung Th. 3. S. 4. im
Anhang
ik) Es iſt dieſes Briſſons N le
Geai, Tom. II. p. 47. Auf Griechiſch M=.
Aunorpeuns Hall) Ariſtot Neugriech. Kagan ce.
Latein. Garrulus.
Catalon. Gaitg, Galla. Ital. Shiaudala,
Olina pag. 33, Zinann. 67. Gaza verla, Berta,
In Mongo⸗
S. Eben⸗
Spaniſch Gayo, Cayo.
den.
Bertina, Baretino. Deutſch Heher, Haͤtzler,
Baumatzel, Eichenheher, Nußheber, Nußhe⸗
cker, Jaͤck, Nuß hacker, Marggraf, Markolfus.
| Schwenkf. in der Schweiz Herrenvogel.
Poln. Soyka.
Skrika. Engl Jay, Ja ia. Sranz Jay, Geay,
Gai Jıyon, Gayon, Jaques, Jacura, Geta, Gau-
tereau, Vautrot, Richard, Girard u ſ. w. nach
Verſchiedenheit der Zeit und der Oerter.
1) Pica glandaria vel garrulus auis, Gesner,
Au. 700.
Schwed. Allon-Skrika, Korn-
Der Nuß heher oder Holzheher. 87
den. — Einen der Hauptcharaktere macht der blaue, oder vielmehr der mit verſchie⸗
denen Schattirungen von Blau buntgezeichnete Fleck aus, womit jeder Flügel gezieret iſt.
Dieſer Fleck waͤre allein hinreichend, den Nußheher faſt von allen übrigen europaͤiſchen Voͤ⸗
geln zu unterſcheiden. Ueberdieſes hat er auf ſeiner Stirne einen Buͤſchel von kleinen
ſchwarzen, blauen und weiſſen Federn. Alle feine Federn uberhaupt find beſonders
weich und ſeidenartig anzufuͤhlen. Er kann ſeine Kopffedern in Geſtalt einer Haube
in die Hoͤhe richten, und nach ſeinem Gefallen wieder niederlaſſen. Er iſt um ein
Viertel kleiner als die Aelſter; fein Schwanz iſt kuͤrzer und feine Flügel verhaͤltniß⸗
mäßig länger; er fliegt aber demohngeachtet nicht viel beſſer als jene ).
Das Maͤnnchen unterſcheidet ſich vom Weibchen durch einen dickern Kopf und
durch lebhaftere Farben *); auch die Alten find von den Jungen in Anſehung ihres
Gefieders verſchieden; und dieſes iſt der Grund, warum die Beſchreibungen groͤßten⸗
theils fo verſchieden ausfallen, und fo wenig mit einander ubereinkommen ***).
Denn es koͤnnen nur gute Beſchreibungen mit einander uͤbereinſtimmen, und man
muß, um eine Art gut zu beſchreiben, eine große Menge von einzelnen Subjekten
davon geſehen und mit einander verglichen haben. x 5
Die Nußheher find ihrer Natur nach fehr muthwillige Voͤgel. Ihre Empfin⸗
dungen find lebhaft, und ihre Bewegungen raſch; fie laſſen ſich öfters von der Hitze
des Zorns hinreißen, und vergeſſen dabey ihre Selbſterhaltung dermaßen, daß ſie
zuweilen mit ihrem Kopfe zwiſchen zwey Aeſten haͤngen bleiben, und auf dieſe Art
ihr
au. 700. — Pica slandstia, Aldrov, orn.
I. 788. tab. 789. Jonſt. Cap. VI. art. 1.
pag. 44. tab. 17. Villugbby orn. 88. t. 19.
Ray Synopf. au. p. 4. Charlet. onomaſt.
Zoic. Sibbald, Scot. Rzac. hift. nat. —
Holzheher, Waldheher, Pica glandaria,
Kleins Voͤgelhiſt. durch Reyger S. 60.
— pica glandaria, Garrulus ſiue Gracu-
lus, Holzſchreyer, Eichenheher, Friſch
Voͤgel Deuiſchl. Taf. 55. — Galgulus ro-
ſtro nigro, cinereus, ad alarum latera cae-
ruleus, Barrere. — Gay, Albin. au. I.
pag. 16. tab. ı6. — Jay, Pensant Britiſh
Zooleg. Vol. I. pag. 226. n 79. — Cor-
uus glandarius, tectricibus alarum caeruleis
lineis transuerſis albis nigrisque, corpore
ferrugineo variegato, Linn. Fauna Suec. 90.
Syſtem. Nat. Edit. XII. pag. 156. Mueller
Prodrom. Zoolog, dan. pag. n. — Der
Holzbäber, Stat. Müller lIcherf des Linn.
Naturſyſt. Th. 2. S. 175, Bloch preuß.
Buffons Dögel v. B.
les in.canda apparent, #
Ornithol. im oten St. des Naturforſch.
S. 43. Kram. Elench n. 3. Scopoli durch
Guͤnther, Crainiſch Schoia, Schoga. Ital.
Gaza. S. 33 n. 39. Hallens Voͤgelgeſch.
II. 258. n. 203. Sollaͤnd. Gaay. Daͤniſch
Skov-Skıde, 37 u, orn. bor. 33. Sepp Ne-
derlandſche Vogelen tab. i.
A. d. Ueberſ.
*) Belon SB des Oifeaux p. 290.
*) Qlina Uccelliera pag. 35 E
e) In Pica glandaria ab Aldrouande
deſeripta — — maculae nullae transuerſa-
A
Hugbby ‚2.89. —
Die Füße deſſelben ſind nach dem Selon
grau, nach Briſſon aber iſt es ein Braun,
das ins Fleiſchfarbene uͤbergehet. Ornithol.
Tom II. pag. 47. Dieſes letztere beſtaͤtigen
auch meine eigenen Beobachtungen, wie man
auf der oben angeführten 48 ſten illuminir⸗
ten Kupfertafel ſehen kann.
4
82 Hiſtorie der Natur.
ihr Leben einbuͤßen ). Ihre immerwaͤhrende Unruhe bekoͤmmt noch einen neuen
Grad von Staͤrke, wenn ſie die Einſchraͤnkung ihrer Freyheit empfinden. Daher
werden dieſelben in Gebauern ganz unkenntlich, weil ſie die Schoͤnheit ihrer Federn
darinnen nicht erhalten koͤnnen, als welche durch das beſtaͤndige Reiben gar bald zers-
brechen, ſich abnutzen, und verſchießen.
Sie laſſen ihr ſehr unangenehmes Geſchrey oft erſchallen. Auch haben ſie die
Anlage, das Geſchrey anderer Voͤgel, die keine beſſere Stimme als ſie haben, nach⸗
zuahmen, als z. B. des Kirchenfalken, der Brandeule u. ſ. w. *). Werden fie:
im Walde einen Fuchs oder ein anderes Raubthier gewahr, ſo erheben fie ein ſehr durch
dringendes Geſchrey, als ob ſie einander riefen; in kurzer Zeit iſt ein ganzer Haufen
verſammlet, und es ſcheint, als wenn ſie glaubten, ihren Feind entweder durch ihre⸗
Menge oder durch ihr Geſchrey zuruͤck zu jagen 9) ). Dieſer Trieb der Nußheher,
einander zu rufen, auf das Schreyen eines von ihres Gleichen ſich zu verſammlen,
und ihre heftige Antipathie gegen die Steineule, bieten mehr als ein Mittel dar, ſie⸗
in die Fallſtricke zu locken f), und es gehet kein Vogelſtellen mit Leimruthen vorüber, in:
dem man nicht einige Nußheher fangen ſollte. Denn da ſie muthwilliger als die Ael⸗
ſtern find, ſo ſind fie bey weitem nicht fo mißtrauiſch und ſo liſtig; auch läßt ſich der
natuͤrliche Ton ihrer Stimme nicht ſo ſehr verandern, ob fie gleich nicht weniger Bieg;
ſamkeit in der Kehle, noch auch weniger Anlage zur Nachahmung aller Toͤne, alles
Getoͤſes, alles Geſchreyes derjenigen Thiere, die ſie zu hoͤren gewohnt ſind, und ſelbſt
die Worte des Menſchen, als die Aelſter zu haben ſcheinen. Sit ſollen das Wort
Richard am zuſammenhaͤngendſten und leichteſten ausſprechen. Es iſt ihnen auch
die Gewohnheit der Aelſtern, Dohlen, Kraͤhen und Raben eigen, ihren uͤber⸗
fluͤßigen Vorrath in die Erde zu vergraben ff), und alles, was fie nur fortbringen
koͤnnen, zu ſtehlen. Allein ſie erinnern ſich nicht jederzeit des Orts, wo ſie ihren
Schatz verſcharret haben, oder vielmehr, ſie empfinden, der gemeinſchaftlichen Lei⸗
denſchaft aller Geizigen zu Folge, mehr die Furcht der Verringerung ihres Schatzes,
als das Vergnuͤgen ſeines Genuſſes. Denn im kuͤnftigen Fruͤhlinge fangen die von
ihnen verborgenen und vielleicht vergeſſenen Eicheln und Haſelnuͤſſe in der Erde an
Keime zu faſſen und Blätter herauszutreiben, wodurch denn dieſe unnüge Haufen,
obgleich etwas zu ſpaͤt, demjenigen entdeckt und angezeigt werden, der ſie beſſer zu be⸗
nutzen weis. ne
Die
*) Gesner de Auibus pag. 702. Dieſes 2) Jorn behauptet dieſes von der Nelffer,..
Inſtinkt macht die Gefechte glaublich, Petinotheol. Th. 2. S. 264.
welche zwiſchen ganzen Heeren von Nuß⸗ A. d. Ueberſ.
hehern und Aelſtern vorgefallen ſeyn ſollen. +) Belon ſagt, es ſey ein großes Vers.
Belen pag. 290. guuͤgen, dieſen Vogel nach den Lockvoͤgeln
*) sriſch, ſiehe deſſen Beſchreibung zur fliegen und ihn in der Streichzeit fangen zu
fünf und funfzigſten Kupfertafel. ſehen. a
) Sri. am angeführten Orte. If), Belon Nature des Oifeaux pag. 290.
Der Nußheher oder Holzheher. 83
Die Nußheher niſten in Gehoͤlzen, weit entfernt von bewohnten Oertern, und
ziehen die dickbelaubteſten Eichen und ſolche, deren Stamm mit Epheu umwunden
iſt, andern vor *) ). Jedoch wenden ſie bey der Verfertigung ihrer Neſter nicht
ſo viel Vorſicht wie die Aelſtern an. Man hat viele dergleichen Neſter im May⸗
monat zu mir gebracht. Es find dieſes ausgehoͤhlte, aus kleinen in einander gewebten
Wurzeln gebildete Halbkugeln, welche von obenher offen, inwendig nicht gepolſtert,
und von außen ohne Befeſtigung ſind. Ich habe allemal vier oder fuͤnf Eyer darin⸗
nen gefunden; andere hingegen ſetzen ihre Anzahl auf fuͤnfe oder ſechſe ). Dieſe
Ever find etwas kleiner als die Taubeneyer, haben eine graue Farbe, die mehr oder
weniger ins Gruͤnlichte fallt, und find mit kleinen blaſſen Flecken gezeichnet.
Die Jungen mauſtern ſich zum erſten male im Monat Julius; fie bleiben bey
ihren Aeltern bis in den Fruͤhling des Fünftigen Jahres *). Alsdenn verlaſſen ſie
dieſelben, um ſich paarweiſe zu vereinigen, und neue Familien zu errichten. Zu
dieſer Zeit erſcheint der blaue Fleck auf den Fluͤgeln, welcher ſich ſchon ſehr zeitig
auszeichnete, in ſeiner ganzen Schoͤnheit. f
Wenn man fie in den Haͤuſern erziehet, woran fie fich ſehr leicht gewoͤhnen, fo-
freſſen ſie alle Arten von Nahrungsmitteln, und bringen ihre Lebenszeit auf acht bis
zehn Jahre ). In der Wildniß ernaͤhren ſie ſich nicht nur von Eicheln und Ha⸗
ſelnüͤſſen, ſondern auch von Caſtanien, Erbfen, Bohnen, Sorbenbeeren, Johan⸗
nisbeeren, Kirſchen, Erdbeeren u. ſ. w. Auch freſſen fie die Jungen von andern
Voͤgeln, wenn fie ſolche in Abweſenheit der Alten in dem Neſte uͤberfallen koͤnnen;
zuweilen ſchonen ſie ſogar der Alten nicht, wenn ſie dieſelben in Schlingen verwickelt
finden: und hierbey gehen fie, ihrer Gewohnheit gemäß, fo unvorſichtig zu Werke,
daß ſie ſich bisweilen ſelbſt fangen, mithin dem Vogelſteller den Schaden erſetzen,
den ſie ſeiner Jagd zugefügt haben f) ). Denn ihr Fleiſch iſt zwar nicht delikat,
aber doch eßbar, beſonders wenn es zuvor gekocht und hernach gebraten wird. Es
ſoll daſſelbe, wenn es auf dieſe Art zugerichtet worden, wie gebratenes Gaͤnſefleiſch
ſchmecken. 5
1 2 2 Bey
%) Olisa Uecelliera ae. 35: 55 e h 2 1 f.
Sie niſten auch auf Tannenbaͤumen. * Olina ebendaſelbſt. — Sriſch aut
3) f A. d. Ueberſ. angefuͤhrten Orte. 0
4 Blech (am angeführten Orte) ſetzt ) Sriſch am angefuhrten Orte. —
ihre Anzahl auf achte; fie find von einer Britilh Zoology am angeführten Orte.
aſchgrauen mit Grün ſpielenden Farbe und Sie werden auch mit Falken gebeizet und
mit kleinen dunkelbraunen Pünktchen beſetzt. in Schlingen, auch fo wie die Kraͤhen (ſiebe
Zorn (Petinoth. Th. 2. ©. 266) hingegen oben S. 38.) dadurch gefangen, daß man ei:
fagt, daß dieſe Vögel fünf bis fieben Eyer nen Nußheher an der Erde feſt anbindet.
legen. Journ. .oecon. Jul. 1752. p. 63.
A. d. Ueberſ. A. d. Ueberſ.
84 Hiſtorie der Natur.
Bey den Nußhehern iſt das erſte Glied der äußern Zehe an jedem Fuße mit dem
Gliede der mittlern Zehe verbunden. Das Innere ihres Mundes iſt ſchwarz; die
die Zunge iſt gleichfalls ſchwarz, geſpalten, dünne, gleichſam haͤutigt und beynahe
durchſichtig. Die Gallenblaſe iſt bey ihnen laͤnglicht. Der Magen hat nicht die⸗
jenige Dicke, iſt auch nicht mit ſo ſtarken Muskeln verſehen, wie der Magen der
koͤrnerfreſſenden Voͤgel. Sie muͤſſen einen ſehr weiten Schlund haben, wenn ſie,
wie man ſagt, nach Art der wilden Tauben, Eicheln, Haſelnuͤſſe, und ſogar ganze
Kaſtanien hinterſchlingen können ). Unterdeffen aber weis ich doch gewiß, daß ſie
den Kelch von den Nelkenblumen nie ganz hinterſchlucken, ob fie gleich ſehr luͤſtern
nach den- darinnen eingeſchloſſenen Fruchtknoten ſind. Ich habe zuweilen mit Ver⸗
grügen ihrem Verfahren dabey zugeſehen. Giebt man ihnen eine Nelkenblume, ſo
faſſen fie ſolche ſehr heftig mit dem Schnabel an; giebt man ihnen eine zweyte ‚fo
ergreifen fie auch dieſe, und nehmen ihrer fo viel: in den Schnabel als fie damit. hal⸗
ten koͤnnen, und ſogar noch mehrere: denn es geſchiehet oft, daß, indem ſie nach den
neuen. ſchnappen, fie. die erſten fallen laſſen, die fie aber ſehr gut wieder aufzuheben
wiſſen. Wenn. fie nun anfangen wollen zu eſſen, fo. legen fie: alle übrige: Nelken
auf die Erde nieder, und behalten. nur eine einzige davon in ihrem Schnabel. Hal⸗
ten fie dieſe Blume nicht in einer vortheilhaften Lage, ſo legen ſie ſolche nieder, und
faſſen dieſelbe auf eine beſſere Weiſe an; ſodann treten fie mit ihrem rechten Fuße
feſte darauf, hacken mit dem Schnabel zuerſt die Blumenblaͤtter, und hernach die
Fruchtkapſel in Stuͤcken, und find dabey beſtaͤndig auf ihrer Huth, und ſehen ſich
von allen Seiten um. Liegt endlich das Körnchen bloß da, fo eſſen fie es begierig,
und fangen ſogleich eine andere Nelke an zu zerpfluͤcken. ; Sr
Diefer Vogel hält ſich in Schweden ), Schottland, England, Deutſchland
und Italien auf; und ich glaube nicht, daß er in irgend einer Gegend von Europa,
auch nicht einmal in denjenigen Gegenden Aſiens, die mit. den europaͤiſchen der Lage
nach uͤbereinkommen, ein Fremdling iſt. 5
Plinius erwaͤhnt einer Raſſe von Nußhehern oder von Aelſtern mit funf Zehen,
und ſagt von ihnen, daß ſie beſſer als andere reden lernten *). Ich finde an dieſer
Raſſe eben. fo wenig Außerordentliches als an den fuͤnfzehigten Hühnern, die einem
Jeden bekannt ſind, und dieſes um ſo vielmehr, da die Nußheher noch weit mehr
ſich an unſern haͤuslichen Umgang. gewoͤhnen, ais die Hühner, Es iſt ferner bes
kannt, daß diejenigen Thiere, welche am meiſten unter den Menſchen leben, allemal
ſehr gut genaͤhrt , folglich mitt organiſchen Beſtandtheilen, uͤberfluͤßig, verſehen,
a ö und
*) Helin Nature des Oifeaux:. **) Addiſcere alias.( Picas) negant- poſſe,
6) Ingleichen in Rußland um die Gegend quam quae ex genere carum ſünt, quae
von Woroneſch. Emelins Reiſe durch glande vefeuntur,, er inter eas facilius, qui-
Rußland Th. 1. S. 50. 5 bus quini ſunt digiti in pedibus. Lib. X.
A. d- Ueberſ. Cap. XLII. g
Der Nußheher oder Holzheher. 85
und daher dergleichen monſtroͤſen Anſaͤtzen unterworfen ſind. Eine gleiche Beſchaf⸗ ö
fenheit hat es, wenn die Glieder der Zehen !über die gewohnliche Anzahl bey einem
Subjekt vermehret werden; ein Umſtand, den man der ganzen Art auf eine, allzu
allgemeine Weiſe zugeeignet hat ea
Eine andere allgemeinen bekannte Varietaͤt unter den Nußgehern iſt der weiſſe
Nußheher ). Es hat derſelde gleichfalls einen blauen Fleck auf den Fluͤgeln *); er
unterſcheidet ſich von dem gemeinen Nußheher nur durch die faſt über den ganzen Koͤrper
verbreitete weiſſe Farbe ſeines Gefieders, die ſich ſogar bis auf den Schnabel und
Naͤgel erſtrecket, und durch den rothen Augenkreis, welcher bey ſo viel andern Thieren
weiß iſt. Uebrigens darf man nicht glauben, Daß: feine Federn ein ſehr reines Weiß
haben „ fie find: vielmehr oft von einer mehr oder weniger dunkelgelben Schattirung.
An einem von mir beobachteten Vogel von dieſer Art waren die Bedeckungen, welche
die zuſammengelegten Flügel. umgeben ,. am weiſſeſten; es. mu auch dieſer Vogel!
duͤnnere Fuße zu haben als der gemeine Nußheber..
Zuſaͤtze zu der Geſchichte des Nußhehers.
Dis Gefieder des Nußhehers iſt auf dem Ruͤcken, Halſe und Kopf mit einer wein
gelben mit. Aſchgrau vermiſchten Farbe uͤberzogen, welche bey einigen bis in ein:
roſtfaͤrbiges Grau uͤbergehet. Die Federn, welche die Naſenloͤcher bedecken, ſind
ſchmutzig weiß, die Augen groß und mit einem grauweißen Kreis eingefaßt. An:
den beyden Seiten des Schnabels erblickt man an den Kinnbacken ſchwarze Strei⸗
fen, die das Anſehen eines Barts haben; nebſt fuͤnf bis ſechs borſtenfoͤrmigen Federn,
die an jedem Winkel des Schnabels auf jeder Seite ſtehen. Jeder Fluͤgel enthaͤlt
zwanzig Schwungfedern, deren vordere ſchwaͤrzlicht und am Ruͤcken der Fahne weiß
mit Blau vermiſcht ſind; die folgenden find: mehr ſchwarz, und: über. der Spuhle
auch blau und weiß am Rücken der Fahne; die letzten ſind zur Haͤlfte ſchoͤn dunkel⸗
braun und von vorne zu ſchwarz. In dem Schwanze ſind zwoͤlf Ruder federn; die
fe ſind ſchwaͤrzlicht, und nahe an den Spußhlen etwas grau in die Queere geſtreift.
Die Schenkel und der Buͤrzel ſind weiß, die Füße braͤunlicht, dabey aber ſtark und
knotigt, und die Krallen dunkelbraun. Die ganze Laͤnge des Nußhehers betraͤgt:
dreyzehn Zoll und fuͤnf Linien, die Fluͤgelbreite einen Fuß und neun Zoll, und die
gefaltenenen Fluͤgel reichen bis uͤber die Haͤlfte des Schwanzes; ſein Schnabel iſt
einen Zoll und vier Linien lang. — So groß N Vogel im Ganzen zu ſeyn ſcheint,
L 3 fo:
*, Digiti pedum multis articwis ffectuntur. Aldrovand Ornitholog Tom. I pag. 788%.
m: Beym Briſſon heißt er Garrulus albus;. Le Geay blanc:
%: d; Ueberſ⸗
5 Gerini Storia degli Wecelli: Tom. II, tab. 162:
8 Hiſtorie der Natur.
ſo iſt er doch im Grunde nur um etwas weniger größer als die Miſteldroſſel oder ber
Schnerrer; denn die Federn, welche ſeinen Korper bedecken, find ſehr lang, und
machen ihn alſo in der Groͤße anſehnlicher, als er wirklich iſt, da er aber im Winter
aus unſern Gegenden nicht fortziehet, fo haben dieſelben für ihn einen ſehr betraͤchtli⸗
chen Nutzen, indem fie ihn gegen die Kälte des Winters ſchuͤtzen; denn er erfrieret
ſehr leicht bey harten Froͤſten, zumal wenn er nicht Futter genug findet; er wird auch
nie ſehr fett. Uebrigens weis er, wie Zorn und Scopoli (am angeführten Orte)
verſichern, die unter das Moos verſteckte Eicheln im Winter, wenn es ihm an Fut⸗
ter mangelt, ſehr gut wieder hervorzuſuchen. Wir muͤſſen alſo den ihm von der Na⸗
tur nicht ohne Urſache mitgetheilten Inſtinkt, Vorraͤthe zu ſammlen, und ſelbige
forgfältig zu verbergen, keinesweges mit dem franzoͤſiſchen Berfafler als eine darbende
Habſucht, ſondern vielmehr als eine Vorſicht anſehen, die auf die Erhaltung ſeines
Daſeyns abzielet, zumal da wir uns durch Beobachtungen noch nicht uͤberzeugen koͤn⸗
nen, ob nicht die im Fruͤhlinge in großen Haufen hervorkeimende Eicheln von denen⸗
jenigen Nußhehern geſammlet worden ſind, die im Herbſt oder im Winter ihr Le⸗
ben eingebuͤßet haben. Dieſe Voͤgel ſind ſehr zaͤnkiſch, und beißen ſich oft unter
einander. — Der hollaͤndiſche Nußheher, deſſen Stat. Wiüller (Th. 2. S. 176.)
‚erwähnt, iſt den Farben nach von dem, der ſich in Deutſchland befindet, wenig ver⸗
ſchieden. g
die mit dem Nußheher in Verwandſchaft ſtehen. |
1. Der chineſiſche rothſchnaͤblichte Rußheher.
Siehe die 62 ꝛſte illuminirte Kupfertafel.
ieſe neue Art iſt anjetzt zum erſtenmale in Frankreich geſehen worden. Ihr rother
$ Schnabel ift deſto auffallender, da der ganze vordere Theil des Kopfs, des
Halſes, und ſelbſt der Bruſt, ein ſchoͤnes ſchwarz ſammtnes Aufehen hat.
Der hintere Theil des Kopfs und Halſes iſt von einem ſanften Grau, welches ſich auf
dem Scheitel in kleine Flecken vertheilet, und mit der ſchwarzen Farbe des vordern
Theiles vermiſchet. Auf dem obern Theile des Koͤrpers iſt dieſer Vogel braun, auf
dem untern hingegen weißlicht. Um ſich aber eine richtige Idee von dieſen Farben
zu machen, fo muß man ſich vorftellen, daß ſich über alle, ausgenommen über das
Schwarz, ein violetter Glanz verbreitet, der auf den Fluͤgeln dunkler, auf dem
; 5 Ruͤcken
II. Der peru vianiſche Nußheher. 87
Ruͤcken nicht ſo dunkel, und unter dem Bauche etwas lichter iſt. Der Schwanz iſt'
ſtufenformig, und die Flügel gehen nicht über den dritten Theil des Schwanzes hin⸗
weg. Jede Schwanzfeder iſt mit dreyerley Farben gezeichnet, naͤmlich am Anfange
hellviolet, in der Mitte ſchwarz, und am Ende weiß. Jedoch nimmt das Vio⸗
lette mehreren Raum als das Schwarze, und dieſes wieder mehreren Raum als das
Weiſſe ein. N 5 ü
Die Fuͤße dieſes Vogels ſind roth wie der Schnabel, die Krallen an ihrem Grunde weiß⸗
licht, und gegen die Spitze zu braun: übrigens aber find dieſelben ſehr lang und ſehr krumm
gebogen. — Dieſer Nußheher iſt etwas größer als unſerer europaͤiſcher, und dürfte:
wohl nur eine ſolche Abänderung ſeyn, die das Klima hervorgebracht hat.
II. Der peruvianiſche Nußheher.
Siehe die 62 5ſte illuminirte Kupfertafel.
De Gefieder dieſes Vogels iſt von ausnehmender Schönheit. Es vermiſchen
—
ſich hier die unterſcheidendſten Farben; ſie verlieren ſich bald mit einer unnach⸗
ahmlichen Künft in einander, oder machen durch ihre Härte: einen Contraſt,
der ihre Wirkung erhoͤhet. Das fanfte Gruͤn, welches auf dem obern Theile des
Körpers herrſchet, erſtreckt ſich von der einen Seite über die ſechs mittlern Ruder⸗
federn des Schwanzes, von der andern aber verringert es ſich durch unmerkliche Stu⸗
fen, nimmt zu gleicher Zeit einen blaͤulichten Glanz an, und gehet in eine weiſſe
Krone uͤber, welche den Scheitel des Kopfs zieret. Die Baſis des Schnabels iſt
mit einem ſchoͤnen Blau umgeben, welches hinter dem Auge und unter demſelben wie⸗
der zum Vorſchein koͤmmt. Ein ſchwarzer ſammetaͤhnlicher Fleck, der gleichſam in Ge.
ſtalt eines Schnuͤrleibes die Kehle bedeckt, und den ganzen vordern Hals uͤberziehet,
ſtoͤßt mit ſeinem obern Rande an die ſchoͤne blaue Farbe, mit ſeinem untern Rande
aber an das Gelbe an, welches über die Bruſt, den Unterleib, und bis tiber die drey
auf jeder Seite des Schwanzes befindlichen Ruderfedern verbreitet iſt. Dieſer
Schwanz iſt ſtufenfͤrmig, und zwar noch in einem ſtaͤrkern Grade, als bey den
ſibiriſchen Nußhehern. — Die Sitten dieſes Vogels, den man in Europa noch nicht
geſehen hatte, ſind uns gaͤnzlich unbekannt. i
„
mu. Der
88 Hiſtorie der Natur.
III. Der braune kanadiſche Nußheher.
Siehe die 5 oſte illuminirte Kupfertafel.
— — — —
Ke man annehmen, daß der Nußheher nach Amerika hätte überfliegen koͤn⸗
nen, ſo wuͤrde ich in Verſuchung gerathen, dieſen Vogel als eine Abaͤnderung
unſerer europaͤiſchen Art anzuſehen. Denn er hat den Anſtand und die Phy⸗
ſiognomie deſſelben, ſo wie auch die weichen und ſeidenartigen Federn, die gleichſam
ein charakteriſtiſches Kennzeichen des Nußhehers ausmachen. Er weicht nur in Anſe⸗
hung feiner Größe, die etwas geringer iſt, der Farben ſeines Gefieders, und der
Laͤnge und Geſtalt feines Schwanzes, als welcher ſtufenfoͤrmig iſt, von demſelben ab;
Abweichungen, die man zur Noth dem Klima zuſchreiben koͤnnte. Allein der euro⸗
paͤiſche Nußheher hat allzu ſchwache Fluͤgel, und fliegt zu ſchwer, als daß er uͤber
das Meer hätte fliegen koͤnnen. Ich habe mich daher entſchloſſen, dieſen Vogel, fo
lange bis eine genauere Kenntniß ſeiner Sitten uns in den Stand ſetzen wird, ein
gruͤndliches Urtheil über feine Natur zu fällen, als eine freinde, unſerm europaͤiſchen
Mußheher aͤhnliche, und ſehr nahe mit ihm verwandte Art, aufzuführen.
Die Benennung des braunen Nußhehers giebt uns einen ziemlich richtigen Bas
griff von der Farbe, die auf dem obern Theile feines Körpers die herrſchende iſt. Der
‚untere Theil aber, fo wie der Scheitel des Kopfs, die Reife und der vordere Theil
des Halſes iſt von einer ſchmutzig weiſſen Farbe, welche auch an dem Ende des
Schwanzes und der Fluͤgel wieder zum Vorſchein kommt. An dem von mir beobach⸗
teten Vogel waren der Schnabel und die Fuͤße dunkelbraun, der untere Theil des Koͤr⸗
pers etwas braͤuner, und die untere Halfte des Schnabels etwas mehr aufgeblaſen, als
in der angefuͤhrten Abbildung. Endlich bildeten noch die vorwaͤrts gerichteten Federn
der Kehle eine Art von Barte.
*) Briſſon Ornicholog. Tom. II. p. 54.
1) Coruss canadenſis, fuſcus, fronte flaui-
cante ſuhtus tectricumgue apicibus albidus,
Linn, Syit. Nat. Edit. XII. p. 458. n. ı6. —
Der kanadiſche Rabe, Stat. Mäller Uekerſ.
des Linn. Syſt. Th. 2. S. 180. — Der
Briſſoniſche Name iſt Garrulus canadenſis
fuſcus, le Geay brun de Canada. Die ganze Laͤn⸗
ge dieſes Vogels betraͤgt zehn, feine Flügel:
breite etwas über ſechzehn Zoll; der Schwanz
45 fuͤuf Zoll, und der Schnabel eilf Linien
lang.
Die gefaltenen Flügel reichen bis
an die Hälfte des Schwanzes. Briſſon
am angeführten Orte. — Nach der kin⸗
naiſchen Beſchreibung hat er auch einen zu⸗
gerundeten Schwanz.
1 A. d. Ueberſ.
.
IV. Der
IV. Der ſibiriſche Nußheher. 89
— —
1—
—
—
IV. Der ſibiriſche Nuß heher.
Siehe die öogte lluminirte Kupfertafel.
ie Aehnlichkeit, wodurch ſich dieſe neue Art unſerm gemeinen Nußheher na.
$ hert, beſtehet in einer gewiſſen Gleichheit der Geſtalt, die allen Hehern ges
mein iſt, in der faſt gleichen Geſtalt des Schnabels und der Fuͤße, in der
Beſchaffenheit der Naſenloͤcher, und darinnen, daß der ſibiriſche Nußheher auf ſei⸗
nem Kopfe, wie der unſrige, dichte Federn hat, die er nach feinem Gefallen wie ei⸗
nen Federbuſch in die Höhe richten kann. — Darinnen aber weicht er von dem gemei⸗
nen ab, daß er kleiner iſt, einen ſtufenfoͤrmigen Schwanz hat, und fein Gefieder mit
ganz andern Farben gezeichnet iſt, wie man aus der Vergleichung der illuminirten
Kupfertafeln, worauf dieſe beyden Voͤgel abgebildet ſind, erſehen kann. — Die
Sitten des ſibiriſchen Nußhehers find uns gänzlich unbekannt.
Zuſatz.
melin führt in feiner Reiſe durch das rußiſche Reich *) eine von unſerm gemeinen
h Nußbeher verſchiedene Art an, die er in der Gegned um Woroneſch gefunden
und beobachtet hat. Dieſer Vogel koͤmmt in der Geſtalt, Lebensart und Nahrung
mit dem Heher uͤberein, auch ſein Schnabel iſt ſo wie bey dieſem beſchaffen. Die
obere Kinnlade uͤbertrifft an Laͤnge in etwas die untere; die an dem Anfange des
Schnabels ſtehenden Borſten ſehen weißlicht aus, fallen aber an ihren Endungen ins
Rothe. Der Kopf iſt über den Augen ſchwaͤrzlicht, unterhalb derſelben fälle er, wie
das Genick und der Ruͤcken, ins Aſchgraue. Jede Ruͤckenfeder endiget ſich mit einer
roͤthlichten Spitze. Bruſt und Bauch ſind faſt ganz roth, jedoch fo, daß das Graue
nicht gaͤnzlich davon ausgeſchloſſen iſt. Von den zwölf Ruderfedern find die zwey
aͤußerſten auf beyden Seiten ganz roth, die naͤchſt folgenden beyden an ihrer aͤußern
Seite nur nach der Spitze zu etwas grau; dieſe Farbe aber nimmt bey den folgen⸗
den ſo zu, daß die beyden mittlern Schwanzfedern dunkelgrau ausſehen.
Die Deckfedern des Schwanzes und die an der untern Seite dieſes Theils
befindlichen Federn find an ihrer Endung roth. Die erſte Schwungfeder
if
) Im erſten Theile S. 50. Die Be⸗ duabus vtrinque extimis rufis. Eine Ab⸗
ſchreibung dieſes Verfaſſers iſt folgende: bildung davon giebt Gmelin auf der eilften
Coruus tectricibus remigum rectricibusque Kupfertafel des angeführten Theiles.
Büffons Vögel V. B. M
gd Hiſtorie der Natur.
iſt kuͤrzer als die uͤbrigen alle, und ganz: grau; die uͤbrigen find an der vordern Seite
grau und roth; und an der ehintern grau, roth und ſchwarz..
V. Der weißgehaubte kayenniſche Nußheher.
(Le Blanche - coiffèe ou le Geai
de Cayenne) ?””
Siehe die 373 fte: illuminirte Kupfertafell.
Lieſer Vogel hat ohngefaͤhr die Groͤße des gemeinen Nußhehers; allein fein:
2 Schnabel iſt kuͤrzer, die Füße hoͤher, und der Schwanz: und: die Flügel ver:
—haͤltnißmaͤßig länger 5; Verſchiedenheiten, die ihm ein ungezwungenes Anſe⸗
hen geben, und das Plumpe in: feiner Geſtalt verringern. — Es finden aber auch
noch andere Verſchiedenheiten , und zwar hauptſaͤchlich in dem Gefieder, ſtatt. Das
Graue „Weiße, Schwarze, und verſchiedene Schattirungen von Violet, machen die
ganze Mannichfaltigkeit ſeiner Farben aus. Das Graue ſiehet man auf dem Schna⸗
bel, den Fuͤßen und Krallen; das Schwarze auf der Stirne, den Seitentheilen des
Kopfs und der Kehle; das Weiſſe um die Augen, auf dem Scheitel des Kopfs,
an dem Nacken bis an den Anfang des Halſes, und an dem ganzen untern Theile des
Koͤrpers; das Violette iſt aufdem Ruͤcken und den Fluͤgeln heller, dunkler aber auf
dem Schwanze.. Dieſer letztere endigt ſich mit einer weiſſen Spitze, und beſteht aus
zwoͤlf Federn,, deren beyde mittlern etwas laͤnger als die uͤbrigen Seitenfedern ſind. —
Die kleinen ſchwarzen Federn, welche auf ſeiner Stirne ſtehen, ſind kurz, und
nicht ſehr biegfam:. Ein Theil davon richtet ſich nach vorne zu, und bedeckt die Na⸗
ſenloͤcher, der andere: hebt ſich / nach hinten zu zuruͤck, und bildet eine Art von einem
borſtigen Buͤſchel.
e Briſſin Gärrulüs eayanenſis. Le Geai apice: alba» Linn. Syſt, Nat: Edit; XIE. -
de Cayenne, Tom., IId pag.: 52: tab. 4. pag. 157. n. 9. — Der kayenniſche Häber,,
fig. 1. 5 Stat; Muller Ueberſe des einn Naturſyſt⸗
= Corus cayanus,‚fübuioläiceus- fübtuss Th. 2. ©: 177. ſyſt
candidus , iugulo fronte que: nigtis , cauda. A. d. Ueberſ.
vl. Der
VI. Der gelbbaͤuchigte kayenniſche Nußheher.
rm
—
VI. Der gelbbäuchigte kayenniſche Nußheher.
91
(Le Garlu ou le Geai d ventre
jaune de Cayenne).
Siehe die 24ſte illuminirte Kupfertafel.
1: allen Nußhehern hat dieſer die kuͤrzeſten Flügel.
Daher laͤßt es ſich am
N wenigſten von ihm muthmaßeu, daß er über die Meere geflogen ſey, welche
die beyden Welttheile von einander trennen.
duͤnne Fuͤße, und die den Nußhehern eigene Geſichtsbildung.
Es hat derſelbe kurze und
Ich habe in
Anſehung der Farben zu dem, was die Abbildung anzeiget, nichts hinzuzuſe⸗
tzen; und feine Sitten find uns noch gaͤnzlich unbekannt.
Man weis ſogar
nicht einmal, ob er ſeine Kopffedern wie einen Federbuſch in die Hoͤhe richten
kann, wie die uͤbrigen Nußheher zu thun pflegen.
neue Art *).
) Ein Reiſender, der viele Kenntniſſe
hat, glaubt in unſerer illuminirten Figur
denjenigen Vogel zu erkennen, den man
zu Cayenne Bos jour Commandeur nennet,
weil er dieſe drey Worte auszuſprechen
ſcheint. Es bleiben mir aber doch noch
einige Zweifel daruͤber uͤbrig, daß dieſe
Es iſt dieſes eine ganz
gelbbaͤuchigten Nußheher (ſiehe die 249ſte
illuminirte Kupfertafel) mit dem braſilia⸗
niſchen Tyrannen (ſiehe die 212te illumi⸗
nirte Kupfertafel) auch zu verwechſeln
ſcheint.
Anſehung des Gefieders dem erſtern, allein
Dieſer letztere gleicht wirklich in
ihre Schnaͤbel ſind gar ſehr von einander
beyden einerley Vogel ſeyn füllen, weil verſchieden.
‚eben dieſer Reiſende den Garlu oder den
— m
M 2 VII. Der
Hiſtorie der Natur.
92
nn m nn —e e— ̃ GE GE
VII. Der blaue nordamerikaniſche Nußheher.
(Le Geai bleu de l’Amerique
ſeptentrionale). ")
Siehe die szofte illuminirte Kupfertafel.
I Vogel zeichnet ſich durch die ſchoͤne blaue Farbe feines Gefieders aus; es
iſt dieſelbe mit einiger Vermiſchung von ſchwarz, weiß und purpurroth über
den ganzen obern Theil des Koͤrpers, von dem Kopfe oben an bis an das
Ende des Schwanzes, verbreitet. Seine Kehle iſt weiß, mit Roth ſchattirt.
Unter derſelben ſiehet man einen ſchwarzen Halskragen, und weiter nach unten zu ei⸗
nen roͤthlichten Guͤrtel, deſſen Farbe ſich auf eine unmerkliche Weiſe in die graue und
weiſſe Farbe verlieret, die an dem untern Theile ſeines Koͤrpers ſichtbar ſind. —
Die Scheitelfedern feines Kopfs find lang, und er kann dieſelben nach feinem Ges
fallen wie einen Federbuſch in die Höhe richten »»). Dieſe bewegliche Kuppe iſt
größer und ſchoͤner als bey unſerm gewoͤhnlichen Nußheher. Sie endigt ſich uber der Stirne
in eine Binde, welche ſich von beyden Seiten auf einem weiſſen Grunde bis an den:
Nacken verlaͤngert, und ſodann mit den beyden Enden des Halskragens vereini⸗
get. Die erwaͤhnte Binde iſt von der Baſis des obern Schnabels durch eine weiſſe
Anie getrennt, die aus kleinen Federn beſtehet, wodurch die Naſenloͤcher bedeckt wer⸗
den. Alles dieſes verurſacht viel Mannichfaltigkeit, Abwechſelung und Ausdruck in:
der Geſichtsbildungs dieſes Vogels. — Der Schwanz iſt beynahe eben fo. lang
als der ganze Vogel; er beſtehet aus zwoͤlf ſtufenfoͤrmig geordneten Federn.
.
*) Brilon Garrulus canadenſis caeruleus,
Ee Geai bleu de Canada, Tom. I. pag. 55.
tab. 4. fig. 2.
1) Pica glandaria criſtata purpureo - cae--
rulea, Klein hit, au. — The bite Jay,
Gatesby Carol. I. pag. ı5, tab; 15, Die Fi⸗
Edvvards:
Nat. hiſt. p. 60. tab; 239. fig, 1. mit einer
gur iſt nicht ganz richtig.
ſehr guten Abbildung. — Der blaue Holz⸗
heher, Herold, Kleins Bsgelhiſt, durch
Reyger S. 60. Seeligmann I. 30. —
Robert. icon. 1676. tab. 14. Curuus eri:
atus teftricibus alarum lineis transuerfis
Catesby
nigris, corpore coeruleo, collari nigro,
Linn. Syſt. Nat. Edit. XII. pag. 157. n. g.
— Der Haubenhaͤher, Stat. Müller
Ueberſ. des Linn. Naturſ. Th. 2. S. 176.
A. d. Ueberſ.
) Ich ſehe nicht ein, warum Klein,
der den Catesby kopiret hat, behauptet,
daß dieſe Kuppe beſtaͤndig gerade und
in bie Höhe gerichtet ſtehen Ordo auium:
Pag. 61.
In der Reygerſchen Ausgabe wird nichts
von dieſer Kuppe erwaͤhnt.
A. d. Ueberſ.
Der Tannenheher oder Nußheher. 93
Catesby bemerkt, daß dieſer amerikaniſche Nußheher in ſeinen Bewegungen
eben ſo unruhig iſt, als der europaͤiſche; daß ſein Geſchrey nicht ſo unangenehm iſt,
und daß das Weibchen von dem Männchen ſich bloß durch minder lebhafte Farben:
unterſcheidet. Iſt dieſes, fo ſtellt die Figur, welche er mittheilet, ein Weibchen /
Edwards feine hingegen ein Männchen vor **). Es kann aber auch das Alter auf
die Lebhaftigkeit und Staͤrke der Farben einen großen Einfluß haben.
Ich habe dieſen Nußheher aus Carolina und auch aus Canada erhalten. Er muß
daſelbſt ſehr gemein ſeyn, weil er oft aus dieſen Ländern nach Europa verſchickt wird.
(ren
a un nl
—
— —
Der Tannenheher oder Nußbrecher.
(Le Caſſe- noix).
Siehe die soffe illuminirte und auf unferer achten Kupfertafel
die erſte Figur.
Schnabels verſchieden, welcher gerader, ſtumpfer, und aus zwey unglei⸗
SE Vogel iſt von den Nußhehern und Aelſtern durch die Geſtalt ſeines
chen Stuͤcken zuſammengeſetzt iſt.
*) Hiftoire naturelle de la Caroline,
Tom. I. pag. 15.
0 Tab. 239.
gar) Nucifraga, le Caſſenoix, Briſſin Tom:
II. pag. 59. tab. 1. fig. 1. — Seines grie⸗
chiſchen Namens Kagphenareuris ungeachtet
war er doch nicht den Griechen bekannt,
denn Gesner hat ihm dieſen Namen gege⸗
ben
niſch heißt er Nucifraga, Schuvenckfeld.
Rꝛacæynsti. — Offifragus; bey einigen
auch Turdela faxatilis. Merula ſaxatilis,
Aldrovand. orn. II. pag. 650: Jonſt. pag. 107.
art. 2. — Pica abietum guttata, rieb. —
Graculus alpinus ſeu montanus Turneri,
Schvvenckf. Coruus einereus cauda alis-
que nigris, Linn. Faun. Suecic. I. n. 5, —
u. . w. Tuͤrkiſch Garga. Deutſch Nuß⸗
Auch hat man die Benennung Koxxo-
Foxusns auf ihn gedeutet, allein dieſe iſt
für den Kernbeiſſer treffender. Auf Latei⸗
Auch unterſcheidet er ſich von jenen Voͤ.
M. 3. geln
brecher, Nußkraͤhe, Nußpicker, Kleins Voͤg⸗
durch Keyger S. 60. — Tannenheher,
Sriſch Voͤgel Deutſchl. nebſt einer richtigen
Figur. — Tuͤrkiſcher Holzſchreyer u. ſ. w.
Polniſch Klesk, Grabulusk. Ruſſiſch Ko.
ftorkyz Engliſch Nut - craeker, Hdvvards
Glean. tab. 240. mit einer ſehr guten Abbil⸗
dung. — Sranzoͤſiſch Pie grivelée.
der Verf und Ueberſ.
1) Garyocatactes, Gesn. au. 245: WiE-
lughli ornith. 90. tab. 20. Ray Synopſ. au,
p. 42. — Pica nucifraga, Klein hiſt. au.
pag: 116. n. 4. — Goruns Caryocatactes, fu-
ſcus alboque punctatus; alis caudaque mi--
gris, re&ricibus: apice albis, intermediis
apice detritis, Linn Faun, Suec, 91. Schwe⸗
diſch Nötwecka, Nötkraka, Syſfem, Natur.
Edit. XII. pag. 57. n. 10. Kram, Elench,
n. io: Mäüeller Prodrom, Zool. dan: pag. 13,
n. 91. Daͤniſch Nödde-Krige. Norweg⸗
Not-
94 Hiſtorie der Natur.
geln durch feinen Naturtrieb, dem zu Folge er feinen Aufenthalt vorzüglich auf hohen
Bergen waplet, und durch ſein weniger mißtrauiſches und liſtiges Naturell. Uebri⸗
gens ſtehet er mit den beyden genannten Arten in naher Verwandſchaft, und die mei⸗
ſten Naturforſcher, die ſich aus Liebe zu ihrem Syſtem keine Gewalt angethan haben,
haben keine Schwierigkeit gefunden, ihm zwiſchen den Nußhehern und Aelſtern ſeine
Stelle anzuweiſen, ja ſogar ihn zu den Dohlen zu ſetzen 8), die bekanntermaßen den
Aelſtern gleichen. Er ſoll aber doch noch ſchwatzbafter ſeyn als dieſe Voͤgel.
Blein unterſcheidet zwo Abaͤnderungen in der Galtung der Tannenheher 9
Die eine iſt gefleckt, wie der Staar, hat einen eckigten und starken Schnabel und
eine lange und geſpaltene Zunge, wie alle Aelſterarten. Die andere iſt nicht fe groß,
ihr Schnabel iſt duͤnner, mehr zugerundet, aus zwey ungleichen Theilen zuſammen⸗
geſetzt, deren oberer ‚länger iſt als der untere, und ſie hat eine tief gefpaltene Zunge,
welche ſehr kurz iſt, und ſich gleichſam in der Hoͤhlung des Mundes verlieret ***),
Von ihrem Gefieder erwahnt dieſer Verfaſſer gar nichts.
Nach eben dieſem Schriftſteller freſſen beyde Voͤgel Haſelnuͤſſe, jedoch mit dem
Unterſchiede, daß der erſte dieſelben zerbricht, der andere aber durchbohret. Beyde
naͤhren ſich außerdem noch von Eicheln, Beeren, Pinien, die fie fehr gefchicki abs
klauben, und auch von Inſekten. Endlich verſtecken beyde, wie die Nußheher. Ael⸗
ſtern und Dohlen, dasjenige, was fie nicht aufzehren koͤnnen ).
Die Tannenheher haben zwar kein praͤchtiges Gefieder, es faͤllt aber doch daſſel⸗
be, wegen der weiſſen und dreyeckigten Flecken, welche uͤber den ganzen Körper, den
Kopf ausgenommen, verbreitet ſind, ſehr ins Auge. Dieſe Flecken ſind auf dem
obern Theile des Koͤrpers kleiner, auf der Bruſt aber breiter. Sie machen
elne
des hervorgehen zu koͤnnen, wenn der Schna=
Nöt-Kiadke, Nöddeſkriger. — Scopoli
durch Gunther S. 34. n. 40. Nußbrecher,
Nußfkraͤhe. — Nußhaͤher, Stat. Muͤller
Ueberſ. des Linn. Naturſ. Th. 2. S. 177.
Zorn Petinoth. Th. 2. S. 278. Bloch preuß.
Ornith. im gten St. des Naturf. S. 44. —
Hallen II. pag 26. n. 206. — Hollaͤndiſch
Noote - kraaker. Sepp Nederlandſche
Vog. tab. 3. — Buſſiſch Kedrowka.
a A A. d. Aleberf.
*) Gesmer de Auibus pag. 244. — Tur-
ner ibid. — Klein Ordo auium pag. 61. —
Willagbby Ornitholog, p. 90. — Linnaeus
Syftema Naturae Edit. X. pag. 106. —
Sriſch die ſechs und funfzigſte Kupfertafel.
**) Ordo auium pag. 61.
**) Die Zunge ſcheint, wie Willughby
bemerket, nicht weit uber die Winkel des Nun⸗
bel geſchloſſen iſt; weil die Hoͤhle des Gau⸗
mens, welche gemeiniglich nach der Zunge
eingerichtet iſt, in dieſer Lage durch eine
Hervorragung der untern Kinnlade erfüllet
wird, die in die erwahnte Höhle paßt. Er
ſetzt noch hinzu, daß der Grund des Gau⸗
mens und die Spalte deſſelben mit kleinen
Spitzen beſetzt ſind. 1
3) Klein hat ohnſtreitig in der erſten
Ausgabe feiner Voͤgelhiſtorie den Kernbeiſ⸗
ſer zu der erwaͤhnten Art gemacht; in
der Ueberſetzung aber bloß den eigentlichen
Tannenheher, von dem hier die Rede iſt.
angefuͤhret, und die andere Art gaͤnzlich
mit Stillſchweigen uͤbergangen.
A. d. Ueberſ.
Der Tannenheher oder Nußheher: gs
eine deſto beſſere Wirkung, und ſtechen mehr hervor, weil fie auf einem braunen!
Grunde ſtehen. f
Dieſe Vogel lieben, wie ich ſchon erinnert habe, den Aufenthalt in bergichten
Gegenden. Man ſiehet fie in Auvergne, Savoyen, Lothringen, in der Franche
Comte, in der Schweiz, um Bergamo und in Oeſterreich auf Bergen, die mit
Tannenwaͤldern bedeckt ſind. Auch in Schweden halten ſie ſich auf, jedoch nur in
dem ſuͤdlichen Theile dieſes Landes; ſelten findet man fie: Höher" nach Norden hin⸗
auf ). Das gemeine Volk in Deutſchland hat ihnen den Namen tuͤrkiſcher, italiaͤ⸗
niſcher, afrikaniſcher Voͤgel gegeben; und es iſt bekannt, daß in der Sprache des
Volks dieſe Benennungen nicht einen ſolchen Vogel bedeuten, der in beſagten Landern
wirklich zu Haufe ift,, ſondern einen auslaͤndiſchen Vogel aus einem unbekannten
Lande anzeigen ). i
Obgleich die Tannenheher keine Zugvoͤgel find, ſo verlaſſen fie doch zuweilen
ihre Berge, und breiten ſich in ebenen Gegenden aus. Friſch ſagt, man ſehe ſie
von Zeit zu Zeit in verſchiedenen Diſtrikten Deutſchlands haufenweiſe mit andern
Voͤgeln ankommen, und ſich vorzugsweiſe da niederlaſſen, wo fie: Tannenbaͤume faͤn⸗
den. Unterdeſſen kamen fie doch im Jahr 1754. in großen Zuͤgen nach Frankreich,
und vorzuͤglich nach Burgund, woes doch wenig Tannen giebt. ***) :: fie waren bey
ihrer Ankunft ſo ermuͤdet, daß fie ſich mit Händen fangen ließen. Im October die⸗
ſes Jahres toͤdtete man einen bey Moͤnſtyn in Flintſhiren f), von dem man glaubte,,
er kaͤme aus Deutſchlande. Man muß aber bemerken, daß in dem beſagten Jahre
die Hitze und Trockenheit ſehr groß war, wodurch die meiſten Quellen austrockneten,,
und diejenigen Fruͤchte Schaden litten,, welche den Nußhehern zur: gewöhnlichen:
Nahrung dienen. Da fie nun uͤbrigens bey ihrer Ankunft ſehr hungrig; zu ſeyn ſchie⸗
nen, indem dieſelben haufenweiſe in: aller Fallftricke: eingiengen „ und ſich durch)
s jede?
* Häbitat- in Smoländia, rarior alıbi..
Fauna Suecica pag., 26. m. 75: — Gerini:
bemerkt, daß in Toſtana ſich keine fanden.
Storia degli uecellſi Tom. II pagz 454
* Sriſch am angefuhrten Orte.
* Herr Lottinger 'in Sarbourg; ein!
Kenner der Lorhringiſchen Voͤgel, dem ich
viele Beobachtungen in Ruͤckſicht auf Die:
Sitten; Naturtriebe und das Streichen zu
danken habe, und deſſen eigene Bemerkun⸗
gen ich allemal anzeigen werde; dleſer gez
ſchickte Ornithologe hat mir berichtet, daß:
in eben dieſem 1754 Jahre die Tannenhe⸗
her in ſo großen Haufen nach Lothringen!
kamen, daß Walder und Felder damit er⸗
füllt waren, Sie hielten ſich den ganzen!
October hindurch daſelbſt auf, und fie was:
ren vor Hunger dermaſſen ermattet, daß
man ſich ihnen nähern, und ſie mit Ste⸗⸗
cken toͤdten konnte. Eben dieſer Beobach⸗
ter ſetzt hinzu, daß dieſe Voͤgel im Fahre:
17635 jedoch in geringerer Menge, wieder
erſchienen; daß ihr Ziehen allemal im Herbſt⸗
geſchehe, und daß gemeiniglich zwiſchen je⸗
dem Streichen eine Zwiſchenzeit von ſechs
bis neun Jahren vergehes Indeſſen muß
man dieſes bloß auf Lothringen einſchraͤn⸗
ken; denn in Frankreich, und vorzuͤglich“
in Burgund, ereignen ſich die Durchzuͤge
der Tannenheher nur in groͤßern Zwiſchen⸗
zeiten. 5
+), Salerne: Hiſtoire des oifeanz pag. .
96 Hiſtorie der Natur.
jede Lockſpeiſe fangen ließen, fo iſt es wahrſcheinlich, daß fie aus Mangel
an Nahrung gezwungen geweſen find, die fichern Oerter ihres Aufenthalts zu
verlaſſen ). f "
Eine von den, Urſachen, welche verhindern, daß dieſe Vögel in nahrungs⸗
reichen Ländern nicht bleiben, und ſolche zu ihrem beſtaͤndigen Wohnſitze machen, foll
auch folgende ſen. Da fie den Wäldern großen Schaden zufügen, indem fie die
großen Baͤume, nach Art der Spechte, anbohren, ſo fuͤhren die Beſitzer dieſer Waͤlder einen
beſtaͤndigen Krieg gegen fie, fo daß dieſe Voͤgel theils aufgerieben, theils aber ge«
noͤthiget werden, in bergichte Wälder zu flüchten, wo fie von keinen Nachſtellungen
geſtoͤret werden. a
Dieſe Gewohnheit, die Baͤume anzubohren, iſt nicht die einzige Aehnlichkeit,
die ſie mit den Spechten gemein haben; ſondern ſie niſten gleichfalls, ſo wie die
Spechte zu thun pflegen, in die Loͤcher der Baͤume, und vielleicht in ſolche Löcher,
die fie felbft ausgehoͤhlet haben. Es find auch ihre mittelſten Schwungfedern am
Ende eben fo abgenutzt *); ein Umſtand, welcher anzuzeigen ſcheint, daß fie fo, wie
jene, auf den Bäumen herumklettern. Wenn man alſo dem Tannenheher diejenige
Stelle, die ihm von der Natur angewieſen zu ſeyn ſcheint, erhalten wollte, ſo muͤßte
man ihn zwiſchen die Nußheher und Spechte ſtellen. Es iſt auch allerdings beſon⸗
ders, daß Willughby ihm in ſeiner Ornithologie eben dieſen Ort eingeraͤumet hat,
obgleich ſeine davon mitgetheilte Beſchreibung keine Verwandſchaft zwiſchen dieſem
Vogel und dem Spechte anzeiget. g 5 Ge
Der Tannenheher hat einen haſelfarbenen Augenring; fein Schnabel, Füße
und Krallen ſind ſchwarz **); die Naſenloͤcher rund, und mit kleinen weißlichten,
nahe an einander ſtehenden, wenig biegſamen und vorwaͤrts gekehrten Federn gleich⸗
ſam beſchattet. Die Fluͤgel⸗ und Schwungfedern find ſchwaͤrzlicht, ohne Flecken,
und endigen ſich mehrentheils in eine weiſſe Spitze; jedoch ſind in verſchiedenen Sub⸗
jekten und in den verſchiedenen Beſchreibungen derſelben mancherley Abaͤnderungen
angegeben ). Es ſcheint daher ſich die Meynung des Herrn Klein in Ruͤckficht
5 der
3) Sie ſollen, wie Scopoli ſagt, in
Crain einheimiſch ſeyn. In Sachſen und
Thuͤringen aber, ſetzt Guͤnther hinzu, iſt dieſer
Vogel ſelten, bruͤtet daſelbſt gar nicht, und zei⸗
get ſich nur alle vier bis ſechs Jahre zur
Zeit der Aerudte, da er deun den reifen
Hanf anfallt, und deſſen Koͤrner begierig
verſchlucket. Er ſcheint nicht allzu verſchla⸗
gen zu ſeyn, denn er wird oͤfters auf den
Hanfbündeln in Sprenkeln in ziemlicher Aus
ask! angen.
zahl gefang A. d. Ueberſ.
) Intermediis apice detritis, Linn. Sylt.
Nat. Edit. X. pag. 106. \
) Digitis, vr in pica glandaria, variis
articulis Hexibilibus, Schvvezckfeld, pag. 310.
Wir haben aber oben geſehen, daß die Nuß⸗
heher an den Zehen nicht mehrere Gelenke
als die uͤbrigen Voͤgel haben.
„) Man ſehe Gesner, Schwenkfeld,
Aldrovand, Willugyby, Briſſon u. a.
den Rzacsynski darf man nur mit Vorſicht
zu Rathe ziehen, weil er beſtaͤndig den
f 8 Kern⸗
Der Tannenheher oder Nußkeher. 97
der beyden Raſſen oder Varietäten zu beſtaͤtigen, welche er in der Art der Tannen⸗
heher annimmt ). x
Man findet in den Schriftſtellern der Naturgeſchichte über ihr Eyerlegen, Brüs
ten, die Erziehung ihrer Jungen, und die Dauer ihres Lebens noch keine genauen
Beobachtungen ). Dieſes ruͤhret ohnſtreitig daher, weil ſie, wie wir geſehen ha⸗
ben, unzugangliche Oerter bewohnen, wo fie unbekannt find, und noch lange unbe
kannt bleiben, und deſto gluͤcklicher leben werden, je ſicherer ſie ſind.
Die Birkheher. (Les Rolliers).
Wi man die Mandelkraͤhe (Le Rollier d' Europe) zu dem Muſter dieſer Gate
tung machte, und zu ihren Unterſcheidungskennzeichen nicht bloß eine oder
zwo aͤußerliche und iſolirte Eigenſchaften, ſondern das Ganze ihrer bekann⸗
en Eigenſchaften annähme, von denen dieſer Gattung vielleicht keine einzige fchlech«
terdings eigen iſt, ſondern deren Summe und Verbindung ſie erſt bezeichnet: ſo
wuͤrde man eine betraͤchtliche Veraͤnderung in dem Verzeichniß der Arten machen
muͤſſen, woraus Briſſon dieſe Gattung zuſammengeſetzt hat. Man muͤßte naͤmlich
ſowohl diejenigen aus dieſem Verzeichniß ausſtreichen, an denen man nicht genug
Aehnlichkeit mit der Mandelkraͤhe entdeckt, als auch ſolche einzelne Subjekte zu dieſer
Art wieder hinzuſetzen, die zwar einigen, jedoch aber einen ſolchen Unterſchied haben,
der geringer als derjenige iſt, welchen man oft zwiſchen dem Maͤnnchen und Weib⸗
chen von einerley Art, zwiſchen einem jungen und einem mehr erwachſenen,
oder einem und demſelben Vogel, der aus einem warmen Lande in ein kaltes
gebracht worden, entdeckte, oder der endlich bey einem und demſelben Subjekt ſtatt
findet, wenn es erſt aus der Mauſter koͤmmt, oder wenn ſein Verluſt wieder ergaͤnzt
worden, und daſſelbe neue und praͤchtigere Federn als vorher wieder erlangt hat.
Dieſen
Kernbeißer (Coccotkrauſtes) mit dem Tan⸗
nenheher (Caryocatactes) verwechſelt. Au-
&tuarium pag. 399.
4) Man ſehe oben unſere Anmerkung u. 2.
S. 94. — Indeſſen giebt doch H. S. Muller
(Prodrom. Zool. dan. pag. 12). außer dem
ſchwarz und weiß gefleckten noch eine Abaͤn⸗
derung an, die ins Rothe faͤllt. h
A. d. Ueberf,
Buͤffons Vögel V. B.
5) Er niſtet in den Hoͤhlen alter Baͤu⸗
me, ſammlet ſich Vorrath von Nuͤſſen, wel⸗
che er, wenn er ſie freſſen will, in eine
Ritze klemmt, oder in dem einen Fuße halt,
und ſodann die Schale entzweyhackt. Hat
die Hoͤhle zu ſeinem Neſte eine allzugroße
Oeffnung, fo macht er den Eingang dazu
mit zaͤhem Leimen enger. Stat. Muͤller am
angefuhrten Orte. N
A. d. Ueberſ.
N
98 Hiſtorie der Natur.
Dieſen, wie ich glaube, gegruͤndeten Ideen zu Folge halte ich mich fuͤr berech⸗
tiget, 1) aus der Mandelkraͤhe (ſiehe die 486ſte illuminirte Kupfertafel) und
dem Shaga-rag aus der Barbarey, deſſen Shaw erwaͤhnet, eine einzige Art zu
machen. ; “
2) Ich bringe ferner den abyſſiniſchen (no. 626.) und den ſenegalliſchen
(no. 326.) Birkheher, welche Briſſon nicht gekannt zu haben ſcheint, unter eine
und dieſelbe Art. x 3
3) Ferner rechne ich zu einer und eben derſelben Art den Birkheher von Min⸗
danao (no. 285.); den von Angola, (no. 88.) woraus Briſſon feinen zweyten,
und dritten Birkheher macht *); nnd den von Goa, (no. 62 7.) deſſen Briſſon
gar nicht erwaͤhnt. Dieſe drey Arten machen bey mir nur eine einzige aus. Die
Urſachen hiervon werde ich unten unter dem Abſchnitt von den Birkhehern von An⸗
gola und Mindanao anführen. N
4) Die fünfte Art des Briſſons, oder den chineſiſchen Birkheher, ſchließe
ich von dieſer Gattung aus, weil dieſes ein ganz verſchiedener Vogel iſt, und weit
mehr dem kayenniſchen Birkheher gleichet, mit dem ich den erſten unter der gemein⸗
ſchaftlichen Benennung Rolle aufführen werde. Ich habe dieſe beyden vor die Birk
heher geſetzt, weil fie den Uebergang von den Nußhehern zu den Birkhehern zu mas
chen ſcheinen.
5) Den antilliſchen Birkheher, der die ſechſte Art des Briſſons iſt ), habe
ich zu den Aelſtern, aus den oben in der Geſchichte der Aelſtern angeführten. Urſachen,
zuruͤckgewieſen. 5
6) Dem Yizquanhtli, den Briſſon als feine ſiebente Art unter dem Namen
des neuſpaniſchen Birkhehers auffuͤhret, laſſe ich ſeinen Ort unter den Raubvoͤgeln,
wo ihn der Herr von Buͤffon nach den Adlern und Balbuſards abgehandelt hat ).
Es iſt dieſes wirklich, nach dem Fernandez, als dem Schriftſteller, der ihn zuerſt⸗
beſchreibt +), und auch nach dem Seba, der dem erſten nachgeſchrieben hat r), ein:
wahrer Raubvogel, welcher auf Haaſen und Kaninchen ſtoͤßt, und daher von den:
Birkhehern weit verſchieden iſt. Fernandes ſetzt noch hinzu, daß er ſich zur Jagd
abrichten laſſe, und von der Groͤße eines Widders ſey.
7) Ich ſchließe auch den kloexotototl, oder den gelben mexikaniſchen Birkhe⸗
her ), welches Briſſons neunter Birkheher iſt, hiervon aus. Ich habe denſel⸗
5 ben
*) Ornithelog. Tom. II. pag. 69. 72 ) Fiſtoria auium neuae Hifpaniae:
et 75. Cap. C.
**) Ornitholog. Tom II. pag. 80
6) Hiftoire naturelle des Oifeauxs» AS Te
Tom. T pag. 192. und in unſerer deutſchen +tf) Hiſtoria auium nouae Hifpaniae,
Ueberſetzung Theil 1. S. 113. Cap. LVIII. — Seba Tom. I. p. 96. no, 1.
1
Die Birkheher.
ben nach der Aelſter abgehandelt, da er mehr Verwandtſchaft mit dieſem als mit
irgend einem andern Vogel hat.
8) Endlich habe ich den Ococokin des Fernandez ) zu den Wachteln aus den das
ſelbſt angeführten Urſachen ) zuruͤckgewieſen. Auch kann ich dem Ococolin des
Seba, der vom Ococolin des Fernandez ſehr verſchieden iſt, hier keinen Platz einraͤu⸗
men, ob er gleich einerley Namen mit ihm hat; denn es hat derſelbe die Geſtalt und
Groͤße des Raben, einen dicken und kurzen Schnabel; ſeine Zehen und Krallen ſind
ſehr lang, und feine Augen find mit rothen Warzen umgeben u. ſ. w ***), Es blei⸗
ben alſo nach dieſer Verminderung, die mir ſo maͤßig als nothwendig zu ſeyn ſcheint, und
nach Hinzuſetzung ſowohl einiger neuen Arten und Varietaͤten, die meinen Vorgaͤn⸗
gern unbekannt geweſen ſind, als auch der ein und dreyßigſten Troupiale des
Briſſons f), welche meiner Meynung nach eine Mittelgattung zwiſchen den Birk⸗
behern und Paradiesvögefn iſt, nur noch zwo Arten von Hehern (Rolles) und ſieben
Arten von Birfhehern mit ihren Spielarten uͤbrig. ]
Der chineſiſche Heher. Le Rolle
de la Chine) .
Siehe die 6ꝛoſte illuminirte Kupfertafel.
ie Naſenloͤcher find bey dieſem Vogel, fo wie bey den Birkhehern, unbedeckt,
8 und ſein Schnabel iſt auch beynahe eben ſo gebildet. Sind aber dieſe aͤhn⸗
lichen Züge wohl entſcheidend genug, um ihn unter die Birkheher ſetzen zu
muͤſſen? und kann man dieſem bereits angegebenen Unterſchiede nicht noch betraͤcht⸗
lichere und mannichfaltigere Verſchiedenheiten „ Dieſe Verſchiedenheiten
2
ger nicht genug Für dieſen haͤufigen Irrthuͤ⸗
9
beſtehen
) Hiftoria aui“¹]m nouae Hıfpaniae, Cap.
LXXXV.
*#)-Hiftoire naturelle des Oiſeaux, Tom.
IV. pag 299. und in unſerer deutſchen Ue⸗
berſetzung Th. 4 ©. 141.
e Seba pag. 100. no. 1. — Ein neuer
Beweis der Freyheit, die ſich dieſer Schrift⸗
ſteller genommen hat, die Namen gewiſſor
ausländiſcher Voͤgel, andern im Grunde
ganz verſchiedenen ebenfalls ausländiſchen
Vögeln beyzulegen. Man kann Anfaͤu⸗
mern warnen, welche eine ſo große Ver⸗
wirrung in der Ornithologie anzurichten
pflegen. f |
+). Supplem. Tem. VI. pag.'37.
1) Es iſt dieſes der Galgulus Sinenfis oder
Rollier de la Chine des Briſſons; allein
dieſer Naturforſcher erwaͤhnt in ſeiner Be⸗
ſchreibung weder ſeiner Kuppe noch auch ſei⸗
nes ſtufenfoͤrmigen Schwanzes.
A. d. Ueberf.
100 Hiſtorie der Natur.
beſtehen theils in der Größe der Füße, welche bey dem chineſiſchen Heher Häm
ger find; theils in den Flügeln, welche kuͤrzer find, und aus weniger Schwung⸗
federn beſtehen, die außerdem noch unter ſich eine andere Verhaͤltniß haben );
theils in der Geſtalt des Schwanzes, welcher ſtufenfoͤrmig iſt; theils endlich auch in
der Geſtalt ſeiner Kuppe, die eine wahre Nußbeherkuppe iſt, und des blauen kana⸗
diſchen Nußhehers feiner vollkommen gleichet. Dieſer Verſchiedenheiten, und haupt⸗
fachlich derjenigen wegen, welche die Lange der Fluͤgel betrifft, als deren Einfluß auf
die Sitten eines Vogels nicht geringe ſeyn kann, habe ich mich für berechtiget gehal⸗
ten, den chineſiſchen Heher von den Birkhehern zu trennen, und ihm zwiſchen dieſen
und den Nußhehern ſeine Stelle anzuweiſen, zumal da dieſer Vogel ſich durch alle
diejenigen Ungleichheiten, welche ihn von den Birkhehern entfernen, den Nußhehern
zu naͤhern ſcheint. Denn wenn man auch die Kuppe, deren ich bereits erwaͤhnt
habe, nicht mit dazu rechnet, fo iſt es bekannt genug, daß die Nußheher längere
Füße und kuͤrzere Flügel haben, als die Birkheher; daß die Fluͤgelfedern der Nuß⸗
heher in demjenigen Verhaͤltniß unter einander ſtehen, wie bey dem chineſiſchen He⸗
her, und daß endlich viele von ihnen einen ſtufenfoͤrmigen Schwanz haben, wie z. B.
der blaue canadiſche, der braune canadiſche, und der chineſiſche Nußheher. 2
— —
— —y—„— u dGkãꝛ—
Der kayenniſche Heher. (Le Grivert ou
Kolle de Cayenne).
Siehe die 6 16fte illuminirte Kupfertafel.
N Jan darf dieſen Vogel von dem chineſiſchen Heher nicht trennen, weil er gleich.
falls einen ſtarken Schnabel, kurze Fluͤgel, lange Fuͤße, und einen ſtufen⸗
foͤrmigen Schwanz hat. Er unterſcheidet ſich von demſelben bloß durch
feine kleine Leibesgeſtalt und durch die Farbe feines Gefieders, welches ich, weil es
grau und grün iſt, durch den franzoͤſiſchen Namen Cxrivert ausgedrückt habe.
Was die Sitten dieſer beyden Heher anbelangt, ſo ſehe ich mich nicht in den Stand
geſetzt, eine Vergleichung anzuſtellen. Indeſſen iſt es doch wahrſcheinlich, daß
Vögel, welche faſt die naͤmliche Bildung in den aͤußerlichen Theilen, und zwar bes
beſonders in ſolchen haben, die zu Hauptverrichtungen, als zum Gehen, Fliegen,
8 Eſſen
) Bey dem chineſiſchen Heher beſtehet Bey dem Birkheher im Gegentheil be⸗
feder Fluͤgel aus achtzehn Schwungfedern, ſtehet der Fluͤgel aus drey und zwanzig
wovon die erſte ſehr kurz, die fuͤnfte aber Federn, wovon die zweyte unter allen am
vm laͤngſten iſt, wie bey dem Nußheher. längſten iſt.
rr *
Der kayenniſche Heher. 101
Eſſen dienen, auch in ihren Sitten einander ziemlich gleich ſeyn werden. Ja mich
duͤnkt, daß die Gleichheit der Arten ſich durch dieſe Uebereinſtimmung in den Haupt-
erganen deutlicher darthut, als durch die kleinen Haare, welche um die Naſen⸗
loͤcher herum wachſen.
——
—
Die Mandelkraͤhe. (Le Rollier
d Europe).
Siehe die 486ſte illuminirte und auf unſerer achten Kupfertafel
die zwote Figur.
ſcher Papagey, unter denen dieſer Vogel bekannt iſt, find ihm ohne groſ⸗
Da Namen ſtraßburgiſcher Nußheher, mMeeroͤlſter, Birkaͤlſter, deut⸗
ſes Nachdenken, und aus einer Aehnlichkeit, die das gemeine Volk zu finden
* Gesner hatte ſagen hoͤren, daß der
deutſche Name Roller fein Geſchrey aus⸗
drückte. Schwenkfeld ſagt eben dieſes von
dem Worte Rache. Einer von beyden muß;
ſich hier geirrt haben, und ich bin geneigt
zu glauben, daß Gesnern dieſer Irrthum
trifft. Denn das Wort Bache, welches
Schwenkfeld annimmt, hat mehrere Aehn⸗
lichkeit mit den meiſten Namen „ die man
der Mandelkraͤhe in verſchiedenen Laͤndern ge⸗
geben hat. Auf Deutſch heiſit er: Galgenre⸗
gel, Halkregel, Galskregel. Ricke. Polniſch
Kraska. Schwediſch Spansk -Kracka u. ſ. w
In der Barbarey Schaga- Nag. In Deutſch⸗
land wird er auch noch Heideaͤlſter, Kugel⸗
älter, Mandelkrahe, deutſcher Papagey ge⸗
nennet, und endlich auch Koller, welchen
Namen die Eu, länder angenommen ha⸗
“ben. Lateiniſch Marcolfus, (dieſen Namen
hat auch der Nußheher, wie wir oben
S. 80. geſehen haben) Garrulus, Galgulus,
Cornix coerulea, Coruus. dorſo fanguineo,
Pica marina, Coxacias etc.
1) Cornix coerulea, Gesner au. 335. A.
dre vand. orn. 1. 12. c. 5. t. 791. 792.
N 3 glaubte,
Willughby orn. 85. t. 20. Jonſt. zu. p. 36.
t. 17. Hor m. Muſ. 296. Klein. Schuvenchf.
Rzacz. — Garrulus argentoratenſis, Gern. I. e.
Aldrovand, orn lib. i2.e.18. Ray Sy nopſ. au.
Pag, 41. — Pica marina, Aldovand. orn.
J. 12. c. 16. — Galgulus, le Rollier, Briffor
au. 2. pag. 64. — Garrulus.coeruleus, Pica
coerules, Sriſch Voͤg. Deutſchl. die 57. Taf.
— The Roller, Edwvards tab. 109. —
Coracias, Moebring. ail gen. — Coruus
dorſo fanguineo,remigibusnigris, rectricibus
viridibus, Faun. Suee. n. 73. — Corstias:
garrula, coerulea, dorfo ruhro, remigibus
nigris, Linn. Syſt. nat. Edit. XII. pag 159.
n. 1. Fr. O. Mueller Prod. Zool. dan. p. 15.
Daͤniſch klle-Krage. Norweg. Blaa-Kraake,
Kram. El. p. 335. n. 6. Mandelkraͤhe, Ras
cker, blaue Raacke, Birkheher, blaue Kraͤhe,
Klein durch Reyger S. 61. Zorn Petinoth.
Th. 2. S 267. Scopoli durch Günther
©. 38. n. 44. Bloch preuß. Ornitholo⸗
gie im gten. St. des Naturforſch. S. 45.
Stat. Muͤller Ueberſ des Linn. Natur ſyſt.
Th. 2. S. 181. Seeligm. IV. 4. Fall. II.
264. n. 212. A. d. Ueberſ.
107 Hiſtorie der Natur.
glaubte, und die folglich nur ſehr leicht gegrändet iſt, gegeben worden. Ein einzi⸗
ger auf den Vogel, oder auch nur auf eine gut ausgemalte Figur hingeworfener Blick
zeigt uns gleich, daß er kein Papagey ſey, obgleich ſein Gefieder mit Blau und
Gruͤn gezieret iſt; auch wird man ihn bey genauerer Betrachtung gewiß fuͤr keine
Aelſter, noch auch für einen Nußheher halten, ob er gleich wie dieſer Vogel unaufa
hoͤrlich ſchreyt ). — Er unterſcheidet ſich auch in der That durch feine Geſichtsbil⸗
dung und Anſtand gar ſehr von dieſen Voͤgeln. Ueberdieſes iſt ſein Schnabel nicht
ſo ſtark, ſeine Fuͤße ſind verhaͤltnißmaͤßig um vieles kuͤrzer, und ſogar kuͤrzer als die
mittelſte Zehe; ſeine ſind Fluͤgel laͤnger, und ſein Schwanz iſt ganz anders geſtaltet, denn
deſſen beyde aͤußere Ruderfedern gehen uͤber einen halben Zoll (wenigſtens bey einigen
Voͤgeln dieſer Art) uͤber die andern weg, die zehn mittlern aber ſind einander
gleich. Ueberdieſes hat er noch eine Art von Warze hinter dem Auge, und
das Auge ſelbſt ift mit einem Ringe von einer gelben unbefiederten Haut ein⸗
gefaßt **). . N
u . endlich die Benennung des ſtraßburgiſchen Nußhehers in allem Be⸗
tracht fehlerhaft ſey, zeiget auch noch dieſes, daß die Mandelkraͤhe in den Gegenden
um Straßburg nichts weniger als gemein iſt; eine gewiſſe Verſicherung, die ich von
dem Herrn Hermann, daſigem Lehrer der Arzneywiſſenſchaſt und Naturgeſchichte,
empfangen habe. „Die Mandelkraͤhen ſind, wie dieſer Gelehrte ſchreibt, daſelbſt
„ſo ſelten, daß kaum binnen zwanzig Jahren ſich ihrer drey oder viere dahin verir⸗
„ren. «) Diejenige Mandelkraͤhe, welche Gesnern von Straßburg aus zugeſchickt
wurde, war ohnſtreitig eine dergleichen; Gesner aber, der davon keine Konntniß
hatte, und wahrſcheinlicher Weiſe glaubte, daß ſie daſelbſt gemein waͤre, nennte ſie
den ſtraßburgiſchen Nußheher (Garrulus argentoratenſis), ob ſie gleich, ich wieder.
hole es noch einmal, weder ein Nußheher war, noch auch von Straßburg kam.
Uuꝛeebrigens iſt die Mandelkraͤhe ein Zugvogel, der feine Wanderungen der Regel
nach alle Jahre, und zwar im May und September, vornimmt *). Demohn⸗
erachtet aber iſt er doch nicht ſo haͤufig anzutreffen, als die Aelſter und der Nußhe⸗
her. Er haͤlt ſich in Schweden f) und in Afrika Ff) auf. Allein weit gefehlt, daß
er ſich durch ſein Streichen in den dazwiſchen liegenden Laͤndern ausbreiten follte, fo
iſt er in verſchiedenen beträchtlichen Diſtrikten Deutſchlands ff), Frankreich, der
Schweiz ff), und fo weiter unbekannt. Hieraus laͤßt ſich ſchließen, daß er bey
6 ’ feinem
) Aldrovand. Ornitholog. Tom. I. pag. ) Siehe den Auszug eines Brieſes
700. des Godehen de Riville über das Ziehen
) Edvvards tab. 109. — Briffon ers der Voͤgel, im Tom. II. des Memoires pre.
waͤhnt weder dieſer Warze, noch auch der fentesä PAcademie royale des Sciences de
beſondern Geſtalt des Schwanzes. Paris, pag. 82. s
1) Sie find zwar daſelbſt ſelten, man hat +) Fauna Suecica, no, 73.
aber doch im Hagenauer Forſt ein Neft davon IN Ebavvs Travels etc. pag. 251. Kö
gefunden. Deckmanns phyf.ökon. Biblioth, 1) Siehe Sriſchens 57ſte Kupfertafel.
B. 8. S. 531. A. o. Ueberſ. ff) Capta epud nos anno 156% Au-
Die Mandelkraͤhe. 105
ſeinem Ziehen aus Smoland und Schonen bis nach Afrika einen ziemlich engen
Strich haͤlt. Man hat auch genug Bemerkungen, um die Richtigkeit dieſes Strichs be⸗
ſtimmen zu Eönnen, ohne dabey einen großen Fehler zu begehen. Er ziehet nämlich:
durch Sachſen, Franken, Schwaben, Bayern „Tyrol, Italien *) „Sicilien 90
und endlich durch die Inſel Malta ***), welche gleichſam eine 1 9 Ruhe⸗
platz für die meiſten Voͤgel iſt, welche über das mittellaͤndiſche Meer ziehen. Der
von Edwards beſchriebene Vogel war auf den Felſen bey Gibraltar geſchoſſen wor⸗
den, wohin er von den afrikaniſchen Kuͤſten hatte kommen koͤnnen; denn dieſe Voͤgel
flegen ſehr hoch f). Man ſiehet ihrer auch um Straßburg, ob dieſes gleich, wie
wir oben gefehen haben, felten geſchiehet; ferner in Lothringen und mitten in Frank⸗
reich ft). Es ſind dieſes wahrſcheinlicher Weiſe aber nur junge Voͤgel, welche den
großen Haufen verlaſſen, und ſich unterweges verirret haben. — Die Mandelkraͤhe
iſt auch weit wilder als der Nußheher und die Aelſter. Sie hält ſich in den einſam⸗
ſten und dickeſten Waͤldern auf. Ich weis auch nicht, ob es jemals Jemanden ge⸗
lungen iſt, dieſelbe zahm zu machen und reden zu lernen ff). Inzwiſchen iſt die
Schoͤnheit ihres Gefteders ein ſicherer Buͤrge, daß zu dieſer Abſicht Verſuche ange⸗
ſtellet worden ſind ). Ihr Gefieder iſt eine Vermiſchung von ſchoͤnen blauen und
gruͤnen Schattirungen mit darunter gemengtem Weiß, welche durch die ihnen entge⸗
gengeſetzten dunklern Farben erhoͤhet werden ttt) 9).
guſti medie, nec agnita.
bus pag. 203. !
*) Memini hanc videre aliquando Bono-
niae,.Geszer pag. 703.
*) Vidimus venales in Ornithopolarum
tabernis Meſſanae Siciliae. Willaghby Orni-
thelog, pag. 89.
** Vidimus Melitae in foro venales,
Willugbhy ibid. Man ſehe auch den von dem
Herrn Godeheu oben angeführten Brief.
+) Gesner de auibus pag. 702.
I) bin Ornitholog. Tom. II. pag. 68.
— Herr Lottinger hat mir berichtet, daß
dieſe Voͤgel noch ſeltener und in geringe⸗
rer Menge durch Lothringen zoͤgen, als die
Nußheher. Er ſetzt noch hinzu, daß ſie
aich nur im Herbſte nicht. anders als die
Im Jahr 1771.
Nußheher ſehen ließen,
wurde einer bey Sarbourg verwundet, er
lebte aber doch noch bey ſeinen Wunden,
und ohne etwas zu eſſen, dreyzehn oder vier⸗
zehn Tage.
11) Sylueſtris plane et immanſuela.
Schuvenckfeld. pag. 233,
Gesper de auĩ-
Man u, ſich jedoch aus
einer
2) Zorn verſichert (Petinoth. Th. 2. S.
268.) daß, wenn man ſie einſperret, ſie nur
etliche Tage lebendig erhalten werden koͤnnten.
A. d. Ueberſ.
Fi) Linne“ iſt der einzige, welcher
ſagt, ihr Ruͤcken ſey blutfaͤrbig ). Faunz
Suecica no. 73. Sollte wohl aber das von
ihm beſchriebene Subjekt von allen andern
verſchieden geweſen ſeyn, welche die uͤbri⸗
gen Naturforſcher beobachtet haben?
3) Linne“ hat in der zwoͤlften Ausgabe
ſeines Naturſyſtems die Beſchreibung die⸗
ſes Vogels anders abgefaßt; hier ſagt er
von ihm, daß er einen rothen Rücken (dorſd
rubro) habe.
d. Uebe
rſ⸗
4) Kopf, Hals, ruf und Bauch find
bey dem Männchen grünblau ; der Ruͤcken
und ein Theil der Flügel hellbraun; die
Schwungfedern ſind von der Spule an am
Ruͤcken der Fahne zur Hälfte weißgrün
und grünblau, die andere Halfte bis zur
Spitze dunkelblau. Auf dem Bürzel glänzt:
ein ſehr hohes Blau, und auf den Deck⸗
federn
Hiſtorie der Natur.
einer illuminirten Abbildung einen richtigern Begriff von der Austheilung dieſer Far-
ben, als aus allen Beſchreibungen machen; nur muß man ſich merken, daß die Jun⸗
gen die Laſurfarbe erſt im zweyten Jahre bekommen, da im Gegentheil die Nuß⸗
heher ihre ſchoͤnen blauen Federn vor dem Ausfliegen aus dem Meſte ſchon an
ſich haben. 5
Dieſe Vögel niſten, wenn fie koͤnnen, auf Birken; und wählen nur alsdenn
andere Bäume zu ihrer Wohnung, wenn fie keine Birken finden ). In denen⸗
jenigen Landern aber, wo dieſe Baͤume ſelten find, wie auf der Inſel Malta und in
Afrika, ſollen fie ihr Neſt in die Erde bauen *). Verhaͤlt ſich dieſes fo, fo muß
man geſtehen, daß der Inſtinkt der Thiere, welcher hauptſaͤchlich von ihren innerli⸗
chen und aͤußerlichen Faͤhigkeiten abhaͤngt, zuweilen durch die Umſtaͤnde gar merklich
verändert wird, und ſehr verſchiedene Wirkungen hervorbringt, je nachdem es die Verſchie⸗
denheit der Oerter, der Zeit und der Materialien, deren ſich das Thier zu bedienen
genoͤthiget ſiehet, erfordern. f ;
Klein ſagt, die jungen Mandelkraͤhen wuͤrfen, wider die Gewohnheit der Voͤ,
gel, ihre Excrementen in das Neſt aus“ ). Daher hat man vielleicht geglaubt, daß
dieſer Vogel ſein Reſt mit Menſchenkoth uͤberſchmierte, welches man auch von dem
Wiedehopf behauptet hat f). Es iſt dieſes aber deswegen nicht glaublich, weil der»
ſelbe ſich in den oͤdeſten und einſamſten Oertern aufhält. b ö
Man ſiehet oft dieſe Voͤgel in Geſellſchaft der Aelſtern und Kraͤhen auf den ge⸗
pflügten Aeckern, die nahe an den Wäldern gelegen find, worinnen fie ſich aufhalten.
Hier klauben fie kleine Körner, Wurzeln und Würmer, welche vermittelſt der Pffug⸗
ſchaar auf die Oberflache der Erde find geworfen worden, auch den erſt gefästen Saa⸗
men auf ff). Fehlt es ihnen an dieſer Nahrung, fo gehen fie nach wilden Beeren,
Kaͤfern,
104
federn über dem Schwanze iſt etwas Grün
damit vermiſcht. Die Schwanzfedern ſind
gleichfalls blau und blaugruͤn, die duſſer⸗
fen aber fallen in etwas ins Meißlichte.
Zorn am angeführten Orte.
A. d. Ueberſ⸗
*) Sriſch, ſiehe deſſen 57ſte Kupfertafel.
) Herr Godeheu ſagt in dem von mir
angefuhrten Briefe, „ein Jaͤger habe ihn
„berſichert, daß er im Monat Junius ei⸗
„nen ven dieſen Vögeln habe aus einem
„Erdhaufen kommen feyen, worinnen er
„ein Loch in der Groͤße einer Fauſt bemerk⸗
„te. Da nun dieſer Jäger an dieſem Orte
„dem Gange des Loches, deſſen Richtung
„horizontal war, nachgrub, fand er ohnge⸗
„fähr einen Fuß tief ein aus Stroh und
„Reiſern verfertigtes Reſt, worinnen zwey
„Eyer befindlich waren.“ Das Zeugniß
dieſes Jaͤgers wurde, wenn es das einzige
wäre, verdaͤchtig ſeyn; allein es ſcheint
daſſelbe durch die Bemerkung des Herrn
Shaw beſtaͤtigt zu werden, welcher, da er
von dieſem Vogel redet, der in Afrika un⸗
ter dem Namen Shaga- rag bekannt iſt, ſagt,
er baue fein Neſt in den erhabenen Ufern.
Demohnerachtet aber befürchte ich doch felr,
es moͤchte hier ein Irrthum vorgefallen
ſeyn, und man hade wegen der Aehnlichkeit
der Farbe den Eisvogel fur die Mandelkraͤhe
angeſehen. '
) Ordo auium pag. 62.
+) Schuvenckfeld. pag. 243.
++) Sriſch am angefuhrten Orte.
Die Mandelkraͤhe. 105
Kaͤfern, Heuſchrecken, und ſogar nach Froͤſchen ). Schwenkfeld ſetzt noch hinzu,
daß ſie zuweilen auch dem Aaſe nachgehen. Geſchieht dieſes, ſo muß es waͤhrend des
Winters, und nur im Falle der aͤußerſten Noth **) ſeyn; denn fie werden uͤberhaupt
fuͤr keine fleiſchfreſſenden Thiere gehalten; und es bemerkt auch eben dieſer Verfaſſer,
daß fie im Herbſte ſehr fett werden, und zu dieſer Zeit gut zu eſſen find ); ein
Umſtand, der bey ſolchen Voͤgeln nicht ſtatt findet, welche vom Aas leben. 5
Die Mandelkraͤhe hat lange, enge, und in einer ſchiefen Richtung liegende
Naſenloͤcher, welche nahe an der Grundflaͤche des Schnabels befindlich, und mit
keinen Federn bedeckt ſind. Ihre Zunge iſt ſchwarz, nicht geſpalten, ſondern an ih⸗
rem Ende gleichſam wie zerriſſen; hinterwaͤrts endigt ſie ſich auf jeder Seite durch
zwey gabelförmige Fortſaͤtze. Der Gaumen iſt bey ihr grün, der Schlund gelb, und
der Magen ſafrangelb. Die Laͤnge der Gedaͤrme betraͤgt ohngefaͤhr einen Fuß, und
die Blinddaͤrme find ſieben und zwanzig Linien lang. Ihre Fluͤgelbreite haͤlt ohnge⸗
faͤhr zwey und zwanzig Zoll; jeder Flügel hat zwanzig, oder nach andern drey und
zwanzig Schwungfedern, deren zweyte unter allen am laͤngſten iſt. Endlich hat man noch
bemerkt, daß die Schwung⸗ und Ruderfedern überall da, wo fie von außen ſchwarz
find, an ihrer untern Seite eine blaue Farbe zeigen ).
Aldrovand, der dieſe Voͤgel gut gekannt zu haben ſcheint, und in einem Lande
lebte, wo ſie ſich aufhalten, behauptet, daß das Weibchen ſich von dem Maͤnnchen
durch einen dickern Schnabel und durch das Gefieder unterſcheide; denn ihr Kopf,
Hals, Bruſt und Unterleib ſind nach ihm von einer kaſtanienbraunen Farbe, welche ins
Aſchgraue fällt f). Bey dem Männchen hingegen haben die erwaͤhnten Theile eine
lichtere oder dunklere meergruͤne Farbe, die an verſchiedenen Orten einen dunkelgruͤ⸗
nen Widerſchein von ſich werfen. Ich meines Orts muthmaße, daß die beyden
aͤußern langen Schwanzfedern und die hinter den Augen befindliche Warzen Kennzei⸗
chen des Maͤnnchens ſind, fo wie es der Sporn bey den Huͤhnern, der lange Schwanz
bey den Pfauen u. ſ. w. iſt. a
Alblaͤnderung der Mandelkraͤhe.
Sr erwaͤhnt in ſeinen Reiſen eines Vogels aus der Barbarey, den die Araber
Saga gag nennen. Es hat derſelbe die Größe und Geſtalt des Nußhehers,
allein
*) Siehe Klein, Willughby, Schwenk: 1 Sriſch vergleicht ihr Fleiſch mit dem
feld, Einne! u. a. Fleiſch der wilden Tauben.
5 +) Willughby, Schwenkfeld, Briſſon
) Geſchiehet dieſes im Fruͤhlinge, fo und andere. g
kann es auch der Inſekten wegen ſeyn. Ih Ornithelog. Tom. I. pag. 793.
Büffons Vögel V. B. O
106 Hiſtorie der Natur.
allein ſein Schnabel iſt kleiner und ſeine Fuͤße ſind kuͤrzer. — Der obere Theil des
Koͤrpers iſt braun, der Kopf, Hals und Bauch hellgruͤn, und auf den Fluͤgeln und
dem Schwanze ſiehet man dunkelblaue Flecken. Shaw ſetzt noch hinzu, daß er ſein
Neſt an dem Ufer der Fluͤſſe errichte), und ein widriges und durchdringendes Geſchrey
mache ). — Dieſe kurze Beſchreibung paßt dermaßen auf unſere Mandelkraͤhe,
daß man nicht zweifeln darf, der Sbaga-raz gehöre zu der naͤmlichen Art. Auch die
Aehnlichkeit ſeines Namens mit den meiſten deutſchen Namen, die man ihm ſeines Ge⸗
ſchreyes wegen gegeben hat, vermehrt dieſe Wahrſcheinlichkeit.
N Zuſatze zu der Geſchichte der Mandelkraͤhe.
De Name Mandelkraͤhe iſt dieſem Vogel deswegen beygeleget worden, weil er
— ſich zur Aerndtezeit auf die Mandeln (ſo werden die zuſammengehaͤuften Ge⸗
traidegarben genennet) ſetzt, und die Koͤrner aus den Aehren klaubt, nicht aber, wie
Stat. Muͤller (Th. 2. S. 182.) vorgiebt, weil er Nüffe und Mandeln frißt. —
Er bruͤtet auch in Rußland **), in Preußen ***), in Liefland t) und in Deutſchland um
Pappenheim ft), niſtet in die öcher hohler Eichen, und hat drey bis vier Junge. Die
Eyer ſind durchaus hellweiß, glaͤnzend, etwas kleiner als Taubeneyer, kurz, oben dick,
laufen unten ſpitzig zu, und ſind mit einer zarten und faſt durchſcheinenden Schaale
uͤberzogen. So bald als die jungen Mandelkraͤhen fliegen koͤnnen, ſo werden ſie von
ihren Aeltern auf Felder oder Berge gefuͤhret, wo fie bis zu ihrem Abzuge, welcher
zu Ende des Auguſtmonats oder zu Anfange des Septembers geſchiehet, bleiben.
Bock vermuthet, daß fie aus Preußen nach der ruſſiſchen Ukraine oder nach der
Crimm ziehen, zu welcher Zeit ſie daſelbſt mehrere Nahrung antreffen. Im Fruͤh⸗
linge fliegen ſie paarweiſe, zu keiner Zeit aber als ein ganzes Volk. Ihr Flug
koͤmmt dem Fluge der Tauben oder Dohlen nahe, und ihr Geſchrey gleicht dem Ge⸗
ſchrey der Laubfroͤſche. Die Alten ſind ſehr vorſichtig, und ſchwer zu ſchießen; den
Jungen hingegen kann man ſich leicht nähern, woferne ihnen nicht die nahe Gefahr
durch das warnende Geſchrey der Alten bekannt gemacht wird. Sie werden auch
mit Falken gebeizet. {
) Tbomss Sbavv' Travels pag. 251. ) Bocks preuß. Ornithol. S. 46.
1) Dieſes Umſtandes wegen duͤrfte er wohl f
wicht als eine bloße Abaͤnderung angeſehen +) Verſuch einer Naturgeſchichte von Lief⸗
werden. A. d. Heberſ. land, von J. L. Siſcher Leipz. 1778. S. 72.
**) Gmelin Reife durch Rußland Th. 1. „ i
©. 78. | 0 Zorn Petinoth. Th. 2. S. 268,
a e Fremde
1 Der abyſſiniſche Birkheher. 407
Fremde Voͤgel,
die mit der Mandelkraͤhe in Verwandſchaft ſtehen.
J. Der Shin ce Birkheher. (Le Rollier
d Abyſſinie).
Siehe die 626ſte illuminirte Kupfertafel.
—— ———
as Gefieder dieſes Birkhehers gleicht ſehr dem Gefieder der europaͤiſchen Mate
S delkrähe; bloß die Farben deſſelben ſind bey jenem lebhafter und glaͤnzender;
ein Umſtand, der dem Einfluß des trocknern und waͤrmern Klima zugeſchrie⸗
ben werden kann. Auf der andern Seite nähert er ſich wieder dem angoliſchen Birk
heher durch die Länge der beyden Seitenfedern im Schwanze, welche fuͤnf Zoll laͤn⸗
ger als die uͤbrigen ſind. Dieſer Vogel ſcheint alſo zwiſchen der europaͤiſchen Mandel⸗
kraͤhe und dem angoliſchen Birkheher feinen Platz zu haben. Die Spitze des
Schnabels iſt am obern Theile ſehr krumm gebogen. Dieſe Art iſt noch ganz neu.
Abaͤnderung des abyſſiniſchen Birkhehers.
De ſenegalliſche auf der 32 6ſten illuminirten Kupfertafe wsrgeftlte Birkheher 9%
iſt ohnſtreitig nur eine Abänderung von dem gegenwärtigen abyſſiniſchen. Der
Hauptunterſchied zwiſchen dieſen beyden afrikaniſchen Vögeln beſtehet darinnen, daß
in dem abyſſiniſchen die Orangenfarbe des Ruͤckens ſich nicht fo wie bey dem fenegallis
ſchen bis uͤber den Hals und den hintern Theil des Kopfs verbreitet; ein Unterſchied,
der bey weitem nicht hinreichend iſt, zwey beſondere Arten aus dieſen Voͤgeln zu ma⸗
chen: und dieſes findet um deſto weniger ſtatt, weil beyde beſagte 1 beynahe in
einerley Clima wohnen; beyde in dem Schwanze die zwey 1 verlaͤugerten
O 2 Seitens
) Dieſer ſenegalliſche Birkheher iſt der ten, welche das Vaterland der Vögel betref⸗
nämliche Vogel, dem Edwards (tab. 327.) fen. Edwards hat nur zehn Nuderfedern
den Namen des indianiſchen Birkhehers in dem Schwanze dieſes Birkhehers, wel«
mit dem Schwalbenſchwanze (the Swal- cher ihm nicht mangelhaft zu ſeyn beine,
low-tailed indian Roller) giebt; ein neuer gezäbfer.
Beweis von der Ungewißheit der Nachrich⸗
— * * ,
208 Hiſtorie der Natur.
Seitenfedern haben, welche noch einmal fo lang als die mittlern find; beyde mit fürs
zern Fluͤgeln als unſere europaͤiſche Mandelkraͤhe verſehen ſind; und beyde endlich
in den Schattirungen, dem Glanze und der Vertheilung der Farben mit einander
uͤbereinkommen.
1 5 2
— . T—— na un —
= — — — — —
———
II. Der Birkheher von Angola », und der
Cuit oder der Birkheher vonn
Mindanao.
Siehe die 88ſte und 2 85ſte illuminirte Kupfertafek N
De Verwandſchaft dieſer beyden Birkheher iſt fo groß, daß man fie unmöglich
von einander trennen kann. Der angoliſche unterſcheidet ſich nur von dem:
Euit durch die Laͤnge der äußern Schwanzfedern und durch zufällige Abaͤnde⸗
tungen in der Farbe. Allein dieſe und noch groͤßere Verſchiedenheiten ruͤhren bes
kanntermaßen von dem Unterſchied des Geſchlechts, des Alters, und ſelbſt von der
Wirkung der Mauſter her. Daß dieſes in Anſehung dieſer beyden Birkheher ſich fo.
verhalte, laͤßt ſich wahrſcheinlicher Weiſe aus der Rn der 88ſten und:
1) Galgulus angolenſis. e Rollier d’An-
gola, Briffon au. 2. pag. 72. tab. 7. fig. I.
— Coracias candata, ſubfulua, ſubtus coe-
zulefcens,. collo ſubtus violaceo pallido
ſtriato, rectricibus extimis longiffimis, Linn.
Jyft. Nat. Edit. XII. pag. 160. n. 6. — Der
Langſchwanz, Stat Muͤller Ueberſ. des
Linn. Syſt. Th. 2. S. 184.
A. d. Ueberſ.
) Diefen Namen geben die Einwohner
von Mindanao dieſem Birkheher. Edwards
nennet ihn den blauen Rußheher, The blue
Jay from the Eaft-indies, (tab. 326.) und
Albin den bengalifchen Nußheher, Geay de
Bengale, Tom. I. no. 17.
Der Maaßſtab if in der illuminirten
Figur dabey nicht angegeben worden, es be⸗
traͤgt derſelbe einen Zoll.
285 ſten
2) Galgulus mindanoenſis. Le Rollier de
Mindanao, Briſſon au. 2. pag. 69. tab. 6.
fig. 1. — Corus bengalenſis „Linn. Syſt.
nat. Edit. X. pag. 106. n. l. et Coracias ben--
galenſis, ſubfuſua, ſübtus coerulefcens,,
collo ſubtus violaceo pallido ſtriato, cauda.
integra, Edit. XII. pag. 159. n. 5 — Der
bengaliſche Rabe, Stat. Müller Ueberſ.
des Linn. Syſt. Th. 2. S. 183. — Die
von unferm- Verfaſſer in der vorbergehens
den Anmerkung angeführte Edwardſche Ab⸗
bildung des oſtindiſchen blauen Nußhehers
macht in dem Linnaͤiſchen Syſtem eine bes
ſondere Art aus, nämlich den Coracias in-
dica coerulea, antice teftacea,. pileo vi-
ridi, und hat ſeiner e nach.
a unferer: Mandelkraß he viele Aehnlich⸗
t.
A ö. Ueber
IE. Der Birkheher von Angola und der Cuik. 109
28 5ſten illuminirten Kupfertafel und der von Briſſon mitgetheilten Beſchreibun⸗
gen *) erſegen; ob man gleich von dieſem letztern Schriftſteller nicht annehmen kann,
daß er meine Meynung von der fpecififchen Einfoͤrmigkeit dieſer Voͤgel habe begünftigen:
wollen, weil er zwey beſondere und ganz verſchiedene Arten daraus macht. — Bande
Voͤgel haben beynahe die Größe unſerer europaͤiſchen Mandelkraͤhe, ihre gänzliche Ge⸗
ſtalt, ihren etwas krumm gebogenen Schnabel, federloſe Naſenloͤcher, eben ſolche
kurze Füße, lange Zehen, lange Fluͤgel, und ſogar die naͤmlichen Farben im Gefte⸗
der, nur daß fie etwas anders vertheilet find. Dieſe Farben find jederzeit blau,
gruͤn und braun; bald ſind ſie abgeſondert, und ſtechen von einander ab, bald aber
8 nd fie vermiſcht, verlieren ſich unter einander, bilden viele Mittelfarben von ver⸗
ſchiedenem Colorit, und werfen einen mannichfarbigen Glanz von ſich, jedoch ſo,
daß das Blaͤulichtgruͤne oder Meergrüne auf dem Scheitel des Kopfs: das Braune,
welches mehe oder weniger dunkel, mehr oder weniger gruͤnlicht iſt, uͤber den ganzen
obern und vordern Theil des Körpers, mit violetten Schattirungen auf der Kehle:
das Blaue, das Grüne, und alle die aus ihrer Vermiſchung entſtehende Nuancen aber:
über den Buͤrzel, den Schwanz, die Fluͤgel und den Unterleib verbreitet ſind. In⸗
deffen bemerket man doch bey dem Bickheher von Mindanao unter der Bruſt eine Art
von orangenfarbigem Gürtel, den der angoliſche nicht hat.
Man wird vielleicht gegen dieſe von mir angenommene Einheit der Art den Ein⸗
wurf machen, daß das Königreich Angola ſehr weit von Bengalen, und noch wei⸗
ter von den philippiniſchen Inſeln entfernet ſey. Allein iſt es denn unmoͤglich, und
iſt es nicht vielmehr im Gegentheil hoͤchſt natürlich, daß dieſs Voͤgel ſich in verſchie⸗
denen Ländern des naͤmlichen Erdtheils, und auf den Inſeln, die nicht weit davon:
entfernt ſind, oder die durch eine Kette von darzwiſchen liegenden Inſeln damit zu⸗
ſammenhaͤngen, verbreitet haben? zumal da die Himmelsſtriche beynahe mit einan⸗
der uͤbereinkommen. Uebrigens darf man ſich nicht allemal auf das Zeugniß derjeni⸗
gen gänzlich verlaſſen, welche die Produkte entlegener Lander zu uns bringen; und
geſetzt, dieſe Perſonen wären aufeichtig und glaubwürdig, fo koͤnnen fie in Ruͤckſicht:
auf den ausgebreiteten Handel, der durch die europaͤiſchen Schiffe zwiſchen allen
Welttheilen unterhalten wird, in Afrika oſtindiſche Voͤgel finden, und ſelbige
aus Guinea oder Angola mit nach Europa bringen. Die meiſten Naturforſcher
gehen alſo bey der Beſtimmung des Vaterlandes der auslaͤndiſchen Arten nicht vor⸗
ſichtig genug zu Werke. Dem ſey aber wie ihm wolle, ſo kann man, wenn man
die geringe Unähnlichkeit, die zwiſchen dem Birkheher von Mindanao und dem von
Angola ſtatt findet, der Verſchiedenheit des Alters zuſchreibt, den letztern für den
älteften anſehen; wollte man aber dieſe Unaͤhnlichkeit fuͤr eine Verſchiedenheit des Ge⸗
ſchlechts halten, fo würde der letztere das Maͤnnchen ſeyn. Denn es iſt bekannt,
daß die ſchoͤnen Farben der Federn, und. las die langen Schwanzfedern, erft
3 im
=) Ornithel. Tom. II. pag. 69 et 72.
110 N Hiſtorie der Natur.
„im zweyten Jahre bey den Birkhehern zum Vorſchein kommen, und daß bey allen
Arten, wo das Männchen ſich vom Weibchen unterſcheidet, jederzeit das erſtere
mit mehrern und überflüßigern Theilen verſehen iſt, oder die gleichen Eigenſchaften
in einem hoͤhern Grade beſitzet.
Abaͤnderung der Birkheher von Angola und
Mindanao.
s iſt nur vor kurzer Zeit aus Goa ein neuer Birkheher in das koͤnigliche Cabinet
geſchickt worden, welcher viele Aehnlichkeit mit dem Birkheher von Mindanae
hat. Er unterſcheidet ſich von dem letztern bloß durch ſeine Groͤße und durch eine
Art von Halsband, welche von einer Weinhefenfarbe iſt, und nur den hintern Theil
des Halſes, nicht weit unter dem Kopfe, umgiebt. Mit dem angoliſchen hat er die⸗
ſes gemein, daß ihm der orangenfoͤrmige Gürtel mangelt, welchen man an dem Birk⸗
heher von Mindanao ſiehet. Er nähert ſich aber in denjenigen Stuͤcken, worinnen er
von dieſem letztern in etwas 1 ‚ wieder dem erſtern, welcher ohne allen Zweifel
zu eben dieſer Art gehöret.
2 . — —
—
—
III. Der indianiſche Bit (Le Roller
des Indes).
Siehe die Sage iluminirte Kupfertafel.
iefer Vogel, welcher ber vierte Birkheher des Briſſons iſt, iſt von denen, die
8 wir oben betrachtet haben, nicht ſowohl in Anſehung ſeiner Farben, welche
allemal blau, grün, braun, u. ſ. w. find, als vielmehr in der Ordnung
ihrer Vertheilung verſchieden. Jedoch iſt,
im Ganzen genommen, fein Gefieder
weit braͤuner, und ſein Schnabel an der Grundflaͤche breiter, kruͤmmer und von
gelber Farbe Endlich hat dieſer Birkheher unter allen uͤbrigen die laͤngſten
Fluͤgel.
1) Galgulus indicus, le Rollier des Iu-
des, 70 n au. 2. pag. 75. tab. 7. fig. 2.
Coracias 6 viridis, jugulo coeru-
leo ſtriato, re&tricibus eye bafı viri-
dibus, apice nigris, Line. Syſtem. Natur.
Sonnerat
Edit. XII. pag. 159. n. 4. — 15 Mor⸗
genländer, Stat. Muͤller Th. 2. G. 183.
— An Cifli americana ex amethyſtino ni.
gricans, Barrere.
2
A. d. Heberf.
IV. Der madagaskariſche Birkheher. ur
Sonnerat hat vor kurzer Zeit einen Vogel, der diefem indianischen Birkheher
beynahe vollkommen gleicht, in das koͤnigliche Cabinet geſchickt. Er unterſcheidet ſich
von demſelben bloß dadurch, daß ſein Schnabel viel breiter iſt. Daher hatte man
ihn mit dem Namen Grand guenle de crapaud uͤberſchrieben; ein Name, der auf
den Nachtraben beſſer als auf dieſen Vogel paſſen würde,
—— —
— —— — — — — —k — —
IV. Der madagaskariſche Birkheher.
(Le Rollier de Madagaſcar).
Siehe die sorfte illuminirte und unfere neunte Kupfertafel.
ieſe Art unterſcheidet ſich von allen vorhergehenden durch ihren an ſeinem Ur⸗
8 ſprunge dickern Schnabel; durch die größern Augen; durch die Länge der Fluͤ⸗
gel und des Schwanzes, obgleich die äußern Ruderfedern nicht länger find:
als die mittlern; endlich durch die Einfoͤrmigkeit ihres Gefieders, von welchem die
purpurbraune Farbe die herrſchende iſt. Jedoch iſt ihr Schnabel gelb, die größten:
Schwungfedern ſchwarz, der Unterleib und der Schwanz hellblau; diefer letztere iſt
an feinem Ende mit einer dreyfaͤrbigen Binde beſetzt, welche purpurroth, hellblau,,
und hinten dunkelblau iſt, welche letztere faſt ins Schwarze faͤllt. Uebrigens hat die⸗
ſer Vogel alle uͤbrigen aͤußerlichen Charaktere der Birkheher, kurze Fuͤße, an den
Rändern des obern Schnabels gegen die Spitze zu einen Einſchnitt, kleine Federn:
um die Grundfläche des Schnabels, welche nach hinten zu in die Höhe ſtehen, offne
Naſenloͤcher u. ſ. w.
immun — —
— — — — — — —
V. Der mexikaniſche Birkheher. (Le Rollier
de Mexico).
ten Birkgeher (Galgulus mexicanus) gemacht hat. Man müßte dieſen Vo⸗
gel geſehen haben, wenn man ihn gehörig Elaffifieiren wollte; denn es iſt zu
ſchwer, nach dem Wenigen, was Seba davon ſagt, der doch hier der originelle Schrift⸗
ſteller iſt, ein Urtheil davon zu fällen. Setze ich ihn anjetzt unter die Birkheher,
welches deswegen geſchiehet, weil ich keinen entſcheidenden Grund angeben kann, ihn:
davon
E. iſt dieſes die mexikaniſche Amſel des Seba, welche Briſſon zu feinem ach⸗
Hiſtorie der Natur.
davon auszuſchließen, fo habe ich es für nöthig gehalten, mich auf Briſſons Mey⸗
nung hierinnen zu berufen, bis eine genauere Kenntuiß dieſe vorläufige Claſſification
beſtätiget oder verwirft. Uebrigens find die Farben dieſes Vogels gar nicht fo be.
ſchaffen, wie fie auf dem Gefieder der Birkheher gemeiniglich vertheilt zu ſeyn
pflegen. Der obere Theil des Koͤrpers iſt dunkelgrau, mit einer braunrothen
Schattirung; der untere hingegen iſt von hellgrauer Farbe, welche durch feuer
farbne Flecken erhoͤhet wird *). E
212
— — — — — — 2. —
—
VI. Der dem Paradiesvogel aͤhnliche Birkheher.
(Le Rollier de Paradis).
S ch weiſe dieſem Vogel feine Stelle zwiſchen den Birkhehern und Paradiesvoͤgels
deswegen an, weil derſelbe, da er gleichſam den Uebergang von der einen Gat⸗
tung zu der andern macht, die Geſtalt der erſtern zu habenz und andererſeits
durch ſeine kleine Geſtalt, durch die Lage der Augen, welche oben und ſehr nahe an
der Vereinigung der beyden Seiten des obern Schnabels befindlich find, und durch
die ſammetartigen Federn, womit die Kehle und ein Theil des Kopfs bedeckt
iſt, an den Paradiesvogel zu graͤnzen ſcheint ). Uebrigens find die beyden langen
Schwanzfedern, welche zuweilen an unſerer europaͤiſchen Mandelkraͤhe ſich befinden,
und welche bey dem angoliſchen Birkheher noch laͤnger ſind, ein neuer Bewels fuͤr die
Aehnlichkeit, welche die Gattung des Birkhehers mit der Gattung des Paradies⸗
vogels verbindet. — Der obere Theil des Koͤrpers iſt an dieſem Vogel von einer
lebhaften und glänzenden Orangenfarbe, an dem untern Theile hingegen herrſchet ein
ſchoͤnes
*) Merula mexicana. Seba Tom. I. pag.
1er, tab. 64. fig. 5. — Mexikaniſcher Nuß⸗
heher, Kleins Voͤgelhiſt. durch Reyger
S. 61. 2
** The Golden bird of Paradiſe, Ed.
wwards tab. 112. An der Edwaͤrdſchen Fi⸗
gur fehlen die großen Schwungfedern, und
die Füße und Schenkel hat dieſer Schrift:
ſteller ergänzt; denn das Subjekt, nach weis
chem er zeichnete, war dieſer Theile gaͤnzlich
beraubt. Linne“ hat feine fünfte Art des
Coracias (Syſt. Nat. Edit. X. gen. 49. Cora-
cias aurea) daraus gemacht, und Briſſon
feine ein und dreyßigſte Troupiale (Ikterus
indicus, le Troupiale des Indes) Tom. VI.
Pag. 37. 8
1) Grioſus aureus, flauo-fuluus, capiftre
gula tectricibus primariis extremitateque re-
&rieum nigeis, Liun. Syſt. natur. Edit. XII.
pag. 153. n. 18. — Paradifeı flano-fulua.
Muf, Ad. Fr. I. pag. 13. — Die Merle mit
ſchwarzem Barte, Blein durch Bepger
S. 67. — Die oſtindianiſche Golddroſſel,
Stat. Müller Th. 2. S. igt. 5
A. d. Ueberſ.
2) Herr Pallas haft ihn für einen wah⸗
ren Paradiesvogel. Spicil. Zool. Tom, I.
Faſc. VI. pag. 3. not. er
A. d. Meberf.
vi, Der dem Paradies vogel aͤhnliche Birkheher. 113
ſchoͤnes Gelb. Steift nur unter der Kehle, auf einem Theile der obern Biegung
(umaniement) des Flügels und auf den Schwanzfedern ſchwarz. Die hintern Hals⸗
federn find lang, ſchmal, biegſam, und hängen auf jeder Seite ein wenig über die
Seitentheile des Halſes und der Bruſt herab. Be]
Dem von Edwards beſchriebenen und abgezeichneten Vogel waren Füße und
Schenkel abgeriſſen worden, wie dieſes bey den Paradiesvoͤgeln gemeiniglich der Fall
iſt. Dieſer Umſtand hat ohnſtreitig den Herrn Edwards bewogen, ihn zu dieſer
Gattung zu rechnen, ob ihm gleich die Hauptcharaktere davon fehlten. Es mangelten
demſelben auch die großen Schwungfedern, die Schwanzfedern hingegen waren voll:
ſtaͤndig. Die Anzahl der letztern betrug zwoͤlfe, und zwar waren fie, wie ich bereits
erinnert habe, von ſchwarzer Farbe, und endigten ſich in eine gelbe Spitze. Edwards
vermuthet auch, daß die großen Schwungfedern ſchwarz ſeyn müßten, entweder weil
ſie meiſtentheils einerley Farbe mit den Schwanzfedern haben, oder vielleicht deswe⸗
gen, weil ſie an dem von ihm beobachteten Subjekte fehlten. Denn die Kaufleute,
welche mit dieſen Voͤgeln handeln, pflegen gemeiniglich bey dem Trocknen ihnen dies
jenigen Federn, welche keine ſchoͤnen Farben haben, als unnuͤtz auszureißen, damit
die ſchoͤnen Federn, weswegen dieſe Voͤgel einzig und allein geſucht werden, das Auge
deſto mehr reizen moͤchten. 5
Zuſaͤtze zu den Birkhehern.
Hi Kennzeichen der zuletzt abgehandelten Gattung der Birkheher, welcher Linne“
den Namen Coracias beygeleget hat, find bey dieſem Naturforſcher: ein meſſer⸗
förmiger Schnabel, deſſen Spitze unterwaͤrts gekruͤmmt iſt; die Wurzel deſſelben iſt
von Federn entbloͤßt, die Zunge knorplicht und geſpalten, und die Fuͤße ſind mit
drey nicht verwachſenen Vorderzehen und einer Hinterzehe verſehen.
Unter den Linnaͤiſchen Arten iſt noch eine Art befindlich, deren der franzöfifche
Verfaſſer nicht erwaͤhnt; Linne“ nennt ſolche Coracias caſra, und Stat. Muͤller
(in der Ueberſetzung) die aͤthtopiſche Dohle. Dieſer Vogel iſt blau, und feine
Schwungfedern find am aͤußern Rande gelb; die Farbe des Weibchens iſt blaulicht
ſchwarz. (Syſt. Nat. Edit. XII. pag. 159.) g a
Auch Gmelin (Reife durch Rußland Th. 3. S. 378. die 42 ſte Kupfertafel)
hat eine neue Art von dieſer Gattung bekannt gemacht. Er giebt dieſem Vogel, weil
er einige perſiſche Woͤrter vernehmlich ausſprechen, und das Huſten und Weinen nach⸗
machen konnte, den Namen Coracias doeilis. Er beſchreibt ihn folgendergeſtalt: „Sein
„Schnabel iſt gelb, rund und meſſerfoͤrmig; die obere Kinnlade deſſelben hat eine etz
„was gebogene Endung, und iſt an ihren Seitentheilen befiedert; die untere wird an
„ihrer Grundlage mit weiſſen Federn bedeckt. Die Augen find rund und ſchwarz,
„die Augenhaͤute dunkel aſchgraufarben. Die Gegend hinter und unterhalb der Aus
Buͤffons Vögel V. B. P „gen
174 Hiſtorie der Natur.
„gen iſt bloß und weiß, wozu ſich etwas Roͤthliches miſchet. Der obere Theil des
„Kopfes, Halſes und der Bruſt find mit einer ähnlichen Farbe uͤberzogen; allein der
„Bauch und die Gegend um den After fallen ins Kaſtanien⸗ oder Mausfarbene.
„Der Schwungfedern ſind an der Zahl achtzehn, wovon die neun erſtern halb weiß
„und halb ſchwarz, die uͤbrigen aber, von der zehnten an gerechnet, ganz ſchwarz
„ſind. Die Ruderfedern haben eine ſchwarze Farbe, und endigen ſich mit einer weiſ⸗
„fen Spitze. Die Füße und die vier Zehen, wovon die eine hinterwaͤrts befindlich ift,
„find gelb und die Naͤgel fleiſchfarben.“
— —-¼— —— — ꝛ— ẼB—ab . —
Der große
— ————
de Paradis).
Siehe die 25 4ſte illuminirte und unſere zehnte Kupfertafel.
L ieſe Art iſt durch die ihr faͤlſchlich und eingebildeter Weiſe zugeſchriebenen Ei
$ genſchaften berühmter, als durch ihre wahre und wirklich merkwuͤrdige Be⸗
ſchaffenheit. Die meiſten ſtellen ſich unter einem Paradiesvogel noch immer
) Auis paradifea maioris generis, Cluſexot.
Fernand. hiſt anim. Heraand hiſt. men, plant.
etc. 27. t. 318. — Paradiſden, Hoe hr. gu, gen.
Gesner au.
si, Cluf? Ray Synopf. au 22. n. 9
Paradiſisca auis, Muf. Bes] 32. tab. 9. n. 1.
Auis paradißaca arosſica maxima ſubrubra,
Seba I. p. 24. t. 13. fig. 1. — Auis paradiſi
aroefica, Klein, Apos indica, Charles, Auis
Dei, Päruus Pauo, Pauo indicus, Manu-
codiata, Nieremb. hiſt. nat. M,, Wurm:
204. t. 294: Marcgr. braſ. a0 Brifn
au. 2. p. 1J0 t. 13 f. — Manucodiata pri-
ma Aldtovandi, Jonſt. au. 170. t. 55. Wil.
ugly. Ra) 20. n. 1. — Manucodiata alte-
wa, VMieremb. — Manucodiata Rex Marc-
grav. Willugbby. Raj. 21. n 6. Klein. —
Manucediata minoris generis, Clſ. — Ma-
nucodiata alba longa, Barr. — Manuco-
diata tertia fpecies; Hippomanucodiara, Ak
deow, I. p. g. Jong. i. 655. — Manu-
— Paradifaea minoris gene-
einen
codiata quinta ſeu vulgaris Aldrovandi,
Wislsgbby. Ray 21. n. 5. Klein. — Quinta
Manucodiatae. ſpecies ſeu vulgaris, Aldsov,
I. p. 816. — Manucodiata auis paradili, -
Klein. Gazoph, Rup. Besler, Mürcgr. Wil
Inghby. Hirundo ternatenfis Belon hat
hin ſehr unrichtig den Namen Phoenix:
beygeleget. Deutſch Paradiesvogel, Para⸗
diesheher, Luftvogel, Klein durch Reyger
S. 62. Engliſch Bird of Paradiſe, Albin.
25 3 © 9. — Portugieſiſch Paſſaros de:
ol.
In Neuguinea Burong-aron. In
Indien Botkres. welches uberhaupt ei⸗
nen Vogel bedeutet; denn dieſe Völker ha⸗
ben keine beſondere Namen, womit ſie die
verſchiedenen Arten der Voͤgel bezeich⸗
nen. ARE
S. Verf. und Heberſ.
1) Paradiſes apoda, pennis hypochondriis
corpore longioribus, rectrieibus duabus in.
f terme ·
S
Der große Paradiesvogel. 115
einen Vogel vor, der keine Fuͤße hat, unablaͤßig, auch ſogar im Schlafe, fliegt,
oder ſich hoͤchſtens in dieſem Zuſtande, vermittelſt der langen Faͤden an ſeinem
Schwanze, einige Augenblicke an die Aeſte der Bäume anhaͤngt “); einen ſolchen
Vogel, der ſich während des Fliegens wie gewiſſe Inſekten begattet, und ſogar im
Fluge Eyer legt und ſolche bebruͤtet ), ein Beyſpiel, das in der Natur feines glei⸗
chen nicht hat. Er ſoll nur von Duͤnſten und Thau leben, und in der Hoͤhle des Unter⸗
leibes mit Fett, anſtatt des Magens und der Gedaͤrme, erfuͤllet ſeyn *), welche
letztern ihm auch noch der gemeinen Hypotheſe wirklich ganz unnuͤtz wären, weil
er nichts ißt, und alſo weder verdauen noch auch ausleeren kann. Kurz, es ſoll ein
Vogel ſeyn, deſſen ganzes Daſeyn in einer beſtaͤndigen Bewegung beſtehet, deſſen
Element einzig und allein die Luft iſt, worinnen er ſich, ohngefaͤhr fo wie die Fiſche
im Waſſer, ſeine ganze Lebenszeit hindurch erhaͤlt, und der die Erde nicht eher als
Sad) feinem Tode beruͤhret f).
Dieſes Labyrinth von groben Irrthuͤmern iſt bloß eine Kette von Folgen, die
man ziemlich richtig aus demjenigen Urfehler gezogen Ar nach welchem der Para⸗
diesvogel keine Fuͤße haben ſoll; er hat aber ſehr große
Fuͤße ft). Dieſer urſpruͤng⸗
liche Fehler aber kommt daher fi), daß die indianiſchen Kaufleute, welche mit den
1 P 2
termediis longis ſetaceis, Linn. Syſt. Nat.
Edit. XII. pag. 1006. u. 1. — Paradiſea lutea,
It. wgoth. 139. Mul. Ad, Fr. 1. pag. 15. —
Paradiſea auis, Olear. Muſ. 24. c. 13. fig. f.
Bradl. nat. t. 2. fig. 1. 2. Cel. Muſ. 669.
t. 673. — Icones roman. t. 86. fig. 1. — The
greater bird of Paradiſe, Eduvardt au. no,
t. 10. — Luftvogel. Stat, Müller Ueverſ.
des Linn. Natur] Th. 2 S. 197. — Para⸗
diesvogel mit goldgelbem Kopfe, Klein
Durch Reyger S. 63. Seeligmann V. 5.
— Der große Paradiesvogel, Leske An⸗
fangsgründe der Naturgeſchichte Th. 1.
S. 246. deſſen deutſchen Namen wir hier
beybehalten. — Der ohnbeinigte Paradies⸗
vogel, Scopoli durch Günther S. 42.
A. d. Ueberſ.
=) Siehe Acoſta Hiſt. naturelle & morale
des Indes oriegtales & occidentales, p. 156,
%) um dieſen Umſtand noch wahrſchein⸗
licher zu machen, hat man dem Maͤnnchen
eine Höhle auf dem Ruͤcken zugeeignetz;
worein das Meibchen ihre Eyer legt, und
dieſes fol an feinem Unterleibe eine andere,
jener entſprechende, Höhle haben, vermit⸗
Federn
telſt deren die Bebrütung gefchiehee. Die⸗
fe Lage der bruͤtenden Sie fol durch die
Ineinanderflechtung der langen Federn des
Weibchens und Maͤnnchens befeſtiget wer⸗
den. Nach andern iſt ihr Name Paradies
vogel daher entſprungen, weil fie im irdi⸗
ſchen Paradies niſten. Siehe Muleum
Wormianum pag. 294.
ee) Aldrovand, Ornitholog. Tom. I. Pag.
820.
Nach der Auſſage der Indianer ſteckt
ihr Schnabel allemal in der Erde, wenn
man fie findet. — — Navigations aux
terres auſtrales Tom. II. p. 252. Ihrer
Geſtalt nach zu urtheilen, muͤſſen ſie auch
jederzeit mit ihrem Schnabel zuerſt auf die
Erde fallen.
++) Barrere, welcher bloß muthmaßlich
biervon zu reden ſcheint, behauptet, die
Paradiesvogel hatten ſokche kurze Fuͤße,
und fie waren jo ſtark mit Federn bis auf
die Zehen beſetzt, daß man glauben ſollte,
fie hatten gar keine. Dieſer Verfaſſer fallt
alſo, da er einen Fehler verbeſſern will, in
einen andern.
1) Die Bewohner der arouiſchen In⸗
feln
116 Hiſtorie der Natur.
Federn dieſes Vogels handeln, oder die Jaͤger, von denen jene ſie erkaufen, gewohnt
ſind, entweder der Erhaltung oder des bequemen Transports wegen, oder auch viel⸗
leicht zur Beſchoͤnigung eines ihnen vortheilhaften Irrthums, dieſen Vogel, nachdem
ſie ſelbigem die Beine ausgeriſſen, und die Eingeweide herausgenommen, trocknen.
Da man nun ſehr lange Zeit keine andern, als ſolche, auf dieſe Art verſtuͤmmelte
Paradiesvogel geſehen hat, ſo iſt das Vorurtheil ſo ſtark eingewurzelt, daß man die⸗
jenigen, welche zuerſt die Wahrheit geſagt haben, wie es l zu geſchehen
pflegt, als Luͤgner angeſehen hat *),
Hat uͤbrigens irgend eine Sache der Fabel von dem den Fluge des
Paradiesvogels einen Schein der Wahrſcheinlichkeit geben koͤnnen, fo iſt es feine
große Leichtigkeit, welche von der betraͤchtlichen Menge und von dem Umfange ſeiner
Federn herruͤhret. Denn außer denen Federn, womit gemeiniglich die Voͤgel begabt
find, hat er noch andere, welche fehr lang find, ihren Urſprung auf beyden Seiten
in den Weichen zwiſchen dem Fluͤgel und dem Schenkel baben, weit uͤber den wahren
Schwanz hinausgehen, und, da ſich diefefben gleichſam mit dieſem vereinigen, eine
Art von falſchem Schwanz ausmachen; ein Umſtand, in Anſehung deſſen viele Be⸗
obachter ſich geirrt haben. Dieſe unter den Flügeln hervorkommende Federn (Suba-
laires) **) gehoͤren zu denjenigen, welche von den Naturforſchern mit dem Namen
der decomponirten belegt werden. Sie ſind an und vor ſich ſehr leicht, und bil⸗
den durch ihre Zuſammenkunft ein noch leichteres Ganzes, eine Größe ohne Maße
und einen luftartigen Körper, der zwar den ſcheinbaren Umfang des Vogels vergroͤſ⸗
ſert **), zugleich aber feine ſpecifiſche Schwere vermindert und fein Schweben in. der
Luft erleichtert. Es muͤſſen jedoch auch eben dieſe Dinze zuweilen die Geſchwindig a
keit ſeines Fluges hindern und ſeiner Richtung nachtheilig ſeyn, wenn ihm nur eini⸗
e der Wind zuwider iſt ). Daher ſuchen die Paradiesvogel, wie man be⸗
warf
ſeln glauben, daß dieſe Vögel wirklich von
Natur Füße haben, ſolche aber entweder
durch Krankheit oder aus Alter verlieren.
Mare das Faktum wahr, ſo enthielte es
die Urſache des erwähnten Irrthums, und
zu gleicher Zeit feine Entſckuldigung (Ob-
fervations de J. Orton Helbigins, dans la
Collection academique, partie Strangère,
Tom. III. pag. 448. — Hatte jede Zaͤhe
dieſes Vogels, wie Olaus Wormius be:
richtet, drey Gelenke, ſo kaͤme noch ein be⸗
ſonderer Umſtand mehr hinzu. Denn faſt
bey allen Voͤgeln iſt die Anzahl der Gelenke
in jeder Zehe verſchieden; ſo hat die hin⸗
tere Zehe nur zwey Gelenke, wenn man daß
Gelenke der Kralle mit dazu rechnet, und
von den vordern Zehen iſt die innere u
dreyen, die mittelſte mit vieren, und die
aͤußere mit fünf Gelenken verſehen. S
) Antonius bi gfettò pedes illis palmam
vnam longos falfifime tribuit, Aldronand,
Tom. I. pag. 807.
9) Ich gebe ihnen dieſen franzoͤſi ben
Namen deswegen, weil ſie unter den Fluͤ⸗
geln mwachfen.
*) Man ſchreibt ihm daher gemeiniglich
die ſcheinbare Groͤße einer Taube zu, ob er
1 wirklich nicht großer als eine Am⸗
el i
2) Wenn er von heftigen Windſtößen ber⸗
ab auf die Erde geworfen; wird, fo iſt er
wegen der Struktur und Beſchaffenheit ſei⸗
ner
Der große Paradiesvogel. 117
merkt hat, ſich für heftigen Winden in Sicherheit zu ſetzen )), und erwaͤhlen zu ihr
rem Aufenthalte gemeiniglich ſolche Gegenden, wo ſie den Stuͤrmen am wenigſten
ausgeſetzt ſind. N eee
Dieſer Vogel hat vierzig bis funfzig ſolche Federn auf jeder Seite; fie find aber
nicht von gleicher Laͤnge. Der groͤßte Theil derſelben gehet unter dem wahren
Schwanz weg; andere hingegen bedecken denſelben von oben, ohne ihn jedoch zu ver⸗
bergen. Denn die ausgefaſerten und von einander abgeſonderten Fahnen dieſer Fe⸗
dern machen durch ihre mancherley Verflechtungen eine Art von Gitterwerk und ein
durchſichtiges Gewebe; eine Beſchaffenheit, die auf einer illuminirten Kupfertafel ſich
ſchwerlich darſtellen laͤßt. ü 7
In Indien werden dieſe Federn ſehr hoch gehalten, und fie find auch dafelbft
ſehr koſtbar. Es iſt kaum ein Jahrhundert verfloſſen, da man ſich ihrer auch in
Europa, ſo wie der Straußfedern, bediente. Man muß geſtehen, daß dieſelben
theils ihrer Leichtigkeit, und theils ihres Glanzes wegen, zum Staat und Putze ſehr
geſchickt ſind. Allein die indianiſchen Prieſter eignen ihnen ich weis nicht was fuͤr
Wunderkrafte zu, wodurch dieſe Federn in den Augen des Poͤbels einen neuen Werth
erhalten, und welche dem Vogel, von dem ſie genommen ſind, den Namen Gottes⸗
vogel (Auis Dei) zuwege gebracht haben.
Nach dieſen Federn ſind die beyden langen Faͤden am merkwuͤrdigſten, welche
über dem wahren Schwanze entſtehen, und ſich über einen Fuß weit über den falſchen
Schwanz, der von den unter den Flügeln hervorkommenden Federn (Subalaires) ge⸗
bildet wird, erſtrecken. Dieſe Faͤden kann man nur bloß an ihrem mittlern Theile
als eigentliche Faͤden anſehen, und auch ſogar dieſer Theil iſt noch mit kleinen ſehr
kurzen Faſern beſetzt. Im Gegentheil find dieſe Fäden um ihren Anfang und an
ihrem Ende mit Fahnen von gewöhnlicher Länge gezieret. Diejenigen, welche
am Ende ſtehen, ſind bey dem Weibchen kuͤrzer; und nach Briſſons Meynung
iſt dieſes der einzige Unterſchied, der das Weibchen vor dem Maͤnnchen kenntlich
machet ). a ’
Der Kopf und die Kehle find mit einer Art von Sammet bedeckt, welcher aus
kleinen, geraden, kurzen, fteifen und dicht ſtehenden Federn beſtehet. Die Federn auf der
Bruſt ſind zwar laͤnger, aber doch ſeidenartig und weich anzufuͤhlen. Alle diefe
ü BUBEN Federn
dern, weil ſie eine ſehr ſchwache Natur ha⸗
ner Federn nicht im Stande, ſich wieder
in die Hoͤhe zu ſchwingen. Voyage aux
Moluques & à la nouvelle Guinee fait par le
Capitaine Horeſt. Paris 1780. 4.
— A d. Ueberſ⸗
) Der arouiſchen Inſeln find fuͤnfe;
bloß auf der mittelſten halten ſich dieſe Voͤ⸗
gel auf. Sie fliegen niemals auf die an⸗
ben, und ſtarke Winde nicht vertragen koͤn⸗
nen. Helbigius am angeführten Orte.
) Ornitholeg. Tom. II. pag 155. —
Die daſigen Einwohner ſagen, daß die Weib⸗
chen viel kleiner find als die Maͤnnchen;
855 J. Otto Zelbigins am angeführten
rte.
118 Hiſtorie der Natur.
Federn ſind, wie man in der illuminirten Figur ſiehet, von verſchiedenen Farben;
dieſe Farben aber ſchielen, und werfen einen verſchiedenen Widerſchein von ſich, nach
Beſchaffenheit des Einfallswinkels des Lichts; eine Wirkung, die ſich in keinem Ge⸗
maͤhlde ausdruͤcken laͤßt. 5 N e
Der Kopf dieſes Vogels iſt in Verhaͤltniß feines Körpers ſehr klein; die Augen
find noch kleiner, und liegen ſehr nahe an der Oeffnung des langen und gebogenen
Schnabels. Cluſius verſichert endlich, es hätte der Paradiesvogel nur zehn
Schwanzfedern; vermuthlich aber hat er dieſelben nicht an einem lebendigen Subjekt
gezaͤhlet. Es iſt auch ſehr zweifelhaft, daß Voͤgel, die uns von ſo entlegenen Ge⸗
genden zugeſchickt werden, an ihren Federn vollſtaͤndig ſeyn ſollten; da noch uͤber⸗
dieſes der Paradiesvogel alle Jahre einer ſtarken Mauſter von vielen Monaten unter⸗
worfen iſt. Waͤhrend dieſer Zeit, welche in die Regenzeit ihres Vaterlandes trifft,
verbergen fie ſich; zu Anfange des Auguſts aber, das iſt nach der Brutzeit, ſprieſ⸗
fen ihre Federn wieder hervor, und im September und October, wo die Witterung
am ruhigſten iſt, fliegen fie haufenweiſe, wie die Staare in Europa *).
Dieſer prächtige Vogel aſt nicht ſehr ausgebreitet. Man findet ihn nur in dem⸗
jenigen Theile Aſiens, wo die Spezereyen wachſen, vorzuͤglich aber auf den aroui⸗
ſchen Inſeln. Er iſt auch nicht in dem Theile von Neuguinea, welcher den erwaͤhn⸗
ten Inſeln am naͤchſten liegt, unbekannt, weil er daſelbſt einen beſondern Namen
hat; jedoch ſcheint dieſer Name, welcher Burung - arou iſt, fein Vaterland zu
bezeichnen. i i
Der ausſchließende Hang, den der Paradiesvogel für diejenigen Gegenden hat,
wo die Spezereyen wachſen, macht es glaublich, daß er von dieſen aromatiſchen i
Bäumen die für ihn zutraͤglichſte Nahrung ziehet “). So viel iſt wenigſtens ges
wiß, daß er nicht bloß vom Thau leber. J. Otte Helbig, der in Indien gereifer
iſt, berichtet, daß er ſich von rothen Beeren, die auf einem ſehr hohen Baume wach⸗
ſeu, naͤhret. Linne“ ſagt, er fange große Schmetterlinge ***), und Bontius
glaubt, er ſuche zuweilen junge Voͤgel auf, und freſſe ſolche f). Er haͤlt ſich ges
woͤhnlicher Weiſe in Waͤldern auf, und ſetzt ſich auf die Baͤume. Die India⸗
ner verbergen ſich in leichtgebauten Hütten, die fie an die Aeſte der Bäume befeſti⸗
gen, lauren auf ihn, und ſchießen ihn, wenn er auf den Baͤumen ſitzt, mit Pfeilen
0 von
2) Helbig am angefuhrten Orte.
) Tavernier macht die Bemerkung,
daß der Paradiesvogel nach Muſkatennüſ⸗
fen wirklich ſehr luͤſtern ſey, und nicht er⸗
mangele, im Frühjahr ſich damit zu ſaͤtti⸗
gen, daß er hauſenweiſe, wie bey uns die
Droſſeln waͤhrend der Weinleſe, darnach
gehe, und daß er von dieſer Fraftigen Ruß
taumelnd werde und herabfalle. v. f
des Indes Tom. II. pag. 1 oyage
e) Syftema Naturae Edit. X. pag. 110
et edit. XII. pag. 166. Vi&itac papilionikus
maximis. -
+) Bontius Hiſtoria Nat, et med, Indiae
oriental. Lib. V. Cap, XII. - x
Der große Paradies vogel. 119
don Schilfrohr ) ). Sein Flug gleicht dem Fluge der Schwalbe, und aus dies
fer Urſache hat man ihm den Namen der ternatiſchen Schwalbe gegeben *).
Andere hingegen behaupten, er habe wirklich die Geſtalt der Schwalbe, jedoch ſteige
er im Fluge viel hoͤher, und man fehe ihn jederzeit ſehr hoch in der Luft
ſchweben ). 3
Obgleich Marcgrave die Beſchreibung dieſes Vogels unter die Beſchreibung
der braſilianiſchen Voͤgel ſetzt ), fo darf man doch nicht glauben, daß er in Amerika
zu Haufe iſt, wofern ihn nicht die europäifchen Schiffe dahin gebracht haben. Ich
gründe meinen Beweis nicht bloß darauf, daß Maregrave den braſilianiſchen Na⸗
men des Paradiesvogels nicht anzeigt, welches er doch in Ruͤckſicht auf alle braſtlia⸗
niſche Voͤgel zu thun gewohnt iſt; ich berufe mich auch nicht auf das Stillſchweigen
aller Reiſenden, welche die neue Welt und alle anliegende Inſeln durchwandert ho⸗
ben, ſondern auch auf das Geſetz des Clima. Dieſes Geſetz, welches anfaͤnglich
für die vierfüßigen Thiere feſtgeſetzt worden iſt, hat von ſelbſt bey vielen Arten der
Vögel ſtatt gefunden, und findet inſonderheit bey dieſer Art ſtatt, als welche ſich in
den Gegenden, die nahe am Aequator liegen, aufhaͤlt, aus welchen das Ueberſetzen
weit ſchwerer iſt; uͤberdieſes ſind die Fluͤgel dieſes Vogels zu dem Umfange der Fe⸗
dern verhaͤltnißmaͤßig nicht ſtark genug. Denn die Leichtigkeit einzig und allein iſt
zu einer ſolchen Reiſe nicht hinreichend, ſie iſt vielmehr ein Hinderniß bey widrigen
Winden, wie ich bereits erwahnt habe. Warum ſollten aber auch dieſe Voͤgel ſich
der Gefahr ausgefest haben, über. die unermeßlichen Meere zu ſetzen, um in die neue
Welt zu gelangen? Sie haben ſich ja ganz freywillig in einen ſehr engen Raum in
der alten Welt eingeſchloſſen, und nicht in den benachbarten Laͤndern auszubreiten ge⸗
ſucht, welche ihnen doch die naͤmliche Witterung, die naͤmlichen Bequemlichkeiten
und die naͤmlichen Nahrungsmittel darzubieten ſchienen.
Es ſcheint nicht, als od die Alten den Paradiesvogel gekannt hatten. Man
findet in ihren Werken von den ſo auffallenden und beſondern Kennzeichen, die ihn
von jedem andern Vogel unterſcheiden, von den langen Federn unter den Fluͤgeln,
von den langen Fäden des Schwanzes, von dem natuͤrlichen Sammet, womit ſein
i Kopf
) Einige oͤffnen ißnem den Leib mit einem
Meſſer, ſo bald als fie: getoͤdtet worden
ſind, und bringen, nachdem ſie einen Theil
der Eingeweide und des Fleiſches wegge⸗
nomen haben, ein glühendes Eiſen in die
Höhle des Leibes; bierauf trocknen ſie ſol⸗
che in dem Rauchfange, und verkaufen Dies
ſelben den Kaufleuten für einen geringen:
Preis. Zelbig am angefüheten Orte.
3) Die Indianer fangen ihn auch durch
Vogelleim, womit ſie die Aeſte der Baͤume,
worauf er ſich zu ſetzen pflegt, beſtreichen.
Fureſi Voyage aux Moluques am angefuͤhr⸗
ten Orte. 5
A. d. Ueberſ⸗
% Rirelus loco citaro.. N
% Navigations aux terfes auſtrates
Tom. II. pag 252.
+) Hiſtoria naturalis Braſiliae, pag. 219.
420 Hiſtorie der Ratur. ö „
Kopf bedeckt iſt, u. ſ. w. nichts aufgezeichnet. Belon hat daher mit Unrecht den
Phönix der Alten in ihm zu finden geglaubt, und zwar aus einer ſchwachen Ana⸗
logie, die er nicht ſowohl zwiſchen den Eigenſchaften dieſer beyden Voͤgel, als viel
mehr unter den Fabeln, die man von ihnen ausgeſtreuet hat, bemerkt haben
will ). Uebrigens muß man auch geſtehen, daß das eigenthuͤmliche Clima beyder
Voͤgel gaͤnzlich verſchieden ſey, denn der Phoͤnix ſollte ſich, nach den Erzaͤhlungen
der Alten, in Arabien, und zuweilen auch in Aegypten auf halten; der Paradies⸗
vogel hingegen iſt daſelbſt niemals, ſondern bloß, wie wir oben geſehen haben, in
dem öftlichen Theile Aſiens anzutreffen, welcher den Alten nur ſehr wenig be⸗
kannt war,
Cluſius ſagt einigen Seeleuten nach, welche dieſe Nachrichten aber bloß durch Hoͤren⸗
ſagen erfahren hatten, daß es zwey Arten von Paradiesvoͤgeln gebe; einer davon ſey
allemal der ſchoͤnſte und größte, und halte ſich weiter nirgends als auf der Inſel
Arou auf; die andere kleiner, und nicht ſo ſchoͤn, und ſey in dem Lande der Papus,
welches nahe bey Gilolo liegt, zu Hauſe “). Helbig, der auf den arouiſchen In⸗
ſeln eben dieſes hatte ſagen hoͤren, ſetzt noch hinzu, daß die neuguineiſchen Paradies⸗
voͤgel, oder die aus dem Lande der Papus, von den arouiſchen nicht nur in Anſehung
ihrer keibesgeſtalt, ſondern auch in den Farben ihres Gefieders, welches weiß und
gelblich iſt, verſchieden waͤren. Dieſer beyden Zeugniffe ungeachtet „ wovon das
eine allzu verdächtig, das andere aber zu unbeſtimmt iſt, als daß man etwas Ge⸗
wiſſes daraus folgern koͤnnte, ſcheint es doch, daß alles dasjenige, was nach den bes
waͤhrteſten Thatſachen ſich mit einigem Grunde hierüber fagen läßt, dieſes iſt, daß
die Paradiesvoͤgel, welche wir aus Indien erhalten, weder alle gleich gut auf behalten
worden, noch auch einander vollkommen gleich ſind. Einige davon ſind groͤßer oder
Eleiner; bey andern find die Federn unter den Flügeln und die Fäden am Schwanze
länger oder Fürzer, und in einer groͤßern oder geringern Anzahl; bey andern haben
dieſe Fäden eine andere Lage, eine andere Struktur, oder es find gar keine vorhan.
den; noch andere endlich ſind durch die Farben des Gefieders, durch Kuppen oder
Federbüͤſche u ſ, w. von an ern verſchieden. Es iſt atfo in Wahrheit ſchwer, nach
dieſen bemerkten Verſchiedenheiten an Vögeln, die faſt alle verſtuͤmmelt, verunſtal⸗
tet, oder ſchlecht getrocknet ſind, diejenigen Kennzeichen genau anzugeben, welche zu
der Beſtimmung der Arten und zu den Abänderungen des Alters, I 5 der
Jahreszeit, des Clima, zufälliger Unſtaͤnde u. fe w. gehoͤren. 0
Da
*) Auri fulgore circa collum, caetera pur- 5 3 Cin ſius Erle in Auctuario pag. 359.
pureus, ſagt Plinius von dem Phoͤnin; — I. Otto Helbig ſagt von der in New
hierauf ſetzt er noch hinzu — — nemi- guinea befindlichen Art, fie batte nicht die
nem extitiffe! qui viderit veſcentem, Lib. X. beyden langen Faden am A wiede
Cap. II. von Arou.
Der große Paradiesvogel.
Da nun außerdem die Paradiesvogel als Kaufmaunswaare, ihres großen An⸗
ſehens wegen, ſehr theuer ſind, ſo werden viele Voͤgel, die einen langen Schwanz und
ſchoͤnes Gefieder haben, unter dieſem Namen verkauft, nachdem ihnen die Fuͤße und Schen⸗
kel, um ihren Werth zu erhöhen, ſind abgeriſſen worden ). Ein ſolches Beyſpiel
haben wir ſchon an dem dem Paradiesvogel ähnlichen Birfheher (ſiehe S. 112.) geſehen,
den man gleichfalls verſtüͤmmelt hatte. Ich ſelbſt habe dergleichen Papageyen, Promeropen
und andere fo übel behandelte Voͤgel geſehen; und mehrere ſolche Beyſpiele find beym
Aldrovand und Beba anzutreffen *). Ja man findet auch ziemlich haͤufig wahre
Paradiesvogel, die man dadurch noch ſonderbarer und koſtbarer zu machen bemuͤht
geweſen iſt, daß man dieſelben auf mancherley Art verunſtaltet hat. — Nach den
beyden Hauptarten der Paradies voͤgel werde ich noch diejenigen Voͤgel anzeigen, die
mir aut meiſten mit ihnen verwandt zu ſehn ſcheinen, und deswegen hier einen
Platz verdienen, jedoch aber noch ihrer Unaͤhnlichkeit wegen von denſelben verſchie⸗
den ſind. Indeſſen werde ich es doch nicht wagen, aus Mangel hinreichender Be⸗
obachtungen zu entſcheiden, ob dieſelben zu der einen oder der andern Art gehören,
121
.
oder ob ſie von beyden ganz abgeſonderte Arten ausmachen.
4) Dem zu Folge, was Soreft (Voyage
aux Moluques &c.) von den Indianern zu
Linty erfahren hat, werden dieſe Voͤgel von
den Bewohnern der arouiſchen Juſeln nie⸗
mals verſtuͤmmelt den Kaufleuten uüberge⸗
ben.
185 daalleberſ.
) Die zweyte Art der Manucodiata des
Aldrovands (Tom. I. pag. 811. et 812.) hat
weder die Faͤden am Schwanze, noch die
langen Federn we den Flügeln, noch die
ſammetne Haube, noch den Schnabel, I,
auch die Zunge der Paradiesvogel. Sie
ſo auszeichnend von denſelben verſchieden,
daß Briſſon Grund zu haben geglaubt hat,
einen Bienenfreſſer (Gu£pier, Apiaſter) dar⸗
aus zu machen; und doch hatte man ihn
wie einen Paradiesvogel verſtümmelt. Was
die fünfte Art des Aldrovands betrifft,
welche gewiß zu den Paradies vögeln gehöoͤ⸗
ret, fo iſt dieſes zuverläßig nicht nur ein
verſtümmeltes, ſondern nech dazu ein ver⸗
unſtaltetes Subjekte geweſen.
Unter denenjenigen zehn Vögeln, welche
Seba unter dem Namen der Paradiesvoͤgel
abgebildet und beſchrieben hat, find nur viere,
welche zu dieſem Geſchlecht gerechnet werden
koͤnnen: namlich der auf der 38 Kupfertafel
Fig. 5. auf der 40. Fig. 1; und auf der 43.
Fig. 1. und 2. — Der auf der 30. Kupfer⸗
tafel Fig. 5. abgebildete Vogel iſt kein Para⸗
diesvogel, und er hat keines von den Unter⸗
ſcheidungszeichen deſſelben. — Eben dieſes
gilt von denen auf der 46. und 53. Kupfer⸗
tafel, von welchen ber letztere die von mir
unter den Aelſtern (S. 78.) beſchriebene
Vardiole iſt. Dieſe drey Arten haben in ih⸗
rem Schwanze zwey ſehr weit herausſtehende
Federn, die aber, da ſie ihrer ganzen Lange
nach beſiedert find, mit den Fäden der Para⸗
dies voͤgel ſehr wenig uͤber einkommen. — Die
beyden Vögel auf der 50. Taf (Fig 1. und 2.
haben ebenfalls zwep dergleichen lange Ru⸗
derfedern, die ihrer ganzen Länge nach mit
der Fahne beſetzt ſind, und außerdem haben
fie einen Papageyenſchnabel: demohnerach⸗
tet aber hatte man ihnen die Beine wie den
Paradiesbögeln abgeſchnitten — Derienige
endlich auf der 66. Tafel iſt nicht nur kein
Paradiesvogel, fontern auch nicht einmal
aus dem Vaterlande dieſer Voͤgel, denn
Seba hatte denſelben aus den barbadiſchen
Inſeln erhalten. 1
Buͤffons Voͤgel V. B.
2 Der
122
. ̃
— ——
Hiſtorie der Natur. !
Den ern een
— —
7 5 77
Der kleine Paradies vogel, oder der König,
der Paradiesvögel. (Le Manu-
code).) "
Siehe die Agöfte illuminirte und unſere eilfte Kupfertafel.
2
zie Manucodiata, welches fein indianiſcher, eder vielmehr ein aberglaͤubiſcher
Name iſt, und fo viel als Gottesvogel bedeutet, wird gemeiniglich der
König der Paradiesvogel genennet: ein Name, der von einem fabelhaf⸗
ten Vorurtheile, womit man die Geſchichte dieſes Vogels ausgeſchmuͤcket hat, her⸗
ruͤhret.
Die Seefahrer naͤmlich, von denen Cluſtus ſeine vorzuͤglichſten Nachrichten
entlehnte, hatten in dem daſigen Lande ſagen hören, daß jede dieſer beyden Arten
von Paradiesvoͤgeln ihren König hätte, dem alle andere mit Gehorſam und Treue
unterwuͤrfig zu ſeyn ſchienen; daß dieſer Koͤnig jederzeit über dem Zuge floͤge, über
feinen Unterthanen ſchwebte, und von da aus Befehle ertheilte, ſolche Brunnen aus⸗
zukundſchaften, wo fie ohne Gefahr erinken konnten, und die Probe zuvoͤrderſt an ſich
ſelbſt machten, u. ſ. w. *), und dieſe Fabel iſt vom Clufius aufbehalten worden.
Ob nun zwar dieſelbe eben ſo abgeſchmackt als irgend A nur iſt, ſo war ſie doch
ein Troſt, der Nierembergen über den Verkeuſt aller derjen
) Im Lateiniſchen Manucodiata Rex,
Muſ. Bester. — Manucodiata minor ſan-
guinea; Rex Paradiſi, Peliv. Gaz. nat. I.
tab. 53. fig, 2. — Rex auium paradiſdea-
rum maioris generis, Ciuf. exot 362. t. 362.
Wiilugbby, Raj. Synopf. au. p. 22. n. 10.
Nieremb. Joni. au. pag 169. t. 35. Olear.
Muf. 23. t. 13. fig. 2. — Rex auium para-
diſiacarum mator:s moduli, Klein. — Auis
regia, ſeu Paradifiaca miner, Seba 1-tab. 38-
Ag. 5. Engliſch, King or biids ef Faradiſe,
‚Bdivards nat. hi, tab. II.
der Verf und Ueberſ.
1) Manucodiara minor, le petit Oiftau
de Paradis, Briſſon au. 2. p. 136. 1,13. fig, 2.
— Put adiſes vegia, rectricibus duabus in-
termediis fili£ormibus apice lunato- penna-
ceis, Linn. Syſt. Nat. Edit. XII. p. 156. n. 3.
en Fadeln zufrieden ſtellte,
x FR die
Ma. Ad, Fr. 1. p.15. — Der Koͤnigsbe⸗
her, Wege durch Reyger S. 63. — Der
Koͤnigsvogel, Stat. Muller Ueberſ. des
Linn. Naturſyſt. Th. 2. S. 109. — Jcanes
roman, tab. 86. fig 2. — Seeligm. V. 6.
Der kleine Paradiesvogel, Leske Aufangsg.
der Naturgeſch. Th. 1. S. 246 — Le Roi
des (Iſeaux de Paradis, Surnerar Voyage
ala nouvelle Gene Paris 1276. 4. pag. 156.
tab. 95. 1
. A. d. Ueberf
“ i
* Claus Exotic. in Auftuar, pag. 1
Oleſes beziehet ſich auf die Art e
Indianer eines ganzen Fluges dieſer Vögel
habhaft werden, indem ſie die Brunnen ver⸗
giften, aus welchen die Paradiesvoͤgel zu
trinken pflegen. g
Der kleine Paradiesvogel. 123
die Cluſius aus der Gefibichte der Paradiesvogel ausgerottet hatte). Dieſes
wird, beylaͤufig zu ſagen, den Grad des Zutrauens beſtimmen, den wir in Anſehung der
Critik gegen dieſen Compilator haben muͤſſen. Dem ſey aber wie ihm wolle, fo hat
doch dieſer vorgegebene König viele ähnliche Züge mit dem Paradiesvogel; er untere
ſcheidet ſich aber auch von demſelben in vielen Stuͤcken. 5
Er hat, wie der große Paradiesvogel einen kleinen mit einer Art von Sammet bedeck⸗
ten Kopf, noch kleinere Augen, welche uͤber dem Winkel der Oeffnung des Schnabels liegen,
ſehr lange und ſtarke Füße, wandelnde Farben auf dem Gefieder, in dem Schwanze
auch zwey beynahe ähnliche Federn, nur daß felbige kurzer ſind, und daß ihr Ende,
welches mit Federn beſetzt iſt, indem es ſich um ſich ſelbſt herumrollet, eine Locke bil⸗
det, und mit ähnlichen Spiegeln im Kleinen, wie beym Pfau, gezieret iſt *). Er
hat auch unter jedem Flügel ein Bündel von ſieben oder acht Federn, welche länger
als bey jedem andern Vogel, jedoch aber nicht ſo lang, auch nicht ſo geſtaltet, wie
bey dem großen Paradiesvogel find; denn dieſe Federn find ihrek ganzen Lange nach mit
Fahnen verſehen, die unter einander zuſammenhaͤngen. Ich habe die Voͤgel ſo ab⸗
bilden laffen, daß dieſe Federn unter den Flügeln in die Augen fallen. Uebrigens
iſt der hier zu beſchreibende Vogel kleiner, hat einen weiſſen und verhaͤltnißmaͤßig
laͤngern Schnabel, langere Flügel, einen kuͤrzern Schwanz und mit Federn bedeckte
Naſenloͤcher. i f a 5
Tluſius hat nur dreyzehn Federn in jedem Flügel, und ſieben oder acht Federn
im Schwanze gezaͤhlet. Allein er hat bloß ſolche Voͤgel geſehen, welche getrocknet
waren, und einen Theil ihrer Federn verloren hatten. Eben dieſer Verfaſſer
haͤlt es für etwas Beſonderes, daß bey einigen von dieſen Voͤgeln die beyden Faͤden
des Schwanzes ſich kreuzen ). Allein es iſt ganz natuͤrlich, daß ſich dieſes
bey einem Vogel, der zwey lange, biegſame und neben einander liegende Federn am
Schwanze hat, oft ereignen muß.
1
*
JVVVW V
Noch der Beſchreibung des Herrn Sonnerat t) iſt dieſer Vogel von der Größe
unſerer gemeinen europaͤiſchen Amſel, und unterſcheidet ſich von den übrigen
Paradiesvoͤgeln durch die Lange feiner Flügel, als welche bis über das Ende des
Schwanzes gehen. Kopf, Hals, Kehle, Ruͤcken, Schwanz, Fluͤgel, ſind von
einer glänzenden karminrotgen Farbe. Der mittlere Theil des Bauchs iſt weiß, und
Q 2 wird
„) Nieremberg S. 212. i Ciaſus pag. 362. — Elovarde
a tab. 117 a a
R tab. LIT, s
#*) Collection acad&nique Tom. III. Par- ) Voyage à la nouvelle Guinde pag. 156,
tie etrangere pag. 440. g tab. 95.
124 Hiſtorie der Natur,
wird oberwaͤrts am Ende des Halſes durch einen * Queerſtreifen, deſſen Federn
kurz, breit, und von einem metalliſchen Glanze find, begraͤnzt. Die unter den Flu.
eln entſtehenden Federn ſind an ihrem Anfange grau, und endigen ſich mit einer gruͤnen
pitze. Aus der Mitte des Schwanzes kommen die von unſerm franzöſiſchen Were,
faſſer angeführten Faͤden hervor. Der Schnabel, Augenring und die Füße ſind von
gelber Farbe, und an dem innern und obern Wake 1 10
Augapfel ein ſchwarzer Fl cken.
— — — m
———ů—
Der praͤchtige neuguineiſche Paradiesvogel.
(Le magnifique de la nouvelle Guinee
ou le 5 4 bou-
quets)
Siehe die 63 iſte illumi urte Kupfertafel.
Wie beyden Federbuͤſche, die ich zu dem Un’ erſcheidungskennzeichen dieſes Vogels
S mache, liegen hinten an dem Anfange des Halſes. Der erſtere iſt aus vielen
dicht an einander ſtehen den Federn von einer gelblichten Farbe zu „
ſetzt, die nahe an ihrer Spitze mit einem kleinen ſchwarzen Flecken gezeichnet ſind.
Sie liegen nicht wie andere Federn uͤber einander, ſondern ſie richten ſich von ihrer
Baſis an auſwaͤrts, uud zwar 1 die naͤchſten am Kopfe beynahe unter einem
rechten Winkel, die folgenden aber unter kleinern Winkeln in die Höhe,
dieſem erſten 75 derbuſche koͤmmt ein zweyter, der weit betraͤchtlicher iſt, zum Vor⸗
ſchein; es ſtehet jedoch derſelbe weniger aufrecht, und beugt füh mehr nach hinten zu
herab. Er wird von langen einzelnen Faſern gebilbet, welche auf ſehr kurzen Spuh⸗
len ſtehen, deren funfzehn oder zwanzig ſich mit einander vereinigen, und eine Art
Federn von ſtrohgelber Farbe ausmachen. Dieſe Federn ſcheinen an ihrem Ende
viereckigt abgeſchnitten zu ſeyn, und machen mit der Flaͤche der Schulter mehr oder
weniger ſpitzige Winkel. An beyden Seiten dieſes zweyten Jebeszetee ſiehet
man
groͤßer zu ſeyn, und fein Schnabel und
uges zeigt ſich über dem
*) Dieſer Vogel aͤhnelt der Manucodiara
cirrata des Aldrovands Tom. J. pag. gli.
et 8:4. Dieſer letztere hat einen gleichen
Federbuſch, der ebenfalls aus ausgefaſer⸗
ten Federn, von der namlichen Farbe und
Lage, gebildet wird. Allein der Vogel ſcheint
Schwanz ſind viel laͤnger.
1) Sunmerat, WOifeau de Paradis ſurnom-
me le Magnifique, we a la nouv, Guin.
bag 163. tab. 98.
A. d. Ueberſ.
Unter
*
Der prächtige neuguineiſche Paradiesvogel. 125
man ordentliche Federn, die eine vermiſchte braune und Orangenfarbe haben. Hin.
terwaͤrts, naͤmlich an dem Ruͤcken, endigt er ſich in einen dreyeckigten braunroͤthlich⸗
ten und glaͤnzenden Fleck; deſſen Spitze gegen den Schwanz zugekehrt iſt, und deſſen
Federn, fo wie die vom zweyten Federbuſche, zu den vielfach zuſammengeſetzten gehoͤren.
Ein anderes charakteriſtiſches Kennzeichen dieſes Vogels ſind die beyden Faͤden
des Schwanzes. Sie ſind ohngefaͤhr einen Fuß lang, eine Linie breit, von einer
blauen Farbe, die in ein glaͤnzendes Gruͤn ſpielet, und ſie nehmen ihren Anfang uͤber
dem Buͤrzel. In allen dieſen Stuͤcken kommen ſie ſehr mit den Faͤden der vorher⸗
gehenden Art uͤberein, ſie ſind aber doch in ihrer Geſtalt von jenen verſchieden; denn
ſie endigen ſich in eine Spitze, und ſind einzig und allein an dem mittlern Theile der
innern Seite mit Federfaſern beſetzt. Der mittlere Theil des Halſes und der Bruſt
ſiſt von der Kehle an durch eine Reihe von ſehr kurzen Federn bedeckt, die eine Menge
kleiner Queerlinien vorſtellen, von denen die halbgruͤnen, welche ins blaue fpieten,'
mit andern von einer glaͤnzenden dunkelgruͤnen Farbe (vert-canard fonce) abwechſeln.
Auf dem Unterleibe, dem Buͤrzek und Schwanze iſt das Braune die herrſchende
Farbe. Die Schwing. und Deckfedern der Ftügel find gelbroͤthlicht; außerdem aber
haben noch die Schwungfedern an ihrem Ende einen braunen Fleck. Wenigſtens
ſind diejenigen ſo beſchaffen, die an dem im koͤniglichen Cabinette befindlichen Sub⸗
jekte noch zu ſehen find: denn ich muß hier anmerken, daß man demſelben die laͤng⸗
ſten Schwungfedern ſowohl als die Füße ausgeriſſen hatte ). 5
Uuoebrigens iſt dieſer Vogel etwas größer, als derjenige, von dem wir im vor⸗
hergehenden Abſchnitte gehandelt haben. Sein Schnabel iſt eben ſo beſchaffen, und
die Federn der Stirne erſtretken ſich bis auf die Naſenloͤcher, welche fie zum Theil
bedecken. Dieſer letztere Umſtand ſtreitet gar ſehr wider das von einem unſerer be⸗
ruͤhmteſten Ornithologen angenommene Unterſcheidungskennzeichen dieſer Voͤgel **).
Allein die ſyſtematiſchen Ornithologen erfahren oft, wie ſehr die Natur, die immer un⸗
gezwungen in ihrem Gange und mannichfaltig in ihren Wirkungen iſt, ſich ihrer Feſſeln
entlediget und der ſyſtematiſchen Geſetze ſpottet. f
Die Federn des Kopfs find kurz, gerade, ſtehen dicht an einander, und find
ſehr weich anzufühlen; fie bilden eine Art Sammet von wandelnder Farbe, wie bey allen
Paradiesvoͤgeln, deren Grund rothbraun iſt. Auch die Kehle iſt mit Sammet⸗
federn überzogen; jedoch find dieſe ſchwarz, und werfen einen goldgrünen Widerſchein
von fich.
) Ich weis nicht, ob an dem vom Al⸗ %) Die Federn an der Grundfläche des
drovand beobachteten Vogel noch alle Schnabels ſind hinterwaͤrts zu gekehret, und
Schwungfedern vollſtaͤndig waren Dieſe laſſen die Naſenloͤcher unbedeckt. Briſſon
Federn waren aber, nach dem Berichte die⸗ Ornithelog, Tom. II. pag. 130.
ſes Verfaſſers, von ſchwarzer Farbe. ;
a e
A 3 Der
126 Hiſtorie der Natur.
—
— ——
Der Superbe, oder der ſchwarze Paradiesvogel mit
violetter Kehle. (Le Manucode noir
de la nouvelle Guinee dit le
Superbe).
—
—
Siehe die 63 ꝛſte illuminirte Kupfertafel.
Lie ſchwarze Farbe iſt in der That die Hauptfarbe, welche auf dem Geſieder
S dieſes Vogels herrſchet. Dieſes Schwarz aber iſt praͤchtig und ſammetartig,
und wird unter dem Halſe und an vielen andern Orten durch zuruͤckgeworfene
Bunfelviolette Strahlen erhoͤget. Auf dem Kopfe, der Bruſt und der hintern Seite
des Halſes glaͤnzen Schattirungen von einem vortrefflich ſpielenden Gruͤn. Alles
uͤbrige iſt ſchwarz, auch ſogar der Schnabel.
Ich rechne dieſen Vogel unter die Paradiesvoͤgel, ob gleich keine Faͤden am
Schwanze bey ihm befindlich ſind. Indeſſen kann man doch annehmen, daß er die⸗
ſelben durch die Mauſter oder durch andere Zufaͤlle verloren hat. Iebrigens nähert
er ſich den Paradiesvoͤgeln nicht nur in Ruͤckſicht auf feine ganze Seſtalt und auf ſei⸗
nen Schnabel, ſondern auch durch das Klima, welches eben daſſelbe iſt, durch die
Pracht ſeiner Federn, und durch einen gewiſſen Ueberfluß, oder, wenn man will,
Lupus der Federn, der bekanntermaßen den Paradiesvoͤgeln eigen iſt. Dieſer Luxus
zeichnet ſich in dieſem Vogel durch zwey kleine Buͤſchel von ſchwarzen Federn
welche die beyden Naſenloͤcher bedecken, und auch durch zwey andere Federbüſche
von eben dieſer Farbe aus, welche aber länger find, und eine den vorigen entgegen⸗
geſetzte Richtung haben. Dieſe Federn entſpringen von den Schultern, und bilden,
indem fie ſich me&r oder weniger nach dem Ruͤcken zu, jedoch allezeit in einer hinter⸗
waͤrts hinabgebogenen Lage, erheben, eine Art von falſchen Fluͤgeln, die beynahe bis
an das Ende der wahren gehen, wenn dieſe letztern in dem Zuſtande der Ruhe beſind.
lich find. 8
5 b Diese Federn ſind nicht von gleicher Laͤnge; auch diejenigen, welche die vordere
Seite des Halſes und die Seiten der Bruſt bedecken, find lang, und ſtehen dicht bey
einander. 2
1) L’Oifeaux de Paradis à Forge violette dieſem Verfaſſer iſt derſelbe etwas ſtaͤker
ſurnommé le Superbe, Sonferut Voyage a als der kleine Paradiesvogel. 5 5
la nouvelle Guinde pag 157. tab. 96. Nach N Al. d. Ueberſ.
Der
*
127
Der Paradies vogel mit ſechs Faͤden.
Der Paradiesvogel mit ſechs Fäden.
(Le Manucode à fix Filets).
. Siehe die 63 3fte illuminirte Kupfertafel.
— —
ſo verdient dieſer Vogel gewiß fuͤr allen uͤbrigen den Vorzug. Denn er hat anſtatt
zweyer Fäden ſechſe, und von dieſen ſechſen entſpringt Fein einziger auf dem
Ruͤcken, ſondern alle auf dem Kopfe, und zwar drey auf jeder Seite. Ihre Laͤnge
beträgt einen halben Fuß, und ihre Richtung gehet nach hinten zu. Sie find nur an
ihrem Ende, ohngefaͤtzr ſechs Linien lang, mit Federfaſern beſetzt, welche ſchwarz und
ziemlich lang find ). |
Außer den erwähnten ſechs Fäden: find an dieſem Vogel noch zwey andere
Kennzeichen wahrzunehmen, die, wie wir ſchon erinnert haben, den Paradies
voͤgeln eigen zu ſeyn ſcheinen, nämlich den Luxus der Federn und die Pracht ih⸗
rer Farben. . ER
Der Luxus oder Ueberfluß der Federn beſtehet bey dieſem Vogel erſtlich in einer Art von:
Kuppe, welche aus ſteifen und dicht ſahenden Federn zuſammengeſetzt iſt, und auf der
Grundflaͤche des obern Schnabels ſich erhebet ) j zweytens in der Länge der Federn des
Bauches und des Unterleibes, welche bis vier Zoll und darüber lang find; ein Theil:
davon gehet gerade aus, und verbirgt die untere Seite des Schwanzes; ein ande⸗
rer Theil aber gehe schief auf jeder Seite in die Höhe, und bedeckt die gbere Seite
; SE man die Faͤden für das unterſcheidende Kennzeichen der Paradiesvsgel an,
dieſes
deckt, welche denenſelben' anffatt des auf
fern Ohres, womit die vierfuͤsigen Thiere
verſehen find, dienen. Vielleicht find die:
drey beſchriebenen Federn, weſche gleich⸗
falls uber den Gehoͤrgaͤngen ſtehen, fuͤr der⸗
gleichen verlängerte Federn anzuſehen.
1) LoOiſeau de Paradis à gorge doree;
Sonnerat Voyage & la nouvelle Guinée, pag.
758. tab 97. g
A. d. Ueberſe
2) Die eine Seite dieſer Taͤden iſt ihrer
ganzen Laͤnge nach mit Faſern beſetzt, die
aber nur durch Hulfe eines Vergroͤßerungs⸗
In was
glaſes entdeckt werden konnen.
für einer Richtung der Vogel beym Leben⸗
dieſe Faͤden trägt, iſt dem Herrn Sonne⸗
zat nicht bekannt; er macht aber uber ih⸗
ren Nutzen folgende Anmerkung. Bey al⸗
len Voͤgeln iſt der Sehoͤrgang mit feinen,
fleifen, langen und gedraͤngten Federn ber
A. d. Ueberſ.
3) Die untere Haͤlfte der Federn dieſer
Kuppe iſt ſchwarz, und die obere weiß; ſie
erſtreckt ſich nicht weit über die Augen, und
der Vogel kann ſte nur ſehr wenig. in die
Höhe richten.
. & Ueberſ,
Hiſtorie der Natur.
dieſes Schwanzes bis auf ein Drittel feiner Lange. Alle dieſe Federn Por
men mit denjenigen uͤberein, die bey dem großen und dem kleinen Paradiesvogel unter
den Fluͤgeln hervorwachſen.
228
Was aber das Gefieder anbelangt, ſo glaͤnzen die praͤchtigſten Farben auf
dem Halſe dieſes Vogels, naͤmlich der hintere Theil deſſelben iſt gelbgruͤn und
violet angelaufen; der vordere aber topaſengelb mit einem Widerſcheine, der
alle Nuancen von Grün zuruͤckwirſt. Dieſe Farben werden durch das brau⸗
ne Colorit der benachbarten Theile deſto mehr erhoͤhet; denn der Kopf iſt ſchwarz,
und ſpielt mit dunkel violetten Strahlen, und der ganze uͤbrige Koͤrper iſt ein
faſt ſchwaͤrzlichtes Braun, welches gleichfalls einen dunkelvieletten Widerſchein
von ſich wirft.
Der Schnabel iſt faſt eben ſo wie 99 den Paradiesvsgeln gestaltet N ausgenom⸗
men daß die obere Spitze deſſelben eckigt und ſchneidend iſt, da ſie im Gegentheil Dep
den meiften andern Arten zugerundet ift,
Von der Beſchaffenheit der Füße und Flügel „) bin ich nicht im Stande „et.
was zu ſagen, weil ſie an dem Subjekte, wornach dieſe Beſchreibung gemacht wor⸗
den iſt, von den indianiſchen Jaͤgern oder Kaufleuten waren abgeriſſen worden.
Alle dieſe Leute pflegen 8 ich ſchon geſagt habe, nun einmal alles dasjenige wegzu⸗
werfen, was unnuͤtzer Weiſe die Schwere oder den Umfang des Vogels vermehret,
noch mehr aber das aus dem Wege zu . was das ſchoͤne Geſieder a Se
unſcheinbar machen kann.
4) Der Schwanz und die Stügel ſind
ſammetartig ſchwarz. Unter den Fluͤgeln
entſtehen auf jeder Seite lange, ſchwarze,
feine, nach vorne zu gekehrte Federn, wel⸗
che die gefaltet liegenden Fluͤgel bedecken
wie die Straußfedern abgeſondert. —
Füße und der Schnabel find von 5
blaſſen ſchwarzen und der Augenring von
einer gelben Farbe. Dieſer Vogel iſt
ohngefaͤhr fo greß als eine gemeine Turtel⸗
und umfaſſen. Die Fahnen dieſer Federn taube. Sonnerat am angeführten Orte.
find nicht mit einander vereiniget, ſondern A. d. Ueberſ.
N *
mm ͤͤ—— —
€
Der
129
Der ſtahlfaͤrbige Paradiesvogel. (Le calybe
de la nouvelle Guinee), 79
Der es en
Siehe die 63 4fte illuminirte Kupfertafel
W' finden zwar an dieſem Vogel nicht den Luxus und Ueberfluß an den Fe⸗
dern; man erblickt aber doch wenigſtens an demſelben die ſchoͤnen Farben
und das ſammetartige Gefieder der Paradiesvoͤgel.
Das ſammetartige Gefieder auf dem Kopfe iſt von einer ſchoͤnen blauen ins
Gruͤne ſpielenden Farbe, deren zuruͤckgeworfene Strahlen dem Meergruͤnen gleichen.
Das Sammetartige des Halſes hat ein wenka laͤngere Federn, pranget aber doch
mit den naͤmlichen Farben; da aber jede Feder in ihrer Mitte glaͤnzend ſchwarz
iſt, und an den Seiten ein ins Blaue wandelndes Gruͤn hat, ſo entſtehen daraus
wellenfoͤrmige Schattlrungen, die hier mannichfaltlgere Veraͤnderungen als auf dem
Kopfe machen. Der Rüden, Buͤrzel, Schwanz und Unterleib find mit blau ange⸗
laufenen Federn beſetzt, die durch einen ſehr glänzenden Widerſchein verſchoͤnert wer⸗
den. — Die kleinen ſammetartigen Federn auf der Stirne verlängern ſich, und ges
hen vorwaͤrts bis uͤber einen Theil der Naſenloͤcher, die hier tiefer ſind als bey den
vorhergehenden Arten. Auch der Schnabel iſt geößer und dicker; es iſt aber der⸗
felbe von der naͤm ichen Geſtalt, und an ſeines Raͤndern iſt gleichfalls an der Spitze
deſſelben ein Einſchnitt vorhanden. Was den Schwanz anbelangt, ſo habe ich
an demielben nur ſechs Ruderfedern gezaͤhlet; wahrſcheinlicher Weiſe aber war der⸗
ſelbe an dein von mir unterſuchten Vogel ſchadhaft ).
Dieſer Vogel ſowohl, als auch die drey vorhergehenden, nach denen diet Be⸗
ſchreibungen find verfertiget worden“), war feiner ganzen Laͤnge nach an ein Staͤb⸗
chen,
2) Dieſer Vogel iſt etwas groͤßer und
) Der jüngere Herr Daubenton hat den
länger als der kleine Paradiesvogel; feine
angefuͤhrten Namen dieſem Vogel gegeben,
um dadurch die Hauptfarbe feines Geſie⸗
ders, welche von einer ſpieleuden Stahl⸗
farbe iſt, auszudrücken. Eben dieſem Gelehr⸗
ten habe ich den Grundriß zu den Beſchrei⸗
bungen dieſer vier neuen Arten zu dauken.
ı) L’Oifeau de Paradis verd. Sunnerat
Voyage de la nouvelle Guinte, pag. 164.
tab. 99.
A. d. Ueberf.
Buͤffons Vogel V. B.
Fuͤße und ſein Schnabel ſind ſchwärzlicht
und ſein Augenring iſt roth. Sonnerat am
angefuͤhrten Orte.
A. d. Ueberſ.
0) Dieſe vier Voͤgel gehoͤren zu den Thie⸗
ren und andern natuͤrlichen Koͤrpern, die
vor kurzem aus Judien gebracht, und dem
koͤniglichen Cabinette von dem Herrn Son⸗
nerat, Correſpondenten dieſes Cabinets,
R zugeſchickt
130 Hiſtorie der Natur.
chen, das durch den Schnabel gieng, und zwey oder drey Zoll aus demſelben hervor.
ragte, geſteckt. Die Indianer machen auf dieſe ſehr einfache Art, und indem fie
diejenigen Federn, welche dem Vogel kein gutes Anſehen geben, wegſchneiden, einen
artigen Federbuſch, wozu fie den erſten kleinen ſchöͤn beſiederten Vogel nehmen, der
ihnen vorkoͤmmt. Es iſt aber auch gewiß, daß dieſe Vogel dadurch verunſtaltet
und unkenntlich gemacht werden, indem theils ihr Hals zu ſehr ausgedehnt, theils
aber auch ihre übrigen Verhaͤltniſſe zu ſehr verändert werden. Aus diefer Urſache iſt
es mir ſchwer geworden, die Einſenkung der Fluͤgel, welche dieſem Bogel von den
Indianern waren ausgeriſſen worden, zu finden; und man würde mit einem auch
nur geringen Grade von Leichtglaͤubigkeit ſich haben uͤberreden können, daß dieſer Vo⸗
gel nicht nur ohne Fuͤße, ſondern auch, was das Sonderbarſte iſt, ohne Flügel zur
Welt gekommen waͤre. f
Uebrigens entfernt ſich dieſer Vogel mehr als die drey vorhergehenden von der
Art, die ich Manucodiata genennet habe, und deswegen habe ich auch ihm den letz⸗
ten Platz unter denſelben angewieſen, und einen beſondern Namen gegeben.
— —— — —
————
Der Ochſenhacker. (Le Pique-boeuf). »
Siehe die 29 zſte illuminirte und auf unſerer zwoͤlften Kupfrrtafel
die erſte Figur. RE 95
\
* Triſſon hat dieſen kleinen Vogel, den ihm Abdanſon von Senegal zuſchick⸗
8 te, zuerſt beſchrieben und bekannt gemacht. Seine Fluͤgelbreite betragt
ohngefaͤhr vierzehn Zoll, und er iſt kaum groͤßer als unſere Heidelerche.
Sein Gefieder hat nichts Auszeichnendes. Der obere Theil feines Körpers iſt
braungrau,
ugeſchickt worden find: Es wäre zu wün⸗ Edit. XII. pag. 154. — Oer afrikaniſch⸗
192 daß jeder Correſpondent eben ſo Ochſenhacker, Stat. Muller A aM
viel Eifer und Geſchmack für die Naturge. Linn. Narmſyſt. Th. 2. S. 164. — Die
ſchichte blicken ließe, als Herr Sonnerat, Kennzeichen dieſer Gattung find nach dem
und daß letzterer ſeinen Eifer verdoppel⸗ Ritier Cinne“ ein gerader faſt viereckigter
te, und ſich in den Stand ſetzte, zu je- hoͤckerichter Schnabel, und nach außen zu
dem ausgeſtopften Thiere eine genaue erhabene Kinnloden. An den Füßen liegen
Nachricht feiner Naturtriebe und Sitten drey geſpaltene Zehen nach vorne a und
hinzu zu ſetzen. eine hinterwaͤris (pedes ambulatorii).
5). Bupbuga africana, Linn. Syſtem. Nat. U. d. Ueberf,
Der Ochſenhacker. 131
braungrau, der untere graugelblicht. Die Farbe feines Schnabels iſt veraͤn⸗
derlich; bey einigen Subjekten iſt derſelbe ganz braun, bey andern hingegen an
der Spitze roth, 1 an der Baſis gelb; bey allen aber iſt er faſt viereckigt,
und ſeine beyden Kinnladen ſind an ihrem Ende nach außen zu erhaben und
dicker. Der Schwanz iſt ſtufenfoͤrmig, und feine zwoͤlf Ruderfedern find alle
ſehr ſpitzig. Um endlich nichts zu vergeſſen, was die Figur dem Auge nicht
deutlich vorſtellen kann, ſo iſt das erſte Glied der aͤußern Zehe mit dem Gliede der
mittlern Zehe ſehr genau verbunden ).
Dieſer Vogel iſt ſehr luͤſtern nach gewiſſen Würmern oder Inſektenlar⸗
ven, die unter der Oberhaut der Ochſen ſich entwickeln ), und daſelbſt
bis zu ihrer Verwandlung leben. Die Natur treibt ihn an, ſich auf den
Rücken dieſer Thiere zu ſetzen, mit feinem Schnabel ihre Haut aufzuhacken,
und dieſe Larven hervorzuſuchen. Daher hat er auch den Namen Ochſenhacker
empfangen *).
2) Jedoch iſt dieſe Vereinigung nicht ſo 3) Dieſe Larven liegen nicht, wie un⸗
ſtark wie bey den Schreitfuͤßen (Pedes greſ. fer Verfaſſer dem Briſſon nachſchreibt,
ſorli). unter der Oberhaut, ſondern unter dem
e A. d. Ueberſ. Felle des Viehes. Auch hat er nicht nde
®) Briſſn e Tom. II. pag. 436. thig, die Haut . weil ſelbige ſchon
tab. 42. fig. 2. Sein lateiniſcher Name iſt durchgefreſſen iſt.
Buphagus. A. d. Ueberſ⸗
R 2 Der
137
m
Der Staar. (L Etourneau).
— — — —
Hiſtorie der Natur.
Siehe die 7sfte illuminirte und auf unſerer zwoͤfften Kupfertafel
die zwote Figur.
in unſern temperirten Himmelsſtrichen.
*
F
E giebt wenig Vögel, die fo allgemein bekannt find , als dieſer, beſonders
Denn da er das ganze Jahr hin
durch in feiner Heimath bleibt), ohne jemals eine weite Reife zu unterneh⸗
*) Nach einigen wird der Staar im Ze⸗
braͤiſchen Sarſir, nach andern Zezir ge⸗
nennt. Arabiſch Alzarazir, woraus das
lateiniſche Wort Zarater, nach andern
Azuri gemacht worden. Griechiſch Jag,
Wars, (wovon Waposov, der, Granit, eine
Art von Stein, die wie ein Staar ge:
fleckt iſt, herkoͤmmt) age Noe, Gees, Vo,
oder Vous, Lateiniſch Srurnus. Gesmer
au. 747. Aldrovand, orn. 2. p. 637.
au. p. 109: t. 40. Schuvenchfeld, Ther. Sil.
Charlet. Sihbald. Scot. Rzaczynski au. Pol.
Moehring au. gen. Willugbby orn. p. 144.
+. 37 Ray. au, 67. n. . Briſſon au. 2.
p. 439. — Sturnellus, Klein. Italiaͤniſch
Sturno, Storno, Olisa au. 18. mit einer guten
Abbildung. 2 7nann. 69. — Stornello, Klein.
Portugieſiſch Sturnſno. Spaniſch Eſto⸗
rino. Cataloniſch Stornell. In Perigord
Eſtournel. In Guienne Tournet. Sran-
zoͤſiſch Eſtourneau, Eftorneau, Belhn au. gl. a.
Eſterneau, Eterneau, Etourneau, Kolbe, Albin.
Sanſonnet, und fogar Chanfonnet, nach
Cotgrave; ein Name, der ſeine Faͤbig⸗
keit, fingen zu lernen, anzeiget. Deutſch
Staar Sriſch Voͤg. Deutſchl. Taf 217. Fall.
272. Staer. Rinderſtaar, (weil fie ſich
bey dem Rindvieh aufhalten) Spreche,
Klein Sprehe, Stat. Muͤller Ueberſ des
Linn Naturſyſt. Th 2. S. 523 Schwe⸗
diſch Stare. Engliſch Stare, Albin. au. I.
p. 38. t. 40. Pennant Vol. I. pag. 299.
n 104. Pl! 46. fig 2. Starl, Starling, Ster-
lyng. In Slandern Spreuve, Sprue.
Fon
men
Polniſch Szpak, Spatzek, Szpacziek, Skorzek.
— Polydor Virgil behauptet, daß von
dieſem Vogel die Benennung des engliſchen
Pfundes Sterling herſtamme. Man koͤnn⸗
te eben fo natuͤrlich von dem Worte Etour-
neau das franzoͤſiſche Lure Taurnois herlei⸗
ten: allein das Wort Tournois koͤmmt ge⸗
wiß von Tours, einer Stadt in Frankreich,
her, und es iſt wahrſcheinlich, daß das
Wort Sterling von einer Stadt in Schott⸗
land, mit Namen Sterling, abſtammt.
der Verf. und Ueberſ.
1) Sturnus vulgaris, roſtro nigricante,
Barr. — Sturnus pratorum vulgaris, Ge⸗
meiner Wieſenſtaar, Klein Voͤgelhiſt. durch
Revger S 63. — Sem nus vulgaris, roſtro
flıuelcente, corpore nigro pun&is albis,
Linn. Faun, Suec 213. Syſt. Nat. Edit. XII.
pag. 290, n. 1. Muellen Prodr. Zool. dan.
pag. 9. Daͤniſch Staer. Norweg. Star,
Haſſelquiſl. itin. 284. — Der gemeine
Staar, Scopoli durch Günther S. 155.
Crainiſch Starl. — Der Star, Zorn Peti⸗
noth. Th 2. S. 323. — In Sepp's Ne-
der andſche Vogelen iſt die Abbildung von
einem Maͤnnchen und einem Weibchen nebſt
einem Neſt mit Eyern befindlich.
A. d. Ueberſ.
2) Dieſes findet in Deutſchland nicht
ſtatt. Denn die Staare ziehen im October
fort, und kommen im Februar wieder zu⸗
ruͤck, Zorn Petino h. Th. 2. S. 325. —
Aus dem ſuͤdlichen Europa, Frankreich und
Italien ziehen ſie gegen den Winter nach
Aegypten,
We
Der Staar. 133
men ), und leicht zu zaͤhmen und aufzuziehen iſt, ſo haͤlt man ihrer ſehr viele in Ge⸗
bauern, und wird dadurch Ar den Stand geſetzt, fie oft und in den Naͤhe zu ſehen,
Veobachtungen über ihre Naturtriebe auzuftellen, und ihre Sitten ſowohl in dem
:slichen als natuͤrlichen Zuſtande zu unterſuchen.
Unter allen Vögeln kommen die Amſeln mit dem Staare am meiſten überein.
Jungen von beyden erwaͤhnten Arten ſind einander ſo vollkommen gleich, daß
olche kaum von einander unterſchsiden kann 5). Hat aber jede von ihnen mit
ver Zeit ihre beſtimmte Geſtalt und ihre unterſcheidenden Charaktere erlangt, fo läßt ſich
der Staar von der Amſel durch die Flecken, den zuruͤckgeworfenen Glanz der Lichtſtrahlen
feines Gefieders, durch die Bildung feines ſtumpfern, plattern, und an der Spitze mit
keinem Einſchnitt verſehenen Schnabels N durch feinen plattern Kopf u. ſ. w.
unterſcheiden. Es iſt aber auch noch eine andere ſehr merkwuͤrdige Verſchiedenheit
zwiſchen dieſen Voͤgeln vorhanden, welche von einer tiefliegenden Urſache abhaͤngt,
daß naͤmlich die Art des Staares in Europa eine ganz iſolirte Art Hin da im Gegen
theil die Amſelarten dafelb# ſehr vielfältig zu feyn ſcheinen.
Auch gleichen ſich beyde Arten darinnen, daß fie während des Winters ihren
Aufenthalt nicht verändern; fie waͤhlen bloß in der Gegend, wo ſie ſich niedergelaſſen
haben, ſichere Oerter f), von denen ſie am bequemſten zu warmen Quellen kommen
konnen. Indeſſen findet doch hierinnen der Unterfihied ſtatt, daß die Amſeln zu die⸗
ſer Zeit einzeln leben, oder vielmehr ihrer Gewohnheit nach, die ſie die ganze uͤbrige
Jahreszeit zu beobachten pflegen, fortfahren einzeln zu leben; da im Gegentheil die
Staare, fo bald als ihre Bruͤtzeit vorüber iſt, ſich in ſehr zahlreiche Haufen ver⸗
ſammlen. Dieſe Haufen Staare haben eine es ganz eigene Art zu fliegen, die
3 nach
Aegypten. Saffelquiftam angefü brten Orte.
— Um Woroneſch in Rußland kommen fie
erſt in der Mitte des Aprils an, (Gmelins
Reiſe durch Rußland Th. 1. S. 77.) nach
Aſtrachan bingegen in der Mitte und zu
Ende des Februars A 2. 5 A
Ueber
) In kaͤltern Ae e B. in Schwe⸗
den und der Schweiz, ſcheinen die Staare
weniger antefig zu ſeyn, und vielmehr Zug⸗
vögel zu werden. Linne ſagt:
poſt mediam aeſtatem in Scaniam cımpe-
ſtrem. Faun. Suecic pag: 70. und Gesner
ſagt: Cum abeunt e noſtra regione. De
auidus pag. 745.
**) Belon pag. 322. — Die Aehnlichkeit
der jungen Amſeln und der jungen Staare
iſt ſo groß, daß ich einen wahren Proceß,
Diſcedit
eine juriſtiſche Klage zwiſchen zwey Private
perſonen daraus habe entſtehen ſehen. Der
eine forderte von dem andern einen Staar
zuruͤck, den er dem andern anvertrauet hat⸗
te, daß er ihn reden, pfeifen, ſingen u. . w⸗
lehren ſollte, Der andere aber gab ihm ei⸗
ne gut abgerichtete Amſel zurück, forderte
das Geld für das Abrichten, und behaupte⸗
te, er haͤtte in der That weiter nichts als
eine Amſel erhalten.
Ka Barrere ſagt, der Staar habe eis
nen viereckigten Schnabel. Ornithologise
Specimen nouum, pag. 3 — Man muß
aber doch wenigſtens eingeſtehen, daß die
Winkel an ſolchem ſehr abgerundet ſind.
+) Wahrfcheinficher Weiſe iſt dieſes die
Urſache, warum Ariſtoteles jagt, der Stage
verberge ſich waͤhrend des .
134 Hiſtorie der Natur.
nach einer einfoͤrmigen und regelmäßigen Taktik eingerichtet zu fern ſcheint, gleich ei⸗
ner wohl an die Kriegszucht gewohnten Armee, die der Stimme eines einzigen Füͤh⸗
rers auf das genaueſte gehorcht. Hier iſt es die Stimme der Na ur, welcher die
Staare gehorchen. Ihr Inſtinkt treibt fie an, ſich jederzeit dem Mittelpunkt ihres
Haufens zu nähern; allein ihr ſchneller Flug führer fie beſtaͤndig darüber hinweg,
Es bildet alſo ein ſolcher Haufen Voͤgel, die ein gemeinſchaftliches Beſtreben nach
einem und eben demſelben Punkte äußern, durch ihr unablaͤßiges Hin- und Wieder⸗
fliegen, durch bogenförmige und ſich von allen Seiten kreuzende Wendungen, eine
Ark von heftig bewegtem Wirbel, deſſen ganze Maſſe, ohne einer gewiſſen Richtung
zu folgen, eine allgemeine Bewegung des Zuruͤckkehreus auf ſich ſelbſt zu haben
ſcheint, welche aus den beſondern Bewegungen des Umlaufs, die jedem ihrer Theile
eigen find, entſtehet. In dieſer allgemeinen Bewegung ſucht der Mittelpunkt ſich
in einen fort zu entwickeln, aber da derſelbe von der entg g ngefegien Kraft der ihn um⸗
gebenden Voͤgel und durch ihre Schwere auf ihn wirkenden Linien nnaufbörlid) hingedraͤngt
oder zuruͤckgeſtoßen wird, fo iſt dieſer Mütelpunkt beſtaͤndig dichter als jede von Dies
fen Linien, welche gleichfalls deſto dichter find, je näher fie an den Mittelpunkt graͤn⸗
zen. — Dieſe Art zu fliegen hat ihre Vortheile, aber auch ihre Unbequemlichkei⸗
ten. Vortheilhaft iſt dieſelbe gegen die Angriffe der Raubvogel, welche, da fie
durch die Menge dieſer ohnmaͤchtigen Gegner beſtuͤrzt, von dem Schlagen ihrer Fluͤ⸗
gel beunruhiget, von ihrem Geſchrey betaͤubt, durch ihre Ordnung aus der Faſſung
gebracht werden, und ſich nicht für ſtark genug halten, in dieſe geſchloſſenen Glieder,
die die Furcht noch enger zuſammenſchließt, zu dringen, ſich oft genoͤthiget ſehen,
eine ſo reiche Beute, ohne den geringſten Theil davon in ihre Gewalt zu bekommen,
gänzlich fahren zu laſſen. — Von der andern Seite hat aber auch dieſe Art zu flie⸗
gen für die Staare die Unbequemlichkeit, daß die Vogelſteller eine große Menge von
denſelben auf einmal ſehr leicht fangen können. Sie ſchicken nämlich einem ſol.
chen Haufen einen oder zwey Voͤgel von derſelben Art entgegen, an deren Füße
ſie eine mit Vogelleim beſtrichene Schnure feſt machen; dieſe Voͤgel miſchen ſich
unter den Haufen, und vermittelſt ihres beſtaͤndigen Hin- und Herfliegens vermi⸗
ckeln ſich ihrer viele an dieſer gefährlichen Schnure, und fallen alfobald auf die
Erde herab ).
3) Um Straßburg (ſiehe Beckmanns
phyſ. oͤkon. Bibliothek B. 8. S. 533.) wer:
den im Herbſt, üder den mit Schilfrohre
bewachſenen Sümpfen, Garne aufgeſtellt,
die an hohen Stangen in Ringen laufen,
und am Ende einen Sack haben. Die des
Abends haͤußg aus den Weinbergen an⸗
kommende Staare ſetzen ſich, weil fie ſich
für dem Garne fürchten, in dem Rohr zur
Die
Seite nieder, und werden, wenn es Nacht
geworden iſt, durch gelindes Steinwerfen
langſam unter das Garn getrieben, das
man alsdenn niederfallen laßt, und die
Staare fange. -— Nach Hervjeux (Be⸗
ſchrebung der vornehmſten Voͤgel, Leipzig
1737.18.) kann mau ſchon um Pfingsten
Staare fangen, wenn auf Wicten, die an
Teichen liegen, Schlag waͤnde geſtellet Bee
5 den,
*
Der Staar. 135
Die Staare verſammlen na ſonders des Abends in große Haufen, als ob fie
ihre Macht zuſammenziehen, und ſich fuͤr den Gefahren der Nacht in Sicherheit
ſtellen wollten. Sie bringen die ganze Nacht mit einander im Schilfrohr zu, im
welches fie ſich gegen das Ende des Tages mit großem Lermen niederlaſſen ). Sie
ſchreyen viel des Abends und des Morgens, ehe fie ſich von einander trennen; fehr
wenig aber den übrigen Theil des Tages, und die Nacht hindurch find ſie ganz ſtille.
Sie ſind dermaßen fuͤr die Geſellſchaft gebohren, daß ſie nicht bloß mit denen von
ihrer Art, ſondern auch mit Boͤgeln von andern Arten fliegen. Im Fruͤßjahr und
Herbſt, welches ihre Bruͤtzeit iſt, mengen ſie fi) zuweilen unter die Kraͤhen
und Dohlen, auch unter die Krammersvögel, Rothdroſſeln (mauvis), und ſogar
unter die Tauben. .
Die Zeit ihrer Liebe fängt zu Ende des Drärpmonars an. Zu dieſer Zeit ver⸗
einigen ſie ſich in Paare. Es gehet aber hier wie bey den andern Voͤgeln zu, daß naͤmlich
dieſe füße Verbindungen durch den Kampf vorbereitet und durch die Staͤrke entſchie⸗
den werden. Die Weibchen haben kein Recht zu waͤhlen; die Männchen. hingegen,
welche vielleicht zahlreicher und allemal hitziger find, beſonders im Anfange, Fämpfen-
mit ihren Schnabeln um dieſelben, und die Weibchen gehören dem Ueberwinder.
In ihrer Siebe ſind ſie eben fo heftig wie bey ihrem Kampfe. Sie ſchwatzen alsdenn
unaufgörlich. Geſang und Genuß iſt ihre ganze Beſchaͤftigung, und ihr Singen iſt
fe lebhaft, daß ſie keine Pauſen zu kennen ſcheinen. Nach der Befriedigung ihrer
dringendſten Beduͤrfniß ſorgen fie für die Beduͤrfniß ihrer kuͤnſtigen Brut. Sie
wenden aber dabey keine große Mühe an, denn oft bemaͤchtigen ſie ſich eines Gruͤn⸗
ſpechtneſtes, ſo wie zuweilen der Grüͤnſpecht das ihrige einnimmt. Bauen ſie
aber ſelbſt ein Neſt, ſo beſtehet die ganze Bauart defflben darinnen, daß ſie einige
trockne Blätter , oder einige Stuͤckchen von Pflanzen und Moos, die fie aus den Loͤ⸗
chern der Baͤume oder der Mauern herausholen, zuſammenhaͤufen. Auf dieſe unge⸗
kuͤnſtelte Unterlage legt das Weibchen fünf oder ſechs gruͤnlicht aſchgraue Eyer ),
welche:
den, in welche man fie dinch Baͤlge von
Staaren, Krähen, Dohlen und Kybitzen
lacket.
auf den Huthungen und friſch geackerten
Brachaͤckern mit erauen Wänden,
Farbe des Exdreichs haben,
nach ih- en zu ſtellen
ſollen ſie ſich auch mit Reuſſen oder Haa⸗
men, die in eder nahe an das Maffer ge⸗
leget werden, fangen laſſen. Man ſetzt
hinter den Haamen ein Licht,
die Staare, wenn ſie getrieben werden, zu⸗
fliegen. A. d. Ueberſ.
Nach der Kirſchzeit faͤngt man ſie
die die
Am beſten iſt
bey trüben Regen und nebelichten Wetter
— In Befiphalen-
auf welches
*) Avventando ben ſpeſſo con tanta fu-
ria, che per la moltitudine e per Pim
peto con che vanno nel giugnere fi ſente
finder Faria con un ſtrepito orribile nom
difimile alla gragnuola. Olina' Uecelliera
pag 8. g
4) Nach der Beſchreibung, welche Zorn
davon (Petineth. Th. 2. S. 146.) giebt,
find die Ever des Staares am untern Ende:
ſehr ſpitzig, und von einer W bla ſ⸗
grünen Farbe.
A. d. Ueberſ⸗
Hiſtorie der Natur.
welche ſie achtzehn bis zwanzig Tage lang bebruͤtet. Bisweilen verrichtet ſie ihr
Bruͤtgeſchaͤfte in Taubenſchlaͤgen unter dem Dache der Häufer ), ja ſogar in den
Loͤchern der Felſen an den Seekuͤſten, wie z. B. auf der Inſel Wight und an andern
Orten ). Man hat mir zuweilen im Maymonat Neſter gebracht, die man vor
Staarneſter ausgab, und die man auf Baͤumen wollte gefunden haben. Da aber
zwey von dieſen Neſtern unter andern gaͤnzlich den Droſſelneſtern glichen: ſo habe ich
die Ueberbringer eines Betrugs wegen in Verdacht, wofern man nicht dieſen Betrug
den Staaren zurechnen, und annehmen will, daß ſie ſich zuweilen die Neſter der
Droſſeln und anderer Voͤgel bemaͤchtigen, wie ſie auch, wie ich bereits erinnert habe,
dieſes in Anſehung der Loͤcher der Gruͤnſpechte oft zu thun pflegen. Unterdeſſen
laͤugne ich aber auch nicht, daß dieſe Voͤgel nicht unter gewiſſen Umſtaͤnden ihre Ne⸗
ſter ſelbſt bauen ſollten. Es hat mir ein glaubwuͤrdiger Beobachter verſichert, er
habe auf einem Baume viele Staarneſter geſehen. Dem ſey aber wie ihm wolle,
fo iſt doch gewiß, daß die jungen Staare ſehr lange unter der Aufficht ihrer Mutter
ftehen ); eine Urſache, die mich zweifeln macht, ob dieſe Art auch bis dreymal des
Jahres brütet, wie einige Naturforſcher verſichern “) ): es müßte denn dieſes in
den warmen Laͤndern geſchehen, wo die Bruͤtzeit, die Erziehung und alle Perioden
der thieriſchen Entwickelung, nach Verhaͤltniß des Grades der Hitze, kuͤrzere Zeit
dauern. .
Ueberhaupt hat der Staar, wie Belon ſagt ***), lange und dicht ſtehende Fe⸗
dern; in ſeiner Jugend ſind dieſelben von einer ſchwaͤczlichtbraunen Farbe, die durch⸗
gaͤngig einerley iſt, ohne Flecken und ohne einigen Widerſchein. Die Flecken kom⸗
men erſt nach der erſten Mauſter zum Vorſchein, und zwar gegen das Ende des Ju⸗
lius zuerſt in dem untern Theile des Koͤrpers, ſodann auf dem Kopfe, und endlich an
136
dem
5) J. C. Sabricius Reiſe nach Norwe⸗ *) Cova — — due c tte volte bann,
gen, Hamb. 1779. Seite 59. con quitro cinque uccelli per couata. On
Uccelliera.
8) Zorn verſickert, daß ſie zweymal des
Jahres brüten, und das erſte mal fuͤnf bis
fieben, das andere mal aber nur drey bis
fuͤnf Junge haben. So bald als die erſten
Jungen im Stande ſind, ſich ſelbſt mit
A. d Ueberſ.
6) Dritiſk Zoology pag. 93. _
6) Die Staare brüten auch in kleinen
Kaͤſten, die man zu dieſem Behufe an die
aume befeſtiget. g
Ba gef A. d. Ueberf.
7). Wenn die alten Staare ihre Jungen
ausführen, ſo bringen ſie dieſelben auf dick⸗
belaubte Baͤume am freyen Felde, Wieſen
oder Baͤchen, und tragen ihnen das Futter
zu. Die Jungen find nicht fedeu, und leicht
zu ſchießen; fie flüchten aber, fo bald als
ſie von den e werden, Zorn
inoth. Th. 1. S. 415.
eee A. d. Ueberſ.
Futter zu verforgen, fo werden fie von den
Alten verlaſſen, welche ſodann zur zwey⸗
ten Brut ſchreiten; die Jungen begeben
ſich am Tage in ſumpfigte Oerter, am Abend
aber fallen fie haufenweiſe in dicke Holzer
oder in das Schilfrohr ein:
A. d. Ueberſ. 5
##*) Nature des Oifeaux p. 2%
Der Staar. 137
dem obern Theile des Körpers um den zwanzigſten Nuzuft. Ich rede hier aber allemal
von ſolchen Staaren, die zu Anfange des Maymonats ausgekrochen ſind. N
Ich habe die Bemerkung gemacht, daß in dieſer erſten Mauſter die um den Ur⸗
ſprung des Schnabels herumſtehenden Federn alle auf einmal ausfallen, ſo daß dieſer Theil
den Julius hindurch kahl bleibe DER eine Beſchaffenheit, die der Saatkraͤhe das
ganze Jahr hindurch eigen iſt. Ich nahm auch wahr, daß beynahe der ganze
Schnabel am funfzehnten May gelb war; jedoch wurde derfeibe bald hornfaͤrbig,
und Belon verſichert, daß er mit der Zeit orangengelb werde 5). ö
Die Maͤnnchen haben braͤunere Augen, oder ein gleichfoͤrmiges Braun in den⸗
ſelben **), die Fiecken auf dem Geſteder find ſchärfer abgeſchnitten und gelber, und
die braune Farbe dererjenigen Federn, auf denen keine Flecken befindlich find, werfen
einen lebhafteren Widerſchein zurück, der mit Purpurroth und Dunkelgruͤn abwech⸗
ſelt. Ueberdieſes iſt das Maͤnuchen größer, und wiegt ohngefaͤhr viertehalb Unzen.
Salerne giebt gi an Unterſchied beyderley Geſchlechts noch das Merkmaal an, daß
bey dem Maͤnnchen die Zunge ſpitzig, bey dem Weibchen aber geſpalten ſey. Es
ſcheint auch wirklich. als ob Linne! bey einigen Staaren eine ſpitzige, bey andern
aber eine geſpaltene Zunge geſehen Habe ***) 3 Ich meines Orts habe bey denen
Saaren, die mir zu Geſichte gekommen ſind, allemal eine geſpaltene Zunge an⸗
getroffen.
Die Staare leben von Schnecken, kleinen Würmern *), Käfern, dorzüglich
aber von denjenigen Kaͤfern, die von einer metallgruͤnen Farbe mit roͤtglichtem Wi⸗
deeſchein ſind, und die wan im Junius auf den Blumen, und zwar beſonders auf
den Roſen findet. Auch nähren fie ſich vom Ge traide, Heidekorn, Hirſe, Buch⸗
wel zen, Hanf for: zern, Hellunderbeeren, Oliven, Kieſchen, e u. ſ. w.
Dieſes desiere Na gratz gen lietel ſoll den naturlichen bittern Geſchmack ihres Fleiſches
N - am
—
) Ich ſehe nicht ein, warum Plinius, 145. Man 19 5 aber abe vorausſetzen,
ba er von den Staaren redet, ſagt: Sed hi
plumam non amittunt. Plinius Lib. X.
Cap. XXIV.
9) Im Frühjabre iſt er gelb, wird aber
im Herbie ſchwaͤrzlicht. Scopoli durch
Gunther S. 155 A. d. Ueberſ.
* La fenina ha nel chiaro del occhio
una maglistia, havendo lo maichio tutto
nere bene, 0% p. 1d. Dieſe Art von
Fleck, den die Meibchen nach dem Glin
suf dem Auge haben, iſt wahrſcheinlicher
Weiſe dasjenige, was Willughby durch
folgende Worte ausdrückt: Oculorum iri-
des auellaneae ſuperna parte albidiores, pag.
Bu ffons Voͤgel V. B.
daß letzterer hier vom Weibchen redet.
77 Lingua acuta, Syit, Nat. Edit. XII.
pag. 2m Lingua bifida, Fauna Suecica
ag: 7
R 10) Nach der Beſchreibung des Scopoli
(duch Guͤnther S. 155) iſt die Zunge
rinnenfoͤrmig und mit einem Rande, der
haarichte Einſchnitte hat, berſehen.
Tl. d. Heberf.
11) Im Herbſte beſtreichen ſie die Krautfel⸗
der. und reinigen ſolchewon den Raupen. Daß
fe Roſenkaͤfer freſſen, iſt wohl gewiß, allein es
werden ſolche ſchwerlich ihre Nahrung aus⸗
machen. A. d. Ueberſ.
S
238 Hiſtorie der Natur.
am meiſten verbeſſern ). Unter allen übrigen Speiſen aber ſind, wie man ſagt,
die Kirſchen ihr vorzuͤglichſtes Futter: daher bedienet mas ſich derſelben als eine un.
truͤgliche Lockſpeiſe, um fie in Weidenkoͤrbe oder Reuſſen zu locken, die man un⸗
ter das Schilf ſetzt, wohin ſie ſich gemeiniglich alle Abende begeben; man faͤngt auch
in einer Nacht bis hundert auf dieſe Art; dieſe Jagd aber findet alsdenn nicht mehr
ſtatt, wenn die Kirſchzeit vorben it
Sie halten ſich gern auf den Wieſen auf, we Ochſen und anderes großes Horn
vieh weidet; fie follen durch die Inſekten dahin gelocket werden, welche um dieſes
Vieh herumfliegen, oder vielleicht von denen der Miſt dieſer Thiere wimmelt, uͤber⸗
haupt aber halten fie ſich auf allen Wieſen auf. Dieſer Gewohnheit wegen haben ſie
im Deutſchen den Namen Binderſtaare erhalten ?). Auch ſollen fie ſich von dem
Fleiſche der an den Gerichtsſtaͤtten ausgeſetzten Körper naͤhren **); wahrſcheinlicher
aber begeben ſie ſich nur an ſolche Oerter, weil ſie daſelbſt Inſekten finden. Ich
habe bey der Erziehung einiger Staare bemerkt, daß, wenn man ihnen kleine Stuͤ⸗
cken rohes Fleiſch hinreichte, fie ſelbiges ſehr begierig anfaßten, uud eben ſo begierig
fraßen. Gab man. ihnen einen Blumenkelch von einer Nelke, welcher ein ausge⸗
wachſenes Saamenkorn enchielt, ſo traten ſie nicht, wie die Nußheher, mit den
Fuͤßen darauf, um ſolches mit dem Schnabel zu zerpflücken,. ſondern fie faßten es
mit dem Schnabel an, ſchuͤttelten es oſt, und ſchlugen es zu wiederholten malen wi⸗
der die Stäbe oder den Boden des Gebauers, fo lange bis der Blumenkelch ſich oͤff⸗
nete, und der Kern zum Vorſchein kam und herausfiel. Ich habe auch bemerkt,
daß fie beynahe wie die Hühner trinken, und ein großes Vergnügen am Baden fin.
den. Allem Anſcheine nach iſt einer von denen, die ich aufziehen ließ, aus Erkaͤl⸗
tung geſtorben, weil er ſich im Winter zu ſehr gebadet hatte.
Dieſe Vögel leben ſieben bis acht Jahre, und in unfern Haͤuſern noch laͤnger.
Die wilden Staare laſſen ſich nicht durch das Locken fangen, weil fie nicht auf das
Geſchrey der Eule zufliegen.). Man hat jedoch außer den erwähnten FJallſtricken,
f N naͤmlich
=) Siehe Schwenkfeld, Salerne u. ſ. w.
— Cardanus ſagt, man müffe,. um das
Fleiſch der Staaren gut zu erhalten, den⸗
ſelben ſogleich, nachdem ſie getoͤbtet worden.
find, den Kopf abſchneiden. Albin ſagt:
man muͤſſe ihnen die Haut abziehen. Anz
dere behaupten, die Staare in: Gebirgen
wären beſſer als die übrigen. Alles die ſes
aber gilt nur von den Jungen; denn der
Gebirge und auch des Abziehens der Haut
u. ſ. w. ungeachtet bleibt das Fleiſch der
Alten doch allemal trocken, bitter, und ein
ſehr⸗ ſchlechtes Eſſen.
12) Sie fliegen auch ſehr den Schaafen
nach, um die in deren Wolle befindlichen
Inſekten aufzuleſen, s
A. d. Ueberſ.
* Aldiovaml. Tom: II. pag. 642:
13) Sie laſſen ſich doch durch aus⸗
geſtonfte Staare, Dohlen, Kraͤhen und
Kybitzen, auch durch dieſe Vögel, wenn fie
lebendig ſind, locken. Siehe oben. S. 135.
unſere dritte Anmerkung. 8
A. d. Ueberſ.
Der Staar. 139
nämlich der mit Vogelleim beſtrichenen Schnuren und der geflochtenen Koͤrbe
noch ein anderes Mittel ausfindig gemacht, ganze Bruten auf einmal zu fangen:
man befeſtigt naͤmlich an die Mauern oder auf die Baͤume, worauf ſie gewoͤhnlicher
Weiſe niften, irrdene Töpfe von einer ſchicklichen Form; dieſe ziehen die Staare oft
den Loͤchern in den Baͤumen und Mauern vor, und bruͤten in ſolche “). Man faͤngt
auch ihrer viele durch Schlingen und Netze. An einigen Oertern Italiens bedient
man ſich zahm gemachter Wieſel, und ſucht dadurch die Staare aus ihren Neſtern,
oder vielmehr aus ihren Loͤchern herauszubringen. Denn uͤberhaupt beſtehet die große
Kunſt des Menſchen darinnen, daß er eine Art von Thieren, die ſchon Sklave iſt, ge⸗
braucht, um ſeine Herrſchaft uͤber andere auszubreiten.
Die Staare haben ein inneres Augenlied; ihre Naſenloͤcher ſind bis zur Haͤlfte
mit einer Haut bedeckt; ihre Füße roͤthlichtbraun *) c); die aͤußere Zaͤhe iſt mit den
mittelſten bis an das erſte Glied verbunden, die hintere Kralle ſtaͤrker als alle uͤbrigen.
Der Magen iſt wenig muſkuloͤs, und enthaͤlt zuweilen in feiner Höhlung kleine Stein⸗
chen; vor demſelben ſiehet man in der Speiſeroͤhre eine Erweiterung. Der Darm⸗
kanal iſt von einer Oeffnung bis zu der andern gerechnet, zwanzig Zoll lang. Die
Gallenblaſe hat die verhaͤltnißmaͤßige Größe. Die Blinddaͤrme find ſehr klein, und
liegen näher am Hintern, als fie gewoͤhnlicher Weiſe bey Voͤgeln zu liegen pflegen,
Bey der Zergliederung eines von denen jungen Staaren, die bey mir ſind erzogen
worden, habe ich bemerket, daß die in dem Magen uud den Gedaͤrmen enthaltenen
Materien gaͤnzlich ſchwarz waren, obgleich derſelbe einzig und allein mit Brodkrume
und Milch gefuͤttert worden war; ein Umſtand, der einen großen Ueberfluß an ſchwar⸗
zer Galle vorausſetzt, und zu gleicher Zeit die Urſache des bittern Geſchmacks ihres
Fleiſches, und des Gebrauchs anzeigt, den man von ihren Excrementen, als einem
Schminkmittel, macht.
N Ein Staar kann ohne Unterſchied franzoͤſiſche, deutſche, lateiniſche, griechiſche
Worte u. ſ. w. nachſprechen *), und ziemlich lange Redensarten herſagen lernen.
Seine biegſame Kehle gewöhnt ſich an alle Veränderungen und Ascente der Sprache.
Er ſpricht den Buchſtaben R frey und rein ya 5), und verdient feinen Namen
2
Sanſonnet,
”) Olina Uccelliera pag. 18. Schuvenck- ne find nicht allzu hoch, aber doch ziemlich
feld. Auiarium Silefiae pag. 352. ſtark.
„ Ich weis nicht, warm Willughb ß 4. 5. Ueberf,
ſagt: Tibiae ad articulos vfque plumoſae. ) Habebant et Caeſares juuenes item
Ornitholog, pag. 145. An feinem Staare ſturnum, luſeinias graeco atque latino ſer-
von denen, die ich geſehen habe, war die⸗ mone dociles; praeterea meditantes in diem
ſes zu bemerken. et aſſidue noua loquentes longioreetiam con-
5 textu. Plinius Lib. X. Cap. XLII.
14) Der Schwanz iſt kurz, und die Bei⸗ +) Scaliger Exercit.
140 Hiſtorie der Natur.
Sanſannet, oder vielmehr Chanſonnet, durch die Aehnlichkeit feines erleruten Geſan⸗
ges, welcher weit ſchoͤner iſt als feine natürliche Stimme *). 1
Dieſer Vogel hat ſich in der alten Welt ſehr ausgebreitet. Man findet ihn im
Schweden, Dentſchland, Frankreich, Fallen, auf der Jnſel Malta, auf dem
Vorgebirge der guten Hoffnung **), und er HE ſich auch faft uͤberall gleich. Die
amerikaniſchen Voͤgel hingegen, die man Staare nennt, machen, wie wir bald ſehen
werden, ſehr vielfache Arten aus. 4
Abaͤnderungen des Staa.
bgleich der Eindruck der vefpeünglichen Form unſerm Staare ſehr tief eingepraͤ⸗
get worden iſt, um dadurch zu verhindern, daß ſeine verſchiedenen Raſſen, die
ſich bis auf einen gewiſſen Punkt von einander entfernen, nicht endlich verſchiedene und
abgeſonderte Arten bildeten: fo iſt unterdeſſen doch dabey keinesweges jenes immerwaͤh⸗
rende Beſtreben gaͤnzlich vernichtet worden, welches die Natur zu der Veraͤnderung
antreibt; ein Beſtreben, das ſich hier auf eine auszeichnende Weiſe aͤußert. Denn
man Findet ſchwarze Staare, (und das ſind die Jungen), andere ſind ganz weiß,
andere weiß und ſchwarz, und endlich mod) andere grau, das heißt, ihre ſchwarze
Farbe verlieret ſich in die weiſſe. a
Es iſt merkwuͤrdig, daß man dieſe Abaͤnderungen in den Neſtern der gemeinen
Staare oft angetroffen hat. Sie find daher lediglich als individuelle Varietaͤten
oder bloß als kurz daurende Geſchoͤpfe (zpheinèces) anzuſehen, welche die Natur
durch die Veränderung der Oberflaͤche hervorzubringen ſcheint, und bey jeder Gene⸗
ration vernichtet, um ſie wieder zu erneuern und wieder zu zerſtoͤren. Da aber dieſe
Varietaͤlen weder von einer immerwaͤhrenden Dauer ſeyn, noch auch in das Eigen⸗
thuͤmliche ihrer Gattung dringen konnen: fo find fie folglich auch nicht vermoͤgend,
das Weſen oder die Vollkommenheit diefes Vogels zu verändern, Co find die folgen.
den Spielarten beſchaffen, deren die Naturforſcher erwaͤhnen.
1) Der weiſſe Staar des Aldrovands *) 9) mit fleiſchfarbigen Füßen
und roͤclichtgelbem Schnabel, fo wie er bey unſern alt gewordenen Staaren beſchaf⸗
fen iſt. Aldrovand bemerkt, daß derſelbe mit gemeinen Staaren gefangen worden
iſt,
*) Sturnus piſitat ore, jfitat, pifiſtrat. Mit 1) Sturnus albus, Aldvovand. loco citato,
dieſen Worten druͤckten die Römer das Ger Hi, Briffa Tom. l. p. 281. edit: in g.
ſchrey des Staates aus. Siehe Audor — Sw torus albus, Jonſt, au, 2.108,
Philomelae etc. — Sturnus candidus,Schvvenchfeid,
** be Tom. II. pag, 159,
r, Tam. II. pag. 631. A. d. Ueberf.
Der Staar. 141
iſt, und Rzaczynsky verſichert, daß man in einem gewiſſen Diſtrikte in Pohlen *)
oft in einem und eben demſelben Mefte einen ſchwarzen und einen weiſſen Staar
finde, Auch Willughbpy redet von zwey weiſſen Staaren, welche er in N
geſehen hatte.
2) Der ſchwarze und . * oder der gefleckte Staar. Zu dieſer
Spielart rechne ich noch: — erſtlich, den weißkoͤpfigten Staar des Aldro⸗
ande, **) >), Dieſer Vogel hatte wirklich einen weiſſen Kopf, und der Schna⸗
bel, Hals „der ganze untere Theil des Koͤrpers, die Deckfedern der Fluͤgel und die
beyden aͤußern Schwungfedern waren gleichfalls weiß. Die uͤbrigen Federn des
Schwanzes und der Flügel ſahen fo aus wie bey dem gemeinen Staare. Die Weiſſe
des Kopfes wurde durch zwey kleine ſchwarze Flecken, die über den Augen la
gen, erhoͤhet, und an dem untern 9 des Korpers war die weiſſe Farbe mit
kleinen blaulichten Fleken beſorengt. — Sweptens, der Aelſterſtaar
(Etourneau- pie) des Schwenckfeids, an welchem der Scheitel des Kopfs, die an
der Grundfläche des Schnabels gelegene Hälfte, der Hals, die Flügel- und Schwanz.
federn ſchwarz waren; alles uͤbrige aber war an demſelben weiß ). — Drittens,
der ſchwarzkoͤpfigte Staar, welchen Willughby ut) geſehen hatte, deſſen Körper
übrigens ganz weiß war.
9) Der aſchgraue Staar des Aldrovands ). Es iſt dieſes der einzige
Schriftſteller, der Staare von dieſer Fube geſehen hat, welche, wie ich bereits erin⸗
nert habe, weiter nichts als eine weiſſe ins Schwarz ſich verlierende Farbe iſt. Man
ſiehet übrigens leicht ein, wie ſehr dieſe Spielarten ſich vervielfaͤltigen koͤnnen, wenn
man auf die verſchiedenen Vertheilungen von Schwarz und Weiß und die mancherley
Schattirungen von Grau Ruͤckſicht nimmt, die aus der nach verſchiedenen k
niſſen dieſer Farben gemachten Vermiſchung entſtehen.
) Prope Coronouiam. # 22%) Auiarium Silehae, u 353. *
2) Sturnus leucomelas, LEtourueau Sturnus, vt Pica, varius,
blanc & noir, Brin Tom, I. Pag. 281.
Edit. in 8. +) Ornithologia, pag. 155. — Sturnus
A. d. Ueberf, capite atro, reliquo corpore albo.
% Tom. II. pag. 6:7. f
3) Strurnus leucocephains, L’Etourneau 4) Sturnus c nereus, Afdrevand. p. 638.
a tete blanche, Br fin Tom. I. pag 281. 69 Cbarlet Hur. L'Etourneau gris, Briffon
Edir. in 8. — Sturnus e albo, Aldro- Tom. I. p. 48 edit. in 8. — Sturnus ter-
wand. Bars, — Szurnus alter, Fonfl, av. tius, Jonft. au. pag. 108.
pag. 108. A. d. Ueberſ. A. d. Ueberf.
a e
S 3 Fremde
142 Hiſtorie der Natur.
Fremde Voͤgel,
die mit dem Staar in Verwandſchaft ſtehen.
1. Der kapiſche Staar, oder der Aelſterſtaar.
(Letourneau du cap de Bonne -eſperance
ou Létourneau- pie).
Siehe die 280ſte illuminirte Kupfertafel.
weil er ſowohl in Anſehung ſeiner ganzen Geſtalt mit unſerm Staare mehr als mit
irgend einer andern Art in Verwandſchaft ſtehet, als auch das Weiſſe und
Schwarze, als die einzigen Farben ſeines Gefieders, bey ihm faſt eben ſo wie bey der
Aelſter vertheilet ſind. ö N
Waͤre derſelbe nicht mit einem dickern und groͤßern Schnabel als unſer europaͤi⸗
ſcher Staar verſehen, ſo koͤnne man ihn fuͤr eine von ſeinen Spielarten halten, und
dieſes um deſto mehr, da der europaͤiſche gleichfalls auf dem Vorgebirge der guten
Hoffnung angetroffen wird; und zwar wuͤrde er natuͤrlicher Weiſe zu derjenigen
Spielart gehoͤren, wo die ſchwarze und weiſſe Farbe ſich in großen Flecken uͤber den
Koͤrper verbreitet. Das Merkwuͤrdigſte, und das, woran ſich die Geſichtsbildung dieſes
Vogels am meiſten charakteriſirt, iſt ein großer, weiſſer, runder Fleck, wovon an
jeder Seite des Kopfs einer befindlich iſt, und über welchem das Auge faſt ganz zu
liegen ſcheint; vorwärts endigt er ſich in eine Spitze, die bis an die Grundfläche des
Schnabels gehet, hinterwaͤrts aber hat derſelbe einen mit Schwarz vermiſchten An⸗
hang, der laͤngſt des Halſes herabſteiget.
Es iſt dieſes eben derſelbe Vogel, den Edwards den ſchwarz und weiſſen in⸗
dianiſchen Staar (the blaek and white indian Starling, tab. 18 2); Albin den
bengaliſchen Contra (Contra bengalenſis Tom, III. tab. 21); Briſſon den Staar
vom
J ch habe dieſem afrikaniſchen Vogel den angefuhrten Namen deswegen gegeben,
1) Sturnas contra, fuſeus, macula oeulari, einn. Naturſyſt. Th. 2. S. 525. — Fag⸗
faſcia aları abdominegue albis, Linn. Syft. und Nachtdroſſel, Klein durch Reyger
Nat. Edit XII. p. 200. n- 4. — Der bunte S. 70.
indianifche Staar, Stat. Muller Ueberſ. des A. d. Ueberf.
Der kapiſche Staar. 143
vom Vorgebirge der guten Hoffnung ) (Sturnus capitis bonae fpei P. II. p. 446.)
und auch feinen neunten Troupialen (Ickerus bengaleuſis Tom. II. pag. 94.) nennet.
Dieſer letztere Schriftſteller hat feinen Fehler, den er durch die doppelte Anfuͤhrung
eines und eben deſſelben Vogels begangen; eingeſehen, und ſolchen in dem Supple⸗
mentbande Seite 54. berichtiget. Er iſt auch in Wahrheit leicht zu entfchuldie
gen, wenn man bedenkt, wie unvollſtaͤndig die Beſchreibungen, wie verſtuͤmmelt
die Figuren, und wie zweydeutig die Ausdrucke find, womit die Naturgeſchichte
uͤberhaͤuft und verdunkelt wird. Man ſiehet hieraus, was fuͤr ein weſentlicher Vor⸗
theil bey der Verfertigung der natuͤrlichen Geſchichte eines Vogels entſtehet, wenn
man denſelben nach allen verſchiedenen von den Schriftſtellern abgefaßten Beſchrei—
bungen kennt, und alle diejenigen Namen anzeigt, die ihm zu verſchiedenen Zei⸗
ten und in verſchiedenen Gegenden find: beygelegt worden: das einzige Mittel,
wodurch ſich die fruchtloſe Vervielfaͤltigung der dem bloßen Namen nach verſchiede⸗
nen Arten vermeiden oder verbeſſern laͤßt. 805
Zuf aß.
fieſer Vogel iſt an dem obern Thelle feines Körpers ſchwaͤrzlicht; an dem uns
tern aber ſchmutzig weiß ). Ein glaͤnzendes ins Violette ſpielende Schwarz:
überziehet den Kopf und Hals. Die auf der Schulter ſtehenden Federn haben
an ihrem aͤußern Rande eine weiſſe Einſaſſung. Die Nuderfedern ſind ſchwaͤrz⸗
licht. An dem Anfange des Schnabels zeigt ſich eine gelbe Farbe, die gegen die
Spitze zu roͤthlicht wird. Die Füße find gelb, die Krallen aber grau. — Er
hat die Größe unſers gemeinen Staares. Seine Laͤnge betraͤgt acht, und die Fluͤgel⸗
breite dreyzehn und einen halben Zoll. Die in Ruhe liegenden Flügel erſttecken ſich
bis über zwey Drittel des Schwanzes. Der Schnabel iſt ſechzehn Linien „und der
Schwanz beynahe drey Zoll lang.
2) Stine capenfis,. nigticans, capitis Auch Linne“ haͤlt ihn für eine Spiel⸗
lateribus ſubtusque albus,, Linn. Syſt. Nar.. art.
Edit. XII. pag 20. n. 2. — Der kapiſche 5 U d' Ueberſ.
Staar, Stat. Möller Th. 2. S. 524: —- Briſſon am angeführten Orte.
II. Der
144 Hiſtorie der Natur.
II. Der louiſianiſche Staar. (LFtourneau
de la Louiſiane ou le Stourne ..
Siehe die 256ſte illuminirte Kupfertafel.
es habe den franzöfifhen Namen Stourne nach dem laͤteiniſchen Sturmus ger
macht, und denſelben einem Vogel beygeleget, der von unſerm gemeinen
Sthaare verſchieden genug iſt, daß er einen beſondern Namen verdienet, der
aber doch auch Aehnlichkeit genug mit ihm hat, um einen aͤhnlichen Namen zu verdie⸗
nen. — Der obere Theil ſeines Koͤrpers iſt grau mit Braun untermengt, der un⸗
tere aber gelb. Die unterſcheidenſten Kennzeichen dieſes Vogels in Ruͤckſicht auf
feine Farbe find erſtlich ein ſchwaͤrzlichter mit Grau abaͤndernder Fleck, welcher un-
ter dem Halſe liegt, und ſehr gut von dem Grunde abſticht, der, wie ich geſagt
habe, gelb iſt. — Zweytens, drey weiſſe Binden auf feinem Kopfe, welche alle
drey von der Grundflaͤche des obern Schnabels ihren Urſprung nehmen, und ſich bis
an das Hinterhaupt erſtrecken. Die eine davon nimmt den Wirbel oder den mittel»
ſten Theil des Kopfs ein; die andern beyden aber, die mit der erſtern parallel lau⸗
ſen, gehen auf jeder Seite über den Augen weg. Ueberhaupt naͤhert ſich dieſer
Vogel unferm europaͤiſchen Staare durch die Verhaͤltuiſſe der Fluͤgel und des Schwan⸗
zes; ferner auch darinnen, daß feine Federn mit kleinen Flecken beſetzt find. Sein
Kopf; iſt gleichfalls platt; allein fein Schnabel iſt etwas länger ).
Ein Correſpondent des koͤniglichen Cabinets verſichert uns, daß in Louiſiana
ganze Wolken von Staaren herumziehen; ein Umſtand, der einige Gleichfoͤrmigkeit
in der Art zu fliegen der louiſtaniſchen Staare mit unſern europäiſchen anzeigen
wuͤrde: es iſt jedoch aber nicht gewiß, ob unſer Correſpondent auch von der Lier.an-
geführten Art redet. a ö
1) Sturnus ludouieianus, griſeo fuſcoque und an der Spitze etwas ins Braune faͤllt,
maculatus, linea capitis ſupereiliisque al. iſt ſechzehn Linien, und der Schwanz bey⸗
bis, gula nigra, Linn. Syſt. Nat. Edit. XII. nahe drey Jol lang. Die Flügelbreite be
pag. 290. n. 3. Briſſon Ornithol. II. p. 449. tragt funfzenn und einen halben Zoll „und
tab. 41. fig. 1. — Der louiſianiſche Staar, die gefaltenen Fluͤgel gehen etwas über die
Stat. Muͤller Ueberſ. des Linn. Naturſyſt. Halfte des Schwanzes hinweg. Füße und
Th. 2. S. 524. Taf. 20 Fig. 3. Krallen find von grauer Farbe. Der Vo⸗
A. d. Ueber. gel hat ohngefaͤhr die Groͤße einer Wachtel.
2) Der Schnabel, welcher weißlicht iſt, A. d. Ueberſ.
—
III. Der
148
<
III. Der Tolcana.
— —
III. Der Tolcana. 5
De kurze Bericht, den Fernandez uns von dieſem Vogel ertheilet, iſt nicht
nur unvollſtaͤndig, ſondern auch hoͤchſt nachlaͤßig ausgearbeitet. Denn
5 nachdem dieſer Verfaſſer geſagt hat, der Tolcana gleiche dem Staare an
Geſtalt und Groͤße, ſo ſetzt er doch gleich darauf hinzu, er ſey etwas kleiner. In⸗
zwiſchen iſt dieſes der einzige originelle Schriftſteller, den man bey dieſem Vogel
eitiren kann, und nach feinem Zeugniſſe hat Briſſon dem Tolcana feine Stelle un«
ter den Staaren angewieſen. Demohnerachtet aber ſcheint es mir doch, daß dieſe
beyden Schriftſteller mit ſehr verſchiedenen Kennzeichen die Gattung des Staares
bezeichnen. Briſſon zum Beyſpiel nimmt hier zu einem von ſeinen Unterſcheidungs⸗
kennzeichen einen geraden, ſtumpfen und converen Schnabel an. Fernandez hin⸗
gegen, wenn er von einem Vogel redet, der zur Gattung Tzanarl oder der Staare *)
gehoͤret, ſagt, daß der Schnabel kurz, dicke, und ein wenig gekruͤmmt ſey. An
einem andern Orte “) rechnet er einen und eben denſelben Vogel, welcher Cacalotori
heißt, zur Gattung des Raben (der im Mexikaniſchen wirklich Cacalotl heißt,
Cap. CLXXXIV.) und auch zur Gattung der Staare f). Da aber die einerley Na⸗
men, die von beyden Schriftſtellern gebraucht worden find, uns keinesweges ſicher
ſtellen, daß dieſe Voͤgel auch wirklich von einerley Art ſind, ſo habe ich den mexi⸗
kaniſchen Namen dieſes Vogels beybehalten, und weder bejahen nach verneinen wollen,
daß er ein Staar ſey.
Der Tolcana haͤlt ſich, wie unſere europaͤiſchen Staare, auf den Binſen und
andern Waſſerpflanzen am liebſten auf. — Sein Kopf iſt braun, und ſein ganzes
übriges Gefieder ſchwarz. Er ſingt zwar nicht, ſondern er giebt bloß ein Geſchrey
von
) Ich habe dieſes Wort aus dem meri- +) Cacalototl ſeu auis coruina ad ſturno-
kaniſchen Tobveatzanarl gemacht, welches ei⸗
nen Staar des Schilfrohrs bedeutet. Fer
nandex Hifteria auium nouae Hiſpaniae,
Cap. XXXVI. Es iſt dieſes der dritte Staar
des Briſſons, Tom, II. pag. 448. und er
beißt bey ihm Sturnus nouae Hifpaniae,
Etourneau de la nouvelle Eſpagne.
1) Tolocatzanatl ſeu Sturnus iunceti,
Ras. Synopf. au. pag. 168.
FEN Hr A. d. Ueberſ.
*#) Fernandes Cap. x KX VII.
ze) Ihid, Cap. CX XXII.
Buͤffons Dögel V. B.
rum Tanatlye genus videtur pertinere, —
Nach dem Sernandez hat diefer Vogel ein
ſchwarzes ins Blau ſpielendes Geſteder, ei⸗
nen ganz ſchwarzen Schnabel, einen oran⸗
genfarbenen Augenring, einen langen
Schwanz, ein uͤbelſchmeckendes Fleiſch,
und keinen Geſang. Er haͤlt ſich in tem⸗
perirten und in warmen Laͤndern auf,
Es iſt ſchwer, nach einer ſo unvoll⸗
kommenen Beſchreibung zu entſcheiden, ob
dieſer Vogel ein Rabe oder ein Staar
iſt.
2
Hiſtorie der Natur.
von fi), Uebrigens hat er das mit vielen andern amerikaniſchen Voͤgeln gemein,
daß ſie ſich uͤberhaupt mehr durch den Glanz ihrer Farben als durch die Annehmlich⸗
keit ihres Geſanges empfehlen. 1 2
146
— messer
— ——— —
IV. Der Cacaſtol.“
Ge rechne dieſen auslaͤndiſchen Vogel unter die Staare, bloß auf das obgleich
1 8 ſehr verdaͤchtige Zeugniß des Fernandez, und weil einer von feinen mexika⸗
eNniſchen Namen einige Aehnlichkeit mit dem Namen des Staares hat.
Uebrigens ſehe ich doch auch nicht ein, mit was fuͤr einem andern europaͤiſchen Vo⸗
gel man denſelben vergleichen koͤnnte. Briſſon, der aus ihm einen Cotinga **)
macht, hat ſich, um ihn zu dieſer Gattung zu bringen, genoͤthiget geſehen, von
der Beſchreibung des Fernandez, die ohnedem ſchon allzu kurz iſt, noch diejeni⸗
gen Worte wegzulaſſen, welche die verlaͤngerte und ſpitzige Geſtalt ſeines Schna⸗
bels anzeigen. Dieſe Geſtalt des Schnabels koͤmmt auch in der That mehr dem
Staare als dem Cotinga zu. Außerdem hat der Caeaſtol faſt die Groͤße des
Staars, einen kleinen Kopf und kein ſchmackhaftes Fleiſch. Er hält ſich endlich
ſowohl in den gemäßigten als auch in heißen Landern auf. Es iſt wahr, er
ſingt ſchlecht; wir haben aber geſehen, daß die natürliche Stimme des europaͤi⸗
ſchen Staars auch nicht angenehm iſt. Man kann inzwiſchen annehmen. daß unſer
Staar, wenn er nach Amerika kaͤme, wo faſt alle Voͤgel ſchlecht ſingen, auch gar bald
eben fo ſchlecht fingen wuͤrde, weil es ihm vermoͤge feiner Gelehrigkeit ſehr leicht
wird, den Geſang anderer Vögel. nachzuahmen. |
— — —
*) Der mexikaniſche Name, woraus ich'
dieſen gemacht habe, iſt Caxcaxtototl. Fer-
nandez,Cap, CI VIII. Ray Synopf: au. pag.
167; In Neuſpanien nennet man
ihn: auch, Hosszanatl,. Wir haben: and:
oben geſehen, daß das mexikaniſche Wort
Tzanarl mit unſrer Benennung Staar
uͤbe reinkommt.
*) Bilſen Lom. II. pag. 347. Cotinga
mexicana, Le Cotinga du Mexique.
V. Der
v1. Der magellaniſche Staar. 147
22 Fi Bu
nn —
en rn antenne rem rer —— {
V. Der Pimalot.“ >
; De breite Schnabel dieſes Vogels koͤnnte zu einem Zweifel Anlaß geben, das
derſelbe nicht zu dem Staargeſchlechte gehoͤrte. Aber wenn es wahr iſt, daß
er, wie Fernandes ſagt, ſeiner Natur und ſeinen Sitten nach mit den
übrigen Staaren uͤbereinkoͤmmt, fo kann man ſich nicht entbrechen, ihn als eine aͤhn⸗
liche Art anzuſehen. Und dieſes um deſto mehr, weil er ſich gemeiniglich an den Kuͤſten
des ſuͤdlichen Meeres, wahrſcheinlicher Weiſe auf den Wafferpflanzen,fo wie der europaifche
im Schilfrohr, auf haͤlt. Der Pimalet iſt ein wenig größer. als der europaͤiſche Staar.
VI. Der magellaniſche Staar, oder der Staar
mit dem weiſſen Streifen. (L Etourneau
des terres mageilaniques ou le
Blanche - rale).
Siehe die zızte illuminirte Kupfertafel.
Se gebe dieſer neuen Art, die Herr de Bougainville mitgebracht hat, den
Namen Blanche rale, wegen eines langen weiſſen Streifens, welcher auf je⸗
5 der Seite nahe bey der Vereinigung der beyden Kinnladen ſeinen Urſprung
nimmt, ſodann unter dem Auge wegzugehen ſcheint, hernach wieder uͤber demſelben
zum Vorſchein koͤmmt, und laͤngſt des Halſes herabſteiget. Dieſer weiſſe Streif
thut eine deſto größere Wirkung, weil er oben und unten an braune Farben graͤnzet.
Dieſe dunkeln Farben herrſchen auf dem obern Theile des Körpers; bloß der Schwanz
und die Deckfedern der Fluͤgel ſind mit einer fahlen Farbe eingefaßt. Der Schwanz iſt
ganz ſchwarz, gabelfoͤrmig, und gehet nicht weit unter den ſehr langen Flügeln her:
vor. Der untere Theil des Körpers, die Kehle mit dazu gerechnet, iſt karmoiſinroth,
und an den Seiten mit ſchwarzen Flecken geſprenkelt. Der vordere Theil der Flügel
iſt gleichfalls karmoiſinroth, aber ungeſprenkelt. Dieſe Farbe zeigt ſich ferner
T 2 5
2 um
) Dieſer Name iſt aus dem mexikani⸗ paulo maius, laso roſtro nigroque, Ray
ſchen Pitæmalotl gemacht. Synopf. au. pag. 167.
1) Fitzmalotl Sturni genus dodrante A. d. Ueberſ.
148 Hiſtorie der Natur.
um die Augen und zwiſchen dem Auge und dem Schnabel. Obgleich aber der
Schnabel ſtumpf wie bey den Staaren, und nicht ſo ſpitzig wie bey den Troupialen
iſt, ſo ſcheint dieſer Theil doch, im Ganzen genommen, mehr Aehnlichkeit mit
der Troupialen ihrem zu haben. Setzt man nun noch hinzu, daß dieſer Vogel
vieles von der Phyſiognomie der letztern an ſich hat, fo wird man gar keine Schwie⸗
rigkeit machen, denſelben fuͤr einen Uebergang von der einen Art zu der andern
zu halten, da übrigens beyde fo ſehr viel Uebereinſtimmendes mit einander
haben. ; 55 ’
— K.. —.!.: m en
Die Troupialen. g
8 ieſe Vögel ſtehen, wie ich ſchon geſagt habe, in naher Verwandtſchaſt mit
unſern europaͤiſchen Staaren. Es laͤßt ſich dieſes daraus abnehmen, daß
das gemeine Volk ſowohl, als auch ſelbſt die Naturforſcher „die beyden an⸗
geführten. Gattungen mit einander vermengt, und mehr als einem Troupialen den
Namen eines Staares zugeeignet haben. Man koͤnnte alſo in vielerley Betracht die
letztern als die Voͤgel betrachten, die die Stelle unſrer Staare in Amerika vertreten,
und mit den erwähnten amerikaniſchen Staaren zu einerley Gattung bringen; unter⸗
deſſen aber find fie doch in ihren Natintrieben gar fehr von einander verſchieden, und
zwar wenigſtens in der Bauart ihrer Neſter.
Die neue Welt iſt das wahre und urſpruͤngliche Vaterland der A und
aller übrigen Voͤgel, die man zu dieſer Gattung gebracht hat, zum Beyſpiel der
Caſſiquen, Baltimoren, und der Piſangdroſſeln (Carouges). Beruft man ſich ja
auf einige, die man fuͤr Voͤgel der alten Welt ausgiebt, ſo ſind ſie doch zuerſt aus
Amerika heruͤber gebracht worden. Hierher gehören waßt Weile die ſene⸗
galliſche CTroupiale, welche Cap-zrore genennt wird, und die auf unjerer 37 5 ſten
und 376ſten illuminirten Kupfertafel zweymal von verſchiedenem Alter vorgeſtellet
worden iſt; die kapiſche Piſangdroſſel auf der 60 7ten Kupfertaſel, und alle ſoge⸗
nannte Eronpialen von Madras, denen man dieſen Namen beygelegt hat, ohne eine
hinlaͤngliche Kenntniß von ihnen zu haben.
Ich ſchließe daher von der Gattung der Tron alen aus: 85
1) Die vier von Madras gekommenen Arten, welche ? Briſſon vom Bap ent⸗
lehnt hat ). Ich kann dieſelben für keine wehren Troupialen erkennen, weil ſie
nicht aus dem ihnen eigenen. Klima ſind, weil ich in den originellen Beſchreibungen
a nichts
) Gre Ornitholog. Tom. II, pag. go. feq, Ray: Synopfis auium pag. 194 feg.
Die Troupialen. 149
nichts Charakteriftifches finde, und weil die Abbildungen beſagter Voͤgel zu ſchlecht
ſind, als daß man unterſcheidende Kennzeichen daraus hernehmen koͤnnte, ob ſie mehr
zu den Troupialen, als den Aelſtern, Rußhehern, Amſeln, Pyrolen, Fliegenſchnaͤp⸗
pern, u. ſ. w. gehoͤren. Edwards glaubt, daß der gelbe (the yellow jay) und
der braungelbe Nußheher (Buff- Jay) des Petivers, welche Briſſon zu feinem
ſechſten und vierten Troupialen (Icterus maderaſpatanus und Icterus maderaſpa-
tanus fuluus) macht, weiter nichts als das Männchen und Weibchen vom
Pyrol *) find; daß der ſcheckigte Nußheher von Madras (the mottled Jay)
des Petivers, den Briſſon feinen fünften Troupialen (Icterus maderaſpatanus naeuius)
nennet, der gelbe indianiſche Staar des Edwards iſt =); und daß endlich die
gehaubte Troupiale von Madras (the pied Bird of Paradiſe), welches die fie-
bente Briſſoniſche Art (Icterus maderaſpatanus eriftatus) iſt * ), eben der Vogel
fen, den Briſſon ſelbſt den gekuppten Fliegenſchnaͤpper vom Vorgebirge der guten
Hoffnung nennet ).
2) Es kann auch nicht die ben galiſche Troupiale (Icterus bengalenſis), oder die
neunte Art des Sriſſons +), hieher gerechnet werden, weil dieſer Verfaſſer ſelbſt ein⸗
geſehen hat, daß es ſchon ſeine zweyte Art der Staare war. f
3) Es gehoͤret ferner nicht hieher die Troupiale mit dem Schwalben⸗
ſchwanze (Icterus cauda bifida), welches die ſechzehnte des Briſſons f), und die
ſchwarze Droſſel des Seba iſt ff). Alles, was letzterer von dieſem Vogel ſagt,
iſt, daß er die Droſſel an Groͤße weit uͤbertreffe, ſchwarz von Gefieder ſey, einen
gelben Schnabel habe, daß die untere Seite des Schwanzes weis, die obere aber, ſo wie der
Rüden, gleichſam mit einem dünnen Blau uͤberzogen ſey, und daß er ſeinen langen, brei⸗
ten und gabelfoͤrmigen Schwanz habe, und, wenn man ſich den Unterſchied in der
Geſtalt des Schwanzes und in der Größe des Körpers wegdenkt, mit unfrer europdis-
ſchen Droſſel übereinfomme. Ich finde aber in alle dieſem gar nichts, was einer
Troupiale gleichen koͤnnte, und die vom Seba gelieferte Figur, welche Briſſon fuͤr
ſehr ſchlecht erklart, iſt einer Troupiale nicht mehr als einer Droſſel ahnlich.
4) Ich ſchließe gleichfalls die blaue Piſangdroſſel von Madras aus fifth),
weil ſie mir von einer Seite in Anſehung des Klima verdaͤchtig vorkoͤmmt, ven der
a ER > andern
noch nicht gewachſen, oder durch die Mau⸗
ſter, oder durch irgend einen andern Zufall
ausgefallen wären. Zdvvards tab. 335,
) Tom. II. pag. 94.
») Edwards tab. 185:
*, Idem tak. 106.
* Ornitholog. Tom. II. pag 92.
#*#*) Mufeicapa criſtats alba @apitis bo-
nae ibei. Ibid- Tom II pag. 318 das Maͤnn⸗
chen; und S. 414. das Weibchen. Er ſetzt
noch hinzu, daß, wenn die heyden langen
Ruder federn in dieſen beyden Subjekten fehi⸗
ten, es daher kame, weil ſolche entweder
Ff) Tom. II. pag. 105.
Ii) Tom. I. pag. 102.
I) Kanthornus coeruleus, Er hin
Tomus II. pag. 123, Ray ner
ihn, nach dem Petiver, den kleinen
blauen
150 Hiſtorie der Natur.
andern aber, weil weder die Abbildung noch die Beſchreibung des Ray ganz und gar
nichts enthalten, was zum Kennzeichen einer Piſangdroſſel gehört, und dieſer Vogel
auch nicht einmal das Gefieder derſelben hat. Nach dieſem Ver faſſer find der Kopf,
Schwanz und die Füße von blauer Farbe, jedoch iſt das Color, des Schwanzes heller.
Das uͤbeige Gefieder iſt ſchwarz oder aſchfarbig, ausgenommen der Schnabel und die
Füße, welche roͤthlicht find ). \
5) Endlich kann auch die indianiſche Troupiale des Briſſons bier nicht ſte⸗
hen bleiben *), und zwar nicht allein deswegen, weil ihr Vaterland in einem ae
dern Klima iſt, ſondern aus andern eben fo ſtarken Gründen, die mich bewogen
haben, dieſen Vogel oben zwiſchen den Birfhehern und Paradiesvogeln einzurücen.
(Siehe oben S. 112.) i
Ob man nun aber gleich übrigens die Caſſiquen, Baltimoren und Piſang⸗
droffeln unter einerley Gattung mit den Troupialen gebracht hat, fe darf man doch
nicht glauben, daß unter dieſen verſchiedenen Voͤgeln kein Unterſchied vorhan⸗
den ſey; es iſt derſelbe vielmehr charakteriſtiſch genug, um kleine untergeord⸗
nete Gattungen unter ihnen feſtzuſetzen, weil doch dieſe Boͤgel hinlaͤnglich verſchieden
waren, daß man ihnen verſchiedene Namen beylegte. Ueberhaupt aber bin ich
im Stande, nach unternommener Vergleichung einer großen Anzahl von dieſen
Voͤgeln, zu verſichern, daß der Schnabel bey den Gaffıquen ſtaͤrker als bey den
Troupialen, und bey dieſen wieder ſtaͤrker als bey den Piſangdroſſeln ſeyʃ. Was
die Baltimoren anbelangt, ſo haben dieſelben nicht nur einen kleinern Schnabel
als die übrigen, ſondern er iſt auch gerader und von einer beſondern Geſtale, wie
wir weiter unten ſehen werden. Uebrigens ſcheint auch jede der erwähnten Gat⸗
tungen andere Sitten und andere Eigenſchaften zu beſitzen, wilche mich, wie ich glau⸗
be, zu der Beybehaltung ihrer beſondern Namen hinlaͤnglich berechtigen und anleiten
koͤnnen, von jeder dieſer auslaͤndiſchen Raſſen inſonderheit zu handeln.
Die gemeinſchaftlichen Kennzeichen, die Briſſon an dieſen Voͤgeln angiebt,
ſind offene Naſenloͤcher, und ein etwas langer Fegelförntiger, gerader und ſehr ſpitziger
Schnabel. Auch habe ich bemerkt, daß die Grundflaͤche des obern Schnabels ſich
über den Hirnſchaͤdel dergeſtalt verlängert, daß der Rand der Stirne, anſtatt eine
Spitze zu bilden, im Gegentheil einen ſehr betraͤchtlichen einwaͤrts gehenden Winkel
macht; eine Bildung, die, ob ſie gleich auch bey einigen andern Arien gefunden wird,
dennoch hier mehr als bey andern Voͤgeln merklich iſt.
Zufiee.
blauen Nußheher, (che ſmall blew Jay, 2) Pallas haͤlt fie für eine wahre Trou⸗
fig. 11.) die kleine Aelſter von Madras, piale (Xanthornus). Spicileg. Tom „Fe IV.
(Pıca maderaſpatuana minima coeruleo ni. pag. 3. 8
grefcens) und in der Landſprache Pesch caye. l A. d. Ueberf,
dynopſ. aujum pag. 195. | *) Brifoa Tom. VI. pag. 37.
Die Troupialen. 151
* ies
Biden hat zuerſt aus den Troupialen eine beſtimmte Gattung gemacht, und
ihnen den lateiniſchen Namen aerus beygelegt; allein der Ritter Linne iſt
von dieſer Ordnung abgegangen, und hat in der zwölften Ausgabe feines Natur⸗
ſyſtems die Troupialen, Baltimoren, Piſangdroſſeln, Caſſiquen, nicht ohne Grund
unter eine einzige Gattung, welche er Oriolus nennt, gebracht. Unſer franzoͤſiſcher
Verfaſſer folgt dem Briſſon. — Dallas *) betrachtet zwar auch dieſe amerikani⸗
ſchen Voͤgel als eine beſondere Gattung; er verwirft aber den Briſſoniſchen Namen
Ictecus, und behält die Benennung Xantkornus bey, welche bereits einigen von den
beſagten Voͤgeln eigen war, und die ihnen um ſo vielmehr zukoͤmmt, weil ſie faſt
elle in ihrem Gefieder eine gelbe und ſchwarze Farbe zeigen. — Dieſer Verfaſſer
giebt folgende un erſcheidende Kennzeichen von ihnen an. Es find Vögel von mittel⸗
‚mäßiger Größe; ihr Schnabel iſt ganz gerade, pfriemenfoͤrmig koniſch, an allen
Seiten erhaben, ſehr ſpitzig und ungetheilt; uͤber die Stirne gehet ein horn⸗
artiger Fortſatz davon. Die Naſenloͤcher find, klein, mit keinen Federn beſetzt,
und liegen nahe an der Wurzel des Schnabels. Sie haben eine ſchmale, roͤh⸗
renfoͤmige, tiefgeſpaltene und mit ſpitzigen Faſern beſetzte Zunge. An den Win⸗
keln des Mundes ſtehen entweder ſehr zarte oder gar keine Bartfedern. An den
Fuͤßen ſind vier Zehen, von denen dreye nach vorne zu gekehret ſind, und deren
aͤußere zum Theil an die mittlere angewachſen iſt. — Dem Anſehen nach kom.
men ſie alle mit einander uͤberein, bauen kuͤnſtliche Neſter, und haͤngen ſolche an das
Ende der Baumzweige. Ihr wahres Vaterland iſt Amerikaß, und ſie find. in keinem
andern Welttheile einheimiſch. .
Y Spicileg: Zoologic: Tom. L Faſc. VI. pag. 1.
Die
Hiſtorie der Natur.
Die Troupiale.“ )
Siehe die 5 3 zſte illuminirte und unſere dreyzehnte Kupfertafel.
152
ſpitzlger Schnabel, die dicht ſtehenden Haare auf ihrer Kehle, und die große
Mannichfaltigkeit auf ihrem Gefieder. Man zaͤhlet zwar nur auf dieſem
letztern dreyerley Farben, naͤmlich die orangengelbe, die ſchwarze und die weiße;
allein dieſe Farben ſcheinen durch ihre wechſelsweiſen Unterbrechungen und ihre kuͤnſt⸗
liche Vertheilung ſich zu vervielfältigen. Die ſchwarze Farbe verbreitet ſich über den
Kopf, den vordern Theil des Halſes, den mittlern Theil des Rückens, den Schwanz
und über die Flügel. Die orangengelbe Farbe fuͤllt die Zwiſchenraͤume aus, und
nimmt den ganzen untern Theil des Koͤrpers ein; außerdem ſiehet man dieſelbe in
dem Augenring *) und auf dem vordern Theile der Flügel wieder. Das Schwarze,
welches auf den uͤbrigen Theilen herrſchet, wird durch zwey weiße laͤnglichte Flecken
unterbrochen, deren einer auf den Deckfedern, der andere aber an dem Orte der mitt⸗
lern Schwungfedern der Fluͤgel befindlich iſt. Die Fuͤße und die Krallen ſind bald
ſchwarz, bald bleyfaͤrbig; auch der Schnabel ſcheint von keiner beftändigen Farbe zu
ſeyn,
De Merkwuͤrdigſte an dem aͤußerlichen Anſehen der Troupiale iſt ihr langer
nennt. Die Englaͤnder haben ihr einen
Theil der hier angeführten Namen zugeeig⸗
net. Albin neunt fie Orfiau de Banana,
au. l. pag. 40. tab. 40. 15
d. Verf. und Ueberſ.
) Le Trompiale des Briſſons Tom. II.
pag. 86. t. 8. fig. 1. Im Lateiniſchen nennt
er ihn Iderus, einer von den lateiniſchen
Namen des Pyrold (Oriolus), der auf
die ſchwarzen Troupialen keinesweges paſ⸗
ſend iſt. Bey andern heißt ſie Pica luteo
nigra varia, Sloaue Jamaic, 2. pag 301.
t. 259. fig. 4. mit einer nicht allzu richtigen
Abbildung. Ray Synopf, au. p. 181. 1. 0 —
Ciſſa americana nigra, Barr. — Picus
americanus nidum ſuſpendens, Millughby
orn. 97. t. 23. — Turdus oculis coeru-
leis, Klein. — Xanthornus maior nigro
varius, Brovvn. Jamaic. 477. —— Pica alba
et nigra, Catesby Carol. 3. p. 5. t. 5. mit einer
guten Abbildung. — Corgeias. — In Bra⸗
ſilien wird fie von den Wilden Guiva- Tan-
geima, Morcgr. braſ. 15 2. Ray Synopſ. au.
pag⸗ 45. n. 6. in Guiana Fapeu, und in
den franzoͤſiſchen Kolonien Cal jaune ges
1) Oriolus I&terus fuluus, capite, iugulo,
dorfo, remigibus re&tricibusque nigris, ma-
cula alarum alba, Liun Lyſt. Nat. Edit, XII.
p. 16. n. 4. — Der Schwarzkopf. Stat.
Muͤller Ueberſ. des Linn. Naturſyſt. Th. 2.
©. 187. — Blauaͤugige Droſſel, Kleins
Vogelhiſt. durch Reyger ©. 68
A. d. Ueberſ.
) Albin ſetzt noch hinzu, daß das Au⸗
ge mit einer breiten blauen Binde umgeben
ſey. Er'ift aber der einzige, der dieſelbe
geſehen hat. Wahrſcheinlicher Weiſe iſt
dieſes bloß eine zufällige Abaͤnderung.
Die Troupiale. 153
ſeyn, denn man hat ſolchen bey einigen weißgrau *), bey andern oben braun⸗
aſchfaͤrbig und unten blau *), bey noch andern endlich oben ſchwacz und unten
un aß) geſehen. Die Laͤnge dieſes Vogels von der Spitze des Schnabels an, bis an das
nde des Schwanzes gerechnet, beträgt neun bis zehn Zoll, er hat vierzehn Zoll Fluͤ—
gelbreite, und nach Maregrav einen ſehr kleinen Kopf. Die Troupiale hat ſich
von Carolina bis nach Braſilien und den karaibiſchen Inſeln ausgebreitet. Sie iſt
fo groß wie eine Amſel, und huͤpfet wie die Aelſter, von der fie auch, wie Sloane
ſagt, ſonſt noch viele Stellungen hat. Nach dem Marcgrav hat fie auch das Ges
ſchrey derſelben. Allein Albin verſichert, ſie gleiche in allen ihren Handlungen
dem Staare; er ſetzt auch noch hinzu, daß ſich zuweilen ihrer viere oder fuͤnfe vers
einigten, und andere größere Vögel angriffen, und daß fie, nachdem fie folche ge—
toͤdtet, nach der Reihe den Raub verzehrten. Auf der andern Seite aber ſagt Sloane, der
ein glaubwuͤrdiger Naturforſcher it, daß die Troupialen von Inſekten lebten. Es iſt
jedoch in allen dieſen Dingen nichts Widerſprechendes; denn jedes Thier, welches ſich
von andern lebendigen, obgleich ſehr kleinen Thieren naͤhret, iſt ein Raubthier, und
es wird daſſelbe auch ganz gewiß groͤßere freſſen, ſo bald es Gelegenheit findet, ſol⸗
ches mit Sicherheit zu bewerkſtelligen, wie dieſes zum Beyſpiel durch die Vereini⸗
gung der Troupialen des Albins geſchiehet.
Dieſe Voͤgel führen ein ſehr gefelligss Leben, und die Liebe, welche eine Stoͤß⸗
rerinn fo vieler andern Geſellſchaſten iſt, ſcheint vielmehr die Bande der ihrigen zu
befeſtigen. Sie entfernen ſich nicht paarweiſe, um ſich zu begatten, und die Abſichten der
Natur in der Vermehrung ihres Geſchlechts ohne Zeugen zu erfuͤllen: ſondern man
ſieht zuweilen eine ſehr große Anzahl Paare auf einem einzigen, und zwar ſehr hohen
und nahe an bewohnten Oertern gelegenen Baume; hier bauen fie ihr Neſt, legen
ihre Eyer, und brüten, und ſorgen für die Erziehung ihrer heranwachſenden Familie.
Ihre Nefter haben eine cylindriſche Geſtalt, find an das Ende hoher Aeſte befeſtiget,
und ſchweben frey in der Luft, fo daß die erſt ausgekrochenen Jungen darinnen bes
ſtaͤndig gewieget werden. Perſonen, die auf die Abſichten der Voͤgel ſich gut zu ver⸗
ſtehen glauben, verſichern, daß die Alten aus einem weiſen Mißtrauen auf dieſe Art
ihr Neſt anhiengen, um ihre Brut wider gewiſſe Thiere, inſonderheit aber wider
die Schlangen in Sicherheit zu ſetzen. Man rechnet auch noch unter die guten Ei⸗
genſchaften der Troupiale die Gelehrigkeit, das heißt, die natuͤrliche Faͤhigkeit, haͤus⸗
liche Sklaven zu werden; eine Faͤhigkeit, die man meiſtentheils mit der Neigung zur
Geſelligkeit verbunden findet. .
=) Brifon Ornicholog. Tom. II. p. 88. % Sloane, Jamaic. et Mersgrave Hiſt.
#*) Albin Tom. II. pag. 27. 8 Brafil. pag. 192.
u Der
Buͤffons Vogel V. B.
154
— —
Hiſtorie der Natur.
Der Acoſcht des Seba. sn
eba hat dieſen Namen aus dem Fernandez *) entlehnt, und außerdem, daß
er ihn, ſeiner Gewohnheit nach, willkuͤhrlicher Weiſe einem Vogel beylegt,
welcher von dem, den dieſer Schriftſteller anfuͤhrt, wenigſtens in Ruͤckſicht
auf fein Gefieder ganz verſchieden iſt, hat er auch noch von eben dieſem Vogel das.
jenige behauptet, was Fernandez von dem wahren Acolchi geſagt hat, nämlich daß
ihn die Spanier Tordo oder einen Staar nennten. Dieſer falſche Acolchi des Seba
hat einen langen gelben Schnabel und einen ganz ſchwarzen Kopf; auch ſeine Kehle
iſt ſchwarz. Der Schwanz und die Fluͤgel ſind ſchwaͤrzlicht; dieſe letztern ſind mit
kleinen goldfarbenen Federn gezieret, welche ſich auf dieſem dunkeln Grunde vortreff«
lich ausnehmen. Seba giebt ſeinen Acolchi fuͤr einen amerikaniſchen Vogel aus,
und ich weis nicht, warum Briſſon, der ſich bloß auf die Stelle des Seba beruft,
hinzuſetzt, man finde ihn vorzüglich in Mexiko *). Es iſt wahr, er hat einen mexi⸗
kaniſchen Namen; man kann aber nicht ein Gleiches von demjenigen Vogel verſichern,
den Seba ſo zu nennen fuͤr gut befunden hat.
Der Bogenſchwanz. (L Arc - en.
| queue). )
— — — — — —
und gar nicht aͤhnlich find ef), und Seba hat ſich die Freyheit genommen,
J ernandez giebt den Namen Ozinifcan If) ziweyen Voͤgeln, die einander ganz
eben dieſen Namen noch einem dritten Vogel beyzulegen, der von den beyden
2) Sein wahrer Name iſt Acolebichis
ich habe ihn hier verkuͤrzt, um die Ausſpra⸗
che deſſelben zu erleichtern. Auis america -
na de Acolchichi, nigro- lutea, Seba F. I.
pag. 90. und tab. 55. fig. 4.
) De auibus nouae Hifpaniae, Cap: IV.
4.
Pesch Ornitholog. Tom. II. pag. 88. Er
hat ihn daher die mexikaniſche Troupiale,
Icterus mexicanus, genennt.
+) Le Troupiale & queue annelde, läe-
vorigen
rus cauda annulata, Brifor Tom. I. p. 179
‚edit. in 8.
10 Cornix Aaua, die gelbe Kraͤhe, Kleins
Voͤgelhiſt. durch Reyger S 59. — Ocotzi-
nitzean, Ray au. 164.
A. d. Ueberf.
+) Tom, II. pag. 89. Die wilde oder
braſilianiſche wahre Orthographie dieſes
Worts iſt Ocorzinizzkan.
ftf) De auibus nouae Hifpanise, Cap.
LXXXVL et CLVI.
*
Der Bogenſchwanz. 155
vorigen ganz verſchieden iſt“), wenn man die Größe ausnimmt; denn alle drey ſollen
die Groͤße einer Taube haben.
Dieſer dritte Oꝛiuiſcan iſt eigentlich derjenige Vogel, von dem wir in dieſem
Abſchnitt handeln. Ich nenne ihn deswegen Bogenſchwanz (Are: en- queue),
weil er einen ſchwarzen Bogen oder halben Mond auf dem Schwanze hat, welcher,
wenn dieſer letztere ausgebreitet wird, zum Vorſchein koͤmmt, und ſehr gut abſticht,
und zwar um ſo mehr, weil er von einer ſchoͤnen gelben Farbe iſt; auch der Schna⸗
bel und der ganze obere und untere Theil des Koͤrpers ſind von dieſer letzten Farbe.
Der Kopf und Hals fiad ſchwarz, und eben dieſes find die Flügel; jedoch ſpielen die
letztern etwas ins Gelbe. Ich muß noch anmerken, daß die ausgehöhlte Seite
des auf dem Schwanze befindlichen halben Monbs gegen den Körper des Vo⸗
gels zu ger ſchtet iſt.
Seba fügt, er habe viele ſolche Voͤgel aus Amerika erhalten, und man hielte
ſie daſelbſt fuͤr eine Art Raubvoͤgel. Vielleicht haben ſie die naͤmlichen Naturtriebe,
die der oben beſchriebenen erſten Troupiale eigen ſind. Uebrigens zeigt die vom
Seba gegebene Figur, daß ihr Schnabel gegen die Spitze zu etwas krummge⸗
bogen iſt.
——— —
—
Der Japacani. “
* ch weis ſehr wohl, daß Sloane geglaubt hat, ſein kleiner gelb und brauner
8 Fliegenſchnapper * (Muſcicapa e fufco et luteo varia) waͤre mit dem
Ja pacani des Marcgrave einerley. Unterdeſſen aber iſt doch der Japacani,
die Verſchiedenheiten des Gefieders abgerechnet, in Anſehung ſeiner Maſſe achtmal
größer, weil alle feine Ausmeſſungen noch einmal fo lang find als bey dem Sloani⸗
ſchen Vogel. Denn dieſer letztere iſt nur vier Zoll lang, und feine Fluͤgelbreite bes
träge ſieben Zoll; da hingegen der Japacani iu dem arcgrave von der Größe
2 des
) Seba Tom. I. pag. 97. tab. 61. fig. 3.
ae Es iſt dieſes der braſtlianiſche Name
dieſes Vogels, Maregrave Hist. Praſilise
pag. 212. Ich habe nichts daran geändert,
weil derſelbe von uns Europäern leicht aus⸗
geſprochen rerden kann. — Klein nennt
ihn Laſeinia pullo - lutea. Ord. auium
pag. 75. n. 3. Im Deutſchen wird er
gelbbraune Grasmuͤcke (Kleins Voͤgelh.
durch Reyger) genennt.
1) Muſcicapa braſiſienſibus Japacani di-
Aa, Ray pag. 84. — Japacani braſilienſis,
7. af. au. pag. 207. Maregrav. HVilleghhy.
— Iäerus brafilienfis; Le Troupiale du
Breſil, Brifos Tom. 1. pag. 181. edit.
in 8.
A. d. Ueberſ.
***) Natural Hiftory of Jamaica. p. 300.
n. 43.
156 Hiſtorie der Natur.
des Bemtere ), und dieſer von der Größe des Staares iſt ). Der Staar aber
hat mehr als acht Zoll Laͤnge, und mehr als vierzehn Zoll Fluͤgelbreite. Es iſt alſo
fehr ſchwer, zwey Voͤgel, und zwar noch dazu wilde Voͤgel, deren Leibesgeſtalt fo
ſehr von einander abweicht, als einerley Art anzuſehen.
Der Japacani hat einen ſchwarzen, langen, ſpitzigen, und etwas gekruͤmm⸗
ten Schnabel, einen ſchwarzen Kopf, einen goldfarbigen Augenring; der hintere
Theil des Halſes, der Ruͤcken, die Flügel und der Buͤrzel find ſchwarz mit Hellbraun
gemiſche. Der Schwanz iſt oben ſchwaͤrzlicht, unten aber weiß gezeichnet. Die
Bruſt, der Bauch und die dicken Beine ſind gelb und weiß mit N Queer⸗
linien; die Fuͤße braun, die Krallen ſchwarz und ſpitzig ).
Der Sloaniſche Vogel hat einen runden, faſt geraden, einen halben Zoll
fangen Schnabel. Der Kopf und Ruͤcken find hellbraun mit einigen ſchwarzen Fle⸗
cken. Der Schwanz iſt achtzehn Linien lang, und wie die Fluͤgel von brauner
Farbe, nur daß dieſe letztern an ihren Spitzen etwas weiß find. Der Kreis
um die Augen, die Kehle, die Seiten des Halſes und die Deckſedern des
Schwanzes ſind gelb; auch die Bruſt iſt gelb, ſie hat aber braune Flecken.
Der Unterleib iſt weiß, die Fuͤße ſind braun, funfzehn Sinien lang, und ihre Zehen
fallen ins Gelbe.
Dieſer Vogel iſt um St. Jago, der Hauptſtadt in Jamaika, ſehr gemein,
Er haͤlt ſich gemeiniglich in kleinen Gebuͤſchen auf. — Er hat einen ſehr muſkuloͤ⸗
ſen Magen, der wie alle Magen mit einer duͤnnen, unempfindlichen, und nirgends
anhaͤngenden Haut überzogen iſt. Sloane hat in dem Vormagen des von ihm zer⸗
gliederten Vogels diefer Art nichts gefunden; er hat aber bemerkt, daß die Gedaͤrme
deſſelben ſehr viele Umwickelungen machten. Eben diefer Verfaſſer erwaͤhnet noch
einer Abaͤnderung, die von ſeinem kleinen Vogel bloß darinnen verſchieden iſt, daß
ſie weniger Gelb in ihrem Gefieder hat. Man kan zwar dieſen Vogel der Geſtalt ſei⸗
nes Schnabels wegen fuͤr einen aus der Gattung der Troupiale anſehen; allein er
iſt doch gewiß eine ganz andere Art als der Japacani.
2) Dieſes iſt der Lanias Pitangus des ) Hiſt. Brafiliae pag. 216.
Linne“.
A. d. Ueberſ. e] Maregrave I. e.
— omsmnneinen 2 —
Der
Der Kochitol und Coſtotol. 157
——
— —— — —— na
AN Der Tochitol > und Coſtotol. 2
Bib macht ſeine zehnte Art der Troupialen oder die neuſpaniſche (Icterus
nonae Hilpaniae ) aus dem KXochitol des Fernandez (Cap. CXXII.),
welcher wie der letztere ſagt, weiter nichts als ein erwachſener Coſtotol iſt. Nun
aber beſchreibt derſelbe zwey Coſtotols, einen im XX VIII. den andern im CXILIII. Abſchnitt
an, die beyde einander ſehr aͤhnlich ſind. Kaͤmen ſie aber in gewiſſen Stuͤcken auch
nicht mit einander uͤberein, ſo muß man dasjenige nothwendig hieher ziehen, was
Fernandez dem Coſtotol des XXVII. Abſchnitts zuſchreibt, weil er im CXXII. Abs
ſchnitt von demſelben als von einem Vogel redet, den er im Vorhergehenden ſchon bes
trachtet hat, und weil des andern Coſtotols, wie ich bereits geſagt habe, erſt im CXLIII.
Abſchnitt erwaͤhnt wird. :
Wenn man nun die Beſchreibung des Eochitols aus dem CXXII. Abſchnitt mit
der Beſchreibung des Coſtotols aus dem XXVIII. Abſchnitt mit einander vergleicht, ſo
findet man unvereiabare Widerſpruͤche darinnen. Denn kann ein Coſtotol, der,
wenn er bereits ſchon fo erwachſen iſt, daß er feinen ordentlichen Geſang hat, doch
nur ſo groß als ein Canarienvogel iſt, in der Folge wohl zu der Groͤße eines Staars
anwachſen? Singt dieſer Vogel, wenn er noch jung, oder nur noch ein Coſtotol iſt,
fo angenehm wie ein Stieglitz, wie kann er alsdenn, wenn er ein Xochitol wird, das
rauhe Geſchrey der Aelſter annehmen? Ich uͤbergehe den großen Unterſchied des Ge⸗
fieders dieſer beyden Voͤgel; denn bey dem Coſtotol iſt der Kopf und der untere Theil
des Körpers gelb, bey dem Kochitol des CXXII. Abſchnitts hingegen ſind eben dieſel⸗
ben Theile ſchwarz. Jener hat gelbe Fluͤgel mit ſchwarzen Spitzen; bey dieſem aber
find fie oben ſchwarz und weiß gefteckt, unten aber aſchfaͤrbig, und man ſiehet keine
einzige gelbe Feder in folchen.
Alle diefe Widerſpruͤche aber laſſen ſich leicht vereinigen, wenn man anſtatt des
Fochitols aus dem hundert und zwey und zwanzigſten Abſchnitt den Fochitol oder
Auis florida des hundert und fuͤnf und zwanzigſten Abſchnitts ſetzt. Da der letztere
nur ſo groß als ein Sperling iſt, ſo kommen beyde in Anſehung ihrer Groͤße mit einan⸗
der ziemlich überein; er hat eben den annehmlichen Geſang wie der Coſtotol;
das gelbe Gefteder bey dieſem iſt wie bey jenem mit eben den andern Farben gemiſcht,
5 U 3 und
2) Xochitotorl, Fern. Ruy. Syn. au. p. 167, ) lcterus nouae Hiſpaniae, le Troupiale
A. 5. Ueberſ. de la nouvelle Eſpagne. Ornitkol, Tom, II.
2) Coztotorl, Fern. Ray p. 90. ;. pag. 95 &
A. d. Heberſ⸗
158 Hiſtorie der Natur.
und überdiefes entdeckt man noch an dem Fochitol zwey Eigenſchaften, worinnen er mit den
Troupialen übereinkommt, denn er lebt fo wie fie von Inſekten und Körnern, und er
haͤnget auch fein Neft an die Enden kleiner Aeſte an. Der einzige Unterſchied, den
man zwiſchen dem Fochitol des hundert und fünf und zwanzigſten Abſchnitts und
dem Coſtotol findet, iſt, daß dieſer letztere ſich in warmen Landern aufhält, der er⸗
ſtere aber ohne Unterſchied in allen Himmelsſtrichen leben kann. Muß man aber hier
nicht auf die Gedanken kommen, daß die Kochitols in den warmen Laͤndern niſten, allwo
ihre Jungen als Coſtotols bleiben, bis ſie größer oder Fochitols werden, und ihren
Aeltern in Fältere Lander zu folgen im Stande find? Das Gefieder des Coſtotols iſt
gelb, und die Flügel find, wie ich ſchon geſagt babe, an ihrem Ende ſchwarz.
Der Eohitel aber des hundert und fünf und zwanzigſten Abschnitts hat ein blaß⸗
gelbes Gefieder, das braun, weiß und ſchwaͤrzlicht gefleckt iſt.
Briſſon macht zwar aus dieſem letzten Vogel feinen erſten Nanthormer (Carouge);
allein da derſelbe fein Meft nach Art der Troupialen aufhaͤngt, fo iſt dieſes ein ent⸗
ſcheidender Grund, ihn unter die Troupialen zu ſetzen, ohne daß man nöthig hat,
aus dem Fochitol des hundert und zwey und zwanzigſten Abſchnitts des Fernandez
einen andern Troupialen zu machen. Es iſt derſelbe von der Groͤße eines Staares,
feine Brust, Unterleib und Schwanz ſind ebenfalls mit Schwarz vermiſcht; ſeine
Flügel find oben ſchwarz und weiß gefleckt, und unten aſchfarbig; der Kopf und der
übrige Theil des Körpers aber iſt ſchwarz. Er hat die Stimme der Aelſter, und ein
ſchmackhaftes Fleiſch. Mehr kann man meines Erachtens von Vögeln, die fo
wenig bekannt ſind, und von denen wir ſo unvollſtaͤndige Beſchreibungen haben,
nicht ſogen. |
Veen ——
. ne) Baer sm msn nme UT!!!!ifi——f— nme nm ðͤ ..... 8
Der Tokolin. i
(Hernandez rechnet dieſen Vogel ſeines langen und ſpitzigen Schnabels wegen un⸗
ter die Spechte; allein dieſer Charakter koͤmmt auch den Tevapiaien zu. Da
ich auch ubrigens in der Beſchreibung des Fernandez weiter kein Gattungs⸗
kennzeichen der Spechte finde, fo werde ich demſelben unter den Troupialen, als wo⸗
a 5 kin
„) Sein wahrer Name ift Ckokolin, habe ich ſolehen hier verändert, und den
Sernandes Cap. CCXI. pag., 64. Kay,pag
153. Da ich uber dieſen Namen ſchon ei⸗
nem andern Bosel (EHiſt. nat. des Oiſcaux
Tom. II. pag. 489. und in unſerer Ueber⸗
ſetzung B. 4. S. 141). gegeben habe, fo
*
Anfangsbuchſtaben von dem Worte .
pigſe vorgeſetzt. Es iſt der Ifterus einereus
nouae Hiſpaniae, le Troupiale gris des
Driſſons, Tom. II. pag. 96.
*
Der Acolchichi. 159:
hin ihn Briſſon geſetzt hat, feine Stelle laſſen. Der Tokolin iſt von der Größe
eines Staars. Er haͤlt ſich in Gehölzen auf, und niſtet auf Bäumen, Sein Ge.
fieder iſt gelb und ſchwarz gemiſcht; der Ruͤcken aber, der Unterleib und die Fuͤße ſind
aſchfarbig. Er ſingt gar nicht; allein ſein Fleiſch iſt von gutem Geſchmack. Er
haͤlt ſich in Mexiko auf. * 5
— — —
Der Acolchicht oder Tommenthur. (Le
Commandeur) .))
Siehe die 40 te illuminirte Kupfertafel.
Namen Conımandeur hat er von dem ſchoͤnen rothen Flecken erhalten, der
auf der andern Seite des Flügels befindlich iſt, und der einige Aehnlichkeit mit
dem Zeichen eines Ritterordens hat; es nimmt ſich auch ſolcher hier um ſo viel beſſer aus,
da er auf einen glänzenden und hochſchwarzen Grund gleichſam hingeworfen iſt. Das
Schwarz iſt bey dieſem Vogel die Hauptfarbe, nicht allein des Gefieders, ſondern
auch des Schnabels, der Füße und der Krallen. Inzwiſchen muß man doch
einige kleine Ausnahmen hierbey machen. Denn der Augenring iſt weiß, und die
Grundflaͤche des Schnabels iſt mit einem ſchmalen rothen Ringe umgeben; auch der
Schnabel fälle manchmal mehr ins Braune als ins Schwarze, wie Albin bemerket
hat ). Uebrigens iſt der erwaͤhnte Fleck auf den Fluͤgeln nicht vollkommen hochroth,
wie Fernandez ſagt, ſondern blaßroth und etwas roſtfaͤrbig welche letztere Farbe an
Staͤrke nach und nach zunimmt, und endlich die herrſchende auf dieſem Flecke wird.
a Zuweilen
Der Vogel iſt der wahre Acolchichi des Fernandez ). Den franzoſiſchen
) Dieſer Vogel iſt faſt in allen Sprachen
der rothfluͤglichte Staar genennet worden.
Bey dem Briſſon iſt es Icterus pterophoe-
niceus, Troupiale ä alles rouges, Tom. II.
pag. 97. Acelchichi ſeu auis rubeorum
humerorum, Fernand, Mex. 14. Ray p. 166.
n 6. Engliſch Red winged Starling, 6
zesby Carol. 1. pag. 13. tab. 13 mit einer gu⸗
ten Abbildung. 4% n au. 1. tab. 38. Spa⸗
niſch Commendadoza. 3
1) Sturnus niger alis ſuperne rubentibus,
Klein. — Sturnus pterophoenicus indiarum
feu Acolchi, Jonfl. au. pag. 223. — Ptero-
phoenicus imdiarum, Nieremb. nat. 225.
Willughby pag 397. — Oriolusphoeniceus,
niger, alarum tectricibns gfuluis, Zinn. Sylt.
Nat. Edit. XII. pag 61. m 5. — Die Pur:
purdroſſekl, Stat. Muͤller Ueberſ. des Linn.
Naturſyſt. Th 2. S 187. — Der Staar
mit rothen Schultern, Klein durch Reyger
S. 63. Seeligmann 1.26.
j A. d. Ueberſ.
) Fliſtoria auium nouae Fliſpaniae,
Cap IV.
2) Der Schwanz iſt bey ihm jugerunder,
Einne am angefuͤhrten Orte.
i A. 8. Ueberſ.
160 Hiſtorie der Natur.
Zuweilen aber ſind auch dieſe beyden Farben dergeſtalt von einander getrennt, daß
die rothe an dem vordern und obern Theile des Flecken, die gelbe hingegen an dem
hintern und untern Theile deſſelben zu ſehen iſt ?). Laͤßt ſich dieſes aber von allen
einzelnen Voͤgeln dieſer Art behaupten? Hat man nicht vielleicht der ganzen Art
eine Beſchreibung zugeeignet, die bloß dem Weibchen zukommt? Es iſt bekannt, daß
bey dem letztern der rothe Fleck auf den Fluͤgeln von einer weniger lebhaften Farbe
iſt. Außerdem iſt das Schwarz in ihrem Gefieder mit Grau vermengt 8), und fie
ſind auch kleiner als die Maͤnnchen.
Der Acolchichi hat beynahe die Größe und das Anſehen des Staars. Die
Länge feines Körpers, von der Spitze des Schnabels an bis an das Ende des
Schwanzes gerechnet, betraͤgt acht bis neun Zoll, und ſeine Fluͤgelbreite dreyzehn bis
vierzehn Zoll. Am Gewicht iſt derſelbe viertehalb Unzen ſchwer.
Dieſe Vögel find ſowohl in kalten als in warmen Gegenden ausgebreitet. Man
findet dieſeiben in Virginien, Carolina, Louiſiana, Mexiko u. ſ. w. Ihr eigentli⸗
cher Aufenthalt iſt in der neuen Welt; jedoch iſt auch ein ſolcher Vogel bey London
geſchoſſen worden. Es war aber dieſes ohne Zweifel ein zahmer Vogel, der aus
feinem Gefaͤngniſſe entwiſcht war. Sie werden ſehr leicht zahm, lernen reden und
fü ingen, und fpielen ſehr gerne, man mag fie entweder in Gebauern hatten, oder
im Haufe herumlaufen laſſen; denn diefe Vögel find ſehr vertraulich und immer⸗
ort thaͤtig.
{ 95 dem Magen des bey London getödteten Aeolchichi fand man Veberbleibſel
von Kaͤfern, Feuerſchroͤtern und kleinen Fleiſchmaden. In Amerika iſt aber doch
ihre vorzüglichſte Nahrung Getraide, tuͤrkiſcher Weizen, u. ſ. w. welchen Fruͤchten
ſie einen beträchtlichen Schaden zufuͤgen. Sie ziehen gemeiniglich in ſehr zahlreichen
Haufen, vereinigen ſich, wie auch unſere europaͤiſchen Staare zu thun pflegen, mit
eben ſo großen Schaaren anderer raͤuberiſcher Vögel, zum Beyſpiel mit den jamai⸗
kaniſchen Aelſtern (Gracula Onifeula Lina.) und richten ſowohl zue Mrer!iszeit als
auch nach der Ausſaat auf denjenigen Feldern, wo ein folder hungriger Schwarm
auffaͤllt, die groͤßte Verwuͤſtung an. Sie thun aber nirgends ſo vielen Schaden,
als in den heißen Laͤndern und an den Seeluͤſten. 5
Wird unter dieſe Haufen vereinigter Voͤgel geſchoſſen, fo fallen mehrentheils
Bögel von verſchiedenen Arten nieder, und ehe man das Gewehr wieder geladen hat,
ſo kommen ihrer eben ſo viele, als vorher, zuruͤck.
Catesby verſichert, daß ſie in Carolina und Virginien jederzeit in den Binfen
hecken. Sie flechten die Spitzen derſelben fo geſchickt in einander, daß daraus eine
Art von! Dach oder Decke wird, unter welcher fie ihr Neſt unter einer fo richtig ad»
gemeſſenen Höhe zu befeſtigen wiſſen, daß ſolches nie durch die hoͤchſte Fluth des
Waſſers erreicht werden kann. Dieſe Bauart des Neſtes iſt gar ſehr von derjenigen
verſchieden,
») Albin Tom. I. pag. 33. **) Brifon Tom. II. pag 98.
112 NE **
Der Acolchichi. 161
verſchieden, welcher ſich unfere erſte Troupiale bedient, und es zeigt ſolche, daß die
fer Vogel einen beſondern Naturtrieb und eine beſondere Organisation habe, und
folglich auch eine verfihiedene Art ausmache. Fernandez behauptet, der Acolchicht
niſte auf Bäumen in der Nähe an bewohnten Oertern. Sollten wohl bey dleſen Voͤgeln
die Gewohnheiten dieſer Art nach der Beſchaffenheit der Laͤnder, worinnen fie ſich aufe
halten, verſchieden ſeyn? ö
Nach Louiſiana kommen dieſe Vögel nur im Winter, und zwar in fo großer
Menge, daß ihrer zuweilen dreyhundert auf einen einzigen Zug mit dem Netze ge⸗
fangen werden. Man bedient ſich zu dieſer Jagd eines ſehr langen und dichten ſeide⸗
nen Netzes, das wie das Lerchengarn in zwey Theile getheilet iſt. „Wenn man die⸗
„ſes Netz ausſpannen will, ſagt Lepage Duprats ), fo reiniget man vorher einen,
„Platz nahe am Gehoͤlze, und macht eine Art von feſtem Fußſteige. Hierauf legt
„man die beyden Theile des Netzes an die beyden Seiten des Fußſteiges, auf welchen
„letztern man Reiß oder andere Getraidekoͤrner ſtreuet, und verſtecket fid hinter einen
„Strauch, wohin man auch das Ziehfeil leitet. Fliegt nun ein Haufen von dieſen
„Voͤgeln darüber weg, fo entdecket ihr ſcharfes Geſicht die Lockſpeiſe, fie fallen ein,
„und find in einem Augenblicke gefangen. Man ſiehet ſich genoͤthiget, dieſelben zu
„tödten, weil es nicht moͤglich wäre, eine fo große Menge davon zu ſammlen und auf⸗
„zugeben., Uebrigens ſucht man fie als ſchaͤdliche Vögel zu vertilgen; denn, ob
ſie gleich zuweilen ſehr fett werden, fo iſt doch ihr Fleiſch niemals ein ſchmackhaf⸗
tes Eſſen; ein neuer Umſtand, worinnen fie mit den europaͤiſchen Staaren über:
einkommen. 5 8 ER
Ich habe bey dem Herrn Aubri eine Abänderung von dieſer Art geſehen; der
Kopf und der obere Theil des Halſes war blaßfahl, das ganze übrige Gefieder aber
haste die gewöhnliche Farbe. Dieſe erſte Abaͤnderung ſcheint anzuzeigen, daß der
auf der 343 ſten Kupfertafel unter dem Namen Carouge de Cayenne vorgeſtellte Bo.
gel eine zweyte Spielart iſt. Sie iſt von der erſtern bloß darinnen verſchieden, daß
die beyden rothen Flecken auf den Fluͤgeln fehlen; uͤbrigens iſt ihr Gefieder eben ſo
beſchaffen, auch hat fie faſt eben die Größe und Verhaͤltniſſe. Die Verſchieden⸗
heit des Klima iſt gleichfalls nicht ſo groß, daß man nicht annehmen ſollte, die⸗
ſer Vogel habe ſich ſowohl an den einen als an den andern Himmelsſtrich ge⸗
woͤhnen koͤnnen. i
Man darf nur die 40 2te und die 236ſte Fig. 2. illuminirte Kupfertafel flüchtig
mit einander vergleichen, fo wird man ſich überzeugen, daß der auf der letztern unter
dem Namen der kayenniſchen Troupiake vorgeſtellte Vogel bloß eine Spielart von
der auf der 40 2ten Kupfertafel abgebildeten Art iſt, unter welcher der Name der
vothfluͤglichten louiſianiſchen Troupiale ſtehet, welches unſer Acolchichi: iſt.
x Sie
*) Lepage Duprats Hiftoire de la Louiſiane, Tom. II. pag. 134.
Bůffons Vögel v. B. €
162 Hiſtorie der Natur.
Sie hat beynahe eben die Größe, eben die Geſtalt, und eben bie Verhaͤltniſſe; auch
die Farben ſind bey ihr auf eben die Art vertheilt, nur daß auf der 23h ſten Kupfer⸗
tafel das Roth nicht allein den vordern Theil der Flügel einnimmt, ſondern auch über
die Kehle, den vordern Theil des Halſes ‚ einen Theil des Unkerleibes und den Au⸗
genring verbreitet iſt. a
Vergleicht man ferner den 1 Vogel auf der 236ften Tafel mit demjeni⸗
gen, der auf der 3 36ſten Kupfertafel unter dem Namen der gutaniſchen Trou⸗
piale ) ) aufgefuͤhret iſt, fo wird man ebenfalls ganz gewiß einſehen, daß der
letztere eine Spielart des erſtern, und von demſelben entweder dem Alter oder dem
Geſchlecht nach verſchieden iſt; denn er unterſcheidet ſich von jenem wie das Weib⸗
chen der Troupiale von dem Männchen, das heißt, durch ein matteres Colorit:
alle feine rothe Federn find mit Weiß, und die ſchwarzen, oder vielmehr die ſchwaͤrz⸗
lichten mit Hellgrau eingefaßt, ſo daß der Umkreis einer jeden Feder ſich ſehr deut⸗
lich abſchneidet, und es ausſiehet, als wenn der Vogel mit Schuppen bedeckt ware.
Uebrigens ſind die Farben bey ihm eben ſo vertheilet, er iſt von eben der Größe,
lebt in eben dem Klima, u. ſ. w. Ich glaube nicht, daß es möglich iſt, eine fo
genau uͤbereinſtimmende Aehnlichkeit zwiſchen zwey ganz verſchiedenen Arten von
Voͤgeln zu finden. Man hat mich auch benachrichtiget, daß dieſe zuletzt beſchriebenen
Voͤgel gewoͤhnlicher Weiſe in den Savannen in Cayenne herumfloͤgen, ſich in Straͤu⸗
chen aufhielten, und von einigen mit dem Namen Cardinal belegt wuͤrden.
) Briffen Tom. II. pag. 107. tab. 11. fig. l.
Icterus guianenfis, le Troupiale de la
Guiane.
3) Turdus fine Merala indica, pectore
einnabarino, Klein. Willughby ornith. 143.
Raj, pag. 67. n. 10. — Zinnoberbruͤſtige
Oroſfel, Klein durch Reyger S. 69. —
Oriolus guienenſis, nigricans, marginibus
pennarum grifeis, pe&tore colloque ſubtus
rubris, Linn. Syſt. Nat. Edit XII. pag. 62.
n. 0. — Die guajaniſche Droſſel, Stat.
Muͤller Beberf des Linn. Natur ſpſt. Th. 2.
S. 188. — Die Laͤnge dieſes Vogels be⸗
tragt etwas über firben Zoll, feine Fluͤgel⸗
breite silf Zoll und ſechs Linien; der Schna⸗
bel iſt zehen und eine halbe kinie, und der
Schwanz zwey Zoll und ſechs mien lang.
Die gefalteten Fluͤgel reichen dis an die
Halfte des Schwanzes. Schnabel, Füße
und Krallen find braun. — Ray muth⸗
maßet, daß er dem Jacapu des Marc⸗
grave (Tanagra Jacapa Linn.) fehr ahnlich,
1 vielleicht gar eben derſelbe Vogel
A. d. Ueberf.
SDS ——
Die
Der ſchwarze Troupiale. 163
— — —
Die ſchwarze Troupiale. ? ?
Siehe die 5 z aſte iluminirte Kupfertafel.
— —
eine Amſel, bald eine Dohle genennet. Allein fein Gefieder iſt weder fe
hoch, noch auch ſo einfoͤrmig ſchwarz, als man vorgegeben hat. Denn von
gewiſſen Seiten betrachtet iſt es ſchielend, und wirft einen gruͤnlichten Widerſchein von
ſich, und zwar inſonderheit am Kopfe und am obern Theile des Koͤrpers, des Schwan⸗
zes und der Fluͤgel.
Dieſe Troupiale iſt ohngefaͤhr fo groß als eine Amſel; denn ihr Körper iſt zehn
Zoll lang **), und hat funfzehn bis ſechzehn Zoll Fluͤgelbreite. Ihre Fiuͤgel, wenn fie
in ihrer natürlichen ruhigen Lage befindlich find, gehen bis an die Hälfte des Schwan⸗
zes, welcher fuͤnftehalb Zoll lang iſt, eine ſtufenfoͤrmige Geſtalt hat, und aus zwoͤlf
Ruderfedern beſtehet. Der Schnabel iſt etwas länger als einen Zoll, und die mittelfte -
Zehe übertrifft an Lange den Fuß, oder vielmehr die Fußwurzel ). — Dieſer Vogel hält
ſich auf St. Domingo auf, und iſt auch in einigen Gegenden auf Jamaika ſehr gemein,
inſonderheit zwiſchen Spanilh-town und Paſſage- fort. — Sein Magen iſt muffulös,
und gemeiniglich mit Stuͤcken von Kaͤfern und von andern Inſekten erfullt.
De ſchwarzen Gefieders wegen hat man dieſen Vogel bald eine Kraͤhe, bald
*) Klein nennt dieſen Vogel Cornix par- 2) Dieſer Vogel hat einen kurzen, meſſer⸗
va profunde nigra; Sloane Monedula tota
nigra, Nat. Hiſtory of Jamaica, pag. 299.
n. 4 tab, 257. fig. 2. Ray Synopf. au, 185.
n. 28. Im Engliſchen heißt er Small-black-
bird. Es iſt der I&erus niger, le Trou⸗
piale ncir des Briſſons, Tom. II. pag. 103.
tab. 10. fig. I.
1) Gra:ula Barita, ſubgriſea, humeris
coeruleis, remigibus extus viridibus, Linn.
Syſt. Nat Ed. XII g. 165. mn 4. — Piſangdohle,
sat. Müller ken. des Linn. Naturſyſt.
Th. 2 S. 194. — Ganz ſchwarze Dohle,
Kleins Vögelhiſt. durch Reyger S. 59.
A. d. Ueberſ.
) Die kaͤuge eines Vogels rechne ich
allemal ven der Seise; des Schnabels an
bis an das Ende des Schwanzes.
ä 2
foͤrmigen, ſchwaͤrzlichten Schnabel, der an
der Wurzel von Federn entkbloͤßt iſt, und
unten ins Weißlichte faͤllt. Wenn die Fluͤ⸗
gel gefaltet find, fo ſehen die Schwungfe⸗
dern gruͤn aus, breitet man aber die Fluͤ⸗
gel aus einander, fo fichet man, daß die
innere Seite der Schwungfedern ſchwarz
iſt Der Schwanz iſt zugerundet, und zei⸗
get, wenn er zuſammengefaltet liegt, von
außen eine gruͤne Farbe; die Seitenruder⸗
federn ſind von der innern und untern Seite
ſchwarz. Füße und Krallen find ſchwarz.
Nach Rolanders Berichte thut dieſe Tron⸗
piale den Fruͤchten der Piſangbaͤume groſ⸗
fen Schaden. Linne“ und Briſſon am an⸗
geführten Orte.
* 2 Die
164 \ Hiſtorie der Natur.
©
1
u
Die kleine ſchwarze Troupiale.
M' iſt noch eine andere ſchwarze Troupiale, die man aus Amerika brachte, zu
Geſichte gekommen. Sie war kleiner als die, deren ich im vorigen Ab.
ſchnitt erwähnt habe, und noch kleiner als die Rothdroſſel. Ihre ganze
Jänge betrug ſechs bis ſieben Zoll; ihr Schwanz, welcher viereckigt war, war nur
zwey Zoll und ſechs Linien lang, und gieng einen Zoll weit über die Fluͤgel hinaus.
Das Gefieder war durchgaͤngig ſchwarz; allein dieſes Schwarz war glaͤnzender als
bey der vorhergehenden Art, und es warf einen blaulichen Widerſchein am Kopfe und
an den benachbarten Theilen von ſich. Dieſer Vogel ſoll ſehr leicht zahm Muden,
und ſich in den Haͤuſern an den Umgang mit Menſchen gewöhnen, N
Wahrſcheinlicher Weite iſt die auf der Goöten illuminirten Tafel abgebildete erſte
Figur das Weibchen dieſer kleinen ſchwarzen Troupiale. Denn dieſer Vogel iſt
überall ſchwarz oder ſchwaͤrzlicht, ausgenommen auf dem Kopfe und dem Halſe, wel⸗
che eine hellere oder ſchwaͤchere Farbe haben; eine Eigenſchaft, welche bey allen Weib⸗
chen der Voͤgel ſtatt findet. Auch das Gefieder des Weibchens wirft, wie bey dem
Maͤnnchen iſt bemerkt worden, einen blauen Widerſchein zuruck; man entdeckt aber
denſelben, nicht wie bez dem Männchen, an den Federn des Kopfes, ſondern an den
Federn des Schwanzes und der Flügel, So viel ich weis, hat noch kein Naturfor⸗
ſcher dieſer Art Erwaͤhnung gethan.
— ͤ — — — — — — ——— —
Die Trouplale mit schwarzem Scheitel.
(Le Troupiale à calotte noire).
Siehe die 53 3fte ilfuminiere Kupfertafel.
* ö N
< ieſer Voegel iſt, wie mich dünkt, ganz gewiß mit der braunen neuſpaniſchen
Troupiale des Briſſons einerley Art ) ). Um ſich eine deutliche Idee
von ſeinem Gefieder zu machen, ſo ſtelle man ſich einen Vogel vor „ deſſen
Farbe
*) j&erus fuſcus nouae Hifpaniae, Le 1) Oriolus mexicanus, nigricans, ſubtus
Troupiale brun de la nouvelle Eſpague, capiteque luteus, Linn Sylt Nat Edit. XII.
Briffon Tom. II. pag. 105. pag. 10. n. 83. — Die mexikaniſche Droſ⸗
tel,
Der gefleckte kayenniſche Troupiale.
Farbe gelb iſt, und der einen ſchwarzen Scheitel und einen ſchwarzen Mankel hat.
Sein Schwanz iſt ungefleckt ſchwarz; feine Flügel hingegen find zwar auch ſchwarz,
jedoch find die Raͤnder der Deckfedern und die Spitzen der Schwungfedern mit etwas
Weiß beſetzt. — Sein Schnabel iſt von hellgrauer Farbe, die ins Orangengelb uͤber⸗
gehet, die Füße kaſtanienbraun und die Krallen gelblicht. — Er hält ſich in Mexiks
und Cayenne auf.
165
————
—
Die gefleckte kayenniſche Troupiale.
Siehe auf der 448ſten illuminirten Kupfertafel Fig. 1. das Männchen,
Fig. 2. das Weibchen.
Lie Flecken, womit dieſe kleine Troupiale beſetzt iſt, rühren davon her, daß
S alle diejenigen Federn auf den Fluͤgeln, dem Schwanze und dem untern
Theile des Koͤrpers, die in der Mitte braun oder ſchwaͤrzlicht ſind, an ihren
Raͤndern eine Einfaſſung von einer mehr oder weniger orangengelben Farbe haben;
die Federn hingegen auf dem Ruͤcken und dem obern Theile des Koͤrpers ſind mit ei⸗
nem dunklern oder lichtern gelbbraunen Rande eingefaßt. Auf der Kehle, welche
weiß iſt, ſiehet man keine Flecken. Unmittelbar uͤber dem Auge gehet ein weiſſer
Streifen weg, der ſich hinterwaͤrts zwiſchen zwey parallel laufenden ſchwarzen Strei⸗
fen verlaͤngert, von welchen letztern der eine den weiſſen Streifen von eben begleitet,
der andere aber um das Auge unten herum gehet. Der Augenring iſt von einer leb⸗
haften, beynahe rothen Orangenfarbe. Alle dieſe Farben geben der Geſichtsbildung
des Maͤnnchens Abwechfelung und Ausdruck; da man im Gegentheil bey dem Weib⸗
chen gar keinen ſolchen Ausdruck bemerket, obgleich bey dieſem der Augenring gleich⸗
falls orangenfaͤrbig iſt. Was das Gefieder des Weibchens anbelangt, ſo iſt ſolches
ein verwiſchtes Gelb, das ſich mit einem ſchmutzigen Weiß vermiſcht, und eine unbe⸗
deutende Einförmigkeit darſtellt. -
Diefe Vögel haben den dicken und ſpitzigen Schnabel der Troupialen, deſſen
Farbe blaͤulicht aſchgrau iſt; ihre Fuͤſſe find fleiſchfarbig. Ueber die Verhaͤltniſſe ih⸗
rer Theile muß man nach der oben angefuhrten Abbildung urtheilen.
+ 3 Der
ſel, Stat. Muller Ueberſ. des Linn. Naturſ.
Th. 2. S. 188. — Die Länge dieſes Vo⸗
gels, der ohngefähr von der Größe einer
Amſel iſt, beiragt beynahe neun Zoll, und
feine Fluͤgelbreite vierzehn Zoll. Der
Schnabel if drezebn Liniem lang, und
die gefalteten Fluͤgel erreichen die Hälf
te des Schwanzes. Briſſon am angeführ⸗
ten Orte.
A. 8. Ueberſ⸗
Hiſtorie der Natur.
Der gefleckte Carouge (Xanthornus naeuius) )) des Briſſons, welcher
mit dem hier beſchriebenen Vogel viel ähnliche Züge hat, iſt doch in vielem Betracht
von demſelben verſchieden. Er iſt nicht allein uͤber die Haͤlfte kleiner, ſondern es iſt
auch feine hintere Kralle länger, der Augenring haſelfarbig, der Schnabel fleiſchfar⸗
ben, die Kehle und die Seitentheile des Halſes ſind ſchwarz, und endlich ſiehet man an
dem Unterleibe, den Schenkeln und den Deckfedern über und unter dem Schwanze
ganz und gar keine Flecken.
Edwards getrauete ſich nicht zu beſtimmen, ob er dieſen Vogel zu der Sing«
droſſel oder zu dem Ortolan rechnen ſollte. Klein **) hingegen behauptet geradezu,
daß er weder zu der einen noch zu der andern Art, ſondern vielmehr zu den Finken
gehoͤret. Dieſer Entſcheidung aber ohngeachtet muß ich doch der Geſtalt des Schna⸗
bels und der Gleichheit des Himmelsſtrichs wegen Briſſons Meynung beytreten, als
welcher einen Carouge (Xauthoraus) daraus macht.
7166
— —— —
:..... ee
— —̃—
2 — a ug] — Per Term
Die olivenfaͤrbige kayenniſche Troupiale.
Siehe auf der 6oöften illuminirten Kupfertafel die zweyte Figur.
er von der olivengruͤnen Farbe erhalten, welche auf dem Ruͤcken, dem
Schwanze, dem Bauche und den Deckfedern der Flügel die herrſchende iſt.
Dieſe Farbe it jedoch nicht überall gleichartig, ſondern fie iſt an dem Halſe, auf
dem Rücken und den am naͤchſten an dem Ruͤcken liegenden Deckfedern der Fluͤgel
dunkler, weniger dunkel auf dem Schwanz, wird aber ſodann auf dem Unterleibe
’ und
Fü 3 ie Lange dieſes Vogels beträgt nur ſechs bis ſteben Zoll. Seinen Namen hat
*r) Pag, 98. Ich weis nicht, warum
Klein den in die Höhe gehobenen Schwanz
(cauda ſuperbiens) zum Unter ſcheidungskenn⸗
5) Tom. II. p. 126.
1) Emberiza melancholica, Lin», Syitem.
Nat. Edit. X. pag. ı60, n. 7. Oriolus me.
lancholicus, grifeus, nigro punctatus, fa-
ſcia ocnlorum arra. Edit. XII. pag. 163. n. 17.
— Die mißfaͤrbige Droſſel, Stat. Winller
Ueberſ. des Linn. Natur ſyſt. Th. 2. S. 190
— Der braun und ſchwarzdunze Fink,
Kleins Voͤgelbiſt. durch Keyger S. 98.
Seeligmann IV. 63. The Schomburger,
Eduvards 85, tab. 85.
A. d. Ueberſ.
zeichen bey dieſer Art macht; er müßte denn
dieſes in Ruͤckſicht der Kupfertafel des
Edwards gethan haben. Allein es iſt
bekannt, daß der Maler nur einen einzigen
Blick, eine einzige Stellung hinzeich net. und
hierzu gemeiniglich den ſchoͤnſten Anblick und
die am meiſten maleriſche Stellung erwählet.
Uebrigens ſagt Edwards nicht wie dieſer Vo⸗
gel, den er Sehom berger nennt, feinen Schwanz
gewöhnlicher Weiſe zu tragen pflegt.
Die ofivenfärbige kahenniſche Troupiale. 167
und den von dem Ruͤcken am meiften entfernten Deckfedern der Flügel weit heller; in
Anſehung der letztern hat jedoch der Unterſchied ſtatt, daß die groͤßern braun gefleckt,
die kleinern aber ohne alle andere Farbenmiſchung ſind. Der Kopf, die Kehle, der
vordere Theil des Halſes und der Bruſt ſind von purpurbrauner Farbe, welche un⸗
ter der Kehle dunkler iſt, und auf der Bruſt, da, wo das Purpurbraun ſich mit der
Olivenfarbe an dem untern Theile des Körpers vermiſcht, ins Orangengelbe uͤber⸗
geht. Der Schnabel und die Füße find ſchwarz; die Schwungfedern und einlge von
den großen Deckfedern der Fluͤgel, die dem aͤußern Rande am naͤchſten liegen, ſind
gleichfalls ſchwarz, haben aber an ihren Rändern weiſſe Einfaſſungen. Uebrigens
iſt die Geſtalt des Schnabels hier wie bey den Troupialen, der Schwanz iſt ziem⸗
lich lang, und die zuſammengefalteten Fluͤgel gehen nicht bis an den dritten
Theil des Schwanzes. N 8 5 i
Zuſaͤtze zu den Troupialen.
Herr Sonnerat (Voyage à la nouvelle Guinde) hat unter denen von ihm bekannt
gemachten Voͤgeln zwo Troupialen angefuͤhrt, deren Vaterland ebenfalls Ame⸗
rika iſt. Die erſte davon nennet er die rothe Troupiale von Antigua. (Le
Troupiale rouge d’Antigue pag. 123. tab. 68.) Sie hat die Größe unſerer euror
paͤiſchen Amſel. Ihr Kopf, Hals, Rüden und Scheitel find zinnoberroth; die
Schwungfedern, der Bauch und Schwanz find ſchwarz, und ſammetartig anzufuͤh⸗
len; und der Schnabel und die Füße ſchwaͤrzlicht, Ihre Augen find mit einem
ſeuerrothen Kreis umgeben, W
Die andere iſt die gelbe Troupiale von Antigua. (Le Troupiale jaune d' An-
tigna pag. 113. tab. 69.). Der Kopf, der vordere Theil des Halſes, die Bruſt
und der Bauch Lad bey ihr gelb, der hintere Theil des Halſes aber, die Flügel und
der Schwanz ſammetartig ſchwarz. Auch bey dieſer Art ſind Fuͤße und Schnabel
ſchwaͤrzlicht, und der Augenkreis it red; Am Fluſſe Plata nennt man dieſelbe Ventre
color. N
Det
Der Kapmore, (Le Cap- more).
Auf der 37 fſten illuminirten Kupfertafel iſt ein erwachſenes Männchen,
und auf der 376ſten ein junges, und zwar beyde unter dem Na⸗
men der ſenegalliſchen Troupiale vorgeſtellet. g
Lie auf den beyden erwaͤhnten Kupfertafeln vorgeſtellten Voͤgel find durch einen
3 Schiffskapitain nach Frankreich gebracht worden, welcher ohngefaͤhr vierzig
Voͤgel aus verſchiedenen Laͤndern, unter andern aus Senegal, Madagaskar
u. ſ. w. geſammlet, und den beyden hier genannten den Namen ſenegaliſcher Finken
gegeben hatte. Ich habe dieſelben auf franzoͤſiſch Cay more, ihrer purpurbrau⸗
nen Kappe (Capuchon He wegen genennt, und diefe Benennung, welche die
Eigenſchaft bezeichnet, die bey dem Anblick ihres Gefieders am meiſten ins Auge
fälle, dem uneigentlichen Namen der ſenegaliſchen Troupialen vorgezogen; es ſcheint
mir derſelbe aber deswegen unſchicklich zu ſeyn, weil dieſer Vogel mit den Troupialen nicht
unter einerley Himmelsſtrich lebet, und auch ganz und gar nicht zu dieſer Art gehoͤret.
Denn der Capmore weicht ſowohl in Anſehung der Verhaͤltniſſe des Schnabels, des
Schwanzes und der Fluͤgel, als auch in Auſetung der Art, fein Neſt zu bauen, voa
den Troupialen ab, und muß daher durch einen beſondern Namen von ihnen untere
ſchieden werden. Er koͤnnte aber gleichwohl, ohne eine wahre Troupiale zu ſeyn, in
Afrika die Stelle dieſer amerikaniſchen Art vertreten. Die beyden Originale, von
denen wir hier reden, gehoͤrten einer vornehmen Perſon, die uns erlaubte, ſolche ab⸗
zeichnen zu laſſen; und eben dieſelbe hat uns auch, da fie die Handlungen der erwaͤhn⸗
ten Voͤgel zuweilen beobachtete, die folgenden Bemerkungen mitgetheilet.
Der ältefte von den beyden Voͤgeln hatte eine Art von brauner Kappe, wel⸗
che an dem Sonnenſcheine von Mordorefarbe zu ſeyn fehlen. Dieſe Kappe gieng
im Herbſte bey der Mauſter verloren, wobey auf dem Kopfe eine gelbe Farbe zurück
blieb, es kam jedoch dieſelbe im Fruͤhjahr wieder zum Vorſchein; eine Abwechſe⸗
lung, welche ſich in jedem folgenden Jahre beſtaͤndig ereignete. Die Hauptfarbe
an den übrigen Theilen des Körpers war die gelbe, welche mehr oder weniger ins
Orangenfarbene uͤbergieng; ſie war ſowohl auf dem Rücken als auch am untern
Theile des Koͤrpers zu ſehen, und umfaßte die Deckfedern der Fluͤgel, ihre
Schwungſedern, und die Ruderfedern des Schwanzes, an denen allen der Grund
ſchwaͤrzlicht war. e e
Der andere oder jüngere Vogel hatte, da er ſchon zwey Jahr alt war, noch
keine friſche Kappe; auch hatte ſich die Farbe der Federn deſſelben noch nicht veraͤndert.
Dieſer
Der Capmore. 169
Dieſer Urſache wegen hielt man ihn anfänglich für ein Weibchen, und zeichnete ihn
gleichfalls unter dieſer Benennung auf der 3 76ften Kupfertafel ab. Es war auch dieſer
Irrthum deswegen wohl zu entſchuldigen, weil bey den meiſten Thieren in ihrer Ju⸗
gend die Unterſcheidungskennzeichen zwiſchen Maͤnnchen und Weibchen beynahe un«
merklich ſind, und einer der Hauptcharaktere bey den letztern darinnen beſtehet, daß
ihnen das Jugendliche ſehr lange eigen bleibt. Da aber zu Ende des zweyten Jah⸗
res bey der jungen Troupiale ſich eine mordorebraun gefaͤrbte Kappe zeigte, und dieſelbe
alle die Farben wie die alte bekam, ſo durfte man kein Bedenken tragen, ſie fuͤr ein
Maͤnnchen zu erkennen. N i
Ehe die angeführte Veränderung der Farben vor ſich gieng, war das Gelbe in des jun⸗
gen Vogels Gefieder weit blaͤſſer als bey dem Alten; man ſahe es an der Kehle, am Halſe,
der Bruſt, und es waren, wie bey dem Alten, alle Fluͤgel. und Schwanzfedern damit
eingefaßt. Der Ruͤcken war von einem ins olivenfarbene fallenden Braun, welches
ſich bis hinter den Hals und auf den Kopf erſtreckte. Bey beyden Voͤgeln war der
Augenring orangenfarben, der Schnabel hornfaͤrbig, dicker, aber auch nicht ſo lang
als wie bey der Troupiale, und die Fuͤße roͤthlicht.
Anfaͤnglich lebten dieſe beyde Voͤgel in guter Eintracht bey einander in einem
Gebauer. Der juͤngere ſaß gemeiniglich auf dem unterſten Stengel, und hatte ſeinen
Schnabel ſehr nahe bey dem aͤltern; er antwortete ihm, wenn jener ſang, allezeit ſo,
daß er dabey flatterte, und bezeigte eine Art von Unterwuͤrfigkeit gegen denſelben. —
Da man im Sommer bemerkte, daß ſie Spitzen von Gauchheil in dem Gebauer in
elnander webten, ſo hielt man dieſes fuͤr eine Anzeige, daß ſie ein Neſt bauen wollten.
Man warf ihnen alſo kleine Stuͤcken Binſen hinein, woraus ſie auch gar bald ein
Neſt verfertigten, welches von einem ſo großen Umfange war, daß einer von beyden
ſich ganz und gar darinnen verſtecken konnte. Im folgenden Jahre fiengen fie wieder
an zu bauen: allein der Alte litte den Jungen nicht dabey, weil dieſer die Farbe des
maͤnnlichen Geſchlechts bekam. Der Junge ward daher genoͤthiget, an dem andern
Ende des Gebauers ſeine Arbeit ganz allein vorzunehmen; und ob ſich derſelbe gleich
gegen den Alten noch ſo nachgebend bezeigte, ſo wurde er doch oft von ihm gebiſſen,
und dieſes zuweilen ſo heftig, daß er wie todt liegen blieb. Man brachte ſie demnach
gaͤnzlich aus einander, und von dieſer Zeit an hat jeder fuͤr ſich ein Neſt gebauet, je⸗
doch war dieſes Bauen ohne Beſtand. Denn fie riſſen gemeiniglich den Tag darauf
dasjenige Neſt wieder ein, was ſie den Tag vorher gebauet hatten. Das Bauen
eines Neſtes iſt nie das Geſchaͤfte eines einzigen Vogels. 8
Beyde Voͤgel hatten einen beſondern Geſang; der Ton davon war etwas rauh,
der Geſang aber munter. Der aͤlteſte ſtarb ploͤtzlich, der jüngere aber nach einigen epi-
leptiſchen Anfällen. Sie waren nicht fo groß als unfere erſte Troupiale, und ihre Fluͤ.
gel und Schwanz waren auch verhaͤltnißmaͤßig kleiner. 5
Buͤffons Voͤgel V. B. 9 Der
170 | Historie der Natur.
BE EEE ß — — —
— — — — ——— —— — — — — — — —
Der Pfeifer. (Le Sifleur).
Siehe die erſte Figur auf der 2 36 en illuminirten Kupfertafel.
*
SY weis nicht, warum Briſſon aus dieſem Vogel ») einen Baltimore macht.
Mir ſcheint es, daß er theils der Geſtalt ſeines Schnabels nach, theils aber
auch den Verhaͤltniſſen des Mittelfußes zu Folge eher zu den Troupialen als zu
den Baltimoren gehoͤret. Unterdeſſen will ich hier nichts Gewiſſes entſcheiden, ſendern
ihn zwiſchen die Troupialen und Baltimoren ſetzen, und den Namen, den er gewoͤhn⸗
lich auf St. Domingo fuͤhret, und welchen er ohne Zweifel ſeiner pfeifenden und durch⸗
dringenden Stimme wegen bekommen hat, beybehalten.
Der obere Theil dieſes Vogels iſt braun, jedoch find die Gegend um den Buͤr⸗
zel und die kleinen Deckfedern der Fluͤgel gruͤnlicht gelb, ſo wie der ganze untere
Theil des Körpers. Allein dieſe gruͤnlicht gelbe Farbe iſt unter der Kehle braͤu⸗
ner, und an dem Halſe und auf der Bruſt rothbraun gefleckt. Die großen
Deckfedern und die Schwungfedern der Fluͤgel ſind, ſo wie die zwoͤlf Ruderfedern
im Schwanze, gelb eingefaßt. Will man ſich aber einen richtigen Begriff von dem
Geſieder des erwaͤhnten Vogels machen, fo muß man annehmen, daß über alle ver⸗
ſchiedene Farben deſſelben durchgängig eine ſtaͤrkere oder ſchwaͤchere Olivenfarbe ver⸗
breitet iſt. Man ſiehet hieraus, daß, wenn man dieſen Vogel nach der herrſchenden
Farbe ſeines Gefieders haͤtte beſchreiben wollen, man hierzu die olivenfaͤrbige, und nicht
die gruͤne haͤtte nehmen mulſſen von der 5 doch Sriſſon den Namen beyge⸗
leget hat (Icterus viridis).
Er iſt ohngefaͤhe fo groß als ein Finke; die Laͤnge feines Körpers beträgt et⸗
wan ſieben Zoll, und feine Flügelbreite zehn bis eilf Zoll. Der Schwanz iſt
ſtufenförmig, und drey Zoll, der Schnabel aber neun oder zehn Linlen lang.
*) Es iſt dieſes der Ifterus minor viridis, Le Baltimore verd des Briſſons Tom, II.
pag- 113.
*
Der Baltimore, 271
Der Baltimore.)“
Siehe die erſte Figur auf der soöten illuminirten Kupfertafel.
M. hat dieſem amerikaniſchen Vogel den angeführten Namen deswegen gege⸗
ben, weil man zwiſchen den Farben feines Geſieders oder ihrer Vertheilung
und zwiſchen dem Wappen des Lord Baltimore einige Aehnlichkeit bemerkt haben
will. Er iſt nicht groͤßer als ein Hausſperling, und wiegt etwas uͤber eine Unze.
Seine Laͤnge betraͤgt ſechs bis ſieben Zoll, und ſeine Fluͤgelbreite eilf bis zwoͤlf Zoll;
der Schwanz beſlehet aus zwölf Ruderfedern, iſt drey bis vier Zoll lang, und es ges
het faſt die Haͤlfte von ſeiner Laͤnge uͤber die in Ruhe liegenden Fluͤgel hinaus. Eine
Art Kappe von einem blendenden Schwarz bedeckt ſeinen Kopf, und ſteiget vorne
uͤber die Kehle und hinten bis uͤber die Schultern herab. Die großen Deckfedern der
Fluͤgel und die Schwungfedern ſind gleichfalls ſchwarz, ſo wie die Schwanzfedern,
jedoch haben die erſtern einen weißen Rand, die letztern hingegen ſind an ihrer Spitze
erangenfaͤrbig, und zwar um ſo vielmehr, je weiter ſie von den beyden mittelſten Federn,
als welche ganz unge faͤrbt ſind, abſtehen. Das übrige Gefieder iſt ven einer ſchoͤnen
Orangenfarbe; der Schnabel aber und die Fuͤße ſind bleyfaͤrbig.
Das Weibchen, welches ich im koͤniglichen Kabinet geſehen habe, war an der
ganzen vordern Seite ſchwarz wie das Maͤnnchen, auch der Schwanz hatte dieſe Far⸗
be, die großen Deckfedern der Flügel und die Schwungfedern waren ſchwaͤrzlicht, und
dieſes alles ohne irgend eine andere Farbenmiſchung “), und alle Theile, die bey
dem Männchen von einer ſo ſchoͤnen Orangenfarbe ſind, waren hier von einem mat⸗
ten Rot. 7
Ich habe bereits oben geſagt, daß der Schnabel der Baltimoren nicht nur ver⸗
baͤlnigmaͤßig kürzer und gerader ſey als bey den Carougen, Troupialen und Caffis
quen, ſondern auch eine beſondere Geſtalt habe. Er ſtellet nämlich eine fuͤnfſeltige
2 Pyraneide
*) Es iſt dieſes der Ieterus minor, le Bal-
timore des Briffens, welcher ihn zu feiner
neunzehnten Troupiale macht, Tom. II.
pag. % tab. Ir. fig. . — Baltimore - bird,
Crresb Lom. I. pag. 48. tab. An
1) Oyiolus Iiſtimore, nigricans, ſubtus
faſcinque alarum fuluus, Linn. Syſt Nat.
Edit. XII. pag. 162. n. 0. — Der Balti⸗
more, Stat. Müller Ueberſ. des kinn.
Naturſyſt, Th. 2 S. 183. — Gelbbunte
Droſſel, Wirtewal, Kleins Voͤgelh. durch
Keyger S. 67 Der Baltimerevogel, See⸗
ligmann II. 96.
A. d. Ueberſ.
**) Briſſon bemerkt, daß derjenige Vo⸗
gel, welchen Catesbß fir das Weibchen
des unschten Baltimore aus giebt, eher das
Weibchen von dem wahren zu ſeyn ſcheint.
4172 Hiiſtorie der Natur.
Pyramide vor, wovon dle obere Kinnlade zwey, die untere aber drey Seiten hat.
Ich ſetze noch hinzu, daß ihr Fuß, oder viekmehr ihr Mittelfuß (Tarfe) dünner iſt
als bey den Carougen und Treupialen.
Die Baltimoren laſſen ſich den Winter uͤber nicht ſehen, wenigſtens geſchiehet
dieſes, nach den Beobachtungen des Tatresby, in Virginien und Maryland. Auch
in Canada halten fie ſich auf; jedoch hat Cates by in Carolina keine bemerfer.
Sie bauen ihre Neſter auf ſehr hohe Bäume, als zum Beyſpiel auf Pappeln,
Tulpenbaͤume u. ſ. w. und befeſt igen ſolche an dem Ende eines ſtarken Aſtes, und
zwar gemeiniglich fo, daß es noch von zwey kleinen Reiſern unterſtuͤtzt wird, wel⸗
che an das Neſt mit angeflochten werden. Es ſcheinen alſo hierinnen die Neſter der
Baltimoren mit den Neſtern unſerer gemeinen Pyrolen einige Aehnlichkeit zu
haben. \
23 .xX1Ä.———ññ ——ñ—é''N—̃— —
I — —ä— . — — — — — —— ſ—
Der unaͤchte Baltimore. Le Baltimore
3 bätard). ” ”
M- hat dieſen Vogel ohnſtreitig deswegen alſo genennet, weil die Farben ſei⸗
nes Gefieders nicht fo lebhaft find als bey dem vorigen Baltimoren, und
daher hat man ihn als eine Baſtardart angeſehen. Auch kann man in der
That, nachdem uns eine genaue Vergleichung überzeugt hat, daß dieſe beyden Voͤ⸗
gel faſt in allen Stuͤcken **) mit einander uͤbereinkommen, und nur in den Far⸗
ben verſchieden ſind, als welche in Wahrheit bloß andere Schattirungen haben,
übrigens aber eben dieſelben, und eben fo vertheilet find, nicht anders urthei⸗
len, als daß der unaͤchte Baltimore eine ausgeartete Abänderung von der wahren
Art ſey; dieſe Abaͤnderung mag nun entweder von der Einwirkung des Klima oder
von irgend einer andern Urſache herruͤhren. — Das Schwarz auf dem Kopfe iſt et.
was marmorirt, auf der Kehle aber iſt es ganz rein. Der hinterwaͤrts hinabgehende
Theil der Kappe faͤllt ins Olivengraue, und wird immer dunkler, je mehr er ſich dem
Ruͤcken
*) Icterus minor ſpurius, Briſſn Orni- Oriolis ſpurius, niger, ſubtus fuluus falcia
thol. Tom. II. pag. III. tab, 10 fig. 3. alarum alba, Liun. Syftem. Nat. Edit. XII.
1) Turdus minor, gutture nigro, Klein. pag. 162. n. 1. — Baſtarddroſſel, Stat.
— Baftard Baltimore, Corrs Carel. I. Muͤller Ueberſ. des Linn. Nauurſyſt. Th. 2.
pag 49. tab. 49. Die Abbildungen ſind niche S. 180. .
gut außgemalet. — Schwarzbaͤrtiger Wit- A. d. Weberf.
tewal, Kleins Voͤgelh durch Keyger S. 67. *) Der unaͤchte Baltimore hat etwas
Der Baltimorebaſtard, Seeligm II. 98. — kuͤrzere Fluͤgel. 5
Der Japu. 173
RMuͤcken nähert. Alle diejenigen Theile, welche bey dem erſten eine fo glänzende
Orangenfarbe haben, find bey dieſem letzten gelb und ſpielen ins Orangenfarbene, welches
auf der Bruſt und den Deckfedern des Schwanzes lebhafter als an allen andern Or⸗
ten iſt. Die Flügel ſind braun; die großen Deckfedern und Schwungfedern derſelben
‚Fund mit einem ſchmutzigen Weiß eingefaßt. Von den zwölf Ruderfedern des Schwan⸗
zes ſehen die beyden mittelſten an ihrem mittlern Theile ſchwaͤrzlicht aus, fallen an ih⸗
rem Anfange ins Olivenfarbene, und find am Ende mit einer gelben Spitze bezeich⸗
net. Auf der an beyden Seiten neben der mittlern liegenden Ruderfeder find die
beyden erſtern Farben unregelmäßig mit einander vermiſcht, und auf den vier folgen⸗
den Federn ſiehet man ein Gemiſche von den beyden letztern Farben. Mit einem
Worte, der wahre Baltimore iſt, wenn man auf die Farben des Gefieders Ruͤckſicht
nimmt, gegen den unaͤchten Baltimore eben das, was dieſer in Ruͤckſicht auf fein
Weibchen iſt. Denn bez dieſem Weibchen find die Farben auf dem obern
Theile des Körpers und des Schwanzes matter, und an dem untern Theile gelb⸗
licht weiß. 3
1 — —
— — — — (D
Der Japu. (Le Caſſique jaune du Brefil
ou TTapou). )
Siehe die 184ffe illuminirte Kupfertafel
welchen fie vieles gemein haben, vergleicht, fo wird man leicht gewahr wer⸗
den, daß dieſelben größer find, und einen ſtaͤrkern Schnabel und: verhält:
nißmaͤßig kuͤrzere Füße haben, one auf ihre Gefichtsbildung Ruͤckſicht zu nehmen,
Y 3 ö die
Wir man die Caſſiquen mit den Troupialen, Carougen und Baltimoren, mit
) Dieſer Vogel graͤnzet ſehr nahe an den ſelbſt vom den kleinen Culs-jaunes die Rede
Caſſicus luteus, Caſſique jaune des Briſſons iſt, von denen ich hier geredet habe, und
Tom. II. pag. 100. tab. 9. fig, . und die die beynahe von der Größe einen Lerche
ind.
braſilianiſche Melſter des Belons, Nature find 1
des oifeaux pag. 292. Er hat viele lateini⸗
ſche Namen, Picus, Pirus minor, Ciſſa 1) Oriolus perſieus, niger dorſè poſtico,
nigra, u. ſ w. Italiaͤniſch Gazza oder maculaque rectricum alarum bafique rectri-
Zalla di terra nuova. - Engliſch Black eum (vropygio criſſoque) luteis, Lina Syſt.
and] yellow Daw of Braſil. Sranzoͤſiſch Nar. Edit. XII. pag. 10½ n. 7. — Die ame:
Cul - june, wozu noch Barrere de la rikaniſche Droſſel, Stat. Müller Ueberſ.
petite eſosce ſetzt. Fr. squinoxiale pag. des Linn. Naturſyſt. Th. 2. S. 188.
542. es iſt aber deutlich einzuſehen, daß da⸗ A. d. Ueberſ.
174 Hiſtorie der Natur.
die ſich burch einen einzigen Blick bald entdecken und durch eine Abbildung leicht dar⸗
ſtellen laͤſſet, durch Worte aber ſehr ſchwer auszudruͤcken iſt. he
Viele Schriftſteller haben die Beſchreibung und Abbildung des Japu unter vers
ſchiedenen Namen geliefert; jedoch findet man kaum zwo Abbildungen oder Beſchrei⸗
bungen, welche vollkommen mit einander uͤbereinſtimmen. Ehe ich mich aber in eine
genaue Auseinanderſetzung dieſer Abaͤnderungen einlaſſe, halte ich es für dienlich, vor⸗
her von dieſer Art einen Vogel auszuſchließen, der meines Erachtens gar zu charakte⸗
riſtiſche Verſchiedenheiten an ſich hat, als daß derſelbe zu der Art des Japu gehoͤren
ſollte. Es iſt dieſes die perſiſche Aelſter (Pics perſien) des Aldrovands *) 9),
welcher ſie bloß nach einer ihm von Venedig zugeſchickten Abbildung beſchrieben hat.
Er hält fie für fo groß als unſere Aelſter; die herrſchende Farbe ihres Gefieders iſt
nicht ſchwarz, ſondern braͤunlicht; ihr Schnabel iſt ſehr dicke, ein wenig kurz, und
von einer weißlichten Farbe; ihre Augen find weiß und ihre Krallen kurz. Unſer
Japu im Gegentheil iſt kaum ſo groß als eine Amſel; alles dasjenige, was an ſei⸗
nem Gefieder ſchwarz iſt, iſt völlig ſchwarz; fein Schnabel iſt ziemlich lang und
ſchwefelgelb, und der Augenring ſapphirblau; feine Krallen find, wie Edwards
ſagt, ziemlich ſtark, und nach Selon, ſehr ſtark und krummgebogen. Es bleibt
faſt kein Zweifel übrig, daß Vögel, welche fo ſehr von einander abweichen, nicht
auch zu verſchiedenen Arten gehören ſollten, beſonders wenn es wahr it, daß der
vom Aldrovand beſchriebene Vogel in Perſien wirklich einheimiſch iſt; denn unfer
Japu iſt gewiß in Amerika zu Haufe. Die Hauptfarben dieſes letztern Vogels find allemal
die ſchwarze und die gelbe; jedoch find folche nicht bey allen von mir unterſuchten Wogeln die⸗
fer Art gleichartig ausgetheilt. Denn fo it zum Beyſpiel derjenige, nach welchem
wir unſere Abbildung haben verfertigen laſſen, ganz ſchwarz, ausgenommen der
Schnabel, der Augenring, und die großen dem Körper am naͤchſten liegenden Deck⸗
federn der Flügel, welche gelb find; von eben dieſer Farbe iſt auch der ganze hintere
Theil des Koͤrpers ſowohl oben als unten, von den Schenkeln an gerechnet bis Über
die Haͤlfte des Schwanzes. Bey einem andern in das königliche Kabinet aus
Kayenne uͤberſchickten Vogel von dieſer Art, welcher auch groͤßer als der vorher er⸗
wähnte iſt, ſiehet man weniger Gelb auf den Fluͤgeln, und unten am Schenkel iſt
gar nichts davon zu ſehen. Endlich ſcheinen die Füße verhaͤlenißmaßig ſtaͤrker zu
feyn. Vielleicht iſt dieſes das Männchen. e 5
Die ſchwarze und gelbe (braſilianiſche) Aelſter des E
ock
wards „ welche ganz
e, g 1770 jer oder fü ben D
offenbar unfer Japu iſt, bet auf vier oder fuͤnf gelben D
2
febern der Fluͤgel, nahe
an
4% Tom. 1. pag. 793 tab. 795 Ray Synopf au. pag. 42 Fon, am,
i j pag. 44. A. d Ueberſ.
2) Linne“ halt die perſiſche Aelſter des 3) The black and yellow Daw of Breſil
Aldrovands für einen Japu. — Sisper pag. 234. tab. 319." ;
gehévrt auch Willugbby Ornitholog. 90. 5 A. d. Ueber.
Der Jupuba. 175
an der Spitze derſelben, einen ſchwarzen Fleck. Ueberdieſes wirft ihr ſchwarzes
Gefieder einen purpurrothen Widerſchein von ſich, und dieſer Vogel ſcheint auch über
haupt etwas größer zu ſeyn. i 5 5
Bey dem Japu eder Jupujuba des Marcgrave ) iſt nur der Schwanz an
ſeiner untern Seite halb ſchwarz und hald gelb; an der obern aber iſt er ganz ſchwarz,
bis auf die aͤußere Ruderfeder auf jeder Seite, als welche ihrer Laͤnge nach zur
Hälfte gelb iſt. 5 f
Alle dieſe Verſchiedenheiten zeigen, daß bey der hier abgehandelten Art die
Farben des Geßeders nichts weniger als ſichere und beſtimmte Kennzeichen ab⸗
geben. Daher bin ich mit Parcgrave geneigt zu glauben, daß der Vogel, den
Briſſon Callque rouge nennt, gleichfalls eine Abänderung von dieſer Art fen **);
die Urſachen hiervon werde ich weiter unten anzeigen.
— SE EEE IEeE EEE RER. — ͤ——— ——
— —— —— —— — —
Spielart des Japu.
Der Jupuba. (Le Caſſique rouge de Breéſil
5 ou le Jupuba.
Siehe die 49 aſte illuminirte Kupfertafel **.
“.
s gehoͤret dieſe Benennung zu derjenigen, welche Maregrave dem Japu
giebt; ich aber eigne ſolche dem rothen Caſſiquen (Coſſicus ruber) des Briſ.
5 ſons deswegen zu, weil er mit jenem in den weſentlichen Zügen genau uͤberein⸗
koͤmmt. Verhaͤltniſſe, Größe, Geſichtsbildung, Schnabel und Füße find bey bey⸗
den einerley; auch iſt die dunkelſchwarze Farbe bey beyden auf einerley Art über den
größten Theil des Gefieders verbreitet. Nun iſt es zwar wahr, daß die untere
Haͤlfte
*) Hiftoria Braſiliae pag. 193. orn. 98. tab. 23. Raj. au. 46. n. 7. Jonſt.
%) vidi quogae totaliter nigras, dorſo au. 189. |
auinei is, Mar loc. cit. 5 h A. d Ueberſ
e coloris, . oc. ci a ese) Die Grundfläche des Schnabels
1) Oriolus haemorrhous, niger vropygio breitet ſich weit uber die Stirne aus, und
coccineo, Linn. Syſt. Nat. Edit. XII. p. 16. macht daſelbſt einen tief einwaͤrts N
n. 6. — Der Blutſchwanz, Stat. Müller Winkel, weicher in dem Profil nicht ſicht⸗
Ueberſ des Linn Naturſ Th 2. S. 187. — bar werden kann. Bren Ornithol. Tom. II.
luęuluba, Maregr. Braſil. 193. Wilsgbby pag 98. tab. 8. fig 2.
176 Hiſtorie der Natur.
Haͤlfte des Rückens roth iſt, da ſie doch gelb ſeyn ſollte, und daß der untere Theil
des Koͤrpers und des Schwanzes gaͤnzlich ſchwarz iſt: allein dieſe Verſchiedenheit
kann wohl kein Unterſcheidungskennzeichen bey einer Art abgeben, wo die Farben ſo
viele Veraͤnderungen leiden; wie ich bereits oben angemerket habe. Uebrigens ſind
die gelbe und rothe Farbe, zwo Farben, welche nahe an einander graͤnzen, gleich⸗
foͤrmig ſind, oft ſich mit einander vermiſchen, durch ihre Vereinigung die Orangen⸗
farbe, als die Mittelfarbe, hervorbringen, oder auch wechſelsweiſe die Stellen von einander
vertreten; und zwar geſchiehet dieſes nach der bloßen Verſchiedenheit des Geſchlechts, Als
ters, Himmelsſtrichs „ oder auch der Jahreszeit. Die Länge Diefer Voͤgel beiräge
ohngefähr zwölf Zoll, und ihre Fluͤgelbreite fiebenzehn Zeil, Ihre Zunge iſt geſpal⸗
ten und von blaͤulichter Farbe. Die obere Kinnlade ſowohl als die untere ſind beyde
nach unten zu gekruͤmmt. Das erſte Gelenk der Außern Zehe iſt an jedem Fuße mit
dem Gelenk der mittlern Zehe feſt verwachſen. In dem Schwanze ſind zwoͤlf Ruder⸗
federn, und der Gründ der Federn iſt weiß, ſowohl an den ſchwarzen als gelben Federn.
Dieſe Wögel ver fertigen ihr Neſt aus Graſe, welches fie mit Pferdehaaren oder Schwei,
neborſten, oder mit vegetabiliſchen Produkten, die man für Haare von Thieren gehal⸗
ten hat, in einander flechten, und ihm die Geſtalt eines Deſtillirkolbens, auf wels
chem der Helm ſitzt, geben. Dieſe Neſter ſehen von außen braun aus, und ſind
ohngefehr achtzehn Zoll lang; ihre innerliche Hoͤhlung aber betraͤgt nicht mehr als einen
Fuß. An dem obern Theile ſind dieſelben einen halben Fuß lang dicht und vollge⸗
ftopft, und mit dieſem Theile hängen fie ſolche an das Ende der kleinen Aeſte feſt.
Man hat zuweilen vierhundert ſolche Reſter auf einem einzigen Baume, den die
Braſilianer Ur nennen, geſehen. Dieſe Voͤgel vermehren ſich außerordentlich ſtark,
denn fie brüten; dreymal des Jahres. Darinnen aber kommen jie mit unſern Dohlen
überein, daß fie ihre Neſter auf einem einzigen Baume geſellſchaftlich anzulegen e ges
wohnt find, |
r — —y—V-—ʃ̃ꝶ.:
— . — — — — — — — IT
Der grüne kayenniſche Caſſique. (Le Calli. dach
vert de Cayenne).
Siehe die 328ſte illuminirte Kupfertafel.
Sch habe hier nicht noͤthig, die Zeugniſſe der Naturforſcher mit einander zu ver⸗
gleichen oder zu vereinigen, denn keiner von ihnen hat dieſen Vogel beſchrie⸗
ben. Auch ich bin nicht im Stande, etwas von ſeinen Sitten und Gewohn⸗
heiten anzufuͤhren. Ich weis nur fo viel, daß er größer als die vorhergehenden,
und ſein Schnabel laͤnger und an der Grundflaͤche dicker iſt, und daß ſeine Fuͤße
ſtaͤrker
Der gehaͤubte kayenniſche Caſſique. 177
ſtaͤrker, jedoch durchaus kuͤrzer zu ſeyn ſcheinen. Er hat einen ſehr ſchicklichen Nas
men, denn der ganze vordere Theil ſeines Koͤrpers, ſowohl oben als unten, die Deckfe⸗
dern der Fluͤgel mit eingerechnet, find grün; außerdem iſt der hintere Theil kaſtanienbraun;
die Schwungfedern ſind ſchwarz; die Ruderfedern zum Theil ſchwarz, zum Theil
aber gelb; die Füße ganz ſchwarz, und der ganze Schnabel roth. — Sei⸗
ne Lange beträgt ohngefaͤhr vierzehn, und feine Fluͤgelbreite achtzehn bis neun⸗
zehn Zoll. g
— . — m —
Der gehaͤubte kayenniſche Kaſſique. Le Caſſi-
| que huppè de Cayenne).
Siehe die 3 44ſte illuminirte Kupfertafel.
uch dieſes if eine neue Art, und zwar die größte von allen denen, die mir dus
von bekannt gersorden ſind. Der Schnabel iſt bey ihr laͤnger und verhaͤltniß⸗
maͤtßig ſtaͤrker als bey allen übrigen; die Flügel aber find kuͤrzer. Die ganze
Länge des Vogels beträgt ohngefaͤhr achtzehn Zoll, der Schwanz iſt fünf Zoll, und
der Schnabel zwey Zoll lang. Ueberdieſes unterſcheidet er ſich auch noch von den
vorhergehenden Arten durch kleine auf feinem Scheitel ſtehende Federn, welche
er nach ſeinem Gefallen in die Hohe richten kann, und die eine Art von einer bes
weglichen Kuppe ausmachen. Der ganze vordere Theil ſeines Koͤrpers, oben und
unten, nebſt den Fluͤ zeln und Füßen find ſchwarz; der hintere Theil hingegen iſt von
einer dunkeln kaſtanienbraunen Farbe. In dem Schwanz, welcher ſtufenfoͤrmig iſt,
find die beyden mittelſten Ruderfedern, fo wie die Schwungfedern ſchwarz; die uͤbri⸗
gen Seitenfedern aber find gelb. Auch der Schnabel iſt gelb gefaͤrbt. Ich habe in dem
königlichen Kabinette noch einen andern Vogel dieſer Art geſehen, deſſen Ausmeſſungen
nicht fo groß wie die angeführten waren, und deſſen Schwanz ganz gelb war. Allein
ich befürchte, daß die beyden mitteiſten Ruderfedern ausgeriſſen worden waren, denn
ich habe ihrer uͤberhgupt nicht mehr als achte gezaͤhlet.
AZuſaotz.
Dic gehaͤubte kayenniſche Caſſicue iſt ohnſtreitig eben der Vogel, den Pallas
(Spieileg. Lool. Tom. J. Faſc. VI. p. 3) Xanthoruus decumanus nennet.
Die Hollander in Surinam legen ihm den Namen Citroen Vagel (Zitronenvegel),
vielleicht wegen der ſchoͤnen gelben Farbe feines Schwanzes, bey. — Nach der
Büffons Voͤgel v. B. 3 Beſchrei⸗
178 Hiſtorie der Natur.
Beſchreibung des Hern Pallas übertrifft er unſere gemeine Aelſter an Größe. Er
hat einen großen ſchmutzig gelben Schnabel, deſſen Wurzel an der Stirne von Federn
entbloͤßt, etwas hoͤckericht, zugerundet und erhaben if. Die Naſenlocher, welche
ziemlich rund ausſehen, liegen an den Seiten des Schnabels in einer kleinen Vertie⸗
fung, vor einer rauhen mit Federn beſetzten Hervorragung. Die Zunge iſt gefpalten,
Auf feinem Scheitel erheben ſich einige lange linienfoͤrmige Federn, die hinterwaͤrts
hinabhaͤngen, und ſeine Augen ſind mit einem gelben Kreis umgeben. Unter ſeinem
ganzen Koͤrper verbreitet ſich ein Schwarz, das keinen Glanz von ſich wirft; bloß
unter dem Schwanze fällt es ins Roſtfaͤrbige. Die Fluͤgel find groß, und reichen
bis an die Haͤlfte des Schwanzes. Dieſer letztere iſt lang und ungleich zugerundet;
er beſtehet aus zwoͤlf Ruderfedern, von denen die beyden mittlern ſchwarz und kuͤrzer
find als die übrigen; die übrigen find zitronengelb, das zweyte und drilte Paar davon
find am laͤngſten. Er hat ſtarke und ſchwarze Fuͤße und ſchwaͤrzlichte Krallen.
— —2
„BFF ̃ ĩ UQ—à— ] ͤ—ͤ2AA—A— TTT um u
Der louiſtaniſche Caſſique. (Le Caſſique
de la Louiſiane).
Siehe die 646ſte illuminirte Kupfertafel.
ine ins Weiße und ins Violette ſpielende Farbe, die bald mit einander ver⸗
E einigt, bald aber auch von einander abgeſondert erſcheinen, machen die ganze
Farbe dieſes Vogels aus. Der Kopf, Hals, Unterleib und Bürzel ſind
weiß. Die Schwung und Ruderfedern find von einer violetten ſchielenden Farbe,
und haben weiſſe Raͤnder. Das ganze übrige Gefieder beſtehet aus der Vermiſchung
der beyden erwähnten Farben. ;
Dieſe Art iſt noch ganz neu, und erſt vor kurzem aus Louiſtana hieher gebracht
worden. Man kann noch hinzuſetzen; daß ſie die kleinſte unter den uns bekannten
Caſſiquen iſt. Ihre ganze Länge betraͤgt nur zehn Zoll, und ihre Fluͤgel, wenn ſie
im Stande der Ruhe befindlich ſind, erſtrecken ſich nur bis an das Mittel des
Schwanzes, welcher ſtufenfoͤrmig iſt. }
Die
Die Piſangdroſſel. 179
—
—
—
a > —
Die Piſangdroſſel. Le Carouge). ? »
Siehe die erſte Figur auf der 535ſten illuminirten Kupfertafel.
S m Ganzen genommen ſind die Piſangdroſſeln nicht ſo groß, und haben auch ei⸗
F nen verhaͤltnißmaͤßig ſchwaͤchern Schnabel als die Troupialen. Auf dem Ge
fieder des Vogels, von dem wir in dem gegenwaͤrtigen Abſchnitt handeln,
find dreyerley Farben in großen Flecken verbreitet. Ein Roͤthlichtbraun bedeckt
die ganze vordere Seite deſſelben, naͤmlich den Kopf, den Hals und die Bruſt.
Die andere Farbe iſt ſchwarz, mehr oder weniger ſammetartig, und verbreitet ſich
über den Ruͤcken, die Ruderfedern, die Schwung- und großen Deckfedern der Flügel,
und ſogar über den Schnabel und die Füße, Die dritte endlich iſt eine dunkle Oran⸗
genfarbe, womit die kleinen Deckfedern der Fluͤgel, der Buͤrzel und die Deckfedern
des Schwanzes uͤberzogen ſind. Bey dem Weibchen ſind alle dieſe Farben matter.
Die Piſangdroſſel iſt ſieben Zoll, ihr Schnabel zehn Linien, und ihr Schwanz drey
Zoll und etwas darüber lang. Ihre Fluͤgelbreite beträgt eilf Zoll, und wenn die Flügel
ruhig liegen, ſo erſtrecken fie ſich noch etwas uͤber die Hälfte des Schwanzes. Dieſer
Vogel iſt uns von Martinique zugeſchickt worden. Derjenige aber, den wir von
Kayenne erhalten, und auf der 607ten Kupfertafel in der erſten Figur abgebildet has
ben, iſt von jenem verſchieden; denn er iſt erſtlich kleiner; zweytens iſt die Art von
einer Kappe, welche den Kopf, Hals u. ſ. w. bedeckt, ſchwarz, fie iſt aber doch an
den Seiten des Halſes mit einigen weiſſen Flecken beſetzt, und mit kleinen roͤthlichen
Punkten auf dem Ruͤcken beſprenkelt; drittens endlich find die großen Deckfedern und
die mittelſten Schwungfedern der Fluͤgel mit weiſſen Raͤndern umgeben. Unterdeſſen
find aber doch dieſe Verſchiedenheiten meines aa nicht fo betraͤchtlich, daß man
0 2 die
*) I&erus minor. — Turdus minor va- fieder ganz anders beſchaffen. Dieſe Um⸗
rius, Klein, — Xanthormus, Briffon II. pag. ſtaͤnde hätten nothwendig den Briffon lei⸗
118. tab. 12. fig. 2. — LJanthornus minor ten ſollen, dieſe beyden Voͤgel nicht un⸗
nisro varius, Brovvae Jamaic 477. Stan:
zöſiſch Carouge; einige haben fie auch wie
die Sroupiale Oiſeau de Bonana genennt.
Briſſon halt fie (Tom. II. pag. 116.) für
eben den Vogel, den Sernandez Xochirel
altera (Cap CN AKV.) neunt, und den wir
bereits oben S 157. betrachtet haben;
allein es bauet derſelbe ſein Neſt zwar in
eben dem ande, jedoch auf eine ganz ver⸗
ſchiedene Art; überdieſes iſt auch fein Ge⸗
*
ter eine und eben dieſelbe Art zu brin⸗
gen.
1) Oriolus Bonana, fuluus, capite pecto-
requꝭ caftıneis, dorſo remigibus re&kici-
busgue nigris, Linn. Syſt. Nat. Edit. XII.
ag. 162, n. 1. — Die Piſangdroſſel,
Stat. Müller Ueberß des Linn. Naturſpſt.
Th. 2. S. 189.
A. d. Ueberſ.
Hiſtorie der Natur.
die kayenniſche Piſangdroſſel nicht als eine Spielart von der martinikiſchen ſollte anſe⸗
hen koͤnnen. Es iſt bekannt, daß dieſe letztere ganz beſondere Neſter verfertigt;
denn wenn man eine hohle Kugel in vier gleiche Theile zerſchneidet, ſo koͤmmt die Fi⸗
gur von einem dieſer Theile mit der Figur des Neſtes der Piſangdroſſeln überein.
Sie heften daſſelbe unter einem Piſangblatte, das ihnen zum Dache dienet, und eis
nen Theil des Reſtes ausmachet, an; das übrige davon beſtehet aus kleinen Faſern
von Blättern *). —
Es iſt ſchwer, wenn man aus demjenigen, was ich bisher geſagt habe, die
ſpaniſche Nachtigall des Sloane *) erkennen will. Dieſer letztere Vogel iſt nach
allen ſeinen Ausmeſſungen kleiner als die Piſangdroſſel, denn er iſt nur ſechs engliſche
Zoll lang, und hat nur neun Zoll Fluͤgelbreite. Auch fein Gefieder iſt verſchieden,
und fein Neſt iſt nach einer ganz andern Form gebauet. Es bildet nämlich daſſelbe
eine Art von Sack, welcher an das Ende kleiner Aeſte vermittelſt eines Fadens auf
gehangen iſt, welchen dieſe Voͤgel aus einer Materie ſpinnen, die fie zuvor aus einer Schma⸗
rotzerpflanze, welche man daſelbſt Altenmannsbart (Barbe de vierllard)) heißt, zu ziehen
wiſſen. Es haben daher einige ſehr unrichtig dieſe Faͤden für Pferdehaare ausgegeben. —
Die Grundfläche des Schnabels iſt bey dem von Sloane beſchriebenen Vogel weiß⸗
licht, und mit einem ſchwarzen Strich umgeben; der Scheitel des Kopfs, der Hals,
Rücken und Schwanz find hellbraun, oder vielmehr roͤthlichtgrau; die Flügel ſehr
dunkelbraun mit einigen weiſſen Federn; uͤber den untern Theil des Halſes in der
Mitte iſt eine ſchwarze Linie gezogen; und die Seiten des Halſes, der Bruſt und des
Unterleibes ſind von dunkelgelber Farbe. i
Sloane ) erwaͤhnt auch einer Spielart, die vom Geſchlecht oder Alter her.
ruͤhret; fie unterſcheidet ſich von dem zuletzt beſchriebenen Vogel bloß darinnen, daß
der Ruͤcken mehr gelb, und die Bruſt und der Unterleib lebhafter gelb iſt; auch unter
dem Schnabel breitet ſich die ſchwarze Farbe mehr aus.
Dieſe Voͤgel wohnen in Waͤldern, und haben einen ſehr angenehmen 8
Sie naͤhren ſich von Inſekten und kleinen Gewuͤrmen, von denen man Ueberbleibſel
in ihrem Magen oder Vormagen, der nicht ſehr muf Eulds ift, gefunden bat. Ibre Le⸗
ber iſt in ſehr viele Lappen getheilt, und von ſchwaͤrzlichter Farbe.
180 4
Mir
Philoſ. Tranſact, pag. 993. n. 206. Der
ſpaniſche bunte Wittewal, Klein durch Rey⸗
ger S. 67. n. 13.
*) Beiffon Ornithol. Tom. II. pag. 17.
**) Nat. Hiftory of Jamaica II. p. 299.
tab. 257. fig. 1. Auf Engliſch Spamifh
Nightingale, Watchy Picket, American
Hang - neſt. — I&erus minor nidum ſuſpen-
dens, Raj. Synopſ. au. 184 n. 27%. Lufci-
nia virginiana capite nan criſtato, Clayton
2) Icterus minor nidum ſuſpendens al-
ter, Sthane Jamaic. 2. pag. 300 tab. 258,
fig. 3.
A. d. Ueber,
Der kleine kayenniſche gelbe Carouge. 1817
Mir iſt auch eine Spielart von den domingiſchen Piſangdroſſeln, die man ſonſt
Culs jaune ſ de Cayenze nennte, zu Geſichte gekommen. Sie war ſehr nahe mit dem
Weibchen der martinikiſchen Pifangdroffel verwandt, ausgenommen daß ihr Kopf
und Hals noch ſchwaͤrzer waren. Dieſes beſtaͤtiget meine Idee, daß die meiſten
dieſer Arten ſehr nahe an einander graͤnzen, und daß, fo ſehr wir uns bemühen, die
Anzahl derſelben einzuſchraͤnken, wir immer noch den Vorwurf zu verdienen ſcheinen,
zu viele Arten gemacht zu haben; und zwar gilt dieſes vorzüglich in Ruͤckſicht der
fremden Böget, die man fo wenig kennet, und worüber noch fo wenig Beobachtungen
angeſtellt worden find. ö
— — —— — —
— . — —
Der kleine kayenniſche gelbe Carouge.
(Le petit Cul - jaune de
3... Cayenne). 22
die erſte Figur auf der fünfter illuminirten Kupfertafel unter dem Namen
M' dieſem franzoͤſiſchen Namen wird in Kayenne derjenige Vogel beleget, den
des mexikaniſchen Carouge, und die zweyte Figur unter dem Namen
des domingiſchen Carouge darſtellet. Auf der einen davon iſt das Männchen,
auf der andern aber das Weibchen abgebildet.
Ihr Geſchrey iſt beynahe dem Ge⸗
ſchrey unſers gemeinen Pyrols aͤhnlich, und ſo durchdringend wie die Stimme der
Aelſter.
das Ende von kleinen Aeſten, wie die Troupialen zu tun pflegen.
ar
„) Auf St. Domingo wird fie Demmifeli
genennet, und Edwards giebt ihr den Na⸗
men Bonasa. Beiffen glaubt (Tom H.
pag. 118. und rar), es ſey dieſes der Ayo-
quantntus! des Sernandes (Cap. CCVII).
Dieſer Aysguantorvel iſt wirklich faſt
eben fo groß, und fein Gefieder iſt such
ſchwarz, gelb und weiß, wie bey unſerer
kleinen kapenniſechen gelben Droſßel; allein
Sernandes ſagt weder von der Vertheilung
dieſer Farben, noch ſonſt eiwas, woraus
man dieſe Art beſtimmen koͤnnte.
1), Xanthornus mexicanus, Briffon II. p:
18, tab. ı1. ig 2. und Xanthornus demini-
cenſis, B. un II. pag. 121. tab. 12. fig, 3.
Ihre Neſter haben die Geſtalt eines Beutels, und ſie haͤngen ſelbige an
Jedoch hat man
mir
The leſſer Bonana bird, Zdvvardı ta b. 243.
— Auis Ayoquantototl, Seba Muf. 2.
pag. 102, tab. 96. fig. 2, Kaj. Synopf, au.
pag. 171. — Oriolus mexicanus luteus, gula
remigibus rectricibusque nigris, et Oriolus
dominicenfis niger, corpore poſtico te&tri-
cibus alarum maculaque luteis, Linn. Syſt.
Nat. Edit. XII. pag. 162, ſeq. 9. 13. et 14.
— Die gelbe Dreffel und die Domingo⸗
droſſel, Stat. Müller Weber. des Linn.
Naturſyſt Th. 2. S. 189. 190 — Golde⸗
ner Wrangengel, Kleins Voͤgelhiſt, durch
Reyger S. 53. — Der kleine Bonana,
Seecligmann VII. 33.
A. d. Ueber
182 Hiſtorie der Natur.
mir verſichert, daß fie daſſelbe an lange und von Seitenaͤſten entbloͤßte Zweige fol«
cher Bäume befeſtigen, deren Gipfel ſchlecht gewachſen iſt, und die uͤber einen Fluß
herabhaͤngen. In jedem von dieſen Neſtern ſollen kleine Abtheilungen vorhanden
ſeyn, welche eben ſo viele Niſchen ausmachen; ein Umſtand, der an den Neſtern der
Troupialen gar nicht beobachtet worden iſt. Dieſe Voͤgel ſind außerordentlich liſtig,
und ſehr ſchwer zu fangen. Sie find ohngefaͤhr von der Größe einer Lerche; ihre
Länge beträgt acht Zoll, und ihre Fluͤgelbreite zwölf bis dreyzehn Zoll. Sie haben
einen ſtufenfoͤrmigen Schwanz, welcher drey bis vier Zoll lang iſt, und zur Haͤlf
über die Spitzen der in Ruhe liegenden Fluͤgel hinausgehet. — Die Hauptfarbe der
beyden auf der fünften Kupfertafel vorgeſtellten Voͤgel find die gelbe und ſchwarze.
In der erſten Figur iſt das Schwarz über die Kehle, den Schnabel, den
Raum zwiſchen dem Schnabel und dem Auge, die großen Deck- und Schwungfedern
der Fluͤgel, die Ruderfedern des Schwanzes und die Fuͤße verbreitet; alle uͤbrigen
Theile aber ſind gelb. Indeſſen haben doch die mittlern Schwungfedern und die
großen Deckfedern der Fluͤgel weiſſe Einfaſſungen, und die letztern find zuweilen ganz
weiß *). In der zweyten Figur iſt ein Theil der kleinern Deckfedern der Fluͤgel, die
Schenkel und der Unterleib bis an den Schwanz von gelber Farbe, alles uͤbrige
aber ſchwarz.
Es können hieher als Spielarten gerechnet werden, erſtlich der gelbkoͤpfige
amerikaniſche Carouge (Xanthornus icterocephalus americanus) des Abruf
ſons *) ), bey welchem der Scheitel des Kopfs, die kleinen Dedfedern des
Schwanzes und der Fluͤgel, ſo wie auch die untern Federn am Schenkel gelb, die
uͤbrigen Theile aber ſchwarz oder ſchwaͤrzlicht ſind. Er iſt ohngefaͤhr acht Zell lang,
bat zwölf Zoll Fluͤgelbreite, und einen ſtufenfoͤrmigen Schwanz, der aus zwoͤlf Mus
derfedern beſtehet, und beynahe vier Zoll lang iſt. — Zweptens der Carouge von
der Inſel St. Chomas =) 9); fein Gefieder iſt gleichfalls ſchwarz bis auf einen
über
) Siehe Eduvards tab. 243. f
) Pom. VI. pag. 38. tab. 2. fig. 2,
2) Oriolus chryfocephalus niger, piles te-
&ricibus alarum caudaeque luteis, ZLinm
Syitem. Nat. Edit. XII. pag. 164. n. 20. —
Die amerikaniſche Golddroffel, Stat.
Muͤller Ueberſ. des Linn. Naturſyſt. Th. 2.
S oi
A. d. Ueberſ.
*) Siehe die zweyte Figur auf der 53 5ſten
ill minirten Kupfertafel. Es iſt dieſes der
kavenniſche Carouge (Nanchornus cayanen-
ſis) bes Briſſons, Lom. II. pag. 123 tab. 9.
fig. 2
3) Oriolus <ayanenüs niger, macula ala-
rum lutea, Linn. Sylt. Nat. Edit. XII. pag.
163. n. 15. — Der Gelbflügel, Stat.
Muͤller Ueberſ. des Linn. Naturſ. Th. 2.
190. — Autre elpece de Merle de
Lisle de S. Thomas Feuille. — The yellow
winged Pye, Aduvards au. 3. pag. 239.
tab. 322 — Dieſer Vogel iſt ohngefähr
fo groß als eine Kerche; feine Laͤnge beträgt
acht Zoll, die Fluͤgelbreite dreyzehn Zoll,
und die gefalteten Flügel gehen uber die
Halfte des Schwanzes hinweg. Der auf
den Fluͤgeln befindliche gelbe Fleck hat eine
eyförmige Geſtalt, und iſt ziemlich groß;
fein Schnabel iſt ſchwarz, und die Fuͤße und
Krallen ſehen ſchwaͤrzlicht aus.
A. d. Ueberſ. 5
Der kleine kayenniſche gelbe Carouge. 183
über die kleinen Deckfedern der Flügel verbreiteten gelben Fleck. Ihr Schwanz bes
ſtehet aus zwoͤlf Ruderfedern, iſt ſtufenfoͤrmig wie bey der Hauptart, jedoch um et⸗
was laͤnger ). Edwards hat auch einen Vogel von dieſer naͤmlichen Art auf der
32 2ſten Kupfertafel abgebildet, welcher an der Grundfläche des obern Schnabels eine
betraͤchtliche Vertiefung hatte. — Drittens, der Jamac des Maregrave *) 9).
Er iſt in Anſehung der Größe ſehr wenig von diefer Art verſchieden, feine Farben
ſind eben ſo beſchaffen, und faſt eben ſo wie bey unſerer erſten Figur vertheilet.
Jedoch findet hier dieſe Ausnahme ſtatt, daß fein Kopf ſchwarz iſt, daß das Weiſſe
auf den Fluͤgeln einen einzigen Fleck ausmachet, und daß uͤber den Ruͤcken von einem
Fluͤgel zu dem andern eine ſchwarze Linie gehet. g
— — — — ——— —é —
Der gelbköpfige Carouge (Le Coiffe
gut
1
Siehe die 343ffe illuminirte Kupfertafel.
Es iſt dieſes ein kayenniſcher Carouge, deſſen Gefieder ſchwarz iſt, und der
eine Art von gelber Kappe hat, welche den Kopf und einen Theil des Hals
ſes bedecket, jedoch aber vorwaͤrts weiter herabgehet als hinterwaͤrts. Man
hätte noch in der angeführten Abbildung einen ſchwachen ſchwarzen Streifen anzeigen
ſollen, der von den Mafenlöchern nach den Augen läuft, und ſich ſodann um den
Schnabel herumziehet. — Der auf der 343 ſten Kupfertafel vorgeſtellte Vogel ſcheint
; merklich
*) In der zweyten Figur auf der fuͤnſten
illuminirten Kupfertafel iſt aus Verſehen
der Schwanz zu kurz, und der Schnabel zu
lang gezeichnet worden. f
**) Hiſtor. Brafilise, pag. 198. Es iſt
dieſes der braſilianiſche Carouge (Kan-
thornus brafikenfis) Tom- I, pag. 120.
4) Jamacaii, Marcgrav. loc. cit. Funfl,
au. pag. 149. tab. 58. Wıllug'by. Raj.
Synopf. au. pag. 75. n, 4. — Die Aus⸗
meſſungen find etwas groͤßer als vey dem
vorhergehenden Vogel. Sein Schnabel iſt
ſchwarz, jedoch faͤllt derſelbe bey der Wur⸗
zel der untern Kinnlade ins Blaue. Die
Fuͤße ſind braun.
A. d. Ueberſ.
**) Es iſt dieſes der gelbkoͤpfige Ca⸗
rouge (Xanthornus icterocephalus cayanen-
ſis) des Briſſons, Tom. II. pag. 124. tab, 12.
fig. 4. und bes Edwards gelbkoͤpfigter
Staar (the yellow headed Starling) tab.
323°
1) Oriolus icterocephalus, niger capite
colloque luteis, Linn. Syſt Nat. Edit. XII.
pag. 163 n. 16. -— Der Gelbkopf, Stat.
Müller Ueberſ. des Linn. Naturf. Th. 2.
S. 190. 5
A. d. Ueberſ.
184 Hiſtorie der Natur.
merklich großer zu ſeyn als ein anderer, den ich im koͤniglichen Kabinette geſehen
habe. Ob dieſe Verſchiedenheit von dem Alter, Geſchlecht, Klima, oder von einem
bey dem Ausſtopfen begangenen Fehler herruͤhret, weis ich nicht. So viel iſt indeſſen
doch gewiß, daß Hriſſon nach dieſer Spielart feine Beſchreibung abgefaßt hat. Er
iſt fo groß als ein Bergfink (Pingon d' Ardenne); feine Lange beträgt ohngefaͤhr ſieben
Zoll und feine Fluͤgelbreite eilf Zoll ). |
— — — — — — — — —— — —
Der louiſianiſche olivenfarbene Carouge.
Le Courage alive de la
Louiſiane).
men des Carouge vom Vorgebirge der guten Hoffnung *) bekannt gemacht
worden. Ich muthmaßte ſchon ſeit langer Zeit, daß dieſor Carouge, ob er
gleich vielleicht von dem Vorgebirge der guten Hoffnung nach Europa gebracht wor⸗
den wäre, doch nicht urſpruͤnglich aus Afrika herſtamme. Meine Muthmaßung beſtaͤ⸗
tigte ſich auch wirklich im October 1773, da man aus Louisiana einen Carouge brachte,
welcher ganz offenbar zu dieſer Art gehoͤrte, und in weiter nichts als in der Farbe der
Federn an der Kehle davon abwiche; denn bey dieſem iſt die Kehle ſchwarz, bey jenem
hingegen orangenfärbig. Ich bin überhaupt uͤberzeugt, daß es mit allen Carongen
und Troupialen der alten Welt eine gleiche Bewandniß habe, und man wird eher oder
fpäter entdecken, daß dieſe Voͤgel entweder zu einer ganz andern Art gehören, oder daß ihr
wahres Vaterland, ihr urſpruͤngliches Klima, Amerika ſey. In dem Gefieder die⸗
ſes Vogels herrſcht wirklich ſehr viel Ollvenfarbe, vorzuͤglich auf dem obern Theile
des Koͤrpers. Allein dieſe Farbe iſt nicht überall von einerley Schattirung. Denn
auf dem Scheitel des Kopfs gehet fie ins Graue; auf dem Nacken, dem Rücken, den
Schultern, Flügeln und dem Schwanze ins Braune; auf dem Buͤrzel und dem Anz
fange des Schwanzes in ein helleres Braun; an den Seiten und den 1 15
Gelbe
Den Vogel iſt auf der 60 7ten illuminirten Kupfertafel Fig. 2. unter dem Na⸗
pag. 19. n. 48. — Die kapſehe Draſſel
2) Um den Schnabel herum ſtehen kleine
ſchwarze Federn; der Schnabel ſelbſt iſt
ſchwaͤrzlicht; Fuͤße und Krallen ſind braun.
Briſſon am angefuͤhrten Orte.
f A. d. Ueberf.
1) Oriolis capenſis fufco - oliuaceus, ſub-
cus luteus, Linn. Syſtem. Nat. Edit. XII.
Stat. Müller Ueberſ. des Linn. Natur ſyſt.
Th. 2. S. 190. .
A. d. Ueberſ⸗
*) Briſſon fuͤhret ihn unter dem naͤm⸗
lichen Namen Carouge qu Cap (Nanthor-
nus Capitis bonae ſpei) an. Tom, II.
Pag. 128. 8
Der Kink. 185
Gelbe uͤber. Endlich haben noch die großen Deckfedern und die Schwungfedern der
Flügel, deren Grund braun iſt, olivenfarbene Ränder. Der ganze untere Theil des
Körpers iſt gelb, ausgenommen die Kehle, welche orangenfaͤrbig if. Der Schna⸗
bel und die Fuͤße ſind von einer braunen Aſchfarbe. Dieſer Vogel iſt faſt ſo groß
als unfer Hausſperling; feine Länge betragt ſechs bis ſieben Zoll, und feine Fluͤgel.
breite zehn bis eilf Zoll. Der Schnabel iſt beynahe einen Zoll lang, und der Schwanz
zwey und etwas daruͤber; der letztere iſt viereckigt und hat zwoͤlf Ruderfedern. In
dem Fluͤgel iſt die erſte Schwungfeder die 8 die dritte und vierte aber ſind die
laͤngſten.
— ——ñ—ñ—ñ—ñ—ñññññ—ññ (K —
Der Kink.
Siehe die 61 7te illuminirte Kupfertafel.
ieſe erſt vor kurzem aus China zu uns gebrachte neue Art ſcheinet theils mit
8 der Piſangdroſſel, theils mit der Amſel Aehnlichkeit genug zu haben, daß
man dieſelbe als eine Mittelgattung zwiſchen beyde ſtellen kann; denn der
Schnabel des Kinks iſt an den Seiten zuſammengedruͤckt, wie bey der Amſel, allein
man ſiehet keinen Einſchnitt an den Raͤndern deſſelben, welcher doch bey der Piſang⸗
droſſel zu ſehen iſt. Aus dieſer Urſache hat der jüngere Herr Daubenton ihm, als
einer beſtimmten und von den andern abgeſonderten Art, auch einen beſondern Namen
beygeleget, da er die erwahnten Arten durch einen gemeinſchaftkichen Uebergang zu
vereinigen ſcheinet.
Der Kink iſt kleiner als unſere Amſel. Sein Kopf, Hals, der Anfang des
Ruͤckens und der Bruſt find aſchgrau; dieſe Farbe wird aber immer dunkler, je mehr
fie fi) dem Rüden nähere. Der ganze übrige Körper, ſowohl oben als unten, iſt
weiß; auch die Deckfedern der Flügel find von dieſer Farbe. Die Schwungfedern find
von einer glänzenden Stahlfarbe, und werfen einen Widerſchein von ſich, welcher ins Gruͤn⸗
lichte und Vilolette ſpielet. Dieſer Vogel hat einen kurzen und ſtufenfoͤrmigen Schwanz,
der zur Haͤlfte ſtahlfarben, zur Haͤlfte aber weiß iſt, und zwar ſind dieſe beyden Farben
dergeſtalt ausgetheilet, daß das Weiſſe an dem Ende der mittlern Ruderfedern nur eis
nen kleinen Flecken machet; dieſer weiſſe Fleck breitet ſich auf den folgenden Ruder⸗
federn deſto mehr aus, je weiter ſie von den beyden mittelſten ſich entfernen, und die
Stahlfarbe, welche ſich bey der zunehmenden weiſſen Farbe zuruͤckziehet, bildet endlich
an dem Urſprunge der beyden aͤußern Schwanzfedern nur noch einen kleinen Fleck.
e e
Buͤffons Voͤgel V. B. Aa Der
— — — — — —
Hiſtorie der Natur.
mus
——n — — —
Der Pyrol oder Widewall.
(Le Loriot).
Siehe die 2ö6ſte illuminirte und unſere zehnte Kupfertafel.
D
*) Oriolus, le Loriot des Brißons,
Tom. Il. pag. 30. Griechiſch XAupı» (ins
Lateiniſche uͤber fetzt durch Vireo), das Weib:
chen Voges nach dem Aelian; Koduos, Ko-
Asos, Kereos (überſetzt durch Galgulus) KAo-
ges (Luteus). Neugriechiſch Toro
(quaſi ficedula. Lateiniſch Chlorion, Chlo-
ris, Chloreus, Oriolus, Merula aurea, Tur-
dus aureus, Luteus, i.utea, Luteolus, Ales
juridus, Picus nidum ſuſpendens, Auis
icterus, Galgulus (dieſe vier letztern Na⸗
men hat Plinius), Galbulus, Galbula, Vi-
reo, Vineo, Italiaͤniſch Oriolo, Regal-
bulo, .Gualbedre, Galbero, Reigalbero,
5 Regeyo, Melziozallo, Becqua-
igo, Becquafiga, Bruſola. Spaniid; Oro-
Altfranzöfiih Lo⸗
pendola, Oroyendola.
rion, Lourion, Louriou, Auriou, Lauriol,
Oriol, Orio. In verſchiedenen Provinzen
Frankreichs, Oriot, Piloriot, Bilorot, Com-
pere Loriot, Louſot, Merle- jaune, Mer-
le doré, Becfigue, Courtpendu. Salerne
vermuthet, daß dieſes der ſchoͤne gelbe
Vogel ſey, den man bey Abbeville Lu-
tronne nennet. Deutſch Bierholdt, Bierolf,
Byrolt, Tyrolt, Kirſcholdt, Goldamſel,
Goldmerle, Guimerle, Olimerle, Gelb⸗
ling, Widewal, Witwal. Engliſch Wir-
wol. In der Schweiz Wittewall. Pol⸗
niſch Wilna, Wiwielg. Einige haben das
franzoͤſiſche Loriot von dem Chlorion der
Griechen, andere von dem lateiniſchen Mort
pag.
ie jungen Pyrolen ſollen, nach einer alten Sage, in kleinen und abgeſonderten
Stuͤcken zur Welt kommen, und die erſte Sorge ihrer Aeltern ſoll darauf ab⸗
zielen, dieſe Theile zu vereinigen, und ein lebendes Ganzes vermittelſt der
Kraft
Aureolus, und noch andere von dem Ge:
ſchrey dieſes Vogels hergeleitet.
1) Turdus flauus, alis et extrema cat.
da nigris, pupillis rubris, Barrere.
— Turdus aureus, Klein. — Picus ni-
dum fufpendens, Aldruvand, ornith. I.
854. tab. 857. 85% . Jon. au.
tab. 112. tab. 4. — Galbula, Gern. au.
261. MWillugbby orn, 147. tab. 38. Naj.
Synopf. au. 68. n. 5. Rzae. — Oriolus,
Schwvenekfeld. Gesn. au. 313. — Nach dem
Aldrovand iſt es der Chloreus des Ariſto⸗
teles und der Icterus des Plinius. — Or
ſeau jaune de Bengale, Albin. an. 3. p. 1g.
tab. 20. — Tüurdus luteus, der Pyrold
oder Widewall, Sriſch Voͤgel Deutſchlands
Taf. 31. eine gut ausgemalte Abbildung
vom Männchen und Weibchen. — The
golden Thruſh Icterus, Zduvards 185. t. 185.
— Oriolns Galbul:, luteus, loris artubus:
que nigris, rectricibus exterioribus 'poflice.
flauis, Linn. Syſt. Nat. Edit. XII. pag. 60.
n. 1. Act. Stockh. 1750. p. 127. tab. 3. fig. 5,
— Die Golddroſſel, Stat Müller Ueberſ.
des Linn. Naturſyſt. Th. 2. S. 185. Kleins
Voͤgelhiſt. durch Reyger S. 66. Scopoli
durch Guͤnther ©. 39. Kramer Elench. n 1.
Meyer au, I. tab. 7. Sepps Nederlandſche
Vogel. tab. 1. Männchen und Weit chen nebſt
einem Neſt mit drey Jungen. Seeligmann
VI. 80. — Die Goldamſel, Zorns Pelinoth.
Th. J.
«
Der Pyrol oder Widewall. 187
Kraft eines gewiſſen Krautes daraus zu bilden. So vielen Schwierigkeiten aber
auch dieſe fabelhaſte Vereinigung unterworfen iſt, fo iſt es doch mit keiner gerin⸗
gern Schwierigkeit verknuͤpft, wenn man die alten Namen, welche die Neuern dieſer
Gattung ohne alle Ueberlegung zugeeignet haben, gehoͤrig aus einander ſetzen, ihre
eigenthuͤmlichen beybehalten, und die übrigen denenjenigen Arten zurückgeben wollte,
welche die alten Naturforſcher wirklich darunter verftanden haben. Denn es war
dieſen letztern eben fo fehr eigen, allzu bekannte Gegenſtaͤnde nur obenhin zu beſchrei⸗
ben, als ſich die Neuern haben begnuͤgen laſſen, die von den Alten erdachten Namen
ohne Unterſchied anzuwenden Es ſcheint mir ſehr wahrſcheinlich zu ſeyn, daß
Ariſtoteles den Pyrol nur dem Hoͤrenſagen nach gekannt hat. Obgleich dieſer Vogel ſehr
ausgebreitet iſt, ſo giebt es doch Laͤnder, welche er zu vermeiden ſcheint: denn man
trifft ihn weder in Schweden ), noch in England, noch auf den Bugeyiſchen Ber
gen, noch auf der Höhe von Nantua an, und dennoch laͤßt er fi) zu einer feſtgeſetz.
ten Zeit in der Schweiz zweymal des Jahres ſehen. Belon ſcheint dieſen Vogel auf
ſeinen Reiſen in Griechenland nicht bemerkt zu haben. Und kann man uͤbrigens wohl
annehmen, daß dem Alriſtoteles dieſer Vogel bekannt geweſen ſey, ohne daß der⸗
ſelbe nicht auch zugleich die beſondere Bauart ſeines Neſtes gekannt, und wenn er ſie
gefannt, derſelben nicht Erwähnung gethan haben ſollte? 1
Plinius, welcher nach dem Ariſtoteles einen (orion anfuͤhret „), ſich aber
nie die Mühe giebt, dasjenige, was er von den Griechen entlehnte, mit dem zu ver⸗
gleichen, was er unter ſeinen eignen Nachrichten aufgezeichnet fand, redet von dem
Pyrol unter vier verſchiedenen Benennungen = er zeigt aber gar nicht an, daß die⸗
+ 10 2 } fes
nius Lib. X. Cap. XXXIII. Iam publicum
quidem omnium elk (galgulos) tabulata ra-
Th. 1. S 334. Th. 2. S. 144. 320. —
Pfingſtvogel, Kirſchvogel, Wittewald, Bi:
dual, Weidwall, Bierole, Biereſel, Kirſchen⸗
dieb, Weihrauchvogel, Pyrol, Bocks Preuß.
Ornith. im gten St. des Naturf. S. 46.
Blumenbach Naturgeſch. S. 223. — Der
gemeine Pirol, Leske Naturgeſch. Th. 1.
S. 245.
A. d. Ueberſ.
2) Linne“ beſchreibt ihn doch (in der
Fauna Sueeic. 95.) unter dem Namen Cora-
cias Oriolus. — &r findet ſich auch in Lief⸗
land, ſiehe Siſchers Verſuch einer Naturge⸗
ſchichte von Liefland S. 72.
A. d. Ueberſ.
*) Hift. Nat. Lib. X. Cap. XXIX.
* Picorum aliquis fsfpendit in ſurculo
(nidum) primis in ramis cyathi modo, li-
morum fuftinendo nido prouide eligere,
cameraque ab imbri aut fronde protegere
denfa. Ibidem. — Da der Piczs und Gag
nach dem Plinius beynahe auf einerley Art
ihr Neſt bauen, das auch dem Neſte des Py⸗
rols gleichet, fo kann man daraus ſchlleßen,
daß in den beyden angefuͤhrten Stellen unter
zwey verſchiedenen Ramen von unſerm Py⸗
vol die Rede iſt. Daß aber der Calgahut
mit dem Auis icterus und dem Ales duni dns
einerley Vogel ſey läßt ſich aus den bey⸗
den folgenden Stellen beweiſen. Auis icke.
rus vocatur a colore, quae fi ſpectetur, ſa-
nari id malum (regium) tradunt, et auem
mori; banc puto latine vocari ‚galgulum,
Lib. XXX. Cap. XI. — Icterus (I pis) aliti
lurido fimilis, idee exiſtimatur felubris
Contra
288 Hiſtorie der Natur.
ſes fein Chlorion ſeh. Dem ſey aber wie ihm wolle, fo iſt doch der Pyrol ein Vogel,
der ſich nirgends lange niederlaͤßt, ſondern beſtaͤndig ſeine Wohnung veraͤndert; er
ſcheint ſich nur in unſern Gegenden aufzuhalten, um feiner Lebe zu pflegen, oder viel«
mehr das Geſetz zu erfuͤllen, welches die Natur allen lebenden Weſen gegeben hat,
ihr Geſchlecht fortzupflanzen, denn bey den Maturfündigern wird nichts anders durch
das Wort Liebe bezeichnet. Die Pyrole befolgen dieſes Geſetz mit Eifer und Treue.
In unſerm Klima ſucht das Maͤnnchen und Weibchen einander um die Mitte des
Fruͤhlings, welches faſt gleich um die Zeit ihrer Ankunft ift, auf. Sie bauen ihr
Neſt auf hohe Bäume, oft aber nur in einer mäßigen Höhe, und verfertigen ſolches
mid einem beſondern Fleiße, auf eine Art, die von dem Mefte der Amſeln ganz ver⸗
ſchieden iſt, ob man gleich dieſe beyde Arten unter einerley Gattung gebracht hat.
Sie befeſtigen daſſelbe gemeiniglich an einen kleinen Aſt, da, wo er ſich in zwey klei⸗
nere Aeſte theilet; um dieſe beyden Aeſte flechten fie lange Halmen von Stroh oder
Hanf, wovon einige geradezu von einem Aſte zum andern gehen, und den vordern
Rand des Neſtes bilden, andere aber, welche in das Gewebe deſſelben ſelbſt dringen,
ader unter demſelben weggehen, und ſich um den gegenuͤber ſtehenden Aſt ſchlingen,
geben dieſem Werke ſeine Feſtigkeit. Dieſe langen Halmen von Stroh oder Hanf,
welche das Neſt von unten umfaſſen, machen deſſen aͤußere Huͤlle aus, das inwendige
Polſter aber, worauf die Eyer gelegt werden, iſt ein Gewebe von kleinen Grasſten⸗
geln, deſſen Aehren auß der erhabenen Seite zuſammengeſchichtet, und ſo wenig
auf der concaven Seite zu ſehen find, daß man dieſe Stengek mehr als einmal für
Wurzelfaſern angeſehen hat. Zwiſchen dieſem inwendigen Polſter und der aͤußerli⸗
chen Hülle liegt eine ſehr betrachtliche Menge von Moos, Flechten und andern dergleichen
Materien zuſammengehaͤuft, welche gleichſam ein Zwiſchengewebe ausmachen, und
das Neſt von außen undurchdringlicher, von innen aber zu gleicher Zeit weicher ma⸗
chen ). Iſt das Neſt fertig, fo legt das Weibchen vier oder fünf Eyer hinein, des
rem ſchmutzig weiſſer Grund mit einigen kleinen ſcharf abgeſchnittenen faſt ſchwarz⸗
braunen Flecken beſprenkelt iſt, welche an dem dicken Ende haͤufiger als irgend an⸗
derswo zu ſehen ſind. Die Sie bebruͤtet ſolche ohngefaͤhr drey Wochen lang ſehr ſorg⸗
faͤltig. Sind die Jungen ausgekrochen, ſo faͤhrt die Mutter nicht nur noch eine ſehr
lange Zeit fort, Sorge für fie zu tragen ), ſondern ſie vertheidiget fie auch gegen
ihre Feinde, und ſogar gegen den Menſchen, mit einer Unerſchrockenheit, die man
' von
Sontra regios morbos, Lib. XXXVII. Cap. X, und ber Eyer gietzt Bünther (beym Scopoli
Was uͤbrigens Plinius von feinem Galen- S. 39. J und Zorn Petinoth Th. 1. S. 333.
Ius Lib: X. Cap. XXV. ſagt, cum foetum A. d. Ueberſ.
eduxere abeunt, koͤmmt ganz mit unſerm⸗ *) Die jungen Pyrolen, ſagt Belon, blei⸗
Pyrol uberein. ben ſo lange bey ihren Aeltern, bis ſie ſelbſt
5 5 im Stande find, ſich mir Futter zu verſehen.
3) Eine gute Beſchreibung des Neſtes Nature des Oiſeaux pag. 293.
Der Pyrol oder Widewall. 189
von einem fo kleinen Vogel nicht erwartet haͤtte. Denn man hat geſehen, daß beyde
Alte diejenigen beherzt angefallen haben, welche ihnen ihre Brut entriſſen; ja in ſel«
tenen Faͤllen iſt ſogar die Mutter über den Ehern ſitzen geblieben, hat auch im Gebauer
nicht aufgehoͤrt zu bruͤten, und iſt darüber geſtorben. So bald als die Jungen er⸗
wachſen ſind, ſo ziehet die ganze Familie weiter fort. Dieſes geſchiehet gemeiniglich
zu Ende des Auguſts oder zu Anfang des Septembers. Sie verſammlen ſich nie in
zahlreiche Haufen, es bieibt auch nicht eine Familie vereiniget, denn man findet ſel⸗
ten mehr als zwey oder drey von dieſen Vögeln beyhſammen. Hb ſie gleich keinen fo
gar leichten Flug haben, ſondern wie die Amſeln mit den Flügeln klatſchen, fo iſt es
doch wahrſcheinlich, daß ſie in Afrika den Winter uͤber zubringen; denn eines Theils
hat mich der Ritter des Mazy, Commandeur des Maltheſerordens, verſichert, daß
ſie im September durch Malta zoͤgen, und im Fruͤhjahr wieder zuruͤckkaͤmen: andern
Theils aber ſagt Thevenot, daß fie im Maymonat in Aegypten ankaͤmen, und im
September wieder fortzoͤgen ) 2). Er ſetzt noch hinzu, daß fie im May ſehr fett:
würden, und ihr Fleiſch alsdenn gut zu eſſen ſey. Aldrovand wundert ſich daruͤber,
daß dieſe Vögel in Frankreich nicht gegeſſen werden ).
Der Pyrol iſt faſt fo groß als eine Amſel, neun bis zehn Zoll lang, und haͤlt
ſechzehn Zoll Fluͤgelbreite. Die Laͤnge feines Schwanzes betraͤgt ohngefaͤhr viertehalb
Zoll, und die Länge feines Schnabels vierzehn Linien. Das: Männchen iſt von einer
ſchoͤnen gelben Farbe, welche über den ganzen Koͤrper, den Hals und Kopf verbrei⸗
tet iſt; jedoch ſiehet man an dem letztern einen ſchwarzen Streifen, der von dem Auge
nach dem Winkel der Oeffnung des Schnabels zugehet. Die Fluͤgel ſind ſchwarz,
bis auf einige gelbe Flecke, welche den größten Theil der Schwungfedern ') und auch
einige von ihren Deckfedern umgeben. Der Schwanz iſt gleichfalls zur Haͤlfte gelb
und zur Haͤlfte ſchwarz, und zwar ſo, daß das Schwarz uͤber denjenigen Theil der
beyden mittlern Ruderfedern, welcher in das Geſichte faͤllt, verbreitet iſt; das Gelbe
aber faͤngk an der Spitze dererjenigen Schwanzfedern an, welche den beyden mittelſten
am naͤchſten liegen, und nimmt auf den darauf folgenden Seitenfedern: immer mehr
und mehr Raum ein. Man darf jedoch nicht glauben, daß die Farbe des Gefieders
bey einem Geſchlecht wie bey dem andern beſchaffen ſey ). Denn alle diejenigen:
Aa 3 Theile,
“
) Voyage du Levant Tom. I. pag. 493 ) Ornitholog: Tom. I. pag. 861.
4) Er koͤmmt im Junius nach Konſtanti⸗ 8
nopel an, bleibt bis zum September da⸗ 5) Die zwote Schwungfeder iſt länger
ſelbſt, und gehet fodann in waͤrmere Gegen⸗ als die uͤbrigen.
den. In Alexandrien iſt feine Ankunft kurz! A. d. Ueberſ⸗
— der en onen 75 Nils, 5 er ee
iegt im November bey bevorſtehendem Fro⸗ S; c HET N
fie 2 weg. P. Forstahl Deſeriptiones Pi Siehe Zorn: Petinotheologie Th. 2.
animalium ex edit. Niebuhr Haun. 1775˙4. IE
A. d. Ueberſ. A. d. Ueberſ
Hiſtorie der Natur.
Theile, welche bey dem Männchen ganz ſchwarz find, haben bey dem Weibchen eine
graue Farbe mit einer grünlichten Schattirung. Und alles dasjenige, was bey je⸗
nem ſo ſchoͤn gelb iſt, iſt hier olivenfarben, oder blaßgelb, oder weiß. Das Oliven⸗
farbene ſiehet man auf dem Kopfe und dem obern Theile des Koͤrpers; unter dem
Koͤrper herrſchet ein ſchmutziges Weiß mit braunen Streifen; ganz weiß ſind die
Spitzen der meiſten Schwungfedern, und blaßgelb die Enden der Deckfedern des
Fluͤgels. Die wahre gelbe Farbe erſcheinet bloß an dem Ende des Schwanzes und
ſeinen untern Deckfedern. Ich habe ſogar bey einem Weibchen bemerket, daß ein
kleiner Raum hinter den Augen unbeftedert und von einer hellen ſchiefergrauen Farbe
war. Die Maͤnnchen gleichen in ihrer Jugend in Anſehung des Geſieders den Weib⸗
chen um fo vielmehr, je jünger dieſelben ſind. Anfänglich [ind fie mehr als das Weib»
chen geſprenkelt, auch ſogar auf dem obern Theile ihres Körpers. Allein es fangt
ſchon von dem Monat Auguſt an die gelbe Farbe an dein untern Theile des Körpers
hervorzuleuchten. Auch das Geſchrey der Jungen iſt von dem Geſchrey der Alten
verſchieden. Die letztern ſchreyen yo, yo, yo einige mal hinter einander mit
einem Tone, der dem Mautzen der Katzen nahe kommt. Außer dieſem Ge⸗
ſchrey, das jeder Menſch anders hoͤrt und ausbrüdt * haben ſie noch einen pfei⸗
fenden Ton, den fie beſonders alsdann hören laſſen, wenn Regen bevorſte⸗
het ), wofern dieſes Pfeifen noch von dem oben erwähnten Maugen ver⸗
ſchieden iſt. Die Pyrole haben einen rothen Augeneing, einen rochbraunen Schna⸗
bel, der inwendig roͤcthlicht iſt, und an deſſen unterer Kinnlade die Maͤnder auf ihrer
Länge ein wenig gebogen find. Die Zunge iſt gefpalten und an der Spitze gleich fam
ausgefaſert, der Magen muſkuloͤs, und vor demſelben ein Sack befindlich, welcher
pon der Erweiterung der Speiſeroͤhre gebildet wird; die Gallenblase iſt grun, die
Blinddaͤrme find ſehr klein und kurz, und das erſte Glied der aͤuſern S he iſt mit dem
erſten Gliede der mittlern verwachſen. Sie leben, fo bald als fie im Fruͤpjahr ans
kommen, von Inſekten, Kaͤfern, Raupen, kleinen Würmern, mit einem Morte,
von allem deſſen fie habhaft werden koͤnnen. Jedoch beſtehet ihre liebſte Nahrung
in Kirſchen, Feigen ***), Sorbenbeeren, Erbfen, u. ſ. w. Es find zween von
dieſen Vögeln im Stande, die Srüchte eines anſehnlichen Kirſchbaums in einem
Tage zu verderben, weil fie nur eine Kirſche nach der andern, und zwar den reifſten
190
*
) Gesner fügt, daß fie das Wort Oriot
oder Loriot, Belon aber Compsre loriot
ausſprechen. Andere glauben die Wörter
Louſot bonnes meriſes zu hoͤren u. f w.
Siehe Salere Hifteire naturelle des Oi-
ſeaux pag. 186.
**, Aliquando inſtar fiſtulae canit) prae-
Theil
fertim imminente pluuia, Gesner de auibus
pag. 714. ä ;
ws) Daher werden dieſelben in gewiß
fen Laͤndern Beccafiguen, See U. f W.
genennet. Vielleicht machen dieſe Früchte
ihr Fleiſch ſo ſchmackhaft. Denn es iſt be⸗
kannt, daß auch das Fleiſch der Amſeln und
anderer Vogel von den Feigen einen ſehr gu⸗
ten Geſchmack bekoͤmmt. f
| Der Pyrol oder Widewall. 191
Theil derſelben, anhacken. Es iſt keine leichte Sache, dieſe Voͤgel aufzuziehen und
zahm zu machen. Sie werden durch das Locken an den Oertern, wohin ſie zu trin⸗
ken kommen, mit verſchiedenen Arsen von Netzen gefangen, Die Pyrole haben ſich
zuweilen bis an das Ende der alten Welt verbreitet, ohne einige Veraͤnderung in ih⸗
rer aͤußerlichen Geſtalt oder in ihrem Gefieder zu erleiden. Denn man hat in Ben
galen und auch in China einige ſolche Voͤgel angetroffen, die den unfrigen vollfom-
men aͤhnlich waren. Unterdeſſen bringt man doch auch einige andere beynahe aus
eben den Landern, die in Anſehung ihrer Farben von jenen verſchieden find. Man
muß alſo dieſelben mehrentheils für bloß durch das Klima hervorgebrachte Abaͤnderun⸗
gen fo lange anſehen, bis unſere Muthmaßungen durch Beobachtungen, die man
über die Sigenſchaften und Sitten derſelben, den Bau ihres Neſtes u. ſ. w. mit
Sorgfalt anſtellt, aufgeklaͤret oder berichtiget werden.
Zuſatz.
Di unterſcheidenden Kennzeichen, welche Linne“ der Gattung des Oriolus beyle⸗
get, und zu der er auch die zuvor beſchriebenen Troupialen, Carougen und
Baltimoren rechnet, find ein kegelfoͤrmiger, erhabener, gerader und ſehr ſpitzig zur
gehender Schnabel, deſſen obere Halfte etwas laͤnger als die untere, und mit einem
kleinen Einſchnitt (den der franzoͤſiſche Verfaſſer ganz uͤberſehen hat) verſehen iſt; die
Zunge iſt geſpalten und ſehr ſpitzig, und an den Fuͤßen find drey geſpaltene Vorder⸗
zehen und eine Hinterzehe. 5 N
Ohnerachtet der Pyrol nicht eher, als bis das Laub ausſchlaͤgt, in unfere Ges
genden koͤmmt, welches oft erſt im May, niemals aber vor der Mitte des Aprils
geſchiehet, und ſich zu Ende des Julius wieder entfernt: ſo glaubt doch Flemming,
daß er zweymal, und zwar bald nach einander bruͤtet ). Seine Bruͤtzeit dauret
nach dieſem Verfaſſer nur vierzehn Tage. So bald er ankoͤmmt, bauet er fein Neſt,
und zwar gemeiniglich auf die hoͤchſten Aeſte alter dichtbelaubter Eichen. Zu ſei⸗
nem Aufenthalt waͤhlet er meiſtens Laubwaͤlder, jedoch aber auch ſolche, worinnen Schwarze
holz mit unter ſtehet. Er legt fünf ganz weiſſe Eyer, die ſehr wenig größer find als
die Ener des Miſtlers; fie gehen etwas ſpitzig zu, und find: mit ſchwarzen Flecken
und Punkten, die nicht allzudicht ſtezen, beſprenget **). Die zarten Jungen
Jaͤtzet er mit Raupen und Wuͤrmern; ſind ſie erwachſen, ſo fuͤhret er ſie in Gaͤrten
und Oerter, wo Kirſchen wachfeu. Dieſe Vögel fliegen nur einzeln herum, und
kleiden
*) 3. Sr. von Flemming deutſcher Je 0 Gum her nud Zorn am angeführten
ger, Leioz 1749. Fol. Birlerhi aber fin- Orte. Eine Abbildung vom Nefte des Py⸗
det dieſes nur alsdenn ſtatt, wenn er das rols fiche beym Wirſing Taf 47.
erſtemal uͤber dem Bruͤten geſtöͤrt worden if -
192 Giſtorie der Natur.
leiden keinen andern Vogel in der Naͤhe. Sie werden am leichteſten durch Schlin⸗
gen gefangen, wobey man Kirſchen aufſtecket, find aber ſcheu, und ſchwer zu ſchieſ⸗
ſen. Im Gebauer behaͤlt er ſeine ſchoͤne gelbe Farbe nicht, und die eingeſperrten Jun⸗
gen leben in der Gefangenſchaft felten über drey Wochen; leben fie ja länger, fo ſter⸗
ben fie doch in der Mauſter, nach welcher im wilden Zuſtande ihr Gefieder fo glän«
zend gelb wird. Ihr Fleiſch iſt von ſehr gutem Geſchmack.
Abaͤnderungen des Pyrols.
1. Der Culavan.
Siehe die 57o0fte iluminirte Kupfertafel.
Die Vogel, der ſich in Cochinchina aufhaͤlt, iſt vielleicht nur um ein Weniges
groͤßer als unſer gemeiner Pyrol. Auch ſein Schnabel iſt verhaͤltnißmaͤßig
ſtaͤrker. Uebrigens aber find die Farben auf feinem Gefieder eben dieſelben, und
überall eben ſo vertheilet wie bey dieſem. Es findet jedoch hierbey die Ausnahme
ſtatt, daß die Deckfedern der Fluͤgel durchgaͤngig gelb find, und daß man auf dem
Kopfe eine Art von ſchwarzem Hufeiſen ſiehet; der erhabne Theil dieſes Hufeiſens um⸗
giebt das Hinterhaupt, und ſeine beyden Aeſte gehen uͤber die Augen weg, und endi⸗
gen ſich in die Winkel an der Oeffnung des Schnabels. Hierinnen beſtehet das unter⸗
ſcheidendſte Kennzeichen dieſes Vogels. Jedoch findet man ſchon an unſerm Pyrol
einen ſchwarzen Flecken zwiſchen dem Auge und dem Schnabel, welcher die
erſte Anlage zu dleſem Hufeiſen zu ſeyn ſcheint — Ich habe von dieſer
Spielart einige Vögel geſehen, deren Körper auf dem obern Theile von ei»
ner braͤunlichtgelben Farbe war. Bey allen aber iſt der Schnabel gelblicht und
die Fuͤße ſchwarz.
„) Die Cochinchineſen nennen ihn Lou⸗ 4) Oriolus chinenſis, Juteus, artubus ni-
liavan. Es iſt dieſes die neun und funf; gris, apice luteis, faſcia oceipitis nigra, Linn.
zigſte Umfel des Briſſons welche bey ihm Sv Nat, Edit XII p.168. n. 2. — Die chi⸗
Orielus Cochinſinenſis heißt. Tom. II. pag. neſiſche Droſſel, Stat. Muller Uederſ. des
326. tab. 33. fig. I. Linn Naturſyſt. Th. 2. S. 186.
A. d, Ueberſ.
: II. Der
Her chineſiſche Pyrol.
II. 2 Der Gi 01 ar (Le Loriot de
hine).
Siehe die Bi illuminitte Kupfertafel.
493
ieſe Abaͤnderung iſt zwar etwas kleiner als unſer gemeiner Pyrol, jedoch hat ſolche
eben die Geſtalt, eben die Verhaͤltniſſe und Farben, ob gleich dieſe letztern anders
vertheilt ſind. Der Kopf, die Kehle, und der vordere Theil des Halſes ſind durch⸗
gehends ſchwarz *), und auf dem ganzen Schwanze erblickt man nur ein breites
Band von ſchwarzer Farbe, welches queer uͤber die beyden mittlern Ruderfedern nahe
an ihrem Ende gehet, und zween ſchwarze Flecken auf den beyden benachbarten Ruderfe⸗
dern, die ebenfalls nahe an dem Ende der Federn befindlich find. Die Deckfedern der Fluͤgel
ſind groͤßtentheils gelb, die uͤbrigen aber halb ſchwarz und halb gelb. Die groͤßten
Schwungfedern find ſchwarz, in fo weit man ſolche von außen, wenn die Flügel ge⸗
falten ſind, ſiehet; bey den uͤbrigen hingegen iſt der Rand oder die Spitze gelb.
Das ganze uͤbrige Gefieder iſt von einer ſchoͤnen hellgelben Farbe. Das Weib⸗
chen ) ) unterſcheidet ſich von dem Männchen darinnen, daß die Stirne oder
der Raum zwiſchen dem Auge und Schnabel von einer lebhaſt gelben Farbe iſt; die
118 5 und der vordere Theil des Halſes ſind mehr oder weniger hellgelblicht und braun
geſprenkelt,
Es iſt dieſes der eee Edwardſchen Figur auf jeder Seite um die
las Bengalenfis) des Briſſons, Tom. II.
pag., 329. und der, ſchwarzkoͤpfigte india⸗
niſche Icterus (Black- headed indian Icte-
rus) des Sdwards; ſiehe deſſen 77ſte
Tafel.
1) Or iolus melanocephalus, luteus, .capi-
te remigibus apieibusque rectric: im inter-
mediarum nigris, Lin. Syſt. Nat Edit XII.
pag. 160. n. 3. — Der Braunkopf, Stat.
Maler Ueberſ. des Linn. Naturſyſt. Th 2.
S. 187. Sturaus luteolus, Linn, Syſt.
Nat. Edit, X. p. 167. Der gelbe Staar,
Scopoli durch Guͤnther S. 155. — Die
ſchwarzkoͤpigte Goldbroſſel. Kleins Voͤgel⸗
hiſt. durch Reyger S. 67. n. 10. — Die
ſchwarzköpfigte Ammer, Sceligm. HL 49.
A. d. Ueberſ.
) Der ſchwarze Fleck, der die Kehle
und den vordern Hals bedeckt, hat in der
Buͤffons Vogel v. B.
Mitte feiner Lange einen Ausſchnitt.
**) Dieſes iſt der gelbe indianiſche
Staar (the yellew indian Sterling) des
Edwards, tab. 86. und des Albins,
Tom. II. pag. 38. Edwards würde dieſem
Vogel den Namen des geſprenkelten Icte⸗
rus (Spotted I&erus) Ba haben, wenn
er nicht den Albiniſchen Namen mit Fleiß
haͤtte beybehaften wollen Ich glaube, daß
biefes wohl der geſprenkelte Zeher (mottled
Jay) von Madras, und alſo die fünfte Erou-
piale des Briſſons ſeyn kann.
2) Der gelbe Staar, Kleins Voͤgelhiſt.
durch Keyger S. 64. n. 3. Picea ma-
‚deralpatana ſturni initar naculata, Raj.
Synopſ. au. pag. 175. tab. 1. fig 7. —
Der gelbe indianiſche Staar, Seeligmann
N I.
A. d. Ueberſ
Bb
194 Hiſtorie der Natur.
geſprenkelt die übrigen. Theile auf der untern Seite aber von einem dunklern Gelb.
Die obere Seite des Körpers iſt glänzend gelb; die ganzen Flügel find. braun und
gelb geſprenkelt; auch der Schwanz iſt gelb; jedoch find die beyden mittlern Ruder-
federn braun, mit einem gelblichten Auge beſetzt, und endigen ſich in eine
gelbe Spitze.
III. Der indianische Pyrol. (Le Loriot
des Indes).
Ua allen Pyrolen iſt dieſer am meiſten mit Gelb gezeichnet. Denn er iſt ganz
gelb; jedoch ſind hiervon ausgenommen, erſtlich ein azurblaues Hufeiſen, wel⸗
ches über den Scheitel des Kopfs weggehet, und ſich zu beyden Seiten an dem Win.
kel der Oeffnung des Schnabels endigt; zweytens einige laͤnglichte Flecke auf den
Deckfedern der Flügel, und drittens eine Binde, welche in der Mitte des Schwan.
zes queer über denſelben weggebet; alles dieſes iſt von azurblauer Farbe. — Der
Schnabel und die Fuͤße ſind glaͤnzend roth. f
Der geſtreifte Pyrol.
f raye). 1
TE IE UT: SET —„—
—
(Le Loriot
—
—
5 a dieſer Vogel von einigen fuͤr eine Amſel, von andern aber fuͤr einen Pyrol
$ gehalten worden ift, fo iſt ihm fein wahrer Platz zwifchen den Pyrolen und Am⸗
ſeln anzuweiſen, und da derſelbe uͤberdieſes noch nach andern Verhaͤltniſſen ges
bauet zu ſeyn ſcheinet, als jede von den erwaͤhnten zwo Arten, ſo bin ich geneigt, ihn
vielmehr für eine benachbarte oder Mittelart, als für eine bloße Abänderung anzu⸗
d ſehen.
*) Chlorio indieus, Aldrovand. Tom. I.
pag. 862. — Chloris indica, Fonft.. au. 01.
— Beym Briſſon iſt dieſes der Oriolus
indicus, le Loriot des indes, Tom. II.
pag. 328 f :
d. Verf. und Ueberſ.
as) Es iſt dieſes der Oriolus capite ftria-
to (Loriot & téte rayee) des Briſſons,
Tom. II. pag. 332. und die Merula bicolor
des Aldrovands, Tom. II. p. 623. und 624,
Ich weis niche, warum der letztere Schrift⸗
ſteller dieſe Art bisolor nennt, da ſie doch
nach ſeiner eignen Beſchreibung drey⸗ oder
viererley Farben in ihrem Gefieder hat,
nämlich Braun Weiß, und zweyerley Schat⸗
tirungen von Orangenfarbe. er
1) Turdus ex nigro et luteo rubeſcens,
Bar. — Merula bicolor, Forf. au. p. 107.
tab. 39. Raj. pag. 67. n. 17. Willugbby,,
A. d. Ueberſ.
Die Droſſeln. 195
ſehen. Der geſtreifte Pyrol iſt nicht fo groß als die Amſel, und überhaupt nach klei⸗
nern Verhaͤltniſſen gebildet. Sein Schnabel, Schwanz und Füße find kuͤrzer, je⸗
doch ſind die Krallen laͤnger. Er hat einen braunen Kopf mit feinen weißen Streifen.
Die Schwungfedern ſind gleichfalls bey ihm braun, und mit weiſſen Raͤndern beſetzt.
Der ganze Koͤrper iſt mit einer ſchoͤnen Orangenfarbe uͤberzogen, welche auf der obern
Seite dunkler iſt als auf der untern; der Schnabel und die Krallen find faſt eben fo
‚gefärbt. Seine Füße find gelb.
Die Droſſeln. (Les Give.
ie Familie der Droſſeln hat ohnſtreitig eine große Aehnlichkeit mit den Am⸗
3 fein D. Demohnerachtet aber iſt doch die Aehnlichkeit nicht fo groß, daß beyde
Familien ſich unter eine Benennung bringen ließen, wie dieſes viele Natur⸗
forſcher gethan haben. Und es ſcheinen hierinnen die gemeinen Leute richtiger zu han⸗
deln, wenn ſie verſchiedenen Dingen auch verſchiedene Namen beylegen. Droſſeln
(Grives) hat man ſolche Voͤgel genennet, deren Gefieder ſprenklicht (grivele) **), oder
auf der Bruſt mit kleinen gewiſſermaßen regelmäßig ausgetheilten Flecken beſetzt iſt *).
Mit dem Namender Amfelı hingegen hat man diejenigen Voͤgel bezeichnet, deren Gefieder
mehr einfarbig iſt, oder nur große Flecken von einer andern Farbe hat. Ich nehme auch
dieſen Unterſchied der Namen um fo viel lieber an, da ſich dieſe Voͤgel nicht bloß in
Anſehung des Gefieders von einander unterſcheiden, und da ich den Amſeln in der
Folge einen beſondern Abſchnitt widmen werde, ſo will ich mich hier bloß auf die
Droſſeln einſchraͤnken. Diejenigen Droſſeln, welche ſich bey uns in Frankreich auf
halten, theile ich in vier Hauptarten ein, zu deren jeder ich, meinem Plan zu Folge,
die gehörigen Spielarten, und fo viel moͤglich, die fremden ähnlichen Arten rech⸗
nen werde. ;
Bb 2 Meine
*) Merulae et Turdi amicae ſunt aues,
ſagt Plinius. Es iſt auch kein Zweifel,
daß die Amſeln und Droſſeln gemeinſchaft⸗
lich fliegen, da fie gemeiniglich zu gleicher
Zeit in einem Retz gefangen werden.
*) Das franzöſiſche Wort grivele iſt of⸗
fenbar aus dem Worte Grive gemacht wor⸗
den, und dieſes letztere ſcheint von dem Ge⸗
ſchrey der meiften dieſer Vögel entſprungen
zu ſeyn.
**) Obgleich die Alten ſelten eine Bes
ſchreibung von ſehr bekannten Voͤgeln ge⸗
macht, ſo iſt doch dem Ariſtoteles ein
Kennzeſchen entwiſcht, nach welchem alle
unter dem griechiſchen Wort N begrif⸗
fene Voͤgel, welches im Franzoͤſiſchen Grives
heißen, ſprenklicht waren. Denn er
ſagt von dem Turdus ilfacus, welches un:
ſere Rothdroſſel (Mauvis) iſt, fie ſey we⸗
niger geſprenkelt als die uͤbrigen Arten.
Hiſtoria Animalium Lib. IX, Cap. XX.
296 Hiſtorie der Natur.
Meine erſte Art iſt die eigentliche ſogenannte Droſſel oder Weißdroſſel, La Grive
groprement dite, welche auf der-geöten illuminirten Rupfertafeb unter dem Namen Litorne
vorgeſtellt worden iſt. Ich fuͤhre bierbey als Spielarten die weiß loͤpfigte Droſſel A
Aldrovands und die gehaͤubte Droſſel des Schwenckfelds 11 Zu den ſre
dieſer Art aͤhnlichen Voͤgeln rechne ich die auf der 398ſten Kupfertafel unter der a
Figur abgebildete guianiſche und die kleine amertkaniſche Droſſel, deren Catesby
erwaͤhnet ). Die zweyte Art iſt die Miſteldroſſel oder der Schnerrer, La Draine,.
(ſiehe die 48gfte illuminirte Kupfertafel). Es iſt dieſes der Turdus viſciuorus der Alten;
ich betrachte die weiſſe Droſſel e als eine Spielart derſelben. Die dritte Art iſt die
Wachholderdroſſel oder der Ziemer oder Krammetsvogel, La Litorne, welche
auf der 4goften Kupfertafel unter dem Namen Calandrote abgebildet if. Von den
Alten wurde fie Tur dur pilaris genennet. Spielarten von ihr finds Kleins ſchwarz⸗
gefleckte und Briſſons weißkoͤpfigte Wachholderdroſſel. Fuͤr fremde damit
verwandte Arten ſehe ich den karoliniſchen Ziemer des Catesby 70. den Briſſon
zu ſeiner achten Droſſel macht, und den kanadiſchen Ziemer des Tatesby **) an,
welcher des Briſſons neunte Droſſel iſt. Die vierte Art iſt die auf der 5 rſten
illuminirten Kupfertafel vorgeſtellte Rothdroſſel, Mauvis, der Turdus iliacus der
Alten, und unſere wahre burgundiſche Calandrote.
Nach dieſen vier Hauptarten führe ich endlich noch einige auslaͤndiſche Droſſeln
an, welche nicht bekannt genug ſind, um ſie zu einer oder der andern Art zaͤhlen zu
koͤnnen. Dergleichen iſt Shaws grüne barbariſche. Droſſel }) und Briſſons
chineſiſcher Hoami +}). Dieſem letztern räume ich, bloß auf die Verſicherung dies
ſes Naturforſchers „eine Stelle unter den Droſſeln ein, obgleich dieſer Vogel
nicht nur in Ruͤckſicht auf ſein Gefieder, als welches nicht geſprenkelt iſt, ſondern
auch in 4 der Vergaͤltniſſe feines: Koͤrpers von den Droſſeln abzuweichen
ſcheint.
Von den vier Hauptarten, welche in unſerm Klima zu Haufe find, hat die erfte,
naͤmlich die eigentliche Droſſel, mit der zweyten oder der Miſteldroſſel einige Aehn⸗
lichkeit. Es ſcheinen beyde nicht ſo ſehr an die Nothwendigkeit gebunden zu ſeyn,
ihren Aufenthalt zu veraͤndern, weil ſie gleichfalls oft in Frankreich, Deutſchland,
Italien, mit einem Wort, in- denjenigen Ländern bruͤten, wo ſie den Winter zuge⸗
bracht haben; beyde ſingen ſehr ſchoͤn, und gehoͤren unter die kleine Anzahl von
Voͤgeln, deren Geſang aus mancherley Gaͤngen zuſammengeſetzt iſt; beyde
ſcheinen ein wildes Naturell, und keine geſellſchaftlichen Sitten zu haben,
denn ſie ziehen, nach den Beobachtungen einiger Naturforſcher, nur einzeln herum.
Außer den: erwähnten: ähnlichen: Zügen: giebt Friſch noch andere wichen dieſen
benden
*) Tom, L pag. 3 »: Travels, pag. 25
) Ibid pag. 28. TH; Die ſiebente Deoffel des Briffons,
2%%*) Ibid: pag. 29: Tomi Il. pag. 221
Die Droſſeln. 197
beyden Arten an, welche in ben Farben des Gefieders, der Ordnung ihrer Verthei⸗
lung u. ſ. w beſtehen >»
Die beyden letztern Arten, namlich der Fiemer und die Rothdr offel, kommen
ihrerſeits darinnen mit einander uͤberein, daß fie in zahlreichen Haufen fliegen, mehr
einen gewiſſen Strich gelten faſt niemals in Frankreich niſten, und aus dieſer Ur⸗
ſache nur hoͤchſt ſelten ſingen ). Daher iſt auch ihr Geſang nicht nur den mehre⸗
ſten Naturforſchern, ſondern auch den meiſten Jaͤgern gaͤnzlich unbekannt. Ihre
Stimme iſt mehr ein Zwitſchern als Geſang, und wenn ihrer ohngefähr zwanzig auf
einem Pappelbaume bey einander ſitzen, fo zwitſchern fie alle zu gleicher Zeit, machen:
ein ſehr großes Geraͤuſch, und geben ſehr wenig melodiſche Toͤne von ſich.
Unter den Droſſeln haben uͤberhaupt die Maͤnnchen sowohl als die Weibchen
faſt einerley Groͤße, und ſie ſind zu gewiſſen Jahreszeiten einer Veraͤnderung ihrer
Farben unterworfen ***). Bey allen iſt das erſte Glied der aͤußern Zaͤhe mit dem
erſten Gliede der mittlern vereiniget, die Raͤnder des Schnabels haben gegen die
Spitze zu einen Einſchnitt, und ſie leben alle von keinen Koͤrnern, entweder weil die⸗
ſes kein für ihren Appetit ſchickliches Futter, oder weil ihr Schnabel zum Zerhacken.
und ihr Magen zur Verdauung deſſelben zu ſchwach ift: Sie leben vorzuͤglich von
Beeren, weßwegen ihnen auch die Benennung der beerenfreſſenden (baccivores)
Voͤgel beygeleget worden iſt. Jedoch freſſen ſie auch Inſekten und Wuͤrmer; und
zwar laufen fie nach Regenguͤſſen auf den Feldern herum, und ſcharren in der Er⸗
de, um diejenigen Würmer zu haſchen, welche zu dieſer Zeit aus der Erde her⸗
vorkommen; dieſes pflegen beſonders die Weißdroſſeln und die Miſteldroſſeln zu thun.
Im Winter fuchen fie gleichfalls auf dieſe Art ihre Nahrung an freyen Oertern, wo
die Erde aufgethauet iſt.
Ihr Fleiſch iſt ein ſehr ſchmackhaftes Eſſen, beſonders das Fleiſch von der
Weißdroſſel und der Rothdroſſel. Jedoch hielten die alten Roͤmer noch mehr dar⸗
auf als wir t), denn fie verwahrten dieſe Voͤgel das ganze Jahr hindurch, in ges
wiſſen Vogelhaͤuſern, die verdienen, daß ich noch etwas von ihnen erwaͤhne. Je⸗
des Vogelhaus enthielt viel tauſend Droffeln und Amſeln, andere eßbare Voͤ⸗
gel ungerechnet, als zum Beyſpiel Ortolanen „ Wachteln u. ſ. w. und die An⸗
zahl dieſer Vogelhaͤuſer war um Rom, beſonders in dem Lande der Sabiner,
ſo groß, daß der Miſt der e zum Duͤngen der Felder angewendet wurde.
Bb 3 Vorzůg⸗
) Sriſch Beſchreibung der ſiebem und tur Turdus pilaris, in hieme vero tanta co-
zwanzigſten Kupfertafel. pia eſt, vr nullius auis major fir.
r) Alius eis hieme color,, alius: ellate.
*) Friſch, flehe-deffen: acht und zwan: Aiſtute les.
zigſte Kupfertafel. — In aeſtate apud nos,, 7) Imer aues turdus — — Inter qua.
jagt: Turner, aut rare, aut nunquam vide drupedes gloria prima lepus;. Martialis.
198 Hiſtorie der Natur.
Vorzuͤglich merkwuͤrdig aber iſt es, daß man auch damit Ochſen und Schweine
mie), |
Die Droſſeln hatten in dieſen Haͤuſern weniger Freyheit als unſere Tauben in
den Taubenſchlaͤgen, denn fie durften niemals ausfliegen, daher legten fie auch kei.
ne Eyer. Da man ihnen aber uͤberftüßiges und ausgeſuchtes Futter reichte ſo wur⸗
den fie zum größten Vortheil ihrer Eigenthümer ſehr ſett *). Obgleich die einzel⸗
nen Vögel ihre Knechtſchaft gerne zu ertragen ſchienen, ſo blieb doch die Art gan
frey. Dieſe Droſſelhaͤuſer waren gemwötdte runde Haͤuſer, in denen man 9e
elne große Menge von Sproſſen befeſtiget hatte, weil die Droſſeln unter diejenigen
Voͤgel gehoͤren, welche ſich auf Stengel ſezen. Der Eingang war eine ſehr niedrige
Thure; man fahe auch ſehr wenig Feuſter darinnen, und dieſe waren ſo angelegt
daß die eingeſperrten Droſſeln weder das Feld, noch Waͤlder, noch wilde in Freybelk
herumfliegende Vögel, noch irgend etwas erblickten, was ihren Kummer wieder rege
anachen und ihr Fettwerden hindern konnte. Sklaven Dürfen nie zu deutlich ſehen
Man ließ alſo nicht mehr Licht für fie hineinfallen, als fie noͤthig hatten diejenigen
Dinge zu erkennen, die für ihre Hauptbeduͤrfniſſe hinreichend waren. Ihr Futter
beſtand aus Hirſe, einem aus zerſtoßenen Feigen und Mehl gemachten Teige, aus
Maſtixbeeren, Heidelbeeren, Epheubeeren, mit einem Worte, aus lauter ſolchen
Sachen, die ihr Fleiſch ſaftig und ſchmackhaft zu machen wermögend waren. Durch
dieſes Vogelhaus hatte man die Queere durch eine Rinne mit fließendem Waſſer zum
Trinken fuͤr die Voͤgel geleitet. Wollte man dieſelben zum Gebrauch berausneh⸗
men, fo gab man ihnen mehr und beſſere Koſt als gewoͤhnlich, ja man behandelte
ſie mit ſo großer Aufmerkſamkeit, daß man die fetten und zum Gebrauch taugtichen
Droſſeln unvermerkt in ein kleineres an das erwähnte Haus paſſendes Behaͤltniß eins
gehen ließ, und fie erft nach verſchloſſenem Zugange aus einem in das andere heraus
nahm, um alles zu vermeiden, was die zurückbleibenden hätte unruhig und mager
machen koͤnnen. Man gieng noch weiter, und ſuchte fie dadurch zu tauſchen daß
man die Wände mit friſchen Zweigen und Laub behieng, welches man oft wieder er⸗
neuerte, damit ſie glauben moͤchten, ſie lebten in waldigten Gegenden. Kurz ſie
wurden als Sklaven ſeyr gut gehalten, weil der Eigen huͤmer ſeinen Nutzen dap
zog. Die erſt vor kurzem gefangene Droſſeln wurden in kleinere abgeſonderte Häufer
*) Ego arbitror praeftare (ſtercus) ex
auiariis turdorum ac merularum, quod non
folum ad agrum vtile, ſed etiam ad eibum
ita bubus et ſuibus, vt fiant pingues. %
de re ruſtica, Lib. I. Cap. XXVII.
*) Außer der Serichzeit wurde jede ges
maͤſtete Droſſel bis zu drep roͤmiſchen De⸗
einige
narien verkaufet, welche ohngefaͤhr dreyßig
Sols franzoͤſiſcher Münze (neun bis zehn
Groſchen von unſerm Gelde) beeragen.
Der Nutzen von biefan Handel aber ſtieg
bey einem Stege oder andern Öffentlichen
Fefe bis auf zwoͤlfhundert Procent. C/
mella de re ruſtiaa Lib. LIII. Cap. X. V
Lib. III. Cop. V. e
.
1
Arc
Die Drofeln, ee
einige Zeit lang mit ſchon Eingewoͤhnten eingeſperret ); und durch alle dieſe ſorg⸗
faltig angewandte Mittel erreichte man zwar den Zweck, fie an die Sklaverey in
etwas zu gewoͤhnen, allein fie find dadurch faſt nie zu wirklich zahmen Voͤgeln ger
macht worden. g f
Von dieſem Gebrauch der Alten findet man noch einige Spuren bey den Neuern,
die ihn aber vollfommmner gemacht haben. Denn in gewiſſen Provinzen Frankreichs
pflegt man an Bäume, die von den Droſſeln oft beſuchet werden, Naͤpfe zu befeiti-
gen, worinnen die Droſſeln Schutz, Bequemlichkeit und Sicherheit, ohne Verluſt
ihrer Freyheit, inden. Hierein legen ſte ihre Eher **), bruͤten fie aus, und ziehen
die Jungen darinnen auf. Und zwar kommen ſie in dieſen kuͤnſtlichen! Meſtern weit
ſicherer mit den erwähnten Befchäftigungen zu Stande, als dieſes in den von ihnen
ſelbſt erbauten Reſtern geſchehen waͤre. Hierdurch wird auch auf eine doppelte Art
ihrs“ s ſchlecht vermehret, weil erſtens dadurch ihre Brut erhalten wird, und weil fie zwey⸗
tens ſehr leicht in einem Jahre zweymal brüten koͤnnen *), da ihnen nicht ſo viel
Zeit zu der Errichtung ihrer Neſter verloren gehet. Finden fie keine dazu eingerich⸗
teten Naͤpfe, ſo bauen ſie ihre Neſter ſelbſt auf Baͤume, oder auch in Straͤucher,
und zwar ſehr kuͤnſtlich. Sie überziehen dieſelben von außen mit Moos, Stroh,
trocknen Blättern u. fi w. inwendig aber machen fie eine Art von feſtem Moͤrtel, der
aus feſtem, unter einander geruͤhrtem und geſchlagenem Schlamm verfertiget, und
mit kleinen Stuͤcken Stroh und zarten Wurzeln ſtaͤrker gemacht wird. Auf dieſen
Moͤrtel legen die meiften Droſſeln ohne Unterlage, ohne Polſter, ihre Eyer, und
thun alſo das Gegentgeil von dem, was die Aelſtern und Amſeln zu thun pflegen. Dieſe
Neſter ſehen wie hohle Halbkugeln aus, und haften oöngefähr vier Zoll im Durch⸗
meſſer. Die Eyer aͤndern, nach Verſchiedenheit der Arten, vom Blau ins Gruͤne
ab, und ſind mit kleinen dunkeln Flecken, die man am haͤufigſten am dickern Ende
derſelben antrifft, beſetzt. Jede Art hat ihr eignes Geſchrey. Zuweilen hat man es
mit ihnen fo weit gebracht, daß fie Worte nachgeſprochen haben +); jedoch darf man
dieſes nur von der eigentlichen Droſſel oder von der Miſteldroſſel verſtehen, als
bey denen die Werkzeuge der Stimme vollkommner als bey den übrigen zu
ſeyn ſcheinen. . 8 ö 8
Es behaupten zwar einige, daß die Droſſeln ganze Wachholder⸗Miſtel' Epheu⸗
beeren u. ſ. w. verſchluckten, und ſolche oft ſo gut behalten wieder von ſich gaͤben, daß
) Columella et Firro locis citatis.
ve) Belon Nature des Oiſeaux pag. 325.
* ⁰Es ſcheint ſogar, als ob fie dreymal
bruͤteten. Denn Salerne bat zu Anfange
des Septembers ein Neſt von Weindrof⸗
ſeln gefunden, worinnen drey noch unaus⸗
gebruͤtete Eyer befindlich waren. Dieſes.
hat faſt das Anſehen von einem dritten Brü⸗
105 Hiſtoire naturelle des Giſeaux, pag.
169. 5
) Agrippina coniux Gl. Caeſaris turdum
Dabult, quod nunquam ante, imitantem
fermones hominum.. Plimias Lib, , Cap.
XLII..
*
200 Hiſtorie der Natur.
‘fie in einem guten Erdreiche Wurzel faſſen und Früchte fragen ſollen ). Allein
Aldrovand verſichert, er habe dieſe Voͤgel wilde Weinbeeren (vigne ſauvage) und
Miſtelbeeren verſchlucken laſſen, in ihren Exerementen aber nie eine von dieſen Beeren
gefunden, die ihre Geſtalt behalten haͤtte **), f 5
Die Droſſeln haben einen mehr oder weniger muſkuloͤſen Magen, keinen Kropf,
auch keine Erweiterung in der Speiferöhre, welche die Stelle eines Kropfs erſetzen Fönnte,
und faſt gar keinen Blinddarm. Bey allen aber erblickt man eine Gallenblaſe, eine
in zwey oder mehrere Spitzen getheilte Zunge, achtzehn Schwungfedern in jedem Fluͤ⸗
gel, und zwoͤlf Ruderfedern im Schwanze⸗
Es ſind dieſes traurige und melancholiſche Voͤgel, und, wie es gemeiniglich zu
geſchehen pflegt, deſto mehr fuͤr ihre Freyheit eingenommen. Sie ſpielen nicht, und
kaͤmpfen auch nicht mit einander, noch weniger aber buͤcken fie ſich unter das Joch
der Hausgenoſſenſchaft. So groß indeſſen auch ihre Siebe zur Frepheit iſt, ſe ſehr
mangelt es ihnen an Mitteln, ihre Freyheit und ſich ſelbſt zu erhalten. Faſt das
einzige Mittel, wodurch fie dem Bley des Jägers zus) und den Faͤngen der Raub⸗
voͤgel noch entrinnen koͤnnen, iſt ein ungleicher, ſchieſer und ſchlangenförmiger Flug.
Können ſie einen dickbelaubten Baum erreichen, ſo bleiben ſie darauf ſitzen, regen
fih aus Furcht auf demſelben gar nicht, und ſind ſchwer davon zu verjagen f). In
Netzen werden fie zu Tauſenden gefangen. Die Weißdroſſel aber und die Roth⸗
droſſel laſſen ſich am leichteſten in Schlingen fangen; dieſe beyden Arten kann man auch
durch das Locken bekommen. Dieſe Schlingen oder Dohnen werden aus zwey oder dren
Pferdehaaren gemacht, die man in einander ſchlingt, und zu einer Schleife macht.
Man bringt dieſelben um Wachholderbeerſtraͤuche, Sperberbaͤume, in der Nahe ei⸗
nes Brunnen, oder auf einem Weinberge an, und wenn ein ſchicklicher Oet dazu
gewählt, und die Schlingen gut gelegt ſind, ſo faͤngt man in einem Umfange von
hundert Morgen Landes viel hundert Droſſeln in einem Tage. }
Man ſiehet aus den in verſchiedenen Laͤndern angeſtellten Beobachtungen, daß
die Droſſeln, wenn ſie gegen den Anfang des Herbſtes in Europa erſcheinen, aus
den nordiſchen Gegenden mit den unzaͤhlbaren Haufen Vögeln von allerley Art an⸗
kommen, welche bey der Annäherung des Winters uͤber die Oſtſee ſtiegen, aus Lapp⸗
land, Sibirien, Liefland nach Pohlen und Preußen, und von da nach den mehr
ſuͤdlichen Landern ziehen ). Zu dieſer Zeit iſt der Ueberfluß an Droffeln auf der
mittaͤgi⸗
4) Diffeminator vilei, — —- juniperi.
Linnaeus Sy ſtem. Naturae Edit, X., p. 168.
**) Ornirhologia Tem, II. pag. 585.
ust) Geſchickte Jaͤger haben mich werſi⸗
chert, daß die Droſſeln ſehr ſchwer, und
noch ſchwerer als die Schnepfen (Beccaflines)
zu ſchießen waren.
Droſſel, daraus gemacht.
+) Aus dieſer Urſache hat man fie viel⸗
leicht fuͤr taub ausgegeben, und das Sprich⸗
wort: Xußoregos Kıyan, fo taub als eine
KEuſere Jaͤger
wiſſen aber ſehr wohl, daß die Droſſeln ein
ſehr feines Gehoͤr haben.
1) In der Gegend um Woroneſch in
Rußland
; Die Droſſeln.
mittaͤgigen Kuͤſte des balthiſchen Meeres fo groß, daß nach Kleins Berechnung bloß
in der Stadt Danzig auf neunzigtauſend Paar jährlich verzehret werden ). Es iſt
auch nicht weniger gewiß, daß diejenigen Droſſeln, welche den Gefahren unterwegens
entronnen find, nach dem Winter wieder nach Norden zuruͤckziehen. Uebrigens kom⸗
men ſie nicht alle zu gleicher Zeit an. In Burgund erſcheint zuerſt die eigentliche
Droſſel gegen das Ende des Septembers; hernach die Rothdroſſel; ſodann der Ziemer
nebſt der Miſteldroſſel. Dieſe letztere Art iſt jedoch bey weitem nicht fo zahlreich“)
als die uͤbrigen; ſie muß auch in der That weniger zahlreich ſcheinen, wenn gleich weiter
keine Urſache vorhanden wäre, als die, daß ſie mehr zertheilet ift als die andern.
201
Man darf auch nicht glauben, daß alle Droſſelarten immer iin einerley Anzahl
ſtreichen. Zuweilen iſt ihre Anzahl ſehr geringe, weil die Witterung entweder ihrer
Vermehrung oder ihrem Strich zuwider iſt ***); zu andern Zeiten aber kommen fie
in großer Menge an. Ein ſehr aufmerkſamer Beobachter t) hat ungeheure Wol⸗
ken von Droſſeln allerley Art, vorzuͤglich aber Rothdroſſeln und Ziemer, im Maͤrz⸗
monat in Brie fallen, und eine Gegend von ohngefaͤhr ſieben oder acht Meilen gleich⸗
ſam damit bedeckt geſehen. Dieſer Zug, von dem man kein gleiches Beyſpiel aufe
zuweiſen hat, dauerte beynahe einen Monat, und man bemerkte dabey, daß in dem
vorhergegangenen Winter die Kaͤlte ſehr lange gedauert hatte.
Die Alten ſagten, die Droſſeln kaͤmen alle Jahre um das Herbſtaͤquinoctium
nach Italien von den jenſeitigen Meeren, und giengen um das Fruͤhlingsaͤquino⸗
etium wieder dahin zuruͤck; (dieſes gilt nicht von allen, wenigſtens nicht von denen:
jenigen, die ſich in Burgund auf galten), und im Hin» und Herziehen verſammleten
ſich dieſelben auf den an den Kuͤſten Italiens gelegenen Inſeln Pontia, Patmaria
und Pandataria ff), und ruheten daſelbſt aus. In Malta, wohin fie im Oetober
und
Rußland kommen, wie Gmelin (Reiſe durch
Rußl. Th. 1. S. 77.) berichtet, die Droſ—
ſelarten um die Mitte des Aprils an. —
Nach Konſtantinopel kommen fie im Septem⸗
ber, und ziehen von da auf die mitternäch-
tigen Gegenden zu. Forsa Deſcript. ani-
mal. pag. 7.
5 A. d. Ueberſ.
*) Ordo avium pag. 178.
) Klein am angeführten Orte.
) Die Rothdroſſeln ſollen in manchen
Jahren in Provence ſehr ſelten ſeyn. Eben
Buͤffons Vogel V. B.
dieſes gilt auch von den mehr nach Norden
zu liegenden Laͤndern.
+) Herr Zebert, Generaleinnehmer bey
der außerordentlichen Kriegskaſſe, wel⸗
cher den dunkelſten Theil der Voͤgelgeſchich⸗
te, naͤmlich die Sitten und Naturtriebe der
Vogel, durch viele und brauchdare Beobach⸗
tungen bereichert hat.
t) Varro de re ruſtica Lib. III. Cap. V.—
Dieſe Inſeln liegen von Rom aus ein wenig
weſtwaͤrts nach Süden zu. Pandat artaſoll
die heut zu Tage unter dem Namen Vento⸗
tene bekannte Juſel ſeyn.
Ce
Hiſtorie der Natur.
und November kommen, ruhen fie gleichfalls aus; der Norbweſtwind führe einige
Haufen davon nach dieſer Inſel, und bey dem Suͤd⸗ oder Suͤdweſt winde verſchwinden fie
zuweilen. Sie ziehen jedoch nicht allemal mit beſtimmten Winden, ſondern ihre Ans
kunft haͤngt mehr von der Temperatur der Luft, als von der Richtung des Windes
ab; denn wenn an einem heitern Tage der Himmel ſich plotzlich mit Wetterwolken
uͤber ziehet, fo iſt das Erdreich daſelbſt uͤber und über mit Droſſeln bedeckt =). Uebrigens
ſcheint es nicht, als ob die Inſel Malta das Ziel der Wanderung der Droffeln gegen
Mittag zu ſey, weil doch die afrikaniſchen Kuͤſten ſo nahe liegen. Es ſollen ſich
auch. Droſſeln in dem Innern dieſes Erdtheiles aufhalten, und von dort aus alle
Jahre nach Spanien ziehen **),
Die in Europa zuruͤckbleibenden Droſſeln halten ſich den Sommer hindurch in
Waͤldern auf Bergen auf. So wie ſich der Winter naͤhert, verlaſſen ſie das Innere
ber Waͤlder, wo ſie alsdenn weder Fruͤchte noch Inſekten zu ihrem Unterhalt fin⸗
den, und ſchlagen ihre Wohnung an den Graͤnzen der Wälder oder den daran ftof-
ſenden Ebenen auf. Ohnſtreitig hat man es dieſer Wanderung zu danken, daß
zu Anfange des Novembers in dem Walde bey Compiegne ſo viele Droſſeln gefan⸗
gen werden. Es geſchiehet ſelten, wie Belon verſichert, daß man von den verſchie⸗
denen Arten dieſer Voͤgel zu einerley Zeit und an einerley Orten eine große Menge
antreffen ſollte “). ;
Bey allen, oder faſt bey allen Droffeln ſiehet man an den Raͤndern der obern
Kinnlade, gegen die Spitze derſelben, einen Einſchnitt. Das Innere des Schna—
bels iſt gelb; ſeine Grundflaͤche iſt mit einigen ſchwarzen nach vorne zu gekehrten Haa⸗
ren oder Borſten beſetzt; das erſte Glied der aͤußern Zehe iſt mit dem erſten Gliede der
5 mittlern
202
) Man ſehe die Lettres de M. le Com-
mandeur Godeheu- de--Riville Tom. I. pag.
91. 92. in den Meémoires préſentés A PAca.
demie royale des Sciences par les Savane
etrangers.
=) „Da ich,, ſagt der Ueberſetzer des
Edwardſchen Werks, „im Jahr 1707 im:
„Königreich Valenzia in Spanien an den
„Kuͤſten des Meeres, nahe bey Caſtillon de
„la. Plana war, ſahe ich im October große
„Haufen Vögel aus Afrika in gerader Linie
„her uͤber kommen. Man tödtere einige das
„bn, und fand, daß es Droſſeln waren,
„fie waren aber fo trocken und mager, daß
„fie weder Fleiſch noch Geſchnack hatten.
„Die Einwohner der daſigen Gegenden ver⸗
yſicherten mich, daß fie alle Jahre in aͤhn⸗
lichen Schaaren hieher kaͤmen, der größte
„Theil davon aber noch weiter zoͤge. Siehe
Edwards in der Vorrede zum erſten Ban⸗
de S. 27. — Nimmt man dieſen Umſtand
für wahr an, fo glaube ih mit Grunde
zweifeln zu koͤnnen, daß dieſe im October
nach Spanien angekommene Droeſſeln auch
wirklich aus Afrika gekommen ſind; denn
der gewohnliche Weg dieſer Voͤgel iſt dem
bier angefuͤhrten ganz entgegengeſetzt. Ue⸗
brigens aber beweiſet die Richtung des Flu⸗
ges gleich bey ihrer Ankunft gar nichts, da
dieſelbe durch tauſend zufaͤllige Urſachen bey
einem etwas lange dauernden Ueberſetzen
verſchieden gemacht werden konnte.
) Belon Nature des Oiſeaux p. 326.
Die Droſſeln. 203
mittlern verwachſen; der obere Theil des Körpers von braͤunlichter, der untere aber
von einer hellern Farbe und geſprenkelt. Die Laͤnge des Schwanzes endlich iſt bey
allen, oder faſt bey allen, fo groß als der dritte Theil der Lange des ganzen Körpers,
und dieſes fallt nach Verſchiedenheit der Arten zwiſchen acht und eilf Zoll. Sie
macht aber nur zwey Drittel der Fluͤgelbreite aus. Die Flügel, wenn fie gefal«
ten ſind, erſtrecken ſich wenigſtens bis an die Haͤlfte des Schwanzes, und die Schwe⸗
re eines ſolchen Vogels betraͤgt nach Beſchaffenheit der Art drittehalb bis fuͤnfte⸗
halb Unzen. ;
Klein jagt, er wiſſe aus ſichern Nachrichten, daß der mitternächtige Theil von In⸗
dien gleichfalls ſeine beſondern Droſſeln habe; jedoch ſollen ſie von den unſrigen darin⸗
nen verſchieden ſeyn, daß fie ihr Klima niche veraͤndern ). 5
Zuſatz.
Linne, welcher die Gattung der Droſſeln unter den Singvoͤgeln (Paſſeres) nach
dem Staargeſchlechte abhandelt, giebt folgende generiſche Kennzeichen von den⸗
ſelben an. Ihr Schnabel iſt rundmeſſerfoͤrmig, die Spitze der obern Kinnlade biegt
fi) herab, und iſt mit einem Ausſchnitt verſehen. Die Naſenloͤcher ſind zwar mit
keinen Federn, aber doch am obern Theile zur Haͤlfte mit einer zarten Haut bedeckt.
Um den Schlund ſtehen ſteife Haare. Die Zunge hat viel ESinſchnitte und iſt gleich⸗
ſam ausgefaſert. 8
*) De Auibus pag. 17
——
— een 2 56
204
as sen —— —
Hiſtorie der Natur.
ä — ——
—— — —— — —
Die eigentliche Droſſel oder die Weißdroſſel.
(La Grive). )
Siehe die 406 illnminirte Kupfertafel (wo dieſs Droſſelaus Verſehen Litorne
genennet worden ff) und auf unſerer sten Kupfectafel die erſte Figur.
) Die eigentliche Droſſel. Auf Griechiſch
Kıyıa, KU. Lat. Turdis, Turdus minor,
Turdus muſicus. Ital. lordo mezzano..
Span. Zorzal. Deutſch Droſſel oder Droſtel,
(ein Wort, das auf 7 oder 8 mancherley Arten
nach den verſchiedenen Dialekten abgeaͤndert
wird, und zu welchem bisweilen Beynamen ge⸗
ſetzt werden, die auf das Gefieder oder den Ge;
fang des Vogels Beziehung haben) ferner Sing⸗
droſſel, Weißdroſſel u.ſ.w. Im Brandenburgi⸗
ſchen (und Franken) Zippe Engl. Uhroſtie,
Troſſel, Thruſh, Song-! hruſh, Mavis. In-
Wa kes Ceiliog bron fraith, Poln. Prozd In
Smaland Klera. In Oſtgothland Klaedre.
In gewiſſen Provinzen Frankreichs Tourdre,
petit Tourd, Oiſeau Dunette, Grive, Si-
ſelle, Vendangette, Grivette, Mauriette.
Da Salerne bemerkte, daß dieſe Droſſel
im Engliſchem Mavis, und im Franzsſi⸗
ſchen, in Brie und einigen andern Gegen:
den Mauvis genennt wurde, ſo glaubte er,
es mare dieſes der wahre Mauvis (oder die
ſogenannte Rothdreſſel), und daher eignete
er ihr alle die Namen zu, welche Belon (ſiehe
Nature des Oifeaux pag. 327.) der wah⸗
ren Rothdroſſel beygelegt hat. Harte aber
nur dieſer Naturforſcher mit einem aufmerk⸗
ſamen Blick dieſe beyden Voͤgel, oder auch
nur ihre Beſchreibungen verglichen, ſo wür⸗
de er gefunden haben, daß der Mauvis des
Belon unter den Fluͤgeln und am Rande
derſelben orangenfarbig iſt, und alſo der
Rothdroſſel (Grive rouge) hierinnen gleichet,
die Salerne zu ſeiner vierten Art macht,
und gar nicht mit der zweyten Art, welche
er die Heine Miſteldroſſel (Pezire Grive de
Ich
\
Cay) nennet, uͤbereinkommt Dieſes letztere
iſt diejenige, welche wir in des; gegenwartigen
Abſchnitt betrachten; die untere Seiſe ihrer
sörhlichen Flügel fallt ein wenig ins Citro⸗
nengelbe. Siehe deffelben Hifteire des Oi-
feaux pag. 168. — Ein Hollander, der auf
Reiſen geweſen war, verſicherte mich, die
gemeine Droſſel, welche in Holland ſehr
haufig angetroffen wird, waͤre daſelbſt fo
wie in Riga und andern Drten unter dem
Namen des Krammetsvogels (Litorne) be⸗
kannt ef). — Es iſt dieſes Furdus minor, pe-
tite Grive des Briſſons und feine zwote Art.
Tom H. pag. 205. 5 ’
7) Man: pflege im gemeinen Leben alle
vier Droſſelarten unter dem Namen der
Krammetsvögel oder auch Großvsgel zu
begreifen.
A. d. Ueberſ.
1) Turdus colore cinereo, maculato, ro-
fo flausſcente, Ber. — Turdus minor
alter, Gegner au. 762. Raj. Synopſ. au. 64.
n. 2. — Turdus fimpliciter di&tus: viſei-
vorus minor, Aldrovhnd. orn. 2. pag. 599.
tab. 690. Vhnſt. au 104. t. 39. Sibbald Scor,
Mavis, Thraftle, Song thruſh, Ming
orn. 13%, tab. 37. — Lordo mezzano, Olina.
au. 25 — Petite Grive,. Mauvis ou Grive
ordinaire, Belun au 226 Albin. au. I.
pag 33. tab-34. --- Purdus minimus no-
ſtras, Weindroſſel, Sangdroſſel, Kleins
Voͤgelhiſt. durch Reyger S. 66. n. 4. —
Turdus muſicus Singdroſſel, Weißdreffel, -
Friſch Voͤg. Deutschl Taf. 27. Schvvenckf,
Rzucz. — Die eigentlich ſogenannte Dro⸗
ſchel,
Die eigentliche Droſſel oder die Weißdroſſel. 205
Hoch betrachte dieſe Art hier als die erſte, weil ihr Name der ganzen Gattung bey⸗
gelegt worden iſt, ihrer Größe nach aber füllte fie die dritte in der Ordnung
a ſeyn. Sie iſt in gewiſſen Gegenden Burgunds ſehr gemein, wo fie die Land⸗
leute unter dem Namen Grivetee und Maworerte kennen, Sie koͤmmt daſelbſt gewoͤhnli⸗
cher Weiſe um die Zeit der Weinleſe an, und ſcheint durch die Reife der Trauben da⸗
bin gezogen zu werden, Daher hat fie auch ohuſtreitig den Namen Weindroſſel
(Grive de eigne) ergalten. Wenn die Froͤſte ſich einſtellen, ſo entfernet ſich dieſelbe,
läßt ſich im folgenden Maͤrz oder April wieder ehen „und ziehet im Maymonat wie⸗
der weg. Unterwegens verlieren ſich immer einige von dem Haufen „ die entweder
nicht nachfolgen koͤnnen, oder die, weil ſie den fanften Eindruck des Frühlings maͤch⸗
tiger empfinden als die ubrigen, in den Wäldern, die fie auf ihrer Reiſe antreffen,
zurückbleiben, um daſelbſt zu brüten ). Daher kommt es, daß man jederzeit in
den Wälsern Frankreichs einige Droſſeln antrifft, wo fie ihr Neſt auf wilde Aepfel⸗
oder Birnenbaͤume, oder auch auf Wachhelderbaͤume und Straͤuche bauen, wie man
in Schleſien **) und England Y bemerkt hat. Manchmal befeſtigen fie ihr Neſt
an dem Stamm eines dicken Baumes in einer Höhe von zehn bis zwölf Fuß,
und zu der Verfertigung, deſſelben wählen fie vorzugsweiſe verfaultes und wurm⸗
Sie begatten ſich gewohnlicher Weiſe gegen das Ende des Winters, und gehen
dauerhafte Verbindungen mit einander ein. Gemeiniglich beüten. fie zweymal des
Jahres; zuweilen auch dreymel, wenn die erſtern male fruchtlos abgelaufen find.
Das erſte mal legen ſie fünf oder ſechs Sher die von dunkelblauer Farbe „und an
ihrem dickern Ende am haͤufigſten mit ſchwarzen Flecken beſetzt ſind; die andern male
e Ce 3 verringert
ſchel, Sangdroſchel. Weißdroſchel. Zorn
Petinoth. 2 S 306. — Turdus muficus,
remigibus baſi interiore ferrugineis, Linn.
Faun. Suer, 2:7. Schwed. Klera, Kladra,
Syſtem. Natur. Edir. XII. pag. 292. n. 4,
Mueller Prodıem, Zooi, dan. pag. 29. Dä⸗
niſch Vindroſſel. Norwegiſch Sang Fale-
Maal-Troſt, Brünn. 236. — We ßdroſſel,
Zippe. Crainiſch Diellig,, Drofch, Fo:
poli- durch Dünther S 160. — Siſcher
Naturgeſch. Lteſtands ehſtn. Lauloräaſtas.
— Throttie, Peinaut Brit. Zooh Ip 306.
n 107. — Sinadroſſel, Stat. Muͤller
Ueberſ. des Linn. Naturſyſt. Th. 2. S 530.
Leske Naturg. Th. 1. S. 257. Sang⸗
droſſel, Weindroſſel, Blumenbach Naturg.
n A. d. Ueberſ.
) Herr Lottinger verſſchert mich, daß
fie im Maͤrz und April in den Lothringifchen
Gebirgen ankommen, und von dort im Se⸗
ptember und October wieder wegziehen.
Hieraus wuͤrde folgen, daß die Droſſeln auf
dieſen Bergen, oder vielmehr in den Wäl⸗
dern, womit dieſe Berge bedeckt ſind, den
Sommer zubringen, und von daher im
Herbſte wiederkommen. Es iſt aber doch
noch nicht ausgemacht, ob dieſes von der
ganzen Art oder von einer gewiſſen Anzahl
Familien gilt, die beym Streichen in den
Lothrinniſchen Wäldern wie in den unft igen
zuruͤckbleiben; eine Sache, die nur durch
Beobachtungen entſchieden werden kann,
* Sriſch, in der zur ſieben und zwanzig⸗
ſten Kupfertafel gehoͤrigen Beſchreibung.
e) Britifh Zoology pag: gı.
06 Hiſtorie der Natur.
verringert ſich jedesmal die Anzahl der yer. Es iſt ſehr ſchwer, einen Unterſchieb
zwiſchen den Maͤnnchen und Weibchen anzugeben, denn beyde Geſchlechter ſind von
gleicher Größe, und die Farben ihres Gefieders find, wie ich ſchon erinnert habe, ſehr
veraͤnderlich. Aldrovand hat drey Droſſeln von dieſer Art geſehen, und abzeichnen laſ⸗
ſen, die man zu verſchiedenen Jahreszeiten eingefangen hatte: die Farbe des Schna⸗
bels, der Füße und Federn war bey allen dreyen verſchieden, und bey der einen waren
die kleinen Flecken auf der Bruſt ſehr unkenntlich ). Demohngechtet aber behauptet
doch Friſch, daß bey den alten Männchen ein weiſſer Streifen über die Augen gienge,
und Linne“ nimmt dieſe weiſſen Augenbraunen mit als ein Kennzeichen dieſer Art an.
Jedoch ſtimmen die uͤbrigen Naturforſcher faft alle darinnen mit einander überein,
daß die jungen Maͤnnchen nur daran zu erkennen waͤren, daß ſie ſehr zeitig an⸗
fangen das Singen zu verſuchen. Dieſe Art der Droſſeln ſingt ſehr ſchoͤn, und
zwar vorzuͤglich im Fruͤhlinge **), deſſen Wiederkehr fie verkuͤndigen; allein ein Jahr
bat mehr als einen Frühling für fie, weil fie vielmal brütet. Daher ſagt man von
ihr, ſie ſinge drey Vierteljahre. Wenn ſie ſingen will, ſo pflegt ſie ſich auf den
Gipfel hoher Baͤume zu ſetzen, und bleibt daſelbſt Stunden lang ſitzen. Ihr Ge⸗
fang beſteht aus vielen verſchiedenen Satzen, wie bey der Miſteldroſſel, es herrſcht
aber mehr Abänderung und Annehmlichkeit darinnen, und dieſer Urſache wegen wird
unſere Droſſel in vielen Gegenden Sangdroſſel (Grive chauteuſe) genennet.
Uebrigens aber iſt diefer Geſang nicht ohne Abſicht; mau darf auch nicht daran zwei⸗
feln, weil man, wenn er auch ziemlich unvollkommen nachgemacht wird, dieſe Voͤ⸗
gel dadurch ins Garn locket.
Jede Brut flieget unter der Anführung ihrer Aeltern von allen übrigen abgeſon⸗
dert. Zuweilen treffen zwar viele Familien in den Gehoͤlzen zu einander, und man |
ſollte glauben, daß fie, wenn fie dergestalt verſammlet find, in zahlreichen Haufen
zogen. Allein ihre Verſammlungen jinD nur zufällig und von kurzer Dauer; denn bald
zerſtreuen ſie ſich wieder in ſo viel kleine Geſellſchaften, als Familien bey einander
find ), ja fie trennen ſich gaͤnzlich „ wenn die Jungen fo viel Staͤrke erlangt haben,
als fie zu ihrem Fortkommen bedürfen }). 1
Dieſe
e) Ornitholog. Tem. H. pag. 581. et 60t.
) Kurz nach ihrer Ankunft zu Ende des
Winters läßt fie, ſowohl bey Tage als in
der Nacht, ein geringes Pfeifen hören, fo
wie die Ortolanen zu thun pflegen. Die
Jagen inder Provence nennen diefes (er —
Bon dieſem Laute ksmmt auch der deutſche
Name Jippe).
n) Friſch, deſſen Beſchreibung zur ſie⸗
ben und zwanzigſten Kupfertafel — Auch
Lottinger hat mir die Nachricht ertheilet,
daß, ob ſie gleich nicht haufenweiſe ziehen,
man doch viele bey einander, oder nicht weit
von einander entfernet ſiehet.
+) Man hat mich aber doch verſichert,
daß fie in Geſellſchaft der Calandra (einer
großen Lerchenart) herumfliegen.
Die eigentliche Droſſel oder die Weißdrofel, 207
Dieſe Vogel halten ſich auf, oder wandern vielmehr in Italien, Frankreich,
Lothringen, Deutſchland und Schweden; in dem letztern Lande ſiehet man ſie beſon⸗
ders in denen Wäldern, die voll von Ahornbaͤumen find '). Sie ziehen vierzehn.
Tage vor Michaelis aus Schweden nach Polen, und auch noch vierzehn Tage dar⸗
nach, wenn warme und heitere Witterung einfällt.
Obgleich die eigentliche Droſſel ein ſehr ſcharfes Geſicht hat, und ſich für ihrem
bekannten Feinden ſehr gut zu hüten und für offenbaren Gefahren ſtcher zu ſtellen
weis, fo iſt ſie doch im Grunde nicht liſtig genug, gegen verborgene Nachſtellungen
auf ihrer Hut zu ſeyn. Denn ſie wird auf dem Heerde und in den Dohnen leicht ge⸗
fangen, aber doch nicht fo leicht als die Rothdroſſel. In Polen fängt man fie im
gewiſſen Diſtrikten fo häufig, daß fie auf kleinen damit vollgeladenen Schiffen verfuͤh .
ret wird *). Da fie ein Waldvogel iſt, fo kann man in den Wäldern mit dem
gluͤcklichſten Erfolg nach ihr die Netze ausſtellen. Selten trifft man fie auf den Ebe⸗
nen an, und auch alsdann, wenn dieſe Art in die Weinberge fälle, ziehet fie ſich des
Abends und bey der groͤßten Hitze in die benachbarten Gebuͤſche zuruͤck. Daher muß
man, wenn man viel fangen will, die rechte Zeit zu treffen wiſſen. Dieſes iſt fruͤh
bey dem Ausfliegen, des Abends bey ihrem Heimziehen, und zu der Tageszeit, wenn
die Sonnenhitze am ſtaͤrkſten drückt, Zuweilen werden die Droſſeln vom Genuß reis
fer Weinbeeren trunken, und alsdann werden ſie auf alle und jede Arten leicht
gefangen.
Willughöbpy ſagt von dieſer Art, daß fie auch in England niſte, und das ganze
Jahr hindurch daſelbſt verbleibe. Er ſetzt noch hinzu, daß ihr Fleiſch einen delikaten
Geſchmack habe. Ueberhaupt aber haͤngt die Guͤte des Fleiſches der wilden Thiere
und Voͤgel gar ſehr von der Nahrung derſelben ab. Die Nahrung unſerer eigentli⸗
chen Droſſel beſtehet im Herbſt aus Beeren, Bucheckern, Weinbeeren, Feigen,
Epheubeeren, Wachhofderbeesen, Elſenbeeren, und verſchiedenen andern Fruͤchten.
Wovon fie aber im Fruͤhjahre leben, iſt noch nicht genugſam bekannt. Zu dieſer
Zeit ſiehet man ſie am oͤfterſten auf der Erde, und zwar in Hoͤlzern, an feuchten
Oertern und um die an den Wieſen ſtehenden Straͤucher, wo das Waſſer ausgetre⸗
ten iſt. Man ſollte hierbey faſt auf die Gedanken kommen, daß fie Regenwuͤrmer,
Schnecken u, ſ. w. daſelbſt aufſuchten. Fallen im Fruͤhjahre ſtarke Froͤſte ein, fo be⸗
geben dieſe Droſſeln, anſtatt das Land zu verlaſſen, und ein waͤrmeres Klima zu ſu⸗
chen, wohin ihnen der Weg gut bekannt iſt, ſich an Brunnen, wo fie mager und
dürre werden. Halten dieſe Fröfte lauge on, ſo kommen viele von ihnen um; ein
Umſtand, woraus ſich ſchließen laßt, daß die Kälte nicht die Urſache, wenigſtens
nicht die einzige beſtimmende Urſache, ihrer Wanderungen iſt. Ihre Reiſe haͤngt viel⸗
mehr von der Temperatur des Dunſtkreiſes ab „ und es iſt ihnen eine gewiſſe Bahn
g vorge⸗
Linnaeus, Fauna Suecica pag. 72. * Rzaczynski Auiarium pag. 485;
208 Hiſtorie der Natur.
vorgeſchrieben, die fie in jedem Jahre in einer gewiſſen Zeit zu durchſtreichen haben.
Die Granatapfel follen für fie ein Gift feyn. In Bugey werden die Neſter, oder
vielmehr die Jungen dieſer Droſſeln aufgeſucht, und gute Gerichte daraus zubereitet.
Ich ſollte faſt glauben, dieſe Art ſey den Alten nicht bekannt geweſen. Denn
Ariftoreles zaͤhlet nur drey von dieſer ganz verſchiedene Arten *), welche ich in den
folgenden Abſchnitten betrachten werde. Es laͤßt ſich auch, wie mich duͤnkt, nicht
ſagen, ob Plinius unter der neuen Art, die waͤhrend des Krieges, den Otto und
Vitellius mit einander führten, ſich in Italien ſehen ließ, dieſe Art verſtanden habe;
denn der vom Plinius angeführte Vogel hatte faſt die Große einer Taube **), und
war folglich viermal ſo groß als die eigentliche Droſſel, welche nicht mehr als drey
Unzen wieget. /
Bey einer von dieſen Droſſeln, die ich eine Zeitlang lebendig erhalten, habe
ich bemerkt, daß ſie, wenn ſie zornig wurde, mit ihrem Schnabel knackte und in die
Luft biß. Auch habe ich bemerkt, daß ihre obere Kinnlade beweglich war, jedoch
bey weitem nicht fo ſehr als die untere ). — Ueberdieſes ſiehet man noch an dieſer
Art einen etwas gefpaltenen Schwanz. N n
Zuſatz.
Die Weißdroſſel iſt der Farbe nach am obern Theile des Kopfs, am Halſe,
Rücken und den Fluͤgeln hellbraun. Die kleinen Deckfedern der Fluͤgel find
mit gelben Punkten beſpeenget. Die untere Seite der Flügel aber zeigt eine hell⸗
braͤunlichte Farbe. Unten am Körper ſiehet man einen dunkelweiſſen (der beym
Männchen mehr ins Gelblichte fällt) mit ſchwarzen Flecken geſprenkelten Grund;
dieſe Flecke fangen au dem Bauche an abzunehmen, und verlieren ſich gaͤnzlich gegen
den Schwanz zu. Ihr Schnabel iſt braun, ihre Fuͤße hoch und weiß. Sie hat
ohngefaͤhr die Größe einer Amſel, ſiehet aber an der Bruſt etwas dicker aus. Im
März koͤmmt fie nach Deutſchland; zu dieſer Zeit wird fie am leichteſten auf Lock⸗
heerden gefangen. Wenn aber ihre Brürzeit herannahet, wo fie am ſchoͤnſten ſingt,
iſt ſie außerordentlich ſchwer und nicht anders zu ſangen, als wenn man die Baͤume,
worauf ſie ſich zu ſetzen pflegt, mit Vogelleim beſtreicht. Sie bauet ihr Neſt ent⸗
0 weder
*) Hiſtoria Animalium Lik. IX. Cap. XX.
==) Plixius Lib. X. Cap. XIX.
3) Bey allen Voͤzeln iſt, nach Heriſſants
Beobachtung, auch die obere Kinnlade beweg⸗
lich; die untere koͤnnen ſie zwar allein, die
obere aber mit der untern zugleich bewegen.
Die Verbindung der obern Kinnlade mit
dem Hirnſchaͤdel geſchiehet entweder durch
eine wahre charnierartine Gelenkfuͤgung,
oder es gehen einige Knocheulagen vom
Schnabel auf den Hirnſchaͤdel, und verei⸗
nigen ſich damit. Siehe Hiltoire de l’aca-
demie royale des Sciences annde 1742. P. 343.
A. d. Ueber.
Die eigentliche Droſſel oder die Weißdroſſel. 209
weder in dicke Baͤume, oder auch auf niedrige Buͤſche und junge Fichten, und zwar
öfters nahe an die Wege, und legt das erſtemal fünf bis ſechs, das zweytemal
drey bis vier Eyer. Dieſe Eyer find etwas länger und mehr zugeſpitzt als der Amfel
ihre, haben aber einen kleinern Durchmeſſer; fie glänzen von einem ſchoͤnen Blau⸗
gruͤn, das mit ſchwarzen großen und kleinen Flecken, am fpigigen Ende ſparſam, am
dickern hingegen häufiger beſprengt if. Dieſer Vogel trägt feinen Jungen die Spei⸗
fe im Schnabel zu, verſchlingt fein Freſſen, welches im Fruͤhjahr ohnſtreitig aus In⸗
ſekten beſtehet, und badet ſich gern im Waſſer. Wenn die letzte Brut im Junius
ausgeflogen iſt, ſo laſſen ſich die Weißdroſſeln häufig auf Leimruthen fangen. Im
October ziehen ſie meiſtens in der Nacht fort, und zwar ſtreichen fie bey neblichtem
Wetter ſehr nahe an der Erde, daher fie alsdenn auch häufiger in Dohnen gefangen werden.
Bet heiterem Wetter, inſonderheit bey Mondenſchein, ziehen fie hoch und ſchnell fort.
Sie werden, wenn ſie jung aus dem Neſte genommen werden, leicht zahm, und le⸗
ben vier bis ſechs Jahr; fie find zwar nicht gelehrig, jedoch verdienen fie ihrer ſchoͤnen
Stimme wegen im Zimmer gehalten zu werden *). Sie ſollen aber doch auch, wie
Gunther (beym Seopoli ©. 160.) verſichert, in Thüringen ſich den Sommer und
Winter über aufbalten, und im Herbſt ſchaarenweiſe des Futters wegen aus einer
Gegend in die andere ſtreichen. In England ſcheinen fie keine Zugvögel zu ſeyn *).
Abaͤnderungen der eigentlichen Droſſel.
10 Die weſſſe Droſſel. Sie iſt von der vorigen bloß durch ihr weiſſes Gefieder
verſchieden. Man ſchreibt gemeiniglich dieſe weiſſe Farbe dem Einfluß des noͤrd.
lichen Klima zu; es kann aber doch auch dieſelbe ebenfalls unter gemaͤßigtern Himmelsſtri⸗
chen durch beſondere Urſachen hervorgebracht werden, wie wir oben bey der Geſchichte des
Raben geſehen haben. Allein dieſe Farbe iſt bey dieſem Vogel weder ganz rein, noch
auch über den ganzen Körper verbreitet, ſondern es find faſt jederzeit an dem Halſe
und der Bruſt diejenigen kleinen Flecken ausgeſtreuet, welche den Droſſeln eigen ſind,
ob man ſie zwar hier ſchwaͤcher und weniger ſcharf abgeſchnitten ſiehet. Bisweilen
iſt ihr Rücken mit einer mehr oder weniger dunkelbraunen Farbe gemiſcht, und ihre
Brußt rothbraun ſchattiet, auf welche Weiſe diejenige Droſſel beſchaffen iſt, welche
Friſch zwar in den Supplementen auf der drey und dreyßigſten Kupfertafel abgebildet,
aber nicht beſchrieben hat. Manchmal iſt nur auf dem ganzen obern Theile des
Körpers der Schnabel weiß, wie bey der Droſſel, deren Beſchreibung Aldrovand
f ö mittheilet
) Siebe Anweiſung, alle Arten Vögel droſſel ſiehe auf Wirſings 3zſter Kupfer⸗
zu fangen, Rürnb. 1708. 8. S. 161. und tafel.
Zorns Petinsth. I. 317. 330. II. 143. — * Siehe Vennant Britiſh Zool. Vol. I.
Eine Abbildung vom Neſte der Weiß⸗ pag 306. 0
Buͤffons Voͤgel V. B. Dod
210 i Hiſtorie der Natur.
mittheilet ); andere male erblickt man an dem hintern Theile des Halſes eine weiſſe
Queerbinde, die wie ein halbes Halsband ausſiehet. Außerdem iſt auch kein Zweifel,
daß nicht dieſe letztere Farbe ſich bey verſchiedenen einzeln Voͤgeln dieſer Art mit den
der ganzen Art eigenen Farben auf eine verſchiedene Weiſe vermiſchet; allein dieſſe
verſchiedenen Farbenmiſchungen machen nicht einmal beſtaͤndige Spielarten, viel⸗
weniger beſondere Raſſen aus ).
2) Die gehaͤubte Drofjel, deren Schwenckfeld “) gedenkt, iſt gleichfalls
als eine Spielart zu betrachten, und zwar nicht bloß deswegen, weil ſie eben die
Groͤße und einerley Gefieder hat, wenn man ihren weißlichten Federbuſch, der wie
bey der Heidelerche gebildet iſt, und ihr weiſſes Halsband ausnimmt, ſondern auch,
weil ſie ſehr ſelten angetroffen wird. Es iſt dieſe, die Schwenckfeld, und zwar nur
ein einziges mal geſehen hat, vielleicht die einzige bekannte. Sie war im Jahr 1599
in den Wäldern im Fuͤrſtenthum Liegnitz gefangen worden. Ich finde es noch für nöͤ⸗
thig, hier anzumerken, daß dieſe Vögel beym Trocknen durch eine gewiſſe Zuſammen⸗
ziehung der Hautmuſkeln des Kopfes zuweilen eine Art von Kuppe bekommen.
Fremde Voͤgel,—
die mit der eigentlichen Droſſel in Verwandſchaft ſtehen.
I. Die guianiſche Droſſel.
Siehe auf der 398ſten illuminirten Kupfertafel die erſte Figur.
ie illuminirte Abbildung diefes kleinen Vogels drückt beynahe alles aus, was
$ uns davon bekannt if. Man ſiehet, daß fein Schwanz länger, feine Flü-
gel aber verhaͤltnißmaͤßig Fürzer find als bey der Droffel; übrigens findet
man auf dieſen Theilen faſt die naͤmlichen Farben. Bloß die kleinen Fle⸗
cke breiten ſich hier bis uͤber die hinterſten Deckfedern am untern Theile des
Schwanzes aus. Da unſere eigentliche Droſſel nach den nordiſchen Landern zie⸗
het, und uͤbrigens die Veraͤnderung ihres Aufenthalts liebt, ſo hat ſie ſehr
leicht in das mitternaͤchtige Amerika uͤberſetzen, und von da ſich in den mittaͤgi⸗
8 gen
) Ornithologia Tom. II. pag. 601. 5 (ſiehe Naturforſcher, Band 1.
. 62.)
1) Einer weißgrauen Spielart erwahnt 0 A. d. Ueberf.
Blumenbach (Nat. 227.) und einer weiſſen * Auiar, Silef. pag. 363.
II. Die kleine amerikaniſche Droſſel. 211
gen Gegenden ausbreiten koͤnnen, wo ſie alle diejenigen Veraͤnderungen erlit⸗
ten hat, welche durch eine fremdes Klima und eine andere Nahrung hervorgebracht
worden ſind.
—— —ä ͥ — — —A—ͤ— — —
II. Die kleine amerikaniſche Droſſel. (La Gri-
vette d Amerique).
- an findet diefe Droffel nicht allein in Canada, ſondern auch in Penſylvanlen,
9 Carolina, bis nach Jamaika. Sie haͤlt ſich aber in Penſylvanien, Las
* nada und andern nördlichen Gegenden, wo der Winter allzu ſtrenge iſt,
nur im Sommer auf; in den mehr ſuͤdlichen Ländern hingegen, als zum Beyſpiel in
Jamaika **), und ſelbſt in Carolina *), bleibt fie das ganze Jahr hindurch. Jun
dieſer letztern Provinz waͤhlt ſie zu ihrem Zufluchtsorte die dickſten Waͤlder an Moraͤ⸗
ſten, da ſie im Gegentheil in Jamaika, als einem waͤrmern Lande, jederzeit in
Waͤldern, jedoch aber in ſolchen Waͤldern wohnet, welche auf Bergen ſtehen.
Die von verſchiedenen Naturforſchern beſchriebene oder abgebildete Voͤgel dieſer
Art ſind in Ruͤckſicht auf die Farbe des Gefieders, des Schnabels und der Fuͤße ver⸗
ſchieden; ein Umſtand, der, woferne alle dieſe Voͤgel auch wirklich zu einerley Art
gehoͤren, mich glauben macht, daß das Geſieder der amerikaniſchen Droſſeln nicht
weniger veraͤnderlich als unſerer europaͤiſchen iſt, und daß fie alle einen gemeinſchaftli⸗
chen Urſprung haben. Dieſe Muthmaßung wird durch die große Aehnlichkeit noch
mehr beſtaͤrkt, die der hier erwähnte Vogel in Anſehung ſeiner Geſtalt, feines An⸗
ſtandes, ſeiner Gewohnheit zu ziehen und ſich von Beeren zu naͤhren, ſeiner gelben
Dd 2 Farbe
*) Dieſes iſt die karoltniſche Rothdroſſel
(Turdus iliacus Carolinenſis) deß Briſſons,
Tom, II. pag, 212.; die kleine Droſſel des
Edwards (the little Thruſh) tab. 296.;
und des Tatesby, Tom. I. pag. 31., die
braune Amſel (Merula fufea) des Sloane,
Jamaica, Tom. II. pag. 305. — Ich weis
nicht, warum ſo viele Naturforſcher dieſe
Droſſel für den Tamatia des Marcgrave
(pag. 268.) gehalten haben, deſſen Kopf und
Schnabel fuͤr eine Droſſel gar nickt ver⸗
hältnißmaͤßſig gebauet find, und welche gar
keinen Schwanz hat; es ſcheint dieſes viel⸗
mehr ein von den Droſſeln ganz verſchiede⸗
ner Vogel zu ſeyn. Siehe auf der 55 ſten
illuminirten Kupfertafel die zweyte Figur.
1) Die kleine karoliniſche Droſſel, Kleins
Voͤgelhiſt. durch Reyger S. 69. Seelig⸗
manns Voͤgel II. 62. VIII. 86. Linne“
macht keine beſondere Art daraus: ſie
ſcheint zu feinem Turdus iliacus zu gehoͤren.
A. d. Ueberſ.
*) Sloane gedenkt da, wo er von dem
Aufenthalte dieſer Droſſel redet, nichts da⸗
von, daß fie ein Zugvogel ſey. Es laßt ſich
hieraus abnehmen, daß er ſie fuͤr keinen
ſolchen Vogel haͤlt,
t) Catesby am angeführten Orte,
212 ; Hiſtorie der Natur.
Farbe der innern Theile, nach den Bemerkungen des Sloane, und ſeiner kleinen Fle⸗
cke auf der Bruſt mit unſern Droſſeln gemein hat. Unterdeſſen ſcheint er aber doch
mit unferer eigentlichen und der Rothdroſſel in einer genauern Verwandſchaft als mit
den uͤbrigen zu ſtehen, und es laͤßt ſich nur nach der Vergleichung der Aehnlichkeit
beſtimmen, zu welcher von dieſen beyden Arten dieſe amerlkantſche Droſſel gerechnet
werden muͤſſe. Sie iſt kleiner als jede von unſern Droſſein, wie dieſes uͤberhaupt
bey allen amerikanischen Voͤgeln der Fall iſt, wenn man ſie mit dem naͤmlichen Vogel
der alten Welt vergleichet. Sie ſingt nicht, fo wenig als die Rothdroſſel, iſt weni⸗
ger ſprenklicht als eben dieſe, welche unter den vier europaͤiſchen Arten immer noch die
wenigſten Flecke hat, und ihr Fleiſch iſt eben fo ſchmackhaft. In dieſen Stücken
koͤmmt die kanadiſche Droffel mit unſerer Rothdroſſel überein. Allein die Aehnlich⸗
keit iſt groͤßer, und meines Erachtens weit entſcheidender, die ſie mit unſerer eigentlichen
Droſſel hat. Denn ſie hat mit dieſer die Bartfedern um den Schnabel gemein, ſie hat auch
eine Art von gelblichtem Fleck auf der Bruſt, wird ſehr leicht in jedem Lande einheimiſch,
wo fie ihren Unterhalt findet, und ihr Geſchrey gleicht dem Wintergeſchrey der unfrigen,
welches alſo nicht ſehr angenehm iſt, wie dieſes gemeiniglich von allen Voͤgeln der von
Wilden bewohnten Gegenden gilt. Setzt man nun zu dieſen Aehnlichkeiten noch
hinzu, daß die eigentliche Droſſel, nicht aber die Rothdroſſel, in Schweden )
zu Haufe iſt, aus welchem Lande fie leicht nach Amerika überfegen koͤnnen: fo kann
man auch wahrſcheinlich ſchließen, daß die kanadiſche Droſſel zu N eigentlich
ſogenannten Droſſel gerechnet werden muͤſſe.
Dieſe Droſſel, welche, wie ich bereits geſagt habe, im noͤrdlichen Amerika ein
Zugvogel iſt, koͤmmt im April in Penſylvanien an, und bleibt daſelbſt den Som⸗
mer uͤber, bruͤtet, und erziehet waͤhrend dieſer Zeit ihre Jungen. Nach des Ca—
tesby Berichte ſiehet man nicht viel ſolche Droſſeln in Carolina, weil entweder nur
ein Theil von den dahin kommenden daſelbſt bleiben, oder weil ſich dieſelben, wie wir
oben geſehen haben, in den Waͤldern verbergen. Ihre Nahrung beſtehet aus Bee⸗
ren von Maͤuſedorn, Weißdorn u. ſ. w. ;
Bey dem von Sloane beſchriebenen Vogel waren die Naſenloͤcher größer und
die Füße länger als bey dem von Catesby und Briſſon beſchriebenen. Ihr Gefies
der war gleichfalls anders beſchaffen. Wären dieſe Kennzeichen unveränderlich, fo
wuͤrde man ſie fuͤr Eharaktere einer andern Raſſe oder einer beſtaͤndigen Spielart von
der hier angeführten Art anſehen mäffen.
) Briſſon hält den Furdus alis fubtus ſimpliciter dictus des Ray aus, und führe
ferrugineis erc. ne. 189. der Fauna Suecica ihn als bie vierte Droſſel unter dem Na⸗
für die Rothdroſſel. Allein dieſes ſcheint men Turdus muſicus in feinem Syſtem
ein Irrthum zu ſeyn. Denn Linne“ giebt (Seite 169.) auf Es iſt daher derſelbe
dieſen Vogel für einen guten Sanger, für ganz gewiß unſere eigentliche Droſſel.
den Turdus viſciuorus minor, den Turdus
5
+ . Die
Die Bruchdroſſel.
TE ET — EEG — Teer
Die Bruchdroſſel. (La Rouflerolle), ” ”
Siehe die sızte illuminirte und unfere ſechzehnte Kupfertafel.
an hat dieſen Vogel auch die Waſſernachtigall genennt, und zwar deswe⸗
gen, weil das Maͤunchen Tag und Nacht fingt, ſo lange als das Weib.
chen bruͤtet, und weil er ſich an naſſen Oertern aufhält. Sein Geſang iſt
aber bey weitem nicht ſo angenehm als der Nachtigall ihrer, ob gleich ſeine Stimme
einen weitern Umfang hat. Wenn er ſingt, fo bewegt er ſich gemeiniglich ſehr leb⸗
haft dabey, und fein ganzer Körper zittert. Er klettert an dem Schilf und niedrigen
Weiden, wie die Baumlaͤufer (Certhiae), und lebt von den Inſekten, die er da⸗
ſelbſt findet. Die der Bruchdroſſel eigene Gewohnheit, ſich oft in Suͤmpfen aufzu⸗
halten, ſcheint ſolche von den Droſſeln zu entfernen; allein fie nähert ſich in den letz.
tern in Anſehung ihrer aͤußerlichen Geſtalt dermaßen, daß Klein, der eine davon,
gleich nachdem fie war geſchoſſen worden, ſahe, zweifelt, ob man ſie zu einem andern
Geſchlecht rechnen könne. Er berichtet uns, daß dieſe Vögel ſich auf den an der
Mündung der Weichſel gelegenen Inſeln aufhalten, und ihr Neſt auf erhoͤhetem Bo»
den im Mooſe bauen ). Endlich N dieſer Verfaſſer, daß
g 2 d 3 5
2) Turdus arundinaceus, La Roufferolle
oder Roucherolle des Briſſons Iom. Il.
pag. 219. tab. 22. fig. . Belon hat dieſel⸗
de für den Alcedo vocalis ſeu minor des
Ariſtoteles gehalten, allein der Rücken die⸗
ſes Vogels iſt blau Der franzöniche Nas
me Ronfferolle iſt ihr von einigen wegen ih.
res rothen Gefieders gegeben worden; ans
dere nennen fie Raue berge, weil fie ſich in
den Binſen aufbaͤlt; nach andern. heißt ſie
Tire-arsache, wegen ihres Geſchreyes. Be⸗
Ion ſagt von ihr, daß ße die Sylden Toro,
tret, fuys, huy, tret deutlich ausſpreche.—
Lateiniſch Turdes paluftsis, Junco, Cin-
clus, Paſſer aquiticus. Italiaͤuiſch Laſſere
acqua. Deutſch Brachdroſſel, Meiden⸗
broſſel, Rorhdroſſel. Engliſch Greater reed-
Sparrow, Übarlet. Amer kaniſch Asutorlo-
genie hie nach Nieremberg; nach Sernan⸗
dez aber Acototloquichitl, und nach Laet
Caracurs.
ſie den
Winter
1) Iumco Aldrov. orn. 2. p. 487. Gerner
au. 573. Jonſt. au. 163 tab. 33. — Junce
Aldrovandi, Cinclus Turneri, Wiilushoy orn.
223. tab. 58. Ray. Synopſ. au, 113. 47. —
Furdus muſicus paluftris, dumeterum, arun-
dinum, Klein au 179. fig. 3. — Bruch⸗
droſſel, Weidendroſſel, Kleins Vögelhiſt.
durch Reyger S. 70. — Motacilſa corpo-
re ſubtus teſtaceo, ſupra teſtaceo rufefcen-
te, Kram. Auſtr. 3775. — Turdus minor
flauefcente fuſcus, ſubtus albidus cauda ro-
tundata, Hall. adumbr. 100. — Turdus
arundinaceus, fulco ferrugineus, ſubtus al-
bido teſtaceus, remigibus falcris apice ru-
fe feentibus, Linz, Syftem. Nat. Edit. XII.
pag. 206. n 25. — Die Rohrdroſſel, Stat.
Möller Ueberſ. des kinn. Naturſyſt Th. 2-
538.
. A. 8. Ueberſ.
=) Sie bauen es zwiſchen das Rohr
und Binſen aus kleinen Halmen von Schilf,
und
Hiſtorie der Natur.
Winter in dicken und ſumpfigten Waͤldern zubringen ). Seiner Beſchreibung
nach iſt der ganze obere Theil ihres Koͤrpers roſtfaͤrbig braun, der untere aber ſchmu⸗
tig weiß mit einigen aſchfarbenen Flecken; der Schnabel iſt ſchwarz; das Innere des
Mundes orangenfarbig, wie bey den Droſſeln, und die Füße bleyfarben **) .
Ein geſchickter Beobachter hat mich verſichert, ihm ſey eine kleine Bruchdroſſel, die
man in Brie Efarvarze nennst, bekannt; fie ſchwatze unaufhoͤrlich, und halte ſich
wie die große in dem Schilf auf. Dieſe Beobachtung dienet uns zur Erklärung der
ſich widerſprechenden Meynungen über die Leibesgeſtalt der Bruchdroſſel ). Diejenige,
welche Klein ſahe, war von der Größe einer Droſſel, Briſſon aber giebt fie nicht
214
geößer an als eine Lerche. Dieſer Vogel hat einen ſchweren Flug, und klatſchet mit den
Flügeln. Seine Scheitelfedern find länger als die übrigen Kopffedern, und bilden
eine ſehr wenig in die Augen fallende Kuppe. 7
Sonnerat hat von den ppilippiniſchen Inſeln eine wahre Bruchdroſſel mit.
gebracht, die mit der auf der 51 sten Kupfertafel abgebildeten Droſſel vollkom⸗
men uͤbereinkoͤmmt.
und legen fünf bis ſechs Eper, Belon
pag. 224.
2 55 891901 welcher anfaͤnglich die Bruch⸗
droſſel für einen Zugvogel hielt, verſichert,
daß er nach der Zeit das Gegentheil erfah⸗
ren habe.
*) Ordo Aulum pag. 179.
2) Nach pallas Beſchreibung ſiehe
Linne“ Syfiem. Natur. pag. 297.) iſt die
Bruchdroſſel kleiner als die übrigen euro⸗
päifchen Droſſelarten. Ueber den obern
Theil des Körpers iſt eine aſchgraue Farbe
verbreitet, die gegen den Schwanz zu gelb⸗
licht wird. Die untere Seite ſiehet weiß:
gelblicht und die Kehle weiß aus. Die
Schwungfedern und Fuße find braun. Sie
bauen ihr Reſt in das Schilfrehr zwiſchen
drey mit einander verbundene Stengel. So
lange das Weibchen bruͤtet, ſinget das
Maͤnnchen unablaͤßig ·
; A. d. Ueberſ.
3) Es ſcheint, als ob dieſer Vogel unſer
Rohrſperling Emberiza Schoeniclus, Linn.)
ſey, da er in Anſehung ſeiner Sitten vieles
mit ihm gemein hat. Außerdem paſſen auch
einige der oben erwaͤhnten Synonymen auf
den Rohrſperling. f
A. d. Ueberſ.
ar e e
Die Miſteldroſſel.
— —
— Paaren r
— —— u... — —
215
Die Miſteldroſſel oder Schnaͤrre.
(La Draine).
Siehe die 489 de illuminirte und auf unſerer ſiebenzehnte Kupfertaſel
f die erſte Fig ar.
5 3 Niere Droſſel zeichnet ſich durch ihre Größe für allen übrigen aus.
fehlt doch noch viel, wenn ſie der Aelſter an Groͤße beykommen ſoll, wie in
) Es iſt dieſes Turdus maior, la Draine-
eu la groſſe Grive des Briſſons, Tom. II.
pag. 200. Auf Griechiſch Nr, IZooaeos,
MugrorsuÄios. Tuͤrkiſch Garatauk. Latei⸗
niſch Turdus maior, maximus, vifeiuorus.
Italiaͤniſch Tordo, Tordela, Gardenna,
Dreſſa, Dreſſano, Gaſotto, Columbina-
Deutſch Krammetsvogel, Schnarre, Zie⸗
ring, Zehre, Zerrer, Schnerrer. In der
Schweiz Miſtler, Miſteldroſtel, Miſtelzie⸗
mer u. ſ. w. Sngliſch Miß le, Miffel..bird,
Shrite, Shreitch, Miſſeltoe Thrufh. Alt
brittiſch Pen-yellwyn, Gvelches fo viel beißt,
als Herr des Waldes) Y Dresglen, Crecer,
Polniſch Drozd naywielkszy, Jemioluchz,
Cnapio. In verſchiedenen Provinzen Frank⸗
reichs wird fie Ciferre, Jocaffe oder jocode,
-Grive de Brou, Grive provenęzle, Gillo-
niere (von Gillon, welches in Savoyen
den Miſtel bedeutet! Trie, Trage, Truie,
Treiche, Traine, Trie-trae, u. w. Alle
dieſe Namen giebt ihr Selersie, der auch
(S. 168) die Miſteldroßſel, jedoch ſehr un⸗
richtig, Cha- Cha, Chia -Chia, Gia - Gia
nennt, Woerter, die das Geſchrey des Zie⸗
mers offendar ausdrücken. Belon fagt,
(Nature des Oiſcnuz pag. 324.) daß man
dieſen Vogel zu Paris aus Irrthum Calan⸗
dra nennt, da nun dieſes eine große Ler⸗
chenart iſt, fo muß man verſchiedenen Ar⸗
ten nicht einerley Namen beylegen. In
Lothringen wird fie auch Haute Grive, und
Indeſſen
den
*
in Bugey, wo der Miſtel Verquet heißt,
Verquete genennet.
ı) Turdus einereus, nigris punctis, re-
Iro pallide, Barr. — Iurdus viſciuorus,
Geszer au. 759. tab. 760. mit einer ziemlich
richtigen Abbilrung. Aldıovand. orn. 2.
pag. 503. t. 582 Jorff. au. 103. tab. 39. —
Miſſeltoe - thrufh or Shreitch, Cbarter ex. -
9. — Grive ou Siferre, Helen au. 324.
S/ bald Scot. — Turdus viſciuorus maior;
NJ. Synopf. au. pag. 64. n 1. — Miflel-
bird or Shrite, Willughby orn. 137. —
Turdus vifsiuorus maximus, Klin —
Miſteldroſſel, Schnarre, Srifh Voͤgel
Deutſchl. Taf. 25. —- Turdis maximus,
Schvvenckfeld. Rzacz, — Torde O. ina
tab. 25. — Turdus, Albin. au. l. tab. 33.
— Tordo viſcada, Zicchio, Zinan.39.—
Turdus vifeiuorus, dorfo fuſco, collo ma-
culis albis, roſtro flauefeente, Linn. Faun.
Suse. Sp. 216. Syft. Nat. Edit. XII. pag. 201.
n. 1. Adueller Prodrom. Zool. dan. p. 290.
Daͤniſch Dobbelt Kramsfugl, Norwegiſch
Biork- Troſt, Brun. 231. -—— Lett. Matt:
ſchinſch, Matsmags, ehſtn. Raäaſt, Zob⸗
boſe⸗Naaſt, Siſcher Naturgeſch. Liefl. S. 03.
— Die Miſteidroſſel, Star. Müller Ueberſ.
des Linn. Naturſyſt. S 528. Leske Na⸗
turgeſch. Th. 1. S 236. — Der, Miſtler,
Zorn Petinoth. Th. 2. S. 304 — Die
Schnarre, Brachvogel, Zaritzer, Blumen⸗
bach Naturgeſch. S. 226, — Der Zerrer,
Zaricker
216 Hiſtorie der Natur.
den Werken des Artftoteles ), vielleicht aus einem Fehler des Abſchreibers, ſte⸗
bet. Denn die Aelſter hat noch einmal fo viel koͤrperlichen Inhalt, als dieſe; oder
es müßten die Droſſeln in Griechenland größer werden als hier zu Lande, wo die Mi⸗
ſteldroſſel, welche doch gewiß die übrigen Arten an Größe übeririffe, nicht mehr als
fuͤnf Unzen wiegt. 5 e
Die Griechen und Roͤmer hielten die Droſſeln für Zugvoͤgel **), und nah⸗
men auch hiervon die Miſteldroſſel nicht aus, die ihnen unter dem Namen
Turdus viſeluorus, oder derjenigen Droſſel, welche Miſtelbeeren frißt, ſehr wohl
bekannt war. .
In Burgund kommen die Miſteldroſſeln im Oetober und November hauſenweiſe
an. Sie kommen aller Wahrſcheinlichkeit nach von den lothringiſchen Bergen );
ein Theil davon verfolgt ſeinen Weg, und ziehet gleich zu Anfange des Winters, und
dieſes zwar allemal in vereinigten Haufen, weiter; ein anderer Theil von denſelben
hingegen bleibt bis zum Marz, und zuweilen noch länger in dieſem Sande. Ueber⸗
haupt halten ſich ihrer viele den Sommer hindurch ſowohl in Burgund, als auch in
vielen andern Provinzen von Frankreich, Deutſchland, Polen u. ſ. w. auf f).
In Italien und England bleibt noch immer eine ſo große Menge davon zuruͤck, daß
Zaricker, Kramer Elench. pag. 261. n 6.—
Die Schnärre, Scopoli durch Günther
S. 158. Kleins Voͤgelhiſt. durch Beyger
S. 65. -— Miſſel- Turufh, Peuudut Vol. .
p. 301. n. 103. Hollaͤndiſch Lyſter.
A. d. Ueberſ.
*) Hiſt. Animal. Lib. IX. Cap. X X.
* Ariſtyteles Hiſtor. Animal. Lib. VIII.
Cap. XVI. — Pünius Lib, X. Cap, XXIV.
— Varro de re ruſtice Lib. III. Cap. V.
) Den Beobachtungen des Herrn Lot⸗
tingers in Sarburg zu Folge zichen diejeni⸗
gen Miſteldroſſeln, welche die Lothringiſchen
Berge zu Anfang des Winters verlaſſen, im
September und October weg, kommen im
Marz und April wieder zuruck, niſten in
den Waͤldern, womit die erwähnten Verge
bereit ſind u ſ. w. Alle dieſe Umſtände
ſtimmen ſebr wohl mit dem überein, was
wir aus unſern eignen Bemerkungen oben
bereits mitgeſheilt haben. Indeſſen muß
ich doch geßßeben, daß ich zwiſchen zwey
Beobachtungen, von denen ich eine vom
—
A brovand
Herrn Lottinger, die andere aber vom
Herrn Zebert erhalten habe, einen Wider⸗
ſpruch finde. Dieſer letztere behauptet, die
Droſſeln verſammelten ſich zu keiner Jahrs⸗
zeit; allein Lotringer verſichert, ſie floͤgen
jederzeit ſowohl im Fruͤhünge als im Herbſt
haufenweiſe herum. Ich habe fie auch wirk⸗
lich in der Gegend von Montbard haufen⸗
weiſe ankommen ſeben. Sollten wohl ihre
eaturtriebe nach Verſchiedenheit des Ortes
und der Zeit verſchieden ſeynk Es teste bie
ſes ein Fall, der ſeines gleichen nicht hätte.
Allein ich weis aus genauern Beobachenn⸗
gen, daß diejenigen Droſſeln, welche nach
dem vollendeten Wegziehen bey uns iiber:
wintern, von einander abzeſondert leven,
und dieſe Lebensart bis nach vollendeten
Bruͤten fortſetzen. Man ſiehet alſo, daß die
Nachrichten von den beyden angefuhrzen
Beobachtern gegründet ind, wenn man fie
namlich nicht allzu allgemein verträgt, und
ſoſche nach Ver ſchiedenheit des Orts und der
Zeit gehörig. einſchrankt.
7) Rzaczyuski Auftuarium pag. 423.
Die Miſteldroſſel. | 217
Aldrovand junge Droſſeln auf dem Markte hat verkaufen ſehen ). Albin haͤlt fie
auch deswegen gar für keine Zugvoͤgel *). Die in unſern Laͤndern zuruͤckbleibende
Miſteldroſſeln legen Eyer, und bruͤten ſie mit gluͤcklichem Erfolg aus. Bald errichten
fie ihre Neſter auf Bäumen von mittlerer Hoͤhe, bald aber auf dem Gipfel der hoͤch⸗
ſten Baͤume, und ziehen diejenigen allen andern vor, welche am meiſten mit Moos
bewachſen find, Sie bauen ſowohl auswendig als inwendig ihr Neſt aus Kraͤu⸗
tern, Blaͤttern und Moos, beſonders aber aus weiſſem Moos, und dieſes Neſt naͤ⸗
hert ſich mehr den Neſtern der Amſel, als der übrigen Droſſeln, und auch ſogar dar⸗
innen, daß es inwendig ausgepolſtert iſt ). Zu jeder Brut legen ſie vier oder fuͤnf
graue gefleckte Eyer “*), und fuͤttern ihre Jungen mit Raupen, Würmern, Schne⸗
cken, und ſogar mit großen Schnecken, deren Gehaͤuſe fie zerbrechen. Die Erwach⸗
ſenen freſſen im Sommer und Herbſt alle Arten von Beeren, Kirſchen, Kornelius-
kirſchen, Weinbeeren, Sperberbeeren, Oliven u. d. g. im Winter aber Wachholder⸗
beeren, Beeren von Maͤuſedorn und Epheu, Kreuzbeeren, Prunellen, Bucheckern,
und hauptſächlich Miſtelbeeren f) ). Das Geſchrey, wodurch fie ihre Unruhe aus⸗
druͤcken, iſt tre, tre, tre, tré, und hieraus ſcheintn der burgundiſche Name Draine,
und auch einige von ihren engliſchen Benennungen entſtanden zu ſeyn. Im Fruͤhjahre
laſſen die Weibchen eben dieſes Geſchrey erſchallen, die Maͤnnchen hingegen ſetzen ſich
alsdann auf die Gipfel der Baͤume, und ſingen vortrefflich. Sie wechſeln ihren Ge⸗
ſang durch verſchiedene Zwiſchengaͤnge ab, die man nie zweymal hinter einander in
einerley Ordnung hoͤret. Den Winter uͤber ſingen ſie gar nicht. Dem aͤußerlichen
Anſehen nach unterſcheidet ſich das Männchen von dem Weibchen darinnen, daß jenes
mehr Schwarz in feinem Gefieder hat. 8
Dieſe Voͤgel ſind ſehr friedfertig. Man ſiehet ſie niemals unter einander kaͤm⸗
Ohuerachtet dieſer ruhigen Auffuͤhrung find ſie aber dennoch nicht weniger für ihre
8 Selbſt .
pfen.
) Ornitholog. Tom. II. pag. 5. '
*) Albin, Tom, I. pag. 28. Auch die
Verfaſſer der brittiſchen Zoologie ſagen
nichts davon, daß die Miſteldroſſel ein Zug⸗
vogel iſt.
2) Siehe Wirſings Neſter die 4afte
Tafel. e
A. d. Ueberſ.
%) „Dieſe Voͤgel legen, wie Albin ſagt,
„nicht über vier oder fünf Eyer; fie brüͤ⸗
„ten gemeiniglich nur Dreye davon aus, und
„haben nie mehr als vier Junge. „Ich fuͤh⸗
re dieſe Stelle an, um zu zeigen, wie nach⸗
laß ig dieſes Werk in das Franzöſiſche uͤberſetzt
worden ſeh, und wie ſehr man ſich vor denen
Buͤffons Vogel V. B.
Fehlern zu huͤten habe, die durch eine ſolche
Ueberſetzung in ein ſchon ſehlerhaftes Werk
eingeſchlichen ſind. N f 5
+ Nach Belon freſſen fie im Sommer
den Tannenmiſtel, im Winter aber den Mi-
ſtel von Obſtbaͤumen. Nature des Oifeaux
pag. 3 26. 3
3) Wenn ſie im ſtrengen Winter Mangel
an Futter leiden, ſo kratzen ſie in England
die Aronswurzel aus der Erde, und freſſen
ſolche; da dieſe Wurzel einen ſtechenden Ge⸗
ſchmack und erwaͤrmende Eigenfchaften be⸗
ſitzt, ſo ſcheint ſie bey kalter Witterung
für dieſe Vögel eine zutraͤgliche Nahrung
zu feyn. Pennant am angeführten Orte,
15 A. d. Ueberf.
Ee
218 Hiſtorie der Natur.
Selbſterhaltung aufmerkſam. Sie ſind weit mißtrauiſcher als die Amſeln, die man
doch fuͤr ſehr mißtrauiſch haͤlt; denn die letztern laſſen ſich in großer Anzahl auf
dem Vogelheerde, die Miſteldroſſeln aber niemals auf demſelben fangen. Da es aber
ſchwer iſt, allen Fallſtricken zu entgehen, ſo gehet die Miſteldroſſel zuweilen in die
Schlingen ein, jedoch nicht fo haͤufig als die eigentliche Droffel und die Rothdroſſel.
Nach Belons Verſicherung ſoll das Fleiſch der Miſteldroſſel, welche er die
große Droſſel nennt, einen beſſern Geſchmack haben, als das Fleiſch der drey uͤbri⸗
gen Arten *). Dieſem aber widerſprechen die Erfahrungen aller andern Naturſor⸗
ſcher, und auch die unſrige. Es iſt wahr, die Miſteldroſſeln leben in unſern Laͤn⸗
dern nicht von Oliven, und unſere kleine Droſſeln nicht vom Miſtel, wie diejenigen,
von denen Belon redet, und es iſt ſattſam bekannt, wie groß der Einfluß iſt, den die Ver⸗
ſchiedenheit des Futters auf die Guͤte und den Geſchmack des Fleiſches hat.
Im koͤniglichen Garten zu Paris niſten gleichfalls Miſteldroſſeln, und zwar aufent⸗
laubten Baͤumen. Sie ſcheinen ſehr begierig nach den Taxusbeeren zu ſeyn, und verzeh⸗
ren fie in ſolcher Menge, daß ihr Miſt davon roth ausſiehet. Sie gehen auch den
Beeren vom Lotusbaum ſehr nach. a
In Provence bedient man ſich einer Art Lockpfeife, wodurch man im Herbſt den
Geſang, den die Miſteldroſſeln und eigentlichen Droſſeln im Fruͤhlinge hoͤren laſſen,
nachahmt. Man verbirgt ſich dabey in eine grüne Laube, aus der man durch ein
kleines Fenſter eine Stange ſehen kann, die man zuvor auf einen in der Naͤhe ſtehen⸗
den Baum befeſtigt hat. Die Droſſeln gehen der Lockpfeife nach, und ſetzen ſich auf
dieſe Stange, wo fie ihres gleichen anzutreffen glauben; allein fie finden hier einen
verſteckten Jaͤger und ihren Tod. Denn es wird von der Laube aus mit der Flinte
nach ihnen geſchoſſen.
Spielart der Miſteldroſſel.
De einzige Abaͤnderung, welche mir von dieſer Art bekannt iſt, iſt die weißlichte
Mifteldvoffel des Aldrovands **) Die Schwung⸗ und Ruderfedern wa⸗
ren bey ihr von einer blaſſen und faſt weißlichten Farbe; der Kopf und der ganze obere
Theil des Körpers aſchfaͤrbig. Es iſt merkwuͤrdig, daß die Schwung. und Ruder⸗
federn, die man gemeiniglich am wenigſten einer Veraͤnderung fähig und gleichſam
von einer beſtaͤndigern Farbe als alle andere Federn glaubt, bey dieſer Spielart
dennoch veraͤndert waren.
. | AZuſatz
4) Belon Nature des Oiſeaux pag. 3:6, c) Tom. II. pag. 594.
Die Miſteldroſſel Be
Zuſatz zu der Miſteldroſel.
u den Kopf „Hals, Rücken und Flügel dieſer Droffel iſt eine aſchgraue Farbe
verbreitet; die Schwungfedern ſind braungrau, jedoch haben die erſte bis fuͤnfte
an ihrer äußern Seite einen weißlichten Rand. Am Kinn, Haife, der Bruſt und dem
Bauch iſt ſie weißgelblicht und ſchwarz gefleckt. Zwiſchen dem Auge und Schnabel
zeigt ſich auf beyden Seiten ein weißlichter Fleck. Der Schwanz iſt braungrau,
der Schnabel braun und nicht ſehr lang; die Fuͤße ſind gelbbraͤunlicht. — Der Miſt⸗
ler ſtreicht mit der Weißdroſſel; allein er entfernt ſich im Winter nie ganz aus unſern
Gegenden, ſondern es bleibt noch immer eine nicht ganz unbetraͤchtliche Menge, be⸗
ſonders in gelinden Wintern, zuruͤck. In dieſer Jahreszeit lebt er von Wachholder⸗
und Miſtelbeeren. Er ſucht ſich ſodann einige Baͤume aus, deren Beſitz er gegen
jeden Einfall anderer Voͤgel zu behaupten ſucht; ein Umſtand, der zu einem luſtigen
Fang Gelegenheit giebt. Man hängt nämlich einen zahmen Miſtler in einem ‚Ges
bauer, welches mit einer Fallthuͤre verſehen iſt, an denſelben Baum; der wilde Bo.
gel ſtoͤßt auf den zahmen herab, und wird dadurchgefangen. (Siehe & lemmings deuſchen
Jaͤger Th. 2. S. 218.) . Er bruͤtet bey uns zweymal, und zwar das erſtemal im März.
Sein Neſt errichtet er auf Tannen, Fichten, oder Eichen, meiſtentheils ſehr hoch;
ſeine Jungen verſiehet er mit Wuͤrmern und Inſekten, die er nicht, wie die Amſeln
und Weißdroſſeln, im Walde auf der Erde, ſondern auf den naͤchſten Feldern und
Wieſen auffuchet; er trage ihnen die Aetzung im Schnabel zu. So bald als im
Februar die Sonnenwaͤrme zunimmt, ſo faͤngt er an zu ſingen; ſein Geſang aber
dauert nicht über ſechs oder ſieben Wochen. Die jungen Miſtler werden doch auch
auf Heerden, die alten hingegen gemeiniglich in Schlingen, die bey Wachholder⸗
buͤſchen gelegt werden, gefangen. Wenn dieſe Voͤgel nach dem Futter fliegen, ſo
kommen ſie oft in ziemlich große Schaaren zuſammen, die ſich jedoch bald wieder zer⸗
ſtreun. Sie werden leicht zahm, und halten ſich in Gebauern zwoͤlf, vierzehn und
mehrere Jahre. Auch im Herbſt ſingen die zahmen Miſtler auf den Heerden, wenn
dieſe Zeit noch nicht in ihre Mauſter trifft ).
0 Siehe auch Zorn petinoth. Th. 2. S. 302. Auweiſung, Voͤgel zu fangen, * |
Ce 2 Der
220
Hiſtorie der Natur.
——ñ — ] [DEE — — —— —
— — —ę—e— — — =
—ñ—
—
Der Ziemer oder Krammetsvogel.
(La Litorne)) "
Siehe die of illuminirte ) und unfere ſiebenzehnte Kupfertafel
die zweyte Figur.
Man fängt ihn nicht viel
häufiger auf dem Heerde, als dieſen, jedoch gehet er eben fo gut in die
Schlingen ein. Er iſt durch ſeinen gelblichten Schnabel, durch ſeine Fuͤße,
Des Ziemer iſt nach dem Miſtler die groͤßte Droſſel.
) Auf Griechiſch K. Texas. Latei⸗
niſch Furdus pilaris, Trichas. Italiaͤniſch
Tordo, Vifcada, Viſcardo, und unter dem
gemeinen Volke Schiron. Spaniſch Tordo,
Zorzol. Deutſch Krammetsvogel, Krane⸗
wetvogel, Ziemer. Im deutſchen Lothrin⸗
gen Schomerlin. Schwediſch Kramsfogel.
In der Schweiz Wachholderdroſtel. Eng⸗
liſch Fieldfare. Altbrittiſch Caſed y
ddryecin. Polniſch Drozd- rzedni, Kwiczot.
Illyriſch Kwieziela. In verſchiedenen Pro⸗
vinzen Frankreichs Tourdelle, Cha- cha,
Cla-cla, Fia- ſa, Tia tia, Cancoine, Serre-
montagnarde u. ſ. w. Die meiſten dieſer
Namen ſcheinen nach ihrem Geſchrey. wel⸗
ches verſchiedentlich lautet, herzuruͤhren.
In der Picardie ſoll fie nach Salerne Co:
lumbaſſe heißen; allein dieſer Name, wel:
cher wahrſcheinlicher Weiſe der groͤßten
Droſſel e worden iſt, wuͤrbe weit beſ⸗
ſer auf die Miſteldroſſel paſſen, und dieſes
um ſo mehr, weil dieſelbe im Italiaͤniſchen
Columbina heißt.
1) Turdus einereus, roſtro ad baſin pilofo,
Barr. — Turdus fimpliciter di&tus, Klein.
— Turdus ſimplieiter dictus mediae magni-
tudinis, Gesaer au. 753. — Turdus medius,
Schvvench feld. — Turdus medius pedibus
nigris, die Wachholderdroſſel, der Ziemer,
Sriſch Vogel Deutſchl. Taf. 26. — Tur-
die
dus Trichas, Fo»f. au. pag. 103. Charlet. —
Turdus pilaris, Aldrovand. orn. 2. p. 595.
tab. 596. Willughby orn. 138 tab. 37. Rai.
au. 64.n.3. Albin. au. 1. bag. 34. tab. 36.
— Turdela, Briffin 2. pag. 214, — Tur-
dus pilaris rectrieibus ni Zris, extimis Mar-
gine interiore apice albieantibus, capite
vropygiogue cano, Linn. Faun. Suec. 215.
Syit. Nat. Edit. XII. pag. 291. n. 2. Mueller
Prodrom. Zool. dan. pag. 29. Daͤniſch
Dobbelt- Kramsfug!, Snarrer. Norweg.
Graa-Troſt, Field - Troft, : Nordenvinds-
Pipe, Simmeren, Br. 232. — Siſcher Natur⸗
geſch. Lieffaßds. Lertiſch Mellsſtrasds,
ehſtn. Halraͤaf S. 94. — Die Wachhol⸗
derdroſſel, Stat. Miäller eberfek, des Linn.
Naturſyſt. Th. 2. S. 528. — Der Kram:
metövogel, Zeumer. Crainiſch, Brinsuka.
Italiaͤniſch Gardena, Scopoli durch Guͤn⸗
ther S. 158. — Wachholderdroſſel, Zorn
Petinoth. Th. 2. S. 308. — Krametsvo⸗
gel, Blauziemer (wegen des bleyfärbigen
Ruͤckens), Klein durch Reyger S. 64.
Leske Naturgeſeh. Th. 1. S. 256. Blu:
menbachs Naturgeſch. S. 226. — Field -
fare, Pennant Britifh Zoolegy Vol. I,
pag. 304. n. 166. Sepp’s Nederland. Vog,
tab. 12»
Ueberf. j
*) Er wird daselbn jedoch ſehr unrichtig
Calaedrote genennet.
Der Ziemer oder Krammetsvogel. 221
die von einem dunklern Braun find, und durch die aſchgraue, zuweilen mit der
ſchwarzen vermiſchte Farbe, welche über den Kopf, den hintern Theil des Halfes
und den Buͤrzel verbreitet iſt, von den uͤbrigen Droſſeln verſchieden. Das Maͤnn⸗
chen und Wabchen geben einerley Geſchrey von ſich, und daher koͤnnen beyde in det
Strichzeit als Lockvoͤgel für die wilden Ziemer gebraucht werden *) ). Das Weib⸗
chen aber unterſcheidet ſich von dem Naͤnnchen durch einen dunklern Schnabel. Die
Ziemer niſten zwar in Polen und Miederoͤſterreich *), aber nicht in Frankreich.
Sie kommen gegen den Anfang des Decembers nach den Rothdroſſeln ſchaarenweiſe
in den erwähnten Landern an, und hoͤren unter dem Fliegen nicht auf zu ſchreyen * ).
Zu dieſer Zeit halten fie ſich an unbebauten Hertern auf, wo die Wachholderſtraͤuche
wachſen; im Fruͤhlinge hingegen +) waͤhlen ſie bey ihrer Wiederkunft feuchte Wieſen
zu ihrem Aufenthalt. Ueberhaupt aber begeben ſie ſich weniger in Waͤlder als die
beyden vorhergehenden Arten. Zuweilen laſſen fie ſich zu Anfange des Herbſts auf
eine kurze Zeit in den Tagen ſehen, wenn die Sperberbeeren, nach welchen fie ſehr
geluͤſten, reif find, und kommen demohngeachtet doch zu ihrer gewoͤhnlichen Zeit
wieder zuruͤck. Es iſt gar nicht ſelten, daß man an einem Orte, wo es viel reife
Sperberbeeren giebt, zwey bis dreytauſend Ziemer verſammlet ſiehet; fie freffen ſolche
mit einer ſolchen Begierde, daß fie wohl die Hälfte auf die Erde fallen laſſen.
Auch ſiehet man fie oft nach dem Regen in den Furchen laufen, woſelbſt fie Würmer
und Schnecken aufſuchen. Bey harten Froͤſten leben ſie, wie Herr Loctinger be⸗
merkt hat, vom Miſtel, der Frucht vom Weißdorn und andern Beeren. Es ift
leicht aus dem, was ich geſagt habe, einzufehen, daß die Zieme z andere Sit⸗
ten haben, als die eigentlichen Droſſeln und die Miſtler, und weit geſelliger find als
dieſe. Sie fliegen zroar zuweilen auch einzeln herum, jedoch machen fie weit oͤfterer
zahlreiche Geſellſchaſten !), die bey einander bleiben, und, ohne ſich zu trennen, auf
den Wieſen niederlaſſen. Unterdeſſen fallen fie auch allezuſammen auf einen Baum, und
dieſes thun ſie entweder zu gewiſſen Stunden des Tages, oder wenn ihnen Jemand
allzu nahe koͤmmt⸗
Ee 3
bleiben daſelbſt bis in den Februar. Pen:
Linne /
.) Sriſch Taf. 26.
2) Einen naͤhern Unterricht findet man
hiervon beym Zorn am angefuͤhrten Orte.
A. d. Veberf
* Klein de auibus pag. 178. — Kramer
Elench, pag. 361. 2
% Rzaczynski Auctuarium ete. p. 424.
3) Nach England kommen ſie zu Ende
des Septembers in großen Schaaren, und
nant am angefuͤhrten Orte. 8
A. 5. Ueberſ.
) Nach England kommen ſie gegen den
Anfang des Octobers, und ziehen im
Marz wieder von dannen. Britiſk Zoolegy
Pag 9
40 In Rußland ſtreichen fie nur in klei⸗
nen Haufen, und zwar im Herbſt. Georgi
Reife durch Rußland Th. 1. S. 165.
A. d. Ueberſ⸗
222 Hiſtorie der Natur.
Alnne“ erzaͤhlt, daß ein Ziemer, welcher bey einem Weinhaͤndler auferzogen
worden, in dem Hauſe ſo zahm gemacht worden ſey, daß er auf der Tafel her⸗
umlief, und Wein aus den Glaͤſern trank. Er nahm ſo viel davon zu ſich, daß er
kahl wurde. Da man ihn aber ein Jahr lang in ein Gebauer ſperrte, und ihm keinen
Wein zu trinken gab, fo wuchſen feine Federn wieder z). Dieſe Nachricht lehret
uns zwey merkwuͤrdige Dinge, namlich die Wirkung des Weins auf die Federn des
Vogels und das Beyſpiel eines zahmen Ziemers, welches etwas Seltenes
iſt, da doch die Droſſeln, wie ich bereits oben erinnert habe, nicht leicht zu zaͤh⸗
men ſind. BET , 3
Je kaͤlter die Witterung iſt, deſto mehr Ziemer erblickt man. Ja es ſcheint,
als ob ſie die Nachlaſſung des Froſtes vorher empfaͤnden. Denn die Jaͤger und Land⸗
leute ſtehen in der Meynung, daß, ſo lange als dieſe Voͤgel ſich noch hoͤren laſſen,
der Winter noch nicht vorüber ſey. Bey der Ankunft des Sommers ziehen fie in die
nordiſchen Gegenden, wo fie brüten. Sie finden auch Wachholderbeeren daſelbſt im
Ueberſluß; ein Nahrungsmittel, das, wie Friſch glaubt, ihrem Fleiſche den guten
Geſchmack mittheilet “). Ich geſtehe gerne, daß ſich über den guten Geſchmack
nicht ſtreiten laſſe; indeſſen kann ich doch wenigſtens fo viel ſagen, daß dieſe Droſſel
in Burgund für eine ſehr mittelmaͤßige Speiſe gehalten wird, und daß uͤberhaupt der
Geſchmack, welcher von den Wachholderbeeren herruͤhret, einigermaßen bitter⸗
lich iſt. Andere hingegen behaupten, das Fleiſch der Ziemer ſey niemals beſſer
und ſaſtreicher als zu der Zeit, wenn ſie ſich von Koͤrnern und Inſekten
naͤhren. :
Den Alten war dieſer Vogel unter dem Namen Turdus pilaris bekannt; eine
Benennung, dee keinesweges, wie SNerne glaubt, davon herzuleiten iſt, weil er
zu jeder Zeit in Schlingen gefangen worden iſt, denn hierdurch wuͤrde man ihn gar
nicht von den uͤbrigen Arten unterſcheiden koͤnnen, welche alle auf die naͤmliche Art
gefangen werden; fordern die vielmehr daher ihren Urſprung hat, weil derſelbe um
den Schnabel herum eine Art von Haaren oder einen kleinen Bart hat, welcher nach
vornen zu gerichtet, und länger iſt als bey der eigentlichen Droſſel und dem Miſt⸗
ler. Auch find feine Krallen ſehr ſtark, wie die Verfaſſer der britziſchen Zoologie
bemerket haben. Wenn man junge Miſteldroſſeln in das Neſt eines Ziemers bringt,
fo ſollen dieſelben, wie Friſch ſagt, von dieſem letztern ernaͤhrt und auferzogen wer⸗
den. Ich würde aber doch nicht mit Friſchen daraus ſchließen, daß man aus der
Vermiſchung dieſer beyden Arten Baſtarde ziehen koͤnnte. Denn man erwartet
eben fo wenig aus der Vermiſchung der Huͤhner mit den Enten die Entſtehung einer neuen
Art, eb man gleich oft ſiehet, daß eine Henne einen ganzen Haufen Enten ausbruͤtet,
fuͤhret, und ſolche auferziehet.
Spielart
*) Fauna Suecica pag. 71. a
er) Sriſch, ſiehe die zur ſechs und zwanzigſten Kupfertafel gehörige Beſchreibung.
Der Ziemer oder Krammetsvogel. 223
5 Spielart des Ziemers.
Der gefleckte Zlemer (La Litorne- pie ou tachetee) ). Sein Gefieder iſt
weiß, ſchwarz, und von verſchiedenen andern Farben gemiſcht. Dieſe letztern
Farben ſind dergeſtalt vertheilet, daß, außer dem Kopf und Halſe, welche weiß
und ſchwarz gefleckt ſind, und dem Schwanze, welcher ganz ſchwarz iſt, die dunklen
Farben auf den obern Theilen des Koͤrpers verbreitet, und daſelbſt mit gewiſſen Fle⸗
cken beſetzt find, die lichten Farben hingegen, hauptſaͤchlich aber die weiſſe, den une
tern Theil des Körpers überziehen, und kleine ſchwarze Züge, meiſtentheils in Ge⸗
ſtalt kleiner Kreuze, haben. Dieſe Spielart iſt von der Groͤße des gemeinen
Ziemers °). N
Hierher gehört auch noch der weißkoͤpfigte Fiemer des Briſſons “). Sein
Kopf iſt, ſo wie bey dem vorigen, weiß, ingleichen ein Theil des Halſes; jedoch iſt
er nicht ſchwarz geſprenkelt. Bloß diefer weiſſe Kopf unterſcheidet ihn von dem ger
meinen Ziemer. Man kan ihn daher als den Uebergang von dem gemeinen zu dem
gefleckten anſehen. Ueberhaupt aber iſt es glaublich, daß das Gefieder auf dem
Kopf zuerſt einer Veraͤnderung unterworfen ſey, da man daſſelbe wirklich, wie ich
bereitsf im vorigen Abſchnitte erinnert habe, bey dieſer Art von einem Vogel zum
andern abwechſeln ſiehet. |
Zuſatz.
Der Kopf des Ziemers iſt von einer blauen, oder vielmehr hellgrauen Farbe, die
ſich über den Hals hinab bis an den Ruͤcken erſtrecket. An dieſem Orte zeigt
ſich ſodann ein Kaſtanienbraun, das aber auf dem Buͤrzel wieder hellgrau wird. Der
Schwanz und die Schwungfedern find ſchwaͤrzlicht braun. Unter den Augen find
weißlichte Streifen zu ſehen. Kehle, Bruſt und Bauch haben einen weiſſen Grund,
über welchem hellgraue oder auch ſchwarzbraune Streifen ausgeſtreuet find. Der
untere Theil des Bauchs iſt weiß; der Schnabel braun, mit etwas gelb vermiſcht,
im Fruͤhjahre aber wird er weißgelb; die Fuͤße ſind ſchwarz. Die Laͤnge der Beine
ſtehet mit der Groͤße des Koͤrpers in einem gehörigen Verhaͤlrniß, und giebt dem
Vogel ein gutes Anſehen. Er koͤmmt in ſehr großen Schaaren aus den mitternaͤchti⸗
gen Landern im October nach Deutſchland, wo die Strichzeit bis in den November
dauert.
) Albin. Tom. II. pag. 34. — Klein mers führt Günther im Naturforſcher B. 1.
Ordo auium pag. 67. n. 10. — Brifon Or- S. 62. an. a
nitholog. Tom. II pag. 218, A. d. Ueberſ⸗
5) Eine weißlichte Abaͤnderung des Zie⸗ *®) Tom. II. pag. 217.
224 | Hiſtorie der Natur.
dauert. Zu dieſer Zelt gehet er den Wachholderſtraͤuchen, welche den Winter über ſeine beſte
Nahrung find, am meiſten nach, und dann wird er auch am haͤufigſten auf Heerden gefangen,
auch auf Baͤumen, wo Vogelbeeren wachſen, geſchoſſen. Im Fruͤhlinge hingegen fälle er
mehr auf Wieſen und ſumpfigten Gegenden ein, wo er ſich von Inſekten naͤhret, und am be⸗
ſten in Schlingen gefangen wird. Seinen Ruͤckſtrich Hält er, wenn es im Fruͤhlinge anfängt
warm zu werden, mit der Rothpdroſſel. Er wird leicht zahm, und kann viele Jahre
lang in der Gefangenſchaft erhalten werden. — Es follen jedoch auch viele von die—
fon Voͤgeln, wenn fie Futter genug finden, ſich beſtaͤndig in unſern Waͤldern aufhal⸗
ten und bruͤten ). Auch in Preuſſen *“) und Schweden ***) brüten fie auf den
hoͤchſten Baͤumen. Nach England kommen fie gegen den Winter, und zwar, wie
Pennant vermuthet, aus Norwegen; um dieſe Zeic find fie auch in Holland und
Frießland im Ueberfluſſe vorhanden. Die größten Schaaren kommen aus Sibirien
und Lappland nach Preuſſen, ziehen an der Oſtſee weiter herunter, gehen durch
Frankreich und die Schweiz nach Italien, und ſollen von da uͤber Maltha,
durch Griechenland und die Tuͤrkey nach Rußland und Sibirien wieder zuruͤck⸗
ziehen 1) 2 ;
0 Beemde Vogel,
die mit dem Ziemer in Verwandſchaft ſtehen.
I. Der kayenniſche Ziemer.
Siehe die sıste illuminirte Kupfertafel, auf welcher dieſer Vogel unter
dem Namen der kayenniſchen Droſſel (Grive de Cayenne)
vorgeſtellet iſt. i
§ Och rechne dieſe Droſſel aus der Urſache zu dem Ziemer, weil ſie, der Farbe an
dem untern Theile ihres Koͤrpers und ihrer Füße nach, mit keiner Art eine
N groͤßere Verwandſchaft als mit dieſer zu haben ſcheint. Sie unterfcheider ſich
aber von allen bisher angeführten Drofeln dadurch, daß fie auf der Bruſt und dem
untern Theile des Körpers bey weitem nicht fo ſehr geſprenkelt iſt, daß im Ganzen
; auf
„) Stat. Wiüller am angeführten Orte. * Linn. Faun. Suse, am angefuhrten
*) Rleins Voͤgelhiſt. am angeführten Orte. 2 85 A
Orte. ) Stat. Müller am angeführten Orte,
—
II. Der kanadiſche Ziemer. 225
auf ihrem Gefieder mehr Abwechſelung herrſcht, jedoch mit dem Unterſchlede, daß
faſt alle Federn ſowohl auf dem obern als an dem untern, Theile des Koͤrpers einen
bellern Rand haben, wodurch der Umkreis derſelben ganz genau abgeſchnitten wird;
daß ihre Kehle aſchfarbig und ungeſprenkelt iſt; und daß endlich bey der Spitze der
untern Kinnlade Einſchnitte befindlich find. Dieſer letztere Umſtand berechtiget mich,
dieſes für eine beſondere Art fo lange zu halten, bis wir von ihrer Natur, Sitten und
Gewohngeiten beſſer werden unterrichtet ſeyn.
sn 3
—— —— u
II. Der kanadiſche Ziemer. (La Litorne de |
Canada).
Siehe auf der 5 5 ſten illuminirten Kupfertafel die erfte Figur.
5 nennt Catesby diejenige Droſſel, welche er in feiner Geſchichte von Kars⸗
.... ͤ ͤ GV. ˙»—Ü—Ü00Ü ˙¹⁴
lina beſchrieben und abgezeichnet hat **). Ich behalte auch dieſe Benennung
deswegen am liebſten bey, weil unſer Ziemer, da er ſich, wenigſtens zu ge⸗
wiſſen Jahreszeiten, in Schweden aufhaͤlt, aus der alten Welt auf dieſe Art in die
neue hinuͤberfliegen und daſelbſt neue Raſſen hervorbringen konnte.
Der kanadiſche Ziemer hat um das Auge einen weiſſen Zirkel, und zwiſchen dem
Auge und dem Schnabel ein Zeichen von eben dieſer Farbe. Der obere Thell ſeines
Koͤrpers iſt blaͤulicht, der untere aber vorne orangenfarben, und nach hinten zu ſchmu⸗
tzig weiß mit einer braunen Roſtfarbe gemiſcht, und mit einem gruͤnlichten Glanze
überzogen. Bisweilen erblickt man auch unter der Kehle, deren Grund weiß
iſt, einige ſprenklichte Flecke. Während des Winters ziehet dieſe Droſſel aus
dem noͤrdlichen Amerika nach Virginien und Karolina, und kehret auch wieder,
wie unfer Ziemer zu thun pflegt, im Fruͤhlinge dahin zuruͤck. Sie Fe
\ eſſer
*) Es iſt dieſes die neunte oder kanadi⸗
ſche Droſſel (Turdus eanadenſis) bes Briſ⸗
fons, Tom. II. pag. 225. Der englische
Name Fieldfire, den ihr Catesby giebt,
bezeichnet im Engliſchen beſonders den Zie⸗
mer. Willughby pag. 138. Britifh Zoo-
logy pag. 90.
1% Lu dus migratorius, griſeus, abdomi-
ne rufo, palpebris albis, rectrice extima
apice interiore albo, Linn. Syſtem. Natur.
Buͤffons Voͤgel V. B.
Edit. XII. pag. 292. n. G. Kalm itin. 3. pag. 46.
— Die Wanderdroſſel, Stat. Müller
Ueberſ. des Linn. Naturſyſt. Th. 2. S. 531.
— Die karoliniſche Strichdroſſel, Seelig⸗
mann Voͤg. II. 38. — Grive brune de paſ-
fage, Fieldfare of Carolina, Catesby Car. I.
pag 29. tab. 29.
A. d. Ueberf,
) Tom. I. pag. 90.
Ff
*
22
Hiſtorie der Natur.
beſſer ). Cadesby ſagt von ihr, daß ihre Stimme durchdringend, wi die Stim- \
me unſers en ſey. Es ſoll auch nach der Auſſage dieſes Schriffiellere eine
dieſen kanadiſchen Droſſeln, nachdem fie den erſten in. Birgixien, gepflanzten Alater⸗
nus entdeckt hatte, fo viel Geſchmack an den Fruͤchten deſſelben gefunden haben, daß
‚fie den ganzen Sommer über daſelbſt blieb, um ihren Geſchmack damit zu be
friedigen.
hindurch dieſes Land nicht verlaſſen.
—ͤ—ũ— —— — — un _ 0
Dien Berichten zu Folge, die der angeführte Naturforſcher von Diefen
Voͤgeln eingezogen hat, ſollen dieſelben in Maryland niſten, und das ganze Jahr
Die Rothdroſſel. (Le Mauvis). >»
Siehe die sıfle illuminirte und unſere funfzehnte Kupfe
die zweyte Figur.
rtafel
a S hie Rothdroffl (Mauvis) darf nicht mit den Lerchen und andern kleinen, ganz ver
f ſchiedenen Vögeln, die man in Paris verſpeiſet, und daſelbſt Man-
) Es laͤßt ſich nicht über den Geſang eines
Vogels urtheilen, wenn man ihn nicht zur Zeit
der Begattung hat ſingen hoͤren; und der Zie⸗
mer bruͤtet gar nicht in unſern Gegenden.
; Le Mauvis, Turdus iliacus, Briſſin
II. pag. 208. tab. 20. fig 1. Griechiſch
Kg, Aus, Made. Lateiniſch Turdus
ilias, iliacus, Tylas. Italiaͤniſch Malvigio,
Tordo facello, Cion, Cipper. Spaniſch
Maluis. Eatalen. Tort-alarsitg. Deutſch
Weindroſſel, Rothdroſſel, Heidedroſſel. Pfeif⸗
droſſel, Heideziemer. In der Schweiz
Bergdroſtel, Winzel. Illpriſch Girawecz.
Polniſch Drozd mnieyſzy. Engliſch Wind-
thrufb,. Redwing, Swinepipe. Althrittiſch
Y Dresglen- goch, Seccen-yreira. In ver⸗
ſchiedenen Provinzen Frankreichs und, an⸗
graͤnzenden Gegenden Grive montagnarde,
Grivetre, Rofeile, Grive champenoife, Grive
des Ardennes, Ardenoiſe, Grive de vendange,
Tris, Siffleur (Siehe Salerne p. 172). Die
Landleute in Brie nennen dieſe Droſſel Can
oder Quan, ohnſtreitig nach ihrem Geſchrey;
und um Montbard heist fie. Boute-quelon
wiettes
und Calandrote, welcher ketzterer Name auf
unſerer 490 ſten illuminirten Kupfertafel un⸗
ter den Ziemer (Litorne) aus Verſehen ge⸗
fetzt worden iſt.
1) Furdus cinereus, rofro nigro, alis
fübeus subris, Br. — Turdus minor,
hben Held. — Turdus minor IIlas aut
Tyllis dictus, Gerner au. 760. tab. 761.
A drovand. orn. 2 pag. 597. tab. 548. Fonf,
an. pag. 104: Race. — Turdus iliacus,
gell. Klein au. 66. Ing 139. Raj.
Synopſ. au. 64. n. 4. Sibbald, — Ilias
nonnullis Tytas,. Charlet. — Tordo ſaf.
fello, Olina. — Grive rouge -aile, Tur-
dus viſciuorus maurus, 4% in. au. I. pag. 31.
tab; 33. — Turdus minimus, Weindroſſel,
Nothdroſſel, Sriſch Vögel Deurſchl. Taf. 28.
—— Turdus iliscus, alis ſubtus ferrugineis,
füperciliis albicantihus, Linn. Faun. Suec,
218. Fyſt. Nar: Edit. & II. pag. 292, n. 3. —
Norwegiſch Nar- Vake, Mueller Prodrom.
Zöonl: dam: pag. 29. Die Rorkeroffef
ober Minterbroſſel, Scopoli durch Guͤn⸗
ther S. 160. — Die Zipdroſſel, Stat,
Muͤller
Die NMothdroſſel. 227
veertef 2) nennt, berwechſelt werden. Dieſe kleine Droſſel verdient allerdings die
größte Aufmerkſamkeit, weil fie, wenigſtens in Burgund, am beſten zu eſſen, und
ihr Fleiſch von einem delikaten Geſchmack iſt ). Man faͤngt fie mit Schlingen
häufiger als jede andere Art **): daher iſt fie ſowohl ihrer Güte als auch ihrer Menge
wegen ein koſtbarer Vogel. Ihre Strichzeit trifft gemeiniglich nach der Ankunft
der eigentlichen Droſſel und vor der Ankunft des Ziemers, Im November koͤmmt
fie in großen Haufen angezogen ), und entfernt ſich wieder vor Weyhnachten. Ihr
Bruͤtgeſchaͤfte vollziehet fie in den um Danzig herum gelegenen Waͤldern =) 3).
In Frankreich niſtet fie faſt niemals; auch nicht in Lothringen, wo fie im April an⸗
kommt, und zu Ende dieſes Monats wieder verſchwindet, und ſodann erſt wieder im
Herbſt erſcheinet. Es iſt kein Zweifel. daß fie nicht in den ungeheuren Wäldern
dieſer Provinz uberfluͤßiges und zutraͤgliches Futter finden ſollte: dieſerwegen haͤlt fie
ſich auch vielleicht eine Zeit in dieſen Gegenden auf, da ſie im Gegentheil durch ver⸗
ſchiedene Gegenden Deutſchlands, wie Friſch angiebt, nur durchziehet. Ihre ges
wohnliche Nagrung beſtehet in Beeren und kleinen Würmern, die fie ſehr gut zu finden
und aus der Erde zu ſcharren weis. Die Rothdroſſel zeichnet ſich vor den übrigen
Droſſeln durch das ſchoͤnere und glaͤttere Anſehen ihrer Federn, durch ihren Schna⸗
bel und ihre Augen, welche ſchwaͤrzer find als bey der eigentlichen Droſſel, welcher
ie jedoch an Größe ziemlich nahe koͤmmt, durch ihre weniger ſprenklichte Bruſt, und
urch ihre an der untern Seite der Fluͤgel glaͤnzende Orangenfarbe aus, wegen welcher
letztern fie in vielen Sprachen die rothfluͤglichte Droſſel heißt.
8 f. 8 Ihr
2 er Pe: J 1
denheit des Futters, oder vielleicht des Ge⸗
ſchmacks der Einwohner ab. 1
müller Ueberſ. des Linn. Naturſ. Th. 2, 5
S. 530. — Die Weindroſſel, rothe Droſ⸗
ſel, Sangdroſſel, Klein durch Reyger
S 66. — Nothdroſchel, Weindroſchel, Zorn
Petinoth. Th. k. S 313.— Weindroſſel, Zippe,
Teske Naturgeſch. Th. 2. S 257. — Zip⸗
droſſel, Rothdroſſel, Blumenbach Naiurg.
S. 226. Sepp Nederl. Vog. tab. 12. —
Walddroſſel, Kramer Elench, 361. — The
Redwing, Pennant Brit. Zool. Vol. I. p. 302.
u. 109. — Bollaͤndiſch Kopervriekje.
A. d. Ueberſ.
Nur
2) Es werden in
Heydelerchen (Alauda criſtata, Linn.) Mau-
ee en
9
nennet.
Fa debe
) Linne“ behauptet das Gegentheil in
dem Syß. Nat. pag. 169. Mahrſcheinlicher
Weiſe hängt die Verſchiedenheit, in Rudficht
auf die Lander, entweder von der Verſchie⸗
Paris beſonders die
%
„) Sriſch und viele Vogelſteller verſi⸗
chern, daß ſie nicht leicht in Schlingen,
die bloß aus ſchwarzen oder bloß aus weif⸗
ſen Haaren gemacht werden, eingehen. Man
verfertiget ſie auch wirklich in Burgund aus
weiſſen und schwarzen unter einander ge⸗
flochtenen Haaren. Siehe Sriſchens zur
28ſten Kupfertafel gehoͤrige Beſchreibung.
3) Sie ziehet oft bey Nacht, ſonder⸗
lich gegen Morgen, wenn es noch fin⸗
ſter iſt. i
A. d. Ueberſ. S
) Klein Ordo Auium pag. 178
178.
4) In Liefland bauet ſie ihr Neſt ins Ge⸗
büſche oder auch auf Baumes, bruͤtet zwey⸗
mal des Jahres,, und hat zwey bis drey
Junge. Siſchers Naturgeſch. Liefl. S. 94.
E RE s- Ueberſ. ”
228 Hiſtorie der Natur.
Ihr gewoͤhnlichez Geſchrey lautet tan, tan, kan, kan. Wird fie in der Nähe
einen Fuchs, welches ihr geſchworner Feind iſt, gewahr, ſo fliegt ſie ihm, nach Art
der Amſeln, weit nach, und wiederholt immer das naͤmliche Geſchrey. Die mel.
ſten Naturforſcher wollen bemerkt haben, daß ſie gar nicht ſinge; eine Meynung,
die, wie mich duͤnkt, allzu unbedingt vorgetragen wird. Man ſollte vielmehr ſagen,
daß man fie in denjenigen Landern, wo ſie ſich nicht während der Begattung aufhält,
nicht fingen hoͤret, wie dieſes zum Beyſpiel in Frankreich, England u. f w. der
Fall iſt. Dieſe Einſchraͤnkung findet auch um ſo viel gewiſſer ſtatt, da Herr Hebert
dieſen Vogel in Brie waͤhrend des Fruͤhlings hat ſingen hoͤren. Er ſahe ihrer
zwoͤlfe bis fünfzehn auf einem Baume, auf dem fie beynahe wie die Haͤnflinge zwit.
ſcherten. Ein anderer Beobachter, welcher an der mittaͤgigen Seite der Provence
wohnet, hat mich gleichfalls verſichert, daß die Rothdroſſeln daſelbſt nur pfeifen, und zwar
auf keine andere Art ihre Stimme hoͤren laſſen; ein Umſtand, aus dem ſich ſchließen
laͤßt, daß ſie in dieſer Provinz nicht niſten.
Ariſtoteles erwähnt ihrer unter dem Namen Turdus iliacur, und hält fie für
die kleinſte und am wenigſten ſprenklichte Droſſel ). Dieſe Benennung Turdus
iiacus ſcheint anzuzeigen, daß fie von den aſiatiſchen Kuͤſten, wo Troja erbauet war,
nach Griechenland zog.
Die von mir zwiſchen dieſer Art und dem Ziemer angenommene Aehnlich kelt
gründet ſich theils darauf, daß dieſe beyden Arten bey uns in Frankreich nicht ein⸗
heimiſch find, ſondern nur zweymal des Jahres erſcheinen **); theils auf ihre Ver⸗
fammlung in zahlreiche Haufen, welche zu gewiſſen Stunden geſchiehet, wo fie alle
unter einander zwitſchern; theils aber nach auf eine gewiſſe Gleichfoͤrmigkeit der ſprenk⸗
lichten Flecken auf der Bruſt. Allein dieſe Aehnlichkeit findet bier nicht mit Aus⸗
ſchließung aller übrigen ſtatt: man muß vielmehr geſtehen, daß die Rothdroſſel ger
wiſſe Dinge gleichfalls mit der eigentlichen Droſſel gemein habe. Denn ihr Fleiſch
iſt eben ſo delikat; unter ihren Fluͤgeln ſiehet man eben das Gelbe, welches aber
orangenfaͤrbig und weit lebhafter iſt; fie haft ſich zuweilen einzeln in Wäldern auf,
und fallt in Weinberge ein, wie die gemeine Droſſel, mit der fie auch, nach
Lottingers Beobachtungen, oft, hauptſaͤchlich aber im Fruͤhlinge, ziehet. Das
Reſultat aus dieſen Bemerkungen iſt dieſes, daß dle Rothdroſſel eben die Nah⸗
rungsmittel genießt, deren ſich die beyden andern Arten bedienen, und daß er in
i vielem
) Hifl. Animal. Cap. IX, Cap. XX. reich nicht bleibt; unterdeſſen aber verſichert
0 Es läßt ſich in der Naturgeſchichte mich doch Hr. Zebert, er babe im Winter bey
eben ſo wenig, als in vielen andern Din⸗ rengem Froſt einige Dutzend von dieſen
gen, etwas als ganz allgemein behaupten. Voͤgeln auf einem Weißdornſtrauch, an
Ueberhaupt genommen, ift es wahr, daß dem noch die rothen Beeren hiengen, ges
die Nothdroſſel den Winter uber in Frank⸗ loͤdtet.
Die Mothdroſſel. 229
vielem Betracht als der en von der eigentlichen Droſſel zu dem Ziemer
betrachtet werden kann.
.
Jie Nothdroſſel iſt am Kopfe, Hals und Ruͤcken mehr dunkelbraun, als die
Weißdreſſel. Die Kehle, die Bruſt und der ganze Unterleib find mit braͤun⸗
lichten Streifen beſetzt, und über die Federn unter den Fluͤgeln an dem Weib»
chen und am Anfange des Schwanzes iſt ein braͤunlichtes Roth verbreitet.
Ueber den Augen gehen weißlichte Streifen weg, und ſie hat an dem untern
Schnabel zu beyden Seiten des Backens gleichſam einen ſchwaͤrzlichten Bart.
Die Wurzel des Schnabels iſt gelblicht, die Spitze deſſelben aber iſt ſchwarz.
Die Füße fallen ins Schwaͤrzlichte, fie find aber verhaͤltnißmaͤßig kuͤrzer als bey
der Weißdroſſel. — Die Roihdroſſel kommt zu Ende des Septembers in um
ſere Gegenden, ſie ſtreichet gemeiniglich mit dem Krammetsvogel in großen
Schaaren bis gegen das Ende des Octobers, und füget den Weintrauben groſ⸗
ſen Schaden zu. Diejenigen, welche nach der Strichzeit in unſern Gegen
den zuruͤckbleiben, begeben ſich in Wachholderbuͤſche, leben daſelbſt von Beeren, und
fliegen, wenn das Erdreich weich iſt, auf Wieſen, wo fie Inſekten ſuchen.
Bey truͤben Tagen und naßkaltem Wetter gehen ſie am beſten auf den Heer⸗
den ein. Im März ſammlen fie fih in großen Schaaren in Gehoͤlzen, wel
che an Wieſen liegen, und halten ihren Ruͤckſtrich mit dem Krammetsvogel.
Unterdeſſen bleiben doch auch einige davon in unſern Gegenden zuruͤck, und unter⸗
sehen fü = dem Brürgefhäfte, In Gebauern iſt die Rothdroſſel nicht ſo dauerhaft
als der Ziemer.
Ff 3 Die
en ee ee
N Vo en
f mit den 1 und t in Verwandſchaft 95
155 ſtehen. e R Werte 4:
)h;
Die furseinigfe Droſſel aus dar Barsan
250 fa Grive ballette de Barbarie). 65 a
ee
SE habe en Vogel den 1 Namen feiner kurzer Fuße we er cam,
Gen. gleicher den Deoffelni in Enjehung fe ff iner Geſtalt, im oa 1 ge nom en
ferner in Wa e e den ſprenklichten Flecken uf der Bruf el.
che auf cinem weiſſen Grund regelmaͤßig verbreitet an iD, und mit ein em Wo te, in un nf
hung aller aͤußerlichen Charaktere, die Füße und Das 5 Geſſeder eusgenomten. © 1
Fuͤße find nicht nur kürzer, ſondern auch ſtarker; ein Uinſtand „ wer innen er dem
Hoamy auf der einen Seite ganz entgegengeſotzt iſt, auf der andern aber lich der Me
Keideca.l dadurch zu nähern ſcheint, di: vechälnigmäßi ‚eür rzere Fuge bat, 99 AB =
dern drey bey uns gewohnlichen Droſſeln. Sein Gefieder iſt von ausnehmende
Schönheit. Die auf dem obern Theile des Körpers „dem Kopf, und Halſe, 115
ſchende Farbe iſt hell und glaͤnzend grun, der Bürzel iſt Ganges 1 2 nd
anch das Ende der Deckfedern des Schwanzes und der F 115 „ W 15
federn von feiner fo lebhaften Farbe ſind. Es iſt gar nicht h
die Beſchreibung der Farben noch ſo genau ab dadurch eine 5 Idee vo RO
Wirkung zu erlangen, welche die Federn auf dem Vogel ſelbſt hervorbringen. Der
Entwurf einer ſolchen Wirkung kann nur durch den Pinſel, nicht aber durch Worte,
Zeführet werden. — Shaw, e vieſe Droſſel in a Baterlande 96
geln in Vergleichung 180 Er fest noch daß
zutreffen ſey, und ſich nur alsdenn 25 e, d en Ye er m gebe
Di: eſes ſetzt zun, voraus, daß dieſe d Früchte ei 1 Enns auf ihr Ziehen haben; ein
Uniſtand, in welchem ich zwey neue Aehulichkeiten zwiſchen dem erwähnten Vogel
und den Dreſſeln entdecke, welche ebenfalls Zugvögel find, und den Feigen fehr gerne
nachgehen FE SER
i II. De
*) Thomas Shaw nennt fie die grüne *) Thomas Shauv’s Travels pag. 2
Dresel (Green Thruſ h). 8) Dieſes Futter empfohlen ſchon, 1
2 18 f wir
r
-
H. Der Tilt e is e Daune e 121
Der Al ober 10 a khfäusige A]
Daß (La Grive 0 d’Amerk
Biel. rc
Siehe auf der 360ffen illuminicten Kupfertafel die erſte Figur.
Ae
Ss’ er ganze obere Theil des Koͤrpers, Hopfs und Balls find bey dieſem Vogel
von einer dunklen aſchgrauen Farbe, welche ſich über die kleinen Deckfedern
der Fluͤgel verbreitet, unter den Körper ge rt, Im.) daſelbſt von einer Seite
bis an die Kehle hinauf, von der andern Seite aber, indem fie ein helleres Licht ans
nimmt, bis an den Unterleib hinabſteigt. Dieſer letztere iſt von weiſſer Farbe, jb
wie auch die Deckfedern unter dem Schwanze. Die Kehle iſt gleichfalls weiß, aber
zugleich mit Schwarz geſprenkelt. Die Schwungfedern und die großen Deckfederß
der Fluͤgel ſind ſchwarzlicht, und mie einem aſchgrauen Rande eingefaßt⸗ Die zwölf
Ruder federn ſind ſtufenfoͤrmig und ſchwaͤrzlicht, wie die Schwungfedern; jedoch ſiehet
man am Ende der drey äuserſten Seitenfedern auf jeder Seite einen weiſſen Fleck,
der immer groͤßer wird, je mehr dieſe Ruderfedern nach außen zu gelegen ſind.
Der Augenring, die Einfaſſung um die Augen, der Schnabel und die Fuͤße nd
roth, der Raum zwiſchen dem Auge und dem Schnabel iſt ſchwarz, und der Gau⸗
men von einer lebhaften Orangenfarbe. Die ganze Laͤnge dieſes Vogels betraͤgt chit-
gefahr zehn Zoll, ſeine Flugelbreite beynahe. vierzehn und ſein eee vier Zu;
die Juͤße find achtzehn und der Schnabel zwoͤlf Linien lang. Die Schwere ſeines
Körpers: beläuft ſich auf deittegalb Unzen.
wir oben gefe ehen haben, die Alten, wenn
die Droſſein fur die Tafel folien gemaſtet
werden.
Folge ſchen,
daß dadurch das Fleisch
der Amfeln einen ſehe dellkaten Gefkomat
keks met
Es iſt dieſes die rochfüg ste Dieſſt f
(The red legg'd I bruſh Tom; 1. pag. 39.)
des Catesby; der Turdos vifeiuorùs plum-
beus des KReins, Ordo Adium gen. V.
Spec 24. und bie vierzisſte Droſſel, Me-
rula americana Sinerea ,
Tom. II. pag: 298.
Wir tserden auch noch in der
des. Briſſons,
Die gefalteten Gagel er ſtrecken fi: nicht
8 bis
1) Eſpere de Merle, que les naturels du
pays appellent Tifli, Fewiliee,- — Tuordus
plumbeus caeruſefcens, Zula abba atfogüun-
Fats cauda cunc its, Lm⁰α, Sytem. Natur.
Edit XII pag. go n 12 — Die bley⸗
farbige Droſſel, Stat. Möller Ueber des
En. Naturſyſt. Tb. 2. S. 573: — Hoch⸗
Fran, mit rolben Füßen, Kleias Vögel:
hiſterje durch Reyger 8. 68 — Droſ⸗
ſel mit rothen Süßen „Sseligmann U.
ar
232 Hiſtorie der Natur.
bis an die Haͤlfte des Schwanzes. Auch bey dieſer Art finden ſich Abänberungen,
Denn an dem von Catesby beobachteten Vogel waren der Schnabel und die Kehle
ſchwarz. Sellte dieſer Unterſchied der Farben nicht von der Verſchiedenheit des Ger
ſchlechts herruͤhren? Tatesby ſagt hieruͤber weiter nichts, als daß das Weibchen um
ein Drittel kleiner fen als das Männchen. Er ſetzt noch hinzu, daß dieſe Voͤgel dle
Beeren von dem Baume freſſen, aus welchem das Gummi Elemi herausſchwitzt. Sie
halten ſich in Karolina auf, und find auch auf den Inſeln Andros und Ilathera, nach
Briſſons Berichte, haufig anzutreffen.
—
l. Diekleine philippiniſche Oroſel. La pe.
tite Grive des Philippines).
kanntmachung wir dem Herrn Sonnerat zu danken haben. Der vordere
Theil ihres Halſes und der Kehle iſt braunroth und weiß geſprenkelt. Der
uͤbrige untere Theil derſelben ein ſchmutziges Weiß, das ins Gelbe faͤllt. Der
obere Theil des Körpers iſt vor einer braunen ins Olivenartige ſich verlierenden Farbe.
Dieſe auslaͤndiſche Art iſt etwas kleiner als unſere Rothdroſſel. Von ihrer Flügels
breite läßt ſich nichts Beſtimmtes ſagen, weil die Schwungfedern an dem von Dies
ſem Naturforſcher beobachteten Subjekte nicht vollſtaͤndig waren. 5
M!; kann noch zu der Gattung der Droſſeln dieſe neue Art rechnen, deren Bes
Sen 2 —
— ——
IV. Der chineſiſche Hoamy. (L Hoamy
de la Chine)
elſſon hat dieſen Vogel, oder vielmehr das Weibchen deſſelben, zuerſt 9
ſchrieben ). Dieſes Weibchen iſt um etwas Weniges kleiner als die
Rothdroſſel, und koͤmmt mit dieſer ſowohl, als auch mit der eigentlichen
Droſſel,
1) Turdus Sinenfis, la Crive de la Chi. Stat. Muller Ueberſ des Linn. Natur ſyſt.
ne, Briſſn. — Turdus Sinenſis, rufefeens Th. 2. S. 535. i
capite kuſco ſtriato, fupereiliis albis, re- A. d. Ueberſ.
&ricibus fuſeis ſtrigis obſcurioribus, pedi- b
bus flauis, Lian. Syſt. Nat. Edit. XII. p. 295. 9 Ornitholog. Tom. II. pag. 221. tab. 23
n. 20. — Der chineſiſche Krammetsvogel, Ag. 1. N
4 A
ae nme
V. Die kleine domingiſche Droſſel. 233
Droſſel, noch mehr aber mit der kleinen kanadiſchen (ſiehe oben S. arı.). darinnen
überein, daß man an ihr verhaͤltnißmaͤßig längere Füße bemerkt, als an den uͤbri⸗
gen Droſſeln. Ihre Fuͤße ſind gelb, ſo wie ihr Schnabel. Der obere Theil ihres
Körpers iſt braun, und gehet ins Rothbraune über; der untere Theil iſt von einer
hellen und gleichartigen Roſtfarbe. Auf dem Kopf und Halſe ſiehet man braune,
der Lange nach laufende Sereifen. Eben fo it auch der Schwanz beſchaffen, nur
daß hier die Streifen in die Queere gehen. Dieſes iſt es ohngefaͤhr, was wir in An⸗
ſegung des Aeußerlichen von dieſem Vogel wiſſen. Ueber feine Sitten und Nature
triebe ſind noch keine Beobachtungen bekannt gemacht worden. Iſt er wirklich eine
Droſſel, für die er ausgegeben wird, ſo muß man doch geſtehen, daß auf ihrer Beuſt,
fo wie bey der Bruchdroſſel, keine ſprenklichte Flecke zu ſehen find.
sense
— —ũ—
FW -
„Die kleine domingiſche Droſſel (La Gri-
velette de Saint- Domingue),
Siehe auf der 398ſten illuminirten Kupfertafel die zweyte Figur.
Droſſel (Grivette d’Amerique) überein, ja fie iſt noch kleiner. Ihren Kopf
Des Droſſel koͤmmt in Anſehung ihrer Groͤße mit der kleinen amerikaniſchen
/
ziecet eine Art von Krone oder Platte, die von einer lebhaften, beynahe ro⸗
then Orangenfarbe iſt. Der von Edwards (Taf. 25 2). abgezeichnete Vogel iſt
von der unſrigen darinnen verſchieden, daß er auf dem Unterleibe gar nicht ſprenklicht
if. Er war im November 1751 auf dem Meere, acht oder zehn Meilen von der
Inſel St. Domingo, gefangen worden; ein Umſtand, der den Edwards auf die
Idee brachte, es moͤchte dieſes wohl einer von den Zugvoͤgeln ſeyn, welcher bey der
Annaherung des Winters das feſte Land des nördlichen Amerika alle Jahre verlaffen,
und von dem Vorgebirge in Florida abreiſen, um dieſe Jahreszeit in einem waͤrmern
Klima zuzubringen. Dieſe Muthmaßung hat ſich auch wirklich durch neuere Beob⸗
achtungen beſtaͤtiget. Denn Edwards hat nach dieſer Zeit vom Herrn Bartram
erfahren, daß dieſe Vogel im April nach Penſolvanien kommen, und den ganzen
Sommer uͤber ſich daſelbſt aufhalten. Seinem Berichte nach bauet das Weibchen
ſein Neſt auf die Erde, oder vielmehr in einen Haufen trockner Blaͤtter, worinnen ſie
eine Aushoͤhllung in Geſtalt eines Ofens macht, und es ſodann mit Gras
auspolſtert. Sie errichtet es allemal an der abhängigen Seite eines Berges gegen
Mittag zu, und legt fuͤnf weiſſe, braungefleckte, Eyer hinein. Eine ſolche Verſchie⸗
denheit in Ruͤckſicht auf die Farbe der Eher und des Gefieders, und auf die Art ihr
Neſt auf die Erde und nicht auf Bäume in einem Lande zu bauen, wo doch kein
Buͤffons Voͤgel V. B. Gg Mangel
234 Hiſtorie der Natur.
Mangel an ſolchen iſt, ſcheint anzuzelgen, daß dieſe Voͤgel von einer ganz andern
Natur als unſere europaͤiſche Droſſeln ſeyn muͤſſen. AN
— —ÄEUñä6—ñ OT - — LER Be SE) — —
Tanner mo mas ltan Tamara an nenn
0 — —ę—- —L—»- —
„
VI. Die kleine chineſiſche gehaͤubte Amſel.
(Le petit Merle huppe de la
hne,
Siehe die sogte illuminirte Kupfertafel.
ch weiſe dieſem Vogel gleichfalls ſeinen Ort zwiſchen den Droſſeln und Amſeln
an, weil bey ihm der Wuchs und der Grund der Farben wie bey den Droſſeln bes
ſchaffen iſt, jedoch fehlen ben ihm die ſprenklichten Flecke, die man uͤberhaupt fuͤr das
Unterſcheidungskennzeichen dieſer Gattung anſiehet. Die Scheitelfedern ſeines Kopfs
find länger als die übrigen, und es entſtehet, wenn der Vogel ſolche in die Hoͤhe rich⸗
tet, eine Kuppe daraus. Hinter dem Auge ſiehet man einen roſenfarbenen Fleck und
einen andern, der zwar weit groͤßer, aber nicht ſo lebhaft iſt, von eben dieſer Farbe
unter dem Schwanz. Seine Füße find roͤthlichtbraun. Man koͤnnte ihn allenfalls
unter den Droffeln für das anſehen, was unter den Amiſeln die roſenfarbige Amſel
iſt. Er iſt faſt ſo groß als eine Lerche; und ſeine Fluͤgel, welche, wenn fie ausge⸗
breitet ſind, in der Breite zehn Zoll betragen, erſtrecken ſich in dem Zuſtande der
Ruhe nur bis an die Hälfte des Schwanzes. Dieſer letztere beſtehet aus zwölf ſtu⸗
fenfoͤrmigen Ruderfedern. Eine mehr oder weniger dunkle braune Farbe iſt über den
obern Theil des Körpers, die Fluͤgel, die Kuppe und den Kopf verbreitet; jedoch
haben die vier aͤußerſten Ruderfedern auf jeber Seite des Schwanzes weiſſe Spitzen.
Der untere Theil des Körpers iſt gleichfalls weiß, fälle aber doch über der Bruſt et⸗
was ins Braune. Ueberdieſes entſtehen zween ſchwaͤrzlichte Striche an den Winkeln
des Schnabels, die ſich nach hinten zu auf einem weiſſen Grund verlaͤngern, und
eine Art von Knebelbart bilden, der dieſem Vogel ein ſehr auffallendes Anſehen
giebt.
1) Merula Sinenſis criſtata minor, Briff. Amen. acad. 4. pag. 228. -— Der Spaß⸗
II. pag. 455. tab. 21. fig 2. — Lanius ioco- vogel, Stat. Muller Ueberſetz. des Linn.
ſus, cauda rotundata, corpore griſeo, pa- Naturſyſt. Th. 2 S. 118.
pebra inferiore purpurea, ano fanguineo, g N
Kinn, Syſt. Nat. Edit. XII. pag, 30. n. 24. — ; A, d. Ueber.
Die
Die Spottdroſſeln. 235
. —
Die Spottdroſſeln. (Les Moqueurs).
ö in Vogel, der an irgend einem Orte merkwuͤrdig iſt, bekommt allemal viele
Namen. Ereignet ſich dieſes bey einem auslaͤndiſchen Vogel, ſo ſetzt uns
dieſe Menge der Namen, die an und fuͤr ſich ſchon zu Fehlern Anlaß giebt,
in Verlegenheit, und bringt einen noch ſchlimmern Fehler, nämlich die Vervielfaͤlti⸗
gung ſolcher Arten hervor, die nur dem Namen nach verſchieden find, und folglich fer
diglich in der Einbildung beſtehen. Solche Fehler auszurotten, iſt für die Natur⸗
geſchichte eben ſo vortheilhaft, als dieſelbe mit neuen wahren Arten zu bereichern.
Was ich hier ſage, gilt auch in Ruͤckſicht auf die amerikaniſchen Spottdroſſeln. Man
ſtehet in der That bey einer genauen Vergleichung der Spottdroſſel (Turdus mimus)
des Briſſons ) mit der aſchfarbigen domingiſchen Amſel, die auf unſerer 5 5 8ſten
illuminicten Kupfertafel vorgeſtellet iſt, ſehr leicht ein, daß dieſe beyden Voͤgel zu
einer und eben derſelben Art gehoͤren, und daß ſie bloß der uͤber den obern Theil ihres
Koͤrpers verbreiteten Farbe nach verſchieden ſind, welche bey der aſchfarbigen domingi⸗
ſchen Amſel nicht fo grau iſt als bey der Spottdroſſel. Bey der fernern Vergleichung
faͤllt ebenfalls ſehr bald in die Augen, daß auch die domingiſche Amſel (Merula
dominicenſis) des Briſſons “) eben derſelbe Vogel iſt, und nur durch ein mehr
oder weniger dunkleres Colorit des Gefieders und durch die Ruderfedern des Schwan⸗
zes, als welche bey ihr gar nicht oder doch nur ſehr wenig ſtufenfoͤrmig find, ſich von
der Spottdroſſel unterſcheidet. — Auf eben dieſe Art wird man ſich auch bald
überzeugen, daß der Tzonpan des Fernandez *)) entweder das Weibchen des
Ceneontlatolli, nämlich der Spottdroſſel, wie dieſer Schriftſteller ſelbſt muthmaßet,
oder hoͤchſtens eine beſtaͤndige Abänderung dieſer Art iſt. Es iſt wahr, fein Gefies
der iſt nicht fo einförmig, weil daſſelbe auf dem obern Theile mit Weiß, Schwarz
und Braun, an dem untern aber mit Weiß, Schwarz und Aſchgrau gemiſcht iſt:
unterdeſſen aber iſt doch der Grund deſſelben eben ſo beſchaffen. Auch der Wuchs,
die Geſtalt uͤberhaupt, der Geſang und das Klima dieſes Vogels treffen damit uͤber⸗
ein. — Eben daſſelbe laßt ſich von dem Terzempen oder Centzonpantli des Fer-
nandez }) ſagen. Denn die kurze e dieſer Verfaſſer davon liefert,
9 2 ſtellet
*) Ornitholog. Tom. II. pag. 262. 1) Mimus varius des Briſſons, Ornickol
**) Ibid. Tom, II. pag. 284, tab. 27. fig. 1. Tom. I. pag. 232. Ed. in. 8. f
»#*) Hiſtoria auium nouse Hifpaniae, A. d. Ueberſ.
Cap. XXX, — Vieremberg nennt ihn
Tzanpan, Hit. nat. Lib. X. Cap. LXXVII. I Hiftor, auium nouae Hifpaniae Cap.
Edwards aber Iaaupan, pag. 78. CRV.
236 Hiſtorie der Natur.
ſtellet lauter Aehnlichkeiten in Anſehung der Groͤße, der Farben und der Stimme,
und keinen einzigen Zug dar, der eine Unaͤhnlichkeit verraͤth. Ziehet man nun hierbey
die Gleichfoͤrmigkeit der angefuͤhrben Namen, Tzompan, Tetzompan, Centzonpankli,
noch in Erwaͤgung, fo hat man allerdings Grund zu glauben, daß alle dieſe Namen eine ein⸗
zige wahre Art bezeichnen, aus welcher aber entweder aus einem Fehler der Abſchreiber, oder
aus der verſchiedenen Mundart der Mexikaner, fo viele dem Namen nach verſchie⸗
dene Arten entſprungen ſind. — Ich kann mich auch nicht enebrechen, zu der Art der
Spottdroſſel denjenigen Vogel, welchen Briſſon *) die große Spottdroſſel
(Grand Moqueur) nennt, zu rechnen, von dem er ſagt, daß er mit der Spottdroſſel
des Sloane einerley Vogel ſey; alsdenn aber waͤre derſelbe nach den von Sloane
angegebenen Ausmeſſungen die kleinſte von allen bekannten Spottdroſſeln. Uebsigens
hält Sloane ihn für die naͤmliche Art, wohin der Cencontlatolli des Fernandes ge
hoͤrt, und woraus Briſſon ſeine eigentliche Spottdroſſel gemacht hat. Ja Briſſon
ſelbſt hat, ohne es zu bemerken, dargethan, daß dieſe Voͤgel, welche ich unter eine
Art bringe, auch wirklich zu einerley Art gehören. Denn da Ray S. 64. 65. von
der Spottdroſſel redet, und ſolche in dem Anhange (Appendix pag. 159.) weitlaͤufti⸗
ger beſchreibt, ſo hat Briſſon die erſte Stelle auf die große, die andere aber auf die
kleine Spottdroſſel gezogen, obgleich, nach der Abſicht des Ray, beyde offenbar ſich
auf einen und eben denſelben Vogel beziehen. Die fogenannte große Spottdroſſel un⸗
terſcheidet ſich auch wirklich von der kleinen bloß dadurch, daß ihr Gefieder etwas
bräunlicher iſt, daß fie längere Füße zu haben ſcheint, und daß die Naturſorſcher
nicht angegeben haben, daß ihr Schwanz ſtufenfoͤrmig ſey. *
Nach dieſer Abkuͤrzung bleiben uns nur noch zwo Arten uͤbrig, naͤmlich die
Spottdroſſel der Sranzefen und die eigentliche Spottdroſſel. Ich bin Willens,
dieſelben nach der hier genannten Ordnung abzuhandeln, weil fie ohngeſaͤhr in dieſer
Ordnung an die Droſſeln granzen.
a
) Turdus Mimus maior, Tom. II. p. 265. unter Schenkel und Füße verſtehen 2
Meynt er vielleicht den wahren Schenkel
**) Sloane druͤckt ſich hierüber etwas nebſt dem Mitelfuß (Tarſe), oder vielmehr
zweydeutig aus. Er ſagt namlich, die den Mittelfuß nebſt den Zehen? Briſſon hat
Schenkel und Füße waren einen und drey dier lediglich den Mittelfuß darunter ver⸗
Viertel Zoll lang. Was muß man aber ſtanden. =
Die
Die französiche meet
— — —ͤ b ——¼ — 1200700272070
237
Die Spottdeoſſl der d Franzoſen. (Le Moqueur
frangois). 5
Siehe die 645 ſte illuminirte Kupfertafel.
*
ihre geſprenkelte Bruſt unſern Droſſeln am naͤchſten. Uebrigens aber iſt ſie
durch Die gegenſcitigen Verhaͤltniſſe des Schwanzes und der Fluͤgel auf eine
ſehr auszeichnende Art von denſelben verſchieden. Denn wenn dieſe letztern gefalten
ſind, ſo endigen ſie ſich beynahe da, wo der Schwanz ſeinen Anfang nimmt. Der
Schwanz iſt über vier Zell lang, und dieſe Lange macht den dritten Theil der. Länge
des ganzen Vogels aus, welche uͤberhaupt nur eilf Zoll betraͤgt. In Anſehung ſeiner
Groͤße ſtehet derſelben zwiſchen der Miſteldroſſel und dem Ziemer. Seine Augen ſind gelb,
der Schnabel ſchwaͤrzlicht, die Fuͤße braun, und der obere Theil des Koͤrpers iſt eben
fo roſtfaͤrbig wie die Haare des Fuchſes, jedoch mit etwas braun melirt. Dieſe bey⸗
de Farben erſcheinen auch auf den Schwungfedern, aber jede von ihnen erſcheint hier
einzeln, und zwar die Roſtfarbe auf den aͤußern Fahnen, das Braun hingegen auf den in:
nern. Die großen und mittlern Deckfedern der Fluͤgel haben weiſſe Spitzen, woraus
zwey queer über die Flügel laufende weiſſe Streifen gebildet werden. Der untere
Theil des Koͤrpers iſt ſchmutzig weiß mit dunkelbraun gefleckt; allein die Flecken lie⸗
gen hier nicht fo dicht an einander, wie auf dem Gefieder unſerer europaͤiſchen Drof-
ſeln. Der Schwanz iſt ſtufenfrmig „ein wenig herabhaͤngend, und gänzlich von
rothbrauner Farbe. Dieſer Vogel kann ſeinen Geſang in etwas abändern, es koͤmmt
aber derſelbe mit dem Geſange der eigentlichen Spottdroſſel in keine Vergleichung. Seine
gewoͤhnliche Nahrung iſt die Frucht einer Art vom ſchwarzen Kirſchbaum, der aber
von unſern europaͤiſchen Kirſchbaͤumen gar fehr verſchieden iſt, weil ſeine Fruͤchte in
Traubengeſtalt wachſen. Dieſer Vogel bleibt das ganze Jahr hindurch in Carolina und
. Gg 3 Virginien,
1: den amerikaniſchen ſogenannten Spottdroſſeln koͤmmt dieſe in Ruͤckſicht auf
*) Catesby Hiftor, nat. de la Caroline
pag. 28. giebt ihr den Namen der roth⸗
lutior maculatus, remigibus vnicoloribus,
cauda rotundara, reftricibus rufis, Liun.
braunen Droſſel (Grive rouſſe); auf Eng: .
liſch Fox-colonred Thrufb, Hreneh Muock-
bird. Briſſon macht feine achte Droffel
daraus, und nennt fie die karoliniſche
Droſſel (Turdus carolinenſis) Ornitholog.
Tom, II. pag. 223.
1) Turdus rufus, ferrugineus, ſubtus di-
Syſt Nat. Edit XII. pag. 293. n. 9. — Der
rothe Krammetsvogel, ie Bee Ueberſ.
des Linn. Naturſyſt. Th. 528
Turdus rufus, die roſtige Sort Kleins
Voͤgelhiſt. durch Reyger S. 63 — Die
ſuchsfaͤrbige Droſſel, Seeligmaun (I. 56.
A. d. Ueberſ.
238
Hiſtorie der Natur.
Wirginien, und folglich iſt er auch kein Zugvogel „ wenigſtens nicht in dleſen Segen
den; eine Eigenſchaft, die ihn von unſern Droſſeln entfernet.
#
. ee nn m
—
— . ———
—— —
Die eigentliche Spottdroſſel. Le Mo-
1 m
Siehe die erſte Figur auf der 55
cher Diefer Vogel nter dem Na
en illuminirten K Kupfertafel, auf wel⸗
ien der aſchforbigen demingiſchen
Amſel (Nierle cendré A Saint-Domingue) vor-
geſtellet iſt.
gemacht hat.
*) Hierzu gehören die drey Spottdroſſeln
des Driſſons, Ton II, pag. Ba 265. und
265, und die domingiſche Amſel deſſelben,
pag. 214. In Mexico heißt fie Cencontla
toli, woraus die Reiſebeſchreiber 5
Gemelli Careri und andere Sefontle Tzon-
pan gemacht haben. Im Lateiniſchen li.
mus, Turdus, Syluiı, Auis polyglotts.
Im Engliſchen American Mock - bird,
Nighringale, American Song-thrufk, Sin-
eing - bird, Grey- moking-bird. Siehe
Catesby Tom. I. pag. 27. Es verdient
99 hier angemerkt zu werden, daß einige
Reiſende gewiſſe Troupialen für Spottöroſ—
e augeſehen haben. Eilay on Hift. nat. of
Guiana pag. 178.
1) Die hierher gehörigen
Briſſons und anderer Nakurforſcher ſind
1) Turdus Mimus, B. in II pag. 262. —
Turdus dorſo ſuſco, pectere et rectric bus
exterioribus alhidis, Bruvzne, Jamaic. 469.
— Sy luis interne ex albo cinerea, fuperne
ex terreo colore cinerafcens, Klein -— Auis
polyglorta, Jonſt. au. pag. 7. Wällugby395.
eine allgemeine Bemerkung dar
— 1
ER Eıkvards 78. tab, 73. —
pheus,
Voͤgel des
Nieſer beſondere Vogel bietet uns eine auffallende Ausnahme in Ruͤckſicht auf
die man über die Vögel der neuen Welt
Faſt alle Reiſebeſchreiber ſtimmen darinnen mit einander
uͤberein,
Charlet. Nieren b. — Tencontlaroli, Her-
nand. — Quadringentae linguae, JJ. Syn,
au. pag. 65. 159. 184. — The lefler Mock-
Tardus Or-
dorid fulto. pe£tore rectrieibusque
lateral bus albidis, ſuperciliis we 1
Sylt. Nat. Edit. XII. pag. 293. n. er
Der Sanger, Stat. Müller unbe des
Linn. Naturſyſt. Th. 2. S. 533. — Weiß⸗
ſchmutziger Wenzel mit w eiſſen Backen,
Kleins Voͤgelhiſt. durch Reyger S. 81. —
Der kleine Spotter, Seeligm. IV. 51.
— 2) Turdus mimus varlus, Le Moqueur
varie, B %u II. 205. — Tzompan, Fer
nandız. Nieremb, Willugbdy.. — Tzaupan,
Raj, Synopf. au. pag 160. Nach einigen
iſt dieſer Vogel das Weibchen der vorigen
Art, und bleß der Farbe nach verſchie⸗
den. — — 2 Fans Mimus maior, Gun
II. pag. 266. — Furdus minor eineren- al-
bus non macniatus; Shane Jamaje N, pag.
306. tab. 256. fig. 3 Ray, Heß a 3,
n. 31, Klein, — Purdus means minor
canorus, Kaj. 64.n, 5. — Mimus feu Pi.
eus garrulus indicus, Charlet. — Mocking:
— bird,
Die eigentliche Spottdroſſel. 259
uͤberein, daß, ſo lebhaft, praͤchtig und glaͤnzend die Farben ihres Geſteders ſind, eben
fo hart, rauh, einfoͤrmig, mit einem Worte, eben fo unangenehm der Ton ihrer
Stimme ſey. Dieſe Droſſel hingegen iſt, wenn man dem Fernandez, Nierem⸗
berg, und den Amerikanern Glauben beymißt, der vortrefflichſte Saͤnger unter dem
ganzen Geflügel des Erdbodens, ohne feloft die Nachtigall davon auszunehmen.
Denn er ergoͤtzt nicht nur durch die einnehmenden Toͤne feiner Stimme, wie dieſe das
Gehoͤr, ſondern er ſetzt auch durch ſeine angebohrne Talente, womit er den Geſang,
oder vielmehr das Geſchrey der andern Vögel nachmachen kann, in Verwunderung.
Deswegen hat man ihm ohnſtreitig auch den Namen Spottdroſſel, Moqueun, bey⸗
geleget. Er ſpottet aber keinesweges dieſer fremden Toͤne, welche er wiederholt,
ſondern er ſcheint vielmehr ſolche durch ſeine Nachahmung zu verſchoͤnern. Man ſoll⸗
te daher glauben, daß derſelbe, indem er ſich alle ihm in die Ohren fallende Toͤne ei⸗
gen macht, ſeinen eignen Geſang zu bereichern und zu vervollkommnen, und ſeine
nicht zu ermuͤdende Kehle auf alle moͤgliche Arten zu uͤben ſucht. Aus dieſem Grun⸗
de iſt er von den Wilden Cencontlatolli, welches Wort vierhundert Stimmen bedeutet,
und von den Naturforſchern Polyglorzus, welches faſt eben die Bedeutung hat, ges
nennet worden. Die Spottdroſſel ſingt nicht nur ſchoͤn und geſchmackvoll, ſondern
auch mit Geiſt und Ausdruck ihrer Geberden, oder beſſer zu ſagen, ſie druͤckt durch
ihren Geſang ihre innern Empfindungen aus. Sie ferdert ſich durch ihren eignen
Geſang auf, und begleitet denſelben durch taktmaͤßige Bewegungen, die ſie jederzeit
aus der unerſchoͤpflichen Quelle ihrer angebohrnen und erworbenen Muſik hervorſucht.
Ehe ſie zu ſingen anfaͤngt, hebt ſie gemeiniglich ihre ausgebreiteten Fluͤgel zuvoͤrderſt
in die Hohe, ſenkt ſodann ihren Kopf Eis an den vorigen Ort wieder herab, und fie
fallt, nachdem dieſe ſonderbare Bewegungen ihres Körpers eine Zeitlang gedauert ha⸗
ben, in dieſes Geberdenſpiel oder tanzende Bewegung mit den Tinen ihrer Stimme
ein. Durchlaͤuft fie lebhafte und flͤͤchtige Gange mit ihrer Stimme, ſo beſchreibt
ihr Flug in der Luft zu gleicher Zeit eine Menge ſich kreuzender Kreiſe, und fie ver⸗
folgt in ſchlangenfoermiger Bewegung die Windungen einer krummen Linie, auf wel-
cher fie unablaͤßig in die Höhe ſteigt, ſich herabſenkt und wieder hinaufſteigt. Schlägt
ſie eine praͤchtige und wohl ausgefuͤhrte Cadenz, ſo begleitet ſie ſolche mit einem gleich
i 8 lebhaften
-
bird, Catesby Car. I. pag. 27. tab. 27. Kalm
itin. IL pag.335. Barringt. Phil. trans. Vol.
LXIII. — Iurdus polyglottos obſcure ci-
nereus, ſubtus paliido-cinereus, remigibus
primoribus exteriore dimidio f albis, Lian.
Syft. Nat. Edit. XII. pag. 293. n. 10. — Der
Melodiſt, Stat. Müller Ueberſ. des Linn.
Naturſyſt Th. 2. S. 532. — Die graue
langgeſchwaͤnzte Droſſel, Kleins Voͤgelhiſt.
dnrch Reyger ©. 68. — Die langſchwaͤn⸗
zigte Droſſel, Seeligmann II. 54. — —
4) Merula dominicenſis, Briſſin II. pag. 284.
rab, 27. fig. 1. — Turdus dominicus, ſub.
fufeus ſubtus albus, remigibus primoribus
bafı albis, rectricibus tribus extimis albis,
Linn, Syftem. Natur. Edit. XII. pag. 295.
Ba Die dom ingiſche Droſſel, Star.
Muͤller Uebeyſ. des kinn. Naturſyſt. Th. 2.
S. 536. a
A. d. Ueberſ.
240 Hiſtorie der Natur.
lebhaften und zunehmend ſtaͤrkern Fluͤgelſchlagen. Ueberlaͤßt fie ſich fluͤchtigen harpeggi⸗
renden und abgebrochnen Gängen‘, fo führe fie ſolche zum zweyten male durch verviel⸗
faͤltigte Schlaͤge eines ungleichen und huͤpfenden Fluges aus. Strengt ſie endlich die Kraft
ihrer Stimme an, lange Noten mit Ausdruck dergeſtalt auszuhalten, daß ein von
Anfang voller und ſtarker Ton durch unmerkliche Stufen ſchwaͤcher wird, und ſich
endlich in ein Stillſchweigen zu verlieren ſcheint, das ſo wie die ſchoͤnſte Melodie
gleichfalls feinen Reiz hat, fo ſiehet man fie zu gleicher Zeit kraftvoll über ihrem
Baume ſchweben, und die ohnedem ſchon unmerkbare Schwingungen ihrer Flügel
nach und nach ſchwaͤcher werden, bis fie endlich ohne Bewegung mitten in der
Luft haͤngend ſtille ſtehet.
Das Gefieder dieſer amerikaniſchen Nachtigall entſpricht der Annehmlichkeit ih⸗
res Geſanges auf keine Weiſe. Die Farben deſſelben ſind ſehr gemein, ohne Glanz,
ohne Abänderung. Der obere Theil des Koͤrpers iſt von einer mehr oder weniger
graubraunen Farbe; noch braͤuner aber iſt die Bedeckung der Fluͤgel und des Schwan⸗
zes. Dieſes Braun wechſelt bloß ab: erſtlich mit einem weiſſen Fleck auf den Fluͤ⸗
geln, welcher ohngefaͤhr in der Mitte ihrer Laͤnge in einer ſchiefen Richtung queer her⸗
über gehet, und mit kleinen weiſſen am vordern Theile gelegenen ſprenklichten Flecken;
zweytens, mit einer weiſſen Einfaſſung des Schwanzes; drittens endlich mit einem
weiſſen Zirkel, der dieſem Vogel das Anſehen einer Krone giebt“), und welcher, indem er
ſich bis über die Augen verlängert, zwey ſehr auffallende Augenbraunen bildet *). Der
untere Theil des Körpers iſt von der Kehle an bis an das Ende des Schwanzes weiß.
An dem ven Edwards abgebildeten Subjekte bemerkt man einige ſprenklichte Flecke,
von denen einige an den Seiten des Halſes, die andern aber über den weiſſen Fleck
auf den großen Deckfedern der Fluͤgel verbreitet ſind. }
Die Spottdroſſel koͤmmt in Anſehung ihrer Größe mit der Rothdroſſel überein.
Ihr Schwanz iſt ewas flufenförmig **"), die Fuͤße ſchwaͤrzlicht, der Schnabel iſt von
eben dieſer Farbe, und über den Winkeln der Oeffnung deſſelben entſtehen lange VBart⸗
federn. Ihre Flügel endlich find kuͤrzer als bey unſern Droſſeln, jedoch fo kurz nicht
als bey der von den Franzoſen ſogenannten Spottdroſſel. Ihr Vaterland iſt Caro⸗
lina, Jamaika, Neufpanien u. ſ. w. Ueberhaupt haͤlt ſie ſich am liebſten in warmen
Ländern auf; fie kann aber auch in einem gemäßigten Klima leben. Auf Jamaika
iſt ſie in den Savannen derjenigen Gegenden, we viel Holzungen ſind, ſehr ge⸗
mein f). Sie ſetzt ſich auf die hoͤchſten Aeſte der Baͤume, und von da erhebt ſie
ihre Stimme. Ihe Meſt bauet fie oft auf Ebenbolzbaume, und legt braungefleckte
Eher
%) Fernandes locù cirato, a bildung iſt hiervon gar nichts zu ſehen,
% So firht der von Edwards abgebii⸗ auch in der Beſchreibung erwahnt er davon
dete Vogel aus. nichts. Ki:
) In der von Sloane gelieferten Ab⸗ 7) Jamaica pag. 305 tab, 256. fig. 3.
Die eigentliche Spottdroſſel. 241
Eyer hinein. Sie lebt von Kirſchen, Elſenbeeren, Corneliuskirſchen, und ſogar
von Inſekten. Ihr Fleiſch wird für eine ſehr gute Speiſe gehalten. Es iſt keine
leichte Sache, dieſelbe in Gebauern aufzuziehen; indeſſen koͤmmt man doch damit zu
Stande, wenn man ſich darauf verſtehet, und alsdenn hat man einen Theil des Jah⸗
res hindurch das Vergnuͤgen, ſich an ihrer ſchoͤnen Stimme zu ergoͤtzen. Man muß
ſich aber hierbey nach ihrem Geſchmack, ihrem Inſtinkt und ihren Beduͤrfniſſen rich-
ten, und durch das Annehmliche einer guten Behandlung ibren Sklavenſtand, oder 8
vielmehr ihre Freyheit bey ihr in Vergeſſenheit bringen. Uebrigens iſt dieſer Vogel
gar nicht ſcheu, ſcheint den Menſchen zu lieben, naͤhert ſich bewohnten Oertern, und
ſetzt ſich zuweilen ſogar auf die Feuereſſen. 5
Sloane, welcher einen ſolchen Vogel öffnete, fand in ihm einen nicht fehr
muſkuloͤſen Magen und eine weißlichte Leber. Die Gedaͤrme waren ſehr zuſammen⸗
gerollt und mit einander verwickelt. f
Zuſatz. ö
rr Georgi beſchreibt (in den Bemerkungen einer Reiſe im ruſſiſchen Reich Th. 1.
S. 505.) eine Droſſel, die dem Turdus Orpheus Linn. in vielen Stuͤcken nahe
koͤmmt, und das Anſchen des gemeinen Ziemers hat, jedoch aber etwas Fleinerift. Sie
war aus China nach Sibirien unter dem Namen Chaumi geſchickt worden, ſang
fleißig, Fark und ſchoͤn in Gebauern, und badete ſich oft im Waſſer. Ihr Schnabel
iſt meſſerfoͤrmig und faſt gerade; die obere Kinnlade ſchwarz, und an der Spitze mit
Einſchnitten verſehen, die untere aber gelb mit einer braunen Spitze. Der Kopf, der obere
Theil des Halſes, der Ruͤcken, die Schultern und Deckfedern der Flügel find grau.
grün, die Kehle iſt grau mit weiſſen Flecken. Bruſt und Seiten find roͤchlicht, und
der Unterleib, die untere Seite des Buͤrzels (eriſſunn), die Augenbraunen und ein
Fleck unter den Augen weiß. Der Schwanz beſtehet aus zwoͤlf Ruderfedern von glei⸗
cher Länge, und die erſten neun Schwungfedern ſind braun, die uͤbrigen achte aber
grau. Die Schenkel ſind mit Federn von einem aſchgrauen Weiß bedeckt, und ſche⸗
ckigt. Füße uud Zehen ſehen gelblicht, und die Krallen Hernfärbig aus. Die ganze
Lange des Vogels beträgt ſieben, die Fluͤgelbreite dreyzehn, und der Schwanz etwas
uͤber drey Zoll. 0 a
— ——
— (D
Buͤffons Vögel V. B. H Die
242 Hiſtorie der Natur.
Die ſchwarze Amſel. (Le Merle). )
Siehe die ꝛte illuminirte und auf unſerer achtzehnten Kupfertafel
die erſte Figur. ö
De erwachfere Männchen von ölefer Art iſt von einer noch ſchwaͤrzern Farbe
als der Rabe.
den zuruͤckgeworfenen Widerſchein nicht ſo ſehr entfaͤrbet.
Das Schwarze iſt hier hoͤher und reiner, und wird durch
Jedoch ſind der
Schnabel, der Augenkreis, die Ferſen und Fußſohlen von einer mehr oder weniger
) Griechiſch Koraupos, Korrußoss Ko u-
xs. Meugriechiſch Kodıpos, woher die
ausgearteten Namen Calli fos, Ceſe fos, Kep-
ſos u. ſ. w, entſtanden ſind. Lateiniſch
Merula, Merulus, Nigretum. Italiaͤniſch
Merlo. Spaniſch Mierla, Portugieſiſch
Melroa. Niederdeutſch (oder vielmetzr im
Oberdeutſchen) Merle. In Slandern Mer-
laer, Meerel. Sollaͤndiſch Meerle. Das
Weibchen der Amſel heißt in verſchiedenen
Provinzen Frankreichs Merleſſe, Merlette,
und ſogar Merluche; das Männchen aber
Mesle, Merlat, Mierle oder Normesle, und
die Jungen Merlat oder Merleau, Alle
dieſe Namen kommen, wie Salerne S. 176.
zeigt, offenbar von dem Wort Merula her,
welches nach der Etymologie von Mera,
allein, einſam, abſtammt. Dieſe Benen⸗
nung iſt auch der Amſel ziemlich angemeſ—
ſen, weil ſie nie ſchaarenweiſe fliegt.
Deutſch Amſel, welches Sriſch ebenfalls von
Merula (Mefula) herleitet. Zollaͤnd. Lyſter.
Schwed. Troſt, Kohl troſt. Engliſch Black-
ouzel, Black- bird. Altbrittiſch Vr aderyndu,
Ceiliog mwyalch. Illyriſch Kos. Tuͤrkiſch
Felvek, und nach andern Eelvek, — Tur-
dus Merula, le Merle des Briſſens Tom. I.
Pag. 227.
1) Turdus ater roſtro et pupillis flauis.
Barr. — Turdus niger, Klein. — Merula,
gelben
Gesner au. 603. Aldrovand orn. II. pag. 602.
tab. 604. 605. Jonſt. au. pag. 105. tab. 40.
Meyer, II. tab. 78. Albin. au. I p. 35. tab. 37.
Charlst Rzasz, — Merula nigra, Schwvenck-
feld. — Merula vulgaris, Willugbby.
orn. 140. tab. 37. Ras. Synopf. au. pag. 65.
n. 1. Sibbe/d. — Mela, Olina au 29. 21.
nau. 39. — Merle noir, Beioa au. 30. b.
— Turdus Merula, ater roſtro palpebris-
que fuluis Lian. Faun, Suec. 220. Syſt. Nat,
Edit. XII p. 295. n. 22. — Muxel Prodr.
Zool. dan, pag. 29. n. 241. Daͤniſch Sael-
fort. Norwegiſch Sort-Troſt, Sol Sort.
bruen. 234. — Black- bird, Pennant Brit.
Zoe). Vol. I. pag. 508. tab, 47. — Die
Merle, Stat. Muller Ueberſ. des Linn.
Naturſyſt. Th. 1 S. 536. — Die Amſel,
ſchwarze Amſel, Schwarzdroſſel, Kleins
Vögelhiſt. durch Reyger S. 65. Hall.
Th. 2. S. 288. Zorn Petinsth. B. 2.
S. 318 Scopoli durch Guͤnther S. 161.
Kramer Elench- pag. 360. Blumenbach
Natürzeſch. S. 227. Leske Naturgeſch.
Th. 1. S. 257. Siſcher Naturgeſch. Lief⸗
lands S. 04. ehftn. Muſträaſt. Sriſch
Voͤnel Deutſchl. Taf. 29. Männchen und
Weibchen. Sepp’s Nederland. Vog. tab. 30.
Männchen und Weibchen, nebſt einem Neff
mit zwey Eyern. — Wirſing Taf. 39.
A. d. Ueber.
Die ſchwarze Amſel. 243
gelben Farbe. Man mag ſie anſehen von welcher Seite man will, ſo iſt ſie ſchwarz;
daber wird fie auch von den Engländern vorzugsweiſe der ſchwarze Vogel (Black-
bird) genennet. Ueber das Geſieder des Weibchens hingegen iſt eine fo hohe ſchwarze
Farbe gar nicht verbreitet, ſondern bey dieſem erblickt man verſchiedene Nuancen von
Braun, die mit rothbrauner und grüner Farbe gemiſcht find. Ihr Schnabel fälle
ſelten ins Gelbe; und fie ſingt gar nicht; Abweichungen, welche gemacht haben, daß
man das Weibchen für einen Vogel von einer ganz andern Art angeſehen hat *).
Die Farbe des Gefieders und die Verſchiedenheit des Maͤnnchens und Weib⸗
chens if nicht das einzige Unterſcheidungszeichen, welches zwiſchen den Droſſeln und
Amſeln ſtalt findet, die letztern weichen auch durch ihr Geſchrey, das einem Jeden
bekannt iſt, und durch einige Maturtriebe von jenen ab. Sie ſtreichen nicht, ziehen
auch nicht in großen Haufen herum, wie die Droſſeln, und dem ohngeachtet ſind ſie
doch, ob ſie gleich unter einander wilder ſind, nicht ſo wild gegen die Menſchen,
denn ſie werden leichter zahm als die Droſſeln, und halten ſich von bewohnten Oer⸗
tern nicht fo weit entfernt. Uebrigens haͤlt man dieſelben für ſehr durchtriebene Wis
gel, weil fie durch ihr ſcharſes Geſicht die Jäger von weitem erblicken, und ſich nicht
leicht zu nahe kommen laſſen. Hat man aber Gelegenheit, ſie in der Naͤhe zu beob⸗
achten, ſo ſiehet man, daß ſie mehr unruhig als liſtig, mehr ſcheu als mißtrauiſch
find: denn fie laffen ſich auf Leimruthen, in Schlingen und allen Arten von Fallſtri⸗
cken fangen, wenn nur derfenige, der ihnen die Fallſtricke legt, vor ihren Augen ver⸗
borgen bleibt. Sind ſie mit andern ſchwaͤchern Voͤgeln in einem Gebauer eingeſperrt,
fo artet ihre natürliche Unruhe in Muthwillen aus. Sie verfolgen und beißen ihre
Mitſklaven unaufhoͤrlich. Daher muß man nie zugeben, daß fie in ſolche Vogel⸗
haͤuſer eingeſperrt werden, worinnen man vielerley Gattungen von kleinen Voͤgeln
aufbehält, Ibres Geſanges wegen kann man, wenn man es fuͤr gut befindet, fie für
ſich allein aufziehen. Jedoch geſchiehet es nicht ihres natuͤrlichen Geſanges wegen,
welcher nur im freyen Felde erträglich iſt, ſondern vielmehr deswegen, weil fie ſehr
gelehrig find, denſelben zu vervollkommnen, und die Melodien zu behalten, die ihnen
vorgepfiffen werden, allerley Geſchrey und Töne von verſchiedenen Inſtrumenten **),
und ſogar die menſchliche Sprache nachzumachen ***). Da die Amſeln ſehr zeitig,
und faſt fo zeitig als die Droſſeln ihre Liebe beginnen, fo fangen fie bald an zu
ſingen; und da ſie ſich mehr als einmal begatten, ſo ſingen ſie auch ſehr lange im
Sommer. Ihr Geſang währet alſo noch immer fort, wenn auch gleich die meiſten
Waldſaͤnger ſchon ſchweigen, und ihre periodiſche Krankheit, die Mauſter, erdulden.
Dieſer Umſtand hat viele Naturforſcher glauben gemacht, daß die Amſeln einer fol«
Hh 2 chen
2) Sriſch auf der 29ſten Kupfer tafel #2) Olina Uccelliera pag. 29.
Ich vermuthe, daß man dieſem Weibchen P°*) Olina ebendaſelbſt! — Philoffrae,
in gewiſſen Landern den Namen Merle-grive Vita Apollonii Lib. VIl. — Gesner de Auibus
gegeben hat. i pag. 606. N
I
—
244 Hiſtorie der Natur.
chen Krankheit nicht unterworfen wären ). Allein es dieſes nicht nur ungegruͤndet,
ſondern auch nicht einmal wahrſcheinlich. Denn ſo wenig man auch in Waͤlder
koͤmmt, ſo trifft man doch Amſeln an, die ſich mauſtern, und bey einigen iſt zuwei⸗
len der Kopf noch ganz kahl. Daher ſagen Olina und die Verfaſſer der britti⸗
ſchen Zoologie, daß die Amſel während der Mauſterzeit ihre Stimme eben fo
wenig als die übrigen Voͤgel hören laſſe ). Es behaupten jedoch auch einige Zuolo»
gen, daß ſie zuweilen zu Anfange des Winters wieder zu ſingen anfange; allein zu
dieſer Jahreszeit giebt dieſelbe mehrentheils ein heiſeres und unangenehmes Geſchrey
von ſich. Die alten Naturforſcher geben vor, daß das Gefieder dieſes Vogels gegen
den Winter ſich änderte, und eine rothbraune Farbe annaͤhme ***); und Glina, ei⸗
ner von denjenigen neuern Schriftſtellern, welcher die Voͤgel, die er beſchrieben hat,
ſehr gut gekannt hat, ſagt, daß dieſes ſich im Herbſte ereigne, es möchte nun dieſe Far⸗
benveraͤnderung eine Folge der Mauſter ſeyn, oder es moͤchte u daher kommen,
daß die Weibchen und die jungen Amſeln, welche wirklich mehr rothbraun als ſchwarz
ausſehen, in groͤßerer Anzahl vorhanden waͤren, und ſich bloß zu Kicker Zeit häufiger
als die erwachſenen Männchen ſehen ließen.
Dieſe Voͤgel legen um das Ende des Winters zum erſtenmale fuͤnf bis ſechs
Eyer 2), welche von einer blaͤulichten Farbe, und mit vielen roſtfarbenen, jedoch ver»
wiſchten Flecken beſetzt find. Selten gluͤckt ihnen dieſes erſte Bruͤten wegen der raus
hen Witterung. Mit dem zweyten Brüten gelingt es ihnen beſſer; fie legen aber als⸗
denn nur vier oder fünf Eyer. Die Amſeln bauen ihre Neſter faſt eben fo wie die
Droſſeln, nur daß fie ſoſche inwendig auspolſtern. Sie errichten dieſelben gemeinig⸗
lich auf Sträuchern oder auf Bäumen von einer mittlern Höhe, Ja es ſcheinet, als
ob ſie ihren Naturtrieben zu Folge ſolche nahe an der Erde erbauen wurden, wenn ihnen
nicht durch die Erfahrung einige Unbequemlichkeiten bekannt wären, die fie lehren, ihre
Neſter an einem erhabenen Orte anzubringen f). Ich habe ein einziges mal ein fol«
ches Neſt erhalten, welches in dem Stamme eines hohlen Apfelbaumes war gefun⸗
den
*) Merulae, Turdique et Sturni plu-
mam non mittunt, Plinius Lib. X. Cap.
XXIV.
*) Olina Uecelliers pag. 29. — Britiſh
Zoology pag. 92.
) Merula ex nigra rufeſcit, Plinius
Lib. X. Cap. XXIX. 3
2) Guͤnther ſagt (beym Scopoli S. 162.),
er habe bisweilen ſieben Eyer in einem Ne
fie gefunden. Die Eyer find grünlicht
gran, die haͤufig darauf befindlichen Striche
und Punkte aber blaß grauroͤthlicht.
A. d. Ueberſ.
) Nidum huiusce modi — — in ce-
fpitibus ſpinoſis prope tetram repertum di-
ligenter confideraui, Geiner. — Da eine
Amſel ſahe, daß die Jungen von ihrer er⸗
ſten und andern Brut aus einem Neſte, das
fie an den Fuß eines Zaunes angelegt hats
te, von einer Katze geraubt worden waren,
ſo erbaute fie ihr drittes Neſt acht Fuß hoch
uber der Erde auf einem Apfelbaume. Saler ne
Hiſt. Nat. des Oiſeaux pag. 170.
Die ſchwarze Anfel. 245
den worden ). Die Materialien, woraus fie das Neſt ſelbſt bauen, find Moos,
das jederzeit an dem Stamme der Baͤume waͤchſet, und leimigte Erde, welche fie
am Fuße des Baumes oder in der Naͤhe herum finden. Inwendig aber fuͤttern ſie
daſſelbe mit Dingen von einem weichern Gewebe, als mit Grasſtengeln und zarten
Wurzeln aus. Und dieſe Arbeit treiben fie mit ſolchem Eißr, daß das ganze Werk
binnen acht Tagen zu Stande gebracht wird. Iſt das Neſt fertig, fo bereitet ſich
das Weibchen zum Eyerlegen, und hernach zum Bruͤten. Sie bebruͤtet dieſelben
ganz allein; das Männchen nimmt weiter keinen Antheil an dieſer Verrichtung, als
daß es die bruͤtende Sie mit Futter verſorgt z). Der Verfaſſer der Abhandlung
von der Nachtigall (Traite du Roflignol) verſichert, er habe eine junge Amſel, die
noch kein Jahr alt, aber doch ſchon ziemlich groß war, geſehen, welche aus freyen Stuͤcken
die Muͤhe uͤber ſich nahm, erſt ausgekrochene Junge von ihrer Art zu ernaͤhren;
dieſer Verfaſſer aber erwaͤhnt nicht, ob die angefuͤhrte junge Amſel maͤnnlichen oder
weiblichen Geſchlechts war. 0
Ich habe bemerkt, daß die jungen Amſeln im erſten Jahre mehr als eine Mau⸗
ſter auszuſtehen haben, und daß bey jeder Mauſter das Gefieder des Maͤnnchens im⸗
mer ſchwaͤrzer, und der Schnabel *) von feiner Grundfläche an immer gelber werden.
Die Weibchen hingegen behalten, wie ich ſchon erinnert habe, nicht nur die ehema⸗
\
3) Siehe auch Scopoli durch Günther
am angeführten Orte, und Zorn Petinoth.
Th. 2. S. 143.
4 A. d. Ueberſ.
) Salerne giebt hier folgende weitlaͤuf⸗
tige Erlaͤuterung, die ihm von einem andern
aufmerkſamen Beobachter mitgetheilt worden
iſt. Es ſind ihm ſchon ſelbſt einige Dinge dar⸗
innen verdaͤchtig, mir aber ſcheinen ſie groͤß⸗
tentheils unwahrſcheinlich zu ſeyn. Da naͤm⸗
lich nach dieſem Beobachter ein Maͤnnchen
und Weibchen zur Brutzeit in ein großes
Vogelhaus eingeſperrt wurden, fo machten
ſie zuerſt die Grundlage zu dem Neſte von
Moos, uͤber dieſes Moos verbreiteten ſie
Staub, den fie in ihrem Schnabel herbey⸗
brachten; ſodann ſyrangen fie ins Waſſer,
um ſich ihre Fuͤße naß zu machen, womit
ſie hernach den Staub einruͤhrten: und auf
dieſe Art eine Lage nach der andern verfers
tigten. — Waren die Juugen ausgekro⸗
chen, fo fütterten fie dieſelben mit Regen-
wuͤrmern, welche fie vorher in Stuͤcken ge⸗
9 3 lige
hackt hatten, die Alten aber naͤhrten ſich
zum Theil von dem Miſt, den ihre Jungen
nach der Aetzung von ſich gaben. — Sie
brüteten viermal hinter einander in dieſem
Vogelhauſe, fraßen aber die beyden letzten
male ſelbſt ihre Eyer: daher ſollen die Am⸗
ſeln, ſo fruchtbar ſie auch ſind, in Ver⸗
haͤltniß mit den Droſſeln und Lerchen fo
wenig ihr Geſchlecht vermehren. Siehe
Salerne Hifteire naturelle des Oiſeaux
pag. 76. — Ehe man aber aus derglei-
chen Beobachtungen ſichere Folgen ziehen
kann, ſo bedürfen dieſelben vorher einer
mehrern Beſtaͤtigung, und geſetzt, es ge⸗
ſchaͤhe auch dieſes in der Folge, ſo möge
man doch noch zuvor die allgemeinen zur
Geſchichte einer Gattung gehoͤrigen Umſtan⸗
de von denenjenigen beſonderu Handlungen
unterſcheiden, welche bloß einigen einzelnen
Voͤgeln dieſer Gattung eigen ſind.
4) Der Schnabel iſt auch, wie Muͤller
(Prodr. Zool. dan. pag 30.) bemerket, mit
Einſchnitten verſehen.
A. d. Ueberſ.
Hiſtorie der Natur.
lige Farbe, ſondern auch die mehreſten vorigen Eigenſchaften. Unterdeſſen iſt aber
doch das Innere des Mundes und der Kehle eben ſo gelb wie bey dem Maͤnnchen,
und beyde haben eine gewiffe Bewegung des Schwanzes ), die wechſelsweiſe aufs
warts und niederwaͤrts gehet, mit einander gemein, wobey fie zu gleicher Zeit ein
weng flattern, und ein geringes kurzes und abgebrochenes Geſchrey von ſich geben.
Wahrend des Winters verlaſſen fie das Land nicht, worinnen fie ſich aufhalten ),
ſondern ſie ſuchen bey dieſer rauhen Jahreszeit daſelbſt einen bequemen Ort zu ihrem
Auſenthalte. Hierzu wählen ſie gemeiniglich die dickſten Wälder, vorzüglich aber
ſolche, worinnen warme Quellen befindlich find, die mit beſtaͤndig gruͤnenden Baͤu⸗
men, Fichten, Tannen, Lorbeerbaͤumen, Myrrtgen, Cypreſſen und Wachholderbuͤſchen
umgeben find, auf denen fie bey der ſtrengen Witterung in Sicherheit leben und ih»
ren Lebensunterhalt finden koͤnnen. Leiden ſie an irgend etwas Mangel, ſo kommen
fie zuweilen bis in unſere Garten; ja man kann annehmen, daß in denenjenigen Laͤn⸗
dern, wo man im Winter keine Amſel fiehet, entweder keine von den erwähnten,
Baͤumen wachſen, oder keine warme Quellen vorhanden find. Außerdem naͤhren ſich
die in der Wildniß lebenden Amſeln von alerley Beeren, Fruͤchten und Inſekten.
Da nun kein Land fo unfruchtbar iſt, daß es nicht einige von dieſen Nahrungsmitteln
ihnen darbteten ſollte, und da uͤberdieſes die Amſel ſich an jeden Himmelsſtrich ge⸗
wohne, fo iſt diefeibe überall, in nördlichen und ſuͤdlichen Ländern, in der alten und
neuen Welt anzutreffen. Jedoch leidet fie unter dieſen verſchiedenen Umſtaͤnden mehr
oder weniger Abänderungen, je nachdem der Eindruck des Kima, wo fir ihre Woh⸗
nung aufſchlaͤgt, ſtaͤrker oder ſchwaͤcher auf ſie wirkt. Die im Gebauer gehalte⸗
nen Amſeln freſſen auch gekochtes oder gehacktes Fleiſch, Brod u. ſ. w. Es
ſollen aber die Kerne von den Granatzofeln ihnen, fo wie den Droſſeln, ein
Gift ſehn. Dem ſey aber wie ihm wolle, fo baden fie ſich doch ſegr gerne, und es
darf ihnen in den Vogelhaͤuſern nie an Waſſer gebrechen. Ihr Fleiſch iſt ein gutes
Eſſen, es giebt dem Fleiſche der Miſtetoroſſel und des Ziemers nichts nach; ja es
Scheint ſogar in denenjenigen Laͤndern für dem Fleiſche der eigentlichen und Rothdroſſel
einen
246
5) Es ſoll dieſes alsdenn geſchehen, wenn
fie ſich fuͤr etwas fürchten. Ses poli am an⸗
geführten Orte.
N. d. Ueberſ.
) Viele behaupten, daß fie Corſika um
den fünfzehnten Nebruar verlaſſen, und erſt
zu Ende des Octobers wieder zurückkom⸗
men. Allein Hr. Artier, Letzrer der chiloſo⸗
poie zu Bastia, zweifeſt an der Nichtigkeit
dieſer Deobachtung, und gründet ſeine Zwei⸗
fel darauf, daß vieſe Voͤgel zu jeder Jah⸗
reszeit in Corſika eine inen zutraͤgliche
Wiltecung finden, und alsdenn koͤnnen fie
ſich bey kalter Witterung in ebenen Gegen⸗
den, wo die Froͤſte allezert maßig find, bey
heißer hingegen auf den Bergen aufhalten.
Er ſetzt noch hinzu, daß daſelbſt allerley
wild wachſende Früchte jederzeit im Ueber⸗
fluß anzutreſſen wären, z. B. Reſinen, vor⸗
zuͤglich aber Oliven, die nicht eher als vor
dem Ende des Aprils ganz abgebrochen
würden. — Herr Lottinger glaubt, die
Maͤnnchen blieben den Winter hindurch in
Lothringen, und bloß die Weibchen ent⸗
ſernten ſich einige Zeit bey einer allzu ſtren⸗
gen Kaͤlte. Sr 18 56585
Die ſchwarze Amſel. 247
einen Vorzug zu haben, wo ſich die Amſeln von Oliven und Myrtenbeeren ernaͤhren,
denn von den erſten werden ſie ſaftig, und die letztern geben ihnen einen guten Geruch.
Die Raubvossgel ſtellen ihnen eben fo begierig als die Menſchen nach, und führen ges
gen fie einen eben ſo ſehr verderblichen Krieg. Geſchaͤhe dieſes nicht, fo würden fie
ſich bis zum Ueberfluß vermehren. Olina ſetzt die Dauer ihres Lebens auf ſieben bis
acht Jahre. 13 5
Ich habe ein Weibchen, das man gegen den funfzehnten May von ihren Eyern
weggenommen hatte, zergliedert; es wog vier Loth und zwey Quentchen. In ihren
Eyerſtoͤcken war eine große Menge Eyer von ungleicher Größe befindlich; die größten
davon waren beynahe zwey Linien im Durchmeſſer, und ſahen orangenfaͤrbig aus;
die kleinſten hingegen hatten eine hellere Farbe, ihre Subſtanz war nicht ſo dunkel,
und ihr Durchmeſſer betrug kaum den dritten Theil einer Linie. Der Schnabel, die
Zunge und der ganze innere Mund waren gelb; die Länge des Darmkanals war
ſiebenzehn bis achtzehn Zoll; der Magen war ſehr muſkuloͤs, und vor demſelben lag
ein Sack, welcher aus der erweiterten Speiferöhre beſtand; die Gallenblaſe hatte eine
laͤnglichte Geſtalt, und der Blinddarm fehlte gaͤnzlich.
Zuſatz zu der ſchwarzen Amſel.
De Amſel faͤngt ſchon im Maͤrz an das erſtemal zu bruͤten, ſo daß die erſten Jun⸗
gen bereits zu Anfang des Aprils ausfliegen. Zu Ende des Maymonats ſtrei⸗
chen die Alten mit den Jungen weit herum, und fie find zu dieſer Zeit auf Leimruthen
leich zu fangen. Die Ainſel haͤlt ſich faſt beſtaͤndig im Geduͤſche auf und koͤmmt nur zu
der Zeit in die Garten, wenn die Kirſchen reif find; fie ſchlinget ihr Freſſen bin
ter, und trägt den Jungen das Futter im Schnabel zu. Dieſe Voͤgel locken einan⸗
der nicht, ausgenommen alsdenn, wenn ſie einander warnen oder drohen; denn ſie
leiden einander nicht in der Nahe. Die Amſel lebt fo einſam, daß fie da, wo andere
Voͤgel oder ihres Gleichen ſitzen, nicht ihre Nachtruße Hält; fie begiebt ſich ſehr ſpaͤt
zur Ruhe, und macht bey ihrem Niederſitzen ein durchdringendes und zorniges Ge
ſchrey, wodurch ſie ihre Gegenwart den andern Voͤgeln zu erkennen giebt. Sie
toͤdtet ſogar kleine Singvoͤgel. Ihr Strich geſchiehet im September, er iſt aber
kaum merklich, weil fie nicht haufen weiſe ſtreichet, und zu dieſer Zeit gehet fie häufig
in Schlingen ein. Auf Heerden fängt man fie ſeſten. Sie wird auch mit Falken
gebeizet. Im Winter ſieget man in unſcrn Gegenden mehrentheils Maͤnnchen, die
Weibchen aber außerordentlich ſelten. Wenn man die Amſel in Zimmern herumlaufen laͤßt,
fo halt fie ſich viele Jagre; fie wird zwar zahm, iſt aber nicht zum Ein- und Ausflies
gen zugewognen. Soll ſie pfeiſen lernen, jo muß man iyr zwar von Jugend auf vorpfeifen,
jeboch aber den meißten Fleiß zu der Zeit dorauf wenden, wenn die Mauſter vorüber iſt.
Dag ſie viermal des Jahres brütet, wie Stat. Iller vorgiebt, iſt wohl ſchwerlich
zu
v
248 Hiſtorie der Natur.
zu glauben. Nach dieſem Verfaſſer ſollen die Alten den Koth ihrer Jungen wegtra⸗
gen, um das Reſt rein zu halten, auch die Jungen öfters von dem Maͤnnchen ges
toͤdtet werden, und dieſes daher die Urſache ſeyn, warum ſie, ihrer Fruchtbarkeit
ohngeachtet, ſich doch nicht fo fehr als andere Vögel vermehren. i
Spielarten von der Amſel.
Hi weiſſe Amſel ') und die weißgefleckte Amſel ). Obgleich die Amſel ges
woͤhnlicher Weiſe ein vorzuͤglich ſchwarzer Vogel, und noch ſchwaͤrzer als der
Rabe iſt, ſo kann man doch nicht in Abrede ſeyn, daß ihr Gefieder nicht zuweilen et⸗
was von der weiſſen Farbe annehmen, oder ſich nicht gaͤnzlich aus dem Schwar⸗
zen ins Weiſſe veraͤndern ſollte; eine Veraͤnderung, die bey den Raben, Kraͤhen,
Dohlen, und faſt bey allen übrigen Voͤgeln, theils durch die Einwirkung des Kli⸗
ma, theils aber auch von andern ganz beſondern und noch unentdeckten Urſachen her⸗
ruͤhret. In der That ſcheint die weiſſe Farbe bey den meisten Thieren, fo wie bey
den Blumen des groͤßten Theils der Pflanzen, diejenige Farbe zu ſeyn, in welche
alle andere, ſelbſt die ſchwarze nicht ausgenommen, ausarten, und dieſes geſchie⸗
het nicht etwa durch einen ſtufenweiſen Uebergang, ſondern plotzlich. Und demohn⸗
erachtet iſt dem Anſcheine nach nichts ſo ſehr einander entgegengeſetzt, als die ſchwarze
und weile Farbe; denn jene entſpringt aus der Abweſenheit, oder einer gaͤnzlichen
Einſaugung der gefärbten Lichtſtrahlen, die weiſſe Farbe hingegen wird durch die voll⸗
kommenſte Vereinigung derſelben Hrrvorgebracht. Allein die Naturlehre zeigt
uns überall, daß auch die entfernteſten Dinge an einander gringen, und daß
Dinge, die in unferer Ideenreihe, und fogar in unfern Empfindungen einander
ganz unaͤhnlich zu ſeyn ſcheinen, dennoch in der Oednung der Natur verborgene Aehn⸗
lichkeiten haben, die ſich oft durch unerwartete Wirkungen zu erkennen geben. —
Unter allen den weiſſen und weißgefleckten Amſeln, welche beſchrieben worden
ſind, gehoͤren bloß zu der gemeinen Amſel erſtuch die weiſſe dem Aldrovand von
Rom zugeſchickte, und zweytens die weißkoͤpfigte Amſel ) eben dieſes Verfaſſers =).
Beyde
1) Merula candida, Aldıov. Schvvenck- 3) Merula leucocephalos, Ald uvand,
feld. Charlet. Fonjt. Briffon Tom. I pag. 223. nt. Charler. loc. cit. — Le Merle &
edit. in 8. — Merula colore albo, Wiliugk- tere blanche, Briſſen Tom. I. pag. 222.
by. — Merle blanc, Belon J. c. ed. in 8. 5
A. d. Ueberſ⸗ 2
2) Merula varia, Brilon I. pag. 222. ed. A. d. Ueberſ.
im 8. Sobvverckfeld, — Merula alba et a Pas
nigra, Aldrovand. Fonfln Willughby. — * Aldrovand, Ornithelog. Tom. H. pag.
ryed Black- bird, Albin. 606. et 609. 18 2
A. d. Ueberſ. Br
”
Die Ringelamfel oder Bergamfel,
249
Beyde haben einen gelben Schnabel und gelbe Fuͤße, wie die gemeine Amſel, und
muͤſſen daher zu dieſer Art gerechnet werden.
Mit einigen andern Arten, die weit
häufiger vorhanden und viel mehr bekannt ſind, iſt dieſes ganz anders beſchaffen, und
ich werde dager von ſolchen im folgenden Abſchnitte handeln.
Die Ringelamſel oder Bergamſel.
a plaſtron blanc).
(Le Merle |
Siehe die 516te illuminirte “) und unſere achtzehnte Kupfertafel
die zweyte Figur.
ch habe die franzoͤſiſche Benennung, Merle à collier, welche verſchiedene
Schriftſteller dieſem Vogel zu geben fuͤr gut befunden haben, veraͤndert, und
8 ihm den Namen Merle a plaſtron blanc gegeben; eine Benennung, die mir
) Italianiſch Merle alpeſtro. Deutſch
Ringelamſel, Roßamſel (weil fie zumei:
fen die Würmer in dem Pferdemiſt auf
ſuchet), Waldamſel, Steinamſel, Berg⸗
amſel, Schneeamſel, Meeramſel, Krammeis⸗
merle. Engliſch Ring- ouzel. Altbrittiſch
Mwyalchen y graig. In einigen Provinzen
Frankreichs nach Salerne Merle terrier ou
buiffonier. Um Orleans Merle gris,
Merle d'Eſpagne ou de Savoye, auch Tor-
col neir wegen ihres vorgegebenen Hals⸗
bandes.
1) Merula torquata, Gesmer au. 607. Al.
druvand. orn. 2. pag. 620. tab, 621. 622.
Jonſt. au. 105. tab. 39. Willughby orn. 143.
tab. 37. Raj. Synopſ. au, 65. n. 2. Belom.
Sibbald. Schwvenckfeld. Rzacz. — Merle a
collier, Albiu. au. I pag. 37. tab. 30. Bröfon
II. pag. 235. — Merula fuſca Eberi, Klein.
— Turdus torquatus, Barr. Klein. —
Turdus torquatus nigricans, torque albo
roſtro Aauefcenre, Zinn. Faun. dusc. 221.
Syſtem. Natur. Edit. XII pag. 296 n. 23.
Mueller Prodr. Zool. dan. pag. 30, n. 242.
Buͤffons Voͤgel V. B.
Brit. Zool. Vol, l.
richtiger,
Daͤniſch Ring-Droſſel. Norwegiſch Ring-
Troft, Bruen. 237. — Ring-Ouzel, Penn.
pag. 310. n. 110. tab. 46.
Ag. 1. — Die Ringdroſſel, Kleins Vöͤgelhiſt.
durch Revger S. 566. — Die Ringmerle,
Stat. Müller Ueberſ. des Linn. Naturſyſt.
Th 2. S. 537. — Die Bergamſel, Zorn
Petinoth. Th. 2. S. 319. — Die Ringel:
amſel, Sriſch Big, Deütſchlands Taf. 30.
Scopoli durch Guͤnther S. 162. Kramer
360. Blumenbach Naturgeſch. S.
Leske Naturgeſch. Th. 1. S. 257.
heißet auch Schildamſel und Schilddroſſel,
welches wirklich ſehr ſchickliche Namen fuͤr
ſie ſind.
5 A. d. Ueberſ.
) Bey zween Voͤgeln dieſer Art habe ich
bemerket, daß der Schnabel weniger roͤth⸗
licht war, als er es auf der illuminirien
Rupfertarel iſt; uͤberdieſes waren die Fuͤße
brauner, und die weiſſen Flecken auf den
Fluͤgeln nicht ſo deutlich: allein die weiſſe n
Flecken auf dem Bauche und der Bruſt fies
len beſſer in die Augen.
Ji
Hiſtorie der Natur.
elchtiger, und fogar nothwendiger zu ſeyn ſcheinet, um denſelben von der wahren Am⸗
ſel mit der Halsbinde, Merle à collier, von der ich weiter unten reden werde, zu
unterſcheiden. Das Maͤnnchen von der hier ab zuhandelnden Art hat wirklich Tıber der
Bruſt einen ſehr merklichen weiſſen Fleck; ich ſage mit Fleiß, das Maͤnnchen; denn
bey dem Weibchen iſt dieſer Fleck matter und mit Braunroth gemiſcht. Da auch
Aberdieſes noch das Gefieder des Weibchens braunroth iſt, fo ſticht der erwähnte Fleck
auf einem ähnlich gefärbten Grunde weniger hervor, und man kann ihn zuweilen gar
nicht bemerken ). Dieſes hat ohnſtreitig einige Nomenklatoren veranlaßt, aus
dem Weibchen eine beſondere Art zu machen, und ſolche mit dem Namen Berg⸗
amſel (Merle de montagne) ) zu belegen; eine Art, die bloß dem Namen nach
verſchieden iſt, der alle Sitten der Ringelamſel eigen find, und die ſowohl in Ruͤck⸗
ſicht auf ihre Größe als auch in Ruͤckſicht ihrer Farben ſich weniger davon entfernt,
als die Weibchen bey den mehreſten Arten von den Männchen abweichen. Die Rin⸗
gelamſel ſtehet mit der gemeinen Amſel in einer ſehr nahen Verwandſchaft. Der
Grund ihres Gefieders iſt gleichfalls ſchwarz, die Winkel des Schnabels und der in«
nere Mund ſind gelb, und ihr Wuchs und Anſtand iſt faſt eben ſo beſchaffen. Allein
fie entfernt ſich von der gemeinen Amſel durch den angeführten Fleck; durch das
Weiſſe, womit ihr Gefieder, beſonders auf der Bruſt, dem Unterleibe und den Fluͤ⸗
geln ) gezieret iſt; durch ihren kuͤrzern und weniger gelben Schnabel; durch die Ge-
ſtalt der mittlern Schwungfedern, welche an ihrem Ende viereckigt, und daſelbſt in
der, Mitte mit einer kleinen durch den Fortgang der Rippe gebildeten hervorſpringenden
Spiße verſehen find; und endlich durch ihr Gefieder =**), fo wie auch durch ihre Ge-
wohnheiten und Sitten. Sie iſt ein wahrer Zugvogel, der aber in jedem Jahre ei⸗
nen ſolchen Weg bey feinem Striche nimmt, der noch nicht hinlaͤnglich bekannt if,
So viel weis man Überhaupt von ihm — igen, daß er dabey feine Richtung nach
der Lage der Berge nimmt, ohne ſich da. „ an einen gewiſſen beſtimmten Weg zu
Halten 3). In den Gegenden von Montbard laͤßt er ſich nur zu Anfange des Detos
5 bers
250
) Willughby Ornithol. pag. 144.
2) Hierber gehören Turdus fubcaftaneus
montanus, Barr. — Merula montana, Al
drovand, II. p. 620, Fenfl. p. 106. Charlet,
Willugbby. Briſſin Tom. I. pag. 223. ed in g.
—Merula ſaxatilis, Raj. Synopſ. au. 68.
n. 3. — Merula alpina, Schvwenckfeld.
Raatz. — Merula tertii generis, Gesnes.
— Merufae congener, Aldrov. Engliſch
Rock-Quzel,
A. d. Ueberſ.
) Willughby ſahe zu Rom einen ſol⸗
chen Vogel, welcher einen grauen Schild
hatte, und deſſen Federn alle mit einem
Rande von eben der Farbe eingefaßt waren.
Dieſer Verfaſſer halt ihn für einen Jun⸗
gen oder für ein Weibchen. Ornitholeg.
ag 143.
%) Im Herbſt lautet dieſes Geſchrey
crr, err, err. Es hat aber ein glaubwuͤr⸗
diger Mann Ges nern verſichert, daß dieſe
Amſel im Fruͤhjahr einen ſehr angeneh⸗
men Geſang von ſich gebe. De Auibus
ag. 607. 2
1) Nach Schwenckfeld (Auiar. Silefiae
pag. 302.) läßt fie ſich nicht alle Jahre in
Schleſien ſehen; eben dieſes gilt auch von
gewiſſen Diſtrikten in Burgund. f
Die Ringelamſel oder Bergamſel.
bers ſehen. Dieſe Voͤgel kommen daſelbſt in kleinen Haufen von zwölf bis funfzehn
an; niemals erſcheinen ſie in groͤßerer Anzahl bey einander. Vielleicht ſind dieſes
bloß einige Familien, die ſich von dem großen Haufen getrennt und verirret haben.
Sie halten ſich ſelten laͤnger als zwey oder drey Wochen daſelbſt auf, und bey dem
geringſten Froſt verſchwinden ſie wieder. Inzwiſchen berichtet uns doch Klein, daß
er während des Winters lebendige Ringelamſeln geſehen habe ). Im Monat
251
April oder May kehren fie wieder zuruͤck, wenigſtens geſchiehet dieſes in Burgund,
Brie *), und auch nach Gesnern in Schleſien und Frießland. f
Es ereignet ſich ſehr ſelten, daß dieſe Amſeln in den ebenen Gegenden des tem⸗
perirten Europa ihren Aufenthalt waͤhlen. Dem ohnerachtet aber verſichert doch
Salerne, man habe in Sologne und in dem Walde bey Orleans Neſter von ihnen
gefunden; dieſe Neſter waͤren ſo wie der gemeinen Amſel ihre gebauet geweſen, haͤt⸗
*
ten fuͤnf Eyer von eben der Groͤße und Farbe enthalten, und es niſteten dieſe Amſeln
(welches aber gar nicht mit den Gewohnheiten der Amſel uͤbereinſtimmt), auf der Erde
an den Wurzeln der Sträucher, aus dieſem Grunde hätten fie auch wahrſcheinlicher Weiſe
die Namen Merles terriers oder buijfonniers (Erd- oder Strauchamſeln) erhalten.
So viel iſt indeſſen doch gewiß, daß ſie auf den hohen Gebirgen in Schweden,
Schottland, Auvergne, Savoyen, der Schweiz, Griechenlands u. ſ. w. zu gewiſſen
Jahreszeiten ſehr häufig ſind. Ja es hat das Anſehen, daß fie ſich auch in Aſien, Afrika,
und bis auf die Azoriſchen Inſeln verbreitet haben; denn man kann auß dieſe geſell⸗
ſchaftlich herumziehenden Vögel, deswegen, weil ein Theil ihres Gefieders weiß iſt, und fie
ſich auf Bergen aufhalten, dasjenige ganz natuͤrlich deuten, was Tavernier von den Zuͤ—
gen derjenigen Amſeln ſagt, welche von Zeit zu Zeit uͤber die Graͤnzen von Medien
und Armenien ziehen, und das Land von den Heuſchrecken befreyen *) ). Auch
Ji gehoͤren
Unterleib und der Rücken fleiſchfarben, und
) De Auibus erraticis, pag. 180,
*) Herr Hebert hat in Brie, wo er zu
jeder Jahreszeit gejaget hat, im April und
May eine große Anzahl von dieſen Amſeln
geſchoſſen, es ſind ihm aber im October nie
welche aufgeſtoßen. In Burgund ſcheinen
ſie hingegen im Herbſt nicht ſo ſelten zu ſeyn
als im Fruͤhlinge.
* Tavergier Voyag. T. II pag. 24.
3) Hierher gehoͤrt ohnſtreitig die ſeleuci⸗
ſche Droſſel (Turdus feleucis) des Sors⸗
kaͤhls, Beſcript. animal. pag. 6. welche bey
den Arabern Samarmar heißt. Der Schna⸗
bel und die Füße find bey ihr gelblicht, der
der Schwanz, die Fluͤgel und Schenkel
braun. Sie iſt kaum ſo groß als unſer
Ziemer. Die obere Kinnlade iſt laͤnger als
die untere, und mit einem kleinen Einſchnitt
verſehen. Die beyden äußern Schwung⸗
federn ſind einander gleich, die uͤbrigen ſie⸗
ben aber werden ſtufenweiſe kleiner und
ſtumpfer; ihre obere Seite iſt braun, die
untere aber etwas blaͤſſer. Wenn die Fluͤ⸗
gel ruhig liegen, ſo reichen ſie bis an die
Hälfte des Schwanzes, deſſen Federn ein⸗
ander gleich und zugerundet ſind. — Die⸗
ſer Vogel koͤmmt alle Jahre im Julius und
Auguſt zu Aleppo an, und wird, weil er
viel Heuſchrecken verzehret, von den Tuͤr⸗
ken fuͤr heilig gehalten, und darf des⸗
wegen
*
252 | Hiſtorie der Natur.
gehoͤren ohnſtreitig die ſchwarzen mit Weiß gefleckten Amſeln hieher, welche
Adanſon auf den Spitzen der Berge auf ber Inſel Fayal geſehen hat: fie ſetzten
ſich haufenweiſe auf die Erdbeerbaͤume, aßen die Fruͤchte derſelben, und ſchwatzten
unaufhoͤrlich ). 93
Die in Europa herumziehenden Ringelamſeln naͤhren ſich gleichfalls von Bee,
ren. Willughby fand in ihrem Magen Ueberbleibſel von Inſekten und von Bee⸗
ren, die den Johannisbeeren aͤhnlich ſchienen. Vorzuͤglich aber gehen ſie nach
Epheubeeren und Weintrauben. Daher haben ſie zur Zeit der Weinleſe gemeiniglich
das meiſte Fett, und ihr Fleiſch wird alsdenn ſowohl ſchmackhaft, als auch faftig,
Einige Jaͤger behaupten, daß man durch dieſe Amſeln Droſſeln herbeylocken, und
wenn ſie lebendig zu haben waͤren, ſehr viel Droſſeln in Schlingen fangen koͤnnte.
Man hat auch die Bemerkung gemacht, daß man ſich ignen mehr als den gemei⸗
nen Amſeln naͤhern kann, demohngeachtet aber find fie doch ſchwerer in Netzen
zu fangen.
Bey der Zergliederung habe ich ihre Gallenblaſe laͤnglicht und ſehr klein, mit
hin gar nicht uͤbereinſtimmend mit Willughby's Beſchreibung gefunden *). Es
iſt aber auch bekannt, daß die Geſtalt und Lage der weichen Theile in dem Innern
der Thiere gar vielen Veranderungen unterworfen find, Der Magen war mufkuloͤs,
und ſeine innere Haut, wie gewoͤhnlich, runzlicht und ohne Befeſtigung. In dieſer
Haut fand ich weiter nichts als Ueberbleibſel von Wachtzolderbeeren. Der Darm-,
kanal, von der einen aͤußerſten Oeffnung bis zu der andern gerechnet, haͤlt ohnge⸗
fähr zwanzig Zoll, der Magen war zwiſchen dem vierten und fünften Theile feiner
Laͤnge gelegen. Endlich entdeckte ich einige Spuren vom Blinddarme, davon
der eine doppelt zu ſeyn ſchien. ö a 5
Zuſatz zu der Ringelamſel.
Di Ringelamſel hält ſich in den noͤrdlichen Gegenden Englands, und zwar in ber⸗
gichten Gegenden auf. Bey Selborn ziehen dieſe Voͤgel in kleinen Schaaren
um die Mitte des Aprils und zu Ende des Septembers vorbey; wohin ſie aber ziehen,
iſt noch nicht bekannt. Da man im Fruͤhjahre einige von den eingefangenen Weib⸗
chen oͤſnete, fand man, daß die in den Eyerftoͤcken befindlichen Eyer noch ſehr klein
waren, zum Beweiſe, daß fie ſpaͤter brüten als die andern Vögel von dieſer Gat⸗
tung.
wegen nicht getoͤdtet werden. Das erwach⸗ er mit der roſenfarbigen Droſſel ſehr viel
ſene Maͤnnchen ſoll nach der Auſſage der Achnlichkeit. A. d. Ueberſ.
daſigen Einwohner eine Kuppe haben, und *) Voyage au Senega', pag. 186.
ſehr gut fingen. — Seiner Farbe nach hat * Cyſtis fellea magna. Ornith. p. 134.
Dic Ringelaimſel oder Bergamſel. 253
tung. Sie bruͤten aber doch auch auf Huͤgeln in Schottland, und in Dartmoor und
Devonshire an den hohen Ufern der Fluͤſe. Pennanel beobachtete fie gleichfalls in
Wales, wo fie, wenn man fie über dem Bruͤten ſtoͤhrte, ein großes Geſchrey
machten *). tar i
In unſern Gegenden Deutſchlands ſtreichet dieſer Vogel zu Ende des Septem⸗
bers, jedoch in geringer Anzahl, und er wird noch im October in Schnaiden und auf
den Heerden gefangen. Er ſcheint nicht ſchlau zu ſeyn, denn er faͤllt, wenn er gleich
der Gefahr erſt entgangen iſt, dennoch bald wieder ein. Im März und April nimmt
er feinen Ruͤckſtrich in andere Gegenden; vielleicht, wie Zorn vermutget, in die
Tyroliſchen Gebirge, um daſelbſt zu brücen. Im Gebauer wird er ſehr zahm, und
fängt zeitig an zu fingen; allein fein Geſang iſt gar nicht angenehm *).
Alblaͤnderungen der Ringelamſel.
0 Die weifte oder weißgefleete Amſel. Ich habe ſchon oben geſagt, daß die
meiſten dieſer Abaͤnderungen zu der Ringelamſel gerechnet werden muͤſſen.
Ariſtoteles, dem die weiſſen Amſeln bekannt waren, macht auch wirklich eine von
der gemeinen verſchiedene Art daraus, ob dieſelbe gleich von eben der Groͤße iſt, und
das naͤmliche Geſchrey von ſich giebt; er wußte aber auch ſehr wohl, daß in den Sitten
von beyden ein Unterſchied ſtatt finder, und daß fie in bergichten Gegenden ſich vorzuͤglich
gerne aufhalten *). Belon giebt ebenfalls zwiſchen dieſen beyden Arten keine an⸗
dere Verſchiedenheiten als diejenigen an, die man an ihrem Gefieder und dem Natur-
triebe entdeckt, vermoͤge deſſen die weiſſe Amſel die Berge zu ihrem Aufenthalte waͤh⸗
let f). Man trifft ſie auch wirklich nicht nur auf den Bergen in Arkadien, Sa⸗
voyen, Auvergne, ſondern auch in Schleſien, auf den Alpen, dem Apenniniſchen Ge⸗
birge u. ſ. w. an ff). Dieſer ungleiche Naturtrieb, worinnen die weiſſe Amſel von
der gemeinen abweicht, bringt dieſelbe wieder der Ringelamſel naͤher. Uebrigens iſt
ſie ſo wie die letztere ein Zugvogel, und ſie ſtreicht auch zu der naͤmlichen Zeit. Iſt
es endlich nicht offenbar, daß die Ringelamſel einen größern Hang hat, ins Weiſſe
auszuarten, und iſt es nicht ganz natuͤrlich zu glauben, daß die weiſſe in ihrem Ge⸗
ſieder vorhandene Farbe ſich leichter über die benachbarten Federn ausbreiten kann,
als eine gaͤnzliche Veraͤnderung der ſchwarzen in die weiſſe Farbe der gemeinen Am⸗
ſel? Dieſe Gruͤnde haben mich bewogen, den groͤßten Theil der weißen oder weiß⸗
f 1 gefleckten
*) Britifh Zool. Tom. I. pag. 3zır, 7) Nature des Oifeaux, pag. 317. Hier
**) Petinoth. Th. 2. S. 315. ſagt Belon ausdruͤcklich, daß dieſe Amſel
L, Circa Cyllenem Arcadiae familiare, niemals von den Bergen herabkoͤmmt.
nec vfquam alıbi naſcens. Hift. Animal. x
Lib. IX. Cap. XIX. x np Willugbby Ornitholog. pag. 140.
254 | Hiſtorie der Natur.
gefleckten Amſeln als Abaͤnderungen von der Ringelamſel anzuſehen. — An einer von
mir beobachteten weiſſen Amſel waren die Schwung⸗ und Ruderfedern weiſſer als alle
ubrigen, und der obere Theil des Körpers, ausgenommen der Scheitel, hatte eine
mehr hellgraue Farbe als der untere Theil deſſelben. Der Schnabel war braun und
an den Rindern etwas gelb. Es fand ſich auch etwas Gelb unter der Kehle und
auf der Bruſt. Die Füße waren von einer dunkeln graubraunen Farbe. Diez
fer Vogel war bey Montbard zu Aufange des Novembers, ehe noch Froſt einges
fallen war, gefangen worden, und dieſes trifft genau in die Strichzeit der
Ningelamſeln, denn ich hatte wenig Tage zuvor zwey Voͤgel von der letztern
Art erhalten. 5
Bey den weißgefleckten Amſeln verbindet ſich die weiſſe Farbe mit der
ſchwarzen verſchiedentlich. Bisweilen verbreitet ſich dieſelbe einzig und allein über die
Schwung und Ruderfedern, von denen man doch behauptet, daß fie der Farbenveraͤnderung
am wenigſten ausgeſetzt find ), da im Gegentheil alle übrige Federn, die man in Ruͤck⸗
ſicht der Farben ſonſt für weniger beſtaͤndig auſtehet, bey dieſen Voͤgeln ihre ſchwarze
Farbe ganz rein und unverändert erhalten. Andere male bildet dieſelbe einen wah⸗
ren Ring, welcher um den Hals des Vogels ganz herumgehet, der aber nicht ſo
breit iſt als der weiſſe Schild dee vorhergehenden Amſel. Dieſe Abaͤnderung iſt der
Aufmerkſamkeit des Deton nicht entgangen, denn er ſagt, er habe in Griechenland,
Savoyen, und im Thal von Maurlenne eine große Anzahl von Ainſeln mit Rin⸗
actı (Merles au collier) geſehen, welche dieſen Namen von einem weiten den Hals
umgebenden Streiſen erhalten hatten *). Herr Lottinger, der dieſe Voͤgel auf den
kotheingiſchen Bergen, wo fie zuweilen brüten, zu beobachten Gelegenheit gehabt hat,
verſichert mich, daß ſie daſelbſt ſehr zeitig bruͤten, und ihr Neſt ſaſt eben ſo, wie die
eigentliche Droſſel, bauen und anlegen. Fur die Erziehung ihrer Jungen tragen
fie bis zu Ende des Junius Sorge. Sie ziehen alle Jahre fort; allein ihre Ab⸗
reiſe ereignet ſich nicht an einem beſtimmten Tage. Dle erſten reiſen zu Ende des
Julius fort, und dieſes Fortziehen dauere den ganzen Auguſtmonat hindurch fort.
Während dieſer Zeit erblickt man keine einzige von denſelben, fo groß auch ihre An⸗
zahl ir, in ebenen Gegenden; ein Beweis, daß fie ſich ins Gebirge begeben.
Es iſt aber nicht bekannt, was für Oerter ſie alsdann zu ihrem Aufenthalt
wählen Herr Lottinger ſetzt nech hinzu, daß dieſer Vogel, der ſonſt auf
dem Vogeſiſchen Gebirge ſo haufig anzutreffen war, anjetzt ſehr ſelten daſelbft
vockoͤmmt.
2) Die große Bergamſel (Le grand Merle de montagne). Sie iſt weiß
geſprenkelt, hat aber keinen Schild auf der Bruſt, und iſt größer als die Miſtel⸗
droſfel. Ganz zu Ende des Herbſts koͤmmt fie in Lothringen an, und iſt zu dieſer
x Zeit
) Aldrovand, Ornitholog. Tom. II. pag. 506. ) Obfervarions fol. u. verſo.
Die Ringelamſel oder Bergamfel, 255
Zeit außerordentlich fett. Sie gehet ſehr ſelten in das Garn der Vogelſteller ein.
Ihre vorzuͤgliche Nahrung beſtehet in Schnecken, deren Haͤuſer fie ſehr geſchickt auf
einem Felſen zu zerbrechen weis. Fehlt es ihr aber an Schnecken, ſo lebt ſie
auch von Epheubeeren. Ihr Fleiſch iſt von gutem Geſchmack. — Sie
weicht aber doch von den Amſeln darinnen ab, daß ſie eine unangenehme und
traurige Stimme von ſich giebt *). a
Zuſatz.
Gyrenjenigen Kennzeichen zu Folge, wodurch unfer Verfaſſer die Droſſeln von
den Amſeln unterſcheidet, muͤſſen folgende zwey von Pallas ) beſchriebene Ar⸗
ten zu den Amſeln gerechnet werden. Die erſte iſt die rothhaͤlſigte Droſſel (Tur-
dus ruficollis). Sie iſt ſo groß wie unſere Miſteldroſſel, und auf dem obern Theile
von der naͤmlichen Farbe. Unten aber iſt uͤber den Hals und die Gurgel eine hoch⸗
rothe Farbe verbreitet, und die Bruſt und der Unterleib ſind weiß und ohne Fle⸗
cken. Die Ruderfedern ſind einander gleich, die beyden mittelſten aſchgrau,
die übrigen braunroth. Sie kömmt im März in Daurien an, und haͤlt
ſich daſelbſt auf den hoͤchſten Bergen, die mit Lerchentannen beſetzt ſind, auf.
Die zwote iſt die ſibiriſche Droſſel (Turdus fibiricus). Ihr Koͤrper
iſt ſchwarz, jedoch zeigt ſich über den Augen eine weiſſe Linie, auch die Ge
gend unter den Fluͤgeln iſt weiß. Sie iſt etwas kleiner als die vorige
Art. In den bergigten Waͤldern und noͤrdlichen Gegenden Sibiriens trifft
man ſie ſelten an. Sie frißt die Beeren von der Appenbeere oder der Beerheide
(Empetro nigro) gerne, und ſingt ſchoͤn.
2. Dieſe Bemerkungen habe ich dem Herrn Lottinger zu danken.
*) Reife durch verſchiedene Provinzen des rußiſchen Reichs Th. 3. im Anhange S. 5.
Die
Die efenfübige Amſel
Hiſtorie der Natur.
p ů— — mn]
577
(Le Merle couleur
e Roſe).
Siehe die 25 1fte illuminirte und unſere neunzehnte Kupfertafel
die erſte Figur.
lle Ornithologen, welche dieſer Amſel erwaͤhnet haben, reden von ihr als von
einem ſeltenen, fremden und wenig bekannten Vogel, den man nur bey ſei⸗
nem Streichen zu ſehen bekaͤme, und deſſen wahres Vaterland gaͤnzlich unbekannt
wäre. Bloß Linne“ berichtet, daß er ſich in Lappland und in der Schweiz auf⸗
halte **); er ſagt uns aber nichts von feinen Handlungen, feiner Paarung, feinem Ne⸗
ſte, feinem Bruͤten, feiner Nahrung, feinen Streichen, u. ſ. w. ). f
hat zuerſt von den rofenfärbigen Am ſeln geredet; er meldet aber nur von ihnen, daß fie
zuweilen auf den bologneſiſchen Feldern erſchienen, und den daſigen Vogelſtellern
unter dem Namen Seeſtaare (Etourneaux de mer) bekannt waͤren; ferner, daß
fie ſich auf Miſthaufen ſetzten zus), ſehr fett würden, und ihr Fleiſch ein gu⸗
Aldrovand
tes Gerichte abgaͤbe.
gen, von denen Edwards glaubte,
1) Lateiniſch Turdus roſeus, Merula ro-
fea, Auis incognita. Die Vogelſteller um
Bologna nennen fie Storno marino. Spa—
niſch Tordos. Engliſch The Roze - or
carnation- coloured-Ouzel. Deutſch Haar:
zöpfigte Droſſel. Beym Briſſon heißt fie
Merula rofea, II. pag. 250.
1) Turdus rofeus, capite ex nigro cae-
ruleo et cirrko retro compro, alis er eanda
nigris, Klein au. 71. — Merula roſæa feu
Stürnus marinus, Aldrovand. Orb. II. pag.
626. — Merula roſea, Wilinghby orn. 43.
Raj. au. 67. Fonfl. au. p. 107. Charlet. —
Anis incsgnita, Bruck v. Epiſt. itin. 161.
— The soze Ouzel, Eduzards 20. tab. 20.
mit einer gut ausgemalten Figur. 7 Tar-
dus roſeus, lubincarnatus, capite, alis cau-
daque nigris, occipite eriſtato, Linn. Faun.
Suec. 219. Sylt. Nat. Edit. XII. pag. 294.
Man hat in England zwey von dieſen Voͤgeln gefan⸗
ſie waͤren durch einen Sturm dahin
\ h geführee
n. 15. — Die haarzoͤpfige Droffel, Kleins
Voͤgelhiſt. durch Keyger S. 76. — Die
roſenfarbige oder fleiſchfarbene Amſel des
Aldrevands, Sceligmann l. 39. — Die
roſenfarbene Droſſel, Scopoli durch Guͤn⸗
ther S. 156. Wirſing Taf. 1. Stat.
Uuͤller Ueberſ. des Ann. Naturſyſt. Th 2.
S. 543. Gmelin Reife durch Rußland
h. i. 53
0 A. d. Ueberſ.
) Syſt. Nat, Edit. X. pag. 170. |
2) Lepechin (Tagebuch einer Reiſe durch
verſchiedene Provinzen des ruſſiſchen Reichs
Th. 1. S. 267.) jagt von ihnen, daß fie
dem Schlehendorn und Weißdorn nach⸗
gienge, daß aber ihr Geſang mit der
Schoͤnheit ihrer Federn gar nicht uͤberein⸗
ſtimme.
A. d. Ueberſ.
) Ornithol, Tom. II. pag. 626. 627.
.
x
Die roſenfaͤrbige Amtl. 257
gefuͤhret worden. ). In Burgund find mir viele ſolche Amſeln zu Geſichte gekom⸗
men, die in der Strichzeit eingegangen waren; ja es iſt wahrſcheinlich, daß fie ſich
bis nach Spanien ausbreiten, wenn die Rleinſche Bemerkung gegründet iſt, daß fie
einen ſpaniſchen Namen haben ). 5
8
Das Befieder des Maͤnnthens zeichnet ſich vorzuͤglich aus. Der Kopf, Hals,
die Schwung und Ruderfedern ſind ſchwarz, und werfen glaͤnzende ins Gruͤne und
Purpurcothe ſpielende Strahlen von ſich. Die Bruſt hingegen, der Unterleib, der
Ruͤcken, der Bürzel und die kleinen Deckfedern der Flügel find von roſenrother Farbe,
die theils heller, theils dunkler iſt. Hin und wieder verbreiten ſich uͤber dieſe Art von
Mantel, welcher oben bis an den Schwanz, unten aber bis an den Unterleib gehet, eis
nige ſchwarze Flecken. Außerdem iſt ſein Kopf noch mit einer Kuppe gezieret, welche
hinterwaͤrts hinabhaͤngt, wie bey dem Seidenſchwanz, und ſich vortrefflich ausnimmt;
wenn fie ber Vogel in die Hohe hebt. Der untere Theil des Bauches, die untern
Deckfedern des Schwanzes und die Schenkel ſind braͤunlicht; der Mittelfuß aber
(Farſe) und die Zehen von einer matten Orangenfarbe. Der Schnabel iſt zur Hälfte
ſchwarz und zur Hälfte fleiſchfaͤrbig. Allein die Verthetlung der Farben an dem
Schnabel ſcheint keinesweges beſtaͤndig zu ſeyn. Denn bey denen von mir beobachte⸗
ten und auch bey denen vom Aldrovand beſchriebenen roſenfaͤrbigen Droſſeln war die
Grundfläche des Schnabels ſchwaͤrzlicht, und der ganze übrige Theil deſſelben fleifche
farben: da im Gegentheil die von Edwards beobachteten Voͤgel an der Spitze des
Schnabels ſchwarz waren, und dieſes Schwarz gieng unvermerkt in eine matte Oran⸗
genfarbe uber. Dieſe Farbe zeigte ſich auch an der Grundflaͤche des Schnabels und an den
Füßen. An der untern Seite ſtehet der Schwanz marmerirt aus; die Urſache hiervon
liegt an der Farbe der untern Deckfedern, als welche ſchwaͤrzlicht find und weiſſe Spi⸗
tzen haben. Das Weibchen hat wie das Maͤnnchen einen ſchwarzen Kopf. Allein der
Hals und die Schwung und die Ruderfedern find nicht fo dunkel; auch die Farben
des Mantels find nicht fo lebhaft. Dieſer Vogel iſt zwar kleiner als unſere gemeine
Amſel, allein der Schnabel, die Fluͤgel, die Füße und Zehen find verhaͤltnißmaͤßig
bey ihm laͤnger. Was ſeine Groͤße, Bildung, und ſogar ſeinen Naturtrieb anbe⸗
langt, ſo hat er mehr Aehnlichkeit mit der Ringelamſel, denn er iſt ein Zugvogel, wie
dieſelbe. Inzwiſchen verdient dieſes doch einige Aufmerkſamkeit, daß eine in England
geſchoſſene rofenfarbige Amſel mit gelbſchnaͤblichten Amſeln vorher gemeinſchaftlich herum⸗
flog. Die Laͤnge ihres Koͤrpers von der Spitze des Schnabels bis an das Ende des Schwan⸗
zes beträgt ſieben und drey Viertel Zolk, und bis an das Ende der Krallen gerechnet,
ſieben und einen halben Zoll; die Fluͤgelbreite dreyzehn bis vierzehn Zoll; und die Fluͤgel
reichen, wenn fie in Nude liegen, beynahe bis an das Ende des Schwanzes. Der
1 Schwanz
*) P. I. tab. 20. und P. IV. pag. 212, *) Ordo Anium pag. 71. no. 37.
Bůffons Digel V. B. Kk
”
258
Hiſtorie der Natur.
Schwanz iſt drey Zoll, der Schnabel ohngefähr dreyzehn, der Fuß vierzehn, und
die mittelſte Zehe vierzehn bis funſzehn Linien lang.
—
— —ũ—
*
— mau |
— ——— —
Die Steinamſel (Le Merle de
Roche).
Siehe die 36 2ſte illuminirte und unſere neunzehnte Supfertafel
ie zweyte Figur. a
3
) Hierher gehört des Briſſons drep⸗
zehnte (Merula faxatilis Tom. II. pag 238.)
And vierzehnte Droffel (Merula faxarilis Wi-
nor Lom. II. pag. 240). Allein der Unter⸗
ſchied. zwiſchen den beyden erwahnten Voͤ⸗
geln iſt nicht ſo groß, daß man ganz beſon⸗
dere Arten daraus machen koͤnnte. inne“
rechnete in feiner Fauna Suecica dieſen Vo⸗
gel zu den Droſſeln, und in dem Syft. Nat.
Edit. X. pag. 107. machte er einen Naben
aus demfelben.
Steinamſel gar ſehr mit der blauen und ein⸗
ſamen Amfel in der Voͤgelgeſchichte ver⸗
menge:
beißt fie Paffezeau ſolitsite . ſ. w. Sie
hat keinen griechiſchen Namen; denn der.
Name IIergorccgucdes gehört der Blouamſel,
welche von unſerer Steinamſel ganz ver⸗
ſchieden iſt. Siehe Belon Nat. des Oiſeaux
pag. 3165, Lateiniſch Turdus fea merula
faxatilis, Kein. Haillugby. Churlet. Raj. —
Rubecula ſaxatilis, Gegner. —
maior, Syluta pe&ore rubro. Italiaͤniſch
Codiroſſo maggiore, Oline.. — . Coroilolo,
Tordo marine, Deutſch Steindroſſel blau⸗
koͤpfigte rothe-Amſel, Steinrstel. Engliſch
Greater Red.- ſtart, Albin. Schwediſch
Ueberhaupt aber wird bie
Auf den Bugepiſchen Gebirgen
Rubieilla,
er Name dieſes Vogels zeiget hinlaͤngllch feinen Aufenthalt an. Er wohnt
auf Klippen und Bergen, und man trifft ihn auf den Bugeyiſchen Bergen,
und zwar an den oͤdeſten Oertern an.
Er laͤßt ſich gemeiniglich auf großen
Steinen,
Lappskata, ulycksfogel, wenn anders der
Vogel, der in Schweden dieſen Ramen fuͤh⸗
ret, auch wirklich unſere Steinamſel iſt⸗
Es ſcheint aber derſelbe feinen Sitten nach
von der letztern ganz verſchiedes zu ſeyn: denn
Linne beſchrelet ion als einen verwegenen
und gefräßigen Vogel, der keck genug
iſt, des Fleiſch von dem Tiſche wegzu⸗
holen ).
1) Nach der zwölften Ausgabe des Lin⸗
neiſchen Naturſpſtems If es der Lanius in-
jeufss (pag. 138. n. 23). Linne“ rechnet
ihn feiner Sitten wegen zu den Neuntodtern.
Er ſagt nur von ihm: Comefläntes peregri-
natoıes ſaepe adiens, carnesque disjectas
rapiens. —- ebrigens ſcheint der Zwei⸗
fel unſers Verfaſſers, od auch wirklich der
Binneifge Vogel uſſere Steinamſel ſey,
gar ſehr gegruͤndet zu ſeyn, und dieſes um
ſo mehr, da Linne“ unter feinen Droſſel⸗
arten auch einen Turdus ſaxatilis anführet.
A. 9. Ueberſ.
2) Petrocoſſyphos, Gesner au. 767. —
Turdus rüber capite cyanen, die blaukspfig⸗
te rothe Amſel, Sriſch Voͤg. Deutſchlands
Taf. 32. Fig. I. Klein durch Reyger
S. 67.
Die Steinamſel. 259
Steinen, jedoch jederzeit unter freyem Himmel nieder. Selten kann man ſich ihm
Bis auf einen Flintenſchuß naͤhern. Koͤmmt man ihm ein wenig zu nahe, ſo fliegt er
fort, und ſetzt ſich in einer gehörigen Entfernung auf einen andern Stein nieder,
von dem er die ganze umliegende Gegend uͤberſehen kann. Er ſcheint nur aus Miß⸗
trauen wild zu ſeyn, und alle Gefahren zu kennen, die ihm aus der Annäherung des
Menſchen bevorſtehen. Unterdeſſen iſt doch dieſe Annaherung für ihn mit weniger
Gefahr als für viele andere Voͤgel verknuͤpſt. Bloß ſeine Freyheit gehet dadurch verloren.
Denn da er von Natur ſchon gut ſingt, und Faͤhigkeiten beſitzt, ſeinen Geſang zu
verbeſſern, fo trachtet man ihm nicht nach, um fein Fleiſch zu eſſen, ob es gleich
ſehr ſchmackhaſt iſt, ſondern, um ſich an feinem angenehmen Gefange zu ergößen,
der vielen Veraͤnderungen faͤhig iſt, und dem Geſange der Grasmuͤcken ſehr nahe
kommt. Er weis ſich den Ton anderer Vögel, und ſelbſt die Melodien unſerer
Muſik eigen zu machen. Er läßt alle Tage feine Stimme kurz vor dem Anbruch
der Morgenroͤthe, die er mit einigen prächtigen Toͤnen verkuͤndiget, hoͤren, und
eben dieſes geſchiehet auch beym Untergange der Sonne. Bringt man des Nachts
ein Licht an ſein Gebauer, ſo faͤngt er ſogleich an zu ſingen, und bey Tage, wenn
er nicht ſingt, ſcheint er ſich mit abgebrochener Stimme zu uͤben, und neue Melo⸗
dien auszufinnen, Zufolge ihres mißtrauiſchen Naturels verbergen die Steinamſeln
ihre Neſter ſehr ſorgfältig, und legen ſolche in den Felſenloͤchern an das obere Ges
wölbe der unerſteiglichſten Höhlen an. Niemand kann ohne große Gefahr und
Mühe bis zu ihrer Brut hinankommen; ſie vertheidigen ſolche gegen die, welche ih⸗
nen ihre Jungen rauben wollen, mit Muth, und ſtoßen ihnen nach den Augen.
Sie legen zu jedesmaliger Brut drey bis vier Eyer. Sind ihre Jungen ausge.
krochen, ſo ernaͤhren ſie dieſelben mit Wuͤrmern und Inſekten, das heißt, mit ſol⸗
chen Dingen, die ihnen ſelbſt zur Nahrung dienen. Indeſſen gewöhnen fie ſich doch
auch an andere Nahrungsmittel, und man fuͤttert ſie, wenn fie im Gebauer auferzo⸗
gen werden mit gluͤcklichem Erfolg mit dem naͤmlichen Teig, womit man die Nachtl⸗
gallen fuͤtert. Um fie aber auf die Weiſe aufzuziehen, muß man ſolche aus ihren
Neſtern nehmen. Denn ſo bald als ſie ſchon ausfliegen koͤnnen, und einmal die
freye Luft gewonnen haben, fo laſſen fie ſich durch keinerley Fallſtricke uͤberliſten; und
geſetzt auch, man erreichte ſeinen Endzweck, und fienge ſie, ſo waͤre doch dieſer
Fang ohne allen Nutzen, denn ſie würden ihre verlorne Freyheit nicht lange uͤber⸗
leben ). Die Steinamſeln halten ſich in verſchiedenen Gegenden Deutſchlands,
auf den Alpen, den Bergen in Tyrol, Bugeh u. ſ. w. auf. Ich bekam neulich ein
a Kk 2 Weib⸗
S. 67. — Turdus faxatilis, capite caeru - droſſel, Scopoli durch Gunther S. 163.
leo, cauda ferruginea, Linn. Syſtem. Nat. Crainiſch Slegur. Italiaͤniſch Quaraſole
Edit. XII. pag. 294. n. 14. — Die Stein⸗ montano. Kramer Elench, pag 360. n. 2.
merle, Stat. Müller Ueberſetz. des Linn. A. d. Ueberſ.
Naturſpſt. Th. 2. S. 532, — Die Stein- I Seil, Sehe deſſen 32ffe Kupfertafel.
260 Hiſtorie der Natur.
Weibchen von dieſer Art, das man am zwölften May über ihren Eyern gefangen
hatte. Sie hatte ihr Neſt auf einem Felſen in der Gegend um Montbard angelegt,
wo doch dieſe Voͤgel aͤußerſt ſelten und gänzlich unbekannt find, Die Farbe ihres
Gefieders hatte nicht den Glanz, den man an dem Maͤnnchen ſiehet. Dieſes letztere
iſt nicht ſo groß als die gemeine Amſel, und ſeine Theile ſtehen unter einander in
nem ganz andern Verhaͤltniſſe. Die Steinamfel hat ſehr lange Fluͤgel, fo ale
einem Vogel nothwendig find, der an der Decke der Höhlen niſtet. Wenn dieſelben
ausgebreitet find, fo machen ſie elne Fluͤgelbreite von dreyzehn bis vierzehn Zoll; find
fie aber gefalten, fo erſtrecken fie ſich beynahe bis an das Ende des Schwanzes, deſ⸗
15 Laͤnge noch nicht drey Zoll betraͤgt. Der Schnabel iſt ohngefaͤhe einen Zoll lang.
as das Gefieder betrifft; ſo iſt der Kopf und Hals gleichſam mit einer Kappe
uͤberzogen, auf welcher kleine rothe Flecken zu ſeben fi find. Dicht an dem Haſſe iſt
er Ruͤcken von einer braͤunlichten, naͤher an dem Schwanze aber von einer hellern
Farbe, Die beyden mittlern Ruderfedern find braun, die zehn übrigen Seitenfedern
im Schwanze braunroth. Die Schwung: und Deckfedern der Flügel haben eine
dunkle Farbe, jedoch find dieſelben an ihren Raͤndern etwas lichter. Die Bruſt
endlich und der ganze untere Theil des Körpers md orangenfaͤrbig, mit kleinen
ſprenklichten Flecken beſaͤet, die zum Theil weiß, zum Theil aber braun find. Der
Sapabat und die Füße find ſchwaͤrzlicht.
Zufatz zu der Geſchichte der Steinamſel.
Noch der Beſchreibung, die Seopoli von dieſem Vogel giebt, iſt derſelbe ein
0 wenig kleiner als die Rotpdroſſel, hat einen ſchwarzen, an der Spitze der obern
Kinnlade etwas gebogenen Schnabel, und eine gefpaltene mit Einſchnitten verſehene
Zunge. Der Rücken iſt weißlicht; die Bruſt, der Bauch, der Dürzel und der An⸗
fang der Fluͤgel von unten ſind, wie der Schwanz, roſtfaͤrbig. Die Schwungfedern
find graubraun; die vorderſte derſelben iſt langer als die uͤbrigen, und die hintern ha⸗
ben weiſſe Spitzen. Die mittelſten zwey Schwungfebern find von einer dunklern
Farbe als die übrigen. Er koͤmmt im Herzogthum Train im May an, und ziehet
im September wieder fort. Er niſtet daſelbſt unter großen Steinen und Steinhau⸗
fen, und legt fünf Eyer; er beſucht die Bauerhuͤften und Staͤlle im Gebirge, gebet
dem ee der Eule nach, bewegt oͤfters den Schwanz, und naͤhret ſich von In⸗
ſekten. In Oberſachſen und Thüringen kennt man dieſen Vogel nicht, ſondern er be⸗
wohnet bloß den ſuͤdlichen Theil Europens; einige haben mich verſichert, „er waͤre auch
in Franken anzutreffen.
—— —
261
Die Blauamſel.
nr Die Blauamſel. »
Die 2 Foſte illuminirte Kupfertafel ſtellet das Weibchen, und die rte To
fel des Edwards das Männchen vor. Siehe auf unſerer zwan⸗
zigſten Kupfertafel die erſte Figur.
er Grund des Gefieders iſt bey der Blauamſel eben fo wie bey der Stein⸗
S amſel, aſchfaͤrbigblau ); jedoch erblickt man hier keine darunter gemiſchte
Orangenfarbe. Sie hat eben den Wuchs, faſt eben die Verhaͤltniſſe in ih⸗
ren Theilen, findet an den naͤmlichen Nahrungsmitteln Geſchmack, ſingt eben ſo gut,
zeigt den nämlichen Hang ihren Aufenthalt auf den Spitzen der Berge zu waͤhlen,
und ihr Neſt auf ſteile Felſen zu bauen. Dieſen Zügen nach ſollte man fat glauben,
es wäre eine Raſſe ven eben der Art, zu welcher die Steinamſel gehört, und daher
koͤmmt es auch, daß viele Ornithologen die beyden erwähnten Arten mit einander ver⸗
wechſelt haben. In den davon vorhandenen Beſchreibungen find die Farben des Ges
fieders von einander in etwas verſchieden, und wahrſcheinlicher Weiſe leiden die eins
zelnen Voͤgel dieſer Art in Anſehung des Alters, Geſchlechts, Himmelsſtrichs u. ſ. w.
wahre Abaͤnderungen. Das von Edwards auf ſeiner achtzehnten Kupfertafel abge⸗
bildete Männchen war niche durchgängig von einem einfarbigen Blau.
Der obere
Theil deſfelben war dunkler gefärbt als der untere; die Ruderfedern waren ſchwaͤrz⸗
licht; die Schwungfedern braun, und die großen Deckſedern der Flügel. waren gleich⸗
N Ke
*
) Dieſes iſt die ſieben und dreyßigſte
Droſſel des Briſſons (Merula caerulea, Le
Merle bleu) Pom. II. pag. 282. Ich
zweiſte gar ſehr, daß dieſes der Koares des
Ariſtoteles (Hi. Anim. Lib. I X. Cap XXI.)
ſey, als bey dem der Schnabel lang, der Fuß
groß, und der Mittelfuß (Tarſe) kurz iſt;
Kennzeichen, die keinesweges auf die Blau⸗
amſel paſſen. Neugriechiſch Herozoravgss:
Lateiniſch Cyanus, Caeruleo, (.barlet u. ſ. w.
Italiaͤniſch Merlo biavo. Deutſch Blau⸗
voge „Blauam el. Steinamſel, Kleiner Blau⸗
ziemer Außerdem hat man ihm auch noch:
die der Steinamſel und dem einſamen Sper⸗
ling (Paſſer ſolitarius) zugehoͤrigen Namen
beygeleget.
1) Cyanus. Belsn icon. 79. Gerner au.
86. Alarovand. orn. II. pag. 618. tab. 858.
3 falls
Raj. Synopf. au, pag. 66. Willughby, —
The fohrary Sparrow, Edvvards pag. 18.
tab. 18. — Turdus Cyanus, pennis mar-
gine cinereo -caeruleis, ore palpebrisque
luteis Linn. Syft, Nut. Edit. XII. pag. 206.
n. 24. — Die blaue Merle, Stat. Muͤller
Th. 2 S. 538. — Die blaue Amſel, der
einſame Sperling, Sceligmann I. 35.
A. d Ueberſ.
2) Die Federn find bey dieſer Amſel ei⸗
gentlich blau, an der Spitze aber aſchfaͤrbig
blau, und an dem Rande der Spitze weiß⸗
licht, und da fig einander dergeſtalt decken,
daß die Spitzen nur zum Vorſchein kom⸗
men, fo ſcheint der Vogel ganzblau zu ſeyn⸗
Siehe Linne“ und Stat. Muͤller an den an⸗
gefuͤhrten Orten.
A. d. Weberf
Hiſtorie der Natur.
falls braun anit weiſſen Spigen. Um die Augen gleng ein gelber Kreis. Der
Mund war in wendig orangenfaͤrbig, und der Schnabel und die Füße beyna
iſchwarzbraun. Das Gefieder des Weibchens ſcheint einſoͤrmiger zu ſeyn. *
262
Selon, der dieſe Vogel zu Naguſa in Dalmatien geſehen hat, verſichert, daß man
fie auch auf der Inſel Megroponte, Candia, Zauthus, Corfu u. ſ. w. antrifft, und daß ſie
‚ihres Geſanges wegen ſehr geſucht werden. Nach dieſem Schriftſteller find fie. weder
in Frankreich noch in Italien zu Haufe, Unterdeſſen iſt doch der Meerbuſen, wel⸗
cher Dalmatien von Italien ſcheidet, kein unüberſteigliches Hinderniß für Vogel,
welche, wie Belon ſagt, weit beſſer fliegen koͤnnen, als die gemeine Amſel, und
welche ja auch zur Noth um dieſes Meer herumfliegen, und nach Icalien durch das
venettaniſche Gebiete kommen konnten. So viel iſt übrigens gewiß, daß die era
waͤhnten Amſeln in Italien angetroffen werden. Denn ſowohl der von Briſſon be
ſchriebene als auch der auf unſerer 3o0ſten Tafel abgebildete Vogel waren aus Ita⸗
lien nach Frankreich geſchickt worden. Sdroards hatte erfahren, daß die Blau⸗
amſeln in Itallen auf unerſteiglichen Felſen, oder auf alten oͤden Thuͤrmen niſteten ) z
da er nun ferner einige von dieſen Vögeln, die man in der Gegend von Gibraltar
geſchoſſen hatte, ſahe, fo ſchloß er daraus nicht ohne Grund, dieſe An'ſeln hatten
ſich im ganzen ſuͤdlichen Europa ausgebreitet. Man muß aber dieſes bloß auf die
Gebirge einſchraͤnken, weil ſich dieſe Vögel in ebenen Gegenden ſelten blicken laſſen.
Sie legen gemeiniglich vier bis fünf Eper, und ihr Fleiſch, vorzuͤglich aber der Jun⸗
gen ihres, wird für ein ſehr gutes Eſſen gehalten ). a
4) Herr Cottinger hat mit mir von er tung. Da ich unterdeſſen keine genaue Be⸗
ner bleyfarbigen Amſel geredet, welche in
den lothringiſchen Bergen im September
und October zieher; fie iſt zu dieſer Zeit
fetter und ſchmackhafter als unſere gemeine
Amſel, Me gleicher aber weder dem Mann:
chen noch Weibchen pon diefer letztern Gat⸗
ſchreibung davon beſitze, fo kann ich nicht
beſtimmen, ob dieſe Vögel als eine Spiel⸗
art ber Blauamſel, welcher fie ſich in An⸗
ſehung des Geſteders und der Sitten naͤ⸗
hern, betrachtet werden muͤſſen. s 5
*) Belon Nature des Qifeaux p. 317.
Die einſarne Aenſel.
— — — ——
Amſel. (Le Merle ſo-
Die einſame
Utaire).) »
"uch Biefe Amſel iſt eine Bewohnerinn der Berge. Sie iſt ihrer vortrefflichen
Stimme wegen ſehr beliebt, und es iſt bekannt, daß der Koͤnig Fran:
f ciſcus der erſte ein beſonderes Vergnügen empfand, fie zu hoͤren. Noch
heute zu Tage wird ein zahmes Maͤnnchen von dieſer Art zu Genf und in May⸗
land 49) ſehr heuer bezahlt; in Smyrna aber und in Konſtantinopel ſtegen fie in ei⸗
nem noch hoͤhern Werthe f). Ihr natuͤrlicher Geſang iſt in der That ſehr fanft, und
floͤtenartig, jedoch etwas traurig, wie uberhaupt der Ten eines in der Sinſamkeit le⸗
benden Vogels zu ſeyn pflegt. Dieſe Amſel lebt beſtaͤndig für ſich allein, ausgenom⸗
men in der Paarungszeit.
Alsdenn ſuchen nicht nur das Maͤnnchen und Weibchen
einander auf, ſondern fie verlaffen- oft geſellſchaftlich die wuͤſten Höhen und Einoͤden,
wo vorher eine jede einzeln gelebt hatte,
begeben ſich an bewohnte Oerter, und naͤ⸗
kern ſich dem Menſchen Sie fühlen die Bedärfalß der Geſellſchaft in dem Augen;
blick, wo die mehrejien Thiere, welche geſellſchaſtlich zu leben gewohnt ſind, der
7
5) Es iſt dieſes die dreyßigſte Amſel
(Merula ſolitaria, le Solitaite) des Briſſons
Tom. II. pag. 268. Wahrſcheinlicher Wei⸗
ſe iſt dieſes der Rocrvges Bass, oder die
Heine Amſel, von welcher Ariſtote les
Lib. IX. Cap. IN. Hiſtor. animal. ſagt, fie
ſey der ſchwarzen Amtel aͤhnlich, und nur
darinnen von derſelben verſchieden, daß
ihr Geſieder braun und ihr Seznadel nicht
geld ſey, und daß fie ſich auf Lippen oder
Dächern aufhalte. Mir iſt kein anderer
Vogel als dieſe einſame Amſel bekannt,
auf welchen ſich das Geſagte deuten läßt.
Uebrigens finder Vie ſich auch auf den In⸗
ſeln des Archipel agus, und fie konnte Das
ber dem Ariſtoteles oder fern. Cori eſwon⸗
denten gar mobil bekannt ſeyn — Ven:
griechiſch Niege h. teiniſch Puffer ſeu
Turdus ſolitarius, (Cesutr., Algruvaad, orn.
T. II. p. 67. Jonſti. p. 105: tab. 39. (hurlet
Ræacz. Willszbby. Ruñ Synopſ au. pag. 66
woraus die Italiaͤner Paflera folitaria, Olina;
die Franzelen Paille ſolitaire, Belon, die
ganzen
Deueſchen einſamer Sperling, und die Eng⸗
länder. Soltary. Sparcow gemacht baben.
Außerdem heißt fie auch noch auf Italiaͤ⸗
niſch Meruio ſolitario, ſaxatile, ſtercoroſo;
Merlo chiappa. Satalon. Soliviar, aus wel⸗
cer Vogel Barrere eine Meiſe gemacht hat.
Tuͤrkiſch Kejububal (eine Jelfengachtigall).
Schwediſch Sten naecktergahl (welches
eben daſſelde bedeutet). Polniſch Wrobel
olobny.
1) Linne“ rechnet dieſen Vogel zus der
Blauamſei, Turdus Cyszus. Siehe oben
©. 251. Deutſch heißt fe auch Spreedroſſel,
ſiehe Klein durch Reyger S. 67.
A. de Ueberſ⸗
9 CHna Uecelliera pag. 14. Gusner pug⸗
608. Willusbby pag. 148. Si- mas fuerit
et eicur et canere nouerit, numme aureo
venit-
% Vendftur Conftantisopoli: er Smer⸗
nae interdum a 50. ad 100 piaſtris. FU
4% in Act. Vpfal, ann- 1744750.
264 Hiſtorie der Natur.
ganzen Welt entbehren würden. Man koͤnnte ſagen, daß fie Zeugen ihres Glucks
zu haben wünfchen, um daſſelbe in feinem ganzen Umfange zu genießen. Jedoch
koͤnnen fie ſich dabey gegen den Tumult der Menge ſchuͤtzen, und mitten in der Ge⸗
ſellſchaft einfam leben. Denn fie halten ſich in einer ſolchen Höhe auf, wo fie von
Unbequemlichkeiten ſchwerlich beunruhiget werden. Sie bauen ihr Neſt von Gras-
ſtengeln und Federn, und errichten ſolches entweder auf einer einzeln ſtehenden Feuer⸗
eſſe, oder auf dem Dache eines alten Schloſſes, oder auf den Gipfel eines hohen Bau⸗
mes, und faſt allemal auf einem Kirch t hurme oder andern hohen Thurme. Auf
dem Wetterhahne oder der Fahne dieſer Thuͤrme ſitzt dus Maͤnnchen Stunden, ja
Tage lang, und iſt, fo lange ſeine Gateänn bruͤtet, unaufhoͤrlich mit Singen beſchaͤf⸗
tiger, um fie bey ihrem einfoͤrmigen und langweiligen Geſchaͤfte zu unterhalten. So
erhaben aber auch fein Geſang iſt, fo druckt er dech noch nicht die Empfindungen
aus, derer der Gatte voll iſt. Ein in der Einſamkeit lebender Vogel empfindet
mehr, empfindet irmiger als jeder andere. Zuweilen erhebt er ſich ſteigend in der
Lust, flattert, breitet feine Schwanzfedern aus einander, richtet die Federn feines
Kopfs in die Hoͤhe, und drehet ſich in Cirkeln um feine Gattinn herun. x
Setzt ein außerordentliches Getoͤſe oder ein neuer unerwarteter Gegenſtand bie
bruͤtende Sie in Unruhe, ſo fluͤchtet ſie in ihre Burg, das heißt, auf den Thurm
hinauf, zu dem Wohnſitz ihres Männchens, und bald darauf kehrt fie in ihr Neſt
zuruck, das fie ſonſt niemals verlaͤßt. a
So bald als die Jungen ausgekrochen find, fo hoͤret das Männchen auf zu ſin⸗
gen. Allein feine Liebe hat noch Fein Ende, foudern es ſchweigt nur, um feiner Ge⸗
liebten eine neue Probe feiner Zuneigung zu geben, und mit ihr die Sorgfalt zu thei⸗
len, Futter für die Jungen herbenzuiragen. Denn bey den Thieren gehet der Eifer
fuͤr die Liebe nicht bloß darauf, dem Rufe der Natur in Ruͤckſicht auf die Erzeugung
neuer Weſen treu zu bleiben, ſondern auch mit einer heitern und dauerhaften Auf⸗
merkſamkeit fuͤr die Erhaltung derſelben zu ſorgen.
Dieſe Voͤgel legen gemeiniglich fuͤnf bis ſechs Eyer. Sie fuͤttern ihre Jungen
mit Inſekten, welche ſo wie die Weintrauben und andere Fruͤchte zu ihrer eignen
Nahrung dienen ). Sie kommen in denjenigen Ländern, wo fie ſich den Sommer
hindurch aufzuhalten gewohnt find, im April an, und ziehen zu Ende des Auguſts
wieder von dannen. Sie nehmen alle Jahre zuverlaͤßig von dem naͤmlichen Orte
wieder Beſitz, den ſie vom Anfange zu ihrer beſtimmten Wohnung ſich auserſehen
hatten. Es iſt ein ſeltner Fall, daß zwey Paare in einerley Bezirk ihre Neſter an⸗
legen“). : ;
Die
*) Siehe Willughby, Belon und an- Reine, einer kleinen Stadt in unſerer Nach⸗
dere. pbarſchaft, die zum Theil auf einem ziemlich
erhabenen Berge liegt, findet ſich alle Jahre
**) Auf dem Kirchthurme zu Sainte⸗ ein Paar von dieſen Vögeln ein.
Die einſame Amſel.
Es laſſen ſich die aus dem Neſte genommene Jungen ſehr gut abrichten, indem fie
wegen der Geſchmeidigkeit ihrer Kehle ſowohl Melodien ſingen, als auch Worte ausſprechen
lernen koͤnnen. Sie lernen wirklich reden, und fie fangen ſelbſt mitten in der Nacht an zu
fingen, fo bald als fie ein angezuͤndetes Licht erblicken. Werden fie gut gehalten, fo leben fie
in Gebauern acht bis zehn Jahre. Ihr Aufenthalt iſt auf den Bergen in Frankreich und
Italien *), faſt auf allen Inſeln des Archipelagus, vorzuͤglich aber auf Zira und Nia, we
fie, wie man ſagt, unter Steinhaufen niſten ſollen *). In Corſika halt man dies
ſelben für keine Zugvoͤgel *). Allein in Burgund weis man nichts davon, daß
diejenigen, welche im Fruͤhjahre daſelbſt ankommen, und auf den Schornſteinen oder
Kirchdaͤchern niſten, den Winter über da bleiben. Demohnerachtet aber laſſen ſich
dieſe Umſtaͤnde doch mit einander vereinigen, denn es kann dieſer Vogel gar wohl
in Corſika bleiben, und dennoch aus einem Diſtrikte in den andern ziehen, und nach
den verſchiedenen Jahreszeiten feine Wohnung verändern, fo wie es derſelbe in Frank⸗
reich zu thun gewohnt iſt. a
Seiner beſondern Eigenſchaften und ſeines vortrefflichen Geſanges wegen hat er
ſich bey dem gemeinen Volke eine Art von Achtung erworben. Mir ſind Laͤnder be⸗
kannt, wo derſelbe fuͤr einen Gluͤcksvogel angeſehen wird, und wo man ſehr unzufrie⸗
den ſeyn wuͤrde, wenn er während der Bruͤtzeit geſtoͤhret werden ſollte. Sein Tod
wuͤrde faſt als ein oͤffentliches Ungluͤck beklaget werden.
Dieſe Amſel iſt ein wenig kleiner als die gemeine, allein ihr Schnabel iſt ſtaͤr⸗
ker und an der Spitze mehr gebogen f), und ihre Beine ſind verhaͤltnißmaͤßig kuͤrzer.
Sie hat ein braunes Gefieder, das mehr oder weniger dunkel, und durchgehends weiß
geſprenkelt iſt, wenn man den Buͤrzel und die Schwung und Ruderfedern davon
ausnimmt. Außerdem fallen der Hals, die Kehle, die Bruſt und die Deckfedern
der Fluͤgel bey dem Männchen ins Blaue, und werfen einen purpurrothen Wider
ſchein von ſich, welcher auf dem Gefieder des Weibchens gaͤnzlich mangelt. Dieſes
letztere iſt sielmehr von einem einfsrmigern Braun mit gelblichten ſprenklichten Fle⸗
den, Das Männchen ſowohl als das Weibchen hat einen orangengelben Augenring,
ziemlich weit offenſtehende Naſenloͤcher, und an den Raͤndern des Schnabels, nahe
an der Spitze deſſelben, einen Einſchnitt, wie man faſt bey allen Amſeln und Droſ⸗
ſeln
265
) Belon fast, daß fie einige Zeit im
Jahre unter den Hohlziegeln, womit die
zwiſchen den Ber zen in Auvergne gelegenen
Schlöſſer gedeckt find, zubringen.
3 Siehe Acta Vpfal. am angeführten
rte. .
) Dieſe Nachricht habe ich von Herrn
Artier, Profeſſor der Naturgeſchichte zu
Baſtia, erhalten; ich habe ſchon oben Ge⸗
Buͤffons Voͤgel V. B.
legenheit gehabt, feinen Namen anzufuͤh⸗
ren.
+) Diefem einzigen Umſtande zu Folge
ſollte dieſer Vogel in jeder ſyſtematiſchen
Ordnung von dem Amſelgeſchlechte ausge⸗
ſchloſſen werden; denn man hat als ein Un⸗
terſcheidungskennzeichen bey dieſer Gattung
angenommen, daß die Spitze der obern
Kinnlade beynahe gerade ſey.
L
266 Hiſtorie der Natur.
ſeln ſiehet. Der innere Mund iſt gelb, die Zunge vorne in drey Faden geiheilt, davon der
mittelſte am laͤngſten iſt. Im Schwanze zählet man zwoͤlf Ruderfedern, und in je⸗
dem Fluͤgel neunzehn Schwungfedern, deren erſte ſehr kurz iſt. Ferner iſt das erſte
Gelenk der aͤußerſten Zehe mit dem Gelenk der mitelern zuſammengewachſen. Die
ganze Lange dieſes Vogels beträgt acht bis neun Zoll, die Fluͤgelbreite zwölf bis drey⸗
zehn, und der Schwanz drey Zoll. Sein Fuß iſt dreyzehn, und der Schnabel funf⸗
zehn Linien lang. Die gefalteten Fluͤgel erſtrecken ſich bis uͤber die Haͤlfte des
Schwanzes.
Fremde Voͤgel;
die mit der einſamen 701 in Verwandſchaft
ſtehen.
L Die einſame manitiſche Amſel. (Le Merle ſoli-
f taire de Manille). f
Siehe die 636ſte illuminicte Kupſestafel.
i ieſe Art ſcheint den ebergang von der einſamen Amſel zu der Steinamſel zu
S machen. Die Farben find bey ihr wie bey der letztern beſchaffen, und zum
Theil nach der naͤmlichen [Ordnung vertheilet. Jedoch hat fie keine fo langen
Fluͤgel, ob dieſelben gleich, wenn fie ruhig liegen, bis an zwey Drittel des Schwanzes rei»
chen. Das Gefieder diefer Amſel ift ſchieferblau, und zwar find die Farben auf dem Kopfe,
dem hintern Theile des Halſes und dern Ruͤcken einander gleich; der Buͤrzel aber iſt faſt
gänzlich blau. Die Kehle, der vordere Theil des Halſes und der obere Theil der
Bruſt find gelb geſprenkelt. Auf den Deckfedern der Fluͤgel herrſcht eine dunklere
Farbe, uͤber welche ſich aͤhnliche ſprenklichte Flecken, die jedoch nicht ſo dicht an ein⸗
ander liegen, und einige weiſſe Flecken in einer noch geringern Anzahl verbreiten.
Das Uebrige an dem untern Theile des Körpers iſt orangenfärdig, blau und weiß
geſprenkelt. An den Schwung⸗ und Ruderfedern erblickt man eine ſchwaͤrzlichte Farbe
und die letztern haben einen rothbraunen Rand. Der Schnabel endlich iſt braun und
8 die
r) Merula ſalitaria Manilienſis, Brifon Tom. I. pag. 233. n. 3. Edit. in 8.
15 a A. d. Ueberſ.
1
J. Die eisfarne maniliſche Amſel. 267
die Züge ſind beynahe ſchwarz. Was die Groͤße der einſamen maniliſchen Amſel betrifft,
fo nähert ſie ſich darinnen unſerer Steinamſel. Ihre Lange betraͤgt ohngefaͤhr acht
Zoll, ihre Fluͤgelbreite zwoͤlf bis dreyzehn, ihr Schwanz drey und ihr Schnabel eis
nen Zoll. An dem Gefieder des Weibchens *) ſiehet man weder etwas Blaues noch
etwas Orangenfarbenes. Man wird vielmehr zwey⸗ oder dreyerley Braun gewahr,
deſſen Vermiſchung auf dem Kopfe, dem Ruͤcken und dem untern Koͤrper ziemlich
regelmäßige ſprenklichte Flecken bilden. Dieſe beyden Voͤgel gehören mit zu idenen⸗
jenigen, die Herr Sonnerat dem koͤniglichen Kabinet zugeſchickt gat.
—
.! f..!!! nanESSeme nun um nd nen. name ns sem ZERE.E Een ERBa Lem nn gun |
II. Die einſame philippiniſche Amſel. (Le Merle |
Solitaire des Philippines).
Siehe die 33 9fle illuminirte Kupfertafel.
einſamen Amſeln, ingleichen etwas von dem Gefieder der einfamen
maniliſchen Amſel. Er iſt jedoch ein wenig kleiner als die letzterwaͤhnte.
Jede an dem untern Theile des Körpers befindliche Feder iſt rothbraun, mit einem
mehr oder weniger braunen Rande eingefaßt. Die Federn auf dem obern Theile des
Körpers find braun, und mit einem doppelten Rande verſehen, deren innerer ſchwaͤrz⸗
licht, der aͤußerliche hingegen ſchmutzig weiß iſt. Die kleinen Deckfedern der Fluͤgel
fallen ins Aſchfarbene; die Deckfedern des Buͤrzels und des Schwanzes aber ſind voll⸗
kommen aſchfaͤrbig. Der Kopf iſt von einer Olivenfarbe, die ins Gelbe fällt; der
Kreis um die Augen weißlicht; die Schwung und Ruderfedern find braun mit grauem
Rande, und der Schnabel und die Füße braun. Die ganze Laͤnge dieſes Vogels betraͤgt
ohngefaͤhr achtehalb, und ſeine Fluͤgelbreite zwoͤlf Zoll. Die gefalteten Fluͤgel errei⸗
chen drey Viertel des Schwanzes, welcher aus zwoͤlf Ruderfedern beſtehet, und nur
zwey und zwey Drittel Zoll lang iſt. Dieſer Vogel, den wir von dem Herrn
Doivre erhalten haben, hat mit der maniliſchen Amſel fo viele Aehnlichkeit, daß es
mich wenig befremden wuͤrde, wenn man ihn in der Zukunft fuͤr eine bloße Abaͤnde⸗
rung in Anſehung des Alters von der ee anſaͤhe, zumal da er aus eben
2 den
A dieſem Vogel erblickt man bie Geſtalt, den Wuchs und den Schnabel der
„) Siehe auf der -564ften illuminirten ) Es iſt dieſes die zwey und dreyßigſte
Kupfertafel die zweyte Figur, wo dieſes Droſſel (Merula folitaria philippenfis) des
Weibchen unter dem Namen Merle ſolitaire Briſſons, Tom. II. pag. 272,
de Manille vorgeſtellet iſt.
268 Hiaiſtorie der Natur.
den Landern koͤmmt, da er kleiner iſt, und da die Farben ſeines Gefieders gleichſam zwi⸗
ſchen den Farben des Maͤnnchens und Weibchens mitten inne ſtehen.
mn nn nn
Fremde
mit den europaͤſchen Amſeln verwandte Voͤgel.
I. Die gelbe und ſchwarze afrikanische Amſel. (Le luer
du Cap de Bonne- eſpèrance). ) ).
Siehe die ı99[fte illuminirte Kupfertafel.
8 ieſe afrifanifche Amſel iſt, wie unſre europaͤiſche, von einer gelben und ſchwar.
zen Farbe, und daher hat fie auch im Franzöſiſchen den Namen Jaunoir erhal⸗
ten. Allein das Schwarz ihres Gefieders iſt ungleich glaͤnzender, und es
wirſt unter einem gewiſſen Einfallswinkel der Lichtſtralen einen grimlichten Ruͤckſchein
von ſich. Die gelbe, oder vielmehr die rothbraune Farbe iſt bloß auf den großen
Schwungfedern ſichtlich, von denen die erſten drey braune, die folgenden aber die er⸗
waͤhnten glänzend ſchwarzen Spitzen haben. Auf den ehdell mittlern Ruderfedern und
dem von außen ſichtbaren Theile der mittlern Schwungfedern ſtehet man wieder die ers
waͤhnte glänzend ſchwarze Farbe mit dem beſagten Widerſchein. Der übrige verſteckte
Theil der mittlern Schwungfedern und die See rn des Schwanzes fi ſind von
reinem Schwarz. Auch der Schnabel iſt ſchwarz, aber die Füße find braun. Die⸗
fe afrikaniſche Amſel iſt etwas größer als untere gemeine. Die Länge ihres
Körpers iſt eilf, die Fluͤgelbreite ſechzehntehalb, und der Schwanz vier Zoll
lang. Ihr Schnabel, welcher dick und ſtark iſt, halt fünfzehn, und jeder Fuß
vierzehn Linien. Die Fluͤgel erreichen, wenn fie in Ruhe liegen, nur die Hälfte
des Schwanzes.
*) Briſſon, welcher dieſe Art zuerſt bee Syſtem. Natur. Edit, XII. pag. 197. n. 26.
ſchrieben hat, nennt ſie Merula capitis bo- — Die afrikantſche Droſſel, Stat. Muͤller
nae ſpei. Tom. II. pag 309. tab. 22. fig. 2. Ueberſ. des Linn. Naturſyſt Th. 2. S. 538.
1) Iurdus Morio, ater nitens, remigi- ;
bus primoribus rufis apice nigro, Linn. A. d. Ueberſ.
1. Die
Ul. Die gehaͤubte chineſiſche Amſel.
II. Die gehaͤubte chineſiſche Amſel. (Le Merle huppe
de la Chine). ) 1).
Siehe die sorte illuminirte Kupfertafel.
269
O bolach dieſer Vogel ein wenig groͤßer als die] gemeine Amſel iſt, fo hat er doch
— einen kuͤrzern Schnabel und kuͤrzere Füße, und fein Schwanz iſt um ſehr vie⸗
les kuͤrzer. Faſt fein ganzes Gefieder iſt ſchwaͤrzlicht mit einem dunkelblauen Colorit,
es wirft aber keinen Widerſchein zuruͤck. Mitten auf den Flügeln erſcheinet ein groſ⸗
ſer weiſſer Fleck, der ſich auf den großen Schwungfedern dieſer Fluͤgel bildet, und es iſt
auch an dem Ende der Seitenfedern des Schwanzes etwas Weiſſes zu ſehen. Der
Schnabel und die Füße find gelb, und der Augenring iſt von einer hohen Orangen⸗
farbe. Auf der Stirne dieſer Amſel erblickt man einen kleinen Buͤſchel von etwas
längern Federn, welche fie nach Gefallen in die Höhe richten kann. So unterſchei⸗
dend aber auch dieſes Kennzeichen iſt, und ſo verſchieden auch die von mir oben ange⸗
gebenen Verhaͤltniſſe ihrer Theile ſind, ſo ſtehe ich doch noch in Zweifel, ob dieſer
Vogel nicht in Anſehung des Klima eine Spielart von unſerer gelbſchnaͤblichten Am⸗
ſel ſey; denn ſie lernet eben ſo leicht Melodien nachpfeifen, und Worte mit einan⸗
der verbinden. Es haͤlt ſchwer, ſie aus China lebendig nach Europa zu bringen. —
Ihre Länge beträgt neuntehalb Zoll; die gefalteten Flügel erſtrecken ſich bis an die
Haͤlfte des zwey und einen halben Zoll langen Schwanzes. Dieſer letztere beſtehet
aus zwoͤlf einander ziemlich gleichen Ruderfedern.
III. Der ſenegalliſche Podobe. (Le Podobe
. dn Senegal).
Siehe die 3 54ſte illuminirte Kupfertafel.
Fir auslaͤndiſche und neue Art iſt uns von dem Herrn Adanfon mitgethellet
worden. hr Schnadel iſt braun, die Fluͤgel und Füße find braunroth, die
1 Fluͤgel
*) Merula ſinenſis criftate, Briſſon T. II.
pag. 253. Edwards nennt fie che chinefe
Starling or Black- bird tab. 19 und ſagt,
daß ihr von den engliſchen Schiffſeuten der
uneigentliche Name Marin beygeleget wuͤr⸗
de. Die Reiſebeſchreiber erwaͤhnen noch
einer ſchwarzen madagaskariſchen Arnſel,
deren Kuppe eben fo wie bey bieſer beſchaf⸗
fen if. Siehe Voyages de Trangoig
Cauc h.
1) Sturnus crinibus cinereis, Mein. —
Gracula criftatella, nigra, remigibus pri-
moribus
Hiſtorie der Natur.
Flügel kurz, der Schwanz iſt lang, ſtufenfsemig, und die Seitenruderfebern ſowohl,
als die untern Deckfedern deſſelben find mit weiſſen Spitzen beſetzt. Uebrigens iſt die⸗
ſer Vogel fhwarz, wie unfre Amſeln, und gleichet ihnen auch in Anſehung der Größe
und der Geſtalt des Schnabels; jedoch iſt der letztere nicht von einer gelben Farbe.
IV. Die chineſſſche Amel
Une gemeine Amſel wird von dieſer an Größe übertroffen. Ihre Füße find ſtäͤr⸗
: ker und ihr Schwanz iſt länger, und von einer ganz andern, naͤmlich von ſtu⸗
fenfoͤrmiger Geſtalt. An ihrem Geſteder iſt eine Art von Brille beſonders merfivärs
dig, welche uͤber der Wurzel des Schnabels zu ſitzen ſcheint, und von beyden Seiten
ſich uͤber die Augen erſtrecket. Die Raͤnder der angeführten Brille ſind faſt von
ovaler Geſtalt, und von ſchwarzer Farbe, und ſtechen alſo von den grauen Kopf und
Halsfedern ſehr ab. Eben dieſe graue Farbe mit etwas Gruͤn melirt herrſchet auch auf
dem obern Theile des Korpers, die Flügel nicht ausgenommen, und auf den mittlern
Ruderfedern des Schwanzes. Die an den Seiten befindlichen Ruderfedern find viel
braͤunlicher; ein Theil der Bruſt und der Unterleib ſind ſa mutzig gelblicht weiß, bis an die
untern Deckfedern des Schwanzes, welche rothbraun find. Die in Ruhe liegenden
Flügel erſtrecken ſich nicht viel über den Anfang des Schwanzes.
270
V. Die goldgrüne oder langſchwaͤnzigte ſenegalliſche
Amſel. (Le Vert-dore ou Merle à longue
queue du Senegal). *) EN
Siehe die 220ſte illuminirten Kupfertafel. Der Schwanz iſt in dieſer
Abbildung etwas zu lang. 3
De Schwanz iſt an dieſer Amſel wirklich ſehr lang. Denn die Laͤnge des ganzen
Vogels, welche, von der Schnabelſpitze bis an das Ende des Koͤrpers gerech⸗
net, ohngefaͤhr ſieben Zoll betraͤgt, macht noch nicht zwey Drittel der Laͤnge des
Schwanzes aus. Die Fluͤgelbreite ſtimmt aber bey weitem nicht mit dieſer Länge
des
moribus bafı reftricibusque apice albis, o-
ſtro flauo, Linn. Syſt. Nat. Edit. XII. p. 165.
n. 5. — Die Haubenmerle Stat. Müller
Ueberſ. des Linn. Naturſyſt. Th. 2. ©. 105.
n. 8. — Der Staar mit weiſſen Toup⸗
pee, Kleins Voͤgelhiſt. durch Reyger
S. 64. — Der chineſiſche ſchwarze Staar
Seeligmann J. 37. A. d. Meberſ. f
) Briſſon hat dieſe Art zuerſt beſchrie⸗
ben, und ihr den Namen Merula viridis
longicauda Senegalenfis, Tom. II. pag. 313.
bepgeleget. ' MEER
VI. Die amerikaniſche Rin gelaunſel. 27
des Schwanzes uͤberein; ja es iſt ſogar dieſelbe verhaͤltnißmaͤßig kleiner, weil fie
kaum die Fluͤgelbreite bey der gemeinen Amſel, welche doch ein kleinerer Vogel iſt, uͤber⸗
trifft. Auch der Schnabel iſt bey der goldgruͤnen Amſel im Verhaͤltniß kuͤrzer, allein ihre
Füße find langer. Nach Driffon beträgt ihre ganze Sänge achtzehn Zoll; von der Spitze
des Schnabels bis an die Spitze der Krallen ſind eilftehalb Zoll; die Flüͤgelbreite halt vier⸗
zehn und ein Viertel Zoll, der Schwanz eilf Zoll; der Schnabel dreyzehn, und das Bein
achtzehn Linien. — Die Hau ‚pefarbe dieses Bogels ift dasjenige glänzende Grün, das man
auf dem Gefieder der Enten findet; fie leidet bloß an verſchiedenen Dertern in Anfehung.
der Verſchiedengeit der Schattirungen und des Widerſcheins einige Abaͤnderungen.
Auf dem Kopfe ſiehet man eine ſchwaͤrzliche Schattirung, zwiſchen der die Goldfarbe
hervorleuchtet; der Buͤrzel und die beyden mittelſten langen Schwungfedern werfen
einen purpurrothen Widerſchein von ſich; auf dem Bauche und den Schenkeln berr⸗
ſchet ein in reines Kupferroth fpielendes Grun. Faſt alle übrige Theile find mit einer
ſchoͤnen goldgrünen Farbe bemalet, nach welcher ich dieſen Vogel im Franzoͤſtſchen
unterdeſſen Vert - dors fo lange genennet habe, bis uns der Name, den er in ſeinem
Vaterlande fuͤhret, bekannt werden wird.
Ign dem koͤniglichen Kabinet befindet ſich noch ein Vogel, der dieſem in allen
Stuͤcken gleichet ); jedoch iſt fein Schwanz bey weitem nicht fo lang. Wahrfcheins
licher Weiſe iſt dieſes gleichf falls eine ſolche goldgruͤne Amſel, die wahrend der Mau⸗
ſter gefangen worden; einer Zeit, wo der lange Schwanz dieſem Vogel eben ſowohl
als der Witewe (Ember iza Vidue, Linn.) ausfallen kann. i
VI. Die amerikaniſche Ringelamſel. (Le Fer- i- cheval
ou Merle i d' Amerique).)
Use die Bruſt dieſes Vogels gehet eine ſchwarze wie ein Hufeiſen geſtaltete Zeich⸗
nung herab, und eine Binde von eben dieſer Farbe entſtehet an beyden Seiten
unter dem Auge, und ziehet ſich hinterwaͤrts. Weiter ſiehet man nichts Schwarzes
über fein Gefieder verbreitet. Der erſte von mir an geführte Fleck ſchien mir feiner
beſtimmten Geſtalt wegen zu der Bezeichnung dieſer Art am Ahe zu ſeyn,
wodurch
pectorali curua nigra: rectrieibus tribus la-
) Die Aufſchrift zu dieſem Vogel heißt
Merle vert du Sönegal,
„ Dieſes iſt die funſzehnte Amſel des
ons, Merula torquata americana,
=, II. pag. 242. The large Lark. Ca-
tetby pag. 33, Alauda magha, Klein
3 72 ! :
3 ae magna, ſubtus flaua,, fafcia:
teralibus albis, Lin Syft: Nat. Edit. XR.
pag. 289. n. 1. — Die Rieſenlerche, Stat.
Müller Th. 2. S. 522. — Die Duobel⸗
lerche, Klein durch Reyger S. 73 —
Die große Leiche, 1 II. 66.
2 A. d. Weberfi.
272 Hiſtorie der Natur.
wodurch man dieſelbe von den übrigen Ringelamſeln unter ſcheiden kann. Dieſes
Hufeiſen iſt auf einen gelben Grund gezeichnet, eine Farbe, welche die Kehle und
den ganzen untern Theil des Koͤrpers zieret, und ſodann wieder zwiſchen dem Schna⸗
bel und den Augen erſcheint. Auf dem Kopfe und hinter dem Halſe herrſchet eine
braune, und an den Seiten eine hellgraue Farbe. Ueberdieſes iſt uͤber den Scheitel
des Kopfs ein weißlichter Streif gezogen. Der obere Theil des Körpers iſt von eis
ner grauen den Rebhuhnern gleichen Farbe. Die Schwung. und Ruberfedern find
braun, mit einigen roͤthlichten Flecken beſetzt ). Auch die Fuͤge ſind braun und jede
lang. Der Schnabel endlich, der beynahe ſchwarz iſt, iſt fo wie der Schnabel ums
ſerer Amſeln geſtaltet. Außerdem hat die amerikauiſche Ringelamſel dieſes noch mit
ihnen gemein, daß fie im Fruͤhjahr ſehr ſchoͤn ſingt, ob gleich der Umfang ed
Stimme fehr klein iſt. Ihre Nahrung beſtehet faſt nur bloß in einigen kleinen Köͤr⸗
nern, die fie von der Erde aufklaubt *). Hierinnen gleicher fie alſo den Lerchen.
Unterdeſſen iſt fie aber doch weit großer, und uͤbertrifft ſogar an Größe unſere gemei«
ne Amſel; auch findet man an ihr nicht, wie bey den zerchen, daß die hintere Zehe
eine fo verlängerte Kralle hat. Sie pflegt ſich auf die Spitzen der Straͤucher zu fer
tzen, und bewegt ihren Schwanz, wie einige bemerkt haben, ſehr lebhaft auf und
nieder. Wenn ich die Wahrheit geſtehen ſoll, ſo muß ich bekennen, daß es weder
eine Lerche noch eine Amſel iſt; allein fie ſcheint doch unter allen europäifchen Voͤgeln
der gemeinen Amſel am naͤchſten zu kommen. Man trifft ſie nicht nur in Virginien
und Carolina, ſondern auch faſt uͤberall auf dem feſten Lande in Amerika an rh).
Der von Catesby beobachtete Vogel wog drey und eine Viertel Unze. Von der
Spitze des Schnabels bis an das Ende der Krallen waren zehn Zoll; die Lange des
Schnabels betrug funfzehn, und die Laͤnge der Fuͤße achtzehn Linien. Die in Ruhe
liegenden Fluͤgel reichten bis an die Haͤlfte des Schwanzes.
VII. Die angoliſche gruͤne Amſel. (Le Merle vert
d' Angola). )
Siehe die 561ſte illuminirte Kupfertafel.
er obere Theil des Körpers, des Kopfs, des Halſes, des Schwanzes und der
0 Fluͤgel iſt bey dieſem Vogel olivengruͤn; jedoch zeigen ſich auf den Flügeln
blaͤulichte
*) Linne“ ſagt, daß die drey Seitenfe⸗ ) Linne behauptet auch am angeführ:
dern des Schwanzes zum Theil weiß find. ten Orte, daß fie ſich gleichfalls in Afrifa
Syft. Nat, Edit X. pag. 167. aufhielte. 11 K
% Z. B. von dem gelben Sternkraut 1) Turdes nitens, viridis, maculz te-
(Ornithogalum flore luteo). ctricum alarum violacea nitida, Linn. Fyſt.
N Nat.
VIII. Die violette Amſel. 273
braͤunlichte Flecken, und der Bürzel iſt blau. Auch auf dem Ruͤcken und vorne am
Halſe iſt etwas Blau mit dem Gruͤnen vermiſcht, und auf dem obern Theile der Kehle
iſt gleichfalls ein reines Blau zu ſehen. Die Bruſt, der Bauch, die Beine, und
die Federn, welche das Ohr bedecken, ſind mit Violet uͤberzogen; die untern Deck⸗
federn des Schwanzes ſind olivengelb; der Schnabel endlich und die Fuͤße fd
ganz schwarz.
Dieſer Vogel iſt eben ſo groß als derjenige, dem Briſſon eben dieſen Namen
beygeleget hat ). Er gleicht ihm auch in den Verhaͤltniſſen feiner Theile, allein das
Gefieder des letztern iſt von ganz anderer Farbe. Dieſes ift überall von einer ſchoͤnen
entengruͤnen Farbe, und hat auf dem vordern Theile von jedem Fluͤgel einen glaͤnzen⸗
den violetten Fleck.
Die Groͤße dieſer Voͤgel koͤmmt ziemlich mit der Größe unferer Amel überein.
Sie find ohugefähr neun Zoll lang, haben zwölf und einen Viertel Zoll Fluͤgelbreite,
und einen eilf bis zwoͤlf Linien langen Schnabel. Ihre in Ruhe liegenden Flügel er⸗
ſtrecken ſich bis an die Haͤlfte des Schwanzes, welcher aus zwölf einander leichen
Ruderfedern beſtehet.
Wahrſcheinlicher Weile gehören dieſe beyden Voͤgel zu einer und eben derſelben
Art. Unterdeſſen aber getraue ich mir doch nicht anzugeben, welcher von beyden als
der Haupiſtamm, und welcher als ein Nebenzweig, oder, wenn man will, als eine
bloße Spielart anzuſehen ſey.
VIII. Die violette guineiſche Amſel. (Le Merle violet du
Royaume de Juida),
Siehe die §40ſte illuminirte Kupfertafel.
Ds Gefieder dieſes Vogels iſt mit den naͤmlichen Farben, wie der vorhergehende,
bemalet. Man findet auch hier Violet, Grün und Blau; dieſe Farben aber find
bey dieſem Vogel ganz anders re theilet. Ein reines Violet uͤberzieht den Kopf, den Hals
und den untern Theil des Koͤrpers; der Schwanz und die obern Deckfedern deſſelben
find blau, und die Flügel grün. Jedoch haben die letztern nahe an ihrem innern
Rande eine blaue Binde.
In Alüuͤckſicht auf ihren Wuchs koͤmmt dieſe Amſel mit der grünen angoliſchen Amſel 5
(ſiehe S. 2 72.) 8 Sie ſcheint ſich auch eben ſo zu dae und da ſi ſie e ferner
5 in
Nat. Edit. XII. pag. 292, m 1z. — Die ) Turdus viridis angolenſis, Briſſon T. II.
grüne Droſſel, Stat. Muͤller Th. 2. pag. zu. tab. 30. fig. 22.
S. 534. A. d. Ueberſ. 8
Buͤffons Voͤgel V. B. Mm
274 Hiſtorie der Natur.
in dem naͤmlichen Klima zu Haufe iſt, fo wuͤrde ich ſehr geneigt ſeyn, ſelbige unter
eben dieſe Art zu ſetzen, woferne ihre Fluͤgel nicht laͤnger waͤren; ein Umſtand, der
einen andern Gang und andere Faͤhigkeiten vorausſetzet. Unterdeſſen, da die groͤßere
oder geringere Laͤnge der Fluͤgel bey getrockneten Voͤgeln groͤßtentheils von der Art ih⸗
rer Zubereitung abhaͤngt, ſo laͤßt ſich doch kein weſentlicher Unterſchied davon hernehmen,
und wir muͤſſen inzwiſchen fo lange unſer Urtheil hierüber zurücfhalten, bis entſcheiden⸗
dere Beobachtungen dieſe Zweifel loͤſen werden.
IX. Die ceyloniſche Amſel mit ſchwarz en Bruftfhiß.
(Le Plaftron-noir de Ceil 589 f g
Siehe die 27 2ſte illuminirte Kupfertafel—
ch gebe dieſem Vogel deswegen die beſondere franzoͤſiſche Benennung Plaftron-
noir, weil die Naturforſcher, welche ihn geſehen haben, unter einander nicht
einig ſind, zu was fuͤr einer Gattung derſelbe gehoͤret. Briſſon rechnet ihn unter
die Amſeln; Edwards hingegen macht aus ihm eine Aelſter oder einen Neuntoͤd⸗
ter **). Ich meines Orts halte mich berechtiget, fo lange zu warten, bis man feine
Sitten und Gewohnheiten beſſer kennt, und ich hierdurch in den Stand geſetzet werde,
ihm ſeine wahre Stelle unter den ihm aͤhnlichen europaͤiſchen Arten anzuweiſen. Er
iſt zwar kleiner als die Amſel, hat aber doch einen verhaͤltnißmaͤßig ſtaͤrkern Schna⸗
bel. Seine ganze Laͤnge betraͤgt ohngefaͤhr achtehalb Zoll, ſeine Fluͤgelbreite eilf und
ſein Schwanz drey und einen halben Zoll. Der Schnabel iſt zwoͤlf bis dreyzehn,
und der Fuß vierzehn Linien lang. Die in Ruhe liegenden Fluͤgel gehen bis uͤber die
Haͤlfte des ein wenig ſtufenfoͤrmigen Schwanzes hinweg.
Der ſchwarze Bruſtſchild, welcher dieſen Vogel ſo ſehr auszeichnet, bringt eine
deſto lebhaftere Wirkung hervor, weil oben und unten eine hellere Farbe an ſolchen
graͤnzet. Denn die Kehle und der ganze untere Theil des Körpers find ſehr hellgelb.
Von den beyden Enden des obern Randes dieſes Bruſtſchildes entſtehen gleichſam
zwey Schnuren von ſchwarzer Farbe; anfaͤnglich ſteigen dieſelben an jeder Seite nach
dem
) Briffon hat dieſe Art zuerſt unter dem pag. 297. n. 29. — The green Pye of the
Namen Merula torquata capiris bonae fpei, Isle of 1 Edwards III. pag. 237.
Merle à collier du Cap de bonne efperance,
Tom, II. pag. 299. tab. 30. fig. 1. beſchrie⸗
ben.
10 Turdus zeylonus. viridis, 1 lu-
teus, linea oculari vtrinque in pe&us ni:
grum duct, Linn, Syftem. Nat. Edit. XII.
tab. 321. — Die grüne Aelſter von der In⸗
ſel Ceylon, Seeligmann IX. 11. — Die
zeilonneſiſche Merle, Stat. Müller Th. 2.
S. 539.
A. d. Ueberſ.
) Hiſtoire des oiſeaux rares pl. 321.
IX. Die ceyloniſche Amſel mit ſchwarzem Bruſtſchild. 275
dem Kopfe zu in die Höhe, dienen dem ſchoͤnen orangengelben Fleck auf der Kehle zu
einer Einfaſſung, biegen ſich ſodann zuruͤck, gehen unter den Augen weg, und endi⸗
gen ſich endlich in der Grundflaͤche des Schnabels, oder dringen gleichſam in ſelbige hinein.
Zwey gelbe Augenbraunen, welche gleich an den Naſenloͤchern ihren Urſprung neh⸗
men, gehen dicht über den Augen weg, und geben, weil fie von den unter den Augen
ſich weg ziehenden Schnuren fo ſehr abſtechen, der Geſichtsbildung dieſes Vogels einen neuen
Ausdruck. Der ganze obere Theil des Vogels iſt faſt olivenfarbig; allein dieſe Farbe
ſcheint auf dem Scheitel des Kopfs durch eine hinzukommende Miſchung vou Aſch⸗
grau verſchoſſen zu ſeyÿFn. Im Gegentheil aber iſt dieſelbe auf dem Buͤrzel und dem
äußern Rande der Schwungfedern weit glaͤnzender. An den größten Schwungfedern
ſiehet man braune Spitzen. Die beyden mittlern Nuderfedern find, fo wie der ganze
obere Theil des Koͤrpers, olivengruͤn, und die zehn Seitenruderfedern ſind ſchwarz
mit gelben Spitzen.
Das Weibchen iſt weder mit dem ſchwarzen Bruſtſchild, noch auch mit den
ſchwarzen Schnuren verſehen, woran derſelbe zu haͤngen ſcheint. Ihre Kehle iſt
grau, die Bruſt und der Bauch find gruͤnlichtgelb, und der ganze obere Theil des Koͤr⸗
pers iſt von der nämlichen Farbe, jedoch etwas dunkler. Im Ganzen genommen iſt
dieſes Weibchen von dem auf der 35 8ſten illuminirten Kupfertafel unter dem Namen
der ſenegalliſchen Amſel mit orangenfarbigen Bauche (Merle a ventre orange
du Senegal) nicht ſehr verſchieden. .
Briſſon ſagt von dem in dieſem Abſchnitt beſchriebenen Vogel, er habe ſolchen
vom Vorgebirge der guten Hoffnung erhalten; es kam derſelbe auch gewiß von daher,
weil ihn der Herr de la Caille mitgebracht hatte. Darf man aber dem Edwards
Glauben beymeſſen, ſo kam derſelbe noch weiter her, und ſein wahres Vaterland iſt
die Inſel Ceylon. Edwards konnte auch hiervon durch den Herrn Jean Gideon
Loten, ehemaligen Gouverneur auf Ceylon, genaue Kundſchaft eingezogen haben;
dieſer beſchenkte die koͤnigliche Geſellſchaft bey ſeiner Ruͤckkunft aus Indien mit vielen
ceyloniſchen Voͤgeln, worunter ſich auch eine Amſel mit ſchwarzem Bruſtſchild bes’
fand. Edwards macht hierbey eine ſehr richtige Bemerkung, auf die ich ſchon in
meinen vorhergehenden Baͤnden dieſes Werks gefallen bin; ich halte es aber doch nicht
für uͤberfluͤßig, ſeldige hier noch einmal zu wiederholen. Das Vorgebirge der guten
Hoffnung iſt gleichſam der Mittelpunkt der Handlung, wohin Schiffe von allen Sei⸗
ten her zuſammenkommen: folglich findet man daſelbſt Waaren, mithin auch Voͤgel,
aus allen Ländern. Es können daher leicht Jerthuͤmer einſchleichen, wenn man glaubt,
daß alle von dieſer Kuͤſte zu uns gebrachte Voͤgel daſelbſt einheimiſch ſind. Hieraus
kann man ſehen, warum man fo viele Vögel und andere Thiere in Kabinetten fins
det, von denen man vorglebt, daß ſie auf dem Vergebirge der guten Hoffnung
zu Hause find. f
M m 2 X. Die
275 Hiſtorie der Natur.
KX. Die ſenegalliſche Amſel mit orangenfarbigen Bauche.
(L’Oranvert ou Merle a ventre orangè du
Senegal),
Siehe die 3 58ſte illuminirte Kupfertafel ).
Ich habe den frangöfifchen Namen Oranvert (den Orangengruͤnen) dieſer neuen Art
. deshalb gegeben, weil er die beyden Hauptfarben des Vogels ausdrückt. Ein ſchoͤnes
Dunkelgruͤn, das durch zuruͤckgeworfene Strahlen verſchoͤnert wird, welche mit verſchiede⸗
nen Schattirungen von Gelb unter einander ſpielen, herrſcht über den ganzen obern Theil
des Körpers, den Schwanz, die Flügel, den Kopf, und ſelbſt die Ketzle mit eingeſchloſ⸗
ſen. Allein auf dem Schwanze iſt das Gruͤn weniger dunkel als an jedem andern
Orte. Das Uebrige am untern Theile des Koͤrpers iſt von einer leuchtenden Oran⸗
genfarbe. Außerdem bemerkt man noch auf den Flügeln, wenn ſelbige zuſammen⸗
gefaltet liegen, eine weiſſe Linie, welche von dem aͤußern Rande einiger großen
Schwungſedern herruͤhret. Der Schnabel und die Füße find braun. Ueberhaupt iſt
dieſer Vogel kleiner als die Amſel. Seine Laͤnge betraͤgt ohngefaͤhr acht Zoll, ſeine
Fluͤgelbreite zwoͤlftehalb, und fein Schwanz zwey und zwey Drittel Zoll. Der
Schnabel iſt eilf bis zwölf Linien lang.
Spielart der ſenegalliſchen Amſel mit orangenfarbigen
Bauche. (L'Oranbleu). .
Ich habe bereits oben (S. 275.) geſagt, daß die ſenegalliſche Amſel mit orangen⸗
A) farbigem Bauche, und die ceylonifche mit ſchwarzem Bruſtſchilde eine große
Aehnlichkeit mit einander haben. Es findet ſich aber auch nicht weniger Aehnlichkeit
zwiſchen derſelben und einem andern Vogel, der auf der 22 1jten illuminirten Kupfer⸗
tafel unter dem Namen der kapſchen Amſel (Merle du Cap de bonne - efperance)
vorgeſtellet iſt. Ich nenne ihn deswegen Oranbleu, (den Orangenblauen), weil fein
Koͤrper an dem untern Theile, von der Kehle an bis uͤber den Unterleib, orangen⸗
farbig, an dem obern Theile hingegen, von der Grundfläche des Schnabels bis an das
Ende des Schwanzes, blau iſt. Dieſes Blau iſt von einer doppelten Schattirung;
die dunkelſte davon umgraͤnzet eine jede Feder, woraus eine ſanfte, regelmäßige und
gut ſich ausnehmende Veraͤnderung entſtehet. Der Schnabel und die Fuͤße ſind
ſchwarz. Auch die Schwungfedern ſind ſchwarz, jedoch haben die meiſten von den
5 mittelſten
) Herr Adanſon bat dieſen Vogel in das koͤnigliche Kabinet geſchickt.
XI. Die braune kapſche Amſel. 277
mittelſten eine weißgraue Einfaſſung. Unter allen Federn auf dem Körper ſiehet man
an den Schwanzfedern die einfoͤrmigſte Farbe.
XI. Die braune kapſche Amſel. (Le Merle brun du
| Cap de bonne-efperance),
s iſt dieſes eine neue Art, deren Bekanntmachung wir dem Herrn Sonnerat zu
danken haben. Sie iſt faſt ſo groß wie unſere Amſel. Ihre Laͤnge betraͤgt
zehn Zoll, und ihre Fluͤgel gehen ein wenig uͤber die Haͤlfte des Schwanzes. Faſt
über das ganze Gefieder iſt ein ſpielendes Braun verbreitet, das einen dunkelgruͤnen
Widerſchein zuruͤckwirſt. Der Bauch und Buͤrzel find weiß. — Sie darf aber nicht
mit einer andern braunen kapſchen Amſel verwechfeit werden, der ich in der Folge
(unter no. 25.) den Namen Brunet geben werde. Dieſe iſt auch ſehr viel kleiner.
XII. Der bengaliſche Baniahbu. (Le Baniahbou
de Bengale).) 1)
Hi Hauptzuͤge, welche dieſen auslaͤndiſchen Vogel kenntlich machen, ſind ein
durchgängig braunes Gefieder, das jedoch an dem obern Theile des Koͤrpers
dunkler, an dem untern hingegen, fo wie auch an dem Rande der Deckfedern und der
Schwungfedern der Fluͤgel heller iſt; ein gelber Schnabel und gelbe Fuͤße, und ein
ſtufenſoͤrmiger, ohngefaͤhr drey Zoll langer Schwanz, welcher faſt um die Hälfte
feiner Lange die gefalteten Flügel übertrifft. Dieſer Vogel iſt ein wenig größer als
unſere Amſel. 2
Linne“ erzählt nach dem Berichte einiger ſchwediſchen Naturforſcher *), die in
Aſien gereiſet find, daß ſich dieſer Vogel auch in China aufhielte. Es ſcheinet aber
doch derſelbe durch den Einfluß des Klima eine Veraͤnderung erlitten zu haben.
“
*) The Baniahbow frem Bengale, Albin.
Hiſtor. natur. des oifeaux Tom. III.
pag. 18. n. 19. The brown indian Thrufh,
Edövards pag. 184. tab. 194. — Merula
bengalenfis, Briffom II. pag 260. et VI. p. 43.
Deutſch, Braungelber Miſtler (Klein durch
Reyger S 69). Einige haben ihn auch
Beniahbu genennet,
1) Turdus bengalenſis, Klein. — Tur.
dus chinenlis, Osbeck itin.- p. 309. — Turdus
Mm 3 Denn
canorus, grifeus, ſubtus ferrugineus, linea
alba ad larera capitis, cauda rotundata, Linn.
Amoen. acad. 4. pag. 237, Syſtem. Natur.
Edit. XII. pag. 293. 5. 8 — Die bengali⸗
ſche Merle, Stat. Muͤller Ueberſetz. des
kinn. Naturſyſt. Th. 2. S. 532. — Die
braune indianiſche Droſſel, Seeligmann
VI. tab. 79.
U. d. Ueberſ.
==) Osbeck am angeführten Orte.
278 5 Hiſtorie der Natur.
Denn die chineſiſchen Baniahbu's find oben grau, unten hingegen roſtfaͤrbig, und es
findet ſich an jeder Seite des Kopfs ein weiſſer Streifen. Der dieſen fremden Voͤgeln
von Arne‘ ertheilte Name der ſingenden Droſſel *), den ihnen dieſer Naturforſcher,
nach ſichern ihm zugekommenen Nachrichten, gegeben hat, ſetzt voraus, daß fie einen an⸗
genehmen Geſang von ſich Hören laſſen.
XIII. Die aſchfaͤrbige madagaskariſche Amſel.
(LOurovang ou Merle cendré de Ma-
| dagafcar), *)
Siehe die zweyte Figur auf der 5 57ſten illuminirten Kupfertafel.
ir Benennung giebt uns, im Ganzen genommen, eine ſehr richtige Idee von
der auf dem Gefieder des Vogels herrſchenden Farbe. Man darf aber nicht
glauben, dieſe Faebe habe durchaus einerley Miſchung. Sie iſt vielmehr auf den
langen und ſchmalen Federn, womit der Kopf bedeckt iſt, ſehr dunkel, und fälle faſt
ins Schwaͤrzlichte, und hat dabey einen ſchwachen gruͤnen Glanz. Auf den Ruderfedern,
den Schwungfedern und den großen Deckfedern der Flügel iſt fie weniger dunkel, und
mit keiner andern Farbe gemiſcht. Auf dem obern Theile des Körpers, den kleinen
Deckfedern der Fluͤgel, dem Halle, der Kehle und der Bruſt ſchielt ſie ins Oliven⸗
farbene. An dem untern Theile des Körpers iſt fie heller, und gehet da, wo der
Unterleib angehet, in ein lichters Gelg uͤber. Die hier beſchriebene Amel iſt ohn.
gefahr von der Größe unſerer Rothdroſſel. Jedoch iſt ihr Schwanz etwas langer,
ihre Fluͤgel find ein wenig und die Füße um ſehr vieles kuͤrzer. Sie hat, fo wie
unſere Amſeln, einen gelben Schnabel, auf welchem gegen die Spitze zu ein brau⸗
ner Streifen beſindlich iſt; um feine Grundfläche ſtehen einige Haare. Der
Schwanz beſtehet aus zwölf Ruderfedern, und die Fuͤße find hellbraun. Ihre Laͤnge
betragt neuntehalb Zoll, die Flügelbreite zwölf, der Schwanz viertehalb Zoll, der
Schnabel zwoͤlf Linien, und die Fuͤße nur acht oder neun Linien 05
XIV. Die grüne philippiniſche Amſel, oder die Anfel der
g Taubenſchlaͤge (Le Merle des colombiers).
Me nennt diefen Vogel auf den philippiniſchen Inſeln den Staar der Tauben
1 ſchlaͤge (Eiourneau des Colombiers), aus der Urſache, weil er von Natur
gleichſam
*) Turdus canorus, Syſt, Nat. Edit. X. ) Merula madagaſcarienſis cinerea, Brif.
pag. 169. on Tom. II. pag. 29ı, 40 265
XIV. Die gruͤne philippiniſche Amſel. 279
gleichſam ſchon zahm iſt, und die Geſellſchaft der Menſchen, oder vielmehr, feine
eigene Bequemlichkeiten an den Wohnungen der Menſchen zu ſuchen ſcheint, ja ſogar
in den Taubenſchlaͤgen niſtet. Jedoch ſtehet dieſe Amſel in naͤherer Verwandſchaft
mit unſerer gemeinen Amſel, als mit dem Staare, theils in Anſehung der Geſtalt
des Schnabels und der Füße, theils aber auch im Verhaͤltniß der Fluͤgel, welche nur
bis an die Hälfte des Schwanzes ſich erſtrecken u. ſ. w. Sie iſt faſt fo groß als die
Rothdroſſel. Ueber ihr Gefieder iſt zwar nur eine Farbe verbreitet, welche aber nichts
weniger als einfoͤrmig iſt. Es iſt dieſes ein fpielendes Grün, das immer wieder an
dere Schattirungen zeiget, und ſich durch den zuruͤckgeworfenen Glanz vervielfaͤltiget.
Dieſe Art, deren Entdeckung wir dem Herrn Sonnerat zu danken haben, iſt neu.
Man findet in ſeiner Sammlung auch noch andere Subjecte, die vom Vorgebirge der
guten Hoffnung waren gebracht worden, und zuverlaͤßig zu eben dieſer Art gehoͤren;
allein fie find doch von derſelben darinnen verſchieden, daß ihr Buͤrzel oben und unten.
weiß it, und daß fie viel kleiner find. Haͤngt nun dieſer Unterſchied von dem Kli⸗
ma oder bloß von dem Alter ab? 5
Zuſatz.
Nec der Beſchreibung des Herrn Sonnerats (Voyage à la nouv. Guinde p. 115.
4 tab. 73.) iſt dieſer Vogel von der Groͤße unſers braunen Fliegenſchnaͤppers
(Becfigue d Europe). Sein Kopf, Hals, Rüden und Unterleib find nebſt den klei⸗
nen Deckfedern der Fluͤgel von einem ſchwarzen Gruͤn, das ins Blaue oder Dunkel⸗
violette ſpielet. Die Federn am Kopfe und Halſe ſind ſchmaͤler und laͤnger als die
über die übrigen Theile des Körpers verbreiteten Federn. Die Schwung⸗ und Ruder⸗
federn ſind von einer ſchwarzen, und der Augenkreis von einer rothen Farbe. Dieſe
Amſel, welche Sonnerat die kleine Amſel (Le petit Merle ou Muücien de Pisle
Panay) nennt, ſingt ſehr ſchoͤn, lebt zu Tauſenden in Geſellſchaft, und niſtet, wie
bereits oben geſagt worden, in Taubenhaͤuſern.
XV. Die olivenfaͤrbige kapſche Amſel. (Le Merle olive
du Cap de bonne- eſpèrance).) 1)
2 95 obere Theil des Körpers, nebſt alle dem, was von den Ruder- und Schwung⸗
federn erſcheinet, wenn die Fluͤgel zuſammengefaltet find, iſt oioenbraun.
. g Die
e Briſſon hat dieſe Amſel zuerſt unter fuluus, Linn. Syſt. Nat. Edit, XII. pag 202.
dem Namen Merula oliuacea capitis bonae n. 5. — Die Olivendroſſel, Stat. Müller
— Tom. II. pag. 293. tab. 22. fg. 3. bes Ueberſ. des Linn. Natur ſpſt. Dh. 2. S. 530.
chrieben. 3
3) Iurdus oliuaceus, fubfufcus, fubrus A. d. Ueberſ.
280 Hiſtorie der Natur.
Die Kehle iſt fahlbraun mit einem vollkommnen Braun geſprenkelt. Der Hals und
die Bruſt haben die Farbe der Kehle, jedoch ohne ſprenklichte Flecken. Der übrige
untere Theil des Koͤrpers hat eine ſchoͤne fahle Farbe. Der Schnabel endlich, die
Fuͤße und die innere Seite der Schwungfedern und der Seitenfedern des Schwanzes
find braun gefärbt. Diefe Amſel koͤmmt an Größe der Rothdreſſel gleich. Ihre
ausgeſtreckten Fluͤgel halten dreyzehn Zoll, und acht und einen Viertel Zoll beträge
die ganze Laͤnge des Vogels. Der Schnabel iſt zehn, und der Fuß vierzehn Linien
lang. Der Schwanz, in welchem zwölf gleiche Ruderfedern befindlich find, hält dren
Zoll, und die gefalteten Flügel reichen nur bis an die Hälfte deſſelben. nn,
XVI. Die ſchwarzkehligte domingiſche Amſel. (Le
Merle à gorge noire du Saint- Do-
mingue).
Siehe die ssofte illumintrte Kupfertafel.
De ſchwarze Fleck auf der Kehle dieſes Vogels verbreitet ſich von einer Seite bis
unter das Auge, und ſogar bis auf den zwiſchen dem Auge und Schnabel be⸗
ſindlichen kleinen Raum, von der andern Seite aber ſteigt er uͤber den Hals bis auf
die Bruſt herab. Ueberdieſes iſt der beſagte Fleck noch mit einer breiten rothen, mehr
oder weniger braͤunlichten Binde eingefaßt, welche ſich uͤber die Augen und den vor⸗
dern Theil des Körpers erſtrecket. Der uͤbrige Theil des Kopfs, die hintere Seite
des Halſes, der Ruͤcken und die kleinen Deckfedern der Fluͤgel ſind graubraun,
mit einigen braͤunern Schattirungen melirt. Die großen Deckfedern und die
Schwungfedern der Flügel find ſchwaͤrzlichtbraun, mit hellgrau eingefaßt, und
von den kleinen Deckfedern durch eine gelbe olivenfarbige Linie abgeſondert, welche
von den kleinen Deckſedern gebildet wird. Eben dieſe gelbe Olivenfarbe herrſcht auf
dem Buͤrzel und dem ganzen untern Theile des Körpers; jedoch iſt der Unterleib mit
einigen ziemlich großen ſchwarzen Flecken beſetzt, die zwiſchen den auf der Kehle be»
findlichen ſchwarzen Flecken und den Beinen ſparſam ausgeſtreuet ſind. Der Schwanz
iſt von dem naͤmlichen Grau als der obere Theil des Koͤrpers: dieſes aber gilt nur bloß
von der Mitte deffelben, denn die Seitenfedern des Schwanzes haben eine ſchwaͤrz ⸗
lichte Einfaſſung. Der Schnabel und die Fuͤße ſind ſchwarz. Dieſer vorher noch
niemals beſchriebene Vogel iſt ziemlich fo groß als die Rothdroſſel. Die Laͤnge deſſel⸗
ben betraͤgt ohngefaͤhr achtehalb Zoll; der Schnabel haͤlt einen, und der Schwanz
drey Zoll. Die Fluͤgel ſind von ungemeiner Kuͤrze; ſie gehen kaum bis an den vier⸗
ten Theil des Schwanzes. 5 l
xvll. Die
Xvll. Die kanadiſche Anmel. 25
XVII. Die kanadiſche Amſel. (Le Merle u
: Canada).
Hi N, welche weiter nichts als eine Spielart von der Ringelamſel iſt,
ſcheint ſich am meiſten dem Vogel, von welchem hier die Rede iſt, zu naͤhern.
Die kanadiſche Amſel iſt zwar nicht ſo groß, allein ihre Fluͤgel haben in Ruͤckſicht auf
den Schwanz eben das Verhaͤltniß, denn dieſelben erſtrecken ſich in ihrer Ruhe nicht
über die Hälfte des Schwanzes. Außerdem find auch die Farben ihres Gefieders
nicht ſehr verſchieden, und beynahe auf die naͤmliche Art vertheilet. Der Grund
bleibt allemal braͤunlicht, und wechſelt durchgehends mit einer hellern Farbe ab; hier⸗
von aber find doch die Schwung⸗ und Ruderfedern ausgenommen, als welche gleich—
foͤrmig ſchwaͤrzlichtbraun gefärbt find. Die Deckfedern der Flügel werfen einen glaͤn⸗
zenden dunkelgruͤnen Widerſchein zuruͤck. Alle uͤbrigen Federn ſind ſchwaͤrzlicht mit
braunrothen Spitzen; daher entſtehet unter denſelben, wenn man ſie auseinander
beugt, eine regelmäßige Abänderung, und die braunrothen Spitzen machen, daß man
die Federn ſeyr gut zählen kann. .
XVIII. 2 Die olivenfarbene indianiſche Amſel. (Le Merle
olive des Indes). 9 |
Siehe die ecſte Figur auf der 564ſten ai Kupfertafel.
De ganze obere Theil nebſt den Ruderfedern, und demjenigen, was man von auſ⸗
ſen von den Schwungfedern erblickt, iſt bey dieſem Vogel von einer dunkeln
olivengrünen Farbe. Auf dem untern Theile des Koͤrpers iſt zwar eben dieſer
Grund befindlich, allein hier ift das Colorit heller, und ſpielet ins Gruͤne. Der in⸗
nere Theil der Fahne der Schwungfedern iſt braun, zum Theil mit einer gelblich⸗
ten Einfaſſung. Der Schnabel und die Fuͤße find beynahe ſchwarz. Dieſe Amſel
iſt nicht fo groß als die Rothdroſſel. Ihre ganze Länge betraͤgt acht Zoll; ihre Fluͤgel.
breite zwoͤlf und einen halben, und ihr Schwanz viertehalb Zoll. Der Schnabel
iſt dreyzehn, und der Fuß neun Linien lang. Legen ihre Flügel in Ruhe, fo gehen
ſolche bis an die Haͤlſte des Schwanzes.
* Briſſon hat dieſe ausländiſche Art zu⸗ **) Merula oliuacea indica des Briſſons a
erſt beſchrieben, und ihr den Namen Me- Tom. II. pag. 298. welcher ſie zuerſt beſchrie⸗
rala canadenſis Tom. II. pag. 232, gege⸗ ben hat
ben.
Huͤffons Vögel V. B. 3 Nn XIX. Die
282 99 Hiltorie der Natur.
XIX. Die aſchfaͤrbige indianiſche oh (Le Merle
cendrè des Indes).
Di aſchgraue Farbe iſt an dieſem Vogel oben dunkler als unten. Die 6
Deckfedern und die Schwungfedern der Flügel find von außen mit Weißgrau
eingefaßt; bey den mittlern Schwungfedern wird dieſe Einfaffung breiter, und an
der innern Seite haben dieſelben gleichfalls einen Rand, welcher von ihrem Urſprunge
an bis zwey Drittel ihrer Laͤnge einnimmt. Von den zwölf Ruder federn des Schwan⸗
zes ſind die beyden mittelſten von eben der aſchgrauen Farbe wie der obere Theil des
Körpers; die beyden neben jenen liegenden Ruderfedern find zum Theil eben fo ge⸗
faͤrbt, allein ihre innere Seite iſt ſchwarz; die uͤbrigen acht Seitenfedern ſind gaͤnz⸗
lich ſchwarz, ſo wie der Schnabel, die Fuͤße und die Krallen. An den Winkeln der
Oeffnung des Schnabels ſtehen einige ſchwaͤrzlichte Haare. Dieſer Vogel iſt kleiner
als die Rothdroſſel. Seine ganze Länge beträgt fieben und drey Viertel Zoll, feine
Fluͤgelbreite zwoͤlf und zwey Drittel, und der Schwanz drey Zoll. Der Schnabel
iſt eilf, und der Fuß zehn Linien fang. a
XX. Die braune ſenegalliſche Amſel. (Le Merle
brun de Senégal).
Siehe die zweyte Figur auf der 563ſten illuminirten Kupfertafel.
Ei ehr einfoͤrmiges und gemeines Gefieder bedeckt den Koͤrper dieſes Vogels; die
Beſchreibung deſſelben it auch keiner großen Schwierigkeit unterworfen. Der
obere und vordere Theil iſt braun rau, der untere ſchmugzig weiß, und bie
Schwung⸗ und Ruderfedern, fo wie der Schnabel und die Füge, braun. Digfe
drey Farben machen die ganze Abaͤnderung in feinem Geſieder aus Ee kömmt 15
Rothdroſſel an Groͤße nicht gleich; jedoch hat er einen laͤngern Schwanz und einen
Fürzern Schnabel. Seine ganze Lange iſt, nach Briſſon, acht Soll, feine Fluͤgel⸗
breite zwoͤlftehalb, und fein Schwanz viertehalb Zoll lang. Der Schnabel iſt neun,
und der Fuß eilf Anien lang. Die ruhig liegenden Fluͤgel gehen nur bis an die Haͤlf⸗
te des Schwanzes, welcher aus zwoͤlf gleichen Ruderfedern beſtehet.
*Briſſon hat dieſe Art zuerſt unter dem **) Merula ſenegalenſis, unter dieſem
Namen Merula indica eineres Tem. Il Namen hat fie Briſſon zuerſt beſchrieben
pag. 286. beſchrieben. Tem. II. eg ahı.
XXI. Die
XXI. Der Tanaombe. 283
XXI. Der Tanaombe“, oder die madagaskariſche Am⸗
ſel. (Le Tanaombe ou Merle de Ma-
dagafcar), *) —
Siehe die erſte Figur auf der 55 7ſten illuminirten Kupfertafel.
= ch behalte den Namen, den dieſer Vogel in feinem Vaterlande hat, bey. Es
. waͤre allerdings zu wuͤnſchen, daß die Reiſenden allemal die wahren Namen der
auslaͤndiſchen Voͤgel mitbraͤchten; ein Mittel, wodurch wir in den Stand geſetzt wer⸗
den koͤnnten, die über jede Art angeſtellte Beobachtungen zu benutzen, und ſolche,
ohne in Fehler zu verfallen, dem wahren Gegenſtande zuzueignen. Der Tanaombe“
iſt ein wenig kleiner als die Rothdroſſel. Er hat uͤberhaupt ein ſehr braͤunlichtes Ge⸗
fieder auf dem Nopfe, dem Halſe und dem ganzen obern Theile des Körpers; jedoch
fallen die Deckfedern des Schwanzes und der Flügel ins Gruͤnlichte. Der Schwanz
iſt goldgruͤn, und hac, fo wie die Flügel, einen weiſſen Rand. Die Spitzen der
großen Schwungfedern find uͤberdieſes noch mit einer violetten ins Grüne fpielenden
Farbe überzogen; auf den großen Deckfedern der Fluͤgel und den mittlern Schwung⸗
federn ſiehet man eine glänzende Stahlfarbe, und auf den letztern einen ſchoͤnen gold⸗
gelben laͤnglichten Fleck. Die Bruſt iſt braunroth, und der übrige Theil des untern
zeibes weiß. Der Schnabel und die Füße find ſchwarz, und der Mittelfuß iſt ſehr
korg. Der Schwanz it gabel foͤrmig geſtaltet, und die ruhig liegenden Flügel erſtre—
den ſich nue bis an die Hälfte feiner zange. Demohnerachtet aber kann doch dieſe
Amſel verhetnißmaͤßig im Fluge länger aushalten als die Rothdroſſel. Nach
Briſſon finden ſich an ihr folgende Ausmeſſungen. Ihre Laͤnge haͤlt ſieben und einen
Drittel Zoll, ihre Fluͤgelbreite zwölf und ein Drittel, und ihr Schwanz zwey und
zwey Drittel Zoll. Der Schnabel iſt eilf, und der Fuß neun Linien lang. Es ver⸗
dient noch angemerkt zu werden, daß bey einem Subjekt, das ich zu ſehen Gelegen⸗
heit hatte, der Schnabel gegen die Spitze zu noch mehr gebogen war, als die
iluminirte Kupfertafel zeiget; es ſcheint alfo, daß der Tanaombe“ ſich der einſa⸗
mien Amſel naͤhert. c
Merula madagaſcarienſis des Briſſons Tom. II. pag. 274,
Nu 2 XXII. Die
284 Hiſtorie der Natur.
XXII. Die Amſel von Mindanao. BR Merle R
de Mindanao).
Siehe die erſte Figur anf der 627ſten illuminirten 9
Di glänzende Stahlfarbe, die an einem Theile der Flügel des Tanaombe“ ſich bli⸗
cken ließ, verbreitet ſich bey der Amſel von Mindanao über den Kopf, die
Kehle, den Hals, die Bruſt und den ganzen obern Theil des Koͤrpers, bis an die
Spitze des Schwanzes. Nahe an dem außern Rande der Fluͤgel zeigt ſich eine weiſſe
Binde; der uͤbrige untere Theil des Koͤrpers iſt weiß. Dieſer Vogel iſt nicht mehr als ſieben
Zoll lang, und feine Fluͤgel gehen nur bis an die Hälfte des Schwarzes, welcher
etwas ſtufenfoͤrmig iſt. Die Entdeckung dieſer neuen Art haben wir dem Herrn
Sonnerat zu danken. Der jüngere Herr Daubencon hat einen andern Vogel von
dieſer Art geſehen; die Spitzen der langen Schwungfedern und der Ruderfedern wa⸗
ren von einem ſpielenden Dunkelgrau, und viele violette Flecken uͤher den Körper, vor⸗
zuͤglich aber hinter dem Kopfe, verbreitet. Vielleicht war dieſes ein Weibchen oder
auch ein noch junges Männchen.
XXIII. Die gruͤne Anſel von der: Idle de Franee. Er Merle
vert de PIsle 5 Fränce),
Siehe die zweyte Figur auf der 648ſten illuminirten Kupfertafel.
A. dem Gefieder dieſes Vogels herrſcht die größte Einfoͤrmigkeit. Seinen gan
zen Koͤrper bedeckt uͤberall ein blaulicht grünes 4 Dunkelbraun. Bloß der Schna⸗
bel und die Fuͤße find bey ihm aſchfaͤrbig. In Ruͤckſicht auf die Größe ſte⸗
het er unter der Rothdroſſel. Seine ganze Länge beträgt ohngefaͤhr fieben Holl
ſeine Fluͤgelbreite eilftehalb Zoll, und ſein Schnabel zehn Linten. en die Fluͤgel
in Ruhe euer, fo erreichen ſie den dritten Theil des Schwanzes, deſſen 5 nur
drittehalb Zoll berrägt. Die den Kopf und Hals bedeckenden Federn find lang und
ſchmal. Auch dieſes iſt eine neue Art.
RAR XXIV. Die
XXIV. Die ſchwarzkoͤpfigte kapſche Amſel. 285
XXIV. Die ſchwarzkoͤpfigte kapſche Amſel. (Le Casque
noir ou Merle à tete noire du Cap de Bonne-
efperance), ) 1).
Siehe die 3 ate illuminirte Kupfertafel. |
bgleih die ſchwarzkoͤpfigre Amſek bey dem erſten Anblick der braͤunlichten
— (Brunet), von welcher in dem folgenden Abſchnitte (n. 25.) die Rede iſt,
hauptſaͤchlich aber der ſenegalliſchen Amſel mit gelbem Unterleibe (Merle a cul
jaune du Senegal) gleicher, (ſiehe unten n. 25.) welche ich als eine Abänderung von
dieſer naͤmlichen Art angeſehen habe: fo wird man unterdeſſen doch, wenn man ſich die
Muͤhe giebt, die einzelnen Theile dieſer Voͤgel mit einander zu vergleichen, ziemlich
unterſcheidende Kennzeichen in den Farben, und noch betraͤchtlichere in dem Verhaͤlt⸗
niß der Glieder finden. Die ſchwarzkoͤpfigte Amſel iſt noch nicht ſo groß als die
Rothdroſſel. Ihre ganze Sänge iſt neun, ihre Fluͤgelbreite zehntehalb, ihr Schwanz
drey und zwey Drittel Zoll; der Schnabel aber iſt dreyzehn, und der Fuß vierzehn
Linien lang. Hieraus folget, daß fie keinen fo dauerhaften Flug hat als wie die
braͤunlichte Amſel (Erunet); im Gegentheil aber find ihr Schnabel, ihr Schwanz
und die ‚Füße verhaͤltnißmaͤßig länger als bey jener. Auch ihr Schwanz iſt anders
geſtaltet; er beſtehet nämlich aus zwölf ſtufenfoͤrmig geordneten Ruderfedern. Je-
der Fluͤgel enthaͤlt neunzehn Schwungfedern, von denen die fünfte und ſechſte
am laͤngſten ſind. Was das Gefieder anbelangt, ſo gleichet er den oben genann⸗
ten Vögeln in Anſehung der über den obern Theil des Körpers: verbreiteten braur
nen Farbe. Es unterſcheidet ihn aber von demſelben die glaͤnzend ſchwarze Haube;
die Roͤthe des Buͤrzels und die obern Deckfedern des Schwanzes; die roͤthlichte Far⸗
be der Kehle und der ganze untere Theil des Koͤrpers, die untern Deckfedern des
Schwanzes mit eingerechnet; ein kleiner brauner Streif an den Weichen; ein klei⸗
ner weiſſer auf den großen Dockſedern der Flügel befindlicher Fleck, die ſchwaͤrzlichte
Farbe der Schwanzfedern; und endlich das mit einem weiſſen Flecke gezeichnete Ende
der Seitenruderfedern, welcher Fleck deſto größer iſt, je mehr die Schwanzfeder nach
außen zu liegt.
>) Briſſon hat dieſe Art zuerſt unter dem
Namen Merula atricapilla capitis bonae fpei
Tom. VI. Suppl. pag. 47. tab. 3. fig. 2. bes
kannt gemacht.
1) Turdus atricapilla, nigricans, capite
atro, abdomine vropygioque rufis; macula
alari alba, Linn. Syft. Nat, Edit. X H. p. 295.
n. 18. — Die Amſel oder der Schwarzkopf,
Stat. Muller Ueberſ des Linn. Naturſpſt.
Dh, 2. S. 535. e
1 A. d. Ueberſ⸗
Nu 3 XXV. Die
4805 Beoiſtorie der Natur.
XXV. Die bräunlihte kapſche Amſel. (Le Brunet du
Cap de bonne - eſpèrance). ) 1)
ie herrſchende Farbe des Gefieders iſt dunkelbraun. Sie verbreitet ſich über den
Kopf, den Hals, den ganzen obern Theil des Körpers, den Schwanz und
die Fluͤgel; wird ſodann auf der Bruſt und an den Seiten etwas heller; nimmt her⸗
nach auf dem Bauche und den Schenkeln ein gelblichtes Anſehen an, und verſchwin,
det endlich auf den untern Deckfedern des Schwanzes, um einer ſchoͤuen gelben Farbe
Plat zu machen. Dieſer gelbe Fleck wird um ſo viel mehr erhoͤhet, je mehr er von
den Ruderfedern abſticht, welche unten von einem weit dunklern Braun als oben find,
Schnabel und Füße find gaͤnzlich ſchwarz. Die hier beſchriebene Amſel iſt nicht
groͤßer als eine Lerche. Jyre Fluͤgelbreite betragt zehn und einen halben Zoll, und
ihre Fluͤgel erreichen kaum den dritten Theil des Schwanzes, welcher behnage drey
Zoll lang iſt, und aus zwölf gleichen Ruderfedern beſtehet.
1 hä e Nr ; 4 4 nahe !
Spielart der braͤunlichten kapſchen Amp,
De auf der 3rzien illuminirten Kapfertafel unter dem Namen Merle a cl ſaune
de Sönsgal vorgeſtelite Vogel **) ſtehet mit der bräunlichten kapſchen Amſel in |
naher Verwandſchaſt. Sie iſt nur in etwas größer, und hat einen ſchwarzen Kopf
und eine ſchwarze Kehle. Auf allen übrigen Theilen ſiehet man die namli chen Far
ben, und faſt eben die Verhaͤltniſſe. Ich glaubte daher aufaͤnglich, es waͤre weiter
nichts als eine Spielart des Alters oder des Geſchlechts. Da ich aber in der Folge
Gelegenheit halte zu bemerken, daß unter einer großen Anzahl von dem Herrn Son⸗
zerat uns zugeſchickten Voͤgeln ſich viele unter dem Namen kapfeher Amſeln fan⸗
den, die dem von Briſſon beſchriebenen Subjekt vollkommen glichen, und, unter, der
nen keiner mit einem ſchwarzen Kopf und ſchwarzer Kehle war: ſo halte ich es für
wahrscheinlicher, daß der auf der 3 ten Tafel vorgeſtellte Vogel eine Spielart ih
| 0 8 ie
ſubflauefcente, criffo luteo, Linn. Syſtem.
2) Dieſe auslaͤndiſche Art hat Briſſon
zuerſt bekannt gemacht, und ihr den Na⸗
men Merula fuſca capitis bonae ſpel, Le
Meile brun du Cap de bonne eſpéranee
Tom. II. pag. 259. tab. 27. fig 3. gegeben;
ich aber habe fie Brunet genennet, um fie
von einer andern braunen Amſel zu unter:
ſcheiden, welche ich bereits oben S. 277.
beſchrieben habe. ;
1) Turdus capenlis, nigricans, abdomine
kapſche Droſſel,
Natur. Edit. XII. pag. 295 n. 17. — Die
Stat. Muͤller Th. 2.
S. 535.
= U. d. Ueberſ.
, Bey einem Vogel dieſer Art, den ich
beobachtet habe war der overe Theil des
Koͤrpers nicht ſo gelblicht, ſondern braͤuner
als bey der auf der 31 7ten illuminirten Ku⸗
pfertafel agagemalten Figur:
4
XXVI. Die braune jamaikaniſche Ainſel. 287
die das Klima hervorgebracht hat. Der Schnabel iſt bey dieſem Vogel breiter an der
Grundfläche, und kruͤmmer als bey der gemeinen Amſel.
XXVI. Die braune jamaikaniſche Amſel. (Le Merle
brun de la Jamaique).)
1% den Kopf, den obern Theil des Körpers, die Flügel und den Schwanz die
ſes Vogels iſt wirklich ein dunkelbraunes Gefieder verbreitet; auf der vordern
Bruſt und dem Halſe aber wird ſolches hellbraun. Der Baud) und der übrige un⸗
tere Theil des Koͤrpers iſt ſchmutzig weiß. Am meiſten zeichnet ſich jedoch die hier
erwähnte Amſel durch die weiſſe Kehle, den orangenfarbenen Schiabel und die oran⸗
genfarbenen Fuͤße aus. Die Oeffnung der Naſenloͤcher iſt bey ihr ſehr groß. Ihr
Körper iſt ohngefaͤhr ſechs Zoll und vier Linien lang, die Fiügeibreite beträgt neun
Zoll und etliche Linien, der Schwanz hält zwey Zoll und acht oder neun Linien, und
der Fuß zwey und einen Viertelzoll; der Schnabel endlich iſt eilf Linien lang: (dieſe
Ausmeſſungen ſind von dem engliſchen auf das Pariſer Maaß redueiret worden).
Die angegebenen Ausmeſſungen zeigen, daß ſie nicht ſo groß iſt als unſere Roth⸗
droſſel. Sie Hält ſich gemeiniglich in ſolchen Wäldern auf, die auf Bergen liegen,
und wird fuͤr ein gutes Wildpret gehalten. Alles, was uns Sloane von dem innern
Bau derſelben ſagt, iſt, daß ihr Fett eine orangengelbe Farbe hat.
XXVII. Die kayenniſche Amſel mit der Halsbinde.
(Le Merle à cravate de Cayenne). |
Siehe die zweyte Figur auf der s6often illuminirten Kupfertafel.
(Tie ſchwarze mit Weiß eingefaßte Halsbinde dieſes Vogels iſt ſehr breit; fie ers
f ſtreckt fi) von der Grundflaͤche der untern Kinnlade, und ſogar von dem zwi⸗
ſchen der obern Kinntade und dem Auge befindlichen Raum bis auf den mittlern Theil
der Bruſt Hier iſt auf der weiſſen Eiafaſſung, die an dieſem Orte breiter wird,
ein ſchwarzer Streifen queer durch gezogen. Es bedeckt dieſelbe ferner die Seite des
Kopfs bis an die Augen, und ſie umfaßt drey Viertel von dem Umfange des Halſes.
Auf den kleinen und großen Deckfedern der Fluͤgel herrſcht das nämliche Schwarz,
i welches
) Sloane, der dieſen Vogel bekannt ges Bey dem Briſſon beißt derſelbe Merala in-
macht hat, nennet ihn imEnglifchen eine Droſ⸗ maicenſis Tom. II. pag. 477.
ſel Tb,rufb, Jamaic. pag. 303. tah 250. u. 33.
288 Hiſtorie der Natur.
welches die Halsbinde ausmacht; jedoch find die kleinen Deckfedern mit weiſſen Spit
verſehen, woraus ſprenklichte Flecken von dieſer Farbe entſtehen. Die beyden Reihen der
großen Deckfedern hingegen haben an ihrem Rande eine fahle Einfaſſung. Das
übrige Geſieder iſt zimmetfarben, jedoch find der Schuabel und die Süße a.
Dieſe Amſel iſt kleiner als unſere Rochdroſſel, und die Spitze des Schnabels iſt, wie
bey der einſamen Amſel, mit einem Hacken verſehen. Ihre Lange betraͤgt obngefähr
ſieben Zoll, ihr Schwanz drittehalb Zoll, ihr Schnabel eilf Linien, und ihre Fluͤgel,
welche ſehr kurz find, reichen nicht weit über den Anfang des Schwanzes.
XXVII. Die gefäubte kapſche Amel. (Le Merle huppe
du Cap de bonne-efperance), *) 1)
Siehe die erſte Figur auf der 56 zſten illuminirten Kupfectafel.
Di Kuppe dieſes Vogels iſt nicht immerfort in die Hoͤhe gerichtet; ſie beſtehet
bloß aus langen und ſchmalen Federn, welche zur Zeit der vollkommnen Ruhe
natuͤrlicher Weiſe ſich auf den Scheitel des Kopfs legen, und die der Vogel nach ſei⸗
nem Gefallen in die Höhe zu richten vermag. Die Farbe der angefuhrten Kuppe iſt,
ſo wie der übrige Theil des Kopfs und der Kehle, ſchoͤn ſchwarz mit einem violetten
Widerſchein. Der vordere Theil des Halſes und der Bruſt werten von einem brau⸗
nen Grunde ebenfalls violette Strahlen zuruck. Das zuletzt erwähnte Braun hereſcht
ferner auf dem ganzen obern Theile des Korpers, und erſtreckt ſich über den Hals,
über die Deckfedern der Flügel, über einen Theil der Ruderfedern, und ſogar bis
unter den Körper, wo es eine Art von breiten Gürtel macht, welcher über den
Bauch gehet. Es wird aber doch dieſes Braun durch eine weißlichte Farbe erhoͤhet,
womit der Umkreis einer jeden Feder umzogen und bezeichnet iſt, wie man ohngefahr
an dem Gefieder der Ringelamſel gewahr wird. Die untern Deckfedern des Schwan⸗
zes find bey der gehäubten kapſchen Amſel roh, die obern hingegen weiß, der Unter⸗
leib ebenfalls weiß und der Schnabel und die Füße ſchwarz. An den Winkeln der
Oeffnung des Schnabels ſtehen lange, ſchwarze und vorwaͤrts gekehrte Haare. Dieſe
Amſel iſt kaum größer als die Heydelerche. Ihre Fluͤgelbreite betragt eilf bis zwoͤlf Zoll,
und die in Ruße liegenden Flügel erſtrecken ſich noch nicht bis an die Haͤlfte des
Schwanzes. Die vierte und fünfte Schwungfeder find am längften, die erſte hin⸗
i „ a Be
j ) Merula eriſtata capitis bonae ſpei. Zins, Syſt. Nat. Edit. XII. pag. 295. n. 16. TE
Briffon Lom II. pag. 257. tab. 20. fig. 2. Die cafriſche Droſſel, Stat, Muͤller Ueberſ.
hat bieſen Vogel zuerſt bekannt gemacht: des Linn. Naturſyſt. Th. 2. S. 534.
1) Turdus cafer, nigricans, ſubcriſtatus, ar EN
vropygio ventreque albis, criſſo rubro, . ˙ cher
XXIX. Die amboiniſche Aunſel. 289
gegen iſt die kuͤrzeſte unter allen. Die Laͤnge dieſes Vogels, von der Spitze des
Schnabels bis an das Ende des Schwanzes gerechnet, beträgt acht Zoll, bis an
die Spitzen der Krallen aber ſiebentehalb, und der Schwanz viertehalb Zoll.
Der Schnabel und der Fuß ſind Gh Linien „ und die mittelſte Zehe iſt neun
Linien lang.
XXIX. Die arte Amel (Le Merle
d' Amboine). )
Ich rechne dieſen Vogel wit Briſſon unter die Amſeln, ohne Ueberzeugung, ob er
fi) zu dieſer Gattung eher als zu einer andern gehöre. Seba, der ihn zuerſt bes
kannt gemacht hat, ſagt von demſelben, man rechne 11 wegen der Verrrefflichkeit
feines Geſanges unter die Nachtigallen. Er ſingt nicht nur im Fruͤhjahre feinen Liebe⸗
geſang ), ſondern er erhebt auch alsdann ſeinen langen und ſchoͤnen Schwanz, und
bringt ihn auf eine beſondere Weiſe bis auf den Rüden. Auf feinem obern Körper,
den Schwanz und die Fluͤgel nicht ausgenommen, iſt er roͤthlichtbraun; bloß die letz⸗
tern ſind mit einem gelben Fleck gezeichnet. Der ganze untere Theil des Koͤrpers iſt
gleichfalls gelb, bis auf die untere Seite der Schwanzfedern, welche einen Gold—
glanz haben. Der Schwanz beſtehet aus zwoͤlf Ruderfedern, welche regel⸗
maͤßige Stufen bilden.
XXX. Die bourboniſche Amel. (Le Merle de Pisle
de Bourbon). ur;
Den Vogel iſt ofngefäße fo groß als eine Heydelerche. Er iſt fieben und
drey Viertel Zoll lang, und hält eilf und ein Drittel Zoll Fluͤgelbreite. Die
$änge ſeines Schnabels beträgt zehn bis eilf Linien, und ſein- Fuß iſt eben fo lang.
Die in Ruge liegenden Flügel gehen noch nicht bis an die Hälfte des Schwanzes, fo,
daß der letztere allein ſchon die halbe Länge des Vogels ausmacht. Der Scheitel des
Kopfs iſt mit einer Art ſchwarzen Platte bedeckt; alles übrige des obern Körpers, die
kleinen Deckfedern der Flügel, der ganze Hals und die Bruſt find olivenfaͤrbig aſch—
grau.
) Auicula amboinenſis canora, Seba 9) Briſſon hat dieſe Art zuerſt un⸗
Tom. I. pag 99 — Merula amboinenſis, ter dem Namen Merula borbonica Tom.
Briff;n Tom. II pag 243. II. pag. 293. befchrieben. Er hatte
1) Briſſon ſagt: Quando venerem pe- dieſelbe vom Herrn de la Nux erhal-
tit, cıudam fupra dorſum erigit. Egregie ten.
eantar. A. d. Ueberſ.
Buͤffons Vögel v. B. Oo
Hiſtorie der Natur.
Ueber die andern Theile an der untern Seite des Koͤrpers iſt eine ins Gelbe
490
grau.
w
fallende Dlivenfarbe ee man muß aber doch hiervon den mittlern Theil des
Bauches ausnehmen, welcher weißlicht iſt.
ſind braun, einigermaße ie Roth melirt; die Schwungfedern ſind zur Haͤlfte mit
Die großen Deckfedern der Flügel
den beyden erwaͤhnten Farben bemalet, ſo daß das Braun inwendig und unten, das
Rothe aber von außen zu ſehen iſt. Inzwiſchen leiden doch die drey in der Mitte be⸗
findlichen Schwungfedern hiervon eine Ausnahme, denn dieſelben ſind gaͤnzlich braun.
Auch die Ruderfedern find braun, und gegen das Ende zu mit zwey ziemlich unkennt⸗
lichen Queerbinden von zweyerley verſchiedenem e beſetzt. Der Schnabel
und die Füße find gelblicht.
XXXI. Die philippiniſche Amſel. (Le Merle do-
miniquain des Philippines).
Siehe die zweyte Figur auf der 627ſten illuminirten Kupfertafel.
Di langen Fluͤgel find eine der merkwuͤrdigſten Eigenſchaften dieſer neuen Art; es
erſtrecken ſich dieſelben faſt bis an das Ende des Schwanzes. Ihre Farbe iſt,
ſo wie der obere Theil des Körpers, ein brauner Grund, auf welchem einige unregel.
maͤßige Flecken von einer glaͤnzenden Stahlfarbe oder von einem ſpielenden Violet lie.
en ).
un an dem Ende deffelben ins Gruͤnlichte. An der Seite des Halſes iſt er heller,
und wird endlich auf dem Kopfe und an dem ganzen untern Theile des Körpers weiß.
licht. Der Schnabel und die Fuͤße ſind hellbraun. Dieſer Vogel iſt kaum ſechs Zoll
lang. Herr Sonnerat hat uns dieſe Art mitgetheilt.
XXXII. Die grüne karoliniſche Amſel. (Le Merle vert
de la Caroline). 1)
ates by, der dieſen Bogel i in feinem Vaterlande unterfucht hat, ſagt ven ihm, ey 1
ſey kaum ſo groß als eine Lerche „ſehe auch bald ſo aus, ſey ſehr ſcheu, wiſſe
ſich
) Herr Daubenton der jüngere vermu⸗
abet, daß, da dieſe violetten Flecken auf dem
obern Theile des Koͤrpers unregelmaßig ver⸗
theilet waren, der hier beſchriebene Vogel
um das Ende der Mauſter getoͤdtet worden,
ſey, ehe noch die wahren Farben ihre Fe⸗
ſtigkeit erreicht hatten.
) Le Cul- blanc 4 poitrine jaune, the
yellow breaſted Chat, Oenanthe americana
pectore luteo, Catesby Hift. nat. de la Carol.
Tom. I. pag. so. — Turdus virens, Linn,
Sylt. Nat. Edit. X. pag. 171. — Merula vi-
ridis Carolinenſis, Bruflon Pom. II. p. 3
Dieſer braune Grund ſpielet bey dem Anfange des Schwanzes ins Violette,
15.
1) Die gelbe Droſſel, Klein durch Keyger
S. 69. Seeligmann II. 100.
A. d. Ueberſ.
a XXIII. Der Terat⸗Voulan. 291
fich ſehr gut zu verbergen, halte ſich an den Ufern der großen Fluͤſſe zwey bis dreyhun⸗
dert Meilen weit vom Meere auf, ſtrecke im Fluge die Fuͤße hinterwaͤrts, wie diejeni⸗
gen von unſern einheimiſchen Voͤgeln zu thun pflegen, welche einen ſehr kurzen
Schwanz haben, und habe eine praͤchtige Stimme. Es ſcheinet, als ob er ſich von
dem Nachtſchatten mit purpurrother Blumen ernaͤhrte ). Der obere Theil des Koͤr⸗
pers iſt dunkelgruͤn. Das Auge iſt faſt ganz mit einem weiſſen Kreis umgeben; die un⸗
tere Kinnlade iſt mit einer ſchmalen weiſſen Einfaſſung beſetzt. Der Schwanz iſt
braun; der untere Theil des Koͤrpers iſt gelb, ausgenommen der Unterleib, welcher
weißlicht iſt; der Schnabel und die Fuͤße ſind ſchwarz. Die Schwungfedern gehen
nicht weit über den Anfang des Schwanzes weg. — Die ganze Länge des Vogels
hätt ohngefaͤhr fieben und einen Viertel Zoll, der Schwanz drey Zoll, der Fuß zwoͤlf,
und der Schnabel zehn Linien. 5
XXXIII. Der Terat⸗Boulan, oder die indianif che Amel.
(Le Merle des Indes) .) |
Siehe die zweyte Figur auf der 27 3fte illuminirte Kupfertafel.
Des Charakteriſtiſche an dieſer Art beſtehet in einem Schnabel, Fuße und Zehen,
welche verhaͤltnißmaͤßig kuͤrzer find als bey den andern Amfeln, und in einem
ſtufenfoͤrmigen Schwanze, der aber nicht die gewöhnliche Geſtalt hat; es find naͤm⸗
lich die ſechs mittlern Federn darinnen von gleicher Länge, und bloß die drey auf den Sei⸗
ten gelegenen Ruderfedern machen das Stufenfoͤrmige aus. Der obere Theil des
Körpers dieſer Amſel, der Hals, der Kopf und der Schwanz find ſchwarz, der Buͤrzel
iſt aſchfaͤrbig, und die drey an jeder Seite des Schwanzes gelegene Ruderfedern ha⸗
ben weiſſe Spitzen. Eben dieſe weiſſe Farbe herrſcht auch auf dem untern Theile des
Schwanzes, vorne auf dem Halſe, auf der Kehle, und erſtreckt ſich von beyden Sei⸗
ten bis über die Augen; allein an jeder Seite iſt ein kleiner ſchwarzer Strich befind⸗
lich, welcher von der Grundflaͤche des Schnabels ſeinen Anfang nimmt, unter dem
Auge wegzugehen ſcheint, und ſodann jenſeits deſſelben wieder zum Vorſchein koͤmmt.
Die großen Schwungfedern find ſchwaͤrzlicht, und an ihrer innern Seite bis zur
Haͤlfte mit einem weiſſen Rande eingefaßt. Die mittlern Schwungfedern haben, ſo
wie die großen Deckfedern der Flügel, laͤngſt ihrer aͤußerlichen Seite gleichfalls weiſſe
Einfaſſungen. Dieſer Vogel iſt ein wenig größer als die Lerche. Seine Fluͤgel⸗
Oe 2 breite
3) Dieſet iſt das Trillium Teile Lin- *) Briſſon hat dieſe Art zuerſt unter dem
nei. Namen Turdus indicus Tom. II. pag. 268.
%. d. Ueberf. bekannt gemacht.
292 Hiſtorie der Natur. x
breite betraͤgt eilftehalb Zoll, und die gefalteten Flügel gehen etwas über die Halfte des
Schwanzes. Seine Laͤnge, von der Spitze des Schnabels an bis an das Ende des
Schwanzes, halt fiebentehalb Zoll, wird fie aber von dem Schnabel bis an die Spitze
der Krallen genommen, fo beträgt fie nur ſechſtehalb Zoll. Der Schwanz iſt
drittehalb Zoll, der Schnabel neuntehalb Linien, der Fuß neun, und die mittelſte
Zehe ſieben Linien lang. f
XXXVL Der Saui-Jala, oder die madagaskariſche
Goldamſel. (Le Merle doré de Ma-
dagaſcar) .)
Siehe die zweyte Figur auf der 33 9ſten illuminirten Kupfertafel.
Die Art, deren Vaterland in der alten Welt iſt, entfernet ſich nicht gänzlich von
der Farbe unſerer Amſeln. Der Schnabel, die Fuͤße und Krallen ſind
ſchwaͤrzlicht, und ein ſchoͤnes ſchwarzes ſammetartiges Halsband gehet uͤber die
Kehle, und reichet nur ein wenig jenſeit der Augen. Die Ruder- und Schwung⸗
federn, auch die an den uͤbrigen Theilen des Koͤrpers ſitzende Federn ſind alleſammt
ſchwarz mit einer citronengelben Einfaſſung, ſo wie ſie an der Ringelamſel mit
Grau eingefaßt ſind; der Umkreis einer jeden Feder bildet ſich alſo auf den benach⸗
barten Federn, welche von ihr bedecket werden, ſehr ſchoͤn ab. Dieſer Vogel hat
ohngefaͤhr die Größe einer Lerche. Seine Fluͤgelbreite beträgt zehntehalb Zoll.
Sein Schwanz iſt kuͤrzer als der Schwanz uaferer Amſeln, ſowohl im Ver⸗
haͤltniß der ganzen Länge des Vogels, welche ſich auf fünf und drey Viertel Zoll bes
lauft, als auch im Verhaͤltniß feiner Fluͤgel, welche in ihrer Ruhe bis an zwey Drit⸗
tel vom Schwanze gehen. Der Schnabel iſt zehn, der Schwanz ſechzehn, der Fuß
eilf, und die mittlere Zehe zehn Linien lang.
XXXV. Die ſurinamiſche Amſel. (Le Merle de
Surinam). 91)
1 das Geſieder bey dieſer amerikaniſchen Amſel iſt eben der Farbengrund ber.
breitet, der auf dem Gefieder unſerer gemeinen Amſel herrſcht. Es beſtehet der⸗
5 ſelbe
5 Briſſon hat "Tora. II. pag. 247. dieſe % Merula ſurinsmenſis des Briſſons,
Amſel zuerſt beſchrieben, und ihr den Na- welcher fie zuerſt Tom. VI. Supplem. p. 46.
men Merula madagufcarienfis aurea beygele- tab. 3. fig. 1. beſchrieben hat. 5
get; wir wiſſen auch durch ihn den mada⸗ 1) IJ urdus ſii inamus ater nitens, vertiee,
gaskariſchen Namen. ; vropygio, maculaque laterali pectoris lureis,
N Lian
XXXV. Die Palmenamſel. 293
ſelbe aus einem vortrefflichen glaͤnzenden mit andern Farben verſchoͤnerten Schwarz:
nämlich auf dem Scheitel zeigt ſich ein fahlgelblichter Fleck; auf der Bruſt zwey Zei—
chen von eben dieſer Farbe, jedoch ſind ſolche etwas heller; auf dem Buͤrzel ein Fleck
von eben derſelben Farbe; auf den Fluͤgeln iſt eine weiſſe Linie befindlich, wodurch ſie
von ihrem Urſprunge an bis an das dritte Gelenke eingefaßt werden; unter den Fluͤ⸗
geln endlich entdeckt man ein auf allen untern Deckfedern befindliches Weiß, welches,
wenn der Vogel fliegt, macht, daß man an ihm eben fo viel weiſſe als ſchwarze Fe⸗
dern ſiehet. Die Füße find braun und der Schnabel ſchwaͤrzlicht, fo wie die
Schwungfedern, welche alle, ausgenommen die beyden erſtern und die letzte, an ih⸗
rem Urſprunge, und zwar bloß an der innern Seite, fahlgelblicht gefaͤrbt ſind. Die
ſurinamiſche Amſel ift noch größer als eine derche. Ihre ganze Laͤnge beträgt ſiebente⸗
halb, ihre Fluͤgelbreite eilftehalb, und ihr Schwanz beynahe drey Zoll. Der Schna⸗
bel iſt acht, und der Fuß ſieben bis acht Linien lang. Die in Ruhe liegenden Fluͤgel
erſtrecken ſich bis uͤber die Mitte des Schwanzes. 8
XXXVI. Die Palmenamſel. (Le Palmiſte).) 1)
Siehe die erſte Figur auf der §39ſten illuminierten Kupfertafel.
Dee dieſem Vogel eigenen Gewohnheit zu Folge, ſich auf Palmbaͤumen aufzuhal⸗
ten und darauf zu niften, iſt derſelbe die Palmenamſel (Palmilte) genennet wor⸗
den. Er gleichet an Größe der Lerche. Die Laͤnge feines Körpers betraͤgt ſiebente⸗
halb, die Breite feiner ausgeſtreckten Flügel zehn und ein Drittel, die Laͤnge feines
Schwanzes drittehalb Zoll; ſein Schnabel iſt zehen Unien lang. Bey bem erſten
Anblick bemerkt man an dieſem Vogel eine breite ſchwarze Platte, welche von beyden
Seiten bis unier die Ohren herabſteigt, und auf jeder Seite mit drey weiſſen Flecken
beſetzt iſt; einer davon liegt an der Stirne, der andere uͤber dem Auge, und der dritte
unter demſelben. Der Hals iſt nach hinten zu, da wo er nicht von der ſchwarzen
Plat e bedeckt iſt, aſchfarbig, vorne aber weiß, fo wie auch die Kehle. Die Bruſt
ift aſchfarbig, und der übrige untere Leib grauweiß. Der obere Theil des Körpers,
nebſt den kleinen Deckfedern der Fluͤgel und den zwoͤlf Ruderfedern find ſchoͤn oliven,
Oo 3 gruͤn;
Linn. Syft. Nat. Edit. XII. pag. 297. n. 27.
— Die ſurinamiſche Droſſel, Stat. Müller
Ueberſ. des inn. Naturſiſt. Th 2. S 639.
A d. Ueberf.
) Briſſon hat dieſe Art zuerſt unter dem
Namen Merula palmatum arricapilla, Le
Palmiſte à tete noire, Tom. U, pag. 363.
tab, 29. fig, I. 2. beſchrieben. |
1) Turdas palinarum, viridi- olivaceus,
ſubtus ſubeinereus, cıpite nigro, muculis
vtrinque tribus albis, Linn, Syſtem. Nator.
Edit. XII. pag, 295. n. 9. — Die Palm⸗
droſſel, Stat. üer Weberfes. des Linn.
ſaturſpſt. Th. 2. S. 535.
A. d. Ueberſ.
294 Hiſtorie der Natur.
grun; was man von außen von den Schwungfedern ſehen kann, hat beynahe eben
bieſe Farbe, und das übrige iſt braun. Liegen die erwahnten Schwungfedern in
Ruhe, fo erſtrecken fie ſich ein wenig über die Haͤlfte des Schwanzes. Der Schna⸗
bel und die Fuͤße ſind aſchfarben. Der Vogel, aus welchem Briſſon eine andere
Palmenamſel macht „), iſt in weiter nichts als darinnen von dem vorhergehenden ver⸗
ſchieden, daß ſeine Platte, anſtatt gaͤnzlich ſchwarz zu ſeyn, auf dem Scheitel eine
aſchgraue Binde hat, und daß man nicht fo viel Weiß unten an / ſeinem Körper ſiehet.
Da man aber außerdem die naͤmlichen Farben ganz genau an ihm antrifft, und der⸗
ſelbe in allen uͤbrigen Stuͤcken ihm ſo vollkommen gleichet, daß die naͤmliche Beſchrei⸗
bung auf beyde paßt, ohne darinnen ein Wort zu aͤndern, auch beyde in einem Lande
leben, ſo kann ich mich nicht entbrechen, dieſe beyden Vögel zu einer Art zu rech⸗
nen, und ich bin geneigt, den erſten für das Maͤnnchen, den andern aber fuͤr das
Weibchen zu halten.
XXXVII. Die violette weißbaͤuchigte afrikaniſche Yınfel,
(Le Merle violet a ventre blanc de Juida ).
Siehe die erſte Figur auf der 648 ſten illuminirten Kupfertafel.
(ie Benennung dieſer Amſel iſt eine beynahe vollftändige Beſchreibung ihres Ges
I fieders. Dieſes einzige muß man noch hinzuſetzen, daß die großen Schwung⸗
federn und der Schnabel ſchwaͤrzlicht und die Fuͤße aſchfarben find. Was ihre Aus-
meſſungen betrifft, ſo iſt ſie ein wenig groͤßer als eine Lerche. Ihre Lange betraͤgt
ohngefaͤhr ſiebentehalb Zoll, ihre Fluͤgelbreite eilftehalb Zoll; ihr Schwanz hält ſech.
zehn, der Schnabel acht, und der Fuß neun Linien. Die ruhig liegenden Fluͤgel ge⸗
hen bis an drey Viertel des Schwanzes.
XXXVIII. Die rothe kayenniſche Amſel. (Le Merle
roux de Cayenne).
Siehe die erſte Figur auf der 644aſten illuminirten Kupfertafel.
Jer Kopf ift vorne und an den Seiten roth, fo wie auch die Kehle, der vordere
Theil des Halſes und der Bauch. Der Scheitel des Kopfs und der ganze
obere Theil des Korpers, auch die obern Deckfedern des Schwanzes und die Schwung⸗
federn find braun; die abern Deckfedern der Flügel ſchwarz mit einer hellgelben Ein.
8 faſſun
) Merula palmarum, Le Palmiſte, Drifon Tom. II. pag. 301. 0 M 8.
XXXIX. Die kleine braune kayenniſche Amſel. 295
faffung, welche mit der Grundfarbe abſticht, und jede Reihe dieſer Deckfedern durch
eine wellenfoͤrmige Linie begraͤnzt. Die untern Deckfedern des Schwanzes find weiß,
und der Schwanz, der Schnabel und die Fuͤße aſchgrau. Dieſer Vogel iſt kleiner
als die Lerche. Seine ganze Laͤnge betraͤgt nicht mehr als ſiebentehalb Zoll. Ich
babe feine Fluͤgelbreite nicht meſſen koͤnnen; fie kann auch nicht ſehr groß ſeyn; denn
die in Ruhe liegenden Flügel gehen nicht bis über die Deckfedern des Schwanzes.
Der Schnabel ſowohl als der Fuß halten eilf bis zwölf Linien.
XXXIX. Die kleine braune kayenniſche Aurel mit 1190
faͤrbiger Kehle. (Le petit Merle brun 3 gorge
rouſſe de Cayenne).
Siehe die zweyte Figur auf der 64 4ſten illuminirten Kupfertafel.
Di Benennung dieſes kleinen Vogels ſtellt uns beynahe ſeine ganze Geſtalt dar.
Ich habe zu ſolcher nichts weiter als dieſes binzu zu ſetzen, daß das auf der
Kehle befindliche Roſtfarbene fich über den Hals und die Bruſt verbreitet, daß der
Schnabel aſchfarbig ſchwarz ausſiehet, und daß die Fuͤße von einer gelbgruͤnlichten
Farbe find. Dieſe Amſel hat ohngefaͤhr die Groͤße des Stieglitzes. Ihre ganze
Lange beträgt nicht mehr als fünf Zoll, der Schnabel ſieben bis acht Linien, und der
Fuß acht bis neun Linien. Die in Ruhe liegenden Fluͤgel gehen wenigſtens bis an bie:
Hälfte des Schwanzes, welcher überhaupt: ur arg Linien lang iſt.
XL. Die olivenfarbene domingiſche Amſel. (Le Merle
olive de Saint -Domingue ). %
Siehe die erſte Figur auf der 273ſten illuminirten Kupfertafel, wo die⸗
fer Vogel unter dem Namen Merle de Saint-Domingue vorge
ſtellt iſt.
De⸗ obere Theil des Koͤrpers dieſes kleinen Vogels iſt olivenfarben, der untere
aber grau und mit der erwähnten Olivenfarbe unregelmaͤßig melirt; die innere
Fahne der Ruderfedern, der Schwungfedern und der Deckfedern der Flügel: find
braun, und mit weiſſen oder weißlichten Einfaſſungen verſehen⸗ Der Schnabel. und
; die
*) Briffon hat dieſe Amſel ner unter dem Namen Merula oliuacea dominicenſis P. II
pag. 296, beſchrieben⸗
296 Hiſtorie der Natur.
die Fuße find graubraun. Die hier beſchriebene Amſel iſt kaum größer als eine
Grasmucke. Die ganze $änge derſelben hält ſechs Zoll, die Fluͤgelbreite acht und
drey Viertel, und der Schwanz zwey Zoll. Schnabel und Fuß haben einerley Laͤn⸗
ge, naͤmich neun Linien. Die ruhenden Flügel gehen weit über die Hälfte des
Schwanzes, welcher aus zwölf Ruderfedern von gleicher Länge beſtehet. 700
Die olwenfarbene kayenniſche Amſel, welche auf der 15 8ſten illuminirten
Kupfectafel unter dem Namen Merle olive de Cayenne abgebildet worden iſt, ver⸗
dient als eine Spielart des vorhergehenden Vogels betrachtet zu werden. Sie iſt
von felbigem bloß darinnen verſchieden, daß der obere Theil des Körpers ein braͤu⸗
neres Gruͤn, der untere hingegen ein helleres Grau hats Auch die Füße fallen
mehr ins Schwaͤrzlichte.
Anmerkung des Verfaſſers.
Bey dem Schluſſe des Drucks dieſer Abhandlung von den Amſeln werde ich
durch die Guͤtigkeit des Chevalier Bruͤee, eines (durch feine Reiſe nach Abyſſynien) be⸗
ruͤhmten Engländers, welcher mir viele nach der Natur gezeichnete afrikaniſche Voͤgel
itgetheilet hat, in den Sand geſetzt, vier neue Arten von Amſeln hier einzuſchalten.
ch halte es für meine Pflicht, dem Pubiifum die Beſchreizung davon zu überliefern,
und dasjenige unterdeſſen hinzuzufuͤgen, was ich von dieſem Manne in Anſehung der
Naturtriebe dieſer Voͤgel erfahren habe, bis feine vollendeten wichtigen Geſchaͤſte ihm
erlauben werden, die unſchaͤtbaren Beobachtungen, die er über alle Theile der Kuͤnſte
und Wiſſenſchaften geſammlet hat, oͤffentlich bekannt zu machen.
XLII. Die olidenfarbige Amſel aus der Barbareyÿ.
(Le Merle olivätre de Barbarie ).
a
N Chevalier Bruͤce hat in der Barbarey eine Amſel geſehen, die größer war
als unſere Miſteldroſſel. Ihr oberer Theil des Körpers war gelb olivenfarbig ;)
eben dieſe Farbe ſahe man auch auf den kleinen Deckfedern der Fluͤgel, nur fiel ſie
hier ins Braune. Die großen Deckfedern der Fluͤgel und die Schwungfedern waren
ſchwarz; die Ruderſedern ſchwaͤrzlicht mit gelben Spitzen, und alle von gleicher
Länge; der untere Theil des Körpers ſchmutzig weiß; der Schnabel braunrörblicht;
die Fuͤße kurz und bleyfarben; die ruhenden Fluͤgel giengen nicht weiter als bis an die
Hälfte des Schwanzes. Dieſe Amſel hat eee, mit der kleinen Droſſel
aus der Barbarey, von der wir oben bereits geredet haben *); allein die Bruſt iſt
nicht
) Siehe oben Seite 230, Ich wuͤrde die- nigten Droſſel angewieſen haben, wenn er mir
ſem Vogel feinen Platz hinter der kurzbei⸗ damals ſchon bekannt geweſen wäre,
XLII. Der Molorita, oder die abyffinifche Nonne, 295
nicht wie bey jener mit fprenflichten Flecken bedeckt. Man findet aber doch, wenn
man die Beſchreibung beyder Vögel mit einander vergleicht, Unterſchieds genug, daß
man dieſelben für Voͤgel von zwey verſchiedenen Arten anſehen kann.
XLII. Der Moloxita, oder die abyſſmniſche Nonne,
3 (La Religieuſe d Abyſſinie ).
Dae Vogel hat nicht nur die Geſtalt und Größe der Amſel, ſondern er wohnet
auch wie dieſe in Gehoͤlzen, und lebt von Beeren und Fruͤchten. Sein Natur⸗
trieb, oder vielleicht ſeine Erfahrung lehrt ihn, ſeinen Aufenthalt auf ſolchen Baͤumen
zu ſuchen, die an dem Rande der Abgruͤnde ſtehen. Es haͤlt alſo ſchwer, ihn zu
ſchießen, und oft iſt es noch ſchwerer, ihn zu finden, wenn er getoͤdtet worden ift,
Er zeichnet ſich vorzuͤglich durch eine große ſchwarze Kappe aus, welche den Kopf und
Hals bedeckt, und uͤber die Bruſt ſpitzig herabgehet. Dieſer Kappe wegen hat man
ihm auch ohnſtreitig den Namen einer Nonne (Religieufe) beygeleget. Auf dem
obern Theil des Körpers iſt er mehr oder weniger gelbbraun; die Deckfedern der Flu.
gel und die Ruderfedern des Schwanzes find braun mit gelben Einfaſſungen; die
Schwungfedern ſchwaͤrzlicht von einer mehr oder weniger dunkeln Farbe, und hell⸗
grau oder weiß eingefaßt; der ganze untere Theil des Körpers und die Beine ſind
hellgelb, die Füße aſchfarbig und der Schnabel roͤthlicht.
XLIII. Die ſchwarze und weiſſe abyſſiniſche Amſel.
(Le Merle noir & blanc d' Abyſſinie).
De⸗ obere Theil dieſes Vogels iſt ſchwarz, von dem Schnabel an bis an das Ende des
Schwanzes. Jedoch ſind hiervon die Fluͤgel auszunehmen; denn auf denſelben
ſiehet man eine weiſſe Queerbinde, welche von dem ſchwarzen Grunde abſticht. Der
untere Theil des Körpers iſt weiß, die Füße aber find ſchwaͤrzlicht. Was feine
Größe anbelangt, fo iſt er ohngefaͤhr ſo groß als die Rothdroſſel, allein feiner Geſtalt
nach iſt er etwas mehr zugerundet. Er hat einen runden Schwanz, der am Ende
viereckigt iſt. Die Fluͤgel ſind ſo kurz, daß ſie ſich kaum bis uͤber den Anfang des
Schwanzes erſtrecken. Ee ſchreyet beynahe wie der Guckguck, oder er hat vielmehr
den Ton der hoͤlzernen Wanduhren, welche das Geſchrey des Guckgucks nach,
machen. * f
Die dickſten Wälder dienen ihm zum Aufenthalt, we man ihn ſchwerlich ent.
decken wuͤrde, wofern er ſich nicht durch ſeinen Geſang verriethe. Dieſer Urſache
wegen ſollte man kaum glauben, daß er bey feinem ſorgfaͤltigen Verbergen unter den
Buͤffons Vogel V. B. Dr 1 Blaͤttern
dog HGiſtorie der Natur.
Blättern die Abſicht habe, ſich den Blicken des Jaͤgers zu entziehen. Hätte er dieſe
Abſicht, ſo wuͤrde er gewiß ſeine Stimme nicht erſchallen laſſen, und der Naturtrieb,
der nie ohne Urſache da iſt, hätte ihn gelehret, daß man, um glücklich zu ſeyn, nicht
bloß im Verborgenen leben, ſondern auch verſchwiegen ſeyn muͤſſe. — Sein Unterhalt
beſtehet in Früchten und Beeren, wie bey unſern Amſeln und Droſſeln.
XLIV. Die braune abyſſiniſche Yınfel. (Le Merle
RR | brun d’Abyflnie), | 5 3
Sy: Alten erwähnen eines in Aethiopien wachſenden Oelbaums, welcher niemals
Fruͤchte traͤgt. Die hier erwaͤhnte Amſel ernaͤhret ſich zum Theil von der
Blume dieſes Oelbaums. _ Wäre dieſes bloß ihr Unterhalt, fo koͤnnte man von ihr
ſagen, daß ſie unter die kleine Anzahl gehoͤre, welche nie auf Unkoſten anderer lebe:
allein fie erhalt ſich auch außerdem noch von Weinbeeren, und genießt ſolche, wenn fie
reif find, in einer ziemlich großen Menge. Sie iſt ohngefaͤhr fo groß als unſere
Rothdroſſel. Der obere Theil des Kopfs und des Körpers iſt braun; die Deckfedern
der Fluͤgel find von gleicher Farbe; die Schwung und Ruderfedern find dunkelbraun,
und mit einem hellbraunen Rande eingefaßt. Die Kehle iſt hellbraun. Der ganze
untere Theil des Koͤrpers iſt fahlgelb und die Fuͤße ſind ſchwarz.
Der kayenniſche Graͤuling. (Le Grifin >
de Cayenne). 1
zu
Die erfte Figur auf der 64 3ften illuminizten Kupfertafel ſtellet das Man .
chen, und die zweyte Figur das Weibchen vor.
e . 5
er Scheitel des Kopfs iſt bey dieſem Vogel ſchwaͤrzlicht, und die Kehle
S ſchwarz; dieſes Schwarz faͤngt bey den Augen an, und breitet ſich bis an das
Ende der Bruſt aus. Ueber den Augen erſcheinet eine Art von weiſſen Au⸗
genbraunen, welche mit den dunkeln Farben abſtechen, und durch eine weiſſe Linie,
womit die Grundflaͤche der obern Kinnlade eingefaßt wird, zuſammenhaͤngen. Der
ganze obere Theil des Koͤrpers iſt aſchgrau. Der Schwanz iſt dunkler und endigt ſich
in eine weiſſe Spitze; die untern Deckfedern deſſelben ſind, ſo wie der Unterleib, eben⸗
falls von weiſſer Farbe. Die Deckfedern der Fluͤgel ſind ſchwaͤrzlicht, und mit einer
weiſſen Einfaſſung umgraͤnzt. Die Schwungfedern haben von außen einen hellgrauen
f Rand
Der kochinchineſiſche Gruͤnling. 299
Hand und eine weißlichte Spitze Der Schnabel iſt ſchwarz und die Füße find aſchfar⸗
ben. Dieſer Vogel iſt nicht größer als eine Grasmüͤcke. Die Länge deſſelben betragt
ohngefahr fünftehalb Zoll; Schnabel und Füße find fieben Linien lang; die in Ruhe
liegenden Fluͤgel erſtrecken ſich bis an die Haͤlfte des Schwanzes, welcher eine et⸗
was ſtufenfoͤrmige Geſtalt hat. Bey dem Weibchen fällt der obere Theil des Koͤr⸗
pers mehr ins Aſchfarbene als beym Männchen; was bey dem letztern ſchwarz iſt, iſt
bey dem Weibchen nur ſchwaͤrzlicht, und daher ſticht der Rand der Deckfedern der
Fluͤgel von dem Grunde weniger ab. 6 5 EN
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— —:.:. —.. .. ͤ— — — — tan,
— —
Der kochinchineſiſche Gruͤnling. (Le Verdin
de la Cochinchine).
Siehe die dritte Figur auf der 64 zſten illuminirten Kupfertafel.
an, welches die gruͤne iſt. Auf dem Schwanze, dem aͤußern Rande der
großen Schwungfedern und den kleinen Deckſedern der Flügel, welche an
dem Rücken liegen, hat dieſes Grün eine ſchwaͤchere oder ſtaͤrkere ins Blaue fallende
Schattirung. Die Kehle iſt ſammetſchwarz; man entdeckt aber doch an derſelben an
beyden Seiten der Grundflaͤche des untern Schnabels zwey kleine blaue Flecken. Das
Schwarz der Kehle erſtrecket ſich bis hinter die Ecken des Mundes, ſteigt ſodann über
die obere Kinnlade hinauf, und bedeckt den zwiſchen der Grundfläche des Schnabels
und dem Auge befindlichen Platz; unterhalb des Schnabels gehet um den Hals herum
ein gelber Kragen uͤber die Bruſt herab. Der Bauch iſt gelb, der Schnabel ſchwarz,
und die Füße find ſchwäczlicht. An Größe gleicht dieſer Vogel dem Stieglitz. Ich
konnte ihn der Lange nach nicht meſſen, denn die Ruderfedern waren noch nicht aus⸗
gewachſen, da man den Vogel geſchoſſen hatte; ſie ſteckten vielmehr noch zum Theil in
den ihnen eignen Rohren. Dager giengen auch die Spitzen der gefalteten Flügel über
die Schwungfedern hinweg.
Der Schnabel, welcher ohngefaͤhr zehn Linien hält, iſt faſt fo wie bey den Amſeln
geſtaltet; feine Raͤnder find nahe an der Spitze mit Einſchnitten verſehen. — Dieſe
kleine Amſel iſt ohnſtreitig in Kochinchina zu Hauſe, denn ſie war in die naͤmliche
Kiſte mit eingepackt, worinnen das Moſchusthier ſich befand, welches gerades We⸗
ges aus dieſem Sande kam. 7
* 5 ee ec
Pp 2 | Der
De Name dieſes Vogels zeigt ſchon zur Gnuͤge die herrſchende Farbe deſſelben
300 Hiſtorie der Natur.
TTT
Der Blaͤuling. (L Azurin).
Siehe die 35 5ſte illuminirte Kupfertafel.
yo Vogel iſt zuverlaͤßig keine Amſel; denn er hat weder den Ans
ſtand noch die Geſichtsbildung, noch auch die Verhaͤltniſſe derſelben.
Da aber in der Geſtalt des Schnabels, der Fuͤße u. ſ. w. ſich et⸗
was Aehnliches bemerken läßt, fo haben wir ihm in den illuminirten Kupfertafeln
den Namen der guianiſchen Amſel (Merle de la Guiane) gegeben, bis der auf
die Erweiterung der Naturgeſchichte abzielende Eifer der Reiſenden uns naͤhere
Kenntniſſe von dem wahren Namen, hauptſächlich aber von den Sitten dieſes Vogels,
uͤberliefern wird. Wenn ich dem wenigen nach, was ich davon weiß, das iſt, bloß dem
Aeußerlichen nach, davon urtheilen ſollte, fo würde ich ihm feine Stelle zwiſchen den
Nußhehern und Amſeln anweiſen. Der ganze obere Theil des Kopfs und Halſes
wird von drey breiten ſammetſchwarzen Binden, welche von zwey ſchmaͤlern orangen
gelben Streifen von einander abgefondert werden, überzogen. Ein reines Gelb be⸗
deckt die Kehle, und ein großer blauer Fleck zieret die Beuſt. Alles übrige am un;
kern Theile des Körpers, nebſt den untern Deckfedern des Schwanzes, iſt mit Queer⸗
ſtreifen von den beyden zuletzt erwaͤhnten Farben beſetzt. Auf den Ruderfedern, des
ben Lage ſtufenfoͤrmig iſt, heerſcht blaß die blaue Farbe. Der obere Theil des Koͤr⸗
pers, vom Anfange des Halſes an, nebſt den daran graͤnzenden Deckfedern der Fluͤ⸗
gel, ift braunrsthlicht; die am weiteſten davon abgelegenen Deckfedern ‚fe wie auch
die Schwungfedern, ſind ſchwarz. Indeſſen haben doch einige von den erſten
Schwungfedern noch einen weiſſen Fleck, woraus eine tiefgezaͤhnelte weiſſe Binde
entſpringet, welche mit dem Rande des gefalteten Fluͤgels beynahe parallel läuft.
Der Schnabel und die Fuͤße find braun. Seiner Oroͤße nach übertrifft er in etwas
die Amſel. Die ganze Laͤnge betraͤgt neuntehalb Zoll; der Schwanz iſt drittehalb
Zoll fang; der Schnabel zrsölf, und der Fuß achtzehn Linien. Die in Ruhe liegen
den Fluͤgel erreichen beynahe die Hälfte des Schwanzes. .
—————ů——ů— rC—ͤ— SEES 222 XX ³˙ià] . K ²¼˙—w: EEE
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Die Breven. (Les Breves).
Ges hielt es für noͤthig, dieſe Vögel von den Amfeln zu trennen, well der Unter:
ſchied in ihrer äußern Bildang, wodurch die Natur ſelbſt dieſe ben von einan⸗
der abgeſondert hat, gar bald in die Augen fallt. In der That haben die Breven
auch
Die Breven. 301
auch einen weit fürgern Schwanz als unfere Amſeln, feinen ftärfern Schnabel und
längere Füße; anderer Verſchiedenheiten zu geſchweigen, welche die bereits angefuͤhr⸗
ten in dem Anſtande, den e „und vielleicht auch in den Sitten dieſer
Voͤgel vor ausſetzen.
Mir find bis jetzt nur vier Boͤgel von dieſer Art bekannk. Ich bediene mich mit
Fleiß des beſtimmten Ausdrucks, dieſer Art; denn ſie gleichen ſowohl ihrer ganzen
Ne nach, als auch in Anſehung der Hauptfarben und der Austheilung derſelben
einander dermaßen, daß man fie faft bloß als Abaͤnderungen einer und derſelben Art
anſehen ſollte. Bey allen vieren iſt der Hals, Kopf und Schwanz entweder gaͤnz⸗
lich, oder nur zum Theil ſchwarz; bey allen vieren ſiehet man auf dem obern Theile
des Koͤrpers eine mehr oder weniger dunkelgruͤne Farbe; bey allen vieren ſind die
obern Deckfedern der Fluͤgel und des Schwanzes mit einer ſchoͤnen meergruͤnen
(d’aigue marine) Farbe überzogen, und die großen Schwungfedern mit einem weiſſen
oder weißlichten Fleck beſetzt; endlich erblickt man faſt bey allen, ausgenommen bez
der von uns ſogenannten philippiniſchen Breve, an dem untern Theile des Koͤr⸗
pers etwas Gelbes.
1) Die philtppiniſche Breve ). Ihr Kopf und Hals find‘ mit einer ganz
ſchwarzen Kappe bedeckt; auch ihr Schwanz iſt ſchwarz. Der obere Theil des
Körpers , nebſt den Deckfedern der Fluͤgel, und den kleinen „ dem Ruͤcken am
naͤchſten liegenden Schwungbedern, find dunkelgrün; die Bruſt und der vordere
Theil des Bauches etwas hellgruͤner; der Unterleib und die Deckfedern des
Schwanzes rofenrotd; die großen Schwungfedern find an ihrem Anfange und an
der Spitze ſchwarz, in der Mitte aber mit einem weiſſen Fleck bezeichnet. Der
Schnabel iſt braungelblicht, und die Fuͤße ſind orangenfaͤrbig. Die ganze
kaͤnge dieſes Vogels beträgt, feines kurzen Schwanzes wegen, nur ſechs und ei⸗
nen Viertel zoll; mißt man ihn aber von der Spitze des Schnabels bis an das
Ende des Fußes, fo iſt er Über acht Zoll lang. Von der Größe unfrer Amſel
iſt er um etwas ſehr Weniges verſchieden. Seine ausgebreiteten Fluͤgel machen
eine Breite von zwölf Zellen, und in ihrer Ruhe erſtrecken ſich dieſelben bis uber
das Ende des zwölf Linien langen Schwanzes; die Länge der Fuͤße beläuft Sch auf
achtzehn Linien.
2) Bey demjenigen Vogel, den Edwards auf der zeaſtey illumfnirten
Pp 3 Kupfer
=) Giehe die goſte illuminirte Kupferta⸗ men Merula viridis afıeapilla moſuccegſie,
fel. Es iſt dieſes der naͤmliche Vogel, den Merle vert à tete: noire des Molvaues he-
Briſſon Tem. II. pag. 319. unter dem Na⸗ ſchreibt,
302 Hiſtorie der Natur.
Kupfertafel ) ) unter dem Namen der kursgeſchwaͤnzten oſtindiſchen Aelſter
(vie & courte queue des Indes orientales) auffüheet, iſt der Kopf nicht ganz ſchwarz.
Man bemerkt an demſelben nur drey Binden von der beſagten Farbe, welche von de
Baſis des Schnabels ihren Urſprung nehmen; eine davon gehet über den Scheitel des
Kopfs bis hinter den Hals; die beyden andern aber ziehen ſich unter dem Auge weg,
und ſteigen an beyden Seiten des Halſes herab. Deeſe letztern Binden werden von
der mittelſten durch eine andere Binde getrennet, welche ihrer Länge nach zum Theil
gelb, zum Theil aber weiß iſt, ſo daß der gelbe Streifen an die mittelſte Binde, und
der weiſſe an die ſchwarze Seitenbinde graͤnzet. Ueberbieſes iſt die untere Seite des
Schwanzes und der Unterlelb roſenfarben, wie bey dem vorhergehenden Vogel; allein
das Uebrige an dem untern Theile des Koͤepers it gelb, die Kehle iſt weiß, und der
Schwanz endigt ſich in eine gruͤne Spitze. Dieſer Vogel kam von der Juſel
Ceylon ). 8 5
3) Bey der auf unſerer 258 fen illuminirten Kupfertafel abgebildeten bengall⸗
ſchen Zreve *) iſt, wie bey der erſtern, der Kopf und Hals mit einer ſchwarzen
Kappe überzogen, auf welcher man doch zwey große erangenfarbene Augenbraunen
fieher. Der ganze untere Theil des Körpers iſt gelb, und das Schwarz, welches
man auf den großen Schwungfedern der beyden vorhergehenden Vögel erblickt, iſt hier
dunkelgruͤn; auch iſt der Rücken mit dieſer Farbe überzogen. Dieſer Vogel iſt ein
wenig größer als der erſtere, und hat die Groͤße der gemeinen Amſel. \
3) Die undagaskariſche Breve des). Das Gefieder des Kopfs iſt auch
bey dieſer wiederum von der vorhergehenden verſchieden. Der Scheitel it ſchwarz⸗
braun, welche Farbe nach hinten und an den Seiten zu etwas ins Gelbe faͤllt. Das
Ganze wird von einem ſchwarzen halben Halsbande umgeben, welches den Hals
hinterwoͤrts bey ſeinem Anfange umgiebt, und von zwey ſchwarzen Binden eingefaßt;
dieſe letztern entſtehen aus den außerſten Enden dieſes halben Halsbandes, gehen
unter
„) Dieſe Breve ſcheint die Pica indica
vulgaris de Kay zu ſepn, welche in Indien
Ponzunky pitta und Pennandutty beißt;
ſiehe Leffen Synopf. au. pag. 105.
The Madrafs- Jay. —-
Pye, Eduvords Tom, LI. pag. 24 tab. 324.
— Tbe Queil from the Cape of good Ho-
pe, Albin. Tem. I. pag. 31. tab. 31. — Co-
turnix capenſis, Capwachtel, Flein Ord.
Au. pag. 115. (durch Reyger S. 119).
3) Cornu brachyurus, viridis, ſubtus li-
neisque capitis fuluetcentibus, alis macula
alba, Linn. Syſtem. Vat. Edit. XII. pag. 138.
n. 15. — Der kurzgeſchwanzte Nabe; Stat.
Engliſch 5
he Short tailed
Müller Ueberſedes Linn. Natur ſſyſt. Th. 2.
©. 180. — Die Aelſter mit kurzem
Sch wanze, Seeligman IX. 14. Hr
ö A. d. Ueberſ.
2) Nach den oben angefuͤhrten Namen zu
urtheilen ſcheint er auch in mehreren Ge
genden von Oſtindien einheimiſch zu ſeyn.
Be A. d. Ueberſ.
* Mecula viridis moluccenſis, Le Merle
vert des Moluques, Er ſun Tom. II. p. 316.
tab. 32. fig. l.
) Auf der 257 ſten illuminirten Kupfer⸗
tafel iſt dieſer Vogel unter dem Namen Merle
des Molsques vorgeſtellet, ;
Der Mino, oder der oſtindiſche Mainate. 303
unter den Augen weg, und endigen ſich an der Grundflaͤche der obern und untern
Kinnlade. Das Ende des Schwanzes iſt mik meergruͤner Farbe gezeichnet. Die
Fluͤgel ſind hier ſo wie bey der erſtern Breve beſchaffen. Die Kehle iſt mit Weiß
und Gelb melirt, und der untere Theil des Körpers en
— — ——
— — —— — — u
Der Mino, ar I funde 3 Ma.
nate.)
Siehe die 1 illuminirte und unſere ein und zwanzigſte Kupfertafel.
gel werfen, um ſich zu. überzeugen, daß er von der Gattung der Amſeln,
Droſſeln, Staare und Doblen abgeſondert werden muͤſſe, zu denen er
ohne hinreichenden Grund gerechnet worden iſt. Es muß vielmehr derſelde mit
dem philippiniſchen Kahlbacken (Goulin), eee aber mit dem Martin ver⸗
bunden werden, denn dieſe bewohnen mit ihm einerley Laͤnder, haben einen eben jol-
chen Schnabel, und an dem Kopfe ebenfalls von Federn entblößte Theile. Der
Mino iſt kaum fo groß als die gemeine Amſel. Sein Gefieder iſt durchgängig
ſchwarz; dieſes Schwarz aber iſt auf dem obern Theile des Körpers, der Kehle, den
Fluͤgeln und dem Schwanze heller, und wirft einen Widerſchein zuruͤck, der zwiſchen
a M: darf nur einen einzigen vergleichenden Blick auf dieſen auslaͤndiſchen Vo⸗
das Grüne und Violette fällt.
) Turdus Mainatus maior, Le grand
Mine, Bin Tom. II. pag._305.tab.28.
fig. 2. Edwards glaubt, der wahre india⸗
niſche Name dieſes Vogels heiße Minor oder
Mino. — Er wird auch eine Dohle, Ael⸗
ſter, Staar, Amſel genennet, fiebe Bon
tius Hiſt nat. Indie orient pag. 67. —
Cornicula Indiae orientalis. Mein Odo Au.
pag. 60. no. 1, etc. — Hierher gehört auch
die neun und vierzigſte Droſſel des Briſſons,
Turdus Mainatus, Tom. II. pag. 305. Die
Engländer nennen ihn Inqian ſtare; Liane‘
Gracula zeligiofis; Osbeck (dein. pag 134)
Coruu: I:uarenfis. Allem Anſehen nach iſt
es le Merula pe rſiea des Joſeph George Ca⸗
mel (Iranfact. philoſoph. n. 285, art. III.
Das Merkwuͤrdigſte an dieſem Vogel iſt ein doppel.
ter gelber unregelmäßig abgeſchnittener Kammz es entſtehet derſelbe an beyden Sei⸗
ken
pag. 13970). Dieſer letztere Verfaſſer ſagt:
„ Canora et garrula auis, atra, ſed circa ocu-
„los eb ve Illiug, minus tamen “
Von dieſem Illing redet er hernach weiter
unten unter dem Namen sing, wöches
unſer Kahlbacken (Goulin) ft.
1) Grasula religioſa, nigro violacea, ma-
cula alarum alba, fafcia occipitis nuda Haua,
Linn. Syft. Nat. Edit. XI., pag. 164 n. 1. —
Der Plapperer, Stat. Müller Ueberſ des
Linn. Naturſpſt. Th. 2 S 193. — Die
Dohle mit gelbem Nackenſchleif, Bleins
Voͤgelhiſt. durch Keyger S. 59, — Minor
oder Mino, Seeligmann J. 33. Leske Na⸗
turgeſch. Th. 1. ©. 246, 3
A. d. Ueberſ.
304 Hiſtorie der Natur.
ten des Kopfs hinter dem Auge, hierauf ziehen ſich die beyden erwaͤhnten Kaͤmme
hinterwaͤrts, und naͤhern ſich einander ſo, daß ſie auf dem Hinterhaupte nur noch
burch eine Binde von langen und dichtſtehenden Federn, welche von der Grundfläche
des Schnabels ihren Urſprung nehmen, von einander abgeſondert werden. Die übris
gen auf dem Scheitel des Kopfs vorhandenen Federn ſind einer Art von ſchwarzem
Sammet aͤhnlich. Der Schnabel, deſſen Länge achtzehn Linien halt, iſt gelb; jedoch
iſt derſelbe auch nahe an der Grundflaͤche etwas roͤthlich gefärbt. - Die Fuͤße end⸗
lich find orangengelb. Der Mino hat einen kuͤrzern Schwanz als unfere Am⸗
ſel, allein feine Fluͤgel find länger; dieſe letztern erſtrecken ſich, wenn fie ge⸗
faltet liegen, bis einen Zoll weit über das Ende des Schwanzes, und machen
eine Fluͤgelbreite von achtzehn bis zwanzig Zoll. In dem Schwanze find zwölf
Nuderfedern befindlich, und unter den Schwungfedern iſt die erſte am kuͤrzeſten
und die dritte am laͤngſten.
So war der Mino beſchaffen, der auf der 268 ſten illuminirten Kupfertafel
abgebildet worden iſt. Unterdeſſen aber muß ich doch geſtehen, daß dieſe Art vie⸗
len Abaͤnderungen unterworfen iſt, und dieſes nicht allein in Anſehung der Farben,
ſondern auch der Leibesgeſtalt, und ſelbſt in Anſehung der Figur desjenigen doppel⸗
ten Kammes, der das eigentliche Unterſcheidungskennzeichen dieſes Vogels ausmacht; ja
man hat beynahe jo viele Abänderungen aufzuweiſen, als Beſchreibungen von demſel⸗
ben vorhanden find. Ehe ich aber dieſe Spielarten durchgehe, muß ich vorher
noch anmerken, daß der Mino viel Geſchicklichkeit zum Pfeifen, Singen und
Reden beſitzt, die Worte noch deutlicher als der Papagey ausſpricht, der doch vor⸗
zugsweiſe der redende Vogel genennet wird, und daß er endlich mit dem Gebrauch
dieſer feiner Talente zuweilen fo freygebig iſt, daß er daburch läſtig wird. 5
Abaͤnderungen des Mino. | 5 |
10 Sr Mainate des Briſſons ») unterſcheidet ſich von dem vorhin beſchriebenen
darinnen, daß man auf der Mitte der großen Schwungfedern einen weiſſen
Fleck ſiehet, der auf unſerer illuminirten Abbildung nicht zu bemerken iſt. Dieſer
Fleck war entweder an bem abzuzeichnenden Vogel wirklich nicht vorhanden, oder un⸗
ter den andern Schwungfedern dergeſtalt verborgen, daß er dem Blick des Malers
entwiſcht iſt. Der Schaft beſagter Schwungfedern iſt aber doch ſchwarz, auch ſogar
an dem Orte des weiſſen Fleckes, durch welchen der Schaft hindurchgehet.
2) Der Mainate des Bontius) ). Sein Gefieder war blau von einem
verſchiedenen Colorit, und folglich von der Deſchreibung des unſrigen in etwas
verſchieden,
&) Ornitholog. Tom. II. pag. 308. Synopf am. pag. 68. Willughby orn. 145,
* Hiſt nat. Indiae orient. loc. cit. x tab, 28. x s
3) Sturnus indicus, Bont. pag. 67. Raj. A. d. Ueber.
Der Mino, oder der oſtindiſche Mrainate, 305
verſchieden, denn dieſer iſt ſchwarz mit blauem, gruͤnem, violettem u. ſ. w. Wid
5 „2 23 75 * 3 u x 1 0 UA. , U. er⸗
ſchein. Eine andere merkwuͤrdige Verſchiedenheit beſtand barinnen 5 505 dieſer blaue
1 Beh ee wie beym Staare geſormet und vertheilet
ind, beſetzt war, jedoch weichen ſie in Anſehung der Farbe davon ab, den 1
ſagt, fie wären von aſchgrauer Farbe. e
3) Der kleine Mino des Edwards ) ) hatte auf feinen Fluͤgeln e 0
nen ſolchen weiſſen Fleck, als wie der . Basten ur He
er ſich von demſelben dadurch ſehr merklich, daß die beyden Kämme hinter dem Hin⸗
tergaupte ſich vereinigen, und eine halbe Krone bilden, welche uͤber den hintern
Theil des Kopfs von einem Auge bis zum andern gehet. Edwards hat einen von
dieſen Voͤgeln zergliedert, und fand, daß er ein Weibchen war; unterdeſſen uͤber⸗
laͤßt er es andern, zu beſtimmen; ob man dieſen Vogel, ohnerachtet des verſchiede⸗
nen Verhaͤltniſſes der Größe, für ein Weibchen der folgenden vierten Abänderung
halten ſolle. N f
4) An dem großen Mino des Edwards iſt der Kamm eben ſo wie bey d
kleinen (n. 3.) geſtaltet. Bloß ſeine Groͤße und ſehr geringe ee
Farbe unterſcheiden ihn von jenem. Er iſt ohngefaͤhr fo groß als ein Rußheher,
mithin noch einmal fe groß als der vorhergehende (a. 3.). Das Gelbe am Ein
bel und en den Füßen ilt bey ihm ganz bein, und hat niches Köthlichtes bengemifcht,
Man hat nicht augemerkt, ob der Kamm bey allen dieſen Vögeln zu gewiſſen Jahres⸗
zeiten, oder in der Hitze der Leidenſchaften, irgend einer Veraͤnderung in der Farbe:
unterworfen ſey. a {
*) Tab. u.
2) Albin. au 2 pag. 35. tab. 34, Seeligmann am angeführten Orte.
A. d. Ueberf.
er Edwards ebendaſelbſt. 10
Bůffons Dögel V. . ag Der
306 Hiſtorie der Natur. 5
775
Der Kahlbacken. (Le Goulin). * N
Siehe die zcote illuminirte Kupfertafel.
beyden iſt der obere Theil des Koͤrpers hellgrau ſilberfarben, der Schwanz und
die Flügel find braͤunlicht, die Augen mit einer ganz feder loſen Haut umgeben,
welche eine unregelmaͤßige auf den Seiten liegende Ellipfe bildet, worinnen das Auge
im innern Brennpunkt liegt; uͤber den Scheitel des Kopfs endlich, zwiſchen den bey⸗
den Theilen der erwähnten federloſen Haut, läuft eine Linie von ſchwärzlichten Fe⸗
dern. Es findet aber doch zwiſchen beyden Voͤgeln der Unterſchied ſtatt, daß der
eine größer iſt als der andere. Der größte davon erreicht ohngefaͤhr die Groͤße un.
ſerer Ainſel; der untere Theil feines Körpers iſt braun, mit einigen weiſſen Flecken
befegt; die um die Augen gehende nackte Haut iſt ſteiſchfarben, und der Schnabel,
Füße und Krallen find ſchwarz. An dem kleinern Vogel iſt der untere Theil des
Körpers braungelb, und die kahlen Theile am Kopfe haben, ſo wie die Füße, die
Krallen und der vordere Theil des Schuabels eine gelbe Farbe. Des Herrn
Poivre's Nachricht zu Folge wird bie erwähnte kahle Haut, welche bald gelb, bald
E. find in dem koͤniglichen Kabinet zwey Vögel von dieſer Art befindlich. Bey
fleiſchfarben iſt, hochrsth gefarbt, fo bald als dieſer Vogel in Zorn geraͤth; ein Um.
*) Es iſt dieſes die Merula calua philip-
penfis, Le Merle chauve de» Philippines des
Briſſons Tom. I. pag. 280. tab, 26, fig. 2.
Briſſon fage, man nenne dieſen Vogel auf
den philippiniſchen Inſeln Chalin; du er
aber für ſeine Meynung keine Beweisgruͤn⸗
de anfuͤhret, fo habe kb die Benennung des
Joſeph George Camel, der ſeine Bemer⸗
kungen über die philippiniſchen Voͤgel in den
philoſophiſchen Transaktionen n. 285. mit⸗
getheilet hat, hier beybebalten. Dieſer
Verfaſſer versichert, der Goulin ſey auf
den gemeldeten Inſein unter den Namen
Jeing oder Ling und Tabsdaru bekannt; er
ſetzt noch hinzu, er ſey eine Art von dem
Palalacı, und fein Palalaca iſt ein großer
Specht. Dieſe Meynung iſt vielleicht irrig;
man kann ſich aber kaum vorſteſlen, daß fein
Gulin oder Gosiin nicht der namliche Vogel
ſeyn ſollte, von dem hier die Nee iſt. Er
ſtand,
liefert uns folgende Beſchreſbung davon:
„Der Goulin iſt fo groß als ein Staar;
„Schnabel, Fluͤgel, Schwanz und Füge
„ind ſchwarz, das üpeige iſt gleichſam über⸗
„ſilbert; der Kopf iſt nackend, bis auf eine
„Reihe von ſchwarzen Federn, welche über.
„den Scheitel hinweggehet; er kann fingen,
„und lernt ſehr viel gachplaudern.“ Man
darf mit dieſem Kahlbacken denjenigen Vo⸗
gel nicht verwechſeln, der von einigen die
kahle kayenniſche Amſel (Merle chauve de
Says nne gemacht wird, denn dieſer HF un⸗
fer Kahlhals (Colnud). Siehe oben
Seite 62,
1) Grgralæ calua, fubeinsrea, capite vtrin-
que nudo, Linn. Syſtem. Natur, Edit. XII.
pag. 104, n. 2. — Der Kahlbacken, Stat,
Müller ücherf, des binn. Naturſpſt. Th. a.
©. 194.
. d. Ueberſ.
Der Martin. 305
Fand, der auch aller Wahrſcheinlichkeit nach ſich alsdenn ereignen kann, wenn er im
Fruͤhjahe von einem eben fo lebhaften, jedoch fanftern Gefühl, beſeelt wird. Ich habe
mit Fleiß dieſem Vogel den franzoͤſiſchen Namen Gonlin, unter welchem er auf den
philippiniſchen Inſeln bekannt iſt, vorbehalten, weil er ſich nicht nur durch einen
Theil am Kopfe, der von allen Federn entbloͤſt iſt, ſondern auch durch die Geſtalt
und Dicke des Schnabels von den Amſeln unterſcheidet.
Herr Sonnerat hat von den philippiniſchen Inſeln einen kahlkoͤpfigten Vogel
mitgebracht, der mit dem auf der zooten illuminirten Kupfertafel vorgeſtellten viel
Aehnlichkeit zeiget, jedoch entferne er ſich von demſelben in Anſehung feiner Größe und
feines Geſieders. Seine ganze Laͤnge beträgt ohngefaͤhr einen Fuß; die beyden Lappen
der federloſen Haut, welche die Augen umgeben, find fleiſchfarben, und auf dem Schei⸗
tel duech eine dazwiſchen hindurchlaufende Linie von ſchwarzen Federn von einander ab⸗
geſondert. Alle übrige dieſe kahle Haut einſchließende Federn find gleichfalls von
ſchwarzer Farbe, ſo wie auch der untere Theil des Koͤrpers, die Fluͤgel und der Schwanz.
Der obere Theil des Koͤrpers iſt grau; jedoch iſt dieſe Farbe auf dem Buͤrzel und dem
Halſe heller, dunkler hingegen auf dem Ruͤcken und an den Seiten. Der Schnabel
iſt ſchwärzlicht. Die Flügel find ſehr kurz, fo daß fie kaum über den Anfang des
Schwanzes hinweg gehen. Gehören die beyden kahlkoͤpfigten im koͤniglichen Kabine
befindlichen Amſeln auch zu dieſer Art, fo muß der groͤßte davon als ein junger Vogel
betrachtet werden, der weder ſeine vollkommene Groͤße, noch ſeine rechten Farben er⸗
langt hat; der ganz kleine aber muß ein noch juͤngerer Vogel dieſer Art ſeyn.
Dieſe Voͤgel niſten gemeiniglich in die Locher der Baͤume, vorzüglich aber der
Cocosbaͤume. Sie leben von Früchten, und find faſt unerſaͤttlich; ein Umſtand, der
zu der poͤbelhaften Meynung Anlaß gegeben hat, daß ſie nur einen Darm haͤtten, wel⸗
cher in gerader Linie von der Oeffnung des Magens bis an den Aſter ſich erſtreckte, wo⸗
durch alſo die Nahrung bald wieder abgienge. f
—
nn —
— I — E a _
3 . fr... u — un) —
Der Martin. (Le Martin). >
Siehe die 219ſte iluminirte Kupfertafel.
N iefer Vogel iſt ein Vertilger der Inſekten, und zwar dieſes in einem deſto ſtaͤr⸗
8 kern Grade, weil er einen ganz unerſaͤttlichen Appetit hat. Er faͤngt Flie⸗
b gen, Schmetterlinge und Käfer; er ſucht, wie unſere Kraͤhen und Aelſtern
Qq 3 zu
1) Paradiſea triſtis, atea pone oculos Syſtem. Nat. Edit. XII. pag. 167. n. 3.
triangulari, eapite colloque fuſcis, Lian. Turdus Merula philippenſis, Brifor Orn. II.
Dag
308 Hiſtorie der Natur.
zu thun pflegen, in den Haaren der Pferde, Ochſen und Schweine, das Ungeziefer
auf, von dem die erwähnten Thiere bis zur Magerkeit ausgeſogen, ja biswellen zu
Tode gepeiniget werden. Da dieſelben hierdurch eine Erleichterung ihrer Beſchwer⸗
den verſpuͤren, fo leiden fie es, daß ſich dieſe Voͤgel oft in einer Anzahl zu zehen oder
zwoͤlfen auf ihren Ruͤcken ſezen. Allein es wurde dieſes von uͤbeln Folgen für fie
ſeya, wenn ihre Haut ſchon vorher verletzt ware; denn dieſe Vogel, die alles freffen,
würden in das rohe Fleiſch hineinhacken, und dieſen Thieren felglich dadurch mehr
Schaden zufügen als alle Inſekten, welche fie herausſuchen. Es find in Wahrheit
fleiſchfreſſende Voͤgel, welche aber, da ſie ihre Kraͤfte kennen, bloß eines leichten
Raubes ſich zu bemaͤchtigen ſuchen, und nur kleine und ſchwache Thiere mit offenba⸗
rer Gewalt anfallen. Man hat geſehen, daß ein ſolcher junger Vogel eine Ratte, die uͤber
guey Zoll, den Schwanz ungerechnet, lang war, ergriff, ſelche unablaͤßig wider die
Sproſſen ſeines Gebauers warf, ihr die Knochen zerbrach, und ſie ſeiner Abſicht ge⸗
maͤß ganz geſchmeidig und biegſam machte; hierauf faßte er ſie beym Kopfe, und
ſchlang fie faſt in einem Augenblicke hinunter. Er empfand hiervon weiter keine uͤble
Folgen, als eine Art von Uebelkeit (indigeſtion), welche nur eine Viertelſtunde lang
dauerte, und während welcher er ſeine Fluͤgel haͤngen ließ, und ausſahe als wenn er
litte. Nachdem aber dieſe ſchlimme Viertelſtunde voruͤber war, ſo lief er im Hauſe
eben fo munter, wie vorher, herum, fieng ohngefaͤhr nach einer Stunde eine andere
Ratte, und verſchluckte ſolche mit eben fo went Unbequemlichkeit als wie die erſte.
Auch die Heuſchrecken ſind fuͤr dieſen Vogel eine ſehr angenehme Nahrung. Er
verheeret fie in großer Menge, und wird dadurch für die damit geplagten Lander ſehr
ſchaͤtbar; und er hat dadurch verdient, daß feine Geſchichte mit der Geſchichte des
Menſchen verbunden worden iſt. Er haͤlt ſich in Indien und auf den philippiniſchen
Inſeln, und wahrſcheinlicher Weiſe in den zwiſchen beyden Ländern liegenden Gegen⸗
den auf; jedoch iſt er auf der Inſel Bourbon eine lange Zeit nicht zu finden geweſen.
Es find kaum zwanzig Jahr verfloffen, ſeitdem der daſige Gouverneur, Desforges
Boucher, und der Intendant Poivre, ernſtlich darauf dachten, die Heuſchrecken,
welche dieſe Inſel verwuͤſteten“, zu vertilgen. Dieſes zu bewerkſtelligen, ließen fie
aus Indlen einige Paare ſolcher Vogel auf dieſe Inſel bringen, damit ſich dieſelben
allda vermehren moͤchten, und man ſolche denen den Einwohnern dieſer Inſel fo fürchtere
N lichen
Rechte zu dem Linneiſchen Geſchlechte Gra-
eula gerechnet werden ſollte. Be
2 A. d: Ueberſ.
pag. 278. tab. 26, fig. 1. — Der Baſtard,
Stat Muller Ueberſ. des Linn. Naturſyſt.
Th. 2. S. 201. Linne rechnet zwar
dieſen Vogel unter die Paradies vogel, weil
er fand, daß die Wurzel des Schnabels
mit wolligten Federn bedeckt war; da aber
dieſer Art ſehr viele Charaktere fehlen, wel⸗
che die Paradiesvogel fo beſonders anszeich⸗
nen, fo ſtheint es, daß er mit größerem
=) Dieſe Heuſchrecken waren von Mada⸗
gas kar durch Pflanzen, die man in Erde gen
ſetzt hatte, worinnen zum größten Unglü@
Eyer von Heuſchrecken befindlich waren,
nach der Inſel Bourbon gebracht wor⸗
den.
Der Martin. 309
ichen Feinden entgegen ſtellen koͤnnte. Anfaͤnglich hatte dieſe Idee einen gewuͤnſchten
Ferfgang, und man versprach ſich davon einen ſehr guten Erfolg. Da aber die Ein⸗
wohner ſahen, daß die befagten Voͤgel auf die erit beſäeten Felder mit hefliger Ber
gierde fielen, und ſolche durch wuͤhlten, fo bildeten fie ſich ein, daß dieſelben den Saa⸗
men wieder herausfüchten. Es wurde alſobald auf der ganzen Inſel Lermen gemacht,
und der Martin fuͤr einen ſchaͤdlichen Vogel erklaͤret. Man machte ihm gleichſam
einen foͤrmlichen Preceß. Seine Vertheidiger behaupteten, daß, wenn derſelbe in
der erſt umgeackerten Erde wühlte, er daſelbſt nicht nach den Koͤrnern, ſondern nach
den Inſeckten, den Feinden des Getraides, trachtete, und alſo als ein Wohlthaͤter
der Coloniſten anzuſehen ſey. Demohnerachtet aber wurde er vom Rath verurtheilet,
und zwo Stunden nach der Ausfertigung des Urtheils war nicht ein einziges Paar
mehr auf der ganzen Inſel anzutreffen. Auf die ſchnelle Vollziehung dieſes Urtheils
erfolgte eine baldige Reue. Denn die Heuſchrecken vermehrten ſich ungehindert, rich⸗
teten neue Verwuͤſtungen an, und der Poͤbel, der bloß auf das Gegenwaͤrtige ſiehet,
wuͤnſchte dieſe Vögel als das einzige Mittel zuruͤck, der Schaͤdlichkeit der Heuſchre⸗
cken Einhalt zu thun. Herr Norave gab dem Suchen des Volks Gehör, und
brachte viere von dieſen Voͤgeln, acht Jahre nach ihrer Ausrottung, wieder dahin.
Man empfieng dieſelben mit einer ganz außerordentlichen Freude; ihre Erhaltung und
Fortpflanzung wurde als eine Staa sſache angeſehen; man fertigte Geſetze und ganz
befondere Befehle für ihre Beſchuͤtzung aus, auch die Aerzte entſchieden zu dem Vor⸗
theil dieſer Voͤgel, daß ihr Fleiſch eine ungeſunde Speiſe ſey. Solche triftige und fo
gut vereinigte Mittel ſchlugen auch nicht fehl. Denn die erwaͤhnten Voͤgel vermehrten ſich
ſeit dieſer Zeit ohne Zahl, und retteten die Heuſchrecken gaͤnzlich aus. Durch dieſe
Ausrottung aber entſtand eine neue Beſchwerlichkeit; denn nachdem es ihnen an die
ſer Nahrung. mangelte, und die Menge der Vögel immer mehr nnd mehr zunahm,
ſo wurden fie genoͤthiget, auf die Früchte, infonderheit auf die Maulbeeren, Weintrau⸗
ben und Da teln zu fallen. Ja ſie fraßen die Getraidearten, Reis, tuͤrkiſchen Wai⸗
zen, Bohnen, und drangen ſogar in die Taubenhaͤuſer, toͤdteten darinnen und raub⸗
ten die jungen Tauben, ſo daß ſie, nach der Befreyung von den Heuſchrecken, in Dies
ſen Kolonien ſelbſt eine noch furchtbarere Geißel wurden »). Sie find auch weit ſchwe⸗
rer als jene auszurotten, woferne dieſes nicht durch die Vermehrung ſtaͤrkerer Raub⸗
voͤgel geſchehen ſollte; ein Mittel, welches aber gewiß auch andere Unbeguemlichk i en
wieder nach ſich ziehen würde, Unts dieſen Um kaͤn den wäre es das ſicherſte Mittel, jeder.
zeit eine hinlängliche Menge von dieſen Voͤgeln zu unterhalten, deren man ſich im
Nothfalle wider die raͤuberiſchen Inſekten . koͤnnte; jedoch müßte man zu glei⸗
Pr Aq 3 cher
„ Sie werden auch dadurch ſchaͤdlich, Lion bekannt if, eine Art von Blattſau⸗
daß fie andere nuͤtzliche Jaſekten verzehren, gern Cbermes, Linn.) friſit, welche den
als z. B. die Waſſerjungfern, deren barve, Caffeevaͤumen fo vielen Schaden zufuͤget.
die in Frankreich unter dem Namen pere 1 b
;% Hiſtorie der Natur.
cher Zeit ihrer Vermehrung gehörige Schranken zu ſetzen wiſſen. Vielleicht wuͤrde
man bey einer geuauern Unterſuchung der Geſchichte der Heuſchrecken, ihrer Sitten,
Gewohnheiten, u. . w. ein Mittel ausfindig machen können, ſich ihrer zu entledigen,
ohne zu ſolchen koſtbaren Mitteln feine Zuflucht zu nehmen. Dieſe Voͤgel ſind gar
nicht ſcheu; fie fliegen bey dem Abfeuern einer Flinte kaum von dannen. Zu ihrem
Machtlager wählen fie gemeiniglich gewiſſe Baͤume, oder gewiſſe Alleen von Baͤumen,
die oft ſehr nahe an Gebäuden liegen; jie falen des Abends in fo großer Menge auf
ſolche, daß die Aeſte und alles Laub gänzlich damit bedeckt find. Sind fie nun vers
ſammlet, fo fangen fie alle auf einmal, und zwar auf eine ſolche Art, an zu zwitſchern,
daß die benachbarten Einwohner dadurch ſehr beunruhiget werden. Unterdeſſen aber
iſt doch ihr natuͤrlicher Geſang ſehr angenehm, vieler Minderung fähig, und
von einem großen Umfange. Des Morgens verbreiten fie ſich über die Felder, bald
in kleinen Haufen, bald aber auch nur paarweiſe, je nachdem die Jahreszeiten ver⸗
ſchieden find. Sie bruͤten jährlich zwey mal unmittelbar nach einander. Das erſte⸗
mal geſchiehet es in der Mitte des Fraͤhlings. Es gehet ihnen auch gemeiniglich die⸗
ſes Geſchaͤfte jede gluͤcklich von ſtatten, woferne nur zu dieſer Zeit Feine hayfigen Re⸗
gen einfallen. Ihre Neſter find von einer groben Struktur, auch nicht einmal wiser
den Negen hinlaͤnglich geſchüͤtzt; fie befeſtigen ſelbige an die Stiele der Blätter
der Faͤcherpalme (Palmier-latanier), oder anderer Bäume, oder fie bringen ſolche, fo
oft als ſie Gelegenheit haben, auf den Getraideboͤden an. Das Weibchen legt zu
jeder Brut vier Eher, und bebruͤtet dieſelben die gewoͤhnliche Zeit hindurch. Die
Alten find fehe beſorgt für ihre Fangen. Uaternimmt es jemand, fie ihrer Jungen
u berauben, fo fliegen fie hin und wieder, geben ein kraͤchzendes Geſchrey, wel⸗
ches bey ihnen die Stimme des Zeus iſt, von ſich, und hacken mit ihrem
Schnabel nach demjenigen, der ſie ihrer Jungen berauben will. Und wenn endlich
gleich ihre Bemuͤhungen vergebens find, ſo laſſea ſie ſich doch dadurch nicht abſchre⸗
cken, ſondern ſie verfolgen mit den Augen ihre Brut, und wenn man ſolche vor ein
Fenſter oder an einen andern Ort ſtellet, wo die Aeltern frey ein und aus fliegen koͤn⸗
nen, jo übernehmen ſolche das Geſchaͤfte, ſi zuägen, ohne daß weder der Anblick der Men⸗
ſchen, noch eine Beſorgniß für ſich ſelbſt, noch irgend ein perſoͤnlicher Vortheil im
Stande ift, fie von dieſer wichtigen Verrichtung abzuhalten.
Die jungen Voͤgel dieſer Art werden ſehr bald zahm, und lernen leicht Worte
nachſprechen. Haͤlt man ſie in einem Hofe ‚je machen ſie das Geſchrey aller Hause
thiere, der Hühner, Haͤhne, Gaͤnſe ; kleiner Hunde, Schaafe u. ſ. w. nach, und
begleiten dieſes Geſchwaͤtze mit gewiſſen Ausdrucken, und Bewegungen, die ſehr artig
ſind. Dieſe Voͤgel ſind etwas größer als die Amſeln. Schnabel und Füße find bey
ihnen, wie bey diefen, gelb, jedoch aber laͤnger, und ihr Schwanz iſt kuͤrzer; der
Kopf und Hals ſchwärzlicht. Hinter dem Auge iſt eine nackte und roͤthlichte dreh,
eckigte Haut befindlich. Der untere Theil der Bruſt und der ganze obere Korper,
nebſt
Der Martin 311
nebſt den Deckfedern der Fluͤgel und des Schwanzes, iſt kaſtanien braun, der Unter»
leib weiß, die zwölf Ruderfedern und die mittlern Schwungfedern find braun, die
großen Schwungfedern aber von ihrer Spitze bis in die Mitte ſchwaͤrzlicht, und ſo⸗
dann bis zu ihrem Anfang weiß. Aus dieſer Veraͤnderung der Farbe entſtehet ein
laͤnglichter weißer Fleck nahe an dem Rande eines jeden Flügels, wenn er gefaltet iſt.
Die in Ruhe liegenden Flügel erreichen zwey Drittel des Schwanzes. Das Weib:
— iſt es aͤußerliche Kennzeichen ſchwerlich von dem Männchen zu unter⸗
eiden ). N 3
Be Zuſaͤtze.
U.. Ver faſſer hat bereits oben unter den Aelſtern (S. 23.), Troupialen (S. 163.)
und Amſein (S. 269.) Vögel beſchrieben, die zu der Linnaͤiſchen Gattung
Eracula gehoͤren; einige von den ubrigen hat er hier in ununterbrochener Ord⸗
nung nach den Amfein, an die fie ihm am naͤchſten zu graͤnzen ſcheinen, be⸗
trachtet. Die Kennzeichen der Gattung Cracula ſind nach dem Linne“ ein er⸗
habener meſſerfoͤrmiger Schnabel, an deſſen Wurzel ein kahler von Federn
entbloͤßter Fleck zu ſehen iſt, eine ganze, etwas ſpitzige und flelſchigte Zunge
und Gangfuße (Pedes ambulatorii). Außer den von unſerm Verfaſſer be:
ſchriebenen Arten dieſer Gattung verdienen noch folgende Voͤgel hier eingeruͤckt zu
werden.
1) Der Stinkvogel *). Sein Koͤrper iſt ſchwarz; auch der Kopf iſt
ſchwarz, mit kurzen ſammetartigen Federn bedeckt. Die Fluͤgel zeigen, wenn
fie in Ruhe liegen, von außen eine blaue Farbe. Ueber den Hals gehet eine
von Federn entblößte Binde; fein Schnabel hat mit dem Schnabel des Guck
gucks viel Aehnliches, die darauf befindlichen Naſenlöcher find eyrund und unbe⸗
deckt, und die Zunge iſt ungeſpalten, fkeiſchigt und ſpitzig. Dieſer Vogel iſt fo
groß als unſere gemeine Aelſter, und er haft ſich, nach Rolanders Berichte, in
Amerika auf. 5
2) Die aͤgyptiſche Dohle ). lleber den Scheitel, den obern Theil
des Halſes und die Schultern iſt ein Dunkelgruͤn verbreitet, worauf kleine
gruͤnlicht⸗
*
*
>) Die. Hauytumſtaͤnde der Geſchichte ruleſcentibus, faſcia collari nuda, Diem,
dieſes Vogels habe ich den beyden Corre⸗ Jvſt. Nat. Edit. NM. pag (54 n 3. — Der
ſpondenten des koͤniglichen Kabinets dem Stinkvogel, Stat. Rüller Jeberſetz. des
Herrn Somerat und de la Nux zu Kinn Nacurſpſt. Th. 2. S. 194
danken. ö ec Gracula Atckis, viridi caersleal, ab-
7 Gracula fostida, rcmigibus eutus cae - domine ferrugineg, pedibus, Hanguineis,
312 Hiſtorie der Natur.
grüglichtblaue Flecken geſprengt ſind; auch die Seitentheile des Haffes und
‚Feng find grün, aber ungefleckt. Ueber die Mitte der Seitenteile des Halſes
lauft eine breite Linie, deren vordere Hälfte rofifärbig, die andere aber weiß iſt,
Der Rüden iſt hellblau, die Kehle weißlicht, und der Unterleib roſtfaͤrbig. Die
Fluͤgel beſtehen aus zwey und zwanzig Schwungfedern, deren äußerer Rand dun⸗
kelgruͤn, der innere aber ſchwaͤrzlicht iſt, und der Schwanz euchaͤlt zwoͤlf dunkel.
blaue Ruderfedern, die ziemlich von gleicher Laͤnge find. Der Schnabel iſt
ſchwarz, und im Verhaͤltniß zu dem Körper des Vogels lang und ſtark; an
der Wurzel deſſelben, an der man auf jeder Seite einen roſtfaͤrbigen Fie fies
het, liegen in einer ſchlefen Richtung enge und linieufoͤrmige Nafentöcher, und
an dem Anfange der obern Kinnlade ſtehen zur Seite ſehr kleine, weiche und in
die Höhe gerichtete Vorſten von ſchwarzer Farbe. Die Füße find kurz, zart
und blutfaͤrbig, die Schenkel mit Federn bewachſen und die Krallen ſchwäͤrz
licht. Dieſer Vogel iſt nicht größer als eine Lerche; feine ganze kaͤnge beträgt
vier Zoll, und der Schnabel ſowohl als die Füße ſind anderthalb Zoll lang. Er
haͤlt ſich in Aegypten auf, ſetzt ſich daſelbſt auf Baͤume, und lebe von Inſekten.
Haſſelquiſt hat in feinem Magen Ueberbleibſel von Skolopendern und Skorpis⸗
nen gefunden. a e
3) Die dauriſche Gracula ). Das Gefieder dieſes Vogels, der ſo
groß als unſer Seidenſchwanz iſt, iſt ſehr ſchoͤn. Sein Körper iſt weißgrauz
auf dem Scheitel und auf dem Rücken zwiſchen den Fluͤgeln erblickt man ei⸗
nen dunfelvieleiten Fleck. Die Flügel, auf deren jedem ſich zween weiſſe Strei⸗
fon zeigen, und der Schwanz, welcher ſehr kurz if, werfen einen grünen Wis
derſchein zurüd, Das Weibchen ſiehet nicht fo ſchoͤn aus; feine Farben find
ein ſchmutziges Aſchgrau, der Rüden iſt braun, und der Schwanz und die Flä⸗
gel find ſchwarz, werfen aber keinen Glanz zuruck. — Dieſer Vogel läßt
ſich nirgends als im füdlichen Daurien zwiſchen dem Onon und Argun ſehen,
hält ſich daſelsſt gern in Weidenſtraͤuchen auf, frißt Würmer und junge Blaͤt⸗
ter vom wilden Lauch, und niſtet in Felſenkluͤften, ja auch wohl zuweilen un⸗
ter den Bauerdaͤchern in Sperlingsneſtern; feine Eyer find von einer hochgrüͤ⸗
nen Farbe. Ueberhaupt hat derſelbe, ſowohl dem aͤußerlichen Anſehen nach, als auch
in feinen Sitten, viel Aehnlichkeit mit unferm gemeinen Staare. r
4) Die
4 5 *
Linn. Syſt. Natur. Edit. XII. pag. 165. n. 8. *) Gracula ſturnina des Pallas, KNeiſe
— Coruus aegyptius, viridi maculatus dorſo durch verſchiedene Provinzen des ruſſiſchen
medio caeruleo, Haſſelguiſt. itin. 140. n. 20. Reichs Th. 3. S. 171. und S. 5. im
— Die egyptiſche Dohle, Stat. Müller Anpange, a 65
Ueberſetz des Linn. Naturſpſt. Th. 2. S. 196. i
ern
Der Martin. 313
4) Die langſchnaͤblichte Gracula *). Dieſer Vogel zeichnet ſich durch
die Laͤnge ſeines Schnabels von den uͤbrigen Voͤgeln dieſer Art beſonders
aus; denn derſelbe iſt zehntehalb Linien lang, etwas gebogen, und die darauf
befindlichen Naſenloͤcher liegen nicht an der Wurzel deſſelben, ſondern weiter
nach vorne zu. Sein Kopf und Hals ſind ſchwarz; der Ruͤcken iſt braun,
fallt aber gegen den Buͤrzel zu ins Roſtfarbene. Ueber den ganzen untern
Theil des Koͤrpers zeigt ſich eine ſchmutzig weiſſe Farbe. An beyden Seiten
des Halſes gehet von den Ohren eine federloſe runzlichte Binde herab. Die
Weichen find wellenfoͤrmig geſtreift. Die Fluͤgel, welche achtzehn Schwung⸗
federn enthalten, find kurz, und gehen nur um etwas weniges über den Buͤr—
zel hinweg; uͤber dieſelben iſt eine dunkelſchwarze Farbe verbreitet, die auf
den Schultern gegen den Ruͤcken zu ins Braͤunlichte faͤllt. In dem langen
und keilfoͤemigen Schwanze find zwölf ſchwarze mit weiſſen Spitzen beſetzte Rus
derfedern befindlich; die Deckſedern des Schwanzes find roſtfarbig, und die
Fuͤße lang, ſtark, und von ſchwarzer Farbe. Die ganze Laͤnge dieſes Vo⸗
gels, von der Spitze des Schnabels bis an das Ende des Schwanzes betraͤgt
acht, und die Fluͤgelbreite beynahe zehn Zoll. Er iſt im ſuͤdlichen Amerika
zu Hauſe. 5 5
4) Gracula longivofea, Pallas Spicileg. Zoolog. Tem. I. Fafc, VI. pag, 5. tab. 2,
ng. 2. 3
on
Buͤſſons Voͤgel V. B. Re Der
314
D
Hiſtorie Ber Natur.
Der Siidenſchvanz (Le Jaſeur). 99
Siehe die 261 ſte illuminirte und auf unſerer zwanzigsten upfenfg
die zweyte Figur. a
. as Kennzeichen, . ſich dieſer Vogel von jedem andern e ſind
3 kleine rothe Spitzen oder Fortfäge, womit fich viele von den mittlern Schwung»
federn endigen.
0 Turdus Bombycilla bohemica, Le Ja-
feur de Boheme. Briffon II. 334. Der Dyas
Daros des Ariſtoteles Lib IX. Cap. XVI.);
dieſes griechiſche Wort heißt ein Polſter oder
Kuͤſſen, und beziehet ſich auf die ſeidenarti⸗
gen Federn dieſes Vogels. Aldrovand
nennt ihn Anpelis, nicht nach dem Ariſto⸗
teles, wie Briſſon ſagt, ſondern nach dem
Poeten Tallimachus, wie Aldravand T. I.
pag. 756. anmerkt; der letztere war auch gar
nicht davon uͤberzeugt, ob fein Ampelis und
derjenige, dem der griechiſche Poet dieſen
Namen beylegt, einerley Vogel waͤren. Da
aber. übrigens der Name Ampelis ſeit langen
kn vielen kleinen Vögeln, als z. B. dem
nen Siicgenfehmäbner (ſtehe Gesner
S. 388.) der ſich wie der Seidenſchwanz
von Weinbeeren naͤhret, beygeleget worden
it: fo hatten weder Aldrovand noch Linne“
dem Seidenſchwanz den Namen Ampelisge- '
ben ſollen. — Garrulus bohemicus, Gesmer
pag. 703. (Aldrov. Orn. J. pag. 796. t. 798.
Jonſt. au. 44. Cale. H. 674 tab. 675.
Willuebby Orn, 90. tab 20. Ray. Synopſ. au.
pag. 85) — Bombpeilla, Microphoenix
Schvvenckfeld. pag. 229. — Galerita varia,
Fabrizio di Padua. — Lenius garrulus, re-
migibus ſecundariis, apice membranaceo colo-
rato, Linn. Faun. Suec 2. n 82. Zool. brit. t. C.
fig. 1. — Turdus criftatus. europaeus, Nl.
pag. 70. — Turdus criffatus aut bohemicus,
der Seidenſchwanz, Sriſch Tab. 32 Fig. 1.
— Einige Schriftſteller haben ihn auch. je⸗
Dieſe Fortſätze 18 weiter nichts als eine Verlaͤngerung des
Schafts,
doch ſehr unrichtig, für den Merops des
Ariſtotelis, welches unſer Bienenfreſſer,
Gu£pier (Apiafter des Briſſons) iſt, andere
fuͤr den Auis incendiaria der Alten, oder
nach verderbtem Latein incineraria, oder für
den im Hercyniſchen Walde befindlichen Vo⸗
gel, deſſen Plinius erwaͤhnet, gehalten;
allein ſeine Federn werfen in der Nacht kei⸗
nen feurigen Glanz zurück, welches bey dem
letzterwaͤhnten Vogel ſtatt finden ſoll, wo⸗
ferne dieſes nicht eine Allegorie iſt, denn bey
dem Seidenſchwanze ſind der Augenkreis und
die Fortſaͤtze an den Flügeln von einer feuer⸗
rothen Farbe. — Außerdem heißt der Sei⸗
denſchwanz auch noch Auis bohemica, Ade-
pellus, Pteroclia, Fullo, Gallulus ſylueſtris,
Zinzirella, und verderbt Zincirella, nach ſei⸗
nem gerd ahnlichen Geſchrey, welches 21, 21, ri
lautet. Im e Zinzirelle, Boͤhmer,
Boͤhmlein, Boͤhmiſche Droſſel, Haubendroſ⸗
ſel, Peſtvogel, Krieg svogel, Seidenſchwanz,
Schneevogel. Briſſon nennt ihn auf deutſch
Beemerle; allein dieſer Name koͤmmt kei⸗
nesweges dem Seidenſchwanz, ſondern ei⸗
nem kleinern Vogel, der von der Groͤſte des
Stieglitzes, zu, und in der Gegend um Nuͤrn⸗
berg den beſagten Namen fuͤhret; es hat
auch derſelbe mit dem Seidenſchwanz weiter
nichts gemein, als daß er von dem gemeinen
Volke daſelbſt für einen Vorboten der Peſt
gehalten wird. Schwediſch Sidenfwanz.
Italieniſch Beeco. frifone, Galetto del bofco,
Ueceilo del mondo-nuouo. Engliſch ‚Bohe.
N mian
Der Seidenſchwanz. 315
Schafts, welcher über die Fahne der Feder binausgebet, i in Geſtalt eines kleinen Mahler.
bretes breiter wird, und roth gefärbe iſt. Man ſiehet bisweilen auf jeder Seite acht
Schwungfedern mit ſolchen Fortſaͤtzen. Nach einigen ſollen die Männchen ſieben, die
Weibchen aber nur fünf ſolche Spitzen haben, nach andern hingegen ſind die Weibchen
mit gar keinen verſehen *). Was mich anbelangt, ſo habe ich Seidenſchwaͤnze geſe⸗
ben, bey denen an dem einen Flügel ſieben, an dem andern aber nur fuͤnfe vorhanden
waren, einige hatten nur drey, und bey noch andern ſahe ich keinen einzigen Fortſatz,
und es fanden ſich noch dabey andere Verſchiedenhelten im Gefieder. Ich habe auch
endlich bemerket, daß die erwähnten Fortſaͤtze manchmal der Laͤnge nach in zwey bey»
nahe gleiche Theile geſpalten find, anſtatt daß fie gewöhnlicher Weiſe kleine Stiſte,
die aus einem einzigen Stuͤcke beſtehen, ausmachen. 5
inne“ hat fehr richtig dieſen Vogel von den Droſſeln und Amſeln getrennet, und
ſehr gut bemerkt, daß er außer den kleinen charackteriſtiſchen rothen Fortſaͤtzen nach
ganz andern Verhältniſſen gebildet fen, daß er einen kuͤrzern und kruͤmmern Schnadel
habe, der mit einem doppelten Zahne Oder Einſchnitte ſowohl in der untern als obern
Kinnlade verſehen iſt, u. ſ. w. *). Es iſt aber doch unbegreiflich , wie der Ritter den⸗
f e 2 ſelben
mian Chatterer, Bohemian Jay, (Albin. 2. Vol. I. pag. 314, n. 112. tab. 49. BelPs Tra-
p. 25. b. 26.) Silk - tail. Böhmiſch Brkoſtaw.
Polniſch jedwabniczka, jemiolucba.
In dem von Briffon gegebenen Verzeich⸗
niſſe der Synonymen von dem Seidenſchwanz
befindet ſich anch der Komotl des Seba, wel⸗
ches ein von dem Nomotl des Sernandez
cap. 124. ganz verſchiedener Vogel iſt. Der
letztere hat zwar ebenfal Is eine Kuppe, allein
der Ruͤcken und di 2 Flügel ſind ſchwarz, die
Bruſt iſt braun, feine Füße find Schwimm⸗
füße, und aus den Federn verfertigen die
Mexikaner die beſondern Gewebe, die einen
Theil ihres Luxus ausmachen. Der Xomatl
des Seba if von unſerm Seidenſchwanz faſt
eben Io verſchieden, wenisſtens in Anſehung
der Farben des Gefieders, als von dem Nomot!
des Sernandez, denn ſein Kopf iſt roth, und
über den Rücken die Bruſt, den Schwanz,
und unter den Flügeln iſt gleichfalls eine rothe
Farbe verbreitet; ſein Schnabel iſt gelb.
1) Ampelis garrulus, occipite eriftato,
remigibus ſecundariis uc membranaceo
colorato, Lina, Syſt. Nat.
nN. I. 41 seller Prodr, Zool. dan. pag. 30.
Daͤniſch gidenſvands, Gruenn. 25. — The
Waren- Chattetes, Pennaut Britiſh. Zool.
Edit. XII. pag 297.
vels J. 198. — Der Seidenſchwanz, das
Boͤhmlein, Jorn Petinotch. Th 2. S 315.
Scopoli durch Guͤnther S 18. n 20.
Meyer animal. J. tab, 70. Hallens Voͤgel
S. 302, Stat. Müller Ueberſ. des Linn.
Naturſyſt. Th. 2. S. 540. Leske Naturg.
Th. 1. S. 258. — Der Pfeffervogel, Ster⸗
bevogel, Böer Blumenbach Naturgeſch.
©. 227. Boͤhmiſche Haußzendroſſel, Klein
durch Reyger S. 69 — Gemeiner Sei⸗
denſchwanz, Lett. S Sihdeaſt, Siſchers Na⸗
turgeſch. Veſlands ©. 95
1 d. Ueberſ.
* Siehe Edwards
KENN Liſter glaubt bey einem Vogel dieſer
Art keinen Einſchnitt in der obern Haͤlfte
der Kinnlade beobachtet zu haben, ein Um⸗
ſtand, der hoͤchſtens bloß für eine ſeltene Ver⸗
ſchiedenheit angeſehen werden kann. Allein
dieſe Beobachtung, ſie mag nun richtig an⸗
geſtellet worden ſeyn oder nicht, hat den
Herrn Liſter von einem Irrthume befreyet,
worein er anfaͤnglich verfel indem er wie
Linne“ den Seidenſchwanz zu den Neun:
toͤdtern rechnete.
316 Hioſtrie der Natur.
felben hat zu den Neuntoͤdtern ſetzen koͤnnen, da er doch ſelbſi eingeſtehet, er ernaͤhre ſich
von Beeren, und ſey kein fleiſchfreſſender Vogel. Er hat in Wahrheit viele ähnliche:
Züge von den Meuntoͤdtern und Bergaͤlſtern, ſowohl in der Vertheilung der Farben,
und vorzuͤglich an dem Kopfe, als auch in der Geſtalt des Schnabels u. ſ. w. Indeſſen
macht doch der Naturtrieb ein weit richtigeres und gegruͤndeteres Unterſcheidungszei⸗
chen aus, weil der Seidenſchwanz bey fo vieler aͤußerlichen Aehnlichkeit und aͤhn⸗
chen Mitteln ſich demohnerachtet von andern Dingen naͤhret, und eine ganz verſchie⸗
dene Lebensart als jene Voͤgel fuͤhret.
Es iſt nicht leicht, das dieſem Vogel eigene Klima zu beſtimmen. Man wuͤrde
ſich ſehr irren, wenn man denen Namen Garrulus bohemicus, Auis bohemica zu Folge,
die ihm von Hesnern, Briſſon und vielen andern find gegeben worden, glauben ſollte,
ſein wahres Vaterland, oder auch nur ſein vorzuͤglichſter Wohnplatz ſey in Böhmen,
ſondern er ziehet nur durch dieſes Land fo wie durch viele andere Gegenden ). Ja
Oeſterreich glaubt man zwar, der Seidenſchwanz ſey in Böhmen und in der Steyer⸗
mark zu Haufe, weil man ihn wirklich aus den erwähnten Laͤndern kommen ſieht.
Man hat aber eben ſo viel Grund, ihn in Boͤhmen fuͤr einen Vogel zu halten, der aus
Sachſen dahin koͤmmt, und in Sachſen kann man ihn mit Recht fuͤr einen Vogel an⸗
ſehen, deſſen Vaterland Daͤnemark oder ein anderes an der Oſtſee liegendes Land iſt.
Vor ohngefaͤhr hundert Jahren verficherten die engliſchen Handelsleute den D. Liſter,
daß die Seidenſchwaͤnze in Preuſſen ſehr gemein wären. Nach Bzaczynski ziehen fie
durch Groß und Klein⸗Polen und Litthauen 9); und man hat von Dresden aus dem
Herrn Reaumur geſchrieben, daß fie um Petersburg herum niſteten. Auch Linne“
hat wahrſcheiplicher Weiſe, ſichern Nachrichten zu Folge, behauptet, daß fie den
Sommer über ſich in den Landern jenſeits Schweden aufhielten, und folglich auch da⸗
ſelbſt bruͤteten; er hat aber von feinem Correſpondenten in Anſehung des Bruͤtens die
nähern Umſtaͤnde nicht ausfuhrlich erfahren koͤnnen. Der Hr. v. Strahlenberg endlich
hat Friſchen verſichert, er habe dieſe Vogel in der Tartarey, und zwar in den Söchern
der Felſen geſehen. Ohne Zweifel bauen fie daſelbſt in dieſe Loͤcher ihre Neſter. Der
Lieblingsaufenthalt der Seidenſchwaͤnze, das heißt, derjenige Ort, wo fie die gehörige
Temperatur der Luft, eine uͤberfluͤßige und leicht zu erlangende Nahrung, und alle zu
ihrer Lebensart abzweckende Bequemlichkeiten finden, und wo fie ihr Daſeyn genießen,
und ſich gedrungen fühlen, daſſelbe auf ihr kuͤnftiges Geſchlecht fortzupflanzen, ſey
nun übrigens, wo er immer wolle, fo bleibt doch fo viel gewiß, daß es ſehr unruhige
Voͤgel find, und daß ſie durch ganz Europa ziehen. Man fieder fie zuweilen im noͤrd⸗
i lichen
) Sl iſch verſichert, den Nachrichten der men. Siehe die zur 32ſten Tafel gehoͤrige
daſtgen Einwohner zu Folge, daß die Sei⸗ Beſchreibung. 5
denſchwaͤnze nicht in Böhmen niſten, ſon⸗
dern daß fie aus entlegenern Gegenden kom *) Audctuarium pag. 382.
Der Seidenſchwauz. 317
lichen England »), in Frankreich “*), in Italien ), und ohne Zweifel auch in
Spanien. Was dieſes letztere Land anbelangt, ſo gruͤndet ſich meine Meynung bloß
auf Muthmaßungen; denn ich muß bekennen, daß die Naturgeſchichte dieſes ſchoͤnen,
reichen, und an Frankreich ſo nahe liegenden Koͤnigreichs, das von einer in ſo vielen
andern Stücken berühmten Nation bewohnt wird, noch eben fo unbekannt als die Na⸗
turgeſchichte von Californien und Japan iſt 8).
Das Ziehen der Seidenſchwaͤnze gefihicher in jedem Lande ziemlich zu einer bes
ſtimmten Jahreszeit. Wandern dieſelben aber, wie Aldrovand hatte ſagen hoͤren,
alle Jahre, fo iſt doch fo viel gewiß, daß fie nicht immer dabey einerley Weg nehmen.
Der junge Fuͤrſt, Adam von Auerſperg, kayſerlich koͤniglicher Kammerherr, der in
Böhmen ſehr ſchoͤne Jagden hat, und den lobenswuͤrdigſten Gebrauch davon macht,
weil er dadurch die Erweiterung der Naturgeſchichte zu befördern ſucht, berichtet in ei»
nem an Herrn von Buͤffon tt) ausgefertigten Schreiben, daß dieſer Vogel alle dre
oder vier Jahre ff) von dem boͤhmiſchen uns ſteyer maͤrkiſchen Gebirge zu Anfang des
Herbſts nach Oeſterreich koͤmmt, und zu Ende dieſer Jahreszeit wieder zuruͤckkehret,
und daß während des Winters kein einziger ſich in Böhmen aufhält. Unterdeſſen fol.
len ſich aber doch einige ſolche Voͤgel auc) im Winter in Schleſien auf den Gebirgen
aufgalten. Diejenigen, welche ſich davon in Frankreich und England verirret haben,
find daſelbſt im ſtaͤrkſten Winter, und zwar jederzeit in einer kleinen Anzahl, erſchie⸗
nen tft); ein Umſtand, der uns glauben macht, daß dieſes bloß ſolche Voͤgel gewe⸗
ſen ſind, die ſich veriert, und durch irgend einen Zufall von dem großen Haufen getrennt
worden, und zu ſehr ermattet waren, ihre Reiſegeſaͤyrten wiedek zu erreichen, oder allzu
Rr 3 jung,
der Schweiz ſelten anzutreffen ſey. De au!-
) Der in der brittiſchen Zoologie auf
bus pag. 520. und 793.
der ıcıflen Kupfertafel abgebildete Vogel
war in Porck in den Moraͤſten von Flam⸗
borough geſchoſſen worden, und die beyden
Boͤgel dieſer Art, welche Liſter geſehen hat,
waren um Porck geiHöter worden. Siehe
Letere de e Docleur 4 MM. Ry in den Ppiloſ.
Transact. n 75. art. 3.
) Vor einigen Jahren wurde ein Sei-
denſchwanz zu Mariliy bey Ferté- Lowen-
dahl geſchoſſen, und vor kurzer Zeit wurden
bey Beauce um ſtärkſten Winter vier ſolche
Voͤgel gefan zen, die ſich in einen Fauhen-
ſchlag gefluͤchter barten. Salerne Hilk. nat.
des Oiſeaux pig 25
#*+) Aldı avant. Ornichol, pag. 799.
Gesner cheint den Sei enſchwanz
nicht geyesen zu haben; er ſagt von ihm, er
ſey faſt uͤberall ein ſeltener Vogel. Es laßt
ſich hieraus ſchließen, daß er wenigſtens in
14 Dieſer Prinz ſcdickte zu gleicher Zelt
einen ausgeſtopften Seidenſchwanz aus ſei⸗
ner Sammlung in das koͤnigliche Kabinet
zum Geſchenke. \
f) Einige behaupten, daß dieſes alle
fuͤnf, anderelaber, alle üben Jahre geſchehe.
Gesner S. 703. Sriſch Taf. 38.
1111) Die beyden Voͤgel, deren Liſter er⸗
wähnt, wurden bey Porck zu Ende des Jaͤn⸗
ners geſchoffen; die viere, von denen Salerne
redet, fieng man in einem Tauben ſchlage zu
Beauce im baͤrteſten Winter; Gesner (S.
520. hatte erfahren, daß die ſer Vogel ſich nur
felsen, und faſt allemal im Winter ſehen ließe;
allein in der gemeinen Sprache kann des sport
Winter auch ſo viel heißen als das Ende des
Herbſts, denn zu dieſer Zeit falle tes fihon
ein ſtorker Reif.
318 Hiſtorie der Natur. e
jung, ihren Weg wieder zu finden. Man koͤnnte aus dieſen Betrachtungen ferner
schließen, daß die Hauptkolonnen der erwahnten Voͤgel ihren Weg durch Frankreich,
England, und auch durch die Schweiz niemals nehmen. Ob aber dieſes auch von
Italien gilt, laͤßt ſich nicht mi Gewißheit ſagen, denn man hat große Haufen von ihr
nen daſelbſt zu vielen malen ankommen ſehen, vorzuͤglich aber geſchah dieſes im December
1571. Es war damals nichts Seltenes, Züge von Hunderten und darüber zu erbli⸗
cken, und man fieng oft vierzig auf einmal. Eben derſelbe Umſtand hatte ſich auch
im Februar 15 30 zu der Zeit er.ignet *), da Carl der Fünfte ſich zu Bologna kroͤ⸗
nen ließ. Denn die Erſcheinung dieſer Voͤgel iſt in ſolchen Ländern, wo fie ſich nur
von Zeit zu Zeit ſehen laſſen, eine Sache von Wichtigkeit in der politiſchen Geſchichte,
und zwar um ſo vielmehr, weil dieſelben, wenn ſie ſich ſehr zahlreich einfinden, einer
unter dem gemeinen Volke herrſchenden Meynung nach, von der man keine vernünfti⸗
ge Urſache angeben kann, fuͤr Vorboten der Peſt, des Krieges, oder anderer Un⸗
gluͤcksfaͤlle angeſehen werden. Von dieſen unglücklichen Begebenheiten aber muß man
doch wohl wenigſtens die Erdbeben ausnehmen; denn bey der Erſcheinung der Seiden ⸗
ſchwaͤnze, die im Jahr 1551 erfolgte, bemerkte man, daß diejenigen, welche ſich
im Gebiete von Modena, Placenz, und faſt allen Theilen von J allen zeigten *),
doch allemal das Serra.ifihe Gebiete vermieden, als ob fir das Erdbeben vor⸗
her empfunden hatten, welches kurze Zeit darauf erfolgte, und wobey ſogar die
daſigen Voͤgel forifluͤchteten ***). Was die Urſache anbelangt, warum dieſe
Vögel ihren gewöhnlichen Aufenthalt verlaſſen, und in entfernte Länder ziehen, ſo
laͤßt ſich ſolche nicht genau beſtimmen. Man kann nicht annehmen, daß dieſes
durch eine große Kaͤlte verurſacht werde, weil fie ſchon bey dem erſten Anfange des
Herbſts ihre Reiſe antreten, wie dieſes oben geſagt werden iſt, auch übrigens nur alle
drey oder vier, ja wohl gar nur alle ſechs oder ſieben Jahre einmal, und zuweilen in
fo großer Menge ziehen, daß die Sonne dadurch verdunkelt wird f). Sollte wohl
eine außerordentliche ſtarke Vermehrung dieſe erſtaunende Wanderungen, dieſe Arten
von Uleberſchwemmungen derſelben veruͤrſachen, wie dieſes bey den Peuſchrecken, den
norwegiſchen Ratten, (Mus Lemmus, Linn) die Lemings genennet werden, der
Fall
geführten Orte von Piacenza und Modena;
>
2) Da Italien in einem waͤrmern Klima
er halte aber doch weiter oben S. 795. ge⸗
liegt, als Deutſchland; jo können ſich dieſe
Voͤgel daſelbſt ſpater einfinden. Ich zweifle
auch gar nicht, daß ſte in den mehr nach
Norden zu gelegenen Landern nicht einen
großen Theil des Winters in ſolehen Jahren
verbleiben ſollten, wens ein gelinder Winter
herrſcht.
) Aldrovandi Orn. Tom. I. pag. 800.
Dieſer Verfaſſer redet zwar nur au dem an⸗
ſagt, daß man ihm faſt aus jedem Gebiete
Italiens Seidenſchwanze, jedoch unter ver
ſchiedenen Namen, zugeſchickt hade.
**7) Aldrovand, Oen. I. pag. 800,
4% Anno 15 52. inter Moguntiam et Bin-
gam juxta Rhenum, maximis examinibus
apparuerunt in tanta copia, vr fübito qua
rransuolabant, ex ymbra earum veluti nox '
appareret. Gesner pag. 703. 4
Der Seidenſchwanz. | 319
Fall iſt, oder wie es fonft ſelbſt mit dem menſchlichen Geſchlecht zu der Zeit ergangen
iſt, da daſſelbe noch wenig eiviliſirt, und folglich ſtaͤrker und unabhängiger von dem
Gleichgewicht war, in welches mit der Zeit alle Krafte der Natur kommen )? Oder
iſt der Mangel an Lebensmitteln Schuld, daß die Seidenſchwaͤnze dadurch aus ihren
Wohnungen von Zeit zu Zeit vertrieben, und genoͤ higet werden, anderwaͤrts diejeni⸗
gen Nahrungsmittel zu ſuchen, die ſie in ihrer Heymath nicht finden? Wenn fie wies
der zuruͤckziehen, fo follen fie ſich ſehr tief in die nördlichen Gegenden begeben; hiermit
ſtimmt auch das Zeugniß des Herrn von Strahlenberg überein, der, wie wir
oben geſagt haben, in der Tartarey Seidenſchwaͤnze geſehen hat **). — Befindet
ſich dieſer Vogel in einem Weinlande, fo find die Weinbeeren ſeine liebſte Nah⸗
rung. Deswegen hat auch Aldrovand denſelben Ampelis, welches man im Fran⸗
zöfifchen durch das Wort Vinette ausdruͤcken koͤnnte, genennet. Nach den Weinbeeren
ſollen dieſe Voͤgel die Beeren vom Hartriegel ( Trossne) den übrigen vorziehen, jedoch
aber auch Hahnebutten, Wachholderbeeren, Lorbeerbeeren, Pinien, Mandeln,
Aepfel, Sorbenbeeren, wilde Johannisbeeren, Feigen, und uͤberhaupt alle ſaftvolle
Fruͤchte genießen. Derjenige Vogel, den Aldrovand beynahe drey Monate lang
fuͤtterte, fraß nur im hoͤchſten Nothfalle Epheubeeren und rohes Fleiſch; Koͤrner
ruͤhrte er gar nicht an: er trank oft, und bey jedesmaligem Teinken zog er acht
bis zehnmal *). Einen andern ſuchte man in der Menagerie zu Wien aufzu⸗
ziehen, und fuͤtterte ſolchen mit weiſſer Brodkrume, gehackten Moͤhren, zerquetſch
tem Hanfſaamen und Wachholderbeeren, welche letztere er vorzuͤglich gerne fraß f):
er lebte aber, aller Muͤhe ohngeachtet, die auf ſeine Erhaltung verwendet wurde,
doch nur fünf oder ſechs Tage. Es ſollte zwar nicht ſo gar ſchwer ſeyn, den
Seidenſchwanz zahm zu machen, er würde auch in kurzer Zeit ſich an die einge⸗
ſperrte Lebensart gewöhnen; allein ein Vogel, der in Freyheit zu leben, und folg⸗
lich ſich ſelbſt mit allen Beduͤrfniſſen zu verſehen gewohnt iſt, wird das ihm zu⸗
traͤgliche Futter im Freyen jederzeit beſſer finden, als es ihm bey der ordentlich⸗
ſten Wartung im Vogelhauſe gewaͤhret werden kann. Nach den Beobachtun⸗
gen des Reagumuͤr lieben die Seidenſchwaͤnze die Reinlichkeit, und diejenigen,
welche in Vogelhaͤuſern aufbehalten werden, miſten allemal an einen und eben
denſelben Ort ff). Sie lieben ein geſellſges ben, und fliegen gemeiniglich
in großen Haufen, die zuweilen zu unzaͤhlbaren Heerden anwachſen. Außer
dieſem allgemeinen Geſchmack für die Geſelligkeit ſcheinen fie noch einer perſoͤn⸗
lichen Neigung und eines beſondern Gefuͤhls der Freundſchaft gegen einander
2 5 | faͤhig
*) Siehe Hiſtoire generale & particuliere 5% Aldrovand.]. e pag. oo.
Tom. VI. in 4to pag. 147. un in der deut⸗ . 5 5 A
ſchen Ueberſetzung Th. 3. B. 2. ©. 139. +) Memoire du Prince d' Auersperg.
) Hliſt. nat. des Oiſeaux de Salerne
==) Sriſch Taf. 32. pag. 253.
Liebe,
Hiſtorie der Natur.
ſäbig zu ſeyn, das von der gegenfeitigen Reizung beyder Geſchlechter ganz un⸗
abhangig iſt. Denn man fieher nicht nur, daß Maͤnnchen und Weibchen ein⸗
andee liebkoſen, und wechfelsweile einander futtern, ſondern man hat auch
dieſe Ausdrücke des Einverſtaͤndniſſes und der Freundſchaſt bloß zwiſchen Maͤnn⸗
chen, und auch bloß zwiſchen Weibchen wahrgenommen. Dieſer Trieb zur
welcher eine ſo reizende Eigenſchaft für die übrigen iſt, wird oft dem,
der dieſen Trieb beſitzt, beſchwerlich. Ee ſetzt allemal mehr Sanftmuth als
Thaͤtigkeit, mehr Zutrauen als Ueberlegung, mehe Einfalt als Klugheit, mehr
Empfindſamkeit als nachdruͤckliche Kraft zum voraus, und macht, daß dieſer
Wogel in Fallſtricke gehet, welche andere weniger liebende und von perfönlichen In⸗
tereſſe mehr beſeelte Weſen ihm ſtellen. Daher hält man auch dieſe Vogel für
ſehr dumm, und fe gehoͤren wirklich unter diejenigen, welche am haͤufigſten
gefangen werden. Sie gehen gemeiniglich mit den Droſſeln ein, mie denen
fie einerley Strichzeit halten. Ihr Fieiſch hat auch beynahe den naͤmlichen
Geſchmack ). Es iſt dieſes auch ganz natürlich, denn fie leben faſt von den
nänilichen Dingen. Ich ſetze noch hinzu, daß ihrer ſehr viel auf einmal ge⸗
ſchoſſen werden koͤnnen, weit fie ſich ſehr nahe an einander ſetzen *). Wenn
fie ziehen, fo fie ſind gewohnt, ihr Geſchrey, welches 27, 21, e lautet, hören zu
So berichtet uns Feiſctz und alle andere Naturforſcher, welche fie le⸗
(lein dieſes iſt mehr für ein Zwitſchern als für einen wirk⸗
lichen Geſang zu halten *), und der Name Cerruler, oder im Franzoͤſiſchen
Fajeur, den man ionen beybeleget hat, zeige zur Gauͤge an, daß man an den
Dertern, wo man ihnen den erwähnten Namen gegeben hat, au ihnen weder
ein Talent zum Singen, noch auch zum Reden, welches den Amſeln zuſtehet,
entdeckt hat. Ja Rraumur will ihnen ſogar noch den Namen Jaſeun ſtreitig
machen f); da ihnen im Gegentheil der Füeſt von Auersperg einen ſehr lieb.
lichen Geſang zueignet. Die ſes aber laßt ſich ganz wohl mit einander vereini⸗
Denn es ißt leicht moglich, daß der Seidenſchwanz während der Dans
328
laſſen. )
bendig geſehen haben.
gen. 1 de d ö 96. i 5
rungszeit ſchoͤn ſinget, daß er ſeinen Geſang in denjenigen Ländern erſchallen
läßt, wo er fein Geſchlecht fortpſtanzet, und daß er an allen übrigen Orten,
auch ſelbſt, wenn er im Stande der Freyheit lebt, bloß zwitſchert, und daß er
endlich
) Gesner ſagt, ihr Fleiſch habe einen
vorzüglichen Geſchmack, vorzüglich aber
ſey ihre Leber ein ausgeſuchtes Eſſen.
Der Prinz von Auersperg verſichert, daß
das Fleiſch des Seidenſchwanzes am Ge⸗
ſchmack dem Fleiſche der Droſſeln und
Amſeln vorzuziehen ſey; Schwenckfeld hin⸗
gen behauptet, es ſey eine ſehr mittel⸗
maͤßige und faſt ungeſunde Speiſe. Es
koͤmmt hierbey alles auf die Gute der
Nahrungsmittel au, die der Vogel ge⸗
nießt. er
%) Erick am angeführten Orte.
) Sviſch evendaſelbſt.
) Jiſezus de Salerme pag. 253.
Der Seidenſchwanz. ‚328
endlich in engen Kaͤfichten ganz ſtumm wird. Wenn er ſitzt, fo ſieht fein Ges
fieder ſehr ſchoͤn aus. Um ihn aber ganz zu kennen, muß man ihn ſehen, wenn
er ſeine Fluͤgel entfaltet, ſeinen Schwanz ausbreitet, und ſeine Kuppe in die
Hoge richtet, überhaupt, wenn cr alle feine S hoͤngeiten ausbreitet, das heißt, man
\
muß ihn ganz in der Mähe fliegen ſehen. Seine hochrothen Augen ſtrahlen
mitten aus der ſchwarzen Binde, woeinnen fie liegen, mit einem beſondern
Glanze hervor; dieſes Schwarz ziehet ſich bis unter die Kehle, und ganz um
den Schnabel herum. Die mehr oder weniger dunkle weingelbe Farbe des
Kopfs, Halſes, Ruͤckens und der Bruſt, und der aſchfarbige Bürgel, find mit
einer glaͤnzenden weiſſen, gelben und rothen viereckigten Einfaſſung umgeben,
welche von den verſchiedenen auf den Flügeln und dem Schwanze befindlichen
Flecken gebildet wird. Der Schwanz iſt bey ſeinem Anfange aſchfarben, in
der Mitte ſchwärzlicht, und am Ende gelb. Die Schwungfedern find ſchwaͤrz⸗
licht, die dritte und vierte an der Spitze weiß, die folgenden fünfe find gelb gezeich⸗
net, die mittlern ſind alle weiß, und die meiſten davon endigen ſich in die
beym Anfange dieſes Abſchnitts erwähnten rothen Fortſaͤtze. Die ganze Laͤn⸗
ge dieſes Vogels betraͤgt, nach Briſſons Ausmeſſung, ſieben und einen Viertel⸗
zoll; ſein Schwanz iſt zwey und einen Viertelzoll, ſein Schnabel und Fuß
iſt neun Linien, und ſeine Fluͤgelbreite dreyzehn Zoll lang. Mir iſt einer
vorgekommen „ bey dem alle dieſe Ausmeſſungen beträchtlicher waren. Viel⸗
leicht ruͤhet aber dieſer Unterſchied in der Große bloß von einer Verſchiedenheit
des Alters oder Geſchlechts her, oder es zeigt derſelbe eine bloß individuelle Ab⸗
aͤnderung an.
Wie das Ge feder der jungen Seidenſchwaͤnze ausſiehet, iſt mir nicht bes
ont. A drovand ſagt, das Gelbe ſey an dem Ende des Schwarzes nicht fo
lebbaft bey den Weibchen, wie bey den Maͤnnchen, auch fü nd bey den erſtern
die mittlern Schwungfedern nicht geib, ſondern weißlicht gezeichnet. Uebrigens
aber bringe, dieſer e eine nicht ſehr glaubwuͤrdige Ikachricht bey, ob er
fie gleich f jerbit beobachtet 50 haben glaubt; der Schwanz ſoll naͤmlich nach ihm
bey den Weibchen aus zwoͤlf, bey den Männchen aber nur aus zehn R uderfedeen be⸗
ſtehen. Es iſt aber doch weit natürlicher, wenn man annimmt, daß bey dem einen
oder den mehrern von Aldrovand beobachteten Männchen zwey Auoesfeden verloren
gegangen find,
Bůſfons Vögel v. x. Ss Zuſatz.
322 Hiſorie der Natur.
ö | a Zuſatz.
er Seidenſchwanz ſcheint in feinem Ziehen ſich nach keiner gewiſſen beſtimm⸗
ten Ordnung zu richten. Er erſcheinet in Deutſchland zwey bis drey
Jahre nach einander *), und fäßt ſich hierauf wieder in vielen Jahren nicht fer
ben. Gemeiniglich koͤmmt er im December an, bleibt den Winter über in un⸗
fern Gegenden, und ziehet im April wieder fort. Bisweilen aber haͤlt er ſich
nur ſechs oder ſieben Wochen auf. Im Winter leben die Seidenſchwaͤnze von
Wachholder. und Eibiſchbeeren; die erſtern ſollen fie nur halb verdauet von ſich
geben, aus ihrem eignen Kothe wieder hervorſuchen, und noch einmal verſchlin
gen *): im Fruͤhjahre naͤhren fie ſich auch von Würmern, die fie im Gra.
ſe aufſuchen, und von Knoſpen der Baͤume. Sie werden leicht zahm, und
dauern in ihrer Gefangenſchaft lange, wenn fie ſich nur einmal an Hirſekleyen
gewoͤhnet haben. Ihr Geſang gleicht der Rothdroſſel ihrem, und ihre ee
iſt ein ziſchender Ton, den man ziemlich weit hören kann ***).
Im ſuͤblichen England erſcheinen dieſe Voͤgel ſelten, und bloß zufaͤlliger
Weiſe; allein um Eoinburg zeigen fie ſich alle Jahre im Februar }).
Nach Liefland kommen fie im Herbſt, bleiben den Winter über da, und
ziehen im Fruͤhjahr wieder weg, um zu bruͤten y). Um Konſtantino⸗
pel ſollen fie. alle ſieben Jahr einmal, und zwar im Februar, ankom⸗
men tt).
Abaͤnderung des Seidenſchwanzeß.
E⸗ laͤßt ſich bey der Vergleichung der mit einander verglichenen Ausmeſſun⸗
gen dieſes Vogels leicht bemerken, daß er eine verhaͤllnißmaͤßig größere
Fluͤgel⸗
*) H. W. Doͤbels Jaͤgerpraktika, beipz. 7) Pennant am angeführte Orte.
1754. Fol. S. 56. i a \
f) Sifher Naturgeſchichte Lieflands
40 Scopoli durch Gunther S. 18. S. 95.
ver) Zorn Petinoth. am angef. Orte. Ih Forskab! Deſeriꝑt. animal. p. 7.
Der Seidenſchwanz. 323
Fluͤgelbreite hat als unfere Amſeln und unſere Droſſeln. Noch mehr, Aldro⸗
vand hat beobachtet ), daß fein Bruſtknochen auf die vortheilpafteſte Art ger
bauer ſey, die Luft zu durchſchneiden, und die Wirkung der Flügel zu unterſtü⸗
sen. Es iſt daher gar kein Wunder, wenn dieſer Vogel zuweilen ſich ſolchen groſ⸗
fen Reifen in Europa unterziehet. Da er Übrigens den Sommer in mitternächt⸗
lichen Andern zubringet, ſo muß man natuͤrlicher Weiſe vermuthen, daß er gleich⸗
falls in Amerika anzutreffen ſey. Er iſt auch wirklich daſelbſt gefunden worden.
Beaumuͤr erhielt viele aus Canada, denen man daſelbſt den Namen Rerollet *) )
wegen der Aehnlichkeit beyleget, die man zwiſchen feiner Kuppe und einer Moͤnchs⸗
kappe zu finden glaubet ). Von Canada aus konnte ſich dieſer Vogelkehr leicht nach
den ſüdlichen Gegenden von Amerika verbreiten, und es iſt wirklich geſchehen.
Catesby hat ihn mit unter den karoliniſchen Voͤgeln beſchrieben; Fernandez ſahe ihr
in Mexiko in der Gegend um Tezeuco f), und ich hatte Gelegenheit, einen zu be⸗
obachten, der von Kayenne war geſendet worden. Nach Catesby wiegt dieſer
Vogel nicht mehr als eine Unze. Seine Kuppe iſt, wenn ſolche aufgerichtet ſte⸗
het, pyramidenfoͤrmig geſtaltet; der Schnabel iſt ſchwarz mit einer weiten Oeffnung;
die Augen liegen auf elner ſchwarzen Binde, die ſich von dem Grunde durch zwey
weiſſe Linien ſcheidet. Das Ende des Schwanzes iſt mit einem glaͤnzenden Gelb
eingefaßt. Auf dem obern Theile des Kopfs, der Kehle, des Halſes und Ruͤckens
ſtehet man eine mehr oder weniger dunkele haſelgelbe Farbe. Die Schwungfedern,
die Deckfedern der Flügel, der untere Theil des Ruͤckens, der Buͤrzel und ein grofe
ſes Stuck vom Schwanze haben ein verſchiedenes Colorit von Aſchgrau. Die Brut
iſt, ſo wie die untern Deckfedern des Schwanzes, mit einer weißlichten Farbe uͤber⸗
zogen. Der Bauch und die Weichen find blaßgelb ft). Nach dieſer Beſchreibung
und dem angegebenen Maaße ſcheinet es, als ob ber amerikaniſche Seidenſchwanz ein
wenig kleiner als ber europaͤiſche ſey. . find feine Flügel weniger glaͤnzend,
8 2
*) Ornitholog. loc. cit.
**) Es iſt dieſes der Chatterer des Ca⸗
tesby (Taf 45.) und des Edwards (Taf.
242.) der Caquantotot! bes Sernandez
(Cip 2150. Deutſch, Grauer Seidenſchwanz
(Klein durch Keyger ©. 70).
1) Turdus garrulus carolinienfis, Kiein.
— Türdus Bombycilia carolinens-, Hie
Ornithol. Tom, II pag. 337. — Auis ame-
ricana criſtata, Seba Mul. 2. tab, 65 fig. 5.
— Caquantototl, Ray. Syn. au. pag. 174.
— Aufelis garrulus Var. B. Lian. Syſtem.
und
Natur. Edit. XII. pag. 397. — Der karoli⸗
ig Seidenſchwanz, Seeligmann III. 92
32, ö
A. d. Ueberſ.
70 Oiſeaux de Salerge pag. 277.
1. Dieſer Verfaſſer fast von ihm, daß
er ſich auf den Bergen aufhalte, von klei⸗
nen Körnern lebe, nicht beſonders finge,
und ſein Fleiſch von einem mittelmaͤßigen
Geſchmack ſey.
t) Brifer Ornithol. T. II. ꝓag. 337.
324 | Hiſtorie der Natur.
und mehr bräunlicht, „ und fie erſtrecken ſich auch nicht fo weit in Vergleichung mit
dem Schwanze. Es iſt aber doch offenbar eben derſelbe Vogel; man ſtehet bey ihm,
wie bey dem europäifchen, an den Enden von ſieben oder achten der mitelern Schwung ⸗
federn die kleinen rothen Forefäge, welche dieſe Art bezeichnen. Brooke, ein Wun d⸗
arzt in Maryland, hat den Herrn Edwards verſichert, daß die Weibchen mit
keinen ſolchen Fortſützen verſehen, auch keine ſo glaͤnzende Farben uͤber ihr Gefieder
verbreitet waͤren. Dem kayenniſchen Seidenſchwanz, den ich beobachtet habe, fehlten
die erwahnten Fortſätze wirklich, und dabey ſahe man noch einige geringe Verſchiedenheiten
auf ſeinem Gefieder in Anſehung der Farben, als welche ein wenig matter n
wie die ſes ans bey den Weibchen der Fall zu ſeyn pflegt. .
Ende des fuͤnften Bandes.
RMegiſter.
. 8
byſſiniſche Nonne 1
Acolcht des Seba 154
Acolchichi, der wahre des Sernandez 159.
Aufenthalt deſſelben 160. fuͤget dem Ge⸗
traide vielen Schaden zu 160. Bauart
ſeines Neſtes 160. Spielarten davon 161.
wird von einigen Cardinal genennet 162
Aelſter, Benennungen derſelben 64. Anm.
lernt Werte nachſprechen 65. wird in
Rußland von einer Falkenart aus ihrem
Neſte vertrieben 65. Anm. ſucht auf dem
Rücken der Thiere das Ungeziefer auf 66.
ihr Naturtrieb 66. ſie hat keinen anhal⸗
tenden Flug 66. Unterſchied zwiſchen ihr
und den Kraͤhen 64. 66. bauet ein .
liches Neſt 67. iſt ſehr wachſam 68. ihr
Brüten und Eyerlegen 68. ihre Mau⸗
ſter 70. Beſchreibung 70. Spielarten
71. fremde mit derſelben verwandte Voͤ⸗
gel 0
— antilliſche 76. worinnen ſie von der
europaͤiſchen abweicht 77. iſt vielleicht
die langſchwaͤnzigte indianiſche Aelſter des
Aldrovands . 77
— braune 71. dauriſche des Pallas, Be⸗
ſchreibung und Sitten derſelben 80
— jamaikaniſche, Beſchreibung und Benen⸗
nungen 73. Neſter derſelben 73. fliegt
in großen Haufen, und thut betraͤchtlichen
Schaden 73. ihre Aehnlichkeit mit dem
mexikaniſchen Tesquizana, und Verſchie⸗
denheit vom Iſana des Sernandes 74
— indianiſche lanaſchwaͤnzigte des Aldro⸗
vands 77. —- oſtindiſche kurzgeſchwanz⸗
te 302. — perſiſche des Aldrovands iſt
vom Japu verſchieden 174. — roöͤthlich
te 21 — rothe 75. — ſchwarze ob es
welche geben könne 69. — ſenegalliſche
72. — weiſſe i 70
Aelſterſtaar 142
— des Schwenckfelds 141
Alauda magna, Linn. 271
Ampelis garrulus, Linn. 314.323
Amſel 242, fremde damit verwandte Voͤ⸗
gel 230 268. — abyſſiniſche 297. —
abyſſiniſche braune 298. — abyfflniſche
ſchwarze und weiſſe 297. — afrikaniſche
gelbe und ſchwarze 208. — afrikaniſche
violette weißbaͤuchigte 294. — amboiniſche
289. — angelifihe grüne 272. — blaue,
ſ. Blauamſel. bourboniſche 289. —
ceyloniſche mit ſchwarzem Bruſtſchild 274.
— chineſiſche 270. — chineſiſche gehaͤub⸗
te 269. — chineſiſche gehaͤubte kleine 234.
domingiſche olivenfarbene 295. — do⸗
mingiſche ſchwarzkehligte 280
— einfame, Aufenthalt, Geſang, Lebensart
263. Niſten und Eyerlegen 264. ob ſie
ein Zugvogel iſt 265. Beſchreibung 285.
fremde mit ihr verwandte Voͤgel 266. —
einſame manitiſche 266. — einſame phi⸗
lippiniſche 267
— gioldgruͤne 270. — große der Alpen,
ſ. Bergdohle — guineiſche violette 273.
— jamaikaniſche braune 278 — india⸗
niſche 291, — indianiſche aſchfaͤrbige
282. — indianiſche olivenfaͤrbige 281.
— von der Isle de France gruͤne 284.
— kanadiſche 281. — kapſche braͤunlich⸗
te 286. — kapſche braune 277. — kapſche
gehaͤubte 288. — kapſche olivenfarbige
279. — kapſche ſchwarzkoͤpfigte 285. —
karoliniſche grüne 290. — kayenniſche
mit der Halsbinde 287. — kayenniſche
kleine braune mit roſtfaͤrbiger Kehle 295.
— kayenniſche olivenfaͤrbige 296. —
kayenniſche rohe 294. — kleine des Sons
nerats 279. — madagaskariſche 283.
— madagaskariſche aſchfaͤrbige 278. —
madagaskariſche goldfarbige 292. — von
Mindanao 234. — olivenfärbige aus der
Darsarey 296. — der Palmen 293 —
philippiniſche 290. — philippiniſche grü⸗
ne 278. — roſenfarbige, Benennungen
und Beſchreibung ? 256 f.
683 Amſel
Regiſter.
Amſel, ſchwarze, Benennungen 242. wo⸗
durch ſie ſich von den Droſſeln unterſchei⸗
det 243 ihre Sitten, Geſang 243. Mau⸗
ſter, Eyerlegen 244. Bruͤten 245. Auf⸗
enthalt im Winter, Nahrung 246.
wird von den Raubvoͤgeln ſehr verfolgt
247. Zergliedecung eines Weibchens 247.
lebt einſam 247. Spielarten davon 248
— ſenegalliſche braune 282. — ſenegalli⸗
ſche langſchwaͤuzigte 270. — ſenegalliſche
mit orangenfaͤrbigem Bauche 276 —
ſurinamiſche 292. der Taubenſchlaͤge 278.
— weiſſe 248. 253. weißgefleckte und
weißkoͤpfigte 248
Are en- queue, ſ. Bogenſchwanz.
Auis Dei, ſ. Paradiesvogel.
Azurin, ſ. Blaͤuling.
B.
Balicaſſio, philippiniſcher 63
Baltimore, Beſchreibung und Bauart ſei⸗
nes Neſtes 171. f. — unachter 172
Banuiahbu, bengaliſcher, Beſchreibung deſ⸗
ſelben 277
Bartdohle 59
Dergamſel 249. — große 254
Bergdohle, Beschreibung und Namen 37.f.
Birkalſter, ſ. Mandelkraͤge
Birkheher 97. — abyſſiniſcher 107. —
von Angola 108. — indianiſcher 110.
— madagaskariſcher 111. — mexika⸗
niſcher 111. — von Mindanao 108. —
dem Paradiesvogel ahnlicher 112 iſt ein
wahrer Paradiesvogel nach Pallas 112.
Anm.
Blaͤuling, Beſchreibung 300
Blanche-co:fe, f. Nußheher, kayenniſcher
weißgehaͤubter. 5
Blanche - raye, ſ. Staar, magellaniſcher.
Blauamſel, Namen und Beschreibung 261.
Sitten und Aufenthalt 252
Bogenſch wanz, eine Trouptale 154
Brede 309. — beugaliſche 302. — ma⸗
dagaskariſche 302. philippiniſche
—
30
Bruchdroſſel, ihre Namen, Beſchreibung
und Lebensart 213. f.
Brunet, einet Amſel 28
Buco ros byarocorax, Linn, — 30
Bupbaga africana, Linn. 130
Cacaſtol . 146
Calpbe“, ein Paradiesvogel 129
Capmore, iſt keine wahre Troupiale 16
Carouge, worinnen dieſer Vogel von den
Trouplalen abweicht 179. Sitten deſſel⸗
ben 180. — gelbkoͤpfigter 183. — kayrn⸗
niſcher gelber kleiner 181. — louifiani⸗
ſcher olivenfaͤrbiger 184
Calle - noix, ſ. Tannenheher. hy
Caſſique 173. — kayenniſcher gehaͤubter
177. — kapenniſcher grüner 176. —
louiſianiſcher 178
Caxcaxtototl 146
Cencontlatolli 235. 239
itzonpantli - 235
nlonner, f Staar.
Chaumi, eine Droſſelart 241
Choquard, ſ. Bergdohle.
Chouc, eine Dohle 51. 54
Choucari, neuguineiſcher 61
Choucas. E 54
— des alpes, ſ. Bergdohle.
— chau ve, ſ. Dohle, kahle.
e ſBartdohle.
viffe jaune, ſ. Carouge, gelbkoͤpfigter.
Colnud de Cayenne 19 1 .
Commandevr. ſ. Acolchichi.
Coracias 2. — gehaͤubter, Beſchreibung und
. 8. f. — gelehriger des Gme⸗
ins 5 a,
11
— bengalenfi:, Linn. 108. — cafra, L. 57
113. — ceudata, Linn. 108. — garruia,
Linn. 101. — o, jentalis, Linm 110
Corbeau, f, Rabe. 5
Cordine, ſ Kraͤhe ſchwarze
Coreigara: des Rämpfers. 3
2
Corneille mantelee, f. Nebelkraͤhe. —
noire, Krähe, ſchwarze.
or uus a fer, Linn. 72. —- balicaſus, Linn,
— bachyurus, Linn. 302. — canader-
fs, Lian. 88 — caryosatafeı, Linn, 93.
cayanus, Linn. 90. — corax, Linn, 11. —
or, Linn, 45 — corexe, Linn. 34. —
a. criſtatus,
4
Regiſter.
ceiflatus, Linn. 93, — eyanıs. Pallas 80.
— adauricus, Da las 56. — eremita, Liun.
8. — Frugilegus, Linn, 41. — glanda-
riss, Linn. 81. — graculss, Linn.3. —
Bortentottus, Linn. 59. — monedula, Linn.
51. — pica, Lira. 64. — Pyrrbucoras,
Linn. 57. — fensgaienfss. Linn. 12
Coſtotol 157
-Coztetotl ; 157
Crave, ſ. Steinkraͤhe.
Cuit, ſ. Birkheher von Mindango.
Cul - jaune 8 181
Culavan 192
Euliavan 192
D.
Dohle 51. Vergleichung mit den Kraͤhen⸗
arten 52. ihre Paarung, Eyerlegen, Bruͤ⸗
ten, Ziehen 53. Naturel 54. fremde
mit denſelben verwandte Voͤgel 54
— aͤgyptiſche 311. — aͤthiopiſche 113. —
dauriſche des Pallas 56. — eigentliche
54. — graue 54. — kahle 60. — kahle
Tayennifche 51. — neuguineiſche 60. —
ſchwarze 54. — weiſſe 55
Draine, |. Miſteldroſſel.
Droſſel, amerikaniſche aſchfaͤrbige 231. —
amerikaniſche kleine 211. — domingiſche
kleine, bauet ihr Neſt auf die Erde 233.
— eigentliche, ſ. Weißdroſſel. —, ges
haͤubte 210. — guianiſche 210, — kurz⸗
deinigte aus der Barbarey 230. — phi⸗
lippiniſche kleine 232. — rerbhälfigte des
Pallas 255. — ſeleutiſche des Sorskaͤhls
251. Anm. — ſibiriſche des Pallas 255.
— weiſſe 209. 210. Anm. — weißgraue
210. Anm.
Droſſelarten, worinnen ſie von den Amſeln
verſchieden find 195.243. Eintheilung 196.
allgemeine Eigenſchaſten derſelben 197. f.
wie fie bey den Römern gemaͤſtet wurden
198. Eyerlegen, Bruͤten, Nahrung der⸗
ſelben 199. Arten fie zu fangen 208. ihr
Streichen 200. fremde mit denſelben ver⸗
wandte Vögel 5 230
E
Elſter, ſ. Aelſter.
Eremit, ſ. Coracias, gehaͤubter.
*
Etourneau, ſ. Staar.
Etourneau- pie, ſ. Aelſterſtaar.
e 8.
Farbe der Thiere, dient zu keinem gewiſſen
Unterſcheidungskennzeichen derſelben 29
Fer- à · che val, j. Ringelamfel, amerikani⸗
e.
Frayonne, ſ. Saatkraͤhe.
Freux, |. Saatkraͤhe.
G.
Garlu, ſ. Nußheher, gelbbaͤuchigter kayen⸗
niſcher.
Geai, ſ. Nußheher.
Goldamfel, madagaskariſche
Gottesvogel, ſ. Paradiesvogel.
Goulin, ſ. Kahlbacken.
Graab el Zahara des Shaw 32
Gracula, dauriſche 312. — langſchnaͤb⸗
lich ie 313
292
Graculs Atchis, Linn. 301. — barita, Linn
103. — calua, Linn. 306. — criſtatella,
Linn. 269. — foetida, Linn. 311. —
lungirofira, Pallas 313. — quifeula, Linn.
73. — religiofa, Linn. 303. —- flurni-
na, Pallas 313
re kapenniſcher, Beſchreibung deſſel⸗
en 208
Griſin de Cayenne, f Graͤuling. x
Grive x
Grivert, ſ. Seher, kayenniſcher
Grives, ſ. Droſſelarten.
Großvögel ; er
Grunling, kochiuchineſiſcher, Beſchreibung
204
derſelben 299
Heher, Arten derſelben 97
— chineſiſcher 99. — kayenniſcher 100
Hoamy chineſiſcher, eine Droſſel 232
Hocitzanatl, |. Hociſana. >;
Hoexotototl des Sernandez iſt keine Kraͤhe
Holzheher, f. Nußheher. 55
Japacani, ein Troupfalt 157
Japu 173. Spielart davon 175
Jaſe ur 8
Jafeur, ſ Seidenſchwanz. a
Jupuba, iſt eine Spielart des Japu 175
Izanatl des Sernandez 74. Anm.
R
Kahlbacken, Beſchreibung 306. Lebensart
deſſelben g 307
Kahlhals, kayenniſcher, eine Dohle 62
Kink a
Klaußrabe, ſ. Coracias, gehaͤubter.
König der Paradiesvogel, ſ. Paradiesvogel,
kleiner. ; „ ieh
Krähe 34. — graue 39. — jamaikaniſche
50. — maldivifche 39. — ſcheckigte 39
— ſchwarze, Benennungen derſelben 34.
Num. verzehren viel Rebhuͤhnereyer 34,
fliegen geſellſchaftlich mit andern Krähen⸗
arten 35. Ausrottung derſelben in Eng⸗
land 35. Anm. ihre Lebensart 35. Eher⸗
legen und Bruͤten 36. Niſten 36. lernt
Worte nachſprechen 37. Nahrungsmit⸗
tel 37. Beſchreibung 37. iſt ein liſtiger
Vogel 38. Arten ſolche zu fangen 38.
kann auch zum Verſchicken der Briefe ge⸗
braucht werden 38 Anm.
— ſenegalliſche 5 — weiſſe 39
Krammetsvogel, ſ. Ziemer.
L.
Lanius iocofus, Linn.
Literne, f Ziemer.
Loriot, ſ. Pyrol.
185
234
Ul.
Magnif que de la nouvelle Guinée, ſ. Para:
diesvogel, der praͤchtige neugnineiſche.
Mainate des Bontius 304 — des Kırif
ſons 364 — des Edwards kleiner und
großer 305. — oſtindiſcher 303
Mandelkrähe, Namen 101. iſt ein Zugvo⸗
gel 102. ihr Streichen 103. Beſchrei⸗
bung 103. 105. Neſt io. fliegt oft mit
den Aelſtern und Kraͤhen 104. Nahrung
104. Spielart 105. Niſten, Eyerlegen
und kebensart derſelben 106. fremde mit
e ihr verwandte Voͤgel 107
Regiſter.
Mantelkraͤhe, ſ. Nebelkraͤge.
Manucode, ſ Paradiesvogel, kleiner.
Martin, verzehrt Maͤuſe und Inſekten, be⸗
ſonders Heuſchrecken 308. thut auf den
philippiniſchen Inſeln großen Schaden
309. Niſten, Eyerlegen, Bruͤten und Sit⸗
ten teffelben 310. Beſchreibung 310
Mauvis, ſ. Rothöroſſel. 5
Meeraͤlſter, ſ. Mandelkraͤhe.
Merles - vw.) ‚IR
Mino, Beſchreibung deſſelben 30
Miſteldroſſel, Namen 215. ihr Streichen
216. 224. Niſten, Eyeriegen, Bruͤten,
Geſang und Lebensart 217. Nahrung
und Arten, fie zu fangen 115. Beſchrei⸗
bung des Gefieders 219. Eigenſchaften
219
— weißlichte - 218
Miſtler, ſ. Miſteldroſſel. N
Molorita, |. Abyſfiniſche Nonne.
Moqueurs, ſ. Sportöroffel.
279
Muſicien de l’isle Panay, eine Amſel
N.
Nachtigall, ſpaniſche des Sloane, iſt von der
Piſaugdrsoſſel verſehieden ; 180
Nebelkrahe, Namen 45. Anm. Befchreis
bung 45. fliegt in großen Haufen 46.
kann fuͤr einen Zugvogel angefehen wer⸗
den 346. Niſten, Eyerlegen, Sutter der⸗
ſelben 146. 149. ob fie eine Switterraſſe
von der ſchwarzen und von der Saat⸗
krähe ſey 47. die Alten haben ſie nicht
gekannt 1 7 48
Nußbrecher, ſ. Tannenheher. —
Nuftheher, Namen go, Anm. Unterſchied
zwiſchen den Männchen und Weibchen Sr.
iſt ein muthwilliger Vogel 31, Lebensart
und Sitten 81. verbirgt Eicheln und
Haſelnuͤſſe in die Erde 81. Heil, Eyerlegen,
Mauſter, Nahrungsmittel deſſelben und Ar⸗
ten ihn zu fangen 82. frißt den Fruchtkno⸗
ten von den Nelkenblumen gerne 84.
Nußheher mit fuͤnf Zehen iſt kelne beſon⸗
dere Art. 84. Beſchreibung des Geſie⸗
ders 85. iſt nicht die Naas des Ariſto⸗
teles u 8 Hur 67
Nußhehe
Regiſter.
Nußheher, chineſiſcher rothſchnaͤblichter 86.
— hollaͤndiſcher iſt von dem gemeinen
wenig verſchiedenſ 86. — kanadiſcher
brauner 88. — kayenniſchrr gelbbaͤuchig⸗
ter 91. — kayenniſcher weißgehaͤubter
go. — nordamerikaniſcher blauer 92.
— peruvianiſcher 82. — ſibiriſcher 89.
— ſtraßburgiſcher, ſ. Mandelkraͤhe. —
weiſſer, eine Abaͤnderung von dem gemei⸗
nen an 85
Ochſenhacker, Beſchreibung und Lebensart
deſſelben 130
Ocorzinitzkın - 154
Oifeau de Paradis, ſ. Paradiesvogel.
Okokolin 158
Oranbleu, eine Spielart vom Oranvert 276
Oranvert, eine Amſel 276
Oriolus aureus, Lian. 112 — baltimore 17 t.
bonana 179. — capenfis 184. — caya-
nenſis 182. — ehinenfs 192. — chryſo-
cephalus 182. — duminicenfis 1878
galbula 186. — gæianenſis 162. — hae-
morrbous 175. — icferocephalus 183. —
iferus 152. melancholicus 166. — me-
lanocepbhalus 193. — Mexicanus 164. —
mexicanss 181. — perfcus 173. —.
pboeniceus 159. — puri Linnaei 172
Ourovang, ein mit den Amſeln verwandter
Vogel 278
Palmenamſel 293
Palmifte, ſ. Palmenamſel.
Papagey, deutſcher, ſ. Mandelkraͤhe.
Paradiesvoͤgel, fabelhafte Eigenſchaften der⸗
ſelben 115. Ueberfluß von Federn an
ſolchen it ihnen im Fliegen bey heftigem
Winde hinderlich 116. werden oft ver⸗
ſtuͤmmelt 621
Paradiesvogel, der große, Benennungen deſ⸗
ſelben 14. Anm. ſeine Federn ſtehen in
Indien in großem Werthe 117. AUnter⸗
ſcheidungskennzeichen 116. 117. Be⸗
ſchreibung deſſelben 117. haͤlt ſich auf
den arouiſchen Inſeln auf 218. Nahrung
deſſelben 118. wie er gefangen wird 118.
119. Aum die Akten ſcheinen dieſen Vo⸗
gel nicht gekannt zu haben 119. iſt nicht
der Phoͤnir der Alten 120
Buͤffons Vogel V. B.
— der kleine, warum er der Koͤnig der Pa⸗
radiesvoͤgel heißt 122 Benennung deſ—
ſelben 122. Anm. Beſchreibung 123
Paradiesvogel, der prächtige neuguineiſche,
Beſchreibung deſſelben 124
— der ſchwarze mit violetter Kehle 126
— mit ſechs Faͤden, die an dem Kopf ent⸗
ſpringen 127
— der ſtahlfaͤrbige 129
Paradiſea apoda, Linn. 114. — regia, Linn,
122. —- triflis, Linn.
Pfeifer, ſcheint eine Tronpiale zu ſeyu
307
179
Pie, ſ. Aelſter. 7
Pimalot, ob er zu den Staaren gehoͤret 147
Pigue - boeuf, ſ. Ochſenhacker.
Piſangdroſſel, ſ. Carouge.
— blaue von Madras iſt nach Pallas ei⸗
me wahre Troupiale 150. Anm.
Pitzmalotl, {. Pimalet.
Podobe“, ſenegalliſcher, eine Amſelart 296
Pyrol, Namen deſſelben 185. Paarung,
Neſt, Eyerlegen 188. Bruͤten 188. 191.
Erziehung der Jungen 189. Beſchrei⸗
bung 189. Unterſchied zwiſchen dem
Maͤnnchen und Weibchen 190. Nahrung
190. Spielarten deſſelben 192
— chineſiſcher, Beſchreibung und Unter⸗
ſchied zwiſchen dem Maͤnuchen und Weib⸗
chen 193. — geſtreifter 194. — india⸗
niſcher 194
Pyrrhocorax des Plinius 57. iſt mit unſe⸗
rer Steinkrahe, nicht einerley Vogel 6
R.
Rabe, Benennungen deſſelben 11. Dieſer Nas
me wird vielen Voͤgeln beygelegt 11. hat
jederzeit in einem ſchlechten Ruf geſtanden
12. iſt ein allesfreſſender Vogel 13. em⸗
pfindet die Veraͤndernng des Wetters vor⸗
her 14. war bey dem Wahrſagen aus
dem Fluge der Voͤgel ein ſchlimmer Pro⸗
phet 14. lernt Worte nachſprechen 45.
wird ſehr zahm 15. hat einen ſehr fei⸗
nen Geruch 16. ſoll auf der Isle de
France die Ratten vertilgen 17. ob ſie
den Aeſern nachgehen 17. iſt kein Zug⸗
vogel 18. Naturel deſſelben 18. paart
ſich in einſamen Gegenden 19. Eyerlegen,
Tt Bruten
Regiſter.
Bruten und Niſten deſſelben 20. raubt
glaͤnzende Dinge 20. ſeine Jungen ſind
von weiſſer Farbe 21. Erziehung der
Jungen und Nahrungsmittel 22. Krank⸗
heiten, Alter derſelben 23. Beſchreibung der
außern und inne en Theile 24 wie er gefan⸗
gen wird 25. fliegt ſehr hoch 26. linnei⸗
ſche Kennzeichen dieſer Gattung 30
Rabe, indianiſcher des Bontius, Aufenthalt,
Nahrung und Beſch eibung deſſelben 30 f.
— kleiner, f. Kraͤhe, ſchwarze. — weiſſer
27.28
Rabenkoͤnig des Tourneforts iſt kein 1
Ringelamſel, iſt mit der gemeinen Amel
nahe verwandt, ihr Ziehen 250, Lebens⸗
art 251. Abaͤnderung derfelben 253
— amerikaniſche 271
Rollier, ſ Birkheher.
Rollier d' Europe, |. Mandelkraͤhe.
Rothdroſſel, Namen 226. Strichzeit, Nah⸗
rung, Art ſie zu fangen 227. Beſchrei⸗
bung und Lebensart derſelben 229
Rouſſerolle, ſ. Bruchdroſſel.
S.
Saatkraͤhe. Benennungen 41. Anm. wo⸗
durch ſie ſich von den uͤbrigen Kraͤhen un⸗
terſcheidet 41 f. Nahrung 42. fliegt in
zahlreichen Haufen 42. waͤlzet auf den
Feldern Steine um 42 Anm. verzehret
viel Inſekten 42. Neſter, Eyerlegen und
Bruͤten 43. Art ſie zu fangen 45
Sangdroſſel 206
Sanfonner , f. Staar.
Saui: ala, eine Amſel
Schnabel die obere Haͤlfte deſſelben iſt er
allen Voͤgeln beweglich 208. Anm.
Schnaͤrre, ſ. Miſteidroſſel.
Schwarze Kraͤhe, ſKraͤhe, ſchwarze.
Schweizerdoble 55
Seidenſchwanz, Unterſcheidungskennzeichen
und Namen 314. Aufenthalt 310. Zie⸗
hen deſſelben 317. wird für einen Vor⸗
boten der Peſt gehalten 318. ſcheint die
Erdbeben vorher zu empfinden 318. wo⸗
von er ſich ernaͤhret 319. fliegt oft ſchaa⸗
renweiſe 339 fein Fleiich hat einen gu:
ten Geſchmack 320. ſoll gut fingen 320.
ug 321. Abaͤnderung deſſel⸗
322
Se: rag des Shaw, ob er eine Abaͤnde⸗
rung der Mandeltrahe iſt 98
Siffleur, ſ. Pfeifer.
Sifilet, ſ. Paradiesvogel mit ſechs Saͤden.
Spottdroſſel, Vereinigung verſchiedener I
ten
235
— der Franzoſen, Beſchreibung und Le⸗
bensart derſelben 237
— eigentliche, Namen derſelben 238, ſingt
vortrefflich und mit Ausdruck 239. Be⸗
ſchreibung 240. Neſt und Eyerlegen 240.
Nahrung derſelben Zu
Staar, Benennungen 132. Anm. die Jun⸗
gen ſind von den jungen Amſeln nicht zu
unterſcheiten 133. dieſe Voͤgel fliegen
haufenweiſe, und haben eine eigne Art zu
fliegen 134. Arten ſie zu fangen 134. Anm.
138. 139 Lebensart derſelben 135. die
Maͤnnchen kaͤmpfen um die Weibchen 135.
Niſten und Eyerlegen 135. f. Erziehung
der Jungen, Bruͤten 136. wodurch die
Männchen von den Weibchen zu unter⸗
ſcheiden find 137. Nahrung 137. 138.
baden ſich gerne 138. wie alt ſie werden
138 Beſchreibung der innern Theile 139.
lernt Worte nachſprechen 139. Spiel⸗
arten 140. freinde damit verwandte Voͤ⸗
gel 142. f.
— aſchgrauer des Aldrovands
141
— kapſcher 142
— magellaniſcher 147
— louiſianiſcher 144
— rothfluͤglichter 150
— ſchwarz und weiſſer 141
— mit dem weiſſen Streifen 4
— der Taubenſchlage, f Anfel der Tau-
benſchlaͤge.
— weiſſer 140
— weißt orf jter des Aldrovands 14
Steinamſel, Benennungen 158. Beſchrei⸗
bung derſelben 250. ſcheint nicht der
Lonius infanſtus Li. zu ſeyn 257. Anm.
Sitien und rebensart 259. Aufenthalt
derſelben 25% worinnen fie mit der Blau⸗
amſel uͤbereinkoͤmmt 261
Steinkrahe, wird mit der Dohle der Alpen
verwechſelt 3. Beſchreibung und Nafur⸗
trieb
Regiſter.
trieb derſelben 4. ihr Vaterland 5. iſt
nicht der Pyerhocorax des Plinius 6
Stinkvogel, Deſchreibung deſſelben 311
Stouine, ſ. Staar, louiſianiſcher
Sturnus capenſis, Linn. 143. t contra, Linn.
142. — Iudunicianus, Linn. 344. — al-
garıs, Linn. 132
Superbe, |. Paradiesvogel, ſchwarzer mit
violetter Kehle. 9
Tanaombg, eine Amſel 283
Tannenheher, Benennungen 93. Anm wor⸗
innen er von den Nußhehern und Aelſtern
verſchieden iſt 93. Nahrung deſſelben 94.
halt fi) in bergichten Gegenden auf 95.
iſt kein Zugvogel 95, fliegt aber doch zu⸗
weilen in großen Haufen 95. Urſache die:
fer Wanderungen 96. bruͤtet in Sachſen
und Thüringen nicht 96. Anm. Beſchrei⸗
bung und Lebensart 97. Anm
Tequixquiacazanatl 74
Terat⸗Boulan, eine Amſe 291
Tetzompun x 235
Tilly, ein mit ben Droſſeln verwandter Vo⸗
gel 231
Tokolin 158
Toltana, ob er zu den Staaren gehört 145
Tolocatzanzti, ſ. Tolcana.
Troupiale, Beſchreibung 182. Aufenthalt
153. fallen zuweilen größere Vögel an. 153.
Lebensart, Neſter und Gelehrigkeit der⸗
ſelben 153
Troupiale von Antigua, gelbe 167. — von
Antigua, rothe 167. — gujaniſche 162. —
kayenniſche 161. — kayenniſche gefleckte
165. — kayenniſche olivenfardige 166. —
kleine ſchwarze 164. — louiſianiſche roth⸗
fluͤglichte 161. — ſchwarze 163. mit
ſchwarzem Scheitel 164 — ſenegalliſche,
ſ. Capmore.
Troupialen, nähern ſich unſern Staaren 148.
find bloß in Amerika einheimiſch 148 was
für Vögel von ihnen getrennt werden muͤſ⸗
fen 149. Unterſcheidungskennzeichen der⸗
ſelben 130. nach Einne‘ gehören ſie zu
der Gattung des Oriolus 151
Tfanahoei, ſ. Zanoe.
Turdus a: undınaceus; Linn, 213. — atrica=- "
pilla, L. 285. — cafer. L. 288. — canı-
russ L. 377. — capenſis L. 285. — cn.
nus, L. 261. 263 — dominicus. L. 239.
— iliacus, L. 226. — merula, L. 242. —
migraturius, L. 225. — morio, L. 268. —
mufceus, L. 205. — nitens, L. 272. —
oliunceus, L. 279. — orphens.L. 233. —
palmarum, L. 293. — pilaris, L. 220. —
plambens, L. 231. — polyglostos, L. 239.
eus, L. 256. — rupicolliss Pall,255.
e , 259.7:
eleucis, Forskabl 251. Anm. — fibiricus
Pall. 255. — ſinenſis. L. 232. — fürina-
mus L. 292, — tor guatus, L. 249. —
viſciuorus, L. 215. — zeylonus L. 274
Taonpan, des Sernandez 235
Vardiole, eine Aelſterart 78
Verdin de la Cochinchine 299
Vert doré, ſ Amfel, goldgruͤne.
15 |
Wardioe, f. Dardiole.
Waſſernachtigall, ſ. Bruchdroſſel.
Waygehoe, ſ. Dardiole,
Weindroſſel 205
Weißdroſſel. Namen 204. Streichen 205. 208.
Begattung, e 205. Ge⸗
ſang, Erziehung der Jungen 206. Art ſie zu
fangen 207.209. Nahrung 207. Beſchrei⸗
bung 208. Abänderung derſelben 200. eb
dieſe Art den Alten bekannt geweſen iſt 208
Widewall, ſ Pyrol.
Aanthornus decumanus, Pallas 177
Kochitol 157
Xochitototl N 157
Vapou, f. Japu.
Yıtlaorzunari des Sernandez 76
3,
Zanoe, eine Aelſterart 7
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Zismer, Namen 220 Anm. Lebensart, Stel
chen, Futter 221 Beſchreivung 223. Spiel⸗
arten deſſelben 223 ein ſolcher Vogel wur⸗
de vom Weintrinken kahl 222. fremde da
mit verwandte Vögel i 22
— gefleckter 223. — kanadiſcher 225. —
kayenniſcher 224, — weiß kp figter 223
— weißlichter 223 Anm.
Zitronenvogel 177
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Einige nöthige Verbeſſerungen und Zufäge,
©. 27. Aninerk. 18) Zeile 6. anſtatt Bloch's lies Bock's preuß. Orn. dieſer Fehl
auf einigen der folgenden Seiten verbeſſert werden. ö ſer Fehler muß auch
S. 27. Anm. 19) Zeile 1. Iies Auf der Inſel Saͤroe.
S. 34. Anm. 1) Zeile 19. anſtatt baikaliſch lies Buraͤtiſch.
S. 92. ſetze man hinzu: dieſer nordamerikaniſche blaue Nußheher findet ſich auch an der
weſtlichen, von Rußland entdeckten Kuͤſte des nordlichen Theils von Amerika, wie Core
Account of Ruſſian difcovertes berichtet. A. d. Ueb.
S. 130. ſetze man zu der Geſchichte der Paradiesvoͤgel hinzu: Linne“ giebt folgende Kenn⸗
zeichen dieſer Gattung an der Schnabel wird von den Federn der Halfter bedeckt und
die Federn in den Weichen ſind lang. Die beyden obern beſonders ſtehenden Schwanz⸗
federn ſollen zwar ganz von Federn entbloͤßt ſeyn, allein dieſes trift nicht bey allen
Arten ein. Die Geſtalt des Schnabels iſt wie Herr G. Sorfter (im Götting Magaz. B. t.
S. 347) bemerkt, nicht bey allen Arten der Paradies vogel einerley; bey einigen if}
er gerade, bey andern aber krumm A. d. Ueb. £
S. 186. Zeile 3. anſtatt zehnte lies vierzehnte Kupfertafel.
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